Durchs Drachengebirge

Das Drachengebirge streckt sich vom östlichen bis in den westlichen Teil Celcias. Es ist die Grenze zwischen dem hellen und dem dunklen Reich. Die große Hauptstadt wurde im Schutze dieses Gebirges gebaut.
Forumsregeln
[INFO] In der Stillen Ebene steht die dunkle Armee (bestehend aus Dunkelelfen, Orks und Untoten). Das Fischerdorf ist in der Gewalt von Orks. Pelgar wird von der dunklen Armee angegriffen, die auch im Besitz eines heraufbeschworenen Knochendrachens war. Hinweis: Dieser ist inzwischen besiegt und auf Pelgar abgestürzt. Seht hierzu die Weltereignisse auf der Webseite durch!
Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von Erzähler » Samstag 9. Dezember 2006, 13:57

Mit angespannten Gliedern wartete Nihal ab. Sein Dunkler nahm vor ihm Aufstellung und der junge Mann wunderte sich, dass die Orks das Tier als Feigling beschimpft hatten. Im Augenblick machte er einen sehr mutigen Eindruck.
Der Adler in Nihals Arm rührte sich kaum. Er zeigte sich kein bisschen schreckhaft, sondern trotz seiner Verletzung eher neugierig. Sein scharfer Blick huschte hoch zu den Gipfeln einiger Gebirgszüge.

Nihal achtete auf seine Sinne. Vielleicht würden sie ihm weiterhelfen, immerhin waren sie aus der Güte einer Göttin entstanden und als Geschenk in seinem Körper zurückgeblieben – zumindest hatte Manthala das behauptet. Er wusste noch immer nicht, ob er vom Hybridenvirus geheilt war.
Sein Geruchssinn verriet ihm wenig und auch auf sein Gehör konnte er sich aufgrund der lauten Winde kaum verlassen. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass er beobachtet wurde. Und zwar aus westlicher Richtung. Rasch drehte Nihal sich um. Ein Kopf verschwand ruckartig hinter ein paar Felsen. Der Warg knurrte, doch Nihal gemahnte ihn zur Ruhe.

Schließlich trat ein Knabe mit zerzaustem, braunem Haar und drahtiger Statur hervor. "Bitte, Herr, tut meinem Adler nichts", stammelte der Junge und hob bittend die Hände. Seine Kleidung war leicht zerrissen, aber von teurem Stoff. Der Kragen allein war schon mehr wert als Nihal am Leibe trug. Auch der kleine mit Goldstickereien verzierte Rucksack des Jungen schrie geradezu nach edler Herkunft. War der Knabe ein Adeliger oder einfach nur ein kleiner Dieb? Was machte er hier so allein im östlichen Drachengebirge?

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Samstag 9. Dezember 2006, 14:42

Der Junge nickte nur, als Nihal versicherte dem Vogel nicht wehzutun. Aber er ließ seine Augen nicht ein einziges Mal von seinem geflügelten Freund.
Als er sah, dass der Adler für den Bruchteil einer Sekunde zappelte, nachdem Nihal ihm einige Federn beiseite geschoben hatte, trat er rasch einen Schritt vor. "Bitte, Herr, berührt ihn nicht. Er ist verletzt."

Der Warg stellte sich groß vor seinen Gefährten, wenn er auch nicht knurrte. Aber allein seien dunkle Erscheinung reichte aus, um den Knaben einzuschüchtern. Sofort wich dieser wieder ein Stück zurück. Da fiel ihm ein, dass Nihal ihm eine Frage gestellt hatte.
"Mein Name ist nicht so wichtig, aber wenn Ihr ihn gern hören wollt, Herr. Man nennt mich Marius. Ich bin Falkner im Dienste des Herzogs Turmrick aus Pelgar."

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von Erzähler » Samstag 9. Dezember 2006, 18:28

Marius folgte gehorsam, allein schon deshalb, da es um seinen Adler ging. Er kniete sich hin und nahm den Vogel behutsam entgegen, während Nihal zum Busch hinüber ging und nach Zweigen suchte, um den Flügel zu schienen.
Sein Warg hatte sich inzwischen beruhigt. Da Nihal den Knaben mitsamt Vogel einfach ohne Kommentar hinnahm, entschied der Warg, dies ebenfalls zu tun. In respektvollem Abstand legte er sich auf den steinigen Boden und beobachtete seinen Gefährten.

Als Nihal mit nachdenklichem Gesichtsausdruck zurückkehrte – denn er überlegte noch immer über eine Möglichkeit, die Zweige zu befestigen – fragte Marius kleinlaut: "Herr, fehlt Euch etwas? Eure Miene gefällt mir nicht, wenn mir erlaubt ist, das zu sagen, Herr. Gibt es ein Problem?"

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Samstag 9. Dezember 2006, 18:59

Marius nickte eifrig. "Ja, Herr, Nihal also. Gut, dann werde ich Euch so nennen, Herr Nihal. Mein Adler heißt übrigens Snarch. Er ist sehr zahm, weil er in Gefangenschaft geschlüpft ist. Ich habe ihn eigenhändig mit der Flasche und kleinen Fleischbrocken aufgezogen, Herr Nihal. Er ist mein bester Freund."

Besorgt schaute Marius plötzlich auf den Dolch, den Nihal soeben zog. "Was habt Ihr vor, Herr? Ist sein Flügel nicht mehr zu retten? Ihr sagtet doch, dass Ihr Stoff braucht. Bitte, Herr Nihal, nehmt mein letztes Hemd, aber verschont meinen Adler vor einem fluglosen Schicksal!"

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Samstag 9. Dezember 2006, 22:01

Mit leuchtenden Augen beobachtete Marius, wie Nihal den Flügel seines Adlers behandelte. Er schiente ihn mit den Zweigen und band die abgeschnittenen Stoffstreifen darum. In dieser Zeit blieb Snarch ganz ruhig. Erst als Nihal fertig war mit seiner Arbeit und der Adler versuchte, seinen Flügel zu bewegen – was ihm nicht gelang – kreischte der Raubvogel.

"Snaaarrrrrrch!"

Jetzt wusste Nihal, welchem Geräusch der Adler seinen Namen verdankte.
Marius nahm das Tier fürsorglich in den Arm und schaute Nihal aus bewundernden Augen an. "Herr Nihal, Euch schickten die Götter. Ich danke Euch aus tiefstem Herzen. Sagt mir wie ich mich Euch erkenntlich zeigen kann. Ich möchte Euch nicht ziehen lassen, ohne dass Ihr für Eure Tat entlohnt werdet."

Dann sah Marius ein wenig bedrückt zu Boden. Nihal wusste längst, was ihn so unglücklich stimmte. Der Junge besaß derzeit nichts, was er Nihal hätte anbieten können. Ja, er schien nicht einmal Vorräte oder Ausrüstung mit sich zu führen. Aber selbst ein junger Falkner wanderte doch nicht unvorbereitet ins Drachengebirge. Wo steckte die Ausrüstung des Knaben?

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 00:11

Marius verbeugte sich übertrieben und brachte kaum eine antwort hervor, so aufgeregt war er vor Dankbarkeit. "Ich will Euch jede Frage gern beantworten, Herr, sofern es in meiner Macht steht, Herr ... Nihal. Was möchtet Ihr denn wissen?"

Marius erhob sich wieder und hielt noch immer seinen Adler behutsam im Arm. Der Vogel kuschelte sich in das leicht zerschlissene Hemd des Jungen. Er vertraute dem Knaben, denn dieser hatte ihn aufgezogen. Im Augenblick konnte er ohnehin nichts Anderes tun als sich auf ihn zu verlassen.

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. Dezember 2006, 10:00

Marius schaute nicht gerade glücklich, als Nihal ihm die Frage stellte. Trotzdem beantwortete er sie, wie er es versprochen hatte. "Der Herzog von Turmrick hat mich auf diese Reise geschickt. Mein Adler sollte ihm ein paar ganz besondere Vögel jagen, die hier im Drachengebirge nisten. Aber leider hat mir der Herzog weder eine Beschreibung, noch eine Zeichnung oder die Lage ihres Nistplatzes gegeben."

Der Junge kratzte sich am Kopf und starrte zu den Gipfeln auf. "Eigentlich gab er mir nur einen Namen. Greifen heißen sie und ich sollte sie jagen."

Offenbar wusste Marius nicht, was ein Greif war, sonst wäre er dem Befehl des Herzogs kaum gefolgt. Greifen, diese riesigen Herren der Lüfte, halb Raubvogel, halb Löwe. Niemals würden ein Adler und ein Knabe von knappen 16 Sommern gegen auch nur einen einzigen dieser prachtvollen Wesen ankommen. Wie kam der Herzog nur dazu, eine solche Aufgabe von Marius zu verlangen. Das Ganze war mehr als faul.

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 12:38

Marius staunte über Nihals Frage und schien dann nachdenklich zu sein. "Wenn ich ehrlich bin, Herr, wollte er so viele wie ich finden kann. Da ich nur ein Falkner bin, muss ich den Befehlen des Herzogs Folge leisten. Wenn ich ihn nur hätte fragen dürfen, wo ich diese Greife genau finden kann. Ich weiß ja nicht einmal wie sie aussehen."

Der Junge wirkte ein wenig geknickt ob seiner Unwissenheit. Immerhin war er Falkner und als dieser sollte er doch wenigstens von Greifen wissen. Offenbar hielt er sie für eine ihm unbekannte Vogelart. Wenn er gewusst hätte, dass es sich um riesige Wesen Halb Löwe, halb Raubvogel handelte, wäre er vielleicht nicht so folgsam ins Gebirge gezogen wie es der Herzog von ihm gewollt hätte.

Marius zeigte den Hang hinauf. "Meine Ausrüstung befindet sich dort oben. Sie ist sicher auf einem Vorsprung verwahrt, allerdings geht mit der Proviant langsam aus und als ich nachts von einem Troll angegriffen wurde, habe ich einige meiner Kleidungsstücke auf der Flucht zurücklassen müssen. Eigentlich besitze ich im Augenblick nur einen Schlafsack, etwas zu Essen und zu Trinken und ein paar Seile. Alles andere ist entweder schon aufgebraucht oder verloren gegangen."

Marius streichelte dem Adler über das Gefieder. Snarch krächzte zufrieden. "Aber wenigstens bin ich nicht allein unterwegs."

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 19:21

Marius nickte. "Ich bin einverstanden mit dem Essen. Lasst mich nur schnell meine Sachen holen, auch wenn Ihr mir so großzügig erlaubt, an den Euren teilzuhaben." Der Junge setzte den Adler vorsichtig ab. Mittlerweile schien das Tier begriffen zu haben, dass es seinen Flügel nicht nutzen konnte. Wie ein übergroßer Vogel hüpfte er ein wenig umher und betrachtete Nihal und den Warg aus sicherer Distanz.
Marius kletterte inzwischen die Felsen hinauf und zeigte dabei eine bewundernswerte Selbstsicherheit. Viele Wanderer würden sich wohl mit Seilen absichern, aber der Junge erklomm einfach ohne jegliche Hilfe die steilen Felswände.

Nach einer Weile kehrte er zurück – er trug einen bepackten Rucksack auf den Schultern. Dort fanden ein Schlafsack, mehrere Seile und der Proviant gut Platz, von dem Marius gesprochen hatte.
Er setzte sich neben Nihal und griff hungrig nach einem Stück Gemsenfleisch, das ihm der junge Mann entgegen hielt. Die beiden aßen und tranken von ihren Wasservorräten. Marius fütterte auch seinen Adler, da dieser in nächster Zeit wohl nicht selbstständig würde jagen können.

Schließlich fragte der Junge etwas kleinlaut: "Herr Nihal? Wisst Ihr vielleicht, wo ich in der Gegend Greifen finden könnte?"

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 20:01

Marius starrte über die Gipfel. "Herr, ich war nur selten im Drachengebirge. Der Herzog vermutlich ebenfalls. Er hat meine Ausrüstung packen lassen, aber ich habe das Gefühl, dass ich schlecht vorbereitet bin. Niemals hätte der Troll eine so große Gefahr darstellen dürfen. Wenn ich nur ein Schwert oder Ähnliches besessen hätte."

<b>Der Herzog hätte doch wissen müssen, dass mich Gefahren erwarten.</b>

"Warum hat er mich bloß in eine solche Gegend geschickt?", murmelte Marius vor sich hin. Doch als Nihal fragte, ob er noch immer wissen wolle, was ein Greif war, nickte er eifrig. "Oh, wenn Ihr es mir sagen könnt, Herr. Ich bitte Euch darum. Es würde mir sehr helfen, diese Tiere zu jagen und für meinen Herzog zu erlegen. Er gab mir dies hier für die Aufgabe."

Marius zückte eine Schleuder und einen Beutel mit kleinen Geschoss-Steinen. Erbärmliche Waffen gegen einen ausgewachsenen Greifen.

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 22:06

Marius schaute Nihal verwirrt an. "Der Herzog ist mein Herr, ich muss ihm dienen. Meine Mutter sagt das. Ich bin nur ein Junge, der in einem Stall geboren wurde. Niemand Wichtiges. Es steht mir nicht zu, die Wünsche meines Herzogs in Frage zu stellen."

Die Worte des Knaben waren eindeutig, doch ihr Klang sprach eine andere Sprache. Es hörte sich nicht so an, als sei Marius begeistert von seinem Schicksal. Ein einfacher Stalljunge war er? Dann hatte er es schon recht weit gebracht, wenn er der herzogliche Falkner war. Dennoch, warum ließ dieser Herr Turmrick einen loyalen Jungen wie Marius auf eine solche Reise gehen? Eine Aufgabe erledigen, die für den Knaben nur Tod und Verderben bedeuten konnte?

"Greife sind keine Vögel?", fragte Marius noch verwirrter. Dann starrte er auf seinen Rucksack, aus dem die Seile und ein Teil seines Schlafsackes heraus schauten. "Warum schickt mich der Herzog dann aus, sie zu jagen? Ich bin Falkner. Die Vögel sind mein Spezialgebiet. Wenn Greife keine sind, was such ich dann hier?"

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Durchs Drachengebirge

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 22:21

Marius lauschte den Worten Nihals, überlegte sich bereits eine Antwort auf dessen Frage bezüglich vorgefallener Ereignisse in Pelgar. Da klärte Nihal den Jungen über den Begriff des Greifen auf und Marius klappte die Kinnlade herunter.

Er schluckte schwer, bevor er auch nur ein Wort herausbrachte. Seine Augen waren weit aufgerissen. "Halb Raubvogel ... halb <i>Löwe</i>?! Aber wie kann mein Onkel ... äh ... der Herzog mir eine solche Aufgabe abverlangen?"

Hatte Marius Herzog Turmrick gerade Onkel genannt? War er etwa sein Neffe? Warum aber hatte er dann vorher davon gesprochen, ein unbedeutender Stalljunge zu sein? Nihal ahnte, dass hinter der Sache mehr steckte als ein indirekt geplanter Mord.

Antworten

Zurück zu „Das östliche Drachengebirge“