Osten? Oder war es Westen?

Der Urwald oder, wie viele ihn nennen, der Dschungel erstreckt sich sehr weit. Hier verbergen sich verschiedene Rassen wie die Affenmenschen. Doch es gibt auch das sogenannte Paradies Shyána Nelle, welches sich in der großen Senke befindet.
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Maruka
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Maruka » Sonntag 27. Juni 2021, 11:24

Thore spülte sich ordentlich den Mund aus und räusperte sich verlegen, bevor er sich den Nacken streichelte, wie er es öfter tat, wenn er verlegen wurde und Nacken-streicheln war ja auch was schönes, fand ihre katzische Seite.
„Ich sollte mich daran gewöhnen, was?“
, lachte er unsicher und trank einen Schluck aus seiner Flasche. Es entstand ein Schweigen, das sich seltsam anfühlte und ihm sichtlich Unbehagen bescherte.
„Du kannst kein Blut sehen, oder?“
, fragte Maruka sanft in das Schweigen hinein, streichelte seinen Arm und erfasste damit wohl das Offensichtliche.
„Das macht doch nichts. ...Das erklärt aber, warum du kein Krieger geworden bist, trotz deiner hervorragenden Anlagen.“
Ob er das darin Kompliment erkannte? Maruka hatte nicht groß über ihre Worte nachgedacht, sie waren einfach dem Gefühl unter ihren Fingerspitzen entsprungen, als sie seine Muskeln streichelte. Kurz darauf ging er seinen Rucksack holen und Maruka hörte unweigerlich dem kurzen Gespräch mit Rianna zu. Irgendwie musste sie lächeln, als er die Elfe stehen ließ und zu ihr zurück kam.
„Ehm… danke, Rianna aber.. ich hab noch was wichtiges vor.“
. Es war ein schönes Gefühl, dass er selbst in so kleinen Dingen ihr den Vorrang gab.
Bin ich ihm wirklich wichtig?
„Entschuldige, dass du warten musstest. Rianna.. sie… ach egal.“
, winkte er ab und lächelte die Katze an. Dann nahm er Maruka ganz selbstverständlich bei der Hand und zog sie sanft mit sich.
Huch? Hihi, so forsch! Schnurrr...
Er ging einige Schritte weiter, um Distanz zwischen sie und die Ruinen zu bringen und führte die Mantronerin um eine Baumreihe die Sichtschutz bot. Er lächelte erneut und ließ ihre Hand los, bevor er seinen Rucksack auf die Erde stellte und darin herumkramte.
Was wird das?
Maruka hatte kurz Zeit sich umzusehen. Sie lauschte in die Umgebung, ob sie wirklich allein waren, irgendwelche Raubtiere in der Gegend waren, oder ob z.B. Phas gerade in der Nähe seine Runde machte. Der Jäger tat ihr irgendwie leid und sie hoffte tatsächlich für ihn, dass er sich mit seiner Elfe, so merkwürdig sie seine Wahl auch fand, sich wieder vertragen würde. Dann hatte sie noch einen Moment um die Schönheit der heraufziehenden Nacht im Dschungel zu genießen, bis...
„Pass mal auf..“
, sagte Thore aufgeregt und stellte einige Kerzen auf einen großen, platten Stein. Maruka blinzelte und ihre Phantasie ging auf Reisen.
?? ...und jetzt stellt sich raus, er ist ein Ritualmagier, ...Neeeeeh, das passt nicht... ein Schamane!! und ruft die Seelen der Vergangenen an um uns zu helfen... HIHIIIIhii
Sie konnte grade so ein Kichern unterdrücken, gluckste nur kurz und versteckte es hinter einem sich dehnen. Dann setzte er sich auf die Erde und wirkte dennoch recht groß dabei. Sie ging zu ihm und kniete sich daneben, damit sie auf seiner Sichthöhe war.
„Mir ist vorhin, als du so traurig warst, eine Idee gekommen“
, schloss er nahtlos an ihr Befinden an und sie sah ihn kurz erstaunt an.
„Ich will dir ein kleines Stück Heimat wiedergeben…“
, sagte er warm und leise, als er einige Pergamente aus seinem Rucksack zog und sie in die Mitte legte. Maruka blinzelte und konnte die feinen Linien als Gebäude und spezielle Orte aus Mantron erkennen. Momentaufnahmen, die einfingen, wie eine typische Großfamilie an Fellen arbeitete oder Kinder die spielten und hinter einem Ball her rannten. Ihre Finger streckten sich und schoben die Bilder langsam hin und her, während sie sie versonnen betrachtete. Sie vergaß fast die Welt um sich herum und tauchte in seine in Linien gebannten Erinnerungen ein.
„Das, Maruka… ist Mantron, wie es heute ist..“
Gesichter, Gebäude, Situationen tauchten auf. Thore zeichnete nicht nur sehr gut und mit viel Liebe zum Detail, er schaffte es, die Bilder lebendig zu gestalten. Maruka erhob sich auf ihre Knie und beugte sich halb auf den improvisierten Tisch. Sie stützte sich mit einem Ellenbogen ab, ließt ihren Kopf in die Hand sinken und schob mit der anderen die Kunstwerke hin und her, die ihre vergangenen glücklichen Zeiten enthielten. Da waren Häuser wie die große Halle in der Thure Sturmschreier mit seiner Frau Eileen Meersegen leben und mit ihnen die ganze Stadt. Sie waren der Mittelpunkt ihrer Welt, wie zwei Seiten einer Münze. Die eine zeigte die tapfere raue Natur der Mantroner, die kriegerische Seite und die andere zeigte ein an Ventha gläubiges Volk, dass ihren Zusammenhalt in Ritualen zelebrierte. Hier und da glaubte sie sogar bekannte Gesichter zu erkennen und schmunzelte, als sie Ulmgard Immerdurst vor seiner Taverne umringt von durstigen Kriegern sah. Ihre Finger suchten weiter in den Bildern und ihren Erinnerungen. Thore seufzte neben ihr.
„Ich vermisse es manchmal, weißt du?“
, murmelte er ehrlich und schaute sie leicht wehmütig an. Maruka nickte versonnen.
„Und dann male ich oder schaue mir die Bilder an…dann geht es mir besser."
, sagte er und ein Tropfen landete auf einem der Bilder, dass sie gerade betrachtete.
Es fängt an zu regnen... - ... Nein, ...tut es nicht.
Maruka blinzelte und bemerkte mit einiger Verzögerung, dass sie weinte. Unter ihrer Hand lag eine Zeichnung, die sie die ganze Zeit angestarrt hatte. Vordergründig war Norna Wolfsruf zu sehen, umgeben von einem Rudel Welpen und sie lachte... Auch ihr Alphawolfspaar war mit auf dem Bild, aber was Maruka weinen ließ, war der nur schemenhaft angedeutete Hintergrund. Hinter dem Rudel waren Umrisse einiger Hütten zu sehen und eines davon, nicht das von Norna, denn der Maler, Thore, hatte es aus einer anderen Perspektive eingefangen, war eine Fellhütte, wie viele... aber ein skelettierter Bärenschädel hing über dem Eingang... ein Anblick, den sie seit ihrer Geburt kannte.

Marukas Hand zitterte. Sie sog bebend den Atem ein und zog das Blatt zwischen den anderen hervor und an ihr Herz. Dann sah sie zu Thore, kletterte auf seinen Schoß und drückte sich an seine Brust. Ihr Gesicht presste sie in seine Halsbeuge und damit ihre Tränen in seinen Kragen.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Juni 2021, 13:04

Wie mochte es wohl sein, wenn man für unbestimmte Zeit sein Zuhause verlassen hatte ohne zu wissen, ob man es je wieder sehen würde? Maruka's Abschied von Mantron war nie freiwillig gewesen. Sie wurde aus ihrem bekannten Leben herausgerissen, durch Umstände die ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellten und die sie bis zu diesem Punkt geführt hatten.
Was sie aus ihrem Leben gemacht hatte, wer sie war und wer sie sein wollte, all das war niemals etwas Schlechtes. Aber der Auslöser, der hatte sie dennoch viel Kraft und auch ein wenig Seelenheil gekostet. Maruka war längst nicht mehr die selbe, die vor vielen Sonnenzyklen ihr Zuhause verlassen und ihm in stiller Abkehr den Rücken zeigen musste. Wie hätte sie zurückkehren sollen? Nach all dem was mit ihr passiert war und was sie tun musste, um überhaupt die Freiheit zu erlangen? Hätte das das Volk von Mantron verstehen können? Hätte man sie aufgenommen, wie sie gegangen war? Hätte sie dort anknüpfen können?

Es war eine Ungewissheit die schmerzte und dessen Antwort sie lieber nicht wissen wollte. So war es leichter. Mit einem Schmerz zu leben, den man sich selber auferlegt hatte und der nicht von eben jenen lieben Menschen verursacht wurde, von denen man sich lediglich Liebe und Verständnis erhoffte. Thore wollte der Landsfrau an seiner Seite nicht schaden. Er tat das nicht, um sich an ihrem Leid zu ergötzen. Er meinte es gut, rein und ohne Hintergedanken. Der blonde Hüne mit den gutmütigen, blauen Augen machte sich Sorgen um die Hybridin und er hatte das Bedürfnis, ihr ein Lächeln zu schenken.
Als sie sich nun aufsetzte und die Bilder gedankenverloren betrachtete, lächelte er sie warm von der Seite an. Er beobachtete ihre Mimik genau und meinte zu erkennen, dass sie die Liebe zu ihrem Volk nie verloren hatte. Auch für ihn war es schön, sich mit jemanden aus seiner Welt zu unterhalten. Die eisigen Gesellen dort unten im Schnee, hatten eine raubeinige Natur und gleichzeitig waren sie familiärer, als sonst irgendein Volk in Celcia, wie Thore vermutete. Es ging einem Mantroner oder einer Mantronerin nichts über die Familie und alle würden sich helfen und unterstützen. Das war auch der Grund, weshalb ihm Marukas Traurigkeit nicht entgangen war und nun nicht mehr losließ.

Plötzlich tropfte eine Träne auf das Pergament, welches sie sich gerade ansah und sein Ausdruck wurde erschrocken. Er ließ seinen Blick von ihrem Gesicht, auf das Bild wandern und erfasste kurzerhand die Szenerie. Das Bild zeigte die Wolfsfrau mit ihrem Rudel und er lächelte, denn natürlich kannte auch er Norna gut. Wie oft hatte er als Kind mit den Welpen gespielt und sie füttern dürfen. Er wollte immer einen ihrer Wölfe haben, doch dann begab er sich auf Reisen und seine Pläne änderten sich diesbezüglich. Thore nahm die Häuser im Hintergrund nur am Rande wahr, denn er wusste nicht darum, dass das Haus mit dem Bärenschädel am Eingang, ihr eigenes war.
Er beobachtete sie, wie sie das Bild hervorzog, an sich presste und kurzerhand die wenige Distanz überbrückte, um sich an ihn zu lehnen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Es wurde nass an seinem Hemdkragen, doch das störte Thore nicht, beziehungsweise, nahm er es nur weit am Rande wahr.„Maruka?..“, murmelte er in ihr Fell, als er sich zu einer Umarmung hinreißen ließ.

Der große Mantroner, hatte keine Mühe den schlanken Katzenkörper zu umarmen und seine Pranken ruhten übereinander, flach auf ihrem Rücken. Die obere Hand streichelte sie sanft zwischen den Schulterblättern und er gab ihr einen Moment Zeit. Sie saßen für Sekunden schweigend da, bevor Thore die Luft tief einsog und dabei zwangsläufig ihren ganz eigenen Geruch aufnahm. Er lächelte milde und vergrub sein Gesicht noch mal mehr in ihrem Fell am Hals, schloss die Augen und konnte diese Nähe genießen. Er löste sich danach ein wenig von ihr, um seine Stimme zu erheben. „Willst du mir erzählen, was dich so quält?“, fragte er leise und strich immer wieder über ihren Rücken. Dabei beachtete er das Leder ihrer Rüstung gar nicht, sondern hatte das Gefühl, sie selber zu berühren. Um sie herum war es unauffällig und niemand oder nichts trieb sich herum, um sie zu stören. Sie waren unter sich. Das Einzige was den Blick bannen könnte, waren die leicht flackernden Kerzen, der sanfte Wind der sich durch die Blätter schlängelte und ein Rauschen erzeugte, das sich manchmal wie den Ozean anhörte.
Hier und dort traten aus dem bewachsenen Boden einzelne Glühwürmchen empor, die in gelb, manchmal sogar in grün und blau schimmerten und die Idylle abrundeten. Thore atmete ruhig, auch wenn sein Herz deutlich pochte, seit Maruka sich an ihn gedrückt hatte. Er gab ihr die Zeit die sie brauchte und hielt sie, solange sie es wollte.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Maruka » Montag 28. Juni 2021, 21:19

„Maruka?..“
, murmelte es leise in ihrem Fell, als er sich zwei große Ringe aus Geborgenheit ineinander flochten und sie umfingen. Der sanfte Druck fühlte sich unendlich gut an, erdete sie auf ungeahnte Weise und hielt sie zusammen, wo sie grade drohte auseinander zu fallen. Die Größe seiner Hände auf ihrem Rücken machte es möglich, dass es sich wie eine sie streichelnde Decke anfühlte. Er gab ihr einen Moment Zeit. Sie saßen für Sekunden schweigend da, bevor Thore die Luft tief einsog und dabei zwangsläufig seine Umarmung enger wurde. Ein kleines Schnurren mischte sich in das stockende Atem unter Tränen und langsam beruhigte sich das schluchzende Fellknäuel auf seinem Schoß. Als er sich ein wenig löste kam sofort ein Laut des Unmuts und ihre Arme hielten einen der seinen fest umschlungen.
„Willst du mir erzählen, was dich so quält?“
, fragte er leise.
...will ich nicht...
, huschte es trauernd durch ihre Gedanken, die sich vor dem Schmerz verstecken wollten. Er strich immer wieder über ihren Rücken. Das Leder ihrer Rüstung hielt die Bewegung nur wenig fern, sondern verteilte sie nur ein wenig, dass sie wie Wellen an einem sanft auslaufenden Strand auf ihrem Körper anmuteten. Der sanfte Wind der sich durch die Blätter schlängelte und ein Rauschen erzeugte, das sich manchmal wie den Ozean anhörte, trug weitere Erinnerungen mit sich und ließ Maruka beim Anblick ihres Heimathauses einmal heftig aufschluchzen. Das war alles ganz schön viel! Sie schluckte und rieb außerordentlich kräftig ihre Gesicht an seiner Schulter, um die Tränen fort zu wischen. Dass sie ihn als riesiges Taschentuch missbrauchte, war gewiss in Ordnung. Dann japste sie ein paar Mal schnell nach Luft ringend, richtete sich etwas auf und wischte sich mit dem gebeugten Handrücken noch mal über die Augen. Es war merkwürdig befreiend gewesen, sich mal richtig gehen zu lassen. Ein sehr tief in ihr verborgener Knoten hatte sich gelockert. 'Gelöst' vielleicht noch nicht, aber er war entwirrbar geworden und Maruka fand ausgerechnet auf dem Schoß eines fast fremden Tapferen die Kraft über ihren Schatten zu springen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Mit großen geweiteten dunklen Augen sah sie Thore in seine Meere voller Verständnis.
Wie schafft der Kerl das nur?!
Sie musterte ihn. Thore atmete ruhig, auch wenn sein Herz deutlich pochte, seit Maruka sich an ihn gedrückt hatte. Er gab ihr die Zeit die sie brauchte und hielt sie, solange sie es wollte und ihre sich immer noch fest verkrallende Hand in seinem Hemd zeigte deutlich, dass sie noch nicht bereit war zu gehen oder ihn auch nur los zu lassen. Vielleicht würde er hinterher ein paar kleine Löcher darin mehr haben, so fünf an der Zahl. … Aber wie fasste man ein Leben wie ihres in ein paar Worten zusammen? Damit er verstand, was sie quälte müsste sie ihm ein paar sehr schlimme Momentaufnahmen ihres Lebens erzählen. Das würde sie sehr aufwühlen und verletzlich machen.
Hab keine Angst vor ihm... nein...vor ihm hab ich keine Angst...aber vor ...Rianna. Sie würde meine Schwäche ausnutzen...und die Situationen ist grad nicht sehr entspannt... auch wenn...GERADE ist es ruhig.
Aber Maruka wusste, sie musste ihm...nein sie WOLLTE Thore etwas geben, dass ihm zeigte wie dankbar sie war! Einfach, dass er da war, dass sie sich bei ihm erinnern durfte. Das sie bei ihm nicht nur ein verändertes Wesen war, sondern eine Mantronerin... eine Tapfere! Zögernd griff sie also nach der nun etwas zerknitterten Zeichnung und hielt sie zwischen sich. Sie legte sie quasi auf seinem Unterarm ab und seufzte. Ihr Zeigefinger strich über den Bärenkopf am Gebäude im Hintergrund.
„D … das da… Da wohnten meine Eltern.“
Sie strich sich noch mal über die Augenwinkel und schluckte schwer. Das kurze seidige Fell an den Stellen, wo die Tränen es durchnässt hatten, stand in winzigen Stacheln ab und wurde durch das Reiben in unterschiedliche Richtungen gelenkt. Im Kerzenschein glitzerten die kleinen feuchten Spitzen ein bisschen.
„...dort bin ich aufgewachsen. Siehst du den Schädel? ...“
Sie sah eine Weile nur still auf das Pergament und streichelte es. Ihre Berührung streichelte auch gleichzeitig seinen Arm auf dem die Zeichnung lag, aber das nahm sie nicht war. Sie war weit weg. Doch hier ...hier traten aus dem bewachsenen Boden einzelne Glühwürmchen empor, die in gelb, manchmal sogar in grün und blau schimmerten und die Idylle abrundeten. Vielleicht war ihr Funkenfreund ein bisschen mit ihren tanzen gegangen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Maruka taumelte wie trunken durch ihre Vergangenheit. Etwas stockend, aber dann auf den Schädel noch mal eingehend, redete sie einfach drauf los:
„Einer unserer Vorfahren hatte einen Bärenfreund... Anuk... Ich hab mir immer vorgestellt wie es wäre... Tier und Mensch so friedlich zusammen... der Bär und ich... Als Kind hab ich ihn immer gegrüßt, wenn ich unter ihm hindurch gegangen bin... Ich hab sie geliebt...“
Marukas Stimme geriet ins Stocken, denn es waren sicher nicht nur die Bären, die sie geliebt hatte.
„Ich...ich hab sie beobachtet...die Eisbären... Ich war mit ihnen unter dem Eis... an dem Tag, als... … ...als ich entführt wurde.“
Maruka presste die Lippen aufeinander.
„Ab da... veränderte sich mein ganzes Leben so sehr, dass ich … mich nicht getraut habe. Mich zu erinnern.“
Sie sah wieder zu seinen Augen auf und lehnte in einer vertrauensvollen Geste ihre Schläfe an seine Wange und betrachtete wieder das Bild.
„Und dann... an einem fernen Ort, zu einer Zeit die ich nie erwartet hätte... zeigt sich mir das hier.“
Sie hatte sich beruhigt und begann leise zu schnurren.
„Ich danke dir dafür! ...Danke!“
Noch einmal rieb sie ihre Schläfe an seinem Kinn und drehte sich dann auf seinem Schoß so, dass sie mit dem Rücken an seiner Brust zu Ruhe kommen konnte. Ihre Beine platzierte sie links und rechts von einem seiner Oberschenkel. Ihre Hände schnappten sich seine Arme und wickelten sie um ihren Oberkörper. Einen Unterarm platzierte sie konsequent um den Bauch herum und den anderen über ihre Brust und die Hand halb in die Achsel geklemmt, griff sie dann nach vorne auf den Steintisch und sah sich weiter seine Zeichnungen an. Einen gemütlichen Sessel hatte sie sich da gerade gebaut und ihr Schnurren wurde gleichmäßiger. Ein weiteres Bild zog ihre Aufmerksamkeit an. Thore hatte den Steinkreis der Alten auf dem nahen Hügel Mantrons gezeichnet. Dies war ein Ort wo die Nahmen der gefallenen Tapferen in die Ahnensteine gemeißelt wurden.
Nie vergessen... ...ob mich meine Eltern dort verewigt haben?
Der Gedanke ließ sie erneut schlucken und sich an seinen Armen fest halten.
Wohl eher nicht... ich hab ja noch nicht mal einen Namen...
Für Mantroner war der Zweitname eine große Ehre und umschrieb nicht selten eine besonderer Charakterstärke, eine Leidenschaft, oder eine glorreiche Tat. Nur war Maruka lange vor ihrer Zeit entführt worden und hatte so nie Teil dieser heldenhaften Gemeinschaft werden können. Etwas leise, fast kleinlaut flüsterte sie:
„Du hast auch keinen Namen oder?“
Sie war sich grade nicht ganz sicher, ob er einen genannt hatte oder nicht. Der Beginn ihrer Bekanntschaft war ja etwas holprig gewesen. Hoffentlich lauerte da gerade kein Fettnäpfchen für sie, indem sie so etwas wichtiges vergessen hatte. Seit ihrer Verwandlung waren gewisse Teile ihres Gehirns halt mit anderen Dingen beschäftigt. Dingen wie zum Beispiel Thores Geruch. Sein Duft umfing sie warm und würzig. Ein bisschen wie ein heimischer Pelzumhang, der sie vor dem kalten Wind der Realität schützte. Dieses wohlige Gefühl machte sie weich und anschmiegsam. Wenn sie Vergleiche angestellt hätte, was sie nicht tat, denn sie lebte im 'Jetzt', dann hätte sie sich vielleicht sogar ein bisschen darüber gewundert, dass Thore das so einfach schaffte, besser noch als Revien. Reviens Liebe zu erlangen war ein steiniger Weg gewesen. Bei Thore war das anders. Es war ein heimatliches tiefes Gefühl der Zuneigung, was sie durchdrang. Es was einfacher...natürlicher und Maruka war nun auch, dank Revien, sich selbst vertrauter... sie hatte Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein entwickelt und war gereift. Sein Körperkontakt gab ihr eine Selbstsicherheit, die sie so nicht vermutet hätte.
Sie fühlte sich einfach wohl bei ihm.
„Wo genau in Mantron bist du aufgewachsen? Hast du... hast du vielleicht eine schöne Erinnerung für mich? Eine ...Geschichte?“
, fragte sie nach ein paar stillen Momenten nach. Geschichtenerzähler standen hoch in der Gunst der Mantroner, denn sie hielten mit den Helden Hof und besangen ihre Taten. Und so langsam wich ihre Trauer einer gewissen Neugierde - einer Neugierde, wie viel 'Mantron' sie ertragen konnte, bis das verdrängte Heimweh sie zerreißen würde. Ihr Herz schmerzte noch immer in diesen gut verborgenen Winkeln in denen Thore gerade den Staub der Vergangenheit aufwirbelte und jede Menge Wollmäuse aus den Ecken scheuchte. Aber es war auch ihre Katze die die Neugierde schürte, in dem sie den Staubflusen hinterher jagte. Diese vergangene kalte weiße Welt war ihr fremd und durch die menschliche Verbindung doch vertraut.
Wie es wohl sein würde Nornas Wölfen jetzt zu begegnen... in dieser Form? Ob sie mich noch erkennen würden, oder auf das nächste Hausdach jagen würden?
Marukas Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Angst hatte sie noch nie vor diesen starken schönen Tieren gehabt. Aber sie hatte auch Eisbären immer bewundert, auch wenn sie gefährlich sein konnten.
„Könntest du mir... vielleicht irgendwann...einen Eisbären zeichnen?...“
Sie drehte dabei den Kopf leicht und legte ihn weit in den Nacken, um Thore ein bisschen 'bettelnd' ansehen zu können. Dabei lehnte sie sich auch automatisch wieder ein wenig mehr gegen ihn.
„...Biiitteeee?“
Würde er diesem 'Hundeblick' aus großen, nahezu riesigen, blauen Katzenaugen widerstehen können?
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Juni 2021, 16:17

Manchmal waren es gerade die Unbekannten, die Fremden, denen man sich am Besten anvertrauen konnte. Zum Einen lag es sicher daran, dass man noch nichts mit ihnen verband und eine Verurteilung nicht so tief traf, sollte sie erfolgen. Bei Vertrauten war das oftmals anders. Man hatte Angst sie zu verlieren, wollte nicht, dass sie schlecht von einem dachten und ihr Urteil wog teilweise zu schwer, um leichtfertig sein Herz gänzlich zu öffnen.
Zum Anderen vertraute man sich ihnen vielleicht aus dem geheimen Grund an, dass man sie vermutlich nicht wiedersehen würde. Thore war einfach zur rechten Zeit am richtigen Ort. Er war ein großer, gutherziger Mantroner der sie an ihr Volk erinnerte und ihr zeigte, was sie schmerzlich vermisste. Es war an der Zeit, dass sich Maruka mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzte und sich diesem dunklen Thema widmete. Es würde ihr sicher irgendwann helfen, sich noch mehr in ihrer Haut wohlzufühlen, auch wenn Revien bereits jede Menge Arbeit geleistet hatte. Dass sie es geschafft hatte, ihre Katze anzunehmen, zeugte von einem großen Entwicklungspotential, das Maruka besaß und sie war auf einem guten Weg.

Doch auch wenn Thore es schaffte, dass sie sich damit auseinandersetzte und sich versuchte etwas zu öffnen, würde sie noch Zeit benötigen, um diesen Knoten gänzlich zu lösen. Aber sie hatte Zeit dafür, niemand und schon gar nicht der blonde Hüne, würde sie zu irgendetwas drängen. So groß und breit Thore war, so einfühlsam war er auch. Er umfasste die schlanke Katze mit seinen Armen, um sie sanft zu halten und ließ sie die Tränen in seinem Hemd trocknen. Als sie sich etwas aufrichtete, erwiderte Thore ihren Blick und Wärme umfing sie. Er war einfach herzensgut und ein feines Schmunzeln legte sich auf seine Züge. Die blauen Augen erfassten die der Katze und auch wenn er teilweise schüchtern wirkte, hielt er dem Blick stand. Er wartete geduldig, bis sie ihre Gedanken sortiert hatte und von sich aus das Wort ergriff. Immer mal wieder strich er flüchtig über ihren Rücken, bis sie das Bild hervorholte und es zwischen ihnen ablegte. Thore musterte die Szenerie und sah zurück zu Maruka.
Aus Dankbarkeit wollte sie dem Hünen etwas erzählen, wollte ihm zeigen, dass sie ihm vertraute und ihm für seine Hilfe etwas anbieten. Er hätte sicher auch akzeptiert, wenn sie es nicht gewollt hätte, doch so hörte er aufmerksam zu und ließ Maruka erzählen.

Als sie erwähnte, dass das ihr Elternhaus war, sah er zurück auf das Pergament und erkannte die Hütte, die sie meinte. Thore staunte kurz und war verblüfft, dass er ausgerechnet ihr Haus aufgeschnappt hatte. Er nickte bestätigend, damit sie weiter sprechen konnte. Dabei fiel ihm das nasse Fell auf und wie sich das Licht darauf niedersetzte, um kleine Sprenkel entstehen zu lassen. Er lächelte mild, bevor sie plötzlich ihr Schweigen durchbrach und ihm erzählte, wie sie die Verbundenheit zu Tieren schon früh übernommen hatte. Er hob den Blick, als sie ihn ansah, etwas später von dem Bild und lächelte dann offen in ihr Gesicht. Ihre Geste ließ Thore etwas innehalten, fast könnte man sagen, dass er sich versteifte, dann aber entspannte er sich und schloss die Augen, als sie ihn berührte. Sie fühlte sich weich und warm an, ihr Fell kitzelte seine Nase etwas, bevor sie sich für das Erinnern bedankte. Thore atmete tief ein, er hatte die ganze Zeit über zugehört und ihr den Raum gegeben, den sie beanspruchte. Er ließ es auch kommentarlos zu, als sie sich umdrehte, um sich gemütlicher auf seinem Schoß zu positionieren und hielt sie bereitwillig im Arm. Er nahm die restlichen Bilder und drehte sich selber noch mal, damit er sich mit dem Rücken gegen den Stein lehnen konnte und hielt Maruka sanft und fast schützend im Arm. Danach atmete er tief durch und wählte seine Worte mit Bedacht: „Ich kenne das Haus deiner Eltern, Maruka. Es steht immer noch da.“, brummte er mit leiser, tiefer Stimme. „Deine Eltern sind Eirik und Eona, oder? Ich kenne sie nicht persönlich… aber ich.. ich hörte von ihnen als du… du verschwunden bist..“, meinte er leise.
Er erinnerte sich daran, denn dass Maruka von einer Jagd nicht zurückkehrte, war damals keine Kleinigkeit gewesen. Mantroner litten mit ihren Angehörigen und auch wenn sie hart und tapfer waren, so waren ihre Kinder doch auch alles für sie. Er wusste, wie ihre Eltern darunter gelitten haben. „Dein Vater war seit diesem Tag jede freie Minute im Eis.. er hat dich gesucht und..“, er brach ab, wirkte unsicher, ob er weiter sprechen sollte. „Er hat dich bis zur Erschöpfung gesucht, Maruka.“.

Es war seltsam für den Hünen, dass sie hier saß und mit ihm sprach und er damals am Rande mitbekommen hatte, wie sich viele Freunde um ihren Vater sorgten, um ihre Mutter sorgten. „Die Ungewissheit war grausam für sie..“, flüsterte er und drückte Maruka langsam. „Wieso bist du nie nach Hause gekommen?“, fragte er und konnte sich denken, was der Grund war. Deshalb fügte er an: „Weißt du was ich sehe, wenn ich dich ansehe? Ich sehe dich, Maruka. Eine Tapfere, eine Mantronerin. Eine verlorene Tochter und geliebtes Mitglied. Es zählt nicht, wer du äußerlich bist. Deine Wurzeln liegen im ewigen Eis und das wird sich auch mit nichts ändern lassen. Du bist und bleibst Maruka- Tochter von Eirik und Eona.“, murmelte er und klang sehr ehrlich dabei. Er erriet ihre Angst vielleicht, doch das lag in seiner Empathie verankert. Sie musste nicht viel sagen, damit er durchschaute, was sie quälte. Ihre Frage entlockte ihm ein Lächeln. „Nein…“, er wurde etwas stiller und sie konnte ihn schlucken hören.
Dann wurde er wieder etwas zuversichtlicher: „Ich habe noch keinen verdient und.. wer weiß, ob ich das jemals werde. Ich lebe nicht so sehr nach unseren Grundsätzen, ist dir sicherlich aufgefallen.“, er lachte leise und in seiner Brust entstand ein Brummen. „Ich bin kein Bärenjäger, kein Fäusteschwinger oder Rudelführer.. ich bin nur Thore.“ er seufzte und schaute kurz den Glühwürmchen zu. „Aber das macht nichts, weißt du? Ich weiß wer und was ich bin. Und ich mag mich so. Es hebt mich zwar ab und lässt mich etwas abseits stehen, aber… ich bin zufrieden. Darum geht es doch? Dass man selber mit sich zurechtkommt und sich nach jedem Tag, den man verbracht hat, noch im Spiegel ansehen kann.“, Thore hob die Schultern und nahm sie, durch die Umarmung etwas mit.

Er wirkte im Reinen mit sich und atmete lange aus. Ihre Gedanken blieben ihm verborgen, bis sie ihm die Frage nach einer Geschichte stellte. Er hob die Augenbrauen etwas an und machte „hmm…“, während er überlegte.„Von meinen Geschwistern habe ich dir ja erzählt. Ich bin mit 6 weiteren Brüdern und Schwestern gesegnet und wir sind eine ziemlich große Familie, so generell. Wir wohnen näher zum Kanal, beziehungsweise zum Meer, auf der anderen Seite von Norna und euch. Meine Eltern sind Fischer -Tjorram und Thea Windsinger. Sie waren zusammen auf einem Fischerkutter, als sie in einen Sturm gerieten. Zusammen schafften sie es, so sagt man, dem Wind mit Gesang und Tanz zu trotzen, daher heißen sie beide Windsinger…“, er lachte und erzählte weiter, „jedenfalls habe ich noch 2 jüngere Geschwister – meine Brüder, die Zwillinge Tjolvar und Tjaldor. Sie machen nur Blödsinn. Ständig findest du sie in irgendwelchen prekären Situationen. Einmal haben sie Norna die Hunde geklaut… sie sind einfach mit den Schlitten abgedampft und das halbe Dorf war hinter ihnen her…“ er schüttelte den Kopf und grinste. "Sie hatten einen Unfall. Bis auf den Schlitten, hat keiner Schaden genommen aber… oh man sie durften 2 Wochen die Hütte nicht verlassen. Bis meine Mutter so genervt war, dass sie die beiden splitterfasernackt durch das ganze Dorf gejagt hatte… sie waren damals 8“ er lachte bei der Erinnerung daran. „Meine älteren Geschwister sind alle tief in Mantron verwurzelt. Zwei von ihnen sind verheiratet, die anderen beiden haben sich der Jagd verschrieben. Je größer desto besser weißt du? Sie sind so furchtlos…manchmal beneide ich sie dafür, aber dann stolpere ich in ein Abenteuer und habe keine Zeit groß darüber nachzudenken…“, zuckte er die Schultern. Dann seufzte er: "Jedes Mal denke ich, wenn ich nach Hause komme, dass sich Mantron verändert hat… aber es verändert sie niemals. Alles ist wie eh und je und wenn du nach Hause kommen würdest… du hättest das Gefühl nie weggewesen zu sein. Die Heimat bleibt Heimat, egal wie lange oder oft man geht. Egal wie sehr man sich verändert.“
Er lenkte seinen Blick auf sie, als sie sich zu ihm umdrehte. Ihre Frage ließ Thore breit lächeln, sodass er seine Zähne entblößte. Dann fror sein Blick etwas ein, als er ihre Augen traf. Er wurde ernst und sein Herz pochte. Es dauerte einige Sekunden, die er sie nur ansah, bevor er leise meinte: „Ich zeichne dir auch hunderte Eisbären..“, sein Lächeln wirkte dabei erwachsen und überhaupt nicht schusselig.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Maruka » Donnerstag 1. Juli 2021, 11:47

Er hielt Maruka sanft und fast schützend im Arm. Sie hatte alle Zeit der Welt an diesem lauschigen Ort, um sich ihren Erinnerungen zu stellen. Er begleitete sie, führte sie sanft in diese Welt zurück, mit seinen Bildern, so dass es nur ein bisschen weh tat:
„Ich kenne das Haus deiner Eltern, Maruka. Es steht immer noch da.“
, brummte er mit leiser, tiefer Stimme. Von der verdrängten Vergangenheit baute er eine Brücke ins Jetzt. Maruka versteifte sich ein wenig und hielt sich weiter an seinen um ihren Körper geschlungenen Armen fest. Als ahnte sie, was jetzt kam, schluckte sie und presste kurz die Augen zu.
„Deine Eltern sind Eirik und Eona, oder? Ich kenne sie nicht persönlich… aber ich.. ich hörte von ihnen als du… du verschwunden bist..“
, meinte er leise.
Natürlich gab es ein Leben in Mantron, Geschehnisse, Geschichten die ohne sie weiter gelaufen waren. Maruka hatte versucht zu verdrängen, dass ihre Eltern sich natürlich Sorgen gemacht hatten. Bei so viel Liebe war das unumgänglich. Unsinniger Weise hatte sie irgendwie gehofft, die Zeit würde einfach stehen bleiben. Doch Thore wusste Dinge aus der Zeit, die nach ihrer Entführung geschehen waren. Genau das war es, was sie fürchtete und gleichermaßen ersehnte. Er trug sie weiter, nahm sie auf seine Arme und brachte sie nach Hause. Ihr Innerstes begann zu zittern.
„Dein Vater war seit diesem Tag jede freie Minute im Eis.. er hat dich gesucht und..“
, er brach ab, wirkte unsicher, ob er weiter sprechen sollte.
„Er hat dich bis zur Erschöpfung gesucht, Maruka.“
Jedes Wort war wie eine dünne Nadel, die sich langsam und unaufhaltsam in Marukas Herz schob.
Ich hab ihm Sorgen bereitet... ihnen weh getan...
„Die Ungewissheit war grausam für sie..“
, flüsterte er und drückte Maruka langsam. Ihr Körper bebte.
„Wieso bist du nie nach Hause gekommen?“
, fragte er. Das war der Moment in dem der Schmerz zu groß wurde. Ihre Instinkte spielten verrückt, wollten weg, aber da er sie fest hielt, bzw. sie sich an ihm, richtete sich ihr Fluchtinstinkt gegen ihn. Eine Sekunde lang wollte sie ihn schlagen, kratzen, sich von ihm befreien und davon rennen. Ihre Krallen traten hervor. Wieso war sie nie nach Hause gekommen? Die einfach Frage, unschuldig gestellt, bewirkte, dass Maruka ein schlechtes Gewissen bekam und ihr Unvermögen, ihre Schwäche es nicht zu können sich gegen sie wandte.
WEIL ICH ES NICHT KONNTE!!!
Doch in ihrem Unterbewusstsein formte sich nicht nur die Wut über ihre Schwäche, sondern auch die Angst die sie dann später empfunden hatte, als sie sich verwandelte, veränderte und die Furcht vor der Zurückweisung übermächtig geworden war. Diese war so groß geworden, dass sie sich nicht mal erlaubt hatte, an eine Rückkehr überhaupt zu denken.
Thore fügte noch im selben Atemzug an:
„Weißt du was ich sehe, wenn ich dich ansehe? Ich sehe dich, Maruka. Eine Tapfere, eine Mantronerin.“
Sie starrte zu Boden und regte sich nicht. Aber etwas in ihr bekam Risse, begann zu bröckeln.
„... Eine verlorene Tochter und geliebtes Mitglied. Es zählt nicht, wer du äußerlich bist. Deine Wurzeln liegen im ewigen Eis und das wird sich auch mit nichts ändern lassen. Du bist und bleibst Maruka - Tochter von Eirik und Eona.“
, murmelte er.
...ist ...das so?...
Sie musste nichts sagen, damit er durchschaute, was sie quälte. Er war einfach so einfühlsam um es auch so zu erkennen. Ihr Körper sprach ebenso zu ihm, wie ihre angelegten Ohren und die zitternde Schwanzspitze. Aber eine vage Idee formte sich just in ihrem Innern und sickerte durch die feinen Risse ihres Panzers. Dickflüssig und zäh rann sie langsam daran herab um irgendwann auf den fruchtbaren Boden ihres Bewusstseins zu treffen. Aber bis es soweit war musste sie irgendwie sich zusammen reißen. Also stellte sie die Frage nach seinem Namen.
„Nein…“
, er wurde etwas stiller und sie konnte ihn schlucken hören. Auch er hatte Heimweh und wenn man in dieser starken Gemeinschaft aufgewachsen war, dann waren Rituale wie die Namensgebung eben wichtig.
„Ich habe noch keinen verdient und.. wer weiß, ob ich das jemals werde. Ich lebe nicht so sehr nach unseren Grundsätzen, ist dir sicherlich aufgefallen.“
, er lachte leise und in seiner Brust entstand ein Brummen. Sofort lehnte sie sich dagegen und genoss die leisen Schwingungen. Es war beruhigend.
„Ich bin kein Bärenjäger, kein Fäusteschwinger oder Rudelführer.. ich bin nur Thore.“
Er seufzte und schaute kurz den Glühwürmchen zu. Maruka folgte seinem Blick und lächelte wieder ein klein bisschen. Auch sie war niemand die einer einzigen Emotion lange nachhing. Eben konnte sie noch vollkommen aufgelöst unter Tränen sich an ihm festkrallen und dann wieder mit ihm die Schönheit der Natur genießen.
„Aber das macht nichts, weißt du? Ich weiß wer und was ich bin. Und ich mag mich so. Es hebt mich zwar ab und lässt mich etwas abseits stehen, aber… ich bin zufrieden. Darum geht es doch? Dass man selber mit sich zurechtkommt und sich nach jedem Tag, den man verbracht hat, noch im Spiegel ansehen kann.“
Maruka nickte. Thore hob die Schultern und nahm sie, durch die Umarmung etwas mit.
Hihi.
Er wirkte im Reinen mit sich und atmete lange aus. Ihre Gedanken blieben ihm verborgen, bis sie ihm die Frage nach einer Geschichte stellte. Er hob die Augenbrauen etwas an und brummte ein leiese 'Hm', während er überlegte. Sie schmiegte sich sofort dichter an ihn. Der große Brustkorb wirkte wie ein Resonanzkörper. Am liebsten hätte sie ihn um geschubst und sich auf ihn gelegt.
Sein Brummen ist toll... mehr!
„Von meinen Geschwistern habe ich dir ja erzählt. Ich bin mit 6 weiteren Brüdern und Schwestern gesegnet und wir sind eine ziemlich große Familie, so generell. Wir wohnen näher zum Kanal, beziehungsweise zum Meer, auf der anderen Seite von Norna und euch.“
Deshalb haben wir uns wahrscheinlich nie getroffen... Mehr brummen, weniger reden. Doof das Menschen das nicht auch gleichzeitig können. Ich will das aber hören! Ich auch.
Marukas Katze und Mensch waren dahingehend, sich nicht ganz einig, ob sie lieber ihn sprechen oder brummen hören wollten. Aber selten im Leben konnte man alles haben.
„Meine Eltern sind Fischer - Tjorram und Thea Windsinger. Sie waren zusammen auf einem Fischerkutter, als sie in einen Sturm gerieten. Zusammen schafften sie es, so sagt man, dem Wind mit Gesang und Tanz zu trotzen, daher heißen sie beide Windsinger…“
Er lachte. Dabei schaukelte er sie leicht.
Das ist auch schön. Ja.
Dann begann er von seinen Geschwistern zu erzählen, ihrer waghalsigen Idee Norna die Hunde zu klauen und Maruka schmunzelte bei der Geschichte. Bilder der Straßen, das jaulen der Wölfe und aufgebrachte Rufe der Anwohner hallten durch ihren Kopf. Thore konnte gut erzählen. Sie legte ihre Wange an seine Schulter und entspannte sich zusehends. Er malte die Szenerie einfach in ihren Kopf, als wäre sie selbst dabei gewesen. Er berichtete von seinen Brüdern und dass er sie manchmal beneidete, aber auch, dass er sich mit seiner etwas 'anderen' Art gut arrangiert hatte.
Kann ich das auch?...Natürlich... hier... hier ja... aber in Mantron?
Dann seufzte er:
"Jedes Mal denke ich, wenn ich nach Hause komme, dass sich Mantron verändert hat… aber es verändert sie niemals. Alles ist wie eh und je und wenn du nach Hause kommen würdest…“
Nicht ganz... ICH wäre verändert.
, dachte sie ein bisschen melancholisch, aber Thore schaffte mit dieser kleinen Geschichte etwas, dass sie allein nie vollbracht hätte. Die Idee, die ihren langsamen weg durch die Risse ihrer Mauern genommen hatte, formte sich aus und sie stellte sich tatsächlich selbst die Frage:
Kann ich... nach Hause? ...Zuhause... in das Land der Eisbären... Himmel, wie gern ich mal wieder einen Eisbären sehen würde...
„Du hättest das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Die Heimat bleibt Heimat, egal wie lange oder oft man geht. Egal wie sehr man sich verändert.“
Er lenkte seinen Blick auf sie, als sie sich zu ihm umdrehte. Ihre Frage nach dem Bild ließ Thore breit lächeln, sodass er seine Zähne entblößte. Dann fror sein Blick etwas ein, als er ihre Augen traf. Er wurde ernst und sein Herz pochte. Es dauerte einige Sekunden, die er sie nur ansah, bevor er leise meinte:
„Ich zeichne dir auch hunderte Eisbären...“
, sein Lächeln wirkte dabei erwachsen und überhaupt nicht schusselig.
Hihi, ich kann es noch.
Den 'Bettelblick' hatte es ihre Freundin Jenna genannt. Er zog fast immer! Besonders gut wirkte er bei Eltern, oder bei Leuten, die einen sowieso schon mochten, aber er war auch unschlagbar gewesen, wenn sie als Kinder Honigwaben erbettelt, oder auch wenn sie was ausgefressen hatten.
Marukas Mundwinkel hoben sich.
„Einer reicht mir erst mal.“
Dann strahlte sie ihn regelrecht an.
„Vielleicht kannst du mir ein Bild von Anuk zeichnen...also...eher so wie er war als er noch gelebt hat, mein ich! Ich beschreibe ihn dir so wie Papa mir immer von ihm erzählt hat.“
Jetzt war sie voller Begeisterung. Sie fühlte wieder die Verbindung zu ihren Wurzeln und streckte sich nach ihnen aus, wie nach einer lang verborgenen Wasserader. Um den Hals trug er eine Kette, an schwarzem Lederband und als Dekor ein Eisbärenzahn in Silberfassung. Mit dem spielte sie in Gedanken versunken, als sie die Geschichte wieder herauf beschwor:
„Der Eisbär Anuk, der die Sonne liebte, war nicht immer groß und mächtig. Vor langer langer langer Zeit und noch davor, da war er klein und jung, so ..."
Maruka tippte sich auf die Brust:
"So wie du. Als kleiner Eisbär lebte Anuk einer Zeit, als es noch keine Menschen gab, an der Küste Mantrons, wo das Land fast an das Eismeer grenzt. Aber er lebte nicht auf dem Land, sondern darüber, hoch oben im Himmel. Dort war seine zweite Heimat. Wenn die Sonne schien, genoss er ihre Strahlen und faulenzte genussvoll. Eines Tages aber verschwand die Sonne plötzlich, ohne dass es sich vorher angekündigt hatte. Darüber war der kleine Eisbär überaus wütend, denn es wurde plötzlich kalt und dunkel im Himmel. Der weiße Geselle wurde ganz griesgrämig. Doch als er sah, dass die Sonne auf der Erde noch schien, beschloss er hinabzusteigen.
"Ich bin gekommen um mir die Sonne zu holen"
, sagte er zu den anderen Tieren.
"Wir geben sie dir nicht", sagte der Fuchs und zitterte vor Schreck.
"Ohne Sonne herrschen wieder Finsternis und Kälte auf der Erde."
"Dafür ist es jetzt im Himmel dunkel und kalt", brummte der Eisbär. Die Tiere beschlossen, sich zu beraten. Die Konferenz dauerte tagelang, doch sie wurden sich nicht einig. Am achten Tag meldete sich der kluge Rabe zu Wort:
"Wir alle, Brüder und Schwestern, brauchen die Sonne, auch der kleine Eisbär. Ich schlage vor, dass die Sonne den Sommer über bei uns bleibt. In der zweiten Hälfte des Jahres soll sie im Himmel wohnen. In dieser Zeit ist sowieso Winter bei uns und viele Tiere halten den Winterschlaf. So wäre es gerecht."
Und so wurde es auch beschlossen. Seit dieser Zeit dauerte der Tag einen ganzen Sommer und die Nacht einen ganzen Winter lang. Der Eisbär überlegte nicht lange und zog zu den andern Tieren auf die Erde hinab, dorthin, wo Mantons Küste fast an das Eismeer stößt. Im Winter, wenn die Sonne im Himmel war, hielt er seinen Winterschlaf. Da brauchte er die Sonne nicht. Im Sommer war die Sonne auf der Erde, wo er faulenzte und mit ihren Strahlen spielte, die ihn in der Nase kitzelten."

Maruka seuftzte einmal tief.
„Als Anuk größer wurde und viele Winter verschlafen hatte, da traf er das erste Mal auf seinen Menschen. Anuk hatte schon immer eine große feine Nase und er roch, dass der Mensch keine Angst hatte, also beschloss er zu ihm zu gehen und mit ihm zu sprechen. Der Mensch verstand ihn aber nicht gleich, aber gemeinsam sahen sie eine Weile den Lichtern am Himmel zu. Sie trennten sich wieder aber fortan trafen sie sich jeden Abend um die Lichter zu sehen und wurden langsam Freunde. Anuk half dem Menschen bei der Jagd und der Mensch half ihm, als Anuk sich einmal dabei verletzt hatte. Seine vordere linke Pranke hatte ab diesen Tag nur noch vier Krallen. Anuk besuchte sogar das Dorf des Menschen. Mantron war damals noch viel kleiner als heute. Die Leute machten viele Aahs und Oohs und waren am Anfang sehr verwundert über die Freundschaft die den Eisbären und dem Menschen verband, aber mit der Zeit wurde auch Anuk älter und sogar die Kinder der Menschen konnten auf seinem Bauch schlafen oder auf seinem Rücken reiten. Niemand wunderte sich mehr, wenn der alte Eisbär langsam durch die Straßen lief. Auch die Wölfe waren zu seiner Familie geworden und so fühlte er sich am Ende seines Lebens rundum wohl, als er wie einst als junger Bär mitten im Sommer, mit der Sonne auf dem Pelz seinen letzten Schlaf antrat. Alle Tiere des Waldes kamen an diesem Tag zu ihm, um ihm auf seinen Weg in den Himmel zu begleiten. Auch der alte Rabe nahm auf seinem Bauch Platz und der Himmel verdunkelte sich für eine Weile. Mond und Sonne schauten auf den alten Bären gleichermaßen hinunter und als die Dunkelheit vorbei war, da flog der Rabe auf und brachte Anuks Seele in den Himmel zurück.“
Sie endete und ließ den Eisbärenzahn um Thores Hals los, legte ihre Hand auf seine Brust daneben und lächelte.
„So hat mein Vater sie mir immer erzählt...Anuks Geschichte.“
Sie betrachtete den Zahn und dann hob dann den Blick zu seinen Augen.
„W...würdest du... also vielleicht irgendwann, wenn ...wenn...“
Sie bekam es nicht heraus und kaute auf der Unterlippe. Es lag so viel vor ihnen, so viel war zu erledigen, so viel Unheil wanderte dieser Tage durch Celcia. Wie konnte sie nur daran denken ihre Heimat einmal wieder sehen zu wollen?!
„...vielleicht wenn das Böse nicht mehr...“
Sie seufzte und ihre Stimmung wurde düsterer.
„Die dunklen werden nie aufgeben! Ihre Gier kann nicht gestillt werden. Ich denke, wir werden sehr lange nicht nach Mantron...“
Heimweh ließ sie erneut auf seufzen.
„...auch wenn ich es gern... also wen du mit mir...“
Sie konnte sich einfach nicht vorstellen ALLEINE zurück zu kehren. Dafür fehlte ihr schlicht der Mut. So tapfer war sie dann auch wieder nicht.
„Aber das ist alles weit weg. Wunschvorstellungen... und...Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das kann. Du...du hast mich gefragt, warum ich nicht zurück gekehrt bin.“
Sie senkte den Blick.
„Ich konnte nicht. ...Man hat mich entführt und ans andere Ende der Welt verfrachtet. Ich war...eine Sklavin...dann eine Flüchtende...eine Gejagte. Manthala hat mich sogar eigenhändig an einen anderen Ort versetzt und ich bin durch Träume, Zeiten und Welten gewandert. Oft wusste ich nicht mehr wann oder wo ich war. Mein Schicksal hat mich mehr als einmal in sehr unterschiedliche Richtungen geführt. Ich konnte nicht zurück kehren! ...aber... ich wollte auch nicht...weil ich Angst hatte. Ich war verwandelt und das Leben veränderte mich noch mehr. Ich bin nicht mehr Maruka die Mantronerin, ein Mädchen was rein war. Ich habe getötet, gefoltert, geweint und ...auch geliebt. Und durch dich weis ich nun auch, dass Mantron weiter gelebt hat...ohne mich, aber ich habe viel Schmerz hinterlassen. Ich weis nicht, ob ich zurück in dieses Leben kann... ob man mich dort will.“
Sie schluckte.
„Ich weis manchmal nicht mal, was ich mir für meinen nächsten Tag im Leben wünsche. Meistens ist es nur eine gute Jagd und ein voller Bauch. Aber... Jetzt... bei dir...“
Sie lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter, mit dem Gesicht zu seiner Halsbeuge.
„Jetzt denke ich über solche Sachen nach und weis manchmal nicht, ob es mir weh oder gut tut. Das ist alles nicht so einfach. Aber ich mag das Gefühl, das du mir gibst. Das es ...'möglich' sein könnte.“
Sie schaute von unten zu seinem Gesicht hoch. Die verstrubbelten blonden Haare, die klaren blauen Augen, die markanten Züge, die nur ein Mantroner hatte.
Er ist Heimat... ja, so etwas in der Art.
Sie drückte ihre Stirn in seine Halsbeuge, schloss die Augen und genoss einfach den Moment. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie schon weg waren oder ob die Anderen vielleicht einfach schon ohne sie weiter gezogen waren. Rianna würde sie so etwas durchaus zutrauen. Aber im Moment war es ihr egal. Im Moment war sie in Gedanken gaaaanz weit weg und doch ganz nah.
„Zuhause“
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Juli 2021, 11:18

Maruka war jemand, der die Anwesenheit der Götter nicht nur glaubte, sondern um ihre Existenz wusste. Sie hatte sie selbst gesehen und es hatte sie auf eine Weise geprägt, die sie nie wieder loslassen würde. Der Preis dafür war allerdings, dass das Zeitempfinden gestört wurde und sie nicht mehr zu sagen wusste, wann etwas in ihrem Leben tatsächlich geschehen war. Für sie stand die Zeit eine Weile still, seit sie aus ihrer Heimat grob entrissen wurde und sie ließ nicht zu, dass ihre Gedanken ein Bild schufen, wie Mantron ohne sie weiterlebte. Wie ihre Eltern ohne sie weiterlebten.
Erst durch einen Eispickel, in Form eines blonden Mantroners, bekam dieses schützende Konstrukt Risse. Behutsam piekte er damit in die äußere Hülle und verlangte so, ohne je darüber gesprochen zu haben, dass sie sich mit ihrem Schmerz auseinandersetzte. Dass das nicht folgenlos blieb, schien Thore zu ahnen, denn als sich Maruka ihrem Schmerz entziehen und ihn für sein Bohren attackieren wollte, ließ das den Hünen seine Arme etwas entspannen, damit sie in ihrer Hilflosigkeit nicht noch das Gefühl bekam, festgehalten zu werden. Er spürte ihre Krallen und ließ es zu, dass sie ganz leicht seine Haut anritzten. Ihr Schmerz musste sich entladen und er sah sich in der Pflicht, diesen anzunehmen.

Es war ungewohnt zu hören, wie Thore über ihrer beider Heimat sprach, denn sie hatte so lange nicht existiert, war nicht wirklich greifbar gewesen für die Hybridin. Dennoch ließ sich der Blonde nicht beirren, sprach weiter und ließ sie teilhaben an seinen Erinnerungen. Thore baute eine Brücke mit dicken Seilen, die Halt boten, über die Maruka jederzeit gehen konnte,wenn sie soweit war. Und tatsächlich halfen seine Nähe, seine ruhige Art und seine Erzählungen dabei, dass sie mehr wissen wollte. Dass sie sich nicht mehr sträuben und weglaufen wollte. Also fasste Thore den Mut, weiter zu gehen und eine Geschichte aus seinem Leben zum Besten zu geben. Dass Maruka animiert wurde, ihrerseits eine zu erzählen, ließ Thore nur zu gerne zu. Ruhig floss sein Atem, als sie von dem himmlischen Eisbären sprach, von seiner Suche nach der Sonne, dem Konflikt der Tiere am Boden und ihm.
Er schmunzelte immer mal wieder und lauschte gespannt, wie sie wohl enden würde. Die Vertrautheit zwischen ihm und Maruka nahm eine Spur mehr zu, denn er lehnte seinen Kopf gegen ihren, während sie sprach. Sein Atem kitzelte ihr Fell am Hals, doch er unterbrach sie nicht in ihrem Erinnern. Er hörte wie sie von dem Kompromiss erzählte, der Freundschaft zum Menschen und als sie zum Ende kam, als Anuk seinen letzten Schlaf antrat, zeichnete sich eine Gänsehaut auf seinen Unterarmen ab. Er atmete tief durch, als sie endete und verharrte noch eine kleine Weile, spürte die Geschichte nach. „Das ist eine schöne Geschichte, danke dass du sie mir erzählt hast.“, brummte er ehrlich und lächelte, bis sie unsicher erneut das Wort an ihn richtete.

Maruka formte einen Gedanken, der sie nicht mehr loslassen wollte. Sie begann die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie nach Hause kommen könnte. Dass sie Mantron mit seinen Bewohnern und Eisbären wiedersehen könnte. Ihre Eltern vielleicht… Es war wie ein kleiner Lichtpunkt, der weiter und weiter tanzte, wenn man ihn erreichen wollte. Der Gedanke war da, die Umsetzung würde jedoch noch Zeit beanspruchen. Zeit sich damit anzufreunden und den Ängsten zu stellen, die damit verbunden waren. Aber den ersten Schritt hatte die Hybridin gemacht und das alles weitab der Heimat, bei jemanden den sie kaum kannte und der ihr so viel mehr geschenkt hatte, als sie sich erträumt hätte.
Vielleicht war Thore ein Geschenk der Götter, damit sich Maruka endlich wieder etwas gefestigter fühlen konnte, mit Wurzeln die fest im Boden verankert waren und ihr den nötigen Halt gaben, für alle Aufgaben die noch auf sie warten wollten. Vielleicht.
Thore schmiegte sich etwas an das weiche Serval-Fell und schwieg einen Moment, als müsste er über ihre Worte nachdenken. Doch dann öffnete er die Lippen, hielt abermals inne, bevor er offenbar einen Entschluss fasste: „Maruka, ich werde dir Anuk zeichnen aber nur mit dem Versprechen, dass ich dich nach Hause bringe, sobald die Zeit reif ist. Ich werde dir beweisen, dass du noch immer willkommen bist dort und dass deine Eltern dich lieben. Ich hole dich nach Hause.“, sagte er dann und ging jetzt erst auf ihre zögerlichen Worte ein, die ihn bitten sollten, sie nach Mantron zu begleiten. Er drückte Maruka kurz, als solle es sein Versprechen unterstreichen und lächelte dann, als sie den Blick von unten zu ihm wandte. Er sah zu ihr hinab und sein Lächeln verblasste nicht, im Gegenteil, er schien zu strahlen und seine blauen Augen umhüllten ihr Gesicht, tasteten jede Facette ab. Als sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge drückte, legte er seine große Pranke um ihren Hinterkopf und hielt sie sanft.„Es tut nur weh, weil es etwas bedeutet.“, raunte er, „und wenn uns die Dinge nichts mehr bedeuten, leben wir nicht mehr. Nimm den Schmerz an, Maruka. Das alles macht dich aus. Das alles lässt dich zu derjenigen werden, die du bist.“, er schloss sie fester in seine Arme und ließ sich sogar dazu hinreißen, ihr einen sanften Kuss auf ihre Schläfe zu geben, bevor er noch einen Moment ausharrte, bevor er sie behutsam etwas von sich drückte, um sie anzusehen. „Danke für deine Ehrlichkeit Maruka. Ich… ich fühle mich bei dir seltsam wohl und.. das nach so kurzer Zeit. Ich.. ich kann es kaum beschreiben, aber ich habe das Gefühl, dass ich eine Verbindung zu dir habe. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind…“.
Er lächelte aufrichtig, nahm ihre Gesichtshälfte in seine Hand und strich sanft darüber. „Lass uns langsam zu den anderen gehen und etwas essen, bevor wir uns ausruhen, was meinst du? Wir müssen ausgeschlafen sein, wenn wir morgen aufbrechen wollen.“, er lächelte immer noch und sein Blick, der sie traf, war warm und hatte sich in seinem Ausdruck ihr gegenüber intensiviert. Sie hatten einen sehr intimen Moment, der sie nun stärker verbinden würde und das sah man Thore an, der keine Angst hatte, ihr seine Zuneigung zu zeigen.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Maruka » Montag 5. Juli 2021, 08:16

Allein, dass Thore unter ihren Krallen nicht zurück zuckte, rechnete sie ihm hoch an. Er nahm ihren Schmerz auf sich und verstand, dass sie gerade seinen Halt brauchte. Er hatte keine Angst durch sie verletzt zu werden, nahm sie wie sie war, mit allen unterdrückten Gefühlen und auch dem Leid das sie bereitet hatte. Er führte sie durch ihre Erinnerungen, begleitete sie und hielt sie zusammen, wo sie drohte auseinander zu brechen.
„Maruka, ich werde dir Anuk zeichnen aber nur mit dem Versprechen, dass ich dich nach Hause bringe, sobald die Zeit reif ist. Ich werde dir beweisen, dass du noch immer willkommen bist dort und dass deine Eltern dich lieben. Ich hole dich nach Hause.“
, sagte er dann und ging auf ihre zögerlichen Worte ein, die ihn bitten sollten, sie nach Mantron zu begleiten. Ein riesiger Klos bildete sich in ihrer Kehle und sie konnte nur hoffen...
Hoffnung...
...hoffen, dass er sein Versprechen halten würde können, denn diese Welt war manchmal sehr grausam. Viel zu oft nahm der Mensch sich etwas vor und kam nie dazu es durchzuführen. Man schmiedete Pläne und die Götter lachten.
Thore drückte Maruka und sie genoss die Umarmung, die Stärke seiner Arme, mehr noch die Stärke seines Herzens. Er sah zu ihr hinab und sein Lächeln verblasste nicht, im Gegenteil, er schien zu strahlen und seine blauen Augen umhüllten ihr Gesicht, tasteten jede Facette ab. Als sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge drückte, legte er seine große Pranke um ihren Hinterkopf und hielt sie sanft.
„Es tut nur weh, weil es etwas bedeutet.“
, raunte er und sie nickte an seiner Haut.
„... und wenn uns die Dinge nichts mehr bedeuten, leben wir nicht mehr. Nimm den Schmerz an, Maruka. Das alles macht dich aus. Das alles lässt dich zu derjenigen werden, die du bist.“
Er schloss sie fester in seine Arme und ließ sich sogar dazu hinreißen, ihr einen sanften Kuss auf ihre Schläfe zu geben, wobei sie die Augen schloss. Er harrte noch einen Moment aus, bevor er sie behutsam etwas von sich drückte, um sie anzusehen. Maruka blinzelte und sah ihn wieder an.
„Danke für deine Ehrlichkeit Maruka. Ich… ich fühle mich bei dir seltsam wohl und.. das nach so kurzer Zeit. Ich.. ich kann es kaum beschreiben, aber ich habe das Gefühl, dass ich eine Verbindung zu dir habe. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind…“
Er lächelte aufrichtig und fand seinen Spiegel in ihrem Gesicht. Marukas Lächeln war warm und ihre feuchten Augen glitzerten. In sanfter Geste nahm er ihre Gesichtshälfte in seine Hand, sie schmiegte sich hinein und er strich sanft darüber. Eine Vertrautheit entstand in dieser Stunde, die ein gefährliches Gefühl in ihr wachsen ließ.
Hoffnung...
„Lass uns langsam zu den anderen gehen und etwas essen, bevor wir uns ausruhen, was meinst du? Wir müssen ausgeschlafen sein, wenn wir morgen aufbrechen wollen.“
Er lächelte immer noch und sein Blick, der sie traf, war warm und hatte sich in seinem Ausdruck ihr gegenüber intensiviert. Sie hatten einen sehr intimen Moment, der sie nun stärker verbinden würde und das sah man Thore an, der keine Angst hatte, ihr seine Zuneigung zu zeigen. Maruka nickte auf ihre Worte hin und allein die Erwähnung von 'schlafen' ließ sie gähnen. Dabei hatte er kurz einen guten Blick auf ihre kleinen leicht verlängerten Eckzähne, aber dann klappte ihr Mund auch schon wieder zu und sie schmunzelte verlegen. Schlafen und fressen waren nun mal ihre Lieblingsbeschäftigungen. Sie stützte sich auf seinen Schenkeln ab und wollte sich gerade erheben, als sie es sich noch einmal anders überlegte, ihre Arme um seinen Hals schlang und ihn fest mit samt ihrem ganzen Körper umarmte. Wie ein Rucksack hing sie kurz vor ihm. Ihre Wange an seiner, nah an seinem Ohr flüsterte sie:
„Ich danke dir für alles.“
Dann rieb sie ihre Schläfe sehr katzenhaft an seiner, löste die Verbindung und küsste die Stelle. Schmunzelnd drückte sie sich dann ab und kam flott auf die Beine. Sie hielt noch immer die nun arg zerknautschte Zeichnung in einer Hand und legte sie dann glatt streichend zurück auf die Anderen, damit er sie wieder einpacken konnte.
Meine Erinnerungen sind bei ihm sicher...
, dachte sie lächelnd und sah sich um. Der Wald war ruhig, aber nicht still. Das Schicksal hatte ihr diesen Moment geschenkt und sie hatte ihn dankbar angenommen. Während er packte tapste sie ein bisschen umher. Dann sprach sie einen Gedanken aus:
„Sag mal...wir sind ja ganze schöne 'Sonderlinge'... Wie wäre es, wenn wir Sonderlinge uns selbst Namen geben?“
Im gleichen Moment stockte sie aber.
„Hm... schöner wäre es wahrscheinlich wirklich Zuhause...im Kreis der Tapferen, nachdem man seiner Familie, seinen Freunden und im Rund der Ahnensteine gesessen hat und seine Geschichte erzählte. ...Ach, ich weis auch nicht. War nur so ein Gedanke.“
Sie zuckte mit den Schultern. Es fühlte sich an, als sei sie Jahre von zu Hause weg gewesen und die geweckte Hoffnung ließ nun erste Blüten erkennen. Sie grinste zu ihm rüber.
„Ich glaube, ich würde dich...hm... 'Weltenmaler' oder... 'Malerherz' nennen.“
Es war nur ein Gedankenspiel, leicht dahin gesagt. Schon wieder von dem Duft einer Blume abgelenkt, hockte sie sich zu eben jener und schnupperte daran. Als er dann fertig war, war auch sie bereit wieder zu den Anderen zurück zu kehren...nun deutlich entspannter.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Erzähler » Montag 5. Juli 2021, 21:44

Niemand konnte sagen was die Zukunft für ihn bereithielt. Maruka war viel zu oft durch das Schicksal gebeutelt worden, als dass sie Thores Versprechen ohne Wermutstropfen annehmen konnte und trotzdem wollte sie dem Hünen Glauben schenken. Sie wollte für sich selbst daran glauben, dass es möglich war und dieser Gedanke, geformt in der eisigen Sprache der Mantroner, würde ebenso eingefroren werden, bis Thore die Möglichkeit sah, dass er sie nach Hause bringen könnte. Ob das Schicksal das auch berücksichtigte? Das müsste sich wohl zeigen und doch trat an die Stelle des berechtigten Zweifels , die Hoffnung in ihrer reinsten Form. Thore erreichte bei Maruka, dass sie ihr Herz für dieses Gefühl wieder öffnen konnte, dass sie sich traute zu hoffen. Es gab kaum ein größeres Geschenk, gerade in diesen Zeiten. Revien war es, der Maruka mit ihrer neuen Bestimmung versöhnte und ihr den Weg für ihre Zukunft ebnete. Thore schlug die Brücken zu ihrer Vergangenheit und vereinte das verzweifelte Herz mit dem Heimatgefühl, welches gerade den Tapferen innewohnte. Würde es noch jemanden benötigen, der ihr die Gegenwart öffnete? Vermutlich hatte sie diesen Jemand bereits, denn in ihr lebte, jagte und fraß sich ihre Servali gekonnt durch die Zeit und auch wenn sie wohl kurz davor stand in ein neues Abenteuer zu stolpern, würde sie die Gegenwart derzeit als einfaches Konstrukt begreifen. Maruka sagte stets, sie würde im Jetzt leben, das verdankte sie der Katze, die sich kaum Sorgen um ein Gestern oder Morgen machte. Sie nahm die Lebenstage wie sie kamen und lehrte Maruka das gleiche zu tun. Maruka konnte sich glücklich schätzen, dass die Götter -ob nun gezielt oder durch verschiedenste Taten heraufbeschworen- ihr drei wunderbare Charaktere geschenkt hatten, die ihr auf ihrem Lebensweg halfen.

Thore schlang seine Arme um ihren Körper, als sie sich vor dem Erheben noch mal an ihn drückte. Die zarten Bande die hier geknüpft wurden, ließen irgendwo, fernab von Zeit und Raum, eine gewisse Göttin lächeln, die ihren Blick schon länger auf die Hybridin gelegt hatte. Zufrieden wandte sie sich ab, sie wurde anderswo gebraucht. Thore spürte ein Kribbeln, als Maruka ihre Lippen aufdrückte und schmunzelte verlegen dabei. Er erhob sich mit ihr gemeinsam, als sie ihr losließ, griff nach dem Bild und schaute noch mal darauf. „Du darfst dir jederzeit die Bilder ansehen, wenn dir danach ist. Ich bewahre sie hier im Rucksack auf.“, erlaubte er und steckte die Zeichnungen vorerst weg. Er löschte die Kerzen, ließ sie abtropfen und verstaute sie ebenfalls. Inzwischen waren sie nur noch Stummel und irgendwann würde er sie ersetzen müssen, doch das waren Gedanken für einen anderen Tag. In der näheren Umgebung gab es nichts, was die Katzenohren hätten beunruhigen können, alles lag friedlich dar und ging seinen eigenen Bestimmungen nach. Der Wind frischte etwas auf, vertrieb für einen Moment die Schwüle und sorgte bei Thore für Gänsehaut.
Er schulterte seinen Rucksack und brauchte einen Moment, bis er sich an die nun herrschende Dunkelheit gewöhnt hatte. Maruka fand sogar einen Gedanken in sich, den sie Thore nicht vorenthalten wollte und der ihn aufblicken ließ. Er blinzelte einen Moment, runzelte nachdenklich die Stirn, bevor er lächelte: „Weißt du, dass ich den gleichen Gedanken hatte? Ich finde, wir sollten das tun.“, lachte er leise und legte den Arm um ihre Schulter, während sie den Weg langsam zurück zum Lager nahmen. Er grinste und fand einen gewissen Spaß daran, Namen zu überlegen. „Ich dachte bei dir an Weltenbummler, aber das wäre zu ähnlich hm? Schattenläufer wäre auch passend.. Lebenskünstler.. Treuherz..“, sprudelte es aus ihm heraus und lachte vergnügt. „Entschuldige, ich bin nicht so gut darin. Hättest du für dich einen Namen?“, er führte Maruka weiter um die Baumreihe und weiter zu den Ruinen. „Puh, jetzt wo man darüber nachdenkt, ist es doch einfacher, wenn das Dorf einen Namen für einen findet, was?“, er wurde verlegen und strich sich in bekannter Weise über den Hinterkopf.

Nur ein paar Schritte später, erleuchtete die beiden das Lagerfeuer. Phas war noch nicht wieder da und Rianna hatte sich bereits eine Schlafstatt errichtet. Sie schaute auf, als die beiden Mantroner Arm in Arm herantraten, doch sie sagte nichts. Für Maruka und Thore gab es gegenüber von der Nachtelfe jeweils eine Decke und eine Schüssel mit Essen. „Bedient euch", kam es von der Elfe, die etwas im Feuer stocherte. Rianna wirkte missmutig und schaute immer wieder zum ‚Eingang' des Lagers, als warte sie auf Phas. „Habt ihr ihn gesehen?“, fragte sie schließlich und sah keinen der beiden an, es war ihr offenbar unangenehm. Thore schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern. „Nein, tut mir leid.“, antwortete er ehrlich und schaute nun auch zum Eingang. Plötzlich raschelte es und Phas trat wie aufs Stichwort hervor. Er schaute die drei anderen an, hielt inne und runzelte die Stirn: „Ist was?“, meinte er und setzte sich ebenfalls ans Feuer.
Weder Rianna noch Thore antworteten, außer mit den Schultern zu zucken oder den Kopf zu schütteln. Phas setzte sich ebenfalls ans Feuer und griff nach etwas zu essen. Schweigen breitete sich aus, doch war es nicht unbedingt das der angenehmen Sorte. Hier bahnte sich offenbar dicke Luft an und wenn sich das Gewitter entlud, blieb nur zu hoffen, dass sie sich nicht in einer prekären Lage befanden. Phas erhob dann doch noch mal zwischen zwei Stücken Fleisch das Wort: „Alles ruhig bisher, nichts Auffälliges. Wir sollten alle etwas ausruhen und uns morgen dann bei Dämmerung auf den Weg machen, damit wir vielleicht bis Mittag in Shyana sind.“, brummte er, wirkte jedoch in alter Manier ruhig dabei. Seine hellbraunen Augen ruhten auf dem Feuer und er aß weiter. Rianna atmete geräuschvoll aus und nickte knapp. „Ich übernehme die erste Wache.“, damit verließ sie die Gruppe wieder und der Tabiki sah ihr kurz nach. Er seufzte tonlos auf, lächelte Thore und Maruka kurz an, bevor er ihr folgte. Das nächste was die feinen Katzenohren und Thore ebenso, hören konnten war eine hitzige Diskussion, die bemüht leise gehalten wurde. Es ging um Vertrauen, um Ehrlichkeit und darum, miteinander zu reden. Phas beschwerte sich, dass Rianna ihm nicht mehr Vertrauen entgegen brachte und ihm die Chance gab, zu handeln, während die Elfe darauf pochte, stets alleine klarkommen zu müssen und sich erst daran gewöhnen müsste. Es wurde deutlich, dass diese Zusammenkunft problembehaftet war und sich doch auch bei einer Elfe wie Rianna Unsicherheiten einschlichen, die sie fast schon wieder menschlich wirken ließen. So trug jeder sein Päckchen und keiner war vor den Gefühlen und ihrem Schabernack gefeit. Währenddessdn trug Manthala mehr und mehr dazu bei, dass die Nacht voranschritt und sich die Müdigkeit jeden der Vier einverleibte, bis sich die ersten Strahlen Lysanthors zeigten, um die Gruppe zu erinnern, dass sie einen Weg zu bestreiten hatten.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Maruka » Dienstag 6. Juli 2021, 15:33

„Weißt du, dass ich den gleichen Gedanken hatte? Ich finde, wir sollten das tun.“
, lachte er leise und legte den Arm um ihre Schulter, während sie den Weg langsam zurück zum Lager nahmen. Er grinste, sie grinste - ob der freundschaftlichen Geste, die sie sehr an zu Hause erinnerte und er fand wohl einen gewissen Spaß daran, Namen zu überlegen. Dieses Spiel hatte sie schon oft als Kind mit Jenna gespielt, Arm in Arm waren sie durch den Schnee gestapft, woben Hirngespinste aus jugendlichen Geistern, die noch ungeprägt und rein waren...
Damals hatte ich mir andere Namen ausgedacht....wie – Bärbelbär, Schneemütze, Bernsteinauge oder Feuertänzer hihiihi, als wir den einen Abend von Jennas Bruder den Met bekommen hatten und alles etwas ...wild wurde. Damals hab ich auch noch viel getanzt...
Das war auch etwas, dass sie heimlich vermisste, eine Leidenschaft, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Das letzte Mal hatte sie für Revien im Kreis der Funkenfreunde getanzt...und auch das schien wieder eine Ewigkeit her zu sein.
„Ich dachte bei dir an Weltenbummler, aber das wäre zu ähnlich hm? Schattenläufer wäre auch passend... Lebenskünstler... Treuherz...“
, sprudelte es aus ihm heraus und lachte vergnügt. Bei Schattenläufer hatte sie den Kopf leicht geneigt und ihre Ohren zuckten. Das klang schon eher etwas passender, aber so richtig war noch kein Name gefunden.
„Entschuldige, ich bin nicht so gut darin. Hättest du für dich einen Namen?“
Sie tippte sich nachdenklich an die Unterlippe und er führte Maruka weiter um die Baumreihe und weiter zu den Ruinen.
„Puh, jetzt wo man darüber nachdenkt, ist es doch einfacher, wenn das Dorf einen Namen für einen findet, was?“
Er wurde verlegen und strich sich in bekannter Weise über den Hinterkopf und die Hybridin nickte erst einmal nur zustimmend, da sie sich dem Lagerfeuer näherten. Phas war noch nicht wieder da und Rianna hatte sich bereits eine Schlafstatt errichtet. Für Maruka und Thore gab es gegenüber von der Nachtelfe jeweils eine Decke und eine Schüssel mit Essen.
Oh... sie hat das für uns... hm... nett?...
„Bedient euch"
, kam es von der Elfe, die etwas im Feuer stocherte.
„Danke.“
, sagte Maruka leise. Das war das mindeste, aber mehr sagte sie nicht, denn Rianna wirkte missmutig und schaute immer wieder zum ‚Eingang' des Lagers, als warte sie auf Phas.
„Habt ihr ihn gesehen?“
, fragte sie schließlich und sah keinen der beiden an, es war ihr offenbar unangenehm. Thore schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern.
„Nein, tut mir leid.“
, antwortete er ehrlich und schaute nun auch zum Eingang. Plötzlich raschelte es und Phas trat wie aufs Stichwort hervor. Er schaute die drei anderen an, hielt inne und runzelte die Stirn:
„Ist was?“
, meinte er und setzte sich ebenfalls ans Feuer. Weder Rianna noch Thore antworteten, außer mit den Schultern zu zucken oder den Kopf zu schütteln. Maruka sah zwischen der Nachtelfe und dem Tabiki hin und her. Phas setzte sich ebenfalls ans Feuer und griff nach etwas zu essen, was ihm Maruka gleich tat und ordentlich zu langte. Essen konnte sie immer und ihr Körper verbannte es fast genauso schnell. Gefräßiges Schweigen breitete sich aus, doch bald fühle Maruka, es war nicht unbedingt das der angenehmen Sorte.
Puh, da liegt einiges im Argen. Vorsicht Sturmfront.
Hier bahnte sich ein Gewitter an. Phas erhob dann doch noch mal zwischen zwei Stücken Fleisch das Wort:
„Alles ruhig bisher, nichts Auffälliges. Wir sollten alle etwas ausruhen und uns morgen dann bei Dämmerung auf den Weg machen, damit wir vielleicht bis Mittag in Shyana sind.“
, brummte er, wirkte jedoch in alter Manier ruhig dabei. Seine hellbraunen Augen ruhten auf dem Feuer und er aß weiter. Rianna atmete geräuschvoll aus und nickte knapp.
„Ich übernehme die erste Wache.“
, damit verließ sie die Gruppe wieder und der Tabiki sah ihr kurz nach.
„Ich könnte die dunkelsten Stunden übernehmen.“
, bot die Hybridin leise an.
„Weckt mich einfach, wenn ihr mich braucht.“
Phas seufzte tonlos auf, lächelte Thore und Maruka kurz an, bevor er seiner Elfe folgte. Das nächste was die feinen Katzenohren und Thore ebenso, hören konnten war eine hitzige Diskussion, die bemüht leise gehalten wurde. Es ging um Vertrauen, um Ehrlichkeit und darum, miteinander zu reden. Maruka war gewillt die Ohren anzulegen.
Das geht mich nichts an.
Ein bisschen Neugierde ließ sie trotzdem noch einen Moment lauschen, aber die Nacht schritt voran und Maruka rollte sich dicht an Thore zusammen, schnurrte kurz und murmelte vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen:
„Schattentanz, Mondschatten, Schattenmond, Mondenkind, Mondblume, Traumschatten, Sternschatten, Seidennacht, Seidenmond, Sternenfell, Sternklaue, Mondklaue, Mondenfell... Ach ich weis auch nicht.“
und damit schlief sie schnell ein. Die Katze in ihr wäre lieber Nachts gereist. Sie schlief am besten, wenn die Sonne ihr Fell wärmte, aber an der Brust des Mantroners war es auch gemütlich. Er war auch eine Art Sonne... bis sich die ersten Strahlen Lysanthors zeigen würden, um die Gruppe zu erinnern, dass sie einen Weg zu bestreiten hatten. Scheue Shyana warteten darauf, von ihren gewarnt zu werden, so sie denn sie empfangen und zuhören würden.
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Re: Osten? Oder war es Westen?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. Juli 2021, 13:12

Die Nacht verlief wahrlich ruhig und nach den letzten Strapazen war das mal eine echte Alternative. Niemand hatte Maruka zur Wache geweckt, denn Rianna und Phas hatten sich, nachdem sie sich versöhnt hatten, abgewechselt. Der nächste Tag bestach durch den feinen Nebel der sich in der Früh oftmals zeigte und ankündigte, dass es ein recht warmer Tag werden würde. Sanft glitzerte die Sonne durch die Baumkronen und eine milde Brise wehte. Alles in allem war es friedlich und sollte den Tag gemächlich einleiten. Das Feuer war etwas runtergebrannt, während Phas und Rianna sich bereits darum bemüht hatten, etwas Essbares aufzutreiben und dieses über der Glut langsam den richtigen Garpunkt fand. Rianna war es einmal mehr die sich darum kümmerte und bewies darin ein gewisses Geschick. Schon am Abend war das Fleisch zart und schmackhaft und auch jetzt streute sie gerade etwas darüber, das sich später als angenehme Würze erweisen sollte. Nachdem sich jeder der 4 Reisenden sattgegessen, gewaschen und seinen Morgenritualen gewidmet hatte, packten alle ihr Zeug zusammen und verteilten die Last auf allen Schultern. Niemand sprach viel und so standen sich die Ungleichen gegenüber und Phas nickte ihnen zu. „Wenn wir zügig gehen, sind wir zum Mittag in Shyana.“, verkündete er und setzte sich danach an die Spitze des Trupps. Er führte sie duecj die Ausläufer der Ruinen und schien den richtigen Weg im Kopf zu haben, denn er brauchte kaum einen Moment, um sich zu orientieren. Thore lief als letzter, achtete bemüht darauf, nirgendwo den Fuß falsch zu setzen oder sich irgendwo zu stoßen und hatte seinen Rucksack so wie einige Utensilien von Rianna geschultert. Er war nun mal der Stärkste und hatte sich angeboten, die größere Last zu nehmen. Als sich der Weg etwas einfacher verhielt, schaffte es der Mantroner, sich sogar einem Gespräch zu widmen, weshalb er Maruka zu sich rief und sie bereit anlächelte. „Du hast beim Einschlafen gestern jede Menge Namen gemurmelt.“, gluckste er und sah sie seitlich an. „Nachtschatten ist mir noch eingefallen.“, grinste er und ging weiter, stets darauf bedacht nicht zu weit zurückzufallen. Sie gingen noch eine ganze Weile und hielten nicht an. Jeder von ihnen war ausgeruht und so veränderte sich die Landschaft noch mal mehr, auch wenn die Ruinen blieben und nur mehr wurden. Es hatte etwas Mystisches, diese Zeugnisse der einstigen Kultur die jetzt zurückgeholt von der Natur vor ihnen lagen. Phas blieb auf einer kleinen Anhöhe stehen und deutete vor sich in eine leichte Talsenke. „Da, dort könnt ihr so langsam Shyana Nelle erkennen.“, informierte er und ließ die Gruppe einen Moment die Schönheit in sich aufnehmen.

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