Undurchdringlicher Dschungel

Der Urwald oder, wie viele ihn nennen, der Dschungel erstreckt sich sehr weit. Hier verbergen sich verschiedene Rassen wie die Affenmenschen. Doch es gibt auch das sogenannte Paradies Shyána Nelle, welches sich in der großen Senke befindet.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Januar 2011, 19:29

Endlich! Die Beute war stehengeblieben. Beinahe hätte die Spinne sie zwischen alle den Farnen verloren. Es war schwierig für das Tier, trotz der vielen Beine, auf dem Boden auf Jagd zu gehen. Aber an ihrem Seidenfaden hängend hätte sie Tahmo vollkommen aus den acht Augen verloren. Es war gezwungen gewesen, den Boden zu erreichen und die Jagd zu Fuß fortzusetzen. Um anständig angreifen zu können würde sich das Insekt allerdings erneut in die Höhe begeben, wenigstens auf einen Ast hinauf. Wie gut, dass ihre Beute im Moment beschäftigt schien. Die Spinne konnte das Knacken nicht hören. Sie besaß keine Ohren, ebenso wenig wie eine Schlange. Solche Wesen nahmen ihre Umgebung durch Bewegung und vor allem Vibrationen wahr. Normalerweise registrierte die Spinne es durch kaum merkliches Spannen ihrer einzelnen Netzfäden. Jetzt aber fühlte sie das leichte Rasseln in der Borke des gefallenen Baumes, jedes Mal wenn Tahmo einen Ast abbrach. Sie bereitete sich vor. Mit einem gewagten Sprung erreichte sie einen niedrigen Ast eines anderen Baumes, um den sich sogleich ihr klebriger Faden wand. Erneut seilte sie sich ab.

Tahmo hatte inzwischen neben dem durch ihn selbst verursachten Knacken ein weiteres bemerkt. Er wirbelte herum. Es schien wie eine Gewissheit zu sein, beobachtet zu werden. Wie recht er doch hatte! Acht Augen musterten ihn. Ein geiferndes Gebiss mit Zähnen so lang wie Messer klackerte vorfreudig. Zwei der acht Beine, die nicht zum Halten am Spinnenfaden benötigt wurden, streckten sich nach vorn als wolle die Bestie ihn packen.
Hinten sponnen zwei Beinpaare einen neuen Faden. Der war für Tahmo bestimmt, um ihn an Ort und Stelle zu fesseln. Als der Blondschopf seine Habseligkeiten fallen ließ, schnellte der Faden hervor. Wie ein Reptil, das pfeilschnell aus dem Gewässer am Ufer schoss, um ein grasendes Tier zu schnappen und anschließend mit sich in die Fluten zu zerren, donnerte nun auch die klebrige Spinnensubstanz auf Tahmo zu. Ein weiterer mit klumpiger Spitze entfuhr dem Maul des Spinnenwesens. Diesen konnte Tahmo mit einer seiner Luftfäuse abfangen, so dass er umgelenkt wurde.
Den Faden vom Hinterteil des Monstrums aber übersah er. Klatsch, schon klebte er an seinem Bein. Das Wesen zerrte daran, um Tahmo zu Fall zu bringen. Doch noch ehe es gelang, wurde die Spinne von einer magischen Luftfaust getroffen. Sie kreischte, riss die Hälfte ihrer Beine hoch und blinzelte mit allen acht Augen. Tahmo gewann ein Tröpfchen Zeit, während die Spinne ihre Benommenheit abschütteln musste. Der Faden klebte an seiner Hose wie zähes Pech.
Hatte der junge Mann ihn bemerkt? Er sprang herum und auf den Stamm. Nun befand er sich höher als sein Jäger, allerdings hatte der Sprung den Faden mitgerissen und nun klebte dieser auch noch an der Rinde. Tahmo saß fest. Jetzt kam er nicht mehr von dem dicken Stamm los.
Und wo steckte das Spinnenmonster? Dort! Da raschelte etwas im Farn. Ein Bein hob sich, dürr wie ein verkrüppelter Ast. Kopf und Leib der Spinne folgten. Sie spie einen weiteren Klumpen, dieser reichte aber nicht bis an Tahmo heran. Das bemerkte auch das Viech. In Windeseile, mit dem krabbelnden Geräusch von mehreren Beinen, die über Erde huschten, kam sie auf Tahmo zu. Ein Bein blieb immer in der Höhe, um den nächsten Fangfaden zu spinnen.



Zustand der Spinne: Bild
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 13. Januar 2011, 20:53

Tahmo hatte sich gerade noch auf den Baumstamm gerettet. Doch ein klebriger Spinnenfaden verband sein Hosenbein mit dem Holz. Nur noch wenig Spielraum war ihm geblieben, zu wenig um seine erhöhte Position zu verlassen. Aber wollte er das überhaupt? Dort unten in dem Farn raschelte die Spinne, bereit ihre Beute zu erlegen.

„ Son Mist, verdammt!“ Jammerte der Blondschopf verzweifelt. Wenn mir nichts einfällt bin ich geliefert! Denk nach Tahmo, denk nach! Fest umklammerte eine Hand den magischen Stab, bereit zuzuschlagen wenn die Spinne in Reichweite kam. Suchend wanderte sein Blick umher, noch war das Untier von den grünen Blättern sowie der pechschwarzen Nacht versteckt, doch wie lange würde das noch dauern? Da! Ein lautes Rascheln rechts von ihm! Instinktiv zuckte er zusammen, nur um Haaresbreite zischte ein klebriger Klumpen über seinen Kopf hinweg. Tahmo stockte für einen Moment der Atem, ehe er abermals Wind um seine Faust sammelte und mit einem lauten Schrei eine Luftfaust in die Richtung schoss, in welcher er die Spinne vermutete.

Vielleicht konnte er sie so eine Weile in Schach halten. Ausweichen, kontern und wenn sie zu nahe kam mit dem Stab zuschlagen. In seinen Ohren rauschte das Blut, die Windfaust war momentan der einzige Zauber der ihm einfiel. Er war zwar vor Angst nicht gelähmt und recht klar im Kopf, jedoch konzentrierte sich sein ganzer Geist auf den Angreifer. Da war kein Gedanke frei der nach anderen Sprüchen oder Auswegen suchte.

Verzweifelt und Wütend zugleich über die Lage, wirkte er eine Windfaust nach der Anderen um die Luftgeschosse auf Stellen zu schießen an denen er das Untier vermutete. Immer wieder wirbelten Farne in die Luft, wurden entwurzelt oder regelrecht zerfetzt. Der Lärm von einschlagenden Windfäusten erfüllte die Luft. Schnaufend hielt der Blondschopf wieder inne, hatte er sie vielleicht zufällig getroffen? Er hörte momentan nichts anderes mehr als seinen eigenen Atem. Er konnte nicht ewig Windfäuste zaubern, dann würde er irgendwann entkräftet zusammenbrechen. Hart biss sich Tahmo auf die Unterlippe um angespannt den nächsten Angriff abzuwarten und dann, hoffentlich schnell genug, zu reagieren. Langsam sammelte er schon einmal Luft um seine Hand.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. Januar 2011, 09:51

Luft sauste, zu Fäusten gepresst, mitten in den Farn hinein. Immer und immer wieder schleuderte Tahmo den einzigen Zauber, der ihm instinktiv im Gedächtnis geblieben war, von sich. Er zielte nicht genau. Sein Ziel war das Meer aus Farnen unter ihm, in dem ein Wesen lauerte, von dem er hoffte, es treffen und ausschalten zu können.
Doch ein viel größerer Feind lauerte in ihm selbst.
Tahmo!
So wirst du es nicht bekommen.
Es wird dich erwischen und töten.
Das wollen wir beide nicht.
Lass mich den Kampf übernehmen und dir beistehen.
Lass dich einfach treiben, wie schon einmal, erinnerst du dich?
Du könntest den halben Urwald mit meiner Hilfe umreißen.
Dieses Monstrum und jegliche andere Gefahr im Umkreis wären vernichtet.
Komm, gib dich mir hin!
Zauberei war ein gefährliches Feld. Wieder war es die Luft selbst, die Tahmo zärtliche und zugleich machtverheißende Worte einflüsterte. Bei seinem Potenzial wäre er vielleicht wirklich in der Lage, große Verwüstung zu bringen. Vor allem dann, wenn er sich treiben ließ und nur noch zum lenkenden Part der Luftmagie würde. Sie würde durch ihn fließen und frei walten. Sie würde Zerstörung für alles bringen, was ihm Angst machte. Sie würde möglicherweise auch das Zelt, Lua und Faro erreichen...

Plötzlich fegten zwei Farnblätter beiseite. Tahmos letzte Luftfaust hatte das Spinnentier nur knapp verfehlt. Es klackerte gereizt mit seinen Beißwerkzeugen. Zwei Beine reckten sich in die Höhe. Auf dem haarigen Leib der Spinne glänzte ein dunkler Fleck im fahlen Mondlicht, das es endlich geschafft hatte, einige wenige Strahlen bis zum Boden zu schicken.
Die Spinne kreischte. Ihre Hinterbeine hatten ein kleines Netz gesponnen. Gleich würde sie es nach Tahmo werfen und vermutlich auch treffen. Der Jungmagier klebte noch immer am Baumstamm fest. Er konnte nicht fliehen. Die Spinne riss das Netz in die Höhe ...
Komm schon, Tahmo!
Leite mich und lass mich alles vernichten!
Wir sind die Kraft.
Du bist Sturm.
Ich bin Orkan.
Leite mich, Luftmagier!
SSSSSSSSRRRRRRRR!!!!!!!
Etwas Langes und Rosafarbenes schnellte rechts an Tahmo vorbei. Es war so schnell, dass die Konturen verschwommen. Und glitschig musste es sein, denn der Blondschopf bekam eine ordentliche Portion Feuchtigkeit ab. Zwar klebte diese nicht so sehr wie der Spinnenfaden an seinem Bein, aber reines Wasser konnte das auch nicht sein. Es hatte die Konsistenz von Speichel.
Ein weiteres Geräusch, wie aus dem Nichts. FLOPP! Danach das Kreischen der Spinne. Vergessen waren die Jagd, die Beute und auch der Plan, sie mit einem Netz einzufangen. Der Jäger wurde zum Gejagten. Das rosa Etwas umschlang den Spinnenkörper, danach sirrte es wieder ohrenbetäubend und schon schnellte es zurück. Erneut durfte sich Tahmo in einem Anflug widerlich riechender Feuchtigkeit baden. Die Spinnenbeine berührten im Vorbeifliegen seinen Arm. Einige der kleinen, aber dicken Borsten an ihnen rissen Kratzer in seine Haut. Dann verschwand die Spinne. Es folgte das beunruhigende Geräusch eines Gaumens, der sie erst zerdrückte und dann herunter schluckte.

Noch ehe sich Tahmo umdrehen konnte, falls er dies überhaupt vorgehabt hatte, ertönte ein gewaltiges: "QUOOOAAARRRKKK!" Der wohl größte Frosch, den der Bursche jemals in seinem Leben gesehen hatte, hockte wie ein Fels hinter ihm. Er war schwarz mit gelben Flecken, die selbst in der Dunkelheit leuchteten. Seine geschlitzten Augen musterten die Umgebung. Sie blieben auf Tahmo hängen. Der Riesenfrosch - er mochte so groß wie eine Pferdekutsche sein! - öffnete sein gewaltiges Maul. Tahmo konnte keine Zähne erkennen, aber einen Schlund, dunkelrot und schier endlos tief. Der Geruch verrottenden Fleisches drang aus diesem Loch heraus. Er vermischte sich mit dem Moschusduft des Urwaldes, so dass eine seltsame Note zurückblieb, die ganz benommen machte.

"QUOARK!", machte der Frosch. Anschließend schloss sich das Maul wieder. "Quuuurrrkkk!" Er blähte seinen gewaltigen Hals. Die Haut spannte sich wie ein Sack. Es erinnerte an die seltsamen, aber bei einigen Völkern sehr beliebten Blasebälge mit Flötenröhren dran, aus denen bei richtigem Gebrauch die tollsten Melodien hervorgebracht werden konnten. Der Frosch brachte nur das grollende Quaken zustande.
Er schaute Tahmo noch einen Moment lang an. Dann erzitterte die Erde, als sich das Tier mit kraftvollem Schwung vom Boden abstieß und einen Bogen über den Jungen am Baumstamm hinweg setzte. Er sprang weit ins strauchige Dickicht hinein. Die Farne richteten sich nach seinen Luftwirbeln aus. Als schwarzgelber, sich bewegender Flecken entschwand Tahmos Retter in die Nacht.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Sonntag 16. Januar 2011, 12:25

Tahmo war erschüttert vor Überraschung. Mit offenem Mund und ungläubigem Blick guckte er dem kutschengroßen Frosch hinterher, welcher ihm augenscheinlich gerade das Leben gerettet hatte. Er war förmlich gebadet in stinkender Frosch Spucke, hatte vier tiefere Kratzer an seinem rechten Oberarm sowie dem dazugehörigen Ärmel, sein Hosenbein klebte fest an dem umgefallenen Baumstamm und er... konnte es einfach nicht fassen wie knapp er eben einem grausigen, achtäugigen Tod entronnen war.

Langsam und mit geblähten Wangen atmete der Blondschopf aus. Nun da die Gefahr vorüber war, fiel auch seine Anspannung ab. Sein Herz schlug wieder langsamer und in seinen Gedanken waren nun Platz für andere Sachen. Erst jetzt wurde ihm endgültig bewusst was gerade geschehen war. Der Rausch den man in solchen Situationen spürte fiel schlagartig von ihm und ein Gefühl großer Erschöpfung machte sich breit. Die Kratzer auf seinem Oberarm brannten und sein Muskeln zitterten. „Ich muss' zurück...un' zwa' schnell“, murmelte er leise. Tahmo wollte von dem Baumstamm klettern, bemerkte dann aber wieder das er immer noch fest hing. „Verdammt... Ich kleb' da jah noch...mist...“, er blickte in den Wald, dann zu seinem Hosenbein und dem dicken Spinnenfaden. Mit letzten Kräften zerrte er daran, hatte jedoch nicht mit der Stabilität des klebrigen Materials gerechnet. Auch besaß der Stamm keine Rinde mehr, die er hätte abreißen können. Ihm blieb nur noch eine einzige Möglichkeit. Seufzend zog Tahmo seine Hose aus, es war ein wenig schwierig mit Stiefeln durch die Hosenbeine zu schlüpfen, aber er tat alles um diesen Ort zu verlassen. Nach ein paar Verrenkungen kletterte der Magierschüler endlich von dem Baumstamm, an welchem nun seine Hose baumelte. Hastig sammelte er den Beutel, sowie die abgebrochenen Äste auf. Natürlich hätte er einen Zauber wirken können um den Faden durchzuschneiden. Aber den passende Zauber dazu, die Windklingen, hatte er bisher nur theoretisch gelernt. Und er wollte jetzt sicherlich keinen Zauber ausprobieren den er noch nie gewirkt hatte, wenn es anders auch ging. Zudem er seine verbleibenden Kräfte noch brauchte um zum Zelt zurück zu finden. Diese Aktion mit dem Windfäusten war kraftraubend gewesen.

Mit dem Bündel Reißig auf dem Rücken, sowie den Ästen unter seinem Linken Arm geklemmt, schloss Tahmo die Augen. Hoffentlich schlief Faro noch, das leise Schnarchen des Ponys würde er meilenweit im Wind hören. Der Blondschopf atmete aus, konzentrierte sich mit verbleibender Kraft auf den Wind, die Magie in ihm. Es war schwer, aber letztendlich gelang es ihm eine Verbindung herzustellen. Er wusste nun genau wo er hin musste und zögerte nicht sofort los zu rennen. Wirklich sicher war er erst beim Zelt! Zumindest hoffte er das. Er dachte an die Stimme die er vorhin einen Moment lang wieder gehört hatte. Dieselbe Stimme wie bei der Schlacht, er würde mit Lua darüber reden. Zum Glück war er dieses mal ihren Verlockungen widerstanden.

Tief schnaufend, mit fahlem Gesicht und sichtlich erschöpft kam er ans Lager. Er stank immer noch nach Frosch-spucke, seine Robe war am Ärmel zerfetzt und darunter zeigten sich vier blutige Kratzer. Es war sicherlich ein merkwürdiger Anblick für Lua, den ihr Tahmo bot. Nicht zuletzt weil er unten herum nur seine bis zur Hälfte der Oberschenkel reichende Unterwäsche sowie die Stiefel trug. Abgekämpft leerte er das Reißig aus seinem Umhang und lies es zusammen mit den gesammelten Äste als Haufen neben die Feurstelle fallen. Ehe er schnaufend daneben plumpste und erst einmal rücklings liegen blieb. Alle Viere von sich gestreckt. „Ge-schafft,“ War sein einziger Kommentar über diesen Auftritt, er wollte sich nur noch ausruhen. Die Beine mit seinem Umhang zugedeckt, überlies er das Feuermachen wohl Lua, während er hinauf in die schwarzen Kronen der Bäume starrte und das Erlebte noch einmal vor seinem inneren Auge vorbei zog. Hoffentlich wurde es gleich wärmer wenn die Flammen erst einmal um das Brennholz züngelten. Die Kälte schlich sich allmählich in seine Glieder.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. Januar 2011, 20:08

Lua hockte bibbernd im Zelteingang und starrte in die Dunkelheit hinaus. Es war nicht wirklich sehr kalt. Tatsächlich konnte man hier von sehr angenehmer, milder Luft sprechen, wohingegen sich die Bewohner der Magierstadt vermutlich bereits die pelzbesetzten Roben und Umhänge überzogen. Es war aber auch nicht die Temperatur, die Lau frösteln ließ. Ihre Gänsehaut besaß ihren Ursprung in Angst und Sorge. Angst vor den unheimlichen Wesen, den Gefahren des Kapayu und Sorge um Tahmo, dass dieser ihnen nicht zum Opfer gefallen war. Zur eigenen Beruhigung strich sie immer wieder Faro durch das Fell.
Das Pony hatte es sich neben Lua bequem gemacht. Genussvoll schnarchte es, da die Streicheleinheiten seinen Schlaf umso erholsamer machten. Vor der Luftmagierin war, in entsprechendem Abstand zum Zelt, eine Feuerstelle freigeräumt worden. Sie hatte sogar eine kleine Mulde ins Moos gegraben. Ein nicht unbedingt tiefes Erdloch. Für ein sicheres Feuer würde es reichen.
Fehlte nur noch Holz. Lua zog ihre Beine bis unter das Kinn und umschlang diese. Sie machte sich schwere Vorwürfe. Sie hätte Tahmo, ihren Tahmo – ihren Schüler! – nicht allein losschicken sollen. Vielleicht war ihm etwas passiert. Vielleicht hätte sie helfen können, wäre sie nicht so feige gewesen. Vielleicht …

"Tahmo!"
Lua stand zu schnell auf. Sie knallte mit dem Kopf nicht nur gegen die obere Querstange des Zeltes, sondern ihr wurde für einen Moment sogar schwindelig. Trotzdem setzte sie sich nicht wieder hin. Der Anblick, welcher sich ihr bot, war erschreckend – und sie erkannte lediglich die Konturen des Blondschopfes. Hastig bewegte sie sich auf ihn zu.
Er hatte unterdessen bereits Reisig und Holz bei der Feuerstelle abgeladen. Als er einfach umkippte und liegen blieb, stieß Lua einen erstickten Schrei aus. Sie bangte schon, er sei zusammengebrochen und ohne Bewusstsein. Ans Feuermachen war da ja noch nicht zu denken. "Oh, Tahmo!", rief sie entsetzt aus. Schon landete sie direkt neben ihm auf den Knien. Nicht einmal sein beißender Gestank oder das vom Speichel glitschige Hemd konnten sie daran hindern, ihn aufzurichten und zu halten. "Alles in Ordnung? Bitte, sag, dass es so ist! Dir fehlt doch nichts weiter, oder? Es tut mir so leid. Ich war ein Feigling. Bitte … geht's dir gut? Sag doch was, Tahmo!" Er konnte nicht einmal. Luas Aufregung hinderte ihn an jeglicher Reaktion. Erst als ein Schluchzen ihren Schwall aus Fragen unterbrach, wurde sie still und Tahmo konnte seinerseits antworten – wenn er denn überhaupt noch wollte.

Schließlich beruhigte sich die Magierin aber auch wieder. Sie machte ein Feuer, so schnell es ihr bei der vorherrschenden Dunkelheit gelang. Letztendlich brannten die Flammen, tanzten in sich windenden Bewegungen nach oben und leckten über das gute Holz und den Reisig, der ihnen Nahrung bot. Wärme breitete sich im näheren Umkreis aus.
Außerdem hatte Lua einen Teil der Vorräte zum Feuer gebracht. Das meiste röstete nun an kleinen Spießen dicht am Feuer. Zudem hatte sie Tahmo einen Satz Ersatzkleidung mitgebracht und eine der großen Decken, um sich einzukuscheln. Noch immer schaute der Blondschopf ganz blass aus.
"Erzähl mir, was passiert ist – obwohl, ich ahne es schon. Du bist einer Bestie begegnet und konntest dich offensichtlich rechtzeitig in Sicherheit bringen." Sie tauchte ein Tuch in eine Schale Wasser, die sie ebenfalls über dem Feuer erhitzt hatte. Vorsichtig tupfte sie Tahmos Kratzer ab. Mehr konnte sie nicht tun. Sie hatten keine Medikamente bei sich und Lua war in Kräuterkunde nicht bewandert. Vielleicht hätten sie sich einen Heiler mitnehmen sollen oder einen Lichtmagier.
"Es ist nicht mehr weit", versuchte sie ihren Schüler, aber vor allem sich selbst zu beruhigen. "Bei Tagesanbruch machen wir uns auf den Weg. Ich muss nur die alte Lichtung wiederfinden, aber ich glaube, wir sind ganz in ihrer Nähe. Bevor es dunkel wurde habe ich diesen affenförmigen Felsen gesehen. Es kann nicht mehr weit sein." Sie schmiegte sich ausnahmsweise einmal nicht sofort an ihren Schützling heran. Wahrscheinlich, weil er noch immer wie vorverdaut stank. Warum musste es auch jedes Mal etwas Schleimiges und Riechendes sein, das Tahmo überkam?!
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Freitag 21. Januar 2011, 10:18

Tahmo ging es scheinbar auf den zweiten Blick hin körperlich recht passabel. Zumindest war er nicht großartig verletzt und mehr oder minder mit einem ordentlichen Schrecken davon gekommen. Den er jedoch ebenfalls schnell wieder verdaut hatte. Er beruhigte am Boden liegend Lua das alles in Ordnung sei und schon bald saß er mit Ersatzkleidung am Feuer. Ein frisches Hemd, eine frische braune Hose und eine braune Wollweste. Alles Sachen die von Lua stammten, ihm ganz und gar nicht passten aber ihren Zweck erfüllten. Er stank zudem gleich um einiges weniger, was ein netter Nebeneffekt war.

Nun erfüllte das flackernde, orange Licht der wärmenden Flammen ein Teil der Mulde. Wie eine kleine Insel aus Licht stand das Zelt mit seinen Bewohnern inmitten der tiefschwarzen Nacht. Ein Teil der Vorräte wurde an kleinen Spießen über den Flammen geröstet und verbreitete einen schmackhaften Geruch, der hoffentlich keine weiteren Gäste einlud. Ein wenig blass kuschelte sich Tahmo in eine große Decke, ehe ihn Luas erste Frage traf: „Erzähl mir, was passiert ist – obwohl, ich ahne es schon. Du bist einer Bestie begegnet und konntest dich offensichtlich rechtzeitig in Sicherheit bringen.“ Tahmo blickte vom Feuer auf, „Najah, ungefähr so war's auch...“ Lua tauchte ein Stück sauberen Stoff in eine Schale mit abgekochten Wasser, um damit die fünf Kratzer an Tahmos Oberarm abzutupfen. Sie waren nicht so tief das man sie hätte nähen müssen. Aber andererseits waren sie tief genug das sie sich im schlimmsten Falle durchaus entzünden konnten. Wonach sie momentan jedoch nicht aussahen. Vielleicht würde man sie später noch als fünf hauchdünne Striche auf Tahmos Oberarm ausmachen können. „Ich war im Wald un' hab' Holz gesucht. Da bin'ich an nen' umgestürzten Baumstamm gekommen. So'n riesiger ohne Rinde schon. Hab ein paar Ästchen abgebroch'n eh ich 'n rascheln hinter mir hörte. Tja un' dann...“ Tahmo schluckte kurz, holte Luft, „Is' ne' riesige Spinne aufgetaucht. Stell' dir vor die wa' so groß wie ein ganzes Pferd! Najah un' die hat mich angegriff'n. Sie hat mich mit nem' Hosn'bein an den Baum geklebt, ich hab' mich mit Windfäusten gewehrt bis'ich nimmer konnte. Un' dann... sie wollt schon angreiff'n tauchte plötzlich ein gewalltiger Frosch an. „ Tahmo streckte den anderen Arm zur Seite aus, „Der war so groß wie'ne Kutsche! Wie'ne ganze Kutsche! Tja... un' der hat'e Spinne gerettet un'... mich mit Froschrotze abgespuckt... ziemlich eklige Sache...“ Der Blondschopf schüttelte sich geekelt, „Dann hab'ich meine Hose ausgezog'n da die am Baum klebte... tut'se immer noch...muss' die morg'n hol'n... un' dann bin'ich her...“
Tahmo atmete durch, im nach hinein klang das Ganze echt abenteuerlich. Er grinste sogar schon wieder drüber, war froh so etwas überstanden zu haben und ja, es war doch irgendwie echt angenehm aufregend gewesen. Der Schrecken war schon verdaut, die Geschichte würde er sicher wieder einmal erzählen.
"Es ist nicht mehr weit" Sprach Lua, nachdem sie wohl Tahmos Geschichte verdaut hatte. Sie klang noch recht aufgebracht, kam über die Sache wohl nicht ganz so schnell hinweg wie der Blondschopf. “Bei Tagesanbruch machen wir uns auf den Weg. Ich muss nur die alte Lichtung wiederfinden, aber ich glaube, wir sind ganz in ihrer Nähe. Bevor es dunkel wurde habe ich diesen affenförmigen Felsen gesehen. Es kann nicht mehr weit sein.“

Tahmo nickte, Lua hatte seinen Oberarm wohl zu genüge abgetupft inzwischen, weshalb er sein Hemd wieder hinab streifte und ihn wieder mit unter die Decke steckte. Er guckte zu der Magierin rüber, erwartete eigentlich schon fast das sie sich nun an ihn lehnte oder dergleichen. Als das nicht geschah, dachte er das sie vielleicht selbst mehr Angst hatte als er. Denn Tahmos Angst hatte sich inzwischen schon mehr in einen abenteuerlustigen Nervenkitzel gewandelt... zumindest bis das nächste Vieh auftauchte. Der Blondschopf zog kurz die Nase hoch, er rutschte stumm näher und legte einen Teil der Decke auch über Luas Rücken, sofern sie dies zulies. Die Decke war immerhin groß genug das zwei Leute darunter passten. Es war wohl Tahmos Art zu zeigen, das die Magierin sich keine Sorgen mehr machen sollte und er es wohl auch nicht wollte das sie ohne Decke fror. Daran das er noch ein wenig nach Frosch-spucke stank dachte er gerade nicht, immerhin nahm er den Geruch selbst schon gar nicht mehr wirklich wahr. „Wir... finden' schon hin, auf jeden Fall. Und wenn dann zeigt uns sicher der Wind 'n Weg.“ Meinte er zuversichtlich.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Gestalt » Samstag 22. Januar 2011, 10:08

Lua starrte Tahmo wieder an. Sie hatte aufgehört, seine Kratzer zu tupfen. Das Tuch sank in ihren Schoß, während ihre Augen Tellergröße annahmen. Mit offenem Mund hörte sie ihm zu, schüttelte sich, als er von der Riesenspinne berichtete und drückte ihren Ekel in Form einer ausgestreckten Zunge aus. "Igitt, hatte sie haarige Beine? War bestimmt unheimlich!" Einen Augenblick grübelte Lua vor sich hin. Dann fragte sie weiter: "Hatte sie auch acht große Augen? Das ist ja noch unheimlicher! Brrrr, zum Glück ist mir hier noch nie so ein Vieh begegnet."

Sie rückte unmerklich näher an Tahmo heran. Ihr Kopf ruhte keine Sekunde später an seiner Schulter. Schon wollte sie ihm sagen, wie froh sie war, dass er hatte davonlaufen können, aber die Geschichte nahm eine jähe Wendung. Hastig ruckte die Luftmagierin hoch. "Ein riesiger Frosch? War er gelb und schwarz, dass er sogar im Dunkeln geleuchtet hatte?"
Sie kannte solche Frösche. Tahmo hätte ihr vermutlich keine bessere Geschichte erzählen können. Selig lächelnd hockte sie da und guckte einen Moment lang schweigend ins Feuer. Die Sache mit dem Riesenfrosch machte ihr Mut. Ja, dann war es wirklich nicht mehr weit. Sie waren auf dem richtigen Weg. Dass es nun sogar so schnell gehen würde, hatte sie nicht erwartet.

Plötzlich wurde Lua aus ihren Gedanken gerissen. Sie zuckte zusammen, aber Tahmo legte ihr nur eine Decke um die Schultern. Jene Decke, die auch um seinen Körper geschlungen war. Darunter hatte sich bereits Wärme angesammelt. Tahmos Nähe tat gut, auch wenn er noch immer stank. Tatsächlich lehnte sie sich, wie der Jungmagier es erwartet hatte, an ihn an. So war es doch alles besser auszuhalten.
Luas Angst vor den Gefahren des Urwaldes verflog. Tahmo war bei ihr, das Feuer erhellte die Umgebung und sie wärmten sich gegenseitig.
„Der Teich der großen Salamanderfrösche liegt ganz in der Nähe des Felsens, von dem ich gesprochen habe. Die Frösche sind gewaltig, aber friedlich. Sie fressen keine Menschen, doch sollten wir uns hüten, sie … uahhh … anzufassen. Ihre Haut ist giftig.“ Lua gähnte. Die Wärme machte sie schläfrig.
Trotzdem zwang sie sich noch zu genug Wachsamkeit, um Tahmos Wange zu berühren und sein Gesicht dem ihren zuzudrehen. Sie schaute ihn an, so tief sah sie ihm in die Augen. Um ihre Iris reflektierte sich der Schein des Feuers als goldener Ring. „Du bist wirklich unglaublich. Küss mich, Tahmo.“
Lua schloss die Augen. Sie wartete darauf, dass er ihrer Aufforderung nachkam.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Sonntag 23. Januar 2011, 22:10

„Der Teich der großen Salamanderfrösche liegt ganz in der Nähe des Felsens, von dem ich gesprochen habe. Die Frösche sind gewaltig, aber friedlich. Sie fressen keine Menschen, doch sollten wir uns hüten, sie … uahhh … anzufassen. Ihre Haut ist giftig.“ Die Magierin gähnte herzhaft, anscheinend nahm ihr die nähe zu Tahmo sowie die wohlige Wärme des Feuers und der Decke jegliche Anspannung.
Tahmo nickte nachdenklich zu Luas Worten. War dieser Frosch so ein Salamanderfrosch? Ging es ihm durch den Kopf. Ich hatte leider seine Hautfärbung nicht sehen können, dazu war es zu dunkel gewesen. Wenn diese Frösche wirklich giftig waren, dann kann ich von Glück reden das ich ihn nicht berührt habe.
Mit einem Stock stocherte der Blondschopf im Feuer herum. Das aufgespießte Essen bruzelte schon lecker vor sich her, während kleinere Funken von den Flammenspitzen hinauf in die schwarze Nacht stiegen.

Eine zarte Berührung auf seiner Wange riss Tahmo aus seinen Gedanken über den Frosch und weckte seine Aufmerksamkeit. Er wendete seinen Kopf um in Luas Gesicht zu blicken. Ihre Nasenspitze war nicht einmal einen Fingerbreit von der Seinigen entfernt und ihre Augen zogen ihn mit einer unglaublichen Tiefe in den Bann. Luas Mund bewegte sich, er konnte beim sprechen ihren Atem auf seinen Lippen fühlen.
„Du bist wirklich unglaublich, säuselte sie mit sanfter Stimme, Küss mich, Tahmo.“
Dem Blondschopf stockte für einen Moment der Atem, was hatte sie gesagt? Hatte er sich eben verhört? Hatte sie wirklich gemeint er solle sie Küssen? Verunsichert huschten seine Augen über ihr Gesicht, Lua schloß die Augen, also wollte sie wohl wirklich das er sie küsste.
Oh man! Ich glaubs nicht! Sie will das ich sie küsse! Sein Herz fing an zu raßen, das Blut rauschte ihm in den Ohren und die Welt schien zusammen zu schrumpfen bis nur noch er und Lua übrig waren. Küssen! Ich hab noch nie jemanden geküsst! Soll ich sie auf die Stirn? Oder die Wange? Oder... soll ich sie auf den Mund küssen? Es sieht zumindest so aus als will sie das Eine wahre Litanei an Fragen schoßen Tahmo durch den Kopf, er schluckte während Sekunden verstrichen die ihm wie eine Ewigkeit vorkommen. Verdammt... wenn ich sie nicht küsse dann kommt das sicher blöd. Aber wie tu ich das am besten? Ich will schon, aber wenn ich was falsch mache ist sie sicher mehr als sauer auf mich. Was kann man überhaupt alles falsch machen dabei? Abermals huschte Tahmos Blick über Luas Gesicht, welche weiterhin die Augen geschlossen hielt. Seine Handflächen wurden schwitzig, Soll ich sie umarmen dabei? Oder lieber nicht? Nein, ich lass meine Hände lieber bei mir... Am besten... ich küss sie einfach kurz und schnell, auf den Mund. Wie das wohl ist? Hastig fuhr er mit der Zunge über seine Lippen, ehe er zögernd seinen Kopf nach vorne brachte. Seine Nase kollidierte zuerst sanft mit Luas, Tahmo hielt inne, entschied sich seinen Kopf ein wenig schief zu legen und...

Küsste Lua nach einer gefühlten halben Ewigkeit auf den Mund. Ein wenig ungeschickt und kurz, aber durchaus mit Gefühl. Und selbst wenn es nur eine Sekunde war, kam es Tahmo viel länger vor. Sein Herzschlag setzte kurz aus, ehe eine angenehme Wärme, ein aufregendes Kitzeln seinen Körper durchfuhr und eine Gänsehaut seinen Nacken kräuselte. Seine Lippen berührten zärtlich die von Lua, schmiegten sich an sie und lösten sich wieder. Er genoss den kurzen Kuss, zog dann seinen Kopf jedoch ein Stück weg um mit verliebten Blick Lua anzusehen. Er atmete tief durch. Sein Gesicht leuchtete im Schein des Feuers rötlich, wobei seine Sommersprossen wie Funken auf der Haut wirkten. In seinem Blick konnte man eine stille, tiefe Zuneigung erkennen und zugleich ziemliche Anspannung. Hoffentlich hatte er alles richtig gemacht.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Montag 24. Januar 2011, 19:50

Mit geschlossenen Augen wartete sie. Die Situation war sehr romantisch, wenn man vergaß, dass sich Lua und Tahmo mitten im finsteren Urwald Kapayu befanden, umgeben von unsichtbaren Gefahren und so vielen potenziellen Todesmöglichkeiten, dass man sie an zwei Händen nicht mehr abzählen konnte. Trotzdem bauten sie um sich eine eigene kleine Welt auf, nicht größer als der Schein des Lagerfeuers. In diesem Stück Frieden lernten sie einander noch näher kennen und gestanden sich nach und nach ihre Zuneigung ein.
Lua hatte den nächsten Schritt gewagt. In aufrichtiger und vermutlich auch von Verliebtheit getriebener Bewunderung erwartete sie einen Kuss von jenem Burschen, der eigentlich anfangs nur ihr Schüler sein sollte. Inzwischen wuchs stetig mehr zwischen ihnen, das sollte auch körperlich ausgedrückt werden. Doch Tahmo fand sich mit dieser Aufgabe nahezu überfordert. Da war es doch leichter, sich noch einmal dieser haarigen Spinne zu stellen!
Doch er galt als Held und die schreckten bekanntlich vor keiner Herausforderung zurück. Außerdem erwarteten ihn Luas sanfte Lippen als Belohnung, die sicherlich süß schmeckten. So wagte er es. Kurz war der Kuss, aber ehrlich und gefühlvoll.
Lua öffnete die Augen. Sie schaute direkt in jene des Blondschopfes, entdeckte dort ihre eigenen Empfindungen als leuchtende Reflektion. Sie lächelte. Ihre Hände griffen nach Tahmos. Sie drückte beide an ihr Herz. "Fühlst du es schlagen? Ganz wild."
Das stimmte. Luas Herz donnerte wie der Hufschlag eines eingesperrten Pferdes gegen ihre Brust. Hoffentlich zerbrach da nichts. Es pochte so heftig, so lebhaft, dass es einen trommelnden Rhythmus zum lauernden Rascheln des Urwalds bot. Aber es unterschied sich von jenem gewaltsamen Schlagen, welches Tahmo vorhin noch am eigenen Leib hatte erfahren müssen, als die Riesenspinne ihn angriff. Da war Angst der Auslöser. Jetzt war es … Zuneigung? Aufregung?
"Der Moment ging sehr schnell vorbei. So kurz war der Kuss. Komm, ich zeige dir, wie es besser geht." Sie zog an seinen Händen, damit er sich noch dichter vorneigte. Erneut spitzten sich ihre Lippen. Dieses Mal aber lugte die Zunge als verführerisches rosa Mäuschen aus dem Mundversteck hervor. Sie lockte, ohne sich ganz offen zu zeigten. Schon senkte Lua ihre Lippen gegen Tahmos. Ihr Kuss dauerte wirklich länger, außerdem ergänzte sie ihn um ein liebevolles Zungengerangel. Sie spielte und zwar eine geraume Weile. Irgendwann aber löste sich auch Lua von ihrem Schwarm, glitt zurück. Ihre Lippen kribbelten, ihr war heiß.
"Ich bin jetzt müde", verkündete sie dennoch. "Lass uns hier am Feuer schlafen. Es regnet nicht und im Zelt ist es kühler." Schon sank sie herab, klopfte verträumt blickend neben sich. Wieder würden sie Seite an Seite liegen, in einer harmonischen Umarmung.

Er der Morgen unterbrach diesen glückvollen Zustand –respektive Faro. Das Pony war der erste, der wach war. Sein knurrender Magen hatte es geweckt und es erinnerte sich nur allzu schnell an die leckeren, kindskopfgroßen Beeren. Schon suchte es sich seinen Pfad zu dem Strauch hinauf, schnappte gierig nach einer Frucht und vertilgte sie. Das ganze ging ruhig vonstatten, so dass Lua und Tahmo weiterschlafen konnten.
Erst als Faro in einem Anflug aufrichtiger Freundschaft eine Beere vorsichtig mit den Zähnen abpflückte und zu Tahmo herüber trug, wurde dieser in seinem Schlaf wohl ordentlich unterbrochen. Auch Lua traf das Schicksal. Faros Zunge hatte während dem Tragen immer wieder verstohlen die dünne Schale der Beere gestreift. Er konnte nicht anders, sie schmeckten so köstlich. Über Tahmo klappte dann sein Kiefer eine Sekunde zu fest zusammen. Es spritzte, als eine gewaltige Suppe flüssigen Saftes, vermengt mit Fruchtfleisch sich über Tahmos Kopf ergoss. Auch Lua bekam etwas ab. Sie schrak prustend aus dem Schlaf. Begleitet von Japsen starrte sie um sich. "Was – ertrinken wir? Was ist denn los?"
Faro wieherte schuldbewusst. Seine Zunge zog den Rest der Beere so unauffällig wie möglich in sein Maul hinein.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 27. Januar 2011, 23:43

Ohne Wiederworte lies sich Tahmo rotwangig von Lua näher heran ziehen. Seine Hände legten sich auf ihre Brust, deutlich fühlte er nun ihren Herzschlag auf seinen Handflächen.
Der Kuss der dem ganzen folgte brachte ihn fast um den Verstand. Er fühlte sich wie auf Wolken, Luas Wärme, ihre Nähe, ihr Geruch und ihre samtweichen Lippen beflügelten nicht nur seine Seele. Er ging nach kurzer Zeit ein wenig auf das Zungengerangel ein, über lies das Küssen aber sonst eher Lua und schmiegte sich dabei lieber näher mit seinem Oberkörper an sie an, bis seine Hände auf ihren Schulterblättern lagen und er sie innig umarmte. So kam es auch das er die Nacht wieder an Luas Seite verbrachte. Er kuschelte sich mit seiner Vorderseite an ihren Rücken, legte wie immer einen Arm um sie und schlief dann schon bald zufrieden ein.

Ein wahrer Schwall aus süßlich, klebrig, wässrigen Fruchtwasser mit Fruchtstückchen ergoss sich plötzlich wie ein Regenschauer über Tahmos Kopf. Hatte der Blondschopf bis eben noch seelig geträumt, in erster Linie von Lua, so wurde er nun plötzlich ziemlich unsanft geweckt.
„Waaaah!“ schreckte Tahmo hastig in die Höhe, „was is los?“ Sein Herz raste vor Schreck, er war einmal mehr mit irgendeinem ekligen, klebrigen, schleimigen Zeug eingesaut – was für seinen Geschmack einfach zu oft passiert in letzter Zeit! Tahmo brauchte ein paar Minuten der schlaftrunkenen Verwirrtheit, ehe die Orientierung und das hier und jetzt einholte. „Boaaaah Faro, musste das sein... oh man.“ Grummelig wischte er Sein Gesicht am Hemd sauber.
Ein schuldbewusstes Wiehern erklang von Faro, gefolgt von Schmatzlauten. Auch Lua war aus dem Schlaf gerissen worden, nur hatte sie nicht ansatzweise soviel von dem Zeug abbekommen. „'s war nur Faro... mit soner Frucht.“ Kommentierte Tahmo die Lage, um die ebenfalls anfänglich noch schlaftrunken, verwirrte Lua auf den neuesten Stand der Dinge zu setzen.

Der Blondschopf kratzte sich gähnend am nassen Hinterkopf, striff sich die Decke von den Schultern und... schielte verstohlen zu Lua hinüber. Er erinnerte sich noch ziemlich gut an den gestrigen Abend, sein Herz schlug noch immer ganz wild wenn er daran dachte. Die ganze Nacht hatte er von fast nichts anderem geträumt. Was ihn jedoch nun beschäftigte war die Frage wie er sich denn nun am besten gegenüber Lua verhalten sollte. Einfach schweigen und nix sagen? Ganz normal weiter machen wie bisher, oder sollte er sie auf seine Gefühle endlich einmal ansprechen? Immerhin war das am gestrigen Abend doch mehr als das bisherige nebeneinander schlafen. Tahmo seufzte, schwierige Sache. Vielleicht gab es für solche Dinge den richtigen Zeitpunkt der sicherlich irgendwann einmal kam. Er guckte wieder nach vorne. Das Feuer war schon längst verloschen, dennoch glimmte noch ein wenig rötliche Glut zwischen all der Asche. „mh... am bestn... wir packn und reisen weiter. Also, wenns wirklich nimmer so weit is, dann sollten wir schnell von hier fort. Ehe mehr von diesn Riesenspinnen kommen.“ Tahmo rappelte sich auf alle Viere, legte die Decke zusammen wobei er Lua langsam näher kam. Er schlug ein letztes Mal die Stoffenden übereinander, ehe er der Magierin flink einen Kuss auf die Wange drückte und sich hastig in richtung Zelt und Faro aufmachte. Er wollte sich diese Früchte näher ansehen, die Faro bisher anscheinend gut vertragen hatte. Danach das Zelt abbauen und weiter reisen.
Wenn sie erst einmal an diesem Teich waren, konnte er sich und seine normalen Klamotten endlich einmal waschen und von diesem ganzen Schmodder befreien. Zuerst kletterte er allerdings hungrig auf ein paar Wurzeln, um mit beiden Händen eine der übergroßen Früchte zu pflücken und genauer in Augenschein nehmen.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Januar 2011, 18:40

Verwirrt riss Lua den Kopf nach oben. Hatte Tahmo sie eben gerade bespuckt?! Sie wischte sich schlaftrunken über das Gesicht und musste dann zu ihrer weiteren Verwirrung feststellen, dass Tahmo von oben bis unten rosarot war. Nicht, weil er sich schämte. Von Haaren und Kinn tropfte der Saft einer dieser gewaltigen Früchte, von denen Faro angezogen wurde wie Motten vom Licht.
Also kein Speichel. Obwohl es Lua im Grunde sogar egal sein konnte. Letzte Nacht war Tahmo noch über und über mit Frosch-Speichel bedeckt und sie hatte ihn sehr innig geküsst. Innig, lang und leidenschaftlich. Ihre Zunge strich über die Unterlippe. Auch sie hatte den Vorabend nicht vergessen.
"Ist … Faro immer so ein Ferkel?" Sie schmunzelte. Dann folgte ein Räuspern. Offen sprach sie das Verhältnis zwischen sich und Tahmo nicht an. Sie stand auf, um ihre Glieder zu strecken. Jetzt zeigte sie sich so, wie der Blondschopf es sonst von ihr gewöhnt war: als Reisegefährtin, Freundin und vielleicht auch Lehrmeisterin, sobald sie ihn wieder an seine luftmagischen Übungen erinnern würde. Doch mit keiner Geste signalisierte sie ihre mehr als freundschaftliche Zuneigung zu ihm. Tahmo würde da wohl den ersten Schritt machen müssen.
Stattdessen sagte sie: "Du hast Recht, machen wir uns auf den Weg. Es ist wirklich nicht mehr weit. Ich nehme an, wir werden keine weitere Nacht im Dschungel verbringen müssen. Die Hymlianer fliegen sehr schnell." Ihre Augen funkelten kurz. "Ich kann es kaum erwarten, ihre Welt zu erreichen. Das Wolkenreich." Ihr Blick wanderte nach oben. Der Himmel war kaum zu sehen, so dich schmiegten sich die hölzernen Riesen aneinander. Das Kleid aus Blättern, welches sie trugen, verwob sich von Baum zu Baum neu ineinander.
Lua verfiel diesem morgendlichen Tagtraum. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als schwebte sie bereits auf Wolken. Sie war vollkommen abgelenkt. So traf sie Tahmo rasch auf die Wange gehauchter Kuss vollkommen überraschend. Während er bereits Richtung Zelt unterwegs war, drehte die Luftmagierin den Kopf langsam zur Seite. Ihre Hand fuhr zur Wange hoch, jene Stelle berührend, die noch leicht feucht von Tahmos Lippen war. Sie behielt ihre Finger eine ganze Weile dort.

Tahmo bekam indessen genug Zeit, sich die Früchte einmal genauer anzuschauen, auf die Faro so wild war. Das gierige Pony stand schon wieder bei dem Strauch. Es schmatzte, dass der Saft tropfte. Selbst Faro hatte sich bei seinem Frühstück ordentlich klebrig gemacht. Auch er könnte eine Wäsche gut vertragen.
Fast vorsichtig langsam hob er den Kopf. Noch immer tat es ihm leid, seinen Freund so vollgespritzt zu haben. Als Tahmo aber zielstrebig näher kam, drückte das Pony den dicken Kopf gegen dessen Seite und rieb ständig auf und ab. Entschuldige, drückte diese Geste aus, und Ich werde dich trocken reiben, mit meinem eigenen Kopf! So sehr mag ich dich! Das Vorhaben wurde allerdings nicht vollends in die Tat umgesetzt. Die köstlichen Früchte lockten wieder. Sie strömten ein betörendes Aroma aus, das nun auch Tahmo nicht mehr entgehen konnte.
Er hatte das letzte Mal vorige Nacht etwas zu sich genommen, wenn überhaupt. Auch Lua hatte sich nur halbherzig bei den Spießen bedient. Die meisten gebratenen Nahrungsmittel verstaute sie gerade in ihrem Rucksack.
Faro reckte den Kopf. Er biss herzhaft zu. Ein Schwall Fruchtwasser ergoss sich über seinen gesamten Kopf. Entweder wollte er nun absichtlich ebenso besudelt sein wie Tahmo oder er hatte vollkommen vergessen, was die Früchte bewirken konnten. Wiehernd schüttelte er sich.

Lua gesellte sich schon bald hinzu. "Ich glaube, wir können ebenfalls mal von den Früchten versuchen. Faro machen sie nichts aus, dann sind sie wahrscheinlich auch für uns ungefährlich." Sie riss sich eine der großen Beeren ab. Mit mehr Sorgfalt biss sie hinein. Der Saft lief ihr über die Hände und ihre Lippen färbten sich sehr schnell rosarot, aber sonst blieb sie von dem klebrigen Inneren verschont.
"Schmecken wundervoll! Wir nehmen welche mit – aber vorsichtig."

Stunden später waren sie wieder unterwegs. Tahmo auf Faro und Lua auf Nachtwind. Sie bahnten sich einen Weg durch den Urwald. Schnell fand man jene Stelle, an der Tahmo seine Hose hatte zurücklassen müssen. Mit einem Messer gelang es ihnen, den Stoff von der klebrigen Substanz des Spinnenfadens zu befreien.
Anschließend versuchte Lua, den Froschteich aufzuspüren. Sie fand ihn und er entpuppte sich inzwischen als kleiner See, mitten im Dschungel. Er war deshalb so leicht zu finden gewesen, weil die übergroßen Frösche durch ihr Quaken genug Lärm verursachten, um dem Klang zu folgen. Die Frösche hockten dickbäuchig um den See herum wie große, lebendige Statuen. Sie leuchteten in grellen Farben - rot, orange, gelb, giftgrün – stets in Kombination mit breiten, schwarzen Tupfern, die an Kuhflecken erinnerten.
Über dem See kreisten Libellen, die die Größe von ausgewachsenen Krähen besaßen. Einige fielen den fangschnellen Zungen der Frösche zum Opfer. Die Reptilien blähten zufrieden ihre Hälse, wenn sie eine Libelle erwischt hatten.
"Man fühlt sich irgendwie geschrumpft, wenn man sich die Umgebung betrachtet." Damit hatte Lua absolut Recht. "Ehe wir weiterziehen, waschen wir uns hier." Sie stieg ab, führte Nachtwind an eine freie Uferstelle. Das Pferd senkte sofort den Kopf, um zu trinken.
Lua wandte den Kopf um. Sie schaute Tahmo an. Der hat mich ja eh schon nackt gesehen. Also zuckte sie nur mit den Schultern und streifte dann ihre Kleidung ab, bis sie splitternackt vor ihm stand. "Pass auf, die Frösche nicht zu berühren. Ich hab dir ja schon gesagt, dass ihre Haut giftig ist." Langsam stieg sie in das kalte Seewasser.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Samstag 29. Januar 2011, 21:38

Vollgepackt mit ein paar dieser saftigen Früchte setzten die Vier ihre Reise fort. Unterwegs schafften sie es auch Tahmos Hose wieder einzusammeln, worüber dieser äußerst froh war, auch wenn er nun ein weiteres Kleidungsstück zu waschen hatte.
Stundenlang ritten sie in langsamen Schritt durch den Urwald. Lua mit Nachtwind vorne weg und Tahmo auf Faro gemächlich hinterher. Nach wie vor zeigte sich der Urwald von seiner grünsten Seite. Gigantische Farne, unendlich hohe Bäume mit dichten Blätterkronen und grobflechtiges, dunkelgrünes Moos welches den Boden, Wurzeln, Steine und sogar teilweise die gewaltigen Baumstämme wie ein warmer Pelz bedeckte. Es roch stets ein wenig süßlich, was wohl von den übergroßen, kunterbunten Blumen ausging. Raubtiere oder feindlich gesonnene Wesen trafen sie nun glücklicherweise keine mehr. Dafür kroch, surrte oder krabbelte ihnen das ein oder andere Rieseninsekt über den Weg. Einmal wieherte Faro sogar erschrocken auf, als ein Tausendfüßler so dick wie Tahmos Oberschenkel und mindestens achtmal so lang klackernd vor dessen Hufen vorbei krabbelte. Ein irgendwie ekelhafter Anblick bei dem man ruhig eine Gänsehaut bekommen durfte. Tahmos umtriebiger Geist stellte sich zudem unnötigerweise sofort vor wie so ein Vieh des Nachts über ihn krabbelte. Die restlichen Insekten hielten jedoch auf dem weiteren Weg Abstand zu den vier Wanderern.
Es dauerte auch nicht mehr lange, als die Luft ein wenig sumpfiger, feuchter wurde. Auch das Gequake von Fröschen - großen - Fröschen erfüllte nun die Umgebung und wurde von Schritt zu Schritt lauter. So war es auch nicht mehr schwer zu dem Teich hinzufinden. Voller Aufregung stützte sich Tahmo mit den Händen auf Faros Schulterblätter ab, um sich ein wenig hoch zu stemmen und somit mehr sehen zu können.
Und da war er! Der Froschteich von dem Lua gesprochen hatte. Tahmo klappte regelrecht der Mund auf und er plumpste mit dem Hintern zurück auf Faros Rücken, den das bei Tahmos windigen Gewicht nicht großartig störte. Schwarze Frösche mit roten, gelben, grünen und orangenen Kuhflecken saßen wie Kutschengroße Statuen um den See herum und hielten ein bassiges Quakkonzert ab. Hier und da schnellten ihre starken, klebrigen Zungen hervor um eine Riesenlibelle aus der Luft zu schnappen. Der See selbst war vielleicht zu groß als das alle Frösche komplett und gleichzeitig hineingepasst hätten, für ihn und Lua reichte er jedoch sicherlich aus. Das Wasser war kristallklar und man konnte bis auf den grünen, mit Algen und Wassergras überwucherten Boden blicken. So wie es aussah befanden sich keinerlei Fische im Teich, oder anderes Getier. Hoffentlich täuschte Tahmo da dieser erste Blick nicht. Er und Lua steuerten jedenfalls ein absolut Froschfreies Ende des Teiches an, worüber Tahmo erleichtert war denn er hatte keine Lust diese Tierchen zu berühren. Zumal er immernoch leise hoffte das die Frösche wirklich friedfertig waren und ihn genauso ungern berühren wollten. Lua war schon vorgeeilt, Nachtwind schlabberte sofort Wasser aus dem See, während Tahmo langsam näher komm. Noch einmal die grüne Urwaldumgebung genau in augenschein nahm – auch hier gab es viele Bäume, Büsche und Farn – und dann erst von Faros Rücken stieg. Er packte auch seinen Teil des Gepäcks vom Ponyrücken, sodass sein vierbeiniger Freund von der Last befreit war. Grinsend klopfte Tahmo dem Pony auf den Hals, „Du has dir ne' Pause verdient Faro.“ Das Pony wieherte zustimmend, stupste Tahmo kurz mit seinem bulligen Kopf an und gesellte sich dann zu Nachtwind ans Ufer um zu trinken.

„Ja du has' recht Lua,“ meinte Tahmo mit nachdenklicher Stimme, während er sich langsam zu der Magierin umdrehte, „hier hat'ma echt das Gefühl man wär geschrumpft. Wie 'n Kobo..woah.“
Der Blondschopf stutzte, brach seinen Satz abrupt an und staunte nicht schlecht. Lua stand tatsächlich splitternackt direkt vor ihm. Und diesesmal war sie wirklich vollkommen nackt! Nicht so wie in dem Dorf der Eingebohrenen, wo sie noch zumindest unten herum einen Lendenschurz getragen hatte und Tahmo es auch vermieden hatte ihre Oberweite anzustarren... aber jetzt...
Tahmo konnte die ersten Momente nicht anders als Lua verträumt zu mustern. Oh man... ist die schön Er atmete tief durch, wie so oft stieg ihm die Röte ins Gesicht, wobei sich sein Blut bei der Verteilung sicherlich nun nicht nur auf seine Ohren und seinen Kopf konzentrierte. Sein Blick fiel auf ihre Brüste, wanderte langsam hinab über ihren Bauch zu ihren Hüften. Er schluckte, eine leise Stimme meldete sich in seinem Bewusstsein das er Lua doch nicht so anstarren konnte als wenn sie die erste nackte Frau war – mit ausnahme seiner Mutter – die er jemals gesehen hatte. Zwar entsprach dies ungefähr den Umständen, aber dennoch war es doch irgendwie ein wenig unhöflich so zu gucken. Sollte er weggucken? Oder ihr sagen wie absolut ansprechend schön er sie fand? Noch ehe er sich für eines der beiden Sachen entschieden hatte, kam ihm Lua aber auch schon dazwischen, "Pass auf, die Frösche nicht zu berühren. Ich hab dir ja schon gesagt, dass ihre Haut giftig ist."
Tahmo riss sich aus seiner verzauberten Blickstarre und nickte hastig, während Lua in das kalte Wasser stieg.

Er schloss die Augen, atmete tief durch, wartete bis das Blut wieder ein wenig aus seinem Gesicht sowohl auch andernorts gewichen war und entschied sich nicht splitternackt ins Wasser zu steigen.
Flink sammelte Tahmo sämtliche Kleidung zusammen und zog sich aus. Seine Unterwäsche, eine lendenschurz-artige, kurze Hose aus Leinen jedoch lies er an. Bepackt mit seiner gesamten Schmutzkleidung stieg er nun in das kristallklare, kalte Wasser. Wenn er zu Lua guckte, versuchte er zwanghaft in ihr Gesicht und nicht woanders hinzugucken. Was ihm jedoch nicht immer gelang. Ob sie mich zumindest nur halb so schön findet wie ich sie? Er schielte zu ihr herüber, drückte seine klebrige Hose dabei aus und guckte dann an sich selbst hinab. Das Wasser stand ihm bis zum Bauch, er hatte eine ziemlich schlanke, schlacksige Figur. Schmale Schulter und Hüftpartie. So wie man wohl den Körperbau eines Luftmagiers erwartete: Windig. Dennoch konnte man bei Tahmo Muskeln entdecken. Gerade an den Armen, Beinen und am Rücken sah man Ansätze von Muskelsträngen. Er war also nicht zu windig, durchaus kräftig. Was auch kein Wunder war. Immerhin war Tahmo bis heute viel draußen unterwegs. Er Hatte früher jeden Baum erklettert und so manche Dorfhütte, mal freiwillig, öfter aber unfreiwillig. Er rannte auch für sein Leben gerne, keiner im Dorf war so schnell gewesen wie er. Tahmo zog kurz die Nase hoch, das Wasser war echt frisch, konzentriert wusch er seine Hose weiter. Wenn die Klamotten fertig waren kam er drann. Es war unsinn erst sich selbst und dann die Kleidung zu waschen.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Montag 31. Januar 2011, 18:56

Die gewaltigen Frösche ließen die Besucher ihres Teiches in Frieden. Sie interessierten sich weder für die beiden Menschen noch für deren Pferde. Vielmehr achteten sie auf die ebenfalls nicht kleinen Libellen, die über dem Teich hinweg schwirrten. Immer wieder fielen einige der schillernden Flieger den klebrigen Zungen zum Opfer. Untermalt wurde die Beutejagd vom ständigen Brummton der aufgeblähten Hälse der Frösche. Ihr Quaken formte einen gleichmäßigen Rhythmus, der sich in den allgemeinen Geräuschpegel des Urwaldes eingliederte.
Lua stand bereits mit zu den Schultern im Wasser. Eben noch hatte ihr schlanker Körper Tahmo vollkommen in seinen Bann gezogen. Jetzt tauchte sie sogar mit dem Kopf unter. Trotzdem war ihre rosige Haut und der blonde Haarschopf unter den Wellenschlägen noch zu sehen. Der Teich beherbergte nämlich kristallklares und dementsprechend frisches Wasser. Man konnte bis auf den Grund schauen, aus dessen leicht schlammigem Material allerlei Unterwasserpflanzen wuchsen. Algen und kleine, korallenartige, rote Astgerippe streckten ihre Zweige zur Oberfläche. Lua tauchte knapp über ihnen entlang. Sie hätte eine gute Wasserbewohnerin abgegeben, so elegant wie sie sich in diesem Element bewegte. Aber wie Tahmo hatte sie sich dem Wind verschrieben.

Der Jungmagier fand indessen zurück aus diesem Tagtraum, dessen Hauptthema wohl Luas geschmeidige Haut und ihre weiblichen Rundungen beinhaltete. Es mochte Frauen mit mehr Weiblichkeit geben, vor allem, weil die Luftmagierin nicht die größten Brüste hatte. Für einen jungen Mann wie Tahmo allerdings, der außer seiner Mutter im Grunde niemals etwas so Zärtliches hatte bestaunen dürfen, weckte Luas Anblick deutliche Gefühle.
Faro schnaubte. Er stupste Tahmo mit seinem breiten Kopf ins Kreuz. Sein Freund konnte derzeit wohl am besten ein kaltes Bad gebrauchen, um sich wieder zu beruhigen. Aber eigentlich wollte das Pony nur ein wenig spielen. Die ganze Zeit hatten Faro und Nachtwind ihre menschlichen Gefährten durch den Dschungel transportiert. Jetzt wollten sie sich alle erst einmal ein wenig erholen.
Nachtwind wieherte ausgelassen. Er hopste wie ein junges Fohlen am Ufer entlang, so dass er normal große Frösche aufscheuchte. Faro ging auf die Aufforderung ein. Er warf den Kopf ebenfalls wiehernd zurück. Dann hetzte er auf das Pferd zu. Beide lieferten sich erst ein kleines Wettrennen am Ufer entlang, erschraken dann aber vor einem Frosch, der gefährlich rot schillerte. Sie drehten ab und entschlossen sich, ein Fangspiel auszuprobieren. Übermütig schnappten sie nacheinander oder rannten dem anderen – dem Fänger – davon.
Lua, die inzwischen wieder aufgetaucht war, beobachtete die Tiere. Schnell jedoch fiel ihr Blick auf den Rücken Tahmos. Ihr Schüler hatte sich nun auch bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Sehr gründlich schrubbte er seine Sachen im Teichwasser sauber. Sie waren letzte Nacht auch ziemlich klebrig gewesen. Aber er würde auch seinen Schopf waschen müssen. Die sonst so flachs- bis strohblonden Strähnen, die Tahmo eine ganz eigene Note verpassten, glänzten momentan fast so rot wie der Frosch, vor dem sich die Pferde erschreckt hatte. Das Fruchtwasser der kindskopfgroßen Beeren hatte sein Haar gefärbt.
Lua schüttelte die eigene Mähne. Sicher war auch ihr Schopf nicht ganz vor dem Beerensaft verschont geblieben. Grund genug, um noch einmal unterzutauchen. Aber sie hatte auch noch etwas anderes vor. Langsam bewegte sie sich voran. Unterwasser verstummten die Urwaldgeräusche zu einem leisen Brummen, das Rauschen der Wasserwelt überdeckte es aber beinahe vollkommen. Eine seltsame Stille herrschte vor. Zugleich bewegte sich alles absolut verlangsamt. Lua konnte Strähnen ihres eigenen Haares ausmachen, die in welligen, aber zähflüssigen Bewegungen hin und her wirbelten. Als versuche jemand, die Zeit anzuhalten!
Sie blinzelte einmal. Unter Wasser war die Sicht so verschwommen. Tahmos Körper erkannte sie aber noch. Seine Füße standen trittfest auf dem schlammig-sandigen Untergrund. Die Schuhe musste er wohl am Ufer zurückgelassen haben. Lua grinste. Sie gab sich durch einen Stoß ihrer Beine neuen Schwung und glitt lautlos an ihren Schüler heran. Er wusch noch immer seine Kleidung.
"Waaaahhhh!", kreischte Lua, riss Kopf und die Hände aus dem Wasser, die sie zu schmalen Klauen geformt hatte. Dann klatschte sie mit der flachen Seite auf die Oberfläche. Schon wurde Tahmo von einem gewaltigen Schwall Wasser nass gespritzt. Lua lachte ausgelassen: "Fang mich, fang mich doch!", rief sie ihm zu, ließ noch einmal ihre Hand auf das Wasser klatschen und verschwand mit einem gewagten Hechtsprung im Wasser. Sie war schnell. Schon tauchte sie ein Stück weg von Tahmo wieder auf. "Los, fang mich!" Sie zeigte ihm eine lange Nase. "Oder bist du zu langsam." Ihr Kichern ging mitsamt ihrem Kopf unter, als sie erneut abtauchte, um noch mehr außer Reichweite zu kommen.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Mittwoch 2. Februar 2011, 11:03

Lachend beobachtete Tahmo die beiden Pferde, wie sie ausgelassen am Ufer umher tollten. „Eh Faro, du wirs' auch noch gewaschen nacher!“. Er wringte seine Hose aus und legte sie dann kurzerhand ausgebreitet zu den anderen Kleidungsstücken, hoffentlich trockneten sie schnell.
„...So und jetz ich.“ Murmelte Tahmo zu sich selbst, er beugte sich leicht nach vorne und guckte auf die kristallklare Wasseroberfläche, die seinen Oberkörper und sein Gesicht wie ein Spiegel wiedergab. „Oh...man... das gibt’s ja nicht!“ Fuhr er sich erstaunt in die Haare, „ich hab ja rote Haare! Mist, das kommt sicher von den Früchten! Hoffentlich geht das wieder weg...“
Er wollte gerade tief Luft holen, um mit dem Kopf unter zu tauchen als das Wasser ihm plötzlich entgegenkam. Waaaaaahhhhh! sprang vor ihm etwas kreischend aus dem Teich und besprenkelte ihn klatschend mit dem kühlen nass. Ahh! Tahmo fiel vor Schreck rückwärts ins Wasser. Prustend tauchte er wieder auf, um die Ursache für seinen Schrecken zu erblicken: Lua.
"Fang mich, fang mich doch!" Rief ihm die Magierin zu, nur um im nächsten Moment geschwind wegzutauchen und paar Fuß weiter wieder den Kopf aus dem Wasser zu strecken.
"Los, fang mich! Oder bist du zu langsam."
Rief sie ihm abermals herausfordernd zu, nur um im nächsten Moment wieder abzutauchen.
„Ha! Dich krieg ich!“ Tahmo grinste vergnügt, er sah Luas verschwommenen Umriss durch das klare Wasser tauchen und da sie nicht ewig tauchen konnte, bereitete er sich darauf vor die Magierin nass zu spritzen, sobald diese wieder Luft holen musste.
Er breitete seine Arme dicht über der Wasserfläche aus aus und wartete gespannt...
Sobald sie wieder auftauchte, würde er mit seinen Armen eine wahre Flutwelle erzeugen.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Freitag 4. Februar 2011, 15:12

Wie ein Fisch tauchte Lua durch das Wasser. Ihr Körper war als fleischfarbener Umriss zu erkennen, vor einem Hintergrund aus hin und her schlingerten grünen Wasserpflanzen. Sie selbst dachte im Moment gar nicht daran, wie kristallklar der Teich eigentlich war. Zu viel Spaß hatte sie, außerdem wollte sie Tahmo ein wenig locken. Natürlicht, seine Kleidung musste gereinigt werden und er sollte zusehen, dass er die rote Farbe aus seinen Haaren bekam. Blond gefiel ihr der träumerische junge Mann nämlich viel besser!
Aber man musste hin und wieder auch etwas Spaß haben. So wollte sie ihn dazu locken, ihr ins Wasser nachzusteigen. Eine Runden Schwimmen und Tauchen würde sicherlich auch Tahmo gut tun. Sie selbst spürte, wie frisch sie sich bereits jetzt fühlte. So gestärkt und vor allem abgekühlt, konnte die übrige Reise nicht mehr allzu beschwerlich werden. Bald fänden sie den Felsen und somit auch den Treffpunkt, den Lua damals mit den Hymlianern vereinbart hatte. Sie brauchte dort nur in eine der gewaltigen Blüten zu pusten. Diese besaßen die Form eines riesigen Horn. Ihr Klang würde bis weit in den Himmel zu hören sein und so entweder die Hymlianer direkt auf sie aufmerksam machen oder ihre Nachricht mit dem Wind schicken. Dann hieß es warten. Ja, da wäre es besser, sich vorher ordentlich abzukühlen.

Und jetzt ist Tahmo dran. Grinsend näherte sie sich ihm erneut. Sie sah seine Beine im Wasser. Wie dünne, schlaksige Holzpfosten ragten sie hinaus. Ob sie ihn kitzeln sollte? Nein, lieber noch einmal erschrecken. Sie würde direkt vor ihm auftauchen und sich einen Kuss stehlen. Ja, damit rechnete er sicherlich nicht!
Wie bereits erwähnt, dachte Lua nicht daran, dass ihre Konturen durch das Wasser sehr gut erkennbar waren. Tahmo konnte sie bereits im Vorfeld sehen und sich vorbereiten. Kaum, dass sie auftauchte, wurde sie auch schon ziemlich nass gespritzt und die Wellen schwappten an ihr hoch, dass sie nach hinten taumelte. Mit einem gewaltigen Platschen ging sie unter, nur um kurz darauf wieder prusten nach oben zu tauchen.
"Uhhhh, jetzt hast du mich aber erschreckt. Das kriegst du zurück!" Lua lachte herzlich, bereit sich auf die Wasserschlacht einzulassen. Da hielt sie plötzlich mitten in der Bewegung inne. "Ikarus?" Sie starrte an Tahmo vorbei.

Hinter ihrem Schüler hockte jemand auf einem Ast der umstehenden Bäume. Der Fremde ließ die nackten Beine schaukeln. Er trug feinde Sandalen aus weißem Leder und eine fast durchsichtige Tunika, die von einer silbernen Schnalle nahe der Hüfte gehalten wurde. So war sein halber Oberkörper frei. Muskeln zeichneten sich von der hellen Haut ab. Der Mann trug außerdem lederne Schulterschützer, ebenfalls weiß und einen prachtvollen Helm, der golden wie die Sonne glänzte. Darunter lugten weiße Strähnen hervor.
Quer über die Schulter spannte sich zudem das Leder eines Schwerthalfters. Die Klinge trug der Mann über dem Rücken.
Er saß bequem auf dem Ast, eine Hand gegen den dicken Stamm des Baumes gelehnt. Was beinahe von seiner Erscheinung abgelenkt hätte, war das Pferd an seiner Seite. Ein schöner Schimmel mit graußer Mähne - und er besaß Flügel! Schwingen, riesig und ausladend wie jene eines Drachen, aber statt spannendem Leder Hunderte von grauweißen Federn, die sich dicht aneinander reihten. Das Pferd wieherte, als es jene ausladenden Flügel an seiner Seite in Schulterhöhe zusammenfaltete.
Da erhob sich erneut Luas Stimme: "Ikarus! Du bist es ja tatsächlich! Aber ... du kannst doch gar nicht wissen, dass ich Kontakt mit euch aufnehmen wollte. Was machst du denn hier?"
Ikarus lachte, bestieg sein geflügeltes Pferd und es brachte ihn mit wenigen Flügelschlägen zum Boden. Wie ein Blatt segelte es herab. Am Ufer des Teiches stieg der Fremde ab, den Helm bereits unter den Arm klemmend. Sein Haar war wallend. Wie Spinnenfäden wehte es in einer lauen Brise. Hellblaue Augen lächelten sowohl Lua als auch Tahmo entgegen. Das Pferd des Reiters gesellte sich zu Faro und Nachtwind. Sie beschnupperten sich gegenseitig.
"Ich wusste nicht, dass du kommst, Lua", grüßte der Fremde. "Ich wollte eigentlich nur meinen Kräuterbestand aufstocken. Das hier ist ja nicht einmal unser Treffpunkt. Wie geht es dir?" Er entdeckte Tahmo, verneigte sich höflich. "Die Winde mit Euch. Ich heiße Ikarus. Mit wem habe ich die Ehre, zu sprechen?"
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Sonntag 6. Februar 2011, 14:32

"Uhhhh, jetzt hast du mich aber erschreckt. Das kriegst du zurück!" Lachte Lua voller Frohsinn, Tahmo wollte schon wegtauchen als die Magierin plötzlich wie gebannt an ihm vorbei starrte. “Ikarus? Tahmo blinzelte, wusste zu erst nicht was Lua damit meinte, glaubte schon das es ein Ablenkungsmanöver war bis er ihrem Blick an sich vorbei und hinauf auf einen Baum folgte.

Tahmo machte große Augen, er dreht sich nun vollends um und musterte den Neuankömmling mit neugierigem Blick. Zwei nackte Beine, mit beachtlicher Wadenmuskulatur baumelten dort von einem Ast hinab. Feine Sandalen aus wolkenweißem Leder bedeckten die Fußsohlen und den starken Beinen folgte ein ebenso muskulöser Oberkörper – Tahmo kam sich noch schmächtiger vor als sonst - gekleidet in einer fast durchsichtigen Tunika, die ihr Träger an der Hüfte mit einer silbernen Fibel fixierte. Die ledernen Schulterschützer wirkten zusätzlich wie eine Verzierung, ebenso der enorm goldene, prunkvolle Helm unter dessen Rand weiße Haarsträhnen hervor spitzten. Das Heft eines Schwertes ragte über die linke Schulter des Mannes hervor. Das Einzige das Tahmos Neugierde nun noch mehr in den Bann zog als der Fremde, war der geflügelte Schimmel an seiner Seite. Ein Pferd mit Flügeln aus grauen Federn wie bei einem Vogel! Wie erstaunlich! Es musste wundervoll sein damit durch die Luft zu schweben.
"Ikarus! Du bist es ja tatsächlich! Aber ... du kannst doch gar nicht wissen, dass ich Kontakt mit euch aufnehmen wollte. Was machst du denn hier?"
Stumm blickte Tahmo nach hinten zu Lua, sie kannte diesen 'Schönling'? Das Herz des Blondschopfs schlug ein wenig schneller, war das vielleicht dieser Westwind? Nein, Lua hatte ihn Ikarus genannt. Aber dennoch, schien sie ihn zu kennen und ihre Stimme klang als würde sich die Magierin über das Auftauchen des Mannes freuen. Ein leichtes Gefühl von Eifersucht erwachte in Tahmos Magengegend. Ikarus lachte, sein Flügeschimmel brachte ihn sicher hinab zum Ufer, ehe es sich zu den anderen Pferden gesellte. Ikarus dagegen klemmte seinen Helm unter den Arm, damit jeder das wallende Haar darunter sehen konnte. Die himmelsblauen Augen des Mannes lächelten ihm und Lua regelrecht entgegen.

"Ich wusste nicht, dass du kommst, Lua Ich wollte eigentlich nur meinen Kräuterbestand aufstocken. Das hier ist ja nicht einmal unser Treffpunkt. Wie geht es dir?"
Unser Treffpunkt? Tahmo blinzelte kurz nach hinten zu Lua, ehe er den Fremden wieder in seine aufmerksamen Augen fasste. Die kennen sich also schon länger... Oh man hat der Kerl Muskeln und wie der aussieht, wie so ein typischer Held aus irgendeiner Geschichte. Fehlt nur noch das sein Schwert ebenfalls aus Gold ist. tzs Es schien so als würde die Eifersucht in Tahmo nun ein kleines Stückchen größer werden, der Umstand das Ikarus Tahmo wohl auch erst nach einer kurzen Ewigkeit entdeckte, milderte dies zudem nicht unbedingt.
Höflich verneigte er sich dennoch vor dem halbnackten Jungspund. "Die Winde mit Euch. Ich heiße Ikarus. Mit wem habe ich die Ehre, zu sprechen?"
Tahmo nickte ebenfalls kurz und höflich, verhielt sich aber ansonsten so wie er sich anfangs jedem Fremden gegenüber verhielt: Vorsichtig. Er war nicht schüchtern, vielleicht ein wenig in sich gekehrt und brauchte einfach ein weilchen bis er sich auf Fremde einlies. Bei Lua war es zwar schnell gegangen, aber bei ihr war das auch etwas anderes und Lyrien war damals eine Lichtmagierin und in deren Nähe fühlte man sich ja von Haus aus gleich viel Wohler. Jedenfalls, dementsprechend knapp und präzise fiel auch seine Antwort aus:
„Ich bin Tahmo, Hallo“ Mehr musste er aus Tahmos Sicht vorerst nicht über ihn wissen.

Das Ikarus eventuell ein Windmagier sein könnte, darauf war Tahmo noch nicht gekommen. Er merkte soetwas allgemein auch erst wenn ihm das jemand sagte, er sein Gegenüber beim Zaubern sah oder er jemandem so nahe stand das er dessen magische Aura fühlen konnte. Andere Magier mochten soetwas vielleicht schon auf große Entfernung erfühlen, Tahmo hingegen noch nicht. Und Ikarus stand dafür einfach noch zu weit weg.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Februar 2011, 19:09

Lua war der heldenhafte Mann nicht fremd. Ja, so schauten Helden aus! Die Bewohner des Dorfes der Waldmenschen mochten Tahmo diesen Titel gegeben haben, aber gegenüber dieses Ikarus wirkte er doch nur wie ein kleiner, schwankender Zweig einer Zitterespe neben einer starken, gewaltigen Eiche, die ihre Äste, Blätter und Eicheln weit in den Himmel streckte. Er ging im Schatten eines so machtvollen Baumes unter, würde niemals wachsen und schließlich von irgendeinem Waldtier bis auf die Wurzeln ausgerissen und abgefressen werden.
Seine Lehrmeisterin besaß wohl viele solch schöne Bekanntschaften. Erst schwärmte sie immer von diesem Westwind, den sie suchte und nun tauchte noch ein Ikarus auf, der allemal gereicht hätte. Neben so viel Schönheit, wie hatte sich Lua dann entscheiden können, ihn zu küssen und in seinen – in Tahmos – Armen zu schlafen?! War sie während ihrer Reise einfach nur einsam gewesen?
Er wusste ja, dass sie eine Träumerin war. Vielleicht lag sie in Tahmos Armen, oh ja, aber vielleicht träumte sie sich anschließend in jene dieses Schönlings oder zu ihrem Westwind, bevor sie einschlief!

Ikarus gab sich aber auch keiner einzigen Blöße hin. Selbst sein Gang glich einem Spiel aus Schönheit und Glückseligkeit. Tahmo würde es sich nicht unbedingt eingestehen wollen, aber auch auf ihn hatte dieser Mann eine bezaubernde Wirkung.
Es reichte aus, um den Blondschopf eifersüchtig werden zu lassen. Seine Worte trugen zusätzlich dazu bei. Ikarus und Lua besaßen einen Treffpunkt? Tahmo schien zu vergessen, dass seine Lehrerin ihm bereits davon erzählt hatte und ihn als überaus harmlos beschrieb. Ein Treffpunkt, ein Ort, an dem sie Kontakt zu den Hymlianern aufnahm und nicht zu Ikarus allein.
"Tahmo, ein schöner Name." Ikarus lächelte charmant. Er hielt dem jungen Magier die Hand zum Gruß entgegen. Lua umarmte er im Anschluss allerdings sehr innig. Die beiden drückten einander und die Luftmagierin kicherte. "Es ist lange her", sagte sie. "Aber es ist gut, dich jetzt und hier zu treffen. Ich hätte ohnehin mit euch Kontakt aufnehmen wollen."
"Ist etwas passiert oder …" Auf Ikarus' Lippen kräuselte sich ein freches Schmunzeln. "Ich wusste, du vermisst meine Heimat. Sie geht dir nicht mehr aus dem Kopf, richtig? Nun, ich kann dich verstehen. Es ist schließlich die schönste Heimat unter der Sonne!" Daraufhin lachte Lua herzlich, löste sich aber endlich aus der Umarmung. Sie nickte. "Ja, ich vermisse Hymlia irgendwie. Es lädt zum Träumen ein. Doch möchten Tahmo und ich aus einem anderen Grund dorthin. Wir brauchen die Schriftrolle der Luftmagie. Tahmo muss aus ihr Lernen, es ist dringend."
Ikarus legte den Kopf schief. Er musterte den Blondschopf nun eingehender. "Ein Luftikus", lächelte er dann. "Ich hätte es riechen müssen! Die Schriftrolle kann er gern zum Studieren nutzen. Sie befindet sich noch in unserer Obhut. Lass mich ein paar Kräuter sammeln, gute Lua Chii, dann können wir gemeinsam in die Lüfte abheben! Ihr habt Pferde, wie ich sehe. Das wird helfen."
Nun war es an Lua, den Kopf schief zu legen. Sie schaute fragend. "Kennst du einen neuen Zauber?"
Ikarus grinste nur geheimnisvoll. Sein Lächeln war wie ein eigener kleiner Zauber! Er wandte sich um, tänzelte auf mehrere Sträucher zu. "Ich verrate nichts – noch nicht. Aber helft mir doch sammeln, dann geht es schneller. Ich brauche Rosmarin, Baldrian und Slefa!"
Lua folgte ihm sofort, um sich nützlich zu machen.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Dienstag 8. Februar 2011, 23:51

Tahmo seufzte kurz, er guckte den Beiden nach um etwas nachdenklich allein im See zurück zu bleiben. Den Blick in die Richtung fixiert welche die Zwei eingeschlagen hatten, tauchte er bis zur Nasenspitze ins Wasser um Luftblasen blubbernd seinen Gedanken nach zu hängen. Ikarus hat Lua ganz schön innig umarmt.. es hat sie nicht mal gestört das sie nix an hatte. Mir hat er nur die Hand geschüttelt. Aber...vielleicht mache ich mir zu viele Sorgen und die Zwei sind einfach nur alte Freunde... Wobei der Kerl echt heftig Heldenhaft aussieht. Ganz anders als ich. Tahmo hielt die Luft an, tauchte den Kopf unter Wasser und wusch sich die rote Farbe aus den Haaren, bis diese wieder in ihrem natürlichen Blond erstrahlten. Die etwas längeren Zotteln aus wringend, wanderten seine Gedanken zu dieser ominösen Schriftrolle der Luftmagie. So wie er es mitbekommen hatte, war Ikarus jemand der Ihn und Lua dorthin bringen konnte. Bedeutete dies vielleicht das Ikarus und sein Schimmel somit von diesen Hymlianern stammten? Er glaubte Lua hatte ihm von diesem Volk erzählt, oder war davon etwas im Buch gestanden? Egal, jedenfalls lebten die Hymlianer auf den Wolken, weit oben im Himmel! Dort wo die Sonne und der Mond ihren Platz hatten. Tahmo wollte dort eigentlich schon einmal hin... Allein schon seine Neugierde verlangte eine derartige Reise. Aber das bedeutete wohl ebenfalls das Er und Lua Ikarus Hilfe benötigten. Schade das Faro keine Flügel hatte...

Gefrustet über die Situation boxte er ins Wasser. Wie glitzernde Diamanten spritzten ihm die Wassertropfen ins Gesicht. Verträumt sah er ihnen nach, beobachtete die kleinen Wellen die sie zogen wenn sie zurück ins Wasser plumpsten „Ich sollt' den Beid'n lieber hinterher..“ murmelte Tahmo mit seltsam klopfendem Herzen in der Brust leise zu sich selbst. Behutsam um sich in keiner Unterwasserpflanze zu verfangen und zu stolpern watete er ans Ufer. Dort blickte er sich kurz um, bis er sich sicher war das außer ihm, den Pferden und den Kröten sich niemand sonstiges mehr am See herum trieb.
In der Annahme unbeobachtet zu sein zog sich Tahmo nun auch die Unterbekleidung aus, konzentrierte sich auf die Luft und trocknete seine vom Wasser vollgesogene, nasse Unterwäsche mithilfe von sanften Windstößen. Er trieb jeden einzelnen Wassertropfen aus dem Stoff heraus, bis er ganz trocken war. Das dauerte zwar eine halbe Ewigkeit – mit einem Feuer wäre es sicher schneller gegangen und die Unterwäsche wäre am Ende wenigstens warm und nicht so klamm gewesen – erfüllte aber letztendlich seinen Zweck. Kleinere Zauber, wie das Herbeirufen eines sanften Windes, bereiteten Tahmo inzwischen schon keine Probleme mehr. Allerdings war das Trocknen von Stoff, auch wenn es nicht viel war, durchaus anstrengend. So stieg er ein wenig geschafft aus dem Wasser und zog sich die Unterbekleidung wieder an. Freudig stellte er fest das seine restliche Kleidung inzwischen von alleine getrocknet war und um sich von dem eisigen Wasser wieder aufzuwärmen zog er sich sofort wieder an, um – bewaffnet mit seinem Stab und einer nachdenklichen Mimik - Lua und Ikarus hinterher zu eilen.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 10. Februar 2011, 19:19

Bis Tahmo seine eifersüchtigen Gedanken aufgegeben, das Haar reingewaschen und seine Unterkleidung getrocknet hatte, dauerte es eine Weile. Genug Zeit, dass Lua und Ikarus die Pflanzen hatten sammeln können, die der überaus schöne Mann für sich benötigte.
Zu seiner Erleichterung würde der Blondschopf feststellen, dass Lua ihren Körper zumindest in ihre Tunika gehüllt hatte. Das musste sie erledigt haben, bevor sie Ikarus gefolgt war. Dann war sie wenigstens nicht splitternackt durch den Dschungel gegangen. Jetzt begann sie, auch noch die restliche Kleidung anzuziehen. Ihre Haare waren noch nass, standen etwas zerzaust vom Kopf ab, aber das störte nicht. Feuchte Strähnen bildeten eine erfrischende Kopfbedeckung im wärmeren Klima des Urwaldes.
"Weißt du, worüber ich gar nicht nachgedacht habe", sagte die Luftmagierin plötzlich. Sie wandte sich mit ihren Worten an Tahmo, den Blick jedoch auf die Pferde gerichtet. Nachtwind und Faro standen im seichten Wasser. Das Pony probierte gerade aus, ob Wasserpflanzen Teil seiner "Essbar und lecker"-Liste wurden. Sie schieden aus. Faro schnaubte, trank sofort vom Teich, um den offenbar unangenehmen Geschmack von der Zunge zu bekommen.
"Wir können mit unseren Tieren gar nicht nach Hymlia gelangen und mitnehmen geht auch nicht. Glaubst du, sie kommen im Urwald zurecht?"
Da begann Ikarus fröhlich zu kichern. Seine Stimme nahm einen glockenhellen Klang an. Er konnte sicherlich auch sehr angenehm singen. "Genau das ist mein kleines Geheimnis. Muss ich es wohl jetzt bereits preisgeben. Mach dir keine Sorgen, meine Freundin. Ihr müsst niemanden zurücklassen." Er legte Tahmo eine Hand auf die Schulter. "Du bist angehender Luftmagier? Pass auf, ich zeige dir einen wundervollen Zauber. Vielleicht wirst du ihn eines Tages meistern."
Ikarus löste sich, um zu den Pferden zu gehen. Er streckte ihnen seine Hände entgegen. Faro witterte Futter, schnupperte, schleckte über die Finger. Enttäuscht musste er feststellen, dass es doch nichts zu fressen gab. Stattdessen begann der Hymlianer, das Tier zu streicheln. Er kraulte es hinter den Ohren, strich durch die Mähne. Dann tastete er seinen Bauch ab. "Oh, er ist ziemlich kräftig. Das wird mich ganz schön ermüden."
Lua trat neben Tahmo. "Was hat er vor?" Aber Ikarus zeigte es sofort. Mit beiden Händen strich er zu beiden Seiten von Tahmos rundlichem Rumpf durch die Luft. Er bewegte die Finger, als formte er Einzelheiten bei einer Lehmfigur. Natürlich war kein Ergebnis zu sehen. Diese Geste wiederholte er mehrere Dutzend Male. Es tat sich nichts … bis …

Faro wieherte, als Ikarus ihm über den Rücken blies. Winzige Härchen seines Fells schwebten davon. Als sie sich langsam niedersenkten, blieben sie in der Luft hängen. Um sie herum formten sich weitere Härchen, ganz fein. Ikarus hopste von dem Pferd weg, das völlig verwirrt zu ihm herüber schaute und mit den Füßen über den Boden tänzelte. Auch Faro war nicht ganz wohl in seiner Haut.
Doch Ikarus bewegte sich nicht weit fort. Er hatte vorhin bereits einen ehemaligen Nistplatz irgendwelcher Urwaldvögel entdeckt. Es lagen eine Menge Federn herum, teilweise so lang wie seine Beine. Er griff sich allerdings ganz winzige, kleinste Federteilchen und Flaum. Damit kehrte er zu Faro zurück, ließ sie wieder zu beiden Seiten niederregnen. Dort, wo sich aus den einzelnen Härchen schon richtige Büschel gebildet hatten. Im Nu vereinten sie sich mit den Federn, wuchsen zusammen, streckten sich. Es dauerte keine zehn Minuten, da waren Faro – dem kleinen dicken Faro – zwei enorme Flügel gewachsen. Er sah nun selbst aus wieder Ikarus' Hengst. Stolz reckte das Pony seine neu gewachsenen Glieder, bewegte sie vorsichtig. Wiehernd trat er an Tahmo heran.
"An diesem Zauber arbeite ich nun schon seit über 12 Jahren. Wir dürfen jedoch in keinen Sturm fliegen, denn Luftmagie hält diese zauberhaften Flügelkomponenten zusammen. Der Wind würde die Schwingen einfach in alle Richtungen zerstreuen, weshalb die meisten Hymlianer den Zauber gar nicht erst lernen wollen. Wir haben ja unsere Pegasi." Er grinste. "Nun aber noch zu deinem Pferd, Lua. Danach könnten wir abheben."
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Tahmo » Mittwoch 16. Februar 2011, 21:36

"Du bist angehender Luftmagier?“ Tahmos blick wanderte zu der Hand auf seiner Schulter, ehe er den muskulösen Arm hinauf zu Ikarus blickte. Es war eine ziemlich weiche Berührung, so als hätte ein Windhauch das Blatt eines Baumes abgelegt. Aber zugleich konnte man die Stärke in dem Arm spühren und – was Tahmo nun zum ersten mal bewusst wurde – Ikarus tiefe Verbindung zum Wind und der Luftmagie “Pass auf,sprach dieser, ich zeige dir einen wundervollen Zauber. Vielleicht wirst du ihn eines Tages meistern."
Der Hymlianer zog die Hand von Tahmos Schulter um zu den Pferden zu schreiten. Nun wurde der Blondschopf doch neugierig. Genau beobachtete er jede einzelne Bewegung des Mannes, auch weil ein wenig Sorge mitschwang. Er vertraute Ikarus noch nicht, wer wusste schon was er vor hatte. Der Hymlianer streckte – unter Tahmos äußerst wachsamen Blicken – dem dicken Faro seine leeren Hände entgegen. Das Pony – noch ein wenig enttäuscht über die nicht essbaren Teichpflanzen – hoffte nun nach kurzem blähen der Nüstern auf Futter. Gierig schleckte er drauf los, nur um festzustellen das der Fremde doch nichts hatte. Aber was wollte der Mann dann von ihm? Mit schlackernden Ohren blickte das Pony ein wenig verunsichert und ratlos zu Tahmo, ehe es mit leicht geneigtem Kopf den Hymlianer fragend anguckte. Dieser zögerte nicht mit seinen Fingern Tahmos Stirn zu kraulen, dann seinen Hals, den Rücken an welchem sich das Pony selbst zu schwer kratzen konnte – Faro brummte wohlig – und schließlich tätschelte er den rundlichen, gut gepolsterten Ponybauch. "Oh, er ist ziemlich kräftig. Das wird mich ganz schön ermüden." Kräftig? Faro schnaubte beleidigt. Nun wurde dieser Mann aber unfreundlich!
"Was hat er vor?" Flüsterte Lua leise in Tahmos Ohren. Der Blondschopf zuckte mit den Schultern, genau das hatte er sich nämlich gerade auch gedacht. Für was war Faro zu dick? Sollte er aufpassen? Was hatte dieser Ikarus vor? Tahmo wollte schon zu den Beiden hingehen, hielt dann aber erstaunt und mit weit geöffneten Augen inne. Ikarus fing an seltsame Gesten in den Wind zu streicheln. Er strich mit den Fingern über Faros Kopf, seinen Rücken, zog Linien in die Luft und... Tahmo umklammerte seinen Stab, es war deutlich fühlbar wie die einzelnen Luftteilchen in Wallung gerieten. Spielerisch tänzelten sie hinter Ikarus Finger hinterher. Zogen kleine kräuselnde Strudel in der Luft, die wohl nur ein Luftmagier wahrnehmen konnte. Wie Sandkörnchen die man neu anordnete, zu neuen Strukturen formte, blieb auch die Luft an der Stelle an der sie Ikarus beorderte. Ballte sich dort zu dichten Strömungen die stets denselben Wegen folgten. Tahmo staunte Oger, was für ein Können! Aber das schien noch lange nicht alles zu sein. Ikarus bließ einmal über Faros Rücken. Die Luft wirbelte losgelöste Pony Haare aus dem dicken Pelz und ordnete sie kunstvoll an der entstandenen Luftstruktur an. Doch das war noch immer nicht alles! Mit unglaubliche Geschick formte Ikarus nun mit gesammelten Vogelfedern, Flaum und den schon Vorhandenen, in der Luft schwebenden Haaren zwei riesige, Adler artige Schwingen. Ikarus Bewegungen glichen denen eines Künstlers der in höchste Konzentration versunken mit sanften Berührungen eine Statue aus Ton formte.

Zwei gewaltige, starke Flüge. Zusammengehalten vom Wind um das Pony auf dem selbigen zu tragen ragte nun aus Faros Rücken. Das Pony wieherte stolz und obwohl die Schwingen nicht mit ihm verwachsen wahren, konnte er sie voll bewegen. Der Wind bewerkstelligte dies. Er war wie ein ständig pulsierendes, wirbelndes und immer in Bewegung befindliches Bindemittel zwischen Faro und jeder einzelnen Feder. Er reckte und streckte sie, wirbelte ein wenig Dreck und Asche vom abendlichen Lagerfeuer auf als er sie rauschend schlug, um sie letztendlich Tahmo zu präsentieren, dem eindeutig sämtliche Sprachfertigkeit abhanden gekommen war.
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"An diesem Zauber arbeite ich nun schon seit über 12 Jahren. Wir dürfen jedoch in keinen Sturm fliegen, denn Luftmagie hält diese zauberhaften Flügelkomponenten zusammen. Der Wind würde die Schwingen einfach in alle Richtungen zerstreuen, weshalb die meisten Hymlianer den Zauber gar nicht erst lernen wollen. Wir haben ja unsere Pegasi."Erklärte Ikarus. Der Stolz auf seine Arbeit war deutlich zu hören. Wie verträumt strich Tahmo über Faros Hals, drückte seine Brust an dessen Stirn und starrte gedankenverloren auf die Flügel. Ein mächtiger Zauber war das, sehr mächtig. Ein Zauber der Tahmos Geist wahrhaftig beflügelte. Was ist... wenn man sich selbst solche Flügel zaubert? Dann... könnte man fliegen! Das wäre wundervoll! Sein Herz schlug vor Begeisterung gleich ein paar Takte schneller. Er sah sich schon hoch oben, weit über den Wolken. Dort wo die Sonne über das Firmament zog. Er würde so hoch fliegen wie es nur ging, Saltos und Loopings schlagen. Er könnte sich die ganze Welt von oben ansehen und überall wo es ihm gefiel würde er landen. Ja... das war Freiheit... er musste diesen Zauber lernen! Unbedingt!
Aber zuerst... wollte er fliegen... konnte es kaum mehr erwarten! Schnell wie der Wind packte Tahmo seinen Rucksack, den Stab, zog die Umhangkaputze auf den Kopf und saß Sattelfest auf Faros Rücken. Derartig von der Begeisterung gepackt vergaß er sogar das dass Zelt noch gar nicht abgebaut war. Während Faros weite Schwingen neben ihm empor ragten und das Pony stolz den Kopf hob.
Egal wo das Ziel lag, Tahmo und Faro waren startklar für ihren ersten Flug!

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. Februar 2011, 15:54

Auch Lua staunte nicht schlecht, als Faro plötzlich mit diesen magischen Flügeln da stand. Ihre und auch Tahmos Reaktion sorgten dafür, dass Ikarus vor Stolz die Brust schwoll. Er lächelte, zufrieden über sein Talent und dass er die beiden in den Bann seiner Magie hatte schlagen können. Sogar Faro gefiel, was mit ihm angestellt worden war. Das Pony bewegte die Schwingen, trabte ein wenig im Kreis und wieherte, damit Tahmo auch ja bemerkte, wie toll er doch ausschaute! Doch der träumte bereits davon, wie es sein würde, über den Wolken zu schweben und sich die Welt von oben anzuschauen. Welchem Celcianer war ein solches Erlebnis vorbehalten?
Er hatte das Privileg, Vögelchen zu spielen und sich die Schöpfung aller Götter von oben zu betrachten. Die Menschen würden aussehen wie kleine Punkte, was sofort an ihrer Wichtigkeit für die Welt zweifeln ließ. Zugleich würde er sehen können, was derart kleine Punkte alles zu schaffen vermochten. Vielleicht entdeckte er aus der Höhe auch Zyranus oder das Fischerdorf. Die Vorstellung war fantastisch! Sofort erklomm Tahmo den Rücken seines Ponys.

Inzwischen hatte Ikarus auch Nachtwind ein Paar weiß schimmernder Flügel verpasst. Das Pferd wirkte ein wenig verunsichert, keineswegs so stolz auf seine magischen Schwingen wie Faro. Das Pony hob und senkte sie immer wieder. Ihm gefiel es, damit leichten Wind zu erzeugen. Faro spielte Luftmagier. Keck schnaubte er.
Nachtwind schaute zu seiner Reiterin herüber. Lua bedankte sich bei Ikarus mit einer Umarmung. "Ich kann es kaum erwarten, Hymlia wiederzusehen." Ikarus lachte. Er verstaute eilig die gesammelten Kräuter. Dann saß er auf seinem Pegasus aus. Lua folgte ihrerseits auf Nachtwind.
"Die Magie wird wissen, was zu tun ist. Macht euch keine Sorgen. Es kann höchstens sein, dass ihr eure Tiere im ersten Moment beruhigen..." Bei Faro war das nicht der Fall. Schon flatterte das Pony mit dem Schwingen wie eine altersschwache Flugente. Er nahm Anlauf und dann hob er tatsächlich ab!
"Es kann losgehen!", lachte Ikarus.

weiter bei Die Himmelsstadt Hymlia -> Platz der inneren Ruhe -> Über den Wolken
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Asmodeus » Samstag 14. Mai 2011, 14:17

[Asmodeus kommt vom Dorf der Tabikis - der Heilige Baum]

Asmodeus gesellte sich zur Gruppe. Castus hatte sich die ganze Zeit über ganz wundervoll verhalten. Er war ein aufgeweckter gesunder Junge. Seine Neugierde sorgte auf dafür dass er sich so lange in Asmodeus Arme wälzte bis dieser ihn schliesslich auf den Boden entliess. Sofort krabbelte der Kleine zu den Obstkörben und begann damit das Obst mit seinen kleinen Händchen zu zermantschen. “Ja… zerstöre sie mein Sohn ahahah! Dem dämonischen Vater gefiel es, ebenso wie dem menschlichen, doch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Asmodi mochte den Zerstörungstrieb von Castus welcher in seinen Augen gutes verhiess. Asmodeus mochte die kindliche Neugier von Castus welches für ihn ein Anzeichen eines wachen und intelligenten Geistes war. So waren beide Väter zufrieden.

Er beobachtete seinen Kleinen dabei wie dieser sich gerade eine Orange in den Mund steckte und aufquietschte als er den sauren Geschmack wahrnham. Aurelius lächelte. „Na dafür bist du wohl noch etwas zu Klein.“ Seine Augen funkelten warm wenn er sein Söhnchen betrachtete. Er beobachtete seine Geliebte dabei wie sie sich ihrem Sohn annahm. Es war immer wieder erstaunlich zu sehen wie sehr Castus diese Frau geordnet hatte. Er sehnte sich nach ihrer Nähe, nach ihrem Duft und ihrer Leidenschaft. Wohlig erinnerte er sich an letzte Nacht.
Der Medicus gesellte sich zur Anführerin der Tabiki. Kanuha hatte wieder ihre alte Grösse und Würde angenommen. Er hatte ihr viel zu verdanken denn sie hatte einiges für ihn riskiert. Er senkte respektvoll sein Haupt und reichte ihr die Hand. „Vielen Dank für alles Kanuha.“ Es tat ihm leid dass er ihr nichts geben konnte. Er nahm sich vor ihnen Nahrungsmittel zuzustellen sobald sie in der Elfenstadt waren und er einwenig Geld verdienen konnte. Mallahall hatte schliesslich die Andeutung gemacht dass es dort ein Krankenhaus gab. Vielleicht würde er dort eine Stelle als Mediziner finden. Er sehnte sich nach ein bisschen Normalität und die Elfenstadt versprach ihm genau diese. Doch etwas musste noch geklärt werden. Würde der Tigergott auf Asmodi Acht geben?
"Iaszar unser Gott der Jagd. Wenn er Beute beobachtet, er sie stets auch verfolgt - wenn sich lohnen. Er werden wachen und zuschlagen, wenn er müssen." „Ich werde es nicht soweit kommen lassen. Ich… bin sein Herr.“ HAHAHAHAHHAhahaahahaha HAHAHAHAHAHahahah hahaah! Du bist vielleicht ein Scherzkeks! Hahahaahahah! Ein Schmarotzer wie Asmodi würde seinen eigenen Wirt wohl niemals als Herren akzeptieren. Schliesslich hatte er auch nicht ihn dafür auserwählt. Sondern Mallahall. Ihr gegenüber hatte er also einen gewissen Respekt. Asmodi behauptete ja immer wieder dass er Mallahall nur als Herrin erwählt hatte weil er wusste dass diese Bürde sie quälen würde. Doch Asmodi war ein chronischer Lügner.
"Elfen haben andere Götter. Aber verlassen dich, Iaszars Tigerauge sehen all eure Taten." „Er wird auch die euren Taten sehen… wie gut ihr für uns gesorgt habt, was für gute Gastgeber ihr seid.“ Für eine Umarmung reichte es nicht, dafür achtete er Kanuhas Status viel zu sehr. Das hier waren Eingeborene, die täglich um ihr überleben kämpfen mussten. Er hielt es für angebrachter seinen Kopf zu senken um seinem Respekt Ausdruck zu verleihen.

Etelin kam zu ihnen. Es tat gut seinen wachen Geist endlich wieder spüren und sehen zu können. „Ja… es ist Zeit aufzubrechen. Wir sollten die Tagesstunden so gut wie möglich nutzen.“
So wurde es dann auch beschlossen. Zanraia bekam noch Geschenke von den Frauen. Castus hatte das Volk zu tiefst beeindruckt und sie hatten die junge Mutter und ihr Kind schon fest in ihre Herzen geschlossen. Nicht auszudenken was geschehen wäre, wenn die Flucht nicht geglückt wäre. Dann würde sie jetzt wohl irgendwo in Grandessa in einer Zelle hocken in der Gewalt dieser finsteren Dämonenjäger! Asmodeus schauderte. “Sie und Castus werden nie sicher sein solange die Dunkelelfen und die Zyraner Atmen. Zischte Asmodi finster. Heute ist nicht der Tag der Rache Asmodi. Neinrhrrhrh… aber der Krieg wird kommen.rhrr

Der Dämon war ziemlich nachtragend. Er würde die unendliche Schmach welche ihm die Dunkelelfen und die Goblins bereitet hatte niemals vergessen und ihre Gattung dafür ewig verdammen und hassen. Selbst er wusste ja nicht welche Dimensionen die Invasion der dunklen Horden schon angenommen hatten und wie viele Teile Celcias schon unter ihre Knechtschaft geraten sind. Der dunkle Herrscher verwirklichte Asmodis Traum und er wusste nicht mal etwas davon.
Asmodeus gesellte sich zu Mallahall und Etelin. „Ich weiss nicht ob ich ihn durch den Dschungen laufen lassen soll. Seine Instinkte sind viel besser als meine und vermutlich auch als jene der Tabikis. Asmodi kann Seelen förmlich riechen.“

ICH BIN NICHT EUER SPÜRHUND! Keifte der Dämon sofort. Er blieb noch einmal stehen und winkte den Tabiki zum Abschied. Dann gings in den Dschungel hinein.
Die Luft war unheimlich feucht und schon bald schwitzte er wie sonst was. Auch er hatte sich einen Speer genommen um Frau und Kind beschützen zu können wenn es denn Notwendig war. Die Kräuter welche Zanraia für ihn gesammelt hatte, hatte er der Elfe übergeben.
„Ich… möchte ihn etwas einschätzen können bevor wir ihn den Elfen zumuten…“ Aurelius war sich offenbar ganz und gar nicht sicher ob sich der Dàmon zu benehmen wissen würde in der Elfenstadt.

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. Mai 2011, 13:47

Sie waren schon bereit aufzubrechen, als sich Asmodeus zu Etelin und Mallahall gesellte. Zanraia sprach sich derweil mit den Tabiki ab und Cinnamin hielt den kleinen Castus. Auch sie zeigte, dass sie sich gut um ein Kleinkind kümmern konnte. Ihre Gruppe besaß viele gute Seelen, aber wie viele davon waren dem Dschungel gewachsen? Darüber machte sich der Medicus Gedanken. Vielleicht wäre es besser, den Dämon in ihm die Oberhand zu lassen, zumindest vorerst. Er könnte sich sicherlich im Kapayu besser verteidigen.
Doch kaum dass Asmodeus seine Gedanken ausgesprochen hatte, legte sich das Holz des knorrigen Stabes in Etelins Hand gegen seine Stirn. Es war kein Schlag, ganz sanft berührte ihn das obere Ende. Der Lich schaute mit monoton roten Augen zu ihm auf. "Asmodi mag Seelen riechen können, aber bestimmt auch die Kräuter, die im Urwald wachsen. Willst du ihm diese Bürde auferlegen?" Etelin schüttelte sacht den Kopf. "Er war eine ganze Weile auf Celcia unterwegs. Wir haben dich vermisst, mein Sohn. Es ist nur gerecht, wenn du nun auch etwas Zeit mit uns verbringst." Mallahall konnte dem nur zustimmen. Sie nickte zu Etelins Worten, denn auch sie hielt es erst einmal für besser, wenn Asmodeus sie begleitete. Der Dämon sollte ruhen. Er würde noch früh genug wieder an die Oberfläche kommen. Solange er sich zurückhielt, konnten sie alle neue Kräfte sammeln und einmal durchatmen. Für die beiden war es beschlossene Sache, aber den Medicus plagten weitere Überlegungen, vor allem in Bezug auf die Elfen.
"Das Volk wird schon überrascht genug sein, wenn wir bei ihnen auftauchen", sinnierte die Lichtmagierin. "Du hast Recht. Bevor wir ihnen begegnen, sollte Asmodi die Kontrolle übernehmen. Ich werde dafür sorgen, dass er sich zurückhält." Es würde noch schwierig werden, aber die Reise brach erst an. Sie hatten einen weiten Weg vor sich. Zanraia ging zusammen mit einem der Eingeborenen voraus. Der Zweite bildete das Schlusslicht. Wenn Sonnenlicht auf die Haut der beiden traf, schimmerten sie wie lebendes Kupfer. In den Schatten allerdings verschmolzen sie mit ihrer Umgebung, färbten sich fast so tarnbraun wie das Holz der meterdicken Stämme. Die Tabiki hatten sich ihrem Lebensraum angepasst. Der Rest der Gruppe fiel hier im Urwald auf wie ein Troll unter Zwergen.

Der Weg gestaltete sich beschwerlich. Zwar mussten sie nun keinen Karren mit einem altersschwachen Wirt eines Haraxwesens mehr mit sich herum ziehen, aber das Wetter machte es ihnen ebensowenig leicht wie die beständige Natur. Asmodeus, Etelin, Mallahall, Cinnamin und Zanraia mit Castus erfuhren nun, warum man den Kapayu auch gern als grüne Hölle bezeichnete. Die Luftfeuchtigkeit machte das Atmen schwer. Die stetige Schwüle drang durch ihre Kleidung, setzte sich auf der Haut fest und ließ sie unter der Hitze schwitzen. Das zog Mücken und andere Insekten an. Mehrere Male musste Mallahall nach ihrem Haar schlagen, wenn sich Spinnen oder Käfer darin verirrten. Schließlich steckte sie es hoch und band es mit einem Stück eines festen Pflanzenstranges zusammen. Cinnamin und Zanraia taten es ihr gleich. Die Nekromantin allerdings machte sich wenig daraus, dass Tierchen auf ihr landeten oder über ihre Haut hinweg krabbelten. Einmal setzte sich ein Schmetterling auf ihrer Schulter ab. Er war so groß wie Katzenjunges. Auf seinen Flügeln zeigte sich ein grellbuntes Muster, das giftig anmutenden Augen gleich kam. Zanraia lachte nur darüber, zeigte Castus den seltenen Urwaldfalter und sprang ihm mit fast kindlicher Sorglosigkeit hinterher, als er seinen Weg fortsetzte. Für sie schien der Urwald ein gewaltiger Spielplatz zu sein.
Die Tabiki bewegten sich wachsam. Sie konnten ihre Umgebung nicht so unbekümmert genießen wie Zanraia. Sie mussten ihr ganzes Leben lang wachsam sein, wenn sie nicht wollten, dass es frühzeitig endete. Das Überleben im Dschungel war ein ständiger Kampf. Es galt, stets die Augen offen zu haben. Einmal begann der vorn laufende Mann wild zu gestikulieren, mit der Zunge zu schnalzen und den Speer zu recken. In einer kurzen Unterredung mit Zanraia teilte sie ihrer Gruppe anschließend mit, dass nicht weit von hier eine Urwaldspinne ihre Eier abgelegt hatte. Bei der vorherrschenden Hitze könnte es jederzeit möglich sein, dass die Brut schlüpfte. Sie mussten also einen Umweg in Kauf nehmen. "Lassen wir uns darauf ein", schlug Etelin vor, "ich möchte nicht gegen riesige Achtbeiner kämpfen. Noch dazu, wenn sie frisch geschlüpft sind und Hunger haben werden." Sie legten also einen Umweg von mehreren Stunden ein. Irgendwann begann Castus zu quängeln. Man musste rasten, damit Zanraia ihr Söhnchen wickeln und stillen konnte.
Mallahall nutzte die Gelegenheit, um weitere Kräuter zu sammeln. Sie konnten nicht genug aufgestockte Vorräte besitzen. Gerade entdeckte sie etwas Rosmarin zwischen zwei Wurzeln, als es sie plötzlich vom Boden riss. Ihr erschreckter Schrei scheuchte eine Gruppe bunter Vögel auf, die wild schnatternd wie Gänse in den Himmel davon stoben. "Hilfe! Helft mir!" Mallahall zappelte. Ihr Bein hing in einer Schlinge, so dass sie kopfüber von einem dicken Ast herab baumelte.
"Falle! Seid vorsichtig!", warnte der Tabiki, aber nur Zanraia verstand ihn. "Eine Falle?", konnte sie noch nachhaken, als mehrere Pfeile durch die Luft sirrten und vor ihren Füßen im Boden landeten. In der Umgebung raschelte es. Huschte da nicht soeben etwas durch die Sträucher? Aber welche Urwaldmonster griffen mit Pfeilen an? Die Eingeborenen reckten ihre Speere. Dann erschienen sie. Von allen Seiten tauchten sie auf. Elfen. Sie trugen Harnische aus Leder und alle waren mit wundervollen Symbolen von Pflanzen oder Tieren verziert, die sich als goldenes Muster über das Leder hinweg zogen. Ihre Füße steckten in Stulpenstiefeln, an denen Blätter oder kleine Federn befestigt waren. Gleiches galt für die grünen Umhänge, die mit blattförmigen Silberfibeln zusammengehalten wurden. In ihren Haaren fanden sich neben schöpferischer Flechtkunst ebenfalls Schmuck in Form von Federn, Blättern oder Blüten, die aus purem Silber gefertigt zu sein schienen. Die Elfen musterten die Fremden mit einer gewissen Neugier, zielten aber mit kunstvoll geschwungenen Bögen aus hellem Holz auf sie. Die Pfeilspitzen glänzten im Sonnenlicht, richteten sich auf ihre Ziele aus. Bis ein Elf vortrat, dessen Gesicht von einer einzigen, gewaltigen Tätowierung in Form von verschlungenen Blätterranken übersät war. Sein blondes Haar hatte er zurückgebunden, indem er es mit zwei geflochtenen Zöpfen fixiert hielt. So kamen die großen Spitzohren besonders zur Geltung. Er hob eine Hand und die übrigen Elfen senkten ihre Fernwaffen.
"Ihr befindet euch nahe der Grenze zu Shyána Nelle und ihr seid nicht nur Tabiki, die möglicherweise etwas mit uns tauschen wollen."
"Sprecht Celcianisch, fremder Verwandter. Meine Freunde werden Euch sonst nicht verstehen."
Cinnamin war es, die ihm antwortete. Sie konnte nur hoffen, dass er auf ihren Hinweis einging - sofern er die Sprache überhaupt beherrschte. Die Gruppe hatte Glück.
"Ihr seid Rundohren - Menschen. Aber keine Tabiki und trotzdem führen euch Angehörige des Dschungelvolkes." Der Elf sprang von seinem Posten zu der Gruppe herab. Die übrigen Elfen wichen nicht von der Stelle. Er hob die Hand zum Gruß. "Mein Name ist Andryél Fey Salandhil. Darf ich eure Namen und den Grund eurer Anwesenheit erfahren?"
"Würdet ihr mich zuerst von hier herunter holen?", rief Mallahall dem Elfen zu. Ihr Kopf war schon ganz rot geworden vor Anstrengung.
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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Asmodeus » Freitag 20. Mai 2011, 22:16

Mit einem sanften „Dog“ stiess das harte Holz von Etelins Stock gegen Asmodeus Stirn. Normalerweise war es Asmodi vorbehalten durch den Stock gemassregelt zu werden. Aurelius war diesbezüglich bisher immer sehr glimpflich davon gekommen. Auch dieses Mal beliess es der Lich beim Medicus nur bei einem „symbolischen“ Tadel. Er lächelte dem Lich zu. Die Worte des kleinen Mannes taten ihm gut. Ja, auch er wurde gebraucht und auch er hatte seine feste Daseinsberechtigung auf Celcia. Manch einer würde sogar behaupten dass er eigentlich mehr Zeit zum Leben verdient hätte als der Schmarotzer in seinem Körper. Aber manchmal war es für den Menschen einfacher zu ertragen die Kontrolle dem Viech zu überlassen, denn wenn sich dieses Aufregte neigte Asmodi dazu seinen Wirt dermassen massiv und ausdauernd mit seinen Protesten und Einwänden zu bombardieren dass ihm der Schädel dröhnte.
"Asmodi mag Seelen riechen können, aber bestimmt auch die Kräuter, die im Urwald wachsen. Willst du ihm diese Bürde auferlegen?" „Du hast Recht, dies können wir ihm nicht zutrauen.“ Vielleicht lag das Angebot des Medicus sich bereitwillig zugunsten des Dämons zurückzuziehen auch noch immer an dem Feenspruch. Für Asmodi hatte es keinen Klumpen gegeben, würde dieser Zauber nun ewig halten?

"Er war eine ganze Weile auf Celcia unterwegs. Wir haben dich vermisst, mein Sohn. Es ist nur gerecht, wenn du nun auch etwas Zeit mit uns verbringst." Er schmunzelte, wurde ganz rot um die Wangen. Er war es sich schlicht nicht mehr gewohnt vermisst zu werden. „Ja… die Zeit al s ich den Körper bewohnt hatte war ich ja nicht wirklich… anwesend.“ Er meinte seine Zeit als Greis. Er seufzte. Diese Pflege und Leistung würde er seinen Freunden wohl kaum vergelten können. Doch machte dies nicht wahre Freunde aus? Sie halfen auch wenn sie nicht damit rechneten etwas als Gegenleistung dafür zu bekommen. Sie machten es, weil sie eben Freunde waren.
"Das Volk wird schon überrascht genug sein, wenn wir bei ihnen auftauchen"“ ja.“ Lachte der Medicus. „Wir sind ja auch eine ziemlich ungewöhnliche Truppe geworden. Ich hoffe dennoch inständig dass sie uns in ihrer Stadt willkommen heissen… auch mit… ihm.“
“hör auf mich als Störfaktor zu bezeichnen! Man hat mir Respekt entgegen zu bringen! Mich zu empfangen wenn ich einen Ort für meine Anwesenheit erwähle! HAH!“ Knurrte der Dämon eingeschnappt in Asmodis Geist. „Schon gut… beruhige dich.“ Brummte der Medicus leise. Asmodeus war der einzige welcher keine Ruhe vor dem Dämon haben würde.

"Du hast Recht. Bevor wir ihnen begegnen, sollte Asmodi die Kontrolle übernehmen. Ich werde dafür sorgen, dass er sich zurückhält." Er nickte. „Aber wir sollten sie wohl erst vorwarnen. Asmodi ist im Moment etwas… unpässlich. Er mag Elfen nicht… na ja ausser Cinnamin natürlich.“ Er nickte der Elfe wohlwollend zu. “All diese Spitzohren gehören verstümmelt und dann vernichtet! Asmodi hör auf, es sind nicht alle gleich! SIE HABEN ALLE SPITZOHREN! Na und… du bist auch aus dem Harax stammend aber viel mächtiger als die meisten von Deinesgleichen. JarhHAHAHARhrhrh!
Asmodeus kämpfte sich mit seinem Speer voran. Er ging direkt vor Mallahall damit er ihr die Büsche und Pflanzen aus dem Weg räumen konnte. Der Licht tat das gleiche mit seinem Stock für Cinnamin, während Zanraia und Castus vorangingen.
Das feuchte Klima setzte der Gruppe zu. Das Atmen fiel ihnen schwer und ihre Haut fühlte sich inzwischen Klatschnass an. Interessanterweise wurde Asmodeus völlig von den blutsaugenden Stechmücken verschont. Offenbar merkten die Tiere instinktiv dass er böses Blut in sich trug. Sehr zum Leidwesen der anderen, die seine Ration „Stacheln“ auch noch abbekamen.

Plötzlich hielt der Medicus inne. „Zanraia! Beweg dich nicht!“ Hauchte er ihr nervös zu. Ein riesiger Schmetterling hatte sich dazu entshlossen die Schulter der Nekromantin zu beschlagnahmen. Er sah gefährlich aus. Asmodeus richtete schon vorsichtig den Speer darauf zu. Doch die Nekromantin löste die Begegnung auf ihre Art und Weise. Sie liess das Tier gewähren, hiess es auf ihrem Körper willkommen und zeigte es sogar ihrem Sohn.
Sie war ihm in so vielen Punkten der praktischen Lebensführung durch ihre chaotisch verschrobene Art weit voraus. Dafür liebte er sie ja auch so. Er lächelte erleichtert als der Schmetterling wieder davonflog und setzte seine Bewegung fort. Der Medicus erwies sich als der Ausdauernste der Gruppe neben den Tabikis. Schliesslich musste er die Last des Alters dank dem Dämon im Moment nicht auf seinen Schultern tragen. Ausserdem hatte die gemeinsame Nacht mit Zanraia seine Kräfte erquickt während Mallahall und vermutlich auch der Lich keine sonderlich gute Nacht gehabt hatten.
Plötzlich stand die Gruppe wieder still, diesmal auf Befehl der Tabiki. Angespanntes Schweigen herrschte unter den Urwaldfremden während die Eingeborenen Zanraia erklärten was der Grund für die Verzögerung war. Eine Urwaldspinne?! ASmodeus konnte auf die Begegnung verzichten und die anderen Mitglieder der Gruppe wohl auch. Ohne grosse Widerrede, wenn auch mit einem gewissen seufzen wurde der Umweg von mehreren Stunden in Kauf genommen.

Mallahall suchte am Wegrand immer wieder nach Kräutern. Es war erstaunlich dass die Heilerin noch die Kräfte besass sich jedes Mal nach einem Kraut zu bücken, doch sie tat dies ohne zu klagen. Jeder wollte wohl der Urwald so schnell wie möglich hinter sich bringen. Abwechselnd trug mal Zanraia, dann wieder Asmodeus das Kindchen. Plötzlich riss es Mallahall von den Beinen und sie wurde grob nach Oben gezogen. HERRINNRNRHRHR!!! TU ETWAS….TUUUU DIESESMAAALLL ETWAS DU VERDAMMTER UNNÜTZER BASTAAAARD… TUUU WAAASRHRHRH! Es war unerwartet wie heftig sich der Dämon erschreckte. Aurelius taumelte von der ganzen Wucht seiner Sorge kurz zurück und hielt sich den Schädel. Ruhig…!“ Der Medicus versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Er verstand nicht was die Eingeborenen riefen. „Mallahall!“ Rief er nach der Heilerin und bewegte sich auf sie zu. Einen Schritt weiter und ein Pfeil hätte seinen Fussrücken durchbohrt! Asmodeus bremste erschrocken ab und starrte in die Richtung aus welcher die Pfeile angesirrt gekommen waren. Sofort richtete er den Speer darauf zu. Verdammt! Waren sie etwa in eine Falle der Dunkelelfen getappt?! Hier mitten im Urwald?!
Eine Übermacht von Spitzohren gab sich ihnen zu erkennen. Doch es waren keine Dunkelelfen. FRIEDLICHES VOLK HÄH?! SIEHST DU… ALLE SPITZOHREN SIND GLEICH! ICH HABS EUCH JA GESAGT!

Gespannte Pfeile wurde auf ihre Herzen gerichtet, so dass Asmodeus sich gezwungen sah seinen Speer abzulegen und seine Hände zu heben als Zeichen dass er nun unbewaffnet war. „Bitte wir haben Frau und Kind in unserer Gruppe!“ Der Elf begann irgendwas in einem seltsamen Kauderwelsch zu erzählen. Er verstand kein Wort. Fragend sah er zu Cinnamin hin, die einzige welche die Kerle vermutlich verstand. Sie erwiderte ihnen auch etwas und dann wechselten die Elfen auf allgemeines Celciasnisch.

"Ihr seid Rundohren - Menschen. Aber keine Tabiki und trotzdem führen euch Angehörige des Dschungelvolkes." Noch immer waren die Waffen auf sie gerichtet.
"Mein Name ist Andryél Fey Salandhil. Darf ich eure Namen und den Grund eurer Anwesenheit erfahren?" Gänzlich feindselig schienen diese Elfen nicht zu sein. „Wir… sind Flüchtlinge aus Krosal… und sind auf dem Weg nach Shyána Nelle… Wir hegen keine bösen absichten…bitte!“
Er deutete auf Mallahall. Welche bereits protestierte. „Ich werde sie nun von der Falle lösen…“ Er schritt vorsichtig auf die Lichtmaga zu und versuchte sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. REDEN REDEN REDEN… glaubst du mit REDEN werden Kriege gewonnen häh?! Asmodeus schlug das Herz bis zum Hals. Schliesslich lief er Gefahr von mehreren Pfeilen durchlöchert zu werden.
„Bitte…tut den Frauen und dem Kind nichts!“ WAS bist DU denn für ein MANN?! TUUUUUU ETWASSSSRHRHRH! DU VERFLUCHTER FEIGER BASTARD! WENN IHNEN WAS GESCHIEHT BIST DU SCHULD... NUR DU ALLEIN!

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Re: Undurchdringlicher Dschungel

Beitrag von Erzähler » Montag 23. Mai 2011, 01:32

Was Aurelius kurz zuvor noch fröhlich lachend kommentiert hatte, war den Elfen von Shyána Nelle nicht unbemerkt geblieben - ja, diese Gestalten bildeten eine doch sehr bizarre Gruppe. Vielfältig, das weckte die Neugier der Elfen. Aber ausgebildete Jäger und Wächter, die Asmodeus und seine Freunde hier nun antrafen, kannten im Gegensatz zu den meisten ihres Volkes auch jenen Anteil in der Welt, der dunkle gesinnt war. Sie wussten, dass man manchmal ein wenig Misstrauen an den Tag legen musste. Es galt der Vorsicht. Diese Shyáner zählten zu den Wachsamsten ihrer Art. Es bedeutete in ihrer Kultur, einen gewaltigen Teil der eigenen Unschuld aufzugeben, zum Wohle des gesamten Volkes. Es musste immer jemanden geben, der sie beschützte - selbst in einem Paradies, das so fernab allen Bösen lag.
Grundsätzlich waren die Shyáner Elfen aber nicht feindselig und so senkten bereits die ersten unter ihnen die Bögen, als sie nicht nur Cinnamin sprechen hörten, sondern auch das Kleinkind entdeckten und die Bitten des Medicus wahrnahmen, die Gruppe zu verschonen.

Der Elf, welcher sich als Andryél Fey Salandhil vorgestellt hatte, entfernte sich aus dem Schutz seiner eigenen Gruppe, um sich den Fremden zu nähern. Er winkte aber und zwei Elfen - ein Mann und eine Frau - sprangen behände über die breiten Äste der Urwaldbäume. Ihr Ziel lag klar vor Augen. Genauer gesagt, es hing kopfüber und wirkte davon nicht sehr angetan. Mallahall streckte die Arme bereits zu Asmodeus aus. "Bitte, fang mich auf!" Ein Sturz auf den Kopf war das letzte, was sie nun noch gebrauchen konnte.
Die beiden Elfen warteten, bis der blauhaarige Fremde direkt unter seiner Gefährtin stand. Sie pustete sich immer wieder Strähnen aus dem Gesicht, denn die Hochsteckfrisur hatte sich längst gelöst. Einige Federn und Perlen waren zu Boden gerieselt. Manchmal konnten lange Haare auch mehr als störend sein.
"Sie werden nun den Strick durchtrennen", erklärte Andryél. Im nächsten Moment gab er das Zeichen. Castus quiekte zusammen mit Mallahall auf, als das Seil durchschnitten wurde und sie einen guten Meter fiel - glücklicherweise direkt in die Arme des Medicus. "Die Falle war für keine Blass-Tabiki gedacht." Der Elf schmunzelte. Er verneigte sich dann grüßend. "Meinen Namen habt ihr ja bereits erfahren, doch ihr seid und die eurigen noch schuldig."
"Das übernehme ich", meldete sich Etelin zu Wort, stellte erst sich und dann die übrigen Mitglieder ihrer bunt gemischten Gruppe vor. Bei Asmodeus kam er allerdings ins Stocken. "Mein Sohn, vielleicht erklärst du dich selbst. Wir übrigen sind, bis auf Cinnamin, allesamt Magier. Selbst das Kind scheint arkane Kräfte zu besitzen."
Andryél nickte. Magier waren für ihn nichts Unübliches. Er musterte Asmodeus. Dieser musste doch wohl etwas Besonderes unter ihnen sein. Er sollte sich schließlich selbst vorstellen. Außerdem ... da war etwas, das dem Elfen nicht gefiel. Es lag wie ein unangenehmer Geruch in der Luft. Es bereitete nicht nur ihm eine Gänsehaut. Eine Elfe, die sich bis an seine Seite vorgewagt hatte, murmelte ihm zu: "Spürst du es, Jagdgefährte? Von dem hier geht etwas aus, das mich an nächtliche Albträume erinnert. Es bereitet mir Unbehagen." Cinnamin verstand die Worte, doch sie schwieg. Sie hätte bestätigen und erklären können, woher das Unwohlsein der Elfin stammte, aber dann hätte sie die Gruppe sofort in ein schlechtes Licht gerückt. Sie brauchten doch Hilfe. Der Dämon, der so unheimlich und doch irgendwie freundlich sein konnte - zumindest zu ihr - brauchte Hilfe. Sie wartete ab.

"Kosral kennen wir nicht, doch wenn ihr von dort geflohen seid, muss es seinen Grund haben. Shyána Nelle ist ein sicherer Ort. Wir laden euch ein, dort auszuruhen und zu erzählen, wenn ihr das möchtet. Euch und eure Tabiki-Freunde." Die schüttelten sofort die Köpfe. Nicht dass sie unhöflich sein wollten, aber sie mussten zu ihrem Stamm zurück. Die Elfen kannten das teilweise bereits und akzeptierten es. Die Urwaldmenschen blieben lieber unter sich. Es wurde zwar mit ihnen gehandelt, aber nicht sehr oft. Man kannte einander und lebte friedlich nebeneinander her. Selten trafen sich beide Kulturen für länger als ein paar Stunden.
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