Wolkenjagd

Die Himmelsstadt schwebt wie eine Insel hoch in den Wolken. Hier leben Menschen, dessen Antlitz dem von Engeln gleichen. In hellem weiß erstrahlen die Gebäude, welche auf den Wolken erbaut wurden.
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Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Montag 11. Oktober 2010, 10:53

Myrjala und Yavanna kommen von Leuchtende Wolken

Sylcia nickte nur auf Myrjalas spontan aus den Fingern gesogene Ausrede. Sie glaubte ihnen. Sicherlich war es für Elfen ebenso interessant, sich die Himmelsstadt anzuschauen wie für einen Hymlianer, über Celcias Boden zu wandeln. Ohnehin hörte sie nur halb zu. Daher schüttelte sie auf Yavannas Frage, ob sie nicht auch etwas aus ihrem magischen Beutel haben wollte, den Kopf. Ihre Aufmerksamkeit galt Isildur, der durch ihre Streicheleinheiten und den Duft des Räucherwerks schon viel ruhiger geworden war. Auch seine Züge hatten sich geglättet. Offenbar genoss er die Behandlung. So abgelenkt bekam die Hymlianerin auch nicht mit, wie Yavanna und Myrjala Wolkenfetzen bemalten und sich dann auf den Weg machen ihren für Isildur gezeichneten Plan in die Tat umzusetzen.

Auf dem Gang war es ruhiger geworden. Von unten, aus der Schankstube, drangen auch nur noch leisere Geräusche. Die meisten Gäste hatten sich für den heutigen Tag wohl verabschiedet. Auch die Sonne nahm Abschied. Sanft schmiegte sie sich in ein Kleid aus flauschig anmutenden Wolken, färbte es rosa und violett. Sie selbst leuchtete rotgolden wie ein kostbares Schmuckstück. Der Himmel nahm ebenfalls eine rosige Färbung an. Bald würde die Sonne untergehen und die Nacht hereinbrechen.
Assatal streckte neugierig seinen Kopf aus Yavannas Umhängetasche. Der kleine Drache gähnte. Es war niedlich mit an zu sehen, wenn sich ein Drachenmäulchen weit aufriss, eine Reihe spitzer Zähnchen präsentierte und eine gespaltene Zunge bebend streckte, ehe es sich wieder schmatzend schloss. Vielleicht machte es aber auch nur bei Assatal einen derart niedlichen Eindruck. Derat schien im Gegensatz zu dem jungen Drachen absolut munter. Er huschte aus der Tür hinaus und blieb bei Yavanna sitzen. Die hatte ihn nicht ausgeschimpft, also heftete er sich jetzt an ihre Fersen.
"Was habt ihr denn vor, Yavanna? Ich hab euch nur tuscheln hören. Komm schon, sag es mir. Mir kann man doch vertrauen, ich plaudere fast nichts aus. Zum Beispiel habe ich immer noch nicht verraten, dass es damals Myrjala war, die dir bunte Käfer im Schlaf unter die Decke gesetzt hat und ..." Der Drache verstummte. Zwei Krallen schossen hoch zu seinem Maul und er blickte langsam zur Tür. "Äh ... das weißt du auch immer noch nicht, ja?" Er wollte sich nicht noch mehr Ärger von Myrjala einfangen.

Plötzlich gab Assatal ein Geräusch von sich. Sein Kopf streckte sich weit aus der Tasche. Die Schnauze zeigte auf eine Tür, schräg links von der Zimmertür der Elfen. Jemand hatte ein Symbol hinein geschnitzt, das er wiedererkannte. Dieses kleine Symbol - eine winzige Wolke - war auch auf der Tür mit dem Loch im Boden gewesen. Ob es dort bereits die ersten Wolkenfetzen zu ... tauschen gab?

Die Geräusche von unten ließen ahnen, dass noch einige Gäste von den Besitzerinnen der Schenke bedient wurden. Aber rückende Stühle und das Klatschen eines Wischmobs auf festen Untergrund kündeten von einer Aufbruch- und Saubermachstimmung. Die Schenke blieb im Gegensatz zu vielen Tavernen des Bodens nicht bis spät in die Nacht geschlossen. Wen sollten die Wirtin und ihre Gehilfen auch nachts noch an Fremden erwarten?
Die Hymlianer gingen ins Bett und somit konnte der Treffpunkt von Plauderei und freundliche Atmosphäre geschlossen werden. Wie Myrjala und Yavanna unauffällig an der Wirtin vorbei kommen wollten, hatten sie noch nicht eingeplant.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Montag 25. Oktober 2010, 14:12

Ein bisschen verwundert war Myrjala schon dass Sylcia die Ausrede, dass sie einfach nur Spazieren gehen wollten, so gefressen hatte. Das war sie gar nicht gewöhnt. Normalerweise sah man sie immer argwöhnisch an. Scheinbar konnte man ihr nämlich jede Lüge an der Nasenspitze ansehen. Wenn man dann ein wenig bohrte, bekam man auch die Bestätigung in Form der Wahrheit zu hören. Ja, es fiel ihr wirklich schwer etwas für sich zu behalten.
Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Sylcia ein viel größeres Interesse an Isildur hatte. Ansonsten hätte sie bestimmt nachgehakt, aber dafür hatten sie nun die Ruhe, ihre Nachricht für den Bruder herzustellen.

Sie waren gerade fertig damit und hatten alles feinsäuberlich auf dem Bett angeordnet und waren nun im Begriff das Zimmer auf leisen Sohlen zu verlassen, als Isildur, Sylcia mit Schwung in die Hängematte zog. Myrjala hielt inne und vergaß darüber ihr eigentliches Vorhaben, so begeistert war sie davon, dass ihr Plan aufging und sie wirklich die Liebe brachte.

Das Yavanna sie als ‚Bote des Chaos’ bezeichnete, bekam sie gar nicht bewusst mit. Wahrscheinlich hätte sie es wieder mal mit einem Schmollen kommentiert. Stattdessen war sie damit beschäftigt über Yavannas Schulter hinweg zu spähen, um zu sehen was zwischen Sylcia und ihrem Bruder passierte, doch diese wies sie an, dass das nun die beste Gelegenheit war zu verschwinden. Abwesend nahm sie ihre Sachen entgegen. Umhang, Tasche, Stiefel. Was anderes blieb der Elfe auch gar nicht übrig, so energisch wie Yavanna dabei vorging, wenn sie nicht wollte, dass alles vor ihr auf dem Boden landete. Dann wurde sie rücklings aus dem Raum geschoben.

„Och menno“, sie zog die Stirn kraus, „Das wäre jetzt richtig interessant geworden.“ Teilte sie mit als sie auf dem Flur der Taverne standen und Yavanna die Tür schloss. Sie seufzte abgrundtief leidend und ließ ihre Sachen auf den Boden gleiten, beziehungsweise mit einem Rumsen auf den Boden fallen „Aber du hast Recht, die Chance auf Wolkenfetzen bekommen wir so schnell nicht wieder.“ Sie zog sich ihre Stiefel an, die sie wahrscheinlich auf die Schnelle gar nicht gefunden hätte, aber Yavanna war in solcherlei Dingen besser organisiert als sie. Insgeheim bewunderte Myrjala ihre Schwester dafür. Sie selber war mit ihren Gedanken überall und nirgendwo. Bekam zwar Dinge mit, die sie nicht mitbekommen sollte und sortierte im Gegensatz dazu Dinge aus, die vielleicht wichtig wären zu behalten. Etwas das Neldor, dem Magier in ihrem Heimatdorf immer ein wenig aus der Ruhe brachte. Zwar erkannte er ihr magisches Potenzial, doch da sie Zauber häufig so auslegte, wie sie es gerade schön fand und sie wichtige Phrasen einfach vergaß und dann improvisierte, passierte in der Hälfte der Fälle gar nichts, beziehungsweise gingen Zauber einfach schief, aber genau das ihr Talent sich den gegebenen Situationen anpassen. Allerdings auch nur dann, wenn sie da Lust drauf hatte.

Während sie sich noch anzog, machte sich Assatal bemerkbar. Scheinbar roch er hinter einer Tür die begehrten Wolkenfetzen. Sie beeilte sich den Umhang umzulegen und ihre Umhängetasche, was nicht einfach war, wenn man schon wieder mehr Interesse an anderen Sachen hatte. Stolpernd kam sie neben der Schwester zum Stehen.
„Sind da Wolkenfetzen?“ fragte sie den kleinen silbernen Drachen der allzu niedlich aus Yavannas Tasche schaute. „Oh, wir werden soooo flauschige Wolkennester bauen?“ Sie wollte in die Hände klatschen wie sie es immer tat wenn sie sich freute, doch fühlte sie sich ein wenig eingeschränkt in der Bewegung und so fluchte sie leise über den Umhang der sich nicht so verhielt wie sie es gerne hätte und begann damit ihn zurecht zu zupfte, bis er richtig saß.

„Das Wolkensymbol…hm… das war auch auf der Tür, in dem Haus der Flügelpferdchen. Nicht?“ Sie sah Yavanna an. „Aha“, man sah den Geistesblitz in den Augen der Waldelfe, als sie den Zeigefinger hob, „Das heißt, wir müssen nur nach Türen Ausschau halten mit einer Wolke drauf? …Hihi… Das ist praktisch.“
Sie überlegte angestrengt: „Und was machen wir nun? Schicken wir Lufti unter der Tür durch?“ Ein fragender Blick traf das Luftwesen. Schließlich war es in ihren Augen seine Entscheidung, ob er das tun wollte oder nicht und sah dann wieder zu der Schwester, „Oder gehen wir einfach rein und wenn jemand drin ist sagen wir einfach du wolltest das Loch benutzen.“ Sie grinste frech und fügte entschuldigend hinzu, „Ich kann ja schlecht, weil ich war ja schon.“

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Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Donnerstag 28. Oktober 2010, 00:56

Die beiden Schwestern hatte es endlich aus dem Zimmer geschafft, ohne ihren Bruder auf den Fersen zu haben. Beide hatte nichts gegen ihren Bruder, aber so manches Mal konnte er doch etwas stören, halt immer dann, wenn die beiden etwas aushecken wollten. Wie Myrjala es so schön treffend beschrieben hatte, er war eine Mama Glucke.
Nun standen sie oben auf dem Flur und Myrjala war dabei sich einzukleiden. Hätte Yavanna nicht an ihre Sachen gedacht, wäre Myrjala so, fast ohne Kleidung und Stiefel, nach draußen gerannt. An sich wäre das ja nicht schlimm, aber die Temperaturen waren hier oben eisig und es herrschte schließlich immer die zeit des Todeschlafes. Eine zeit der Stille und inneren Einkehr, wenn das auch bei jungen Elfen seltener ankam. Selbst Yavanna ging nicht so oft in sich, wie sie es vielleicht sollte, das befanden zumindest die Ältesten in ihrem Dorf. Aber die Zeit würde noch kommen, in der sie das dann zu genüge machen könnte und so machte sie sich keine Gedanken darum.
Myrjala beschwerte sich gerade darüber, dass sie den beiden im Zimmer noch gerne weiter zugesehen hätte.

„Du weißt doch wie das läuft, …also zwischen Mann und Frau … Außerdem hast du genug Elfen auf Elfenfesten beobachtet, wenn diese mit dem Akt beschäftigt waren, warum musst du das jetzt noch sehen? … Ich schätze Mal, es wird nicht bei dem einen Mal bleiben, wenn Brüderchen wach wird“, breit grinste sie ihre Schwester an und lachte leise.
„Außerdem haben wir doch jetzt was anderes vor oder nicht? … denk dran, wir haben nicht viel Zeit“, ermahnend sah sie zu Myrjala rüber, die sich gerade mit einem Stiefel abmühte und dabei auf einem Bein vor sich hin hüpfte.
Assatal war aus der Tasche geklettert und wartete zu ihren Füßen, seine kleine silberne Nase hatte er in die Luft gestreckt, um eine Witterung von Wolkenfetzen aufzunehmen. Er wusste genau, wie diese rochen, er hatte es versucht, ihr zu erklären. Assatal war halt ein Drache, dessen Art in der Welt der zwei Monde in den Wolken lebte und demnach hatte er Yavanna erklärt, dass alle Wolkenarten anderes rochen. Das konnte sie nur zum Teil nachvollziehen, denn alleine schon, wenn regen bevorstand, roch die Luft anders oder auch, wenn sich ein Sturm anbahnte. Aber das selbst die weißen Flauschwolken anderes riechen sollten, dass konnte sie nicht beurteilen und sich auch nicht so ganz vorstellen, aber sie wollte gerne mal an solchen Wolken schnuppern. Spätestens also, wenn Assatal groß genug wäre, sie zu tragen, würde sie mit ihm in die Wolken fliegen und an allen Wolkenarten schnuppern – darauf freute sie sich schon. Nach Assatals Berechnungen würde das nur ungefähre 80 Jahreswechsel dauern, bis das soweit war und das hörte sich für Yavanna wahrlich nicht viel an.
Auch Derat hatte in der Zwischenzeit zu den Dreien aufgeholt und wartete neben Yavanna, aus dem einfachen Grund, weil er sich von ihrer Schwester eine ganz schöne Rüge eingefangen hatte und dem nach schmollte er immer noch mit ihr.
Eigentlich hatte er auch vorgehabt, weiter zu schmollen, aber genau wie bei Myrjala stand ihm die Neugier im Weg. Schmollend saß er vor der Tür im Zimmer und hatte so auch nicht mitbekommen, was die Schwestern geplant hatte, dem entsprechend neugierig war er jetzt und quasselte unüberlegt los. Sein einziges Ziel war es, heraus zu finden, was das Geheimnis der Mädchen war, das quälte ihn maßlos. Derat versuchte doch gerade, Yavanna zu erklären, dass er das Vertrauenswürdigste Wesen weit und breit war. Sie hingegen zog nur eine Augenbraue hoch und verschränkte ihre Arme vor ihrem Körper.

„Sicher, … und ich bin ein weißer Drache und bunte Käfer finde ich toll.“ Vermutlich hatte sie ihm gerade gar nicht richtig zugehört, denn von unten, waren Geräusche zu hören und sie wollte abschätzen, ob jemand die Treppe hochkam. Myrjala war gerade fertig geworden, wie Assatal aufgeregt berichtete, dass er Wolkengeruch in der Nase hatte. Auf Yavannas fragenden Blick hin, hob er eine Kralle und zeigte damit auf eine Tür, die keine drei Schritt von ihnen entfernt war … ihre Augen leuchteten. Das fing ja gut an, mehr Glück als gedacht. Typischer weise hatte Myrjala nicht richtig zugehört oder aber, was sehr oft der fall war, musste sie sich aus irgendeinem Grund noch einmal darüber vergewissern, was gerade gesagt wurde. Ganz so, wie wenn sie Angst hätte, dass etwas freudiges, dass eingetreten war, urplötzlich wieder verschwinden könnte. Eine von vielen Marotten, die Myrjala hegte und pflegte.
„Ja, es scheint so, dass Assatal Fetzen erschnuppert hat … dort, hinter der Tür“flüsternd zeigte sie auf eben jene Tür, auf die Assatal sie zuvor aufmerksam gemacht hatte. „Wusstest du, dass jede Wolke anders riecht?“ Fragend blickte sie ihre Schwester an, wahrscheinlich würde diese gleich erzählen, dass Sand auch immer einen anderen Geruch hatte, je nachdem, wo man diesen suchte.
Myrjala dachte gleich daraufhin nach, wie sie das jetzt am Besten angehen sollten.

„Das Wolkensymbol…hm… das war auch auf der Tür, in dem Haus der Flügelpferdchen. Nicht … Aha … Das heißt, wir müssen nur nach Türen Ausschau halten mit einer Wolke drauf? …Hihi… Das ist praktisch … Und was machen wir nun? Schicken wir Lufti unter der Tür durch … Oder gehen wir einfach rein und wenn jemand drin ist sagen wir einfach du wolltest das Loch benutzen … Ich kann ja schlecht, weil ich war ja schon.“
Wie immer konnte sie sich nicht entscheiden, was sie nun machen wollte.

„Stimmt, wenn diese Wolke auf allen solchen Türen drauf ist, dann haben wir es ja einfach … so gesehen müssten wir dann nicht mal fragen, wo sich das loch befindet, … sehr praktisch.“ Auch sie grinste jetzt spitzbübisch aufgrund der Vorfreude.
„Hm, gute Frage … stimmt, da könnte auch jemand drauf sitzen … und du weißt ja, Menschen werden dabei immer rot, warum auch immer. Hm, …“ Nachdenklich tippte sie sich mit einem Finger gegen die Lippe.
„Ich weiß was, … Lufti ist dafür wirklich gut geeignet. Ich gebe ihm gleich ein Fell in die Hand und dann schwebt er dahin, macht die Tür auf, schwebt rein, legt das Fell ab, nimmt die Fetzen mit nach draußen und kommt wieder zu uns … was hältst du davon?“ begeistert sah sie ihre Schwester an.
„ … und weißt du was? …wir verstecken uns am Besten dort hinter der Ecke, so können wir in Ruhe beobachten und wenn jemand drauf sitzt, kann Lufti sich ja entschuldigen … oh ja und dann kann er ja auch noch ein paar Fetzen da lassen … so für die Notdurft, nett nicht wahr? … und wenn alles schief geht, rennen wir einfach nach unten und hinaus.“ Yavanna lachte laut auf und wurde dann wieder ganz heimlich. Mit einem Mal packte sie Myrjala bei der Hand, mit der anderen schnappte sie sich Derat und lief hinter die Ecke, die sie sich ausgesucht hatte. Assatal und Lufti folgten auch ohne Anweisung und allen stand der Schalk und der Spaß ins Gesicht geschrieben.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. November 2010, 20:16

In einer weiteren Hinsicht waren sich Myrjala und Sylcia wohl wieder einmal sehr ähnlich: Die Hymlianerin reagierte kein bisschen skeptisch darüber, dass Myrjala und ihre Schwester noch einen Spaziergang planten. Warum auch nicht? Hymlia war eine überaus schöne Stadt. Die beiden sollten sich unbedingt so viel wie möglich ansehen. So hatten sie - Sylcia - und der im Schlaf zum stürmischen Romantiker werdende Isildur ein paar Stunden für sich. Träumerisch kuschelte sich Sylcia an den Elfen und vergaß die Umgebung vollkommen.
Myrjala hatte Recht: jetzt würde es wahrscheinlich sehr interessant. Doch auf sie und Yavanna wartete ein anderes, nicht weniger interessantes Abenteuer. Yavanna wies zielgerichtet darauf hin. Zugleich musste sie sich auch noch mit Derat auseinandersetzen. Denn wo ihr Assatal bereits witternd die Nüstern in die Höhe reckte, wusste Myrjalas frecher Drache noch immer nichts Genaueres über den Plan.
"Was ist denn nun?", drängte er Yavanna, das Geheimnis endlich presizugeben. Immerhin war er ein Drache, dem man voll und ganz vertrauen konnte - seiner Meinung nach.
Doch Derat musste weiter ausharren. Trotzdem startete nun das neue Abenteuer und es begann mit einer Schlussfolgerung Myrjalas. Sie hatte erkannt, dass sich die begehrten Wolkenfetzen stets hinter Türen verbargen, die in Hymlia ein einheitliches Wolkensymbol aufwiesen. Wären die beiden Vertreter der Menschevölker am Boden gewesen, so hätten sie dieses Symbol mit ihrem eigenen - einem Herzchen - vergleichen können. Warum Menschen dazu neigten, Herzen (oder Wolken) in ihre Türen zu ritzen, würde nicht nur für die Ni'Tessins ein Geheimnis bleiben.
Ehe sie sich auf den Weg machten - sie mussten soch noch immer durch den Schankraum schleichen, ohne entdeckt zu werden - überlegte Myrjala bereits, wie sie es anstellen wollten, unbemerkt den Tausch vorzunehmen. Ihr Luftelementar könnte bereits praktisch zum Einsatz kommen. Eifrig rauschend zupfte Lufti spielerisch am Umhang seiner "Herrin". Er war einverstanden mit ihrem Vorschlag und praktischerweise fand sich hier ja auch schon eine der hymlianischen Toilettentüren.

Assatal zeigte ebenfalls mit vorgereckter Kralle und peitschendem Drachenschwanz dorthin. Er hielt sich im Augenblick wohl eher für einen Spürhund als für einen kleinen, silbernen Drachen.
Yavanna und Myrjala mussten sich also noch gar nicht aus der Leuchtenden Wolke schleichen. Sie konnten direkt hier anfangen. Erstere erweiterte die Idee ihrer Schwester. Lufti sollte auch gleich eines der Felle mitnehmen. Er würde demnach tauschen, zeigte sich diesbezüglich aber weiterhin einverstanden. Schon schwebte er geradezu geisterhaft zu Yavanna herüber. Er spielte an ihrer Tasche herum, um zu signalisieren, dass er bereit war, das Fell mitzunehmen. Gleichzeitig flatterten halb durchsichtige Wellen seiner Existenz hinter ihm her wie ein Schleier silberner Haare. Gerade in einem solchen Zustand fiel es nun besonders schwer, das Luftelementar einem Geschlecht zuzuordnen.
Geduldig wartete es, bis das Fell in seine ebenfalls fast unsichtbaren Finger glitt. Spielerisch ließ Lufti es in der Höhe tanzen. Yavanna hatte inzwischen Myrjala bei der Hand genommen und in das von ihr ausgesuchte Versteck gezogen. Derat und Assatal folgten. Sie alle lugten nun neugierig hinter ihrer Ecke hervor.

Myrjalas Luftelementar legte das Fell vor der Tür ab. Schon schwebte Lufti durch den Schlitz unter der Tür hindurch. Zeit verging. Scheinbar nichts geschah. Wenigstens schrie niemand. Die Luft schien rein zu sein.
Plötzlich zog etwas das vor der Tür liegende Fell nach innen. Derat bemerkte es als erster. "Was habt ihr beiden nur vor oder musste euer Luftwesen auch mal das Loch benutzen?" Er zeigte nach vorn. Das Fell war verschwunden. Einen Augenblick lang tat sich an der Tür nichts.
Von unten her wurde es langsam ruhiger. Die Schankstube war aufgeräumt und Wirtin sowie Kellner gingen zu Bett. Sie kamen nicht die Treppe herauf. Die Stube der Gastgeberin befand sich im Erdgeschoss und ihre Helferinnen und Helfer kehrten in ihre eigenen Häuser zurück.

Endlich wurden Myrjala und Yavanna für ihre Geduld belohnt. Unter der Tür schoben sich dünne, flauschige Tücher aus Wolkenfasern hindurch - Wolkenfetzen. Sie wurden dank Luftis Spielereien in die Höhe gewirbelt. Dabei drehten sie sich und tanzten ähnlich Dutzender glänzender Seifenblasen. Es war ein Anblick, den die beiden Elfenschwestern nicht so schnell vergessen würden.
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Myrjala
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Freitag 17. Dezember 2010, 13:59

Yavanna schien die Schwester verstanden zu haben und ergriff sogleich die Initiative, in dem sie ein Stück den Gang hinunterzog, damit sie sich hinter einer Ecke verstecken konnten und Lufti den besagten Tausch vollziehen konnte. Gespannt warteten die Schwestern ab, wobei Myrjala gespannt war wie ein Flitzebogen und immer wieder leise in sich hinein kicherte und die Handflächen aneinander rieb. Derat schien, aber immer noch nicht mitbekommen zu haben worum es ging und so harkte er weiter nach. Warum er kein Elfisch sprach, wo er doch eigentlich wusste, dass Yavanna der Gemeinsprache nicht wirklich mächtig war, verstand sie nicht.

"Was habt ihr beiden nur vor oder musste euer Luftwesen auch mal das Loch benutzen?"

„Och Derat“, sie seufzte, „Nein, er muss das Loch nicht benutzen.“ Sie schüttelte über seine Unwissenheit den Kopf. „Und was heißt hier ‚unser Luftwesen’? Lufti ist doch kein Gegenstand!“ Rügte sie den Drachen, „Er gehört jetzt zur Familie und kann machen was er will. Du bist ja auch nicht ‚mein’ Drache. Wir sind Freunde.“ Sie verschränkte schmollend die Arme vor der Brust und wäre dabei beinahe auf ihren Hintern geplumpst, wie sie so in der Hocke saß. So ruderte sie nun wild mit den Armen in der Luft herum bis sie Halt an der Wand fand.
„Muss er überhaupt?“, überlegte sie laut nachdem sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte und sah fragend Yavanna an. „Meinst du Lufti muss auch mal das Loch benutzen? Machen Elementare denn so was? Wie würde sich das wohl äußern?“ Sie kicherte, „Regnet das dann und wenn er groß macht? … Hihi… gibt es dann Hagel?“ Angewidert verzog sie bei der Vorstellung das Gesicht, „Iiiiiih“

Lufti war derweil in der Wolkentoilette verschwunden, als sich Myrjala wieder dem Geschehen zuwandte. Vor der Tür auf dem Boden konnte sie das Fell sehen. Ansonsten gab es keine Regung. Dann wurde plötzlich, wie von Geisterhand, das Fell unter der Tür hindurch gezogen und verschwand. „Ooooh“, entfleuchte es der Waldelfe, während sie unter Spannung abwartete was nun geschehen würde. Etliche Augenblicke später, schob Lufti die ersehnten Wolkenfetzen unter der Tür hindurch und kam selber, leicht wie der Wind zum Vorschein und das keinen Moment zu früh. Myrjala jappste nach Luft, denn wegen der ganzen Anspannung hatte sie das Atmen vergessen und hätte Lufti länger gebraucht, wäre sie wahrscheinlich blau angelaufen und umgekippt.

Ein weiteres ‚Oooh’ kamen aus ihren Mund, das das Luftwesen nun die Wolkenfetzen herumwirbelte. Sie sprang auf und stürmte, alle Vorsicht außer Acht lassend auf ihn zu, schnappte sich eines der kleinen Wolken und hielt es sich an die Wange.
„Es ist sooooo flauschig und weich.“ Strahlend sah den Luftdiener und versuchte ihn vor lauter Dankbarkeit, weil man ihr hymlianisches Klopapier gebracht hatte, zu umarmen, musste aber feststellen, dass sich Luft nicht so einfach in die Arme nehmen ließ. Sie seufzte und wandte sich wieder der Schwester zu.
„Wie werden gaaaaanz tolle Flauschnester bauen.“ Ihr Lächeln kehrte zurück, während sie Fetzen aus der Luft klaubte, um sie ihn ihre Tasche zu stopfen. „Aber die reichen natürlich noch laaaange nicht“ Sie verengte die Augen zu Schlitzen, wie sie es immer tat, wenn sie schon wieder das Nächste ausheckte beziehungsweise, auf irgendeine Art zum Angriff überging. Ein Angriff auf die Wolkenlöcher.

„Und jetzt zu den Flügelpferdchen.“ Leichtfüßig und kichernd hüpfte sie die Stufen zur Wirtsstube hinunter. Mit Heimlichkeit und Schleichen hatte das allerdings nicht mehr viel gemein.

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Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Mittwoch 29. Dezember 2010, 03:37

Die kleine Truppe hatte wirklich Glück gehabt, dass sich kein Hummelmensch auf dem Wolkenloch befunden hatte. Zumindest die beiden Schwestern hatte dies aber nicht mal wirklich in Betracht gezogen, was sie dann getan hätten, wie immer würde dann dort Plan X greifen und der wurde meistens spontan geschmiedet. Auf jeden Fall machte diese ganze Unternehmung sehr viel Spaß, die Schwestern hatten viel zu tun und konnten ihren Bruder schlafen lassen.
Dank Lufti fand der Austausch ohne Komplikationen statt, schon praktisch, wenn man ein Wesen dabei hatte, was sich ganz platt machen konnte, bzw. keine richtige Form besaß. Yavanna fragte sich des Öfteren, ob Luftelementare überhaupt eine feste Form annehmen konnten. Das war es wert, heraus zu finden, sie musste Lufti nur bei Gelegenheit mal fragen. Luft war schon ein tolles Element, auch wenn es Yavanna nicht so vertraut war wie die Erde. Nichts desto Trotz liebte sie es durchaus auch, als Vogel durch die Lüfte zu fliegen. Das hatte den Vorteil, dass sie „ihren“ Wald besser beschützen konnte, denn vom Platz der Waldelfen bis zum Rand des Waldes war es dann doch eine ganz schöne Strecke. Alleine bis zum westlichen Waldrand musste man drei Tage und Nächte laufen, was auf der anderen Seite den Vorteil hatte, dass sich selten Menschen oder andere Humanoide in den Wald verirrten.
Das Verstecken machte wirklich viel Spaß, auch wenn es eigentlich dazu gehörte, dass man leise dabei war und sich auch so versteckte, dass niemand einen sehen konnte. Aber das war den Beiden egal, der Spaß stand im Vordergrund und sie waren hier schließlich nicht auf einer Jagd.
Derat hatte in der Zwischenzeit immer noch nicht mitbekommen, was hier passierte. Dabei musste das doch eigentlich eindeutig sein, aber wie so oft war Derat mal wieder blind für alles, was sich vor seiner Nase abspielte. Er ging tatsächlich davon aus, dass Lufti auch mal musste, darüber konnte Yavanna nur den Kopf schütteln und dazu sagte sie auch nichts weiter, sollte Derat doch unwissend bleiben, das tat ihm nicht weh und hielt Myrjala so manches Mal beschäftigt. Dieser Umstand führte dazu, dass Myrjala und Derat über irgendetwas diskutierten, wo Yavanna nicht genauer zuhörte, meistens drehte sich das sowieso um Kleinigkeiten, die nur die Beiden interessant fanden. Zumindest das Ergebnis führte fast dazu, dass Myrjala das Gleichgewicht verlor und nach hinten plumpste. Wie gut, das Yavanna nicht auch noch hockte, dann wäre sie gleich mit umgefallen und es hätte ein lautes Gepolter gegeben.
Von oben betrachtet fand Yavanna den Anblick ihrer Schwester mit den rudernden Armen sehr amüsant und sie kicherte vor sich hin.
„Myrjala, pass doch auf … Isildur würde jetzt wieder seufzen und dich mit einem betrunkenen Bären vergleichen.“ Den Vergleich brachte er, seitdem Sturmkralle ein Mal Honigwein geschlabbert und dabei zu viel erwischt hatte. Das Chaos danach war dem entsprechend groß … Isildur hatte viel aufzuräumen und die Schwestern hatten eine Sache mehr, mit der sie ihren Bruder bei Gelegenheit immer ärgern konnten.
Myrjala kam jedenfalls ein ganz neuer Gedanken, nämlich die Frage danach, ob Lufti auch doch mal irgendwann müsste und wie das mit den anderen Elementaren wäre. Was dazu führte, dass sie das Endprodukt mit Regen und Hagel verglich. Leicht irritiert und mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Yavanna sie an.
„Ähm, … keine Ahnung, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Du kannst Lufti mal fragen, ich weiß es nicht…“, nun grübelte Yavanna auch, bis ihr ein bestimmter Gedanke kam.
„Ich denke aber nicht, dass da Regen oder Hagel bei raus kommt …“, angewidert verzog sie ihr Gesicht. „… überleg doch mal, wie oft wir schon im Regen getanzt haben, haben wir danach nach Urin gerochen? … Oder Hagel, der ist doch fast so wie Eis. Wir lutschen doch immer an Eiszapfen, schmeckten die danach?“, fragend blickte sie ihre Schwester an und beantwortete die Fragen dann selber. „Nein haben sie nicht! Also, da hast du deine Antwort darauf.“
Kurz darauf, tauchte Lufti mit den neu ertauschten Wolkenfetzen auf. Wirklich ein schönes Bild, wie es wirbelnd mit den Fetzen in der durchschimmernden Hand wieder vor den Elfen stand . Den Anblick tanzender Wolken hatte sie sonst nur gesehen, wenn sie alle auf Derat saßen und das kam doch nicht ganz so oft vor. Am Schönsten musste Lufti aussehen, wenn er des Nachts im silbrigen Schein des Mondes tanzte, Yavanna liebte das Mondlicht und die kühle Blässe, in die alles getaucht wurde, wenn der Mond die Welt beschien. Vielleicht hatten sie ja heute Nacht auch noch Glück und der Mond würde scheinen, wenn sie draußen unterwegs waren.
Myrjala hatte unterdessen sich die Fetzen bereits geschnappt und drückte diese an ihre Wange, die gerötet waren und ihre Augen glänzten, während Yavanna noch am Träumen war. Das war immer so, wenn sich einer ihrer vielen Wünsche erfüllte. Schon wieder sinnierte ihre Schwester darüber, was sie alles mit den tollen Wolkenfetzen machen würden, wenn sie erst einmal genügend davon hätten. Nicht, dass Yavanna diese Vorschläge nicht gefallen hätte, sie stimmte den Vorschlägen durchaus zu.
Sie wollte gerade die Frage in den Raum stellen, wo sie als Nächstes nach den Fetzen suchen sollten, da schlug Myrjala vor, dass sie zu den Flügelpferdchen gehen sollten. Na, es war mehr ein Befehl, denn ein Vorschlag. Aber warum nicht.
„In Ordnung, machen wir uns auf zu den Pferdchen …“
Yavanna hatte nicht einmal fertig dem Vorschlag zugestimmt, da war Myrjala bereits auf dem Weg nach unten in den Raum, wo sie des Nachmittags gegessen hatten. Dieser war nun leer, nur noch erfüllt von Myrjalas Getrampel und Gepfeife. Dafür, dass Myrjala eine Elfe war und man diesen immer nachsagte, dass sie lautlos waren, merkte man zumindest bei Yavannas Schwester nicht sonderlich viel.
Sie wurde nicht umsonst bei den anderen Waldelfen als trampelnde Herde Orks bezeichnet, so wusste zumindest jeder vorher, dass sie im Anmarsch war.
Ihrer Schwester folgend, wurde die kleine Truppe am Eingang aufgehalten, denn dieser ging nicht so einfach auf, wie sie hinein gekommen waren. Die Tür war noch geschlossen und Myrjala schien etwas ratlos drein zu blicken, sie betrachtete die Tür genauestens, von oben bis unten. Yavanna tat es ihr gleich und dann fiel ihr diese kleine, metallene Vorrichtung auf der linken Seite auf, wo hinaus ein Stück Metall bis auf den rahmen ragte. Wahrscheinlich war Myrjala schon längst beim anderen Wolkenloch, deswegen hatte sie das übersehen. Sie erinnerte sich daran, dass Menschen das für gewöhnlich taten, also das sie ihre Häuser von innen und durchaus auch von außen versperrten. Wie ihre Cousine Tyfleet ihr dies zum ersten Mal erzählte, dachte sie noch, dass das eine Mär wäre, aber sie hatte es selber erlebt und gesehen. Menschen konnte schon seltsam sein und sie waren alle so voller Ängste … immer um die Angst, dass ihre ganzen Sachen weglaufen würden. Hätten sie erst gar keine Sachen, müssten sie auch keine Angst mehr haben, so einfach war die Logik.
Nach einem kurzen Studium des metallenen Riegels, zog Yavanna an dem kleinen Hebel. Dieser zog das Stück Metall zurück und die Tür ließ sich problemlos öffnen. Alle hielten mehr oder weniger die Luft an und ein leises Knarren - unglaublich laut - ertönte in der Nacht.
Der erste, der seinen Kopf in die kalte Nachtluft steckte, war Assatal, woraufhin er dann ganz nach draußen tapste und sein Schnäuzchen in den Schnee grub. Mehr noch als Waldelfen, vermisste der kleine Drache die frische und vor allem kalte Luft. Freudig sag er die Anderen an.
Dann folgte Yavanna ihm nach draußen und hieß auch die klare Nacht willkommen.
“Komm Schwesterchen … lass uns keine Zeit verlieren …”, mit diesen Worten winkte sie Myrjala heraus. “Ich möchte auch noch auf dem Weg schauen, ob ich noch andere Pflanzen finde, dich ich mitnehmen kann … und die Nacht schreitet schnell voran.”
Mit diesen Worten machte sich die Gruppe auf den Weg zur Luftakademie … dass sie dabei vergessen hatten, die Tür des Gasthauses zu schließen, war den Elfen gar nicht aufgefallen. Ob am Morgen viele Türen in Hymlia offen stehen würden?

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 30. Dezember 2010, 12:12

Derat stieß ein paar Rauchwölkchen aus. Er hockte sich auf die Hinterbeine, während die vorderen sich vor der schuppigen Brust verschränkten. Empört zischelte er: "Natürlich bin ich dein Drache. Wessen Drache denn sonst? Ich gehöre zu dir, Myrjala! Keine Myrjala ohne Derat, das solltest du aber wissen."
Da hockten sich nun zwei Dickköpfe gegenüber. Doch Myrjala hatte es schwerer, nicht auf den Hintern zu plumpsen. Derat konnte sich ja mit seinem Schwanz abstützen. Er grinste wie nur Drachen grinsen konnten, als seine Freundin mit den Armen rudern musste, um das Gleichgewicht zu halten. Grollend lachte er dann, als Yavanna ihre Schwester mal wieder daran erinnerte, was Isildur dazu sagen würde. "Ja, da hat er ausnahmsweise einmal einen richtig guten Vergleich gefunden, der mürrische Mir-sein-Essen-nicht-Gönner." Knurrig lachend kugelte sich Derat am Boden.

Doch Lufti sorgte dafür, dass ihre kleine Diskussion schnell in den Hintergrund trat. Er hatte es geschafft. Dutzende Wolkenfetzen wirbelten umher, tanzten und drehten sich. Myrjala konnte es gar nicht mehr abwarten. Sie musste sich sofort eine dieser Flauschewolken schnappen. Außerdem wollte sie ihr Elementar herzlich umarmen. Das ging daneben, sie griff einfach durch ihn hindurch. Lufti hatte die Geste dahinter jedoch verstanden und so schwebte er um die Elfe herum, zerzauste ihr Haar und strich über ihre Haut.
Er half ihr, die Wolkenfetzen einzusammeln, indem er sie ihr schwebend überreichte. Lufti folgte Myrjala wie ein Schatten. Derat gefiel das nicht sonderlich. Es war nicht so, dass er das Luftwesen nicht mochte. Es gefiel ihm sogar. Vielleicht konnten sie einmal gemeinsam durch den Himmel gleiten, Lufti unter Derats Schwingen entlang, um ihm Auftrieb zu geben. Aber im Moment gefiel er dem Drachen nicht. Der wollte nämlich Myrjalas Aufmerksamkeit ganz für sich allein und so schnaubte er nur ein ablässiges "Wolkenfetzen, meine Rauchwolken sind viel schöner!", als er an ihr vorbei krabbelte. Zusammen mit Assatal machte sich der Drache auf den Weg nach unten.

Hier war es dunkel und ruhig. Nun, Letzteres nur so lange, bis auch Myrjala die Schankstube erreichte. Ihr Verständnis von leise schien sich anders zu definieren. Assatal hob den Kopf, wiegte ihn im Takt des gepfiffenen Liedchens. Derat hockte sich allerdings vor den Ausgang - den er nicht durchschreiten konnte. "Menschen und Türen! So ein Unsinn! Wenn ich wollte, könnte ich mich vergrößern und dann nutzt die Tür auch nichts mehr. Schon komisch. Sie glauben, sich hinter einer dünnen Schicht Holz sicher fühlen zu können. Sie sollten sich in Höhlen verkriechen und große Felsen vor den Eingang rollen. Dann kommt niemand mehr rein!" Hinaus allerdings auch nicht, aber so weit dachte der Drache nicht. Er wollte raus, an die frische Nachtluft. Derat genoss es, nachts unterwegs zu sein. Manchmal stahl er sich heimlich von Myrjalas Schlafplatz davon, wenn ihm langweilig war. Dann wagte er einen kleinen Rundflug unter Mond und Sternen, was ihn stets schläfrig stimmte. So fand er schnell wieder seinen Platz an der Seite der Elfe und schlummerte alsbald schnarchend.

Yavanna war die Rettung. Sie mochte sich mit Celcianisch nicht sonderlich auskennen, aber sie begriff schnell in anderen Dingen. So entdeckte sie ohne großes Grübeln, dass der kleine Hebelmechanismus die Tür verschloss. Ein kurzes Schieben und schon schwang das Holz knarrend zur Seite. Der Weg nach draußen war frei.
Kalte Nachtluft blies ihnen entgegen. Lufti sauste nach draußen, wirbelte umher, dass er selbst wild flatterte. Schon erfüllte sich Yavannas Hoffnung, denn der Mond schien groß und rund über ihnen. Lufti schimmerte silbrig mit jeder Bewegung, die er tat.
Assatal, der noch vor dem Elementar den Weg aus der Herberge gefunden hatte, hoppste fröhlich unter Lufti im Kreis herum. Von einem hohen Baum, dessen Blätter ebenso silbern schimmerten wie der Luftdiener, erhoben sich zwei Gestalten. Die eine eher träge, die andere dafür umso wendiger. Nachtschatten kam auf Yavanna zugelaufen, gefolgt von Sturmkralle. Beide hatten es sich auf einem Wiesenstück unter dem Baum gemütlich gemacht. Jetzt begrüßten sie ihre Freunde munter. Natürlich würden sie sie nun wieder begleiten.

Yavanna drängte zum weitergehen und so machten sie sich auf, die Luftakademie zu erreichen. So weit würden sie bis zum Sonnenaufgang allerdings nicht einmal kommen. Es gab viele Straßen auf dem Weg dorthin und ebenso viele Häuser. Auch die Vorhänge aus Wolkenfasern würden verlockend sein, vielleicht ebenso die vielen kleinen Blumenkästen, in denen so mancher Hymlianer seine schönsten Züchtungen präsentierte.
Schon in der nächsten Straße fand sich in einer Art Vorgarten ein ganzes Beet aus hymlianischen Sonnenblumen. Derzeit hielten sie die Köpfe gesenkt, schliefen wie andere Pflanzen, die nach dem Licht ausgerichtet waren. Dafür blühten einige Blumen, die sich nur nachts öffneten. In Hymlia waren die meisten Pflanzen pastellfarben oder weiß, diese aber schimmerten in einem so wundervollen Nachtblau, dass es gar nicht möglich war, sie zu ignorieren.
Auf einer Bank zwischen dem Beet lagen weitere Wolkenfetzen aus - als Kissen! Diese mussten nicht einmal mehr verarbeitet werden. Sie besaßen zottelige Wolkentroddeln an jedem Ende. Assatal hielt einfach auf eines der Kissen zu. Er verspürte nicht den Drang zur Eile. Eine Troddel hing so unachtsam herunter. Er schnappte spielerisch danach, bis ihm das ganze Kissen auf den Kopf plumpste. Verwirrt schaute er einen Moment ins Nichts. Dann schüttelte er sich und stieß ein hilfesuchendes Krächzen aus. Mama Yavanna, ich habe mir wehgetan, komm und tröste mich, besagte es.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Sonntag 9. Januar 2011, 02:45

Fröhlich und voller Vorfreude war Myrjala die Stufen hinuntergehüpft und hatte die letzten Drei mit einem Satz genommen. Dass Pfeifen verstummte, als sie feststellte, dass sie in der dunklen Wirtsstube des Gasthauses stand, was besagte, dass die Besitzer wohl schon zu Bett gegangen waren. Ein leises ‚Oh’ entfleuchte ihren Lippen, als ihr bewusst wurde, dass sie möglicherweise viel zu laut gewesen war und dass das mit Heimlichkeit nicht mehr viel zu tun hatte.
Sie lauschte, doch nichts war zu hören, so zuckte sie nur mit Schultern und wartete bis ihre Schwester ebenfalls unten angekommen war. Dabei hüpfte sie ungeduldig von einem Bein auf das andere, als würde sie mal wieder das Loch benutzen müssen. Ihrer Ansicht nach dauerte das mal wieder viel zulange.

Als Yavanna endlich eingetroffen war, tapste sie auf Zehenspitzen zur Tür, diesmal um Längen leiser als vorher. Sie musste allerdings feststellen, dass diese verschlossen war. Unter normalen Umständen wäre ihre natürlich eingefallen, dass Menschen dies üblicherweise taten, wenn sie auch den Sinn nicht verstand und sie hätte sicherlich auch den Riegel entdeckt, mit dem sie dieses Hindernis überwinden konnten, doch sie war mit den Gedanken schon längst in der großen Akademie, so war ihr das einfach unmöglich.

Schon bemerkte sie wie ihre Hände feucht wurden und ihr Herz zu rasen begann. Darin war sie nicht besser als ihr Bruder. Auch sie plagte die Raumangst, auch wenn sie es häufig ignorieren konnte, so war es jetzt gerade nicht der Fall, zumal sie hier nichts weiter hielt und der Umstand, dass man sie eingesperrt hatte, machte es nicht besser. Dazu der Umstand, dass sie heute Nacht noch so viel erleben wollte und die Zeit viel zu kostbar war als vor einer verschlossenen Türe zu stehen.
Die älteren Elfen, in ihrem Heimatdorf, schmunzelten des Öfteren über die Rastlosigkeit der jüngeren Elfen. Schließlich hatten sie alle Zeit der Welt und würden schon nichts verpassen, was sie unbedingt erleben oder erlernen wollen. Doch meistens fangen die jungen Elfen erst dann an dies zu verstehen, wenn bereits einige Jahrhunderte vergangen waren und sie etwa ein mittleres Alter erreicht hatten.

Durch die großen Fenster schien fahl das Mondlicht hinein und da es das Einzige war, durch das sie das nächtliche Hymlia sehen konnte, beschloss Myrjala kurzerhand einfach durch eines zu klettern, da vernahm sie das Knarren der Tür und kalte Luft wehte ihr entgegen, gefolgt von der melodischen Stimme Yavannas, die das Wunder vollbracht hatte, die Tür zu öffnen.

“Komm Schwesterchen … lass uns keine Zeit verlieren … Ich möchte auch noch auf dem Weg schauen, ob ich noch andere Pflanzen finde, dich ich mitnehmen kann … und die Nacht schreitet schnell voran.”

Die Angst war verschwunden, so schnell sie gekommen war und Myrjala wollte mit einem Satz ins Freie hüpfen und wäre dabei beinahe über Assatal gestolpert, der die Drachennase in den Wind streckte, fing sich aber glücklicherweise vorher ab. „Ups, das wäre fast schief gegangen. Entschuldige Assatal.“ Versöhnend tätschelte sie ihm den Kopf.

Draußen warteten Sturmkralle und Wolfi bereits auf die Beiden und jauchzend warf sich die Waldelfe den beiden um den Hals. Jetzt waren sie für ihren nächtlichen Ausflug endlich vollzählig. Sowieso verstand sie nicht warum die beiden Tiere nicht in das Haus durften. Es war doch groß genug und sicherlich wollte sie sich auch in weiche Kissen kuscheln. Zuhause durften sie zwar auch nicht ins Zelt, aber eher deswegen, weil sie einfach nicht groß genug waren, aber hier...
Myrjala blickte sich noch einmal um, dass Derat ihn auch folgte, denn auf ihn musste man besonders ein Auge haben und flitze dann ihrer Schwester hinterher.

„Warum musst du jetzt noch Pflanzen gucken?“ Fragte sie, „das kannst du doch immer machen. Wir haben doch eine ganz andere Mission und das können wir nicht immer machen.“ Quengelte sie und blickte schmollend drein. „Wenn Brüderchen hier wäre, würde er uns wieder nur den ganzen Spaß verderben.“ Fügte sie hinzu und sicherlich wäre ihr noch mehr eingefallen, aber Assatal entdeckte was Wunderbares: Kissen aus Wolkenfetzen und begann sogleich neugierig an einem herumzuzerren, als wäre er ein kleiner Hund auf Entdeckungstour. Myrjala stiefelte ihm in den Vorgarten hinterher und nahm sogleich das zweite Kissen in Augenschein. Es war wundervoll weich und sie überlegte sofort wie sie es mitnehmen konnte. Schließlich wusste sie nicht, ob ihre Schwester damit einverstanden war. Doch der kleine silberne Drache übernahm ungewollt das Ablenkungsmanöver, als ihn das andere Kissen auf den Kopf plumpste und ihn dies möglicherweise wehgetan hatte. Kurzerhand verschwand das Kissen, das sie eben noch in den Händen gehalten hatte, in der Tasche, als Yavanna nicht hinsah. Wie praktisch so ein geräumiger Beutel doch war. Dann sah sie verschwörerisch zu Derat und legte sich den Zeigefinger auf die Lippen.
„Er hat sich doch nicht wehgetan?“ Fragte sie besorgt und mit Unschuldsmine in Yavanna und Assatals Richtung. Ihre Frage war durchaus ernst gemeint, auch wenn es für jemanden, der die Situation beobachtet hätte, sicherlich nicht so wirkte.

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Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Dienstag 11. Januar 2011, 00:37

Die Nachtluft war wirklich herrlich, wie hatte sie sie bereits nach der kurzen Zeit vermisst. Die Geschwister waren ja noch gar nicht lange in der Herberge in dem Zimmer gewesen. Zusammen mit dem Besuch unten in der Gaststube, waren es nur ein paar Stunden. Immerhin Stunden, in denen der Wind nicht um die Nase der Geschwister wehte.
Zuhause aßen die Geschwister mit den anderen Waldelfen unter freiem Himmel. Die meisten, die im Dorf waren, nahmen an den gemeinsamen Mahlzeiten teil und jeder half mit, damit alles rechtzeitig fertig wurde und für alle genug da war. Es waren ja bei weitem nicht nur Wald- und Hochelfen, die dort lebte, es gab auch noch genügend andere Bewohner … Feendrachen, Pixies, Gnome, bisweilen auch ein grummeliger Zwerg und viele andere Wesen, die dort in Wald heimisch waren. Das war etwas, was Yavanna wirklich vermisste, sie hang doch sehr an ihrer Familie … so breit gefächert die Bedeutung des Wortes unter Elfen auch war.
Nachdem die ersten tiefen Züge der herrlichen, klaren Luft genommen waren, war die kleine Gruppe auch schon nicht mehr allein. Wolfi und Sturmkralle hatten es sich unweit der Taverne, unter einem großen Baum bequem gemacht und trotteten nun direkt auf ihre Freunde zu. Yavanna begrüßte Nachtschatten zuerst, mit wohligem Gekraule hinter seinen großen Ohren und einem Knutscher auf die nasse Nase. Wie immer hatte er sich nieder begeben, damit Yavanna auch an ihn ankam … er war nun mal mit Abstand das größte Tier, nicht nur hier … Yavanna vermutete, so gut wie überall, jedenfalls hatte sie noch kein größeres Tier gesehen. Was mystische Kreaturen anging, da war sie sich sicher, dass es weitaus größere Wesen geben mochte, sie hatte schon zu oft gesehen, zu was Magie in der Lage war, … wenn sie alleine nur die Vergrößerungs- und Verkleinerungszauber betrachtete.
Dann begrüßte sie Sturmkralle, den leicht trägen Gefährten ihres Bruders. Wie immer befand sie, dass Isildur sich mal eine Scheibe von ihm abschneiden sollte, denn etwas mehr Gelassenheit würde ihrem Bruder gut tun und er würde im Handumdrehen die Welt in einem anderen, einfacherem Licht sehen.
Wolfi war wie gewohnt ziemlich still, er gab nur selten Töne von sich, im Gegensatz zu Sturmkralle. Dieser tat seine Freude hemmungslos kund und brummte in verschiedenen Tönen vor sich hin.
Dann machte sich die kleine Gesellschaft auf den Weg in Richtung Luftakademie. Dass sie vielleicht nicht einmal soweit kommen würden, daran dachte keine der beiden jungen Frauen, geschweige denn Derat. Der dachte ja sowieso nur an den nächsten Augenblick, im Grunde war er “schlimmer” wie die Elfen an sich. Yavanna hatte ja schon kundgetan, dass sie auch nach neuen, ihr vollkommen unbekannten Blumen Ausschau halten wollte. Den Weg zur Luftakademie hatte die beiden Schwestern sich nicht gemerkt, warum auch, das größte Gebäude hier in dieser Stadt war gut zu erkennen. Hoch und weiß und im Mondlicht strahlend, hob es sich vom Himmel ab und zeigt ihnen den Weg. Irgendwie würden sein schon dorthin gelangen, denn irgendetwas und sei es nur eine besondere Pflanze, würde Yavanna schon die Orientierung wiedererlangen. So handhabte sie es fast immer … die Orientierung nach den Himmelsrichtungen kam erst an zweiter Stelle. Wie oft hatte Isildur schon den Kopf darüber geschüttelt und ihr versucht, die Dringlichkeit dahinter bewusst zu machen, aber für sie war ihre Methode die effektivere.
Die Straßen, durch die sie wandelten, waren erwartungsgemäß leer, so hatten die Schwestern viel Platz, sich umzusehen. Auch hier waren viele schöne Häuser, mit verspielten Fassaden, die ruhig und erhaben im fahlen Mondlicht schimmerten. Vor jedem Haus und vermutlich auch dahinter, lagen großzügige Gartenanlagen, die dazu einluden, dort zu verweilen und Ruhe und Kraft zu tanken. Eine weiße Decke, feinen Schnees bedeckte alles und verzauberte so die Welt. Hier oben war es schon friedlich und die Natur unterstrich das ganze noch einmal. Zarte Blumen wiegten sich im Wind und leuchtendes Grün der anderen Pflanzen unterstrichen die Harmonie. Yavanna hatte sich ganz in diese Pflanzen verliebt, die ihren Wald nur bereichern würden. Sie wusste, dass diese Pflanzen hier, in ihrer Heimat nicht von alleine wuchsen und sie hatte nur vor, diese als kleine Akzente im Dorf zu setzen, damit das empfindliche Gleichgewicht des Waldes nicht gestört wurde.
Ein Haus später hatte Assatal wohl etwas für sich entdeckt, was seine Aufmerksamkeit forderte, es war schon niedlich, wie er durch den Schnee trottete, dabei sein Köpfchen reckte und nach den feinen Schneeflocken happste, die gerade wieder sacht gen Boden tanzten.. Stundenlang konnte sie ihm bei seinem Spiel zu sehen, ihrem kleinen Drachen und sie hoffte, dass er noch lange so klein blieb, wenn sie auch wusste, dass alles irgendwann groß werden musste, um dann zu vergehen, so war der Lauf der Dinge, darin lag keine Traurigkeit.
Kurze Zeit später blieb er vor einer Art Sitzgelegenheit stehen, die aus Holz zu sein schien, dieses war kunstvoll bearbeitet und mit Ornamenten und Pflanzenranken versehen. Diese Sitzmöglichkeit stand in einem offenen Garten und war für jedermann zugänglich. Dahinter, in einem Halbkreis standen hochgewachsen, Sonnenblumen, die gerade schliefen. Warum diese Ecke es ihm angetan hatte, konnte Yavanna nicht beurteilen, aber sie gab ein schön arrangiertes Bild. Sie hingegen glaubte zuerst, ihren Augen nicht zu trauen, normaler Weise waren Sonnenblumen von einem schönen Gelb, diese hier allerdings waren recht dunkel an Farbe, … das musste sie sich genauer ansehen und wenn sie schon mal hier waren, dann konnte sie sich diese auch ansehen.
Ein paar Sekunden später hörte sie Assatal wimmern und krächzen, so klang er eigentlich nur, wenn er sich wehgetan hatte. Sofort lag ihre Aufmerksamkeit bei ihrem Kleinen und sie eilte mit besorgtem Gesicht zu ihm. Dort hockte sie sich vor ihn. Myrjala, die bereits dort war, machte erst gar keine Anstalten, dem Kleinen zu helfen und überspielte die Situation, …man merkte, dass sie dringend weiter wollte.

„Er hat sich doch nicht wehgetan?“ Erkundigte sie sich übertriebener Maßen. Yavanna warf ihr einen ermahnenden Blick zu, dann andre sie sich an Assatal.

“Was hast du denn?” Noch ehe sie Frage ausgesprochen hatte, verflog ihre Sorge und ein Lächeln breitete sich aus.
Auf dieser Sitzgelegenheit lag eine Art Kissen, an den Ende waren dort Fransen oder so etwas in der Art festgenäht. Assatal, der kleiner war , hatte an dein Fransen gezogen und dabei war ihn das Kissen auf den Kopf gefallen und verdeckte dadurch seine Augen. Mit flinken Fingern zog sie ihm das Kissen vom Kopf und streichelte ihn.
“Keine Sorge, es ist nichts passiert …”, sie zeigte ihm das Kissen und sah ihn aufmunternd an. Wie von einem Kind zu erwarten, schnappte er nach dem “bösen” Kissen und begab sich dann vorsichtshalber außer Reichweite, ehe Schneeflocken seine Aufmerksamkeit wieder forderten, denen er dann hinterher jagte und im Kreis lief.
Das Kissen, was sie nun in der Hand hielt, war flauschig weich und aus den typischen Wolkenfasern gefertigt. Yavanna ließ ihre Fingerspitze über den Stoff tanzen und drückte es sich dann an die Wange, … ein herrliches Gefühl. Das musste sie auch haben, warum denn nicht?

“Myrjala, was hältst du davon, sollen wir das auch mitnehmen?” Ihre Schwester war ja schon vorher zur Sitzgelegenheit geeilt und hatte auch das Kissen bestaunt, was der kleine Drache dort gefunden hatte. Sie ertrug es einfach nicht, dass sie mal etwas nicht mitbekam.
Myrjala war genau derselben Meinung und im Handumdrehen war Yavannas Arm im magischen Beutel verschwunden. Dort suchte sie nach einem geeigneten Fell, welches sie auf das Holz legen konnte. Es dauerte ein bisschen, aber dann hatte sie das gesuchte in der Hand. Hervor zog sein ein weiß, silbriges Fell, welches von einem Hasen stammte und genauso weich war, wie die Wolken. Sie legte es in die Mitte und befand, dass es dort sehr gut hinpasste. Auch dieses Fell schimmerte nun im Mondlicht und fügte sich so harmonisch ins Bild … die “Reise” konnte weitergehen.
Beim Betrachten des Felles auf der Bank stutzte sie mit einem Male … lagen da vorher nicht zwei dieser Kissen?! Sie dachte kurz darüber nach, konnte es aber nicht mit Bestimmtheit sagen und schüttelte den Kopf.
Dann legte sie sich den Beutel wieder um, tätschelte Assatal noch mal den Kopf, wie ihr plötzlich einfiel, dass sie sich die Sonnenblumen noch mal genauer anschauen wollte. Sie klatschte sich leicht an die Stirn, drehte noch mal auf dem Absatz um und ging wieder zur Bank zurück. Dort stieg sie hinauf, um besser an die Blüten heran zu kommen. Die Kleinste, die sie finden konnte, war immer noch gut drei Fuß größer wie sie, so dass sie die Blüte vorsichtig neigen musste, um diese nicht zu knicken oder abzubrechen. Alleine schon aufgrund der tollen, blauen Blütenfarbe, musste diese Blume anders genannt werden.

“Myrjala, schau mal … diese Blume sieht genauso aus wie eine Sonnenblume, nur das sie blaue Blütenblätter hat …”, grübelnd blickte sie auf die Blüte. “Ich werde sie vorerst Saphirblüte nennen … was hältst du von dem Namen?” Yavanna war überglücklich, über die Neuentdeckung der Pflanze. Myrjala indes hatte ja nichts zu tun und fing dem entsprechend an zu quengeln.

„Warum musst du jetzt noch Pflanzen gucken? … das kannst du doch immer machen. Wir haben doch eine ganz andere Mission und das können wir nicht immer machen.
Yavanna verzog den Mund und verdreht nur die Augen.
“Warte kurz, ich hole mir noch schnell ein paar Körner … wenn sie erst bei uns wächst, wirst du mir dankbar sein.” Gesagt, getan, kurze Zeit später, verschwand eine Hand voll Körner dieser Pflanze in einem kleinen Lederbeutel. Grinsend sprang sie von der Bank und sah ihre Schwester an.
“Ich weiß ja, dass wir nicht viel Zeit haben … also gut, was hältst du davon, wenn wir zur großen Halle rennen? … so kommen wir schneller voran und uns kann weniger ablenken.” Sie blickte die Straße entlang, die schon irgendwann zum Zielort führen würde.
“Außerdem ist es hell genug und wir können die Halle von hier aus sehen… und wenn wir nicht mehr können, setzten wir uns auf unsere beiden großen Plüschies … und Assatal und Derat können hinter uns herfliegen.” Mit einem Kopfnicken deutete sie auf den Wolf und den Bären.
Yavanna grinste, knuffte ihrer Schwester in die Seite, schnappte ihr Handgelenk und rannte mir ihr los, in Richtung der großen Halle. Für die Tiere war es ein großer Spaß, eine Art Wettlaufen zu veranstalten, wobei diese es natürlich leichter hatten, wie ihre elfischen Freundinnen.
Die Luftakademie war schon ein gutes Stück näher gekommen, wie die beiden Schwestern etwas außer Atem zum Stehen kommen. Ein Blick genügte, beide schnappten sich ihre kleinen Drachen und kletterten auf ihre großen Begleiter, Yavanna auf Nachtschatten und Myrjala auf Sturmkralle. Wobei sie diesen ordentlich bequatschte, dass es jetzt an der Zeit wäre, seine Trägheit abzulegen und Wolfi hinter her zu wetzen. So dauerte es nicht lange und der ungewöhnliche Trupp kam unter dem Baum, vor der Luftakademie zum Halten. Die Schwestern stiegen ab und blickten sich erst einmal um. Assatal streckte sofort wieder sein Näschen in die Luft und schnupperte. Yavanna erteilte an Wolfi und Sturmkralle die Anweisung, dass sie hier draußen warten sollte.
“Los, auf in die Akademie … dann können wir auch noch mal nach den Flügelpferdchen sehen.”

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Januar 2011, 19:19

Wie gut, dass Yavanna die Tür noch rechtzeitig aufbekommen hatte. Myrjala schwitzte bereits an den Händen und ihr schien zunehmend unwohler zu werden. Wie wohl Isildur reagieren würde, wenn er erst einmal wieder wach war? Von der Rückverwandlung zum Elfen war er offenbar derart entkräftet gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass er sich derzeit in einem geschlossenen Raum befand. Seine Ängste waren doch wesentlich stärker als bei Myrjala, obwohl er das natürlich niemals offen bekunden würde. Die Schwestern wussten dennoch darum.
Doch die Chaotischere von beiden dachte vermutlich nicht lange daran. Draußen wurden sie und Yavanna nämlich erst einmal von ihren tierischen Freunden begrüßt. Nachtschatten und Sturmkralle hatten es sich lieber an der frischen Luft bequem gemacht. Sie brauchten kein Haus, um sich wohl zu fühlen. In der Natur mochten sie in Höhlen schlafen, doch unter freiem Himmel war immer noch besser als in einer Wohnstube, die ihnen noch befremdlicher schien als den Ni'Tessins.

Endlich konnten sie sich auf den Weg machen. Überraschenderweise entdeckten sie noch lange bevor die nächste hymlianische Toilette geplündert wurde weitere verarbeitete Wolken. Assatal, dem eines von zwei Wolkenkissen auf den schuppigen Kopf gefallen war, bettelte um Aufmerksamkeit. Natürlich hatte er sich nicht wehgetan, aber wie Kleinkinder – und Drachenbabys – nun einmal sind, nutzen sie jede Gelegenheit, eine tröstende Liebkosung der Mutter zu erhaschen. Das war schließlich auch etwas Schönes!
Da mochte Yavannas Drache Derat in Sachen Listigkeit in keinster Weise nachstehen, nur löste er dies eleganter als der Ältere. Derat hätte einfach lauthals nach Myrjala gebrüllt und um Streicheleinheiten verlangt.

Yavanna jedoch war erst einmal von den seltsamen Sonnenblumen fasziniert. Allein ihre Farbe ließ sie sofort mystischer erscheinen. In Hymlia besaß alles irgendwie diesen Hauch eines Traumes. Die Blumen wiegten sich leicht im Wind, richteten sich zum Mondschein hin aus und luden ein, sie auszugraben. Yavanna hatte ohnehin vorgehabt, ihren persönlichen Pflanzenbestand aufzustocken – ganz zu Myrjalas Missmut. Warum sich mit Buddeln und Gärtnern beschäftigen, wenn doch flauschige Wolkenfetzen auf sie warteten! Wer wusste schon, wie lange die hielten und wann sie wieder dazu kamen, sich neue zu beschaffen?

Schließlich obsiegte aber Assatals Wimmern, um Yavannas Aufmerksamkeit umzulenken. Sie war eben eine fürsorgliche Drachenmutter und jedes traurige Winseln ihres kleinen Begleiters ließ sie sofort aufhorchen.
Myrjala gereichte dieser Umstand, sich das zweite Kissen zu schnappen. Oh, es war noch weicher als jene Fetzen, die sie in den Lochräumen vorfanden. Außerdem war es groß genug, um den Kopf darauf zu betten. Aber auch die Schwester entdeckte die Gemütlichkeit eines solchen Kissens. Sie nahm sich Assatals Exemplar mit. Da würde sich der kleine Drache sicher auch sofort dran gewöhnen können!

"Wollt ihr jetzt jedes noch so kleine Fitzelchen an Wolke mitnehmen, dem ihr begegnet?" Derat legte den Kopf schief. Er versuchte, die Vorderbeine vor der Brust zu verschränken, verhakte sich allerdings in den eigenen Krallen. Verärgert darüber, dass seine lässige Geste nicht wie gewollt ankam, stieß er ein Rauchwölkchen aus. "Packt doch gleich die ganze Stadt in Yavannas Tasche. Oder ist das kein Platz mehr, weil der See noch drin ist?" Dass die Bewohner Hymlias entweder nicht im Beutel überleben konnten oder in diesem Fall obdachlos würden, daran dachte der Drache natürlich nicht. Er zeigte eine ähnliche Ungeduld wie Myrjala. Er wollte weiter.

Wenigstens stahlen die Elfen nicht. Yavanna ließ ein Fell im Tausch zurück. Das würde den Hymlianern bestimmt gefallen. Felle bekamen sie hier oben ja nicht oft zu sehen und Sturmkralle sowie Nachtschatten waren von ihnen eifrig gestreichelt worden.
Alles sprach dafür, diesen Tausch einzugehen. Zusammen mit einigen Körnern der wundersamen "Saphirblume" machten sich die Schwestern erneut auf den Weg. Ihr altes Ziel trat beiden wieder ins Gedächtnis: die Luftakademie.

Dort angekommen stürmten sie sogleich das Gebäude. Die Pegasi – man hatte freien Zugang zu ihren Ställen – schliefen im Stehen, die Köpfe unter ihren Schwingen geschoben. Sie gaben teilweise sogar piepsende Geräusche von sich wie Vögel. Die Tiere ließen sich nur allzu gern streicheln, waren aber ebenso froh, wenn sie weiterschlafen konnten.
Yavanna und Myrjala konnten sich hier einige weiße Federn einpacken, sofern sie das wollten. Es lagen genug am Boden der einzelnen Boxen herum. Doch viel interessanter waren natürlich die Wolkenfetzen. Der Raum mit dem Loch war schnell gefunden. Die Wolkenstückchen durch Felle getauscht. Weiteres Umsehen ließ sie noch mehr solcher Zimmer mit entsprechender "Beute" entdecken.

Viel zu schnell allerdings hatten sie alles abgegrast. Ihre Sammlung hatte inzwischen zwar schon eine beträchtliche Größe angenommen, aber natürlich waren die beiden noch lange nicht fertig. Vielleicht bemerkten sie auch nicht, wie viel sie bereits an Wolkenfetzen besaßen, denn alles wanderte in Yavannas Tasche – und die besaß bekanntlich ein endloses Volumen.
Die Luftakademie war jedoch derweil vollkommen geplündert. Nebenbei hatten sich die Elfenschwestern auch noch das Gebäude weitgehend ansehen können. Einige Räume waren natürlich verschlossen und in anderen schliefen Hymlianer, die man ja nicht wecken wollte. Doch viele Lehrräume waren besucht worden, ebenso eine weitreichende Bibliothek mit hoher Decke und vielen Schriften. Leider war alles auf Hymlikor geschrieben, somit für Myrjala und Yavanna nicht einmal entzifferbar, selbst wenn sie lesen und schreiben konnten. Die Sprache der Himmelsmenschen verstanden sie wohl nicht.

Die Nacht hatte sich schon um einige Stunden fortgesetzt, war aber noch lange nicht vorüber. Was sollte mit der restlichen Zeit angefangen werden? Sollten sie zurück zur Leuchtenden Wolke? Aber nein, sie hatten Isildur ja gezeichnet, wie lange sie wegbleiben würden! Es war noch Zeit.
Derat hatte überraschenderweise die rettende Idee. "Vielleicht schaut ihr mal in der Stadt, ob ihr da noch mehr von diesen Lochräumen findet. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein solches Zimmer in jedem Haus ist. Die haben ja auch alle ihre eigene Wohn- und Schlafstube, warum also nicht auch ein Zimmer zum … ihr wisst schon."

Gesagt, getan. So schnell wie Myrjala und Yavanna die Luftakademie gestürmt hatten, so eilig huschten sie auch wieder nach draußen. Sturmkralle und Nachtschatten saßen noch immer artig unter ihrem Baum. Myrjalas Luftelementar umwirbelte den kleinen Bären. Beide spielten herrlich miteinander. Wenn Isildur das sehen könnte! Ach, er würde es noch früh genug mitbekommen.
Die Elfen entschieden, ihre Tiere beim Baum zu lassen. Sie wollten die ganze Nacht unterwegs sein und morgens dann hierher zurückkehren. Sylcia und Helior hatten sowieso geplant, der Luftakademie einen Besuch abzustatten und wollte man Myrjala dann nicht auch eine leuchtende Bettwolke schenken?
Mit dieser Vorfreude im Hinterkopf ließ es sich doch gut noch einmal durch die Straßen schlendern. Die beiden brauchten tatsächlich die gesamte, restliche Nacht dafür. Leider mussten sie feststellen, dass Hymlianer nicht anders als andere zivilisierte Menschenvölker waren, was ihre Häuser anging. Fast alle Türen, vor denen sie hielten, waren von innen verriegelt. Da half es auch nicht, dass Yavanna Geschick mit Mechanismen aufwies. Nur eine Jahre lange geschulte Diebin wäre hier herein gekommen.
Zwar hätte Lufti durch den Türritz schweben und von innen öffnen können, aber er befand sich ja bei Sturmkralle. Die Idee, ihn zu holen und um Hilfe zu bitten, kam den Schwestern bedauerlicherweise erst sehr spät. Zu viel Zeit hatten sie zuerst damit verbracht, die Häuser nacheinander in guter Hoffnung abzuklappern und anschließend vor einzelnen Türen versucht, die Schlösser zu knacken.

Es war schon frustrierend, ohne weitere Beute zur Luftakademie zurück zu kehren. Inzwischen hatte der neue Morgen begonnen. Sonnenstrahlen erhoben sich über den Wolkenboden der Stadt. Die blaue Schönheit des Himmels, durchzogen von rosa Morgenschimmer und goldenen Streifen aus Sonnenlicht kündigte das Ende ihrer Stibitz-und-Tausch-Tour an. Am Tage konnten sie schlecht herum schleichen, um Wolkenfetzen zu sammeln.
Als sie den Baum erreichten, traf sie beide ein Schreck: Nachtschatten, Sturmkralle und Lufti waren verschwunden. Wo konnten die drei stecken?


Anmerkung: Entschuldigt, dass ich euch in den unteren Abschnitten jetzt gnadenlos gesteuert und euch durch den Zeitsprung einen enormen Teil des Spiels "gestohlen" habe. Aber dies hat einen Grund: bei Isildur ist es bereits Tag, ich hatte nichts Weiteres für ihn geplant und damit er nicht zu lange warten muss, habe ich euren Post "verkürzt". So könnt ihr demnächst bereits aufeinander treffen.
Nehmt es mir nicht übel, soll nicht wieder vorkommen
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Dienstag 15. Februar 2011, 23:40

[Es ist vollbracht.^^ Hier folgt jetzt der Gemeinschaftspost von Yavanna und Myrjala. Wir hoffen, dass alle wörtliche Rede in Lyrintha dargestellt wird und wir da nichts vergessen haben... Puh, ist schon kompliziert das alles nachträglich zu formatieren. Ich hoffe du hast soviel Spass beim lesen, wie wir ihn beim schreiben hatten.]


Myrjala konnte und wollte etwas nie unkommentiert lassen, sie musste immer das letzte Wort haben. Yavanna hatte ihr soeben erzählt, dass sie sich Körner der Saphirblume holen wollte und das konnte ja nicht so lange dauern. Jedenfalls kurz genug, dass es Myrjalas Geduld nicht über strapazierte.
„Wie hast du sie genannt? ... Saphirblume?“ Nachdenklich tippte Myrjala sich mit einem Finger gegen ihre Lippen. „War das nicht ein Edelstein oder so? ... Na ja, egal... aber die Hummelmenschen haben dafür garantiert einen anderen Namen.“ Fragend sah sie ihre Schwester an. Yavanna hingegen verzog ihren Mund.
„Ja, ein Saphir ist ein Edelstein... in wunderschönen, bläulichen Nuancen. Du kennst den Stein, ich habe einige davon vor unserem Zelt aufgehangen. Du weißt schon, die Steine, in dass Löcher hinein bohren so schwer war.“ Bestätigend sah Yavanna ihre Schwester an, um zu erfahren, ob Myrjala alles mitbekommen hatte. Nicht, weil ihre Schwester dumm war, sondern weil diese des Öfteren dazu neigte, mit ihren Gedanken abzuschweifen.
„Ach so, ...“, Myrjala grinste breit von einem Ohr zum Anderen. „Dort, wo Tyfleets zwergischer Freund in Ohnmacht gefallen ist? Ich wusste gar nicht, dass die in Ohnmacht fallen können. Na ja, ging ja nicht soweit runter.“
In Erinnerung an diese Anekdote, verfiel Yavanna in lauter Gelächter, was war das für ein herrliches Bild, wie am nächsten Morgen der Zwerg am Fuße des Baumes aufgefunden wurde, mit um ihn drapierten Wasserschläuche voller Elfenwein.
„Weißt du noch, er wollte nicht zugeben, dass er dort Elfenwein hinein gefüllt hatte und mit einer Flasche wollte er nicht durch die Gegend laufen.“ Yavanna hielt sich bereits ihren Bauch, so heftig musste sie lachen.
„Ja und er wollte, so betrunken er war, die Strickleiter hinauf klettern...“. Nun lachte auch Myrjala laut.
Die Begleiter der Schwestern schauten nur fragend in die Runde und zumindest die beiden Drachen zuckten mit ihren Schultern, waren sie damals doch noch nicht anwesend. Sie kannten zwar die Geschichten um den komischen Zwerg, aber konnten sich kein genaues Bild davon machen, da sie nicht die Komik darin verstanden.
Für sie waren im Grunde alle Humanoiden gleich.

Derat, der es hasste, dass seine Freundin ohne ihn lachte, wurde zunehmend ungeduldiger.
“Wollt ihr jetzt jedes noch so kleine Fitzelchen an Wolke mitnehmen, dem ihr begegnet? Packt doch gleich die ganze Stadt in Yavannas Tasche oder ist da kein Platz mehr, weil der See noch drin´ ist?“
Myrjala sah sofort äußerst interessiert zu Derat.
„Natürlich würde die Stadt da noch rein passen, auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen...“, Myrjalas Augen leuchteten bei dem tollen Gedanken auf. „ ... und wenn nicht bei ihr, dann bei mir, mein Beutel ist nämlich mindestens genauso groß, wenn nicht noch größer.“ Wie immer bei solchen Behauptungen, hatte sie ihr Gewicht nach vorne verlagert, ihre Hände in die Hüften gestemmt und Derat die Zunge heraus gesteckt. „Hm, aber warum bin ich nicht schon vorher auf diese Idee gekommen... hm,... irgendwo ist da ein Denkfehler. Genau, ich hab’s!“ Ihr Zeigefinger schnellte in die Höhe, „... wo sollen wir denn hin? Wir können ja schlecht hinter her krabbeln.“ Gab sie missmutig von sich. „Man, das ist ja voll öde!“
Yavanna sah ihr Schwester entsetzt an.
„Spinnst du? ... Die würden doch alle sterben, du weißt genau, dass dort nichts Lebendes hinein darf! ... Schlag dir das mal ganz schnell aus dem Kopf.“ Zum Glück waren diese desaströsen Gedanken, die ihre Schwester zwischendurch hegte, nur von kurzer Dauer.
„Jaaaa, ich hab’s ja schon verworfen.“ Augen verdrehend, wandte sie sich von Yavanna ab.

Nachdem ihr Gehmaule allmählich verebbte, schlug Yavanna ihrer Schwester vor, zur Halle zu rennen, natürlich war diese davon hellauf begeistert.
Leichtfüßig liefen die beiden Elfenschwestern durch die nächtlichen und stillen Straßen Hymlias. Keiner, der im Weg stand, nichts behinderte die kleine Gruppe. Nachtschatten und Sturmkralle liebten diese Art von Spiel und liefen ausgelassen mit, für sie war es auch kein Rennen, es war vollkommen angenehm. Die kleinen Drachen mussten sich dagegen durchaus bemühen, mit zuhalten, aber nur aufgrund ihrer momentanen Größe. Normaler Weise hatte Derat gleich als erstes aufbegehrt, dass er getragen werden musste, aber dieses Mal, hatte er nicht aufgepasst und schon war Myrjala davon gerannt... mit entsetzten Augen hatte er ihr noch nachgesehen.
Sein nächster Gedanke war davon bestimmt, eine weitere Gelegenheit zu nutzen, nicht selber laufen zu müssen. Dafür bot sich natürlich Assatal an, der zur Zeit in seiner normalen Größe umher lief. Derat wollte schon zum Sprung auf Assatals Rücken ansetzen, aber dann bekam er dessen Schwanz ab, der vor Freude hin und herpeitschte und in „hohem Bogen“ flog er davon. Leider konnte sein Protest, seine Unmutsbekundungen und sein Gejammer nicht mehr gehört werden, alle Anderen waren an ihm vorbei gezogen und ließen ihn, wenn auch unbeabsichtigt, zurück. Heute war wahrlich nicht Derats Tag, alle seine Pläne wurden zunichte gemacht.

In die Akademie hinein zu kommen, war nicht sonderlich schwer. Zumindest hier waren die großen Türen nicht verriegelt, was die beiden Schwestern sichtlich erstaunte und mit vereinten Kräften hatten sie diese alsbald aufgezogen.
Innen, kamen sie als erstes zu den Stallungen der Pegasi. Dort roch es nach frischem Heu, wahrscheinlich eher getrocknetes Wolkengras. Vermutlich waren die Flügelpferdchen zum Einbruch der Nacht noch einmal gefüttert worden. Jede der Boxen war mit einem Pferdchen besetzt, leider war hier kein kleines Pferdchen dabei. Diese wohnten ja in einem anderen Teil, bei ihren Mamas.
Die Flügelpferdchen selber, hatten ihre Köpfe unter einen Flügel gesteckt und schliefen friedlich, manche träumten auch und dann gaben sie fiepende Geräusche von sich. Entzückt standen die Schwestern mitten im Stall und freuten sich ihres Lebens. Sie wussten gar nicht, was sie zunächst machen sollten, zuerst die weißen Flauschfedern am Boden aufsammeln oder sich um die Pferdchen kümmern. Zumindest Myrjala entschied sich dafür, alle Federn zusammen zu klauben. Dabei hockte sie auf dem Boden, hatte ihren Beutel weit geöffnet vor sich liegen und stopfte dort alle Federn hinein, die sie zu fassen bekam. Zwei besonders große und schöne, behielt sie allerdings draußen.
„Yavanna sieh mal...“, freudestrahlend zeigte sie ihrer Schwester die großen Federn. „Die stecke ich mir ins Haar.“ Gesagt, getan, sie fummelte an ihren Zöpfen herum und steckte sich beide großen Federn neben ihre goldene Feder. Yavanna fand die Idee ebenfalls sehr ansprechend, für sie reichten aber kleinere Federn, die sie sich in ihre geflochtenen Zöpfe friemelte.
„Sieh mal, hübsch nicht wahr?“ Auch Yavanna strahlte. Dann stand sie da, verzog wieder ihr hübsches Gesicht und machte sich dann mit daran, die Federn im anderen Teil des Stalles aufzusammeln.
„Wie war das noch? ... Wir sollen uns nicht zu lange mit etwas anderem beschäftigen? Denk’ dran, die Fetzen warten.“ Neckisch grinsend sah sie zu ihrer Schwester rüber, sie konnte es manchmal nicht lassen, ihre Schwester mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Die Pegasi waren mittlerweile fast alle aufgewacht und schauten nun neugierig aus ihren Boxen hinaus, auf das emsige Treiben. Was für eine Abwechslung.
Nachdem die Schwestern sich eifrig beeilt hatten, blickten sie wiederum in wache Gesichter und hätten sie es nicht besser gewusst, hätten sie beschwören können, dass die Pegasi sich fragten, was die beiden Schwestern da eigentlich taten.
Myrjala wiederum war immer noch oder schon wieder mit ihren Gedanken bei den Federn. Sie griff erneut in den Beutel und holte sich, weitere gefühlte zwei Dutzend Federn heraus, die sie sich ebenfalls ins Haar steckte, dann wackelte sie mit dem Kopf.
„Guck mal, ... ich bin ein Schwan ... nein, ich bin ein Flügelpferd, jedenfalls riech ich so, wenn auch ohne Flügel und ohne Pferd. Ich bin eine Federelfe!“
Yavanna sah ihre Schwester nur seltsam an und verdreht die Augen.
„Du bist höchstens eine hirnlose Elfe!“
Aber Myrjala hörte ihr gar nicht zu, sie hielt weitere Federn in ihren Händen und steuerte auf Derat zu.
„Deraaaaat...“, ihre honigsüße Stimme verkündete die wahre Drohung. „Du musst auch welche bekommen, wir müssen beide gleich aussehen, damit alle wissen, dass wir zusammen gehören.“ Derats Augen weiteten sich vor Entsetzen und dieses eine Mal nahm er tatsächlich reiß aus.
„Myrjala, nun komm’ schon, wir wollten die Pferdchen doch nach draußen bringen.“ Unbeabsichtigt kam sie Derat mit ihrem Vorschlag zur Hilfe. Gerade noch rechtzeitig, bevor Myrjala laut Protest von sich geben konnte. Wie gut, dass sie sich so leicht ablenken ließ, sie blieb abrupt stehen.
„Wollten wir das?“ Man sah, dass sie förmlich angestrengt nachdachte und sich an ein Gespräch erinnerte, welches nie statt gefunden hatte.
„Ja, stimmt, die sehen total traurig aus... richtig gelangweilt, keines will hier stehen.“
Sie machte sich sogleich daran, die Gatter zu den Boxen zu öffnen. Seltsamer Weise waren auch die nicht verschlossen und die Flügelpferdchen blieben still an ihren Plätzen stehen.
„Hm, ich glaube, ich muss die erst überreden,... lass mich mal machen.“ Yavanna trat an eines der Pferde heran und wob jenen Zauber, der es ihr ermöglichte, mit Tieren zu sprechen. Es dauerte etwas, bis sie sich wieder regte und zu einem weiteren Pegasus ging. Dieser war größer und stattlicher, wie die Anderen, vermutlich der Anführer der Herde. Weitere Minuten verstrichen, in denen sich nichts tat und Myrjalas Geduld, wie so oft an diesem Tag, auf eine harte Probe gestellt wurde. Sie vertrieb sich die Zeit damit, dass sie alle Federn auf ihrem Kopf noch mal neu anordnete.
Dann tat sich etwas, Yavanna hatte sich umgedreht und der stattliche Pegasus folgte ihr hinaus, aus der Box und aus dem großen Tor, hinaus auf die Wiese, die vor der Akademie war. Sobald das Tier ihr gefolgt war, folgten weitere auf dem Hufe. Einige Wenige blieben in ihren Boxen und schliefen weiter. Dort draußen auf der Wiese, streichelte Yavanna die Tiere noch ein bisschen und ging dann äußerst zufrieden wieder hinein. Die große Tür stand immerhin offen und die Pferdchen konnten jeder Zeit wieder hinein.

Yavanna hatte die geistige Unterhaltung mit dem größten und stattlichsten Pegasus sehr genossen. So eine Unterhaltung offenbarte immer gleich neue Aspekte des Lebens und der Natur. Aspekte und Einsichten, die niemand anderes ihr vermitteln könnte, nicht einmal der große Druide in ihrem Dorf und wenn sie schon mal diese besondere Affinität zu Tieren hatte, sollte sie sich auch nutzen, dass hatte er ihr immer nahe gelegt. Das erste Mal war überwältigend gewesen, sie hatte gedacht, dass die Elfen der Natur schon sehr Nahe waren, aber wie es um Tiere bestellt war, war noch etwas vollkommen anderes. Sie waren wirklich eins mit der Natur, ein Zustand, wie Yavanna hoffte, dass sie ihn auch irgendwann einmal erreichen würde und wenn es nur für kurze Zeit wäre. Hier und heute musste der kleine Ausflug genügen, immerhin gab es noch anderes zu tun. Sie bedankte sich bei ihm und ging beschwingt mit ihrer Schwester zurück. Im Stall wieder angekommen, schnappte sie sich soviel Heu, wie sie tragen konnte, und füllte damit die Raufen auf, die bereits leer waren, so handhabte sie es auch mit den Tränken,... wie immer, hatte sie dabei ein Summen auf den Lippen und einen verträumten Blick.

Vom Stall aus führte ein breiter Gang weiter in die Akademie hinein. Auf der einen Seite war eine weiße Wand, an der ein paar Gemälde hingen, typisch für Menschen. Auf der anderen Seite befanden sich große Fenster, an denen lange Vorhänge aus Wolkenstoff hingen. Sie erinnerten sich daran, dass sie bald zu dem großen Raum kommen würden, in dem sie die komische Aurelia getroffen hatten, jene Frau, die gemein zu Sylcia war. In den Gängen war es still, auch hier war keine Seele unterwegs und der Mond schien sanft in das Gebäude.
Die Flügeltür war schnell geöffnet worden, mit vereinten Kräften ging eben alles. Im Raum selber, flitzte Myrjala sogleich zu dem kleinen Raum mit dem Wolkenloch, riss die Tür auf, schnappte sich die Wolkenfetzen und jubelte leise vor Freude.
„Sie haben die Wolkenfetzen wieder aufgefüllt.“
Was bereits laut genug war, dass Yavanna in der Entfernung alles verstehen konnte. Der Raum war aber auch riesig.
Yavanna hingegen kramte schon wieder in ihrem Beutel herum, auf der Suche nach Ersatz. Sie bekam Vieles zu fassen, letztendlich entschied sie sich für ein größeres Stück, elfischer Seide, in einem wunderschönen Grünton. Dieses gab sie Lufti in die wabernden Hände und schickte ihn damit zu ihrer Schwester, die es flugs neben das Loch bugsierte. Yavanna überlegte inzwischen, ob sie so einen schönen, großen Vorhang haben wollte, entschied sich aber erst mal dagegen.

„Wo gehen wir jetzt hin? ... Wollen wir die linke Tür nehmen?“ Sie deutete mit einem Arm auf die Tür, die sie meinte, diese war nicht weit vom Wolkenloch entfernt.
„Klar!“ Schon rannte Myrjala drauf los und wollte durch die Türe hindurch stürmen. Sie war nicht davon ausgegangen, dass die Tür abgeschlossen war und machte nun eine Bekanntschaft der unangenehmen Art. Warum mussten Menschen auch alles doppelt und dreifach abschließen?! Reichte nicht einfach nur die Vordertür? Wobei selbst, dass Abschließen von dieser auf Unverständnis stieß.
Mit einem lauten Rumsen prallte die ungestüme Elfe von der Tür ab und wäre mal wieder fast auf ihrem Allerwertesten gelandet. „Au, Au, Au“, jammerte sie drauflos und hielt sich beide Hände an die Stirn, „Mist... verflucht...“ mit grimmigem Gesicht trat sie einmal dagegen, schließlich hatte die Tür auch ihr wehgetan und ein weiteres ‚Aua’ folgte, als sie nun auf einem Bein rumhüpfte. Sie sah zu Yavanna hinüber und teilte schmollend mit, „hier geht es nicht weiter... und... das gibt bestimmt eine Beule... Derat?“ Der Drache saß auf dem Boden und hielt sich selber, ein wenig übertrieben wimmernd, den schuppigen Kopf. Assatal, der daneben saß, sah diesen fragend an. So war das nun mal, wenn man miteinander verbunden war. Myrjalas Leid war auch gleich Derats Leid, wobei Derat gerade mehr litt, warum auch immer.
Er tat beinahe so, als hätte man ihm den Schädel zertrümmert. Vermutlich brauchte er wieder Aufmerksamkeit. Man sollte doch eigentlich davon ausgehen, dass ein Drachenkopf robuster war, als der einer Elfe.
Yavanna sah kopfschüttelnd auf Derat hinunter und kommentierte sein Verhalten damit, er möge sich nicht so anstellen, was sein Wimmern nur verstärkte. Sie rollte genervt mit den Augen und ließ ihn dort sitzen, dann wandte sie sich wieder an ihre Schwester, die gerade zum lautstarken Protest ansetzte.
„Das hat aber wirklich wehgetan“, sie schob die Unterlippe noch weiter nach Vorne und sah ihre jüngere Schwester herausfordern an. Die rothaarige Elfe verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und seufzte laut. „Das mag ja gut sein, aber sein Schädel wurde nicht zertrümmert, ...können wir jetzt weiter?“
„Jaaa... Neiiiin... Gleich...“, Myrjala wollte und konnte das nicht einfach so stehen lassen, „aber vielleicht ist ja mein Schädel zertrümmerte?“ Was sollte Yavanna dagegen schon sagen können. Die Jüngere zog eine Augenbraue hoch und setzte zu einer Ausführung an:
„Nein, das weiß ich, dass dem nicht so ist...“ wurde aber, wie nicht anders zu erwarten unterbrochen, „Aha, und woher?“ Yavanna ließ sich davon nicht beirren. Sie kannte es nicht anders, „... Wenn dem der Fall wäre, hättest du ein riesengroßes Loch im Schädel, dein Gesicht wäre mit Blut überströmt und ich hätte freie Sicht auf dein Hirn. Außerdem, hättest du den ganzen Boden eingesaut und bei ganz viel Pech hättest du Fetzen deines Hirnes auf dem Boden verteilt... und überhaupt, bevor dein Schädel zu Bruch gegangen wäre, wäre eher die Tür aus der Wand gepflogen und wir hätten freie Sicht auf den Raum dahinter... können wir jetzt weiter?“ Sie befand, dass die Überdramatisierung der Lage von Nöten war. Dem hatte Myrjala auch tatsächlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Da sie aber immer das letzte Wort haben musste, fügte sie ein Kleinlautes, ‚Dass wird aber wirklich eine Beule’, hinzu, ging dann zu Derat um ihn ein zu sammeln. Zu zweit jammerte es sich schließlich besser.

Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg, hinaus aus der Halle und zurück auf den breiten Gang. Sie gingen zirka fünfzig Schritt und nahmen die nächste Abzweigung auf der linken Seite. Dort mussten sie nicht weiter nach einer Tür suchen. Das Zimmer, welches dahinter lag, war nur spärlich eingerichtet. Ein Regal mit Büchern und Schriftrollen an der einen Seite, auf der anderen Seite, ein großer Schreibtisch mit einem Stuhl dahinter. Der Tisch sah aus wie bei Neldor: Vollgepackt mit allerlei Krimskrams und sicherlich würde man viele überraschte Ausrufe hören, wenn sein Besitzer etwas fand, was ganz unten lag und er oder sie bereits seit mehreren Mondläufen vermisste. Yavannas Aufmerksamkeit wurde wieder von den Vorhängen eingenommen, die auch in diesem Raum, die Fenster umrahmten und sacht in der schwachen Brise der Nacht wehten.
„Jetzt möchte ich so ein Vorhang haben!“ Gab sie energisch von sich und wandte sich an ihre Schwester, die immer noch synchron mit Derat herum jammerte. „Hilfst du mir?“ Fragte sie, ohne weiter auf die imaginären Schmerzen der Beiden einzugehen. Schließlich würden die, zumindest bei Myrjala in Kürze vergessen sein und ging zu dem Schreibtisch, den sie beabsichtigte näher an das Fenster zu rücken, damit sie von dort aus den schönen Wolkenstoff abhängen konnte. Myrjalas Jammern verstummte, wie bereits zuvor vermutet. Angestrengt ratterte es in ihren Kopf, bis sie kapierte, was ihre Schwester vorhatte. Ein breites Grinsen zog sich von einem Ohr zum anderen und sie musste Kichern. Sie setzte Derat auf den Boden ab und wies ihn an brav zu sein. Dieser wollte protestieren, schließlich war er mit dem Leiden noch nicht fertig, doch seine Reiterin beachtete ihn nicht mehr. Also blieb ihm nichts anderes übrig als mal wieder eine Runde vor sich hin zu schmollen.
Nachdem der Schreibtisch nahe genug an das Fenster heran gerückt wurde und sie den Tisch von einigen der Bücher befreit hatten, kletterte Yavanna auf den Tisch und versuchte den Vorhang abzunehmen, während Myrjala unten stand und ihr die Arme entgegen steckte. Schließlich musste ja jemand den Wolkenstoff entgegen nehmen. Wäre ja zu schade, wenn er schmutzig würde. Derweil begann Derat damit, das Regal leer zu räumen. Es beachtete ihn ja keiner.
Yavanna stellte fest, dass der Tisch von der Höhe nicht ausreichte,
„Myrjala, gib mir mal bitte den Stuhl?“
Bevor sie diesen entgegennahm, schob sie mit dem Fuß einige Schriftrollen an die Tischkante, die daraufhin hinunterpurzelten. Aber das sah sie nicht weiter als schlimm an, es war schließlich nur Papier. Mit dem Stuhl war es nun kein Problem mehr den Vorhang abzuhängen. Myrjala jauchzte vor Freude, bei jedem weiteren Zentimeter, der ihr entgegengereicht wurde. Als sie ihn vollendens in den Armen hielt, tanzte sie, den Stoff an ihre Wange gedrückt, durch den Raum. „Das ist ja noch viiiiel besser als Lochwolken“, stellte sie fest uns sah mit einem bettelnden Gesichtsausdruck zu Yavanna hoch, die gerade wieder von dem Tisch hinunter kletterte, „Wollen wir davon noch mehr holen? ...bitte, bitte...“
„Ich hatte eigentlich vor den Zweiten auch noch einzutauschen“, antwortete sie prompt und Myrjala war schon ein wenig verdutzt, denn solche Fragen stießen normalerweise auf Ablehnung. „Weißt du was wir dann damit machen können?“ Fragte Yavanna munter drauf los, während sie zusammen den Tisch zur anderen Seite des Fensters schoben und gab auch gleich die Antwort, „Wenn die Nächte wieder warm sind, können wir die Tücher über das Moos spannen und dann dort schlafen.“
„Oh ja, das wäre wunderbar!“
Freute sich Myrjala.
Sie vollzogen beim zweiten Vorhang die gleiche Prozedur wie bei dem Ersten und stopften diese dann zufrieden in ihre Beutel und freuten sich wie kleine Kinder über ihre neue Errungenschaft. Während Yavanna noch darüber grübelte, was sie zum Tausch dar lassen konnten, hatte sich Myrjala bereits Derat geschnappt und war in den nächsten Raum gelaufen, der sich als die große Bibliothek entpuppte. Da sie kein sonderliches Interesse für Bücher und dergleichen hatte ging sie zurück und teilte das Yavanna mit. Diese hatte in der Zwischenzeit beschlossen, dass eine kleine Rolle feinster Elfenbausch genau das Richtige wäre. Diesen lehnte sie gut sichtbar gegen das Fenster. Den unbeabsichtigten Umbau, den sie in dem Raum vollzogen hatten, um an die Vorhänge zu gelangen, ließen sie so. Vielleicht wollte der Bewohner, von diesem Zimmer, den Bausch sofort aufhängen und so musste er nicht erst mühselig Tische und Stühle umherrücken.

Gemeinsam machte die kleine Gruppe sich auf den Weg zur Bibliothek, wer wusste schon, ob es da nicht doch etwas Interessantes gab, was sich lohnte, zu untersuchen. An sich war es sonst eher einer der unbedeutendsten Orte, die die Elfen kannten. Wäre Assatal erwachsen, so würde er wohl dort bleiben wollen, was Derat so gar nicht interessierte.
In die Bibliothek kam man wieder durch eine doppelflügelige Tür. Dahinter erstreckte sich ein riesiger Raum, den die jungen Frauen nur erahnen konnten, weil ein wenig Mondlicht durch ein Fenster im hinteren Teil des Raumes eindrang. Ansonsten herrschte gähnende Schwärze und der Geruch nach Staub und ein wenig Moder lagen in der Luft. Yavanna blieb stehen und blickte ihre Schwester skeptisch an.
„Bist du sicher, dass es hier etwas Interessantes gibt?“ Zweifelnd blickte sie sich um.
Derat war bereits voraus gehüpft und Assatal lief schnüffelnd hinterher. Lufti wirbelte hier und da Staub auf, dass der kleine silberne Drache niesen musste. Myrjala ließ es sich nicht nehmen und stimmte gleich mit ein.
„Keine Ahnung, ob es hier etwas Interessantes gibt, ich wäre hier nicht reingerannt.“
Auch Myrjala sah sich zweifelnd um.
„Weißt du was? Ich sorge jetzt erst mal für ein bisschen Licht, sonst können wir ja gar nichts sehen.“ Yavanna ging an ihrer Schwester vorbei und versuchte sich vorsichtig zu orientieren, dass sie genug Platz hatte.
„Hm, schade, ich würde so gerne Glühwürmchen herbeirufen, aber ich bezweifle, dass es hier oben welche gibt... außerdem ist es hier viel zu kalt.“ Bedauern lag in ihrer Stimme.
„Ja, du hast recht, ich spüre hier auch keine leuchtenden Indiviiiii,... äh, Würmer.“
Yavanna fing an zu prusten, wie sie Myrjalas Versuch mitbekam, sich adäquat zu artikulieren. Wahrscheinlich hatte sie das Wort mal wieder bei Neldor aufgeschnappt.
„Dann muss uns das Mondlicht reichen.“
Die rothaarige Elfe begann mit einem leisen, elfischen Singsang, dem anmutige Bewegungen folgten. Nach einigen Sekunden begleitete sie ihren Zauber mit einer Art Tanz, bei dem die Bewegungen immer ausladender wurden, ganz so, wie wenn sie etwas aus der Luft sammeln würde. Zuerst tat sich nichts, aber kurz darauf, begann das Mondlicht, welches herein schien, leicht zu schimmern und silbrige Fäden waberten um Yavanna herum. Nach ein paar Minuten blieb sie stehen und ballte das Mondlicht vor sich zusammen, so dass sie eine wabernde Kugel silbrigen Lichtes vor sich hatte.
„Myrjala, schau dich mal bitte um, ob du etwas findest, wo wir es hinein tun können.“
Wie immer dauerte ihrer Schwester der ganze Prozess zu lange und sie hatte versucht, den Raum auf eigene Faust zu erkunden, dass sie nichts sah, störte sie nicht wirklich.
„Myrjaaaalllllaaaa...?“ schallte es durch den Raum.
„Häääää?“ wie immer war Myrjala in ihrer eigenen Welt. „Was denn?“
„Schau dich mal nach einem Gefäß oder so um... für das Licht, sonst muss ich es die ganze Zeit festhalten.“
Ihre Stimme klang leicht genervt.
Myrjala sah sich ein wenig um und fand dann auf einem Tisch ein seltsames Gebilde, welches eine Ummantelung aus Glas aufwies, diese ließ sich auch noch abnehmen.
„Vielleicht das?“ Sie hielt es vorsichtig in die Höhe.
„Warte, ich komm’ schon zu dir.“ Yavanna betrachtete sich das seltsame Ding und zuckte nur mit den Schultern.
„Dann müssen wir es waagerecht halten, damit das Licht nicht hinaus fließt.“
„Wollen wir rechts und links Wolkenfetzen hinein stopfen? Dann ist es zu.“
Die quirlige Elfe war mal wieder so von ihrem eigenen Vorschlag begeistert, dass sie keine Antwort abwartete. Kurze Zeit später hielt sie zwei Fetzen in der Hand und hinderte damit, dass sich ‚zerfließende’ Mondlicht auf. So wurde eine Öllampe im Handumdrehen umfunktioniert, blöd nur, dass die Elfen solche Erfindungen nicht kannten.
„Ist zwar nicht so hell wie Feuer, aber reicht wohl aus.“ Myrjala behielt die Lampe bei sich und dreht sich im Kreis. Es dauerte nicht lange, da hatte sich auch schon wieder etwas entdeckt, was wohl auch Yavanna ins Auge gefallen war.
„Ooooohhhhh!!!“ quietschten beide laut auf, dass Derat auf der Stelle einen Fuß in die Höhe hüpfte und Assatal sofort angerannt kam.
In einem Regal standen, wie sollte es auch anders sein, Bücher, jede Menge Bücher, aber einige von ihnen waren in weißem Plüsch gebunden. Myrjala hatte die Lichtquelle einfach in eine Lücke gedrückt und sich sofort zwei dieser Bücher heraus gerissen und an ihre Wange gedrückt, ihr Blick war selig. Andere Bücher links von den plüschigen, fielen zu Boden und blieben dort unbeachtet liegen, dass diese leicht bläulich schimmerten, sahen die Elfen nicht.
„Flausch, flausch, flausch...“, war das Einzige, was sie im Kreis drehend, vor sich hin trällerte. Auch Yavanna hatte sich eines dieser Bücher aus dem Regal geholt. Sie kuschelte nicht damit, sondern begnügte sich damit, dass ihre Hände diesen wunderbaren Plüsch erfühlen konnten. Interessehalber schlug sie es dennoch einmal auf. Ihre Augen weiteten sich sofort und sie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Dieses Buch war zur Abwechslung mal voll mit Bildern und nur ganz wenig Buchstaben.
„Myrjala, sieh mal...“, gab sie fast schon ehrfürchtig von sich.
„Ein ganzes Buch nur über Wolken und die sehen alle anders aus...“ Myrjala hielt in ihrem Trällern inne und schaute mit ins Buch hinein.
„Sieh nur, dass sind Zeichnungen und alle einzeln eingeklebt... und jedes Mal dazu ein Wolkenfetzen, der sich auch anders anfühlt.“ Das war das erste Mal in ihrem Leben, dass Yavanna von einem Buch begeistert war.
„Das ist wie deine Pflanzenbücher. Was steht denn da?... Hm, kann ich nicht lesen.“
„Also, das Buch nehme ich aber mit... ist deines auch so toll?“

Myrjala hatte ihr Buch noch gar nicht abgesehen, holte das aber sofort nach.
„Nee, hier sind nur Buchstaben drinnen. Gaaaaanz kleine Buchstaben.“ Enttäuscht verzog sie das Gesicht. „Aber der Einband ist toll, den nehme ich mit... Flausch, flausch, flausch... Hm, wie kriege ich den denn ab?“ Während Myrjala sich damit abmühte, den Einband zu entfernen, verstaute Yavanna ihr Buch in ihrem Beutel. „Willst du die anderen Einbände auch haben?... Was für eine Frage, natürlich möchtest du das.“ Yavanna schnappte sich die anderen Bücher und entfernte dort vorsichtig die Einbände.
„Hast du eine Idee, was wir dem hier lassen, dem die Bibliothek gehört?“
Myrjala grübelte nach und ihr fiel wieder ein, dass sie noch die große Bibliothek des goldenen Drachen in ihrem Beutel hatte, der früher mal bei Isildur war. Beide hatten sich damals einvernehmlich darauf verständigt, getrennte Wege zu gehen, was seine Schwestern überhaupt nicht nachvollziehen konnten. Auch wenn der goldene Drache langweilig war, was kein Wunder war, betrachtete man dessen Alter, was sich garantiert in den Hunderten verorten ließ. Warum er allerdings zuließ, dass Myrjala seine Bibliothek stibitzen konnte, hinterfragte niemand, bis auf Neldor vielleicht, wenn dieser davon wusste. Wahrscheinlich hatte der Drache sich dabei schon etwas gedacht, etwas, was über die Begrifflichkeit der Elfen hinaus ging.
„Wir können ihnen eine Schriftrolle aus der Drachenbibliothek hier lassen.“ Überlegt, getan. Myrjala ging aus dem schmalen Gang heraus, legte ihren Beutel auf den Boden, kniete sich davor und begann darin herum zu suchen.
„Huhu, Bibliotheeeeek, wo bist du?“ Sie hielt den Beutel soweit auf, wie es ging und starrte mit zusammen gekniffenen Augen in die schwarze Weite, bzw. den silbernen Strudel, der sich irgendwann bildete. Yavanna verdreht die Augen, nahm das Mondlicht mit und hockte sich neben ihre Schwester. „Geht’s so besser?“
„Jetzt seh’ ich ein bisschen was, aber erst muss ich die Wolkenfetzen beiseite schieben, die Bibliothek ist nämlich gaaaanz weit hinten. Eigentlich wollte ich die ja neben unserem Zelt aufstellen, aber die ist einfach zu groß.“
Ein abgrundtiefes Seufzen erklang. „Ich weiß einfach nicht wohin damit.“
„Du stellst gar nichts neben unserem Zelt auf, damit machst du nur die Büsche und Blumen kaputt und dann werde ich böse.“
Ermahnend sah sie Myrjala an. „Aber du darfst Lochsteine aufhängen?!“ Anklagend sah sie zu Yavanna hoch. „Die durchlöcherten Edelsteine hängen nur in den Ästen,... deine großen Holzdinger hätten alle Äste abgebrochen... außerdem hättest du dann ganz schön Ärger mit Ada und Ingem’ada.“ Myrjala ignorierte das Ganze gekonnt.
„Da, ich hab’s gefunden!“ Beide Arme verschwanden bis zur Schulter im Beutel.
„Kannst du mal am Beutel ziehen?“
Yavanna stellte die Lichtquelle neben sich und begab sich dann hinter den Beutel, an dem sie dann auch zog. Nach und nach kam eine, wohl neun Schritt lange und gut zwei Schritt breite Schriftrolle aus Pergament. Wäre es flauschig, hätte man diese Rolle für einen Teppich halten können. Das einzige Flauschige an der Rolle war ein breites Band, mit der sie zusammen gehalten wurde. Myrjala stöhnte und ächzte bei ihrem Unternehmen.
Yavanna sah ihr dabei amüsiert zu.
„... und du wolltest die ganze Bibliothek aufstellen, was?“
„Da hätte ich schon eine Lösung für gefunden.“
Gab sie schnippisch von sich. „Deraaaaat!!! Du musst mal lesen, was hier drin’ steht.“ Derat ließ sich nicht lange bitten und freute sich tierisch darüber, dass seine kleine Freundin ihn wieder beachtete und nun seine fachliche Kompetenz in Anspruch nehmen wollte. Beide Schwestern rollten vorsichtig die riesige Schriftrolle etwas auseinander, sie wollten gar nicht wissen, wie lang diese ausgerollt wirklich war.
„... und, was steht drinnen?“ Quengelte Myrjala. Derat tat ganz intelligent, hatte eine Kralle hinter seinem Rücken verschränkt, lief leicht vorn übergebeugt und die andere Kralle an seine Schnauze gelegt, vor der Schriftrolle hin und her. Dass er den Inhalt der Schriftrolle gar nicht erfassen konnte, band er den Elfen jetzt nicht auf die Nase, diese Blöße wollte er sich nicht geben. Hätte er das zugegeben, wäre es auch keine Schande gewesen, immerhin handelte es sich bei der Schrift um Altdrakonisch und dazu, um die Weisheiten eines jahrhundertealten Drachens und es wäre so, als würde man einem Kind ein Buch für Erwachsene in die Hand drücken. Jetzt war Derats große Stunde gekommen, die Schwestern blickten ihn erwartungsvoll an.
„Och menno,... das ist nichts Interessantes. Das ist ein Lied, was man den Eiern vorsingt... und ich hatte auf unglaubliche Erkenntnisse gehofft, na toll.“ Derat schmollte und setzte sich vor die Schriftrolle. Sein Schmollen war in der Tat mal nicht gespielt, wenn er auch aus anderen Gründen schmollte.
„Oh, das ist ja süüüüüß!!!... Wie niedlich, Drachen singen ihren Eiern Lieder vor. Was sind denn das für Lieder?... Schnellausschlüpflieder oder Schlaflieder oder Abenteuerlieder?“
Derat wurde aus seinem Schmollen gerissen und sah Myrjala leicht verdutzt an.
„Ääähhhh... d-das ist ein,... ähm, Wachstumslied. Also Langsamwachstumslied,... damit die Drachenbabies schön stark werden.“
„Yavanna hast du das gehört? ... Wollen wir das Assatal vorsingen, damit er immer schön klein bleibt?“
„Nein, wollen wir nicht, wir greifen nicht so dermaßen in die Natur ein.“
Yavanna war strikt dagegen. „Außerdem zählt das Lied nur für Eier.“ Damit war die Diskussion für sie beendet. „Dann hoffe ich, dass die Hummelmenschen ein Drachenei finden, dem sie das Lied dann vorsingen können. Also, wenn das Ei keine Eltern mehr hat.“
„Sag mal Myrjala, glaubst du, dass wir hier noch Interessantes irgendwo finden, also in diesem Gebäude hier?“
„Keine Ahnung, weiß ich nicht ...meinst du, die haben mehr als einen Lochraum pro Haus?“ „Glaube ich nicht, warum sollten sie? Du gräbst doch auch nicht mehr als Eines, oder?... Ich würde gerne wieder nach draußen, hier ist kein Wind.“
Myrjala sagte dazu nichts weiter, schnappte sich ihren Beutel und Derat und drückte diesem einen dicken Schmatzer auf die Nase. „Danke für deine Hilfe, mein kleiner Freund.“ Dass sich gerade das schlechte Gewissen in Derat regte, bekam sie ja nicht mit. Yavanna rief Assatal zu sich und gemeinsam mit Lufti im Schlepptau verließen sie langsam die Akademie und hinterließen Chaos, so weit das Auge reichte.

Draußen angekommen, fanden sie beide Tiere, selig schlummernd unter dem Baum vor. Beide öffneten nur halbherzig ein Auge und gähnten vor sich hin. Sturmkralle streckte alle Viere von sich und rollte sich dann auf den Rücken. Er erwartete jetzt wohl Streicheleinheiten, aber Isildur war nicht anwesend und die Mädchen dachten da gar nicht dran, es war noch vieles zu tun. Der Mond war auf seiner Bahn vorwärts gezogen und die Nacht damit voran geschritten, wenn es auch noch etwas dauerte, bis die Sonne aufgehen wollte.
Yavanna und Myrjala beschlossen, dass sie nun die anderen, kleineren Häuser der Hummelmenschen untersuchen wollten, nachdem Derat diese Idee ausgesprochen hatte. Auf der anderen Seite wollte zumindest Myrjala, gerne Sturmkralle kraulen, bei Bäuchen konnte sie einfach nicht nein sagen. Deswegen entschied sie dafür, dass Lufti dort blieb und die Tiere kraulen sollte. Im Übrigen befand sie auch, dass er müde aussah und dringend eine Pause brauchte. Eigentlich wollte Lufti mit, aber Myrjala hatte ihm dann einfach befohlen, da zu bleiben.
So machten sie sich nur noch zu viert auf den Weg. Leider mussten sie ziemlich schnell feststellen, dass sämtliche Türen verschlossen waren. Natürlich versuchte Myrjala sich in den Dingen, die sie von ihrer Cousine gelernt hatte, aber mit einer Haarnadel kam man eben nicht sehr weit und ihr Finger passte auch nicht ins Schlüsselloch. Etliche abgebrochene Nadeln später, mussten die beiden Elfen frustriert einsehen, dass sie nicht in die Häuser kamen und so auch keine neuen Fetzen finden konnten. Mitten in einer unbekannten Straße, fing Myrjala vor lauter Frust an zu weinen, sie hatte sich doch so gefreut.
Normalerweise ließ sich Yavanna nicht von dem Geweine ihr Schwerster beeinflussen. In den meisten Fällen befand sie, dass diese einfach weinte, weil sie etwas nicht bekam und genau wusste, dass wenn bei ihr die Tränen rollten, sich schon irgendwer erweichen ließ. Beide beschlossen, dass sie sich wieder auf den Rückweg zu den Tieren machen wollten, wobei Myrjala den kompletten Weg über vor sich hinschniefte.
Wahrscheinlich lag es daran, dass Yavanna gerade selber nicht besonders glücklich über den vermeintlichen Ausgang dieser Nacht war, so teilte sie ihrer Schwester nun etwas mit, was sie eigentlich nicht vorgehabt hatte. „Da gäbe es noch etwas, was wir uns holen könnten.“ Myrjala verstummte und sah erwartungsvoll die Schwester an, als würde diese ihr den sprichwörtlichen Strohhalm entgegenhalten. „Und was?“ Fragte sie hoffnungsvoll. Yavanna grinste wissend, „erinnerst du dich an das Holzschild an dem Gasthaus?“ Myrjala überlegte und nickte, „Syli erzählte mir, dass das Schild im Mondlicht leuchtet und deswegen ‚Leuchtende Wolke’ heißt, ...also, weil die Wolke darauf leuchtet.“
„Ooooooh... ich will es haben!“ Rief Myrjala nun wieder begeistert aus und rieb sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.
„Dann sollten wir uns auf den Weg machen, bevor die Stadt aufwacht… nachher will uns noch jemand aufhalten.“ Schlug Yavanna ihrer Schwester vor. Sie wollte sich gerade umdrehen und den Tieren das Zeichen zum Aufbruch geben, da hielt sie inne. „Myrjala, sieh’ mal, sieht das nicht das nicht süß aus?“ Mit einem Finger deutete sie auf die Tiere, die unter dem Baum schliefen und nicht auf dem Bauch lagen. Mittlerweile hatten sie sich auf den Rücken gerollt und alle Viere von sich gestreckt, ein wirklich herzallerliebstes Bild.
„Ich glaube, so können wir die Beiden nicht mit einbeziehen… die wollen schlafen.“ Yavanna verfiel ins Grübeln. „Weißt du was?...“ und schon fiel Myrjala ihr ins Wort. „Lufti passt auf die Beiden auf!“ Genau den Gedanken hatte Yavanna auch gehabt. „Genau so…“, grinste sie. „Lufti?.. Wo bist du?... Ach da.“ Sie lief los und wäre Lufti am Liebsten um den Hals gefallen, besann sich dann aber eines Besseren, dass die Aktion nur für sie schmerzhaft enden würde. Das betrübte sie schon wieder, aber ihre andere Idee hatte die Oberhand.
„Du bleibst hier und passt auf die Beiden da auf!“ Ihr Finger zeigte auf die schlafenden, pelzigen Haufen die da lagen und vor sich hin schlummerten. Wie alle Tiere, träumten auch diese gerade, die Pfotis zuckten, wurden zu Knickpfotis und leise, fiepende Geräusch waren in der Stille der Nacht zu hören.
„Gut, dann nur wir beide … los, komm’ schon, machen wir wieder ein kleines Wettrennen.“ Yavanna knuffte ihrer Schwester in die Seite und rannte schon von dannen, Assatal dicht auf ihren Fersen. „He, warte auf mich,…“, Myrjala rannte ebenfalls los und ließ wieder einen verdutzten Derat zurück, der erst aufschrie, dann meckerte, ein Rauchwölkchen ausstieß und sich im letzten Moment noch dafür entschied, hinter zu rennen, die die Drei gerade um eine Ecke bogen. Denen zu folgen, war alle mal spannender, wie bei den schlafenden Säugetieren zu bleiben.

Der Weg zur Taverne zurück war dieses Mal recht leicht zu finden, sie waren ja schon etliche Male durch diese Stadt spaziert, gerannt und herumgetollt. Die ‚Leuchtende Wolke’ stand noch genauso da, wie die jungen Frauen sie zurück gelassen hatten. Die Tür stand immer noch sperrangelweit offen, es brannte nach wie vor keine Kerze und es war immer noch alles sehr ruhig. Es ging zwar schnell auf den Morgen zu, aber da es die Zeit der dunklen Tage war, hatten die Elfen noch einige Stunden Zeit, bis die Sonne aufging.
Außer Atem kamen sie unter dem Schild zum Stehen.
„Sieh’…“ Yavanna deutete nach oben auf das Schild, welches nun silbrig im Mondlicht schimmerte. Die Wolke darauf, leuchtete zusätzlich leicht bläulich und je stärker das Mondlicht darauf traf, desto intensiver wurden der Schimmer und das Leuchten.
„Oooooohhhh,…“ Kommentierte Myrjala das Spektakel. „Warum habe ich das nicht gesehen?“ beschwerte sie sich. Entgeistert sah Yavanna sie an. „Weil wir erst die erste Nacht hier sind?!“ „Aber du wusstest das schon vorher.“ Begann Myrjala die für sie typische Grundsatzdiskussion, die sie in dieser Nacht schon häufiger geführt hatten.
„Na und, damit musst du dich auch mal abfinden, dass andere mehr wissen, wie du!“ Damit war für Yavanna das Thema erledigt. „Wie bekommen wir es nun runter?“ Stellte sie die Hürde in den Raum.
Myrjala war mal wieder am Schmollen und nicht geneigt, ihrer Schwester zu zuhören, dennoch dachte sie über das Problem nach.
„Wir klettern hoch und hängen es ab oder gehen rein und dann hoch, klettern aus einem Fenster und hängen es dann ab.“ Yavannas Blick wurde immer skeptischer, bei den abenteuerlichen Ideen ihrer Schwester. „Es geht auch eine Räuberleiter… wäre Isildur hier, könnten wir auf seine Schultern steigen, er wäre groß genug.“ Führte sie ihre Überlegungen weiter aus.
„Ich bin eher dafür, dass wir Stühle heraustragen und dann darauf klettern und wenn das nicht reicht, schieben wir noch einen Tisch nach draußen, so wie in der Akademie.“ Yavannas Idee klang eher wie eine Feststellung, sie hatte nicht vor, hier nachher noch jemanden zu verarzten.
„Das geht auch,… aber wir müssen leise sein. Du weißt doch, Isildur hört die Flöhe krabbeln, immer dann, wenn er es nicht soll.“ Verschwörerisch hatte sie ihre Stimme zu einem Flüstern gesenkt und schlich doch tatsächlich mal auf Zehenspitzen in den Gastraum hinein, statt wie üblich zu trampeln. Yavanna folgte ihr und verkniff sich ein Lachen.
Wie gewohnt, setzte Assatal sich vor die offene Tür und stand schmiere. Derat tauchte gerade laut schnaufend hinter der letzten Häuserecke auf und fragte sich, was denn nun schon wieder passiert war. Eine Antwort bekam er nicht mehr, Assatal war vollkommen mit seiner selbst gewählten Aufgabe beschäftigt und die Mädchen rückte drinnen wieder irgendetwas umher,… fragend sah er hinein, wie die beiden Schwestern gerade leise kichernd einen Tisch heraus trugen. Dabei wurde Derat fast umgerannt. Den Tisch stellten sie direkt unter dem Schild, vor der Tür, ab. Myrjala schätzte die Höhe ab und holte noch einen Stuhl heraus, den sie Yavanna nach oben reichte.
Diese positioniert den Stuhl und kletterte dann auf diesen, wie gut, dass Waldelfen keine Höhenangst kannten.
„Ich halte den Stuhl und pass’ auf, dass du nicht herunter purzelst.“ Erklärte Myrjala eifrig.
Ein Kopfnicken war die Antwort.
Derat, derweil, dämmerte es langsam, was die Schwestern vorhatten und schlug ihnen vor, sich groß zu machen, dann wäre das Abhängen ein Kinderspiel, schließlich hoffte er immer noch auf seine große Stunde. Myrjala jedenfalls befand, dass das eine sehr gute Idee war, aber zeitgleich regten sich Zweifel in ihrem Köpfchen, irgendetwas hatte Derat nicht bedacht. Sie sah auf ihn hinunter, dann auf die Straße, blickte die gegenüberliegenden Häuser und die Taverne an und fragte dann äußerst zweifelnd: „Passt du denn hier rein?“ Derat nickte ein klein wenig zu schnell, befand Yavanna und fiel beiden zischend ins Wort.
„Derat, du spinnst wohl! Dein Hintern ist viel zu dick für diese Straße und nie hast du deinen Schwanz unter Kontrolle… und wenn du deine Flügel streckst, guckst du auch nicht nach rechts oder links. Du bleibst so klein!“
„Aber…“
War das einzige, was Derat noch heraus bekam.
Myrjala versuchte ihn zu trösten. „Ich glaube, Yavanna hat Recht, dein Hintern ist wirklich zu dick hier für.“
Beleidigt zog sich Derat zurück und setzte sich, Wölkchen ausschnaubend, neben Assatal.
Im Nu wurde das Schild abgehangen und verschwand in Yavannas Tasche. Als Ersatz hing nun ein Seidentuch über der Tür, worauf in Kohle gemalt, ebenfalls eine Wolke drauf prangte. Darunter stand fein säuberlich der Name der Taverne, den die Elfenschwestern abgemalt hatten, da sie es eh nicht lesen konnten.
Das ganze Unterfangen hatte auch so seine Zeit gebraucht, im Osten kündigte sich bereits der neue Morgen mit einem feinen Rot in den Wolkenbänken an.
„So, nun aber zurück, dann holen wir die Tiere und kommen wieder hierher, um Isildur zu wecken.“

Auf dem Rückweg hatten es die Elfen nicht mehr eilig. Langsam schlenderten sie zurück zur Akademie und genossen die klare Morgenluft. Sie hatten alles was sie haben wollten eingepackt und das was sie nicht hatten, dafür hatten sie zumindest würdigen Ersatz gefunden. So wurde dies nun wirklich der Spaziergang, von dem sie Sylcia erzählt hatte.
Als sie endlich bei dem Akademiegebäude angelangt waren, stand die Sonne bereits so hoch, dass sie die ganze Hummelstadt in ein goldenes Licht tauchte und nicht, wie eigentlich üblich, in Rötliches, wie es auf dem Boden der Fall ist. Dies mochte daran liegen, dass sie sich über den Wolken befanden. Mit Staunen beobachteten sie dieses Schauspiel. Wer wusste schon, wann sie so etwas wieder zu sehen bekommen würden.
Als nun endlich an ihrem Ziel angelangten, mussten sie mit Schrecken feststellen, dass Wolfi und Sturmkralle verschwunden waren.
„Wo sind sie?“ Entfuhr es Yavanna entsetzt. „Lufti?“ Rief Myrjala, „Wo bist du? Du solltest auf sie aufpassen!“ Sie stampfte einmal mit dem Fuß auf und eine große Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit. Yavanna legte den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus, dass wie das eines Wolfes klang und ihre Schwester überrascht herumfahren ließ. Dann folgte Stille. Beide Schwestern warteten eine Antwort ab, vorher würden sie sich nicht von der Stelle bewegen.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. Februar 2011, 20:18

Hinweis vom Mod: An dieser Stelle beginnt nun ein Zwischenspiel.

Teilnehmer:
  • Myrjala
  • Yavanna
  • Isildur
  • Tahmo


Mögliche NPCs:
- Sylcia die Hymlianerin (Bürgerin)
- Helior der Hymlianer (Wächter und Pegasusreiter)
- Ikarus der Hymlianer (Pegasusreiter und Bodenkundschafter)
- Lua Chii (Luftmagierin aus Zyranus)
- weitere Hymlianer, die ihr gerade braucht ;)

Ich werde mich weitestgehend zurückhalten. Euch ist es erlaubt, die NPCs im Zwischenspiel zu steuern, solange diese nicht sterben und/oder gegen ihr typisches Verhalten handeln. Da ich mitlesen werde, kann ich euch stets darauf hinweisen. Ich werde eingreifen, wenn euch die Schreiblust ausgehen sollte oder wenn ihr mich dringend braucht - in letzterem Fall bitte Bescheid geben. Das Zwischenspiel endet, wenn ihr euch meldet oder ich der Meinung bin, es ist nötig. Ich gebe es dann als Erzähler bekannt. Und nun viel Spaß euch ;)
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Tahmo
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Tahmo » Samstag 26. Februar 2011, 13:05

Mit einem leisen rascheln, so als würde der Wind durch Blätter streichen, zerfielen die gezauberten Pegasus Flügel wieder in ihre einzelnen Bestandteile. Enttäuscht blickte Tahmo dem Regen aus Braunen Haaren und Vogelfedern nach, ehe er Faro dennoch lobend auf den Hals klopfte. „Das hast du gut gemacht. Du könntes' glatt son Pegasus werden Faro.“ Das Pony schnaubte zustimmend und reckte seinen Kopf noch stolzer in die Luft. Er fand selbst auch das er um längen besser geflogen war als Luas Nachtwind und seiner Meinung nach konnte selbst der Pegasus von Ikarus nicht mithalten!
Tahmo schwang sich vom Rücken des Ponys, eine Menschentraube hatte sich inzwischen um die Neuankömmlinge gebildet. Auffalenderweise trugen alle Hymlianer eine ähnliche Bekleidung wie schon Ikarus. Tuniken, Umhänge, Hemden alles bestand aus sehr leicht aussehenden, dünnen Stoffen deren Färbung den Farben eines Sonnen auf oder Untergangs glich, je nach Geschmack des trägers. Schuhe waren nicht weit verbreitet und wenn, dann nur in Form von Sandalen oder ebenso leichten, dünnen Stiefeln wie auch Tahmo sie trug. Neugierig musterten die Hymlianer ihren Besuch, die Jüngeren kamen näher um Faro zu streicheln, oder Ikarus zu begrüßen. Es lag eine eigenartige Vertrautheit in der Luft. Tahmo kannte diese Leute nicht, lies auch stets bei Fremden eine gewisse Vorsicht wallten. Aber hier, an diesem Ort, er fühlte sich als wäre er zu Hause. Würde jeden einzelnen kennen, als hätte er schon sein gesamtes bisheriges Leben an diesem Ort verbracht und war eben nur von einem kleinen Erkundungsflug zurück gekommen. Verwirrt schüttelte der Blondschopf den Kopf, wie eigenartig.
Ob das etwas mit der Luftmagie zu tun hatte?
Gerade wollte er sich zu Lua drehen, um die Magierin zu fragen ob sie dasselbe Gefühl hatte...
Als ein lautes Jaulen die Luft durchschnitt. „Woah... was war denn das?“ Verwundert drehte Tahmo den Kopf in die Richtung aus der das Jaulen stammte. Im nächsten Moment schon erklang jedoch aus einer vollkommen anderen Richtung ein erneutes Heulen, das diesesmal nur viel wölfischer Klang und einem die Gänsehaut auf den Rücken trieb.

Verwundert legte Ikarus den Kopf zur Seite, Wölfe waren hier oben inmitten der Wolken sicherlich eine äußerste Seltenheit. Ein Raunen und murmeln wanderte durch die Menge der versammelten Hymlianer. Hälser wurden gestreckt und Köpfe neugierig in die Richtung gedreht aus der das Jaulen gekommen war.
"Bei den kalten Winden des Eisreiches, was ist das?!" Rief Lua aufgeregt um mit dem Finger auf einen silbrigen Schatten zu deuten, der kurzzeitig wie ein Geist zwischen zwei Wolkenhäusern auftauchte.

Stumm starrte jeder auf die Stelle, ehe plötzlich wieder allgemeines Gemurmel ausbrach. Und neugierig wie Hymlianer, oder Luftmagier wohl allgemein waren, lies es sich natürlich keiner nehmen sofort den Dingen auf den Grund zu gehen. Zumal diese Dinge ja in ihrer Stadt passierten und man in diesen Zeiten immer auf Nummer sicher gehen sollte.
So kam es das eine ganze Traube an Hymlianern mit Tahmo, Lua und Ikarus im Schlepptau zu der Stelle aufmachte von der das Jaulen und das Geheule stammte. Und zu der wohl auch dieser silbrige Schatten unterwegs war.

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Isildur Ranarion Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Isildur Ranarion Ni'Tessin » Sonntag 27. Februar 2011, 15:16

Innerlich schüttelte Isildur nur den Kopf. Wie konnten seine Schwestern es nur in einer Nacht schaffen, eine komplette Stadt auf den Kopf zu stellen. Überall hatten sie zwar etwas zurückgelassen, doch damit hatten sie das Chaos nur verstärkt.
Und es waren eindeutig seine Schwestern. Da Myrjala bestimmt ohne etwas dazulassen etwas mitgenommen hätte: Weil ihrer Meinung nach es sie ja keiner gesehen hatte und wenn es wertvoll war, so würde man es ja auch nicht unbeaufsichtig liegen lassen.
So vermutete Isildur das die Felle und desgleichen von Yavanna kam. Es wurde getauscht und laut Yavanna könnte man sich ja auch beschweren, wenn man es nicht möchte.
Doch seine Schwestern verstanden nicht, dass man auch um Genehmigung fragen sollte, wenn man etwas tauscht und die Person auch anwesend sein sollte.
Mal nebenbei an wen hätten die Hymlianer ihre Beschwerde richten sollen, wenn keiner da war?
Wieso machen die beiden immer so was…Yavanna wenigstens von dir hätte ich mehr Verstand erwartet.
Sylcia streichelte Isildur über das Fell und er drückte seine Schnauze an ihren Bauch. Was nicht wirklich schwer für ihn war.
Der Wolf, in den er sich wandeln konnte, hatte eine stolze Schulterhöhe von guten 1,20 Meter und von Schnauze bis zur Spitze seiner Rute maß er fast 2, 5 Meter. Ein großer Wolf, doch im Verhältnis zu Yavannas Nachtschatten noch immer klein. Der war von seiner Länge nochmals über einen Meter länger und dementsprechend auch höher von seinen Schultern.
Nachdem er seinen Ruf ausgesendet hatte, rannte er los. Vorbei an neugiereigen Menschen, welche sich verwirrt umsahen. Auch wenn Isildur es nicht vorhatte, doch löste er ebenfalls so große Verwirrung aus, wie am Morgen die seltsamen Gaben seiner Schwestern an die Hymlianern.
Plötzlich ließ ihn ein Geräusch und ein vertrauter Geruch anhalten.
Das kenn ich doch…Nachtschatten und Sturmkralle.
Aus einer Seitenstraße traten der große Wolf und Isildurs Braunbär. Nachtschatten knurrte Isildur an und dieser selbst hob den Kopf. Da rannte Nachtschatten schon los und warf Isildur um.
Nachtschatten sah sich als das Alpha und Isildur war für ihn noch immer eine Welpe. Yavanna hatte damals Isildur erklärt, dass Nachtschatten ihn prüfen würde und es unweigerlich zum Kampfe kommen würde. Also musste sich Isildur unterordnen. Er warf sich auf den Rücken und offenbarte seine Kehle, als Zeichen seiner Unterwerfung. Er hatte jetzt nicht die Zeit für einen Kampf.
Es war ein kleines Machtspiel, was immer wieder bei den beiden vorkam. Jeder wollte das Alpha sein. Doch würde so ein Kampf irgendwann folgen, so müsste der Verlierer gehen, so meinte Yavanna. Was für beide nicht zur Debatte stand. Nachtschatten sah Isildur oft eben wie einen Jungwolf, der noch vieles zu lernen hatte.
Und isildur hatte keine Lust und Nerv eine riesige Standpauke von seinem Vater deswegen zu bekommen.
„ WO sind die anderen?…Nachtschatten, du solltest auf die beiden achten“ fiepte Isildur ihn an. Der riesige Wolf jaulte kurz und stupste in dessen Bauch. Isildur verstand sofort, dass die Schwestern die Tiere zurückgelassen hatten. Doch diese wollten schauen, wo die Mädchen so lange bleiben.
Seltsam, ich versteh ihn immer besser…sonst hatte ich mehr Schwierigkeiten.
Um die beiden herum konnte Isildur das Luftelementar sehen, welches Myrjala geschenkt bekommen hatte.
Sturmkralle tapste gemütlich heran und besah sich die beiden Dickköpfe gähnend.
Wieso konnte man sich nicht vertragen?.
Er brummte und gab dem Waldelfen seinen Unmut wegen der erneuten Verwandlung kund.
Ich weiß…ich weiß…mein Großer….aber es war notwendig
Der Wolf erhob sich wieder und Isildur leckte Nachtschatten über die Schnauze. Für den großen und auch älteren Wolf war es damit erledigt.
Der silberne Wolf erkannte seinen Platz.
Man konnte viele Schritte hören und Isildur hatte fast vergessen, dass er ja in Begleitung unterwegs war. Suchend sah er sich um. Er konnte Helior sehen, der gemeinsam mit Sylcia herankam. Freudig winkte sie ihm zu.
Dann konnte er es hören. Ebenso wie die beiden anderen Tiere hörten sie den wohl bekannten jammernden und weinerlichen Unterton. Myrjala!
Isildur jaulte rufend und Nachtschatten setzte mit ein. Nur Sturmkralle machte so was nicht. Er bewegte sich gemächlich in die Richtung, wo sich die beiden Schwestern befanden.
„ Na die Tiere fast du schon gefunden,…und wo sind deine Schwestern?“ keuchte Helior etwas atemlos. Sylicia trat an Isildur ran und flauschte durch sein Fell.
Herrlich!...so was könnte ich mir gefallen lassen.
„Das hast du…oh! Da sind sie…Yavanna! Myrjala!“ winkte sie heftig in eine Richtung. Der silberne Wolf drehte sich dorthin. Sylcia ließ ihn los und rannte zu den Mädchen. Ihre Stimme überschlug sich dabei fast, während sie aufgeregt redete und zeitgleich rannte.
„Myrjala!... da seit ihr?...oh Myrjala, du hattest recht…ich muß dir dringend etwas erzählen“
Oh nein…das hätte ich ihr vorher sagen sollen…Kopf hoch und durch.
Gerade wollte eine seine Pfoten in Bewegung setzen und ebenfalls zu seinen Schwestern um sie zu begrüßen
Da sind sie ja…na wartet…ihr werdet was erleben..hmm?...was ist das?...riecht nach Erde und Schweiß…Mensch
Er hatte etwas gewittert.
Der silberne Wolf knurrte auf und drehte sich blitzartig um.
Den Auslöser des Geruchs erblickte er jedoch zuerst nicht.
Aber er folgte der Richtung. Es schien direkt von der großen Traube von Hymlianern zu kommen, welche ihnen neugierig gefolgt waren.
Der silberne Wolf folgte seiner Nase. Direkt in die Menge von Menschen drückte sich das Tier. Schnupperte hier und auch mal da.
Die Raktionen der Leute war verschieden. Sie waren allesamt neugierig, doch wichen sie auch zurück, wenn er ihnen zu nah kam.
Irgendwo ist es...wo?
Das dabei Isildur mehr dem Tier ähnlich war als einem Elf war ihm in Moment nicht mal bewusst. Das Fremde musste erst mal ausgekundschaftet werden.
Und seine Sinne waren gut.
Da sah er ihn.
Ein Mensch der optisch und auch von den Gerüchen nicht zu den anderen Hymlianern passte. Langsam ging Isildur an diesen näher ran. Seine Haltung war wachsam und leicht geduckt. Den Kopf gesenkt trat er auf den Neuling zu.. Immerhin konnte es eine Gefahr sein.
Wo kommt der denn her?... wer bist du? Freund oder Feind? Und was machst du hier?
Das der Mensch ihn nicht verstand war außer Frage. Doch Isildur hatte schon immer eine skeptische Haltung Fremden gegenüber. Besonders den meisten menschen. Sie vernichtete viel zu oft die Wälder. Und Isildur war ein Elf der Sorte, ich schieße erst einen Pfeil bevor er mit einem Naturzerstörer sprach.
Die Hymlianer waren da mal eine Ausnahme. Die schienen mit dem Kopf wortwörtlich in den Wolken zu hängen.
Er schlich um den Menschen herum. Beschnupperte diesen. Alles was als Gefahr zu deuten war ließ ihn leise aufknurren.
Und mit einen Satz versuchte er den Fremden umzuwerfen. Nicht das Isildur ihm was tun würde, es war ein Test was diese Person machen würde.
Ob er genauso vorschnell wie die meisten Menschen reagieren würde.
Intelligente und wachsame braune Augen sahen den Menschen genau in die Augen.

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Tahmo
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Tahmo » Montag 28. Februar 2011, 22:42

Tahmo war dieser ganzen Aufregung, diesem Wolfsgeheule und den Beiden seltsamen Schatten ja eher skeptisch gegenüber eingestellt. Trotzdem hatte die Neugierde in ihm gesiegt und seine Beine folgten wie von selbst der Schar aus Hymlianern.
Dumm nur das er ganz am hinteren Ende der Schar stand und somit rein gar nichts von dem Geschehen dort vorne mitbekommen konnte. Auch hatte er den Pegasus Reiter Ikarus, welcher sogar Flügel aus Wind zaubern konnte! Und seine Lehrmeisterin Lua aus den Augen verloren.
So ein Mist... Dachte sich Tahmo, während er ein paarmal auf der Stelle sprang um somit sein Sichtfeld nach vorne über die Reihen der Köpfe hinweg zu erweitern. Schließlich gab er seufzend auf, das ganze hatte ja doch keinen Sinn, so würde er nie sehen was die Leute hier derart in Aufrur versetzte. Allgemeines Gemurmel wurde laut, der Wind trug aufgeregte, erboste, neugierige aber auch jünger klingende, ängstliche Stimmen an seine Ohren. Hier und da hörte und sah er wie sich Leute aus der Traube lösten um Pegasus Wachen zu holen. Manche jedoch gingen auch schon wieder an ihre Arbeit, als sie gesehen hatten was es zu sehen gab.
„Wenn ich nur sehn könnt' was da los is'... Hm... vielleich' sollt' ich einfach irgendwo hochklettern und... hey was'n das?“

Plötzlich wurde es ein wenig hektischer zwischen den Leuten, ein paar sprangen überrascht zur Seite, manche blieben ruhig stehen und wiederum andere... Tahmo konnte deutlich fühlen wie Andere schon kurz davor waren sich mit ihrer Luftmagie zu verteidigen, so als wären sie überrascht worden und fürchteten nun einen Angriff. Überall kräuselte sich spürbar die Luft, Tahmo ging ein paar Schritt vom hintersten Ende der Menge weg... ihn beschlich ein seltsames Bauchgefühl, nicht zuletzt weil er ganz leise trappelnde Pfoten in der Luft hören konnte die beständig auf ihn zukamen.
„Oh man... was kommt'n da jetz?“ Murmelte er unsicher zu sich selbst, umgriff zur Not seinen mit Luftmagie erfüllten Holzstab mit beiden Händen und....
...Machte ein ziemlich erstauntes Gesicht als die Leute wie ein Vorhang auseinander schritten um einen beachtlich großen, silbernen Wolf mit eigenartig braunen Augen frei zu geben.

Natürlich hatte Tahmo keinerlei Ahnung das dieser Wolf eigentlich ein Elf war. Und er hatte erst recht keine Ahnung das dieser eine Elf sogar ein Waldelf war! Genauso wenig wie der Elf wohl eine Ahnung davon hatte das Tahmo zusammen mit Lua gerade erst im Dorf der Waldleute gewesen war. Und sicherlich hatte der Elf keinen blassen Schimmer davon das Tahmo und Lua den Waldmenschen und Waldelfen dabei geholfen hatten den Wald mitsamt seiner hiesigen Flora und Fauna vor eine Invasion der Orks und Dunkelelfen zu retten und seitdem dort als Helden galten.
Im Moment war das alles sicherlich auch ziemlich egal...
Tahmos Sinne waren nämlich voll und ganz auf den silbrigen Wolf gerichtet der ihn nun schnuppernd umpirschte. Tahmo hatte eine etwas geduckte Haltung eingenommen, die Knie gebückt sodass er weniger Angriffsfläche bot. Seinen Stab hielt er senkrecht, leicht schräg mit dem oberen Ende nach vorne geneigt vor sich... Er wusste nicht ob dieser Wolf ihm böses wollte, oder einfach nur neugierig war... Einerseits war er hier in der Wolkenstadt der Hymlianer, inmitten ihrer Stadt, es wäre schon ein dummer Zufall wenn ausgerechnet an dem Ort an dem sich die meisten Luftmagier befanden einem Luftmagier Lehrling wie ihm etwas zustoßen würde! Naja, zur Not war noch Lua und Ikarus in der Nähe und er konnte sich ja ebenfalls selbst verteidigen.... Dennoch war dieser Wolf ziemlich Respekteinflößend! Aber mindestens genauso interessant und auf eine seltsame, wilde, ungezähmte Art schön. „Ruuuhig...braver Wolf... ich tu dir nix... wenn'u mir au' nix tu's“ Versuchte Tahmo mit ruhiger, leicht zittriger Stimme das Tier zu beruhigen. Sein Blick wanderte immer wieder zu den Menschen die beobachtend herum standen. Sie schienen erstaunlich ruhig, hatten sie etwas bemerkt was er nicht bemerkt hatte? Ja, manche entfernten sich sogar wieder seelenruhig vom Ort des Geschehens.
Und da passierte es! Tahmo sah die Bewegung aus den Augenwinkeln! Kurz nicht aufgepasst und schon hatte der Wolf diese Unaufmerksamkeit ausgenutzt! Tahmo war nun einmal kein Krieger der sein Gegenüber stets im Blick behielt, einen kühlen Kopf dabei bewahrte und stets die Deckung oben lies... Dafür war Tahmo jedoch verdammt flink! Flink wie der Wind, wenn man so wollte!

Aus reinem Reflex heraus sprang der Blondschopf ein gutes Stück nach rechts, torkelte ein wenig und... stand letztendlich wieder sicheren Fußes auf seinen zwei Beinen. Der Sprung des Wolfes war ins leere gegangen und nun hatte Tahmo wieder seinen Stab als Abstandshalter zwischen sich und dem Wolf gebracht. „Eh...woah... was soll'n das?“ Rief er dem Wolf zu. Er wusste das dass Tier ihm keine Antwort geben konnte... aber so langsam war ihm das nicht mehr geheuer. Es gab seeehr viele Abenteuergeschichten mit blutrünstigen Wölfen. Tahmo kannte die Meisten, zumeist die mit glücklichem Ende. „Mach das nich' nochma' Ich will dir nix tun aner... wenn du mir was tun will's dann kann's dich auf was gefass' mach'n.“ rief er erneut, versuchte seine Stimme dabei fester klingen zu lassen. Um zu demonstrieren das er doch nicht so wehrlos war wie er aussah, lies er ein wenig Wind um seinen Körper wehen. Sein dunkelblauen Umhang bauschte sich hinter ihm auf, der Stoff seiner weiten Tunika raschelte leise und in seinen halblangen Haaren verfing sich spielerisch die ein oder andere Windböe.... So eine Aktion erschien ihm selbst als bestimmt eindrucksvoll und der Wolf wusste nun das Tahmo der Windmagie mächtig war - auch wenn er sich erst im Rang eines Schülers befand der noch reichlich grün hinter den Ohren war.

„Tahmo!“ Lua hatte sich durch die schwindende Menge geschoben, an ihrer Seite war auch Ikarus. Die Magierin legte ihrem Schüler beruhigend eine Hand auf die Schulter, welcher sich auch sogleich merklich entspannte und die kleine Windspielerei sein lies. Dafür trat nun Ikarus in den Vordergrund. Der Hymlianer war bemerkenswert muskulös, trug einen Flügelhelm sowie Sandalen und war mit einem recht durchsichtigen Tuch bekleidet. „Gehört ihr zu den Beiden Fremden dort hinten?“ Fragte der Hymlianer den Wolf, während er mit dem Daumen rückwärtig auf den Rest von Isildurs Gruppe zeigte.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Donnerstag 3. März 2011, 01:38

Myrjala war schon wieder kurz davor rumzuquengeln, denn natürlich folgte die Antwort nicht auf dem Punkt. Ja, selbst Nachtschatten hat ein schlechtes Gewissen. Jedenfalls war das der erste Gedanke den die Elfe hatte und sie wollte es gerade aussprechen… als sie endlich die ersehnte Antwort vernahmen… und es hörte sich nicht einmal so an, als wären sie all zu weit entfernt, aber halt! Das war zwar die Antwort eines Wolfes, nur nicht die erwartete Antwort. Selbst Myrjala hörte, dass es sich bei dem Wolfsgeheule nicht um das von Nachtschatten handelte. Nachtschatten klang tiefer und voluminöser. Das Yavanna dies hören würde, stand außer Frage, doch Myrjala war üblicherweise mit ihrer Aufmerksamkeit überall und nirgendwo.
Verwundert sah sie ihre Schwester an. „Noch ein Wolf?“ Es ratterte förmlich in ihrem Kopf, „Isildur?“ Fragte sie verwirrt, „Aber es wird doch gerade erst hell?“
Tatsächlich stand die Sonne aber schon um einiges höher am Himmel. Den Spaziergang, den die Schwestern zurück zur Akademie gemacht hatten, um ihre tierischen und luftigen Freunde abzuholen, hatte, bei dem wundervollen Schauspiel, einer aufgehenden Sonne über den Wolken – so was sah man schließlich auch nicht alle Tage - etwas länger gedauert. Dann hatten sie ihre Gefährten gesucht und schon… stand die Sonne höher am Himmel, als sie es selber mitbekommen hatten. „Dass der auch gleich losstürmen muss, als würden wir… Vermutlich glaubt er, wir würden von der Hummelstadt runterfallen, wenn er nicht da ist.“ Die Waldelfe verzog den Mund und brummelte vor sich hin und stapfte ein paar Schritte in die Richtung, von der sie vermutete, dass demnächst ein silberner Wolf aus selbiger kommen würde.
„Dem erzähl’ ich was. Wir sind doch schon groß und genau genommen“, sie wandte sich wieder um und deutete mit dem Zeigefinger auf Yavanna, „bringt meistens Isildur uns in Schwierigkeiten. Stimmt’s?! Ich hab’ doch Recht? Das ist doch so? …Meistens… Einige Male… Es ist jedenfalls schon mal vorgekommen“, Myrjala grinste und drehte verlegen eine Locke ihres Zopfes um den Finger. Fiel ihr doch selber auf das sie wieder einmal übertrieb, aber das musste man ja nicht laut zugeben.

Es dauerte nicht lange, bis tatsächlich ein silberner Wolf um die Ecke kam. Dicht hinter ihm Nachtschatten und in etwas weiterer Entfernung, trottete langsam Sturmkralle, mit Sylcia und Helior im Schlepptau, heran. Warum die Tiere allerdings von einer Traube Hymlianern verfolgt wurden, verstand die Waldelfe nicht und sah es im Augenblick auch nicht als sonderlich wichtig an, denn um Nachtschatten herum wehte Lufti und bauschte dem riesigen Wolf das Fell auf und mit dem hatte sie ein Wörtchen zu reden.
Isildur würde seinen Schwestern bestimmt erst einmal eine Standpauke halten wollen, weil sie einfach das Gasthaus verlassen hatten. Da dies aber eh nur aus Fiepen, Knurren und Jaulen bestehen würde und Myrjala kein wölfisch verstand, obwohl… in diesem speziellen Fall würde das Verständnis wohl kein Problem darstellen, wandte sie sich dem zu, was sie als wirklich wichtig empfand – dem Luftdiener.
Dieser flatterte schon ganz unruhig im Wind umher, fand sie und wirkte dadurch, als hätte er ein besonders schlechtes Gewissen, weil er einfach seinen Posten verlassen hatte. So interpretierte sie es jedenfalls und sie sah ja meistens auch nur das was sie sehen wollte beziehungsweise auch wie sie es wollte.
„Duuuuuu…“ Mit energischen Schritten ging sie auf das Elementar zu, während sie ihn mit ihrem Blick fixierte und ja, sie konnte ganz schön böse gucken, wenn sie wollte, auch wenn es momentan sehr lustig anmutete, denn in ihrem Haar steckten an die zwei Duzend weißer Federn, vermutlich Pegasi-Federn und das sah ganz schön… stachelig aus.
„Du, duu… duuu…“ sie sog die Luft ein, „Du solltest doch auf Wolfi und Sturmkralle aufpassen. Ich habe mir soooooolche Sorgen gemacht“, mit einer Armbewegung umschrieb sie, wie groß ihre Sorgen waren. Der Luftdiener begann wild hin und her zu schwirren. Es hörte sich förmlich so an, als würde die er ihren Namen sagen, „Myyyyyyyhhhhhrjaaaaaaaaahhhhhlaaaaaahhhhh“
„Oh nein, du brauchst mir gar nicht so zu kommen“, entgegnete die Waldelfe und schob trotzig die Unterlippe nach vorne, „Stell dir mal vor Wolfi und Sturmkralle wären aus der Hummelstadt gefallen?“ Sie deutete auf die beiden riesigen Tiere. Wolfi, also Nachtschatten – Yavannas tierischer Gefährte – beobachtete wachsam die Gebärden des Silberwolfes Isildur. Myrjala hatte noch gar keine Notiz davon genommen, dass dieser gerade wieder einem Menschen Angst einjagen wollte. Es war doch eigentlich immer das Gleiche. Sturmkralle hatte es sich stattdessen an Ort und Stelle bequem gemacht. Er sah keine Gefahr, aber das bedeutete nicht, dass er ein Nickerchen machen würde. Auch seine Augen beobachteten neugierig das Geschehen und vielleicht würde sich ja jemand erwärmen sein Bauch zu kraulen. Dagegen hatte nie was einzuwenden, jedenfalls dann nicht, wenn es die beiden Elfenschwestern waren.
Wieder versuchte das Elementar zu einer Erklärung oder Entschuldigung anzusetzen, wurde aber prompt von Myrjala unterbrochen. „Und bei ihrer Rettung wärst du womöglich davon geweht und dann hättest du dich in einer Wolke verheddert“, dicke Tränen bildeten sich in den Augen der Elfe. Sie schien tatsächlich von dem überzeugt zu sein, was sie da erzählte. „Und dann hättest du dir was gebrochen und wie hätten wir dich dann finden sollen?“ Jetzt liefen ihr die Tränen richtig über das Gesicht. Der Luftdiener wirbelte um sie herum und ließ ihr Haar fliegen. „Jaaaa, ich weiß du kannst dir nichts brechen“, sie rieb sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang und schniefte, „es geht ja auch nur ums Prinzip. Mit Derat hätten wir dich… na ja, du weißt schoooon…“ Begann sie herum zu drucksen, „also, mach das niiiiie wieder, jaaa?“
„Was ist mir?“ Meldet sich eine hohe Stimme und eine messingfarbende Echse, in etwa einen Fuß hoch, machte sich bemerkbar. Man könnte es für einen Drachen halten, wenn es nur nicht so klein wäre, aber irgendetwas Besonderes musste es sein, denn es war intelligent genug eine humanoide Sprache zu sprechen. Doch Derat wurde ignoriert, als die Stimme von Sylcia erklang und ihn unterbrach und die Waldelfe sich der Hymlianerin zuwandte.

„Myrjala!... da seit ihr?...oh Myrjala, du hattest recht…ich muß dir dringend etwas erzählen“

Derat stieß ein Rauchwölkchen aus und grummelte etwas vor sich hin. Wieder einmal hatte er nicht richtig aufgepasst und er nahm sich vor es in der Zukunft zu ändern. Denn immer die wichtigen Details zu verpassen, machte ihn auf Dauer nicht glücklich.

„Was denn? Was denn?“ Myrjala hopste freudig auf die junge Frau zu und unterbrach sie sogleich, um ihre neusten Errungenschaften zu zeigen. Dafür klaubte sie ein paar der weißen Federn aus ihren Zöpfen und hielt sie Sylcia entgegen. „Schau mal, Syli, soooo tolle Federn. Da lagen soooo viele in diesen… Holzbauten drin.“ Sie zuckte mit den Schultern, denn Ställe kannte sein nicht. „Soooo schön weich und die schimmern so toll. Da musst dir auch mal welche holen.“ Sie nickte. Das es für Sylcia, so als Pegasusreiterin. Nicht wirklich etwas Besonderes war, Pegasusfedern zu besitzen, darüber dachte sie nicht nach. Sie fand es klasse und gab damit auch, mehr unfreiwillig zu, dass sie, auf alle Fälle, mitverantwortlich war, dass die Pegasi in der Nacht aus ihren Ställen geholt worden waren.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. März 2011, 18:49

Isildur hatte es in Wolfsgestalt noch nicht mit einem jungen Windmagier zu tun bekommen und schon gar nicht mit Tahmo. Der war auch ohne Kenntnis über seine magischen Fähigkeiten schon immer ein kleiner Wirbelwind gewesen. So fiel es dem Blondschopf sichtlich leicht, dem Sprung des gewaltigen Silberwolfes auszuweichen. Isildur wäre beinahe in die nachstehenden Hymlianer gestürzt, konnte sich aber noch einmal rechtzeitig abbremsen. Die Hymlianer waren ihrerseits ebenfalls ausgewichen, bildeten nun eine spitze Schneise um den Wolf und Tahmo herum. Zum Ende hin stand die Schneise offen – dort, wo sich Yavanna, Myrjala, ihre Tiere und auch Sylcia aufhielten. Letztere war mit lauter Stimme auf die Elfengeschwister losgerannt. Was mochte sie wohl zu erzählen haben, dass ihre Wangen vor Aufregung rosig glühten, ihre Augen hell strahlten und sie überhaupt so aussah, als hätte sie den weichsten Wolkenfetzen Hymlias entdeckt?

Auf der anderen Seite bauten sich die Zyranerin Lua – eine verträumt dreinblickende, junge Frau mit struwweligen, flachsblonden Haaren und in Magierroben gekleidet – sowie der Hymlianer Ikarus bei Tahmo auf. Letzterer war ein gut aussehender, vor Kraft und Vitalität strotzender Kerl, der sich in sehr wenig, halb durchsichtige Seide hüllte, aber einen elegant geschwungenen Helm und ein großes Bastardschwert quer über den Rücken trug. Er musste wie Helior ein Wächter oder zumindest Pegasusreiter sein. Helior – wieder Teil der anderen Partei, um die sich die Hymlianer mit neugierigen Blicken versammelten – zählte zu den Wachen des Wolkenreiches. Auch er besaß natürliche Ausstrahlung, geboren aus seinem entwaffnenden Lächeln und den verschmitzten, blauen Augen. Sein blondes Haar trug er kurz, es war unter dem Helm ohnehin kaum zu sehen. Ein Wappenrock mit dem Symbol Hymlias, das seine Brust zierte, verdeckte den athletischen Körper. Die Oberarme lagen allerdings frei.
Neben ihm sah Sylcia, Freundin der bei den Hymlianern zu Gast befindlichen Elfen, wie eine zarte Blume aus. Ihr sonst so fein hochgestecktes, goldblondes Haar wirkte ein wenig zerzaust. Die Perlen und Seidenbänder, die sich zierend um ihre Strähnen rankten, hingen teilweise nun an den Seiten herunter. Trotzdem besaß auch sie noch immer den zauberhaften Charme, den alle Vertreter dieses Volkes wie eine zweite Haut zu tragen schienen.
Ihre Kleidung bestand aus demselben, hauchdünnen Stoff, den auch Ikarus trug, nur bedeckte ihrer wesentlich mehr. Wie ein Gewand, an der Schulter geknotet, hing es schleierhaft um ihren schlanken Körper herunter. Beinahe erwartete man, sie barfuß zu sehen, doch Sylcias Zehen lugten aus weißen Ledersandalen hervor, die sich bis zu den Waden schnüren ließen. Das halb durchsichtige Gewand konnte dies nicht verbergen. Um ihre Taille wand sich ein Gürtel des gleichen Materials, dessen kleine Perlmuttschnalle die Form eines Flügels besaß.

So betrachteten sich beide Parteien zunächst, zusätzlich umringt von mehreren Dutzend Hymlianern. Außerdem fanden sich im Hintergrund ja noch Yavannas gewaltiger, graubrauner Wolf Nachtschatten, der junge Bär Sturmkralle, sowie das Luftelementar und die beiden Drachen Assatal und Derat – letzterer derzeit geschrumpft und kleine Wölkchen ausstoßend.
Lediglich Myrjala entschied für sich, nicht stillschweigend die Fremden anzuglotzen. Sie hatte mit ihrem Luftelementar noch ein Hühnchen zu rupfen. Der hatte schließlich auf ihre Tiere aufpassen und sich nicht vom Fleck rühren sollen! Lufti war sich seiner Schuld auch durchaus bewusst. Sein Kopf senkte sich und das, was bei ihm wohl Haare darstellen sollte, flog nun nicht ganz zufällig vor seinem Gesicht herum. Beschwichtigend wand er sich wie eine Schlange um seine Elfe, hauchte ihr sanft gegen den Hals und zauste ein wenig an den Federn in ihren schimmernden Haaren herum. Sei mir nicht böse, besagte die Geste. Er konnte sich ihr ja schlecht erklären.
Aber so ganz missachtet hatte er ihren Befehl ja nicht. Er war Wolf und Bär gefolgt, hatte den ganzen Weg über auf beide geachtet und sie sogar sicher zurückgebracht. Er schlang Myrjala in eine Umarmung aus von der Sonne gewärmter Elementarluft hinein, küsste mit einer lauen Brise ihre Stirn. Es schien ihm wichtig, sie zu beruhigen und ihre Wut zu verwehen.
Großen Erfolg hatte es anfangs nicht. Die Elfe schmollte. Derat kicherte in sich hinein. "Kann man einem Luftwesen eigentlich den Hintern versohlen?", gluckste er und freute sich, dass sich die angestaute Sorgenwut seiner Freundin nicht auf ihn ablud. Er hatte im Moment ohnehin keine Zeit dafür. Da hinten gab es schließlich ein paar Fremde, die durchaus Interesse weckten. Schon wetzte der kleine Drache los. Flink wie ein Wiesel sauste er über den Grund und durch Isildurs pelzige Beine hindurch, um wie ein Männchen machender Hund vor Tahmo zum Stehen zu kommen. Sein schuppiger Drachenschwanz stützte ihn zusätzlich.
Ikarus blinzelte auf den Drachen herab. Er kannte die Könige der Lüfte, aber so klein waren sie ihm nie – nicht einmal in Geschichten – begegnet. Derat, der Drache, stieß weitere Wölkchen hervor. "Und wer seid ihr? Hier wimmelt es ja nur so von Gästen. Aber wir haben schon alle Wolken mitgenommen, jawoll! Glaubt nicht, dass ihr noch welche findet." Damit hatte Derat soeben Myrjala und Yavanna verraten. Die beiden steckten also tatsächlich hinter all dem Chaos, das seit heute früh in Hymlia herrschte – überall suchten die Bewohner nämlich nach Wolkenfetzen, die als Toilettenpapier genutzt wurden. Einige Hymlianer hatten seltsame Tierfelle gefunden, wo eigentlich Wolkenfaserstoffe in Form von Decken oder Kissen hätten liegen müssen und die Taverne wunderte sich immer noch, wo ihr nachts leuchtendes Schild hin verschwunden war.
Derat kümmerte das wenig. Da war Myrjala doch selbst schuld, wenn sie ihn auch nicht beachtete und lieber mit Lufti und anschließend sogar noch mit Sylcia schwätzte. Das hatte sie jetzt davon! Der Drache blickte keck zu Tahmo herauf. Er schnupperte. Der Bursche roch interessant.

Unterdessen atmete Lufti geradezu erleichterte Luft aus, denn Sylcias Auftauchen hatte Myrjala daran gehindert, weitere Tränen zu vergießen. Es tat dem Elementar unendlich leid, dass er sie zum Weinen gebracht hatte, vor allem auch, weil ihm jegliche Erklärungsversuche misslungen waren.
Sylcia musterte Myrjala lächelnd, legte dann eine Hand auf ihren Arm und schüttelte den Kopf. "Wir können später nach weiteren Federn schauen. Es liegen immer genug herum. Vorher muss ich dir aber unbedingt erzählen, was passiert ist." Ihre Augen strahlten heller als jeder Edelstein. Wollte sie ihr mitteilen, wie gut Isildur auf das Kraulen seiner Elfenohren reagiert hatte? Das wusste die Schwester natürlich. Aber es kam ganz anders. Mit hoch roten Wangen beugte sich Sylcia zu Myrjala herüber und wisperte ihr zur: "Wir haben uns geküsst! Isildur mag mich. Ich glaube, er will mit mir zusammen sein, aber er traut sich nicht wirklich, mir das zu sagen. Also, er hat es schon gesagt, aber auch wieder nicht, weil er nicht zu lange bei mir bleiben will. Er muss auch Schmetterlinge im Bauch haben. Myrjala, das ist so aufregend! Ich kann es kaum erwarten, wieder mit ihm allein zu sein." Sie schaute zu Isildur zurück. "Und dass er im Moment ein Wolf ist, macht mir gar nichts aus. Er sieht toll aus, so silbern wie er glänzt. Trotzdem mag ich ihn als Elfenmann lieber." Sie beugte sich noch dichter herüber. "Er küsst nämlich sehr niedlich." Die letzten Worte gingen in einem schüchternen Kichern unter. Dass Isildur der Hymlianerin versucht hatte, klar zu machen, dass er sich nicht auf Dauer binden wollte, ging in all ihrer Schwärmerei für den Elf einfach unter.

So, ihr Lieben. An dieser Stelle ziehe ich mich nun aber in den Hintergrund zurück und lese euer Zwischenspiel nur mit ;) Falls es irgendetwas deswegen zu besprechen gibt, regeln wir das der PN. Und jetzt postet mal für Tahmo, mein Luftmagier will beschäftigt sein ^^
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 10. März 2011, 21:20

Natürlich, eine schmollende Elfe war nun wirklich nichts sooo spannendes. Da war es ganz natürlich das der geschrumpfte Drache anfing nach interessanteren Dingen Ausschau zu halten und was war momentan schon interessanter als die Anscheinende Auseinandersetzung zwischen dem jungen Luftmagier und Isildur? Ohne noch einen Gedanken an die Elfe zu verschwenden, wetzte der kleine Drache ein Staubwölkchen erzeugend auch schon ein paar Sekunden später los, flink wie ein Wiesel schlängelte er sich fast ungesehen durch die Menge – hier und da hörte man ein kurzes „huch“, „ah!“ Und „oh!“ Aber in den meisten Fällen war er dann schon längst wieder ein paar Beine weiter - sowie zwischen Isildurs Wolfsläufe hindurch.
Und da stand er dann auch schon direkt vor Tahmo...

Der Blondschopf, flankiert von Lua und Ikarus, machte ein reichlich überraschtes Gesicht als er die kleine Kreatur da vor sich sah. Und da seine Aufmerksamkeit oftmals genauso schnell von einer Sache zu Anderen Wechseln konnte wie der Wind seine Richtung, verlor er Isildur völlig aus dem Blick und starrte nun stattdessen auf das Männchen machende Tierchen vor ihm.
Was... was ist das denn nun schon wieder? Dachte er sich, während die Neugierde in den Blick seiner grünen Augen wanderte. Sieht aus wie... hmmm... sieht aus wie ein Salamander, nur größer und... kupferfarben wie eine Fuchsmünze, oder ein Drachme... oder eine Mischung aus beidem nur irgendwie dunkler. Stirnrunzelnd legte Tahmo seinen Kopf zur Seite. So ein Wesen hatte er noch nie gesehen und das einzig Vergleichbare was er kannte waren die Salamander, welche sich an sonnigen Tagen auf den flachen Steinen am Ufer des Ilfars wärmten. Sein schuppiger Drachenschwanz stützte ihn zusätzlich. Das dies tatsächlich ein Drache war, so wie er in Geschichten von ihnen gehört hatte, auf die Idee kam Tahmo vorerst nicht. Denn, Drachen waren ja gewaltig groß und nicht so putzig klein. Zudem entführten sie gerne junge Mädchen, horteten Schätze, besaßen eine unendliche Weisheit, waren unsterblich, konnten Zaubern und manche von ihnen vertrieben sich den Tag damit irgendwem mit ihrem feurigen Atem zu grillen. So ungefähr war zumindest Tahmos träumerische Vorstellung von Drachen....

Ikarus dagegen, kannte Drachen. Er kannte sie wohl sogar sehr gut! Was er jedoch nicht kannte waren Drachen dieser Größenordnung... aber immerhin war er mit seinen Drachenkenntnissen Tahmo einen deutlichen Schritt voraus! Der Mini-Drache stieß ein kleines Rauchwölkchen aus, was Tahmo ein leises, beeindruckt klingendes „Woah...“ entlockte sowie ihn einen halben Schritt zurück weichen lies.

"Und wer seid ihr? Hier wimmelt es ja nur so von Gästen. Aber wir haben schon alle Wolken mitgenommen, jawoll! Glaubt nicht, dass ihr noch welche findet." Plauderte Derat unvermittelt los.
„Woah..woah!“ Erklang es abermals aus Tahmos Mund und erneut ging er einen Schritt zurück – diesesmal sogar einen ganzen, nur um sofort wieder einen großen Schritt nach vorne zu tun. Der Salamander konnte sprechen! Ein redendes Tier das er noch nie gesehen hatte! Das war wohl mit Abstand das Wunderlichste was er bisher jemals überhaupt gesehen hatte! Naja, ausgenommen der Riesenkröten, der Riesenspinnen, den lebenden Bäumen, den Kleidungsregeln der Sumpfbewohnern... aber zumindest war der redende Salamander doch ganz vorne dabei auf seiner Liste mit den außergewöhnlichsten Dingen außerhalb des Fischerdorfes.
Mit keckem Blick sah Derat zu Tahmo hinauf, der mit unverhohlener Neugierde wiederum interessiert nach unten Blickte. Dieses putzige Tierchen hatte wohl eine seltene Schwelle bei Tahmo überwunden. Wo dieser gegenüber Fremden eher still war und sich unbekanntes anfangs eher neugierig aus der Ferne beguckte, es sich selber im Kopf aufgrund seiner Beobachtungen zusammenreimte, ehe er schnell näher kam und sein Opfer dann – sobald er es besser kannte, dass Eis gebrochen war und man sich irgendwie damit unterhalten konnte - mit Fragen regelrecht zu löchern anfing. Derat jedoch... war weder so riesig wie ein Riesenfrosch, noch so ekelhaft wie eine Riesenspinne, auch nicht so boshaft wie eine Dunkelelfe und bei weitem nicht so freizügig wie ein Sumpfbewohner... er war einfach nur irgendwie 'putzig'. Ein Wort das Tahmo sicherlich niemals auch nur leise gesagt, aber sicherlich laut denken würde.

So vernachlässigte er also vollkommen den riesenhaften Wolf hinter dem Drachen, lag aber auch daran das er sich mit Lua und Ikarus an seiner Seite vollkommen sicher vor jeglichen Angriffen fühlte und er zumindest Lua absolut vertraute.
„Du....du kanns'jah... sprech'n...ein sprechender Salamander... woah..“

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. März 2011, 19:18

Wenn der junge Mann noch einmal in sich kehrte und an die vielen Abenteuer, Bekanntschaften und Begegnungen zurückdachte, die ihm widerfahren waren, seit er das Fischerdorf verlassen hatte, so würde er zugeben müssen, dass seine Heimat das wohl langweiligste, kleine Kaff ganz Celcias sein musste. Was hatte Tahmo unter all den Fischern in der Vergangenheit schon erlebt? Er war auf Bäume und das Dach der Taverne geklettert. Er hatte die Blätter gejagt, die der Wind spielerisch vor ihm aufgewirbelt hatte. Selbst hier konnte er sich nicht sicher sein, ob es wirklich der Wind oder nicht vielleicht sogar er selbst gewesen war. Erste Ansätze der Luftmagie, die weder er noch ein anderer des Dorfes erkannt hatten? Woher auch, dort lebten im Grunde keine Magier, die einen Großteil ihres Lebens in Akademien und hinter dicken, staubigen Wälzern verbracht hatten! Die Fischer waren einfach gestrickte Menschen, oftmals sehr plump, aber in ihren Aussagen stets direkt – was ihnen das Merkmal von Unhöflichkeit oder den Glauben an mangelnden Manieren aufdrückte.
Sie gingen einem einfachen Tagwerk nach, an dem sich über Jahre hinweg eigentlich nichts änderte. Mit der Sonne aufstehen, die Boote losbinden, die Netze und Angelschnüre prüfen. Dann fuhren sie den Ilfar entlang oder sogar bis zur Bucht Kad Harat, um zu fischen. Kurz vor Sonnenuntergang kehrten sie mit ihrem Fang nach Hause zurück, wo die Frauen bereits darauf warteten, die Fische auszunehmen, zu Pökeln oder für den Verkauf in Pelgar oder Andunie am bevorstehenden Tag vorzubereiten. Die Männer ließen sich am Ende des Tages in der Taverne nieder, spielten Karten, tranken in frommer Gesellschaft ein Bier und spannen sich kleine Geschichten zusammen. Zu später Stunde kehrten sie dann zu ihren Frauen zurück, suchten das Bett auf und schliefen, bis erneut die Sonne aufging.
Es war ein schlichtes, genügsames Leben. Wer es ruhig mochte, konnte zufrieden sein. Das Schlimmste, was einem Fischer passieren konnte, waren ein Loch im Boot oder Fischernetz, eine gerissene Angelschnur oder ein gebrochenes Wagenrad, wenn das Weib den Karren über eine unebene Stelle gefahren hatte. Nein, es hielt wirklich nicht sonderlich Spannendes für einen Burschen von Tahmos Alter bereit.
Wenn er dann wirklich über sein seither Erlebtes nachdachte, entstand ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Kobolde, Nachtelfen, die ihm einen Eselskopf verpassten, ein großes Turnier in der Hauptstadt, Verfolgungsjagden, magische Bäume, unglaubliche Waldbewohner, ein fliegender Faro und Lua. Ja, Lua Chii, die neben ihm schlief, wenn sie lagerten, und die ihn geküsst hatte.
Jetzt prallte er gegen sie, als er vor dem kleinen Drachen, den er für einen Salamander hielt, zurückwich. Der stieß nicht nur Rauchwölkchen aus, sondern redete auch noch mit ihm!
"Vorsicht", hauchte Lua ihrem Schüler von hinten ins Ohr. Ihre Hand suchte die seine, fand und drückte sie. "Er sieht nicht so aus, als wollte er dir etwas tun." Ganz im Gegensatz zu diesem gewaltigen, silbernen Wolf, der immer noch zwischen Tahmo und Ikarus stand, und Letzterem eine Antwort schuldig war. Der Hymlianer musterte Isildur – wie auch die Umstehenden – mit neugierigem Blick. Wahrscheinlich lag es an seinem Fell, denn das glänzte silbern in der Morgensonne. Wenige Hymlianer hatten jemals Kontakt mit Pelztieren gehabt. Sie kannten nur ihre Pegasi – und Drachen.
"Ich bin doch kein Salamander!" Derat schnaubte. Erneut stieg ein Rauchwölkchen auf. Es besaß eine ovale Form, verpuffte aber, noch ehe es Tahmos Augenhöhe erreichte. Der Drache drehte den winzigen Kopf, welcher auf einem geschwungenen Schuppenhals ruhte. Bei jeder noch so kleinen Bewegung glitzerten seine bronzefarbenen Schuppen in allen Facetten aus Orange, Braun, Rot und einem goldgelben Ton, der an geschmolzenes Messing oder Kupfer erinnerte.
"Myrjala!", rief er nach seiner Elfe. Es klang wie das Quengeln eines Kindes, das dringend die Aufmerksamkeit seiner Mutter brauchte. "Myrjalaaaa, ich bin kein Salamander! Sag dem da das gefälligst. Sag ihm, dass ich ein waschechter Drache bin, sonst glaubt er mir nicht!"
"Aber Drachen sind nicht so winzig", rutschte es aus Ikarus heraus. Er hatte jüngst erst einen am Himmel fliegen sehen, einen großen schönen mit glitzernden Schuppen. Ihm waren kleinere gefolgt, die aber immer noch die Ausmaße von ausgewachsenen Pferden besaßen. Celcias Drachen vermehrten sich wieder.
"Pha! Ich kann natürlich auch groß sein." Der Hymlianer hätte es nicht herausfordern sollen, aber woher sollte er es denn wissen, dass Derat sofort auf diese Weise reagierte?
Der Drache hob die Schrumpfung auf. Zuerst wuchs sein Schwanz. Wie eine geschuppte Schlange streckte er sich zwischen Ikarus' Beinen hindurch und hob sich kurz vor Isildurs Schnauze. Er kitzelte ihn – natürlich beabsichtigt – ehe er sich wie eine mit Höchstgeschwindigkeit wachsende Palme nach oben hangelte. Es folgten die Beine. Aus zarten, kleinen Drachenfüßchen wurden gewaltige Pranken. Eine davon hätte ausgereicht, um Tahmo und Lua zusammen mit Leichtigkeit zu zerquetschen. Jetzt schoben sich zwei davon zu beiden Seiten der Luftmagier nach vorn. Derat hob seine Hinterläufe an. Auch diese wuchsen in Windeseile. Die Umstehenden machten ihm Platz, denn der immer größer werdende Drache brauchte davon nun eine ganze Menge.
"Zurück", rief Lua und zog ihren Schützling nach hinten, ehe die gewaltige Drachenbrust gegen seinen Kopf schlug. Aus ihrem Innern waren das stete Pochen des Herzens sowie tiefes Grollen zu hören. Der Herzschlag eines Drachen war um vieles langsamer als der eines Menschen. Je größer so eine Bestie schien, desto weniger Schläge pro Minute machte das Organ, so konnte man vermuten. Vor allem, wenn man berücksichtigte, wie rasend schnell das Herzchen einer Maus pochte.
Für Derat stellten die Umstehenden nun Mäuse dar. Er überragte jeden um Längen. Mit großen, geschlitzten Augen blickte er auf sie herunter. Dann spreizte der Drache die Schwingen. Sie waren gigantisch und die ledrige Haut spannte sich straff über Knochen, Muskeln und Sehnen. Sie schimmerte wie halbdurchsichtiges, buntes Pergament, mit dem manche Kulturen zu Festgesellschaften Lampions bastelten und Kerzen hinein hingen. Das sah nachts immer sehr schön aus. Derats Schwingen verdeckten die Sonne. Alle standen nun im Schatten, blickten zu der Kuppel drachischer Flügel herauf. Viele Münder standen offen – auch Derats. Sanftes Grollen wich aus seiner Kehle. Mit deutlich tieferer Stimme fragte er: "Na, bin ich immer noch ein Salamander, du Knirps?" Es gefiel ihm, Tahmo ein bisschen zu necken. Die Größe veränderte schließlich nicht seinen Charakter. Derat blieb ein Chaot und machte sich daher nun einen Spaß daraus, den Fremden ein wenig zu erschrecken.
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Isildur Ranarion Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Isildur Ranarion Ni'Tessin » Samstag 12. März 2011, 17:55

Der Mensch war einfach zur Seite gesprungen, als Isildur ihn umwerfen wollte. Hätte er sich nicht fangen können, so hätte wohl einer der Umstehenden sich durch die Wucht umgeworfen gefühlt.
Der blonde Mensch war ziemlich flink. Nicht das Isildur ihn wirklich etwas anhaben wollte, aber er neigte nun mal dazu, alles auf eventuelle Gefahren zu überprüfen. Dann spürte er den Wind, der mehr und mehr an Kraft zunahm. Es fühlte sich nicht natürlich an. Und der verwandelte Elf blickte sich um. Seine Ohren legte er kurzfristig an und zog seine Lefzen zu einem leisen Knurren hoch.
Dann stellte sich im plötzlich eine Person entgegen. Sie war eindeutig hymlianischer Natur und trug einen geflügelten Helm. Auf die an Isildur gerichtete Frage, sah der Wolf ihn nur mit schrägem Kopf an.
Erwartet der jetzt, dass ich ihm antworte?...besonders intelligent scheint der nicht zu sein, oder? Tiere sprechen gewöhnlich nicht.
Doch Isildur konnte erkennen, dass es sich wohl um einen Kämpfer handelte.
Er gab einen leisen Knurrlaut von sich, der soviel wie ja besagen sollte.
Dann hörte er wie Sylcia nach seiner Schwester rief.
oh nein, sie wird ihr alles erzählen. Aber was hatte ich denn erwartet? Verschwiegenheit?...sie ist ähnlich wie Myrjala.
So stellten sich seine Ohren auf und er konnte gerade noch hören, wie Derat ausplauderte, dass Isildurs Schwestern tatsächlich für das Chaos verantwortlich waren.
Wusste ich es doch…wieso nur?
Da spürte Isildur plötzlich etwas unter sich. Ein Kitzeln, als sein Fell gegen den Wuchs gestrichen wurde. Ruckartig hüpfte er etwas hoch und senkte seinen Kopf. Er knurrte.
Derat!
Tatsächlich war ihn der kleine Drache schon immer ein Dorn im Auge, aber der Waldelf wusste, dass dieses Vieh mit seiner Schwester irgendwie magisch verbunden war. Derat machte vor ihn Männchen und Isildur kämpfte deutlich mit dem Verlangen nach ihm zu schnappen. Sein Kiefer schlug nur Zentimeter neben den Kopf zusammen. Deutlich schnaubte er ihn an.
Du dämliches Vieh…lass deinen Mist
Und dann geschah genau dass, was Isildur von diesem Drachen nicht anders erwarten konnte. Er füllte sich beleidigt und brüllte nach seiner Herrin. Nun, Isildur wusste, dass Derat kein kleiner Drache war- aber ein Salamander?
Oh nein, das bringt nur Schwierigkeiten…das ist ein Chaot…nicht so was sagen…hoffentlich, hast du mehr verstand, als ich dir meist zutraue
Isildur konnte seine Gedanken nicht mitteilen. Er fiepte Derat an und hoffte an dessen Vernunft anzukommen. Aber dies war natürlich nicht der Fall.
Als Derat ihn auch noch kitzelte, wusste er, dass er vergebens hoffte.
Er jaulte laut auf und versuchte noch seine Schwestern zu rufen, da begann der Drache auch schon zu wachsen.
Doch kein Verstand.
Isildur legte seine Pfoten über die Augen und schnaubte abermals. Dieses Unheil mochte er nicht mehr sehen.
Aber Moment mal
Er blickte plötzlich hellwach auf. Der Drache würde alles zum einstürzen hier bringen. Oder schlimmstenfalls andere verletzen. Hier waren zu viele Passanten. Der Wolf erhob sich blitzartig und rannte umher, drängte die Leute von Derat weg.
Helior stand erst verwundert da, realisierte jedoch den Plan des silbernen Wolfes.
„ geht beiseite…macht platz…der Wolf tut euch nichts“
Isildur sprang von rechts nach links und blieb dann genau vor Derat stehen. Er knurrte diesen an. Und als Derat, den jetzt wesentlich größeren Kopf senkte, richtete Isildur sich auf und schlug ihn mit seinen Pfoten auf den Kopf. Er bellte und knurrte den Drachen an.
Sein Fell war Gesträub, die Rute erhoben. Er stand so, dass er die Hymlianer schützen wollte. Das Besagte jedenfalls seine Haltung.
Derat du dämliche Echse…du Idiot…was bei allen Waldgöttern machst du da?
Dann huschte er an den Leuten vorbei, genau zu seinen Schwestern. Myrjala brauchte er nicht mehr holen, die würde ihren Derat bestimmt schon gesehen haben.
Aber Yavanna konnte notfalls ebenfalls ihren Senf dazu abgeben. So rannte er seine Schwester fast über. Mit einem leichten schnappen zupfte er an ihrer Kleidung und versuchte sie zu den anderen zu zerren.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Sonntag 13. März 2011, 21:08

Myrjala war schon wieder zum Weinen zumute, als Sylcia die Federn erst einmal hinten anstellte. Für sie war es etwas Wunderbares.
Zuhause, in ihrem Heimatwald, gab es keine Pegasi und auch konnte sie sich nicht daran erinnern jemals welche gesehen zu haben. Das machte das natürlich umso schöner und aufregender. Gerne wollte sie noch mehr dieser schimmernden Federn sammeln und zuhause, an einem Band, um ihr Zelt spannen. Das sah mit Yavannas durchlöcherten Edelsteinen bestimmt total hübsch aus.
Sie nickte also und es folgte ein lang gezogenes ‚Jaaaaa…’ welches in einem Seufzen endete.
Als Sylcia sagte, dass sie dringend mitteilen müsste was passiert sei, sah die Elfe sie nur fragend an. Es war ja nicht so, dass sie vergessen hatte, was sie der Hymlianerin für einen Tipp gegeben hatte, nur lagerte das gerade ziemlich weit hinten in ihrem Kopf und erst als die Frau mit leuchtenden Augen zu erzählen begann, erinnerte sie sich. Allerdings, dass was sie da hörte, passte so gar nicht zu ihrem Bruder. Normalerweise, war er bei jedem der nicht elfisch war und mitunter auch bei welchen die zwar elfisch waren, aber nicht zu den Waldelfen gehörten – Myrjala musste willkürlich an Calladreth, Yavannas erster Freund denken – ziemlich abweisend und nun wollte er mit einer Menschenfrau zusammen sein? Entweder hatte Sylcia da was falsch verstanden oder aber…. sie besaß eine besondere Technik beim Ohrenkraulen. Myrjala grinste breit. Man sah ihr an, dass ihr gerade eine Menge Bilder durch den Kopf schossen. Das Grinsen wich einem grübelnden Gesichtsausdruck. Andererseits, war Isildur schon auf so vielen Elfenfesten gewesen und da haben ihm so einige Elfinnen die Ohren gekrault, jedenfalls soweit Myrjala das als kleine Schwester, im Blick gehabt hatte. Sie bezweifelte, dass Menschen dass besser konnten.
„Das ist super…Hihi“ Sie kicherte, „Das bedeutet mehr Freiheit“ Sie sah zu dem Silberwolf hinüber und dann zu, der überglücklich dreinschauenden, Sylcia, „aber…“, setzte sie an und schüttelte dann den Kopf. „Was meinte er denn ‚mit nicht zu lange bleiben’?“ Ernst sah sie die Hymlianerin an, lockerte sich dann wieder, indem sie zu lachen begann, „keine Sorge, wenn er dich zum Weinen bringt, dann bringe ich….“ Weiter kam sie nicht, als sie plötzlich von jemanden zur Seiten gestoßen wurde und gegen Sylcia prallte, die mit aufgerissen Augen, wenn auch nicht ängstlich, über sie hinweg sah. Ein tiefes Grollen war zu hören, begleitet von einem dunklen, gleichmäßigen Pochen. Dieses kam Myrjala nur all zu bekannt vor. Sie stolperte nach Vorne, um ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen, während sie gleichzeitig versuchte einen Blick auf das zu erhaschen was hinter ihr passierte, auch wenn sie dies unlängst wusste und… scheiterte. Unsanft landete sie auf ihren Allerwertesten und hoffte Sylcia nicht mitgerissen zu haben. „Aua“ jammerte sie und sah zu Derat empor, der in Lebensgröße vor dem Akademiegebäude stand und auf einen jungen Mann hinunter sah, der nicht so aussah, als würde er zu dem Hummelvolk gehören.

"Na, bin ich immer noch ein Salamander, du Knirps?" Ertönte tief die Stimme des messingfarbenden Drachen und man sah ihm den Spaß, den er dabei hatte, förmlich an.

„DERAT!!!“ Rief seine Reiterin energisch und rappelte sich auf, „Au“ Sie sah an sich hinab und stellte fest, dass sie sich bei dem Sturz eine Schürfwunde am Bein zugezogen hatte. Mehr humpeln kam sie auf ihn und baute sich vor dem riesigen Geschöpf auf und wäre dabei fast von ihrem Bruder umgerannt worden, der wie wild herumhüpfte, knurrte, jaulte und fiepte und schließlich an dem großen Drachen vorbeisprintete.
„Sag mal, spinnst du?!“ Sie legte den Zeigefinger an ihre Schläfe und dem Nachdruck zu verleihen und unterbrach jeden der gerade versuchen sollte sich dem Wesen zu erklären. „Ich versteh’ dich ja, aber Yavanna und ich haben dir doch vorhin gesagt, als wir vor der Leuchtwolke standen und du deine Hilfe angeboten hast, dass dein Hintern zu dick für die Straße ist oder wolltest du die Wolkenhäuser umschmeißen, nur weil du deinen Schwanz nicht unter Kontrolle hast?“ Sie seufzte genervt und verdrehte die Augen.
„Und schau mal was du getan hast?“ Sie streckte ihm ihr Bein entgegen, „Ich BLUTE!!! Siehst du, du hast mir wehgetan! Du hättest mich zerquetschen können! Weiß du was dann passiert wäre?“ Inständig hoffte sie Derat würde verstehen, was sie ihm damit sagen wollte.
„Was ist nur los mit dir? Wenn du Hunger hast, dann musst du jagen gehen...“ Sie machte eine kurze Pause, um dann hastig hinzu zu fügen, möglicherweise kam der Drache nämlich auf seltsame Ideen, „aber nicht die Flügelpferdchen!!! Du willst die Hummelmenschen doch nicht traurig machen.“
Dann sah sie zu Tahmo. Da Derat offensichtlich ihn angesprochen hatte, würde dieser Mensch sicherlich derjenige sein, der Schuld daran trug, was nun passiert war. „Wie kannst du ihn nur einen Salamander nennen?“ Fragte sie und stemmte die Hände in die Seiten und funkelte ihn böse an, „Das hast du doch gesagt, oder?“ Mitbekommen hatte sie das nämlich nicht. „Wage nicht, das zu leugnen, ich habe das genau gehört!“ Das stimmte zwar nicht, aber das sollte der junge Mann erst einmal beweisen.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Tahmo » Dienstag 15. März 2011, 20:17

Vielleicht sollte er einfach damit aufhören sich zu wundern. Was aber angesichts der Tatsache sehr schwer war, dass immer dann wenn man dachte es könnte gar nicht mehr krasser werden, einen das Leben auf kreativste Weise das Gegenteil bewies. So lies sich Tahmo von Lua einfach bei der Hand nehmen um mit einem bis zum Anschlag offen stehendem Mund den schlagartigen Größenunterschied des Salamanders zu beglotzen. War das überhaupt ein Salamander?
Mit dem Rücken drückte er sich an Lua um der Kreatur genügend Platz zum wachsen zu bieten. Die zahlreichen Hymlianer wichen ebenfalls zurück – die einen schreiend, die anderen erstaunt und viele mehr oder weniger unfreiwillig – der Großteil brachte sich aber nun in ihren Wohnungen oder in nahegelegenen Wolkenbüschen in Sicherheit.

Tahmo hörte seinen Herzschlag in den Ohren, sein Blick war starr auf den riesenhaften Drachen vor sich gerichtet während er alles andere gar nicht mehr wirklich wahrnahm. Derat überragte alles und jeden nun Haushoch, sein langer Drachenschwanz peitschte wedelnd über die gepflasterten Straßen, riss ein paar Wolkenbäumchen um und so manch flüchtenden Hymlianer von den Beinen. Auch Tahmo wäre am liebsten geflohen, doch seine sonst so flinken Füße hatten sich in starre Salzsäulen verwandelt. Er war vollkommen unfähig sich zu bewegen oder gar irgendwas zu zaubern. Fest drückte er Luas Hand, sogar die Wärme seines Stabes nahm er nur noch hintergründig wahr.
Mit einem flatternden Geräusch spannte der Drache seine Flügel, was bei den unglücklich nahe stehenden Hauswänden tiefe Narben hinterließ.
"Na, bin ich immer noch ein Salamander, du Knirps?"
Derats Worte klangen wie das mächtige Donnergrollen eines grauen Gewitterhimmels. Mit offenem Mund und dem Gesichtsausdruck eines Ogers schüttelte Tahmo behäbig langsam seinen Kopf. Zum Glück hatte er länger nichts mehr getrunken...
Auch den nun anscheinend durchdrehenden, flüchtenden Wolf bemerkte Tahmo nicht mehr, seine Sinne konzentrierten sich einzig und allein auf Derat. Er drückte sich ein wenig mehr gegen Lua, sicherlich um sie vor einem eventuellen Angriff zu schützen.

„Sag mal, spinnst du?!“
Eine äußerst erbost wirkende Elfe baute sich plötzlich vor Derat zu ihrer vollen Größe auf und schob sich damit in Tahmos Sichtfeld. Es war wohl irgendwie so als würde eine Fliege einen Frosch zur Rede stellen wollen. Doch erstaunlicher Weise wirkte es. Der Drache machte plötzlich das Gesicht eines kleinen Kindes das man für seine unartigkeit ausschimpfte.
„Ich versteh’ dich ja, aber Yavanna und ich haben dir doch vorhin gesagt, als wir vor der Leuchtwolke standen und du deine Hilfe angeboten hast, dass dein Hintern zu dick für die Straße ist oder wolltest du die Wolkenhäuser umschmeißen, nur weil du deinen Schwanz nicht unter Kontrolle hast?“ das wohl genervt klingendste Seufzen das Tahmo jemals gehört hatte entwich aus der Kehle der Elfe, untermalt von einem ausgiebigen Augenverdrehen.
„Und schau mal was du getan hast?“ Vorwurfsvoll streckte sie ihm ihr Bein entgegen, „Ich BLUTE!!! Siehst du, du hast mir wehgetan! Du hättest mich zerquetschen können! Weiß du was dann passiert wäre? Was ist nur los mit dir? Wenn du Hunger hast, dann musst du jagen gehen...aber nicht die Flügelpferdchen!!! Du willst die Hummelmenschen doch nicht traurig machen.“

Nachdem der Drache seinen Teil der Schelte abbekommen hatte, drehte sich die schwerst verletzte Elfe Tahmo zu. Dieser hatte sich kurzzeitig schon wieder ein wenig entspannt, die Angst war noch vorhanden, hatte aber schon wieder Platz für ein wenig Neugierde gelassen. Nun jedoch, da sich diese Frau ihm zuwandte, verschwand seine Neugierde genauso schnell wieder wie ein Krebs in seiner Muschel.
„Wie kannst du ihn nur einen Salamander nennen?“ Fuhr sie ihn an und stemmte dabei mit ihre Hände in die Hüften. Tahmo wusste nicht viel über Frauen, schon gar nicht über Elfische Frauen. Aber wenn er etwas wusste dann folgendes: Wenn ein Mann die Wahl zwischen einer Frau mit in die Hüften gestemmten Händen, funkelndem Blick und angenervter Stimme und einem Mob voll von blutrünstigen, wütenden, hungrigen und gefühlskalten Orks hatte, so sollte er stets den Orkmob wählen da ihn dort im Falle eines Falles ein viel humanerer Tod erwartete.
„Das hast du doch gesagt, oder? Wage nicht, das zu leugnen, ich habe das genau gehört!“

Leider war gerade kein Orkmob in der Nähe, also blieb Tahmo nichts weiter übrig als instinktiv die Schultern hoch und den Kopf ein zu ziehen. Sein Herz raste, er schwitzte und seine Kehle fühlte sich so trocken an wie zwergischer Schnaps. Hilfesuchend schielte er zu Lua, guckte dann jedoch schnell wieder zu Myrjala und dem sich schämenden Etwas hinter ihr.
Er schluckte, räusperte, schluckte erneut und zwang sich zu einer Antwort ehe noch irgendwas viel krasseres passierte, was ja immer passieren konnte.
„Erm... tut mir Leid?“ Stammelte er, „wusst' jah nich'...das dass 'n...was auch immer das is' ist.
Keine Ahnung.... was is' das überhaupt?“ Jetzt wo er redete fiel ein wenig von seiner Angst ab. Er wusste wieder das er im Fall eines Falles ja Lua und Ikarus hinter sich hatte. Wobei er sich nicht sicher war wie Ikarus zu ihm stand... Dennoch, er nahm auch die magischen, turbulenten Wärme seines Stabes wieder war was ihn ebenfalls stehts beruhigte.
"...Wer... bist'n du überhaupt?" Setzte Tahmo nach einiger Zeit nach.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. März 2011, 09:13

Der Wolf, der Tahmo hatte angreifen wollen, musste entweder die Tollwut besitzen oder wissen, dass ein Aknurren des gewaltigen Derat keine Folgen für ihn hätte. Vielleicht glaubte das Tier auch an sein Geschick, denn flink hechtete er davon, hinter zu den Personen, die den übrigen Hymlianern nicht ähnlich sahen.
Der ausgewachsene Drache wedelte zufrieden mit dem Schwanz. Es amüsierte ihn, Isildur zur Weißglut zu bringen. Der war ja ohnehin immer viel zu schnell sauer - da nahm man ihm nur einen kleinen Happen vom Teller weg und schon drohte er mit übelsten Konsequenzen. Der hatte es ruhig verdient, mal ein bisschen geärgert zu werden. Derat nickte mit dem Kopf, um seine unausgesprochenen Gedanken zu unterstreichen. Jawohl!
Und dann sah er Myrjala. Sofort zog sich der Schwanz etwas ein. Auch die Flügel wurden eingeklappt und der Drachenkopf legte sich in reuigem Bewusstsein um eine verbotene Tat schief. "Myrjala..." Mehr brachte er nicht mehr heraus. Schon setzte eine Schimpftirade von Seiten der Elfe ein, die doch eigentlich einen sehr lieblichen Eindruck machte.

Lua starrte zu ihr herüber. Sie war dankbar dafür, dass Tahmo immer wieder ihre Hand drückte. Es gab ihr einen Hauch von Sicherheit. Dicht drängte sie sich hinter ihn, auch um ihm ins Ohr zu flüstern: "Sie muss lebensmüde sein. Das ... der frisst sie doch sofort. Du hättest ihn nicht reizen sollen. Tahmo ... vielleicht rennen wir einfach?"
Der Blondschopf hatte seine Lehrmeisterin wohl noch nie so bereit zur Flucht vorschlagen hören. Sie besaß enormen Respekt vor dem gewaltigen Geschuppten. Vielleicht konnte er Feuer speien und sie jederzeit rösten. Und sie war keine Kämpferin. Ikarus hingegen könnte vielleicht etwas ausrichten, immerhin trug er ein beeindruckendes Bastardschwert quer über dem Rücken. Jenes nahm er auch sofort in beide Hände. "Geht zurück!", rief er seinen Mitbürgern zu. "Wir wissen nicht, wie gereizt der Drache ist!" Viele Hymlianer zogen sich zurück, erst recht, nachdem Myrjala Derat weiter provozierte. Sie fürchteten drachischen Zorn.
Dass die Elfe ihn vollkommen unter Kontrolle hatte, konnte ja niemand ahnen. Derat blies winzigste Rauchwölkchen in die Luft. Er bekam keine Gelegenheit, sich zu rechtfertigen. Stattdessen musste er sich anhören, seine liebste Freundin und Gefährtin verletzt zu haben. Da riss der Drache gar die Augen auf, so dass sich die geschlitzten Pupillen um das doppelte ausweiteten. "Du blutest?!", krächzte er mit einem erschreckten Grollen in der Stimme. Sofort blähten sich seine Nüstern, um ihm Bestätigung zu geben. Er nahm Witterung auf. "Du blutest ja wirklich!", gab er entsetzt zurück. Sein aufgeregt hin und her schlagender Schwanz setzte einem der rosig geblätterten Bäume ein jähes Ende.

"Derat, Vorsicht", rief Helior zu ihm herüber. "Unsere schöne Stadt. Bitte, hab ein wenig Rücksicht, mein Freund!" Selbst der eher freundliche Hymlianer mit einem durchaus großen Herzen für Fremde - sie faszinierten ihn - zog jetzt sein Schwert. Es war seine Pflicht als Wächter für Ruhe und Ordnung zu sorgen, auch wenn er es gegen einen Freund erheben musste. Was war nur in Derat gefahren, dass er sich so leicht provozieren ließ?
Im Moment war der Drache jedoch eher erschreckt, aber Myrjala widmete ihm keine Aufmerksamkeit. Mit in die Hüften gestemmten Elfenfäusten teilte sie nun auch in Richtung Tahmo aus.
"Er kennt keine Drachen", versuchte Lua ihn zu rechtfertigen, starrte dann aber in verstummendem Schrecken nach oben, als sich der Kopf jenes Geschuppten zu ihnen niedersenkte. "Ich bin ein Drache, Knirps. Ein waschechter Messingdrache und dass du mich nicht kennst, macht mich schon wieder .... furchtbar ... furchtbar..."
Lua rüttelte an Tahmos Schulter. Bloß weg hier! Sie glaubte, gleich käme der zerstörende Flammenodem. Was nun einsetzte, damit hätte vermutlich niemand gerechnet. Große, dicke Drachentränen kullerten aus den Augenwinkeln, platschten hörbar zu Boden und bildeten sofort salzige Pfützen. Derat heulte auf wie ein Kind, dem alles auf der Welt Leid tat und das nur noch in den Arm genommen wurde. "Ich hab Myrjala wehgetaaaaaaaaaan!", flennte er aus Leibeskräften. "Jetzt muss sie sterbeeeeeeen! Und nur, weil der Knirps keine Drachen kennt, bwähähähähähääääääääääähhhhrrrrr!"
Ein weinender und heulender Derat konnte noch unerträglicher sein als ein großer, der Isildur mal wieder necken wollte.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Tahmo » Dienstag 22. März 2011, 23:35

"Er kennt keine Drachen", versuchte Lua Tahmos Unwissenheit vor dem Kupferdrachen zu erklären. Dieser jedoch schien sich anfangs nicht so verständlich zu zeigen. Erschrocken und stumm blickte sie den gewaltigen Drachenkopf an, der sich nun nur wenige Köpfe weit über Tahmo und Lua zu ihnen hinab beugte. Mit flauem Gefühl im Magen schob sich Tahmo vor die Magierin, ehe die beleidigt klingende Stimme des Drachen erklang:“Ich bin ein Drache, Knirps. Ein waschechter Messingdrache und dass du mich nicht kennst, macht mich schon wieder ....“ Seine Stimme kam ins stocken, wurde ein wenig belegter bis letztendlich...
"Jetzt muss sie sterbeeeeeeen! Und nur, weil der Knirps keine Drachen kennt, bwähähähähähääääääääääähhhhrrrrr!"
Tahmo traute seinen Augen und Ohren kaum aber... der riesenhafte Drache heulte aus heiterem Himmel wie ein kleines Baby. Gerade noch rechtzeitig schob er sich und Lua zur Seite, um den herab schlagenden, melonengroßen Tränen zu entgehen die nun spritzend auf den Boden der Wolkenstadt prasselten.

Mit verunsichertem Blick schielte Tahmo zu Lua, nur um mit wachsendem Mitleid den Drachen wieder anzugucken. „Oh man... er tut mir irgn'wie Leid...“ murmelte Tahmo leise, ehe er einen festen Entschluss fasste: Er würde den armen Drachen trösten!
Tahmo lies Luas Hand los, drückte ihr stattdessen seinen Magierstab in dieselbige und stapfte zielstrebig auf das erbärmliche Bergchen Drache zu.

Ein paar salzigen Tränenbomben ausweichend schlängelte sich Tahmo geschickt zu einem Drachenbein durch. Dicke, mandelförmige, kupferne Schuppen bedeckten einem Panzer gleich das Bein an dessen Zehen sich messerscharfe Krallen befanden. Tahmo atmete tief durch, hielt Abstand zu den Krallen und tätschelte dann einfach mal so drauf los. „Tut mir Leid, hab's jah nich' so gemeint... ehrlich!“ Sprach Tahmo mit beruhigend klingender Stimme, „du bis' sicher ein richtig starker, großer Drache oder? Ich habs' halt nur nich' gleich gemerkt... un' das mit deiner Freundin wird sicher au' wieder.„
Ja, die Angst des Blondschopfes schien sich schlagartig in aufrichtiges Mitgefühl gewandelt zu haben. Aber wie sollte man vor so einem traurig weinenden, empfindsamen Drachen auch Angst verspüren? Nicht einmal Tahmo konnte das.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Mittwoch 23. März 2011, 01:41

Wenn sie den Drachen nur unter Kontrolle hätte…
Dies mochte für Außenstehende zwar so wirken. Die Waldelfe zeigte schließlich keinerlei Scheu vor dem großen Reptil und dieses wirkte durch die Worte der jungen Frau, ein wenig eingeschüchtert oder zumindest beschämt. Doch wenn dem so wäre, dann würde Derat nicht immer solch einen Mist verzapfen.

Erwartungsvoll sah Myrjala den jungen Mann an und gerade als sie ihn fragen wollte, ob er nicht sprechen könne, stammelte dieser ein Entschuldigung hervor und erklärte auch gleich, dass er eigentlich gar nicht genau wisse was DAS, damit meinte er Derat, sei.

„Na, das ist mein bester Freund“, antwortete die Elfe, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, „Ich habe ihn gefunden, wir haben uns super verstanden und dann bin ich seine Reiterin geworden, weil er das so wollte. Sein letzter Reiter ist…“ Sie druckste kurz herum, „na ja, der lebt halt nicht mehr, aber das war bestimmt nicht Derats Schuld…hm…“ Überlegte sie, „Obwohl… er fand den immer voll langweilig. Na ja“, grinsend und mit den Schultern zuckend, sah sie den jungen Mann an, „aber jetzt bin ich ja seine Reiterin, wobei… eigentlich trage ich ihn mehr herum, als er mich, aber das nehme ich nicht so genau. Ach und ich heiße… “ weiter kam sie nicht, als Derat alles übertönte. Scheinbar hatte er tatsächlich verstanden, was sie ihm hatte sagen wollte, aber musste er es damit gleich überdramatisieren?

Erschrocken sprang sie herum, als dieser anfing zu weinen und dicke Drachentränen mit einem Platschen zu Boden fielen. Sie trat vorsorglich einen Schritt zurück und war damit nicht die Einzige. Es war nicht so, das Derat sonst nicht weinte, er hatte in Myrjala ein wunderbares Vorbild und die fand ja ständig irgendwelche Tränen die unbedingt raus mussten. Doch normalerweise, weinte er nur wenn er ‚Klein’ war, denn da konnte er sich viel hilfloser präsentieren, umso verdutzter sah sie nun zu ihm hoch, vorsorglich die Hände über die Ohren gelegt. Warum war er auch immer so laut, wenn er Normalgröße hatte? So bekam sie, den Göttern sei Dank, auch nicht das Krachen und Brechen mit, als einer der Bäume, welcher hinter dem großen Geschöpf stand, das Zeitliche segnete. Oh, Yavanna würde den Drachen schelten und die Schwester wahrscheinlich gleich mit, da diese nicht richtig auf ihn aufgepasst hatte und wusste, dass er zu unüberlegten Handlungen neigte.
Was nun folgte, damit hatte die Waldelfe nicht gerechnet. Der Blondschopf, der, wenn man es genau betrachtete, für das Ganze hier verantwortlich war, ging auf Derat zu, tätschelte ihm das schuppige Bein und versuchte ihn zu beruhigen. Das hatte auch noch keiner getan und für einen winzigen Moment beobachtete sie die Szene, ehe sie beschloss ebenfalls einzuschreiten.
Ihr erster Blick galt Derats Hinterbein und zwar genau auf der Seite, wo sie sich ihres aufgeschürft hatte. Doch sie konnte nichts Auffälliges erkennen, was entweder daran lag, dass es zu schattig war oder schlichtweg keine Verletzung vorlag oder zumindest keine Nennenswerte.
„Ist ja gut. Ich werde nicht sterben… nicht an so was… Nicht weinen“, versuchte sie ihn ebenfalls zu beruhigen, „dann muss ich nämlich auch weinen und du willst doch nicht das ich weine?“ Fest schlang sie ihre Arme, um das noch freie Bein und ein Schluchzen war zu hören. Derat wusste doch ganz genau wie er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bekam.

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