Unterwegs

Hier handelt es sich ausschließlich um ein landwirtschaftliches Dorf. In Bernar findet man nur Viehzüchter, Bauern, Jäger, aber auch Gerber und Schneider, welche die Häute der gezüchteten Tiere verarbeiten.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Januar 2024, 09:43

Auch wenn Cassian vorerst nicht mehr bei ihr war, hatte er doch etwas Entscheidendes in ihrem Leben geändert. Ysara war stets für ihre Krähen dagewesen, hatte sich dem Kampf um höfisches Gehabe und Dreck unter ihren Stiefeln gewidmet. Sie machte den Spagat zwischen Arm und Reich und konzentrierte sich auf das Vorankommen und Erweitern ihrer Fähigkeiten als Diebin. Alles war gut so gewesen, wie es war und jetzt war einfach alles anders. Ihr Leben wurde von der Seite mit einem Wirbelsturm getroffen, der sie fest in seinem Griff hielt. Sie fand das Auge der Ruhe nicht richtig und trudelte durch die Geschehnisse, ohne auf die Füße zu kommen. Cassian hatte den Impuls gegeben. Durch seine Entscheidungen hatte er indirekt dafür gesorgt, dass alles so kam, wie es jetzt war. Wenn er in ihr nicht diese warmen Gefühle geweckt, sie zärtlich freigelegt und an die Oberfläche geholt hätte, dann wäre sie vielleicht ein bisschen weniger kopflos losgezogen. Sie wollte ihren Freund retten. Sie wollte das retten, was sie beide hätten sein sollen – vor Jahren. Wie viel einfacher wäre es denn gewesen, wenn sie sich viel früher ihre Gefühle eingestanden hätten? Dann wären sie vielleicht bereits verheiratet und all das hier… wäre nie passiert. Doch nun hing Ysara zwangsweise in der viel zu warmen Umarmung eines anderen. Und sie konnte nicht leugnen, dass diese aufgebaute Nähe etwas in ihr zum Schwingen brachte. Sie war gerade erst auf den lieblichen Geschmack gekommen, dass sich nicht alles um Dietriche und Spanner drehen musste. Dass auch sie etwas zu bieten hatte, dass wert wäre geraubt zu werden. Ysara spürte, dass Nandos sie nicht malträtieren wollte. Auch lag es ihm fern, sie zu dominieren. Er gebot lediglich ihrer Attacke Einhalt und das mit einer gewissen Bestimmtheit. Aber seine Stimme veränderte sich nicht merklich, sodass sie Angst haben musste, dass er ihr etwas tun wollte. Seltsamerweise war er, obwohl doch klar der Verräter hier, überhaupt nicht daran interessiert, ihr schaden zu wollen. Als sie trocken erwiderte, dass sie ‚Leah‘ genannt werden wollte, lachte er sogar ehrlich amüsiert auf. Dann nickte er. Er erkannte ihre Schlagfertigkeit an. "Wer seid Ihr?", japste sie daraufhin aber als ihr klar wurde, dass er weitaus mehr Informationen hatte, als sie jemals für möglich hielt. Nandos atmete nachsichtig aus und lächelte wieder. „Ahnt ihr es denn nicht längst?“, wollte er wissen, obwohl auch hier wieder etwas mitschwang, dass er nicht ernsthaft davon ausging. Woher sollte sie es auch wissen? Keiner wusste, was sich im Dunkeln, in den Schatten zutrug. Das war ja der Grund, wieso es so gut funktionierte.

Er ließ sie schließlich los und auch Ysara musste erkennen, dass er durchaus ein Händchen mit ihrer Leidenschaft bewies. Er gab ihrer Wut keinen Nährboden, sodass sie verkümmerte. Nandos zeigte ihr die Handflächen, damit sie nichts befürchtete und überließ es ihr, den Abstand zu vergrößern. Er blieb ruhig stehen und musterte sie dabei. "Und Ihr sagt mir, das ist alles nur ein Zufall, ja? Dafür wisst Ihr aber ganz gut über mich Bescheid" Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nie gesagt, dass das ein Zufall wäre.“, berichtigte er sie und zog einen Mundwinkel hoch. Ysara musste verdauen, dass ihre Geheimnisse nicht ganz so geheim waren, wie sie immer geglaubt hatte. Es war auch nicht fair, dass nun so aufs Brot geschmiert zu bekommen, doch manchmal musste man erst die bittere Pille schlucken, um dann gesund zu werden. Und Nandos stand hier, sprach mit ihr, statt sie einfach dem Dunkel des Waldes und ihrer Schmach zu überlassen. Verwirrend war die Situation allemal und noch viel mehr, als er ihr ein Angebot machte. Dabei beobachtete er Ysara ganz genau. Mit seiner hochgewachsenen Gestalt, der hellen Haut in dem dunklen Aufzug. Die halblangen, widerspenstigen Strähnen seiner schwarzen Haare, die die Spitzen seiner Ohren halb verdeckten und halb betonten. Das Leuchten seiner lilafarbenen Augen war selbst ohne großes Licht erkennbar und verlieh ihm ein düsteres aber gleichwohl aufregendes Auftreten. Außerdem besaß er Muskeln, wie sie hatte feststellen können, während er sie festhielt. Er war elegant, was sie beim Tanzen gemerkt hatte, und besaß zumindest die Kenntnisse im höfischen Geplänkel. Er konnte sich verstellen, war ein Taschenspieler, der sie überrumpelt hatte. Nandos war… nervig. Und trotzdem war sein Angebot etwas, das sie durchdenken musste. Natürlich bliebe ihr die Hoffnung, dass auch Elian den Kartenteil, den wichtigsten zumindest, im Kopf hatte. Aber sie konnte ihn jetzt nicht danach fragen. "Ihr braucht unsere Hilfe" Da brach das Gesicht von Nandos auf und er lachte leise. "Oder nicht? Wieso solltet Ihr mir sonst diesen Vorschlag unterbreiten?" Er wurde wieder ernst und verengte die Augen. Er taxierte ihr Gesicht und für einen Moment hatte er etwas Dunkles an sich. „Ich bin mir sicher, dass es andere Gründe hat, weshalb ich das tue.“, schmunzelte er, doch ließ er sie weitersprechen. "Ihr hättet mir das alles auch erzählen können, ohne die Karte zu zerreißen. Oder könnt Ihr keine Geheimnisse teilen? Bevor ich etwas zu Eurem Vorschlag sage, möchte ich wissen, wer Ihr seid"
„Das stimmt sicher, aber so macht es das ganze doch… etwas würziger, nicht wahr?“, zwinkerte er und verschränkte die Arme vor der Brust, so wie sie es tat. "Was habt Ihr davon? Wohin führt die Karte? Was ist in Mamas Schuhschrank?" Nun begannen seine Augen vor Verzücken zu leuchten. Dass sie seine Worte wählte, war ein kleiner Schlagabtausch nebenbei und offenbar schätzte er so etwas. Auch das machte die Sache wohl ‚würzig‘. „Sicher kann man sich nie sein, was verborgen wurde. Aber gerade das macht doch den Reiz aus, nicht wahr?“, fragte er dagegen und beantwortete wieder nicht wirklich etwas. Aber Ysara war selbst noch nicht fertig. "Wie wollt Ihr für meine - unsere - Sicherheit sorgen, mit Eurem mysteriösen Handwerk etwa? Ich kenne Euch überhaupt nicht und im Gegensatz dazu wisst Ihr viel mehr über mich als meine eigene Familie. Wie lange und wieso spioniert Ihr uns nach?" Nandos seufzte. Er strich sich mit einer Hand durch das dunkle Haar und verlieh sich dadurch selbst für einen Moment einen schelmischen Anblick. Er trat einen Schritt zurück und schürzte die Lippen. Er dachte nach. Er überlegte, das konnte sie erkennen und mit einem Mal drehte er ihr den Rücken zu und ging ein paar Schritte in das Unterholz hinein und von ihr weg. Was nun? Verschwand er einfach?

„Nun gut!“, entschied er offenbar und wandte sich ihr wieder zu. Nandos fixierte Ysara mit seinem Blick und etwas darin konnte wahrlich eine Gänsehaut erzeugen. Es war eine Mischung aus Amüsement und Vorfreude, aber gepaart mit einer diebischen Freude auf etwas, das sie nicht nachvollziehen konnte. Jedenfalls nicht, bis er anfing zu sprechen. Nandos breitete die Arme theatralisch aus und verneigte sich vor ihr. „Als erstes, Verehrteste, quasi als Zeichen meines guten Willens: Mein Name ist nicht Nandos Xallaghar!“, begann er eine Reihe von Offenbarungen. Er richtete sich wieder auf und trat wieder näher heran. „Mein Name ist Areus.“ Wenn sie es zuließ, würde er ihr einen Handkuss aufhauchen, bevor er sie wieder losließ. „Sehr erfreut!“, zwinkerte er und lächelte schief. „Ich stamme aus dem Nachtelfenreich und nenne es dennoch nicht länger Heimat. Meine Heimat ist die ganze Welt und wenn ihr wahrlich wissen wollt, warum ich so viel über euch weiß…“, machte er eine Pause und sah auf sie herab, da er sie doch in der Größe überragte, „Es ist meine Aufgabe solche Dinge zu wissen. Ihr und Eure Krähen seid einfach der letzte Auftrag gewesen.“, offenbarte er ihr und zwinkerte schon wieder. Nandos … Areus … ließ die Worte sacken und beobachtete sie dabei. „Keine Sorge, Elinor. Ich bin nicht hier, um euch persönlich Schaden zuzufügen.“, fügte er dann ernst an. „Aber ihr habt doch nicht geglaubt, dass der Bund der Diebe sich nicht über… sämtliche Belange dieses Handwerks informiert?“, zündete er die nächste Wahrheit und fixierte sie mit einem Blick, der eindringlich, leidenschaftlich, dunkel und einnehmend zugleich war.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Freitag 12. Januar 2024, 13:49

Ysara fand sich schneller in Nandos' Umarmung wieder, als sie bis drei zählen konnte. Sie waren sich nah, viel zu nah für die herrschenden Sitten in ihrer Welt und als Feinde sowieso. In diesem Augenblick dachte Ysara jedenfalls noch, dass sie welche waren. Dabei zielte sein durchaus bestimmter Griff sicherlich nur darauf ab, ihrem Angriff Einhalt zu gebieten. Als sie ihm antwortete, dass er sie Leah nennen sollte, sendete sein amüsiertes Lachen neben ihrem Ohr ein kleines Kribbeln in ihrem Nacken aus. Sie war jung, sie war alleinstehend und bis vor einem Tag hatte sie stoisch die Wirkung anderer Männer auf sich ignoriert. Stets und immer hatte sie abgeblockt und sich gar nicht mit solchen Nebensächlichkeiten aufgehalten. Aber Cassians endgültiger Abschied hatte etwas in der viel beschäftigten Diebin geweckt und ihr Mut dahingehend war belohnt worden. Zumindest teilweise, denn der richtige Abschiedskuss und Cassians Worte hatten doch mehr Enttäuschung als die Aufsicht auf ernsthafte Ablenkung hinterlassen. An den Erben dachte sie jetzt jedenfalls nicht, als Nandos ihr nun so nah war. Ysara fehlte in solchen Belangen jegliche Erfahrung und so wandte sie den Blick schnell stoisch nach geradeaus und versuchte, zu ignorieren, was die Nähe von Nandos auslöste und die im vollkommenen Widerspruch zu ihrem Kopf stand, der sie zur Vorsicht mahnte. Nandos sprang Ysara dabei sogar noch unbeabsichtigt zur Seite, als er sie auf den Boden der Tatsachen zurückholte und ihr offenbarte, dass er so einiges über sie wusste, von dem sie dachte, dass niemand in Grandea davon erfahren würde, so lange sie es nicht wollte. Wer war dieser Nandos also wirklich? „Ahnt ihr es denn nicht längst?“ Sie spürte noch immer seinen warmen Atem an ihrer Wange, aber ihr Herzschlag erhöhte sich nun eher aufgrund seiner Frage. Konnte sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte? Musste sie Angst haben? Nein, er machte keinen hinterhältigen und gewalttätigen Eindruck. Sie kannte ihn nicht und obwohl er sie noch festhielt, schaffte er es doch, ihre Wut abebben zu lassen und weder diese noch irgendwelche Ängste zu entfachen. Er entsprach nicht dem Idealbild eines wohlhabenden Gentlemen, aber noch weniger passte sein Gebaren und seine Art zu einem Halsabschneider, der ihr nach dem Leben trachtete.

Als er sie losließ und die körperliche Nähe auflöste, gelang es ihr auch wieder, über seine Worte nachzudenken. Was übersah sie? Wen hatte sie vor sich stehen? Inzwischen zweifelte sie ganz stark daran, dass ihr mehrmaliges Aufeinandertreffen in so kurzer Zeit wirklich auf einem Zufall beruhte. „Ich habe nie gesagt, dass das ein Zufall wäre.“ Ysara hob skeptisch eine Augenbraue und sie dachte kurz darüber nach, bis ihr bewusst wurde, dass er es tatsächlich nicht gesagt, aber mit seinen Worten durchaus den Eindruck vermittelt hatte. "Aber Ihr habt es so aussehen lassen", gab sie zurück und sah ihn einen Moment fragend an, ob sie richtig mit dieser Annahme lag. Kurz funkelte es in den grünen Augen. Ihr wurde klar, dass er ganz genau wusste, was er mit Worten und Taten erzielen konnte, das bemerkte sie nicht zum ersten Mal. Die feinen Augenbrauen zogen sich über der Nase zusammen. Sie musterte ihn und schien offensichtlich darüber zu grübeln, wer er war. Irgendetwas musste ihr entgangen sein. Einige Sekunden lang herrschte Schweigen zwischen ihnen und Ysara schien die Antwort in seinen violetten Augen zu suchen, die sie ruhig und düster anschauten, aber dennoch keine Angst in ihr weckten. Sie wusste nicht, wer er war und was genau er vorhatte, aber inzwischen war klar, dass sie das gleiche Ziel verfolgten. Die grünen Augen tasteten sein Gesicht ab, dem die schwarzen Haare einen verwegenen Ausdruck gaben. Diese und seine dunkle Kleidung betonten seine blasse Haut und machten wohl den Großteil seines geheimnisvollen Auftretens aus. Er war freundlich und charmant, hatte aber auch diese Art an sich, die vermuteten ließ, dass er wohl mehr unter seiner Maskerade verbarg. Wie er wohl wirklich war, ganz ohne diese Theatralik, die er offenbar gerne an den Tag legte? Ysara fragte sich, ob er authentisch war oder nicht, bemerkte dann aber, dass sie gedanklich ziemlich abgeschweift war. Sie konzentrierte sich wieder auf die eigentliche Frage und ihr kam eine mögliche Begründung in den Sinn, wieso er sie in all das einweihte. Vermutlich brauchte er einfach die Hilfe der Krähen. Sein Auflachen verunsicherte sie dann jedoch für einen Moment. „Ich bin mir sicher, dass es andere Gründe hat, weshalb ich das tue.“ "Und die wären?", fragte sie nach, weil sie das Gefühl bekam, sonst überhaupt keine Antworten mehr zu bekommen. Sein dunkler Blick ließ vermuten, dass viel mehr hinter seiner Aussage steckte. Die Frage war nur, ob er sie daran teilhaben lassen würde. Sie äußerte, dass es nicht notwendig gewesen wäre, die Karte zu zerreißen, auch wenn sie vermutete, dass er auch darauf eine Erwiderung parat hatte. „Das stimmt sicher, aber so macht es das ganze doch… etwas würziger, nicht wahr?“ Da stutze Ysara für einen Moment, wurde sich bewusst, dass er die gleiche Haltung wie sie einnahm, und wieder fragte sie sich, ob er das alles mit voller Absicht tat und es ihm eine gewisse Freude bereitete. "Würziger für wen? Für meinen Geschmack bringt der dunkelelfische ursprüngliche Besitzer genug Würze in die Sache", sprach sie direkt aus, was sie dachte. Der vergangene Tag war anstrengend genug gewesen und wenn es nach ihr ginge, könnte sie auf weitere, unnötig herbeigeführte Hindernisse, wie die mutwillige Zerstörung der Karte, getrost verzichten. Die Frage blieb, wo die Karte überhaupt hinführte und was Nandos davon hatte. Sie sah den Ausdruck in seinen Augen, der sich etwas wandelte, als sie seine Worte benutzte. Er zeigte erneut, dass ihm diese kleinen Schlagabtausche gefielen und Ysara verspürte eine gewisse Genugtuung dabei, einen Nerv bei ihm zu treffen und seine Reaktion darauf zu beobachten. „Sicher kann man sich nie sein, was verborgen wurde. Aber gerade das macht doch den Reiz aus, nicht wahr?“ Ysara seufzte daraufhin und das hörbar unzufrieden mit seiner Antwort - erneut. Sie war gut im Stellen von Fragen, das hatten schon einige ihrer Lehrer zu spüren bekommen, wenn sie immer weiter nachbohrte, bis sie den Sachverhalt auch wirklich verstanden hatte - wenn er sie denn interessierte. Oder wenn sie so lange Fragen stellte, bis sich ihr Gegenüber in seinen Argumenten verhaspelte und am Ende gar nicht mehr wusste, wie er die scheinbar sture Ysara überzeugen sollte, die sich manchmal nur einen Spaß erlaubte, um ihren Lehrer auf die Palme zu bringen. Bei Nandos allerdings ging sie inzwischen davon aus, dass er die Antworten durchaus wusste, sie aber lieber zappeln ließ. Aber Ysara war hartnäckig. Sie hatte Zeit genug, um diesen Handel jetzt und hier auszuhandeln - mit all seinen Rahmenbedingungen, die eben auch Antworten auf gewisse Fragen beinhalteten.

Jetzt war es Nandos, der seufzte, als sie erneut fragte, wer er war. Großspurig versicherte er ihr ihre Sicherheit, aber es fehlte ihr eindeutig an handfesten Informationen, um ihm überhaupt vertrauen zu können. Sie sah, dass er zögerte, und straffte ihre Haltung, um zu verdeutlichen, dass sie nicht locker lassen würde. Er haderte, das konnte sie an seiner Mimik erkennen, als er sich durch die Haare strich. Plötzlich wandte er sich aber von ihr ab und entfernte sich einige Schritte. Wenn du jetzt einfach abhaust.., dachte sie bei sich und tatsächlich machte der Gedanke sie unruhig. Brauchte er sie doch nicht? Würde er sie hier einfach stehen lassen und sich den Schatz alleine holen?
„Nun gut!“, wandte er sich ihr dann plötzlich wieder zu und konnte wohl erkennen, dass sich ihre Haltung unweigerlich entspannte. Sie war erleichtert, dass er blieb. Sein folgender Blick ließ sie auf andere Art angespannt und aufgeregt werden. Er erinnerte sie für einen Moment an die Schausteller, denen sie als Kind begeistert zugesehen hatte, und die am Ende ihrer Show ein großes Geheimnis lüftete. Der Elf breitete die Arme aus und verneigte sich vor ihr und nach einem kurzen Stutzen huschte ein Lächeln über Ysaras Lippen. „Als erstes, Verehrteste, quasi als Zeichen meines guten Willens: Mein Name ist nicht Nandos Xallaghar!“ Ysaras Augenbrauen hoben sich in die Höhe und er konnte erkennen, dass sie überrascht war. "Nicht?", fragte sie unnötigerweise und er konnte erkennen, dass sie ihn tatsächlich für jenen Mann mit nachtelfischen Namen gehalten hatte, zumal ihr der Name des Hauses nicht ganz unbekannt gewesen war. Er kam zurück in eine gerade Haltung und Ysara harrte gespannt den Erklärungen, die direkt folgten. „Mein Name ist Areus.“ Es war Ysara anzusehen, dass sie nicht ganz wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Der Blondschopf versuchte schon, seinen Erklärungen zuvorzukommen und die Fäden miteinander zu verknüpfen, zu ergründen, was er unter falschem Namen auf dem Fest gesucht hatte und wieso er bei ihrem Elternhaus gewesen war. In Gedanken versunken, ruckte ihr Kopf plötzlich zu ihrer Hand, der er gerade einen Kuss auf den Rücken hauchte. Sie schaute ihn mit einer Spur Überforderung an, die auch dafür sorgte, dass sie ihre Hand nicht zurückzog. Sie hatte nicht damit gerechnet. Nicht von ihm und nicht.. mitten im dunklen Wald. Gäbe es einen unpassenden Ort? Doch Ysara wurde klar, dass das zu seinem selbst gewählten und ausgeschmückten Auftritt gehörte und so ließ sie ihn gewähren und damit den Raum für seinen Moment, den er gerade scheinbar auskostete. „Sehr erfreut!“ Da musste sie dann doch fein grinsen und schenkte ihm ein gespielt gönnerhaftes Nicken, das zu einer edlen Dame passte, die sie nicht war, aber deren Reaktion seinem Auftritt würdig wäre. Sie musste zugeben, dass nicht nur seine Erklärungen sie neugierig machten. Sie standen mitten im Wald, sie hatte ihn verfolgt, attackiert und angeschrien. Und nun stand er hier und stellte sich mit seiner lockeren Art vor, die Ysara erstaunte. Er war ganz anders als die versnobten und unnahbaren Herren in der Welt, die sie gestern hinter sich gelassen hatte, und das fiel genau jetzt auf einen denkbar guten Nährboden in Ysaras rebellischem Herz.
„Ich stamme aus dem Nachtelfenreich und nenne es dennoch nicht länger Heimat. Meine Heimat ist die ganze Welt und wenn ihr wahrlich wissen wollt, warum ich so viel über euch weiß… Es ist meine Aufgabe solche Dinge zu wissen. Ihr und Eure Krähen seid einfach der letzte Auftrag gewesen.“ Da erlosch ihr feines Grinsen augenblicklich. Das hier war eben kein Spiel und kein Ort für einen Schausteller. Nandos… Areus war unterhaltsam, aber er konnte erkennen, dass bei ihren Krähen der Spaß für Ysara aufhörte. Als er ihre Diebe erneut ins Gespräch brachte, holte er sie ein wenig aus dem überschwänglichen Schauspiel heraus und sie sah ihn wieder alarmiert an, das er ganz richtig zu deuten wusste. „Keine Sorge, Elinor. Ich bin nicht hier, um euch persönlich Schaden zuzufügen.“ Er konnte die erneute Verunsicherung in ihren Augen sehen und dass sie sich hin und hergerissen fühlte. Sie wollte ihm glauben, sie wollte dieser Unbekümmertheit und Sorglosigkeit vertrauen. Aber die Sicherheit der Krähen hatte die oberste Priorität. „Aber ihr habt doch nicht geglaubt, dass der Bund der Diebe sich nicht über… sämtliche Belange dieses Handwerks informiert?“ Da verpufften die Krähen und verschwanden irgendwo in ihrem Hinterkopf. Ysara starrte in das Gesicht des Elfen, der ihr doch tatsächlich gerade weismachen wollte, dass er.. "Bund der Diebe?", wiederholte sie flüsternd und geradezu ehrfürchtig. Sie traute ihren Ohren kaum und sah Areus, der sich ihr als ein Dieb der Diebe vorstellte, gleichermaßen überrascht und erstaunt an. Für einige Momente starrte sie in die violetten Augen des Elfen, die sie mit all ihren Facetten gefangen hielten und ihre Haut zum Kribbeln brachte. "Ihr wollt mich doch auf den Arm nehmen?", erwiderte sie plump, als sie ihre Stimme wiederfand. Das kann doch nicht wahr sein?! "Quatsch! Ist das Euer Ernst?" Das Karussell in ihren Gedanken drehte sich und es war offensichtlich, dass sie nicht glauben konnte, was er da sagte. Sie glaubte ihm. Aber es war schwer zu begreifen, dass ihr wahrhaftig jemand aus dem Bund der Diebe gegenüberstand. Sie wusste, dass es diesen Bund gab. Jeder auf der Straße hörte davon und doch gehörte ihm niemand an - offiziell natürlich. Immer wieder hatte sie versucht, eine Spur zu den Dieben zu finden und sich immer wieder vorgestellt, wie sie diese finden würde, an die Tür klopfte und sich vorstellte. Ysara wusste natürlich, dass diese Vorstellung utopisch war. Aber die Vorstellung, ein Mitglied zu werden, hatte gereicht, damit der Bund ein Vorbild für Ysara wurde und sie ihre eigene Bande gründete, die der ganz großen nacheiferte. Es war immer ein kleiner Traum in ihrem Kopf gewesen, aber sie wusste: Der Bund der Diebe fand einen und niemand fand den Bund der Diebe. Areus hatte sie gefunden. Der Elf konnte erkennen, dass Ysara überwältigt von dieser Information war, und vermutlich wusste er ihre Reaktion zu genießen, die durch und durch authentisch und ehrlich war. Ysara trug ihr Herz am rechten Fleck und machte aus ihren Emotionen keine Geheimnisse. In ihrer Mimik spiegelten sich Erstaunen, Bewunderung und Unglauben zugleich. Areus war gerade ihre Verbindung zu dem Bund, der auch irgendwie als Vorbild für ihre eigene Bande gedient hatte. Ysara strahlte über das ganze Gesicht und vermutlich hätte sie gerade nichts anderes glücklicher machen können. "Der Bund der Diebe beobachtet uns?", wollte sie nach dem ersten Schock mit einem Grinsen auf den Lippen und Leuchten in den Augen sichergehen, dass sie das richtig verstanden hatte. "Whoaaa." Ysara war jung und noch voller Tatendrang - und Idole. Der Gedanke, dass der Bund der Diebe sie beobachtet hatte, schmeichelte ihr und ehrte sie sichtlich. "Das heißt, dass.." Ysaras Augen wurden noch ein bisschen größer "..dass wir unter dem Schutz des Bundes stehen?" Immerhin hatte er ihr Sicherheit versprochen. Oder war Ysara doch eine Spur zu größenwahnsinnig und voreilig? "Wieso habt Ihr das ist nicht gleich gesagt? Ich habe Tage.. nein - Nächte damit zugebracht, alles über den Bund zu erfahren. Ich kann's gar nicht glauben." Euphorisch lachte sie auf. Mit dem Lüften seines Gehemenisses war Ysaras Misstrauen augenblicklich wie weggewischt und Areus konnte sich fragen, wieso er ihr nicht früher von seiner Identität erzählt hatte, denn er konnte erkennen, dass Ysara sehr viel von dem Bund hielt, dem er angehörte. Die Blonde war sichtlich aufgeregt und so gut gelaunt, wie Areus sie - zumindest ganz offiziell - noch nicht erlebt hatte. "Ihr könnt mich übrigens Ysara nennen, Areus", schmunzelte sie, als sie ihm nun damit einen offiziellen Namen nannte. "Elinor bin.. war ich in Grandea, nicht hier." Unter anderen Umständen hätte sie dieses Eingeständnis traurig gestimmt. Jetzt aber gab es wohl nichts, das so schnell ihre Laune abmildern könnte, wenn Areus nicht gleich mit der nächsten Überraschung um die Ecke kam.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Januar 2024, 22:34

Manchmal würde die Wahrheit immens viel Zeit ersparen. Cassian hätte schon längst die Wahrheit sagen können, dann hätten sie sich diese Enttäuschungen ersparen können. Sie wären vielleicht wirklich gemeinsam nach Bernar oder Albernar gegangen und hätten ein Leben gemeinsam geführt. Geheimnisse machten nicht immer alles besser, auch wenn Ysara für ihre Diebestätigkeiten sämtliche Geheimnisse auf sich nahm. Aber auch Nandos stellte sich als etwas ganz anderes heraus und diese Wahrheit war etwas, was Ysara schlichtweg begrüßte. Sie konnte es nach seiner Offenbarung kaum glauben und stammelte einige Worte, die Areus, wie er in Wahrheit hieß, über sich ergehen ließ. Der Nachtelf stand abwartend vor ihr und ließ ihr den Moment des Staunens. Ja, er genoss es sicherlich auch etwas, dass sie derart reagierte. Ein feines Schmunzeln hatte sich auf seine Züge gelegt. Vielleicht war sie auch nicht die erste, die sich so zeigte, wenn er irgendwo auftauchte. Sein Ego hatte das gewiss nicht nötig, aber es schadete ihm auch nicht. "Der Bund der Diebe beobachtet uns?" Er lachte charmant auf und betrachtete sie nur intensiver. Ihre unverfälschte Freude ließ ihn nicht kalt, auch wenn er gewiss abgebrüht war. „Der Bund der Diebe beobachtet jene, die diesem Handwerk nachgehen. Sie behalten im Auge, was andere in ihrem Namen tun und wachen mit strengem Blick darüber.“, erklärte er nüchtern. "Whoaaa. Das heißt, dass.. dass wir unter dem Schutz des Bundes stehen?" Areus hob die Hände und versuchte Ysara zu beschwichtigen, die jetzt langsam euphorisch in Fahrt kam. "Wieso habt Ihr das ist nicht gleich gesagt? Ich habe Tage.. nein - Nächte damit zugebracht, alles über den Bund zu erfahren. Ich kann's gar nicht glauben." Areus klappte den Mund wieder zu und hob eine Augenbraue.
„Nun, ihr dürftet festgestellt haben, dass das reine Zeitverschwendung war. Denn nichts, was ihr in Büchern findet oder jemand geschrieben oder gar erlebt haben will, entspricht der Wahrheit.“, erklärte er und schmunzelte erneut. Areus beobachtete Ysara genau. Ysi hatte tatsächlich hier und dort mal einen Satz gefunden, der irgendwelche Augenzeugenberichte über den Bund der Diebe wiedergeben wollte, doch nie war etwas Konkretes dabei gewesen. Nichts war richtig eindrücklich oder nachhaltig. Auch widersprachen sich die Berichte oftmals und machten ein Begreifen regelrecht unmöglich. Es gab allerhand Gerüchte, lose Fäden hier und dort, aber nichts, nichts war so handfest wie jener Nachtelf, der offenbar Mitglied war. Auch das war wohl ein Grund, wieso Ysara dem Bund so viel beimessen konnte. Es waren die Sagen und Legenden, die sich um jenen Verbund rankten und die man mit eigenen Vorstellungen und romantisierten Werten schmücken konnte. Ihre Fantasie war ohnehin schon angereichert mit Abenteuerlust und die vermeintlichen Berichte und Legenden beflügelten Ysara nur noch. Der Bund der Diebe… Eine Zunft, eine Gemeinschaft im ganz großen Stil und mit einer Jahrhunderte alten Tradition. "Ihr könnt mich übrigens Ysara nennen, Areus. Elinor bin.. war ich in Grandea, nicht hier." Areus neigte kurz den Kopf und erwiderte ihren ‚höflichen‘ Gruß, den sie ihm hatte zukommen lassen. „Ysara passt viel besser zu euch und euren Ambitionen, wenn ich das sagen darf!“, schmeichelte er ihr mit einem Zwinkern.

Plötzlich klatschte er in die Hände und holte Ysara aus ihrer Träumerei wieder etwas zurück. „Nun gut! Nachdem wir diese Fronten geklärt haben, besteht immer noch das Angebot, dass ich mich der Suche nach dem Schatz in Morgeria anschließe.“, wiederholte er und rief ihr ins Gedächtnis, dass sie noch nicht geantwortet hatte. „Die Karte habe ich zerrissen, damit sie uns niemand wegnehmen kann und vor uns dort auftaucht.“, erklärte er nun und kam mit zwei Schritten schnell an sie herangetreten. Er fasste sie einfach so am Handgelenk und drehte sie mit sich herum. Dann führte er sie einige Meter weit in Richtung Waldrand, bevor er sie wieder losließ. „Da ich davon ausgehe, dass Ihr nicht von eurem Vorhaben abrücken werdet, bleibt mir nur die logische Folgerung, euch dieses Angebot zu unterbreiten.“, beantwortete er ihre Frage, nach dem Warum. „Alleine kann ich euch nicht gehenlassen, ihr würdet scheitern. Und ein Scheitern in Morgeria würde den Tod beinhalten“ – er drehte sich so abrupt zu ihr um, dass er vielleicht einen Zusammenstoß provozierte, „und das wollen wir doch tunlichst vermeiden, oder?“, lächelte er auf sie herab, bevor er sich erneut in Bewegung setzte. Er ging mit zielgerichteten Schritten durch den dunklen Wald und hatte augenscheinlich keine Mühen damit, den Weg zu sehen. Nicht ein Mal strauchelte er oder stolperte über eine am Boden liegende Wurzel. Areus schritt schnurstracks zum Waldrand zurück und bald schon konnte Ysara tatsächlich die Pferde erkennen, die noch immer grasten. „Ich denke, die Tiere haben sich genug ausgeruht.“, plapperte er, als wären sie zu einem Spazierritt unterwegs gewesen und er hätte ihr die schöne Aussicht gezeigt. Behände und ohne Mühe schwang er sich auf den Rücken des Tieres. Abwartend musterte er Ysara. „Der Weg dorthin wird weit sein und lange dauern. Wie gut seid ihr vorbereitet auf das, was euch bevorsteht?“, wollte er wissen, während er lässig das Tier in die Richtung manövrierte, die er vorgab. Zurück nach Bernar. Sobald Ysara es auf den Rücken ihres Weißen geschafft hätte, würde er im gemächlichen Tempo losreiten. „Der Bund hat bereits einige Informationen darüber verlauten hören, dass sich an diesem Ort etwas von größer Wichtigkeit befindet.“, weihte er Ysara ein und lieferte auch gleich den Grund, wieso er dabei sein wollte. „Wir wissen nicht, worum es sich handelt, aber wir wissen, dass es Bedeutung hat. Was auch immer Ihr dort finden werdet – der Bund wird es nicht übersehen, sodass es klüger wäre, sich seinem Willen anzuschließen.“, warnte er die blonde Krähe nun tatsächlich und strahlte wieder eine gewisse Düsternis aus. Areus wirkte so… souverän. Und dabei hatte er sich einen ganz eigenen Charme behalten. Er war nicht aufbrausend, nicht grob, aber dennoch wirkte er nicht harmlos. Er besaß eine dunkle Ausstrahlung. Die aber gepaart mit seiner Lockerheit war eine verdammt gute Mischung und obendrauf thronte die Verbindung zum waschechten Bund der Diebe. Gab es einen Haken? Konnte es besser werden? Was würden Sadia und Elian dazu sagen? „Wie sehen eure nächsten Schritte aus, nachdem ihr Bernar verlasst?“, fragte er nach einem Moment der Stille, während sie nebeneinander herritten. Er warf ihr einen Seitenblick zu und musterte sie genau. „Was ist der Plan?“, fragte er und blickte wieder in Richtung Bernar. „Ich hätte im Übrigen nicht erwartet, dass ihr mir derart verbissen, folgt“, räumte er mit einem Grinsen ein, während er den Blick nicht von ihrem Ziel ließ. Es lag Anerkennung darin und Ysara wusste, dass sie einzig und allein deshalb nun die Wahrheit wusste, weil sie drangeblieben war. Es war ihrer Sturheit zu verdanken, dass sie gemeinsam mit einem waschechten Mitglied des Bundes zurück nach Bernar ritt und die Chance erhielt, mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Wenn sie das denn wollte.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Samstag 13. Januar 2024, 09:43

Areus stellte in gewisser Weise das dar, was Ysara schon lange hatte sein wollen. Dass er dem Bund der Diebe angehörte, brachte ihm jede Menge Pluspunkte bei der jüngeren Diebin ein, die sichtlich beeindruckt davon war und auch keinen Hehl daraus machte. Wieso sollte sie auch. Ihre Reaktion zeigte, dass sie Träume und Ziele hatte. Durch die Aufregung merkte sie auch gar nicht, wie euphorisch sie eigentlich wurde, als ihr klar wurde, dass der Bund der Diebe ihre Krähen beobachtet hatte. Man konnte sich natürlich auch unwohl bei diesem Gedanken fühlen, die junge und ambitionierte Anführerin fühlte sich jedoch vielmehr geehrt, die Aufmerksamkeit dieser Gruppierung auf sich gezogen zu haben. Während sie noch versuchte, Näheres zu erfahren, wirkte Areus bei der Beantwortung ihrer Fragen deutlich nüchterner als sie. Die Blonde verlor sich direkt ein wenig in ihrer Schwärmerei für den Bund der Diebe und sah sich schon als deren Schützling, der eine gewisse Sicherheit genießen konnte. Areus hob die Hände, um sie zu bremsen, aber Ysara plapperte einfach weiter und erzählte davon, dass sie sich schon lange über den Bund informierte und nicht gänzlich unwissend war. „Nun, ihr dürftet festgestellt haben, dass das reine Zeitverschwendung war. Denn nichts, was ihr in Büchern findet oder jemand geschrieben oder gar erlebt haben will, entspricht der Wahrheit.“ Für einen Moment sah es so aus, als fühlte sie sich vor den Kopf gestoßen und ihr entwich ein einfaches "Oh." Die innere Aufregung, die sie verspürte, bekam aber keinen nachhaltigen Dämpfer dadurch. Auch wenn er ganz im Gegensatz zu ihr ruhig und geradezu nüchtern wirkte, bekam sie durch das Schmunzeln auf seinen Lippen den Eindruck, dass er ihre überschwängliche Freude nachsah. "Natürlich", pflichtete sie ihm dann bei und es zeigte sich ein schiefes Grinsen in ihrem Gesicht. Sie hatte natürlich nicht alles geglaubt, was sie gelesen oder ihr erzählt worden war. Trotzdem fiel es schwer zu glauben, dass nicht einmal irgendetwas davon der Wahrheit entsprechen sollte.

Aber das war nun auch nicht mehr wichtig. Areus war die Quelle schlechthin und so viel besser geeignet als irgendwelche Gerüchte. Der Dieb hatte schon einen Vorgeschmack auf Ysaras Wissensdurst erhalten und konnte sich sicher sein, dass er ihr in Zukunft noch einige Fragen beantworten musste. Die Diebin verriet ihm nun auch endlich, mit welchem Namen er sie ansprechen sollte, damit die grundsätzlichen Dinge schon mal geklärt waren. „Ysara passt viel besser zu euch und euren Ambitionen, wenn ich das sagen darf!“ "Dürft Ihr", erwiderte sie und grinste ob des Kompliments in sich hinein. Er konnte merken, dass sie nun auch ihre ablehnende Haltung ihm gegenüber aufgegeben und sich ein Stück weit mit seiner Art angefreundet hatte. Das Grinsen zeigte sich dann auch deutlicher, als er voller Tatendrang in die Hände klatschte. „Nun gut! Nachdem wir diese Fronten geklärt haben, besteht immer noch das Angebot, dass ich mich der Suche nach dem Schatz in Morgeria anschließe. Die Karte habe ich zerrissen, damit sie uns niemand wegnehmen kann und vor uns dort auftaucht.“ Sie überlegte noch, ob sie ihn noch etwas zappeln ließ, denn Ysara hatte ihre Entscheidung bereits in dem Moment gefallen, als Areus sich als Dieb des Bundes vorgestellt hatte. Doch ihre Begeisterung war offenbar nicht genug Zustimmung für ihn. Bevor sie darauf eingehen konnte, trat er plötzlich an sie heran, umfasste ihr Handgelenk und zog sie einfach mit sich. Sie folgte ihm, zwar etwas überrascht, aber bereitwillig, schließlich hatten sie wirklich genug Zeit in diesem finsteren Wald verbracht. Ysara merkte auch zunehmend die Müdigkeit in ihren Gliedern, denn statt die wenigen Stunden des Morgengrauen zum Schlafen zu nutzen, hatte sie Areus hinterher gejagt. Durch die Müdigkeit fror sie so langsam und deshalb war sie ganz froh über die Bewegung.
„Da ich davon ausgehe, dass Ihr nicht von eurem Vorhaben abrücken werdet, bleibt mir nur die logische Folgerung, euch dieses Angebot zu unterbreiten.“ Ysara gab einen zustimmenden Laut in seinem Rücken von sich. Sie bemerkte, dass er offenbar nicht eitel genug war, um einfach so davon auszugehen, dass seine Mitgliedschaft in der Diebesgilde Grund genug war, dass er sich ihr anschließen durfte. „Alleine kann ich euch nicht gehenlassen, ihr würdet scheitern. Und ein Scheitern in Morgeria würde den Tod beinhalten“ Sie holte gerade Luft, um ihm selbstbewusst zu widersprechen, dass sie bestimmt nicht scheitern würden - da drehte er sich so abrupt um, dass sie gerade noch eine Hand heben und gegen seine Brust legen konnte, um so einen direkten Aufprall an jener zu entgehen. Ihre flache Hand lehnte sich gegen seine Muskeln, die unter der Kleidung verborgen lagen. Sie gab einen überraschten Laut von sich und sah halb irritiert und halb empört zu ihm auf, weil das zumindest für ihn vorhersehbar gewesen sein musste. „und das wollen wir doch tunlichst vermeiden, oder?“ Der Beinahe-Zusammenstoß und sein Lächeln, mit dem er sie von oben herab ansah, brachten sie durcheinander. "Ähm.. ja, klar", murmelte sie deshalb überrumpelt und bevor sie sich wieder sammeln konnte, war er schon zwei Schritte weiter. "Ähm.. nun wartet doch mal!", bat sie nach ein paar Metern und hatte das Gefühl, nicht schnell genug hinterher zu kommen. Ihre grünen Augen waren damit beschäftigt, etwaige Hindernisse in dem dunklen Zwielicht zu erkennen und ihre Füße damit, diesen auszuweichen, während er ein ordentliches Tempo vorlegte. Sie wartete, bis er stehen blieb und holte dann zu ihm auf. "Die Sache ist die: Wir nehmen nicht einfach so irgendjemanden bei uns auf", begann sie dann und wirkte ziemlich ernst dabei. Im Grunde wollte sie sich aber nur einen Spaß machen, denn offensichtlich war trotz ihres Verhaltens Areus nicht klar geworden, wie viel sie von der Diebesgilde hielt und wie sehr er allein durch diesen Umstand in ihrem Ansehen gewachsen war. "Aber ich denke, wir können für dieses Vorhaben eine Ausnahme machen und Platz für einen Jungvogel schaffen." Jetzt brach ihre Miene auf und sie grinste ihn schelmisch an und versuchte mit einem Funkeln in den Augen zu ergründen, wie er den Scherz auffasste. Es machte ihr jedoch Freude, ein Dieb von seinem Können ein bisschen zu ärgern. Sie ging stark davon aus, dass er in der Gilde weit mehr gelernt hatte, als Tami und Elian ihr Leben lang auf der Straße, und sehr viel mehr als sie in ihrer Zeit im Armenviertel. "Es gibt aber eine Bedingung", wurde sie dann jedoch wieder ernster. "Wir teilen uns den Schatz, aber gerecht.. durch sechs: fünf Krähen und Ihr." Sie hatten immer alles gerecht untereinander aufgeteilt und selbst jetzt noch, nach dem Abschied von zwei Krähen, zählte sie diese immer noch dazu. Sie ging natürlich davon aus, Cassian und auch Tami wiederzusehen. Außerdem hatten sie genauso viel zum Diebstahl beigetragen wie sie.

Sie liefen weiter durch das Dickicht und schon bald sah sie das Licht der Sonne durch die Baumstämme am Waldrand scheinen. Erst jetzt fiel Ysara ein, dass sie ihr Pferd gar nicht festgebunden hatte, doch beide Tiere waren glücklicherweise noch hier. Areus schwang sich ohne Mühe auf sein Pferd, was Ysara gar nicht mehr überraschte. Er war sportlich, elegant und offenbar in vielem bewandert. Während er zu ihr hinab schaute, hoffte die Blonde, dass ihr der Aufstieg auf das Pferd beim ersten Anlauf gelingen würde - während der hochgewachsene Elf lässig auf seinem Pferd saß und keine Anstalten machte, ihr zu helfen. „Der Weg dorthin wird weit sein und lange dauern. Wie gut seid ihr vorbereitet auf das, was euch bevorsteht?“ Ysara griff nach den Zügeln des Pferdes und versuchte so, es zunächst zu beruhigen, damit es nicht vor ihr scheute. Der Hengst würde ihr vermutlich nicht viele Versuche einräumen, also versuchte sie als erstes, ihn nicht noch nervöser zu machen. Sie strich ihm über den Kopf und schaute zu Areus hinauf. Am liebsten hätte sie laut gelacht. "Vorbereitet.. Ihr seid witzig. Wir hatten es gestern ziemlich eilig, wie Ihr vielleicht mitbekommen habt. Jemand von uns hat uns ein paar Sachen vorbeigebracht. Proviant, Geld, ein paar Kleinigkeiten. Da gibt es nicht viel Vorbereitung", gab sie schließlich zu. Sie verzog das Gesicht und er konnte erkennen, dass sie ihm gerne etwas anderes erzählt hätte. Mit einer Hand griff sie fest die Zügel des Pferdes, mit der anderen hielt sie sich an dessen Hals fest, um dann ordentlich Schwung zu holen. Sie sah bei weitem nicht so elegant beim Aufsteigen aus wie Areus, aber immerhin gelang es ihr beim ersten Mal und sie musste sich keine Blöße vor ihm geben. "Das wird schon", grinste sie dann, als sie auf dem Pferderücken saß, fühlte sich tatsächlich aber nicht ganz so zuversichtlich, wie sie es klingen ließ. Sie führte das Pferd neben ihn und so ritten sie dann gemächlich in Richtung Bernar. Ysara ließ den Blick über das Feld schweifen, durch das sie ritten und das im Sonnenaufgang in ein magisches Licht getaucht wurde. Areus hingegen spielte ihr währenddessen weitere Informationen zu.
„Der Bund hat bereits einige Informationen darüber verlauten hören, dass sich an diesem Ort etwas von größer Wichtigkeit befindet. Wir wissen nicht, worum es sich handelt, aber wir wissen, dass es Bedeutung hat. Was auch immer Ihr dort finden werdet – der Bund wird es nicht übersehen, sodass es klüger wäre, sich seinem Willen anzuschließen.“ Einige Sekunden erwiderte sie seinen Blick und wunderte sich ehrlich über die plötzliche Düsternis, die in seinen Worten mitschwang und die er plötzlich nicht zum ersten Mal ausstrahlte. Wo kam diese so plötzlich her? Sie stand im Kontrast zu seinem legeren Auftreten und verunsicherte Ysara darin, was sie von ihm halten sollte. "Soll das eine Drohung sein?", gab sie offenbar unbeeindruckt zurück und schnaubte kurz. "So macht man aber keine Geschäfte. Vielleicht sollte ich meine Zusage nochmal überdenken." Sie klang nicht zickig, eher etwas herausfordernd und trotzig vielleicht. Die grünen Augen verharrten nun deutlich länger auf ihm, während sie versuchte, ihn einzuschätzen. Er war ein Nachtelf, schoss es ihr nun wieder durch den Kopf. Ein Umstand, über den sie bisher kaum nachgedacht hatte und mit dem sie sich wohl noch beschäftigen musste. Wirkte er deshalb so düster und geheimnisvoll? Gleichzeitig wirkte er so nonchalant und beides zusammen war irgendwie.. verwirrend, aber weckte auch ihre Neugierde.

Ysara beschloss, sich aber nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Er war Mitglied im Bund der Diebe, aber das war kein Grund, sich kleinzumachen. Es würde wohl noch Zeit brauchen, um sich gegenseitig kennenzulernen und das sollten sie in Anbetracht ihrer bevorstehenden Reise. Ysaras Augen folgten seinem Blick gen Bernar. „Wie sehen eure nächsten Schritte aus, nachdem ihr Bernar verlasst? Was ist der Plan?“ Da musste sie kurz schmunzeln. "Unser Plan?", wiederholte sie. Areus schien sie für durchdacht genug zu halten, um solch einen Plan auszuhecken, was im Grunde auch zutreffend wäre. Aber nach dem Diebstahl der Karte hatten sie kaum Zeit gehabt, darüber ernsthaft nachzudenken. Ihr Schmunzeln konnte ihn aber auch im Glauben lassen, dass es einen Plan gab, sie ihn aber nicht verraten wollte. Ihr Kopf drehte sich zurück in seine Richtung und für einen Moment musterten sie sich gegenseitig. Ihr Blick richtete sich dann wieder über die weite Landschaft vor ihnen und ein Grinsen in ihrem Mundwinkel zeigte, dass sie wohl so einige Pläne hatte. Aber ob einer davon der war, den er hören wollte? Ehrlicherweise hatte sie jetzt gerade überhaupt keine Lust über schnöde Pläne zu reden. Den einzigen Plan, den sie hatten, hatte Elian in seinem Kopf, und darauf vertraute Ysara. Aber Areus' durchaus berechtigte Frage weckten Zweifel, ob das ausreichte und ob sie nicht doch etwas kopflos handelten. Damit wollte sie sich aber nicht jetzt auseinandersetzen. Sie würden die Köpfe zu viert zusammen stecken und einen Plan entwerfen können. So blieb sie ihm eine Antwort schuldig und nutzte aus, dass er direkt weiter sprach. „Ich hätte im Übrigen nicht erwartet, dass ihr mir derart verbissen, folgt.“ Sie hörte die Anerkennung in seinen Worten und nahm sie mit Wohlwollen entgegen. "Ich lass' mich nicht so schnell von meinen Zielen abbringen", erwiderte sie und schaute ihn wieder an. Jetzt funkelte es herausfordernd in ihrem Blick und sie erweckte den Eindruck, als würde sie etwas aushecken. "Den Plan verrate ich Euch in Bernar. Reden können wir später in unserer Herberge. Jetzt sind wir hier und Ihr schuldet mir noch eine Revanche. Das Rennen war unfair." Sie grinste ihn schelmisch an und dann gab sie ihrem Pferd die Sporen und eröffnete damit, scheinbar unbeeindruckt von dem düsteren Nachtelf, der ihr gerade noch gedroht hatte, ein Pferderennen. Kurz sah sie über die Schulter zurück, ob er ihr folgte. Sie wollte ihn aus der Reserve locken und sie war einfach neugierig, wie er auf ihre Spontanität reagierte. Es war auch ein Weg, um ihn etwas besser kennenzulernen. Dann konzentrierte sie sich aber voll und ganz aufs Reiten und richtete den Blick auf ihr Ziel nach Bernar. Die blonden Locken flogen ihr um den Kopf, während Areus in ihrem Rücken beobachten konnte, dass sich ihr Körper den Bewegungen des Pferdes geschmeidig anpasste und sich die Grandessanerin ohne Furcht über das Feld tragen ließ. Das Adrenalin vertrieb ihre Müdigkeit und Ysara wollte jetzt erst einmal diesen Ausritt in dieser wunderschönen Kulisse genießen, bevor sie sich wieder mit Problemen auseinandersetzte.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Januar 2024, 19:58

Ob jedes Wort, das Ysara in Büchern und anderen Schriften zum Bund der Diebe falsch war oder sie lediglich den Eindruck erwecken wollten, konnte sie nicht sagen. In diesem Moment war es aber auch vollkommen egal, denn Areus war nun eine leibhaftige Verbindung zu eben jenen Mythen, die sie gewiss zu nutzen wusste. Ihre Aufregung und ihre Euphorie waren allgegenwärtig und Areus ließ sie. Er gab ihr den Raum, seine Informationen zu verinnerlichen und das Ausmaß zu begreifen. Die altehrwürdige Zunft der Diebe mischte sich in Ysara’s Belange! Konnte es für eine aufstrebende Diebin, die dieses Handwerk todernst meinte, etwas größeres geben? Eine gleichwertige Ehre? Beunruhigend mochte es für Außenstehende anmuten, nicht aber für Diebe, die etwas werden wollten. Offenbar waren die Aktionen der Krähen gut genug, um zumindest jemanden zu schicken, der ein Auge auf sie warf. Das bedeutete natürlich lange nicht, dass die Krähen nun ebenfalls Mitglieder wurden, aber darum ging es jetzt auch gar nicht. Zuerst galt es die Fronten genau zu klären und auch wenn Ysi sofort zugesagt hätte und es irgendwie auch hatte, mit ihrer Freude, blieb Areus dabei zurückhaltend. Stattdessen zog er sie mit sich, damit sie diesen Wald verließen. "Ähm.. nun wartet doch mal!", er wandte sich zu ihr um und musterte sie abwartend, was sie zu sagen hätte. "Die Sache ist die: Wir nehmen nicht einfach so irgendjemanden bei uns auf.“ Er hob eine Augenbraue, schürzte die Lippen und ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen. „So?“, fragte er gespielt ernst. “Aber ich denke, wir können für dieses Vorhaben eine Ausnahme machen und Platz für einen Jungvogel schaffen.“ Nun aber brach sein Gesicht auf. Areus strahlte ihr entgegen, sprühte ihr Freude entgegen und klatschte aufgeregt in die Hände. „Oh wie wundervoll, das ist der schönste Tag in meinem Leben!“, zog er sie auf und schnaubte dann grinsend. „Ich fühle mich geehrt“, neigte er den Kopf und wurde dabei wieder etwas ernster. Trotzdem funkelte der Schalk in seinem Blick. "Es gibt aber eine Bedingung, führte sie den Scherz, getrieben von seiner Reaktion, weiter. „Alles, oh, ich würde alles tun!“, blieb auch er in der getauschten Rolle und tat so, als hibbelte er ihrer Bedingung entgegen. “Wir teilen uns den Schatz, aber gerecht.. durch sechs: fünf Krähen und Ihr.“ Areus schmunzelte mit einem Mundwinkel erhoben und musterte sie für einen Moment lange. Er reichte ihr die Hand, damit ihre Abmachung galt. „Selbstverständlich“, schlug er nun wieder ernst ein und ließ keinen Zweifel daran, dass er es auch so meinte.
Der weitere Weg ging zügig voran und nachdem Ysara es auch halbwegs elegant auf das Pferd geschafft hatte, schlugen sie ein gemächliches Tempo an.
Areus nutzte diesen Moment, um der blonden Krähe auf den Zahn zu fühlen. Er wollte wissen, wo sie standen, wie sie sich ihren Plan zurechtlegten und woran er offenbar bei ihnen wäre. Dass die Gruppe um Ysara so gar keine Zeit gehabt hatte, sich überhaupt vorzubereiten, war für ihn offenbar kein Grund. Ysara aber druckste etwas herum, kam nicht so gerne mit ihrem planlosen Ausgangspunkt heraus, sodass sie ihn lieber ein wenig ablenken wollte. Doch bevor es dazu kam, musste sie erkennen, dass Areus scheinbar auch immer noch nicht vollkommen ehrlich mit ihr umging. Zumindest wirkte es bei ihr so, als er über den Bund sprach. "Soll das eine Drohung sein?" Areus schnaubte und hatte den Blick über die Ebene gerichtet, die auch Ysara’s Blick zu fesseln wusste. „Nehmt es als was ihr wollt. Ich gebe nur Fakten wieder und was ihr daraus macht, überlasse ich euch. Der Bund ist ein mehr als gut aufgestelltes Netzwerk. Ihr solltet das wissen und das ist der einzige Grund, wieso ich euch das erzähle. Noch mal: Ich bin nicht euer Feind!“, wiederholte er nachdrücklich, gab sich ansonsten aber keinerlei Emotionen hin. "So macht man aber keine Geschäfte. Vielleicht sollte ich meine Zusage nochmal überdenken." Er hob eine Augenbraue und musterte sie von der Seite. Er wirkte etwas unbeeindruckt, aber sah es ihr auch nach. "Ich lass' mich nicht so schnell von meinen Zielen abbringen. Den Plan verrate ich Euch in Bernar. Reden können wir später in unserer Herberge. Jetzt sind wir hier und Ihr schuldet mir noch eine Revanche. Das Rennen war unfair.“

Areus erkannte, was sie vorhatte und schon setzte der Weiße um und verfiel in einen rasanten Galopp. Areus blickte Ysara nach und … lachte leise. Es war wohl lange her, dass er sich derart enthusiastisch gefühlt hatte, wie sie es ihm zeigte, obwohl ihm sein Leben mehr als Spaß machte. Er mimte nicht nur den Schausteller, er empfand es auch so. Nicht alles musste bierernst und schwer sein. Dennoch war sein Leben auch gefährlich und verlangte eine gewisse Ernsthaftigkeit. Die blonde Frau, die ihm im wilden Galopp davonpreschte, hatte diese Dinge noch nicht auf jene, nachhaltige Art und Weise erfahren und er wusste, dass sie das zwangsläufig würde. Als Ysara sich umwandte, um nach ihm zu sehen, konnte sie erkennen, dass er ihr nachjagte und im wilden Tempo aufschloss. Das Wettreiten war nun wieder nicht ganz fair gestartet, aber Areus schenkte ihr auch nichts. Er ritt wie der Gott der Jagd persönlich und offenbarte sein Talent darin. Doch am Ende siegte die Krähe und beide kamen mit schwerschnaufenden Pferden in Bernar wieder an, wo sie mit einem grummeligen Stallbesitzer zurechtkommen mussten. Areus glitt noch im Austraben vom Pferd und landete elegant neben dem Inhaber. Während er zwei Münzen in die Luft schnippte und dem Besitzer der Tiere zukommen ließ. „Vielen Dank, für die Gelegenheit!“, erstickte er aufkommende Schimpftiraden im Keim und zufrieden steckte sich der Stallbesitzer die Münzen in die Tasche, während er sich dann besänftigt seinen schwitzenden Pferden widmete. Areus gelangte behände neben Ysara. "Irgendwann fordere ich ein faires Duell und dann werdet ihr euch nicht mehr zu helfen wissen!", warnte er sie amüsiert und hatte ihre kleine Rebellion offenbar genossen. Daraufhin schritt er mit einem Selbstbewusstsein durch Bernar, das seinesgleichen suchte. Dabei war er nicht überheblich, sondern strahlte einfach eine gewisse Reife und Unantastbarkeit aus. Trotzdem konnte Ysara erkennen, dass er sich doch tatsächlich nicht vermummen musste. Sie wusste natürlich, dass Nachtelfen der Sonne nicht so trotzen konnten, wie alle anderen Völker. Doch Areus schien das nichts weiter auszumachen. Wobei man sagen musste, dass er jede freie Hautpartie auf ein Minimum beschränkt hatte. Seine Hände steckten inzwischen in Handschuhen, während seine Kleidung dunkel und hochgeschlossen war. Sein Gesicht und sein Kopf blieben unverhüllt, ansonsten aber trug er noch die enge Lederhose, die für’s Reiten und Klettern besser geeignet war. Sowie die Stiefel, die sich hervorragend an seine Waden schmiegten. Areus ging mit Ysara zielgerichtet auf die kleine Herberge von Fizz zu. Hier saß der Alte auf seiner Veranda im Schaukelstuhl, hatte eine Decke über die Beine gelegt bekommen und die Augen geschlossen.
Ysi konnte Sadia und Elian bei ihm erkennen, während Sadia dem Alten gerade eine Tasse dampfenden Etwas reichte. Als sie die Schritte hörte, drehte sie sich wirbelnd zu ihrer Freundin um, reichte Elian die Tasse, der sich prompt etwas verbrannte und fluchte, bevor sie Ysara in die Arme schloss. „Da bist du ja, Himmel, hab ich mir Sorgen gemacht!“, stieß sie erleichtert aus und drückte sie fest. Erst danach wurde sie auf Areus aufmerksam und musterte ihn argwöhnisch. „Und das ist wer?“, fragte die zweite Anführerin der Krähen und schürzte die Lippen. Sie misstraute ihm sofort, was Ysi nur zu gut an der erhobenen Augenbraue erkennen konnte. „Warte mal – ist das nicht der Typ, mit dem du auf der Ernennung getanzt hast?!“, fragte sie, als wäre Areus taub oder nicht anwesend. Jener aber schmunzelte und neigte etwas den Kopf. „Genau der. Ich wollte eine Wiederholung, weil es so gut war!“, witzelte er und Sadia sah ihn ungerührt an. „Aha. Sehr witzig.“, meinte sie nur und blickte zu Ysi. „Was hat das bitte zu bedeuten?!“, verlangte sie daraufhin antworten und hatte wieder diesen unerbittlichen Blick.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Dienstag 16. Januar 2024, 21:43

Die Reise mit Areus würde sicherlich sehr abwechslungsreich werden, das zeichnete sich schon jetzt ab. Als der Dieb ihr da so im Wald gegenüber stand und sie versuchte, ihn bezüglich ihrer gemeinsamen Sache ein bisschen zappeln zu lassen, überraschte er sie erneut, als er sie spiegelte und mit einer, in ihren Augen jedoch ziemlich übertriebenen, Euphorie auf ihre Worte reagierte. Ihr war schon klar, dass er sie imitierte, aber für ihr Dafürhalten übertrieb er dabei maßlos. Soo hibbelig war sie bei seiner Offenbarung über die Diebesgilde doch bestimmt nicht gewesen. Oder doch?! Der Schalk in seinen Augen sprühte ihr förmlich entgegen und sie konnte nicht lange ernst bei seiner Mimik und Gestik bleiben, sondern gab dem amüsierten Lachen nach, das sich ihrer Kehle bei seinem Gehabe entrinnen wollte. Ysara stellte fest, dass seine unkonventionelle Art ihr immer mehr gefiel. Der Elf ließ die Dinge leichter und unkompliziert erscheinen. Gleichzeitig blieb er aber geheimnisvoll und erweckte den Eindruck, dass er einiges zu verbergen hatte. Allerdings war er aber auch ein nachtelfischer Dieb aus der Zunft und Ysara war sich sicher, dass er einige Geheimnisse hütete, die ihn in den Augen der Krähe nur interessanter machten. Persönlich, aber auch was Informationen zur Zunft im Allgemeinen angingen, über die sie schon seit Jahren mehr erfahren wollte. Sie erkannte in dem Dieb eine Chance, endlich Dinge über die Gilde aus erster Hand zu erfahren. Trotz all dem Witz wurden sie beide am Ende wieder ernst und besiegelten ihre Abmachung mit einem Handschlag.

Wenig später waren sie auf dem Weg zurück nach Bernar. Ysara wollte dem Elf vertrauen, konnte aber auch nicht ganz aus ihrer Haut. Am Ende ging es darum, an den Schatz zu gelangen, ohne dass ihre Krähen geschnappt oder geköpft wurden. Dass sie seine Worte daher noch ziemlich kritisch betrachtete, musste Areus wohl hinnehmen. „Nehmt es als was ihr wollt. Ich gebe nur Fakten wieder und was ihr daraus macht, überlasse ich euch. Der Bund ist ein mehr als gut aufgestelltes Netzwerk. Ihr solltet das wissen und das ist der einzige Grund, wieso ich euch das erzähle. Noch mal: Ich bin nicht euer Feind!“ Ysaras Augen verengten sich für einen Moment bei seinen Worten. Als er dann aber beteuerte, nicht ihr Feind zu sein, lockerte sich ihre Miene etwas. Er hatte ja Recht. Sie hatten eine Abmachung und mussten einander vertrauen. Auch wenn das der Diebin noch nicht so leicht fiel, aber sie war sich auch sicher, dass sie daran arbeiten konnte und sich das ändern würde, wenn sie sich erst besser kennenlernten.
Ysara wählte dazu eine vielleicht unkonventionelle Art. Sie hätten natürlich gemächlich dahin reiten und plaudern können, sich mit Fragen löchern und so mehr über den anderen erfahren können. Aber die Krähe beschloss, dass sie dafür zukünftig noch genug Zeit hätten. Die Mauern in Grandea abzubrechen, war eine unfreiwillige Folge ihres Diebstahls gewesen, aber Ysara ließ sich davon nicht aufhalten und versuchte, stets das Positive zu sehen. Dieser Ausritt hier und das Wettrennen mit Areus war eine Gelegenheit, die sie so noch nie erlebt hatte und die vermutlich auch nicht so schnell wiederkommen würde. Wieso nicht die Freiheit genießen, nach der sie sich so oft gesehnt hatte und die sich ihr nun bot? Areus mochte diese Freiheit und Ungezwungenheit gut bekannt sein. Aber für Ysara war sie neu und sie witterte ein Abenteuer. So schoss ihr weißer Hengst bereits los und sie hörte das leise Lachen des Elfen in ihrem Rücken. Davon angestachelt, lehnte sie sich tiefer über den Hengst und spornte ihn an, noch schneller zu laufen. Mit einem Blick zurück erkannte sie, dass Areus ihr bereits nachsetzte. Amüsiert huschte ein Grinsen über ihre Lippen, dann konzentrierte sie sich jedoch voll und ganz auf ihr Pferd. Sie wollte Areus nicht nur herausfordern, sie wollte auch gewinnen, und so preschte sie über das Feld, während der Wind ihren Mantel und ihre Haare durcheinander wirbelte. Tatsächlich fühlte sie sich in dem Moment frei wie ein Vogel. Niemand war hier, um sie mit vorwurfsvollen Blicken oder pikierten Gesichtern zu belehren. Sie konnte tun, was sie wollte, und das tat sie nun auch, während ihr ein junger Mann hinterher galoppierte. Bald schon ließ Ysara das Feld hinter sich und sie kehrten auf den Weg zurück, den Areus vorhin verlassen hatte, um sie abzuhängen. Jetzt war es Ysara, die als Erste in ihr selbst ernanntes Ziel preschte. Sie brachte den weißen Hengst zum Stehen und schaute sich dann mit einem triumphierenden "Ha!" zu Areus um, der bereits elegant von seinem noch laufenden Pferd sprang und damit durchaus Eindruck bei Ysara hinterließ, die nicht mit solchen Fähigkeiten aufwarten konnte. Dann fiel ihr Blick auf den Stallbesitzer und sie erkannte in ihm jemanden, der sie doch mit Blicken strafte. Die Blonde versuchte, eine reumütige Miene aufzusetzen, die durch das Grinsen einer Siegerin aber wenig überzeugend wirkte. Mit jenem Grinsen verfolgte sie, wie Areus den Stallbesitzer mit ein paar Münzen besänftigte, und glitt dann ebenfalls von dem Pferderücken. "Irgendwann fordere ich ein faires Duell und dann werdet ihr euch nicht mehr zu helfen wissen!" Sie strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht und funkelte ihn ebenso amüsiert an. "Ja? Na darauf bin ich aber gespannt", grinste sie und es war klar, dass sie ihm auch in zukünftigen Duellen keinen Sieg schenken würde.

An Areus' Seite schritt sie durch Bernar und warf nicht nur einmal einen Blick zu dem Nachtelfen hinauf, der völlig selbstbewusst wirkte und eine Ausstrahlung besaß, als könne ihm nichts und niemand etwas anhaben. Ysara empfand einen gewissen Stolz dabei, einen Dieb der Zunft begleiten zu dürfen und sein Vertrauen zu genießen. Areus war eben eine Art Vorbild für sie und sie wusste, dass sie viel von ihm lernen konnte. Sie musterte ihn mehr oder weniger unauffällig, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass er ihre unauffälligen Seitenblicke durchaus bemerkte, auch falls er sich nichts anmerken lassen würde. Jetzt, wo der Tag angebrochen war, wurde deutlich, dass er die Sonne nicht mied, wie sie es über die Nachtelfen gelesen hatte. Offenbar hatte er auch keine Schmerzen dabei. Ihr Blick glitt über die Ärmel seines Mantels bis hin zu einen Handschuhen und dann wieder hinauf in sein Gesicht. "Wieso macht Euch das Sonnenlicht nichts aus?", fragte sie dann frei heraus und grinste ihn dann entschuldigend an, weil die Frage direkt über ihre Lippen gekommen war, bevor sie darüber nachdenken konnte. Allerdings nahm sie an, dass er auch dieses Thema locker nehmen und nicht als zu persönlich betrachten würde. "Ich dachte immer, dass euch Nachtelfen die Sonne schmerzt. Ich habe schon Geschichten gehört, dass manche im Sonnenlicht einfach zu Staub zerfallen sind. Aber das alles scheint bei Euch - oder dir?", schob sie plötzlich die Frage ein, weil ihr genau in dem Moment bewusst wurde, dass sie sich immer noch so förmlich ansprachen, als befänden sie sich noch immer im Innenring Grandeas.. "- nicht der Fall zu sein", beendete sie schließlich ihre Frage und sah ihn neugierig und offen für Erklärungen an.

Wenig später kam die Herberge in Sicht und Ysara schritt unbewusst etwas schneller voran. Zu ihrer Erleichterung sah sie Fizz bequem in seinem Schaukelstuhl sitzen und dann Sadia und Elian, die einen entspannten Eindruck auf sie machten. Das führte dazu, dass sich auch Ysara entspannte und sie zwar leise, aber hörbar und erleichtert seufzte. Es tat gut, alle drei so zu sehen, nachdem vorhin nicht klar gewesen war, ob der Alte in Gefahr war. Es meldete sich jedoch auch ihr schlechtes Gewissen, als sie sich eingestehen musste, dass sie nicht wirklich mehr an die drei gedacht hatte. Stattdessen hatte sie sich mit Areus auseinandergesetzt und hatte sich ein befreiendes Wettrennen mit ihm geliefert, während Sadia und Elian nicht gewusst hatten, wo sie war und wie es ihr ging. Sadia wirbelte zu ihr herum und Ysara schloss sie in ihre Arme. „Da bist du ja, Himmel, hab ich mir Sorgen gemacht!“ Sie erwiderte ihre Umarmung fest. "Alles gut. Mir geht's gut", wollte sie ihre Freundin beruhigen und versuchte, ihr Gewissen niederzuringen. „Und das ist wer? Warte mal – ist das nicht der Typ, mit dem du auf der Ernennung getanzt hast?!“ Da löste sich Ysara von ihrer Freundin und lächelte sie beruhigend an, weil sie ihr Misstrauen Areus' gegenüber erkannte. Sie nickte, während der Elf schon für sich antwortete. „Genau der. Ich wollte eine Wiederholung, weil es so gut war!“ Da musste Ysara schmunzeln, auch wenn sie wusste, dass es in Sadias Augen unpassend war, aber seine Art traf immer mehr ihren Humor. Tatsächlich machte Sadia schnell klar, dass sie das überhaupt nicht witzig fand - so erging es ihr ja bis vor einer Stunde ähnlich -, und Ysara wurde wieder ernst. „Was hat das bitte zu bedeuten?!“ Sie legte ihrer Freundin beruhigend eine Hand auf ihren Unterarm und suchte ihren Blick. "Er ist in Ordnung", sagte sie als Erstes und hoffte auf einen Vertrauensvorschuss von ihrer Freundin. "Wir müssen ein paar Dinge klären.. mit ihm, zu viert", sagte sie dann und ihr Blick fiel für einen Moment auf Fizz, den sie anlächelte. "Geht es Euch gut? Ich hoffe, wir haben Euch keine Umstände gemacht. Wir müssen uns entschuldigen, wir müssen da eine Angelegenheit regeln." Sie sah von Fizz weiter zu Elian und Sadia. "Kommt mit rein", forderte sie dann die Krähen auf. Dann warf sie Areus einen kurzen Blick zu, bedeutete auch ihm, ihr zu folgen und führte alle hinauf zu ihrem Zimmer.

Auf dem Weg hinauf überlegte sie, wie sie das alles den beiden am besten erklären sollte, ohne dass sie Areus an die Kehle sprangen und versuchte, sich schon mal ein paar Worte zurecht zu legen. Als sie die Tür öffnete, sah sie Areus für einen Moment mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an und war versucht, eine lockere Einladung auszusprechen. Dann aber riss sie sich zusammen, immerhin war das eine ernste Sache. Ysara schloss die Tür hinter ihnen und setzte sich dann auf ihr Bett, dessen Matratze gerade verlockend weich war, weil ihr inzwischen einige Stunden Schlaf fehlten. Sie räusperte sich und sah ihre beiden Freunde bittend an. "Bitte hört euch erstmal alles an und.. fahrt nicht gleich aus der Haut. Es gibt für alles eine Erklärung", bat sie und schaute vor allem Sadia einige Momente länger an, weil Elian im Gegensatz zu ihr nicht gerade für seine temperamentvollen Ausbrüche bekannt war. "Das ist Areus und er ist.." Sie sah ihn fragend an, um sich das stille Einverständnis von ihm zu holen, dass sie es den anderen beiden sagen durfte, "ein Dieb aus dem Bund der Diebe." Sie machte unweigerlich eine kleine Pause und für einen Augenblick war da wieder das anerkennende Leuchten in Ysaras Augen. Doch bevor sie ihre Freunde fragte, ob das nicht unglaublich war, atmete sie einmal tief ein, mahnte sich zur Ruhe und dazu, bei den Fakten zu bleiben. "Die Diebeszunft hat ebenfalls Interesse an dem Schatz. Sie wissen zwar auch nicht, was genau es ist - weiß scheinbar niemand -, aber auch sie sagen, es ist von großer Bedeutung und sehr wertvoll. Areus hat mir die Karte gestohlen und zerrissen." Da hob Ysara schnell beschwichtigend die Hände und sprach zügig weiter. "Aber er kennt den Weg zum Schatz.." Sie warf einen Blick zu ihm, fast so, als müsste sie sich selbst noch einmal davon überzeugen, dass dem wirklich so war "..und so kann uns niemand die Karte mehr stehlen und vor uns dort auftauchen." Damit übernahm sie seine Worte und es blieb ihr diesbezüglich auch gar nichts anderes übrig, als das Positive aus der zerstörten Karte zu ziehen. Sie schaute Sadia fest an, weil sie annahm, dass ihre Freundin noch ein paar Argumente gebrauchen würde, bis sie die Entscheidung, die Ysara schon alleine getroffen hatte, verstand. "Hört mal, wir schaffen das nicht alleine. Wir sind ja nicht mal dazu gekommen, einen richtigen Plan zu erarbeiten, da hat uns Areus mit dem schlechtesten Trick der Welt die Karte abgenommen." Sie schaute zu dem Nachtelf und warf ihm einen stummen 'Nichts für ungut'-Blick zu. Gleichzeitig erfuhr er so, dass es keinen genauen Plan gab. "Mit ihm haben wir mehr Möglichkeiten und mehr Sicherheit. Wir haben doch nur Vorteile daraus, wenn wir den Bund der Diebe auf unserer Seite haben. Außerdem beherrscht er Magie. Stimmt doch, oder?", wandte sie sich erneut an Areus, denn diesen Teil hatte er noch immer nicht aufgeklärt. Aber sie hatte es gesehen und diese Schatten im Wald waren alles, aber nicht nicht-magisch. "Wer weiß, was wir dort finden. Aber er wird uns sicher nach Morgeria bringen und auch wieder hinaus. Nicht wahr?" Was das anging, war sie sich zwar auch noch nicht hundertprozentig sicher, denn genau genommen wusste sie ja nicht, zu was er alles fähig war. Aber es war schließlich Teil der Abmachung und sie musste darauf vertrauen, dass er ehrlich gewesen war. Und ein Schattenmagier aus der Diebesgilde war sicherlich ein großer Vorteil - falls Ysaras Vermutung stimmte. "Wir teilen mit ihm, aber der Anteil jeder Krähe wird nur minimal kleiner. Jede Krähe bekommt ihren Anteil - auch Cassian und Tami", beendete sie ihre Argumentation und schaute von Sadia zu Elian, dessen Schwester sie natürlich bedacht hatte, auch wenn diese - hoffentlich nur vorübergehend - nicht mehr dabei war. "Was sagt ihr?", wollte sie am Ende wissen und bemerkte nicht mal, dass ihre Finger aufgrund der angespannten Nervosität fahrig aneinander rieben, während sie sich auf das Urteil ihrer beiden Freunde gefasst machte.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. Januar 2024, 21:42

Das Leben anzunehmen, als das, was es war, war eine Fähigkeit, die nicht jeder sein Eigen nennen konnte. Ysara aber tat es ganz selbstverständlich. Sie klammerte sich nicht an ausweglose Situationen, trauerte nicht dem hinterher, was niemals sein würde. Sie hatte ein feines Gespür für Begebenheiten und bewies, dass sie in der Lage war sich anzupassen. Das half der jungen Krähe immens in ihrer derzeitigen Situation. Was auch immer die Beweggründe für den Nachtelfen sein mochten, dass er sich ihr nun auf diese Weise offenbarte, rückte in den Hintergrund, ob der Tatsache wer er war. Areus gehörte zur Diebeszunft und allein dieser Umstand machte ihn für Ysara wertvoll. Er war ihr Tor in das Leben, das sie sich insgeheim ersehnte. Die Freiheit, die seine Worte mit sich brachten, beflügelte sie auf eine Weise, die, doch neu war für sie. Die Blonde ließ sich den Wind um die Nase wehen und fühlte das erste Mal was es eben auch bedeuten konnte, alles hinter sich zu lassen. Ja, Ysara musste ihre Heimat für eine Weile verlassen und wer wusste, als welcher Mensch sie zurückkehren würde. Aber sie wusste auch tief in ihrem Innern, dass sie sich schon immer danach gesehnt hatte, die Ketten ihres Erbes zu sprengen und sich ganz nach ihrem Kopf und ihren Vorlieben entwickeln zu dürfen. So war sie ausgelassen und beflügelt, als sie in Bernar wieder ankam und mit Areus kokettierte, wer am längeren Hebel saß. Was sie auch veranlasste, nach seinem Zustand als Nachtelf im Sonnenlicht zu fragen. Areus schmunzelte leicht. "Ich dachte immer, dass euch Nachtelfen die Sonne schmerzt. Ich habe schon Geschichten gehört, dass manche im Sonnenlicht einfach zu Staub zerfallen sind. Aber das alles scheint bei Euch - oder dir? – nicht der Fall zu sein.“[/i] „Ihr dürft mich nennen, wie ihr mögt, Ysara.“, beantwortete sie seine Frage nach der Anrede beiläufig und fuhr dann fort: „Oh, es tut weh.“, berichtigte er ihre Annahme und betrachtete eine Familie, die sich offenbar gemeinsam auf den Weg machte, um die Arbeiten auf dem Feld anzugehen. „Das ist wohl der Nachteil, wenn man in der Dunkelheit aufwächst. Aber man kann alles lernen. Und ich habe die Hilfe einer sehr versierten Runenmagierin erhalten, weshalb ich seitdem eine Rune des Schutzes unter meiner Haut trage.“, erwähnte er so beiläufig und gleichwohl offen, dass man glauben mochte, sie kannten sich bereits seit ewigen Zeiten. Er warf Ysara einen Seitenblick zu und lächelte kurz. „Was nicht bedeutet, dass ich unverwundbar wäre. Ich fühle den Schmerz sehr wohl, wenn das Sonnenlicht mich längere Zeit trifft. Aber… ich habe gelernt ihn auszuhalten.“, präzisierte er seine Angaben. Areus aber schüttelte noch mal den Kopf. „Und zu Staub zerfallen wir nicht. Das sind die geflügelten Wesen aus den Romanen, die Blut trinken und schönen Frauen die Köpfe verdrehen“, er zwinkerte ihr zu, „Keine Sorge – die gibt es nicht wirklich!“, erwiderte er frech und schritt mit ihr voran. Erst als sie das gemütliche Heim von Fizz erreichten, wurde ihr schlagartig klar, wie nachlässig sie gehandelt hatte. Kopflos war sie dem Ruf des Unbekannten gefolgt und musste sich nun eingestehen, dass sie Elian und Sadia völlig außer Acht gelassen hatte. Zum Glück schien es Fizz gutzugehen, denn der Alte wurde rührend umsorgt und so hatte Sadia Zeit, den Kopf ihrer Freundin zurechtzurücken. Bis ihr Blick auf Areus fiel und sie sofort wissen wollte, wer er war und was das alles zu bedeuten hatte. "Wir müssen ein paar Dinge klären.. mit ihm, zu viert", versuchte Ysara ihrer Freundin klarzumachen und jene sah nicht so aus, als wäre sie damit besonders einverstanden.
Die Arme verschränkend, musterte sie Areus argwöhnisch, während sich Ysara Fizz widmete. Areus aber nickte Sadia betont freundlich zu und grinste schief bei ihrem Blick. "Geht es Euch gut? Ich hoffe, wir haben Euch keine Umstände gemacht. Wir müssen uns entschuldigen, wir müssen da eine Angelegenheit regeln." Fizz nickte etwas abhackt. „Es war nur die Tür offen und der Wind hat eine Vase hinuntergeworfen. Ich… ich war so erschrocken. Offenbar war jemand in eurem Zimmer!“, erklärte er Ysara und jene ahnte gewiss, wer das gewesen war. Offenbar hatte Areus die Karte vorher in ihrem Zimmer gesucht, bevor er sie ihr im Gasthaus abluchste. Jetzt jedoch war das ja geklärt und Ysi bat ihre Freunde zum Gespräch. Sadia und Elian folgten ihr mit fragenden Gesichtern und brannten darauf zu erfahren, was das alles zu bedeuten hatte. "Bitte hört euch erstmal alles an und.. fahrt nicht gleich aus der Haut. Es gibt für alles eine Erklärung", begann sie als sie alle samt in ihrem Zimmer waren.

Areus bezog Aufstellung an der Wand neben der Tür und verschränkte die Arme. Sadia setzte sich schnörkellos auf das Bett und lehnte den Rücken gegen die Wand, während sie im Schneidersitz saß und Ysara abwartend anblickte. Und Elian stellte sich neben das Fenster und blickte alle nacheinander abwarten an. "Das ist Areus und er ist..“, er nickte kaum merklich, "ein Dieb aus dem Bund der Diebe." Sofort ruckten die Köpfe der verbliebenen Krähen zu Areus und jener erwiderte stoisch. Offenbar war er sich der Wirkung seines Auftretens durchaus bewusst. „Ohne Scheiß?!“, fragte Sadia wie immer recht eloquent und Elian schnaufte. „Ihr verarscht uns doch?!“, entfuhr es selbst ihm. Man konnte Sadia und Elian ansehen, dass auch sie sehr gut wussten, welche Ehre das auch war. "Die Diebeszunft hat ebenfalls Interesse an dem Schatz. Sie wissen zwar auch nicht, was genau es ist - weiß scheinbar niemand -, aber auch sie sagen, es ist von großer Bedeutung und sehr wertvoll. Areus hat mir die Karte gestohlen und zerrissen." Sofort verdunkelte sich der Blick der zweiten Anführerin und sie kam so schnell auf die Beine, dass sie fast gestürzt wäre. „Er hat WAS ?!“, fuderte Sadia los und Ysara musste die Hände beschwichtigend heben. "Aber er kennt den Weg zum Schatz.. und so kann uns niemand die Karte mehr stehlen und vor uns dort auftauchen." Sadia schnaubte und Elian trat an ihre Seite. Auch er wirkte nicht gerade glücklich. „Hat er dir das erzählt?!“, fragte Sadia missgelaunt und warf Areus einen kühlen Blick zu. „Klingt mehr nach seinen Worten als nach deinen!“, warf sie ihrer Freundin vor. "Hört mal, wir schaffen das nicht alleine. Wir sind ja nicht mal dazu gekommen, einen richtigen Plan zu erarbeiten, da hat uns Areus mit dem schlechtesten Trick der Welt die Karte abgenommen.", versuchte Ysi es weiter und Elian seufzte, während er sich durch die Haare glitt. „Ysi – das ist wirklich schwerwiegend. Wir haben die Karte gestohlen, sie war unser Besitz und …“, Areus räusperte sich leise und hob einen Finger. Sein Lächeln war entwaffnend und reizvoll gleichermaßen. „Wenn ich kurz einhaken dürfte“, begann er, wandte sich mit einem Seitenblick an Ysara und neigte leicht das Haupt, „dem effektivsten Trick der Welt!“, korrigierte er sie kurz und richtete daraufhin seine Aufmerksamkeit auf die beiden anderen Krähen. „…und ich habe sie euch gestohlen. Somit ging sie in meinen Besitz über.“, schloss er Elian’s fehlerhafte Argumentation und der Rothaarige verstummte verblüfft.

„Die Zunft hat mich auf euch angesetzt. Wir können das also gemeinsam machen oder ich mache es allein.“, schloss er die Beweisführung und Ysara half ihm noch mal: "Mit ihm haben wir mehr Möglichkeiten und mehr Sicherheit. Wir haben doch nur Vorteile daraus, wenn wir den Bund der Diebe auf unserer Seite haben. Außerdem beherrscht er Magie. Stimmt doch, oder? Wer weiß, was wir dort finden. Aber er wird uns sicher nach Morgeria bringen und auch wieder hinaus. Nicht wahr?" Areus nickte bestätigend. „Das werde ich. Wobei man sagen muss, das ‚wieder raus‘… da schauen wir mal. Immerhin wissen wir nicht, was uns dort erwartet und ich mache ungerne Versprechungen, die ich dann nicht im Stande bin einzuhalten.“, grinste er erneut. „Ach und, Magie… Sadia starrte fassungslos von Areus und Ysara und zurück. „Das ist euer ernst…“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Einfach so?! Ich meine, es ist der absolute Wahnsinn, dass er … du weißt schon – aber… hast du dir… haben WIR uns das auch gut überlegt?!“, fragte sie nun ihre beiden Mit-Krähen. Elian verzog die Mundwinkel. Wie immer wirkte er nachdenklich und wenig impulsiv, so wie Sadia. Diese hatte sich etwas mit dem Rücken zu Areus gestellt, als würde ihn das abhalten davon, mitzuhören. Er schmunzelte leicht, während sich die Krähen versuchten irgendwie zu beraten. "Wir teilen mit ihm, aber der Anteil jeder Krähe wird nur minimal kleiner. Jede Krähe bekommt ihren Anteil - auch Cassian und Tami" Elian betrachtete Ysara nun und sein Blick traf den ihren. Sie konnte erkennen, dass ihm der ‚Verlust‘ der kleinen Schwester schwer zu schaffen machte. Elian war sein Leben lang für sie dagewesen und hatte stets eine Bedürfnisse untergeordnet. Es war nicht leicht, jetzt auf einmal davon abzulassen. “Was sagt ihr?“, wollte Ysi eine Entscheidung. In dem Moment trat Areus etwas näher und betrachtete Sadia und Elian, während er sich neben Ysi stellte. „So, wie ich es Ysara sagte, sage ich es euch auch: Ich bin nicht hier, um euch etwas wegzunehmen. Aber ihr werdet eingestehen müssen, dass diese Nummer ein wenig zu groß geraten ist. Was auch immer uns dort erwartet… Wie wollt ihr das leisten? Ohne Kontakte, dem nötigen Wissen, der Hilfe, die die Zunft euch bietet? Es ist ein Fakt, dass die Diebe Interesse an diesem ominösen Schatz haben und sie werden entweder ohne euch dorthin gehen… oder mit euch.“, schloss er. „Ist das eine Drohung?!“, fragte Sadia knapp und Elian seufzte. „Er hat aber Recht, Sadia.“, die dunkelhaarige Krähe wandte sich überrascht ihrem Freund zu. Elian fuhr fort: „Er hat Ahnung, eine ganze Diebeszunft im Rücken und vermutlich ein enggeknüpftes Netzwerk. Wir… profitieren davon. Aber…“, er hob den Blixk von Sadia zu Areus. „Ich kenne die Karte auch und werde merken, wenn da etwas falsch läuft!“, warnte er den Neuen. Areus betrachtete Elian anerkennend. „Dann sind wir ja sicher, sollte einer von uns einen Schlag auf den Kopf erhalten!“, witzelte er und war dennoch irgendwie treffend.
Elian schnalzte mit der Zunge. Könnte auch eine Drohung sein… „Und jetzt?“, wollte er wissen, doch Sadia fuhr dazwischen. „Moment mal, sind wir jetzt also alle Freunde?? Alles völlig in Ordnung??“, fragte sie empört. Areus wandte sich ihr zu..“Sadia – richtig? – Was möchtest du?“, fragte der Nachtelf plötzlich und die Krähe stutzte. „Wenn du lieber dein Glück allein versuchen willst, nur zu, dann suche dir aber kleinere Ziele als… Morgeria. Übe, lerne und wende an. Wenn du aber ambitioniert bist und die Basis kannst… dann komme mit.“, schloss er und ging zum Fenster, sodass er hinaussehen konnte. Sadia sah erst seinen Rücken an, dann flog ihr Blick zu Ysara und fragte sie stumm, was das für ein Kerl sei. „Könnt ihr kämpfen?“, fragte er und es wurde kurz still. Er hatte den Krähen den Rücken zugewandt, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnten. „Diebe müssen nicht kämpfen können, wenn sie geschickt und schlau sind. Wenn sie einen Plan haben, die Absicherung stimmt und man sich auf alles auch noch wirklich verlassen kann. Aber das braucht Jahre, versteht ihr? Man sagt ‚keine Ehre unter Dieben‘. Aber das stimmt nicht ganz. Die Zunft wurde aus eben jenem Grund gegründet und wir sind eine Gemeinschaft geworden, auf die man sich verlassen kann.“ Er wandte sich wieder um und nickte in ihre Richtung. „So, wie bei euch. Trotzdem solltet ihr euch im Klaren darüber sein, dass eure ‚Krähen‘, mit dem Stehlen des ‚falschen‘ Gegenstandes, den Kinderschuhen entwächst. Man wird euch jagen. Ein guter Dieb hinterlässt keine Spuren. Ihr habt nun einen kleinen Fehler begangen, doch das bedeutet nicht, dass es für euch nicht weitergehen kann.“, erklärte er ruhig, sachlich und ohne jegliche Wertung, ob ihrer Leistungen. Dann traf sein violetter Blick Elian. „Du bist der Tüftler, nicht wahr?“, Elian nickte schlicht. Areus‘ Blick suchte den von Sadia und Ysara. „Ihr seid die Anführerinnen.“, bemerkte er. Danach sah er jeden an. „Dann führt und plant. Lasst euch nicht wie Vieh durch das Land treiben. Vashnar informiert in diesem Augenblick, dass jemand die Karte gestohlen hat und kommen wird, den Schatz zu holen. Ein guter Dieb weiß auch, wem er da eigentlich ans Bein pinkelt. Das war euer schwerster Fehler und dennoch,“ machte er, bevor Protest aufkommen konnte, „plant-und-führt!“, verlangte er. Ein feines Lächeln zeigte sich in seinem Mundwinkel. „Wie geht es von hier weiter?“, fragte er sie abwartend. Areus würde also nicht das komplette Denken übernehmen. Er leitete sie an. Er, der Dieb aus dem Bund. Er nahm sich ihrer an! „Mein Plan sah vor, sich bis Andunie durchzuschlagen. Dort Vorräte aufzustocken.“, murmelte Elian etwas kleinlauter. Offenbar war der Elf auch für ihn jemand, zu dem er aufschauen wollte. Ysi konnte auch bei ihm die Aufregung erkennen, die sie gefühlt hatte. „Andunie ist besetzt.“, erzählte Areus und sah zu Sadia. „Das stimmt. Daher würden Verfolger sicher davon ausgehen, dass wir durch die Wälder nach Morgeria gehen“, führte Sadia weiter fort. Areus lächelte erneut. Er sah zu Ysara. „Die Wälder bieten den meisten Schutz. Aber ist es auch der sicherste Weg? Was denkt ihr, Ysara? Wie gelangen die Krähen an ihr Ziel?“ Abwartend sahen sie sechs Augenpaare an. Ihr stand alles offen. Sie brauchte nicht alles sofort zu durchdenken. Aber sie musste sich den nächsten Schritt überlegen. Nach Andunie? Durch die Wälder? Oder gar einen ganz anderen Weg?
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Montag 22. Januar 2024, 16:04

Nachdem die Anrede wie beiläufig und zweifelsfrei geklärt war - zumindest dachte das Ysara noch, als sie neben dem Nachtelfen in Richtung Fizz' Herberge schritt - nutzte die blonde Krähe die Gelegenheit und fragte Areus darüber aus, wie sich das Sonnenlicht auf ihn auswirkte. „Oh, es tut weh. Das ist wohl der Nachteil, wenn man in der Dunkelheit aufwächst. Aber man kann alles lernen. Und ich habe die Hilfe einer sehr versierten Runenmagierin erhalten, weshalb ich seitdem eine Rune des Schutzes unter meiner Haut trage.“ Erstaunt sah Ysara zu ihm hinauf, als er ihr davon erzählte. Sie fing sein Lächeln auf, ehe er schon weiter sprach. „Was nicht bedeutet, dass ich unverwundbar wäre. Ich fühle den Schmerz sehr wohl, wenn das Sonnenlicht mich längere Zeit trifft. Aber… ich habe gelernt ihn auszuhalten.“
"Eine Rune?", wiederholte sie dann ungläubig. Sie hatte davon gehört und gelesen, aber so richtig vorstellen konnte sie sich darunter nichts. "Du meinst, wie eine Tätowierung? Darf ich sie mal sehen.. also irgendwann.. bei Gelegenheit?", fragte sie voreilig und war frei von Hintergedanken, dass ihr gar nicht in den Sinn kam, dass das vielleicht unschicklich wäre. Es war tatsächlich reine Neugierde, die sie zu dieser Frage trieb, und nichts weiter. „Und zu Staub zerfallen wir nicht. Das sind die geflügelten Wesen aus den Romanen, die Blut trinken und schönen Frauen die Köpfe verdrehen. Keine Sorge – die gibt es nicht wirklich!“ Das Zwinkern brachte sie zum Schmunzeln. "Nicht?", fragte sie nun gespielt erstaunt, weil sie eigentlich nicht wirklich davon ausgegangen war, dass die Nachtelfen zu Staub zerfielen. Aber manche Gerüchte hatten bekanntlich einen wahren Kern - und davon abgesehen besaß Ysara unzählige Romane und eine beflügelte Fantasie. "Hab ich auch nicht wirklich erwartet. Man erzählt sich eben viel", fügte sie dann mit einem Lächeln an. Areus warf einige neue Fragen auf und er machte den Eindruck, diese auch bereitwillig beantworten zu wollen. Er war der erste Nachtelf, dem sie je begegnet war, und Ysara wollte gerne mehr über ihn wissen. Wie es sich wohl in der Dunkelheit unter der Erde lebte? Wie genau diese Runenmagie funktionierte? Das waren nur einige davon. Aber dann kam Fizz' Herberge in Sicht und Ysara musste die nächste Fragerunde wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Zuerst musste sie ihre Freunde beruhigen, die sich verständlicherweise Sorgen um sie gemacht hatten. Gleichzeitig oblag es Ysara, Sadia und Elian von ihrem neuen Verbündeten zu erzählen. Zuerst wollte sie sich jedoch davon überzeugen, dass ihr Gastgeber wohlauf war. „Es war nur die Tür offen und der Wind hat eine Vase hinuntergeworfen. Ich… ich war so erschrocken. Offenbar war jemand in eurem Zimmer!“ Ysara warf Areus einen kurzen Seitenblick zu, dann huschte ihr Blick zurück zu Fizz. "In meinem Zimmer?", spielte sie dann die Überraschte. "Ich hoffe, es ist kein weiterer Schaden entstanden. Ich habe zum Glück nichts von Wert im Zimmer gelassen." Ein weiterer, wissender Blick gen Areus, wobei es in den grünen Augen schelmisch funkelte. Er hatte sich wohl genau davon überzeugt, bevor er sie im Gasthaus bestohlen hatte. Aber Ysara war nicht sauer darüber, obwohl sie allen Grund dazu hätte. Aber er war ein Dieb aus dem Diebesbund und für den Augenblick fühlte sich das hier eher wie eine kleine Verschwörung zwischen ihnen an und wenn Ysara ehrlich war, genoss sie dieses besondere Gefühl.

Kurz darauf geleitete sie ihre Krähen hinauf in ihr Zimmer, um sie in alles einzuweihen. Dabei versuchte sie, möglichst bedacht vorzugehen, und begann mit dem wohl Wichtigsten, denn sie machte sich keine Illusionen darüber, dass Elian und Sadia Areus argwöhnisch beäugen würden. Daher wollte sie als Erstes ein paar Extrapunkte für ihn einsammeln und verriet den beiden, dass ihr Begleiter ein Dieb aus der Zunft war. Die Krähen reagierten genauso überrascht und ehrfürchtig wie Ysara vorhin. Jetzt nickte die Blonde bestätigend und ihre großen, funkelnden Augen verrieten, dass sie es selbst noch nicht ganz fassen konnte. "Es ist wahr!", grinste sie und für einen Moment sah man ihr doch wieder die Freude darüber an. Dann kam Ysara aber auch schon zum weniger schönen Punkt. Sie wusste eigentlich, dass sie mit keinem Wort rechtfertigen konnte, dass der Elf die Karte zerrissen hatte - Dieb hin oder her. Aber natürlich wollte Ysara ehrlich zu ihren Krähen sein und dazu gehörten auch die weniger schönen Fakten. „Er hat WAS?!“ Als sich Sadia mit dunklem Blick erhob, tat es die Blonde ihr gleich, die am Rand des Bettes Platz genommen hatte. Sie stand auf und befand sich damit zwischen Sadia und Areus, dem die Wut ihrer Freundin galt. "Sadia..", raunte sie und hob beschwichtigend ihre Hände, während sie ihre Freundin eindringlich ansah. Sie konnte ihre Wut verstehen, aber sie brauchte sie auch auf ihrer Seite. Sie war nicht glücklich über den Diebstahl und dass Areus die Karte zerrissen hatte. Aber es war nicht mehr zu ändern und sie mussten damit leben. Und so versuchte Ysara, es positiv zu sehen. Niemand sonst würde die Karte stehlen und ihnen in die Quere kommen können. „Hat er dir das erzählt?! Klingt mehr nach seinen Worten als nach deinen!“ Ysaras Blick fiel auf Elian, der sich neben Sadia stellte und ebenso missgelaunt aussah. Sie konnte es ja verstehen, aber.. "Er hat aber Recht", antwortete sie und machte klar, dass es tatsächlich Areus' Argumente waren. Sie fühlte die Wut, die in dem kleinen Zimmer hochkoche, und die Spannung, die sich zwischen ihren Freunden und ihr aufbaute. Mit Areus in ihrem Rücken kroch mit einem Mal die Befürchtung in ihr hoch, dass es auf ihre Freunde so wirken könnte, dass sie zwei verschiedenen Lagern angehörten. Das wollte Ysara um jeden Preis verhindern. Sie mussten doch zusammenhalten. Sie würden es nicht alleine schaffen und das versuchte sie auch, Elian und Sadia klarzumachen, zwischen denen Ysaras Blick hin und her huschte. Sie hatten nicht mal einen Plan, sie waren gerade mal bis ins nächste Dorf gekommen und der erstbeste Dieb hatte sie bestohlen.
„Ysi – das ist wirklich schwerwiegend. Wir haben die Karte gestohlen, sie war unser Besitz und …“ "Ich weiß ja", äußerte Ysara leiser. Dann sah sie zu Areus, der räuspernd einen Finger hob. Offenbar hatte er etwas dagegen einzuwenden. „Wenn ich kurz einhaken dürfte“ Ysara seufzte lautlos aufgrund der herrschenden Anspannung und schaute dann zu dem Dieb hinauf. Der besaß ein viel zu charmantes Lächeln, wie sie gerade feststellen durfte, das ihm als Dieb deutlich besser stand als zu dem überheblichen Tänzer, für den sie ihn gestern noch gehalten hatte. „dem effektivsten Trick der Welt! …und ich habe sie euch gestohlen. Somit ging sie in meinen Besitz über.“ Die Blonde hob eine Augenbraue. "Wir hätten es trotzdem anders regeln können", warf sie ein, um ihren Freunden zu zeigen, dass sie auf ihrer Seite stand, auch wenn es gerade eher so wirken mochte, dass sie mit Areus auf die beiden einredete.
„Die Zunft hat mich auf euch angesetzt. Wir können das also gemeinsam machen oder ich mache es allein.“ Sie schaute von Areus zu ihren Freunden zurück und legte ihnen die Vorteile dar, die sie aus der Zusammenarbeit ziehen konnten. Dann holte sie sich bei dem Nachtelf die Bestätigung ein, dass er sie sicher nach und aus Morgeria zurückbringen würde. „Das werde ich. Wobei man sagen muss, das ‚wieder raus‘… da schauen wir mal. Immerhin wissen wir nicht, was uns dort erwartet und ich mache ungerne Versprechungen, die ich dann nicht im Stande bin einzuhalten.“ Ysara musterte ihn für einen Moment: "Wird schon schief gehen, hm?", meinte sie mit einem etwas nachdenklichen Ton. Immerhin war er ehrlich, das schätzte sie, und vielleicht war es wirklich zu viel von ihm verlangt, darauf zu pochen. Er gab zu, dass auch er nicht wusste, was sie in Morgeria erwartete, trotzdem war seine Anwesenheit sicher von Vorteil. „Ach und, Magie… Bevor Areus sie jedoch endlich darüber aufklären konnte, äußerte sich Sadia, denen sie wohl schon zu weit voraus dachten.
„Das ist euer ernst… Einfach so?! Ich meine, es ist der absolute Wahnsinn, dass er … du weißt schon“ "Oder?!", grinste Ysara für einen Moment. „– aber… hast du dir… haben WIR uns das auch gut überlegt?!“ Ihre Freundin hatte sich nun mit dem Rücken zu Areus gestellt und Ysara schaute für einen Moment über ihre Schulter zu ihm, bevor sie den Blick ihrer Freundin suchte. "Ich weiß..", sagte sie verständnisvoll, als könne sie all die stummen Fragen in Sadias Kopf hören. Sie griff nach ihren Händen. "Er wird uns helfen - oder er geht allein. Ich vermute, er ist uns bereits drei Schritte voraus." Sie sah ihre Freundin verständnisvoll an, während sie dem Nachtelf dieses Zugeständnis machte, der im Rücken ihrer Freundin schmunzelte. Sie war überzeugt von ihren Worten und sie verstand, dass ihre Freundin das alles erst einmal verdauen musste, aber es gab in ihren Augen keine denkbare Alternative. Und für die Hilfe des Nachtelfen würden sie nur einen geringen Anteil des Schatzes abgeben müssen, wie sie weiter erklärte. Als sie von Tami sprach, schaute sie Elian an und bei seinem Blick bereute sie es fast, seine Schwester erwähnt zu haben. Sie konnte ihm ansehen, dass er schwer daran zu knabbern hatte, aber sie würde Tami nicht vergessen und auch nicht außen vor lassen.

Sie mussten eine Entscheidung treffen. Ysara hatte das schon getan und es überkam sie die Sorge, dass Elian und Sadia anders entscheiden würden und das Ganze in einem großen Desaster enden könnte. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie dann tun würde. Einen Raubzug mit einem Dieb der Zunft war eine einmalige Chance, die sie wohl nie wieder bekommen würde. Vermutlich wirkte Ysara auch deshalb so erpicht darauf, dass die anderen beiden zustimmen. Sie hatte Sadias Hände inzwischen losgelassen und wieder etwas Abstand zu ihr eingenommen. Nun trat der Elf an ihre Seite und Ysara bemerkte, wie aufgeregt sie bei dem Gedanken an die gemeinsame Reise war und wie groß ihr Wunsch war, diese Sache mit ihm gemeinsam durchzuziehen.
„So, wie ich es Ysara sagte, sage ich es euch auch: Ich bin nicht hier, um euch etwas wegzunehmen. Aber ihr werdet eingestehen müssen, dass diese Nummer ein wenig zu groß geraten ist. Was auch immer uns dort erwartet… Wie wollt ihr das leisten? Ohne Kontakte, dem nötigen Wissen, der Hilfe, die die Zunft euch bietet? Es ist ein Fakt, dass die Diebe Interesse an diesem ominösen Schatz haben und sie werden entweder ohne euch dorthin gehen… oder mit euch.“
„Ist das eine Drohung?!“, fragte Sadia knapp und Elian seufzte. „Er hat aber Recht, Sadia.“ Elian traf nicht nur das überraschte Augenpaar seiner Freundin, sondern auch Ysaras. „Er hat Ahnung, eine ganze Diebeszunft im Rücken und vermutlich ein enggeknüpftes Netzwerk. Wir… profitieren davon.“ Erleichterung keimte in der blonden Diebin auf. Wenn der analytische und pragmatische Tüftler ihrer Bande für diesen Plan war, war das schone die halbe Miete. "So ist es", lächelte sie und blickte für einen Moment zu Areus an ihrer Seite hinauf.
„Aber… Ich kenne die Karte auch und werde merken, wenn da etwas falsch läuft!“, warf Elian ein und Ysaras Blick huschte während dem Wortwechsel zwischen den beiden Männern hin und her.
„Dann sind wir ja sicher, sollte einer von uns einen Schlag auf den Kopf erhalten!“
"Also Elian kann einiges einstecken", bescheinigte sie ihrem Freund und nickte diesem zu. Sie wollte klar machen, dass sie, auch wenn das hier anders wirken mochte, hinter ihren Krähen stand. Nur Sadia schien noch nicht überzeugt zu sein und äußerte sich empört.
„Moment mal, sind wir jetzt also alle Freunde?? Alles völlig in Ordnung??“
“Sadia – richtig? – Was möchtest du? Wenn du lieber dein Glück allein versuchen willst, nur zu, dann suche dir aber kleinere Ziele als… Morgeria. Übe, lerne und wende an. Wenn du aber ambitioniert bist und die Basis kannst… dann komme mit.“
Auch Ysara sah Areus hinterher, als er hinüber zum Fenster ging. Dann traf ihr Blick auf den ihrer Freundin. Auf die stumme Frage, was sie da für einen Kerl abgeschleppt hatte, verzog Ysara kurz den Mund und zuckte mit den Schultern. "Bitte Sadia, ich brauch dich in Morgeria. Genauso wie wir seine Hilfe und sein Wissen brauchen. Wir müssen keine Freunde sein und nicht auf heile Welt machen, aber.. so eine Chance bekommen wir nie wieder", raunte sie leise ihrer Freundin zu. Sie meinte es tatsächlich so, auch wenn da eine Menge Eigennutz mit reinspielte. Die Krähen würden diese Chance nie wieder bekommen und sie persönlich auch nicht - und Ysara war ganz offensichtlich Feuer und Flamme dafür, gemeinsame Sache mit Areus im Namen der Zunft zu machen.

Da stellte der Dieb die nächste Frage in den Raum, als wüsste er schon die Antwort. „Könnt ihr kämpfen?“ Die Krähe wechselte einen Blick mit Sadia und Elian. Dieser hatte ihr einige Handgriffe, Schläge, Tritte und Taktiken gelehrt, aber ob das das war, was Areus unter Kämpfen verstand, bezweifelte sie. „Diebe müssen nicht kämpfen können, wenn sie geschickt und schlau sind. Wenn sie einen Plan haben, die Absicherung stimmt und man sich auf alles auch noch wirklich verlassen kann.“ Ysara runzelte die Stirn und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Seine Worte klangen danach, als würde all das nicht auf ihren geplanten Diebstahl zutreffen - oder auf den zurückliegenden Diebstahl der Karte. „Aber das braucht Jahre, versteht ihr? Man sagt ‚keine Ehre unter Dieben‘. Aber das stimmt nicht ganz. Die Zunft wurde aus eben jenem Grund gegründet und wir sind eine Gemeinschaft geworden, auf die man sich verlassen kann. So, wie bei euch. Trotzdem solltet ihr euch im Klaren darüber sein, dass eure ‚Krähen‘, mit dem Stehlen des ‚falschen‘ Gegenstandes, den Kinderschuhen entwächst. Man wird euch jagen. Ein guter Dieb hinterlässt keine Spuren. Ihr habt nun einen kleinen Fehler begangen, doch das bedeutet nicht, dass es für euch nicht weitergehen kann.“ Die Blonde runzelte die Stirn und musste leider zugeben, dass er Recht hatte. Trotzdem wollte oder konnte sie das nicht ohne Widerworte stehen lassen, weil sie das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen. "Wir hatten nicht viel Vorlauf und mussten improvisieren", erwiderte sie daher nüchtern. Sie wollte keine Diskussion darüber starten, aber sie wollte es auch nicht auf sich sitzen lassen. Sie hatten wirklich keine Glanzleistung vollbracht und waren tatsächlich ziemlich planlos von einer Misere in die nächste getappt.
„Du bist der Tüftler, nicht wahr?“ Ysara schaute zu Elian, der nickte. „Ihr seid die Anführerinnen.“ Dann sah sie zurück zu Areus und die grünen Augen trafen auf die sonderbaren violetten des Nachtelfen, bevor sie einen zustimmenden Laut von sich gab. „Dann führt und plant. Lasst euch nicht wie Vieh durch das Land treiben. Vashnar informiert in diesem Augenblick, dass jemand die Karte gestohlen hat und kommen wird, den Schatz zu holen. Ein guter Dieb weiß auch, wem er da eigentlich ans Bein pinkelt. Das war euer schwerster Fehler und dennoch plant-und-führt!“ Areus' Lächeln machte zumindest deutlich, dass er es wohl nicht ganz so hart meinte, wie seine Worte zuerst klangen. Ysara löste ihre ablehnende Haltung, seufzte und ließ sich aufs Bett plumpsen, wo sie sich mit den Händen auf der weichen Matratze abstützte.
„Wie geht es von hier weiter?“
„Mein Plan sah vor, sich bis Andunie durchzuschlagen. Dort Vorräte aufzustocken.“ Elian war anzumerken, dass die Anwesenheit des Diebes ihn auf eine gewisse Weise einschüchterte und Ysara konnte es vollkommen nachvollziehen. Auch sie gab viel auf die Meinung des Diebes aus der Zunft. Er würde ihnen einiges beibringen können und Ysara freute sich schon jetzt darauf, aber das bedeutete offenbar auch, Kritik anzunehmen und sich dem Urteil des Elfen auszusetzen. Das war nicht ganz so leicht, wie die Krähen nun bemerken dürften.
„Andunie ist besetzt“, äußerte Areus und Ysara schnaubte, um ihre geringe Meinung über die Dunkelelfen zum Ausdruck zu bringen.
„Das stimmt. Daher würden Verfolger sicher davon ausgehen, dass wir durch die Wälder nach Morgeria gehen.“ Ysara schaute ihre Freundin an, bis ihr bewusst wurde, dass Areus nun sie anschaute und sie zu dem Elfen sah.
„Die Wälder bieten den meisten Schutz. Aber ist es auch der sicherste Weg? Was denkt ihr, Ysara? Wie gelangen die Krähen an ihr Ziel?“
"Ihr?", fragte sie als Erstes und hob eine Augenbraue. Waren sie nicht schon beim Du gewesen? Immerhin hatte er auch die anderen beiden nicht so förmlich angesprochen, sodass ihr dies direkt auffiel und sie ihn irritiert ansah und für zwei Sekunden musterte. "Ich weiß es nicht", sagte sie dann ehrlich, fuhr dann aber nach einer kurzen Pause fort. "Aber ich denke, Vashnar wird nicht nur jemanden nach Morgeria schicken, um über unser Kommen zu informieren. Er wird uns bestimmt suchen lassen und seine Soldaten mit Pferden losschicken. Sie werden Andunie und die Städte auf dem Weg nach Morgeria sehr viel schneller erreichen als wir. Andunie ist besetzt, das stimmt. Als Hauptmann hat Vashnar bestimmt einige Beziehungen in den Städten aufgebaut. Den Dunklen in Andunie wäre es bestimmt ein besonderes Vergnügen, uns auszuliefern. Sie werden ihre Augen und Ohren bestimmt überall in der Stadt haben", ließ sie die anderen an ihren Gedanken teilhaben. Bei der Vorstellung, geschnappt zu werden, wurde ihr direkt übel. Sie wollte den Dunkelelfen auf keinen Fall in die Hände gelangen. "Die Wälder sind groß, sie bieten viel mehr Schutz als die Routen durch die Stille Ebene. Dort gibt es nichts außer Gras, keine Verstecke oder ähnliches. Ich denke, wir sollten durch die Wälder reisen. Sie erstrecken sich bis zum Drachengebirge, viel Platz zum Verstecken." Während sie redete, hielt sie den Blick gesenkt und rief sich die Landkarte Celcias ins Gedächtnis. Gleichzeitig versuchte sie, sich in ihren Feind hineinzudenken. "Vashnar war zuletzt in Zyranus, er kennt also auch die Wälder und vielleicht schickt er seine Männer auf die üblichen Wege, um uns zu finden. Deshalb sollten wir die üblichen Wege lieber meiden", überlegte sie laut. Erst jetzt tauchte sie aus ihren konzentrierten Überlegungen auf und ihr Blick klärte sich. Sie sah Areus an. "Wenn wir erst einmal bis zum Drachengebirge gekommen sind, können wir uns immer noch entscheiden, ob wir über Pelgar nach Morgeria gelangen, oder.. von deiner Heimat aus. Gibt es keine Schleichwege von dort oder so? Im Norden kennst du dich wohl besser aus, aber dafür haben wir dich, nicht wahr?", gab sie mit einem kleinen Grinsen zu. Ob ihre Ausführungen seinem Urteil genügten? Gespannt wartete sie auf die Reaktion des Elfen. Dann fiel ihr jedoch mit einem Mal wieder Sadia ein, deren endgültige Entscheidung noch ausstand. Oder konnte sie ihr Schweigen auf Areus Wiederworte zuvor als Zustimmung interpretieren? Ysara schaute zu ihrer Freundin hinüber, um zu sehen, was sie nun von all dem Ganzen hielt.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Januar 2024, 13:01

Es war nicht so leicht die Begeisterung zu verbergen, die Areus auszulösen vermochte. Es ging Ysi nicht allein so, denn auch ihre Freunde fühlten die Aufregung, ob seiner Person. Allerdings vernebelte ihnen das nicht den Verstand und sie versuchten wenigstens ein wenig die Oberhand zu behalten. Der Nachtelf mit dem viel zu gutem Aussehen aber entkräftete ein Gegenargument nach dem nächsten. Er blieb offen, mitteilsam und schien sie in sämtliche Geheimnisse einzuweihen, die dieses Unterfangen betrafen und sich nicht seiner Kenntnis entzogen. Areus spielte scheinbar mit offenen Karten und das konnte auch Sadia irgendwann nicht mehr leugnen. Zugleich führte er selbst Argumente an, die sie nicht so einfach fortwischen konnte. Und er hatte ja wirklich Recht… Sie waren den Kinderschuhen – zwangsweise! – entwachsen und mussten sich neu formieren, sich Helfer suchen und sich ausstatten. Es war einfach ein verdammt guter Zufall, dass ihnen ausgerechnet jemand vom Bund der Diebe über den Weg lief und dann auch noch so.. hilfsbereit war. Aber auch für diese zwielichtigen Umstände hatte Areus eine gute Antwort. Seine Zugehörigkeit zum Bund war schlicht und ergreifend überzeugend. Denn so, wie auch die Krähen einen Codex hatten, besaß die altehrwürdige Zunft der Diebe auch einen. Und daran hielt man sich, wollte man dazugehören, sonst wurde man verstoßen. Nun musste sich auch die blonde Krähe plötzlich der Gefahr gegenübersehen, verstoßen zu werden. Sie hatte selbst gegen ihren eigenen Kodex verstoßen und weihte jemand Fremdes ein. Hier lag der Fall etwas anders begründet, denn Areus hatte sich quasi selbst eingeladen… trotzdem. Mit einem Mal wurde Ysi das Gefühl nicht los, dass sie sich hier würde entscheiden müssen. Als würden ihre Freunde ihr nun den Rücken kehren, weil sie etwas wollte, das die anderen nicht akzeptieren konnten. Ihre Freude hatte sich so schnell in Akzeptanz gewandelt, dass sie dabei vielleicht übersah, dass andere nicht demselben Charme von Abenteuer und Geheimnissen verfielen. Und auch wenn Ysara selbst bereits viel hat, dafür opfern müssen, ging nicht jeder gleich mit dem Opfer um. Doch Ysi konnte sich wieder auf ihre Krähen verlassen. Das war der Grund, warum sie zusammen waren. Nicht immer waren sie einer Meinung, nicht immer ging alles in dieselbe Richtung, aber sie waren Freunde und fester zusammengeschweißt als irgendetwas sonst.

Und dieses Mal bewies Elian, dass er sich als vollwertiges Mitglied dieses Bundes betrachtete. Unabhängig davon, dass seine Schwester nicht mehr bei ihnen war. Die Blonde war erleichtert die Worte aus dem Mund des analytischen Verstandes zu hören. Nicht nur ihre Euphorie sprach dafür, auch faktisch gute Gründe, die sogar durch Elian’s Verstand gelangten und für gut befunden wurden. Einzig Sadia zierte sich noch etwas. Sie war wohl der misstrauischste Mensch, den man kennenlernen durfte. Ihr Leben in Grandea’s Armenviertel hatte sie hart gemacht und gleichzeitig jedwede sorglose Freude geraubt. Sie meinte es nicht mal böse, aber ihr wurde nie etwas geschenkt und sie musste stets selbst auf der Hut sein. Wenn man alleine aufwuchs und heranreifte, übersah man manchmal auch Dinge, die Mitmenschen einem hätten reflektieren können. Aber sie war keine grummelige, unheimliche Katzenlady geworden. Sie war nur vorsichtig. "Bitte Sadia, ich brauch dich in Morgeria. Genauso wie wir seine Hilfe und sein Wissen brauchen. Wir müssen keine Freunde sein und nicht auf heile Welt machen, aber.. so eine Chance bekommen wir nie wieder" Die Brünette musterte ihre Freundin unwillig. „Und was, wenn er uns doch verrät? Dann sitzen wir in Morgeria und haben… nichts erreicht. Auf uns können wir uns wenigstens verlassen!“, flüsterte sie, obwohl Areus sie gewiss hören konnte, ob seiner Ohren. Aber der Nachtelf ließ sich nichts diesbezüglich anmerken. Er gab den Frauen ihren Moment für sich. Für einen Moment hingen Sadia’s Fragen in der Luft, doch dann seufzte sie und drückte die Hände von Ysi. „Ich… ich will dir da vertrauen, Ysi. Ich hoffe nur, wir bereuen es nicht..“, lenkte sie ein und machte zumindest der Blonden ein Zugeständnis. Sie vertraute Ysara, wie kaum einer zweiten und wenn sie sich so sicher war, dann wollte Sadia das akzeptieren. Sie musste nicht an Areus glauben – sie musste nur an Ysi und Elian glauben. „Also schön. Packen wir es an!“, willigte auch die letzte Krähe ein und Areus stieg gleich ins nächste Thema ein. Die nächsten Worte seitens des Diebes waren nicht sonderlich leichte Kost. Er hielt ihnen den Spiegel vor und gleichzeitig aber zeigte er ihnen, dass man alles optimieren konnte. Sie mussten sich nicht schämen, er räumte ihnen den Fehler wertfrei ein. Auch wenn es am Stolz der Blonden kratzte, hatte Areus schlicht recht. Womit er allerdings nicht recht hatte, war die Anrede ihr gegenüber.
"Ihr?" Er grinste kurz auf und nickte. „Einer Dame von Stand gebührt nötiger Respekt, nicht wahr?“ räumte er etwaige Zweifel aus, dass er einem Fehler aufgesessen war. Er blieb dabei. Offenbar wahrte er eine Distanz, die ihn jedoch nicht davon abhielt, ihr näher zu kommen oder gar mit ihr zu tanzen. Trotzdem mutete es seltsam an, dass er Ysara weiterhin höflich ansprach, während er Sadia und Elian duzte. Eine Eigenheit? Oder etwas anderes… ? "Aber ich denke, Vashnar wird nicht nur jemanden nach Morgeria schicken, um über unser Kommen zu informieren. Er wird uns bestimmt suchen lassen und seine Soldaten mit Pferden losschicken. Sie werden Andunie und die Städte auf dem Weg nach Morgeria sehr viel schneller erreichen als wir. Andunie ist besetzt, das stimmt. Als Hauptmann hat Vashnar bestimmt einige Beziehungen in den Städten aufgebaut. Den Dunklen in Andunie wäre es bestimmt ein besonderes Vergnügen, uns auszuliefern. Sie werden ihre Augen und Ohren bestimmt überall in der Stadt haben", beantwortete sie daraufhin seine Fragen. Areus nickte leicht.

Es entbrannte eine kleine Diskussion über den besten Weg und Ysara wählte schlussendlich die Wälder. Elian nickte leicht bei ihren Argumenten. „Das stimmt. Es wäre quasi Wahnsinn, sich nach Andunie durchzuschlagen. Aber… Was wäre, wenn wir den Seeweg nehmen? Wenn wir per Schiff nach Andunie segeln und von dort dann über den Fluss weiter gelangen? Wir können durch Mashmoor und dann nach Morgeria…“, warf er in den Topf und Areus beobachtete die klugen Köpfe, die er da aufgelesen hatte. „Die Wälder sind absolut der sicherste Weg. Aber… das weiß Vashnar auch, nicht wahr? Womit er wohl nicht rechnen würde, wäre die Frage. Und das wäre der Weg Richtung Andunie. Denn, Ysara, wie ihr bereits sagtet: Die Stille Ebene bietet kaum genug Schutz, wenn man nicht weiß, wie man sie überwindet.“, Areus spielte mit einer Münze herum, die er immer wieder über seine Fingerrücken tanzen ließ. Ysara ahnte vielleicht, woran er dachte. „Könnt ihr reiten?“, fragte er dann Sadia und Elian und sie hoben überrascht die Augenbrauen. „Du willst bis Andunie reiten?“, Elian verzog das Gesicht. „Was ist mit meiner Seeweg-Theorie?“, fragte er verzweifelt und blickte Ysara und Sadia flehend an. Der Tüftler hatte es nicht so mit Tieren im Allgemeinen. Sie waren für ihn unberechenbar und das lag ihm generell nicht so gut. "Wenn wir erst einmal bis zum Drachengebirge gekommen sind, können wir uns immer noch entscheiden, ob wir über Pelgar nach Morgeria gelangen, oder.. von deiner Heimat aus. Gibt es keine Schleichwege von dort oder so? Im Norden kennst du dich wohl besser aus, aber dafür haben wir dich, nicht wahr?" Areus lächelte schief und hob die Schultern. „Wenn ihr wissen wollt, ob es einen direkten Pfad zwischen Nachtelfen und Morgeria gibt, muss ich euch enttäuschen Ysara. Aber… ja, es gibt Wege und nicht alle liegen offensichtlich da.“, fügte er geheimnisvoll hinzu. Sein Blick ruhte auf ihr und er lächelte noch einen Moment, doch dann wandte er sich auch den anderen zu. „Also? Was darf es sein? Schiff oder Pferd?“, wollte der Dieb wissen und Elian platzte sofort mit dem ‚Schiff‘ heraus, während Sadia endlich mal etwas lächelte. Sie klopfte Elian auf die Schulter. „Schiff.“, wählte auch sie und sie warteten auf Ysara. „Ganz gleich, wie ihr euch entscheidet: Tut es bald. Bevor man euch in Bernar vermutet, weil Alberna leer ist.“, warnte Areus. Dann schaute er abermals aus dem Fenster. „Ich schlage vor, ihr werdet jetzt noch etwas ruhen. Wir alle sollten das. Und dann brechen wir bei Dämmerung auf.“, er wandte den Blick erneut Ysara zu, weil ihre Entscheidung noch ausstand. „Also, was darf es sein, Gnädigste?“, spielte er wieder den Adelsmann und verneigte sich theatralisch vor ihr. „Soll ich ein Schiff kapern? Oder für euch… die Pferde stehlen?“, säuselte er und Sadia verzog angewidert das Gesicht. Elian grinste nur breit. Er mochte den Kerl.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Dienstag 23. Januar 2024, 21:01

„Und was, wenn er uns doch verrät? Dann sitzen wir in Morgeria und haben… nichts erreicht. Auf uns können wir uns wenigstens verlassen!“ Ysara stutzte bei den leisen Worten ihrer Freundin kurz, denn sie weckten eine Möglichkeit in dem Blondschopf, die sie bisher gekonnt ignoriert hatte - oder die ihr vor lauter Ehrfurcht gar nicht in den Sinn gekommen war. Sie war so begeistert und fasziniert von der Aussicht, mit einem Dieb der Zunft zusammenzuarbeiten, dass sie über den Wahrheitsgehalt von Areus Worten gar nicht weiter nachgedacht oder diesen hinterfragt hatte. „Ich… ich will dir da vertrauen, Ysi. Ich hoffe nur, wir bereuen es nicht..“ Kurz sah Ysara an Sadia vorbei zu Areus. "Wenn er uns verrät, wird er die Krähen erst richtig kennenlernen und wir treten ihm in den Ar.. Allerwertesten", korrigierte sie sich noch rechtzeitig. Wie auch immer das genau aussehen würde und ob sie überhaupt die Möglichkeiten dafür besäßen. Sie musterte Areus. Ob er sich anmerken ließ, dass er die leisen Worte sicherlich trotzdem hörte? Wenn er zu ihr sehen würde, würde sie ihm einen herausfordernden Blick zuwerfen. Sie fragte sich nun doch, ob sie ihm zu voreilig traute. Aber er hatte sie offenbar schon eine Weile beobachtet. Wer außer die Diebeszunft aus Grandea sollte Interesse an den Krähen haben? War das alles nur eine List von ihm? Seine Begründungen waren ihr jedoch logisch erschienen. Ysara konnte sich das nicht vorstellen - oder wollte es einfach nicht. Andererseits fehlten ihnen tatsächlich Beweise für seine Person. „Also schön. Packen wir es an!“ Ysara lächelte Sadia zu, während ihr die Worte ihrer Freundin noch eine Weile im Kopf herum schwirren würden.

Im Laufe des weiteren Gespräch überraschte der Elf sie, als er sie weiterhin mit der höflichen Anrede ansprach. Auf Nachfrage unterstrich er, dass er diese durchaus für angemessen hielt. „Einer Dame von Stand gebührt nötiger Respekt, nicht wahr?“ Da hob sich eine der feinen Augenbrauen. "Sehe ich aus wie eine Dame 'von Stand'? Jetzt und hier, unter all den Umständen?", wollte sie mit einem skeptischen Unterton wissen und klang fast ein wenig beleidigt. Sie hoffte, dass das Thema mit diesem Einwand erledigt wäre. Gleichzeitig hörte sie heraus, dass er selbst offenbar nicht von hohem Stand war. Sie hatte es nach seiner Offenbarung zwar vermutet, war sich aber bis jetzt nicht gänzlich sicher gewesen. Doch ihm war es einerlei gewesen, wie sie ihn ansprach, weshalb sie davon ausging, dass er kein Herr aus den höheren Kreisen war. Als das geklärt war - oder auch nicht - gingen sie über zu einer Diskussion, die ihre weitere Reiseroute betraf. Nach ihren laut geäußerten Gedanken wartete sie auf Areus' Urteil, der aber lediglich nickte. Stattdessen warf Elian eine weitere Idee in den Raum. „Das stimmt. Es wäre quasi Wahnsinn, sich nach Andunie durchzuschlagen. Aber… Was wäre, wenn wir den Seeweg nehmen? Wenn wir per Schiff nach Andunie segeln und von dort dann über den Fluss weiter gelangen? Wir können durch Mashmoor und dann nach Morgeria…“
"Mit dem Schiff?", warf Ysara abermals skeptisch ein und blickte in die Runde. "Was denn für ein Schiff?", wollte sie dann wissen und sah weiter zu Areus.
„Die Wälder sind absolut der sicherste Weg. Aber… das weiß Vashnar auch, nicht wahr? Womit er wohl nicht rechnen würde, wäre die Frage. Und das wäre der Weg Richtung Andunie. Denn, Ysara, wie ihr bereits sagtet: Die Stille Ebene bietet kaum genug Schutz, wenn man nicht weiß, wie man sie überwindet.“ Die Blonde nickte, als sie über seine Worte nachdachte. Der Weg über die Stille Ebene war tatsächlich der gefährlichste, weil sie nirgends Deckung finden würden. Es war naheliegend, wenn Vashnar dachte, dass sie diesen Weg deshalb nicht einschlugen oder er ihnen diesen Weg einfach nicht zutrauen würde. Einige Momente lang verfolgten die grünen Augen die Bewegungen der Münze, die Areus scheinbar ohne Anstrengung über seine Hand wandern ließ. Sie fragte sich, ob das wohl schwer war.
„Könnt ihr reiten?“ Ysara hob zweifelnd eine Augenbraue und sah in die Gesichter von Sadia und Elian, die so überrascht guckten, wie sie sich das vorgestellt hatte. „Du willst bis Andunie reiten? Was ist mit meiner Seeweg-Theorie?“ Sie fing den hilflosen Blick ihres Tüftlers auf. "In Grandea war es für uns bisher nicht nötig, reiten zu können", warf sie zu Elians Verteidigung ein und ließ ihre eigenen Reitfähigkeiten außen vor, von denen sich der Elf vorhin hatte überzeugen können. Doch es nützte ihnen nichts, wenn sich zwei von ihnen nur mit Müh und Not auf einem Pferderücken halten konnten. "Falls wir doch verfolgt werden, wird das eine kurze Verfolgungsjagd", prophezeite sie und bezweifelte, dass sie so auf den Pferden schnell voran kommen würden und schon gar nicht Verfolgern auf der Grasebene entkommen würden, die Ysara nicht ganz ausschließen konnte. Ein Schiff hatte sie bisher in Ermangelung eines Hafens in der Nähe aber auch nicht in Betracht gezogen.

Sie musste noch ein wenig darüber nachdenken, was nun der bessere Weg wäre und dachte wohl schon einen Schritt weiter, als sie wissen wollte, ob es im Norden Schleichwege gab, die ihnen weiterhelfen würden. „Wenn ihr .." "Du", korrigierte sie mit schief gelegtem Kopf und sah ihn mit einem zuckersüßen Lächeln an. ".. wissen wollt, ob es einen direkten Pfad zwischen Nachtelfen und Morgeria gibt, muss ich euch enttäuschen Ysara. Aber… ja, es gibt Wege und nicht alle liegen offensichtlich da.“ Für ein paar Augenblicke sahen sie sich stumm an, denn Ysara wich seinem Blick nicht aus. Vielmehr versuchte sie in seinem Blick zu ergründen, was er damit meinen könnte. "Soll heißen?", fragte sie dann schlicht und hob auffordernd eine Augenbraue.
„Also? Was darf es sein? Schiff oder Pferd?“ Es überraschte sie nicht, dass Elian sich sofort für das Schiff entschied und sie bedachte ihn mit einem Schmunzeln. Sadia stimmte ihrem Freund kurz darauf bereits zu. „Ganz gleich, wie ihr euch entscheidet: Tut es bald. Bevor man euch in Bernar vermutet, weil Alberna leer ist. Ich schlage vor, ihr werdet jetzt noch etwas ruhen. Wir alle sollten das. Und dann brechen wir bei Dämmerung auf.“ Als sich der Elf vom Blick aus dem Fenster abwandte und zu ihr sah, nickte sie zustimmend. Ausruhen klang nach der zurückliegenden Nacht wie Musik in Ysaras Ohren.
„Also, was darf es sein, Gnädigste?“ Areus verneigte sich plötzlich theatralisch vor ihr und Ysara war so überrascht, dass sie das belustigte Schnauben nicht mehr aufhalten konnte, das sich ihrer Kehle entrann. „Soll ich ein Schiff kapern? Oder für euch… die Pferde stehlen?“, säuselte er ziemlich überzeugend. Und Ysara? Die war überrascht, dass seine Worte nicht auf den üblichen Widerstand in ihrem Inneren stießen. An dem war schon so mancher Galant abgeprallt und gestern hatte auch Areus ihn zu spüren bekommen, als er sie zum Tanz aufgefordert hatte. Aber da hatte sie ja auch noch nicht gewusst, dass er ein Dieb der Zunft war. Und während die von Sadia geweckten Zweifel im Angesicht seines Charmes schon wieder verblassten, weckten seine Worte komischerweise etwas, das sich ganz neu für Ysara anfühlte. Areus bewies, dass er spontan und abenteuerlustig war. Er vermittelte ihr das Gefühl, dass er tun würde, was sie wollte, aber das auf seine ganz eigene Art, die sich von der Überheblichkeit ihrer sonstigen Verehrer abhob. Er kitzelte die Abenteuerlust in ihrem Inneren. Er ließ alles so leicht erscheinen, wie sie es sich so oft ausgemalt hatte - mit Cassian an ihrer Seite. Ysaras Lächeln wurde in dem Moment, als sie an den Erben dachte, deutlich schwächer. Wie oft hatte sie Cassian vorgeschlagen, einfach abzuhauen, doch jedes Mal aufs Neue hatte er sich dagegen gesträubt. Und jetzt stand dieser Nachtelf vor ihr und die ganze Welt schien ihr plötzlich offen zu stehen. Areus würde es wohl bemerken, dass er sie durch seine Worte oder sein Handeln an etwas Unliebsames erinnerte, als Ysara den Blick in seine violetten Augen plötzlich abbrach und ihr eben noch belustigtes Lächeln verblasste. Sie schaute an ihm vorbei zu dem Fenster hinter ihm. Der Gedanke daran, dass Areus ihr bot, was sie sich immer von Cassian gewünscht hatte, verunsicherte sie plötzlich. Vielleicht steigerte sie sich ja doch in etwas hinein, nur um zu flüchten - vor wen oder was das auch sein mochte? Ysara verschloss ihre Miene und räusperte sich kurz. Als sie Cassian für den Moment erfolgreich verdrängt und sich wieder gefasst hatte, schaute sie in die Runde, als wäre nichts gewesen.
"Also gut, dann nehmen wir das Schiff. Ich wollte schon immer das Meer sehen", grinste sie, auch wenn das noch etwas aufgesetzt wirkte. Es stimmte zwar, dass sie sich schon immer ausgemalt hatte, ans Meer zu reisen. Tatsächlich war das aber nicht der wahre Grund, wieso sie sich für den Seeweg entschied. Elian und Sadia präferierten diesen Weg und sie hatten genauso viel Entscheidungsmacht wie Ysara, der die Meinung jeder Krähe wichtig war. "Wir sollten uns aber nicht zu lange in Andunie aufhalten. Ich schätze, wir können uns nirgendwo wirklich sicher vor Vashnar fühlen", fügte sie dann ernst an. Danach schaute sie noch einmal zu Areus. "Dann bin ich gespannt, wo du ein Schiff herzauberst und ob du dir da nicht ein bisschen viel vorgenommen hast." Für einen Moment huschte ein Schmunzeln über ihre Lippen. Dann hob sie den Zeigefinger. "Eine Sache noch: Unter den Krähen sind wir alle gleich. Namen sind Schall und Rauch und auch auch der Stand hat hier keine Bedeutung." Sie musterte den Nachtelfen und falls er immer noch nicht überzeugt war, fügte sie an: "Es könnte unterwegs auch ziemlich auffällig sein, mich so anzusprechen. Das bleibt den Leuten bestimmt im Gedächtnis und das sollten wir in jedem Fall vermeiden." Immerhin sah sie wie eine gewöhnliche Reisende aus, genau wie Areus, Sadia und Elian. Sie kleidete sich wie ihre Freunde und redete wie sie. Ysara wollte nichts Besseres sein und nicht aus der Reihe tanzen. Und in jedem Fall wollte sie unauffällig und unerkannt bleiben.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Januar 2024, 12:20

Im weiteren Gespräch sah es Areus offenbar nicht als nötig an, ihrer Bitte nach einer formlosen Anrede nachzukommen. Der Nachtelf hielt daran fest und da sie wichtigere Dinge zu klären hatten, beließ es Ysara auch dabei. Hier und dort folgte mal ein auffordernder Blick oder eine erhobene Augenbraue, doch alles in allem, konzentrierten sie sich auf die Überzeugung von Sadia und das Besprechen einer möglichen Route. Ysara hatte absolut Recht, dass es am sichersten durch die Wälder hindurch wäre und jeder stimmte ihr darin zu. Es war aber Areus, der die Krähen anhielt, auch ein wenig, um die Ecken zu denken. Wenn also Andunie besetzt, das Grasland schutzlos und der Weg dorthin Wahnsinn wäre… Wieso nahmen sie ihn dann nicht? Versteckte man sich nicht gerade in falschen Annahmen am besten? Die Idee war etwas, das Ysara durchaus verstehen und vor allem sich dafür erwärmen konnte. In ihr lebte ein neues Gefühl auf, das sie beflügelte und ihr suggerierte, dass nun eine neue Zeit anbrach. Allerdings erinnerte es sie auch daran, welche Pläne und stummen Hoffnungen sie bereits mit Cassian gehabt hatte. Es war nicht leicht zu erkennen, dass nicht grundsätzlich ihre Vorstellungen utopisch gewesen waren, sondern auch Cassian selbst dazu beigetragen hatte, dass sie nicht wahr wurden. Denn ganz offensichtlich gab es durchaus Möglichkeiten, seine Träume zu leben. Areus hielt ihr gerade die Tür zu einer neuen Welt offen und sie brauchte nur seine Hand zu ergreifen und hindurchzutreten. Ysara bedauerte, dass es nicht damals mit Cassian so leicht gewesen war. Obwohl es einzig ihre Entscheidung gewesen wäre. Noch bevor das alles mit den Dunklen losging. Schon damals hatte sie ihn gefragt, ob sie nicht einfach weglaufen wollten. Er hätte nur ja sagen müssen und… Ysara versuchte sich nicht mit dieser Erinnerung mehr als nötig zu belasten. Die Dinge lagen, wie sie lagen und jetzt stand das Abenteuer in Form eines viel zu charmanten Nachtelfen in ihrem Zimmer in ‚Fizz‘ Herberge‘ und bot ihr an, das Abenteuer selbst zu wählen. "Also gut, dann nehmen wir das Schiff. Ich wollte schon immer das Meer sehen" „JA!“, jubelte Elian und Sadia grinste ihm zu.
Es war pure Erleichterung, die da aus dem Mann sprach und sie amüsierte sich darüber. Angst hatte Sadia vor Pferden nicht, aber wie Ysara bereits bemerkte, war es nie nötig gewesen, überhaupt auf eines zu steigen. Sie würden sich die Hintern wund reiten und kaum im Sattel bleiben können. Auch Areus schmunzelte bei der Freude, nickte dann aber. „Ein Schiff also.“ Er schien kurz nachzudenken und verfiel in Brüten, bis er dann noch mal den Sonnenstand prüfte. „In Ordnung. Dann nutzt die Zeit, eure Kräfte zu sammeln, wir müssen uns ranhalten, wenn wir… Unsere Mitfahrgelegenheit rechtzeitig erreichen wollen!“, drückte er sich bewusst vage aus und lächelte schelmisch über die Schulter. Daraufhin aber griff Sadia nach Elian’s Hand und wollte ihn schon mit sich ziehen, um ‚die Zeit zu nutzen‘, als Ysara das Wort noch mal erhob. "Wir sollten uns aber nicht zu lange in Andunie aufhalten. Ich schätze, wir können uns nirgendwo wirklich sicher vor Vashnar fühlen" Einstimmiges Nicken folgte. Sie durften nicht sorglos werden, das stimmte. "Dann bin ich gespannt, wo du ein Schiff herzauberst und ob du dir da nicht ein bisschen viel vorgenommen hast."

Areus blinzelte selbstsicher und verschränkte die Arme. „Abwarten, meine Liebe. Es wird euch die Skepsis schon noch im Halse stecken bleiben!“, trug er dick auf und fuhr sich durch das dunkle Haar. „Keine Sorge, ich weiß, was ich tue.“, beschwichtigte er sie und stutzte daraufhin, als sie ihren Finger hob. "Eine Sache noch: Unter den Krähen sind wir alle gleich. Namen sind Schall und Rauch und auch der Stand hat hier keine Bedeutung. Es könnte unterwegs auch ziemlich auffällig sein, mich so anzusprechen. Das bleibt den Leuten bestimmt im Gedächtnis und das sollten wir in jedem Fall vermeiden." Areus‘ Blick traf sie und für einen Moment verschmolzen Grün und Violett miteinander. Sadia und Elian aber stahlen sich lautlos davon und ließen die beiden einfach allein. Das ging nur die beiden etwas an und sie hatten ohnehin noch… andere Dinge zu erledigen. Areus aber neigte leicht den Kopf und betrachtete ihr Gesicht. Areus kam auf sie zu und baute sich vor ihr auf, während er den Blick weiterhin auf ihrem Gesicht behielt. „Nun, die Argumente sind stichhaltig.“, raunte er ihr zu und hob einen Mundwinkel. Während er sprach, griff er nach einer Strähne von ihn und führte sie behutsam hinter ihr Ohr. „Aber ihr … - du …- kannst nicht verbergen, wer du in Wahrheit bist. Man sieht es dir an, unabhängig von Kleidung oder durch wie viel Dreck du dich wühlst.“ Seine Stimme war ein dunkles Brummen und er musste ob der Nähe nicht sehr laut sprechen. „Auch wenn du das nicht gerne hören willst, Ysara. Deine Heimat prägt dich in jede Pore deines Körpers. Versuche es anzunehmen, nicht zu verleugnen.“, riet er ihr. „Es macht dich nicht besser oder schlechter, wenn du privilegierter aufgewachsen bist als deine Freunde. Die Taten zählen. Und du konntest überhaupt erst diese Bande gründen, weil du bist, wer du bist!“ Nun lächelte er wieder und löste etwas die Nähe auf. „Vergiss das nicht.“, mahnte er und ließ dann Ysara die Möglichkeit, sich auszuruhen, so sie ihn nicht vom Gehen abhielt.

Was auch immer Ysara tat, irgendwann war es doch Zeit, dass sie endlich einmal schlief. Nun hatte sie sich auf der Suche nach Zerstreuung die ganze Nacht um die Ohren geschlagen und gar nicht geschlafen. Dazu der wilde Ritt. Ihr Körper lechzte nach Ruhe und vor allem: Nach einem heißen Bad. Tatsächlich hatte Fizz, während sich die Krähen mit Areus unterhielten, Ysara’s Wunsch entsprochen und einen ganzen Badezuber Eimer um Eimer gefüllt, damit sie noch in den Genuss kam. Er hatte höflich angeklopft und ihr gesagt, dass den Flur hinunter auf ihrem Stockwerk ein kleiner Zuber stand und er die Glut darunter entfacht hatte, damit sie es schön warm hätte. Der Alte sah aber etwas abgekämpft aus und verabschiedete sich daraufhin ebenfalls zur Ruhe. Bis zur Dämmerung hatte Ysara also Zeit, sich schlafenzulegen und zu baden und würde dadurch neue Kräfte schöpfen können. Sobald dann der Abend langsam Einzug hielt und die Sonne tief stand und durch ihr Fenster einfiel in einem warmen Licht, hörte sie auch aus dem Nebenzimmer eindeutige Geräusche, dass dort alles für die Abreise zusammengepackt wurde. Unten wartete dann Fizz mit einem Rucksack in der Hand, aus dem ein Laib Brot schaute, das in ein Handtuch gewickelt war. Auch konnte Ysara den Geruch einer Salami riechen und etwas Schinken. Offenbar hatte der Alte für ihre Abreise ein Bisschen Proviant eingepackt und überreichte es ihnen, sobald sie alle versammelt waren. „Die Unterkunft und das Essen wären dann 10 Füchse für alle zusammen.“, knarzte der Alte ihnen entgegen. Bezahlung musste sein! Aber er wirkte auch etwas wehmütig. „Beehrt mich mal wieder, Kinder!“, bat er sie und überreichte Elian den Rucksack. Areus stand tatsächlich draußen auf der Veranda und hatte ihnen den Rücken zugewandt. Er blickte in die untergehende Sonne und sie erhellte das Violett auf anziehende Weise. Er selbst wirkte ebenfalls ausgeruht, auch wenn er nicht verriet, wo er geschlafen hatte. Seine Kleidung war noch immer hochgeschlossen und dunkel, aber Ysara erkannte, dass er sich ebenfalls umgezogen hatte. Er trug nun enge, lederne Sachen und eine schwarze Weste über einem schwarzen Leinenhemd. Der Ausschnitt ließ sich schnüren und er hatte die Schnürung ein wenig leger offengelassen. Unter dem Hemd lugte etwas von der hellen Hautfarbe hervor und ein kleiner, schwarzer Strich verriet vielleicht den Beginn einer Tätowierung. Ob es diese war, von der er erzählte? Oder… besaß er etwa noch mehr? Erneut stand also ein Abschied an. Sobald sie diesen geschafft hatten und alles bezahlt wurde, konnten auch die Krähen sehen, worauf Areus ständig starrte: Vor ihnen stand ein Fuhrwagen. Er wirkte etwas heruntergekommen und besaß einige Ditscher, doch die Ladefläche hinten würde zwei von ihnen aufnehmen können, während auf dem harten Holz des Bocks ebenfalls zwei sitzen konnten. Das Pferd, das dem Wagen vorgespannt war, war ein Fuchs. Allerdings hatte auch jener bereits vieles gesehen, denn er wirkte etwas klapprig und nicht so agil wie jene, die sie hatten reiten ‚dürfen‘. Dennoch – ein Gefährt! Nicht so schlecht… besser als zu Fuß zu gehen… oder?
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Donnerstag 25. Januar 2024, 15:29

Die Entscheidung war gefallen: Sie würden gemeinsam mit dem Schiff nach Andunie reisen. Ysara fiel in die grinsenden Gesichter ein. Es tat ungemein gut, einen gemeinsamen Plan gefasst zu haben, hinter dem sie alle standen und bei dem sich keiner ausgeschlossen fühlte. „Ein Schiff also. In Ordnung. Dann nutzt die Zeit, eure Kräfte zu sammeln, wir müssen uns ranhalten, wenn wir… Unsere Mitfahrgelegenheit rechtzeitig erreichen wollen!“ Ysara überraschte es nicht, dass Areus schon wieder irgendetwas im Sinn hatte, das seinem Lächeln einen gewissen Schalk verlieh. Die Zeit würde zeigen, was genau er im Schilde führte, und darauf würde Ysara ebenso geduldig wie neugierig warten. Sadia griff nach Elians Hand und als die beiden Anstalten machten, das Zimmer zu verlassen, grinste Ysara zu ihren Freunden hinüber. "Er sagte Kräfte sammeln, nicht verausgaben", erinnerte sie die beiden, die ganz offensichtlich letzteres vorhatten, mit einem Lachen an die Worte des Nachtelfen. Für einen Moment sah sie ihren Freunden noch nach. Sie gönnte ihnen die Ungezwungenheit, die sie sich doch alle nach den letzten Ereignissen verdient hatten.

Dann wandte sich Ysara an Areus und äußerte skeptisch, dass sie auf das Schiff gespannt war, das er ihr so theatralisch in Aussicht gestellt hatte. „Abwarten, meine Liebe. Es wird euch die Skepsis schon noch im Halse stecken bleiben! Keine Sorge, ich weiß, was ich tue.“ Die grünen Augen verfolgten die Bewegung seiner Hand, mit der er sich durchs Haar fuhr, und funkelten dabei amüsiert. "Das hoffe ich doch.. also, dass du weißt, was du tust", erwiderte sie und meinte es genau so. Dann aber wurde sie ein Stück ernster und mit ihren folgenden Worten wollte sie ihm verdeutlichen, dass sie nicht auf eine Position gestellt werden wollte, die ihrer Meinung nach außerhalb ihrer Heimat nicht von Bedeutung war. Statt einer Erwiderung schwieg Areus jedoch und sah sie einfach nur mit seinen ungewöhnlichen und gleichsam faszinierenden Augen an. Dann aber kam er plötzlich auf sie zu und baute sich vor ihr auf, ohne den Blickkontakt zu lösen, und auch wenn Ysara nicht klar war, was er vorhatte, wollte sie bei diesem Thema nicht nachgeben. Ihr Kopf bewegte sich ein Stück in den Nacken, um den Blick weiterhin in seinem Violett zu halten, obwohl er ein Stück größer als sie war. Sie beobachtete ihn abwartend, aber auch ein wenig lauernd. Was hatte er nun schon wieder vor? Als er seine Hand hob, huschte ihr Blick einen Moment zu dieser, bevor sie, unsicher über sein Vorhaben, zurück in seine Augen sah, als könnte sie in ihnen eine Antwort auf die stumme Frage finden. Die Nähe, die er so unvermittelt aufbaute, verbunden mit der Bewegung seiner Hand, erinnerten sie unweigerlich an Cassian und daran, wie er in der Bibliothek nach ihrer Wange gefasst und sich ihrem Gesicht genähert hatte, um sie zu küssen. Ihre Augen hüpften unruhig über Areus Gesicht und für einen Moment zu seinen Lippen. Er würde doch nicht etwa..?
„Nun, die Argumente sind stichhaltig.“ Ysara hielt einen Moment den Atem an, als seine Hand ihr näher kam, doch dann griff der gut aussehende Elf nur nach ihrer Haarsträhne. Bis auf Cassian war ihr bisher niemand auf diese Art so nahe gekommen und diese plötzliche Zugewandtheit verunsicherte sie aufgrund fehlender Erfahrungen. Deshalb wirkte Ysara auch viel mehr auf der Hut als geschmeichelt, aber sie ließ es geschehen. Sie war kein Eisklotz, auch wenn sie sich aufgrund ihrer Verpflichtungen nie wirklich Zeit für solche Ablenkungen genommen hatte. Areus ließ ihr auch jetzt kaum Zeit, darüber nachzudenken, was sie davon halten sollte. Sie behielt seine Hand so lange im Auge, bis diese neben ihrer Wange aus ihrem Sichtfeld verschwand. Dann spürte sie auch schon seine Fingerspitzen an ihrem Ohr und sie drehte ganz leicht den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, als diese leichte Berührung einen Schauer in ihrem Nacken auslöste, so als wolle sie sich davon abwenden.. oder ihren Nacken seinen Fingern zuwenden. Sie senkte die Lider und verharrte einen Moment so.
„Aber ihr … - du …- kannst nicht verbergen, wer du in Wahrheit bist. Man sieht es dir an, unabhängig von Kleidung oder durch wie viel Dreck du dich wühlst.“ Für eine Sekunde spürte sie den Triumph darüber, dass er nachgab, was die Anrede anging. Dann wurde ihr aber auch bewusst, dass er nun weder mit dieser noch mit seinem Körper Distanz wahrte. So unverfänglich seine Worte auch hätten sein können - auch wenn sie nur bedingt schmeichelnd waren -, seine Nähe war es nicht und im Zusammenspiel mit seiner Berührung und seinem Raunen machte er Ysara sichtlich nervös. Zuerst spannte sich ihr Körper an, dann schloss sie einen Augenblick die Augen, bevor sie.. einen halben Schritt zurückwich. "Nicht..", hauchte sie mit erstickter Stimme, in dem Versuch, die Distanz zwischen ihnen wiederherzustellen. Die Situation überforderte sie und sie wusste nicht, wie sie sich sonst gegen dieses Kribbeln wehren sollte, das sie unter seinem Blick und der Fürsorge, die seine Berührung suggerierte, verspürte. Sie öffnete den trockenen Mund ein wenig und hob den Blick in seine Augen, wobei er für einen Moment noch einmal an seinen Lippen hängen blieb. Sollte sie ihn deutlicher zurechtweisen? Oder lieber schnell darüber hinweg spielen? In jedem Fall wollte sie den Fokus dieses Zusammenkommens wieder zurück auf das Gespräch lenken und setzte daher zu einer Erwiderung an. Areus aber schien bereits zu ahnen, dass sie protestieren wollte. Sie wollte nicht so sein. Sie wollte nicht zu diesen Bessergestellten gehören, die ihren Stand durch nichts, außer dem Glück, in die richtige Familie hineingeboren worden zu sein, verdient hatten.
„Auch wenn du das nicht gerne hören willst, Ysara. Deine Heimat prägt dich in jede Pore deines Körpers. Versuche es anzunehmen, nicht zu verleugnen.“ Dass er dann noch über ihren Körper redete, machte es ihr umso schwerer, dem eigentlichen Sinn seiner Worte zu folgen. Wieder wich sie seinem Blick aus und räusperte sich kurz, um dem trockenen Kratzen in ihrem Hals entgegen zu wirken. „Es macht dich nicht besser oder schlechter, wenn du privilegierter aufgewachsen bist als deine Freunde. Die Taten zählen. Und du konntest überhaupt erst diese Bande gründen, weil du bist, wer du bist! Vergiss das nicht.“
Glücklicherweise lenkte er das Gespräch auf ihren bisherigen Lebensinhalt, der sie die letzten Jahre sehr erfolgreich von solchen Vorstellungen abgehalten hatte, die sich da gerade in ihrem Kopf formen wollten. Die Krähen. Das ist alles, was zählt. Das ist gut. Ysara klammerte sich an diesen Gedanken und er half ihr dabei, sich wieder auf den Inhalt ihres Wortwechsels zu konzentrieren. Und Areus sprach etwas sehr Wahres an. Das schlechte Gewissen über ihre Herkunft, die ihrem Leben viel bessere Voraussetzungen geschaffen hatte als ihren armen Freunden, war ihr nicht unbekannt. Sie musste kurz an Tami denken, die ihr erst kürzlich ihren Neid an den Kopf geworfen hatte. Sie hatte ihre Herkunft, die Ysara tatsächlich nicht gänzlich annehmen konnte, dafür genutzt, um ihr wehzutun. Ysara schämte sich nicht für ihre Herkunft, aber wenn sie die Wahl hätte, würde sie sie sofort abgelegen. Etwas, das aus Areus' Sicht nicht möglich war.
Jetzt löste auch Areus endlich ein Stück weit die Nähe zwischen ihnen auf und Ysaras Geist und Körper fühlten sich gleich etwas freier an - frei von elfischen Ablenkungen zum Beispiel. Sie sah einen Moment lang mit klopfendem Herzen zu ihm hinauf. Vielleicht war er ja einer von denen, die so etwas und ähnliches täglich bei jeder beliebigen Frau taten, ohne sich tiefergehende Gedanken darüber zu machen. Für Ysara aber war seine Nähe und Berührung etwas Besonderes und eine absolute Ausnahme, wie er ihren Reaktionen vielleicht entnahm. Auch wenn sie am Ende zurückgewichen war, so hatte sie ihn doch erst einmal gewähren lassen. Einen Moment lang wusste sie nicht, wie sie sich verhalten oder was sie sagen sollte. "Das scheint dich ganz schön zu beschäftigen. Scheinbar habe ich einen Nerv getroffen", bemerkte sie dann ein wenig neckend und beobachtete ihn, ob ihre Worte ihn zu etwas.. oder einer verbalen Erwiderung verleiteten. Was steckte wohl dahinter, dass er so ausführlich über sie redete und ihm so viel an diesen Gepflogenheiten lag, die sie nicht brauchte, aber er schätzte? Einerseits wollte Ysara von sich ablenken, andererseits weckte seine Nähe nicht nur Unsicherheit, sondern auch eine spezielle Neugierde. Ysara schreckte vor ihr zurück, aber sie konnte sich auch nicht gänzlich gegen den Reiz wehren, den seine Nähe schaffte. Andererseits hatte sie mit einem Mal die Sorge, dass sie etwas weckte, womit sie gar nicht umgehen konnte.
"Du hast wohl Recht. Ich bin, wer ich bin. Obwohl ich immer gehofft habe, mich besser anzupassen, als es deinen Worten nach der Fall ist", sagte sie schließlich mit einem Lächeln. Sie versuchte, die Stimmung zu lockern und zurück auf eine Ebene zu finden, die sich für ihre Verhältnisse mehr schickte. Ausgerechnet jetzt wollte sie die Regeln einhalten, die sie kannte, weil sie ihr in dieser speziellen Situation Sicherheit gaben. Ysara musterte Areus noch einen Moment. Dann beschloss sie, es gut sein zu lassen. "Danke für deine Worte. Ich schätze deine Ehrlichkeit. Ich wünsche dir eine gute Nacht ..oder eher einen guten Tag.., Areus." Damit trat sie schmunzelnd zur Seite, während sie ganz automatisch die Worte und den Ton der beigebrachten Etikette wählte, die eben doch wieder ihre Erziehung und ihre Herkunft verriet.

Sie sah Areus noch einen Moment nach, dann schloss sie die Tür und erlaubte sich erst dann ein breites Grinsen. Areus hatte sie durcheinander gebracht und das nicht zwangsweise auf eine schlechte Art. Er hatte eindeutig widersprüchliche Gefühle in ihr geweckt und Ysara fühlte diesen noch einen Moment nach. Dann legte sie sich schwungvoll in ihr Bett, schloss die Augen und seufzte, während sie über diesen komischen Nachtelf nachdachte, der ihr offenbar eine Welt zeigen konnte, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Doch bevor sie in den Schlaf sinken konnte, klopfte es an die Tür. Ysara spähte auf den Flur und entdeckte zu ihrer Überraschung Fizz, der ihr ein Bad vorbereitet hatte. Die Blonde war gleichermaßen überrascht, aber auch sichtlich gerührt, dass er ihr diesen Wunsch nun doch noch ungefragt erfüllt hatte. Sie versicherte ihm mehrmals, dass das nicht nötig gewesen wäre, aber Fizz winkte gutmütig ab und Ysara würde das Bad natürlich nicht unverrichteter Dinge dort stehen lassen. Und so lag sie eine ganze Weile in dem Badezuber, wusch sich zunächst ausgiebig Körper und Haare und ließ sich dann entspannt und mit geschlossenen Augen treiben, während ihr mal Cassian und mal Areus durch den Kopf spukten.
Am Ende zog sie dann aber doch das Bett dem Badezuber vor und wechselte Kleidung und Raum. Dann legte sie sich mit nassen Haaren ins Bett und schlief quasi auf der Stelle ein. Sie hatte in den letzten beiden Tagen viel erlebt und mitgemacht und ihr Körper hatte keine Gelegenheit gehabt, zur Ruhe zu kommen. Nach dem Bad, das sie vollends entspannt hatte, war der Schlaf nun nicht mehr aufzuhalten. Die ersten Stunden schlief sie tatsächlich tief, fest und erholsam. In den letzten beiden Stunden wachte sie immer mal wieder auf und fiel zurück in einen leichten Schlaf, wenn die Sonne ihr verriet, dass es noch nicht Abend war. Dann wurde es jedoch Zeit. Ysara hatte nicht viel zu packen, da sie bei ihrer Ankunft auch nichts ausgepackt hatte. Ihre Haare, die während ihres Schlafs getrocknet waren, waren nun entsprechend lockig und nachdem sie sie gekämmt hatte, flocht sie sie zu einem einfachen Zopf. Dann richtete sie noch einmal ihre Kleidung. Sie hatte sich umgezogen und trug nun eine dunkle Tunika mit leichtem Ausschnitt, deren Ärmel bis zu ihren Unterarmen reichten. Der Stoff fiel ihr bis über den Po und verdeckte somit teilweise ihre Vorzüge. Sie hatte sich eine bequeme Hose angezogen, die in hohen Lederstiefeln endeten. Glücklicherweise hatte sie auch ihren Gürtel aus Grandea mitnehmen können, an dem sich allerlei Schlaufen und Taschen fanden, die mit nützlichem Werkzeug und Klimbim gefüllt waren. Jetzt legte sie sich noch einen langen Kapuzenumhang um die Schultern, der sie hoffentlich vor der kalten Nachtluft schützen würde. Alles in allem sah sie schon ziemlich diebisch aus mit der Kleidung, die ihrem schlanken Körper schmeichelte und ihr das Aussehen einer abenteuerlustigen Reisenden verlieh.
Schließlich kam sie unten mit ihren Krähen und Fizz zusammen. Ihr Gastgeber hatte ihnen sogar noch ungefragt Proviant eingepackt und Ysara zögerte nicht und umarmte den Alten. "Vielen Dank, Fizz. Ihr seid ein außerordentlich guter Mann. Passt auf Euch auf. Wenn wir nochmal in Bernar sind, kommen wir Euch auf jeden Fall besuchen." Sie löste sich mit einem wehmütigen Lächeln und drückte ihm dann 12 Füchse in die Hand. "Für die Umstände", legte sie eine Hand auf seine, bevor er protestieren konnte.

Ihr Blick fiel auf Areus' Rücken, dessen Gestalt von der untergehenden Sonne umschmeichelt wurde, sodass man sich fragen konnte, ob er sich absichtlich so in Szene setzte. Ysara hatte beschlossen, die gestrige Situation zu vergessen. Vermutlich hatte sie auch viel zu viel in diese Situation hinein interpretiert und wollte nicht wie das anhimmelnde Mädchen neben ihm wirken. Sie hoffte nur, dass sich Areus mit jeglichen Andeutungen diesbezüglich zurückhalten würde, was aufgrund seiner Persönlichkeit wohl fraglich war. Ysara trat zu ihm und musterte ihn für einen Moment, wobei ihr natürlich nicht die blasse Haut unter der offenen Schnürung seines Hemdes entging. Verstohlen schaute sie auf die schwarze Linie auf seiner Brust, hielt sich jedoch nicht unnötig lang damit auf, und sah dann kurz zu ihm hinauf in die violetten Augen, die das Sonnenlicht auf ihre Art einfingen. Dann fiel ihr Blick auf den Wagen, den er aufgetrieben hatte. Das würde die Sache auf jeden Fall einfacher machen, als mit Pferden zu reiten. Der Wagen war auf jeden Fall zweckmäßig, es fehlte ihm an Komfort, aber daran würde sich später vielleicht nur ihr Hintern stören, im Moment dämpfte das nicht ihre gute Laune. "Gute Idee", bescheinigte sie ihm. Dann sah sie Sadia und Elian an. "Wollt ihr es euch auf der Ladefläche bequem machen?", bot sie an, denn offenbar musste jemand das Pferd führen, der Ahnung davon hatte, womit ihre Freunde vermutlich schon mal überfordert wären. Ysara ging schwer davon aus, dass Areus auch hier wusste, was er tat und die Zügel in die Hand nehmen würde. Die Krähe wollte die Chance nutzen und mehr über ihn erfahren, weshalb sie sich neben ihn auf den Bock setzte. Schließlich setzte sich der Wagen in Bewegung und Ysara saß nachdenklich eine Weile neben Areus. Sie musterte die Häuser Bernars ein letztes Mal. "Was habt ihr eigentlich mit Tipps gemacht? Ich hoffe, ihr habt ihm ordentlich die Ohren langgezogen", wollte sie dann wissen, als ihr der kleine Verräter in den Sinn kam, und sie warf grinsend einen fragenden Blick zurück zu Saida und Elian.

Schließlich ließen sie Bernar hinter sich und aufgrund der Himmelsrichtung versuchte Ysara auszumachen, wohin sie fuhren. Ihr Bein wippte einige Zeit auf und ab, dann schaute sie zu Areus an ihrer Seite. "Wohin geht's jetzt?", fragte sie dann neugierig und ihr wurde bewusst, dass der Nachtelf völlig freie Hand über sie hatte. Sie dachte an Sadias Worte zurück, die sein Vertrauen in Frage gestellt hatte, und diese Möglichkeit überhaupt erst in Ysis Kopf geweckt hatte. Und sie hatte ja Recht. Areus war ein Fremder und auch, wenn er ihre Fragen scheinbar offen beantwortete, wusste sie doch nichts über ihn. Sie überlegte eine Weile, wie sie all die Fragen geschickt verpacken konnte. Dann entschied sie sich jedoch für den ehrlichsten Weg, den sie doch selbst immer präferierte.
"Jetzt wo wir Zeit haben, erzähl' uns doch ein wenig über die Zunft und dich. Du bist uns einiges voraus und weißt ganz offenbar schon einiges über uns. Wir aber kaum etwas über dich", wurde sie dann klarer. Sie versuchte laut genug zu sprechen, damit auch Elian und Sadia sie hören konnten. Ihre Freundin sollte wissen, dass sie sie ernst nahm und dass sie sich noch einmal Gedanken über ihre Worte gemacht hatte. "Seit wann lebst du in Grandea? Du sagtest, du wurdest auf uns angesetzt und dass wir dein letzter Auftrag sind. Was genau soll das bedeuten?" Sie suchte Areus' Blick und wirkte so offen und unverfänglich, als würden sie über das Wetter reden und nicht etwa über geheime Diebesgilden und noch geheimnisvollere Diebe.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Montag 29. Januar 2024, 12:18

Was auch immer ihn dazu bewogen hatte, sich ihr zu nähern, es hatte sie durcheinandergebracht. Ysara war es nicht gewohnt, dass man ihr derart näherkam und schon gar nicht, dass sie in irgendeiner Weise darauf reagierte. Als hätte Cassian eine Barriere beiseitegeräumt, die nun etwas freilegte, von dem Ysi nicht wusste, ob sie es überhaupt gutheißen konnte. Seit Jahren waren ihr Leben und ihr Alltag klar: Ihrer Familie aus langweiligen Verpflichtungen entkommen, um bei ihren Krähen zu sein und sich Raubzüge auszudenken, die den Ärmsten der Armen zugutekamen. Dann wieder nach Hause, irgendwelche Lügengeflechte aufrechterhalten und das ganze von vorn. Ysara hatte sich vollkommen in dieser Aufgabe aufgerieben und war nie davon abgewichen. Jetzt hatte das Schicksal für sie entschieden und ihr neue Möglichkeiten offenbart. Das und… Ablenkungen. Auf einmal lag ihr die Welt zu Füßen und wo sie immer geglaubt hatte, dass es Cassian war, dem sie auf jenen Wegen folgte, da wurde diese Sicherheit mit einem Mal in Frage gestellt. Plötzlich sah sie jemanden wie Areus mit anderen Augen. Er machte sie nervös mit seiner Berührung und sie konnte das nicht gänzlich verbergen. Areus selbst aber lächelte nur fein und ließ sich nicht in seine Absichten schauen. Nachdem sie zurückgezuckt war, hatte er sich nicht anmerken lassen, was er davon gehalten hatte. Überhaupt wirkte er, wie sie ihn bisher kennengelernt hatte und so schafften sie die Stunden bis zum Abend ohne weitere Zwischenfälle. Areus wartete geduldig, bis sich die verbliebenen Krähen verabschiedet und die Zeche gezahlt hatten. Danach offenbarte er die Kutsche, die er irgendwo aufgetrieben hatte und warf Ysara einen kurzen Blick zu. Auch das Violett musterte ihre neue Aufmachung einmal, doch er verkniff sich einen Kommentar, so er denn einen hätte abgeben wollen.
Elian und Sadia waren wohl beide froh darüber, dass sie sich nun nicht für wer weiß wie lange auf einen Pferderücken quälen mussten, sodass sie Ysara’s Vorschlag mit einem Grinsen annahmen. Die beiden setzten sich auf die Ladefläche und sammelte sämtliche Taschen neben sich. Ysara aber setzte sich auf den Bock neben Areus und jener ergriff die Zügel. Das Pferd stand etwas lustlos da, doch das würde sich vermutlich gleich ändern. Areus wandte sich zur Seite, um sowohl Ysi als auch Elian und Sadia ansehen zu können. „Wir müssen uns etwas ranhalten, denn… wenn ich richtig informiert bin, wird unsere Weiterfahrt in zwei bis drei Stunden nicht auf uns warten, wenn wir nicht an Ort und Stelle sind!“, warnte er und drehte sich wieder nach vorn. Dann gab er dem Pferd den Befehl, los zu trotten. Doch der Gaul rührte sich nicht, sondern senkte noch mal den Kopf, rupfte ein karges Grasbüschel, ehe Areus es erneut versuchte. Erst dann schnaubte das Tier maulend und ging langsam los.

Der Weg aus Bernar verlief im gemächlichen Tempo, denn hier kreuzten immer wieder andere Menschen oder Tiere ihren Weg. Auch waren die Wege schmaler, als außerhalb und so brauchte es einen Moment, bis Areus das Tempo erhöhen konnte. "Was habt ihr eigentlich mit Tipps gemacht? Ich hoffe, ihr habt ihm ordentlich die Ohren langgezogen" Der Nachtelf schmunzelte. „Er ist ein guter Junge. Ich habe ihm einige Münzen gegeben, damit er sich anständig einkleiden kann. Aus ihm soll etwas werden!“, antwortete er so beiläufig, als hätte er nicht gerade einen Beweis für ein gutes Herz geliefert. Danach verfiel er wieder in Schweigen. Sie fuhren in Richtung Osten also nicht in den Süden, um zum Beispiel an Grandea vorbei nach Serna zu gelangen. Bernar war das östlichste Dorf, soweit man von Karten ausging, doch Areus schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Einen Moment lang, fuhren die Vier schweigend und erst nach einer gewissen Zeit, verlor sich etwaige anfängliche Aufregung und kehrte sich in Neugierde. "Wohin geht's jetzt?" „Zum Meer, ihr wollt mit dem Schiff reisen“, antwortete er und Ysara konnte in weiter Ferne tatsächlich den dünnen Streifen ausmachen, der die Linie zwischen Himmel und Ozean bildete. "Jetzt wo wir Zeit haben, erzähl' uns doch ein wenig über die Zunft und dich. Du bist uns einiges voraus und weißt ganz offenbar schon einiges über uns. Wir aber kaum etwas über dich. "Seit wann lebst du in Grandea? Du sagtest, du wurdest auf uns angesetzt und dass wir dein letzter Auftrag sind. Was genau soll das bedeuten?" Der Dieb schmunzelte abermals und lenkte den Wagen den Weg entlang. Jetzt ging es eine Weile geradeaus und auch, wenn es etwas holperte aufgrund von Unebenheiten, war es doch eine recht entspannte Fahrt. Einzig das Licht wurde immer spärlicher und eine Laterne besaßen sie nicht. Areus schien sich darüber aber keine Gedanken zu machen. „Neugierde ist der Katze Tod, nicht wahr?“, warf er ihr einen Blick zu und dann auch einen über die Schulter. Elian und Sadia saßen direkt hinter ihnen und konnten dem aufkommenden Gespräch folgen. Areus lachte brummend, was ihm ganz gut zu Gesicht stand.
„Also schön, ihr habt ja Recht.“, räumte er ihnen ein. „Ich bin als Junge ziemlich unangenehm aufgefallen. Damals noch im Nachtelfenreich. Selbst für all die Geschichten, die man so hört, war ich noch eine Spur … extremer. Nun, jedenfalls sollte es mir an den Kragen gehen, als meine Verfehlungen sich immens gehäuft hatten. Ich wurde vor dem Galgen bewahrt, indem ich mich mit Leib und Seele einem Mann verschrieb, der der Zunft zugehörig war. Offenbar besaß ich ein förderwürdiges Talent, mich an verbotenen Dingen zu bedienen.“ Er blickte jeder Krähe ins Gesicht und zog einen Mundwinkel schief nach oben, dass sein Gesicht einen schelmischen Ausdruck bekam. Kurz blickte er wieder nach vorn und korrigierte den alten Klepper etwas auf seinem Weg. Die eintretende Dunkelheit schien ihm nichts weiter auszumachen. „Seitdem bin ich Mitglied und innerhalb etwas aufgestiegen.“, schloss er und schüttelte den Kopf daraufhin. „Aber du hast mich missverstanden, Ysara. Ich lebe nicht in Grandea und ihr seid nicht mein letzter Auftrag. Ihr seid nur einfach der Auftrag, den man mir zuletzt auftrug. Leben tue ich überall auf der Welt, aber kehre immer wieder zur Zunft zurück. Die geheimen Orte, die nur Zunftbrüder kennen, sind unser Unterschlupf.“ Sadia räusperte sich und fragte: „Was für Verfehlungen hast du denn so hinter dir?“, Elian knuffte sie in die Seite und fragte sie mit einem aussagekräftigen Blick, ob sie noch alle Latten am Zaun hatte. „Was denn?! Er plappert gerade so schön!“, grinste Sadia dann und zwinkerte Ysara zu. Areus grinste kurz auf, wurde dann aber sehr ernst. „Verfehlungen, die mein Leben verwirkten. Ich bin nun ein anderer, wenn ihr so wollt. Belassen wir es dabei.“, bat er dann und hatte den Blick wieder nach vorn gerichtet.
Offenbar lag in seiner Vergangenheit etwas, das er nicht mehr benennen wollte. Kurz holperte der Karren über einen Findling und Areus griff die Zügel enger, damit der Klepper nicht durchging. Er schnaubte nervös und ließ sich nur langsam beruhigen. Inzwischen war es stockduster hier und da es keine nähere Stadt oder ein Dorf gab, gab es auch kein Licht. Areus aber scherte sich darum nicht, sondern lenkte den Gaul weiter. Inzwischen dirigierte er ihn regelrecht, denn auch das Pferd vermochte nicht mehr viel zu sehen. „Wir haben noch ungefähr eine halbe Stunde vor uns. Wir sollten es wohl rechtzeitig schaffen, wenn alles weiterhin so ruhig bleibt.“, sagte er und inzwischen konnten die Krähen spüren, dass der Wind deutlich zunahm. Auch hörten sich immer mehr das Rauschen von Wellen. Sie mussten der Küste schon sehr nahe sein. Über ihnen lag der Himmel mit seiner wolkenlosen Sternenpracht. Der Mond war jedoch nur halb zu sehen und spendete dementsprechend nicht gerade viel Licht. Es war kühl, aber trocken und würde wohl auch vorerst nicht regnen. Die Luft roch salziger, je länger sie in die Richtung fuhren. Ansonsten befanden sie sich auf offenem Gelände ohne Wald oder sonstige Möglichkeit sich zu verstecken.
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Re: Unterwegs

Beitrag von Ysara » Dienstag 30. Januar 2024, 13:18

Es gab für Ysara noch viel Unbekanntes in Celcia zu entdecken und freizulegen. Dazu gehörten in jedem Fall auch die Avancen des Nachtelfen, so es denn überhaupt welche gewesen waren. Die Grandessanerin hielt sie zunächst für solche, wieso sonst sollte er ihr einfach so nahekommen und sie berühren? Ysara scheute sich nicht unbedingt vor Körperkontakt, wenn es um freundschaftliche Umarmungen oder anerkennendes Schulterklopfen ging. Areus' Berührung aber weckte etwas anderes, das sie verunsicherte. Während sich die vertrauten Berührungen zwischen Cassian und ihr immer so völlig natürlich angefühlt hatten und Ysara bis zu ihrem Abschied aus Grandea die aufkeimenden Gefühle einfach verkannt hatte, da wurde ihr unter der Berührung des Nachtelfen wieder bewusst, dass es auf der Welt noch etwas gab, das entdeckt werden wollte. Aber sie würde noch Zeit dafür benötigen. Diese Art von Abenteuer war ihr gänzlich unbekannt und schürte damit mehr Unsicherheit als alles andere. Noch bei ihrem Aufbruch aus Bernar versuchte sie, darüber hinwegtäuschen. Areus hatte sich am Vormittag weder anmerken lassen, was seine Intention hinter der Berührung war, noch was ihr Zurückweichen in ihm auslöste. Das wiederum ließ Ysara überlegen, ob sie vielleicht doch viel zu viel in die Berührung hinein interpretierte und sie sich mit ihren Gedanken dann doch eher lächerlich machte. So stand sie dann auch etwas zurückhaltend neben Areus, als würde sie irgendwelche Andeutungen erwarten, doch nichts dergleichen geschah. Wachsam beobachtete sie ihn wortlos, als er sie musterte, doch der Kommentar, der ihm auf den Lippen lag, blieb aus. Ysara nahm es mit einer gewissen Erleichterung hin, denn genau genommen hätte sie gar nicht gewusst, wie sie mit weiteren Annäherungen umgehen sollte. Auch sonst ließ sich Areus nichts davon anmerken, ob seine vertraute Geste nun mehr ausdrücken sollte oder einfach nur eine unbedeutende Handlung gewesen war, und je mehr Zeit verstrich, desto entspannter wurde Ysara wieder in der Nähe des Diebes und letztlich tat sie es als etwas Unbedeutendes ab, in das sie offenbar viel zu viel hinein interpretiert hatte.
„Wir müssen uns etwas ranhalten, denn… wenn ich richtig informiert bin, wird unsere Weiterfahrt in zwei bis drei Stunden nicht auf uns warten, wenn wir nicht an Ort und Stelle sind!“ Ysara bedachte Areus mit einem Blick und er konnte die stumme Frage in ihren Augen ablesen. Was er damit wohl wieder meinte? Offenbar machte es ihm jedoch Spaß, sie noch etwas im Dunkeln zu lassen und nur vage Andeutungen zu machen. Hier und da warf sie mal einen Seitenblick auf den Nachtelfen, der neben ihr auf dem Bock des Wagens saß. Doch die Stimmung entspannte sich zunehmend, während er den alten Gaul Richtung Osten führte. Da fiel Ysara wieder der Bursche ein, der sie an Areus verraten hatte und sie interessierte sich dafür, was mit ihm passiert war.
„Er ist ein guter Junge. Ich habe ihm einige Münzen gegeben, damit er sich anständig einkleiden kann. Aus ihm soll etwas werden!“ Da musterte Ysara den schmunzelnden Nachtelfen einen Moment, bevor sie den Blick nach vorne richtete. "Klar denkst du das. Dich hat er ja auch nicht verraten", meinte sie, grinste aber. Dass er ihm Geld gegeben hatte, kommentierte sie nicht, nahm es aber durchaus zur Kenntnis. Sie selbst hatte Tipps ursprünglich ziemlich sympathisch gefunden und ihm eine leicht verdiente Münze überlassen, die es ihm vielleicht einfacher machte, sich damit ein besseres Leben aufzubauen.

Sie ließen Bernar hinter sich und Areus führte den Karren gen Osten. Als sie wissen wollte, wohin genau es ging, war Areus' Antwort denkbar eindeutig und vage zugleich. „Zum Meer, ihr wollt mit dem Schiff reisen.“ Ysara grinste kurz. "Sehr präzise", gab sie ironisch zurück und ihr Blick fiel in die Ferne auf das Meer, das bis zum Horizont reichte. Der Anblick ließ eine gewisse Aufregung in Ysara aufsteigen. Nur noch wenige Stunden, dann würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Meer sehen. Sie hatte sich so oft gewünscht, dorthin zu reisen, aber sich immer von einem gewissen Menschen davon abhalten lassen. Jetzt fragte sie sich für einen Moment, wieso eigentlich. Ihr wurde klar, dass sie sich so stark nach Cassian gerichtet hatte, dass genau diese Verbindung sie von den Abenteuern abgehalten hatte, die sie immer erleben wollte. Ysara seufzte innerlich und warf einen Seitenblick zu Areus. Jetzt saß sie hier mit einem fremden Mann, der Pferde für sie stehlen und Schiffe kapern wollte. Lächelnd blickte sie zurück zum Horizont in der Ferne und sinnierte darüber, wie schnell sich die Dinge geändert hatten.
Dann nutzte sie aber die Zeit und Gelegenheit, um mehr über Areus und die Zunft in Erfahrung bringen. „Neugierde ist der Katze Tod, nicht wahr?“ Die grünen Augen fingen seinen Blick auf und sie erwiderte ihn etwas angriffslustig, während sie den Kopf schief legte. Dann zuckte sie mit den Schultern, als würde sie ausdrücken wollen, dass sie nichts für ihre Neugierde konnte. Sein angenehmes Lachen ließ sie einen ersten Triumph verspüren und tatsächlich gab er sich dann der Neugierde der Krähen geschlagen.
„Also schön, ihr habt ja Recht. Ich bin als Junge ziemlich unangenehm aufgefallen. Damals noch im Nachtelfenreich.“
"Das kann ich mir gar nicht vorstellen", warf sie neckend und sarkastisch zugleich ein und grinste, weil sie noch nicht ahnte, wohin das Gespräch führte.
„Selbst für all die Geschichten, die man so hört, war ich noch eine Spur … extremer. Nun, jedenfalls sollte es mir an den Kragen gehen, als meine Verfehlungen sich immens gehäuft hatten. Ich wurde vor dem Galgen bewahrt, indem ich mich mit Leib und Seele einem Mann verschrieb, der der Zunft zugehörig war.“
"Oh", entwich es Ysara dann, je mehr er erzälte, und schaut den Elf für einen Moment schuldbewusst an. Natürlich hatte sie nicht über seinen Tod scherzen wollen und dass es so weit gekommen war, überraschte sie ehrlich. "Das klingt furchtbar", gestand sie dann. Sie hatte Areus zwar als jemanden erlebt, der keine Manieren besaß und keine Grenzen wahrte, die er nicht wahren wollte. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Dinge getan hatte, die seinen Tod rechtfertigten. Was er wohl angestellt hatte? Ysara betrachtete ihn und sie war kurz davor, ihn danach zu fragen. Vielleicht redete er auch deshalb direkt weiter. „Offenbar besaß ich ein förderwürdiges Talent, mich an verbotenen Dingen zu bedienen. Seitdem bin ich Mitglied und innerhalb etwas aufgestiegen. Aber du hast mich missverstanden, Ysara. Ich lebe nicht in Grandea und ihr seid nicht mein letzter Auftrag. Ihr seid nur einfach der Auftrag, den man mir zuletzt auftrug. Leben tue ich überall auf der Welt, aber kehre immer wieder zur Zunft zurück. Die geheimen Orte, die nur Zunftbrüder kennen, sind unser Unterschlupf.“ Seine Worte von einem ruhelosen Leben und geheimen Orten beflügelten sofort die Fantasie der blonden Krähe. Es fiel ihr tatsächlich nicht schwer, sich Areus vorzustellen, wie er in den Tag hinein lebte, tat, was er so tat, und sich am Ende des Tages einen gemütlichen Unterschlupf nach seinem Gutdünken suchte.

Langsam senkte sich die Dunkelheit der Nacht über sie und die Umgebung verschwand immer mehr im Dunkeln. Areus wirkte jedoch so selbstsicher wie eh und je, was wohl seinen nachtelfischen Augen zuzuschreiben war. „Was für Verfehlungen hast du denn so hinter dir?“, fragte da Sadia in ihrem Rücken und Ysara wandte sich zu ihr und Elian um, der gerade seine Freundin zurechtweisen wollte. Die Blonde aber erwiderte Sadias Grinsen vielsagend. Wenn nicht ihre Freundin gefragt hätte, hätte mit Sicherheit sie es getan. Sie bekamen gerade die Chance, mehr über den Dieb zu erfahren, und die wollte auch die Blonde nicht ungenutzt lassen.
„Verfehlungen, die mein Leben verwirkten. Ich bin nun ein anderer, wenn ihr so wollt. Belassen wir es dabei.“ Da wurde Ysaras Grinsen feiner und erlosch schließlich. Auch wenn sie nicht wusste, was er getan hatte, rational betrachtet musste das schon eine Nummer gewesen sein, wenn ihm dafür der Galgen gewunken hatte. Und trotzdem verspürte Ysara Mitleid mit Areus und ergriff im Stillen Partei für ihn. Sie hätte wirklich gerne mehr darüber erfahren, was vorgefallen war, aber sie respektierte, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Der Blick aus den grünen Augen fiel wieder auf den Weg vor ihnen, von dem eigentlich nichts mehr zu erkennen war. Die Sonne war untergegangen und Ysara musste zugeben, dass sie nicht mehr von ihrer Umgebung erkannte, was ein mulmiges Gefühl weckte. Sie waren nun gänzlich auf den Nachtelf angewiesen, der überhaupt kein Problem mit der Dunkelheit zu haben schien und den Karren selbstsicher durch die hereinbrechende Nacht gen Meer lenkte.
"Bist du gerne dieser Andere?", fragte Ysara dann in die stille Dunkelheit hinein und schaute an Areus' Seite mit einem Lächeln zu ihm auf. Sie würde nicht weiter bohren, was seine Vergangenheit anging. Wichtig war doch nur, dass man damit zufrieden war, wer man heute war. Oder nicht? "Wie ist das Leben so als Dieb in der Zunft? Du bist bestimmt viel unterwegs und hast schon viel von der Welt gesehen. Ich stelle mir das aufregend vor", mutmaßte sie und klang tatsächlich etwas neidisch dabei, als sie sich zwangsweise vorstellte, was sie alles verpasst hatte. Wobei das natürlich nicht die richtige Sichtweise war, denn genau genommen war das Leben als nicht sesshafte Diebin bisher reine Utopie für sie gewesen. "Vermisst du deine Heimat? Warst du seit.. damals noch mal dort?", wollte sie wissen, bevor ihr bewusst wurde, dass das vielleicht zu persönliche Themen waren. "Tut mir leid, du musst nicht antworten", fügte sie deshalb noch schnell hinzu, auch wenn davon auszugehen war, dass er das sowieso nicht tun würde, wenn er nicht wollte.
Ysara glaubte schon bald, das Rauschen des Meeres zu hören. Inzwischen nahm auch der Wind deutlich zu und verstärkte die Kühle der Nacht. „Wir haben noch ungefähr eine halbe Stunde vor uns. Wir sollten es wohl rechtzeitig schaffen, wenn alles weiterhin so ruhig bleibt.“ Ysara zog den Umhang enger um ihren Körper und hielt ihn mit ihren Händen vor der Brust geschlossen, weil es doch zunehmend kälter wurde. "Weihst du uns noch vorher in deinen Plan ein oder wird das alles eine Überraschung?", wollte sie auf seine Worte wissen und es blitzte amüsiert in ihren Augen. Sie war neugierig, was genau am Meer auf sie wartete, und sie wollte gerne mehr darüber erfahren. Andererseits war Vorfreude auch die schönste Freude und Ysara genoss auch ein wenig die Aufregung ob der ungewissen Weiterfahrt.

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Re: Unterwegs

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Februar 2024, 10:13

Natürlich war es spannend wenn man der fleischgewordenen Manifestation seiner romantischen Vorstellungskraft begegnete. Dabei ging es vordergründig nicht um Areus in Persona als viel das, was er verkörperte. Abenteuer, Beutezüge, Reichtum, Wissen und Reisen. Er war das, was sich Ysara aufgrund ihres Zugangs zu Romanen und Sachliteratur unter dem Leben als Diebin vorstellte und so war es überhaupt nicht verwunderlich, dass sie die Chance nutzte und Fragen stellte. Sadia und Elian ging es da gar nicht anders, denn auch sie waren neugierig. Sie alle teilten die Wunschträume miteinander und waren bestrebt darin, zu einer richtigen Eliteeinheit aufzusteigen. Die Zunft der Diebe war da das Ticket, das sie alle brauchten. Und so sah sich der Nachtelf sechs mehr oder weniger glitzernden Augenpaaren gegenüber und konnte seine Erheiterung darüber nicht ganz verbergen. Ihren kleinen Seitenhieb kommentierte er mit einem Seitenblick, ehe er sich an die Antworten machte. Dass er nun tatsächlich auch eine Seite an sich haben könnte, die wohl besser unerwähnt blieb, brachte Ysara wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen. Er war ein Fremder. Und nur, weil er Mitglied in einer Organisation war, die sie romantisierte, hieß das nicht, dass er auch nach edlen Motiven handelte oder gar lebte. Sie wussten gar nichts von ihm, doch das sollte sich ändern. Nachdem er die Frage seitens Sadia abgeblockt hatte, legte sich für einen Moment Schweigen über sie. Der Karren rollte rumpelt dahin, doch Areus zeigte deutlich, dass er den Weg noch gut erkennen konnte. "Bist du gerne dieser Andere?"
Der Elf wandte nur ein paar Zentimeter den Kopf von der Straße weg und zeigte darüber hinaus kaum eine Reaktion, bis er sprach: „Dieser Andere hat eine Perspektive im Leben, wo mein altes Ich schon längst Vergangenheit wäre. Also… ja, irgendwie bin ich gerne ‚dieser andere‘.“, erklärte er und Elian schnaubte etwas im Hintergrund. „Ich glaube, man kann sich nicht ändern. Sicher… für eine Weile, ein paar Wochen oder gar Monate, wenn man gut ist. Aber… für immer?? Nein, das halte ich für Quatsch“, beteiligte er sich am Gespräch. Sadia musterte ihn einen Moment, dann seufzte sie. „Hört nicht auf ihn, er… ist nur neidisch.“, meinte sie, doch Elian rollte die Augen: „Worauf denn?“, gab er zurück und Areus schmunzelte wieder, während sich Sadia und Elian kappelten. „Na, wenigstens verliere ich nicht meinen Charme.“, grinste er und hatte sich etwas zu Ysara gelehnt. Danach jedoch richtete er sich wieder auf und lenkte weiter den Karren. In ihrem Rücken sprachen Sadia und Elian leise miteinander, doch einige Wortfetzen konnten sie nicht verbergen. Es ging um Zurückhaltung und Vorsicht, gegenüber Areus.

Der Nachtelf aber nahm es scheinbar gelassen hin. Er wirkte nicht wie jemand, der sich überall krampfhaft Freunde machen wollte. Er tat, was er tat und überließ es den anderen zu bewerten, ob sie es richtig oder falsch fanden. "Wie ist das Leben so als Dieb in der Zunft? Du bist bestimmt viel unterwegs und hast schon viel von der Welt gesehen. Ich stelle mir das aufregend vor." Auch hier wartete Areus einige Momente ab, anstatt sofort zu antworten. Dann aber holte er tief Luft: „Wer innerhalb der Zunft lebt, lebt sein Leben nach bestimmten Regeln. Einem Kodex. Man verschreibt sich diesem völlig und wer ihn bricht… wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Man kann es Freiheit nennen aber eine echte Wahl hat man auch wieder nicht.“, gab er zu bedenken. Doch bevor sich die Düsternis auch über ihre Gemüter legen konnte, sah Ysara seine weißen Zähne aufblitzen. Er lächelte. „Aber die Möglichkeiten überwiegen das. Wenn man für dieses Leben geboren wurde, dann ist es der Himmel auf Celcia. Man sieht Orte, trifft Leute und bereist die entlegensten Winkel unserer Welt. Man muss diese Chance nutzen und ich habe das in den letzten Jahrzehnten getan.“, erwiderte er und seine Augen blitzten im kurzen Schein des Mondes auf. „Dieses Leben ist für all jene etwas, die mit sich allein zufrieden sein können. Wer hingegen Sesshaftigkeit, Familie und ein behütetes Leben sucht… sollte sich lieber davon fernhalten. Einmal eingeladen, gibt es kein Zurück mehr.“, erklärte er und machte deutlich, zu welcher Gattung er gehörte. Die Freiheit, die Ysi sich vorstellte, war trügerisch und trotzdem da. Man musste sich nur entscheiden und mit den Konsequenzen leben, die diese Entscheidung mit sich brächte. "Vermisst du deine Heimat? Warst du seit.. damals noch mal dort?" Wieder schwieg Areus. Er wirkte dabei nicht sonderlich angefasst von ihrer Neugierde, aber trotzdem gab es Schatten, die er nicht ganz verbergen konnte. "Tut mir leid, du musst nicht antworten", versuchte Ysara zu beschwichtigen, doch Areus verzog einen Mundwinkel. „Schon gut. Ich kann die Neugierde verstehen“, räumte er ein. Trotzdem schien es ihm nicht leicht zu fallen. „Ich habe darüber nicht wirklich nachgedacht bisher.“, er fuhr weiter und lenkte den Karren zielgerichtet. „Ich verbinde mit meiner Heimat ein anderes Leben. Und dieses Leben… vermisse ich nicht. Über meine Heimat denke ich dabei nicht nach.“, er lächelte nun wieder charmant wie eh und je.
„Außerdem… wem die Welt offensteht, der braucht keine Heimat, nicht wahr?“, wackelte er mit den Augenbrauen und lachte dann wieder. Dies war der Moment, da sich Sadia wieder einmischte. „So stinkend und abscheulich Grandea auch sein mag – es ist meine Heimat und nur aus diesem Gefühl heraus tu ich, was ich tun muss.“ Elian nickte: „Die Verbindung zu einer Heimat ist doch das wichtigste überhaupt?! Es … erdet einen!“ Areus schnaubte. „Man kann andere Verbindungen finden, die einen erden.“ Damit schien das Gespräch vorerst beendet. Der Nachtelf ließ die Zügel etwas knallen und spornte den alten Klepper an. Er weihte die anderen ein, dass es nicht mehr lange dauern würde und Ysara nutzte diese Information abermals, damit das Gespräch nicht versiegte: "Weihst du uns noch vorher in deinen Plan ein oder wird das alles eine Überraschung?" Areus zuckte die Schultern. „Meinen Plan? Ich habe keinen Plan, ich improvisiere!“, verriet er schelmisch grinsend und trieb das Tier wieder an.

Ysara weiter bei: Unter Venthas Willkür
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