Der Nebel der Dunsthügel

Dieser Landstrich ist so hügelig, dass man vergeblich nach einem flachen Stück Erde suchen wird. Tagsüber eine saftige Landschaft mit Wiesen, Wäldchen und Grasebenen. Doch nachts kommen die Nebel über das Reich und mit ihnen unheimliche Schrecken.
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Skýler Fiórge Zhèkkra
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 27. Dezember 2023, 13:07

Auf seine kleine Überraschungsattacke folgte ein Moment der Gegenwehr, den Skýler nicht mit unnötigem Festhalten ausweitete. In seiner Umarmung lag kein Zwang und das registrierte die alarmierte und leicht erschrockene Halbelfe scheinbar nach ein paar Sekunden, nachdem er seinen Arm lockerte.
Ihre kundigen Griffe untermauerten seinen schon gefestigten Verdacht, nur noch stärker und so ließ er sich sogar dazu hinreißen, Eleyna mit dem Spitznamen anzusprechen, den er für die Verräterin verwendete. Glücklicherweise gab der Name ohne Kontext keinerlei Hinweise auf den Grund dieses Wortspiels und so traf ihn lediglich ein skeptischer und fragender Blick seitens der Dunkelhaarigen. Langsam schien sie sich wieder zu entspannen und er spürte sachte durch den dicken, wärmenden Stoff, wie sie mit den Fingern seinen Oberkörper abtastete. Ihre Berührungen waren vorsichtig, möglichst unauffällig und doch registrierte er sie, was vermutlich an der zuvor aufgebauten Stimmung lag.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich irrte bestand, doch hatte die Situation vorhin so gewirkt, als hätte sie ihn küssen wollen. Was für Skýler einerseits recht amüsant war, doch gleichzeitig, im Ernstfall ein gewisses Problem darstellte.
Der Schattenmagier war kein Frauenheld, obwohl er beim weiblichen Geschlecht durchaus gut ankam. Wenn ihm danach war zeigte er sich offen, lud zum Schäkern ein und wickelte die Damen mit wohlgewählten Worten um den Finger. Doch entgegen dem Bild, das er in solchen Momenten bot, war die Anzahl seiner Eroberungen für eine Nacht begrenzt. Zumindest, wenn er es mit Frauen zu tun hatte, die im Anschluss daran nicht die geöffnete Hand hinhielten. Seine körperlichen Bedürfnisse lebte er nur mit Prostituierten aus und selbst diese behandelte er mit weitaus größeren Respekt, als es die meisten anderen Männer taten. Doch das war ein Geheimnis, das niemand zu wissen brauchte. Das war eine der wenigen privaten Seiten, die ihm vermutlich sogar Krazhian zugestand.
Eleyna war keine Dirne – zumindest hielt er sie weder dafür, noch für ein leichtes Mädchen. Daher betrachtete er ihr Verhalten mit einer nachdenklichen Miene. Erneut könnte sie ihn testen wollen. Doch als sie sich von ihm gelöst hatte, war in ihrem Blick ein Ausdruck zu erkennen, der in ihm widerhallte. Nun suchte er nach eben jenem Ausdruck, von dem er nicht einmal sicher sagen konnte, welches Gefühl sich dahinter verbarg.
„Noch vor wenigen Minuten hast du mir dazu geraten, mein Misstrauen nicht zu vernachlässigen. Sollte ich das nun für dich aufgeben?“, fragte sie mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Amüsement und wich damit leider wieder seiner Frage aus. Auf seinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus und er schüttelte sachte mit dem Kopf, während sich in seinen Blick ein gespielter Hauch von Stolz mischte.
„Nein!? Du bestätigst mir dadurch lediglich, wie schlau du bist!“, komplimentierte er – ernst gemeint, doch etwas übertrieben betont, wie es ein Vater bei seiner Tochter täte. Nicht, dass er je solche Erfahrungen gesammelt hätte. Skýler bediente lediglich den Humor, der sich als Ausgleich zu der Spannung zuvor entwickelte.
Doch nach einem Moment wurde er sichtlich ernst und stellte die Aussage in den Raum, dass sie ganz schön was durchgemacht zu haben schien. Sein grauer Blick wanderte dabei prüfend über die Verletzungen in Eleynas Gesicht. Ohne es aktiv selbst zu registrieren strich er mit dem Daumen über das Haar ihres Hinterkopfs, wo noch immer seine Hand ruhte.
Das Lächeln, das bisher ihr Gesicht zierte wurde nun ebenfalls schmaler bei den Worten des Mischlings. Scheinbar hatte Eleyna erkannt, dass er sie dadurch stumm zum Erzählen aufforderte.
„Jeder hat doch etwas durchgemacht…“, murmelte sie, während sein Sturmgrau genauestens beobachtete, wie sich ihre Zunge zwischen ihren Lippen sachte zeigte um über die Unterlippe zu streichen. Es war ein Moment, der nicht einmal eine Sekunde anhielt – eine alltägliche und unterbewusste Handlung, die jeder über den Tag verteilt zu tun schien. Doch für Skýler war sie äußerst präsent.
Das Vögelchen war durchaus hübsch anzusehen. Sie brauchte zwar, wie auch Arvid und er ein Bad, doch durch den Schmutz und die Verletzungen erkannte er trotz allem eine attraktive Frau, die einen Blick besaß, der ihn nicht daran zweifeln ließ, dass sie viel erlebt hatte. Einfache Frauen kamen häufig nicht über die Grenze des eigenen Dorfes oder einer Stadt hinaus. Eleyna hingegen schien sich nicht einmal in dieser unübersichtlichen und nebligen Gegend unwohl zu fühlen. Es gab nicht viele Wesen, die den Schutz des Lichterscheins des Lagerfeuers freiwillig verlassen würden.
Die Halbelfe war eine Person, die den Spion neugierig stimmte. Für eine Spionin wirkte sie fast etwas zu unverfälscht, doch das konnte auch bedeuten, dass sie eine gute Schauspielerin war. Um das sicher festzustellen, kannten sie sich definitiv nicht lange genug.
Was hat sie sich dabei gedacht das Plaudern anzufangen?, fragte er sich nachdenklich, während sich einer seiner Finger um eine ihrer gelösten Strähnen wickelte. Er bezog sich bei diesem Gedanken auf die Aussage, dass es eine Schwachstelle im Netz gab. Natürlich konnte Ský nicht wissen, ob sie nur Informationen nach außen getragen, oder etwas Anderes verbrochen hatte, aber in ihrem Metier waren informative Worte teilweise mehr wert als Gold.
Ist sie einfach nur leichtsinnig… wagemutig? Einen gewissen Leichtsinn scheint sie ja schon zu besitzen! In ihren Körper kehrte Bewegung zurück und er spürte etwas verstärkt ihr Gewicht, als sie sich gegen seine Brust stützte, um sich mehr aufzurichten. Daraufhin zog er seine Hand von ihrem Kopf und verlor auch die Strähne, sollte sie dem nicht zuvor schon Einhalt geboten haben.
Er stützte sich erneut auf die Unterarme und kehrte zumindest mit dem Gesicht wieder in eine etwas höhere Position. Ein wenig als würde er sie reizen wollen.
Sein Blick wanderte kurz zu seiner Körpermitte, wo er bemerkte wie sie zwischen seinen Beinen kniete und sich weiter aufzurichten versuchte.
„Ich schätze, jetzt liegst du unter mir…“, merkte Eleyna mit einem schiefen Grinsen an. Er hob den Kopf leicht, so dass sich ihre Blicke wieder trafen. Seine Mundwinkel hoben sich, bis seine weißen Zähne frech hervorblitzten.
„Und damit habe ich gar keine Probleme!“, erwiderte er mit einer gewissen Zweideutigkeit. „Du bist schön warm, was eine willkommene Abwechslung zu dieser zugigen Kälte ist!“ Erneut sprach sein Argument nicht direkt ein sexuelles Interesse an, doch widerlegte es auch nichts dahingehend. Doch bevor sich weiter eine neue Stimmung aufbauen konnte, gab sich die Halbelfe innerlich wohl doch einen kleinen Stoß und begann zu erzählen – wenn auch nicht ausführlich:
„Mein Leben ist ein Sammelsurium an Katastrophen, die sich alle gegenseitig übertrumpfen wollen. Keine Sorge, ich langweile dich nicht mit Details. Er…“, sie deutete auf Arvid und er folgte ihrem Fingerzeig mit einem Ausdruck, der stumm aussprach: Ah ja, da war ja noch was!
„…ist derzeit die größte Katastrophe. Aber er… ist ein halbes Kind.“ Zu diesem Kommentar nickte er lediglich stumm. Der bewusstlose Mischling sah für ihn optisch nach einem Knirps aus und er fragte sich wahrlich, warum Eleyna mit diesem unterwegs war. Erst recht, wenn sie ihn selbst als Last zu empfinden schien.
„Nichts für ungut, Fiórge…“ Ihre Worte ließen ihn ahnen, dass sie ihm nichts weiter oder Genaueres verraten würde. Verständlich, wenn er an die angedeuteten Katastrophen dachte, von denen er sich, in Verbindung mit seiner Vermutung über ihre Tätigkeit, ein recht anschauliches Bild machen konnte, sollte es den seinen ähneln. Noch dazu zeigte es erneut ihre Vorsicht, mit der sie vollkommen gut beraten war. Dennoch war es seine Aufgabe mehr zu erfahren!
„Wieso glaubst du eigentlich, dass ich der Meinung sein würde, dass du mich mit Details langweilen könntest? Du bist das ungewöhnlichste Mädl‘, das mir seit langer Zeit untergekommen ist.“, sagte Skýler geradeheraus und stützte sich nun auf die Hände, um ihr noch näher zu kommen und eine eher sitzende Position einzunehmen. Ihm fiel auf, dass sie ebenfalls dabei war sich aufzurichten und bot ihr mit seiner Frage, was sie vorhin eigentlich vorgehabt hatte, Einhalt. Eleyna hielt inne und ihre Blicke trafen sich erneut.
Einen Augenblick herrschte Stille, doch dann hob sie sachte die Schultern und antwortete mit einem feinen Lächeln: „Eine Dummheit…?“ Vermutlich war das die ehrlichste Antwort, die sie ihm über den Abend gegeben hatte. Doch ihr leicht unsicherer und in seinen Augen irgendwie schon entzückender Ausdruck verschwand so schnell, wie er gekommen war.
„Erst hilfst du uns, jetzt halte ich dich vom Schlafen ab.“, winkte sie mit den Worten ab und richtete sich nun vollends auf, so dass sie vor dem Mischling stand, der noch immer auf dem Boden hockte. „Wie soll ich das je wieder gutmachen?“ Ihre gespielt theatralische Betonung zeigte ihm, dass sie versuchte der Situation die Ernsthaftigkeit zu nehmen und ihr so zu entkommen. Doch als ihr eisblauer Blick zu ihm hinuntersah griff er schon nach ihrer Hand und hob mit einem ehrlich wirkenden Lächeln den Kopf, um ihrem zu begegnen.
„Wenn du dich zu mir legen und mich wärmen würdest, wäre deine Schuld von meiner Seite aus geblichen!“ Seine Worte waren klar gesprochen und ohne Zweifel, doch innerlich fragte er sich schon, wie er auf solch eine Idee gekommen war. Natürlich suchte er nach einer Möglichkeit sich ihr soweit anzunähern, dass er von Eleyna selbst mehr über sie erfuhr. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, doch irgendetwas in ihrem Blick ließ ihn weiter an der Vermutung festhalten, dass sie es eigentlich war, die Nähe suchte und zumindest für den Moment brauchte. Ob sie es sich selbst zugestand und gewährte war wiederum eine andere Frage.
„Es ist wirklich kalt und vielleicht finden wir beide so besser in den Schlaf!“ Sein Angebot war ein anderes, als das, mit dem sie gedanklich gespielt hatte. Würde sie es annehmen? In den grauen Augen fand sie weder Drang, noch Ungeduld oder irgendeine Erwartungshaltung.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 27. Dezember 2023, 23:59

Im Moment wusste Eleyna nicht wirklich, was sie eigentlich genau wollte. Die Halbelfe befand sich – wieder mal – an einem Punkt, da sie alles verdrängte, was ihre Seele fressen wollte. Immer wieder war sie darauf angewiesen, dass sie sich allein aus den Dingen herausholte, die andere ihr antaten. Als Spionin war ihr eingeimpft worden, dass sie weder zu fühlen, noch zu hinterfragen hatte. Sie hatte zu funktionieren, zu reagieren. Eleyna’s Problem dabei war, dass ihre Mutter sie willentlich erschaffen hatte. Mit einem Menschen. Eben jener Spezies, die für ihre ungefilterten Emotionen bekannt waren. Sie versuchte stets eine Tugend daraus zu machen, aber sie erschwerten ihr auch erheblich das Leben. Jene Gefühle, die sie bewahrte, wie Schätze, waren es, die sie dazu zwangen immer wieder die Rückschläge auszuhalten. Wie lange hatte sie den Tod ihres Vaters dermaßen verdrängt, dass die Erkenntnis, dass er doch noch gelebt hatte, während sie auf dem Weg nach Morgeria gewesen war, sie beinahe vernichtet hätte? Zu wissen, dass sie eine Familie besaß, die sie nie mehr wiedersehen durfte? Weil allein ihre Anwesenheit, jeden einzelnen Menschen dort in Gefahr gebracht hatte. Eleyna musste mit dem Wissen leben, dass sie Unheil über andere brachte. Fiórge war da für einen Moment eine Flucht. Er war da, bot sich quasi an, obwohl er ihr keine eindeutigen Signale sandte. Wenn sie schon nichts fühlen wollte, wieso nicht den Druck ablassen? Er schien nicht mal abgeneigt, was sein wiederholter Versuch, eine Nähe aufzubauen bewies.

Eleyna wehrte sich nicht mehr gegen die Nähe zu ihm, sondern harrte aus und versuchte an anderes zu denken, als das, was sich ihr Verstand auszumalen versuchte. Schlafen konnte sie ohnehin nicht. Es war kalt und die Nacht noch zu lang, um sie mit wachen zu verbringen… Doch sie besann sich. Sie zog zurück, was sie beinahe begonnen hätte, und wich seinen Nachfragen aus. Ihr war klar, dass er mehr wissen wollte. Aber auch ohne seinen Hinweis, ob des Misstrauens gegenüber der Welt, war sie vorsichtig. Eleyna hatte sich bei Arrond vollständig geöffnet. Er war der einzige, bei dem sie es jemals zugelassen hatte und wo war sie jetzt? Verlassen von ihm, obwohl er genau gewusst hatte, wie sehr sie ihn brauchte. Eleyna wies auf seine Warnung hin und erntete ein Lächeln. „Nein!? Du bestätigst mir dadurch lediglich, wie schlau du bist!“ Sie hob beide Augenbrauen und schnaubte. „Gern geschehen?“, fragte sie tatsächlich amüsiert. Seit wann musste sie ihm das denn beweisen? Doch Eleyna verstand durchaus das Neckende dahinter. Seine nächste Aussage war es jedoch, die sie gänzlich von ihrem Tun abbringen sollte. Er wollte mehr wissen. Aber Eleyna war nicht bereit dazu. Sie versuchte sich aufzusetzen, die Nähe aufzulösen. Sie hatte zugelassen, dass er sie zu sich gezogen hatte. Dass ihre Körper einander eine Wärme spendeten, sich entspannen konnten. Sie hatte sogar zugelassen, dass er mit einer ihrer Haarsträhnen spielte und versuchte nicht zu sehr darüber nachzudenken, was das zu bedeuten hatte. Sie glaubte daran, dass es … rein gar nichts bedeutete. Wie könnte es das? Trotzdem herrschte eine gewisse Entspannung auf beiden Seiten. Das Lauern war weitestgehend ausgeräumt. Sie hatten einander klargemacht, dass sie für keinen eine Gefahr darstellen wollten. Aber darüber hinaus? Würde Eleyna am Morgen mit Arvid weiterziehen.
Dass Fiórge tatsächlich eigene Überlegungen anstellte und immer näher einer Wahrheit kam, der Eleyna sich nicht mal bewusst war, ahnte sie nicht. Für ihn stand inzwischen so gut wie fest, dass sie diejenige war, auf die man ihn angesetzt hatte. Die Mischlingselfe allerdings glaubte daran, dass er ein Reisender – mit zu vielen Geheimnissen – wäre. Eine zufällige Bekanntschaft mitten in den Dunsthügeln.

Die Elfe richtete sich auf und zog ihn an unsichtbaren Fäden etwas mit sich. Sie erlaubte sich einen Scherz, den er mit einem offenen Lächeln erwiderte. „Und damit habe ich gar keine Probleme! Du bist schön warm, was eine willkommene Abwechslung zu dieser zugigen Kälte ist!“ Sie schnaubte ein leises Lachen und fixierte ihn einen Moment mit ihrem Blick. Machte er das mit Absicht? Doch Eleyna fand nicht mehr zurück in jene Stimmung, die sich vor wenigen Minuten noch aufgebaut hatte. Trotzdem belohnte sie seine scheinbar offene, unkomplizierte Art mit einem kleinen Hinweis auf ihre durchgemachten Dinge. „Wieso glaubst du eigentlich, dass ich der Meinung sein würde, dass du mich mit Details langweilen könntest? Du bist das ungewöhnlichste Mädl‘, das mir seit langer Zeit untergekommen ist.“ Ihre Lippen schürzten sich etwas. „Ist das so?“, fragte sie und ihr Lächeln gefror für eine Sekunde. Sie bediente gerade den Lieblingssatz eines gewissen Meisterspions und musste die aufkommende Erinnerung an diesen für einen Moment wegblinzeln. Eleyna schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf, ehe sie sich über das Gesicht strich und seufzte. Sie wollte sich aufrichten und hielt inne, weil er sie nach der Dummheit fragte. Nichts weiter war es gewesen. Ein stummer Schrei nach etwas Nähe, doch gleichwohl nicht gut überdacht. Sie erhob sich und wurde erneut von ihm aufgehalten. Der Mischling griff nach ihrer Hand und ließ sie sich überrascht umdrehen. Sie musterte ihn fragend, denn im Grunde verwirrte sie dieses Hin und Her nur noch.
„Wenn du dich zu mir legen und mich wärmen würdest, wäre deine Schuld von meiner Seite aus beglichen!“, antwortete er auf ihren kleinen Spaß, wie sie ihm seine Hilfe vergelten könnte. Eleyna hob eine Augenbraue und ihr Blick funkelte auf ihn herab. Erst rebellisch, huschte für ihn vermutlich sichtbar ein stummes Zugeständnis, dass sich das verlockend anhörte. Er legte nach mit seiner Argumentation und Eleyna wurde das Gefühl nicht los, das er das weitaus mehr für sie, als für sich tat. „Es ist wirklich kalt und vielleicht finden wir beide so besser in den Schlaf!“ Sie schwieg und musterte ihn einfach nur. War er nun einfach nur zuvorkommend? Hatte er vielleicht bemerkt, dass sie es … ‚nötig‘ hatte? Oder verfolgte er andere Pläne? Er wirkte jedenfalls nicht so, dass er jede Gelegenheit ergriff, die sich ihm schon auf den Schoß hockte. Vielleicht sah sie auch so schlimm aus, wie sie sich fühlte. Ganz gleich woran es lag, dass Fiórge nicht auf ihre Avancen angesprungen war, Eleyna musterte ihn und ihr Ausdruck wurde eine Spur neutraler. „Am besten gewöhnst du dich nicht daran, denn ab morgen wirst du weiter allein reisen müssen.“, wies sie ihn darauf hin und entzog ihm ihre Hand.
Eleyna löste endgültig die Nähe auf und verließ ihn. Sie legte sich zurück auf den Boden, drehte sich dieses Mal vom Feuer weg und machte klar, dass sie das Gespräch für beendet erachtete. Was auch immer sich da zwischen ihnen vermeintlich hatte entwickeln können, Eleyna entließ ihn von sich aus, aus einer Situation, die alles verkompliziert hätte. Trotzdem fand die Elfe nicht recht in den Schlaf. Die Gedanken, die Probleme und Sorgen, all das hielt sie davon ab, endlich in friedlichen Schlummer zu sinken. Irgendwann, vielleicht war es schon in den frühen Morgenstunden oder noch mitten in der Nacht, reichte es ihr. Sie erhob sich mit leisen, fließenden Bewegungen, schlich um das Feuer herum und legte sich doch tatsächlich zu Fiórge. Dabei achtete sie darauf, dass sie ihn nicht weckte, so er denn schlief und rückte lediglich mit dem Rücken näher an seinen heran, wenn er auf der Seite liegen sollte. Sie versuchte dieses Mal keine anzügliche Nähe aufzubauen, sondern einzig und allein dem Gedanken zu folgen, dass ein wenig mehr Wärme durchaus zum Schlafen beitragen könnte.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. Dezember 2023, 23:11

Manchmal mochte das Schicksal seltsame Pfade beschreiten und zu Zufällen führen, die man sich so niemals hätte träumen lassen. Oder die Götter hatten einen guten Tag und leiteten Dinge in die Wege, die viel Potential in sich bargen. So auch bei dem Umstand, dass zwei Halbgeschwister, zwei Mischlinge, durch einen Unfall in das Lager eines weiteren Halbblutes gerieten. Während jedoch der eine offensichtlich verletzt war, war die andere mit einigen, harmlosen Schrammen davon gekommen und in der Lage, sowohl den Bruch soweit wie möglich zu reparieren, als auch dafür zu sorgen, dass sie beide wenigstens einen Platz für die Nacht innerhalb der Nebelsuppe bekamen.
Vor lauter Schmerz sank Arvid in eine erlösende Ohnmacht und gab damit Eleyna die Gelegenheit, die neue Bekanntschaft näher in Augenschein zu nehmen. Was sollte sie von diesem Fiórge halten? Und was er von ihr? Sie entsprach sehr gut der Beschreibung jener Verräterin am Netz der Spinne, die er suchen sollte, auch wenn er sie nun nicht im Eisreich gefunden hatte. Aber... sollte es so einfach sein? Ernsthaft? Und was sollte er mit diesem... Zufallsfund anfangen?
Was das Glöckchen davon hielt, tat es recht bald kund, indem es zeigte, dass es durchaus in der Lage war, feste Gegenstände zu bewegen. Zu Skýlers Leidwesen traf die Glut seinen kostbaren Stiefel und hinterließ dort unverkennbare Spuren. Doch danach war der Schemen wie vom Erdboden verschluckt und sollte vorerst nicht mehr auftauchen. Gut für das Wesen, das den Zorn des scheinbar neuen Freundes damit auf sich gezogen hatte. Nur... was war der Grund für diese Aktion gewesen? Warum wirkte es so verstimmt?
Es schien ihn nicht zu kümmern und auch die Spionin widmete sich daraufhin nicht länger diesem Thema. Stattdessen begann eine Fragerunde zwischen ihnen, in der sie sich gegenseitig abtasteten und herauszufinden versuchten, was sie vom jeweils anderen halten sollten. Jeder von ihnen hatte seine Geheimnisse, wusste zu locken, zu ködern und genau so viel von sich preiszugeben, das man den anderen nicht verprellte und sich dennoch nicht zu viel auszog.
Wobei... sich auszuziehen und eine körperliche Nähe zu suchen, die einen alles andere vergessen lassen könnte, war durchaus eine Option. Je weiter die Nacht fortschritt und je unruhiger Eleyna in ihrer Rastlosigkeit war, stand diese Möglichkeit plötzlich zwischen ihnen und war regelrecht greifbar. Warum auch nicht? War sie denn überhaupt noch gebunden an jenen Mann, der ihr das Herz gestohlen hatte? Lebte dieser noch? Ja, daran hatte sie anfangs unbedingt glauben wollen, vor allem bei den Zeichen am Ufer, die sie wahrgenommen zu haben glaubte. Jedoch... warum hatte er sie seitdem nicht geholt? Oder war er trotz allem zu verletzt dafür gewesen? War sie also... frei?
Und der Mischling? Er wusste, sich mit einer Frau zu vergnügen und in warmen, weichen Armen Entspannung zu finden, wie bei sonst keiner anderen Gelegenheit. Aber sein Herz? Nein, das gehörte ihm allein und wäre bei einem kleinen, unbedeutenden Techtelmechtel außen vor. Wobei... wäre es wirklich unbedeutend?
Am Ende allerdings kam es dann doch nicht soweit, hielten sich beide um jenen winzigen Funken zurück, der nicht übersprang und versuchten stattdessen, die restlichen Stunden bis zum Sonnenaufgang so etwas wie Ruhe zu finden. Nicht Schlaf, sondern lediglich etwas Erholung im Dämmerzustand, um den nächsten Tag bewältigen zu können. Wie auch immer jener aussehen mochte...
Dass beide indes tatsächlich, unabhängig voneinander, schließlich in Manthalas Arme sanken, schien beinahe wie ein Wink zu sein, denn es geschah erst, nachdem sich Eleyna dazu aufgerafft und zu Skýler gelegt hatte. Sie kuschelte sich nicht direkt in seine Arme, soweit waren sie dann trotz allem nicht. Aber auch mit Rücken an Rücken konnten sie einander spüren, Wärme schenken und irgendwie... stützen. So schliefen beide Spione bis in die frühen Morgenstunden, während die Nebelschleier sich allmählich mit aufsteigender Sonne zu lichten begonnen hatten.
Jemand anderes hatte dafür bereits genug geruht, auch wenn es unfreiwillig geschehen war. Während die beiden Turteltäubchen noch selig schlummerten, erwachte Arvid mit großen Schmerzen im Handgelenk und einer verbissenen Miene, mit der er auf die provisorische Schiene starrte, nachdem er sich mühsam in eine sitzende Position gekämpft und sich die Lippe blutig gebissen hatte, um dabei keinen Laut von sich zu geben. Er versuchte zu begreifen und brauchte seine Zeit dafür, soweit seine Erinnerungen überhaupt vorhanden waren.
Schließlich war er soweit und konnte sich umsehen, entdeckte das Pärchen... und rollte leicht mit den Augen bei dem Anblick. Doch er sah noch etwas anderes und dem wollte er definitiv mehr Aufmerksamkeit schenken. Da war die Tasse mit der erkalteten Reispampe, die nicht vollkommen geleert worden war. So streckte sich der Mischling, angelte sie sich und stellte sie auf seinen Schoß mit den überkreuzten Beinen, in Ermangelung einer zweiten Hand.
Mit den Fingern der anderen schaufelte er den Rest der Nahrung in sich rein und spürte, dass es bei weitem nicht genug gewesen war. Allerdings war es mehr als die beiden Tage zuvor und deswegen wollte er sich erst einmal nicht beklagen.
Beinahe hatte er den letzten Bissen in den Mund gesteckt, als ein leises Klingeln seine Ohren zucken ließ. Kauend sah er fragend auf und entdeckte den Schemen, der sich wieder aus der blasser werdenden Nebelsuppe geschält hatte. Seine Augenbrauen hoben sich an und er warf einen Blick zu den Schlafenden, die sich noch immer nicht gerührt hatten.
Also wandte er sich wieder ab und dem Wesen zu, während es hinter seiner Stirn arbeitete. Leise klopfte er gegen die Tasse in einem scheinbar sinnlosen Rhythmus. Der Schemen jedoch klingelte aufgeregt und schwebte kurz auf und ab, dann war es wieder verschwunden.
Arvid seufzte leise und fühlte sein Herz stärker pochen, aber ansonsten merkte man ihm die stille Aufregung nicht an. Auch starrte er nicht länger in die Nebelsuppe, sondern hoffte lediglich stumm und widmete sich auch noch dem allerletzten, gequollenen Reiskorn.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 30. Dezember 2023, 16:07

Obwohl in seinen Handlungen stets ein Hintergedanke an seinen Auftrag verborgen lag, war es tatsächlich so, dass Skýler die Halbelfe interessant fand. In der kurzen Zeit, in der sie einander nun kannten, hatte sie ihr Verhalten häufig gewechselt. Auch waren ihre Signale, die sie ihm zusandte widersprüchlich, so als würde sie selbst nicht ganz wissen, was sie tun wollte – gleichzeitig tun sollte.
Vielleicht hatte Eleyna sogar ein wenig Glück, dass sie diesem Mischling begegnet war. Er besaß ein feines Gespür und war Frauen gegenüber respektvoll genug, dass er ihren inneren Kampf unbewusst mit einer recht neutralen Art bediente. Im Grunde hatte sie das Steuer in der Hand, weder lehnte er die angedeuteten Versuche der Nähe ab, noch schürte er den Impuls, der diese auslöste. Es hätte gut sein können, dass sie mit jemand anderem direkt in einen gefährlichen Konflikt geraten wäre.
Doch es war fraglich, was besser war. Derzeit stellte Skýler lediglich die Ruhe vor dem Sturm dar, von dem Eleyna nicht einmal wusste, dass er sie irgendwann treffen würde. Doch bis dahin und ganz besonders in diesem Moment, war der Mischling mit seinen eigenen Gedanken über sie beschäftigt.
Ihre Illoyalität der Spinne gegenüber – weiter vorausgesetzt, sie war das Vögelchen – löste einen gefährlichen Reiz auf ihn aus. In seiner ganzen Zeit als Spion hatte er sich nie, auch nur einen Moment, dem Kopf dieser Organisation zugetan gefühlt, denn dieser war für ihn quasi ein Fremder – ein Mysterium, dem er dennoch irgendwo untergeben war. Seine Loyalität war an Kraz’hian gebunden und selbst diese wurzelten nicht aus aufrichtigen und positiven Gedanken einer Person gegenüber, der man aufgrund gemeinsamer Taten freiwillig folgen würde.
Die Macht des Schmerzes, der Manipulation und Gewohnheit hatten ihn zu dem gemacht, der er war und vermutlich für immer sein würde. Doch gerade dieser Gedanke schmeckte dem Spion nicht – er wollte nicht für immer ein Schatten sein, der unter Krazhians Befehlen, die Entscheidungen über sein Leben an eine Person verlor, die sich nicht im Geringsten um sein Wohlergehen scherte. Vermutlich war er nur einer von vielen und die sogenannte Spinne wusste wahrscheinlich nicht mehr als die Anzahl der Untergebenen, keine Namen, keine Geschichten…
Lange Zeit hatte sich Skýler keine solche Gedanken gemacht, doch in den letzten Jahren hatte er schon begonnen deutlich mehr für und an sich zu denken. Er war sich selbst der Nächste, denn es gab niemanden, der sich ehrlich um ihn kümmerte. Der hartnäckige Funke der Hoffnung, dass zumindest sein Lehrmeister, so grausam er auch war, irgendeinen Funken Gutwillen für ihn empfand, wurde stetig von dem Dunkelelfen ausgetreten.
Der Gedanke an Verrat war noch weit entfernt. Er hatte ihn bisher niemals in Erwägung gezogen, doch nun traf er auf jemanden, der die Integrität zu der Spinne verraten zu haben schien. Und das regte seine Neugierde auf gefährliche Weise unterbewusst an.
Eleynas größter Vorteil in ihrer momentanen Situation war vermutlich, dass ihm ihre Art und Weise, wie sie sich gab, gefiel. Sie war vielseitig und wechsellaunig, was vermutlich mitunter an ihrem Zustand lag. Manches Mal amüsierte sie ihn, manches Mal betrachtete er sie nachdenklich und verwundert.
„Wieso glaubst du eigentlich, dass ich der Meinung sein würde, dass du mich mit Details langweilen könntest? Du bist das ungewöhnlichste Mädl‘, das mir seit langer Zeit untergekommen ist.“, hatte er gefragt, woraufhin sich ihre Lippen etwas schürzten und sie mit fragte: „Ist das so?“ Während sich seine Lippen als Antwort zu einem frechen Grinsen spannten, wurde ihr Ausdruck ernster. Und Skýler beobachtete erneut, wie sie sich mit ihren eigenen Geistern auseinanderzusetzen schien, die sie innerlich verfolgten.
Ihr Ausdruck ließ ihn innehalten und tatsächlich bot er ihr eine gewisse Nähe an, die er normalerweise nicht in Betracht gezogen hätte. Er verpackte das Angebot in umschreibende Worte, die lediglich das Nützliche hervorhoben, doch wussten sie vermutlich beide, dass Fíorge das in diesem Augenblick für sie tat. Obwohl sie einander nicht kannten und er ihr auch nicht die Nähe geben konnte, mit der sich ihre Fantasien kurzzeitig beschäftigt hatten. Noch dazu war er irgendwie sicher, dass sie, auch bei einem direkten Angebot für mehr körperliche Nähe, niemals diesen Schritt gegangen wäre.
Er beobachtete Eleynas Gesicht und versuchte ihre Gedanken zu erraten, während sie noch nach einer Entscheidung suchte. Dann wurde ihr Ausdruck neutral.
„Am besten gewöhnst du dich nicht daran, denn ab morgen wirst du weiter allein reisen müssen.“ Sie entzog ihm ihre Hand und löste endgültig die Nähe zwischen ihnen auf. Und dieses Mal hielt er sie nicht davon ab. Sie legte sich zurück auf das Fell und beendete dadurch auch ihr Gespräch.
Der Mischling sah noch einmal zu ihr, ehe er amüsiert lächelte, weil das, was er erwartet hatte, eingetreten war. Und das machte sie irgendwie noch ein wenig interessanter. Die Arme hinter dem Kopf verschränkend sank er zurück und schloss die Augen, um ebenfalls einen erneuten Versuch zu starten einzunicken. Schlaf war ihm so oder so nicht vergönnt.

Nahe der Morgendämmerung kehrte noch einmal eine kleine Unruhe in das Lager zurück. Bis dahin hatte die Halbelfe ruhig auf ihrem Platz gelegen, doch nun richtete sie sich leise auf und Ský hörte ihre leisen Schritte, die sein Bewusstsein wieder wacher werden ließ. Darauf war er einfach trainiert – er reiste alleine, da musste man so vorsichtig und wachsam sein.
Ohne sich zu regen oder die Augen zu öffnen lauschte er wieder.
So ein unruhiges Vögelchen, dachte er und glaubte damit die nächtliche Ruhe für beendet, als sie ihn aufs Neue überraschte. Eleyna legte sich hin – neben ihn und mit einem gewissen Abstand. Tatsächlich hatte er damit wirklich nicht mehr gerechnet und wusste im ersten Moment auch nicht, was er nun darüber denken sollte. Er spürte ein fremdes Gefühl und musste den Drang niederkämpfen die Augen zu öffnen.
Weiter geschah nichts und sie schien wieder zu versuchen ein wenig zu Ruhen. Erst nach einer Weile drehte er sich leicht zur Seite und sah durch ein Blinzeln auf ihren schmalen Rücken, der lediglich durch die Kleidung fülliger aussah, als er war. Das hatte er bei der Umarmung vor ein paar Stunden klar ertasten können.
Nachdenklich musterte er sie ein paar Momente, rätselte darüber, ob etwas von ihm erwartet wurde, oder er sie in die Arme ziehen sollte. Was er am Schluss nicht tat.
Mit einem etwas tieferen Atemzug und einem unterdrückten Lächeln drehte er sich wieder auf den Rücken und schloss die Augen, bis ca. eine Stunde später von der anderen Seite des Feuers Unruhe ausbrach. Eleynas Begleiter war offenbar aus seinem Zustand erwacht und litt nun ganz eindeutig an den Schmerzen, die sein Körper bis dahin lediglich ausgeblendet hatte. Die Schmerzenslaute wurden ganz offensichtlich unterdrückt, doch lösten sie so oder so kein Mitleid in dem Schattenmagier. Es klapperte kurz und er fragte sich schon, was der Kerl da trieb, als er schmatzende Geräusche hörte.
Gedanklich runzelte er die Stirn und rollte dann mit den Augen. Die Reste, die die Halbelfe übrig gelassen hatte, wurden ganz offenbar verwertet.
Soll mir recht sein, dachte er und wollte sich schon erheben, als das Glöckchen plötzlich zu hören war. Offenbar schien es seine Drohung nicht ganz befolgt zu haben, doch spürte der Mischling zwar noch immer Ärger, doch keine so kalte Wut mehr, wie noch am Abend zuvor.
Zu seiner Überraschung klopfte der Fremde gegen den Becher in seiner Hand und schien dem Wesen so beinahe zu antworten. Bildete er sich das ein? Wusste der Kerl, was das Glöckchen war?
Misstrauisch öffnete er die Augen und sah gerade noch, wie der Schemen wieder verschwand. Ohne einen Laut richtete sich Skýler auf und richtete nun seinen stechenden Blick auf Arvid, an dessen Wange etwas der Reispampe kleben geblieben war.
„Offenbar hat es geschmeckt!“, bemerkte er kühl, während er den Zustand des Kleineren mit den Augen überprüfte. Gut sah definitiv anders aus, aber was sollte man nach einem solchen Unfall auch erwarten?! Dann wandte er den Blick wieder ab und ging zu seinem Beutel, in der er zu kramen begann. Anders als bei Eleyna hielt sich seine Neugierde dem anderen Mischling gegenüber offenbar in Grenzen, denn er ergriff erst einmal nicht wieder das Wort.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 31. Dezember 2023, 05:52

Warum Eleyna so wankelmütig war, konnte sie vermutlich auch nicht recht beschreiben. Dabei hatte sie nicht zwangsläufig das Gefühl, dass sie nicht Herr der Lage wäre. Durch ihre Ausbildung war sie es gewohnt, sich auf die unterschiedlichsten Situationen einzustellen. Es schockierte sie nicht mehr, wenn sich plötzlich alle Dinge veränderten. Die Sache mit Arvid war ein Ärgernis, aber es war nichts, womit sie nicht fertig wurde. Zudem konnte sie daraus doch noch ihre eigene Motivation finden und als etwas nutzen, dass sie antrieb. Dass die Situation so vertrackt war, mit ihrem Halbbruder, das war nicht mehr zu retten. Arvid hatte Eleyna gezeigt, dass er die große Schwester, die sie sofort bereit gewesen war zu sein, nicht haben wollte. Sie hatte es mehrfach im Guten versucht, aber war an seinem Hass gescheitert. Trotzdem war es nur recht, dass sie sich bei ihm halbwegs bedankt hatte. Er hatte ihr das Leben gerettet und das übersah sie nicht. Arvid war aber eben… Arvid. Eleyna hatte bisher keine Gedanken mehr zu ihm zugelassen und konzentrierte sich lieber auf den neuen Mischling. Dass sie sich beschnupperten war wohl vollkommen normal. Was jedoch nicht normal war, war die Tatsache, dass Fiórge sich vollkommen anders präsentierte, als man es von ‚einfachen‘ Reisenden erwartete. Er war kein Bisschen nervös oder erschrocken. Er misstraute nicht offen oder wähnte sich in Gefahr. Er war sogar mehr als zuvorkommend und bot ihr damit einen Raum, in dem sich verbotene Gedanken formen konnten. Eleyna wollte nicht und war auch gar nicht der Typ Frau, der sich sofort auf alles einließ. Aber manchmal bot das Leben seltsame Gelegenheiten und sie dachte zumindest kurz darüber nach. Dann aber war sie doch wieder viel zu vorsichtig. Außerdem sprachen noch viel naheliegendere Gründe dagegen und auch wenn die Spionin jene kaum zulassen konnte, waren sie tief in ihr verankert. Der Schatten von Pelgar war nicht irgendjemand für sie. Aber er war nicht da und er hatte mehrfach klargemacht, dass er nicht an ihrer Seite sein könnte. Er würde auf das Ungeborene aufpassen, aber Eleyna wusste, dass sich das mehr auf das Kind bezog, denn auf sie selbst. Eine Familie zu haben, Geborgenheit daraus zu erhalten… das waren Dinge, die sie so nie erleben würde. Nicht mit ihrer Mutter und nicht mit diesem Partner. Ihre Träume waren durcheinander und machten den Schlaf besonders unruhig. Sie wälzte sich, bevor sie sich doch zum Mischling legte und so wortlos sein Angebot annahm. Dass er dabei wach und aufmerksam war, ahnte Eleyns nicht. Es hätte auch keinen Unterschied gemacht. Sie schlief immer noch nicht wirklich gut aber ein wenig ruhiger, sodass die folgenden Stunden tatsächlich etwas Erholung spendeten.

Während der Morgen sich allmählich über die Nebelschwaden hinwegsetzte und sie schließlich vertrieb, kehrte langsam wieder Bewegung im Lager ein. Noch ruhte Eleyna und versuchte die aufkommende Geräuschkulisse zu ignorieren, aber früher oder später musste sie einfach die Augen aufschlagen. Gähnend rieb sie sich über das müde Gesicht und hätte jetzt doch noch mal gerne einige Stunden drangehängt. Wie zu erwarten, fühlte sie sich nicht frisch erholt. Allerdings war ihr Körper auch schon mit Kleinkram zufrieden und so brauchte sie nicht lange, bis sie die Augen aufschlug. Sie hatte Arvids Aktion zwar unterbewusst mitbekommen, gehört, dass er aufgewacht war und auch Schmerzen hatte, aber es hatte sie nicht dermaßen alarmiert, als dass sie dann auch tatsächlich aufgewacht wäre. Ihr wurde erst bewusster, dass er wach war, als sie den Kopf etwas drehte und sich dann aufsetzte. Eleyna erhob sich, streckte sich genüsslich und gähnte noch mal, bevor ihr Blick auf Fiórge fiel, der ebenfalls bereits wach war. Einen Moment lag ihr Blick auf ihm, während er in seinen Sachen kramte. Sie nickte ihm nur kurz zu, sollte er ihren Blick erwidern, dann ging sie aber schon zu Arvid.
„Wie geht es dir?“, eröffnete sie ein Gespräch und hockte sich vor ihn. Ihr fiel der Reis auf, den er offenbar verschlungen hatte. Sie seufzte. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“, bemerkte sie leise und blickte auf sein Handgelenk. „Spürst du alles in deinen Fingern? Kannst du sie wenigstens ein wenig bewegen?“, wollte sie wissen, bevor sie sich langsam umsah. Wo waren sie eigentlich? Konnte sie noch Teile oder alles vom Schlitten erkennen? Oder war das Tier auf und davon? War vielleicht etwas vom Schlitten gefallen, das nützlich sein konnte? Eleyna beobachtete die Umgebung genaustens und versuchte einige prägnante Landmarken ausfindig zu machen. Eleyna musste jetzt wissen, wo sie sich befanden und wie weit alles von ihrem Standort weg wäre. Sie musste einen Plan schmieden, wohin sie sich nun wenden würde. Sie wusste, dass Grandessa anschloss, der Urwald Kapayu und die Trockenebene. Ausläufer des Waldes Sarius. Aber wohin sollten sie gehen? Erneut fiel ihr Blick auf Arvid. Und sie bräuchten etwas, das am besten nahe lag, denn so wie er aussah, würde er nicht lange durchhalten können. Die Halbelfe rieb sich den Nacken. Sie fühlte sich verspannt und noch immer war sie ausgelaugt. Man sah Eleyna an, dass sie es gewohnt war zu kämpfen und daher wirkte sie nicht so, wie sie sich tatsächlich fühlte. Erneut glitt ihr Blick zu Fiórge. Ob er bereit war zu helfen? Ein weiteres Mal? „Wie lange bist du ungefähr gelaufen“, wollte sie von ihm wissen. „Und woher kamst du?“, setzte sie nach. Nun war es wichtig, dass sie so viele Information, wie möglich bekam. Der Nebel hier war undurchdringlich, wenn er erstmal aufzog. Sie musste zusehen, dass sie möglichst viel Weg schaffte, um nicht noch in die Verlegenheit zu geraten, Feuerholz zu sammeln. Sie hob den Blick zum Sonnenstand. Es war früher Tag, sie hatten also ein wenig Zeit, bis sich die Schwaden erneut aufbauten. Aber jene musste sie nun auch nutzen. Also wartete sie, was Fiórge ihr bereit war mitzuteilen. Ins Eisreich würde sie nicht zurückgehen, das war alles andere als eine Option. Zudem führte ihr Weg sie ohnehin nach Morgeria und je stetiger sie dorthin kamen, desto besser für … einfach alle.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Sonntag 31. Dezember 2023, 18:36

Frauen galten dem Klischee nach generell als wankelmütig. War diese Eleyna somit ein gutes Beispiel zur Bestätigung dieser Ansicht? Oder lag es an all dem, was sie in der letzten Zeit durchgemacht hatte? An ihren Sturz und einem offensichtlichen Schlag auf den Kopf, der ihr Denken durcheinander gebracht hatte? Was sollte Skýler demnach von ihr halten?
Und, eigentlich ebenso wichtig, was sollte sie selbst darüber denken? Sollte sie anfangen, sich Sorgen über ihren mentalen Zustand zu machen? Wobei... war dies der erste und wichtigste Punkt, worüber sie sich den Kopf zerbrechen sollte oder gab es noch andere in der langen Liste von Problemen, mit denen sie konfrontiert war? Oh, was war die Welt vor einigen Monaten noch einfach und harmlos gewesen!
Sie hatte heimlich die Seite Morgerias verlassen, um für den Feind zu spionieren, hatte ihren ersten und engsten Freund Arrond gehabt und eine Vorstellung davon, wie ihre nächsten Schritte aussehen sollten. Und jetzt? Was hatte sie davon? Definitiv jede Menge Schwierigkeiten und Erfahrungen mehr, auf die sie getrost hätte verzichten können. Aber was sollte sie tun? Sie konnte es nicht beeinflussen, also versuchte sie, nicht unterzugehen.
In der Hinsicht waren sich die beiden Mischlingsspione gar nicht so unähnlich. Auch ihm stand der Sinn nach Veränderung und wer wusste es zu sagen? Womöglich war sie das Tor zu absolut Neuem. Ob es sein Leben verbessern würde... nun, das musste die Zukunft zeigen. Gefährlich wäre es so oder so, ganz gleich, wofür er sich entscheiden würde.
Erst einmal entschied sie hingegen sich dafür, die restlichen Stunden der Nacht zu nutzen, indem sie sich mit dem Rücken zu ihm legte und dafür sorgte, dass sie sich gegenseitig soweit wärmten, dass sie tatsächlich Schlaf fanden. Die eine, weil sie eine Art von Halt spürte, die sie dafür brauchte, der andere, weil seine neue Bekanntschaft endlich Ruhe gab.
Der Dritte im Bunde hingegen hatte aufgrund von Schmerzen bereits Stunden im Ruhezustand verbracht und war somit der Erste, der nun aufwachte. Die körperliche Pein war furchtbar, sein gesamter Leib pochte und pulsierte und fühlte sich steif an, doch am Schlimmsten war sein Handgelenk. Irgendjemand hatte es behelfsmäßig geschient und das ließ darauf schließen, dass etwas geschehen war, das diese Stütze notwendig machte. Nur verschwommen konnte er sich an den Vorabend erinnern, an alles nach dem Sturz, und bei dem Gefühl in seinem Handgelenk wollte er es lieber gar nicht so genau wissen. Er hatte genug Erfahrung in seinem kurzen Leben gesammelt, um sich ausreichend zusammen reimen zu können. Mehr war nicht nötig!
Nahrung dagegen war es schon und als er die Tasse mit der restlichen Ration des Abends bemerkte, noch dazu, da seine Begleitung zu schlafen schien, da zögerte er nicht. Arvid hatte ein paar Reisen schon hinter sich und nahm sich, was er kriegen konnte. Außerdem hatte auch er schon länger nichts mehr zu essen gehabt, sodass sich die Frage nach Zurückhaltung gar nicht stellte.
Während er das Wenige, das noch vorhanden war, in sich hinein schob, ertönte neben ihm etwas, das seine Ohren zucken ließ. Es war leise, irgendwie gedämpft, als würde es sich zurück halten, aber für ihn, der einige Zeit in dieser Gegend verbracht hatte und ein elfisches Gehör besaß, reichte es.
Er hielt im Essen inne und beschloss, diese Chance zu nutzen und eine Botschaft zu klopfen. Es war nicht leicht und hatte ihn viele Wochen gebraucht, um es zu lernen. Vor allem hatte es ihm viel Frust eingebracht, weil er den Sinn dahinter nicht hatte erkennen können. Nun kam es ihm zugute. Das Glöckchen bimmelte noch einmal, offensichtlich glücklich darüber, dass es verstanden wurde, und verschwand im sich allmählich auflösenden Nebel. Nicht mehr lange und der heller werdende Himmel würde endlich durch die Schwaden scheinen können.
Das Feuer selbst brannte noch und reichte aus, um Schutz, Licht und Wärme zu bieten. Trotzdem fröstelte es Arvid, denn sein Körper würde mehr brauchen, um wieder heilen zu können. Aber das hier war erst einmal ein Anfang. Wenn es nach ihm ginge, hätte es so bleiben können, während er die letzten Reiskörner aus der Tasse wischen wollte.
Doch zu seinem Leidwesen war es nicht so. Lautlos seufzte er und zwang sich dazu, sich nichts anzumerken, als er von der Seite von einer ihm unbekannten Stimme angesprochen wurde. Demonstrativ griff er ein allerletztes Mal in die Tasse, leckte sich die Finger ab und stellte das Gefäß dann neben sich.
Erst danach zuckte er mit den Schultern. "An Orten wie diesen nimmt man vieles an.", erwiderte er in bester Eiselfen-Kühle und sah erst im Anschluss daran den Fremden an, musterte ihn kurz und nickte knapp, der einzige Ausdruck von Dank... oder Zeichen dafür, dass er diese Gesellschaft akzeptierte. Nun ja, eine wirkliche Wahl hatte er zwar nicht, aber alles andere wäre für ihn Schwäche gleich gekommen.
Damit war das Gespräch zwischen ihnen auch schon wieder vorüber, der Fremde wandte sich ab und auch Arvid hatte kein großes Interesse an einer Unterhaltung. Generell nicht und in seinem Zustand noch weniger. Außerdem wartete er auf etwas anderes und wollte seine Ohren nicht mit Worten ablenken.
Woraus nichts wurde, denn nun reckte sich auch seine Halbschwester. Er warf ihr einen kurzen, undeutbaren Blick zu und sah dann in die entgegengesetzte Richtung, hoffte auf ein Geräusch, das ihm Auskunft über seine Botschaft gab. Sie indes gab nicht so schnell auf und kam tatsächlich zu ihm hin mit einer Frage, die ihn schlichtweg... verblüffte.
Einen Moment lang starrte er sie mit einer unverfälschten, offenen Ungläubigkeit an, dass sie wohl ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen konnte, wie oft er schon solch eine Frage zu hören bekommen hatte. Wann war das letzte Mal gewesen? Nein, er erinnerte sich nicht mehr daran.
Dann fasste er sich wieder, seine Mimik verschloss sich und er zuckte leicht mit den Schultern. Das musste als Antwort reichen.
Indes fuhr sie fort und sorgte dafür, dass er die Augenbraue anhob. "Ach, wir?", fragte er leise und deutete mit dem Kinn zu dem Fremden hinüber. "Was ist mit dem da?" Seine Stimme wurde noch leiser und ging beinahe im absterbenden Prasseln der Flammen unter.
Eleyna aber interessierte sich weiter für ihn und fragte sogar nach seiner Verletzung. Unwillkürlich senkte sich sein Blick, während er die Hand hob und den Arm vorsichtig drehte. Es tat... weh, doch es war nichts im Vergleich zu den Schmerzen, als er versuchte, seine Finger zu bewegen. Es war nicht viel und wenn man nicht genau hinsah, nahm man es vermutlich auch nicht wirklich wahr, allerdings fühlte Arvid, dass es möglich war. Auch wenn es ihm die Tränen vor Schmerz in die Augen trieb, sodass er die Zähne fest zusammen presste, bis sie knirschten.
Dieses Gefühl war ebenfalls unangenehm, jedoch konnte es ihn ein wenig ablenken, bis es in seinem Handgelenk nicht länger wie Feuer brannte, sondern lediglich noch heftig pochte. Mit einem kaum hörbaren, langgezogenen Seufzen atmete er aus und fuhr sich mit der gesunden Hand übers Gesicht, verteilte damit die paar Reiskörner noch mehr auf seiner Wange und hätte sich gern wieder hingelegt, um sich zusammen zu rollen und in seine Pein zu versinken. Aber nein, er erlaubte sich dieses Zeichen der Schwäche nicht, sondern starrte an seiner Halbschwester vorbei ins Feuer und lauschte wieder.
Eleyna indes wandte sich ihrer neuen Bekanntschaft zu und dachte praktisch, nachdem sie hatte feststellen dürfen, dass die Schwaden noch zu dicht waren, um mehr als undeutliche Umrisse erkennen zu können. Die Sonne stand noch nicht hoch genug über dem Horizont, um ihre volle Wirkung entfalten zu können.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 1. Januar 2024, 20:08

Kühl betrachtete Skýler seinen zweiten unfreiwilligen Gast, der sich gerade über die Reste des vergangenen Abendmahls hergemacht hatte. Im wachen Zustand wirkte er nicht mehr ganz so jung, doch war sich der Mischling noch immer sicher, dass er es hier mit einem Grünschnabel zu tun hatte. Sein Verhalten war anders, als das von Eleyna. Weniger vorsichtig oder misstrauisch war das Essen einfach hinuntergeschlungen worden, was er vielleicht noch dem körperlichen Zustand zuschreiben könnte, aber auch sonst wirkte Arvid nicht so, als würde er eine Bedrohung in dem fremden Gastgeber sehen. Das was Skýler entgegenschlug schien größtenteils Desinteresse mit einer Spur Impertinenz zu sein.
„An Orten wie diesen nimmt man vieles an.", erwiderte der Kleinere kühl, lediglich mit einem Nicken, die man als Andeutung eines Danks interpretieren könnte. Innerlich schnaubte Ský.
„Etwas anzunehmen würde voraussetzen, dass man es dir gegeben hat. Du hingegen hast dich einfach bedient!“, konterte er mit derselben Kühle, ehe er sich seinem Beutel zuwandte. Sie sprachen zwar nur von Resten, die der Mischling durchaus hatte entbehren können, doch stieß ihm die Art des Knirpses leicht auf. Glücklicherweise regte sich nun auch Eleyna und Ský beobachtete, wie die beiden miteinander umgingen. Vor ein paar Stunden hatte es nicht so geklungen, als würde die Halbelfe mit ihrem Begleiter ein enges Band verbinden. Vielleicht bestand die Chance ihn als lästiges Anhängsel loszuwerden, was seinem Vorhaben Eleyna vorerst zu begleiten, durchaus entgegenkäme.
„Wie geht es dir?“, hörte er Eleynas Stimme, doch blieb eine verbale Antwort aus. Sein Blick hob sich und er zog aus seinem Beutel ein kleines, mit gewachstem Stoff umwickeltes Päckchen, das mit einem einfach gedrehten Bindfaden aus Hanffaser oder etwas Ähnlichem zusammengehalten wurde. Die grauen Augen wurden etwas schmaler, als er von ihr zu ihm und wieder zurücksah. Eleyna sprach währenddessen weiter und schien bereits über ihre nächsten Schritte nachzudenken.
„Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“, bemerkte sie leise seufzend, woraufhin der andere Mischling sich auch endlich mal zu einer Reaktion hinreißen ließ: „Ach, wir?“, fragte er leise, was Skýlers gut geschulten Elfenohren noch sehr gut wahrnehmen konnten.
„Was ist mit dem da?“, fragte Arvid mit noch leiserer Stimme, was Ský innerlich beinahe zum Grinsen brachte. Störte den Knirps seine Anwesenheit?
Von außen betrachtet schien der Schattenmagier den beiden nicht zuzuhören und war damit beschäftigt den Faden des kleinen Päckchens zu öffnen, in dem sich ein Zwieback ähnliches Trockenbrot befand. Die Begutachtung der verletzten Hand blendete Skýler tatsächlich aus, doch lauschte er auf eine Antwort Eleynas, die ihn durchaus interessieren würde, sollte sie auf die leise Frage Arvids antworten.
Doch lange musste der Mischling nicht einmal warten, bis sich die Dunkelhaarige ihm zuwandte.
„Wie lange bist du ungefähr gelaufen?“, fragte sie plötzlich, woraufhin er sie ansah. Im Licht des anbrechenden Tages wirkten ihre blauen Augen noch durchdringender. Gleichzeitig wurden die Verletzungen dadurch auch noch erkennbarer.
„Und woher kamst du?“, setzte sie nach, woraufhin er, ohne den Blick abzuwenden ein Stück einer Trockenbrotscheibe abbrach und ihr entgegenhielt.
„Die nächstgelegene Möglichkeit an Verpflegung und einen Heiler zu kommen ist vermutlich die Stadt Estria.“, antwortete er, wenn auch nicht direkt auf die Frage, die sie ihm gestellt hatte. Er ahnte bereits, dass der Sinn dieser Frage hauptsächlich darauf abzielen würde. Nun blieb nur herauszufinden, welches ihr Ziel war. Er legte ein charmantes Lächeln auf, ehe er aufstand und noch einmal auf seine ausgestreckte Hand deutete, in der er noch das Stück Brot hielt.
„Ich weiß, dass es dich fuchsen wird, aber ich glaube es ist weitaus wichtiger zu wissen, wohin ihr unterwegs seid, als woher ich komme! Meine Reiseroute wird dir keinen Nutzen bringen, denn ich wage zu bezweifeln, dass du dorthin unterwegs bist, denn dort ist keine Hilfe zu erwarten.“ Seine vage Andeutung war eine Lüge, die er jedoch gekonnt verbarg. Zu solchen Fragen hatte er sich schon in den letzten Stunden Gedanken gemacht und beschlossen zu behaupten, dass er aus der Richtung Rumdetts gekommen war. Die Stadt war zwielichtig genug, dass es ihrem Köpfchen weiter Nahrung geben könnte, da sie so oder so zu vermuten schien, dass er nicht nur ein einfacher Reisender oder Händler war.
Sollte Eleyna annehmen, übergab er ihr das Stück Trockenbrot. Gleichzeitig trat er einen Schritt näher zu ihr und würde, soweit sie es zuließ mit der Hand ihr Kinn etwas hochdrücken, so dass er es etwas näher betrachten könnte.
„Wie fühlst du dich? War der Rest der Nacht warm genug?“, fragte er leise und ernsthaft, doch in seinen Augen blitzte ein gewisser Schalk, mit dem er eindeutig auf die Wahl ihres Schlafplatzes anspielte. Ský machte sich nicht einmal die Mühe zu verbergen, dass es ihm Spaß machte, sie dahingehend ein wenig zu ärgern. Dennoch wanderte sein Blick aufmerksam über ihre Verletzungen, um ihren Zustand nun auch noch mal im Hellen beurteilen zu wollen. Anschließend sah der Mischling zur Seite und zu Arvid. Es war fraglich, wie weit der andere unter den Schmerzen kommen würde, die eine gebrochene Hand ausstrahlte. Noch dazu war fraglich, wie gut Eleyna das Gelenk gerichtet hatte. Sollte es schief zusammenwachsen, hätte ihr Begleiter ein Problem fürs Leben. Da würden wohl kundigere Hände für herhalten müssen.
„Spaß beiseite! Ich bin seit drei Tagen in den Dunsthügeln, komme aber aus Süden und über den Schiffsweg!“, log er, um seine Reiseroute an Rumdett etwas anzupassen. Er ließ sie los, sollte sie nicht längst Abstand zwischen sie gebracht haben. Er rieb sich über den Nacken und sah von Arvid zurück zu Eleyna.
„Ihr kamt aus Erstria, nicht wahr? Wieso kehrt ihr nicht um, oder gibt es Gründe, die das verhindern?“

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 2. Januar 2024, 13:59

Dass ihre Frage diesen Blick auslöste, offenbarte ihr vieles. Eleyna wartete geduldig ab, während Arvid offenbar darüber nachdenken musste, ob er sich verhört hatte. Leider aber reagierte er, so wie sie es bereits gewohnt war. Er zuckte die Schultern und verschloss sich vor ihr, sodass sie nur lautlos seufzte und weitersprach. Es hatte ja doch keinen Zweck, sich weiter zu bemühen. Aber sie würde nun auch nicht unhöflich werden. Eleyna konnte sich trotz allem auf das Wichtigste und Naheliegendste konzentrieren. Und das war das weitere Vorgehen. So ließ sie Arvid an ihren Gedanken teilhaben und merkte auf, als er sich dazu hinreißen ließ, gewohnt schnippisch zu antworten. “Ach, wir?“ Sie warf ihm einen bohrenden Blick zu. "Was ist mit dem da?" Er war leise und bedeutete Eleyna, dass er wohl nicht wollte, dass Fiórge mitbekam, was sie redeten. Die Halbelfe aber warf dem Fremden einen Blick über die Schulter zu. Was sollte sie nur von ihm halten? Er hatte sich als hilfreich in ihrer Situation erwiesen und eine gewisse Dankbarkeit durfte man ihm nicht verwehren. Tatsächlich war er weitaus sympathischer als ihr eigenes Fleisch und Blut. Eleyna wandte sich wieder Arvid zu und antwortete ebenfalls leise, obwohl sie nicht vergessen hatte, wie gut die Ohren des Mischlings waren. „Er hat uns geholfen. Vergiss das nicht“, mahnte sie ihn und bedachte ihn mit einem Blick, der ihm klarmachen sollte, dass er sich benahm. „Aber er wird seiner Wege gehen und wir suchen uns erstmal einen Heiler für dich.“, meinte sie weiter recht sachlich. Eleyna war nicht der Typ, der sich nun absetzte. Sie könnte natürlich alleine wesentlich schneller vorankommen. Sie könnte sich vor Arvid verstecken und sich ihm entziehen. Aber sie tat es nicht. Denn unter der ganzen Fassade von aufmüpfigem Kind, war er doch ihr Halbbruder. So erkundigte sie sich schließlich auch erstmal über seine Hand. Auch hier gab Arvid keine klare Auskunft. Aber Eleyna erkannte Schmerz, wenn sie welchen vor sich hatte. Die Halbelfe seufzte leise, während Arvid sich quälte und nur mit Mühe die Tränen zurückhielt. Er starrte indes ins Feuer und verweigerte weitere Gespräche, sodass sich Eleyna aufrichtet und dem anderen Mischling zuwandte. Sie stellte ihm die Fragen, die sie nun musste, um einen geeigneten Plan zu schmieden. Fiórge aber ließ sich kaum beeindrucken und wirkte so gelassen, wie noch die letzte Nacht über. Im Licht des Tages betrachtet, konnte Eleyna erkennen, dass er noch besser aussah, als der Feuerschein ihr hatte weismachen wollen. Trotzdem ließ sie sich davon nicht beeindrucken, sondern hielt ihren Blick abwartend in seinem. Er brach etwas Trockenbrot ab und reichte ihr ein Stück. Ihr Blick fiel darauf, griff es, und nickte ihm dankend zu. Dann jedoch wandte sie sich kurz ab und reichte das Brot an Arvid weiter. „Du brauchst die Kraft.“, meinte sie und würde ein Ablehnen kaum dulden. Das Bisschen Reis konnte nicht ausreichend gewesen sein für ihn. Erst danach wandte sie sich Fiórge wieder zu. „Die nächstgelegene Möglichkeit an Verpflegung und einen Heiler zu kommen ist vermutlich die Stadt Estria.“ Sie schnaubte offen.
Eleyna schüttelte den Kopf und lächelte freudlos. „Das war nicht meine Frage…“, erklärte sie und blickte noch mal in den abziehenden Nebel. Er war noch zu dicht, um sich besser orientieren zu können. „Ich weiß, dass es dich fuchsen wird, aber ich glaube es ist weitaus wichtiger zu wissen, wohin ihr unterwegs seid, als woher ich komme! Meine Reiseroute wird dir keinen Nutzen bringen, denn ich wage zu bezweifeln, dass du dorthin unterwegs bist, denn dort ist keine Hilfe zu erwarten.“

Eleyna hatte Fiórge den Rücken zugewandt und wirbelte nun herum. Ihr Blick funkelte. „Nein, das fuchst mich nicht, aber es bringt mich nicht weiter! Ich werde nicht ins Eisreich zurückkehren, denn daher kommen wir! Wir wollen von dort weg und wenn du jetzt bitte die Freundlichkeit hättest, mir meine Frage zu beantworten?“, verlangte sie nachdrücklich. Eleyna war nicht nach Späßen. Sie konnte ein Katz- und Mausspiel jetzt nicht gut gebrauchen. Die Halbelfe hatte einige Dinge zu bedenken und musste den Tag nutzen, der hereinbrach. Sie brauchte Informationen, denn ansonsten wären sie aufgeschmissen. Fiórge kam näher und wie schon zuvor, hob er ihr Kinn an, um ihre Wunden zu betrachten. Sie ließ ihn tatsächlich gewährend und legte ihren Blick in das Grau seiner Iriden. „Wie fühlst du dich? War der Rest der Nacht warm genug?“ Für einen Moment schwieg Eleyna. Sie hörte den leisen Witz heraus, das Necken, weil sie doch den Platz neben ihm gewählt hatte. Allerdings spürte sie auch, dass sich so etwas wie Unwillen in ihr hinaufschob. Eleyna ruckte kurz an ihrem Kinn und entzog es ihm. Sie wandte den Blick ab, ohne direkt etwas zu antworten. Die Wunden an ihrem Gesicht waren dabei zu verheilen und die Salbe, die er draufgeschmiert hatte, half offenbar der Wundheilung. „Es geht schon.“, murrte sie leise und ließ den zweiten Teil der Frage unbeantwortet. Dann aber schien Fiórge zu verstehen, dass der Zauber der Nacht ein wenig verflogen war und sie nun über andere Dinge nachdachte. „Spaß beiseite! Ich bin seit drei Tagen in den Dunsthügeln, komme aber aus Süden und über den Schiffsweg!“ Sie merkte auf.
Ihr Blick signalisierte ihm, dass sie innerlich wohl die Landkarte abtastete und schließlich nickte sie. „Rumdett…“, murmelte sie und offenbarte, dass sie sich auskannte in der Welt. „Ihr kamt aus Estria, nicht wahr? Wieso kehrt ihr nicht um, oder gibt es Gründe, die das verhindern?“ Eleyna schüttelte den Kopf. „Ich sagte schon, wir kehren nicht dorthin zurück. Es würde uns nur aufhalten.“, meinte sie vage und ging zu Arvid. „Los, steh auf!“, sagte sie und zog ihn ein wenig auf seine Beine. „Wir müssen uns beeilen. Wenn er vor drei Tagen in Rumdett war, dann müsste der Urwald Kapayu nicht weit vor uns liegen. Und Rugta wäre nicht weit entfernt. Soweit ich weiß, wird das Dorf derzeit von den Zwergen wieder aufgebaut, nachdem…“, sie stockte. Dann seufzte sie und zuckte die Schultern. „Wie auch immer. Sie werden dort sicherlich einen Heiler haben. Lass uns versuchen, Rugta zu erreichen, bevor wir weiter zum Urwald gehen.“, meinte sie und legte offenbar keinen Wert darauf, dass Fiórge nichts mitbekam.
Wozu auch? Für Eleyna war klar, dass der Unbekannte seiner Wege ging. Und das zeigte sie auch noch mal mit den folgenden Worten. Sie wandte sich ihm zu, während sie Arvid stützte. „Wir sind dir sehr dankbar für deine Hilfe, Fiórge. Wir würden dir etwas zurückgeben, wenn es uns möglich wäre, aber vielleicht sieht man sich zweimal im Leben.“, sie lächelte nicht näher definiert. Etwas in ihrem Blick deutete aber etwas Neckendes an, was ein wenig an die Stimmung am Abend erinnerte. Trotzdem war Eleyna soweit, sich mit Arvid allein weiter durchzuschlagen. Für sie gab es schließlich keinen Grund, dass er weiter an ihrer Seite blieb. Woher sollte sie auch wissen, dass beide Männer Geheimnisse wahrten, die zu Teilen sie betrafen, zu anderem das seltsame Geisterwesen? Eleyna war zwar eine Spionin, aber hellsehen konnte sie nicht. Welch Glück für die beiden anderen…

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Freitag 5. Januar 2024, 20:38

Arvid war kein besonders umgänglicher Charakter und es gewohnt allein zu sein. Da vergriff er sich durchaus schon mal im Ton, ohne, dass es ihm selbst auffiel. Außerdem war er noch jung und hatte sich die Arroganz seiner dunkelelfischen Herkunft angeeignet, um jegliche mögliche Schwäche damit zu verdecken. Zugleich dachte er noch relativ einfach und direkt, es fehlte ihm das Gespür für besondere Kniffe und Verwinkelungen, wie es erfahenere Spione für gewöhnlich anwandten.
So sagte er direkt, was er sich bei dem Anblick der Tasse gedacht und warum er sie endgültig geleert hatte. Die Reaktion darauf ließ ihn leise schnauben. "Blöder Erbsenzähler!", murrte er in der Muttersprache seines Erzeugers, um möglichst nicht verstanden zu werden. Er war nicht direkt feige, obwohl er als Fernkämpfer gerne aus dem Hinterhalt angriff, um leichter bei einer Entdeckung flüchten zu können. Aber im Moment war er nicht in der Lage, sich körperlich mit einem anderen zu messen und da dieser eine äußerst dunkle Haut hatte, nahm er an, dass die Beleidigung in Lerium verstanden werden würde. Also ging er lieber auf Nummer sicher, um seinen Frust los zu werden, und hatte es danach relativ schnell satt, mit diesem Kerl zu reden.
So, wie er ihn und seine Halbschwester vorhin gesehen hatte, nach wenigen Stunden miteinander, dachte er sich ohnehin seinen Teil. Er war nicht begeistert darüber, dass sie mit seinem ehemaligen Lehrer etwas angefangen hatte und wollte auch gar keine Details dazu wissen. Dass sie aber nach wenigen Wochen der Trennung schon am nächsten hing... Nein, das machte den Fremden in seinen Augen nicht sonderlich sympathisch und linderte schon gar nicht seinen Groll Eleyna gegenüber.
Die davon wenig bis gar nichts zu ahnen schien, als sie zu ihm kam und ihm eine Frage stellte, die er so überhaupt nicht erwartet hatte. Wann hatte er sie generell zuletzt in seinem Leben gehört? Er konnte sich nicht einmal daran erinnern. Entsprechend verblüfft, ja, fast schon fassungslos war sein Blick. Hinter seiner Stirn arbeitete es.
Ja... wie ging es ihm denn? Abgesehen von den Schmerzen gefühlt in seinem ganzen Körper und der Tatsache, dass er ziemlich durcheinander war? Dass er Hals über Kopf einen Schlitten gestohlen hatte, um ihr zu helfen, obwohl sie für ihn noch immer Schuld an seinem verpfuschten Leben hatte? Woher sollte er das denn wissen? Für gewöhnlich verdrängte er Gedanken in diese Richtung, wollte sich gar nicht erst damit auseinandersetzen, um nicht auch noch mit so etwas wie Gefühlen fertig werden zu müssen. Somit hatte er gar keine Antwort, die er ihr hätte geben können, wenn er denn gewollt hätte.
Dass dies den Graben zwischen ihnen wieder verbreiterte, nachdem seine Tat ihn vielleicht hätte verringern können, wusste er nicht. Woher auch? Es fehlte ihm in dieser Hinsicht absolut der Weitblick. Ganz zu schweigen davon, dass sein Urteil über sie so oder so getrübt war.
Als sie daraufhin fortfuhr und ihn in ihre Pläne miteinbezog, verwunderte ihn dieser Umstand. Zugleich war er irgendwie auch... was? Gekränkt? Warum? Weil sie mit einem Fremden gekuschelt hatte und nicht mit ihm? Wie lächerlich! Und trotzdem...
Er knirschte leise mit den Zähnen, als sie ihn maßregelte, und wandte seinen Blick demonstrativ von ihr ab. Ihm lag so einiges auf der Zunge und vielleicht hätte er es sagen sollen, um einen reinigenden Streit zwischen ihnen herauf zu beschwören. Doch statt sich seinen eigenen Gefühlen zu stellen, würgte er sie mal wieder ab und machte deutlich, dass er nicht reden wollte.
Wenngleich sie noch einmal seine Aufmerksamkeit erreichte, als sie von einer gemeinsamen Suche nach einem Heiler sprach. Leise schnaubte Arvid und glaubte ihr kein Wort. Er hatte schließlich mit eigenen Augen gesehen, wie sie bei dem Kerl gelegen war, und schon mehr als einmal hatte sie deutlich gemacht, wie wenig sie von ihm, ihrem Halbbruder, hielt, dass er nichts weiter als ein Kind war. Warum also sollte sie sich weiter mit ihm abgeben? Er war ja zu nichts mehr zu gebrauchen mit seiner Hand!
Sie würde ihn genauso abservieren, wie sein Lehrmeister es getan hatte, als sich sein Nutzen erschöpft hatte, davon war er überzeugt. Kein Grund für ihn demnach, sich um ein besseres Verhältnis zu ihr zu bemühen. Ohnehin tat sein Handgelenk viel zu sehr weh, als dass er groß darüber reden wollte oder könnte. Da war es ganz gut, dass sie sich abwandte und ihm damit eine Art Atempause gönnte, während der er weiterhin mit den Tränen kämpfte. Dennoch versuchte er wenigstens, ein bisschen zu zuhören, weil es nicht ganz unwichtig war, was in seinem Rücken gesprochen wurde.
Plötzlich wurde er doch noch mal direkt angesprochen. Sein Kopf ruckte herum und er besah sich skeptisch das Stück Trockenbrot. Zwar hatte er gerade erst gegessen, aber das war zu wenig gewesen nach zwei Tagen fasten. Außerdem war er tatsächlich noch sehr jung, wahrscheinlich sogar noch im Wachstum und eigentlich könnte er alle zwei oder drei Stunden ein ganzes Drei-Gänge-Menü verdrücken, so viel würde in seinen Bauch reinpassen. Jedoch gefiel es ihm nicht, noch mal etwas von dem Fremden anzunehmen, wenn auch über den Umweg über seine Halbschwester.
Schon wollte er den Kopf schütteln, ablehnen, als sie ihm das Ding einfach in die Hand drückte, um ihm diese Entscheidung unmöglich zu machen. Brummend schloss er die gesunden Finger darum, ließ seinen Widerstand daraufhin allerdings verpuffen und begann, lustlos an dem Teil rumzuknabbern.
Indes wandte sie sich wieder an den Kerl, den er einfach nicht leiden konnte. Ungesehen von den Beiden rollte er mit den Augen bei dem Herumgeeiere des Fremden. Da wollte jemand nichts verraten, das konnte sogar er erkennen!
Ihre Reaktion dagegen... überraschte ihn. Ihr Herumwirbeln bekam er nicht mit, dafür aber hörte er laut und deutlich, was sie dem Fremden an Kopf warf. Er sah zu ihr hin, eine Augenbraue leicht erhoben... während ein feines Grinsen an seinem Mundwinkel zu zupfen schien. War er etwa ein wenig... belustigt? Nun, wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er diese Frage mit Ja beantworten. Na, wenigstens hatte sie sich nicht völlig den Verstand rauskuscheln lassen in der letzten Nacht!
Rasch wandte er sich jedoch wieder ab, denn er hatte sich eingebildet etwas zu hören. Noch ganz leise und weit entfernt, aber es wäre das, worauf er gewartet hatte. Seine Elfenohren zuckten und er konzentrierte sich darauf, anstatt den vermeintlich Liebenden weiter zu zuhören.
Dadurch verpasste er den Moment, in dem sich Eleyna von dem anderen abwandte und wieder zu ihm kam. Plötzlich wurde er gepackt und in die Höhe gezogen. "Hey!", protestierte er, mehr überrascht, denn wütend, und kam taumelnd auf die Beine.
Schwindel erfasste ihn und er griff sich automatisch mit der verletzten Hand an den Kopf, was einen scharfen Schmerz durch sein Gelenk jagte. "Au...", entfuhr es ihm. Als ihm das bewusst wurde, schoss ihm die Röte in die Wange und er drehte sich weg. "Was soll das jetzt wieder?!", maulte er und schüttelte den Kopf. "Der Nebel ist noch nicht mal verschwunden und du willst schon darin herum irren? Damit wir noch weniger Orientierung haben und in die falsche Richtung laufen?", schimpfte er weiter und machte damit wohl deutlich genug, was er von ihrem Plan hielt.
Doch sie wollte Nägel mit Köpfen machen und verabschiedete sich bereits von ihrer kurzfristigen Bekanntschaft. Nun ja, das wiederum war ihm durchaus recht. Trotzdem hatte er einen triftigen Grund, um nicht vom Feuer weg zu wollen, denn er wartete und hoffte und...
Da, endlich erklang ein gedämpftes Röhren, gefolgt von einem lauter gewordenen Glöckchen, dessen Ertönen ein feines Lächeln seine Lippen kräuselte. Während sich aus den dünner werdenden Nebelschwaden ein Körper zu lösen begann und sich letzten Endes als das Ren entpuppte, das sie am vorherigen Tag noch dermaßen malträtiert hatte, erschien auch der Schemen und bimmelte aufgeregt.
Arvids Ohren zuckten und er nickte, setzte sich wieder, langte nach der Tasse und klopfte eine Antwort, um seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Er mochte sich unnahbar geben, stur und mitunter unhöflich sein, aber dem Glöckchen gegenüber zeigte er sich von einer gänzlich anderen Seite. Wenn jemand sie beide überhaupt verstanden hätte, was nicht der Fall war. Lediglich seine Mimik wirkte für kurze Zeit weicher und zeugte von dieser Wandlung.
Währenddessen trat das Rentier endgültig in den Lichtschein, blieb stehen, schnaubte und begann friedlich zu grasen. Noch immer hing es im Geschirr und zog einen zersplitterten Schlitten hinter sich her, auf dem sich eine der beiden Decken verfangen hatte. Die andere war verloren gegangen und würde es wohl auch bleiben. Doch immerhin, ein bisschen etwas von ihrer wenigen, geborgten Habe hatte den Weg zu ihnen zurück gefunden.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 8. Januar 2024, 21:48

Die spitzen Ohren des Erbsenzählers lauschten dem Gespräch von Eleyna und dem Knaben, der sich ihm gegenüber nicht gerade dankbar dafür zeigte, dass er ihn nach dem Unfall nicht direkt wieder aus dem Lager geworfen hatte. Leider schien der Mischlingself ein Übel zu sein, das er in Kauf nehmen musste, wenn er Eleyna begleiten wollte.
Wie sollte er die Angelegenheit überhaupt angehen? Die Halbelfe war misstrauisch und leider selbstständig genug, so dass er wohl auf vergeblich auf eine Anfrage nach Hilfe und Geleit warten würde.
Wenn ich ihr meine Hilfe anbiete wird sie sicher noch argwöhnischer., vermutete er und ließ die Geschwister, von denen er nicht wusste, dass sie welche waren, ihr kleines Gespräch weiterführen.
Ský wusste sich solange zu beschäftigen und spielte für einen Augenaufschlag an Zeit den Überraschten, als Eleyna plötzlich vor ihm stand und ihre Fragen vom gestrigen Abend weiterführte. Doch bevor er diese beantwortete bot er ihr zu aller erst ein Stück Trockenbrot zum Frühstück an. Anders als bei der ersten Mahlzeit nahm sie es tatsächlich an – Ha! Ein Fortschritt – doch bevor die Freude größer werden konnte, überreichte sie die knappe und dennoch großzügige Mahlzeit ihrem launischen Begleiter.
Der Mischling ließ sich offen anmerken, dass ihm dieser nette Zug ihrerseits nicht gefiel. Sein Blick verengte sich leicht, doch dann wandte er ihn von Arvid ab und sah genervt zur Seite.
Jetzt muss ich auch noch mit ihm teilen? Die Vorräte werden schon knapp genug, wenn ich das Vögelchen noch mit durchfüttern muss. Sein Missmut war sichtbar, doch nur für einen Moment – dann zeigten seine Gesichtszüge lediglich wieder einen gleichgültigen Ausdruck. Er brach ein weiteren Stück Brot ab, von dem er jedoch selbst abbiss, nachdem Eleyna nun Antworten erwartete.
Natürlich antwortete er ihr – jedoch nicht mit der Klarheit, die sich die Halbelfe gewünscht hätte. Und das schien ihren Zorn hervorzurufen, oder war es Ungeduld? Das spaßige Hin und Her des vergangenen Abends schien zumindest vorbei zu sein.
„Das war nicht meine Frage…“, erklärte sie beinahe genervt und fuhr ihn im nächsten Augenblick nach seiner weiteren Ausführung geradezu an.
„Nein, das fuchst mich nicht, aber es bringt mich nicht weiter! Ich werde nicht ins Eisreich zurückkehren, denn daher kommen wir! Wir wollen von dort weg und wenn du jetzt bitte die Freundlichkeit hättest, mir meine Frage zu beantworten?“
Sein Blick lag in dem ihren und für den ersten Moment tat er nichts Anderes außer zu schweigen und sie anzusehen. Ihr harscher Ton löste kein einziges Mienenspiel aus und das Schweigen, ohne jegliche Reaktion seinerseits, zog sich auf unangenehme Weise. Hatte sie vielleicht übertrieben? Bisher hatte er ihr eigentlich geholfen – wenn auch auf seine Weise und in seinem Tempo.
In dem Moment, an dem man hätte meinen können, dass eine Reaktion seinerseits weiter ausbleiben würde, erhob sich der Mischling und kontrollierte ihren gesundheitlichen Zustand. Ruhig, als hätte Eleyna ihre Worte zuvor nicht auf diese Weise gewählt.
„Es geht schon.“, murrte sie beinahe und entzog ihm ihr Kinn, was er anstaltslos akzeptierte. Wieder verging ein Moment des Schweigens, indem er sie einfach nur musterte. Ihre blauen Augen schimmerten im Licht, das durch die Nebel brach, wie klares Bergwasser, in dem sich der hellblaue Himmel spiegelte. Gegen seine Augen wirkten ihre klar und offen – und für einen Moment schien er in dem Anblick wirklich einen Wimpernschlag Frieden zu finden.
Skýler antwortete ihr, doch schien seine Antwort Eleyna erneut nicht in Gänze zufrieden zu stellen.
„Ich sagte schon, wir kehren nicht dorthin zurück. Es würde uns nur aufhalten.“, antwortete sie auf seine Frage, wieso sie Estria nicht als mögliches Zwischenziel wählte.
Nun zeigst du mir also die kalte Schulter?, dachte Skýler mit einer Mischung aus Empörung und Amüsement, während er zusah, wie Eleyna ihren Begleiter auf die Beine zog und zum Aufbruch drängte. Seines Erachtens nach lag im übereilten Aufbruch der Halbelfe mehr als ein Grund. Und er vermutete, dass er einer von ihnen war – dieser Gedanke ließ ihn ganz schmal und verborgen in den Mundwinkeln schmunzeln.
„Los, steh auf! Wir müssen uns beeilen. Wenn er vor drei Tagen in Rumdett war, dann müsste der Urwald Kapayu nicht weit vor uns liegen. Und Rugta wäre nicht weit entfernt. Soweit ich weiß, wird das Dorf derzeit von den Zwergen wieder aufgebaut, nachdem…“ Neugierig sah Ský zwischen Eleyna und dem Grünschnabel hin und her. Der Jüngere schien von ihren Aufbruchplänen nicht angetan zu sein. Hatte sie sich das gut überlegt? So wie Arvid aussah, würde er einen längeren Fußmarsch sicher nicht durchhalten. Sein Gejammer sprach von echten Schmerzen, als sie sein Handgelenk packte.
In seinen Augenwinkeln glänzen noch immer Tränen!, registrierte er mit einem mitleidlosen Blick und verschränkte die Arme vor sich. Wie sollte er vorgehen? Sollte er sie aufhalten? Wie könnte er sie überzeugen, dass er sie begleiten sollte?
„Hey!", protestierte der Jüngste unter ihnen und begann gefährlich zu wanken. Wenn es nun richtig mies lief, würde er durch den überraschenden Schmerz wieder ohnmächtig werden.
„Was soll das jetzt wieder?! Der Nebel ist noch nicht mal verschwunden und du willst schon darin herum irren? Damit wir noch weniger Orientierung haben und in die falsche Richtung laufen?" So wenig Skýler das Anhängsel mochte, so hatte es doch recht mit diesem Einwurf. Doch so einfach schien Eleyna nicht nachgeben zu wollen.
„Wie auch immer. Sie werden dort sicherlich einen Heiler haben. Lass uns versuchen, Rugta zu erreichen, bevor wir weiter zum Urwald gehen.“ Eleyna stützte ihren Bruder, wandte sich nun allerdings dem Mischling zu, der skeptisch, aber neugierig eine Augenbraue hob.
„Wir sind dir sehr dankbar für deine Hilfe, Fiórge. Wir würden dir etwas zurückgeben, wenn es uns möglich wäre, aber vielleicht sieht man sich zweimal im Leben.“ Ihr Dank kam ebenfalls hastig herüber. Und sein Eindruck, dass sie vor etwas floh wuchs immer stärker an. Die Frage war, vor wem oder was?
So eilig hast du es nun Vögelchen? Noch geriet der Spion nicht in Zugzwang. So schnell sie auch aufbrechen wollte, so schwierig würde sie es mit dem Verletzten haben. Sollte er sie aufhalten? Vielleicht mit einer Forderung? Doch würde eine Gegenleistung nicht ein wenig gezwungen herüberkommen?
Ský brach sein Schweigen. „Hast du dir das gut überlegt meine Liebe?“, fragte er und in seine Augen trat ein Lächeln, das man schwer beschreiben konnte. Er provozierte sie ein wenig. Doch bevor er seinen spontanen Zug weiter ausführen konnte, drang an ihrer aller Ohren ein animalisches Röhren, gefolgt von einem bekannten Klingelgeräusch.
Durch den dünner werdenden Nebel brach das Ren, das ihm seine unfreiwilligen Gäste vor die Füße geworfen hatte. Der Blick des Spions huschte zu Arvid, der ein feines Lächeln auf den Lippen zeigte, ganz so, als hätte er diese unerwartete Rückkehr erwartet?
Dann hat er sich doch mit dem Ding verständigt, schloss er gedanklich und verengte leicht die Augen. Das Glöckchen bimmelte aufgeregt, doch richtete Ský nicht einen Moment lang seinen Blick auf seinen angeblichen kleinen Freund. Dieses Mal war sein Argwohn und Misstrauen geweckt, denn offenbar hatte der Schemen sich sehr schnell einen Ersatzfreund gesucht und ihn auch gefunden.
Ein verächtliches Schnauben war das Einzige, was sich als Reaktion löste. Dann sah er zu Eleyna und holte etwas tiefer Luft, weil ihn die Störung etwas ungelegen kam.
„Vögelchen… kann ich kurz mit dir unter 4 Augen und Ohren sprechen?“, fragte er und deutete mit dem Kopf auffordernd zur Seite.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 8. Januar 2024, 22:37

Vielleicht war sie zu vorschnell und vielleicht war sie darauf aus, möglichst schnell an ein bestimmtes Ziel zu kommen. Aber Eleyna war getrieben von dem Gedanken, diesem Leben zu entkommen. Auf eine Weise, die seit ihrer Entführung aus dem Eisreich zugenommen hatte. In ihr gab es den Wunsch diese Dinge zu bereinigen, bevor sie dazu nicht mehr in der Lage wäre. Dabei blendete sie ihren eigenen Zustand vollkommen aus, denn das würde sie nur in ein neuerliches Chaos aus Gedanken und Emotionen stoßen. Die Halbelfe verbat sich die Ruhe, die sie wohl gebraucht hätte, denn sie kannte jene Momente hinlänglich. Wenn alles über sie zusammenbrach, sie sich mit der Realität ungefiltert konfrontiert sah. Sie konnte dann kaum atmen, schaffte es nicht, all das Übel in ihrem Leben zu bewältigen. Sie war stark – keine Frage. Aber nur so stark, wie das Leben ihr zugestand zu sein, wenn es ihr genug Probleme vor die Füße warf und sie ablenkte. Sich in die Planung ihrer weiteren Schritte zu stürzen, das war gewiss nicht wohlüberlegt. Aber dafür blieb ihr nun auch keine Zeit. Arvid brauchte einen Heiler und trotz seiner Allüren und dem Angriff auf sie- mehrfachen! – war er ihr Halbbruder. Eleyna war niemand, der jemanden einfach so zurückließ. Sie kämpfte und kämpfte weiter, selbst wenn andere aufgeben wollten. Allerdings wehrte sich Arvid auf eine Weise, die sie tatsächlich innehalten ließ: "Der Nebel ist noch nicht mal verschwunden und du willst schon darin herum irren? Damit wir noch weniger Orientierung haben und in die falsche Richtung laufen?" „Was soll das heißen? Wir haben den Sonnenstand!“, hielt sie dagegen, als wäre es das einfachste überhaupt.
Eleyna besaß einen hervorragenden Orientierungssinn und konnte sich anhand des Sonnenlaufs bewegen, wie es wohl jeder konnte, der reiste. „Der Nebel wird sich in den nächsten Stunden völlig auflösen – dann haben wir Zeit gutgemacht!“, argumentierte sie weiter. Dass sie Arvid das überhaupt erklären musste, zeugte von seiner Unerfahrenheit. Wie hatte sich Sylvainna nur darauf einlassen können, ihm bei seinem Unterfangen zu helfen? Und hatte er wirklich so wenig geplant? In Estria war er einfach so davongelaufen, die Gründe mochten berechtigt gewesen sein aber er war es doch gewesen, der sie hatte entführen wollen. Das wird er doch nicht gänzlich ohne Plan getan haben. Wo ist jener nun? Sie konnten wirklich von Glück reden, dass sie Fiórge begegnet waren, denn ohne ihn, sähe die Lage noch sehr viel düsterer aus. Noch ein Grund, wieso sie Arvid daran erinnern musste, freundlicher zu sein. „Hast du dir das gut überlegt meine Liebe?“ Kam es nun auch seitens des Mischlings. Eleyna wandte sich um, während Arvid noch mit seinen Schmerzen zu kämpfen hatte. Ihr Blau musterte sein Gesicht und sie erkannte das Lächeln darin. „Nein“, antwortete sie wahrheitsgemäß und zuckte die Schultern. „Aber wir haben deine Gastfreundschaft lange genug strapaziert, nicht wahr?“, sie deutete auf einige Brotkrümmel, die Arvid noch auf dem Mantel hatte und spielte auf seinen Blick an, als sie es ihm gab und ihr nicht entgangen war.

Eine Antwort blieb aus, als sich plötzlich ein Röhren aus dem Nebel schälte und Eleyna herumwirbeln ließ. Erschrocken blickte sie auf die Silhouette, die sich mehr und mehr zu einem Ren formte. Stirnrunzelnd ließ sie Arvid los, der mit einem Mal grinste. Sie sah von ihm zum Tier und wieder zurück. Ihre Augen verengten sich und zeugten davon, dass sie eine Menge Fragen hatte. Zu allem Überfluss, klingelte es nun auch wieder und der Schemen, den sie bereits am Vorabend bei Fiórge bemerkt hatte, formte sich ein wenig sichtbarer. „Was zum…“, stieß sie aus und sah vom Ren, zum Klingeling, zu Arvid und schließlich… zu Fiórge. Sie musste die Szene noch verarbeiten, als sich Arvid bereits wieder setzte und gegen den Metallbecher klopfte. „Kommunizierst du mit dem Glöckchen?!“, fragte sie vorwurfsvoll an Arvid gerichtet und wich daraufhin sogar einen Schritt zurück. Sie brachte Platz zwischen ihren Halbbruder und Fiórge, sodass sie beide ansehen konnte, Ren und Klingelding aber nicht im Rücken hatte. „Was für ein Spielchen ist das eigentlich?!“, verlangte sie auf einmal zu wissen. „Vögelchen… kann ich kurz mit dir unter 4 Augen und Ohren sprechen?“ Eleyna’s Kopf ruckte zu Fiórge herum und sie starrte ihn an. „Macht ihr etwa gemeinsame Sache?!“, verlangte sie zu wissen und sah zu Arvid zurück. „Gleich erzählst du mir noch, dass du diesem Plappermaul erzählt hast, wo sie mir auflauern können, um eine Rettung zu inszenieren!“, klagte sie Arvid an, die Situation in Estria provoziert zu haben und wich noch weiter zurück. Es war klar, dass sie glaubte, die beiden Männer hätten alles abgesprochen. Ihre Stimme war dabei aber nicht laut.
Wenn Eleyna richtig wütend wurde, wurde sie immer ruhiger und kälter. „Was willst du mir denn erzählen, hm?!“, musterte sie den Mischling daraufhin genauer und hob die Hände. „Das du davon nichts gewusst hast?“, deutete sie auf Arvid, der noch klopfte. Ein freudloses Lächeln huschte über ihre Züge. Sie sah in ihm einen Lügner. „Und du?“, sie deutete auf das Klingelding, während sie Arvid wieder ansprach. „Was ist das? Wer ist das? Und wieso kommunizierst du mit diesem Wesen?!“, fragte sie und ihr Blick wurde bohrend.
„Ich habe es so satt, Arvid! Ich habe es satt, dass du in mich für deinen Scheiß verantwortlich machst! Ich hätte dir eine verdammte Schwester sein können, aber du und deine… deine Geheimniskrämerei!“, schnauzte sie ihn an und verschloss sich daraufhin vor ihm. Diese Geschwisterliebe würde wohl nicht so bald entflammen. Eleyna zog sich emotional zurück. Sie hätte es besser wissen sollen, doch landete sie immer wieder am selben Punkt. „Sieh doch zu, wie du klarkommst!“, schleuderte sie ihm noch entgegen und ihr Blick traf noch mal Fiórge. „Er gehört dir!“, zischte sie, in dem Glauben, dass die beiden miteinander bekannt waren. Wie sollte sie das auch nicht? Beide hatten dieses seltsame Wesen, das sie umschwirrte. Und sie hatte so etwas noch nie gesehen. Und jetzt gleich zwei Mal? Welch seltsamer Zufall... Eleyna war in ihrem Leben so oft enttäuscht und hintergangen worden, dass es ihr zunehmend schwerfiel, überhaupt noch wertfrei etwas zu betrachten und vor allem zu vertrauen. Allerdings zeigte sie den beiden Männern auch, dass sie das mit sich nicht machen ließ. Sie umrundete die Kerle, packte dann von dem lädierten Schlitten die übriggebliebene Decke und ließ sie allesamt stehen. Ja, Eleyna stampfte in den Nebel hinein und würde stur ihren Plan verfolgen. Ganz offensichtlich war sie allein ohnehin besser dran!

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 10. Januar 2024, 21:54

Arvid konnte nicht sagen, woran es lag, aber sein erster Eindruck von dem fremden Mischling war, dass er ihn nicht mochte. Könnte sein, dass er sich täuschte oder dass er schlichtweg eifersüchtig war oder einfach nur einen schlechten Tag hatte. Gründe gäbe es viele und die Götter allein würden wissen, ob sich an dieser Abneigung jemals etwas ändern würde. Von ihm jedenfalls wären keine Schritte in Richtung Verbesserung zu erwarten, das schaffte er ja nicht einmal gegenüber seiner Halbschwester.
Die bei weitem erholter und tatkräftiger wirkte als er, wovon er ebenfalls nicht recht wusste, was er davon halten sollte. Im Gegensatz zu dem Umstand, dass er nicht der Einzige war, dem sie die Leviten las, wenn ihr etwas nicht passte. Ja, er war ein wenig schadenfroh auch, aber das musste ja niemand wissen. Was hingegen offensichtlich war, war, dass sie einfach so loslaufen wollte trotz des Nebels.
Das wiederum gefiel dem Mischlingselfen nicht und er wehrte auch ab, abgesehen davon, dass er sich noch wackelig auf den eigenen Beinen fühlte, nachdem sie ihn mehr oder weniger in den Stand gezwungen hatte. Doch das zu zugeben, war ausgeschlossen, dafür war sein Zustand nicht verheerend genug. Genauso wie er verschwieg, um was er das Glöckchen gebeten hatte mit seinem Geklopfe, als sie noch geschlafen hatte.
Stattdessen sprach er lediglich die Nebelsuppe an, wies auf das Offensichtliche hin. Doch seine Halbschwester war genauso stur wie er und so wischte sie diesen Einwand beiseite, was ihn leise, aber unmissverständlich schnauben ließ. Ein Augenrollen hätte nicht deutlicher sein können! "Sonnenstand, ja? Und du kannst auch genau erkennen, wie der ist und ihn von einer möglichen Spiegelung unterschieden?", konterte er ungerührt, beinahe schon genervt, wie wenig Beachtung sie seiner Meinung zu schenken bereit war.
"Wie oft warst du schon in dieser Gegend?", fügte er noch hinzu, ohne zu überlegen, und presste im nächsten Moment die Lippen fest aufeinander. Beinahe wäre ihm da etwas entschlüpft, das er noch nicht bereit war, mit ihr zu teilen.
Sie hingegen fuhr fort und entlockte ihm damit ein leises Seufzen. "Eben, und diese Stunden gilt es noch abzuwarten. Außerdem machen wir Zeit gut, wenn wir von der Grenze wegkommen, weil dann..." Mitten im Satz brach er ab und wandte sich dem allmählich schwächer werdenden Feuer zu.
Warum gab er sich überhaupt Mühe? Sie würde ihm ja sowieso nicht glauben oder auf ihn hören oder so. Die Sache, dass er ihr und danach sie ihm geholfen hatte, änderte nichts zwischen ihnen. Jede Hoffnung darauf seinerseits war sinnlos. "Ach, egal.", winkte er schließlich ab und beschloss für sich, dass es keinen Zweck hatte.
Allein schon, dass sie meinte, in Rugta einen Heiler finden zu können... in Rugta, ausgerechnet! Da wären die Heiler in Morgeria noch freundlich und mitfühlend und sanft einem wie ihm gegenüber! Nein, da würde er lieber nach Rumdett laufen oder zur Not auch nach Nebulis suchen, als sich in der Zwergenstadt irgendeinem Scharlatan auszusetzen. Nur sagte er es nicht, dieser Moment war vorbei. Vor allem, weil sie sich auch wieder dem Fremden widmete.
Dieser schien Einwände ob des schnellen Abschieds zu haben, was Arvid lautlos seufzen ließ. Ja, er konnte sich schon vorstellen, dass der sie so rasch nicht gehen lassen wollte. Allerdings überraschte sie die beiden Männer mit ihrer ehrlichen Aussage, die dafür sorgte, dass sich die Stirn ihres Halbbruders leicht skeptisch runzelte.
Zu mehr kam es nicht, denn endlich erklang, worauf er insgeheim die ganze Zeit schon gewartet und gehofft hatte. Erleichtert ließ er den Atem aus seinen Lungen entweichen, als wenige Sekunden später tatsächlich das Ren erschien, gefolgt von dem Schemen, der aufgeregt bimmelte. Es hatte geklappt, er hatte es nicht vergessen oder gar verlernt! Ein feines Lächeln, in einer Mischung aus ehrlicher Freude, Erleichterung und einer gehörigen Portion Stolz auf seine so mühsam erlernte Leistung, schlich sich auf seine Lippen und erreichte sogar seine Augen. Da konnte der Fremde in seinem Rücken schnauben, was er wollte, der Mischling hatte es geschafft.
Mit dieser, fast schon ehrlich-kindlich zu nennenden Freude im Blick, wandte er sich an seine Halbschwester. Warum? Weil er sich ein Lob erhoffte? Ein Schulterklopfen, ein "Gut gemacht"? Wenn er ehrlich war... ja. Ja, das wollte er hören, einmal wollte er hören, dass er es nicht versaute, sondern dass ihm etwas so gelungen war, dass dies auch Anerkennung fand. Doch es kam alles anders.
Zuerst begann es noch vollkommen harmlos, denn er setzte sich, um nach dem Becher greifen und klopfen zu können. Das war schlichtweg einfacher, als den Boden nehmen zu müssen, auch, was die einzelnen Zeichen betraf. Außerdem kam es ihm gelegen, da er sich trotz des Schlafs in der Nacht noch immer schwach auf den Beinen fühlte, vor allem, je heftiger sein Handgelenk pochte.
Doch plötzlich kamen keine Fragen mehr, sondern reine Vorwürfe und die mit einer Wucht, die ihm jegliche Gelegenheit zur Erklärung nahm, sofern er sie hätte geben wollen. Bei der ersten Bemerkung deutete er zwar noch ein Nicken an, rein automatisch. Zugleich allerdings war in seiner Mimik, allem voran seinem Blick zu erkennen, was ihre Worte bei ihm bewirkten.
Als erstes erlosch die Freude, nicht schlagartig, jedoch verblasste sie, bis nicht einmal mehr ein Echo davon daran erinnerte, dass er zu diesem Gefühl fähig war. Dann kam das Entsetzen, die Verletztheit, die Kindlichkeit, die noch immer in ihm steckten. Und schließlich wieder die Kälte, die Verschlossenheit, mit der er sich vor seiner Umwelt zu schützen gelernt hatte. Fest presste er die Lippen aufeinander und hatte bislang noch kein Wort dazu gesagt, während sie sich bereits an den Fremden wandte, der sich eingemischt hatte.
Auf eine Weise, die ihm sauer aufstieß, aber damit hatte er dieses Mal keinen Erfolg. Nein, nun wurde auch er beschuldigt, wenngleich Arvid im Gegensatz zu vorhin keine Genugtuung verspürte. Er indes kämpfte sich wieder mühsam auf die Beine, die Tasse fest an sich gepresst, als wäre sie Anker und Schutz in einem.
Langsam wich er vor der Spionin zurück, immer weiter, bis er auf Höhe des Schemen auf der einen und des grasenden Rens auf der anderen Seite sich befand. "Du spinnst!", war das Erste, was ihm, nach gefühlten Ewigkeiten, über die Lippen kam. "Als ob ich mit so einem... einem... Nein, du spinnst!", keuchte er auf und schüttelte entschieden den Kopf.
Neben ihm klingelte das Glöckchen fragend und er kniff erneut die Lippen aufeinander, deutete ein weiteres, leichtes Kopfschütteln an. Was auch immer es ihm scheinbar mitgeteilt hatte, er schien nicht darauf eingehen zu wollen.
Sein Blick dagegen wurde noch kühler, abweisender, so, als hätte ihn dieser Vorwurf, dass er ihre Rettung lediglich insziniert hätte, noch verletzen können. Hatte er auch, doch das musste sie nicht wissen. Er wäre noch bereit gewesen, ihr ein bisschen etwas zu erzählen, sobald sie dieses Lager zu zweit verlassen hätten. Aber so, jetzt? Nein, bestimmt nicht, das konnte sie vergessen!
Da ging es auch schon weiter, die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und schließlich deutete sie anklagend auf das Wesen neben ihm. "Lass sie da raus, sie hat uns nur helfen wollen!", rückte er zur Verteidigung aus, während es neben ihm empört und verunsichert in einem bimmelte. Er konnte gerade nicht klopfen und eine Botschaft vermitteln, mit einer Hand war das stehend eben nicht möglich. Aber er hoffte, dass es seine Bemerkung auch so verstehen können würde. Es wirkte stark und erfahren genug dafür.
Und schon kamen die nächsten Vorwürfe. Arvids Augen wurden schmal und er konnte ihrem Blick standhalten, während seine Mimik der ihren vermutlich recht ähnlich sah und eine Verwandtschaft nahelegte. "Und ich hab's satt, dass du ständig immer und überall bist. Eleyna hier, Eleyna da, Eleyna kann das, Eleyna kann dies, warum kann sie das und du nicht! Immer mischst du dich in alles ein und nimmst jedem die Luft zu atmen. Was zählt, ist immer das, was du machst und was du willst! Dass auch mal andere was wissen könnten oder den Ton angeben, das kommt für dich nicht infrage, nicht für die großartige, alles wissende Eleyna d'Yaincre!", warf er ihr vor, bemerkte kaum, dass er mit der Nennungs ihres vollständigen Namens mitunter einen Fehler begangen hätte, und endlich brach sich da etwas in ihm Bahn, das durchaus reinigend werden könnte. Auch wenn der Moment und die Gesellschaft wahrscheinlich nicht gerade geeignet dafür war.
Sie dagegen wandte sich ab, wollte ihn tatsächlich dem anderen Mischling überlassen. Seine Lippen presste er zu einem schmalen Strich zusammen, um nichts dazu zu sagen, sondern seine Gefühle in sich einzusperren, wie es ihm beigebracht... besser gesagt, aufgezwungen worden war.
Während Eleyna zu dem lädierten Schlitten ging, schnaubte er und wollte nach dem Geschirr des Rens greifen, um es von dem kaputten Gefährt zu befreien. Nein, er würde ihr das Tier nicht überlassen, sollte sie es haben wollen! Da fiel ihm auf, dass er noch immer die Tasse hielt. Ungeachtet der Tatsache, dass es nicht sein Eigentum war, warf er es zurück zum Lager in all seiner unterdrückten Wut und hatte wahrscheinlich Glück, dass es aus robusten Material war und somit höchstens ein wenig verbeulte bei der Landung.
"Ja, los, geh doch! Renn' doch in den Nebel rein und verirr' dich!", fauchte er in ihre Richtung, ehe sie verschwinden konnte. Sollte sie zu ihm zurück sehen, würde sie in seinem Blick unter der Schicht aus Kälte eine bislang unentdeckte Verletztheit erkennen können, wenn es sie überhaupt interessierte. "Wenn du Glück hast, landest du irgendwann in Rumdett oder in Rugta. Aber ich wünsche dir, dass du auf Nebulis stößt und die dort mal in deinem Hirn rumpfuschen!"
Endlich konnte er das Ren von seinem Anhängsel befreien und kämpfte sich auf dessen Rücken. Das Tier war nicht sonderlich davon begeistert und tänzelte herum, aber er hatte gelernt, auch mit einer Hand die Zügel zu fassen und zu kontrollieren. "Oder du bleibst bei deinem neuen Liebhaber und schaust noch mal nach dem richtigen Sonnenstand, wenn die Nebel weg sind. Ich jedenfalls gehe jetzt helfen, nachdem mir geholfen wurde!" Damit wollte er derjenige sein, der sich zuerst aus dem Staub machte und andere stehen ließ.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 13. Januar 2024, 22:18

Eleyna hatte es plötzlich sehr eilig und das spielte Skýler nicht wirklich in die Karten. Sie schob ihm das Argument zu, dass sie seine Gastfreundschaft bereits über Gebühr beansprucht hatten, doch glaubte er viel mehr daran, dass sie diese Worte lediglich aus Ausrede nutzte. Er brauchte Zeit – nur ein wenig, denn irgendwie musste er ihr die Idee unterjubeln, dass er sie begleiten sollte. Ein direktes Angebot würde ihren Argwohn vermutlich wecken und er würde es noch schwerer haben sie zu überzeugen. Er musste es also irgendwie schaffen, dass sie die Frage stellte. Doch das würde ihm vermutlich nicht gelingen, wenn sie bereits auf dem Weg ins Irgendwo war. Auch nicht, wenn er vorgab ebenfalls in die Richtung gehen zu müssen.
Der Mischling musste einlenken und Zeit gewinnen. Doch bevor er etwas sagen oder anderweitig reagieren konnte, passierte etwas, was er nicht hatte vorhersehen können. Offenbar wusste auch Eleyna nichts von den Fähigkeiten ihres Begleiters mit dem Schemen zu kommunizieren. Noch dazu erfolgreich, denn plötzlich tauchte das entlaufene Ren mit den Überresten des Schlittens auf.
„Was zum…“, hörte er die Halbelfe sagen und in ihrer Stimme hallte ganz klar Überraschung und Misstrauen wider. Auch Skýlers Augen verengten sich leicht, denn das Glöckchen, das sich zuvor an ihn gehangen hatte, war äußerst schnell zu Arvids Seite gewechselt.
Dass Eleyna einen völlig anderen Schluss daraus zog, ahnte er noch nicht. Er beäugte den Knaben, der erneut gegen den Metallbecher zu klopfen begann und fragte sich, was das der ganze Zirkus eigentlich sollte. Hatte dieses Klingeling ihn bereits im Auftrag des Jungen aufgesucht und geärgert?
Bereits im nächsten Moment verwarf er diesen Gedanken und schüttelte leicht mit dem Kopf. Was auch immer das Ding war, es schien sich dem zuzuwenden, bei dem es die größte Aufmerksamkeit und Kommunikation versprach.
„Kommunizierst du mit dem Glöckchen?!“, fragte Eleyna nun vorwurfsvoll und Skýler beobachtete, wie sie einen Schritt zurück wich. In ihrem Gesicht erkannte er, dass es in ihrem Kopf arbeitete. Dass sie etwas zu schockieren schien, denn ihre gesamte Körpersprache wirkte… alarmiert. Er dachte sich bis dahin nichts dabei und rieb sich durch die Haare im Nacken. Er musste sein Ziel verfolgen und hatte für das Drumherum keine Zeit. Vielleicht würde sie ihn als Begleiter ja doch noch einladen, wenn sich die beiden weiter so stritten.
Doch sein Plan geriet bereits ins Bröckeln, als sich ihr blauer Blick auf ihn richtete. Skýler spürte ein ziehen in der Brust, das er nicht verstand, als ihn ihr völlig in Unruhe geratener und von Misstrauen getränkter Blick traf. Ein Blick, der an ihn gerichtet war.
„Was für ein Spielchen ist das eigentlich?!“, fragte sie mit aufgeregter Stimme, woraufhin er einen Schritt auf sie zumachte und sie um ein Gespräch unter 4 Augen bat. Irgendwas lief hier plötzlich gewaltig schief!
„Macht ihr etwa gemeinsame Sache?!“, fragte sie weiter und traf Ský damit vollkommen unvorbereitet. Er starrte sie an, schien die Worte einen Moment verarbeiten zu müssen, bis er den merkwürdigen Sprung nachvollziehen konnte. Ihm fehlte der Kontext, was die Beziehung zwischen Eleyna und Arvid anging und so brauchte er ein wenig, bis er verstand, dass die beiden offenbar nicht wirklich freiwillig miteinander reisten. Zwar hatte er bereits herausgehört, dass sie kein enges Verhältnis zueinander pflegten, doch ihre nächsten Worte hörten sich geradezu danach an, dass der Knabe ihr absichtlich Schaden zugefügt hatte.
„Gleich erzählst du mir noch, dass du diesem Plappermaul erzählt hast, wo sie mir auflauern können, um eine Rettung zu inszenieren!“, klagte sie Arvid weiter an, dessen Atmung sich mit jedem weiteren Wort vor Ärger erhöhte. Ihre Stimme war zwar ruhiger geworden, doch in ihren Augen meinte er einen Sturm zu erkennen. Ähnlich, wie es bei ihm der Fall sein konnte.
„Du spinnst! Als ob ich mit so einem... einem... Nein, du spinnst!“, warf nun der Grünschnabel ein und wirkte deutlich aufgebrachter von ihren Worten, als es Skýler tat. Dennoch konnte er nicht länger ruhig bleiben. Die Situation gestaltete sich gerade in eine völlig absurde Richtung, die seine Mission gefährdete.
„Kann mir mal einer sagen, was hier gerade passiert? Wieso siehst du mich plötzlich so an und verdächtigst mich mit deinem Begleiter gemeinsame Sache zu machen? Ich weiß nicht mal worüber ihr redet!“, warf er ihr vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch Ský blieb von außen betrachtet ruhig, doch ließ er sich einen gewissen Ärger doch anmerken, da die Verdächtigung in seinen Augen völlig absurd war. Was sollte er mit diesem Knirps? Er würde nicht mal gemeinsame Sache mit ihm machen, wenn sie dasselbe Ziel hätten und er mit demselben Auftrag betraut worden wäre.
„Was willst du mir denn erzählen, hm?!“, fragte sie mit hörbarer Kälte, während sie ihn beinahe abschätzend musterte. „Das du davon nichts gewusst hast?“ Er hielt ihrem Blick stand und wich nicht eine Sekunde vor diesem weg.
„Vorhin wollte ich dir etwas anderes sagen, aber jetzt, wo du mit diesem Unfug begonnen hast: Ja, ich weiß nicht was du meinst!“ In seiner Stimme lag eine ähnliche Distanz und er ließ sie spüren, dass er diese Anschuldigungen unverschämt fand. Doch ihre Aufmerksamkeit lag bereits wieder auf dem Knaben, der sich in seinem Gesicht am meisten die Gefühlsregungen anmerken ließ. Man erkannte daran, wie jung er noch war und dass er sich nicht wirklich im Griff hatte. Eleynas Klagewelle war noch nicht abgeebbt und traf nun auf ihren Begleiter.
„Und du? Was ist das? Wer ist das? Und wieso kommunizierst du mit diesem Wesen?!“ Skýler beobachtete, wie ihr Blick zwischen dem Klingeling und dem Jungen hin und herwanderte. Vollster Misstrauen und…nein, es sah vielmehr nach verletztem Vertrauen aus.
„Lass sie da raus, sie hat uns nur helfen wollen!“, konterte nun der Jüngere, was dem Mischling aufhorchen ließ. Eine sie also! Langsam aber sicher kochte die Stimmung immer weiter hoch und so lästig Ský die Anklage zu Beginn fand, brachte sie ihm nun immer mehr Informationen ein.
„Ich habe es so satt, Arvid! Ich habe es satt, dass du in mich für deinen Scheiß verantwortlich machst! Ich hätte dir eine verdammte Schwester sein können, aber du und deine… deine Geheimniskrämerei!“
Arvid also! Und die beiden sind Geschwister?! Er beäugte die beiden und konnte nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten erkennen. Vielleicht der Ausdruck in ihrem Gesicht, doch sahen sich alle Gesichter mit derselben Emotion ähnlich.
„Und ich hab's satt, dass du ständig immer und überall bist. Eleyna hier, Eleyna da, Eleyna kann das, Eleyna kann dies, warum kann sie das und du nicht! Immer mischst du dich in alles ein und nimmst jedem die Luft zu atmen. Was zählt, ist immer das, was du machst und was du willst! Dass auch mal andere was wissen könnten oder den Ton angeben, das kommt für dich nicht infrage, nicht für die großartige, alles wissende Eleyna d'Yaincre!" Der Mischling hörte hörbar Luft und seufzte genervt
Ein Geschwisterstreit, wie er im Buche steht. Hört sich an, als wäre der Knirps eifersüchtig auf seine große Schwester., dachte er und rieb sich kurz über die Nasenwurzel. Dank des Hochkochens der Gefühle hatte er ihren Nachnamen erfahren, doch leider konnte er nicht behaupten, dass er diesen schon einmal gehört hatte.
„Sieh doch zu, wie du klarkommst!“, schleuderte sie ihm nun an den Kopf und schien einen Schlusstrich unter das Gespräch zu ziehen. Was auch immer der Grund war: die Halbelfe schien nun völlig alleine aufbrechen zu wollen. Ein Umstand, den er nicht zulassen würde, doch noch bewegte sich der Schattenmagier nicht. Sein Blick wanderte analysierend von Bruder zu Schwester und wieder zurück.
„Ja, los, geh doch! Renn' doch in den Nebel rein und verirr' dich! Wenn du Glück hast, landest du irgendwann in Rumdett oder in Rugta. Aber ich wünsche dir, dass du auf Nebulis stößt und die dort mal in deinem Hirn rumpfuschen!" Der Ausbruch von Arvid war deutlich von Gefühlen gelenkt. Er schritt zu dem Ren, das nervös auf der Stelle trabte und Ský schüttelte innerlich mit dem Kopf, als er sah, wie sich der Verletzte auf den Rücken des Tieres kämpfte. Die Chancen, dass er abgeworfen wurde und sich noch schwerer verletzte, standen seiner Meinung nach nicht schlecht. Es war geradezu irrsinnig.
„Er gehört dir!“, zischte Eleyna nun wieder den Mischling an, während sie sich strammen Schrittes umwandte, die Decke aus dem Schlitten zog und auf die Nebenwand zuging.
„Vögelchen, was soll der Unsinn?“, fragte er sie mit ehrlichem Unverständnis, während er zusah, wie sie durch den dünner werdenden Nebel brach und ihre Gestalt Stück für Stück undeutlicher wurde.
Ein erneutes Seufzen entwich seiner Kehle, während Arvid ihr noch hinterherschimpfte:
„Oder du bleibst bei deinem neuen Liebhaber und schaust noch mal nach dem richtigen Sonnenstand, wenn die Nebel weg sind. Ich jedenfalls gehe jetzt helfen, nachdem mir geholfen wurde!"
„Du machst es damit nicht besser, Junge!“, sagte Ský lediglich und packte mit schnellen und geübten Griffen seine Sachen zusammen. Die restliche Glut trat er aus, dann wandte er sich in die Richtung, in der Eleyna verschwunden war. Sorge, dass er sie bereits verloren hatte, hatte er keine. Dafür war er die Verfolgung von Leuten zu sehr gewohnt.
Er ließ Arvid mit dem Ren und dem Glöckchen zurück und interessierte sich nicht wirklich für die Aussage, die der Junge am Schluss von sich gegeben hatte. Sollte er helfen, wo er helfen wollte. Sein Interesse lag einzig bei Eleyna, die er nach einer Weile zügiger Schritte eingeholt hatte. Der dünner werdende Nebel machte ihm die Suche zusätzlich einfacher.
„Vögelchen… Eleyna warte! Jetzt bleib doch mal stehen!“, rief er und beschleunigte seine Schritte, bis er bei ihr war und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Nun denk doch bitte mal über deine Worte nach! Ihr beide seid mir nur wegen eurem Schlittenunglück vor die Füße gefallen. Wie soll man da von einem gemeinsam geschmiedeten Plan reden? Ich kenne den Knirps nicht mal und weiß nicht, was zwischen dir und deinem Bruder vorgefallen ist!“ In diesem Moment musste er nicht einmal eine Rolle spielen. Der Mischling verstand die Anklage nicht und würde sicher nicht so schnell aufgeben. Erst recht, weil er dank des Streits eine Chance witterte sie doch noch von sich überzeugen zu können.
„Rede mit mir!“, bat er sie und nahm die Hand von ihrer Schulter, als Zeichen, dass er sich nicht aufdrängen würde. Er ging gedanklich noch einmal die Situation durch und schien den Auslöser erkannt zu haben, der ihm das Misstrauen eingebrocht hatte.
„Ist es wegen dem leuchtenden Ding? Ich weiß selbst nicht, was das ist und wieso dein Bruder mit ihm reden kann. Das hat mich genauso misstrauisch gemacht, wie dich! Das Ding tauchte die Nacht vor unserem Treffen plötzlich auf und spielte mir Streiche. Ich dachte erst an einen Geist, doch das scheint es nicht zu sein. Ich weiß nicht, wieso es mich verfolgt und bereue, dass ich das gestern nicht direkt klargestellt habe.“ Er suchte ihren Blick und versuchte sie vom Weiterlaufen abzuhalten. Gerade war sein Ziel nur ein Gespräch mit ihr zu führen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 14. Januar 2024, 00:52

Die Dinge hätten weitaus anders und vor allem besser laufen können. Anstatt sich ihr im Verborgenen zu nähern, um sie auf perfide Weise zu übertölpeln, hätte Arvid vielleicht besser das Gespräch gesucht. Er hätte vielleicht bei ihrer ersten Begegnung bereits ein wenig zugänglicher sein müssen, hätte auf ihre Nachfragen eingehen und sie nicht ignorieren sollen. Eleyna war seit ihrem Aufbruch aus Pelgar bereits mehrfach hinters Licht geführt und im Unklaren gelassen worden. Laogh hatte sie nach Strich und Faden belogen und Entscheidungen für sie getroffen, deren Existenz sie nicht mal gewusst hatte. Er hatte ihr verschwiegen, wer sie wirklich war, woher er so vieles wusste, wer er war und schlussendlich, wer der Mischling gewesen war. Mit ihr redete niemand. Eleyna war in dem Leben als Spionin hineingewachsen und kannte sich inzwischen hinlänglich aus. Aber das bedeutete nicht, dass sie dieses Leben auch liebte. Geheimnisse, Verrat und nebulöse Pakte waren an der Tagesordnung und sie schwamm darin, ohne Luft zu bekommen. Warum war Eleyna hier? Doch einzig und allein, weil Arvid beschlossen hatte, sie für sein Seelenheil zu entführen. Sie war hier, weil er entschied, dass sie für sein Leben zur Verantwortung gezogen werden musste. Eleyna hatte bis zu seinem ersten Angriff, bei dem sie beinahe gestorben wäre, nicht mal gewusst, dass er existierte. Niemand hielt es für nötig, ihr das zu erzählen. Und als sie erfuhr, wer dort mit ihnen reiste, da war sie erpicht darauf, Arvid kennenzulernen. Sie war auf ihn zugegangen und hatte das Gespräch gesucht. Aber was erhielt sie? Missgunst, Hass und Todeswünsche. Und trotzdem gab sie nicht auf. Selbst als Laogh über ihren Kopf hinweg entschied, dass er Arvid nach sonst wo schickte um sie zu beschützen, war sie so sauer auf ihn gewesen, da er sie um die Möglichkeit gebracht hatte, sich mit ihrem Halbbruder auseinanderzusetzen. Und schließlich war Arvid es erneut, der ihr auflauerte. Am Grabmal ihres Vaters hatte er es auf sie abgesehen und sie erfolgreich von Laogh getrennt.
Er hatte es geschafft, dass man sie auf dieses Schiff brachte, um einige eisige Stunden später auf dem Gehöft seiner Cousine zu landen. Und auch dort versuchte sie es im Guten, auch wenn sie deutlich sachlicher voranging. Aber Eleyna merkte schnell, dass er kein Interesse an ihrer Person im speziellen hatte. Er wollte nur seine Angelegenheiten bereinigen und ihm war egal, was das für sie selbst bedeutete. Eleyna konnte nicht fassen, dass er sie erneut hinterging. Selbst jetzt, während er sie entführt hatte, versuchte sie es noch im Guten.. selbst jetzt schiente sie seine Hand und fragte nach seinem Befinden.

„Du spinnst! Als ob ich mit so einem... einem... Nein, du spinnst!" Ihr Blick flammte auf. „So einem was?!“, fauchte sie, ohne eine echte Antwort hören zu wollen. Sie wollte wissen, was hier vor sich ging "Lass sie da raus, sie hat uns nur helfen wollen!" „Achso?! Andere versuchten dir zu helfen, was macht sie so besonders?!“, gab sie scharf zurück. „Kann mir mal einer sagen, was hier gerade passiert? Wieso siehst du mich plötzlich so an und verdächtigst mich mit deinem Begleiter gemeinsame Sache zu machen? Ich weiß nicht mal worüber ihr redet!“ Ihr Blick glitt zu Fiórge und traf ihn durch Mark und Bein. „Mir sind das zu viele Zufälle!“, erklärte sie nicht gerade viel, aber zu mehr kam sie auch nicht, denn Arvid meldete sich schon wieder, nachdem sie ihm deutlich machte, was sie von ihm hielt. „Und ich hab’s satt, dass du ständig immer und überall bist. Eleyna hier, Eleyna da, Eleyna kann das, Eleyna kann dies, warum kann sie das und du nicht! Immer mischst du dich in alles ein und nimmst jedem die Luft zu atmen. Was zählt, ist immer das, was du machst und was du willst! Dass auch mal andere was wissen könnten oder den Ton angeben, das kommt für dich nicht infrage, nicht für die großartige, alles wissende Eleyna d’Yaincre!“ Eleyna aber starrte Arvid für einen Moment fassungslos an. Das, was er da sagte, ließ sie einfach nur sprachlos zurück.
Er machte sie für Dinge verantwortlich, von denen sie nie etwas gewusst hatte.
Er lud seinen Hass auf sie, obwohl sie einander nicht kannten. Und er unterstellte ihr Dinge, die schlicht und einfach nicht der Wahrheit entsprachen. Eleyna war fertig mit ihm. Das, was er ihr sagte, zeigte deutlich, dass er weder Wert auf ihre Existenz legte, noch daran interessiert war, sie als etwas anderes zu betrachten. Laogh hatte ihr erzählt, dass man ihm stets vorhielt, nicht gut genug zu sein. Sie hatte das verstanden und wahrlich versucht, etwas daran zu ändern. Aber Arvid blockte und hasste sie aus vollem Herzen. Und Eleyna? Sie war nicht ohne Grund aus Morgeria geflohen. Sie ertrug das nicht. Er wollte und konnte nicht erkennen, dass ihre Zusammenkunft auch eine Chance sein könnte. Und dafür zerstörte er lieber ihre Versuche, endlich Frieden zu finden. Er riss sie aus ihrer Blase des Glücks heraus und drückte ihr ohne Reue, dafür aber mit viel Häme, seinen Stempel auf. Eleyna ließ ihn stehen. „Ja, los, geh doch! Renn‘ doch in den Nebel rein und verirr‘ dich! Wenn du Glück hast, landest du irgendwann in Rumdett oder in Rugta. Aber ich wünsche dir, dass du auf Nebulis stößt und die dort mal in deinem Hirn rumpfuschen!“ Eleyna lies sich nicht provozieren. „Alles ist besser als das!“, knurrte sie halblaut und wusste, dass die Ohren von Arvid zumindest gut genug hörten, um sie zu verstehen. Aber es war ihr auch schlicht nicht wichtig. Sie griff sich die Decke und verschwand mit zischenden Worten im lichter werdenden Nebel.

„Vögelchen, was soll der Unsinn?“ Kurz hielt sie inne und wandte halb den Kopf, doch dann folgte sie ihrem Weg stoisch in die Suppe hinein. Die gerufenen Worte, die Arvid erneut hinterher schickte, erreichten Eleyna tatsächlich noch, aber sie war fertig mit ihm. Immer weiter schritt sie in den Nebel, einfach nur weg von diesem Kind und seinen Allüren. Die Stille um sie herum war wohltuend. Ihr Kopf pochte von der Wut, der Enttäuschung und dem Ärger, doch mit jedem Schritt weg von Halbbruder und Mischling, fühlte sie sich ein wenig entspannter. Allerdings hielt jene nicht lange, denn mit einem Mal hörte sie Schritte hinter sich. „Vögelchen… Eleyna warte! Jetzt bleib doch mal stehen!“ Sie ging weiter. Stur konnte sie auf alle Fälle sein. Und sie glaubte nicht, dass Fiórge nicht trotzdem etwas mit Arvid zu tun hatte. Egal, ob die beiden das Gegenteil beteuerten. Allerdings spürte sie dann mit einem Mal seine Hand auf ihrer Schulter und hielt daraufhin inne. Mit kühler Miene und emotionslosem Blick, wandte sie sich zu ihm um und verschränkte gleich die Arme vor der Brust. „Nun denk doch bitte mal über deine Worte nach! Ihr beide seid mir nur wegen eurem Schlittenunglück vor die Füße gefallen. Wie soll man da von einem gemeinsam geschmiedeten Plan reden? Ich kenne den Knirps nicht mal und weiß nicht, was zwischen dir und deinem Bruder vorgefallen ist!“ Sie musterte ihn und ließ nicht erkennen, was sie darüber dachte. Der Sturm in ihrem Blick tobte noch immer, aber er flaute ab. Stattdessen blieb da eine bittere Erkenntnis zurück, die sich wie ein trüber Schleier über ihre Augen legte. „Rede mit mir!“, folgte der Appelle und Eleyna blickte Fiórge in die Augen. „Ich habe bereits viel zu viel gesagt!“, meinte sie abweisend. „Ist es wegen dem leuchtenden Ding? Ich weiß selbst nicht, was das ist und wieso dein Bruder mit ihm reden kann. Das hat mich genauso misstrauisch gemacht, wie dich! Das Ding tauchte die Nacht vor unserem Treffen plötzlich auf und spielte mir Streiche. Ich dachte erst an einen Geist, doch das scheint es nicht zu sein. Ich weiß nicht, wieso es mich verfolgt und bereue, dass ich das gestern nicht direkt klargestellt habe.“ Sie musterte ihn wieder prüfend und er konnte durchaus erkennen, dass sie den Wahrheitsgehalt dieser Worte herausfinden wollte. „Reichlich seltsamer Zufall!“, hielt sie dagegen und musterte ihn abermals auffallend offen. „Arvid – wie du inzwischen nun weißt – ist mein Halbbruder und versucht mich seit wir uns trafen, für sein Leben verantwortlich zu machen. Erst hätte er mich beinahe getötet und schließlich entführte er mich.“, sie zuckte die Schultern und versuchte ungerührt zu wirken. Was ihr nicht ganz gelang. Es wurmte sie, dass er ihr keine Chance gab aber sie zeigte auch gleichzeitig, dass sie damit abschloss. „Wie dem auch sei. Und was auch immer die Wahrheit sein mag – tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest. Ich für meinen Teil, habe den Dank für deine Hilfe durchaus ernstgemeint. Arvid ist für sich selbst verantwortlich und …“, sie warf ihm abermals einen misstrauischen Blick zu, der deutlich machte, dass sie noch nicht gänzlich daran glaubte, dass er nicht irgendwie involviert wäre, „du für dich. Lass uns einfach getrennte Wege gehen. Davon haben wir alle etwas!“, bemerkte sie und er konnte trotzdem erkennen, als sie den Blick abwandte, dass es sie aufwühlte. „Man hat mich gewarnt vor ihm..“, lockerte sich trotz ihres unterkühlten Verhaltens plötzlich ihre Zunge. Eleyna schnaubte freudlos. „Ich wollte nicht hören. Ich war zu… ergriffen von der Tatsache, Familie zu haben, die ich nicht kannte..“ murmelte sie, den Blick in den dünner werdenden Nebel gehalten. „Als würde jemand… deine Schwäche kennen und sie… bis zum Maximum ausreizen..“, murmelte sie erneut gedankenverloren und wirkte dabei so, als würde sie gar vergessen, dass Fiórge noch da stand und alles hörte.
Dann aber brach sie diesen Moment ab und schüttelte den Kopf. Sie fegte ihren Zopf über die Schulter und warf Fiórge einen gleichmütigen Blick zu. „Mach dir mal keine Umstände. Ich komme klar und werde schon irgendeinen Ort finden. Du hast sicher wichtigeres zu tun als uns dabei zuzusehen, wie wir uns die Köpfe einschlagen.“, versuchte sie ihn schon wieder vom Haken zu lassen, ohne zu wissen, dass er an einem Plan feilte, in ihrer Nähe zu bleiben.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 14. Januar 2024, 12:20

Was Arvid nun tun würde blieb ihm selbst überlassen. Völlig alleine war dieser ja nun nicht, da er das geheimnisvolle Glöckchen bei sich hatte, mit dem er sich auch verständigen konnte. Oder mit ihr. Schlussendlich war ihm egal, was es war, auch wenn er so seine Vermutungen hatte. Sein Argwohn war selbst zu groß, als dass er das Wesen nun weiter in seiner Nähe geduldet hätte. Er konnte sich mit ihm nicht verständigen und so war es ihm ganz recht, wenn sowohl der Bruder, als auch der Schemen zurück blieben.
Ský lief Eleyna nach und er merkte durchaus eine gewisse Sturheit, die die Halbelfe an den Tag legte. Trotz aller Rufe hielt sie konsequent ihr Tempo und drehte sich nicht einmal zu ihm um. Er gab ein leises Schnalzen von sich und beschleunigte seine Schritte, bis er sie eingeholt hatte und mit einem Griff an die Schulter stoppte.
Sie blieb tatsächlich stehen und wandte sich mit einem ablehnenden Blick zu ihm um. Sein Grau wanderte musternd über ihr Gesicht und er befürchtete, dass seine Überzeugungsarbeit einiges an Mühen kosten würde.
Was ist zwischen den beiden vorgefallen, dass sie so reagiert? Nach einem einfachen Geschwisterstreit sieht das nicht aus! Besonders, wenn sie ihn damit reinzog, obwohl er doch in diesem Moment noch gar nichts getan hatte.
In seiner Miene lag eine gewisse Ratlosigkeit, die er nicht einmal vorspielen musste. Sie verhielt sich abweisend und seine Argumente schienen nicht wirklich etwas zu bewirken, egal ob sie in seinen Ohren vernünftig klangen, oder nicht.
„Ich habe bereits viel zu viel gesagt!“, antwortete Eleyna und zeigte ihm weiterhin die kalte Schulter. Er registrierte ihren prüfenden Blick auf sich und hoffte einfach, dass sie doch noch zugänglicher war, als sie vorgab. Zu den grundlegenden Argumenten, die ihre Sicherheit betrafen waren sie noch nicht einmal gekommen.
„Reichlich seltsamer Zufall!“, konterte sie auf seinen Erklärungsversuch, dass er selbst mit dem Wesen nichts zu tun hatte. Innerlich ärgerte er sich über das Wesen und Arvid. Wegen den beiden hatte er nun mehr Arbeit!
„Selbst wenn, ich kann einen solchen Zufall nicht anders erklären! Wir sind in den Dunsthügeln und jeder, der in der Welt nur etwas rumgekommen ist weiß, dass an den Geschichten und Märchen über diesen Ort durchaus ein wahrer Kern besteht.“, gab er zu bedenken, durchaus im Wissen, dass sie jemand war, der schon mehr von Celcia gesehen hatte, als ein normaler Städter oder Dorfbewohner.
Tatsächlich schien noch nicht alles verloren zu sein, als Eleyna sich nun doch dazu entschloss ihr Verhalten ein wenig zu erklären. Gänzlich sicher, dass Ský und Arvid gemeinsame Sache machten, war sie dann wohl nicht!
„Arvid – wie du inzwischen nun weißt – ist mein Halbbruder und versucht mich seit wir uns trafen, für sein Leben verantwortlich zu machen. Erst hätte er mich beinahe getötet und schließlich entführte er mich.“ Ský hörte ihr aufmerksam zu und sah davon ab sie zu unterbrechen und Fragen zu stellen. Vorerst war es besser sie erzählen zu lassen und so vielleicht ein wenig mehr Kontext zu erhalten. Dabei musterte er allerdings ihre Miene und ganze Haltung und versuchte ihre Körpersprache zu deuten. Die gab sich zwar gleichgültig, doch alles zusammen betrachtet, wirkte sie schlicht und ergreifend verletzt!
Verletzlichkeit konnte ein Schlüssel sein ihr Vertrauen zu gewinnen. Und das war das Ziel des Spions, auch wenn er selbst noch nicht ganz wusste, was dieser Auftrag weiter bezweckte. Nach dem Warum, fragte er normalerweise nie – das tat wohl kein Spion, denn ihre Aufgabe war es nicht die Situation zu verstehen, sondern den Befehlen entsprechend zu handeln. So hatte es ihn Krazhian gelehrt und er hatte sich stets daran gehalten. Bis auf die letzten Jahre, in denen bei ihm ein Wandel stattgefunden hatte. Ský hatte begonnen über seine Befugnis hinaus Informationen zu sammeln, selbst zu denken und sich ein Gesamtbild zu erarbeiten, das die Pläne der Gruppierung, für die er unter dem Dunkelelfen arbeitete, erleuchtete. Er wollte ein selbstbestimmtes Leben führen, doch er war schlau genug zu wissen, dass das kein einfaches Unterfangen war. Er musste Geduld haben und Gehorsam sein, so dass niemand Verdacht schöpfte. Und eine jahrzehntelang aufgebaute Loyalität, die man ihm durch Schmerz und Leid eingestochen hatte, verriet und verlor man nicht von einem Moment auf den Nächsten. Dennoch war dieser Auftrag jetzt schon … einfach anders.
„Wie dem auch sei. Und was auch immer die Wahrheit sein mag – tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest. Ich für meinen Teil, habe den Dank für deine Hilfe durchaus ernstgemeint. Arvid ist für sich selbst verantwortlich und …du für dich. Lass uns einfach getrennte Wege gehen. Davon haben wir alle etwas!“ Da war das Misstrauen wieder und innerlich seufzte er, auch wenn er sie von außen betrachtet einfach nur musterte.
„Haben wir das?“, fragte er lediglich mit ruhiger, fast einfühlsamer Stimme, als er das kleine Gefühlschaos in ihrem Blick entdeckte. Ihm war mittlerweile klar, dass sie nur versuchte vorzugeben, dass sie das alles gleichgültig betrachten konnte. Er sah nun an ihr vorbei, in die Lichter werdende Gegend und rieb sich mit der Hand über den Nacken, um nachdenklich zu wirken. Obwohl er es im Grunde wirklich tat – über den nächsten Schritt nachzudenken.
„Man hat mich gewarnt vor ihm..“, brach es dann plötzlich wieder aus ihr heraus und sein Sturmgrau kehrte zurück auf ihre Gestalt. Offenbar war es gar nicht mal so verkehrt hier einfach zu stehen und ihr die Möglichkeit zu geben die Gefühle in Worte zu fassen, die sie eigentlich in sich bewahren wollte. In seinen Augen wollte Eleyna genau das haben: Jemandem, dem sie sich anvertrauen konnte. Bei dem sie eine Schulter zum Anlehnen finden würde.
Es war genau das, was Ský beabsichtigte zu erreichen und doch war die Freude aus einem unerfindlichen Grund gehemmt.
„Ich wollte nicht hören. Ich war zu… ergriffen von der Tatsache, Familie zu haben, die ich nicht kannte. Als würde jemand… deine Schwäche kennen und sie… bis zum Maximum ausreizen..“ Dem Mischling liefen bei diesen Worten ein Schauder über den Rücken. Ihre Worte versetzten seinen eigenen Gefühlen einen Schlag, von denen er Jahrzehntelang geglaubt hatte, dass sie abgestorben seien.
Das, was gerade passierte war, dass er tatsächlich mit ihr mitfühlen konnte. Er spürte, dass sein Mund trocken wurde und ballte eine Hand zur Faust. Diese Gefühle waren nicht gut! Mitleid zu empfinden war stets eine Gefahr und war ihm in seinem ganzen Leben ausgetrieben worden. Er war der Meinung gewesen, dieses Empfinden abgetötet zu haben. Zumindest größtenteils. Er empfand stets für unschuldige Opfer ein Bedauern, doch hielt sein Selbstschutz ihn davon ab, diese Gefühle tiefer zu empfinden.
Eleyna fing sich in diesem Moment weit schneller wieder und leitete erneut einen Abschiedsversuch ein: „Mach dir mal keine Umstände. Ich komme klar und werde schon irgendeinen Ort finden. Du hast sicher wichtigeres zu tun als uns dabei zuzusehen, wie wir uns die Köpfe einschlagen.“
Es war ein Reflex, der ihn plötzlich an ihrem Handgelenk greifen ließ. Für einen Moment stand er einfach nur da und hielt sie fest, den Blick starr vor sich gerichtet und als wäre er in Gedanken versunken. Bis seine Augen einen Blinzelreflex auslösten und er dadurch wieder zu sich zu kommen schien. Er löste den Griff an ihrer Hand wieder und räusperte sich verlegen.
„Das…“, begann er und rieb sich in Ermangelung an einen wohldurchdachten Satz durch die Haare. Es war das erste Mal, das man meinen konnte, dass ihn etwas aus der Ruhe gebracht hatte. Sein Blick fand den ihren und er schüttelte kaum merklich mit dem Kopf.
„Habe ich nicht…!“, sagte er bedeckt, ehe er seine richtige Stimme wiederfand. „Was ich meine ist, dass ich zwar auch etwas zu tun habe, aber nicht an einen bestimmten Ort oder eine Richtung gebunden bin!“, begann Ský zu erklären und rief sich dabei innerlich zur Ordnung. Er musste an seinen Auftrag denken!
„Ich weiß nicht, wie ich dein Misstrauen ausräumen kann. Ich verlange auch nicht, dass du mir vertrauen sollst, aber ich bin ehrlich ich… will dich jetzt nicht alleine lassen.“ Sein Blick wanderte kurz zum Himmel, als wäre es ihm peinlich laut auszusprechen.
„Du hast nichts, bis auf eine Decke und die Kleidung an deinem Leib bei dir. Und auch, wenn du es nicht gerne hörst, wirkst du körperlich nicht gerade auf der Höhe. Was mir nach dem, was du gerade erzählt hast, langsam aber sicher einleuchtet.“ Er sah wieder zu ihr, nun ernster und trat einen Schritt auf sie zu.
„Eleyna, du bist ein schlaues Frauenzimmer. Deshalb bist du wahrscheinlich auch so misstrauisch. Ich kann dich eine Weile begleiten. Auf diese Weise kommst du weitaus schneller voran und bist auch deutlich sicherer. Ich rede dir weder in die Richtung rein, noch werde ich dir zu nah kommen, solltest du das befürchten. Du musst mir nicht vertrauen, denn ich habe auch meine Geheimnisse, die ich nicht preisgeben werde.“ Tatsächlich klang er nicht aufdringlich, sondern eher aufrichtig. Doch er ahnte bereits, dass die Halbelfe mit Sicherheit eine Frage stellen würde: Warum?
„Du hast mir in der kurzen Zeit ein wenig anvertraut. Und das, was ich weiß ist, dass du einiges durchgemacht hast. Es widerstrebt mir dich nun alleine reisen zu lassen, auch wenn du unter anderen Umständen sicher klarkommen würdest.“

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 14. Januar 2024, 21:27

Nachdem sie in Morgeria durch die härteste Schule hatte gehen müssen, war es ihr Schritt, zu den Menschen zu gehen, der ihre harte Schale aufbrach. Schon immer standen ihr, ihre Gefühle im Weg. Schon immer war sie ein Bisschen zu emotional, zu verletzlich und nicht in der Lage, ihre Gefühle für immer und ewig wegzusperren. Eleyna war tatsächlich nie schlecht in dem gewesen, was andere für sie vorgesehen hatten, doch konnte sie ihren Vater nie ganz abschütteln. Die Mischlingselfe brauchte Jahrzehnte, bis sie sich aktiv entschied, dieses Erbe anzunehmen und auch zu zulassen. Was es ihr gebracht hatte? Jedenfalls nicht den erhofften Frieden. Seit sie davon erfuhr, dass das Feuer in ihrem Haus in Andunie nicht zufällig entstanden war und sie zudem erkennen musste, dass ihre Mutter das Feuer mit Absicht gelegt hatte, war Eleyna auf einem Rachefeldzug. Sie schloss sich den Menschen in Pelgar an und nachdem sie dort wieder einem erhöhten Maß an Misstrauen und Anfeindungen ausgeliefert war, war es Arrond Vesuve gewesen, der ihr den ersten Halt seit Jahrzehnten gegeben hatte. Der Bruch mit dem Menschen war etwas, das ihr seitdem nachhing und sie immer und immer wieder straucheln ließ. Eleyna wusste nicht mehr, wem sie noch vertrauen und wem sie sich vor allem anvertrauen konnte. Und das zog sich nun schon seit Monaten hin. Sie hatte ihren Anker verloren und glitt nun haltlos durch das Land. Laogh war jemand, dem sie gerne diese Rolle beimessen wollte. Und in gewisser Weise konnte sie sich auf ihn verlassen – irgendwie – aber auch nicht in einem gesunden Maße. Das konnte wohl niemand, denn der Schatten von Pelgar war niemand geringeres als der Meisterspion der Dunklen. Das war sein Leben, während Eleyna mit Händen und Füßen daraus hervorbrechen wollte. Und sich stets nach einem Strohhalm umsah, der ihr doch nur unter dem Griff wegknickte. Arvid war so ein Strohhalm gewesen und jetzt erkannte sie, dass auch er nicht hielt.

Eleyna wollte es nun allein versuchen. Ebenso allein, wie sie sich im Innern auch fühlte. Dass es nun ausgerechnet jemand vollkommen Fremdes war, der ihr derart gegenübertrat, war für die Spionin einfach nur… fatal. Denn Fiórge war gewiss mit so manchen Wassern gewaschen und sie war sich überhaupt nicht sicher, was seine Ziele eigentlich waren. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es ihn ‚einfach so‘ interessierte, was aus ihr wurde. Gerade deshalb war ihre Haltung ihm gegenüber auch mehr als nüchtern zu betrachten. Eleyna hörte seine Worte und schätzte sie ab, während ihr Gesicht nicht verriet, was sie wirklich von ihm hielt. „Selbst wenn, ich kann einen solchen Zufall nicht anders erklären! Wir sind in den Dunsthügeln und jeder, der in der Welt nur etwas rumgekommen ist weiß, dass an den Geschichten und Märchen über diesen Ort durchaus ein wahrer Kern besteht.“ „Geistergeschichten?“, sie schnaubte und schüttelte den Kopf. „Dafür bin ich zu alt. Gerüchte hin oder her, Fiórge!“, tat sie seinen Versuch ab und blieb bei ihrer Haltung. Trotzdem vergaß die Spionin nicht, dass er sich ihr gegenüber vernünftig gezeigt hatte. Ja, das Gespräch am Feuer vom Vorabend war ihr nicht unangenehm gewesen und hatte sogar etwas ansprechendes gehabt. Wäre sie nur etwas weitergegangen, wer wusste, wie sie nun voreinander stünden! Doch Eleyna war auch froh darum, dass sie nicht weitergegangen war. Es wäre wohl das denkbar schlechteste in ihrer Situation und dann wäre da auch noch dieses ganze Dilemma mit ihrem Zustand. Die Dunkelhaarige verdrängte aufkommende Gedanken gleich wieder, dann lenkte sie aber doch ein und versuchte sich etwas zu erklären. Dass sie ihm dabei unbewusst Einblick in ihren Allgemeinzustand gewährte, war ihr nicht bewusst. Dafür fehlten ihr auch entscheidende Informationen, die sie nicht wissen konnte. “Haben wir das?“, hielt er gegen ihren Versuch, ihn wieder von sich zu stoßen.
Eleyna hob den blauen Blick und musterte ihn. „Sicher.“, antwortete sie und schnaubte. „Du hast deine Ruhe, Arvid sein… was auch immer sein Plan ist … und ich muss mich nicht alle naslang fragen, ob mich jemand umbringen will!“, sie lächelte kurz bei dem kleinen Scherz, so richtig jener Gedanke auch war. Doch Eleyna verlor diesen Anflug von Schalk gleich wieder und für einen Moment entstand eine Pause zwischen ihnen. Sie betrachtete den Mischling, während er in den Nebel starrte. Plötzlich aber entließ sie einige nähere Informationen und konnte selbst nicht ganz erklären, woran das lag. Sie war einfach randvoll mit Problemen und offenbar suchten sie sich bereits selbst etwas Linderung in Form von Mitteilung. Was sie bei ihrem Gegenüber auslösen mochte, blieb er allerdings verborgen, sodass sie ihre Schultern straffte und sich abermals verabschiedete. Eleyna wollte wirklich nicht ausgerechnet den erstbesten Fremden ihre Lebensgeschichte erzählen und auch sie hatte gelernt, dass sie niemanden vertrauen sollte. Ein Teufelskreis. Also wandte sie sich um und wollte ihn auch ohne Abschiedsworte seinerseits stehenlassen, als seine Hand nach vorn schnellte und sie plötzlich und für sie unerwartet am Handgelenk packte. Eleyna wirbelte herum und hob die Augenbrauen. Offenbar wusste Fiórge selbst nicht, was das werden sollte, denn er stammelte für einige Sekunden und wirkte verwirrt. Daraufhin ließ er sie wieder los und versuchte nun seinerseits sich zu erklären.

“Das… habe ich nicht. Was ich meine ist, dass ich zwar auch etwas zu tun habe, aber nicht an einen bestimmten Ort oder eine Richtung gebunden bin!“ Sie lauschte ihm, doch ihre Mimik suggerierte, dass sie sich kaum vorstellen konnte, was das sein sollte. „Ich weiß nicht, wie ich dein Misstrauen ausräumen kann. Ich verlange auch nicht, dass du mir vertrauen sollst, aber ich bin ehrlich ich… will dich jetzt nicht alleine lassen.“ Das überraschte sie dann allerdings doch. Ihr Blick glitt über seine Züge und sie wandte sich ihm wieder zu. Er hatte sie. Sie war bereit ihm zu zuhören. „Du hast nichts, bis auf eine Decke und die Kleidung an deinem Leib bei dir. Und auch, wenn du es nicht gerne hörst, wirkst du körperlich nicht gerade auf der Höhe. Was mir nach dem, was du gerade erzählt hast, langsam, aber sicher einleuchtet.“ Nun aber funkelte ihr Blick für einen Moment auf. Wenn er wüsste, dass sie sechs Monate in einem dunklen Verlies in Sarma festhing, um sich ständiger Folter ausgesetzt zu wissen, würde er gewiss anders denken. Auf der anderen Seite hatte Eleyna tatsächlich längst nicht mehr jenen Elan. Auch sie merkte das. Sie war ausgebrannt und verkümmerte mit jedem Tag in diesem persönlichen Harax. „Es gibt gewiss schlimmeres.“, meinte sie und trotzdem bewirkten seine Worte etwas bei ihr. Denn sie fügte an: „Mit dem Kindskopf zu reisen, zum Beispiel!“, wisperte sie und lächelte für einen Moment über ihren eigenen Witz. Fiórge wurde wieder ernster und trat gar einen Schritt auf sie zu. „Eleyna, du bist ein schlaues Frauenzimmer. Deshalb bist du wahrscheinlich auch so misstrauisch. Ich kann dich eine Weile begleiten. Auf diese Weise kommst du weitaus schneller voran und bist auch deutlich sicherer. Ich rede dir weder in die Richtung rein, noch werde ich dir zu nah kommen, solltest du das befürchten. Du musst mir nicht vertrauen, denn ich habe auch meine Geheimnisse, die ich nicht preisgeben werde.“ Sie engte ihre Augen und hob etwas das Kinn, was ihr einen stärkeren Ausdruck verlieh. „So?“, fragte sie gespielt bohrend, doch dann entspannte sich ihre Haltung wieder. Sie wandte den Blick von seinen faszinierenden Augen ab und blickte zu Boden, dann in die Richtung, die sie einschlagen wollte. Sie überlegte. Sie dachte über seine Worte nach und wirkte unschlüssig. Dann aber kehrte sie mit ihrer Aufmerksamkeit zurück zu ihm und fixierte ihn mit ihrem durchdringenden Blick. „Warum?“, wollte sie wissen und als hätte er damit gerechnet, antwortete er auch schon:
„Du hast mir in der kurzen Zeit ein wenig anvertraut. Und das, was ich weiß ist, dass du einiges durchgemacht hast. Es widerstrebt mir dich nun alleine reisen zu lassen, auch wenn du unter anderen Umständen sicher klarkommen würdest.“ Wieder durchdachte sie seine Antwort und er konnte sehen, dass sie das Für und Wider abwägte. Natürlich waren seine Worte und vor allem seine Argumente nicht von der Hand zu weisen. Er hatte Recht, sie war durchaus schlau und gewiss nicht so stur, wie sie tun wollte. Sie wollte allerdings auch nicht einfach so zusagen. Sie befand sich eben in diesem Dilemma ihres Lebens. Auf niemanden war Verlass. Aber auf sie derzeit eben auch nicht. Es wäre nicht das Schlechteste, wenn sie jemanden dabeihatte, der sich als hilfreich herausstellen würde. Eleyna spürte doch selbst, dass ihrem Urteilsvermögen derzeit nicht sonderlich zu trauen war. Und was, wenn die Schmerzen in ihrem Unterleib immer schlimmer wurden? Sie verdrängte jene seit dem Eisreich, doch die Entführung, das Eisbad, der Kampf mit Arvid, dann die Kälte im Allgemeinen… Eleyna war sich nicht so sicher, ob sie nicht längst einen Preis dafür zahlte, den andere aufriefen. Die Härte wich aus ihren Zügen, als sie Fiórge wieder anblickte. Die Mischlingselfe betrachtete das durchaus hübsche Gesicht des Elfen und tastete seine Züge langsam ab. Er konnte erkennen, dass sie über sein Angebot nachdachte. Gründlich. Nicht nur zum Schein, nicht nur, um ihn zu ärgern.

Seine Worte lösten in ihr etwas aus, was sie tatsächlich gebrauchen konnte. Sollte er nun anders sein? Eine helfende Hand, inmitten dieser dunklen Tage? Sollte es möglich sein, dass ihr jemand tatsächlich seine Hilfe ohne Gegenleistung gewährte? Eleyna engte erneut die Augen und nickte in seine Richtung. „Und du schwörst, dass ich dich nicht von irgendetwas abhalte?“, fragte sie, als würde das nun etwas ändern. Ihr fiel es aber auch nicht leicht, dieses Angebot anzunehmen. Sie seufzte und blickte erneut in ihre Richtung. „Ich werde das bestimmt bereuen…“, meinte sie leise und mit einer wissenden Bitterkeit in der Stimme. „Also gut.“, willigte sie ein und zuckte die Schultern. Erneut wollte sie gleichmütig wirken, doch sie wussten beide, dass er genau erkannt hatte, was sie gebrauchen könnte. „Bis zur nächsten Stadt. Danach tust du, was immer du… halt tust!“, verlangte sie und hielt ihm dann die Hand hin, damit er diese Abmachung besiegelte. Mit einem gewissen Funkeln in den Augen, beobachtete sie ihn genau, bevor sie sich drehte und tatsächlich zwei Schritte ging. Es war anfangs etwas seltsam, dass sie nun gemeinsam reisen sollten, und ihr fiel es nicht leicht, die Hilfe auch zu akzeptieren, weshalb sie anfangs etwas wortkarg wirkte. Doch dann versuchte sich die Elfe an einer lockeren Unterhaltung. „Sind das neldorethische Stiefel?“, fragte sie und deutete auf sein Schuhwerk. „Ich bin mir sicher, mit etwas Walfett, würde man den Brandfleck wegbekommen…“, warf sie ein und verfiel daraufhin wieder in Schweigen. Irgendwie war die Situation seltsam für sie. Wie kaputt musste man sein, wenn man einem Wildfremden gestattete, einen zu begleiten, anstatt der eigenen Familie mehrere Chancen einzuräumen? Aber Eleyna hatte wohl genug durch in der letzten Zeit, um sich einige Widersprüchlichkeiten erlauben zu können.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Januar 2024, 14:43

Eigentlich hätte Arvid seiner Schwester durchaus leid tun können, denn im Prinzip war er nicht viel mehr als ein Kind, das bisher in seinem Leben noch nicht viel Positives erlebt hatte. Hinzu kam, dass er im Gegensatz zu ihr keinen glücklichen Elternteil besaß, der ihm wenigstens in den allerersten Jahren so etwas wie Geborgenheit und Wärme hätte mitgeben können, die in Erinnerung geblieben wären. Die gemeinsame Mutter hatte sich in Morgeria keine Mühe mehr gegeben, ihr wahres Wesen zu verbergen und ihr nächstes Experiment von Anfang an so behandelt, wie es in ihren Augen angemessen erschienen war. Und sein Vater? Nun, der war ein Eiself gewesen, wie er im Buche stand, und obendrein zu klug, um bei der Dunkelelfe lange zu bleiben. Gegen ihn war Sylvaina noch um einiges als herzlicher zu bezeichnen.
Sein einziger Lichtblick war damals der Schatten von Pelgar gewesen. Doch auch dieser hatte ihn im Stich gelassen zu einer Zeit, in der er ihn als Vaterfigur längst angesehen und gebraucht hatte. Warum, das wusste er bis heute nicht.
Und über allem in seinem Leben hatte stets der Name seiner Halbschwester geschwebt, war sie es gewesen, an der er gemessen und für nicht genügend befunden worden war. Wen wunderte es da also, dass er so voller negativer, unbewältigter Gefühle ihr gegenüber war? Noch dazu, wo sein Innenleben mehr als verkümmert und eingeschränkt war bei seiner Vergangenheit, er schon früh gelernt hatte, alles für sich zu behalten, um nicht angreifbar zu sein.
Allerdings hatte auch Eleyna so einiges mit sich rumzuschleppen und so führte die Spirale der gegenseitigen Vorwürfe und Missverständnisse immer schneller, immer tiefer bis zu diesem einen Ausbruch zu unpassender Zeit. Mit dem Ergebnis, dass beide getrennte Wege gehen wollten, unerheblich davon, was sie ursprünglich vorgehabt hatten. Zumindest hatten sie das in seltener Einstimmigkeit vor. Ob das wirklich sonderlich klug war? Weglaufen, anstatt sich dieser Hürde zwischen ihnen noch einmal zu stellen?
Der Nebel jedenfalls verschluckte einen noch recht rasch, sodass das Ren mit dem in mehrfacher Hinsicht verletzten jungen Mischling mit Schemen-Begleitung aus ihrem Blickfeld verschwand. Das hingegen sollte Skýler mit seinem Vögelchen nicht passieren. Aus diesem Grund beeilte sich dieser andere Mischling darum, seine Spuren zu verwischen, seine wenigen Habseligkeiten zu schnappen und sie aufzuhalten, ehe sie für ihn gleichsam verborgen wäre. Ihm gelang das und so brachte er sie mit Worten wie Gesten dazu, stehen zu bleiben und ihm zumindest noch zu zuhören.
Was er ihr zu sagen hatte, war nicht ganz von der Hand zu weisen und klang, mit etwas mehr Ruhe betrachtet, nicht gänzlich unvernünftig. Der Haken daran war allerdings, dass sie einander im Prinzip fremd waren.
Wenn sie schon ihrem eigenen Fleisch und Blut nicht trauen konnte... warum sollte sie das dann bei dem unbekannten Mann tun? Auf der anderen Seite wusste sie nichts von seinen Beweggründen und ahnte nichts von der Verbindung, die es zwischen ihnen gab und wegen der sie ihn besser meiden sollte. In ihren Augen also eigentlich beste Voraussetzungen, dass er so ehrlich wäre, wie er klang, weil er davon keinerlei Vorteile hätte. Abgesehen von weiblicher Gesellschaft mit spitzer Zunge, was durchaus amüsant in einer Gegend wie den Dunsthügeln sein konnte.
Vielleicht, weil er in Wirklichkeit einsam war und sich nachts so allein unwohl fühlte? Nein, vermutlich nicht, auch wenn das ein netter Gedanke sein könnte. Sobald Eleyna wieder für so etwas in Stimmung wäre.
Was noch seine Zeit dauern könnte nach der Heftigkeit des Streits, der womöglich der letzte zwischen ihnen gewesen sein könnte. Ob sie noch an Arvids Reaktion dachte, als sie nach der Besonderheit des Schemens gefragt hatte? Ob sie seine Antwort überhaupt hatte hören wollen, die er in einem Moment der Schwäche und mit einem fast schon sehnsüchtigen Blick in Richtung des helfenden Wesens gemurmelt hatte? "Akzeptanz." Das war es gewesen, nur dieses eine Wort. Und dennoch hatte es ihm so viel bedeutet, das war offensichtlich gewesen. Oder würde sie es verdrängen und ihn versuchen zu vergessen, nachdem er im Nebel verschwunden war?
Wenn es nach Skýler ging, dann wäre dieser Umstand nur ein Vorteil für ihn. Er hatte den Jungen ohnehin eher als lästiges, unverschämtes Anhängsel empfunden, als jemanden, den er am besten so schnell wie möglich loswurde. Dies war nun ohne sein Zutun gelungen, sodass er sich voll und ganz auf Eleyna konzentrieren konnte. Ob ihn dagegen der Streit noch irgendwie interessierte, abgesehen von den Informationen, die er dadurch ungefragt erhalten hatte? Nein, wahrscheinlich nicht, außer, dass er ihn für sich zu nutzen verstehen wollte. Also gab er sich als der verständnisvolle Helfer in der Not.
Passten sie beide als Reisegefährten nicht so oder so viel besser zusammen als die blutsverwandten Geschwister? Arvid war nichts weiter als ein unwissender, beleidigter Bengel, verletzt, ein Hinder- und ein Ärgerniss auf zwei Beinen. Das Ren würde ihn schon irgendwo hintragen und wenn nicht, laufen konnte er mit dieser Verletzung. Und sollte er es nicht schaffen, irgendwo Hilfe zu finden... was kümmerte es den älteren Mischling?
Er dagegen war schließlich erfahren, ruhig, besonnen und hatte mit der Halbelfe keine belastende Vergangenheit aufzuweisen. Noch dazu war er eine angenehme Gesellschaft, wenn er es sein wollte. Wenn Eleyna also klug wäre, würde sie seine Anwesenheit an ihrer Seite akzeptieren, den Jungen vergessen und ihm letzten Endes dorthin folgen, wo er sie insgeheim haben wollte, um seinen Auftrag erfolgreich ausführen zu können.
Schon öffnete sie sich ihm gegenüber tatsächlich etwas mehr, als es vor kurzem noch gewirkt hatte, und schien sich damit anzufreunden, mit ihm den Weg vorläufig weiter zu gehen. Das verschaffte ihm Zeit, sie noch zu anderem zu überzeugen, das ihm zugute käme. Was sollte da also schief gehen? Oh, eine Menge, davon konnten sie beide ausgehen.
Und als hätten die Götter oder das Schicksal nur darauf gewartet, griffen sie in diesem Moment der fast Abmachung ein. Während es für halb-menschliche Ohren wohl nicht mehr hörbar war, könnten elfische Spitzen durchaus ein weit entferntes, bekanntes Röhren vernehmen, gefolgt von Stille und schließlich einem kaum noch wahrnehmbaren, dumpfen Aufprall. Sollte er darauf reagieren? Ihr etwas sagen? Wie auch immer der Spion sich entschied, am Ende kam er nicht mehr zur Umsetzung.
Über ihnen hatte sich der Nebel inzwischen ausgedünnt und eine blasse Sonne zeigte sich hinter ihnen, offenbarte, dass Eleyna tatsächlich einer Spiegelung aufgesessen und schnurstracks zurück Richtung Eisreich gestapft war. Nun ja, zumindest ein paar Schritte weit, schließlich waren sie noch nicht sonderlich weit von ihrem Nachtlager entfernt. Um sie herum jedoch waren die Schwaden auf Augenhöhe noch recht dicht. Und sie waren feucht, verbreiteten dadurch ihren eigenen Geruch und konnten Nasen eine Zeit lang täuschen. Vor allem dann, wenn die Gedanken ohnehin von anderen Themen abgelenkt waren.
Deswegen konnte sich der große, bullige Körper auch relativ nah an sie heran schleichen, ehe er sich als dunkler Schemen im Nebel abzuzeichnen begann. Mit voller Wucht schlug der Geruch von nassem Stier zu und der war alles andere als angenehm. Da war es jedoch für eine Umkehr bereits zu spät, denn auch in ihrem Rücken tauchten eine Handvoll Gestalten auf, ohne sich sofort direkt zu zeigen, aber indem sie sich auffächerten.
Als hätten diese Wesen eine Absprache mit dem Nebel, wurde er nun vor der Sonne immer lichter, ohne ihre Strahlen direkt durchzulassen, und begann obendrein sich bis zur Bodennähe aufzulösen, sodass auch Schatten verschwanden, die Skýler noch für sich hätte nutzen können. Würde er auf andere zurück greifen und für sich nutzen? Lohnte sich das bei dieser Übermacht oder wäre es vorteilhafter, erst einmal abzuwarten und auf eine günstigere Gelegenheit zu lauern? Vielleicht eine ganz brauchbare Idee, schließlich hatte sich ihre Situation unvermittelt gewandelt und waren neue Figuren mit ins Spiel gekommen.
Auf diese Weise sahen sich die beiden Spione unvorbereitet einem Bullen gegenüber, bei dem selbst sie den Kopf anheben mussten, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Wobei... konnte man das denn Gesicht nennen, was sie da entdeckten? Es war ein Stier, passend zu dem Gestank, mit dicken, kräftigen Hörnern, kleinen, zufrieden funkelnden Augen und einer typischen Rindsschnauze, der ihnen entgegen grinste.
Moment... grinste? Ja, tatsächlich schaffte es dieses Maul breit zu grinsen und passte damit besser zu dem Rest dieses Wesens, das eindeutig einen männlichen Körper aufwies. Sah man von den Hufen statt den Füßen ab, natürlich. Oh, und der Kerl war bullig, im wahrsten Sinne des Wortes! Denn er war in etwa so breit wie Eleyna und Skýler zusammen, mit Armen, so dick wie ihre Oberschenkel.
"Na, das nenn' ich mal 'ne Morgenrunde!", röhrte der Kerl sichtlich amüsiert über den Fund. "Nehmt ihr unsere Gastfreundschaft freiwillig an oder müssen wir nachhelfen?", fragte er herausfordernd und sah dabei hauptsächlich Skýler an, wahrscheinlich, weil Eleynas Gesicht noch deutliche Spuren vorheriger Zusammenstöße aufwies. Oder er ging davon aus, dass der Mann des Duos das Sagen hätte.
Welche Antwort, welche Reaktion wurde von ihnen erwartet? Welche wäre die Sinnvollste? Die Unterstützung des Bullen vor ihnen schien voller Energie zu stecken und diese auch loswerden zu müssen. Während der eine leise mit dem Huf scharrte und bei einem trockeneren Boden Staub damit aufgewirbelt hätte, gab es mindestens zwei, die ihre Fingerknöchel hörbar knacken ließen.
Doch mit roher Gewalt gegen diese Wesen vorgehen? Nein, das war wohl kaum der geeignete Ausweg aus dieser plötzlich so verzwickten Lage. Widerstandslos folgen? Nun ja, auch nicht wirklich angenehm. Nur... gab es eine andere Möglichkeit?
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 17. Januar 2024, 20:45

„Geistergeschichten? Dafür bin ich zu alt. Gerüchte hin oder her, Fiórge!“ Eleyna nahm sein Argument nicht ernst, was für ihn völlig in Ordnung war, doch wunderte es ihn ein wenig. Immerhin gab es in ganz Celcia Geistermagier und Schamanen, auch wenn diese Formen nicht ganz so häufig vorzukommen schienen, wie die Elementarmagien. An Geister zu glauben war daher nicht ganz so verrückt, wie es für manche Ohren klang, auch wenn diese für normale Leute unsichtbar zu sein schienen.
In seiner Ausbildung waren die bekannten Magien durchaus besprochen worden, damit man im Falle einer Konfrontation eine Strategie vorzuweisen hatte, oder sich erarbeiten konnte. Ský glaubte, dass auch Eleyna all dies in ihrer Ausbildung zum Spion thematisiert hatte. Sollte er sich irren?
Wie stand es eigentlich um ihre magischen Fähigkeiten? Sollte sie welche haben, sollte er sich bemühen schnell mehr herauszufinden, denn das könnte für ihn einiges einfacher machen. So oder so, ob sie nun an Geister glaubte, war im Grunde unwichtig. Er selbst konnte immerhin auch noch nicht behaupten aktiv einem begegnet zu sein, wenn man das Glöckchen nicht dazuzählen wollte.
Die beiden Mischlinge betrachtete einander. Sie skeptisch, er abwartend. Es war deutlich, dass Eleyna versuchte ihn und ganz besonders den Wahrheitsgehalt seiner Worte einzuschätzen. Doch leider würde das nicht einmal Skýlers Mutter – so wäre sie noch am Leben – gelingen. Er besaß eine hervorragende Kontrolle über seine Mimik, aus der man keine Informationen entnehmen konnte, sollte er dies nicht wollen. Ihr Misstrauen hingegen war eine interessante Reaktion, die ihm wieder ein wenig mehr über sie verriet. Nur jemand, der betrogen, verletzt und ausgenutzt wurde und befürchten musste, dass dies wieder geschehen könnte, würde so reagieren. Aber traf das nicht auch auf ihn zu? In gewisser Weise schon, doch hatte er derzeit keinen Grund sich verfolgt zu fühlen. Das Einzige, was er, seitens Krazhians und der Spinne, als unbequemen Zwischenfall erwarten konnte, war ein Loyalitätstest. Eleyna hingegen – sein Vögelchen hatte gesungen und war gerade drauf und dran aufzufliegen. Was genau sie angestellt hatte, war auch ihm noch nicht bekannt, doch eine Schwachstelle, als die der Informant sie bezeichnet hatte, hatte vermutlich verräterische Tätigkeiten auf ihrem Konto. Und eine Spinne duldete keine Schwachstellen.
War Eleyna wirklich eine Spionin oder anderweitige Untergebene der Spinne war ihr dieser Umstand sicher bewusst. Da war es vermutlich nur natürlich, dass sie sich verfolgt fühlte und jedem misstraute. Oder besser gesagt misstrauen musste, wenn sie überleben wollte. Zu Vertrauen hieß eine Schwäche zuzulassen. Das Sehnen nach einer verlässlichen Schulter war trügerisch und verführte einen zu Unachtsamkeit und Leichtsinn. Alles Eigenschaften, die jemand wie Skýler zu nutzen wusste und als Handwerkszeug missbrauchte. Und in Eleynas Fall erkannte er, dass seine Worte begannen bei ihr zu wirken!
„Es gibt gewiss schlimmeres. Mit dem Kindskopf zu reisen, zum Beispiel!“, scherzte sie mit einem kleinen Lächeln, nachdem er ihr vernünftige Gründe für sein bleiben genannt und ihren körperlichen Zustand in die Waagschale geworfen hatte. Er registrierte ihr Lächeln und legte in seinen Blick einen etwas weicheren Ausdruck, während er den Mund in einem Schmunzeln zur linken Seite verzog.
„Was das betrifft hat sich die Aussicht doch deutlich gebessert!“, scherzte er zurück und setzte sich halbernst und dadurch auf eine eigentlich sympathische Weise, mit einer leicht arrogant-inszenierten Geste des durch die Haare Greifens, in Szene. Er zeigte ihr Eigenhumor und nachdem er die Hand wieder aus den Haaren zog, schenkte er ihr ein schwaches Grinsen. Bis es langsam erstarb und ihn wieder zu dem ernst- und gewissenhaften Kerl machte, den sie bereits kennengelernt hatte. Nun war er am Zug und spielte seine Karten, die er sich gedanklich sorgfältig zurechtgelegt hatte.
Skýler bot der Halbelfe eine metaphorische Hand – Hilfe, die sie nicht einzuschränken schien. Anders als Arvid zweifelte er nicht ihre Worte oder Entscheidungen an, oder gab ihr das Gefühl dumm und unfähig zu sein. Dafür war er tatsächlich zu stark davon überzeugt, dass sie eine fähige Person war. Dennoch kam ihm der Streit der Geschwister und die Nörgeleien, wie auch Kleinredereien des Bruders nun zu Gute. Denn dagegen schien er wirklich die bessere Reisegesellschaft zu sein. Noch dazu versprach er ihr nicht das Blaue vom Himmel, sondern behielt seinen eigenen Umhang von Integrität und Verschwiegenheit, was ihre Neugierde steigern und ihren Argwohn besänftigen könnte.
Vielleicht war es tatsächlich eine Art von Grausamkeit, die er hier gerade anwandte. Der Spion war kalkulierend und plante beinahe jede Handlung geradezu strategisch. Obwohl er sich durchaus eingestehen konnte, dass ihm Eleyna durchaus sympathisch war, wodurch ihm manches sogar beinahe noch leichter fiel. Lug und Trug war sein Geschäft und vermutlich so normal wie das Atmen. Allerdings besaß er dieses Mal ein Eigeninteresse an diesem Fall. Der Verrat, den er bislang nie weiter als in einem kleinen, unbedeutenden Gedankenspiel, vollzogen hatte, stand hier in Form einer hübschen, Halbelfe vor ihm, die entweder äußerst wagemutig oder völlig irre war, diesen Weg gewählt zu haben. Und das war das Besondere daran. Eleyna war für ihn interessant und das war im Grunde ein erstes Mal – noch dazu ein Gefährliches.
Wie er erwartet hatte, folgte auf seine Worte die Frage: „Warum?“ Und wie zuvor schon zurechtgelegt, antwortete er ihr und gab ihr mit diesen Worten den Hauch von dem, was sie sich insgeheim zu ersehnen schien: den Anschein nach einer verlässlichen, soziale Beziehung – das Sorgen eines anderen um ihre Person.
Es war mehr das Erwecken einer Hoffnung, als das Darbieten einer Tatsache. Es war … ihre Entscheidung und diese überließ er ihr völlig bewusst. Nur sie alleine wusste, was ihr durch den Kopf ging. Aber er hatte ihr vorteilhafte Gründe geliefert, die für ihn als Reisegefährten sprachen – ähnlich, wie gute Spielkarten, die ihr Blatt verbessern konnten – je nachdem, wie sie selbst diese zu legen wusste. Ob sie etwas daraus machen würde?
Ihr Blick tastete seine Gesichtszüge ab, während er sie einfach nur abwartend und ruhig betrachtete. Es war Eleyna anzusehen, dass sie über eine Entscheidung nachdachte, das Für und Wider abzuwägen versuchte. Bis sie offenbar zu einem Entschluss fand.
„Und du schwörst, dass ich dich nicht von irgendetwas abhalte?“, fragte sie, woraufhin er in einer recht lockeren Geste die Hände in die Seitentaschen seines Mantels schob und mit einem feinen Lächeln, mit dem Kopf schüttelte.
„Du hältst mich von nichts ab!“, versprach er ihr wahrheitsgemäß, woraufhin von ihrer Seite ein tiefes Seufzen zu hören war.
„Ich werde das bestimmt bereuen…“, murmelte die Elfe, als könnte sie selbst nicht glauben, dass sie dem, vermutlich mehrfach verletztem Vertrauen, eine erneute Chance gab.
„Also gut. Bis zur nächsten Stadt. Danach tust du, was immer du… halt tust!“ Eleynas Augen funkelten leicht, auch wenn sie keine direkte Begeisterung über ihre gewonnene Reisebegleitung zeigte. Ský zeigte ein, für ihn recht selten, offenes Grinsen und nickte noch einmal auf ihre fordernden Worte hin.
„Einverstanden!“, erwiderte er knapp, ehe auch diese Emotion recht schnell wieder einem neutralem Gesichtsausdruck wich. Weder ging er auf ihre Befürchtung ein, dass sie diese Entscheidung bereuen könnte, noch negierte er sie. Es war nicht so, dass er Lügen scheute, doch hatte er in den vielen Jahren seines Lebens verstanden, dass eine Lüge umso glaubhafter war, je näher sie sich an der Wahrheit orientierte. Und Schweigen konnte eben Gold sein!
Ihre gemeinsame Reise begann also! Für alle beide war es irgendwo merkwürdig, dass neben ihnen eine andere und fremde Person lief. Eleyna rätselte vermutlich über ihn und zweifelte, ob ihre Entscheidung die Richtige gewesen war. Skýler hingegen war es nicht gewohnt aktiv eine Gesellschaft bei einem Auftrag zu haben, auch nicht, wenn die Person das Zielobjekt war. Normalerweise hielt er sich im Schatten auf, verborgen und unerkannt. Doch diese sonderbare Ausnahme schien ihm nicht einmal zu missfallen, was wahrscheinlich an Eleynas Persönlichkeit liegen könnte. Mit ihr, so glaubte er, würde es sicher nicht langweilig werden!

Ein paar Minuten waren sie nun schon gegangen und dem aufmerksamen Beobachter könnte auffallen, dass Skýler, gleich dem neldorethischen Volk, vom dem er teilweise abstammte, äußerst leise gehen konnte. Sie gingen nebeneinander und schienen beide teilweise mit ihren Gedanken beschäftigt zu sein, denn anfänglich wollte sich keine rege Unterhaltung einstellen. Skýler’s feine Ohren konnten schwach, seltsame Geräusche wahrnehmen, weshalb er sich hier und da umsah, jedoch konnte er dank des Nebels, der sich durch die Kälte hartnäckig hielt, nichts erkennen. Dennoch wuchs ein unterschwelliger Argwohn heran. Konnte das der Bengel sein, der sich vielleicht doch noch umentschieden hatte und nun seiner Schwester folgte?
„Sind das neldorethische Stiefel?“, fragte plötzlich Eleyna, woraufhin Skýlers Aufmerksamkeit zu ihr wanderte, ehe er kurz zu seinem Schuhwerk hinab sah.
„In der Tat. Deswegen war ich auch keineswegs amüsiert, dass dieses Ding sie mit glühender Kohle beschädigt hat.“, gab er offen zu, während er den neuerlich aufkeimenden Ärger hinunterzuschlucken versuchte. Was ihm nur grummeln gelang. Es gab eben ein paar Dinge, bei denen auch er empfindlich war und die ihm etwas wert zu sein schienen. Wieder lenkte ein Geräusch seinen Blick zur Seite. Dieses Mal hatte es so geklungen, als sei etwas auf dem harten Boden aufgekommen, ähnlich wie beim Schlittenunfall am gestrigen Abend, bei dem Arvid ihm vor die Füße geschlittert war.
Hat es den Kleinen nun doch vom Ren gerissen?, fragte er sich mit wenig Empathie, aber durchaus dem abwägen, ob er Eleyna darauf aufmerksam machen sollte. Eigentlich wollte er diese angenehme Zweisamkeit nicht durch ein streitendes Geschwisterpaar eintauschen.
„Ich bin mir sicher, mit etwas Walfett, würde man den Brandfleck wegbekommen…“, warf die Halbelfe beinahe tröstend ein, doch ein weiterer Laut – ein plötzliches Knacken verhinderte die Antwort des Spions. Er blieb mit einem Mal stehen und griff nach ihrem Arm, während sein Blick suchend und voller Argwohn von einer Stelle zur Nächsten huschte. Hier stimmte etwas nicht! Das wurde ihm nun klar und auch, dass die Geräusche zu oft hintereinander und aus zu verschiedenen Richtungen kamen.
Ein alarmierender und warnender Blick durch verengte graue Augen glitt über ihre Züge, doch vermutlich hatte auch Eleyna etwas bemerkt…
Die kalte und feucht-neblige Luft begann schwach einen animalischen Geruch an ihre Nasen zu transportieren, ehe sich vor ihnen ein dunkler Schemen auf der Nebelwand abzeichnete. Skýler hatte sie mittlerweile losgelassen. In seinem Kopf arbeitete es bereits. Solch einen Zwischenfall konnte er nun wirklich nicht gebrauchen!
Ich weiß, warum ich nie zu Göttern bete. Diese launischen, höheren Wesen sorgen nicht ein Mal für einen reibungslosen Ablauf!, fluchte er leise, während sie beide beobachten konnten, wie sich ein bulliger menschlicher Mannskörper und der Kopf eines Stieres aus dem Nebel schälte. Gedanklich lösten sich nun weitaus mehr Flüche. Die Begegnung mit einem Minotaurus konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen! Und noch weniger mit mehreren dieser Rindviecher auf einmal. Doch leider waren diese Wesen selten alleine anzutreffen.
Die grauen Augen wandten sich zurück und wirkten nicht überrascht, als sich nach und nach ein Kreis aus diesen Wesen bildete, der sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschloss.
Verflucht noch eins! Sein Wissen über diese eigene Hybriden-Rasse war nicht besonders ausladend, aber er wusste, dass sie als äußerst gewaltbereit galten und nicht gerade ausgeglichene und ruhige Zeitgenossen waren. Dennoch – eine Begegnung mit ihnen in den Dunsthügeln war nicht unbedingt wahrscheinlich. Was also bewegte sie dazu sich ausgerechnet ihnen in den Weg zu stellen?
Das vordere Viech grinste ihnen entgegen, doch Skýler verzog keine Miene. Er fixierte den Bullenmann, der vermutlich der Herdenführer war. Eleyna zog er weder näher, noch hinter sich, was so oder so nichts gebracht hätte. Er überließ es ihr, ob sie sich näher an ihn stellen würde, doch war die Entscheidung bereits gefallen, dass er für ihre Sicherheit sorgen würde. Denn sein Auftrag war nicht klar: Er hatte vielleicht die Zielperson gefunden, nach der er entsandt worden war, doch was weiter geschehen sollte, war noch nicht kommuniziert worden. Und solange musste er für ihr Überleben und am besten auch ihre Unversehrtheit garantieren.
An und für sich würde er dem Vögelchen, mit dem Hintergrund ebenfalls ein Spion zu sein, zutrauen sich durchaus verteidigen zu können. Doch so sehr sie ihren körperlichen Zustand auch zu vertuschen und zu verharmlosen versuchte, Sky hatte bemerkt, dass sie keineswegs auf der Höhe war. Sollte es also nötig sein, würde er einschreiten!
„Na, das nenn' ich mal 'ne Morgenrunde!“, röhrte der Kerl sichtlich amüsiert über den Fund, ehe er feixend fragte: „Nehmt ihr unsere Gastfreundschaft freiwillig an oder müssen wir nachhelfen?“
Die Lippen des Mischlings zuckten in einem stummen Schnalzen und sein Grau wurde deutlich dunkler, wie der Himmel bei einem Sturm. Der Moschusgeruch biss in seiner Nase und er hegte keine Bedürfnisse daran diesem Geruch lange ausgesetzt zu sein. Doch leider waren seine Möglichkeiten begrenzt. Analysierend wie er war, hatte er schon mehrere Szenarien gedanklich durchgespielt. Er war durchaus fähig zu kämpfen, doch war die Anzahl der Minotauren ein großer Nachteil für ihn. Körperlich war er unterlegen, da machte er sich keinerlei Illusionen. Aber mit seiner Magie hatte er einen Vorteil, den man nicht unterschätzen durfte. Er besaß selbst für sein Alter eine außergewöhnliche Stärke über die Schatten. Doch war Angriff hier der beste Zug? Sein Blick sah kurz zu Eleyna. Wäre er alleine sähe die Sache anders aus, doch in ihrem Zustand würden sie vermutlich bei einer Flucht nicht der Ausdauer dieser Halbwesen standhalten können.
Den Kopf ganz leicht in Richtung Nacken legend, so dass sich selbst bei diesem Hünenwesen sein Blick ein wenig von oben hinab richtete, begegnete er wieder den dunklen Stieraugen.
„Darf ich fragen, womit wir diese freundliche Einladung verdient haben?“, fragte er, weiterhin mit einer Ruhe, die manch einen schon ein wenig provozieren konnte. Und wenn das noch nicht genug wäre verzog sich sein Mund ganz leicht zur Seite, ein feines Lächeln im Mundwinkel versteckt. Skýler bot ihm zumindest nonverbal und rein von der Gestik und Mimik her die Stirn.
„Bevor wir uns dazu überreden lassen euer freundliches Angebot anzunehmen, seid ihr doch sicher so zuvorkommend uns genauere Details über unseren Aufenthalt zu verraten!“ In seiner Stimme lag eine solide Festigkeit und seine Lippen zogen sich zu einem Lächeln, das freundlich hätte wirken können, hätte es auch die Augen des Mischlings erreicht. Die ganze Zeit lag die Hälfte seiner Aufmerksamkeit auf Eleyna, die er gerade zwar nicht ansah, doch trotzdem nicht vollends außer Acht ließ. Er konnte sie – wie sie reagieren würde, nicht einschätzen und musste dahingehend auf alles gefasst sein – inklusive den Reaktionen jeden einzelnen Minotaurus.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 20. Januar 2024, 21:45

Wenn Skyler gewusst hätte, wer Eleyna war – wirklich war-, er hätte wohl an den kleinen, hoffnungsvollen Gott Feylin geglaubt und zu ihm gebetet. Dann wäre ihm gewiss die Existenz der Götter bewusst geworden, denn diesen Zufall konnte man sich kaum ausrechnen. Allerdings glaubte er noch daran, dass sie lediglich eine abtrünnige Spionin wäre, die irgendwo bei irgendwem falsch geplaudert hatte. Und nicht mal darüber war er sich wirklich sicher. So musste er seine Ambitionen ihr gegenüber eben in etwas verpacken, dass sie nicht misstrauischer werden ließ als sie ohnehin schon war. Und er bewies ein feines Können darin, die Stimmung der Halbelfe einzufangen. Als Spion keine Seltenheit, doch Skýler traf die richtigen Töne. Eleyna war derweil in einem Zustand, da sie das Spion-Sein nur noch automatisch anwandte. Sie tat es längst nicht mehr bewusst, denn sie identifizierte sich nicht mit ihrer Ausbildung oder ihrer Entscheidung, für die Menschen gegen die Dunklen zu agieren. Eleyna wollte davon loskommen. Der Bruch mit Arrond hatte sie so sehr getroffen, dass sie sich vollkommen verlassen fühlte. Die ungesunde, unbeständige Beziehung – oder was auch immer – zu dem Meisterspion der Dunklen war eine weitere Kerbe in dieser Farce und sie taumelte. Sie wusste nicht mehr, wohin sie sollte und sie brauchte Ruhe und Zeit, sich ihre nächsten Schritte gut überlegen zu können. Skýler- oder besser Fiórge-, war da eine angenehme Möglichkeit, alles mal für eine winzige Weile von sich zu schieben. Und er entpuppte sich als… Möglichkeit. Möglichkeit dergestalt, dass sie Hilfe erwarten konnte, die vielleicht nichts erwartete. Er erschien ihr ehrlich zu sein, obwohl sie seine Beweggründe trotzdem anzweifelte. Andererseits war seine Argumentation nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Sie wusste, sie war vollkommen lädiert und nicht in der Lage, jede Situation vollkommen unversehrt zu überstehen. Trotzdem fiel es ihr schlicht nicht leicht, zu vertrauen. Welch Wunder. Auf seinen erwiderten Scherz hatte sie leise aufgelacht, doch wurde sie daraufhin wieder nachdenklicher. Fiórge konnte mühelos erkennen, wie sehr sie mit sich haderte. Nachdem die beiden sich geeinigt hatten, waren die ersten Schritte irgendwie seltsam. Für beide schien es nicht gängig zu sein, sich nun in Gesellschaft zu befinden. Wobei es zumindest bei Eleyna weniger um die Gesellschaft als die Tatsache ging, dass er ein vollkommen Fremder war und sie seine Hilfe so direkt angenommen hatte.

Also stellte sie eine unverfängliche Frage, die sich jedoch hintergründig noch um etwas anderes drehte. Fiórge ging so leise, dass sie instinktiv begann, Puzzleteile zusammenzusetzen. Dass er nicht Reinrassig war, hatte sie sofort erkannt. Jetzt aber fügten sich Teile zusammen, die sie glauben ließen, dass er vielleicht zu Teilen von dort stammte. Denn die Elfen in Neryan hatten kein so gutes Schicksal ereilt, nachdem die Dunkle Armee die Machtübernahme überall auf der Welt plante. Seine Antwort ließ sie zumindest in die Richtung denken, während er offenbar etwas hörte, was ihr, ob der Menschlichkeit, verborgen blieb. So schritt sie weiter und bemerkte erst zu spät, dass er alarmiert wirkte. Sie wandte sich um, weil er ihr Handgelenk packte und hob die Augenbrauen, was los sei, bevor sie seinen warnenden Blick auffing. Sofort sah sie sich um, brauchte nichts weiter, um auf der Hut zu sein. Doch zu spät. Bereits ein Blick zur Seite offenbarte das Dilemma. Eleyna keuchte und presste die Lippen aufeinander. Das war jetzt wirklich nicht der Moment für so etwas! Die Elfe wich dennoch zurück. Das lag allerdings nicht daran, dass sie bei Fiórge Schutz suchte, denn dieses Denken lag ihr fern, es galt lediglich der Möglichkeit, sich etwas mehr Platz zu verschaffen, um sich notfalls verteidigen zu können. Wenn der Gegner einen Extraschritt machen musste, hatte sie mehr Zeit für etwaige Pläne. Auf die Frage des Minotauren, ob sie seine Gastfreundschaft ohne Widerworte annähmen, schnaubte Eleyna nur. Gastfreundschaft… klar.
Sie blickte dem Stier in die Augen und zeigte von sich aus keine Angst. Auch der Blick von Fiórge offenbarte ihm, dass sie gar nicht an ihren Zustand dachte, sondern sofort in eine Haltung ging, die durchaus darauf schließen ließ, dass sie sich auch so verteidigen würde, wenn es sein musste. Darauf war sie geschult. Der Mischling neben ihr aber war es, der zuerst ein paar Worte verlor und so ein Losschlagen ihrerseits verhinderte: „Darf ich fragen, womit wir diese freundliche Einladung verdient haben?“ Eleyna blickte hinter sich und erkannte die weiteren Bullen. Sie ächzte innerlich. Sie konnte nicht gegen alle vorgehen. Und sie wusste ja nicht, wie versiert der Mischling neben ihr im Kampf war. Im Gegensatz zu ihm, wusste sie gar nichts über ihn. Nur, dass er eben nicht typisch wie jemand reagierte, der scheinbar nur reiste… wieder eine Kerbe in dem Holz, dass er kein einfacher Händler wäre. „Bevor wir uns dazu ‚überreden lassen‘ euer freundliches Angebot anzunehmen, seid ihr doch sicher so zuvorkommend uns genauere Details über unseren Aufenthalt zu verraten!“ Eleyna blieb wachsam und strahlte trotz ihres lädierten Äußeren eine gewisse Stärke und Zähigkeit aus. Das Unbeständige und Verletzliche war wie fortgewischt. Sie hörte die Drohgebärden in ihrem Rücken und warf jenen Bullen funkelnde Blicke zu. Sie würde es ihnen nicht leichtmachen! Darauf konnten sie Gift nehmen! Aber bevor Eleyna den Versuch wagen konnte, überhaupt loszuschlagen – denn dieses Ärgernis wollte sie am liebsten so schnell wie möglich beiseite räumen – da spürte sie ein seltsames Gefühl in sich. Sofort lockerte sich ihre angriffslustige Haltung und ihre Aufmerksamkeit rutschte auf ihr Innerstes. Sie spürte, wie sich ihr Unterleib zusammenzog und krampfte. Ein Schmerz durchzog sie und sie keuchte kurz. Dann war es wieder vorbei.
Die Spionin atmete noch etwas gepresst und versuchte zu verbergen, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Dann straffte sie die Schultern und betrachtete den Stier vor sich. „Scheiß drauf. Schlimmer kann es einfach nicht werden.“, murrte sie genervt und sichtlich abgelenkt von etwas. Bildete sie sich das ein oder blutete sie gerade? Sie sah nicht nach und versuchte es zu überspielen… aber wann forderte all das Tribut? Wie lange konnte ein Körper Schmerz, Stress und rohe Gewalt ertragen, bis sich alles rächte? Eleyna reckte das Kinn und sah kühl zum Minotauren. „Was soll das hier werden? Wir sind auf der Durchreise und wie ich das sehe, seid ihr nicht die Herren dieser Lande!“, hielt sie ihm mit fester Stimme vor. „Ihr habt kein Recht, uns am Weitergehen zu hindern!“, rief sie den Stieren ins Gedächtnis und verschränkte die Arme. Auch, um sich mit einem beherzten Griff an den eigenen Arm davon abzulenken, dass die Schmerzen nicht aufhörten.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Januar 2024, 21:07

Es wäre gar nicht so schlecht, sich ein wenig den Glauben an Geister und dergleichen Gestalten zu bewahren. Celcia war reich an solchen Wesen, reicher vermutlich, als sich die übrigen Bewohner ausmalen konnten. Ganz zu schweigen von all den Möglichkeiten, die durch Magie entstehen mochten. Doch im Moment hatte Eleyna so oder so viel pragmatischere Probleme zu bewältigen.
Unter anderem jenes, dass sie unvermittelt allein weiter reisen müsste, nachdem sie sich mit ihrem Halbbruder überworfen hatte. Endgültig? Nun, das blieb abzuwarten, sofern sie sich nicht völlig aus den Augen verloren. Was in diesem Nebel mehr als leicht passieren konnte.
Entsprechend eilig hatte es Skýler, der dadurch eine Verbesserung seiner Chancen witterte, seine wenigen Habseligkeiten zusammen zu packen und ihr zu folgen. Tatsächlich erwischte er sie noch und konnte sie relativ einfach aufhalten ebenso wie zum Nachdenken bringen. Der Weg mit Arvid war, vermutlich wegen ihrer Blutsverwandtschaft, alles andere als angenehm gewesen, mochte er diesen Überfall in Estria inszeniert haben oder auch nicht.
Schlimmer könnte es somit vermutlich kaum kommen für sie, oder? Warum also nicht mit einem vollkommen Fremden weiter gehen, mit dem sie keine belastende Vergangenheit teilte? Das hatte anfangs mit Laogh ja auch ganz gut geklappt... zumindest für ihre Verhältnisse, denn sie war ihm durchaus sehr gut bekannt gewesen. Dass sich die Geschichte gerade ein wenig zu wiederholen begann, konnte sie nicht ahnen.
Stattdessen wirkten seine Worte, sickerten bei ihr ein und beeinflussten ihre Entscheidung. Er wusste eben, wie er damit umzugehen hatte, um seine Ziele erreichen zu können. Dass sie im Moment verletzlich und schwach war, kam ihr dabei nur zugute. Das gab ihm Auftrieb, denn es wäre wichtig, ihr Vertrauen zu erringen, um... es am Ende zu verraten.
Oder etwa nicht? Was, wenn er der Versuchung erläge, herausfinden zu wollen, auf welche Weise sie die Schwachstelle im Netz der Spinne darstellte, und das als Anlass nehme, um über eigene, konkretere Fluchtpläne nachzudenken? Nein, nicht zu weit voraus denken, so etwas bot immer viel zu viele Risiken. Besser einen Schritt nach dem anderen gehen und zugleich das große Ganze nicht aus den Augen lassen!
Somit einigten sie sich schließlich darauf, den Weg vorläufig einmal zusammen zu beschreiten. Wohin auch immer dieser sie führen mochte. Ungewohnt für die beiden Spione, denn im Gegensatz zu damals mit dem Schatten gab es keinen Faden, der sich leicht aufgreifen und zu einem Gespräch spinnen ließ. Oder sich zu einem hitzigen Streit mit noch hitzigerer Versöhnung entwickeln konnte.
Trotzdem war es am Ende Eleyna, die, vielleicht dank ihrer menschlichen Seite, einen ersten Versuch startete. Es war etwas Naheliegendes und zugleich etwas, das ihr ein bisschen Aufschluss über die Herkunft ihres neuen Begleiters geben konnte, über den sie einfach noch viel zu wenig wusste. Doch bis zur nächsten Siedlung gäbe es ausreichend Zeit, um sich näher kennen zu lernen. Zumindest hätten sie diese haben können, wenn es nicht zu einem Zwischenfall gekommen wäre, der so nicht zu erwarten gewesen war.
Während der weibliche Part des Duos aufgrund ihrer nur halbelflischen Abstammung eher wie ein Mensch hörte, waren die Spitzohren des anderen um einiges schärfer. So vernahm er, wenngleich sehr leise und kaum noch wahrnehmbar, ein leises, protestierendes Hören, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
Sollte er sie darauf hinweisen oder nicht? Was, wenn der kleine Hosenscheißer aufgrund von Schmerzen Hilfe bräuchte? Konnte ihm eigentlich egal sein, genauso wie der Umstand, dass der Junge ohne Unterstützung hier und völlig allein zugrunde gehen würde. Wobei... völlig allein war er nicht, er hatte ja den Schemen bei sich. Die Zwei hatten sich ja prächtig verstanden, dann könnten sie auch nur mit sich klar kommen! Und dennoch... würde sich bei ihm ein Hauch von Gewissen regen, eben, weil es sich dabei um Eleynas Bruder handelte? Oder wäre es für ihn nichts weiter als ein Kollateralschaden, über den er sich wenigstens ab jetzt keine Gedanken mehr machen musste?
Ehe er jedoch eine endgültige Entscheidung treffen und umsetzen konnte, zeigte sich, dass er sich über ganz anderes zu sorgen hatte. An was genau es lag, dass es diesem penetrant riechenden Fell gelungen war, ihnen viel zu nahe zu kommen, es war passiert und das musste sie beide alarmieren. Nicht nur, weil sich plötzlich eine Bedrohung um sie herum aufbaute, sondern eben weil ihr das gelungen war. Später, jetzt galt es vorerst einmal, mit dieser neuen Wendung zurecht und so heil wie möglich wieder heraus zu kommen.
Es war schon einmal ein Vorteil, dass sie nicht sofort als Rammbock genommen wurden. Doch war nun erst recht Vorsicht geboten, denn die Stimmung könnte rasch kippen und diesen Wesen, die eine Mischung aus Stier und Zweibeiner darstellten, die Lust eingeben, nachzuholen, was sie bislang verabsäumt hätten. Vor allem, weil sie ihrem Naturell entsprechend in der Gruppe auftraten und die zwei Mischlinge geschickt umkreist hatten. Eine Flucht war sinnlos, das war von Anfang an klar.
Aber warum waren die hier? Was wollten sie von ihnen?
Schon ergriff der Anführer das Wort und warf sich in die breite, viel zu muskulöse Brust, machte deutlich, dass er es gewohnt war, dass man ihm folgte. Kleinigkeiten zeugten davon, dass er sich diese Position erkämpft hatte und sie ihm nicht zugefallen war. Hier ein feiner, hellerer Strich auf der Schnauze, da ein Stückchen Ohr das fehlte, dort ein dunklerer Kratzer auf dem Horn, das trotzdem ganz geblieben war. Vom Rest des Körpers war dank Kleidung wenig Detail zu erkennen, jedoch wären Kampfspuren ebenfalls darauf zu finden.
Entsprechend war auch sein Grinsen eine Mischung aus Zufriedenheit und Herausforderung, so, als wolle er den Reisenden gleich von Anfang an klar machen, dass sie sich ruhig gegen ihn wehren könnten. Es würde ihnen nur nichts weiter als Schmerzen bringen. Dazu passte auch seine Begrüßung ebenso wie der Umstand, dass er ziemlich schnell zum eigentlichen Kern überging.
Und das war nichts, das die Mischlinge begeistern konnte. Während von Eleyna ein abfälliges Schnauben kam, ließ sich Skýler zu einer verbalen Antwort herab. Dies und beider ablehnende Haltung oder auch der Umstand, dass sie nicht sofort zustimmten und sich zu sträuben versuchten, erheiterten den Minotaurus vor ihnen. Er lachte tief und kehlig auf, die Hände in die Seite gestemmt.
Als er damit fertig war, grinste er noch breiter und seinerseits herausfordernder, als warte er nur darauf, bei einem Angriff seiner neuen Gäste zu siegen. Gleichzeitig jedoch winkte er lässig ab. "Ach, nur das Übliche. Ich kenn' da jemanden, der kennt jemand, der jemanden kennt und..."
In diesem Moment hob zu Eleynas Linker einer der Minotauren die Hand, um Aufmerksamkeit zu erregen. "Äh, Chef... Das war ein jemand zu viel.", wies er den Anführer kleinlaut und trotzdem fast schon todesmutig auf diesen Verzähler hin.
Der Unmut des so Getadelten ließ keinen Wimpernschlag lang auf sich warten. "Klappe, du Hornochse, du untergräbst hier meine Autorität!", grollte er in die Richtung des Hilfreichen, der ein wenig zu schrumpfen schien. Und von seinem Nebenstier angestoßen und schadenfroh angegrinst wurde.
Der Chef hingegen schnaufte und schüttelte leicht den Kopf, als müsse er diesen wieder klar bekommen. "Also, wo war ich?"
Von Skýlers Rechten kam es unterstützend:"Bei jemand, der jemanden kennt!"
Der Anführer nickte ihm knapp zu und gewann sein provokantes, überhebliches Grinsen zurück. "Ah ja, richtig, also, jemand, der kennt jemanden und..." Er brach ab, schnaufte erneut sehr stiermäßig und winkte ein weiteres Mal ab. "Ach, ist ja egal. Da ist eben jemandem was passiert und da helf' ich natürlich gleich. Noch Fragen?"
"Äh, ja, hier, ich! Wann gibt's was zu beißen?", mischte sich einer der Minotauren hinter den Mischlingen ein und fing sich einen mörderischen Blick ein, der direkt zwischen den Beiden durchgeschickt wurde.
"Klappe zu!" Doch auch sein Magen reagierte auf dieses Thema und grummelte vernehmlich. Der Chef brummte unzufrieden und deutete ein Kopfschütteln an. "Also, da ja jetzt alles geklärt ist, dort geht's lang!", wies er ihnen den Weg, ohne sich darum zu kümmern, ob sie einverstanden waren oder nicht. Er ging einfach davon aus, jetzt endlich seinen Willen zu bekommen.
Allerdings dachte die Halbelfe nicht daran und wo ihr Begleiter es noch mit, vermeintlicher, Diplomatie versucht hatte, da kam sie direkt auf ihre Ablehnung zu sprechen. Der Blick des Minotaurus legte sich auf sie und er musterte sie abschätzig von Kopf bis Fuß. Was auch immer er von ihr zu halten schien... sonderlich positiv dürfte es nicht ausfallen bei dem überheblichen Funkeln in seinen Augen.
"Wer sagt denn etwas von hindern? Wir werden euch lediglich... ein wenig begleiten... oder eher ihr uns. Oder wir uns gegenseitig, ihr wisst schon, was ich meine!", verhaspelte er sich in seinen eigenen Gedanken und winkte ab, als wolle er irgendwas davon verscheuchen. Seine Verwirrung, ihre Verneinung oder den Nebel, irgendetwas würde schon dazu passen.
Tatsächlich lockerten sich jetzt endlich die Schwaden um sie herum und gaben neben dem besseren Blick auf die Gruppe um sie herum noch etwas preis. Sobald sie schräg nach links vor sehen würden, könnten sie beide erkennen, dass zu den Minotauren um sie herum noch drei weitere gehörten, die sich allerdings bereits in Richtung Nordosten bewegten.
Einer hatte dabei das friedlich und beinahe schon niedlich klein wirkende Ren am Zügel gepackt und ein anderer hatte sich den bewusstlosen Arvid über die Schulter geworfen, der somit noch hilfloser und lebloser herum baumelte bei jedem Schritt, der danach gemacht wurde. So weit voneinander entfernt hatten sich die Halbgeschwister in all dem Nebel also nicht. Zufall? Oder ein Wink? Und was nun?
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 22. Januar 2024, 20:49

Dass sich Eleyna anhand der Informationen, die sie ihm offen zur Verfügung stellte und zeigte, ein Bild von ihm zusammenreimen konnte, störte Skýler nicht. Er hatte in der Nacht sein weiteres Vorgehen gut durchdacht und war zum Schluss gekommen, dass er es selbst etwas zu anstrengend fand sich die ganze Zeit zu verstellen, nur um sie zu überzeugen, dass er sie begleiten sollte. Das Misstrauen war Eleyna, sollte sie eine Spionin sein, quasi in die Wiege gelegt worden. Ähnlich wie ihm und es machte seines Erachtens nach nichts unglaubwürdiger, wenn man sich als zu rechtschaffen und perfekt darstellte. Es waren die kleinen Fehler, die Geheimnisse, das Unvorhersehbare, das Unbekannte, das anzog und neugierig machte. Und es konnte weitaus besser das Vertrauen schüren, als wiederholte Versprechen, dass er es nur gut mit ihr meinen würde.
Die Rolle, die er also beschloss zu spielen war … quasi auf ihn zugeschnitten. Denn er beschloss sich nicht die ganze Zeit zu verstellen und die Wahrheit lediglich den Umständen entsprechend anzupassen.
Dass er teils neldorethischer Elf war, konnte man ihm nur bedingt ansehen. Wie so oft war die dunkelelfische DNA ziemlich dominant und die Hinweise auf die zweite Wurzel konnte durchaus auf mehrere Elfenvölker zutreffen. Aber Eleyna war eine aufmerksame Beobachterin und neben kleiner Feinheiten in seiner Kleidung und den Stiefeln, fiel ihr auch sein leiser Gang auf. All das wies auf eine Herkunft aus Neryan hin. Allerdings könnte sich vermutlich auch ein Elf eines anderen Volkes einen so leisen Gang aneignen, wenn er diesen üben würde.
Die Halbelfe setzte Puzzelteil, für Puzzelteil zusammen – so gut sie eben konnte, doch dann hielt Skýler plötzlich inne und blieb stehen. Seine Hand bot auch ihrem Schritt halt und souverän, wie sie war, verstand sie sofort die Lage.
Beide waren keineswegs erfreut darüber, dass sie ausgerechnet Minotauren in die Arme gelaufen waren. Diese rindköpfigen Wesen waren nicht gerade für Geduld und Höflichkeit bekannt, auch wenn sich der Anführer darin versuchte, sich gewählt auszudrücken.
Der Mischling überflog mit all der Erfahrung und den Sinnen, die er hierfür nutzen konnte die Lage. Sie standen einer Übermacht gegenüber, die er zwar bekämpfen könnte, doch würde sie das vermutlich weder weiterbringen, noch ihre Sicherheit garantieren. Und so entschloss er sich das kleine Einladungsspiel mitzuspielen, doch machte seine gesamte Haltung deutlich, dass ihn die Mehrzahl an Gegnern nicht zu beeindrucken schien. Seine Ruhe war auf gewisse Weise provokant, doch zeigte er keine offensichtliche Gegenwehr, die die Rindviecher zu einer vorschnellen Handlung reizen könnte.
„Ach, nur das Übliche. Ich kenn' da jemanden, der kennt jemand, der jemanden kennt und..." begann das Leittier- Wesen von sich zu geben, bevor ihn aus den hinteren Reihen jemand unterbrach:
„Äh, Chef... Das war ein jemand zu viel.“
„Klappe, du Hornochse, du untergräbst hier meine Autorität! … Also, wo war ich?"
„Bei jemand, der jemanden kennt!"
„Ah ja, richtig, also, jemand, der kennt jemanden und...Ach, ist ja egal. Da ist eben jemandem was passiert und da helf' ich natürlich gleich. Noch Fragen?“
„Äh, ja, hier, ich! Wann gibt's was zu beißen?“

Der Mischling hatte dem Gesprächschaos gelauscht und griff nun genervt mit der rechten Hand nach seiner Nasenwurzen, die er zwischen Daumen und Zeigefingergelenk klemmte. Seine grauen Augen schlossen sich für einen Moment und er atmete hörbar etwas länger aus. Rindviecher! Wieso ausgerechnet stinkende, einfältig-dumme Rindviecher? Ein solcher Zwischenfall kostete wertvolle Zeit und konnte nicht nur ihn, sondern auch seine Zielperson Eleyna in Gefahr bringen. Noch dazu stellte sich nun die Frage: War ihre Gefangennahme kein reiner Zufall? Wer war dieser ‚Jemand‘?
„Klappe zu!“, grollte der Anführer einem der Untergebenen, doch das Thema schien zumindest seinen Magen animiert zu haben, der nun hörbar für Halbelfen- und Mischlingselfenohren hörbar grummelte.
„Also, da ja jetzt alles geklärt ist, dort geht's lang!", wies der Bulle sie an, woraufhin Ský die Augen öffnete und zu Eleyna sah. Ihre Haltung sprach von Gegenwehr und er schloss daraus, dass sie sich nicht vor einem Konflikt scheute. Sein Grau wanderte über ihre Züge und obwohl er ihren Wagemut durchaus anerkannte, schätzte er ihre gesundheitliche Lage so ein, dass selbst ein Versuch vergebene Liebesmühe wäre. Tatsächlich keimte eine leichte Sorge in ihm auf. Seine Aufgabe war es nun das Vögelchen zu beschützen – gleichzeitig war er jemand, der stets auf sein eigenes Wohl bedacht war und entsprechend handelte. Und Eleyna war für ihn noch nicht gut einschätzbar!
Gerade, als er den Blick wieder auf den Anführer richten wollte keuchte die Halbelfe neben ihm plötzlich auf und schien sich kaum merklich zu verkrampfen. Sein Blick verharrte augenblicklich und wanderte aufmerksam und argwöhnisch über ihr Gesicht. Sie schien zwar dagegen anzukämpfen, aber er erkannte ihre plötzlich gepresste Atmung und die Anspannung ihrer Muskeln. Besonders die der Kieferknochenpartie.
„Scheiß drauf. Schlimmer kann es einfach nicht werden.“, murrte sie und es wirkte so, als würde sie gerade weder ihn, noch die Minotauren wahrnehmen. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit, das er nicht wirklich deuten konnte. Waren das Schweißtropfen an ihrer Stirn, die sich begannen zu bilden? Dank ihrer Haare konnte er das nicht besonders gut erkennen…
Sky öffnete den Mund, um sie anzusprechen, doch reckte sie mit einem Mal das Kinn und sagte mit fester Stimme:
„Was soll das hier werden? Wir sind auf der Durchreise und wie ich das sehe, seid ihr nicht die Herren dieser Lande! Ihr habt kein Recht, uns am Weitergehen zu hindern!“ Sie verschränkte die Arme vor sich, was die Festigkeit ihrer Worte noch einmal unterstrich, doch irgendwie konnte der Mischling nicht umhin dieser Geste noch einen anderen Zweck anzudichten.
Der Blick des Minotaurus legte sich auf die Halbelfe, die er abschätzig von Kopf bis Fuß musterte. Skýlers Blick verengte sich dabei und er machte ohne es wirklich zu registrieren einen seitlichen Schritt halb vor sie.
„Wer sagt denn etwas von hindern? Wir werden euch lediglich... ein wenig begleiten... oder eher ihr uns. Oder wir uns gegenseitig, ihr wisst schon, was ich meine!“, verhaspelte dich das Oberrind erneut, ehe es abwinkte und seiner Herde einen Blickzuwarf, ganz so, als wolle er den Befehl zum Aufbruch geben.
Im Kopf des Mischlings arbeitete es derweilen. Was sollte er tun? Er sah im Grunde keine andere Lösung, als den Minotauren erst einmal zu folgen. Doch verbaute er ihnen damit nicht noch mehr die Fluchtchancen? Würden es nicht immer mehr werden?
Sein Blick wanderte über die Gegend, die dank des, sich auflösenden Nebels klarer zu erkennen war. Das Grasland bot kaum bis gar keine Versteckmöglichkeiten. Noch dazu schien Eleynas Zustand keine Flucht zuzulassen, denn er war sich ziemlich sicher, dass sie Schmerzen hatte. Verflucht! Wieso hatte sie ihm nicht sagen können, dass sie sich vermutlich beim Sturz doch verletzt hatte? Von ihren eventuellen Blutungen zwischen ihren Beinen, ahnte er noch nicht einmal etwas. Schon gar nicht, was ihren Zustand betraf.
Sein Blick erfasste einen weiteren Minotaurus, über dessen Schultern ein bewusstloser Arvid hing. Nein, ihre Chancen standen nicht gerade gut! Er griff nach Eleynas Hand und drückte sie kurz, ehe er sie wieder losließ. Sein Grau bat sie nichts Unüberlegtes zu tun und ganz sachte schüttelte er mit dem Kopf, so dass es kaum merklich war. Er hoffte, dass auch sie ihre Lage richtig einschätzen würde.
„Wir begleiten euch - Vorerst!“, sprach er dann unverwandt und mit einer lauernden Ruhe, während er zur Seite zum Anführer sah. Sein Grau nahm erneut die Farbmischung eines Sturms an, doch das Auffallendste war sein schräges Lächeln, das gepaart mit dem Blick selbst solch stämmigen Rindviechern einen eiskalten Schauder über den Rücken jagen konnte.
„Aber ich warne euch: Solltet ihr eure Gastfreundschaft ausnutzen und einem von uns geschieht während eures Geleit etwas …“, er schob die Hände in die Taschen seines Umhangs und hob das Kinn in einer dreisten Geste, „… werdet ihr euch wünschen uns nie aufgehalten zu haben!“
Die Herde könnte ihn natürlich nicht ernst nehmen – ihn für seine Worte auslachen, doch sollte selbst der Dümmste unter ihnen instinktiv erkennen, dass mit Skýler im Ernstfall nicht zu scherzen war. Sein ganzer Ausdruck war erfüllt von einer Selbstsicherheit, die nur ein wahnsinniger Idiot ausstrahlte, oder jemand, der sich seiner Fähigkeiten und seines Könnens, wie auch einer gewissen Grausamkeit, bewusst war. Und ganz besonders schimmerte in seinem Blick das Lächeln wieder, das in der Vorstellung sogar eine unheilvolle Freude finden konnte. Von Eleynas Standpunkt aus konnte sie sein Gesicht nicht wirklich gut erkennen, doch er war sich bewusst, dass dieser Zug auch ihren Argwohn und ihr Misstrauen schüren könnte. Andererseits könnte sie es sich so erklären, dass er sie und sich nur beschützen wollte.
Es war ein Spiel auf einer dünnen Eisfläche! Doch würde sie sein Können im Ernstfall so oder so sehen. Von daher war es im Grunde egal! Und er fühlte sich gleich ein wenig besser, seinen Standpunkt klar gemacht zu haben.
Sein Lächeln verschwamm zu einem Überfreundlichen und er lockerte seine Haltung.
„Wollen wir dann?“, frage er mit einer sorglosen Stimme, die die Stimmung beinahe verspottete.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 23. Januar 2024, 09:47

Es war nicht mal so, dass sich Eleyna besonders viel Mühe gab, in Fiórge zu lesen. Es geschah einfach. Die Halbelfe hatte die Ausbildung in Morgeria durchlaufen und war geschult darauf, anhand von kleinen, kaum bemerkbaren Unstimmigkeiten, ein Gesamtbild zu erschaffen. Bei ihm sammelte sie noch die Informationen und dachte in verschiedene Richtungen. Sicher wissen konnte sie noch nichts, aber was sie wusste, war, dass Fiórge nicht der war, den er vorgab zu sein. Bisher hatte ihre Intention noch immer richtig ausgeschlagen, aber sie würde Zeit benötigen, um herausfinden zu können, was es mit diesem Fremden auf sich hatte. Sollten sie denn die Zeit dafür überhaupt bekommen. Eleyna hatte es ernst gemeint. Sie würden bis zur nächsten Stadt zusammen reisen, doch danach wäre Schluss. Die Halbelfe hatte immerhin einiges zu überdenken und musste sich früher oder später einen Plan zurechtlegen, der sie nach Morgeria und an den Tisch ihrer Mutter bringen würde. Und darüber hinaus… zu ihrem Tod.
Eleyna glaubte nicht daran, dass sie selbst dieses Manöver überleben könnte. Ihre Mutter besaß ein ganzes Netzwerk an Helferlein und bisher hatte sich noch jeder, der es sollte, im Spinnennetz verfangen. Aber sie würde sie erreichen. Und gemeinsam mit ihr untergehen!

Bevor sie sich allerdings weitere Informationen über Fiórge aneignen konnte, wurden sie und der Mischling unliebsam unterbrochen. Der Geruch nach nassem Tier drang penetrant in ihre Nase und nur kurze Atemzüge später, waren sie von Minotauren umzingelt. Sofort änderte Eleyna ihre Haltung. War sie eben noch unstet und aufgewühlt gewesen, hatte Fiórges Mahnung einen Schalter umgelegt. Eleyna war vorsichtig und gleichermaßen genervt von dieser Unterbrechung. Alles, was sie wollte, war einfach eine Stadt finden und dort unterkommen. Regenerieren. Heilen. Irgendwas zumindest. Stattdessen sah sie sich diesen Rindviechern gegenüber und musste mitansehen, wie sie ihre übersprudelnde Energie an ihnen ausleben wollten. Die Antworten des vermeintlichen Anführers aber, ließen das Gesicht der Mischlingselfe etwas weicher werden. Sie hob eine Augenbraue, während sich der Stier verhaspelte und ihre Augen bekamen einen gewissen Glanz. „Äh, Chef... Das war ein jemand zu viel.“
„Klappe, du Hornochse, du untergräbst hier meine Autorität! … Also, wo war ich?"
„Bei jemand, der jemanden kennt!"
„Ah ja, richtig, also, jemand, der kennt jemanden und...Ach, ist ja egal. Da ist eben jemandem was passiert und da helf' ich natürlich gleich. Noch Fragen?“
„Äh, ja, hier, ich! Wann gibt's was zu beißen?“
Ihre Augen fanden Fiórge neben sich und sie sah, wie er sich genervt die Nasenwurzel kniff. Kurz huschte ein feines Grinsen über ihre Züge, doch dann widmete sie sich wieder dem Minotauren vor sich. „Gar nicht so leicht, was?“, witzelte sie frech und vergleichsweise angriffslustig, während er sich noch sammeln musste, weil sein Bauch grummelte. Allerdings betrachtete sie das Oberrind auch einen Moment genauer. Wer könnte also gar die Minotauren aktivieren, damit man sie aufhielt? Reichte der Arm ihrer Mutter so weit? Eleyna kam ins Grübeln. Sollte es wirklich so sein, dass sie bereits gefunden war? Arvid konnte es doch nicht sein, der hatte sie doch aus ganz eigennützigen Gründen nach Morgeria schleifen wollen. Oder nicht? Eleyna runzelte nachdenklich die Stirn.
Laogh hatte sie gewarnt, dass es Günstlinge ihrer Mutter geben würde, die sie ausfindig machen wollten. Selbst in Santros gab es den Verräter, wie Arrond und der Meisterspion ihn bezeichnet hatten. War man ihr so dicht auf den Fersen? Eleyna musste diese Möglichkeit in Betracht ziehen und dementsprechend blieb sie angriffslustig. Sie hielt das hier nicht für einen Zufall! „Also, da ja jetzt alles geklärt ist, dort geht's lang!" Eleyna kehrte in das Geschehen zurück und lehnte dankend ab. Sie straffte den Körper und verschloss ihre Miene, sodass deutlich wurde, was sie davon hielt. Sie hasste es, wenn ihr jemand sagte, was sie tun sollte!

Doch bevor sich dieser Umstand Bahnen brechen konnte, wurde sie von etwas gestoppt, das ihr gleichwohl Schmerzen, wie Angst bereitete. Der Stich in ihrem Unterleib war vernichtend. Sie keuchte leise und war immens bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, doch hatte sie wirklich Mühe, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Einzig ihre Sturheit kam ihr hier zugute und so biss sie die Schmerzen weg, richtete sich wieder etwas auf und verschränkte die Arme, damit sie den Schmerz umleiten konnte. Dass der Mischling sie indes durchschaute, ahnte Eleyna derweil nicht. So folgten einige scharfe Worte, die sie den Minotauren entgegnete und reckte trotzig das Kinn. Es folgte ein Blick seitens des Rädelsführers und sie hielt jenem mühelos stand. Ihr Blick funkelte regelrecht und schien ihm zu trotzen, doch tatsächlich wusste Eleyna gerade nicht, wie sie das hier durchstehen sollte. Die Schmerzen fraßen sich in ihren Unterleib und die Sorge um das Ungeborene wuchs, ohne, dass sie Einfluss hätte nehmen können. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass sie bluten würde, doch sie zwang sich dazu, nicht nachzusehen. Schwäche war etwas, was Raubtiere, wie die Minotauren, durchaus reizen könnte. Und sie war gerade nicht in der besten Verfassung, überhaupt etwas auszurichten und der Mischling… wer wusste schon, was er konnte und was nicht. „Wer sagt denn etwas von hindern? Wir werden euch lediglich... ein wenig begleiten... oder eher ihr uns. Oder wir uns gegenseitig, ihr wisst schon, was ich meine!“, trafen sie die Worte des Stiers und die Halbelfe verengte kurz die Augen. Sie registrierte die Bewegung seitens Fiórges und warf ihm für einen Sekundenbruchteil einen fragenden Blick zu, doch erlosch jener wieder und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Sprecher.
Eleyna klappte den Mund auf, um etwas sarkastisches zu erwidern, als sie die Hand des Mischlings auf ihrer fühlte und verdutzt zu ihm sah. Ihr Blau wirkte ein wenig vernebelt, als es auf sein Grau traf, doch Eleyna fixierte ihn. Sie nahm sein Kopfschütteln wahr und verengte kurz den Blick dabei. Verbat er ihr gerade den Mund? Doch bevor in ihr die Entrüstung darüber aufbegehren konnte, verrauchte ihr Widerstand. Er hatte Recht. Eleyna nickte zur Bestätigung und nur minimal in seine Richtung, bevor er sich den wilden Stieren wieder zuwandte. Auch sie sah zurück und erkannte daraufhin Arvid, der wie ein Sack Mehl über der Schulter des anderen Minotauren hing. Ihre Gesichtszüge entglitten kurz, als sie die Augen rollte. Natürlich hatten sie ihn erwischt. Wie hätte es auch anders sein sollen? Da hatte sein seltsames Klingelding wohl nicht nur den Schlitten gefunden. Ganz offensichtlich, hatte es auch die Minotauren auf sie aufmerksam gemacht! Ob nun beabsichtigt oder nicht, sei mal dahingestellt! Doch beim Anblick des reglosen Mischlings, wurde auch Eleyna etwas weniger hart in ihrer Haltung. Er war ein Kind. Und sie gewiss nicht seine Gouvernante. Aber ihn jetzt mit den Stieren mitgehen zu lassen oder sich nun zu wehren, wäre alles andere als klug. „Wir begleiten euch - Vorerst! Aber ich warne euch: Solltet ihr eure Gastfreundschaft ausnutzen und einem von uns geschieht während eures Geleits etwas … werdet ihr euch wünschen uns nie aufgehalten zu haben!“ Eleyna hob eine Augenbraue und blickte auf das Profil des Mischlings. Sie ließ ihren Blick über seine Züge wandern, während sie sich fragte, wer er eigentlich war. Ein einfacher Reisender gewiss nicht, so wie er sprach und sich vor sie stellte, als Zwischenmahlzeit für den Minotauren, so der denn wollte. Die Halbelfe engte abermals die Augen, weil sie herausfinden wollte, was es mit dem Unbekannten auf sich hatte, doch stieg sie natürlich nicht hinter sein Geheimnis, nur vom Anstarren.

Eleyna aber war sich sicher, dass sie bei Fiórge vorerst auch für den Schutz nicht zwangsläufig zu sorgen hätte und das gab ihr selbst etwas… Verschnaufpause. „Wollen wir dann?“, fragte er kess und die Dunkle runzelte leicht die Stirn. Er war bedeutend selbstsicher in dem, was er tat und grundsätzlich schätzte sie das auch. Aber sie musste sich einfach fragen, wer er war und wieso sie ausgerechnet ihm vor die Füße purzelte. Dann noch seine Hilfe, die er anbot… Eleyna spürte ein gewisses Misstrauen in sich aufsteigen, doch wurde dieses übertüncht von dem, was in ihr geschah. Zudem gab es hunderte Möglichkeiten und nicht jeder, der kein Spion war, war auch wehrlos. Es gab genug, die sich zu behaupten wussten. Das allein machte ihn weder verdächtig noch zum Lügner. Und Eleyna war jemand, der es schätzte, wenn man sich zu verteidigen wusste. Nur mit Mühe und Not schaffte sie es einen Schritt zu tun und musste sich erst daran gewöhnen, bis sie einen Rhythmus aus gehen und atmen gefunden hatte, der ihr nicht drohte, die Beine wegzuziehen. So folgte sie dem Tross der Minotauren, sobald sie sich in Bewegung setzten. Für eine Weile des Weges, blieb die Halbelfe ungewöhnlich still. Sie hatte zu kämpfen und spürte, wie die Anstrengung ihr Schweißperlen auf die Stirn trieb. Aber sie sagte nicht ein Wort des Klagens. Stattdessen versuchte sie etwas anderes, auch um sich abzulenken: „Wie viele seid ihr eigentlich?“, fragte sie scheinbar beiläufig das Rind, ehe sie sich noch mal umsah. „Und wer ist denn dieser ‚Jemand‘? Ich würde mich gerne bei ihm für seine Umsichtigkeit bedanken…“, meinte sie so unverfänglich wie möglich. Offenbar waren sie nicht auf den hellsten Ochsen gestoßen. Vielleicht ließ sich ja etwas herausholen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Januar 2024, 20:24

Es war vermutlich ganz gut, dass keiner der beiden Spione die Gedanken des anderen lesen konnte. Sonst wäre ihre Zusammenkunft bei weitem unerfreulicher verlaufen und hätte nicht darin gemündet, dass sie, in der Theorie, einen Teil des Weges gemeinsam zurück legen würden. Oder es wollten, denn weit kamen sie nicht.
Wie auch immer die Minotauren auf ihre Spur gekommen waren, sie hatten es geschafft, die Zwei einzukreisen und damit zu konfrontieren, dass sie etwas von ihnen wollten. Nur... was könnte das sein? Und warum ausgerechnet die Zwei? Abgesehen davon könnte diese Begegnung nicht auch nützlich sein? Zwar wimmelte es in den Dunsthügeln nicht vor Raubtieren zwei- wie vierbeiniger Art, solange man Rumdett nicht zu nahe kam, aber dennoch gab es Dinge, die einem den Aufenthalt unangenehm machen konnten.
Somit könnten sie, die gelernt hatten zu nehmen, was sie kriegen konnten, doch auch ihren Vorteil daraus ziehen, den eine größere Gruppe, die hier obendrein nomadenhaft lebte, bieten würde. Ganz zu schweigen von Vorräten, die sie durchaus benötigen würden, wollten sie nicht nur äußerst knappe Rationen die nächsten Tage zu sich nehmen. Eine andere Wahl hatten sie im Moment ja ohnehin nicht.
Was wussten sie eigentlich über diese Mischwesen, die in dieser Gegend ihr Unwesen trieben? Das Offensichtliche war das, was welchen Arten sie entstanden waren, Mensch und Rind. Sie waren groß, muskulös, rauften gerne und waren dadurch geübte Nahkämpfer, deren Fäusten man lieber auswich, wollte man alle Zähne und eine gerade Nase behalten. Und sie waren nicht immer die Hellsten.
Was gäbe es da noch, was darüber hinaus ginge? Hatten die Spione in ihrem Leben schon Geschichten darüber gehört oder waren sie zu weit weg von ihrem Betätigungsfeld, somit nicht sonderlich wichtig gewesen? Sollten sie sich in einer Sprache austauschen, die von den Minotauren nicht verstanden werden würde? Oder hatte es die Dunkle Armee auch hierher verschlagen und es damit notwendig gemacht, Lerium zu lernen? Wollten sie ein Risiko eingehen? Erst einmal hieß es abwarten, beobachten, Informationen sammeln, die ihnen auch in dem Dialog geliefert wurden.
Der Hauptsprecher war der Chef, der jemanden kannte, der ihn auf die Suche geschickt hatte. Nach was? Oder wem? Wer sollte dieser Jemand sein? Jedenfalls war seine Position nicht gefeit vor Widerspruch und Einwurf, wie einige Mitglieder der Runde zeigten, auch wenn es ihm nicht sonderlich gefiel.
Trotzdem blieb es vorerst bei verbalen Zurechtweisungen. Zufall oder lag es an der Anwesenheit ihrer Gäste? Wollten sie das wirklich wissen oder sollten sie schlichtweg froh darüber sein, nicht in einen Rammangriff zu geraten? Allerdings zeigte sich im Endeffekt auch, dass sie nicht übermäßig angriffslustig waren, wahrscheinlich, weil sie sich ihrer Übermacht sicher waren und dem Umstand, dass dies dazu führte, dass die Zwei ihnen freiwillig folgen würden. Eventuell könnte sich das Ganze ja friedlich genug auflösen lassen, dass es keine Toten auf Seiten der Minotauren geben müsste?
Nun ja, das wäre eher unwahrscheinlich, wenn diese Hornochsen Skýler weiterhin dermaßen mit ihrem Geplapper auf die Nerven gingen. Doch während er darum rang, ruhig zu bleiben, wirkte Eleyna beinahe schon amüsiert, wie auch ihre neckend gemeinte Frage zeigte.
Prompt schnaubte der Chef vor ihr und hätte er eine menschliche Mimik besessen, hätte er wohl schief gegrinst. So verzog sich zwar sein Maul, aber so recht schlau konnte man daraus nicht werden. "Ja, diese Jemande wollen dauernd eine andere Zahl haben!", beklagte er sich und schien gar nicht bemerkt zu haben, dass sie ihn damit ebenfalls aufziehen wollte. Oder damit, dass seine Leute nicht einfach stumm seinen Anweisungen folgten und ihn stattdessen lächerlich wirken ließen.
Indes begannen beide Spione, jeder für sich, zu grübeln, wer diese Hintergrundperson sein könnte. Während Skýler in der Hinsicht relativ unbefangen war, dachte seine Begleitung gleich an ihre Mutter und deren Netzwerk, ohne zu ahnen, das vermuteter Günstling sie längst gefunden hatte. Oder, besser gesagt, sie ihm regelrecht in die Arme gelaufen war. Doch was, wenn es da noch jemanden gab, der es auf sie abgesehen hätte? Waren sie denn überhaupt gezielt gesucht worden oder hatte es sich um nichts weiter als um das Einfangen von Ortsfremden gehandelt? Was würde ein Nachfragen bringen? So geschwätzig, wie diese Typen waren, könnten ein paar gezielte Worte schon viel zutage fördern.
Nur schien der Chef im Moment nicht länger in Plauderstimmung zu sein. Ob das an seinem grummelnden Bauch lag? Möglich wäre es, denn bei dieser Masse müsste er bestimmt häufig essen. Außerdem war er mit Rindern verwandt, die ja gut und gerne den halben Tag mit Fressen und Kauen verbrachten... mindestens!
Also wurde zum Aufbruch geblasen und die Gruppe wollte sich gerade in Bewegung setzen, als bei der Halbelfe Schmerzen bislang unbekannten Ausmaßes einsetzten. Sie keuchte auf, was empfindliche Elfenohren neben ihr durchaus hören konnten, und krümmte sich minimal, um so die Qual etwas zu lindern. Dass der Chef nichts davon bemerkte, lag an einer lästigen Fliege, die, noch ungelenk von der kühlen Feuchtigkeit des Nebels, seine Nase als Rastplatz auserkoren hatte. Das passte ihm nicht und er versuchte, sie zu vertreiben. Und da er keinen Schritt tat, machten es auch seine Rammböcke nicht. Das gab den Spionen kurz Zeit für sich, nachdem sie keine Anstalten gemacht hatten bislang zu fliehen oder zu kämpfen.
Endlich schien die Fliege kapiert zu haben, dass dieser Minotaurus kein geeigneter Platz zum Verweilen war, und war verschwunden, sodass er sich wieder seiner neuen Bekanntschaft widmen konnte. Wobei er ihre Gefangennahme weiterhin tarnte und erneut zeigte, dass er es nicht so mit langen, sinnstiftenden Sätzen hatte. Damit war außerdem für ihn alles geklärt, er wandte sich ab und wollte das Zeichen zum Aufbruch geben.
Dass der Nebel sich inzwischen ausreichend gelichtet hatte, um den Blick auf seine restlichen Minotauren und deren Beute freizulegen, war für ihn nicht von Bedeutung im Gegensatz zu den beiden Mischlingen. Sie konnten sehen, dass noch einer ihnen in die Hände gefallen war. Das ergab Sinn, hatte Skýler zuvor schließlich ein Plumpsen schwach wahrnehmen können. Also gab es auch Arvid, der wieder in ihrer Nähe wäre, wenngleich derzeit definitiv bewusstlos und unfähig zu Gegenwehr.
Nicht so der Älteste der Drei, der nun zumindest klarstellen wollte, dass er sich wehren würde, sollte es ihm zu viel werden. Der Chef und auch die anderen sahen ihn an, während er sprach. "Du warnst mich?", schnaubte der große Bulle und deutete ein Kopfschütteln an, als wäre nicht er derjenige, dessen Intelligenz nicht besonders groß war.
Indes fuhr der Dunkle fort und sein ruhiger Tonfall gepaart mit seiner ganzen Haltung sorgte dafür, dass der Fluchtinstinkt der Minotauren angesprochen wurde. Diese Wesen mochten sich gerne prügeln und selbstständig auch mal angreifen im Gegensatz zu vollwertigen, friedlichen Rindern. Aber sie waren dennoch keine vollwertigen Räuber wie manch andere Hybriden. Das zeigte sich nun.
Der Chef hatte sich noch am besten im Griff, indem er lediglich schnaubte und vor sich hin brummelte. "Kein Grund, gleich so unfreundlich zu werden." Seine Männer hingegen, vor allem die Jüngeren, wurden unruhiger, wie sich in dem ein oder anderen Scharren und den unruhigen Blicken untereinander zeigte.
Diese Stimmung durchbrach der Mischlingself aber auch mit seiner scheinbar zuvorkommenden Frage, die den Chef blinzelnd ließ. "Äh...?", machte er, schnaubte und schüttelte den Kopf, als müsse er irgendetwas abschütteln und wieder klare Gedanken fassen. "Ja, los, los, gehen wir!", murrte er und kratzte sich das zuckende Ohr.
Langsam begann sich die Gruppe in Bewegung zu setzen, wurde der Kreis nicht aufgelöst und dadurch auch kein Fluchtkorridor geschaffen. Zufall? Wohl eher nicht.
In der Zwischenzeit hatte Eleyna mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen und meisterte es so, wie schon vieles in ihrem Leben: Indem sie die Zähne zusammen biss und stur weiter ging, im Kampf gegen ihren Körper. Allmählich lockerte sich die furchtsame Stimmung um sie herum wieder und die Minotauren um sie herum begannen damit, leise zu plaudern. Nur der Anführer nicht, der besah sich kurz jene Beute, die seine drei anderen Männer gemacht hatten, die auf sie warteten und sich ihnen so auch anschlossen.
Bis die Frage der Halbelfe ihn zusammen zucken und verdutzt stehen bleiben ließ. Prompt machten alle Halt, sodass er unwillig schnaubte und seine Schritte wieder aufnahm, damit es weitergehen konnte. Manchmal war es echt hart, der Chef zu sein!
Trotzdem hatte er die Worte nicht vergessen, sondern bemühte sich, sie sogar zu beantworten. "Äh... Da sind drei... vier... fünf... und dort fünf... sechs... macht zusammen äh... und ich dann auch noch und... äh..." Ihm gingen die Finger aus und er blieb stehen, um sich vorzubeugen und seine Hufe ebenfalls zu Hilfe zu nehmen. Da er lediglich auf seinem etwas stärker als bei einem Menschen behaarten Körper einen Lendenschurz mit vorn wie hinten längeren Stoffstreifen hatte, war zwar gewährleistet, dass kein unwillkommener Blick auf seine Ritze und sein Gemächt fallen konnte. Angenehm war die Aussicht dennoch nicht.
"Ha, zehn!", posaunte er triumphierend aus, um im nächsten Atemzug zu stutzen. "Moment... nein, da war doch noch... äh... Können wir uns einigen auf ein paar halt?", fragte er beinahe schon sympathisch einfältig und schenkte Eleyna sogar einen wahren Kuhaugenaufschlag, um sie damit zu besänftigen und nicht zu weiteren Mathematikaufgaben zu animieren. Rechnen war eindeutig nicht sein Stärke!
Schon folgte die nächste, anders geartete Frage, die ihn merklich aufatmen und wieder in Bewegung kommen ließ. Diesmal war sein Trupp nicht stehen geblieben, die waren schon zu abgelenkt von ihren eigenen Albereien, die sie offensichtlich nach der erfolgreichen Einfangaktion wieder ausleben wollten.
"Oh... hm... na ja... das kommt darauf an.", meinte der Chef und zuckte mit den Schultern. "Meinst du Jemand oder Jemand? Da gibt es nämlich einen Unterschied, weißt du? Das ist nicht so einfach zu beantworten. Weil Jemand ist jemand anderes als Jemand und somit kann ich nicht einfach..."
"He, Chef, riechst du das?", rief plötzlich einer der Minotauren, der sich recht nahe bei der Spionin aufhielt. Der so Angesprochene hielt verwirrt inne und schnüffelte in die Luft. Doch er war so mit der Rechnerei und der Verwirrung um die Jemande abgelenkt gewesen, dass seine anderen Sinne noch nicht einwandfrei wieder funktionierten.
"Blut.", half ihm sein Untergebener auf die Sprünge. Die Gespräche verstummten abrupt und auf der anderen Seite grunzte einer der Jüngeren erschrocken auf. Mehr noch, ihm entglitt etwas, das klatschend und stinkend zu Boden fiel. Offenbar war sein Schurz nicht in der Lage gewesen, die Menge zu halten. "Sei kein Kalb!", schimpfte sein Nebenmann sofort.
Der Chef kümmerte sich nicht drum, sondern sah den Entdecker fragend an. "Wieso Blut? Von wo Blut? Wer lockt hier Jäger und Geschmeiß an?!", sprach er und wurde dabei immer lauter, dröhnender und sandte wütende Blicke an seine Leute, die es eigentlich besser wissen müssten. Nur, dass sie dieses Mal eben keine Schuld hatten und sich ebenfalls suchend nach der Ursache umsahen.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 23. Januar 2024, 21:57

Eleynas Zustand nicht richtig einschätzen zu können bereitete dem Mischling Sorgen. Irgendwie vermutete er, dass sie mit stärkeren Schmerzen oder Auswirkungen auf ihren Körper zu kämpfen hatte, als sie sich anmerken ließ. Doch wissen konnte er es nicht. Dafür kannte er sie nicht gut genug. Alleine seiner feinen Beobachtungsgabe verdankte er es, dass überhaupt eine Vermutung aufgekommen war.
Rätselnd betrachtete er ihr Gesicht. Ihre Augen blitzen den Minotauren beinahe streitlustig entgegen, obwohl … nein, es war viel mehr bereitwillige Gegenwehr und der Widerwille sich ohne einen Gegenversuch übertölpeln zu lassen. Das war etwas, was er anerkennen konnte. Sie gab nicht einfach auf, obwohl ihr Blick für die Situation ihr genauso sagen würde, dass sie im Nachteil waren, wie es sein Blick ihm offenbart hatte.
Ein feines Schmunzeln zog an seinen Lippen. Dieses Frauenzimmer war offenbar ziemlich unvernünftig! Doch das gefiel ihm auch. Sie tat nicht das, was er von den Meisten erwartet hätte. Erst recht, da ihm ein trüber Schein in ihrem Blick auffiel, der einen vagen Hinweis auf ihren inneren Kampf gewährte. Trotz alldem …
Er schüttelte kurz mit einem amüsierten Lächeln den Kopf. Dass sie stur war, war ihr in dieser Situation offen anzuerkennen.
Allerdings verschwand das Lächeln schnell wieder von seinen Lippen. Denn die Sorge verschwand nicht einfach. Sollte er recht haben, würde er sich etwas einfallen lassen müssen. Besonders, wenn sie früher oder später einen Medikus oder Heiler aufsuchen müsste.
Ský war normalerweise nicht der Typ, der sich schützend vor jede Vertreterin des schwachen Geschlechts warf. Obwohl er Frauen nie schlecht behandelte, wenn es ein Auftrag nicht verlangte, griff er selten ein, wenn die Situation ihn nichts anging. Auch Frauen mussten im Leben klarkommen und in der Regel waren sie nicht so schwach, wie es der Wortlaut gerne unterstellte.
Doch in diesem Fall fühlte sich der Mischling betroffen. Sollte der Zielperson etwas geschehen, würde das auch Ärger für ihn bedeuten. Und darüber hinaus ...
Sein Körper bewegte sich schräg vor sie. Er würde Eleyna beschützen, sollte es nötig sein. Doch um gar nicht erst in diese Situation zu kommen – er war immer noch äußerst selbstbedacht und nicht gerade scharf darauf sich selbst in Gefahr zu bringen – verspürte er den Drang die Fronten und Standpunkte zu klären. Was er dann auch tat, womit vermutlich niemand gerechnet hatte.
Wo der Chef der Herde sich noch einigermaßen im Griff hatte, löste Skýlers Drohung bei den Jüngeren eine deutliche Unruhe aus. Was vermutlich daran lag, dass er seiner gefährlichsten Seite an sich kurz einen Funken sichtbaren Raums überlassen hatte. Sein Lächeln, gepaart mit dem Blick offenbarten eine Skrupellosigkeit, die ihm antrainiert worden war – und eine dunkle Freude, die auf einen gewissen Wahn deuten konnte.
Der Spion war jemand, der sich verdammt gut im Griff hatte und vermutlich gab es nur eine Person, die wusste, wie gefährlich er sein konnte. Doch eben diese Person hatte im Zwang etwas in ihm zu Tage gefördert, das besser unentdeckt hätte bleiben sollen…
Und eben dieser Funke in seinem grauen Blick, war ein schwaches Aufblitzen dieser gut unter Kontrolle stehenden und verborgenen Seite.
Eleyna konnte dies von ihrem Standpunkt aus nicht sehen und es war tatsächlich nur ein kurzer Moment, indem man diesen Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen konnte – beinahe wie ein Wimpernschlag. Was vermutlich ein Segen war! Doch bei den Minotrauren erreichte er, was er wollte: er machte deutlich, dass er über das Blut hinaus kämpfen würde, würde man seine gerade abgesteckte Grenze überschreiten.
„Kein Grund, gleich so unfreundlich zu werden.“, grummelte der Anführer, der mit der gesamten Situation ein wenig überfordert zu sein schien, jedoch versuchte den Schein zu waren.

Als sich der Trupp mit ihnen in Bewegung setzte blieb Skýler bei Eleyna und ging neben ihr her. Nur hier und da streifte sie sein Blick. Er wirkte wieder wie ausgewechselt und strahlte die Souveränität und Ruhe aus, die er bisher getragen hatte. Allerdings konnte man seinem Gesicht hier und da eine leichte Genervtheit ablesen, die auf die Antworten folgte, die Eleyna auf ihre Fragen erhielt.
Die Naivität und scheinbar etwas begrenzte Intelligenz der Hybriden konnte nützlich sein – doch auch gefährlich. Ihre Körper waren robust und stark und ein Treffer ihrerseits wollte niemand wirklich einstecken.
Er sah kurz zu Arvid und konnte für den Jungen nur hoffen, dass ihn kein frontaler Angriff getroffen hatte, sondern ihm seine Sinne schon vorher das Bewusstsein geraubt hatten. Sonst würde er vermutlich noch eine breite Stange an weiteren Verletzungen dazuzählen können.
Eleyna ergriff nach einer Weile das Wort und fragte den Anführer, wie viele sie eigentlich seien. Da Sky die Herde bereits gezählt hatte, war ihm die Antwort klar und nicht so ganz wichtig, doch als sie kam, konnte er nicht so recht glauben, was er hörte.
Ist das sein Ernst? Was für ein unorganisierter Haufen ist das hier? Und von denen lasse ich mir ernsthaft wichtige Zeit stehlen?, fragte er sich und musste einen genervten Laut, wie auch das erneute Kneifen seiner Nasenwurzel unterdrücken.
Sein momentaner Fokus lag allerdings auf zwei anderen Bereichen. Einmal wollte und musste er herausfinden, wer diese jemand und jemand waren. Wieso war es eigentlich so schwer einfach klar und deutlich auszusprechen, über wen sie hier sprachen? Das sprach seines Erachtens nach für Personen, die unerkannt bleiben wollten, denn er traute den Rindern irgendwie nicht diese Geheimniskrämerei zu. Sie mussten also geimpft worden sein … nur von wem? Beeinflussbar waren sie allemal, so … verplant sie sich hier zeigten.
Sein zweiter Fokus lag bei Eleyna. Auf ihrer Stirn glänzten nun erkennbar die Schweißperlen und ein weißes Dreieck um ihren Mund verriet, dass sie starrsinnig darum kämpfte bei Bewusstsein zu bleiben. Was für eine sture Frau! Würde die Sorge nicht immer weiterwachsen, würde ihn das fast zum Grinsen bringen.
„Geht’s noch…?“, fragte er leise und leicht raunend, während sich der Chef weiter mit den Erklärungen der Differenzierung der Jemande abmühte. Doch bevor dieser dies beenden, oder Eleyna antworten konnte, unterbrach sie einer der Minotauren hinter ihnen.
„He, Chef, riechst du das?“ rief dieser fragend, woraufhin nicht nur der Anführer in die Luft schnüffelte. Der penetrante Geruch nach nassen Rindern überdeckte beinahe jeden Geruch – zumindest für die Nase des Mischlings, allerdings war fraglich, ob er das Blut überhaupt gerochen hätte. So ein feines Näschen besaß er vermutlich nicht.
„Blut!“, ergänze der Minotaurus noch, was den Gesprächen der anderen Rindviecher augenblicklich Einhalt gebot. Erneut brach Unruhe aus und ein klatschendes Geräusch ließ erahnen, dass sich ein jüngerer Hybrid gerade eingefladet hatte.
„Sei kein Kalb!“, schimpfte dessen Nebenmann sofort, doch lag auf diesem trotz des peinlichen Fauxpas keine Aufmerksamkeit.
„Wieso Blut? Von wo Blut? Wer lockt hier Jäger und Geschmeiß an?!“ rief der Anführer sichtlich erbost und nicht gerade erfreut.
Skýler war ebenfalls stehen geblieben und sein Blick wanderte nun zu Eleyna. Nichts Anderes ergab Sinn, wenn sie nicht Arvid meinten, der jedoch weiter hinten in der Gruppe war und der tragende Minotaurus eine blutige Verletzung längst bemerkt hätte.
Anspannung legte sich auf sein Gesicht. Wieso Blut? Das Grau tastete leicht verengt ihre Kleidung ab, doch er konnte kein verdächtiges Rot erkennen. Allerdings sprachen ihre Gesichtsfarbe und der Schweiß längst von keiner Kleinigkeit mehr. Er hatte an Knochenbrüche gedacht – an Verstauchungen, Prellungen oder dergleichen.
War es schlimmer? Hatte sie innere Blutungen? Aber würden diese Rinder das überhaupt riechen können? Aus ihrem Mund oder der Nase liefen kein Blut…
„Eleyna…!???“, sprach er beinahe sanft ihren Namen aus und griff ihre Oberarme, um sie zu stützen, sollten ihre Beine nun doch langsam nachgeben. Hätte er schon vorher handeln müssen? Sie hatte nicht so gewirkt, als wäre ihr eine solche Einmischung oder Sorge willkommen gewesen.
Ský würde sie stützen – auffangen, wenn nötig. Doch gerade versuchte er sie einfach nur anzusprechen und eine Reaktion – einen Hinweis ihrerseits zu erhalten, was hier vor sich ging.
Innerlich spannte er sich immer mehr an, was man seiner Haltung auch ablesen konnte. Er war kein Heiler und seine Fähigkeiten waren begrenzt! Waren tatsächlich nicht die Minotauren die vorderste Gefahr, die das Wohl seines Vögelchens bedrohten?

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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 24. Januar 2024, 00:45

Humor war wohl das einzige, das man ihr nicht nehmen konnte. Selbst in den aller schlechtesten Situationen, hatte sie noch einen gewissen Hang zur Komik bewiesen. Dabei war es lediglich eine aus Bitterkeit geformte Seite an ihr. Sarkasmus und Zynismus waren Dinge, die Eleyna in all der Zeit haben weitermachen lassen. Die Halbelfe bewies, dass sie damit nicht brechen würde und konnte dem Grinsen nicht entgegenwirken. Wieso auch? Das Rindvieh war irgendwie nicht wirklich ernst zu nehmen. Ja, es war gar erfrischend, dass sich dieser Anführer als schlecht möbliert im Oberstübchen erwies. Es würde ihnen dieses Ärgernis vielleicht etwas erleichtern, wenn sie es mit einem ‚Gegner‘ zu tun hatten, der zwar Befehle ausführte, aber selbst nicht die Pläne schmiedete. Offenbar hatten die Minotauren kein eigenes Interesse an ihnen. Das zumindest implizierte auch die Antwort, die er der Halbelfe auf ihre Fragen gab, nachdem sie bereits losgelaufen waren. Zuvor hatte das Leittier Fiórge dafür tadeln wollen, dass er ihnen klar absteckte, wiw weit er diese Scharade bereit war zu spielen. Eleyna erkannte durchaus an, dass er in der Lage war, sich zu behaupten. Dass sie indes den Hauch von Wahnsinn in seinem sturmgrauen Blick nicht entdeckte, kam ihm wohl zu gute. Die Elfe konnte lediglich erkennen, dass sie nicht allein dafür verantwortlich wäre, für eine gewisse Sicherheit zu sorgen. Und das war etwas, dass ihr Frieden bescheren wollte. Gerade in ihrer derzeitigen Verfassung, von der sie doch nur ahnen konnte, wie schwerwiegend sie war, kam es einer Absolution gleich, dass sie sich offenbar auf den Mischling verlassen konnte. Dabei wirkte er mit solcher Ruhe und Souveränität, dass Eleyna misstrauisch werden wollte. Natürlich wollte sie das. Ein Spion lebte davon, dass Lug und Trug an der Tagesordnung waren. Und wenn er nur lange genug danach lebte, glaubte er nur noch daran. Eine freundliche Hand? Ein kleines Lächeln? Nichts als Taktiken, seinen Gegenüber davon zu überzeugen, zu vertrauen. Aber Eleyna wollte die Welt so nicht sehen. Sie wollte Authentizität. Sie suchte auch nach all den Jahren in dieser Welt etwas, das ihr zeigte, dass eben nicht alles Lug und Trug war.

Also entschied sie sich ganz bewusst, Fiórge nicht vorschnell zu disqualifizieren. Nicht jeder, der sich behaupten konnte, war auch gleich darauf aus, ihr etwas vorzumachen. Wieso auch? Sie waren sich zufällig über den Weg gelaufen und nicht ganz unsympathisch. Sie würde seine Gesellschaft und die scheinbare Ausgeglichenheit zu genießen wissen. Kein überhebliches Bevormunden. Und kein nervenstrapazierendes Gejammer, weil sie instrumentalisiert wurde. Nachdem sich Eleyna also an den Schmerz in ihrem Innern halbwegs gewöhnt und das Atmen auf ein Minimum beschränkt hatte, wagte sie die Form der Ablenkung, indem sie dem Oberrind Fragen stellte. Die Antwort wusste sie tatsächlich für einige Sekunden von ihrem inneren Kampf abzulenken. “Äh… Da sind drei… vier… fünf… und dort fünf… sechs… macht zusammen äh… und ich dann auch noch und… äh“ Eleyna sah mit einem kleinen Lächeln im Mundwinkel zu Fiórge, als sich der Mino vorbeugte, um seine Hufe zur Hilfe zu nehmen. Sie lachte leise auf und schüttelte den Kopf. „Ha, zehn!“ „Gratuliere!“, lobte sie ihn für diese Leistung und presste daraufhin die Lippen wieder zusammen, als eine neue Welle Schmerz sie erfasste. Sie fühlte sich benommen, doch schaffte sie es noch, sich wieder auf das Rind zu konzentrieren. "Moment... nein, da war doch noch... äh... Können wir uns einigen auf ein paar halt?" „Sicher…“, nickte sie beschwichtigend. Offenbar hatte er es besonders schwer. Wie er Anführer geworden war, wollte sie lieber nicht wissen. „Ein paar mehr oder weniger fallen nicht auf was?“, zog sie ihn weiter auf, weil sie das auch von dem unschönen Gefühl zwischen ihren Beinen ablenkte. Und der Angst, die sich wie ein unheilvolles Sekret in sie fraß. „Eins, zwei…“, sie keuchte leise, ehe sie ironisch hervorpresste: „drei, ganz viele. So zähle ich auch immer.“, bevor sie eine weitere Frage stellte.
Ihr Atem floss zitternd in ihre Lungen, weil er sich staute, so flach atmete sie bereits. „Geht’s noch…?“, hörte sie Fiórge neben sich fragen. Sie hob den Blick in seine Richtung und lächelte tapfer. „Mir geht’s gut“, log sie und der Minotaure erlangte mit seiner Antwort wieder ihre Aufmerksamkeit. "Meinst du Jemand oder Jemand? Da gibt es nämlich einen Unterschied, weißt du? Das ist nicht so einfach zu beantworten. Weil Jemand ist jemand anderes als Jemand und somit kann ich nicht einfach..."
"He, Chef, riechst du das?"


Sie hatte gerade den Mund aufgeklappt, da wurde sie abgelenkt. Auch sie hielt inne, was ihr irgendwie gelegen kam und dann auch wieder nicht. Stillstand war fatal, wie sie spürte. Sie sah zu dem Kerl, der seinen Chef auf etwas aufmerksam machte. “Blut!“ Eleyna zuckte zusammen. Konnte es also wahr sein?! Ihr entwich gleich noch mal Gesichtsfarbe. Dann streckte sie ihren Körper durch und versuchte möglichst unbeteiligt auszusehen. Hinter ihr pflatschte es und gleich darauf erhielt der Verursacher eine Schelte. Aber Eleyna hörte es kaum. Ihre Ohren rauschten und ihr Blick richtete sich nach innen. Zahlte sie nun den Preis? War es soweit? Einen neuen Preis, der viel zu hoch sein würde? „Eleyna…!???“ Sie hob den Blick verlangsamt in das Grau. „Was?!“, biss sie fast etwas zu sehr nach ihm und seiner scheinbaren Sorge. Sie versuchte sich in einem Schnauben, doch es misslang ihr etwas. Die Dunkelhaarige wollte nicht, dass seine Sorge sie traf. Dass sie das manifestierte, wovor sie weglaufen wollte. Er sollte sie nicht so ansehen, denn das würde ihr nur zeigen, wie schlecht es um sie… um das Leben in ihr… stand. Eleyna runzelte die Stirn und sah einmal im Kreis die Umstehenden an. „Was… glotzt ihr bloß alle so?!“, wehrte sie sich auch gegen deren Blicke. Sie wusste es selbst. Sie wusste es! Sie brauchte sie nicht dafür. Niemanden brauchte sie! Eleyna wandte sich von Fiórge und seinem viel zu bohrenden Blick ab, der das spiegelte, wovor sie sich verschließen wollte. Eleyna drehte halb ab und wollte den Mischling stehenlassen. „Es ist nichts. Weiter jetzt!“, verlangte sie von allen Umstehenden. Ihre Stimme strafte sie allerdings Lügen, denn sie war längst nicht so kraftvoll, wie es ihre Worte vermuten lassen wollten. Dann ging sie zwei Schritte und blieb wieder stehen. Die Halbelfe ließ die Schultern etwas hängen und unterdrückte das Zittern nicht mehr, das ihren Körper befiel. Er wehrte sich gegen den Verlust des Blutes und wollte sie zur Ruhe zwingen. Wie vor Monaten bei ihrer Kopfverletzung, hatte ihr Körper ihr die nötige Pause auferlegen müssen. Sie selbst gab nicht auf. Niemals. Eleyna versuchte noch einen Schritt, dann seufzte sie als würde sie ihren letzten Atemzug tun. Sie wandte sich langsam zum Mischling um und hob ihren Blick in den seinen. „Zu spät…“, wisperte sie und ihr Blick verschwamm und ihre Linke zu ihrem Bauch wanderte. „Es ist vorbei…“, und mit jener Erkenntnis, die sie härter traf als sie es wollte, gaben ihre Beine nach und schickten sie gen Boden und in eine Dunkelheit, die ruhig ewig während könnte.

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