Unterwegs

Hier handelt es sich ausschließlich um ein landwirtschaftliches Dorf. In Bernar findet man nur Viehzüchter, Bauern, Jäger, aber auch Gerber und Schneider, welche die Häute der gezüchteten Tiere verarbeiten.
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Helena Morgan
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Unterwegs

Beitrag von Helena Morgan » Mittwoch 30. Januar 2013, 16:36

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Unterwegs
Einige Zehnttage sind mittlerweile ins Land gezogen, nachdem Helena ihre Heimat auf Loki sitzend verlassen hatte. Da der Vormittag voran schritt, wurde es auch endlich wärmer und man hörte Reiterin und Pferd wohlig seufzen, bzw. schnauben. Beide empfanden die voranschreitende Wärme als sehr angenehm, da die Nächte immer noch empfindlich kalt waren. Sie stieg von Loki herunter, ging im angenehmen Tempo, die Zügel locker in der Hand haltend neben ihn her. Sie schien seinen fragenden Blick, den er ihr nur aus den Augenwinkeln, Kopf nicht bewegend, zuwarf sofort zu spüren. Seinen seidigen, pechschwarzen Hals tätschelnd schaute sie ihn an und sagte:
,, So hast auch du was von der Sonne und“ zwinkernd fügte sie hinzu „ein bisschen Bewegung schadet mir nicht.`` Wie von selbst bewegte sich ihre Hand zu dem Anhänger, der an einem Lederband um ihren Hals hing, strich einmal sanft darüber, während sie leise etwas murmelte. Im nächsten Moment saß eine sehr süße, dreifarbige Maus auf ihrer Hand, welche auf den Namen Dori hörte. Diese Maus schaute mit großen Knopfaugen und freudig fiepend zu Helena hinauf, welches ihr ein liebevolles Lächeln entlockte. ,, Da bist du ja meine Süße‘‘ Dori wurde geknutscht und erhielt einige Streicheleinheiten, danach rannte sie geschickt ihren Arm hinauf und bezog Stellung auf der Schulter, wenn die Situation es erfordern würde, kann sie sich schnell hinter den Haaren ihrer Besitzerin verstecken, sollte Helena sie nicht in die Kette zurück schicken.
Immer mal wieder schaute Helena sich aufmerksam um, da sie keine Lust hatte dem nächsten Dunkelelfen in die Arme zu laufen. Sie ist zwar nicht wehrlos, aber das musste dann doch nicht sein. Bisher hatte sie Glück gehabt und keiner kreuzte direkt ihren Weg. Ein paarmal konnte sie welche beobachten, aber aus weiterer Entfernung und so schlug sie dann auf Loki im schnellen Tempo unbemerkt eine andere Richtung ein.
Ohne den Blick gen Himmel zu richten, wusste sie das die Sonne jetzt ihren höchsten Stand erreicht hatte, weil ihr Magen laut und fast schon protestierend anfing zu knurren. Mit einer beruhigenden Geste legte sie sich selbst die Hand auf ihren flachen aber weichen Bauch. Das Frühstück schien wohl doch schon länger her zu sein. Da ihre Gedanken mal wieder beim Essen waren, knurrte ihr Magen schon wieder. Man könnte meinen, Loki würde dem Ganzen bewusst keinerlei Aufmerksamkeit zukommen lassen und nur mit den Augen rollen, als wüsste er was gleich geschieht. Ja, er hatte es geahnt! Kaum war das zweite aufdringliche Magenknurren seiner Reiterin verklungen, neigte sie sich zu ihm und machte Anstalten ihn anzuknabbern. Außerdem vernahm er ihrerseits Worte, die zwar lustig gemeint waren, was er aber ganz und gar nicht so empfand! Er schaute sie empört an und unterstrich das Ganze noch mit einem aufgebrachten Wiehern, damit auch sie merkte was er davon hielt! Angewidert ging er ein paar Schritte zur Seite und schaute demonstrativ weg von ihr in eine andere Richtung. Helena zwang sich nicht laut zu Lachen, musste aber dennoch breit grinsen. Da er sich ja abgewandt hatte, konnte er diese verräterische Reaktion nicht sehen. Ulkend dachte sie sich nur: was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
Diesen Spaß wiederholte sie im Abstand von einigen Tagen, weil er sich jedes Mal so unterhaltsam empörend verhielt. Das alles nur weil sie feixend zu ihm meinte das sie jetzt Hunger auf Pferdewürstchen hätte. Das änderte aber nichts daran, dass ihr Magen immer noch knurrte. Also setzte sie eine versöhnliche Miene auf und ging zu ihrem Hengst, um sich Wortreich zu entschuldigen, zusätzlich bedachte sie ihn mit einer langen Streicheleinheit, bis er anfing sie mit seinem Kopf anzustupsen, er hatte ihr wie immer verziehen. Sie führte ihn zu einer Stelle an der er grasen konnte, die aber auch Zeitgleich durch einige Büsche geschützt war, so konnte nicht jeder die Beiden sofort entdecken. Sie machte es sich auf dem zum Teil moosigen Boden bequem und holte ihren Wasserschlauch wie Proviant hervor.
Zuletzt geändert von Helena Morgan am Mittwoch 27. Februar 2013, 04:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Februar 2013, 05:47

Helena war schon einige Zehntage unterwegs, ohne eigentlich genau zu wissen, wo sie hin wollte. Ihr Unwille, sich gegebenen Strukturen anzupassen, hatte sie fort getrieben und für sie war es wahrlich nicht der schlechteste Weg. Im Grunde hatte sie auf diesen Zeitpunkt gewartet und hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, als ihre Eltern tatsächlich beide auf Mission waren. Soweit sie sich erinnern konnte, war das noch nie vorgekommen, aber mittlerweile war sie erwachsen und ihre Eltern hatten das Vertrauen in sie, dass sie durchaus ihren Alltag zu meistern vermochte. Natürlich wären sie entsetzt über den Umstand, dass ihre Tochter alleine durch die celcianischen Lande reiste. Helena hingegen sah das überhaupt nicht so, Dori und Loki waren bei ihr und das was zur zeit alles an Gesellschaft, was sie brauchte.
Endlich spielte auch das Wetter wieder mit, denn obwohl mittlerweile die warme Jahreszeit ins Land gezogen war, so war die Wärme bisher recht verhalten gewesen. Graue Wolken waren besonders in den letzten tag tief und stürmisch über den Himmel gejagt und hatten der Bevölkerung ein Unwetter nach dem anderen beschert. Zur Abwechslung hatte es dann mal tagelang eine drückende Schwüle, mit äußerst warmen Winden gegeben. An diesen Tagen hatte Helena vornehmlich ihre langen Pausen an kleinen Bächen und im Schatten der Bäume verbracht. Nicht einmal Loki hätte sie an diesen Tagen überreden können, auch nur einen Schritt zu tun, es sei denn, es hatte sich um die Beschaffung von Nahrung gehandelt.
Zur Zeit befand sie sich in der Nähe von Bernar. Die Gerüchte, die sie über die aktuelle Situation dort gehört hatte, hatten sie unstet in Schlangenlinien weitere reisen lassen. Wenn sie in der Ferne augenscheinliche seltsame Gestalten erkannt hatte, so war ein großer Bogen drum herum aus ihrer Sicht, die beste Wahl gewesen, zumal sie es ja eh nicht eilig hatte.
Der Weg, auf dem sie sich aktuell aufhielt, würde sie in drei Tagesritten direkt zur Hauptstadt Grandessas führen. Wobei sie unterwegs an allerlei Höfen noch vorbeikommen würde, zumindest hungern musste sie nicht. Wenn Helena etwas aufmerksam war, dann könnte sie zumindest für das Abendessen Mais und Kartoffeln einheimsen, was ja schon mal die halbe Pacht war. Aber auch an Wild sollte es in dieser Gegend nicht mangeln oder aber, sie würde einfach bei einem Bauern sich etwas Fleisch kaufen oder eintauschen, die Möglichkeiten waren ja vielfältig.
Die nächste Option, die sich er Reiterin bot, waren drei verschiedene Wege.
Der zu ihrer Linken, führte zwischen zwei Feldern hindurch. Der Weg war prächtig eingerahmt von alten Bäumen. Zwischendurch wuchsen in kleinen Grüppchen angeordnet, bunte Wildblumen, die Loki bereits sehnsüchtig betrachtete. Seine Nüstern blähten sich leicht, als er den Duft des Grünen einatmete.
Geradeaus, würde sie immer noch nach Bernat gelangen, wobei der Weg so langsam einen leichten Rechtsdrall beschrieb.
Zu ihrer Rechten wurde der Baumbestand immer dichter, es musste sich wohl um eine Art kleines Wäldchen handeln, in den der Weg hineinführte. Wohin sie dort kommen würde, konnte sie so nicht ersehen. Aber der Wald sah einladend aus und versprach eine gewisse Kühle. Mit Sicherheit könnte sie dort auch Beeren und Pilze finden.
Unschlüssig, wie sie dort immer noch auf der Weggabelung stand, drehte Loki irgendwann seinen Kopf zu seiner Reiterin herum und sah sie leicht missbilligend an. Dann warf er leicht seinen Kopf in die Höh’, ehe er abgrundtief seufzte und seinen Kopf in Richtung der Grashalme am Rand senkte und dort genüsslich knabberte. Sollte seine Freundin sich doch weiter den Kopf zermatern. Der Tag war zu schön, um sich groß zu ärgern. Die Vögel zwitscherten und eine leichte Brise kam auf, die allen durchs Haar und Fell strich. Das Leben konnte schon angenehm sein.
In dieser Brise, stellte Dori sich auf die Hinterbeine und schnupperte. Sie befand sich gerade auf Helenas rechter Schulter und hatte dort die Aussicht genossen. Wenn sie auf ihre kleine Maus achtete und dann auf die Brise, konnte sie die interessanten Gerüche ebenfalls bemerken, die mit dem Wind getragen wurden. Es roch nach Holz, Nadelgewächsen, frisch gemähtem Gras, Feuchtigkeit und Asche. Die letzte Komponente musste Helena theoretisch stocken lassen, so etwas lag selten im Wind. Wenn sie sich umsah, konnte sie aber gerade keinen Brand oder ein Feuer ausmachen, es kam aber definitiv von rechts, aus dem Wald. Würde sie ihrer Neugier nachgeben?
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Re: Unterwegs

Beitrag von Helena Morgan » Mittwoch 27. Februar 2013, 04:16

Nachdem sie sich ausgiebig gestärkt hatte, lehnte Helena sich an einem Baum und genoss weiterhin die wärmende Sonne auf ihrer Haut, lauschte dem Zwitschern der Vögel und dem Rauschen des Windes, heute war wirklich ein schöner Tag! Während sie so vor sich hin döste, gingen ihre Gedanken auf Wanderschaft und blieben bei ihren Eltern hängen. Sie vermisste die Beiden sehr, vor allem ihren Vater, aber der Drang ohne ihre Eltern und unter deren schützenden Hände zu Reisen und etwas zu erleben war dann doch noch größer. So war es nicht verwunderlich, dass ihrer Gedanken weiter zu Valas schweiften. Ihr früher so geliebtes Kindermädchen und heutzutage bester Freund. Sie musste Lächeln als sie daran zurück dachte, dass es erst einen Valas bedurfte, der ihr den Floh ins Ohr setzte auf Abenteuer zu gehen. Dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen war… ! Ja, auch ihn vermisste sie.

Nach einiger Zeit vernahm sie ein abgrundtiefes Seufzen, wie sie es von ihrem Pferd schon so manches Mal gehört hatte und sah, wie Loki genervt auf sie nieder blickte. Sein Blick sprach Bände, er wollte weiter. Ihr kam der Gedanke ihn zu ärgern und liegen zu bleiben, entschied sich dann aber doch dagegen. Also stand sie auf und streckte sich, die Wärme hatte sie schläfrig und müde gemacht. Dori schien ebenfalls ein Schläfchen auf ihrer Schulter gehalten zu haben, da diese nur träge die Augen öffnete und schaute was der Grund für die Bewegungen war. Während sie zu Ihrem Hengst ging, pflückte Helena ihre Maus vorsichtig von der Schulter und streichelte sie behutsam. Sie überlegte, welchen Weg sie jetzt einschlagen sollten, es standen drei zur Auswahl. Der Weg zu ihrer linken wurde schon sehnsüchtig von Loki betrachtet, was sie gut verstehen konnte, da der Weg zwischen zwei Felder entlang führte. Am Wegesrand standen Bäume, die auf jedenfall für Schatten sorgen würden und dazwischen wuchsen hübsche und wenn sie Loki anschaute, offensichtlich auch wohlschmeckende Wildblumen. Der Weg zu ihrer rechten führte durch ein Wäldchen oder sogar einen Wald, das konnte sie von ihrer Position aus nicht so richtig ausmachen, er machte aber einen einladenden Eindruck auf sie, genauso wie der mittlere Weg vor dem die drei zur Orientierung stehen geblieben waren. Da es Helena egal war welchen Weg sie einschlugen, wollte sie Loki den Gefallen tun und den appetitlichen linken Weg einschlagen. Ihr Pferd stupste sie in die Seite, wahrscheinlich erfreut darüber dass es endlich weiter ging.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Dezember 2023, 22:47

Ysara kommt von Die verlassene Mühle

Nachdem sich die Krähen von Tami und Cassian verabschiedet hatten, hatten sie die mitgebrachte Habe genommen, sich in warme Reisekleidung geworfen, ihre Rucksäcke mit Proviant und Trinken gefüllt, die Schatzkarte sicher im Innenfutter von Ysara’s Mantel verstaut und waren in Richtung Norden gelaufen. Grandea lag inzwischen hinter ihnen und war nur noch ein winziger Punkt am Horizont. Elian hatte bereits gesagt, dass sie in Richtung Bernar aufgebrochen waren, doch Dank Cassian’s Hilfe, hatten sie es nicht mehr unbedingt nötig, dorthin zu gelangen. Es blieb jedoch ihr Fixpunkt für den ersten Tag ihrer Reise. Die kleine Dreiergruppe musste feststellen, dass es etwas anderes war, hier und dort durch Grandea zu huschen oder im strammen Marsch durch Grandessa zu laufen. Vor ihnen tauchte bereits das Landdorf Bernar auf, es würde nur noch ein paar Stunden dauern. Sie waren in der Nacht losgelaufen und hatten den malerischen Sonnenaufgab über dem Südmeer zu ihrer Rechten entdecken können. Das Meer war noch etliche Kilometer entfernt, doch die Luft war dennoch salziger, frischer und der Wind zeigte ihnen, dass die Tage noch immer kühl und frostig begannen. Die Zeit des Erwachens war noch jung, sodass sich erst in ein paar Wochen, das milde Klima einstellen würde. Die erste Zeit ihrer Reise, war Elian äußerst schweigsam. Er hatte daran zu knabbern, dass Tami auf sich gestellt war und so nutzte Sadia die Möglichkeit, ihrer Freundin auf den Zahn zu fühlen. Sie fragte sie nach Cassian und was mit ihm wäre. Offenbar besaß ihre Freundin ein untrügliches Gespür für solche Dinge. Die dunkelhaarige Krähe aber schien diesen ‚Ausflug’ dann doch mehr zu genießen, als es Elian und Ysi zurzeit vielleicht konnten. Sadia war schon immer der Freigeist und auch wenn sie Grandea liebte und tief verwurzelt war, so lockte sie es in die Ferne, wenn sie meinte, damit eine Veränderung für ihre Heimat erreichen zu können.
Mit jedem Schritt von Grandea fort, spürte die kleine Reisegruppe aber auch eine gewisse Last von sich abfallen. Die Gefahr war vorerst gebannt und sie begegneten auch nicht mehr Dunkelelfen als in der Stadt. Im Grunde folgten sie einfachen Landwegen, die sie mit den Städten um Grandea herum verbanden. Noch war die Zivilisation vorhanden – es war nur keine Großstadt mehr. So trafen sie hier und dort auf ihrem Weg auf Karren, gezogen von Ochsen, Pferden oder Eseln. Sie waren mit Waren beladen, die man in die Stadt brachte oder kamen leer aus Grandea. Alles in allem ein sanfter Einstieg in diese Unternehmung. Nachdem sie noch einige Stunden marschiert waren und Grandea nun nicht mehr auszumachen war, dafür aber Bernar’s Ausläufer anhand von Gehöften und Felder zu sehen waren, bat Elian die beiden Frauen, fürs erste einmal anzuhalten. Er nahm sich einen Wasserschlauch und trank etwas. Er sah müde aus, vermutlich, wie sie alle sich fühlten. „So. Wir erreichen gleich Bernar. Die Frage ist – wollen wir hier eine Nacht verbringen? Danach müssen wir so einige Nächte im Freien schlafen. Oder gehen wir gleich weiter?“, wollte er wissen und blickte beide Frauen an. Sadia biss sich auf die Lippe, ehe sie die Schultern zuckte. „Ich kann auch weitergehen. Aber vielleicht wäre ein letztes Bad, etwas Komfort und Schlaf in einem vernünftigen Bett gar nicht verkehrt…“, überlegte sie, bevor sie Ysara anschaute, „Was meinst du, Ysi?“, und ihr die Entscheidung überließ.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Donnerstag 28. Dezember 2023, 17:07

Der Abschied von Tami fiel Ysara schwer, aber sie wusste, dass es nicht anders ging. Ysara kannte den Wunsch, eigene Erfahrungen zu machen, eigene Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben, nur allzu gut. Immer wieder war sie aus ihrem Leben aus Wohlstand ausgebrochen, um genau das zu erleben. Tami war dabei, erwachsen zu werden, und musste sich selbst finden. Ysara wusste all das, aber es fiel ihr unglaublich schwer, Tami das zu sagen, was sie hören musste, damit sie mit gutem Gewissen gehen konnte. Sie bedankte sich bei ihr und Ysara lächelte traurig, wieder in Tamis Arme stehend, in der sie nun der rothaarige Wirbelwind gezogen hatte. Dann würden also nur sie, Sadia und Elian nach Morgeria gehen. Oder musste sie sich Sorgen machen, die Mühle heute ganz alleine zu verlassen? Besorgt erkundigte sie sich bei Tami, was mit den beiden anderen war, und schaute dann überrascht zur Tür, durch die beide plötzlich traten. „Bist du verrückt?! Wir lassen dich nicht im Stich!“ Die Blonde löste sich von Tami und sah zur lachenden Sadia, die den Stein in ihren Magen mit ihren Worten zerspringen ließ. Erleichterung durchflutete sie bei der Nachricht, dass die beiden bei ihr bleiben würden. Ysara schaute zu Elian hinauf und musterte ihn mit traurigem und wissendem Blick. Es war ihm anzusehen, dass ihm dieser Abschied verständlicherweise schwer fiel. Tami war seine Schwester, auch er ließ seine gesamte Familie in Grandea zurück. Sie vermutete, dass auch er sich im Angesicht seiner Schwester zusammen riss, um ihr den Abschied nicht noch schwerer zu machen, gänzlich verbergen konnte er sein Leid jedoch nicht. Die Blonde drückte ihre drei Krähen aus ganzem Herzen, als sie in ihre Gruppenumarmung eingeschlossen wurde. Tami kicherte schon wieder, Ysaras Lächeln hingegen wirkte ein wenig verkrampft, als sie sich von den dreien löste. Sie gab sich wirklich Mühe, es zu verbergen, aber sie war nun mal auch ein Herzensmensch, der mit einem nicht nur herzhaft lachen, sondern auch bedrückt mitweinen konnte. „Leute? Macht bitte keine Dummheiten und wenn es zu gefährlich wird, dann…. Oh scheiße, wehe ihr riskiert euer Leben für irgendso eine Scheiße, die es am Ende nicht wert ist! Nein! Wartet. Nichts ist es wert, dass ihr dafür euer Leben riskiert, hört ihr?!“ Ysara nickte Tami zu. "Mach' dir keine Sorgen um uns. Pass' gut auf dich auf, Tami." Als sie sah, wie Tami erneut in Tränen auszubrechen drohte, spürte sie einen Stich im Herzen und senkte den Blick. Dann wandte sich die Rothaarige jedoch ab und verschwand, bevor sie sich alle noch weinend in die Arme fallen und nie trennen würden. Auch ihre Schritte verhallten leise und die Tür der Mühle fiel hinter ihr ins Schloss. Einige Sekunden lang war es still zwischen den verbliebenen drei Krähen. „Packen wir es an!“ Elian verhinderte, dass Ysara in trübe Gedanken verfiel und zu sehr darüber nachdachte, wie ihre Reise zu dritt nun aussehen würde. Sie trat an Elian heran, legte ihm tröstend eine Hand auf den Unterarm und suchte seinen Blick. "Sie wird sich durchbeißen. Sie kennt dieses Loch besser als jeder andere." Er konnte heraushören, dass das nicht nur dahin gesagt war, sie war überzeugt davon. Die unberechenbare Punkt in Tamis Plan war nicht sie, sondern Lianth, doch Ysara hoffte inständig, dass sie auch für ihn nicht sinnlos ihr Leben aufs Spiel setzte.
Ysara nahm die Flasche Honigwein, die noch immer auf dem Boden stand, in die eine und eine der Kerzen, die Cassian entzündet hatte, in die andere, ehe sie die übrigen Kerzen löschte. Während Sadia und Elian schon die engen Stiegen hinab liefen, sah Ysara sich noch einmal in dem Raum um. Sie dachte an all die Abenteuer zurück, die sie hier erlebt hatten. Sie dachte an ihre vier Krähen zurück, mit denen sie hier Zuflucht gesucht und lautstarke Abende verbracht hatte. Sie dachte an Cassian, den sie hier geküsst hatte. Jetzt war nichts mehr wie es war und nichts mehr von all den Erinnerungen übrig. Seufzend wandte sich dann auch die Blonde ab. Zusammen packten sie alles, was Cassian ihnen besorgt hatte, in ihre Rucksäcke und schulterten diese über ihre warme Kleidung. Zuletzt versicherte sich Ysara noch einmal, dass die Schatzkarte sicher in ihrem Mantel verstaut war und konnte nur hoffen, dass sich all diese Strapazen des Tages und all die Verluste am Ende für den Schatz lohnten. Sie trat als Letzte aus der Mühle und ihre Hand verharrte ein paar Sekunden auf dem Knauf. Dann wandte sie sich ab und blickte Sadia und Elian einen Moment an. "Ich bin froh, dass ihr mich begleitet", wollte sie die beiden wissen lassen, denn sie wusste, dass das gerade für Elian nicht selbstverständlich war. Sie wollte sich nicht ausmalen, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen, doch sie ließ sie ihm. Sie wollte sich nicht aufdrängen und vermutete, dass er später eher Trost bei Sadia suchen würde, als bei ihr, denn seit dem Zusammenkommen der beiden verhielt er sich nicht mehr ganz so überschwänglich und unbekümmert ihr gegenüber. Trotzdem war Ysara immer offen zu ihm und sie hoffte, dass er wusste, dass er auch mit ihr Freud und Leid teilen konnte.

Schließlich brachen sie auf nach Richtung Norden. Kilometer für Kilometer und Stunde für Stunde näherten sie sich Bernar. Das Abenteuer rief und sie taten ihre ersten Schritte dorthin. Grandessa war groß und weit, das Land suggerierte Freiheit, die sich sehr von dem Leben in der Stadt unterschied. Ysara konnte diese Freiheit geradezu riechen. Trotzdem fiel es ihr nicht leicht, alles hinter sich zu lassen. Sie hatte sich nicht darauf vorbereiten können und das war wohl das Schlimmste daran. Zusätzlich dachte sie natürlich auch an Cassian und sah verwundert auf, als Sadia sie just nach ihm fragte, als sich Ysara an ihren Kuss zurück erinnerte. Für einen Moment sah sie ihre Freundin etwas perplex an, als würde sie sich vergewissern müssen, dass sie nicht ihre Gedanken lesen konnte, dann zuckte sie aber mit den Schultern, um anzudeuten, dass nichts mit ihm war. Aber Ysara nutzte die Aufforderung und Gelegenheit, denn jetzt hatte sie zum ersten Mal Zeit, um Sadia und auch Elian in Ruhe von den Geschehnissen des Tages zu erzählen. Angefangen von Cassians morgendlichen Auftauchen in ihrem Haus, um offiziell von seiner Verlobung zu berichten bis hin zur Einladung zur Feierlichkeit des Generals. Den Rest kannten Sadia und Elian immerhin. Ihr Auseinandergehen der besonderen Art in der Bibliothek und die knisternde Wiederholung davon in der Mühle sparte Ysara jedoch aus, ohne mit der Wimper zu zucken oder rot anzulaufen. Sie verschwieg den beiden den Kuss ebenso wie Cassians Liebesgeständnis, denn beides änderte nichts an der Tatsache, dass sie weiterhin nur Freunde bleiben würden. Ysara wusste noch nicht, ob sie ihre Freundin wirklich in all das einweihen sollte. Zum einen hinderte Elians Anwesenheit sie gerade daran, offen zu sprechen, aber es war nicht nur das. Cassian hatte sie enttäuscht und die Frage in ihr ausgelöst, ob sie nicht viel zu naiv aufgrund fehlender Erfahrungen an die Sache herangegangen war? Sie hätte wissen müssen, wie es ausging, denn gerade sie kannte Cassian von allen am Besten. Sie wollte nicht die Naive sein und sie wollte keine schlauen Sprüche oder gut gemeinten Aufmunterungen hören. Sie wollte nicht mal über Cassian herziehen und ihn schlecht reden, damit sich ihr Herz besser anfühlte. Für all das war Ysara noch nicht bereit und deshalb verschwieg sie ihrer besten Freundin, was zwischen dem verlobten Erben und ihr tatsächlich vorgefallen war. Trotzdem tat es gut, zu reden und Ysara nutzte die Gelegenheit, um das Geschehene mit den anderen beiden gemeinsam Revue passieren zu lassen. Es war auch eine Art Verarbeitung. Hin und wieder sah Ysara zurück nach Grandea, doch irgendwann war ihre Heimatstadt nicht mehr zu sehen, was ihr ein mulmiges Gefühl bescherte. Nun gab es kein Zurück mehr. Die drei waren auf sich gestellt. Das Umland wirkte zwar sorglos und ruhig und die Anspannung, die die Gefahr und die Abschiede zuletzt in ihr ausgelöst hatten, fiel nach und nach von ihren Schultern. Trotzdem war Ysara schon jetzt länger von Zuhause fort als jemals zuvor. Sie versuchte, den trüben Gedanken nicht zu viel Raum zu geben und die Natur zeigte ihnen, dass auch schöne Seiten hier draußen auf sie warteten. Der Sonnenaufgang, den sie hautnah erleben durften, war eine davon. "Scheiße, seht euch das an", raunte Ysara bewundernd und mit Worten, die weit weniger malerisch waren als dieser Sonnenaufgang. Die Diebin blieb sogar vor Erstaunen stehen und starrte auf das Naturspektakel, das ihre Umgebung und die Krähen in ein warmes, friedliches Licht tauchte. Sie hatte noch nie etwas Vergleichbares mit eigenen Augen gesehen. Vielleicht war dies ja auch ein Vorgeschmack auf all die schönen Dinge, die die Welt noch zu bieten hatte? Es weckte jedenfalls Ysis Neugierde und ließ sie ihre Umgebung nochmal mit anderen Augen mustern.
Irgendwann waren Bernars Ausläufer in der Ferne zu erahnen und Ysara schaute in das müde Gesicht von Elian, der eine Pause einleitete. „So. Wir erreichen gleich Bernar. Die Frage ist – wollen wir hier eine Nacht verbringen? Danach müssen wir so einige Nächte im Freien schlafen. Oder gehen wir gleich weiter?“ Auch Ysara trank einige Schlucke aus ihrem Wasserschlauch, während die beiden beratschlagten, wie es weitergehen sollte. „Ich kann auch weitergehen. Aber vielleicht wäre ein letztes Bad, etwas Komfort und Schlaf in einem vernünftigen Bett gar nicht verkehrt… Was meinst du, Ysi?“ Die Angesprochene wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und grinste dann fein. "Ich meine, dass ihr so müde ausseht, wie ich mich fühle", sagte sie frei heraus. Sie waren noch nicht so lange unterwegs, aber Ysara merkte schon jetzt den Unterschied zwischen dem Herumschleichen durch die vertrauten Gassen Grandeas und dem ausdauernden, stundenlangen Wandern durch Feld und Wiesen. Sie waren die ganze Nacht durchgelaufen und die Hatz mit den Dunkelelfen hing ihr noch in den Gliedern. Auch sie war müde und die beiden sprachen etwas an, das Ysara innerlich zu denken gab. Sie hatte noch nie eine Nacht unter freiem Himmel verbracht. Ihr Bett war ihr heilig und darüber hinaus, war ihr abendliches Bad eine zwar für manche fragwürdige, aber eben auch sehr angenehme Annehmlichkeit, an die die blonde Krähe einfach gewöhnt war. Was wählte also jemand wie sie, für die gewisse Annehmlichkeiten reine Gewohnheit waren, wenn man die Wahl zwischen einem Bad und einem Bett oder die freie, schutzlose Natur, die gänzlich neu für sie war, zur Auswahl hatte? "Wir wissen nicht, was uns erwartet. Ich finde, wir sollten uns alle nochmal eine kräftige Mahlzeit gönnen, ein warmes Bad und ein kuscheliges Bett. So gemütlich wie heute werdet ihr es lange nicht mehr haben", zwinkerte sie den beiden vielsagend zu. Nicht nur ihre Familie und Grandea, auch den Komfort in ihrem Elternhaus würde sie definitiv vermissen, auch wenn sie darauf nicht unbedingt stolz war, war das doch etwas, das für viele - auch für ihre Begleiter - alles andere als selbstverständlich war. Deshalb hoffte sie, dass sie die Vorzüge auch für ihre Reisebegleiter überzeugend formuliert hatte, um sie von einer ausgiebigen Rast in der Herberge zu überzeugen.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. Dezember 2023, 22:10

Noch war einfach nicht die Zeit, um jetzt schon über all das zu reden, was wirklich in ihr vorging. Ysara hielt sich dabei lieber an die Fakten und weihte die restlichen Krähen ein, was sie vor dem Fest eigentlich so getrieben hatte. Es fügte das Bild endlich zusammen und änderte dennoch nichts an dessen trister Farbgebung. Sie hatten zwei von sich eingebüßt und ihre Zukunft blieb ungewiss. Sie waren nun mehr kopflos und unter Zwang losgezogen, um ein Unterfangen anzugehen, dessen Auswirkungen sie überhaupt nicht abschätzen konnten. Keiner von ihnen sprach derzeit an, dass sie weder Erfahrung noch Kampfkraft hatten, um überhaupt gegen irgendwen zu bestehen. Denn bei allem, was die Krähen bisher gedreht hatten, war niemals auch nur ein Tropfen Blut geflossen. Sie waren keine skrupellosen Halunken, denen alle Schicksale außer dem ihren egal waren. Aber irgendwo mussten sie ja beginnen, nicht wahr? Und manchmal brachte es nicht, jede Konsequenz durchzudenken und dann festzustellen, dass man die Zeit damit vertrödelt hatte. Einen Schritt, nach dem nächsten und ihrer würde Bernar sein. Das Landdorf war, ebenso wie Troman oder Alberna, grandessanisches Hoheitsgebiet. Auch hier regierte der König und auch hier arbeiteten die Bewohner überwiegend für das Wohl der Hauptstadt und dessen Innenring. Das Brot, welches auf den feinen Tafeln Grandea’s lag, kam von hier. Sowie Honig, Getreide und Vieh. Bernar war der ausgelagerte Quell frischer Waren. Die Menschen hier lebten ein einfaches, aber gutes Leben. Sie bestritten ihren Alltag durch Landwirtschaft, Schlachterei und Viehzucht. Schon beim Näherkommen, kamen Ysi, Elian und Sadia an Weiden mit Rindern, Pferden und Schweineställen vorbei. Die Gerüche waren ebenso naturgemäß, wie frisch und schufen eine ganz eigene Art der Freiheit. Gleichwohl sahen sie aber auch geschäftiges Treiben auf den Feldern, die noch die letzten Wintergemüsesorten ernteten oder bestellten. Alles in allem war es doch ein starker Kontrast zum Schmutz in Grandea. Hier war es irgendwie anders und als Elian fluchend in einen Haufen Matsch trat, entfleuchte ihm nicht ein Fluch, sondern ein leises Lachen. Die Last fiel nicht nur Ysara von den Schultern. Doch Elian sah man an, dass er sich gewohnheitsmäßig immer wieder mal umdrehte und nach seiner Schwester schauen wollte, die er dann nicht vorfand. Dann wurde sein Ausdruck wieder trüber und er ging eine Weile schweigend weiter.

Nachdem sie entschieden hatten, dass eine Übernachtung hier im Dorf doch noch ratsam wäre, waren sie dem breiten Feldweg gefolgt. Die vielen Karren hatten einen natürlichen Weg geschaffen. Sie alle wussten, sie brauchten ihn nur in die entgegensetzte Richtung zu gehen, um zurück nach Grandea zu gelangen. Es war eine stumme Verbindung nach Hause und gab ihnen den Mut weiterzugehen. Tatsächlich war Bernar ein äußerst weitläufiges Dorf. Sie durchquerten erstmal all die Felder und Weiden, bis sie überhaupt endlich einige Gehöfte sahen. Hier und dort säuselte ein Kaminfeuer Rauch durch Schornsteine, ansonsten aber wirkte diese Gegend recht unbelebt. Nur in weiter Ferne fanden sie mal hier und dort einen anderen Menschen, aber niemand nahm Notiz von den jungen Leuten. Sie alle hatten zu tun und schufteten, bereits, seit der Hahn gekräht hatte. Während sich der Weg etwas schlängelte und allmählich wieder Baumbestand herrschte, konnten sie nach einiger Zeit tatsächlich so etwas wie Dorftulmult hören. Da waren Hühner, die gackerten, irgendwo schrien Kinder ausgelassen und rannten um die Wette. Ein Hund bellte aufgeregt, war er doch an einem Pflock in der Erde angebunden, damit er die tollenden Kinder nicht jagte. Ysi konnte sehen, dass sich endlich das Dorf vor ihnen auftat. Da waren Hütten, zu einigen Halbkreisen hintereinander angeordnet, als hätte jemand den Regenbogen nachgebaut. Allesamt waren sie aus eben jenen Bäumen gefertigt, die sie auf ihrem Weg vermisst hatten. Man hatte die weite Fläche vor Bernar abgeholzt, um Platz für Acker- und Weideland zu machen und erst in der Nähe des Dorfes, wuchsen Bäume, Büsche und hier und dort auch mal etwas Unkraut. Bernar wirkte auf den ersten Blick tatsächlich idyllisch. Der Feldweg, den sie gekommen waren, führte mitten rein in die Dorfmitte und sie wurden hier und dort durch freundliches Nicken begrüßt, ansonsten aber nicht groß beachtet. Schließlich war es nichts ungewöhnliches, dass Fremde hier einkehrten. Bernar war der Handelsplatz, wenn es um tierische und natürliche Produkte ging. Zwischen den einzelnen Hütten gab es kleinere Wege und Gänge, mal war eine Wäscheleine gespannt, manchmal aber auch in die Erde gerammt, um an zwei Holzstangen Wäsche zu hängen. Sie hörten den Teppichklopfer hinter einem der Häuser und dann die strenge Stimme einer Frau, die ein Kind zurechtwies. Oder ihren Mann. So genau wusste man es dann auch nicht.

In der Dorfmitte gab es einen Brunnen, der der Allgemeinheit als Wasserquelle diente. Gerade, als sie dort ankamen, hob ein Junge von etwa zehn Jahren den Lockenkopf und blickte ihnen aus aufgeweckten, blauen Augen entgegen. Das Haar war braun und reichlich wüst. Er trug eine dunkelbraune Weste, dazu dunkelbraune Hosen und hatte aufgeschlagene Knie, die man gut erkannte, weil er kurze Hosen trug. Seine Schuhe hatten bessere Tage bereits hinter sich und an der kleinen Zehe gab es ein Loch. Mit Sommersprossen sah er wirklich frech aus und bedachte die Ankommenden mit einem gewissen, neugierigen Schalk. „Wer seid ihr denn?“, wollte er naseweis und auf Celcianisch wissen und stellte pütschernd den Eimer ab, dass das geschöpfte Wasser über den Rand schwappte und seinen Schuh benetzte. Elian trat vor und lächelte offen. „Das sind Sadia, Ysara und ich bin Elian. Und du bist?“, fragte er den Jungen, der sich die Nase am Ärmel abwischte, hochzog und Elian dann die Hand reichte. "Wir sprechen hier celcianisch, weil wir mit allen möglichen Leuten zutun haben", klärte er kurzerhand auf. Geschäftsmäßig schüttelte er die Hand des Erwachsenen. „Ich bin Tips. Eigentlich Titus, aber alle nennen mich Tips.“, zuckte er die Schultern. Sadia grinste. Sie hatte ein Herz für Streuner. „Was wollt ihr hier? Ihr seht nicht so aus, als wolltet ihr ein Schwein.“, bemerkte er frech und Elian grinste nun ebenfalls. „Gut beobachtet, Tips! Nein, wir suchen eine Unterkunft für eine Nacht. Wir wollen morgen weiterreisen und uns vorher etwas ausruhen. Habt ihr eine Taverne?“, fragte er den Jungen und Tips zuckte die Schultern. „So etwas ähnliches. Wir haben Onkel Fizz. Der hat nach dem Tod von Oma Fizz das ganze Haus ausgebaut. ‚Für Gäste, wenn denn mal welche kommen‘, sagt er immer.“, erneut zog er die Nase hoch. Dann griff er nach dem Eimer und ruckte mit dem Kopf in eine unbestimmte Richtung. „Folgt mit. Ich bring euch hin.“, sagte er zuvorkommend. Als sie drei Schritte gegangen waren, hielt er inne. „Für einen Fuchs…“, grinste er frech und blickte sie abwartend, mit aufgehaltener Hand an. Tatsächlich konnten sie in dritter Reihe ein recht geräumiges Haus ausmachen, das mit einem Schild aufwarten konnte. ‚Onkel Fizz‘ Herberge‘, stand darauf in krakeliger Schrift. Sie bräuchten Tips also nicht und schon gar nicht für einen Fuchs. Oder aber sie ließen ihm den Spaß und gaben ihm, was er wollte. Ganz gleich, wie sie sich entschieden, sie kamen früher oder später an der Herberge an. Inzwischen hatte man sie hier und dort gegrüßt und neugierig geschaut, doch behelligt wurden die drei nicht. Bernar schien ein offenes Dorf zu sein und irgendwie war die Zeit an ihm vorbeigegangen. Hier wirkte alles noch in Ordnung und ohne jede Hast. Nachdem sie geklopft hatten, hörte sie… nichts.
Lange Zeit mussten sie warten, dann polterte es, ein Fluch, erneutes Poltern und erst dann wurde die Tür geöffnet. Sie quietschte. „Ja?“, kam es recht schroff und nur durch einen Spalt geöffnet. „Wir würden gerne die Herberge mieten“, sagte Sadia freundlich und hektisch wurde die Tür weitergeöffnet. „Wa- was? Echt? Oh, ich meine.. ja, natürlich!“, stotterte ein alter Mann, der gewiss schon über sechzig Jahre alt sein musste. Er wirkte etwas gebeugt, hatte einen leichten Rundrücken und trug einen quietschgelben Pullunder. Seine rote Kordhose hing nur noch labberig herab. Offenbar hatte ‚Onkel Fizz‘ erheblich abgenommen oder trug es gerne legere. Wie auch immer. Ein Geruch von altem Mann kam ihnen aus der Herberge entgegen und das weiße Haar des Mannes sah aus, als würde es beim nächsten Bürstenstrich gänzlich ausfallen. Fizz hatte dabei aber buschige, feste Augenbrauen, die fast seine Augen überdeckten. Jene waren von Lachfältchen übersäht und rundlich. Irgendwann hatten sie gewiss mal eine schöne, braune Farbe besessen, jetzt wirkten sie irgendwie verblichen. Offenbar sah der alte Mann nicht mehr so gut. „Wie viele Personen?“, fragte er dann hochoffiziell und versuchte sich gerade zu machen und einen seriösen Eindruck. Sadia sah mit erhobener Augenbraue zu Elian und Ysi und grinste dann. „Ehm.. drei?“ Der Opa wäre fast vor Schreck gestürzt. „DREI?“, hustete er und fasste sich an die Brust. „Dass ich das noch erle…“, er bremste sich, lächelte höflich und machte einen Diener, um sie hereinzubitten.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Freitag 29. Dezember 2023, 17:03

Die grünen Augen der Krähe schweiften über die friedlich anmutende Natur rund um Bernar. Es gab hier Felder, die die Bauern bestellten, und Weiden für die Tiere, die geschlachtet oder deren Erzeugnisse genutzt wurden. Die Menschen, die sie aus der Nähe sah und die sie und ihre Begleiter freundlich grüßten, wirkten zu ihrer Überraschung zufriedener, als sie angenommen hatte. Der Ertrag, den sie erzielten, war doch in erster Linie für den König und die Bewohner der Hauptstadt. Die Bauern sahen angestrengt aus, aber nicht so unglücklich wie in ihrer Vorstellung. Ysara wurde klar, dass sie auf ihrer Reise noch einiges dazu lernen würde. Die Anzahl der Gehöfte und Häuser nahm Stück für Stück zu und schließlich näherten sie sich dem Dorfgeschehen. Verschiedene Geräusche trafen auf ihre Ohren und verschiedene Menschen liefen an ihnen vorbei. Ysara erwiderte ihre Freundlichkeit und war froh, dass sie nicht argwöhnisch betrachtet wurden. Offenbar kamen hier viele Fremde vorbei und sie war froh, dass sie nicht auffielen, denn falls sich die Dunklen hier irgendwann nach ihnen erkundigten, wollte sie lieber nicht in Erinnerung bleiben. Insgesamt wirkte Bernar sehr idyllisch und das überraschte sie auch ein wenig. Hier schien die Welt noch in Ordnung zu sein oder aber die Menschen machten das Beste aus den Gegebenheiten. In der Dorfmitte angekommen, wie sie aufgrund des Brunnens annahm, fiel ihr Blick auf einen Jungen, der sie ohne Scheu aus blauen Augen ansah. Ysara musterte ihn und vermutete aufgrund seines Auftretens, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte, weshalb sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen schlich. Sie erkannte aber auch, dass seine Kleidung nicht der Jahreszeit entsprach und nicht nur an einer Stelle löchrig war. Elian stellte seine Begleiterinnen und sich auf Nachfrage vor und nachdem der Junge klarstellte, dass sie hier auf Celcianisch sprachen, grinste Ysara gutmütig. "Hallo Tips. Sehr erfreut", grüßte sie ihn und drückte die Hand des Jungen kurz, als sie einander bekannt machten. Sie warf einen Seitenblick zu Sadia und erkannte, dass auch ihr der Junge direkt sympathisch war. Er erinnerte sie wohl beide ein Stück weit an die Kinder auf Grandeas Straßen, die von einem besonderen Schlag waren und schon früh lernten, wie sie Vorteile aus ihrem Leben herausschlagen konnten. Tips wollte sie zur Taverne von Onkel Fizz führen und forderte sie auf, ihm zu folgen. Neugierig schweifte Ysaras Blick in Dorf umher und sie erkannte gerade die Herberge des besagten Onkels, als sich Tips zu ihnen herum drehte und doch glatt eine Fuchsmünze für seine Dienste verlangte. Ysara blieb überrascht stehen und als sie zu dem frechen Jungen sah, hielt er ihnen doch glatt seine geöffnete Hand entgegen. Die Diebin grinste aufgrund seiner Dreistigkeit und Geschäftigkeit und kramte dann tatsächlich in ihrer Manteltasche, aus der sie eine Münze herauszog. "Für deine Mühen", versuchte sie dann so ernst wie möglich zu sagen und drückte Tips den Fuchs in die Hand. Er war frech und das gefiel ihr. Außerdem war sie sich sicher, dass er das Geld gut gebrauchen konnte. Ysara war klar, dass sie nicht allen helfen konnte, aber der Junge weckte ihr Mitleid, auch wenn er das so sicher nicht beabsichtigte.

Schließlich standen sie vor Onkel Fizz' Herberge und warteten darauf, dass ihnen jemand öffnete. Eine ganze Weile passierte nach ihrem Klopfen jedoch nichts und Ysara sah sich schon nach Tips um, falls der sich überhaupt noch in der Nähe befand. Dann hörte sie im Inneren ein Poltern, einen Fluch und ein weiteres Poltern. Vielsagend warf sie Sadia und Elian einen Blick zu und wartete gespannt, wer ihnen gleich die Tür öffnen würde. Irgendwann war es dann tatsächlich so weit. "Guten Tag, entschuldigt die Störung", grüßte Ysara und fühlte sich zu der Entschuldigung bemüßigt, weil der alte Mann zuerst eher schroff und wenig erfreut über ihr Auftauchen wirkte. Als Sadia aber ihr Begehr erklärte, wirkte er nicht mehr ganz so grummelig, sondern vielmehr überrascht und öffnete die Tür ein gutes Stück. Ysara musterte seine Gestalt und ein belustigtes Funkeln schlich sich in ihre Augen. Seine Kleidung war ungewöhnlich bunt für jemanden seines Alters und auch die Lachfältchen in seinem Gesicht zeugten davon, dass er das Leben nicht nur in Schwarz und Weiß sah. Dass jemand hier war, um seine Herberge in Anspruch zu nehmen, schien ihn zu überraschen, und dass sie zu dritt kamen, fast ein wenig zu überfordern. Trotzdem deutete er ihnen, herein zu kommen. Ysara erwiderte Sadias Grinsen kurz und folgte dann der Aufforderung des Alten, der offenbar nicht mehr gut sehen konnte. "Wir wollen keine Umstände machen", versicherte sie ihm als Erstes und ließ den Blick durch den Raum schweifen, während ihr der Geruch des Hauses entgegen schlug. Ysara ließ sich jedoch nicht anmerken, dass dieser spezielle Geruch nicht gerade ihrer Nase schmeichelte. "Es kommen nicht viele Gäste hier vorbei?", fragte sie dann so unvoreingenommen wie möglich, damit er sich nicht gekränkt davon fühlte. Die Bewohner von Bernar hatten eigentlich den Eindruck erweckt, dass Reisende in ihrem Dorf nichts besonderes waren. Daher fragte sich Ysara, ob die Gäste vielleicht zwar nach Bernar kamen, aber eben nicht in Onkel Fizz' Herberge?
"Tips hat uns Eure Herberge empfohlen. Wir hoffen auf ein Bad und ein Bett für die Nacht. Morgen früh sind wir wieder weg." Mit einem freundlichen Lächeln stand sie dem Gastgeber gegenüber und suchte seinen Blick, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie gut er sie sehen und erkennen konnte. Dann ließ sie den Blick aber noch einmal genauer durch den Raum schweifen, auf der Suche nach einer weiteren Person. Wenn sie genauer darüber nachdachte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass Onkel Fizz - oder wie auch immer ihr Gegenüber in Wahrheit heißen mochte - sich alleine um seine Gäste kümmern konnte.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. Dezember 2023, 07:49

Die Idylle, die das Landdorf Bernar ausstrahlte, wurde nur durch das geschäftige Treiben seiner Bewohner unterbrochen. Es bildete einen starken Kontrast zu der lauten, verschmutzten und gespaltenen Stadt Grandea. Die drei Krähen waren allesamt Stadtkinder. Keiner von ihnen lebte ein halbes Leben außerhalb oder besuchte auch nur die umliegenden Dörfer ihrer Heimat. Grandea bot für Reiche zu viel Komfort und für Arme zu wenig Möglichkeit, sich einfach mal einen Tag auf Land zu genehmigen. Ysara hatte zwar davon geträumt mit Cassian zu fliehen, aber, dass Bernar solch ein beschauliches Leben bieten könnte, hatte sie nicht geahnt. Es gefiel ihr. Schmeichelte es doch ihrer aufgeregten Seele, die sich erst noch an all die vielen Verluste und Unsicherheiten gewöhnen musste. So war es kein Wunder, dass sich Ysara noch mal ganz bewusst davon verabschieden wollte, etwas Komfort und Geborgenheit zu genießen. Wer konnte sagen, wie ihre Zukunft aussehen würde? Nachdem die drei das Leben hier etwas auf sich wirken lassen haben und dem vorwitzigen Jungen Tips begegneten, gewann jener bereits das Herz der beiden Frauen. Ysara überließ ihm sogar einen Fuchs, weil sie annahm, dass er das Geld gut gebrauchen könnte. Er wirkte zwar fröhlich und aufgeweckt, doch seine Kleidung sprach dafür, dass er nicht viel hatte.
Tips grinste breit, als das Kupferstück seine Handfläche berührte und ließ sie so schnell verschwinden, dass man glaubte, sie hätte es nie gegeben. Dann deutete er lapidar auf die Tür, die auch Ysara schon gesehen hatte und grinste erneut. „Dort hinten“, gab er ihnen Auskunft und verschwand dann in unbekannte Richtung. Das Dreiergespann fand also, wonach sie suchten und nachdem einige kurze Fragen und Antworten ausgetauscht wurden, ließ der Alte sie herein. Der muffige Geruch, der sie beim Öffnen der Tür empfangen hatte, hatte sich inzwischen verflüchtigt. Tatsächlich durften sie in ein geräumiges Wohnzimmer eintreten, das mit drei Fenster an der gegenüberliegenden Seite genug Licht einwarf. Es war… liebevoll. Das konnte man nicht anders nennen. Nachdem sie eingetreten waren, führten zwei Stufen hinunter in einen großzügigen, runden Bereich. Hier standen zwei einladende Ohrensessel, zwei Fußschemel davor und ein kleiner runder Tisch zwischen ihnen, mit einer weißen Spitzendecke, die nach Häkelarbeit aussah. Ysara kannte das Muster, hatte man ihr doch versucht einige Handwerkskunst beizubringen als Kind.

An den Fenstern, die mit Holzstreben jeweils sechs Quadrate bildeten, hingen ordentlich zurechtgemachte Gardinen. Akkurat auf gleicher Höhe befestigt und im angenehmen Cremeweiß. Ysara konnte beim Umschauen tatsächlich noch einen Kamin ausmachen, der derzeit zwar nicht brannte, aber trotzdem benutzt aussah. Die alte Asche zeugte davon. Auf dem steinernen Sims gab es Bilder. Sie waren gezeichnete Portraits einer großen Familie mit lachenden, glücklichen Gesichtern. Eines davon war das von ‚Onkel Fizz‘. Sowohl auf dem Sims des Kamins als auch an den Fenstersimsen und dem kleinen Tisch mit Häkeldecke standen schmale Vasen mit jeweils einer wunderschönen Mohnblume und etwas Grün. Sie waren frisch und leuchteten in satten Farben. Vom Eingang schauend rechter Hand führte eine gerade Holztreppe in den oberen Bereich. Das Haus war nicht sonderlich riesig, aber es bot Platz und wirkte nicht so schrullig, wie es der Hausherr vielleicht vermittelte. An der Treppe vorbei befand sich dann ein Zugang zu einem Keller und weiter gerade aus, befand sich eine Küche. „Also drei Gäste ja?“, fragte der Alte und hustete leicht. Er setzte sich schlurfend in Bewegung und trat am Treppenaufgang vorbei zu einem kleinen Holzschränkchen. Hier griff er nach unten, öffnete die Tür quietschend und zog ein dickes in Leder gebundenes Buch heraus. Schlurfend kehrte er zurück, legte das Buch auf ein kleines Rednerpult links vom Eingang, das durch ihn verdeckt worden war. Er baute sich dahinter auf, griff nach einer Schreibfeder aus dem Tintenfässchen und befeuchtete die Spitze an seiner Zunge. Fizz schlug die nötige Seite auf und Ysara konnte erkennen, dass er nicht weit blättern musste. Tatsächlich kamen wohl nicht so viele her. "Es kommen nicht viele Gäste hier vorbei?" Fizz hielt inne, hob den Blick über seine Halbmondbrille und musterte Ysara etwas verschoben. „Wie meinen? Oh! Achso…“, er rückte sich die Brille zurecht. „Doch, ein ganzer Haufen. Aber sie alle gehen lieber zu… Marita“, bemerkte er und deutete vage in eine Richtung, die sie nicht erkennen konnten. „Sie betreibt eine Gastwirtschaft. Unweit von hier. Dort könnt ihr auch ein ausgiebiges Frühstück genießen.“, bemerkte er höflich und leckte noch mal die Feder an. „Namen?“, fragte er und Elian trat vor. „Elian, Sadia und Ysara.“, sagte er wahrheitsgemäß und zuckte unter Sadia’s fragenden Blick die Schultern. „Man wird schon nicht ihn fragen, ob wir hier waren.“, flüsterte er und Fizz kritzelte derweil die Namen in sein Buch. „In Ordnung. Im Grunde habe ich immer etwas da, aber…“, er kam hinter seinem Pult hervor und blieb vor Ysara stehen. Er schien etwas zu suchen, während sein Blick auf dem Boden ruhte. „Gepäck?“, fragte er und hob den Blick. Sadia grinste leicht.
Der Alte war irgendwie niedlich. „Geht schon, danke!“, bemerkte die dunkelhaarige Krähe und schulterte den Rucksack zum Zeichen, dass sie ihn selbst tragen würde. Wie könnte man dem Alten das auch zumuten? Fizz nickte und schlurfte an ihnen vorbei zur Treppe. "Tips hat uns Eure Herberge empfohlen. Wir hoffen auf ein Bad und ein Bett für die Nacht. Morgen früh sind wir wieder weg.“ Er hielt mit einem Fuß auf der ersten Stufe inne und wandte den Kopf. „Ein Bad ?“, er brummte, nahm den Fuß wieder hinunter und schlurfte an der Treppe vorbei in Richtung Küche, um darin zu verschwinden. Er wurde von einer Schwingtür verdeckt, sodass sie nicht sehen konnten, was er machte, doch dann kehrte er zurück und nickte. „Da ist noch genug Feuerholz.“, bemerkte er und schlurfte zur Treppe zurück. Bevor er die erste Stufe erklomm, hustete er abermals. „Also“, begann er und wuchtete sich Stufe um Stufe hinauf in den ersten Stock. „Eure Zimmer sind hier oben. Frühstück gibt es auch, aber sagt mir rechtzeitig Bescheid. Ich habe immer etwas im Haus, aber vielleicht wollt ihr lieber zu Marit gehen? -Die betreibt eine Gastwirtschaft.“, erklärte er abermals. Oben angekommen, musste Fizz erstmal verschnaufen. Auch hier gab es einen kleinen Gang und über dem Wohnzimmer fanden sich tatsächlich zwei Zimmertüren. Beide waren verschlossen. „Und wie sieht es aus mit Abendessen?“, fragte der Alte und lehnte immer noch an der Wand, um zu atmen. „Ich habe immer etwas im Haus. Muss es nur wissen.“, bot er abermals an. Vielleicht war der bunte Opa schon etwas tüddelig, aber dabei doch wirklich herzlich.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Samstag 30. Dezember 2023, 11:29

Onkel Fizz hatte seine Herberge sehr liebevoll eingerichtet, das konnte man nicht abstreiten. Sein Haus, das er Gästen zur Verfügung stellte, wirkte auf Ysara sehr behaglich und gemütlich. Ihre Augen nahmen alles in dem großzügigen Wohnraum auf. Das Haus war sauber und mit liebevollen Details dekoriert. Unvermittelt fragte sie sich, wie Cassian und sie wohl ihr Häuschen eingerichtet hätten und ob sie dabei auch so ein gutes Händchen gezeigt hätten. Sie machte einige Schritte in Richtung Kamin und warf mit einem versonnenen Lächeln einen Blick auf die Portraits auf dem Kaminsims. Ob sie in ihrem Häuschen auch irgendwann zahlreiche Portraits ihrer Großfamilie zur Schau gestellt hätten? Ysaras Blick bekam einen traurigen Glanz, denn das würde sie nie erfahren. Das idyllische Leben in einem beschaulichen Dorf wie Bernar gemeinsam mit Cassian hatte sich endgültig in Luft aufgelöst. Er zog ein Leben mit einer Dunkelelfe in Morgeria vor. Ein Teil von ihr wusste natürlich, dass dieser Gedanke nicht fair war, weil Cassian nicht freiwillig handeln konnte. Trotzdem schmerzte es. Innerlich seufzend drehte sich die Diebin wieder zu den anderen herum und schaute zu Onkel Fizz, der gerade einen dicken Lederband aufschlug. Ysara bemerkte, dass nicht viele Gäste herkamen und trat ein Stück näher. „Wie meinen? Oh! Achso… Doch, ein ganzer Haufen. Aber sie alle gehen lieber zu… Marita. Sie betreibt eine Gastwirtschaft. Unweit von hier. Dort könnt ihr auch ein ausgiebiges Frühstück genießen.“ Die Krähe musterte den alten Mann und versuchte zu ergründen, ob er mit dieser Marita in Konkurrenz stand oder ihm die wenigen Gäste im Jahr, von denen sein Buch zeugte, genügten. "Frühstück klingt klasse", sagte sie und sah fragend zu Sadia und Elian. Sie wusste gar nicht mehr so recht, wann sie das letzte Mal Zeit gehabt hatten, um in Ruhe zu essen. Onkel Fizz wollte ihre Namen wissen und bevor die Frauen etwas sagen konnten, verriet Elian ihm schon ihre richtigen Namen. Auch Ysara zweifelte sichtlich, ob das eine kluge Idee war. „Man wird schon nicht ihn fragen, ob wir hier waren.“ Sie war der Meinung, dass sie Vashnar nicht unterschätzen sollten. Ysara konnte nur hoffen, dass dem General nur ihr Erstname bekannt war, was sie aber genau genommen bezweifelte. Im besten Fall würde man sie überhaupt nicht suchen, in Anbetracht einer geheimnisvollen Schatzkarte war aber auch das zweifelhaft. "Darüber sollten wir später nochmal reden", raunte sie den beiden leise zu, während Onkel Fizz schon in sein Buch schrieb. Dann fragte er sie nach ihrem Gepäck und um Sadias Worte zu unterstreichen, griff auch Ysara nach ihrem Rucksack, um ihn natürlich selbst zu tragen. Ihr Gastgeber schickte sich an, sie nach oben zu den Zimmern zu führen, da bat Ysara ihn um ein Bad und hielt ihn auf. Sie beobachtete ihn dabei, wie er die Stufe wieder herunterkam, in der Küche verschwand und ihnen dann erklärte, dass das Feuerholz noch reichen würde. "Seid Ihr alleine hier?", fragte sie ihn dann frei heraus, als sich ihr schlechtes Gewissen bemerkbar machte. Wo waren all die Familienmitglieder, die porträtiert auf dem Kamin standen? Hatte er keine Hilfe? Sie wechselte einen Blick mit ihren Begleitern. "Wisst Ihr was, das letzte Bad ist nicht so lange her. Vergesst, was ich gesagt habe. Wir wollen Eure Gastfreundschaft nicht überstrapazieren." Onkel Fizz war ganz offensichtlich lange nicht mehr der Jungspund, der er mal gewesen war. Wenn er das hier alles alleine bewerkstelligte, wollte sie ihm nicht zu viel abverlangen. Lieber verzichtete sie auf ein Bad, als den Alten auch noch Eimerweise Wasser erhitzen und schleppen zu lassen. Sie überlegte, ob es nicht doch besser gewesen wäre, eine Unterkunft bei Marita zu mieten. Diese hatte doch bestimmt einige helfende Hände, so wie das eigentlich üblich war. Sie hatte nicht erwartet, dass der alte Fizz hier alles alleine machen musste. Sie folgte dem schnaufenden Mann, der schon Mühe hatte, die oberen Zimmer zu erreichen. „Also. Eure Zimmer sind hier oben. Frühstück gibt es auch, aber sagt mir rechtzeitig Bescheid. Ich habe immer etwas im Haus, aber vielleicht wollt ihr lieber zu Marit gehen? -Die betreibt eine Gastwirtschaft. Und wie sieht es aus mit Abendessen? Ich habe immer etwas im Haus. Muss es nur wissen.“ Ysara sah mit einem kleinen Grinsen zu ihren Begleitern, als sich der Alte wiederholte. Er war irgendwie niedlich und man konnte ihn wohl nur gern haben. "Wir werden zu Marit gehen, das ist eine gute Idee", bescheinigte sie ihm in der Absicht, ihm einiges an Arbeit abzunehmen. "Vielen Dank für die Zimmer, mehr wollen wir gar nicht verlangen. Wir werden bei Marit essen und kommen heute Abend zum Schlafen wieder." Fragend schaute sie zu Sadia und Elian, ob das in Ordnung für die beiden war, erwartete aber nichts anderes. Wer wollte schon, dass der alte, alleinstehende Mann alles für sie drei machte, wo er doch kaum noch die Treppen hinaufkam. Ysara trauerte zwar gedanklich ihrem heißen Bad her, in das sie sich stundenlang einweichen wollte, um sich von den Strapazen zu erholen, musste im Stillen aber einsehen, dass ihre Ansprüche vielleicht doch etwas fehl am Platze war. Sie war eben nicht mehr in Grandeas Innenring, sondern in dem einfachen Dorf Bernar.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. Dezember 2023, 22:35

Ysara hatte nicht den alten Mann überfordern wollen. Allerdings wirkte er tatsächlich äußerst ambitioniert und pflichtschuldig. Er schrieb akkurat die Namen der drei in das kleine Buch und vielleicht wäre es eine Überlegung wert, dass man dieses Beweisstück ihres Aufenthaltes irgendwie wieder verschwinden ließ. Vielleicht aber trugen sie auch andere Namen ein – ganz egal. Elian runzelte die Stirn, als Ysara noch mal mit ihm darüber reden wollte. Auch Sadia sah ihn fragend an, doch die letzte, männliche Krähe wusste offenbar nicht, was die Aufregung sollte. Nun lenkte ohnehin erstmal der Alte ab und zeigte, dass er längst nicht mehr so gut zu Fuß war, wie vielleicht zu seinen Anfängen. "Seid Ihr alleine hier?", wollte Ysara wissen und der Alte hielt inne. „Sicher, sicher. Oma Fizz ist bereits nicht mehr und schaukelt jetzt Feylin auf ihrem Schoß, während Florencia und Phaun sich anderen Dingen widmen!“, gab er äußerst genaue Auskünfte. Dann schaute er kurz zum Kaminsims und wiegte etwas das graue Haupt. „Das Nest ist leer. Irgendwann gehen alle ihre eigenen Wege.“, ließ er sie persönlich wissen und winkte daraufhin mit einer Handbewegung ab. "Wisst Ihr was, das letzte Bad ist nicht so lange her. Vergesst, was ich gesagt habe. Wir wollen Eure Gastfreundschaft nicht überstrapazieren." Fizz sah auf und hob die Augenbrauen. „Oh! Also… nein, das macht mir doch nichts aus,“ sagte er und schüttelte den Kopf. Er wirkte ehrlich dabei. „Ich freu mich doch, wenn ich jemanden eine Freude machen kann!“, ließ er die Krähen wissen und erklomm dann die Stufen zum ersten Stock. "Wir werden zu Marit gehen, das ist eine gute Idee“, Fizz brummelte in seinen nicht vorhandenen Bart, "Vielen Dank für die Zimmer, mehr wollen wir gar nicht verlangen. Wir werden bei Marit essen und kommen heute Abend zum Schlafen wieder." , sagte sie in guter Absicht und trotzdem wirkte der Alte so, als würde er darüber nicht besonders glücklich sein.

Fizz nickte und wiegte den Kopf hin und her, bevor er dann seufzte. „Ja… ja, verstehe ich.“ Sadia runzelte die Stirn und musterte den Alten fragend. Dann kam sie einen Schritt näher und meinte: „Wir… können auch gerne hier etwas essen? Und vielleicht sehen wir uns danach noch mal im Dorf etwas um?“, fragte sie und sah auch in die Gesichter der anderen. Elian unterstützte und erkannte, was seine Freundin vorhatte: „Ja, wir helfen auch sehr gern beim Abendessen machen!“, nickte er Fizz hob die buschigen Brauen. „Wirklich?“, seine Augen begannen zu glänzen, dann versuchte er den Moment der Rührung abzuwiegeln, indem er mit der Hand wedelte. „Ja also gut, wenn ihr unbedingt wollt, sage ich nicht nein! Dann bezieht eure Zimmer und ruht euch über Mittag aus. Wie auch immer, die Jugend ist da ja nicht mehr so förmlich. Und dann kommt runter in die Küche. Es gibt Wildbraten, mit eingelegten Karotten an Preiselbeermarinade und Röstkartoffeln“, sagte er und überraschte damit vermutlich nicht nur Sadia und Elian.
Nachdem der Alte ihnen noch mal mit einem Wink die Zimmertüren wies, ächzte er bei jeder Stufe wieder nach unten, um in der Küche schon mal alles zusammenzusuchen.
Elian und Sadia grinsten sich an. „Ist wohl ein Feinschmecker, was?“, kicherte Sadia und Elian nickte. „Was meinst du, Ysi? Sollen wir uns erstmal einrichten? Ich kann eine Pause gebrauchen!“, sagte Elian und Sadia nickte bestätigend. „Wollen wir uns dann später unten gemeinsam treffen?“ Es war klar, dass die beiden Turteltäubchen ein Zimmer gemeinsam bezogen. Ysi würde also ein Zimmer für sich haben und konnte auch hier feststellen, dass Fizz seine Herberge mit ordentlich viel Liebe einrichtete.

Alles war ordentlich und akkurat an seinem Platz, dabei aber nicht wie in einem Museum, wo man Angst haben musste, etwas unordentlich zu machen. An den Wänden hingen gemalte Bilder, alle mit einem bunten Farbklecks versehen. Sie zeigten verschieden Landschaften. Vorwiegend das Meer und die Klippen. Es gab ein schlichtes aber gemütlich aussehendes Bett, das an der hinteren, rechten Ecke stand. Gleich daneben gab es ein Fenster und geradezu einen kleinen Kamin. Er musste direkt über dem im Wohnzimmer liegen. Auch hier fand Ysara eine kleine, gemütliche Sitzecke mit Ohrensessel und Fußschemel und ein schmales Bücherregal dahinter zum Lesen. Das Zimmer war nun nicht zu vergleichen mit ihrem Zimmer in der Villa Valerion, aber es war gemütlich und sauber. Hier konnte sie einen Blick aus einem zweiten Fenster zu ihrer Linken werfen und die Dorfmitte mit dem Brunnen erkennen. Ein kleiner Waschschrank stand mit frischem Wasser da und ein ovaler Spiegel verhalf zum Zurechtmachen. Die Bettwäsche duftete sauber, war aufgeschlagen und es lag sogar eine kleine Mohnblume auf ihrem Kissen zur Zier. Hier konnte Ysi sich für die nächsten Stunden etwas aufhalten, in den Büchern stöbern oder aber einen Spaziergang unternehmen, wenn sie wollte. Auch schlafen wäre machbar. Egal wofür sie sich entschied, Sadia und Elian kicherten nebenan noch etwas, dann rumpelte irgendwas zu Boden, kurze Stille und wieder ein unterdrücktes Kichern. Sie würden das Zimmer wohl nicht verlassen. Gegen Nachmittag sollten sie dann in der Küche helfen. Sie konnten Fizzy beim Gemüseputzen helfen oder den Ofen entzünden, das Wasser erhitzen… es gab genug zu tun. Und der Alte entpuppte sich tatsächlich als geselliger als angenommen.
Endlich war wieder Leben in der Bude, das schien ihm gut zu tun. Er wirkte einsam. Die Krähen konnten feststellen, dass der Alte immer mehr auftaute. Er wurde gesprächiger und erzählte ihnen von seiner Zeit als er jung war. Er hatte so einige witzige Geschichten zu erzählen und war ein wirklich freundlicher Geselle. Das gemeinsame Abendessen und die Zubereitung dessen, entpuppte sich als heimeliger als so manches Dinner im Hause ihrer Eltern. Es war zwanglos, friedlich und gespeist von witzigen Geschichten. Fizz erzählte ihnen davon, dass er eigentlich Fetcher Ionimus Zuzuma hieß. Daraus entstand der Name Fizz. Und er war einst der Haus und Hof Gerber der Stadt Grandea. Bis ihn die Dämpfe das Augenlicht verschlechtert hatten und er die Farben nicht mehr so gut mischen konnte. Aber er war zufrieden und lebte den Traum seiner Frau. Sie wollte immer eine Herberge aufmachen und nachdem das Alter ihren Tod gefordert hatte, hat er alles umgebaut und lebt nun von den kleinen Einnahmen. Es war seine Erinnerung an sie. Der Abend wurde später und in Bernar kehrte Dunkelheit ein. Inzwischen brannten überall Kerzen, die flackernde Lichter in den Häusern zeigten. Zudem waren die Bauern und Viehhirten von den Feldern und Weiden gekommen und langsam kehrte ein wenig Abendstimmung ein. Nachdem die Krähen ihrem alten Gastgeber beim Spülen geholfen hatten, machte sich Fizz auf ins Bett. Sein Zimmer ging von der Küche ab. Er erwähnte, dass er eine Kerze brennen ließ, die ihnen leuchten würde, sobald sie von Marit heimkehrten. Dort würde sich das Dorf noch versammeln, um den anstrengenden Tag zu verabschieden. Dann waren die Krähen frei, zu tun, wonach ihnen war.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Montag 1. Januar 2024, 19:21

Ysaras Mitleid dem alten Onkel Fizz gegenüber wuchs, als dieser ihr bestätigte, dass er alleine hier lebte und alleine für die Herberge zuständig war. „Sicher, sicher. Oma Fizz ist bereits nicht mehr und schaukelt jetzt Feylin auf ihrem Schoß, während Florencia und Phaun sich anderen Dingen widmen! Das Nest ist leer. Irgendwann gehen alle ihre eigenen Wege.“ Auch wenn sie etliche Jahre trennten, nickte Ysara verstehend. Er traf den Nagel auf den Kopf. Sie fühlte sich an ihre eigene Situation erinnert, hatte sie doch gerade mit dem Abschied zweier Krähen zu kämpfen, auch wenn diese Abschiede hoffentlich nur vorübergehend waren. Die Grandessanerin war überrascht, dass er alles alleine am Laufen hielt und in Anbetracht seiner körperlichen Verfassung wollte sie ihm dann doch nicht zu viel zumuten und lieber auf das Bad verzichten, nachdem sie zuvor gefragt hatte. „Oh! Also… nein, das macht mir doch nichts aus. Ich freu mich doch, wenn ich jemanden eine Freude machen kann!“ Ysara lächelte ihn an und versicherte, dass sie lieber zu Marit gehen würden. Tatsächlich meinte sie es nur gut mit ihm, immerhin hatte er selbst gesagt, dass sie bei ihr essen sollten. Dabei übersah Ysara jedoch, im Gegensatz zu Sadia, etwas Entscheidendes. Ihre Freundin erkannte nämlich weitaus schneller, was den alten Fizz wirklich umtrieb. „Wir… können auch gerne hier etwas essen? Und vielleicht sehen wir uns danach noch mal im Dorf etwas um?“ Ysara sah von ihr zu Elian, der ihr zustimmte. „Ja, wir helfen auch sehr gern beim Abendessen machen!“ Dann schaute sie weiter zu Fizz und konnte sehen, dass er gerührt von dem Vorschlag der beiden war. „Wirklich?“ Da dämmerte es auch endlich Ysara, dass er sie gar nicht loswerden wollte, sondern sich über ihre Gesellschaft freute. "Wir bleiben gerne hier und helfen Euch", sagte nun auch sie. Natürlich, niemand aus seiner Familie war mehr hier und alle Reisenden gingen zu Marit. Fizz musste einsam sein. „Ja also gut, wenn ihr unbedingt wollt, sage ich nicht nein! Dann bezieht eure Zimmer und ruht euch über Mittag aus. Wie auch immer, die Jugend ist da ja nicht mehr so förmlich. Und dann kommt runter in die Küche. Es gibt Wildbraten, mit eingelegten Karotten an Preiselbeermarinade und Röstkartoffeln.“ Ysara sah ihm mit einem feinen Schmunzeln hinterher, als er wieder die Treppe hinab stieg, ehe ihr Blick zurück zu Sadia und Elian wanderte. „Was meinst du, Ysi? Sollen wir uns erstmal einrichten? Ich kann eine Pause gebrauchen!“ „Wollen wir uns dann später unten gemeinsam treffen?“ Ysara nickte zustimmend. "Eine Pause klingt super", meinte sie ehrlich und ihr entwich sogar ein kleines Gähnen, jetzt wo alles Wichtige vorerst geklärt war und sie sich über die Ruhe bewusst wurde, die hinter der Zimmertür auf sie wartete. "Bis nachher." Sie winkte ihren Freunden noch und dann verschwand sie in ihr hergerichtetes Zimmer.

Sie nahm sich einige Augenblicke und musterte lächelnd die Einrichtung, aus der Fizz' Persönlichkeit sprach. Ihr Blick glitt über die Bilder an den Wänden, das Bett und die gemütliche Sitzecke vor dem Kamin. Dorthin ging sie als erstes und ihre Finger strichen über die Buchrücken im Regal, während sie die Titel darauf las. Sie hätte sich jetzt gerne einfach hier hingesetzt und sich in den Büchern vergraben. Aber die Aufruhr vom letzten Tag und der anschließende, nächtliche Fußmarsch waren doch recht anstrengend gewesen und hatten sie müde gemacht. Kurz beobachtete Ysara das Geschehen vor ihrem Fenster, dann zog sie die Vorhänge zu, die die Mittagssonne etwas dämmten, und ging zum Bett hinüber. Vorsichtig nahm sie die Mohnblume vom Kopfkissen und drehte sie am Stiel in ihren Finger, während die roten Blüten herum wirbelten. Dann legte sie die Blume zur Seite und ließ sich rücklings und seufzend aufs Bett fallen. Im nächsten Moment hörte sie ein Kichern und Poltern aus dem Nebenraum und musste grinsen, wollte sich jedoch nicht genauer vorstellen, woher genau die Geräusche rührten. Ysara schloss die Augen und es dauerte nicht lange, da schlief sie auch schon ein. Ihr Schlaf war nicht besonders tief, denn immer wieder flackerten die Bilder des vorherigen Tages und ihrer Flucht vor ihrem geistigen Auge auf. Trotzdem fühlte sie sich ausgeruhter, als sie etwa eine Stunde später wieder erwachte. Sie streckte sich ausgiebig und nutzte die Zeit für eine Katzenwäsche und das Anziehen sauberer, bequemer Kleidung. Dann zog sie die Vorhänge wieder zur Seite und beobachtete lächelnd das Dorftreiben während sie ihr dickes Haar in einem geflochtenen Zopf zusammen band. Auf dem Flur war es noch still, also griff sie nach einem Buch und stöberte darin, während sie es sich in einem der Sessel bequem machte. Sie las eine ganze Weile, bis sie auf dem Flur die Stimmen von Sadia und Elian hörte, die die Treppe hinab gingen. Ysara folgte ihnen nach ein paar Minuten und so trafen sich alle in der Küche wieder.

Der Valerion-Spross half tatkräftig mit in der Küche und ihr war überhaupt nicht anzumerken, dass sie eigentlich aus dem Innenring der Hauptstadt stammte, wo die feinen Damen nur sehr selten mal einen Finger für ihr eigenes Essen krümmten. Doch selbst in ihrem Haus hatte sie den Köchinnen geholfen, wenn diese sie gelassen hatten, was nicht oft der Fall war. Schließlich wartete Ärger auf sie, wenn man sie dabei erwischte, von den Kindern des Hauses zu erwarten, in der Küche zu helfen und sich dann auch noch dreckig zu machen. Doch hier in Fizz' Herberge war ihre Hilfe gern gesehen. Ysara putzte die Kartoffeln und half bei deren Zubereitung, während schon bald ein köstlicher Duft in der Luft hing. Die Krähen gaben alles, um dem alten Fizz einen schönen Abend zu bescheren. Sie waren offene Charaktere und gute Zuhörer, auch wenn sie sich mit eigenen Geschichten eher zurückhielten. Oder aber sie erzählten eher unverfängliche oder nur halbwahre Geschichten, die in beinahe jeder Stadt Celcias stattfinden könnten. Ihre wahre Heimat verschwiegen sie jedoch. Trotzdem war es ein geselliges Beisammensein und auch Fizz taute mehr und mehr auf, sodass es ein sehr lustiger Abend mit köstlichem Essen wurde. Neugierig lauschte Ysara Fizz' Geschichten, von denen er einige zu erzählen hatte. Manche waren ernst, aber viele lustig und Ysaras Lachen verriet ihm, dass sie diese zu schätzen wusste. Es tat gut, zu lachen, und es ließ die Krähe für einige Stunden die zurückliegenden Probleme und die, die noch vor ihnen lagen, vergessen. Als es dann persönlicher wurde und Fizz - oder eher Fetcher Ionimus Zuzumaer - von seinem ehemaligen Beruf als Gerber erzählte, bis hin zur Entstehung seiner Herberge, wurde auch Ysara ernster. Anerkennend betonte sie, wie schön er die Herberge ausgebaut hatte und wie gemütlich und liebevoll sie eingerichtet war. Der Tag neigte sich dem Abend zu und die Krähen halfen Fizz nach ihrem gemeinsamen und sättigenden Mahl ganz selbstverständlich beim Spülen und Verräumen des Geschirrs, was zu viert sicherlich schneller ging als der Alte es alleine gewohnt war. Am Ende nahm Ysara ihrem Gastgeber den Lappen aus der Hand und lächelte ihn gutmütig an. "Geht ruhig ins Bett. Wir erledigen den Rest. Gute Nacht", wünschte sie Fizz, der schon sichtlich mit der Müdigkeit kämpfte. Während Sadia und Elian die restliche Küche aufräumten, säuberte Ysara die Arbeitsflächen.

Schließlich blitzte und blinkte die Küche und Ysara deutete ihren Freunden, mit in die Wohnstube zu kommen. Hier konnten sie reden, ohne belauscht zu werden oder Fizz in seiner Nachtruhe zu stören. Sie hatte schon vorhin darüber nachgedacht, aber mit ihrem Gastgeber im Raum hatte sich natürlich keine Gelegenheit ergeben, darüber zu reden. Jetzt ging Ysara zu dem Schränkchen, in dem er den großen Lederband verstaute, und zog eben jenen hervor. "Hört mal. Ich kann mir vorstellen, dass der General uns über Grandea hinaus suchen wird. Bernar ist einfach sehr naheliegend. Wir sollten lieber andere Namen nutzen, so lange wir hier sind. Er sucht zwar nach fünf Personen, aber meinen Namen wird er auf jeden Fall kennen. Ich glaube, es wäre zu auffällig, wenn wir die Seite einfach rausreißen." Ysara legte den Einband auf das Pult und fand schnell die Seite, auf der Fizz ihre Namen am Morgen verewigt hatte. Die Blonde war offensichtlich ganz überzeugt von ihrem Plan, über den sie vor ein paar Stunden nachgedacht hatte, und handelte schon, ohne sich reinreden zu lassen. Sie tauchte die Feder in das Tintenglas und sah kurz zu ihren Freunden auf. "Was haltet ihr von.. hmm.. Ivy und du siehst aus wie ein.. Rufus?" Sie grinste Elian an und wartete ab, was die beiden von ihren neuen Decknamen hielten. Währenddessen platzierte sie einen Tintenklecks auf die Namen, die Fizz geschrieben hatte, und verwischte diese mit der Handkante, sodass der Eindruck entstand, dass er dort etwas Tinte verschüttet hatte. "Ich wollte schon immer Leah heißen", murmelte sie, schrieb diesen Namen auf, wobei sie Fizz' Handschrift versuchte, so gut es ging, zu kopieren und wartete dann darauf, dass Sadia und Elian ihr Einverständnis gaben oder ihr andere Namen nannten. Es wäre zwar schlauer gewesen, direkt von Anfang an andere Namen zu benutzen, aber zumindest für ihren restlichen Aufenthalt in Bernar sollten sie diese verwenden. Im besten Fall würde man sie hier überhaupt nicht suchen und wenn doch, blieb nur zu hoffen, dass der alte Fizz etwas schusselig wirken oder mitspielen würde, wenn er diese neuen Namen in seinem Buch sah. Ysara runzelte kurz die Stirn und hoffte einfach, dass Ersteres eintreten und sie den Alten nicht noch in Schwierigkeiten bringen würden.

Als das erledigt war, schlug Ysara das Buch wieder zu und verstaute es leise in seinem Schränkchen. Dann kam sie zurück zu Elian und Sadia und stemmte die Hände in die Hüften. "Was meint ihr, sollen wir uns Maritas Gastwirtschaft mal ansehen? Ich finde, wir sollten diesen Abend noch genießen. Wir haben sicherlich einen ordentlichen Vorsprung vor den Dunklen, den wir ab morgen weiter ausbauen können." Die grünen Augen funkelten. Durch das Schläfchen am Mittag war sie noch hellwach und außerdem war da die innere Neugierde und Freude, sich das normale Leben der normalen Bevölkerung außerhalb von Grandea genauer anzuschauen und unter die Leute in Bernar zu kommen. Fizz hatte ihnen vorhin den Weg zu Maritas Gastwirtschaft beschrieben und so war es ein leichtes für die drei Diebe, eben jene in dem kleinen Dorf zu finden.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. Januar 2024, 13:51

Die Entspannung musste sein, denn keiner von ihnen ahnte, was noch auf sie zukommen würde. Während Elian und Sadia eben auf ihre Art versuchten, dem ganzen etwas Positives abzugewinnen, nutzte Ysi die Chance und gönnte sich eine Mütze voller Schlaf. Es war wohl das Beste, was die Krähe nun tun konnte, denn Bernar war nur die Vorhut. Elian hatte bereits mitgeteilt, dass daraufhin nur eine lange Reise zu Fuß folgen würde, die nicht immer klar erkennen ließ, wo und wie sie die Nächte und Pausen verbringen konnten. Alles, was sie nun für sich tun konnten, wäre absolut nötig und lebenswichtig! So war es keine Frage, dass sie nach einer kleinen Katzenwäsche und einer Stunde Ruhen die Bücherecke aufsuchte. Lesen war für Ysara schon immer essentiell gewesen. Hier konnte sie ihren Gedanken freien Lauf lassen, sich in andere Geschichten denken und die Abenteuer miterleben, die sie selbst sich wünschte. Ob sie diese Form der Aufregung vermissen würde? Wenn man nicht wusste, wie es im nächsten Kapitel weiterging? Sie befand sich nun selbst in einer abenteuerlichen Geschichte, ohne Chance bis zum Ende des Buches vorzublättern, um der Spannung etwas zuvorzukommen. Sie würde nicht wissen, was auf sie zukäme und ebenso, wie die Protagonisten in ihren Büchern einfach voranschreiten müssen. Erst als Ysara die Stimmen ihrer Freunde hörte, ging auch sie hinunter. Gemeinsam erschufen sie mit Fizz einen gemütlichen Nachmittag, der mit Kochen, Anekdoten und Gelächter gemischt wurde. Sie aßen leckeres Essen, lauschten mehr, als dass sie erzählten und gönnten dem Mann seinen Moment. Wieso auch nicht? Er war freundlich, hatte viel erlebt und wusste so einige witzige Geschichten zu erzählen. Es war ein gelungener Abend in Bernar und würde gewiss noch etwas besser werden, sobald sie sich auf den Weg in die Gastwirtschaft machten. Fizz wurde dann doch irgendwann deutlich müde und so übernahmen die drei Freunde die letzten Reste an Arbeit, bis die Küche wieder im Ursprungszustand war und verabschiedeten sich von ihrem Gastgeber. Fizz gab ihnen noch einen Schlüssel mit, damit sie des Nachts dann auch hereinkommen und ihre Zimmer aufsuchen konnten. Dann kehrte Ruhe ein und Ysara musste, bevor sie alle gingen, noch etwas regeln. "Hört mal. Ich kann mir vorstellen, dass der General uns über Grandea hinaus suchen wird. Bernar ist einfach sehr naheliegend. Wir sollten lieber andere Namen nutzen, so lange wir hier sind. Er sucht zwar nach fünf Personen, aber meinen Namen wird er auf jeden Fall kennen. Ich glaube, es wäre zu auffällig, wenn wir die Seite einfach rausreißen.“ Sadia nickte. „Hab ich auch schon mit Elian besprochen“, räumte sie ein und Ysara fuhr bestärkt fort. "Was haltet ihr von.. hmm.. Ivy und du siehst aus wie ein.. Rufus?" Sadia kicherte und Elian verzog das Gesicht. „Rufus? Ernsthaft? Na, vielen Dank auch!“, lachte er dann gespielt eingeschnappt. Aber es war völlig in Ordnung. Die Namen konnten sie verwenden. "Ich wollte schon immer Leah heißen" „Ach echt?“, fragte Sadia und grinste Ysi an. „Na, das kannst du haben, Leah!“, feixte sie dann und knuffte sie in die Seite. Auch ihre Freunde waren etwas gelockerter, seit Fizz ihnen die Möglichkeit dazu geschaffen hatte. Jetzt aber verließen die Drei die Herberge und zogen die Tür hinter sich zu, die Elian noch verschloss. Fizz hatte sie darum gebeten und sie wollten dem Alten den Gefallen durchaus tun.

Der Weg durch das Dorf war tatsächlich ganz erfrischend. Der Wind hatte zum Abend hin wieder ein wenig zugenommen, zerrte aber nicht so bitter an der Kleidung. Es wehte eine sanfte Briese, die nach dem deftigen Essen guttat und die hitzigen Wangen kühlte. Es war regelrecht belebend, ein wenig zu laufen, wo sie nun eine ganze Weile nur gesessen und gegessen hatten. Fizz hatte Wein gehabt zum Trinken, oder Wasser. Je nach dem, was die Krähen genommen hatten, würde auch hier die kühle Luft dabei helfen, etwas die Gedanken zu klären. Der Weg führte sie an erleuchteten Wohnhäusern, Stallungen und geschlossenen Geschäften vorbei. Alles war aus Holz gefertigt. Nur hier und dort konnten sie dicke Backsteine erkennen, die man für einige der besseren Häuser genutzt hatte. Aber alles in allem, bildete Bernar ein harmonisches Dorfbild und keinen erheblichen Kontrast zwischen Arm und Reich, wie Grandea. Auch wohnten alle beisammen. Die einen waren eben erfolgreicher im Kaufmännischen als andere, aber das störte hier keineswegs. Der Weg dauerte ein paar Minuten, vielleicht eine Viertelstunde, bis sie tatsächlich schon vor dem ersten Sichtkontakt das Gasthaus hörten. Es strahlte heller als alle Gebäude sonst und war ein alleinstehend. Vor dem zweistöckigen Gasthaus gab es ein kleines Rondel, an dem durchaus auch mal eine einfache Kutsche mit viel Sitzmöglichkeit stand. Es gab einen kleinen Unterstand neben dem Haus rechts, bei dem Kutschpferde tatsächlich etwas Heu und Wasser bekamen, während sie wieder auf den Einsatz warteten. Von innen konnten sie bereits hören, dass es voll sein musste. Und ausgelassen. Hell erleuchtet, strahlte das Licht auf den Weg vor dem Haus und sie konnten hinter dicken Glassteinen erkennen, wie sich einige Schatten tummelten. Einige tanzten, andere saßen oder wankten tatsächlich etwas. Die Tür wurde aufgestoßen, das Lachen von innen und die Musik wurden lauter, dann wankte ein Pärchen hinaus und kicherte, Arm in Arm den Weg entlang. Elian grinste breit. „Na aber hallo!“, freute er sich auf das Kommende. Und tatsächlich:

Nachdem die Krähen den Weg durch die Tür gefunden hatten, wurden sie von einer gewissen Wärme begrüßt, dem Geruch von Spießbraten und Sauerkraut. Sie standen direkt in der Schenke drin. Rechts von ihnen sahen sie einen langen, hölzernen Tresen mit einigen Streben in regelmäßigem Abstand, die einen kleinen Baldachin aus Holz hielten. Dort waren edle Weinflaschen drapiert, zur Dekoration. Hinter dem Tresen selbst fanden sich allerlei Gläser, Flaschen und Wein- oder Bierfässer. Zwei Damen standen hinter der Theke und bedienten mit viel Herz und Fröhlichkeit die trinkfeste Kundschaft. Das eine Mädchen hatte Pausbacken, einen drallen, etwas kompakteren Körper und trug auch eben jene Reize offen zur Schau. Sie hatte ein Kleid an, das ihre Vorzüge betonte und zwei Zöpfe aus rotem Haar. Ihre Wangen glühten rosa ob der Wärme. Sie wirkte kundig in ihrer Arbeit und zauberte scheinbar mühelos die Getränke in die Gläser. Neben ihr war eine ältere Frau, die kurze, dunkle Haare hatte und einen schlanken Hals. Überhaupt war sie schlank zu nennen und trug Hosen, wie eine Bluse. Sie half dem Mädchen beim Ausschenken, wirkte aber sehr souverän und längst nicht so von Wärme, Lautstärke und Blicken ausgelaugt, wie ihre zweite Kraft. Das musste Marit sein, wenn man es recht bedachte. Sie strahlte jedenfalls eine gewisse Erhabenheit aus. Um den Tresen scharten sich hier und dort einige Männergruppen, ansonsten war das Publikum aber gemischt.
Auch Kinder fanden sich an einigen Tischen, an denen die Eltern offenbar den Feierabend hier verbrachten und mit ihrer Familie aßen. Schlecht schien es dem Dorf nicht zu gehen und allgemein herrschte eine zufriedene, herzliche Stimmung. Immer wieder brandete Gelächter auf. Es gab genug Tische und doch war es ein wenig Gedränge, um an einen freien Platz zu kommen. Die Krähen hatten die Wahl zwischen einem runden Tisch mit vier Stühlen in der Mitte des ganzen oder aber etwas abseits am Rand mit zwei Stühlen und etwas weniger Platz. Die Tische, der Boden und alles wirkte gepflegt und nicht schäbig, wie sie das manchmal in der Taverne „Zum Bettler“ in Grandea gewohnt waren. Bei Marit gab es gewiss mal einen klebrigen Bierfleck, doch das war kein Wunder. Man sah der Schenke an, dass sie stets gereinigt wurde, bevor es wieder losging. Nachdem sie sich einen Tisch ausgesucht hatten, dauerte es einen Moment, in dem sie alles auf sich wirken lassen konnten, bis das pausbäckige Mädchen zu ihnen kam. „Hallo!“, sie strahlte freundlich und hatte einen kleinen Schreibblock in der Hand. „Was darf ich euch bringen? Herzlich Willkommen, ihr seid sicher neu hier oder?“, fragte sie freundlich und atmete durch. Sie schwitzte etwas, aber blieb dennoch nicht unangenehm. „Bei neuen Gästen geht das erste Glas aufs Haus!“, lächelte sie und spulte dennoch ein wenig ihren Text hinunter. „Essen?“, fragte sie noch und kritzelte ihre Bestellungen auf. „Ich nehme das Hausbier!“, sagte Elian und Sadia nickte eifrig „Oh ja, ich auch!“ Nachdem auch Ysi bestellte, drang bereits ein Ruf durch den Raum. „Anna! Komm mal, wir brauchen neue Tücher!“, das Mädchen nickte und rief zurück: „Ich bin auf dem Weg!“, dann wandte sie sich zu den Krähen um. „Heute ist ein wenig mehr los, aber eure Getränke kommen gleich. Wenn ihr tanzen wollt, in einer halben Stunde kommen die Musiker, die haben sich heute etwas verspätet, weil es so geregnet hatte bei Grandea. Da steckte der Karren fest!“, lächelte sie und verriet nicht, woher sie das jetzt schon erfahren hatte. „Falls ihr Zimmer braucht, die sind im ersten Stock. Der zweite Stock ist privat. Es gibt noch zwei Zimmer, eines mit einer Badewanne, falls ihr noch etwas wünscht, lasst es mich wissen. Oh… ja, ich bin Anna! Herzlich willkommen!“, wiederholte sie zügig und wuselte dann zurück zum Tresen. Sadia und Elian strahlten. „Wahnsinn! Ich glaube, ich bleibe für immer!“, lachte Sadia ausgelassen. Ein wenig Sorglosigkeit… das war es doch, was jede Seele brauchte!
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Donnerstag 4. Januar 2024, 09:56

Die Krähen, ausgestattet mit neuen Namen, die durch ihren Eintrag in Fizz' Gästebuch nun amtlich waren, machten sich auf den Weg zu Marit. Es war bereits Abend und Ysara stellte fest, dass das Dorf im Schein seiner Lichter und Lampen fast noch etwas beschaulicher wirkte als am Tage. Ein kühle Briese strich durch die Straßen und um die Krähen herum und half dabei, Körper und Geist abzukühlen. Ysara hatte sich beim Essen nicht zurückgehalten, beim Trinken um so mehr. Sie hatte nur Wasser und Apfelsaft getrunken, von dem Fizz geschwärmt hatte - und das zurecht, wie Ysi fand. Eine der Bäuerinnen in Bernar presste und füllte ihn selbst ab. Alkohol rührte sie jedoch keinen an. Dafür fühlte sie sich einfach noch nicht sicher genug. Wo andere bei seinem Genuss Entspannung fanden, war Ysara nicht sehr trinkfest, was auch daran lag, dass sie nicht oft trank. Für ihren Geschmack befanden sie sich immer noch zu nah an Grandea und damit zu nah an ihren Verfolgern, auch wenn sie davon überzeugt war, dass sie einen guten Vorsprung hatten. Trotzdem blieb eben eine gewisse Unsicherheit und sie wollte lieber einen klaren Kopf behalten. Die kühle Abendluft tat ihrem Gemüt jedoch so oder so gut. Das Essen lag auch nicht mehr so schwer im Magen, als sie sich Marits Wirtschaft näherten. Interessiert schweiften die grünen Augen über die Häuser des Dorfes, die sich alle ähnlich sahen, sodass äußerlich nicht der Eindruck entstand, dass es eine Kluft zwischen Arm und Reich gab und das gefiel der Krähe und ihrem Gerechtigkeitssinn natürlich. Als das große Gasthaus in Sichtweite kam, wurde ihr klar, wieso die Reisenden lieber dort einkehrten. Es war groß, hell, laut und insgesamt ziemlich einnehmend. Die ausgelassene Stimmung drang sogar bis auf die Straßen und bildete einen starken Kontrast zu Fizz' kleiner und gemütlichen Herberge. Beim Anblick verspürte sie eine gewisse Aufregung in sich aufsteigen und konnte jetzt schon nachvollziehen, wieso es die anderen hierher zog. Man wollte einfach hinein und sich das alles aus der Nähe anschauen. Als die Tür aufgestoßen wurde, bekamen sie einen Vorgeschmack auf die drinnen herrschende Stimmung und zumindest die junge Ysara wollte nur noch rein und etwas Spaß haben.

Warme Luft und der Geruch von würzigen Braten schlug ihnen innen entgegen, sodass sich Ysaras Völlegefühl kurz bemerkbar machte. Hunger hatte sie auf jeden Fall nicht mehr. Sie blieb einige Momente stehen, um das rege Treiben aufzunehmen und sich zu orientieren. Sie sah den Tresen mit dem Ausschank und die beiden Frauen, die für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich waren. Sie musterte die beiden und stellte fest, dass sie durchaus hübsch waren, wobei ihr kurz der Gedanke kam, dass dies vermutlich nicht nur Vorteile hatte, wenn man von so vielen Männern wie hier umgeben war. Andererseits machten sie auch einen recht wehrhaften Eindruck, vor allem die Ältere wirkte sehr souverän und ihrer Ausstrahlung nach zu urteilen, wussten die Gäste sicher, dass es besser war, die Geduld der beiden nicht zu überstrapazieren. Ysaras Blick schweifte weiter durch den Gastraum und nahm Mobiliar und Gäste in sich auf. Die Bude war voll, was für Marit und ihr Gasthaus sprach. Die Diebin hielt gezielt Ausschau nach Dunkelelfen und entspannte sich noch ein wenig mehr, als sie keine entdeckte. Dafür sah sie ein gemischtes Publikum und sogar Familien, was sie ein wenig gerührt von so viel Herzlichkeit auf einem Haufen lächeln ließ.
Die Diebin spähte einen Tisch für die Krähen aus und gab Elian und Sadia ein Zeichen, ihr zu folgen. Sie führte sie zu dem runden Tisch mit vier Stühlen, der mitten im Getümmel lag, aber das störte Ysara nicht. Sie waren schließlich nicht hier, um in einer Nische Geheimnisse zu besprechen, sondern um etwas zu erleben und die Blonde lernte gerne neue Menschen und Lebensweisen kennen. Sie hatte auch immer den Trubel in den Schenken im Armenviertel gemocht, aber diese waren auch immer etwas heruntergekommen und oft hatte man auch nicht allzu nette Personen dort angetroffen. Marits Gasthaus war da ganz anders. Nicht so spießig wie die Tavernen im Reichenviertel und nicht so heruntergekommen wie die Schenken im Armenviertel. Es war einfach ein gut situierter Trubel, der Ysara in seinen Bann ziehen wollte. Dass die beiden Frauen gewissenhaft arbeiteten, zeigte sich auch darin, dass die Jüngere von ihnen ziemlich schnell bei ihnen war, um ihre Bestellung aufzunehmen. "Hallo!" Ysara konnte bei so viel Herzlichkeit, die ihr entgegen schwappte, die Andere nur fröhlich anstrahlen. „Was darf ich euch bringen? Herzlich Willkommen, ihr seid sicher neu hier oder?“ Die Blonde nickte und erklärte: "Wir sind auf Durchreise und heute angekommen." „Bei neuen Gästen geht das erste Glas aufs Haus!“ Das überraschte Ysara. "Oh, wirklich?" Sie warf einen vielsagenden Blick zu ihren Begleitern. Deshalb war hier also so viel los. Sie winkte dankend ab, als die Frau sie nach etwas zu Essen fragte und bestellte lediglich ein Wasser mit Sirup. Die gute Laune hier war zwar wirklich sehr ansteckend, aber sie wollte lieber auf der Hut bleiben, auch wenn sie Sadia und Elian ihr Bier gönnte. Da wurde Anna schon wieder zurückgerufen, verschwand jedoch nicht einfach unhöflich, wie Ysara bemerkte. „Heute ist ein wenig mehr los, aber eure Getränke kommen gleich. Wenn ihr tanzen wollt, in einer halben Stunde kommen die Musiker, die haben sich heute etwas verspätet, weil es so geregnet hatte bei Grandea. Da steckte der Karren fest!“
"Wir haben Zeit", antwortete Ysara gutmütig, damit die Andere sich nicht zusätzlich wegen ihnen stresste. Dann wechselte sie einen Blick mit Elian, weil sie sofort an Tami denken musste, als Anna das Wetter in Grandea erwähnte. Ob es ihr gut ging? Natürlich, musste es. Ihr rothaariger Wirbelwind konnte bei weitem mehr wegstecken als ein paar Regentropfen. Trotzdem wurde Ysara für einen Moment wehmütig. „Falls ihr Zimmer braucht, die sind im ersten Stock. Der zweite Stock ist privat. Es gibt noch zwei Zimmer, eines mit einer Badewanne, falls ihr noch etwas wünscht, lasst es mich wissen. Oh… ja, ich bin Anna! Herzlich willkommen!“ Der Blick der Blonden klärte sich, als Anna sie über die Vorzüge des Hauses informierte. "Hm? Oh, nein. Danke. Wir haben schon eine Unterkunft für die Nacht", antwortete sie und schlug somit auch das Bad aus. Sie hatte sich heute Vormittag zwar noch ein solches gewünscht, allerdings wäre es reichlich seltsam, wenn sie sich jetzt für ein Bad zurück zog. Sie würden definitiv bei ihrem alten Fizz bleiben und dort nächtigen, wenn sie ihren Hunger nach Spaß gestillt hätten. „Wahnsinn! Ich glaube, ich bleibe für immer!“ Ysara musterte ihre Freundin grinsend, froh darüber, dass sie so fröhlich und sorglos wirkte. Die beiden waren offenbar genauso überrannt von der hier herrschenden Stimmung wie sie und das hob auch wieder Ysaras Laune, nachdem sie einige Momente über Tami nachgedacht hatte. "Vielleicht brauchen sie ja noch jemanden, der den Abwasch übernimmt als Gegenzug für Kost und Logie", witzelte Ysara. Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, musterte die ein oder anderen Gäste neugierig und ließ das Geschehen auf sich wirken, während sie auf ihre Getränke warteten.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. Januar 2024, 14:04

Sorglosigkeit war etwas, das Ysara bedeutend mehr kannte, als es Sadia, Elian und Tami vergönnt war. Ihr Leben bestand aus Kämpfen, die sich Ysara zwar vorstellen konnte, aber niemals selbst führen musste. Das war nicht ihr Fehler, aber es zeigte eben auch, dass ihre Leben verschieden liefen, egal wie sehr Ysara es auch versuchte. Selbst Cassian kannte mehr Sorgen als sie und so konnte sie sich wohl noch glücklich schätzen, aufgewachsen zu sein, wie sie es nunmal war. Alles in allem hatte sie ihre Freiheiten gehabt und war niemals in die bittere Verlegenheit geraten, an Cassian’s Stelle sein zu müssen. Ihr würde der Weg in eine Zwangsheirat erspart, jetzt, wie die Dinge gelaufen waren. Wenn sie bedachte, dass das noch vor kurzem ihre größte Sorge gewesen war… Dabei war Ysi zu keiner Zeit verwöhnt. Sie ließ den Stand nicht hinaushängen, packte mit an, wo es anzupacken galt, und war sich für nichts zu schade. Gerade deshalb funktionierte es eben auch, dass sie sich mit Elian und Sadia anfreundete. Sie schwangen auf einer Ebene und das führte eben auch dazu, dass niemand der beiden anzweifelte, dass sie vorerst ihre Namen besser änderten. Nur kurze Zeit später erreichten sie dann das Etablissement von Marit. Und es wurde keineswegs zur Enttäuschung, weil sie bereits von außen erkennen konnten, dass im Innern des Gebäudes ein Haufen Spaß warten könnte. Voller Vorfreude fanden sie einen Tisch und nahmen mitten im dicksten Gewühl Platz. Hier waren sie… nur welche von vielen. Hier war es egal, woher sie kamen, wohin sie gingen oder warum sie das Nest verlassen hatten. Hier waren alle Gäste gleich und das war etwas, das deutlich angenehm zu Buche schlug. Nachdem sie bei Anna, der Tresenkraft, ihre Getränke bestellten, sogen sie ein wenig die Atmosphäre in sich auf. Die Familien waren bereits im Aufbruch begriffen, das sah man an den halb geleerten Tellern, den hochroten Gesichtern der Gören und dem Gequengel. Es war langsam nicht mehr die Zeit, dass sich Kinder außerhalb der Betten herumtrieben und auch die Väter sahen aus, als hätten sie den ganzen Tag auf den Feldern gearbeitet. Dazu noch das eine oder andere Bier und die Augen waren äußerst glasig und der Gang unsicher. Ansonsten konnten die Krähen erkennen, dass sich hier hauptsächlich Menschen tummelten.
Es war alles dabei, große, kleine, dicke, dünne, helle, dunkle – ganz egal. Sie alle saßen zusammen, tranken, lachten oder diskutierten angeregter, wenn der Alkoholpegel stieg. Es war laut und ausgelassen. Irgendwann kam Anna wieder und balancierte ihre Getränke auf einem runden Tablett. Sie stellte die Gläser auf den runden, dunklen Holztisch und lächelte ihnen zu. Sie deutete auf die kleine Nische neben dem Treppenaufgang und Ysi konnte erkennen, dass die Musiker endlich eingetroffen waren. Jetzt wurde richtig eingeheizt. Die Krähen erkannten, dass sich vier Männer ordneten, bevor sie die Fideln und Gitarren herausholten und ein wenig stimmten. Sie alle sahen aus, als wären sie aus einer Familie. Sie besaßen dieselben hohen Wangen, blauen Augen und die struppigen, kurzen und braunen Haare. Sommersprossen zierten ihre Gesichert, mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Zwei von ihnen spielten im Hintergrund, während einer offenbar die Gesangsparts übernahm. Die Band war… gut. Sie heizten ein, sie verbreiteten noch mehr gute Laune und die Musik war flott und dynamisch. „Ist das abgefahren hier!“, rief Sadia lachend über den Tisch. „Wenn die jemanden zum Abwaschen brauchen, bin ich dabei!“, meinte sie gutgelaunt und wippte zur Musik mit.

Der Abend schritt weiter voran und die Musiker wurden nicht müde, aufzuspielen. Dabei bemerkten die Krähen, dass so einige Gäste dem Alkohol mehr und mehr zusprachen und schlussendlich die Segel streichen mussten. Einige wurden von Freunden gestützt und andere torkelten alleine mit reichlich Radau aus der Taverne. Wieder andere mussten zum Gehen aufgefordert werden und Ysi fiel ein recht breitschultriger Mann auf, der die ganze Zeit über in einer Ecke an der Tür gesessen hatte. Er hatte am späteren Abend mehr und mehr zu tun und war offenbar für die Sicherheit verantwortlich. Alles in allem war dies doch tatsächlich eine gut strukturierte Herberge und erschien weiterhin einleuchtend, warum die meisten herkamen. Das Schwein am Spieß hatte im Verlauf des Abends gelitten und wirkte reichlich abgefressen. Die Glut im Kamin schwelte nur noch, denn die Wärme war langsam stickig. Trotzdem behielt alles einen angenehmen Rahmen, in dem man sich entspannen und fallenlassen konnte. Sadia und Elian hatten bereits mehrfach das Tanzbein geschwungen, während auch Ysi mal von beiden aufgefordert wurde, so sie denn wollte. Nun aber gaben die Musiker nach Stunden ihr letztes Stück und das konnte die Stimmung noch mal so richtig hochfahren. Der erste begann zu singen und erhielt Zustimmung aus dem Publikum. Dann stimmte der zweite ein und gemeinsam tanzten und wirbelten sie durch die Tischreihen. Animierten das Publikum mit ihrer Fröhlichkeit und bald darauf klatschte das Publikum im Takt, während dann später tatsächlich alle gemeinsam sangen und den Refrain immer wieder bedienten. Es war wirklich großartig dieser Sorglosigkeit beizuwohnen. Dabei fanden sie in Anna und Marit immer wieder aufmerksame Ansprechpartner und tatsächlich hatten Sadia und Elian bald schon das eine Bier zu viel, sodass deren Stimmung lustiger und lustiger wurde. Als das letzte Stück gespielt wurde, war es plötzlich Sadia, die ausgelassen auf den Tisch stieg, etwas dabei umwarf und tanzte! Elian starrte, während aus dem Publikum Pfiffe ertönten und Sadia lautstark mitgrölte. Und die Musiker wussten sehr gut diese Stimmung zu nutzen. Sie sangen vor, die anderen nach und Sadia vorne mit dabei. Sie lachte aus vollem Herzen und Elian versank ein wenig in seinem Stuhl. Er war nicht so der spontane, auch wenn er gerade diese Seite an ihr liebte. Dabei versuchte Sadia immer wieder auch Ysi zu animieren, die Frage blieb nur, ob jene das ohne Alkohol auch so witzig fand. Bevor sie jedoch handeln konnte, torkelte plötzlich jemand an ihrem Stuhl entlang, stützte sich mit einem nuscheligen ‚tschuldigung‘ bei ihrer Schulter ab und riss doch tatsächlich fast ihren Stuhl um. Der Mann mit den dunklen Haaren konnte sich gerade noch halten, nicht zu fallen, entschuldigte sich tausendmal und kam gerade so in die Senkrechte, nachdem er fast ihren Stuhl mit ihr und ihrem Mantel hinuntergerissen hatte, als er an der Lehne abrutschte. Er klopfte Ysi ungeniert auf die Schulter als Entschuldigung und torkelte weiter. Das war wohl etwas, womit man sich arrangieren musste, wenn man solchen Nächten beiwohnte. Sobald die Musiker dann irgendwann auch aufhörten (was wirklich dauerte), würde sich auch dieser Abend dem Ende neigen. Es war spät in der Nacht und sie hatten ihn sichtlich genossen.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Donnerstag 4. Januar 2024, 17:06

Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Bei vielen sogar feuchtfröhlich. Ysara lachte und plauderte mit ihren Freunden und genoss sichtlich ihre abendliche Gesellschaft. Die Krähe genoss den Trubel und die Anonymität. Hier konnte sie sein, wer sie sein wollte. Niemand kannte sie und sie konnte sich neu erfinden, wenn sie denn wollte. Zum Beispiel als unabhängige Abenteurerin, die sich selbstbewusst und ohne Angst durch die Lande schlug. Ja, das gefiel ihr. Zufrieden schaute Ysara den Kindern zu, die sich übermüdet gegen einen Aufbruch wehrten, und ihre müden Eltern, die nur noch nach Hause in ihr Bett wollten. Anna kehrte zurück und brachte ihnen ihre Getränke. Ysara dankte ihr und folgte ihrer Geste, mit der sie zu den Musikern deutete. "Die sehen nach gute Laune aus", grinste sie und griff dann, ohne zu fragen, einfach nach Sadias Krug, um das Hausbier wenigstens mal zu kosten. Daraufhin gab sie einen anerkennenden Laut von sich, denn es schmeckte gut. Trotzdem blieb die Diebin bei Wasser oder mit Sirup gesüßtem Wasser. Die Musiker waren bestens geeignet, um ihre Zuhörer auch ohne Alkohol an ihre Bestlaune zu bringen. Sie wussten ganz offensichtlich, wie sie ihr Publikum mit sich reißen konnten. Auch die Krähen wurden mitgerissen und Ysi tanzte sowohl mit Sadia als auch Elian oder beiden gemeinsam ausgelassen auf der Tanzfläche. Die Musiker kurbelten aber nicht nur die Tanzlust, sondern auch den Durst der Gäste an, die zunehmend betrunkener und lauter wurden. Ein großer, breiter Kerl half dem ein oder anderen Betrunkenen dabei, rechtzeitig den Weg hinaus zu finden, bevor die Situation eskalierte. Ysara fühlte sich aufgrund des Mannes gleich noch etwas sicherer. Sie wusste, wie manche Gelage im Armenviertel von Grandea ausarteten und fand es wohl überlegt, dass Marit hier jemanden hatte, der aufpasste, dass nichts und niemand aus dem Ruder lief. Da konnte man sich doch gleich ein bisschen sicherer fühlen. Die Musiker stimmten ihr letztes Lied an und gaben offenbar noch einmal alles. Ysara lachte ausgelassen mit roten Wangen und verfolgte das Spektakel, das zwei von ihnen boten, als sie zwischen den Tischreihen herum wirbelten. Die blonde Diebin klatschte im Takt und ließ sich von der Musik treiben. Plötzlich stieg Sadia neben ihr auf den Tisch und Ysara schaute ihr nur lachend dabei zu. Sie unternahm keine Versuche, sie davon abzuhalten, übte sich jedoch in Schadensbegrenzung und stellte die verbliebenen zwei Krüge auf den Nachbartisch, bevor diese auch noch von ihrer Freundin umgetanzt wurden. Dann setzte sie sich wieder neben Elian, der so weit im Stuhl versank, wie er konnte. Ysara lachte bei seinem Anblick auf und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dann spürte sie plötzlich eine Hand auf ihrer eigenen Schulter und drehte den Kopf, bis ihr Blick auf einen Mann fiel, der torkelnd an ihrem Stuhl hängen geblieben war. Ysara stemmte augenblicklich die Füße in den Boden, drückte ihr Gewicht entgegen der Bewegung, und konnte so gerade noch verhindern, dass sie samt Stuhl umfiel. So wankte ihr Stuhl nur kurz, blieb aber mehr oder weniger an Ort und Stellte, sodass der Betrunkene hinter ihr nicht gänzlich den Halt verlor. Sie vernahm seine genuschelte Entschuldigung, während sie sich mit dem Körper halb auf den Stuhl herum drehte und nach seinem Unterarm fasste, um ihn zusätzlich zu stützen. "Alles in Ordnung?", fragte sie und musterte ihn für einen Moment. Als sie sich vergewissert hatte, dass er seinen Weg auf halbwegs sicheren Beinen fortsetzen konnte, drehte sie sich wieder zu Sadia herum und stimmte in ihr Lachen mit ein. Die Stimmung erfasste sie gleich wieder und als ihre Freundin ihr noch einmal die Hand reichte, ergriff Ysara diese kurzerhand und stieg auf ihren Stuhl und von dort auf den Tisch. Sie hakte sich bei Sadia unter und fiel in den Gesang ein. Gemeinsam tanzten sie auf dem Tisch und zumindest die blonde Krähe fühlte sich gerade so frei wie lange nicht mehr. Irgendwann endete aber auch das beste Lied und der lustigste Abend. Als die letzte Note verklungen war, erklärten die Musiker indirekt den Abend für beendet und Ysara sprang zurück auf den Boden. Ihre Augen leuchteten und für ihren Geschmack war der Abend viel zu schnell vorbei. Beflügelt schaute sich Ysara um und stellte überrascht fest, dass sich das Gasthaus inzwischen stark geleert hatte. Sie waren eine der letzten. "Ich glaube, wir müssen gehen, bevor wir noch rausgeworfen werden", murmelte sie ihren Begleitern mit einem verschwörerischen Grinsen zu und griff dann nach ihrem Mantel.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Freitag 5. Januar 2024, 12:30

Es war eine gute Entscheidung gewesen, dass sie sich entschlossen hatten, den Abend hier ausklingen zu lassen. Die Unbeschwertheit war allgegenwertig und schaffte es, sie einen Moment vergessen zu lassen, was sie zurückließen, aus welchen Gründen und für wie lange. Denn keiner von ihnen konnte ernsthaft sagen, wie lange sie ihre Heimat nicht mehr sehen würden. Grandea mochte ein Drecksloch sein, aber es war ihr Drecksloch. Diese Gedanken bewusst beiseiteschiebend, konnte auch Ysara klar dieser Form der Unterhaltung einiges abgewinnen. Es war keine Frage, ob sie gemeinsam mit ihren Freunden tanzte oder miesmuschelig auf dem Stuhl sitzenblieb. Ausgelassen wurde gelacht, getanzt und mitgesungen, sofern sie die Texte kannten. Die Musiker hatten den Abend noch mal auf ein ganz anderes Level gehoben und dafür waren die Krähen durchaus dankbar. Elian war nicht der Typ dafür, sich ungeniert gehenzulassen, aber er missbilligte auch nicht seine Freundin oder Ysara dafür, dass sie es taten. So tranken sie ihr Wasser oder Bier aus und ließen den Abend mit den letzten Klängen der Musiker ausklingen. Ysara konnte gerade noch verhindern, dass sie der Betrunkene umriss, indem sie schnell reagierte und aufgrund ihrer Erfahrungen im Armenviertel auch instinktiv wusste, was ihr blühen würde, sollte sie das nicht ausgleichen. So fiel sie nicht rücklings auf den Tavernenboden, sondern half dem Fremden auch noch etwas. “Alles in Ordnung?“ Jener brummelte nur etwas Unverständliches, klopfte ihr auf die Schulter und zog seiner Wege. Elian blickte ihm kurz prüfend nach, dass er auch ja den Weg schaffen würde, doch dann waren sie für ein letztes Aufgebot abgelenkt und die beiden Freundinnen gaben noch mal alles. Am Ende erhielten auch sie etwas Applause seitens der letzten Verbliebenen und allgemeines Gelächter und glückliche Gesichter waren Hinweis darauf, dass diese Gastwirtschaft nun bald schließen würde. Anna kam wieder an ihren Tisch und verräumte die leeren Becher und Gläser. „Wollt ihr noch ein Zimmer nehmen?“, fragte sie, doch Elian und Sadia schüttelten den Kopf. „Wir sind bei Onkel Fizz untergekommen,“ gestand Elian und Anna’s Augen leuchteten kurz auf. „Oh! Ja, die Herberge ist wirklich niedlich. Ich habe gern dort gearbeitet, aber Fizz konnte den Lohn nicht mehr begleichen.“, sie hob die Schultern, während sie behände den Tisch abwischte und dann die Kerze und einen Humpen mit Besteck wieder in die Mitte stellte. „Grüßt ihn gern, wenn ihr dazu kommt.“, sagte sie noch und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Gute Nacht!“, lächelte sie und schlängelte sich durch die Aufbrechenden.

Sadia und Elian erhoben sich ebenfalls und zogen ihre Mäntel wieder über. „Das war echt witzig! Bin froh, dass wir das gemacht haben!“, lächelte Sadia mit roten Wangen. Das Bier hatte sie etwas gefärbt und die braunen Augen strahlten glücklich, aber glasig. Elian grinste. „Du bist angeschäkert!“, zog er sie auf und Sadia boxte ihn gespielt empört, räumte dann aber ein: „Ja, gut, vielleicht etwas…“, lachte dann aber und zog ihre langen Haare aus dem Kragen. Sie verließen die Taverne gemeinsam und draußen empfing sie die kühle, angenehme Luft. Tatsächlich war es bereits tiefe Nacht, vielleicht auch schon beginnende Morgenstunden, denn am Horizont im Osten konnten sie einen hellen Streifen ausmachen. „Jetzt eine gesunde Mütze voll Schlaf und wir können uns auf den Weg machen!“, plapperte Sadia weiter und hakte sich zwischen Ysi und Elian ein. Die drei Freunde nahmen den Weg zurück in Richtung Fizz‘ Herberge. „Das wird ein ganz schöner Weg“, begann dann auch Elian, während sie schlenderten. „Ich weiß gar nicht, was wir uns dabei gedacht haben.“, sein Blick richtete sich auf den Boden. „Ich hoffe, Tami’s Weg wird nicht so schwer, wie unserer.“, murmelte er seufzend und erhielt einen aufmunternden Kuss von Sadia auf die Wange. „Wie Ysi schon mal sagte: Sie ist stark und sie schafft das!“, bestätigte auch sie die Worte ihrer Freundin. Elian hob eine Augenbraue: „Leah, meinst du?“, zwinkerte er und Sadia biss sich auf die Unterlippe. „Klar! Leah.“, korrigierte sie und räusperte sich grinsend. Der Weg war angenehm zurück und der kühle Wind klärte auch etwas das Biergetränkte Hirn der beiden anderen Krähen. Bevor sie Fizz‘ Unterkunft allerdings erreichten, hörten sie hinter einem Haus eine ihnen nicht ganz unbekannte Stimme: „Wie bitte? Das macht dann aber noch mal vier Füchse, Herr!“, verhandelte da Tips energisch mit irgendwem. Es kam keine Antwort.
„Wunderbare Geschäfte, Ihr könnt dann das dort hinten nehmen.“, sagte Tips und wieder folgte Stille. Was auch immer der kleine Bengel meinte, er schien so etwas, wie der Dorf-Verhandler zu sein. Und was machte er überhaupt noch auf den Beinen? Er sollte in seinem Alter längst schlafen. Ysi, Elian und Sadia hörten Schritte sich entfernen, die offenbar nicht Tips gehörten, denn jener kam dann mit den Münzen klimpernd und gut gelaunt pfeifend um die Häuserecke herum. Als er sie sah, stutzte er kurz irgendwie ertappt. „uhm…“, machte er und räusperte sich. Dann hatte er wieder eine ‚professionelle‘ Maske aufgesetzt und grinste breit. „Na ihr? Wart ihr bei Marit?“, fragte er unverfänglich und trug einen imaginären Heiligenschein auf dem Kopf. Einen Moment herrschte unbequeme Stille, in der sich jeder irgendwie bewusstwurde, dass etwas faul war. Dann lenkte Tips ein und wollte eine andere Richtung einschlagen als jene, die er eben hatte nehmen wollen. „Alsooo, ich muss dann jetzt auch ins Bett!“, gab er vor und Sadia verengte die Augen. Sie mochte ihn, aber sie war auch auf der Straße aufgewachsen. „Tiiiips?“, zog sie seinen Namen lang. “Was?!“, fragte er etwas zu enthusiastisch. „Ich hab ihm nur gesagt, dass ihr bei Fizz seid und mehr nicht!“, plapperte er auf einmal los und Sadia, sowie Elian, sahen entsetzt zu Ysi. Sadia war mit zwei schnellen Schritten bei Tips und packte ihn am Schlafittchen. „WEM?“, wollte sie wissen und Tips wirkte nun doch etwas eingeschüchtert, ob der Grobheit der Dunkelhaarigen. „Ivy…“, benutzte Elian mahnend den Decknamen. Sadia entspannte sich etwas und ließ Tips halb los. „Also?!“ Tips schluckte. „Naja da war son Kerl, der fragte nach drei Neuankömmlingen. Und… ja.. da sagte ich nur, das ihr bei Fizz seid und jetzt wollte er wissen, welches Pferd das schnellste ist“, sagte er und deutete in eine Richtung. Als die Krähen seinem Fingerzeig folgten, erkannten sie einen kleinen Stall mit fünf - sechs Pferden. Und gerade als sie hinsahen, schwang sich eine dunkle Gestalt auf einen ebenso dunklen Rappen und gab ihm die Sporen raus aus dem Dorf.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Freitag 5. Januar 2024, 19:07

Der betrunkene Fremde blieb Ysara vorerst nicht lange im Gedächtnis. Sie hatte schließlich Wichtigeres zu tun und das war feiern! Das tat sie mehr als ausgelassen mit Sadia und den Musikern. Ihre Wangen glühten und am Ende ihrer Tanzeinlage machte sie eine übertriebene Verbeugung für die Leute, die noch hier waren und applaudierten. Als dann Anna an ihrem Tisch auftauchte, bekam Ysara kurz ein schlechtes Gewissen, weil sie auf dem Tisch getanzt hatte, aber das Mädchen gab weder einen tadelnden Blick noch Worte von sich. Vermutlich war sie das und Schlimmeres gewohnt. Sie verräumte die leeren Gläser und richtete den Tisch direkt für den nächsten Tag her. Elian lehnte die angebotenen Zimmer ab und erklärte, dass sie bei Onkel Fizz untergekommen waren. „Oh! Ja, die Herberge ist wirklich niedlich. Ich habe gern dort gearbeitet, aber Fizz konnte den Lohn nicht mehr begleichen.“ "Ach?", entfuhr es Ysara überrascht, die nach kurzem Nachdenken aber verstehend lächelte. Vermeintliche Gäste des Alten wurden schließlich von Marit - ob gewollt oder nicht - abgeworben und so war es eigentlich nicht verwunderlich, dass er nicht genug Einnahmen machte, um noch eine Person anzustellen. „Grüßt ihn gern, wenn ihr dazu kommt. Gute Nacht!“ "Machen wir", versicherte Ysara und grinste dann. "Ihr versteht, wie man Stimmung macht. Die Musiker solltet ihr behalten", machte sie ihr dann noch ein Kompliment für den Abend, bevor sie ihr ebenfalls eine Gute Nacht wünschte. Dann erhoben sich die Krähen und auch Ysara streifte ihren Mantel über.
„Das war echt witzig! Bin froh, dass wir das gemacht haben!“ „Du bist angeschäkert!“ „Ja, gut, vielleicht etwas…“
"Etwas?", erwiderte Ysara und warf Sadia einen überspielt zweifelnden Blick zu, wobei der Zweifel an ihrer Aussage durchaus echt war. Die beiden hatten auf jeden Fall viel getrunken und Sadias Blick nach zu urteilen, vertrug Elian mehr als seine Freundin.

Dann verließen sie das Gasthaus und traten nach Stunden wieder hinaus auf die Straßen Bernars. Die blonde Krähe stellte überrascht fest, dass es schon tiefste Nacht war - und mit Blick nach Osten, wo sich der Himmel hell verfärbte, dass sich diese schon bald dem Ende neigen würde. "Ich glaub, es wird Zeit fürs Bett", grinste sie. „Jetzt eine gesunde Mütze voll Schlaf und wir können uns auf den Weg machen!“ Ysara nickte und blickte Sadia grinsend an, die sich gerade bei ihr und Elian einhakte, was vielleicht gar nicht so schlecht war, weil ihre Freundin leicht schwankte. Die kühle Luft tat gut, nachdem sie sich in der Gastwirtschaft ordentlich aufgeheizt hatten. Ysara lächelte noch beseelt und schwirrte in den Erinnerungen des ausgelassenen Abend. „Das wird ein ganz schöner Weg. Ich weiß gar nicht, was wir uns dabei gedacht haben.“ Ysaras Blick huschte an Sadia vorbei zu Elian, der betroffen zu Boden schaute. „Ich hoffe, Tami’s Weg wird nicht so schwer, wie unserer.“ „Wie Ysi schon mal sagte: Sie ist stark und sie schafft das!“ „Leah, meinst du?“ „Klar! Leah.“
"Genau so heiße ich", bestätigte die Blonde mit einem vielsagenden Grinsen. "Seien wir ehrlich: Tami könnte uns alle ins Bockshorn jagen. Sie ist für einige Überraschungen gut", meinte sie aufmunternd und sie meinte es ehrlich. Tami hatte sie schon oft aus misslichen Lagen gerettet. Manchmal war sie zwar nervig und ein schwer zu ertragendes Pubertier, aber sie alle wussten, dass sie ein gutes Herz und es faustdick hinter den Ohren hatte. Ysara hoffte innerlich, dass Elian irgendwie mit der Trennung von seiner Schwester klarkommen würde und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

Plötzlich hörte sie eine Stimme ganz in der Nähe und die Worte ließen sie aufhorchen. Sie musste nicht lange überlegen, um sie als Tips' wiederzuerkennen. „Wie bitte? Das macht dann aber noch mal vier Füchse, Herr!“ Was machte ein Bursche wie er um diese Uhrzeit noch auf der Straße und verhandelte mit irgendwelchen Männern? Skeptisch blieb Ysara stehen und brachte ihre Freunde, ob sie wollten oder nicht, ebenfalls dazu, da sie noch bei Sadia eingehakt war. Sie löste sich von ihr und legte sich einen Finger an die Lippen, um den beiden zu bedeuten, still zu sein. Da hörte sie Tips erneut hinter einer Häuserecke. „Wunderbare Geschäfte, Ihr könnt dann das dort hinten nehmen.“ Ysara wollte sich gerade in Bewegung setzen und zur Ecke schleichen, um zu schauen, was da los war, da kam Tips mit einem ziemlich zufriedenen Gesichtsausdruck um die Ecke. Allerdings wirkte er ertappt, als sich ihre Blicke trafen. Die Diebin witterte etwas, das ihr gar nicht gefiel. Misstrauisch bohrten sich die grünen Augen in die des Jungen und sie stemmte die Hände in die Hüften, wodurch sie wie eine Mutter wirkte, die stumm nach einer Erklärung verlangte. „Na ihr? Wart ihr bei Marit?“ Ysara wusste, wie man sich fühlte, wenn man bei etwas Verbotenem erwischt wurde und Tips' kurzes Mienenspiel reichte aus, um zu wissen, dass er etwas getan hatte, das nicht gut war. "Was machst du hier?", fragte sie, aber der Junge wich ihr aus. „Alsooo, ich muss dann jetzt auch ins Bett!“ Sadia neben ihr sprach seinen Namen langgezogen aus, was perfekt zu der Haltung passte, die Ysi immer noch eingenommen hatte. Sie ahnte bereits, dass ihr Misstrauen berechtigt war, was er dann aber sagte, ließ sie für einen Moment wie vom Blitz gerührt erstarren. “Was?! Ich hab ihm nur gesagt, dass ihr bei Fizz seid und mehr nicht!“ Plötzlich ploppten tausend Gedanken und Befürchtungen gleichzeitig in ihrem Kopf auf, die sie während des lustigen Abends weit in der Hintergrund geschoben hatte. Sie hatte nicht erwartet, dass der Junge etwas gegen sie persönlich getan hatte und war sichtlich schockiert davon. "Was?!", entfuhr es ihr entsetzt, während sie noch nicht bereit war, um einen klaren Gedanken zu fassen. „WEM?“, fragte Sadia im gleichen Moment und war schon bei Tips, den sie sich energisch zur Brust nahm. "Ivy…“, versuchte Elian neben ihr, sie zu beruhigen, aber Ysara machte mit der Hand eine deutliche Geste. "Lass sie", sagte sie leise, aber dennoch gut hörbar aufgrund der nächtlichen Stunde und einhergehender Stille. Wenn Tips sie - und vielleicht sogar Fizz - in Gefahr gebracht hatte, waren Ysi beinahe alle Mittel recht, um genaue Informationen darüber zu erhalten.

„Naja da war son Kerl, der fragte nach drei Neuankömmlingen. Und… ja.. da sagte ich nur, das ihr bei Fizz seid und jetzt wollte er wissen, welches Pferd das schnellste ist.“ Ysara folgte seiner Geste mit den Augen und sah entsetzt auf eine Gestalt, die sich gerade auf eines der Pferde im Stall schwang. Sie hatte das Gefühl, dass für einen Moment ihr Herzschlag aussetzte, und handelte dann nur noch aus reinem Instinkt heraus, denn Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Sie rannte los und so schnell sie konnte zum Stall. "Kümmert euch um Fizz!", rief sie über die Schulter zurück. Für mehr Anweisungen blieb keine Zeit, auch wenn sie Tips gerne zugerufen hätte, dass er ihr besser die Daumen drücken sollte und ansonsten mit noch weniger erfreulichen Konsequenzen als ohnehin schon zu rechnen hatte. Sie wusste nicht, mit wem oder wie vielen sie hier zu tun hatten und was ihre Absichten waren - es war aber naheliegend, dass sie im Auftrag der Dunklen hier waren und Ysara wollte auf keinen Fall, dass sie oder der Alte ihnen zum Opfer fielen. Außerdem waren die beiden, oder zumindest Sadia, angetrunken und es wussten schon die Heranwachsenden, dass man nicht ritt, wenn man getrunken hatte. Zusätzlich war davon auszugehen, dass weder Sadia noch Elian im Armenviertel das Reiten erlernt hatten. Im Gegensatz zu ihrer reichen Freundin, die immer viel Spaß beim Reiten gehabt hatte und hin und wieder sogar, zum Leidwesen ihrer Anstandsdamen, ohne Sattel geritten war. Auch jetzt zögerte sie nicht, sondern handelte instinktiv. Schnell erfasste sie, dass eines der Pferde neben einer Kiste stand, was dann auch der einzige Grund war, wieso sie dieses wählte. Sie war zu klein, um sich vom Boden aufs Pferd zu schwingen. So griff sie nach den Zügeln des Pferdes, stieg auf die Kiste und versuchte, mit Schwung auf den Rücken des Tieres zu gelangen. Dann schnalzte sie mit der Zunge, führte das Tier in die entsprechende Richtung, in die der Fremde verschwunden war, und gab ihm die Sporen, um die Verfolgung aufzunehmen. Sie musste diesen Kerl unbedingt einholen, bevor er seinem Auftraggeber - von dem Ysara annahm und befürchtete, dass es Vashnar war - die Information überbringen konnte, dass sie sich hier in Bernar befanden. Das Adrenalin pumpte durch ihre Adern und während ihr der kalte Wind um die Ohren wehte, begann so langsam wieder ihr Verstand einzusetzen und ihr wurde klar, dass sie ziemlich planlos gehandelt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass sie den Reiter überhaupt noch einholen konnte. Wie genau sie ihn aufhalten oder ihm etwas entgegen setzen sollte, darüber würde sie dann wohl oder übel nachdenken, wenn es so weit war.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Sonntag 7. Januar 2024, 09:09

Vielleicht waren sie zu sorglos, zu unbekümmert gewesen. Vielleicht war das alles aber auch einfach viel zu neu und sie zu unerfahren mit einem Problem dieser Größenordnung. Ysara, Elian und Sadia konnten kaum glauben, was Tips ihnen da erzählte und dementsprechend fiel auch ihre Reaktion aus. Der Junge aber wusste kaum, was er angerichtet haben könnte. Er hatte lediglich eine einfache Information für etwas Taschengeld weitergegeben und ahnte ja nicht, in welchen Schwierigkeiten die drei Krähen tatsächlich steckten. So war es auch nur Elian, der ein wenig zum Maßhalten rief, als Sadia sich Tips vorknöpfen wollte. Trotz der Bier und der Ausgelassenheit, wusste Sadia das zu verteidigen, was ihr lieb und teuer war. Und auch Ysi würde nicht einfach so Fremde über die Sicherheit ihrer Krähen stellen. Es war viel zu wichtig, um jetzt Milde walten zu lassen. So schwieg Elian etwas zerknirscht und beobachtete, wie das, was Sadia da tat Wirkung entfaltete. Tips deutete auf den nächtlichen Reiter, der sich soeben absetzte. „Oh, scheiße…“, entfuhr es Sadia nonchalant und Ysi brauchte nur ein paar erschreckende Sekunden, um zu handeln: "Kümmert euch um Fizz!". Ihre Stimme klang schon weiter weg, da sie bereits losgerannt war und zusah, dass sie den Reiter nicht verlieren würde. Elian und Sadia starrten ihrer Freundin nach. „YSI!“, rief Sadia noch, doch da war die Krähe bereits zu weit.

Das Adrenalin pumpte durch Ysara’s Venen und spornte sie an. Nur nicht aufgeben, dann würde sie es noch schaffen! Die Entscheidung, welches der Tiere nun zum nächtlichen Ausritt herhalten musste, war simpel: Das, auf welches sie aufsteigen konnte in aller Eile! Ysara sprang behände und gekonnt ab und landete auf dem Rücken des Tieres, das empört schnaubte. Immer wieder hob es den Kopf, wusste mit der plötzlichen Unruhe nicht umzugehen und tänzelte. Ysara aber bekam die Zügel zufassen und dirigierte das Tier aus dem Unterstand hinaus, um ihm dann die Sporen zu geben. Offenbar machte sie einen stureren Eindruck als das Pferd, denn der weiße Wallach wiehrte auf und machte dann einen Kaltstart. Nur wenige Sekunde nach dem Aufsitzen, fühlte Ysara den Wind durch ihr Haar fegen. Er brannte ein wenig, ob der Kälte und färbte sofort ihre Wangen rot. Ihre Nase lief den Göttern sei Dank nicht, denn das verhinderte das Adrenalin, welches unablässig ausgeschüttet wurde. Ysara setzte dem Reiter nach und konnte ihn nur in einiger Entfernung noch als Schatten erkennen. Ihr Mantel wehte durch den Laufwind und blähte sich hinter ihr auf. Sie war eine sehr gute Reiterin, was ihr eindeutig jetzt zupasskam. Das Tier aber entpuppte sich als echter Renner. Offenbar war er als Ackergaul gehalten, aber als er erstmal den ersten Schreck überwunden hatte, da rannte er im ordentlichen Galopp und schaffte einige Meter gutzumachen. Sobald Ysara die ersten Schreckmomente hinter sich gebracht hatte, fiel ihr vielleicht auf, dass der Reiter nicht, wie erwartet, den Weg zurück nach Grandea nahm.
Er ritt wie ein Albtraumhafter durch das Zwielicht der aufsteigenden Sonne und ritt wie dem Harax entstiegen. Aber er hatte den falschen Weg gewählt. Er gab dem Rappen die Sporen, bis er auf offener Wiese querfeldein seinen Weg wählte.
Weg von Bernar, weg von Grandea. Waren die Dunklen etwa bereits so nahe? Hatten sie die Hauptstadt bereits hinter sich gelassen und marschierten auf Bernar zu? Warteten sie in unmittelbarer Nähe? Ysara wusste es nicht, gleichwohl auch nicht, wie lange sie eigentlich ritt. Allerdings war der Wallach unter ihren Schenkeln inzwischen gut eingelaufen und erhöhte noch mal sein Tempo. Vielleicht hatte Tips sich auch geirrt und dem nächtlichen Unbekannten aus Versehen das falsche Tier genannt. Vielleicht freute sich der Wallach auch nur, endlich mal so viel Auslauf zu haben. Ganz egal, woran es lag: Er holte auf. Der dunkle Reiter schlug Haken, vergrößerte den Abstand und verlor ihn wieder. Ysara konnte inzwischen erkennen, dass ihm im Ritt die Kapuze vom Kopf gerutscht war und dunkle Haare dem Wind ausgeliefert waren. Sein Pferd schnaufte schon ordentlich und schwitzte. Immer heller wurde es um sie herum, auch wenn das Dämmerlicht noch zu wenig Kraft hatte, um alles erkennen zu können. Was Ysara allerdings erkannte, war, dass die Manteltaschen des Fremden ein wenig gebeult waren und ein Fetzen hellem Pergament herausschaute.

Ihr Wallach setzte abermals um, erhöhte erneut das Tempo und Ysara hatte das Gefühl über die Ebene zu fliegen. Um sie herum wurde Ackergrund aufgewirbelt, so heftig donnerten die Hufe in den Boden. Sie kam näher. Nun hörte sie, wie der Unbekannte sein Tier antrieb und ‚Heya‘ rief, während er es immer weitertrieb. Offenbar hielt er auf ein Wäldchen zu, das sich in einiger Entfernung auftat. Sie war fast so nahe, dass sie erkennen konnte, dass es kein Dunkelelf war, der dort ritt und für einen Soldaten war er nicht gerüstet genug. Mehr blieb ihr aber verborgen, über diesen Fremden. Wie wollte sie ihn eigentlich zur Strecke bringen? Ysara war so blindlings losgestürmt, dass sie sich über den Ausgang der Verfolgung keine großen Gedanken gemacht hatte. Was, wenn sie ihn erreichte? Wollte sie ihn zu Fall bringen? Und dann? Ein Zweikampf? Womit? Ysara musste sich eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte, wie das hier enden sollte. Der Verfolgte jedenfalls hielt unablässig auf das Wäldchen zu. Es war kaum zu vergleichen mit den großen Wäldern dieser Welt, aber es reichte, damit er darin womöglich ein Versteck finden und ihr doch entwischen konnte. Und noch während sie das dachte, fiel ihr Blick auf das Pergament in seiner Tasche, das etwas hervorlugte. Sie erinnerte sich an das Emblem. Es war das gleiche, wie sie auf der Karte entdeckt hatte. Und dann fielen ihr die Linien auf, die auf dem Pergament in seiner Tasche sichtbar waren. Und noch während sie Erkenntnis sich in ihr Hirn schleichen wollte und sie sich an den Trunkenbold erinnerte, blieb der Wallach plötzlich abrupt vor der Baumgruppe stehen und drohte sie abzuwerfen, wenn sie nicht reagierte. Der Fremde aber zeigte, dass der Ritt nur der Anfang gewesen war: Noch im Galopp und bevor er den Wald erreichte, sprang er leichtfüßig ab und rollte sich gekonnt über die Schulter ab, um den Schwung zu verringern. Dann lief er leichtfüßig und wendig in den Wald hinein und verschwand zwischen den Bäumen. Sofern Ysara folgte und nicht vom Pferd gefallen war, aufgrund des plötzlichen Stopps, musste sie feststellen, dass das Licht hier gänzlich geschluckt wurde. Nachtaktive Tiere erzeugten ein schauderhaftes Konzert und immer wieder flatterten irgendwo verschreckte Vögel auf. Zu sehen war nichts und doch wusste sie, dass er hier irgendwo sein musste.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Sonntag 7. Januar 2024, 13:09

Während sie zum Stall rannte, hörte sie noch ihre Freunde in ihrem Rücken nach ihr rufen. Aber Ysi blieb nicht stehen. Dafür war keine Zeit. Sie musste diesen Boten aufhalten, bevor er den Dunklen verriet, wohin sie und ihre diebischen Krähen geflohen waren. Schnell entschied sie sich für das Pferd, dessen Rücken sie überhaupt erreichen konnte, und ließ weder dem Tier noch sich selbst die Wahl, sich auf das Folgende in Ruhe vorzubereiten. Sie musste die Verfolgung sofort aufnehmen und sie war dabei zu verbissen, um jetzt Rücksicht auf das tänzelnde Pferd zu nehmen. Stur lenkte sie es in die Richtung, in die der Reiter verschwunden war, und versuchte, das Gleichgewicht auf dem Rücken des Tieres zu halten, bis es sie offenbar als Reiterin akzeptierte. Sie gab dem Pferd die Sporen und galoppierte dem anderen Reiter hinterher. Außerhalb von Bernar kniff Ysi die Augen zusammen und erkannte den Reiter in weite Ferne. Die Hoffnungslosigkeit kroch schon in ihr Bewusstsein, da legte der Gaul plötzlich nochmal einen Zahn zu. Offenbar wusste er die Bewegungsfreiheit im Morgengrauen zu schätzen, wobei Ysara immer noch die Zügel unbarmherzig in der Hand hielt und ihm die Richtung vorgab. Das Tier musste jetzt alles geben und schnell bemerkte sie, dass ihm dieser Ausritt offenbar gut tat. Sie beugte sich etwas tiefer über den Hals des Pferdes, damit sie keinen Widerstand für den Wind bildete, und umfasste die Zügel so fest sie konnte, ohne sie zu straff zu ziehen, damit sie nicht fiel, aber der Gaul auch nicht zu kurz gehalten wurde.
Bald bemerkte Ysara, dass der Unbekannte nicht mehr nur eine gerade Linie ritt. Vermutlich hatte er sie bemerkt und ritt nun querfeldein, um sie abzuhängen. "Los, mein Junge, schnappen wir uns diesen Mistkerl!", feuerte sie ihr Reittier an und ließ ihr Ziel nicht aus den Augen. Ihr Gesicht fühlte sich inzwischen kalt an und so langsam formten sich auch wieder Gedanken in ihrem Kopf. Der Reiter nahm nicht den Weg Richtung Grandea, so viel wurde ihr klar. Woher kam er und wo wollte er dann hin? Doch jetzt war keine Zeit dafür, um die mögliche Reiseroute eines Fremden zu durchdenken. Jetzt, wo sie dem Reiter Stück für Stück näher kam, überlegte sie, wie sie ihn eigentlich stoppen und davon überzeugen sollte, sie nicht zu verraten. Sie konnte nur hoffen, dass er bestechlich war. Allerdings hatte sie nicht allzu viel Geld dabei und wie sollte sie sicherstellen, dass er sein Wort hielt? Ysara wusste es nicht und würde wohl spontan handeln müssen. Zumindest schöpfte sie zunehmend Hoffnung, dass sie ihn doch noch einholen würde, denn ihr Pferd zeigte deutlich, welches Tier wirklich das Schnellste im Stall war.

Sie galoppierten über die Ebene, als gäbe es kein Morgen mehr, und unter anderen Umständen hätte Ysara jede Menge Freude und Lebenslust dabei empfunden. So jedoch versuchte sie, mehr von dem Mann zu erkennen, den sie verfolgte. Seiner Statur und Kleidung nach zu urteilen war er jedenfalls kein Soldat und seine Haut war zu hell für einen Dunkelelfen. Allerdings gab es genug Menschen, die für die Dunklen arbeiteten. Aber gegen einen Menschen standen ihre Chancen sicherlich besser als gegen einen Dunkelelfen. "He, bleibt stehen!", rief sie ihm hinterher, auch wenn sie davon ausging, dass er nicht einfach so auf sie hören würde. Und so war es dann auch. Ihr Blick rutschte von seinen schwarzen Haaren kurz zu dem Wäldchen in unmittelbarer Nähe vor ihnen, als plötzlich etwas Helles in ihrem Augenwinkel aufblitzte. Sie richtete den Blick auf seinen Mantel und sah tatsächlich etwas, das sich deutlich von dem dunklen Stoff abhob. Sie war nah genug, um das Emblem zu sehen, das ihr gut bekannt war. Sie sah die Linien, die verdächtige Ähnlichkeiten mit.. da wurde ihr schlagartig klar, was das in seiner Tasche war: die Schatzkarte! Das Bild des Betrunkenen blitzte in ihrem Gedächtnis auf. Er hatte sie übertölpelt. Auf den Schreck folgte direkt ein zweiter. Plötzlich ging ein Ruck durch Ysaras Körper, als ihr Pferd abrupt stoppte. Sie umfasste die Zügel fester und presste ihre Schenkel eng an den Pferdekörper, um das Gleichgewicht zu halten. "Ho.. hooo.. whooaa!" Sie versuchte, es zu beruhigen, damit es nicht stieg, während ihr Blick aber die Bewegungen des Fremden verfolgte. Er sprang äußerst geschickt vom Pferd, rollte sich gekonnt ab und flüchtete dann in den Wald. "Halt! Stehen bleiben!", rief sie ihm abermals hinterher, auch wenn ihr eigentlich klar war, dass er auch jetzt nicht auf sie hören würde. "Verflucht!", stieß sie verärgert aus, in erster Linie über sich selbst, weil sie sich hatte bestehlen lassen. Ihr Pferd hatte sie zwar nicht abgeworfen, machte aber klar, dass sie lieber absteigen sollte, bevor es sich vergaß. Ysara rutschte an den Pferdekörper hinab und ließ die Zügel los, als sie noch einige Zentimeter über dem Boden hing. Sie spürte einen knorrigen Ast zwischen ihren Füßen und blieb tatsächlich einige Momente daran hängen, als sie in den Wald stapfen wollte. "Mist, verdammter", zischte sie, bekam endlich ihren Fuß befreit und folgte dann ohne weitere Umschweife dem Dieb. Sie machte einige Schritte in den Wald hinein, dann verharrte sie jedoch. Es war ziemlich düster hier und die Laute der nachtaktiven Tiere unterstrichen die eher gruselige Stimmung. Ysara ließ den Blick schweifen, sah jedoch nichts und niemanden. Sie spitzte die Ohren, hörte aber auch nichts, von den Tieren abgesehen. Daher vermutete sie, dass der Dieb noch irgendwo in der Nähe war und sich versteckte. Sie spürte ihr Herz gegen ihren Brustkorb klopfen. Nicht nur wegen dem zurückliegenden und plötzlich endenden Ritt, der auch für sie anstrengend gewesen war. Sondern auch, weil ihr klar wurde, dass sie allein mit diesem Mann in irgendeinem Wald war. Aber er hatte ihre Schatzkarte! Sie konnte ihn doch nicht einfach mit dieser abhauen lassen. "Kommt raus, elender Dieb!", rief sie in den Wald hinein und sah sich um, drehte sich dabei langsam um die eigene Achse, um alle Richtungen im Blick zu behalten. "Das war der Fehler Eures Lebens! Los, zeigt Euch! Oder habt Ihr Angst vor einem Mädchen?", rief sie dann provozierend in das Zwielicht hinein. Irgendwie musste sie ihn hervor locken, um wenigstens eine Ahnung zu bekommen, wo er sich aufhielt. Da waren ihr auch jegliche Provokationen aus ihrer Jugend recht. Ysaras Haltung war angespannt und zeigte, dass sie mit einem Angriff rechnete. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und würde sich auf jeden Fall wehren, falls der Dieb versuchte, etwas Dummes zu tun.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Montag 8. Januar 2024, 00:15

Auch wenn Ysara ihr Leben nicht so schätzte, wie man es eventuell erwarten könnte, brachte es ihr eine Menge. Sie war belesen, konnte sich ausdrücken, verstand etwas von Politik und kannte sich zumindest theoretisch in der Welt aus. Sie hatte vieles lernen müssen, dessen Nutzen sie nie verstanden hatte. Aber jetzt, jetzt kam ihr die eine oder andere Erkenntnis, dass es nicht das schlechteste gewesen war, diesem Leben ‚ausgesetzt‘ zu sein. Das Reiten war ein Privileg gewesen und trotzdem war es von ihr verlangt worden. Sie sollte in der Lage sein, einer Jagd beizuwohnen. Nun, an solch eine Jagd hatten ihre Eltern gewiss nicht gedacht und doch flog Ysara auf dem Rücken des Weißen über Grandessas Landstrich. Die Felder waren bereits hinter sich gelassen, als sie mehr und mehr aufholte. Sie wurde sich bewusst, dass der Fremde auf das Wäldchen zuhielt. Es war zu klein, um einen eigenen Namen zu erhalten, aber groß genug, um darin zu verschwinden. Mit einer gehörigen Portion Glück, blieb Ysara bei dem abrupten Ende ihres Ritts auf dem Rücken des Tieres und konnte sich ausbalancieren, während ihre Beute den Schwung zu nutzen wusste und leichtfüßig in den Wald hineinlief. Ihre Rufe hatte er geflissentlich ignoriert, was sie auch nicht anders erwartet hatte. Ysara fluchte leise und verschaffte ihrem Adrenalinrausch eine kleine Abkühlung. Jetzt musste sie wachsam bleiben, durfte sich nicht zu sehr verrennen. Leidenschaft war etwas Gutes, aber manchmal stand sie einem im Weg. Sie ließ die beiden Pferde aus Bernar hinter sich, die sich erstmal einen wohlverdienten Snack genehmigten und schnaufend das feine Gras rupften.

Vielleicht wären sie ja noch da, wenn sie diesem Mistkerl die Meinung gegeigt und ihr ‚Eigentum‘ zurückgeholt hätte. Wer er wohl war? Ob er für Vashnar arbeitete und dessen Eigentum zurückholen sollte? Ysara konnte nicht viel nachdenken, denn der Wald verschluckte sie mit seiner Dunkelheit. Am Horizont mochte die Sonne langsam aufgehen, doch hier… Schatten legten sich um sie herum, wie ein viel zu schwerer Mantel. Es war kalt und klamm, vielleicht lag es auch eher darin begründet, dass sie einem Kämpfer nichts zu bieten hatte. Ysara war nie im Kampf ausgebildet worden. Ihr Bruder hatte die militärische Laufbahn Grandea’s eingeschlagen, aber sie hatte sich nie ernsthaft dafür interessiert. Jetzt hätte sie vielleicht gern auf das ein oder andere Wissen zurückgegriffen. Wie ernst doch plötzlich alles war. Noch vor ein paar Wochen war es mehr Spaß als wahrhaftiger Ernst gewesen, wenn sie mit den Krähen zusammen gewesen war. Auch wenn es durchaus ernsthaft gemeint gewesen war, hatten sie doch niemals gegen einen übermächtigen Feind bestehen müssen. Ysara’s Herz klopfte viel zu laut. "Kommt raus, elender Dieb!", rief sie daher mutiger als sie eigentlich war. Ysara war sauer und das half ihr nun. Es machte sie waghalsig und standhaft. Sie ließ sich von dem Wald nicht einschüchtern. Sie hatte einen Ruf zu verlieren. Welcher Dieb wäre denn einer, wenn er sich beklauen ließ? Dieser Mistkerl hatte den schlechtesten Trick des Jahrhunderts genutzt und sie war darauf hereingefallen. Sie hatte nicht mal ihren Mantel überprüft. Das konnte sie nicht auf sich sitzenlassen.
Stolz war eben auch etwas Gefährliches. "Das war der Fehler Eures Lebens! Los zeigt Euch! Oder habt Ihr Angst vor einem Mädchen?" Stille. Nicht ein Ast knackte, nicht ein Gebüsch raschelte. Es war zum Haare raufen. Wohin war der Kerl verschwunden?! Die Sekunden schienen sich zu Stunden zu dehnen, während die Aufregung nicht weniger wurde. Was zum Henker, sollte sie nun tun? Dann sah sie plötzlich aus dem Augenwinkel einen Schatten huschen und sobald ihr Blick darauf fiel, war er wieder verschwunden. Als spielte ihr Verstand ihr Streiche. Dann huschte etwas gegenüber vorbei, doch auch hier war sie wieder nicht schnell genug, etwas zu erkennen. War sie nun verrückt geworden? Ysara drehte sich, um ja keine Richtung außer Acht zu lassen und nicht von hinten überrascht zu werden. Immer tiefer führte sie ihre Suche in den Wald, stets darauf bedacht, dieses huschende Etwas im Auge zu behalten, wenn es sich noch mal zeigte. Ihre Worte waren bereits seit längerem verhallt und nicht beantwortet worden. War er denn überhaupt noch hier? Gab es überhaupt Hoffnung, dieses Stück Pergament wiederzubekommen? Inzwischen konnte sie die Pferde weder sehen noch hören und doch lockte der huschende Schatten sie weiter. Wenn sie zögerte, tauchte er wieder auf, lockte ihre Neugierde auf eine eigene Art und Weise. Sie konnte nie mehr erkennen als einen schattenhaften Umhang. Dann wurde es wieder still. Als Ysara eine kleine Baumgruppe erreichte und sich ungefähr in der Mitte des Waldes befinden musste, hörte das Huschen gänzlich auf. Kein Anhaltspunkt, keine neue Richtung. Allerdings war sie auch ziemlich tief hineingegangen.

Tiere waren hier plötzlich auch nicht mehr zu sehen oder zu hören. Einzig ein Waldkauz rief irgendwo in den hereinbrechenden Tag seine Laute. Stille umfing sie. Betäubende Stille, scheinbar laut belegte ihre Ohren und dämpfte alles, was sie zu hören glaubte. Ihr Atem, ihr Blut, ihr Herz. Alles erschien plötzlich so viel lauter, obwohl sie sich längst von dem anstrengenden Ritt erholt hatte. Dann stoben mit einem Mal Vögel auf und versetzten alles und jeden in Alarmbereitschaft. Da war jemand. Sie wusste es instinktiv und er stand in ihrem Rücken. Sobald sie sich umdrehen würde, erkannte sie tatsächlich in einiger Entfernung, kaum von dem Dunkel der Schatten zu unterscheiden, eine Gestalt. Größer als sie, schlank, von dem schwarzen Mantel verhüllt. Sie konnte weder das Gesicht sehen, weder etwas anderes. Einzig der weiße Fleck, wie zum Hohn, aus seiner Manteltasche lugte hervor. Der Mann stand da. Regte sich nicht, sagte nichts. Er starrte nur, ohne, dass Ysara erahnen konnte, was er vorhatte oder von ihr wollte. Bevor sie die Geduld verlieren konnte, erklang dann aber seine Stimme. „Mutig.“, kam ein popeliges Wort von ihm und seine Stimme verriet ihr nichts darüber, was er davon hielt, dass sie hier war. Das Wort wirkte nicht höhnisch oder überheblich. Es klang wie eine Feststellung. Dann rührte er sich endlich und zog mit zwei Fingern die Karte aus seiner Manteltasche. Seine Bewegungen waren langsam, damit sie nicht noch auf die dumme Idee käme, ihn angreifen zu müssen. Die hellen, langen Finger klemmten das Pergament dazwischen ein. „Und das alles für das hier?“, fragte er und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er grinste. Wieso? Etwas kitzelte ihre Sinne. „War es das denn wert… Elinor?“, fragte er und offenbarte ganz bewusst, dass er sie kannte. „Oder… bevorzugt ihr ‚Leah‘ ?“, setzte er nach und nun gab es keinen Zweifel mehr, dass er grinste. Und noch etwas mischte sich dabei. Sie… kannte ihn. Noch während diese Erkenntnis wie ein kaltes Rinnsal ihren Rücken hinabkroch, wischte sich die dunkle Gestalt die Kapuze vom Kopf und offenbarte das schwarze, kurze Haar, die leuchtenden Augen aus Amethyst und die helle Hautfarbe. Und tatsächlich konnte sie selbst in der Dunkelheit die weißen Zähne erkennen, als sich seine Lippen zu einem Lächeln gespannt hatten. Was um alles in der Welt, hatte Nandos hier zu suchen?!
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Montag 8. Januar 2024, 19:53

Es herrschte eine beklemmende Stimmung im Wald. Immer wieder fiel Ysaras Blick zum Waldrand, der immerhin etwas von dem Licht der aufgehenden Sonne getroffen wurde. Ganz im Gegensatz zu ihrer aktuellen Position. Das Licht hier wurde immer spärlicher, je tiefer sie sich in den Wald hinein wagte. Aber jetzt umkehren und damit aufgeben war keine Option für die Krähe. Sie wusste, dass der Dieb hier irgendwo steckte. Angespannt tasteten die grünen Augen ihre Umgebung ab und sie war schon gefasst darauf, dass er auf ihre Provokation eingehen und jeden Moment aus seinem Versteck hervor springen, sich vielleicht sogar auf sie stürzen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Egal, wie angespannt und wie lange sie dort stand und auf ihn wartete. Dann kam plötzlich Bewegung ins Spiel und etwas huschte an ihr vorbei. Zumindest dachte sie, eine Bewegung im Augenwinkel wahrzunehmen, doch als ihr Kopf in eben jene Richtung ruckte, war dort nichts. Stattdessen huschte diesmal in der anderen Richtung etwas vorbei und Ysaras Augen folgten der Bewegung, erkannten jedoch wieder nichts. Was zum Henker soll das?, dachte sie, halb irritiert und halb verärgert. Dann huschte der Schatten in einiger Entfernung erneut vorbei. Ysi wandte sich in die Richtung um und er schien sie tiefer in den Wald zu führen. Er tauchte scheinbar auf, wo er wollte und bewegte sich so schnell, dass sie sich unweigerlich fragte, wie das möglich war. Ob der Dieb ein Schattenmagier war? Sie hatte zwar schon von welchen gehört, aber noch nie einen in Aktion gesehen. Zu der inneren Anspannung und Aufregung mischte sich Neugierde, das konnte sie nicht leugnen. Aber so nützlich diese Magie auch in ihrem Beruf war, war ihr natürlich auch klar, dass es viel mehr als nur Taschenspielerei war und durchaus gefährlich werden konnte. Deshalb zögerte sie auch zuerst. Ob es so klug war, einem Schattenmagier tief in den dunklen Wald zu folgen? Eine junge Frau wie sie hatte zu dieser Stunde hier nichts verloren. Das wusste sie wohl. Und vielleicht war es genau das, was sie schließlich weitergehen ließ. Sie war kein unbekümmertes Mädchen. Sie war mutig und sie war stur. Sie würde sich die Schatzkarte wiederholen - ihre Karte, wenn es nach der Krähe ging! Sie konnte ja kaum ohne sie zu Sadia und Elian zurückkehren und zugeben, dass der Unbekannte sie mit dem lahmsten Trick der Welt aus ihrem Besitz gestohlen hatte, kaum einen Tag, nachdem sie sie selbst erst an sich genommen hatte. Nach einigen weiteren Metern zögerte sie allerdings erneut. Sie sah dorthin zurück, wo sie die Pferde vermutete, aber vom Waldrand war nun nichts mehr zu sehen. Andererseits lockte der Schatten mehr und mehr ihre Neugierde. Er tauchte immer gerade dann auf, wenn sie überlegte, lieber zu gehen und schien sie in eine bestimmte Richtung locken wollen. War es eine Falle? Aber wenn er ihr ernsthaft etwas antun wollte, hätte er das schon längst getan. Oder nicht?

Irgendwann erreichte sie eine kleine Baumgruppe und wartete, dass der Schatten erneut auftauchte, bis die Pause immer länger wurde. Ysara entließ langsam ihren Atem und blieb dennoch wachsam. Was hatte das zu bedeuten? War er weg? Trieb er seinen Schabernack, lockte sie hierher und war nun längst wieder fort? Sie sah niemanden und nach dem Ruf des einsamen Waldkauzes wurde ihr bewusst, dass sie auch keine Tiere mehr hörte. Da war nichts mehr. Nur noch das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren. Sie glaubte sogar, ihren eigenen Herzschlag mehr zu hören als zu fühlen. Die Stille, die sich plötzlich über sie legte, fühlte sich mehr und mehr unangenehm an. Vor allem fühlte sie sich unnatürlich an. Die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf und sie zuckte unweigerlich zusammen, als plötzlich einige Vögel aufgeschreckt wurden und alarmiert davon flogen. Dann spürte sie ein Kribbeln in ihrem Rücken, erst leicht, bis es nicht mehr zu ignorieren war. Langsam drehte sie sich herum und ihr Herz machte einen Satz, als sie die Gestalt dort sehen sah. Sie hatte gespürt, beobachtet zu werden, dem Fremden jetzt aber wirklich gegenüber zu stehen, war etwas anderes. Sie hob sich kaum von der hier herrschenden Dunkelheit ab und wirkte dadurch reichlich gruselig. Jetzt wuchsen Ysis Zweifel doch nochmal ein ganzes Stück an und auch wenn der Fremde einige Meter entfernt von ihr stand, wich sie automatisch einen Schritt zurück. Die grünen Augen fielen auf das helle Pergament in seiner Tasche und glitten dann zurück in sein Gesicht - oder dorthin, wo sein Gesicht sein sollte, aber auch das lag in den Schatten verborgen. „Mutig.“ Ysara straffte die Schultern, ganz so, als würde sie ihm das noch beweisen müssen. Ihr Blick bewegte sich unruhig zwischen seinem verborgenen Gesicht und der Karte hin und her, blieb dann aber auf letzterer liegen, als er sie aus der Manteltasche zog. Sie bemerkte, dass er die Bewegung langsam ausführte und fragte sich, ob er einen Angriff befürchtete. Allerdings wirkte sie nicht mehr ganz so angriffslustig, wie eben noch am Waldrand. Jetzt, im Angesicht des völlig Fremden, umgeben von der Dunkelheit, war sie doch mehr ängstlich als mutig. Aber sie war jetzt hier und versuchte, das Beste daraus zu machen und so selbstbewusst wie möglich zu wirken. Die Karte hatte oberste Priorität. „Und das alles für das hier?“ Ysis Miene verfinsterte sich einen Augenblick, als sie die Belustigung in seinen Worten hörte. Machte er sich über sie lustig? Wusste er überhaupt, was er da in den Händen hielt? Die Krähe bemühte sich um einen möglichst neutralen Ausdruck. Der Fremde sollte nicht erfahren, wie wertvoll diese Karte für sie war, auch wenn das wohl bereits die gesamte Verfolgungsjagd bis hier her deutlich gemacht hatte. „War es das denn wert… Elinor?“ Überrascht stutzte sie dann jedoch und seine Frage wirbelte allerlei andere Fragen in ihrem Kopf auf. Wer war er? Woher kannte er ihren Namen? Ihren richtigen Namen, den sie bewusst nur im Innenring nutzte? „Oder… bevorzugt ihr ‚Leah‘ ?“, legte er dann noch nach und offenbarte, dass er wohl so einiges über sie wusste. Ysara schloss den Mund, der einen Moment geöffnet ihr Erstaunen verriet. Mit verengten Augen musterte sie ihn erneut und versuchte, endlich zu erkennen, wer er war. Dann lüftete er endlich das Geheimnis, strich die Kapuze zurück und Ysara fühlte sich einen Moment lang wie vor den Kopf gestoßen. Nandos. Es stand tatsächlich ihr dreister Tanzpartner mit fehlenden Manieren vor ihr, die er auch mit dieser Aktion erfolgreich unterstrichen hatte. Die Blonde wusste zuerst gar nicht, was sie sagen sollte. "Ihr..", sagte sie leise und er konnte in dieser Erkenntnis auch viele stumme Fragen heraushören. Sie brauchte einen Moment, um diese Erkenntnis zu verdauen. Es wurde deutlich, dass sie mit jedem gerechnet hatte, aber mit ihm am wenigsten. Ihr Blick huschte von den violetten Augen auf die Karte in seiner Hand und dann zurück in sein Gesicht. Sie rührte sich jedoch nicht vom Fleck und wirkte überhaupt nicht erfreut über dieses unerwartete Wiedersehen. "Dann seid Ihr also doch auf der Seite der Dunkelelfen", sagte sie, als sie einige Momente später endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung und ihr folgendes Schnauben machte deutlich, was sie davon hielt. "Hat Kan'egh Vashnar Euch geschickt?", wollte sie dann wissen. "Wer seid Ihr? Wer seid Ihr wirklich, meine ich? Was sind das für Schattentricks?", brachen sich ein Teil ihrer Fragen dann Bahn. "Ich will die Wahrheit wissen! Wieso schleicht Ihr mir seit dem Fest hinterher und besitzt dann auch noch die Dreistigkeit, mich zu bestehlen!?", fragte sie und musste sich zügeln, um nicht zu zeigen, wie verwirrend es für sie war und wie sehr seine Dreistigkeit sie aufregte. Nandos konnte erkennen, dass sie ihm misstraute, denn weder Mimik noch Gestik verschleierten dies. Da war nicht mal der Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen. Er hatte ihr seit dem Fest - oder vielleicht sogar schon zuvor - hinterher spioniert, er hatte sie bis nach Bernar verfolgt und er hatte sie bestohlen. Der Anstand, den Schein höflicher Zurückhaltung zu wahren, war hier offenbar nicht mehr vonnöten. In Ysaras Kopf arbeitete es unterdessen, das konnte Nandos erkennen. Sie versuchte, den Zusammenhang des Ganzen zu erfassen. War er hier, um sie auszuliefern? Das war im Moment ihre größte Sorge, weshalb sie sich ihm auch nicht näherte. Gestern Abend hätte er die weitaus bessere Gelegenheit dazu gehabt. Oder hatte er diesen Auftrag erst nach ihrem Aufeinandertreffen vor ihrem Haus von Vashnar erhalten? Ysaras gesamte Haltung machte klar, dass sie Antworten brauchte!

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Montag 8. Januar 2024, 20:38

Wäre es denn wirklich eine Schmach im Kreise ihrer Freunde, wenn die erfuhren, wohin der Reiter sie gebracht hatte? Und wenn sie sich eingestand, dass diese Nummer etwas zu groß war? Ysara war stur und gewiss kein Angsthase. Sie entsprach nicht dem Klischee einer reichen Tochter aus gutsituiertem Hause und schrie nicht beim Fallenlassen des Taschentuchs nach einem Galan, der sich für sie bückte. Aber sie war eben auch keine knallharte Kämpferin. Sie hatte keine Erfahrung mit solchen Situationen und musste eingestehen, dass sie reichlich kopflos in diese Lage geraten war. Nun stand sie hier und ihr Geist spielte ihr Streiche, die er nicht auf korrekte Weise zusammenfügen konnte. Die Dunkelheit, die Ungewissheit, die Nerven… alles kam zusammen und formte sich zu etwas, das einfach nicht auf normale Weise geschehen konnte. Da war dieser Schatten, der sich ihr scheinbar von überall her nähern könnte, wenn er wollte. Aber er spielte mit ihr, seinem Opfer. Ysara kam der Gedanke, dass sie in eine Falle tappte und es war nicht mal weit hergeholt, dass der Fremde sie in eine Situation brachte, die er vielleicht besser beherrschte. Immerhin war sie nicht abzuschütteln gewesen und ihr Pferd deutlich schneller als seines. Er hatte wohl ‚auf das falsche Pferd gesetzt‘. Und er zeigte sich deutlich improvisationsfreudiger als man es von stumpfen Bauernopfern wohl erwartete. War er also kein einfacher Soldat, der den Auftrag seines Herren ausführte? Aber Kan’egh Vashnar hatte überall seine Finger im Spiel und gewiss auch Zugriff auf schlauere Leute als die Soldaten aus seinem Umkreis. Der Rüpel, der sie im Zelt überraschte, war wohl eher letztere Sorte. Warum auch immer sich dieser Fremde so verhielt, Ysara hätte es vielleicht besser gefunden, wenn er sich von ihr provozieren ließ, möglichst kampflos die Karte erhielt und dann triumphierend zurückkehrte. Aber so einfach war es nie. Das wusste sie, denn sie war eben nicht dieses naive Püppchen, das die Gesellschaft so gerne in ihr gesehen hätte.
Wenn ihre Mutter wüsste, dass sie gerade einem Wildfremden in halsbrecherischer Manier nachgejagt war und nun im finsteren Wäldchen darauf wartete, ihn in die schlanken Finger zu kriegen, sie hätte vermutlich eine ordentliche Portion Baldrian gebraucht.
Auch Ysara könnte gut etwas für ihre Nerven gebrauchen. Denn das Spielchen zerrte daran, weil sie nicht abschätzen konnte, was das alles zu bedeuten hatte. Würde er sie gleich aus dem Hinterhalt töten? Stille legte sich über sie und formte eine neue Art der Beklemmung. Und als hätte er auch das geplant, stoben die Vögel auseinander, erzeugten einen viel zu plötzlichen Lärm und dann stand er da. Wie der Leibhaftige persönlich, schälte sich sein Umriss aus dem Dunkel. Welch tausend Fragen und Gedanken ihr auch durch den hübschen Kopf gingen… Sie hatte wohl nicht mit der Auflösung dessen gerechnet. Die Enthüllung war gleichermaßen verstörend, wie nervtötend. Nandos zeigte sich unter der Kapuze und erschien ihr, wie eh und je. Er wirkte gelassen, fast ein wenig Fehl am Platz mit dieser saloppen Ausstrahlung und dem leichten Grinsen im Gesicht. Trotzdem blieb er auf Abstand und nahm sich nicht einfach das Recht heraus, ihr nahezukommen. “Ihr…“ Nandos nickte und deutete eine Verbeugung an. "Dann seid Ihr also doch auf der Seite der Dunkelelfen" Er hob den Blick und musterte Ysara ohne eine Regung zu viel preiszugeben. Er ließ sich wirklich nicht provozieren, wie sie nicht zum ersten Mal feststellte.

"Hat Kan'egh Vashnar Euch geschickt?“ Nun legte er eine Hand auf seine Brust und verzog gespielt empört das Gesicht. „Oh, das trifft mich jetzt aber.“ Und wieder lächelte er und ließ die Hand sinken. „Wer seid Ihr? Wer seid Ihr wirklich, meine ich? Was sind das für Schattentricks?" „Schattentricks? Keine Ahnung, was ihr meint. Ich würde sagen, es ist gut ausgeführtes Handwerk…“, überlegte er gespielt und nickte dann zur eigenen Bestätigung seiner Worte. „Ja, es ist hervorragend ausgeführtes Handwerk…“, seine Augen blitzten und noch immer blieb er an Ort und Stelle. Er gab ihr keinen Grund anzunehmen, dass er ihr etwas tun wollen würde, “Ich will die Wahrheit wissen! Wieso schleicht Ihr mir seit dem Fest hinterher und besitzt dann auch noch die Dreistigkeit, mich zu bestehlen!?" „Nicht doch! Ich schleiche euch nicht hinterher, wie kommt Ihr darauf, Elinor?“, wollte nun er seinerseits wissen. Es folgte nun doch ein Schritt in ihre Richtung, auch wenn er daraufhin wieder stehen blieb. „Ihr seid nur immer dort, wo der Spaß wartet. Was kann ich dafür, dass sich unsere Wege immerzu kreuzen?“, fragte er scheinheilig und lachte dann auf. Dabei klang er nicht überheblich oder gar unangenehm. Nandos besaß eben einen gewissen Charme und den setzte er unermüdlich ein. „Ihr missversteht das, Elinor. Diese Sache ist einfach zu groß für euch.“ Er kam erneut näher, sodass sie einen besseren Blick auf ihn werfen konnte, trotz des Zwielichts. Nun lehnte er sich lässig gegen einen Baum und verschränkte die Arme. Sie konnte ihm nicht gefährlich werden, so wie es aussah. Jedenfalls strahlte er genau das aus. Er seufzte und strich sich dann das kurze Haar etwas zurück und lächelte sie entwaffnend an. „Ihr müsst zugeben, dass Euch das alles über euren hübschen Kopf wächst und ihr überhaupt keine Ahnung habt, was Ihr da eigentlich tut.“ Er hob beschwichtigend die Hände, als wusste er, dass sie eventuell protestieren wollte. „Versteht mich nicht falsch, ich halte euch gewiss nicht für unfähig. Die Karte aus Vashnar’s Besitz zu stehlen war…“, er wiegte leicht den Kopf, „guter mittlerer Durchschnitt. Aber danach wurde es zum Desaster.“, urteilte er als hätte sie darum gebeten. „Aber jeder fängt mal an, nicht wahr?“, meinte er lächelnd. „Aber das hier“, erneut wedelte er mit der Karte in der Hand, „weist den Weg zu etwas… so viel wertvollerem als ihr euch vorstellen könnt und..“, er blickte auf die Karte in seinen Händen und seufzte, als schmerze ihn das folgende tatsächlich, „so leid es mir tut, Elinor – vor allem aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit, ich kann euch das hier nicht überlassen…“, schüttelte er bedauernd den Kopf. Dann aber griff er mit beiden Händen die Karte und…zerriss sie vor ihren Augen in kleinste Teilchen. Dahin war die Karte, die Aussicht auf ein Wiedersehen mit Cassian und ihren Plänen… Wie sollten sie jetzt den Weg finden? Wie sollten sie überhaupt auch nur weitermachen? Wer zum Harax war dieser Mann und was hatte er vor?!
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Dienstag 9. Januar 2024, 22:13

Nur langsam tröpfelte die Erkenntnis in Ysaras Geist, dass Nandos vor ihr stand. Die Diebin versuchte, all die unsichtbaren Fäden zueinander zu führen und zu verknüpfen, aber sie verstand die Zusammenhänge nicht. Als sie das Erkennen verbalisierte, verbeugte sich Nandos auch noch, als wäre es ein nonchalanter Auftritt seinerseits. Er konnte erkennen, dass sie sich hinters Licht geführt fühlte und eine List vermutete. Die Blonde blieb auf Abstand und vorsichtig. Sie kannten sich schließlich kaum. Hätte er sie nicht erst gestern zum Tanz aufgefordert, hätte sie seine Anwesenheit auf dem Fest vermutlich gar nicht bemerkt. Sie hatte ihn schon am vergangenen Tag als nervig empfunden, aber da hatte die Art, die er an sich hatte und mit der er ausstrahlte, dass ihn die höflichen Belange nicht kümmerten, noch interessant gemacht. Ebenso wie der Punkt, dass er sich nicht zu fein dafür war, sich schmutzig zu machen. Jetzt wusste sie aber auch, wieso. Er war ein Dieb. Mindestens. Vielleicht war er auch so etwas wie ein Spion oder Bote, der in Vashnars Auftrag handelte? „Oh, das trifft mich jetzt aber.“ Auch wenn sie erkannte, dass seine Empörung über ihren Verdacht nicht echt war, schien er zumindest wirklich nicht für den General zu arbeiten. Doch das hatte noch nicht unbedingt zu bedeuten, dass sie sich sicher fühlen konnte. Er hatte schließlich nicht verneint, dass er auf der Seite der Dunklen stand, und das machte ihn unsympathischer, als er sich offensichtlich bewusst war, denn er verhielt sich so, als würden sie gerade ein lockeres Kennenlerngespräch halten. Sie wollte mehr über ihn erfahren, aber locker war das Gespräch aus Ysaras Sicht nicht. Sie wollte wissen, wer er war und was er hier für Tricks anwendete. „Schattentricks? Keine Ahnung, was ihr meint. Ich würde sagen, es ist gut ausgeführtes Handwerk… Ja, es ist hervorragend ausgeführtes Handwerk…“ Mit wachsender Ungeduld hörte sie seinen Worten zu, die unter anderen Umständen vielleicht sogar ihren Humor getroffen hätten. Jetzt jedoch schnaubte sie nur genervt von so vielen Worten und so wenig Antworten. "Ach, und was für ein Handwerk wäre das?", fragte sie nach, auch wenn sie ahnte, dass er ihr weiter ausweichen würde. Aber sie wollte die Wahrheit wissen und verlangte zu erfahren, wieso er ihr hinterher schlich und sie bestohlen hatte. „Nicht doch! Ich schleiche euch nicht hinterher, wie kommt Ihr darauf, Elinor?“ Dass er sie bei ihrem eigentlichen Namen nannte, kitzelte ihre Ohren auf eine unbestimmte Weise. Ihr Name passte nicht hierher. Niemand in diesem Teil des Lebens nannte sie so. Es weckte Erinnerungen an Zuhause und Ysara war kurz verwirrt, ob ihr das gefiel oder nicht. Sie pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und stemmte die Hände in die Hüften, als er einen Schritt auf sie zumachte. Ihr grüner Blick forderte ihn geradezu auf, vorsichtig zu sein. Das musste man der Krähe lassen. Sie strahlte mehr Mut und Kampflust aus, als sie tatsächlich verspürte. „Ihr seid nur immer dort, wo der Spaß wartet. Was kann ich dafür, dass sich unsere Wege immerzu kreuzen?“ "Achja?" Sie glaubte ihm nicht, so viel stand fest. Daran konnte auch sein Lachen nichts ändern. Im Moment betrachtete sie ihn als Feind, der sie vielleicht in diesen Wald gelockt hatte, um sie aus dem Weg zu räumen, und deshalb ließ sie sich nicht von seinem Charme einlullen. „Ihr missversteht das, Elinor. Diese Sache ist einfach zu groß für euch.“ Kaum machte er noch einen Schritt in ihre Richtung, verengten sich ihre Augen erneut misstrauisch. "Ihr habt nicht darüber zu entscheiden, was zu groß für mich ist", erwiderte sie, fast ein bisschen trotzig und reckte in dieser Manier ihr Kinn. Dabei beobachtete sie Nandos, wie er sich an einen Baum lehnte und nutzte unbewusst die Chance, seine Gestalt einmal zu mustern, als er den Abstand verringerte. Er machte nicht den Eindruck, als würde er sie angreifen oder einen Angriff von ihr fürchten. Vielleicht war es auch sein Lächeln, das, ob gezielt oder nicht, eine gewisse Wirkung erzielte, wenn auch unterbewusst. Ysara gab ihre angespannte, kampflustige Haltung auf. Sie verschränkte stattdessen jedoch die Arme vor der Brust, was immer noch zeigte, dass sie nicht einverstanden mit seinen Taten oder Worten war. „Ihr müsst zugeben, dass Euch das alles über euren hübschen Kopf wächst und ihr überhaupt keine Ahnung habt, was Ihr da eigentlich tut.“ Sie öffnete schon den Mund, um zu protestieren, doch er schien das schon kommen zu sehen und unterbrach sie mit der beschwichtigungen Geste seiner Hände. „Versteht mich nicht falsch, ich halte euch gewiss nicht für unfähig. Die Karte aus Vashnar’s Besitz zu stehlen war… guter mittlerer Durchschnitt.“ "Guter mittlerer Durchschnitt?!", fuhr sie dazwischen, aber er überging sie einfach. „Aber danach wurde es zum Desaster. Aber jeder fängt mal an, nicht wahr?“ Sie konnte nicht leugnen, dass seine Überheblichkeit an ihrem Stolz kratzte und seine Worte sie kränkten. Wenn er sie provozieren wollte, war er zumindest schon mal auf einem guten Weg. "Ihr habt keine Ahnung, was Ihr da erzählt", erwiderte sie in Ermangelung ernsthafter Gegenargumente. "Und Eure Meinung dazu interessiert mich kein Stück. Ich habe die Karte gestohlen, während Ihr wie ein aufgeblasener Hahn herumstolziert seid. Es ist jetzt meine Karte und ich werde Euch nur noch dieses eine Mal bitten: Gebt sie mir zurück." Jetzt machte sie zwei Schritte auf Nandos zu, streckte ihm die Hand demonstrativ entgegen und sah ihn auffordernd und verärgert zugleich an. Sie wusste nicht, was er hier suchte, was er wollte und wieso er sie vollquatschte, ohne genauer zu werden. Sie wollte nur zurück haben, was ihr gehörte. Tatsächlich nahm er die Karte in die Hand, gab sie ihr jedoch nicht, sondern wedelte damit nur ein paar Meter von ihr entfernt in der Luft herum. „Aber das hier weist den Weg zu etwas… so viel wertvollerem als ihr euch vorstellen könnt und..“ Argwöhnisch folgten ihre Augen seinem Blick hinab zu der Karte, die er wieder senkte und gespielt bedauernd betrachtete. „so leid es mir tut, Elinor – vor allem aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit, ich kann euch das hier nicht überlassen…“ Ysara öffnete gerade den Mund für eine Erwiderung, da nahm er die Karte plötzlich in beide Hände und zerriss sie einfach. Ysara wurde kreidebleich, als ihr bewusst wurde, was er da tat. Ganz offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet und der Überraschungsmoment war ihm geglückt. Ihre Augen weiteten sich ungläubig und der für eine Erwiderung geöffnete Mund wurde noch ein ganzes Stück größer. Die Karte war der Weg zum Schatz oder - laut Nandos Worten - sogar zu noch etwas Wertvolleren. Sie kennzeichnete den Weg nach Morgeria, sie zeigte den Weg zu Cassian. Sie brauchten diese Karte! "Halt! Seid Ihr wahnsinnig?!", schrie sie in dem Versuch, Nandos noch von der vollständigen Zerstörung abzuhalten. Sie stolperte zu dem Elf, doch bevor sie bei ihm war, war sein Werk schon vollendet. "Was soll das?!", fuhr sie ihn an und sah fassungslos auf die Kartenschnippsel in seinen Händen. "Seid ihr von allen guten Geistern verlassen!?" Ysara war sichtlich schockiert von seiner Tat, die sie überhaupt nicht hatte kommen sehen. Kurzerhand griff sie nach seinen Händen und versuchte, ihm die Kartenstücke zu entreißen. Vielleicht würde sie die Schnippsel zusammen legen und die Karte so noch retten können. "Wieso verdammt tut Ihr das?! Das war der Fehler Eures Lebens! Ich wusste es sofort, als ich Euch das erste Mal sah: Ihr seid ein dreister, überheblicher Egoist! Ich habe mein Leben für diese Karte riskiert und Ihr nehmt Euch das Recht heraus, mich zu übertölpeln, nur um sie zu zerstören? Was stimmt nicht mit Euch?" Ysara war wütend, sehr wütend. Und diese Wut ließ sie nun an Nandos aus. Sie schrie sie ihm ins Gesicht und versuchte noch immer, ihm die Karte zu entreißen. Oder, wenn das nicht gelang, gab sie dem Impuls nach und ging ihn tatsächlich körperlich an, als sie mit beiden Handflächen gleichzeitig einmal fest gegen seinen Oberkörper schlug. Ihre Freunde und sie hatten so viel Mühe investiert, um an die Karte zu gelangen. Sie hatten ihr Leben riskiert. Sie hatten ihr Zuhause wegen dieser Karte verlassen müssen. Und nun stand dieser Elf vor ihr und machte mit nur einer Handbewegung ihre Bemühungen zunichte. Er trat ihre Arbeit mit Füßen und er nahm ihr den Weg in die geplante Zukunft.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 10. Januar 2024, 13:48

Ysara hatte nicht damit gerechnet, dass Nandos hinter all dem stecken würde. Ihr war der unkonventionelle Elf nicht unsympathisch gewesen, auch wenn er mit seiner Dreistigkeit etwas nervig gewesen war. Er war erfrischend gewesen, auf seine ganz eigene Art und hatte zuletzt durchaus auch einen Zugang zu ihr gehabt. Seine Schnörkellosigkeit war besonders in einer Welt voller Umwege und so tat es fast schon etwas leid, dass er nun ihr im Wald gegenüberstand und sie mit Worten hinhielt, statt sich zu erklären. Ein winziger Teil von ihr, hatte gehofft, dass er für alles eine gute, vernünftige Erklärung parat hatte und sie in sich Verständnis für alles aufbringen könnte. Doch wie es schien, was Nandos doch nicht so erfrischend, sondern eben auch nur einer der hinterhältigen Schergen und von General Vashnar gestopft. Ysara spürte den Zorn in sich und darüber, dass man scheinbar niemandem vertrauen konnte. Es war eine grausame Welt, in die sie nun hineingeraten war und es würde wohl so bald kein Erwachen daraus geben. Mit jeder Silbe, die er sprach, schürte er nur noch mehr ihre Wut und ihren Unwillen, auch nur länger mit ihm dieselbe Luft zu atmen. "Ihr habt nicht darüber zu entscheiden, was zu groß für mich ist" , schoss sie willensstark zurück und erntete ein Grinsen seitens des anderen. „Da habt ihr wohl Recht.“, gab er zu und schmunzelte. „Aber es würde mich doch zu einem schlechten Elfen machen, wenn ich euch in Euer Unglück rennen ließe, nicht wahr?“, hielt er dagegen. Er besaß eine Impertinenz, die seinesgleichen suchte. Nandos hatte auf alles eine Antwort – und irgendwie nicht – und glaubte scheinbar wirklich daran, dass er rechtschaffen und zuvorkommend agierte. Er wies ihr auf, dass er ihre Fähigkeiten als ‚passabel‘ einstufte, was sie noch mehr ärgerte. Sie hatten wirklich alles gesetzt und viel verloren, für diesen Diebstahl und er würdigte es herunter als Kinderei. Wer war er schon, um das zu beurteilen?! "Ihr habt keine Ahnung, was Ihr da erzählt“, teilte nun Ysi aus und Nandos hob die Augenbrauen. „Achja?“, kopierte er sie.

„Und Eure Meinung dazu interessiert mich kein Stück. Ich habe die Karte gestohlen, während Ihr wie ein aufgeblasener Hahn herumstolziert seid. Es ist jetzt meine Karte und ich werde Euch nur noch dieses eine Mal bitten: Gebt sie mir zurück." Sie machte zwei Schritte auf ihn zu, doch er rührte sich kaum. Offenbar ging er nicht davon aus, dass sie ihm wahrhaft gefährlich werden konnte. Ysara aber war gereizt genug. Sie wollte diese Scharade beenden und sich nicht länger diese Frechheiten gefallen lassen. Auffordernd lag ihre Handfläche offen da und erwartete die Karte unversehrt zurück. Aber Nandos dachte nicht daran. Mit niederschmetternden Worten läutete er ein, was nur kurze Zeit später folgte. Er vernichtete die Karte und zerriss sie, bis er die Schnipsel dann in seine Manteltasche steckte. Nicht ein Stück Pergament segelte zu Boden. Für einen Moment war es mucks Mäuschen still, als seine fliederfarbenen Augen sich auf Ysara’s blasses Gesicht legten. Sie brauchte ein bis zwei Sekunden, bevor sie den Schreck über diese Tat überhaupt erfasst und schließlich verdaut hatte. Dann brach sich ihre Wut und die verzweifelte Erkenntnis, dass er das einzige vernichtet hatte, das sie zum Schatz und zu Cassian führen würde, Bahnen. "Halt! Seid Ihr wahnsinnig?! Was soll das?! Seid ihr von allen guten Geistern verlassen!?", schrie sie in die Stille des Waldes, sodass einige Tiere aufgeschreckt wurden und durch das Unterholz knackten. Nandos hob den Blick und musterte sie fast schon emotionslos. Er sah die kleinere Ysara auf sich zukommen und wie sie nach den Schnipseln greifen wollte. Nandos richtete sich zur vollen Größe auf und stand wie ein Brocken vor ihr. Ysara hatte kaum eine Chance, ihre Finger auch nur in die Nähe der Schnipsel zu bekommen, denn er drehte sich wendig und schnell immer in die entgegengesetzte Richtung, dass sie stets vorbeifasste. Das schürte aber noch mehr Wut und Verzweiflung, sodass sie auf seine Brust einzuschlagen begann. "Wieso verdammt tut Ihr das?! Das war der Fehler Eures Lebens! Ich wusste es sofort, als ich Euch das erste Mal sah: Ihr seid ein dreister, überheblicher Egoist! Ich habe mein Leben für diese Karte riskiert und Ihr nehmt Euch das Recht heraus, mich zu übertölpeln, nur um sie zu zerstören? Was stimmt nicht mit Euch?", fuhr sie ihn an und Nandos ließ sie ein paar Mal jene Wut an sich abreagieren. Bis es ihm zu viel wurde und er nach ihren Händen griff.

Schnell und ohne zu zögern, packte er ihre Fäuste, die in seinen großen Händen mit den schlanken Fingern gänzlich verschwanden. Dann wirbelte er sie wie beim Tanzen einmal herum, zog sie zurück und drückte ihren Rücken gegen seine Brust. Ihre Arme hielt er weiterhin an den Händen fest, überkreuzte sie vor ihrem Bauch und lehnte sich vor. Er hatte sein Kinn über ihre Schulter geschoben und seine Wange lehnte gegen ihre. „Shh…“, machte er und lachte dann leise. Ysara konnte es in ihrem Rücken brummen spüren. „Elinor… oder… Ysara – was bevorzugt Ihr? – Ich kann eure Wut durchaus verstehen und dass euch gerade sämtliche Felle wegschwimmen. Aber ihr seid noch nicht so weit. Glaubt es mir. Das, was ihr die letzten Jahre mit eurer ‚Bande‘ angestellt habt, waren… Kinderschuhe. Jetzt wollt ihr gleich an Mama’s Schuhschrank, die viel zu groß sind.“, erklärte er noch mal und wirkte tatsächlich nicht unaufrichtig dabei. Aber bei weitem auch viel zu ruhig, für ihren Ausbruch. Seine Stimme war nicht laut, denn die Nähe zu ihr machte das unnötig. „Ich will euch nichts wegnehmen und auch nichts… vorenthalten. Aber ich will auch nicht, dass ihr offen in des Messers Spitze lauft!“, gestand er und sollte sie aufhören zu zappeln, würde er die Umklammerung etwas lösen. Er würde ihr die Freiheit geben, dass sie sich bewegen und umdrehen könnte, bis er dann seine Hände hob und ihr die Handflächen zeigte, um sie milde zu stimmen. Er lächelte. „Ihr habt wirklich Mut und bewiesen, dass – wie nennt ihr euch? Die ‚Krähen‘ mehr als nur eine Spielerei sind. Doch…“, er zeigte noch mehr Zähne, als er breiter lächelte und seine Augen funkelten, „Ihr könnt nicht mit halber Kraft losziehen und Goliath besiegen wollen.“, warnte er abermals. Er machte eine kurze Pause, damit sie seine Worte abwägen konnte. Immerhin wirkte er nicht überheblich oder gar gönnerhaft. Es klang auf eine Art plausibel, auch wenn das eventuell nicht das war, was sie hören wollte. Aber Ysara führte seit Jahren die Krähen – von denen er offenbar wusste – und sie war die Anführerin, die Entscheidungen zu treffen hatte. Nandos aber war noch nicht fertig: „Hier also mein Vorschlag: Die gesamte Karte, die ich zerrissen habe, befindet sich hier…“, er tippte sich gegen die Schläfe, „ich kenne jede Linie, jeden Punkt und kann euch sicher dorthin begleiten. Ihr profitiert von meinem Wissen und erhaltet Sicherheit.“, bot er an, ohne, dass er je erwähnt hatte, wer er eigentlich war. „Im Gegenzug…“, nun blitzten seine Augen auf und er neigte sich ihr etwas entgegen, „…teilen wir, was wir finden.“ Er zwinkerte. Er zwinkerte und wirkte ohnehin die ganze Zeit so, als wäre er zehn Schritte weiter. Aber trotzdem konnte Ysara nicht leugnen, dass er dabei wenigsten ehrlich wirkte. Seine Art war schwierig, aber bisher hatte er sein Wort noch nicht gebrochen. Er hatte ihr geholfen, wie er es versprochen hatte. Nun müsste sie nur noch herausfinden, wer Nandos eigentlich wirklich war und wieso er ein eigenes Interesse daran hatte, dem Plan der Krähen nach Morgeria zu gehen, zu folgen.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Mittwoch 10. Januar 2024, 17:06

Da stand also dieser Elf vor ihr und wollte darüber bestimmen, was sie machen oder lieber lassen sollte. Ysara war da ganz anderer Meinung. Sie hatte das Leben einer Krähe gewählt, um selbstbestimmt zu handeln. Da passte es ihr gar nicht, dass Nandos nun ungefragt den Umstand vorschob, dass diese Sache zu groß für sie war. In ihren Augen hatte er von allen am wenigstens darüber zu bestimmen. „Da habt ihr wohl Recht. Aber es würde mich doch zu einem schlechten Elfen machen, wenn ich euch in Euer Unglück rennen ließe, nicht wahr?“ Da verdrehte sie tatsächlich die Augen. Sie wusste gar nicht, was sie mehr störte. Dass er so dreist war oder dass er immer das letzte Wort haben musste. Sein fröhliches Gesicht dabei kitzelte unterbewusst eher noch ihre Wut, die wenige Minuten später durch die Oberfläche brach, als er die Schatzkarte vor ihren Augen zerriss. Er zerriss alles, wofür sie am vergangenen Tag alles riskiert hatten. Nicht nur das, am Ende hatten sie auch einen hohen Preis dafür gezahlt.
Während sie seine Tat mit Entsetzen beobachtete, merkte sie sehr wohl, dass Nandos selbst das Ganze überhaupt nicht zu tangieren schien. Das machte sie noch ein wenig wütender und sie eilte auf den Elfen zu. Dabei ließ sie sich auch nicht einschüchtern, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Sie versuchte, an die Schnippsel heran zu kommen, aber Nandos wich ihr schnell aus und sie grummelte unzufrieden, weil er ihren Fingern nicht mal ansatzweise die Gelegenheit gab, seine Manteltasche zu erreichen. Dann musste also der Elf als Ventil dienen und Ysi schlug nicht mit voller Kraft, aber undamenhaft genug gegen seine Brust. Doch statt sich wie ein Boxsack seinem Schicksal zu ergeben, umklammerte Nandos plötzlich ihre Fäuste und bevor sie sich versah, wirbelte er sie offenbar ohne große Mühe herum. Im nächsten Augenblick stand sie schon mit dem Rücken an seiner Vorderseite, während er ihre Hände überkreuzt vor ihrem Bauch festhielt. Sie spürte seinen Körper dicht an ihren gelehnt und seinen Atem an ihrer Wange, bevor er sie mit seiner berührte. Die züchtigen Zurückhaltungen hatten sie jedenfalls beide außerhalb des Waldes zurückgelassen. „Shh…“ Ysara schnaubte leise. Ein paar Augenblicke lang versuchte sie noch, sich zu befreien, doch dann musste sie einsehen, dass er stärker war und so gab sie ihre zappelnden Befreiungsversuche schnell auf. Bei seinem Lachen drehte sie den Kopf in seine Richtung, um zu ergründen, ob er sie auslachte oder ob er nur lachte, weil er einfach alles mit einer angeborenen Leichtigkeit hinnahm. Dann wurde ihr aber sehr schnell bewusst, wie nah sie seinem Gesicht dadurch kam und schaute schnell wieder nach geradeaus. Ihre Wangen bekamen augenblicklich einen leicht rötlichen Schimmer und sie hatte das Gefühl, seinen Körper direkt noch etwas enger an sich zu spüren. Sie tat es jedoch als Einbildung ab und ignorierte auch die Gänsehaut, die seine Nähe in ihrem Nacken auslöste.
„Elinor… oder… Ysara – was bevorzugt Ihr? "Leah", warf sie trocken ein und nannte diesen Namen nur aus dem Grund, um ihm wenigstens einen kleinen Seitenhieb zu verpassen. Dass das nur ihr falscher Deckname war, der weder sehr erfolgreich noch sehr lange für ihre Tarnung gesorgt hatte, wussten sie schließlich beide ganz genau. „Ich kann eure Wut durchaus verstehen und dass euch gerade sämtliche Felle wegschwimmen. Aber ihr seid noch nicht so weit. Glaubt es mir. Das, was ihr die letzten Jahre mit eurer ‚Bande‘ angestellt habt, waren… Kinderschuhe. Jetzt wollt ihr gleich an Mama’s Schuhschrank, die viel zu groß sind.“ Als er ihr einfach so und scheinbar ganz nebenbei offenbarte, dass er viel mehr über sie wusste, als nur ihre Namen, versteifte sie sich in seinen Armen. Er gab gezielt preis, dass er von ihrer Diebesbande und von ihren Streifzügen wusste - Streifzüge über mehrere Jahre, so wie es aussah. Hatte er sie so lange beobachtet? Ausspioniert? "Wer seid Ihr?", flüsterte sie, inzwischen weitaus weniger angriffslustig, sondern vielmehr besorgt. Vielleicht war seine ruhige, unaufgeregte Art auch gerade genau die Richtige, um Ysara aus ihrer Wut heraus zu holen. Sie sah nicht mehr nur Rot, sondern konnte wieder einen klaren Gedanken fassen. „Ich will euch nichts wegnehmen und auch nichts… vorenthalten. Aber ich will auch nicht, dass ihr offen in des Messers Spitze lauft!“ Sie runzelte die Stirn und am Ende beruhigte sie am meisten tatsächlich sein Zugeständnis, dass er ihr nichts wegnehmen wollte, denn genau das hatte ursprünglich ihre Wut entflammt. Ysara konnte nur hoffen, dass er überhaupt ernst meinte, was er da sagte. Allerdings klang er glaubhaft und sie nahm an, dass es ihm weitaus weniger Mühe kosten würde, sie hier einfach und ohne nichts stehen zu lassen, als ihr zu offenbaren, dass er über sie Bescheid wusste. Er merkte wohl, dass sie sich beruhigt hatte, denn weder zappelte sie noch, noch zischte sie ihm wütende Worte entgegen. Als er seinen Griff lockerte, trat sie einen Schritt von ihm weg und drehte sich in der Bewegung zu ihm herum. Sie sah ziemlich zerzaust aus und der rötliche Schimmer auf den Wangen war noch immer erkennbar - sicherlich nur wegen ihrem kleinen, wütenden Gerangel.
„Ihr habt wirklich Mut und bewiesen, dass – wie nennt ihr euch? Die ‚Krähen‘ mehr als nur eine Spielerei sind. Doch… Ihr könnt nicht mit halber Kraft losziehen und Goliath besiegen wollen.“ Sie verzog verstimmt den Mund und strich sich die Haare aus dem Gesicht, während sie ihn im Auge behielt. "Und Ihr sagt mir, das ist alles nur ein Zufall, ja? Dafür wisst Ihr aber ganz gut über mich Bescheid", gab sie zurück. Sie hatte die Krähen über Jahre aufgebaut, sie hatte ihnen Leben eingehaucht, damit sie für das kämpfen konnten, wofür Ysara mit Leib und Seele stand. Sie hatte immer angenommen, dass ihre Diebesbande gänzlich im Geheimen agierte. Dass jetzt einfach Nandos daher kam und ihr aufs Brot schmierte, dass er Bescheid wusste, schmeckte ihr und ihrem Stolz gar nicht. Mit seinem Lächeln wirkte er außerdem so ruhig und unbekümmert, als würde er ihr nur erzählen, wie heute das Wetter werden würde. Irgendwie schaffte er es, sie zu belehren, ohne dabei überheblich zu wirken. Es nervte. Die Blonde wusste noch immer nicht, was sie von ihm und dem Ganzen hier halten sollte. Gefühlt warf er mit jedem Wort nur mehr Fragen auf.
„Hier also mein Vorschlag: Die gesamte Karte, die ich zerrissen habe, befindet sich hier…“ Die grünen Augen folgten seinem Fingerzeig auf seine Stirn und sie hob zweifelnd eine Augenbraue, als würde sie seinen Verstand anzweifeln. „ich kenne jede Linie, jeden Punkt und kann euch sicher dorthin begleiten. Ihr profitiert von meinem Wissen und erhaltet Sicherheit. Im Gegenzug…teilen wir, was wir finden.“ Ysara stand scheinbar ungerührt von seinem Vorschlag da und beobachtete, wie er sich ihr verschwörerisch entgegen beugte und ihr dann auch noch zu zwinkerte. Sie musste aber zugeben, dass es sie auch nicht weiterbringen würde, wenn sie gänzlich auf Abwehr blieb. Er hatte die Karte zerstört - warum auch immer -, aber offenbar war nicht alles verloren. Wenn sie jetzt beleidigt das Weite suchte, würde auch diese letzte Chance, die er ihr anbot, verstreichen. Das war aber kein Grund, sofort kopflos zuzusagen. Ysara musterte ihn einige Sekunden stumm und dachte über seine Worte nach, ehe sie seufzte und sich etwas entspannte. "Ihr braucht unsere Hilfe", stellte sie dann fest und es zeigte sich für einen Augenblick schon ein fast überhebliches Lächeln in ihrem Mundwinkel. "Oder nicht? Wieso solltet Ihr mir sonst diesen Vorschlag unterbreiten?" Jetzt sah sie ihn mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen an. "Ihr hättet mir das alles auch erzählen können, ohne die Karte zu zerreißen. Oder könnt Ihr keine Geheimnisse teilen? Bevor ich etwas zu Eurem Vorschlag sage, möchte ich wissen, wer Ihr seid", versuchte sie es dann einfach noch ein weiteres Mal. "Was habt Ihr davon? Wohin führt die Karte? Was ist in Mamas Schuhschrank?", fragte sie dann weiter und es stahl sich ein kleines Schmunzeln auf ihre Lippen, weil sie seine Worte benutzte. Sie offenbarte zwar mit ihren Fragen, dass sie gar nicht wusste, worum genau es sich bei dem Schatz handelte, aber das machte nichts, weil er es schon richtig erkannt hatte. "Wie wollt Ihr für meine - unsere - Sicherheit sorgen, mit Eurem mysteriösen Handwerk etwa? Ich kenne Euch überhaupt nicht und im Gegensatz dazu wisst Ihr viel mehr über mich als meine eigene Familie. Wie lange und wieso spioniert Ihr uns nach?" Jetzt verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah Nandos mit unnachgiebigen Blick an. Sie trug die Verantwortung für ihre Krähen und sie war nicht so naiv, auf jedes Versprechen, das ihr ein Fremder im Wald machte, hereinzufallen. Nandos würde wohl noch etwas Mühe investieren müssen, um bei den Krähen mitfliegen zu dürfen.

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