Grandea's Gefängnis

Der Außenring ist Schutzwall der Stadt Grandea und grenzt diese komplett ein. An vielen Stellen, vor allem in den Armenteilen der Stadt ist er jedoch brüchig und schlecht bewacht.
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Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Samstag 9. April 2011, 14:35

Die Verliese von Grandea waren alles andere als komfortabel. Die Umgebung zeigte schon, dass diese Zellen ganz sicher nicht für eine ordentliche Aufbewahrung genutzt wurden, um die Wartezeit auf eine faire Verhandlung zu überbrücken. Hier wurden all diejenigen untergebracht, die keine Vorführung vor einem Gericht erwarten durften. Ob das legal war? Wen sollte das stören? Hier wurden nicht etwa Adelsjungen reingesteckt, die etwas Zucht und Ordnung nötig hatten; nein diese Gefängnisse waren möbliert, voller Komfort und hell. Die Zellen, in die man die Aufständischen gebracht hatte, waren heruntergekommene, vor Dreck starrende Löcher, die nicht mal eine Pritsche enthielten. Es gab lediglich harten Steinboden, auf dem vollgesifftes Stroh lag und sich Rattenkot mit menschlichen Exkrementen vermischten. Kein Licht drang in die Zellen und kaum ein frisches Lüftchen wehte.
Ganz klar, diese Zellen wurden gebaut, um die Psyche auf grausame Art und Weise zu brechen.

Amiri und Valeros hatten die Zellen gegenüber des jeweils anderen bekommen. Durch verrostete Gitterstäbe konnten sie sich zwar nicht berühren, doch sprechen konnten sie. Valeros jedoch schlummerte immernoch und lag seltsam verdreht auf dem Boden. Man hatte den stolzen Kämpfer wie totes Fleisch in seine Zelle geworfen.
Amiri hingegen war wach und bekam alles haarklein mit.

Sie wusste, dass Haus war verloren und ebenso die hilfreichen Informationen, die sie alle über lange Monate zusammengetragen hatten. Valeros' Heim existierte nicht mehr. Neben den beiden Kämpfern bewohnten Fleischer, Flick und Ratte die Zellen. Zur Seite konnte man die Zelle nicht einsehen, diagonal jedoch schon.
Einzig und alleine Friedbert war nicht eingesperrt. Amiri und die anderen wussten, dass man den Adelsjungen kurz nach ihrer Einsperrung wieder rausgeholt hatte . Der hünenhafte Dunkelelf, packte den Adelspross am Genick und schleifte ihn mit, als wäre er ein Sack voller Federn. Ein hämisches Grinsen ging von ihm aus und er richtete das Wort an Amiri: "Deine Zeit wird auch kommen!"

Seitdem er Friedbert geholt hatte, hörten sie immer wieder markerschütternde Schreie. Offenbar wurde der Arme verhört und dabei gefoltert.
Dass sie alle mitbekamen, wie sehr Friedbert litt, aber nicht sehen konnten, was man mit ihm machte, waren böse Psycho-Spiele, die sie mürbe machen sollten. Die Dunkelheit, in der sie saßen, machte es schwer die Mitgefangenen zu sehen und gleichzeitig schürte es die Angst.
Was Amiri vielleicht schon bemerkt hatte ist, dass es ingesamt sieben Zellen gab. Ob in der anderen Zelle ebenfalls jemand war? Einsehen konnte sie die Zelle jedenfalls nicht. Doch beim Hereinbringen, fiel ihr das auf.
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Amiri
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Samstag 9. April 2011, 18:40

Irgendwann gab Amiri es auf gegen die Wachen zu toben und begann sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Jedes kleine Detail konnte vielleicht wichtig und hilfreich für ihre Flucht sein. Für die junge Frau stand fest dass sie in diesem Kerker nicht ihr Ende finden würde. Valeros wurde vor ihr her geschleift und den Dunklen war es herzlich egal ob er dabei zu Schaden kam. Sie konnte sich nur schwer von diesem Anblick lösen, obwohl sich nie zwischen ihnen etwas abgespielt hatte war Valeros ihr ein guter Freund geworden.

Als man sich in der Zelle der Griff um ihre Oberarme lockerte riss sich Amiri über deutlich los und wollte auf einen der Dunkelelfen los gehen. Doch krachend fiel die Tür ins Schloss und sie konnte nur dem bösartig grinsenden Dunkelelfen nachschauen. Ihr Blick wanderte durch ihre Zelle. Faulendes Stroh, feuchter Boden und alles völlig verdreckt. Das typische Geräusch der Ratten drang an ihr Ohr. Hier hinaus zu kommen würde nicht einfach werden.
Kurzerhand wandte sie sich wieder der Zellentür zu, ihre Hände schlossen sich um die kalten Gitterstäbe. In der gegenüberliegenden Zelle lag Valeros. Seltsam verdreht und immer noch bewusstlos. Sie seufzte leise und dachte über ihre nächsten Schritte nach.
Alle Informationen waren verloren, jeder Plan zunichte. Das was sie ihr zu Hause genannt hatten dürfe bis auf die Grundmauern abgebrannt sein. Hass stieg in ihr auf und schnürte ihr den Hals zu. Am liebsten hätte sie geschrien.
Der nächste Gedanke galt den anderen, sie erkannte Flick in der Zelle diagonal neben ihr. Der Blick auf die anderen blieb ihr verschlossen. Eigentlich wollte Amiri das Wort gerade erheben und nach den anderen Rufen als wieder einige Dunkelelfen auftauchten. Vorne weg ging der Dunkle mit den weißen Haaren. Sie starrte ihn böse an und spuckte ihm vor die Füße. Unbekümmert ging er weiter. Amiri konnte nicht sehen in welche Zelle sie sich begaben, aber kurz darauf wurde Friedbert kreischend und völlig mühelos durch den Gang gezerrt.

Der Dunkelelf blickte Amiri hämisch grinsend an und sagte zu ihr: "Deine Zeit wird auch kommen!"

Abermals spuckte sie ihm vor die Füße und schrie ihm nach: „Mach keine leeren Versprechungen, Elf! Du wirst es noch bitter bereuen uns hier eingesperrt zu haben. Ich werde dir die hässlichen Ohren abschneiden, du Hundesohn!“

Wütend rüttelte sie an den Gitterstäben und rief nach den anderen. Fragte nach ob jeder unverletzt sei oder ob die Dunklen schon während dem Hinweg Schaden angerichtet hatten. Als Friedbert anfing zu schreien zuckte Amiri kurz zusammen. Alles war darauf ausgelegt Druck auszuüben, den Willen mürbe zu machen. Die Folter hatte schon begonnen, für jeden von ihnen.

Amiri blickte wieder zu Valeros der immer noch bewusstlos in seiner Zelle lag. Sie fing an nach ihm zu rufen in der Hoffnung dass er endlich die Augen aufmachen würde. Jetzt bereute Amiri das sie Valeros nie Rendinea beigebracht hatte. Unter anderem wegen solchen Situationen hatte sie es gelernt. So würde es noch schwieriger werden einen Fluchtplan zu besprechen. Aber auch die Frage ob und wer in der siebten Zelle saß oder wie man sie gefunden hatte musste besprochen werden. Sie mochte es nicht wenn man in einer Situation steckte und zu wenige Informationen hatte.

Nachdem Valeros nach einigem Rufen immer noch nicht reagierte lehnte Amiri sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe und rutschte daran herunter. Ihr war kalt. Jedes andere Empfinden war dem Gefühl von Hass und Ratlosigkeit gewichen. Sie dachte darüber nach ob es einen Verräter gab und, wenn es so war wer in Frage kam, oder ob sie die Wachen doch unwissentlich zu ihnen geführt hatte. Frustriert darüber keine Antwort zu finden schnaufte sie.
Amiri starrte zur Decke und richtete lautlos ein Gebet an Manthala. Da ihr nur warten übrig blieb, ob nun der Dunkelelf sein Versprechen einlöste oder Valeros endlich aufwachte, konnte sie auch beten. Ein bisschen Beistand der Götter konnte nun wirklich nicht schaden.

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Valeros Tareon
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Valeros Tareon » Samstag 9. April 2011, 19:53

Seine Mutter hätte es vermutlich mit einem Kater verglichen - Die Sorte Kopfschmerz, welche nach einer freudigen Nacht mit Weib und Trank auftrat, nur waren weder Nacht noch die letzten Stunden so freudig. Valeros hielt die Augen geschlossen. Er wollte kein grelles Licht sehen, keine Menschenmassen um sich haben oder das Geqäungel Amiris hören, wie sie sich erneut über seine abendlichen Exzesse aufregte. Sie konnte manchmal so anstrengend sein und dafür sorgen, dass Valeros sein eigenes Haus schlagartig verließ - Man konnte von Zeit zu Zeit annehmen, sie wären ein altes Ehepaar, das sich wegen Banalitäten ebenso oft stritt, wie über ernste Beziehungsprobleme. Ihm gefiel diese Vorstellung nicht und er war teilweise froh darüber, dass er ein mullmiges Gefühl in der Magengegend hatte und so von diesen Gedanken abgelenkt wurde. Dennoch schaffte er es nicht ihre Stimme aus dem Kopf zu kriegen: "Valeros! Valeros, wach auf!"
Der Widerstandskämpfer runzelte die Stirn. Langsam nahm er einen widerwertigen Gestank war, welcher sogar die dreckigen Gassen des Armenviertels überbot. Hoffend wartete Valeros auf den nächsten Windzug, der durch die vielen Löcher in seinen Wänden oder dem Dach pfiff und eine Woge frischer Luft spendierte. Doch es wurde eher schlimmer. Amiri' s Stimme verstummte und Valeros war froh darüber, wenigstens dem geschäftigen Tumult auf den Straßen lauschen zu können, aber da war kein Laut. Nur Schreie halten dumpf und hohl wider. Nach einem kurzen Moment wollte Valeros annehmen, dass es sich dabei um Friedbert handelte, aber der sollte erst zum nächsten Treffen wieder im Armenviertel erscheinen.
Plötzlich erinnerte sich Tareon wieder an alles. Das Treffen war bereits und sie wurden von einem fetten Regierungsbeamten mit erschreckend dummen Namen gefangen genommen. Er hatte dunkelelfische Wächter und einen ganzen Haufen von Soldaten dabei gehabt. Der Angriff kam vollkommen überraschend und niemand hatte Zeit sich zu wehren. Niemals hätte er gedacht, dass die dunkelelfischen Verbündeten bereits einen solchen Stand in Grandea besaßen. In seinen Augen waren es nur eine Handvoll Abgesandter die nach dem Rechten sehen sollten - Eine Kommandantin und ihr Gefolge vielleicht. So etwas konnte niemans vorhersehen. Selbst Amiris übergroße Vorsicht hätte in einem solchen Fall nichts geholfen. Valeros bewegte sich langsam. Er msuste an Flick denken. Der Junge war noch nicht einmal ein Mann und wollte an diesem Tag bei seinem aller ersten Treffen alles richtig machen. Dabei wollte ihn der Samaer nach Hause schicken, doch gab dem Bitten und Betteln nach. Nun war er daran Schuld, dass ein Kind in den Fängen der Adelshäuser war. Sie hatten ihm alle vertraut und waren dafür in die Gefangenschaft geratten. Ob sie noch lebten, er musste aufstehen und sie suchen. Er konnte nicht zulassen, dass sie alle starben. Er hob die Hand über den Kopf und wollte sie auf dem nackten Steinboden ablegen, berührte jedoch schlagartige etwas Haariges, das aufschrie und laut trippelnd davonsauste. Eine Ratte. Ohne Zweifel. In der Zeit als Hungerleider und Bettler in Samar waren diese Tiere seine ständigen Begleiter gewesen. Er hatte sämtliche Furcht vor ihnen abgelegt.
Blinzelt öffnete er die Augen. Es fehlte an Licht. Das war weder gut noch schlecht. Die Erkenntnis bewies schon einmal, dass er wenigstens noch lebte. Halbdunkel schimmerte etwas zu seiner Linken, doch der Rest des Raumes blieb in Schatten verborgen. Langsam und schwer erhob sich der junge Mann, stützte sich dabei auf den Arm und hielt sich mit der freien Hand die pochende Stirn. Ein lautes Ächzen drang aus seinem Mund und schien an unzähligen Wänden abzuprallen. Skeptisch blickte sich Valeros um und entdeckte die dicken Eisenstangen, welche ihn hier festhielten und sein Schicksal zu besiegeln drohten.

"Ich hasse diese Luft hier, da riecht ja die Kohlsuppe der alten Mishka besser, ahh, mein Schädel." Seine Stimme war alut und zeigte allen hier Anwesenden, dass ihr Anführer wieder wach war. Sofort kroch Flick an seine Stäbe und auch Fleischer blickte auf - Er konnte Valeros zumindest sehen. Müde hob der Samaer eine Hand, um die anderen Gefangenen wie nach einem kurzen Mittagsschlaf zu grüßen. Sein Kopf schwenkte nach Rechts und er blickte in Amiris erleichtertes Gesicht. Der Widerständler ließ ein Lächeln zu.

"Valeros?! Valeros, alles in Orndung bei dir? Amiri hat so lange gerufen, ich dachte das du vielleicht ...", erklärte Flick mit einem Zittern in der Stimme.

Für diesen Jungen war Valeros die scheinbar einzige, offensichtlich Möglichkeit aus dem Gefängnis zu entkommen und zu seiner Familie zurückzukehren. Der braungebrannte Kämpfer würde diese Hoffnung nicht zunichte machen, nicht erneut das Vertrauen der Mitstreiter missbrauchen oder enttäuschen. Wie ein alter Mann, so fühlte er sich, stand Tareon auf und stemmte sich gegen die Gitterstäbe. Bereits jetzt, wo er nur etwas Halt suchte, musste er feststellen, dass durch rohe Gewalt kein Ausweg zu finden war.

"Keine Sorge, Flick, jemandh at sicherlich gesehen, wie wir aus de Haus geschleift wurden. Man wird sicherlich unsere Informationen sammeln, in ein Versteck bringen und dann die anderen verständigen, damit diese uns wieder hier rausholen." Immernoch hoffte Valeros, dass nur ihr Treffen verraten wurde und nicht die anderen der Widerstandsgruppe. Es wäre töricht anzunehmen, dass die Masse der Rebellen sich nur aus den sechs Gefassten zusammensetzte. Wieder ertönte ein Schrei. Dieses Mal hörte Valeros sehr genau, dass es sich dabei um Friedbert handelte. Sie folterten ihn. Diese Schreie waren unverkennbar. Dabei war gerade Friedbert derjenige, der am Wenigsten wusste, weil er immer derjenige sein wollte, der bei einer Folterung keine wichtigen Informationen preisgab. Kraftvoll umschloßen Valeros' Finger die dicken Eisenstäbe.

"Ihr Schweine, lasst ihn in Ruhe!! Nehmt mich ihr verdammten Dreckskerle! Habt ihr gehört ... nehmt ... mich!", wurde seine Stimme immer leiser, während er sich auf die Knie fallen ließ und die heiße Stirn an das kalte Eisen lehnte. Ein leises *Plong* ertönte dabei.
"Verdammte Eonkacke ... diese Kriecher werden dafür bezahlen, allesamt. Feige Hunde. Friedbert, ich habe ihn in die Folter geschickt ...", flüsterte er so leise, dass höchsten Amiri ihn verstehen konnte. Hass und Wut dominierten seine Gefühle, aber auch Trauer über den Verlust seiner Träume und Wünsche für das einfache Volk von Grandea. Er hoffte inständig, dass das Volk den Kampf nicht aufgab, jetzt wo sie den Anführer all' dessen gefasst hatten. Aber allein dies war ein Grund aus dem Gemäuer zu fliehen. Vielleicht war wirklich schon ein Trupp Rebellen auf den Weg um sie zu befreien.

"Geht es euch anderen soweit gut? Habt ihr euch umgesehen? Gibt es eine Möglichkeit zur Flucht?" Er fasste sich wieder. Das war gut. Seine Stimme war immer motivierend und aufbauen, er hatte Feuer im Herzen das ansteckte, darum folgten ihm so viele Menschen. Es passte einfach nicht zu Valeros, dass er aufhabe und das wussten viele. Fleischer war bereits auf den Beinen und hatte ein breites Lächeln im Gesicht. Er vertraute Valeros immernoch und das gab dem Samaer die Kraft weiter zu machen. Dieser junge Mann würde sich niemals unterbuttern lassen, weder durch folter noch durch Psychospielchen.

"Los Leute, wir müssen Friedbert da raus holen ... Uilias? Haben sie dir dein Diebeswerkzeug abgenommen? Hat jemand gesehen, ob wir hier die Einzigen sind? Wir können jede Hand gebrauchen ... "

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Samstag 9. April 2011, 23:53

Erst ein lautes Ächzen ließ Amiri aus ihren Gedanken hoch schrecken. Sie drehte sich herum und erkannte das Valeros endlich aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war.

Als guter Anführer musste er natürlich laut jedem mitteilen das er wach war und gar nichts von dieser Situation hielt. Amiri drehte sich wieder herum und schaute in ihre Zelle während sie zuhörte. Aus Flicks Stimme war deutlich die Erleichterung zu hören Valeros Stimme wieder zu hören. Amiri missfiel es das Valeros so offen von den anderen Gruppen sprach. Sie konnten nicht alles einsehen und ob nicht irgendwo in der Nähe ein Dunkelelf stand und lauschte war mehr als fraglich. Dennoch hielt sie den Mund. Valeros hielt nichts von ihrer Vorsicht und sie hatte gerade äußerst wenig Lust darüber eine Diskussion zu führen.

Friedberts Schreien hallte wieder durch den Gang. Amiri versuchte sich dagegen zu verschließen um nicht an das eventuell kommende zu denken. Wirklich gelang es ihr nicht. Valeros Geschrei trug auch nicht unbedingt dazu bei. Es war unsinnig und Amiri fand es seltsam das sie ausgerechnet ihn von allen heraus gesucht hatten als ersten. Wäre sie an der Stelle der Dunklen hätte sie sich einen der potenziellen Anführer heraus gesucht. Zum einen war die Wahrscheinlichkeit alles zu erfahren dort am höchsten und die anderen Verbündeten wurden viel effektiver mürbe gemacht. Wieder einmal seufzte sie und schob eine Ratte mit ihrem Stiefel davon.
Vielleicht hatte Friedbert sie verraten… und das war nun sein Lohn?! Einem Verräter konnte man schließlich nie trauen und die Ablehnung der Dunklen gegen die Menschen war allgemein bekannt.
Doch die Überlegung brachte sie auch nicht weiter.

Ein leises Geräusch ließ Amiri vermuten das Valeros den Kopf gegen die Gitterstäbe gelegt hatte. Sie hörte dass er etwas sagte, aber nicht was.
Aber offensichtlich fasste er sich wieder schnell. In seiner Stimme war wieder das motivierende und fesselnde Feuer das zuvor gefehlt hatte. Amiri drehte sich herum und setzte sich in den Schneidersitz während sie Valeros anschaute.

"Los Leute, wir müssen Friedbert da raus holen ... Uilias? Haben sie dir dein Diebeswerkzeug abgenommen? Hat jemand gesehen, ob wir hier die Einzigen sind? Wir können jede Hand gebrauchen ... "

Unweigerlich musste sie lachen. „Valeros ich bitte dich. Wir wurden durchsucht und alles Brauchbare findet sich irgendwo bei diesen Bastarden. Auf sein Diebeswerkzeug brauchst du nicht zu bauen.“

Sie stand auf und umfasste wieder die Gitterstäbe. Sie ließ gar nicht erst einen der anderen zu Wort kommen. Amiri war wütend und suchte nach einer brauchbaren Lösung, keinem Hirngespinst.

„Wie gesagt, während du bewusstlos warst wurden wir durchsucht. Die Zellen sind massiv, allerdings sind es sieben Zellen. Ob jemand in dieser siebten sitzt kann ich dir nicht sagen, ich kann leider nicht rein sehen. Musste mal einer der anderen versuchen. Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit zu fliehen. Der Bastard mit den weißen Haaren muss wohl auch irgendeine wichtige Rolle spielen, aber da er mir ja nur leere Versprechungen aber nicht seinen Namen und Rang an den Kopf werfen kann fehlen mir auch da die wirklich wichtigen Informationen.
Zumal erst einmal die Frage im Raum steht warum wir hier sitzen. Entweder habe ich sie unwissentlich auf meinem Rückweg zu uns geführt, aber dafür war ich eigentlich zu vorsichtig und es ist unlogisch, weil dafür zu viel Zeit verstrichen ist. Dann hätten sie sehr lange gewartet.“
Sie zögerte einen Moment. „Oder aber wir haben einen Verräter unter uns...“

Amiri schnaufte schwer und wütend und ging in der Zelle auf und ab. Währenddessen sprach sie weiter:

„Nun hast du die Beobachtungen von deinem übervorsichtigen Weibsstück. Mir fällt nichts ein wie wir hier hinaus kommen sollen. Höchstens wenn die anderen hier herkommen würden oder aber wenn man einen von uns aus der Zelle nimmt. Aber ich weiß nicht wo die Waffen sind und wie viele Dunkelelfen hier sind….“

Leise, mehr zu sich selbst als an Valeros begann sie einen neuen Gedanken. „Vielleicht sollte man ein bisschen Randale machen…“
Ihre Wut war erst einmal verflogen, sie setzte sich, lehnte sich an die Wand und dachte nach. Wenn man von Friedberts Schreien absah war es so ruhig hier das sie die weitere Unterhaltungen ohne Probleme mit verfolgen konnte.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. April 2011, 11:23

Dass Valeros sich nicht ganz so gut fühlte, war nichts neues. Immerhin war er bekannt für nächtliche Eskapaden. Doch dieses Mal war es etwas anders: Für einen kurzen Moment fühlte er sich... hilflos? Er? Nein! Seine Truppe baute auf ihn und er war der Kit, der sie zusammenhielt. Machte er schlapp, machten alle schlapp - so funktionierte das nunmal. Das war der Preis eines Anführers seines Kalibers und er wäre nicht soweit gekommen, wenn er Schwäche gezeigt hätte.

Die Worte des Anführers und der ansteckende Ruf nach Gerechtigkeit in seiner Stimme, weckte auch den Kampfgeist der anderen Insassen. Fleischer ließ seine Pranke auf die Gitterstäbe niedersausen, was ein unangenehmes Scheppern verursachte. "Jawoll! Da is' er ja!" brachte der brummige Hüne hervor und ließ ein ungesehenes Lächeln aufblitzen.
Valeros genoss bei Fleischer den Statues eines Sohnes, auch wenn der grimmige Mann das sicher nicht zugeben würde.
Flick hingegen sah zu seinem Anführer auf und machte dies immer wieder deutlich, indem er seine Ängste und Träume öffentlich entblößte und klar sagte, was er empfand. Er war jung und voller Ideale. Doch diese Ideale wurden auf eine harte Probe gestellt. Sein erster Einsatz, seine erste Besprechung und dann passierte das, wovor Valeros sie hätte schützen müssen. Der Junge machte seinem Helden keine Vorwürfe - wie könnte er ? - dennoch übermannte ihn die Angst vor dem, was hinter der Tür zum Zellengang passierte.
Flick lehnte sich gegen die Gittertür und blickte nach rechts, um die Tür, hinter der Friedbert vermutet wurde, zu sehen. Der kleine Schlitz über dem Boden offenbarte, das hinter der Tür Licht brannte. Ab und an wurde dieses Licht durch Schatten gebrochen; ein Hinweis auf sich Bewegende Gestalten. Da Flick abgesehen von Ulias der einzige war, der das sehen konnte, teilte er diese Beobachtung mit: "Hey Valeros, hinter der Tür brennt Licht und es scheint, als wären dort der Dicke und der Dunkelelf. Jedenfalls sind dort welche und gehen auf und ab!"
Ulias hingegen saß ganz ruhig in seiner Zelle, den Kopf auf seine Knie gelegt und schien von all dem nichts mitzubekommen.
Seit sie in die Zellen geworfen wurden, kam von dem Mausmann kein Mucks mehr.

Als auf Valeros' Frage, ob Ratte seine Werkzeuge noch besaß und Amiri's Gemecker dazu, Stille einkehrte, wurde Fleischer etwas unruhig. Er räusperte seine tiefe Stimme und grollte zu Flick herüber, welcher ihm diagonal gegenüber festsaß: "Hey Junge! Kannst du den Mausmann sehen?!" Aus der Zelle von Flick drang ein wenig Geraschel und ein leises Ächzen, als der Junge sich bemühte, etwas in der Zelle schräg gegenüber zu erkennen. Angestrengt kniff er die Augen zusammen und versuchte etwas anderes, ausser der kauernden Gestalt auszumachen, doch er hatte keine Chance.
Resigniert schüttelte der Junge den Kopf und meinte: "Ich sehe ihn, aber er rührt sich nicht!"
Allein die Unterhaltung über den Informanten hätte ihn schon dazu animieren müssen etwas zu dem Gespräch beizutragen. Doch aus der Zelle des Mannes kam kein Wort.

Vielleicht wurde der Truppe klar, dass dem unheimlichen Mann nicht mehr geholfen werden konnte. Was genau passiert war, würden sie vielleicht nie herausfinden, doch dass sich ihre Zahl gerade vermindert hatte, das war nicht zu leugnen.


Aus der Zelle von Fleischer kam ein Fluch, aus Flicks Zelle ein leiser Atmer, der verlauten ließ, dass er erschüttert war, über das, was ihm gerade klar geworden ist.
Valeros' Wut dürfte das nicht gerade besänftigen und Amiri's Angst nicht vermindern. Was war geschehen mit dem seltsamen Kerl, den sie nie leiden konnte?
Während die Stille einkehrte und selbst Friedberts Schreie verstummten, hörten die Verbliebenen ein Ratschen und Scharben, als auch schon etwas Schweres unsanft auf dem Boden ankam. Wie zur endgültigen Untermauerung, dessen was ihnen klar geworden war, war Ratte's Körper auf den Boden gerutscht, wo er in absoluter Stille liegenblieb.

Doch so unheimlich die nun folgende Ruhe war, so erschreckend schnell war sie auch unterbrochen: Die Tür zum Zellengang wurde geräuschvoll aufgesperrt und Licht flutete die Zellen. Durch die längere Dunkelheit, mussten sich die Augen der Insassen erstmal daran gewöhnen und konnten nicht sofort erkennen was dort geschah. Der dicke Hubertus Doppendauer trat aus dem Lichtkegel hervor und hatte die Hände elegant übereinander gelegt. Auf seiner knolligen Nase prunkte eine nicht ganz so grazile Wäscheklammer. Als er sprach, klang seine Stimme nasal:
"Nun. Wir haben euren Freund befragt und sind zu der Übereinkunft gekommen, dass wir für heute Schluss machen werden." Hämisch zogen sich die Mundwinkel nach oben. Wenn er und seine Schoßhunde verschwanden, dann würden sie auch niemanden mehr befragen und damit wäre Amiri's Vorschlag hinfällig. Ein Strohhalm weniger. "Im Übrigen haben wir das ein oder andere erfahren können." ließ er noch verlauten, drehte sich kurz zur Seite und starrte dann, nur für Flick sichtbar, in die Zelle von Ratte. "Hör auf ihn so anzustarren du Irrer!" keifte Flick in völliger Panik. Dem Jungen ging wirklich die Muffe.
Hubertus wandte sich mechanisch um und grinste dem Jungen zu. "Wir haben dann also für morgen unseren Zweiten!" verkündete er übertrieben laut und rauschte dann aus dem Zellgang, die Tür hinter sich schließend.
Nach einer guten halben Stunde, in der von draußen immer wieder gedämpfte Stimmen und Geräusche erklungen waren, verkündete Flick, dass das Licht hinter der Tür erloschen war. Erneut senkte sich ohrenbetäubende Stille über sie. Friedbert war nicht von der Folter zurückgekehrt und während Fleischer und Flick sich schon damit abfanden, dass ihre Gruppe von 6 Kameraden auf 4 dezimiert wurde in nur einer Nacht, sollte sich jemand anderes mit der Flucht beschäftigen, was sich als mehr als schwierig gestalten dürfte.

Valeros hingegen, sollte noch einmal rekapitulieren, was der Dicke gesagt hatte. Wir haben das ein oder andere erfahren können oder so ähnlich hatte er doch gesagt. Aber war nicht genau Friedbert derjenige, der nichts wusste? Wie also hätten sie etwas erfahren können? War das ein abgekatertes Spiel? Aber die Folterung? Die Schreie? Was zum Teufel ging hier vor?

Was die Gruppe nicht wusste ist, dass sie, trotzdessen, dass der Dicke und seine Männer offenbar verschwunden waren, nicht alleine waren...
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Valeros Tareon
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Valeros Tareon » Sonntag 17. April 2011, 17:13

Mit schweren Schlägen hämmerte Valeros auf die Gitterstäbe ein.
"Ulias?! Ratte?! Sag' was verdammt! NEIN!", schallte das Brüllen des Widerstandkämpfers durch den dunklen Zellentrakt.
Jeder der Anwesenden wusste, dass ein wertvoller Freund der Folter erlegen war. Bebend vor Zorn umschlossen die Finger Valeros' die harten Eisenstangen, welche ihm den Weg zur Freiheit und zur Rache versperrten. In seinem Inneren wusste Tareon, dass die Vergeltung für den Toten folgen würde - Hubertus Doppendauer würde der Klinge des Samers nicht entkommen, selbst wenn dieser ihn bis in die brennenden Abgründe des Harrax verfolgen müsste. Doch selbst ein idealistischer Anführer musste in all' seiner Wut dem logischen vor allem anderen Recht geben: Jemand hatte sie verraten.
Amiri war nicht dumm und dank' ihrer übergroßen Vorsicht war auch nicht damit zu rechnen, dass jemand sie verfolgt hatte. Es sei denn die junge Soldatin hätte es so gewollt. Der Gedanke war erschreckend, selbst für Valeros, doch er hatte jedem maßlos vertraut, so lag es auch Nahe, das jeder ihn hintergangen haben könnten. Trotz dieser Erkenntnis, verweigerte sich der junge Krieger immernoch dem Willen, jemanden innerhalb dieser Zellen die Schuld daran zu geben.
Er seufzte und blies sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Es gab selten eine Situation, in der Valeros hilflos war oder keinen Ausweg mehr sah, doch im Moment konnte ihn kein schleuer Plan und keine übereifrige Tat durch das dicke Eisen bringen. Als ob Faldor persönlich ihn gehört hatte, betrat ihre Verdammnis, in Form des fetten Adligen, die Zellenräume.
Er erzählte pompös und groß von seinen Plänen und stellte sich mit all' seiner Eitelkeit und seiner Arroganz vor die Opfer der Festnahme. Als er ein wenig dichter an Valeros Zellentür kam, wollte dieser nach ihm greifen, doch war es einfach hoffnungslos. Zornig fletschte der Samaer seine Zähne und spannte jeden Muskel im Körper an, als ob es sein Gefängnis sprengen könnten. Doch Hubertus lachte einfach nur und ging mit der Wahl seines nächsten Opfers.
"Keine Sorge, Flick, wir finden einen Weg diesem fetten Schwein einen Strich durch die Rechnung zu machen. Lasst mich nur etwas nachdenken ... es muss einen Weg geben."
Valeros drehte sich mit dem Rücken zu Amiri und ließ sich an den Stäben herunterrutschen. Er legte den Kopf zwischen die Knie und dachte geduldig nach.
Der Dicke hatte etwas erwähnt, dass sehr seltsam war. Friedbert war unwissend. Es war seine eigene Regel gewesen, niemals in etwas hineingezogen zu werden. Keine Informationen an ihn weiter zu geben oder mehr von ihm zu verlangen, als Schmuggel. In den Jahren, Monaten und Tagen bis heute, war Valeros der Meinung gewesen, dass er dies tat, um sich aus Ärger fern zu halten - Jetzt jedoch, gäbe es auch noch die Möglichkeit, dass er nur versucht hat dem Armenviertel den Rücken zuzudrehen und immer mehr ein Teil der oberen Gesellschaft zu werden. Geld verdarb die meisten Leute und Friedbert konnte schnell und leicht vergessen haben, was im Leben wirklich zählte. Er hob den Kopf und starrte an die feuchte Decke.
"Es war Friedbert.", gab er stumpf preis und hoffte von den Reaktionen der anderen ablesen zu können, ob er sich richtig entschieden hatte. Es konnte ebenso gut sein, dass sie den Verräter bereits ausgeschalten hatte, in diesem Fall Ulias, damit weiterhin Zerstreuung herrschte. Es war nicht leicht und es brachte nicht sonderlich viel jetzt darüber zu debattieren, dennoch, blieb durch diesen gedanklichen Anreiz Platz für andere ÜBerlegungen. Es gab eine Möglichkeit, wenn sie auch klein war, aber Valeros hatte es damals v on eionem Menschne auf einem Hafenfest in Anduine gelernt. Er brauchte nur etwas hartes und langes. Er stand auf und schaute in jedes Gesicht, das er zu erblicken vermochte.
"Hat jemand von euch etwas langes und hartes bei sich? Ein Stock, ein Stück Stein oder etwas Ähnliches. Schaut euch um, sie mögen uns alles abgenoimmen haben, aber sie werden nicht die Zelle nausgeräumt haben ... ich habe mal wieder einen Plan!"

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Sonntag 17. April 2011, 19:30

Amiri sagte nichts mehr. Sie rutschte an der Wand herab und ließ sich auf den Boden nieder. Valeros schrie immer noch nach Ratte. Obwohl sie Ratte nie hatte leiden können tat ihr der Verlust des Mannes wirklich leid. Sie versuchte das Gefühl der Angst und die Traurigkeit zu unterdrücken.

Als dann der Adlige den Gang betrat und von seinen Erkenntnissen und Plänen erzählte wurde Amiri übel. Sie hasste diesen Mann zutiefst. Dass Friedbert jedoch nicht mehr zurück gebracht wurde fand die junge Frau seltsam. Normalerweise gehörte dies zur weiteren Folter der anderen Anwesenden mit dazu. Bevor sie diesen Gedanken jedoch wirklich fassen konnte begann Flick zu fluchen und zu drohen. Der Dicke nahm es sich zum Anlass ihn als nächstes Opfer zu erkoren.

Valeros tröstende Worte fanden bei Amiri keinen wirklichen Anklang. Der Gedanke das Flick die Folter kennen lernen sollte bereitete ihr wirklich Kummer und Sorgen. Alles in ihr sträubte sich dagegen den noch so jungen Mann in diese Tortur gehen zu lassen. Erst Valeros riss sie aus ihren Gedanken.

"Es war Friedbert."

Ihr Anführer saß mit dem Rücken zu ihr an die Gitterstäbe gelehnt und Amiri gewann den Eindruck dass auch er zurzeit etwas ratlos war. Das er Friedbert verdächtigte…der Gedanke war ihr auch schon gekommen. Doch im Moment hatte sie wenig Lust darüber zu diskutieren, zudem war es nicht ihre Aufgabe den Verräter zu finden. Valeros führte die Gruppe an und sie würde ihm gehorchen. Auch wenn sie seine Pläne und Ansichten des Öfteren in Zweifel zog, wenn er sie um etwas bat tat sie dies auch. Mit einigen wenigen Ausnahmen würde sie ihm folgen, egal wie unsinnig sie einen Plan empfand.

Auch als er jetzt verlangte dass sie nach irgendetwas suchen sollte. Ein Stock, ein Stein oder sonst etwas. Amiri konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen was er damit anstellen wollte aber trotzdem begann sie das Stroh zu durchsuchen. Allerdings ohne Erfolg. Sie setzte sich im Schneidersitz vor die Gitterstäbe und schaute in Valeros Zelle.

„Ich hab in meiner Zelle leider nichts Brauchbares gefunden, Valeros. Aber vielleicht sollten wir uns etwas einfallen lassen wegen Flick.“

Sie schaute hinüber in seine Zelle, aber der junge Mann saß auf dem Boden und schaute stumm vor sich hin. Leise sprach sie weiter zu Valeros herüber:

„Ich will nicht das er gefoltert wird. Er ist doch noch so jung und es war ein erstes Treffen. Ich habe keine Angst davor dass er etwas verraten könnte…aber dieser Dunkelelf wird sicherlich eine perverse Freude an der Folter haben. Er ist einfach zu jung, Valeros.“

Sie seufzte, dachte kurz über ihre weiteren Worte nach und unterbreitete dann Valeros ihren Vorschlag:

„Ich sollte sie morgen so provozieren das sie mich statt Flick nehmen. Du weißt dass ich schweigen kann, Valeros und ich weiß eher worauf ich mich einlasse als Flick. Nun komm nicht mit dem Vorschlag dass du dich foltern lässt. Du bist der Anführer. Wenn du weg fällst oder man dich schreien hört fangen alle anderen auch an zu verzweifeln. Ihr hättet dann genug Zeit um etwas auf die Beine zu stellen um hier zu verschwinden und um mich brauchst du dir keine Gedanken zu machen, solange ihr mich nicht vergesst wenn ihr abhaut.“ Sie grinste ihn an und wurde wieder ernst: „Flick sollte das nicht erleben müssen!“

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Montag 18. April 2011, 21:48

Die wütenden Schreie des Anführers schwebten noch eine ganze Weile wie Damokles Schwerter über ihnen. Jeder der Anwesenden war in eine Art Schweigeminute verfallen, die die Situation noch unerträglicher machte. Irgendwo in den Zellen, raschelten Rattenfüße über den steinernen Fußboden und der Wind peitschte um die Häuserecken. Die Ruhe die nach der Erkenntnis, dass Ulias tod war, einsetzte verriet den Gruppenmitgliedern, dass ihr Anführer genauso ratlos war, wie sie selbst. Zwar war jeder von ihnen ein Unikat und bis auf Flick, der einfach neu in der Truppe war, hatten sie alle durchweg gute Ideen, Einfälle und Pläne. Sie unterstützten sich gegenseitig und halfen sich aus der ein oder anderen Klemme. Doch nun saßen sie schweigend zusammen und doch getrennt in ihren Zellen. Fleischer hatte seinen massigen Körper auf die Steine fallen lassen und starrte, den Kopf gegen die Wand gelehnt, in die Dunkelheit seiner Zelle. Er horchte nach dem Jungen, der sich vor Wut die Finger eingekloppt hatte. Ihm ging der Verlusst ebenfalls nahe, doch wusste er, dass Valeros nicht ruhen würde, bis dieses Unrecht gesühnt war.
Innerlich schüttelte der Mann den Kopf. Es war einfach mehr als unklug diesen Jungen einzusperren und ihm dann auch noch die Leute zu rauben. Er würde sich rächen. Bitterlich.

Amiri hingegen spürte, wie ratlos der Mann ihr gegenüber in der Zelle war. Sie konnte seinen Rücken sehen und meinte seine hängenden Schultern zu erkennen. Natürlich saß ihr ebenfalls der Schock in den Gliedern und nicht zuletzt auch die Angst, ob der ungewissen Zukunft und der mehr als ausweglosen Situation. Doch ihr Kampfgeist war einer der vielen Vorzüge. Während Valeros noch an dem Verlusst zu knabbern hatte, warfen sich bei ihr die grauen Zellen an. Ihr war sofort klar, dass es hier nun um ein weiteres mehr als unschuldiges Leben ging: Flick. Der Jüngste im Bunde würde gewiss nicht wie Ratte oder Friedbert enden, eher opferte sie sich selber. Zumal sie sicherlich widerstandsfähiger wäre. Ohne Frage, sie würde sich um seinetwillen opfern. Und hier verhandelte sie nicht. Also unterbreitete sie ihren Vorschlag Valeros, ohne das Flick dies mitbekam.
Der saß nämlich schneeweiß - was unbemerkt blieb, da es einfach zu dunkel war- in seiner Zelle, hatte die Arme um die Beine gekrallt und starrte entsetzt auf einen unbestimmten Punkt. Seine Gedanken ließen ihn nicht in Ruhe, spielten ihm die eingebrannten Schreie Friedbert's immer wieder vor und ließen ihn erahnen, was auf ihn zukommen konnte. Das die Kämpferin, eine Zelle weiter, gerade ihr Leben für seines opfern wollte, bekam er nicht mit. Hätte er dies erfahren, wäre seine Ehrfurcht vor dieser Frau sicherlich noch größer geworden. Er vergötterte Valeros, sah zu ihm auf, doch Amiri war mehr für ihn. Er bewunderte sie und war gleichzeitig verlegen, wenn sie den Raum betrat.

Erst die Stimme des Anführers, riss ihn aus seiner Trance. Friedbert? Sollte wirklich Friedbert derjenige sein, der sie verraten hatte? Der Ulias auf dem Gewissen hatte und sich einen Drekc um sie scherte? Er war doch der Angsthase von ihnen allen. Ausgerechnet das schwächste Mitglied? Flick war naiv und gutgläubig, dazu jung und idealistisch. Er hätte es nicht besser wissen können. Für ihn waren sie alle Patrioten und Helden, die die finsteren Schurken und Bösewichte aus der geliebten Heimat vertreiben und die Sonne zurück nach Grandea bringen würden. So sah es nunmal für ihn aus. Doch die Realität holte ihn schnell wieder ein. Der Gestank der Zellen, das zugige Loch in dem sie saßen. Als Valeros verlangte, dass sie ihre Zellen absuchen sollten, machte auch er sich auf die Suche.
Aus Amiri's Zelle kam eine Verneinung und auch Fleischer schien keinen Erfolg zu haben. Flick's Hände tasteten zitternd über den Boden und hin und wieder fasste er in etwas weiches, glitschiges. Er zuckte erschrocken weg, riss sich dann jedoch weiter zusammen und fühlte weiter nach einem Gegenstand. Plötzlich, gerade als er die Hoffnung schon aufgeben wollte, erfühlten seine Finger einen langen Gegenstand. Er hob ihn auf und hielt ihn dichter vor die Augen, um ihn zu sehen. Erstaunt bemerkte der junge Kerl, dass er ein kleines, längliches Kästchen in den Händen hielt. Verblüfft, dass er es nicht vorher bemerkt hatte, kroch er zu den Gitterstangen und teilte den anderen mit: "Ich habe etwas gefunden. Zwar keine Stange aber es ist ein Holzkästchen. Soll ich es aufmachen? Was meint ihr?" fragte er. es war nicht ungewöhnlich für den Jungen, dass er sich absicherte, bevor er etwas tat. Immerhin war das auch eines der Kriterien, für seine Einweihung gewesen.
Während Flick neugierig darauf brannte, das Kästchen zu öffnen, kam aus Fleischers Zelle ein kleiner Aufschrei. Nicht selten platzte ein kurzer , flüchtiger Freudenschrei aus der brummigen Kehle. "Hey Junge ich habe ein altes Eisen gefunden. Ich werfe es Amiri zu, damit sie es dir zuwerfen kann." Nach den Worten, folgten Taten und er warf die Eisenstange diagonal in Amiris Richtung. Sie war recht schwer und flog deshalb nicht sehr gut, doch gott sei dank, war der Weg zu ihrer Zelle nicht allzuweit, sodass die Stange scheppernd auf den Boden fiel, in Reichweite von Amiri's Arm.

Noch immer saß Flick am Gitter und hielt die Schatulle in seinen Händen. "Soll ich sie nun öffnen?" fragte er ungeduldig die anderen.

Durch den leichten Tumult, den die Stange und Flick's Fund ausgelöst hatte, regte sich etwas in Zelle Nummer 7. Zwar war nichts zu hörendoch vielleicht bekam Amiri ein leichtes Unbehagen in der Magengegend. Hatte sie ihre Zelle eigentlich schon mal genauer angesehen? Zog es nicht irgendwo? Und wie sah es im hinteren Teil der Zelle aus? Die dunklen Ecken hatte sie nicht untersucht, oder etwa doch?
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Dienstag 19. April 2011, 12:56

Ehe Valeros auf ihre Bitte etwas sagen konnte geschahen mehrere Dinge fast gleichzeitig. Flick verkündete dass er ein kleines Holzkästchen gefunden hatte und wollte nun ungeduldig wissen ob er es öffnen solle. Amiris erster Gedanke war es aufzumachen, doch leise meldete sich ihre Vorsicht. Es war seltsam das ausgerechnet Flick, dem zuvor die Folter angedroht wurde, nun solch ein Kästchen fand. Doch Valeros sollte und würde entscheiden, sie würde nicht wieder die Spielverderberin sein wenn sie auf eine gewisse Gefahr hinwies.

Ein kleiner Freudenruf von Fleischer ließ Amiri abermals aufhorchen. Offensichtlich hatte der Mann eine Eisenstange gefunden. Amiri schüttelte den Kopf über so viel Glück und Dummheit. Glück für sie, aber die Dummheit der Adligen war wirklich kaum zu übertreffen. Wie konnte man nur eine Eisenstange in einer Zelle liegen lassen? Das lud ja jeden Gefangenen geradezu dazu ein sich gegen einen Wächter zu erheben. Fleischer warf sie zu ihr herüber und laut scheppernd landete sie vor Amiris Zelle. Durch das plötzliche laute Geräusch zuckte Amiri zusammen. Sie hatte sich an die Stille und die Dunkelheit gewöhnt und dementsprechend schärfer war nun ihr Gehör. Ein völlig normaler Schutzmechanismus des Körpers, doch in diesem Moment unangenehm. Sie drückte sich gegen die Zellenstäbe, streckte sich soweit es möglich war nach der Stange und erreichte diese.

Mit ein bisschen Schwung warf sie Valeros die Stange zu und setzte sich wieder im Schneidersitz auf den feucht nassen Boden. Die Frage was er damit nun eigentlich vorhatte und was er zu ihrer Bitte zu sagen hatte lagen ihr zwar auf der Zunge, aber erst einmal schwieg sie. Mit Sicherheit hatte Valeros irgendeinen Plan und somit würde sich zumindest eine ihrer Fragen schnell selbst beantworten.

Während sie ihn beobachtet wanderte Amiris Blick durch den Gang. Abermals blieb ihr Blick an der siebten Zelle hängen. Sie sah nur einen ganz kleinen Teil der Gitterstäbe, in die Zelle konnte sie gar nicht blicken. Sie seufzte leise. Abermals überkam sie das Gefühl das sie nicht ganz unter sich waren. Doch solange sie in dieser Zelle fest saß würde sie nicht heraus finden ob es sich um ein Hirngespinst handelte oder wirklich jemand in dieser Zelle hauste.

Valeros mühte sich immer noch mit seinem Vorhaben ab und Amiri verlor die Lust ihm dabei zu zusehen. Wenn sich etwas Wichtiges ergab würde sie davon erfahren, sonderlich weit weg konnte sie schließlich nicht. Ihre Nerven hatten sich endlich beruhigt und sie konnte in der Dunkelheit mehr erkennen als zuvor. Bisher hatte sie ihre Zelle nur grob abgesucht. Auf allen vieren begann sie den Boden und die Wände genau abzutasten. Sie rechnete nicht damit etwas Wichtiges zu finden, aber manchmal war es schon wichtig sich nicht vor ein Rattenloch schlafen zu legen. Und sollte Valeros nicht bald der Fluchtversuch gelingen, würden sie irgendwann schlafen müssen. Aber schaden konnte es ja nicht…

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Valeros Tareon » Mittwoch 27. April 2011, 11:39

"Niemand wird morgen überhaupt irgendjemanden provozieren, Amiri, weil wir gar nicht mehr da sein werden. Ich musste Ulias verlieren, weil Friedbert sich seinen Adelstand verfeinern wollte und dieser fette Sack von Adelsmann sich einen Spaß daraus macht die Schwachen zu quälen. Außerdem haben diese Hunde nur ihren Spaß. Provokation dürfte an diesen Leuten abprallen wie Seife an Dreckhaut-Mayers.", sprach Valeros geduldig, was ihm allerdings schwer zu fallen begann.
Die Zelle und der Kerker an sich waren viel zu eng für den jungen Kämpfer. Er hasste es in Gefangenschaft zu leben. Er war ein Kind der Freiheit und der Ungebundenheit - Überbleibsel aus seiner Zeit als Seefahrer. Stück für Stück übermannte ihn die Furcht, doch noch schaffte es der schwarzhaarige Samaer dieses Gefühl mit Mut, Entschlossenheit und Kampfgeist tief in sein Innerstes zu verbannen.

"Flick wird mit mir, dir und Fleischer aus diesem Drecksloch verschwunden sein, bevor jemand etwas davon bemerkt und dann kümmern wir uns um Hubertus - Ich würde dem Adel gerne eine vielsagende Nachricht hinterlassen.", sprach er vollkommen von seinem Vorhaben überzeugt und suchte in seiner Zelle nach nützlichen Gegenständen. Wenn er Pech hatte, dann würde auch dieser Plan im Sand der Hoffnungslosigkeit versinken, allerdings gelang der gesamten Mannschaft der 'Faldor's Fluch', einem Schiff der dunkelelfischen Piratengarde, durch diesen Trick die Flucht aus dem anduinischen Kerker. Der junge Flick meldete sich zuerst bei den anderen Häftlingen. Sofort stand Valeros auf, ließ etwas Heu aufwirbeln und stand am Gitter. Zuerst war die Entdeckung enttäuschend, dann jedoch erzeugte sie Misstrauen. Vieles war Möglich in einem kleinen, stinkenden Kellerloch, aber nicht, dass man eine Schachtel fand.

"Lass sie verschlossen Junge, wir wissen nicht, wer hier vielleicht ein Spielchen spielen will - Ich traue dem Adelspack nicht und will nicht wissen, was man sich noch ausgedacht hat, um uns hier unten zu schikanieren. Leg sie auf den Boden und halte dich möglichst weit davon entfernt. Hast du verstanden, Flick? Lass erst einmal die Finger davon." Inzwischen hatte sich auch Fleischer gemeldet und hatte tatsächlich eine Eisenstange gefunden. Valeros' Augen weiteten sich und helle Freude war darin zu lesen. "Gut gemacht, Fleischer! Das ist unser Weg hier raus!" Amiri erhielt wie abgesprochen die Stange und gab sie weiter an Valeros, der damit begonnen hatte, sich obenherum zu entkleiden. Das dicke Leinenhemd roch nach Heu und Nässe. "Ich habe diesen kleinen Trick von einem Seefahrer in der Schenke von Samar gelernt. Zumindest in seinen Geschichten hat es funktioniert. Hoffen wir das Beste." Der listige Freiheitskämpfer breitete das Kleidungsstück auf dem Boden aus, entblößte sein Gemächt und begann damit, auf den Stoff zu urinieren. Jeder hörte das Plätschern und beinahe jeder konnte sich nach einem kurzen Moment erklären, was gerade geschah. Flick fragte nicht, nahm er doch an, Valeros müsste nur einmal Wasser abschlagen, allerdings konnte Fleischer ein klein wenig von den Geschehnissen sehen und fragte recht verblüfft nach, was denn der Samaer dort treiben würde. Valeros setzte ein sehr breites Grinsen auf.

"Wenn dieser Stoff nass wird, zerreißt er so gut wie nicht mehr.", meinte der Anführer recht trocken und schüttelte auch den letzten Tropfen auf das Hemd. Seine Scham versteckend, hob er das triefnasse Klediungsstück und wickelte es geschickt um zwei der Gitterstangen. Dann nahm er das Eisen vom Boden und legte es wie einen Hebel zwischen die Enden des Hemdes. "Ich werde das Eisen als Hebel verwenden, das du gefunden hast, Fleischer. Damit sollte ich das Gitter soweit verbiegen können, dass ich zumindest durchschlüpfen kann. Mehr soll es nicht sein. Passt auf, dass niemand kommt.", meinte er noch und zwirbelte die Enden nun zusammen, bis er auf Widerstand stieß. Jetzt spannten sich die Muskeln an und ein leises, metallischen Seufzen erklang ... vielleicht würden sie es dieses Mal schaffen.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. April 2011, 16:56

Während Valeros sich an seinem unerschöpflichen Kampfgeist und Überlebenwille gütlich tat, keimte in Amiri immer wieder vage Hoffnungslosigkeit auf. Sie war eben der Realist unter ihnen und dafür zuständig, die Sache klar zu erkennen und beim Namen zu nennen. Sie saßen in jeweils einer Zelle, die zwar völlig verdreckt doch dennoch voll funktionstüchtig waren, hatten bis auf eine Eisenstange nichts Brauchbares und verloren reihenweise ihre Kameraden. Von den anderen sollte wohl niemand zur Hilfe eilen. Auch wenn Amiri der klaren Ansicht war, für eine unterstützenswerte Sache zu kämpfen, so wusste sie auch, dass dieses Geschäft, diese Art zu leben, Opfer mitsich brachte. Wurden Anhänger geschnappt, so würde keiner zur Hilfe kommen, um nicht die gesamte Unternehmung zu gefährden. Manchmal mochte Valeros dahingehend ein heilloser Optimist sein.
Als sich endlich etwas tat, warteten alle gespannt auf das, was ihr Anführer ihnen nun offenbaren würde. Doch es sollte nichts folgen; Sie alle hörten lediglich ein ihnen allen bekanntes Geräusch von Plätschern und Fleischer rümpfte die Nase. Sollte sich der Junge tatsächlich nur entleeren? So recht wollte ihm das nicht in den Kopf, bis Valeros auch schon seine Handlungen kommentierte.
Flick hingegen war sich nicht sicher, was diese Aktion bewirken sollte, doch er vertraute dem Anführer. Dennoch, seine Aufmerksamkeit war abgelenkt. Immernoch hielt er das Kästchen in den Händen und starrte es, so gut es im Zwielicht ging, an. Er hörte Valeros' Stimme in seinem Kopf, die ihm verbot es aufzumachen. Doch der Junge hatte eine unbändige Neugierde, nur so war er doch in diese ganze Sache hineingeraten. Doch er horchte auch auf das, was man ihm sagte. Ihm lag wirklich daran ernstgenommen zu werden und auch, als mutiger Held gefeiert zu werden. Kurzerhand und nicht gesehen, ließ er das Holzkästchen in seiner Hose, unter dem Hemd verschwinden und ging zurück zu den Gitterstäben. Schräg gegenüber konnte er Valeros erkennen, wie er sich mit dem nassen Hemd abmühte und unweigerlich verzog er das Gesicht. Alles für die Freiheit. Pfui. Fleischer stand ebenfall an seiner Zellentür und versuchte ebenfalls in die neben seine zu spähen. Doch da die Zellen von Fleischer und Valeros nebeneinander lagen, war ihm dies vergönnt und so musste er warten. Doch nach Amiri's Blick zu urteilen, lag er genau richtig mit seiner Vermutung.
Die Idee, dass der Stoff nicht würde reißen können, wenn er nass war, leuchtete ihm ein und auch er hatte schon davon gehört. Ob es klappte, blieb zu hoffen. Während die anderen darauf warteten, etwas von Valeros zu hören, vernahmen sie lediglich seine Anstrengungen, die Stäbe zu zwirbeln. Eigentlich keine schlechte Idee und tatsächlich ließen sich die Stangen nach einiger Kraftaufwendung etwas zusammendrücken, doch das reichte bei weitem nicht aus, um Valeros aus der Zelle zu bekommen.

Amiri hatte inzwischen begonnen sich ebenfalls eine Aufgabe zu suchen und tastete die Zelle ab. Je näher sie der Wand gegenüber der Zellentür kam, desto frischer wurde es in ihrer Zelle. Hier wehte doch ein zartes Lüftchen? Neugierig suchte ihre Hand weiter und glitt über die Zellenwand, bis sie.. auf einmal ins Nichts griff. Sie hatte in Erwartung einer Mauer etwas gedrückt und musste nur etwas rudern, damit sie nicht mit dem Kopf gegen die Wand prallte, als sie erkannte, dass ihre Zellenwand ein Loch hatte. Es war nicht sehr groß und befand sich direkt über dem Boden, in der Ecke der Rückwand und der Wand, die sie von der siebten Zelle trennte.War das vielleicht ein Ausweg? Natürlich würde sie nicht hindurch passen, doch wer weiß? Vielleicht half dieses Loch noch weiter. Da sie nicht untätig sein wollte, während Valeros seinen Versuch auszubrechen weiter vorantrieb, sollte sie das Loch noch genauer untersuchen. Wenn sie die Tiefe des Loches ertastete, würde sie merken, dass ihr Arm der Länge nach komplett hindurch ging. Bis zur Schulter konnte sie hindurch greifen und ertastete auf der anderen Seite ebenfalls Stroh. Die siebte Zelle! Seltsam war doch, dass diese Zellen solche Überraschungen bereithielten. Vielleicht wurden sie gar nicht untersucht? Vielleicht war sich der Dicke und sein Schoßhund zu schade dafür und das konnte ihnen zur zum Glück gereichen. Doch während Amiri diesen Gedanken nachging und noch immer erstaunt über dieses Loch war, strich etwas Sanftes über ihre Handfläche und erzeugte ein leichtes Kitzeln, was nicht unangenehm war, doch im ersten Moment sie sicher erschrecken sollte. Wenn sie vor Schreck den Arm aus dem Loch zog, würde sie feststellen, dass sie ein kleines Stück Pergament mit folgender Botschaft in den Fingern hielt: Geh von der Außenwand weg! Die Schrift war fein geschwungen, sauber und astrein verfasst. Was hatte das alles zu bedeuten?!

Valeros hingegen musste seine Mühen einstellen, da sich das Gitter unmöglich so weit verformte, dass er sich hindurch zwängen könnte. Was blieb jetzt noch? Nun saß er da mit nacktem Oberkörper, frierend und eine Eisenstange in der Hand. Doch was half ihm das weiter?
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Donnerstag 28. April 2011, 19:37

Amiri saß wieder einmal im Schneidersitz und starrte durch die Gitterstäbe ihrer Zelle zu Valeros hinüber. Kurz senkte sie den Blick und schaute zu Fleischer während Valeros sich erleichterte. Obwohl sie die einzige Frau in ihrer Runde war hatte sie kein Problem mit dergleichen Geschichten. Männer waren ebenso und einige verhielten sich nicht wirklich anders wie Tiere. Da hatte sie es mit ihren Kumpanen mehr als gut getroffen. Abgesehen von manch bissigem und zweideutigem Spruch hielten sich die Geschichten in engen Grenzen. Als das typische Geräusch erstarb hob Amiri wieder den Kopf und schaute weiter was ihr Anführer vor hatte. Zweifelnd zog sie die Augenbrauen hoch als er seinen Plan verkündet und Amiri wandte sich erst einmal ab.

Sie glaubte nicht an Valeros Vorhaben, aber er hatte ja schon für einige Überraschungen gesorgt. Trotzallem suchte sie nach einer weiteren Idee, eine andere Möglichkeit. Schnell war klar das von irgendwoher ein kaltes Lüftchen zog. Irgendwo zog der Wind herein, nichts Ungewöhnliches in einer Zelle aber trotzdem gab es Amiri genug Hoffnung weiter zu suchen. Tatsächlich wurde sie nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil kam die Erkenntnis sehr plötzlich. Sie ruderte mit den Armen als sie plötzlich ins Nichts griff und wäre um ein Haar vorne über gefallen mit dem Kopf gegen die Wand. Irritiert aber neugierig schaute sie ihre Entdeckung genauer an. Ein Loch in der Wand, leider nicht groß genug um ganz hindurch zu passen aber für ihren Arm würde es reichen. Jedoch war Amiri mit genug Vorsicht gesegnet um nicht gleich hinein zu fassen. Stattdessen wollte sie erst Valeros Meinung wissen, doch als sich die junge Frau zu ihm herum drehte war er immer noch mit seinem Fluchtversuch beschäftigt. Sie seufzte und schaute sich das Loch genauer an. Sie konnte nicht erkennen wo es hinführte, wollte sie wissen wo es hinführte musste sie hinein greifen. Mit zitternden Fingern griff sie hinein, zögerte immer wieder und drückte schließlich die Schulter gegen die nass kalte Mauer. Endlich konnte sie nasses Stroh ertasten und ihr kam die Erkenntnis dass sie ihre Hand in die siebte Zelle gesteckt hatte. Doch ehe dieses Wissen wirklich in ihr Bewusstsein dringen konnte und sie die Gefahr darin erkannte streifte etwas ihre Hand. Sanft, fast schon zärtlich wurde sie berührt. Eine Gänsehaut lief über ihre Haut ehe Amiri erschrocken und laut keuchend den Arm heraus zog und an sich drückte. Ihr Herz raste und völlig erschrocken schaute sie ihre Hand an. Was sie erwartet hatte wusste sie nicht, doch dass sie einen Zettel vorfinden würde hatte sie nicht geglaubt.

Unsicher rollte sie ihn auseinander und fand eine schöne, schwungvolle und saubere Schrift vor sich.

Geh von der Außenwand weg!

Ungläubig starrte sie den Zettel an und dann wieder zu dem Loch. Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf. Wer saß in dieser anderen Zelle? Ging sie rein von der Schrift aus, was sie zu diesem Zeitpunkt nur machen konnte, dachte sie an einen Elf. Aber wieso gab er ihr diese Anweisung und wie hatte er es geschafft diesen Zettel zu schreiben. Woher wusste er überhaupt dass sie die Hand durch dieses Loch stecken würde? Und warum sagte er es nicht einfach?
Amiri kam dies alles sehr seltsam vor und ihr Misstrauen war wieder erwacht. Sie sprang auf und ging zu den Zellenstäben. Valeros Vorhaben war gescheitert. Er saß auf dem Boden, die Eisenstange lag vor ihm auf dem Boden und er fror offensichtlich. Man sah ihm deutlich an das es ihm schlecht ging. Das alles lag Valeros so gar nicht und er litt wohl mehr als alle anderen. Vorsichtig sprach sie ihn an:

„Valeros?“

Sie wartete einen Moment bis er aufblickte und selbst dann zögerte sie einen Moment. Jemand war in der anderen Zelle. Was würde passieren wenn sie jetzt davon sprach? Doch es nützte nichts. Er war der Anführer und er musste davon wissen.

„In meiner Zelle ist ein Loch in der Wand. Armlang und führt in die andere Zelle. Die siebte Zelle. Ich…“

Sie stockte. Sollte sie ihm von dem Zettel erzählen? Wie würde er reagieren?

„Ich habe einen Zettel von ihm bekommen mit der Anweisung mich von der Außenwand fern zu halten. Sag mir was ich machen soll?“

Sie hatte die ganze Zeit schnell geredet und dabei die Stimme gesenkt damit nicht jeder sie hören konnte und schaute nun ihren Freund an. Kurzerhand zog sie ihren Mantel aus, rollte ihn zusammen und warf ihn zu ihm herüber.

„Zieh ihn über, sonst holst du dir den Tod!“, sagte sie zu ihm und lächelte flüchtig. „Und jetzt gib mir bitte einen Rat!“

Sie schaute abwechselnd zu dem Loch in der Wand und zur Außenwand. Irgendetwas war hier im Gange und sie wusste nicht was. Nur das es ihr nicht gefiel das sie keinen Einfluss darauf hatte…

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Valeros Tareon » Freitag 29. April 2011, 22:27

"AHHHH! Verdammt!" Mit einem ohrenbetäubenden Scheppern knallte das kleinen Stück Eisenrohr gegen die alten Wände seines Kerkers. Seine Wut wandelte sich in blinden Zorn. Er verfluchten alles und jeden in seiner eigenen, wüsten Sprache des Sandes. Die Zähne knirschten bereits vor willentlicher Anstrengung sich nicht selbst gegen die Gitter zu werfen, bis ihm das Blut aus dem Schädel schoß. Stattdessen sprang er auf, trat Amiris Mantel zur Seite und hämmerte mit aller ihm noch zur Verfügung stehender Kraft gegen die kalten Eisenstangen. Es donnerte mehrmals. Blut trof langsam am Gatter herunter, bis sich am Boden zwei kleine Lachen bildeten, welche aber schnell wieder in den tiefen Fugen der Steinplatten versiegten.

Plötzlich: Ruhe. Valeros verharrte. Seine Faust ruhte matt und mit aufgescheuerten Fingerknöcheln an der letzten, verschmierten Strebe. Er atmete schwer und hatte seine letzte Kraft in den Ausbruch gesteckt. Voller Hass starrte er die unversehrten Eisen vor sich an. Speichel lief dem Samaer aus dem Mundwinkel. Dann folgte Resignation. Der junge Mann wandte sich um und lehte den verschwitzen Oberkörper an das Gatter.
"Ich habe euch alle in die Verdammnis geführt, Freunde. Verzeiht mir. Wir hätten auf Amiri hören sollen und uns vorsichtig und abwartend an das Königshaus heranwagen sollen - Ich war zu wild und habe gedacht, wir könnten etwas verändern, aber am Ende sind wir hier, haben Nichts erreicht und das Volk wird unser Fehlen mit Hoffnungslosigkeit beantworten. Erneut hat der Adel gewonnen, nur dieses Mal, habe ich für diese Erkenntnis Freunde geopfert." Es klang matt und aufgebraucht. Die Enge sorgte für den Rest. Valeros hatte sich immer an der Spitze der großen Revolution gesehen, als Beschützer seiner Freunde und Befreier der einfachen Leute. Er hatte nichts davon erreicht. Niemand kam zu ihrer Rettung, niemand scherte sich um ihn oder um die anderen Häftlinge. Der große Zusammenhalt war eine Lüge geworden. Er konnte das Wichtigste, den Schutz seiner Leute, nicht gewährleiten. Alles was er gelernt hatte, um ein großartiger Anführer und Visionär zu werden, schien nichtig zu sein und vollkommen ohne Belang. Er hatte das Vertrauen seiner Truppe mit nicht einer Unze verdient.

Stück für Stück fielen dem Anführer die augen zu und er starrte bald auf die Innenseite seiner Lider. "Amiri ... tu was du auch immer zu tun gedenkst. Du hattest von Anfang an Recht. Ich war dumm, meine Sache war dumm und meine Art hat uns alle in den sicheren Tod geführt. Ich werde weder Ulias rächen können, noch werde ich Friedbert oder Hubertus stellen können. Ich habe keine Kraft mehr, dieser Ort zehrt zu sehr daran." Er seufzte leise. Seine kaputten Hände zitterten vor Schmerz und Kälte. alles was ihn ausmachte ... es verging an diesem Ort. Er hatte das Gefühl, dass Amiri von Anfang an eine bessere Anführer gewesen wäre. Das seine offensive Art und sein Temperament zu diesem letzten Schritt geführt hatten. Für Valeros verlor die Revolution mit jeder Stunde mehr an Sinn. Zumindest mit ihm als Mittelpunkt. Er wusste nicht, welche höhere Macht dafür verantwortlich war, dass er in disem Loch saß und sich aufzugeben drohte, aber dennoch versuchte er es mit einem letzten, offenen Gespräch zu seiner Göttin. Er wählte Sendli, er wollte die anderen nicht noch länger mit seinen Befürchtungen belasten.
"Göttin der Meere ... ich habe immer wohl zu dir gesprochen. Ich ruhte nie, ich war immer damit beschäftigt, deine Hoffnugn den anderen Menschen zu zeigen. Sieh', wohin mich mein Wagemut gebracht hat und welche Pein meiner Freunde durch ihn zu erleiden haben. Ich bitte dich. Schenke wenigstens ihnen die Freiheit, wenn gleich ich sie nicht mehr verdient habe."

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Samstag 30. April 2011, 10:04

Valeros Tobsuchtsanfall musste Amiri tatenlos mit ansehen. Sie mochte es nicht wenn er so reagierte, das verhieß meistens nichts Gutes. Auch jetzt blieb es nicht beim fluchen und herum schreien. Er schlug wie wild gegen die Gitterstäbe und es dauerte nicht lange bis die ersten Tropfen Blut herunter tropften. Amiri schüttelte den Kopf und seufzte. Selbst wenn sie jetzt an ihn heran kommen könnte würde sie nichts an seinem Gemütszustand ändern. Sie lehnte den Kopf gegen ihre Zellengitter und wartete bis er sich beruhigt hatte.

Obwohl sie darauf gewartet hatte war die plötzlich eintretende Stille erschreckend. Amiri zögerte einen Moment und hob dann den Kopf um zu Valeros zu schauen. Einen kleinen Moment hatte sie damit gerechnet das er mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen war vor lauter Sturheit und dem Drang nach Freiheit und würde nun bewusstlos in der Zelle liegen. Doch was sie erblickte besorgte sie weit mehr als wäre er bewusstlos.
Er blickte die Gitterstäbe an, hasserfüllt und zugleich gar nicht richtig anwesend. Schwer atmend lagen seine Fäuste immer noch gegen die Gitterstäbe. Dann wandte er sich ab und Amiri konnte nur noch seinen verschwitzten Oberkörper sehen. Das ganze beunruhigte sie zunehmend. Erst Recht als er anfing zu sprechen:

Ich habe euch alle in die Verdammnis geführt, Freunde. Verzeiht mir. Wir hätten auf Amiri hören sollen und uns vorsichtig und abwartend an das Königshaus heranwagen sollen - Ich war zu wild und habe gedacht, wir könnten etwas verändern, aber am Ende sind wir hier, haben Nichts erreicht und das Volk wird unser Fehlen mit Hoffnungslosigkeit beantworten. Erneut hat der Adel gewonnen, nur dieses Mal, habe ich für diese Erkenntnis Freunde geopfert."

Amiri blickte fassungslos zu ihrem Freund herüber. Sie hatte Valeros noch nie so gesehen. Er war im Begriff aufzugeben und zu zerbrechen an dem derzeitigen Zustand. Doch ehe sie sich aus ihrem Schrecken lösen konnte und etwas sagen konnte sprach er weiter und beunruhigte Amiri nur noch mehr:

"Amiri ... tu was du auch immer zu tun gedenkst. Du hattest von Anfang an Recht. Ich war dumm, meine Sache war dumm und meine Art hat uns alle in den sicheren Tod geführt. Ich werde weder Ulias rächen können, noch werde ich Friedbert oder Hubertus stellen können. Ich habe keine Kraft mehr, dieser Ort zehrt zu sehr daran."

Sie schluckte schwer. Amiri kannte ihn nur als starken und temperamentvollen Anführer, das ihn die Gefangenschaft so schnell und so extrem zusetzen würde hatte sie nicht gedacht.

„Valeros bitte. Wir wurden verraten und…“

Doch er hörte ihr gar nicht zu sondern redete leise vor sich und sie verstand ihn nicht. Offensichtlich waren diese Worte für ihre Ohren nicht bestimmt. Sie schnaufte und wandte sich ab. Sie mussten hier ganz dringend heraus und Valeros gehörig den Kopf waschen. Amiris Gedanken überschlugen sich. Alleine aus diesen Zellen heraus zu kommen war nicht möglich, zumindest sah Amiri keinerlei Chance mehr dafür. Also wandte sie sich dem Loch in ihrer Zellenwand wieder zu. Ihr war mulmig bei dem Gedanken, schließlich hatte sie keine Ahnung was in dieser Zelle saß und warum dieser nichts sagte. Doch im Moment war es die beste Idee die sie hatte.

Abermals, aber etwas entschlossener griff sie durch die Öffnung und versuchte heraus zu finden ob sie das Loch vielleicht vergrößern konnte oder ob ihr Zellennachbar sich wieder bemerkbar machte. Ihr lagen so viele Fragen auf der Zunge. Abermals schaute sie auf die Außenwand.

„Hilf mir bitte, ich hab zwar keine Ahnung wer du bist. Aber ohne Grund soll ich mich doch nicht von der Außenwand fernhalten. Sag mir wieso…“

Sie redete fast mehr zu sich selbst, Amiri bezweifelte das der andere neben ihr sie hören konnte. Ihr Blick huschte wieder zu Valeros doch der hatte sich noch kein Stück bewegt. Es war frustrierend und ihre einzige Hoffnung stützte sie auf einen Fremden der neben ihr in der Zelle saß.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. Mai 2011, 09:57

Nun war es soweit. Valeros drohte an der Gefangenschaft zu zerbrechen. Dabei war er doch immer derjenige, der willensstark war und voller Ideen sprühte? Dass die Tatsache, dass dieser Mann nun drohte abzustürzen, Amiri angst machte, war verständlich. Doch gleichzeitig musste man sich fragen, was das für ein Anführer war, der so schnell zermürbt werden konnte. Oh welch' freudige Nachricht für all seine Feinde, dass er die Gefangenschaft und das Töten von Mitgliedern und Freunden nicht ertrug. Das dürfte vieles einfacher machen für all die bösen Schatten, die ihnen an den Kragen wollten.
Amiri erschreckte das gebrochene Bild, des Mannes, welchem sie vertraute und freundschaftlich liebte. Doch seine Worte, die hart und niederschmetternd waren, halfen ihr sogleich auf die Beine. Sie würde also die Führung übernehmen und wenn sie hier heil herauskommen, ihrem Freund kräftig die Leviten lesen! Doch nun galt es, einen Ausweg zu finden. Der Hoffnungschimmer der Notiz, behielt die Freiheitskämpferin vorerst für sich und versuchte auf eigene Faust das Rätsel zu lösen.
Während Amiri in die Dunkelheit ihrer Zelle verschwand, redete Fleischer mit brummiger Engelszunge auf den Jungen ein, er solle sich nicht aufgeben und es wäre nicht seine Schuld. Auch Flick bemühte sich um aufmunternde Worte und betonte immer wieder, dass Valeros sein Held sei. Er schaute zu ihm auf und er würde es auch weiter tun. Er betonte, dass der Freiheitsliebende ihm einen Sinn im Leben gab, dass er ihm vortreffliche Abenteuer bescherte und auch wenn er nun in dieser Situation war, so wäre er mit niemanden lieber dort, als mit eben jenen, die dort eingesperrt waren. Vielleicht munterten Valeros diese Worte auf, vielleicht aber auch nicht. Wer konnte ahnen, was in Valeros vorging? Wer er seine eigene Messlatte immens hoch angesetzt hatte, sodass doch ein Scheitern vorprogrammiert war. Vielleicht ging der Anführer zu hart mit sich ins Gericht.

Während die Fronten ungeklärt waren und Valeros sich entscheiden musste, was er wollte und ob er sich aus dem Tief an die Oberfläche befreien konnte, tastete Amiri die Wand entlang und fand erneut das Loch zur anderen Zelle. Mit mulmigen Gefühl griff sie hindurch und bemühte sich tapfer durchzuhalten. Doch eine Berührung blieb aus. Vielleicht wollte die junge Frau schon wieder die Hand hervor ziehen, als sie einen sanften Lufthauch an ihrem Handgelenk wahrnehmen konnte. Eines war zumindest sicher: Sie wusste nicht wer oder was dort war, doch dass es ihr nicht schaden wollte, das konnte sie nun mit Bestimmtheit sagen. So zärtlich dieser Jemand ihre Hand berührte und auch jetzt wieder vorsichtig einen Annäherungsversuch machte, kam ihr fast schon vornehm vor. Dann, nachdem der Lufthauch verstrichen war, berührte wieder eine sanfte Hand die ihre und strich ihr über die Handinnenfläche. Ein kurzer Händedruck, dann verschwanden die Hände und Amiri's Finger ertasteten den kalten Zellenboden. Es dauerte eine wirklich lange Weile, bis sich wieder etwas tat. Keine Berührung, keine Nachricht, nichts passierte. Verwirrend war die ganze Sache und unheimlich dazu, auch wenn die junge Frau sicher eine Art Vertrauen verspürte. Eine seltsame Sicherheit, die ihr diese Berührungen gaben.

Während es in dem Zellenblock erneut sehr still geworden war, vernahmen die Insassen nach einiger Zeit ein Kratzen, ein Scharben. Alle horchten auf und lokalisierten das Geräusch bei Amiri. "Was geht da vor, Mädchen?" fragte Fleischer brummig und auch Flick bemühte sich, etwas zu sehen - was natürlich unmöglich war. Amiri selbst dürfte nun das Geräusch an der Außenwand erkannt haben und ihr fiel die Notiz wieder ein. Das Kratzen und Scharben wurde deutlicher und lauter. Während keiner der anderen Wusste, was hier eigentlich vorsich ging, löste sich langsam einer der kleineren Steinblöcke in der Wand nach draußen. Vermutlich schlug Amiri's Herz bis zum Hals und die ganze Situation war grotesk und verwirrend. Doch viel Zeit blieb nicht, denn nachdem das Kratzen verstummt war, fiel mit einem deutlichem -Klonk- der erste Stein zu Boden- und gab den Blick auf die Freiheit preis. Bevor jemand verstehen konnte, was für Glück sich hier abspielte, strömte frische Nachtluft durch die Öffnung und erfüllte den stickigen Raum. EDa das Loch nicht groß genug war, damit jemand hindurch passte, lockterte sich wie von Geisterhand ein weiterer, dann noch einer und noch einer fielen nach der Reihe zu Boden und vergrößerten die Öffnung, bis Amiri locker hindurch passte.
Draußen konnte sie einen Schemen ausmachen, der sich jedoch vermummt und bedeckt hielt. Seine Augen waren auf die junge Frau gerichtet und waren das einzige, was sie erkennen konnte. Dann machte der Fremde eine Bewegung die elegant und fließend war und hielt ihr seine Hand hin. Offenbar wollte er ihr durch die Öffnung helfen und bot zuvorkommend sein Hand. Vielleicht war Amiri etwas perplex über diese Begebenheit und vermutlich nicht gewohnt, zuvorkommend behandelt zu werden, doch sie erinnerte sich an die Sanftheit der Berührungen, die Sicherheit, das Liebevolle. Nahm sie seine Hand? Es war ein Weg in die Freiheit, sie war in der Lage den anderen zu helfen. Vertraute sie dem Freden, der in schwarze Klamotten vermummt war, von dem sie nur die Handschrift und die Augen kannte? Eines war jedenfalls sicher: Der Fremde hatte etwas Anziehendes.

Valeros hingegen hatte alles mitansehen können und konnte dem Schauspiel, welches sich nun ereignete gut sehen. Da war sie.. die Feiheit. Doch wer war dieser Vermummte? Was wollte er? Vielleicht wollte er Amiri schaden? Vielleicht entführen und die anderen verrecken lassen? Was war zu tun? Freiheit, oder Sicherheit?

Flick und Fleischer wollten aufgegregt wissen, was denn vor sich ging.
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Valeros Tareon » Samstag 7. Mai 2011, 02:11

Ein langes Seufzen entglitt dem jungen Mann. Er hörte seine alten Freunde nicht mehr und somit auch ihre aufbauenden Worte nicht - Er war müde und erschöpft von den erfolglosen Anstrengungen aus dem Gefängnis zu entkommen. Er hasste alles an der Gefangenschaft und dem Gefühl nicht zu tun was ihm beliebte oder dorthin zu gehen wo der Wind einen süßen Duft mit sich trug. Valeros zerbrach an der Gefangenschaft, da ihm trotz all' seiner guten Vorsätze, seiner Einstellung und seiner Aufopferung keine Hilfe entgegen eilte. Sehnsüchtig erinnerte er sich an die alten Tage auf dem Schiff mit seinen Freunden und Kameraden. Die Wochen auf See und an Land, in den Hafenstädten. Die Trinkgelage, die Überfälle und der starke Zusammenhalt. Damals hatte er so sehr danach getrachtet ein Mann zu werden, wie ihr Kaptiän, doch dies blieb verwehrt und das in einer Situation, in der sich Valeros tatsächlich hätte beweisen können.
Der junge Kämpfer ließ den Kopf zwischen die Beine sinken, schloss die Augen und seufzte noch ein aller letztes Mal. Ihm lag nicht länger etwas daran, mit den anderen zu reden oder sie zu weiteren unsinnigen Taten zu beflügeln. Nicht länger würde er die Schuld auf sich nehmen können, nicht die Schuld ein Menschenleben geopfert zu haben, welches sich für die richtige Sache einzusetzen gewagt hat. Schwer war das Herz des sonst so harten Kerls und seine Seele verblasste im Angesicht der schattenhaften Schemen zu seinen Füßen.
Selbst das Bröckeln und Kratzen in seinem Rücken schaffte es nicht die Aufmerksamkeit Valeros auf sich zu ziehen. vielmehr dachte er sich, dass Amiri selbst einen verzweifelten Ausbruchsversuch unternehmen wollen würde. Er wandte sich gerade in dem Moment um, als ein Steinquader aus der massiven Wand fiel - Frische Luft umspielte das Gesicht Tareons und gab ihm die Kraft sich aufzurichten. Seine blutigen Finger krallten sich an den Gitterstäben fest und die blassen Augen fieberten hinüber in die andere Zelle. Ein Mann tauchte auf und wirkte weder einladend, noch erweckte die Verkleidung wenig Vertrauen. Zuerst hatte er darauf gehofft, dass es seine Leute waren die sich doch dazu erbarmten den Kern der Freiheitskämpfer zu retten, doch dann wurde schnell klar, dass es sich dabei nicht nur um einen und dann auch nicht um einen solchen Vermummten gehandelt hätte. Valeros war mehr als skeptisch, es missfiel ihm, dass ihre Rettung nun von so jemanden angeleitet werden würde, aber im Nachhinein, was beschwerte er sich, er hatte um die Rettung seiner Freunde gebeten und vermutlich gewährte ihm seine Göttin diese Gnade.
"Da ist jemand, Freunde ... bei Amiri." Gab er Fleischer und Flick zur Antwort. "Hey ... wenn du schon Amiri mit dir nimmst, dann nimm wenigtens auch die anderen beiden mit." Rief er lauter und ließ sich erneut auf die Knie fallen. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft zu stehen. Anders als der Rest von ihnen hatte sich Valeros vollkommen verausgabt, um auszubrechen. Wie alles andere, dass er bisher getan hatte, vollkommen nutzlos, denn erneut konnte es jemand besser als er und somit war der sonst so glorreiche Anführer nicht länger von Nöten. Er empfand es im Moment erleichternd, dass er sich dazu entschloss in diesem Kerker zu bleiben. Er würde durch seine Folter und Befragung genug falsche Fährten legen können, um die Verfolger in die Irre zu führen. Wenn er schon nicht als großgefeierter Held in die Geschichtsbücher eingehen würde, dann zumindest als Märtyrer. "Hast du gehört, Fremder, nimm Fleischer und Flick ebenfalls mit dir." Mit einem letzten Lächeln kroch Valeros weiter nach hinten, in die Dunkelheit seiner Zelle, wo sein sonst immer lachendes Gesicht in ewiger Finsternis versank.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Samstag 7. Mai 2011, 09:00

Mit zitternden Fingern zog Amiri die Finger wieder aus der Öffnung, ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie starrte an die Decke und atmete tief ein und aus um ihren Herzschlag und ihre zitternden Finger zu beruhigen. Eigentlich sollte sie sich Gedanken um Valeros machen oder um die Flucht, aber stattdessen dachte sie über das Gefühlswirrwahr nach das die Berührung in ihr ausgelöst hatte. Da jene so zärtlich und vorsichtig gewesen war konnte Amiri für sich selbst behaupten das der Fremde ihr nichts tun wollte. Außerdem hatte sie Sicherheit empfunden als er ihre Hand hielt.

Während sie darüber noch nachdachte hörten die anderen schon ein Scharen und Kratzen. Amiri schaute sich fragend um und musste feststellen das es von ihrer Außenwand kam. Offensichtlich war der Zettel durchaus ernst gemeint. Schnell stand sie auf und ging an die Gitterstäbe, weiter weg von der Außenwand konnte sie nun wirklich nicht. Gespannt schaute sie auf die Wand und ärgerte sich über ihr eigenes Empfinden. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust vor Aufregung und sie verspürte eine unglaubliche Neugier. Als der erste Stein herunter fiel hielt Amiri erschrocken die Luft an. Das der Fremde hier am Werke war, war Amiri eigentlich klar. Aber wer oder was lockerte gerade die Steine und wie stelle er das so schnell an? Sie wusste nichts von ihm außer der Handschrift und diese sanfte Berührung. Vielleicht redete sie sich dieses Sicherheitsempfinden einfach nur ein und ihr wurde die Gefahr gar nicht bewusst.

Schließlich war ein Loch in der Wand das groß genug war um ganz bequem hinaus zu gehen. Ein Schatten tauchte darin auf. Amiri schaute ihn an doch sie konnte nichts erkennen. Komplett vermummt war die Person, nur die Augen waren zu sehen. Sie ging einige Schritte auf ihn zu ehe Valeros sich zu Wort meldete. Er erzählte den anderen was in ihrer Zelle passierte und forderte den Fremden auf alle mitzunehmen bis auf sich selbst. Schlagartig löste Amiris Blick sich von dem Fremden und sie ging zu den Gitterstäben zurück. Valeros zog sich bereits wieder in eine dunkle Ecke der Zelle zurück, doch das war Amiri in diesem Moment egal.

„Verdammt noch mal Valeros. Wir sind Freunde und ich werde dich bestimmt nicht hier drin alleine lassen. Bring deinen Arsch hoch und überleg dir liebe unsere Rache. Du bist immer noch unser Anführer und keiner macht dir einen Vorwurf. Wir wurden verraten, du wurdest verraten!“

Ihr lag noch so viel mehr auf der Zunge aber Valeros saß im Dunkeln. Sie kam jetzt nicht an ihn heran um ihm den Kopf zu waschen, das würde sie nachholen wenn sie alle wieder draußen waren. Ohne weiter auf Fleischer und Flick zu achten drehte sie sich wieder zu dem Fremden um. Er hielt ihr die Hand hin um ihr heraus zu helfen. Amiri zögerte, ihre Vorsicht meldete sich in ihr. Egal wie sanft seine Berührung zuvor war und wie sicher sie sich gefühlt hatte blieb er ein Fremder und dem galt erst einmal misstrauisch gegenüber zu stehen. Doch eine andere Möglichkeit sah sie im Moment nicht. Sie seufzte und machte klar was sie wollte damit sie ihm die Hand reichte:

„Wir holen die anderen auch hier heraus! Sonst bleibe ich wo ich bin und ihr könnt allein gehen!“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust, schaute den Fremden an und wartete auf eine Reaktion von ihm. Alle anderen Fragen konnte sie später immer noch klären, jetzt war das wichtigste die Flucht.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Dienstag 10. Mai 2011, 08:33

Vielleicht war der junge Anführer zu naiv gewesen, dass er glaubte, es gäbe eine große Organisation, eine Bruderschaft, die dafür Sorge tragen würde, in Zeiten der Not zur Hilfe zu eilen. Vielleicht war er gebelendet von seinem eigenen Idealismus. Er würde sofort aufbrechen, sollte jemand seinen Leuten auch nur ein Haar krümmen. Er wäre zur Stelle. Doch er hatte nicht daran gedacht, was wäre, wenn er selber mal in dieser Lage war. Wenn sie alle in dieser Lage waren und es keinen gab, der sie befreite. Hier in der Einsamkeit der Zelle zeigte sich nun, wie sehr er sich selber manipuliert hatte. Es gab keine große Verschwörung zum Wohle der Unteren. Auf Hilfe von den anderen Gruppen, durfte nicht gehofft werden. Er sah ja, das er bitterlich enttäuscht wurde.
Die Verzweifelung darüber nicht mehr aushaltend, begann der Prozess der nagenden Selbstzweifel. Nichtmal die Worte seiner Gefährten konnten ihm helfen. Dieses Kampf musste Valeros nun alleine überstehen.

Während der Anführer sich in sich selber vergrub und versteckte, tat sich so einiges in der Zelle gegenüber. Amiri verarbeitete noch immer die Berührung aus Zelle Nummer 7 und versuchte ihre Eindrücke und Gefühle zu sortieren. Während ihr Puls langsam wieder auf Normaltempo absank, begann das Kratzen und Scharben. Sie hörte aufgeregte Stimmen, die fragten, was das für ein Geräusch sei, doch eine Antwort hatte sie vorerst nicht parat.
Während sie sich an die Notiz erinnerte und vorsorglich Abstand hielt, die Steine nach und nach aus der Wand fielen, hatte auch endlich Valeros Notiz von dem Schauspiel genommen. Er erklärte den beiden anderen, was vorsich ging.

Fleischer und Flick konnte ihre Aufregung und Neugierde nicht zügeln und wagten die Hoffnung auf Rettung. Als alle Steine soweit entfernt waren, dass sie die Sicht auf die Nacht freigaben, trat die vermummte Gestalt ins Bild und hielt Amiri die Hand hin. Valeros hatte es geschafft sich aufzurichten und sprach den Fremden nun direkt an. Dieser hob nur den Kopf in die Richtung des Anführers und nickte einmal langsam. Die Aufmerksamkeit des Vermummten blieb solange auf Valeros, bis dieser sich in die Dunkelheit seiner Zelle zurückgezogen hatte. Dann sprach Amiri und seine Aufmerksamkeit galt ihr. Unbeweglich blickte er sie aus dem Dunkel seiner Kapuze an und als sie sich nicht rührte, ihre Forderung ebenfalls klar machte, nickte er abermals wortlos und bekräftigte nochmal seine Geste mit der Hand.
Das Bild was sich der Freiheitskämpferin bot, war skurril und aufwühlend. Da war der Fremde, ganz in schwarze Stoffe gehüllt und lediglich hin und wieder blitzten Augen aus der Dunkelheit auf. Er stand vor ihr und reichte ihr die Hand, damit sie diese Zelle verlassen konnte. Wer war er, was machte er hier, wieso sprach er nicht und warum zum Teufel half er ihnen?
Auch wenn Amiri lediglich das Nicken als Versicherung hatte, dass die anderen ebenfalls aus dem Gefängnis befreit würden, wie sollten sie das anstellen? Sie befand sich in einer Zwickmühle: Wenn sie mit dem Fremden ging, war es gut möglich, dass sie die anderen im Stich ließ. Würde sie nicht mitgehen, saßen sie hier immernoch fest und würden vermutlich keine weitere Hilfe bekommen. Eine schwere Entscheidung, doch die Zeit drängte. Nach der Farbe des Himmels zu urteilen, dürfte der Sonnenaufgang nicht mehr lange hinsein. Und aus Erfahrung wusste sie doch, dass man am Besten die Dunkelheit für solche Aktionen nutzte.
Wie also würde sie sich entscheiden? Der Fremde stand bewegungslos und geduldig da, doch wie lange noch? Sie musste eine Entscheidung treffen, jetzt!


Fleischer und Flick hatten das ganze Schauspiel mit unterschiedlichen Mienen verfolgt. Flick war aufgeregt und heilfroh, frische Luft zu atmen. Fleischer hingegen war skeptisch und in Sorge um Valeros, der seit seinen Informationen nichts mehr gesagt hatte. Auch Amiri war so ruhig und er konnte nicht in ihre Zelle sehen! es war zum Haareraufen und er hatte keinen Einfluss auf die Geschehnisse. Er würde weder Valeros, noch Amiri beschützen können. Fleischer war schon lange im Geschäft und er wusste auch, dass Gefälligkeiten hohe Preise haben konnten.

Nach einer Weile des Wartens, hob die Gestalt den Kopf, als wollte sie Amiri fragen, ob sie nun mit ihm komme. Auch wenn sie lediglich sein Nicken als Versicherung hatte, so erinnerte sie sich dennoch an die Berührungen. Dann faste die junge Frau einen Entschluss und nahm ihr aller Schicksal selber in die Hand. Sie legte ihre Hand in seine und erkannte das bereits vertraute Gefühl. Wenige Herzschläge später, schlossen sich in Stoff gekleidete Finger um ihre und halfen ihr sicher aus der Zelle.
Frische Luft strömte durch ihre Haare und schien sie willkommen zu heißen. Vermutlich machte Amiri's Herz einen kleinen Hüpfer, denn genau wie die anderen, liebte sie die Freiheit. Doch lange konnte Amiri die Luft nicht genießen, denn der Verhüllte, der immernoch ihre Hand hielt, gab mit sanftem Druck zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte.

Während Amiri nach rechts aus dem Sichtfeld des Anführers verschwand, wenn er denn das Schauspiel verfolgte, trat eine erneute drückende Stille ein. Es war klar, dass sie sich alle fragten, ob dies ihre Rettung oder ein fauler Trick war. Den anderen blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen.

Draußen vor den Zellen, konnte Amiri erkennen, dass sie sich wohl hinter den Zellblöcken befanden. Wenn sie zu ihrer Linken schaute, würde sie nur vereinzelte Häuser erkennen und dahinter lediglich den Horizont. Offenbar lagen diese Gefängnisse nicht im Stadtinnern, sondern eher am Stadtrand. Der Fremde führte die junge Frau galant und sicher über diverse Hindernisse wie Schutt und Geröll von alten Mauern. Nach nur wenigen Augenblicken, führte er sie um die Häuserecke nach rechts und ließ dann ihre Hand los. Hier gab es nichts anderes, ausser Müll und Gerümpel, welche auf dem unebenen Erdboden lagen. Doch zwischen all den unwichtigen Dingen, die die Freiheitsliebende schon aus den Armenvierteln kannte, entdeckte Amiri etwas Interessantes: Als wäre nie etwas gewesen, lehnte dort an der Wand jede einzelne Waffe, derer sie beraubt wurden. Bis auf kleinere Dinge, waren ihr Hab und Gut tatsächlich hier und warteten nur auf ihre Besitzer. Die junge Frau dürfte zwischen den Sachen einiges finden, was ihr half, die anderen aus ihren Zellen zu befreien. Der Fremde stand nach wie vor wortlos und vermummt neben ihr und legte erneut eine Engelsgeduld an den Tag, während Amiri ihre geliebten Habseligkeiten einsteckte.

Dann jedoch ruckte der Kopf des Helfenden zum Horizont und als würde ihm etwas flüstern, dass sie sich beeilen mussten, bevor der Tag anbrach, griff er nach Amiris Arm, um sie darauf hinzuweisen, dass sie sich sputen musste. Nun lag es an der Befreiten, ob und wie schnell sie ihre Kameraden aus den Zellen bekommen würde.
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Mittwoch 11. Mai 2011, 12:13

Amiri bekam das unangenehme Gefühl keine wirkliche Wahl zu haben. Wenn sie ihm nicht die Hand reichte würde er gehen. Damit hatte sie nichts gewonnen. Dann würde sie aus der Zelle zwar klettern können, aber war komplett allein auf sich gestellt. Sie hatte keinerlei Ausrüstung und auch keine rechte Ahnung wo sie war, geschweige denn wie sie die anderen aus ihren Zellen bekommen sollte.
Valeros begann immer tiefer in Selbstzweifel zu versinken und drohte daran zu zerbrechen und als wäre das alles nicht genug konnte Amiri sehen wie sich der Himmel begann heller zu färben. Der Anbruch des Tages würde nicht mehr lange dauern und dann würde jede Flucht noch schwieriger werden. Aber noch einen Tag länger in den Zellen abwarten funktionierte auch nicht, zum einen würde sicherlich jemand gefoltert werden und zum anderen würde man ihre Flucht bemerken. Amiri grauste bei dem Gedanken, aber sie konnte sich gut vorstellen dass dann alle anderen sofort gehängt werden würden.

Die Entscheidung war längst überfällig und es gab nur eine logische Handlung, egal wie viele Ängste daran hingen. Also streckte sie die Hand aus und legte sie in die andere. Einige Sekunden später schloss diese sich um Amiris Hand und half ihr hinaus zu steigen.

Die kühle, frische Nachtluft schlug ihr ins Gesicht und Amiri spürte es nur zu gern. Als ihre Haare um sie wehten spürte sie die Freiheit. Trotzdem wandte sie sich schweren Herzens ab und ging mit dem Fremden. Seltsamerweise fiel ihr in diesem Moment ihre Mutter ein die sie als Kind immer davor gewarnt hatte mit Fremden mit zu gehen. Als Kind hatte sie es nie getan und nun, viele Jahre später, brach sie, das als Kind gemachte Versprechen, und lässt sich von einem Fremden weg ziehen. Sie war angespannt und sie spürte wie leise die Angst heran geschlichen kam als sie weiter weg gingen.
Ihre Augen suchten die Umgebung ab. Sie konnten nicht zurück in die Stadt flüchten sondern mussten fort von ihr. Sie dachte an Flicks Familie, ob sie es schon wussten? Wenn Flick fliehen würde, würden die Dunkelelfen zu seiner Familien gehen. Spätestens dann. Amiri schluckte schwer. Als hätten sie nicht genug Probleme gestellte sich nun auch noch Neue dazu.
Aber erst einmal versuchte sie sich alles einzuprägen was sie sah um bei passender Gelegenheit über eine Flucht nachzudenken. Die ganze Zeit über hielt der Fremde sie fest und ließ sie schließlich los.

Fragend ging Amiri einige Schritte weiter und schaute sich den Boden an. Es musste ja einen Grund haben warum er sie ausgerechnet zu diesem Müllberg geführt hatte. Doch was sie dann erblickte traf Amiri wie einen Schlag. Sprachlos schaute sie die Waffen an die dort standen und griff erleichtert nach ihrem Schwert. Als sie sich den Waffengurt umband fühlte sie sich deutlich wohler und sicherer. Auch dem Fremden gegenüber. Während sie die Waffen der anderen zusammenpackte und kontrollierte ob noch alles da war begann sie ihn auszufragen:

„Wie heißt du eigentlich? Oder kannst du nicht sprechen? Ich habe noch nicht ein Wort von dir gehört, dabei habe ich so viele Fragen an dich. Auch was du für deine Hilfe von mir willst!“

Darüber war Amiri sich gleich klar gewesen, es gab niemals etwas umsonst und auch er (oder sie?) würde etwas verlangen. Die Freiheitskämpferin hoffte nur inständig dass sie diesen Preis zahlen konnte. Fragend schaute sie sich um. „Irgendeine Idee wo mein Pferd ist?“ Im schlimmsten Fall konnte der Hengst ein gutes Fluchtmittel sein und sei es nur um Valeros darauf fest zubinden falls er sich weigern sollte mit zu gehen.

Amiri zuckte kurz zusammen und griff zum Schwertgriff als er den Kopf plötzlich hoch reckte. Ehe sie jedoch fragen konnte legte er seine Hand auf ihren Oberarm und ihr war klar dass sie sich beeilen musste. „Wo ist der Eingang zu den Zellen?“ Es nützte nichts zurück zu ihrer Zelle zu gehen. Dann würde sie erst ihr Schloss aufbrechen muss und danach alle anderen. Wie sie bei dem Besuch des Adligen gehört hatte öffnete er erst eine Tür und schloss sie später auf wieder. Also musste es wenigstens einen weiteren Raum geben und Amiri hoffte dort auch die Schlüssel der Zellen zu finden. Für Ratte wäre es sicherlich kein Problem gewesen die Schlösser schnell zu öffnen, aber sie würde damit ihre liebe Not haben. Wusste sie doch nur durch Erzählungen wie es ging, hatte es aber noch nie selber getan. Wenigstens hatte sie die Sachen von Ratte auch gefunden und Dietrich samt Sonde würde sich dort drin finden lassen. Amiri seufzte, eigentlich machte sie sich etwas vor. Wenn sie jetzt nicht sofort den unglaublichen Einfall schlechthin hatte würde ihr nur eins bleiben…

Sie schaute den Fremden an und verspürte den unglaublichen Drang ihm das Tuch aus dem Gesicht zu ziehen um sein Gesicht zu sehen. „Kannst du mir helfen die anderen heraus zu holen? Ich weiß nicht wie ich sie heraus bekommen soll bevor die Sonne aufgeht und ich werde nicht ohne sie gehen! Ich weiß das du mir schon sehr viel geholfen hast und ich habe keine Ahnung warum du das tust und mich plagt auch das schlechte Gewissen, aber ich fürchte ich brauche nochmal deine Hilfe! Bitte!!“

Warum nur ist er so vermummt? Was will er verbergen? Hat man ihn so sehr entstellt oder will er seine Herkunft verbergen?

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Gestalt » Dienstag 17. Mai 2011, 09:07

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Der Vermummte beobachtete die Freiheitskämpferin, während sie erleichtert ihre Sachen erkannte. Auch wenn es jedem verborgen blieb, so zuckten kurz die Mundwinkel in die Höhe. Nachdem Amiri ihr Schwert umgelegt hatte, fiel ihm sehr wohl auf, dass sie nun um einiges sicherer auftrat. Er selber wusste, was Gefangenschaft und blindes Vertrauen bewirken konnte. Da war es manchmal eben gut, eine Waffe zu tragen.
Doch nun war keine Zeit für sentimentales Geplänkel, er hatte eine Aufgabe, mehr einen Auftrag und den würde er gut machen. Wie immer. Während er feststellte, dass die Sonne nur noch Minuten davon entfernt war, über den Horizont zu klettern, überhäufte die junge Frau ihn mit Fragen bezüglich seiner Person. Erneut zuckten die Mundwinkel und er erinnerte sich an etwas Gesagtes, vor seiner Abreise:

"Ich weiß nicht, ob du der richtige bis dafür, einer von ihnen ist eine Frau. Und die reden zu viel und wollen zuviel wissen." Wie wahr. Doch die Gestalt hatte diesen Auftrag nicht bekommen, um tatenlos herumzustehen, während die Befreiungsaktion zu scheitern drohte. Also sammelte er hastig die Dietriche des Verstorbenen ein und griff, diesesmal ohne zu 'fragen', nach Amiri's Hand und zog sie, den Weg, den sie gekommen waren, zu ihrer Zelle zurück. Dort blieb er kurz stehen, schaffte die am Boden liegenden Blöcke zurück in ihre Löcher und verschloss somit die Zellenwand.

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Im Inneren dürfte den anderen etwas der Hintern auf Grundeis gehen, als Valeros feststellen konnte, dass die Zelle wieder zugemauert wurde - von außen. War Amiri in eine Falle geraten? Er hatte sie nicht gesehen, als der Vermummte die Steine zurück in ihre angestammten Plätze schob. Wo war sie? Ging es ihr gut? Flick und Fleischer hingen an ihren Gitterstäben und brannten darauf zu sehen, was Valeros sah. Doch ganz egal wie sie ihre Hälse reckten und sich bemühten, erkennen konnten sie garnichts. Doch beide waren nicht dumm und hatten die scharrenden Geräusche sehr gut einordenen können. Flick atmete geräuschvoll aus und ließ sich resigniert auf den Boden rutschen. "Wir werden hier verrotten!" quengelte er mit zittriger Stimme. Die Arme um die Beine gelegt, versenkte er seinen Kopf zwischen den Knien und war drauf und dran sich seinem Schicksal zu ergeben. Dann jedoch, fiel ihm die Holzschatulle wieder ein und er zog sie aus seiner Hose. Gedankenverloren betrachtete er diese und brannte darauf sie zu öffnen.

Während Flick mit dem Feuer spielte, stieg in Fleischer Zorn auf. "Jetzt hört ihr mir mal beide zu, ja?!" grollte er mit tiefer Stimme. "Was für eine Gruppe sind wird, was für ein Team, wo jeder sofort die Hoffnung verliert aufgrund von Annahmen und Vermutungen, die sich nicht bestätigt haben, hm?!" Er wusste, dass niemand reagieren würde, doch er machte sich einfach Luft. "Hey Bursche! Ja ich rede mit dir, du Häufchen Elend. Glaubst du, dass nie jemand, der gewagt hat gegen den Strom zu schwimmen, auf die Fresse gefallen ist?! Aber wenn jeder gleich so eine Show abzieht wie du, dann wäre keiner von uns hier und es würde nicht weiter gehen! Beweg endlich deinen Arsch von diesem versifften Boden hoch sonst krepierst du noch an der Krätze. Beide!" er brüllte schon fast und ziemlich sicher, konnte man sein Donnern außerhalb der Zellen hören.

--------------------

Amiri dürfte die gedämpfte Stimme ihres bärtigen Freundes durchaus auffallen, doch sowohl der Vermummte, als auch sie, befanden sich mittlerweile am Vordereingang der Zellen. Amiri durfte feststellen, dass um diesen Zellenblock jede Menge .. Nichts war. Zwar konnte sie durchaus einige Bruchbuden von Grandea erkennen und sie war sich auch sicher, dass dieser abgelegene Teil noch dazu gehörte, doch betrachtete man die Umgebung, so standen hier einst Häuser und Hütten, die nun allesamt abgerissen waren und der Schutt das Bild der Natur zierte. Sie war vorher noch nicht hier und meinte, dass dies auf der anderen Seite der Stadt sein musste. Während sie hinter dem Fremden stand, der vor der Tür kniete und sich mithilfe des Werkzeuges von Ratte Eintritt verschaffte, hielt sie Ausschau nach etwaigen Fremden. Blickte Amiri nach rechts, konnte sie unweit eine kleinere Hütte erkennen, in der sogar Licht brannte. Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, dort hausten ihre Peiniger. Vielleicht nicht der Fette, aber mit Sicherheit der hünenhafte Dunkelelf.

Der Vermummte riss Amiri aus ihren Gedanken, in dem er ihr die geöffnete Tür aufhielt. Nachdem sie eingetreten war, folgte er und ließ die Tür hintersich ins Schloss fallen. Dunkelheit umfing die beiden und nur langsam gewöhnten sich die Augen daran, sodass die Freiheitskämpferin Umrisse ausmachen konnte. Zu ihrer rechten Stand ein einfacher Holztisch, auf dem ein paar Würfel lagen und umgekippte Becher. Zu ihrer Linken befand sich eine karge, leblose Steinwand, von der etwas herunterhing. Nur wenn Amiri näher herantrat, würde sie erkennen, dass es sich um Handfesseln handelte, die von der Decke baumelten. Wenn die junge Frau sich tatsächlich dort umschaute, würde ihr, beim Nähertreten an die Fesseln, ein schmatzendes Geräusch zu ihren Füßen auffallen. Doch sie musste sich hinunterneigen, um zu erkennen was sich dort befand:

Auch wenn sie sich nicht zu hundert Prozent sicher war, so hätte sie sicher das grausige Gefühl in eine Blutlache getreten zu sein. Da sie Friedbert als den Verräter zeichnete, blieb lediglich Rattes Blut. Eine grausige Vorstellung, dass sie ihn gefoltert und dann zurück in die Zelle gebracht hatten, ohne das einer von ihnen etwas davon mitbekommen hatten.

Die Gestalt wartete geduldig, wenn sich Amiri vorerst ein Bild der Umgebung verschaffen wollte. Dann prüfte der Vermummte die nächste Tür, die mit Sicherheit zu ihren Kameraden führte. Sie war ebenfalls verschlossen und er machte sich daran, auch hier das Werkzeug zu benutzen, welches ihm bereits an der ersten Tür gute Dienste geleistet hatte. Doch hier war es um einiges Dunkler und er brauchte mehr Zeit, als zuvor, doch schlussendlich knackte er auch dieses Schloss. Bevor er die Tür öffnete, versuchte er die Schlüssel der Zelle zu finden. Er bedeutet Amiri mit einer Geste, dass sie ebenfalls danach tasten sollte, und begann die Wand rechts von der Tür zum Zellengang zu untersuchen. Als beide Am Tisch angekommen waren, hatte keiner von ihnen den Schlüssel gefunden. Ratlos überlegte der Fremde, was Amiri natürlich verborgen blieb.

Der Vermummte dachte fieberhaft nach und ahnte, dass diejenigen, die die Gruppe eingesperrt hatte, den Schlüssel beisich trugen. Doch wenn sie erst den Schlüssel holen mussten, würde die Zeit definitiv nicht mehr reichen. Fiebrhaft suchte ernach einer Lösung und befühlte das Dietrich-Set in seiner Hand. Würde dies auch bei Zellen helfen? Würde er es schaffen, alle drei Zellen zu öffnen, bevor die Sonne aufging? Er zweifelte etwas daran. Zudem mussten sie noch fliehen und aus Grandea heraus. Innerlich zürnte er der Informationspolitik, die verhindert hatte, dass man sofort wusste, wohin man sie gebracht hatte. es dauerte einfach zu lange. Doch nun war keine Zeit mehr und er bedeutete Amiri erneut, ihm zu folgen. Nun setzte er alles auf eine Karte. Wenn er schnell machte, würden sie es schaffen. Also öffnete er die Tür zum Zellengang und rauschte mit wehendem Gewand an der Zelle des Toten vorbei, zu Felsicher. Ohne, auf dessen freudige Überraschung zu achten, machte er sich daran den Bärtigen aus seiner Zelle zu befreien. Durch die Hast und Zeitnot, passierten ihm kleinere Fehler und er verlor wertvolle Sekunden. Also hielt er für einige Augenblicke inne, brachte seinen Atem hinunter und beruhigte seinen uls. Nun versuchte er es abermals und schließlich klickte es. Quitschend, konnte Fleischer seine Zellentür öffnen und einen freudigen Huster, und einen massigen Schulterklopfer für Amiri loswerden.
Dann folgte die Zelle von Flick, der wie ein eingesperrtes Tier an der Tür auf und ab tigerte. Zwar machte das den Vermummten wahnsinnig, doch er behielt das für sich. Auch Flicks Tür klickte und ließ den jungen Ffrei. Er sprang glücklich an Fleishcer und Amiri heran und lächelte der Frau ins Gesicht.
Nun folgte Valeros' Zellentür. Hier blieb der Vermummte kurze Zeit stehen und betrachtete den Kämpfer aus dem Dunkel seiner Kapuze heraus. Dann folgten erneute Handgriffe und er hatte auch diese Zelle erfolgreich geöffnet. Nun lag es an Valeros, ob er ihnen folgte - doch er musste sich beeilen, denn das Öffnen der Zellen und Suchen der Schlüssel, hatte sie viel Zeit gekostet. Die Sonne kletterte langsam aber stetig über den Horizont und bald schon wäre es hell draußen und sie benötigten die Dunkelheit, um aus der Stadt zu kommen.
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Valeros Tareon » Mittwoch 8. Juni 2011, 17:04

Mühsam rappelte sich Valeros auf und betrachtete die Gestalt vor ihm. Nicht gerade freudlich, wenn man bedachte, dass der Vermummte ihm gerade die Freiheit auf dem Silbertablett servierte. doch jemand, der sein Gesicht nicht zeigte, war für den jungen Freiheitskämpfer verdächtig genug. Wenn man Menschen aus dem Gefängnis schaffte, die noch dazu zum Tode verurteilt wurden, gab es nicht wirklich einen Grund sich einen Schatten ins Gesicht zu zaubern. Er war ein herzensguter Mensch, aber solche Dinge waren einfach verdächtig und es missfiel ihm, dass jeder so darauf einstieg und sich vom Geruch der frischen Luft benebeln ließ. Doch Valeros ließ sich nichts anmerken und trat aus dem Schatten. Seine nassen Kleider am Boden hob er auf und zog sie sich an . Der Gestank nach Urin oder anderen Exkrementen störte ihn nicht. In Samar hatten die Menschen sich manchmal über seinem Strohhaufen entleert, welchen er als Heim ansah. "Ulias ... öffne seine Zelle, ich lasse meine Freunde nicht zurück.", meinte Valeros leise und deutete auf die Zelle mit seinem toten Freund darin. Dann schritt er an dem Vermummten vorbei und schenkte den anderen der kleinen Gruppe ein kurzes Grinsen, bevor er sich mit seiner Ausrüstung beschäftigte. Es quietschte laut im Inneren des Kerkers. "Fleischer, Rattes Zelle ist offen, holst du ihn bitte ... ich will nicht, dass sie ihn in den Burggraben werfen oder an die Hunde verfüttern. Das hat er nicht verdient." Fleischer verschwand und Valeros zog sein Schwert aus der Scheide. Der silbrige Glanz beruhigte seine Nerven. Er fühlte sich nicht mehr ganz so wehrlos wie kurz zuvor. Fleischer kam um die Ecke, Ulias über die Schulter gelegt. Der Fremde kam kurz nach ihm um die Ecke und bevor jemand etwas sagen konnte, hielt ihm Valeros sein Schwert unter die Kehle. "Wer bist du und warum hast du uns hier rausgeholt? Einer unserer Leute bist du sicherlich nicht, den sonst hättest du keinen Grund dich zu vermummen. Und Leute wie uns aus dem Kerker zu befreien und sich dann nicht zu zeigen, hat sicherlich nichts mit ritterlicher Güte zu tun, oder? Ich habe keine Lust auf noch mehr Verrat oder dergleichen. Sprich.", meinte Valeros mit tiefer Stimme und verstärkte den Druck der Klinge etwas um zu zeigen, dass er es ernst meinte. Er würde nicht wieder riskieren in dne Kerker geworfen zu werden. Er vertraute vor wenigen Tagen seinen Leuten noch voll und ganz und heute war alles anders ... er würde aus Grandesse fliehen, aus seiner zweiten Heimat und das nur, weil er zuviel Vertrauen hatte. Er war nicht naiv, er glaubte an das gute im Menschen doch in der aktuellen LAge, würde diese Einstellung nicht so schnell wiederkommen.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Donnerstag 9. Juni 2011, 11:14

Als der Fremde ihre Hand ergriff und sie einfach mit sich zog schnaufte Amiri abfällig. Sie konnte es nicht leiden wenn ihre Fragen nicht beantwortet wurden, aber auch sie wusste dass die Zeit knapp war. In der Dunkelheit war eine Flucht immer einfacher als am helllichten Tage.
Umso mehr nervte sie die Tatsache dass er die Außenwand wieder verschloss. Verlorene Zeit und ihre Flucht würde man so oder so entdecken.

Als sie an dem Gebäude vorbei gingen hörte sie die gedämpften Stimmen ihrer Freunde. Obwohl sie nicht verstand was gesprochen wurde hoffte sie doch sehr dass keine Sorge ausbrach weil nun die Wand wieder verschlossen war. Während sich der Fremde mit den Dietrichen am Schloss zu schaffen machte behielt Amiri die Umgebung im Auge. Um sie herum war eigentlich nichts und ihr wurde bewusst dass auch sie nicht jede Ecke Grandessas kannte. Die junge Frau erblickte eine einfachere Hütte nicht allzu weit von ihnen entfernt ihn der Licht auszumachen war. Sie bekam das ungute Gefühl dort den Dunkelelfen zu finden unterdrückte aber das Bedürfnis dort hin zu eilen. Amiri bezweifelte das sie jetzt sonderlich gute Karten gehen ihn hatte.
Als der Fremde dann die Tür aufhielt und so ihren Blick von der Hütte ablenkte blieb ein mulmiges Gefühl in der Magengegend zurück. Es war eigentlich groß fahrlässig das auch sie hinein ging. In den Zellen war sie nutzlos, hier draußen konnte sie Wache halten.
Und dennoch wandte sie sich um und betrat den Raum.

Als die Tür hinter ihnen zu fiel umfing sie die Dunkelheit und Amiri schloss die Augen. Als sie diese wieder öffnete hatte sie sich soweit an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Sie erkannte einen Tisch, ein Würfelspiel und umgekippte Becher. Sie ging langsam vorwärts und erkannte an der nackten Steinwand etwas das von der Decke hing. Langsam ging sie darauf zu und erkannte Handfesseln. Sie hob die Hand und musste feststellen dass sie so locker einige Zentimeter über dem Boden hängen würde. Der Untergrund änderte sich, es wurde fast schon matschig und das typische Geräusch in etwas Nasses zu treten war zu hören. Obwohl ihr eigentlich klar war was sich darunter befand kniete sie sich nieder und berührte die Flüssigkeit mit den Fingern. Das Blut war schon kalt und doch noch immer feucht, der typische metallisch- süßliche Geruch stieg ihr in die Nase. Früher hätte ihr dies sicherlich Übelkeit bereitet. Heute wusste sie was hier passiert war. Bei der Menge Blut konnte es sich um keine kleine Folter handeln. Im Gegenteil vermutete Amiri eher das hier jemand dem Hals durchtrennt wurde und man ihn hat ausbluten lassen wie ein Tier.
Sie stand auf und wandte sich zu dem Fremden. Ihre blutigen Finger strich sie im vorbei gehen an der Steinwand ab. Wenn Ratte nicht massive Verletzungen aufwies bezweifelte Amiri doch stark das er dort hing. Zudem hatten sie beide in etwa dieselbe Größe. Wenn er dort gehangen hatte müsste er die Schultern ausgekugelt haben.
Blieb noch Friedbert übrig. Selbst wenn er der Verräter war hieß das nicht dass ihm dieses Schicksal erspart wurde. Wenn jemand Verrat beging würde er es immer wieder tun und einen Verräter in den eigenen Reihen wollte niemand.
Doch das waren alles nur Vermutungen und sie hatte keine Zeit um weiter darüber nachzudenken. Stattdessen begann sie, wie der Fremde ihr deutlich machte nach einem Schlüssel zu suchen. Doch ihre Suche blieb erfolglos.

Eine Weile danach zögerte der Fremde offensichtlich dachte nach über seine nächsten Schritte. Als er dann die Tür aufstieß und mit wehendem Umgang herein stürmte konnte Amiri nicht anders als grinsen. Erst Zeit vertrödeln und dann ganz dramatisch voran stürmen. Sie folgte ihm nur wenige Schritte und blieb in der offenen Tür stehen. So hatte sie sofort die Außentür im Blick und nahm jedes weitere Geräusch war. Als Fleischer dann quietschend seine Zellentür öffnen konnte lächelte Amiri ihn an. Sein kräftiges Geklopfe ließ sie stumm über sich ergehen, er war nun einmal so. Flick machte den Fremden anscheinend nervös mit seinem herum gelaufe. Doch schließlich war auch dieser frei und kam zu Amiri und Fleischer herüber. Als der Fremde sich schließlich an Valeros Zelle zu schaffen machte krampfte sich Amiris Magen unangenehm zusammen. Sie bezweifelte das dieser Mann einfach so folgen würde. Sie ging herüber als die Zelle geöffnet war, störte sich nicht weiter an Valeros der sich anzog und griff nach ihrem Mantel. Sie hatte damit gerechnet dass er dreckiger war und als sie ihn um ihre Schultern warf schaute sie Valeros an. „Ich hab doch gesagt ich komme wieder!“

Als sie dann jedem ihre Bewaffnung wieder gegeben hatten wollte Amiri sich eigentlich endlich zum gehen wenden. Die Nacht bot nicht mehr lange einen Schutz und der Dunkelelf war offensichtlich schon wach und in allzu greifbarer Nähe. Doch Valeros bestand noch darauf Ratte mit zu nehmen. Amiri verkniff sich ein schnaufen und starrte unruhig auf die Tür. Als Fleischer dann endlich auch noch den Leichnam auf den Schultern tragen musste wollte sie endlich los.
Doch abermals gelang dies nicht. Ihr Bauchgefühl behielt Recht, wenn sie auch mit so etwas nicht gerechnet hatte. Valeros hatte das Schwert gezogen und Amiri betrachtete dies schon mit größter Sorge. Niemand zog seine Waffe gänzlich, höchstens zur Pflege oder zum kämpfen. Da ersteres hier äußerst sinnlos wäre blieb nur die zweite Wahl. Ehe sie etwas sagen konnte hatte der Fremde die Schwertspitze von Valeros Schwert am Hals. Seine Worte klangen bedrohlich, seine Stimme war tiefer als sonst. Amiri schüttelte den Kopf, wies Flick mit einem Fingerzeig an die Außentür im Auge zu behalten und ging mit schnellem Schritt zu Valeros. Im Gegensatz zu dem Fremden hatte sie vor ihm ganz sicherlich keine Angst.
Ohne weitere Bedenken griff sie nach Kreuz und Fehlschärfe, drückte das Schwert nach hinten und nach unten zugleich. So nahm sie den Druck auf die Kehle des Fremden weg und Valeros hielt nun den Arm nicht mehr optimal um zuzustoßen. In solchen Momenten war sie froh gelernt zu haben wie eine Waffe aufgebaut war und das ein Schwert nicht durchgängig scharf war. Sie schaute Valeros eindringlich an:

„Wir haben keine Zeit für solch einen Unsinn!! Ich kann verstehen dass du wütend bist und das Antworten willst und die will ich auch. Aber jetzt akzeptier doch bitte dass wir fliehen können und wir Hilfe von jemandem bekamen obwohl ihn keiner kennt. Er wird dafür sicherlich seine Gründe haben aber jetzt ist das unwichtig. Die Nacht dauert kam mehr an und im hellen zu fliehen ist kaum möglich. Wir werden nicht mehr lange allein sein und du nimmst mit deiner Sturheit jedem deiner Freunde die Möglichkeit einigermaßen heil aus dieser Sache heraus zukommen. Und jetzt pack das Schwert weg und beweg deinen Hintern aus diesem Rattenloch!!“

Normalerweise würde sie so nicht mit ihm sprechen, aber im Moment war nichts normal. Sie ließ das Schwert los nachdem sie es nochmal mit Nachdruck nach unten gedrückt hatte und drehte sich von ihm weg.

„Habt ihr euch schon einen Fluchtweg erdacht oder wird das auf gut Glück entschieden?“

Diesmal wandte sie sich endgültig zum gehen.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Juni 2011, 08:09

Die Zeit schien stehen zu bleiben, während wohl alle gespannt darauf warteten, wie sich Valeros entscheiden würde. Dass der junge Mann dann allerdings so schnell aus der Zelle kam, hatte keiner erwartet- auch der Verhüllte nicht. Doch froh über diese Entwicklung, folgte er dem Anführer und betrachtete das Schauspiel seiner Bewaffnung. Innerlich regte sich Argwohn, doch war es schon zu spät: Valeros stand mit der Waffe in der Hand vor ihm wie ein wütender Hund, der sein Revier verteidigen wollte. Die Spitze der Klinge drückte sich an seine Kehle, wurde jedoch von dem Stoff des Umhanges gedämpft.
Reglos, doch jede Sehne im Körper gespannt, stand der Helfer da und betrachtete das Gesicht des Mannes aus dem Dunkel der Kapuze heraus. War das jetzt wirklich sein Ernst? Musste er jetzt seine Fragen an ihn richten; jetzt wo sie im Begriff waren alles zu verlieren, wenn sie sich nicht eilten?
Aber er wurde ja gewarnt. Man hatte ihm gesagt, dass Valeros Tareon gerne mal hitzköpfig und unbesonnen reagierte. Doch dass er jetzt Zeit verschwendete, empfand der Vermummte als dumm. Er wollte gerade ansetzen, um begreiflich zu machen, was er –Valeros- anrichtete, als Amiri sich dazwischen stahl und versuchte zu schlichten. Wie recht sie hatte. Dachte der Fremde und betrachtete die Kämpferin unbemerkt. Sie mochte ebenso aufbrausend sein, doch gewiss konnte sie unterscheiden, wann der richtige Moment war und wann nicht.
Während Amiri die Situation gekonnt entschärfte, wartete der Fremde schweigend ab und ruckte dann mit dem Kopf in Richtung Tür. Er marschierte an Valeros vorbei, wartete dann an der Seite, um nach den Anderen durch die Tür zu treten.

Fleischer hatte das Ganze mit unbeteiligter Miene verfolgt. Er schätzte Valeros und er wusste, auf seine Nase war verlass. Gleichwohl war auch er neugierig auf die Erklärungen, die da hoffentlich noch folgen mochten. Denn wie er schon mitgeteilt hatte, würde niemand helfen, nur um des Helfens willen. Dennoch empfand auch er den Moment als äußerst ungünstig und war der Meinung, solange dieser Umhang-Typ half, konnte man ihn getrost die Dinge vorantreiben lassen. Doch sobald Fleischer auch nur den Hauch eines Verrates witterte, würde er dem Verhüllten das Geschmeide vom Leib reißen.
Auf die Anweisung seines Freundes hin, Ratte aus der Zelle zu holen, reagierte der Hüne mit dem Verziehen des Gesichts. Er war kein Freund des Schnüfflers gewesen, doch was tat man nicht alles.. Auch wenn es ihn ärgerte, dass Valeros soviel Zeit verschwendete. Er wollte sich endlich wieder in Sicherheit wissen. Also stapfte er schwerfällig in die zuvor geöffnete Zelle und hievte den leblosen Körper des Toten auf seine Schultern. Mit einem Ausdruck im Gesicht der sagte: „Können wir dann endlich?!“ marschierte er an Valeros vorbei und trat als erster durch die Tür in den Vorraum und schließlich in den dämmernden Morgen hinein. Er sog die frische Luft, welche kühl und klar um seine Nase wehte, tief in seine Lungen und schloss sogar für ein paar Sekunden die Augen. Dann stieg ihm der Geruch von Ratte’s Kleidung in die Nase und er rümpfte diese, tauchte aus seiner Sekunde des Friedens wieder auf und wandte sich den anderen zu.

Flick hingegen hatte das alles mit angehaltenem Atem verfolgt und wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Immerhin hatte Valeros immer recht und wenn der Fremde sie tatsächlich nur an der Nase herumführte? Doch wozu der Aufwand? Er war hin- und hergerissen, doch auch er wollte endlich die Freiheit und natürlich die Sicherheit zurück. Also folgte er, nachdem die Situation entschärfte war, Fleischer hinaus aus dem Zellengang und auch er genoss den Schwall frischer Luft in vollen Zügen.

Der Vermummte wartete noch, bis auch die beiden Letzten die Zellen verlassen hatten, als er ihnen folgte und sofort nach links abbog. Amiri dürfte feststellen, dass er genau auf das Haus zumarschierte, in welchem sie den Dunkelelfen vermutete und welches nun, ob der veränderten Lichtverhältnisse, besser zu sehen war. Die Sonne stand kurz davor über die Weltkuppel zu klettern und sie alle mit ihrem Licht zu erhellen. Fatal – wenn man ihre Situation bedachte. Sich dessen bewusst, schlug der Vermummte ein schnelles Tempo an. Die Hinteren dürften nun feststellen, dass der Vermummte ganz leicht gebeugt und etwas zur Seite geneigt ging. Doch diese Tatsache sollten sie erst einmal ausser Acht lassen und sich entscheiden, ob sie folgen oder nicht.

Auch wenn Amiri zusehen konnte, wie der Helfer sich auf das Haus zu bewegte, musste sie nach einer kleinen Weile erkennen, dass sich ihr Retter nach Westen gewandt hatte und nun vom Haus wegging.
Vor ihnen lag in nicht allzu weiter Ferne die Mauer des Außenringes und der Weg dorthin barg kaum Möglichkeiten sich versteckt zu halten. In diesem kleinen Teil der Stadt, hatte man jegliche Hütten abgerissen oder einfach verkommen lassen. Bis auf Schutt am Boden, war davon jedenfalls nichts mehr übrig und auch wenn hier oder dort mal etwas Ruine den Blick auf sie verbergen konnte, war der Weg dennoch riskant. Nun war klar, wieso der Fremde so drängte sich zu eilen. Sie brauchten den Schutz der Dunkelheit, da sie keinen anderen hatten.
Nachdem der Vermummte einige Distanz zwischen sich und den Befreiten gebracht hatte, blieb er stehen und sah sich nach ihnen um.

Fleischer sah zu dem Helfer und dann zu Amiri und Valeros. Er zuckte die Schultern „Was soll’s?“ brummte er und stampfte dann mit Ulias auf den Schultern los. Er folgte dem Fremden und schloss bald zu ihm auf. Er hatte keine Lust hier auf dem Präsentierteller zu stehen und darauf zu warten, der nächste Tote zu sein. IHN würde nämlich keiner tragen. Und verrotten würde er hier gewiss nicht. Also war die beste Alternative, ‚dem Umhang’ zu folgen.
Unsicher sah Flick von der einen Gruppe am Gefängnis, zu dem Mann, der ihre Freiheit bedeuten konnte. Auch er wollte nicht sterben und so sah er unsicher in das Gesicht seines Anführers. „Chance ist Chance.“ meinte er, ebenso knapp wie Fleischer zu vor. Valeros dürfte feststellen, dass seine Gruppe gewillt ist, dem Fremden zu vertrauen, zumindest für eine Weile. Und konnte er sich nicht bisher auf Fleischer verlassen? War es nicht Fleischer der ihm das Leben rettete? Gewiss sollte er sein gesundes Misstrauen behalten, doch gegenüber dem Mann, der ihn aufgezogen hatte?

Während Flick zu dem Fremden aufschloss, warteten der Hüne mit dem Toten und ‚der Umhang’ – wie Fleischer ihn getauft hatte – auf den Rest der Gruppe. Langsam aber stetig wurde die Umgebung sichtbarer, der Himmel verfärbte sich von dem kühlen grau-blau in ein sanftes rot-gelb, welches einen sonnigen, wärmeren Tag versprach.

Als jedoch die ersten Strahlen über die Horizontlinie kletterten, wartete der Umhang nicht länger, sondern wandte den Wartenden den Rücken zu und setzte seinen Weg, in Richtung Außenmauer fort. Entweder sie folgten ihm, oder eben nicht. Doch er würde seinen Weg fortsetzen und verschwinden.
Die anderen waren frei und konnten tun, was sie wollten. Sie konnten hingehen, wohin sie wollten. Das stand ihnen freilich zu, eine Forderung hatte der Umhang nicht gestellt.

Fleischer und Flick sahen noch einmal zu ihren Freunden. Wie würden sie sich nun entscheiden? Ausweg durch einen Unbekannten, dem sie Vertrauen entgegen bringen mussten, oder Flucht auf eigene Verantwortung? Wie sie sich auch entscheiden mochten, beides konnte funktionieren, oder schiefgehen – eine Zwickmühle.
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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Amiri » Donnerstag 23. Juni 2011, 07:03

Amiri hatte damit gerechnet das Valeros sich gegen ihr Handeln auflehnen würde, ja eigentlich rechnete sie sogar mit einem Tobsuchstsanfall. Umso erstaunter war sie als nichts davon eintrat sonder er einfach das tat worum sie ihn bat. Sie wandt sich um und schaute dabei den Fremden eingehend an. Sie wusste das sie keine Chance hatte Valeros daran zu hindern ihn zu töten wenn er das unbedingt wollte und Amiri hatte sich mit dieser Handlung schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Sie hatte Valeros immer vertraut und das tat sie auch jetzt noch, aber in manchen Situationen war sein Sturkopf nicht besonders nützlich. Der normale Menschenverstand sagte einem doch schon das sie keine Zeit hatten und weder für Leichen noch für Auseinandersetzungen untereinander Zeit war. Aber Valeros wäre sicherlich nicht so weit gekommen und hätte nicht so viele Anhänger wenn nicht auch in ihm eine Spur Wahnsinn zu finden war. Sie seufzte, hoffte das er es ihr nicht weiter übel nehmen würde und schloss zu den anderen auf.

Fleischer wirkte ziemlich genervt und Amiri konnte es verstehen. Durch die ganzen Kleinigkeiten ging noch mehr Zeit verloren und die war hier nunmal kostbar. Flick wirkte, wieder einmal hin und her gerissen. Dann fiel Amiri allerdings etwas ein: "Sag mal Flick, wo hast du eigentlich das Kästchen gelassen von dem du eben gesprochen hast?" Sie schaute in seine Zelle konnte aber nichts davon sehen. Sie schaute ihn fragend an. Doch bevor man das Ganze klären konnte setzte sich Fleischer in Bewegung und auch Flick folgte ihm kurz danach. Amiri schaute zurück in den Zellengang zu den beiden Männern, schüttelte den Kopf und ging auch hinaus. Ihr erster Blick galt der Hütte, aber offensichtlich war immer noch alles ruhig ob es schon spürbar heller wurde.

Der Fremde marschierte sofort Richtung Westen los. Im ersten Moment hielt Amiri den Atem an als sie sah das er auf die Hütte zu ging. Doch schnell war klar das sie sich darin geirrt hatte und er sich davon abwandte. Jetzt konnte man auch gut erkennen das er sich zu dem Außenring wandte, offensichtlich hatte er vor Grandessa zu verlassen. Amiri hatte sich diese Frage auch schon gestellt. Jorsan war in ihren Augen am schnellsten zu erreichen und am sichersten.
Fleischer und Flick hatten sich dem "Umhang" mittlerweile angeschlossen. Amiri schaute zu Valeros, ohne ihn würde sie auch nicht gehen.

"Komm bitte Valeros. Wir müssen aus Grandessa fliehen und wir sollten ihm ein klein wenig Vertrauen entgegen bringen. Es ist eine extreme Situation und uns würde vieles aus den Händen genommen. Aber gleich wird es dunkel, wir fliehen über offenes Feld...komm bitte mit." Sie stockte kurz und seufzte dann: "Ich werde nicht ohne dich gehen!!"

Damit verschränkte sie die Arme vor der Brust und fragte sich einmal mehr wo ihr Pferd abgeblieben war. Während sie Valeros anschaute verspürte sie den unglaublichen Drang ihn quer übers Pferd zu schmeißen und ihm jede Entscheidung damit aus der Hand zu nehmen. Aber ihr Pferd war nicht in Sicht und selbst wenn bezweifelte Amiri stark das sie die Kraft dazu hatte und Valeros dieses einfach mit sich machen lassen würde.
Trotzdem hatte der Gedanke etwas angenehmes wie Amiri fand und wartete auf Valeros Reaktion.
Dieser schaute sie an, zuckte resignierend mit den Schultern und ging den anderen hinterher. Amiri schüttelte müde den Kopf und schloss zu Valeros auf und folgte den anderen.

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Re: Grandea's Gefängnis

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. Juli 2011, 16:05

Endlich hatte sich die Gruppe entschieden, dass sie sich dem Fremden anschließen wollten. Im Grunde war das die einzig kluge Entscheidung, denn wenn man ihre Lage mal genauer betrachtete, hatten sie in Grandea gar nichts mehr. Alles wurde bei dem Schlag vernichtet und sie brauchten dringend eine neue Basis. Natürlich genoss ‚der Umhang’ Vorschuss-Vertrauen, doch wenn sich Amiri daran erinnerte, wie fast schon zärtlich er sich quasi mit ihr ‚bekannt gemacht’ hatte, war vielleicht ein bisschen Vertrauen gut investiert.
Als Amiri und Valeros zu Fleischer und Flick aufgeschlossen hatten, strahlte ihnen ein erleichterter Fleischer entgegen. Er klopfte Valeros freundschaftlich mit der freien Hand auf die Schulter und alle vier folgten dem Umhang. Dieser hatte etwas Abstand zwischen sich und die anderen gebracht und hielt dennoch sein Tempo konstant.

Das Quintett erreichte nach gut zehn Minuten den Außenring von Grandea. Der Weg war erdig und rutschig vom Regen, hatte hie und dort kleine Stolperfallen intus und hielt immer wieder kleinere Erdlöcher für sie bereit. Fleischer wäre beinahe auf seinem Allerwertesten gelandet, konnte jedoch noch gerade, mit Valeros’ Hilfe die Balance finden. Ein kurzer Flucher, bezüglich der Last, die er trug folgte, doch dann setzte er seinen Weg fort. Endlich blieb der Umhang stehen und wandte das schwarze Innere, wo eigentlich ein Gesicht sein sollte, seinen Verfolgern zu. Inzwischen war der Himmel in warme, rote Farben getränkt und so langsam erwachte auch Grandea aus den Träumen. Zwischen ihnen und der Zivilisation, lagen ungefähr zwanzig Minuten Fußweg. Zu ihrer Zelle waren es zehn.
Jetzt konnte die Gruppe sehen, dass sie von den Angreifern ziemlich weit außerhalb der Slums gebracht worden waren. Vielleicht war dem einen oder anderen bekannt, dass sich zwischen dem Außenring und Grandea noch eine ganze Strecke Natur befand. War ja auch besser so, als wenn die Mauer direkt an die Bewohner der Stadt grenzte, oder?

Der Umhang winkte die Gruppe näher und deutete dann auf die Außenmauer hinter sich. Wie Amiri und Valeros auffallen dürfte, befand sich dort ein Loch in der Wand. Neben diesem Loch, wenn man hindurchschaute, lagen auf der anderen Seite die Steinquader. Es war dasselbe Prinzip, wie in der Zelle. Offenbar hatte der Umhang das ganze geplant, wie sonst war seine Vorbereitung zu erklären? Während der Helfer beim Loch stehen blieb und die Lage im Blick behielt, schlüpfte er Flick durch das Loch und half dann Fleischer mit Ulias. Danach schob sich der Hüne durch das Loch in die Freiheit. Nach einiger Anstrengung, gelang es schließlich und er machte den Weg für die anderen frei. Der Umhang deutete stumm wie eh und je auf Valeros, der sich ebenfalls durch die Öffnung drückte. Amiri bildete demnach das Schlusslicht, ihrer Truppe und wurde dicht gefolgt von dem Umhang.


Amiri und Valeros steigen durch das Loch in die Freiheit
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