Die Sehnsucht des Herzen

Hier leben Menschen, welche sich selbst Tabiki nennen. Sie leben von der Natur und sind nicht sehr zivilisiert, aber sie kennen sich im Dschungel aus, wissen wie man jagt und welche Gefahren dort lauern.
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Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Samstag 17. Dezember 2011, 20:59

Serina wog die Nuss in ihrer Hand und ließ den Blick zwischen den Ästen des Baumes umher schweifen. Es war ein angenehm warmer Tag und hier oben wehte ein lauer, leichter Wind. Sie hatte sich einen Platz auf einem der unzähligen Bäume gesucht und blickte auf ihr Heimatdorf hinab, wie sie es immer gerne in der Pause von ihrer Arbeit im Vogelhaus machte. Von hier aus konnte sie die anderen Tabiki ungestört beobachten und manchmal entdeckte sie eine kleine Neuigkeit. Ob es nun Gesprächsfetzen waren, die sie von ihrem erhobenen Platz aufschnappte, weil Vorübergehende nicht mit einer Beobachterin über ihnen rechneten, oder ihr unauffällige Berührungen zwischen zwei Tabiki auffielen. Es machte ihr Spaß auf diese kleinen Dinge zu stoßen, die Abwechslung boten.
Vielleicht würde sie Lajos sehen. Vorfreudig grinsend betrachtete sie die Nuss in ihrer Hand und drehte sie so, dass sie sie einmal von jeder Seite betrachten konnte. Sie war klein und von dunkler Farbe. Ihre Oberfläche war unförmig und innen war sie hohl. Sie wollte Lajos ja nicht ernsthaft schaden, wenn er zufällig in Sicht- und Reichweite kam.

Ein Papagei flog vorüber und seufzend schaute sie dem Vogel nach, wie er einfach weiter flog. Sie war neidisch und hätte am liebsten selbst die Flügel einfach ausgebreitet, hätte sich von dem alten Baum, auf dem sie hockte, abgestoßen und wäre einfach davon geflogen. Egal wohin. Denn überall gab es Dinge, die sie nicht kannte und von denen sie sich angezogen fühlte. Sie seufzte, als sie an die Fremden zurück dachte, die vor ein paar Wochen in Hajikya aufgetaucht und wieder gegangen waren. Nicht zum ersten Mal verfluchte sie Calens Aufmerksamkeit. Sie hätte zu gerne gewusst, wohin die Fremden gereist waren. Zu gerne hätte sie es mit eigenen Augen gesehen. Kurz schloss sie die Augen und lehnte sich zurück an den kräftigen Stamm des Baumes, bis sie die alte Rinde durch die feinen Haare an ihrem Hinterkopf spürte. Immer wieder hatte sie versucht, sich andere Städte und Völker vorzustellen, doch was konnte man im Geiste materialisieren, über das man nichts wusste? Serina fiel dies unglaublich schwer und so öffenete sie resigniert die Augen und blickte mit ihnen neuerlich auf das kleine Dorf hinab, das für sie nicht genug Platz bot.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. Februar 2012, 06:33

Von ihrem erhöhten Sitz aus hatte Serina eine wunderbare Sicht über das gesamte Dorf. Die kleinen, windschiefen Hütten aus Bambushölzern, mit denen aus Palmenblättern geflochtenen Dächern, die man von oben nicht einmal als das ausmachen konnte und die auf dicken Stämmen gebaut waren, schmiegten sich an die Urwaldriesen des Kapayus.
Hajikya befand sich auf einer kleinen Lichtung und war der einzige Ort in dem dichten Dschungel, von dem Serina wusste, an dem man uneingeschränkt die Sonne genießen konnte, ohne in die Wipfel der Bäume klettern zu müssen. Selten verirrte sich außerhalb des Dorfes, ein Sonnenstrahl durch das dichte Blättergewirr und wenn dies doch geschah, dann tauchte es den Kapayu in ein sanftes, grünes Licht.

Ein Tropfen Kondenswasser löste sich von einem der Blätter und fiel der Tabiki mitten auf die Nasenspitze. Es war ein warmer Tag, wie eigentlich jeder Tag warm war, doch heute lag zudem eine besonders unangenehme Schwüle in der Luft und es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis sich der Himmel sintflutartig, über diesen Teil Celcias, ergießen würde.
In der Nähe ihres Versteckes konnte sie ein paar Kinder, auf einem abgeknickten Baumstamm spielen sehen. In der Dorfmitte, wurde gerade das Grubenfeuer neu geschürt und Frauen saßen in der Nähe und bereiteten das Essen vor.

Während sie so umher sah, erblickte sie Lajos, wie er aus einer Hütte trat. Kurz sah er beinahe suchend umher, dann lief er zielstrebig auf das Vogelhaus zu, in dem Serina arbeitete. Mehrere Meter davor blieb er stehen und schien aus irgendwelchen Gründen unentschlossen zu sein, so dass er erstmal ein paar Mal hin und her lief. Dies war die beste Gelegenheit die Nussschale in ihr Ziel zu bringen. Aber soweit würde es gar nicht kommen. Hinter ihr knackten die hölzernen Luftwurzeln der Kletterpflanze, die sich an dem Baum, auf dem Serina saß, gen Himmel wuchs und plötzlich griff eine starke Hand nach ihrem Handgelenk und ehe sie sich aus dem Griff winden konnte, wurde ihr die Nussschale aus der Hand entfernt und man ließ sie los.

„Na, wen haben wir denn da“, ertönte eine männliche Stimme hinter ihr und es war unverkennbar, dass diese ihrem Bruder Calen gehörte. Er hielt die Nussschale gegen das Licht, um sie mit gespielter Neugierde, genauer zu betrachten, dabei war offensichtlich was er ihr abgenommen hatte. „Was hattest du denn damit vor?“ Fragte er in einer bevormundenden Art, wenn auch mit einem Augenzwinkern. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht, als er an Serina vorbei, Lajos erspähte. „Ah, ich verstehe. Du machst das häufiger. Das ist aber nicht nett. Solltest du nicht eigentlich im Vogelhaus sein?“ Fragte er und zuckte mit dem Schultern. „Wie dem auch sei.“ Sein Blick wurde ernst, „du sollst in das Haus der Streifenhörnchen kommen. Es hörte sich wichtig an.“ Er gab ihr die Nussschale zurück. Etwa im selben Moment konnte Serina an ihm vorbei ein unregelmäßiges Aufblitzen von Licht im Wald wahrnehmen. „… und ich sollte mal Lajos schnell einholen“, Trittsicher, als würde er nie was anderes machen, machte sich Calen an dem Abstieg.
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Mittwoch 22. Februar 2012, 20:45

Der Tropfen, der ihr unerwartet auf die Nase fiel, ließ sie kurz zusammen zucken. Sie realisierte aber schnell, dass es sich nur um einen Wassertropfen handelte und es keinen Grund zur Panik gab. Verstohlen sah sie sich um, doch es hatte sie glücklicherweise niemand gesehen - was sie auch aufgrund ihrer Position nicht erwartet hätte, aber man konnte ja nie wissen. Sonst hätte sie sich vielleicht noch mit einem lächerlichen Spitznamen herum plagen müssen! So jedoch verdrängte sie ihr Zusammenzucken schnell und wischte den Tropfen von der Nase. Dabei fiel ihr Blick auf Lajos. Na endlich! Serinas Lippen kräuselten sich und in Erwartung ihrer bevorstehenden Tat, spannten sich schon jetzt ihre Muskeln. Sie musste schnell reagieren, wenn er erst einmal in Reichweite trat. Bei der Vorstellung, wie ihr Freund auf diesen hinterhältigen Angriff reagieren würde, musste sie schon jetzt grinsen. Sie war gerade im Begriff ihre Schleuder zur Hand zu nehmen als ein Knacken hinter ihr sie aufhorchen ließ. Der Instinkt, nach Gefahr Ausschau zu halten, war zu tief in ihr verwurzelt, um ein Knacken im Hintergrund einfach so zu ignorieren. Doch noch ehe sie sich völlig herum wenden konnte, spürte sie den festen Griff um ihr Handgelenk.

Erschrocken schnappte sie nach Luft, realisierte aber schnell, dass die Stimme ihres Angreifers ihrem Bruder gehörte und damit gar kein Angreifer war. Erleichtert entließ sie die Luft aus ihren Lungen. Mit zusammen gekniffenen Augen und einem Blick, der mehr Trotz als Ärger ausstrahlte, glitt ihr Blick von der Nuss in der anderen Hand zu Calens Augen. "Ich wollte nur Lajos' Reflexe testen", erwiderte sie frech. Sein Augenzwinkern ließ sie bedeutungsvoll grinsen, das aber bei seiner nächsten Frage abschwächte. "Ich gönne mir nur eine kleine Pause und wollte sowieso gleich wieder zurück." Das sprach sie so aus, als wäre es ernst gemeint, was bei ersterem zumindest auch stimmte. Beim zweiten jedoch.. sie könnte wohl Stunden in der freien Natur zubringen und die Zeit vergessen.
Ins Haus des Streifenhörnchens sollte sie gehen? Überraschung mischte sich in ihren fragenden Blick. Aber was sie dort sollte, würde sie wohl sowieso gleich dort erfahren. Viel mehr beschäftigte sie im Augenblick, dass sie die Nussschale zurück wollte. Mit ihrer Munition ging sie sehr sparsam um, da sie sie als sehr wertvoll betrachtete. Irritiert fiel ihr Blick an Calen vorbei. Was war das? Hatte sie sich das Aufleuchten nur eingebildet? Nein, tatsächlich erschien gleich darauf ein weiteres Aufblitzen. Um was handelte es sich? Sie beeilte sich damit, zurück zu Calen zu sehen und sich nichts anmerken zu lassen, und nahm die Nussschale wieder entgegen. Seine nächsten Worte hörte sie schon gar nicht mehr, nickte aber, als wäre dem so.

Kaum war Calen aus ihrem Blickfeld verschwunden, starrte sie erneut zu der Stelle im Wald. Das Haus des Streifenhörnchens war vergessen, Calen hatte irgendetwas vor und kümmerte sich um etwas anderes. Und dort blitzte es schon wieder geheimnisvoll auf. Ihre Neugierde war geweckt. Sie spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers. Sie verlor keine Sekunde mehr, sondern machte sich sofort daran, den Baum hinab zu klettern. Dabei stand sie Calen nur insofern nach, wie es die Erfahrung der Lebensjahre, die er ihr voraus war, begründeten. Geschickt und flink kletterte sie den Baum hinab, um sich dann, kaum auf dem Boden stehend, sofort in Richtung des Aufblinkens herumzudrehen. Ohne mit der Wimper zu zucken schlug sie diese Richtung in den Wald ein und schlich sich Schritt für Schritt näher, darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 1. April 2012, 19:28

Calen sprang den letzten Meter und landete weich auf dem erdigen Boden. Er rieb die Hände aneinander, um sie von kleinen, trockenen Partikeln des Baumes zu befreien und nahm dann seinen Jagdspeer, den er, bevor er zu Serina hochgeklettert war, an selbigen Baum gelehnt hatte. Ehe er Lajos folgte, sah er noch einmal zu seiner Schwester empor als es abermals aufblitzte. Zwar sah er, dass ihr Blick sich im Kapayu verlor und aus Neugier wandte er sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen. „Nicht vergessen, Haus des Steifenhörnchens.“ Rief er zur Erinnerung und folgte dann schnellen Schrittes Lajos.

Serina hatte aber längst anderes im Kopf. Was auch immer man von ihr im Haus des Streifenhörnchens wollte, es musste warten.

Im Kapayu selber war es viel dunkler als im Dorf der Tabiki. Ungleichmäßig flackerte das Licht und suchte sich seinen Weg, je nachdem wie stark der Wind in den Ästen spielte. Von dem bekam Serina allerdings nicht viel mit. Unter den riesigen Bäumen, die schützend wie ein Dach ihre Äste über einen ausbreiteten, war es stickig, wie in einem Zelt, das in der Sonne stand und jedem Menschen aus Pelgar, der Hauptstadt Celcias, würde das Atmen schwer fallen, aber die junge Tabiki kannte es nicht anders.

Hier und da verursachten ihre Schritte ein Rascheln und Knacken im Laub, das scheinbar schon immer auf dem Boden lag, aber keiner würde diese Geräusche wahrnehmen.
Wer glaubte, dass man im Kapayu die Stille genießen konnte irrte. Von überall her konnte man die verschiedensten Vogelstimmen vernehmen… von einem leisen, trällernden Gesang und dem rhythmischen Tschilpen, über lautes Schreien bei Gefahr und das Brechen von kleinen Zweigen, wenn sich etwas Schwereres darauf niederließ. In einiger Entfernung hörte man das Kreischen einer Horde von Affen, die damit ihr Revier markierten und gerade einen Baum mit besonders schmackhaften Früchten gefunden hatten.

Serina kam an einer Lichtung an, die es erst seit einiger Zeit gab, als einer der riesigen Bäume umgefallen war und dort ein großes Loch hinterließ. Kleinere Pflanzen am Boden reckten sich entgegen das strahlende Licht und es würde sicherlich nicht lange dauern, bis sie den Stamm überwuchert hatten. Am Fuße des Stammes ragten grotesk die Wurzeln wie eine Wand nach oben, an welchen sich Termiten tummelten. Jenseits des Stammes, konnte sie es schimmern sehen. Es kam vom Boden. Irgendwas war dort, was das Sonnenlicht reflektierte. Wenn sie näher herangehen würde, könnte sie sehen, dass sich dabei um einen, mannsgroße, flache Scheibe handelte, bei dem es so aussah, als wäre sie aus einiger Höhe, senkrecht auf dem Boden gefallen, so dass man die Form zwar erkennen konnte, ab sie zerbrochen war. Die meisten Völker außerhalb des Kapayus bezeichneten diesen Gegenstand als Spiegel, ob Serina so etwas jemals gesehen hatte war fraglich, wobei sie sicherlich ihr Spiegelbild kannte. Doch wie kam solch ein seltener Gegenstand hierher und vor allem in dieser Größe?
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Freitag 6. April 2012, 19:21

Natürlich war das Haus des Streifenhörnchens schon längst wieder vergessen. Genauso wie Calen oder Lajos, ihr entwischtes Opfer, das noch einmal ohne blaue Flecken davon gekommen war. Serinas Gedanken drehten sich nur noch um das Aufblitzen. Die Tabiki tauchte in die dunklen Schatten des Kapayu ein, die Ohren gespitzt, jede Bewegung abschätzend und überlegend, damit sie nicht zu viele Geräusche verursachte, und alle Sinne geschärft. Die Neugierde kribbelte in ihrem Bauch und mit jedem Schritt, dem sie dem Blinken näher kam, stieg die Spannung in ihr und hielt sie in ihrem Bann. Immer wieder fiel ihr das Blinken ins Auge, dem sie stetig näher kam. Je mehr sie sich ihm näherte, desto schneller wurden ihre Schritte und desto unbedachter wurde sie. Die Affen schrieen, die Vögel zwitscherten. Das war ein gutes Zeichen. Wenn die Tiere schwiegen, dann sollte man sich nicht nähern, hatte ihr Bruder ihr einmal gesagt. Der Wald erzählte Geschichten, so meinte er, und sie solle jedem Satz genau lauschen. Obwohl sie sowieso niemals das Dorf verlassen sollte. Doch das war ihr egal. Sie wollte diese Geschichten hören, die Geschichten des Kapayu, aber viel lieber noch ganz andere, als Calen oder ihre Mutter wohl ahnten.

Leichtfüßig betrat sie die Lichtung vor sich. Sie stoppte in der Bewegung, wandte den Kopf nach links und rechts und suchte die Umgebung nach dem Ziel ihrer Begierde ab. Da, da war es wieder! Serinas Herz hüpfte und die Tabiki mit ihm. Weit und breit war nichts und niemand zu sehen. Sie war sich sicher, dass hier keine versteckte Gefahr auf sie lauerte. So bedacht sie eben noch zwischen den alten Stämmen des Kapayu geschlichen war, so schnell beschleunigten nun ihre Schritte, bis sie bei dem Gegenstand angekommen war, der das Sonnenlicht reflektierte. Das hatte sie also aufblitzen sehen. Sie musterte die Scheibe, die da vor ihr aus dem Boden ragte, von der Seite und umrundete sie. Was für ein seltsames Ding. Was war das, wo kam es her und was machte man damit?

Serina stoppte vor dem Spiegel und legte den Kopf schief, grübelnd, was das war. Ihr Blick fiel auf die Scherben vor der Scheibe und interessiert ging sie vor ihnen in die Hocke. Vorsichtig nahm sie eine Scherbe in die Hand und erkannte sich selbst darin. Ihre grünen Augen funkelten ihr entgegen und die Tabiki lächelte sie an. Einer der Tabiki im Dorf hatte ihr einmal so eine Scherbe gezeigt, in der man sich selbst sehen konnte, als würde man über klarem Wasser stehen und hinein sehen. Interessiert drehte und wendete sie die Scherbe und begann die anderen Splitter und die große Scheibe genauer zu betrachten. Dann sah sie sich um. Die Frage danach, woher es kam, drängte sich ihr mehr und mehr auf. Hatten es sogar Menschen aus weit entfernten Ländern hier her gebracht? Wie lange es wohl schon hier herum lag?

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. Juni 2012, 18:28

Vorsichtig nahm Serina eine der Spiegelscherben in die Hand. Dieser war ursprünglich in einen dunklen, polierten Holzrahmen eingefasst gewesen, doch durch den Aufschlag hat sich der Spiegel aus diesem gelöst. An der einen Seite war der Holzrahmen gebrochen. Was bedeuteten konnte, dass große Kräfte auf ihn eingewirkt hatten.
Lange konnte er aber noch nicht hier liegen, denn die Pflanzen unter der Scheibe waren zwar zerdrückt, aber noch grün und frisch. Auch hatten sich noch keine lichtscheuen Insekten darunter eingenistet, die in der Regel solche Orte recht schnell fanden.

Während Serina noch darüber nachdachte, konnte sie auf einmal ein leises Surren von der anderen Seite der Lichtung, in der Nähe der Baumkrone, des umgestürzten Urwaldriesen vernehmen. Wenn sie sich umsah, schien die Luft dort plötzlich zu flimmern, als wäre dort irgendetwas oder auch nichts. Fast wirkte es so, als würden die Augen ihr einen Streich spielen.
Dies ging einige Minuten so, bis plötzlich eine männliche Stimme auf der Lichtung zu hören war. Sie klang seltsam hohl und schien aus dem flimmernden Etwas in der Luft zu kommen.
Leider konnte die junge Tabiki nicht verstehen was die Stimme da erzählte, da sie in einer anderen Sprache sprach, doch vom Klang her schien sie laut zu überlegen.
Dann erschien eine blasse, knorrige, aber menschliche Hand in der Luft, die sich gen Boden reckte und einen ebensolchen Arm entblößte und dort herumtastete, als würde sie etwas suchen, während man immer noch die Stimme vernehmen konnte.
Es sah nicht so aus, als würde die Person, die dazu gehörte häufig sein Zuhause verlassen. Dann ein freudiger Ausruf, während die Hand einige Blätter einer, kleinen hellgrünen Pflanze abriss und wieder in dem flimmernden Etwas verschwand, gefolgt von einem leiser werdenden Jubeln, als würde die Person dahinter sich entfernen.

Die flimmernde Fläche wurde kleiner und auch das Surren ließ nach und Serina konnte einen leichten Sog spüren, der sich dann aber für einen kurzen Augenblick umkehrte. Das flimmernde Etwas wurde größer und auch das Surren lauter und der Tabiki wurden etwa ein Dutzend Bücher entgegen geschleudert, denen sie sicher nicht allen ausweichen konnte, bevor das Flimmern mit einem kleinen Lichtblitz verschwand.
Dann war alles wieder ruhig und friedlich und der Kapayu um einige Bücher reicher. Man konnte nur mutmaßen, aber vermutlich war der Spiegel auf die gleiche Art hierher gekommen. Ob dem Mann auffallen würde, dass er etwas verloren hatte?
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Sonntag 17. Juni 2012, 15:35

Mit gerunzelter Stirn hockte die junge Tabiki vor dem Scherbenhaufen, auf der Suche nach dem Ort, von dem er kam. So ein Spiegel tauchte doch nicht einfach so in diesen abgelegenen Teil des Dschungels auf. Serina hatte noch nie von so einem großen Spiegel gehört, noch je einen zu Gesicht bekommen bis auf die kleine Scherbe, die ihr der Tabiki einmal gezeigt hatte.
Als plötzlich dieses Surren, nicht weit entfernt von ihr, begann und die Luft zu vibrieren schien, schreckte Serina hoch. Sofort spannten sich ihre Muskeln an und sie nahm eine geduckte Haltung ein. Es war eine Verteidigungsstellung, aus der sie aber jeder Zeit zu einem Angriff setzen konnte, auch wenn sie sich im Grunde gar nicht hätte verteidigen können mit der bloßen Körperkraft. Sie hob den Kopf und erkannte bald die Ursache für das Surren. Mit zusammen gekniffenen Augen betrachtete sie die flimmernde Luft und, als sie festgestellt hatte, dass sie ihr vermutlich nicht gefährlich werden würde, näherte sie sich ihr.

War das nur eine Einbildung? Hatte sie vielleicht zu wenig geschlafen? Nein, sie war sich ziemlich sicher, dass das hier wirklich passierte. Selbst als die Tabiki nur noch wenige Schritte von der flimmernden Luft entfernt war, tat sich nichts. Einmal fasste sie sogar nach oben, zog die schlanke Hand aber schnell wieder zurück und beäugte die Stelle von allen Seiten misstrauisch.
Als plötzlich die männliche Stimme erklang, schrie Serina erschrocken auf und machte einen weiten Satz nach hinten. Was war das? Wo kam das her?! Hastig sah sie sich nach allen Seiten um, bis ihr bewusst wurde, dass die Stimme von der Stelle ausging, an der die Luft so seltsam flimmerte. Es klang wie ein tiefes Gemurmel, aber verstehen konnte sie nichts. Ihr Herzschlag beschleunigte sich deutlich spürbar mit jeder Minute, die verging und die sie erwartungsvoll dort verharrte. Normalerweise war über jede ungewöhnliche Bemerkung sofort mit den Anführern des Dorfes zu reden. Doch hier tat sich etwas Unglaubliches! Serina befürchtete, wenn sie ging, würde sie etwas Wichtiges verpassen, das ihr nur einmal ermöglichen würde, den abgeschiedenen Alltag hier im Kapayu zu vergessen. Sie wusste, dass viele schon längst zu ihrem Anführer gerannt wären. Doch sie war zu neugierig. Sie wollte nichts verpassen und so blieb sie.

Und schon im nächsten Moment schälte sich aus der Luft eine Hand und wuchs weiter. Ein Arm folgte und für eine Sekunde umfasst ehrliche Angst das Herz von Serina. Bei Ilani, was war das? Was ereignete sich hier? Mit leichtfüßigen Sprüngen wich Serina der Hand aus und wich so weit zurück, dass sie sich außer Reichweite befand. Mit aufgerissenen Augen verfolgte sie die Bewegungen der Hand und lockerte vorsichtig ihre Schleuder, fummelte mit vor Aufregung zittrigen Händen nach einem großen Stein. Natürlich wusste sie, dass das nur eine Hand war. Eine Hand, die eine Pflanze aus ihrem Dschungel pflückte und dann wieder verschwand. Das war doch nichts Ungewöhnliches.
Serina stand der Mund offen bei dieser Beobachtung und trotzdem konnte sie nicht anders, als sich der Stelle wieder zu nähern und sie misstrauisch zu beäugen. Würde sie den dazugehörigen Körper in der Luft sehen? Doch nein, sie sah nichts und niemanden.

Stattdessen spürte sie plötzlich einen leichten Sog. Abwartend blinzelte sie. Fast machte es ihr plötzlich Spaß, einfach hier zu bleiben und abzuwarten, was geschah. Ihr wäre nichts Vergleichbares eingefallen, das so mysteriös und spannend war, wie das was gerade vorfiel. Nur dass für Überlegungen auch gar keine Zeit blieb, denn plötzlich schwoll das Surren an und ehe sie auch nur einen Schritt zur Seite machen oder anders reagieren konnte, schlug eine Welle von Büchern auf sie ein. "Aua!" Eines streifte nur ihren Arm, das andere prallte jedoch gegen ihren Bauch, bevor es zu Boden fiel, sowie die anderen vielen Bücher auch. Serina hatte sich in der Flut der Bücher geduckt und schützend die Arme erhoben. Nun, da alles wieder ruhig war, senkte sie vorsichtig ihre Hände und lugte an ihnen vorbei. Als sie sich versicherte, dass das Flimmern weg war und damit die seltsamen Ereignisse ein Ende hatten, griff sie nach dem erstbesten Buch, das ihr am nächsten lag und schlug die Seiten auf. Doch die Zeichen entzogen sich wie erwartet ihren Fähigkeiten und resigniert schloss sie das Buch, bevor sie Kopf kratzend den Blick hob.
Und nun? War das alles? Nur ein paar Bücher, mit denen sie nichts anfangen konnte? Serina wollte sich nicht damit abfinden. Sie erhob sich von ihrem Platz und überwand den letzten Abstand zwischen sich und der Stelle, an der die Luft so geheimnisvoll geflimmert hatte. "Hallo?" Erst leise und zurückhaltend, dann lauter wiederholte sie die Frage. "Ist dort jemand?" Doch es tat sich nichts. Zum Schluss warf sie sogar den Stein, den sie vorhin heraus gekramt hatte, gegen die Stelle. Wieso wusste sie nicht zu sagen. Vemutlich hoffte sie darauf, dass die Luft wieder begann zu flimmern. Was sollte sie mit Büchern, die sie nicht lesen konnte! Vielmehr lockte sie die Abenteuer, die sich vielleicht hinter diesem seltsamen Portal verbargen und ihr etwas anderes als den Kapayu bieten würden.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. September 2012, 04:56

So schnell, wie die flirrende, große ‘Scheibe’ erschienen war, so schnell was sie auch wieder verschwunden. Obwohl Serina nicht wusste, was sie von all dem hier halten sollte, so war sie dennoch ungemein aufgeregt. Hin und her gerissen, zwischen der eigentlichen Pflicht ihres Stammes gegenüber und auf sich selbst aufzupassen und der einfachen Tatsache, dass hier gerade eben etwas statt gefunden hatte, was so mit Sicherheit noch nicht im Urwald geschehen war.
Alleine schon die Existenz der vielen Bücher, es waren mehr, wie Finger an ihren Händen, ließ Freude in ihr aufwallen. Aber nun war dieses komische Ding, wo die blasse hand herauskam, wieder weg.
Erst vorsichtig, dann mutiger, untersuchte Serina die Stelle, aber dort war nichts mehr.
Lediglich der Stapel Bücher zeugte noch von dem seltsamen Vorfall und die eigentümliche Ruhe, die sie umgab.
Erst langsam kehrten die normalen Geräusche des Waldes wieder und versetzten alles in seinen normalen Zustand. Etwas enttäuscht stand Serina nun da, auf dieser kleinen Lichtung, umgeben von den teils sehr dicken Büchern.
Welch’ ein Glück, dass sie nicht von solch’ einem getroffen wurde, das hätte schmerzhaft geendet.
Etwas enttäuscht stand sie ja nun jedoch da. Kurz hatte sie gehofft, dass etwas vollkommen anderes in ihr Leben gepoltert wäre und es verändert hätte. Ihre Fragen beantwortet hätte und auch ein bisschen ihre Sehnsucht nach Veränderungen gestillt hätte. Aber was auch immer geschehen war, es war wieder weg. Vermutlich machte sich gerade Enttäuschung in ihr breit und die Gedanken stellten sich wieder an jenes ein, was ihr Bruder ihr ausgerichtet hatte. Abgesehen davon, würde es wohl heute wieder nur ein weiterer langweiliger Tag werden.
Es sei denn, sie würde ausgiebig darüber nachdenken, was sie mit dem Haufen an Papier anstellte, der immer noch chaotisch um sie herum verstreut lag. Lesen konnte sie ja nicht … aber vielleicht gab es Bilder, die interessant waren. Mit dem Rest konnte sie noch so einiges anfangen, wenngleich sie dies auch nicht den anderen ihres Stammes zeigen durfte, denn das würde großen Ärger geben.
So hatte sie immerhin ein kleines Geheimnis für sich … musste sie dieses nur noch vor ihrem Bruder geheim halten.
Wie Serina da so stand und grübelte und in ihren Gedanken versunken war, tat sich doch wieder etwas.
Es war unglaublich und nach ihren Maßstäben theoretisch unmöglich, aber keine sechs Schritt von ihr entfernt, glitzerte es wieder. Unwillkürlich zuckten ihr zwei Gedankenstränge durch den Kopf … die Frage nach dem ‘was das war’ und der Instinkt der Gefahr, der sie dazu drängt, sich zu verstecken.
Welchem auch immer sie nachgehen wollte, scherte das, was da nun erneut geschah, nicht wirklich.
Keine Sekunde, nachdem das Glitzern zugenommen hatte, tauchte dort aus dem Nichts eine Art blauer Scheibe auf, sie stand aufrecht und wieder waberte die Farbe in der Mitte. Nur, dass dieses ‘Scheibe’ dieses mal um einiges größer war … Serina könnte da locker durchpassen, vermutlich auch mehrere ihrer Sorte. Wieder zuckte ihr der Gedanken durch den Kopf, dass sie dieses Mal hindurch springen konnte, bevor wieder etwas auf sie flog. Doch dazu kam sie nicht.
Ehe sie sich versah, stand dort auf der Lichtung ein Mensch. Dieser sah gänzlich anders aus, wie die Stammesmitglieder, aber es war definitiv ein Mensch. Hinter diesem verschwand die blaue Scheibe mit einem ‘Ploppen’.
Der Mann, der dort nun stand und sich umsah, war ungefähr von der Größe der Krieger aus ihrem Dorf, aber um einiges schmächtiger. Er trug eine Art dunkelblauer und zu große Decke am Oberkörper, die ihm bis über die Knie reichte und seltsamerweise auch Ärmel besaß … eine komische Nutzung. Die Oberbekleidung wurde praktischerweise durch einen Gürtel um den schmalen Körper gehalten, an dem mehrere kleinere Lederbeutel baumelten. Darunter lugten Beine, in eine enge Hose gekleidet, so dünn wie Reisig, hervor. Das Gesicht des Mannes war schmal und wirkte leicht eingefallen, er musste Hunger gelitten haben … es war ansonsten haarlos. Dessen Haupthaar war hellbraun und zu einem sehr strengen Zopf nach hinten gebunden, dass dieser beinahe vom Kopf abstand. Zugegeben, diese Frisur war nicht gerade sehr vorteilhaft für jemanden, der abstehende Ohren wie Scheunentore hatte. Braune Augen blitzten neugierig hervor und beobachteten genauestens die Umgebung. Serina hatte er wohl bisher noch nicht bemerkt.
Als er je doch die ganzen Bücher sah, zog er erst eine dünne Augenbraue hoch, schüttelte dann sein Haupt und begann seufzend damit, alles zu sortieren und zusammen zu klauben.
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Freitag 19. Oktober 2012, 20:19

Niemand würde Serina so schnell von dieser Lichtung bekommen. Sie stand dort und untersuchte die Umgebung vor sich angestrengt und ganz genau. Dabei achtete sie auf jede Regung, während sich ihr Herzschlag jedoch langsam wieder beruhigte. Die vage Enttäuschung machte sich in ihr breit, dass das geheimnisvolle Flimmern nicht mehr zurück kehren würde. Und dennoch blieb sie. Denn in ihren Herzen spürte sie die Angst davor, nicht mehr hier zu sein, wenn es doch eines Tages zurück kommen sollte, und damit etwas zu verpassen, das ihr endlich ihren tiefen Wunsch erfüllen würde.
Gerade schaute sie sich nach einem geeigneten Sitzplatz um, überlegte sogar einen Moment, die vielen eingebundenen Zettel zu stapeln, damit sie wenigstens einen Zweck erfüllten, da regte sich plötzlich doch etwas. Das Glitzern entdeckte sie sofort, hatte sie doch nur darauf gewartet, dass sich noch etwas tat. Fasziniert und erwartungsvoll klappte ihr die Kinnlade hinunter, als die blaue Scheibe auftauchte. Sie machte einen Schritt auf sie zu, musterte sie eingehend und war versucht, die Hand danach auszustrecken. Sie wollte das seltsame Ding fühlen, bevor es vielleicht erneut verschwinden würde. Und vielleicht.. ihr fiel auf, dass sie hindurch passen würde. Doch was war dahinter? Vielleicht waren es die Götter, die sie zu sich rufen wollen? Unweigerlich trat Serina einen Schritt zurück. Bisher hatte sie nicht an diese Möglichkeit gedacht. Und im Grunde, wenn sie so darüber nachdachte.. sie war den Göttern sicher nicht wichtig genug, dass sie sich ihr einfach so offenbarten. Aber anders konnte sich Serina das noch nicht ganz erklären. Magie war für sie kein Begriff. All das lenkte sie auf die Götter zurück.

Die Augen der jungen Tabiki weiteten sich überrascht, als wenige Meter von ihr entfernt nach einem kurzen Blinzeln eine Person auf der Lichtung stand. Das konnte doch nicht sein! Sie blinzelte noch einmal, doch der Mann blieb. Wie war das möglich? Während Serina da stand und den Fremden musterte, schien dieser von ihr überhaupt keine Notiz zu nehmen. Serina verharrte und beobachtete den Menschen. Er war kein Tabiki, das war schnell zu erkennen. Ihre Hände wurden in freudiger Erwartung kalt und feucht. Kein Tabiki! Ihre Wangen fühlten sich bei diesem Gedanken ganz warm an. Trotzdem blieb sie zunächst auf Abstand, wollte die Situation einschätzen, bevor sie sich bemerkbar machte. Wenn der Mensch ihr oder dem Kapayu feindlich gesinnt war, war es sicher von Vorteil, unbemerkt zu bleiben. Doch dieser Mann mit der seltsamen Kleidung, die Decke um seinen Schultern besaß so eine schöne blaue Farbe, dass Serina lächeln musste, schien tatsächlich nur an den Büchern interessiert zu sein.

Als sie sich sicher war, dass keine Gefahr von dem älteren Mann ausging und gefangen in einem Strudel unterschiedlichster Gefühle, wagte sie einen kleinen Schritt nach vorne auf den Fremden zu. So sehr sie auch immer einem anderen Menschen hatte begegnen wollen.. jetzt einem gegenüber zu stehen, war doch etwas vollkommen anderes. "Hallo!" Trotz dessen blieb der kindliche, neugierige und aufgeregte Klang in ihrer Stimme. Fast naiv klang die Begrüßung aus ihrem Mund einem Wildfremden gegenüber. "Wer bist du und was machst du hier? Wo kommst du her? Was war das, aus dem du da heraus gekommen bist?" Kaum einmal den Mund geöffnet, sprudelten die Fragen nur so aus ihr heraus und sie musste weitere Fragen zurück halten, um ihm Gelegenheit zu geben, sie zu registrieren und auf sie zu reagieren. Alles in allem machte sie vielmehr einen freundlichen und vor allem neugierigen als ängstlichen oder angespannten Eindruck.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Gestalt » Sonntag 11. November 2012, 07:06

Da seltsame Phänomen dort vor ihr so unwirklich schien, dachte sie unwillkürlich an Götter. Serina hielt sich nun wirklich prädestiniert dafür, dass diese sich ausgerechnet ihr zeigten, aber irgendeine Bewandtnis musste das hier ja haben. Magie war ihr immerhin kein Begriff, es gab nichts anderes als die Götter und ihr Wirken, in der Welt der Tabiki.
Obwohl dieser fremde Mann da vorne schon recht seltsam wirkte und im Grunde nicht so wirklich zu den Bildern passen wollte, die sie sich selbst immer ausgemalt hatte.
Dass der fremde Braunhaarige ihr keine Beachtung schenkte, mochte daran liegen, dass er etwas suchte, zumindest sah er so aus. Suchend sah er sich um, ehe der Mann die Augen aufriss und kopfschüttelnd die Hände gen Himmel warf. Was für eine seltsame Geste … ob das so sein musste?!
Danach seufzte der Mann resignierend und begab sich auf seine Knie, um das Chaos zusammen zu klauben, das dort veranstaltet worden war. Wenn die junge Tabiki wüsste, dass der Mann daran selber schuld war, so hätte sie ihn vermutlich ausgelacht.
Es sah aber auch ziemlich wüst auf der kleinen Lichtung aus. Der Fremde hingegen krabbelte bereits auf allen Vieren umher, schob loses Papier ineinander, ohne sich die Mühe zu machen, die Blätter zu ordnen. Mit den Pergamenten allerdings, ging er sorgsamer um. Vorsichtig schüttelte er Erde und Blätter davon ab, rollte die beige bräunlichen länglichen ‘Papiere’ zusammen und verstaute sie nach einander in einer Art ledernen Röhre. Dabei murmelte der Mensch ständig etwas vor sich hin, was Serina nicht erstehen konnte, ob es an der Sprache oder der geringen Lautstärke lag, vermochte sie nicht zu sagen. Jedenfalls sah er ziemlich genervt aus, setzte seine Arbeit aber fort.
Wie er nach seinen Büchern griff, verzog sich as Gesicht des Mannes und er jammerte etwas, dieses Mal lag es definitiv an der Sprache, Dass Serina ihn nicht verstehen konnte. Offenbar waren diese Bücher ihm ziemlich lieb und teuer.
Nachdem er bereits drei Bücher in einer Umhängetasche verstaut hatte, musste Serina dann doch stutzig werden. Die meisten der Bücher maßen von der Größe her mindestens ein ein Drittel Elle, von er Breite her gut eine Elle und die Tiefe betrug sich auf ungefähr eine Hand breit. Das dürfte theoretisch nie im leben in seiner Umhängetasche Platz haben und so, wie der Mensch aussah, dürfte der dieses Gewicht zusammen auch gar nicht tragen dürfen. Er war dünn wie ein junger Baum und gefühlt, genauso dünn.
Wenn sie sich also alles zusammengereimt hatte, so könnte doch tatsächlich irgendetwas Göttliches vor ihr stehen. Das allerdings, tat ihrer Neugier keinen Abbruch.
Ehe sie sich versah, war sie auch schon hinter dem Baum hervorgetreten, hinter dem sie sich erfolgreich versteckt hatte. Mit zwei Schritten war sie keine drei Schritt mehr von dem Fremden entfernt, der gerade gedankenverloren damit beschäftigt war, einige ordentliche Knicke in einem seiner Bücher zu beseitigen.
Anstatt nur dort zu stehen, so sprach Serina ihn gleich dann auch aufgeregt an.
Der Mann stutzte mit einem Male, sah erschrocken zu Serina auf und ließ dann vor Schreck eines der noch außerhalb verbliebenen drei Bücher, fallen. Sogleich wandelte sich sein Blick in Erstaunen, seine Augen wurden groß und eilig kam er auf die Füße. Während er die junge Tabiki eingehend, mindestens ebenso neugierig musterte, klopfte er sich Dreck und Blätter von seinem blauen ‘Kleid‘. Bisher bemächtigte sich kein seltsames oder böses Gefühl ihrer Gedanken, so dass sie ruhig noch weiter stehenbleiben konnte, wenn sie wollte.#
Mittlerweile hatte der Mann einen freundlichen Gesichtsausdruck und trat mit einem Lächeln auf Serina zu. Drei Schritte uns schon war die Distanz zu ihr überwunden. Nun stand er vor ihr, fast einen Kopf größer als sie und ergriff freudestrahlend ihre Hand, schüttelte sie und ein wahrer Wortschwall ergoss sich aus ihm.
“Das ist mir aber eine große Freude, hier an diesem überaus wilden Ort jemanden zu treffen und dann auch noch so ein freundliches Wesen, wie ihr es seid … ich weiß, wir kennen uns noch gar nicht, aber aus euren hübschen Augen sprüht Energie und Freundlichkeit. … Verzeiht diese Unordnung, aber mir ist da, unter uns gesagt, ein kleines Missgeschick passiert …”, hatte er seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, ehe er wieder lauter fortfuhr. “Aber ich bin mir sicher, dass ihr das für euch behaltet … Himmel,…”, nun sah er bestürzt drein, “… wo sind nur meine Manieren geblieben!” Eine Hand hatte er sich lautstark gegen die Stirn geklatscht. “Hake Harpel mein Name und eurer?” Wieder hatte er ihre Hand in die seine genommen und war diese nun länger am Schütteln, während er sie nun breit angrinste. Zumindest diese Geste kannte Serina und sie bedeute anscheinend überall das Gleiche.
Das Problem am Ganzen, Serina verstand nicht ein Wort von dem, was der Fremde da faselte. Komischer noch, diese Sprache hatte sie nie im Leben zuvor gehört und je länger der Mann in eben dieser sprach, desto lustiger klang sie, voll von vermeintlich knurrenden und knackenden Lauten, zwischen die sich abwechselnd der weiche Klang schöner Vokale mischte. Begleitet von der Mimik des Mannes, ein lustiges Schauspiel. Es erinnerte sie irgendwie an einige der Kriegstänze, die die Männer in ihrem Stamm so gerne zelebrierten.
Plötzlich stutzte ihr gegenüber, vermutlich aufgrund ihres verwirrten Gesichtsausdruckes. Bedeutete dann mit einer Geste, dass sie kurz warten sollte. Er trat einen Schritt zurück, hob die Arme vor den Körper und vollführte seltsam aussehende, wenngleich doch anmutige Bewegungen. Wollte er jetzt auch tanzen?! Nach ein paar Sekunden setzte er auch noch mit einer anderen Sprache dazu ein, sie klang erhaben, alt und äußerst angeschwollen. Ein paar Minuten dauerte dieses ganze Gebaren, in denen er von Serina keine Notiz nahm, ehe er seine komischen Bewegungen mit einem scharfen Schnitt durch die Luft beendete. Daraufhin trat er wieder zu ihr und sah sie weiter unverwandter Dinge an.
“Könnt ihr mich nun verstehen?” Tatsache, was auch immer der Mann getan hatte, nun verstand sie ihn wirklich, er sprach in ihrer Sprache! … und wiederholte noch einmal all das, was er vor kurzem noch an sie gerichtet hatte. Ehe er damit schloss, dass sie doch bitte ihre Fragen auch noch einmal wiederholen möge.
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Montag 12. November 2012, 18:10

Serina realisierte noch immer nicht ganz, was gerade direkt vor ihr passierte. Es war, als würde sie einer jungen Tabiki aus der Ferne zusehen. Ihr Verhalten war nicht unbedingt üblich für sie. Zwar war sie aufgeschlossener als andere Tabiki, aber dennoch begrüßte man nichts und niemanden einfach so. Vor allem niemanden, der wie von den Göttern geschickt plötzlich im Kapayu auftauchte. Einen Moment hatte sie Angst, den Mann mit ihrer Art, ihrer Neugierde und all den Fragen zu verschrecken. Er machte keinen besonders furchteinflößenden Eindruck auf Serina, sodass die Neugier die Angst langsam verdrängte. Auch seine Gesten waren nicht die eines Jägers oder anderen Mannes, der etwas Böses im Schilde führte. Je länger sie ihn beobachtete, desto harmloser erschien er ihr. Wie er über den Boden kroch und die Zettel aufklaubte, keinerlei Augen und Ohren für seine Umgebung, ließ sie etwas schmunzeln. Auch wenn das im Grunde das Schlimmste war, was man hier in der Wildnis tun konnte. Dass der Mann nicht aus Hajikya oder dem Kapayu kam, hätte sie auch aus einer Entfernung von fünfzig Schritte gesehen, selbst, wenn sie dem Spektakel seines plötzlichen Auftauchens nicht beigewohnt hätte. Serina beschloss, die Vorsicht für ihn mit walten zu lassen. Alles um sie herum schien jedoch ruhig, sodass sich die Tabiki in Ruhe darauf konzentrieren konnte, sich an dem Mann vom fremden Volk satt zu sehen. Es deprimierte sie, nichts davon verstehen zu können, was er sagte. Auch die Fremden, die sie vor ein paar Jahren bei den Grenzsteinen gesehen hatte, hatte sie nicht verstehen können. Fürs Erste tat das jedoch keinen Abbruch für Serina. Sie wollte unbedingt mehr über diesen Mann wissen, der so seltsame Taschen bei sich trug, in dem Zettel und noch mehr gebundene Zettel verschwanden, obwohl die Tasche längst überfüllt sein musste.

Ihre erste Kontaktaufnahme schien von Erfolg gekrönt zu sein. Ilani sei Dank, rannte er nicht sofort von ihr davon oder verschwand wieder in der blauen Scheibe. Sie versuchte sich in einem Lächeln. Sie ging davon aus, dass er sie nicht verstehen würde, also versuchte sie es zumindest mit friedlichen Gesten und einem freundlichen Blick. Auch der Fremde schien sich schnell wieder gefasst zu haben und machte einen sehr freundlichen Eindruck, als er auf sie zukam. Serina stieß hörbar die angehaltene Luft aus, was ihrer Erleichterung Ausdruck verlieh. Mit so viel Freundlichkeit hätte sie dann aber doch nicht gerechnet. Er begann ihre Hand zu schütteln und ein Schwall fremder Worte schwappte in ihren Ohren, dass diese nur so klingelten. Serina war überfordert von der fremden Sprache, die Schnelligkeit, mit der er sprach und die seltsamen Worte, ließen sie jedoch breit grinsen. Offenbar hatte er irgendetwas falsch gemacht, oder vergessen? Serina war jedenfalls irritiert davon, als er sich mit der Hand gegen die Stirn schlug. Nichtsdestotrotz war seine Art sehr freundlich und verjagte auch die letzten Zweifel und Vorsicht in Serina. Hätte sie heute morgen gewusst, was passieren würde, sie hätte Ilani all ihr Hab und Gut für diese wundervolle Begegnung geopfert. Endlich traf sie einen Fremden! Serinas Augen leuchteten glücklich, obwohl sie kein Wort der knacksenden Laute verstand, was die ganze Situation aber nur komischer für sie machte. Breit grinsend zuckte sie mit den Schultern, als er endlich einmal eine Atempause machte und schüttelte dann den Kopf als Zeichen, dass sie ihn nicht verstehen konnte.

Endlich schien auch ihm dies klar zu werden. Neugierig beobachtete sie ihn beim folgenden Schauspiel. Serina verstand nicht, was für einen Sinn das Ganze haben sollte. Wollte er ihr etwas mit Gesten mitteilen? Serina hatte sich zwar schon öfter mit Lajos an das ein oder andere Tier angeschlichen, wobei ihnen stille Gesten oft hilfreich bei der sonst stummen Kommunikation gewesen waren. Aber so gut war sie dann doch nicht, um so viel allein durch Gesten zu verstehen, was er eben gesagt hatte. Oder wollte er tanzen? Der Mann schien etwas verwirrt, wenn auch auf eine lustige Art und Weise. Trotzdem verfolgte Serina das folgende Geschehen mit gleich bleibender Neugierde. Sie könnte den Fremden tagelang beobachten, auch wenn er seltsame Gesten und Tänze vollführte oder in einer fremden Sprache redete. Doch plötzlich, nach endlosen Minuten, in den Serina mehrmals und langsam ungeduldig werdend, ihre Position veränderte, sprach er zu ihr in Tabija! "Ja, ja! Ich kann Euch verstehen!", antwortete sie aufgebracht und mit einem freudestrahlenden Grinsen.

Und endlich verstand sie auch, was er sagte! "Hake Harpel?", wiederholte sie als erstes, nachdem er endlich geendet hatte. Was für ein seltsamer Name. Sie hatte seinen Namen mit einem leichten Schmunzeln wiederholt, das aber auch an den Komplimenten liegen mochte, die er ihr hier in aller Fremde gemacht hatte. "Ich bin Serina", stellte sie sich dann ebenfalls vor. "Was für ein Missgeschick? Wo kommt Ihr her?" Serina ließ sich nicht zwei mal bitten, ihre Fragen zu wiederholen. Jetzt, da sie ihn verstehen konnte, war das alles noch viel aufregender. In ihrem Kopf überschlugen sich all die Fragen und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. "Was macht Ihr hier, und was hat das alles zu bedeuten?" Die Fragen brannten ihr heiß auf der Zunge. Sie hätte so viel mehr gefragt und so viel mehr über ihn gewusst. Am Liebsten würde sie ihm Fragen stellen, bis sie alles über ihn wusste. Da auch er sie so höflich angesprochen hatte, verwendete sie nun auch die höflichere Anredeform, auch wenn das eigentlich nicht ihre Art war. Doch sie wollte den Fremden unter keinen Umständen verärgern oder verjagen.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Gestalt » Samstag 1. Dezember 2012, 05:01

Nicht nur Serina war erfreut über die Anwesenheit des Fremden, auch der Fremde war erfreut darüber, dass er hier jemanden antraf und zudem, wie er hoffte, sein Gegenüber eine Einheimische war.
Aber zu allem war noch Zeit.
Mit strahlenden Augen stand dieser schlaksige Mann vor ihr und schüttelte noch eine längere Zeit ihre Hand, bis er sich endlich losließ.
““Ich bin wirklich hoch erfreut, Serina.” Harkel trat einen Schritt zurück und verbeugte sich mit einem Rückfallschritt vor ihr, was recht lustig aussah, da seine dünnen Arme ziemlich lang wirkten. Aber Serina konnte sich denken, dass dies eine Verbeugung sein sollte … Fremde und ihre Kulturen waren wohl doch nicht ganz so fremdartig, wie sie manches Mal befürchtet hatte.
“Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, hier jemanden so schnell zu finden … ich hatte mich schon darauf eingestellt, Tage, wenn nicht sogar Wochen hier durch den Urwald umher irren zu müssen … auch wenn ich wiederum noch nicht vorgehabt hatte, so schnell hier zu landen … na ja.” Harkel zuckte mit den Schultern und lachte laut auf, ein freies, ganz von Herzen kommendes Lachen. Dann blickte er sich wieder um und suchte die nähere Umgebung ab. Anscheinend hatte er noch mehr verloren oder hatte zumindest das Gefühl. Alsbald wurde er fündig. Seine Robe raffend, stapfte er zu höheren Grasbüscheln und zupfte dort einige Papiere hervor´, die er seufzend glättete und versuchte, vom Tau zu trocknen, bis er endlich weiter auf Serinas Fragen einging.
“Wo ich herkomme, wollt ihr wissen? … Nun, ich weiß nicht, wie genau ihr euch mit unserer Welt auskennt….” Fragend sah er sie an.
“Die Stadt, aus der ich komme, heißt Zyranus, sie liegt sehr weit im Norden und ist zu dieser Jahreszeit wirklich kalt … aber was rede ich da … warst du schon mal in Zyranus? … Wo bin ich hier eigentlich genau gelandet?” Hektisch sah dieser komische Mann sich um, während er zwei Bögen Papier vor sich hin und herwedelte. “Wenn ich mir die Pflanzen hier so ansehe, würde ich darauf wetten, weit im Süden gelandet zu sein … ein sehr wilder Wald, voll von exotischen Dingen … hier lassen sich garantiert gute Abenteuer erleben … sag, kommst du auch von hier?” Serina hatte das wirklich bisher noch nicht erlebt, dass ein Erwachsener dermaßen viel und schnell redete, es ergoss sich gleich einem Wasserfall aus ihm und es könnte sein, dass er nie aufhören würde. Mit ihm könnte es wirklich lustig werden.
“Nun ja, … äh, … das Missgeschick … nun, du hast es hier ja gesehen …”, mit einer weiten Geste holte er aus und deutet auf die Lichtung. “Alles war hier verstreut, meine kostbaren Schätze … sie halten ja durchaus einiges aus, aber Nässe ist eine große Gefahr für sie … ich kam noch nicht dazu, diese vor Feuchtigkeit zu schützen.” Seufzte er abermals und betrachtete die Papiere in seinen Händen. Wohl einigermaßen zufrieden mit dem Resultat, rollte er die Bögen Papier vorsichtig zusammen und verstaute diese ebenfalls in einer ledernen Rolle.
“o, alles wieder beisammen … war noch eine offene Frage? …”, er grübelte.
“Ah ja, … ich weiß, ihr wolltet wissen, was ich hier mache … ich forsche, erkunde,
Schreibe nieder … und halte so meine Erkenntnisse und das gewonnen Wissen für die Nachwelt fest.”
Nun blickte er sich wieder um, dieses Mal begeisterte, wie beim ersten Mal. Vermutlich, weil er jetzt wirklich das sehen konnte, was der Ort an Schönheit bereit hielt.
“… und wer köntne mir besser dabei helfen, wie jemand der hier wohnt?! … bitte sagt ja!” Schnellen Schrittes war der Mann wieder bei ihr uns sah sie flehend an, sein Blick hatte etwas von einem Welpen.
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Dienstag 25. Dezember 2012, 14:11

Gespannt und aufgeregt über das Auftauchen des Fremden, stand Serina grinsend vor ihm und beobachtete ihn fröhlich bei seiner Verbeugung. Seine Antwort irritierte sie jedoch etwas. Offenbar hatte er den Kapayu absichtlich durch diese seltsame blaue Scheibe besucht. Aber wieso? Was wollte er hier? Er war kein Tabiki und gehörte nicht hier her. Allein würde Serina ihm einen halben Tag geben, bevor die TIere des Urwalds auf den armen alten Mann aufmerksam werden würden. Leider beantwortete er ihr ihre Fragen nicht so schnell, wie sie sie gestellt hatte, sondern ließ sie noch etwas schmoren, indem er seine seltsamen Papiere weiter aufsammelte. Ungeduldig verharrte Serina an ihrem Platz und wippte unruhig auf den Fersen. Sie musste sich zusammen reißen, um ihre Fragen nicht noch einmal zu wiederholen und biss sich zweifelnd, ob er ihr noch antworten würde, auf die Lippe. Doch tatsächlich setzte er dann endlich zu einer Antwort an. Wie gut sie sich in der Welt auskannte? Nun, woraus bestand die Welt noch? Sie kannte Hajikya, den Kapayu und die Grenzsteine. Und sie wusste, dass es andere Menschen und damit auch andere Orte gab. Aber niemand hatte ihr bisher erzählen können, was es außerhalb ihrer Heimat noch gab. Sie hatte keinerlei Ahnung, wie groß Celcia tatsächlich war. In ihrem Kopf hatte sie sich immer wundersame, andere Orte ausgedacht, die sich in ihrer Faszination und Einzigartigkeit übertrafen. Lajos hatte ihre Phantasiestädte oft als Unfug abgetan. Das war etwas, das sie nie geteilt hatten: die Neugierde auf die Fremde und die Sehnsucht danach.

"Zyranus?", wiederholte sie und es war Serina anzusehen, dass sie davon noch nie gehört hatte. Umso aufregender war es für sie, von einer anderen Stadt zu hören. Endlich ein Name eines anderen Ortes. "Ich war noch nie in Zyranus", antwortete sie ihm. Ein leichtes Bedauern schwang in ihren Worten mit, was die tatsächliche Schwere dessen nur erahnen ließ. "Du bist im Kapayu. Mein Heimatdorf Hajikya ist ganz in der Nähe." Endlich etwas, das sie wusste und womit sie sich auskannte. Dass sie einen Fremden ausplapperte, wo ihr Heimatdorf lag, darüber war sie sich gar nicht wirklich bewusst. Schließlich achteten die Tabiki sehr darauf, dass Fremde ihrem Dorf nicht zu nahe kamen. Aber Hake war sehr freundlich und er war alt. Serina konnte sich nicht vorstellen, dass er eine Gefahr darstellen würde. Ihre Heimat lag also im Süden des schwammigen Landes, dessen Konturen sie noch nie gesehen hatte und das nur als ungewisser, dunkler Fleck in ihrem Kopf existierte. Serina wurde ganz aufgeregt bei den Gedanken, was Harkel ihr alles über die Welt erzählen konnte.

Für seine Papiere indes hatte sie nur wenig Interesse. Sie glaubte nicht, dass sie etwas mit ihnen anfangen konnte. Sie konnte weder lesen noch schreiben. Umso interessanter war, dass Hake genau das tat. Doch bevor Serina auf seine letzte Frage einging, wollte sie noch mehr erfahren. So viel mehr! "Wie sieht Zyranus aus? Und was gibt es noch im Norden? Wie seid Ihr überhaupt hier her gekommen, was war das für eine blaue Scheibe?" Die Fragen sprudelten nur so aus Serinas Mund, sodass sie Hake sogar fast Konkurrenz machen konnte, was das schnelle Reden anbelangte. Ihr erschien es nur fair, wenn er ihr von der Welt da draußen erzählte und sie ihm einige Dinge über ihre Heimat. Auch wenn sie immer noch nicht so ganz verstand, was er hier wollte, was ihn gerade hier her in diesen Dschungel trieb, der für Serina zwar viele Abenteuer bot, aber dennoch irgendwie eintönig wurde nach 17 Jahren Lebzeit. "Ich weiß viel über den Kapayu und Hajikya. Aber dafür müsst Ihr mir von allem anderen erzählen!" Euphorie schwang in ihrer Stimme mit und ihre Augen funkelten voll Spannung, aber auch Witz. Sie ahnte, dass ihr Wissen über ihre Heimat deutlich weniger war, als das, was es über Celcia zu erfahren gab. "Ihr müsst mir jede Kleinigkeit erzählen", lächelte sie und konnte die Einzelheiten schon jetzt nicht mehr erwarten.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 16. Januar 2013, 05:16

Serina war schon fast zum Zerreißen gespannt gewesen, bis der Fremde endlich seine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete. Da stand er nun und blickte sie eben so begeistert an, wie sie ihn. Nur das er vollkommen fehl am Platze aussah. So mit seiner komischen Kleidung, diesen dutzenden von Papieren, die er immer noch unsortiert in seinen Armen du hielt und an sich drückte, damit ihm auch ja keines wieder entwischen mochte.
Dann begann Harkel endlich mit dem Erzählen und mit jedem Wort, was sie nicht kannte und sich exotisch für sie anhörte, desto größer wurden ihre Augen und desto größer war ihre Freude. Endlich hatte sie jemanden getroffen, der ihre Neugier befriedigen konnte, wenn es auch dem Zufall zu verdanken war. Oder hatte Ilani erbarmen mit ihr gehabt?! Eine Frage, dessen Antwort lohnenswert war, sie heraus zu finden.
“Im Kapayu bi ich also,” echote er. “Hm, das ist in der Tat weit weg.” Grübelnd strich er sich übers Kinn und blickte Gedanken verloren zu Boden. “Aber das soll mich nicht kümmern.” Abrupt blickte er wieder die junge Tabiki an und strahlte übers ganze Gesicht, dass seine Augen blitzten. “Lass es mich erklären…”, bat er Serina. Damit trat er ein paar Schritte von ihr weg und schon dann mit einem Fuß das Laub beiseite, dass das nackte Erdreich zu sehen war. Dann schnappte er sich einen Ast und begann damit, gewundene Linien in den Boden zu ziehen. Das Endresultat sah seltsam aus und sagte ihr nichts. Harkel stellte sich so hin, dass das Bild genau zwischen ihnen beiden war und zeigte dann auf viele Kringel, die genau zu seinen Füßen zu sehen waren. “Das hier, stellt den Kapayu da, hier lebst du.” Der dünne Mann legte eine Pause ein, damit die neugierige junge Frau begreifen konnte. Nach ein paar Sekunden, schritt er an den Linien vorbei und kam neben ihr zum Stehen. Er hockte sich hin und zeigte auf einen Punkt. “Das hier, ist meine Heimatstadt, von dort komme ich … du siehst, es ist weit von einander entfernt.”
Im Handumdrehen stand er wieder und blickte Serina wieder an. “Da zwischen, liegen viele Flüsse, Wälder und Grasebenen … wenn du diese Strecke laufen wollen würdest, wärest du mindestens 10 Tage unterwegs … wenn nicht noch mehr.” Der Magier machte eine wegwerfende Handbewegung. “Was für ein langer und beschwerlicher und vor allem, gefährlicher Weg … aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.” Mit dem Kopf nickend, stand er stolz aufrecht da und stemmte zur Unterstützung seiner Geste noch die Hände in die Hüften.
“ … und noch weiter im Norden, kommt ein großes, graues Gebirge … in das sich aber kaum jemand reinwagt, weil es dort viel zu ungemütlich, unbequem, trostlos und kalt ist … und, das hätte ich beinahe vergessen, dort leben viele und gefährliche Monster.” Harkel Art war wirklich zum Schießen, er war hibbelig, sprach viel zu schnell, dass sein Zopf ständig mitwippte und versuchte ein wenig erzieherisch zu wirken. Ein Bisschen vorbildlich musste er ja immerhin sein.
Er hörte ihr weiter zu und hatte weder Probleme damit, ihrer Redegeschwindigkeit zu folgen, noch damit, sie zu verstehen.
”Diese blaue Scheibe von vorhin, ist ein Zauber … von Magie hast du doch schon mal wenigstens gehört, oder?” Fragend blickte er sie an. “Damit kann man auf sehr bequeme Art und Weise reisen, wenn man das Ziel gut kennt, geht auch nichts schief.” Kaum hatte er dies ausgesprochen, fing er etwas verlegen an zu lachen. ”Nun, ich gebs ja zu … ich wollte eigentlich gar nicht hier her, der Zauber ist etwas schief gegangen … besser gesagt, ich war abgelenkt … aber, ohne diesen seltsamen Zufall, wären wir uns jetzt ja nicht begegnet und wie heißt es so schön, Überraschungen halten einen jung, jawohl!”
Kaum hatte er zu einer Pause angesetzt, da sprudelte es auch con wieder aus Serina hervor und er lauschte interessiert ihrem ‘Angebot’.
”Na, das ist doch mal was … ich erzähle dir alles über den Rest der Welt und du mir jede Kleinigkeit über den Urwald.” Wieder strich er sich grübelnd übers Kinn und murmelte etwas Unverständliches. ”Das können wir gerne so machen … also, wo fangen wir jetzt an? … du kennst dich hier aus, ich überlasse dir die Führung.”
So schnell konnte es gehen. Da hatte sie erst 17 Jahre darauf sehnsüchtig warten müssen, um diese Chance zu bekommen und ehe sie sich versah, war es dann auch schon soweit. Nun lag es an ihr, diese aufregenden Situation zu gestalten. Eines konnte sie sich sicher sein, langweilig würde ihr mit diesem spaßigen Gesellen nicht werden.
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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Serina » Sonntag 27. Januar 2013, 21:09

Zyranus war also weit weg von Kapayu. Wie weit weit weg wohl war? Hake musste wohl ihre Gedanken gelesen haben, denn unter dem Begriff alleine konnte sie sich nichts vorstellen. Daher war sie froh, dass er es ihr ohne Nachfrage noch einmal genauer erklärte. Auch vergangene Lehrer in früherer Zeit hatten besser daran getan, ihr das Wissen bildlich zu vermitteln. Was sollte sie mit all dem komplizierten Gerede, das sich niemand wirklich vorstellen konnte? Interessierte betrachtet Serina seine Zeichnung voller Kringel und schaute dann abwechselnd das Bildnis und Hake an, der ihr es erklärte. Auch die Entfernung auf dem Boden mochte sie nicht ganz so verstehen, aber dass es zwischen hier und seiner Heimat unzählige Flüsse und Wälder gab, verstand sie. Und es erstaunte sie sichtlich. So viele Dinge dort draußen, die sie noch nie gesehen hatte. Das alles konnte sie innerhalb von 10 Tagen erreichen. Was für ein verlockender Gedanke! Serina konnte sich nicht vorstellen, was gefährlicher sein sollte, als die Wildnis des Kapayus! Aber es schadete nie, wachsam zu sein. "Und in welche Richtung müsste ich dann gehen?" Ob Hake ihr das wohl sagen konnte.. Sie versuchte ihre Stimme betont nebensächlich klingen zu lassen. Wenn sie wüsste, wo diese Stadt lag.. und wenn Calen einmal nicht ein Auge auf sie werfen würde - das war ein wirklich verlockender Gedanke. Serina lächelte und lauschte weiter Hakes Worte. Wenn er noch mehr so nützliche Informationen hatte, war heute mehr als nur ein Glückstag für sie. Und ein Gebirge mit Monstern gab es auch.. in was für einer unbekannten und faszinierenden Welt sie lebte. Gut, vor Monstern hielt sie sich dann doch lieber fern, aber sie musste ja nicht ganz so weit in den Norden gehen.

Serina musste grinsen, wie so oft, wenn sie Harkel mehr als ein paar Sekunden bei seinen hibbeligen Bewegungen zuschaute. Aber das machte ihr nichts aus. Ganz im Gegenteil war er nicht so ernst wie die anderen Erwachsenen in Hajikya und das gefiel ihr. Die blaue Scheibe war also ein Zauber und Magie gewesen. Damit konnte sie nicht wirklich etwas anfangen. Sie legte den Kopf etwas schief und biss sich auf die Unterlippe, wobei sie Hake entschuldigend ansah. Davon hatte sie noch nie etwas gehört. Sie zuckte unwissend mit den Schultern. Aber dass man damit reisen konnte, verstand sie sehr gut. Sonst wäre ja auch Hakes Auftauchen nicht erklärbar und dieses zeigte deutlich, wie das Reisen zwischen zwei Orten funktionierte. Nur offenbar nicht ganz so geplant. Die junge Tabiki ließ sich von seinem Lachen anstecken. "Ich vergesse auch manchmal, wohin ich gerade gehen oder was ich gerade tun wollte. Oft hilft es dann, an den Ausgangsort zurück zu gehen." Sie kicherte kurz, denn ihr Tipp würde Harkel in diesem Moment wohl nicht viel bringen. Außerdem hatte er es gut zusammengefasst. Ohne diesen Zufall hätten sie sich nie getroffen. Und das wäre schon jetzt ein großer Verlust!

Glücklicherweise nahm Hake ihr Angebot an. "Sehr schön!" Serina strahlte über das ganze Gesicht und klatschte begeistert in die Hände. Und nun sollte sie ihn durch den Kapayu führen? Die anderen Tabiki würden sie vermutlich umbringen, wenn sie Hake einfach so mit ins Dorf bringen würde. Andererseits gab es hier im Dschungel nun auch wieder nicht so viele interessante Dinge. Zumal der Kapayu kein sehr friedlicher Ort war, den man leichtsinnig betreten sollte. "Alsoo..", begann sie, überlegend, wo sie anfangen sollte. "Ich könnte dir mein Dorf zeigen. Dort steht auch unser heiliger Baum, an dem wichtige Entscheidungen getroffen werden. Aber ich glaube, die anderen würden mir den Kopf abreißen. Ich sollte jetzt eigentlich gerade gar nicht hier sein und wenn mein Bruder mich sieht.." Serina schnitt eine schiefe Grimasse, nach der das Treffen mit ihrem Bruder im Moment vermutlich nichts Gutes verheißen würde. Nach einer kurzen Denkpause fiel ihr noch etwas ein.
"Weißt du, dass wir Vögel züchten? Ich selbst habe einen kleinen Papagei groß gezogen. Er heißt Rue, aber ich glaube, von hier aus würde er mich nicht hören, wenn ich ihn rufe." Wieder lächelte sie entschuldigend. Dann kam ihr ein weiterer Gedanke: "Wie wäre es, wenn ich dir den Tempel zeige? Von weitem natürlich.. erst einmal. Du musst wissen, dass die Tabiki lieber für sich sind. Ich weiß nicht, wie sie auf einen Fremden reagieren würden. Obwohl dir natürlich keiner den Kopf abreißen würde. Ich würde auf dich aufpassen." Übermütig grinste sie Harkel an, auch wenn da noch immer die Zweifel blieben, was die anderen wohl zu ihm sagen würden.

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Re: Die Sehnsucht des Herzen

Beitrag von Gestalt » Montag 4. Februar 2013, 02:49

Die junge Tabiki war wirklich sehr interessiert, an Hakels Ausführungen. Mit großen, leuchtenden Augen, sog sie alles an Wissen auf, was sie erfahren konnte von ihm und wollte auch prompt wissen, in welche Richtung sie zu gehen hätte.
”Ihr müsst dafür nach Norden gehen …”, etwas verständnislos sah er sie an.”Jedes Kind weiß doch, wo die wunderbare Stadt Zyranus liegt … oder doch nicht? … nie etwas davon gehört?” Ziemlich verpeilt blickte er zu Serina hinüber, wunderte sich dann aber gar nicht mehr darüber. Seine Gedanken waren wohl schon weiter, bis er dann erschrocken seinen Blick hochriss und argwöhnisch in ihre Richtung blickte.
”Ihr habt doch nicht vor, dort alleine hinzureisen? … Himmel, Kind … seid ihr des Wahnsinns?!” Beide Arme warf er in die Luft und murmelte wieder wild vor sich. Ja, dieser Mann war wirklich zerstreut.
”Ihr sagtet doch selbst, dass der Urwald ein gefährliches Fleckchen sei … nun, so ist es durchaus auch im Rest von Celcia … natürlich sind es dort nicht die gleichen Gefahren wie hier… sie sind anders … und wenn ihr euch außerhalb dieses Dschungels nicht auskennt, wäre es höchst unklug, bei der Gefahr für Leib und Leben, alleine und unbedacht den weiten Weg auf euch zu nehmen.” Während er Serina belehrte und dabei klang seine Stimme wirklich besorgt, hatte der hagere Mann die Arme auf dem Rücke verschränkt und stampfte nun in einer Weise, quer über die Lichtung. Vermutlich hatte sie noch nie zuvor einen so unruhigen und unsteten Mann erlebt und da sagten die Alten im Dorf immer, dass die Kinder rastlos wären. Nein, dieser Fremde war wahrlich schlimmer, er hatte förmlich Moskitos im Hintern. Mit den Sekunden schien wieder etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt zu haben. Hakel kramte in seiner Umhängetasche herum, zog dann mit lautem Geraschel wieder etwas zerknittertes Papier und etwas Kurzes, Schwarzes hervor und schritt dann freudig ein paar Schritt von der Lichtung entfernt, wo er sich vorsichtig hinhockte. Mit strahlendem Gesicht, blickte er sich wieder zu Serina um.
”So ein toller Zufall, ich wusste nicht, dass diese Pflanze hier wächst …” Hakel deutete auf eine recht unspektakuläre Blume, die nicht sehr hoch und eher als Bodendecker oder Schlingpflanze an Bäumen wuchs. Sie war mit ihren roten Blüten recht hübsch anzusehen, aber außer zu Dekorationszwecken, ansonsten eher nicht anderweitig zu gebrauchen.
”Eigentlichsuche ich ja die gleiche Pflanze, nur mit blauen Blüten.”, erklärte er. ”Weißt du zufällig, wo die hier wächst?”, stelle er hoffnungsvoll die Frage an die junge Frau. Serina kannte als Einheimische wirklich viele Pflanzen, wenn natürlich auch nicht alle, aber genau die Pflanze mit blauen Blüten, war ihr noch nicht begegnet. Aber das musste nichts heißen. Sie wusste über genügend heilige und besodnere3 Orte hier im Kapayu bescheid, an denen besonderen Pflanzen wuchsen. Jetzt gab es immerhin etwas, wo auch Serina ihm helfen konnte, denn sie konnte sich darauf verlassen, dass sie die besseren Augen hie im Dickicht hatte.
Während Hakel mal wieder unverständlich, aber erfreut vor sich hinmurmelte und die Tabiki sich selbst überließ, konnte Serina nicht weit entfernt von sich, ein Rascheln im Unterholz vernehmen, gleich zu ihrer Linken. Vermutlich dachte sie erst an ein kleineres Tier, deswegen brauchte sie sich ja keine Sorgen zu machen. Dann, hörte sie ein leises, klingendes Kichern und das Rascheln bewegte sich weiter durch die Äste, aber immer verdeckt von Laub und Blüte. Serina vermochte so, einfach nicht zu erkennen, um was es sich genau handelte. Ihr waren zwar Vögel bekannt, die durchaus Geräusche von Menschen imitieren konnten, aber das war kein Wesen, was sie kannte … und Hakel schien von alledem nichts mitzubekommen.
Plötzlich hörte die Bewegung auf, ein paar quälende, unendlich lange Sekunden, zogen dahin, bis sich doch etwas tat. Die Äste wurden geteilt und dort, mitten im schattigen Grün, konnte sie eine kleine Gestalt erkennen, nicht groß, die dort hockte und fast mit der Umgebung verschmolz. Wache Augen blickten Serina unverwandt an und aus ihnen sprach der Schalk. Dieses Kleine Wesen war humanoide, denn es hielt sich seinen kleinen Zeigefinger an die Lippen und bedeutete der jungen Tabiki so, dass sie nichts sagen sollte. Wieder kicherte es leise und glockenhell vor sich hin. Dann griff es vor sich und zog etwas, für ihn viel zu lange hervor, es sah aus wie ein Ast. Diesen nahm es und obwohl das nicht hätte klappen dürfen, so flog dieser vermeintliche Ast aus dem Unterholz, in Serinas Richtung und fiel keine zwei Schritt vor ihr zu Boden. Dieses kleine Wesen, öffnete die Lippen und sprach etwas, was Serina nicht verstehen konnte. Ein paar Sekunden später allerdings, zog eine sanfte Brise an ihrem Ohr vorbei, diese enthielt eine Botschaft: ”Für dich, kleine Tabiki … viel Freude damit.“ Wieder ein Kichern, dann ein helles Klingen und mit einem seltsamen Geräusch, war das kleine Wesen verschwunden.
Was hatte Serina nun vor zu tun, nachdem diesem doch seltsamen Erlebnis?!
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