Im Herzen Mantrons

Stein ist zu selten und kostbar in Mantron und Holz wird zu schnell feucht, daher leben die Menschen hier in Hütten, die sie mit gegerbter Tierhaut bespannen. Die ist nicht nur sehr wetterfest, sondern hält auch die Wärme in den Häusern.
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 10. November 2022, 21:32

Die Alte war es gewohnt, das Sagen zu haben, aber auch diejenige zu sein, an die man sich anlehnte und bei der man sich ausweinte, einfach, weil sie zu zuhören und zu trösten verstand. Dass es jetzt jedoch zu viel für ihre Nichte sein konnte... das konnte sie sich denken, derart empathisch war sie, sodass sie die andere ziehen ließ.
Im Gegensatz zu Laogh allerdings machte Celestina dies nicht aus Berechnung, sondern aus ehrlichem Mitgefühl und einem kleinen bisschen Pflichtbewusstsein, denn der Eintopf stellte sich nicht von alleine fertig. Also machte sie sich daran, dass das Abendessen weder anbrannte, noch zu spät fertig werden würde. Oder schlimmer noch, nicht gut schmeckte!
Der Schatten hingegen... der blieb seinem Wesen treu und verhielt sich weiterhin kindisch-stur. Somit gab es nichts und niemanden, der sie in dieser Hütte hielt.
In der Theorie! Denn ehe sie die Tür erreichte, kam Jonte heim und beide waren viel zu überrumpelt, um sofort weitermachen zu können. Es dauerte, doch dann fand er zu seiner üblichen, brummig-jovialen Art zurück, erfasste ihren halben Arm allein mit seiner riesigen Pranke und erwiderte ihren Gruß.
Um ihr dann einen Rat zu geben, um den sie nicht gebeten hatte. Im Gegensatz zu ihr aber kam er gerade von draußen und dort wurde es mit jeder Minute ungemütlicher! Sie grinste und nahm es ihm nicht übel, wollte sich jedoch trotzdem durchsetzen.
Ventha allerdings oder sonst eine Gottheit schien etwas dagegen zu haben, denn kaum versuchte sie es erneut, kamen eine füllige Matrone und zwei Kinder herein und hielten sie ein weiteres Mal auf. Während die Jüngeren von ihrer Mutter regelrecht weggescheucht wurden, zog sich Gunni Tuch runter und begaffte ebenfalls den Gast ungläubig.
Im Gegensatz zu ihrem Mann indes fasste sie sich schneller und machte eine Bemerkung, die offenbarte, dass nicht nur Celestina alles im Griff zu haben schien. Beinahe könnte Jonte einem leid tun, solch ein Bär von einem Mann und dann gab es zwei Frauen in seinem Leben, die ihn ganz leicht zu händeln zu wissen schienen. Wie es wohl bei seinen Töchtern war? Wahrscheinlich hatten die ihn ebenso um den Finger gewickelt, obwohl zumindest eine davon nebenbei eine Kopfnuss von ihm kassierte. Zartbesaitete Prinzesschen hätten laut zu plärren begonnen, aber diese hier war das offensichtlich gewohnt, denn nach einem kurzen Ducken war sie auch schon weiter gelaufen.
Gunni blieb bei dem Gast nach der Begrüßung noch kurz abwartend stehen und stampfte öfters mit den Füßen auf, um den restlichen Schnee loszuwerden, der eine kleine Pfütze zu bilden begann. Besser hier im Eingangsbereich als weiter drinnen, so hieß die Devise! Als sie davon überzeugt war, dass sie das meiste verloren hatte, machte sie ein paar Schritte zur Wand, wo ein Lappen bereits hing, den sie holte und klatschend auf den Boden fallen ließ, damit er das Wasser aufsaugen konnte.
Indes sollte Jonte alles fürs Abendessen vorbereiten, wofür es große Manneskraft brauchte. Dabei entdeckte er den Schatten und war definitiv nicht erfreut über seine Anwesenheit, wurde jedoch sogleich von seiner Mutter gerüffelt. Das entlockte der Mischlingselfe eine Frage, die Gunni, die gerade dabei war sich zu bücken, innehalten und aufsehen ließ.
Dann blickte auch sie kurz zum Feuer, entdeckte die Gestalt und nickte. Den Lappen behutsam ergreifend, um das Wasser nicht wieder auszuwringen, erwiderte sie:"Ja, sicher. Er kommt jedes Jahr einmal her. Wobei... das ist seltsam, dass er heute wieder da ist. Es ist gar nicht seine Zeit." Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. "Na ja, er wird schon seinen Grund haben. Oder ist er mit dir gekommen?" Runde, helle Augen sahen sie freundlich-neugierig an.
Um sie dann ziehen zu lassen und sich um ihre eigenen Aufgaben zu kümmern. So näherte sich die Nichte wieder der Tante. Celestina sah kurz auf, lächelte ihrerseits nun auch und nickte. Mit der freien Hand wies sie zu dem Regal an der Wand. "Nimm dir zwei Topflappen und hilf mir, den Kessel rüber zu tragen und aufzuhängen. Außer, du bist zu erschöpft, dann schone dich lieber.", erwiderte sie und überließ es tatsächlich der anderen, ob sie es tun wollte oder nicht. Ansonsten würde eben Jonte zum alleinigen Träger bestimmt werden, so wie meistens.
So trugen die beiden Frauen den heißen Kessel mit dem dampfenden, duftenden Eintopf zur großen Feuerstelle und hängten ihn dort auf, damit er über den Flammen heiß bleiben konnte. Das Mädchen, das sich inzwischen von der Außenbekleidung getrennt hatte und nun ihr Haar zu zwei Zöpfen geflochten präsentierte, kam mit genau abgezählten Schüsseln und Löffen darin herbei geeilt.
Ihr älterer Bruder war der Erste, der sich eine davon schnappte und nach der Kelle greifen wollte, um sich zu bedienen. Mit dem Ergebnis, dass er eine auf die Finger bekam, dieses Mal allerdings von Gunni.
Celestina schüttelte seufzend den Kopf. "Wie oft noch, wenn wir Besuch haben, bekommen die Gäste zuerst!", schalt sie ihn, bewusst auf Celcianisch, damit auch Eleyna es verstehen konnte. Diese hatte sich in der Zwischenzeit zu Laogh gesetzt, der ein wenig missmutig in die Flammen starrte.
Die Hausherrin übernahm es nun, die Schüsseln zu füllen und Gunni hatte die Aufgabe, sie den Personen zu bringen, wobei sie lächelnd den beiden Gästen gleichzeitig eine reichen konnte. Danach bekam Jonte ebenfalls zwei in die Hände gedrückt, was vermuten ließ, dass eine davon ihr selbst gehören würde, ehe die Kinder versorgt wurden und zu guter Letzt auch Celestina ihre Portion hatte. So setzten sich alle auf die Felle und nach einem kurzen Segenswunsch begann das Schmausen.
Der Eintopf war brennend heiß und anfangs musste man sehr vorsichtig sein, aber er schmeckte auch wirklich lecker. Scharf war er, denn dadurch fühlte man sich noch besser gewärmt, jedoch nicht überwürzt und die Fleischstücke darin schienen von guter Qualität zu sein. Arm wirkte dieser Haushalt definitiv nicht!
Laogh schaffte gerade einmal eine halbe Portion, ehe er die Schüssel abstellte und sich hinlegte, um sich in eines der Felle, das als Decke diente, einzurollen. Celestina bemerkte es und durch die Nähe zu ihrer Nichte, könnte diese erkennen, dass Sorge sich in ihren Blick schlich. Doch sie sagte nichts, sondern versorgte alle mit ausreichend Essen, die mehr wollten. Und darin war vor allem Jonte unschlagbar!
Schließlich wurde es allmählich ruhiger, die Kinder müde und schliefen eingerollt ein. Gunni deckte sie zu und ihr Mann beugte sich über sie, um ungeniert die Kinderstirnen liebevoll zu küssen. Danach kümmerten sich beide um das Geschirr und erlaubten es dadurch der Alten, sich wohlig satt am Feuer auszuruhen. Jonte hatte bei Eleynas Frage noch kurz genickt, sich aber bei seiner Aufgabe nicht aufhalten lassen.
So blieb es seiner Mutter, Antworten zu geben. Lächelnd sah sie ihre Nichte an. "Geboren und aufgewachsen. Mein Mann war Mantroner und hat mich damals mit sich genommen. Glaub mir, es hat Jahre gedauert, bis ich wenigstens in den kurzen Sommern nicht mehr gefroren habe!", kicherte sie und schüttelte seufzend den Kopf.
"Das waren noch Zeiten!", seufzte sie dann sehnsuchtsvoll und wirkte einen Moment völlig in die eigene Vergangenheit entrückt.
Der erwähnte Schatten dagegen schien längst zu schlafen, was bei seiner Erschöpfung kein Wunder war. Und dennoch... in dem Atemzug, in dem sein Name fiel, gab er einen beinahe unhörbaren Laut von sich und rührte sich, dass seine Finger wie durch Zufall ihre Hand streiften, mit der sie sich auf dem Fell abstützte.
Jonte brummte nur etwas, während Gunni nickte, weil sie sich das ja schon gedacht hatte. Celestina hingegen kehrte in die Gegenwart zurück und lächelte die Jüngere an. "So, jetzt ist aber genug geplaudert. Ihr hattet eine lange Reise und seid sicher müde. Auch war es für uns ein langer Tag."
Sie erhob sich und streckte sich demonstrativ, um dann zu Eleyna zu treten und ihr übers Haar zu streichen. "Morgen ist noch genug Zeit für deine Fragen. Ruh' dich jetzt lieber aus, Kind. Wir laufen dir nicht weg." Ein schelmisches Zwinkern folgte, dann half sie ihrem Sohn und dessen Frau dabei, die Ordnung in der Hütte wieder herzustellen.
Jonte legte etwas Feuer nach, kontrollierte, ob es seine Kinder auch warm hatten, bevor er und Gunni sich in den abgetrennten Bereich der Hütte zurück zogen. Und es gab noch einen zweiten Teil, nahe des Ziegenstalls, wohin sich Celestina begab, um dort ihre Schlafstätte aufzusuchen. So kehrte allmählich Ruhe ein innerhalb der Hütte, während draußen hörbar der Wind zu pfeifen begonnen hatte. Nein, hinaus zu gehen war jetzt gewiss keine Option mehr! Aber ob sie Schlaf finden könnte...?

Wie auch immer sie sich bettete, Laoghs Arme würden sie gegebenenfalls widerstandslos aufnehmen, am Morgen wurde sie von einem Duft nach Äpfeln und Zimt geweckt und wenn sie einmal soweit wäre, die Augen zu öffnen, würde sie Gunni an dem Dreibein stehen sehen, die in einem ähnlich großen Kessel wie am Abend rührte, leise summend und so selbstverständlich, als wäre es ihr eine Freude, früher als alle anderen aufstehen zu müssen.
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 11. November 2022, 00:10

"Ja, sicher. Er kommt jedes Jahr einmal her. Wobei... das ist seltsam, dass er heute wieder da ist. Es ist gar nicht seine Zeit.", beantwortete Gunni ihre Frage und Eleyna musterte die freundlichen Augen einen Moment. Ihre letzte Frage, überhörte sie, denn sie war mit ihren Gedanken beschäftigt. Die Dunkle wandte den Blick nachdenklich auf Laogh, während er sich noch mit Jonte zu messen schien. Jedes Jahr?! Eleyna runzelte kurz die Stirn. Wieso denn das? Und… Wenn er ihre Familie schon so lange kannte… wieso hat er dann erst recht nichts gesagt? Spätestens nachdem klar war, dass sie nach Arrond suchte und Laogh ihn kannte? Kannte er einfach jeden in ihrem Umfeld?! Ihre Familie- hier in Mantron, ihre Mutter, vermutlich ihre Familie in Morgeria. Arrond… Arvid… Eleyna starrte den Schatten regelrecht an und musste sich fragen… wieso?! Wieso das alles? Die Elfe ließ Gunni stehen, was sie keineswegs absichtlich tat. Es lag an den Umständen und daran, dass sie stets ihre Gedanken allein wälzte. Allerdings verfolgte Eleyna nun eine andere Strategie: Helfen. Sie wollte gewiss nicht undankbar wirken und sich im Vornherein bei den Mitgliedern dieser Familie unbeliebt machen. Also wandte sie sich an Celestina und fragte, ob sie etwas helfen könne. Alle schienen so geschäftig und sie selbst stand nur herum, ohne zu wissen, wohin mit sich. Da konnte sie sich ebenso nützlich machen. "Nimm dir zwei Topflappen und hilf mir, den Kessel rüber zu tragen und aufzuhängen. Außer, du bist zu erschöpft, dann schone dich lieber.", wies sie die Ältere an und Eleyna folgte ihrem Nicken mit dem Blick. Sie erfasste die Topflappen, ging darauf zu, um sie zu greifen und kehrte mit ihnen um die Hände herum zurück. Eleyna fasste selbstverständlich mit an und trug mit der Weißhaarigen zusammen, das duftende Essen zur Feuerstelle. Eleyna bedachte, nachdem der Topf sicher hing, das Mädchen mit einem kurzen Blick. Sie wirkte ausgelassen, regelrecht frech mit ihren zwei Zöpfen und Eleyna lächelte unwillkürlich leicht. Bis sie es bemerkte und erneut einen ernsten Gesichtsausdruck an den Tag legte. Bevor sich alle einfanden, hatte sie sich indes bereits neben den Schatten gesetzt. Offenbar wurde gemeinsam gegessen. Eleyna beobachtete verstohlen das Miteinander der Familie. Sie war nicht davor gefeit immer mal wieder zu schmunzeln, während sich der Junge voller Appetit auftat. Sie konnte es ihm nicht verdenken, allerdings war die Geste ein weiteres Zeichen für die Gastfreundschaft dieser Leute. „Danke“, meinte sie höflich als sie die Schüssel entgegennahm. Sie schaute einen Moment in den Eintopf hinein, ehe das Gebet gesprochen wurde. Sie musterte die Gesichter der Anderen genau, während sie die Augen geschlossen hatten, um Ventha zu danken. Da saßen sie. Ihre Familie. Eleyna spürte einen Kloß in ihrer Kehle und wandte sich schleunigst wieder ab, ehe sie den Löffel in die Mahlzeit tauchte. Vorsichtig führte sie diesen zum Mund, pustete aber eine Weile, bevor sie sich traute, zu probieren.

Es schmeckte sehr gut, doch sofort nach dem ersten Löffel, rebellierte ihr Magen. Die Mischlingselfe spürte dem Prickeln der Schärfe nach, ehe sie ein wenig in dem Eintopf stocherte, während Jonte eine Portion nach der anderen verschlang. Immer mal wieder nahm sie doch einen Löffel, um nicht als unhöflich zu gelten. Wirklich essen tat sie aber nicht. Sie schaute zur Seite, nachdem Laogh seine Portion wegstellte und sich augenblicklich einrollte. Sie runzelte die Stirn bei seinem Anblick. Als sie aufblickte, erhaschte sie noch einen Blick auf das Gesicht der Älteren, was sie nur noch mehr dazu animierte, auf Laogh zu achten. Offenbar machte die Alte sich Sorgen… Die Spionin blickte zum Bären, der nur nickte auf ihre Fragen. So recht schien sich keiner hier daran zu stören, woher Eleyna eigentlich kam. Wussten sie denn alle Bescheid? Aber die Überraschung war zumindest den beiden Eheleuten ins Gesicht geschrieben gewesen… Oder wussten sie, dass es sie gab, waren nur überrascht, dass sie auf einmal vor ihnen stand? Die Mischlinsgelfe seufzte tonlos, während sich das Lagerfeuer langsam aufzulösen schien. Keiner hatte echtes Interesse, sich tatsächlich noch weiter zu unterhalten. Neue Informationen würde Eleyna wohl dann doch nicht erhalten. Bis auf Celestina, die sich doch noch zu einer Antwort hinreißen ließ. Eleyna lächelte leicht und nickte ihr zu. „Ich hätte ihn gern kennengelernt.“, meinte sie ehrlich und beließ es daraufhin dabei. Celestina löste ebenfalls das Feuer auf, sodass sich alle allmählich in ihre Nischen verabschiedeten und Eleyna am Feuer allein zurückblieb. Sie blickte einen Moment in das leicht heruntergebrannte Feuer, das allerdings am Brennen gehalten wurde. Müde war sie nicht, soviel stand fest. Ihr Blick glitt zu Laogh, der bereits zu schlafen schien. Ihr war aufgefallen, wie er leicht ihre Hand berührt hatte, als sie seinen Namen aussprach. Ihre Augen ruhten auf seinem Gesicht, welches dem Feuer inzwischen zugewandt war und dessen Schatten einmal mehr zeigten, wie sehr er doch gelitten hatte auf der Fahrt. Überhaupt war er äußerst schweigsam gewesen. Eleyna erhob sich unruhig und stocherte etwas im Feuer herum. Sie musste an so viele Dinge denken, die sie allesamt wachhielten. Ihr fiel ein, dass niemand wirklich auf ihren Vater reagiert hatte. Celestina erwähnte die Ähnlichkeit. Aber sie hatten gar nicht miteinander gesprochen, über seinen Verlust… Wie hatte Celestina davon erfahren? Und wieso… wieso hatte es keine Kontaktversuche gegeben? Oder hatte ihre Mutter diese abgewiegelt? Zuzutrauen wäre es ihr allemal… Eleyna setzte sich zurück auf das Fell neben dem Schatten und spürte auch nachdem alles im Haus ruhig und sogar das Dorf einer nächtlichen Stille anheimgefallen war, dass sie nicht einschlafen würde. Immer noch wirbelten ihre Gedanken umher. Die Spionin streckte sich etwas, erhob sich abermals und lief leise zu der kleinen Nische, in der Celestina gekocht hatte. Sie fand einen Becher und etwas frisches Wasser, welches sie mit sich nahm und trank. Erneut fand sie ihren Platz. Nachdem das kühle Nass ihre Kehle hinuntergeflossen war, drehte sie erneut den Blick zum Spion. Eleyna lehnte sich etwas vor und strich ihm flüchtig über die Stirn. Seine Temperatur war in Ordnung, dennoch zog sie ein wenig das Fell höher, damit er nicht fror. Er brauchte seine Reserven jetzt mehr denn je. Die Spionin neigte sich weiter vor und kam seinem Gesicht mit ihrem nahe. Sie atmete leise aus und schloss die Augen. „Warum hast du nichts gesagt...“, flüsterte sie, ehe sie ihm einen zarten Kuss auf die Lippen hauchte und sich wieder aufrichtete. Wie gern hätte sie seine Nähe gesucht… Aber Eleyna konnte einfach nicht aus ihrer Haut. Er hatte ihr nichts gesagt. Und erklärte nicht warum… Mehr noch, er verschloss sich regelrecht und ließ sie wieder und wieder auf seiner Mauer auflaufen. Die Spionin brauchte noch einige Zeit, in der sie einfach nur stoisch dasaß, bis auch sie die Müdigkeit endlich einholte. Allerdings neigte sie sich zur entgegengesetzten Seite zum Spion und rollte sich dort zusammen.
Am nächsten Morgen, schreckte Eleyna hoch, denn sie wusste im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. Geschlafen hatte sie deutlich zu wenig, so wie sie sich fühlte und erst langsam sickerte die Erkenntnis wieder in ihr Bewusstsein. Sie sah Gunni, die am Feuer stand und etwas Fruchtiges zu kochen schien. Die Elfe blinzelte verpennt, ehe sie sich die Augen rieb und herzhaft gähnte. „Guten Morgen...“, murmelte sie leise. Dann glitt ihr Blick zu Laogh, ehe sie die Hütte abtastete. Es war so grausam früh, dafür, dass sie so furchtbar spät erst in den Schlaf gefunden hatte. Ihr war übel, wie sie feststellen musste, was auch nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden beitrug. Eleyna bemühte sich, irgendwie die Müdigkeit aus den Knochen zu streckten und gähnte abermals.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. November 2022, 14:18

Wie auch Celestina ging deren Schwiegertochter von einem Wissen aus, das die Mischlingselfe nicht besaß. Im Gegensatz zu ihr lebte sie schon länger damit, den Schatten zu kennen. Wobei das eigentlich übertrieben war, denn viel mit ihm gesprochen hatte sie in all den Jahren nicht. Das lag nicht an seiner Herkunft, sondern daran, wie er sich verhielt, wenn er mal anwesend war.
Er war ihr gegenüber durchaus höflich, aber reserviert. Mit Jonte und dessen Brüdern hingegen kabelte er sich immer wieder, wobei er so gut wie jedes Mal als Sieger hervorging, vor allem bei einem Wortgefecht mit Celestinas Ältestem. Zu den Kindern dagegen war er freundlich gewesen und hatte stets eine kleine Schnitzerei oder sonstiges bei seinen Besuchen mitgebracht. Und der Matriarchin dieser Familie gegenüber... Nun, das war eine Privatsache, in die sie sich nicht einmischte und wovon sie auch ihren Gatten abhielt.
Jetzt aber hatte sie sich kurz mit dem Gast unterhalten, um dann ihren eigenen abendlichen Aufgaben nachzugehen, die nicht zu lange warten sollten. Es gab nicht viele Regeln bei der Alten, aber wehe dem, der eine davon missachtete oder vernachlässigte. Nein, dieses Donnerwetter brauchte sie definitiv nicht!
Eleyna indes gesellte sich zu eben jener Frau und wurde auch prompt zur Mithilfe eingeteilt. Der Kessel hatte sein Gewicht dank der Füllung und das geschmiedete Eisen hitzte selbst durch die Topflappen hindurch, während es sich unangenehm in die Handflächen grub, als sie es zu zweit trugen. Schließlich jedoch befand es sich dort, wo es hingehörte, und Celestina wachte darüber, dass jeder in der richtigen Reihenfolge seine erste Portion bekam, um mit dem Essen anschließend gemeinsam beginnen zu können.
Die erste Schüssel war bei fast allen, außer den Gästen, rasch geleert und je öfter es Nachschlag gab, desto mehr begannen die Worte aus den Kindern heraus zu sprudeln. Allerdings waren sie so voller Eifer, ihrer Großmutter etwas scheinbar Gewichtiges zu erzählen, dass sie ganz auf die Anwesenheit der Gäste vergaßen... oder nicht bemerkt hatten, dass zumindest eine davon kein Esera verstand. Celestina hingegen hörte aufmerksam zu, gab ab und zu eine Bemerkung von sich und musste sogar manchmal ein wenig Grinsen, besonders dann, wenn Jonte brummelnd sein Essen in sich reinschaufelte. Was ziemlich gut vor Augen führte, woher er seine massige Gestalt hatte... oder war es eher umgekehrt, dass ausgerechnet das eben viel Füllung brauchte? Dick war er auf jeden Fall nicht, aber kräftig wiederum wäre eine schlichte Untertreibung! Der Vergleich mit einem Bären hingegen passte wie die Faust aufs Auge, groß, breit und trotzdem sehr gutmütig, wie es schien.
Es war eine fröhliche Runde, in denen sie beide wie selbstverständlich aufgenommen worden waren, ohne dem Zwang, sich beteiligen zu müssen. Gut, Laogh war nicht das erste Mal dabei und man sah ihm die Schwäche mehr als deutlich an, sodass niemand Anstoß daran nahm, dass er kaum etwas aß und sich danach zum Schlafen einrollte. Lediglich die Alte bedachte ihn mit einem besorgten Blick.
Als alle satt waren, machte das Ehepaar sich daran, alles für die Nacht vorzubereiten, nachdem es sich um die Kinder gekümmert hatte, die ebenfalls sehr rasch einschliefen. Sie würden beim großen Feuer bleiben, dort, wo ihr Platz war, während sich Jonte und Gunni etwas später in ihren eigenen Bereich zurück ziehen konnten.
Celestina hingegen hatte sich noch ein wenig Zeit für ihre zurück gewonnene Nichte genommen und sie mit einem wehmütigen Lächeln bedacht. "Er war ein wundervoller Mann, wir hatten nicht immer einfache, aber glückliche Jahre. Und er lebt in uns allen fort.", erwiderte sie mit der Reife eines gelebten Lebens, das auch akzeptierte, dass es den Verlust geben musste, um den Neugewinn wirklich schätzen zu können.
Kurz darauf jedoch war auch sie soweit, dass sie sich schlafen legte, sodass auf der einen Seite des Feuers die beiden Kinder schlummerten und neben ihr der Schatten. Ob er tatsächlich schon schlief? Oder würde er gleich zu flüstern beginnen und ihr wieder irgendwelche Sprüche mitgeben, damit sie ihn erneut am liebsten erwürgen, erschlagen und sonst qualvoll töten wollen würde? Nein, es wirkte ganz so, als wäre er wirklich schon eingeschlummert, sodass sie als Einzige noch wach blieb.
In ihrem Kopf arbeitete es ebenso wie in ihrem Herzen, von ihren Eingeweiden ganz zu schweigen! Wäre es nicht sinnvoll gewesen, nach dem Abtritt oder ähnlichem zu fragen, nur für den Fall der Fälle? Nun ja, jetzt war es zu spät dafür und sofern ihr Körper sie nicht zu sehr überrumpelte, würde sie wohl oder übel doch noch testen müssen, ob der zunehmende Wind da draußen sie umwehen würde, wie Jonte behauptet hatte.
Soweit kam es zu ihrer Erleichterung zwar nicht, dennoch fühlte sie sich wie gerädert, als sie am Morgen erwachte. Sie hatte zwar tief und traumlos vor Erschöpfung geschlafen, allerdings alles andere als gut und ausreichend. Der Schatten selbst schien, das verriet ein rascher Blick zu ihm, noch nicht erwacht zu sein.
Aber er lag noch immer haargenau so, wie sie ihn zuletzt in der Nacht gesehen hatte, und wirkte, als würde er sich nie wieder rühren können. Doch sollte sie diese Angst beschleichen, dass es am Ende trotz allem zu viel für seinen ausgemergelten Körper gewesen wäre, würde ein schnelles Tasten nach seinem Puls oder Atembewegungen ihr zeigen, dass er wirklich nur tief und entkräftet schlief.
Wer hingegen schon auf den Beinen war, waren die Kinder und auch Gunni, die vor ihr beim Feuer stand und in einem Kessel rührte, aus dem es herrlich duftete. Das Murmeln ließ sie leicht zusammen zucken, ehe sie sich fangen konnte und der Besucherin ein freundliches Lächeln schenkte. "Guten Morgen auch dir! Verzeih, falls ich dich geweckt habe, aber ich muss ständig rühren, sonst brennt das Frühstück an und ich muss mir was einfallen lassen, damit Jonte den Kessel für mich scheuert.", plauderte sie fröhlich und zwinkerte ihr zu, als wären sie seit langem gute Freundinnen, die solcherart Späße des Öfteren machten. Tatsächlich hielt sie an einem langen Stiel einen Kochlöffel und bewegte beständig ihren molligen Arm.
"Wenn du möchtest, kannst du Wasser haben oder frische Milch, Imke ist gerade bei den Ziegen und melkt sie fertig. Es gibt nichts über frische, warme Ziegenmilch in der Früh!", lobte sie.
"Und der Brei ist auch gleich soweit, dann können wir essen und ihr könnt bald losfahren, passende Kleidung sucht dir Mütterchen gerade zusammen. Die Sonne sollte auch demnächst aufgehen und Jonte meinte vorhin, der Schneesturm ist vorüber, es sieht aus, als wenn es ein warmer, sonniger Tag werden wird.", plapperte sie weiter in einer Selbstverständlichkeit, die schon wieder überfordern konnte.
Und Laogh neben ihr rührte sich noch immer nicht!
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 11. November 2022, 22:19

Eleyna brauchte Stunden, bevor sie sich überhaupt hinlegte. Stoisch saß sie auf ihrem Fell und starrte in die Flammen, bis ihr die Augen brannten. Und selbst dann starrte sie noch extra eine Weile weiter. Bis sie die Augen schließen musste und ihre Augen einen Moment Erholung schenkte. Die Halbelfe bedachte daraufhin die Kinder, die friedlich schliefen. Die Gesichter der beiden waren ruhig und losgelöst von allen Sorgen, die so ein Erwachsenenleben mit sich brachte. Sie wuchsen liebevoll auf. So liebevoll Mantron eben war mit seinen raubeinigen Männern und Frauen. Doch war das weitaus mehr als man in Morgeria erwarten konnte. Raubeinig war sympathisch. Sadistisch war Morgeria. Die Elfe neidete es den Kindern nicht, dass sie das erhielten, was sie sich so lange gewünscht hatte. Sie konnte die Sprösslinge betrachten und sich für sie freuen, ehrlich freuen, dass sie dieses Schicksal erwartete. Wer wusste, wie ihre Leben sein würden. Welche Wünsche sie hätten, welche Wege sie wählten. Nichts war in Stein gemeißelt. Die Spionin sah immer mal wieder nach dem Schatten und achtete darauf, dass er nicht auskühlte. Sie zog das Fell zurück, wenn es hinunterrutschte und prüfte seine Temperatur. Allerdings schlief er wie betäubt, rührte sich nicht und machte auch sonst nicht den Eindruck, als könne er derzeit wirklich viel leisten. Außer sich zu erholen. Die Spionin bedachte die Hütte mit eingehenden Blicken. Sog alles in sich auf, wo etwas stand, wie etwas angeordnet war. Es sagte viel über die Bewohner aus, wenn man sich ihre Lebensweise ansah. Eleyna hatte gelernt auf die Details zu achten und jetzt, umgeben von Ruhe und leisem Atmen, hatte sie den Kopf dafür. Alles war besser als sich mit dem Offensichtlichen zu beschäftigen. In ihr türmten sich so viele Fragen auf, dass sie nicht abschalten konnte. Müdigkeit senkte sich erst viel zu spät über sie, sodass sie sich doch irgendwann, den steifen Rücken endlich ausruhend, hinlegte. Dabei aber wählte sie dieses Mal nicht die Nähe des Schattens. Und bereute am nächsten Morgen die Entscheidung. Denn viel zu früh aus einem viel zu aufwühlenden Schlaf, erwachte sie aufgrund der Geräusche, die die Kinder und Gunni am Kessel machten. Für einen Moment wusste Eleyna nicht mehr, wo sie war. Benommen blinzelte sie und erfasste die rundliche Ehefrau von Jonte. Murmelnd kam der morgendliche Gruß, ehe sie die Kinder beobachtete, wie sie energiegeladen umherliefen. Ihr nächster Blick ging zu Laogh. Und schlagartig war sie wach. Eleyna setzte in einer fließenden Bewegung nach vorn und ihre Hand glitt zielsicher an seinen Hals. Für die gefühlten Äonen eines Herzschlages, glaubte sie den fehlenden Herzschlag ausmachen zu können, doch dann erlöste ein sanftes Pulsieren ihren angehaltenen Atem. Sie glitt zurück und atmete langsam aus, den Blick auf seinem Gesicht. Er sah immer noch furchtbar aus. Und er rührte sich nicht. Sorge trat in ihr Gesicht, während sich langsam der Geruch von Essen in ihre Nase schlich. Ihr wurde übel, sodass sie das Gesicht verzog und ihren Handrücken auf ihre Lippen presste.

Die Elfe wischte sich reichlich malträtiert von der Nacht über das Gesicht und wandte sich wieder an Gunni, die soeben das Wort an sie richtete: "Guten Morgen auch dir! Verzeih, falls ich dich geweckt habe, aber ich muss ständig rühren, sonst brennt das Frühstück an und ich muss mir was einfallen lassen, damit Jonte den Kessel für mich scheuert.", berichtete sie zwinkernd und Eleyna verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass dir genug für diese ‚Bitte‘ einfallen würde…“, gab sie wohlwollend zurück und war dankbar für diese kleine Ausflucht aus ihrem Schrecken am Morgen. "Wenn du möchtest, kannst du Wasser haben oder frische Milch, Imke ist gerade bei den Ziegen und melkt sie fertig. Es gibt nichts über frische, warme Ziegenmilch in der Früh!", bot sie an und Eleyna wandte den Kopf zu den Ziegen. Tatsächlich stand das Mädchen dort und melkte vollkommen selbstverständlich die Ziege. Eleyna jedoch meinte noch während sie sie beobachtete: „Wasser reicht, vielen Dank. Ich hole es mir selbst.“, fügte sie an, damit Gunni nicht extra für sie laufen würde. Die Spionin gähnte noch mal herzhaft und klopfte sich gegen das Gesicht, ehe sie sich erhob. Sie ließ sich von Gunni noch mal das frische Wasser zeigen, ehe sie sich einen Becher griff und etwas einschenkte. "Und der Brei ist auch gleich soweit, dann können wir essen und ihr könnt bald losfahren, passende Kleidung sucht dir Mütterchen gerade zusammen. Die Sonne sollte auch demnächst aufgehen und Jonte meinte vorhin, der Schneesturm ist vorüber, es sieht aus, als wenn es ein warmer, sonniger Tag werden wird." Eleyna sah von ihrem Becher auf, den sie soeben an die Lippen gehoben hatte. „Wohin fahren wir denn?“, wollte sie stirnrunzelnd wissen. „Und wer ist wir?“, fragte sie nach. Denn Laogh würde wohl nirgendwohin gehen können! So wie er aussah, würde er die nächsten paar Tage genau dort bleiben, wo er lag und sich am Feuer und mit Celestina’s Kochkünsten berappeln. Eleyna hob nun endlich die Becher an und trank ihn in großen Zügen leer. Das reichte ihrem Magen aber schon wieder, denn er rebellierte ungewohnt heftig, sodass sie sich an den Magen fasste und das Gesicht verzog. „Ich glaube… ich habe den Eintopf nicht gut vertragen.“, meinte sie leise und wusste es doch besser. Allerdings musste das einfach niemand wissen, deshalb legte sie eine falsche Fährte aus. „Nach der Schiffskost war das wohl zu viel des Guten“, murmelte sie weiter und stellte ihren Becher beiseite. „Ich danke dir, für das Frühstück. Ich lasse es aber wohl lieber ausfallen.“, meinte sie entschuldigend und lächelte schräg. „Vielleicht kann ich etwas probieren, wenn wir wieder da sind?“, lenkte sie ein, damit Gunni nicht den Eindruck gewann, sie würde ihr Essen prellen. Das war sicher nicht ihre Absicht. Dann glitt ihr Blick zurück zu Laogh. „Er wird hierbleiben, nehme ich an?“, fragte sie die Mollige, ehe sie Gunni direkt ansah. „Gunni, darf ich dich etwas fragen?“, leitete sie ihren nächsten Satz ein und hoffte, dass die andere sich nicht daran stoßen würde: „Wieso besucht Laogh euch einmal im Jahr?“, wollte sie wissen und sah die andere Frau abwartend an.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. November 2022, 13:25

Bis auf das, dass in der Hütte zwei Besucher waren und erst einmal auch bleiben würden, hatte sich für die eigentlichen Bewohner nichts verändert. So hatten diese auch keine Probleme damit einzuschlafen und ihrem Körper die nötige Ruhe zu gewähren. Bei dem Schatten war es eher der Erschöpfung geschuldet, dass er sich derart rasch im Traumland befand.
Nur die Mischlingselfe, die wälzte ihre Gedanken und konnte nicht wirklich zur Ruhe finden. Die Quittung dafür bekam sie am Morgen, als sie aus ihrem alles andere als erholsamen Schlaf schreckte und ihre Zeit brauchte, um sich zurecht finden zu können. Was wahrscheinlich auch an den eher schlechten Lichtsverhältnissen hier drinnen lag, doch das nahm man in Kauf, um die Kälte so gut wie möglich draußen halten zu können.
Gunni stand ihr am nächsten und rührte in einem Topf, aus dem es herrlich und auch irgendwie heimelig duftete, dass es einem, sofern man nicht gerade mit der Morgenübelkeit kämpfte, nur so das Wasser im Munde zusammen laufen lassen konnte. Die Mantronerin war offensichtlich erholt, denn als sie von der anderen gegrüßt wurde, lächelte sie ihr freundlich entgegen und begann zu plappern.
Wie konnte man um diese Uhrzeit nur dermaßen fröhlich sein?! Könnte sie das Mittel dafür auch bekommen? Und... wie spät war es eigentlich?
Wenigstens konnte sich die Spionin, darauf geschult, auf dieses kleine Klatschmaul einstellen und angepasst reagieren, um sie weder zu kränken, noch zu vergraulen. Schließlich konnte Gunni ja nichts dafür, dass sie selbst schlecht geschlafen hatte und in anderen Umständen war. Im Gegensatz zu dem, zu ihrer großen Erleichterung nur, schlafenden Dunkelelfen, dessen Körper scheinbar beschlossen hatte, noch viel länger Energie in diesem Zustand zu tanken.
So widmete sich Eleyna der Frau ihres Cousins und brachte sie mit ihrer Bemerkung zu einem mädchenhaften Kichern. "Oh, das sicher, aber ich würde gerne auf eine erneute Schwangerschaft verzichten.", scherzte sie dermaßen offen, als wären sie bereits seit Jahren gute Freundinnen, die auch allzu gerne über Männer und ihre Eigenheiten tratschten, wenn sie unter sich waren. Und dass die Ehe dieser beiden Personen eine funktionierende war, davon hatte sie sich ja gestern schon überzeugen können.
Daraufhin bot sie ihr etwas zu trinken an und nickte lächelnd, schließlich hatte der Gast jedes Recht, eine eigene Entscheidung zu fällen. "Dort hinten steht das Fass. Jonte hat es erst vor ein paar Minuten beim Brunnen frisch aufgefüllt. Könnte also sehr... erfrischend sein." Gunni zwinkerte ihr zu und rührte beständig weiter, um auf dessen Grund auch zu sprechen zu kommen.
Sie spürte am Boden des Kessels eine kleine raue Stelle, die einen Moment lang ihre vollste Konzentration benötigte, als sie stirnrunzelnd daran ging, sie zu beseitigen. "Hm?", machte sie, als sie es endlich geschafft hatte, und winkte lächelnd ab. "Na, Mütterchen und du! Sie hat gesagt, diese Fahrt wäre wichtig für dich.", erklärte sie und fand die nächste Stelle.
Erneut krauste sich ihre Stirn und sie schimpfte murmelnd auf Esera vor sich hin. Immer das Gleiche mit diesem Frühstück, die ganze Zeit ging es gut, aber wenn es einmal anfing, sich anzulegen am Boden, kam man mit dem Beseitigen kaum noch nach!
Da drang ein weiteres Mal die leise Stimme zu ihr und schaffte es, sie einen Atemzug lang blinzelnd von dem Rühren abzulenken und zu der Mischlingselfe sehen zu lassen. "Wieso? Der Eintopf war harmlos, den konnten die Kinder ja auch essen."
Dann jedoch zuckte um ihre Mundwinkel ein kleines, wissendes Grinsen. "Ach so, du meinst, weil du generell nichts Scharfes gewohnt bist, hm? Oh, dann warte nur, bis Jonte einmal seinen Spezialeintopf macht, den nur die Harten... oder eher die, die glauben, das zu sein, bekommen!" Sie kicherte in sich hinein und rührte wieder geübt weiter. "Es macht immer wieder Spaß, den Kerlen zu zeigen, dass sie nichts aushalten im Vergleich zu uns!", murmelte sie in sich hinein und musste sich wohl kurzfristig in ihren Erinnerungen verloren haben, denn sie hielt in ihrem Tun inne.
Um wenige Atemzüge später aufzuschrecken, als von einer anderen Richtung aus Celestinas Stimme erklang:"Gerade wenn dir das Abendessen nicht bekommen ist, wäre es gut für deinen Magen, jetzt zu frühstücken." Es war ein gutgemeinter Rat aus eigener Erfahrung, den sie lächelnd vorbrachte, als sie sich näherte.
Gunni bemühte sich plötzlich intensiv um das Essen und fluchte leise vor sich hin, weil sie sich hatte ablenken lassen. Die Alte warf ihr einen nachsichtigen Blick zu und deutete ein Kopfschütteln an, ehe sie zu Eleyna trat und ihr sanft übers Haar strich. "Guten Morgen, Kind. Keine Sorgen, wir werden uns ein wenig von dem Essen mitnehmen, das hält uns warm und wird unsere Mägen füllen, damit wir nicht hungern, bis wir wieder hier sind. Ansonsten kannst du dich dort hinten..." Sie zeigte auf einen Bereich nahe des Stalls, der vor Blicken mit einem Vorhang geschützt werden konnte. "... waschen, wenn du möchtest. Der Abtritt ist leider draußen und man friert sich immer den Arsch ab dabei, aber mir reicht der Ziegengeruch herinnen!" Damit zwinkerte sie ihr zu und trat zu Laogh hin, der noch immer tief zu schlafen schien.
Erstaunlich geschmeidig für ihr Alter sank sie in die Hocke und strich ihm ebenfalls übers Haar bis hin zur Wange. "Hey, du alter Faulpelz, wach auf! Es gibt gleich Essen.", versuchte sie ihn erstaunlich liebe- und rücksichtsvoll zu wecken, wobei sie wie selbstverständlich ins Garmische wechselte. Warum auch immer...
Ein leises Schnauben erklang und zeigte, dass er, zumindest unterbewusst, etwas wahrgenommen hatte. Celestina grinste und knuffte ihn in die Wange. "Nichts da, du brauchst Nahrung, du wandelndes Gerippe auf zwei Stecken. Danach kannst du weiter schlafen! Oder soll ich Jonte sagen, er soll dir helfen?", säuselte sie, als gestände sie ihm gerade ihre positiven Gefühle für ihn. Laogh brummelte etwas, begann aber wenigstens, sich zu rühren und allmählich in die Vertikale zu arbeiten.
"Braver Junge!", lobte sie ihn betont mütterlich und tätschelte seinen Kopf, was zu nur noch mehr Gebrumme führte.
Indes widmete sich die Mischlingselfe wieder ihrer Neugier und hatte sich an Gunni dabei gewandt. Dennoch war es Celestina, die ihr Antworten gab, mehr oder weniger:"Natürlich bleibt er hier. Ich sehe zwar zu gerne, wie er vor sich hinklappert mit seinen Zähnen, aber diese Fahrt ist dieses Mal nichts für ihn. Jetzt noch nicht." Noch einmal berührte sie ihn, strich beinahe schon verstohlen über seine Schulter, um sich danach mit einem leisen Ächzen und einem umso lauteren Knacken in den Knien wieder aufzurichten.
"Kind, gedulde dich noch ein bisschen. Nachher, wenn wir unter uns sind, werde ich dir alles erzählen. Aber erst zu seiner Zeit, ja? Ich möchte nicht, dass es dir noch mal so ergeht wie gestern.", sprach die Alte zwar mit warmer, sanfter Stimme, dafür jedoch umso entschlossener und mit einem erwartungsvollen Blick, dass auch ihre Nichte ihrer Entscheidung Folge leisten würde. Danach entfernte sie sich mit einem Nicken in Gunnis Richtung und ging zu ihrer Enkelin, die inzwischen mit dem Melken fertig war.
Die mollige Mantronerin am Kessel tat, als wäre sie vollkommen mit dem Rühren beschäftigt, wartete in Wahrheit allerdings nur darauf, dass ihre Schwiegermutter außer Hörweite war. Ohne darauf zu achten, dass derjenige, um den es gerade ging, ebenfalls in der Nähe saß und offiziell als wach galt. "Es ist irgendein Jahrestag, darum kommt er immer zur selben Zeit. Nur was genau...", raunte sie und zuckte mit den Schultern. "... weiß ich auch nicht. Wirst du aber sicher erfahren, wenn Mütterchen dir alles erzählt. Mein Rat, gedulde dich wirklich noch ein bisschen, sonst kann es sein, dass sie es absichtlich hinaus zögert. Sie meint eben immer, sie müsse alle um sich herum erziehen."
Wieso brummte der Schatten genau in diesem Moment, obwohl er die Augen geschlossen hielt und die Felldecke selbst im Sitzen nicht losgelassen hatte, als wäre ihm noch immer kalt? Konnte es sein, dass er gelauscht hatte... und Jontes Weib zustimmte? Unwahrscheinlich war es vermutlich nicht!
Und Eleyna? Welche Gedanken würde sie sich jetzt machen?
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 12. November 2022, 14:18

"Oh, das sicher, aber ich würde gerne auf eine erneute Schwangerschaft verzichten.", Eleyna schaute kurz hoch, räusperte sich dann aber und nickte nur. „Versteh‘ ich. Ihr habt ja auch schon… 5? Kinder…“, lächelte sie und bekam gerade noch die Kurve, bevor sie sich verraten hätte. Eleyna seufzte tonlos. Sie war ganz und gar nicht mehr auf der Höhe. Früher, bevor das mit Pelgar passierte und sie Arrond suchte, war sie in ihrem -zugegeben aufgezwungenen – Element, doch sie hatte ihre Sache passabel gemacht. Sie war hervorragend darin, Begebenheiten für sich zu nutzen, sich nicht in die Karten schauen zu lassen und sie war clever genug, sich von allem, was sie hätte aufdecken können, fernzuhalten. Die Sorge um Arrond hatte allerdings etwas verändert. Sie hatte sich viel zu sehr auf ihre menschlichen Emotionen berufen, hatte das Training vernachlässigt und war schlussendlich in einen Strudel aus neuen, belastenden Informationen geraten. Und seit dem, kam sie einfach nicht mehr richtig in den Fluss. Oder war es an der Zeit, etwas zu ändern? Eleyna wusste es nicht und erhob sich, damit sie zum frischen Fass gehen konnte. „Wichtig?“, Eleyna runzelte erneut die Stirn und setzte den Becher an ihre Lippen. Sie zuckte, beim ersten Schluck. Gunni hatte nicht übertrieben als sie meinte, dass das Wasser eisig sein könnte. Eleyna atmete auf, als sich Gunni ihren Einwand mit dem Eintopf selbst zurechtlegte und nickte nur dankbar für die Ausrede. „So wird es wohl sein…“, pflichtete sie ihr bei und trank verstohlen noch mal etwas. Ihre kleine Anekdote quittierte sie mit einem Schnauben in den Becher. „Von dem lasse ich dann wohl besser die Finger.“, wandte sie ein und stellte den geleerten Becher weg, als Celestina auch auftauchte. Die liebevolle Geste, ließ Eleyna sich versteifen. Sie blinzelte und sah der Alten dann kurz ins Gesicht. „Gerade wenn dir das Abendessen nicht bekommen ist, wäre es gut für deinen Magen, jetzt zu frühstücken. Guten Morgen, Kind. Keine Sorgen, wir werden uns ein wenig von dem Essen mitnehmen, das hält uns warm und wird unsere Mägen füllen, damit wir nicht hungern, bis wir wieder hier sind. Ansonsten kannst du dich dort hinten...", Eleyna folgte ihrem Blick, "... waschen, wenn du möchtest. Der Abtritt ist leider draußen und man friert sich immer den Arsch ab dabei, aber mir reicht der Ziegengeruch herinnen!" Sie schnaubte amüsiert bei ihrer Wortwahl und nickte verstehend. „Danke, auch für die Sachen!“, meinte sie ehrlich und nahm der Alten diese gleich ab. Offenbar würde sie tatsächlich einiges wärmer angezogen sein müssen, wenn ihre mitgebrachte Habe nicht ausreichte. Die Halbelfe aber sah zu, dass sie in die Abseite kam, als Celestina den Schatten zu wecken begann. Nur kurz wandte sich Eleyna noch um, bevor sie den Vorhang zuzog und sah noch, wie er sich mühsam aufraffte.

Für einen Moment die Ruhe genießend, sah sich die Spionin in der kleinen Abseite um und begann dann damit, sich in die neuen Kleider zu hüllen. Sie musterte kurz die neue Kleidung, ob sie ihr gut passte oder wie sie ihr generell stand. Warm war sie auf jeden Fall, nur das Braun war nicht ganz ihr Geschmack, doch das war völlig irrelevant. Funktional musste sie sein. Nachdem das erledigt war, zog sie den Vorhang wieder zurück und verstaute ihre eigene Kleidung in ihrem kleinen Sack. "Kind, gedulde dich noch ein bisschen. Nachher, wenn wir unter uns sind, werde ich dir alles erzählen. Aber erst zu seiner Zeit, ja? Ich möchte nicht, dass es dir noch mal so ergeht wie gestern.“ Eleyna hob eine Augenbraue und man sah ihr an, dass sie eigentlich etwas erwidern wollte. Allerdings biss sie sich auf die Zunge, damit sie den Haussegen nicht strapazieren würde. Eleyna war es gewohnt, für sich allein zu sein. Sich nun jemanden unterzuordnen war lediglich möglich, weil sie die Fähigkeit besaß, sich auf Situationen einzustellen. Dennoch ging es ihr gegen den Strich, dass sie jeder hinhielt und ständig meinte, ihr nicht einfach alles sagen zu können. Zudem wäre es vielleicht ein Abwasch, wenn sie endlich alles erfuhr und nichts, aber auch nichts zurückgehalten würde, sodass sie daran herumkauen konnte, es dann aber auch gut wäre. Sie sah Celestina nach, während sie die Arme verschränkte. Es passte ihr ganz und gar nicht. "Es ist irgendein Jahrestag, darum kommt er immer zur selben Zeit. Nur was genau... ... weiß ich auch nicht. Wirst du aber sicher erfahren, wenn Mütterchen dir alles erzählt. Mein Rat, gedulde dich wirklich noch ein bisschen, sonst kann es sein, dass sie es absichtlich hinaus zögert. Sie meint eben immer, sie müsse alle um sich herum erziehen.", kam es plötzlich erklärend von Gunni und die Halbelfe gesellte sich ein wenig zu ihr an den Kessel.
Ein Jahrestag also?! Eleyna runzelte nachdenklich die Stirn. Was denn für ein Jahrestag? Es war frustrierend. Plötzlich meldete sich Laogh in gewohnt spärlicher Manier zu Wort. Eleyna hob den Blick und presste die Lippen aufeinander. Ihn geflissentlich ignorierend, da er sich bisher auch nicht wirklich eloquent gegeben hatte und seit ihrer Ankunft hier ohnehin vermieden hatte, sich mit ihr zu beschäftigen, hatte sie jetzt auch keinen Bedarf daran. Er hätte schon längst mit ihr reden können. So viel stand fest. Oder ihr inzwischen wenigstens eine Begründung liefern, wieso er es unterlassen hatte. Doch er war mit sich selbst beschäftigt und nutzte seinen Zustand, der gewiss besorgniserregend war, ihn aber sicher nicht vom Sprechen abhalten würde, aus. Wie immer. Die Elfe wandte sich mit ihrem Blick wieder an Gunni und schaute dann in den Kessel, dessen Inhalt die Mantronerin zu retten versuchte. „Danke für den Rat. Es ist frustrierend, wenn immer alle mehr wissen als man selbst. Und keiner den verdammten Mund aufbekommt.“, murrte sie und ließ die andere an ihrem Dilemma ein wenig teilhaben. Doch Eleyna seufzte nur und winkte ab. „Vergiss es. Mir bleibt ja doch nichts anderes übrig. Wie lange wird die Fahrt dauern, weißt du das?“, versuchte sie es unverfänglich weiter. „In was wollen wir das Frühstück abfüllen, ich könnte die Behälter schon mal holen, was meinst du?“, lenkte sie weiter ab und versuchte es wie eh und je mit Tatendrang, damit ihr Kopf endlich mal Ruhe geben konnte. Doch Eleyna war, wie sie nun mal war. Und wie sie vielleicht auch etwas dazu gemacht wurde. Stetig kreisten ihre Gedanken darum, wie das alles zusammenpassen konnte. Und wieso behandelte man sie eigentlich wie ein rohes Ei? Würde nicht jeder erstmal Schlucken, wenn er erfuhr, dass seine Mutter eine intrigante Hexe war? Wenn man erfuhr, dass man einen Halbbruder hatte, der einen töten wollte? Wenn man erkannte, dass der einzige Freund sie lieber mit einer billigen Scharade davonjagte, anstatt mit ihr zu reden? Und wenn man ein Kind unter dem Herzen trug, dessen Entstehung nicht hätte geschehen dürfen? Wenn man von jemandem abhängig war, der ursprünglich dem Feind angehörte und dem man einfach vertrauen musste? Und dann auch noch Gefühle sich entwickelten, die besser unentdeckt geblieben wären?! Wenn man erfuhr, dass man eine ziemlich große Familie hatte, die seit Jahrzehnten hier ihr Dasein lebte, ohne, dass man etwas davon wusste? Jeder hätte da mal einen schlechten Tag! Aber wem sollte sie das anvertrauen? Diese Familie wusste vermutlich nicht mal die Hälfte von ihrem zerrütteten Leben. Und Laogh? … Der besaß die Empathie eines Steins. Er bot zwar Halt, aber keine echte Wärme für die Seele. Im Gegenteil – er nutzte jede Gelegenheit aus, um sie weiter zu triezen. Obwohl sie jetzt gern seine Nähe gehabt hätte, doch den Gedanken verbot sie sich. Eleyna atmete tief durch und sah sich nach Celestina um, sobald sie Gunni geholfen hatte, die Speisen umzufüllen. „Wenn du so weit bist, Celestina – ich wäre fertig.“, ließ sie sie wissen und wartete gehorsam, ohne weiter zu bohren.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. November 2022, 21:08

Gunni grinste und das mit einem Stolz, der davon zeugte, dass sie keinen ihrer fünf Sprösslinge bereute. "Genau. Und glaub mir, nachdem ich das so oft durchgemacht habe, reicht es mir. Jonte kann sich nicht beklagen und ich rate ihm auch dazu, es nicht zu versuchen!" Sie holte flüchtig den Kochlöffel raus und deutete eine drohende Geste damit an, deren Ernst jedoch durch ihr breites Grinsen gemildert wurde, ehe sie wieder ans Rühren dachte.
Daraufhin konnte sie auch nur rudimentär etwas zur Aufklärung dessen beisteuern, das die Mischlingselfe erwartete. Entweder war sie selbst nicht genauer eingeweiht... oder jemand hatte dafür gesorgt, dass sie nichts ausplauderte. Möglich wäre beides oder auch eine Mischung davon. So oder so, das Ergebnis blieb dasselbe, sie musste sich weiterhin gedulden. Es war zum Mäuse melken!
Indes meldete sich ihr Magen umso rebellierender und machte darauf aufmerksam, dass in ihrem Körper Dinge vor sich gingen, die sie vor der Entdeckung zu verbergen suchte. Die Frage war nur, wie lange das noch gut gehen würde. Mundl hatte viel früher etwas bemerkt, ganz der erfahrene Vater, und auch der Schatten hatte die ein oder andere verdächtige Geste ausgeführt, die sie zum Nachdenken gebracht hatte.
Wie würde das erst in Gegenwart von Frauen sein, die beide jeweils fünf Kinder lebend geboren hatten? Von möglichen, nicht erfolgreichen Versuchen ganz zu schweigen! Würde sie ihr Geheimnis am Abend noch gehütet haben oder sollte sie sich gleich darauf einstellen, entlarvt zu werden? Und was dann? Würde Celestina ungefragt mit guten Ratschlägen kommen und sie bemuttern? Würde Gunni ihre eigenen Erfahrungen zum Besten geben, ganz gleich, wie ungustiös diese ausfallen mochten? Es gab viel zu viele Möglichkeiten diesbezüglich, dass sie lieber nicht zu genau darüber nachdenken wollte.
Stattdessen trank sie langsam das eisigkalte Wasser und ergriff die Chance der Ausrede, den die Frau ihres Cousins ihr unbewusst bot. Da tauchte ausgerechnet die Alte auf, begrüßte sie wie selbstverständlich mit einer Berührung und gab ihr Wissen preis. Dies beinhaltete auch jene Stelle, an der sich Eleyna wenigstens das Notwendigste mit dem Wasser in einer Schüssel und einem reinen Lappen säubern und umziehen konnte, denn ihre Tante hatte warme Kleidung mitgebracht.
Bald würde sie feststellen, dass diese ihr minimal zu lang war an Ärmeln und Hosenbeinen, doch das machte nichts. Bei ersteren konnte man das Leder umkrempeln, bei letzterem würde eben etwas mehr Material im Stiefelschaft stecken und ihr dadurch mehr Halt bieten. Zu weit war es ihr auch, aber das war ebenfalls recht angenehm, denn dann könnte sie sich besser einwickeln, sobald ihr zu kalt werden würde und wider Erwarten der Fellumhang, den sie später noch bekommen sollte, nicht reichen würde. Oder gar die Felldecken, denn natürlich würden sie mit einem Schlitten fahren.
Als sie fertig umgezogen war und an sich herab sah, konnte sie erkennen, dass diese Kleidung zwar zweckmäßig war, definitiv, kleidsam jedoch keineswegs. Es verhüllte ihren Körper und ließ lediglich erahnen, wie gut ihre Figur sein mochte für jemanden, der auf feingliedrige, schlanke Personen stand. In ein paar Monaten indes wäre sie genau das Richtige für sie, sollte sie sich dann immer noch in Mantron befinden...
Wo sonst sollte sie schließlich auch derzeit hin? Hier wäre sie wenigstens in Sicherheit und falls es sie trotz allem wieder aufs Festland locken würde, hätte sie womöglich einen Ort gefunden, an dem ihr Kind vor dem Zugriff Morgerias bewahrt werden könnte. Also... theoretisch...
Ob Laogh sie vielleicht auch deswegen hierher verschleppt hatte? Nein, wohl kaum, schließlich konnte er nichts davon wissen! Und falls doch... hatte er es sicherlich nicht beim Betreten seines Schiffes gewusst, da hatte sie es ja auch noch nicht bewusst wahrgenommen! Oder trogen sie ihre Erinnerungen...?
Gedanken wälzend kehrte sie zum großen Feuer zurück und bekam eine mütterliche Zurechtweisung in Form eines Rates zu hören, die ihr nicht sonderlich gefiel. Allerdings war sie klug genug, um es sich mit Celestina nicht zu verscherzen. Denn, auch wenn diese sie seit dem gestrigen Abend immer wieder vertröstete, bestand bei ihr wenigstens die Aussicht darauf, Antworten zu bekommen!
Bei dem Schatten hingegen... Nein, selbst, wenn er auf der Höhe seiner Kräfte gewesen wäre und nicht mit trübem Blick in die Flammen gestarrt hätte, wäre jegliche Liebesmüh' vergebens gewesen.
Jedoch schien es irgendetwas zu geben, das in ihm arbeitete. Oder wie sonst kam es, dass er wieder seine absolut neutrale, nichtssagende Maske zur Schau trug, wie stets, wenn es in ihm gärte? Was es wohl sein mochte...?
Kaum hatte sich Celestina weit genug von der Hauptfeuerstelle entfernt, raunte ihr Gunni etwas zu und verlangte dadurch ihre Aufmerksamkeit. Bei der ehrlichen Antwort lächelte die rundliche Frau mitfühlend und nickte. "Ich weiß, ich kenn das. Es hat lange gedauert, bis ich das bei Mütterchen akzeptiert hab und noch länger, um zu begreifen, dass sie es trotz allem gut damit meint. Wenn sie einem etwas sagen will, aber es nicht sofort tut, hat es einen Grund, darauf kannst du vertrauen.", entgegnete sie und atmete hörbar auf, weil sie es endlich geschafft hatte.
Leise musste sie lachen und nickte erneut. "Ja, du sagst es!", bestätigte sie und machte daraufhin ein nachdenkliches Gesicht. "Hm... lass mich überlegen... Das Wetter hat sich beruhigt, die Hunde sind ausgeruht und Mütterchen eine erfahrene Fahrerin. Hm... wenn nichts passiert, schätze ich so eine... nein, eher zwei Stunden. Dort im Wald können die Tiere nicht so schnell sein, die Wege sind mit Absicht schmal gehalten, um die angemessene Ruhe nicht zu gefährden, wenn einer im Suff meint, er könne vorbei brettern wollen.", erzählte sie und stieß danach einen Pfiff aus, als Signal für Imke, die Schüsseln und die Löffel zu holen. Celestina gab ihrer Enkelin einen kleinen Schubser, damit die Kleine sich beeilte, und beendete die Versorgung der Ziege, deren Zicklein auch schon ungeduldig darauf wartete, sich bedienen zu können.
Indes sah Gunni auf und blinzelte kurz. "Hm? Gefäße? Ach so, nein, nein, dazu ist es zu früh. Das machen wir erst nach dem Frühstück, dann wissen wir ja auch, wie viel übrig bleibt.", klärte sie die Mischlingselfe über den Ablauf in der Hütte auf und begann damit, die Schüsseln zu füllen. Dieses Mal zwei weniger, denn sowohl Jonte, als auch sein Sohn waren nicht anwesend. Welcher Arbeit ihr Cousin wohl nachging?
Erneut bekamen die Gäste zuerst, obwohl Eleyna ja schon deutlich gemacht hatte, nichts essen zu wollen. Danach ging es nach Alter und als alle saßen, bis auf die Spionin, gab sie ihre Erklärung ab. Imke schaufelte bereits in sich hinein und Gunni sog hörbar die Luft durch die Nase ein, während Laogh auf seine Portion stierte, als müsse er erst überlegen, was er damit tun sollte.
Celestina hingegen, deren gefüllter Löffel mitten auf dem Weg zu ihrem Mund innehalten musste, sah langsam und mit gerunzelter Stirn auf. Langsam sank ihr Arm herab, der Löffel kehrte zurück in die Schüssel und ein leiser, missbilligender Laut schnalzte in dem abrupten Schweigen. "Kind, ich habe dir schon gesagt, wenn dein Magen wegen gestern flau ist, hilft dieser Brei am besten dagegen. Jetzt wird erst einmal gefrühstückt!", erwiderte sie mit ruhiger, jedoch tadelnder, strenger Stimme, bei der man sich gut vorstellen konnte, dass Kinder freiwillig parierten und nicht erst weiter machten, bis die Tonlage lauter werden würde.
Gunni gewann ihr Lächeln zurück, obwohl es eine Spur unsicher blieb, und versuchte zu helfen. "Draußen ist es ohnehin noch zu dunkel, die Dämmerung hat gerade erst eingesetzt." Die Alte gab einen zustimmenden Ton von sich und begann nun, demonstrativ zu essen.
Na toll! Jetzt hatte sie es wohl doch noch geschafft, ihre Tante zu verärgern. Nur... wie sollte sie unter ihrem Umstand etwas runter bringen, das nicht sofort den Weg zurück nehmen wollte?!
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 13. November 2022, 00:35

Die Kleidung war nichts, was ihrer sonstigen Garderobe entsprach. Nicht, dass sie besonders eitel gewesen wäre, doch ihre Kleidung lag stets eng an, damit sie sich darin geschmeidig bewegen und ohne lästige Störungen ihre Arbeit machen konnte. Eleyna blickte auf ihre verschwundenen Hände und krempelte das Leder beidseits um, sodass man ihre dünnem Finger sehen konnte. Und sie sie benutzen. Gewaschen und umgezogen, kam Eleyna zurück in den Wohnbereich, wo sie ihre eigene Habe verstaute. Die Spionin bedachte Laogh kurz mit einem Blick, der sich zumindest schon mal aufgesetzt hatte, ehe sie sich näher an Gunni heranstellte. Die Mantronerin schien sich tatsächlich ein wenig auf ihre Seite zu schlagen und gab ihr gut gemeinte Ratschläge, auch im Bezug auf Celestina. Eleyna konnte sich einem frustrierten Kommentar nicht verkneifen, stieß aber auf Verständnis. "Ich weiß, ich kenn das. Es hat lange gedauert, bis ich das bei Mütterchen akzeptiert hab und noch länger, um zu begreifen, dass sie es trotz allem gut damit meint. Wenn sie einem etwas sagen will, aber es nicht sofort tut, hat es einen Grund, darauf kannst du vertrauen." Die Spionin musterte die andere einen Moment nachdenklich. War sie sich da sicher? Sie hatte stets ihre Sachen allein erledigt, war zumeist nicht auf andere angewiesen, wenn sie etwas erfahren wollte. Das hatte sich erst mit Laogh so entwickelt… erneut blickte sie zum Schatten. Nachdenklich konnte sie nichts daran ändern, dass sie sich fragte, warum er so brütend dasaß. Wieso er diese Neutralität an den Tag legte. Auf dem Schiff wirkte er etwas gelöster und Eleyna hatte das Gefühl, dass er sich ihr ein wenig geöffnet hatte. Doch jetzt verblasste dieses Gefühl. Er war wie eh und je und das hatte nicht nur etwas mit seinem Zustand zu tun. Er war… verschlossen. Als wären sie wieder am Anfang. Auch das war etwas, was Eleyna nachdenklich machte. Wie würde es eigentlich weitergehen? Sie sollte doch nicht etwa hierbleiben? Was hatte er im Sinn als er sie hierhergebracht hatte? Er kann nicht glauben, dass sie bliebe. Doch… da war noch der kleine Umstand, dass sie in anderen Umständen war. Sie würde schon in ein paar Wochen sichtbar für alle Augen Schwanger sein und… dann? Wäre Laogh sicher nicht mehr hier, aber… was wurde aus ihr? Aus der reichlich späten Familienzusammenführung? Fragen über Fragen, die noch mehr Fragen aufwarfen… Eleyna schüttelte kaum merklich den Kopf und wechselte das Thema.

Gunni beantwortete ihr auch das: "Hm... lass mich überlegen... Das Wetter hat sich beruhigt, die Hunde sind ausgeruht und Mütterchen eine erfahrene Fahrerin. Hm... wenn nichts passiert, schätze ich so eine... nein, eher zwei Stunden. Dort im Wald können die Tiere nicht so schnell sein, die Wege sind mit Absicht schmal gehalten, um die angemessene Ruhe nicht zu gefährden, wenn einer im Suff meint, er könne vorbei brettern wollen.", „Also fahren wir weiter ins Landesinnere…“, dachte sie laut nach und grübelte, was die Alte ihr denn so dringend zeigen musste. Doch sie kam nicht weiter. Vielleicht half ihr Aktionismus ja weiter, weshalb sie nach den Behälter fragte, um den Proviant zu verstauen. Leider machte Gunni ihre Hoffnung zunichte, zügig loszukommen. Und ehe sie es sich versah, hatte Eleyna wieder auf dem Fell neben Laogh Platz genommen und eine dampfende Schüssel auf den Knien. Der Inhalt der Schüssel sah köstlich aus. Trotzdem konnte Eleyna dem Geruch nicht so recht etwas abgewinnen. Zudem hatte sie bereits gesagt, dass sie nichts essen wollen würde. Und daran änderte auch nichts, dass Celestina sich einmischte. "Kind, ich habe dir schon gesagt, wenn dein Magen wegen gestern flau ist, hilft dieser Brei am besten dagegen. Jetzt wird erst einmal gefrühstückt!" Die Halbelfe hob den Blick zur Weißhaarigen und ihre Blicke trafen sich für einen Moment und lautlosem Donnergrollen. Eleyna ließ sich gewiss nichts vorschreiben. Sie bemühte sich inständig, die Regeln in diesem Haus zu akzeptieren und das diskutieren zu unterlassen, doch der Anranzer von Celestina, ließ ihr Blut ein wenig kochen. "Draußen ist es ohnehin noch zu dunkel, die Dämmerung hat gerade erst eingesetzt.", bemühte sich Gunni, die offenbar spürte, dass Eleyna noch nicht akzeptiert hatte, wer in diesem Haus das Sagen hatte. Auch wenn das nicht so stimmte. Ganz im Gegenteil: Eleyna machte sich eigentlich ganz gut, wenn man bedachte, dass sie stets für sich allein hatte sorgen müssen und nur wirklich selten mal jemandem Rechenschaft ablegte.
Das war hier anders, so empathisch war die Mischlingselfe, doch bevormunden, ob und was und wie viel sie aß, ließ sie sich nicht. „Entschuldige, Celestina.“, begann sie mit ruhiger Stimme. „Ich will gewiss nicht drängen. Ich hatte es falsch verstanden.“, meinte sie versöhnlich. Eleyna war klug genug, um hier keine Szene zu machen. Allerdings hatte sie sich ein wenig fester in die Schüssel krallen müssen, um das aufkommendes Temperament zu unterdrücken. Sie schaute auf das Essen auf ihrem Schoß und verzog leidend das Gesicht. Es war beinahe, als würde es sich ekelerregend bewegen und zu einem ganzen Haufen Maden mutieren, den sie Essen sollte. Eleyna hatte den Löffel losgelassen und schüttelte den Kopf. Nein. Sie würde kein Bisschen hinunterwürgen können. Die Spionin presste die Lippen aufeinander, während um sie herum gegessen wurde. Wie sie schmatzten und schlürften… sich Löffel für Löffel in den Mund schoben und kauten, wieder und wieder. Es war ein Albtraum… Eleyna spürte bereits, wie sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten und sich ihr Magen zusammenzog. Bis sie es nicht mehr aushielt, die Schüssel beiseite stellte und sich erhob. „Entschuld…igt mich. Ich… warte draußen..“, keuchte sie und wirkte blass um die Nasenspitze. Ohne abzuwarten, wandte sie sich um und verschwand durch den Eingang in die kalte Dunkelheit. Hier umfing sie eisige Kälte, sodass sie augenblicklich fror, die Kälte ihrer Übelkeit aber guttat. Eleyna atmete tief durch, ließ die Hütte etwas hinter sich und stampfte durch den Schnee, ein kleines Bisschen abseits. Vielleicht gab es ja die Chance für sie, den Sonnenaufgang zu beobachten, bis sich ihr Magen wieder erholt hatte. Und sie sich gefangen hatte, denn ihre Gedanken waren seitjeher dazu bestimmt, sie zu quälen.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Dienstag 15. November 2022, 08:23

Jeder Landesteil Celcias hatte seine eigenen Vorstellungen von Kleidung, hinzu kamen der gesellschaftliche Stand und die finanziellen Möglichkeiten. In Mantron galt beim Gewand vor allem ein Kriterium als das Wichtigste: warm musste es sein! Alles andere war zweitrangig, auch wenn es natürlich auch hier genug Personen gab, die sich damit zur Schau stellen wollten.
Selbst Celestina war nicht gänzlich frei davon, doch drückte sie es mit einem besonders edlen Pelzbesatz aus, aus dem ihr liebster Mantel gemacht worden war, und nicht länger durch die Betonung ihrer Figur. Wie es wohl bei Jonte und Gunni wäre? Doch das war etwas vollkommen Nebensächliches, denn die Drei hatten sich ihr gegenüber bislang ausschließlich freundlich benommen und es ihr leicht zu machen versucht, Anschluss bei ihnen zu finden.
Jetzt, an diesem Morgen, zeigte sich allmählich, dass gerade die Alte es gewohnt war, das Sagen zu haben und ihren Willen zu bekommen. Inwieweit sich die Mischlingselfe dem unterordnen konnte, blieb offen. Im Moment gab sie ihr Bestes.
Trotzdem merkte gerade die Frau ihres Cousins, dass es vermutlich nicht ganz so einfach war, wie sie es darzustellen versuchte. Natürlich, auch sie hatte in diese Familie eingeheiratet und war nicht hinein geboren worden. Da hatten sie beide eine Gemeinsamkeit, auf die sich ihre Beziehung aufbauen ließ? Vielleicht... sofern sie lange genug hier bleiben würde, um wirklich mit jemandem Freundschaft schließen zu wollen.
Dass sich Gunni indes, die ja offensichtlich den Schatten auch kannte, nicht um dessen Verschlossenheit kümmerte, könnte ebenfalls zu denken geben. Was war jetzt schon wieder mit ihm los? Es wirkte ganz so wie am Anfang, als sie sich kennen gelernt und er es meisterlich verstanden hatte, sie nicht hinter die Fassade blicken zu lassen.
Und dennoch... irgendwie war es auch anders. Ob es an seinem desolaten, körperlichen Zustand lag oder daran, dass sie ihn bereits anders erlebt hatte? Wie auch immer, es demonstrierte sehr effektiv, dass er mit niemandem derzeit in Kontakt treten wollte, sondern viel lieber dumpf vor sich hin brütete. Als ob ihn etwas beschäftigte, etwas, das ihn seelisch niederdrückte. Hm... merkwürdig... Was mochte der Hintergrund dessen sein?
Und... so widersprüchlich es auch gerade wirkte, zeigte er sich womöglich trotz allem offener, weil er zuließ, dass sie diese Stimmung an ihm zu sehen bekam? Dass er zwar seine Ruhe wollte, weil irgendetwas nicht stimmte, sie es aber eben auch erkennen durfte? Nun ja... am Ergebnis änderte es nur wenig, dass er nicht mit ihr sprach.
So hielt sie sich an ihre Blutsverwandten, die sich allmählich ums Feuer zum Frühstück versammelten, wobei Jonte und sein Sohn fehlten und vermutlich schon außer Haus waren. Dieses Mal allerdings bahnte sich der erste richtige Konflikt zwischen Tante und Nichte an, denn letztere wollte sich lediglich mit einer Ausrede gegen das Frühstück wehren, die erstere nicht zu akzeptieren bereit war. Hätte sie hingegen die Wahrheit gewusst...
Nun, dem war eben nicht so und es kam Gunni zu, die Wogen zu glätten, ehe sie zu hoch gehen konnten. Es half, denn die Spionin ruderte zurück und die Alte gab sich damit zufrieden, wie sie mit einem Nicken und versöhnlichen Lächeln anzeigte, um ihrerseits mit dem Frühstück zu beginnen.
Auch Schwiegertochter und Enkelin löffelten den Brei, während beide Gäste nicht wirklich nach essen zumute war. Eleyna nicht wegen dieser verfluchten morgendlichen Übelkeit, die sie derzeit plagte. Und Laogh wegen... was auch immer! Sie jedoch war so in ihrem Zustand gefangen, der sich sekündlich verschlechterte, dass es ihr nicht einmal auffiel.
Bis es darin gipfelte, dass sie aufsprang und sich entschuldigen musste, um hinaus zu eilen. Celestina sah ihr kauend und äußerst nachdenklich hinterher, während Gunni besorgt dreinblickte, aber es hielt sie niemand auf.
Die Mischlingselfe war noch nicht ganz bei der Tür draußen, da konnte sie die Stimme der Alten hören. Wenngleich sie nicht ihr galt, sondern jemand anderes, der offenbar es auch gewagt hatte, ihrem Willen nicht freiwillig nachzukommen. "Und du hör endlich auf, in deinem Essen rumzustochern, du wandelndes Gerippe! Du sollst..." Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und sperrte die Stimme ihrer Tante in der Hütte ein.
Kälte umfing Eleyna, erfrischende Kälte, die ihrem Magen wahrlich gut tat. Wie Jontes Weib es gesagt hatte, es war noch finster und dennoch begann der Himmel im Osten sich bereits langsam aufzuhellen. Es war wolkenlos und dadurch umso eisiger, aber der Wind war kaum spürbar und so könnte es durchaus schlimmer sein.
Es war noch angenehm ruhig, obwohl bereits aus zahlreichen Hütten Rauch aufstieg und neben ihrem Cousin bestimmt noch weitaus mehr Personen bereits ihrem Tagewerk nachgehen würden. Nur hier, inmitten der Hütten merkte sie nichts davon.
So hatte sie Ruhe und Muße einige Schritte zu gehen und ihren Blick gen Himmel zu richten, während sich ihr Körper allmählich beruhigte, jedoch auch feststellte, wie rasch die heimelige Wärme von drinnen ihre Glieder verlassen konnte. Schon begann sie zu frieren und konnte nichts gegen das Zähneklappern tun, das beinahe sofort einsetzte. Und das, obwohl die eisigsten Tage des Jahres inzwischen hinter ihnen lagen! Wie schlimm es wohl wäre, in ausgerechnet jener Zeit hier zu leben? Und wie warm würde es in jenen kurzen Sommern werden, von denen ihre Tante gesprochen hatte?
In ihrem Kopf ratterte es schon wieder und gemeinsam mit der Kälte sorgte es dafür, dass sie nicht auf ihre Umgebung achtete. So bemerkte sie erst, als sich das wärmende Fell über ihren Schultergürtel legte, dass sich ihr jemand von hinten genähert hatte. "Wir reden ein anderes Mal...", raunte die vertraute Stimme dicht an ihrem Ohr. Das konnte alles und nichts heißen! Und trotzdem...
Für einen flüchtigen Moment noch ruhten warme Hände auf ihren Schultern, dann war der sanfte Druck auch schon wieder weg. Sollte sie sich umdrehen, würde sie trotz allem nur noch sehen können, wie der Schatten die Tür der Hütte hinter sich zuzog und sie erneut allein mit sich selbst ließ.
Was, zum Henker, war jetzt schon wieder mit ihm los?! Und was sollte sie von dieser Ankündigung halten? Nichts, vermutlich, denn es war so verdammt vage, dass er es ewig hinaus zögern könnte, um es einzulösen. Aber zugleich war es so viel mehr, als sie üblicherweise von ihm erhalten hatte, dass es irgendwie auch Hoffnung, unsinnige Hoffnung, zu wecken verstand.
Ein weiterer Grund also, ihm den Hals umdrehen zu wollen? Oder ihm zu danken, dass er seine Agonie weit genug überwunden hatte, um sich zu ihr zu kämpfen und ihr den Mantel zu bringen? Er, der sich gestern noch ohne Hilfe nicht auf den Beinen hatte halten können, hatte sich bis zu ihr und wieder zurück gewagt.
Ob er hinter der Tür gleich zusammen gebrochen war oder es noch bis zum Feuer geschafft hatte? Sollte sie nachsehen? Oder lieber an seine Geste erinnern und die Kälte weiter um sich haben? Bildete sie sich das ein oder roch der Mantel sogar nach ihm? Wurde sie jetzt auch noch sentimental?!
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 15. November 2022, 11:55

Eleyna hätte unter keinen Umständen davon berichtet, weshalb sie das Essen nicht essen wollte. Noch immer war sie der Meinung, dass ihr Zustand nur sie etwas anging. Nun – und vielleicht Laogh, doch gewiss nicht der plötzlich aufgetauchten Familie, die sich alle zwar rührend um sie bemühten und ihr gar nicht das Gefühl gaben, nicht willkommen zu sein, doch so schnell ging das bei Eleyna nicht. Sie hatte sich das schon früher gewünscht, keine Frage, aber jetzt… wo es plötzlich Wirklichkeit war… Eleyna bemühte sich, um eine gute Miene, aber in ihr sah es doch ganz anders aus. Sie fühlte sich nach wie vor überrumpelt und hätte lieber Zeit gehabt, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Sie hätte gern darüber nachgegrübelt und sich dann bewusst entschieden, ihrer Familie gegenüberzutreten. Doch wie immer, hatte Laogh über ihren Kopf hinweg entschieden und das enttäuschte Eleyna. Auch wenn sie gleichzeitig nicht mehr so wütend auf ihn war, wie noch vor ein paar Wochen. Er war nicht der Grund allen Übels in ihrem Leben. Im Gegenteil – er öffnete ihr die Augen und gab ihr die Möglichkeit Dinge zu erfahren, die sie sonst wohl noch in hundert Jahren nicht gewusst hätte. Woher auch. Allerdings war seine Art nicht die beste – für sie jedenfalls nicht. Doch anstatt, dass sie miteinander redeten, schwieg er sich aus, brütete dumpf vor sich hin und schien sie wie eh und je zu ignorieren. Eleyna fiel es am Rande ihrer Gedanken auf, auch wenn sie nicht so alarmiert wurde dadurch. Sie kannte es ja schon von ihm. Und für ihre Begriffe verhielt er sich wie immer, wenn er etwas getan hatte, was nicht den gewünschten Effekt erzielte. Vielleicht wollte er ja für seine Taten gepriesen werden? Eleyna war enttäuscht und ihre Tante hatte ihm verbal ordentlich die Leviten gelesen. Er schmollte schon für weniger, sodass die Elfe da kaum drüber nachdachte. Nun aber kam es beinahe zum Eklat. Eleyna war schon immer gewohnt, sich in ihrem Leben allein durchzuschlagen. Selbst mit Laogh hatte es ewig gedauert und viele, viele Male, wo er sie einfach ausschaltete, um sie zu ihrem zweifelhaften Glück zu zwingen, gebraucht, bis sie endlich soweit war zu glauben, er wäre nicht das ultimative Schlechte. Und er hatte offenbar kein Interesse daran, dass sie Schaden nahm. Doch das Essen. Davon würde sie gewiss Schaden nehmen, wenn sie es noch länger anstarren musste. Celestina bewies, wer hier die Hosen anhatte. Und Eleyna bewies, dass sie zwar klug genug war, höflich zu bleiben, aber ihrer Forderung nicht Folge leisten würde. Wenn sie länger auf das Essen starren würde, würde sie sicher einen Fauxpas begehen. Sie entschuldigte sich so höflich, wie sie konnte, doch dann hatte sie es sehr eilig hinauszugehen. Noch bevor sie die Tür erreichte, hörte sie die Stimme der Alten und glaubte schon, dass sie sie aufhalten wollte, doch mit einem knappen Blick über die Schulter sah sie, dass sie sich auf Laogh konzentrierte. Für eine Sekunde runzelte sie die Stirn, als sie sich erst richtig bewusst wurde, dass auch er nicht aß, ehe sie aber das Weite suchte und die nachfolgende Unterhaltung nicht mehr mitbekam.

Die Spionin trat hinaus und die eisige Kälte packte sie mit beiden Händen, um sie sofort einzunehmen. Sie fror. Eleyna schlang ihre Arme um sich und verzog das Gesicht. Wer lebte freiwillig hier?! Und sagte Gunni nicht etwas von einem ‚warmen‘ Tag? Wo war er?! Sie glaubte nicht eine Sekunde daran, dass die Kälte mit dem Emporklettern der Sonne angenehmer würde. Noch war alles dunkel, doch am Horizont zeigten sich bereits erste, rote Striemen. Eleyna verließ den Radius der Hütte und stampfte durch den Schnee. Knirschend unter ihrem Gewicht gab er nach und machte das typische Geräusch, das sie eigentlich mochte. Doch jetzt sog sie gierig die kalte Luft in die Lungen, um ihrem Magen Ruhe zu gönnen. Der Haferschleim-Brei wurde aus den Gedanken getilgt und sie konzentrierte sich auf etwas anderes. Eleyna beobachtete feine Nebelschwaden aus einigen der Häuser. Offenbar waren einige bereits aus dem Bett hoch, um ihrer Arbeit nachzugehen. Jonte und sein Sohn waren auch bereits weg. Ob sie jagen gingen? Oder waren sie Eisfischer? Die Halbelfe hing noch einen Moment den Gedanken nach, doch das hielt auch nicht wärmer. Sie hüpfte ein wenig auf der Stelle, ehe sie einige kleine Schritte machte, um in Bewegung zu bleiben. Laogh aß also nichts. Zudem war er äußerst schweigsam und wirkte so… so wie früher. Er hatte keine Lust auf ihre Gesellschaft – so sah es aus. Er ließ sie allein. Sie hatte nicht das Gefühl, bei ihm Halt finden zu können. Wieso eigentlich nicht? Sie blies sich in die Hände und rieb sie aneinander. War das, was auf dem Schiff gewesen war, nicht… echt? Nun, sie wusste ja, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Dass er ihr wichtiger geworden war, als sie beabsichtigt hatte. Doch beruhte das vielleicht nicht auf Gegenseitigkeit. Eleyna schloss die Augen und seufzte ihren sichtbaren Atem in die Dunkelheit. Das wird es wohl sein. War das denn sein Plan gewesen? Sie hier ‚abzuladen‘ und sie bei ihrer Familie zu wissen? Es wäre wohl ein passender Abschluss seines Auftrages gewesen.

Eleyna ging eine kleine Runde wieder zurück zum Haus und blieb dort dann an einen Pfosten für Hundeschlitten stehen. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, was die Kälte auch nicht vertrieb. Doch sie wollte nicht wieder hineingehen. Erst viel zu spät hörte sie den Schnee, der sich unter einer weiteren Sohle verneigte. Sie zuckte, doch dann legte sich das wärmende Fell um ihre Schultern. Verblüfft hatte sie erwartet, Celestina zu sehen, doch die Stimme an ihrem Ohr ließ sie innehalten. "Wir reden ein anderes Mal...", raunte er und Eleyna schloss sogar kurz die Augen. Sie spürte den sanften Druck auf ihren Schultern und schon war er wieder weg. Sie wandte sich noch um: „Wieso nicht ….“, er zog die Tür hinter sich zu und sie seufzte, „jetzt?!“, wieso nicht? Doch sie griff nach den Enden des Fells und zog es eng um sich, sodass ihre Nasenspitze den eigenen Duft aufnehmen konnte. Sie schloss beim Einatmen die Augen und konnte tatsächlich ihn daran ausmachen. Ihr Herz klopfte einen Moment, ehe sie ihren blauen Blick wieder an die Tür heftete. Die Geste war mehr, als sie erwartet hätte. Er sah noch immer elend aus und es musste ihn große Mühen gekostet haben, ihr zu folgen. Sie schmiegte sich kurz an das Fell und ließ dann die Arme etwas sinken. Doch wieso, wieso konnten sie nicht einfach mal Zeit haben, sich in Ruhe hinzusetzen und er erklärte ihr die Dinge? Ja, gut. Sie verschwieg ihm auch etwas reichlich Essentielles, doch… Nur, weil sie einfach nicht wusste, was sie anfangen sollte, damit. Sie erwartete nichts von ihm. Und er sollte nicht glauben, ihr reinreden zu dürfen. Oder sollte er genau das tun? Mundl war davon überzeugt, dass auch er Anrecht hatte zu entscheiden… Eleyna schloss hilflos die Augen und atmete noch mal tief durch. Sie sah in den Himmel, betrachtete die roten Schlieren und wünschte sich, dass sie etwas gläubiger wäre und einen der Götter, um Rat fragen könnte. Doch das war noch nie ihr Ding gewesen… Erneut glitt ihr Blick zur Tür der Hütte zurück. Sollte sie wieder hineingehen? Doch was dann? Dann saß sie da, umringt von fragenden Gesichtern und Haferschleim… Ob es ihm gut ging? Vermutlich, er war nicht der Typ, der sich wegen so etwas völlig verausgabte. Er wusste vermutlich, dass er diesen Weg hatte gehen können, ohne umzukippen… Oder? Eleyna spürte den eiskalten Wind, der ihr Gesicht auskühlte. Ihre Nase war schon ganz taub, doch sie blieb, wo sie war. Noch einmal schlang sie das Fell um ihre Schultern und vergrub dann einen Teil ihres Gesichts darunter. Sie schaute auf den Schnee zu ihren Füßen. Gab es etwas, was er wusste und ihn deshalb beschäftigte? Das er deshalb so… nachdenklich wirkte? Passte ihm etwas nicht? Aber es war doch seine Idee gewesen, sie hier herzubringen… Warum also sein Zustand? Doch nicht nur wegen seiner körperlichen Verfassung… Das hatte er einkalkuliert. Einkalkulieren müssen, denn er kannte das Risiko und ist es dennoch eingegangen. Nein… „Ach zum Harax!“, schnauzte Eleyna und stampfte zum Haus zurück. Ihrem Magen ging es besser, doch die Kälte war unerbittlich. Sie zog die Tür wieder auf und klopfte sich die Schuhe am Eingang etwas ab, ehe sie durchatmete und mit den Augen einmal die Hütte und die derzeitige Lage abtastete.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Dienstag 15. November 2022, 20:37

Es war viel und sie war vollkommen unvorbereitet in diese Situation geraten. Ja, sie war ja im Prinzip nicht einmal freiwillig diese Reise angetreten! Wenn der Schatten nur den Mund vorher aufgemacht hätte, dann hätte sie sich innerlich wenigstens vorbereiten können!
Wobei... was, wenn er es ihr zuvor erzählt hätte, dass sie hier eine Familie hatte, die bereit wäre, sie unvoreingenommen bei sich aufzunehmen? Hätte sie ihm geglaubt? Hätte sie sich überhaupt darauf eingelassen? Oder hätte sie erst recht nach einer Möglichkeit gesucht, genau dieser Begegnung entgehen zu können? Weil sie sich Hoffnungen gemacht und zugleich Ängste ausgestanden hätte?
So unangenehm es vermutlich auch war, es gab vielleicht tatsächlich einen kleinen, wahren Kern in dem Punkt, dass es auch einen Vorteil hätte geben können, dass er sie im Unklaren gelassen hatte. Aber trotzdem, es ging hier ums Prinzip! Und darum, dass man ihm nicht für solch ein besch...eidenes Verhalten recht geben konnte, nicht einmal ein bisschen! Oder...?
Die Kälte draußen war jedenfalls eisig und half ihr dabei, ihren rebellierenden Magen zu beruhigen, im Gegensatz zu ihren Gedanken und Gefühlen. Und das sollte ein wärmerer Tag werden? Nun, die Sonne war noch nicht zu sehen und gerade bei klaren Nächten sank die Temperatur für gewöhnlich rapide. Dennoch... im Moment fiel es ihr äußerst schwer, sich vorzustellen, dass es jemals anders hier sein könnte als kalt. Wie hatte sie nur darauf vergessen können, sich einen Mantel umzulegen, um nicht derart erbärmlich zu frieren?
Sie bewegte sich, denn den Weg zurück in die Hütte versagte sie sich vorerst noch, um sich irgendwie warm zu halten. Doch die Aussicht auf Erfolg war äußerst gering. Da kam es beinahe einem Wunder gleich, dass sich jemand von hinten an sie heran schlich... und ihr diese schützende Hülle kurzerhand ungefragt umlegte. Selbst ohne Worte, allein anhand seines Geruchs, hätte sie den Schatten hinter dieser guten Tat erkennen können. Aber er wisperte ihr etwas ins Ohr, das vage und vielversprechend zugleich klang.
Kaum war das jedoch geschafft, zog er sich sofort wieder in die Hütte zurück, ohne auf eine Reaktion ihrerseits zu warten. Warum? Was sollte sie davon wieder halten? Gab es einen bedenklichen Rums, der anzeigte, dass er schon wieder seine Kräfte überschätzt hatte?! Nein, es wirkte weiterhin alles still.
Wobei... nein, das stimmte so ganz nicht, denn so, wie sich allmählich das erste Rot des Tages zu zeigen begann, wachte auch die Natur langsam auf, um das neue Licht zu begrüßen. Vögel, denen die Kälte nichts ausmachte, fingen an zu zwitschern. Nicht besonders nahe, denn die Hütten boten wenig ideale Plätze zum Nisten und Übernachten. Allerdings war die Luft derart klar, dass sie Geräusche weit zu tragen vermochte.
Ob sie es trotz all ihrer kreisenden Gedanken wahrnehmen könnte? Ganz zu schweigen, von zu schätzen wissen? Nur... sie hatte schon viel Zeit unter freiem Himmel verbracht und wusste um die Wunder der Natur, die allem zu trotzen schien und immer wieder von Neuem zur gewohnten Normalität zu finden wusste, ganz gleich, wie die Umstände waren. Ob sie das auch tun sollte? Auch wenn ihr Leben nie mehr dasselbe wäre wie vor dieser einen Reise nach Pelgar, selbst, wenn sie kein Kind erwarten würde.
Doch am Ende half alles nichts, sie musste sich der Gegenwart stellen und das bedeutete auch, iher Tante erneut gegenüber zu treten. Warum also bis zum Aufbruch warten? Nein, besser, sie versöhnte sich noch in der Wärme mit ihr, damit wenigstens nur die eisige Luft sie umwehen würde und nicht auch noch Eiszeit zwischen ihnen auf der Fahrt herrschte. Eleyna entschloss sich, in die Hütte zurück zu kehren.
Dort herrschte bereits wieder emsiges Treiben, denn das Frühstück schien ein Ende gefunden zu haben. Wie gut für ihren Magen! Gunni stand noch am Kessel, der nun zurück im kleineren Küchenbereich gebracht worden war, und füllte gerade zwei handliche Schüsseln mit den Resten der Mahlzeit. Imke, ihre Tochter, beschäftigte sich erneut mit den Ziegen, indem sie deren große Box säuberte. Celestina hingegen war nicht zu sehen, sie machte sich gerade für die Ausfahrt in ihrem eigenen, abgetrennten Bereich fertig.
Und Laogh...? Laogh lag wieder beim großen Feuer, in eines der Felle eingerollt und mit geschlossenen Augen, als wäre er heute noch nicht wach gewesen. Einzig die gefüllte Schüssel mit dem Löffel vor ihm bewies, dass er eigentlich anderes hätte tun sollen. Hatte ihn dieser kurze Weg tatsächlich so angestrengt, dass er schon wieder vor Erschöpfung eingeschlafen war? Oder tat er nur so, um einen sofortigen Gespräch mit ihr zu entgehen? Musste sie sich Sorgen machen oder wäre Ärger angemessener?
Sie hingegen schien niemand weiter zu beachten, nachdem sie die Hütte betreten und ihre Schuhe abgeklopft hatte. Somit wäre sie frei zu entscheiden, was sie tun wollte. Viel Zeit dafür hätte sie jedoch nicht, denn Gunni hatte ihr deutlich gesagt, dass sie bald aufbrechen würden, denn der Tag graute und das Frühstück war schließlich schon beendet.
Ein Gespräch mit dem Schatten war jetzt also nicht wirklich möglich, unabhängig davon, ob er tatsächlich schlief oder nicht. Trotzdem könnte sie ihm zumindest eine Antwort geben... wenn sie es denn wollte.
Zu was auch immer sie sich entschied, wenig später entdeckte die Frau ihres Cousins sie und kam mit einem Lächeln näher. "Alles wieder in Ordnung? Wir haben uns Sorgen gemacht.", fragte sie freundlich, die beiden Töpfe in warme Wolltücher eingewickelt, um sie nicht so rasch auskühlen zu lassen.
Nun reichte sie diese an die neue Verwandte weiter. "Hier, bitte. Die gebt ihr im Schlitten zu euren Füßen, dann vertreiben sie die Kälte schneller und nehmen sie auch nicht so rasch an. Mütterchen ist auch gleich soweit und euer Gefährt müsste schon auf dem Weg sein." Sie deutete mit dem Nicken zu dem Schatten und lächelte beruhigend. "Keine Sorge, ich bin nie lange weg und werde darauf achten, dass er endlich etwas isst. Mütterchen hat ihm vorhin ziemlich den Kopf zurecht gerückt, ich nehme an, er wird jetzt vernünftiger sein. Soweit ein Mann das kann..." Leise kicherte sie und zwinkerte Eleyna sogar zu, als wären sie längst Verbündete in dieser Meinung.
"Alles bereit?", erklang in diesem Moment die Stimme ihrer Tante, die, in einen dichten Fellumhang eingehüllt, aus ihrem Bereich trat. Sie nickte der Jüngeren zu und ging in Richtung Tür, um draußen nachzusehen, ob ihr anderer Enkel endlich mit dem Schlitten da wäre. Es war also Zeit zum Aufbruch!
Nur... wohin? Würde eine erneute Frage etwas bringen oder Celestina nur noch mehr verärgern, nachdem sie schon das Frühstück verschmäht hatte? Gäbe es noch die Gelegenheit, mit der Alten zu reden, ehe sie losfuhren? Oder sollte sie es einmal auf Laoghs Weise versuchen... und dazu schweigen?
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 16. November 2022, 11:16

Das Erwachen der Natur, fand nur am Rande Zugang zu ihrem Bewusstsein. Eleyna fror und das war das Vordergründige. Dann der Umstand, dass Laogh ihr soeben Hilfe hatte zuteilwerden lassen, die sie nicht in der Form erwartet hätte. Es war fast… fürsorglich. Ja, eine fürsorgliche Geste, die ihr erheblich zu denken gab. Natürlich hatten sie sich einander angenähert und sie glaubte auch längst nicht mehr, dass er sie nur als einen Auftrag ansah. Einen Auftrag mit gewissen Vorzügen, quasi. Doch, dass er sich um sie bemühte, sich um ihr banalstes Wohlergehen sorgte? Nein, damit hatte Eleyna nicht gerechnet. Und so lullte sie sein Geruch ein, verschaffte ihr Wärme von innen und für einen Moment barg sie ihr Gesicht in das weiche Fell. Sie lächelte sogar leicht, während sein Duft in ihre Nase strömte. Bis sie in den Himmel schaute und die Anspannung noch mal wegatmete. Sollte sie einfach weitermachen, wie bisher? Sie lauschte dem Vogelzwitschern und dem Rauschen des Windes. Die Natur verhielt sich stets im Fluss mit allem. Wurden hier Bäume gefällt, wich die Natur und fand woanders Platz… Würde sie das auch tun können? Sie war stets wandelbar geblieben, hatte sich immer auf neue Situationen eingefunden… Doch das hier betraf sie persönlich, weshalb sie auch so viele Schwierigkeiten damit hatte. Hier ging es nicht darum, ob ihre Tarnung als Mädchen für Alles damit kollidierte, was das Zielobjekt wollte oder nicht. Und ob sie von dem naiven Mädchen, zu einer Femme Fatale werden musste oder andersherum. Darauf stellte man sich mühelos ein, doch… das hier? Eleyna schloss die Augen und spürte in sich den Unwillen, einfach so das Handtuch zu werden. Sie brauchte offenbar einen langen Atem, wenn sie hier noch mehr erfahren wollte. Wenn sie es sich nicht mit Celestina und den anderen verscherzen wollte. Sie musste… vertrauen. Etwas, was ihr deutlich schwerer fiel, als sie bisher geglaubt hatte. Dafür war ihr Leben, all das von dem sie glaubte, zu wissen wie es war, einfach zu sehr aus den Fugen geraten. Die Spionin schritt durch den Schnee und hinterließ feine Abdrücke. Dann öffnete sie die Tür, klopfte sich das Schuhwerk ab und hob den Blick. Als erstes fiel ihr auf, dass Laogh bereits wieder zu schlafen schien. Als wäre er nicht bei ihr gewesen… Kurz huschten Fragen über ihr Gesicht, doch dann ließ sie die hellen Augen wandern und musterte die anderen. Celestina war derzeit nicht da. Gunni räumte offenbar noch auf und Imke kümmerte sich um den Ziegenstall. Keiner wartete also auf sie, um Antworten zu erhalten. Eleyna entspannte sich augenblicklich etwas und atmete durch. Sie wartete noch einen Moment, bis ihre Schuhe den groben Schnee verloren hatten und ging einige Schritte weiter herein, um den selben Lappen zu nutzen, den Gunni am Abend zuvor benutzte. Sie wischte die nassen Flecken auf und legte alles geordnet wieder an seinen Platz. Dann fiel ihr Blick erneut auf den Schlafenden am Feuer.

Eleyna ließ ihre Augen einmal die Szene erfassen und blieb kurz auf der unangerührten Schüssel hängen. Auch er hatte nichts gegessen, obwohl Celestina angesetzt hatte, ihn zu maßregeln. Irgendwie wollte Eleyna nicht weg, solange es ihm schlecht ging. Doch dieses Gefühl unterdrückte sie sofort wieder. Er war für sich allein verantwortlich. Irgendwie. Dennoch machte sie einige Schritte auf ihn zu, um ihm etwas zu sagen, als die Stimme von Gunni sie aufhielt: "Alles wieder in Ordnung? Wir haben uns Sorgen gemacht." Eleyna blieb stehen und wandte sich ihr zu. „hm?“, fragte sie gedankenverloren nach und öffnete dann ihre Mimik für die Andere. „Oh, tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Ich… es ist alles in Ordnung. Ich schätze, die Schifffahrt hat mich etwas… mürbe gemacht.“, lächelte sie tapfer und nickte ihr aufmunternd zu. „Das wird sich wieder einspielen, da bin ich sicher…“, bemühte sie sich um Zuversicht, um Gunni zu beruhigen. Eleyna sah auf die Schüsseln, die Gunni ihr reichte: "Hier, bitte. Die gebt ihr im Schlitten zu euren Füßen, dann vertreiben sie die Kälte schneller und nehmen sie auch nicht so rasch an. Mütterchen ist auch gleich soweit und euer Gefährt müsste schon auf dem Weg sein." „Oh, danke Gunni. Das ist wirklich eine gute Idee!“, meinte sie ehrlich und die Wärme durch die Wolle, erfüllte ihre kalten Finger. Eleyna sah über die Schulter erneut zu Laogh. "Keine Sorge, ich bin nie lange weg und werde darauf achten, dass er endlich etwas isst. Mütterchen hat ihm vorhin ziemlich den Kopf zurecht gerückt, ich nehme an, er wird jetzt vernünftiger sein. Soweit ein Mann das kann..." Sie fühlte sich ertappt und lächelte Gunni einen Moment dankbar an, ehe sie kurz in das Lachen einstimmte. „Sicher – aber beiß dir an seinem Sturkopf nicht die Zähne aus.“, mahnte sie scherzend, ehe sie noch mal einen Blick zurück zu dem Schatten warf. Ja, sie mussten dringend miteinander reden… Es gab da so einiges zwischen ihnen, das unausgesprochen blieb. Eleyna spürte, dass sie mehr erfahren musste von ihm. Und wirklich von ihm hören musste, wie das hier alles zusammenpasste… und … vielleicht musste sie ihm auch ein Geständnis machen. "Alles bereit?" Eleyna zuckte in Gedanken versunken zusammen und wandte sich, die Schüsseln in der Hand, Celestina zu. „Ja.. Moment.“, wandte sie ein, ehe sie sich umdrehte und kurz zum Schatten sah. Für einen Moment blieb sie unschlüssig stehen, als wollte sie ihm noch etwas sagen, bevor sie verschwand. Doch Eleyna seufzte nur und wandte sich ab. Sie lächelte Gunni noch mal kurz zu, ehe sie der Alten nach draußen folgte. Sie bedachte ihre Tante mit einem Seitenblick, doch Eleyna würde nichts ansprechen. Sie hatte ihren eigenen Willen. Und sie kannte diese Frau gerade mal ein paar lausige Stunden. Würde sie da etwa alles ausplaudern und ihr Dinge anvertrauen, die sie selbst kaum durchdenken wollte?! Gewiss nicht… Also schwieg die Halbelfe und wartete auf weitere Anweisungen und den Schlitten, damit sie die Schüsseln verstauen konnte. Wohin auch immer der Weg sie führte… Celestina würde ihr vorab nichts verraten, davon ging sie fest aus.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. November 2022, 14:14

Was er wohl für sie fühlen mochte, dass er sich bis zu ihr kämpfte, nur um ihr den Mantel um die Schultern zu legen und ihr ein vages Versprechen zu geben auf... auf was genau eigentlich? Dass sie reden würden... worüber? Und wann? Ganz zu schweigen davon, wer von ihnen beiden reden würde?!
Wie immer schaffte es der Schatten mit einer Winzigkeit, sie aus dem mühsam zurück gewonnenen Gleichgewicht zu bringen. Und dennoch... dass er es überhaupt getan hatte, trotz seines Zustandes, seines Schweigens, seiner... Agonie, die er zuvor so demonstrativ gezeigt hatte. Etwas belastete ihn und das schien mit diesem Ort zu tun zu haben. Oder mit ihr...? Mit ihrer Familie womöglich?
Gestern noch hatte er sich das ein oder andere Wortgefecht mit Celestina geliefert, während er heute Morgen nur noch schweigsam und brütend gewesen war. Was mochte in der Nacht mit ihm geschehen sein, zumindest in jenem Teil, in dem sie wiederum tatsächlich geschlafen hatte? Oh, warum nur musste er ein wandelndes Fragezeichen sein und ihr niemals dann Antworten liefern, wenn sie es am meisten danach dürstete?!
Jedoch würde sie auch keine erhalten, wenn sie weiterhin vor der Hütte stehen blieb und trotz des Mantels vor sich hinfror. Also tat sie das einzig Vernünftige in ihrer Situation, sie kehrte zurück in die heimelige Wärme, in der der Alltag so weiter ging, als hätte sie diese niemals verlassen... oder am Tag zuvor überhaupt erst betreten. Es dauerte seine Zeit, bis sie wieder wahrgenommen wurde, ganz so, als wolle man ihr diese Freiheit lassen, um ankommen zu können. Oder um ihr zu zeigen, dass sie niemandem Rechenschaft schuldig und eine freie Person war, die tun und lassen konnte, was sie wollte, sofern sie damit keinem von ihnen ein Leid zufügte.
Doch dann war es erneut Gunni, die sich an sie wandte und ihr zeigte, dass sie keineswegs einfach vergessen worden war. Mit ehrlicher Sorge im Gesicht sah Jontes Weib sie an, sowie sie die kleinen Töpfe fertig gefüllt hatte, und wartete trotz allem auf eine Antwort.
Als sie diese erhielt, lächelte sie mitfühlend und nickte, ohne von der Sorge alles zu verlieren. "Das kann ich mir vorstellen. Mütterchen meinte, ihr wäret aus Santros hierher gekommen? Wie lange fährt man denn da?" Ihr pausbäckiges Antlitz rötete sich ein wenig und sie grinste einen Moment lang verlegen. "Weißt du, ich hab Mantron noch nie verlassen. Aber ich stell mir so eine Reise aufregend vor! Wie ist das, auf einem Schiff zu sein und kein Land unter den Füßen zu haben?", plapperte sie los in einer so freundlich-kindlichen Art, die sie umso sympathischer machte, sofern man sich darauf einlassen wollte.
Vielleicht ein Grund, warum Jonte sich in sie verliebt hatte? Oder war ihre Ehe miteinander arrangiert worden und es hatte sich zufällig so positiv zwischen ihnen entwickelt? Auch hier konnten sich unendlich viele Fragen auftun, wenn die Mischlingselfe sie zulassen wollte, doch im Gegensatz zu ihrem Hauptfragezeichen würde sie in diesem Falle sicherlich auf lange Erzählungen stoßen können.
Daraufhin reichte die Mantronerin die eingewickelten Töpfe weiter und gab auch eine Erklärung dazu, die für sie allein bestimmt war, schließlich würde Celestina ob dieses Brauches längst wissen. Bei dem Lob zwinkerte sie der neuen Verwandten zu. "Pass nur auf, dass dein Töpfchen auch bei dir bleibt. Manchmal wandern sie wie von Zauberhand zu Mütterchens Füßen, dass sie mehr Wärme abbekommt."
Sie kicherte leise und hinter vorgehaltener Hand, ehe sie flüsternd fortfuhr:"Ich hab mir den Trick schon abgeschaut und immer, wenn Jonte frech war, hat er das sehr schnell bereut!" Oh ja, zumindest an ihren Gefühlen für ihren Gatten war eindeutig nicht zu zweifeln!
Für einen Moment flackerte in Eleynas Geist die Vorstellung auf, wie sie sich auf diese Weise an dem Meisterspion für seine gestrige Schneeattacke rächen könnte und wie er wohl darauf reagieren würde. Doch bei seinem jetzigen Zustand... Nein, sollte sie jemals die Gelegenheit dazu haben, dann könnte sie es sich ja noch überlegen. Oder es ihm anderweitig vergelten...
Als könne Gunni gut in ihr lesen, auch wenn sie nichts sagte, versuchte sie zu beruhigen, indem sie versicherte, auf den zurück bleibenden Gast aufzupassen. Wobei sie es nicht ohne erneute kleine Spitze gegen Männer gut sein lassen konnte. Bei der Mahnung winkte sie grinsend ab. "Ach was, da muss schon ein anderer kommen. Ich hab fünf Kinder, dieses sechste krieg ich auch noch zahm!", frotzelte sie und prompt erklang ein Laut wie ein protestierendes Schnauben oder Fauchen vom Feuer her.
Schlief der Schatten etwa doch nicht? Oder hatte sie sich getauscht und das Geräusch war von dem großen Feuer her gekommen, dessen Flammen kräftig loderten und das Holz immer wieder laut knacken ließen? Passen würde es ja zu ihm, dass er lediglich den Anschein von Schlaf erweckte, um heimlich zuhören zu können. Aber sein Gesicht wirkte so eingefallen und er als ganzes so abgemagert, dass es durchaus sein konnte, dass er nach seiner Geste vorhin einfach nicht länger hatte wach bleiben können.
Ehe die Mischlingselfe sich jedoch von seinem wahren Zustand überzeugen konnte, tauchte ihre Tante auf und blies regelrecht zum Aufbruch. Gunni nickte ihrer neuen Verwandten lächelnd zu und legte ihr kurz mitfühlend die Hand auf den Oberarm. "Habt eine gute Fahrt und vertrau darauf, dass Mütterchen dir alles zu seiner Zeit erklären wird." Dann wandte sie sich ab und ihren eigenen Küchenaufgaben zu, um diesen pflichtschuldig nachzukommen.
Laogh hingegen rührte sich weiterhin nicht. Stattdessen schien das Feuer die Schatten auf seiner fahlen Haut noch mehr zu vertiefen und ließen ihn noch schlechter aussehen, als er ohnehin schon beisammen war. Eigentlich sollte sie bei ihm bleiben... Aber er hatte sie ja hergebracht und wusste demnach, dass sie Antworten erhalten würde. Dafür musste sie ihn allein lassen. Und Gunni würde ja auf ihn aufpassen! Und trotzdem...
Schließlich, nach einem kurzen, inneren Ringen wandte sie sich ab und verließ die Hütte, um draußen zu ihrer Tante zu stoßen. Der Schlitten selbst war schon da, der Junge vom Vortag hatte ihn auch dieses Mal gebracht und stob gerade wieder davon, während Celestina die Tiere mit ein paar Worten und Streicheleinheiten begrüßte.
Sie sah allerdings auf, als Eleyna zu ihr hinaus kam, und nickte ihr zu. Dann deutete sie auf den Sitzbereich mit den zurückgeschlagenen Fellen, damit dort die Töpfe verstaut werden konnten, ehe sie beide selbst einstiegen.
Wenig später ergriff sie die Führungsleine und gab den Tieren das Zeichen zum Aufbruch. Kläffend voller Vorfreude zogen sie an und schon glitten sie erneut über den Schnee.


Eleyna fährt nach Ort des Gedenkens
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. November 2022, 13:00

Eleyna kommt vom Ort des Gedenkens zurück


Der Himmel wurde immer wolkenverhangener, während sie schweigend nach Mantron zurück fuhren, und als sie endlich in die Stadt eintauchten, fielen bereits die ersten, zarten Flocken. Celestina brummte missmutig. "Wenigstens haben wir Glück und keinen Wind.", murrte sie und brach damit die Stille zwischen ihnen beiden. Vielleicht ja ein Friedensangebot von ihrer Seite, bis Eleyna selbst bereit war, auf sie zu zugehen?
Wie auch immer sie sich entschied, ihre Tante hatte es sichtlich eilig, nach Hause zu kommen, ehe das Wetter noch schlechter wurde. Die Hunde hechelten und dampften, während sie zielstrebig zu der Hütte liefen, die ihr Ziel war.
Als sie es erreichten, war auch die Lenkerin ein wenig außer Atem, doch der Schnee war noch nicht zu einem dichten Treiben geworden. Trotzdem schälte sich die Alte so schnell wie möglich aus den Fellen, griff sich ihren Topf und stieg aus. Das Gefäß reichte sie dennoch an ihre Nichte weiter. "Sei so gut und bring das Gunni, damit sie es sauber machen kann. Sie... Was ist das denn?" Sie deutete auf die Jüngere und runzelte fragend die Stirn, auch wenn diese unter dem schützenden Tuch verborgen lag.
Wenn Eleyna an sich herunter sehen würde, würde auch sie erkennen, was ihre Tante gerade entdeckt hatte. Der Fellmantel, den sie trug und von Laogh bekommen hatte, besaß eine helle Farbe, eine Mischung aus weiß und grau, wodurch er sich von der Umgebung nicht unbedingt abhob, sobald Dämmerlicht herrschte. Was jedoch gut sichtbar war, zumindest aus der Nähe, war ein Fleck dort, der eindeutig eine bräunliche Färbung besaß. Ein Überrest ihres... Malheurs, vorhin im Wald.
Wieso nur hatte sie nicht daran gedacht, nach Spuren davon zu sehen, ehe sie zurück kehrte? Was sollte sie jetzt dazu sagen? Denn, dass sie was sagen sollte, wäre ratsam, so auffordernd, wie Celestina sie ansah, in einer Mischung aus Besorgnis und Skepsis. Wie viel Wahrheit wäre jetzt das Richtige?
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 1. Dezember 2022, 22:23

Die Stille in dieser Einöde hatte etwas Wohltuendes. Nichts störte die Gedanken oder lenkte sie auf etwas Unwichtiges. Eleyna konnte die Eigenschaft der kalten Luft spüren und wie sie dazu imstande war, ihre Gedanken zu klären. Ihr Gemüt zu kühlen. Die Bevormundung durch ihre Tante war etwas, was die Spionin nicht akzeptieren konnte. Sie würde vielleicht erst lernen müssen, wie sich hier die Dinge verhielten doch im Grunde war in den letzten zwei Tagen viel zu viel geschehen. Nicht nur, dass sie eine ewig lange Schiffsreise bewältigen musste, mit einem unbekannten Ziel. Das war wahrlich nur die Spitze des Eisberges. Hinzu kam die Sorge um Laogh, weil er durch seine Sturheit beinahe hätte das Leben verlieren können, wenn sie auch nur drei Tage länger gebraucht hätten. Ach im Grunde waren es nicht nur die letzten zwei Tage… Ihr Leben befand sich in einem Strudel aus Emotionen, die sie kaum händeln konnte. Da waren Wut, Trauer und Enttäuschung. Vielleicht etwas Angst. Und… Zuneigung. Doch diese stellte sich allein gegen so viele andere Dinge, dass sie nur untergehen konnte. Eleyna ertrug diese Emotionen, wenn sie auch Zeit brauchte. Zumindest einen kleinen, flüchtigen Moment, um sich zu fangen. Sie zeigte offen, wie sie sich fühlte, doch schaffte sie es bisher immer auf die Beine. Zu erkennen, dass sie eine Familie besaß, die all die Jahre unerreichbar für sie gewesen war schmerzte. Und noch viel mehr, dass es einen Ort gab, an dem sie ihrem Vater symbolisch näherkommen konnte. Von dem sie wusste, dass er an diesem Ort gestorben war. Dass er nach den Bräuchen der Mantroner beigesetzt wurde und Ehren bekam, von denen sie geglaubt hatte, dass sie nie stattgefunden hätten. Eleyna erinnerte sich an keine Beisetzung. Ihr Vater war da. Dann war er fort. Es wurde keine Trauerfeier abgehalten, kein Abschied, kein Lebewohl. Sich nun unvermittelt vor der Möglichkeit wiederzufinden, ohne gewarnt worden zu sein, hatte ihr schlicht den Boden unter ihren Füßen geklaut.
Ihre Emotionen hätten sie fortgerissen und sie in den Abgrund gestürzt, der seitjeher in ihr lauerte. Irgendwann wäre es wohl soweit. Doch noch schaffte sie es, sich zu verschließen. Diesen Abgrund mit einem Bein zu trotzen. Allerdings war der Preis hoch: Sie schaffte es nicht, sich Celestina zu öffnen. Die Weißhaarige hatte es durchaus verdient, dass sie sich ihr anvertraute. Und Eleyna glaubte nicht mal, dass ihre Belange schlecht bei der Älteren aufgehoben wären. Doch sie konnte nicht. Sie war es gewohnt, dass man sie nicht nach ihrem Befinden fragte. Dass sie keine Reaktionen in Form von Gefühlen zeigen durfte, weil sie als Zeichen von Schwäche gehandelt wurden. Den Dogmen war sie zwar geistig entwachsen, doch hieß das nicht, dass ihre Erziehung, die Schändung ihrer kindlichen Seele nicht ihren Zweck erfüllte. Spionin zu sein bedeutete auch, sich nicht zu sehr emotional zu binden. Nun war sie dahingehend gewiss nicht perfekt – schon in Sarma verhielt sie sich eher trotzig. Doch sie hatte dennoch gelernt, sich zurückzunehmen. Und gleichzeitig war es ihr ureigener Schutz, denn niemand sollte die notdürftig geflickte und mühsam zusammengehaltene Wunde sehen dürfen. Sie hatte ja selbst Angst davor, was passieren würde, wenn sie einmal nicht mehr standhielt. Wenn es reißen würde… und die klaffende Wunde sich in ihr ergoss und alles infizierte, was sie bis dahin gewesen wäre. Nein. Das durfte nicht passieren.

Auch deshalb war sie verschwunden. Wissend, dass sie der anderen damit ordentlich vor den Kopf stieß. Aber sie konnte nicht aus ihrer Haut und es war wohl ihr Glück, dass Celestina klug und einfühlsam für 10 war, sodass der Schlitten noch immer an Ort und Stelle wartete. Beim Anblick fühlte die Spionin nicht wirklich viel. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn die Ältere gefahren wäre. Sie hätte ihr das nicht mal übelgenommen, immerhin war sie es, die die Hilfe ablehnte. Auch wenn sie das nicht wirklich aktiv und bewusst tat. Sie konnte nicht aus ihrer Haut. Die Gedanken, die sich Celestina zu ihrer Erscheinung machte, erriet Eleyna nicht. Somit stieg sie schweigend zu ihr zurück in den Schlitten und machte auch sonst keine Anstalten, sich zu entschuldigen oder sonst wie verbal bemerkbar zu machen. Und sie wurde gelassen. So führte der Rückweg ebenso schweigsam wie karg zurück in die Stadt, bis Celestina eine Bemerkung brummte, die Eleyna aufblicken ließ. Sie nickte langsam, irgendwie auch ein kleines Friedensangebot. Sie wollte auch gar nicht den Unmut der anderen auf sich ziehen. Aber sie würde eben auch nicht so schnell damit klarkommen können, auf einmal jemanden zu haben, dem ihr Wohlergehen tatsächlich auf solche Art am Herzen lag. Das würde nur zu sehr an ihrer Wunde kratzen und sie riskierte lieber einen Bruch mit der unbekannten Tante, als unter ihrer Last zusammenzubrechen. Während Celestina die Hunde zielsicher durch die Stadt lenkte, hob Eleyna den Blick gen Himmel. Sie schloss die Augen, während ihr die kleinen Schneeflocken sanft ins Gesicht fielen und wie kleine Blitze auf ihrer warmen Haut erloschen. Erst als sie anhielten, öffnete sie die Augen wieder. Celestina schien nun auch endgültig die Nase vollzuhaben, sodass sie ihr gleich die Aufgabe anvertraute, die Schüsseln zu Gunni zu bringen. "Sei so gut und bring das Gunni, damit sie es sauber machen kann. Sie... Was ist das denn?" Sie wollte bestätigend nicken, doch ihre Frage, ließ sie augenblicklich ihrem Fingerzeig folgen.
Eleyna entdeckte, was sie meinte. Sie erhob sich aus dem Schlitten und seufzte leise. Bevor sie antwortete, nahm sie die Schüsseln entgegen und stellte sie in den Schlitten. Eleyna griff erneut nach etwas Schnee und begann damit, dem Fleck zu Leibe zu rücken. „Ich sagte ja, dass ich nichts essen wollte.“, murmelte sie dabei und rieb den Schnee gegen den Fleck. „Ich habe gegessen. Aber es wollte nicht drinbleiben“, antwortete sie sachlich und log weder, noch weihte sie sie in weitere Geheimnisse ein. Sie griff erneut in den Schnee, um den Fleck weiter auszuschrubben, der tatsächlich etwas an Farbe verlor, aber nicht gänzlich verschwand. Die Spionin zuckte die Schultern. Unangenehm war ihr das nicht wirklich. Ihre kleine Finte, sie hätte einen empfindlichen Magen, konnte sie hervorragend dafür aufwenden. Sie musste gar nicht groß ins Detail gehen, um sich aus dieser Lage zu befreien. Nachdem auch der nächste Schnee in ihrer Hand geschmolzen war und den Kragen etwas durchnässt hatte, griff sie zurück in den Schlitten, um die Schüsseln zu nehmen. „Ich bringe das Gunni.“, bemerkte sie und wandte sich bereits ab. Doch kurz bevor sie loslaufen wollte, hielt sie noch mal inne und sah halb über die Schulter zurück zu Celestina. „Es tut mir leid. Ich weiß, du meinst es gut.“, meinte sie versöhnlich, wollte aber gewiss nichts weiter dazu sagen. Eleyna konnte sich nicht öffnen… sie wand sich innerlich wie ein eingesperrtes Tier, dem alles zu eng wurde, doch sie konnte nicht einfach mit der Sprache herausrücken. Dennoch wollte sie der Älteren wenigstens klarmachen, dass es nicht ihr Fehler war. Sondern ganz allein ihr eigener. Eleyna fühlte sich trotz Familie allein und würde wohl auch weiterhin ihre Sorgen mit sich ausmachen. Sie nickte Celestina kurz zu, denn undankbar war sie nicht, und würde dann den Weg zur Hütte verfolgen. Ohnehin kroch die Kälte in sämtliche Poren. Es war Zeit, sich endlich an ein Feuer zu setzen und die steifgewordenen Glieder zu wärmen. Doch bevor Eleyna überhaupt die Stufen zur Hütte erreichte, blieb sie abermals stehen. Drinnen würde sie auf Laogh treffen… Sie seufzte tonlos und schloss die Augen. Sie musste sich wappnen, auch wenn sie nicht wusste, was geschehen würde, sobald sie ihn sah…

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Dezember 2022, 14:08

Während die Spionin jetzt erst in den Genuss kam, die Vorzüge dieser ständig kalten Welt wahrzunehmen, hatte Celestina ein Menschenalter dafür bereits Zeit gehabt. Auch wenn sie fast das ganze Jahr über fror, vor allem, je älter sie wurde, gab es doch durchaus Positives von Mantron und seiner Umgebung zu sagen. Es war eine eigene, oftmals unberührte Welt, die Menschen hier ruppig und dennoch zugänglich, und die Natur hatte ihren ganz eigenen Zauber. Selbst, wenn sie keine Familie hier gehabt hätte, hätte sie sich durchaus dafür entscheiden können, ihren Lebensabend nach dem Verlust ihres Gatten auf dieser Insel zu verbringen.
Zwar hatte sie Andunie vermisst, denn dort war sie aufgewachsen und hatte sich ausgekannt, im Gegensatz zu ihrem anfänglichen Leben in Mantron. Doch waren ihre Wurzeln inzwschen viel zu sehr hier verankert, als dass sie dies freiwillig gekappt hätte. SIe hatte hier ihr Zuhause gefunden und würde es nicht mehr kampflos hergeben.
Was jedoch nicht bedeutete, dass sie es auch von Eleyna erwarten würde, denn nicht jeder war derart sesshaft wie sie. Dennoch gab es einige Regeln und sie war es gewohnt, dass man ihr gehorchte oder sie, im Falle einer anderen Meinung, darüber aufklärte, warum nicht. So verbohrt und stur, wie man es alten Menschen nachsagte, war sie schließlich auch noch nicht, als dass man nicht mit ihr reden könnte!
Allerdings tat das die Mischlingselfe nicht, sondern ließ sie einfach allein zurück. Und hatte großes Glück dabei, dass ihre Tante nicht beleidigt davon fuhr, weil sie sich ein wenig ausmalen konnte, wie es der anderen gerade erging. Sie gab ihr somit etwas Zeit und wie es der Zufall wollte, wurde ihre Geduld nicht überstrapaziert, sodass sie mit den Tieren noch an Ort und Stelle gewartet hatte, als die Jüngere zurück kehrte. Nach reden war ihnen beiden nicht zumute, weswegen ihre Fahrt bis fast zum Ende schweigend verlief.
Als sie vor der Hütte ankamen, hatte die Alte das erste Mal die Gelegenheit, sich ihrer Nichte vollständig zuwenden zu können. Dabei fiel ihr jener Fleck auf dem Fellmantel auf, nach dem sie auch sofort fragte, ohne groß darüber nachzudenken. Ihre Stirn war unter dem schützenden Tuch tief gerunzelt und in ihrem Blick konnte ihr Gegenüber deutlich erkennen, dass sie dieses Mal eine Antwort erwartete. Die sie auch bekam.
"Wollte nicht drinnen...?", murmelte sie etwas perplex, denn sie hatte nichts davon mitbekommen und musste diese Information erst einmal einsortieren.
Dann jedoch seufzte sie leise und schüttelte den Kopf. "Warum sagst du nichts, Kind?", seufzte sie und bekam, wie von selbst, einen milderen, mütterlicheren Tonfall. "Du musst etwas essen, es geht nicht, dass du so endest wie der alte Sturkopf, der dich hergebracht hat. Verträgst du etwa keinen Hafer? Oder Äpfel? Oder die Gewürze, die Gunni hinein gegeben hat? Rebelliert dein Magen auch gegen Fleisch? Gemüse? Das müssen wir wissen, damit wir das Richtige kochen! Ich rede mit Gunni, es gibt zwar nicht immer frisches Geflügel bei uns in Mantron, aber wir werden schon was auftreiben können. Eine kräftigende Hühnerbrühe hat schließlich noch keinem Magen geschadet!" Entschlossen nickte sich Celestina selbst zu und stapfte daraufhin als Erste zur Tür, weil es sie in die Wärme ihrer Hütte zog.
Auf halbem Weg erreichte sie die Stimme der Jüngeren, sodass sie sich ihr wieder zuwandte und erneut, wenngleich dieses Mal viel tiefer, seufzte. "Hör zu, Kind, es war viel, was du durchgemacht hast und auch seit deiner Ankunft, das kann ich verstehen. Aber, auch wenn du uns nicht kennst, wir sind deine Familie und wir wollen dich gerne bei uns aufnehmen. Doch dafür musst auch du uns entgegen kommen. Wenn es dir schwer fällt, dann ist das so, das will dir niemand wegnehmen. Aber du musst trotzdem mit uns reden, egal, mit wem von uns, damit wir dich auch verstehen können. Sonst kommt es nur zu unnötigem Streit. Und jetzt lass uns endlich reingehen, ich bin nicht dafür gemacht, eine Schneefrau zu werden!" Damit wandte sie sich ab und eilte zur Tür, denn tatsächlich waren die Flocken immer stärker geworden. Sie fielen leise und in dicker Form zu Boden und vermischten sich dort mit ihren bereits gefallenen Kumpanen.
Celestina betrat ihre Hütte und rief etwas in Esra, vielleicht eine Begrüßung oder eine Anweisung, sich um die Hunde zu kümmern. Denn diese saßen nun im Schnee und warteten offensichtlich auf etwas, auf ihre Belohnung oder Versorgung oder jemanden, der sie zurück in ihre eigene Hütte brachte. Es waren eindeutig gut erzogene Tiere, denn die Alte hatte die Führungsleine nirgends angebunden, sodass sie eigentlich hätten tun können mit dem Schlitten, den sie bislang brav gezogen hatten, was sie wollten.
Eleyna hingegen hielt eigentlich nichts länger in Schnee und Kälte, sogar die offen gelassene Tür und der warme Lichtschein, der dadurch nach draußen dringen konnte, wies darauf hin, dass sie in die Wärme kommen sollte. Dennoch zögerte sie, trotz der Schüsseln in ihrer Hand, da in ihrem Inneren weiterhin der Aufruhr herrschte. Aber es half alles nichts, wollte sie hier draußen nicht festfrieren oder selbst zu einer lebendigen Schneefrau werden, musste sie sich dieser Begegnung stellen.
Früher oder später also führten ihre Beine sie in die Wärme und in das freundliche Licht, das nicht so in den Augen stach wie das ewige Weiß des Schnees. Drinnen angekommen, konnte sie erst einmal aufatmen, denn ein Blick zum Hauptfeuer verriet, dass Laogh dort nicht saß und ihr entgegen sah. Nein, er befand sich nicht an seinem Platz. Ob er bereits fortgegangen war, um sein eigenes Wort nicht halten zu müssen? Unwahrscheinlich, dafür war er viel zu schwach gewesen. Allerdings... wo steckte er dann?
Ansonsten hatte sich hier drinnen nicht viel verändert, sah man davon ab, dass vor jenem Bereich, in dem sie sich am Morgen hatte waschen und umziehen können, der Vorhang gezogen worden war. Dahinter stieg Dampf auf, wenn man genauer hinsah, und brummend ließ sich Jontes Stimme vernehmen, der zwar Esra sprach, jedoch auch ohne entsprechenden Kenntnissen eindeutig unwillig klang. Celestina war ebenfalls nirgends zu erkennen, wahrscheinlich hatte sie sich in ihren eigenen Bereich zurück gezogen, um sich dort ausruhen und aufwärmen oder sonst was machen zu können.
Imke huschte in diesem Moment an der Mischlingselfe vorbei nach draußen, dick eingemummelt in einen bräunlichen Pelz, und eilte zu den Hunden. Anscheinend würde sie sich nach den Ziegen also um diese Tiere kümmern.
"Machst du bitte die Tür zu? Es wird kalt!", kam von der kleineren Kochstelle Gunnis freundliche Stimme. Sie schenkte der Cousine ihres Mannes ein freundliches Lächeln, ehe sie sich zu einer anderen Frau umdrehte, die ihr gerade etwas gesagt hatte.
Diese Person war neu! Ihr Haar hatte im Feuerschein eine rote Färbung und war ähnlich wie Celestinas Haar am Kopf zu anliegenden, dünnen Zöpfen geflochten. Im Gegensatz zu der Alten aber ließ diese Frau ihre gebändigte Pracht im Nacken zu einem einzelnen, langen Flechtzopf zusammen führen und ihren Rücken hinab fallen. Ihre Haut war sehr hell, mit einem leichteren Blauschimmer, als ihn Gunni besaß. Ihr Profil wies an der Nase und Kinnpartie eine Ähnlichkeit zu Jonte auf, war aber bei weitem nicht so auffallend mit ihr verwandt, wie man es ihm angesehen hatte. Ansonsten war sie recht groß gewachsen, schlank in ihrer Silhouette und mit langen, feingliedrigen Fingern für einen Menschen ausgestattet. Sie mochte so rund um die dreißig Jahre alt sein. Ihre Kleidung indes war so wie die von Gunni und Celestina, zweckmäßig und wärmend, wenngleich nicht ganz so körperbetont wie in anderen Landesteilen Celcias.
Sobald Eleyna näher kam, würde sie erkennen, dass diese andere einen Mörser vor sich hatte und etwas darin gerade zerkleinerte, während sie mit Jontes Weib sprach, als würde sie ihr Tun erklären. In diesem Moment erklang ein tiefes, schimpfendes Brummen hinter dem Vorhang, ehe Jonte dahinter hervor trat und eine eindeutige Geste machte, die bedeutete, dass sein Gesprächsparnter nicht ganz dicht wäre. Daraufhin stampfte er schimpfend davon und wirkte ziemlich wütend.
Gunni schüttelte seufzend den Kopf und sah zu der heran kommenden Eleyna hin. "Denk dir nichts dabei, die Zwei mögen sich einfach nicht.", seufzte sie mit einer Leidensmiene. Wahrscheinlich hatte sie schon des Öfteren zu vermitteln versucht zwischen Jonte und... wem? Laogh? Oder hatten sie noch weiteren Besuch?
Die Frau neben ihr schnaubte wie ein Pferd. Ohne aufzusehen, bemerkte sie:"Von wegen, nicht mögen. Der alte Bärenbrumm wird nie kapieren, dass Mütterchen ihn damals einfach gebraucht hat."
Gunnis Wangen röteten sich und sie nahm rasch die Schüsseln entgegen, um sie zu spülen... und niemanden ansehen zu müssen, während sie murmelte:"Und ich dachte, es wäre wegen..."
"Wegen deiner Schwärmerei vor Ewigkeiten?", beendete die andere den Satz für sie und grinste beit. Dabei entblößte sie kräftige, jedoch helle, gesunde Zähne und sah Jontes Weib spöttisch an. "Das ist so lange her. Das weiß der schon lang nicht mehr! Oder hast du ihn mal mit seinem Namen angesprochen? Dann hätt' er diesen langen Hungerhaken doch schon längst in der Mitte zerbrochen. Nein, Gunni, der verkraftet's einfach nicht, dass was Mütterchen getan hat. Typisch Kerl eben!"
Sie gab den Stößel in den Mörser, wischte sich die Hände an einem sauberen Lappen ab, stemmte sie danach in die Seiten und sah mit ihren grauen Augen direkt die Mischlingselfe an, die sie an dem Gespräch aufgrund der allgemeinen Sprache hatte teilhaben lassen. "So, und du bist also meine Cousine.", stellte sie, rein rhetorisch, fest und hielt der anderen nach einer kurzen Pause die Hand zum Gruß hin. Dabei begann sie erneut zu grinsen. Von vorne betrachtet mochte es beinahe wie ein Zähneblecken wirken, wobei nicht erkennbar war, ob das ihr normales Lächeln wäre oder sie es bewusst so wirken ließ, als solle es auch drohend wirken. "Ich bin Juna. Mal sehen, ob es angenehm wird, dich kennen zu lernen."
"Juna, bitte! Warum musst du immer gleich so direkt sein?", mischte sich Gunni mit Leidensmiene ein.
Das Grinsen der anderen wurde noch breiter und in ihren Augen blitzte es sowohl herausfordernd, als auch amüsiert auf. "Was ist schlecht dran? Ich weiß gern, woran ich bin, und da sollens alle anderen auch gleich wissen!", verteidigte sie sich, ohne sonderlich viel Reue zu zeigen. "Ich bin eben nicht so süchtig nach Harmonie wie du, Gunni. Sich zu streiten kann auch was Tolles sein. Raufst du gerne?" Die Frage galt der Spionin und kam völlig unvermittelt.
Trotzdem fiel es bei diesem Auftreten nicht sonderlich schwer, sich vorzustellen, wie diese Juna sich mit ihren Brüdern anlegte... und gegen sie wahrscheinlich oft genug gewonnen hatte. Ja, Jonte konnte einem tatsächlich unter all diesen starken Frauen leid tun.
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 3. Dezember 2022, 13:53

Eleyna wusste, dass sie Glück hatte. Auch wenn in ihrem Leben die Abwesenheit von liebevoller Wärme, Integrität und Zuneigung dominierte, hatte sie sich zum Trotz ihrer Herkunft zu einer empathischen Frau entwickelt. Die Gene ihres Vaters und seiner Blutlinie waren stark in ihr vertreten und so trug sie nicht nur seine Augen, sondern auch seine Wärme in sich. Sie erkannte die freundliche Hilfe ihrer Tante durchaus, konnte sie nur aufgrund anderer Eigenschaften nicht gut annehmen. Ihr Glück dabei war, dass Celestina niemand war, der vorschnell aufgab. Oder sich gekränkt fühlte von einem jungen Sturkopf, der nicht aus seiner Haut wusste. Denn auch wenn Eleyna ebenfalls schon eine gewisse Zeit auf Celcia verbracht hatte, war sie noch immer jung in den Augen der Elfen. Sie war eine junge Frau, kein altkluges Weib, das sich die Hörner bereits vor Jahrzehnten abgestoßen hatte. Wie alt Celestina auch sein mochte, sie alterte nach Art der Menschen. Da wäre sie mit 57 ebenfalls bereits alt und weise gewesen. Eleyna aber stand in der Blüte ihres Lebens noch am Anfang und es würden locker noch mal so viele Jahre werden können, wenn sie nicht vorher durch vorschnelles Handeln oder einem Dolch ihrer Mutter oder Arvid im Rücken sterben würde. Die Halbelfe hatte für sich nie eine Zukunft gesehen. Ein erfülltes Leben war lediglich Wunschtraum. Und dafür war Eleyna wieder zu realistisch: Sie war sich dem ‚Traum‘ darin und der Bedeutung dessen durchaus bewusst. Es war nichts, was sich je erfüllen würde. Schon gar nicht, mit einem Kind, dessen Vater sicherlich so gar keine Ambitionen in diese Richtung hegte. Sie jedenfalls konnte es sich nicht vorstellen. Und wenn Mundl der Ansicht war, dass sie Laogh eine Chance geben sollte, dann konnte sie nur zweifelnd die Nase krausziehen. Es war kein Gedanke, der ihr behagte oder Glücksgefühle in ihr auslösen würde. Überhaupt war die Schwangerschaft etwas, was sie bisher tunlichst aus ihren Gedanken verbannt hatte. Auch wenn die Anzeichen dafür deutlich waren. Eleyna schaute soeben auf den Fleck am Kragen ihres Mantels, als sie eine Erklärung dafür bot, die Celestina etwas perplex zurückschauen ließ. Während die Spionin dem Fleck zu Leibe rückte, lauschte sie den Worten der anderen: "Warum sagst du nichts, Kind? Du musst etwas essen, es geht nicht, dass du so endest wie der alte Sturkopf, der dich hergebracht hat. Verträgst du etwa keinen Hafer? Oder Äpfel? Oder die Gewürze, die Gunni hineingegeben hat? Rebelliert dein Magen auch gegen Fleisch? Gemüse? Das müssen wir wissen, damit wir das Richtige kochen! Ich rede mit Gunni, es gibt zwar nicht immer frisches Geflügel bei uns in Mantron, aber wir werden schon was auftreiben können. Eine kräftigende Hühnerbrühe hat schließlich noch keinem Magen geschadet!"
Nun war es Eleyna, die perplex zu ihr hochschaute. Nun war ihr das ganze etwas unangenehmer, denn offenbar bemühte sich Celestina erheblich, dass sie auch vernünftig an den Mahlzeiten teilhaben konnte. Leider saß sie da einem Irrtum auf, den Eleyna einfach aus dem Weg hätte räumen können. Wenn… wenn sie sich nicht auf die Lippe gebissen hätte und schwieg. Jedenfalls zu den wahren Gründen: „Ich schätze, ich vertrug den Hafer nicht. Ich wusste es nicht, aber Zimt und Hafer… das ist offenbar keine gute Kombination.“, meinte sie und hatte tatsächlich das Gefühl, dass ihr Zimt und Hafer bereits beim Gedanken daran, Übelkeit bescherten. Sie nutzte das für ihre Zwecke. Bei der erwähnten Hühnerbrühe allerdings… leuchteten ihre Augen kurz auf und durchbrachen das Trübe ihrer Seele. „Hühnersuppe… Die esse ich allerdings sehr gern.“, schmunzelte sie leicht und ihr Blick wanderte kurz zur Tür. Sie wusste, dass Laogh der nächste wäre, der sich den Kragen vollkotzte, wenn er das erfuhr. Doch das war doch eine willkommene Genugtuung, ihm mal wieder einen Streich zu spielen. Also lächelte Eleyna ein wenig bei den Gedanken daran und kletterte aus dem Schlitten, während die Ältere bereits beinahe zur Tür war. Die Spionin hielt sie mit Worten auf, die sie ehrlich und direkt beantwortete: "Hör zu, Kind, es war viel, was du durchgemacht hast und auch seit deiner Ankunft, das kann ich verstehen. Aber, auch wenn du uns nicht kennst, wir sind deine Familie und wir wollen dich gerne bei uns aufnehmen. Doch dafür musst auch du uns entgegenkommen. Wenn es dir schwerfällt, dann ist das so, das will dir niemand wegnehmen. Aber du musst trotzdem mit uns reden, egal, mit wem von uns, damit wir dich auch verstehen können. Sonst kommt es nur zu unnötigem Streit. Und jetzt lass uns endlich reingehen, ich bin nicht dafür gemacht, eine Schneefrau zu werden!" Die Worte waren richtig und Eleyna wusste das. Die Spionin musterte Celestina’s Rücken, während sie die Tür öffnete und etwas auf Esera schnarrte. Sie selbst blieb noch einen Moment draußen und die dicken Flocken verfingen sich in ihrem dunklen Haar. Eleyna wusste, dass sie der Familie etwas geben musste. Doch konnte sie das wirklich? Seufzend sah sie noch mal in den grauen Himmel, der immer dickere Flocken fallen ließ. Sie fielen auf ihr Gesicht und erloschen zu leichten Tropfen, ehe sie sich ein Herz fasste und ebenfalls hineinging. Auch ihr war bitterkalt und das war auch der Grund, weshalb sie diese Gefilde eher weniger vorzog. Doch was dem Wetter an Wärme fehlte, machte das Heim der Mantroner wieder wett.

Schon beim Hereinkommen, erfasste Eleyna, dass Laogh nicht da war. War er etwa in ihrer Abwesenheit klammheimlich verschwunden? Nein… er war viel zu schwach gewesen und auch wenn Laogh vielleicht so handeln würde, wenn er gekonnt hatte… Mundl versprach noch mal zu kommen und ihm traute sie nicht zu, sein Wort zu brechen. Sie sah den Dampf hinter dem abgetrennten Bereich und hörte Jontes Stimme. Sie zählte eins und eins zusammen, während die Tonlage ihr verriet, dass er nicht begeistert ein angeregtes Gespräch führte. Sie entspannte sich also augenblicklich. Offenbar war er dort und nicht verschwunden. Und für sie bedeutete das: Keine sofortige Konfrontation, sie hatte noch einen Moment Zeit. Ohnehin wusste sie nicht, wie sie dem Schatten nun begegnen sollte. Sie hatte erfahren, dass er seit sehr, sehr langer Zeit mit ihrem Vater befreundet gewesen war. Dass er ihn gerettet hatte, das er unter seinem Tod litt. Dass er ihm jedes Jahr Respekt zollte, indem er herkam und sich erinnerte. Aber eben auch, dass er sie im Dunkeln gelassen hatte. Dass er ihr nichts von denen, die hier warteten, erzählt hatte. Nichts von der Tatsache, dass ihr Vater noch gelebt hatte – wenigstens ein paar Wochen. Eleyna presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick durch den Raum. Sie erfasste Gunni und eine ihr Unbekannte. Einen Moment erfasste sie gekonnt die Details und schätzte instinktiv die Situation ein. Auch die Rothaarige schien hier durchaus bekannt zu sein und auch wenn sie anders aussah, als Jonte oder Gunni, so erkannte man dennoch leichte Ähnlichkeiten. Nachdem Eleyna sich ihres Schuhwerks entledigt hatte, kam sie langsam auf die beiden Frauen zu. Gunni erfasste sie und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, das Eleyna nur halb erwiderte. Es lag nicht an der Frau, sondern eher an ihrem Gemütszustand. Noch bevor Eleyna was sagen konnte, kam Jonte brummend aus dem Bereich und stampfte davon. Sie sah ihm nach und blickte zum Bereich zurück. Eindeutig befand sich Laogh dahinter. "Denk dir nichts dabei, die Zwei mögen sich einfach nicht.", kam schon die Erklärung von Gunni und Eleyna hob die Mundwinkel. Sie nickte leicht. „Ist nicht zu übersehen.“, bemerkte sie, ehe die Rothaarige sich einmischte: "Von wegen, nicht mögen. Der alte Bärenbrumm wird nie kapieren, dass Mütterchen ihn damals einfach gebraucht hat“ Eleyna musterte die Rothaarige und beobachtete ihre Miene zu ihren Worten. Noch hatte sie nicht von ihrem Tun aufgesehen, sodass sie es nicht für angebracht hielt, sich vorzustellen. Gunni aber wandte sich schleunigst einer Alibi-Tätigkeit zu, sodass die Aufmerksamkeit der Spionin auf sie gelenkt wurde.
Stirnrunzelnd betrachtete sie das seltsame Treiben von Jontes Weib. "Und ich dachte, es wäre wegen..." "Wegen deiner Schwärmerei vor Ewigkeiten? Das ist so lange her. Das weiß der schon lang nicht mehr! Oder hast du ihn mal mit seinem Namen angesprochen? Dann hätt' er diesen langen Hungerhaken doch schon längst in der Mitte zerbrochen. Nein, Gunni, der verkraftet's einfach nicht, dass was Mütterchen getan hat. Typisch Kerl eben!" Nun konnte Eleyna nicht mehr ganz folgen, sodass sie zwischen den Frauen hin und herblickte. Doch offenbar war die andere nun gewillt, sich Eleyna vorzustellen, weshalb sie ihre vollste Aufmerksamkeit bekam, als sie sich mit in den Hüften gestemmten Händen zu ihr umwandte. "So, und du bist also meine Cousine. Ich bin Juna. Mal sehen, ob es angenehm wird, dich kennen zu lernen.", Eleyna blickte auf ihre Hand und ergriff diese dann, nachdem sie die Handschuhe ausgezogen hatte. Ihre Worte verschreckten die Spionin nicht. Sie entlockten ihr ein Anheben der Augenbraue, dann grinste sie leicht und ihre Augen funkelten. "Juna, bitte! Warum musst du immer gleich so direkt sein?" "Was ist schlecht dran? Ich weiß gern, woran ich bin, und da sollens alle anderen auch gleich wissen!" Eleyna schüttelte leicht den Kopf auf Gunni’s Einwand. „Schon gut, Gunni.“, beschwichtigte sie und wandte sich zurück an Juna: „Ich bin Eleyna. Dann bist du also Jontes Schwester.“ Sie schüttelte ihre Hand dabei, ehe sie sie wieder losließ. „Ich finde es gesund, sich erstmal ein Bild machen zu wollen. Man kann nicht jeden mögen.“, erwiderte Eleyna dann schulterzuckend auf ihre kleine Herausforderung und klopfte die Handschuhe gegeneinander, ehe sie den Blick wieder hob und nun ihrerseits herausfordernd blitzte. "Ich bin eben nicht so süchtig nach Harmonie wie du, Gunni. Sich zu streiten kann auch was Tolles sein. Raufst du gerne?" Eleyna stutzte nur einen Moment, ehe sie das Kinn etwas reckte und selbstbewusst meinte: „Wenn du mit Raufen meinst, dass ich gerne in anderer Leute Hintern trete – dann ist es wohl eine Leidenschaft.“, bemerkte sie als wäre es nebensächlich doch fügte sie an: „Allerdings sollte die Zeit und der Ort und vor allem der Grund passend gewählt sein!“. Sie war sicher nicht in Stimmung, jetzt und hier eine Kostprobe zu erteilen. Zudem hallte der ganze Ballast nach, sodass die beiden Frauen eine willkommende Ablenkung boten, auf die sich Eleyna’s verdrängendes Wesen nur zu gerne stürzte: „Was hast du damit gemeint, Gunni hätte seinen Namen sagen sollen? Meint ihr Laogh?“, fragte sie geradeheraus und schaute zu Gunni. Sie grinste etwas. „Im Ernst? Ich will alles hören…“, meinte sie, als wären sie allesamt Freundinnen, die gern über das andere Geschlecht tratschten. Eleyna nutzte ihre Ausfahrt… hier konnte sie sich erstens vor Laogh verstecken und zweitens ihre Gedanken mit unwichtigen Informationen füttern, die sie allesamt davon abhielten hinter diesen Vorhang zu gehen, um sich dem Mann zu stellen, der sie nach allen Regeln der Kunst in den Wahnsinn treiben wollte.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. Dezember 2022, 22:02

Die Alte hatte ihre ganz eigene Art von Sturkopf. Und sie war ein Familienmensch, durch und durch, auch wenn ihr bewusst war, dass man sich die Verwandtschaft nicht immer aussuchen konnte. So hatte sie keinen Bedarf daran, der morgerianischen Hexe jemals wieder zu begegnen. Deren Kind jedoch empfing sie mit offenen Armen und der Hoffnung, dass sich das Wesen des Vaters stärker durchzusetzen verstand anstatt der dunklen Falschheit.
Aber all das, was sie sich erwartete, schien nicht sofort eintreten zu können und dafür hatte sie tatsächlich so etwas wie Verständnis. Noch zumindest... Es würde sich erst weisen müssen, wie lang ihr Atem wäre und wann sie die Geduld mit ihrer Nichte verlieren würde.
Auch wenn sie also im Moment noch Langmut aufbrachte, bewahrte das die Jüngere nicht vor Zurechtweisung und ehrlich empfundener Empörung ob ihres empfindlichen Magens. So wartete sie auf die Reaktion und nickte bekräftigend. "Gut, dann sage ich es Gunni und rede mit ihr, was du heute Schonendes essen kannst. Hättest du es uns gleich in der Früh gesagt, hätten wir besser reagieren können. Nun ja,..." Sie schnaubte leise und zuckte mit den Schultern. "... jetzt ist es eben so." Damit war für sie dieses Thema beendet.
Ob sie eigentlich darüber Bescheid wusste, dass Hühnerbrühe etwas war, das der andere Besucher so überhaupt nicht leiden konnte? Oder ob es sie nicht kümmerte, solange es lediglich um den Geschmack und nicht um die Gesundheit ging? Zu zutrauen wäre es Celestina, dass sie Laogh eine Schüssel davon mit dem Wissen vorsetzte, dass er es nicht mochte, und ihn nicht aufstehen lassen würde, bis er aufgegessen hätte. Oh ja, das war eine Vorstellung, die durchaus dazu angetan war zu erheitern! Nicht mehr lange und sie würde wahrscheinlich sogar in den Genuss kommen, genau dies zu erleben.
Zuerst jedoch musste sie sich weiterhin ihrer Tante stellen, bis diese es vorzog, endlich die Hütte zu betreten. Die Spionin zögerte, letzten Endes allerdings wollte auch sie nicht den Kältetod sterben, sodass sie ihr nach einigen Minuten folgte.
Drinnen empfing sie wohlige Wärme und angenehmes Licht, doch auch eine Situation, die alltäglicher nicht hätte sein können. Hinter dem abgetrennten Bereich maulte Jonte und obwohl sie kein Wort verstand, war allein der Klang seiner Stimme ganz so wie ein Junge, dem der ältere Bruder oder sonstige Verwandte das liebste Spielzeug weggenommen hatte, sodass er sich nicht anders zu helfen wusste als zu raunzen. Konnte man sich kaum vorstellen bei diesem Bär von einem Mann!
Was aber umso deutlicher davon zeugte, dass er zwar aussah wie jemand, mit dem man sich niemals im Leben anlegen wollte, im Inneren aber ein herzensguter Kerl war. Denn im Prinzip wäre es ihm wohl äußerst leicht gefallen, den Kontrahenten einfach vor die Tür zu setzen, wenngleich das bedeutet hätte, sich auch gegen seine Mutter aufzulehnen.
Bei dem Küchenbereich indes hielten sich Gunni und eine weitere Besucherin auf, die sich offensichtlich nicht um das Geschehen zwischen den Männern kümmerten. Ganz so, als wäre es vollkommen normal und nicht weiter beachtenswert. Im Gegensatz zu ihr, denn Gunni lächelte ihr freundlich entgegen und wie selbstverständlich wurde sie an der Seite der beiden Frauen akzeptiert, als sie sich genähert hatte.
Schon wollte Jontes Weib sie beruhigen, falls sie sich Sorgen gemacht hätte, die andere jedoch mischte sich in einer ziemlich ruppigen Art ein. Oder besser gesagt, sehr direkt und unverblümt, so überhaupt nicht vornehm zurückhaltend, wie es von Frauen oftmals erwartet wurde.
Und so blieb sie auch, als sie sich etwas verspätet Eleyna selbst vorstellte. Diese ergriff die dargebotene Hand und erhielt einen kräftigen Druck, der zarteren Gemütern durchaus Angst um die Unversehrtheit der eigenen Finger hätte einjagen können. Also, kräftig war diese Juna allemal!
Gunni hingegen bemühte sich, ihre Schwägerin zu zähmen, doch im Gegensatz zu Jonte, ließ diese sich nicht einfach so mit ein paar Worten beschwichtigen oder gar dazu bewegen, sich zurück zu halten. Auch die Mischlingselfe schien kein Problem mit dieser recht direkten Art zu haben, sodass ihre Cousine breit ginste bei ihren Worten.
"Ist wie mit dem Essen, entweder man mag's oder man lässt's bleiben.", bekräftigte sie ihre Denkweise, sodass die andere mit eine Leidensmiene seufzte und den Kopf schüttelte.
Schon kam ihre nächste Frage und die Antwort darauf... brachte sie zum Lachen. Es war ein tiefer, kehliger Laut mit erstaunlich viel Wärme und Ehrlichkeit darin, der wiederum die Ähnlichkeit zu Jonte deutlich machte, wenn man denn sein Lachen kannte. Dann klopfte sie äußerst kräftig auf Eleynas Schulter, richtig kumpelhaft und mehr wie unter Männern üblich. "Du gefällst mir, das ist die richtige Einstellung!", stimmte sie zu, nickte und wandte sich wieder ihrem Mörser zu, um fertig zu stellen, was auch immer sie darin gerade zerkleinerte. Im Prinzip ein unhöfliches Verhalten... oder eines, das erst echt davon zeugte, wie selbstverständlich die Anwesenheit der neuen Verwandten schon betrachtet wurde.
Gunni seufzte erneut. "Immer musst du so tun, als wärst du ein Kerl.", murmelte sie kopfschüttelnd und öffnete den Mund, um Eleyna noch etwas zu sagen, als diese bereits eine Frage stellte. Sofort hob sie hastig ihre Hände und winkte ab. "Ach, nichts, nichts! Lange her und aaaaaabsolut unwichtig!", plapperte sie viel zu schnell und mit deutlich geröteten Wangen.
Was Juna schon wieder grinsen ließ. Fast schon anklagend deutete sie mit dem Stößel zu ihrer Schwägerin. "Wenn es so unwichtig ist, warum ist es dir noch immer so peinlich?", neckte sie diese, die es plötzlich eilig hatte, weiter die Töpfe auszuschrubben und sauber zu bekommen.
Juna lachte leise in sich hinein und zerkleinerte weiter das Grünzeug. Fast schien es schon so, als bekäme die Spionin keine Antwort mehr zu diesem Thema, da ergriff ihre Cousine erneut das Wort. "Weißt du, es war so rund um die Hochzeit von den Beiden. Da hat Gunni unseren Hausfreund das erste Mal getroffen, es war mal wieder Jahrestag und er da. Sie hat große Augen bekommen und ihn angeschmachtet, so, wie sie davor dem Bärenbrumm nachgelaufen ist."
"Bin ich nicht! Er hat mich ständig verfolgt!", protestierte Gunni mit einem schiefen Grinsen.
Juna verdrehte grinsend die Augen. "Ja, ja, wissen wir, ihr wart schon immer füreinander bestimmt und habt sofort gesabbert, sobald ihr euch gesehen habt, am liebsten so, dass ihr geglaubt habt, der andere kriegt's nicht mit."
Gunni kicherte leise und griff nach einem kleinen Fingerzeig der Jüngeren nach einem kleinen Beutelchen. "So, da hast du wieder deinen Vorrat. Du weißt ja, fünf bis sechs Stunden davor nehmen, nicht früher und nicht später, sonst wirkt es nicht.", mahnte sie ihre Schwägerin.
Diese nickte, verschloss das Beutelchen und brachte es eilig zu ihrem eigenen abgetrennten Bereich, den sie sich mit Jonte teilte. Indes gab Juna den Stößel in den Mörser zurück und drehte sich der Mischlingselfe wieder zu.
"Nein, im Ernst, die Beiden sich wirklich wie für einander gemacht, drum lieben sie sich noch immer so sehr. Aber Laogh... na ja, er scheint gut auszusehen... für ein Langohr, noch dazu ein dunkles." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte mit den Schultern. "Jedenfalls hat Gunni angefangen, für ihn zu schwärmen. Aber keine Sorge, sie ist ein viel zu gutmütiges Lamm, als dass sie meinem Bruder Hörner hätte aufsetzen wollen. Außerdem hätte Mütterchen dem Kerl die Eier abgeschnitten und zum Mittagessen serviert, hätte er sie auch nur einmal angerührt!" Sie grinste erneut und zwinkerte ihrem Gegenüber schelmisch zu. "Ich zieh' sie nur gern damit auf, ob sie meinen Bruder im Bett mal mit dem falschen Namen angesprochen hat. Wirkt jedes Mal, nutzt sich auch nach all den Jahren nicht ab!"
Daraufhin wurde sie wieder ernster und zuckte mit den Schultern. "Ich bezweifle auch, dass der alte Bärenbrumm damals überhaupt was davon mitgekriegt hat, so dämlich verknallt, wie er damals war. Der hat damals tatsächlich den Schneehasen in Mütterchens gefüllten Badezuber gegeben zum Kochen, anstatt ihm das Fell über die Ohren zu ziehen und ihn Gunni zu überlassen!" Sie schüttelte den Kopf und deutete an, dass sie ihren Bruder für solch eine Tat einfach nur für verrückt erklärte. "Und erst sein Grinsen nach der ersten Nacht... furchtbar, sag ich dir! Und Gunni hat die ganze Zeit nur gekichert. Oh, die Zwei waren so furchtbar nervig mit ihrem Geturtel!"
"Gar nicht wahr, wir haben überhaupt nicht geturtelt!", protestierte die Schwägerin, die inzwischen zurück gekehrt war.
Junas schiefer Blick war aussagekräftiger, als jede Bemerkung hätte sein können. Wie alt sie damals wohl gewesen sein mochte? Sicherlich noch ein Kind... wahrscheinlich am Anfang jener Phase des Übergangs zum Erwachsenwerden, in dem man sowieso alles blöd fand, das die Älteren taten, und in dem man auch so vieles als peinlich und nervig empfand. Scheinbar hatte sich da so einiges erhalten.
Oder war es Neid auf das Glück des Bruders mit seiner Frau? Nein, wohl kaum, dazu war der Umgang der Beiden zu gelöst und selbstverständlich. Oder übertrieb Juna einfach, um diese vergangene Situation zu verdeutlichen?
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 4. Dezember 2022, 13:49

Es war die Ungezwungenheit, die es gerade Eleyna leicht machte, sich ein wenig zu öffnen. Diese und die Tatsache, dass immer alles gern genommen wurde, um sich nicht mit grundlegenden Problemen zu beschäftigen! Darin war sie Expertin. So wie auch jetzt, während sie sich neben die beiden Frauen gesellte und vorerst stillschweigend lauschte, was diese zu erzählen wussten. Sie sprachen nicht Esera, was Eleyna registrierte. Es war eine unausgesprochene Einladung, sich anzuschließen und schaffte das Gefühl von Vertrauen. Nicht, dass Eleyna das leichtfertig erteilte, aber es war ein Anfang. Die Worte waren jedoch noch ein wenig undurchsichtig, weshalb sie noch damit beschäftigt war, die Dinge einzuordnen, ehe sich Juna ihr direkt und äußerst salopp vorstellte. Davon ließ sie sich allerdings nicht beeindrucken, denn Eleyna war es gewohnt, dass man ihr nicht ständig mit Freundlichkeit und Nettigkeiten begegnete. Das war etwas Besonderes im Hause Celestina – etwas, womit sie viel mehr Schwierigkeiten hatte. Denn Freundlichkeit implizierte ein Gegengewicht. Etwas, was Eleyna zwar durchaus beherrschte, aber nicht tiefergehend ausfüllte. Hier war das anders. Celestina hatte es ihr vor der Tür bereits gesagt: Sie musste sich öffnen, sonst würde das nicht funktionieren. Eleyna’s Aufgabe bestand nun darin zu ergründen, ob sie das konnte und wollte. Oder, ob es eventuell bereits zu spät war für sie. Jetzt aber kümmerte sie sich um die Schwester von Jonte und erwiderte das breite Grinsen mit einem Schmunzeln. Die Dunkelelfe musterte ihre Cousine und spürte noch dem kräftigen Händedruck nach. Sie selbst hatte nicht das Gefühl, dass es sie die Finger kosten würde, doch war Juna um einiges burschikoser, als sie selbst. Eleyna scheute weder Arbeit noch zuzupacken, wenn es nötig wurde. Doch war sie als halbe Elfe zumindest schon mal etwas zarter in ihrer Gestalt. Und auch ihre menschlichen Gene waren nicht so dominant, weshalb sie insgesamt schmal und zierlicher wirkte. "Ist wie mit dem Essen, entweder man mag's oder man lässt's bleiben." Eleyna’s Blick huschte kurz zu dem Bereich, der Celestina vorbehalten war. Hatte die Alte das gehört? Mit Juna hatte sie gewiss auch schon so manche Diskussionen über das Essen geführt. Die Spionin schmunzelte leicht ehe sie bestätigend nickte und zurück zur anderen sah. Die nächste Frage, kommentierte Eleyna schlagfertig und erreichte damit das Brechen des Eises. Das Lachen der Rothaarigen war vollmundig und zeigte, dass sie es wohl gern tat. Bei ihr selbst war diese losgelöste Art doch eher selten. Laogh kam einmal in den Genuss, während sie unterwegs waren. Seither lachte sie eher weniger. Wie auch… Bei den ganzen Magenhieben, die sie aushalten musste. Da blieb einem das Lachen aus tiefstem Bauch im Halse stecken! Dennoch schmunzelte Eleyna und rieb sich die Schulter, die Juna in diesem Moment ordentlich beklopft hatte. Ja! Eindeutig burschikos. Aber nicht unangenehm dabei. Sie wandte sich mit einer kleinen Absolution ab und kümmerte sich um das Zerkleinern des Grüns im Mörser. Eleyna sah zu Gunni und stellte dann eine Frage, die die andere sofort wieder erröten ließ. Eleyna grinste, angespornt von ihrem Ausweichen, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Gunni aber winkte ab, während sie sich ganz geschäftig um die Töpfe kümmerte.

Die Neckerei von Schwägerin zu Schwägerin bedachte Eleyna mit einem Blickwechsel zwischen den Beiden, ehe sie die Arme verschränkte und eine Schnute zog. Sie wollte erfahren, worum es ging, doch Juna ließ sie nicht im Stich, sodass sie nicht noch mal nachfragen musste. "Weißt du, es war so rund um die Hochzeit von den Beiden. Da hat Gunni unseren Hausfreund das erste Mal getroffen, es war mal wieder Jahrestag und er da. Sie hat große Augen bekommen und ihn angeschmachtet, so, wie sie davor dem Bärenbrumm nachgelaufen ist."
"Bin ich nicht! Er hat mich ständig verfolgt!"
"Ja, ja, wissen wir, ihr wart schon immer füreinander bestimmt und habt sofort gesabbert, sobald ihr euch gesehen habt, am liebsten so, dass ihr geglaubt habt, der andere kriegt's nicht mit."
Eleyna schmunzelte bei den Worten und sah vielsagend zu Gunni. „Ach so?“, sagten die erhöhten Augenbrauen aus und ihr Blick glitt zum abgetrennten Bereich. Sie war sich fast sicher, dass der Schatten lauschte. Es war eine willkommene Ablenkung, die durch ihren Blick kurz gestört wurde. Eleyna schluckte, während ihr Gesicht ernster wurde und sie sich schleunigst wieder abwandte. Dabei ging es nicht um die Schwärmerei von Gunni oder dergleichen. Eleyna glaubte nicht eine Sekunde an Exklusivität bei Laogh, dafür war er zu selbstbewusst und viel zu … gut. Sie lenkte sich wieder ab, als sie auf das Säckchen zunickte, das Gunni gerade wegschaffte. „Was ist das?“, meinte sie zu Juna und dachte sich ihren Teil, konnte aber nicht sicher sein. Vielleicht war die Frau von Jonte auch krank? Wäre ja möglich… Juna plauderte noch etwas mehr aus dem Nähkästchen, während Gunni verschwunden war und Eleyna lauschte aufmerksam. "Nein, im Ernst, die Beiden sich wirklich wie für einander gemacht, drum lieben sie sich noch immer so sehr. Aber Laogh... na ja, er scheint gut auszusehen... für ein Langohr, noch dazu ein dunkles. Jedenfalls hat Gunni angefangen, für ihn zu schwärmen. Aber keine Sorge, sie ist ein viel zu gutmütiges Lamm, als dass sie meinem Bruder Hörner hätte aufsetzen wollen. Außerdem hätte Mütterchen dem Kerl die Eier abgeschnitten und zum Mittagessen serviert, hätte er sie auch nur einmal angerührt! Ich zieh' sie nur gern damit auf, ob sie meinen Bruder im Bett mal mit dem falschen Namen angesprochen hat. Wirkt jedes Mal, nutzt sich auch nach all den Jahren nicht ab! "Ich bezweifle auch, dass der alte Bärenbrumm damals überhaupt was davon mitgekriegt hat, so dämlich verknallt, wie er damals war. Der hat damals tatsächlich den Schneehasen in Mütterchens gefüllten Badezuber gegeben zum Kochen, anstatt ihm das Fell über die Ohren zu ziehen und ihn Gunni zu überlassen! Und erst sein Grinsen nach der ersten Nacht... furchtbar, sag ich dir! Und Gunni hat die ganze Zeit nur gekichert. Oh, die Zwei waren so furchtbar nervig mit ihrem Geturtel!"
"Gar nicht wahr, wir haben überhaupt nicht geturtelt!"

Eleyna ließ Juna reden und lachte leise hier und dort. Sie konnte sich das gut vorstellen, denn auch wenn Jonte ein Bär von einem Mann war, schien er wahrlich einen weichen Kern zu haben. Die Spionin verhielt sich allerdings recht ruhig während des Gesprächs. Es waren Erinnerungen, Erlebnisse und Momente, die sie grundsätzlich gern miterlebt hätte. Die auch ihre Erinnerungen hätten werden können, wenn sie damals nicht nach Morgeria verschleppt worden wäre. Oder wenn jemand nach ihr gefragt hätte… Celestina war empört gewesen, als sie erfuhr, was ihre Mutter getan hatte. Doch wieso gab es nie einen Kontaktversuch? Oder hatte es den gegeben, nur sie wusste nichts davon? Immerhin wusste Celestina, dass sie, Eleyna, existierte. Die Spionin holte tief Luft und bemühte sich, sich nicht zu sehr darin zu verfangen. „Klingt nach einer aufregenden Zeit.“, meinte sie recht lahm zu dem Bericht. Laogh war so lange Teil dieser Familie gewesen. Auch wenn es nur ein Tag im Jahr war oder eine Handvoll… Sie hingegen hatte dieses Privileg nicht erhalten. Es war nicht gerecht, doch das führte sie nicht weiter, so zu denken. Trotzdem schmerzte es, wenn sie ehrlich zu sich war. „Wie war die Hochzeit?“, fragte sie dann ablenkend und blickte Gunni an. Warum nicht mehr erfahren? Warum nicht so tun, als könne sie etwas aufholen? Dann sah sie zu Juna. „Bist du auch verheiratet?“, wollte sie wissen und bemühte sich, dass ihre Dunkelheit nicht den Moment zerstörte.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Dezember 2022, 20:41

Hätten die beiden Frauen geahnt, dass sie gerade unwillkürlich zum Mittel zum Zweck verwendet wurden, sie hätten sich vielleicht anders verhalten. Oder auch nicht... Sie wussten schließlich nichts von dem, was Eleyna ihrer Tante gezeigt hatte, und noch weniger von dem inneren Chaos, das die neu aufgetauchte Verwandte zu unterdrücken versuchte.
Stattdessen zeigte sich Gunni weiterhin von ihrer freundlichen, Harmonie bedürftigen Seite und Juna offenbarte, dass sie sich von drei Brüdern offensichtlich nicht hatte unterkriegen lassen. Wie es wohl um jene andere Cousine stand? Ob diese auch dermaßen... burschikos war? Und erfrischend direkt? Wie sah es mit den Brüdern aus, die nicht mehr in derselben Hütte wie ihre Mutter wohnten? Hatten deren Partnerinnen das Ruder übernommen oder waren sie eher zu Herren ihres Hauses geworden?
Würde sie lange genug in Mantron bleiben, um wirklich alle kennen lernen zu können... und zu wollen? Um sich ein gutes Bild von jenem zahlreichen Zweig ihrer Familie zu machen, von dem sie bis gestern noch absolut keine Ahnung gehabt hatte? Oder würde sie erneut davon laufen und sich so dieser Möglichkeit berauben, solange es noch Celestina gab, die als Matriarchin das Bindeglied zwischen ihr und ihren Nachkommen war?
Was würde denn passieren, wenn bekannt wurde, dass auch sie in einigen Monaten jemandem das Leben schenken könnte? Einem Kind, dessen Wurzeln rein biologisch stärker mit Morgeria verbunden waren als ihre eigenen... Dennoch konnte man nicht wirklich von beiden Elternteilen behaupten, sie wären typische Vertreter der Dunkelelfen. Sie definitiv nicht und der Schatten... auch nicht sonderlich.
Ob das an seinem Alter lag? Oder daran, dass er... zu positiven Gefühlen fähig war? Mit ihrem Vater hatte ihn eine bislang verborgene Freundschaft verbunden, die so tiefgehend gewesen war, dass er noch nach all den Jahren zu trauern schien. Wie sah es dann mit... mit anderen Empfindungen aus? Wäre er auch dazu fähig? Oder hatte der Grund für seine Narbe nahe des Herzens dafür gesorgt, dass er dies nie wieder zulassen würde?
Wobei... interessierte sie das überhaupt? Nach all den neuen Informationen, wollte sie da noch mehr als nötig mit ihm zu tun haben? Oder wollte sie ihn loswerden, am besten so schnell wie möglich? Wann würde sie sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen? Vielleicht erst, wenn... es zu spät wäre?
Jetzt jedoch hatte sie etwas... oder besser gesagt, jemanden gefunden, mit dessen Worten sie sich hervorragend ablenken konnte von all dem, was sie eigentlich bedenken sollte. So erhielt sie ein wenig einen Eindruck von ihrer Cousine und obwohl diese ihr mit mehr Skepsis als die anderen bisherigen Mitglieder gegenüber trat, schien sie trotz allem gewillt zu sein, ihr den Platz zu lassen, dieses Gefühl auszuräumen. Immerhin brachte sie Juna zu einem ehrlichen Lachen und einem Ausdruck von Wohlgefallen, ehe sie sich wieder ihrem vorherigen Tun zuwandte.
Auch Gunni hatte bemüht zu tun, auch wenn beide nicht den Eindruck erweckten, als hätten sie Eleyna vergessen. Die eine wollte nur beenden, was sie angefangen hatte, und die andere musste sich beschäftigen, um vor Verlegenheit nicht doch noch im Boden zu versinken. Erst recht, als Juna sie mal wieder damit aufzog, während sie die Frage beantwortete und etwas von der Vergangenheit erzählte. Offen und ohne Argwohn, ganz so, wie man es unter Freunden... oder Verwandten eben tat.
Dass sie ihre Schwägerin damit nur noch mehr in die Bedrouille brachte, war ihr sichtlich bewusst, denn das freche Grinsen auf ihren Lippen dabei war nicht zu leugnen. Und Gunni war scheinbar nicht in der Lage, es hinunter zu schlucken und ihr somit keine weitere Angriffsfläche zu bieten. Als dann auch noch die Spionin vielsagend die Augenbrauen anhob, nuschelte Jontes Weib mit hochroten Wangen etwas auf Esera in sich hinein und hatte es ziemlich eilig, die Gabe ihrer Schwägerin zu verstauen und sich dem Ganzen ein wenig zu entziehen.
Prompt folgte auch eine weitere Frage. Juna, die gerade den Mörser weggestellt hatte, damit er ebenfalls sauber gemacht werden konnte, sah zu ihrer Cousine hin. "Hm? Ach so, die Kräuter meinst du?", erwiderte sie und grinste wieder, als sie sich der anderen erneut ganz zuwandte.
Mit dem Kopf nickte sie in die Richtung, in die Gunni verschwunden war. "Ach, weißt du, meine liebe Schwägerin will mal wieder ein wenig Spaß haben, damit Jonte nicht glaubt, er wär' schon ein alter Knacker. Aber nach fünf Schwangerschaften hat sie definitiv genug davon,..." Ihre Miene verlor einen Moment lang das Grinsen und machte einem ernsten Gesichtsausdruck Platz, als gäbe es da eine unschöne Erinnerung, die sie lieber nicht heraufbeschwören wollte. "... vor allem nach der letzten Geburt. Kann ich gut verstehen, war alles andere als leicht damals."
Sie zuckte mit den Schultern und grinste wieder. "Und die Kräuter wirken sehr zuverlässig. Solltest du also auch was davon brauchen..." Sie zwinkerte ihrem Gegenüber verschwörerisch zu, um sich dann wieder ihrem vorherigen Thema zu widmen, nämlich das Tratschen über ihren ältesten Bruder und dessen Frau. Gunni entkam ihr definitiv nicht!
Wenigstens wirkte es nicht bösartig und schien auch nicht so bei der anderen anzukommen, die sich schon wieder verlegen wand, kaum, dass sie zurückgekehrt war. Dass Eleyna sich nur mäßig beteiligte, fiel da gar nicht wirklich auf.
Erst bei ihrem schwachen Kommentar schenkte Juna ihr eine übertriebene Leidensmiene. "Du meinst eine absolut nervige Zeit mit diesem ewigen Herumgeturtel!", jammerte sie und man konnte sich gut vorstellen, wie wenig sie damals als Halbwüchsige wohl davon angetan gewesen war.
Wenig später folgte eine weitere Frage, die verschiedene, wenn auch vorhersehbare Reaktionen hervorrief. Während Gunnis Augen romantisch verklärt zu leuchten begannen, verdrehte Juna die ihren. "Wundervoll!", seufzte Jontes Weib. Zeitgleich meinte Juna:"Zum Kotzen!" Und deutete mit dem Finger in ihren offenen Mund, um ihre Meinung noch zu unterstreichen.
Daraufhin zeigte Gunni ihr die Zunge, sodass ihre Schwägerin breit und frech grinste. Ehe sie kurz lachte und Eleyna ein weiteres Mal zuzwinkerte. "Nein, im Ernst, ich hab' wirklich kotzen müssen damals.", erzählte sie unverblümt.
Die andere seufzte leidend und deutete ein Kopfschütteln an, während sie nach Mörser und Stößel griff, um diese zu reinigen. "Du hättest damals eben nicht so viel in dich reinstopfen sollen!", hielt sie ihr tadelnd vor, was dazu führte, dass sich das Grinsen tatsächlich noch verbreiterte.
"Hey, was erwartest du von mir? Das war ein großes Fest und endlich konnte Mütterchen mir mal nicht verbieten, den ganzen Süßkram in mich reinzustopfen!", plauderte sie fröhlich aus.
Um im nächsten Moment blinzelnd inne zu halten und doch so etwas, wie eine weibliche Geste damit zu zeigen. "Ich? Oh, Ventha bewahre mich davor!", entkam es ihr ehrlich entsetzt.
Dann winkte sie ab. "Was soll ich mit einem Kerl daheim, der dauernd meint, mir in alles reinreden zu müssen? Nein, Gunni, nicht alle sind so liebestolle Ochsen wie unser Bärenbrumm!", fuhr sie in einem Atemzug fort, noch ehe ihre Schwägerin etwas hätte sagen können. "Versteh mich nicht falsch, ich bin auch froh über meinen kleinen Engel,..."
Gunni musste plötzlich husten und geübte Ohren könnten womöglich ein "Bengel" heraushören, das ziemlich sicher darauf schließen ließ, dass die Meinungen über dieses Kind nicht ganz einhellig waren. Juna hingegen zog es vor so zu tun, als hätte es keinen Einwand gegeben.
"... aber ich ziehe es vor, nicht zu heiraten, ganz egal, was manch anwesende Personen davon halten!" Sie warf einen bezeichnenden Blick zu ihrer Schwägerin, dem ein noch eindeutigerer in Richtung des abgetrennten Bereichs ihrer Mutter folgte.
Im nächsten Moment sah sie zu der Spionin zurück und grinste. "So, jetzt hast du uns aber genug ausgefragt und gelöchert. Wie steht's mit dir? Kinder, Liebhaber, Ehemann? Oder interessierst du dich vielleicht sogar mehr für..." Sie beugte sich vor und senkte ihre Stimme verschwörerisch, blieb jedoch laut genug, dass es keineswegs geheim war, was nun folgte. "... Frauen?"
"Juna!", empörte sich Gunni am Spülstein und entlockte ihrer Schwägerin ein weiteres, wenngleich erstaunlich dezentes Lachen.
"Ach, nimm sie nicht ernst, sie ist einfach nur prüde." Besagte Mantronerin schnaubte empört und schrubbte etwas stärker als notwendig. Juna indes hob ihre Hand, als wolle sie damit die Worte nicht zu Jontes Weibs dringen lassen, und fügte hinzu:"Erwart' nicht zu viel. Sie und der Bärenbrumm meinen immer noch, man könne es sowieso nur treiben, wenn der eine auf dem anderen liegt, Bauch an Bauch."
"Jetzt ist es aber genug, Juna!", echauffierte sich Gunni und stellte den Mörser ruppiger ab als notwendig.
Die Angesprochene zwinkerte Eleyna zu und wandte sich an die andere. "Was denn, hab' ich nicht Recht? Oder habt ihrs endlich mal in der Hundestellung getrieben, wie ichs dir erzählt hab?"
Jontes Weib wurde puterrot im Gesicht und bekam so etwas wie Schnappatmung, sodass Juna grinsend abwinkte und der Mischlingselfe den Arm um die Schultern legte, um sie mit sanftem Druck etwas beiseite zu führen. "Kümmer' dich nicht drum. Sie ist ein liebes, aber eben prüdes Schaf und verkraftet es nicht, wenn ich etwas zu direkt bin. Und trotzdem kommt sie immer wieder zu mir um Rat.", vertaute sie der anderen an und wollte auf diese Weise Gunni auch ein wenig Raum geben, um sich wieder beruhigen zu können.
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 7. Dezember 2022, 17:07

Mittel zum Zweck war genau das, was Eleyna benötigte. Zwar waren ihr die neuen Verwandten nicht unsympathisch und die hätte sich auch mit ihnen unterhalten, wenn es keinen besseren Grund gegeben hätte, es zu tun, doch derzeit schaffte sie es nicht, das innere Chaos besser zu bändigen. Wie auch ? Wenn man stets allein über alles nachdachte, stets allein vor einem Problem stand und es bewältigte – wie sollte man der Lösung näherkommen können? Eleyna glaubte, sie müsse es genau so handhaben, denn Vertrauen war ein so unfassbar kostbares Gut. Wie sie gerade erst wieder hatte lernen müssen. Sie hatte sich dem Spion geöffnet, auch wenn sie es ihm nicht gesagt hatte. Gezeigt sicherlich, dafür verstand er es viel zu gut, andere zu lesen. Trotz seines Zustandes dürfte ihm aufgefallen sein, dass sie freiwillig bei ihm geblieben war. Dass sie sich versuchte hatte, um ihn zu kümmern, während er nicht in der Lage dazu war. Es war kein Matrose, der dort an seinem Bett wachte und sich Stunde um Stunde, Nacht um Nacht um die Ohren schlug. Sie war es. So wie er es gewesen war, der ihr beistand, als sie aufgrund ihrer Kopfverletzung dem Tode näher gewesen war als dem Leben. Es war ein schleichender Prozess gewesen und nun hatten sie den Salat. Eleyna mochte Laogh. Und trotzdem schaffte er es, sie zu enttäuschen. Oder aber gerade deshalb. Zudem verbot sie sich genauer darüber nachzudenken, beziehungsweise sich auch wirklich zu erlauben, ihre Zuneigung offen zur Schau zu stellen. Bisher hatte das Mundl mitbekommen müssen – zum einen, weil er ein sehr viel besserer Beobachter war als man ihm vielleicht zugestehen wollte, zum anderen, weil er sie in einer äußerst prekären Lage erwischt hatte. Doch sonst wusste es keiner. Lauryn vielleicht, doch die war nicht da. Und wenn es nach Eleyna ging, würde es auch keiner mehr erfahren. Sich dem Gespräch widmend, lauschte sie den Neckereien, die Juna Gunni angedeihen ließ und schmunzelte über die Reaktionen der Gutmütigen. Es war kein Geheimnis, wieso Juna ihre Schwägerin so gern ärgerte. Gunni ließ es zu und die puterroten Wangen, spornten die Jüngere nur noch mehr an. Nachdem Gunni ihr kleines Säcklein forttrug, fragte Eleyna halb aus Interesse nach, was denn das für Kräuter wären. Die Antwort, ließ ihre Augenbrauen in die Höhe wandern. "Ach, weißt du, meine liebe Schwägerin will mal wieder ein wenig Spaß haben, damit Jonte nicht glaubt, er wär' schon ein alter Knacker. Aber nach fünf Schwangerschaften hat sie definitiv genug davon,... ... vor allem nach der letzten Geburt. Kann ich gut verstehen, war alles andere als leicht damals." „Verstehe…“, meinte Eleyna zurückhaltend und bohrte nicht weiter. Sie empfand es als unhöflich, wenn sie jetzt fragen würde. Vielleicht ergab es sich wenn sie bei Gunni mal nachfragte, doch bis dahin, wollte sie gewiss nicht die allerschmutzigste Wäsche waschen. "Und die Kräuter wirken sehr zuverlässig. Solltest du also auch was davon brauchen..." Eleyna horchte auf und blinzelte kurz. Dann grinste sie offen. „Dann weiß ich, an wen ich mich wende…“, zwinkerte sie ebenso verschwörerisch und hoffte, dass es damit erledigt wäre.

Als nächstes folgte eine äußert bildhafte Darstellung über die verschiedenen Ansichten bezüglich der Hochzeit von Gunni und Jonte. Eleyna lauschte beiden Eindrücken und lächelte leicht, da sie sich so gar nicht deckten. Es musste für Juna wirklich langweilig und kitschig gewesen sein, doch für Gunni freute es Eleyna ehrlich, dass sie auch nach all den Jahren an das Fest denken konnte. Sie selbst war zu der Zeit vermutlich in Sarma gewesen. Völlig anderes Land. Andere Leute, andere Eleyna. Doch das ließ sie niemanden wissen, sondern lachte leise, bei den weiteren Worten der beiden Frauen. Bis sie geendet hatten und Eleyna nach Juna’s Status fragte. Die Antwort kam prompt und umso ehrlicher. Sie nickte ihr verstehend zu und zuckte die Schultern. Gunni schien wirklich anderer Meinung zu sein, doch das empfand die Spionin als unerheblich. „Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, meint ihr nicht?“, meinte sie diplomatisch. „Und wenn der Weg für dich und deinen Sohn so funktioniert – warum nicht?“, zuckte sie die Schultern. Sie würde anderen nicht in ihr Leben hineinreden. Dazu hatte sie nun am allerwenigsten ein Recht aber eben deshalb erwartete sie auch, dass man ihre Entscheidungen respektierte. Doch dann, ganz plötzlich, konnte Eleyna die beiden Frauen nicht mehr für ihre ‚Zwecke‘ gebrauchen, denn Juna drehte den Spieß um. Und das Ende war wahrlich spitz: "So, jetzt hast du uns aber genug ausgefragt und gelöchert. Wie steht's mit dir? Kinder, Liebhaber, Ehemann? Oder interessierst du dich vielleicht sogar mehr für... ... Frauen?"
"Juna!"
"Ach, nimm sie nicht ernst, sie ist einfach nur prüde. Erwart' nicht zu viel. Sie und der Bärenbrumm meinen immer noch, man könne es sowieso nur treiben, wenn der eine auf dem anderen liegt, Bauch an Bauch."
"Jetzt ist es aber genug, Juna!"
"Was denn, hab' ich nicht Recht? Oder habt ihrs endlich mal in der Hundestellung getrieben, wie ichs dir erzählt hab?"
Es war schwer, gegen das Geplänkel gegenanzukommen, doch eben das spielte Eleyna auch in die Karten. Denn während Juna’s Frage durchaus Konfliktpotenzial beinhaltete, war der nachfolgende Schlagabtausch durchaus ablenkend genug, um der Frage einfach auszuweichen. Bis sie es geschafft hatte, Gunni zu vertreiben und Eleyna ihr ein wenig mitleidig hinterher sah. Prüde hin oder her, Gunni war offenbar eine herzensgute Seele und in ihrem Leben glücklich, wie es war. Eleyna beneidete das und würde sich für sich wohl auch etwas mehr Beständigkeit und Alltag wünschen. Doch nicht jeder war dazu geboren worden, ein beschauliches Leben zu führen. Und sie gewissen hundertmal nicht. Juna legte ihr den Arm um die Schultern und holte sie aus ihren Gedanken zurück: . "Kümmer' dich nicht drum. Sie ist ein liebes, aber eben prüdes Schaf und verkraftet es nicht, wenn ich etwas zu direkt bin. Und trotzdem kommt sie immer wieder zu mir um Rat." Eleyna blickte auf den umgelegten Arm und wandte sich dann Juna zu. „Sicher, aber ich schätze, es war etwas viel, meinst du nicht?“, raunte sie ihr zu und zwinkerte leicht. Juna amüsierte sie, doch sie hatte auch ein loses Mundwerk. Sie sollte vermutlich vorsichtiger sein, wenn sie in ihrer Nähe etwas aussprach. Ganz zu schweigen von ihren Fragen, die gewisse Ohren sicherlich gekitzelt hatten. Eleyna ahnte aber wohl, dass Juna sich nicht einfach so geschlagen geben würde, wenn sie sie ignorierte. Also griff sie den Faden auf, damit sie Ruhe gab: „Es gab mal jemanden. Ist aber lange her und endete nicht gut.“, spielte sie sich äußerst vage haltend auf Sarma oder Arrond an und ließ Laogh ganz bewusst vollkommen raus aus der Gleichung. Sie hatten nie definiert ob oder was und wie sie etwas wären. Zumal sie nie über das ‚sie‘ gesprochen hatten. Überhaupt hatten sie niemals über irgendetwas in dieser Richtung gesprochen. Sie waren zwar körperlich ein… wenig übereinander hergefallen, doch darüber hinaus… Nein, ein Gespräch war nie geführt worden und würde es wohl auch nicht. Eleyna glaubte ohnehin, dass er sich vergnügt hatte und sie weder die erste wäre noch die letzte. Sie hatte gewusst, wer er diesbezüglich war, er hatte bereits bei ihrem ersten Treffen keinen Hehl daraus gemacht. Es war ihre Entscheidung gewesen, sich auf ihn einzulassen. Jedenfalls zu einem gewissen Teil, denn er beherrschte sein Handwerk – das konnte man durchaus anerkennen! „Wie alt ist dein Sohn, Juna?“, fragte sie wieder die andere und lenkte das Gespräch erneut lieber auf sie. Besser, als selbst ausgefragt zu werden. Allerdings glitt ihr Blick kurz zu dem abgetrennten Bereich, dem sie sich mit Juna ein wenig angenähert hatte, um Gunni Platz zu geben. Irgendwann würde es wohl Zeit werden, dass sie sich ihm stellte. Eleyna hing einen Moment an dem Sichtschutz fest und ihren Gedanken nach. Irgendwann würde er da auch wieder rauskommen. Die Konfrontation war unausweichlich, doch sie wusste nicht, wie diese ablaufen würde…

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. Dezember 2022, 13:13

So unterschiedlich die beiden Mantronerinnen auch waren, sie hatten eines gemeinsam, sie akzeptierten Eleyna in ihrer Mitte und bezogen sie bereitwillig in ihre Plauderei mit ein. Ja, Juna machte ihre Cousine auch mehr oder weniger zur Helferin dabei, Gunni aufzuziehen und in Verlegenheit zu stürzen. Diese wusste sich der Worte zwar kaum zu erwehren und machte es ihrer Schwägerin mit ihren Reaktionen umso einfacher, allerdings wirkte sie auch nicht so, als wäre sie vollkommen verzweifelt und hilflos. Wahrscheinlich hatte sich dieses Verhältnis zwischen ihnen über die Jahre hinweg einfach eingespielt und zeugte letztendlich nur davon, wie gut sie sich in Wahrheit verstanden.
Denn so direkt Juna auch wurde, sie war dabei nicht verletzend. Und Gunni hatte einige Kinder großgezogen und auch Jonte sicherlich noch etwas mehr geformt, sodass ihr trotz allem zu zutrauen wäre, dass sie Grenzen setzen könnte. Somit waren es eher harmlose Albernheiten, derer die Mischlingselfe so unverhofft Zeugin werden durfte.
Ob sie Interesse daran hätte, genauso unvoreingenommen aufgenommen und behandelt zu werden, wie es ihr hier angeboten und vorgeführt wurde? Oder würde sie sich weiterhin bedeckt halten und nach einer Fluchtmöglichkeit suchen, um sich eben nicht auf diesen Zweig der Familie einlassen zu müssen? Celestina hatte schließlich bereits deutlich gemacht, dass sie ein Schweigen lediglich gewillt war zu akzeptieren, wenn sie zuvor etwas dazu gesagt hätte. Wie lange sie wohl die Geduld ihrer Tante strapazieren mochte?
Und da war ja noch das Hauptproblem, wenngleich derzeit nicht direkt sichtbar: der Schatten. Er hatte ihr angeboten zu reden, später, irgendwann... Was auch immer das bedeuten mochte! Allerdings hatte sie ihn bislang nicht so erlebt, dass er sein Wort nicht gehalten hätte. Wann also wäre es für ihn soweit und unter welchen Bedingungen? Wollte sie sich diesen noch immer beugen oder lieber ohne neues Wissen das Weite suchen?
Schon jetzt nutzte sie schließlich das unverfängliche Plaudern, um ihm eben nicht begegnen zu müssen. Wie wäre es dann, wenn sie sich wieder gegenüber stehen würden, womöglich allein und ohne neugierige Lauscher? Mit denen sie auch jetzt rechnete, während sie sich in der Frauenrunde unterhielt.
Juna fragte sie nach den Kräutern, unterließ es jedoch, das Thema Geburt weiter zu vertiefen. Sicherlich aus reinem Selbstschutz, denn welche Schwangere, noch dazu baldige Erstlingsmutter, wollte freiwillig hören, wie schlimm so etwas ausfallen konnte? Wenn es nach ihrem zweifelhaften Glück der letzten Wochen ging, sollte sie ohnehin besser damit rechnen, bald bei einer solchen Szenerie dabei zu sein, um von außen zu sehen, wie körperlich unschön diese Momente werden könnten.
Ihre Cousine hingegen war schon weiter und ihr Grinsen wurde erwidert, wenngleich sie nicht ahnte, dass es für diese Hilfe für die nächsten Monate erst einmal zu spät war. Danach vielleicht, ja,... sofern sie dann noch hier wäre!
Trotzdem konnte sie sich nicht verkneifen, das letzte Wort zu haben. "Und auch bei dem ein oder anderen weiß ich vielleicht Rat. Nur für den Fall, dass es mal... ausgefallener sein sollte.", raunte sie verschwörerisch, während sich Gunni wieder zu ihnen gesellte.
Daraufhin widmeten sie sich dem Thema Hochzeit und auch hier zeigte sich deutlich, wie unterschiedlich zwei Personen ein und dasselbe Ereignis wahrnehmen konnten. Was wohl Jonte dazu gesagt hätte, wie es für ihn gewesen war? Er war ebenfalls offensichtlich gutmütig und liebte sein Weib, aber ob er einen Sinn für Romantik hätte? Schwer vorstellbar bei seiner imposanten Erscheinung! Und dennoch... ausgeschlossen wäre es nicht.
Danach ging es um ihre Cousine selbst und die Antwort der Spionin sorgte dafür, dass Juna triumphierend aufschrie. "Ha, meine Rede!", meinte sie überzeugt und warf Gunni einen entsprechend Blick zu, die wiederum die Augen verdrehte.
Doch ihre Schwägerin sah es schon nicht mehr, sondern wandte sich an Eleyna und raunte ihr brummend und damit Jonte ziemlich ähnlich zu:"Sag das bitte auch Mütterchen, damit sie endlich aufhört, sich bei mir einzumischen. Du siehst ja, wie die allgemeine Meinung zu meinem Stand aussieht." Sie deutete verstohlen zu der anderen hin, die tatsächlich so wirkte, als hätte sie da einiges dagegen zu sagen.
Doch um dem einen Riegel vorzuschieben und weil auch Juna neugierig war, gab es endlich auch passende Gegenfragen, obwohl diese wiederum der Mischlingselfe wenig gefallen konnten. Schon ging es prompt wieder los zwischen den Schwägerinnen, bis es Gunni endgültig zu viel wurde und Juna erfahren genug, um das zu erkennen und den Abstand zu suchen, indem sie mit Eleyna einige Schritte langsam beiseite trat. Dabei wollte sie offensichtlich die Wogen ein bisschen glätten mit ihrer Erklärung.
Die Erwiderung entlockte ihr ein wenig damenhaftes Schnauben. "Ach was, die tut nur so. In Wahrheit würd' sie sich nicht mal trauen, eine Frau auf den Mund zu küssen, von anderem ganz zu schweigen!", grummelte sie grinsend. "Außerdem kennt sie mich jetzt lange genug und weiß, wie ich bin. Und ob du's glaubst oder nicht, wir vertrauen uns. Sie weiß, dass ich ihre besten Geheimnisse, wenn sie welche hätte, auch hüten würde. Sonst könnten wir nicht so miteinander umgehen.", fuhr sie fort und zuckte mit den Schultern, nahm den Arm jedoch nicht von jenen der anderen herunter, die sie langsam immer weiter weg führte. Ob es Eleyna eigentlich auffiel?
Indes hatte sie beschlossen, zumindest eine vage Antwort zu geben auf die Fragen vorhin. Juna nickte verstehend und ihr Blick wurde einen Moment lang mitfühlend, offenbarte dabei eine andere Saite dieser Frau, ehe der Ausdruck wieder verschwand. "Es gibt immer irgendjemanden. Und nur wenige haben das Glück, ihn länger bei sich haben zu können, so wie Gunni und Jonte.", erwiderte sie erstaunlich ernst und fast schon... weise.
Was sie wohl alles erlebt haben mochte in ihrem viel kürzeren Leben? Und was sie eigentlich generell den lieben langen Tag machte, wenn sie sich offensichtlich gut mit Kräutern und... anderem auskannte?
Um das Thema von sich selbst wieder abzulenken, kam schon die nächste Frage. "Taavi? Ach, der wird bald seinen achten Sommer erleben.", seufzte Juna mit einem hörbaren, wehmütigen Tonfall, lächelte dabei jedoch auch liebevoll. "Nicht mehr lange und er wird den Mädchen hier gehörig den Kopf verdrehen, das kannst du mir glauben!", fuhr sie, sichtlich stolz auf ihren Jungen, fort und zwinkerte ihr zu.
In diesem Moment wurde neben dem Ziegenstall eine bislang unbemerkte, weil kaum sichtbare Tür aufgestoßen. Mit einem Schwall kalter Luft kam Jonte herein gestampft, brummen und schimpfend, ein großes Schaff mit dampfenden Wasser darin tragend. Damit ging er zu dem abgetrennten Bereich, dem auch die beiden Frauen sich inzwischen genähert hatten.
"Ah, wie ausgemacht! Komm, wird Zeit, dass du endlich ein heißes Bad kriegst.", lenkte Juna das Gespräch aufs Wesentliche zurück und zog kurzerhand den Vorhang ein wenig beiseite. Zu sehen bekamen die Beiden gerade noch, wie Laogh in dem großen Zuber saß und die Zähne fest zusammen biss, während seine Nasenflügel bebten und seine schmalen Finger sich fest in das Holz krallten, ehe der Dampf des frischen, heißen Wassers die Sicht verschleierte. Denn dieses wurde nicht langsam und gefühlvoll hinein laufen gelassen, sondern mit Schwung hinein gekippt.
"Oh, hoppla! Ich hab ganz vergessen, dass das Langohr noch einweicht. Na ja, der wird ja jetzt eh gleich fertig sein und dreckig kam er mir nicht vor. Oder du setzt dich einfach zu ihm rein, das Ding ist groß genug und er wird dir schon nix wegschauen. Wenn er zudringlich wird, einfach an den Ohren ziehen oder auf die Finger klopfen, das reicht schon.", neckte ihre Cousine sie, während Jonte irgendetwas Unverständliches von sich gab. Allerdings wirkte er ziemlich zufrieden mit sich und der Wirkung, die das heiße Wasser auf den Badenden zu haben schien, auch wenn dieser dank seiner Beherrschung keinen Ton von sich gab. Dabei musste er sich bestimmt fühlen, als würde er hier bei lebendigem Leibe gekocht werden!
Juna indes klopfte der Älteren kameradschaftlich auf die Schulter. "Wenn du frische Sachen brauchst, ruf einfach! Alles andere ist in Griffweite, wie du siehst... also, wenn es nicht mehr so dampft! So, und jetzt komm, du alter Bärenbrumm, und hör auf so dämlich zu grinsen, sonst reib ich dich gleich mit Schnee ein!", bestimmte sie und zog ihren Bruder kurzerhand mit sich. Wobei dieser wirklich sehr folgsam gegenüber Frauen war, denn ohne seinem stillen Einverständnis hätte sie ihn gewiss nicht vom Fleck bekommen.
Hinter sich zog sie den Vorhang wieder zu. Somit war Eleyna plötzlich und unverhofft allein mit jenem Mann, dem sie eigentlich hatte ausweichen wollen, während einladende Dampfschwaden sie umgaben und daran erinnerten, welch eine Wohltat ein heißes Bad sein konnte. Nach der Zeit draußen in der Kälte erst recht! Nur... ob das ausreichte, in seiner Nähe zu bleiben?
Bislang schien er sie jedenfalls nicht bemerkt zu haben oder es nicht zu wollen und sobald ihre Sicht etwas klarer wäre, weil sie näher käme, könne sie erkennen, dass er die Augen wieder geschlossen hielt. Noch immer bebten seine Nasenflügel und der Schweiß stand ihm auf der Stirn, aber der Griff seiner Finger wirkte minimal entspannter als vorhin. Würde sie den Rückzug antreten? Oder doch vorerst bleiben?
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 10. Dezember 2022, 00:15

Bevor Eleyna Teil des harmlosen Geplänkels zwischen Juna und Gunni werden könnte, müsste sie erstmal so viel Vertrauen aufbringen, um wirklich frei und ungebunden ihre Lebensgeschichte preiszugeben. Das erste und einzige Mal, war bei Arrond gewesen. Und sie hatte geglaubt, dass der Mensch ihr stets zur Seite stünde. Dass er der Vertraute, den sie in ihm gesehen hatte, blieb. Bis einer von ihnen dahinscheiden würde. Eleyna hatte nicht geglaubt, dass Arrond ihr jemals durch die Finger gleiten könnte, dass sie ihn anders verlor, als an den Tod. Sie hatte sich erheblich geirrt und dieses bittere Kraut, noch längst nicht verdaut. Sie hatte niemanden sonst und das hatte auch seinen Grund gehabt. Jetzt einfach einen Ersatz zu suchen und zu finden… Es kam ihr wenig erstrebenswert vor. Eleyna hatte die Lektion gelernt und auch wenn sie verstehen konnte, dass es zum Schutz aller diente… Einen Freund zu verlieren – mehr noch, jemandem, dem man einfach alles anvertrauen konnte, das war… ein herber Schlag. Zumal sie nicht gerade aus den Vollen schöpfen konnte, was das anging. Mit Arrond hätte sie sich ausgetauscht. Sie hätte ihm erzählt von allem, was sie bisher erfahren und erlebt hatte. Er hätte ihr zugehört und sie gewiss beruhigen können. Doch er war nicht hier und er war keine Option mehr. Ob es je eine neue geben würde… Bisher konzentrierte sich Eleyna nicht mehr darauf. Sie zog nicht los und suchte jemanden, dem sie alles sagen konnte. So etwas brauchte, wenn überhaupt, Zeit. Was aber nicht hieß, dass Eleyna sich nicht durch die Frauen ablenken konnte!

Darin war sie schließlich Meisterin und machte sicher selbst Laogh etwas vor. Verdrängen war ihr Steckenpferd! Und ganz nebenbei lernte die Spionin auch, dass dieser Teil der Familie sehr vertraut miteinander umging. Sie kannten einander und lebten ihr Leben gemeinsam, wenn auch jeder für sich. Es hatte etwas Schönes zu sehen, dass der Teil ihres Vaters existierte und nichts in Herzlichkeit und Zuspruch vermissen ließ. Eleyna musste sich ein wenig vorstellen, wie ihr Vater vielleicht damals überlebt hätte… und wie er sie geholt und zu sich genommen hätte. Wie es gewesen wäre, wenn sie hier aufgewachsen wäre. Doch diese Gedanken waren närrisch und deplatziert. Tagträumerei war etwas, was sie sich nicht leisten konnte. Die Dinge lagen eben anders. Und sie würde damit fertig werden. Unterdessen hatte Juna sie zu ihrer neuen Hilfe auserkoren, um Gunni ein wenig zu necken. Wobei Eleyna sich nicht wirklich auf eine Seite schlug, sondern wohlweislich vage blieb. Noch konnte sie die Fronten nicht abschließend einschätzen, sodass sie es für klüger hielt, sich rauszuhalten. Dabei hatte sie ihre Rechnung aber ohne Juna gemacht. Diese bugsierte sie, wie eine alte Freundin, ein wenig von Gunni weg und sorgte gleichzeitig dafür, dass letztere sich ein wenig erholen konnte. Eleyna beschloss, einige Rückfragen zu stellen, denn grundsätzlich hatte sie nichts dagegen, ein wenig mehr über diese… Verwandten kennenzulernen.
Juna war offenbar alleinerziehend. Taavi hieß ihr Sohn und war ganz offensichtlich ihr ganzer stolz. Die Mischlingselfe rang einen aufkommenden Impuls nieder. Vielleicht würde sie später noch mal nachfragen, wieso Juna allein war. Hatte sie ihren Mann verloren, wie Celestina? Nein, unwahrscheinlich, nach ihrer Reaktion zu urteilen. Juna schien eher der unabhängige Geist zu sein und lebte ihre Regeln. Trotzdem war sie willkommen in dem Haus, auch wenn die Meinungen offenbar unterschiedlich ausfielen. Eleyna registrierte das und trotzdem ließ sie Parallelen zu ihrem möglichen Schicksal nicht zu. Noch ehe es zu einer Antwort ihrerseits kommen konnte, lenkte Jonte die Aufmerksamkeit auf sich. Der Hüne fesselte Eleyna’s Blick, denn die Ähnlichkeit zu sich selbst, trotz der deutlich unterschiedlichen Merkmale, war immer noch faszinierend. Mindestens ebenso faszinierend aber war der Bottich mit heißem Wasser! Eleyna sah Jonte nach und wurde kurzerhand von Juna weitergeschoben, bis sie hinter dem Vorhang stand und zur Salzsäule erstarrte, weil ihr Blick auf Laogh fiel.

Ehe er hinter Dampfschwaden verschwand. Eleyna verzog das Geischt leicht, denn das musste wahrlich schmerzhaft sein! Jonte hatte das Wasser einfach so in den Zuber gekippt, sodass Laogh vermeintlich gekocht würde. Allerdings schien Jonte höchst zufrieden mit sich und auch Juna gab ihr salopp Anweisungen. Blinzelnd erreichten die Worte der Jüngeren erst verzögert ihren Geist, weshalb sie ihr auch nur noch nachschauen konnte, während sie bereits den Bereich verließ. Na toll… sie war allein. Mit ihm. Eleyna schloss die Augen, bevor sie sich langsam dem Bottich zuwandte. Da stand sie nun mit ihrem Talent, sich von den Dingen abzulenken. Laogh registrierte sie sie immer nicht. Und selbst wenn, würde er sich sicherlich wieder ignorieren. Eleyna blickte in den Dunst hinein, bis er sich lichtete und sie den Blick wieder auf den Dunklen richten konnte. Er hatte die Augen geschlossen und schien sich an das heiße Wasser gewöhnt zu haben. Zumindest sieht er nicht mehr so verkrampft aus. Die Spionin rührte sich nicht. Da saß er also… so wie Manthala… Faldor… wer auch immer ihn schuf und sie hatte noch keine echte Zeit gehabt zu überlegen, wie sie ihm begegnete. Doch jetzt… da sie ihn sah… Eleyna spürte eine Traurigkeit in sich aufkommen. Die Bilder des Baumes im Friedwald kehrten zurück und drängten ihr all das neugewonnene Wissen auf. Das was sie nicht hören wollte. Was sie nicht wissen wollte, weil es zu schmerzhaft war. Er war sein Freund gewesen. Wahrlich sein Freund… Die Halbelfe spürte den Kloß in ihrem Hals und sie konnte sich nicht rühren. Weder vor noch zurück. Lediglich starren ging und dabei schaffte sie es nicht, dass sich eine verräterische Träne bildete, die sich ihren Weg über ihre Wange suchte. Wie gern hätte sie das Bad genossen. Hätte sich gern einfach hineingesetzt und die Wärme ihre Gedanken klären, die Kälte vertreiben lassen, die sie nun wieder empfand. Es gäbe so vieles zu sagen, doch Eleyna fand keine Worte. Wie auch? Sie verstand seine Beweggründe nicht. Jay gut, dass er sie herbrachte, verstand sie durchaus in Anbetracht dessen, dass sie die Tochter des Freundes war. Doch darüber hinaus? Alles weitere? Sie beide… und ihre… Zweisamkeiten.. das verstand sie nicht. Eleyna schaffte es, sich die Träne fortzwischen, doch ihre Augen schimmerten verräterisch. „Du hast es versucht… dich trifft kein Versagen.“, hörte sie sich dann plötzlich sagen und war selbst überrascht von der Wahl ihrer Worte. Absolution? Wie denn das?! Doch nun war es gesagt. Und es ließ alles dazwischen einfach aus. Als wären die Worte dazwischen nicht wert gesprochen zu werden. War das eine andere Form von Enttäuschung, die sie ihm zeigte? Eine, die sie nicht lauthals streiten ließ? Die ihm deutlich machte, wie sehr er mit seinem Schweigen dieses Mal verletzt hatte? Vermutlich… sie konnte ihn ja nicht mal ansehen, sondern wandte sich nach ihren Worten sogar bereits wieder ab. Sie war schwer getroffen davon, dass er ihr so wichtige Dinge nicht anvertraut hatte. Das spürte sie aber auch erst jetzt, wo sie die Chance hätte, ihm die Augen auszukratzen. Aber sie wollte nicht. Dieses Mal nicht.

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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Erzähler » Samstag 10. Dezember 2022, 13:12

Ob Gunni jemand werden könnte, dem sich die Spionin anvertrauen wollte? Sie war gutmütig und warmherzig, keine Frage, aber wie sich zeigte, eben auch nicht ganz so offen, um wirklich alles an ihrem Gegenüber zu akzeptieren.
Wäre Juna eine gute Wahl? Die Cousine trug ihr Herz auf der Zunge, offensichtlich, und nutzte ihr Wissen für Neckereien, wenngleich diese im Rahmen blieben und die Schwägerin nicht vollkommen bloß stellten. Aber ob sie tatsächlich ein Geheimnis wahren könnte, nicht die kleinen, sondern die wirklich großen?
Und wie sähe es mit Celestina aus? Sie beide trennten zwar nicht so viele Jahre, jedoch war ihre Tante an einem anderen Punkt des Lebens angekommen und könnte dadurch ebenfalls mangelndes Verständnis haben. Obwohl sie wiederum durch ihre Erfahrung sicherlich so manchen guten Rat zu geben wüsste.
Jonte indes kam vermutlich noch am wenigsten von den hier anwesenden, neu kennengelernten Erwachsenen in Frage. Nicht, weil er ein Mann war, sondern schlichtweg, weil sie mit ihm kaum etwas zu tun gehabt hatte und er somit noch schlechter einzuschätzen war. Obendrein zeigte er offen, dass er Laogh nicht mochte und da es einiges gab, das genau diesen Dunkelelfen betraf, das sie in sich verborgen trug, schied der Cousin somit von vornherein aus.
Blieb ihr im Endeffekt also wieder die gewohnte Option: sich verschließen oder sich dem Schatten anvertrauen. Jenem Mann, der sie in einige Miseren schon verfrachtet hatte... um als strahlender Held sie wieder da raus zu holen. Oder sie zu pflegen, während ihrer Ohnmacht, wenngleich Lauryn das mindestens genauso gut hätte machen können...
Was hatte ihn damals eigentlich dazu bewogen, sich um sie zu kümmern? Eigennutz? Oder etwas ähnliches wie bei ihr auf dem Schiff...? Würde sie das jemals irgendwie aus ihm herauskitzeln können, nur ein kleines Zugeständnis wenigstens? Vielleicht im Austausch dafür, dass sie ihm verriet, dass er Vater werden würde? Sofern er es nicht schon wusste... oder zumindest ahnte...
Im Moment allerdings wollte sie ihm aus dem Weg gehen und erhielt dadurch einen Eindruck vom Umgang zweier Verwandter miteinander. Solange, bis Juna es auf die Spitze trieb und ihrer Schwägerin danach Raum geben musste, um sich wieder beruhigen zu können. Dabei führte sie ihre Cousine gleich einmal mit sich.
Ob sie von Anfang an geplant hatte, Eleyna zum abgetrennten Bereich zu bugsieren? Oder brachte erst ihr Bruder mit dem frischen, dampfenden Wasser darauf? Nun ja, es war wahrscheinlich unwichtig im Endeffekt, denn das Ergebnis blieb dasselbe. Unvermittelt fand sie sich dem Meisterspion gegenüber, der gerade am eigenen Leib zu spüren bekam, dass Jonte durchaus gemein sein konnte, wenn er jemanden nicht mochte. Doch er gab keinen Laut von sich, obwohl es furchtbar schmerzen musste, dermaßen heißes Wasser plötzlich auf der Haut zu spüren.
Und im nächsten Moment... hatten die Geschwister sie einfach allein gelassen! Vorbei die gefühlte Unterstützung, nur noch der Dampf trennte sie von dem Mann, der so viele widerstreitende Emotionen in ihr auszulösen vermochte.
Und was tat er? Er garte vor sich hin in dem Zuber, der locker Platz für zwei bot, hielt die Augen geschlossen und schwitzte merklich. Seine Wangen waren noch immer eingefallen und seine dunkle Haut hatte einen fahlen Ton, selbst in diesem gedämpften Licht. Dennoch hatte er es geschafft, von seinem Lager hierher zu gelangen und ein Bad zu nehmen. Oder sich ein wenig kochen zu lassen...
Was sollte sie jetzt tun? Weglaufen und damit offenbaren, dass sie diese Begegnung scheute? Bleiben und mit ihm reden? Worüber? Und wo anfangen? Sie hätte ihm so viel zu sagen, Vorwürfe, Aufforderungen und noch vieles mehr! Doch es wollte kein Laut heraus, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Während er weiterhin so tat, als bemerke er sie nicht... oder womöglich auch nur auf ihren Beginn wartete. Wer konnte das bei ihm schon sagen?!
Jedenfalls lichteten sich allmählich die heiß-feuchten Schwaden und boten einen ungehinderten Blick innerhalb des abgegrenzten Bereichs. Was, wenn sie sich einfach auszog und zu ihm ins Wasser stieg, ohne das Wort zu ergreifen? Würde er das akzeptieren? Wäre es ihm sogar recht so? Wie würde er darauf reagieren? Nein, sie blieb draußen und auch ihre Kleidung behielt sie an.
Stattdessen schaffte sie es, den Mund zu öffnen und etwas zu sagen. Die Worte hingen in der Luft zwischen ihnen und als wären sie wie Bleigewichte, schien der Schatten einen Tick tiefer ins Wasser zu rutschen. Noch immer sagte er nichts dazu, hob nicht einmal die Lider an und die Sekunden verstrichen. Wollte er sie weiterhin ignorieren? Oder fehlte ihm die Idee für eine Erwiderung? Überlegte er noch, was genau sie meinen könnte?
Und dann, als es beinahe schon offenkundig war, dass er ihr nicht entgegnen würde, erklang doch noch seine Stimme. Leise, irgendwie gepresst, allerdings vor allem eines: bitter. "Du hast ja keine Ahnung."
Noch ehe sie sich ihm zudrehen konnte, schnaubte er leise, denn er hatte seine Lider leicht angehoben und gesehen, dass sie sich von ihm abgewandt hatte. "Ich wusste, du würdest mich verachten. Also hör' auf zu zaudern und geh einfach."
Bildete sie sich das ein oder hatte sich der bittere Tonfall noch verstärkt? Und was löste diesen aus? Das Wissen darum, warum er Jahr für Jahr hierher kam, um zu trauern? Oder die Tatsache, dass sie ihm aus dem Weg ging und ihn vorhin nicht einmal als Liebhaber erwähnte, auch keine Andeutung diesbezüglich gemacht hatte? Oder was passte ihm jetzt wieder nicht?!
Abgesehen davon... was sollte sie tun? Seinem Wunsch nachkommen und mal wieder nach seiner Pfeife tanzen? Ihm die Leviten lesen? Oder einfach der verführerischen Option folgen und ein heißes Bad nehmen, um sich vollkommen aufzuwärmen?
Wie würde er auf die körperliche Nähe reagieren? Würde er es akzeptieren oder eher ablehnen? Und warum? Weil er nicht auf voller Höhe war? Weil er seine Gefühle gerade nicht verbergen konnte? Oder weil er annahm, dass sie ihn verachtete, so, wie er es ihr eben erst unterstellt hatte? Nun war guter Rat wirklich teuer!
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Re: Im Herzen Mantrons

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 10. Dezember 2022, 22:51

Eleyna hätte die Begegnung mit Laogh gern noch etwas herausgezögert. Ihre Gedanken waren sich uneins, was sie empfinden und denken sollte. Es gab so viele Emotionen in ihr, die sie einfach nicht klar benennen und definieren konnte. Allen voran aber herrschte wohl Enttäuschung. Laogh hatte sie ins offene Messer laufen lassen, um dann noch mal nachzustoßen. Er wollte sichergehen, dass sie auch darin landete. Und es wäre nicht nötig gewesen. Ja, sie glaubte ja nicht mal, dass er es aus Boshaftigkeit oder einem perfiden Hintergedanken heraus getan hatte. Wie sagte Celestina? Er hatte vermutlich verlernt zu erkennen, wann seine Geheimnisse angebracht waren und wann nicht. Und vor allem bei wem. Doch war Eleyna denn wichtig genug, um einzufordern, dass er sich etwas mehr öffnete? Wie konnte sie glauben, dass es ihm auch nur im geringsten bedeutete, wie sie von ihm dachte und was sie von ihm hielt? Der Schatten von Pelgar… Meisterspion und hohes Tier bei den Dunklen. Dass er seine eigenen Pläne schmiedete, das war einleuchtend. Doch dass er sich für sie etwas öffnete? Die Halbelfe glaubte nicht, dass er ihr mehr als nur ein flüchtiges Vergnügen entgegenbrachte. Nun, vielleicht war das nicht mehr ganz die Wahrheit, denn auch er hatte hin und wieder gewisse Regungen gezeigt, die sie stutzig werden ließen. Aber sollte sie den Weg wirklich gehen? Reichte das etwa aus? Und wenn… Wie brauchbar waren diese Regungen? Konnte er denn wahrlich aus sich heraus oder zog er seine Profession vor, um zu bleiben, wer er war und woran er sicherlich hart gearbeitet hatte? Eleyna fand sich unvermittelt mit all diesen Fragen konfrontiert, während sich die warmen Schwaden langsam legten. Sie gaben den Blick auf den Spion frei, der sich wie immer äußert unnahbar gab. Er sah sie nicht an. Dass er sie nicht bemerkt hatte, war einfach nur abwegig. Er hatte gewiss gelauscht und auch wenn Jonte’s Aktion ihn sichtlich Schmerzen bereitet hatte, so war er Profi genug, um sich nicht die Blöße zu geben, unachtsam zu sein. Schwäche hin oder her. Eleyna starrte auf das Profil des Mannes, der ihr so viele Fragen aufwarf. Und sie blieb stumm. Die Last wog weiterhin schwer, sodass sie keine Worte formen, geschweige denn herausbringen konnte. Es gab so einiges, das sie hätte sagen und ansprechen können. Sie hätte sich ihm unvermittelt entgegenwerfen und ihre Messer an seiner Haut langfetzen können. Doch… die Wut wurde gar nicht erst ausgelöst. Da war nichts… außer Enttäuschung. Und dennoch, trotzdem kullerten nicht nur Tränen, sondern einige wenige Worte hervor. Und sie versprachen Absolution. Ausgerechnet! Eleyna meinte es nicht mal höhnisch, denn sie glaubte wirklich, dass Laogh ihren Vater hatte retten wollen. Das was Celestina erzählte, glaubte sie. Das war nicht gespielt und er kam nicht aus Jux und Tollerei jedes Jahr her. Aber das Schweigen ihr selbst gegenüber… So wie jetzt. Die Mischlingselfe nickte wie zur Bestätigung, dass er sie wie eh und je ignorierte. Nicht mal jetzt… nicht mal jetzt schaffte er es, sich ihr ein wenig zu öffnen, damit sie nicht das Gefühl behielt, er scherte sich einen feuchten Dreck um sie.

Sie wandte sich halb ab, da drang seine Stimme an ihre Ohren: "Du hast ja keine Ahnung.". Es war wie die sprichwörtliche Faust in den Magen. Sie erstarrte in ihrer Bewegung, sodass seine nächsten Worte noch vor ihrem Abwenden kamen: "Ich wusste, du würdest mich verachten. Also hör' auf zu zaudern und geh einfach.". Regungslos blieb sie stehen. In ihren Ohren hallten die Worte wider und die Bitterkeit seiner Stimme verhöhnte sie. Eleyna schluckte einen harten Brocken hinunter. Verachten?! Ihre Stirn legte sich in Falten, während sie seine Worte wieder und wieder hörte. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper und sie drehte den Kopf in seine Richtung. „Wie bitte?!“, zischte sie und man konnte die Luft beinahe schneiden. Was nicht allein an der stickigen Umgebung lag. Ihre Augen schimmerten von den Tränen, die sich bahnen wollten, aber noch nicht übergeschwappt waren. „Ich habe keine …“, wiederholte sie in Teilen, ehe sie gepresst Luft holte. Dann aber löste sich ihre Starre plötzlich. Eleyna ging zum Zuber und stand Laogh direkt gegenüber, damit er sie ansehen musste, wenn er aufsah. „Ganz Recht, Laogh! Ich habe keine Ahnung! Wie auch?!“, zischte sie vorwurfsvoll erneut. „Du erzählst mir überhaupt nichts! Du behältst all das …. Das wichtige für dich! Das von Wert, von Bedeutung!“, warf sie ihm vor und ihre Stimme wurde etwas lauter, ehe sie sich selbst einfing. „Du verschleppst mich an diesen Ort und schubst mich in eine Welt, von der ich absolut NICHTS wusste! Was glaubst du, wie sich das anfühlt?!“, fragte sie sie schneidend und würde sogar ihre Hand in das Wasser tauchen, um ihn nass zu spritzen, falls er sie nicht ansah. Sie brauchte jetzt seine Aufmerksamkeit. „Ich verachte dich ganz gewiss nicht!“, schnaubte sie und schüttelte den Kopf. „Aber ich habe nicht geglaubt, dass du mich so enttäuschen könntest!“, offenbarte sie und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Glaubst du nicht, ich hätte mich gerne gewappnet?! Glaubst du allen Ernstes, dass du mal eben so nebenbei eine ganze Familie aus dem Hut zauberst und alles wäre in bester Ordnung?!“, fuhr sie fort und nun war sie gewiss nicht mehr wortkarg. Es sprudelte aus ihr heraus, einzig, weil er es wagte, ihr vorzuwerfen, sie hätte keine Ahnung! Was erlaubte er sich… „Es ist nicht meine Schuld, dass ich keine Ahnung habe!“, blaffte sie und schüttelte den aufgewühlt den Kopf. Sie wandte ihm die Seite zu und presste die Lippen aufeinander. Sie atmete schwer, ehe sie die Lippen öffnete, um den gepressten Atem entweichen zu lassen. „Dass du… dass du… ihn…“, stammelte sie, doch Eleyna schaffte es nicht. Sie konnte einfach nicht über ihren Vater sprechen… Ebenso wie diese unvermittelte Konfrontation mit seinem Mahnmal sie hätte zerreißen wollen, würden es die Worte tun. Also klappte sie den Mund wieder zu und wandte Laogh den Rücken zu.
Sie durfte sich davon nicht leiten lassen. „Wie auch immer.“, meinte sie ausweichend, ehe sie die Arme hängen ließ. „Was spielt das noch für eine Rolle, nicht wahr?“, murmelte sie leise. „Ich gehe davon aus, dass du, sobald du wieder kannst, verschwinden wirst.“, es klang schon beinahe vorwurfsvoll und latent verletzt. Mehr als sie wollte, doch im Gegensatz zu ihm konnte sie eben nicht perfekt die Emotionen verbergen. „Vermutlich hattest du ein schlechtes Gewissen“, spielte sie auf seinen Umgang mit ihr an, „Das brauchst du nicht zu haben. Celestina hats mir erzählt – was mich betrifft, hast du es versucht…“, bemühte sie sachlich erneut Absolution zu erteilen. Doch das gelang ihr nicht, denn ihre Stimme klang kehlig. Eleyna ließ die Schultern etwas hängen und atmete geräuschvoll aus. Noch immer stand sie mit dem Rücken zu ihm. „Wieso hast du dieses eine Mal nicht etwas gesagt… Warum … tust du mir das an, Laogh?“, flüsterte sie und erneut war da diese… bittere Enttäuschung zu hören. Er hatte sie wahrlich verletzt damit.

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