In Serna

Es liegt weiter südlich der Stadt. Hier hausen die Fischer, sowie die Seefahrer, denn dieses Dorf besitzt einen verhältnismäßig großen Hafen.
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Darna von Eibenau
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* (nur noch) ein Satz Winterkleidung
* feine schwarze Schaftstiefel mit hervor ragenden Nähten und Zierrunen am Schaft
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* kl. Tiegel mit Perlmuttdeckel (Hautcreme)
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 25. Oktober 2015, 00:17

„JAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!“
Die Antwort war vorhersehbar gewesen, weniger jedoch die heftige Reaktion!
Darna beobachtete, wie das Kind an ihr vorbeitobte und in völliger Selbstverständlichkeit den folgenden "Hindernisparcour" bewältigte. Also, flink und geschickt ist sie, huschte ein verblüffter anerkennender Kommentar durch ihre Gedanken. Dann weiteten sich ihre Augen. Elli wollte doch etwa nicht...?! Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie ein Unglück gerade noch verhindern konnte. Wie kannst du nur..!, bahnte sich doch ein Tadel an, als ihr ein feierliches
"I wede apfer ein!" entgegen wehte. Der Vorwurf blieb im Hals stecken. Jeder konnte sehen, wie die Knappin von diesem Überschwang ziemlich überrumpelt war. Dann wurde sie auch schon mitgeschleift.

Darna wurde Flur zwischen der Küche und dem Lager entlang gezogen. Lisbeth hatte kurz ihren Kopf heraus gestreckt und geflüstert:
„Wenn ihr was braucht, ich bring es gern. Ruft nur danach, ich hör es schon.“

Sie nickte noch immer überfahren und brachte nur ein leises "Danke..." heraus. Das Wohnzimmer erinnerte sie einmal mehr daran, wie nahe die Familie der Göttin Florencia zu stehen schien und leise Zweifel schlichen sich prompt in Darnas Gedanken. Sie erinnerte sich an den ersten Eindruck, den Elli auf sie gemacht hatte... fast wie ein kleiner Waldgeist, selber der wilden Natur entsprungen. Sie hatte doch irgendwie mit Leon reden wollen, was genau er eigentlich gemacht hatte. Geheilt? Von was geheilt? "..wie eine hundertjährige Eiche sah sie aus...", hallte es durch ihre Erinnerung. Und dann diese komische Sache mit dem Vergraben der Asche...
Nehme ich sie Florencia 'weg', wenn ich sie jetzt ordentlich... - nach Lysanthors Sinn - mache?, nistete sich eine leicht befremdlich anmutende Sorge ein. Aber dieser erste Eindruck war intensiv gewesen. Sehr intensiv. Dazu der urige Schankraum... es hatte alles so zusammen gepasst. Und plötzlich schien für sie Leons Rat Sinn zu machen, was Elli hatte tun sollen: sie hatte die Reste ihres alten Aussehens der Erde zurück gegeben, ihre Tränen dabei, und sie hatte einen Samen gepflanzt... 'ihren Lieblingssamen'... Also etwas, was Elli nahe ist. Wie ein Ersatz? Die Tränen als eine Entschuldigung? Es war wieder einer der Momente, in denen ihre Gedanken durcheinander purzelten. Und prompt gesellte sich ihre kritische Seite dazu, eine die meistens verdammt stark nach Gernot klang: Werden wir jetzt nicht ein bisschen arg abergläubisch, Darna? Du hast doch nicht den leisesten Schimmer, was er da für Hexenwerk angestellt hat!
Hm.
...
Hm. Ich frag ihn einfach.

Ihr Blick hatte nebenher die Einrichtung des Zimmers im Groben erfasst und einige Dinge ausgemacht, die nützlich werden konnten. Elli hüpfte derweil auf ihrem Bett herum.
"Da mei! Nappin Dana, ih mi etzt fei mach?"
"Ja Elli, das mache ich", nickte die Knappin ernst und schaute nochmal auf den Kamm in ihrer Hand, dann auf das kleine Mädchen. Haare kämmen... Waschen... saubere Sachen... Hm, aus ihr einen 'Ritter' machen... ein Holzschwert hat sie. Ihr Blick glitt über das Blatt, das an Ellis Brust hing, und sie überlegte, wie sie dieses schmutzige Ding ersetzen konnte. Plötzlich kam ihr eine Idee, bei der ihr die Erinnerung zugute kam, was sie selber in Kinderjahren wichtig gefunden hatte, und wie das im Groben ausgesehen hatte. Ihr Blick wirkte für einen kurzen Moment abwesend, während sie laut grübelte: "Dafür brauche ich aber ein paar Sachen von deiner Frau Mutter und du musst auch sauber werden. Und meinen Beutel brauche ich auch. Wir machen uns beide fein, in Ordnung?" Das wird dauern. Also können wir vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Hm. Und ich schätze, ich bekomme sie zu ziemlich viel überredet, wenn sie mir dabei ähnlich sein kann... Innerlich atmete sie durch und machte sich auf eine ziemlich umfangreiche Aufgabe gefasst. Das würde mehr als Haare kämmen werden, und schon das war eine Heidenarbeit... Eins nach dem anderen. Sie ging zur Tür und öffnete sie einen breiten Spalt weit. "Frau Bromer...?", rief sie zunächst noch halbwegs gedämpft, notfalls mehrfach, bis die Wirtin kurz Zeit hätte. Die Knappin brauchte mehrere Dinge:

Ihren Beutel und die Erlaubnis, ob es in Ordnung wäre, wenn sie sich hier bei der Gelegenheit selber wusch und umzog - sie gedachte, Elli damit zu ermuntern, sich ebenso zu reinigen, hatte aber wenig Lust, dass dabei andere Familienangehörige hinein stolperten. Sie brauchte warmes Wasser, so viel, wie Frau Bromer bereiten mochte - ob es gar für ein Bad der Kleinen reichen würde?
Zudem brauchte sie von Leon eine Auskunft, notfalls musste eine kleine Nachricht auf einer Schiefertafel oder gar einem Stückchen Papier übermittelt werden, aber sofern Frau Bromer oder einer der Söhne kurz Zeit hätten, würde es auch so gehen: "Warum hatte Elli die Asche vergraben sollen und so? Ist ähnliches angebracht, sollte ich ihr die Haare schneiden müssen?" Hoffentlich war er jetzt nicht direkt wieder schlafen gegangen! Glauben... Gebete... Der Knappin kamen immer mehr Ideen, wie sie die folgende Zeit mit der Kleinen verbringen wollte.
Aber da war noch etwas: "Frau Bromer, hättet ihr ein weißes Handtuch, ein kleines Tischtuch oder ähnliches, auf das Ihr verzichten könntet?" Sie deutete eine Länge an, indem sie ihre Arme nicht ganz ausstreckte und eine Breite von etwa einer Elle... sie wollte einen sehr einfachen Überwurf für die Kleine basteln, der als 'Wappenrock' dienen sollte. Dafür bräuchte sie in ein geeignetes Stück Stoff nur ein Loch zu schneiden, damit Elli den Kopf da durch stecken konnte. "Und grünes Zierband, oder eine grüne Schnur, zur Not tut es ein dicker grüner Wollfaden." Sie war bei der Dekoration des Wohnzimmers zuversichtlich, dass sich so etwas finden lassen würde.

Als alles halbwegs zufriedenstellend geklärt war, ging es endlich zur Sache:
"So, Elli. Magst du mir einmal dein Schwert zeigen?" Darna setzte sich mit dem Kamm bewaffnet auf die Bettkante und lotste Elli vor sich. Es war vermutlich am einfachsten, die Kleine zu kämmen, wenn sie derweil mit etwas anderem beschäftigt wurde. "Weißt du denn, was eine 'Parierstange' ist? So nennt man das hier. 'Parieren' nennt man es, wenn man den Schlag von einem anderen mit dem Schwert aufhält. Und mit der 'Parierstange' geht das am einfachsten, schau..." Während des Sprechens hatte sie sich den ersten Strähnen gewidmet und klopfte mit dem Kamm ihre Worte verdeutlichend einmal leicht gegen die Parierstange des Holzschwertes, als wäre der Kamm ein anderes Schwert. "Die Parierstange verhindert meistens, dass der andere deine Hand trifft." Sie erklärte Elli die Begriffe von Knauf, Klinge und sogar Fehlschärfe, in möglichst einfachen Worten und sich sehr wohl darüber bewusst, dass das Kind sicher nicht gleich alles behalten würde. "Vielleicht können wir später sogar noch ein bisschen zusammen üben!", versuchte sie sie schon mal längerfristig bei Laune zu halten.
Aber nun ja, ein Schwert war trotzdem recht schnell erklärt und nur eine gewisse Weile spannend... was konnte man noch erzählen?
"Weißt du, wer der erste Ritter von allen in Jorsan war? Das sollte jeder Ritter wissen!" In wichtiger Geste wedelte sie kurz mit dem Kamm und entwirrte die Strähnen dann weiter, so gut es ging. Blattreste und kleine Zweige wurden penibel aus den Haaren gepflückt. Nach einem Gedankenblitz verbunden mit der Frage, wo sie das lassen sollte, suchte sie ein mittleres glattes Tuch heraus und legte die Blattreste und Zweige darauf - und notfalls später auch abgeschnittene Haare...

"Der erste Ritter war Malchor Siebenherz. Das war natürlich zu Anfang noch gar kein Ritter, sondern er war ein Jäger, der in den Wäldern wilde Wölfe jagte und den Bauern half, wenn Wildschweine ihre Felder kaputt machten. Aber eines Tages entdeckte er einen Mann in einfacher Kleidung, der sich nur mit einem Schwert bewaffnet gegen vier Räuber wehrte. Malchor wollte ihm gerade zu Hilfe kommen, als der Mann schwer verletzt wurde und auf den Boden fiel. Trotzdem nahm Malchor es mit den vier Räubern auf. Und er besiegte sie!"
Darna erzählte in vereinfachter Weise die ohnehin im Volksmund stark verklärte Überlieferung von Malchor Siebenherz, der in früheren Zeiten den incognito reisenden König Alvaro unter Einsatz seines Lebens gerettet haben sollte und dafür zum ersten Ritter von Jorsan geschlagen wurde.
Auf die Geschichte brauchte sie sich dabei kaum zu konzentrieren: die kannte sie in- und auswendig. Stattdessen lotete sie aus, wie weit sie mit dem Kämmen kommen würde, ab wann ein Waschen der Haare wirklich helfen würde und wie sie Elli zu einem Abschneiden der Haare überredet bekäme. 'Möchtest du so eine Frisur haben wie ich?' ... Hm, und wenn sie noch kürzer werden müssen? Dann müsste ich versuchen, ihr zu erklären, dass lange Haare nicht gut sind beim Kämpfen. Und... naja, vielleicht auch zur Mahnung die Wahrheit, dass sie die Haare vorher nicht gut genug gepflegt hat, um sie jetzt ordentlich machen zu können. Hm, erst die Mahnung, dann 'versüßen'? Das würde wohl darauf ankommen, wie die Kleine reagierte. Einmal mehr atmete sie innerlich durch und wälzte Ideen und Pläne.

Als Darna befand, dass sie mit einem Kämmen der Haare vorerst nicht mehr sonderlich weiter käme, kam der nächste Teil ihres Planes: das Waschen. "So, jetzt muss ich mir erstmal die Hände ein bisschen waschen. Weißt du, warum Ritter sich immer darum bemühen, ordentlich auszusehen? Man weiß ja nie, wann man seinem Vorgesetzten oder anderen hohen Herren begegnet, und die mögen es nicht, wenn man ohne wichtigen Grund schmutzig aussieht. Außerdem beten Ritter am häufigsten zum Herrn Lysanthor, das ist der Gott der Wahrheit und der Ordnung - und deshalb sollte auch ein Ritter ordentlich sein, um ihm zu gefallen." Ob sie das versteht? Zumindest so grob?, dachte sie unsicher, und dieser Gedanke ging ihr öfters durch den Kopf. Derweil wusch sie sich die Hände und bemühte sich, die Fragen der Kleinen stets so gut wie möglich - so einfach wie möglich - zu beantworten. "Wollen wir dir auch die Hände waschen?", lockte sie dann recht beiläufig einladend.
Jedes Mal, wenn Darna Elli einen Schritt weiter lotsen wollte, schlug ihr das Herz vor Aufregung, ob sie den richtigen Ton anschlug. Ob das Mädchen ihr weiter folgen mochte.
Selbst wenn Florencia Anspruch auf das Kind erhoben hatte... hier passiert nichts, was die Kleine nicht selber will. Und die Göttin wird ja wohl kaum gegen ihren Willen... ihr irgendwas aufzwingen. Nicht?, kam ein neuer Gedanke auf, der sie ein wenig beruhigte. Nachdenklich krauste sich ihre Stirn. Ob es 'Ritter' gibt, die für die Natur kämpfen? Uhm... Oh, Elfen. Natürlich. Die müssen ja auch nicht verfilzte Haare haben, oder? Das waren doch eher wirre Überlegungen, aber auch diese halfen, die Nervosität zu bekämpfen. Außerdem, wer weiß schon, was aus dem Kind wirklich mal werden wird...
Damit ließ sie es zunächst bewenden und konzentrierte sich lieber wieder darauf, dass sie auch sich selber waschen und die Kleidung wechseln wollte.
"Und 'Vorgesetzte' hast du ja auch...", erklärte sie zwischendrin mit wichtiger Miene. "Solange du noch nicht Knappe bist und einen Ritter als Vorgesetzten hast, sind deine Vorgesetzten dein Herr Vater und deine Frau Mutter.
Hier schau, das sind meine sauberen Sachen."
Sie holte ihre weiß-grüne Tunika heraus, ihre braune Lederhose und legte mit besonderer Sorgfalt ihre weißen Handschuhe daneben. "Wo sind denn deine sauberen Sachen?"

"Das hier ist meine Tunika. Weißt du, warum Ritter immer so schöne bunte Sachen tragen? Damit zeigen sie, zu wem sie gehören, und man kann sie schon von Weitem erkennen. Meine Tunika ist weiß und grün, weil ich dem Grafen von Aarenhorst diene." Sie sah Elli forschend an. "Was hälst du davon, wenn ich dir einen eigenen Wappenrock mache? Auch mit weiß und grün?" Sie rechnete nicht wirklich mit Protest...
Ist das jetzt dein Ernst, du willst auch noch NÄHEN?!
Außerdem ist das gar kein richtiger Wappenrock, sie darf doch gar nicht...!
Blödsinn! Wer wirft einem kleinen Kind schon Standesbetrug oder Amtsanmaßung vor?!
Gibt es eigentlich ein Wappen, das bloß ein grünes Blatt auf Weiß hat?
Na sicher nicht, wenn das Blatt bloß als Kontur zu sehen ist...
Darna, hör auf, dir so viele unnötige Sorgen zu machen!

Götter, sie schwitzte! Schritt zwei:
"Aaaaber das kann ich am besten machen, wenn du solange im Zuber hockst und dich gründlich wäschst! Dann hab ich nämlich ein bisschen Zeit und kann den richtig schön machen."
Innerlich zog sie den Kopf ein. Ob das funktionierte? Notfalls würde sie auch ohne die Atempause eines Bades von Elli den Wappenrock in ihrem direkten Beisein "basteln". Kompliziertes hatte sie ja nicht vor: Sie wollte ein Loch für den Kopf in das Tuch schneiden, und die grüne Schnur mit einfachen Heftstichen in Form eines großen Blattes auf die Brustpartie nähen. Wenn es gefiel, konnte Frau Bromer später immernoch das Ganze stabiler und hübscher machen - oder die Schnur genauso einfach wieder vom Tuch trennen.
Jetzt sitz ich hier und nähe. Und muss Frau Mutter dankbar sein, dass ich immerhin ein bisschen was von ihr gelernt habe.
Du hockst hier wie eine Glucke, ein Kind daneben und bist fast am STICKEN! Hast du den Verstand verloren?! Warum machst du den Quatsch hier?!
Sie sah Elli an. Für ein kleines Kind, das Ritter spielen möchte. Weil ich auch so angefangen habe. Weil ich vielleicht irgendwann mal selber einen Knappen haben soll, dem ich auch beibringen muss, wie man wenigstens einen Knopf annäht. Und dem ich auch ganz viel dann erklären muss.
Kurz tauchten vor ihrem geistigen Auge zwei unglaublich schöne graue Augen auf. Augen, die sie voller Stolz ansahen. Und so warmherzig.
Und ein bisschen für...

Die Zeit verging mehr und mehr, aber irgendwann hatte Darna auch sich selbst wieder zurecht gemacht und fühlte sich in ihren persönlichen Sachen weitaus wohler als in der schwarzen Kluft der vergangenen Tage. Auch wenn sie eingestehen musste, dass die schwarzen Sachen wesentlich besser für kalte oder nasse Reisen geeignet waren - sie würde, wenn sie Serna verließen, einiges davon wohl wieder anlegen.
"So, nun sehe ich auch wieder wie eine ordentliche Knappin aus, was meinst du?"
Sie hatte mehrere Minuten darüber gegrübelt, ob sie Elli von den Tugenden eines Ritters erzählen sollte, vor allem mal wieder mit dem Zweifel verbunden, ob das nicht zu viel für sie war. Aber wie ließen sich die sieben Tugenden auf etwas reduzieren, was ein kleines Kind verstehen und vielleicht sogar behalten konnte?
"...Das sind die Tugenden, die Knappen und Ritter lernen. Und weißt du, was Kinder lernen müssen, die Knappe werden wollen? Ehrlich sein - brav sein - und helfen! Ehrlich sein, brav sein und helfen... das ist wichtig."
Besorgt sah sie zum Fenster. Die dunkle Jahreszeit machte es nicht gerade einfacher, das Gebet, das sie die ganze Zeit schon hatte nachholen wollen, noch im Hellen zu vollziehen. Aber da es auch ansonsten Zeiten gab, in denen man sich das nicht aussuchen konnte, hatte Talarion ihnen beigebracht, dass es zur Not auch das Licht einer Kerze tat. Schließlich wäre es töricht und sogar gefährlich, zu glauben, dass Lysanthor ausgerechnet im Dunkeln keinerlei Macht hätte! Es war bei Tageslicht nur naheliegender. Nun ja. Aber es gab da noch eine andere Frage:
"Ich möchte noch zum Herrn Lysanthor beten. Magst du zuschauen oder sogar mit mir beten?"
Sollte das Kind mitmachen wollen, galt es, sich noch viel mehr als sonst um sehr, sehr langsames Sprechen und bewusste Gesten zu bemühen - immerhin hatte die Kleine ein Holzschwert, eine Klinge konnte Darna gerade nicht einmal selbst vorweisen.
Da kam ihr ein Gedanke, was Elli noch fehlte: Darna suchte noch eine passende Schnur, um der Kleinen einen Ersatz für eine Schwertscheide zu knoten: Ein längeres Stück, das über Brust und Rücken bis hinunter zur Hüfte des Mädchens hängen konnte, mit einer Schlaufe an der Schulter, durch die Ellie den Arm stecken konnte und die damit verhindern sollte, dass das dünne Seil zu sehr in die Haut schnürte. Unten dann eine weitere Schlaufe, in die sich das Holzschwert hängen ließ. Um den "Wappenrock" in Form zu bringen, hatte sich zum Glück ein Gürtel finden lassen, mit dem sich nun beides an Ort und Stelle halten ließ.
Fertig war die kleine Ritterin!

Blieb noch das Gebet.
Die Knappin ging auf das rechte Knie, ließ das linke Bein möglichst gerade angewinkelt, stützte darauf locker ihren linken Arm und legte die rechte Hand auf ihr Herz. Sie zeigte Elli die Geste, würde auch behutsam korrigieren, wenn das Kind es zuließ. Dann senkte sie den Kopf und spähte zur Seite.
"Augen zu machen..."
"Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit knie ich nieder,
um zu bitten um alles, was gut ist.
Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit erhebe ich mein Antlitz..."

Behutsam legte sie einen Finger unter Ellis Kinn und deutete ihr an, den Kopf zu heben.
"Jetzt zur Kerze schauen!"
"..um meine Augen zu öffnen für alles, was wahr ist."
Für einen Moment genoß sie selber den Anblick der Kerzenflamme und kam innerlich zur Ruhe. Endlich schien alles wieder im Lot. Endlich fühlte sie sich wieder wie sie selbst.
Danach lenkte sie Ellis Aufmerksamkeit wieder auf sich und deutete mit ihrer Gestik an, dass Elli ihr Schwert ziehen sollte, dann half sie ihr, es mit dem Griff zu sich und der Spitze nach vorne weisend auf den Boden zu legen. Dabei begann sie, langsam weiter zu sprechen:
"Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit entbiete ich mein Schwert,
um zu kämpfen für alles, was recht ist."

...entbiete ich all meine Kraft, um zu kämpfen für alles, was recht ist, zitierte sie nur in Gedanken die Variante, wenn keine Waffe zur Hand war, um die Kleine nicht noch mehr zu verwirren.
Bedächtig und mit ehrlicher Betonung der Worte sprach sie weiter:
"Dein Licht erhelle mein Herz,
dein Wort erfülle meinen Geist,
deine Macht erhebe meinen Arm,
der in Treue fechten soll für alle, die seiner bedürfen.
Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit
danke ich dir für diesen Tag."

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Dienstag 27. Oktober 2015, 10:12

Es war nur eine kleine Aufgabe gewesen. Darna hatte NUR einem kleinen Mädchen die Haare kämmen sollen, doch von >NUR< konnte in diesem Fall wohl nicht gesprochen werden! Hier lag das Schicksal einer kleinen Seele in ihren Händen und Darna war schnell bewusst, dass ihre Mühe hier viel mehr bedeutete, als nur Haare zu entwirren. Deshalb gab sie sich auch alle Mühe und der Erfolg belohnte ihre selbstlose Tat.

Elli hatte sich kämmen lassen, sogar die Haare schneiden lassen, hatte sich gebadet, gewaschen und geschrubbt bis ihre Haut ganz rosig war. Sie hatte zwar ab und an das Gesicht verzogen, aber war wie versprochen bei jedem Knoten tapfer gewesen und hatte nicht geweint. Sie konnte sich dann wohl das erste Mal in ihrem Leben mit den Fingern durch das Haar fahren und war ganz erstaunt gewesen, wie sich das anfühlte. Sie strahlte von einem Ohr zum anderen und ließ von da an alles mit sich machen. Elli war leicht zu begeistern und staunte über alles was Darna ihr bei brachte. Vom Schwert, wo sie anfänglich versuchte die benannten Teile richtig zu benennen, bis hin zu ihrem ersten eigenen Wappenrock. Ein Wandel ging durch dieses kleine formbare Wesen, der fast unmöglich gewesen war. Von einem verwilderten Mädchen, dessen Alter man eher jünger schätzte als sie wirklich war, ging der Wandel hin zu einem Kind, dass gerade das erste Ziel in seinem Leben formulierte. Elli hörte still zu und staunte darüber, wie langsam und deutlich Danas Worte ihren Mund verließen. Auch das war ihr ein gutes Vorbild und aus dem wirren Kindermund kamen behutsam geordnete Worte:
„Ehrrrlich sein - brrrav sein - und hefen! - helfen!“
>R< und >L< bereiteten ihr noch immer leichte Schwierigkeiten, aber sie versuchte ihre Eigenart in ihrer selbst erdachten Sprach-Abkürzung zu sprechen zu überwinden. Vielleicht war das die Verbindung zu dem was Leon mit „Verwirrung des Geistes“ gemeint hatte.
Als Darna mit ihr fertig war und sie sich zum Gebet nieder knieten, sah das Mädchen fast um ein Jahr gealtert aus, was wohl ihrem wahren Entwicklungsstand deutlich näher kam. Durch Haltung und ihrem veränderten Aussehen wirkte sie nun wirklich wie ein kleiner Knappe und nahm alles dankbar an, was Darna ihr vorlebte. Ihre sanften Korrekturen, die milde Führung, die Erinnerungen an ihre eigene Kindheit und ihre eigen Träume von der Zukunft vermischten sich miteinander und ergaben ein Gefühl von … Etwas zog kurz in Darnas Brust, aber ließ sogleich wieder nach.
Die kleine Ritterin stand mit stolz stolzgeschwellter Brust vor ihr!
Dieses Kind so unter ihren Händen aufblühen zu sehen …
Darna bekam kurz leichtes Herzklopfen.
Der Erfolg Elli ein Ziel gegeben zu haben, sie zu formen …
Die großen Kinderaugen sahen sie strahlend an und Darna musste unwillkürlich schlucken. Da war etwas gewesen, nur eine Ahnung von etwas, dass sie schon lange vergessen hatte, aber kaum da es sie berühren konnte, war es auch schon wieder verschwunden.
Blieb nur noch das Gebet zu sprechen.
Die Knappin ging auf das rechte Knie, ließ das linke Bein möglichst gerade angewinkelt, stützte darauf locker ihren linken Arm und legte die rechte Hand auf ihr Herz. Sie zeigte Elli die Geste, welche sie willig immitierte. Dann senkte sie den Kopf und spähte zur Seite.
"Augen zu machen..."
Elli gehorchte.
"Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit knie ich nieder,
um zu bitten um alles, was gut ist...

Das Kind neben ihr versuchte ihr nachzusprechen:
„Herrr Lllysanthor, im Lllichte deine Geecht...Gerrrechtigkeit knie ich nieder … um zu bitten um alles, was gut ist...“
„Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit erhebe ich mein Antlitz..."
Behutsam legte sie einen Finger unter Ellis Kinn und deutete ihr an, den Kopf zu heben.
"Jetzt zur Kerze schauen!"
"..um meine Augen zu öffnen für alles, was wahr ist."

Für einen Moment genoß sie selber den Anblick der Kerzenflamme und kam innerlich zur Ruhe. Endlich schien alles wieder im Lot. Endlich fühlte sie sich wieder wie sie selbst und die kleine Elli versuchte den nächsten Teil nachzusprechen und mühte sich nach Leibeskräften.
„Herr Llysanthor, im Llichte deiner Gerrechtigkeit errrhebe ich mein Antllitz... um meine Augen zu öffnen für alles, was wahrr ist.“
Danach lenkte die Knappin die Aufmerksamkeit des Kindes wieder auf sich und deutete mit ihrer Gestik an, dass Elli ihr Schwert ziehen sollte, dann half sie ihr, es mit dem Griff zu sich und der Spitze nach vorne weisend auf den Boden zu legen. Dabei begann sie, langsam weiter zu sprechen:
"Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit entbiete ich mein Schwert,
um zu kämpfen für alles, was recht ist."

...entbiete ich all meine Kraft, um zu kämpfen für alles, was recht ist.
, zitierte sie nur in Gedanken die Variante, wenn keine Waffe zur Hand war, um die Kleine nicht noch mehr zu verwirren. Bedächtig und mit ehrlicher Betonung der Worte sprach sie weiter:
"Dein Licht erhelle mein Herz,
dein Wort erfülle meinen Geist,
deine Macht erhebe meinen Arm,
der in Treue fechten soll für alle, die seiner bedürfen.
Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit
danke ich dir für diesen Tag."

Das Licht der Lampe auf dem Tisch flackerte goldgelben auf, erfüllte zwei Herzschläge lang den Raum und verblasste dann wieder. Elli hatte die Augen so angestrengt zusammen gepresst, dass sie davon nichts mitbekam. Das Mädchen gab sich sichtlich Mühe alles richtig auszusprechen, zu behalten und wiederholte was sie konnte.
Nachdem sie fertig waren und sich erhoben hatten sah Elli zu Darna auf und fragte:
„Ich gut gemacht?“
Das Gebet nachzusprechen war ihr schwer gefallen und in ihrer gebräuchlichen Sprache würde es noch eine Weile dauern, bis sie sich ganz normal anhören würde. Dieses kleine Kind mit der großen Seele schaute glücklich zu der Knappin auf und ihre Augen funkelten. Mit lauter kleinen Freudenhüpfern hopste sie zur Tür und wollte sich nun ihrer Mutter präsentieren.
Dieses Kind so glücklich gemacht zu haben …
Etwas zog kalt wie ein Windhauch in Danas Nackenhaare und ließ sie erschaudern.
Elli packte Darna wieder bei der Hand und zog sie eilig die Treppe hinunter. Ihr Übermut war noch immer ungebremst und spielerisch, aber das war etwas, das sie ruhig noch ein paar Jahre behalten konnte. So hatte es zumindest Danas Vater mit ihr gehalten.
Als sie unten ankamen, standen Leon und Basil fast gleichzeitig von ihrem Tisch auf, wo sie zusammen gesessen hatten und sahen den beiden Mädchen entgegen. Viellicht fühlte sich auch Darna in diesem Augenblick wieder jung. Früher hatte ihre Mutter es übernommen auf ihr Äußeres zu achten, aber nun waren es zwei junge Männer, die sie lächelnd musterten. War sie gerade auf einem ähnlichen Prüfstand?! Wie würde wohl ihr Urteil ausfallen und war es ihr wichtig? War es wichtig, wie Basil über sie dachte, jetzt da sie selbst auch wieder sauber und ihrem Stande entsprechend gekleidet war? War es wichtig wie Leon sie ansah, seine Mundwinkel sich leicht hoben und ihm so diesen schelmischen Ausdruck verliehen. War ihr das Funkeln in seinen Augen aufgefallen, als er von Elli zu ihr aufsah und ihr zu blinzelte? War es ihr wichtig, dass er sie voller Stolz und Anerkennung über ihr Werk ansah? Er hielt ihren Zettel in der linken Hand und nickte, als wolle er ihr sagen, dass alles in Ordnung sei. Die Stunden ihrer Abwesenheit hatten die Taverne voller werden lassen, aber Darna sah kaum etwas anderes, als das seinen stillen Blick.
Ein hohes Quieken riss sie aus den Gedanken und sie drehte sich in Richtung Tresen, wo Lisbeth mit ihren Söhnen im Rücken erschienen war. Die Wirtin hatte beide Hände vor den Mund geschlagen und sah mit zunehmend feuchten Augen ihr Kind an. Die muntere, fröhliche Frau war sprachlos und das war ein Wunder. Einer der Söhne, Falk oder Gavin, fasste sie bei den Schultern und führte sie langsam auf ihr Mädchen zu, dass gerade und sauber neben Darna ihren Schwertgurt zurecht zupfte. Um so näher sie kamen um so mehr flossen die Tränen der Mutter. Als sie nur einen Armlänge vor Darna stand zuckten ihre Hände ihrem Kind entgegen, aber trauten sie sie nicht zu berühren. Stattdessen griffen sie nach Darna und zogen sie in ihre Arme.
„Danke … DANKE! … Danke!“
Murmelte sie an ihrem Hals und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Über ihre Schulter hinweg konnte Daran die überraschten Gesichter von Basil und Leon sehen und Basil musste sich ein Lachen verkneifen. Dann ließ die Wirtin von ihr ab und kniete vor ihrem Kind nieder um sie in die Arme zu nehmen.
„Du bist mein Mädchen! ...Du bist doch mein Mädchen?!“
„Na klllaaarrr, Mama!“

, kam prompt die gerollte Antwort und alle Lachten fröhlich.
Diese kleine Familie glücklich gemacht zu haben …
Alle waren fröhlich, selbst die Gäste, die nicht wussten, was hier vor sich ging lachten mit. Einige applaudierten, spendeten Beifall für den Wandel, den Darna vollbracht hatte. Freunde und Nachbarn kamen hinzu und streichelten das ordentliche kleine Köpfchen, dass so stolz strahlte. Einer der Brüder nahm Elli auf den Arm und sie wurde herum getragen und überall waren glückliche Gesichter.
… Nur eines nicht.

Darna hatte das bunter Treiben, dass sich schnell zu einer ausgewachsenen Feier entwickelte verfolgt und fühlte sich plötzlich … beobachtet. Es war wie eine begrabene Erinnerung, die aus der Vergangenheit ihren kalten Blick zwischen verzehrenden Flammen auf sie gerichtet hielt. Warum freute sie sich nicht ihnen? Das hier um sie herum war ehrlich! Viel ehrlicher als die höfische Freundlichkeit die sie gelernt hatte richtig einzusetzen. Das hier war die Art von Glück, die einen Tag perfekt machen konnte. Jemand trat neben sie. Es war Leon. Ohne den Blick von dem Kind zu richten, das gerade von den Schultern ihres Bruders das kleine Holzschwert schwang, sprach er zu Darna:
„Das habt ihr wirklich gut gemacht!“
Basil war bei Elli und mimte gerade den Ritter, der ihr vom Ross herab half und sich sodann tief verbeugte. Elli tat es ihm gleich und alle lachten.
„Sie ist wie ausgewechselt und doch ganz sie selbst. Ihr habt diese Familie sehr glücklich gemacht.“
erklang Leons Stimme neben ihr. Dann sah er sie an und seine Augen schienen ihn ihren nach etwas zu suchen. Er runzelte kurz die Stirn und bot dann mit einer Geste an, dass sie sich in einer Nische hinsetzten. Sein Zustand hatte sich vom Mittag bis zum Abend gebessert, auch wenn er noch immer etwas blass um die Nase wirkte. Nachdem sie Platz genommen hatte fragte er:
„Verzeiht bitte meine direkte Art, aber ich kam nicht umhin zu bemerken, dass ihr ...sehr gefasst wirkt. Ist alles in Ordnung?“
Sie waren allein in der kleinen Nische und niemand kümmerte sich gerade um sie. Es wurde rund herum gefeiert, es wurde gelacht und ausgelassen gescherzt und gespielt. Basil sah einmal zu ihnen und wirkte kurz etwas verwirrt, aber wurde dann gleich von einem der Brüder in Beschlag genommen, der ihn aufforderte weiter zu machen. Er spielte den Kavalier für Elli und machte eine gute Figur dabei. Der andere Bruder hatte eine Klampfe hervor geholt und begann Musik zu machen.
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* feine schwarze Schaftstiefel mit hervor ragenden Nähten und Zierrunen am Schaft
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Samstag 31. Oktober 2015, 20:51

Als Darna mit ihr fertig war und sie sich zum Gebet nieder knieten, sah das Mädchen fast um ein Jahr gealtert aus, was wohl ihrem wahren Entwicklungsstand deutlich näher kam. Durch Haltung und ihrem veränderten Aussehen wirkte sie nun wirklich wie ein kleiner Knappe und nahm alles dankbar an, was Darna ihr vorlebte. Ihre sanften Korrekturen, die milde Führung, die Erinnerungen an ihre eigene Kindheit und ihre eigen Träume von der Zukunft vermischten sich miteinander und ergaben ein Gefühl von … Etwas zog kurz in Darnas Brust, aber ließ sogleich wieder nach.
Die kleine Ritterin stand mit stolz stolzgeschwellter Brust vor ihr!
Dieses Kind so unter ihren Händen aufblühen zu sehen …

Und dann bekommt sie ein paar Schnitte ins Gesicht und sieht wieder...
so aus...
, wies eine bösartige Sorge die aufkommende Zufriedenheit wieder gleich in die Schranken.
Der Erfolg Elli ein Ziel gegeben zu haben, sie zu formen …
Die großen Kinderaugen sahen sie strahlend an und Darna musste unwillkürlich schlucken. Da war etwas gewesen, nur eine Ahnung von etwas, dass sie schon lange vergessen hatte, aber kaum da es sie berühren konnte, war es auch schon wieder verschwunden.

Weißt du eigentlich, was du hier tust? Warum halten sie eigentlich dich für ein geeignetes Vorbild, wenn sie froh über ein hübsches Mädchen sein können?!
Darna biss die Zähne aufeinander und konzentrierte sich auf das Gebet.

"...Herr Lysanthor, im Lichte deiner Gerechtigkeit
danke ich dir für diesen Tag."

Das Licht der Lampe auf dem Tisch flackerte goldgelben auf, erfüllte zwei Herzschläge lang den Raum und verblasste dann wieder. Elli hatte die Augen so angestrengt zusammen gepresst, dass sie davon nichts mitbekam.

Aber die Knappin sah es. Und starrte in den Raum, der für einen Moment so mit Licht geflutet gewesen war! Was war das gewesen? Es war ja offensichtlich, was das gewesen war. Eigentlich stellte sich diese Frage überhaupt nicht - denn dafür hätte Darna gerade überhaupt irgend einen Gedanken fassen können müssen.
...
"Ich gut gemacht?"
Immernoch... geschockt in irgendwie positiver Art und Weise starrte Darna das kleine Mädchen an. "Ähm..." - ein Laut, den man wahrlich selten von ihr hörte. Blinzeln. "Ähm, ja. Ja, das hast du sehr gut gemacht, Elli. Wirklich. Der Herr Lysanthor ist sicher richtig stolz auf dich!" Sie streichelte ihr vorsichtig einmal über die gekämmten Haare, als traue sie sich kaum, das Kind anzufassen. Hatte das etwa mir gegolten oder eigentlich ihr? Oder... uns beiden? Der Situation? Die letzteren Varianten machten für sie am ehesten Sinn - und sie beunruhigten sie am wenigsten. Muss ich darüber mit einem Priester reden? Sie sollte es... bestimmt. Aber woher jetzt auf der Stelle einen her nehmen? Sie musste wohl mit dem nächsten darüber sprechen, den sie zu Gesicht bekam. Oder hatte sie sich etwa getäuscht? Nein. Nein, das wiederum glaubte sie nicht. Kam so etwas... häufiger vor? Sie selber hatte dergleichen noch nicht erlebt. Ihr Herz schien immer noch zu wummern, so lange sie daran dachte.
Dann wurde sie einmal mehr mitgeschleifte und ahnte, was nun kommen würde.

Sie würden alle das ordentliche Kind loben, nur die abgeschnittenen Haare etwas bedauern?
Als sie unten ankamen, standen Leon und Basil fast gleichzeitig von ihrem Tisch auf, wo sie zusammen gesessen hatten und sahen den beiden Mädchen entgegen. Innerlich stöhnte sie kurz, denn 'Gernot' meldete sich wieder: Das hast du fein gemacht, Mütterchen, hast brav ein kleines Kind heraus geputzt... immerhin etwas, was du kannst. Muss sicher Frauenarbeit sein.
Oh, HALT die KLAPPE!!

Leon dachte bestimmt nicht so von ihr. Fast furchtsam sah sie ihm für einen kurzen Augenblick entgegen. Leon sah sie an, seine Mundwinkel hoben sich leicht an und verliehen ihm einen schelmischen Ausdruck. Er... er... es... wirkte irgendwie trotzdem sympathisch, gleichzeitig ließ das alte Unvermögen, mit dergleichen etwas anzufangen, ihr einen kalten Stein in den Magen rutschen. Es war alles in Ordnung, oder? Oder? ODER?!
Ihre Wangen glühten. Tief im Innern ihrer Hände formte sich ein Zittern. Ihr Blick huschte zu Basil. Und wieder zurück.
Sie sind beide einfach nur zufrieden. Sieh sie dir an, die wollen dir doch niemals was Böses! Da steht nicht Gernot zwischen!
Ein hohes Quieken riss sie aus den Gedanken und sie drehte sich in Richtung Tresen, wo Lisbeth mit ihren Söhnen im Rücken erschienen war. Die Wirtin hatte beide Hände vor den Mund geschlagen und sah mit zunehmend feuchten Augen ihr Kind an.
Ich hab zu viel von den Haaren abgeschnitten. Die Welt rauschte zunehmend um Darna herum, dass sie mit dem Geschehen nicht mehr viel anzufangen wusste.
Als sie nur einen Armlänge vor Darna stand zuckten ihre Hände ihrem Kind entgegen, aber trauten sie sie nicht zu berühren. Stattdessen griffen sie nach Darna und zogen sie in ihre Arme.
„Danke … DANKE! … Danke!“
Murmelte sie an ihrem Hals und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

... ... Was zum... zur...?! ... ...
Ein leises Röcheln war im ersten Moment nur zu hören, was weniger dem herzlichen Druck, als mehr dem dicken Kloß in ihrem Hals geschuldet war. Über ihre Schulter hinweg konnte Daran die überraschten Gesichter von Basil und Leon sehen und Basil musste sich ein Lachen verkneifen. "Gern... geschehen... Frau Bromer", rang sie mühsam die nötigen Silben heraus. Also doch alles in Ordnung?, wagte sie langsam, dem Frieden Glauben zu schenken.

Die Knappin beobachtete, wie die kleine Elli von ihrer Mutter in die Arme geschlossen wurde und alles in allgemeine Freude ausbrach.
Das Gefühl, dabei reichlich neben sich zu stehen, wich nicht. Einer der Brüder nahm Elli auf den Arm und sie wurde herum getragen und überall waren glückliche Gesichter.
… Nur eines nicht.

Darna hatte das bunter Treiben, dass sich schnell zu einer ausgewachsenen Feier entwickelte verfolgt und fühlte sich plötzlich … beobachtet. Es war wie eine begrabene Erinnerung, die aus der Vergangenheit ihren kalten Blick zwischen verzehrenden Flammen auf sie gerichtet hielt.
Das Gefühl, dass sie irgend etwas fürchterlich falsch gemacht hatte, wich nicht. Dass ihr kleine, kalte Schweißtropfen vereinzelt zwischen den Haaren an den Schläfen hinab krabbelten, merkte sie nicht.
Ihr Blick stumpfte noch mehr ab, als sie begriff, dass hier gerade ehrliche Freude regierte. Etwas, was bei Hofe seltener der Fall war, als die Gesellschaft einem vormachen wollte, aber sie hatte gründlich gelernt, dass sie in solchen Situationen... nichts als ein Fremdkörper war.
Das hier war die Art von Glück, die einen Tag für sie wirklich zur Qual machen konnte. Ihre Hände wanderten auf den Rücken und sie zog sich innerlich zurück, um nicht weiter aufzufallen.

Jemand trat neben sie. Es war Leon. Ohne den Blick von dem Kind zu richten, das gerade von den Schultern ihres Bruders das kleine Holzschwert schwang, sprach er zu Darna:
„Das habt ihr wirklich gut gemacht!“
Sie drehte den Kopf ein wenig in seine Richtung, ohne dass sich in ihrer Mimik etwas rührte.
"Sie ist wie ausgewechselt und doch ganz sie selbst. Ihr habt diese Familie sehr glücklich gemacht", erklang Leons Stimme neben ihr. Dann sah er sie an und seine Augen schienen ihn ihren nach etwas zu suchen. Sie senkte sittsam den Blick und hoffte, dass das aufkommende Glühen in ihren Wangen nicht auch bedeutete, dass sie sich röteten. Lysanthor gebe, dass das auch so bleibt. Eigentlich habt Ihr diese Familie sehr glücklich gemacht, ist das eigentlich schon vergessen? Ich habe schließlich nicht gezaubert.
Kein Ton davon verließ ihre Lippen, weil sie nicht das Gefühl hatte, zu wissen, was sie wirklich sagen sollte. Vor allem war sie sich nicht sicher, ob sie mehr als ein Krächzen heraus bekommen hätte.
Er runzelte kurz die Stirn und bot dann mit einer Geste an, dass sie sich in einer Nische hinsetzten. Sein Zustand hatte sich vom Mittag bis zum Abend gebessert, auch wenn er noch immer etwas blass um die Nase wirkte. Nachdem sie Platz genommen hatte fragte er:
„Verzeiht bitte meine direkte Art, aber ich kam nicht umhin zu bemerken, dass ihr ...sehr gefasst wirkt. Ist alles in Ordnung?“
Sie waren allein in der kleinen Nische und niemand kümmerte sich gerade um sie.


Darna blinzelte und atmete einmal flach durch. Ohje, jetzt auch noch das! Diese Art von Frage kannte sie. War es also wieder jemandem aufgefallen, dass sie in Momenten allgemeiner Heiterkeit 'nicht wirklich aus sich heraus ging', wie es Ritter Hagen einmal sehr vorsichtig formuliert hatte. Man konnte Leon wohl zugute halten, dass er Unstimmigkeiten in seinem Umfeld, die seine Aufmerksamkeit erregten, auch sehr direkt anging... etwas, was für einen Ritter sicherlich eine Zier darstellte.
Aber sie konnte diese Art von Gespräch gerade überhaupt nicht gebrauchen.

Na gut, eigentlich konnte sie diese Art von Gespräch nie gebrauchen.
Es pflegte sie in Verlegenheit und Erklärungsnot zu bringen und konnte sogar ungemein lästig werden, wenn andere Personen gutmeinend irgendwie versuchten, sie 'aufzuheitern'.
"Es ist alles in Ordnung, habt Dank für die Nachfrage", erklärte sie also halbwegs rasch und mit einer gewissen Routine - auch wenn das schon allein aufgrund seiner blanken Anwesenheit gar nicht so einfach war. Sie sah noch einmal zu der feiernden Familie, zu Basil und wusste, dass das als Antwort sicher nicht reichen würde.
Gedanken sortieren!
"Ich hatte mir nur etwas Sorgen gemacht, dass man es weit mehr bedauern würde, wie stark ich ihre Haare kürzen musste. Und ich hoffe, dass.. diese Euphorie jetzt nicht irgendwie überzogene Vorstellungen weckt. Immerhin ist es trotz allem sehr fraglich, ob sich diese Bewunderung für Ritter bei Elli halten wird. Viele Kinder träumen davon, eines Tages Ritter zu werden." Ihre Stimme wurde nicht unfreundlich, aber zunehmend gewohnt nüchtern im Klang. Sie log nicht, aber sie lenkte sich selber vom vorigen Gefühlchaos ab, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf andere als auf sich selbst richtete. Damit schaffte sie es auch meistens, ihre Gesprächspartner zu einem anderen Thema zu lotsen.
Die Knappin sah dem jungen Mann nun gefasster, deutlich offener - und nach wie vor stockernst ins Gesicht. "Außerdem sollte man nicht den Anteil aus dem Blick verlieren, den Ihr zu diesem Wandel beigetragen habt, Herr Milagros" - es fiel kaum auf, dass sie sich kurz besinnen musste, bewusst den 'falschen' Namen der Höflichkeit halber zu nennen. "Auch meinen Dank dafür. Vielleicht mögt Ihr mir die Neugierde verzeihen, wenn ich frage, was genau Ihr eigentlich gemacht habt?
Es überrascht mich doch sehr, dass Ihr lichtmagische Fähigkeiten besitzt, aber damit nicht für das Gefolge von Inquisitor Faust ausgewählt wurdet?"

Sie verzichtete im Moment noch darauf, ihn gleich mit Fragen zu überschütten, auch unter anderem danach, wann er aufzubrechen gedachte und ob er ebenfalls den Weg zur Hauptstadt einschlagen wollte. Ihr Ton war inzwischen höflich und für ihre Verhältnisse 'freundlich', ihre Hände falteten sich nebenher auf der Tischkante ordentlich ineinander.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. November 2015, 20:02

Darna konnte diese Art von Gespräch gerade überhaupt nicht gebrauchen.
Na gut, eigentlich konnte sie diese Art von Gespräch nie gebrauchen.

"Es ist alles in Ordnung, habt Dank für die Nachfrage"
, erklärte sie also halbwegs rasch und mit einer gewissen Routine - auch wenn das schon allein aufgrund seiner blanken Anwesenheit gar nicht so einfach war. Sie sah noch einmal zu der feiernden Familie, zu Basil und wusste, dass das als Antwort sicher nicht reichen würde.
"Ich hatte mir nur etwas Sorgen gemacht, dass man es weit mehr bedauern würde, wie stark ich ihre Haare kürzen musste. Und ich hoffe, dass.. diese Euphorie jetzt nicht irgendwie überzogene Vorstellungen weckt. Immerhin ist es trotz allem sehr fraglich, ob sich diese Bewunderung für Ritter bei Elli halten wird. Viele Kinder träumen davon, eines Tages Ritter zu werden."
Ihre Stimme wurde nicht unfreundlich, aber zunehmend gewohnt nüchtern im Klang. Sie log nicht, aber sie lenkte sich selber vom vorigen Gefühlschaos ab, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf andere als auf sich selbst richtete. Leon zuckte leicht mit seiner linken Schulter und folgte ihrem Blick zu der feiernden Familie. Seine Lippen zeigten sogleich wieder dieses leicht schiefe Schmunzeln. Die kurze Pause in Darnas Atemzügen nutzend meinte er nur leise:
„Haare wachsen und Träume wandeln sich bei Zeiten.“
Es war erstaunlich wie man mit so wenig Worten so viele Sorgen vom Tisch fegen konnte.
Die Knappin sah dem jungen Mann nun gefasster, deutlich offener - und nach wie vor stockernst ins Gesicht.
"Außerdem sollte man nicht den Anteil aus dem Blick verlieren, den Ihr zu diesem Wandel beigetragen habt, Herr Milagros"
Es fiel kaum auf, dass sie sich kurz besinnen musste, bewusst den 'falschen' Namen der Höflichkeit halber zu nennen, aber Leon brachte es dazu, sie wieder aufmerksam anzusehen.
"Auch meinen Dank dafür. Vielleicht mögt Ihr mir die Neugierde verzeihen, wenn ich frage, was genau Ihr eigentlich gemacht habt? Es überrascht mich doch sehr, dass Ihr licht-magische Fähigkeiten besitzt, aber damit nicht für das Gefolge von Inquisitor Faust ausgewählt wurdet?"
Darna verzichtete im Moment noch darauf, ihn gleich mit Fragen zu überschütten. Ihr Ton war inzwischen höflich und für ihre Verhältnisse 'freundlich' und ihre Hände falteten sich nebenher auf der Tischkante ordentlich ineinander.
Leon sah sie an.
Ein paar Strähnen seines Haupthaars war ihm wirr in die Stirn gefallen und er strich sie mit einer Hand gänzlich erfolglos nach hinten.
Er blinzelte.
Seine von einem ordentlich gestutzten Dreitage-Bart umrahmten Lippen öffneten sich kurz und schlossen sich wieder.
Er wirkte einen Moment verwirrt, aber dann schien er im Innern etwas fallen zu lassen und entschied sich zu antworten:
„Ich denke, dass liegt daran, dass ich es nicht wollte.“
Für einen Moment lang herrschte Stille am Tisch.
Die Vorstellung ein Privileg wie die Ausbildung des Inquisitors nicht zu „wollen“ war in mancherlei Hinsicht gewiss nicht nachvollziehbar. Geschweige denn, dass es für einen Knappen fast einem Befehl gleich kam, wenn man vom Inquisitor berufen wurde. Einzig der Adel vermochte sich diesem stählernen Griff zu entziehen. Und die Templer genossen einen hervorragenden Ruf und wer seine Fähigkeiten gut einzusetzen verstand, der konnte es weit bei in der Bruderschaft des Lichts bringen! Warum also er nicht? Leons mandelförmige Augen blickten gedankenverloren auf Darnas gefaltete Hände. Unter seinen gesenkten Lidern funkelte es silbrig.
„Meine Familie bestand auf eine Prüfung meiner Fähigkeiten im Klappendienst. Da diese nun für mich vorbei ist, kehre ich also erfolgreich nach Jorsa an die Akademie des Lichts zurück. Dort sehe ich meine Zukunft. Dort erlernte ich die Fähigkeiten die heute der kleinen Elli zu gute kamen.“
Er sah wieder zu den Brüdern, die übermütig das eben erwähnte Kind zwischen sich hin und her warfen und lachten. Auch Elli schien der Vorgang helle Freude zu bereiten.
„... Sagt, braucht es einen ritterlichen Stand um Gutes zu tun? Oder braucht es den Befehl eines Inquisitors? Müssen wir nicht Ritterlichkeit im Herzen tragen und das Licht mit offenen Armen weiter geben, wo und wann es gebraucht wird?!“
Es klang ein wenig so, als würde er gerade eine ewige Diskussion wieder aufwärmen. Darna fühlte sich entfernt gerade an Gespräche mit ihrer Mutter erinnert, die sie vom Nutzen geklöppelter Spitze überzeugen wollte. Leon wandte seinen Blick ihr wieder zu und das leidenschaftliche Funkeln seiner Augen war noch nicht ganz erloschen, als er sie dann ansah und begriff, dass er gerade etwas indiskret geworden war.
„Ihr müsst darauf nicht antworten. Es ist, wie ihr sagtet, alles in Ordnung. Dies ist nur der ewige kleine „Kampf“ zwischen Eltern, die nur das Beste für einen wollen und dem eigenen Vorstellungen die man für sein Leben hat. Aber das ist nicht eure Sorge. Verzeiht, dass ich euch damit behelligt habe.“
Das Verbrauchen seiner Magie hatte ihm anscheinend doch mehr zugesetzt, als er zugeben wollte. Es hatte ihn dünnhäutig gemacht und er strich sich noch einmal durchs Haar. Sein wirres Aussehen, der Bartansatz, die wilden Augen, sie konnten doch nicht darüber hinweg täuschen, dass er eine hervorragende Erziehung genossen hatte, selbst wenn Darna nichts von seinem Hintergrund wüsste. Just in diesem Moment schwang die Küchentür auf und Ellis große Schwester Mil kam heraus und verkündete, dass der Braten fertig sei. Zur Feier des Tages war das Essen umsonst und Darna bekam sein großes Stück mit herrlicher Kruste. Leon blieb bei Eintopf. Im Laufe des Abendessens kam auch Ewald Bromer aus dem Stall nebenan und bewunderte seine kleine Tochter. Es versprach ein langer Abend zu werden.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 5. November 2015, 22:40

"Haare wachsen und Träume wandeln sich bei Zeiten."
Es war erstaunlich wie man mit so wenig Worten so viele Sorgen vom Tisch fegen konnte.

Gut... wenn sie nicht Ritter wird. Es wäre zu schade, wenn ihr Gesicht geheilt wäre, nur damit es wieder verunstaltet wird.
Das ist Blödsinn, Darna. Es läuft doch nicht jedes Mädchen, das Ritter wird, zwingenderweise mit häßlichem Gesicht herum.
Nur du...
Er hat sie doch nicht geheilt und dann die Bedingung daran geknüpft, dass ihrem Gesicht nie wieder etwas geschehen darf! Was für ein Unfug...

Ihre Gedanken schlugen mal wieder ein paar Purzelbäume, ehe sie sie abwürgte, um sich auf die nächsten Worte zu konzentrieren. Die Sorgen schienen vom Tisch gewischt - das war aber fast weniger von Bedeutung, als dass Leon ihr gerade mit diesen simplen Worten aufgezeigt hatte, warum diese Familie tatsächlich einfach nur froh war, ein ordentliches Kind bekommen zu haben!
Nein, es gab keinen Haken!
Kein "ja, aber..."!

Damit konnte sie nur schwer etwas anfangen.
Zum Glück geriet dieses Thema ohnehin schnell in den Hintergrund. "...Es überrascht mich doch sehr, dass Ihr licht-magische Fähigkeiten besitzt, aber damit nicht für das Gefolge von Inquisitor Faust ausgewählt wurdet?"
Leon sah sie an und blinzelte. Er wirkte für einen Moment verwirrt, und Darna fragte sich neugierig, womit sie ihn verwirrte.
"Ich denke, dass liegt daran, dass ich es nicht wollte.“
Für einen Moment lang herrschte Stille am Tisch. Die Vorstellung ein Privileg wie die Ausbildung des Inquisitors nicht zu „wollen“ war in mancherlei Hinsicht gewiss nicht nachvollziehbar.
Erst recht nicht für Darna. Gleichzeitig konnte sie Leon doch sehr gut verstehen. So verlockend diese Laufbahn war, sie hatte selber einmal darüber intensiver nachgedacht und sich selber gewundert, wie viele Vorbehalte sie dagegen gehabt hatte.
Ja, sie liebte den Lichtherrn Lysanthor und seine Tugenden, der Dienst an ihm war gewiß eine große Ehre, aber etwas in ihr wünschte sich, ihm zu dienen, indem sie Jorsan diente - und nicht anders herum. Gleichzeitig hatte sie festgestellt, dass für sie als Frau die Aussicht, bei den Grauen Damen zu landen, sehr unattraktiv wirkte. Eher hätte sie sich gewünscht, vorher im Kampf zu fallen - was ja nicht einmal unwahrscheinlich war. Dieses Gremium erschien ihr bei allem, was man ehrfürchtig über sie sagte, doch etwas, in das man "weggelobt" wurde.

Aber Leon war ein Mann. Er hätte alle Möglichkeiten... also hatte er vielleicht ähnliche Vorbehalte wie sie gehabt, was einfach die Wahl des "Dienstherren" anging. Das war eine Glaubens- und Gewissensfrage, die einem niemand abnehmen konnte. Sie fragte sich für einen flüchtigen Moment nur, wie Leon es geschafft hatte, Gregorius Faust DAS in diplomatischen Worten entschieden genug zu vermitteln...
Er hätte die Wahl gehabt. Gute Güte, er hätte ausgewählt werden können, aber hat sich dagegen entschieden...
Damit wird die Gruppe der Versager noch kleiner.

Leons mandelförmige Augen blickten gedankenverloren auf Darnas gefaltete Hände. Unter seinen gesenkten Lidern funkelte es silbrig.
Wie macht er es eigentlich, dass seine Augen so schön strahlen?..., sinnierte sie flüchtig gedankenverloren und nur ein klitzekleines bisschen anhimmelnd...
Meine Familie bestand auf eine Prüfung meiner Fähigkeiten im Knappendienst. Da diese nun für mich vorbei ist, kehre ich also erfolgreich nach Jorsa an die Akademie des Lichts zurück. Dort sehe ich meine Zukunft. Dort erlernte ich die Fähigkeiten die heute der kleinen Elli zu gute kamen", antwortete er schließlich und ihr Kopf legte sich aufmerksam leicht schief, während sie zuhörte. Plötzlich erklärte sich einiges, und ihre Augen weiteten sich für einen Moment in verstehender Überraschung.
Du bist gar kein Knappe, sondern Magielehrling? Novize? Achso! Ein Magier, der, soweit sie es mitbekommen hatte, problemlos die Prüfungen bestand, denen ein Knappe unterlag?! Oder liegen dann im Kämpfen seine Defizite? Das würde die Armbrust erklären! Das wusste sie nicht sicher. Vielleicht hatte Basil etwas aufgeschnappt, andererseits hatte er sich selber über die Armbrust gewundert, hm... und schon wieder tauchte ein neues kleines Rätsel auf. 'Schwer beeindruckt' und 'fasziniert' waren gerade Umschreibungen, die sehr gut auf die Knappin zutrafen. Bei aller Höflichkeit und tadellosen Haltung hing sie doch gebannt an seinen Lippen:
"... Sagt, braucht es einen ritterlichen Stand um Gutes zu tun? Oder braucht es den Befehl eines Inquisitors?" Natürlich nicht, kommentierte sie in Gedanken ruhig. "..Müssen wir nicht Ritterlichkeit im Herzen tragen und das Licht mit offenen Armen weiter geben, wo und wann es gebraucht wird?!" Doch, natürlich - aber warum regt dich das gerade so auf? Sie blinzelte scheinbar in Unverständnis, was von außen betrachtet missgedeutet werden konnte.

Es klang ein wenig so, als würde er gerade eine ewige Diskussion wieder aufwärmen. Darna fühlte sich entfernt gerade an Gespräche mit ihrer Mutter erinnert, die sie vom Nutzen geklöppelter Spitze überzeugen wollte. Leon wandte seinen Blick ihr wieder zu und das leidenschaftliche Funkeln seiner Augen war noch nicht ganz erloschen, als er sie dann ansah und begriff, dass er gerade etwas indiskret geworden war.
„Ihr müsst darauf nicht antworten. Es ist, wie ihr sagtet, alles in Ordnung. Dies ist nur der ewige kleine „Kampf“ zwischen Eltern, die nur das Beste für einen wollen und den eigenen Vorstellungen die man für sein Leben hat. Aber das ist nicht eure Sorge. Verzeiht, dass ich euch damit behelligt habe.“
Oh, behellige mich ruhig. Ich hör dir gerne zu... Sie räusperte sich angedeutet und furchte nachdenkend die Stirn, als sich die Küchentür öffnete und sie von der Ankündigung des Essens unterbrochen wurde. "Ihr 'behelligt' mich nicht", gab sie zunächst nur zu verstehen, dass Leon sie mit seinem 'Ausbruch' nicht negativ berührt hatte.
"Ehrlich gesagt verwundert es mich eher, dass es Differenzen zu geben scheint, bei dem, was Ihr äußert...", fügte sie halblaut nachdenklich an, um den Gesprächsfaden nicht entwischen zu lassen, während sie sich höflich und ehrlich dankend das Essen auftischen ließ und sich kurz einen Überblick verschaffte, wo eigentlich Basil aß - es wäre ihr unhöflich vorgekommen, ihn nun alleine irgendwo sitzen zu lassen, während ihr es gleichzeitig nicht unwillkommen war, sich während des Essens mit Leon in Ruhe unterhalten zu können...

Das Essen sah fantastisch aus! Ihr lief das Wasser im Munde zusammen und sie dankte im Stillen ihrem Magen, dass er bei dem Eintopf zuvor schon so hoffnungsweckend artig mitgespielt hatte. Es wäre ihr im Traum nicht eingefallen, ihre Tischmanieren zu vergessen, schon gar nicht in dieser Gesellschaft, aber man merkte doch, dass ihr hier so etwas wie eine Leib- und Magenspeise vorgesetzt worden war. Leon erntete einen vorsichtig bemitleidenden Blick, auch wenn sie ja wusste, dass es an dem Eintopf nicht das Geringste auszusetzen gab. Er wollte wirklich nicht?
Sie genoß einige erste Bissen still und in aller Seelenruhe, ehe sich beim Abschneiden eines weiteren Stückes ihre Stirn wieder nachdenklicher furchte.
"Wenn ich Eure etwas rethorisch anmutenden Fragen, ob es einen ritterlichen Stand brauche, um Gutes zu tun, dennoch aufgreifen darf, so möchte ich eingestehen, dass mich der Gedanke irritiert, dass es darüber Differenzen geben könnte", leitete sie ihre Überlegungen etwas umständlich klingend ein und hob zunehmend konzentriert den Blick, um ihn direkter anzusehen. "Es war eine der ersten Lehren, die mein Herr Vater mir beigebracht hat, als ich äußerte, lernen zu wollen, wie man Ritter wird: 'Ritter zu sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung.' Für mich als Kind war das zunächst unverständlich, doch ich begriff bald, was er meinte. Es ist ja nicht so, dass man sich erst ritterlich zu benehmen hat, wenn man auch Ritter ist, sondern man wird - nun ja, man sollte - zum Ritter geschlagen werden, weil man sich ritterlich benimmt. So gesehen wüsste ich nicht einmal, was dagegen spräche, Euch zum Ritter zu schlagen, 'obwohl' Ihr Magier wärt - sofern Ihr eben alle dafür nötigen Voraussetzungen mitbrächtet."
Darna geriet ins Grübeln. "Die Templer sind ja so gesehen Ritter, die dann zusätzlich Magier werden. Aber ich muss zugeben, mir ist bisher kein Fall bekannt, in dem ein Magier zusätzlich zum Ritter geschlagen wird. Vielleicht liegt das an Ehrungen, die man bereits ohnehin in der Magierlaufbahn erhält?" Sie sah ihn neugierig an. "Ich muss um Verzeihung bitten: ich habe zwar einige der Titularien gelernt, aber ich weiß im Prinzip so gut wie nichts über magierakademische Gepflogenheiten."
Du laberst ihn gerade VOLL! Sie riss sich zurück und seufzte innerlich, wurde fast rot darüber und konzentrierte sich einen Moment wieder eher auf ihr Essen. Eigentlich will ich ihm doch nur Mut machen...
"Ihr habt, wenn ich das noch anmerken darf, ein..." - sie stockte tatsächlich. Götter, wie sag ich das jetzt?! "..unglaubliches... zutiefst beeindruckendes Potential, soweit ich das bisher beurteilen darf. Ihr hättet Euch aussuchen können, ob Ihr Ritter werden oder der Kirche dienen wollt - und könnt neben dem auch noch ein angesehener Magier werden! Ich wüsste nicht, wie man als Familie darauf nicht stolz sein kann."
Jetzt bist DU aber indiskret geworden! Außerdem kritisierst du seine Familie, ohne irgend etwas über die Hintergründe ihrer Wünsche zu wissen! Ihre rechte Braue ruckte unter der Selbstkritik leicht hoch.
"Natürlich steht es mir nicht zu, über den Willen Eurer Eltern zu urteilen, verzeiht; ich möchte sie auch nicht in Misskredit bringen." Halt endlich den MUND!
Sie verstummte. Die Wangen nun doch gerötet, während sie lieber wieder auf ihr Essen sah.
Du plapperst wie... wie... wie ein Backfisch! Doch Burgfräuleingeschnatter, hm?!
Mit einem leisen tiefen Durchatmen versuchte sie sich wieder unter Kontrolle zu bringen.

'Es kann die Ehre dieser Welt...', kamen ihr fast wie gesummt Worte eines passenden Gedichtes in den Sinn. Hatte er wirklich Probleme, was diese Sinnfragen des Rittertums betraf? Sie hätte stundenlang über solche Dinge reden können.
Reden... klar...

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Dienstag 10. November 2015, 16:32

Oh, behellige mich ruhig. Ich hör dir gerne zu...
Sie räusperte sich angedeutet und furchte nachdenkend die Stirn, als sich die Küchentür öffnete und sie von der Ankündigung des Essens unterbrochen wurde.
"Ihr 'behelligt' mich nicht"
, gab sie zunächst nur zu verstehen, dass Leon sie mit seinem 'Ausbruch' nicht negativ berührt hatte.
"Ehrlich gesagt verwundert es mich eher, dass es Differenzen zu geben scheint, bei dem, was Ihr äußert..."
, fügte sie halblaut nachdenklich an, um den Gesprächsfaden nicht entwischen zu lassen, während sie sich höflich und ehrlich dankend das Essen auftischen ließ und sich kurz einen Überblick verschaffte, wo eigentlich Basil aß - es wäre ihr unhöflich vorgekommen, ihn nun alleine irgendwo sitzen zu lassen, während ihr es gleichzeitig nicht unwillkommen war, sich während des Essens mit Leon in Ruhe unterhalten zu können. Doch ihre Sorge war vollkommen unbegründet, denn Basil saß an der Bar, zwischen den zwei Brüdern und Elli saß auf dem Tresen. Darna konnte von ihrer Position gut erkennen, dass das Kind gerade den angehenden Knappen mit kleinen Kartoffeln stopfte, die sie vorher in Bratensoße tunkte und jedes mal vergnügt kicherte, wenn Basil „leicht“ überzogen stöhnte, wenn er eine bekam. Das Spiel schien beiden Spaß zu machen und das Essen war wirklich hervorragend. Darna schaute auf ihren eigenen Teller. Es sah schlicht fantastisch aus!
Kleine Knollen die in einem Meer aus dunkelbrauner Soße schwammen, gedünstete Karotten und kleine mit Speck umwickelte Bohnenpakete, dessen Geschmack nur so am Gaumen explodierte.
Am verführerischsten war jedoch der Bratendurft. Die Kruste war knusprig und schütze kross glitzernd das butterweiche Fleisch darunter. Ihr lief das Wasser im Munde zusammen und sie dankte im Stillen ihrem Magen, dass er bei dem Eintopf zuvor schon so Hoffnung weckend artig mitgespielt hatte. Es wäre ihr im Traum nicht eingefallen, ihre Tischmanieren zu vergessen, schon gar nicht in dieser Gesellschaft, aber man merkte doch, dass ihr hier so etwas wie eine Leib- und Magenspeise vorgesetzt worden war. Leon erntete einen vorsichtig bemitleidenden Blick, auch wenn sie ja wusste, dass es an dem Eintopf nicht das Geringste auszusetzen gab. Er wollte wirklich nicht? Vielleicht war er ja kein großer Fleischliebhaber? Sie genoss einige erste Bissen still und in aller Seelenruhe, ehe sich beim Abschneiden eines weiteren Stückes ihre Stirn wieder nachdenklicher furchte.
"Wenn ich Eure etwas rethorisch anmutenden Fragen, ob es einen ritterlichen Stand brauche, um Gutes zu tun, dennoch aufgreifen darf, so möchte ich eingestehen, dass mich der Gedanke irritiert, dass es darüber Differenzen geben könnte"
, leitete sie ihre Überlegungen etwas umständlich klingend ein und hob zunehmend konzentriert den Blick, um ihn direkter anzusehen. Dies wurde auch prompt mit einem Funkelnden erwidert und er lehnte sich ein Stück weiter nach vorne, einen Arm locker auf dem Tisch abgestützt und die Hand am Kinn. Darna war voll in seinem Aufmerksamkeitsfokus gefangen. Leons Augen waren einfach sehr interessant und irgendwie fesselnd, hatte man sich einmal in ihrer Betrachtung verloren. Die schneeweißen Felder die das Rund umrahmten wurden von einem schwarzen Rand scharf begrenzt. Von dort aus nach innen verflochten sich winzige, silbrig glänzende Fäden und fielen dann in das unendliche Dunkel seiner Seelenspiegel. Dabei nahmen sie das Licht der Umgebung mit sich und saugten jeden Eindruck ganz genau ein.
"Es war eine der ersten Lehren, die mein Herr Vater mir beigebracht hat, als ich äußerte, lernen zu wollen, wie man Ritter wird: 'Ritter zu sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung.' Für mich als Kind war das zunächst unverständlich, doch ich begriff bald, was er meinte. Es ist ja nicht so, dass man sich erst ritterlich zu benehmen hat, wenn man auch Ritter ist, sondern man wird - nun ja, man sollte - zum Ritter geschlagen werden, weil man sich ritterlich benimmt. So gesehen wüsste ich nicht einmal, was dagegen spräche, Euch zum Ritter zu schlagen, 'obwohl' Ihr Magier wärt - sofern Ihr eben alle dafür nötigen Voraussetzungen mitbrächtet."
Darna geriet ins Grübeln und Leon legte nachdenklich seinen linken Zeigefinger quer über seine Unterlippe.
"Die Templer sind ja so gesehen Ritter, die dann zusätzlich Magier werden. Aber ich muss zugeben, mir ist bisher kein Fall bekannt, in dem ein Magier zusätzlich zum Ritter geschlagen wird. Vielleicht liegt das an Ehrungen, die man bereits ohnehin in der Magierlaufbahn erhält?"
Sie sah ihn neugierig an und bekam wieder dieses leichte Schmunzeln geschenkt.
"Ich muss um Verzeihung bitten: ich habe zwar einige der Titularien gelernt, aber ich weiß im Prinzip so gut wie nichts über magierakademische Gepflogenheiten."
Du laberst ihn gerade VOLL!
Sie riss sich zurück und seufzte innerlich, wurde fast rot darüber und konzentrierte sich einen Moment wieder eher auf ihr Essen.
Eigentlich will ich ihm doch nur Mut machen...
"Ihr habt, wenn ich das noch anmerken darf, ein..."
Sie stockte tatsächlich.
Götter, wie sag ich das jetzt?!
"..unglaubliches... zutiefst beeindruckendes Potential, soweit ich das bisher beurteilen darf. Ihr hättet Euch aussuchen können, ob Ihr Ritter werden oder der Kirche dienen wollt - und könnt neben dem auch noch ein angesehener Magier werden! Ich wüsste nicht, wie man als Familie darauf nicht stolz sein kann."
Jetzt bist DU aber indiskret geworden! Außerdem kritisierst du seine Familie, ohne irgend etwas über die Hintergründe ihrer Wünsche zu wissen!
Ihre rechte Braue ruckte unter der Selbstkritik leicht hoch.
"Natürlich steht es mir nicht zu, über den Willen Eurer Eltern zu urteilen, verzeiht; ich möchte sie auch nicht in Misskredit bringen."
Halt endlich den MUND!
Sie verstummte. Die Wangen nun doch gerötet, während sie lieber wieder auf ihr Essen sah. Was sie nicht sah, dass Leons Hand kurz zuckte, als wollte er ihr Kinn anheben, doch es dann doch nicht tat.
Du plapperst wie... wie... wie ein Backfisch! Doch Burgfräuleingeschnatter, hm?!
Mit einem leisen tiefen Durchatmen versuchte sie sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
'Es kann die Ehre dieser Welt...'
, kamen ihr fast wie gesummt Worte eines passenden Gedichtes in den Sinn. Hatte er wirklich Probleme, was diese Sinnfragen des Rittertums betraf? Sie hätte stundenlang über solche Dinge reden können.
Reden... klar...
Leon schien von Darnas aufkommender Unsicherheit nichts zu bemerken, oder ging einfach höflicher Weise nicht darauf ein. Gernot hätte in dieser Situation sicher einiges zu sagen gehabt, aber Gernot war nicht hier. Er hatte endlich Darnas Lebensbereich verlassen, auch wenn er sich noch immer hinterrücks in ihre Gedanken schlich. Leons Antwort hingegen kam schnell und durch und durch frei von jeglicher Hinterlist, Gram oder böser Absicht. Er war so ganz anders als der verhasste Knappe aus Darnas Kindheit. Entweder hatte einfach ein Talent dafür, dass die Menschen sich in seiner Gegenwart wohl fühlten, oder er gab sich einfach unglaublich viel Mühe. So oder so schien sein Interesse an Danas Meinung echt zu sein, was auch seine Worte bestätigten:
„Der Wille meiner Familie ist genau das über das ich aber urteilen möchte, also sorgt euch nicht. Ich wäre sehr froh einmal ein unvoreingenommene Meinung zu hören, mit jemanden quasi Fremden seine Gedanken auszutauschen. Vorausgesetzt ihr habt nicht dagegen und nicht noch etwas anderes vor an diesem schönen Abend?“
Er schenkte ihr einen fragenden Blick, sah anscheinend etwas wie eine Bestätigung (ooc: Oh, behellige mich ruhig. Ich hör dir gerne zu...) in ihren Zügen und fuhr mit seiner leicht gesenkten warmen Stimme fort:
„Ihr habt Recht und ich stimme ganz euren Ausführungen über die Ritterlichkeit des Herzens zu. Ihr müsst einen wunderbaren Vater haben, dass er euch so einfühlsam diese Werte vermittelt hat. ... zum Ritter geschlagen werden, weil man sich ritterlich benimmt...“
rezitierte er sie, beziehungsweise ihren Vater und nickte voller Anerkennung.
„Ein so kleiner Satz, der vortrefflich alles was wichtig ist in sich vereint. Und all diese Argumente empfinde ich genauso wie ihr und habe sie selbst des öfteren für meine Zwecke verwendet. Die Differenzen die ich mit meiner Familie habe, betreffen auch weniger das Rittertum und seine Werte an sich, als mehr das was man damit anfängt.“
Leons Miene zierte plötzlich eine kleine Denkfalte zwischen den Augen. Jetzt schien er also zum Kern seines eigentlichen Problems zu kommen und wählte seine Worte mit Bedacht. Um so länger Darna ihm zuhörte um so interessanter wurde auch seine Stimme und die Art zu sprechen. Er hatte eine ganz eigene Art das „R“ zu rollen und manche Vokale waren etwas anders beton als um Jorsa herum üblich. Seinen folgenden Ausführungen ging wieder reine Frage vorweg, die Darna aber mit einem einfachen Nicken oder Kopfschütteln beantworten konnte. Er machte es ihr leicht sich mit ihm zu unterhalten.
„Wenn ich fragen darf, habt ihr Geschwister? … Ich bin ein Einzelkind und dem entsprechend ist es wohl natürlich, dass die Familie mehr von einem erwartet, als wenn man sich die Bürden mit seinen Verwandten teilen könnte. Es wurde schon immer viel von mir verlangt und ich habe mich bemüht diesen Erwartungen gerecht zu werden. Ich glaube, einen siebten Sohn würde man eher fragen was er einmal werden will, als einen einzigen, der zum Beispiel einmal den Hof übernehmen soll.“
Leon sah auf Darnas gefaltete Hände und ahmte unterbewusst ihre Haltung nach. Als er den Blick wieder hob, lag da wieder dieses Funkeln in seinen Augen.
„Nehmt euch. Euer Vater hat euch so hingebungsvoll zur Ritterlichkeit erzogen, aber … was wäre, wenn ihr seinem Einfluss nicht ausgesetzt gewesen wärt? Würdet ihr den gleichen Wunsch in eurem Herzen tragen? Würdet ihr heute mit mir hier sitzen und mit mir sprechen, weil unsere Ausbildung zum Knappen uns hier her geführt hat? Ist der Wunsch ein Ritter zu werden wirklich der eure, oder der eurer Familie. Ich könnte mir vorstellen, dass eure Mutter sicher einige Argumente aufzubringen hatte die dagegen sprachen?“
Seine linke Braue hob sich fragend und er sah wohl wieder so etwas wie Bestätigung in ihren Augen.
„Unsere Wünsche entstammen nicht immer einzig und allein unseren Herzen. Manchmal werden sie beeinflusst von den Menschen die uns wichtig sind, denen wir gefallen wollen, die wir lieben ...“
>denen wir wichtig sind<, >gefallen wollen<, >lieben<. Wundervolle Worte von erstaunlich sinnlich geschwungenen Lippen gesprochen.
„Manchmal will das Herz einfach das tun, was es tun will und in meinem Herzen wohnt nun mal die Magie.“
Er lächelte irgendwie schüchtern.
„Die Magie des Lichts hat mich schon immer tief berührt. Ihre wärmenden und heilenden Wege, die Fähigkeit hinter die Schatten zu blicken und zu reinigen. Licht kann so vielfältig verwendet werden und in so vielen Formen auftreten.“
Man konnte seine Begeisterung förmlich fühlen und er lehnte sich noch ein kleines Stück näher. Dabei setzte er den zweiten Arm auf die Tischplatte auf und seine rechte Hand war jenen gekreuzten Danas sehr nahe. Eine gewisse Wärme war spürbar. In seinen Augen brannte förmlich silbriges Feuer, als er von Magie sprach:
„Ob als winziges Licht, dass einen durch die dunkelsten Tiefen begleiten kann oder - so wie bei einer anderen Novizin - bei ihr brach das Licht auf zerstörerische Weise hervor und seither heist sie bei uns „Nova“. Ein Name der einer Explosion gleicht, wie wenn die Erde bebt und Feuer spuckt. Auch sie lernt sich zu kontrollieren und das Licht zu lenken. In jedem Magier sind die Fähigkeiten anders verteilt. Es gibt jene die heilen, das sind die meisten. Aber es gibt auch jene die blenden. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken und zu lernen, vom Funken bis zur Flamme, vom Glühwurm bis zur Sonne Lysanthors. - Und für Magier akademische Gepflogenheiten, interne Ränge und dergleichen sind höchst unspektakulär. Es ist wie in jeder guten Hierarchie, oder wie es zumindest sein sollte. Die Starken unterrichten die Schwachen. Man hilft sich untereinander, da jeder das gleiche Ziel verfolgt: Kontrolle über seine Fähigkeiten zu erlangen. Wobei die Potenziale meist doch sehr unterschiedlich verteilt sind.“
Jetzt schmunzelte er wieder.
„Und glaubt nicht, das mein „beeindruckendes“ Potenzial so etwas besonderes ist. Da gibt es Andere die viel mehr Licht in sich tragen als ich selbst.“
Er machte eine bescheidene kleine Pause und sah dann Darna wieder offen an.
„Ich muss sagen, und ich hoffe, ich trete euch damit nicht zu nahe oder verschrecke euch, wenn ich sage, dass ihr eine sehr angenehme Art habt. Ich habe selten einen so ernsthaften Menschen kennen lernen dürfen, beziehungsweise eine so ernsthafte junge Frau. Ich unterhalte mich gerne mit euch.“
Er schien in ihrem Gesicht zu forschen, wie sie auf dieses Kompliment reagieren würde und fügte noch hinzu:
„Ich hoffe, ich habe euch nicht mit meiner langen Rede gelangweilt?“
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 10. November 2015, 23:27

Darna war voll in seinem Aufmerksamkeitsfokus gefangen. Unwillkürlich hätte sie sich gerade irgendwo gerne verkrochen. Oder zumindest den Sitz ihrer Kleidung überprüft, was unnötig gewesen wäre, denn die saß perfekt. Vielleicht wäre sie auch gerne unruhig auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht; aber das verbot ihre Erziehung. Mehrere Menschen hatten ihr schon aufmerksam zugehört, aber nicht... so. Und vor allem keine Gleichaltrigen. Gleichaltrig? Sie kam sich gerade unglaublich kindisch vor. Seine Aufmerksamkeit ehrte sie, aber sie machte die junge Frau auch fürchterlich nervös. Jedes einzelne Fitzelchen Haut in ihrem Gesicht schien zu glühen und sie war wirklich zutiefst dankbar, dass dieses wundervolle Essen vor ihr stand, denn das gab ihr die Gelegenheit, sich selber ab und zu von ihrer Nervosität ablenken zu können.
Ein Teil von ihr genoß die Gelassenheit, mit der Leon ihr gegenüber saß: der lässig abgestützte Arm, die Hand am Kinn... die meisten Menschen, mit denen sie sich näher unterhielt, verkrampften in ihrer Anwesenheit schnell, was an ihr zu liegen schien, auch wenn sie nicht genau wusste, warum. Oder sie waren sowieso steif, weil sie im Rang über ihr standen. Oder, wenn sie lässig blieben, waren sie oft auch frech. Leon war nichts von alldem. Er war höflich, begegnete ihr 'auf Augenhöhe'... und blieb trotzdem gelassen. Wie schafft er das?, dachte sie flüchtig mit innerem Seufzen, ohne Neid, aber wünschend, dass sie das auch könnte.

Sie sah ihn wieder an. Leons Augen waren einfach sehr interessant und irgendwie fesselnd, hatte man sich einmal in ihrer Betrachtung verloren. Die schneeweißen Felder die das Rund umrahmten wurden von einem schwarzen Rand scharf begrenzt. Von dort aus nach innen verflochten sich winzige, silbrig glänzende Fäden und fielen dann in das unendliche Dunkel seiner Seelenspiegel. Dabei nahmen sie das Licht der Umgebung mit sich und saugten jeden Eindruck ganz genau ein. Wie Sternschnuppen... irgendwie... als würden sie aus einem hellen Tag in die Nacht stürzen... Oder ein silbriger Wasserfall... Gab es dazu ein Gedicht? Ihr fiel auf Anhieb keins ein. Dabei meinte sie doch, dass es so viele Gedichte gäbe, die 'Augen wie Sterne' lobpriesen? Doch, irgendwo war da was...
Augen wie Sterne,
die strahlen dich an,
so dass man sich
nicht wehren kann.
*

Ja, das schien zu stimmen. Warum hatte sie diese Gedichte immer so schnell weggelegt und furchtbar gefunden? Weil es Liebesgeschwaller ist. Konzentrier dich! Sie begann, etwas über das Wesen der Ritterschaft zu erzählen, obwohl sie in den ersten Momenten das Gefühl hatte, völlig neben sich zu stehen. Es ließ zum Glück schnell nach und holte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Auch wenn sie danach das Gefühl hatte, viel zu viel geredet zu haben.

Leon schien von Darnas aufkommender Unsicherheit nichts zu bemerken, oder ging einfach höflicher Weise nicht darauf ein.
"Der Wille meiner Familie ist genau das über das ich aber urteilen möchte, also sorgt euch nicht. Ich wäre sehr froh einmal ein unvoreingenommene Meinung zu hören, mit jemanden quasi Fremden meine Gedanken auszutauschen."

Das war legitim und erleichterte sie ungemein. "Vorausgesetzt ihr habt nicht dagegen und nicht noch etwas anderes vor an diesem schönen Abend?" Das klang ja fast wie eine höfliche Einladung eines Herren zu einem Spaziergang durch eine laue Sommernacht! Sie hatte Mühe, nicht schon wieder zu erröten. Und noch mehr Mühe, daraufhin einen klaren Gedanken zu fassen. Nein... Ich hab... eigentlich wollte ich... ähm, nichts vor... Mh, doch, ich wollte weg, wenn hier noch länger gefeiert wird... und vor allem jemand auf mich aufmerksam wird, uhm... aber... Nun, dass sie sich inzwischen gerne davonstahl, wenn sie merkte, dass die Stimmung um sie herum längerfristig ausgelassener wurde, konnte sie ihm schlecht erklären. Natürlich würde ich mich gerne mit dir unterhalten. Ihr direkterer Blick konnte durchaus als Zugeständnis aufgefasst werden - sie wollte ja auch! Sich mit ihm unterhalten! Irgendwie wurde ihr für einen Moment wieder schlecht und sie schluckte die aufkommende Übelkeit herunter, zügelte ihre Aufregung.
Er will nur mit dir REDEN, Mensch!, verpasste sie sich innerlich selber eine Kopfnuss. Danach fiel es ihr etwas leichter, ihm tatsächlich zuzuhören:
"Ihr müsst einen wunderbaren Vater haben, dass er euch so einfühlsam diese Werte vermittelt hat. ...
Die Differenzen die ich mit meiner Familie habe, betreffen auch weniger das Rittertum und seine Werte an sich, als mehr das was man damit anfängt."
Nun... Dienen?, dachte sie irritiert, Was denn sonst?
Graf. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an das Zeugnis, das sie unberechtigterweise gesehen hatte. Ein Graf diente nicht wie ein Ritter, er gab ja vielmehr an eben jene seine Befehle. Andererseits... Auch ein Graf dient. Seinem König. Und seinem Volk. Aber um was für einen Graf es hier ging, war ja auch eines dieser noch ungeklärten Mysterien. Sie kannte alle Namen der offiziellen Grafen in Jorsan...
"Wenn ich fragen darf, habt ihr Geschwister?"
Sie nickte bedächtig und nutzte die Pause, die er ihr durch seinen Gesprächsaufbau verschaffte, selber wieder mehr Rationalität in ihren Gedankenapparat zu bekommen. Das Verträumte verschwand langsam aus ihrem Blick, sie hörte ihm ernst und aufmerksam konzentriert zu.

"...Ich glaube, einen siebten Sohn würde man eher fragen was er einmal werden will, als einen einzigen, der zum Beispiel einmal den Hof übernehmen soll." Hmmm... vielleicht auch notgedrungenermaßen. Ja. Schließlich wäre ihr Vater beispielsweise außerstande gewesen, sieben Kindern gleichermaßen die Möglichkeit gewähren zu können, Ritter zu werden. Interessant, er wünscht sich so etwas... für mich hätte es wohl bedeutet, dass ich nie und nimmer Knappin hätte werden können. Die Jungs hätten den Vorzug bekommen...
Da sprach er auch schon sie als Beispiel an. Ihr Blick fokussierte sich neu und ließ sich diesmal nicht einmal sonderlich von seinem Funkeln ablenken. "Nehmt euch. Euer Vater hat euch so hingebungsvoll zur Ritterlichkeit erzogen, aber … was wäre, wenn ihr seinem Einfluss nicht ausgesetzt gewesen wärt? Würdet ihr den gleichen Wunsch in eurem Herzen tragen? Würdet ihr heute mit mir hier sitzen und mit mir sprechen, weil unsere Ausbildung zum Knappen uns hier her geführt hat?" Vermutlich nicht, huschte nüchtern eine Antwort auf seine letzte Frage durch ihre Gedanken. Wäre sie in einer anderen Familie geboren worden, hätte das Schicksal schließlich vermutlich ganz andere Wege genommen. Allein das Privileg, seiner Hochgeboren von Aarenhorst dienen zu dürfen...
"Ist der Wunsch ein Ritter zu werden wirklich der eure, oder der eurer Familie." Meiner!, begehrte sie dann doch auf. "Ich könnte mir vorstellen, dass eure Mutter sicher einige Argumente aufzubringen hatte die dagegen sprachen?" Oooooh ja... Ihre Mimik verzog sich eine Spur schief leidend, er hatte ganz offensichtlich ins Schwarze getroffen. Selbst Vater war ja anfangs dagegen gewesen.
Weiter lauschte sie aufmerksam.
"Unsere Wünsche entstammen nicht immer einzig und allein unseren Herzen. Manchmal werden sie beeinflusst von den Menschen die uns wichtig sind, denen wir gefallen wollen, die wir lieben ...
Manchmal will das Herz einfach das tun, was es tun will und in meinem Herzen wohnt nun mal die Magie."

Ja, aber das muss doch kein Widerspruch sein? Sie ahnte, zu verstehen, was er meinte, gleichzeitig wollte sie es irgendwie nicht verstehen. Daran, ein Lichtmagier zu werden, war doch nichts Schlechtes! Er täte ihr unendlich leid, wenn dieser Zwist so unvereinbar wäre, wie es sich momentan darzulegen schien. Oder wie Leon ihn empfand? Wie auch immer - sie wusste schließlich im Prinzip noch immer nichts über die Ansprüche, die eigentlich an ihn gestellt wurden. Oder lehnte sein Vater Magier von vornherein heraus ab? Aber für eine magische Begabung konnte sein Sohn doch nichts...

Er lächelte irgendwie schüchtern, und die Knappin legte den Kopf in fürsorglicher Geste leicht schief wie ein treuer Hund, der seinem klagenden Herrchen lauschte. Nur dass er nicht klagte. Er schwärmte von dem, was er lernen durfte und zu dem er befähigt war. Diese fast kindliche Begeisterung über eine so fantastische Gabe des Lichtherrn...
Flüchtig streifte ihr Blick die Tatsache, wie nah seine Hand an ihren war, und während sie fast schon präventiv die Nervosität bekämpfte, die ein genaueres Nachdenken darüber sicher verursachen würde, stellten sich ihr sämtliche Nackenhärchen auf! Sie wollte ihm gerne völlig versunken zuhören, aber sie hatte das Gefühl, als würde jemand just direkt hinter ihr eine Dolchspitze genau auf die weiche Stelle zwischen Halswirbel und Schädelknochen richten. Ihre Haltung versteifte sich, ohne dass sie sich einen Millimeter bewegt hätte. Fast zwingend wollte sie hinter sich sehen und wusste gleichzeitig absolut sicher: da war nichts! Sie saß doch mit der Stuhllehne genau vor einer Wand der Zimmernische! "... Die Starken unterrichten die Schwachen. ..." Ja... wie schön... Nur das Essen schien ihr gerade wie ein kalter Klumpen im unteren Ende ihres Halses zu hängen.
Sie schluckte dezent einmal trocken und hoffte, dass sie nicht zu auffällig oft blinzelte.
"Und glaubt nicht, das mein „beeindruckendes“ Potenzial so etwas besonderes ist. Da gibt es Andere die viel mehr Licht in sich tragen als ich selbst." Mh, deine magische Begabung allein meinte ich ja auch nicht... Sie versuchte, sich neben dem drohenden Gefühl aufkommender Kopfschmerzen neu zu konzentrieren und diese unsinnige Paranoia, die sie plötzlich befallen hatte, mit Rationalität auszublenden. Und es schien zu helfen.

Leon machte eine bescheidene kleine Pause und sah dann Darna wieder offen an.
„Ich muss sagen, und ich hoffe, ich trete euch damit nicht zu nahe oder verschrecke euch, wenn ich sage, dass ihr eine sehr angenehme Art habt. Ich habe selten einen so ernsthaften Menschen kennen lernen dürfen, beziehungsweise eine so ernsthafte junge Frau. Ich unterhalte mich gerne mit euch.“
Er schien in ihrem Gesicht zu forschen, wie sie auf dieses Kompliment reagieren würde und fügte noch hinzu:
„Ich hoffe, ich habe euch nicht mit meiner langen Rede gelangweilt?“

'Angenehme Art'? Sie blinzelte etwas überrumpelt. Sie hörte diese Art von Kompliment nicht zum allerersten Mal, aber wenn jemand eine ähnliche Bemerkung gemacht hatte, waren es meist deutlich ältere Menschen gewesen - Erwachsene eben. Mit denen war sie schon immer wesentlich besser klar gekommen. Aber ihr war ja vorher schon aufgefallen, dass Leon irgendwie 'reifer' wirkte... wie alt mochte er sein?
Sie atmete einmal tiefer ein, um sich nicht wieder in wirren Grübeleien zu verlieren.
"Danke", quittierte sie sein Kompliment mit der gebotenen Höflichkeit, doch schien alles Weitergehende, was man nach solchen Nettigkeiten vielleicht bei einer jungen Frau erwarten konnte, irgendwie von ihr abzugleiten, "Nein, Ihr langweilt mich keineswegs, im Gegenteil."
Sie senkte dabei höflich den Blick, was jede Hoffnung auf Begeisterung bei ihr im Keim erstickte. Es mochte gar verunsichern, da jede träumerische Faszination, die sie zuvor in Ansätzen gezeigt hatte, nun komplett verschwunden schien. Vor weniger als einer Minute hatte sie... doch noch irgendwie anders gewirkt? Innerlich entspannter, auch wenn sich an ihrer Haltung seitdem so gut wie nichts verändert hatte. Jetzt straffte sie ihre Schultern eine Spur, als begänne sie eine Unterredung in einem wissenschaftlichen Disput, was nebenher der Muskelspannung geschuldet dazu führte, dass ihre gefalteten Hände ein winziges Stückchen rückwärts ruckten und damit einen kaum erwähnenswerten Deut fort von seinen Händen.

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja... Sie hob wieder den Blick und sah ihm ins Gesicht, ohne dass in den ersten Momenten ihre Augen an seinen hängen geblieben wären.
"Wenn ich ein Detail korrigieren darf, ich meinte mit 'beeindruckendes Potential' auch weniger Eure magischen Fähigkeiten als solche, über diese weiß ich so gut wie nichts", erklärte sie vollkommen höflich, nahezu freundlich - und im Augenblick eigentlich absolut unnahbar wirkend. "Ich beziehe mich eher auf die Eindrücke, die ich bisher von Euch erhalten durfte: Ihr habt bei dem drohenden Streit in der Waffenkammer des Schiffs einen ruhigen Kopf behalten und Euch offenbar vorbereitet, deeskalierend einzugreifen - wofür ich Euch übrigens sehr dankbar bin." Sie neigte kurz flüchtig, aber in ehrlich wirkender Geste den Kopf.
"Ihr scheint den Test soweit bestanden zu haben..." Ihre Worte wurden für einen Moment langsamer, während eine innere Alarmglocke wieder aufschrillte: Dummkopf, du kannst ihm jetzt schlecht von deinem Wissen aus seinem Zeugnis berichten! - sie führte den begonnenen Satz jedoch insgesamt relativ flüssig fort: "was eine bemerkenswerte Leistung für jemanden ist, der - wenn ich Euch recht verstanden habe - bisher nicht an einer regulären Knappenausbildung teilgenommen hat? Ihr wart, wie erwähnt, in der Position, ein Angebot des Inquisitors ablehnen zu können. Entsprechende Grundvoraussetzungen müssen also vorhanden gewesen sein, was sich durch..." Wieder trat eine winzige Pause ein, während sie eine nicht zu verfängliche Formulierung überlegte, "Euer höfliches Benehmen bisher bestätigt hat. Stattdessen dürfte Ihr ein ehrbarer Magier an einer angesehenen Akademie werden. Ihr habt dem kleinen Mädchen geholfen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen - und habt dabei Euer eigenes Wohlergehen zumindest vorübergehend spürbar beeinträchtigt."
Sie sah ihm fest in die Augen, während sie endete, als wolle sie ihm freundlich den Kopf zurechtrücken: "Das meine ich mit 'beeindruckendem Potential'. Mit Verlaub, jeder Mensch, dem Ihr solches offenbaren würdet, würde Euch als gesegneten Menschen bezeichnen. Euch stehen Möglichkeiten offen, von denen andere träumen, wenn überhaupt."

Sie lehnte sich eine Spur zurück, während ein emotionalerer Part in ihr aufheulte: Hör auf! Du bist wahnsinnig! Du verprellst ihn gleich, das weißt du, oder?! Ihr Brustkorb hob sich, als sie Luft holte und den Atem für einen Moment hielt. Ihr Blick senkte sich wieder auf ihre Hände, die sie fast bedauernd mit einem sonst nüchtern, abgeklärt wirkendem Blick anstarrte. Er wollte eine unvoreingenommene Meinung...
Ach, hör auf, du bist doch von allen guten Geistern verlassen!

Ihre Zähne mahlten einmal aufeinander.
"Ihr erwähntet meine Familie." Ihre Stimme klang immernoch nüchtern, aber für einen Augenblick deutlich düsterer. "Nein, ich denke nicht, dass wir auch hier säßen, wäre ich anders aufgewachsen oder gar in einer völlig anderen Familie groß geworden. Von daher bin ich zutiefst dankbar, dass mir diese Möglichkeiten offen standen, denn es war nun auch nicht so, dass mein Herr Vater mich gezielt 'zum Rittertum' erzogen hätte. Meine ganze Familie besteht aus Rittern, was die männliche Linie angeht, bis hin zu meinem Herrn Großvater."
Sie blinzelte plötzlich und zwischen ihren Brauen entstand eine kritische Furche.
"Ich fürchte, ich muss mich an dieser Stelle in aller Form für meine Unhöflichkeit entschuldigen und ein peinliches Versäumnis nachholen."
Du zwingst ihn damit, sich vorzustellen... also zu lügen... Sie blinzelte den Einwand weg, während sie sich am Tisch soweit es die Form verlangte, erhob und die Rechte leicht vor den Bauch legte, eine Verneigung anzeigte:
"Schließlich wurden wir einander noch nicht wirklich vorgestellt: Gestatten, mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin von Herrn Ritter Hagen von Weilenscheidt, ausgebildet und in Diensten seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst, Graf der Wehr zu Jorsan."
Sie neigte den Kopf und hatte mit soweit gedämpfter Stimme gesprochen, dass sie hoffte, trotz des ganzen Geschehens nicht allzu viel Aufmerksamkeit der näheren Umgebung auf sich zu ziehen. Trotz des blumigen 'Titels' klang ihre Stimme nicht im Geringsten danach, dass sie mit dieser Liste genannter Herrschaften protzen wollte, wie es sonst bei so manchen Knappen üblich war, sondern eher demütig die Namen ihrer Vorgesetzten nennend. Davon ab schwante ihr, dass Leon dies ohnehin womöglich leicht übertrumpfen konnte, wenn er denn wollte. Aber es wäre allein schon ihrem Herrn Vater gegenüber unhöflich gewesen, seinen Namen zu verschweigen, wenn seine Erziehungsarbeit hier schon gelobt und über ihre Familie eingehender gesprochen wurde.


(* Verse aus "Augen wie Sterne", Lied von Roger Whittaker)

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Montag 16. November 2015, 22:46

Leon war nichts von alldem. Er war höflich, begegnete ihr 'auf Augenhöhe'... und blieb trotzdem gelassen.
Wie schafft er das?
, dachte sie flüchtig mit innerem Seufzen. Hätte sie diese Frage offen gestellt, so hätte sie vermutlich sogar darauf eine ehrliche Antwort erhalten, die sie sicher zu tiefst verstört hätte. Stattdessen führten sie ihre wirklich anregende Unterhaltung fort.
"Danke"
, quittierte sie sein Kompliment mit der gebotenen Höflichkeit, doch schien alles Weitergehende, was man nach solchen Nettigkeiten vielleicht bei einer jungen Frau erwarten konnte, irgendwie von ihr abzugleiten,
"Nein, Ihr langweilt mich keineswegs, im Gegenteil."
Sie senkte dabei höflich den Blick, was jede Hoffnung auf Begeisterung bei ihr im Keim erstickte. Es mochte gar verunsichern, da jede träumerische Faszination, die sie zuvor in Ansätzen gezeigt hatte, nun komplett verschwunden schien. Vor weniger als einer Minute hatte sie... doch noch irgendwie anders gewirkt? Innerlich entspannter, auch wenn sich an ihrer Haltung seitdem so gut wie nichts verändert hatte. Jetzt straffte sie ihre Schultern eine Spur, als begänne sie eine Unterredung in einem wissenschaftlichen Disput, was nebenher der Muskelspannung geschuldet dazu führte, dass ihre gefalteten Hände ein winziges Stückchen rückwärts ruckten und damit einen kaum erwähnenswerten Deut fort von seinen Händen. Ob er es überhaupt bemerkte?
Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja...
Sie hob wieder den Blick und sah ihm ins Gesicht, ohne dass in den ersten Momenten ihre Augen an seinen hängen geblieben wären.
"Wenn ich ein Detail korrigieren darf, ich meinte mit 'beeindruckendes Potential' auch weniger Eure magischen Fähigkeiten als solche, über diese weiß ich so gut wie nichts"
, erklärte sie vollkommen höflich, nahezu freundlich - und im Augenblick eigentlich absolut unnahbar wirkend.
"Ich beziehe mich eher auf die Eindrücke, die ich bisher von Euch erhalten durfte: Ihr habt bei dem drohenden Streit in der Waffenkammer des Schiffs einen ruhigen Kopf behalten und Euch offenbar vorbereitet, deeskalierend einzugreifen - wofür ich Euch übrigens sehr dankbar bin."
Sie neigte kurz flüchtig, aber in ehrlich wirkender Geste den Kopf. Leon tat es ihr in gleicher Manier gleich und lauschte weiter aufmerksam.
"Ihr scheint den Test soweit bestanden zu haben..."
Ihre Worte wurden für einen Moment langsamer, während eine innere Alarmglocke wieder auf schrillte:
Dummkopf, du kannst ihm jetzt schlecht von deinem Wissen aus seinem Zeugnis berichten! -
Sie führte den begonnenen Satz jedoch insgesamt relativ flüssig fort:
"… was eine bemerkenswerte Leistung für jemanden ist, der - wenn ich Euch recht verstanden habe - bisher nicht an einer regulären Knappenausbildung teilgenommen hat? Ihr wart, wie erwähnt, in der Position, ein Angebot des Inquisitors ablehnen zu können. Entsprechende Grundvoraussetzungen müssen also vorhanden gewesen sein, was sich durch..."
Wieder trat eine winzige Pause ein, während sie eine nicht zu verfängliche Formulierung überlegte,
"… Euer höfliches Benehmen bisher bestätigt hat. Stattdessen dürfte Ihr ein ehrbarer Magier an einer angesehenen Akademie werden. Ihr habt dem kleinen Mädchen geholfen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen - und habt dabei Euer eigenes Wohlergehen zumindest vorübergehend spürbar beeinträchtigt."
Sie sah ihm fest in die Augen, während sie endete, als wolle sie ihm freundlich den Kopf zurechtrücken:
"Das meine ich mit 'beeindruckendem Potential'. Mit Verlaub, jeder Mensch, dem Ihr solches offenbaren würdet, würde Euch als gesegneten Menschen bezeichnen. Euch stehen Möglichkeiten offen, von denen andere träumen, wenn überhaupt."
Sie lehnte sich eine Spur zurück, während ein emotionalerer Part in ihr aufheulte:
Hör auf! Du bist wahnsinnig! Du verprellst ihn gleich, das weißt du, oder?!
Ihr Brustkorb hob sich, als sie Luft holte und den Atem für einen Moment hielt. Ihr Blick senkte sich wieder auf ihre Hände, die sie fast bedauernd mit einem sonst nüchtern, abgeklärt wirkendem Blick anstarrte.
Er wollte eine unvoreingenommene Meinung...
Ach, hör auf, du bist doch von allen guten Geistern verlassen!

Ihre Zähne mahlten einmal aufeinander und ohne aufzusehen fuhr sie fort, sonst hätte sie vielleicht einen kleinen Funken Zweifel in seinen Augen aufleuchten sehen, der aber gleich wieder verschwand. Es war jedoch kein Zweifel an ihr, sondern schien er sich etwas von dem Gesagten sehr zu Herzen zu nehmen.
"Ihr erwähntet meine Familie."
Ihre Stimme klang immernoch nüchtern, aber für einen Augenblick deutlich düsterer.
"Nein, ich denke nicht, dass wir auch hier säßen, wäre ich anders aufgewachsen oder gar in einer völlig anderen Familie groß geworden. Von daher bin ich zutiefst dankbar, dass mir diese Möglichkeiten offen standen, denn es war nun auch nicht so, dass mein Herr Vater mich gezielt 'zum Rittertum' erzogen hätte. Meine ganze Familie besteht aus Rittern, was die männliche Linie angeht, bis hin zu meinem Herrn Großvater."
Sie blinzelte plötzlich und zwischen ihren Brauen entstand eine kritische Furche.
"Ich fürchte, ich muss mich an dieser Stelle in aller Form für meine Unhöflichkeit entschuldigen und ein peinliches Versäumnis nachholen."
Du zwingst ihn damit, sich vorzustellen... also zu lügen...
Sie blinzelte den Einwand weg, während sie sich am Tisch soweit es die Form verlangte, erhob und die Rechte leicht vor den Bauch legte, eine Verneigung anzeigte:
"Schließlich wurden wir einander noch nicht wirklich vorgestellt: Gestatten, mein Name ist Darna von Eibenau, Knappin von Herrn Ritter Hagen von Weilenscheidt, ausgebildet und in Diensten seiner Hochgeboren Widumar von Aarenhorst, Graf der Wehr zu Jorsan."
Er zögerte, das war klar gewesen. Etwas kämpfte in seinem Innern und er musterte dabei sehr eindringlich Darnas Gesichtsausdruck. So etwas wie ehrliches Bedauern legte sich über seine sonst so strahlenden Augen.
„Und ich reise inkognito.“
Er zuckte leicht sich selbst ergebend mit den Schultern.
„Verzeiht den Aufwand und ich möchte wirklich nicht unhöflich erscheinen, oder gar eure angenehme Gesellschaft verlieren, wenn ich sagte, ich wünschte, ihr hättet das jetzt nicht getan. Ich würde euch nur gern an dieser Stelle um einen Gefallen bitten. Wenn ihr diesen meinen Wunsch ausschlagt, gehen wir wieder getrennte Wege wie bisher, aber solltet ihr einwilligen, wäre ich sehr erleichtert.“
Das versprach spannend zu werden.
„Mein Name ist Leon Milagros, doch wie ihr meiner ersten Aussage entnehmen konntet, ist das nicht alles. Ich möchte euch nicht belügen oder etwas offensichtliches vorenthalten, aber gewisse Umstände zwingen mich dazu. Ich halte euch für eine sehr aufrichtige junge Frau, der ich gerne vertrauen möchte. Deshalb mein Angebot: Behaltet meinen Rang und meine Herkunft für euch, wenn ich sie euch erzähle, sodann können wir weiter in aller Freundlichkeit zusammen sitzen. Fragt nicht nach den Hintergründen die mich zum Schweigen zwingen und ich werde euch ein treuer Freund sein, sofern ihr das wünscht. Wie ich schon andeutete, ich bin ein Mann der seinen eigenen Weg gehen möchte und manchmal sind da Namen hinderlich. Ich wünsche im Jetzt zu leben, könnt ihr das auch und somit meinen Wunsch respektieren?“
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 17. November 2015, 23:30

„Und ich reise inkognito.“
Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Leon hatte damit verhindert, dass sie ihn blosstellte, und gleichzeitig vermied er es, zu lügen, was ihren noch größeren Zuspruch fand. Die grauen Augen waren aufmerksam geweitet, die Mimik blieb wohlwollend; sie wirkte weder überrascht, noch schien seine Aussage: "..ich wünschte, Ihr hättet das jetzt nicht getan", sie zu kränken. Sie neigte nur begleitend seine Worte hinnehmend leicht schief den Kopf.
Ihr Blick wurde wachsamer, als er begann, Ihr ein "Entweder - oder"-Angebot zu unterbreiten und lauschte konzentriert jeder seiner Silben. Seine Einschätzung von ihr ehrte sie, doch verbat sie sich im gleichen Atemzug, dich davon einlullen zu lassen. Ein Gefallen, den sie ihm tun sollte? Das konnte in adeligen Kreisen schnell heikel werden und sie war kein Mensch, der mit dieser "Währung" leichtfertig umging.
Ihre Stirn furchte sich dezent. "Fragt nicht nach den Hintergründen die mich zum Schweigen zwingen und ich werde euch ein treuer Freund sein, sofern ihr das wünscht." - das war glatt mehr, als sie sich so ohne weiteres zunächst erträumt oder auch nur anzustreben gewagt hätte. Oder war das nur eine Floskel?, wie ihr bedauernd in den Sinn kam. Es sprach einiges dafür. Die Knappin filterte aus all seinen Worten zusammenfassend, dass er sich Diskretion über seine Identität und Herkunft wünschte, um nicht mit Dingen behelligt zu werden, die für ihn... - "Ich wünsche im Jetzt zu leben" - ... der Vergangenheit anzugehören schienen? Trotzdem schien er dabei nicht auszuschließen, dass er selber ihr sogar mehr offenbaren könnte.

Seinen Wunsch konnte sie bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, zumindest aber problemlos respektieren. Einen spürbaren Moment schwieg sie auf seine Erklärung hin aber nachdenklich, um zu sortieren, ob ihr ihr eigenes bereits erlangtes Wissen über ihn nicht im Weg stand: Soll ich ihm doch vom Zeugnis erzählen?... Mh, nein. Nein, ausgeschlossen. Ich habe von mir aus angeboten, darüber zu schweigen und hätte es gar nicht lesen dürfen. Ihr Kopf legte sich schief. Aber das Wappen hätte ich so oder so gesehen. Hilft mir allein für sich genommen aber nicht weiter, solange ich keine Recherchen darüber anstellen kann. Eigentlich stand ihr nur ihre persönliche Neugier im Weg. Leon wünschte, dass ihm nicht schon bloß die Nennung eines Namens Türen öffnete? Na schön!
Malchor Siebenherz hat es schließlich auch nicht interessiert, wem er das Leben rettete...

Trotzdem wählte sie ihre Worte mit Bedacht, als sie höflich entgegenkommend und in gedämpfter Lautstärke erklärte:
"Ich respektiere Euren Wunsch, nicht Euren Namen oder Vergangenes für Euch sprechen zu lassen und würde nicht ohne Eure ausdrückliche Billigung dazu beitragen, Euer Inkognito aufzuheben, Herr Milagros." Bewusst und dezent betont nannte sie in diesem Moment den falschen Namen, um ihre Akzeptanz dieses Umstandes zu untermauern. "Ich gehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht davon aus, dass Euer Name derart relevant werden dürfte, dass es bei seiner Kenntnis 'um Leben und Tod' gehen oder er Gegenstand hochnotpeinlicher Befragungen werden könnte. Ansonsten würde ich Euch eher bitten, mir weitere Informationen gar nicht erst mitzuteilen, denn ich würde sehr ungern unter solch dringenden Verhältnissen über die Wichtigkeit dieser Gefälligkeit neu entscheiden müssen."
Meinte sie das, was sie da gerade sagte, wirklich ernst?! Es mochte absurd klingen, aber es schien der jungen Frau absolut ernst zu sein!
"Ihr habt für Eure Entscheidung, mir Euer Inkognito als solches auch mitzuteilen, meine vollste Anerkennung und meinen Dank, denn so kann ich Euch im Gegenzug ohne Verlegenheit und Unterstellung einer Lüge in Kenntnis setzen, dass mir auf der Personalliste bei Herrn Lerchengrund ein Wappen auffiel, das nur Euch zugeordnet werden konnte."
Sie ließ eine kurze Pause, bevor sie ruhig erklärte:
"Es wäre rein persönlicher Neugier geschuldet gewesen, wenn ich zu späterer Gelegenheit die Herkunft dieses Wappens recherchiert hätte. Sofern Ihr es wünscht, werde ich auch dies unterlassen."

Sie neigte leicht den Kopf und endete offensichtlich ihre entsetzlich förmlich und doch routiniert klingenden Worte. Eigentlich fehlte jetzt nur noch ein Federkiel, um den schriftlichen Vertrag, den sie ihm scheinbar gerade bloß vorgelesen hatte, zu unterzeichnen.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Freitag 20. November 2015, 13:48

"Ich respektiere Euren Wunsch, nicht Euren Namen oder Vergangenes für Euch sprechen zu lassen und würde nicht ohne Eure ausdrückliche Billigung dazu beitragen, Euer Inkognito aufzuheben, Herr Milagros."
Bewusst und dezent betont nannte sie in diesem Moment den falschen Namen, um ihre Akzeptanz dieses Umstandes zu untermauern und in Leons Gesichtsausdruck breitete sich so etwas wie Erleichterung aus. Sein Mund entspannte sich und das hübsche Glitzern seiner Augen nahm wieder zu.
"Ich gehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht davon aus, dass Euer Name derart relevant werden dürfte, dass es bei seiner Kenntnis 'um Leben und Tod' gehen oder er Gegenstand hochnotpeinlicher Befragungen werden könnte. Ansonsten würde ich Euch eher bitten, mir weitere Informationen gar nicht erst mitzuteilen, denn ich würde sehr ungern unter solch dringenden Verhältnissen über die Wichtigkeit dieser Gefälligkeit neu entscheiden müssen."
Leons Brauen hatten sich bei dem Teil „Leben und Tod“ doch merklich gehoben, als dachte er selbst darüber nach, ob es so wäre. Er beobachtete sie aufmerksam. Es mochte absurd klingen, aber es schien der jungen Frau absolut ernst zu sein!
"Ihr habt für Eure Entscheidung, mir Euer Inkognito als solches auch mitzuteilen, meine vollste Anerkennung und meinen Dank, denn so kann ich Euch im Gegenzug ohne Verlegenheit und Unterstellung einer Lüge in Kenntnis setzen, dass mir auf der Personalliste bei Herrn Lerchengrund ein Wappen auffiel, das nur Euch zugeordnet werden konnte."
Sie ließ eine kurze Pause, in der Leon einmal langsam Blinzelte.
"Es wäre rein persönlicher Neugier geschuldet gewesen, wenn ich zu späterer Gelegenheit die Herkunft dieses Wappens recherchiert hätte. Sofern Ihr es wünscht, werde ich auch dies unterlassen."
Er hob seine linke Hand vom Tisch und legte die leicht geöffnete Faust vor seine Lippen. Er überlegte kurz und erwiderte dann:
„Ihr erweist mir jetzt schon einen großen Dienst, indem ihr mir dieses Angebot macht.“
Damit bezog er sich auf Darnas Aussage, ihre Neugierde zu unterdrücken.
„Ich weiß wie sehr ein wissbegieriger Geist nach Antworten sucht und es ehrt euch um so mehr, dass ihr mir erlaubt meine Vergangenheit für mich zu behalten. Ich werde versuchen diesen Vertrauensvorschub in einen quasi „Fremden“ nicht zu enttäuschen. Eure Ehrlichkeit mir eure Kenntnis um mein Wappen mitzuteilen, entwaffnet mich ehrlich gesagt. Ihr hättet es auch einfach verschweigen können und hättet somit auch nicht gelogen. Aber ihr … ihr seid eine so … ritterliche Persönlichkeit, ihr bietet mir sogar an, keine Nachforschungen zu betreiben.“
Leon sah Darna voller Hochachtung und Erstaunen an und fasste einen Entschluss.
„Damit gebt ihr mir die Möglichkeit mich euch in aller Form und gebotener Höflichkeit vorzustellen, ohne mein mir auferlegtes Gebot zu brechen. … Ich wünsche also, dass ihr obwohl ihr bereits in Kenntnis meines Wappens seid, keine Nachforschungen zu meiner Person oder Familie anstellt. Vielleicht kann ich euch zu gegebenen Zeitpunkt alles selbst erklären, das wird sich zeigen, doch diese Entscheidung liegt leider nicht in meinen Händen. Nun kann ich mich aber euch vorstellen.“
Er sah sich um ob gerade jemand in der Nähe war um ihnen zu lauschen, aber alle waren mehr mit Feiern beschäftigt, als sich mit den beiden zu befassen. Leon stand also auf nahm genauso akkurat wie zu vor Darna Haltung an und verbeugte sich leicht, seinem Stand als Grafen entsprechend. Dabei wirkte jede noch so kleine Regung weder einstudiert noch gekünstelt. Ganz das Gegenteil war der Fall. Alles in seiner Haltung galt der Ehrerbietung seines Gegenübers.
„Gestatten, mein Name ist Fürst Leon Milagros der Zweite, Erbe der Grafschaft Weißenfels zu Rugta in den Nebellanden; Adept der Lichts, ausgebildet unter Magus Quaturus, Meister der Heilung im vierten Rang der Lichtakademie zu Jorsa.“
Besonders im zweiten Teil seiner Vorstellung in der es um seine Berufung zur Lichtmagie ging, konnte man einen leichten Stolz heraus hören. Seine Stimme klang noch klarer als sie es eh schon tat und sein Haupt hob sich ein klein wenig. Das silberne Feuer loderte wieder hell in seinen Augen als er sich setzte und dabei wieder entspannter hinzufügte:
„Und es ist mir eine echte Freude euch kennen zu lernen.“
Er schmunzelte leicht und fuhr fort:
„Es wäre es mir eine Ehre wenn ihr mich weiterhin bitte nur Leon nennen würdet, so wie ich hoffe euch Darna nennen zu dürfen, wenn ihr erlaubt. Und da wir nun einander vorgestellt und ich meine Freundschaft gegen euer Schweigen getauscht habe, würde ich gerne erfahren, was ihr nun vor habt. Nach dieser äußerst merkwürdigen Selektion der derzeit angehenden Knappen in Jorsa, hatte ich vor mich auf schnellsten Weg zurück in unsere Hauptstadt zu begeben. Nun ja, ich hatte es vor, bis die kleine Elli mir über den Weg gelaufen ist. Nun brauche ich noch ein klein wenig Ruhe. Hattet ihr vor gleich morgen los zu reiten?“
Leons Blick war auf Darnas Augen geheftet, während im Hintergrund Basil nun der etwas jüngeren Mil tanzte. Das Mädchen hatte gerötete Wangen und war von ihrem Tanzpartner ganz hin und weg. Basil war nicht der beste Schüler in den höfischen Tänzen gewesen, aber um hier deutlichen Eindruck zu erwecken reichte es alle mal. Im Moment schien er reihum mit allen anwesenden Damen tanzen zu wollen und gerade eben sah er auch zu Darna hinüber und strahlte sie an. Nachdem die Musik einen kleinen Taktwechsel vornahm und etwas ruhiger wurde, ging Basil kurz zum Tresen und machte sich dann langsam auf den Weg zu ihrem kleinen Versteck hier im hinteren Teil der Taverne. Er hatte einen Krug Wein in der Hand und auch seine Wangen waren schon leicht gerötet. Bald würde er sich wohl zu ihnen gesellen oder schlimmer, er könnte Darna zum Tanz auffordern.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 23. November 2015, 21:52

"Eure Ehrlichkeit mir Eure Kenntnis um mein Wappen mitzuteilen, entwaffnet mich ehrlich gesagt." Die Knappin blinzelte leicht und ihr Blick wurde neugieriger. Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich schätze, es ist für Euch von Belang. Und eher bedrückte sie noch der Umstand, die Sache mit dem Zeugnis verschweigen zu müssen. Sie verstand nur nicht, warum das Wappen überhaupt auf der Liste bei Lerchengrund statt der Namen vermerkt war. Basil... dürfte es nicht gesehen haben. Aber der 'Schreiber' in jedem Fall. Wie hatte er noch geheißen? Ach ja, Derrick von Sichelgrau oder -grund. Andererseits hatte dieser mit Wappen offenbar nicht so viel anfangen können. Ob Leon sich dieser "Gefahr" bewusst war? Spielte es für ihn eine Rolle? "Ihr hättet es auch einfach verschweigen können und hättet somit auch nicht gelogen." Ach, deshalb fand er es so ungewöhnlich. Erneut wollte sich ihr damit die Frage aufdrängen, ob das nicht tatsächlich besser gewesen wäre, aber wozu? Leon hatte sie ausdrücklich gebeten, ihre Neugierde zu unterdrücken, und die Nachforschungen wären dem zwangsläufig zuwider gelaufen. Sie hätte dann vermutlich nichts als ein schlechtes Gewissen dabei gehabt. "Aber ihr … ihr seid eine so … ritterliche Persönlichkeit, ihr bietet mir sogar an, keine Nachforschungen zu betreiben."
Darna begegnete seinem Blick, und eine kalte Gänsehaut kroch ihr den gesamten Rücken herauf, während sich Zufriedenheit in ihr breit machte. Eine derart fundamentale Beschreibung ihrer Person als 'eine so ritterliche Persönlichkeit' zu hören, tat ihr ungemein wohl und gab ihr ein tiefes Gefühl davon, alles richtig gemacht zu haben.
"...ohne mein mir auferlegtes Gebot zu brechen." Was für ein Gebot? Schon wieder die nächste Frage. Und wieder wurde sie in den Hintergrund geschoben. "Ich wünsche also, dass ihr obwohl ihr bereits in Kenntnis meines Wappens seid, keine Nachforschungen zu meiner Person oder Familie anstellt." Sie nickte bedächtig - und damit war es beschlossen.
Als Leon begann, sich vorzustellen, beobachteten die bleistiftgrauen Augen ihn aufmerksam und sogen ihrerseits jedes Detail auf. So wie die Freude zuvor um sie herum ehrlich gewesen war, war diese Höflichkeit ehrlich, ohne Floskeln und ohne Zwang; und sie sog es auf wie ein leerer Schwamm das Wasser.
"Gestatten, mein Name ist Fürst Leon Milagros der Zweite, Erbe der Grafschaft Weißenfels zu Rugta in den Nebellanden; Adept der Lichts, ausgebildet unter Magus Quaturus, Meister der Heilung im vierten Rang der Lichtakademie zu Jorsa."
Erbe der was? Eine grüblerische Falte bildete sich prompt auf der Stirn, die Mimik wirkte weiter sehr ruhig, doch kritisch. Das ist ein Betrüger. Vortäuschung eines adligen Standes, das gibt mindestens Gefängnis, meldete sich der pedantisch-unangenehme Teil in ihr, gleichzeitig sprach viel zu viel dagegen und sie begann, ihre Lektionen in Geschichte zurate zu ziehen. Hatte es je eine Grafschaft "Rugta" offiziell gegeben? Oder auch nur Bemühungen, eine solche seitens Jorsan auszurufen? Da lebten doch schon ziemlich lange die Zwerge und hätten sich dergleichen verbeten?

Sollte es je eine solche Grafschaft tatsächlich gegeben haben, wäre es bemerkenswert, wenn eine Familie immernoch von sich beanspruchen durfte, den Titel lückenlos weitervererbt zu haben. Sie meinte sich im ersten Moment auch nicht daran zu erinnern, von dieser Familie je auf dem Adelsparkett gehört zu haben - dabei wurde dort doch über alles und jeden geredet, besonders wenn es um Heiratspolitik ging. Und da waren Landgrafen immer heiß begehrt...
Aber wie attraktiv kann eine Familie schon sein, die einer Grafschaft vorsteht, die offiziell nicht anerkannt ist? Jeder würde sie als einflusslos belächeln oder gar als Hochstapler betrachten. Damit ging sie kurz ihre Erinnerungen durch, was Geläster in dieser Richtung anging. Machte irgend etwas, was sie bisher nicht verstanden hatte, plötzlich Sinn?
Vor allem irritierte sie, dass wahrscheinlich höchste Stellen, die bei diesem Knappentest im Auftrag des Königs gehandelt hatten, die Herkunft Leons offenbar in vollem Umfang zu akzeptieren schienen - einer der maßgeblichen Gründe, warum sich bei seiner Vorstellung keine Empörung in ihr regte; es musste seine Richtigkeit haben. Aber warum wurde dabei eine Grafschaft anerkannt, die es offiziell nicht gab?
Wenn das alles wirklich so vertrackt ist, wie es gerade aussieht, hat er gute Gründe, inkognito zu reisen, zog sie nüchtern ein Zwischenfazit.

Und sein Magierrang? Adept. Kein Novize. Schon dieser kleine Irrtum ärgerte sie. Nach Adel und Klerus hatten die Magierhierarchien sie mit als letztes interessiert, was die jorsanischen Institutionen anging, aber die Lichtakademie war ohne jeden Zweifel wichtig - und Fehltritte konnten auch hier unangenehme Konsequenzen haben. Sehr unangenehme. Konnte sie sich hier auf ihre Erinnerungen verlassen? "Magus Unus" wurde der höchste Magier der Akademie genannt, allerdings kannte den kaum jemand persönlich, soweit sie wusste. Sie durchwühlte zunächst ihr eigenes Wissen, was den "vierten Rang" betraf. War das der zweithöchste? Oder noch eine Ebene darunter?
Zu viel Zeit, darüber nachzugrübeln, hatte sie nicht:
"Und es ist mir eine echte Freude euch kennen zu lernen."
'Die Freude ist ganz meinerseits', wäre darauf eine übliche Erwiderung gewesen, doch diese Floskel, die für sie immer hohl und fast gelogen wirkte, hatte sie sich abgewöhnt. Sie schloss nur zur gegenseitigen Bestätigung einen längeren Augenblick die Augen und neigte angedeutet den Kopf.
Auch sein Anliegen, gerne bei den einfachen Vornamen bleiben zu wollen, stieß auf ihre Zustimmung. "... Nach dieser äußerst merkwürdigen Selektion der derzeit angehenden Knappen.." Oh ja. 'Äußerst merkwürdig' trifft es. Doch als er die geplante Rückreise ansprach, schnitt er ein Thema an, das sie ja ohnehin mit ihm hatte bereden wollen, und so hörte sie aufmerksam zu. "Hattet ihr vor gleich morgen loszureiten?"
Ihre Hände wurden wieder auf der Tischkante gefaltet. "Im Prinzip ja, doch liegt nichts vor, was uns zu übertriebener Eile zwingen würde, soweit ich weiß", entgegnete sie ruhig, "Und obwohl die Strecke recht anspruchslos sein dürfte, böte es sich sicher an, dann eben lieber zu dritt zu reisen als zu zweit und Ihr allein." Gerade letzter Umstand schien ihr flüchtig ein missmutiges Stirnrunzeln zu entlocken.

Aber das hatte sie ja nicht allein zu entscheiden... unwillkürlich sah sie sich nach Basil um und wunderte sich kurz, dass die beiden darüber nicht ohnehin schon geredet hatten, während sie mit Elli beschäftigt gewesen war. Da entdeckte sie ihren Kameraden, wie er gerade mit Mil tanzte. Moment, tanzte? Das vorige Stirnrunzeln kehrte zurück und schien noch ein Weilchen bleiben zu wollen. Was tanzte Basil denn da? Sicher nichts, was an den Hof gehört hätte. Und vielleicht war das auch der Grund, warum er dabei so gelöst wirkte und strahlte - dass diesem Gedanken etwas zutiefst Gemeines anhaften konnte, hätte Gernot ihr nun sicher erklären können, aber darauf kam sie nicht. Sie erinnerte sich nur mit Grausen an die bisherigen Tanzstunden.
Das lag nicht an den Tänzen.
Darna schätzte die Geometrie, mathematische Harmonie und Ästhetik dieser Tänze, und da sie als einziges Mädchen unter den Knappen allein schon für die einleitenden Erklärungen immer herhalten musste und danach ständig als Gegenpart gebraucht wurde, hatte sie jeden Tanz, den man sie gelehrt hatte, mindestens dreimal absolviert, wo die Jungs ihn bloß einmal hätten tanzen brauchen. Hinzu kam die Zeit, in der man ihr auch noch die Herrenrolle beigebracht hatte... die üblichen Tänze beherrschte Darna im wahrsten Sinne des Wortes in- und auswendig.
Aber mit Darna zu tanzen, machte "ungefähr so viel Spaß, wie einen Besen durch die Gegend zu schieben - nur lässt der Besen sich wenigstens führen und korrigiert einen nicht", wie Gernot sich einmal ausgelassen hatte. Er hatte zuletzt lediglich Spaß 'mit ihr' gehabt, wenn er sie aus dem Takt bringen oder zu Fehlern zwingen konnte.
Mit bäuerlichem "Herumgehopse", wie es bei Reigen auf Dorffesten oft gang und gebe war, konnte die Knappin hingegen überhaupt nichts anfangen. Dies hier schien irgend etwas dazwischen zu sein.

Dass Basil sie zum Tanz auffordern könnte, kam ihr überhaupt nicht in den Sinn. Basil schien Spaß gehabt zu haben, und dass "Spaß" und "Darna" nicht miteinander zu vereinbaren waren, wusste er schließlich zur Genüge. So sah sie ihm diesbezüglich gelassen, aber mit dem üblichen kritischen Ernst entgegen. Er trank jetzt Wein? Hatte er zuvor nicht Bier gehabt? Ihre Brauen schoben sich über der Nase leicht nach oben, als sie die Rötung seines Gesichtes entsprechend einzuordnen versuchte. Er hat sich hier jetzt sicher nicht betrunken, versuchte sie sich selber zu beruhigen.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. November 2015, 10:10

Darna meinte sich im ersten Moment nach der förmlichen Vorstellung nicht daran zu erinnern, von dieser Familie je auf dem Adelsparkett gehört zu haben - dabei wurde dort doch über alles und jeden geredet, besonders wenn es um Heiratspolitik ging. Und da waren Landgrafen immer heiß begehrt. Ein Blick auf Leon genügte um dich lebhaft vorstellen zu können, dass er dann nicht nur wegen seiner Landgüter hin heiß begehrt wäre. Darna konnte das Gekicher und Getuschel der heiratswilligen jungen Damen fast hören, wie sie in den höchsten Tönen schwärmten und das leider nicht nur metaphorisch, denn oft klangen dann ihre Stimmen wie das Wiehern von Pferden.
Aber wie attraktiv kann eine Familie schon sein, die einer Grafschaft vorsteht, die offiziell nicht anerkannt ist? Jeder würde sie als einflusslos belächeln oder gar als Hochstapler betrachten.
Damit ging sie kurz ihre Erinnerungen durch, was das Geläster in dieser Richtung anging. Im Klatsch und Tratsch der Höflinge wollte ihr Geist jedoch keinen Hinweis auf die Grafschaft finden, also versuchte sie es wieder eher tiefer in ihrer Erinnerung, ohne das störende Wiehern der hohen Damen bei Hof im mentalen Hintergrund. Sie entsann sich ihrer ausgezeichneten Ausbildung und ging in Gedanken die alten Wälzer durch. Sie wusste nur zu genau, dass in den neueren Abschriften nirgends eine Grafschaft mit diesem Namen vorhanden war, geschweige denn Rugta zu Jorsa gezählt wurde. Der Nebel hatte sich das Land einverleibt...
Ja, das war es. Irgendwo hatte sie gelesen, dass der Nebel sich mit den Jahren immer weiter ausgebreitet hatte. Vielleicht gehörte das Land, dass von Weißenfels als sein Erbe sah, in eine Zeit vor den aktuellen Lehrbüchern. Wenn dem so war, würde eine Recherche in den alten Chroniken natürlich mehr hervor bringen, doch genau das war es, was sie gerade Leon versprochen hatte nicht zu tun. Vor allem aber irritierte sie, dass wahrscheinlich höchste Stellen, die bei diesem Knappentest im Auftrag des Königs gehandelt hatten, die Herkunft Leons offenbar in vollem Umfang zu akzeptieren schienen - einer der maßgeblichen Gründe, warum sich bei seiner Vorstellung keine Empörung in ihr regte; es musste trotz allem irgendwie seine Richtigkeit haben. Aber warum wurde dabei eine Grafschaft anerkannt, die es offiziell nicht gab oder nicht mehr gab? Die von Weißenfels mussten ein Geheimnis hüten, dass dem Königshaus einiges an Vorteilen verschaffte, oder zumindest denjenigen, die davon wussten.
Wenn das alles wirklich so vertrackt ist, wie es gerade aussieht, hat er gute Gründe, inkognito zu reisen
, zog sie nüchtern ein Zwischenfazit. Und sein Magierrang? Adept. Kein Novize. Schon dieser kleine Irrtum ärgerte sie. Nach Adel und Klerus hatten die Magierhierarchien sie mit als letztes interessiert, was die jorsanischen Institutionen anging, aber die Lichtakademie war ohne jeden Zweifel wichtig - und Fehltritte konnten auch hier unangenehme Konsequenzen haben. Sehr unangenehme. Konnte sie sich hier auf ihre Erinnerungen verlassen? "Magus Unus" wurde der höchste Magier der Akademie genannt, allerdings kannte den kaum jemand persönlich, soweit sie wusste. Sie durchwühlte zunächst ihr eigenes Wissen, was den "vierten Rang" betraf. War das der zweithöchste? Oder noch eine Ebene darunter? Woh eher der Vierte, wenn man der Nummerologie folgte. Zu viel Zeit, darüber nachzugrübeln, hatte sie nicht:
"Und es ist mir eine echte Freude euch kennen zu lernen."
Sie schloss nur zur gegenseitigen Bestätigung einen längeren Augenblick die Augen und neigte angedeutet den Kopf. Auch sein Anliegen, gerne bei den einfachen Vornamen bleiben zu wollen, stieß auf ihre Zustimmung.
"... Nach dieser äußerst merkwürdigen Selektion der derzeit angehenden Knappen.."
Oh ja. 'Äußerst merkwürdig' trifft es.
"Hattet ihr vor gleich morgen loszureiten?"

Ihre Hände wurden wieder auf der Tischkante gefaltet.
"Im Prinzip ja, doch liegt nichts vor, was uns zu übertriebener Eile zwingen würde, soweit ich weiß"
, entgegnete sie ruhig,
"Und obwohl die Strecke recht anspruchslos sein dürfte, böte es sich sicher an, dann eben lieber zu dritt zu reisen als zu zweit und Ihr allein."
Gerade letzter Umstand entlockte ihr flüchtig ein missmutiges Stirnrunzeln, denn in seinem geschwächten Zustand wäre Leon ein leichtes Opfer. Sie sah sich nach Basil um und entdeckte ihren Kameraden, wie er gerade mit Mil tanzte. Das Stirnrunzeln schien noch ein Weilchen bleiben zu wollen. Sie erinnerte sich nur mit Grausen an die bisherigen Tanzstunden. Das lag nicht an den Tänzen. Darna schätzte die Geometrie, mathematische Harmonie und Ästhetik dieser Tänze, und da sie als einziges Mädchen unter den Knappen allein schon für die einleitenden Erklärungen immer herhalten musste und danach ständig als Gegenpart gebraucht wurde, hatte sie jeden Tanz, den man sie gelehrt hatte, mindestens dreimal absolviert, wo die Jungs ihn bloß einmal hätten tanzen brauchen. Hinzu kam die Zeit, in der man ihr auch noch die Herrenrolle beigebracht hatte... die üblichen Tänze beherrschte Darna im wahrsten Sinne des Wortes in- und auswendig.
Aber mit Darna zu tanzen, machte "ungefähr so viel Spaß, wie einen Besen durch die Gegend zu schieben - nur lässt der Besen sich wenigstens führen und korrigiert einen nicht", wie Gernot sich einmal ausgelassen hatte. Er hatte zuletzt lediglich Spaß 'mit ihr' gehabt, wenn er sie aus dem Takt bringen oder zu Fehlern zwingen konnte. Mit bäuerlichem "Herumgehopse", wie es bei Reigen auf Dorffesten oft gang und gebe war, konnte die Knappin hingegen überhaupt nichts anfangen. Dies hier schien eine Mischung aus einem klassischen Kontratanz der höfischen Kultur und einzelnen Elementen aus dörflichem Paartanz zu sein, analysierte Darnas Gehirn die Bewegungsabläufe. Besonders die Abschnitte in denen Basil mit der jungen Mil, in den Armbeugen eingehakt über die improvisierte Tanzfläche wirbelte, schienen allen sehr viel Spaß zu machen. Es war so simpel, denn es ging immer nur im Kreis und das dafür mit ziemlicher Geschwindigkeit. Damit wohl den Tänzern nicht schwindelig wurde, wechselte alle paar Takte die Richtung. Das Basil so etwas kannte, da er mit den Bauern viel zusammen gewesen war, war weniger verwunderlich. Verwunderlich war eher, dass er trotz seinem Wissen um Darnas Unvereinbarkeit mit „Spass“ zielstrebig auf sie zu kam. Die Knappin sah sie ihm diesbezüglich gelassen, aber mit dem üblichen kritischen Ernst entgegen. Ihre Brauen schoben sich über der Nase leicht nach oben, als sie die Rötung seines Gesichtes entsprechend einzuordnen versuchte.
Er hat sich hier jetzt sicher nicht betrunken
, versuchte sie sich selber zu beruhigen. Basilius von Gudenberg hatte ihren Tisch erreicht und stützte sich an der Kante ab. Er lachte noch einen kleinen Moment und war ganz offensichtlich etwas außer Atem. Dann sah er erst zu Leon und nickte lächelnd und dann zu Darna.
„Die kleine Mil, ist sie nicht süß? ...*schnauf*... Sie würde sich freuen, wenn ich ihr einen echten Tanz, so wie man ihn bei Hofe tanzt zeigen könnte. Darna, würdet ihr mit bitte assistieren?“
Be-trunken klang er noch bei weitem nicht, aber der Glanz seiner Augen ließ drauf schließen dass auch nicht mehr all zu viel bis dahin fehlte. Er artikulierte noch gut und sein Gang war noch sicher, was man auch beim Tanzen brauchte. Basil streckte sich, bot seinen Arm an und fragte höflich lächelnd:
„Darf ich bitten?“
Leon war in dieser Situation leider zu sehr Gentleman, als das er sich ohne einen Grund dazwischen stellen würde. Er hatte nur leicht die Brauen fragend erhoben, als würde er ihr gerne helfen wenn gewollt. Die Situation war nun mal so, dass Darna die einzige Frau im Raum war, die für diese Vorführung in Betracht kam.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Mittwoch 25. November 2015, 15:38

Basilius von Gudenberg hatte ihren Tisch erreicht und stützte sich an der Kante ab. Er lachte noch einen kleinen Moment und war ganz offensichtlich etwas außer Atem. Seine gute Laune schien ansteckend, doch erwies sich die Knappin mal wieder als immun. Mit ungerührtem Adlerblick verfolgte sie, wie Basil Leon erst lächelnd zunickte und sich dann ihr zuwandte: "Die kleine Mil, ist sie nicht süß?" Darna enthielt sich eines Kommentars darüber. 'Süß' bedeutete wohl, dass das Mädchen ihm gefiel, auch wenn dies vermutlich keine weitergehende Bedeutung hatte. Kurz versuchte Darna daraus abzuleiten, was an Mil ihm wohl gefallen mochte, beließ es aber genauso schnell, wie der Gedanke gekommen war.
"Sie würde sich freuen, wenn ich ihr einen echten Tanz, so wie man ihn bei Hofe tanzt zeigen könnte. Darna, würdet Ihr mir bitte assistieren?"
Ihre Augen weiteten sich, dass sie ihren Kameraden für einen Moment mit dieser nüchternen Miene und doch irgendwie 'entsetzt' anstarrte. Ein Teil von ihr war diese Frage aus den Tanzstunden gewohnt. Aber Basil wollte mit ihr tatsächlich etwas vorführen?!
Er musste wirklich angetrunken sein. So, wie sie ihn ansonsten kannte und einschätzte, wäre er jetzt ansonsten heillos nervös gewesen. Er muss diese Mil in der Tat mögen.
... dass er dafür... sogar mit mir... tanzen würde.
Etwas in ihrem Blick stumpfte ab.
Alternativen hat er ja keine.

"Darf ich bitten?" Sie fing sich wieder. Sie konnte schlecht ablehnen, ohne ihn bloßzustellen. Vermutlich wurde er auch gerade beobachtet. DU auch gleich! Plötzlich geriet ihr doch ein gewisser Schuss Nervosität in die Blutbahnen.
Ich hab kein Kleid an, das wird seltsam aussehen...
... Immerhin kann man sich dann gut die Schritte von dir abgucken.
In Stiefeln... mpfh. War das wirklich Basils Ernst?
Hoffentlich macht er keine Fehler.
Ich werd ihn diesmal aber NICHT korrigieren!
Auch nicht unauffällig? Wenn du könntest?
...
Oh BITTE, mach keine Fehler!

Also etwas nicht zu anspruchsvolles... Während sie protokollgemäß höflich aufstand und den angebotenen Arm annahm, ohne die Geste zu vertraulich werden zu lassen, wandte sie sich an Leon:
"Ihr entschuldigt uns für einen Moment? Wir können danach zu dritt sicher alles weitere besprechen." - und hoffte, dass Basil den Wink verstand, dass seine Anwesenheit hier noch gebraucht wurde.

Sie folgte ihm in Richtung Tanzfläche und flüsterte dabei leise, aber mit einer gewissen Eindringlichkeit: "Was möchtest du denn tanzen, eine Branle?" Eine Pavane wäre noch 'höfischer', wirkte aber in ihrer Langsamkeit furchtbar langweilig, solange man dabei keine pompösen Kleider spazieren führte - und solange man sie nicht mit einer Gaillarde abschloß. Die aber war komplizierter, brauchte mehr Platz, und die Sprünge würden bei ihr als 'Dame' ohne Kleid noch seltsamer aussehen, als sowieso alles. Eine Branle, bei der sich nach ein, zwei Vorführ-Folgen noch weitere Paare anschließen konnten, bis sich ein Kreis bildete, bot sich wohl eher an. Das könnte sogar ganz hübsch aussehen... Da kamen zwei oder drei in Frage, die sie geübt hatten...
Sie überließ aber bewusst Basil die Auswahl - vor allem musste er gerade selber wissen, was er sich zutraute. Da war sich Darna bei ihm gerade nicht so sicher.

Was immer Basil auswählte, das Problem mit seiner Tanzpartnerin bliebe zu Beginn das altbekannte: Es war gut, dass es eine Vorführung war, denn zum Spass war die steife Knappin ganz offensichtlich nicht hergekommen! Hätte sie dabei auch noch ablehnend gewirkt, hätte sie Basil sicher blamiert, doch ihre Mimik bleib einfach nur sachlich und konzentriert - und wirkte damit auf Fremde eher etwas grimmig. Es war ihr genauso leicht anzusehen, dass sie diverse Bewegungsabläufe im Schlaf zu beherrschen schien, wie dass ihr jegliche Gelassenheit fehlte; und damit jedweder Versuch, etwas wie "Anmut" in ihrer Darbietung entdecken zu wollen, scheiterte. Darna bewies die Grazie einer ordnungsgemäß funktionierenden Marionette.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. November 2015, 16:18

"Ihr entschuldigt uns für einen Moment? Wir können danach zu dritt sicher alles weitere besprechen."
- und hoffte, dass Basil den Wink verstand, dass seine Anwesenheit hier noch gebraucht wurde. Leon hatte sich selbstverständlich erhoben, als sie es getan hatte und sah den beiden hinterher. Auch er würde sie beobachten, dass wusste sie.
Darna folgte Basil in Richtung Tanzfläche und flüsterte dabei leise, aber mit einer gewissen Eindringlichkeit:
"Was möchtest du denn tanzen, eine Branle?"
Darna ging in Gedanken das erlernte Repertoire durch und eine Branle war die logischste Wahl.
Das könnte sogar ganz hübsch aussehen...
Basil nickte und grinste etwas zu breit, so dass seine Zähne zu sehen waren. Vor allem musste er gerade selber wissen, was er sich zutraute und da war sich Darna bei ihm gerade nicht so sicher. Der Knappe führte seine Dame auf die improvisierte Tanzfläche und ging noch einmal schnell zu dem einen Bruder um mit ihm ein paar musikalische Details abzusprechen. Derweil stand Darna allein zwischen lauter neugierigen Gesichtern. Alle lächelten und Mil, die große Schwester von Elli konnte kaum an sich halten. Sie trat nervös und voller Vorfreude von einem Bein auf das andere. Sie war ein junges Mädchen, das vielleicht 10 oder 11 Sommer gesehen hatte. Ihre großen runden Augen waren wirklich hübsch und tatsächlich wirkte sie schlichtweg irgendwie „süß“.
Die musikalische Untermalung war gerade so als befriedigend zu bezeichnen, zumal einige notwendige Instrumente einfach fehlten. Man improvisierte halt. Der Vater der Familie klopfte mit einem Holzlöffel den Takt auf den Tresen und sein Sohn gab sich alle Mühe auf der Klampfe die Melodie zu halten. Basil nickte allen zu und steuerte zurück zu Darna, ergriff ihre Hände und der Tanz begann. Das Problem mit seiner Tanzpartnerin bliebe zu Beginn das altbekannte: Es war gut, dass es eine Vorführung war, denn zum Spaß war die steife Knappin ganz offensichtlich nicht hergekommen! Hätte sie dabei auch noch ablehnend gewirkt, hätte sie Basil sicher blamiert, doch ihre Mimik bleib einfach nur sachlich und konzentriert. Es war ihr genauso leicht anzusehen, dass sie diverse Bewegungsabläufe im Schlaf zu beherrschen schien, wie dass ihr jegliche Gelassenheit fehlte; und damit jedweder Versuch, etwas wie "Anmut" in ihrer Darbietung entdecken zu wollen, scheiterte. Darna bewies die Grazie einer ordnungsgemäß funktionierenden Marionette, doch das schien hier niemanden zu stören. Binnen weniger Takte versuchten die umher stehenden Beobachter die Bewegungen nachzuahmen. Da ein kleines Hüpfen, hier eine Drehung und eine Verbeugung, alles in allem sehr fehlerhaft und locker. Leider ging ihr Wunsch nach einem perfekten Tanzpartner nicht gleich in Erfüllung, denn Basil hatte im Unterricht nur bedingt aufgepasst. Alle drei Takte verpasste er den Einsatz und brachte so alles durcheinander. Alle lachten und man änderte einfach kurzerhand das Tempo. Aus dem Augenwinkel entdeckte Darna während einer konzentrierten Drehung Leon der bei Mil stand und unter seinem Arm herum drehte, wie einen Kreisel. Das Mädchen kicherte wie wild und strahlte über das ganze Gesicht. Für einen kurzen Augenblick traf Leons Blick den ihren und Darna erkannte eine ungestellte Frage darin. Was wollte er? Sie verlor ihn wieder aus den Augen. Überall tanzten die Leute. Hier und da wurden Elemente aus den bäuerlichen Tänzen einfach mit eingebaut und andere hatten sich bereits ihrem Reigen angeschlossen. Insgesamt waren es schon sechs Leute, die die Branle tanzten. Langsam formte sich ein kleiner Kreis und die Bewegungen wurden synchroner. Bald zwängte sich Mil neben Basils andere Seite und machte erstaunlich talentiert mit. Ihre Mutter tanzte ihr gegenüber im Kreis und lachte anhaltend. Hier und da summte sogar jemand die Melodie mit oder stampfte einfach im Takt mit. Die Gäste hatte es nicht lange an ihren Tischen gehalten. Ein Fischer der anscheinend ein Hemd mit Resten aus Fischernetz geflickt hatte und dem eine Pfeife zwischen den Zähnen klemmte, hatte sich gerade zu ihnen gesellt und schaute angestrengt auf Darnas Beine um in Takt zu kommen, als sich eine Hand zwischen Basil und ihre schob. Leon.
Auch sein Gesicht war mehr konzentriert als fröhlich und er übernahm sofort die Führung, löste die Verbindung des Reigens und führte sie wie in einer Girlande durch den Raum. Sie tanzten um die Tische und plötzlich löste Leon Darnas Hand von ihrer Nachfolgerin, drehte sie in einer schnellen Bewegung aus der Reihe heraus. Der Reigen bewegte sich verselbständigt weiter und trotz der vielen Menschen um sie herum, war nun Leon und sie irgendwie wieder für sich. Seine Augen versenkten sich in ihren. Sein fester Händedruck führte und folgte ihren perfekten Bewegungen, ließ sie frühzeitig erkennen was er wollte und übernahm die Kontrolle, ohne sie zu dominieren. Gleich einem Tanzpaar das die Perfektion zelebrierte, umkreisten sie einander im Takt der Musik. Seine Hände lagen da, wo sie hin gehörten, seine Bewegungen waren ihren ein perfektes Spiegelbild. Jeder Schritt, jede noch so kleine Berührung kam genau dann, wann sie erwartet wurde. Es war tatsächlich der entspannteste Tanz den die Knappin in ihrer Ausbildung je erlebt hatte. Sie musste nicht nachdenken, alles passierte automatisch. Es gab nur einen Nachteil. Es dauerte nicht lange, denn Leon leitete schnell das Ende ihres Tanzes ein und löste seine Führung auf wie Wind der das Segel verließ. Ihr Schiff kam zum Stillstand. Mit einer sehr passenden Verbeugung zollte er ihr höfischen Respekt und irgendwo erklang Applaus. Sein angebotener Arm führte sie von der Tanzfläche und zurück zu ihrem Tisch, während das allgemeine fröhliche Getümmel noch lange kein Ende fand. Basil würde wohl noch ein zwei Tänze auf sich warten lassen.
Leon wartete bis Darna sich gesetzt hatte und sank dann auch auf seinen Platz. Der Tanz hatte ihn angestrengt, auch wenn er wohl nicht zugeben würde, dass es so war. Warum hatte er sich für sie verausgabt? Die Adern seiner Schläfen waren leicht erhaben und sein Atem war gerade dabei sich zu beruhigen, auch wenn man direkt beim Tanz davon nichts bemerkt hatte.
„Ich hoffe, es war euch nicht unangenehm, dass ich euch entführt habe. Eure Perfektion verlangte einfach nach einer passenden Erwiderung.“
Er nahm einen Schluck Wasser und sah Darna mit seinen silbrig schimmernden Augen an.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 29. November 2015, 19:20

Sie brauchte wirklich ihre ganze Konzentration.
Die neugierigen Blicke auszuhalten, bis Basil alles Nötige zur Musik abgesprochen hatte, war eine Sache - das bekam sie hin, indem sie sich innerlich einfach zurückzog und so unbeteiligt wie möglich wirkte. Als Mädchen unter Männern war sie dergleichen halbwegs gewöhnt. Auch den beiden "Musikanten" wollte sie keine großen Vorwürfe machen, fast tat der klampfende Junge ihr sogar leid, aber es machte nach ihrem Verständnis die Angelegenheit nicht einfacher. Musik und Tanz passten manches Mal nicht zueinander - nicht nach ihrem Verständnis. Mal blieb die Melodie seicht, wo auf der Tanzfläche eigentlich ein Hüpfer kam, mal fing der Junge mit Begeisterung an sich nett zu improvisieren an, wo aber der Tanz gerade nicht mehr als die Grundschritte hergab. Basil schien das auch nicht eben zu helfen.
Aber war sie die Einzige, die sich daran störte?
Es schien so, wie sie nach einer Weile innerlich stöhnend feststellte. Als die ersten anfingen, die Bewegungen nachzuahmen, spähte sie zur Seite und hätte sich prompt gerne gelöst, um wie ein Lehrmeister die Versuche zu leiten und vor allem zu korrigieren, aber sie hatte genug damit zu tun, auf Basil zu achten. Also waren die anderen für sich selbst verantwortlich. Es war nicht alles verkehrt, mancher bewies gar ein gewisses Talent oder schien Vorkenntnisse zu haben, aber die Fehlermenge und vor allem die Gelassenheit, mit der dies hingenommen wurde, waren für sie schwer zu verkraften.
Wozu machen sie überhaupt mit, wenn es ihnen egal ist, ob sie es richtig machen?!, ging es ihr frustriert durch den Sinn.

Wieder ein Fehltritt von Basil, wieder brachte er sie fast mit ins Stolpern, um zurück in den Takt zu finden. Nach dem zweiten Fehler der gleichen Art wirkte ihr Gesichtsausdruck etwas genervt. Als sie den dritten Fehler schon ahnte, noch bevor er eintrat, war sie kurz davor zu sagen: 'Es reicht!', aber sie wusste, sie hätte hier damit unnötige und unangemessene Aufmerksamkeit auf sie beide gelenkt. Du wolltest ihn diesmal nicht bloßstellen, ermahnte sie sich, ihren zuvor gefassten guten Vorsatz einzuhalten. Die Leute lachten schließlich, als Basils Schwierigkeiten offensichtlich wurden und man änderte einfach kurzerhand das Tempo. Erneut innerlich stöhnend bekam nun Darna ernste Schwierigkeiten, mitzuhalten: die Vorgaben passten nicht mehr in ihr Schulbuchschema.
Eigentlich hätte ihr Tanzlehrer stolz auf sie sein müssen, dass sie es mit Hängen und Würgen schaffte, trotzdem irgendwie die Form zu wahren. Die förmliche Steifheit zu Beginn hatte sich in echte Verkrampftheit gewandelt, die sich auch zunehmend in ihrer Mimik niederschlug, als sie den ersten eigenen Fehler beging und kurz darauf an einem zweiten nur knapp vorbei schrammte. Hatte es etwa auch niemand bemerkt, wie sie gerade statt einem Doppelschritt nur einen einfachen gemacht und hastig einen weiteren nachgeschoben hatte? Das Rucken musste doch zu bemerken gewesen sein!
Drehung...
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Leon, wie er Mil spielerisch Pirouetten drehen ließ. Ihre Blicke trafen sich und irgend etwas schien er zu wollen? Drängte er darauf, dass sie endlich die Reise besprachen? Sie käme hier nicht wirklich weg, war wie gefangen in einem Reigen, der ihr mehr und mehr zur Qual wurde. Als Kind hatte sie in Märchen von Ähnlichem gelesen... aber da hatte so etwas stets in der Feenwelt stattgefunden. Sie konnte Leon ihre Hilflosigkeit nicht einmal verdeutlichen, er war schon wieder aus ihrem Blickfeld verschwunden.

Mehr Personen schlossen sich der Branle an, während andere... einfach irgend etwas tanzten. Das an sich fröhliche Chaos verursachte bei der Knappin rasch zunehmende Kopfschmerzen, eine Flut von Eindrücken, die ihr teils einfach zuwider waren. War Frau Bromer noch bei Sinnen? Sie lachte in einer Dauer und Art, dass es Darna kalte Schauer von Befremdung über die Schultern jagte. War dies alles hier noch real? Sie hatte langsam das Gefühl, völlig neben sich zu stehen - als sich eine Hand zwischen Basil und ihre schob. Leon.
Auch sein Gesicht war mehr konzentriert als fröhlich und er übernahm sofort die Führung, löste die Verbindung des Reigens und führte sie wie in einer Girlande durch den Raum.

Ein irriger Hoffnungsfunke schlich sich in ihr Empfinden und leicht verwirrt folgte sie ihm, suchte sich seinem Schritt anzupassen. Was hatte er vor? Er hatte auf jeden Fall etwas vor, und sie spielte das Spiel mit flachem Atem angespannt mit.
Sie tanzten um die Tische und plötzlich löste Leon Darnas Hand von ihrer Nachfolgerin, drehte sie in einer schnellen Bewegung aus der Reihe heraus. Der Reigen bewegte sich verselbständigt weiter und trotz der vielen Menschen um sie herum, waren nun Leon und sie irgendwie wieder für sich.
Ein ängstlicher Teil in ihr lauschte darauf, wie die Umgebung auf dieses Manöver reagierte. War Basil froh, dass sie "raus" war, interessierte es ihn gar nicht, oder hatte Leon ihn gerade sogar damit vor den Kopf gestoßen, wie er ihm die Tanzpartnerin "geklaut" hatte? Aber er hatte ja ohnehin mit Mil tanzen wollen...

Sie jedenfalls war froh, dass sie da raus war! Leons Augen versenkten sich in ihren und tiefste Dankbarkeit durchflutete sie, als sie begriff, dass er für ihr 'Leiden' scheinbar Verständnis und sie deshalb da heraus geholt hatte! Einen Lidschlag lang wurde ihr schwindelig, aber die nachlassende Verkrampfung erleichterte es Leon, unaufdringlich die Führung zu übernehmen. Überrascht blinzelte sie. Er wollte weiter tanzen?! Erstaunen weitete ihre Augen und sie versuchte in seiner Mimik etwas zu erkennen, warum er das gerade tat. Vorsichtig folgte sie ihm. Linke Wende? Gut... Sie hörte fast wie aus dem Hintergrund, dass das Musikspiel wieder wechselte und spürte zeitgeich, wie Leon sich löste und zu einer Verbeugung ansetzte. Eine Reference? Warum nicht - also nochmal ein 'neuer Tanz', schön. Noch mit dem stillen Danke in den Augen, dass er sie aus diesem Chaos erlöst hatte, pfiff sie darauf, dass sie kein Kleid trug und legte den galantesten Knicks seit längerer Zeit hin.
Die Eleganz, wie er sie da raus gelöst hatte, ließ hoffen und sie wurde nicht enttäuscht. Sein fester Händedruck führte und folgte ihren perfekten Bewegungen, ließ sie frühzeitig erkennen was er wollte und übernahm die Kontrolle, ohne sie zu dominieren. Gleich einem Tanzpaar das die Perfektion zelebrierte, umkreisten sie einander im Takt der Musik. Seine Hände lagen da, wo sie hin gehörten, seine Bewegungen waren ihren ein perfektes Spiegelbild. Sie entspannte sich spürbar, als sie bestätigt sah, dass sie auf ihn nicht im Mindesten 'aufzupassen' brauchte und erlaubte sich, etwas mehr Stolz in ihre Haltung zu legen, um seiner Eleganz gerechter zu werden; trotzdem blieb ihre Mimik mild.
Jeder Schritt, jede noch so kleine Berührung kam genau dann, wann sie erwartet wurde. Es war tatsächlich der entspannteste Tanz den die Knappin in ihrer Ausbildung je erlebt hatte. In ihre Augen gelangte ein Glänzen. Oh, war das schön! Sie musste nicht nachdenken, alles passierte automatisch. SO muss das aussehen! Glatt hoffte sie voller Stolz und Glück, dass sie gerade beobachtet wurden und sah zu den übrigen Leuten, als es wieder eine entsprechende Wende gab!

Und blickte in eine johlende und wütend die Fäuste schüttelnde Menge.
Mit geweiteten Augen prallte Darna vor diesem Anblick zurück, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Einen Herzschlag lang unfähig, sich zu rühren.
Da war der abgerissene Kerl der aussah, als würde er selber an den Galgen gehören, und der trotzdem noch unflätige Dinge rufend ein faules Ei nach ihr warf. Ausweichen konnte sie nicht. Es würde gleich auch nur sinnlos gegen das aufgeschichtete Holz prallen. Ein Mädchen auf den Schultern eines Mannes, das noch gar nicht wissen konnte, was hier passierte, aber fleißig irgend etwas krakeelte. Eine Masse, von der sie nicht einen einzigen Namen kannte - bis auf einen... Doch die Leute wollten sehen, wie sie brannte!
Entsetzen packte sie und der Knappin rutschte sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Sie sah sich um, wollte irgendwen bestimmtes suchen... und entdeckte Leon.

Leon?? Vorsicht, du gerätst aus dem Takt... Erschrecken und Verwirrung wurden rasch niedergekämpft, um halbwegs weiter Schritt zu halten. Was war DAS?! Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Es dauerte auch nicht mehr lange und Leon leitete das Ende ihres Tanzes ein und löste seine Führung auf wie Wind der das Segel verließ. Ihr Schiff kam zum Stillstand, was sie diesmal ehrlich bedauerte, doch die Verwirrung hielt noch an und in ihr stritten sich gerade sämtliche Gefühle. Sie war Leon zutiefst dankbar für diese paar wunderschönen Momente. Mit einer sehr passenden Verbeugung zollte er ihr höfischen Respekt und irgendwo erklang Applaus. Sie erwiderte seine Geste mit huldvoll geschlossenen Augen und hörte das Klatschen kaum. Sie registrierte es, doch es war ihr im Moment überhaupt nicht wichtig. Während der Verneigung hatte sie das Gefühl, dass ihr Galle im Hals aufzusteigen drohte, aber sie schluckte es herunter, während sie sich wieder aufrichtete.
Sein angebotener Arm führte sie von der Tanzfläche und zurück zu ihrem Tisch, während das allgemeine fröhliche Getümmel noch lange kein Ende fand. Basil würde wohl noch ein zwei Tänze auf sich warten lassen.
Leon wartete bis Darna sich gesetzt hatte und sank dann auch auf seinen Platz. Der Tanz hatte ihn angestrengt, auch wenn er wohl nicht zugeben würde, dass es so war. Warum hatte er sich für sie verausgabt? Die Adern seiner Schläfen waren leicht erhaben und sein Atem war gerade dabei sich zu beruhigen, auch wenn man direkt beim Tanz davon nichts bemerkt hatte.

Ihre Augen verengten sich wachsam, während Schuldgefühle sich breit machten. Er hätte den weiteren Tanz mit dir gar nicht beginnen dürfen!, begriff und erschrak sie und fragte sich umso mehr, warum er das getan hatte.
"Ich hoffe, es war Euch nicht unangenehm, dass ich Euch entführt habe. Eure Perfektion verlangte einfach nach einer passenden Erwiderung."
Er nahm einen Schluck Wasser und sah Darna mit seinen silbrig schimmernden Augen an.


Wie bitte...? Sie starrte ihn an und wusste einen Moment nicht, was sie sagen sollte. Hat er meinen Aussetzer überhaupt bemerkt? Sie wusste nicht, was das gewesen war und wollte es eigentlich auch gar nicht wissen. In ihren Gedanken spielten sich noch einmal einige der Bewegungsabläufe ab und sie genoss die Harmonie, die sie beide hatten beweisen können.
'Eure Perfektion verlangte einfach nach einer passenden Erwiderung.', hallten seine Worte in ihr nach und sie senkte leicht verschämt den Blick.
Wann immer er möchte, ich würde wieder mit ihm tanzen! Es war so ...
"Danke", stolperte es ihr über die Lippen und sie wollte noch einmal in diese schönen Sternenfall-Augen sehen, ob er tatsächlich nicht nur aus grenzenloser Barmherzigkeit mit ihr getanzt hatte, als schwarze tote Augen ihr hasserfüllt entgegen starrten und das Ganze von Flammen umrahmt wurde.
Das Erschrecken darüber, dass sie gerade offensichtlich den Verstand verlor, frass sich in weniger als einem Lidschlag bis tief in ihre Knochen und vor allem ihre rechte Hand begann unkontrolliert zu zittern. Das Essen kam ihr hoch und sie unterdrückte gerade noch so den Impuls, sich auf der Stelle zu übergeben!
Ein unartikuliertes "Entschul..!" war noch zu hören, bevor sie hastig aufstand und an der Feiergesellschaft vorbei flüchtete, an der Küche vorbei zu einem Seitenausgang, den sie nachmittags in Ellis Begleitung registriert hatte. Den Weg zur Vordertür hätte sie nimmer geschafft. Sie hätte dabei sicher auch sämtliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Eigentlich wusste sie wenige Augenblicke später nicht einmal mehr, wie sie es überhaupt so schnell hierher geschafft hatte. Kalte Luft schlug ihr entgegen und sie musste in einer kleineren Seitenstraße sein, den die Familie wohl oft als Abkürzung zu ihrem Stall-Geschäft benutzte. Die Linke war an die Wand gestützt und sie atmete tief und hastig, keuchte schon fast, ihre Knie zitterten. Was war los?! Das Essen doch zuviel für deinen Magen? Sie schickte den Blick einmal in den Himmel und senkte ihn dann, registrierte wie dunkel es schon geworden war.
Eigentlich starrte sie gerade nur in tiefste Schwärze und ihre Nasenflügel blähten sich vor Angst.
Da...

Rauch.

Ihr Mageninhalt landete auf dem Boden und noch im gleichen Moment, wie sie das Platschen hörte, schämte sie sich unglaublich, hier wie ein besoffener Gassenstrolch neben eine Kneipe zu göbeln. Unfähig, sich großartig bewegen zu können hockte gleichzeitig wieder dieses paranoide kalte Gefühl in ihrem Nacken... als griffe jemand gleich nach ihr...

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. Dezember 2015, 09:17

"Danke"
, stolperte es ihr über die Lippen und sie wollte noch einmal in diese schönen Sternenfall-Augen sehen, ob er tatsächlich nicht nur aus grenzenloser Barmherzigkeit mit ihr getanzt hatte, als schwarze tote Augen ihr hasserfüllt entgegen starrten und das Ganze von Flammen umrahmt wurde.
Das Erschrecken darüber, dass sie gerade offensichtlich den Verstand verlor, fraß sich in weniger als einem Lidschlag bis tief in ihre Knochen. Das Essen kam ihr hoch und sie unterdrückte gerade noch so den Impuls, sich auf der Stelle zu übergeben!
Ein unartikuliertes:
"Entschul..!"
war noch zu hören, bevor sie hastig aufstand und an der Feiergesellschaft vorbei flüchtete, zu einem Seitenausgang. Kalte Luft schlug ihr entgegen und sie trat in die kleine Seitengasse.
War das Essen doch zuviel für deinen Magen?
Sie schickte den Blick einmal in den Himmel und senkte ihn dann, registrierte wie dunkel es schon geworden war. Eigentlich starrte sie gerade nur in tiefste Schwärze und ihre Nasenflügel blähten sich vor Angst. Da... Rauch. Sie konnte ihn riechen! Vor ihren Augen tanzten dichte schwarze Schwaden und irgendwo in der Ferne hörte sie ferne Stimmen.
Ihr Mageninhalt landete im heftigen Schwall auf dem Boden. Unfähig, sich großartig bewegen zu können hockte gleichzeitig wieder dieses paranoide kalte Gefühl in ihrem Nacken... als griffe jemand gleich nach ihr. Sie rang nach Atem und hatte einen Moment lang das Gefühl zu ersticken. Der Zweite Schwall Erbrochenes drängte ihre Kehle hinauf und bahnte sich mit Macht seinen Weg. Ihr Körper zuckte und rebellierte. Ihr Blickfeld verformte sich, als würde sie ein altes Gemälde auf Leinwand betrachten, nur dass die abgebildete Umgebung auf dem Material plötzlich Blasen warf und an den Rändern zu glühen anfing. Darna konnte verbranntes Fleisch riechen. Der Gestank nach Rauch wurde immer schlimmer, beißender und mischte sich mit einem anderen Geruch. Irgendwie schmeckte die Luft nach Fisch. Die Knappin kämpfte mit ihrem Körper, der ihr nicht mehr so recht gehorchen wollte. Plötzlich legte sich eine Hand auf Darnas Schulter und sie hörte eine knarrige Stimme die in Celcianisch sprach:
„Hier Mädchen, nimm das.“
Der Schreck ließ sie hochfahren, das Glühen verblasste und sie sah einen alten Mann neben sich. Sein Gesicht war zu einem mitleidigen Lächeln verzogen und er hielt ihr einen Flachmann entgegen.
„Das hilft.“
Sein leichtes Nuscheln verriet, dass er tatsächlich irgendein Besoffener war, der in dieser Seitengasse sich gerade für ein Päuschen eingerichtet hatte. Er sah aus wie ein Hafenarbeiter. Seine Kleidung war alt, hatte starke Verschleißspuren und stank entsetzlich nach Rauch. Darna wollte schon wieder irgendwas die Kehle hinauf kriechen, als er es bemerkte. Er stellte den Flachmann ab und trat ein paar Schritte zurück.
„Entschuldige Kleine, ich mach es wohl schlimmer, was?“
Er schnupperte symbolisch an seiner Kleidung und fügte dann verlegen hinzu:
„Ich arbeite in der hiesigen Räucherei und den Geruch wird man nicht so leicht wieder los … macht einsam.“
Der Flachmann stand vor Darnas Füßen und ihr Mundraum schmeckte nach sauer Verdautem. Zusammen mit seinem Geruch war es eine Mischung, die kaum auszuhalten war. Jetzt da er zurück getreten war, wurde es besser. Sie konnte ihn genauer betrachten, sofern die Nacht es zu ließ. Ein kleines Fenster warf etwas Licht in die Kleine Gasse und erhellte sein Gesicht nur mühsam. Er musste so um die 50 oder 60 sein, denn sein Haar war schon leicht ergraut. Ursprünglich musste es wohl mal rötlich gewesen sein, aber es war voller Ruß und Asche. Die Augen waren grün und von tiefen Falten umrahmt und seine recht helle Haut war unter einer dicken Schicht Dreck versteckt. Trotzdem lächelte er und hatte Darna irgendwie gerade Hilfe angeboten. Von drinnen konnte man gedämpft die Musik und das Stampfen der Tanzschritte hören.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Mittwoch 2. Dezember 2015, 23:54

Das Gefühl, ihren Körper kaum mehr unter Kontrolle zu haben, schürte ihre Angst noch mehr und sie drohte, sich in Panik zu verwandeln, als sich tatsächlich eine Hand auf ihre Schulter legte!
"Hier Mädchen, nimm das." Der Schreck ließ sie hochfahren, das Glühen verblasste und sie sah einen alten Mann neben sich. Sein Gesicht war zu einem mitleidigen Lächeln verzogen und er hielt ihr einen Flachmann entgegen.
„Das hilft.“

Hilft? Sie hätte unter dieser Voraussetzung gerade fast alles getrunken. Dass sie das Zittern ihres Körpers kaum im Griff hatte, verhinderte am ehesten, dass sie sogleich nach der Flasche griff. Ein weiterer Faktor war die Verwunderung darüber, was oder wer das überhaupt war, der ihr da Hilfe anbot. Sie hätte am ehesten damit gerechnet, dass ihr jemand aus dem Roseneck gefolgt wäre. Oder... sonstwas... hinter ihr gestanden hätte...

Aber was da an ihrer Seite stand, sah eher nach Hafenarbeiter aus, und er wirkte betrunken. Zudem... der Geruch... Darna wollte schon wieder irgendwas die Kehle hinauf kriechen, als er es bemerkte. Er stellte den Flachmann ab und trat ein paar Schritte zurück.
„Entschuldige Kleine, ich mach es wohl schlimmer, was?“
Sie verzog gequält in Verlegenheit das Gesicht.
Er schnupperte symbolisch an seiner Kleidung und fügte dann verlegen hinzu:
„Ich arbeite in der hiesigen Räucherei und den Geruch wird man nicht so leicht wieder los … macht einsam.“

Räucherei. ... Menschen räuchern? Nein... ihr Verstand arbeitete wieder einmal daran, erneut das Kommando übernehmen zu dürfen. Der Flachmann stand vor Darnas Füßen und ihr Mundraum schmeckte nach sauer Verdautem. Zweifelnd, unregelmäßig atmend und mit der Schulter an die Wand gelehnt schaute sie auf die kleine Flasche. Irrwitzigerweise huschten ihr Geschichten durch den Sinn, in denen Leute getrunken hatten und dann auf einem unbekannten Schiff erwachten.
So etwas hatte sie im Prinzip gerade hinter sich und brauchte das garantiert nicht noch einmal!
Andererseits dämmerte ihr, dass diese Sorge vermutlich Unsinn war. Dies hier war ein bürgerliches Gasthaus, keine Kaschemme im Hafenviertel. Der Gedanke, einen so kleinen Schluck aus der Flasche zu nehmen, um wenigstens diesen widerlichen Geschmack aus dem Mundraum spülen zu können, wurde verlockend. Sie sah sich die Gestalt zweifelnd noch einmal an, ging dabei aber bereits langsam in die Hocke, um nach dem Flachmann zu greifen. Eine abwegige Hoffnung wisperte, dass es vielleicht so ein Schnaps war, wie sie ihn früher einmal hatte probieren müssen, und der wenigstens im Nachgeschmack irgendwie angenehm nach Kräutern geschmeckt hatte.

Der Mann wirkte einfach nicht wie jemand, dem sie gerade akut hätte misstrauen müssen. Vor allem rührte sie seine trotz der Trunkenheit vorhandene Rücksichtnahme, dass er sich selbst als Teil des Problems begriff. Welchen Problems eigentlich? Was HAST du?, wisperte wieder etwas hartnäckig.
Essen noch nicht vertragen. Und dann auch noch herumhopsen.
Und...
vielleicht...
blieb der Schlag gegen den Kopf doch nicht so ohne Folgen...
...
Oh nein, bitte nicht...!

Mit bekümmerter Miene öffnete sie langsam den Flachmann und spähte wieder zu dem älteren Mann. "Ich danke Euch, guter Mann", sagte sie vorsichtig und bedächtig um Kontrolle über sich selbst und Höflichkeit bemüht, nickte dazu langsam und nahm einen kleinen Schluck aus der Flasche, gerade genug, um damit ihren Mundraum einmal benetzen zu können - bewusst hatte sie es sich dabei verwehrt, vorher an dem Inhalt zu riechen und stellte sich innerlich auf einen fürchterlichen Geschmack ein.

'macht einsam'? Sich zu betrinken, macht einsam.
Nun ja, vermutlich trinkt er, weil er einsam ist?
Das hilft doch nicht gegen ungewaschene Kleidung...
Was half gegen Gestank im Stoff, Essig? Ja, Essig.
Und wenn er gar nicht so viel Kleidung hat, um das dauernd zu waschen...?
'Musst du nicht, häng es einfach drüber!'

Ihr Kopf hob sich leicht, als ihr etwas einfiel, was Martha ihr einmal gezeigt hatte, als es darum ging, wie man die eigene Kleidung und vor allem die seines Ritters pfleglich behandelte.
"Verzeihung, wenn...", setzte sie zaghaft an, Willst du ihm jetzt ALLEN Ernstes einen Vortrag darüber halten, wie er seine Wäsche sauber zu machen hat?! Sie biss sich kurz auf die Unterlippe. Aber er sagte, er hat ein Problem damit... Und wenn ihm eine Frau fehlt, die das weiß...
"...wenn Ihr bei Gelegenheit etwas Essig auftreiben könnt, hilft ein wenig in einem Topf mit kochendem Wasser, und Eure Sachen hängt Ihr darüber. Das dauert nicht lange, dann riechen sie nicht mehr.
Einfach Essig."
Das behält er bis morgen doch niemals.
Darna, du bist... du bist... du hast doch...

Vorsichtig lauschte sie dabei in sich hinein, wie ihr Körper reagierte und ob sie es wagen konnte, dem Mann in irgend einer Weise seine Flasche zurück geben zu können.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Freitag 4. Dezember 2015, 10:26

"Ich danke Euch, guter Mann"
Selbst der Flachmann an sich roch an seiner Außenseite nach Geräuchertem. Darna hatte ihn aufgehoben, vorsichtig den Verschluss geöffnet, gar nicht erst dran gerochen und einen kleinen Schluck genommen. Ihre Geschmacksknospen zogen augenblicklich sich zusammen und identifizierten starken Rum, als das was da in der Flasche war. Der Geschmack von Erbrochenen hatte da keine Chance und der Nachhall hinterließ ein erstaunlich weiches, sogar leicht süßliches Aroma. Danas Gedanken kreisten um Essig und darum, ob man diesem Mann helfen konnte.
"Verzeihung, wenn..."
, setzte sie zaghaft an,
"...wenn Ihr bei Gelegenheit etwas Essig auftreiben könnt, hilft ein wenig in einem Topf mit kochendem Wasser, und Eure Sachen hängt Ihr darüber. Das dauert nicht lange, dann riechen sie nicht mehr. Einfach Essig."
„Essig...“
, wiederholte der Mann und nickte, während er auf seiner Unterlippe kaute.
„Ja das würde helfen und wenn ich mich gleich mit in den Dampf hänge, hilft's vielleicht auch bei mir.“
Er lächelte freundlich und wollte gerade noch etwas seiner seltsamen Aussage hinzufügen, als die Seitentür des Rosenecks aufsprang und Basils Kopf erschien. Mit zwei langen Schritten war er sofort bei Darna und hatte seine Hand schon kampfbereit am Heft seines Schwertes. Er stand zwischen ihr und dem potenziellen Angreifer. Sein Blick erfasste schnell die Situation und blieb dann auch kurz an der Lache zu Danas Füßen hängen. Besorgt sah er sie an und fragte:
„Alles in Ordnung?“
Er ging wohl davon aus, dass es ihr schlecht ging, würde er sie also beschützen und die andere Person in der Gasse machte nicht gerade einen Vertrauen erweckenden Eindruck. Basil fixierte den Trunkenbold. Der Alte hatte sofort beschwichtigend die Hände gehoben und zog sich rückwärts torkelnd tiefer in die Gasse zurück. Er blieb mit dem Fuß an irgendetwas hängen und stürzte nach hinten. Krachend ging er zu Boden und … blieb liegen.
Von Krach wohl alarmiert, öffnete sich fast zeitgleich die Seitentür ein weiteres Mal und diesmal stand Leon im Türrahmen. So schnell wie er da war, hatte er vielleicht sogar dahinter gewartet um Darna nicht zu beschämen. Hinter ihm konnte man nun die Schritte weiterer Personen näher kommen hören. Das Bild was sich jedoch dem Betrachter der Seitengasse bot, war mehr als nur mehrdeutig. Die bleiche Darna stand hinter Basil an eine Wand gelehnt und Basil stand in aggressiver Pose davor. Seitlich abgewandt lag der schäbig gekleidete Mann am Boden. Man konnte jede Menge in diese Szenerie hinein interpretieren.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 4. Dezember 2015, 22:59

Die Knappin hustete für einen Moment, als der starke Rum sich in ihrer Kehle einen Weg hinab bahnte und hielt den rechten Handrücken vor den Mund, zwischen ihren Fingern den Verschluss der Flasche. Wenigstens hielt das Getränk, was der Alte ihr davon versprochen hatte und sie ließ das fremde Aroma seine Wirkung entfalten, während ihre Gedanken sich abgelenkt schon wieder an Problemlösungen versuchten.
„Essig...“,
wiederholte der Mann und nickte, während er auf seiner Unterlippe kaute. „Ja das würde helfen und wenn ich mich gleich mit in den Dampf hänge, hilft's vielleicht auch bei mir.“


Sie weitete erschrocken die Augen. Nein! Um Himmels willen, das ist doch viel zu heiß! Er verbrüht sich die ganze Haut! Wie konnte man sich über einen Topf mit kochendem Wasser hängen wollen? Weiß er nicht, wie man sich wäscht?! Wusste das denn hier niemand? Erst Elli, jetzt ein alter Mann...
Noch während sie überlegte, wie sie ihn von diesem irrwitzigen Vorhaben abbringen konnte, ohne ihn merklich als verrückt oder dumm hinzustellen, sprang die Tür auf und Basil kam herangeeilt. Ihre erschrockene Mimik mochte den Eindruck verstärken, dass hier gerade eine brenzlige Situation vorherrschte. Andererseits passte es eigentlich wenig ins Bild, dass Darna einen geöffneten Flachmann und dessen Deckel in beiden Händen hielt. Überrumpelt registrierte sie ihrerseits, wie ihr Kamerad sich kampfbereit vor sie schob.
Alles in Ordnung?

Wenn sie ehrlich war... nein. Sie hatte unter Halluzinationen gelitten, sich mehrfach übergeben (das SCHÖNE Essen!), hatte gerade entgegen all ihrer Gewohnheiten starken Alkohol konsumiert und der arme Mann, der ihr geholfen hatte, wollte sich in heißen Dampf hängen!
Entsprechend erntete Basil ein recht trockenes und leicht verwirrt klingendes:
"Noch nicht so ganz, aber..." - es krachte und zusammenzuckend blickte sie zu der Quelle des Geräusches. ...ich hoffe, ihn noch von Seife überzeu... Der Alte war krachend zu Boden gegangen, blieb liegen und sie zog scharf die Luft ein.
Fast zeitgleich mit dem Krach öffnete sich die Seitentür ein weiteres Mal und diesmal stand Leon im Türrahmen. So schnell wie er da war, hatte er vielleicht sogar dahinter gewartet um Darna nicht zu beschämen. Hinter ihm konnte man nun die Schritte weiterer Personen näher kommen hören. Das Bild was sich jedoch dem Betrachter der Seitengasse bot, war mehr als nur mehrdeutig. Die bleiche Darna stand hinter Basil an eine Wand gelehnt und Basil stand in aggressiver Pose davor. Seitlich abgewandt lag der schäbig gekleidete Mann am Boden.

"Seid Ihr verletzt?", platzte es besorgt aus der Knappin heraus und sie löste sich von der Wand, um zu ihm zu eilen, so gut oder nicht gut das gerade gehen mochte - darauf nahm sie just eher wenig Rücksicht. Stattdessen war sie drauf und dran, sich an Basil vorbei zu bewegen und ihm nach dem Prinzip 'Hier, halt mal kurz!' den Flachmann vor die Brust zu drücken, um rasch nach dem älteren Mann zu sehen und ihm auf helfen zu wollen, Gestank hin oder her.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. Dezember 2015, 16:31

Darna ahnte noch nicht einmal, dass sie mal wieder einen scherzhaft gemeinten Satz vollkommen falsch verstanden hatte und dem entsprechen gingen ihre Gedanken in eine ganz falsche Richtung. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck passte allerdings hervorragend in eine ganz andere Szenerie die jeder andere wunderbar falsch verstehen konnte. Als Basil sich besorgt nach ihrem Befinden erkundigte, antwortete sie leicht verwirrt:
"Noch nicht so ganz, aber..."
Es krachte und zusammenzuckend blickte sie zu der Quelle des Geräusches. Der Alte war krachend zu Boden gegangen, blieb liegen und sie zog scharf die Luft ein. Auch Basil war nicht wirklich entspannt und fragte gerade noch flüsternd leise:
„Hat er dich belästigt?“

, bevor sie auch schon reagierte und hervor platzte:
"Seid Ihr verletzt?"
Sie löste sich von der Wand, um zu ihm zu eilen, so gut oder nicht gut das gerade gehen mochte - darauf nahm sie just eher wenig Rücksicht. Stattdessen war sie drauf und dran, sich an Basil vorbei zu stolpern und ihm nach dem Prinzip 'Hier, halt mal kurz!' den Flachmann vor die Brust zu drücken, um rasch nach dem älteren Mann zu sehen und ihm auf helfen zu wollen. Basil griff reflexartig nach der kleinen Flasche und hielt so Darna auch nicht von ihrem Vorhaben ab. Die junge Knappin hatte gerade noch aus dem Augenwinkel mitbekommen, dass sich ein Leons Blick verfinsterte. Sie hatte den Mann am Boden schon fast erreicht, als Leons Stimme scharf durch die Nacht schnitt und sie tatsächlich mit einem Schlag zum Stehen zwang:
„HALT!“
Ohne wirklich zu Rennen, aber doch sehr schnell, mit langen Schritten kam er näher und beugte sich über den alten Mann am Boden.
„Fasst ihn nicht an!“
In Leons klang fast drohend eine Warnung mit, die so ungewohnt für ihn war, dass es einem kalt den Rücken hinunter lief. Vielleicht war der eisige Schauer aber auch nur eine Nachwehe Darnas Übelkeit und sie hatte sich zu schnell bewegt. Vielleicht war es auch der Alkohol, oder es war normal und sie hatte sich einfach in Leon getäuscht? Wie lange kannte sie ihn denn schon?! Er hatte den Arm gehoben und bedeutete ihr mit gespreizter Hand zurück zu treten, während er sich sehr vorsichtig nieder beugte. Er hatte seine Hand an das Heft seines Schwertes gelegt und wirkte damit fast noch angespannter als Basilius, der nun auch langsam sich von hinten näherte. Leon zog sehr langsam das Schwert aus der Scheide. Sein Blick huschte kurz zu Darna. Er schüttelte leicht den Kopf, als wollte er sie von irgendwelchen dummen Ideen abbringen.
Dann machte er noch einen schritt an den Körper heran und die spiegelnde Spitze seines Schwertes näherte sich der Hand des Mannes. Darnas Blick folgte automatisch der Bewegung und noch bevor die Klinge die Hand berührt und ganz umgedreht hatte, sah sie die merkwürdige Beule kurz über seinem Handgelenk. Seine Augen weiteten sich so weit, dass nur noch ein dünner silberner Ring um seine tiefe Seelenspiegel schimmerte. Sein Kiefer spannten sich an und ernst hob sich sein Kopf und sah Darna an. In seinen Augen spiegelte sich Sorge und Leid, wo sein Gesicht nur zu einer ernsten Maske erstarrt war.
„Habt ihr ihn angefasst?“
Basil stand nun neben Darna und hielt noch immer den Flachmann in der Hand.
„Hat er euch irgendwie berührt?!?“
Leons Stimme wurde drängender und verlangte nach einer Antwort.
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 6. Dezember 2015, 23:33

"HALT!"
Sie zuckte zusammen und blieb wie angewurzelt stehen, blinzelte überrumpelt und beobachtete Leon, wie er näher eilte. Will er...
...Beweise sichten, weil er glaubt, der Mann hätte etwas getan?
...oder Basil?
Glaubt er, ich täte ihm was?
... oder stünde unter Einfluss?

Mehrere unfertige und teils unsinnige Gedanken rauschten durch ihren Kopf, während sie eigentlich nicht verstand, was gerade passierte. Nur einer blieb hängen:
Hui, also die Befehlsstimme beherrscht er.
"Fasst ihn nicht an!"
In Leons klang fast drohend eine Warnung mit, die so ungewohnt für ihn war, dass es einem kalt den Rücken hinunter lief.
Mit geweiteten Augen machte sie keinerlei Anstalten, sich dem zu widersetzen oder auch nur zu protestieren.
Ich tue ihm doch nichts!, dachte sie aber etwas empört. Leon zeigte gerade eine neue Seite, die sie verwundert registrierte, ihm aber zunächst auch weiterhin keine bösen Absichten unterstellte. Wobei, wie lange kannte sie ihn denn schon?!

Er hatte den Arm gehoben und bedeutete ihr mit gespreizter Hand zurück zu treten, während er sich sehr vorsichtig nieder beugte. Er hatte seine Hand an das Heft seines Schwertes gelegt und wirkte damit fast noch angespannter als Basilius, der nun auch langsam sich von hinten näherte. Die Brauen der Knappin zogen sich irritiert zusammen, dann blieb ihr Blick einen Moment an der Klinge hängen, die der junge Mann trug.
Sie sind bewaffnet raus gekommen?
Sie drehte den Kopf und registrierte auch noch einmal gesondert, dass Basilius ja auch ein Schwert trug. Wozu? Leons Blick huschte kurz zu Darna. Er schüttelte leicht den Kopf, als wollte er sie von irgendwelchen dummen Ideen abbringen.
Die Augen der jungen Frau weiteten sich, als ihr auch diese Geste missverstehend etwas völlig anderes durch den Kopf ging: Sag nicht, er ist tot?!
War der Mann etwa so unglücklich gestürzt, dass hier gerade eine Tragödie geschehen war? Sie reckte etwas den Hals, um auszumachen, ob der Alte in einer zersplitterten Holzkiste oder dergleichen lag. Aber woher hätte Leon das aus der Entfernung zuvor ausmachen sollen?

Dann sah sie selber die Beule. Was war das? Ein Aussätziger? Sie verstand einfach nicht, was hier vor sich ging, als der junge Magier sie mit höchst besorgtem Blick und einem maskenhaft erstarrten Gesicht ansah:
„Habt ihr ihn angefasst?“
Ihre Stirn furchte sich, die Verwirrung war ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Basil stand nun neben Darna und hielt noch immer den Flachmann in der Hand. Bei der Frage begannen sich in ihrem Kopf kleine Rädchen langsam in Bewegung zu setzen. Trotzdem stolperten die ersten Worte eher arglos heraus, ohne dass sie viel darüber nachgedacht hätte:
"Nein, ich habe nur seine Flasche genommen, er hatte sie auf den Boden gestellt..." - sie deutete vage auf die Stelle, wo das passiert war.
„Hat er euch irgendwie berührt?!?“
Leons Stimme wurde drängender und verlangte nach einer Antwort.


Ihr dämmerte, dass das hier irgendetwas ernstes sein musste. Nur blasser konnte sie nicht mehr werden, sie hatte ohnehin kaum noch Farbe im Gesicht. "Er hat... mir an die Schulter gefasst." Sie grübelte. Hatte er daraufgeklopft? Das wusste sie nicht mehr sicher, aber ihr schwante, dass sie gerade besser ausführliche Antwort geben sollte.
Und wenn sie dich... wegsperren? Sag nichts! Sie blinzelte und schluckte die aufsteigende Angst noch einen Moment herunter, holte einmal Luft.
"Er hat mir auf die Schulter gefasst, als ich.. mich übergeben musste, hat sich dann entfernt, aber mir seinen Rum angeboten, um den sauren Geschmack los zu werden. Ich habe genau dafür einen kleinen Schluck davon genommen", berichtete sie dann mit temporärer Gefasstheit.
Sie sah zu der Flasche, die Basil hielt.
Die SIE ihm in die Hand gedrückt hatte!
Gute Götter, bitte lasst das gerade nicht eine riesen Dummheit gewesen sein!
Ihr drohte schwindelig zu werden - vor Angst.

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Dezember 2015, 20:59

Der Blick der Knappin blieb einen Moment an der Klinge hängen, die der junge Mann trug.
Sie sind bewaffnet raus gekommen?
Sie drehte den Kopf und registrierte auch noch einmal gesondert, dass Basilius ja auch ein Schwert trug. Bei genauem Hinsehen konnte sie es aber als „nicht das seine“ identifizierten, denn dafür war es viel zu kostbar. Die beiden Klingen gehörten wahrscheinlich eher Leon, denn dass ein Haushalt wie das Roseneck solche Waffen beinhaltete, wahr eher unwahrscheinlich. Kurz wunderte sie sich darüber. Sie hatte bei ihrer Bestellung bei dem Händler Bromer für sich und Basil Rapiere geordert und war über die Bestellung von Leon gestolpert. Er hatte nur eine Armbrust verlangt. Vielleicht waren seine Grundvoraussetzungen wie er hier her gelangt war, wirklich ganz und gar anders gewesen, als bei ihr. Darna hatte man quasi vollkommen unvorbereitet „entführt“ und bei Basil war nicht anders gewesen. Sie hatten nur das gehabt, was sie am Leib getragen hatten, als man sie geholt hatte. Vielleicht war das bei Leon auch anders gewesen und er hatte am Ende seine Waffen sogar zurück erhalten. Leons Blick huschte kurz zu Darna. Er schüttelte leicht den Kopf, als wollte er sie von irgendwelchen dummen Ideen abbringen. Die Augen der jungen Frau weiteten sich, als ihr auch diese Geste missverstehend etwas völlig anderes durch den Kopf ging:
Sag nicht, er ist tot?!
War der Mann etwa so unglücklich gestürzt, dass hier gerade eine Tragödie geschehen war? Sie reckte etwas den Hals, um auszumachen, ob der Alte in einer zersplitterten Holzkiste oder dergleichen lag. Aber woher hätte Leon das aus der Entfernung zuvor ausmachen sollen? Er hatte sicher nur den Krach gehört. Sie war von seinem Tisch sehr eilig aufgebrochen und er hatte sich vielleicht einfach Sorgen um sie gemacht.

Dann sah sie selber die Beule. Was war das? Ein Aussätziger? Sie verstand einfach nicht, was hier vor sich ging, als der junge Magier sie mit höchst besorgtem Blick und einem maskenhaft erstarrten Gesicht ansah:
„Habt ihr ihn angefasst?“
Verwirrung war ihr ins Gesicht geschrieben. Basil stand neben ihr. Bei Leons Frage begannen sich in ihrem Kopf kleine Rädchen langsam in Bewegung zu setzen. Trotzdem stolperten die ersten Worte eher arglos heraus:
"Nein, ich habe nur seine Flasche genommen, er hatte sie auf den Boden gestellt..."
Sie deutete vage auf die Stelle, wo das passiert war.
„Hat er euch irgendwie berührt?!?“
Leons Stimme wurde drängender und verlangte nach einer Antwort. Darna dämmerte, dass das hier irgendetwas ernstes sein musste, denn er benahm sich plötzlich wie einer den Ärzte aus dem Kottenhaus in Jorsa. Die kommandierten auch ständig alle herum.
"Er hat... mir an die Schulter gefasst."
Leon wartete und ihr schwante, dass sie gerade besser ausführliche Antwort geben sollte.
Und wenn sie dich... wegsperren? Sag nichts!
Sie blinzelte und schluckte die aufsteigende Angst, die sie zur Unaufrichtigkeit verleiten wollte noch einen Moment herunter und holte einmal Luft.
"Er hat mir auf die Schulter gefasst, als ich.. mich übergeben musste, hat sich dann entfernt, aber mir seinen Rum angeboten, um den sauren Geschmack los zu werden. Ich habe genau dafür einen kleinen Schluck davon genommen"
, berichtete sie dann mit temporärer Gefasstheit.
Sie sah zu der Flasche, die Basil hielt.
Die SIE ihm in die Hand gedrückt hatte!
Gute Götter, bitte lasst das gerade nicht eine riesen Dummheit gewesen sein!
So dunkel, wie es nachts in dieser Gasse war, hatte Lysanthor sie sicher gerade nicht gehört.
Ihr drohte schwindelig zu werden - vor Angst - und die Welt schien sich auf Leons Gesicht zusammen ziehen zu wollen. Die Ränder ihres Gesichtsfeldes rückten näher und dunkle Sterne tanzten vor ihren Augen, wo hingegen seine Iriden dunkel geworden waren und es war kaum noch etwas von dem schönen silbernen Glanz in ihnen. Seine Lippen waren zu seinem schmalen Strich zusammen gepresst und er erhob sich langsam und trat von dem Mann am Boden ein Stück zurück, bevor er antwortete:
„Es tun mir leid!“
Die kleine Pause, die er nach diesem bedeutungsschweren Satz machte, dehnte sich ins Unendliche. Basil hatte neben ihr so fest die Hände zu Fäusten geballt, dass man das Knirschen seiner Gelenke hören konnte.
„WAS SOLL DAS BEDEUTEN?!“
, zerschnitt Basils aufgebrachte Stimme die Dunkelheit. Aus einem irrwitzigen Instinkt heraus hatte er erneut nach dem Griff des Schwertes gegriffen, als könnte er das Unausweichliche mit der Kraft seiner Arme bekämpfen. Leon sah ihn einen Moment nur still an. Von drinnen waren nun lautere Schritte zu hören und Ewald Bromer erschien im Türrahmen. Leon reagierte sofort:
„Ich bin Leon Milagros, Adept der Lichtakademie und stelle im Namen Magus Quaturus und zur Sicherheit des Landes eure Schenke unter Quarantäne.“
„Wa...?“
Mehr brachte der verdutzte Mann erst einmal nicht heraus und Leon nutzte seine Verwirrtheit um fort zu fahren:
„Ich benötige sofort ein Zelt, saubere Tücher und allen hochprozentigen Alkohol den ihr habt!“
Er drehte sich langsam und sah zu dem Mann am Boden.
„Ich befürchte, Morgerias Hauch hat uns erreicht.“
Neben Darna fiel etwas scheppernd zu Boden. Basil hatte den Flachmann fallen lassen und ihre Hand ergriffen. Seine nervös umher zuckende Augen schienen nach einem Ausweg aus dieser Situation zu suchen und er wirkte fast so, als wollte er gleich mit Darna an der Hand die Flucht antreten.
„Jeder der mit diesem Mann hier in Kontakt gekommen ist, muss von mir untersucht werden. Ich möchte in ihrem Hof Zelte aufstellen und einen Scheiterhaufen errichten. Herr Bromer? Ich möchte sie bitten alle aktuellen Gäste zum Bleiben zu überreden, bis geklärt ist, wer sich schon angesteckt hat. Bitte versuchen sie sie freiwillig zum Bleiben zu bringen, meinetwegen mit Freigetränken oder was ihnen so einfällt. Die Kosten gehen selbstverständlich zu Lasten der Akademie. Ich möchte nur eine Panik vermeiden.“
Leon hatte recht schnell aber sehr deutlich gesprochen und während die Worte auf Ewalds Ohren trafen veränderte sich mehr und mehr sein Gesicht. Wo er anfangs noch von den Feierlichkeiten angeheitert gelächelt hatte, da prangerte nun Entsetzen.
„Herr Bromer, bitte schicken sie mir ihre Frau her und erklären sie ihr kurz was vor geht. Ich werde ihre Hilfe brauchen. Ich werde jede Menge Hilfe brauchen...“
Für einen winzigen Moment erlaubte er sich seiner Frustration Ausdruck zu geben, in dem er nur einmal tief atmete. Dann sah er wieder zu Darna und Basil.
„Bitte versucht ruhig zu bleiben. Spätestens in zwei Tagen kann ich genau sagen, ob ihr euch angesteckt habt, bis dahin, bitte ich euch zu kooperieren.“
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Freitag 8. Januar 2016, 13:31

„WAS SOLL DAS BEDEUTEN?!“, zerschnitt Basils aufgebrachte Stimme die Dunkelheit, und Darna hätte das gerade auch gerne gefragt, nur in einer anderen Tonart. Ihr Blick huschte hin und her, verwirrt nach Indizien suchend, die ihr endlich das, was hier geschah, erklären konnten. Bisher herrschte nur diffuse, aber bedrückende Angst aufgrund der Stimmung, die sich hier binnen kürzester Zeit aufgebaut hatte.
'Angst ist ein schlechter Ratgeber.' - ihr inneres Lexikon der klugen Lehren hob mahnend den Zeigefinger.
Was sie eigentlich aus der Herberge heraus getrieben hatte, rückte immer weiter in den Hintergrund.

Von drinnen waren nun lautere Schritte zu hören und Ewald Bromer erschien im Türrahmen. Leon reagierte sofort: „Ich bin Leon Milagros, Adept der Lichtakademie und stelle im Namen Magus Quaturus und zur Sicherheit des Landes eure Schenke unter Quarantäne.“
„Wa...?“
Mehr brachte der verdutzte Mann erst einmal nicht heraus und Leon nutzte seine Verwirrtheit um fort zu fahren: „Ich benötige sofort ein Zelt, saubere Tücher und allen hochprozentigen Alkohol den ihr habt!“

Darnas Gedanken purzelten:
Quarantäne?
Na, Zelte hat er ja. Ein Ein-Mann-Zelt bei deinen Reisesachen und ein Zwei-Personen-Zelt bei uns... und...
Vor ihrem inneren Auge zeigten sich prompt die Regale im Stall und Geschäft von Herrn Bromer, wo alles ordentlich verstaut war. Das Gleiche, was die sauberen Handtücher von Frau Lisbeth anging.
Hochprozentiger ist da in der Flasche. Ihre Gedanken wanderten zum Flachmann und erste Ernüchterung stellte sich ein: Uhm... ich glaube, der dürfte jetzt irgendwie weniger geeignet sein...
Der Gedankenfluss geriet ins Stocken und erhielt durch die nächsten Worte einen neuen Schubs:
„Ich befürchte, Morgerias Hauch hat uns erreicht.“ Neben Darna fiel etwas scheppernd zu Boden. Basil hatte den Flachmann fallen lassen und ihre Hand ergriffen. Ihr Blick erfasste bei leicht gefurchter Stirn erst die Flasche und dann die Hand ihres Kameraden, die wie ein unerwartet aufgetauchtes Objekt betrachtet wurde. Mit einem stummen, irritierten "Was soll das jetzt?" hob sie ihren Kopf und sah ihm ins Gesicht. Seine nervös umher zuckenden Augen schienen nach einem Ausweg aus dieser Situation zu suchen und er wirkte fast so, als wollte er gleich mit Darna an der Hand die Flucht antreten. Ihre Verwirrung nahm zu, und er hätte im Moment nur einen nicht hilfsbereiten Sandsack ohne Eigeninitiative mit sich geschleift. Die Knappin stand im Vergleich zu ihm eher wie vom Donner gerührt.
Morgerias Hauch? Sie hatte davon gehört, ihre Gedanken weigerten sich aber gerade, von selbst daraus weiter führende Schlüsse zu ziehen.

Es war Leon, der sie dazu zwang, sich doch damit auseinanderzusetzen:
„Jeder der mit diesem Mann hier in Kontakt gekommen ist, muss von mir untersucht werden. Ich möchte in ihrem Hof Zelte aufstellen und einen Scheiterhaufen errichten. Herr Bromer? Ich möchte sie bitten alle aktuellen Gäste zum Bleiben zu überreden, bis geklärt ist, wer sich schon angesteckt hat. Bitte versuchen sie sie freiwillig zum Bleiben zu bringen, meinetwegen mit Freigetränken oder was ihnen so einfällt. Die Kosten gehen selbstverständlich zu Lasten der Akademie. Ich möchte nur eine Panik vermeiden.“
Morgerias Hauch.
Eine Krankheit.
Eine gefährliche. Sehr gefährlich. Ihre Erinnerungen gaben die Alarmiertheit wieder, mit der eingeweihte Personen darüber geredet hatten, aber sie hatte eigentlich nur wenig davon mitbekommen und sich irgendwie nicht dafür interessiert, es hatte sie ja nicht betroffen.
Jetzt bin ich wohl betroffen, formte sich ein nüchterner Kommentar, und auch der kalte Klumpen Angst im Magen meldete sich zurück. ... Ich...? Ihre Augen wanderten wieder zu Basils Hand, der ihre hielt. Dummkopf! .. Warum hast du das getan?! Sie atmete tief ein und ihr Gesicht verzog sich angespannt. Es war schlimm genug gewesen, dass sie Basil durch die Flasche mit hinein gezogen hatte, aber wieso musste er sie jetzt auch noch so deutlich anfassen?!
"Basil... um deinetwillen... Lass mich los!", sagte sie leise und konnte ihren Tonfall dabei kaum behrrschen - es geriet fast zu einem Fauchen, während sie ihm ihre Hand entziehen wollte.

Sie überhörte dabei die nächsten Worte, aber das Wort "Hilfe" ließ sie den Kopf wieder zu Leon drehen. Sie sah, wie er tief durch atmete und absurder Weise tat er ihr leid, als wäre sie selber nicht betroffen. "Bitte versucht ruhig zu bleiben. Spätestens in zwei Tagen kann ich genau sagen, ob ihr euch angesteckt habt, bis dahin, bitte ich euch zu kooperieren."
Ja, es mochte wirken, als bliebe die Knappin ruhig, doch war der wenig löbliche Grund eher, dass Angst und nicht-verstehen-wollen sie wie gelähmt dastehen ließen.
Sie blinzelte erst, dann nickte sie.
Was sollten wir auch sonst tun?, hallte es durch einen leergefegten Geist, obwohl Basil schon mehrere Varianten angedeutet hatte. Aber Weglaufen hätte bedeutet, andere anzustecken, wenn sie betroffen wären, und das was eine Option, die für sie im wahrsten Sinne des Wortes undenkbar war.
Sie furchte die Stirn. Leon hatte gerade zur Eile angetrieben, sie vermutete gerade, dass er das auch tat, um die Leute beschäftigt zu halten und einer Panik entgegen zu wirken - wie im Militär halt. Ein Teil von ihr bewunderte, dass er dabei wenigstens zu wissen schien, was zu tun war, aber in dem Moment schlichen sich auch schon erste Zweifel ein:
"...eure Schenke unter Quarantäne." Er wollte das Roseneck abriegeln? Menschen dort einquartieren, die sich als krank erweisen konnten?
Das wäre das Ende der Gaststätte, stellte sie nüchtern fest, als sich auch schon ihr Mund öffnete:

Untergrab jetzt seine Authorität nicht...
"Herr Milagros, mit allem gebotenen Respekt: Vielleicht weiß der Ortsvorsteher einen geeigneteren Ort, wo man die Quarantäne einrichten kann? Er muss ja ohnehin unterrichtet werden.
Zumindest wissen wir im Moment doch noch nicht, ob dieser Mann hier überhaupt im Roseneck war?"

Vielleicht ist die Taverne gar nicht betroffen... dann würde sie das hier jetzt unnötig ruinieren.
Sie fuhr nahtlos fort, ein bisschen selber überrascht über ihren gefassten Tonfall und die rational klingenden Formulierungen - sie hatte selber das Gefühl, neben sich zu stehen, während die bessere Hälfte von ihr sauber analysierte:
"Der Mann sagte, er arbeite in der hiesigen Fischerei..." Unfug Darna, Fischereien hier dürfte es zu dutzenden geben! "Verzeihung - Fischräucherei, und er sagte, der Gestank seiner Kleidung.. 'mache einsam'." Sie blinzelte und ihre Mimik gewann einen verhärmt wirkenden Eindruck. Leiser fügte sie an: "Vielleicht haben wir.. 'Glück', und er ist nicht mit vielen Personen zusammen gewesen."
Er muss zumindest mit der Person in Kontakt gekommen sein, die ihn angesteckt hat...
Wieder furchte sich ihre Stirn und ihre Stimme wurde noch leiser:
"Was... genau... ist denn 'Morgerias Hauch'?"
Sie holte nochmal Atem.
"Und können wir Euch irgendwie helfen?"

...in zwei Tagen...
...in spätestens zwei Tagen...

Der nächste Brocken Information, über den sie nicht sofort nachdenken mochte...

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Re: In Serna

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Januar 2016, 09:11

"Basil... um deinetwillen... Lass mich los!"
, sagte Darna leise und konnte ihren Tonfall dabei kaum beherrschen - es geriet fast zu einem Fauchen, während sie ihm ihre Hand entziehen wollte. Basil sah sie fast erschrocken an, aber fasste sich sofort. Seine Geste war wohl (wieder ein mal) falsch verstanden worden und er zog sich zurück. Sein Gesichtsausdruck hatte kurz etwas von einem geschlagenen Hund, doch dann stand er einfach nur noch still da und starrte ins Leere. Einzig die verdickten Adern an seinen Schläfen verrieten seine Anspannung. Vielleicht hatte er den Halt ihrer Hand sogar nötiger gehabt als sie und jetzt da sie ihn zurückgewiesen hatte, da war es ihm peinlich bewusst geworden. Danas Gedanken drehten sich aber um andere, wichtigere Dinge und überhörten die nächsten Worte, aber das Wort "Hilfe" ließ sie den Kopf wieder zu Leon drehen. Sie sah, wie er tief durch atmete und absurder Weise tat er ihr leid, als wäre sie selber nicht betroffen.
"Bitte versucht ruhig zu bleiben. Spätestens in zwei Tagen kann ich genau sagen, ob ihr euch angesteckt habt, bis dahin, bitte ich euch zu kooperieren."
Ja, es mochte wirken, als bliebe die Knappin ruhig, doch war der wenig löbliche Grund eher, dass Angst und nicht-verstehen-wollen sie wie gelähmt dastehen ließen.
Sie blinzelte erst, dann nickte sie. Sie furchte die Stirn. Leon hatte gerade zur Eile angetrieben, sie vermutete gerade, dass er das auch tat, um die Leute beschäftigt zu halten und einer Panik entgegen zu wirken - wie im Militär halt. Ein Teil von ihr bewunderte, dass er dabei wenigstens zu wissen schien, was zu tun war, aber in dem Moment schlichen sich auch schon erste Zweifel ein und sie begann:
"Herr Milagros, mit allem gebotenen Respekt: Vielleicht weiß der Ortsvorsteher einen geeigneteren Ort, wo man die Quarantäne einrichten kann? Er muss ja ohnehin unterrichtet werden.
Zumindest wissen wir im Moment doch noch nicht, ob dieser Mann hier überhaupt im Roseneck war? … Der Mann sagte, er arbeite in der hiesigen Fischerei...Verzeihung - Fischräucherei, und er sagte, der Gestank seiner Kleidung.. 'mache einsam'."

Sie blinzelte und ihre Mimik gewann einen verhärmt wirkenden Eindruck. Leiser fügte sie an:
"Vielleicht haben wir.. 'Glück', und er ist nicht mit vielen Personen zusammen gewesen."
Wieder furchte sich ihre Stirn und ihre Stimme wurde noch leiser:
"Was... genau... ist denn 'Morgerias Hauch'?"
Sie holte nochmal Atem.
"Und können wir Euch irgendwie helfen?"
Leon nickte langsam, auch wenn nicht gleich zu erkennen war, auf welche von Danas Fragen er damit reagierte. Er sah von ihr zu dem Schankwirt und sprach in ruhigem Tonfall:
„Bitte tut um was ich euch gebeten habe!“
Herr Bromer nickte etwas verzögert und verschwand dann nach drinnen, womit sie mit dem Bewusstlosen und Basilius wieder alleine waren.
„Mit allem gebotenen Respekt, ich werde einen Seuchenherd nicht bewegen und damit die Chancen erhöhen die Krankheit weiter auszubreiten auch wenn euch die Sorge um das finanzielle Wohl dieser Leute euch ehrt. Wie bereits erwähnt, übernimmt in solchen Fällen die Akademie die Kosten für etwaige Ausgaben.“
Leon hatte sich bei diesen Worten abgewandt, so dass sie sein Gesicht nicht hatte sehen können und war kurz nachdenklich ein paar Schritte hin und her gegangen. Das Leben ging ihm vor Finanzen, aber er sprach es nicht aus, denn damit hätte er seinen Worten einen tadelnden Unterton gegeben. Jetzt wandte er sich ihr wieder zu. Auch wenn sein Lächeln warm war, so lag dahinter deutlich Sorge verborgen.
„Es ist gut, dass ihr mir das gesagt habt. Ich muss herausfinden, wo der Ansteckungsherd liegt. Ihr sagtet er arbeitet in der Fischräucherei. Ich werde jemanden auf die Risiken hin instruieren und dort Nachforschungen anstellen lassen, aber ihr müsst leider hier bleiben. Der Kontakt mit seinem Speichel über den Flachmann könnte euch angesteckt haben, auch wenn ich hoffe, dass der Alkohol die Ansteckungsmöglichkeit minimiert hat.“
Er sah zu Basil und auf die Hand in der er noch kurz zuvor das Trinkgefäß gehalten hatte.
„Bitte fasst nichts an und berührt besonders euer Gesicht nicht! Habt ihr irgendwelche Verletzungen an den Händen? Kleine Risse?“
Basil war angesprochen worden und hob irritiert die Hände um sie sich zu beschauen. Auf den Handrücken war nichts zu sehen, aber als er sie umdrehte verengten sich seine Augen. Auf dem Schiff hatten sie ordentlich Arbeiten müssen um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und dies hatte seine Spuren auf seiner Haut hinterlassen. Eine geplatzte und nun leicht entzündete Blase prangerte auf seinem linken Handballen. Er drehte die Handfläche so, dass Leon sie sehen konnte, denn er schien begriffen zu haben, dass ein „Nicht-wahr-haben-wollen“ hier nicht helfen würde. Basils Stimmung hatte die nächste Phase der Verarbeitung einer solchen Schreckensbotschaft erreicht und zeigte deutlich unterdrückten Zorn auf sein Schicksal. Leon reagierte ruhig und professionell.
„Badet eure Hand zur Sicherheit in Alkohol. Es wird brennen, aber bei euch war der Kontakt nur sehr kurz. Eure Kleidung werden wir trotzdem verbrennen müssen. Die Krankheit wird häufig von Tieren, Insekten, insbesondere von Flöhen übertragen, die sich in der Kleidung halten, aber auch direkter Körperkontakt stellt eine Bedrohung dar. Speichel, Blut ...“
Damit sah er zu Darna, die wie sie selbst wusste, deutlich mehr Kontakt zu dem Mann gehabt hatte.
„Ihr könnt helfen! Ich werde hier draußen jede Menge Hilfe brauchen, wenn sich herausstellen sollte, dass Morgerias Hauch uns erreicht hat.“
Dann lieferte er eine genaue Beschreibung der Krankheit:
„Es ist eine höchst tödliche Krankheit, die aber keine Dunkelelfen und Orks befällt oder nur in den seltensten Fällen, meist handelte es sich dabei ebenfalls um sehr geschwächte Individuen. Deshalb trägt sie auch diesen Namen. Es wird gemunkelt, dass Leute aus anderen Rassen dagegen resistent sein können, was aber nur sehr selten auftritt. Sie wird von Tieren/Flöhen/Insekten übertragen. Die ersten Symptome sind Schüttelfrost, dann entstehen eitrige Beulen am ganzen Körper. Es kommt zu hohem Fieber und einem unverwechselbaren Gestank. Wenn keine Behandlung erfolgt, stirbt der Erkrankte nach spätestens 2 Tagen, außer er ist sehr willensstark und war bei guter Gesundheit vor der Krankheit. Die Heilmethode beinhaltet das Aufschneiden der Beulen und den Erkrankten warm halten, dann besteht die Möglichkeit, dass der Patient überlebt. Man sagt, die Elfen von Neldoreth hätten eine Heilsalbe dagegen erfunden, was aber nicht bestätigt ist.“
Damit hatte er wohl alles preis gegeben, was es über derzeit über diese Krankheit zu sagen gab und presste die Kiefer aufeinander.
„Wann zeigen sich für gewöhnlich die ersten Symptome?“
, fragte Basil. Leon sah auf.
„Binnen der ersten zwölf Stunden.“
„Dann möchte ich mich freiwillig melden, die Spur dieser Krankheit zu verfolgen. Unser Land hat schon genug Feinde und diesen dürfen wir nicht zwischen unseren Reihen hindurch schlüpfen lassen!“
Die Wut in Basils Stimme vereinte sich mit seinen patriotischen Worten und half ihm vielleicht so mit diesem Problem umzugehen. Er war ein Knappe und er wollte Ritter werden wie Darna. So war es wenig verwunderlich, dass er diesen Kampf aufnehmen wollte.
„Gut dann helft mir hier auf dem Hinterhof ein Feldlazarett einzurichten. Ich werde euch Verhaltensregeln beibringen, wie sich die Ansteckung vermeiden lässt, selbst wenn ihr jemanden anfassen müsst. Wir können den armen Mann ja nicht einfach hier liegen lassen und ich muss seine Kopfwunde versorgen.“
„Irgendwann wird er wach werden.“
„Ja, dann muss er daran gehindert werden, wegzulaufen.“
„Verstanden.“

Leon sah zu Darna.
„Eure Tapferkeit und Stärke wird euch nicht verlassen. Wir stehen das gemeinsam durch.“
Da war es wieder, das silberne Funkeln in seinen schönen Augen, dass so viel Hoffnung in sich trug. Die Hintertür zum Roseneck schwang auf und einer der Zwillinge stand mit voll beladenen Armen im Rahmen.
„Wohin?“
„Gleich da liegen lassen.“

Er nickte, legte den Stapel Zeltplane ab, und einige andere Utensilien. Leon ging näher und hob ein Fässchen mit Rum auf. Er drückte den Deckel ein und tauchte die Hände hinein. Die nächsten Stunden wurde noch mehr gebracht und die drei waren vollauf damit beschäftigt den Hinterhof zu einem zweigeteilten Lazarett umzubauen. In einer Ecke hatten sie erst einmal zweimal vier getrennte Pritschen unter Zeltplanen aufgebaut. Eine Seite war für die wirklich Kranken, die andere Seite für die vermutlich Infizierten. Ein großes Feuer wurde entfacht und alles dort verbrannt, was auch nur entfernt mit Flöhen besiedelt sein könnte. Der bewusstlose Fischräucherer wurde umgebettet, seine kleine Platzwunde am Kopf versorgt und gereinigt. Er wurde entkleidet und gereinigt. Dann ging Leon mit gutem Beispiel voran, verbrannte seine Kleidung, rieb sich mit Alkohol ab und bot so einen kurzen aber in höchstem Maße ansehnlichen Anblick, bevor er ein Loch in eines der vielen Laken machte und es sich über warf. Ein Detail, dass Darna bei der Prozedur nicht entging war die Narbe auf seiner definierten Brust über dem Herzen. Sie sah fast wie eine Verbrennung aus der Entfernung aus, hatte aber eine seltsame Form. Darna hätte näher gehen müssen um genaueres zu erkennen, aber vielleicht ergab sich ja bald erneut eine Möglichkeit Leon nackt zu sehen. Auf jeden Fall schien Leon keinerlei Scham zu haben, wenn es um seine Arbeit ging. Basil tat es ihm nach, aber fühlte sich dabei wohl etwas unwohl. Die Farbe seiner Ohren wechselte von kalkweiß zu purpur und wieder zurück, auch wenn er sich für nichts hätte schämen müssen. In seiner Nervosität wirkte er unbeholfen und wäre einmal fast gestürzt, als er sich in einem seiner Hosenbeine verhedderte. Dann war Darna an der Reihe und Basil wandte sich höflich ab. Leon jedoch sah zu und gab sogar noch Anweisungen wo sie sich noch nicht mit dem scharfen Alkohol abgerieben hatte. Er sah sie jetzt nicht als Frau, soviel war klar. Er sah einen Patienten dem er um jeden Preis das Leben retten wollte und dafür musste sie als erstes jedes noch so kleine Ungeziefer los werden. Leon achtete sehr genau darauf wo wer was angefasst hatte und neigte vielleicht sogar zur Übervorsichtigkeit, aber er war so wenigstens gründlich.
Nachdem er durch einen der Brüder die kleine Elli hatte fragen lassen, ob er einige Kräuter aus ihrem Garten verwenden dürfte und sie bewilligt hatte, begann er in einem Topf über einen separaten kleinen Lagerfeuer einen Sud zu kochen. Basil, der sich durch die Beschäftigung wieder beruhigt hatte, fragte nach:
„Was macht ihr da?“
„Das ist Ackerschachtelhalm, ein sehr wirksamer Blutstiller und dies Ringelblume, gut gegen Entzündungen. Ich werde den Sud brauchen, wenn ich schneiden muss. Es braucht ein paar Stunden, bis er fertig ist und ich arbeite lieber im Voraus vergebens, als wenn ich dann im Nachhinein nicht alles da habe, was ich brauchen könnte. Ich möchte ebenfalls einen Tee aus Baldrian und Brennnessel zur Beruhigung anbieten, denn Schlaf ist eine überaus wichtige Komponente im Heilungsprozess.“
„Aha.“
„Wenn ihr euch auskennt, könnt ihr mir noch etwas von diesen Kräutern aus dem hinteren Garten bringen.“
„Öööhmm...“
„Darna, wie steht euch mit eurem Wissen in den Bereichen der Kräuterkunde?“
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Re: In Serna

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 20. März 2016, 00:27

„Bitte tut um was ich euch gebeten habe!“, sagte Leon zum Schankwirt und damit ahnte Darna, dass ihr Vorschlag abgelehnt werden würde. Kurz darauf folgte auch schon der Grund:
"Mit allem gebotenen Respekt, ich werde einen Seuchenherd nicht bewegen..."
Verstehe.
Es ist SO ernst...?

In Sorge und Anspannung begannen ihre Kiefer zu mahlen, während sie ihm weiter zuhörte, was als unterdrückter Zorn über die Ablehnung hätte fehlgedeutet werden können, allerdings wandte Leon sich selber ab, um seine eigenen Gedanken dazu zu kaschieren.
Die Knappin mochte ihm das mit der Kostenübernahme auch nicht ganz abkaufen. Noch äußerst diffuse Vorstellungen drängten ihr ein Ausufern dieser Seuche auf, und so sehr der Adel auch zeigte, dass er Geld hatte, so sehr hatte sie doch auch kennengelernt, welcher Geiz dahinter stecken konnte. Was scherte eine Magierakademie in Jorsan das mögliche finanzielle Fiasko einer Händlerfamilie in Serna?
Aber was sollte es. Sie konnte jetzt ohnehin nichts mehr dagegen tun. Leon hatte entschieden, er hatte einen durchweg nachvollziehbaren Grund - fertig.

Die nächsten Worte drohten schon wieder an ihr vorbei zu rauschen, auch wenn sie registrierte, dass sie wichtig waren. Was denn jetzt? Angesteckt oder nicht?
Man wusste es eben nicht. Sie atmete einmal aus und versuchte, sich zu konzentrieren.
Speichel...? Flüchtig verzog sich ihr Gesicht. Hatte er in den Flachmann gesabbert?! Uah! Dergleichen hätte sie vielleicht in Betracht gezogen, wenn der Mann keine Zähne mehr gehabt hätte, und selbst dann... Aus dem angebotenen Getränk eines anderen zu trinken, war doch völlig normal?!
"Aber wer macht sich schon zum Saufkumpan von einem dahergelaufenen Tagelöhner aus der Gosse? Da kann ja nur die Eibenau drauf kommen. Wem die natürliche Distanz zum gemeinen Volk fehlt..." Sie kniff die Augen zu, als sich ihre Vorstellung, was Gernot zu diesem oder jenem sagen mochte, wieder verselbstständigte.
Darna spähte seitlich zu Basil, der Leon gerade seine verletzte Hand zeigte. Erneut ein Schub von Blässe, als sich faktisch aufdrängte, dass sie ihn angesteckt haben mochte, und das tat ihr so fürchterlich leid, dass sich das erste Mal mit einem abgehackten Ausatmen Tränen nach oben drängen wollten, während ihr Kamerad bereits fachliche Ratschläge erhielt.
"Das tut mir so leid...", wisperten ihre Lippen.
Reiß dich zusammen! Das hilft hier jetzt überhaupt niemandem!
Flöhe?
Abseits der Bedrohung, die die direkte Nähe des kranken Mannes dargestellt hatte, begehrte ein Gedanke auf, dass sie doch zuvor erst frisch gebadet und saubere Kleidung angezogen hatte. Ob das half?
Flöhe konnten aber überall sein...
Sie sah an sich herunter.
Wir müssen meinen Wappenrock verbrennen?!
Mit glasigem Blick hörte sie der Beschreibung der Krankheit zu.

Das Entsetzen, was binnen der nächsten Zeit mit ihr passieren mochte, wummerte gegen die Tür ihrer gedanklichen Verarbeitungszentrale, aber die versuchte die Knappin noch davon zu überzeugen, dass es doch "nur" ein Wappenrock war und sie einen zweiten Satz Kleidung hatte.
Sie schreckte auf, als Basils Stimme erklang.
Binnen zwölf Stunden - die Schlange vor ihrer Gedankenblockade wurde noch etwas länger.
Basil hatte einen Plan?!
Er zeigte Initiative?!
Für einen Moment schaute sie selber ihn nur wie vom Pferd getreten an.
Er glaubt nicht, dass er sich angesteckt hat. Er will das Nötigste abwarten und dann weg hier. Guter Plan. Sie schaute kurz blinzelnd vor sich ins Leere. Allmählich begriff sie, dass sie bisher irgendwie nur dumm herum stand, aber ihr wollte gerade nichts Klügeres einfallen. Zunächst musste sie doch abwarten...
...ob ich in zwei Tagen sterbe. Die persönliche Dimension des Ganzen verlor nun doch allmählich die Geduld und trat die Tür zu ihrem Verstand ein.
Ob ich elendig verrecke. Ihr wurde eiskalt und schwarze Sternchen drohten ihr wieder die Sicht zu nehmen.
...wenn sie bei guter Gesundheit vor der Krankheit sind. - war sie denn... "gesund"?

Leons Blick bohrte sich durch das schwarze Flimmern vor ihren Augen. Sah er sie schon länger an? „Eure Tapferkeit und Stärke wird euch nicht verlassen. Wir stehen das gemeinsam durch.“ Sie senkte beschämt den Blick ab, konnte seinem gerade nicht begegnen, obwohl er ihr nur Zuversicht geben wollte. Sie fühlte sich gerade weder stark noch tapfer.
Einer der Bromer-Söhne brachte die gewünschten Sachen, und während Leon die ersten Handgriffe tätigte, nutzte sie die Zeit, um sich irgendwie halbwegs wieder zu fangen, und wenn nur ein Gefühl von Taubheit erstmal reichen musste.
So half sie zunächst wie ein seelenlos funktionierendes Uhrwerk ohne Eigeninitiative. Die logische Aufbauweise von Zeltplanen und Pritschen half dabei, dass sie sich nicht mit Fehlern lächerlich machte.
Dann betteten sie den Fischräucherer um und sie musste besser aufpassen, achtsamer sein. Sie sah ihn von Neuem bei Licht und sein Zustand regte ihr Mitleid. Meine Güte, hör auf, hier rumzujammern, ihm geht es viel schlechter als dir!
Jetzt noch. Wer weiß, wie es dir geht... in zwei...Tagen...

Die Knappin kämpfte die Gedanken nieder und ihr Blick suchte etwas, um sich abzulenken.
Leider war da Leon, und eine Weile sah sie völlig geistesabwesend zu, wie er sich mit Alkohol abrieb und versuchte einzusortieren, was er da gerade tat und wozu das gut war, und dass dahinter seine Sachen verbrannten und dass sie ihn jetzt die ganze Zeit angeguckt hatte und dass sich das doch nicht gehörte und dass ihre Ohren darüber knallrot wurden, wurde ihr klar, als

er sich das Laken überwarf.

SAG MAL, WAS TUST DU EIGENTLICH HIER?!
Basil begann, die Prozedur zu wiederholen und sie schaltete diesmal wenigstens schnell genug, um eine Decke auf einer neben ihr stehenden Pritsche noch einmal zurecht zu ziehen, die eigentlich schon zufriedenstellend lag, aber danach noch ein paar Falten weniger aufwies. Ihr Kopf ruckte einmal herum, als Basil zu stolpern drohte, wandte sich aber gleich darauf wieder ab.
Durchatmen.
Ich muss das auch gleich, nicht? Sie schloss die Augen. Was, wenn er dich auch gleich so ungeniert anstarrt wie du ihn eben?
Dann bist du selbst schuld.
Hoffentlich hat er das nicht falsch verstanden!
Und dann hast du auch noch bei Basil weggeschaut..
NATÜRLICH hab ich bei Basil weggeschaut!
Ja, und bei ihm?!
Götter, hoffentlich hält er mich jetzt nicht für...
irgendwas...
keine Ahnung.
Billiges.
Ungezogen?
Unverfroren?
Du bist in zwei Tagen tot, schon vergessen? Was schert dich das? Was schert es ihn?

Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Mit inzwischen wieder leichenblassem Gesicht fügte sie sich in die Prozedur und bewegte sich dabei mit der Geschmeidigkeit einer Holzpuppe, niemandem mehr mit Blicken begegnend. Wie war das? Du wolltest dich bei sowas nicht so mädchenhaft anstellen? Sie schloss unter der eigenen Häme und Schelte ein mal kapitulierend die Augen und versuchte, am besten wieder überhaupt nichts zu empfinden. Sie war Basil dankbar, dass er die Höflichkeit wahrte - besser als sie! Götter! Die Welt spielte verrückt! - und versuchte, in Leons medizinische Sachlichkeit überhaupt nichts hinein zu interpretieren, weder in die eine, noch in die andere Richtung; versuchte sich einzureden, es wäre nichts passiert.
Warum machst du dir da überhaupt so einen Kopf drum? Er will doch sowieso nichts von dir.
Was will man schon von einer Leiche?
Dein ganzer Anblick muss eine Zumutung sein. Sei froh, dass er Heiler genug ist, um das zu ertragen.
Ihre Kiefer waren sauber aufeinander gepresst und der Blick ziemlich nichtssagend starr, als sie sich das Laken überwarf.
Welch entwürdigender Aufzug.
"Und jetzt ein paar Blumen und Schellen und Tänze?"
Halt die Klappe, Gernot.
Besser eine Glocke, mit der Aussätzige bimmeln.

Sie ächzte still, als Frust und Verzweiflung immer wieder gegen die Barrikaden traten.

Basil schien den Schock schneller verdaut zu haben und sah Leon neugierig zu.
Wie macht er das?
Sie hörte mit immernoch stumpfem Blick zu, die Hände auf den Rücken gewandert.
„Wenn ihr euch auskennt, könnt ihr mir noch etwas von diesen Kräutern aus dem hinteren Garten bringen.“
„Öööhmm...“
„Darna, wie steht euch mit eurem Wissen in den Bereichen der Kräuterkunde?“

Ihre Stirn krauste sich zweifelnd.
Sie hatte ein, zwei bebilderte Bücher gelesen und Gunhild hatte einmal ausgetestet, ob Darna auf diesem Gebiet Talent zeigte, aber hatte es aufgegeben, als die Knappin ihr bekümmert mitteilte, nur "sehr kleine" Kamillenblüten gefunden zu haben und ihr Gänseblümchen entgegen hielt. Dinge, wie dass Baldrian gut zum schlafen sein sollte wusste sie, und eine Brennnessel konnte sie identifizieren, wie jedes Kind vom Land, aber...
"Mangelhaft, fürchte ich. Verzeihung", antwortete sie hölzern und mit etwas belegter Stimme, dass sie sich danach erst räusperte.
"Verbände kann ich anlegen", bot sie zum Ausgleich an. Für die ordentlichen Wickelmuster und einen straffen, aber nicht zu straffen Sitz hatte sie deutlich mehr Begabung gezeigt als für die Bestimmung wuchernder Kräuter.

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