Das Versteck an der Küste

Diese Küstenstadt ist verrufen, gefürchtet und niederträchtig. Hier leben Rassen aller Art und sie sind Piraten, Hehler und Gesindel. Neue Besucher sollten sich einer Gemeinschaft anschließen, wenn sie in Rumdett überleben wollen.
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Alea
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Samstag 25. August 2012, 18:19

Devin schien dem Kobold im Gegensatz zu ihr sofort zu glauben. Als er ihn fragte, ob er auch zaubern konnte, spitzte Alea die Ohren. Denn daran hatte sie noch nicht gedacht und nicht einmal ansatzweise vermutet, dass sie je einem Wesen begegnen würde, das dazu fähig sein würde. Bis auf Magier natürlich, war sie doch selbst so etwas wie eine. Angeblich konnte er das also auch. Und angeblich konnten auch Kobolde, zumindest Rabaukenheimer, zaubern, wenn sie ihm glauben konnte. Interessant. Die anderen Worte des gefangenen Kobolds registrierte Alea schmunzelnd, konnte man bei seiner Art und Weise doch unmöglich ernst bleiben. Auch beim Thema Nächstenliebe. Natürlich hätte sie den Kobold auch einfach so mitgenommen. Ihre Bedingung war auch mehr scherzhaft gemeint, aber im Grunde war es relativ egal, wie er diese aufnahm, denn scheinbar war er durchaus bereit, ihr etwas über sein Volk zu erzählen.

"Urks?", hakte sie nach, weil sie noch immer nicht ganz verstand, was er damit meinte und dieses Wort noch nie gehört hatte. Vielleicht war ja auch das irgendein gaiaynisches Wort. Rabaukenheimers Bemerkung zur ihrem Namen überging sie geflissentlich, da sie annahm, dass er es sicher nicht ernst meinte. Außerdem trug sie sicherlich nicht den schlimmsten Namen. Das schien auch Devin so zu sehen und bevor sie auf die Frage des Kobolds einging und ihn alle möglichen Fragen über sein Volk stellte, warf sie mit erhobener Augenbraue einen Seitenblick zu ihrem jungen Begleiter. Nicht die Aussage an sich, die sie noch mit einem zufriedenen Lächeln hingenommen hatte, sondern eher der Ton dieses Kompliments ließ sie Devin näher betrachten. Die Röte in seinem Gesicht und Jhins Worte sprachen eigentlich Bände. Wann war denn das passiert? Da Devin sich abwandte und ihm offenbar nichts daran lag, sich näher dazu zu äußern, schaute die Diebin sowohl verwirrt als auch neugierig zu dem Tha'Roon. "Was hat er denn?", flüsterte sie laut genug, dass Jhin sie auch verstehen würde und dabei ganz vergessend, dass es ihr selbst noch vor wenigen Momenten überhaupt nicht recht gewesen war, dass der lilafarbene Fremde in ihrem Kopf gelesen hatte. An Devins Verhalten konnte sie sich schon fast denken, was der Junge hatte, was ihr ein amüsiertes Schmunzeln entlockte.

Dann jedoch schaute sie wieder zu ihrem Finger hinab, an dem der Kobold im Ring fest saß. "Ein richtiger Dschinn..", flüsterte sie ehrfurchtsvoll. "Wie gerne würde ich auch mal so einen sehen und mich davon überzeugen." Noch immer konnte sie sich deren wahre Existenz nicht vorstellen. Aber welche phantasievolle, junge Frau träumte nicht einmal gerne davon, dass all die zauberhaften Geschichten wahr wurden. Waren diese doch oft so viel schöner als die Realität. Doch wer einen Kobold überrumpelte und ihn 100 Jahre lang einsam in einer Höhle, dazu noch eingesperrt in einem RIng, hinterließ.. vielleicht war es doch nicht so gut, sich eine Begegnung mit einem Dschinn zu wünschen und dann vielleicht genauso überrumpelt zu werden.

"Du willst mir drei WÜnsche erfüllen?" Alea musste kurz lachen. Ein Lachen, das ihren Unglauben ein weiteres mal verdeutlichte. So ganz wollte ihr Kopf das Ganze noch nicht fassen. "Nun, lass uns erst einmal diese Höhle verlassen", erwiderte sie stattdessen und machte sich daran, zu General zu treten, der noch immer Rejan auf seinem Rücken trug. Als sie die Zügel des Pferdes in der Hand hielt, streichelte sie kurz zur Beruhigung über seine Schnauze und hob die Hand mit dem Ring so, dass der Kobold das Pferd und Rejan darauf sehen konnte. "Siehst du ihn? Das ist Rejan, mein.. Gefährte." Sie stockte und berührte kurz seine kalte, von Schatten durchflutete Hand. "Wenn du die Schatten aus ihm heraus zaubern oder uns nach Zyranus zaubern könntest.. das wären die einzigen Wünsche, die es wirklich wert wären, erfüllt zu werden." Ihre Stimme hatte einen nachdenklichen Ton angenommen. Sie war zunehmend in Gedanken versunken, aus denen sie nur langsam wieder auftauchte. Ihr Blick klärte sich, bis die Frage auftauchte, ob es nicht vielleicht doch möglich war? Waren das WÜnsche, die für immer unerfüllt bleiben würden, oder..? So etwas wie Hoffnung schimmerte in den dunklen Augen als sie heimlich zu dem Ring sahen und auf eine Erwiderung warteten, die ihre Wünsche vielleicht doch nicht als hoffnungslos, sondern als erfüllbar beurteilen würde. "Ist so etwas möglich?", hauchte sie überlegend und sah zu ihrem bewusstlosen Rejan hinauf. Die Fragen zu Rabaukenheimer und seinem Volk traten in den Hintergrund, als ihr klar wurde, wie sehr die Macht einen Koboldes ihr helfen konnte - wenn es denn ginge.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Kobold » Montag 27. August 2012, 12:09

In der Wüste und den Straßen Sarmas mochte sich Alea wohl auskennen, aber mit der zauberhaften Magie nur soweit, wie es ihre eigenen Fähigkeiten in der Kunst der Schatten zuließen. Dass es nicht nur Magier, sondern auch magisch begabte Wesen auf Celcia gab, musste sie erst noch insofern bewusst entdecken, als dass diese nicht Geschichten aus 1000 und einer Nacht waren. Ja, es gab Wesen wie Kobolde und Dschinne und ja, sie konnten offensichtlich auch allesamt zaubern. Welche Macht Günther Knurspel Rabaukenheimer von und zu Hoppsala allerdings wirklich besaß, würde sich noch zeigen müssen. Für die Diebin bestand allerdings kein Zweifel daran, dass sie ihn nicht mitnehmen würde. Allein der Ring mochte schon so genug Aufmerksamkeit und Faszination bei ihr geweckt haben, ihn einzustecken. Dass sie dadurch nun auch einen Kobold ihren Begleiter nennen durfte, war ein überaus fantastischer Nebeneffekt.
"Urks, jawoll, jawoll!", plapperte Knurpsel munter vor sich her. "Das ist meine Heimat, es liegt unter der Erde, aber da ist nicht alles so ... so ... erdig und braun. Nein, wir Kobolde sorgen dafür, dass es immer munter und bunt hergeht. Glaubt man kaum, dass über unseren Köpfen die Stille Ebene liegt. In Urks ist es nämlich niemals still. Ist manchmal schwierig, bei all dem Gelächter und der Feierlaune Schlaf zu finden, aber wer will schon schlafen, wenn es so lustig zugeht? Ich tanze da am liebsten. Jawoll, jawoll, tanzen ist was ganz Feines! Wenn ich aus dem Ring heraus komme, könnten wir eine heiße Sohle aufs Parkett legen ... oder sonstwo, Parkett ist selten da, aber wir tanzen trotzdem, jawoll, jawoll!" Der kleine Knirps im Ring ließ sich gar nicht mehr bremsen. Er schnatterte wie eine Ente, sprudelte wie ein Wasserfall und erzählte scheinbar zusammenhanglos vor sich her, dass es schwer fiel, all seinen ausgesprochenen Gedankengängen mit einer gewissen Logik zu folgen.
Da wurde Alea schon eher auf Devins Reaktion aufmerksam. Seine Nasenspitze und die Ohren hatten eine rote Farbe angenommen, er druckste leicht herum und wandte sich schließlich ab. Auch Jhin blickte den Jungen einen Moment lang an, jedoch weniger überrascht als vielmehr mit einer wachsamen Faszination über dessen Verhalten. Er war hier ganz der Forscher, welcher ein interessantes Ereignis beobachten und im Geiste Notizen dazu machen durfte. "Er empfindet tiefe Bewunderung für dich, Alea", antwortete der Tha'Roon schließlich, der ganz offensichtlich Devins Gedanken gelesen hatte. Der Junge wurde noch röter, blickte aber zu Alea auf. "Naja, du bist doch sowas wie eine richtige Abenteurerin. Deshalb begleite ich dich doch. Dann kann ich auch Abenteuer erleben und werde von einer Heldin geleitet." Er scharrte verlegen mit dem Schuh über den Boden, dass einige Münzen klirrend umkippten.

Da dieses Thema geklärt war, konnte sich Alea erneut dem Kobold widmen. Dieser lugte aus dem Ring heraus, man sah nur ein einziges großes Auge. Es leuchtete wild gelb. "Oh nein, nein, nein. Du solltest niemals einen Dschinn treffen. Das sind verschlagene Kerlchen. Vonwegen Wünsche erfüllen! Sieh doch, in welchem Schlamassel ich jetzt stecke. Ist doch viel besser, dass du mich getroffen hast, jawoll, jawoll. Ich kann dir helfen und bessere Wünsche erfüllen als jeder unlustige Dschinn!" So hielt Knurpsel ausnahmsweise einmal den Mund, um sich Aleas Wünsche nazuhören und den unter dem Fluch stehenden Rejan zu betrachten. "Kann ich nicht", antwortete er dann. "Aber ich könnte euch alle von hier aus nach Urks schaffen und von dort nach Zyranus. Das sogar blitzschnell! In nicht einmal zwei Stunden könnten wir bei den Kobolden sein, jawoll, jawoll. Ihr müsst nur die große Truhe mit den vergoldeten Metallteilen und dem violetten Samtbeschlag beiseite schieben. Dahinter ist ein Loch, in das ihr hinein springen müsst. Schon können wir nach Urks aufbrechen."
Devin suchte die Reichtümer sofort ab, noch ehe Alea etwas dazu sagen konnte. "Hier ist sie!", rief er herüber und schob bereits besagte Truhe ein Stück. Dahinter tat sich ein schlundartiges Loch auf. Es war breit genug, dass selbst General hinein passen könnte, aber wollte ein Pferd in unbekannte Tiefen springen? Ein mattes, blaues Glühen drang aus dem Schlund hervor, aber es reichte nicht aus, um mehr zu erkennen. Wo dieses Loch endete, war ungewiss.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Freitag 31. August 2012, 15:06

Aleas Blick ließ den Kobold in dem Ring keinen Moment aus den Augen. Jeder Muskel der Diebin war angespannt, während sie auf seine Antwort wartete.
"Kann ich nicht."
Alea ließ den Kopf sinken. Sie wusste nicht wieso, aber so spontan ihr dieser Gedanke gekommen war, so sehr hatte sie sich daran festgehalten. Dass Rabaukenheimer nichts tun konnte.. es trieb ihr die Tränen in die Augen, die sie versuchte wegzublinzeln. Bis sie von ganz alleine trockneten, als Knurpsel weiter sprach. Dabei klappte ihr sogar die Kinnlade herunter. "Nach.. nach Urks und Zyranus? .. Zwei Stunden?", stammelte sie, unvorstellbar, dass so etwas möglich war. Bevor sie auch nur verstand, dass Knurpsel es ernst meinte oder irgendetwas anderes tun oder sagen konnte, verkündete Devin, dass er die Truhe, hinter der sich das Loch nach Urks verbergen sollte, gefunden hatte. Alea schwirrte einige Sekunden lang der Kopf. Eben erst war ihr die Idee gekommen, dass der Kobold ihnen helfen konnte. Und so schnell er ihre Vorstellungen hatte zerplatzen lassen wie eine Seifenblase, so plötzlich sprach er davon, sie blitzschnell nach Zyranus zu bringen.

Sie schaute zu Devin hinüber, der schon dabei war, die Truhe zur Seite zu schieben. Eben noch hatte sie ihn zu seiner Erklärung angelächelt - jedoch so, dass er sich weder belächelt noch ausgelacht wegen seiner Gefühle fühlte. Dass er sie so bewunderte, hatte sie nicht erwartet.. Außerdem hatte sie einen Witz gemacht, dass sie gar keine so tolle Heldin war. Nun jedoch schaute sie ihn regelrecht verstört an. Es gab also wirklich einen Weg. Langsam erwachte die Diebin aus ihrer Starre.
Auch wenn sie es sich noch nicht wirklich vorstellen konnte, sie musste sich wohl darauf einlassen. Also beschloss sie, all die Skepsis über Bord zu werfen. Viel anderes blieb ihr sowieso nicht übrig. Das hier war eine Riesenchance, die sie bestimmt kein zweites Mal bekommen würde!
"Ich würde dich am liebsten drücken und knutschen, Rabaukenheimer", seufzte sie endlich und für einen Moment sprach all ihre Erleichterung und Freude aus ihren Augen und von ihrem Grinsen.
Dann lief sie schnell zu Devin hinüber, trat an den Rand des Lochs und beugte sich darüber, um hinunter zu sehen. Doch viel zu erkennen war nicht.

Dieser Weg sollte nach Urks führen, die Heimat, von der Knurpsel vorhin so freudesprühend erzählt hatte? Sie hatte noch nie etwas von Urks gehört. Kein Wunder, denn auch weder Kobolde noch deren Sprache waren ihr bisher ein Begriff gewesen. Vorhin hatte sie sogar fast bedauert, noch nie in Urks gewesen zu sein und angenommen, dass sie sicherlich nie dorthin kommen würde. In ihrer Vorstellung waren Kobolde kleine Wesen mit dicken Nasen, großen Köpfen und kurzen Gliedmaßen. Dort, wo sie laut Rabaukenheimer feierten und ihren Spaß hatten, konnte Alea in ihrer Vorstellung nicht einmal stehen, ohne sich den Kopf an den Höhlendecken zu stoßen. Kurz schmunzelte sie über die Vorstellungen, die bei der Erinnerung an Rabaukenheimers anschaulicher Beschreibung erneut durch ihren Kopf spukten.

Alea beobachtete das Glühen in der Tiefe für einige Momente, ehe sie sich wieder in eine aufrechte Position zurück lehnte und die Hände in die Hüften stemmte.
"Na gut. Wenn ihr wollt, werden wir mit Rabaukenheimer nach Urks gehen." Sie musste schmunzeln ob des seltsamen Satzes. Es gab Dinge, von denen man vorher nie gedacht hätte, sie je auszusprechen.
"Aber wie bekommen wir General dort hinein?" Sie sah besorgt zu Devin. "Denkst du, er würde mit hinunter kommen. Nicht, dass er sich verletzt.." Sie sah kurz zu dem treuen Pferd hinüber. Dann blickte sie zu Jhin, denn da gab es noch etwas: "Jhin, könntest du vielleicht Rejan tragen? Ich fürchte, ich würde ihn nicht wirklich lange tragen können und du scheinst zäh und stark zu sein.." Sie versuchte es bei dem Tha'Roon mit einem ihrer besten Dackelblicke, falls Devin nicht doch eine Idee hatte oder der Überzeugung war, dass General ihnen ohne zu scheuen brav in das dunkle Loch folgen würde.

Als sie Jhin außer Hörweite glaubte, rückte Alea noch ein Stück näher an Devin heran. Als sie sich flüsternd an ihn wandte, durchzog ein verschwörerischer Klang ihre Stimme. "Denkst du, wir sollten noch ein paar Andenken an diesen wundervollen, glänzenden Ort mitnehmen?" In ihren Augen funkele es verschlagen, ganz die goldliebende Diebin. "Ich finde, wir sollten nicht wie arme Bettler nach Zyranus reisen, die sich dann dort nichts leisten können, um den Anblick der Stadt so richtig zu genießen."

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Kobold » Donnerstag 6. September 2012, 08:21

"Bitte, sammle deine Gedanken." Jhin Aviskârta griff sich an die Stirn. Er spürte Aleas Unruhe, er lauschte ihrem Geist, der zuerst in ein augewühltes Meer von Sorgen und Enttäuschung gerissen wurde, nur um daraus voller Hoffnung aufzusteigen, als der Kobold an ihrem Ring verkündete, sie alle binnen kürzester Zeit nach Zyranus bringen zu können. Selbst Jhin spürte Hoffnung in sich wachsen, doch Aleas Gedanken erforderten größere Aufmerksamkeit, dass es ihm schon Kopfschmerzen bereitete. "Bitte", setzte er noch einmal nach. Mit der freien Hand lehnte er sich gegen die Höhlenwand. Es konnte also auch von Nachteil sein, die Gedanken anderer zu hören.
Günther Knurpsel Rabaukenheimer hingegen lunste mit seinem großen Auge aus dem Ring heraus. Dass er die Stirn runzelte, konnte man selbst so am Rand der Fassung erkennen. "Natürlich! Zwei Stunden werdet ihr doch wohl noch laufen können! So weit ist es gar nicht, wenn ich euch magisch beschleunige. Lass mich nur machen!", jauchtze er. "Und drücken kannst du mich, wenn ich aus dem Ring heraus komme. Am besten nimmst du mich nach Zyranus mit, die Zauberer mit ihren dicken Bäuchen und den spitzen Hüten können vielleicht etwas für mich tun. Ich kenne keinen Koboldzauber, der mich aus dem Ring herausholen könne, nein nein. Ich hatte hundert Jahre, zu überleben, mir ist aber nichts eingefallen, nein nein." Er seufzte, allerdings nur kurz. Sein Gemüt konnte wohl gar nichts trüben. Fröhlich blickte er sofort wieder aus seinem Gefängnis und gab lauthals Bestätigungen ab, dass Devin die richtige Truhe und natürlich somit auch den Zugang zum Höhlenweg nach Urks gefunden habe.
Jhin trat an das Loch heran. Er schaute hinab, in die nicht enden wollende und dennoch leicht glühende Tiefe. "Nicht nur euer General wird Probleme haben. Ich möchte mich ebensowenig verletzen." Der Tha'Roon schüttelte sich leicht. So viel Angst hatte er davor, dort hinunter zu steigen oder zu springen? Sicher, es bestand bei ihnen allen die Gefahr, sich zu verletzen, aber die Menschenwesen waren dem Pferd doch noch immer klar überlegen. Rabaukenheimer meldete sich aus dem Ring: "Jaja, schon gut, ich beginne den Zauber. Bitte alle mal im Kreis aufstellen. Alea, du musst mich nacheinander auf die Leutchen, die mitkommen wollen, halten, damit ich sie sehen kann. Zuletzt auf dich selbst, sonst bleibst du hier, jawoll jawoll! Achtung, ich leite den Zauber Urksreise ein, jawoll!"
"Einen Moment", gab Jhin noch einmal zu Bedenken. Entschuldigend blickte er zu Alea herüber. "Ich bin nicht so kräftig wie ich aussehe. Wir Tha'Roon haben es im Kopf, nicht in den Armen. Ich fürchte, lange würde ich deinen verzauberten Freund auch nicht tra..."
"Das mach ich!" Devin schnellte zu General herüber und begann bereits, Rejans Haltefesseln zu lösen. Der Bewusstlose sank sofort seitlich herunter und der Bursche fing ihn unter einem Ächzen auf. Er gab sich alle Mühe, Rejan zu halten. Anfangs gelang es ihm nicht so ganz, doch schließlich - und mit Jhins Hilfe, der heran kam und Rejan in Position brachte - trug Devin ihn auf seinen Schultern, halb Huckepack. Er grinste unter den herab baumelnden Armen des Wüstendiebes hervor. "Geht schon, so schwer ... uff ... ist er nicht." Schon perlte ein Schweißtropfen auf seiner Stirn, aber er nickte, als Alea fragte, ob sie sich am Schatz bedienen sollten. "Wir haben uns eine Belohnung verdient, oder nicht?"

Aus dem Ring an Aleas Finger lachte es. "Ihr macht euch alle umsonst sorgen. Deute auf Rejan, Alea! Ich zauberere!!!" Der Kobold sprach einige seltsame Formeln. Was immer er in dem Ring anstellte, war nicht zu erkennen. Aber plötzlich brach ein Regenbogen daraus hervor. Farben aus dem gesamten Spektrum schossen auf Rejan und Devin zu, trafen ebenfalls General. Und etwas Seltsames geschah. Die drei begannen zu schrumpfen. Gleichzeitig formten sich lange, dünne Tentakel an ihrem Rücken, die jedoch schnell die Form von Ranken und schließlich Libellenflügeln annahmen. Generals Flügel wirkten irgendwie pelzig, sie waren braun und ocker. Devin hatte wunderschön geschwungene, blassblaue Flügel, die an den Enden spitz zuliefen. Rejans Schwingen, die seinen Körper von ganz allein in der Luft hielten, waren schwarz und violett. Außerdem formten sie sich zu etwas, dass man als schwebenden Fetzenmantel hätte bezeichnen können. Es verlieh ihm eine mystische bis unheimliche Note, vor allem, weil der Rest von ihm so leblos wirkte.
Jhin tippte sich ans Kinn, betrachtete die schwebenden Gestalten, die auf die Größe von Handpuppen geschrumpft waren. "Interessant", sagte er, während Devin freudig überrascht seine Runden in der Luft drehte. Er flatterte wie ein aufgeregter Schmetterling umher, wie ein Falter, der vom Licht angezogen worden war. Auch General machte erste Flugbversuche. Seine Pelzschwingen hinterließen winzige Pollen in der Luft.
"Na? Naaaaaaa?", kam es aus dem Ring. "Jetzt ihr beiden! Zeig auf den violetten Denker und dann auf dich. Oder wollt ihr nicht mit nach Urks?"

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Freitag 19. Oktober 2012, 20:36

Jhin schien die ganze Sache mit dem Loch im Gegensatz zu ihr eher beängstigend zu finden. Ja, sicher. Auf jemanden zu hören, der in einem Ring gefangen und angeblich ein Kobold war, war vielleicht nicht die beste Idee. Aber er konnte ihr helfen, wenn sie ihm glauben konnte! Alea schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte sich auf Rabaukenheimers Worte. Sie wollte Jhin nicht noch mehr Gefühlschaos aussetzen. Der Kobold wollte einen Zauber wirken? Alea hob skeptisch eine Augenbraue, nickte jedoch zu seinen folgenden Anweisungen. Sie wollte schon zu Devin eilen, um ihm mit Rejan zu helfen, doch dann tat dies Jhin wider seiner vorherigen Worte. "Danke." Sie lächelte Devin ehrlich zu. Sie bewunderte seinen Tatendrang und auch wenn sie glaubte, fast stärker als der Bursche zu sein, ließ sie ihn Rejan tragen. Doch dieses Problem sollte sich bald von selbst lösen.

Alea blieb nur noch Zeit, sich die Schätze genauer zu betrachten, denn ehe sie eine Auswahl treffen konnte, was sie genau mitnehmen wollte, wies der Kobold sie an, mit dem Ring auf Rejan zu zeigen. Reflexartig tat sie wie geheißen, ballte die Hand zur Faust und richtete sie so zu Rejan aus, dass das Koboldauge direkt auf ihn zeigte. Als der Regenbogen aus dem Ring hervor geschossen kam, riss Alea die Augen auf. "Wooow", hauchte sie beeindruckt und stierte den farbenfrohen Bogen an. Erstarrt vor Erstaunen verharrte sie an Ort und Stelle und beobachtete fasziniert, wie die drei Begleiter schrumpften und am Ende sogar Flügel bekamen. "Unmöglich", flüsterte die Diebin zutiefst beeindruckt und konnte sich von dem Anblick gar nicht los reißen. Ein Pferd mit Flügeln hatte sie noch nie gesehen, genauso wenig wie geflügelte Menschen. Jhins 'Interessant' war eine pure Untertreibung. Vermutlich hätte sie die drei Geflügelten noch Stunden mit offenem Mund anstarren können, hätte der Kobold sie nicht aus der Starre geweckt. "Bekomme.. ich dann auch Flügel?" Ihr Herz wummerte bereits bei dem Gedanken an diese neue, unglaubliche Erfahrung. Es würde sich wohl zeigen. Sie zeigte mit dem Ring zuerst auf Jhin und dann auf sich selbst, angespannt und erwartungsvoll. Die Schätze um sie herum waren schon wieder vergessen durch das Unglaubliche, was sie im Moment erlebte.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. Januar 2013, 10:33

"Natürlich bekommst du auch Flügel!", raunte es aus dem Ring, dem ein keckes Lachen folgte. Was der Kobold in seinem schmuckhaften Gefängnis anstellte, blieb unklar. Man wusste ja nicht einmal, ob er sich überhaupt bewegen konnte, aber derzeit amüsierte er sich offenbar sehr gut darin. "Nur wie sie aussehen, kann ich nicht sagen. Ist von Person zu Person unterschiedlich, hoho! Siehst du ja, jawoll!"
Zunächst war aber erst einmal Jhin dran. Der Tha'Roon neigte den Kopf etwas. Er kratzte sich die Wange. Es war wohl seine Art, Nervosität auszudrücken. Zumindest konnte man dies wohl in sein Verhalten gerade noch hinein interpretieren. Die Miene blieb nämlich sehr emotionslos. Er wartete, nickte dann. "Ich bin bereit." Schon wurde er von einem weiteren Regenbogen zauberhafter Farben getroffen, der seinen Tanz vom Ring aus begann und sich um den violetten Jhin legte, als wollte sich eine zweite, buntere Haut auf ihn legen. Kaum, dass das Licht des Regenbogens ihn berührte, verschmolz es mit dem Tha'Roon, dem sofort ein Paar interessant anmutender Flügel aus wässrigen kleinen Tröpfchen zu wachsen schien, die an einen Nebel erinnerten, zuckten dazwischen nicht immer wieder kleine Blitze auf. Schwingen aus einem Gewitterschleier, so hätte man sie wohl am besten umschreiben können. Und was war mit Alea? Auch auf sie hielt der Regenbogen nun zu. Nein, sie wurde nicht verschont, auch ihr sollten Flügel wachsen. Auch sie sollte schrumpfen, wie es jetzt mit Jhin geschah. Nur wie würde sie aussehen?

"Oh, Alea! Du bist die Schönste von uns allen!" Devin, nun wieder auf ihrer Größe, weil auch die Wüstendiebin geschrumpft worden war, flatterte wie ein munterer Schmetterling um sie herum. Seine bläulichen Libellenflügel sirrten in der Luft, die er durch ihre Schläge zerschnitt. Bei Alea konnte man vielmehr ein leises Rauschen wahrnehmen. Es würde sie vermutlich an die Wüstenstürme erinnern, die ihrer Heimat anhafteten und wofür die Sar so bekannt war wie sie als gefährlich bezeichnet wurde.
Der Junge umrundete Alea, schwirrte immer wieder an ihr vorbei und ihm folgte der wiehernde General. Dem Pferd gefiel es offenbar, zu einer "Pferdefliege" gemacht worden zu sein. Die pelzigen Schwingen schickten ihn als braunen Pfeil durch die Luft. Jhin hingegen schwebte nahezu mit seinen Elektoflügeln. Neben ihm waberte Rejan reglos in der Luft. Aber abgesehen von ihm, der ja nicht konnte, richteten sich alle Augen auf die Diebin - besonders auf ihre Schwingen, die sich mit jedem Flügelschlag neu zu formen schienen. Sie waren winzige Sandkörnchen, ein wahrer Wirbelsturm, der sie trug. Wenn die kleinen Steinchen aufeinander trafen, knirschten sie leise, erzeugten dieses sandige Geräusch, wie wenn man in Sarma spazieren ging. Und sie waren warm. Eine angenehme Wärme, die sich über Aleas Schultern und die Wirbelsäule entlang legte. Es war beinahe so, als sei sie zu Hause, wo die Wüstensonne ihren Rücken erhitzte.
"Sind wir soweit?", quiekte es aus dem Ring. Der Kobold drückte sich ungeduldig an das einzige Fenster zur Welt. Er gab aufgeregte Laute von sich. "Einfach dem Tunnel folgen! Ihr werdet schneller als sonst sein und wenn ihr kräftig genug mit euren Flügelchen schlagt, dann sind wir bald in Zyranus, jawoll! Los, los, ich vermisse die anderen Kobolde! Eilt euch, jaja?"
"Interessant", gab Jhin nur von sich. Er musterte noch einmal seine Schwingen, berührte einen der Blitze und zuckte merklich mit der Hand zurück. Es war wohl Zeit, aufzubrechen. Wo würden sie ankommen? Wäre die Stadt der Magier tatsächlich ihr Ziel? Sie würden es nur heraus finden, wenn sie dem Tunnel folgten, wie Rabaukenheimer es angeraten hatte.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Sonntag 27. Januar 2013, 20:30

Rabaukenheimers Worte ließen ihr Herz nicht unbedingt langsamer schlagen. Nervös schaute sie dabei zu, wie auch Jhin seine Flügel bekam, während sie auf ihre eigenen immer neugieriger wurde. Gleichzeitig fragte sie sich, ob der Tha'Roon wirklich so gelassen war, wie es den Anschein hatte. Aber dies wiederum würde sie vermutlich nie erfahren. Plötzlich und viel schneller als gedacht, sah sie den Regenbogen dann auch auf sich zurasen. Gespannt versuchte sie den Bogen mit den Augen zu verfolgen, doch alles passierte viel zu schnell. Nur ein paar Wimpernschläge später sah sie sich Devin gegenüber, der die gleiche Größe wie sie besaß. Alea sah sich um und konnte gar nicht glauben, wie riesig die Schatzhöhle auf einmal war. Auch sie war innerhalb von wenigen Sekunden geschrumpft. Und auch sie besaß Flügel! Die sandigen Geräusche in ihrem Rücken bemerkte sie sofort und auch die Wärme auf ihren Schultern spürte sie nur zu deutlich. Für einen Moment schloss sie die Augen und sah die Sar vor sich, mit ihrem Sand, der Trockenheit und der Hitze. Als sie die Augen wieder öffnete, wurde ihr bewusst, dass alle anderen sie anschauten. Devins Worte waren also nicht nur ein bloßes Kompliment gewesen. Daher drehte Alea den Kopf über die Schulter zurück und bewunderte ihre Flügel, soweit sie sie sehen konnte. "Wie schön", hauchte sie und war sofort verliebt in ihre eigenen Flügel. In Normalgröße würde jeder normale Mensch Angst vor solch einer Art Wirbelsturm haben. Aber in Form von Flügeln konnte sich Alea keine besseren vorstellen. Selbst das Gefühl des Fliegens fühlte sich mit ihnen an, als wäre es das Normalste auf der Welt.

Rabaukenheimer trieb sie schließlich zur Weiterreise und Eile an. "Du hast Recht", erwiderte zu dem Ring im Miniformat an ihrem Finger. Sie grinste zufrieden und seltsam glücklich. Nie hätte sie sich vorstellen können, so klein zu sein und Flügel zu besitzen. Aber das alles hier war kein Traum. Das war ihr nun schon lange bewusst. "Dann machen wir uns auf den Weg!"
Instinktiv und seltsamerweise konnte Alea ihre Flügel sofort kontrollieren. Es war so unglaublich einfach, zu fliegen! Selbst erwartete Schwindelgefühle blieben aus, sodass sie das Ganze vollkommen genießen konnte. Ohne weitere Sekunden zu verlieren, flog sie auf den freigelegten Tunnel zu, während ihr Herz erneut kräftiger zu schlagen begann. Wo der Tunnel nun wirklich hinführen würde? Würden sie wirklich über diesen Weg schneller in Zyranus landen? Ihre Skepsis konnte sie nicht vollkommen ablegen, aber ihre Hoffnung blieb dennoch eisern bestehen.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. Februar 2013, 13:53

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Montag 8. April 2024, 03:12

Skýler und Eleyna kommten von Taverne Teufelsrochen -> Das beste Haus am Platz
Rumdett erwies sich als eine Stadt, bei der man nicht nur den Seefahrercharme erkannte, sondern die auch andere piratische Eigenschaften besaß. Nicht nur auf See wurde erbeutet und zusammengeschustert, was man ergattern konnte. Kaum ein Haus sah aus wie das andere. Steinbauten reihten sich an klapprige Holzbaracken oder welche, bei denen sich das Dach wie ein zu langes Kleid aus runden Ziegeln über das oberere Stockwerk bis zum Erdgeschoss warf. An anderer Stelle hatte jemand seine runde Hütte auf einem massiven Holzpfahl errichtet und derjenige ließ seine Gäste nur herein, wenn er gewillt war, die Strickleiter abzulassen - oder einen großen Eimer an einem Seil für die Kumpels mit Hakenhand und Holzbein. Ein andere schien hier auf Grund gelaufen zu sein und hatte sein Schiff einfach zum Eigenheim umfunktioniert. Nannte man eine solche Konstruktion dann ein Hausboot? Wie auch immer, Eleyna und Skýler kamen an zahlreichen Unikaten rumdett'scher Architekturskunst vorbei, ehe sie das östliche Stadttor erreichten. Hier existierte sogar eine Mauer, auch wenn sie kaum stabil genug gebaut war, um die Einwohner vor einem äußeren Angriff zu schützen. Vielmehr sollte sie wohl eine stürmische Brise von Strandseite etwas abdämpfen.
Durch das steinerne Bogentor mit der zweiflügeligen, großen Holztür gelangten sie problemlos hinaus. Das Tor wurde nicht bewacht, auch wenn es einen Ausguck gab, den man über eine angelehnte Leiter auf der Innenseite erreichen konnte. Im Bogen über der Tür hing eine Glocke - Alarmsignal für was auch immer. Als Minx und Bolte mit dem toten Arvid als Beute abgehauen waren, hatte sie jedenfalls niemals geläutet.
Das Verfolgerpärchen erreichte den Strand. Er war alles andere als romantisch. Hier wuchsen keine Palmen und der Sand glich keinem goldenen Pulverteppich. Er war dunklen, von anderen Steinchen, Muscheln und Stöcken durchzogen. Hier und da lag eine verendete Qualle wie ein glibberiger Pfannkuchen herum. Algen und die Tang ählichen Stränge von Haifischeiern verpassten dem Boden einen grünen Anstrich. Dünenbewuchs gab es nicht. Dazu musste man erst die Uferböschung erklimmen, die sich mit größerer Distanz immer mehr in eine Küstenklippe aus zerklüfteten Felsen verwandelte. In der Ferne erhob sie sich schon fast zu einem Berg, der aussah, als hätten die Götter selbst sich geradewegs ein Stück davon abgeschnitten wie bei einem graugrünen Kuchen. Dort erkannte man auch den einzelnen Felsen, den Jannis erwähnt hatte. Wie ein breiter Daumen ohne Nagel ragte er aus dem Wasser, damit die Brandung sich an ihm brechen konnte. Weit und breit keine Spur von Minx oder Bolte.
Skýler steuerte ein aufgelaufenes Boot an. Es musste schon vor Jahren an den Strand gespült worden sein. Der Rumpf besaß ein Loch, die Planken waren morsch und die Ruder fehlten. Gräser und kleine Muscheln hatten darin aber ein neues Zuhause gefunden, ebenso wie ein Krebs, der eilig das Weite suchte, als die Stiefelpaare sich näherten. Als Sitzgelegenheit taugte das Boot immer noch, solange man nicht das Gewicht von Bolte besaß. Außerdem bot es den beiden Mischlingen Gelegenheit, einige Dinge zu klären. Zum einen, weil Eleynas Misstrauen gegenüber Skýler - oder Azael - langsam wuchs oder sich zumindest als Skepsis an die Oberfläche wagte. Er schien mehr zu sein als ein Reisender, viel mehr. Doch was genau, das wusste er gekonnt zu verbergen und das machte es für die Spionin nur noch verdächtiger. Zum anderen aber kam sie im entgegen, indem sie sich selbst und trotz aller Bedenken offenbarte. Den Grund allein kannte nur sie, aber vielleicht wollte Eleyna auch weder skeptisch noch misstrauisch gesein. Sie hatte erkannt, welche Fähigkeiten ihr Begleiter besaß. Er wäre ein mehr als hilfreicher Verbündeter. Allerdings wäre er auch sehr schnell eine weitere Leiche auf ihrem Fluchtweg hinaus aus dem Netzwerk ihrer Mutter. Da der Begriff der Spinne nun schon mehrfach gefallen war - selbst Jannis hatte davon erzählt, auch wenn es bei ihm eher nach einem Schauermärchen geklungen hatte - musste Eleyna damit rechnen, dass ihre Mutter hier irgendwie die Finger im Spiel hatte. Also war es gefährlicher als geahnt und auch wenn Skýler nicht so recht nachvollziehen konnte, was ein Spionagenetzwerk mit einer Leiche wollte, so wusste es zumindest die Halbelfe. Sie musste ihn informieren, ihm klar machen, dass er besser zurückblieb, um nicht auch Opfer dieser Gefahr zu werden. Eleyna würde ihm keinem Risiko aussetzen, aber sie hatte nun einmal nicht mit Skýler gerechnet. Wie auch, sie ahnte nicht, wie tief auch er in den Maschen des Netzwerk verfangen war. Das wusste er vielleicht nicht einmal selbst. Skýler sah sich als Werkzeug seines Ausbilders Kraz'hian. Er interpretierte seinen Platz laufend über die Fäden des Netzes, wohin auch immer ihn die kleinere Spinne, die Kraz'hian nun einmal war, aussandte. Aber er sah sich keineswegs als Beutetier, das festklebte. Er sah jedoch auch nicht, dass Boltes oder Jannis' Andeutungen in Bezug auf die Spinne wahrlich mit dem Spionagenetzwerk zu tun hatten. Vielmehr scherzte er davon, dass es sich um eine der Riesenspinnen handeln könnte. Sie wäre viel zu weit von ihrem eigentlichen Lebensraum, der Toten Ebene, entfernt, doch dann würde sie erst Recht Futter gebrauchen. Man merkte die dunkle Ader des Mischlingselfen durchaus gelegentlich hervorbrechen. Noch immer schienen Schatten seinen Blick ein wenig zu verdunkeln. Er aber spürte seine magischen Kräfte wie Adrenalin durch sein BLut rauschen. Wann hatte er das letzte Mal eine Beute verfolgt, wann sich an jemandem gerächt, der ihn auszutricksen wagen wollte? Man konnte mal außer Acht lassen, dass die goldene Minx bisweilen erfolgreich gewesen war, denn dieser Erfolg würde nicht lang anhalten. Skýler hatte mehr als ein Hühnchen mit ihr zu rupfen. Er würde sie rupfen! Folglich blieb er garantiert nicht zurück und das teilte er auch Eleyna mit.
Da sie nun also beide in einem Boot saßen oder vielmher: dahinter versteckt standen, musste als nächstes ein Plan her. Sie schauten den Strand entlang bis hinunter zu dem monumentartigen Felsen, aber von ihrer Stelle aus ließ sich noch nicht viel erkennen. Glücklicherweise sahen beide allerdings, dass der Strand um diese Tageszeit - im Westen würde es bald dämmern - kaum besucht war. Abseits auf dem Meer trieben zwei intakte Fischerboote, aber sie würden ihren Fang kaum zum Strand fahren, sondern gen Hafenbucht nach Rumdett einziehen. Über den Sand selbst lief niemand. Vom grünen Ufer her hörte man einen Hund bellen, aber wahrscheinlich handelte es sich nur um einen Spaziergänger. Trotzdem war es besser, das Versteck hinter dem Boot aufzugeben. Die Höhen konnten die beiden von hier aus ohnehin noch nicht sehen.
Tatsächlich mussten sie fast zwanzig Minuten laufen, bis sie die erhöhte Klippe erreichten, wo sich der Felsen nahezu gegenüber, aber einige Meter weit entfernt, aus dem Wasser erhob. Weitere kleine Felsen verteilten sich hier am Strand, so dass es reichlich Deckung in verschiedenen Größen gab. Bei einem angespülten Baumstamm fanden sich Überreste eines Strandfeuers. Es musste aber schon eine ganze Weile nicht mehr entzündet worden sein. Frisches Brennholz ließ sich ebenfalls nicht ausmachen. Wer aber einen Blick auf den Sand warf, erkannte dass es auch nicht viele hierher trieb. In der Tat existierten Spuren, aber für Fährtenleser war zu erkennen, dass es sich immer wieder um die gleichen handelte. Schmale Stiefelabdrücke und breite Klumpfüße, die eindeutig tiefere Mulden im Sand hinterließen. Sie führten sowohl zu den Klippenhöhlen hin, als auch von ihnen fort und das in mehrfacher Ausführung.
Die Höhlen selbst boten Zugänge auf unterschiedlichen Höhen und in verschiedenen Größen. Die gewaltigste von ihnen konnte man gut und gern als Haupteingang bezeichnen. Sie befand sich direkt am Strand unterhalb eines wie ein Torbogen geschwungenen Steinstückes, das geformt war, als müsste es die gesamte Klippe festhalten. Wer es wagte, die zerklüftete Felswand zu erklimmen, konnte auf mehreren Metern Höhe nicht nur die von Vogelkot umgebenen Nischen mit Nestern entdecken, sondern weitere Öffnungen in der Wand. Einige wären sogar erreichbar, auch wenn sich hier Klettermaterial oder zumindest ein Seil mehr als nützlich machen würden. Weitere Höhlenzugänge am Boden ließen sich nicht entdecken.
Der Wind pfiff an dieser Stelle des Strandes stärker, wehte zwischen den kleineren Felsen umher und vor allem unter dem Bogen der Klippe hindurch. Dort erzeugte er einen dumpfen Ton, der jegliche Geräusche verschluckte, die möglicherweise aus dem Inneren der Höhlen kommen könnten. Andererseits wiederum würde er auch verhindern, verdächtige Geräuche von Eleyna oder Skýler dort hinein zu tragen. Sie konnten sich sogar halbwegs sicher dem Eingang nähern, solange sie sich nicht offen hinein stellten. Dann sähen sie tiefer in der steinernen Höhle nicht nur zahlreiche Stalaktiten und Felsengänge, die von den oberen Zugängen der Klippe zu Verstecken oder wie Brücken durch die Höhle hindurch führten, sondern auch eine Lichtquelle, die tiefer, aber zentral in der Höhle flackerte. Um mehr zu erkennen müsste man sie dann aber doch betreten.
Inwieweit dieses Wissen ausreichte, damit Eleyna und Skýler einen fundierten Plan schmieden konnten, blieb abzuwarten. Fest stand jedoch: Wenn einer von ihnen oder beide erfolgreich zu einigen der anderen Felsenlöcher klettern könnten, würden sie alternative Wege ins Innere nutzen können und sich wahrscheinlich auf irgendeiner natürliche Steinbrücke oder in einer der Felsennischen wiederfinden, um aus erhöhter Position die Höhle sichten zu können.

Inspiration zu den Strandhöhlen
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 8. April 2024, 21:56

Eleyna und Skýler standen sich gegenüber. Von ihrem Gesicht konnte er ablesen, dass sie glaubte, dass er den Ernst der Lage nicht begriff. Noch dazu fiel es ihr schwer nachzuvollziehen, wieso er bereit war, ihr weiterhin zu helfen. Hatte sie ihm nicht gerade erklärt, dass es sich hierbei um etwas viel Größeres – viel Gefährlicheres handeln könnte?
„Aber… das ist kein Spaß, Skýler!“, betonte Eleyna noch einmal, woraufhin er lediglich knapp nickte. Ein amüsiertes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, während er ihren Gesichtsausdruck musterte. Aus ihrer Sicht war sein Vorhaben vermutlich wirklich irrsinnig – pure Unvernunft!
Doch woher sollte sein Vögelchen auch wissen, wer er war - wie viel er wusste und dass er gelernt hatte, sich in schwierigen und auch gefährlichen Situationen zu behaupten?! Das Misstrauen gegenüber seinen Absichten, das sich immer wieder einen Weg in ihr Bewusstsein bahnte, war bisher stets flüchtig gewesen. In Eleynas bisherigem Leben war zu viel passiert, als dass sie sein Können nicht argwöhnisch beäugen und ihm einfach so ihr Vertrauen schenken würde. Doch leider war dem Mischling längst aufgefallen, dass sie eine große Schwäche in sich trug: Sie besaß ein gutes Herz, das am rechten Fleck schlug! Ein Herz, dass sich danach sehnte, nicht weiterem Verrat und Kummer ausgesetzt zu werden. Und ganz offenbar schien Skýler es geschafft zu haben, ihre Hoffnung dahingehend zu schüren, in ihm jemanden gefunden zu haben, bei dem sie all dies nicht befürchten musste.
„Ich meine es wirklich ernst! Das ist kein Abenteuer, kein Spiel…! Du solltest gehen…“ Das verborgene Schmunzeln verlor sich, als sie ihm noch einmal schwach, aber eindringlich dazu riet zu verschwinden. Sie tat das, weil sie ihn schützen und nicht riskieren wollte, dass er in ihre Probleme hineingezogen wurde. Dabei steckte der Mischling längst mittendrin und das schon bevor sie miteinander zu tun bekamen.
„Ich weiß!“, bestätigte er entspannt und doch vollkommen souverän. „Es ist auch mein ernst, wenn ich dir sage, dass ich dir nicht den ganzen Spaß alleine überlassen werde!“ Skýler hob seine Hand und legte sie auf Eleynas Schulter, wo seine Finger, in einer zugehörigen Geste, sachten Druck ausübten. „Mach dir keine Gedanken! Ich habe verstanden, dass es gefährlich werden könnte.“, versicherte er ihr mit einem aufrichtigen Blick, der schwer anzuzweifeln war. Der Mischling versicherte ihr, dass er wusste, auf was er sich hier einließ und dass er in der Lage wäre klar zu kommen.
Als er dann etwas später und auf umschreibende Art sein Vorhaben äußerte, Minx ihre Täuschung heimzuzahlen, schnaubte Eleyna, ob seiner Wortwahl. Ihr schien dies kein angemessener Grund zu sein, sich in diese ungewisse Situation zu stürzen. Skýler hingegen, schien es vollkommen zu reichen. Sein seitlich gerichteter Blick zu den scharfkantigen Felswänden, gepaart mit dem schiefen Lächeln, sprach eindeutig davon, dass er Minx diese ‚Kleinigkeit‘ nachtrug. Ihre Worte, mit denen sie an seine Vernunft appellieren wollte, hatten gegen seinen Dickkopf und seine gekränkte Eitelkeit keine Chance. Doch machte das die Grundsituation zu etwas Schlechtem? Eleyna würde Unterstützung haben. Sie wäre nicht alleine und vielleicht, sollten die Götter ihnen gnädig gestimmt sein, würde sie Arvid zumindest im Tod vor ihrer Mutter bewahren können. Ihre Chancen standen zumindest ein klein wenig besser, als zuvor. Dennoch verstand sie nicht, wieso er das alles tat.
Dass Skýler ahnte, dass sie verwirrt war, ließ er sich nicht anmerken. Nachdem sie sich geeinigt hatten rieb er sich über die zerzausten Haare, während er an dem Boot, dass ihnen Sichtschutz bot, vorbei zu den Klippenhöhlen sah. Seine eigenen Motive lockten ihn bereits weiterzugehen. Doch noch hielt er seine Neugierde in Zaum. Ohne Absprache, ohne einen Plan, würde er sicher nicht mit dem Vögelchen eine dieser Höhlen betreten. Glücklicherweise sah sie dies ganz ähnlich. Nach wie vor zweifelte der Mischling daran, dass es sich bei dieser Spinne um das Spionagenetzwerk handelte. Ganz anders als Eleyna, denn sie wusste um ein feines, aber bedeutsames Detail – quasi das Puzzlestück, dass das Bild erst kenntlich machen würde.
„Und wieso sollten sie eine Riesenspinne halten? Jannis sagte, dass sie vielleicht einen Schatz bergen wollten. Ich glaube nicht, dass sie dafür eine Riesenspinne einsetzen. Überhaupt glaube ich nicht an diese Theorie.“ Sein Blick wanderte zurück zu ihr. Für einen Moment wirkte er nachdenklich, doch dann verzog er skeptisch die Miene, als würde die andere Möglichkeit noch immer keinen Sinn ergeben.
„Wer weiß, worauf diese Piraten alles kommen. Vielleicht wollte Bolte ein Haustier und Minx sah in so einem Viech einen effektiven Wächter. Allerdings…“ er verzog schmunzelnd den Mund „… ergäbe das nur Sinn, wenn es sich bei dem Schatz um ihre eigene Beute handeln würde und man Riesenspinnen abrichten könnte, wie Hunde. Und ob das geht, weiß der Geier – ich nicht!“
Seine Schultern zuckten unter einem leisen Lachen. Ja, von Sorge fehlte bei ihm definitiv jede Spur. Doch das bedeutete nicht, dass er gedankenlos und leichtsinnig sein würde. Und als ob er das unter Beweis stellen wollte, wandte er sich ihr erneut zu und fragte sie nach einem Plan! Da es vorrangig Eleynas Angelegenheit war, wollte Skýler ihr die Gelegenheit geben ihre Gedanken zu äußern. Noch dazu wollte er hören, wie sie vorgehen würde. Alleine das könnte ihm mehr Informationen über ihre Denkweise und Strategieplanung geben.
Ský lehnte sich locker, aber nicht mit vollem Gewicht gegen die Seitenwand des Bootes. Mittlerweile nahm er den salzigen und zugleich modrig-fischigen Geruch des Strandes kaum noch wahr. Sein grauer Blick lag geduldig auf ihrem Gesicht und betrachtete ihr nachdenkliches Mienenspiel. Prüfend erkundeten ihre Augen die Umgebung und er musste sich eingestehen, dass er diesen Anblick irgendwie genoss. Sie war ganz anders, als die Frauen, mit denen er es normalerweise zu tun hatte. Eleyna war… ein Teil seiner Welt! Und genau das war ironischerweise etwas Besonderes. Denn er konnte ihre Blicke verstehen und ihre Gedanken von ihnen ableiten. Zumindest gerade konnte er es, während sie die Lage sondierte und sich einen Plan überlegte. Solche Vorgehensweisen waren auch ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
Ohne es zu merken lächelte er leicht, während er sie betrachtete.
„Wie gut bist du aus dem Hinterhalt?“, fragte sie plötzlich und warf den Mischling damit aus seiner Gedankenwelt. Die Frage war einfach zu beantworten, doch würde er dieses Wissen über sich preisgeben?
„Nicht schlecht!“, antwortete er etwas vage, doch waren die Worte ohne jedes Zögern oder nur den Hauch von Unsicherheit gesprochen worden, dass man unmöglich an ihnen zweifeln konnte.
„Da ich das größere Interesse an Arvid habe, wäre mein Vorschlag folgender: Ich werde offen auftreten, während du dich im Hintergrund hältst. Wenn diese ganze Schose etwas mit dem erwähnten Netzwerk zu tun hat, bin ich ohnehin die fettere Beute, glaub mir. Ich könnte sie hinhalten, man wird mir nicht sofort den Garaus machen wollen. Bei dir sähe das anders aus, du… bist unbeteiligt und ich riskiere trotz deines Mutes – oder deines Wahnsinns – mir zu helfen nicht, dass du unnötige Risiken eingehst. Du bist mein … Joker! Der gute Schatten im Hintergrund…“ Es war das erste Mal, dass man ihn den guten Schatten aus dem Hintergrund nannte und für einen Moment hörte es sich in Skýlers Ohren einfach nur fremd und irgendwie falsch an. Zwar bekam man in der Regel nie eine laute Beschreibung seiner Tätigkeiten zu hören, doch wenn, würden diese eher von Worten, wie: ausspionierend, totbringend, verräterisch, oder schlicht böse begleitete werden. Die junge Frau vor ihm war die Erste, die ihn offenbar nicht mit diesen Begriffen beschreiben würde - … zumindest noch nicht! Und auf merkwürdige Art und Weise ließ eben dies ein fremdes und warmes Gefühl in seinem Innern aufsteigen.
Er sah Eleyna schweigend an, während sie ihr Haar öffnete. Es war das erste Mal, dass er sie mit geöffnetem Haar sah und offenbar war der Anblick es wert, genauer hinzusehen. Denn sein Grau tanzte über ihr Erscheinungsbild. Bis er sich seiner besann und nach dem nächsten Wimpernschlag, sein unleserliches und zugleich selbstbewusst-souveränes Gehabe wieder darbot. Er verzog die Lippe seitlich zu seinem schiefen Lächeln.
„Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich möglichst unsichtbar mache. Das sollte kein Problem sein, nur …“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Eleyna hatte ihre Finger als Kammersatz durch ihre Haare gestrichen und war gerade dabei ihren Pferdeschwanz zu binden. Seitlich ihres Nackens war dabei eine Strähne unbemerkt geblieben, die ihre Finger nicht ergriffen hatten.
„Sollte es bloß eine Riesenspinne mit gehörigem Appetit sein, kannst du immer noch dazukommen.“
Der Mischling hob die Hände seitlich ihres Gesichts und griff nach ihrer Hand, die die gefassten Haare zusammenhielt. Mit der anderen strich er über ihren Hals, seine Finger schlüpften unter die entwischte Strähne und führten sie so dem Strauß an glänzendem Schwarz hinzu. Erst als ihre Finger die gesammelte Menge umgriffen, ließ er sie wieder los und trat den Schritt wieder zurück, als wäre dieser kleine Moment nie geschehen.
„Die Vorstellung gegen so ein haariges, achtbeiniges und mehräugiges Riesenvieh mit speicheltriefenden Chelizeren zu kämpfen… lässt mich beinahe hoffen, einen Spionagekollegen von dir kennenzulernen!“, scherzte Ský, obwohl sein Gesichtsausdruck verriet, dass er darauf wohl tatsächlich hoffte.
„Ich verlange die Herausgabe von Arvid und… schaue, wie sie reagieren. Wenn Minx etwas versuchen sollte… gehört sie dir!“, meinte sie, woraufhin Skýler nach kurzem Grübeln zustimmend nickte.
„Aber denkst du nicht, dass zumindest Minx damit rechnen wird, dass ich dich begleite? Immerhin hat sie uns zusammen angetroffen und hat keinen Grund zu glauben, dass ich dich alleine lasse.“, warf er zu Bedenken ein. Doch nachdem sie auch dies geklärt hatten, zuckte er nur leicht mit den Schultern.
„Unterschätz Bolte nur nicht. Er hat sicher mehr nutzen, als seine Stärke zum Schleppen von Leichnamen. Sonst würde Minx das Plappermaul sicher nicht neben sich dulden.“, warnte nun er, ehe er sich einmal ausgiebig streckte. Seine große und schlanke, doch zugleich durchaus muskulöse Statur wurde dabei gut sichtbar, denn der Umhang schob sich zu beiden Seiten nach hinten.
„Wollen wir dann?“, fragte er und sah das Stück zu ihr hinab, das ihre Größen voneinander trennte. Er sah in ihr klares Blau und ein fragender Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als sie für einen Moment schweigend innehielt.
„Ganz gleich, wie das ausgeht. Ich muss dir danken. Für alles, Skýler. Ohne dich, wäre ich längst tot...“ Überraschung trat in seinen Blick und sein Mund öffnete sich ganz leicht.
Eleyna überrumpelte ihn ein weiteres Mal. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm dankte, denn normalerweise tat er nichts, was einen Dank verdient hätte. So auch jetzt nicht … nicht im tiefersinnigen Grund zumindest. Doch das alles ahnte das Vögelchen nicht.
Ský erstarrte leicht. Das Gefühl, das ihn mit eben diesen Worten traf war ebenfalls ziemlich neu, oder schon sehr, sehr lange nicht empfunden.
„Ich weiß das wirklich zu schätzen… Es ist selten genug und…“, als sie lächelte hatte er das Gefühl, als würde er eine kleine Ohrfeige seines eigenen Gewissens kassieren. „Ich werde das nicht vergessen!“
Nur langsam schloss sich sein Mund. Er musste sich ziemlich zusammenreißen, um sich wieder zu fangen und ein einzelnes, etwas heiseres Räuspern, als würde er verlegen sein, oder etwas im Hals stecken haben, war zu hören, während er den Blick abwandte und sich über den Nacken rieb.
„Dank mir nicht Vögelchen…! Ich habe nichts gemacht und deinen Bruder hast du auch noch nicht zurück.“ Das, was nach falscher Bescheidenheit klang, war bittere Wahrheit und stieß ihm selbst sauer auf, so dass er am liebsten ausgespuckt hätte. Der Spion bekam nach vielen Jahrzehnten zum ersten Mal wieder den bitteren Geschmack eines schlechten Gewissens zu schmecken.
Es war nicht so, dass er zuvor nie eines empfunden hatte. Besonders in den Anfängen seiner Ausbildung hatte er elendig gelitten. Sein Gewissen war zu seinem schlimmsten Feind geworden und hatte ihm, nach aufgezwungenen grausamen Taten, in zahlreichen Nächten den Schlaf geraubt. Doch irgendwann stumpfte jede Seele ab, so gut und unschuldig sie anfangs noch gewesen war.
Vielleicht war es noch nicht viel, doch Eleynas gutmütiges Wesen, ihre Worte der ehrlichen Dankbarkeit … das Vertrauen, das sie in ihn setzte, stach ihm, wie ein Feind in den Rücken. Zumindest fühlte es sich entfernt so an…!
Eine kaum erkennbare Traurigkeit – oder Reue mischte sich in das aufgesetzte Lächeln, das er ihr zum Überspielen der Situation zeigte, ehe er sich umwandte und um das Boot ging. Er lenkte Eleyna zum Ufer, wo die Wellen bräunlich-schmutzige Schaumkronen hinterließen. Der Sand war hier fester und würde mit der heraufziehenden Flut ihre Fußspuren je nach Wellenkraft schnell beseitigen.
Dennoch zog sich der Weg länger, als erwartet. Etwa 20 Minuten brauchten sie über den Strand zu den Klippenhöhlen, in denen die beiden Minx und Bolte vermuteten. Bisher hatte sich kein menschliches Wesen gezeigt, lediglich ein Haufen dreister Möwen umflog streitend die imposanten Steinwände. Einige landeten auf dem kieseligen Strand, einige auf den Vorsprüngen der Klippen, von wo sie schreiend zusahen, wie sich die unteren Gesellen an Krebstieren und Muscheln ergötzten.
Skýler betrachtete die Möglichkeiten, die sich vor ihnen auftraten. Er hatte aufmerksam die hinterlassenen Spuren verfolgt und sah sich nun nach einem Hinweis um, der ihnen die Wahl des Höhleneingangs erleichtern würde. Der naheliegendste war der große Eingang am Grund. Bolte war zwar groß und stämmig, doch trotz allem wäre er vermutlich nicht mit Arvid die scharfkantigen Steinwände hinaufgekommen. Von daher schien ihr weiterer Weg bereits beschlossen zu sein. Sie schlichen sich geübt an die Seiten, von wo sie nicht so schnell auszumachen wären. Doch irgendwann würden sie vortreten müssen. Ein kleiner Blick ins Innere der Höhle hatte dem Spion zumindest gezeigt, dass der Weg hinunter mit künstlichem Licht beleuchtet war. Zu seinem Glück vermutlich spärlich!
„Scheinbar führt der Weg immer weiter der Nase nach!“, vermutete er leise und zog sich die Kapuze seines schwarzen Umhangs über. „Du gehst dann wohl vor!“, vermutete er, ehe er sich dann hinab zu Eleynas Ohr beugte.
„Auch, wenn du mich nicht siehst – ich bin da! Und wenn du in Schwierigkeiten steckst ruf…!“, er hielt inne, offenbar um nachzudenken, doch währenddessen streifte sein Atem sanft ihre Ohren. Eleyna könnte sich vermutlich gerade selbst eine Art Signalwort ausdenken, wenn sie schnell genug war.
Hätten sie alles geklärt, würde er die Elfe mit einem aufmunternden Lächeln vorgehen lassen. Doch konnte sie sich sicher sein, dass er sie sicher nicht alleine lassen würde. Sich verborgen zu halten war für ihn keine Schwierigkeit. Das gehörte für ihn quasi zum Alltag und in Kombination mit seiner Schattenmagie war er beinahe unauffindbar - besonders, wenn es dunkle Flecken gab. Dennoch schien Ský es noch zu verhindern seine Fähigkeiten offen vor Eleyna preiszugeben oder zu zeigen...

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 9. April 2024, 12:43

Dass Skýler sie auf eine Weise betrachten konnte, die sie nicht ahnte, verschaffte dem Mischling einen Moment der Ruhe, während sie sich einen Plan überlegte. Mit geschulten Augen tastete sie das Gebiet ab, das sich ihnen auftat. Sie suchte nach Verstecken, Anhöhen, Möglichkeiten zur Flucht. Von ihrem jetzigen Standort aus, blieb ihr ein Teil der Möglichkeiten verwehrt und müsste beim Näherkommen genauer betrachtet werden. Eleyna wählte oft lieber den direkten Weg. Zumindest, wenn sie ein Ass im Ärmel hatte. Dass sie Skýler hatte, wähnte Eleyna in diesem Moment noch als Glück. Die junge Elfe war dabei nicht sonderlich naiv oder wusste es einfach nicht besser. Sie wählte bewusst den Weg des Vertrauens. Um es nicht zu verlernen. Um nicht Gefahr zu laufen, irgendwann niemanden mehr in ihr Herz lassen zu können. Egal, wie oft es gebrochen würde. Sie wollte daran glauben, dass es irgendwann jemanden gab, der es tatsächlich gut mit ihr meinte. Irgendwann. Der Mischling hatte sich als einfühlsam, hilfreich und versiert entpuppt. Sie hatte versucht ihn auf Abstand zu halten, ihn gebeten zu gehen. Doch Skýler hegte seine ganz eigenen Gründe, in diesem Moment zu bleiben. Und Eleyna hatte ihn hinlänglich gewarnt, es nicht zu tun. Mehr konnte sie nun nicht mehr unternehmen, damit er sich nicht ihretwegen in Gefahr bringt. Der Mann war älter als sie, auch wenn man ihm das nicht an der Nasenspitze ansehen konnte, so wirkte er um einiges abgeklärter. Seine Reaktionen gaben der Halbelfe Rückschlüsse auf sein Können und enervierten ein Vertrauen in ihr, das sie akzeptieren ließ, dass er blieb. Und schließlich auch froh darüber war. Bevor sie sich nun also auf den Weg machen konnten, erklärte Eleyna, was sie sich für ihr Vorhaben überlegt hatte. Danach bereitete sie sich mit einer Geste vor, die sie sich im Laufe der Zeit angewöhnt hatte: Sie ordnete die langen, schwarzen Haare. Trotz des Windes versuchte sie ihre Strähnen ein wenig zu glätten und bemerkte dabei nicht, dass sie eine der Strähnen verlor. „Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich möglichst unsichtbar mache. Das sollte kein Problem sein, nur …“ Sie nickte und sah auf als er nähertrat.
Kurz hielt sie inne und harrte in ihrer Bewegung aus, während sich seine Hand auf ihre legte. Ein feines Kribbeln löste die Wärme seiner Hand in ihr aus und sie hob den Blick teils fragend, teils neugierig. „Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich möglichst unsichtbar mache. Das sollte kein Problem sein, nur …“ Er strich an ihrem Hals entlang und ahnte vermutlich ganz genau, was er damit auslösen konnte.

Eine Gänsehaut bildete sich und sie öffnete leicht die Lippen, als sie ganz ruhig wurde und ihn gewähren ließ. Sie spürte die Strähne, die er ihrem Bund an Haaren zufügte und für einen Moment reagierte Eleyna gar nicht. Sie starrte nur hinauf in sein Gesicht, das sie ihren Kopf etwas heben musste, weil er so dicht stand. Für dehnbare Sekunden rauschte die Zeit an ihren Ohren in Form von BBrackwasser-Wellen vorbei und sie merkte nicht mal, dass sie die Luft anhielt. Bis sie sich darauf besann, dass er auf eine Reaktion wartete, sie ihre Finger öffnete und die Strähnen dazu nahm. Er entließ sie aus seiner Nähe und gab ihr Raum. Einen Moment war Eleyna verwirrt von diesem Moment, der so unvermittelt kam und sie durcheinander brachte. „Die Vorstellung gegen so ein haariges, achtbeiniges und mehräugiges Riesenvieh mit speicheltriefenden Chelizeren zu kämpfen… lässt mich beinahe hoffen, einen Spionagekollegen von dir kennenzulernen!“ Sein Lachen steckte ihre Mundwinkel an, sodass sie schief lächelte. „Dann sind wir uns also einig, dass beide Möglichkeiten wenig Reiz besitzen.“, spielte sie noch mal darauf an, dass sie von unterschiedlichen Problemen ausgingen. Sie beendete ihr Tun und stand dann mit einem hohen Pferdeschwanz da, der ihren schlanken Nacken betonte. „Aber denkst du nicht, dass zumindest Minx damit rechnen wird, dass ich dich begleite? Immerhin hat sie uns zusammen angetroffen und hat keinen Grund zu glauben, dass ich dich alleine lasse.“ „Ich spiele hierbei auf das allgemein bekannte ‚jeder ist sich selbst der Nächste‘ hin.“, sie zuckte die Schultern. „Minx scheint hier zu leben. Sie wird wissen, dass nicht jede Allianz auch auf Nächstenliebe beruht. Wenn sie misstrauisch wird, sage ich einfach, dass du keinen Toten nachjagen wolltest und lieber dein Glück woanders suchtest. Es wird schon plausibel genug sein!“, winkte sie ab. „Unterschätz Bolte nur nicht. Er hat sicher mehr nutzen, als seine Stärke zum Schleppen von Leichnamen. Sonst würde Minx das Plappermaul sicher nicht neben sich dulden.“ Eleyna sah kurz zu den Höhlen und nickte. „Ja, du hast Recht, der könnte zum Problem wer“-, sie hatte den Blick zurückgelenkt und betrachtete gerade, wie sich der Mantel den Mischlings verschob als er sich streckte. Eleyna blinzelte für einen Moment und vergaß ihr Wort. Das Hellblau ihrer Augen wanderte einmal über die Statur des Mischlings und das Gesehene ließ sie vergessen, was sie sagen wollte. Das war diese verdammte Nachwirkung von seinem Auftritt zuvor! „Werden“, vollendete sie ihren Satz und räusperte sich, um den Blick abzuwenden. „Wollen wir dann?“ „Sicher…“, meinte sie und hatte auf einmal einen Impuls, dem sie nachgeben wollte.

Wären die Umstände andere, wäre ihr Leben ein anderes, Eleyna hätte Skýler gern kennengelernt. Richtig kennengelernt. So aber wusste die Elfe, dass es besser war, wenn sie einander vielleicht halfen und dann doch getrennte Wege gingen. Eleyna aber erkannte den fragenden Ausdruck und lächelte einmal ertappt, weil sie ihn gemustert hatte. Dann aber bedankte sie sich bei dem Rothaarigen. Es war einem Impuls geschuldet und für sie vollkommen ernstgemeint. Auch wenn er sich damit nicht ganz so wohl zu scheinen fühlte. „Dank mir nicht Vögelchen…! Ich habe nichts gemacht und deinen Bruder hast du auch noch nicht zurück.“ Sie nickte. „Es zählt viel, seine Hilfe anzubieten. Dabei kommt es nicht zwangsläufig auf das Ergebnis an.“, erwiderte sie nur und zuckte die Schultern. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich in immense Gefahr begab, solange er in ihrer Nähe blieb. Und sie hatte ihm für seine Unterstützung gedankt. Mit einem undurchsichtigen, aber nachdenklichen Blick musterte sie immer wieder die Umgebung, als sie sich gemeinsam am Rand der Wellenkante entlang bewegten und somit ihre Spuren der baldigen Flut aussetzten. So mussten sie sich keine Gedanken um das Beseitigen machen. Je näher sie dem Klippenbogen kamen, desto konzentrierter wurde Eleyna. Sie beobachtete aufmerksam sämtliche, mögliche Hinterhalte und hatte bereits beim Näherkommen, etwaige mögliche Höhleneingänge oberhalb des offensichtlichen ausgemacht. Die Elfe folgte Ský, als hätten sie schon immer zusammen gearbeitet, blind. Als er sich hinter einem kleineren Felsen verbarg, um auch hier noch mal die Lage zu sondieren, tat sie es ihm ohne Umschweife gleich. Es war ihr durchaus möglich, sich an andere anzupassen und das aber auch nur, wenn sie Vertrauen zu jemandem besaß. Und Ský durfte sich offenbar zu diesem kleinen Kreis zählen. „Scheinbar führt der Weg immer weiter der Nase nach!“ Kurz zuckten ihre Mundwinkel. „Richtig. Auf den Rängen gibt es weitere Eingänge, aber ich bezweifle, dass Bolte sich die Mühe gemacht hat“, griff sie unbewusst seinen Gedanken verbal auf. „Der hatte ja auch seine Milch nicht“, witzelte die trotz der Situation leichthin, ehe sie wieder ernster wurde. Sie beobachtete den Eingang noch einen Moment, während Skýler sich in ihrem Rücken fertig machte. „Du gehst dann wohl vor!“ Erneut nickte sie als sie seine Präsenz auf einmal hinter sich fühlte. Seine Stimme brummte leise in ihr Ohr und ließ ihre Nackenhaare sich aufstellen.
„Auch, wenn du mich nicht siehst – ich bin da! Und wenn du in Schwierigkeiten steckst ruf…!“ Gänsehaut. Sie hatte schon wieder Gänsehaut. Eleyna verfluchte sich noch insgeheim, doch dann spürte sie den Atem an ihrem Ohr und musste sich zusammenreißen, nicht auch noch weiche Knie zu bekommen. Tatsächlich verwirrte Skýler sie und Eleyna konnte das so gar nicht gebrauchen. Nicht an diesem Punkt in ihrem Leben. Also riss sie sich zusammen und schüttelte das aufkommende Gefühl ab. „…Vögelchen?“, antwortete sie dann in seine Pause hinein und drehte den Kopf leicht schmunzelnd. Sich auf den Höhleneingang konzentrierend, nickte sie. Sie war bereit. „Wenn wir hier wieder raus sind, erklärst du mir mal den Spitznamen, in Ordnung?“, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten und machte sich schließlich leise, geguckt und auf der Hut auf den Weg zum Eingang in ihren vermutlich ganz persönlichen Harax.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 10. April 2024, 13:41

Etwas lag in der Luft und dieses Mal war ausnahmsweise nicht der fischige Gestank gemein, welcher eher vom Rumdetter Hafen denn vom Meer an das Mischlingselfen-Duo herangetragen wurde. Zwischen ihnen prickelte etwas. Wären die Umstände andere gewesen, dann hätte zumindest Eleyna sich vielleicht in diesen Traum fallen gelassen. Doch sie wollte ihn weder platzen lassen wie eine Seifenblase, noch zu eben jener aufbauen. So sehr Skýler sie auch faszinierte - auf eine Weise, die sie selbst nicht ganz beschreiben konnte - durfte sie ihren Gefühlen nun nicht nachgeben. Sie appellierte an ihre Vernunft und dass sie ihn ohnehin schon weit genug in ihre Welt einspannte als gut für ihn wäre. Es war riskant, es war gefährlich und wenn sie sich nun auf ihn einließ, würde sie am Ende mehr verlieren als ihr lieb wäre.
Dass Skýler entgegen ihrer Annahme bereits mit mehr als einem nackten Zeh im See ihrer Probleme stand, konnte Eleyna überhaupt nicht wissen. Er hielt sich viel zu bedeckt, ganz seiner Profession folgend. Doch auch Ský konnte nicht vollends leugnen, dass da etwas zwischen ihm und der Halbelfe war. Etwas, das über seinen Auftrag hinaus ging. Warum sonst musterte er das Vögelchen ständig so lang? Warum schlich sich ein Lächeln auf seine Züge, dessen nicht einmal er sich bewusst war? Warum lockte es ihn so sehr, Eleynas lose Strähne zu ihren Brüdern und Schwestern, hinein in die schwarze Mähne des Zopfes, zu schieben? Er galt nicht als pedantisch und besaß auch keine inneren Zwang, die Dinge nach seinen Wünschen zu ordnen. Natürlich war es auch in seinem Berufsfeld wichtig, einen Ort so zu verlassen wie man ihn betreten hatte, aber Skýler war niemand, der den Anblick eines unaufgeräumten Schreibtisches oder einer Kleidertruhe mit schlampig zusammengewürfeltem Inhalt nicht ertrug - oder einer frechen Haarlocke, die sie von den anderen löste.
Allein die Umstände waren es, die beide zurückhielten. Für den Moment schien es besser so, denn sie hatten eine Aufgabe. Wo Arvids verschleppter Leichnam nur Vorwand war, um sich an Minx für ihr erfolgreiches Trickspiel zu rächen, da lag Eleyna weit mehr daran, ihren toten Halbbruder zurückzugewinnen als sie es sich wohl eingestehen wollte. Beide verband allerdings noch mehr. Beide konnten Boltes Worte nicht mehr vergessen. Die Spinne steckte dahinter und beide Mischlinge waren Teil ihres Netzes. Auch wenn Eleyna versuchte, sich den klebrigen Maschen zu entziehen, so wusste sie doch davon und wahrscheinlich würde sie der drallen Königin im Zentrum niemals entkommen, wenn sie nicht ihr gesamtes Fundament niederbrannte. So weit war sie allerdings noch lange nicht. Doch der Spinne eine wahrlich fette Beute vorzuenthalten, das konnte sie jetzt schon erreichen. Sie musste Arvid zurückholen und herausfinden, was eigentlich vor sich ging.
Skýler war ebenfalls interessiert, mehr zu erfahren. Dass es hier möglicherweise schon zu einer Übergabe des unerlaubterweise gelösten Fadens im Netz kommen könnte, hatte er sich wohl nur am Rande und eher flüchtig überlegt. Wie würde er entscheiden, wenn es hart auf hart käme? Er hatte Eleyna schließlich auszuliefern, aber konnte er das noch? Und würde er tatsächlich auf die oberste Instanz des Netzes treffen, auf die Spinne selbst? Das Blut in seinen Adern pulsierte, mehr zu erfahren und auch seine Schattenmagie meldete sich langsam zu Wort. Er hatte sie in all den Jahrzehnten nicht nur führen, sondern auch lieben gelernt. Sie war ihm der einzig wahre Freund zwischen Drill und Tortur gewesen und sie hatte ihn nie verlassen. Wenn Skýler sich auf etwas oder jemanden verlassen konnte, dann waren es die ihm innewohnenden Kräfte. Der kleine, unkontrollierte Ausbruch von vorhin war längst vergessen und kaum der Rede wert. Er wusste, dass er seine Mächte beherrschte. Sie folgten ihm und unterwarfen sich seinem Willen. Dass es Ausflüchte gab, wenn jener Wille aber durch bestimmte Auslöser angekratzt wurde, wollte er bisweilen noch nicht wahrhaben. Er verdrängte es mit dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der lang und hart genug dafür trainiert hatte, die Kontrolle zu behalten. So sollte es auch jetzt sein. Er würde das umsetzen, was er in seiner Ausbildung gelernt hatte und Eleyna wollte ihn auch genau so einsetzen. Er würde der Schatten im Dunkel sein. Dass sie ihn dabei ihren "guten Schatten" nannte, überrumpelte den Halbelfen dann doch noch. Niemand hatte das jemals getan, nicht einmal Kraz'hian. Er drückte seinen Stolz anders aus und vor allem nicht so, dass Skýler Nutznießer davon wäre. Wenn Kraz'hian ihn lobte, dann geschah es stets in eine Richtung, dass er sich selbst die Schulter klopfte. Schließlich hatte er dieses kostbare Spionagewerkzeug ausgebildet und es könnte ihm mit jedem gelingen. Skýler durfte sich lediglich glücklich schätzen, dass man ihn für diese Aufgabe auserwählt und nicht gleich getötet hatte. Aber hier und jetzt würde er ein guter Schatten sein - Schutz aus dem Dunkeln für das Vögelchen, welches er möglicherweise nun direkt ins Netz der Spinne schickte.

Eleyna ging voraus. Skýler folgte ihr, ebenfalls durch den großen und als einziger direkt am Strand befindlichen Eingang hinein in die Höhle. Er brauchte seine Schattenmagie nur bedingt zum Einsatz zu bringen und wenn, dann auch wirklich nur in jenem Moment, da er durch den Eingang huschte. Jener erwartete die beiden einem weit aufgerissenen Maul gleich. Stalaktiten-Zähne rahmten den oberen Teil dieses Schlunds ein, während winzige Kiesel und zwei in den Boden gerammte Fackeln den naturellen Unterkiefer schmückten. Die Fackeln waren nicht entzündet und auch sonst zeigte sich die Höhle selbst eher in einem dämmrigen Licht. Schatten waren reichlich vorhanden. Solange Skýler still blieb, würde man ihn vermutlich nicht entdecken. Wichtiger war, dass er einen wachen Blick auf den Höhlenboden und die Felswände hatte. Das Erdreich bedeckten gerade nahe des Eingangs viele Tangreste und Muscheln. Einige davon blitzten scharfkantig im schwachen Tageslicht, das noch wenige Meter bis in die Höhle hinein fand. Die Felswände hingegen zierten verschiedenste Moose, wenige Pilze, in den trockeneren Stellen aber auch jede Menge Spinnweben. Wollte die Herrin des Netzwerks hier etwas ihrem Namen alle Ehre machen?
Wie tief die Höhle in den Küstenfelsen selbst hinein führte, war schwer zu sagen, denn es fehlte das nötige Licht. Einzige Quellen, vom Eingang einmal abgesehen, waren ein Loch, das oberhalb er Küstenklippe wohl in den Fels gebrochen sein musste. Ohne Seil und Kletterhaken unerreichbar, wenn man nicht an den Wänden direkt entlang laufen oder fliegen könnte. Ein Spalt, breit grinsend wie das Maul eines Luchses und ähnlich gezackt wie dessen Gebiss zog sich ein Spalt über die Höhlendecke. Er war vielleicht zwischen drei und vier Metern lang, aber kaum anderthalb Meter breit. Es reichte aus, dass etwas Tageslicht aus vollkommener Schwärze graubraune Konturen und Schatten formte. Von dort oben hingen einige dicke Wurzeln herab, die teilweise noch Gras bewachsenes Erdreich umschlungen hielten. Man sah aber auch hier lange und mit Staub verhangene Weben, die wie silbrig graue Haare in einem sanften Luftzug von oben bewegt wurden. Hier und dort hörte man sogar Staub oder winzige Kiesel zu Boden rieseln.
Die feinen Elfensinne beider Mischlinge nahmen jedoch noch mehr auf. Ein kaum wahrnehmbares Fiepsen aus dem Dunkeln verriet sowohl Eleyna als auch Skýler, dass die Strandhöhle Rückzugsort für mindestens eine Gruppe Fledermäuse darstellte. Da es bereits dämmerte, würden sie bald erwachen und auf Jagd gehen. Noch war es allerdings nicht soweit. Die einzigen Jäger befanden sich am Boden und wagten sich nun tiefer in die Höhle hinein. Die Hoffnung, Arvid - ihre Beute - zu finden wuchs, denn schon nach wenigen Metern einen halbsteilen Hang aus Erde und Sand hinab, konnte zumindest Eleyna Feuerschein erkennen. Das flackernde Licht einer einzigen Fackel zauberte Schatten auf die Felsen der Umgebung. Im Abstand von etwa 15 bis 20 Metern vor ihr und somit am Ende des Hangpfades, der mit reichlich Stalakmiten und breiten Felsensäulen gesäumt war, konnte sie Boltes breite Statur ausmachen. Vor ihm lag etwas Unförmiges, das sie nur anhand der Farben im Feuerschein als Arvids reglosen Körper ausmachen konnte. Bolte hatte ihn einfach vor sich auf den Erdboden abgelegt. Er stand da, als würde er warten, den Rücken eben jenem Hangweg zugewandt, den Eleyna nun beschritt. Wo Skýler sich aufhielt, wusste nur er selbst. Die Schatten hatten ihn geschluckt und Willkommen geheißen wie einen verlorenen Sohn.
Bolte selbst schien auf jemanden zu warten. Er ließ den Blick eine Weile über die Höhlendecke wandern, drehte sich mit Kopf und Oberkörper dann aber nach rechts. Er spähte in eine Nische, die für Eleyna halb verborgen und für Skýler auf Abstand wohl überhaupt nicht zu entdecken war. Boltes Seufzen erfüllte die gesamte Höhle wie ein Donnergrollen den Himmel, sobald die Gewitterwolken sich gesammelt hatten.
"War deine Idee...", sprach er in die Stille hinein. Falls ihm jemand antwortete, hörte man es nicht. Bolte seufzte erneut. Schließlich erhob sich Minx' Stimme, wenn auch belegt und wie durch Stoff gedämpft: "Du hättest die Spinne nicht erwähnen sollen. Es ist auch so schon schwer genug."
"Noch einmal: deine Idee", erwiderte der Fleischberg von einem Mann. "Dass ich's dir nicht unbedingt leichter machen würde, wusstest du vorher schon. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass en Kätzchen es noch am leichtesten hat. Und ich werd'n Auge zudrücken, falls mich jemand wegen dem toten Piraten im Kanal fragt, aye?"
"... aye ..."
Bolte wandte sich wieder um, so dass er in die Schwarze vor sich starrte, die das Fackellicht nicht mehr erreichte. "Also, wo ist sie, die Spinne? Wir sind überpünktlich! Schon gemein, uns hier warten zu lassen, wo wir so'ne tolle Beute für sie haben." Bolte spuckte aus. Ihm schien es selbst nicht zu gefallen, Arvid hierher geschleppt zu haben, doch er wartete geduldig. Bisweilen geschah allerdings nichts weiter, sah man davon ab, dass winzige schwarze und achtbeinige Schatten immer zahlreicher über den Erdboden zu seinen nackten Füßen huschten. Sie bewegten sich am Rand des Lichtscheins entlang, krabbelten aber wild umher und versammelten sich, als wären sie neugierige Zuschauer. Und obwohl die Höhle geradezu dafür geschaffen schien, selbst laute Geräusche in ihrer Tiefe einfach zu verschlucken, enstand durch das Schaben und Krabbeln der Achtbeiner ein nachhaltig unangenehmes Ensemble aus Unbehagen. Etwas lauerte in der Schwärze.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 13. April 2024, 22:09

Sie spürte eine innere Erregung als sie auf den Höhleneingang zuhielt. Eleyna’s Sinne und ihre Muskeln befanden sich schlagartig wieder in einem Modus, den man ihr über Jahre hinweg eingetrichtert hatte. Sofort lag ihr Fokus auf mögliche Gefahren neben, vor und hinter ihr. Sie achtete auf alles, was sich bewegte und Ungereimtheiten. Nichts konnte sie jetzt aber davon abhalten, das Innere der Höhle zu betreten. Leise als würden ihre Schritte nicht existieren erreichte sie den Schlund zum Innern. Ihre Augen gewöhnten sich für einen Moment an die hier herrschende Dunkelheit, bevor sie sich am Rand in einer natürlichen Nische für den ersten Moment des Innehaltens ein Versteck suchte. Eleyna lauschte. Sie achtete auf Skýler, der sich dann in den Schatten drückte. Seine Tarnung war vortrefflich, denn er schien beinahe mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Eleyna aber achtete nicht im gesonderten Maße darauf. Sie richtete ihre Augen weiter auf den spärlich beleuchteten Weg. Das Ziel war klar hervorgetan, sodass sie keine große Überlegung anstellen musste. Ihre Augen glitten über die Höhlenwände und hinauf zu der Felsspalte in der Decke. Das spärliche Licht kam ihr zugute, aber sie achtete trotzdem darauf, sich nicht im Licht dessen zu bewegen. Sie verließ sich auf Skýler, dass er sein Wort hielt und sich im Hintergrund bereithielt. Also schlich die Mischlingselfe näher zum natürlichen Weg und folgte ihm weiterhin bedacht und leise. Sie achtete darauf, wohin sie trat, um keine unnötigen Kiesel oder Zweige zu übersehen, die sie beim Knacken oder Fallen verraten würden. Behutsam setzte sie ihre Schritte den Abhang hinab und blieb kurz stehen, als sie das Flackern einer Fackel entdeckte. Sie lauschte. Nichts verriet, dass sich hier jemand den Weg hinaufbewegte, sodass sie weiterschlich. Eleyna war dieses Prozedere in Fleisch und Blut übergegangen. Sie brauchte kaum mehr darüber nachzudenken, wusste was sie tun musste. Ihre Schritte blieben gedämpft, ihr Atem floss ruhig und ihre Sinne weiterhin geschärft. Sie lauschte, sie achtete auf sämtliche Schattenspiele, die einen Hinterhalt zur Folge haben könnten. Noch immer trug sie Minx‘ Wurfmesser verborgen und auch die Waffen von Ský schmiegten sich an ihren Körper, sodass sie zügig an sie herankäme und gleichwohl sich auch ohne Waffen zu verteidigen wusste. Die Elfe war versiert im waffenlosen Kampf und würde blitzschnell reagieren, sollte sich hier eine Falle etablieren. Ob der Mischling noch in ihrem Rücken war, versuchte sie von Zeit zu Zeit zu verfizieren und warf einen Blick oder einen Lauschangriff nach hinten, ohne sich lange damit aufzuhalten. Eleyna folgte dem statisch vorgegebenen Weg noch ein paar wenige Meter, als sie die massige Gestalt des milchtrinkenden Hünen ausmachte. Die Elfe hielt sofort inne und drückte sich in die Hocke und an die Seite hinter eine Gruppe von Stalagmiten. Sie beobachtete das weitere Schauspiel und ihr Blick fiel auf die Leiche von Arvid. Tatsächlich schien Bolte zu warten und Minx außerhalb ihrer Sicht in einer Nische zu hocken. Kurz überlegte Eleyna, ob die Katze sich verstecken wollte, doch Bolte machte das allein mit seinem Gefasel und seinem Blick zunichte. Die Worte aber waren interessant: "War deine Idee..." "Du hättest die Spinne nicht erwähnen sollen. Es ist auch so schon schwer genug."
"Noch einmal: deine Idee. Dass ich's dir nicht unbedingt leichter machen würde, wusstest du vorher schon. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass en Kätzchen es noch am leichtesten hat. Und ich werd'n Auge zudrücken, falls mich jemand wegen dem toten Piraten im Kanal fragt, aye?"
"... aye ..."
Die Elfe runzelte die Stirn. Was scherten sie sich um tote Piraten? Was sollte das bedeuten, dass Bolte ein Auge zudrückte? Und was zum Henker sollte das für eine Idee sein?! Eleyna verstand den Zusammenhang nicht. Das alles war sehr dubios, aber wie eine Schatzsuche sah das hier nicht aus. Der Junge im Teufelsrochen, Jannis, der irrte sich, dessen war sie sich sicher. Es ging hier nicht um Schätze und Piratenansehen! Etwas anderes ging hier vor. "Also, wo ist sie, die Spinne? Wir sind überpünktlich! Schon gemein, uns hier warten zu lassen, wo wir so'ne tolle Beute für sie haben." Eleyna’s Sinne richteten sich auf die immer mehr werdenden Krabbelviecher, die sich mehr und mehr um Bolte zu scheren schienen. Die Elfe engte die Augen und runzelte die Stirn. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, bei dem Schauspiel und irgendwas sagte ihr, dass dies hier nicht in einer Sackgasse enden würde. Eleyna prüfte, ob sie die Chance hatte, sich näher heranzuwagen, ohne gleich ihre Deckung aufgeben zu müssen. Sie wollte Minx sehen, sie wollte in die schwarze Nische sehen können, in die Bolte geblickt hatte. Und sie wollte erkennen, was es weiterhin auf sich hatte mit diesen beiden schrägen Vögeln. Sie wartete vorerst ab und würde beobachten. Nichts drängte sie derzeit zum übereilten Handeln. Arvid war ja bereits tot.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 14. April 2024, 22:08

Es war eigentlich unbestreitbar, dass da etwas zwischen ihnen war und doch schien Skýler es nicht bewusst zu registrieren. Normalerweise empfand er kein persönliches Interesse an Personen, doch in diesem Fall – bei Eleyna war das anders.
Als sie sich ihm anvertraute und dadurch bestätigte, dass sie das Vögelchen war, hätte er sich gewünscht, dass sie schwieg. Er wäre lieber im Ungewissen geblieben, denn diese hätte ihm mehrere Ausweichmöglichkeiten geboten. So legte ihm das Wissen darüber eine Fessel an, die ihn seine Pflichten nicht vergessen lassen würde. Doch was er daraus eines Tages machen würde, welche Entscheidung er treffen würde – das wusste vielleicht nur das Schicksal.
Jetzt wollte Skýler nicht, dass sich Eleyna bei ihm bedankte, denn dadurch fühlte er sich merklich unwohl. Schon seit Ewigkeiten hatte sich kein schlechtes Gewissen mehr in ihm gerecht, doch nun? Die Mischlingselfe machte es ihm wirklich nicht leicht!
„Es zählt viel, seine Hilfe anzubieten. Dabei kommt es nicht zwangsläufig auf das Ergebnis an.“, sagte sie und gab damit dem weiteren Verlauf eine gewisse Absolution. Egal was geschehen würde, sie wäre ihn wohl dennoch dankbar, dass er ihr zur Seite gestanden hatte. Es gab lediglich ein Szenario, bei dem er wusste, dass sie jedes dieser Worte zurücknehmen würde.
Das unangenehme Stechen seines Gewissens ignorierend, war er froh, als sie zusammen losgingen um die Höhlenklippen zu erreichen. Der Weg allein bot Ablenkung und so fand der Spion bald zu seinem üblichen Sein zurück. Für ihn war es spannend zu bemerken, welch gute Einheit sie bildeten. Ihre Bewegungen waren ähnlich und als würden sie bereits Jahrzehnte lang zusammenarbeiten, reichte es aus, indem sie sich mit Blicken verständigen. Dennoch war noch nicht alles geklärt, als sie vor dem großen Eingang lauerten. Und da keiner von ihnen ihre Sicherheit einem unbedachten Risiko aussetzen wollte, sprachen sie die letzten Feinheiten ab.
Eleyna würde alleine vorgehen. Ský verborgen nachkommen. Dass dieser vorhatte sich in seinen Schatten zu verbergen, mit denen er vollständig verschmelzen konnte, würde die Halbelfe nicht wissen können. Daher wollte er sichergehen, dass die nicht dem Glauben verfiel, dass er sie im Stich gelassen hatte.
„Auch, wenn du mich nicht siehst – ich bin da! Und wenn du in Schwierigkeiten steckst ruf…!“, brummte er in ihr Ohr, wodurch sich bei ihr eine unkontrollierbare Gänsehaut aufstellte. Während sie darüber fluchte, bemerkte der Mischling ihren Geruch, den er merkwürdigerweise mehr als angenehm empfand. Normal reagierte er nicht auf so etwas und noch weniger auf den häufig künstlichen Geruch von Frauen.
Wieder einmal bahnte sich ein kleiner Moment zwischen ihnen an, den sie beide von sich aus aufhielten. Nun war nicht die Zeit dafür. Sie würden Arvids Leichnam zurückholen und herausfinden, was es mit dieser eigenartigen Spinne auf sich hatte.
Doch bevor Eleyna den Weg in den Eingang folgte, wandte sie sich noch einmal zu ihm um.
„…Vögelchen? Wenn wir hier wieder raus sind, erklärst du mir mal den Spitznamen, in Ordnung?“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte sich die Dunkelhaarige geduckt um und betrat den, von ihr so empfundenen, persönlichen Harax.
Einen Augenblick lang sah Skýler ihr nach und dachte über ihre Worte nach. Den Spitznamen würde er ihr kaum erklären können, denn er war ein Synonym für die Person, die das Netz verraten hatte. Noch nie hatte ihn ein Auftrag so… beschäftigt! Wie sollte das nur weitergehen? Vermutlich würde er eine Weile Zeit schinden können, doch sobald Krazhian das Spielfeld betreten würde, wäre der Mischling in argen Schwierigkeiten. So schwierig seine Beziehung zu dem Dunkelelf auch war – eine Jahrzehnte lang bestehende und antrainierte Loyalität war nicht so einfach zu verraten. Auch nicht, wenn man sich für sein Leben etwas völlig Anderes wünschte. Er besaß vermutlich mehr schlimme als gute Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, doch alleine, weil es ein paar Gute gab, war die Situation für Skýler umso schwieriger. Der Junge von einst hatte sich oft gewünscht, dass der Meister ihn nicht nur als Werkzeug betrachtete. Dass es da etwas gab, was man mit einer Familienbande vergleichen könnte. Doch bis zum heutigen Tag wusste er sich nicht anders zu bezeichnen, als Werkzeug oder Schatten. Und mittlerweile war er in einem Alter, in dem er nicht mehr hoffte.

Kopfschüttelnd schob er die inneren Diskussionen, die sich gebildet hatten zur Seite. Er atmete einmal tief durch und brachte sich dadurch in einen ruhigen Zustand der Professionalität. Nun war etwas ganz anderes wichtig. Er hatte noch eine Rechnung offen und den verstummten Nervenbengel würden sie auch zurückholen!
So folgte der Spion seiner Partnerin und verschmolz mit den Schatten. Das spärliche Licht kam ihn dabei zu Gute. Der Schattenmagier fühlte sich immer sicherer und spannte bereits am Eingang eigene Schattenfäden, die ihn vor eventuell neu hinzukommenden Ankömmlingen waren würden.
Er behielt Eleyna im Blick und beobachtete, wie sie sich katzenartig schleichend immer tiefer in die Höhle pirschte. Auch Skýler achtete auf seine Schritte. Im Wald wäre er so gut wie nicht hörbar, doch hier lagen immer wieder Steinchen und Kiesel herum, die auch seinen Gang hörbar machen könnten.
Die Höhlenstruktur war glücklicherweise nicht zu komplex und bot mehr als einen Eingang, doch war davon kaum einer sofort einsehbar. Oberhalb der Wände gab es eine Öffnung, durch die man den Himmel sehen könnte, doch war fraglich wie schnell sie diese im Fall einer Flucht erreichen könnten. Passendes Handwerkzeug hatten sie vermutlich nicht dabei – zumindest Skýler trug kein langes und tragendes Seil mit Ankerung bei sich.
In Schatten gehüllt schlüpfte er von einer dunklen Ecke in die Nächste. Dabei machte er möglichst wenig Bewegungen. Auch ihm war solch ein Vorgang in Fleisch und Blut übergegangen. Wären die Vorbereitungsmöglichkeiten anders gewesen, hätte er vermutlich sogar den Weg von oben gewählt. In Städten befand er sich häufig auf erhöhter Position, wenn sein Ziel keine reine Lauscherei war.

Es dauerte nicht lange und sowohl Eleyna, als auch Skýler konnten die Gestalt Boltes ausmachen. Minx blieb verborgen, was zumindest den Mischling gedanklich schnalzen ließ. Immerhin hatte er eine Rechnung mit diesem Weib offen…!
Von seiner Position heraus konnte er die Nische, in der sich seine unwissende Verabredung befand nicht ausmachen. Und so hörte er auch nur Bolte kellertief seufzen, so dass das Echo es leise gegen die Wände warf.
„War deine Idee...“, sprach er, was zumindest für Skýler interessant war, da er nun einen Hinweis darauf bekam, dass der Hüne nicht alleine war. Doch eine Antwort ließ auf sich warten und obwohl der Mischling gute Ohren hatte, bekam er Minx verspäteten Worte nur bruchstückhaft zu hören.
Er ließ seinen grauen Blick umherwandern, bis er eine andere dunkle Nische fand, in die er sich leisen Schrittes zurückzog. Er war nun ein paar Meter entfernt vom Rücken Boltes und konnte schräg recht vor sich noch immer Eleyna erkennen.
„... aye ...“, hörte er nur noch, ehe sich Bolte umwandte und beinahe in seine Richtung sah. Manch einen hätte dies vermutlich einen Schreck eingejagt, doch Skýler fühlte sich sicher in seinen Schatten und blieb vollkommen ruhig.
„Also, wo ist sie, die Spinne? Wir sind überpünktlich! Schon gemein, uns hier warten zu lassen, wo wir so'ne tolle Beute für sie haben.“ Wieder erwähnte Bolte die Spinne! Das Ganze ging dem Spion langsam gehörig auf die Nerven. Sollte Eleyna doch recht haben und sie waren hier in die Aktionen eines anderen Seitenarms geraten? Oder gar in die Fänge des Kopfes – obwohl er das noch immer stark bezweifelte. Viel wusste er ja selbst nicht über den Anführer, doch bezweifelte der Spion, dass dieser sich in eine solche Höhle begeben würde. Nein, der Kopf würde sein gemütliches Nest in der Mitte nicht verlassen.
Eine Weile lang blieb ihnen allen nichts Anderes übrig als mucksmäuschenstill zu sein und auszuharren. Das graue Augenpaar bewegte sich lediglich zwischen Bolte, der Nische, in der er Minx vermutete und Eleyna hin und her.
Innerlich hoffte er, dass das hier nicht ewige Stunden dauern würde. Doch nach einer Weile schien sich doch etwas zu tun. Sein Augenmerk wurde auf die unnatürlich vielen kleinen Spinnen gelenkt, die sich immer zahlreicher und dadurch sogar hörbar versammelten.
Der Spion verzog leicht das Gesicht. Die winzigen Krabbler machten ihm nicht wirklich etwas aus, doch angenehm war die Menge auch nicht. Noch dazu hoffte er darauf, dass sich nicht bald auch größere Gefährten dazu mischten.

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