Unter Soldaten

Man könnte es mehr Militärstützpunkt nennen als Dorf. Denn hier stehen zwei große Spähtürme, sowie kleine Baracken für Soldaten des Landes. Hier handelt es sich um die Grenze zum Reich Jorsan, welches nicht gerade positiv gesinnt ist.
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Caleb
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Dienstag 31. Juli 2012, 20:57

Alles, was Aleksander sagte, machte vielleicht für ihn und Marlin Sinn, nicht aber unbedingt für Caleb.
Er selbst war kein einfacher Diener, den man bezahlte und der nach getaner Arbeit nach Hause ging. Eine verkaufte Seele. Wenn man es genau nahm, war er nichts weiter als ein Slave. Sein Leben gehörte dem Königshaus und all sein Streben sollte ihren Wohl zugerichtet sein, ohne dass er selbst irgendeine Belohnung oder einen Nutzen daraus zog.
Damit hatte er sich seit jeher abgefunden. Nicht, weil man ihm drohte, dass bei Ungehorsam die Familie, die ihn für ihren eigenen Schutz verkauft hatte - seine Familie - zu Schaden kommen würde, sondern weil er so erzogen worden war. Was nicht hieß, dass er diese Drohung nicht ein, zwei Mal gehört hatte. Allerdings hatte sie keine Bedeutung für ihn. Caleb kannte diese Menschen nicht. Seinen wahren Vater, oder seine richtige Mutter. Seine zahlreichen Geschwister.
Sie interessierten ihn nicht. Hatten ihn nicht zu kümmern.
Die Mehrzahl der Soldaten hatten ein Heim, in das sie zurückkehren konnten. Eine Welt, in der Freunde aus Kindertagen und alte Bekannte auf sie warteten. Wenn Caleb zurückblickte, sah er hohe Mauern, Säle voller Adliger, denen er Tabletts reichte, Prunk und Reichtum, den er lediglich säubern durfte und Spott, den zu ertragen er vor langer Zeit gelernt hatte.
Was war in Grandea besser als hier?
Wo es dort Boran und Irella gegeben hatte, gab es hier Theben und Rist, Lehrmeister und warmherzige Menschen, die ihn empfingen. Ohne den Prinzen lebten in Schloss kaum noch Menschen, die Caleb jemals gut behandelt hatten, von der Königin einmal abgesehen.
Aleksander riet ihm, das zu tun, was er selbst wollte.
Das hatte er in seinem ganzen Leben noch nie tun dürfen, und würde es auch niemals, egal ob er nach Grandea zurückkehrte oder hier blieb. Natürlich gab es Dinge, die er gerne tun wollte. Einige sogar, aber dem Prinzen zu dienen war immer schon eines davon gewesen, dass sich stets vor alles andere drängte. Und in diesem Punkt war sich alles in ihm einig: Dem Prinzen würde er nicht den Rücken kehren. Ohne ihn hatte sein Leben kaum eine Bedeutung.
Wofür würde er leben, wenn nicht für ihn?
Ihm selbst war zu peinlich, um sich Aleksander in diesem Punkt zu öffnen. Wie hilflos er war. Seine Unfähigkeit, auf eigenen Beinen zu stehen. Sich durchzusetzen. Würde er das überhaupt verstehen? Caleb wusste nicht einmal, ob dem Prinz all das bewusst war.
Er selbst würde ihn sicher nicht mit solchen Kleinigkeiten belasten.
Zu Aleksander sagte er nur so viel: "Mein Leben hat schon immer dem Prinzen gehört. So wird es auch bleiben."
Allerdings war es nicht so, dass die Worte der beiden Veteranen nichts bewirkt hatten. Caleb nahm sich vor, in nächster Zeit einmal ein Wort mit dem Prinzen über all das hier zu wechseln. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er so ein Gespräch anfangen sollte, wo er sich doch selbst über so vieles im Unklaren war.
Der Vorschlag von Aleksander brachte ihn dagegen wieder auf andere Gedanken. Sein Gesicht hellte sich kurz merklich auf. Etwas Neues zu lernen war immer nach seinem Geschmack.
"Warte nur kurz!"
Er durchblätterte das Buch in Windeseile. Seine Augen schienen nie still zu stehen, als sie von links nach rechts und wieder zurück flogen und alles aufsaugten. Kaum war er am Ende angelangt, musste er sich kurz einen Moment konzentrieren, die Augen schließen und alles verarbeiten, bevor er das eben noch aufgeschlagene Buch auf das Erste legte, womit sich nun sein sogenannter 'Erledigt'-Stapel bildete.
Wenn man ihn weiter so viel unterbrach würde er nie etwas lernen, er müsste sich mit den Bücher noch mehr beeilen. Immerhin würde der König heute Abend den Brief des Prinzen lesen und könnte schon heute Nacht im Lager eintreffen. Wollte der Prinz bis dahin über die jorsanische Grenze marschiert sein, müsste er bald aufbrechen. Ihm blieb kaum Zeit zu lernen. Da kam ihm der Vorschlag von Aleksander ganz recht.
"Fertig."
Schnell folgte er dem hochgewachsenen Mann. Dieses Mal holte er auf und lief neben ihm. Die Aussicht von hinten würde ihm sonst zu peinlich werden.
"Letzte Nacht hab ich durch Zufall einen Blick hinter den Vorhang geworfen, als man Euch operiert hat. Da sah die Wunde wirklich schlimm aus. Ich hoffe es ist besser geworden."

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Soldat/in » Mittwoch 1. August 2012, 09:06

Im Grunde konnte sich Caleb sehr glücklich schätzen. Hier in Troman schien jeder nur sein Bestes zu wollen. Es gab viele Menschen um ihn herum, die sich um sein Wohlergehen sorgten. Die Soldaten wirkten wir eine große Familie und besonders die Hand der Prinzenkrone zeigte dies nach außen. Selbst Aleksander, der Caleb gerade erst kennen lernte, nahm ihn schon mehr unter seine Fittiche als der Katzenhybrid es im Schloss in Grandea jemals von einem anderen hätte erwarten können. Boran und Irella einmal ausgenommen. Aber er erkannte noch nicht, was er hier in Troman besaß. Er bemerkte nichts von den Plänen des Prinzen, doch diese würde Vincent von Grandessa noch früh genug offenbaren, sofern sich Caleb mit ihm endlich einmal unterhielt. Es war höchste Zeit für ein Gespräch zwischen Diener und Herrn.
Doch nicht jetzt. Noch nicht, denn Aleks bot ihm an, in Sachen Feldarzt etwas mehr Erfahrung zu sammeln und ihn zu seiner Untersuchung zu begleiten. Geduldig wartete der Einarmige, dass der Junge das Buch weiter durchblätterte. Er schmunzelte, sah kindlichen Eifer in der Handlung. Niemand, der Caleb beim Blättern zugeschaut hatte, traute ihm wahrlich zu, dass er tatsächlich nun einen Großteil des Inhalts kannte. Sobald sein Kopf die gesehenen Seiten verarbeitet hätte, wüsste er zumindest in der Theorie deutlich mehr über die Anatomie des Menschen und grundlegende Heilkünste.
Als er fertig war, folgte er Aleksander. Einer der Soldaten rief ihm noch nach: "Seid pünktlich am Richtplatz, wenn ihr einen Jorsaner-Kopf rollen sehen wollt." Es wartete also kein Strick auf Hector, sondern ein Scharfrichter. Wenigstens würde es ein schneller, fast schmerzloser Tod sein. Trotzdem hatte dieser Mann, abgesehen von der Tatsache, dass er Jorsaner war, ein solches Schicksal wohl nicht verdient. Er hatte seiner Prinzessin das Leben gerettet und würde deshalb nun sein eigenes lassen müssen. Der Krieg war ein gnadenloser Geselle.

Aleksander trat durch besagten Vorhang, den Caleb soeben erwähnt hatte. "Dein Leben gehört also deinem Prinzen." Er schaute über die Schulter auf den Katzenjungen zurück. "Ist es dann verwirkt, wenn Vince in der Schlacht fällt? Was machst du dann?" Er stellte die Frage mit einem Lächeln, erwartete also keine Antwort, sondern nur, dass Caleb über diese Situation nachdachte. Er bewegte seine armlose Schulter. "Es fühlt sich nicht besser an. Ich hoffe, man gibt mir bald wieder ein Schmerzmittel. Der Arm ist fort, aber ich spüre den Schmerz bis in jeden verdammten Finger, der nicht mehr vorhanden ist. Es sieht sauberer aus, aber das ist schon alles."
Der Soldat trat an seine Schlafstatt heran: ein simples Bett, mehr einer aufgestellten Liege ähnelnd. Wenigstens besaß es Kissen und Decke. Daneben gab es einen Hocker, über dem ein paar Kleidungsstücke lagen, sowie ein leerer Becher. Auch einen kleineren Hocker gab es, um sich hinzusetzen. Auf diesen wies Aleksander nun einladend, während er sich auf das Bett setzte. Es dauerte nicht lange und beide wurden mit dem Auftreten von Derenja beschenkt, die Caleb ein scheues Lächeln entgegen brachte. "Hallo, ich sehe, ihr habt euch angefreundet."
"Wir gehören zu einer Einheit, Deri. Wir müssen mehr als Freunde sein."
Sie nickte, trat an den Soldaten heran. Ein Blick zu Caleb folgte. "Du willst doch auch Feldarzt werden. Magst du mir dann nicht helfen? Ich muss den Verband abnehmen und schauen, wie gut die Amputationsnaht hält. Die Wunde darf nicht aufbrechen, sonst müsste der Patient verbluten." Schon stellte sich Derenja hinter Aleksander und löste einige Schlaufen seines Nachthemdes. Für sie war es Routine geworden und einen nackten Männerrücken zu begutachten längst kein Grund mehr rot zu werden. Da war es bei Caleb schon wesentlich schlimmer. Sie schob den Stoff soweit herunter, dass man den Stumpf vollends sehen konnte. Aleksanders Arm endete einfach ein Stück unterhalb der Schulter, war stark verbunden und sah irgendwie unnatürlich aus. Dort fehlte ein Arm!
Derenja begann damit, den Verband abzunehmen. Was zum Vorschein kam, sah nicht schön aus. Zwar hatte man den Stumpf weitgehend von Blut gereinigt, aber die Naht der Amputation war riesig. DIe Haut spannte sich bis zur vernähten Stelle, war an einigen Stellen leicht bläulich. Wenigstens eiterte nichts, Aleksander hatte Glück. Derenja begutachtete seine Verletzung, winkte Caleb heran. "Schau es dir mal genau an! Wenn du willst, kannst du die Stellen um die Naht herum ein wenig abtupfen, bis ich den neuen Verband vorbereitet habe. Aber es heilt gut, Aleks."
Der Soldat brummte nur. Er mochte auf dem Feld Dutzende Feinde abschlachten, aber seinen eigenen Stumpf konnte er sich noch nicht ansehen, wenn sich ihm der Magen nicht umdrehen wollte.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Mittwoch 1. August 2012, 21:04

Über diese eine Frage hatte sich Caleb noch nie wirklich Gedanken gemacht; schlicht und ergreifend, weil er es nicht wusste. Ohne den Prinzen, dem er zu dienen hatte, wo lag da der Sinn in seinem Leben? Offiziel würde er zurück an König Hendrik fallen und ihm zu dienen haben, aber ob dieser ihn auch haben wollte, war fraglich. Wenn er Glück hatte, würde man ihn an die Königin abschieben, womit er zufrieden wäre. Aber es wäre alles nicht das Selbe - und ohne die Königsfamilien zu leben, allein, konnte er sich überhaupt nicht vorstellen. Was sollte er tun? Womit Geld verdienen und wo leben? Caleb traute sich nicht zu, auf eigenen Füßen zu stehen.
Es war vollkommen abhängig vom Prinzen.
Wenigstens verstand er den Wink und antwortete nicht. Es wäre ihm sowieso schwer gefallen, so etwas vor Aleksander zuzugeben, der ihm sehr selbstbewusst vorkam. Er würde um seinen Arm und seinen verloren Posten trauern, aber Caleb glaubte daran, dass er schnell wieder auf die Füße, von denen er noch zwei Gesunde besaß, kommen und eine neuen Weg bestreiten würde. Er könnte Soldaten ausbilden, dem Prinzen als strategischen Ratgeber zur Seite stehen, vielleicht seinen Schildarm trainieren, um wenigstens ein Schwert führen zu können. Es würde nicht einfach sein, aber Aleksander besaß den Willen dazu.
Im Moment dagegen plagten ihn noch die Schmerzen, welche wohl noch lange nachwirken würden. "Phantomschmerzen.", meinte Caleb dazu, "Nachdem was ich gerade gelesen habe, kann man sie selbst nach Jahren noch spüren, aber das Buch war nicht sonderlich speziell in der Hinsicht. Es stand nichts zur Behandlung oder hilfreiche Informationen drin."
Entschuldigend zuckte er mit den Schultern, bevor sich seine Katzenohren in Derenjas Richtung drehten. Er hatte ihre Schritte gehört. Ihr lächeln erwiderte er, nicht minder schüchtern. Sie war bisher sehr nett zu ihm gewesen, aber Caleb war nicht wirklich daran gewöhnt, Freunde zu haben, und erst recht nicht geübt darin, Freunde zu finden. All die Menschen, mit denen er eine gute, innige Beziehung hatte, waren sein Leben lang da gewesen, er hatte sie nicht ansprechen oder kennen lernen müssen. Es war schlicht so gekommen. Mit den Menschen in Troman dagegen war es etwas Neues.
Dass Aleksander sie mit einem Spitznamen anredete, wundernte Caleb dagegen. Wie oft hatte er denn schon hier gelegen?
Auf ihren Vorschlag hin nickte er, etwas aufgeregt. Das Nachthemd fiel in den Schoß des Soldaten und entblößte seinen Oberkörper, den er in jahrelangem Training gestählt hatte, was sich sehen lassen konnte. Doch nicht nur Muskel zierten seinen Torso, auch ältere Narben. Dem Lazarett hatte er also wirklich öfter einen Besuch abgestattet. Im Gegensatz zu seinem Arm machten diese Narben sein Aussehen robuster und männlicher. Wahrscheinlich gab es zu jeder eine kleine Geschichte. Caleb wurde rot, als er bemerkte, wie er ihn anstarrte und stellte sich neben Derenja hinter Aleksander und sah ihr beim abnehmen des Verbands zu und prägte sich ein, wie er angelegt worden war.
Die Wunde, die zum Vorschein kam, war zum Glück von zu und ohne Eiter. Caleb konnte, obwohl es ihm nicht wirklich gefiel, behaupten, dass er ihn schon in schlimmerem Zustand gesehen hatte, und nachdem er den ganzen Tag das Bild des in Qualen liegenden Aleksanders im Kopf hatte, wurde er von Magenbeschwerden verschohnt. Tatsächlich atmete er auf. Es schien sich Berg auf zu gehen. Dennoch war die Wunde äußerst unschön. Anscheinend hatte sie weiteres, entzündetes Fleisch in der Nacht entfernen müssen, was sie dazu gezwungen hatte, die Naht zu vergrößern. Das würde eine böse Narbe werden.
Caleb verkniff sich einen wenig aufbauenden Kommentar. Stattdessen ließ er sich von Derenja ein Tuch reichen.
"Das krieg' ich bestimmt noch hin.", meinte er halblaut, da er sich nicht ganz so sicher war, was man dabei alles falsch machen konnte. Vorsichtig tupfte er erst die Stellen um den Arm am. Die Wunden nässte ein wenig. Es musste trocken sein, bevor man einen neuen Verband anlegt. Die blauen Stellen an der Hand versuchte er besonders sanft zu berühren, und erst recht die eigentliche Naht. Gerade jetzt und wenn noch die Nähte drin waren, brannte es bei Berührungen.
Ein prüfender Seitenblick auf Aleksander verriet ihm, dass er recht hatte.
"Wahrscheinlich ist das Entfernen der Naht das Schlimmste, was dir jetzt noch bevorsteht."
Noch einmal vergewisserte sich Caleb, dass er auch wirklich alles gerocknet hatte, wobei er immer wieder zu Aleksander schaute um ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten. Dann kam Derenja mit dem neuen Verband.
"Wenn du es mir erklärst, darf ich es dann machen?", fragte er, überraschend zuversichtlich. Er hatte ihr beim Abnehmen zugesehen und fühlte sich in der Lage, das Selbe rückwärts tun zu können.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. August 2012, 13:01

Aleksander lachte auf, blickte über die Schulter zurück. "Veräppel mich nicht! Du hast das Buch doch eben nicht wirklich gelesen, oder?" Nochmal lachte er, konnte es nicht glauben, dass Caleb dazu tatsächlich in der Lage war. Er hielt es für logischer, dass der Bursche bereits diese Information aus dem Buch heraus hatte, ehe er sich ihm genähert hatte. Die Auskunft ließ ihn allerdings seufzen. "Ich habe das Gefühl, der Arm ist immer noch da. Ich kann die Finger spüren, den Daumen und die Bewegung der Muskeln, wenn ich mir vorstelle, die Hand zur Faust zu ballen. Aber dann schaue ich nach rechts und sehe ... nichts." Er verfiel in schweigen, was wohl derzeit das Beste war. Niemand schien ihn jetzt hinsichtlich seines Verlusts aufheitern zu können, aber als Soldat war Aleskander diszipliniert genug, seine Trauer nicht lange nach außen zu tragen. Er hatte Pflichten zu erfüllen und sei es nur, sich für die nächste Untersuchung, inklusive Verbandswechsel, zu melden.

Derenja nahm Caleb während der Versorgung gleich unter ihren wachsamen Blick. Er durfte die Wunde reinigen, von kleinen Hautpartikeln und dem nässenden Sekret, dessen Ausfluss man nie verhindern konnte. Je trockener die Nahtstellen beim Auflegen des neuen Verbandes waren, umso besser. Dann bräuchte man ihn nicht in zu kurzen Abständen zu wechseln, was den Heilprozess nicht nur beschleunigen würde, sondern auch die Gefahr einer Infektion verhinderte, wenn man ständig an der Verletzung herum hantieren musste.
Aleksander schwieg in der ganzen Zeit. Er hielt den Blick starr zu Boden gerichtet, Schultern und Rücken waren jedoch leicht angespannt. Es musste ziemliche Schmerzen bereiten, aber er wollte sich nichts anmerken lassen. Trotzdem zuckte er jedes Mal, wenn Caleb die Naht mit dem Tuch berührte. Einmal tätschelte Derenja ihm den Nacken, was den Soldaten überraschenderweise sichtlich entspannter machte. "Es sieht alles sehr gut aus", sagte sie und wusste, dass diese Worte doch nichts bewirken würden. Soldaten fühlten sich immer nutzlos, wenn sie zwar noch lebten, aber für den Kampf ungeeignet wurden. Diese Phase machte Aleksander gerade durch. Es würde Zeit brauchen, bis er einsah, dass er immer noch Hilfe leisten konnte. Er besaß ja noch einen anderen, guten Arm.
Doch das musste er allein erkennen, weshalb sich die Medici-Gehilfin nun dem Stumpf und Caleb widmete. Sie reichte ihm den Verband. "Versuch es, wenn Aleksander nichts dagegen hat."
"Hab ich nicht. Er macht das schon."
Derenja nickte, zeigte Caleb daraufhin, wie der Ausgangspunkt beim Verband zu sein hatte und erklärte die einzelnen Schritte, ihn anzulegen. Es war wirklich wie beim Abnehmen, nur der umgekehrte Weg. "Wichtig ist, dass du ihn fest ziehst, aber es trotzdem nicht übertreibst. Wenn er zu locker sitzt, ist es schlechter, zu fest wird er auf Dauer dem Patienten die Luft abschnüren oder das Blut kann nicht richtig fließen. Versuch es einmal und ich prüfe dann das Ergebnis." Während sie Caleb hantieren ließ, hörte man einen plötzlichen Aufschrei aus einem anderen Bereich des Lazaretts. Kurz darauf erschien Madleens Gesicht zwischen zwei Leinenvorhängen. "Derenja! Wir brauchen dich hier!"
Sie schaute Caleb an. "Mach den Verband fertig und dann komm hinter. Ich glaube, die jorsanische Prinzessin ist erwacht!" Schon huschte sie zwischen den Vorhängen hindurch in den abgetrennten Bereich. Sobald Caleb dort einträfe, würde er ein ziemlich blutiges Szenario miterleben dürfen. Der Medicus hatte es geschafft, das Schwert zu entfernen, aber die Prinzessin litt ungalubliche Schmerzen und die Wunde wollte sich nicht schließen lassen, weil sie zappelte. Sie war wie im Wahn, bemerkte niemanden mehr um sich herum und Madleen, sowie Derenja nun versuchten, Bodvicas Gliedmaßen an Griffen der Liege festzubinden, damit der Heiler seine Arbeit tun konnte. Dass Laken und sogar der Boden bereits von ihrem Blut gesprenkelt waren, darauf konnte niemand aktuell Rücksicht nehmen.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Samstag 25. August 2012, 17:33

Caleb wollte ehrlich sein, dass hatte er sich vor nicht allzu langer Zeit vorgenommen: "Natürlich hab ich es gelesen!" Es klang beleidigt, wenn auch sehr gespielt. Aleksander konnte schlecht wissen, wie gut er sich Dinge merken konnte. Bisher hatte er kaum jemandem etwas davon erzählt. Selbst der Prinz hatte es noch nicht erfahren, zumindest nicht aus seinem Mund. Dafür hatte es irgendwie noch keine Gelegenheit gegeben. Vielleicht hatte es ihm aber auch Theben schon erzählt.
Seine Aussage verdeutlichend, tippte sich Caleb gegen die Schläfe, seine Ohren zuckten leicht dabei.
"Es ist alles da drin. Ich vergess nie was.", versprach er und holte den Soldaten ein, um gleichauf mit ihm zur Behandlung zu gehen. In Gedanken nahm er sich vor viel mehr und noch viel schneller zu lernen. Er wollte nützlich sein, eine Rolle haben, etwas unternehmen können.

Es roch hinter dem Vorhang viel stärker nach Medikamenten und Kräutern, wie Calebs Nase feststellte, aber auch der metallische Gestank von Blut mische sich dazu. Das Sekret von unterschiedlichen Krankheiten und Eiter lag in der Luft. Hier wurden die schlimmsten Fälle behandelt, da war Aleksander - inzwischen - einer der eher harmlosen Fälle, denn er war bereits übern Berg und musste nur noch in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Viele andere Betten waren mit Vorhängen vor Blicken geschützt und der Katzenjunge konnte sich gut vorstellen, dass er sehr dankbar dafür sein durfte, dass er sie nach und nach zu Gesicht bekam. Der Schock, wenn sich all diese Schreckensbilder auf einmal in ihn gebrannt hätte wäre sicher unangenehm.
Sich die wüsten Gedanken aus dem Kopf schüttelnd, konzentrierte sich Caleb wieder auf Aleksander, bedankte sich bei Derenja für die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und folgte gewissenhaft ihren Anweisungen. Sein erster Anlauf war etwas zu zaghaft, er musste drei Bahnen zurückwickeln und mit etwas mehr Druck wiederholen, bevor Derenja zufrieden war. Dann wurde sie auch schon gerufen.
"Die Prinzessin ist schon wach?"
Der Verband rutschte etwas nach rechts, was nicht Calebs Erinnerung entsprach, wie er vorher gewesen war. Obwohl es nicht wirklich ein Fehler war, scholt sich der Diener innerlich dafür und versuchte sich nicht ablenken zu lassen. Aber er hörte die Schreie hinter dem nächsten Vorhang. Ob sie Aleksander auch hörte, oder ob es an seinem Gehör lag?
Seine Bewegungen wurden schneller, aber nur so weit, dass sie nicht fahrig wurden. Den Druck versuchte er immer gleich zu halten, da Derenja nicht mehr da war und er keine Ahnung hatte, ob man an gewissen Stellen mit Absicht weniger Druck aufbaute. Zum Beispiel am Schultergelenk, damit er es noch bewegen konnte, aber wozu sollte er es noch bewegen...
"Jetzt musst du die Zähne zusammenbeißen.", warnte Caleb weniger glücklich vor, als er die Narbe verband. Wahrscheinlich sollten gerade hier die Verbande fest sitzen. Es machte ihm wirklich keinen Spaß, Aleksander mit Absicht Schmerzen zuzufügen, aber es ging nicht anders.
Am Ende hätte jemand, der sich ebenfalls gut Dinge merken konnte sich gewundert, dass der Verband genau dieselben Lagen und Muster hatte, wie der zuvor, aber so war es wohl nur für Caleb sichtbar und er war zufrieden damit. Ob der Druck stimmte, würde Aleksander ihm wohl später erzählen müssen. Er musste zur Prinzessin.
"Tut mir Leid, wirklich, aber ich muss los." Vorsichtig legte er Aleksander die Hand auf die nicht verbundene Schulter. "Der Prinz hat Anweisungen bezüglich der Prinzessin gegeben."
Damit drehte er sich um und eilte Derenja hinterher durch den Vorhang. Was dahinter lag, schien wohl der Operationssaal zu sein. Der Medicus musste die gesamten letzten Stunden hier verbracht und versucht haben, der Prinzessin das Leben zu retten.
Das Bild erinnerte Caleb ungemein an das von Aleksander in der letzten Nacht. Die Züge der Prinzessin waren vom Schmerz entstellt, sie benahm sich beinahe wie ein wildes Tier, dass die drei Ärzte nur mit größter Mühe bändigen konnten, bevor sie von der Liege fiel. Wenn sie sich nicht schleunigst beruhigte, war ihr Leben auch weiterhin in Gefahr, auch ohne das Schwert in der Brust.
Caleb dachte nach, während er vom Schreck erstarrte im Spalt des Vorhang stand. Er war nicht so stark wie Rist oder der Prinz, er würde nicht helfen können Bodvica zu bändigen und selbst wenn sie es schaffen würden, sie auf die Liege und in die Armschnallen zu zwängen, wäre eine Behandlung nicht möglich wenn sie weiter so tobte und der Blutverlust würde weiter steigen.
Ihm fiel nur eins ein, was sie beruhigen könnte.
Auf der Stelle machte er kehrte und rannte durch den Vorraum, vorbei an Aleksander, den er für diesen Moment komplett ignorierte und hinaus in den Hauptteil des Lazaretts. Hector und die Soldaten saßen nicht mehr am Tisch. Ihrer Ankündigung nach zu Folge waren sie auf dem Weg den jorsanischen Soldaten seinem Schicksal zu übergeben.
"Mist!"
Das war das erste Mal in seinem Leben, dass Caleb fluchte und er schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Hectors Stimme oder sein Anblick waren vielleicht das einzige, was Bodvica besänftigen könnte. Sie war in Troman umgeben von Feinden und schwer verletzt kurz nach einer Schlacht. Natürlich verlor sie da die Kontrolle.
Caleb rannte weiter, hinaus aus dem Lazarett und weiter Richtung Brunnen. Irgendwo hier gab es sicher einen Marktplatz oder ähnliches, auf dem die Hinrichtungen vollstreckt wurden. Er betete zu Feylin, dass er nicht zu spät war. Zum Glück war noch nicht so viel Zeit vergangen. Er fand die Drei auf dem Weg durch eine der Hauptstraßen.
"Halt!", schrie er ihnen hinterher. Köpfe von Bauern und Arbeitern drehten sich zu ihm um, aber die Soldaten hatten es nicht gehört. Erst beim zweiten Mal bemerkten sie das hohe Geschrei hinter sich. Beinahe wäre Caleb in sie hinein gerannt, doch er kam einen halben Schritt vor ihnen zum stehen. Am Tisch waren sie ihm nicht so groß vorgekommen, aber nun, da er vor ihnen stand, wurde ihm bewusste, dass ihn jeder der Drei um einen Kopf überragte.
Er musste den Kopf weit in den Nacken legen, um zu ihnen hinauf zu sehen, bevor er einen Schritt zurück trat.
"Ich brauche ihn noch! Die Prinzessin ist aufgewacht und tobt wie verrückt und lässt sich nicht beruhigen. Wir brauchen eine vertraute Stimme und ein bekanntes Gesicht, damit sie wieder zu Sinnen kommt."
Sie hatten schon vorher seine Befehle befolgt, sie mussten es auch jetzt tun, aber in den Gesichtern las Caleb etwas anderes. Man sah auf ihn herab, genervt, ablehnend.
"Im Lazarett warst du vielleicht der Chef, aber hier auf den Straßen Tromans bist du nichts. Und das hier ist kein Verletzter! Er ist ein einfacher Jorsaner auf den der Tod wartet, du hast uns nichts mehr zu sagen, Rotauge!"
Der Klang in seiner Stimme war Caleb zur zu bekannt. Was hätte er auch anderes erwarten sollen. Die Soldaten hatten es satt, dass sie von einem kleinen Jungen, einem Albino, einen Hybriden herumkommandiert wurden, nur weil er einen schönen Wappenrock trug und gestern erst in Troman angekommen war.
"Der Prinz ist auch nicht hier, also geh zurück in dein Körbchen."
Caleb senkte betroffen den Blick. In Grandea hatte er auch nie die Stimme gegen einen seiner Peiniger gehoben. Sie waren die Mächtigeren gewesen, und so war es auch hier. Etwas anderes als sein Wort hatte er nicht, um die Soldaten dazu zu bringen, auf ihn zu hören. Wenn sie nein sagten, war er vollkommen machtlos.
Der linke Soldat grinste selbstgefällig, während der Rechte nur gleichgültig dreinblickte, seinem Partner aber verstohlen Blicke zuwarf. War er der selben Ansicht, oder war er gegen die Worte seines Waffenkameraden? Auf ihn konnte sich Caleb nicht verlassen.
Mit glasigen Augen hob Caleb den Kopf. Die Ohren hingen schlapp. Er war verzweifelt.
"Aber sie wird vielleicht sterben." Seine Stimme zitterte.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Montag 27. August 2012, 11:51

Noch während sich Aleksander von Caleb verbinden ließ, erhob er wieder die Stimme. Es gab noch etwas, worüber er mit dem rotäugigen Katzenjungen sprechen wollte. "'Du vergisst nie etwas, das du gesehen oder gehört hast? Niemals?" Er wand den Kopf, wollte über die Schulter zurückschauen, überlegte es sich dann aber anders. Diese Bewegung verursachte Schmerzen in seiner Schulter, die im Stumpf endete, weshalb er kurz das Gesicht verzog und wieder in die Ausgangsposition zurückkehrte. "Hast du darüber nachgedacht, nur zum Schein Feldarzt zu werden? Weiß Vince von diesem Talent? Du würdest dich in dem Fall ideal als Spion eignen. Wir könnten dich bei den Jorsanern einschleusen, jetzt da die Prinzessin in unserem Lager ist. Du könntest sie zurück nach Jorsan begleiten. Du erweckst keinen gefährlichen Eindruck, sie würden dich als Botschafter sehen - während du den Feind aushorchst." Er nickte. "Ich unterbreite Vince diesen Vorschlag, sobald..." Aber weiter kam er nicht. Die Schreie erfüllten das gesamte Lazarett und schon bald musste nicht nur Derenja sich beim Medicus melden, sondern auch noch Caleb. Dieser hatte allerdings nicht den Eindruck, etwas bei der vor Schmerzen wild zappelnden Bodvica von Grandessa etwas bewirken zu können. Da musste jemand her, dem sie vertraute und so machte sich der Hybrid rasch auf den Weg, nach Hector zu suchen. Er konnte nur hoffen, dass man ihn nicht bereits hingerichtet hatte, aber Feylin schenkte ihm, wonach er sich sehnte. Er fand die Soldaten, die Hector soeben zum Exerzierplatz beförderten. Der jorsanische Soldat hatte die Hände auf den Rücken gefesselt bekommen, ging stillschweigend zwischen den beiden Wächtern her, den Kopf gesenkt. Er wandte sich aber ebenso zu Caleb um wie die Grandessaner. Ein mattes Lächeln huschte über sein Gesicht. Als er aber gewahr wurde, dass man ihn brauchte, um die Prinzessin zu beruhigen, weiteten sich seine Augen. "Den Göttern sei Dank, ist sie erwacht."
"Schnauze!", keifte einer der Soldaten, verpasste dem Gefangenen einen leichten Stoß. Daraufhin verfiel Hector wieder in Schweigen. Sein Blick aber blieb an Caleb haften und er war eindringlich: Bring mich zur ihr, sagten seine Augen aus. Was danach mit ihm geschehen konnte, schien ihm gleichgültig. Aber was konnte der Feldarzt in Spe schon tun? Die Soldaten selbst wiesen ihn harsch darauf hin, dass er nun nichts mehr zu befehlen hatte. Sie fühlten sich von Caleb ohnehin schon mehr als gestört. Was bildete sich dieser Bengel ein, nur weil er als Gefolge des Prinzen angereist war? Da half auch ein Blick aus glasigen Augen nichts. Die Mienen der Soldaten blieben hart. Einer von ihnen zischte dem Jungen sogar entgegen: "Zieh endlich Leine, Kleiner! Du störst!" Doch Hector war er, der nun die Stimme erneut erhob, ungeachtet des weiteren Stoßes, den er abbekam. "Ich bitte euch, lasst mich kurz bei ihr sein. Ich habe mein Leben nicht in grandessanische Hände gegeben und meine Prinzessin hierher geschleppt, damit sie jetzt stirbt, weil ich nicht an ihrer Seite bin. Macht danach mit mir, was ihr wollt."
"Wir töten dich sowieso. Was haben wir davon, noch länger zu warten?"
Hector holte tief Luft. "Eine Geisel von königlichem Blut." Damit besiegelte er das Schicksal seiner Prinzessin. Er bot sie als Kriegsgefangene an, wo von Seite des Prinzen vielleicht nicht einmal zu einer geworden wäre. Nun aber machte Hector es offiziell. Aber war es nicht immer noch besser, eine Gefangene auf feindlicher Seite zu sein, als vor den Gevatter zu treten? Die Soldaten tauschten Blicke aus. Der linke Mann blieb hart. Er schnaubte über den Vorschlag des Jorsaners. Der andere aber wiegte den Kopf hin und her. "Der Kerl hat nicht Unrecht. Und was kümmert es uns, dann bleibt er eben eine Stunde länger am Leben."
"Also gut", ließ sich sein Kumpane breitschlagen, "dann bring ihn zum Lazarett. Ich gehe zum Exerzierplatz und mache Meldung." Sie waren sich einig. Der Grandessaner drehte Hector um, schob ihn vor sich her und nickte Caleb zu. "Geh du voran, Junge!"

Im Lazarett selbst hatte sich die Situation nicht gebessert. Zwar lag die Prinzessin nun festgeschnallt auf dem Bett, aber sie schwitzte und die Wunde riss immer wieder auf. Der Medicus griff erneut zu Nadel und Faden. "Haltet endlich still!" Er konnte kein beruhigendes Mittel verabreichen, denn jene, die er kannte, würden sich negativ auf den Heilprozess der Frau auswirken. So gab Madleen der armen Prinzessin lediglich einen Kräutersud zu trinken, der das Blut dicker werden ließ, damit es langsamer zirkulierte. So konnten sie nur hoffen, dass nicht zu viel davon mehr austrat. Derenja entdeckte Caleb und Hector, kam sofort auf beide zu, während die Prinzessin im Hintergrund knurrte und schrie.
"Du hast den feindlichen Soldaten hergeholt?" Sie blickte Hector skeptisch und auch mit einer Spur Furcht an. "Ich hoffe, dein Plan hilft, Caleb."
Schon wurde Hector ans Bett heran geführt. Die Fesseln löste man ihm jedoch nicht. So konnte er sich nur über das Gesicht seiner Prinzessin beugen und mit seiner ruhigen, tiefen Stimme raunen. "Hoheit - Bodvica - ich bin hier. Hört mich an! Ich bin es: Hector Chivall. Herrin ... Ihr müsst ruhig bleiben. Man will Euch helfen." Tatsächlich funktionierte es. Die Prinzessin fokussierte ihren Soldaten, blickte ihn an und Tränen der Erleichterung schossen ihr in die Augen. Sie beruhigte sich, wurde nur noch geschüttelt, wenn der Schmerz sie übermannte. Das aber genügte dem Medicus, sein Werk zu vollenden, während Hector neben der Liege stand und beständig auf die Prinzessin einredete. Schließlich holte Madleen Caleb heran. "Hilf mir, den Verband festzuziehen." Derenja war derzeit unterwegs, weiteres Wasser zu beschaffen, damit man das Blut weg wischen konnte.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Freitag 7. September 2012, 16:42

Adrenalin war durch seinen Körper geschossen und hatte alle anderen Gedanken verdrängt, als den einen, der Prinzessin erneut zu helfen. So schnell, wie er gerannt war, hätte man ihn wirklich für eine Katze halten können. Fehlte nur noch der Schweif, der ihm dabei half bei den scharfen Kurven das Gleichgewicht zu halten, doch so hatte er sich durch eine rettende Hand gegen die Mauer behelfen müssen, um nicht auszurutschen und der Länge nach hinzufallen.
Das Adrenalin war purer Erschöpfung gewichen, während die Soldaten auf ihn hinab starrten. Er fühlte den Schmerz in den Beinen, nicht nur von seinem Lauf gerade eben, sondern vom Training und dem Scharmützel vor den Toren. Das alles war gerade einmal heute geschehen. Caleb war harte und lange Arbeit gewohnt, aber auch er hatte Grenzen.
Das Hector ihm half, konnte er ihm nicht genug danken. Er war besser im Reden und ihn umhüllte diese typische Hauptmannaura. Ein Mann, der sehr oft Befehle erteilte und mit deren Ausführung rechnete. Vielleicht spürten das auch die Grandessaner, jedenfalls konnte er sie überreden und der kleine Diener atmete erleichtert auf. Ob man ihm die Müdigkeit bereits ansah?
Ein Schläfchen in der Mittagssonne wäre jetzt genau das richtige gewesen...
Aber es ging weiter, im Laufschritt zurück zum Lazarett. Die Situation dort hatte sich kaum gebessert, eher riss und zerrte die Prinzessin nun an ihren Fesseln, scheuerte sich die Handgelenke auf und Schrie nur lauter. Das Gefühl, gefangen genommen zu sein, schien sie rasend zu machen und der Schmerz stachelte es weiter an. Derenja wirkte ebenso besorgte wie der Arzt, Madleen, und ihr Gesichtsausdruck spiegelte wahrscheinlich seinen eigenen wieder. Es war nicht sicher, ob Bodvica Hector anhören oder verstehen konnte; in diesem Zustand.
"Ich hoffe es auch.", murmelte Caleb nur knapp zurück und schenkte ihr ein unsicheres Lächeln.
Zu ihrer aller Glück funktionierte es. Die Körperspannung löste sich auf, die verkrampften Gliedmaßen legten sich wieder ruhig hin und Madleen rief ihn eilig zu sich, um den Verband anzulegen, nun, da sie die Chance hatten.
Viel war für ihn nicht zu tun, die erfahrene, alte Heilerin tat die Arbeit. Er musste lediglich das Anfangsstück festhalten, damit sie mit beiden Händen den Torso der Frau umwickeln konnte. Der Oberkörper der Frau war entblößt, wie Caleb jetzt erst feststellte. Seine Ohren zuckten verräterisch und er begann den Bauchnabel zu fixierte, während er weiterhin Madleens präzisen Anweisungen folgte. Sie benutzt eine Art übergroßen Tupfer, um ihn auf die Wunde oben und unten zu legen. Darüber wurde der Verband straff angelegt. Es war eine wirkungsvollere Art des Druckverbands, davon hatte Caleb auch schon gelesen. Ihm kam lediglich die Aufgabe zu, sie an Ort und Stelle zu halten, während die geübten Hände ihre Arbeit schnell, aber nicht übereilt taten.
Madleen tat dies mit eiserner Miene. Sie musste schon viele solcher Verletzungen gesehen haben, Caleb dagegen konnte den Geruch, das schmerzvolle Jammern der Prinzessin und das Gefühl von klebrigen Blut zwischen seinen Fingern nicht so einfach ignorieren. Es sickerte in ihn ein und machte sich breit. Es fand in den Erinnerungen an die Schlacht und die Operation von Aleksander fruchtbare Nahrung und nistete sich ebenso dort ein. Ein Bilderbuch, das Caleb gerne verbrannt hätte.
"Weißt du, es muss gar nicht so sein, dass du dies hier weiter ertragen musst. Aleksander hat recht.", flüsterte eine altbekannte Stimme. Sie klang aufgeregt. Überfreundlich.
"Als Spion wärst du fein raus. Jeder sieht in dir nur einen kleinen Jungen, keine Gefahr. Du siehst nicht einmal aus wie ein gewöhnlicher Grandessaner, besitzt keinen ihrer Charakterzüge. Es wäre perfekt." Das letzte Wort sprach der Geist mit der Kapuze so verführerisch und hingerissen aus, das es Caleb beinahe kalt den Rücken runter lief.
"Klein und wendig wie du bist. Und wähltest du nicht die Krummdolche? Beinahe ein Klischee, könnte man meinen.", lachte er hinter vorgehaltener Hand und legte beide Hände auf Calebs Schultern, massierte sie kräftig, dass es weh tat.
"Und das Wichtigste: Kaum einer könnte dich dann noch mit Marlin vergleichen!"
Calebs Augen wurden groß. Das wäre so eine Erleichterung...
Die Arbeit an der Prinzessin war getan. Das Schwert entfernt, die Wunde genäht und verbunden. Caleb nah entgeistert auf seine Hände. Sah und roch das Blut und ihn durchfuhr plötzlich dieser animalische Instinkt, daran zu lecken. Er rückte sogar mit dem Kopf ein Stück nach vorn, öffnete leicht den Mund, aber dann durchfuhr ihn, was er gerade tat und zuckte zusammen. Rasch ging er Madleen hinterher zu einer Schüssel, wo sie ihre Hände wusch und tat es ihr gleich. Das Wasser dämpfte den Geruch und ließ ihn aufatmen.
"Meint ihr sie wird es schaffen und wieder ganz gesund werden?", fragte er die Heilerin schüchtern. Er musste nicht, welche Komplikationen es bei der Operation nach gegeben hatte. Vielleicht waren doch Organe verletzt. Solche Wunden waren oft gefährlich. Ob sie irgendwann wieder ihre volle Kraft erlangen würde, war fraglich. Wenn nicht...würde sie dann auf den Prinzen wütend sein?
Wieder durchzuckte ihn ein Gedanke. Du könntest die begleiten und dafür sorgen, dass es nicht so ist. Beinahe hätte er sich umgesehen und nach dem kindlichen Abbild gesucht, dass seine andere Seite repräsentierte, aber es tauchte nicht auf. Es blieb nur das unheimliche Bild seiner selbst hinter ihm stehen. Das konnte er spüren.
Vielleicht sollte er den Vorschlag sogar selbst...
"Spione lügen.", kam es plötzlich von rechts. Sein kleines Ich stand neben Derenja und starrte ihn vorwurfsvoll an. "Sie lügen und betrügen. Als Arzt hättest du helfen können. Leben retten, wie das der Prinzessin. Wolltest du das nicht?"
Er kämpfte mit sich selbst. Er wollte nicht lügen. Nicht Hector oder der Prinzessin und die Augen sehen und sich sicher sein, dass er einmal den Dolch gegen sie erheben würde, und dabei im schlimmsten Fall noch in ihrem Rücken stand.
Nein, so wollte er nicht sein. Spione waren Verräter. Falsche Freundschaften und Gewalt beherrschte deren Leben. Was er viel lieber sein wollte, war...
"Ein Botschafter.", flüsterte er sehr leise.
Wenn ich mit den Jorsanern reden könnte...den Krieg verhindern.
War nun größenwahnsinnig oder war er zu einer Erkenntnis gekommen?
Das würde sich noch herausstellen. Nun ging es noch um die Prinzessin.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. September 2012, 17:29

Während man sich endlich um die jorsanische Prinzessin kümmern konnte , erfuhr Caleb allein durch anwesend sein und zuhören, dass das Schwert zwar durch ihren gesamten Körper gedrungen war, aber keine lebenswichtigen Organa verletzt habe. "Haarscharf am Herzen vorbei. Unser Prinz hat ein Auge dafür, seine Ziele zu treffen", sagte der Medicus beiläufig und fing so einen Blick des Soldaten Hector ein. Dieser beließ die Augen jedoch nur sehr kurz bei dem feindlichen Feldarzt, denn seine Anführerin und Tochter des Königs ächzte soeben unter Schmerzen auf und schon widmete er sich wieder der Aufgabe, ihr ruhig zuzusprechen. Sie brabbelte ein wenig vor sich her, schien im Fieberwahn, aber schon bald wurde sie noch eine Spur ruhiger, als Derenja erschien. Die Helferin suchte flüchtigen Blickkontakt mit Caleb, ehe sie Bodvika den Inhalt eines kleinen Flakons einflößte. Die Flüssigkeit hatte keine schöne Farbe besessen und musste entsprechend schlecht schmecken, denn die Jorsanerin hustete, würgte, aber das Mittel zeigte alsbald Wirkung. Sie verfiel während der übrigen Versorgung in eine Art Wachschlaf. Nicht einmal mehr richtig sprechen konnte sie, murmelte nur noch vor sich her. Lediglich der Namen ihres Soldaten verließ immer wieder ihre Lippen, gleichermaßen oft aber auch das Wort "Sterlyn".
Als der Verband vollkommen umgelegt war, war von der Blöße der Prinzessin kaum mehr etwas zu sehen. Der Gazestoff war oberhalb des Nabels um ihren gesamten Rumpf gebunden worden, sogar einen Teil der Schulter hatte man umwickelt. Vorsichtig drückte Madleen die Prinzessin nun zurück auf ihr Lager. "Bleibt ganz ruhig, Fremde. Ihr mögt der feindlichen Seite angehören, dennoch ist dies ein Ort der Heilung. Ihr werdet versorgt wie wir auch die unseren behandeln." Die ruhige Stimme Madleens, vor allem aber Hectors Nähe sorgten dafür, dass Bodvika nun keinerlei Widerstand mehr leistete. Sie hauchte ein "Danke", ehe sie entkräftet auf das Feldbett zurück sank. Madleen und der Medicus ließen sie nun allein. Es gab weitere Patienten, die bereits auf den Herrn Doktor warteten. Lediglich Derenja blieb zurück, tupfte der Verletzten etwas die Stirn. Und Hector war noch da. Er schaute fragend zu Caleb. Wieviel Zeit blieb ihm noch. Seine Augen zeigten das Wissen, dass sein Ende bevorstand, aber ebenso weiterhin die Sorge um seine Herrin.
Caleb war derweil Madleen gefolgt, die ihre Hände wusch. Auch er hatte diesen Drang, ebenso das Bedürfnis nach dem Zustand der Jorsanerin zu fragen. Die Heilerin bedachte ihn mit einem milden Lächeln. "Du hast sie doch aus nächster Nähe gesehen, bei diesem Duell. Von weitem schien sie mir eine willensstarke Kämpferin zu sein. Sie wird auch diese kleine Schlacht mit ihrem Körper überstehen und siegen. Nur aufregen sollte sie sich nicht allzu sehr. Vielleicht bleibst du eine Weile bei ihr? Du hast sie schließlich auch hierher getragen. Sie steht unter deiner Verantwortung." Mit diesen Worten wandte sich Madleen ab, denn der Medicus rief bereits nach ihr. Doch auch Calebs Präsenz wurde verlangt. "Der Prinz ist da", sagte Derenja, die sich nun ihrerseits der Waschschale näherte. "Ich hab ihm gesagt, dass du hier bist. Er will dich sehen."
Tatsächlich war Prinz Vincent im Lazarett eingetroffen und natürlich sofort zum Feldbett der gegnerischen Prinzessin gebracht worden. Er stand dort, leicht nach vorn geneigt und redete leise mit der Verletzten. Calebs spitze Lauscher erhaschten noch einige Sätze. "... so nicht gewollt. Es war ein Versehen. Ihr seid hier sicher und sofern ich auf jorsanischem Grund eben solche Sicherheit erwarten kann, bringe ich Euch persönlich in Euer Reich zurück."
Die Prinzessin schüttelte energisch den Kopf, dass Hector ihr über den Kopf streichen und sie beruhigen musste. "Sterlyn ... ich muss den Hauptmann finden", hauchte sie schwach, für Caleb aber deutlich zu verstehen.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Freitag 3. Mai 2013, 18:28

Jetzt, wo alles vorbei zu sein schien, brach es über Caleb herein. Die Schwäche in seinen Beinen, seine Hände begangen zu Zittern und sein Kopf fühlte sich an als wäre er aus Mus. Mit den feuchten Händen fuhr er sich einmal übers Gesicht und durch die Haare, atmete tief aus und ein und lehnte sich einen Moment an die Wand. Tief in ihm kam der Wunsch auf, dass dieser Tag doch endlich vorbei sein mochte. Er wollte ein Bett, egal wie hart oder kalt es war. Erinnerungen an die Küche im Schloss Grandea erwachten, von dem warmen Ofen vor dem er sich zusammen kauern konnte, wenn er Wache über die Feuerstelle hatte, der es nie erlaubt war ganz auszuglimmen.
Aber das alles lag jetzt weit hinter ihm zurück.
Caleb rappelte sich wieder auf. Von Madleen war ihm eine Aufgabe zugewiesen worden. Mit demütig gesenktem Blick, so wie er es gelernt hatte, näherte er sich dem Prinzen, geduldig darauf wartend, dass dieser aufhörte zu sprechen, da er ihm nicht dazwischen reden durfte.
"Die Operation der Prinzessin wurde erst vor wenigen Augenblicken beendet, mein Prinz. Es wäre vielleicht angebracht, ihr ein wenig Ruhe zu gönnen.", warf er halblaut ein.
Immerhin war es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht aufregte, und so wie sie auf der Suche nach Sterlyn behaarte, würde sie wohl kaum zur Ruhe kommen. Hector würde schon mehr erreichen können, aber nicht, wenn die Prinzessin den Prinzen anstarrte und ihn anfleht, ihrer Bitte Folge zu leisten.
"Der Tag neigt sich sowieso dem Ende, mein Prinz. Gönnt ihr eine Nacht mit ihrem Soldaten, wenn auch unter Aufsicht. Zu General Sterlyn kann ich euch auch ein oder zwei Dinge sagen, die ich von diesem jorsanischen Soldaten erfahren habe."
Versuchte er gerade Hector eine weitere Nacht zu erkaufen? Er wusste es selber nicht so ganz. Sein Unterbewusstsein hatte bereits beschlossen, dass es Hector nicht am Strick baumeln sehen wollte. Es hatte schon gereicht, dass etwa zwei Dutzend jorsanische Soldaten heute morgen vor den Toren abgeschlachtet worden waren. Außerdem brauchten sie ihn um die Prinzessin in ihrem immer noch schlimmen Zustand zu beruhigen.
Kaum zu glauben, dass er erst gestern hier angekommen war, und nun lag die jorsanische Prinzessin als Kriegsgefangene hier in ihrem Lazarett, weil sie einen verschollenen General suchte, der angeblich hier eintreffen sollte, um einen ominösen Vertrag vorzustellen.
Ein Friedensvertrag vielleicht?
Das alles konnte wohl kaum Zufall sein. Glück war es jedenfalls nicht. Dennoch schien hier irgendetwas ins Rollen geraten zu sein und Caleb konnte weder erahnen was es war, noch fühlte er sich bereit dafür. Was, wenn der Prinz sie wirklich selbst zurückbringen wollte? Oder noch schlimmer, er hierbleiben und ihm stattdessen die Aufgabe übernehmen lassen würde?
Und wenn Sterlyn niemals auftauchte? Die Jorsaner würden behaupten, die Grandessaner hätten ihn und die Prinzessin gefangen genommen, während seinen sturen Landsleute die Wahrheit und damit das Gegenteil behaupten würde, was unweigerlich in Krieg enden würde. Aber hatte der Prinz nicht genau das gewollt? Hier lag ihm mit der Prinzessin etwas, dass die Grandessaner wahrscheinlich schon seit Jahren nicht gehabt hatten.
Eine Möglichkeit. Ein Grund.
Ihre Anwesenheit hier hatte etwas zu bedeuten, nur ob es sich zum Guten oder Bösen auswirken würde, könnte noch keiner sagen. Weshalb Caleb ein stummes Stoßgebet an Feylin sandte und ihn darum bat, einen Krieg zu verhindern. Er würde ihm bald wieder eine Opfergabe darbringen müssen, um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen. Selbst konnte er nichts anderes tun, als darauf zu hoffen, dass der Prinz diesen Tag für beendet erklärte. Er war doch so müde...

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Mai 2013, 10:57

Die Augen beider Königskinder trafen sich. Prinz Vincent schaute Prinzessin Bodvika an und sie wiederum ihn. Ihr Blick war matt, sie war erschöpft von der Verwundung und der Behandlung selbiger. Dennoch glomm in ihren Augen ein Funke dessen, was man bei willensstarken Menschen als Kampfgeist interpretierte und ihre Stimme wollte nicht zittern, als sie vehement darauf bestand, ihren Hauptmann finden zu wollen. Als sie sich sogar erneut bewegen wollte, griff Hector ein. Er legte seiner Prinzessin eine Hand auf die Stirn, so dass Derenja gezwungen war, ihre mitsamt dem tupfenden Tuch zurückzuziehen. "Herrin, er ist nicht hier. Wir werden ihn finden, sobald Ihr wieder kräftiger seid. So nützt Ihr ihm nichts."
Das beruhigte die jorsanische Thronfolgerin, wenngleich sie auch ein enttäuschtes Seufzen von sich hören ließ. Hauptmann Sterlyn war nicht hier. Was hatte sie auf sich genommen, diese Antwort zu erfahren. Sie hatte sich verletzen lassen und nun war er nicht anwesend. "Wo steckt er?", fragte sie wieder, fast verzweifelt. Jeder einzelne Soldat schien dieser Frau offenbar sehr wichtig zu sein.
Prinz Vincent musterte sie, während er in eine gerade Haltung zurückkehrte. "Ihr wollt also noch nicht in Euer Reich zurück?" Dann aber wurde er unterbrochen, ehe Bodvika von Jorsan antworten konnte. Er wandte sich um, sein Blick galt nun Caleb und er nickte. "Du hast Recht." Mit einer verabschiedenden Verbeugung ließ er Bodvika nun mit ihrem Soldaten Hector allein. Derenja würde ein Auge auf beide haben und der Prinz befand sich ja mit Caleb auch noch in der Nähe. Er ging nur etwas auf Abstand, trat somit dichter an seinen katzenhaften Diener heran. Er war drauf und dran, Caleb eine Hand auf die Schulter zu legen, immerhin sah er ihn schon lange nicht mehr als seinen Diener an. Der Bursche war Teil der Hand der Prinzenkrone geworden, einer von fünf tapferen Männern, die für ihren Prinzen kämpften. Zumindest war dies Vincents Plan und Caleb sollte Sanitäter werden ... den verstorbenen Marlin ersetzen, der ihm so ähnlich gesehen hatte. Rote Augen wie er. Was sah Prinz Vincent wirklich in ihm?
"Wir sollten uns unterhalten, wenn ich die Prinzessin noch nicht sprechen kann. Was weißt du bereits von diesem Hauptmann? Erzähl mir alles, Caleb. Vielleicht kann ich ihn finden lassen." Nach einer Pause setzte er nach: "Du siehst sehr müde aus. Es war ein langer Tag für dich. Vielleicht solltest du etwas essen und dich dann ebenfalls ausruhen. Am Tisch kannst du mir dann berichten. Komm!" Er wollte Caleb aus dem Lazarett schieben. Natürlich würde es zurück in die Stube gehen, in der der Junge schon einmal gesessen und sogar mit dem gewaltigen Rist hier gekocht, der zwar ein wahrer Brocken war, zugleich aber auch sanft und ruhig mit dem Katzenjungen umgesprungen war. Wo steckten die übrigen Soldaten der Hand der Prinzenkrone überhaupt? Vincent schob seinen einzigen Soldaten mit sich, über den Schotterweg und zwischen den Baracken hindurch.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Samstag 11. Mai 2013, 10:48

"Ihr wollt also noch nicht in Euer Reich zurück?"
Das war Calebs Stichwort gewesen um einzugreifen. Der Prinz hatte noch keine Ahnung davon, dass Hector seine Prinzessin als Kriegsgefangene vor den Soldaten und einer halben Straße bezeichnet hatte um sich den Weg zurück ins Lazarett und an ihre Seite zu erkaufen. Ein drastischer Schritt, den er nur aus Verzweiflung gewagt hatte. Vielleicht hatte Hector Glück mit der barmherzigen Seite des Prinzen und es würde nie zu einem solchen Status kommen. Er schien sich seiner Schuld an ihrer Verletzungen vollkommen bewusst zu sein und die Verantwortung dafür tragen zu wollen. Ob er seine Kriegspläne bereits überdachte? All die Vorteile sie in seiner Hand zu haben waren zu offensichtlich und schwerwiegend um sie in einem aufkommenden Krieg zu ignorieren!
Aber Caleb hatte als Diener natürlich keine Ahnung von Kriegstaktiken und politischen Strategien, es wäre unangemessen von ihm etwas gegen die Entscheidungen des Prinzen zu sagen, vor allem nachdem ihm dieser seine Pläne so offenherzig mitgeteilt hatte. Das war eine große Ehre. Was auch immer der Prinz entschied, Caleb würde es akzeptieren.
Sollte er nicht eigentlich glücklich darüber sein, dass die Prinzessin nicht als Gefangene behandelt wurde? Wo zwischen diesen beiden Seiten stand er eigentlich...
Der Prinz erklärte sich bereit es für heute gut sein zu lassen; und Caleb fiel ein riesen Stein vom Herzen. Seine Schultern entspannten sich und vielen ein gutes Stück nach unten und es sah beinahe so aus, als würde er innerlich zusammen sacken. Vincent sah dies und erkundigte sich gleich nach seinem Befinden, wo er sich doch gerade darauf vorbereiten wollte, ihm einen Report über die Unterhaltung mit Hector zu geben.
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er die Ehrlichkeit der Sorge in den Augen des Prinzen sah, dabei hatte er nur einen kurzen Moment gewagt aufzublicken. Es war eigentlich nicht gut für Diener Schwäche zu zeigen. Für gewöhnlich wurde das nur von den Aufsehern ausgenutzt, einem noch mehr Arbeit aufzudrücken. Es war nicht einfach nach noch nicht einmal zwei Tagen in Troman all das loszulassen.
Gerade wollte man ihm aus dem Lazarett hinaus schieben, da drehte sich Caleb noch einmal um. Etwas hatten ihm im Hinterkopf gebrannt und jetzt fiel es ihm ein. Er eilte die wenigen Schritte zurück zu Derenja, die noch neben der Prinzessin stand und anscheinend ihren Blutdruck überprüfte um zu sehen ob sie sich wieder beruhigt hatte. Sie war gerade ganz bei der Sache, als Caleb ihre Hand griff und sie ein Stück von dem Bett der Patientin wegführte. Er trat so nah an sie heran, dass es selbst für ihn unangenehm war. Sie roch nach Kräutersud mit einer verstörenden Note Blut.
"Kannst du für mich auf die Beiden aufpassen? Und ich meine nicht nur einfach so. Hör darauf was sie flüstern und ermahne sie wenn sie zu leise für dich reden nicht zu tuscheln. Ich bin vielleicht gerade etwas paranoid, aber falls Hector mich angelogen hat, will ich nicht dass er sich mit der Prinzessin auf eine gemeinsame Version abspricht. Hol am besten noch einen oder zwei Soldaten dazu, nur für den Fall das Hector irgendetwas versucht."
Caleb sah Hector aus den Augenwinkeln an. Er wollte ihm gerne Vertrauen, wirklich. Seine Antworten waren ihm ehrlich vorgekommen und er schien ein ehrbarer Mann zu sein. Aber was war wenn er sich aus Troman rauschleichen wollte um den General vor ihnen zu finden? Vielleicht war er auch nur ein gewitzter Lügner. Caleb konnte ihm noch nicht ganz vertrauen. So viel Grandessaner war er dann doch.
"Kannst du das für mich tun?"
Dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass er immer noch ihre Hand hielt und ließ sie fluchtartig los, errötete leicht und wandte sich ab...
...nur um sich kurz danach noch einmal umzudrehen; die Hand um den anderen Arm geklammert: "Danke für die Lehrstunde im Verband anlegen.", nuschelte er nun wieder typisch scheu und beinahe unverständlich. Da packte ihn der Prinz mit beiden Händen an den Schultern und drehte sich zusammen mit ihm um.
"Tut mir Leid, mein Fräulein, aber ich muss mich noch mit meinem Diener bereden.", kam es äußerst merkwürdig betont aus seinem Mund heraus. Spielte er gerade auf irgendetwas an? Hoffentlich nicht. Und auch wenn Caleb es nicht sah, errötete auch Derenja etwas hinter vorgehaltener Hand, als die Beiden zusammen das Lazarett verließen.
Der Katzenjunge hatte eigentlich vorgehabt etwas einzuwerfen, nämlich dass er vor kurzem erst gegessen hatte und daher keinen rechten Appetit verspürte, allerdings war dies auch seine erste und einzige Mahlzeit an diesem Tag gewesen, und dazwischen lagen schonwieder sein Spurt hinter Hector her durch halb Troman und die doch nach allem anstrengende Operation Bodvicas. Einen Abendimbiss könnte er also doch vertragen.
Insgeheim suchte er eh nur einen Grund seinem Prinzen nicht widerspreche zu müssen.
Deshalb sprach auch kaum ein Wort auf dem nun bekannten Weg zu Rists Küchenstube. Der Prinz hatte gesagt sie würden am Tisch reden. Außerdem genoss es Caleb durch die Kühle Abendluft zu gehen. Die letzten violetten Streifen verschwanden gerade hinter der Stadtmauer und Fackeln wurden ringsum angezündet. Der Tag war für viele noch lange nicht zu Ende. Er stellte die Katzenohren auf und lauschte. Hörte Katzenmiauen und Hundegebell, das Geräusch zahlreicher Schritte auf dem Kies der Straßen. Seinen eigenen, schwere Atem. Er trug immer noch den Lederharnisch, und jetzt, wo er sich daran erinnerte, begannen ein oder zwei Stellen unangenehm zu jucken und er fühlte sich plötzlich eingeengt und unnatürlich beschwert. Caleb konnte es gar nicht erwarten das Ding loszuwerden. Obwohl er auch ein bisschen stolz war, dass er den Tag damit durchgehalten hatte.
Sie waren gerade vor dem Haus der Nachtwache angekommen, da fiel Caleb noch etwas ein. Er wusste wo seine Baracke von hier aus war, nicht aber...
"Mein Prinz, wie kommt man von hier aus zu den Stallungen? Ich wollte...", es kam ihm komisch vor diese beiden Wörter zu verbinden. Ich will. "Es wäre schön gewesen wenn ich nachschauen könnte, ob es Felix gut geht."
Seit er hier angekommen war, hatte er den Schimmel nicht mehr gesehen. Irgendwie drängte es ihn danach, nach dem Pferd zu sehen, dass man ihm zugewiesen hatte. Sicher hatte man sich gut um ihn gekümmert, aber...er fürchtete fast, dass man ihn einem neuen Reiter zuteilen würde, weil Caleb sowieso nicht richtig Reiten konnte und vielleicht eh kein Pferd mehr benötigte. Jedenfalls wollte er nach ihm sehen.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. Mai 2013, 21:19

Das würde gleich eine der unangenehmen Seiten seines Rapports werden. Caleb würde seinem Prinzen die Information mitteilen müssen, dass die verwundete Prinzessin von ihrem Soldaten zur Kriegsgefangenen gemacht worden war, um ihr Überleben zu sichern. Ebenso wie Hector sich selbst an die Grandessaner ausgeliefert hatte. Man wollte ihn hängen, sobald Bodvica wieder bei genug Kräften war. Er saß nun an ihrem Lager, leistete ihr Beistand und wusste, sobald sie wieder vollends erwachte, würde er sterben. Ein loyaler Soldat, der ein solches Schicksal nicht verdiente, aber wie würde der Prinz entscheiden?
Immerhin zeigte er sich bislang nicht ansatzweise wie sein Vater, der König. Der hätte die jorsanische Prinzessin vermutlich nur vom Schlachtfeld gerettet, um sie zu foltern. Vincent von Grandessa hingegen war gar mit Sorge im Blick direkt nach dem Kampf ins Lazarett gekommen, um nach ihr zu sehen. Dann seine Aussage von eben ... er wollte sie zurück in ihr Reich begleiten. Wenn dieser Plan sein Ernst war, so lief er Gefahr, sich selbst auszuliefern. Aber sicherlich würde er die Hand der Prinzenkrone als Geleitschutz mitnehmen. Caleb würde weiterhin an seiner Seite sein.
Und auch um den ehemaligen Küchenjungen, seinen Diener und jetzigen Sanitäter in spe sorgte sich der Prinz mit Aufrichtigkeit. So führte er Caleb zur Küchenstube hin, wobei es ihm ganz gleich schien, wann der Katzenjunge das letzte Mal etwas gegessen hatte. Es handelte sich nicht um die Baracken. Es war ein Sammelort des Friedens für alle Soldaten. In Rists Speisekammer konnte man einen Moment durchatmen.
Die beiden erreichten das Wachhaus, an dem sich auch die Küchenstube befand. Kein Geruch einer warmen, leckeren Mahlzeit erfüllte die Luft. Kochte Rist nicht? Ging es ihm gut? Caleb hatte den Hünen seit dem Aufeinandertreffen von Jorsanern und Grandessanern nicht mehr gesehen. Ein gutes Zeichen war, dass er auch im Lazarett nicht aufgetaucht war, was darauf schließen ließ, dass Rist zumindest nicht verletzt schien. Aber vielleicht ... und wo steckte der Rest der Hand der Prinzenkrone? Caleb wollte es nicht herausfinden, jetzt nicht. Ihm lag noch jemand Anderes auf dem Herzen, nach dem er lange nicht gesehen hatte.
"Ich werde dir nicht antworten", entgegnete der Prinz und warf dem Hybriden einen ernsten Blick zu, "solange du mich so nennst. Ich sagte dir, ich bin Vincent." Nach einer Weile aber streckte er den Arm aus und zeigte auf einen schmalen Pfad, der zwischen mehreren Baracken der Soldaten hindurch führte. Gerade brachte ein Mann seinen Kameraden, dessen Arm in einer Schlinge lag und der leicht humpelte, in das linke Gebäude. "Die Stallungen sind dahinter, wenn du dich Richtung Palisade hältst. Du wirst sie erkennen, sobald du die weitläufige Koppel bei einem der Wachtürme sehen kannst. Ich erwarte dich spätestens in einer Stunde in der Wachstube, Caleb." Er klopfte dem Hybriden die Schulter und setzte sich dann allein in Bewegung, gerade als aus der Ferne jemand winkte und Thebens bekannt gut gelaunte Stimme den Namen des Prinzen wie zum Gruß rief. Vincent war somit abgelenkt und Caleb konnte zum ersten Mal in seinem Leben einem Bedürfnis folgen, das er mit den Worten "Ich will" offenbart hatte.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Samstag 18. Mai 2013, 19:20

Für einen Moment starrte Caleb entgeistert zum Prinzen hinauf, als dieser sich weigerte ihm den Weg zu weisen. Auch wenn ein Prinz seinem Diener keine Antworten auf irgendeine Frage schuldig war, überraschte es den kleinen Katzenjungen dennoch. Die Auflösung des Ganzen, das der Prinz immer noch darauf beharrte, dass Caleb ihm beim Vornamen nannte, ohne Titel, ließ den Jungen leicht lächelnd den Kopf senken.
"Es ist schwer für mich...", flüsterte er mehr zu sich. Dann hob sein Prinz doch den Arm und beschrieb ihm den Weg. Die Bemerkung, dass er ihn ein einer Stunde zurück erwartete, kam stattdessen unerwartet. Caleb hatte nicht damit gerechnet, dass der Prinz auf seinen Rapport verzichten und dem Wunsch, ein Pferd zu besuchen, Vorrang lassen würde. Für einen Moment überlegte Caleb noch, ob er sich dagegen entscheiden, und dem Prinzen vorerst in die Wachstube folgen sollte, dann aber spürte er ein merkwürdiges Zerren an seiner Hand.
Kinderfinger. Sein junges Ich sah ihn mit großen Augen an und wollte ihn zu den Stallungen ziehen.
Da klopfte ihm der Prinz auf die Schulter, gerade so als würde er den Wunsch bestätigen. Der Ruf von Theben ließ seine Aufmerksamkeit daraufhin abschweifen. Auch Caleb hob vorsichtig die Hand zum Gruß, aber der Schütze war vorerst so auf Vincent fokussiert, dass er es nicht zu sehen schien und der Junge senkte die Hand wieder ruckartig und teilweise peinlich berührt, drehte sich um und ging in die ihm gewiesene Richtung.
Mit seinen Katzenohren hörte er Theben den Prinzen noch fragen, wo sein Diener hinwollte, aber schon die Antwort seines Herrn bekam er nicht mehr mit, da verschwand er in dem schmalen Pfad zwischen den Baracken und tauchte in Dunkelheit.
Es machte ihm nichts aus, seine Augen schienen sich nach diesem langen Tag beinahe zu erfrischen, als sie durch die dämmrige Nacht spähten, wo kein Fackellicht den Umgebung erhellte. Er verlangsamte seinen Schritt sogar ein wenig. Blieb vor der nächsten Ecke stehen, wo es wieder heller wurde und spähte in den Quergang hinein. Niemand zu sehen, dann ging er weiter. Wo man auf der Hauptstraße Tromans noch so einiges Volk zu sehen bekam, war es hier stiller. Mal sah man ein Grüppchen Soldaten vor einer Baracke stehen und reden, lachen, aber selbst dies hielt sich in Grenzen. Tage her waren anstrengend. Wenn man hier eine Seele traf, dann war sie entweder auf dem Weg in ihr Bett, oder kam gerade von diesem und war auf dem Weg zum Dienst.
Caleb war dem nicht unvertraut. Das Dienerleben hatte so seine Parallelen mit dem der hiesigen Soldaten, auch wenn seine Waffe bis vor kurzem noch ein Besen gewesen war.
Die Stallung erwiesen sich wirklich als leicht zu finden. Die weitläufige Koppel daneben war nun einmal kaum zu übersehen. Der Stall war ein längliches Gebäude, dass eine gesamte Längsseite der eben genannten Koppel einnahm. In der Mitte befand sich ein großes Tor, und auch die viel kürzeren Stirnseiten besaßen große Flügeltüren, durch die sicher fünf Reiter nebeneinander gepasst hätten. Daneben gab dazu noch eine einfache Holztür, durch die auch einzelne Personen gehen konnte, ohne dabei die großen Flügel öffnen zu müssen.
Es war auch hier ruhig. Späher konnten zwar zu jeder Zeit eintreffen, genauso wie Boten, weshalb es sicher Personal in den Stallungen gab, aber ansonsten schien hier niemand zu sein.
Caleb betrat den Stall durch den Nebeleingang. Die Tür war nicht verriegelt, warum auch. Innen gab es nur eine Laterne, die an einer Halterung an der Wand hing. Unter ihr saß ein Stalljunge auf einem Stuhl und döste. Caleb hatte keineswegs vor ihn zu wecken, er würde Felix auch ohne ihn finden, doch als er an ihm vorbeilief, sprang der Junge erschrocken auf, starrte ihn an, verbeugte sich hastig und begann auf garmisch zu reden: "Oh, tut mir Leid, tut mir Leid, ich hab' nich geschlaf'n, was kann ich für Sie tun?"
Sie starrten sich einen Moment an. Der Stalljunge versuchte eine ernste Miene zu machen, während Caleb ihn nur verwirrt anstarrte. Der 'Junge' war mindestens genauso alt wie er, sogar ein Stück größer und bestimmt hätte man Caleb nicht mal gesehen, wenn er sich hinter ihn gestellt hätte.
Für den Diener des Prinzen dagegen war dies ein unglaublich merkwürdigen Augenblick. Noch nie war er von jemandem höflich angesprochen worden. Nie hatte jemand vor ihm Haltung angenommen oder sich auf eine niedrigere Stufe gestellt. Das war ein wirklich unangenehmes Gefühl und dieses riss ihn auch aus der Starre, die sie beide angenommen hatten.
"Keine Sorge, ich werd dich nicht verpetzen.", beschwichtigte Caleb den Anderen. Ein Außenstehender hielt das vielleicht für eine merkwürdige Antwort, aber der Katzenjunge hatte den Blick des Jungen nur zu gut verstanden. Angst vor einer Strafe war darin mitgeschwungen, eine unstete Aura war von dem Stalljungen ausgegangen und er selbst konnte ihn nur zu gut verstehen. Bei der Arbeit einzuschlafen, egal ob man nur für Stunden auf einem Stuhl sitzen musste, wurde mit Schlägen bestraft oder schlimmer. Je nachdem wer einen erwischte.
Die beiden Jungen hatten einen kurzen Moment des Verständnisses, als dem Anderen klar wurde, dass Caleb ihn verstanden hatte, ohne ein weiteres Wort mit ihm gewechselt zu haben. Die Haltung des Stalljungen veränderte sich und wurde entspannter.
"Du bist neu hier, wa!?"
"Woher weißt du das?"
"Dein Garmisch is'...n' bissl eigenartig. Außerdem wärst de mer sicher aufgefallen."
Seine Augen wanderten von seinen Augen zu den Katzenohren.
"Oh ja, die.", schnell zog Caleb die Kapuze über seinen Kopf. Betretenes Schweigen trat ein, als Caleb sich wieder in seine alte Rolle zurückversetzt fühlte.
"Un? Was willste nun hier?", fuhr der Stalljunge fort und stemmte die Fäuste in die Seiten. Seine Unterwürfigkeit war komplett verschwunden. Caleb wunderte der kaum, in seiner Gegenwart hatte sich noch nie jemand eingeschüchtert gefühlt.
"Ähm...ich suche nach dem Pferd, mit dem ich gestern hier eintraf. Ein Schimmel."
Der Junge machte plötzlich große Augen.
"Du bist aus der Hauptstadt? Hab gehört der Prinz ist mit nem Diener hier eingetroffen. Prächtige Pferde.", er ging voran, und Caleb folgte ihn in leichtem Abstand. Da ließ sich der Junge zurückfallen und ließ neben ihm weiter, "Du bist nicht zufällig jener Diener?"
"Eben jener.", antwortete Caleb schlecht hin. Was war daran schon etwas besonderes.
"Das is ja so beeindruckend. Du wohnst im Schloss. Muss toll sein in der Hauptstadt."
"Übertreib' mal nicht.", murmelte er verlegen. So was war ihm noch nie passiert.
"Warum hast du dich eben eigentlich verbeugt?", versuchte er stattdessen das Thema schnell zu wechseln.
"Du hat wirklich keine Ahnung, wa?", er deutete auf den Wappenrock, "Wenn de damit rumläufst, muss ein einfacher Stalljunge dir Respekt zollen."
Caleb zupfte kurz an dem schwarzen Stoff herum. Das war natürlich logisch, dennoch war ihm das nicht so offensichtlich vorgekommen. Alle, die er bisher getroffen hatte, waren ebenfalls Wappenträger gewesen, Soldaten und andere Feldärzte. Da war ihm das nicht aufgefallen.
Er feixte kurz, "Heißt das nicht du musst mich mit Mein Herr anreden?"
Der Junge stockte kurz in der Bewegung, dann kratzte er sich ertappt den Hinterkopf.
"Nunja, eigentlich schon. Du hast doch nichts-"
"Nein.", unterbrach ihn Caleb simple. Die Verbeugung von vorhin und das unterwürfige Gehabe waren ihm schon unangenehm genug gewesen. Ob der Prinz sich auch so fühlte, und deshalb wollte, dass man ihn mit nahmen ansprach? So wie Caleb sich gerade 'unter Dienern' befand und sich komisch vorkam, wenn es Rangunterschiede gab, so war es für den Prinzen sich auch unter den Soldaten. So klar wie jetzt war das Caleb bisher nicht gewesen. Er nahm sich vor, den Befehl des Prinzen, ihn beim Namen zu nennen, nun ernst zu nehmen.
Da fiel ihm auch gleich etwas anderes ein.
"Wie ist eigentlich dein Name?"
"Einfach Ben."
"Caleb."
Ben blieb stehen. Caleb auch und sein gegenüber streckte ihm die Hand aus. Er ergriff sie und die beiden lächelten einander an. Ein Pferd wieherte und Calebs Ohren zuckten herum. Er kannte dieses Wiehern und einige Boxen weiter entdeckte er Felix, der den Kopf über das Gatter hinauf auf den Gang gestreckt hatte und zu ihm schaute.
"Hab mir schon gedacht, dass das deiner ist.", bemerkte Ben, als sie die letzten Schritte gemeinsam gingen, "Das andere sah mehr nach'm Pferd für'n Prinzen aus."
Caleb legte die Hand auf Felix' Nüstern und der Hengst zog die Luft und den Geruch damit ein, dann strich der über den starken Hals des Tieres. "Er ist nicht meiner. Ich kann gar nicht mal richtig reiten. Man hat ihn mir gestern nur anvertraut, weil ich den Prinz hierher begleiten sollte."
"Hätt schwör'n könn'n ihr beiden kennt euch schon länger."
Auch Ben strich dem Pferd auf der anderen Seite über den Hals. Felix ließ es sich gefallen.
"Ich hoffe, dass ich ihn behalten darf, bis wir wieder in Grandea sind." Wann auch immer das sein wird., dachte Caleb.
"Wir der Prinz halb wieder aufbrechen?"
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.", antwortete Caleb wahrheitsgemäß, auch wenn er dabei so einiges verschwieg. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Prinz Troman als nächstes Richtung Grandea verlassen würde, standen sehr schlecht.
"Dann solltest du die Zeit nutzen und reiten lernen.", schlug Ben daraufhin grinsend vor.
Caleb sah ihn schräg von der Seite an, "Und du willst es mir beibringen, wa?"
Ben boxte ihm leicht in die Schulter, musste aber lachen. "Nein.", er fuhr Felix durch die Mähne und sah dabei dem Tier in die Augen. "Er wird es dir beibringen."
Darauf musste Caleb grinsen. "Wahrscheinlich."
Sie standen kurz schweigend beisammen. Das Schnauben von Felix war deutlich zu hören.
"Du kümmerst dich gut um ihn, oder?"
Ben schien beleidigt. "Natürlich! Ich bin der beste Stalljunge in ganz Troman."
"Sicherlich.", antwortete Caleb und bekam für seinen gemeinen Unterton wieder einen Boxschlag. Wieder auf die selbe Stelle. Er wollte eigentlich zurückboxen, aber Ben tat einfach einen Schritt nach hinten und wich aus.
"Wenn du vorhast mich zu schlagen, musste schon etwas mehr Schmackes dahinter legen.", spottete er gespielt, aber Caleb versuchte es nicht nochmal. Stattdessen wandte er sich an Felix. "Nächstes Mal bring ich dir was zu futtern mit."
"Gehst du schon?", Ben klang beinahe enttäuscht. Sicher hatte er noch ein paar einsame Stunden Dienst vor sich. Aber Calebs Tag war lang genug gewesen. Er wollte seinen Rapport abgeben und ins Bett.
"Der Prinz wartet auf mich."
"Oh, sicher."
Sie gingen gemeinsam nach vorn, wieder Seite an Seite. Es war eine überraschende Gleichberechtigung zwischen ihnen in dieser kurzen Zeit entstanden, ein starkes Gegenstück zu seinem Verhältnis mit dem Prinzen, bei dem er sich immer noch so fühlte, als würde eine breite Kluft zwischen ihnen liegen. Aber dafür hatte auch eine lebenslange Dienerschaft gesorgt. Ben dagegen hatte er gerade erst kennen gelernt.
"So zwischen Dienern. Oder Diener und Stalljunge. Ist der Prinz so wie alle sagen?"
"Was sagen denn alle?"
"Das er sich nicht wie ein Adliger verhält. Alle meinen, er wäre Teil der Soldaten." Ins Bens Augen glitzerte etwas. War es Bewunderung?
"Kann ich nicht widersprechen.", beschied Caleb, wenn ihm auch etwas auffiel. "Willst du auch Soldat werden?"
Ben wirkte ertappt. "Meh, das ist nicht zu einfach." Sie waren am Tor angekommen. "Das vielleicht für ein anderes Mal."
"Ok."
"Gute Nacht, mein Herr", Ben vollführte einen schlampigen Hofknicks.
"Schlaf nicht wieder bei der Arbeit ein.", ermahnte Caleb.
Dann trennten sich ihre Wege wieder. Der violette Streifen am Himmel war verschwunden und der Katzenjunge beeilte sich zurück zu kommen. Sicher war noch keine Stunde vergangen, aber er wollten den Prinzen auch nicht warten lassen. Dass er ihn überhaupt hatte gehen lassen, war schon ein echtes Zugeständnis gewesen.
In der Wachstube brannte Licht. Ob Rist kochte? Ob der Geruch von Eintopf bereits in der Luft lag. Caleb hoffte es. Dann trat er ein.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. Mai 2013, 20:50

Calebs Hoffnung wurde enttäuscht. Kein Geruch erfüllte die Luft, weder um die Wachstube herum, noch darin, als er eintrat. Wenigstens war es hier etwas heller als in den Stallungen. Über dem Tisch, an dem Soldaten ihre Speisen einnehmen konnten, hing eine Laterne an einer rußgeschwärzten Eisenkette. Des Weiteren waren neben dem Durchgang zur Küche und dem Eingang in die Wachstube weitere Laternen entzündet worden und auch wenn es etwas nach dem tranigen Öl roch, so mochte man das Licht allem anderen vorziehen. Selbst einige Nachtfalter flatterten munter um die künstlichen Sonnen.
Die Stube war verhältnismäßig gut gefüllt. Theben und Prinz Vincent saßen nebeneinander, vor ihnen jeweils ein Brettchen und passendes Messer. Zwischen ihnen, in der Mitte des Tisches, stand ein Brotkorb mit geschnittenen Scheiben, daneben ein dicker Schmalztopf. Zwei weitere, Caleb völlig fremde Soldaten hockten auf Stühlen am Tisch und genossen wie Theben und der Prinz ihre Brote. Rist war nirgends zu sehen. Wo steckte der bullige Hüne? Dass es nicht nach irgendetwas Essbarem roch und sich alle nur eine kalte Mahlzeit genehmigten, ließ auf nichts Gutes schließen. Dabei hatte der kräftige Kämpfer doch noch einen mehr als vitalen Eindruck gemacht, als sich sein und Calebs Blicke zuletzt gekreuzt hatten!
Außerdem würden die übrigen der Hand der Prinzenkrone nicht so unbekümmert am Tisch sitzen, wenn etwas passiert wäre, oder war das der Alltag eines Soldaten in Kriegszeiten? Blieb keine Zeit, in der man um Gefallene trauern konnte?
"Da ist er ja, unser Kleiner. He, Katerchen, komm her! Das Schmalzbrot wird noch kalt." Thebens Laune passte eindeutig nicht zu einem Mann, der einen Kameraden vermisste. Rist konnte unmöglich etwas zugestoßen sein! Und so war es auch nicht. Plötzlich stand er da, als die Tür zur Küche aufschwang. Er hatte sich das Blut aus dem Gesicht gewaschen, trug nicht länger diese gewaltige Prunkrüstung, die ihn wie einen metallenen Berg hatte wirken lassen. Nein, er war in ein einfaches Leinenhemd und eine passende Hose gekleidet. Um seine Muskelmasse legte sich eine Küchenschürze. Drei Löffel lugten aus einer Tasche daran. In er Hand hielt der Koloss ein Schälchen, offenbar frisch geschnittener Kräuter, denn es roch von dort aus angenehm nach Dill, Schnittlauch und Petersilie.
"Caleb", grüßte Rist mit seiner betont ruhigen Bassstimme. Da ließ auch der Prinz sein Brot sinken, lugt über die Schulter zu dem Burschen herüber. Schon und als seien sie zwei streitlustige Brüder, schob er Theben neben sich weiter die Bank herunter, um für Caleb Platz zu schaffen. Der Schütze ließ es sich dennoch nicht nehmen, lauter zu werden und dem Prinzen sogar eine Kopfnuss zu verpassen. Scherzhaft rief er aus: "Vince, bei den Göttern! Katzen hocken vorm Ofen!" Die beiden feixten da doch tatsächlich eine Weile herum. Der Thronerbe Grandessas ließ sich gar auf einen Fechtkampf mit Brotkanten ein, während Rist nur den Kopf schüttelte und Caleb langsam auf die Bank schon. "Setz dich. Der Angriff heute hat verhindert, dass ich zum Kochen kam. Du musst dich mit Schmalzbrot begnügen, Junge. Macht trotzdem satt."
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Mittwoch 29. Mai 2013, 18:52

Nachdem Caleb so lange durch die dunklen Straßen gelaufen war, hätte die Helligkeit in der Wachstube eigentlich extrem störend für seine Albinoaugen sein müssen, aber seine katzenartigen Pupillen zogen sich einfach zu flachen Schlitzen zusammen und verhinderten so, dass er geblendet wurde. Der Virus hatte Caleb nicht viel verändert, aber dafür einige Vorteile gebracht. Normalerweise wäre bereits Sonnenlicht für ihn stechend gewesen und ein Blick in eine bestrahlte Rüstung hätte unter Umständen sogar bleibenden Schaden an seinen Augen hinterlassen können. Und bei all dem Gold in Grandessa wäre er dabei sicherlich schon blind.
Als Theben nach ihm rief, wusste er nicht, ob der sich bei Wort 'Kleiner' beleidigt fühlen sollte oder eher grinsen musste. Allein die Tatsache, dass er nicht mit 'Wo warst du so lange!' oder 'Wer hat dir erlaubt deine Pflichten zurück zu lassen!' begrüßte wurde, war schon ein Unterschied. Außerdem war er wesentlich schlimmere Namen gewöhnt als 'Kleiner'. Das war im Vergleich so harmlos, dass Caleb doch grinste.
Rist war auch hier und der Katzenjunge grüßte ihn zurück, drehte dann aber den Kopf herum, als das Gerangel zwischen Vincent und Theben begann. Seine Augen zuckten schnell zu den beiden anderen Soldaten, die ebenfalls anwesend waren, die aber nicht sonderlich überrascht darüber schienen, dass der Prinz sämliche Formalitäten vergessen hatte. Was genau sollte Caleb nun eigentlich tun. Er würde sich bestimmt nicht zwischen die beiden setzen während sie sich mit Brot bekriegten.
Ziemlich merkwürdig wenn man sich vorstellte, wie beide noch heute morgen mit Schwertern statt Brot Jorsaner aufgeschlitzt hatten.
"Ist nicht schlimm, ich werds überleben.", meinte Caleb schulterzuckend auf Rists Entschuldigung hin, dass er keine Zeit hatte zu kochen. Immerhin war er schlechteres gewöhnt. Allerdings ließ er sich von Rist nur Richtung Tisch schieben, bevor er um ihn herum ging und sich betont gegenüber von den Streithähnen hinsetzte. Bis jetzt war Theben am gewinnen, denn Vincents Brotkruste war kurz davor umzuknicken. Nicht, dass ihe Waffen allgemein stabil wären.
Rist setzte sich stattdessen neben ihn und stellte das Schälchen auf den Tisch. Beide nahmen sich eine Scheibe und beobachteten mehr oder weniger interessiert den 'Kampf'.
"Ich wette auf Pr- Vincent.", flüsterte Caleb zu Rist gebeugt, wobei er über das Wort 'Prinz' stolperte. Er wollte doch von nun an versuchen seinen Herrn nicht mehr mit Titel anzureden.
"Darf ich?", fragte er danach noch etwas unsicherer, mit der Hand schon halb auf dem Weg zum Kräuterschälchen. Rist sah ihn nur mit diesem etwas düster wirkenden 'Hast du das wirklich gerade gefragt' Blick an und schob die Schale etwas näher zu dem Katzenjungen. Caleb nuschelte ein Danke und streute sich das Grünzeug aufs Schmalzbrot.
Beim ersten Bissen hörte er einen Triumphschrei und sah auf. Wer hatte wohl gewonnen?

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Juni 2013, 12:23

Theben und Vincent lieferten sich ein heißes Gefecht im Hintergrund. Sie schwangen ihre Brote wie Schwerter und attackierten, sowie parierten dem Gegner. Dabei lachten sie wenig, grinsten sich nur entgegen, behielten aber beide diese herausgefordert ernste Miene aufrecht. Ja, für die zwei schien es sich hier tatsächlich um ein Duell zu drehen; ein Wettbewerb, wer von ihnen der härtere Kerl im Schmalzbrot-Fechten war!
Dass sich der Prinz höchstselbst auf eine solch alberne Rangelei einließ, zeugte von seinem Charme, der bei dem Vater auf der Strecke gelieben zu sein schien. Er jedoch saß mit seinen Soldaten am Tisch und diese schienen sein Verhalten sogar gewohnt, obgleich er noch nicht lange unter ihnen weilte. Er scherzte mit ihnen, hob auf diese Weise die Moral an und löste ein wenig das stetige Gefühl des Kriegszustandes auf, indem auch er sich einmal einfachen Bedürfnissen hingab.
"Dich mach ich fertig, Theben! Schmeck meinen Schmalz!"
"Vince, Vince, Vince ... du hast keine Chance gegen den Schmalzmeister von Troman!"
Die beiden benahmen sich wie Kinder und das nicht nur bei ihren Ausrufen. Sie ließen die angebissenen Schmalzbrote gegeneinander prallen. Freudig lachend zerkrümelten die Enden der guten Mahlzeit, die Rist ihnen zubereitet hatte! Der Hüne ließ sich neben Caleb nieder, dass die Bank unter ihm knirschte wie eine Hängebrücke, die kurz vor dem Einsturz stand. Er beobachtete zusammen mit Caleb, was sich auf der gegenüber liegenden Seite abspielte. Auch die beiden fremden Soldaten warfen nun einen Blick herüber, denn Vincent war es, der jäh aufgeschrien hatte. Gellend, jedoch unter der frustrierten Erkenntnis, eine Niederlage kassiert zu haben. Seine Brotkante hatte Theben nicht standhalten können und war gebrochen. Der andere reckte daraufhin doch tatsächlich beide Arme in die Luft und stellte sich auf die Bank. "Ich bin der König des Schmalzbrotkampfes!"
"Jaja, komm wieder von deinem hohen Ross herunter, mein König, sonst wirft Rist uns beide noch raus." Vincent war nicht allzu verärgert. Er grinste schon wieder von einem Ohr zum anderen, zog an Thebens Kleidung, um ihn zu "stürzen". Der andere ließ das geschehen, kehrte auf seinen Platz zurück. Rist hatte nicht ein Wort dazu gesagt. Er krümelte sich gerade einige der Kräuter auf sein mit Schmalz bestrichenes Brot und biss dann in aller Seelenruhe hinein. Dieser Mann war ein Berg, dessen Größe man erst erlebte, wenn man es wagte, in die Tiefen seiner Schluchten zu rufen. Denn dann musste man das Echo vertragen.
"Alles gut überstanden?", fragte Rist dann plötzlich mit seiner gewaltigen Bassstimme, die jetzt aber mehr klang, als sei sie den Tiefen der See entsprungen. Sie besaß etwas Raues, aber durchaus konnte man sie auch als ruhig beschreiben. Er legte Caleb einen Arm um die Schultern, welcher einen großen Schatten auf den Katzenhybriden warf.
"Natürlich hat der Kleine alles gut überstanden, da sitzt er doch, frisch und munter!", rief Theben, der jetzt seine eigene Waffe verputzte. Schmalz platschte dabei auf das maserige Holz des Tisches. "Er mag wie Marlin aussehen, hat aber mehr Pfeffer im Arsch als unser altes Pausbäckchen."
"Theben", unterbrach Vincent seinen Kameraden ruhig, aber mahnend, dass dieser tatsächlich die Brauen hob und für einen Augenblick überrascht dreinblickte. Aber es verfehlte seine Wirkung nicht, er schwieg mit einem Mal. So setzte der Prinz aufs Neue an: "Er ist nicht Marlin. Deshalb hab ich ihn nicht mitgenommen." Der Blick aus ruhigen, braunen Augen wanderte zu Caleb. "Dein Rapport?", hakte Vincent nun nach, wieder ganz der kommandierende Soldatenführer.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Freitag 7. Juni 2013, 15:17

Die Stimmung am Ende dieses Tages war so leicht und fröhlich, so anders als das, was bisher vorgefallen war. Und Caleb mochte es sehr. Es war vielleicht sogar das erste Mal, dass er sich in Troman wirklich wohl fühlte und die Gedanken an den Krieg und all die Probleme um ihn und in ihm für einen Moment vergessen konnte, während er die beiden Freunde bei ihrem Gefecht beobachtete. Nun doch mit wachsendem Appetit knabberte der Katzenjunge an seinem Schmalzbrot. So einfach diese Mahlzeit auch war, schmeckte es doch gut, vor allem mit den Kräuter. Caleb wusste ein einfaches Essen zu schätzen, war er es doch gewohnt.
Der Kampf zwischen den beiden gestaltete sich durchaus spannend, vor allem, da sie mit einem Funken Ernst dabei waren, der es von einer Albernheit zu einem wahren Wettbewerb aufstufte; und so fiel dementsprechend die Siegerehrung aus. Theben sprang auf den Tisch und die beiden für Caleb fremden Soldaten lachten leicht auf und spendeten halb sarkastisch, halb ernst Beifall, vor dem sich Theben mit größter Würde verbeugte, bevor er von Prinzen wieder auf die Bank gezogen wurde.
"Gut das wir nicht um den Abwasch gewettet haben.", flüsterte Caleb noch zu Rist, bevor dieser sich ihm seitlich zuwandte und ihm seinen massigen Arm auf die Schulter legte.
Seine Katzenöhrchen stellten sich überrascht auf. Nicht, dass er es nicht erwartetet hatte, dass Rist sich Sorgen machte, doch den oft düster wirkenden Hünen hatte Caleb trotz dem freundlichen Gemüt nicht für so nahbar gehalten. Wo er doch selbst ziemliche Berührungsängste hatte.
Aber dem Gewicht des Arms war nicht zu widerstehen. Caleb musste in Rists Arm aussehen wie eine Maus neben einem Bullen. Schüchtern sah er zu Rist auf und versuchte ein Lächeln.
"Bin ziemlich erledigt, a-aber es geht.", stotterte er und packte das Schmalzbrot mit beiden Händen um einen großen Bissen zu nehmen. Das Gefühl des Arms auf seinen Schultern konnte er nicht ignorieren und es kribbelte in seinem Bauch. Sowas war er höchstens von Boran gewöhnt, aber der war immerhin wie ein Vater für ihn gewesen und...
"Dein Rapport?"
Erschrocken sah Caleb auf und direkt in die Augen des Prinzen, der ihn erwartungsvoll ansah. Der Spaß schien vorbei. Der Ernst des Bevorstehenden war wieder greifbar nah und lastete nun wieder auf ihm. Schnell kaute er weiter und schluckte des Klumpen schwer hinunter, atmete noch einem durch, bevor er den Rücken durchdrückte. Rists Arm war immer noch da.
Etwas zu schnell begann er dem Prinzen von seinem Gespräch mit Hector zu erzählen. Dass General Sterlyn nur mit einer kleinen Eliteeinheit auf dem Weg hierher gewesen war, aber wohl einen andere Route als der Trupp von Prinzessin Bodvica genommen hatte, denn diese hatten keine Spur von ihm gefunden. Auch davon, dass der General die Aufgabe gehabt haben sollte, mit Grandessa zu verhandeln anstatt den Truppen beizustehen und einen Angriff zu leiten. Mehr hatte Hector angeblich selbst nicht gewusst. Den Stab von Hector mit den Kerben der erschlagenen Grandessaner ließ Caleb außen vor.
Wichtiger schien ihm die Tatsache zu sein, dass Hector seine Prinzessin zur Gefangenen erklärt hatte, in Gegenwart von Soldaten auf der Hauptstraße. Die Nachricht würde sich schnell herumsprechen.
"Nur für den Fall...", setzte Caleb dann nach einer kurzen Pause an, "Nur, falls ihr dem widersprechen wollt. Ihr könnten das Duell immer noch als verloren erklären. Damit würde der Prinzessin - und ihrem Diener - freies Geleit in und wieder aus Troman heraus gewährt werden. Nur, falls es da Probleme gibt..." Seine Stimme verschwand in einem Nuscheln.
Vincent hatte der Prinzessin bereits versprochen sie zurück zu bringen. Und das Wort des Prinzen war eigentlich Grund genug, sie gehen zu lassen. Allerdings wäre es auch möglich, dass jemand ihm versuchte zu widersprechen oder seine Meinung zu ändern, da es vorteilhafter war, sie als Gefangene zu behalten. Außerdem gab es vielleicht noch Hoffnung für Hector...
"Mehr weiß ich nicht."
Und mehr wollte er auch nicht sagen. Es war am Ende immer noch die Entscheidung des Prinzen, was er tun würde. Was seinen Plänen am ehester diente. Doch da war Caleb sich auch unsicher. Gestern noch hatte er vorgehabt, Jorsan zu erobern. Nun aber wollte er die Prinzessin zurück begleiten.
Hatte er vielleicht seinen Plan geändert und wollte mit Jorsan eine friedliche Lösung finden?

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Juni 2013, 10:47

Jeder Soldat brauchte, am besten am Ende eines Tages, etwas, womit er sich ablenken konnte. Etwas, das nicht an den Krieg erinnerte, den er führte. Etwas, das fernab des Aufspießens anderer Menschen und des Beendens anderer Leben war. Etwas wie ein Duell mit Schmalzbroten beispielsweise. Es half ungemein, einmal ungezwungen albern zu sein. Vor allem Prinz Vincent ging in der Rolle richtig auf. Sicherlich war es auch nicht einfach, Thronfolger zu sein. Man hatte sittsam zu sein, seine Rolle zu wahren. Hier in Troman, unter der Hand der Prinzenkrone konnte er einfach nur ein Mann von vielen sein ... selbst wenn die übrigen vielen dennoch zu ihm aufsahen. Oder vielleicht genau deshalb. Und irgendwo konnte selbst der Prinz nicht umhin, weiterhin eine gehobenere Rolle einzunehmen. Er gab sich als Anführer, es stand ihm auch gut zu Gesicht. So fragte er nun endlich nach Calebs Bericht.
Die beiden Soldaten erhoben sich wortlos, verließen schweigend die Stube. Jetzt wurde es wieder ernst und der Prinz wollte da nur seine interne Runde um sich haben, das war den beiden Männern bekannt. Es störte sie auch nicht, sie hatten ihre Mahlzeit beendet und mussten sich ohnehin auf den Wehrgang der Palisade begeben. Gerade weil Troman derzeit die jorsanische Prinzessin beherbergte, könnten umso mehr ihrer Soldaten versuchen, einen Angriff zu wagen. Wachsamkeit zu jeder Stunde war momentan die Hauptmotivation, mit der sich die Soldaten herum schlugen. Diese beiden kehrten aus der Ausgelassenheit in den Ernst des tromanischen Alltags zurück, ebenso wie der Prinz selbst, indem er Caleb nach dessen Rapport fragte.
Rist rieb aufmunternd die Schulter des Jungen. Sprich nur, forderten die einzelnen Finger, welche sich wie die Pranke eines Raubtiers um Caleb legten. Doch vor dieser Bestie musste er sich nun wirklich nicht fürchten. Rist strahlte Ruhe und die Größe eines Tieres aus, bei dem man sich geborgen wie beschützt fühlte.
Vincent, aber auch Theben lauschten mit aufmerksamen Blick auf Caleb. Sie hingen beide förmlich an seinen Lippen und in der Stube wurde es trotz des Sprechens immer stiller. Die Luft knisterte oder waren es nur die Motten, welche dem Licht der Laternen bedauerlicherweise zu nahe kamen und ein rasches Ende fanden?
Hin und wieder wechselten der Prinz und sein bester Schütze Blicke. Auch Rist wurde mehrmals angeschaut. Der Hüne gab nur gelegentliches Brummen von sich zu hören. Er streichelte Calebs Schulter weiter, bis dieser mit seinem Rapport endlich geendet hatte.
Erneut schauten Vincent und Theben einander an. Letzterer sprach: "Ein mögliches Handelsabkommen vielleicht?"
"Der Kriegt nagt an allen. Wenn es stimmt, wäre das jedoch überraschend."
"Vielleicht will sich Jorsan ergeben." Theben grinste keck.
Doch wo sich die beiden nachdenklich über die Umstände des verschollenen Truppenführers Sterlyn unterhielten, da schien dem Katzenjungen wichtiger, seinem Prinzen mitzuteilen, dass sie noch immer eine Gefangene beherbergten - eine Prinzessin! Jorsas Prinzessin!
Der Prinz hob eine Hand, um Theben am Weitersprechen zu hindern. Er wandte den Kopf um, musterte Caleb nun sehr eingehend. Seine eigene Miene war undeutbar, aber glatt. Ruhig betrachtete er sich den Burschen, der einst noch Diener war und seinem Prinzen nie einen offenen Vorschlag dieser Art unterbreitet hätte. Er hatte es nicht einmal gewagt, ihn anzusehen, wenn die Chance bestand, dass sich Blicke trafen.
"Ein guter Rapport. Danke", sagte Vincent, noch immer den Blick auf Caleb gerichtet. Nach einer Weile fragte er den Hybriden: "Möchtest du, dass die Prinzessin und ihr Soldat zurück nach Jorsan gelangen können?" Thebens Kopf ruckte hoch. Er blickte den Prinzen doch mit einer Spur Unglauben an. "Vince, du hast doch nicht wirklich vor, die kleine Jorsaner Prinzessin nach Hause zu bringen?"
Der Prinz schwieg, sein Blick ruhte auf Caleb, noch immer dessen Antwort abwartend.
"Sie werden dich gefangennehmen", ergänzte Rist. "Vergiss nicht, es sind Jorsaner. Ihre Barmherzigkeit ist nicht mit deiner zu vergleichen."
"Die hängen dich, nur um deinem Vater einen Stich im Herz zu versetzen!", warf Theben, nun deutlich lauter, ein.
"Der König hat wenig Interesse an seinem Sohn und noch geringer schlägt sein Herz für ihn", gab Vincent trocken zurück, schaute weiterhin Caleb an, bis er sich erhob. "Wir bringen sie zurück - bis in den Palast der Jorsaner. Ihr drei begleitet mich. Wir brechen auf, sobald ein Heiler die Prinzessin freigibt. Gute Nacht." Mit diesen Worten, gesprochen aus befehlerischer Kehle, wandte sich der Prinz von Grandessa dem Ausgang zu.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Montag 17. Juni 2013, 21:19

Es grub sich langsam ein Gedanken in Calebs Kopf. In dieser Szene. In dieser Runde. Er...war kein Sklave mehr.
Sicher, sein Leben gehört immer noch dem Prinzen, aber nur weil er es wollte. Vincent hatte ihm die Wahl gelassen, Troman zu verlassen und zurück nach Grandessa zu gehen und er war geblieben. Dabei hätte er vielleicht für die Königin arbeiten können und das wäre eine wesentlich friedlichere und einfachere Sache gewesen als das, was der Prinz vor hatte. Caleb mochte es hier bei ihnen. Die Hand auf seiner Schulter, die ihn aufmunternd streichelte. Das er lesen durfte. Seine Meinung sagen konnte.
Und das tat er, auch wenn er dem Blick des Prinzen nicht immer stand halten konnte. Es fühlte sich immer noch merkwürdig an in die Augen anderer zu sehen.
"Ich glaube nicht, dass die Jorsaner das eigentliche Problem sind. Ihr sagtet es selbst. Wir sind nicht wegen den Jorsanern hier und ich will ihnen nichts böses."
Wegen den Dunkelelfen war sie hier. Wegen dem Pakt, den der König, Vincents Vater, geschlossen hatte. Nicht die Jorsaner und der Krieg waren es, was seinen Herrn hier raus getrieben hatte. Der Krieg mit ihrem Nachbarkönigreich dauerte schon Jahre, die keiner mehr zählte. Die Dunkelelfen waren es. Sie mussten verschwinden. Das war des Prinzen eigentliches Ziel. Das hatte er ihm selbst gesagt. Aber wie würden sie das schaffen? Caleb bezweifelte, dass der König seine starken Verbündeten aufgeben würde, nur weil Jorsan sich zu einem Waffenstillstand hinreißen ließ oder ähnliches. Er wusste, dass er mit den Dunkelelfen stärker war und würde das nutzen.
Lief es nicht darauf hinaus, dass der Prinz gegen seinen Vater arbeitete. Wären Jorsan dabei nicht wertvolle Verbündete. Würden sie am Ende gegen die eigene Hauptstadt ziehen?
Aber Caleb wagte nicht, so weit zu gehen und dies auszusprechen. So sehr ihn auch die Hand tröstete. So sehr er sich auch wohl fühlte.
Sein Kopf fühlte sich plötzlich leer an. Er wollte nicht weiterdenken.
Der Prinz verließ mit wehendem Umhang die Wachstube. Theben und Rist warfen sich vielsagende Blicke zu, die Caleb aber kaum noch registrierte. Anscheinend malten sie sich auch gerade aus, wohin sie das führen würde. Vor allem, da der Prinz wieder nichts über eine Garde oder Begleitschutz gesagt hatte. Die Hand der Prinzenkrone konnte kaum alleine Jorsan erobern. Sie verließen sich rein auf ihr Glück. Ein Trupp von zwanzig Mann könnte sie einfach aufgabeln, sie alle umbringen und die Prinzessin so mit sich nehmen.
Verließen sie sich wirklich auf die Ehre anderer?
Was wohl passieren würde.
"Hey, Kleiner, bist du noch bei uns?", erst jetzt registrierte Caleb Theben kurz vor seinem Gesicht, als er mit den Finger schnipste.
"Tut mir leid, ich-", seine Stimme wurde von einem weit aufgerissenen Mund unterbrochen, der zu einem langen Gähnen wurde.
"Unser kleines Kätzchen hat ganz schöne Beißer.", feixte Theben weiter. Er hatte die spitzen Eckzähne gesehen.
"Kannst du aufstehen?", brummte Rist mit seiner tiefen Stimme fragend.
"Ja.", antwortete Caleb, wenig zuversichtlich. Er griff nach Rists Hand und drückte sie dankbar, bevor er sich versuchte an ihr hochzuziehen. Aber seine Beine gaben unter ihm nach. Der Tag verlangte nun - endlich - seinen aller letzten Tribut.
Schlapp wie ein leerer Sack fiel Caleb zurück gegen Rists Brust, den Arm noch um sich geschlungen.
Theben sagte irgendetwas lachend, wahrscheinlich darüber wie erledigt er aussah, während Rist etwas fragte, dass er ebenso nicht mehr verstand.
Er war bereits auf dem Weg in eine andere Welt.

Seine Träume waren gefüllt von Bildern des vergangenen Tages, die er erst einmal verarbeiten musste. Was aber immer wieder auftauchte, aber gar nicht echt sein konnte, war ein brennendes Schloss. Caleb wusste nicht genau, warum, aber er wusste, dass es Jorsa war. Dann verwandelte es sich in Grandea; und wieder zurück. Als könnte sich die Welt nicht entscheiden, was es lieber in Flammen aufgehen lassen wollte.
Die Hitze brannte ihm im Gesicht, aber Caleb konnte sich nur langsam rückwärts bewegen und die Augen nicht abwenden. Wie merkwürdiger war, dass der Anblick kaum Gefühl in ihm auslöste. All der Tod und das Leid, die Schreie, die mit dem Wind über die Wiesen wehten, es interessierte ihn nicht. Nicht mehr? Was war nur passiert?!
Der Katzenjunge wachte mit pochendem Kopf auf. Es war mitten in der Nacht, dass wusste er sofort. Sein alter Schlafzyklus war immer noch da, weshalb er für den Nachtputz aufgewacht war. Für einen Moment wollte er sich einfach nur umdrehen und weiter schlafen, aber als er die Decke über seine Schulter zog, begann sein Kopf zu arbeiten. Wo war er eigentlich? In seinem - Marlins - Bett? Wie war er...
Und schon war er hell wach. Langsam richtete sich Caleb auf. Er war wirklich in der Barack. Hatte ihn Rist hierher getragen? Wie peinlich, dass er von ihm und Theben einfach umgefallen war. Außerdem fehlten ihm sein Wappenrock und der Lederharnisch. War das auch Rist gewesen? Oder hatte er es im Halbschlaf bloß nicht mitbekommen? Nein, daran hätte er sich erinnert.
...darauf würde er Rist bestimmt nicht ansprechen. Ein tiefes Atmen verriet ihm, dass dieser gar nicht so weit entfernt ebenfalls in seinem Bett lag. Im Dunkeln konnte Caleb gut den großen Muskelhaufen erkennen. Wo das Bett für Caleb etwas zu groß wirkte, war es für ihn schon viel zu klein. Die Beine hatte er angewinkelt und die Decke schien auch ein Stück zu kurz. Aber jeder bekam hier das selbe, egal wie groß oder klein er war.
Nun da er wach war, aber nichts zu tun hatte, fragte sich der Katzenjunge, was er wohl tun sollte. Vielleicht noch einmal im Lazarett nach der Prinzessin schauen? Nein, wozu. Derenja und Madleen waren besser für diese Arbeit ausgebildet als er, da wäre er weder eine Hilfe noch gewünscht zu dieser Stunde. Ein nächtlicher Rundgang würde es wohl tun müssen, um ihm seine Schlaflosigkeit aus den Glieder zu jagen.
Sich die Augen reibend, schwang Caleb die Beine aus dem Bett. Ein kleines Licht leuchtete am Eingang. Die einzelne Kerze, die schon gestern hier gebrannt hatte, aber das Licht war heruntergebrannt und flackerte, kurz vorm erlöschen. Langsam erhob sich Caleb. Die Anstrengungen von gestern konnte er immer noch spüren, auch wenn der fehlende Harnisch ihn etwas leichter machte. Langsam ging er auf die Tür zu - und blieb noch einmal stehen. Dann nahm er sich seine Krummdolche, band sie sich um, und verließ erst dann die Baracke. Eigentlich fürchtete er sich vor nichts in Troman. Oder war einer von den Menschen die sich nur mit einer Waffe sicher fühlten. Aber irgendwie schien es ihm logischer, sie dabei zu haben.
"Als ob ich sie brauchen würde.", flüsterte er noch, als er den Riemen festzog. Dann trat er in die Nachtluft und verschwand in der Dunkelheit.
Statt einfach durch die Straßen zu gehen, hielt sich Caleb in den dunkleren Gängen zwischen den Baracken. Die offenen, breiten Straßen waren ihm nicht so angenehm. Gerade jetzt wo sie leer waren und sich der Katzenjunge wie auf den Präsentierteller fühlte. Wovor hatte er bitte Angst? Aber sein Kopf wollte da keine Kompromisse eingehen.
Stattdessen reifte in ihm ein anderer Gedanke. Wenn sie wirklich erst losgingen, wenn die Prinzessin dazu bereit war, würden sie noch einige Zeit hier verbringen. Sollte er sich in dieser Zeit nicht etwas mit den Katzen hier unterhalten? Sie könnten ihm erzählen, was geredet wurde, über den Prinzen und die Tatsache, dass die Prinzessin hier war. Das waren wichtige Informationen, die dem Prinzen zugute kommen könnten, wenn er von der allgemeinen Meinung wusste, die sonst niemand in seiner Gegenwart aussprach.
Aber würden sie hier zu den Baracken kommen? Wollte er die Streuner, oder die Hauskatzen herbei rufen. Beides wäre von Vorteil.
Grübelnd ging Caleb noch eine Weile weiter, bis an den Rand der Baracken, wo es recht grenzenartig wieder in den Wohnbereich der Stadt überging. Hier würde er es versuchen.
Am Rand einer der niedrigen bauten stand ein Haufen Kisten. Er benutzte sie als Treppe, und kletterte recht katzengleich auf das flache Dach. Am Giebel setzte er sich hin und ließ einen Laut von sich, den jede Katze als Ruf zur Versammlung kannte. Für Menschen klang es eher so, als würde eine Katze gerade wahre Schmerzen erleiden und es hatte auch die Zweibedeutung eines Hilferufs, aber auf jeden Fall war es ein Signal. Caleb ließ sich überraschen, wer diesem folgte.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Montag 1. Juli 2013, 21:23

Hinweis: Bitte steuere keine NPCs!

Seine Kameraden mussten ihn ins Bett verfrachtet haben und tatsächlich fand sich Caleb auf jenem Lager wieder, bei dem er Marlins Truhe und Habseligkeiten gefunden hatte. Er hatte dessen Platz eingenommen und doch sah zumindest der Prinz ihn nicht als den verlorenen Teil der Hand der Prinzenkrone an. Wie Rist, Theben und auch Aleksander dazu standen, würde sich erst noch zeigen müssen.
Zumindest sah man ihn als Teil der Truppe an, weshalb er auch wohlgebettet in seinem Bett aufgewacht war. Doch dort blieb Caleb nicht lange. Kalte Nachtluft begrüßte ihn, zusammen mit einem Grollen, das vorhin noch nicht zu hören gewesen war, als sich Caleb in die Wachstube begeben hatte. Jetzt türmten sich Wolken am nachtschwarzen Himmel, die in unregelmäßigen Abständen von einem wahren Wetterleuchten an Blitzen erhellt wurden und so ihr gewölbtes Antlitz zeigten. Zum Glück regnete es nicht, die Frage, wie lange dies wohl noch so sein würde, blieb jedoch offen. Trotz allem marschierten Nachtwachen ihre Patrouillen, sowohl auf den Palisaden-Wehrgängen als auch durch die Straßen, die zwischen den Baracken hindurch führten.
Diesen Zweierpatrouillen wich Caleb geschickt aus, indem er die breiten Wege mied und sich dann auch noch auf ein Barackendach hinauf begab. Von hier oben hatte man einen guten Überblick - bei Tage. Jetzt, in finsterster Nacht, waren die kleinen Lichtkreise um die brennenden Kohlebecken das einzige, was man in all der Schwärze fokussieren konnte. Hier und da brannte auch mal eine Laterne in einer Halterung, mit mattem Licht.
So konnten die Soldaten, die soeben jene Baracke passierten, auf der Caleb hockte, den Hybriden nicht ausmachen, abgesehen von seinem Klang. "Elende Katzenviecher! Jede Nacht derselbe Mist."
"Die nerven fast noch mehr als Jorsaner mit ihrem Liebesgeheul."


"In der Tat Liebe, aber damit lockst du nicht einmal die hässlichste Katze aus ihrem Loch." Ein tellergroßes Augenpaar legte sich auf Caleb. Gelb funkelten die Iriden, welche nur vom großen Kreis der Pupillen ausgefüllt wurden. Ein Katzentier näherte sich Caleb, sicher auf dem Giebel des Hauses nebenan balancierend. Der Schweif richtete sich gerade in die Höhe, war glatt wie der übrige Pelz des Tieres. Die Ohren richteten sich spitz auf, zu beiden Seiten des Gesichts hing Fell herab, was den weiß schimmernden Strauß der Schnurrhaare zusätzlich unterstrich. Das Tier selbst war fast so finster wie die Nacht. Ein seidiges Grau, obgleich man sofort erkannte, dass diese Katze eine jener Streuner der Gassen war. Eine Familie, die sich um das Tierchen kümmerte, gab es wohl nicht, dazu wirkte sie zu schlecht genährt, war zu dünn. Trotzdem zeugten Bewegungen und Haltung von sehniger Kraft und auch die Zähne schienen noch alle vorhanden, als sie sich gebleckt zeigten.
Je näher das Tier kam, desto mehr konnte Caleb erkennen, dass es sich um einen Kater handelte - nicht mehr der jüngste, aber jenseits eines Alters, in dem solche Stubentiger zu faul wurden, um sich um Mäuse zu kümmern.
Der Kater sprang auf das Barackendach, blieb aber nicht der einzige, welcher dem Ruf Calebs folgte. Zwei weitere Tiere erschienen wie aus dem Nichts, hoben sich zunächst dunkel von den Schatten ab. Schnell jedoch durfte der Hybrid erkennen, dass eines der beiden Tiere orangerot gestreift war mit weißem Bauch und Pfoten und die kleinste Katze im Bunde ein vollkommen cremefarbenes Fell aufwies. Sie ließen sich im Halbkreis um Caleb herum nieder, spähten zu ihm herauf. Die gelben Augen des Katers, die kontrastreichen Grünen des Tigers und das sanfte Braun jener Cremigen.
Das katzenhafte Maunzen der offenbar Jüngsten erhob sich, die legte den Kopf schief. Schöne, braune Augen erfüllten die Nacht und in ihnen spiegelten sich die zuckenden Blitze wider. "Du bist ja ziemlich groß für eine Katze. Warum rufst du denn so laut?"
"Sei nicht so unhöflich"
, mahnte da der, offenbar ebenfals männliche Rotgestreifte. Seine Katzenstimme besaß etwas Glockenhelles, als spräche ein Bühnendarsteller zu Caleb. "Die halbe Portion hier ist Tibbet und mich kannst du den großen und fantastischen Mangho nennen."
"Ich bin Razhir, nicht dass es jemanden interessieren würde. Ich bin schließlich kein Weibchen"
, schmunzelte dann der graue Kater, noch immer auf Calebs Ruf anspielend.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Dienstag 2. Juli 2013, 22:57

Warum genau Caleb den Patrouillen auswich, war wohl seiner Zeit auf Schloss Grandea zu verdanken. Die dunklen Gassen zwischen den Baracken erinnerten stark an die Gänge für die Diener, wo der Adel sie nicht zu Gesicht bekam. Es war einer der vielen natürlich Reflexe, die man ihm über die Jahre eingebrannt hatte. Sie waren ein Teil von ihm geworden, den er nicht so leicht abschütteln konnte.
Wie die Kapuze, und die manchmal doch finsteren Gedanken, die damit kamen.
Auch jetzt, obwohl er sich selbst entschlossen hatte, nach den Katzen Tromans zu rufen, war er doch im Dienste des Prinzen hier. Falls die Tiere ihm helfen wollten, würden die Informationen seinem Herrn zu Gute kommen. Zwar war da die jugendliche Neugier, wen er wohl neues kennen lernen würde, aber die gesamte Idee war eher eine logische Überlegung gewesen als ein eigenständiger Ausbruch seinerseits, so wie der Wunsch nach Felix zu sehen.
Mit gespitzter Ohren saß er auf seinem Dachstuhl und spähte in die Nacht. Die Dunkelheit war für ihn nicht so hinderlich wie für die Soldaten, die ihn nicht bemerkten und die er selbst gekonnt ignorierte. Die Blitze über ihm und der grollende Donner, der stets folgte, machten ihn stattdessen nervös. Nicht, weil er sich fürchtete, sondern weil ihm die Zurschaustellung der Naturgewalten eine Gänsehaut über Arme und Beine krabbeln ließ, die seinen Körper ungewollt dazu veranlasste, sich anzuspannen.
Caleb war so in das Leuchten über seinem Kopf vertieft, dass er die Katzen nicht kommen sah und erst den Blick vom Himmel abwandte, als er angesprochen wurde.
Anfangs verstand er nicht ganz, was der Kater meinte. Bezog er sich auf das, was die Wache gesagt hatte? Mit dem Liebesgeheul? Das war sicherlich nicht seine Absicht gewesen. Gerade wollte er etwas antworten, da tauchten noch zwei weitere Katzen auf. Dennoch viel weniger als Caleb erwartet hatte. In Grandea waren jeden Tag mehr zur Küche gekommen. Aber vielleicht gab es in Troman gar nicht so viele? Der Katzenjunge konnte sich vorstellen, dass man hier lieber Wachhunde hielt. Nur für den Fall der Fälle vielleicht. Eine Katze würden einen nicht vor einem Jorsaner retten.
Wie auch immer. Wenigstens waren einige gekommen. Die Frage war nur, ob sie ihm helfen wollten.
Der Graue, der zuerst gekommen war, hieß also Razhir. Der Tiger Mangho und die Kleine Tibbet. Er stellte sich jeden von ihnen mit dem Namen auf der Stirn vor. Wenn er sich Namen bildlich machte, konnte er sie sich besser merken. Sein fotografisches Gedächtnis war nicht unbedingt auf sein Gehör übertragbar, also musste er sich, wenn er sich Dinge merken wollte, sie sich wie auf Papier geschrieben vorstellen.
Nun aber wollte auch er sich vorstellen.
"Mein Name ist Caleb, und ich bin keine richtige Katze, nur ein Hybrid, also mehr Mensch.", erklärte er Tibbet, die ihn immer noch etwas fragend ansah, während Mangho interessiert wirke, wo Razhir stierte, als wollte er endlich hören, warum er hier her gerufen wurde.
Noch einmal holte Caleb tief Luft. Er konnte nicht mehr tun, als ihnen zu sagen, was er wollte, und zu hoffen, dass sie ihm helfen würden.
"Ich hätte eine Bitte. Mein Herr ist der Prinz von Grandessa und gerade ist einiges im Gange. Die Prinzessin von Jorsan ist hier als Kriegsgefangene, was sich morgen wohl überall herum sprechen wird; und der Prinz will sie freilassen, was wohl auch bald die Runde machen wird. Es ist wichtig, dass ich weiß, wie die Menschen in Troman dazu stehen. Ob sie dem Prinzen vertrauen. Ob sie die Prinzessin lieber tot sehen wollen. Eigenbrödler könnten einen Attentat auf sie planen!" Das war vielleicht etwas übertrieben, aber Caleb war äußerst übervorsichtig bei dieser Sache. Es gab einen Grund, warum Soldaten in diesem Moment die Prinzessin beschützen - nicht nur, um aufzupassen, dass sie nicht floh, sondern auch zu ihrem eigenen Schutz. Immerhin war sie hier in der Höhle des Löwen.
"In den nächsten Tagen könnte einiges passieren, und ich mag keine Überraschungen. Ich würde euch natürlich etwas im Gegenzug anbieten. Durch meine Arbeit in der Küche könnte ich euch einiges an Futter als Belohnung anbieten. Dazu müsstet ihr nur morgen Nacht wieder um die gleiche Zeit hier sein.", trug er somit sein einziges, überzeugendes Argument vor. So war es in Grandea gelaufen, etwas anderes hatte Caleb nicht wirklich zu bieten und für viele Katzen war dies auch genug gewesen.
"Ich verlange also lediglich, dass ihr euch unter den Tromanern umhört. Vor allem auch bei den Soldaten. Mehr will ich nicht." Caleb versuchte wirklich nicht flehend zu wirken, aber bei seiner Person war das immer nicht so leicht. Er hatte nicht die Mittel, sie zu etwas zu zwingen. Es war auch gar nicht seine Art. Wann immer er etwas gewollt hatte, hatte er darum flehen müssen. So wie gestern, als er versucht hatte die Soldaten dazu zu bringen Hector wieder zurück ins Lazarett zu lassen.
Und auch jetzt war er wieder auf das Wohlwollen der drei Katzen angewiesen.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Erzähler » Dienstag 9. Juli 2013, 14:06

Tibbet neigte den cremefarbenen Kopf etwas, wobei sie aber neugierig die Ohren aufstellte. Sie mochte wirklich noch sehr jung sein, zeigte aber auch, dass sie eine aufgeweckte und keineswegs scheue Katze war. "Was ist denn ein Hyb... mrau?" Fragend suchte sie die Blicke der beiden Kater. Mangho gab ein schnurriges Lachen von sich, wohingegen der graue Rhazir sich nicht mal die Mühe machte, in Tibbets Richtung zu schauen. Auch seine Augen ruhten auf Caleb. Er beobachtete den Neuen auf dem Dach, offenbar noch immer etwas belustigt. Dann erhob er sich aber, noch während Mangho erklärte: "Ich glaube, das sind Menschen, die mit Katzen sprechen können, weil sie fast wie wir aussehen."
"Er sieht gar nicht aus wie wir!"
, gab das Kätzchen zurück und leckte sich über die Schnauze. Offenbar unterschied sie doch mehr zwischen sich und Caleb als andere. Sie sah in ihm keinen Kater, sondern einen Menschen, der eben nur Katzenohren und einen Schwanz hatte. Und der mit ihnen sprechen konnte! Seltsam ... das Kätzchen schrägte den Kopf nun in die andere Richtung.
Derweil hatte Rhazir Caleb erreicht. Er ließ sich direkt vor ihm nieder, betrachtete ihn ausgiebig. Er musterte den katzenhaften Schweif, schaute dem Albino in die Augen, betrachtete sich Finger und Füße, aber er sagte nichts. Umso plauderfreudiger war Tibbet. "Eine Prinzessin? Ein Prinz? Kann mir mal jemand erklären, worum es geht?"
"Aber Kätzchen, das weißt du doch! Erinnere dich an das Stück, das mein Frauchen aufgeführt hat. Vom holden Prinzen Goldenglanz, der seine Maid aus dem Turm rettete."
"Oh ... mrau, ja. Das ist also ein Prinz. Ich mag ihn nicht! Er konnte nicht richtig singen!"
Die beiden Katzen diskutierten noch etwas, wobei sich Mangho nicht aus der Ruhe bringen ließ, das unscheinbar wirkende junge Ding von Tibbet aber immer aufbrausender reagierte, bis es schließlich sogar etwas fauchte. Rhazir ließ die beiden ihre Streitigkeiten austragen. Er maunzte kurz auf. Bei ihm klang es kratzig, nicht gerade angenehm. Es erinnerte an das Husten eines alten Mannes, der in den letzten Atemzügen lag. Aber so gewann der Graue vielleicht Calebs Aufmerksamkeit.
"Die meisten Soldaten denken gut von deinem Prinzen, Caleb. Ich laufe oft durch die Kaserne und sie sprechen immer wieder vom Sohn des Königs, der zu ihnen kam, um sie zu unterstützen. Über seine Pläne zu Prinzessin Bodvika wissen sie jedoch nicht Bescheid. Dein Prinz hält sich bedeckt, wie sollen wir dir dann Genaueres liefern?" Rhazir war also der beste Ansprechpartner, wenn es um Informationen ging. Er bezog sich auf das Wesentliche. Er hielt sich aus kleinen Streitereien heraus und lauschte stattdessen, was die Menschen sich erzählten. Die Erfahrung eines Älteren sprach aus ihm.
"Wir erwarten keine Gegenleistung, Caleb."
Plötzlich reckte Tibbet wieder das Köpfchen. Ein erneutes Fauchen, erbost und an den grauen Kater gerichtet. Sogleich knurrte ihr Bäuchlein. "Schlag Futter nicht aus, wenn wir welches kriegen können!"
"Ihr seid gut versorgt"
, entgegnte Rhazir nur schlicht und sofort hockte sich Tibbet auf ihren pelzigen Hintern, wobei sie das Köpfchen trotzig senkte. Mangho entlockte dieses Verhalten ein helles Maunzen. Er amüsierte sich wirklich königlich über seine Begleiterin, begann dann aber, ihr über den Kopf zu lecken, ganz eindeutig ein Versöhnungsangebot und Tibbet ließ es sich gefallen.
"Ich höre mich ohnehin bei den Soldaten um, ich werde mit dir in Kontakt bleiben", erhob Rhazir wieder das Wort. Der Kater schien interessiert daran, sich mit dem Hybriden gut zu stellen oder er wollte ihm tatsächlich einfach nur helfen. Jetzt aber schien das Gespräch für ihn beendet. Er verabschiedete sich nicht einmal, wandte sich einfach um und schlenderte über den Dachgiebel davon, auf ein anderes Haus. Schon verschwand sein grauer Schatten in der Nacht.
Mangho und Tibbet blickten ihm hinterher, ehe die Katze mehrmals miezte. "Wir helfen auch, aber ich möchte etwas zu Fressen! Kannst du uns Fisch besorgen? Den gibt es hier nicht oft und ich liebe Fisch! Thunfisch! Bitte, ja?"
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Dienstag 9. Juli 2013, 23:57

Wenn man einfach mal raten würde - und Caleb kannte sich schon ein bisschen mit Katzen aus - hätte man Tibbet auf etwa sieben Monate schätzen können. Der Katzenjunge bezweifelte wirklich stark, dass sie älter als ein Jahr war. Mangho dagegen war sicher zwischen drei und fünf Jahren alt, obwohl es bei Katzen im mittleren Alter immer recht schwer war das einzuschätzen. Katzen, die schon den guten halben Weg hinter sich hatten, konnte man dagegen etwas leichter ausmachen; und da gehörte Rhazir sicher dazu.
Caleb war wirklich dankbar für sein Kommen. Bisher war er der einzige, der für den kleinen Diener hilfreich erschien. Rhazir war vielleicht nicht er charmanteste oder offenherzigste, doch für den Zweck, zu dem Caleb die Katzen hierher gerufen hatte, war er perfekt geeignet. Schien er doch selbst bereits unter den Soldaten herumzustreunern.
Bei Mangho und Tibbet war sich Caleb dagegen nicht so sicher. Sie schienen eher wie ein paar Stubentiger, die gerne mal durch die Gegend wanderten. Mangho hatte eindeutig eine Herrin, die wohl ein Theater leitete, oder einen ähnlichen Beruf hatte. Ob Tibbet mit ihm verwandt war?
Ob sie ihm wirklich helfen konnte, damit war sich Caleb nicht wirklich sicher. Aber vier Ohren mehr würden sicher nicht schaden. Vielleicht schnappten sie durch einen Zufall etwas interessantes auf.
Rhazir fragte, wie er weiter helfen konnte, und Caleb stellte die Ohren auf und war ganz fröhlich, dass im Gegensatz zu den beiden anderen, die sich so schnell ablenken ließen, wenigstens einer bei der Sache war
"Das Ganze ist heute erst passiert.", kurz erzählte Caleb von dem Vorfall mit Hector und den Soldaten, der sich mitten auf der Hauptstraße zugetragen hatte, "Morgen wird sicher der Dorfapparat eingeschaltet und jeder erzählt jedem davon, was heute passiert ist." Diesmal sah er auch zu Mangho und Tibbet, denn das war auch wichtig für sie. "Wahrscheinlich wir jeder davon reden. Ich will ja nur wissen, was die Reaktionen sind. Besonders wenn sie negativ ausfallen."
Bei dem Hass, der auf Jorsan gerichtet war, könnten nicht wenige meinen, sie hätten die Prinzessin längst enthaupten und ihren Kopf an den König schicken sollen.
Da fiel ihm noch etwas ein.
"Die Prinzessin ist übrigens im Lazarett, im hintersten, abgeschirmten Bereich untergebracht. Es wäre vielleicht schlau, wenn sich einer von euch, oder vielleicht jemand den ihr kennt und fragen könnt, sich in ihrer Nähe versteckt und mir dann erzählen kann, wer zu ihr kam, und was geredet wurde."
Dabei sah er mehr zu Mangho als zu Tibbet, auch wenn die kleine Katze es sicher einfacher hätte, sich dort zu verstecken, denn Katzen waren im Lazarett unter Garantie nicht erlaubt.
"Das wäre allerdings etwas gefährlicher. Ich zwinge keinen von euch dazu."
Rhazir nickte ihm zu. Er schien seine Aufgabe gewählt zu haben und wandte sich ab. Caleb nickte ihm ebenfalls mit dankbarem Blick zu und rief ihm ein 'Ich danke dir vielmals' hinterher, während Mangho und Tibbet weiter alberten und mehr am dem Futter interessiert schienen.
"Fisch ist wirklich nicht so häufig hier, denke ich.", meinte Caleb nur, "Ich werde sehen, was sich machen lässt. Könnt euch ja überraschen lassen, wenn ihr morgen Nacht wiederkommt."
Damit verabschiedete auch er sich. Zwar war er immer noch nicht richtig müde, aber mehr konnte er für den Augenblick nicht tun. Er nahm in etwa dieselbe Strecke zurück durch die Baracken. Das Gewittern über seinem Kopf schien nicht aufhören zu wollen. Boran hatte immer gesagt, wenn es donnerte, aber nicht regnete, dann war irgendetwas im Gange. Caleb spürte ein leichten Kribbeln im Nacken, als er an diesen Spruch dachte.
Ob morgen wohl ein ganz normaler Tag sein würde? Sicher, die Prinzessin war hier, und nicht vieles war noch 'normal', aber würde es neue Überraschungen geben? Ein weiterer Überfall? Caleb hoffte nicht wirklich darauf. Er würde lieber wieder mit Theben das Kämpfen üben und über den Büchern im Lazarett brühten. Derenja zur Hand gehen. Einfach wieder den geregelten Ablauf eines Dieners haben, der seine Aufgaben zu erfüllen hatte wie jeden Tag.
Ob es dahin noch einen Weg zurück gab? Wie viel Ordnung würde in seinem Leben noch herrschen, wenn sie erst einmal Richtung Jorsa aufbrachen?
Seinem Prinzen würde er dennoch nicht von der Seite weichen.
Schleichend betrat Caleb die Baracke. Das die Kerze erloschen war, bemerkte er bei seinen guten Augen im Dunkeln fast gar nicht. Eilig huschte er zu seinem Bett, legte die Dolche wieder ab und schob sich unter die Decke. Noch einmal drehte er sich auf die Seite und sah den Gang hinunter zu Rist, der sich im Schlaf nicht bewegt hatte und tiefe Atemzüge von sich gab.
Sein Geist bereitete sich darauf vor, wieder in aller Frühe aufzuwachen, so wie es seinem Rhythmus entsprach, und so fiel er in einem traumlosen Schlaf.

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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Soldat/in » Samstag 13. Juli 2013, 00:24

Rhazir bewegte die Nase, dass seine ausgefranst wirkenden Barthaare ein wenig wackelten. Schließlich leckte er sich die Pfote ab und wischte damit über das linke Ohr. Er zeigte sich irgendwie desinteressiert und doch konnte man erkennen, wie aufmerksam er Caleb lauschte, während Tibbet zwischendurch immer wieder umher schaute und einmal sogar einen Nachtfalter jagte. Mangho lauschte zwar, legte sich dabei aber auf das Dach. Offenbar genoss er nebenher die frische Nachtluft. Dass es über ihren Köpfen donnerte, schien keine der Katzen sonderlich zu stören. Solange der Regen nicht einsetzte, war es kein Anlass zu verschwinden.
"Du solltest dir keine Sorgen machen, Caleb. Selbst die beiden Stromer hier werden dich unterstützen. Wir halten alle Ohren offen." Rhazirs Worte schienen beruhigend zu wirken und als Mangho bestätigend nickte, konnte sich der Hybrid wirklich ihrer Hilfe sicher sein. Tibbet hatte von alldem nichts mitbekommen, aber sie würde sich wohl auch bemühen, so gut sie konnte. Erhobenen Schwanzes kehrte sie zu dem Grüppchen zurück, einen Falterflügel mit der Zunge vom Mäulchen schleckend. Die kleine Jägerin hatte erfolgreich zugeschlagen.
"Ich möchte die Prinzessin sehen!", maunzte Tibbet. Sofort. Die beiden Kater gingen auf ihr katzenhaftes Schnurren und Miezen nicht ein, nickten Caleb nur zu. Aber Tibbet tappste herum, als sei die Sache bereits entschieden.
Nachdem Rhazir gegangen war, erhob sich auch Mangho langsam. Er streckte sich, wobei das Hinterteil samt Schwanz direkt in die Höhe gerissen wurde und der vordere Teil des Körpers lang gemacht. Das Kätzchen kugelte derweil neben ihm auf dem Dach herum. Verspielt wie sie war, reckte sie eine Pfote nach Caleb aus. "Verlass dich auf uns. Morgen sind wir da, der Fisch hoffentlich auch!"
Damit trennte sich die Katzenschar und Caleb kehrte zu seiner Schlafstatt zurück. Niemand hatte sein Fehlen bemerkt.

"Aufwachen! He, Kätzchen!" Jemand rüttelte an der Schulter des Jungen, ehe man ihn ins Ohr kniff. Es würde nicht sonderlich wehtun, war eher sanft und freundschaftlich gehalten, aber dennoch ließ es sich Theben nicht nehmen, da mal das Katzenohr zwischen Daumen und Zeigefinger zu reiben. Offenbar hatte die Neugier zur Versuchung und schließlich zur Durchführung getrieben. "Sind ja doch schon ziemlich weich. Hörst du damit eigentlich besser als wir?"
"Er ist kein Hund, Theben." Das war Rists tiefe, aber durchaus angenehme Stimme, gefolgt von einem Klirren, als der Hüne sich die Schulterpanzer seiner schweren Kriegsrüstung anlegte. Theben, wieder ganz in Leder gehüllt, prüfte seine Munition, ehe er die Bolzentasche an seinem Gürtel befestigte. Er hatte sich längst von Caleb abgewandt. Trotzdem rief er nochmal. "Hoch mit dir oder willst du das Ereignis verpassen?"
"Theben! Das ist sicher nichts, was man sich gern ansehen möchte in seinem Alter."
"He, wann kriegt man schonmal zu sehen, wie ein Jorsaner am Strick baumeln wird?" Theben lachte. Er zeigte sichtliche Vorfreude auf das angesprochene Ereignis und da der Prinz gestern nicht erwähnt hatte, die jorsanische Prinzessin zu hängen, konnte nur einer für dieses Schicksal in Frage kommen.
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Re: Unter Soldaten

Beitrag von Caleb » Samstag 13. Juli 2013, 02:13

Das flauschige Katzenohr zuckte, als Theben danach griff, aber der vorlaute Soldat griff selbstsicher danach. Caleb wachte nicht sofort auf. Stattdessen begann er sich zu rekeln, die Hand fuhr ihm angewinkelt über Ohr als wäre es eine Pfote und für einen kleinen Moment hätte man vermuten können, dass er angefangen hatte zu schnurren. Aber da war Caleb schon wach und patschte nach Thebens Hand, wobei ihm ein quengelndes Geräusch entfuhr.
"Noch ein bisschen länger...", murmelte er ohne es zu merken in Katzensprache. Es dauerte noch diesen Moment, bevor Calebs Geist sich durch den Mantel des Schlafs gearbeitet hatte und anfing wieder klar zu arbeiten. Da war er auch schon hell wach.
Irgendwie fühlte es sich an, als wäre der Morgen zu schnell gekommen. Nicht, dass sich der Katzenjunge nicht ausgeruht genug fühlte, aber Bett schien für dieses Mal doch verlockender als das, was sich außerhalb davon befand. Caleb seufzte über diesen Gedanken, dann schlug er die Decke zur Seite, sprang aus dem Bett, streckte sich ausgiebig, und machte die Decke und das Kissen wieder ordentlich, während er leise und beleidigt "Genau, ich bin kein Hund.", nuschelte.
Seit vorgestern hatte Caleb seine Anziehsachen nicht gewechselt, und kaum Gelegenheit gehabt sich frisch zu machen, weshalb er sich jetzt, wo er wieder in seinem Dieneraufzug geschlafen hatte, etwas dreckig fühlte. Am liebsten hätte er ein richtiges Bad genommen, aber das war ihm, wenn er sich richtig erinnerte, vor mehr als neun Jahren das letzte Mal vergönnt gewesen. Da war er in die Dienerunterkünfte umquartiert worden und hatte seitdem nur den kleinen Badezuber zum waschen gehabt, der dort für alle bereit stand.
Auch jetzt würde er kaum Zeit haben, sich um seine Hygiene zu kümmern. Seine Ohren hatten sich nach hinten umgedreht und Thebens und Rists Unterhaltung verfolgt. Und sein Bauchgefühl, dass es im Bett besser war als draußen, schien sich zu bestätigen.
Hector sollte noch diesen Morgen hängen.
Resignierend griff Caleb nach seinem Harnisch - und krallte seine Finger in das Leder. Er hatte wirklich versucht ihm zu helfen. Erst vor wenigen Stunden hatte er dem Prinzen eine Möglichkeit vorgeschlagen, wie Bodvica und Hector Immunität zuteilwerden könnte. Das der jorsanische Soldat sterben würde, musste also mit dem Einverständnis des Prinzen geschehen. Caleb hatte keine Argumente mehr. Warum sollten sie das Leben dieses Mannes verschonen, der so viele Grandessaner auf dem Gewissen hatte.
Ohne ein Wort zog er sich den Harnisch an und den Wappenrock darüber. Dann den Umhang, und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Er würde es nicht ansehen. Zwar war er an den Anblick gewöhnt; im Hof des Schlosses Grandea wurden ständig Menschen gehängt und geköpft - Verbrecher, Verräter, Spione - aber nie hatte er einen davon kennen gelernt.
Hector würde sterben, und Caleb konnte nichts dagegen tun. Denn gegen den Prinzen würde er das Wort niemals erheben. Der gestrige Tag fühlte sich schon so an, als hätte er sich viel zu weit aus dem Fenster gelehnt und angefangen seine Pflichten als Diener zu vergessen. Er hatte Entscheidungen wie diese zu akzeptieren und hinzunehmen.
Theben schien damit wenig Probleme zu haben.
"Er hat ihn auch nicht getroffen. Nicht mit ihm geredet. Hector ist kein schlechter Mensch!", die kindliche Stimme seiner selbst zitterte. Flehte.
"Und trotzdem ist er unser Feind. So ist Krieg nun einmal. Oder hast du geglaubt in jeder Schlacht gäbe es nur die Bösen auf einen und die Guten auf der anderen Seite? Wie naiv."
Caleb brauchte einen Sekunde um zu bemerken, dass es seine eigenen Hände waren, die ihm die Kapuze noch ein weniger tiefer hinunter zogen.
Mit viel zu ruhigen Händen schnallte sich Caleb die Dolche um. Ihm kam der merkwürdige Gedanke, dass die Klingen sowohl Hectors Strick durchschneiden, als auch sein Herz durchbohren könnten. Als läge es in seiner Hand. Aber so war es nicht.
Anteilnahmslos drehte er sich zu den beiden um. "Es macht mir nichts aus. Können wir gehen?"

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