Der Nebel der Dunsthügel

Dieser Landstrich ist so hügelig, dass man vergeblich nach einem flachen Stück Erde suchen wird. Tagsüber eine saftige Landschaft mit Wiesen, Wäldchen und Grasebenen. Doch nachts kommen die Nebel über das Reich und mit ihnen unheimliche Schrecken.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Januar 2024, 12:29

Während Skýler zumindest vom Vorabend wusste, dass ihr Körper einiges hinter sich hatte, waren die Minotauren vollkommen ahnungslos. Wobei... selbst das offensichtlich einst blaue Auge und andere Spuren in ihrem Gesicht waren zu harmlos, als dass sie es als Zeichen für Probleme hätten wahrnehmen können. Wie auch? Ihr Leben war voll von blauen Flecken und anderen, nicht-tödlichen Verletzungen, dass es mehr bedurfte, um sie darauf aufmeksam zu machen. Das blühte der Spionin auch noch, später.
Jetzt allerdings hatten sie sich erst einmal damit zu arrangieren, dass sie den Minotauren zu folgen hatten, wenn sie es nicht auf einen Kampf ankommen lassen wollten. Der Mischlingself hätte sich seiner Haut durchaus zu erwehren gewusst und wäre dazu mehr als fähig gewesen. Seine Begleitung und ihr Bruder hingegen... nein, nicht wirklich. Also musste auch er sich darauf einlassen, so wenig es ihm schmeckte.
Das demonstrierte er auch und weckte damit die Fluchtimpulse dieser Wesen, die eine Kreuzung aus Mensch und Fluchttier waren. Einst zumindest, ehe sie zahlreich genug gewesen waren, um sich eigenständig vermehren zu können in ihrer neuen Heimat, den Dunsthügeln. Der Chef zeigte, dass er genügend Mumm hatte, um seinen Mann und Stier zu stehen, oder auch alt genug war, um schon mehr überstanden zu haben, das beängstigend sein konnte. Ein Teil seiner Leute hingegen war jünger und um einiges empfänglicher für die unausgesprochene Drohung. Wenigstens eskalierte nichts, sodass die Reise endlich losgehen konnte danach.
In der Zwischenzeit konnte sich die Spionin soweit erholen, dass es ihr möglich war, Fragen zu stellen. Fragen, die den Chef etwas überforderten und aufzeigten, dass er seinen Posten wohl kaum aufgrund seiner Klugheit und Eloquenz erhalten hatte. Nein, in dieser Gegend zählte das Faustrecht, auch und gerade unter Minotauren. Dass er jetzt hingegen drei Gefangene gemacht hatte... war eher untypisch. Der Kopf dahinter war wo anders zu suchen.
Dennoch war es von Vorteil zu wissen, wie vielen potentiellen Gegnern sie sich gegenüber sehen würden, sollten sie einen Ausbruch wagen oder es zur Konfrontation kommen. Was Eleyna dabei nicht bedachte, war die Beschränktheit des Chefs, der diese Worte natürlich nur auf die Anzahl seiner hier anwesenden Leute bezog. Doch auch diese überforderte ihn schon, denn anstatt einfach direkt durchzuzählen, versuchte er es mittels Finger und Hufe, um dann... trotzdem auf das falsche Ergebnis zu kommen.
Wobei er sich weniger darüber ärgerte, als vielmehr auf fast schon sympathische Art um Verständnis warb und die Antwort für das Offensichtliche lieber schuldig bleiben wollte. Die Halbelfe zeigte in dieser Situation ihre bei weitem weniger unterdrückte, menschliche Seite, indem sie sich ehrlich über diese Unbeholfenheit amüsieren zu schien, ohne bösartig oder gehässig zu werden. Nein, sie gewährte ihm sogar diesen Nachlass, der den Chef hörbar erleichtert schnauben ließ.
Mehr noch, sie kam fast schon in Plauderlaune und entlockte ihm damit ein weiteres Schnauben, während er abwinkte. "Ach, du hast ja keine Ahnung! Da weiß ich endlich die Zahl meiner Kälber, dreh' mich nur kurz mal um und was ist? Sind das auf einmal zwei mehr oder weniger oder drei fehlen und eins ist plötzlich dazu gekommen. Da pack' mich einer doch an den Hörnern und das, obwohl das Gras hier nicht hoch genug wächst, um sich drin zu verstecken!", klagte er sein, äußerst privates, Leid und das vollkommen ohne Argwohn. Ein weiteres Zeichen dafür, dass er wohl kaum eine bösartige Bestie wäre, die ihnen ernsthaft Übles wollte.
Das brachte sie auch dazu, eine weitere Frage zu stellen, die zu wenig mit dem vorherigen Thema zu tun hatte, als dass er sie sofort hätte beantworten können und als er damit begann, war er wiederum zu abgelenkt davon, sich darauf zu konzentrieren. Etwas, das Skýler die Gelegenheit verschaffte, ihr ein paar Worte zu zuraunen. Ihre Replik war eine glatte Lüge, das konnte man ihr ansehen. Nur das Ausmaß dessen, was in ihrem Körper vor sich ging, konnte nicht einmal sie erahnen. Oder auch, wie empfindlich Minotauren-Nasen sein konnte.
Denn plötzlich rief einer der erfahreneren Bullen, der sich nahe bei Eleyna aufhielt, und unterbrach damit seinen Chef, den er wiederum damit auf dem falschen Fuß erwischte. Zuerst wusste er nicht, wonach er schnüffeln sollte, und als sein Mann ihm auf die Sprünge half, wurde er wütend. Blut war nie gut und lockte immer die falsche Gesellschaft an, sodass so etwas auf freiem Feld tunlichst zu vermeiden galt. Oder so schnell wie möglich zu unterbinden, indem sich um die dazugehörige Wunde gekümmert wurde.
Das wussten eigentlich alle, weswegen er sie auch anfuhr, weil er einen von ihnen als den Schuldigen annahm. Die Wahrheit konnte er nicht ahnen. Während sein Blick finster über seine Truppe wanderte, sahen diese sich ebenfalls untereinander fragend sowie suchend um.
Nur der Mischlingself bewies in diesem Fall den richtigen Riecher und musterte seine weibliche Bekanntschaft. Erst der Name und die bissige Antwort sorgten dafür, dass sich immer mehr Blicke auf die Spionin richteten. Zugleich wuchs die Unruhe innerhalb der Gruppe, die Jüngeren waren unsicher und spürten noch die Furcht von vorhin, die Älteren mit mehr Erfahrung achteten dagegen auf die Umgebung, falls von dort Gefahr angelockt werden würde.
Indes kam der Chef näher an seine Gäste heran, Misstrauen, jedoch auch Sorgen im Blick. "Was ist hier los?", verlangte er zu wissen, denn sein Fund entpuppte sich gerade als Risiko. Da wurde auch er von ihrer Abwehr getroffen. Nur, dass ihn das wenig juckte, schließlich ging es hier um die Sicherheit seiner Leute und da ließ er nicht mit sich reden!
So verschränkte er die starken, bulligen Arme und wirkte dadurch noch aufgeblasener. "Wo kommt das Blut her?!", fragte er mit einem drohenden Unterton und wich auch nicht zurück, als sie weitergehen wollte. "Nicht so schnell! Wo ist die Wunde? Raus damit, damit das aufhört und nicht weiter die Luft verpestet!", grollte er und würde sie zur Not auch ungeniert anfassen, um das herauszufinden. Wobei er kein Interesse an ihr als Frau hatte, da würde sie sich keine Sorgen machen müssen. Ihn ging es rein um die Wunde, deren Blutung gestillt werden musste. Dass dies nicht so einfach möglich wäre, konnte er schließlich nicht wissen.
Plötzlich hatte ihre Sturheit keine ausreichende Macht mehr über ihren Körper. Erneut stockte sie im Schritt. Nun jedoch begann sie zu zittern, wurde ganz blass im Gesicht. "Hey, was ist los?", kam es schon weniger bedrohlich vom Chef, der auch seine Haltung lockerte und zu ihr trat, als wolle er sie, ähnliche wie Skýler zuvor, am Arm berühren und ihr Ruhe vermitteln, dass alles wieder gut werden würde.
In diesem Moment war es zu spät, im wahrsten Sinne des Wortes, denn Eleyna sackte bewusstlos zusammen. Damit überrumpelte sie den Minotaurus derart, dass er sie nicht hätte auffangen können, obwohl seine Hände verspätet vorschossen und er es vorgehabt hätte. Wie gut, dass der Spion bessere Reflexe hatte und nahe genug stand, um etwas bewirken zu können, damit sich die Ohnmächtige nicht den Kopf auf dem Boden aufschlug.
"Was hat sie?", fragte der Chef nun seinen einzigen Ansprechpartner. Dabei geriet auch der bewusstlose Arvid in sein Blickfeld, zu dem er mit seiner Schnauze deutete. "Der ist auch völlig hinüber. Was hat euch überfallen? Und wann?!", fragte er weiter und wirkte nicht mehr ganz so tölpelhaft. Nein, das war ein Gebiet, mit dem er sich schon oft hatte beschäftigen müssen und das merkte man ihm auch an. Er gewann an Souvernität zurück.
Ebenso, als er mit einem Wink bedeutete, dass sie aufbrechen sollten. "Sag es mir unterwegs. Zum Lager sind es etwas mehr als zwei Stunden. Wenn sie zu schwer wird, gib sie mir.", erwies er sich als hilfsbereiter Pragmatiker und würde mit großen Schritten gehen, um die Wegstrecke auch wirklich in dieser Zeit zurücklegen zu können. Sofern Skýler damit würde mithalten können, der ja auch noch sein Gepäck zu tragen hatte.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 24. Januar 2024, 21:16

Der Mischlingself lauschte der Unterhaltung zwischen dem Anführer und Eleyna lediglich und schien sich selbst nicht wirklich daran beteiligen zu wollen. Er hatte seinen Standpunkt klargemacht und schien ansonsten nicht wirklich jemand von der gesprächigen Sorte zu sein. Zumindest nicht was diese neuen Gastgeber anging. Man könnte sogar meinen, er wäre hochmütig und sah auf die Hybriden hinab. Doch das war nicht wirklich der Fall. Erst einmal hatte Skýler bisher noch nie etwas mit Minotauren zu tun gehabt und konnte nur über das urteilen, was er über sie wusste – und wie sie sich ihnen gerade präsentierten. Zweitens stellten sie einen Umweg – ein unwillkommenes Hindernis dar, das seine Mission gefährdete und seine Zeit klaute. Und darüber hinaus lag sein Fokus tatsächlich mehr auf der dunkelhaarigen Halbelfe, die sich sichtlich abmühte ihren körperlichen Zustand und vermutlich größere Schmerzen zu überspielen und so zu vertuschen. Das alles nahm ihn doch mehr ein, als er es sich vermutlich selbst eingestanden hätte.

Eleyna war eine der wenigen Personen, die ihn irgendwie näher interessierten. Erst einmal war sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Zielperson seines Auftrags, doch war sein Interesse auch privater Natur, denn die ganzen Parallelen und die Tatsache, dass sie den undenkbaren Verrat begangen hatte, war auf eine ganz eigene Art und Weise faszinierend.
Sein grauer Blick betrachtete ihre feine Gestalt, die dank der dicken Kleidung gut versteckt war. Lediglich anhand ihrer Gesichtskonturen war sie zu erahnen.
Trotz der kurzen Zeit, die sie einander erst kannten war sich Skýler sicher, dass sie keine Närrin war. Ihre Motive lagen noch im Dunkeln, doch konnte er nicht gänzlich behaupten, dass er ihren Mut nicht bewunderte. Das Netzwerk der Spinne war unüberschaubar – auch er kannte nur eine Handvoll der Anhänger oder Werkzeuge. Krazhian selbst war auch nur jemand, der einen der stärkeren Seitenarme anführte. Doch der wahre Kopf der ganzen Organisation war Skýler und vermutlich dem größten Teil unbekannt. Und das gefiel ihm nicht – hatte es nie.
Die Tätowierung, die unter seiner Kleidung verborgen, seine Zugehörigkeit zur Spinne bewies, würde ihn sein Leben lang kennzeichnen und fesseln. Er hatte diese Markierung nie gewollt, doch war ihm nie eine Wahl geblieben. Ähnlich, wie die Wahl über seinen Lebensweg.
Der verängstigte und einsame Junge von damals hatte versucht all dem zu entkommen! Nur war jeder Versuch ohne Erfolg geblieben und hatte ihn mit jedem Scheitern tiefer in den Abgrund gestürzt. Sein Wille war über Phasen seines Lebens nicht nur einmal gebrochen worden. Das Überleben und Durchstehen der, voller Schmerz und Qualen, Manipulation und Betrug bestehende Ausbildung zum Spion, hatte er nur seinem großen Überlebenswillen zu verdanken. Über viele Jahrzehnte hatte der Mischling wirklich nur wie ein informations- und todbringender Schatten gelebt. Ein Werkzeug – mehr nicht!
Doch die letzten Jahrzehnte, mit wachsendem Erfolg und Rangaufstieg hatten den Kern seiner eigenen Persönlichkeit gespeist und ihn zu dem gemacht, der er nun war. Jemand, der begann an dem Weg zu zweifeln, der sein Leben bestimmen sollte. Jemand, der von blinder Loyalität zu nötiger Loyalität gewechselt war und der sich mittlerweile ein eigenes Bild von allem machen wollte. Nur war der Schritt hinaus noch weit und groß. Von daher übte Eleyna, die diesen bereits gegangen war, eine gewisse Faszination auf ihn aus.
Da war es kein Wunder, dass er die Minotauren stärker ausblendete und seine Aufmerksamkeit auf ihr ruhen ließ. Über den Auftraggeber der Hybriden, die ihnen Geleit boten, würde er später mehr herausfinden.

Skýler erkannte, dass es ihr nicht besonders gut ging und fragte nach einer Weile des Marschs, ob sie weiter durchhalten konnte.
„Mir geht’s gut“, log sie ihn, in seinen Augen ziemlich offensichtlich an, denn im gleichen Moment rann einer der Schweißtropfen ihre Schläfe hinab. Seinem Blick war der Unglaube nicht anzuerkennen. Er fragte sich vielmehr, wieso die Elfe so beharrlich und stur versuchte ihren Zustand zu verbergen. Lag es an den Minotauren? Weiter an seiner Person, der sie nach so kurzer Zeit natürlich noch nicht vertraute?
Die Entscheidung über eine Offenbarung wurde ihr von ihrem eigenen Körper abgenommen. Mit dem Ausruf des Halbmannes, der das Blut roch, wurde für alle erkennbarer, dass etwas ganz gehörig nicht stimmte. Und während die Rinder über dem Ursprung dieses unwillkommenen Geruchs rätselten und nach ihm suchten, trafen Skýler und Eleyna lediglich die Erkenntnis.
Die junge Frau zuckte bei dem Wort Blut zusammen und wurde noch blasser. Es wirkte so, als wolle sie den Zusammenhang nicht verstehen – die Verbindung zu ihr selbst nicht wahrhaben wollen. Was der Mischling nicht verstand, denn er ahnte nichts von ihrem besonderen Zu- oder Umstand.
Als er sie ansprach traf ihn ein verbaler Biss.
„Was?!“, donnerte sie ihn stur an, während sie sich, trotz des sichtbaren Zitterns, weiter tapfer auf den Beinen hielt. Skýler sah sie sprachlos an und sein Gesicht nahm einen noch ernsteren Ausdruck an. In diesem Moment wurde er nicht schlau aus ihr, so aufmerksam er auch gewesen war.
„Was ist hier los?“, verlangte nun auch der Anführer der Minotauren zu wissen, die allesamt nicht besonders positiv auf den Blutgeruch reagierten. Alle Blicke waren mittlerweile auf die gehetzte Halbelfe gerichtet, die dadurch nur noch in stärkere Bedrängnis geriet. Keiner von ihnen konnte immerhin ahnen, vor was sie vergebens versuchte zu fliehen.
„Was… glotzt ihr bloß alle so?!“, fragte sie weiter, metaphorisch schnappend und sah sich um, wie ein in die Enge getriebenes Tier.
Skýler war solche Ausdrücke gewohnt – war er selbst häufig genug der Auslöser für diese, wenn er ein Ziel in die Enge getrieben und es die Ausweglosigkeit erkannt hatte. Doch dieses Mal war es anders. In ihm wuchs die Verwirrung und eine Unruhe, die ihm fremd war. Denn er konnte nicht erkennen, was mit ihr nicht stimmte.
„Wo kommt das Blut her?!“, fragte das Oberrind nun mit einem drohenden Unterton, der dem Mischling ganz und gar nicht schmecken wollte. Sein Blick zuckte finster zur Seite auf den Anführer und seine Aura wurde automatisch dunkler. Doch Eleyna schien das alles nicht zu bemerken – nicht sehen oder hören zu wollen. Sie wandte sich mit harschen Worten ab und setzte tapfer einen Fuß vor den Nächsten.
„Es ist nichts. Weiter jetzt!“, verlangte sie von allen, doch war gerade wohl niemand bereit diesem Befehl Folge zu leisten. Zumindest nicht so, wie sie es sich wünschte.
„Nicht so schnell! Wo ist die Wunde? Raus damit, damit das aufhört und nicht weiter die Luft verpestet!", grollte der Minotaurus und machte einen Schritt auf sie zu, woraufhin Skýler seinen Arm seitlich vorschnellen ließ, um ihm den Weg zu versperren.
„Bleib wo du bist!“, forderte nun er mit scharfem Ton und einer unüberhörbaren Warnung und sah dann rasch wieder zum Vögelchen. „Eleyna!“, rief er, doch wirklich Zeit sich mit dem Anführer anzulegen, oder sie gar am Gehen zu hindern bekam er nicht mehr. Sein Grau lag auf ihrer Gestalt und weitete sich leicht, als sie plötzlich selbst stehen blieb. Ihr Körper zitterte sichtbar auf - dann drehte sie sich langsam zu ihm um und ihr Blick jagte ihm einen eiskalten Schauer durch den Körper. Die blauen Augen verschwammen und spiegelten neben der Anstrengung einen unerträglichen Schmerz wieder, der nicht allein körperlichen Ursprungs war.
„Zu spät…“, wisperte sie, während ihre linke Hand zu ihrem Bauch wanderte und sich in einer merkwürdigen Geste darauf legte. Sein Herzschlag setzte vermutlich für einen Schlag aus und instinktiv setzte er sich in Bewegung.
„Es ist vorbei…“, gab sie nur noch flüsternd von sich, als ihre Beine auch schon unter ihrem Gewicht nachgaben und sie zu Boden sank. Ský zögerte nicht eine Sekunde und nutzte den Schwung seiner Geschwindigkeit, um sich unter sie zu schlittern. Gerade noch rechtzeitig fing er sie auf und hielt sie für einen Moment an sich gedrückt. Im Nächsten begann er bereits nach ihren Verletzungen zu suchen. Seine Augen tasteten ihr Gesicht ab, doch hier war nicht die Spur von frischem Blut zu entdecken.
Während er ihren Körper mit einem Arm um die Schulter stützte, so dass ihr Gesicht an seine Schulter rutschte, öffnete er ungeniert ihren Mantel mit der anderen Hand. Wäre sie bei Bewusstsein hätte sie ihm vermutlich dafür eine Ohrfeige verpasst, doch in diesem Moment handelte er einfach nur, um ihr zu helfen.
„Was hat sie?“, fragte ihn der Chef, ebenfalls sichtlich besorgt, während den Trupp eine neuerliche Unruhe befiel.
„Weiß ich nicht!“, gab Skýler nur knapp und schneidend von sich. Er schlug den Oberstoff beiseite und erstarrte, als ihm dadurch der Blick auf ihre Körpermitte gewährt wurde. Der Stoff zwischen ihren Beinen hatte sich mit Blut vollgesogen und bis hinunter zu ihren Füßen ausgebreitet.
Der Spion wusste nicht, was er erwartet hatte, doch nicht unbedingt das. Ihm schossen die Erinnerungen an ihre Geste und ihre letzten Worte durch den Kopf und zögernd legte er seine Hand auf ihren Bauch.
„Der ist auch völlig hinüber. Was hat euch überfallen? Und wann?!“ Die Worte des Minotaurus rückten in den Hintergrund seiner Wahrnehmung.
Kann das…? Ist sie etwa schwanger? Unter dem Stoff ihrer Kleidung spürte er eine leichte Wölbung ihres Bauches.
Für ein paar Sekunden war Skýler wie erstarrt. In diesem Moment konnte er mit der Situation nicht umgehen und wusste nicht, was er tun sollte. Seine Gedanken rasten, doch gelang es ihm nicht, wie sonst, sie zu ordnen und sich einen Plan zu erarbeiten.
Was ihn gerade so schockierte, war ihm selbst nicht klar. Sein Grau tastete ihr blasses Gesicht ab, bis sich der Schalter plötzlich wieder umzulegen schien, der ihn wieder Handlungsfähig machte.
Sie kann auch innere Blutungen haben!, zog er weiter in Betracht, doch wusste er nicht, was ihm gerade lieber war. Beide Fälle waren vermutlich lebensgefährlich. Und er war nicht bewandert genug, um das einzuschätzen.
Mit schnellen Griffen schloss er den Mantel wieder und schob seine zweite Hand unter ihre Kniekehlen. Dann stand er auf und hob sie ohne Schwierigkeiten hoch. Auch der Anführer schien sich gefangen zu haben und rief zum erneuten Aufbruch!
„Sag es mir unterwegs. Zum Lager sind es etwas mehr als zwei Stunden. Wenn sie zu schwer wird, gib sie mir.“, sagte der Chef, woraufhin Skýler zwar stumm und mit zusammengezogenen Augenbrauen nickte, er sich aber sicher war, dass er sie nicht aus den Armen geben würde.
Der Spion war bei Weitem nicht so stark und muskelbepackt, wie ein Minotaurus, aber er war kräftig genug, die Halbelfe einige Zeit lang zu tragen. So setzten sie sich in Bewegung und jeder von ihnen war bestrebt darin, ihren Zielort schnell zu erreichen.
„Was hast du dir dabei nur gedacht, Vögelchen?“, wisperte Ský nach einer Weile kaum hörbar und stärker in seine eigenen Gedanken versunken, als er selbst registrierte. Die Unruhe, die ihn befallen hatte war ihm quasi fremd und machte die Situation für den, eigentlich abgehärteten Spion noch unangenehmer. Natürlich fragte auch er sich, was ihr widerfahren war, doch Antworten würde er vorerst nicht bekommen.
„Wehe du stirbst mir hier weg!“, grummelte er leise weiter, korrigierte im Weitergehen noch einmal seinen Griff und achtete darauf, dass er sie möglichst vorsichtig und sicher trug. Trotz des Tempos, das er ohne Murren hinnahm, hielt er Schritt. Doch liefen auch ihm nach der ersten Stunde die ersten Schweißtropfen über die Schläfe und den Nacken.
„Könnt ihr ihr überhaupt helfen? Habt ihr unter euch einen vernünftigen Heiler oder Medikus?“, fragte Skýler mit einem Mal den Anführer und wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, wenn dieser seine Frage verneinte, oder ihm erneut mit unnützem Gestammel seine angespannten Nerven strapazierte.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 24. Januar 2024, 23:45

Wenn Eleyna etwas gelernt hatte, dann doch, dass im Leben nichts so lief, wie man es sich wünschte. Im Alter von sechs Jahren verlor sie ihre Heimat, ihren Vater und das Leben, das sie kannte. Sie wurde als Mischling nach Morgeria geschafft und musste sich dort gegen die sofort eintretende Gefühlskälte ihrer Mutter wehren, während man ihr unentwegt auflauerte, weil sie weniger wert war. Sie hatte ihren Vater verloren, dem sie in so vielen Dingen ähnlich war und den sie von Herzen sehr geliebt hatte. Eleyna hatte das im Kindesalter an den Rand des Wahnsinns getrieben. Sie hatte begonnen mit einer Einbildung ihres Vaters zu sprechen und flüchtete sich in diesen Zustand der Hilflosigkeit. Niemand fing sie auf oder tröstete das geschundene Kinderherz. Bis sie alt genug war und im Alter von 16 in die Kaserne Morgeria’s gesteckt wurde.
Eleyna hatte bis dahin schon unzählige Kämpfe geführt und multiple Verletzungen regeneriert. Sie absolvierte die Ausbildung mit stoischer Art, nur um sich am Ende einen Auftrag in Sarma verdient zu haben. Wie sich aber herausstellte, war dieser Auftrag lediglich dazu gedacht, sie fortzuschaffen, damit ihre Mutter Arvid produzieren konnte. Eine neuerliche Kreuzung aus Dunkelelf und Eiself. Die menschliche Mischung enttäuschte. In Sarma aber lernte sie ihre erste Liebe kennen. Bis er sie hinterging und sie verriet. Eleyna musste Monate in einem Loch ausharren, sich Folter und Entzug stellen, bis sie zurückkehrte. Ihr Körper zeugte heute noch von der Tortur in Form von vielen Narben auf ihrem Rücken. Einige davon so groß, da sie von glühenden Schürhaken stammten. Aber sie kehrte nach Hause zurück.

Andunie war ihre Heimat und hier erfuhr sie dann, Jahrzehnte später, dass der Brand kein Unfall gewesen war. Jener Brand, der ihr Leben vernichtete. Sie erfuhr, dass ihre eigene Mutter dahintersteckte und ihren Vater auf kaltblütige Art und Weise getötet hatte. Eleyna heuerte in Pelgar an, ließ sich durch die Mangel drehen, damit man sie als Doppelspionin akzeptierte. Auch hier wehrte sie sich gegen Misstrauen und Inakzeptanz. Sie lernte Arrond kennen, ihren Verbindungsagenten zu den Menschen. Sie lernten einander blind zu vertrauen und dann… kam der Überfall auf Pelgar und andere Städte. Eleyna suchte nach Arrond und fand ihn schließlich mit Hilfe von Laogh in Santros. Sie wähnte sich bereits am Ziel, hoffte endlich Ruhe finden zu können. Doch die Finte, dass Arrond sie verstieß, zog ihr erneut den Boden unter den Füßen weg. Eleyna war so oft am Boden gewesen, dass sie kaum noch aufstehen wollte. Aber sie stand. Und… sie lachte leise, bei den Worten des Ochsen. Sie verlor ihren Humor nicht. Ihr Mitgefühl nicht. Eleyna stand immer wieder auf und … ging weiter. “Ach, du hast ja keine Ahnung! Da weiß ich endlich die Zahl meiner Kälber, dreh‘ mich nur kurz mal um und was ist? Sind das auf einmal zwei mehr oder weniger oder drei fehlen und eins ist plötzlich dazu gekommen. Da pack‘ mich einer doch an den Hörnern und das, obwohl das Gras hier nicht hoch genug wächst, um sich drin zu verstecken!“ Eleyna hob die Augenbrauen und verdrängte für einen Moment die Schmerzen, die sie quälten. „Das kann durchaus verwirrend sein, versteh ich!“, witzelte sie und warf Fiórge noch mal einen funkelnden Seitenblick zu. Allerdings warf er ihr nur Besorgnis entgegen und Eleyna wich seinem Blick wieder aus.
Es dauerte nicht lange, da nahm das Schicksal erneut seinen Lauf. Die Rinder wurden auf eine Ungereimtheit aufmerksam und hielten den Zug an, sodass sich Elwyna plötzlich konfrontiert sah. Bissig und in die Enge getrieben, versuchte sie alle von sich wegzustoßen. Doch niemand leistete ihr Gehorsam. „Nicht so schnell! Wo ist die Wunde? Raus damit, damit das aufhört und nicht weiter die Luft verpestet!" Sie schnaubte. „Geh mir aus dem Weg!“, verlangte sie und Fiórge hielt das Rind auf. Eleyna tigerte ein wenig, bevor sie dem Mischling einen kurzen Blick zuwarf. Er schien instinktiv zu wissen, was sie gerade brauchte. Aber sie konnte sich damit nicht auseinandersetzen, denn die Schmerzen wurden heftiger. Sie ging wieder los, während Fiórge ihren Namen rief. Sie ging noch zwei Schritte, musste dann aber innehalten. Ihr Körper sagte ihr jedes Mal, wann genug war. Anders hielt er sie nicht auf und Eleyna wandte sich um. Sie ließ Fiórge nicht aus den Augen, als sich ihr die Erkenntnis aufdrängen wollte, was ihr Zustand zu bedeuten hatte. Doch dann… sank sie ohne weitere Vorwarnung in sich zusammen. Für einen Sekundenbruchteil glaubte sie noch, dass sie im immer währenden Fall war, doch dann flatterten ihre Lider und blickten trübe in das Grau seiner ungewöhnlichen Augen. Bis sie schließlich in die Dunkelheit sank. Alles weitere passierte ohne ihr zutun. Sie sah nicht, wie viel Blut sich bereits in ihrer Kleidung gesammelt hatte. Sie wusste nicht, dass der Mischling ebenfalls stur sein konnte und sie den ganzen Weg trug. Nur am Rande bekam sie winzige Nuancen mit.
Ein Geruch, der ihr in der Nase kitzelte. Ein Geräusch, diffus und unerkennbar für sie. Eine Bewegung, ein Druck von schlanken Fingern auf ihrem Körper. Eleyna wachte nicht auf, aber irgendwo kratzte die Gegenwart an ihrem Bewusstsein. Wie lange sie liefen, wie schnell oder langsam, wie schlecht oder gut es um sie bestellt war… sie wusste es nicht. Sie roch nur diesen einen bestimmten Geruch, der sie ständig umschwirrte und ihr ein seltsames Gefühl von Ruhe schenkte. Sie kannte die Note, auch wenn sie ihn bisher nicht bewusst wahrgenommen hatte. Dennoch blieb Eleyna bewusstlos und schaffte den Weg nicht zurück. Sie hing schlapp im Arm des Mischlings und rührte sich nicht. Ihre etwas zu weite Lederhose hatte sich inzwischen vollgesogen während die Farbe aus dem nussbraunen Gesicht gewichen war. Das schwarze Haar bedeckte ihre geschundene Gesichtshälfte und der leicht geöffnete Mantel gab den Blick auf die eher zweckmäßige Kleidung aus Estria frei. Sie war ihr zu groß und verbarg das kleine Bäuchlein und die ansonsten schmale Figur. Ein wenig gab der wärmende Kasack den Blick auf ihre Haut am Bauch frei und förderte einige Narben zutage. Ansonsten aber blieb sie reglos und ohne Kenntnis, was mit ihr geschah.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 25. Januar 2024, 20:28

Während die Halbelfe zeigte, dass ihr menschlicher Teil ihr gelehrt hatte, dass Humor und Geselligkeit ihr helfen konnten, selbst über das gesunde Maß hinaus, da hielt sich ihr Begleiter zurück. Ihn störte diese neue Gesellschaft und das drückte er mit seiner Haltung auch durchaus aus. Die Frage war jedoch, ob die Minotauren intelligent genug waren, um das zu begreifen. Im Moment zeigte der Chef nämlich eine ziemliche Beschränktheit, was abstraktere Dinge wie Zählen und Rechnen betraf.
Ob er wohl nur dank seiner Kraft zum Anführer dieser Truppe bestimmt worden war? Oder welche sonstigen Qualitäten könnten ihn auszeichnen? Vielleicht sein Alter? Woran könnte man das an Wesen wie diesen erkennen? Graue Strähnen zumindest ließen sich auf Anhieb trotz Sonnenlicht, das nur noch wenig diffus wirkte, nicht entdecken.
Doch sonderlich viel Interesse an der Betrachtung des Chefs würde es wohl kaum geben. Denn inzwischen hatte sich Eleynas Zustand verschlechtert, soweit, dass es nicht nur der Mischlingself bemerkte, sondern auch ihre neue Begleitung. Die Nasen dieser Rindviecher war offenbar weitaus feiner als die der Spione, ähnlich vergleichbar wohl wie der Unterschied zwischen menschlichem und elfischem Gehör. Während sie also noch ihre Probleme zu ignorieren versuchte und Unterstützung wegbiss, da verriet eines der Wesen mehr von dem Ausmaß der Katastrophe.
Blut, es floss Blut und das in nicht geringem Maße. Dieser Umstand machte die anderen, vor allem die Jüngeren nervös und unruhig, weil es nur zu leicht zu Schwierigkeiten führen würde. Bei dem Chef hingegen ging eine Wandlung vor, er zeigte sein drittes und wohl auch souveränstes Gesicht, als er nach Aufklärung forderte und dabei sehr direkt wurde, um klare Antworten zu kriegen. Vorbei war es mit der feixenden Überheblichkeit des Anfangs und der Tölpelhaftigkeit bei den Rechenaufgaben. Er war der Anführer, er musste sich um das Wohl aller seiner Leute kümmern und er hatte darin obendrein Erfahrung, was erst recht davon zeugte, dass er aus mehr als nur Muskelbergen bestand.
Auch besaß er ein gewisses Maß an Mut und konnte stoisch stehen bleiben, egal, wie sehr die Halbelfe nach ihm verbal schnappte. Es beeindruckte ihn wenig, denn er verlangte weiterhin die Wahrheit zu erfahren. Dass er dabei einen drohenden Unterton bekam, war auf die Dringlichkeit zur Klärung zurück zu führen. Angreifen würde er die verletzte Frau nicht, auch wenn es so wirken mochte, dass Skýler sich dazu bemüßigt fühlte, seinerseits eine stumme Drohung auszusenden.
Der Chef ignorierte es weitgehend, weil er sich ausschließlich auf die Verletzte konzentrierte, die ebenfalls für sich selbst einstehen wollte. Zumindest solange, wie sie es konnte.
Als er auf sie zutrat, weil sie einfach keine Antworten gab, wollte er selbst nachsehen unter ihrem dicken Mantel, ihr jedoch nicht wehtun. Trotzdem unterband der Mischlingself das mit einem ausgestreckten Arm und einer unmissverständlichen Forderung. Gefolgt von ihren Worten, ehe sie sich erneut in Bewegung setzte, weil die Unruhe immer größer und die Angst zu stark wurde.
Der Minotaurus schnaubte abfällig und seine dunklen Augen fixierten den Spion. "Dann sorg' du doch dafür, dass sie kein Leuchtsignal für Räuber mehr ist!", fuhr er ihn an und seine Ohren zuckten leicht.
Kurz warf er einen Blick auf seine Leute und konnte zufrieden feststellen, dass die Älteren unter ihnen ruhig genug blieben, um die Umgebung aufmerksam im Auge zu behalten. Wie gut, dass der Nebel sich verzogen hatte, das würde die Gefahr eines Anschleichers verringern!
Indes verhielt Eleyna ihren Schritt, ihr Körper fing an, ihrer Sturheit den Dienst zu erweisen. Es ließ sich nicht länger leugnen, sie war am Ende ihrer Kräfte, sowohl psychisch wie physisch. Ihre Sinne schwanden und es war Skýlers Reaktionsfähigkeit zu verdanken, dass sie nicht hart auf den Boden knallte. Schon wandte er weitere gelernte Handgriffe an, indem er damit begann, nach der blutenden Wunde zu suchen.
Auch der Chef trat an ihn heran und stellte seine Frage, nicht mehr so verlangend und forsch, sondern mit einem weiteren Zug, der ihn sympathisch hätte machen können: Mitgefühl und Sorge. Er wirkte dabei nicht so, als wäre das nur vorgegaukelt. Während er sich darauf verlassen konnte, dass seine Männer die Umgebung im Blick behielten, widmete er sich ganz den beiden Spionen.
Der Mischlingself hatte bislang keine Verletzung finden können, so machte er sich an ihrem Mantel zu schaffen. Als er diesen öffnete und das ganze Ausmaß des Blutes sichtbar wurde, stieß der Minotaurus neben ihm keuchend einen deftigen Fluch in einer anderen Sprache aus. Ob Skýler Nogret verstehen würde? Wenn ja, würden vermutlich auch ihm im übertragenen Sinne die Ohren schlackern bei dieser Wortwahl. Wenn nicht... würde allein der Tonfall unmissverständlich klar machen, dass es kein Ausdruck der Freude gewesen war.
Schon folgten die nächsten Fragen, doch der Mischling hörte sie kaum. Stattdessen machten seine tastenden Finger eine Entdeckung, die ihn irritierte. Ihr Bauch... er fühlte sich rundlicher an, als ihre Figur hätte vermuten lassen. Auch war er fester als sonst, was nicht an den Muskeln unter der Haut lag. Allerdings war er nicht ganz so, wie er in jenem Zustand, an den Skýler dachte, hätte sein sollen. Da er jedoch nicht wusste, wie weit sie schon hätte sein sollen, und welche anderen körperlichen Anzeichen es mitunter zu diesem Zeitpunkt bereits gab, konnte er sich auch nicht darüber wundern, dass die Wölbung noch so klein war oder dass sie bislang keine Bewegungen hatte spüren können.
Jetzt aber war da diese Menge an Blut, die deutlich machte, dass so oder so etwas nicht in Ordnung war mit ihr. Die verlorene Menge des Lebenssaftes war schon besorgniserregend, doch je länger sie hier warteten, desto mehr und schlimmer würde es vermutlich noch werden. Das half ihm, sich zusammen zu reißen und den Mantel wieder zu schließen, um mit ihr auf dem Arm auf die Beine zu kommen.
Auch der Minotaurus wollte nicht länger hier bleiben und gab bei dieser Gelegenheit sowohl eine neue Information preis als auch ein ehrliches gemeintes Angebot. Er würde Eleyna nichts tun, sondern tatkräftig unterstützen, um den Weg so schnell wie möglich zu bewältigen und ihr helfen zu können. In ihrem Sinne ebenso wie im eigenen.
So schritt er kräftig aus und nötigte damit alle in seinem Umfeld, sich seinem Tempo anzupassen. Für die Minotauren kein Problem, das Ren hingegen war weniger begeistert, musste aber am Zügel folgen. Und wie sah es mit Skýler aus? Wie lange würde er mit dem Gewicht der Bewusstlosen auf dem Arm mithalten können? Oder würde er auch genauso verbissen weiter machen, bis er ebenfalls zusammen klappte?
Erst einmal schwiegen sie und auch der Chef verlangte vorerst keine Antwort auf seine letzte Frage von vorhin. Wahrscheinlich ging er ebenfalls die Möglichkeiten durch, wen er im Lager hätte, der helfen könnte, und ob dessen Wissen reichen würde. Bis der Spion schräg hinter ihm zu murmeln begann.
Leise schnaubte der Minotaurus und gab ihm die Gelegenheit, zu ihm aufzuschließen und an seiner Seite direkt weitergehen zu können. Das würde das Reden erleichtern. Doch bevor er das Wort ergreifen konnte, war es der Mischlingself selbst, der ihm zuvor kam. Erneut schnaubte der Chef und nickte knapp. "Meine Kuh weiß viel. Vielleicht kann auch Jemand helfen. Sonst schicken wir nach Hilfe.", erklärte er ruhig und davon überzeugt, dass diese zeitliche Verzögerung zur Not auch verkraftbar wäre.
Allerdings war er jetzt auch soweit, den Faden von vorhin aufzugreifen. "Was hat euch angegriffen? Warum sind die Zwei so verletzt?" Denn natürlich war ihm auch der geschiente Arm des bewusstlosen Jungen aufgefallen. Und dieses Mal würde er sich nicht mit Schweigen abspeisen lassen, schließlich ging es darum, mögliche Raubtiere abzuwehren, die er für diese Verletzungen verantwortlich machte.
Schon sah er sich um, als erwarte er, dass die Gefahr sich gleich zeigen würde. Dies war zum Glück nicht der Fall und so stapften sie schnellstmöglich weiter.

Tatsächlich brauchten sie nur wenig mehr als zwei Stunden. Räuber ließen sich keine blicken, bis auf einmal. Da löste sich jener Minotaurus, der das Blut als erstes gewittert hatte, aus der Formation und stieß erst später wieder dazu. Erklärungen gab er keine ab, nickte seinem Anführer lediglich zu, der auch so verstand.
Nach einiger Zeit hatte sich am Horizont etwas verändert, waren die Dunsthügel nicht mehr so völlig gleich, sondern zeugten von Erhebungen und weiteren Bewohnern. Tatsächlich gab es drei Gehege mit Vieh, das friedlich in den abgesteckten Bereichen vor sich hin graste.
Diesen kamen sie immer näher und konnten allmählich auch ein gewisses Gewusel dazwischen ausmachen und weitere Erhebungen weiter hinten, die sich als Zelte entpuppen würden. Rauch stieg keiner auf, im Moment war es hell und warm genug, um kein Feuer zu benötigen und so wurde nur die Glut geschützt, um am späteren Nachmittag ein neues entfachen zu können.
Endlich waren sie nahe genug, dass der Chef schneller ausschritt, ohne, dass die anderen ihr Tempo ebenfalls steigerten. "Kuh!", röhrte er, so, wie andere nach ihrem Weib rufen würden.
Ein paar kleinere Minotauren kamen lachend zu ihm gestürzt und plapperten aufgeregt los, aber er schob sie nur rasch beiseite und ignorierte sie so weit wie möglich. Stattdessen rief er erneut nach seiner Frau, die schließlich aus einem Zelt heraus trat und sich die Hände abwischte.
Während Skýler und der Rest der Truppe näher kam, bestaunt und begafft von den Kälbern auf zwei Beinen, sprach der Chef rasch auf die weibliche Minotaur ein und gestikulierte dabei hektisch. Sein Gegenüber wirkte skeptisch und versuchte offenbar, den Worten einen Sinn zu geben, den sie in dem Durcheinander wohl erst suchen musste. Schließlich aber entdeckte auch sie die Bewusstlosen, seufzte hörbar und deutete ein Kopfschütteln an.
"Bring sie in mein Zelt.", wies sie ihren Stiergatten an, drehte sich bereits um und rief ihrerseits nach heißem Wasser sowie sauberen Tüchern. Einige weitere weibliche Wesen stoben davon und würden sich beeilen, das Gewünschte zu liefern.
Indes zeigte der Chef dem Spion den Weg zu jenem Zelt, das am nächsten zur bedeckten Feuerstelle stand und auch etwas größer als der Rest wirkte. Sobald sie eintraten, wäre das Licht gedämpfter und die Luft wärmer, ohne stickig zu sein, als wäre erst vor kurzem gelüftet worden.
Es gab einen hinteren Bereich mit einer Schlafstatt, vor den ein Tuch gezogen werden konnte für etwas Abgeschiedenheit. Davor war eine freie Fläche, mit einem Rinderfell ausgelegt, und flankiert von wenigen Gegenständen, die auf die Möglichkeit für Handwerk sprachen.
Ob Skýler derzeit einen Blick dafür hatte oder lediglich das Lager anstrebte, um seine Last abzulegen? Hatte er sie zwischendurch eigentlich dem Minotauren übergeben müssen oder hatte er den gesamten Weg geschafft? Jedenfalls trug er sie im Moment und so kam es ihm zu, sie hinzulegen. Hinter ihm folgte der andere Minotaurus und bugsierte den ebenfalls noch immer bewusstlosen Arvid neben seine Schwester.
Der Chef indes hatte ein zusätzliches Fell geholt, um es unter die Halbelfe zu legen, damit diese nicht alles vollblutete. Schon kam die Kuh herein und scheuchte die beiden männlichen Exemplare hinaus. Lediglich den Mischlingself duldete sie noch lange genug, um ihn den Mantel Eleynas aufmachen zu lassen.
Sobald sie jedoch sah, wo sich das Blut zeigte, das für ihre empfindliche Nase das Zelt penetrant ausfüllte, hieß es auch für ihn klipp und klar:"Raus!" Und das in einem Tonfall, der ihm bedeutete, dass sie keine Abstriche dabei machen würde. "Frauensache, also raus!", ließ sie sich zu einer weiteren Äußerung herab, um ihren Willen noch zu unterstreichen, und verschränkte dabei die Arme vor der mächtigen Brust, die eine Mischung aus weiblichen Rundungen und Muskeln war. Sie würde keine Untersuchung vornehmen, solange dieser Mann im Zelt wäre.
Es würde ihm kaum etwas anderes übrig bleiben, als zu gehorchen und an die frische Luft zu treten, während zwei Helferinnen mit Tüchern und dampfendem Wasser herein kamen und alles routiniert bereit stellten.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 27. Januar 2024, 00:50

Eleynas plötzlicher Zusammenbruch war für den Mischling dann doch überraschend gekommen. Ihr stures Leugnen der eigenen Gesundheit hatte es ihm verwehrt ihren Zustand richtig einzuschätzen. Von daher konnte man schon behaupten, dass sie ihm einen Schreck einjagte, als ihre Füße unter ihrem Gewicht nachgaben und er sie gerade noch so vor einem harten Sturz bewahren konnte.
Dem Anführer der Minotauren war weit mehr Sorge und Mitgefühl anzumerken, als dem Spion, der sich für seine Verhältnisse lediglich etwas gehetzter, auf die Suche nach der ‚Wunde‘ begab. Gerade funktionierte er nur, denn auch wenn man es ihm nicht ansah, raubte ihm Eleynas Zustand doch seine stoische Ruhe. Einfach, weil er wusste, dass er ihr in diesem Fall kaum helfen konnte.
Die Menge des Blutes und vor allem die Stelle schockierte ihn und ließ ihn befangen zurück. Seine Gedanken rasten und aus Gewohnheit kombinierte er alle kleinen Hinweise, mit dem Ergebnis, dass die Befürchtung aufkam, dass sie schwanger sein könnte.
Was würde das für seinen Auftrag bedeuten? Und was für ihn?

Skýler betrachtete Eleyna nicht mit den Augen eines potenziell interessierten Liebhabers. Das Vögelchen war nüchtern betrachtet seine Zielperson und seine persönlichen Interessen waren ganz anderer Natur. Dennoch … löste ihr Zustand etwas in ihm aus. Auch ihr eventueller Umstand, der die eine Seite in ihm ansprach, die er sich, vermutlich dank seiner Mutter, bewahrt hatte: Eine gewisse Nachsicht und der Respekt gegenüber Frauen.
Es war eine Eigenart des Spions, die er nie hatte ablegen können. Was nicht hieß, dass er sich allen Frauen gegenüber gleich verhielt – das hatte alleine sein Auftreten bei der Schneidergehilfin und Merle bewiesen. Doch grundsätzlich würde er ihnen von sich aus, nie wirkliches Leid antun – natürlich abhängig je nach Situation.
Skýlers Mutter war die einzige Person in seinem Leben, die er je geliebt hatte. Und im Nachhinein betrachtet schätzte er sie umso mehr für das, was sie für ihn getan und aufgegeben hatte. Trotz dem, was ihr angetan worden war, hatte sie ihm mehr Liebe geschenkt, als er seines Erachtens nach verdient hatte oder wert gewesen wäre.
Es war nicht so, dass Skýler in Eleyna seine Mutter wiedererkannte. Aber irgendwas an ihr sprach in diesem Moment den Respekt an, den er vor ihrer Stärke hatte. Sie hatte sich, trotz ihres kränklichen Zustands und mit Sicherheit erlittenen körperlichen und seelischen Scherzen, nie beschwert und stets weitergemacht. Sie hatte nie aufgehört ihn Skýler zu lieben!
Was die Halbelfe betraf kannte er weder Details noch genaue Umstände. Er wusste quasi nichts über sie. Aber das war völlig belanglos, denn in diesem Moment zählte nur, dass sie Hilfe bekommen musste – kundige Hilfe!
Das Blut löste in der Menge der Rinder Entsetzen und Unruhe aus. Den Fluch auf Nogret verstand Skýler nicht, doch konnte er sich trotzdem denken, in welche Richtung die Worte gewählt worden war. Allerdings kümmerte es ihn kaum. Sein Fokus lag vollständig bei Eleyna, die er nun auf die Arme hob und im Geleit der Minotauren, so schnell es ging zum Dorf trug.

Der Weg war glücklicherweise nicht der Beschwerlichste und sie die Herde bot einen Schutz vor andersartige Angreifern. Dennoch zehrte die Strecke natürlich an seinen Kräften. Er war es nicht gewohnt jemanden über Stunden zu tragen. Er war körperlich zwar keineswegs schwach, doch war er auch kein Muskelprotz, dem das alles nichts ausmachen würde.
Dennoch bewies er Durchhaltevermögen und eine Sturheit, die der Ihren gleichkam, denn obwohl seine Armmuskeln brannten, hatte er sie nicht einmal abgesetzt, oder aus seinen Armen gelassen. Der Schmerz war im Vergleich zu bereits erlebten nichts und kein Wort der Klage schlüpfte über seine Lippen.
Mit der Zeit gewann Skýler ein gewisses Maß an Vertrauen, was die Hybriden-Art anging. Diese Wesen mochten ein Ärgernis sein, doch halfen sie und machten auf den Mischling nicht den Eindruck, dass sie dem Vögelchen etwas antun wollten. Im Gegenteil – sie wirkten ehrlich besorgt. Er wiederum machte sich Sorgen, ob sie an dem Ort, den sie ansteuerten, fachkundige und versierte Hilfe für Eleyna finden würden. Denn für ihn ging es nicht alleine darum das Überleben der Zielperson sicherzustellen – sie war ihm sympathisch genug, dass er ihr helfen wollte!
Auf sein Nachfragen, ob es eine geeignete Hilfe für Eleyna geben würde, antwortete der Chef mit einigermaßen beruhigender Zuversicht in der Stimme:
„Meine Kuh weiß viel. Vielleicht kann auch Jemand helfen. Sonst schicken wir nach Hilfe.“ Schon wieder die Erwähnung dieses Jemands!
Ský korrigierte die Trageposition und achtete darauf, dass ihr Kopf nicht unangenehm in den Nacken fiel, sondern den Umständen entsprechend bequem, an seinem Oberkörper lehnte. Dadurch konnte sie unterbewusst seinen ganz eigenen Körpergeruch wahrnehmen, der glücklicherweise von Natur aus nicht aufdringlich oder stark war. Sein Geruch entsprach natürlich nicht exakt dem Duft einer Pflanze, eines Gewürzes oder Holzes. Daher war er vermutlich auch im wachen Zustand nicht einfach zu beschreiben, oder zu vergleichen. Dennoch konnte man einige Nuancen erkennen: Skýlers Eigenduft war überraschend klar und doch angenehm entspannend, wie eine Mischung aus fein-herben Kräutern, die jedoch nicht zu aufdringlich war. Er war dezent und vermutlich nur auf die Nähe wirklich wahrzunehmen, wie der in der Luft hängende Geruch nach einem Regenschauer.
Dass Eleyna diesen unterbewusst wahrnahm, ging ihm natürlich nicht durch den Kopf. Solche Gedanken fielen ihm nicht ein, erst recht nicht, ob und welche Wirkung dieser auf sie hätte.
Sein ernster Blick betrachtete ihr Gesicht, dem man noch immer Spuren der Strapazen der letzten Zeit ansehen konnte. Was auch dem Anführer auffiel, denn er forderte nach Antworten:
„Was hat euch angegriffen? Warum sind die Zwei so verletzt?“ Da Skýler selbst die vollständige Antwort nicht kannte und sich allgemein nicht dazu verpflichtet fühlte zu antworten, schwieg er vorerst. Wenigstens konnte er den Zustand Arvids erklären, doch ging dieser die Minotauren überhaupt etwas an?
„Schlittenunfall…!“, antwortete der Mischlingself nach einer ganzen Weile knapp und bewies dann doch, dass er sie nicht vollends ignorierte. Dass sie einander alle selbst nicht gut und lange kannten, erzählte er wiederum nicht!

Nach über zwei Stunden kamen sie endlich am Ziel an. Das ‚Dorf‘ war mehr eine Zeltstadt, die dadurch offenbar mobil gehalten wurde. Ob die Minotauren wanderten, war ihm tatsächlich nie als Frage in den Kopf geschossen.
Aufmerksam sah er sich um und ignorierte die gaffenden und erstaunten Blicke der anderen Bewohner, oder Kälber, genauso wie den Schmerz in seinen Armen.
Er hatte eigentlich auf eine Art Dorf gehofft, das besser ausgestattet wäre. Doch diese Hoffnung war nun zerstört. Unbewusst drückte er Eleyna etwas näher an sich, achtete aber immer noch darauf, ihr nicht zusätzlich wehzutun. Was war das alles nur für eine verquere Situation?
„Kuh!“, röhrte das Oberrind und rief so seine Frau herbei, die aus einem der Zelte trat. Ein ungerechtfertigtes Misstrauen stieg in dem Elf auf, das er gar nicht kontrollieren konnte. Dadurch, dass er selbst nicht wusste, wie man Eleyna helfen könnte – was sie brauchen würde – war er besorgt eine Fehlentscheidung getroffen zu haben, den Minotauren zu folgen. Angespannt biss er die Zähne aufeinander, so dass ein leichtes Knirschen zu hören war.
Kennst sich diese Kuh überhaupt mit dem Körper einer Frau, wie Eleynas aus?, fragte er sich gedanklich, während der Blick der Minotraurus-Frau nun sie beide traf. Ihm war bewusst, dass die Minotaurus-Dame den Körper einer Frau besaß, zumindest gewisse Teilen, doch wollte sich nicht die Zuversicht einstellen, die ihn beruhigt hätte.

„Bring sie in mein Zelt.“, wies sie ihren Stiergatten an und warf dann schon mit Anweisungen um sich, denen augenblicklich Folge geleistet wurde. Ský bemerkte den Wink des Anführers und folgte ihm widerwillig, doch für Eleyna raschen Schrittes. Momentan hatte er keine bessere Alternative!
Im Zelt merkte er erst das Ausmaß seiner Voreingenommenheit, denn anders, als erwartet fiel ihm zuerst die frische Luft auf. Doch für ein schlechtes Gewissen hatte er gerade weder die Zeit noch den Kopf, obwohl er normalerweise nicht so arroganz war, wie er vielleicht derzeit wirken mochte.
Er legte Eleyna vorsichtig auf die Schlafstätte und strich ihr ein paar, ins Gesicht gefallene Strähnen zur Seite. Noch immer sprach sein Blick nicht von großer Sorge – doch sah man ihm eine gewisse Anspannung an. Für die Ausstattung oder Einrichtung bewies der, sonst so aufmerksame Spion, derzeit kein Gespür. Seine Lage war auch für ihn außergewöhnlich.
Er spürte ein sachtes Zittern in seinen Armen, in deren Muskeln sich ein warmes und unangenehm-prickelndes Gefühl ausbreitete, da er nun kein Gewicht mehr tragen musste. Beides ignorierte er wieder einmal.
„Eleyna…!“, sprach er sie ruhig und doch bestimmt an, während er sich zu ihr vorbeugte und ihr eine Hand auf die Wange legte.
Er versuchte eine Reaktion zu erreichen, doch vermutlich war dies vergebene Mühe. Jemand betrat das Zelt und er wandte den Blick, nur um zu sehen, wie Arvid neben seine Schwester gelegt wurde. Kurzzeitig verengten sich seine Augen, doch er sagte nichts. Auch gestattete er dem Chef ein Fell unter die Halbelfe zu legen, allerdings war er es wieder, der sie dafür kurz anhob.
„Könnt ihr ihr helfen?“, forderte nun der Mischling zu wissen, während er begann sich etwas unruhig umzusehen. Offenbar registrierte er nun unterbewusst doch seine Umgebung und sammelte, wie sonst ein paar Informationen.
Vom Chef erhielt er vermutlich keine konkrete Antwort, doch dann betrat endlich die Kuh das Zelt und rümpfte ihre Nase. Diese Mischwesen schienen einen äußerst feinen Geruchssinn zu haben.
Der Mischling richtete sich auf und blickte der ‚Hausherrin‘ entgegen. Doch bevor er etwas sagen oder anderweitig tun konnte wurde er klar und deutlich hinausbefehligt.
„Raus! Frauensache, also raus!“, forderte sie und Skýler konnte buchstäblich spüren, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Sein Widerwille wuchs und sein Blick verengte sich drohend.
„Könnt ihr ihr überhaupt helfen?“, fragte er erneut und würde nicht gehen, bis er eine Antwort hatte. Doch selbst dann schien er nicht wirklich bereitwillig das Feld räumen zu wollen. Er sah immer wieder zu Eleyna, die er eigentlich nicht alleine lassen wollte. Doch diese blöde Kuh machte ziemlich deutlich, dass sie die Halbelfe in seiner Gegenwart nicht anrühren würde.
„…wehe ihr…!“, begann er eine Drohung auszusprechen, ehe er sich selbst unterbrach und zur Ordnung rief. Bei den Göttern, an die er nicht glauben wollte – er verlor gerade wirklich seine Ruhe!
„Helft ihr…!“, korrigierte er sich angespannt und ging noch einmal zu Eleyna, die vermutlich von allem nichts mitbekam. Er berührte kurz ihre Hand und erkannte dann selbst, dass er die Untersuchung nicht weiter hinauszögern durfte. Sie war viel zu kalt!
„Ich warte draußen und bleibe in der Nähe!“, versprach er und wandte sich dann um. Er verließ das Zelt und stellte sich direkt neben den Eingang. Sein Blick war finster – finsterer als beabsichtigt oder gar bewusst registriert.
Sie wird es schaffen…! Dieses sturen Frauenzimmer wird nicht sterben!, redete er sich gedanklich selbst gut zu, doch halfen die Worte nicht dabei, seine innerliche Unruhe abzuschütteln. Tatsächlich bemerkte der Spion erst nach einer ganzen Weile, dass er kaum richtig Luft holte, was er dann bedacht nachholte, wodurch seine Lungen begannen zu brennen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und begann zu lauschen. Er wollte nichts überhören, denn dies war gerade der einzige Sinn, mit dem er versuchen konnte etwas von den Geschehnissen innerhalb des Zeltes mitzubekommen. Ob er sich gerade von jemand anderen ablenken oder ansprechen lassen würde, war fraglich. Seine gesamte Aura sprach davon, dass man ihm besser nicht nahe kommen sollte.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Januar 2024, 13:19

Ob die Spionin selbst mit ihrem Zusammenbruch gerechnet hatte? Wohl eher nicht. Zwar hatte sie gespürt, dass etwas im Argen lag, aber dessen Ausmaß naturgemäß nicht. Doch während sie einfach ohnmächtig wurde und in sich zusammen fiel, da fing Skýler sie nicht einfach nur auf. Nein, er hob sie sogar hoch und suchte nach der Ursache des Übels.
Sorge, tatsächliche Sorge keimte in ihm auf und spiegelte sich in dem Verhalten des Chefs wider, der mehr wissen und ebenfalls helfen wollte. Inwieweit er sich mit Heilkunde auskannte? Nun ja, einen Arm zu schienen, wie es bei Arvid notwendig gewesen war, und ähnliches hätte er noch zustande gebracht. So etwas musste auf Erkundungstrips immer wieder erledigt werden.
Wirklich heilen hingegen und erst recht bei Frauenleiden konnte er nicht. Dafür hatte er seine Kuh, die sich in der Gruppe darum kümmerte. Und wenn sie überfragt war, gab es noch andere Möglichkeiten, nur kosteten die eben Zeit, mitunter viel Zeit, je nachdem, wo sich das Lager gerade befand. Denn die einzelnen Sippen der Minotauren waren allesamt Nomaden und blieben nie lange an ein und demselben Ort, damit das Vieh stets frisches Gras zum Fressen bekommen konnte.
Jetzt indes galt es erst einmal, so schnell und heil wie möglich im Lager anzukommen, zu dem sie sich in allgemeinem Konsens aufmachten. Zwar bot der Chef an, die Last des bewusstlosen Körpers zu übernehmen, wenn es notwendig wäre, aber da zeigte auch der Mischlingself seine ihm innewohnende Sturheit.
Obwohl sie leicht und zierlich war, beanspruchte das Gewicht mit der Zeit seine Arme in ungewohntem Ausmaße. Doch er ließ nicht locker, bis sich die Strecke über durch, um sie bei sich behalten zu können. Warum? Was war ihm an ihr derart wichtig, abgesehen von dem Umstand, dass sie die Zielperson sein könnte? Nun, der Weg war eintönig genug und dauerte auch ausreichend lange, um sich darüber Gedanken zu machen, wenn er denn wollte. Und wenn er sich nicht gerade mit dem Anführer des Trupps unterhielt, weil er Fragen hatte oder ihm im Gegenzug welche gestellt wurden.
Bei der knappen Erklärung wegen den Verletzungen schnaubte der Chef nur rindviehartig und machte damit ziemlich deutlich, was er davon hielt, nämlich gar nichts. Wobei das vermutlich daran lag, dass Schlitten alles andere als geeignete Gefährte in dieser hügeligen Gegend waren. Aber es erklärte die Anwesenheit des Rens, das missmutig und mitunter bockig mitmarschieren musste.
Ansonsten schwiegen sie alle hauptsächlich, um einerseits die Umgebung besser im Auge behalten zu können und andererseits, um ihre Kräfte zu sparen, den der schnelle Marsch ohnehin genügend beanspruchte.
Endlich kam das Lager in greifbare Nähe und das spornte den obersten Minotauren dazu an, schneller auszuschreiten und zu demonstrieren, wo viel Tempo er eigentlich hätte machen können. Aus Rücksicht jedoch auf die Träger und den Rest seiner Leute hatte er darauf verzichtet. Oder auch, um nicht zu schnell aus der Puste zu geraten.
Jedenfalls hatte er jetzt noch Atem, um laut nach seiner Kuh zu röhren, deren Wissen er brauchte. Dabei ignorierte er die Kälber, die sich um ihn drängten und um Aufmerksamkeit bettelten, was ihnen überhaupt nicht gefiel. Allerdings entdeckten sie auch die Fremden und das lenkte ihre Neugier gehörig um, sodass sie bald plappernd auf die übrigen Minotauren zuliefen und von ihnen Antworten erwarteten.
In der Zwischenzeit erschien die Kuh, musterte kurz das Geschehen und traf dann routiniert ihre Entscheidungen. In einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie weder Widerspruch, noch Trödelei dulden würde. Wie alt sie wohl sein mochte? Es war nicht von Bedeutung! Wichtig war nur, dass sie helfen könnte und wenn ja, wie weit.
So betrat der Spion mit seiner lebenden Last das große Zelt neben der Feuerstelle und konnte Eleyna endlich ablegen. Sein Körper würde es ihm nachher schmerzlich zu spüren geben, was er von dieser ungewohnten Aufgabe hielt.
Neben ihr wurde auch Arvid positioniert, nicht sonderlich sanft, aber auch nicht so, dass er neuerliche Verletzungen davon getragen hätte. Warum der Junge wohl so lange bewusstlos geblieben war und sich noch immer nicht rührte? War er allein vom Ren aus Überraschung gefallen oder hatten die Kerle nachgeholfen? Sichtbar in seinem Gesicht war zumindest nichts Neues, keine Beule oder blaues Auge, und von Blut konnte auch keine Rede sein, das hätten die Minotauren sonst schließlich gemerkt.
Erneut erschien der Chef und noch einmal musste Skýler seine müden Muskeln bemühen, damit das zusätzliche Fell untergelegt werden konnte. Aus welchen Gründen auch immer diese Maßnahme notwendig war.
Als der Bulle fertig war, richtete er sich auf und stand ein wenig unschlüssig herum, als wäre er hier fehl am Platze und wüsste nicht so wirklich, was er noch tun sollte, außer verschwinden. Bei der Frage des Mischlings zuckte er mit den Schultern. "Das wird dir meine Kuh sagen.", erwiderte er wenig hilfreich, denn er hatte bislang mit ihr noch nicht weiter gesprochen.
Dafür erschien sie nun und er wirkte fast etwas erleichtert, weil er sich endlich verdünnisieren konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Immerhin war sie lange genug an seiner Seite, dass er ihr absolut vertraute, vor allem ihren Fertigkeiten als Heilerin der Sippe. Sie war es, die Verletzungen kurierte im Lager, die bei Krankheiten Rat wusste und auch bei Geburten half. Nur selten hatte es Schlimmeres gegeben und dann hatte sie gewusst, wen sie fragen und um Unterstützung bitten musste. Er hielt sich da raus und kümmerte sich eben um die Männersachen, den Schutz vor äußeren Feinden, der Ordnung innerhalb der heranwachsenden Stiergruppe, um die Vertilgung des Essens und um das Entstehen neuen Nachwuchses.
Der Blick aus den braunen Augen der Kuh mit dem hellbraunen, von dunkleren Flecken verzierten Fell im Gesicht war ruhig und dennoch entschlossen. Sie erfasste schnell, wo es das Blut gab, und wusste, dass sie die fremde Frau würde ausziehen müssen. Wahrscheinlich, der Menge nach zu urteilen, stammte der Lebenssaft sogar aus dem Inneren des Körpers. Was bedeutete, dass sie keine Männer, bis auf den Bewusstlosen, in dem Zelt dulden würde.
Klar und deutlich sagte sie das auch ohne jegliche Scheu oder Furcht dem dunklen Mischling gegenüber. Seine Augen wurden schmal dabei und er fing an, Widerstand zu leisten, etwas, das sie weder hören wollte, noch akzeptieren würde. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und stand wie ein Fels in der Brandung, ohne auch nur den kleinsten Finger zu rühren. "Wenn Ihr noch lange rumsteht und Maulaffen feil haltet, wahrscheinlich nicht mehr.", konterte sie kühl.
Hinter ihr eilten inzwischen die jüngeren Kühe herein, um das Geforderte zu bringen und in Reichweite zu stellen. Dann blieben sie abwartend stehen, ob sie helfen oder gehen sollten. Sie waren weiblich, somit wurden sie nicht sofort zum Verschwinden aufgefordert.
Der Störfaktor hingegen war noch immer hier und ging sogar dazu über, eine Drohung zu beginnen. Hätte die Kuh ein menschliches Gesicht besessen, hätte sie jetzt ihre Augenbraue skeptisch angehoben. So blieb ihr lediglich, ihre Meinung zu dieser Reaktion in ihren Blick zu legen, der ihn zu fragen schien: Was dann? Ich muss mir die Hände auch nicht schmutzig machen! Die Frauen hinter ihr schnappten allerdings nach Luft, weil sie es nicht gewohnt waren, dass die Kuh dermaßen angegangen wurde.
Auch Skýler schien zu bemerken, dass er zu weit gegangen war und den falschen Weg gewählt hatte. Zwar wurde er nicht viel freundlicher, doch zumindest akzeptierte er endlich die Bedingung für die Hilfe. Seine verbale Korrektur entlockte ihr ein ebenso knappes Nicken. Dann wandte sie sich ab und erteilte leise weitere Anordnungen, während er die Zeit hatte, um sich zu verabschieden. Weder Eleyna, noch ihr Bruder bekamen davon etwas mit.
Schließlich gab er seine letzten Worte zum Besten. Erneut schnaubte sie, wenngleich weniger abfällig und ablehnend. Trotzdem blieb ihr Tonfall kühl, als sie erwiderte und dabei einen Rat für ihn hatte:"Tut das. Wenn Ihr hungrig seid, lasst Euch etwas zu essen geben." Damit jedoch machte sie eine wedelnde Handbewegung und scheuchte ihn endgültig hinaus.

So fand sich der Mischling also neben dem Zelteingang wieder und hatte erst einmal nichts anderes zu tun als zu warten. Und seine eigenen Gedanken zu wälzen. Drinnen konnte er nicht viel verstehen, denn gesprochen wurde kaum. Die Kuh und ihre Helferinnen waren routiniert und wenn, dann war das Gemurmel derart leise, dass er erst recht keine Worte erkennen konnte. Dafür hörte er immer wieder, wie Stoff in Wasser getaucht und ausgewrungen wurde.
Währenddessen hielten die erwachsenen Minotauren Abstand und gingen ihren üblichen Beschäftigungen nach, obwohl sie hin und wieder zu ihm hinüber schielten. Doch seine finstere Aura hielt sie von weiteren Kontaktaufnahmen ab. Selbst der Chef schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Eine Gruppe Kälber hingegen war nicht so einfach abzuschrecken, wahrscheinlich wegen ihres noch kindlichen Gemüts. Jedenfalls tuschelten sie zwei Zelte schräg rechts vor ihm und ihren Blicken nach zu urteilen eindeutig über ihn und seine Begleitung. Immer wieder wollten sie einen der ihren vor schicken, in seine Richtung schieben, aber keiner traute sich so recht.
Bis ein kleines Kalb, eines so um die 1,40m, mit sandfarbenem Fell und ohne Hörnern zu ihnen trat. Es war bei den anderen nicht gerade willkommen und sollte abgewimmelt werden, doch es war hartnäckig und stur genug, bis sie erfahren hatte, was hier los war. Anhand der Gesten und der Blicke war deutlich, dass es um den düsteren Mann bei dem Hauptzelt ging, zu dem sich keiner hinwagte. Ja, er hatte noch nicht einmal etwas zu trinken bekommen oder die Gelegenheit gehabt, nach einer Mahlzeit zu fragen!
Schließlich schnaubte das kleinste Kalb, der Kuh in diesem Laut nicht gerade unähnlich, und ging erhobenen Hauptes in seine Richtung. Hinter ihr entstand eine Mischung aus Feixen und Zurückhalten-wollen, aber es wurde ignoriert. Ebenso wie die finstere Ausstrahlung des Spions, als ihn große, braune Kuhaugen ansahen.
"Hallo!", begann die kindliche Stimme und das Kalb deutete hinter sich. "Diese Weicheier dahinten fragen sich, ob du nur besorgt bist oder uns alle umbringen willst.", plapperte es weiter und wirkte irgendwie... weiblich. Der menschliche Teil des Körpers war eindeutig noch ein Kind, sodass es schwierig war, Geschlechtsmerkmale auszumachen. Und trotzdem konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, es mit einem zwar kleinen, aber aufgeweckten Mädchen zu tun zu haben.
Eines, das jetzt zum Zelt hin nickte. "Keine Angst um deine Kuh, Mama weiß, was zu tun ist.", erklärte das Kalb mit einer Ernsthaftigkeit und Überzeugung, wie nur Kinder mit einem heilen Weltbild es tun konnten.
Ob Skýler darauf eingehen würde? Oder würde er sie zurück zu der anderen Gruppe schicken, deren Augen groß und rund auf sie beide gerichtet waren? Vielleicht hatte er sich auch schon weit genug beruhigt, um sich kurzfristig ablenken lassen zu wollen? Ob ihm die Gesellschaft dieses Kalbs dabei etwas nützen könnte?
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 27. Januar 2024, 15:51

Vor dem Zelt sah Skýler einfach nur vor sich und lauschte den wenigen Geräuschen, die er vom Inneren ausmachen konnte. Leider verstand er kaum etwas von dem, was gesprochen wurde, denn die Kühe sprachen leise und die Umgebungsgeräusche außerhalb des Zeltes verschluckten so gut, wie den Rest.
Das Angebot sich etwas zu Essen oder zu Trinken zu besorgen nahm er derzeit nicht in Anspruch. Er hing mit seinen Gedanken dem nach, was passiert war und versuchte alles zu ordnen.
Irgendwie ist alles anders gekommen, als geplant…, dachte er und ein kleiner Seufzer huschte über seine Lippen. Er löste kurzzeitig die verschränkten Arme und griff mit der Linken an seine verspannte Schulterpartie, die er begann zu kneten, während er den rechten Arm dabei in leichten Kreisen bewegte. Gleiches, tat er im Wechsel auf der anderen Seite.
Was sollte er nun tun? Das war wohl eine der größten Fragen, die er sich zu beantworten hatte. Sein Auftrag hätte ihn eigentlich nach Esteria führen sollen, doch ob er dort in der nächsten Zeit hingehen würde, blieb zu bezweifeln. Zwar war es nicht unüblich, dass unvorhergesehene Gegebenheiten die Anweisungen beeinflussten und abänderten, doch irgendwann würde er ein Lebenszeichen von sich hören lassen müssen. Besonders, weil sich Krazhian das letzte Mal äußerst übellaunig gezeigt hatte.
Bei der Erinnerung schnalzte er mit der Zunge. Der Dunkelelf hatte absolut kein Recht gehabt ihm all diese Szenen zu machen und anzudeuten, dass er ihm misstraute. Bisher hatte er sich stets loyal verhalten, doch seit er denken konnte, war er immer wieder auf die Probe gestellt worden. Und genau diese Kontrollen – das fehlende Vertrauen und die ständigen Erniedrigungen waren es schlussendlich, die den Mischling in genau die andere Richtung trieben. Bisher nur gedanklich… aber, wie weit war von diesem Punkt aus, der Schritt zum Betrug entfernt?
Dabei hätte Krazhian in Skýler wirklich einen treuen Untergebenen haben können. Hätte er aufgehört ihn nur als Werkzeug zu betrachten und würde er ihn in Momenten von Unstimmigkeiten nicht ständig daran erinnern und erniedrigen, würde es vielleicht anders aussehen. Die oberflächlichen Floskeln, dass er sich um sein Wohl sorgte, nach ihm sehen wollte, nur um zu reden … die Wortspiele, die eine familiäre Bindung andeuteten wie: mein Junge – dein alter Herr … das alles war eine reine Farce. Lügen, die sein altes, jüngeres Ich vielleicht noch in der Hoffnung abgekauft hatte, dass er es irgendwann mal so meinen würde. Doch mittlerweile war diese Zeit vorbei. Der Mischling hatte die Hoffnung aufgegeben und begann sich nach einem Leben zu sehnen, in dem er sein eigener Herr war, seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Doch über 100 Jahre Gewohnheiten abzulegen und sein Leben umzukrempeln, gar einen Verrat auszuüben war nicht einfach und erst recht nicht von heute auf morgen durchgeführt.
Sein Interesse an Eleyna bestand größtenteils an den Parallelen und ihren Motiven. Dass sie ihm sympathisch war, war dabei mehr ein unerfreuliches Extra. Es würde für ihn alles wesentlich einfacher machen, wenn er sie nervig oder langweilig finden würde – ähnlich, wie damals die Schneidergehilfin. Mit einfältigen und dummen Frauen, die sich von anderen abhängig machten konnte er nicht viel anfangen. Das hieß nicht mal, dass er es ihnen übelnehmen konnte, denn solche Frauenzimmer wuchsen häufig in einfachen Verhältnissen auf und bekamen wenig Gelegenheit sich ausreichend zu bilden, um nicht dem erstbesten Tratsch auf den Leim zu gehen oder zu verfallen.
Eleyna war genau die Sorte Frau, die er respektieren könnte. Dabei konnte er nicht behaupten jetzt schon viel über sie zu wissen. Ihr ganzes Auftreten bewies allerdings, dass sie die Welt realistisch betrachtete und wusste, wie das Spiel des Lebens funktionierte. Ihr war bewusst, dass Vertrauen ein Luxus war, den sich nicht jeder erlauben durfte, wenn man überleben wollte.
Sie kämpft für sich und ihr überleben…, dachte er und kam dennoch zu dem Schluss, dass sie in eine Sackgasse geraten war. Unabhängig von ihren Erlebnissen, über die er nicht Bescheid wusste, war sie drauf und dran einen großen Fehler zu begehen, indem sie ihn, für eine Weile, in ihrer Umgebung tolerierte. Denn sie ahnte nicht, wer er war und was er bedeuten könnte.
Es war selten, dass er vom Nachdenken Kopfschmerzen bekam, doch nun war es soweit. Seine Schläfen pochten und in seinem Kopf spürte er unangenehme Stiche, wie auch einen lästigen Augendruck. Er massierte sich die Nasenwurzel und rieb sich von dort links und rechts über die Augenbrauen, doch fand er dadurch keine Linderung.
Könnte sie wirklich schwanger sein? Wenn ja, von wem? Und war es… Skýler wollte sich einen sexuellen Übergriff nicht vorstellen. Er konnte nur hoffen, dass diese nutzlosen Götter ihr eine solche Erfahrung erspart hatten. So würde er nicht nur bei Eleyna denken – bei jeder Frau (im Grunde jedem Lebewesen) sah er dort eine Grenze, die man nicht überschreiten durfte.
Sein Blick wanderte seitlich zum Zelteingang. Ihr verzweifelter Blick huschte durch sein Gedächtnis und er fragte sich, ob es vielleicht doch anders gewesen war. Was wenn sie das Kind gewollt hatte – sollte sie überhaupt schwanger sein?
Seufzend fragte er sich, ob sich Eleyna überhaupt bewusst war, dass man ihr auf der Spur war? Er hatte viel zu wenig Informationen. Normalerweise interessierten sie ihn nicht unbedingt, doch dieses Mal war es etwas anders.
Ihr Zustand ließ ihn vermuten, dass sie schon vor dem Schlittenunfall einiges durchgemacht hatte. Auch hatte sie ein paar Andeutungen gemacht, die diesen Verdacht bestärkten. Konnte es also sein, dass auch andere von der Organisation auf sie angesetzt worden waren? War sie wirklich eine solche Gefahr für das Netz, dass sich der Aufwand lohnen würde?
Gerade würde er keine Antworten bekommen. Sie musste erst wieder zu sich kommen und dann … würde er abwarten müssen, wie es ihr gesundheitlich überhaupt ging.
Plötzlich schob sich in sein Blickfeld eines der Kälber, das wagemutig genug war, sich ihm und seiner finsteren Aura zu näher. Er hob den Blick leicht und betrachtete das Mischwesen aus Kinderkörper mit Kalbkopf.
„Hallo!“, begrüßte es Skýler, der sich noch immer keine wirkliche Reaktion abluchsen ließ. „Diese Weicheier dahinten fragen sich, ob du nur besorgt bist oder uns alle umbringen willst.“, plapperte es weiter und wirkte irgendwie... weiblich. Ein Mädchen? Im Grunde war es irrelevant. Sein grauer Blick sah an dem Kälbchen vorbei zu den anderen Stierkindern, die irgendwie aufgeregt wirkten und tuschelten.
Leise atmete er etwas gedehnt aus. Eigentlich hatte er hierfür gerade keinen Kopf und wollte sich jetzt nicht mit Kindern befassen. Doch der nächste Satz des Mädchens erstickten seine abweisenden Worte, die sich gedanklich bereits bildeten.
„Keine Angst um deine Kuh, Mama weiß, was zu tun ist.“ In den Worten lag eine kindliche Überzeugung und das Vertrauen, das nur Kinder in ihre Eltern haben konnten. Doch das war es schlussendlich nicht, dass ihm plötzlich ein amüsiertes Prusten entlockte. Er hob die Hand zum Mund und wandte das Gesicht ab, um nicht offen sein unterdrücktes Gackern zu zeigen. Auch war er bemüht sich schnell wieder zu fangen. Vermutlich würde Eleyna diesen Vergleich nicht besonders lustig finden!
Nachdem er sich wieder im Griff hatte, wandte er sich ihr wieder zu. Es war vermutlich das erste Mal, das in seinem Gesicht ein aufrichtiges Lächeln zu sehen war.
„Danke Kleines. Das beruhigt mich zu hören!“, sagte er zugänglich, obwohl das Kalb scheinbar von einer völlig falschen Beziehung zwischen ihnen ausging. Doch wieso sollte er sich die Mühe machen, das nun richtig zu stellen?
Sein Lächeln wurde langsam wieder schmaler und er pattete dem Mädchen kurz den Kopf, ehe er zu den feigeren Freunden oder Geschwistern nickte.
„Sag ihnen, was du willst. Aber ich habe nicht vor jemanden umzubringen, solange man uns keinen Schaden zufügen will.“, erklärte er und sah dann wieder zurück zum Zelt und lauschte, da er sich hatte ablenken lassen. Sein Blick wanderte dann aber wieder zum sandbraunen Kalb, dass sich noch nicht verabschiedet hatte.
„Kannst du mir etwas Wasser bringen?“, fragte er, denn er war nach wie vor nicht gewillt seinen Standort zu verlassen. Wie lange es wohl noch dauern würde, bis er erfuhr, wie es um Eleyna stand? Ob man ihr überhaupt helfen konnte?
„Ah und… kannst du deine Mama da drinnen fragen, ob die Frau wieder gesund wird? Oder ob sie mir einen Zwischenstand geben könnte?“ Es war allemal ein Versuch wert. Erst recht, wenn das Kalb wirklich eines der Kinder des Anführers war. Immerhin wartete er nun schon eine ganze Weile…!

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Januar 2024, 17:19

Das Leben im Lager ging weiter, so wie eh und je, als gäbe es keine unerwarteten Gäste, die Hilfe bräuchten oder nicht ganz freiwillig hier eingetroffen waren. Wer von diesen Stieren wohl Jemand und wer von den Kühen Jemand wäre? Und wieso sollte eines dieser Wesen sich für die Reisenden interessieren? Nichts gab einen Hinweis darauf und doch sollte Skýler bald eine Idee bekommen. Aber noch war es bei weitem nicht soweit.
Stattdessen stand er vor dem Zelt und... wartete, wartete und bangte um die Halbelfe im Inneren hinter ihm. Dabei strahlte er eine düstere Aura aus, dass sich kaum jemand in seine Nähe wagte. Außer ein Kalb, ein Kind, das offenbar mehr Mut besaß als alle Erwachsenen und Halbstarken zusammen. Sie ließ sich, zumindest auf den ersten Blick hin, von seiner äußeren Erscheinung nicht beeindrucken. Ganz ähnlich wie eine andere Kuh, die ihn ungerührt ob seiner Ausstrahlung schlichtweg hinausgeworfen hatte, um Hilfe leisten zu wollen. Dass diese beiden Personen miteinander verwandt waren, war zwar für Außenstehende nicht sofort erkennbar, jedoch verriet sie es ihm nach kurzer Zeit von selbst.
Hatte er anfangs noch genervt und grummelig reagieren wollen, schaffte sie es damit, seine Abwehrhaltung kurzfristig zu durchbrechen. Oder lag es an ihrer Unbekümmertheit, ihrem Mut, ihrem... kindlichen Urvertrauen? Nein, es lag in ihrer Wortwahl, für sie selbstverständlich, die unter all die Anspannung hindurch schlüpfte und ihn wahrlich erheiterte.
Während er sich abwandte und das Lachen im Keim zu ersticken versuchte, legte das Kalb den Kopf schief und musterte diesen Fremden wie etwas, das sie durch und durch seltsam fand. Nun, für sie musste er wohl oder übel so wirken, denn sie würde vermutlich bislang nur wenig Kontakt zu anderen als ihresgleichen gehabt haben.
Es dauerte ein wenig, dann wandte er sich ihr erneut zu und bedankte sich. Sie nickte mit einem ernsthaften Funkeln in den Augen, als wäre sie hier die Erwachsene und würde ihm, dem Älteren, die Welt erst erklären müssen. "Soll es auch. Mama hat wirklich viel Erfahrung mit Kühen!", bekräftigte sie noch einmal ihre Ansicht.
Indes wurde sein Lächeln schmaler und er patschte auf ihren Kopf, was sie schnauben und ihr Haupt rasch wegziehen ließ. "Hey! Ich bin kein Haustier!", beschwerte sie sich. "Komm ja nicht auf die Idee, mich jetzt auch noch hinterm Ohr kraulen zu wollen oder so. Dann zeig' ich dir, was ein rechter Haken ist, den hab ich von Papa gelernt!" Schon hob sie ihre Hände, ballte sie zu Fäusten und ging in beste Ringerposition, als wolle sie sich ernsthaft mit dem unheimlichen Fremden anlegen.
Der sich davon nicht abhalten ließ, ihr einen Vorschlag zu machen, der ihre Arme wieder sinken ließ. Auch sie sah zu den anderen Kälbern und schnaubte leise verächtlich. "Das sind alles Hosenscheißer, wenn du mich fragst. Glauben, sie sind was so Tolles, nur, weil sie mal Bullen werden und sich die Köpfe einschlagen dürfen.", maulte sie und räumte damit vermutlich jeglichen Zweifel aus, dass es sich bei diesem Kalb um ein Mädchen handelte.
Dann bemerkte sie seinen Blick und seufzte lautlos, während sie den Kopf schüttelte. "Wir tun niemandem was, wir sind friedliche Minotauren!", behauptete sie im Brustton der Überzeugung. Wie, um das zu unterstreichen, erklang ein dumpfes Geräusch, als würden zwei Dickschädel aufeinander prallen, gefolgt von einem röhrenden Gejohle. Sehen konnten sie beide das von ihrem Standpunkt aus nicht, aber das Kalb kannte das nur zur Genüge, sodass sie nun mit den Augen rollte. "Hornochsen.", murmelte sie und schüttelte den Kopf, als könne sie die Stiere nicht verstehen... oder männliche Wesen allgemein, was in dem Alter auch so sein sollte.
Doch sie ließ sich nicht weiter darüber aus und auch der Mischlingself dachte an etwas anderes, als er sich wieder an sie wandte. Bei seiner Frage nickte sie. Schon wollte sie loslaufen, um die Gelegenheit zu nutzen, an den anderen, gaffenden Kälbern vorbei zu kommen und ihnen triumphierend die Zunge zu zeigen, als er sie noch kurz mit seinen Worten zurück hielt.
Die Angesprochene verharrte, blinzelte und lachte dann muhend los. "Vergiss es, ich bin nicht lebensmüde und störe Mama bei der Arbeit! Das wäre genauso, wie wenn ich Papa beim Fressen unterbrechen und ihm den Knochen wegnehmen würde, von dem er grad sein Fleisch nagt." Sie schüttelte kichernd den Kopf, trat zu dem Spion heran.
Nun war sie es, die ihn patschte, gegen die Schulter, wobei es für ihre Verhältnisse sanft war. Schließlich war sie nur ein Kalb und noch dazu ein weibliches. Trotzdem würde sie wohl oder übel eine leichte Prellung damit hinterlassen, ohne das mit Absicht zu tun. Auch in solch jungem Alter lag schon viel Kraft in den Minotauren. "Ich bring' dir dein Wasser. Wenn es was Neues gibt, wird Mama es dir sagen.", meinte sie ermutigend, nickte ihm zu und stob davon.
Er war wieder allein, konnte ihr aber nachsehen und erkennen, dass sie den anderen Jungs die breite Kuhzunge zeigte im Vorbeilaufen. Die fanden das weniger toll, weil sie nicht ausreichend Mut bewiesen hatten und sich auch jetzt nicht an den Mischling heran trauten. Dafür erschien eine andere, definitiv erwachsene Kuh und machte ihnen Dampf unterm Hintern, weil sie hier nur faul rumstanden. Die Kälber trollten sich missmutig, während das Mädchen mit einem Becher zurück kehrte, der mindestens einen halben Liter an Flüssigkeit aufnehmen konnte, wenn nicht sogar mehr. Er war fast bis zum Rand gefüllt, damit sie möglichst viel bringen, aber nicht so leicht verschütten könnte.
Ihr Rindermund war zu etwas wie einem Lächeln verzogen und ihre Augen funkelten voller Stolz. "Hier, eine Kleinigkeit. Die größeren Becher habe ich grad nicht auftreiben können.", erklärte sie und reichte ihr Mitbringsel weiter.
Doch gerade als Skýler ansetzen wollte, um zu trinken, tat sich etwas im Zelt hinter ihm. Eine der beiden Helferinnen eilte heraus und wort- sowie grußlos an ihnen vorbei. Erstaunt blinzelte das Kalb ihr hinterher. "Oh je.", entkam es ihr, ehe sie es vermeiden konnte. Dann lugte sie zum Zelt und überlegte offensichtlich, ob ihre Neugier größer als ihr Wille weiterzuleben wäre.
Drinnen hingegen war es weiterhin ruhig, allerdings inzwischen zu ruhig. Denn die Heilerin hatte ihre Untersuchung beendet und beide Bewusstlose mit jeweils einem Tuch bis zur Taille hin zugedeckt. Nun stand sie vor der Schlafstatt, mit verschränkten Armen, und schien nachdenken... oder zu warten, je nachdem. Dass letzteres zutraf, könnte ein Beobachter nur wissen, wenn er belauscht hätte, warum sie ihre Helferin hinaus geschickt hatte oder dieser Person gefolgt wäre.
Ob der Mischling weiterhin an die Anordnung halten und draußen bleiben würde? Oder würde ihn nichts mehr halten und er ihren Zorn riskieren?
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 27. Januar 2024, 18:53

Das Patten auf den Kopf hatte der Mischling eigentlich nett gemeint, doch das Kalb nahm diese Geste ganz anders auf. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterten die grauen Augen das Kind, das in eine Angriffsstellung ging und klarstellte, dass es auch austeilen konnte.
„Verzeih, so war das nicht gemeint. Unseresgleichen streichelt oder tätschelt oft die Köpfe ihrer Kinder. Es sollte eine nette Geste sein, aber ich habe wohl eine Grenze überschritten.“ Der Ausdruck des Mannes wurde etwas distanzierter und er zog seine Hand zurück. Mit Kindern hatte er offenbar kein besonders gutes Händchen.
Seine Aufmerksamkeit kehrte kurz zurück zum Zelt und er spürte langsam eine wachsende Unruhe. Wie lange konnte so etwas dauern? Und wieso konnte ihm nicht eine der Kühe einen Zwischenstand geben?
Das junge Mädchen wagte sich auch nicht hinein. Offenbar war die Kuh des Anführers ein wahrer Feldwebel, auf den die anderen Minotauren hörten – egal, ob Mann oder Frau. Und eintreten und somit die Behandlung unterbrechen wagte er auch nicht. Nicht, weil er Angst hatte, sondern weil er Eleyna nicht gefährden wollte.
Erneut glitt ein Seufzen über seine Lippen. Das Minotaurus-Mädchen schien ganz vom Schlag nächste Anführerin zu sein, doch momentan fiel es dem Spion schwer ihr wirklich vollen Herzens Aufmerksamkeit zu widmen. Er hörte ihr zwar zu, doch lauschte er auch immer wieder in Richtung Zelt und verfluchte die Zeit, die einfach nicht vergehen wollte.
„Ich bring' dir dein Wasser. Wenn es was Neues gibt, wird Mama es dir sagen.“, meinte das Kalb nach einem Moment und lief dann auch schon los. Sky rieb sich die Seite seines Kopfes und ließ dann seinen Blick durch das Lager schweifen. Niemanden hier schien Eleynas Zustand irgendwie zu Sorgen. Das Leben ging weiter und er selbst schien die größte Attraktion zu sein, die man hier zu sehen bekam. Zumindest in den Augen der Hybriden.
Ihm war es weiterhin nur recht, dass sie ihn alle in Ruhe ließen. Obwohl er an und für sich ein geselliger Kerl sein konnte, wollte er gerade einfach nur in das Innere dieses Zeltes und erfahren, was nun auf ihn zukommen würde. Vielleicht sollte er einfach hineinrufen und einen Zwischenstand fordern?
Bevor Skýler dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, sah er im Augenwinkel das sandbraune Kalb zurückkehren. Der Becher, den sie vor sich hertrug war selbst für einen ausgewachsenen Elfen ziemlich groß. Aber für Minotauren war es vermutlich eine normale Größe.
„Hier, eine Kleinigkeit. Die größeren Becher habe ich grad nicht auftreiben können.", erklärte das Mädchen und reichte ihm den halben Krug, von dem Ský einige Schlucke nahm. Das Wasser schmeckte klar und war kühl – woher sie es wohl hatten? Einen Flusslauf kannte er in den Hügeln nicht, aber vielleicht versorgten sie sich durch Brunnen?
„Ich danke dir.“, sagte er knapp zu seiner neuesten Bekanntschaft, als sich plötzlich im Zelt etwas tat Eine Kuh eilte aus diesem heraus und an ihnen vorbei, so dass der Mischling nur alarmiert aufsah.
Er wartete, dass nun endlich auch die Kuh des Anführers herauskam, doch erneut verdank das Zelt in Stille.
"Oh je.", entkam es der Kleinen, ohne zu wissen, dass ihr Kommentar die Sorge des Mannes nur noch erhöhte. War etwas passiert? Wieso kam sie nicht endlich? Sollte er hineinstürmen?
Der Mischling drehte sich um und sein Blick lag Düster auf den Vorhängen des Eingangs.
„Kann ich rein? Ich will endlich wissen, was mit ihr ist!!!“, rief er deutlich vernehmbar und seine Hände ballten sich angespannt zu Fäusten, während er sich gleichzeitig innerlich zur Ruhe rief.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Januar 2024, 19:51

Nicht jede Geste kam gleich bei unterschiedlichen Rassen an. So auch in diesem Fall sein nett gemeintes Patten. Oder hatte es einen anderen Hintergrund? Die Kleine hatte sich vorhin ziemlich erfolgreich gegen die Gruppe Älterer behauptet und ohne Furcht zu ihm gesellt, um ihn anzusprechen. Womöglich lag es also eher an anderen Umständen?
Wie auch immer, er entschuldigte sich und entlockte ihr damit ein leises Schnauben. "Geschenkt.", brummte sie, aber in ihren Augen funkelte es bereits wieder viel neugieriger und herausfordernder. Doch da er viel zu abgelenkt war, konnte sich kein wirkliches Gespräch entwickeln. Dafür allerdings war sie sehr hilfsbereit und eilte zügig los, um ihm das Gewünschte zu bringen. In einem, für Minotauren-Verhältnisse, kleinen Becher, wofür sie sich sogar ihrerseits nun entschuldigte.
Dann tat sich endlich etwas und eine Kuh kam heraus, um an ihnen vorbei zu laufen, ohne sich aufhalten zu lassen. Was beide gar nicht erst versuchten. Jedoch war dem Kalb scheinbar klar, was solch ein Auftritt bedeutete, denn neben der Neugier entkam ihr auch ein Wortlaut, der nicht gerade dafür sorgte, dass Skýler sich besser fühlte.
Anstatt sich aber an sie zu wenden und Zeit mit Rätselraten zu vergeuden, rief er gleich direkt ins Zelt hinein. Neben ihm duckte die Kleine sich zwar ein wenig und scharrte mit dem Huf, doch von seiner Seite wich sie trotzdem nicht. Viel zu sehr wollte sie scheinbar auch die Neuigkeiten aus erster Hand erfahren.
Schon erwarteten sie eine Antwort, als die Kuh-Heilerin persönlich und schwungvoll heraus trat, um direkt vor dem Eingang zu verharren wie eine undurchdringliche Barriere. Ihr Blick war klar und neutral gehalten, ihre Miene zu viehisch, als dass sie Aufschluss hätte geben können. "Nein, Ihr bleibt draußen. Ich bin noch nicht fertig und weiß selbst nicht mehr als Ihr.", erklärte sie ruhig und schnaubte leise, der einzige Ausdruck ihrer inneren Aufgewühltheit, weil sie an den Rand ihres eigenen Wissens geraten war. Es kam nicht oft vor, dass sie Hilfe von außen benötigte, aber in diesem Fall...
Sie strich sich über ihr zuckendes Ohr, als wolle sie eine Fliege vertreiben, und schüttelte leicht den Kopf. "So etwas... Es ergibt keinen Sinn und..."
In diesem Moment entdeckte sie ihr Kalb und ihre Augen verengten sich leicht. "Was tust du hier, du vorlautes Kind?", schalt sie, wenngleich in einem warmen, nachsichtigen Tonfall.
Die Kleine deutete auf den Becher, den der Spion hielt. "Hab' Wasser gebracht.", erklärte sie mit einem unterdrückten Kichern in der Stimme, als wäre ihr ein Streich gelungen und sie wäre besonders stolz drauf.
"Hmpf, und wie es der Zufall will, bist du noch immer hier.", seufzte die Mutterkuh und sah auf, weil sie Bewegung wahrgenommen hatte. Tatsächlich war ihre Helferin mit der zusätzlichen Unterstützung zurück gekehrt und diese war... außergewöhnlich! Das Auffälligste war definitiv der Umstand, dass es sich bei diesen beiden Personen um keine Minotauren handelte. Ansonsten war dieses Paar beinahe schon witzig.
Denn die eine Person war unverkennbar ein Zwerg, wie er einem Bilderbuch entsprungen sein konnte in all seinem Klischee. Gedrungene Gestalt, erdfarbige Kleidung, ein dichter, voluminöser Bart, runzeliges Gesicht und kräftige Hände, watschelte er neben einem Wesen, das absolut das Gegenteil davon war.
Hochgewachsen, in rein weißer Robe und dennoch so ätherisch wirkend wie die dichten Nebelschwaden in der Nacht. Das Gesicht selbst war lang, schmal geschnitten, beinahe schon hager zu nennen. Das lange, zu einem schlichten Zopf geflochtene Haar hatte einen orangefarbenen Ton, als würde die Sonne gerade am Horizont leuchten. Lange, feingliedrige Finger hielten die Robe leicht gerafft, um den Schritt beschleunigen zu können und offenbarte dabei sehr dünne Beine, die in ebenfalls weißen Stiefeln mündeten. Am meisten jedoch stach die Hautfarbe ins Auge, denn diese Person war durch und durch leuchtend violett.
Ob Skýler etwas mit dieser Erscheinung anfangen konnte? Hatte er schon von jenen sagenhaften Gestalten gehört, die hier in den Dunsthügeln leben sollten? Selbst wenn nicht, hinter ihm hauchte das Kalb kaum wahrnehmbar und dennoch irgendwie ehrfürchtig:"Tha'Roon!" Ja, vor ihnen stand leibhaftig eines dieser Wesen, dessen Heimat in den Nebeln verborgen liegen und von Fremden nie gefunden werden sollte.
Doch es war der Zwerg, der schnaufend herbeiwatschelte, die Hände in die Seiten stemmte und zu der Heilerin der Minotauren hochsah. "Ihr habt gerufen? Ihr braucht uns?", fragte er kurzatmig, während die Tha'Roon nicht einmal schneller zu atmen schien.
Ihre roten Augen lagen ruhig und dennoch konzentriert auf der Kuh, die den Kopf leicht schüttelte. "Nein, vorerst bleibt es Frauensache.", beschied sie den Zwerg, nickte der Sagengestalt zu und gemeinsam verschwanden sie wieder im Zelt, gefolgt von der Gehilfin.
"Oh, da wär' ich jetzt soooooo gern dabei und würd' zuschauen wollen!", quengelte das Kalb, was den Zwerg grinsen ließ.
"Ach was, wäre todlangweilig. Du könntest ja doch nix hören!", meinte er zwinkernd und in Anspielung darauf, wie sich Tha'Roons für gewöhnlich unterhielten. Und tatsächlich war von drinnen kaum etwas wahrzunehmen, bis... ein bekanntes Klingeln ertönte und gedämpft bis nach draußen klang.
Wenig später trat die Tha'Roon selbst wieder nach draußen und sah den Zwerg an, um ihm eine Botschaft zu übermitteln. Der kleine Mann machte ein ernstes Gesicht, nickte und hatte als erster Vertreter seines Geschlechts Zugang zum Inneren des Zeltes, wobei er in seinen Beutel griff und eine Rune heraus holte, wie der Spion noch erkennen konnte, ehe alles weitere seinen Blicken erneut verborgen war.
Nicht so, wie die violette Person, die nun direkt vor ihn trat und seinen Blick auf ihr Gesicht zu richten bemüht war, um mit ihm kommunizieren zu können. Sobald er sie ansah, würde er ihre Stimme direkt in seinem Kopf hören können, eine warme, weiche, weibliche Stimme, bedauernd und dennoch mit eher distanziertem Tonfall. 'Ihr könnt mitkommen.' Danach wandte sie sich ab und er durfte, wenn er denn wollte, endlich folgen.
Sobald er dazu bereit wäre, würde er, gefolgt von dem allzu neugierigen Kalb, in eine Szene treten, die es zu verkraften galt. Erneut war Eleyna zugedeckt, schien allerdings allmählich zu erwachen, ihren zuckenden Gesichtsmuskeln nach zu schließen. Neben ihr hatte sich der Zwerg hingekniet und noch einige Runen aus seinem Beutel gezogen, um nun unverständlich in Norgret vor sich hinzumurmeln. Die Tha'Roon stellte sich ans Fußende und neben ihr stieg noch schwach der Dampf des auskühlenden Wassers, in dem es kaum noch wahrnehmbar klingelte. Die beiden Helferinnen waren dabei, eine andere Schüssel mit blutigem Wasser und besudelte, rotfleckige Stoffstreifen wegzutragen.
Die Kuh hingegen trat nun zu Skýler heran und sah mit ihren dunklen Augen auf ihn herab. Leise, um die Magie hinter sich nicht zu stören, setzte sie ihn knapp ins Bild:"Die gute Nachricht, Euer Weib und Euer Begleiter werden bald wieder gesund sein, sich nur noch etwas schonen müssen. Die schlechte, Ihr werdet nicht Vater wie gedacht und so, wie es aussieht, wird sie Euren Samen auch auf nicht absehbare Zeit nicht austragen können."

Dunkelheit hielt Eleyna umfangen und schien sie nicht so schnell wieder freigeben zu wollen. Trotzdem arbeitete es in ihrem Kopf, gab es lichtere Momente, in denen sie einen Duft wahrnehmen oder einen Gedanken verfolgen könnte, ohne letzteren wirklich fassen zu können.
Daran änderte sich erst etwas, als eine Art Klingeln sie erfüllte, als würde ein gewisser Schemen durch ihren Körper streifen und bis in ihr Innerstes vordringen. Es war nicht unangenehm, sondern konnte ihre Sinne ein wenig sogar wach kitzeln. Als das Wesen wieder aus ihr kam, klingelte es aufgeregt, während der Geist der Spionin wieder tiefer in die Dunkelheit glitt.
Dieses Mal allerdings nicht für lange, denn allmählich wurde ihr warm. Es war, als gäbe es in ihrem Unterleib einen kleinen Punkt, von dem statt Schmerz nun immer mehr Wärme ausstrahlte und sie wiederbeleben konnte. Das weckte Kräfte und half ihrem Bewusstsein, an die Oberfläche zurück zu kehren.
Noch konnte sie die Augen nicht öffnen oder ihre Stimme wieder finden, das würde noch einige Momente benötigen. Dafür funktionierte als erstes ihr Gehör und es reichte, um sie den ein oder anderen Wortfetzen wahrnehmen zu können. Die Frage war allerdings, ob sie diesen auf einen Sinn geben könnte.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 27. Januar 2024, 21:55

Der Vorhang des Eingangs wurde zur Seite geschoben und der Dunkelelf-Mischling sah in das Gesicht der Leitkuh. Ihr Ausdruck war für ihn nicht zu lesen, denn die Mimik eines Huftieres unterschied sich eben von der der Elfen, wenn man überhaupt darin etwas erkennen konnte. Er spürte, dass ihn nun doch eine Mischung aus Unruhe und Sorge befiel. Zeit konnte eben eine rätselhafte Magie sein und die Empfindungen eines Wesens beeinflussen.
„Nein, Ihr bleibt draußen. Ich bin noch nicht fertig und weiß selbst nicht mehr als Ihr.", erklärte sie ruhig und verpasste Skýler damit einen verbalen Schlag, mit dem er nicht gerechnet hatte. All die Zeit war vergangen für … nichts? Keine Erkenntnis?
Seine Hände ballten sich unter der Anspannung, so das sich selbst seine kurzen Fingernägel in die Handfläche bohren konnten. Sein Herz sank und dieses Gefühl war ihm mehr als unbekannt und unangenehm. Hatte er die falsche Entscheidung getroffen und diese Kuh war eine Stümperin?
„Ist das Euer Ernst? Nach all der Zeit???“, fragte er erbost, doch im Grunde fühlte er sich einfach nur hilflos. Sein Wissen und seine Fähigkeiten im Heilbereich bestand lediglich aus Grundlagen, die wohl jeder in seinem Leben gelehrt bekam. Eleynas Zustand überstieg also bei Weitem seine Handlungsfähigkeiten.
„Ich will sie sehen! Wie geht es ihr?“, forderte er nun und die grauen Augen glichen einem tobenden Sturm. Gedanklich ging er seine Alternativen durch. Sollte er sie schnappen und von hier verschwinden? Wie schnell würde er andersartige Hilfe finden können? Sie waren mitten in der Pampa und jede weitere Zivilisation war vermutlich zu weit entfernt. Nein…! Skýler wusste, dass er Eleyna niemals rechtzeitig woanders hinbringen könnte. Sie wäre vermutlich noch auf halbem Wege verblutet.
Die Kuh erkannte vermutlich, dass seine drohende und wütende Art nicht direkt an sie gerichtet war, sondern die Umstände ihn nun belasteten. Sie entdeckte ihr Kalb und unterhielt sich kurz mit ihr. Noch immer versperrte sie dem Mischling den Weg, der gerade damit beschäftigt war die letzten Reste seiner Ruhe krampfhaft zu fassen zu bekommen. Wieso nahm ihn die Situation nun doch so mit? Normalerweise behielt er stets seine Ruhe. Ihn aus dem Konzept zu bringen war bisher nicht allzu vielen geglückt. Über die letzten Jahrzehnte war er immer gefasster und beherrschter geworden, doch davon war gerade nur ein spärlicher Rest übrig.
Um seine Füße waberten Schatten, was für ihn äußerst selten war. Seine Magie war das, was er am besten unter Kontrolle hatte. Seine Schatten waren für ihn wie sein zweites Ich – ein Freund, der ihn stets begleitete und schützte. Dank Krazhian hatte er sein großes Talent nutzen gelernt und war für sein Alter vermutlich ungewöhnlich weit. Dass sie nun um seine Füße waberten, als würden sie herausbrechen wollen, war ein Zeichen, dass er innerlich über ein gewisses Maß aufgewühlt war und er krampfhaft versuchte zurück zu dem Punkt zu finden, an dem er selbst wusste, was er als nächstes tun würde.
Das Auftauchen zweier Gestalten lenkte die Aufmerksamkeit der Umherstehenden auf sich und zog so auch den Blick des Spions auf sich. Der Anblick des Zwerges war für ihn nicht allzu neu – war er in seinem Leben schon einigen begegnet. Doch eine Tha'Roon hatte er noch nie leibhaftig zu Gesicht bekommen und diese Überraschung war der entscheidende Schlüssel, der ihn aus seinem Zustand riss. Die Schatten zogen sich zurück und sein Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig – zeigte lediglich, wie sehr ihn der Anblick dieses Wesens überraschte.

„Tha'Roon!", murmelte das Kalb-Mädchen ehrfürchtig und zog kurz den Blick des Mischlings auf sich. Würden diese beiden Eleyna helfen können? Waren sie etwa diese Jemande, von denen ständig die Rede gewesen war?
„Ihr habt gerufen? Ihr braucht uns?“, fragte der Zwerg etwas kurzatmig, während die Tha'Roon völlig ruhig und erhaben neben ihm zum stehen kam. Die Kuh schüttelte mit dem Kopf und machte klar, dass sie vorerst auch nur die weibliche Tha'Roon ins Zelt lassen würde.
Skýler trat von selbst einen Schritt zurück und sah den beiden nur schweigend nach. Sein Wissen über dieses Volk war nicht besonders umfassend. Waren sie große Heiler? Er wusste es nicht, doch blieb ihm im Grunde nichts Anderes übrig, als zu hoffen. Immerhin hatten die Kühe diese beiden zur Hilfe gerufen! Sie waren vermutlich Eleynas letzte Chance.
Das Kalb jammerte ein wenig, dass es ebenfalls draußen warten müsste und der Zwerg versuchte sie ein wenig aufzumuntern. Dabei erwähnte er etwas, was Skýler beinahe vergessen hätte.
„Ach was, wäre todlangweilig. Du könntest ja doch nix hören!“
Stimmt ja! Krazhian erwähnte mal, dass sie Gedankenlesen können und sich bevorzugt so miteinander verständigen., erinnerte er sich und sah seufzend zum trüben Himmel, ehe seine Spitzohren ein bekanntes Klingeln wahrnahmen, das seinen Blick wieder auf die Tücher des Zeltes lenkte. Er hatte das Glöckchen eindeutig von drinnen gehört. War es etwa erschienen, um bei Arvid zu sein?
Einige Momente strichen weiter ins Land und nichts weiter war vom Inneren des Krankenlagers zu hören. Die Unruhe war noch da, doch überwältigten ihn gerade nicht mehr die Gefühle. Er hatte sich wieder im Griff und atmete, darüber selbst etwas erleichtert, aus. Wenn er die Kontrolle verlor, war das keine angenehme und schöne Sache.
Vögelchen, was machst du nur?, fragte er Eleyna gedanklich, ohne dass sie davon etwas mitbekommen könnte. Plötzlich öffnete sich der Vorhang am Eingang und die Tha'Roon trat zurück ins Freie, um den Zwerg zu holen.
Natürlich gefiel es ihm nicht, dass er weiter draußen warten musste, doch sah er ein, dass er vorerst die Füße stillhalten musste. Sein Blick fiel auf die knollige Hand, die einen Runenstein hielt, bevor der kleinere Mann ebenfalls im Innern verschwand.
Ein Runenmagier also. Das … ist gut…!? Sein Wissen über diese Magieart war etwas größer, weshalb der Anblick der Rune ihn einerseits etwas beruhigte, doch andererseits war die Situation so undurchsichtig, dass er noch immer bangte.
Er spürte einen Blick auf sich und sah dann, wie die Tha'Roon auf ihn zukam. Skýler begegnete ihren Augen ohne zu zögern und musterte den unbekannten Anblick ihres Gesichts. Dann hörte er plötzlich eine fremde Stimme in seinem Kopf:
'Ihr könnt mitkommen.' Solch ein Erlebnis hatte er zum ersten Mal. Es war ein merkwürdiges Gefühl diese Stimme in den eigenen Gedanken zu hören, doch ihre Worte ließen ihn augenblicklich reagieren und sich nicht weiter mit dieser Sonderheit befassen.
Er nickte dankbar und ging zielstrebig zum Zelt. Seine Hände teilten den Stoff am Eingang und er betrat endlich das Lager. Sein Grau tastete sofort alles ab und er registrierte, dass der frische Geruch von zuvor vollständig verschwunden war. Es roch muffiger – und selbst er konnte nun den Blutgeruch wahrnehmen. Als sein Blick sich auf Eleyna richtete, kam er zögernden Schrittes näher. In seinem Blick lag Anspannung und dieses Mal … wirklich ein Hauch der Sorge, die nur ein Abklatsch von dem zeigte, wie er sich wirklich bei ihrem blassen Anblick fühlte.
Die junge Halbelfe vor ihm sah plötzlich noch schmaler und verletzlicher aus, als er es erwartet hatte. Beinahe zerbrechlich und er fühlte sich unangenehm in der Zeit zurückgeschleudert.
Eleyna war, soweit er es beurteilen konnte, eine Kämpferin. Eine dickköpfige und sture Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nahm und nur zähneknirschend Hilfe annehmen wollte. Sie war spitzfindig und etwas dreist, doch gerade war sie einfach nur … hilflos. Er spürte einen Kloß in seinem Hals aufsteigen, der sich nicht so einfach hinunterschlucken ließ. Die Schüsseln voll blutigem Wassers und rot durchtränkter Tücher erzählten stumm, von dem was hier passiert war.
Die Kuh trat an Skýler heran, der ihrem braunen Blick nun weitaus beherrschter begegnete, als zuvor. Im Hintergrund murmelte der Zwerg und wirkte weiterhin Magie auf das Vögelchen.
„Die gute Nachricht, Euer Weib und Euer Begleiter werden bald wieder gesund sein, sich nur noch etwas schonen müssen. Die schlechte, Ihr werdet nicht Vater wie gedacht und so, wie es aussieht, wird sie Euren Samen auch auf nicht absehbare Zeit nicht austragen können.“, erklärte sie ihm und wirkte auf ihre Weise sogar für ihn bedauernd.
Einen Moment schwieg er und ließ die Bedeutung der Worte noch einmal durch seine Gedanken streifen. Erneut hielt man ihn für ihren Partner und … in Verbindung dazu für den Vater des Kindes?
Die grauen Augen sahen an ihr vorbei zu Eleyna und sein Blick wurde befangener.
„Heißt das, sie hat das Kind verloren?“, fragte er die Kuh und innerlich sich selbst, wie er der Halbelfe das beibringen sollte. Wie würde sie es aufnehmen? Wusste er doch nichts von ihr und wie sie über dieses Kind gedacht hatte?
Dass sein Samen sie vorerst nicht schwängern könnte, war natürlich keine Sorge, die ihn gerade belastete. Immerhin war nie etwas zwischen ihnen vorgefallen und er dachte auch nicht über dieses Thema nach. So oder so hatte er nie über eigene Kinder nachgedacht. Sein Leben war nicht für Kinder geschaffen und einfach welche in die Welt setzen und dann der Mutter den Rücken kehren … nein, das würde er niemals tun! Daher hatte er auch stets die Finger von rechtschaffenen Frauen gelassen und sich nur in Freudenhäusern vergnügt. Doch auch dort hatte er stets dafür gesorgt, dass er kein neues Leben mit einer der Dirnen zeugen würde.
Langsam ging Skýler nun um die Kuh herum und löste sich von seinem Standpunkt. Er ging zu Eleyna, auf die andere Seite, damit er den Zwerg gegebenenfalls nicht störte. Vorsichtig setzte er sich neben sie und griff nach mit der rechten Hand nach ihrer, während er mit der dem Daumen seiner linken sachte über ihre Wange strich. Einen Moment schwieg er einfach und betrachtete sie. Er schien seine Worte zu wählen, was gar nicht so einfach war. Wie sollte er ihr auch sagen, dass alles gut werden würde? Bisher hatte er stets auf seine Worte geachtet und sie nie direkt belogen. Ganz so, als würde seine neldorethische Abstammung und ihre Eigenart, nie zu Lügen doch in gewissen Situationen wirken können.
„Ich bin wieder da, Vögelchen!“, sagte er möglichst ruhig und bemüht keine große Sorge heraushören zu lassen. Er zog seine linke Hand zurück und seufzte leise. Das Streicheln führte nun sein rechter Daumen über ihrem Handrücken weiter aus. All das war für ihn fremd, doch irgendwie handelte er gerade ohne groß darüber nachzudenken. Er ließ es einfach geschehen und gab damit seiner Persönlichkeit mehr Raum, als dem Werkzeug, als das er normalerweise mehr handelte.
„Du wirst wieder gesund! Und auch dein nervenzw…. dein nerviger Bruder scheint wieder auf die Beine zu kommen.“ Beinahe hätte er sich ungewollt verplappert und den Zwerg vor sich fast beleidigt. Doch glücklicherweise hatte er seine Worte noch bremsen können.
Ský wusste nicht so recht wieso, aber er sprach einfach mit ihr, obwohl er nicht wissen konnte, ob sie ihn überhaupt wahrnahm. Allerdings konnte er sich daran erinnern, wie beruhigend er es einst gefunden hatte, eine Stimme zu hören, als er so krank gewesen war, dass er sich nicht hatte bewegen können. Damals war es seine Mutter gewesen und er noch ein kleines Kind, doch obwohl es schon so viele Jahrzehnte her war, hatte er sich jede Erinnerung an sie bewahrt.
Er musterte wieder ihre Züge. Irgendwie war es in ihrer Gegenwart anders. Er war anders und das konnte er irgendwie nicht verstehen.
„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt…!“, gab er leise zu und setzte sich etwas näher im Schneidersitz, obwohl er wie bereits damals am Feuer eines der Beine wieder anwinkelte und den freien Arm darauf abstützte. Mit der anderen Hand behielt er weiterhin ihre Hand in seiner…
Er spürte mit einem Mal eine starke mentale Müdigkeit, die ihn erfassen wollte. Langsam sickerte die Erkenntnis in sein Bewusstsein, dass das Vögelchen außer Gefahr war. Die Anspannung hatte seinem Körper zusätzlich ein wenig zugesetzt und in einer erschöpften Geste lehnte er sein Gesicht kurz gegen seinen Arm, den er auf seinem Knie abstützte. Irgendwie verlief alles anders als geplant ... und das war vermutlich nicht zu seinem Vorteil.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 28. Januar 2024, 11:12

Der Moment, da sie die Kontrolle verlor, war ein ganz persönlicher gewesen. Eleyna hatte Fiórge einen intimen Einblick darin gewährt, dass sie nicht weiter konnte. Ihre Sturheit, ihr Kampfwillen in allen Ehren, doch die Menge an Blut, die sie unbemerkt verlor, forderte schnell Tribut. Eleyna hatte immer wieder Schmerzen verspürt aber die Umstände haben es ihr unmöglich gemacht, auf sich zu schauen. Ständig auf der Hut zu sein, immer wachsam und verantwortlich für alles, konnte schon mal vergessen machen, dass es auch wichtigere Dinge gab. Eleyna hatte ihre Schwangerschaft weitestgehend ausgeblendet. Zu unsicher war ihr Leben, zu groß war ihr Wunsch nach Normalität, Familie und Sicherheit. Die Spionin kam nicht zur Ruhe und somit übernahm das ihr Körper für sie. Er setzte sich über den willensstarken Verstand hinweg und schaltete ihn ab. Sie fiel in die dringend nötige Dunkelheit, die ihr Überleben für eine Weile garantieren würde. Die Sorge, ob nun ihr als Person oder dem Auftrag dahinter geschuldet, bekam sie nicht mit. Aber während Skýler sie bis zur Ermüdung seiner Arme und über Stundeb hinweg trug, hatte ihr Unterbewusstsein Zeit, sich an seinen Geruch zu gewöhnen. Die feine Herbe, nach frischen Kräutern und dezent, füllte ihren hilflosen Geist mit Ruhe aus. Sie brauchte Ruhe. Und sie brauchte Hilfe. Eleyna wusste nichts davon, dass es schlecht um sie bestellt war. Sie hörte nicht die Worte zwischen Mischling und Rind, sie nahm die neue Umgebung nicht wahr. Sie konnte nichts zu ihrer eigenen Rettung beitragen außer… durchzuhalten.

Dass sich der Fremde derart für sie einsetzte, hätte Eleyna gewiss nachdenklich gestimmt. Denn sie war es nicht gewohnt, dass jemand scheinbar aufrichtig und vor allem offenkundig um sie besorgt war. Allerdings verhinderte ihr massiver Blutverlust, dass sie auch nur eine Ahnung davon erhielt, dass Skýler sich beinahe mit der Gattin des einfältigen Oberrindes angelegt hätte. Sie ahnte nichts davon, dass er stoisch am Eingang ausharrte, für eine neue Information. Eleyna trudelte im einem dunklen Sumpf und dachte an…. Nichts. Der Blutverlust machte es ihr unmöglich über Dinge nachzudenken. Sie spürte ja nicht mal, dass man sie säuberte, die Blutung nach Entkleiden stoppte und schließlich mit seinem Rat am Ende war. Sie hörte nicht, dass ein kleines Kalb neugierig war.. und sie bekam nicht mit, dass man nach einer echten ThaRoon schickte. Auch sie hatte jene Wesen noch nie in Natura gesehen, aber von ihnen gehört. Ihr wäre vermutlich auch ein überraschtes Gesicht entglitten, wenn sie die violette Sonderbarkeit zum ersten Mal gesehen hätte. Erst als sich bereits Zwerg und ThaRoon an ihr Krankenlager gesellten, lichtete sich die Schwärze etwas. Sie konnte mit einem Mal ein paar Geräusche hören, roch den metallischen Geruch, der von ihr selbst stammte. Dann fiel sie wieder in Dunkelheit.
Es dauerte nicht lange, da bewegte sich nur leicht die schmale Nase.
Ein schnelles Zucken, dann war es wieder vorbei. Sie wollte aufwachen, aber noch war es nicht sicher genug. Plötzlich aber schnitt etwas Bekanntes in ihre Erinnerung: Ein Klingeln erfüllte die nähere Umgebung und die Spionin runzelte die Stirn. Ihre Augäpfel unterhalb der Lider bewegten sich als würde sie träumen. Dann spürte sie ein seltsames Gefühl in sich aufkommen. Eine Art Kribbeln füllte ihren Körper aus, während da etwas… bei ihr war. Eleyna wollte dieses Gefühl greifen und herausfinden, was es war. Doch dann verschwand es wieder und hinterließ nur wieder Leere. Die Halbelfe sank zurück und immer tiefer. Bis sie erneut geweckt wurde.

Ihren blutleeren Lippen entkam ein Aufatmen, als sich der Schmerz in ihrem Unterleib verflüchtigte und sich lediglich Wärme ausbreitete. Sie fühlte diese und spürte gleichzeitig, dass sich auch endlich ihre Sinne wieder regen wollten. „Ich bin wieder da, Vögelchen!, hörte sie wie ein Echo, dass von den Innenwänden ihres eigenen Verstandes widerhallte. Sie spürte auch die sanften Berührungen an ihrer Wange und ihrer Hand. Es fühlte sich seltsam warttiert an und doch gleichzeitig war es wieder … beruhigend. Eleyna versuchte sich zu bewegen, was ihr noch nicht gelang. Stattdessen schloss sie aber unbewusst ihre Finger um die des Mischlings, während er ihren Handrücken streichelte. Es lag nicht sonderlich viel Druck darauf, denn es passierte nicht im vollen Bewusstsein, aber sie registrierte seine Geste. „Du wirst wieder gesund! Und auch dein nervenzw…. Dein nerviger Bruder scheint wieder auf die Beine zu kommen.“, die Worte kamen noch nicht vollständig in ihrem umnebelten Verstand an. Trotzdem zuckten ihre Finger noch mal in seiner Hand. Dann herrschte für eine Weile wieder Stille. Eleyna schien wieder in die Dunkelheit zurückgeglitten zu sein, denn weder regten sich die Finger noch Mimik. Sie musste wirklich viel Blut verloren haben, so wie sie sich in dem Zelt präsentierte.

Es fiel ihr schwer, Gedanken festzuhalten oder überhaupt etwas Aktion auszuführen. Dann richtete Fiórge erneut das Wort an sie. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt…!“, nun endlich schaffte es ihr Hirn, die Worte und andere Informationen aufzunehmen. Die Mischlingselfe runzelte die Stirn und holte tatsächlich tief Luft als würde sie aus einem langen Schlaf erwachen. Daraufhin schaffte es auch dieser fein-herbe Geruch wieder in ihre Nase und zurück in ihr Bewusstsein. Eleyna atmete nochmal tief und sog dieses flüchtige Zeugnis von Bekanntem in sich auf. Ihre Gesichtszüge entspannten sich etwas, bis sie langsam aber sicher aus der Dunkelheit auftauchen wollte. Ihr Verstand kämpfte sich wieder empor und erzeugte Bewegungen. Ihr Kopf drehte sich von einer auf die andere Seite, während ihr immer mehr bewusst wurde, was geschehen war. Plötzlich kehrten all die Bilder, die Erinnerungen zu ihr zurück und prasselten auf sie ein. Die entspannte Mimik wich wieder einer bitteren Erkenntnis und die Elfe entzog dem Mischling ihre Finger, sodass ihre Hand auf ihren Bauch fiel, als sie sie noch unkontrolliert bewegen wollte. Die langen Finger befühlten die Stelle, die sie auch zuvor schon angefasst hatte, bevor das alles passierte.
War da noch eine Wölbung zu fühlen? Eleyna aber lies ihre Hand wieder davon hinunterrutschen und glitt mit der Handfläche über das weiche Fell, bis sie gegen die Finger des Mischlings stieß. Sie hielt inne und wandte den Kopf schon zielgerichteter danach. Erneut wehte der Geruch zu ihr, der sie augenblicklich etwas ruhiger werden ließ.„Fio…rge…“ seufzte sie beinahe schon, so schwach klang es.„Wo…?“, wollte sie eigentlich eine Frage stellen, aber sie schaffte es noch nicht. Auch sprach sie Lerium ganz automatisch, denn in dieser Sprache unterhielt sie sich bereits ihr ganzes Leben. Eleyna wurde erneut unruhiger. Ihr Verstand kämpfte gegen den Zustand der Hilflosigkeit, doch war ihr Körper viel zu geschwächt, um gleich wieder davonlaufen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Sonntag 28. Januar 2024, 16:47

Das Zelt war offensichtlich ihr Reich und das vermutlich nicht nur zu heilkundigen Zwecken. So, wie ihr Kalb auftrat, ließ sich vermutlich auch erahnen, dass der Chef in seinem Heim vermutlich wenig zu sagen hatte. Was wiederum wahrscheinlich nicht gerade so schlecht war, solange er als Anführer seine Aufgaben gut bewältigte. Jetzt hingegen zeigte seine Kuh nicht nur einen eisernen Willen, unerschütterliche Ruhe und Mäßigung, als sie wie eine unüberwindbare Barriere zwischen dem Spion und dem Zelteingang verharrte.
Daran änderte sich auch wenig, als er sie empört anfuhr und offensichtlich außer Fassung zu geraten begann. Lediglich ihre Stirn wirkte, als würde sie diese in Falten legen, doch ihr Fell könnte diesen Eindruck auch verfälschen. Mit derselben Ruhe wie zuvor erwiderte sie:"Ich kann sie auch aufschneiden, dann sehe ich direkt, was in ihrem Körper im Argen liegt." Damit machte sie mehr als deutlich, warum sie trotz ihres Wissens und ihrer Erfahrung nicht weiter kam. Das Problem lag, gut verborgen vor der Außenwelt, tief in Eleyna und konnte somit nicht so einfach wie ein gebrochenes Handgelenk behandelt werden. Aber sie wusste sich zu helfen und das bedeutete, dass sie Unterstützung holen ließ.
Schon traf sie die nächste Forderung und entlockte ihr ein Kopfschütteln. "Ihr könnt sie später sehen. Sie ist weiter ohne Bewusstsein.", erklärte sie stoisch und entdeckte dabei ihr jüngstes Kalb. Jenes, das ihr sehr ähnlich war und deswegen zugleich viel mehr Strenge, jedoch auch Nachsicht erhielt. Noch zumindest. Allerdings war das nichts, was Fremde anging und diese derzeit wohl kaum interessierte.
Dann erschienen auch schon jene Gestalten, auf die sie gewartet hatte, sodass sie nichts zu der Entdeckung dunkler Schatten sagte. Im Gegensatz zu ihrer Tochter, die nach einem Moment der Ehrfurcht verstohlen an Skýlers Oberteil zupfte, weil sie, im Gegensatz zu ihm, die Neuankömmlinge bereits kannte und auch nicht zum ersten Mal Vertreter dieser Art sah. Sobald sie seine Aufmerksamkeit hätte, würde sie ihn fragend ansehen. "Schwitzt du schwarzen Dampf?", flüsterte sie, um gegenüber den Erwachsenen nicht zu unhöflich zu sein. Doch die Neugier war bei ihr einfach viel zu groß.
Nur leider erforderte das Geschehen wieder seine Konzentration und ohnehin war er sehr darauf bedacht herauszufinden, was in dem Zelt vorgehen würde. Also wandte sich das Kalb letzten Endes dem Zwerg zu und beschwerte sich über die Ungerechtigkeit gegenüber dem kindlichen Nachwuchs. Der kleingewachsene Kerl hingegen beschwichtigte sie auf väterlich-nachsichtige Weise und wurde kurz darauf selbst zum Geschehen gerufen. Während auch Skýler endlich eintreten durfte, natürlich gefolgt von der Neugier in Person. Sie gab ein leises Geräusch voller Abscheu von sich, denn ihre Nase musste noch viel empfindlicher auf die abgestandene, blutgeschwängerte Luft reagieren als seine.
Dennoch, nun konnte auch er wahrnehmen, dass ein Lüften später dringend Not täte. Jetzt allerdings hatte er dafür keinen Sinn, vor allem, als die Kuh auf ihn zutrat und ihm in knappen sowie mitfühlenden Worten die Wahrheit mitteilte.
Die gute Nachricht setzte sie an den Anfang, um die schlechte weniger schlimm klingen zu lassen, obwohl diese für manch einen den Untergang bedeuten könnten. Nicht so für den Mischling, der nicht der Vater gewesen wäre. Na, wenigstens würde er somit keine werdende Mutter dem Netz der Spinne zurück bringen, in ihren sicheren Untergang! Das war ein beruhigender Gedanke... oder etwa nicht?
Trotzdem reagierte er, wie es wohl jeder Mann getan hätte, er hakte nach und erhielt dafür einen... bedauernden Blick? Einen noch mitfühlenderen? Es war in den Kuhaugen schwer zu deuten, als sie leicht den Kopf schüttelte. "So sehr alles darauf hingedeutet hat, muss ich Euch enttäuschen. Es gab nie ein Kind. Das, was in ihr gewachsen ist, war..." Sie hob in einer ratlosen Geste die Hände, während hinter ihm das Kalb leise die Luft einsog und ihn traurig von der Seite her ansah, ehe die Mutter mit den Schultern zuckte. "Auf jeden Fall scheint es geplatzt zu sein. Deswegen das ganze Blut. Doch nun kann sie heilen und wieder zu Kräften kommen."
Damit wollte sie sich abwenden und sich um den anderen Patienten in ihrem Zelt kümmern, als ihr noch etwas einfiel. Erneut sah sie zu Skýler, diesmal jedoch mit einem eindeutig mahnenden Ausdruck in den dunklen Augen. "Sie trägt keine Schuld an dem Missverständnis.", betonte sie noch. Dann nickte sie mit einem leisen Schnauben und widmete sich Arvids Arm, um zu sehen, ob und was sie dort tun sollte.
Indes hatte sich der Zwerg weiterhin mit seiner Magie um die Halbelfe bemüht, während die Tha'Roon scheinbar entrückt da stand und alles beobachtete, neben sich schwach erkennbar das Glöckchen, das leise bimmelte. Fast könnte man meinen, es wollte kommunizieren und stellte eine Frage. Wenn der Mischlingself einen Blick dafür hätte, könnte er sehen, wie die Tha'Roon mit den Fingerspitzen auf ihren Oberschenkel klopfte, fast schon, als gäbe sie eine Antwort. So, wie Arvid es getan hatte...
Erst einmal gesellte sich Skýler an die nicht belegte Seite von seiner Begleitung und saß somit zwischen den Geschwistern, den Rücken dem Bruder zugewandt. Er beugte sich vor und sprach leise auf sie ein, erhielt den ein oder anderen Augenaufschlag des Zwerges, der sich ansonsten nicht weiter in seiner Magie stören ließ, solange er nicht fertig wäre. Dabei zeigte sich, dass er eine seiner Runen auf die Decke in Höhe ihres Unterleibs gelegt hatte.
Sofern der Mischling ein wenig Wissen darüber hatte, könnte er in ihr vermutlich Uruz erkennen, das Zeichen für Heilung und Stärke. Die, fast schon wie ein Treppenwitz, zusätzlich auch für das in der dazugehörigen Sprache verwendete Wort für Ochse stand.
Auf ihrem Oberkörper, direkt innerhalb der kleinen Kuhle, die sich zwischen Hals und dem Ende der Schlüsselbeine bildete, befand sich eine weitere Rune, Thurisaz, als Zeichen für Geduld. Und Geduld würde sie wahrlich brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen nach der Menge Blut, die sie verloren hatte.
Als sich der Spion vorbeugte und leise auf die Patientin einzureden begann, brummelte der Zwerg etwas in seinen voluminösen Bart, das irgendwie nach Zustimmung klang. Ansonsten hatte er nichts dagegen und machte mit seiner Magie weiter.
Eleyna indes kam allmählich zu sich und schaffte es immer besser, aus der ewig stillen Dunkelheit aufzutauchen. Die Muskeln in ihrem Gesicht zuckten immer stärker, ihre Lider flatterten und die Farbe kehrte schwach in ihr Antlitz zurück. Auch das ein oder andere Seufzen dürfte wohl über ihre Lippen dringen. Nicht mehr lange und sie würde endlich, den Göttern sei Dank endlich, aufwachen!
Anfangs noch sanft und gleitend, am Ende recht abrupt und zu vollem Bewusstsein. Was jedoch auch bedeutete, dass sie unruhig wurde. Der Zwerg sah murmelnd auf und zog die buschigen Brauen leicht zusammen. "Sch! Ruhig!", murmelte er zwischen seinen Beschwörungen und warf Skýler einen mahnenden Blick zu, dass dieser ihm helfen und sie nicht aufregen sollte.
Ihre Hand indes hatte sich gelöst von den fremden Fingern und tastete nun nach jener Wölbung, die angeblich von neuem Leben gekündet hatte. Sie war... weicher, vorhanden zwar noch, aber definitiv nicht mehr so wie zuvor. Unruhe stieg in ihr hoch, denn das konnte sie nicht verstehen. Noch fehlte ihr jenes Wissen, das der Mischling neben ihr bereits besaß. Diesen sprach sie, kaum hörbar und in Lerium an, ohne es zu merken.
Der Zwerg beendete sein Gebrabbel und die Runen verloren allmählich ihr Licht, nicht jedoch ihre Wirkung. Er beugte sich vor und legte seine warme, schwielige Hand auf ihre Stirn.
Dann nickte er leicht und sah zu ihrem vermeintlichen Liebsten auf. "Sorgt dafür, dass die Runen bleiben, wo sie sind, damit sie weiter wirken können. Nehmt Ihr sie zu früh runter, wird sie einen Rückschlag erleiden. Je mehr Zeit vergeht, desto besser. Sie wird trotzdem etwas Fieber davon tragen und sollte viel schlafen und viel trinken. Es wird dauern, bis ihr Körper den Verlust ausgeglichen hat.", erklärte er mit freundlichen Brummen, ehe er zu der Tha'Roon sah, die ihm leicht zunickte.
Danach stand er auf und wollte zu Arvid gehen, um sich auch um dessen Verletzung zu kümmern. Zwar hatte die Kuh die Schiene abgenommen und das malträtierte Gelenk untersucht, aber mehr, als ein wenig die Haltung zu korrigieren, konnte sie nicht. Der Zwerg hingegen hatte da schon eine weitere Uruz-Rune zur Hand, grinste in seinen Bart und bot seine Kräfte an, wenn er schon einmal aufgewärmt war.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 28. Januar 2024, 18:45

„So sehr alles darauf hingedeutet hat, muss ich Euch enttäuschen. Es gab nie ein Kind. Das, was in ihr gewachsen ist, war... Auf jeden Fall scheint es geplatzt zu sein. Deswegen das ganze Blut. Doch nun kann sie heilen und wieder zu Kräften kommen.“ Er nickte stumm, wusste aber nicht wirklich, was er über die Antwort denken sollte. Eleyna war niemals schwanger gewesen, doch so wie es aussah, hatte sie dies geglaubt. Von daher befürchtete er, dass ihr diese Neuigkeit dennoch zusetzen würde. Ihr verzweifelter Blick, kurz vor ihrem Zusammenbruch hatte die Vermutung bestärkt, dass sie für das Kind bereits Gefühle entwickelt hatte. In welcher Beziehung sie wohl zum vermeintlichen Vater stand? Darüber erlaubte er sich kein Urteil, denn er war selbst der Beweis dafür, dass einer Frau die Empfängnis aufgezwungen werden konnte und sie dennoch das Kind lieben könnte.
„Ich verstehe…!“, sagte er nur knapp und bedachte das Kalb mit einem Blick, das von den Informationen irgendwie betroffen wirkte. Scheinbar taten ihr Eleyna und auch Skýler leid, von dem alle glaubten, dass er in einer sexuellen Beziehung mit ihr war.
Das Mädchen war vorhin vor dem Zelt sehr aufmerksam gewesen, denn es hatte die wabernden Schatten entdeckt, die seinen aufgewühlten Geist reflektiert hatten. Mit der ungewöhnlichen Frage, oder Interpretation hatte er zwar nichts anfangen können, doch war es im Grunde nicht wirklich wichtig. Er war gar nicht darauf eingegangen, denn plötzlich hatte er doch ziemlich schnell das Zelt betreten dürfen.
Skýaler wollte sich gerade zu der Halbelfe begeben, als die Kuh ihn mit ihren nächsten Worten noch einmal aufhielt.
„Sie trägt keine Schuld an dem Missverständnis.“, mahnte sie ihn, was den Mischling einen Moment verwundert zurückließ. Er runzelte leicht die Stirn und antwortete: „Das ist mir bewusst!“ Dann ließ er sich nicht mehr aufhalten und ging zu Eleyna.
Während der Zwerg seiner Arbeit nachging, um ihren Zustand weiter zu stabilisieren, tat Ský das einzige, was er gerade tun konnte: da sein und versuchen für sie da zu sein. Doch da er selbst das kaum umsetzen konnte, fühlte er sich ziemlich nutzlos und ja, Erschöpfung begann sich breit zu machen.
Erwartete man nun von ihm ihr zu erklären, dass sie niemals ein neues Leben unterm Herzen getragen hatte? Er war weder der Vater, noch in irgendeiner Form ein Freund. Sie kannten sich kaum und noch dazu war sie… im Grunde nichts weiter, als eine Zielperson. Konnte er wirklich so herzlos sein?
Er lehnte seine Stirn gegen seinen Unterarm und schloss die Augen. Dass er zu solcher Grausamkeit fähig war, war ihm bewusst. Doch dieses Mal entpuppte sich die Umsetzung als schwierig, denn sie war nicht nur interessant, sondern auch irgendwo sympathisch.
Der Zwerg wirkte weiter seine Magie und murmelte kehlige Worte in einer Sprache, die er nicht verstand. Die Runen auf dem Körper der Halbelfe hatte er zwar schon einmal gesehen, doch hatte er vergessen für was sie standen oder was sie bewirken konnten.
Skýler bemerkte, dass Eleyna im Begriff war zu sich zu kommen. Der hauchzarte Gegendruck an seinen Fingern war für ihn federleicht spürbar und brachten ihn dazu die Augen wieder zu öffnen und sie anzusehen. Auch ihr Gesicht sprach davon, dass sie sich ins Bewusstsein zurück kämpfte. Sie zuckte leicht und wand den Kopf von einer Seite zur nächsten. Hatte sie vielleicht noch Schmerzen, oder versuchte ihr Verstand bereits die verstreuten Informationen zu ordnen?
Sie entzog ihm seine Hand und tastete zu ihrem Bauch. Diese Geste war für ihn eine eindeutige Antwort und ließ den Kloß in seinem Hals nur noch anwachsen. Es wäre ihm weitaus lieber gewesen, sie hätte sich selbst noch eine Weile mit der Wahrheit verschont. Nun mischte sich auch wieder der Zwerg ein, der ihr eine Hand auf die Stirn legte und offenbar die Temperatur erfühlte. Die Runen-Behandlung schien dazu auch abgeschlossen zu sein
„Sorgt dafür, dass die Runen bleiben, wo sie sind, damit sie weiter wirken können. Nehmt Ihr sie zu früh runter, wird sie einen Rückschlag erleiden. Je mehr Zeit vergeht, desto besser. Sie wird trotzdem etwas Fieber davontragen und sollte viel schlafen und viel trinken. Es wird dauern, bis ihr Körper den Verlust ausgeglichen hat.“, erklärte er mit freundlichen Brummen, ehe er sich seinem zweiten Patienten zuwandte.
„Leichter gesagt, als getan…“, grummelte nun der Mischling, der sich nicht vorstellen konnte, dass Eleyna ruhig liegen bleiben würde, sollte sie erfahren, dass sie niemals schwanger gewesen war. Und vermutlich für eine ganze Weile nicht werden konnte. Ob dies nun ein Segen oder Fluch sein würde, war in ihrer Situation sowieso fraglich.
Sich auf das Kommende vorbereitend rieb er sich in einer leicht überforderten Geste durch den Nacken. Tatsächlich sah man auch in seinen grauen Augen eine gewisse Sorge. Solch eine Situation war auch für ihn neu!
Damit er ihr etwas näher bei ihr sein konnte, begab er sich auf die Knie und als ihre Finger wieder die Seinen berührte, griff er nach ihrer Hand. Glücklicherweise schien sie das ein wenig zu beruhigen, obwohl er bezweifelte, dass es wirklich an ihm lag.
„Fio…rge…“ Leise und schwach hörte er seinen Zweitnamen und sein Blick richtete sich sofort auf ihr Gesicht. Ihre blauen Augen sahen ihn mit fiebergetrübten und angestrengten Blick entgegen. „Wo…?“, begann sie eine Frage, ganz eindeutig in Lerium. Dass sie dieser Sprache mächtig war, war für ihn kein Wunder. Immerhin hatte Eleyna ihm erzählt, dass sie eine Weile in Morgeria gelebt hatte.
Skýler atmete innerlich tief durch und beugte sich etwas über sie, während seine Hand sachte ihre Finger drückte.
„Skýler…!“, sagte er plötzlich und hielt mit dem Aussprechen seines Namen selbst einen Moment fast erschrocken inne. Dann schüttelte er sachte über sich mit dem Kopf.
„Nach mehr als zwei Stunden in meinen Armen bin ich der Meinung, dass du mich mit meinem richtigen Namen ansprechen solltest. Fiórge nennen mich nur Leute, die ich als Fremde betrachte.“, sagte er und strich ihr noch einmal etwas nachdenklich eine Strähne aus der Sicht. Er wusste selbst nicht so recht, warum er plötzlich seine ganzen Mühen von zuvor in den Wind schoss. Auch, wenn er sie nicht belogen hatte, da Fiorge tatsächlich sein Name war – einer seiner Namen!
„Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich weiß nicht, ob du dich an alles erinnerst, aber bleib bitte ruhig liegen. Du … wurdest mitunter mit Runenmagie behandelt und der Zwerg sagte, die Runensteine dürfen noch nicht verrutschen.“ Es fiel ihm schwer sich für Worte zu entscheiden. Was sollte er sagen und was besser nicht? Seinen Namen hatte er ihr noch mit einigermaßen heiterer Stimme verraten, um die Schwere der Szene ein wenig zu lockern. Doch war ihm bewusst, dass er das eigentliche Thema nicht lange umgehen könnte. Sollte er warten, bis sie danach fragte? Oder sollte er von sich aus mit der schlechten Nachricht herausrücken? Seine Miene wurde ernster und sein Griff um ihre Hand nahm etwas zu.
„Schlaf noch etwas... Ich bleibe hier und passe auf. In Ordnung?“, versuchte er das Unvermeidbare noch einen Moment aufzuschieben. Nicht unbedingt, weil es ihm schwer fiel die Wahrheit zu sagen, sondern weil er hoffte, dass ihr noch ein wenig Ruhe vergönnt war. Dass sie sich diese selbst gönnte. Ihr Körper brauchte das … auch wenn ihr seelischer Schmerz sich darum vermutlich nicht kümmern würde.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 29. Januar 2024, 12:22

Im Grunde wäre es so einfach gewesen. Sie hätte dort bleiben können, wo ihr blutleerer Körper sie haben wollte. Sie musste nicht wieder aufwachen und könnte hier und jetzt dem Schmerz, dem Verrat und Verlust entgehen. Sie könnte gehen und würde nichts zurücklassen. Als wäre sie ein Windhauch, der sich kurz mal zeigte und dann wieder verschwunden war. Eleyna aber wäre nicht sie, wenn sie dies wirklich in Betracht gezogen hätte. Sie kämpfte, kämpfte wie immer und schaffte es aus der Dunkelheit zurück. Sie fühlte die warmen Finger, die ihr einen Anker boten. Sie fühlte die Wärme der Felle unter sich und das, was der ihr unbekannte Zwerg mithilfe seiner Magie bewirkte. Ein Aufseufzen begleitete die Wärme, die sich in ihrem Unterleib ausbreitete. Es war eine Wohltat für sie und entspannte ihren Körper ebenso, wie der feinherbe Geruch neben ihr. Aber Eleyna brauchte noch etwas Zeit und versuchte eine erste gezielte Bewegung auszuführen. Direkt auf ihren unteren Bauch, dort, wo sie das Leben in sich glaubte. Die Wölbung allerdings verwirrte ihren noch langsamen Geist. Es war nicht das, was sie kannte. Fühlte sich nicht so an, wie sie sich daran erinnerte. Ein Stirnrunzeln begleitete diese Entdeckung, bis ihr jemand seine Hand auf die Stirn legte. Eleyna zuckte etwas zusammen, kam ihr doch alles noch etwas weit weg vor und unwirklich. Dann verlor sich das Gewicht wieder und die Worte, die neben ihr gebrummt wurden, sickerten nur schwerfällig in ihr Bewusstsein. Daraufhin war da ein dumpfes Poltern oder… nein, es waren Schritte…
Eleyna versuchte sich ihrer Umgebung bewusst zu werden und befühlte ihre unmittelbare Umgebung. Dann berührte sie erneut die Finger des Mischlings und seine Worte, die er an sie richtete, ließen keinen Zweifel mehr übrig, dass er es war. So drehte Eleyna zielgerichteter ihren Kopf und öffnete schwerfällig die Augen. Ihr Blick war verschwommen und trüb. Es fehlte der stechende Glanz, das wissende Funkeln. Sie sprach ihn mit seinem Namen an und es klang seltsam dünn. Ihre Kraft war grenzwertig, sodass sie im Grunde eine wirklich leichte Beute war, für all jene, die ihrer habhaft werden wollten. Sie konnte in diesem Moment nur hoffen, sicher zu sein. Eleyna merkte nicht mal, dass sie in Lerium sprach, bis er ihr antwortete.

“Skýler…!“ Sie brauchte länger, um es zu verstehen und blickte ihn nur an. „Nach mehr als zwei Stunden in meinen Armen bin ich der Meinung, dass du mich mit meinem richtigen Namen ansprechen solltest. Fiórge nennen mich nur Leute, die ich als Fremde betrachte.“ Tatsächlich gelang der Halbelfe selbst in jenem Moment der Hauch eines Lächelns. Es war nur flüchtig, doch jemandem der aufmerksam war, dürfte es gewiss auffallen. „Du… sprichst … es… es also… doch… Ský…ler“, erinnerte sie ihn daran, dass sie versucht hatte es am Anfang ihrer Begegnung in Erfahrung zu bringen. Jetzt wusste sie, dass er Lerium verstand und sprach. Es war eine größere Kraftanstrengung, als sie geglaubt hatte, denn sie schloss daraufhin wieder die Augen und atmete ein paar Mal tiefer als wäre sie wieder eingeschlafen. Tatsächlich ruhte sie sich zwangsläufig aus und öffnete nach einiger Zeit wieder die Augen. „Skýler…“, wiederholte sie noch mal, als käme jetzt erst die Information bei ihr an, dass er sie belogen hatte. Doch anstelle nun eine Gefühlsregung zu erhalten, die ihm hätte Aufschluss über ihren Missmut geben können, schürzte sie die blassen Lippen und krächzte ein „Passt zu... dir“, in seine Richtung. Doch dann musste Ský an ihre Vernunft appellieren und führte, wie aufgetragen, seine Aufgabe aus:
„Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich weiß nicht, ob du dich an alles erinnerst, aber bleib bitte ruhig liegen. Du… wurdest mitunter mit Runenmagie behandelt und der Zwerg sagte, die Runensteine dürfen noch nicht verrutschen.“ Eleyna brauchte erneut einen Moment, um seine Worte in der Fülle zu verarbeiten und reagierte für einige Sekunden nicht. „Runen… Behandlung…“, murmelte sie und schloss die Augen wieder. „Wo sind wir…?“, wollte sie seufzend wissen und drehte den Kopf zur anderen Seite. Die Informationen drangen zwar vor, aber sie konnte sich noch kein wirkliches Bild davon machen. Eleyna wandte den Kopf zurück und ihr Blick fiel auf Arvid und die ThaRoon, sowie der Kuh und dem Zwerg. „Ru…gta?“, fragte sie und seufzte erneut. Erneut sank sie in einen Halbschlaf und es brauchte einige Momente, in denen sie einfach nur ruhig atmete. „Die Minotauren!“, kam es erneut aus ihrem Mund und erneut hob die sie Lider an. Offenbar kehrten immer mehr Fragmente ihrer Erinnerung zurück. Sie erinnerte sich nicht mehr an sämtliche Details, aber die großen Stierköpfe hatte sie nicht vergessen. Ihr Blick glitt an Skýler vorbei und traf die Kuh, die sich noch an Arvid’s Arm versuchte. Eleyna musterte sie einen Moment, dann sank der Blick auf ihren Halbbruder. „Was ist… mit ihm?“, wollte sie wissen, bevor sie die Augen abermals zufallen ließ. Schon jetzt bohrten sich wieder sämtliche Fragen durch ihr Bewusstsein. Allerdings war da eine, die wohl am drängendsten war. Was war mit dem Kind? Die Halbelfe legte erneut ihre Hand auf ihren Bauch und fühlte etwas genauer nach, ohne die Rune zu verrutschen. „Was … was ist mit..“, setzte sie an, doch Ský wusste, dass sie das jetzt nicht gebrauchen konnte.
Er ahnte womöglich, dass sie erst recht nicht liegen bleiben wollen würde, wenn ihr erstmal bewusstwurde, dass sie niemals schwanger gewesen war. „Schlaf noch etwas... Ich bleibe hier und passe auf. In Ordnung?“, unterbrach er sie daraufhin und Eleyna verlor ihren aufkommenden Faden wieder. Ihr Verstand blieb noch träge und trotz ihrer raschen Wiederaufnahme des Denkens, war sie noch nicht kräftig genug, sich ordentlich zur Wehr zu setzen. Und so nickte sie leicht und schloss wieder die Augen. „In Ordnung…“, flüsterte sie und legte ihre eigene Sicherheit zwangsweise in seine Hände. Eleyna hatte aber auch keine andere Wahl. Sie konnte nicht abwägen, ob Skýler sie tatsächlich aus reiner Gutherzigkeit versorgte. Sie wäre gewiss in einem anderen Zustand deutlich misstrauischer gewesen, aber manchmal reichte es einfach nicht mehr. Manchmal waren andere Dinge bedeutend wichtiger und so auch ihr Körper, der nun erstmal den Verlust ausgleichen musste. Der heilen musste. Was auch immer mit ihr geschehen war, sie hatte derzeit noch keine Kraft, um nachdrücklich danach zu fragen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 29. Januar 2024, 22:02

„Du… sprichst … es… es also… doch… Ský…ler“ In seinen Blick trat ein überraschend sanfter Ausdruck, der jedoch nur einen kurzem Moment zu sehen war, als wäre er ihm entschlüpft. Natürlich war ihr dieses kleine Detail, dass er in Lerium gesprochen hatte aufgefallen – irgendwie hatte er nichts Anderes erwartet. Seinen Namen aus ihrem Mund zu hören klang dagegen furchtbar ungewohnt. Im Grunde sprach ihn kaum jemand so an, denn selbst unter anderen Untergebenen der Spinne war sein Name nicht groß bekannt. Wenn überhaupt lediglich bei ein paar weiteren Männern Krazhians. Von daher war seine Vorsicht vielleicht übertrieben gewesen, als er Eleyna seinen Zweitnamen, anstatt seinen Rufnamen nannte. Er war ein Schatten und diese mussten nicht mit Namen bekannt sein.
Eigenartigerweise gefiel es ihm, seinen Namen mit ihrer Stimme zu hören, auch wenn diese durch die Kraftanstrengung, die Eleyna beim Sprechen aufwenden musste, etwas dünn und abgehakt klang.
„Erwischt!“, antwortete er nur mit einem leicht amüsierten Unterton, ehe er ihr dabei zusah, wie sie wieder die Augen schloss und für eine Weile verstummte, so dass er glaubte, dass sie wieder eingeschlafen sein. Doch kaum, dass er den Blick hob, um sich nach den anderen umzusehen, hörte er erneut seinen Namen.
„Skýler…“, wiederholte sie, woraufhin sich das Grau seiner Augen wieder auf sie richtete. Würde Eleyna seine Beweggründe, in diesem Punkt geflunkert zu haben, nun in Frage stellen? Wäre sie wütend oder ihr Misstrauen wieder groß? Vermutlich hatte er einen Fehler begangen ihr in diesem Fall reinen Wein einzuschenken. Doch irgendwas hatte ihn dazu gebracht und noch konnte er es nicht bereuen.
„Passt zu... dir.“ Auf Skýlers Lippen erschien ein sachtes und doch schiefes Lächeln. Glücklicherweise blieb eine Szene aus und noch immer bewies sie einen gewissen Humor, was unter den gegebenen Umständen durchaus beeindruckend war.
„Find ich auch! Klingt schneidiger, als der altbackene Name meines Urahnen!“, meinte er mit ruhiger und etwas aufheiternder Stimme. Er versuchte sie abzulenken – zumindest solange es ihm möglich war.
Bevor das Thema ihm allerdings entgleiten konnte appellierte er an ihre Vernunft und erklärte ihr knapp, wie mit ihrem Zustand verfahren worden war. Eleyna schien ein wenig länger zu brauchen, bis die Worte für sie einen Sinn ergaben und sich daraus wieder neue Fragen bilden konnten, doch er gab ihr diese Zeit und drängte sie zu nichts. Im Gegenteil, in den kleinen Pausen versuchte er sich selbst ein Vorgehen zurechtzulegen, wenn sie irgendwann die Frage stellen würde, bei der er sicher war, dass sie die Antwort verletzen würde.
„Runen… Behandlung…“, murmelte sie und er nickte noch einmal bestätigend, obwohl sie diese Geste nicht sehen würde, da sich ihre blauen Augen wieder hinter den Lidern versteckten. Ihr war anzusehen, wie erschöpft sie war!
Sie sollte es jetzt noch nicht erfahren!, schloss er gedanklich und begann unterbewusst weiter über ihren Handrücken zu streichen.
„Wo sind wir…? Ru…gta?“ Ihr waren die Sprünge zu ihren Erinnerungen im Gesicht abzulesen und mit jedem Schritt weiter in Richtung Wahrheit verdüsterten sich sorgenvoll seine Gedanken. Wenn sie nach dem Kind, was sie niemals in sich getragen hatte fragen würde und eine Antwort bekäme… sie würde sich sicher aufregen und nicht liegen bleiben. Etwas, was ihr Körper allerdings dringend benötigen würde: Ruhe und Zeit sich etwas zu regenerieren!
„Die Minotauren!“, hörte er sie sagen und nickte daraufhin erneut. Sie war bereits so nah dran…! Wie nur sollte er sie aufhalten?
„Wir sind in einem ihrer Lager! Nur wo genau, kann ich dir gerade nicht einmal sagen. Aber das erfahren wir morgen! Mach dir keine Gedanken.“ Skýler versuchte ihr möglichst unverfänglich eine Antwort zu geben.
Erneut schwieg sie und ließ ihren Blick im Zelt umherwandern, bis er sich auf ihren Bruder legte, der hinter Skýler auf der Schlafstätte lag und weiter verarztet wurde.
„Was ist… mit ihm?“, wollte sie wissen und während ihr ihr die Augen zufielen blickte der Mischling über seine Schulter und musterte das Gesicht des Jüngeren. Seit sie hier waren hatte er kaum einen Gedanken an ihn verschwendet, denn das Schicksal des Kleinen ging ihn nichts an. Arvid war für ihn noch immer ein Störfaktor und Hindernis.
„Sie kümmern sich um ihn. Er wird wieder gesund, zumindest hat mir die Kuh das versichert“, antwortete Ský wahrheitsgetreu und sah dann wieder zu ihr zurück. Er registrierte das Streicheln seines Daumens und stoppte augenblicklich diese zarte Geste. Die Hand nahm er allerdings weiterhin nicht fort, sollte sie keine Anstalten dazu machen. Was sie dann leider tat. Denn ihre Finger entwirrten sich und sie tastete erneut hinab zu ihrem Bauch.
Der Mischlings-Elf hielt die Luft an und schluckte. Der Kloß in seinem Hals wollte noch immer nicht verschwinden.
„Was … was ist mit..“, setzte sie an, doch Ský reagierte schnell und wagte einen letzten Versuch sie vor dem bevorstehenden Schmerz zu bewahren. Zumindest solange er es konnte.
„Schlaf noch etwas... Ich bleibe hier und passe auf. In Ordnung?“ Er lächelte wieder sachte – so ruhig er es vermochte und ja, auch mit einem sanften Ausdruck in seinem Silbergrau.
Die Unterbrechung ließ Eleyna innehalten und offenbar den Faden verlieren. Dies nutzte er aus und setzte sich wieder in seine bevorzugte Position, von der er Eleyna etwas gemütlicher beobachten konnte, als dauerhaft auf den Knien. Die Anspannung ließ ihn zwar noch nicht los, doch ihm wurde immer bewusster, wie erschöpft er selbst war. Von daher atmete er erleichtert auf, als sie „In Ordnung…“, flüsterte und ihr Blick wieder hinter den Augenlidern verschwand.
Es war ein merkwürdiger Moment, ruhig und irgendwo durchzogen mit einem unwirklichen Vertrauen, das schwer wog. Sie legte in diesem Moment ihr Wohlergehen in seine Hände, ohne zu wissen, dass er sie eines Tages verraten sollte. Seine Sorge war nicht echt – nicht von der Art, die sie sich vielleicht erhofft… oder?
Nachdenklich betrachtete der Mischling ihr Gesicht. Sie war wieder ruhig, als würde sie schlafen und er bekam etwas Zeit sich über das die letzten Momente Gedanken zu machen.
Skýler verstand nicht so recht, was hier gerade vor sich ging. Er hielt normalerweise einen professionellen Abstand zu seinen Zielpersonen – körperlich, aber ganz besonders emotional. Und vermutlich wäre ihm das auch weiter gelungen, wären sie nicht von den Minotauren überrascht worden und wäre Eleyna nicht zusammengebrochen.
Die letzten Stunden hatten den sonst so gefassten und souveränen Spion ziemlich unvorbereitet erwischt. Die feine Linie zwischen der Sorge um den Auftrag und sie als Person hatte begonnen zu verschwimmen und ihm war irgendwo bewusst, dass das nicht gut war. Doch gleichzeitig war er in diesem Augenblick zu erschöpft, als dass er sich darüber den Kopf zerbrechen würde. Manches musste man sich eben für einen späteren Zeitpunkt aufheben.
Während der nächsten Minuten fielen ihm die Augen mehrfach zu und sein Kopf nickte dabei stets leicht nach vorne. Jedes Mal versuchte er sich danach weiter wach zu halten, doch irgendwann gab er auf. So ungewiss das Motiv der Minotauren - sie hierherzubeordern - noch war, so sicher war er sich doch, dass sie beide derzeit in keiner wirklichen Gefahr schwebten. Und damit das auch so bleiben konnte, musste auch er sich und seinem Körper etwas Ruhe gönnen. Die letzten Tage hatte auch Skýler kaum geschlafen und so war es kein Wunder, dass es ihn, nach all der körperlichen und mentalen Anstrengungen, in Manthalas Arme lockte.
Mit trägem Blick sah er sich noch einmal um und nur mit Mühe unterdrückte er ein Gähnen. Langsam rutschte er etwas tiefer hinab und legte sich neben Eleyna. Noch stützte er seinen Kopf mit dem Ellbogen ab, doch nach einer Weile nickte er wieder ein und sein Kopf rutschte, recht nah an sie heran, an seiner Handfläche hinab auf das Fell, mit dem Eleynas Lager ausgelegt worden war.
Noch immer konnte man nicht behaupten, dass sein Schlaf besonders tief war - dafür waren ihm seine Gewohnheiten auch im Schlaf wachsam zu sein und unterbewusst seine Schatten als Wächter fungieren zu lassen, zu stark in Mark und Bein übergegangen. Er vergaß nicht, dass er auf sie aufpassen wollte - was das anging war er so stur, wie eine gewisse Halbelfe. Doch ähnlich wie bei ihr sorgten nun sein Körper und sein Geist dafür, dass er zumindest ein wenig Ruhen konnte...

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 30. Januar 2024, 11:52

Die Heilerin dieser Minotauren-Sippe hatte ihr Bestmöglichstes getan, um zu helfen. Jetzt hatte sie kaum noch etwas zu tun, abgesehen davon, wieder Ordnung in ihrem Zelt zu schaffen, nachdem sie ihre Erkenntnisse angemessen weiter gegeben hatte. Nachdem Eleyna in besten zwergischen Händen war, widmete sie sich Arvid und konnte auch dort nur mäßig mehr tun, als ohnehin schon geschehen. Also wandte sie sich an ihre Helferinnen und zu dritt beseitigten sie den Großteil aller Spuren. Dabei bezog sie auch ihr Kalb mit ein, das davon offenbar nicht begeistert war, weil es viel lieber neugierig an Skýlers Seite geblieben wäre.
Dieser jedoch hatte keine Aufmerksamkeit mehr für sie übrig, sondern widmete sich voll und ganz seiner Begleiterin, die allmählich zu Bewusstsein kam. Zu ihren Füßen stand noch immer, zu voller, ätherischer Größe aufgerichtet die Tha'Roon und schien vollkommen unbeeindruckt von dem zu sein, was sie zu sehen bekam.
Ob sie eigentlich etwas verstehen konnte, wenn sie sich nicht per Gedanken unterhielt? Nun, Ohren besaß sie, sodass diese Option durchaus bestünde. Aber ihre Mimik war absolut glatt und unleserlich und blieb es auch weiterhin. Trotzdem würde sie viele Informationen sammeln können, allein durch das Zuhören und Beobachten.
Der Zwerg hingegen ging schließlich zu dem verwundeten Mischlingselfen und setzte auch hier seine Magie ein, wie der Spion in seinem Rücken würde vernehmen können. Da er jedoch keine passenden Sprachkenntnisse hatte, konnte ihm der Wortlaut selbst entgehen. Was vermutlich gar nicht so schlimm war, schließlich wollte er sich auf Eleyna konzentrieren.
Deren Gesichtszüge zuckten immer häufiger und am Ende schaffte ihr Bewusstsein es auch, endlich in die Realität zurück zu finden. Ihre Stimme war leise und schwach, kündete genauso von dem starken Verlust wie ihre Blässe. Unbemerkt von den beiden Mischlingen allerdings blitzte es kurz in den Augen der Tha'Roon auf und sie klopfte kaum merklich auf ihren Oberschenkel. Ein ebenso leises Klingeln antwortete ihr. Dann war alles wieder wie zuvor, ihr nichts davon anzumerken, was sie zu der Verwendung von Lerium dachte.
Wobei nicht davon auszugehen war, dass sie dieser Sprache mächtig wäre. Aber sie kannte den Klang offensichtlich und hatte dazu eine eigene Meinung. Ob diese positiv oder negativ wäre, blieb abzuwarten. Zumindest verleitete es sie nicht dazu, die hilfreichen Runen vom Körper der Verletzten zu reißen.
Der Zwerg in Skýlers Rücken sah ebenfalls kurz auf, unterdrückte ein Seufzen und fuhr mit seinem Gemurmel daraufhin wieder fort. Am Ende verband er den Unterarm straff und schob eine weitere Uruz-Rune hinein. Hier konnte er zumindest darauf bauen, dass diese Maßnahme ausreichen würde, um sein Hilfsmittel an seinem Platz zu halten.
Daraufhin räumte er seinen Platz, nickte der Kuh zu und trat an die Seite der Tha'Roon. Diese beachtete ihn nicht, sondern beobachtete weiter, sah zu, wie die Halbelfe sich ins Leben zurück kämpfte und dennoch zu schwach war, um wach bleiben zu können. Immer wieder fielen ihr die Augen zu, doch blieb sie wenigstens halbwegs ruhig.
Am Ende trat der Zwerg noch einmal heran, richtete beide Runen um winzige Millimeter und nickte schließlich dem vermeintlichen Partner zu. "Kleine Schritte!", mahnte er mit Nachdruck und ließ dabei offen, was genau er meinte oder ob er alle Bereiche miteinschloss. Danach trat er zurück und verließ das Zelt, denn seine Arbeit hier war vorerst getan. Auch die Tha'Roon folgte ihm, beinahe lautlos, als offenkundig war, dass Eleyna erst einmal wieder eingeschlafen war.
Indes kämpfte ihr Begleiter damit, die Augen offen zu halten und seine eigenen Gedanken zu sortieren. Und obwohl erst Vormittag war, fühlte er sich erschöpft. Denn zu seinen verwirrenden Gedanken und Gefühlen kam auch der Umstand, dass sein ohnehin schon viel zu leichter Schlaf in der vergangenen Nacht unnötig oft unterbrochen worden war. Zwar könnte er natürlich weiterhin wach und aktiv sein, da würde es viel mehr benötigen, ehe er vor Erschöpfung umfallen würde. Doch er konnte hier, in diesem Zelt, zwischen den schlafenden Geschwistern zur Ruhe kommen und das wollte sein Körper ausnutzen, der eine Gelegenheit dazu witterte wie der Räuber eine blutende Beute.
So wurden seine Lider immer schwerer, seine Gedanken träger. Auch um ihn herum wurde es ruhiger, nachdem die Schüsseln mit dem verschmutzten Wasser und die Tücher weggebracht worden waren. Irgendwann befand er sich schlussendlich in der Horizontalen und kuschelte sich beinahe schon an die Halbelfe, während er kaum noch wach zu nennen war.
Nur einmal schreckte er wohl etwas heftiger auf, als sich ein unbekanntes Gewicht über ihn legte. "Sch, ganz ruhig.", hörte er die leise, bestimmte Stimme der Kuh. Sie hatte die Hand auf seine Schulter gelegt, um ihn an einem Aufsetzen zu hindern. "Ruht Euch aus, die Kraft werdet ihr zu späterer Zeit brauchen. Alles andere kann warten.", fuhr sie fort und zog die Decke, die sie über ihn und seine Partnerin gelegt hatte, zurecht, damit sie es warm hatten. Arvid hatte sein eigenes Fell bereits bekommen und schnarchte leise vor sich hin.
Die Heilerin schnaubte leise und nickte Skýler zu, dann verließ sie ihr Zelt wieder. Das Zeichen dafür, dass auch der Spion sich ein wenig Schlaf gönnen konnte. Von draußen klangen die üblichen Geräusche des Lagerlebens nur gedämpft herein und wurde dadurch zu einer irgendwie auch beruhigenden Hintergrundmusik, während auch er auf längere Zeit hin in Manthalas Arme gleiten konnte.

Es war früher Nachmittag, als Arvid als erstes allmählich aufwachte. Er wurde unruhiger, sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen, er ächzte leise und schien keinen sonderlich angenehmen letzten Traum zu haben. Aus diesem schreckte er nämlich auf und saß plötzlich in einer für ihn vollkommen fremden Umgebung. Blinzelnd sah er sich um, versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, warum er sah, was er sah.
Bis sein Blick auf seinen rechten Arm fiel, der nicht mehr behelfsmäßig geschient, sondern fachkundig verbunden war. Die Rune in den Falten pulsierte im Einklang mit seinem Herzschlag und vermittelte ein warmes, angenehmes Gefühl. Trotzdem seufzte er leise und schien nicht sonderlich erfreut darüber zu sein, obwohl er klug genug war, alles an seinem Platz zu lassen.
Dann entdeckte er das Pärchen an seiner Seite und seine Miene verdüsterte sich. Plötzlich hatte er es eilig, sich abzudecken und aufzustehen. Was gar nicht so einfach war, denn nach dem langen Liegen musste sein Kreislauf erst wieder in Schwung kommen. Hier zeigte sich, dass er trotz seiner Jugend und seines oft kindischen Verhaltens durchaus ein bisschen Ahnung vom Leben hatte. Oder zumindest von seinem Körper, da er die Geschwindigkeit seiner Positionsänderungen dem Schwindel anpasste.
So kam er letzten Endes auf die Füße und wankte kaum, als er sich ungewöhnlich leise, wie er es als Fernwaffenkämpfer sich zu eigen gemacht hatte, zum Ausgang des Zeltes schlich. Dort hob er die Plane an, spähte hinaus und gab einen leidenden Laut von sich, den er nicht unterdrücken konnte. "Rindviecher! Warum ausgerechnet diese Rindviecher?!", jammerte er.
In diesem Moment war einer der ausgewachsenen Minotauren nahe genug vor dem Zelt, um ihn hören zu können. Der Bulle fuhr herum und schnaubte laut. "Wen nennst du hier Rindvieh?", empörte sich das Wesen mit tiefem Bass, dass es bis zum Lager der beiden Spione dringen konnte.
Arvid schien das wenig zu beeindrucken. "Nicht Rindvieh. Ich habe Rindviecher gesagt!", konterte er mit der Kühle, die eines reinrassigen Eiselfen würdig gewesen wäre, und als wäre das keine Beleidigung.
Erneut erklang ein Schnauben. "Ach so.", dröhnte es und stampfende Schritte zeugten davon, dass der Minotaurus weiter stapfte.
Der Mischlingself jedoch ließ die Lederhaut wieder sinken, seufzte tief und leidend und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Hornochse!", nuschelte er dabei in sich hinein.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 2. Februar 2024, 13:48

Eleyna hatte so viel Blut verloren, dass sie nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu schützen. Sie war buchstäblich aufgeschmissen und hatte keine andere Möglichkeit als sich einfach in die nächstbesten Hände zu begeben. Alle waren Fremde für sie und die Halbelfe schlicht und ergreifend darauf angewiesen, dass sie ihr auch wirklich helfen wollten. Warum die Minotaurenkuh sich ihrer annahm, der Minotaurenanführer dafür sorgte, dass sie sicher ankam, wieso Skýler sich um sie bemühte und sich nicht einfach aus den Staub machte, das wusste die Elfe nicht. Eleyna hatte in ihrem Leben aber gelernt, dass kaum etwas umsonst war. Jeder hier hatte gewiss seinen Grund zu tun, was er tat, aber diese mussten auch nicht immer schlecht sein. Jetzt war sie bezwungen von ihrem eigenen Körper und musste einfach zur Ruhe kommen. Andernfalls würde Eleyna sich schlicht und ergreifend selbst ins Grab bringen und das war etwas, das sie nicht tun konnte. Nicht tun wollte. Sie hatte noch eine Aufgabe und von der würde sie sich nicht abbringen lassen. So blieb sie vernünftig, hörte den Worten des Mischlings zu, statt sich stur und kampflustig wie eh und je zu zeigen. Allein das war schon ein Hinweis auf ihren Zustand. Die Halbelfe ließ die sanften Berührungen seitens Ský zu und fand darin eine Ruhe, die sie kaum kannte. Selbst bei Laogh hatte sie stets das Gefühl wachsam bleiben zu müssen. Er testete sie in jeder Sekunde ihres Beisammenseins, immer brauchte sie ihr Augenmerk auf ihm, da er Informationen vorenthielt und sie im Dunkeln ließ. Vielleicht war es die Einfachheit des Unbekanntem, die sie so empfinden ließ. Schon bei ihrer Begegnung hatte Eleyna das Gefühl, dass sie bei Skýler einfach etwas Stress abbauen könnte. Dass sie sich fallenlassen und einfach treibenlassen konnte. Es war ein gefährlicher Gedanke, da sie ja wusste, wie die Welt funktionierte. Und das Leben in ihrer Nähe war überhaupt nicht sicher. Sollte sie diesen Fremden denn mit hineinziehen? Eleyna war derzeit nicht in der Lage, jene Gedanken auch wirklich konsequent zu verfolgen, aber sie spürte selbst in der Dämmerung ihres kritischen Zustandes, dass sie früher oder später lieber allein weiter machen musste. Niemand war bei ihr sicher und wie sich gerade jetzt auch zeigte, war scheinbar erneut jemand hinter ihr her. Die Verfolgung bis nach Mantron und die Entführung hatten sie alarmiert. Arvid mochte seine eigenen Gründe haben, aber… Er war nur der Fingerzeig. Auch der Minotaurus hat davon gesprochen, dass jemand die Herde auf sie angesetzt hatte. Oder ging es gar nicht um sie? Sollte der Mischling betroffen sein? Unwahrscheinlich… Eleyna glaubte zwar, dass Skýler seine ganz eigene Geschichte zu erzählen hatte und dass er ihr nicht alles erzählte, doch das beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie wollte es gar nicht anders. Denn dann musste auch sie nicht aus den Vollen schöpfen und er würde nicht in Gefahr geraten, weil er sie kannte. Ihr Leben wurde immer einsamer. Denn auch Laogh, welche Gefühle sich da auch immer in ihr zu regen begonnen hatten in seiner Nähe, war und blieb der Meisterspion. Illusionen waren etwas für andere. Nicht aber für Eleyna.

Die Elfe wälzte ihre halben Gedankenstränge, während sie zwischen Schlaf und Ohnmacht pendelte. Der Blutverlust erschwerte es ihr, zu atmen und Wärme zu speichern und so schaltete er immer wieder den grübelnden Verstand ab. Irgendwann begann sie zu zittern, doch das wurde sofort behoben, als sich mit einem Mal eine Decke über sie legte. Das wärmende Gewicht war eine Wohltat für sie und als es sich dann auch noch bedeutend schneller aufheizte, weil ein zweiter Körper darunter lag, sank Eleyna in einen entspannteren Schlaf. Gleichwohl umwehte der fein-herbe Duft wieder ihre Nase und schaffte zusätzlich Ruhe. Es war wie ein Anker, auf den sie sich verlassen wollte, weil er nicht wegging. Skurril, dass sie ausgerechnet einem Fremden solche Macht zusprach. Aber Eleyna war bei ihrer Begegnung wirklich gebeutelt und durcheinander gewesen. Jetzt hatte ihr Gemüt Zeit, sich ein wenig daran zu erfreuen und speicherte es als positiv ab. Tatsächlich sorgten Wärme und der feine Geruch neben sich dafür, dass Eleyna sich kaum bewegte. Sie atmete flach und dennoch konstant. Während sie also ruhte, bekam ihr Körper Zeit, die Höchstleistung, neues Blut zu produzieren, auch zu absolvieren und musste seine Kapazitäten nicht auf anderes lenken. So dauerte es auch, bis Eleyna überhaupt wieder aufwachte. Nur langsam kehrte sie aus dem tiefen Dunkel zurück und ihre Aufmerksamkeit kratzte an der Oberfläche. Sie nahm Geräusche wahr, Helligkeit und anderes. Neben ihr fiel ihr als erstes der gleichmäßige Atem auf. Ihre Augen öffneten sich langsam, bis sie dann mit einigen Malen Blinzeln auch etwas erkennen konnte. Dabei fiel ihr Blick auf Skýler, der sich schließlich seinem Körper beugen musste. Eleyna runzelte leicht die Stirn bei der Erkenntnis, dass er es war, der diesen feinen Geruch verströmte. Und dass es seine Körperwärme war, die ihre auffüllte.
Ihre Augen wanderten für einen Moment über das nahe Gesicht und die hellen Haare, bis eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie wandte den Kopf und suchte nach dem Verursacher, als ihr Blick auf Arvid fiel, der soeben aus dem Zeltinnern spähte. "Rindviecher! Warum ausgerechnet diese Rindviecher?!" Eleyna seufzte tonlos und schloss die Augen kurz wieder, während sich Arvid mit einem jener ‚Rindviecher‘ auseinandersetzen musste. Erst dann wurde es wieder etwas dunkler im Zelt und Eleyna öffnete die Augen erneut. "Hornochse!" Ihr Blick richtete sich zurück auf Arvid. „Diese… ‚Rindviecher‘, haben uns geholfen… und tun es noch…“, krächzte sie mit trockenem Hals. Sie hustete leise und verzog das Gesicht. Ihre Hand hielt die Runen an Ort und Stelle, wie sie hoffte. „Dankbarkeit… Arvid…“, mahnte sie ihren Halbbruder und schloss die Augen erneut. Einen Moment dauerte es, doch dann öffnete sie ihren Blick wieder: "Wie geht es dir?", fragte sie ihn dann leise und musterte sein Gesicht.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 3. Februar 2024, 12:21

Als Eleyna und Ský kurz in Lerium miteinander sprachen, lauschten ihnen mehr Ohren, als zu vermuten gewesen wäre. Doch im Grunde interessierte den Spion weder die Reaktion der Anderen, noch ihre Gedanken dazu. In der Regel konnte sich jeder denken, dass sie dieser Sprache mächtig waren, immerhin sah man ihnen die Abstammung zu einem Teil deutlich an. Dunkelelfen waren in vielen Teilen des Landes keine gern gesehenen oder geschätzten Gäste, doch alle Elfen in diesem Zelt waren ganz eindeutig Mischlinge, die man im Grunde noch einmal anders betrachten musste. Doch wer und wo man dies tat, war eine andere Sache.
Skýler spürte in diesem Moment keine Bedrohung seitens der anderen und das war ihm für den Moment genug. Er konzentrierte sich auf Eleyna und ließ damit einige Fragen, die er selbst gerne gestellt hätte unbeantwortet. Ob die Tha'Roon in seinen oder den Gedanken der anderen herumstöberte, ob sie und der Zwerg diese Jemande waren, was das Glöckchen mit diesen zu tun hatte, was die Minotauren von ihnen wollten und warum man sie vom Reisen abgehalten hatte… das alles würde er noch herausfinden. Zu einem späteren Zeitpunkt.
Erleichtert darüber, dass er Eleyna für den Augenblick von dem Gewinn der schlimmen Erkenntnis abgehalten hatte, überfiel nun auch Skýler die Müdigkeit. Ihm fielen immer wieder die Augen zu, während er den Geschehnissen im Zelt weiter lauschte.
Als Arvid verarztet war, brachen der Zwerg und die Tha'Roon auf. Doch vorher wandte sich der kleine, bärtige Mann noch mal an den Spion, der seinen grauen Blick hob und ihn ansah.
„Kleine Schritte!“, wurde er gemahnt, woraufhin der Mischling nur nickte und die Retter sich zum Ausgang wandten. Bevor diese jedoch das Zelt verließen, ließ Skýler doch noch mal etwas von sich hören: „Danke!“, sagte er schlicht und doch lag in diesem kleinen Wort mehr Bedeutung, als man glauben mochte. Er meinte es aufrichtig und konnte anerkennen, was man für ihn und die Halbelfe getan hatte. Was man vermutlich nicht allen Sprösslingen von Dunkelelfen zutrauen würde.
Auf eine Reaktion achtete er daraufhin wieder weniger. Sein sturmgrauer Blick wanderte zu Eleyna zurück, bis er beschloss sich ebenfalls hinzulegen, um die Chance zu nutzen, selbst etwas zu Ruhen. Woher sollte Skýler auch wissen, wann er die nächste Möglichkeit dazu erhalten würde? Das Einzige, was er sicher wusste war, dass nach Eleynas Erwachen vermutlich ein schweres Gespräch auf ihn zukommen würde.
Erneut lauschte er den Umgebungsgeräuschen. Den schweren Geruch des Blutes nahm er langsam nicht mehr wahr und erleichtert zu wissen, dass das Vögelchen außer Lebensgefahr war, gestattete er sich in seinen üblichen Schlagzustand zu sinken.
Lediglich einmal schreckte er auf, als er plötzlich ein unbekanntes Gewicht spürte, das sich an seinen Körper schmiegte. Sein Kopf ruckte hoch und seine grauen Augen blickten vom Gesicht der Kuh suchend weiter, als würde er eine Gefahr ausfindig machen müssen. Er stützte sich auf den Ellbogen, doch eine Hand hielt ihn davon ab, dass er sich aufrichten konnte.
„Sch, ganz ruhig. Ruht Euch aus, die Kraft werdet ihr zu späterer Zeit brauchen. Alles andere kann warten.“, sprach die Kuh ruhig auf ihn ein, während sie das Gewicht – das sich als Decke herausstellte – über ihn und Eleyna ausbreitete.
Einen kurzen Moment sah er sie einfach nur an und es war schwer herauszufinden, was er sich dachte. Wahrscheinlich, weil er eine solche Geste in keiner Weise gewohnt war. Doch dann ließ er den Arm wieder zum Fell sinken und bettete seinen Kopf auf diesen.
„In Ordnung…!“, gab er bestätigend und leise von sich und betrachtete kurz das Gesicht der Halbelfe. Ihre Atmung war zwar noch immer flach, aber stark genug, so dass er sich sicher sein konnte, dass ihr Zustand stabil war. Dass er sehr dicht bei ihr lag schien Ský hingegen völlig zu ignorieren.
Wärme breitete sich unter der Decke aus und ließ seine Augenlider erneut schwer werden. Und dieses Mal gelang es ihm mehrere Stunden zur Ruhe zu kommen und etwas Schlaf nachzuholen.

Der erste Reiz, der es wieder in sein Bewusstsein schaffte, war das Ächzen seitens Arvid. Er schloss daraus, dass der Junge im Begriff war aufzuwachen, was ihn lediglich zu einen etwas tieferen Atemzug verleitete. Seine Meinung, dass ihn Eleynas Bruder und dessen Wohlergehen nicht betraf, hatte sich nicht geändert. Von daher lauschte er lediglich den Geräuschen, die nun neben ihm vermehrt auftauchten und öffnete noch nicht einmal die Augen, als er mitbekam, wie der Junge hochschreckte. Ihm war egal, was Arvid tat, solange er nicht auf dumme Gedanken kam und ihn und Eleyna störte – oder gar angriff.
Der jüngere Mischling erhob sich nach einer Weile und schlich auf leisen Sohlen im Zelt an ihnen vorbei. Ský rührte sich weiterhin nicht und blieb unwillig diese Gemütlichkeit so einfach zu verlassen. Doch musste er nach ein paar Sekunden registrieren, dass sich nun auch neben ihm etwas regte. Eleyna wurde wach! Dass sie ihn eine Weile betrachtete entging ihm, weil er seine Augen noch immer nicht öffnete und vorgab weiter zu schlafen.
„Rindviecher! Warum ausgerechnet diese Rindviecher?!“, erklang plötzlich die nervige Stimme des Bruders vom Zelteingang und Skýler hielt den Atem an, als gleich darauf eine weitere, nicht besonders erfreute Stimme folge: „Wen nennst du hier Rindvieh?“, empörte sich ein Minotaurus, der die Worte von Arvid verständlicherweise als Angriff wertete.
Sind die beiden wirklich miteinander verwandt?, fragte sich Skýler gedanklich mit einem genervten Seufzen, ehe er die Augen widerwillig öffnete. Er sah, dass der Blick der Schwester auf den Eingang gerichtet war, was für ihn bedeuten würde, dass seine Schonfrist im Begriff war, auszulaufen.
Eine kleine Diskussion zwischen dem Minotaurus und Arvid folgte und der Spion machte sich bereit einzuschreiten. Nicht, weil er sich um den Bengel sorgte, sondern weil er nicht verhindern wollte, dass Eleyna sich in ihrer unvorhersehbaren Art doch dazu bewogen fühlte, ihrem Bruder beizustehen.
Doch glücklicherweise erledigte sich der Streit von selbst. Die Minotauren waren offenbar wirklich sehr simple Wesen, die selten um die nächste und teils offensichtliche Ecke dachten.
Als Arvid vom Eingang zurücktrat und erneut eine abfällige Bemerkung fallen ließ, machte Eleyna deutlich, dass sie das Spektakel ebenfalls mitbekommen hatte.
„Diese… ‚Rindviecher‘, haben uns geholfen… und tun es noch…“, krächzte sie mit trockenem Hals und brach daraufhin in ein leises Husten aus. Das gezwungene Beben ihres Körpers verursachte ihr offensichtlich Schmerzen, denn sie verzog das Gesicht. Ský konnte das nicht mit ansehen und richtete sich auf, was Eleyna vielleicht nicht mitbekam, denn sie schloss erschöpft die Augen.
„Dankbarkeit… Arvid…“, mahnte sie ihren Halbbruder, ehe sich ihre blauen Augen wieder zeigten. „Wie geht es dir?“, fragte sie den Jungen, was Skýler kurz verächtlich Schnauben ließ.
„Offenbar gut genug, um direkt unter Beweis zu stellen, dass er sein vorlautes Mundwerk nicht halten kann!“, mischte sich nun der Mischling ein und warf dem jüngeren Elf einen finsteren Blick zu. Dieser legte sich allerdings sofort, als er ihn zu Eleyna wandern ließ. Er schlug die Decke beiseite und kontrollierte nun seinerseits, dass die Runen nicht verrutscht waren. Dann legte er ihr eine Hand sachte auf die Stirn.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er nach einem Moment, in dem er innerlich abwog, ob er diese Frage wirklich hatte stellen wollen. Natürlich scheute er sich vor dem Gespräch, das unweigerlich kommen würde.
„Leg dich hin und benimm dich, Junge!“, forderte er Arvid harsch auf, ohne seinen Blick von Eleyna zu nehmen. Er richtete wieder die Decke und sah sich kurz nach etwas Trinkwasser um, was er schlussendlich auch fand. Die Kuh schien dahingehend für alles gesorgt zu haben. Sollte Eleyna es zulassen würde er ihr etwas Wasser anbieten.
Dennoch machte er sich gerade Sorgen, dass Arvid, der nichts vom Zustand seiner Schwester wusste, eine Szene begann und sie dadurch nur wieder aufregte. Das konnte er weder gebrauchen, noch würde er es tolerieren.
„Bleib liegen…!“, bat er sie daher, ehe er aufstand und auf den Halbbruder der anderen zuging.
„Wie Eleyna schon sagte haben dir hier alle geholfen! Und wenn du nicht willst, dass ich dir Manieren beibringe rate ich dir, dass du dich dort wieder hinlegst und die Füße, wie auch den Mund stillhältst!“, warnte er ihn zwar mit einer unheimlichen Ruhe in der Stimme, jedoch klar und deutlich, während er auf das Fleckchen Fell des Lagers deutete, auf dem Arvid die letzten Stunden verbracht hatte. Skýler zeigte dem Jüngeren deutlich, dass er die Worte nicht nur so daher sagte. Sein Blick lag kalt und drohend auf ihm, ähnlich dem, den die Minotauren bereits am Morgen erlebt hatten.
„Leg dich hin! Deiner Schwester geht es nicht gut! Und ich sehe nicht zu, wie du sie aufregst!“, warnte er ein weiteres Mal mit Nachdruck und machte noch einen Schritt auf ihn zu. Der Spion verhielt sich den Geschwistern gegenüber völlig unterschiedlich und das war ihm auch bewusst. Arvid war für ihn ein Übel, das er gezwungenermaßen in Kauf nehmen musste und Eleyna – das Vögelchen, das er eigentlich ausliefern müsste – war gerade die Person, um die er sich das erste Mal seit mehreren Jahrzehnten irgendwie sorgte. Das wiederum war nicht geplant gewesen: es hatte sich einfach so ergeben und entwickelt!

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Montag 5. Februar 2024, 20:46

Warum auch immer die Bullen dieser Sippe auf sie gestoßen waren und sie ursprünglich hatten mitnehmen wollen, es hatte sich letzten Endes als Segen für die beiden Verletzten erwiesen. Bei Arvid war es zwar lediglich um seinen Arm gegangen, doch auch bei ihm war damit so einiges aus seinem Leben verbunden.
Bei seiner Schwester hingegen hatte ihr Leben am seidenen Faden gehangen bei dem ganzen Blutverlust, den sie erlitten hatte. Oder hatte es nur nach mehr ausgesehen und sie hätte es auch alleine geschafft, wieder auf die Beine zu kommen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall war dank des Schemens klar geworden, dass es sich nicht um ein Kind gehandelt hatte. Etwas, das auch der Kuh aufgefallen war, nur hätte sie dabei lediglich auf ihre Erfahrung verweisen und nicht durch den Körper der Bewusstlosen schweben können.
Aber nun konnte sie dafür sorgen, dass die Drei ihre Ruhe in dem Zelt hatten und es sogar so bequem wie möglich. Ja, sie deckte in einer beinahe schon mütterlich anmutenden Weise den einzigen Unverletzten zu und bestätigte ihn darin, ebenfalls Ruhe und Erholung zu finden. Solange, bis der Jüngste unter ihnen allmählich zu sich kam.
Wie viel Zeit wohl vergangen sein mochte? Ein paar Stunden vermutlich, wenngleich nicht derart viele, dass die Sonne bereits untergegangen wäre. Nein, draußen schien sie noch und der Nebel war bislang nicht aufgekommen. Ansonsten wurden sie kaum beachtet, das Lagerleben ging weiter, als wären sie nicht vorhanden... oder keine Sensation, die unbedingt bestaunt werden musste. Nun ja, letzteres wären sie womöglich gewesen, aber da gab es eine gewisse Kuh mit ihrem Bullen, die dafür sorgten, dass es nicht zu bedeutend werden würde. Und die Tha'Roon sowie der Zwerg? Wo waren die abgeblieben und warum hielten die sich hier auf? Das würden sie höchstwahrscheinlich noch erfahren.
In der Zwischenzeit stellte auch der Mischlingself mit dem verbundenen Arm fest, wo sie sich befanden. Eine Umgebung, die ihm offensichtlich überhaupt nicht gefiel. Die Worte, die über seine Lippen kamen, waren im Prinzip nur für ihn selbst bestimmt, doch er wurde gehört. Nicht nur im Zelt, sondern auch außerhalb.
Schon hielt eines dieser Rindviecher an und schien sich sofort angegriffen zu fühlen. Im Prinzip hatte er da zwar recht, aber Arvid schien zu wissen, dass Spitzfindigkeiten bei diesen Wesen nicht wirklich ankamen und konnte dadurch mit Leichtigkeit das drohende Unheil wieder abwenden. Während er sich zurück in das aufgewärmte Zelt zog, stampfte draußen der Minotaurus weiter.
Seufzend atmete er die letzte Bezeichnung aus, als sich in seinem Rücken jemand regte. Seine Ohren zuckten leicht und er biss sofort die Zähne zusammen. Noch befand er sich direkt vor dem Ausgang. Niemand bewachte sie, somit wäre es ein Leichtes für ihn gewesen, einfach hinaus zu gehen und zu verschwinden. Warum er es nicht tat? Er wusste es nicht zu sagen.
Im Gegensatz zu seiner Meinung in Bezug auf das Gekrächze in seinem Rücken. Kurz deutete er ein Augenrollen an, auch wenn es niemand sehen konnte. "Ach ja? Wozu Dankbarkeit? Sie könnten ja einfach einen Hinterhalt geplant haben.", warf er ihr zischend vor und machte den Fehler, sich halb zu ihr umzudrehen und sie anzusehen, ehe der Anflug an Bitterkeit und Gekränktheit aus seinem Blick verschwunden war. Sie konnte es noch erkennen, ehe ihr selbst die Lider wieder schwer wurden.
Doch als ob er es ahnen würde, dass er seine Gefühle zu wenig unter Kontrolle hatte, wandte er sich rasch wieder ab. Und dennoch... er konnte es nicht vermeiden, dass er unwillkürlich zu dem Verband sah und leicht daran zupfte, eine Verlegenheitsgeste. Dabei bemerkte er allerdings auch etwas festeres in den Falten und tastete aufmerksamer danach, bis er sich halbwegs sicher sein konnte, dass es sich um eine Rune handelte.
Nach gefühlten Ewigkeiten sprach seine Schwester erneut und stellte eine Frage, mit der sie nur wenige Stunden zuvor ihn aus dem Konzept hatte bringen können. Doch das war... vor seinem Gefühlsausbruch gewesen, vor diesem Streit, in dessen Folge sie sich eigentlich hatten trennen wollen.
Leise schnaubte er und hatte schon eine erneut scharfe, verbitterte Erwiderung auf der Zunge, als sich noch jemand in dieses Gespräch einmischte. Jemand, den er auf den ersten Blick hin nicht hatte leiden können. Die Worte waren eine Beleidigung und dazu angetan, seine Wut zu schüren. Aber dieses Mal wollte er nicht den Fehler begehen und sich von seinen Empfindungen leiten lassen. Nein, er bemühte sein eiselfisches Erbe und wandelte seine Gefühle lieber in eiskalten Zorn.
Entsprechend kühl klang er auch, als er die Frage in den Raum warf:"Schließt du gerade von dir auf andere?" Es war ein Sticheln, keine Frage, wahrscheinlich auch kindisch. Allerdings würde er lieber wieder unter der Fuchtel eines gewissen Reinrassigen stehen, als sich von diesem aufgeblasenen Hanswurst unterbuttern zu lassen.
Und als dieser sich auch noch Eleyna zuwandte, mit einem Mal fürsorglich und so, wurde ihm beinahe schlecht. Nicht nur, weil es sich dabei um seine Halbschwester handelte, einen Umstand, den er weit mehr verinnerlicht zu haben schien, als er wahrhaben wollte. Nein, es war erst wenige Wochen her, dass sie von der Seite seines einstigen Mentors weggeholt worden war. So schnell vergaß sie ihn also und bandelte mit dem nächsten Kerl an? War sie derart treulos? Vor allem, weil sie doch das Kind des Spions in sich trug!
Während er noch mit diesen eher verwirrenden Gedanken rang und sie so sortieren wollte, dass er endlich begriff, warum ihn das überhaupt beschäftigte, drangen neuerlich die Worte des Fremden an sein Ohr. Worte, die ihn herum wirbeln und ihn ungläubig anstarren ließen. Hatte er gerade richtig gehört?! Für wen hielt der Kerl sich eigentlich?
Der andere jedoch ignorierte ihn vorläufig und sorgte eher dafür, dass die Liegende ein paar Schlucke zu sich nahm von... Wasser? Medizin? Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihre Wangen ungewöhnlich fahl in dem gedämpften Licht wirkten und sie tiefe Ringe unter den Augen hatte.
In dem Moment, in dem ihrer beider Blicke einander trafen, flackerte tatsächlich so etwas wie ehrliche Sorgen in dem seinen auf. Eine Regung, die Skýler prompt mit seiner Warnung ruinierte. In einem Tonfall, den Arvid in seinem Leben schon viel zu oft gehört hatte. Sofort verschloss sich der Keim tief in seinem Inneren, gesellte sich dort zu unschönen Erinnerungen und erwachender Angst bei diesem ruhigen, gefährlichen Tonfall. Seine Miene hingegen zeugte von seinem väterlichen Erbe, denn sie wurde zur wahren Maske absoluter Ausdruckslosigkeit. Um ihn herum schien die Luft ein paar Grad abzukühlen und sein Blick wirkte wie reinstes Eis.
Seine Stimme klang absolut eisig, als er drohend leise erwiderte:"Ich lasse mir von dir keine Befehle erteilen. Oder mich von einem wie dir..." Seine Augen glitten betont provozierend an der Gestalt seines Gegenübers entlang. "... anfassen!" Damit sah er flüchtig noch einmal zu seiner Halbschwester, dann drehte er sich um, als wäre es kein Risiko, dem Fremden den Rücken zu kehren, und wollte das Zelt verlassen.
In demselben Moment, in dem er von innen die Plane anhob, wurde von außen danach gegriffen. "Huch!", entfuhr es dem Kalb, als sie leicht zurück taumelte bei dem unerwarteten Anblick, ein Holztablett mit einigen Dingen darauf in den Händen. Dann verzogen sich ihre Rinderlippen in die Breite, was mit menschlichem Gesicht ein Lächeln dargestellt hätte.
Arvid hob eine Augenbraue an, als sie schon ein "Hallo!" muhte und ihn in ihrem Eifer niedergetrampelt hätte, hätte er sich nicht tiefer ins Zelt zurück drängen lassen. Es war dasselbe, vorwitzige Kalb wie vorhin, sodass sie Skýler auch bei dem Wiedersehen kurz zu zwinkerte.
Ehe sie Eleyna entdeckte und fröhlich rief:"Ah, ihr seid alle wach! Gut, gut. Mama hat gesagt, ich soll euch Essen bringen und da bin ich. Ich heiß' übrigens Mina. Ich weiß, ich weiß, einfallsloser Name, aber wartet nur, bis Papa euch meine Brüder vorstellt." Sie rollte mit den Augen und ließ ihre Ohren wackeln.
Daraufhin sah sie zurück zu Arvid und musterte sein Gesicht, legte ihren Kopf zur Seite und schien nachzudenken. Der Mischling hingegen wirkte, als wäre er sich nicht sicher, ob er weiterhin einfach abhauen oder doch zuvor etwas essen sollte. Mina bemerkte es nicht oder wollte es nicht, jedenfalls stellte sie das Tablett ab, trat dichter an ihn heran und besah ihn sich noch immer, dass es ihm regelrecht unangenehm wurde. "Äh...", machte er etwas hilflos, weil er nicht wusste, was er davon halten sollte.
"Jetzt hab ich's!", rief Mina in diesem Moment aus und schien wieder zu grinsen. "Du siehst genauso aus wie der, von denen die Stiere so viel gesprochen haben. Der, der einen Pfeil durch zwei Hörnern geschossen und nur eine winzige Kerbe damit geritzt hat, wie ers gesagt hat. Aus sechzig Metern!", sprudelte es begeistert aus ihr raus.
Arvids Miene verfinsterte sich, jedoch nur zum Schein, wie das leichte, stolze Funkeln und das feine Grinsen auf den Lippen zeigten. "62 Meter.", tarnte er seine Korrektur unter einem Hüsteln.
Um schließlich mit den Schultern zu zucken und seine Haltung zu straffen. "Da war ich noch ungeübt. Heute schaff' ich die 75 Meter!", behauptete er.
Die Augen des Kalbs wurden groß. "Tooooooll!", muhte sie und klatschte begeistert in die Hände. "Bringst dus mir bei? Och, büdde, büdde, büüüüddeeeee!", quengelte sie.
Nun wurde der Mischlingself doch wieder verlegen und sein Grinsen wurde schief. "Äh...", wiederholte er und hob seinen verletzten Arm. "Derzeit schwierig.", wies er auf das Offensichtliche hin.
Mina starrte darauf und ihr Fell schien sich zu röten. "Oh... hm... blöd... du bist Rechtshänder, oder?", fragte sie, als bräuchte man nicht beide Hände fürs Bogenschießen.
Arvid nickte. "Jep."
Das Kalb schnaubte frustriert und wirkte, als würde sie darüber nachdenken, wie sie dennoch zu ihrem Willen kommen könnte. Wie blöd, dass sie sich noch so wenig mit Heilkunst auskannte!
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 5. Februar 2024, 23:56

Natürlich hätte man ihr Verhalten als treulos bezeichnen können. Sie hatte versucht mit Skýler anzubandeln, noch bevor sie seinen Namen kannte. Sie hatte versucht sich auf ihn einzulassen, ohne überhaupt etwas von ihm zu wissen. Aber sie hatte es nicht getan. Sie hatte sich im letzten Moment besonnen und das gewiss auch, weil Skýler sich nicht sofort in dieses ‚Abenteuer‘ gestürzt hatte, sondern sie mit einer gewissen, stoischen Ruhe daraufhin gewiesen hatte, dass dies nicht der Weg war, den sie gehen sollte. Seine Zurückhaltung hatte ihrer Verwirrung Einhalt geboten. Fühlte sich Eleyna schlecht? Gewissermaßen. Sie fühlte sich zumindest hilflos und mit ihrem derzeitigen Gefühlschaos überfordert. Laogh war nicht nur ‚irgendjemand‘ für sie, aber das das auf Gegenseitigkeit beruhte, konnte sie noch immer nicht einwandfrei behaupten. Sie hatte nur das, was er stets bereit gewesen war ihr zu geben und sie musste ein immenses Vertrauen haben, dass er die Wahrheit sagte. Gleichwohl geriet ihre Welt völlig aus den Fugen, weil sie plötzlich schwanger und ohne Plan war. Mundl war jemand, der den Schatten offenbar sehr gut kannte und er hatte ihr versichert, dass Laogh Gefühle für sie hegte, die über das einvernehmliche Techtelmechtel hinausgingen. Aber … wohin sollte das alles führen? Sie kam nicht mehr dazu, es herauszufinden. Sie hatte sich endlich einmal ihren für lange Zeit verschlossenen Gefühlen bezüglich ihres Vaters gestellt und angefangen, gemeinsam mit dem Schatten jene aufzuarbeiten. Sie hatten angefangen miteinander zu reden und so etwas, wie eine Basis zu schaffen. Bis er sie über den Rand der Klippe schubste, um sie zu retten. Wieder mal. Doch war das denn das Leben, das sie sich vorstellte? Ständig auf der Hut, ständig diesen ganzen Unsicherheiten ausgeliefert zu sein? War es da wirklich verwerflich, wenn sich der Geist ein wenig nach… Wärme und Ruhe sehnte?

Sie konnte Arvid’s Gedanken nicht lesen, auch wenn er seine Gefühle nicht so gut verbarg, wie er wohl gerne hätte. "Ach ja? Wozu Dankbarkeit? Sie könnten ja einfach einen Hinterhalt geplant haben.", schoss er bereits wieder Pfeile auf sie ab und Eleyna musterte ihn. Ihr entging seine Kränkung nicht, doch sie war zu schwach, um sich jetzt ein Wortgefecht mit ihm zu liefern. Was auch immer ihn so sehr dazu bewog, sie selbst jetzt verbal anzugreifen, es erschloss sich ihr nicht richtig. War es denn Eifersucht? Immer noch der Groll wegen Laogh? War es, weil er glaubte sie bandelte mit Skyler an? Was scherte es ihn? Doch auch sie fragte sich insgeheim, was sie hier eigentlich tat. Aber Eleyna kam ohnehin nicht mehr aus dem Straucheln heraus. Sie konnte die zahlreichen Knüppel nicht mehr zählen, die man ihr in die Beine warf und über die sie letztendlich doch immer fiel. Ihr Körper hatte ihr klargemacht, dass Schluss war. Ihr Körper…. Vor Eleyna’s geistigem Auge flackerte das Traumbild, das sie vor einigen Wochen gehabt hatte. Zwei Kinder, an der Seite von Laogh. Seine Reaktion kam ihr in den Sinn, doch konnte sie nicht länger darüber nachdenken, da sich Arvid und Skýler soeben ein frostiges Wortduell lieferten. Die Mischlingselfe seufzte und spürte daraufhin die Hand von Ský auf ihrer Stirn. Als sie die Augen öffnete, schlug ihr tatsächlich Fürsorge und Mitgefühl entgegen. Sie stutzte.
Noch immer konnte sie nicht glauben, dass er sich so sehr für ihr Wohlergehen einsetzte. Woher kam das bloß? Nächstenliebe? Für Arvid hatte er die jedenfalls nicht übrig, was jener allerdings auch sehr gut allein vergeigte. Es war einfach wahnsinnig schwer, Arvid überhaupt etwas abzugewinnen. Sein ewiges Gemurre erinnerte sie an Rodrick. Auch der Mensch, die rechte Hand von Arrond, hatte sich stets abfällig und unsympathisch gezeigt. Die beiden hätten sich gewiss einig in den Armen gelegen, was sie, Eleyna, anging. Über die bitteren Gedanken, schnaubte nun sie etwas und verdrängte jene unschönen Erinnerungen. Arrond, Rodrick, Santros… das war nicht mehr wichtig. Sie hatten die Bande zu ihr gekappt. “Wie fühlst du dich?“, hörte sie Sky fragen und verbannte auch den letzten Rest der Gedanken wieder. „Etwas besser…“, gab sie zu und lächelte kurz dankbar.

Der Mischling ging auf die Suche nach Wasser und kehrte daraufhin mit einem Becher zurück. Sie nahm die Hilfe durchaus an und trank einige Schlucke, ehe es ihr die Kräfte raubte und sie wieder auf das Lager sank. Trotzdem war es belebend, ein wenig kühles Nass zu erhalten. „Wie Eleyna schon sagte haben dir hier alle geholfen! Und wenn du nicht willst, dass ich dir Manieren beibringe rate ich dir, dass du dich dort wieder hinlegst und die Füße, wie auch den Mund stillhältst!“ Eleyna schloss die Augen. Es war ermüdend, ihnen beim Streiten zuzuhören. „Leg dich hin! Deiner Schwester geht es nicht gut! Und ich sehe nicht zu, wie du sie aufregst!“ Eleyna öffnete die Augen wieder und musterte kurz Skýler, bevor ihr Blick zu Arvid wanderte. Ihre Blicke trafen sich und er zeigte ihr eine minimale Gefühlsregung. Eleyna hob eine Hand und wollte eine abwinkende Bewegung machen, etwas sagen, doch Arvid war bereits wieder verschlossen. „Hört doch auf…“, murmelte sie und hatte doch keine Kraft, sich nun dafür einzusetzen. Arvid war bereits wieder im Fluchtmodus und Eleyna sah ihm mit undeutbarer Miene nach. Wieso war er eigentlich noch hier? Sie verstand seine Beweggründe nicht. Wenn doch alles einfach so schlecht für ihn lief, wieso war er hier. Offenbar hegte er auch nicht länger den Wunsch, sie zu ihrer Mutter zu schleifen. Was also?!
Bevor Arvid das Zelt verlassen konnte, wurde er von dem Kalb hereingedrängt. Eleyna sah das Mädchen zum ersten Mal und beobachtete die Szene zwischen ihr und dem Elfen. Mina stellte sich ihnen vor und plapperte etwas von ihren Geschwistern, was Eleyna dazu brachte an ihren eigenen Zustand zu denken. Ihre Stirn runzelte sich merklich und ihre Aufmerksamkeit glitt zu dem kleinen Wesen in ihrem Innern. Die Halbelfe legte ihre Hand über ihren Bauch, achtete auf die Rune, aber befühlte dennoch die kleine Wölbung. In ihrer Mimik spiegelte sich das Glück, das sie empfinden konnte, jedenfalls für Momentaufnahmen. Doch während Mina mit Arvid plapperte, da trat in ihr Gesicht eine stumme Frage, die sie an Ský richtete. Ihr Blick glitt in die Augen des Mischlings und drückte deutlich aus, dass sie wissen wollte, ob sie das Kind verloren hatte. Sie ahnte es… sie wusste es. Sie konnte spüren, dass etwas anders war und brauchte nicht viel mehr als einen bestätigenden Blick. Sicher hatte man dem Mischling erzählt, in welchen Umständen sie war. Und sie hatte wahrlich viel Blut verloren… Es war eine einfache Rechnung.
Sobald Eleyna die Erkenntnis gewann, dass ihre Ahnung richtig war, verschloss sich ihr Gesicht merklich. Durch das Plappern seitens Mina, würde es wohl kaum zu einem Gespräch kommen können, doch wollte sie das denn?? Eleyna wandte den Kopf ab und beobachtete Mina und Arvid. Jener brüstete sich soeben mit seinem Können und Eleyna ließ sich voll darauf ein. „Das ist mehr als beeindruckend!“, mischte sie sich ein und verhinderte so ganz bewusst und ohne Umschweife, dass das neue Wissen sie zertrümmerte. Noch immer lag ihre Hand wie selbstverständlich auf ihrem unteren Bauch, doch dann stutzte sie und ließ sie hinunterrutschen. Dort war nichts. Nicht mehr. „Du bist sicher einarmig immer noch der beste…“, spornte sie Arvid ungewohnt bereitwillig an, auch wenn sie es nicht unehrlich meinte. Sie half Mina damit nebenbei, dass sich ihr Wunsch vielleicht erfüllte. In jedem Fall musste Eleyna nicht die bittere Wahrheit hören, die Ský ihr eventuell offenbaren könnte. Sie stürzte sich einfach auf das Nächstbeste… immer weiter, immer voran.

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Skýler Fiórge Zhèkkra
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 11. Februar 2024, 18:43

Skýler war, anders als Arvid, nicht von eiselfischer Abstammung, doch konnte er mit dem eisigen Blick ohne Schwierigkeiten mithalten. Das kühle Grau bot darin einen natürlichen Vorteil und so stach sein Blick auf die Widerworte des Jüngeren zurück.
Die Abneigung zwischen den beiden bestand auf beiden Seiten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Normalerweise hätte sich Ský nicht wirklich mit Arvid abgegeben oder ihm größere Beachtung geschenkt, doch die Situation gestaltete sich so, dass er den vorlauten Burschen nicht ignorieren konnte. Er redete ohne groß nachzudenken und bewies keinen Funken Gespür, mit wem er sich besser nicht anlegen sollte.
„Schließt du gerade von dir auf andere?“, stichelte Arvid und bewies genau diesen Mangel an Empfinden, auch für die Situation, so dass sich Skýler ihm zuwandte.
Ich schwöre bei Faldor, dass ich den Burschen übers Knie lege, wenn er nicht bald seine Klappe hält! Dieser Gedanke war für Arvid natürlich nicht zugänglich, doch würde der Junge, sollte er schlau sein, den Blick dennoch richtig deuten, mit dem der Ältere ihn bedachte.
In diesem Moment war Skýlers Sorge um Eleyna und ihren Zustand jedoch größer, als der Ärger über ihren kleinen Bruder. Von daher gewann sie schnell wieder seine Aufmerksamkeit und erhielt einen, für seine Verhältnisse, seltenen Blick, aus dem durchaus Sorge sprach.
Er fühlte ihre Temperatur und war doch ein wenig erleichtert, als er spürte, dass sie nicht besorgniserregend hoch war. Die Tha'Roon und der Zwerg waren offenbar wirklich meisterlich in ihrem Können.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er besorgt, woraufhin sie ihn einen Moment schweigend betrachtete und erst dann antwortete: „Etwas besser…“, gestand sie, woraufhin Skýler nur ernst nickte. Er war sich nicht sicher, was in ihrem Inneren vorging, welche Gedanken ihr gerade durch den Kopf schwirrten. Drehten sie sich bereits um ihren Zustand und das Kind, das sie nie unter dem Herzen getragen hatte? Oder rätselte sie schon wieder über seine Absichten?
Egal in welchen Zustand sie war, er wollte Eleyna nicht unterschätzen. Die junge Frau hatte ihm schon gezeigt, dass sie schlau war, zwischen den Zeilen lesen konnte und nicht immer auf Ablenkungen hineinfiel. Doch bot ihr Zustand für ihr Misstrauen Platz?
Er half der Dunkelhaarigen etwas Wasser zu sich zu nehmen, was durch die Runensteine gar nicht mal so einfach war, denn diese sollten noch immer nicht verrutschen. Er konnte ihr ansehen, dass sie selbst diese kleine Regung anstrengte, was aufgrund des großen Blutverlustes kein Wunder war.
Was für eine leichte Beute das Vögelchen gerade war! Doch anders, als er es vielleicht empfinden sollte, konnte er sich darüber nicht einen Moment freuen. Es gefiel ihm nicht sie so zu sehen und das hatte nichts damit zu tun, dass er ihr entsprechend noch keine weiteren Anweisungen besaß. Im Grunde konnte er sich das Kommende so oder so denken…!
Wenn er es wollen würde, würde es für ihn kein großes Hindernis darstellen mit Eleyna zu verschwinden. Er konnte mit seinen Schatten, besonders im Dunkeln der Nacht einfach verschwinden und ihre Präsenz vor anderen verbergen. Im Schutz einer Schattenkugel würde man sie nicht einmal reden hören. Doch bot das Lager der Minotauren ihnen bisher einen unerwartet nützlichen Rückzugsort. Und lediglich Arvids Benehmen und seine Anwesenheit ging dem Mischling gerade gehörig gegen den Strich. Seinen Auftrag verbannte er tatsächlich für den Moment in den Hintergrund seiner Gedanken.
Er mahnte Arvid noch einmal die Füße und den Mund still zu halten, weil er Eleyna die größtmögliche Ruhe bieten wollte. Doch der Halbbruder ließ sich natürlich nicht darauf ein und war blind für den Zustand seiner Schwester. Etwas, was Skýler zähneknirschend registrierte.
„Ich lasse mir von dir keine Befehle erteilen. Oder mich von einem wie dir... anfassen!", grollte Arvid auf die Worte des Älteren, woraufhin dieser sich erhob und zu Arvid umwandte.
„Du schreist geradezu nach einer Trachtprügel!“, sagte er viel zu ruhig und in einer Art und Weise, die Krazhian zu Weilen anwendete. Dass dieser ihn aufgezogen hatte, schien dann doch in manchen Teilen auf ihn abgefärbt zu haben.
„Hört doch auf…“, murmelte Eleyna noch, doch es war nicht anzunehmen, dass ihr Einwand den Schattenmagier von seinem Vorhaben abbringen würde. Zu Arvids Glück betrat plötzlich das Kälbchen das Zelt und stieß beinahe mit dem jüngeren Mischlingselfen zusammen. Tatsächlich war das die Rettung des Knaben, denn Skýler hätte sich andererseits nicht davon abbringen lassen, dem Jungen eine Lektion zu erteilen.
Arvid blieb überrascht stehen, bis das Kalb ein „Hallo!“ muhte und ihn zurück ins Zelt drängte, um das Tablett, das es vor sich trug, hineinzubringen. Das Zwinkern bemerkte Skýler und er entließ etwas langgezogen seinen Atmen, weil durch ihr Auftauchen seine Wut auf Arvid abflachte.
„Ah, ihr seid alle wach! Gut, gut. Mama hat gesagt, ich soll euch Essen bringen und da bin ich. Ich heiß' übrigens Mina. Ich weiß, ich weiß, einfallsloser Name, aber wartet nur, bis Papa euch meine Brüder vorstellt." plapperte Mina fröhlich, ehe sich ihr Interesse auf Arvid legte.
Nur mit einem halben Ohr hörte er dem Gespräch der beiden ‚Kinder‘ zu. Er wandte sich um und kam zurück zu Eleyna, deren blaue Augen sich in seinem Blick verfingen. Und Skýler spürte einen Stich in seinem Herzen, als er die stumme Frage erkannte, die sie ihm in diesem Moment stellte.
Sie vermutete, dass sie ihr Kind verloren hatte. Und er konnte es nicht verneinen – schlimmer noch! Er musste ihr sogar beibringen, dass sie niemals schwanger gewesen war und für eine Weile auch nicht schwanger werden könnte. Diese Aufgabe fiel ihm schwerer, als viele andere, die er in seinem Leben durchgestanden hatte.
Anhand seines Blickes zog Eleyna ihren eigenen Schluss und tapfer, wie sie zu sein schien, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Dieser Anblick stach erneut in sein Herz, das sich normalerweise kaum regte, wenn es andere Personen betraf.
Sein Blick wandte sich zurück über seine Schulter zu Arvid und Mina, die dem Ego des Burschen einen ordentlichen und vielleicht unvorteilhaften Schub an Anerkennung gönnte, indem sie ihn und seine Taten bewunderte. Der Zeitpunkt für dieses Kennenlernen und das Beweihräuchern war denklich schlecht gewählt und auch, wenn sich Eleyna versuchte ablenken zu lassen, spürte Ský, dass ihr der Schmerz die Kehle zuzuschnüren begann.
„Mina!“, rief Skýler plötzlich, so dass alle im Zelt verstummten. Er wandte sich dem Kälbchen zu und sah zu ihr hinab.
„Auch, wenn die Hand dieses Helden unbrauchbar ist, kann er dir sicher trotzdem einiges beibringen. Nimm ihn doch mit nach draußen.“, schlug er vor und sein Blick sprach von einer gewissen Dringlichkeit.
„Es wäre gut, wenn wir etwas Ruhe hätten. Verstehst du…?“, fragte er und bat sie mit seinem Blick, den Nervenzwerg mit sich nach Draußen zu nehmen. Aber selbst, wenn sie nicht verstehen und bleiben würden, würde er vermutlich nach draußen gehen, um die Kuh zu finden und ihnen durch sie etwas Zweisamkeit zu verschaffen.
Tatsächlich vermutete er, dass es Eleyna gar nicht mal so unlieb war sich gerade in eine Ablenkung zu stürzen. Doch, obwohl er sicher kein Fachmann in diesen Bereichen war, glaubte er, dass es für sie heilsamer sein würde, wenn sie es einmal hörte, verstand und sich dann ihren Gefühlen hingeben konnte, sollte sie es brauchen.
Skýler würde in diesem Moment bei ihr sein...

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 15. Februar 2024, 21:15

Der junge Mischlingself hatte noch nie das Zeug zum Spion gehabt. Er war, großteils dank seiner Gene, kaum dazu fähig, Gefühle anderer zu deuten, geschweige denn, sich über seine eigenen wirklich klar werden zu können. Hinzu kam noch sein Bedürfnis nach Stabilität und Halt, das dazu führte, dass er nur schwer zu Verrat fähig wäre, sobald er sich zu jemandem zugehörig fühlte.
Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass er seine Halbschwester lieber zuerst getötet und dann an die gemeinsame Mutter hatte ausliefern wollen, was im Ergebnis wohl das Gleiche bedeutet hätte. Es war allemal sicherer für ihn, glaubte er, als die Möglichkeit zu akzeptieren, dass sie für ihn so etwas wie Familie hätte werden können. Nicht, nachdem es ausgerechnet der Schatten gewesen war, mit dem er ähnliche Erfahrungen gemacht hatte.
Zugleich fühlte er sich Laogh noch immer irgendwie verbunden, obwohl er es versuchte zu verdrängen, weswegen er es umso missmutiger sah, wie schnell die Spionin sich einem anderen an den Hals warf. Es ging ihm gehörig gegen den Strich, wegen seiner eigenen Gefühle als auch wegen seiner Prinzipien. Er verurteilte schnell in seinem jugendlichen Alter, ohne zu hinterfragen. Dafür musste er erst Erfahrungen sammeln, sofern er die Gelegenheit dazu bekommen sollte.
Ausreichend Gründe also für ihn, dem fremden Mischling mit einer gehörigen Portion Antipathie zu begegnen, die sich mit jedem gewechselten Wort noch zu verfestigen schien. Dabei wurde auch der Keim der Sorge um Eleyna regelrecht erstickt, anstatt ihm Platz und Chance zum Wachsen zu geben. Denn er hatte zu viele Drohungen und tätliche Angriffe schon hinter sich, als dass er sich davon noch groß einschüchtern lassen wollte. Ganz besonders nicht, wenn ihm jemand Befehle erteilten wollte, die er nicht hinzunehmen gedachte.
Daran änderte auch nicht die leise furchtsame Stimme in seinem Inneren, denn er war nicht frei von dieser Empfindung. Diese kannte er zu seinem Leidwesen viel zu gut, sodass er sie auch recht erfolgreich hinter seiner Eiselfenmaske verbergen konnte. Kalt war sein Blick und kalt war auch sein Tonfall, mit dem er dem anderen begegnete.
Die Beiden provozierten sich gegenseitig, ungeachtet dessen, dass die Spionin sie davon abzuhalten versuchte. Doch war sie viel zu schwach, um von ihnen diesbezüglich groß beachtet zu werden. Stattdessen schaukelte sich das Ganze zu einer richtigen verbalen Drohung auf.
Arvids Groll war die einzige noch erkennbare Gefühlsregung und auch diese schien zu erstarren im Eis bei der Replik. Täuschte der Eindruck oder wurde die Luft gerade eine gehörige Nuance kühler? Besaß der Mischling dank seines Vaters die Begabung zur Magie? Oder reichte allein seine Miene für diesen Eindruck aus?
Jedenfalls schien seine Stimme vor Kälte nur so zu klirren, als er bedrohlich leise erwiderte:"Versuch's doch. Aber beschwer' dich nicht bei meiner Antwort." Nein, er machte sich nicht die Illusion, sein Gegenüber zu ängstigen, das wäre einfach zu leicht. Allerdings waren sich alle drei in dem Zelt in diesem Punkt wahrscheinlich einig: Wenn es sein musste, war ein Mord notwendig und unumgänglich. Arvid hatte schon so manche Person mit seinen Pfeilen getötet und er würde nicht zögern, bei einer geeigneten Gelegenheit auch diese Bedrohung vor sich auszuschalten. Auch wenn es dauern würde, bis sein Arm dazu wieder fähig wäre.
Im Moment jedoch war es ihm vielmehr wichtig zu zeigen, dass er sich nicht einschüchtern lassen würde. Er musste Stärke demonstrieren, um nie wieder zu einem Opfer gemacht werden zu können. Und er konnte sich selbst verteidigen, das hatte er auf äußerst qualvolle Weise gelernt.
Dennoch fühlte er sich sicher genug, um seinerseits die Situation verlassen zu wollen und es zu wagen, seinem Kontrahenten den Rücken zu kehren. Entgegen seines Plans aber schaffte er es nicht, das Zelt zu verlassen, denn genau diesen Moment hatte sich das Kalb ausgesucht, um ihnen Essen zu bringen. Schon überrumpelte sie Arvid und drängte ihn wieder hinein, offensichtlich unbeeindruckt von der frostigen, gefährlichen Stimmung. Oder plapperte sie deswegen so scheinbar unbeschwert und ohne Ende, weil sie etwas witterte? Diese Frage musste offen bleiben.
Sie schaffte es allerdings, scheinbar zufällig, sich zwischen die zwei männlichen Wesen zu drängen und den Fokus auf anderes zu legen. Während sie den Jüngeren in Beschlag nahm, wandte der Ältere sich der Liegenden zu, deren psychischer Zustand sich verschlechterte. Ihre Gedanken waren noch träge und dennoch allmählich wach genug, um sich der für sie drängendsten Frage zu widmen. Die zeitgleich jene war, vor deren Antwort sie die größte Angst verspürte.
Indes plapperte Mina, wie das Kalb sich vorstellte, weiter und offenbarte damit ein Detail, woher Arvids vorherige Reaktion rühren könnte. So, wie es aussah, hatte er schon mal mit ein paar Minotauren zu tun gehabt und dabei offensichtlich etwas geleistet, von dem Mina gehört hatte. Oder war es in dieser Sippe passiert? Nein, vermutlich nicht, sonst hätte der Chef wohl anders reagiert.
Und die Leistung war tatsächlich nicht unerheblich gewesen, auch wenn Arvid sie murmelnd kleinzureden versuchte. Ein derart unverfängliches Thema, dass sich Eleynas Geist bereitwillig darauf stürzte. Unerwartet erklang ihre Stimme und der Kopf ihres Bruders ruckte in ihre Richtung. Er blinzelte und hatte merklich nicht damit gerechnet.
Eine, vielleicht zwei Sekunden lang zeigte er offen seine Gefühle, ehe er leise schnaubte und abwinkte. "Harmlos.", murmelte er. Allerdings zeugten seine leicht geröteten Ohren davon, dass ihm diese Worte bei weitem nicht so gleichgültig waren, wie er zu zeigen versuchte. Denn er war in seinem Inneren durchaus stolz auf seine Leistung und sein Talent, während ihn das Kompliment, diese Bestätigung seitens seiner Halbschwester verlegen stimmte.
Schon nickte das Kalb bekräftigend und stieß einen protestierenden Laut aus, der dem berühmten Muh von Kühen nicht unähnlich war. "Voll beeindruckend!", bekräftigte auch sie und trug ihren eigenen Wunsch vor, ohne daran zu denken, dass dies für den Mischling derzeit kaum umsetzbar wäre. Selbst, wenn er nicht das Bedürfnis gehabt hätte, sich vor so etwas zu drücken. Er war kein Lehrer!
Erneut ließ Eleyna ihre Stimme erklingen und dieses Mal war sein Blick unbezweifelbar skeptisch. Machte sie sich jetzt etwa über ihn lustig? Noch während er zu einer Antwort zu kommen versuchte, blies der andere Mischling mehr oder weniger ins selbe Horn. Sofort verdüsterte sich Arvids Gesicht. Ja, der Kerl machte sich eindeutig über ihn lustig!
Mina hingegen sah zwischen ihnen hin und her und hätte sie einen menschlichen Kopf besessen, hätte sie jetzt sicherlich nachdenklich an ihrer Unterlippe genagt. Doch das war ihr nicht möglich. Stattdessen schlackerte sie ein wenig mit ihren Ohren. "Na ja, eigentlich... also... ähm...", murmelte sie vor sich hin, als wäre ihr etwas eingefallen, das ihren Wunsch überlagerte.
Dann aber kehrte das bittende Leuchten in ihre Augen zurück. "Kommst du mit? Nur kurz? Nachher wollen Vaters... hm... Gäste mit euch reden. Oder morgen. Weiß ich nicht. Kommst du jetzt?! Büüüüddeeeeee!", plapperte sie schon wieder völlig aufgeregt bei der Aussicht darauf, ihrem Ziel näher zu kommen.
Der verletzte Mischling dagegen zögerte. Einerseits wollte er ja noch immer aus dem Zelt, selbst der Duft, der von den Schalen aufstieg und sich innerhalb der Planen ausbreitete, würden ihn nicht halten können. Nicht einmal sein leise grummelnder, leerer Magen hätte das geschafft. Andererseits wollte er aus Prinzip nicht tun, was der Ältere verlangte. So haderte er mit sich und bedurfte wohl eines weiteren Impulses, um eine Entscheidung treffen zu können.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 16. Februar 2024, 12:32

Dass die Männer sich mit ihren Blicken schon duellierten und keiner von beiden nachgeben wollte, war vermutlich abzusehen gewesen. Was auch immer Skyler‘s Beweggründe waren, sich für Eleyna verantwortlich zu fühlen, er tat dies in jedem Fall mit Elan. Arvid indes stellte genau das dar, was er war: Der nervige, überhebliche kleine Bruder, der es nicht ertragen konnte, wenn die Erwachsenen ihn ausschlossen. Warum das so war und welche Gedanken er wälzte, hätte Eleyna gewiss nicht abgeschmettert, sobald sie davon erfuhr. Sie hätte mit ihm darüber reden können, ihm zeigen können, dass sie eben nicht diese Person war, die er von ihr hielt. Aber zum einen war Arvid stur – mehr noch, derart bockig, dass sie nicht länger gewillt war, sich näher damit zu befassen. Druck erzeugte eben Gegendruck und wenn Arvid sich wie eine Axt im Wald benahm, konnte das mehr als dünne Band der Familie dies nicht ausgleichen. Eleyna wünschte sich Familie und war ehrlich erfreut gewesen, zu erfahren, dass er dazugehörte. Leider hat er ihr aber auch schnell klargemacht, dass sie nichts zu erwarten hatte.
Zum Anderen war sie nun überhaupt nicht in der Lage, sich mit ihm ernsthaft auseinanderzusetzen. Sie hatte kaum Kraft, um die ganze Zeit wachzubleiben, geschweige denn feine Nuancen irgendwelcher tiefsitzenden Gefühle aufzunehmen. Sein Timing war absolut scheiße, gelinde gesagt und er merkte es nicht mal. So schloss Eleyna nur überreizt die Augen, als sich Arvid brüstete, er würde Skýler’s Mittel und Wege schon zu kontern wissen. Selbst ihr, die Sky nicht mal kannte, war klar, dass der Mann nicht mit seinem Können prahlte. Somit hätte Arvid wohl vorsichtiger sein müssen. Ein hervorragender Fernkämpfer zu sein, bedeutete eben nicht, dass er unantastbar war. Eleyna konnte sich auch frontal gegen Angriffe erwehren und das sehr erfolgreich. Trotzdem käme sie nicht auf die Idee, sich mit Arvid im Bogenschießen messen zu wollen, wenn sie doch wusste, was er konnte. Aber dafür fehlte ihm offenkundig der… Grips.

Sie versuchte die Wogen zu glätten, aber niemand hörte sie. Viel zu sehr waren sie dabei sich darin zu überbieten, wer den längeten Atem besaß und Eleyna wusste, dass Ský hier obsiegen würde. Die Frage war dabei nicht, ob sie Arvid etwas zutraute oder nicht, sondern eine einfache Rechnung: Skyler musste wesentlich älter als er sein. Womöglich sogar älter als sie selbst. Für einen Eiselfen beherrschte Arvid diese Eigenschaft erstaunlich wenig. Oder eben nur bei ihr, wenn sie versuchte, mit ihm in Kontakt zu treten. Eleyna ließ die beiden, bis das Kälbchen sich einmischte. Erst danach hatte die Mischlingselfe Ruhe, um sich wieder auf sich zu besinnen. Dabei erkannte sie eine Wahrheit, die sie tief erschütterte und die sie nicht länger fühlen wollte. Sie ließ ihren Blick aus den Augen des Mischlings sinken und verschloss sich vor jeglichem Forschen, ob ihrer Gedanken. Darin war sie wohl besser als Arvid, denn jener verstand nicht mal, dass es gerade völlig andere Dinge gab, die drängender waren. Er besaß nicht die Weitsicht oder das Gespür dafür, dass Eleyna schwererkrankt war und das sogar, obwohl es ihm kurz bewusst geworden sein musste. Auch er wusste um ihren Zustand. Aber mehr Verknüpfungen bildeten sich wohl nicht in seinem Testosteron verseuchten Hirn nicht.
Die Elfe nahm ihre Hand von dem leeren Bauch und schluckte das Gefühl dazu hinunter. Viel lieber stieg sie nun in die Beweihräucherung seitens Mina ein. Das Mädchen lenkte sie ab und das nahm Eleyna doch gerne an. So lobte sie Arvid plötzlich und das, trotz seines Verhaltens. Zum Einen fand sie es tatsächlich beeindruckend – das war ein Fakt – zum anderen aber wollte sie sich nur noch damit beschäftigen. Die Wahrheit in ihrem Herzen würde sie nur noch weiter in die Knie zwingen. Wie tief konnte jemand fallen, bevor er einfach verschwand? Als Eleyna nachlegte, erreichte sie Arvid’s Skepsis. Sie erwiderte seinen Blick mühelos. Sie machte sich nicht lustig. Aber auch Skýler nahm den Faden auf und das schien für Arvid Grund genug zu sein, sich wieder beleidigt zu fühlen. Eleyna seufzte und schloss kraftlos die Augen. Tatsächlich aber versuchte Sky etwas ganz anderes. War Arvid so von sich und seinen Komplexen eingenommen, dass er das einfach nicht sehen konnte?! Mina schien dafür mehr Gespür zu besitzen, denn sie bat den Mischling erneut, ihr etwas zu zeigen. “Kommst du mit? Nur kurz? Nachher wollen Vaters… hm… Gäste mit euch reden. Oder morgen. Weiß ich nicht. Kommst du jetzt?! Büüüüddeeeeee!“ Sie horchte auf. Die ‚Gäste?‘ Eleyna runzelte die Stirn und betrachtete das Kalb. Sie wollte danach fragen, aber schließlich ächzte sie nur und verschob das auf später. Sie würden schon erfahren, worum es ging. Weglaufen konnte sie ja nicht.

Eleyna holte also abermals tief Luft und musterte Arvid. Ihr eigener Blick war eindringlich, aber mehr bittend. „Zeig ihr etwas, Arvid. Sie freut sich sehr darüber. Du kannst ihr sicher auch etwas so erklären, dass sie es umsetzen kann. Wer ein Meister ist, braucht keine Demonstration seines Könnens, um es zu vermitteln“, zitierte sie irgendeinen Satz, den sie mal während ihrer morgerianischen Ausbildung gehört hatte. Sie stutzte darüber, doch dann seufzte sie erneut. „Bitte Arvid…“, bat sie ihn tatsächlich eindringlich zu gehen. Eleyna konnte kaum zurückhalten, was sie belastete und dieser Kerl zerrte zusätzlich an ihrer Selbstbeherrschung. War es zu viel verlangt, sich einen Moment mit ihrem Verlust auseinanderzusetzen?! „Wir reden später, in Ordnung?“, fragte sie ihn und das, obwohl sie wusste, dass er sie ohnehin nur verachtete. „Zeig ihr, was du kannst, dann kommst du auch mal aus dem Zelt heraus… das tut gut. Ich bin mir sicher.“ Sie sah, wie er zögerte. Und sie verstand nicht, wieso er die Chance nicht ergriff. War er nicht eben noch so erpicht darauf gewesen, zu gehen? Warum musste man ihn nun so lange bitten und zwar auf eine Weise, die es unmöglich machen würde das ganze ohne Handgreiflichkeiten zu bestehen. Eleyna seufzte erleichtert aus als Arvid dann doch endlich einlenkte. Sie sah ihm nach als er mit Mina das Zelt verließ und plötzlich senkte sich Ruhe über sie. Eleyna’s Blick verharrte auf dem Zelteingang von dem durch die Bewegung noch etwas Licht hereindrang. Eleyna konnte es nicht sehen. Sie sah nur die Dunkelheit und brach den Blickkontakt mit der Außenwelt ab. Dann wanderten die hellen, blauen Augen zu Ský. „Wann darf ich wieder aufstehen?“, trieb es sie zum Aktionismus. Skyler würde gewiss ein Muster erkennen. Zur Ruhe kommen, war nicht ihre Stärke. Eleyna musste sich bewegen, musste die Last abarbeiten. Hier zu liegen machte sie mürbe und sie drohte die Gedanken doch noch zuzulassen. Aber das wollte sie nicht. Sie wollte gar nichts mehr denken und fühlen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Freitag 16. Februar 2024, 21:30

„Versuch's doch. Aber beschwer' dich nicht bei meiner Antwort.“, giftete Arvid zurück und provozierte damit den Schattenmagier mehr, als es für den Zwerg gut wäre. In anderen Situationen würde er den Bengel nicht groß beachten und sein Gezeter so lange ertragen, bis er ihn entweder abgehängt oder um die Ecke gebracht hätte. Doch keine der beiden Varianten kam gerade in Frage, obwohl er letztere langsam, aber sicher in Betracht zog.
Dem Kerl täten ein paar Jahre unter Krazhian gut, dachte er – etwas, was er bisher niemandem gewünscht hätte. Nicht nur Arvid hatte in seinem Leben Leid und Qual erfahren. Vermutlich war Laogh sogar der weitaus barmherzigere Dunkelelf und Lehrmeister. Wüsste Skýler um seine und auch Eleynas Verbindung zum großen Meisterspion, hätte er vermutlich den Entschluss den Knirps von sich zu stoßen nachvollziehen können. Arvids Verhalten war extrem selbstzentriert und unreif. In den Augen des Rotschopfs sogar unreifer, als es für sein vermutliches Alter üblich wäre. Doch verstand er auch, dass Mischlinge häufig auf sich alleine gestellt waren und in ihrer Selbstverteidigung zu einer Art Selbstliebe neigten, hinter der häufig sogar Eigenhass verbarg. Dennoch war auch er jemand, der sich selbst gedanklich und besonders in jüngeren Jahren häufiger gelobt hatte, denn sonst hatte es niemand getan. Dennoch hatte er früh gelernt seine Gefühle zu beherrschen – eine Lehre, die an Arvid offensichtlich vollkommen vorbeigegangen war.
Dessen Leben interessierte den Spion einfach nicht und wäre die Situation um das Vögelchen nicht so kompliziert, hätte Ský Arvid vermutlich schon auf die eine oder andere Art dazu gebracht den Mund zu halten. Diese Option ließ er sich auf jeden Fall offen, doch war es Mina, die dem jüngeren Mischling gerade die Haut rettete.
Skýlers Miene wurde neutral, als er das Geschnatterte Gemuhe des Kälbchens hörte und er wandte seine Aufmerksamkeit zu Eleyna. Für einen Moment hatte auch er sie ignoriert, obwohl er es im Grunde in ihrem Sinne getan hatte, um Arvids Gezeter Einhalt zu gebieten.
Sie sah unglaublich erschöpft aus! Und in die blauen Augen, die leicht fiebrig schimmerten, trat ein versteckter Ausdruck von Schmerz und Erkenntnis.
Es war das erste Mal, das sich Skýler in einer solchen Situation befand. Obwohl er am besten in Eleyna nicht mehr als ein Objekt sehen sollte, gelang es ihm nicht. Das Interesse, das er von Anfang an gegenüber dem Vögelchen empfunden hatte, war mit ihrem Kennenlernen gewachsen und nun überrumpelte ihn die Sorge um ihr Wohlergehen. Ob nun wegen des Auftrags oder ihr als Person, war für ihn selbst schwammig zu erkennen.
Über Gefühle machte er sich selten, bis nie Gedanken. Er war innerhalb der vergangen Jahrzehnte so abgestumpft, dass ihm ein Mord, oberflächlich gesehen, nichts ausmachte. Der Fokus hatte immer auf den Erfolg der Mission gelegen und der Zweck hatte dafür jedes Mittel gerechtfertigt.
Mit Eleyna gestaltete es sich allerdings schwieriger. Dieser Auftrag unterschied sich von allen bisherigen und hatte zum ersten Mal sein eigenes Interesse angeregt. Doch nun stand er hier und dachte nicht im Geringsten über sein eigentliches Ziel nach. Sein Fokus lag auf dem körperlichen, wie auch seelischen Zustand der Halbelfe. Und seine Gedanken kreisten darum, wie er ihr die schlechten Nachrichten überbringen sollte – und wie er es ohne störenden Meckerbruder tun konnte.
Glücklicherweise erwies sich Mina als äußerst hilfreich. Vielleicht auch wesentlich sensibler, als so manch anderer. Denn sie schaffte es Arvid mit ihren anerkennenden Worten um den kleinen… Finger – Huf, was auch immer, zu wickeln. Doch vermutlich war es Eleynas Bitte, die endlich den ausschlaggebenden Wendepunkt brachte.
„Bitte Arvid…Wir reden später, in Ordnung? Zeig ihr, was du kannst, dann kommst du auch mal aus dem Zelt heraus… das tut gut. Ich bin mir sicher.“, sagte sie mit ihrer angegriffenen Stimme. Dass sich der Giftzwerg so darum bitten ließ stieß Skýler extrem sauer auf, doch er war schlau genug, um in diesem Moment die Klappe zu halten und sich jeglichen Kommentar zu verkneifen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mit undeutsamen Blick zu Mina und Arvid.
Als sie endlich das Zelt verließen und den beiden Erwachsenen Lust zum Atmen gaben, wandte sich der Mischling zu Eleyna um. Einen Moment betrachtete er sie stumm, bis er die Arme entfaltete und zu ihr ging. Ruhig setzte er sich schräg vor sie und nahm seine bevorzugte Sitzposition ein: ein Bein senkrecht und das andere wie im Schneidersitz angewinkelt.
Der Blick des Vögelchens lag auf dem Zelteingang, während er selbst versuchte von den blauen Augen ihre Gedanken abzulesen. Etwas, was ihm vermutlich nicht gut gelang.
Als sich ihre Blicke dann langsam trafen atmete er still und heimlich leise aus und bereitete sich auf das Gespräch vor, von dem er nie geglaubt hätte, so etwas je führen zu müssen.
Doch entgegen seiner Annahme stellte sie ihm nicht sofort die Frage, die schwer um sie beide im Raum waberte.
„Wann darf ich wieder aufstehen?“ Die grauen Augen ließen sich derzeit nichts anmerken. Weder seine Gedanken, noch Empfindungen. Sie lagen einfach ruhig auf ihr, bis er leicht mit dem Kopf schüttelte.
„Das weiß ich nicht genau, tut mir leid. Hab‘ versäumt danach zu fragen!“, gab er zu und ließ seinen Blick zu ihren Händen wandern.
„Vögelchen…!“, begann er und holte Luft – doch bevor er sich dazu durchrang weiterzusprechen, blieben ihm die Worte im Hals stecken und er atmete in einer ratlosen Manier seufzend aus und rieb sich durch die Haare, was sie noch unordentlicher aussehen ließ. Doch darum machte er sich, wie sonst, keinen Kopf.
„Der Zwerg und die Tha'Roon werden sicher noch einmal nach dir sehen. Wenn mich nicht alles täuscht handelt es sich bei den Beiden um unsere Gastgeber, die uns die Minotauren zum Geleit schickten.“, erklärte er, ehe für einen Moment Schweigen eintrat.
Skýler spürte eine Nervosität, die er nicht kannte, doch er wollte sie nicht unruhig machen, indem er nicht mit der Sprache rausrücken konnte. Daher griff er nun leise nach ihrer Hand und hielt sie mit seinen beiden Größeren umschlossen.
„Wer und wo… ist er?“, fragte er so ruhig und so sachte er konnte und hob nun wieder seine grauen Augen zu ihrem Blick. Dass Skýler nicht sofort von einer, bewusst gewählten und durch liebe entstandenen, Schwangerschaft ausging, war vermutlich mit seinem Hintergrund nicht ungewöhnlich. Dass das Vögelchen glaubte schwanger gewesen zu sein, erzählte ihm, dass sie in nicht allzu weit zurückliegender Vergangenheit Geschlechtsverkehr mit jemandem gehabt hatte. Nun schien er sich vorsichtig an das Thema herantasten zu wollen, indem er herausfand, ob sie den Beischlaf frei wählte und wie sie diesem Partner gegenüber empfand. Sollte sie gezwungen worden sein, bestand wenigstens eine geringe Chance, dass es sie vielleicht nicht ganz so hart treffen würde.
Sollte sie eine Beziehung haben… wieso ist er nicht an ihrer Seite?, fragte er sich – in diesem Moment wieder weitaus nüchterner denkend. Jede Beziehung eines Ziels barg die Gefahr der Einmischung und diese musste ein Spion tunlichst vermeiden.
Ihm war aufgefallen, dass sie vor den Fragen und den Antworten, die sie bereits tief in ihrem Herzen kannte, fortlaufen wollte. Doch war Skýler davon überzeugt, dass sie dieses Gespräch führen mussten. Sie musste es hören – verstehen – trauern und verarbeiten können. So gerne er selbst auch wegrennen würde.
„Vögelchen… hörst du mir zu?“, fragte er leise, sich selbst etwas straffend und den Blick nicht von ihr nehmend. Sollte sie ihre Hände nicht zurückgezogen haben, strich er ihr ein paar Mal sanft mit den Daumen über den Handrücken.

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