Auf dem Markt

Pelgars Markt ist auf einem rechteckigen großen Platz zu finden, in dessen Mitte sich ein Steinbrunnen befindet. Hier erhält man Nahrungsmittel, Vieh, aber auch tüchtige Handwerker kann man antreffen, die gegen Gold ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
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Erzähler
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Auf dem Markt

Beitrag von Erzähler » Montag 10. September 2007, 11:13

<i>[Vana und Niniane kommen von <a href="http://69169.rapidforum.com/topic=10337 ... id=1#unten" target="_blank">Ninianes und Vanas Zimmer Nr.13</a> ]</i>


Wie gut, dass sich beide entsprechend angezogen hatten, denn die Temperaturen waren um einiges und ziemlich schlagartig gefallen. Der Wind fegte durch die Straßen und bald wurde aus leichtem Regen ein ziemlich starker Schneeregen. Kaum, dass Vana und Niniane den Markt erreichten, hatte sich der Regen in normalen Schneefall verwandelt, aber der Wind tat sein bestes, um einem die weiße Flockenpracht um die Ohren zu wehen.

Einige Kinder, die an einer Ecke mit kleinen Holzperlen spielten, wurden von der Mutter ins Haus gerufen, um sich dort wärmer anzuziehen.
An anderer Stelle marschierte eine Wachpatrouille auf ihrem täglichen Rundgang. Im Grunde war es recht still auf dem Markt. Selbst die Händler, die sonst schreiend ihre Waren anpriesen, hielten jetzt lieber kleine Krüge mit dampfenden Getränken in Händen und hofften, ein zahlender Kunde würde sie bald von der Kälte ablenken. Zwischen den Ständen lief eine geschäftig aussehende kleine Gnomin hindurch. Sie war es, die die heißen Getränke an die Händler verteilte – natürlich nahm sie dafür Geld entgegen, aber bei dem Wetter war wohl jeder gern bereit, sich ein Tässchen zu gönnen.

Der Marktplatz blieb dennoch gut besucht. In Mäntel und Mützen gepackte Bürger schlenderten durch die neu entstandenen Gassen, die die Marktstände bildeten oder standen auf der Mitte des Platzes, am Brunnen, um sich zu unterhalten.
Ein Hund schnüffelte an den Hauswänden und markierte sein Revier. Die Stimmung war trotz der Kälte deutlich angehoben, denn waren doch die pechschwarzen Wolken, die Blitze und der Donner verschwunden.
Zuletzt geändert von Erzähler am Montag 10. September 2007, 11:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Dienstag 11. September 2007, 12:29

Vanas Voraussage traf schneller ein als sie es sich träumen ließ, denn bereits auf dem Weg zum Marktplatz wurde aus dem Nieselregen Schneeregen, der nur kurze Zeit später, als sie den Markt erreichten, in leichten Schneefall überging.
„Wie ich es befürchtet habe.“, meinte Vana trocken. „Ich hatte allerdings nicht gedacht, dass es mit dem Schnee so schnell geht.“ Fröstelnd schlug sie den Umhang um ihren Körper und schalt sich innerlich eine Närrin, dass sie sich nicht vorher noch umgezogen hatte. Das Wollkleid wäre jetzt wesentlich wärmer gewesen und sie würde nicht ganz so frieren. Trotzdem ging es ihr noch besser als Niniane, die mit ihren dünnen Sachen zähneklappernd neben ihr stand. Wie es aussah brauchte sie schnellstens einen wärmenden Mantel, sonst würde sie sich bei diesem Wetter den Tod holen.
„Ihr solltet euch unbedingt einen wärmenden Mantel kaufen.“, schlug Vana ihr vor und deutete dabei auf einen Marktstand, an dem verschiedenste Kleidungsstücke, von einfachen Flachs- und Leinensachen bis hin zu kunstvoll verarbeiteten Pelzmänteln, angepriesen wurden.

Interessanterweise patroullierte gerade ein Wachposten in der Nähe des Standes, weswegen dieser für Vana nun doppelt interessant wurde. Noch ehe Niniane einen Einwand vorbringen konnte, wurde sie von Vana mit sanfter Gewalt zu dem Marktstand geschoben, wo sie sich ohne Umschweife an den Händler wandte:
„Manthalas Segen auf euer Geschäft guter Mann. Ich sehe ihr bietet schöne, wärmende Sachen feil. Ich bitte euch, schaut doch einmal, ob ihr einen guten, warmen Mantel für meine junge Begleiterin im Angebot habt. Ihr seht ja selbst wie durchgefroren sie ist. Der Kälteeinbruch hat sie überrascht. Jedoch sollte das gute Stück nicht zu teuer sein, denn unsere Mittel sind nur sehr begrenzt.“
Noch während sie mit dem Händler sprach ging die Wache hinter ihr die Marktstände entlang, auf der Suche nach Störenfrieden, Diebesgesindel, Bettlern und Landstreichern, welche das Geschäft der Händler störten.
Freundlich nickte sie dem Händler zu und meinte flüsternd: „Sucht ihr etwas Gutes für wenig Geld. Es soll euer Schade nicht sein. So ihr meinem Wunsch entsprecht, werde ich euch in meine Gebete an Manthala einschließen und um gute Geschäfte für euch und schlechte Geschäfte für eure Konkurrenz bitten.“

Anschließend wandte sie sich an Niniane: „Schaut euch in Ruhe um, ich bin gleich wieder zurück.“ Sie ließ Niniane für den Moment mit dem Händler allein und eilte dem Wachmann hinterher. Dieser begutachtete gerade den Stand eines anscheinend auswärtigen Händlers, als Vana an ihn herantrat und fragte: „Entschuldigt die Störung Herr, aber ich sah vorhin, wie ein paar Gefangene durch die Straßen geführt wurden. Wisst ihr welcher Verbrechen diese beschuldigt werden und was ihr weiteres Schicksal sein soll? Verzeiht, ich frage nicht nur aus Neugier. Als Priesterin sehe ich es als meine Pflicht an, auch für das Seelenheil derer zu beten, die vom rechten Wege abgekommen sind, auf dass ihnen nach dem Tode ein gnädiges Schicksal beschieden sei. Ich hoffe ihr versteht das.“

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Erzähler
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. September 2007, 14:38

Der Händler nickte nur brummend. Ihm war zurzeit jedes Geschäft recht, auch wenn er nur die billigen Mäntel verkaufen würde. Hauptsache, es lenkte ihn von der Kälte ab. So lächelte er Niniane freundlich zu und zeigte auf eine seiner Auslegwaren. "Von da und aus der Kiste", sagte er, brummte dabei immer noch wie ein durchgefrorener Bär. "Diese Mäntel und Pelze dürften Eurem Geldbeutel entsprechen. Kostet je Stück nur 10 Goldmünzen, wird Euch aber mindestens die ganze Zeit des Übergangs warm halten."

Während Niniane sich nun also nach einem warmen Mantel oder Pelz umschauen konnte, wandte sich Vana an den Wächter. Der drehte sich zu ihr um, nachdem er einen der frisch angereisten Händler kurz aufmerksam beäugt hatte.
"Gefangene durch die Stadt? Natürlich hab ich davon gehört. Ist ja kein Geheimnis, dass der Kommandant eine ganze Truppe gemeiner Verbrecher auf der Stillen Ebene aufgegriffen hat. Die Wachen erzählen sich, die hätten ihm irgendwas von Kristallen an den Kopf geworfen und dass sie die Retter Celcias seien. Ha! Zum Totlachen, nicht wahr? Unter der Aufsicht des Kommandanten sind ... Augenblick mal." Er marschierte mit einer entschuldigenden Geste an Vana vorbei und zu einem kleinen Männchen herüber. Dieses war in Begleitung zweier sehr prunkvoll aussehender Wächter, welche nur höheren Ranges sein konnten als der, mit dem sich Vana unterhalten hatte.
Das Männlein selbst war in einen gelben Wappenrock gekleidet, auf dem Pelgars stolzer Reichsadler prangte. Zudem trug es einen kleinen Filzhut mit einer schönen Fasanenfeder daran. Der arme Kerl musste in seinen Sachen auch ziemlich frieren. Unter dem Arm hielt er ein zusammengerolltes Pergament und wartete offenbar darauf, dass das Podest fertig aufgebaut wurde.

"Was geht hier vor, Herold? Habt Ihr eine Genehmigung, einen Ausruf vorzutragen?"
"Ja, und zwar von höchster Stelle. Stehe er nicht im Wege, Wächter", antwortete das Männlein. Es war sich seines Grades und der Wichtigkeit seines Vortrags mehr als bewusst, dass es sich mit einem ihm körperlich überlegenen Mann anlegte. Aber nicht umsonst wurde er von zwei Wachen begleitet, die dem herbeigeeilten Wächter soeben mit grimmigen Gesichtern zu verstehen gaben, dass er hier fehl am Platze war.

Der herold stieg auf das Podest, entrollte das Pergament und verkündete mit lauter Stimme: "Höret, höret, Bewohner von Pelgar! Der ehrenwerte Hohe Rat, dessen Entscheidungen wir niemals anzweifeln, lässt die vorzeitige Beurlaubung des Kommandanten Protos Wehrm verkünden. Genaueres wird nicht bekannt gegeben. Wisset, dass der Hohe Rat beschlossen hat, einen ihrer Ratswächter als derzeitien Ersatz für den Kommandanten einzuberufen und in die Kaserne zu verweisen. Wer sich nun also an den obersten Vorsitzenden des Gesetzes wenden will, muss mit dem Ratswächter Vorlieb nehmen. Danke für eure hochgeschätzte Aufmerksamkeit!"

Einige umstehende Bürger klatschten, wenn auch ein wenig verwirrt. Der Wächter, den man so kaltblütig zurückgewiesen hat und der nun wieder bei Vana stand, murmelte: "Der Kommandant beurlaubt? Das kann nur an den Gefangenen liegen, warum sollte der Rat seine treue rechte Hand des Amtes verweisen?"
Das Männlein stieg derweil wieder vom Podest und wartete, bis seine Wachen selbiges abgebaute hatten.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Mittwoch 12. September 2007, 12:16

„Ja, wirklich zum totlachen.“, murmelte Vana, was der Wächter jedoch nicht mitbekam, da er plötzlich sehr aufgeregt zu einem kleinen Männchen lief, das in den Wappenrock Pelgars gekleidet war und einen prächtigen Hut trug. Interessiert verfolgte Vana die Szenerie, denn das Männchen war wohl so etwas wie ein Herold, zumindest sprach der Wächter es so an, und machte Anstalten etwas Wichtiges zu verkünden.
Der Herold stieg auf ein mitgebrachtes Podest und verkündete, dass der Hohe Rat den Kommandanten bis auf Weiteres von seinem Posten entbunden habe. Vana glaubte sich verhört zu haben, doch als der Wachmann versonnen murmelte, dass dies nur an den Gefangenen liegen konnte, verzog sich ihr Gesicht, als hätte sie ein fass Essigwasser getrunken. Aus ihrer früheren Zeit in Pelgar wusste sie, dass der Kommandant das uneingeschränkte Vertrauen des Rates genoss. Es musste schon etwas sehr Außergewöhnliches geschehen sein, dass den Rat zu diesem Schritt veranlasste. <b>Wenn das stimmt, dann bedeutet es nur eins, die Gefangenen konnten den Rat gegen den Willen des Kommandanten davon überzeugen, dass sie die Wolken vertrieben haben. Dann weiß der Rat aber auch um die Macht der Kristalle und wird Vorsorge treffen, dass sie nicht in falsche Hände geraten. Anderenfalls wird er die Träger nicht so ohne Weiteres ziehen lassen. Das war es dann wohl mit meinem Traum. Was immer der Rat auch unternimmt, die Kristalle werden so gesichert sein, dass ich nicht mehr heran komme. Mist verdammter!</b>

Vana wurde klar, dass ihr Traum, die Macht der Kristalle für sich zu nutzen, damit ausgeträumt war. Somit war ihr Besuch auf dem Markt mehr oder weniger hinfällig geworden, höchstens noch, dass sie sich etwas des Trankes des Silbermondes besorgte, um ihre leeren Betäubungspfeile wieder aufzufüllen. Noch hatte sie fünf volle Pfeile, aber die konnten schnell verbraucht sein.

„Nun, ich danke euch für eure Auskunft.“, verabschiedete sie sich von dem Wachmann, da sie ja erfahren hatte, was sie wissen wollte. „Ich sehe, ihr habt mit euren eigenen Gedanken zu kämpfen und so möchte ich euch nicht länger von eurer Arbeit abhalten.“
Gemächlich schlenderte sie wieder zu Niniane zurück, die noch immer mit der Suche nach einem Mantel beschäftigt war.
Da sie im Moment nichts weiter zu tun hatte, schaute sie sich interessiert auf dem Markt um. Ihr wandernder Blick blieb auf einer Anhöhe unweit des Marktes haften. Bei der Anhöhe handelte es sich, wie die dort befindlichen Eisenkäfige unzweifelhaft belegten, um den Richtplatz Pelgars. Normalerweise hätte sich Vana nicht weiter dafür interessiert, doch einer der Gefangenen war neben dem Käfig noch zusätzlich mit einer schweren Eisenkugel gesichert. Eigentlich eine unnötige Maßnahme, zumal die Gefangenen nackt waren, was eine Flucht sowieso schon weiter erschwerte.

Da Niniane anscheinend noch etwas mit der Auswahl des Mantels beschäftigt war, ging Vana näher an den Platz heran, bis sie vor der Umzäunung, die den Richtplatz umgab, stand. Erstaunt betrachtete sie den Gefangenen, handelte es sich bei ihm doch unzweifelhaft um einen derjenigen, die mit den Kristallträgern an der Vertreibung der dunklen Wolken beteiligt waren. Der junge Mann war ihr zwar nur kurz aufgefallen, doch konnte sie sich trotzdem gut an ihn erinnern. „Was immer er auch verbrochen haben mag, es ist Unrecht, ihn zu richten.“, murmelte sie bei seinem Anblick vor sich hin.
Als dieser gerade zwei Wächter beschimpfte und sich zum Schluss flehend an Manthala wandte, schoss Vana ein wahnwitziger Gedanke durch den Kopf. <b>Ich könnte ihn ja befreien. Die Kette und das Schloss sind für mich kein Hindernis. Dann wäre er mir zu Dank verpflichtet und wer weiß, es könnte eines Tages von Nutzen sein.</b>

Sie war sich des Risikos bewusst, das sie dabei einging, weswegen sie beschloss die kommende Nacht dafür zu nutzen. Im Schutz der Dunkelheit waren die Chancen größer. Wenn sie es so aussehen ließ, als ob er durch eine höhere Macht befreit worden wäre, könnte sie das Risiko möglicherweise etwas senken. Auf jeden Fall brauchte sie Kleidung, denn ein nackter Mann würde unweigerlich auffallen.
Schnell wandte sie sich um und lief zu Niniane an den Kleidungsstand zurück, wo der Händler langsam unwirsch zu werden drohte.

„Sagt guter Mann, habt ihr auch einfache Leinenhosen, Hemden und eine wärmende Jacke? Mir ist gerade eingefallen, dass mein Liebster neue Sachen braucht. Wisst ihr, mein Schatz ist ein rechter Faulpelz und wenn ich nicht für ihn einkaufen würde, dann würde er bald in Lumpen herumlaufen.“, dabei zwinkerte sie dem Händler lustig zu.
Es war ihr im Moment vollkommen egal was Niniane denken mochte, denn sie brauchte eine gute und unauffällige Begründung dafür, warum sie Männersachen kauften wollte.

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fremder Mann
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 12. September 2007, 20:08

Der Händler wurde langsam ungeduldig. Kunden schön und gut, aber dann sollten sie sich nach einer Weile auch endlich mal für die ware entscheiden – oder ihres Weges ziehen, was für den Mann noch ärgerlicher war.
Zum Glück kehrte Vana an den Stand zurück, gerade als der Verkäufer fast seine Geduld mit Niniane verlor. Die neue Kundin unterbrach seinen steigenden Ungeduldspegel und lenkte ihn zu Ninianes Wohl ab.

Der Mann musterte Vana. Sie bat doch tatsächlich um ein paar Leinenhosen und ein Hemd – eindeutig Männerkleidung!
Sein Blick wanderte über ihren Körper, nicht aber um ihre Weiblichkeit zu begaffen. Er musterte ihre Kleidung. <b>Die Dame hat Geschmack, was will sie mit Männersachen und noch dazu so schlicht?</b>
Doch die Sache klärte sich schnell auf. "Aha, für Euren Liebsten. Na, der arme Kerl bekommt wohl nicht so feine Stoffe, wie Ihr sie tragt. Aber es ist nett von Euch, ihm diesen Gefallen zu tun. Tja, wer nicht selbst geht, muss das nehmen, was er kriegt."

Der Händler griff in sein "Billigsortiment", immerhin hatte die Frau vor ihm nach einfacher Kleidung gefragt. Er holte eine Leinenhose, ein Hemd und eine Jacke hervor, deren Innenfutter aus wärmender Schafswolle bestand. Genau das richtige für kalte Tage wie den heutigen.
"Macht alles zusammen 20 Goldmünzen und dabei werde ich kaum Gewinn machen. Wenn Ihr es billiger wollt, so sucht die Gassen nach einem Bettler in Lumpen ab und beklaut ihn."

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Freitag 14. September 2007, 14:01

Niniane hatte sich endlich für einen der angebotenen Mäntel entschieden und hielt diesen dem Händler mit den Worten: "Hier, den möchte ich gerne haben." Unter die Nase.
Vana war dabei nicht entgangen, dass sie wegen ihrer doch merkwürdig erscheinenden Wünsche und der noch merkwürdigeren Erklärung dazu von Niniane mit zweifelnden Blicken betrachtet wurde. Es war ihr natürlich klar, dass Niniane stutzig werden musste und ihr die Sache mit dem Freund nicht abkaufen würde. Diese war ja auch nur für den Händler gedacht, damit der später keinen Verdacht schöpfte, wenn man das Entkommen des Gefangenen entdeckte.

Wahrscheinlich würde Niniane auf dem Rückweg zur Schenke einige Fragen stellen. Sie selbst würde an ihrer Stelle zumindest nach dem wahren Grund für den Kauf der Sachen forschen, außerdem würde sie sich an ihrer Stelle fragen, ob bzw. woher sie den Verurteilten kannte. Andererseits konnte es auch gut sein, dass Ninianes Neugier nicht so weit ging, schließlich hatte sie auch bisher nicht viele Fragen gestellt.
Nun, spätestens wenn sie den Gefangenen befreit hatte und mit ihm in ihrem Zimmer auftauchen würde, würde sich Ninianes Neugier mit Sicherheit melden. Bis dahin war ja noch etwas Zeit, auch wenn es langsam zu dunkeln begann und die Nacht nicht mehr fern war.

„Also gut,“, wandte sich Vana ebenfalls an den Händler: „ich nehme die Sachen für den geforderten Preis.“ Ohne viel Federlesens gab sie die 20 Goldstücke an den Händler und nahm die Sachen entgegen. Es mochte Niniane erneut stutzen lassen, dass sie einfach so, ohne groß zu feilschen bezahlte, aber sie brauchte die Sachen, ohne sie würde es nicht viel nützen, den Burschen aus dem Käfig zu befreien.

Vana legte die Sachen zu einem praktischen Bündel zusammen und klemmte sie sich unter den Arm, anschließend meinte sie zu Niniane:
„Ich denke es hat keinen Sinn, jetzt noch weiter auf dem Markt zu verweilen. Ich hatte gehofft, einen guten Platz für eine kleine Predigt zu finden und auch einen, an dem ihr gut hättet auftreten können, doch bei diesem Wetter fürchte ich, dass ihr in der Schenke eher etwas Geld verdienen werdet als auf dem Markt. Wenn ihr wollt könnt ihr allerdings gerne noch bleiben und euch umsehen, ich möchte euch da keinesfalls hineinreden, doch mich zieht es in unser gemütliches Zimmer zurück. Falls ihr noch bleiben wollt bitte ich euch, mir wenigstens den Zimmerschlüssel zu geben. Ohne diesen stehe ich sonst vor verschlossener Tür.“

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Samstag 15. September 2007, 00:09

Der Rückweg zur Schenke verlief anfangs schweigsam, Vana ging in Gedanken bereits die geplante nächtliche Aktion durch, während Niniane überlegte, wie sie am besten fragen konnte, ohne dass bei Vana der Eindruck entstand , dass sie sie nötigen würde.
Auf halbem Wege fiel es Vana dann auf, dass Niniane sie mehrfach musterte, etwas sagen wollte und sich dann doch nicht so recht traute.
Sie konnte aber nicht sagen was sie vorhatte, zumindest nicht solange sie noch unterwegs waren und man nicht wusste, ob sie nicht irgendwer belauschte.
Andererseits fand sie, dass Niniane ein Recht darauf hatte, zu erfahren was vorging, zumindest solange sie mit ihr zusammen war. So beschloss sie, ihr wenigstens einen Teil zu offenbaren.

„Ihr fragt euch sicher, was mich an den Gefangenen auf dem Richtberg interessiert hat.“, wandte sie sich deswegen ohne Vorwarnung an Niniane. „Wundert euch nicht, euer Gesicht spricht Bände. Ihr fragt euch, was das alles soll, vor allem, warum ich Männersachen gekauft habe. Ich würde euch gern mehr dazu sagen, aber nicht hier. Wartet bis wir in der Schenke, in unserm Zimmer sind. Nur so viel, ich weiß, dass der Gefangene an der Vertreibung der dunklen Wolken, die seit langem drohend über Celcia hingen, beteiligt war. Er gehört mit zu denjenigen, die uns das Sonnenlicht wieder gebracht haben und doch soll er hingerichtet werden. Findet ihr, dass dies Recht ist?
Ich weiß nicht was ihm vorgeworfen wird, doch egal was es auch ist, so hat er durch seine Hilfe bei der Vertreibung der Wolken die Gnade der Vergebung verdient. So viel für den Moment, den Rest erkläre ich euch dann auf dem Zimmer, wobei ich mir sicher bin, dass ihr euch nun schon denken könnt, was ich vor habe.“

Während Vana Niniane zumindest einen Teil anvertraute, hatten sie die Schenke erreicht. Der Schankraum hatte sich schon merklich gelehrt. Lediglich ein paar betrunkene Handwerker grölten noch laut herum und auch die interessante Elfe saß wieder an ihrem Tisch, doch ihre Gesellschaft hatte sich gewandelt. Statt des Vermummten saßen nun zwei andere Männer an bei ihr.
<b>Hoffentlich schließt der Wirt bald und die Gäste gehen. Ich muss ungesehen durch den Schankraum auf das Zimmer kommen.</b>

Im Zimmer angekommen ließ sie die Tür einen Spalt breit offen, damit sie hören konnte, wann der Wirt im Schankraum die Stühle hoch stellte. Anschließend setzte sie sich auf einen der Stühle im Zimmer und schaute Niniane auffordernd an.
„Nun? Was wollt ihr noch wissen. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr noch eine Menge Fragen habt.“

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Erzähler
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. September 2007, 00:59

[OT: Ihr beide postet in eurem Zimmer weiter <img src="http://images.rapidforum.com/images/i25.gif" border="0"> ]

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Stadtwache
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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Stadtwache » Mittwoch 22. Oktober 2008, 16:59

<i>Azura kommt von Wohnviertel Pelgars -> "Pelgars Armenviertel", Seite 2</i>

Im morgendlichen Nebel, der langsam vom kalten Regen vertrieben wurde, befanden sich noch nicht viele Bürger auf den Straßen. Ganz im Gegensatz zum Marktplatz, wo bereits die ersten Händler Markisen und große Planen über ihre jüngst aufgebauten Stände spannten, um die kostbaren Waren vor Venthas nasser Laune zu schützen. Käufer fanden sich dennoch nicht viele. Aber trotzdem bot der Marktplatz eine richtige kleine Ansammlung an Menschen.

Stadtwächter tummelten sich hier wie Ameisen auf ihrem Bau. Sie standen in kleinen und großen Gruppen zusammen und bei der Menge konnte man meinen, Pelgar bestünde nur aus Männern und Frauen in vom Regen durchnässten Wappenröcken über ihren Rüstungen. Die Helme schützten wenigstens etwas vor dem Wetter und zwischen den Wächtern marschierten Verkäufer umher und boten heiße Getärnke an. Das missfiel zwar den Hauptmännern der Patrouillen etwas – immerhin waren die Leute im Dienst –, aber offen gesagt wurde nichts. Die meisten Wachen mussten die halbe Nacht unterwegs gewesen sein.

Wie Azura schnell mitbekam, wurde nach jemandem gesucht.
"... müssen sie finden ..."
"... immer noch auf freiem Fuß ... Was will sie nur in unserer Stadt?" Die Stadtwachen tuschelten aufgeregt, gaben hier und da Berichte ab oder machten sich alsbald wieder auf den Weg. Da wandte sich ein Wachsoldat plötzlich an sie: "Junge Frau, sucht Euch lieber eine Unterkunft und verriegelt die Türen. In Pelgar treibt sich noch immer die Mörderin Morticia herum, sie scheint es nun auf alles und jeden abgesehen zu haben."
"Das stimmt", warf ein zweiter Wächter ein. "Karls Truppe hat vorhin eine tote Elfe im Armenviertel aufgefunden. Einfach in der eigenen Wohnstube ermordet, vermutlich spielt auch Gift eine Rolle, aber das sollen uns die Medici der Reichsklinik genauer erläutern. Ich habe gerade einen Alchemisten zu ihnen beordert."
Der erste Wächter nickte und schaute Azura dann wieder ernst an. "Schlimm, dass derartige Schrecken gerade zum Turnier stattfinden müssen. Die Veranstaltung hat die mörderische Dunkelelfe vermutlich aus ihrem Versteck gelockt. Wie gut, dass wir endlich eine Zeichnung von ihr für die Steckbriefe haben. Jetzt können auch einfache Passanten sie erkennen und uns warnen." Und der Wächter reichte einen eben erwähnten Steckbrief an Azura weiter. Die Zeichnung war nicht die beste, aber Azura würde darauf wohl jene Frau wiedererkennen, die ihr eben Hilfe in der Gasse angeboten hatte, in der plötzlich der Hybrid aufgetaucht war.

Azura konnte ja nicht ahnen, dass der Hybrid sie vermutlich bald noch finden würde. Sein Gefährte, der Wolf Aaron, tappte durch die Schatten und verfolgte die junge Frau, immer darauf bedacht, dass der Wind seinen Duft nicht in die Nüstern der Stute wehen würde.

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Re: Auf dem Markt

Beitrag von fremde Frau » Donnerstag 23. Oktober 2008, 17:49

<i>Azura zahl 1 gm für Äpfel und Brot</i>

Die Frau am Stand des Schneiders war ein sehr junges Ding. Der pelgarische Schneider Hansen hatte sie erst vor wenigen Wochen bei sich eingestellt und sie sollte ihr Verhandlungsgeschick nun auf dem Marktplatz beweisen, weshalb Herr Hansen das Mädchen mit den blonden Zöpfen schon sehr früh heute morgen dorthin geschickt hatte. Bevor sie jedoch die handgefertigte Kleidung an den Mann oder die Frau bringen konnte, musste Alisa – so hieß die junge Frau – erst einmal dafür sorgen, dass die Ware nicht vom Regen durchweicht wurde. Sie mühte sich mit ihrer Arbeit wirklich ab, aber sie zeigte auch Ehrgeiz, denn Alisa wollte aus ihrem Leben etwas machen und nicht wie die Mutter ein einfaches Waschweib werden. Nein, sie wusste, sie war zu höherem bestimmt. Sie wollte Schneiderin werden. Dass man für diesen Weg jedoch so viel über das Abdecken von Kleidung lernen musste, hatte sie sich nicht vorgestellt. Endlich aber stand die Markise und sie konnte die Waren fein säuberlich auslegen.

Es dauerte nicht lange, da tauchte auch schon die erste Kundin bei ihr auf. Sie kam in Begleitung eines schneeweißen Pferdes, auf dessen Fell die Regentropfen wie glitzernde Perlen schimmerten.
Alisa strich sich eine Haarsträhne zurück und betrachtete sich die Hose, auf welche die Kundin einen Blick geworfen hatte. Es war ein schönes Stück Stoff. "Verarbeitetes Leder, mit einer schnürbaren Bund an den Hüften. Das erspart den Gürtel", erklärte das Mädchen und fügte noch an: "Da es sich um einfaches Leder handelt, kostet Euch diese Hose nur 12 Goldstücke, ein Sonderangebot." Tatsächlich war sie wohl mehr wert, aber da der Schneider Alisa nur alte Sachen aus seinem Lagerbestand verkaufen ließ, hatte er sogar die Preise etwas herabgesetzt.

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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. Oktober 2008, 10:37

Der Junge schritt pfeifend des Weges. Er war unterwegs zum Brunnen, um dort auf einige Bauern der Stadt zu warten, die ihre Ziegen zu ihm brachten. Der Knabe war nämlich Ziegenhirte und brachte seine kleine Herde jeden Tag bei Wind und Wetter ins Gebirge hinaus, damit sie dort Futter suchen konnten. In Pelgar existierten keine Weiden und es gab wenig Landstücke, auf denen die Tiere sonst hätten fressen können.
In der Zeit der dunklen Tage brachte der Junge die Ziegen auch schonmal hinunter in die Stille Ebene, weil sich dort mehr getrocknete Gräser fanden als in den kahlen Ausläufern des Drachengebirges.

Als er den Brunnen schon fast erreicht hatte, wurde er plötzlich von einer jungen Frau aufgehalten, deren weißes Pferd an ihrem Mantel knabberte. "Guten Morgen!", grüßte er gut gelaunt. Dass ringsherum überall Soldaten herumstanden, kamen und gingen, störte den Knaben recht wenig, solange diese nicht seine Ziegen verscheuchen würden.
"Pfeile und einen Bogen? Naja, in Pelgar gibt es keine Waldläufer, die dir so'n Zeug verkaufen würd'n", antwortete der Junge. Er schien etwas dümmlich oder einfach nur mundfaul, was bei Knaben seines Alters häufiger vorkam, wenn die Eltern es sich nicht leisten konnten, ihn auf eine Volksschule zu schicken. "Probier's eben mal in der Kaserne. Da gibt's doch ein Zeuglager, die brauchen ja so'n Zeug. Vielleicht wirst du da fündig." Mit diesen Worten wandte sich der Junge einfach ab und marschierte fröhlich pfeifend weiter zum Brunnen.

Aus der Ferne beobachtete der Wolf Aaron Azura und ihre Stute. Seine Ohren legten sich an. Er durfte die beiden nicht aus den Augen verlieren. Am besten wäre natürlich, wenn er sie zu seinem Freund Merdarion würde zurückbringen können.

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Re: Auf dem Markt

Beitrag von Stadtwächterin » Sonntag 26. Oktober 2008, 01:41

<i>Hinweis: Obwohl es jetzt nicht direkt am Stadttor ist, setze ich den Post hier, weil du danach Pelgar verlassen kannst</i>

Mit vollem Tempo hechtete Schneefeder plötzlich davon, Azura auf ihrem Rücken. Einige Wachpatrouillen schauten dem Pferd nach, blinzelten oder kratzten sich am Kopf. Was hatte diese Frau veranlasst, so mir nichts dir nichts den Marktplatz zu verlassen? Sie musste die Warnung des Wächters ja sehr ernst genommen haben, aber vermutlich war dies auch das Beste für sie. Morticia ging in Pelgar um und war noch immer nicht gefunden. Für jeden Bürger konnte es nun gefährlich sein, denn niemand kannte die Motive der legendären Mörderin.

Auch Aaron blickte der davon galoppierenden Reiterin hinterher, doch der Wolf tat es mit gemischten Gefühlen. <b>Auch das noch!</b> Die Schnauze in den Wind richtend, versuchte er, herauszufinden, wohin Azura wohl reiten würde. Aber er ahnte es schon, trotzdem musste er auf Nummer sicher gehen. So verfolgte er die Spur eilig und kam tatsächlich in jenem Moment am oberen Ende der Straße an, als Azura sich an die Torwächter wandte.

Diese blickten verwirrt zur ihr auf. Sie war so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Sofort nahm die Wächterin – ja, es gab auch Frauen unter ihnen, wenn auch wenige – Haltung an. Ihr Kamerad nahm sich da schon etwas mehr Zeit.
"Ihr wollt Pelgar verlassen? Nun gut, besucht die glorreiche Hauptstadt wieder", sagte die Soldaten und gab das Signal, die Tore öffnen zu lassen. Sofort schoben sich die Flügeltüren auf. Es knarrte und zwei Tauben, die auf den Zinnen gesessen hatten, stoben davon.

Für Azura und Schneefeder war der Weg frei – wo auch immer sie hin wollten. Aaron allerdings machte kehrt. Er konnte die beiden jetzt nicht weiter verfolgen, er musste Merdarion Bescheid geben. Die Spur würden beide Wölfe schon finden und für seinen Anführer würde es eine gute Übung sein. Flugs und wie ein gestreifter Schatten machte er sich auf den Weg.

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