Zünglein an der Waage

Der große alte Baum steht mitten im Dorfzentrum. Hier versammeln sich die Tabiki, wenn ihre drei obersten Weisen, wenn große Entscheidungen getroffen werden müssen. Die Priester haben den Baum mit Knochenketten geweiht.
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Re: Zünglein an der Waage

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. Mai 2021, 16:19

Es tat Maruka gut, dass Thore für diesen Moment, in ihrem Leben war. Sie spürte die Verbundenheit zu ihm und durch ihn zu Mantron, ihrer eigentlichen Heimat. Lange war sie nicht mehr dort gewesen und hatte erfolgreich verdrängt, was sie damit verband. Dass Thore das nun in ihr wachrief, war einerseits erschreckend, andererseits schön. Maruka lauschte seinen Worten und konnte sich nicht satthören an seinen Heimatgeschichten. Sie erkannte, dass der Mantroner ehrlich mit ihr und sich war und er offenbar auch eine reife Sicht auf die Welt besaß. Nichts konnte diese Stimmung trüben und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Katze wohlig schnurrend, an ihn lehnte und nicht nur über Worte die Nähe suchte. Thore fing sie sprichwörtlich auf, legte wenig später einen Arm um ihren Körper und hielt sie, solange wie sie es wollte. Die Fragen, die seine Erzählungen in Maruka auslösten, stellte sie indes nicht und so beließ Thore es dabei. Er erzählte noch ein wenig von seiner Familie und dann kam die Gegenfrage, die sich schon eine Weile angekündigt hatte. Er wollte wissen, wie lange es für Maruka her war, seit sie ihre Familie gesehen hatte. Die Hybridin musste tatsächlich darüber nachdenken, denn all das was sie erlebt hatte, was sie durchmachte, verschwamm zu einem undurchsichtigen Klumpen, der es ihr unmöglich machte, sich zeitlich zu orientieren. Also antwortete sie so präzise wie sie konnte und Thore bedachte sie mit einem stummen Blick. „Irgendwann siehst du sie vielleicht wieder.“, murmelte er, doch Maruka driftete bereits ab und verfiel dann in einen seligen und lang erwarteten Schlaf. Manthala schickte ihrem Schützling einige Bilder. Erinnerungen an die Heimat, ausgelöst durch das Gespräch mit Thore und an Zeiten, die sie darüber nachdenken ließen, was ihr Platz in der Welt war. Ob sie schon damals auserkoren wurde? War sie denn auserkoren? Oder war es der Göttin der Träume nur wichtig gewesen, einen persönlichen Konflikt zu beenden? Hatte Manthala noch ihre Augen auf die Servali gerichtet? Fragen, die bisher nicht beantwortet wurden und die nur Vermutungen bestätigen konnten. Nichts deutete darauf hin, dass Manthala auch jetzt noch Interesse an ihr zeigte und vielleicht war ihr Weg auch inzwischen ein völlig neuer. Thore war neu, Phas war neu, ihr Ziel war neu. Niemand aus ihrem alten Leben begleitete sie hier, außer vielleicht der kleine, grüne Funkenfreund. Doch wie lange würde er wohl noch da sein? Doch all diese Fragen, die Erinnerungen, spielten im geruhsamen Schlaf, den Maruka und wenig später auch Thore und Phas umfing, keine Rolle. Sie hatten ein Ziel und dieses würde alle Aufmerksamkeit benötigen, sobald sie am Morgen aufwachten. Die Verabschiedung im Dorf, fiel, im Vergleich zum Abend zuvor, recht spärlich aus. Alle gingen ihrem Tagewerk nach, nachdem sie am Abend ausgiebig gefeiert hatten. Kali kam kurz vorbei, während sich das Trio zur Abreise fertig machte und brachte ihnen, zusammen mit Likara, Proviant für ein paar Tage. Kali lächelte Maruka freundlich an und nahm sie kurz zur Seite. „Machen gut, Katzenfrau. Wir sehr froh zu wissen, dass Gottheit so freundlich.“, sie zwinkerte und überließ es Maruka, wie sie diese Verabschiedung auffasste. Dann kehrte Kali zu Phas zurück und nickte ihrem Stammesbruder zu. Mehr Verabschiedung, erfolgte zwischen ihnen nicht. Likara war da etwas überschwänglicher und zog die Katze eng an sich, umarmte sie herzlich und unterdrückte dann ein Schniefen. „Du passen auf auf dich, ja? Und auf Phas.“, murmelte sie mit einem Seitenblick auf ihn. Phas schnaubte nur und nickte auch ihr förmlich zu. Tauruk tauchte indes nicht auf. Ob Phas das störte? Er zeigte jedenfalls nicht, ob er enttäuscht oder nicht war. Thore winkte allen mit einem Lächeln und fasste dann beide Riemen seines Rucksacks, auf seinem Rücken. „Los geht’s, hm?“, grinste er und wirkte etwas abenteuerlustig. Er hatte den wichtigen Spiegel erneut in seinem Rucksack verstaut und würde darauf sicherlich aufpassen. Phas schaute Maruka kurz an, nickte und schulterte dann seinen Bogen, sowie den Köcher und war im Begriff, das Dorf als erster zu verlassen.

Weiter gehts bei Osten? Oder war es Westen?
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