Zwischen Estria und Rugta

Einst war dieser Landstrich grün und schön wie alle anderen. Doch als sich der Drache zum bislang ewigen Schlaf bettete, liegt dieses Gebiet unter einer glitzernden Schneedecke. Es ist kalt und frostig. Hier leben die Eiselfen, aber auch die tapferen Mantroner.
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Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. August 2014, 22:43

Baltos kommt von: Vor den Toren Estrias

Gen Abend wurde das Gelände immer unwegsamer und sie mussten früh ihr Lager aufschlagen um im Halbdunkel nicht doch noch eine Spalte zu übersehen. Der Grat auf dem sie hielten fiel zu zwei Seiten steil ab und so mussten sie nur nach vorne und hinten ihre Augen offen halten. Der Wagen hatte über dem Kutschbock etwas versetzt nach hinten einen kleinen Hochsitz, der für eine Überwachung der Umgebung gut geeignet war, sofern man aufrecht saß und über die Plane nach hinten weg spähte. Rumpel grinste breit und zog sich ins Innere des Wagens unter die Abdeckung zurück. Der junge Mantroner hörte ihn noch sagen:
„Ich sollte häufiger in Begleitung reisen. Muss man nicht mit einem offenen Auge schlafen. Weck mich wenn ich mit der Wache dran bin.“
Kurz darauf erklang auch schon ein tiefes sonores Schnarchen. Auch die Landschaft legte sich zu Ruhe und Baltos sah vielleicht für lange Zeit ein letztes Mal einen Sonnenuntergang im ewigen Eis.

Der nächste Morgen begann mit einem kurzen Frühstück aus getrocknetem Fleisch für Nanuq, irgendwelche Körner für Muffel und diesen komischen stopfenden Bällchen für die Zweibeiner. Die Ernährungsumstellung brachte leider auch ihre Nachteile mit sich. In Baltos Bauch rumpelte es ordentlich, unangenehm und heute würden sie immer wieder kleinere Stopps einlegen müssen. Rumpel hatte zu mitternächtlichen Stunde die Wache übernommen und saß nun schon wieder auf dem Kutschbock.
„Heute wird es kniffelig. Ich schätze, zur Mittagsstunde werden wir die Ausläufer des Eisreichs erreichen. Wenn wir gut voran kommen, haben wir heute Abend wieder festen Boden unter den Füßen, aber ich vermute, es könnte auch länger dauern.“
Er rieb sich die Knallnase.
„Es ist sehr warm zu dieser Jahreszeit und da wird das Eis marode und der Untergrund matschig. Mit unserer Überlast ist das gefährlich, also halt die Augen auf. Vielleicht müssen wir vom Weg abweichen und sollte uns jemand belästigen wollen, können wir nicht mal schnell ausweichen.“
Er schnalzte mit der Zunge und ließ die Gerte auf Muffels Hintern sausen. Ungerührt setzte der Ochse sich in Bewegung und zuckte eigentlich nur, wenn der Bär ihm zu nahe kam. Für die Jagd, falls Baltos darauf Lust hatte, gab es in dieser Gegend vor allem Schneehasen, die jedoch eine Überzahl an Verstecken auf ihrer Seite hatten.
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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Baltos » Freitag 22. August 2014, 12:30

Baltos hörte Rumpel stumm zu und schüttelte leicht den Kopf bei seinen derben Scherzen, die er Muffel zum Besten gab. Der Jäger hörte eindeutig heraus das der Zwerg seine Familie vermisste und sich sorgen um deren befinden machte. Wie lange der kleine Mann wohl schon auf Reisen war? Doch diese Frage würde Baltos seinen neuen Reisegefährten erst bei einer passenden Gelegenheit stellen. Denn jetzt musste er sich auf den Weg der vor ihnen lag konzentrieren. Denn das Schmelzwasser, was hier sein Unwesen trieb, machte das Eisreich, was schon so gefährlich genug war, noch gefährlicher.

Das magische Band, was Rukulla zwischen ihn und Nanuq gespannt hatte, wurde mit der Zeit ihrer Reise immer fester. Baltos ertappte sich öfters dabei, wie er unbewusst die Sinne des Eisbären benutze, um potenzielle Gefahren zu entdecken, die man nicht mit dem bloßen Auge erkennen konnte.
Denn die feine Nase des Eisbären verriet ihm welcher Weg sicher wahr und welcher nicht. Denn das Schmelzwasser hatte einen anderen Geruch als der hier liegende Schnee, es roch irgendwie sommerlich. Wobei dem Jäger selbst die Worte fehlten, um diesen sommerlichen Geruch zu beschreiben. Wobei auch das Wort „sommerlich“ das er zum Beschreiben des Geruches benutze nicht aus seiner Gedankenwelt stammte, sondern aus der des Bären. Doch nicht nur Baltos benutzte das magische Band, auch Nanuq nutze dieses manchmal unwissentlich. Indem er einfach einen Gedanken wie „mein Ohr juckt!“ über dieses Band leitete und der Mantroner sofort das Ohr des Bären kratzte. Obwohl er diesen mentalen Gedankengang des Bären gar nicht bewusst wahrgenommen hatte.
Der Eisjäger fürchtete aber diese Verbundenheit nicht sondern genoss sie regelrecht. Der Bär war mit der Zeit für ihn wie ein Zwillingsbruder geworden.

Als sich die Sonne langsam herabsenkte, beschlossen Nanuq und Baltos das es besser war zu rasten. Sie waren beide ausgelaugt vom ständigen Ausschauhalten und so gab er Rumpel das Zeichen zur Rast.
„Rumpel es bringt nichts mehr, wenn wir jetzt noch weiter fahren! Ich kann nur noch schwer erkennen, wo das Schmelzwasser das Eis untergraben hat und auch Nanuq ist Müde. Lass uns hier ein Lager aufschlagen!“
Der Zwerg war auch sofort mit dem Vorschlag einverstanden, da die Position auf der Anhöhe ideal war um ein Lager zu errichten. Er beschloss auch gleich, dass er als Erster schlafen durfte und verzog sich in seinen Wagen. Baltos musste über das Verhalten des Zwerges kurz grinsen und nahm, nachdem Rumpel schon damit begonnen hatte zu schnarchen, auf dem Kutschblock platz und überwachte die Gegend.
Nanuq währenddessen rollte sich gemütlich in den Schnee ein und fing ebenfalls leicht an zu schnarchen.
Baltos genoss, während der Zeit seiner Wache, den Anblick der sich ihn von hier oben bot und beobachtete, wie die Sonne langsam, aber stetig sich immer weiter herabsenkte. Ab und an zog eine leichte Windböe an der Rüstung des Mantroners und außer den rhythmischen Schnarch-Geräuschen von Rumpel und Nanuq , war es ruhig im Eisreich. Als die letzten Sonnenstrahlen versiegten, ging Baltos noch einmal kurz zu seinen Schlitten und holte einem dickeren Holzscheit hervor. Mit dem Holz ging er wieder zurück zur Kutsche des Zwerges und tätschelte, bevor er den Kutschblock bestieg, noch einmal Muffel’s Rücken.
Oben angekommen nahm Baltos ein kleines Messer zur Hand und begann damit das Stück Holz im Schein der Nordlichter zu bearbeiten.

Als einige Stunden vergangen waren und der Klumpen Holz am oberen Ende eine Art Halbkugel darstellte, weckte Baltos seine Reisebegleiter. Rumpel blickte noch etwas verwundert auf die Holzspäne neben seinen Kutschblock, fragte aber nicht weiter nach, was der Mantroner da gemacht hatte. Der Jäger verstaute den teilweise bearbeiteten Holzscheit wieder im Schlitten und legte sich dicht an den Bären geschmiegt zu Ruhe.

In seinen Träumen arbeitete er weiter an dem Holzscheit und unternahm mehrere Versuche um das gewünschte Resultat aus dem Stück Holz zu erzielen. Kurz bevor er aufwachte, hatte er dann den richtigen Weg gefunden und erwachte dann erholsam aus seinem Traum.

Das Frühstück war dasselbe das Baltos schon am gestrigen Tage zu sich genommen hatte. Doch diesmal beschwerte sich der Magen des Mantroners mehrmals und Baltos musste sich sehr oft erleichtern. Das Essen schlug förmlich bei ihm durch und da er wusste, dass er gerade einen starken Flüssigkeitsverlust erlitt, trank er besonders viel um seinen Haushalt wieder zu normalisieren.

Je weiter sie nach Westen zogen umso wärmer wurde es. Auf Baltos Stirn bildeten sich schon leichte Schweißtropfen, da er so milde Temperaturen nicht gewohnt war. Ihn dämmerte schon das es wahrscheinlich noch wärmer werden würden umso weiter sie dem Ende des Eisreiches entgegen kamen.

Als es Mittag wurde, waren sie schon soweit gekommen, das der einst so feste Schnee eine Konsistenz wie Pudding entwickelte. Es war jetzt nicht mehr möglich auf das Schmelzwasser zu achten, da hier der komplette Schnee schon im begriff war zu tauen.
Leider sorgte das auch dafür, dass der Jäger mehrmals den Karren von Rumpel aus dem Schneematsch befreien musste. Doch irgendwie gelang es den Vier immer wieder den Wagen zu befreien.

Jetzt wo die Sonne mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht hatte, konnte Baltos schon in der Ferne Bäume erkennen. Wahrscheinlich waren Sie nicht mehr weit vom Ende des Eisreiches entfernt. Der Mantroner konnte sich überhaupt nicht eine Welt ohne Eis vorstellen, deswegen freute es ihn umso mehr, dass sie bald das ewige Eis verlassen würden, um genau jenes zu sehen. Auch wenn er sich schon ausmalen konnte, das der Temperaturunterschied ihn wahrscheinlich sehr starke Probleme bereiten würde. Denn er schwitzte jetzt schon und das lag nicht daran, dass er ein paar Mal den Wagen von Rumpel aus dem Eis befreien musste.

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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. August 2014, 10:12

Immer häufiger wehte ein warmer Hauch über Baltos gerötetes Gesicht. Er hatte gerade zum vierten Mal den Wagen hinten aus einem Schlammloch gehoben und seine Kleidung stand vor Dreck und dunkler Erde. Nanuq sah wenig besser aus, aber es war beiden egal. Sein weißes Fell hatte kaum mehr als einen hellen Streifen auf seinem Rücken und war sonst in fleckiges Braun gehüllt. Trotzdem machte dem Eisbären die steigenden Temperaturen weniger aus, als seinem mantronischen Bruder, was wohl am Zauber der Aquadin liegen musste. Dem jungen Jäger hingegen, rann der Schweiß in Strömen den Rücken hinab. Die Plusgrade, die sie nun erreichten, ließen ihn leiden und der aufklarende, heitere Himmel schien ihn auslachen zu wollen.

Weiter bei: Dem Fall der Sonne entgegen
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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. August 2023, 15:03

Maruka kommt von: Audienz bei Rhamios


Seit dem Verlassen der Sippe der Minotauren waren inzwischen volle vier Tage vergangen. Thore und Maruka hatten sich zügig rangehalten, das Reich der Dunsthügel zu durchqueren. Die Nebel hatten sie des Nachts am Weitergehen gehindert, während sie am Tage mit sonnigem Wetter und immer kälter werdenden Temperaturen beglückt wurden. Die warme Kleidung von Mina und den anderen hatte ihnen bereits jetzt gute Dienste erwiesen. Allenfalls halfen ihnen aber auch ihre Gene. Als waschechte Mantroner, waren sie diese Winde gewohnt und sie fühlten sich heimisch an. Sie hatten sich wohlüberlegt von Rugta, der Zwergenstadt, ferngehalten, da dort die Lage nicht als überschaubar galt und sie ihre Weiterreise nicht noch unnötig verzögern wollten. Ihr Ziel war klar und fest verankert und der Aufenthalt bei den Minotauren hatte zwar etwas Gutes hervorgebracht, doch ebenso Zeit gekostet. So hatten sie sich stets von Unheil oder Unwägbarkeiten ferngehalten und konnten am Morgen des fünften Tages ihrer Reise auf einer Anhöhe direkt auf den Beginn des Eisreiches blicken. Thore blieb einen Moment stehen und atmete schwer. Der Marsch war nicht leicht und die Kälte hatte eben doch auch ihre Tücken. Immer wieder konnte man Kondensluft sehen, wenn sich der Atem mit der kühlen Luft mischte. Das Eisreich war imposant und hier und dort hatte es bereits auch schon mal geschneit. Auch wenn nichts davon wirklich liegengeblieben war. Der Boden war inzwischen gefroren gewesen, was das Vorankommen nur vereinfacht hatte, das Aufbauen des Zeltes allerdings erschwerte. Auch war Feuerholz immer schwieriger zu finden gewesen, weil die Flora karger und wenn dann feucht war. Nun aber konnten sie ganz klar erkennen, dass sie die Dunsthügel verlassen hatten. Das Eisreich… sie waren endlich angekommen. Sie würden vielleicht noch einen halben Tag brauchen, bis sie dann auch vollständig vom Schnee umgeben wären. Hier lag die weiße Kälte meterhoch und würde abermals etwas von ihrer Bewegungsfreiheit fordern. Zudem sanken die Temperaturen drastisch und die Nächte würden mit eisigen Winden und beißendem Schneegestöber ebenso die Reise erschweren. Maruka hatte ein paar Tage nach ihrem Aufbruch noch heftige Auswirkungen von Zaqundus Zauber erlebt, merkte aber, dass jene inzwischen abflauten. Ihre Rolligkeit wurde besser und auch wenn man wohl die ‚warmen Nächte‘ gerne weiter aufrechterhielt, würde sie sie nun wieder auf anderem Wege genießen können. Alles in allem hatten sie ungemein Glück gehabt, dass ihre Weiterreise so gut verlief. Nun hieß es das Reich der Eiselfen zu durchqueren, das Land der Eisbären zu bezwingen und schlussendlich am Eiskanal überzusetzen, um endlich die Heimat ihrer Herzen betreten zu können. Dafür würden sie allerdings ein Schiff benötigen. Thore war es, der einen Vorschlag wagte: „Meinst du, wir können in der Eiselfenstadt um ein Gefährt bitten? Vielleicht gäbe es eine Überfahrt eines Händlers, der nach Ersa reist. Dann könnten wir mitkommen? Was meinst du?“, fragte er, während sich seine Schritte im wattierten Schnee dämpften.
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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Maruka » Donnerstag 17. August 2023, 09:08

Der Abschied.
Immer, ja wirklich immer kam er zu schnell. Jeder diese ganz besonderen Wesen hatte sich im Herz der Hybridin sein Plätzchen erobert. Die Verabschiedung von der Minotauren, der Sippe, Mina, Klara, Ramios und Begon, das alles blieb der Servali im Herzen verankert. So schnell wie sie sich trennten, so ewig würde Maruka sich erinnern. Ihre menschliche Seite vergaß nicht und ihre Katze...die bereitete sich schon auf neue Abenteuer vor. Aber so erging es wohl auch jeder 'normalen' Seele auf der Welt. Ein bisschen zerrissen fühlte man sich immer in solchen Situationen. Wenn man einen Ort gefunden hatte, an dem man sich wohl fühlte, dann nahm man auch immer einen Teil davon mit sich. In Marukas Fall ließ sie einen Teil von sich hier zurück.
Mein Wollknäuel ...
Sie überreichte es Rhamios und einen Moment lang streichelte sie es noch, schnurrte leise, denn dieses magische Ding hatte sie sehr lange begleitet. Es war ein Teil ihrer Geschichte und doch war jetzt der Zeitpunkt gekommen, dass dieser Faden einen neuen Knotenpunkt bekam. Maruka ließ nicht nur einen Gegenstand los, sie ließ einen Lebensabschnitt hinter sich. Eine längst vergangenen Geschichte, die sie nicht mehr berührte. Sie kappte die Verbindung. Endlich durfte die Dunkelheit verblassen. Maruka sah nach vorne... mit Thore.
Ihre Hand löste sich von der Wolle und all die positiven Erinnerungen, die Erfahrungen, Freude und die Hoffnung, die dieser kleine Geegnstand miterlebt hatte, flossen in die Fasern ein.
Jetzt darfst du an anderere Stelle jemanden helfen seinen Weg zu finden.
Etwas zu verschenken was einem wichtig war, schenkte der eigenen Seele ein Glück, das kaum übertroffen werden konnte. Jemanden geholfen zu haben, kam nahe an dieses Gefühl heran. Aber ehrlich etwas voller Gefühl zu geben, ohne etwas zurück zu erwarten, das war der Inbegriff von 'gut sein' für Maruka. Und so fühlte sie sich einfach 'gut'.
"Lass uns gehen."
, sagte sie zu Thore und lächelte mit tiefer Zufriedenheit.
...
Die Reise verlief ...SEHR angenehm! Maruka hatte noch nie einen Begleiter gehabt, der so lange bei ihr geblieben war.
An diesen Zustand könnte ich mich durchaus gewöhnen.
Da waren sich Mensch und Katze einig. Gerade zu Beginn, in den letzten Ausläufern ihrer Rolligkeit, waren es die Abende, die Thore und Maruka 'hefltig kuschelnd' in ihrem Zelt verbrachten. Aber es waren die Tage danach, in denen sie noch enger zueinander fanden. Gemeinsam eine Decke zu teilen, die warmen Gelüste zu teilen, oder einfach nur beieinander zu liegen, das war schön! Sich kuschelnd süße Worte in der Dunkelheit zuzuflüstern oder einfach nur den Druck der geliebten Hand zu fühlen, waren jene Momente, die das Leben für Maruka lebenswert machten. Thore schenkte ihr damit einen Mut und eine Ausgeglichenheit, die sie seit ihrer Verwandlung nicht erlebt hatte. Mut war es, der sie nach vorne schauen ließ... zurück in ihre Heimat.
Manchmal... erwischte sie sich in jenen Momenten kurz vorm Einschlafen, dass sie mit ein wenig Sorge in die Zukunft dachte. Dabei spielten vor allem die Gedanken an ihre Familie eine Rolle. Aber dann kuschelte sie sich an Thores Brust und schlief seelenruhig ein. Seine Wärme gab ihr die Hoffnung, dass alles gut werden könnte. Menschen veränderten sich. Niemand wusste das besser als sie. Maruka wusste nicht, wie ihre Eltern sich verändert hatten, sie wusste nicht wie Mantron sich verändert hatte, sie wusste nur, dass sie selbst nicht mehr die 'alte' war. Aber trotzdem hatte sie Liebe erfahren! Auch in dieser Gestalt konnte sie geliebt werden und darin fand sie den Mut, den Weg zurück zu ihren Wurzeln zu gehen.
...
Bald hieß es also das Reich der Eiselfen zu durchqueren, das Land der Eisbären zu bezwingen und schlussendlich am Eiskanal überzusetzen, um endlich die Heimat ihrer Herzen betreten zu können. Dafür würden sie allerdings ein Schiff benötigen. Thore war es, der einen Vorschlag wagte:
„Meinst du, wir können in der Eiselfenstadt um ein Gefährt bitten? Vielleicht gäbe es eine Überfahrt eines Händlers, der nach Ersa reist. Dann könnten wir mitkommen? Was meinst du?“
, fragte er, während sich seine Schritte im wattierten Schnee dämpften. Das leise Knirschen seiner Solen kitzelte Marukas Ohren.
"Oh, du meinst einen dieser geflügelten Schlitten ohne Wölfe? Ja, die wollte ich auch schon immer mal ausprobieren. Nur... hm... die Eiselfen sind verschrien recht... 'eisig' zu sein und ICH...bin alles andere! Meinst du, die gehen so einer wie mir... oder UNS einfach so einen ihrer Schlitten? Das würde die Fahrt zum Eiskanal sicher um einiges verkürzen, als wenn wir zu Fuß gehen."
Der Schnee konnte tückisch sein, wie beide wussten und manchmal hielten einen Schneestürme für Stunden an Ort und Stelle. Die Möglichkeit ein bisschen Zeit wieder rein zu holen, klang verlockend. Maruka hatte nur noch nicht ...bis garkeinen Kontakt mit Eiselfen gehabt.
"Ich kenn die nicht. Also entscheide du."
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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Erzähler » Dienstag 22. August 2023, 13:41

Schon auf ihrer weiteren Reise konnten Maruka und Thore bemerken, wie die Temperaturen immer kühler wurden. Bis sie endlich das Eisreich erreicht hatten. Die Grenze zu den Dunsthügeln war fließend und doch wurde es mit jeder weiteren Stunde immer kälter und kälter. Die Luft war so klirrend, dass ihre Gesichter und alles, was nicht von Stoff bedeckt war, sofort erröteten. Doch wo man den hier lebenden Eiselfen eine gewisse Gefühlskälte und Distanz zuschrieb, da schweißte die unbequeme Umgebung die beiden Mantroner weiter zusammen. Thore begleitete Maruka auf ihrem Weg und war ganz selbstverständlich für sie da. Er half ihr über ihre Rolligkeit hinweg und wärmte sie an seiner breiten Brust, wenn der Wind auffrischte. Thore war ein wahrer Fels in der Brandung und gab Maruka nicht nur metaphorisch eine Hand, um den Weg zurückzugehen. Ihre Vergangenheit würde sie ganz bewusst einholen, denn Mantron war nicht mehr weit. Während sie weiter durch den dichten Schnee und die klirrende Reinheit einer eiskalten Luft marschierten, würden sie bald schon den Kanal erreicht haben. Und dann? Dann fehlte eine Überfahrt und sie betraten das Land ihrer Vorfahren. Maruka aber war leicht nervös. Es war gut, dass Thore bei ihr war und dass er mit seiner Unkompliziertheit einen sicheren Hafen schuf. Allerdings war der Weg doch weit und Thore überlegte, ob sie sich nicht ein Gefährt borgen sollten. Estria, Stadt der Eiselfen, war nicht weit. "Oh, du meinst einen dieser geflügelten Schlitten ohne Wölfe? Ja, die wollte ich auch schon immer mal ausprobieren. Nur... hm... die Eiselfen sind verschrien recht... 'eisig' zu sein und ICH...bin alles andere! Meinst du, die gehen so einer wie mir... oder UNS einfach so einen ihrer Schlitten? Das würde die Fahrt zum Eiskanal sicher um einiges verkürzen, als wenn wir zu Fuß gehen." Thore schmunzelte. „Nur weil sie nicht lächeln können – sagt man zumindest – können sie ja trotzdem nett sein!“, grinste er sie neckend an und schaute in die Ferne. „Ich dachte aber auch eher, dass wir Estria aussparen. Wozu schlafende Hunde wecken?“, er nickte auf den ungezeichneten Pfad vor ihnen. „Lass uns den halben Tag zum Kanal marschieren. Dort wird es sicher Händler geben, die immer mal wieder nach Mantron übersetzen. Einer von ihnen nimmt uns vielleicht mit?“, er zuckte die massigen Schultern. „Komm“, ergriff er ihre Hand und zog sie wieder mit sich. Es würde also noch einen halben Tag dauern, in dem sie die ganz eigene Schönheit dieses Landes ergründen konnten. So kalt wie hier, wurde es nirgendswo in Celcia. Und Maruka war lange fort aus ihrer Heimat, sodass die Kälte ihr gewiss ein wenig zusetzte. Sie hatte sich lange nicht mehr den Witterungen aussetzen können. Immer mal wieder pfiff der Wind eisig um ihre Ohren. Hier, wo das Land weitestgehend flach und es keine hohen Bäume oder Häuser gab, da hielt ihn auch nichts auf. Irgendwann sammelten sich kleine Eiskristalle um Thore’s Augen und an seinen Haaren, die unter seiner Kapuze hervorlugten. Auch Maruka konnte sich davor nicht schützen. Sie machten noch mal eine kleine Rast, als sich allmählich die Sonne über ihren Zenit schob und wieder hinabsinken wollte. Sie tauchte das Eisreich, welches sie nicht mit ihren Strahlen erwärmen konnte, in ein milchiges Glitzern und offenbarte, dass selbst karge Eiswüsten ihre Schönheit hatten. Nur Stunden später erreichten sie endlich die Küste. Das Stille Meer erstreckte sich mit gewaltigen Wassermassen vor ihren Augen und das Rauschen der Brandung erfüllte die sonst so stille Einöde mit Leben. Ein paar Schritte weiter konnten die beiden Heimkehrer endlich anderes Leben ausmachen als sich selbst.

Unweit ihrer Position gab es eine Handvoll Männer und Frauen, die sich ihnen unverständliche Worte zuriefen. Sie gestikulierten, während sie Dinge be- oder entluden. Ihre Gefährte waren entweder kleine Fischerboote oder aber Hundeschlitten. Unruhig und wild hechelten vor den Schlitten junge Hunde mit kräftigen Beinen und buschigem Fell. Immer mal wieder ertönte aufgeregtes Bellen, doch ein kräftiger, kurzer Pfiff oder Ruf brachte die Meute zum Verstummen. Maruka und Thore konnten drei junge Männer und zwei Frauen ausmachen, die sich um Felle und Fisch zu kümmern schienen. Sie hatten von ihnen bisher keine Notiz genommen, waren sie doch in ihre Arbeit vertieft. Was aber klar erkennbar war, ist, dass allesamt keine Mantroner waren. Sie waren augenscheinlich junge Eiselfen mit weißen oder bläulichen Haaren zu hübschen Zöpfen geflochten und praktisch gehalten für die Arbeit. Sie besaßen beinahe weiße Haut und immer mal wieder stechende blaue oder helle, grüne Augen. „Na… dann mal los, vielleicht machen sie heute noch eine Überfahrt?“, überlegte Thore laut und lächelte Maruka an. Dann machte er sich auf den Weg, zu den Fischern. Als sie näherkamen, hob einer der Männer einen Kopf und sofort zielten vier Bögen und ein Messer auf sie. Lauernd waren ihre Blicke, während die Hunde die Zähne fletschten. „Halt!“, rief der erste mit hellgrünen Augen. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“, fragte er schroff. Eine der Frauen musterte Thore eingehend, bis ihr Blick auf Maruka fiel. „Er ist Mantroner. Sie, keine Ahnung was sie ist.“, bemerkte sie im Rücken des Rädelsführers. Er nickte daraufhin und fokussierte Thore. „Mantroner! Wir haben mit euch kein Problem, was willst du also und wer ist deine Begleitung?“, wollte er wissen. Thore aber hatte die Hände beschwichtigend gehoben und lächelte dieses Mal nicht. Er war ebenso glatt im Gesicht, wie die Elfen. „Wir sind beide Mantroner und wir würden gerne in die Heimat. Dafür brauchen wir eine Überfahrt.“, erklärte er und man hätte meinen können, dass er sein Lächeln verloren hatte. Selbst seine Augen wirkten emotionslos. Prüfend ruhte das Hellgrün auf dem Gesicht des Hünen. Einen Moment geschah gar nichts. Dann aber ließen die anderen ihre Waffen sinken und der Anführer nickte knapp. „Ich bin Qar’il“, erklärte er und nickte einmal in die Runde. „Wir sind Fischer und Händler.“, erzählte er. Dann fiel sein Blick auf Maruka. „Du siehst nicht aus, wie eine Mantronerin.“, er ließ den Blick über den schlanken Katzenkörper fahren. „Sind eure Frauen nicht robust und zäh? Sie sieht nicht danach aus.“, zuckte er die Schultern. Dann aber deutete er auf das Gefährt. „Wir fahren am Abend. Wenn ihr warten könnt, dürft ihr mit – gegen einen kleinen Handel.“, bemerkte er und sah beide an. „Könnt ihr bezahlen?“, fragte er dann und wartete.
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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Maruka » Donnerstag 24. August 2023, 08:52

Das Eisreich...
...seine Kälte war wie eine vertraute Umarmung. Seine Schönheit Balsam für jede Seele, die einmal das elegante Weiß erblickt hatte. Thore und Maruka waren hier geboren und aufgewachsen. Sie fühlten die Kälte wie jedes Wesen, aber sie liebten sie auch. Es gab nichts schöneres nach einer Jagd im Schnee des Abends nach Hause zu kommen, sich vor dem Feuer Geschichten zu erzählen und sich in dicke Felle zu kuscheln.
Das taten sie auch tatsächlich und Maruka genoss jeden Moment von Thores Nähe. Sein großer warmer Körper war wie ein Ofen in ihrem kleinen Leben und auch ihre Katze wusste die Vorteile zu schätzen sich an einem solchen warm zusammen zu rollen. Sie schliefen in der Nacht und wanderten am Tage. Es war so besser, denn Thore konnte nachts nicht so gut sehen, wie die Servali. Am Tage kamen sie gut voran, denn das Wetter war ihnen gnädig. Manchmal gab es Schneestürme in diesem Teil der Welt, der einen Tage lang an ein und dem selben Ort fest hielt.
Maruka genoss das sich verändernde Klima... zumindest ihre menschliche Seite. Ihre Katze, der Serval stammte ursprünglich aus einem deutlich wärmeren Gebiet. Die 'kleinen Großkatzen' traf man am häufigsten in Gegenden mit hohen Graslandschaften an, wo sie mit ihren langen Beinen durch die Gräser streiften und mit den großen Ohren jedes noch so kleine Geräusch, selbst unter der Erde wahrnahmen. Aber jetzt waren die großen zarten Ohren Marukas etwas eher hinderliches. Die dünnen Häute waren zwar befellt, aber sie kühlten auch schnell aus. Katzen 'schwitzten' über ihre Ohren und regulierten so ihre Körpertemperatur, das ihr Fell ihren übrigen Körper gut isolierte. So begann es damit, dass Maruka die Ohren eng an ihren Kopf anlegte, aber sie bald grummelnd unter ihre Kapuze stopfte. Ihrer Katze damit in ihrer meisterliche Fähigkeit zu dämpfen, gefiel ihr nicht. Aber anders ging es nun mal nicht.
Unter der dicken Kapuze verborgen wärmte sich die schon fast steife Haut wieder auf, aber grummelig war Maruka doch ein Weilchen.
Jetzt hör ich nur noch so gut wie ein Elf.
So stapfte sie hinter Thore her und arrangierte sich aber bald mit ihrem gedämpften Hauptsinn. Die Kälte hatte immer ihren Reiz und forderte Anpassung. Aber Marukas veränderter Körper hatte auch Vorteile. Wo sich kleine Eiskristalle um Thore’s Augen und an seinen Haaren, die unter seiner Kapuze hervorlugten sammelten, da schuf Marukas kurzes Fell eine kleine 'Pufferschicht' zu ihrer Haut und wärmte ihr Gesicht. Wo die kleinen Kristalle nur Thores Brauen glitzern ließ, da ließen sie Marukas ganzes Gesicht leicht schimmern. Bald war ihr Gesicht eher silbrig grau anstatt schwarz und glitzerte in der Sonne.
Das kitzelt an den Schnurrhaaren...
Gerade diese kribbelten ab und an unter der Last des flüchtigen Eises, bis sie sie abschüttelte oder mit der Nase zuckte. Es sah wohl sehr niedlich aus, wenn sie das tat, denn sie erwischte Thore ein paar mal, wie er leise gluckste.
...
Sie erreichten sie endlich die Küste. Das Stille Meer erstreckte sich mit gewaltigen Wassermassen vor ihren Augen und das Rauschen der Brandung erfüllte die sonst so stille Einöde mit Leben. Ein paar Schritte weiter konnten die beiden Heimkehrer endlich anderes Leben ausmachen als sich selbst. Unweit ihrer Position gab es eine Handvoll Männer und Frauen. Sie gestikulierten, während sie Dinge be- oder entluden. Ihre Gefährte waren entweder kleine Fischerboote oder aber Hundeschlitten. Unruhig und wild hechelten vor den Schlitten junge Hunde mit kräftigen Beinen und buschigem Fell.
Hunde... also keine Mantroner.
In Mantron lenkte man die Schlitten mit Wölfen. Norna Wolfsruf trainierte sie von Welpenalter an und fast jede Familie hatte ihr eigenes kleines Rudel. Zumindest erinnerte sich Maruka so daran.
Hm...
Ihre Katze war nicht ganz so begeistert von dem Anblick. Wölfe und Hunde standen in dem Ruf sich mit Katzen nicht so gut zu verstehen. Maruka liebte aber Wölfe! Nur würden sie sie auch lieben? Ein bisschen unsicher beobachteten sie das Treiben aus der Ferne. Dann galt es sich anzunähern und die Tiere reagierten schnell, sobald sie ihre Witterung aufgenommen hatten.
Es ertönte aufgeregtes Bellen, doch ein kräftiger, kurzer Pfiff brachte die Meute zum Verstummen. Drei junge Männer und zwei Frauen kümmerten sich um das Beladen von Fellen und Fisch. Sie waren junge Eiselfen mit weißen oder bläulichen Haaren zu hübschen Zöpfen geflochten und praktisch gehalten für die Arbeit. Sie besaßen beinahe weiße Haut und immer mal wieder stechende blaue oder helle, grüne Augen. Als Thore und Maruka näherkamen, hob einer der Männer seinen Kopf und sofort zielten vier Bögen und ein Messer auf sie. Lauernd waren ihre Blicke, während die Hunde die Zähne fletschten.
„Halt!...Wer seid ihr und was wollt ihr?“
, fragte er schroff. Eine der Frauen musterte Thore eingehend, bis ihr Blick auf Maruka fiel.
„Er ist Mantroner. Sie, keine Ahnung was sie ist.“
, bemerkte sie im Rücken des Rädelsführers. Er nickte daraufhin und fokussierte Thore.
„Mantroner! Wir haben mit euch kein Problem, was willst du also und wer ist deine Begleitung?“
, wollte er wissen.
Etwas in Maruka krampfte sich zusammen. Ja, ihr Verstand hatte gewusst, dass sie anders aussah als früher, dass sie niemand erkennen würde... nicht mal als Mensch, nicht als Mantronerin, nicht als... Maruka... aber es dann tatsächlich zu erleben, ließ sie erstarren. Die sie umgebende Kälte sickerte in ihr weit offenes Herz und ließ sie frösteln. Vollkommen still stand sie da und starte mit ausdruckslosem Blick in den Schnee vor sich. Es tat weh und genau davor hatte sie sich all die Jahre gefürchtet. Nie hatte sie zurück kehren wollen, weil sie eben genau solche Momente hatte vermeiden wollen. Es lag allein an Thore, dass sie nun hier war. Durch ihn hatte sie den Mut gefunden, zurück zu schauen.
Verlies dieser sie gerade?
Thore aber machte es richtig. Er hatte die Hände beschwichtigend gehoben und lächelte dieses Mal nicht. Er war ebenso glatt im Gesicht, wie die Elfen.
„Wir sind beide Mantroner und wir würden gerne in die Heimat. Dafür brauchen wir eine Überfahrt.“
, erklärte er und man hätte meinen können, dass er sein Lächeln verloren hatte. Selbst seine Augen wirkten emotionslos. Prüfend ruhte das Hellgrün auf dem Gesicht des Hünen. Einen Moment geschah gar nichts. Dann aber ließen die anderen ihre Waffen sinken und der Anführer nickte knapp.
„Ich bin Qar’il“
, erklärte er und nickte einmal in die Runde.
„Wir sind Fischer und Händler.“
, erzählte er. Dann fiel sein Blick auf Maruka, die nach den Hunden schnüffelte und etwas angespannt war.
„Du siehst nicht aus, wie eine Mantronerin.“
Ach! Echt? Man könnte meinen, das hätte man mir schon öfter gesagt.
Er ließ den Blick über den schlanken Katzenkörper fahren.
„Sind eure Frauen nicht robust und zäh? Sie sieht nicht danach aus.“
, zuckte er die Schultern. Außer ihrer Gestalt, sah man unter der ganzen Kleidung eh nur das Gesicht und das war gerade weißlich grau von den Eiskristallen, bis auf ihre Nase vielleicht. Auf den ersten Blick wirkte Maruka vielleicht tatsächlich eher wie eine Eiselfe. Die Statur passte. Erst wenn man genau hinsah, erkannte man das Fell und die veränderten geschlitzten Augen. Maruka blieb still denn sie wusste, sie brauchten diese Leute für die Überfahrt. Trotzdem gefiel ihr der Ton nicht wirklich. Der Kerl redete über sie, als wenn sie 'nur' eine Frau, ein Anhängsel von Thore wäre und wenn Maruka ihre frühere Gestalt gehabt hätte, sie hätte ihm gezeigt, zu was Frauen in der Lage waren. Das Temperament einer Mantronerin, ihre glühendes Herz hatte sie noch. Also ballte sie die Fäuste in ihren Handschuhen und ihre Krallen stanzten kleine Löcher in die Spitzen – aber sie schwieg. Eine gute Entscheidung, denn da deutete er auf das Gefährt.
„Wir fahren am Abend. Wenn ihr warten könnt, dürft ihr mit – gegen einen kleinen Handel.“
, bemerkte er und sah beide an.
„Könnt ihr bezahlen?“
, fragte er dann und wartete. Maruka hatte seit ihrer Flucht aus Morgeria keinen Fuchs besessen und dieses Schicksal hatte sie bis heute verfolgt. Wenn dann hatte Thore was von Caelen erhalten oder besaß selbst etwas, damit sie vielleicht 'flüssig' genug für solche Situationen waren. Ansonsten konnte man vielleicht anders handeln. Von ihren Habseligkeiten war durch den Verlust der Pferde nichts übrig geblieben und aktuell besaßen sie außer ein paar Heilutensilien von Klara nicht viel, womit man handeln konnte. Maruka sah also fragend zu Thore und überließ es ihm weiter zu sprechen. Bisher war es vielleicht besser er redete, während sie die Umgebung und die Lage im Auge behielt. Mann konnte nie wissen...
Bis jetzt war auch kein Preis genannt worden, also erkundigten sich diese Elfen gerade quasi nur danach, ob sie liquide waren. Hatten sie es hier mit Dieben zu tun? Maruka hatte in letzter Zeit immer wieder alles verloren und war nicht gewillt noch einmal alles her zu geben.
Wenn sie uns ausrauben wollen, dann werde ich so gründlich sein, dass selbst ihre Vorfahren sich nicht mehr an sie erinnern!
Sie spürte, ihre Katze hätte nichts gegen einen Kampf. Sie war ein wenig gereizt. Maruka atmete tief durch. Sie waren im Nachteil und ihre menschliche Seite wollte aber eine Eskalation vermeiden. Maruka trat neben Thore und fixierte den Sprecher, der sich als Qar'il vorgestellt hatte.
„Wir haben seltene Heilkräuter. Nicht viel, aber damit können wir handeln.“
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Re: Zwischen Estria und Rugta

Beitrag von Erzähler » Samstag 26. August 2023, 07:52

Auch wenn die Kälte zu den Dingen gehörte, die ein Mantroner quasi bereits mit nacktem Säuglings-Popo vertrug, so musste Maruka sich eingestehen, dass es als Servali etwas anderes war. Die empfindlichen Ohren hielten der klirrenden Kälte kaum Stand, sodass sich Maruka alsbald schützen musste. Ihre Sinne zu dämpfen gehörte nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, allerdings konnte sie auch nicht riskieren, dass ihr die Ohren abfroren und ernsthafte Schäden, die womöglich blieben, entstanden. Dann hörte sie lieber nur noch so gut, wie ein Elf es wohl würde. So oder so gab es in der weißen Tundra nicht viel zu lauschen. Nicht umsonst wurde das Leben hier als karg und entbehrungsreich beschrieben. Nicht ohne Grund waren die Eiselfen als emotionsloses Volk verschrien, denn hier gab es nichts zu lachen. Alles war trist, Nahrung war Mangelware und ständig herrschten Minusgrade. Ganz anders verhielt es sich da mit Mantronern. Sie galten wohl als das trinkfesteste, feierlaunigste Volk ganz Celcia’s. Mantroner trotzten der Kälte mit lauten Gesängen und abendfüllenden Trinkgelagen! Doch noch war davon nichts zu merken, als sich Maruka und Thore den Elfen näherten. Die frostige Stimmung erwärmte sich nur schwer, denn die Elfen waren misstrauisch und streuten zudem Salz in eine Wunde, die Maruka schon sehr lange mit sich trug. Ja, sie sah nicht mehr aus wie eine Mantronerin. Sie war zwar noch immer eine todbringende Waffe, wenn sie es denn wollte und hatte das Herz einer Kämpferin, doch das reichte manchmal eben nicht aus. Mantron war stets stolz auf sein Volk, seine Lebensweise und seinen Mut. Nichts ging über die Familie und es wurde ein Zusammenhalt gelebt, der seinesgleichen suchte. Man konnte sich Familie nicht aussuchen. Aber in Mantron musste man das auch gar nicht, denn hier gehörten sie alle zu einer großen.

Thore übernahm das Gespräch und spiegelte die Eiselfen mit selbiger Emotionslosigkeit. Wenn man ihnen mit Freundlichkeit begegnete, werteten einige von ihnen das als Schwäche und das konnte den Verhandlungstisch durcheinanderbringen. Doch er sprang seiner Maruka zur Seite, als man sie nicht als Angehörige der Tapferen erkannte. Allerdings war das Korn bereits gesät. Maruka spürte in sich, dass sie die Art und Weise gehörig störte. Dass er sie ganz offenkundig als das betitelte, wovor sie ohnehin solche Angst hatte. Leider lag wohl der Hund in der Wahrheit begraben. Denn sie hatte sich verändert. Daran gab es weder Zweifel, noch eine Chance zu rütteln. Ob das in Mantron zum Problem würde? Bevor sich Maruka darüber Gedanken machen konnte, brauchten sie allerdings etwas zum Handeln. Sie überlegte und ging im Geiste ihre Habseligkeiten durch. Da waren die Sachen, die sie von Rhamios erhalten hatten. Und die Kerze von Petroju, eine, die immer leuchten sollte, wenn man sie brauchte. Doch nichts erschien ihr wertvoll genug, um es anzubieten. Ursprünglich wollte sie ohnehin Thore das regeln lassen, weil sie sich schlecht genug fühlte und lieber einem Kampf diplomatisch ausweichen wollte. Noch bevor der Hüne allerdings handeln konnte, präsentierte sie den Eiselfen die Heilkräuter. Daran schienen die Jungen und Mädchen tatsächlich interessiert zu sein. Die hellgrünen Augen blitzten zur Hybridin und musterten sie. „Heilkräuter?“, hakte er nach. „Zeigt sie uns.“, verlangte er, ohne dabei zu forsch vorzugehen.

Die Natur der Eiselfen musste man erstmal kennenlernen, um zu verstehen, dass sie nicht immer gleich schroff oder angriffslustig waren. Sie legten lediglich bedeutend weniger Emotionen in ihre Sprache und Mimik, sodass eben jener, schlechte Eindruck entstand. Thore nickte und nahm seinen Rucksack ab. Er öffnete ihn, kramte darin herum und zog dann ein kleines Lederbündel hervor. Nachdem er seinen Rucksack wieder verschlossen hatte, entrollte er das Bündel und zeigte den jungen Elfen, was sie hatten. Der Rädelsführer ‚Qar’il‘ trat vor und musterte die Pflanzen. Seine Finger zuckten vor und befühlten vorsichtig die Zweige, bevor er zurücktrat und nickte.„In Ordnung. Wir nehmen die Kräuter und ihr fahrt mit uns.“, er sah zu seinem Kanu und dann zu seinen Leuten. „Bringt dir Ware in die Stadt zurück. Ich komme nach.“, die Eiselfen folgten und so drehte sich Qar’il wieder zu Thore und Maruka. „Ich bringe euch jetzt, bevor ein Sturm aufkommt. “, beschloss er. Thore’s Augen leuchteten auf. „Hervorragend!“, begrüßte er die ausbleibende Wartezeit überschwänglich und erntete einen frostigen Blick seitens des Elfen. Thore aber grinste trotzdem unter seiner Kapuze und sah Maruka an. Er hob den Daumen, zum Zeichen, dass es eine gute Idee gewesen war, die seltenen Pflanzen einzutauschen. Immerhin kamen Eiselfen nicht so leicht an Pflanzengut heran. Nun aber durften die Mantroner in das Kanu des Elfen steigen und er nahm hinter ihnen Platz. Sie alle sahen vorwärtsgerichtet auf den Kanal und in knapper Entfernung dann die Insel Ersa.

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