Kräutersammeln

Drei große Tore bieten Zugang zur Stadt. Diese werden mittelmäßig bis gut bewacht und zu jeder vollen Stunde gibt es einen Schichtwechsel.
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Kräutersammeln

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. März 2013, 09:11

Tahmo kommt von Der Innenring > Das Tor > Zutritt verboten!

Tahmo und Maurice, das weiße Zottelkaninchen, erreichten in nicht einmal einer Viertelstunde das große Tor, welches aus der Hauptstadt des Königreichs Grandessa hinaus führte. Der Wachmann, der dort auf seinem Posten stand, wirkte gleich freundlicher als jener vor dem Innenring. Seine Rüstung mochte nicht so akribisch poliert sein, dafür schaute er bei weitem auch nicht so grimmig wie der plumpe Kerl, dem Tahmo vorhin noch begegnet war. Es handelte sich ohnehin um einen deutlich älteren Wachmann, aber noch immer strahlte er eine gewisse Stärke aus, was vermutlich von der strammen Haltung kam. Viele Muskeln besaß er nicht, denn sein Gesicht wirkte stark eingefallen. Was sich allerdings hinter den stählernen Muskeln seiner Brustrüstung verbarg, konnte man erst sagen, sollte er jene jemals ablegen. Im Dienst würde das natürlich nicht geschehen.
"Den kenn ich", wisperte Maurice plötzlich und reckte das unzerfetzte Ohr nach oben. "Das ist der alte Wilbur. Mit dem wirst du keine Probleme bekommen. Sag ihm einfach, dass du raus willst und warum. Der lässt dich durch, ohne überhaupt zu schauen, ob du Waffen mitführst."
Willbur, der alte Wächter, gähnte. Nein, bis auf das stramme Stehen, die Hellebarde und die Rüstung hatte er nichts mit dem Wachmann des Innenrings gemein. Er puhlte sich doch glatt gerade Dreck aus dem Ohr, als sich Tahmo näherte. Den Burschen schaute er nicht einmal an, widmete sich lieber dem Ohrenschmalz, das er sich heraus gekratzt hatte und welches sich nun unter seinem Fingernagel als gelbliche Schmutzschicht verbarg.
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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Tahmo » Mittwoch 3. April 2013, 00:15

Nun musste er sich beeilen! Schnell wie der Wind spurtete Tahmo über das Kopfsteinpflaster der Stadt und verfiel lediglich in einen leichten und deutlich unauffälligeren Trab wenn er Wachen oder Dunkelelfen sah. Dank Maurice Führung, der inzwischen auf Tahmos Schulter hing und wohl lediglich dank des Rucksacks auf dem Rücken des Blondschopfes nicht ganz hinab stürzte, erreichten die Beiden schon sehr bald das große Tor. Tahmo verlangsamte seine Schritte bis er in ein gemütliches, aber wachsames schlendern verfiel. Er nutzte den Schatten einiger Wohnhäuser die so dicht beieinander standen das es den Eindruck erweckte sie würden sich gegenseitig stützen. Sicherlich war dies bei dem maroden Zustand der Gebäude auch gar nicht einmal so unwahrscheinlich, man durfte nur nicht daran denken was mit den Anderen passieren würde wenn ein Haus einmal einstürzte.
Tahmo nahm die Wache am Tor in Augenschein. Sie wirkte deutlich anders als die Wachen denen er bisher begegnete. Es war ein älterer Wachmann, mit etwas schäbiger Rüstung, einem freundlicherem Lächeln – was jedoch im Vergleich zu der Innenring Wache nicht schwer war – sowie einem Talgproblem in seinem Ohr. Tahmo verzog das Gesicht als der Wächter anfing an seinem Finger zu schnuppern.
"Den kenn ich", fiepte Maurice plötzlich in Tahmos Ohr. "Das ist der alte Wilbur. Mit dem wirst du keine Probleme bekommen. Sag ihm einfach, dass du raus willst und warum. Der lässt dich durch, ohne überhaupt zu schauen, ob du Waffen mitführst."
„Ahja?“ Tahmo schielte zu dem Fellbündel auf seiner Schulter, dann zu dem Wächter.
„Bis' du dir da sicher? Ich mein'... er sieht nu' nich' wirklich' schlau aus.... aber.... sowas kann'ja täusch'n.“
Tahmo beobachtete den Wächter weiterhin. Er entschied, was die Sache mit den Waffen betraf auf Nummer Sicher zu gehen und nahm seinen Stab vom Rücken. Dann legte er eine humpelnde Gangart ein, stützte sich auf den Stab und machte bei jedem dritten Schritt einen kurzen hüpferer.
„'tschuldigung Wachhauptmann, ich muss hier durch um Sach'n für mein'n Meister zu samml'n.“

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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Soldat/in » Montag 8. April 2013, 10:43

Maurice krallte sich verbissen in Tahmos Schulter. Hasen besaßen kleine Krallen, wenn auch nicht ansatzweise so ausgeprägt wie bei Katzen oder anderen Raubtieren. Aber hier genügten sie gerade so, dass sich das Kaninchen an dem Jungen festhalten konnte. "Wenn du mich fallen ... wah!" Maurice gab ein erschrecktes Quieken ab. Tahmo konnte recht schnell rennen, was wohl ein positiver Nebeneffekt seiner Luftmagie darstellte. Zum Glück meldete sich sein innerer Dämon aktuell nicht zu Wort.
Endlich erreichten sie das Tor. Maurice atmete erleichtert durch und entdeckte, dass der alte Willbur heute Torwache hielt. Das beflügelte das Kaninchen sofort. Es musste Tahmo unbedingt ihr Glück mitteilen. "Oh, er ist nicht dumm, aber senil. Der vergisst dein Gesicht schneller als ein stinkiger Darmwind zum Verduften braucht." Der Fellball auf Tahmos Schulter gluckste keckernd. "Mach dir mal keine Sorgen, Kleiner. Mach dich lieber auf den Weg. Wir haben schon einiges an Zeit verloren."

Willbur hingegen schien alle Zeit der Welt zu haben. Nachdem er den neuen Geruch seines Fingers ausgiebig in sich aufgenommen hatte, entschied er sich, zur Abwechslung mal zu gähnen und sich gemächlich am Rücken zu kratzen. Er verwendete dazu den Griff seiner Hellebarde! Dieser Wächter war offensichtlich das genaue Gegenteil seines Kollegen beim Tor zum inneren Ring.
So bedachte er den heran humpelnden Tahmo auch nur mit einem flüchtigen Blick. Er schaute sogar absichtlich zur Seite, wollte offenbar keine Gelegenheit für Ärger erhalten! Dieser Mann wollte seinen Frieden. Aber der halb hinkende, halb hüpfende Blondschopf hatte ihn ja ansprechen müssen! Seufzend wandte Willbur sich dem jungen Mann zu, Bedauern im Blick. Dann nickte er. "'türlich, 'türlich, Kleiner. Verdien dir nur was 'zu, eh? Hast'es nötig, wie'ch sehe!" Er lehnte die Hellebarde neben sich an die Mauer.
"Bei meinem fusseligen Hintern, die könnte jetzt jeder mitnehmen", wisperte das Kaninchen auf Tahmos Schulter. Willbur hörte es nicht. In seinem Ohr war wohl noch genug Schmalz vorhanden. Er öffnete eine kleine Zugangstür, die sich mitten in dem großen Torflügel des Stadtportals befand. "Da, kannst durchschlüpfen, eh? Klopf einfach dreima', wenn'de wieder rein willst."
"Na, das ging leicht", raunte Maurice erneut.
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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Tahmo » Freitag 19. April 2013, 18:36

Tahmo widerstand gerade so der Versuchung sich Willburs Hellebarde zu schnappen um im Alleingang die Stadt zu befreien. Stattdessen humpelte er durch das Tor nach draußen bis er glaubte ausserhalb der Sichtweite der Wache zu sein. „Mh... 's war einfacher als ich dachte... Dumm das die Wache am Inn'nring nich' genauso blöd war.“ Er kramte die Besorgungsliste mit den benötigten Pflanzen, sowie das Alchemiebuch aus seinem Rucksack hervor. Zu seiner rechten erwartete ihn eine kurze Wiese, auf der einige Wildblumen wuchsen, sowie ein mit Büschen durchzogener Wald. Die staubige Straße auf der er momentan noch schlenderte bog nach einigen Meter nach links ab und schlängelte sich zwischen Hügeln in die Ferne. Hier und dort konnte er kleine Bauernhöfe und Felder zwischen den Hügeln ausmachen. Sein Blick blieb blieb an den sanften Hügeln, an den in der Ferne klein wirkenden Höfen sowie an den Bergspitzen die sich am Horizont gerade so erahnen liesen hängen. Es war als wäre er bisher unter schwarzen Wolken gewandert und hätte es nun kurz geschafft seinen Kopf durch die Wolkendecke zu strecken um die Sonne zu sehen.... die sich inzwischen schon gefährlich richtung Horizont bewegte.
„mh... wir beeil'n uns besser...“ Murmelte Tahmo, mehr zu sich selbst. Er löste seinen Blick von der verlockenden Ferne und nahm die Wiese zu seiner Rechten in Augenschein. „Da wach'sn 'ne Menge Blum'n un' Pflanz'n. Ich glaub' da find'n wir was wir brauch'n, oder was mein's du?“

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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Erzähler » Sonntag 28. April 2013, 12:15

"Ich sag ja, Willbur ist kein Hindernis. Der ranzige Wächter ist nur alt. Älter als Käse", gab Maurice überaus amüsiert von sich, als sie außer Sicht- und Hörweite des Stadttores waren. Man konnte es zwar immer noch erkennen, schließlich hielten sie sich auf der Wiese nahe der Mauer auf, aber das Tor selbst befand sich nicht mehr im Blickfeld. So konnte das Kaninchen auch bedenkenlos mit Tahmo sprechen. Die Wache, die oben auf den Wehrgängen ihre Patrouillen abmarschierten - unter strenger Aufsicht einiger, selbst fauler Dunkelelfen - waren ebenfalls zu weit weg, um sie wahrzunehmen. Da müssten Tahmo und Maurice schon gewaltig ihre Stimmen erheben, dass man sie wirklich hörte. Solange sie in normaler Tonlage sprachen, waren sie gewissermaßen unter sich.
"Du solltest einen Antrag beim König stellen, Willbur ans Tor zum Innenring zu verlegen", lachte der Fellball wieder. Dann mümmelte er mit dem Schnäuzchen, schüttelte den zotteligen Kopf, dass das zerfetzte Ohr nur so wackelte. "Geht nicht, dazu müsstest du ja erstmal zum ollen Hendrik und ohne am Tor vorbeizukommen wird da nichts draus. Jungchen, du hast schon gewaltiges Pech." Dass das einfache Volk sagte, dass Hasenpfoten Glück brachten, ließ Maurice mal außen vor. Sie brachten ihm Glück, solange sie auch noch an ihm dran waren! Frech hoppelte er durch die Gräser. "Also, was sollst du jetzt eigentlich alles besorgen? Bis Sonnenuntergang ist es nicht mehr lange, du hast getrödelt! Und du musst noch drei Alchemie-Erzeugnisse herstellen. Dir bleibt nicht viel Zeit. Andernfalls heißt's Lebewohl sagen, Kleiner." Schon hopste Maurice weiter. Er schnupperte an einigen Halmen, nagte einen ab und verschlang ihn schneller, als Tahmo hätte den Mund aufmachen können.
"Ich sag dir was. Entweder suchst du nach Ackerschachtelhalm, Arnika, Brennesseln und Wolfshaaren für deine Tränke der Stärkung und braust drei von denen nochmal zusammen oder aber ... eh, komm näher, Kleiner!" Das Kaninchen richtete sich auf die Hinterläufe aus. Es wirkte jetzt doppelt so groß, dadurch aber nicht unbedingt putziger. Noch immer besaß Maurice eine überaus unheimliche Erscheinung und daran würde sich so schnell wohl nichts ändern. "Oder du suchst nach Slefa und Augentrostpflanzen. Wir haben noch Ottselpfoten zu Hause und Fledermausaugen lassen sich bestimmt auch auftreiben. Wenn du dem Meister einen Trank des Chamäleons braust, wird der eine vollkommen reichen. Der olle Blassmer wird ausflippen über dein Talent und du kannst den Trank nutzen, um in den Innenring zu gelangen. Ist das kein Angebot? Macht unsichtbar, das Zeug. Dann ist es uninteressant, ob Willbur am Tor steht oder ein ganzer Trupp Dunkelelfen. Solange du leise und schnell bist, wirst du reinkommen."
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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Tahmo » Dienstag 21. Mai 2013, 00:06

„ 'n Antrag beim König? Haha... jah ich werd' drann denk'n.“ Murmelte Tahmo und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Ihm blieb wirklich nicht mehr viel Zeit, er hätte sich einfach mehr auf seine Aufgabe, auf ein klares Ziel konzentrieren sollen. Und nicht wie eine Fahne im Wind alle Nase lang die Richtung zur Befreiung seiner Freunde ändern. Aber so war er nun einmal.
“...eh, komm näher, Kleiner!“ Beorderte ihn Maurice zu sich. „mh, was'n?“
Das Kaninchen hatte sich auf die Hinterbeinchen gestellt, während Tahmo langsam näher stapfte. Die Wiese war erstaunlich hoch gewachsen. Und dem jungen Windmagier schien es fast so als glich keine Pflanze der Anderen.
"Oder du suchst nach Slefa und Augentrostpflanzen.“ Schlug ihm Maurice vor, wir haben noch Ottselpfoten zu Hause und Fledermausaugen lassen sich bestimmt auch auftreiben. Wenn du dem Meister einen Trank des Chamäleons braust, wird der eine vollkommen reichen. Der olle Blassmer wird ausflippen über dein Talent und du kannst den Trank nutzen, um in den Innenring zu gelangen. Ist das kein Angebot? Macht unsichtbar, das Zeug. Dann ist es uninteressant, ob Willbur am Tor steht oder ein ganzer Trupp Dunkelelfen. Solange du leise und schnell bist, wirst du reinkommen.“

„Trank des Chamäleons, mh?“ Tahmo ging neben dem Kaninchen in die Hocke und kraulte dessen Ohren, „Tjah... klingt gar nich' mal so dumm... Aber is' halt doch wieder 'n ziemliches Risiko.“ Er atmete tief durch, pustete sich einige Haarsträhnen von der Stirn. „Na, dann hoff' ich ma' das ihr wirklich' noch Ottselpfotn' und... Fledermausaugn' habt'.“
Tahmo griff nach seinem Rucksack und zog das dicke Buch der Alchemie hervor. Wie schon zuvor schien das Buch fast automatisch zu wissen was sein Leser wollte – sofern dieser überhaupt selbst wusste was er suchte - und schlug sich auf den entsprechenden Seiten auf. Tahmo prägte sich das Aussehen der Pflanzen so gut wie möglich ein, nur um ein paar Minuten später in der Hocke wie eine Ente über die Wiese zu watscheln und eifrig etwas mehr als die benötigte Anzahl an Pflanzen zu pflücken.

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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Erzähler » Freitag 31. Mai 2013, 14:31

Maurice legte den Kopf schief. Er mümmelte mit seiner Nase. Selbst ein Viech wie er konnte auf diese Weise irgendwo niedlich aussehen ... irgendwo, wenn man gewisse Anteile seiner Hässlichkeit ausblendete, aber es war möglich! "Mit Alchemie hattest du ja noch wirklich nicht viel zu tun, eh?" Er drehte den Kopf auf die andere Seite und zuckte mit der linken Vorderpfote. "Bring ich dir bei! Ich hab Blassmer lang genug über die Schulter geschaut, um mich selbst als Meister dieses Fachs bezeichnen zu können."
Das Kaninchen reckte sich etwas. Ohrenkraulen, da konnte selbst ein Maurice nicht widerstehen. "Wo soll da das Risiko liegen, Kleiner? Den mischst du schon, wenn ich dir helfe. Wird ruckzuck und ohne Probleme gehen, wirst es schon sehen ... oder auch nicht, weil man dich dann nicht mehr sieht, eh!" Gekrault und zufrieden ließ sich Maurice dann im Gras nieder. Er begann erneut, einige Halme zu mümmeln.
In der Zwischenzeit hatte Tahmo sein Alchemiebuch gezückt. Dort waren auch einige Beschreibungen zu Pflanzen vermerkt, was er herausfinden konnte, als er durch die Seiten blätterte. Oder zeigte ihm das Buch nur, was er sehen wollte? So erfuhr der Blondschopf wenigstens, dass Augentrost im Grunde überall zu finden war, da es sich um eine Schmarotzerpflanze handelte. Sie brauchte nur einen Wirt.
So wie ich, Windkind.
Ein einziger Satz, aber er strömte durch Tahmos Innerstes und sorgte vermutlich erneut für Ablenkung vor seinen Aufgaben. Die Windsbraut war immer noch existent. Sie hielt sich ruhig, sie lauerte. Sie konnte jederzeit wieder über ihn hereinbrechen wie ein Sturm. Die Ruhe vor besagtem Sturm war wohl das, was sie so gefährlich machte.
"Eh, hier ist Augentrost, schau! Grüne Blätter, weiße Blüten und in der Mitte Gelb und nein! Ich weiß, wie Kamille aussieht. Das ist Augentrost, eh. Einsammeln!" Maurice reckte sich erneut. Sein Hasenlöffel drehte sich und richtete sich immer wieder neu aus. "Slefa erkennst du sicher auch schnell. Pass nur auf, nicht zu tief einzuatmen, wenn du davor stehst." Er deutete signalisierend mit dem Kopf zu einigen Gräsern, zwischen denen sich ein Strauch mit kleinen, rundlichen Blättern auftat: Slefa, die schläfrig machende Pflanze.
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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Tahmo » Samstag 8. Juni 2013, 11:41

Ermutigt durch Maurice Zusprache kroch Tahmo mit dem Buch in der Hand über die Wiese. Maurice hatte recht, mit Alchemie hatte er bisher noch nicht wirklich zu tun gehabt. Aber Tahmo war ein neugieriger Mensch, er lernte gerne neue Dinge. Der Blondschopf ging vor einem wahren Büschel Augentrost in die Hocke. Wenn man erst einmal wusste wie die Pflanze aussah, merkte man recht schnell das sie anscheinend so gut wie überall wuchs. Zumindest überall dort, wo sich auch ein Wirt zum überleben fand....

So wie ich, Windkind.

Tahmo zuckte zusammen und holte scharf Luft. Es war als hätte ihm jemand plötzlich einen Eimer eiskaltes Wasser in den Nacken geschüttet. Er schüttelte seinen Kopf, kniff sich in den Nasenrücken und versuchte so wenig Gedanken wie möglich an den Winddämon zu verschwenden. Je weniger er über den Dämon nachdachte desto weniger Macht hatte sie über ihn. Zumindest hoffte Tahmo dies....
"Eh, hier ist Augentrost, schau! Holte ihn Maurice fiepsige Stimme wieder ins Hier und Jetzt. “ Grüne Blätter, weiße Blüten und in der Mitte Gelb und nein! Ich weiß, wie Kamille aussieht. Das ist Augentrost, eh. Einsammeln!"
„Schon dabei, Maurice“ Tahmo zupfte ein ganzes Büschel der Pflanzen, mehr als er eigentlich benötigte und verstaute sie behutsam in seinem Rucksack. Maurice indes hielt schon nach der anderen Pflanze Ausschau. "Slefa erkennst du sicher auch schnell. Pass nur auf, nicht zu tief einzuatmen, wenn du davor stehst." Warnte ihn das Kaninchen. „Nich' zu tief einatmen? Hmmm. Mal sehn'“ Tahmo suchte im Pflanzenregister des Buches nach Slefa, blätterte dann auf die entsprechende Seite und las sich den Text über die schläfrig machende Eigenschaft der Pflanze genau durch. „Oh... dann halt ich mal besser die Luft an“ Er klappte das Buch zu und ging zu dem Slefastrauch. Mit angehaltenem Atem zupfte er flink einige der Blüten, dieses mal sogar ganze zwei Hand voll, wieder deutlich mehr als er eigentlich benötigte. Wieder auf Abstand von der Pflanze setzte er seinen Rucksack ab und holte sein kleines Verbandsäckchen hervor. Es enthielt einige weitere Säckchen mit Heilkräutern die inzwischen schon stark eingetrocknet waren. Tahmo entleerte zwei Säckchen um das Eine mit den Slefa Blüten und das Andere mit Augentrost zu befüllen. Bei nächster Gelegenheit sollte er unbedingt einmal seinen Rucksack aufräumen....

„Gut... ich denk' wir ham' alles!“ Tahmo schulterte seinen Rucksack wieder, hob Maurice auf seinen Arm und trat eiligen Schrittes den Rückweg an.

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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Juni 2013, 11:27

Als Tahmo zusammenzuckte, hob auch Maurice seinen Kopf. Er richtete sich auf die Hinterläufe aus, reckte den zotteligen Körper samt Näschen in die Luft. Er mümmelte, ein Ohr wippte zackig in alle Richtungen. Mit alarmiertem, rotem Auge starrte das sprechende Karnickel zu Tahmo herüber. Es hoppelte etwas näher, blickte zu ihm herauf. Dann aber war ein naher Grashalm interessanter. Rasch wurde danach geschnappt, als sei Maurice eher eine Schildkröte als ein Kaninchen. Schon mümmelte er den Halm in rapider Geschwindigkeit auf. Der Augentrost war inzwischen auch gefunden, so dass sich der Blondschopf mit seiner Aufgabe vor der Windsbraut ablenken konnte.
So ganz wollte das aber nicht klappen, denn erneut meldete sich die geheimnisvolle Stimme des Dämons.
"Die Luft anhalten?
Windkind, ist das dein Ernst?
Ohne Luft kannst du nicht, das weißt du.
Und ich bin Luft.
Vermutlich hielt Tahmo jetzt nicht nur wegen dem Slefa die Luft an. Er zupfte sich genug davon ab, dass er wohl mehrere Tränke des Chamäleons hätte schaffen können. Maurice beobachtete ihn skeptisch, er legte den Kopf schief. "Wir hab'n alles. Gehen wir zurück oder ... eh, trag mich zurück! Dann mischen wir das Zeug und überraschen den alten Blassmer, ehehehe!"
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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 20. Juni 2013, 13:18

Tahmo biss auf seine Unterlippe, er konnte sich gerade noch genug beherrschen um nicht erschrocken nach Luft zu schnappen. Du bist nur ein Dämon, nichts weiter! Und du brauchst mich! nicht ich dich! Er schwitzte. Schweißperlen rannen ihm den Nacken und die Stirn hinab. Das einzig Gute an dem Dämon war wohl, dass er Tahmo eine Menge Selbstbeherrschung sowie Willenskraft lehrte. Denn der Blondschopf musste sich wirklich beherrschen um nicht der Stimme des Dämons nach zu geben. Blinzelnd bemerkte Tahmo das sich seine Fäuste um die ab gezupften Stängel der Slefa ballten. Seine Knöchel zeichneten sich weiß unter der Haut ab und die Fingernägel bohrten sich in seine Handballen. Lachend verschwand die Windsbraut aus seinen Gedanken, nur um sich wieder beobachtend auf die Lauer zu legen.

Ahnte Maurice etwas von der Windsbraut? Verwunderlich wäre es jedenfalls nicht, immerhin schien das Kaninchen selbst ein halber Dämon zu sein. Wahrscheinlich konnte er spüren was - oder wer - Tahmo plagte. Dieser wiederum versuchte so wenig wie möglich hin zu hören, wenn die Windsbraut mit ihm sprach. Was jedoch alles andere als einfach war, immerhin fühlte er ihre Stimme in jedem einzelnen seiner Knochen. "Mh ja, wart' ich pack eben alles zusamm'n, dann heb' ich dich hoch." Der Blondschopf löste seinen Blick von der Umgebung welche sich langsam im Gold der untergehenden Sonne kleidete, verstaute die Kräuter sorgfälltig in seinem Rucksack und nahm Maurice auf den Arm um den Rückweg an zu treten. Bald würde die Dunkelheit einbrechen und der junge Blondschopf hatte gleich zwei gute Gründe um vor ihr wieder in Blassmers Laboratorium zu sein. Als erstes wollte er bei den ganzen verdammten Dunkelelfen nur ungern Nachts auf der Straße sein und zweitens musste er rechtzeitig mit den Tränken fertig sein. Erneute passierte er das Wachtor mit dem alten Wachmann. Maurice hatte wirklich recht gehabt, der Wächter schenkte ihm nicht all zu viel Beachtung. Tahmo beschleunigte seine Schritte bis er in einen leichten Trab verfiel. Er hielt sich nah an den Häuserwänden, wich den Wachen sowie Dunkelelfen aus und nefolgte die Richtungsangaben von Maurice. Alleine hätte er sich in diesem Wirrwar aus Straßen, Gassen und Häusern bestimmt verlaufen.

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Re: Kräutersammeln

Beitrag von Erzähler » Dienstag 2. Juli 2013, 06:11

Tahmo dürfte im nächsten Moment ein deutlich Grummeln in seiner Magengegend spüren. Ob sich sein Körper nun einfach elend fühlte, ob der Worte des Dämons oder ob es die Windsbraut selbst war, die dieses Gefühl nun auslöste, blieb ungewiss. Doch irgendetwas in seinem Innern zog sich zusammen, als die Windsbraut heiter auflachte.
"Windkind, du brauchst mich.
Du kannst nicht ohne mich.
Du hast Blut geleckt und erlebt, welche Macht in dir steckt.
Du brauchst mich, mehr als alles andere.
Leugne nicht."
Das Kaninchen hörte die Stimme offenbar nicht, aber es neigte wie forschend den Kopf, so dass das zerfetzte Ohr den Boden berührte. Er musterte Tahmo lange und schweigend. Nur das mümmelnde Näschen machte diese ernsthafte Erscheinung wiederum zunichte. Sollte Maurice etwas ahnen, so zeigte er es nicht. Er gab keinen Mucks von sich, bis er auf Tahmos Armen hing. Leicht strampeln schlug er mit den Hinterläufen aus, um sich eine bequemere Position zu sichern. Dann gab das Karnickel die Richtung vor. Es war leicht, wieder in die stadt zu gelangen, doch mulmig konnte einem schon zumute werden, als man sah, was sich inzwischen alles auf den Straßen tummelte.

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