Rettungsmission

Sie steht direkt am Strand. Hier wird die Wassermagie gelehrt, aber das ist offensichtlich. Das Wasser fließt nämlich aus Fenstern und über Zinnen, wie kleine Wasserfälle, bildet einen Graben um sie und strömt schließlich ins Meer hinein.
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Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. Januar 2023, 14:14

Azura und Madiha kommen von Die Hafenstadt Andunie -> Der Hafen Andunies -> Orientierungslos am Hafen

Zu viert machten sie sich auf den Weg. Jakub Tauwetter führte die Gruppe an, denn auch wenn Caleb und Azura in Andunie aufgewachsen waren, hatte sich in der letzten Zeit durch die Eroberung der Stadt einiges verändert. Der Erste Maat wusste davon, hatte sich bereits unter den neuen Herren bewegt und kannte somit die nötigen Schritte, um sich auch als Mensch sicher durch die Straßen bewegen zu können. Wichtig war es, einfach seinem Weg zu folgen, aber mit der Geschwindigkeit einer Gruppe, die nicht schnell an einer dunkelelfischen Patrouille vorbei gelangen wollte. Auch durften sie den Elfen zwar nicht in die Augen blicken, sich jedoch gleichzeitig nicht überdemütig und mit gesenkten Köpfen an ihnen vorbei winden wollen. All das erregte Aufmerksamkeit, weil es sie verdächtig machte. Auf diese Weise bekamen Caleb, Madiha und Azura einen Eindruck darüber, wie es nun war, als Mensch unter dunklen Völkern und deren Regierungsherrschaft zu leben.
Der Regen hatte nachgelassen, aber Lysanthors lichtene Scheibe wollte die Wolkendecke noch immer nicht durchbrechen. So blieb es heute bei einem grauen Tag, der durchaus noch mehr von Venthas Segnung verheißen konnte. Die Straßen waren nass von Pfützen und wo Unrat sich sammelte, musste man auf sein Schuhwerk achten, um nicht in Schlamm zu treten. Es roch nach dem Salz der See und den rein gespülten Pflastersteinen zwischen den Häusern. Beinahe wirkte es, als hätte Venthas Regenguss auch ein bisschen das Düstere aus Andunie gewaschen. Man konnte auch die Schönheit der Stadt endlich erkennen, wenigstens ein bisschen.
Häuser schmiegten sich wie angetrunkene Freunde Dachrinne an Schornstein aneinander. Zwischen den Straßen waren zahlreiche Leinen angebracht, um bei schönerem Wetter nicht nur Kleidung darauf zu trocknen, sondern auch Würste oder Käse vor listigen Nagetieren zu schützen. Solche Leckereien lockten jedoch zahlreiche Möwen und andere Vögel an, die derzeit auf den schrägen Dachgiebeln hockten, um das Leben unterhalb zu beobachten. Selbst die einfachsten Häuser Andunies bemühten sich, wirklich hübsch auszuschauen. Ihre Bewohner schmückten sie mit Blumenkästen, Kräuterkübeln, Fischernetzen oder schenkten ihnen allein dadurch Charme, indem sie neben der Haustür eine Bank, eine Schubkarre oder anderweitige Kleinigkeiten so positionierten, dass sich ihr Heim einfach nur gastfreundlich präsentierte. Das galt allerdings nur für jene Häuser, von denen man die Spuren der Eroberung hatte beseitigen können.
Das Quartett wanderte auch immer wieder an geplünderten Heimen vorbei, deren Einwohner Widerstand geleistet haben mussten. Eingeschlagene Fenster und Türen zeugten von der Gewalt des Feindes und rötlich braune Flecken von ihrem Erfolg über den Menschen. Teilweise waren in solche Häuser sogar jene eingezogen, die sie zuvor zerstört hatten. Madiha, Azura, Caleb und Jakub entdeckten auf ihrem Weg zur Akademie der Wassermagie immer wieder Dunkelelfen, die Menschen dazu anleiteten, Handwerksarbeiten und Reparaturen an Häusern vorzunehmen. Einige von ihnen gingen sogar umgänglich mit den versklavten Einwohnern um. Nicht alle Elfen waren schlecht. Besonders ins Auge fiel eine Dunkelelfensoldatin, die gerade das eroberte Haus verließ - schwer gerüstet und bereit, ihren Dienst zu tun -, welche sich aber die Zeit und Mühe nahm, dem Menschenkind ihrer Sklaven den Kopf zu tätscheln und sogar ihrer Strohpuppe einen schönen Tag zu wünschen.
"Bizarr", murmelte Caleb leise, der den Blick nicht ganz von der Szene lösen konnte.
"Es gibt genug von ihnen, die in einer neuen Welt Fuß fassen wollen, weil sie in ihrer Heimat Morgeria selbst nur Sklaven oder Leibeigene wären", entgegnete Jakub. Er schaute kaum hin, hatte er doch schon oft genug solche Szenen beobachten können. Er konzentrierte sich lieber darauf, endlich vollends nüchtern zu werden und die Gruppe bis zur Akademie hinauf zu führen. Das wassermagische Intistut fand sich auf einer Felseninsel vor Andunies Küste und war nur durch eine gewaltige Steinbrücke mit dem Festland verbunden. Ein großes Torhaus ragte einem mahnenden Finger gleich noch vor dem Zugang zur Brücke in die graue Wolkendecke empor. Von dort oben hatten wassermagische Forscher nicht nur das Meer gut im Blick. Er diente den Seefahrern auch als Leuchtturm, der nachts sein helles Signal in die Ferne schickte. Ob das immer noch getan wurde, konnte keiner von ihnen so genau sagen. Asl die Blaue Möwe in den Hafen einfuhr, hatte jedenfalls kein Licht vom Turm der Akademie aus gezwinkert und auch jetzt lag die Turmspitze eher im Dunkel des ihn in der Höhe umgebenden Nebels. Viel weiter unten hingegen war das Torhaus gut bewacht - besser noch als zu dem Zeitpunkt, da Corax Azura entführt und mit sich hierher geschleppt hatte, um damals schon die Schriftrolle der Wassermagie für seine Herrin zu suchen. Serpentnis Mortis hatte die Akademie inzwischen eingenommen. Sie war zu ihrem Palast geworden und all jene innerhalb der Mauern zu ihrem Gefolge aus Soldaten, Magierin, Dienern und Sklaven. Einer davon musste Corax sein, wenn er denn noch lebte.
Vor den herabgelassenen Gittertoren des Torhauses fanden sich mehrere Wächter ein. Dunkelelfische Soldaten wie Magier überprüften all jene, die die Akademie betreten oder verlassen wollten. Die Zauberfähigen unter ihnen erkannte man schnell, denn sie trugen Stoffroben mit dem Wappen Morgerias - entweder als Muster am Saum, als Gürtelschnalle oder Überwurf über der eigentlichen Kleidung. Von überall schaute eine schwarze oder silberne Fledermaus aus unheimlichen Augen und mit aufgerissenem Maul auf die Ankommenden. Selbst als Bildnis auf den purpurnen Bannern neben dem Eingang starrte sie den Besuchern entgegen.
Wenn Azura, Caleb, Jakub und Madiha geglaubt hatten, allein hier zu sein, wurden sie ihres Irrtums schnell gewahr. Es gab unglaublich viele Personen, die die Akademie der Wassermagie aufsuchten. Menschen, Goblins, sogar ein Ork stand in der Schlange aus Wartenden, an deren Ende sich das Quartett nun einreihte. Vor ihnen standen zwei Elfen. Einer besaß die dunkle Haut, die seinem Volk den Namen schenkte. Er trug sein silbernes Haar kurz geschoren, so dass man den schwarzen Metallreif gut erkannte, der sich um seinen Schädel legte. Seine Aufmerksamkeit galt der Elfe an seiner Seite und das überraschte. Denn sie war eindeutig keine Dunkle. Ihre Haut schimmerte hell wie eine Muschelperle und mit selbigem schmückte sie auch Handgelenke und Spitzohren. Eine wie ein Seestern geformte Fibel hielt ihren Umhang mit der weiten Kapuze zusammen, unter der sie selbst noch eine Art Gesichtsschutz trug, als bekäme ihr das Tageslicht nicht. So sah man lediglich ihre blauen Augen, die farblich wunderbar zu ihren Gewändern passten. Reizvoll war sie nicht gekleidet, sondern eher vermummt. Trotzdem machte sie keineswegs den Eindruck, der Berufung einer Assassinin nachzugehen. Man erkannte keine Waffen an ihrem Körper, ließ man den Stecken mit der kindskopfgroßen Perlenkugel an der Spitze außen vor.
"... bin mir sicher, du wirst dich hier endlich entfalten können. Die Herrin Mortis wird niemals deine Lehrmeisterin sein, denn sie ist der Wassermagie nicht mächtig, aber unter ihr dienen nun genug Menschen, welche ihr Wissen an dich weitertragen werden", säuselte der Dunkelelf seiner Gefährtin zu. Sie nickte und umfasste seinen Arm, um sich gegen ihn zu lehnen.
"Ich bin so glücklich", erwiderte sie. "In Morgeria hatte ich nie die Chance und wurde für meine Gabe nur ausgelacht. Endlich kann auch ich unter Manthalas Vollmond erblühen."
"Meine Nachtblume."
Die hellere Elfe kicherte und ließ es zu, dass ihr Gefährte einen Arm um sie legte. Beide blickten daraufhin wieder nach vorn. Vor ihnen kamen noch einige Menschen, der Ork und zwei andere Dunkelelfen dran. Gerade wurde ein Goblin durch eine separate Tür im Gittertor gewunken. Er verbeugte sich so immens, dass er mit seinem kahlen Schädel gegen das Metall donnerte. Es sorgte für einige Lacher und sicher Kopfschmerzen bei dem armen Goblins. Er eilte sich, die Brücke zu passieren.
Caleb beugte sich in seine Gruppe, da alle anderen im Moment gut durch die Aktion des Goblins abgelenkt waren. Leise wisperte er ihnen zu: "Wir könnten wirklich auf offiziellem Weg hinein gelangen. Halten wir an dem Plan fest, einen Gegenzauber für Azuras Zustand suchen zu wollen? Und was machen wir, wenn jemand auf dich aufmerksam wird, Madi? Jetzt haben wir eine letzte Möglichkeit, das noch rasch zu besprechen."
Jakub beteiligte sich nicht an dieser Planung. Er lauschte zwar, behielt den Blick aber nach vorn gerichtet, um im Zweifelsfalls das Gespräch durch ein Räuspern zu unterbrechen. Vielleicht hätten sie auf dem Weg hierher darüber reden sollen, aber jetzt war es zu spät dafür. Sie standen schon in der Wartschlange und von hinten kamen weitere Bittsteller die Straße herauf.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Donnerstag 26. Januar 2023, 20:37

Tatsächlich wusste Madiha, wie man jemand anderes ankleidete. Die Mode war ihr unbekannt und gewiss wären gewisse Handgriffe andere gewesen, wenn Azura noch die Adelige gewesen wäre, die sie glaubte zu sein und Madiha noch im Stand einer Sklavin. Doch das Mädchen erwies sich nicht als vollkommen nutzlos. Sie war vorsichtig, achtete tatsächlich auf die lädierte Schulter und half der Rothaarigen, so gut sie es konnte. Gleichzeitig aber nutzte sie auch die nötige Nähe, um Azura noch mal auf ihr Gespräch zu bringen. Die Feindseligkeit zu Caleb war der Sarmaerin nicht entgangen und sie hatte sehr wohl registriert, dass ihre Worte von zuvor kaum etwas gebracht hatten. Azura blieb ihm gegenüber schnippisch und kratzbürstig. Caleb hingegen blieb ruhig, was zumindest Madiha zu denken gab. Aber das Kind der Wüste verkniff sich belehrende Worte in diese Richtung. Es lag nicht an ihr eine Brücke zu bauen, wo keine gewünscht war. Und sie selbst wusste nicht mal, ob sie bereit wäre so viele Mühen auf sich zu nehmen, wenn Azura sich benahm wie eh und je. Doch jetzt, in dem Moment da sie allein waren, schafften sie es zumindest mal miteinander zu sprechen. Als erstes entkleideten sie die Anduniern. Madiha’s Blick glitt beinahe automatisch über den Körper der anderen, wenngleich sie auch sofort die Frage nach ihrem Äußeren stellte. Madiha fielen die Flecken auf und das hängende Gewebe. Sie erinnerte sich gut daran, dass Azura wunderschön gewesen war, denn auf dem Schiff hatte sie sie bereits ausgiebig nackt gesehen. Wie alle anderen. Jetzt aber war von dieser Schönheit nur noch eine Ahnung übrig und Madiha hob den Blick in ihr Gesicht.
Sie hob die Schultern an. „Ich denke, du hast die Verwesung aufgehalten, nachdem du zurückgekehrt bist. Es scheint nichts neu hinzugekommen zu sein.“, antwortete sie ehrlich und betrachtete sie abermals. Madiha hatte dabei weder Häme noch Schadenfreude im Gesicht. Sie beantwortete neutral eine gestellte Frage. „Vielleicht heilt es nach und nach, je länger du wieder… lebst.“, versuchte sie ihr trotzdem etwas Mut zu machen, auch wenn es gewiss nicht in ihrer Aufgabe gelegen hätte, nach allem was gewesen war. Aber Madiha war auch niemand, der nachtragend war. Das Mädchen hatte ganz andere Sorgen als eine Azura van Ikari, die kratzbürstig an Dingen festhielt, die in ihrer eigenen Welt vollkommen unwichtig erschienen. Gleichwohl war das Mädchen aber auch niemand, das sich ein Urteil über das Leben von anderen erlaubte. Madiha wusste, woher sie kam, und sie erkannte schnell, dass alles andere besser war als ihr bisheriges Leben. Sie war dankbar für das, was sie bis hierher erhalten hatte. Wenn man, wie Azura offenbar, aber aus der anderen Richtung kam, dann wirkte alles wie ein Verlust. "Was Corax getan hat, war schlimm und es gibt vieles, was ich lieber nicht zu genau wissen will. Doch mir hat er das nicht angetan. Van Tjenn dagegen..." „Er heißt Caleb.“, berichtigte sie die andere und begann dann damit, bevor sie sie anzog, tatsächlich die unschöne Stelle am Arm mit einem Verband zu umwickeln und zu befestigen. "Er hat damals mein Leben zerstört, das ich mir mühsam aufgebaut habe, und es danach wieder zu richten, war nur noch mühsamer." „Und meines mehrfach gerettet…“, murmelte sie, während sie den Blick auf den Kleidungsstücken hatte.

Es waren einfach so furchtbar verschiedene Sichtweisen… Sie würden vielleicht niemals auf einen Nenner kommen. Dann jedoch hob sie den Blick und runzelte die Stirn auf die weiteren Worte hin. Sie schüttelte langsam den Kopf. „Du hast mich missverstanden. Ich meinte allgemein, dass niemand zu etwas gezwungen werden sollte. Wieso trauerst du diesem Leben nach, wenn du es so missbilligst, wie du gelebt hast?“, fragte sie leichthin. Sie verstand es wirklich nicht. Azura sprach von Zwang, von einem Käfig, in dem sie gefangen war und bei dem man über sie bestimmt hatte. Warum also ritt sie so verbissen darauf herum? So schlimm konnte es ja nicht gewesen sein, wenn sie noch heute, Jahre später, eine solche Wut auf ihn und das, was passiert war, haben konnte. "Aber wenn eine Tochter aus gutem Hause so etwas auch nur zur Sprache bringt... So eine bringt nichts weiter als Schande über sich und ihre ganze Familie.", Madiha öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, zuckte aber zusammen, als Caleb’s Stimme ertönte. Sie wandte sich zu ihm um und ließ kurz den Blick über das rasierte Gesicht wandern. Madiha aber wandte den Blick zu Azura zurück und seufzte tonlos. Bis Caleb in ihre Sicht trat und Azura berührte. Das Mädchen machte etwas Platz. "Dafür bist du jetzt frei von allen Zwängen. ich weiß nicht, ob du ein solches Leben anstrebst, aber es bietet viele Möglichkeiten. Und wer weiß? Vielleicht steht Corax unter seinesgleichen jetzt in höherem Ansehen und du kannst vor deinen Eltern ordentlich mit ihm angeben." Zweifelnd rümpfte Madiha die Nase etwas, ehe sie sich aber abwandte und ihre Reaktion verbarg. Sie zweifelte daran, dass Azura das ebenso sehen würde. Die Worte hatten dem Mädchen gezeigt, dass die Adelige an ihrem Leben festhielt. Oder besser, es fest umklammerte und mit allen Mitteln behalten wollte. Nicht jedem war der Drang nach Veränderung gegeben. Madiha hingegen hatte mit allen Mitteln versucht ihrem Dasein zu entkommen und nun stand sie hier, um einem dunkelelfischem Magier zu Hilfe zu kommen, ohne die Konsequenzen zu kennen. Einfach… weil das Schicksal ihre Wege miteinander kreuzte und sie gelernt hatte, dass sie nicht so egoistisch an ihr Wohl denken konnte, wie sie anfangs noch geglaubt hatte.

Madiha folgte dem Tross als letzte. Das war für sie die Position, die sie gerne wählte, weil sie so auch hier und dort neugierig den Blick schweifen lassen konnte. Jetzt, auch wenn der Tag grau war, hatte sie Möglichkeiten, Andunie besser kennenzulernen. Den ganzen Weg über bestaunte sie mit großen Augen die Andersartigkeit zu Sarma. Sie betrachtete die hübschen Blumenkästen, die Giebel und Zinnen, die engen Gassen mit ihrem Kopfsteinpflaster und die Geräusche der Hafenstadt. Sie mochte es, auf den leichten Rundungen der Steine am Boden zu laufen. Für sie war es eine wahre Offenbarung. Nie hatte so etwas vergleichbares erlebt und gesehen, sodass sie immer mal wieder vergaß, sich an die Anweisungen von Jakub zu halten und sich schleunigst daran erinnern musste. Madiha aber konnte nicht anders. Gekleidet wie eine von ihnen, mit passenden Schuhen und längst nicht mehr so hemdsärmelig, hatte das Mädchen das Gefühl, dass nichts sie aufhalten konnte. Sie fühlte die Freiheit, die die herrliche Seeluft ihr in die Lungen blies. Sie sah lächelnd zu den vielen Möwen, die sich nach Leckerbissen umsahen. Für sie gab es kaum eine rechte Beklemmung. Jetzt am Tage wirkte alles so… normal. Für Madiha war es das auch, denn sie kannte Andunie nicht anders. Einzig die kaputten Häuser waren etwas, was ihr ins Gedächtnis rief, dass das Aufgebot an Dunkelelfen nicht normal war. Dass es Krieg gegeben hatte und sie erinnerte sich unweigerlich daran, dass auch Sarma so getroffen worden war. Dann schwand ihr Lächeln, denn sie sah auch nach wie vor die scheußlichen Bilder, die Corax‘ Magie ihr ins Gedächtnis gepflanzt hatten. Sie waren nicht echt, hatte er ihr versichert – aber sie waren da. Madiha ließ sich ablenken von der Dunkelelfin, die gerade einem Mädchen über den Kopf streichelte. Die Sarmaerin sah aufmerksam zu und wurde sogar langsamer dabei. Sie hatte die dunklen Elfen nur als Aggressoren kennengelernt – wusste aber ansonsten gar nichts über sie. Ja, sie wusste ja bis zum Angriff nicht mal, dass sie existierten! Sie schloss wieder zu ihrer Gruppe auf und ihre Aufmerksamkeit wurde ein weiteres Mal abgelenkt: Vor ihnen erhoben sich die wunderschönen Zinnen und Türmchen der Wasserakademie, die Caleb ihr bereits vom Schiff aus gezeigt hatte. Staunend blieb Madiha stehen, um alles zu erfassen. Dem Mädchen fiel es einfach schwer, sich nicht von allem beeindrucken zu lassen. Ihre Aufgabe war schwer, ihr Ziel gefährlich aber… Bei den hitzigen Winden der Wüste Sar! Sie war in einer anderen Stadt! Und dann war diese auch das komplette Gegenteil zu Sarma!
Dann wurde ihr gemeinsamer Schritt langsamer, sodass Madiha aufmerksamer wurde. Sie sah mit Unbehagen auf die Fledermaus, die ihr bereits auf dem dunklen Schiff entgegengeblickt hatte. Eine Gänsehaut erfasste sie kurz, ehe ihr Blick auf die Schlange aus Wartenden fiel, die sich vor den Toren der Akademie angesammelt hatte. Neugierig reckte sie den Hals und musterte all die fremden Gesichter. Gleichzeitig glitt ihr Graublau über die Wachen am Tor und das, was sie taten. Stirnrunzelnd blickte sie darauf, ehe das Gespräch der beiden Elfen vor ihnen sie erneut abzulenken wusste. Madiha betrachtete die helle Elfe eingehender. Sie hörte sogar recht offen zu, weil sie sich gar nicht bewusstwurde, dass sie ihnen vielleicht etwas Privatsphäre hätten gönnen sollen. Bis das Gespräch etwas intimer wurde, und sie sich mit ihrem Lauschangriff zurückzog. Glücklicherweise raunte auch Caleb etwas. "Wir könnten wirklich auf offiziellem Weg hineingelangen. Halten wir an dem Plan fest, einen Gegenzauber für Azuras Zustand suchen zu wollen? Und was machen wir, wenn jemand auf dich aufmerksam wird, Madi? Jetzt haben wir eine letzte Möglichkeit, das noch rasch zu besprechen." Madiha schwieg einen Moment und überlegte. Da sie ihre eigene Magie bisher nicht wirklich als solche wahrgenommen hatte, fiel es ihr jetzt schwer so aus dem Stehgreif eine Antwort parat zu haben. Dann schaute sie zu dem Pärchen vor ihnen und plötzlich kam ihr zögerlich ein Gedanke. Sie wandte langsam den Kopf in die Gruppe zurück, sodass sie sich ebenfalls vorlehnte und bewusst leise auf Sendli raunte: „Und wenn wir zusätzlich zu Azura’s Problem behaupten, ich wolle… ich wolle von Serpentis lernen?“, sie klang etwas zaghaft, doch dann räusperte sie sich, um ihrer Stimme mehr Festigkeit zu geben. „Ignis! Ignis sagte, wir sollen ihren Namen erwähnen, wenn wir bei Serpentis weiterkommen wollen. Sie hatte sie Meisterin genannt und … war Ignis nicht eine Feuermagierin? Wir könnten behaupten, dass sie uns geschickt hat, damit Serpentis meine Fähigkeiten… prüft… ?“, sie wusste, wie aberwitzig das klang. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie das alles richtig verstanden hatte. Aber vielleicht formte sich aus ihrem Wirrwarr ja eine Idee, die durchführbar wäre.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Freitag 27. Januar 2023, 20:57

Sie wollte schlichtweg nicht über die Bedeutung der Worte Van Tjenns nachdenken, ehe er den Raum verlassen hatte. Es hätte womöglich an ihrer Sicht der Dinge und vor allem an ihrer festgefahrenen Meinung zu ihm rütteln können und das wollte sie nicht auch noch. Ohnehin hatte sie schon wieder mit viel zu vielen Emotionen zu kämpfen und es schien niemals ein Ende nehmen, ihr etwas Ruhe gönnen zu wollen. Da vermied sie es, sich noch mehr aufzuhalsen, solange sie wenigstens ein bisschen die Wahl hatte.
Denn dass sie ihm seine verantwortungslose Abwesenheit und die damit verbundene Bloßstellung dermaßen übel nahm, lag zum Teil auch daran, dass sie eben nicht das leibliche Kind ihres Ziehvaters war. Das war unter ihresgleichen bekannt gewesen und es hatte sie harte Arbeit sowie viele Mühen gekostet, um diesen Umstand vergessen zu machen. Durch sein Verhalten hingegen... war das wieder hervor gekommen und danach umso schwieriger gewesen, es erneut unwichtig erscheinen zu lassen. Und daran wollte sie gewiss jetzt nicht denken!
Also widmete sie sich den aktuelleren Problemen und diese drehten sich gerade alle um ihre äußere Erscheinung, sowohl was ihre Kleidung betraf, als auch ihren Körper an sich. Ohne genauer darüber nachzudenken, an wen sie diese Frage richtete, was vermutlich die bessere Entscheidung war, sprach sie jene Worte aus, nach denen sie mit schneller klopfendem Herzen und einem unguten Gefühl in der Magengegend auf die Antwort wartete. Sie selbst wagte es nicht, an sich herab zu sehen, aus Angst vor dem, was sie erwarten könnte.
Immerhin, es klang nicht ganz so furchtbar oder womöglich sogar grausam, wie sie es befürchtet hatte. Allerdings machte sie den Fehler, am Ende den Blick zu senken, um sich selbst davon zu überzeugen, dass diese aufbauenden Worte eine Grundlage hatten. Doch was sie da zu sehen bekam...
Mehrmals schluckte sie und konnte trotzdem nicht verhindern, dass ihr ein Schluchzen die Kehle empor stieg und leise erklang. Ihre Sicht verschwamm und schon wollten ihr die Tränen wieder überquellen, da ließ ein leichtes Prickeln auf ihrer Stirn sie unwillkürlich den Atem anhalten.
War das etwa...? Azura hob ihren Kopf und sah zum Fenster hin, als erwarte sie einen erneuten Regenguss, der von dem Element ihrer Göttin zeugen würde. Doch da war... nichts, lediglich geschlossene Bewölkung, die allerdings ganz danach aussah, als wollte sie sich nur allzu bald entleeren. Das Prickeln verblasste wieder und trotzdem glaubte sie, die Botschaft verstanden zu haben.
Also schloss sie die Augen und wischte sich verstohlen das verräterische Nass aus den Winkeln, ehe sie sich zusammen reißen und anderen Themen widmen konnte während des Anziehens. Wenngleich diese ebenfalls nicht sonderlich angenehm waren, reizten sie die junge Frau zumindest nicht zum neuerlichen Weinen. Wobei sie auf die Berichtigung des Namens mit einem beiläufigen, wenig damenhaften Schnauben reagierte. Für sie blieb er Van Tjenn, denn er hatte es sich nicht verdient, dass sie ihn beim Vornamen nannte.
Die Tatsache indes, dass er die andere gerettet haben mochte,... brachte dieser einen flüchtigen Blick von der Seite ein, mehr jedoch auch nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihre Sicht der Vergangenheit deutliche darzustellen, als ehrliches Interesse für mögliche Heldentaten des Kapitäns zu entwickeln.
Am Ende war sie der Meinung, sie hätte es endlich geschafft, da stellte die Sarmaerin eine Frage, die sie leicht zusammen zucken ließ. Daraufhin schluckte sie und presste einen Moment lang die Lippen aufeinander, um die unbedachte Äußerung hinunter zu schlucken, die ihr auf der Zunge lag. Stattdessen wollte sie zum Punkt kommen und es wirklich klar stellen.
Doch die andere kam nicht mehr zum Antworten, da sich ausgerechnet jener Mann einmischte, der Schuld an ihrer Misere war, wie sie meinte. Ihr Kopf ruckte hoch, während sie auf der Bettkante saß und sich in den Stiefel kämpfte. Ihre Stirn runzelte sich leicht, ehe sich ihre Miene verdunkelte und sie mit einem leisen Schnauben den Dolch in den Schaft gleiten ließ.
Als er dann auch noch auf sie zukam, erhob sie sich rasch, um nicht ganz so weit von unten hochsehen zu müssen. Sie wappnete sich innerlich für... für irgendetwas und zuckte dennoch leicht zusammen, als er ihr einfach seine Hand auf die unversehrte Schulter legte. Ihre Stirn runzelte sich noch mehr und ihre Miene zeugte von ihrer Skepsis.
Möglichkeiten... das mochte ja auf einen Mann zutreffen, aber sie? Als mittellose, halb verweste ehemalige Schönheit? Wohl kaum! Doch er kam derart rasch auf ihren Raben zu sprechen, dass sie auch noch die Lippen zusammen presste, bis sie so farblos waren, als wäre sie zurück zu den Toten gekehrt.
Dann allerdings seufzte sie lautlos und deutete ein Kopfschütteln an, sich daran erinnernd, dass Corax nichts von seinen leiblichen Eltern wusste. Er hatte schließlich immer diese scheußlichen Wesen dafür gehalten, obwohl die vielen Nadeln ihnen anderes gezeigt hatten. Vielleicht wäre er ja tatsächlich von Adel und von solchem Stand, dass es eine Ehre wäre, ihn heiraten zu dürfen! Womöglich würden ihre Eltern ihn auch akzeptieren, wenn sie wussten, wie viel er ihr bedeutete. Nur... glaubte sie nicht daran, nach ihren Momenten an Nacktheit von vorhin, dass er sie überhaupt noch begehrenswert genug finden würde, sobald er gerettet wäre...
Wie gut, dass der Glatzkopf zum Aufbruch mahnte, das half ihr dabei, diese Gedanken hinunter zu würgen, ehe sie ihr zu weit die Kehle hinauf kriechen könnten. Sie ließ die anderen vorgehen und trat hinter die Sarmaerin, denn dieser wollte sie durchaus noch etwas sagen. "Wieso ich es zurück haben will? Weil es das ist, was ich kenne und voraussehen kann.", raunte sie ihr zu, ehe sie auf Abstand ging und damit deutlich zu machen versuchte, dass sie nicht länger darüber reden wollte.
Oder gar darüber nachdenken, wie sehr ihr eine Zukunft voller Freiheiten Angst einjagen konnte. Wie sollte sie sich schließlich in solch einer Welt zurecht finden, womöglich auch noch allein und ohne jede Ahnung davon, was von ihr erwartet werden würde? Ihr Leben als adelige Tochter auf dem Heiratsmarkt der Schönen und Reichen, an baldiger Seite eines unbekannten Mannes hauptsächlich fremder Wahl und mit zu der Aufgabe des Gebärens verdammt war nicht unbedingt das, was ihresgleichen sich wirklich erträumte, denn es würde viel von all den romantischen Dingen fehlen, die sich heranwachsende Mädchen gerne ausmalten. Aber sie hätte Vorstellungen davon gehabt, wie sie das Beste daraus machen könnte, um ihrem Leben einen zufriedenstellenden Sinn geben zu können.
Jetzt hingegen... Allein ihr Äußeres zeugte schon davon, welch eine Katastrophe diese neue Freiheit für sie darstellte. Von ihrem Innenleben ganz zu schweigen! Und das sollte besser sein als ihr goldener Käfig...? Azura bezweifelte es.
Schweigsam bewegte sie sich daraufhin durch die Straßen ihrer Heimatstadt und fühlte sich zugleich wie eine Fremde hier. Sie war eine andere, sie hatte andere Kleidung und auch sonst war irgendwie alles... anders. So sehr, dass es sie geistig zu überladen drohte, weswegen sie aus Selbstschutz dazu überging, sich zu überlegen, wie sie Corax am besten helfen könnte.
Was alles andere als leicht war, denn sie war durch ihren Alptraum entmutigt, während wiederum seine Worte auf der Schriftrolle zu ihr das Herz schneller schlagen ließen. Sie hatte Angst davor, ihm zu begegnen, und sehnte es zeitgleich herbei.
Dermaßen mal wieder mit sich selbst beschäftigt, sah sie zwar die Dinge um sich herum, konnte sich am Ende jedoch nicht wirklich daran erinnern, was sie auf ihrem Weg bis zum Ende der Schlange vor der Akademie alles wahrgenommen hatte. Erst hier, so dicht vor dem Ziel, merkte sie endlich auf und musterte ihre Umgebung, als sähe sie diese zum ersten Mal. Das war zwar nicht der Fall, denn es hatte sie des Öfteren an diesen Ort verschlagen, an dem sie mit Sehnsucht jene Adepten beobachtet hatte, die hierher hatten kommen dürfen, um zu lernen und ihre Magie zu schulen.
Ihr war das verwehrt geblieben. Nicht unbedingt, weil ihre Eltern ihr das nicht zugetraut hätten. Im Gegenteil, vermutlich hätten sie es sogar willkommen geheißen, wenn sie endlich etwas mit Leidenschaft betrieben hätte, das nicht ihre eigene, wachsende Arroganz und Selbstverliebtheit gewesen wäre, sondern Sinn gemacht hätte. Durch ihre körperliche heftige Reaktion allerdings noch vor der Heirat ihrer Mutter auf einen magischen Ausbruch hatte dafür gesorgt, dass sie ihre Gabe nur heimlich für kleine Spielereien hatte einsetzen dürfen. Aus Angst vor den Auswirkungen hatten ihre Eltern darauf bestanden, dass sie niemals, absolut niemals die Wasserakademie besuchte und stärker werden könnte.
Dabei hatte es sie wirklich sehr hierher gezogen und sie hätte viel dafür getan. Doch kein Betteln, kein Zornesausbruch, kein Beschwören, sie würde auf sich achten, hatte es geschafft, ihr diesen einen Willen zu gewähren. Solange, bis sie irgendwann aufgegeben hatte. Um nun, als zurückgekehrte Tote vor diesen Toren zu stehen und Einlass erbitten zu wollen. Nicht, um zu lernen, sondern um ihren Raben zu retten.
Leise seufzend legte sie die unversehrte Hand auf die Tasche mit den Schriftrollen und ihrer Nadel. Stimmen direkt vor ihr ließen sie blinzeln und kurz aufsehen, die beiden Elfen vor sich mustern und die Lippen fest aufeinander pressen. Es stach in ihrem Herzen, denn auch hier schien ihr vor Augen geführt werden zu wollen, was sie verloren hatte.
Da geriet der Kapitän in ihr Blickfeld und ausnahmsweise begrüßte sie die Ablenkung durch sein Handeln. Doch ihr Geist war noch nicht ganz wieder in der Gegenwart und aus ihrem Leid aufgetaucht, weswegen sie vorerst keine Erwiderung gab. Stattdessen hatte die andere Gelegenheit dazu und nutzte das, indem sie in Sendli antwortete. Azuras Stirn kräuselte sich leicht, weil sie sich dadurch mehr konzentrieren musste, um sie auch vollständig verstehen zu können.
Als sie sich sicher war, dass es ihr gelungen war, wiegte sie leicht den Kopf. "Er aber nicht bei ihr sein direkt wird.", gab sie ebenfalls leise und bei weitem nicht so flüssig oder gar grammatikalisch korrekt wieder. "Namen unsere auch nicht gut sagen."
Sie zuckte leicht mit der gesunden Schulter und wechselte dann trotz allem zurück ins Celcianische. "Wenn er bei ihr ist, wenn ihr die Besucher gemeldet werden, die interessant für sie sein könnten, und etwas hört, könnte er uns verraten mit seiner Reaktion. Oder ihr gebt an, dass ihr mich..." Rasch warf sie einen Blick zur Seite und nach vorn, ob sie bislang keine unnötige Aufmerksamkeit erregt hatten. Trotzdem kehrte sie flüchtig ins Sendli zurück, instinktiv noch vorsichtiger. "... Hexe der..." "... bringen wollt."
Erneut zuckte sie mit der Schulter. "Sie wird meinen Namen kaum noch kennen. Ihr könntet ja behaupten, ihr hättet mich wirr redend aufgelesen, und weil ich immer wieder ihren Namen gebrabbelt hätte, wolltet ihr der Sache auf den Grund gehen. So könnt ihr euch ihre Gunst sichern und wir kriegen vielleicht Zugang zu ihm, weil sie sich an mein Gesicht erinnert." Nahe genug waren sie sich schließlich gewesen, ehe ihr ein Teil ihrer Erinnerung bis zum Aufwachen in Venthas geschändetem Tempel fehlte.
Dass sie hier indes gerade beinahe edelmütig sich als Opfer präsentieren wollte, war ihr bei ihrer Idee nicht bewusst... oder dass sie sich dadurch erst recht wieder in den Vordergrund stellen könnte. Es war ihr eben lediglich in den Sinn gekommen.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Sonntag 29. Januar 2023, 10:18

Auf dem Wem zur Akademie der Wassermagie hin, beschäftigten jeden andere Gedanken und die Mitglieder der Gruppe blieben in sich gekehrt, wenn ein Austausch nicht nötig war. Caleb schaute zwar immer wieder über die Schulter zurück, weil Madiha sich als letzte in die Reihe eingefügt hatte, aber wenn er sie sah, lächelten seine Augen und es ging weiter. Bis sie alle schließlich in einer Warteschlange vor dem Torhaus standen. Die beiden Elfen vor ihnen erinnerten Azura noch einmal an ihren Verlust und jeder Herzschlag wurde für einen Moment schwerer. Doch sie durfte nicht verzagen. Corax war irgendwo hier drinnen, da waren sie sich alle sicher. Einzig die Furcht darum, ob es nicht schon zu spät wäre und ob er sie in ihrem Zustand überhaupt ansehen wollen würde, nagten sehr an ihr.
Wo Azura jedoch vordergründig nur die Beziehung zwischen beiden Elfen in der Schlange sah, achteten Caleb und Jakub auf deren Gespräch und sofort wandte der Dieb sich um, damit sie die Köpfe zusammenstecken konnten. Jetzt war die letzte Gelegenheit, einen Plan auszuhecken, wie sie überhaupt in die Akademie gelangen sollten. Außerdem musste der Plan plausible Gründe beinhalten, dass sie sich - als Menschen! - frei bewegen durften. Keiner von ihnen kannte die Regularien, die die Eroberung der Dunkelelfen mit sich geführt hatte. Keiner wusste, wie es vorher in der Akademie vonstatten ging. Azura war nur ein einziges Mal in ihrem Leben in einem Teil der Gemäuer gewesen. Damals, als sie durch die noch nicht magische Goldkette, sondern nur durch eine unliebsame Eisenfessel an Corax gebunden gewesen war und sie in den Regalen der Bibliothek schon nach der Schriftrolle der Wassermagie hatten suchen müssen. Damals war alles düster gewesen, das Torhaus nur noch heftiger bewacht und Dunkelelfen an jeder Ecke der Akademie. Damals war der Angriff aber auch noch ganz frisch gewesen und sie hatten die Leichen der Andunier erst noch fortschaffen müssen. Wenn man sich die Fassade und auch die Warteschlange nun betrachtete, in der sich nicht nur Elfen der Dunklen tummelten, könnte man den Eindruck gewinnen, dass beide Völker durchaus miteinander zu leben imstande waren. Aber manchmal täuschte dieser Eindruck auch.
"Und das ist für dich Grund genug, ihre hitzige Herrlichkeit stören zu wollen, Mensch?!" Am Tor wurde es laut. Einer der Elfenwächter packte einen Halbstarken am Arm und schleuderte ihn von sich, dass der junge Mann zu Boden stürzte. Dabei fielen gut ein Dutzend Eier samt ihres Korbes zu Boden und zerbrachen. Der Bursche schien es gewohnt zu sein, dass man so mit ihm umging. Er sprang nicht auf die Füße und wehrte sich. Er wurde nicht einmal laut. Er begann nur damit, die Eier zu untersuchen. Alle waren zerstört. So hob er lediglich den Korb auf, als wieder auf die Beine kam. Den Kopf hielt er gesenkt.
"Sie wünscht, dass ihre Gefangenen essen und ich bringe-"
"Wissen wir", schnarrte jener Wächter, der ihn gestoßen hatte. Sein Kamerad aber legte ihm eine Hand auf die gerüstete Schulter. Er war umgänglicher mit dem Menschenjungen. "Und du weißt, dass du für solche Lieferungen den ... DIenstboteneingang nehmen sollst."
"Letztes Mal ist das Boot gekentert", brauste der Eierlieferant nun doch auf. "Ich kann nicht schwimmen." Angst. Diesen Andunier erfüllte die Angst vor einem Element mehr als die Konfrontation mit den Dunkelelfen. Natürlich versuchte er es dann auf diesem Wege.
Jakub und Caleb tauschten Blicke, ehe der Dieb auch Azura und Madiha einbezog. Er blieb trotz Madihas Gefühl von Sicherheit, wenn sie Sendli sprachen, beim Celcianischen. Er hatte gerade Azura gehört. Sie konnte sich verständigen, aber nicht so gut, um komplexere Pläne zu schmieden. Sie durften sich jetzt keinen Fehler erlauben, allerdings...
"Man höre und staune. Ein Dienstboteneingang über den Wasserweg. Behalten wir die Möglichkeit im Hinterkopf oder wechseln wir zu diesem Plan über?", raunte er leise in ihren Kreis hinein. Jakub brummte: "Wir müssen auch wieder raus. Vielleicht ein Fluchtweg." Caleb nickte ihm zu. Sie wussten nicht, wo der Dienstboteneingang lag. Wenn sie dazu Informationen erlangen wollten, wäre der unglückliche Eierbote eine Anlaufstelle. Allerdings sah ihr ursprünglicher Plan auch anders aus. Und sowohl Madiha als auch Azura hatten gute Punkte angesprochen. Ignis war bereits ein Name, mit dem sie sich vielleicht einen Vorteil würden erkaufen können. Madiha hatte Recht. Die Feuermagierin hatte nicht nur davon gesprochen, in Serpentnis' Dienst zu stehen, sondern auch ihre Schülerin zu sein.
"Ignis Pyrdica war die Anführerin der Gruppe, die Corax...", begann Caleb, um es auch Azura zu erklären. Sie hatte davon ja nichts mitbekommen, war tot und im Sarg des Raben gelegen. Jener Rabe, der Ignis auf dem Gewissen hatte. "Sie war eine von denen, die die in der Taverne gesehen hast", korrigierte sich der Dieb. Er wollte das Massaker nicht so offen ansprechen, wo so viele feine Elfenohren auch sie belauschen könnten. "Es wäre nicht verkehrt, ihren Namen einzustreuen und Madi als eine Feuermagierin auszugeben, die ihre Mächte kontrollieren lernen möchte. Das schließt trotz allem auch die Idee nicht aus, Azura von ihrem ... Fluch befreien zu wollen."
"Aber dann kennt ihr sie und rückt in den Kreis aus Verdächtigen, wenn sie gefunden wird", warf Jakub ein, als er erneut leise brummte. "Andererseits dürfen Schülerinnen sich garantiert freier in der Akademe bewegen, um nach ihm zu sehen, falls er wirklich nicht in der Nähe dieser Frau ist."
Caleb blickte über die Schulter zurück. Die Schlange wurde kürzer. Noch während sie sich unterhielten, mussten sie aufrücken. Jetzt waren nur noch die beiden Elfen vor ihnen. Er antwortete noch leiser: "Wir können das nun versuchen oder ihm hinterher." Er nickte zu dem Jungen, der nun bei seiner Eiermisere stand und darauf wartete, dass einer der Wächter ihm Eimer und Besen brachte. Er käme hier offensichtlich nicht davon, ohne aufgeräumt zu haben.
Die Zeit drängte. Sie mussten sich nun für einen oder mehrere Wege entscheiden, aber sie mussten es tun. Denn schon waren die Elfen problemlos durch die kleine Tür im Gittertor gelassen worden und einer der Wächter wandte sich an ihre Gruppe. "Was, ihr alle wollt in die Akademie?"
Jakub brummte eine Bestätigung. Dann verneigte er sich halb, was bei seiner Statur mächtig komisch aussah und wies in dieser Bewegung gleich noch auf Caleb. "Ich bin Jakub Tauwetter, Ester Maat meines Käpt'ns Caleb ..."
"Van Tjenn", seufzte Caleb aus und grinste dann zu den Dunkelelfen hin. "Kapitän van Tjenn. Mein Schiff hat letzte Nacht erst im Hafen angelegt. Verzeiht, wenn wir mit den aktuellen Gepflogenheiten nicht vollends vertraut sind."
Beide Dunkelelfenwächter beäugten ihn kritisch. "Und was wollt ihr?", fragte der Umgänglichere. Caleb zog kurzerhand Madiha und Azura mit hinein. Er legte jeweils einen Arm um eine Frau, so dass sie an seiner Seite standen. Madihas Schulter drückte er, um ihr Zuversicht zu spenden. Bei Azura verzichtete er, als ahnte er schon, wie sehr sie sich ob seiner Geste nun zusammenreißen musste. "Meine Gefährtinnen sind die Gründe", sagte er.
Da trat der unwirsche Dunkelelf vor. "Dann sollen sie sprechen und nicht du, Mensch", schnarrte er, beugte sich zu Madiha herab, dass sie ein sanftes Aroma seines Eigengeruchs, gepaart mit dem Dunst von Tabak wahrnehmen konnte. "Warum bist du hier?", fragte er frei heraus. Schon wandte er sich Azura zu. Als er sich jedoch auch zu ihr herabbeugte, um nach ihrer Kapuze zu fassen, kam Caleb ihm zuvor, indem er Azura an der Schulter wieder etwas nach hinten zog. "Sie werden gar nichts sagen, wenn Ihr sie so erschreckt, Herr."
Da knallte es. Der Wächter hatte Caleb kurzerhand eine Backpfeife verpasst. Sein Kopf flog herum und er ließ reflexartig sowohl Azura als auch Madiha los, um sich die brennende Wange zu halten, die rot vom Abdruck der gerüsteten Hand glühte. "Du bist nicht gefragt!", schnauzte der Elf. Nun packte er nach Azuras Arm, um sie heranzuziehen, sah dabei aber auch noch zu Madiha herüber, denn sie schuldete ihm noch eine Antwort. "Verschwendet nicht länger unsere Zeit! Was ist nun? Warum seid ihr hier?"
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Sonntag 29. Januar 2023, 16:12

Madiha hatte akzeptiert, dass Azura nicht länger über ihr bisheriges Leben und ihre Meinung zu Caleb sprechen wollte. Es lag auch nicht weiter im Fokus des Interesses, denn sie hatten bedeutend dringlichere Dinge zu tun. Vielleicht würde sich irgendwann noch mal die Gelegenheit dazu ergeben, sich näher darüber zu unterhalten. Für Madiha blieb es ein Buch mit sieben Siegeln, was Azura dazu bewog, sich in ein solches Leben, wie sie es ihr beschrieben hatte, zurückzusehnen, doch sie konnte ja ohnehin nicht ohne ein erhöhtes Maß an Konzentration lesen. Und sie wusste viel zu wenig über andere Gepflogenheiten, um eine echte Einschätzung vornehmen zu können. So folgte das Wüstenkind den anderen und ließ sich trotz ihrer Sorgen und Ängste, ob der bevorstehenden Dinge, von der Andersartigkeit der Hafenstadt ablenken. Sie war so in ihrem Staunen gefangen, dass sie manchmal vergaß, der Gruppe zu folgen, um dann schnell wieder aufzuholen und den Anschluss nicht zu verpassen. Gleichwohl aber bemerkte sie auch Caleb’s Blicke nicht, die sich immer mal wieder nach ihr umsahen. Es mochte gewiss nicht der perfekte Moment sein, sich jetzt alles genauer zu besehen und darüber auch noch in ehrliche Verzückung zu geraten, aber jeder ging mit dem eigenen Schicksal auf eine andere Art und Weise um. Reden sollten sie ohnehin nicht zu viel, denn nie wusste man, wer genauer hinhörte und auch Azura schien sich überhaupt nicht für ein weiteres Gespräch zu interessieren. So genoss Madiha die Frische der Luft, auch wenn sie bedeutend kühler war. Unter der Wolkendecke aber war sie nicht ganz so beißend wie am Tag zuvor oder auf dem Schiff und gleichwohl fror sie nicht so arg, weil sie bessere Kleidung trug. Zwar schlackerte leichter Wind auch hier mal an ihrer Kleidung, aber bei weitem nicht so, wie an dem Hemd von Jakub oder Fischbein.
Kurz dachte Madiha an den schrulligen Koch und verzog ein wenig wehmütig den Mundwinkel. Ob er hier gelebt hatte? Ob er Andunier war? Ob jemand vergeblich auf ihn wartete? Jakub hatte darüber kein Wort verloren und die Dinge verliefen auch gänzlich anders als angenommen. So verlor Madiha diesen Gedankenfaden auch wieder, nachdem sie noch mehr staunend, das Gebäude – das Meisterwerk an Baukunst – der Wasserakademie sah. Schon in Sarma war die Magierakademie ein Koloss unter den Sandsteingebäuden und bestach schon durch die schiere Größe. Doch hier… einzig die Fledermäuse waren angsteinflößend, sodass sich ein unangenehmer Schauer über das Mädchen legte. Die beiden Elfen vor ihnen brachten nicht nur Madiha auf eine Idee, denn auch Caleb und Jakub schienen noch mal einen Gedankenfetzen aufgreifen zu wollen. Bisher hatten sie immer noch nicht über die Möglichkeiten ihres Einlasses gesprochen. Einen rechten Plan hatten sie nicht. Also wagte Madiha einen kleinlauten Vorschlag. Allerdings nur, weil sie sich nicht mit Magie auskannte. Doch sie puzzelte sich die Möglichkeiten dessen zusammen, was sie gehört hatte, und brachte Ignis und Serpentis zusammen mit der Feuermagie ins Spiel.

Sie versuchte Sendli zu sprechen, stellte aber stirnrunzelnd fest, dass Azura das nicht ausreichend genug beherrschte. So wechselte auch das Wüstenkind wieder und verringerte noch mal ihre Laustärke. „Wir müssen nicht unsere echten Namen nehmen…“, warf sie leise ein, ehe sie alle von einem Tulmult abgelenkt wurden. Madiha wandte den Kopf und betrachtete die Szene, die nicht schwer zu deuten war. Das Mädchen ballte unbewusst eine Hand zu einer Faust und trat sogar instinktiv einen Schritt vor. Sie war gewiss keine Sklavin mehr, auch wenn sie hin und wieder zurückfiel in alte Muster. Aber je länger sie in Freiheit verbrachte, desto mehr baute sich ihr eigentlicher Charakter wie ein schützender Wall um dieses fragile Vorleben aus, das sie wohl nie mehr würde verlieren können. Es gehörte auch zu ihr und sämtliche Entscheidungen, waren aus ihrem Leben in Sarma geboren. Madiha aber beging keine Dummheit und hielt sich zurück, auch wenn sie ihre Lippen aufeinanderpresste, ob der Behandlung des Eierjungen.
Sie sah der Szene gebannt zu und entließ gepresst ihren Atem, weil es sie einfach aufwühlte, wenn vermeintlich Schwächere zu Opfern gemacht wurden, weil dem vermeintlich Stärkeren gerade danach war. "Man höre und staune. Ein Dienstboteneingang über den Wasserweg. Behalten wir die Möglichkeit im Hinterkopf oder wechseln wir zu diesem Plan über?" Jakub antwortete, bevor Madiha es tun konnte und sie nickte leicht. Sie waren jetzt so weit gekommen, ein Umkehren würde zu viel Zeit verschlingen. Aber es wäre vielleicht ihr Weg hinaus. Obwohl auch sie nicht schwimmen konnte und sie dem Jungen nachempfand, dass er lieber den anderen Weg wählte. Aber dafür war bedeutend später Zeit. Jetzt mussten sie erstmal hineingelangen, Corax finden, ihn retten und dann.. dann konnten sie über eine Flucht nachdenken. Vorher… war das reine Utopie. Caleb weihte Azura ein, wer Ignis war und wie sie zu diesen Informationen gekommen waren, doch da glitt die Warteschlange bereits weiter und das Pärchen vor ihnen betrat ohne Probleme die Akademie. „Wir bleiben dabei…“, warf Madiha noch flüsternd ein, doch da wurde sie bereits von der Stimme der Wache abgehalten, näher zu erläutern.

Das Mädchen zuckte zusammen und spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. "Kapitän van Tjenn. Mein Schiff hat letzte Nacht erst im Hafen angelegt. Verzeiht, wenn wir mit den aktuellen Gepflogenheiten nicht vollends vertraut sind.", legte Caleb den Schalter um und wurde wieder zum geborenen Redner, der es smart und mit einem entwaffnenden Grinsen versuchte. "Und was wollt ihr?", hakte der Nettere nach. Noch bevor Madiha auch dazu etwas beisteuern konnte, wurde sie von Caleb im Arm gehalten und spürte den Druck dahinter. Er versuchte ihr Mut zu machen. Er musste ihr Zögern gespürt oder gesehen haben. Jetzt aber galt es zu handeln. Jetzt oder nie. Das Mädchen befeuchtete sich die trockenen Lippen und ließ sich von Caleb führen, bis sie vor den Wachen standen. Caleb’s Versuch, die Wogen glatt zu halten, scheiterten an der Abneigung der Dunkelelfen bezüglich der Menschen. Madiha’s Herz stolperte kurz, als der Unwirsche zu Wort kam. "Dann sollen sie sprechen und nicht du, Mensch“, fegte seine Stimme über sie hinweg. Madiha schauderte. Das war kein guter Einstieg in ein Gespräch. Und schon lag der Fokus auf ihr, sodass sie sich anspannte, als der Grobe sich zu ihr beugte und sie sämtliche prägnante Merkmale seines Gesichtes erkennen konnte, so dicht war er. "Warum bist du hier?", scharrte seine Stimme und sie öffnete die Lippen, um zu antworten. Doch schon lag der Fokus auf Azura und der Wächter war drauf und dran ihr die Kapuze vom Kopf zu ziehen. Caleb reagierte instinktiv "Sie werden gar nichts sagen, wenn Ihr sie so erschreckt, Herr." und erntete daraufhin eine schallende Backpfeife, die Madiha erschrocken zucken ließ.
Caleb ließ sie los, sie sah kurz besorgt nach ihm und ballte erneut die Hände zu Fäusten.
Sie straffte sich und trat dann klein und doch mutig und irgendwie schützend vor Caleb, einen Schritt auf die Wächter zu. Mit festem Blick blickte sie zu dem Tabak-Wächter auf und versuchte jegliche Nervosität und jeglichen Groll, ob Caleb’s Behandlung abzulegen. Trotzdem wollte sie ihm Stärke zeigen, wenn sie die irgendwo in sich finden konnte. „Ich bin Madiha... Madiha-", sie zögerte kurz, aber Jakub und Caleb nannten bereits ihre echten Namen. Nur einen Nachnamen hatte sie nicht, wollte aber irgendwie auch nicht Sarma ins Spiel bringen. "Melih... Madiha Melih. Und ich möchte zur Herrin Serpentis Mortis! Ignis… Ignis Pyrdica aus dem Hause Raservath zu Morgeria sagte, man würde uns hier helfen können. Ich…“, sie schluckte kurz, „Ich will von ihr lernen, das Feuer… zu beherrschen und hörte sie wäre…“, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, „Sie wäre ungeschlagen auf diesem Gebiet.“, versuchte sie noch etwas Honig zu verteilen. Madiha hatte ja keine Ahnung, wie man so etwas regelte. Aber sie hoffte einfach, dass es ausreichend sein könnte. Außerdem wusste sie, dass sich die meisten ‚hohen‘ Herren und Damen unglaublich wichtig nahmen und man sie mit einer demütigen, schmeichelnden Haltung durchaus auch dazu bekommen konnte, im eigenen Interesse zu handeln.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Mittwoch 1. Februar 2023, 13:05

Die junge Frau spürte, wie ihr Herz schlug und hätte sich eigentlich darüber freuen müssen. Schließlich war es noch kein ganzer Tag her, da hatte es diese Tätigkeit erst wieder aufnehmen müssen, als sie ins Leben zurück gekehrt war. Jedoch war dies von Mühsal und Sorgen und Ängsten geprägt, dass sie sich nicht nur einmal dabei erwischte, wie sie sich leise zu fragen begann, ob es das wirklich wert gewesen wäre. Doch allein, um das Dasein ihres Raben zu retten, wollte sie ihre Entscheidung nicht bereuen und riss sich zusammen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Bei dem Pärchen vor ihr fühlte sie sich erneut vollkommen allein und verstoßen, ähnlich wie wenn sie den Blick des Kapitäns zur Sarmaerin auf dem Weg zur Akademie aufgeschnappt hatte. Würde sie jemals wieder ein Mann so ansehen? Hatte sie denn überhaupt schon einmal jemand derartig angesehen?!
So sehr sie auch Gefühle für Corax hegte, ihrer beider Beziehung war so vollkommen anders als jenes Herumgeturtel und sie war sich nicht sicher, ob sie das mit ihm überhaupt je würde erleben können. Natürlich war es zwischen ihnen feurig gewesen und dann wiederum hatte er sich unterwürfig benommen, war aber auch zärtlich und beinahe schon liebevoll gewesen. Doch wirklich romantisch, so, wie sie es sich stets erträumt hatte...? Nein, das konnte sie sich nur schwer ausmalen. Vielleicht könnte er sie ja eines Besseren belehren...
Dafür allerdings mussten sie ihm erst einmal den knackigen Hintern retten und das wollte sie schließlich mehr als alles andere! Danach könnte sie sich immer noch Gedanken zum Rest machen...
Van Tjenn half ihr unbewusst dabei, indem er endlich die Idee hatte, ihren Plan etwas genauer zu besprechen. Eine wirkliche, goldrichtige Lösung hatte auch Azura nicht und war im Moment tatsächlich in der passenden Verfassung, um wenigstens sich selbst diesen Umstand einzugestehen. Was dazu führte, dass sie gewillt war, zu zuhören und sich nicht auf ihren eigenen Einfall zu versteifen.
Wenngleich sie erstmal nicht weit kamen bei dem Aufruhr, der plötzlich beim Durchgang herrschte. Auch sie beugte sich etwas zur Seite, um mehr sehen und besser hören zu können. Ihre Stirn runzelte sich dabei leicht voller Unwillen über diese, in ihren Augen unnötige, Unterbrechung der Warterei, ein Echo ihrer adeligen Sichtweise auf die Welt.
Dann wandte sie sich wieder ihrer Gruppe zu. "Fluchtweg... Wenn Ventha uns gewogen ist.", murmelte sie kaum hörbar und führte ihren Gedanken noch weiter für sich selbst aus: Und wenn meine Magie helfen kann. Denn versuchen würde sie es auf jeden Fall, sollten sie gezwungen sein, bei unruhigem Seegang mit dem Boot flüchten zu müssen. Was und zu welchem Preis sie indes bewirken könnte, bliebe abzuwarten.
Daraufhin holte die Stimme des Kapitäns sie zurück, als er ihr kurz erläuterte, wenn die andere angesprochen hatte. Es dauerte ein paar Atemzüge, bis das Begreifen in ihre Mimik trat und sie wusste, um wen es also ging. Kurz presste sie die Lippen fest aufeinander, dann deutete sie ein Nicken an als Zeichen, dass sie verstanden hatte.
Im Anschluss daran diskutierten die Männer noch über ihre Möglichkeiten und die junge Frau seufzte lautlos. Das hätten sie alles davor besprechen sollen... und können! Warum hatten sie das nicht gemacht? Nun war es zu spät dafür!
Schon wollte sie den Mund öffnen und die Beiden zurecht weisen, weil sie dem Eingang immer näher kamen, als sie prompt angesprochen wurden. Leicht schluckte sie und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Nun käme es darauf an... Ob einer oder beide dieser Dunklen sie damals gesehen hatten, als sie hierher verschleppt worden war? Azura jedenfalls konnte sich an sie nicht erinnern, aber das bedeutete nicht, dass es umgekehrt nicht so wäre.
Instinktiv versuchte sie, sich noch tiefer in den Schatten ihrer Kapuze zu drücken, die sie beim Verlassen der Taverne hochgeschlagen hatte. Das Reden indes wollte sie lieber den anderen überlassen, denn sie fühlte sich gerade nicht in der Lage dazu. Stattdessen spürte sie, wie nahe sie dem möglichen Ziel bereits war, und das machte sie unruhig.
Umso mehr zuckte sie zusammen, als sich ein Arm um ihre Schultern legte und sie mit sich zog. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um keinen Ton oder sonstigen Ausdruck ihres Unwillens von sich zu geben. Stattdessen starrte sie stur zu Boden. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn dadurch sah sie das Unheil nicht kommen.
Ein leiser Laut des Erschreckens entkam ihr, als, kurz vor einem direkten Augenkontakt mit dem Dunklen, zurück gezogen wurde und dadurch beinahe das Gleichgewicht verlor. Doch noch ehe sie sich wieder fangen konnte, klatschte etwas derart laut gegen eine Wange, dass sie zusammen zuckte, als wäre sie selbst getroffen worden. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie zu dem Kapitän hin, dessen Haut sich sofort ob der Heftigkeit der Ohrfeige zu röten begonnen hatte, während sie blasser wurde und noch ungesünder aussah.
Schon wurde sie am Arm gepackt und gab ein unterdrücktes Quietschen von sich, wenngleich sie von Glück sagen konnte, dass es nicht die lädierte Seite war, an der sie grob herangezogen wurde. Mit heftig klopfendem Herzen und weichen Knien starrte sie hoch zu dem Dunklen, während ihr durch den Schwung die Kapuze vom Kopf rutschte. Dennoch wagte sie sich nicht zu rühren und verlor einen Moment lang sogar ihre Stimme.
Wie gut, dass die Sarmaerin reagierte und ihrerseits ihre Geschichte erst einmal darlegte. Das verschaffte ihr ein paar Atemzüge Zeit, um die Angst niederzuringen und obendrein einen Einfall zu haben, der ihnen hoffentlich nicht den Kopf kosten würde. Dazu allerdings musste sie den Blick senken, um nicht aufmüpfig zu wirken, und durfte sich nicht gegen den unangenehmen Griff wehren, auch wenn es ihr schwer fiel.
"Mein Name lautet...", wisperte sie so leise, dass es schwer sein sollte, sie überhaupt zu verstehen. Das war auch ihre Absicht, denn der Wächter sollte nahe genug sich zu ihr beugen müssen, um wiederum ihr spezielles Odeur wahrnehmen zu müssen. "... Saphira... Saphira van Tjenn.", log sie als einzige mit ihrem Namen, um eine Verbindung und mögliche Erklärung dafür zu bieten, dass er mit zwei Frauen hier aufgetaucht war.
"I... ich... ich bin seine Nichte...", fuhr sie flüsternd und bewusst verschreckt wirkend fort, ohne aufzusehen, welche Wirkung sie damit erzielte, um diese nicht zu gefährden. "Mein... mein Onkel sagte mir... sagte mir, dass ich hierher kommen soll. Damit mir geholfen werden kann und ich... ich danach meine Magie... in den Dienst der Herrin Serpentis stellen darf... auch wenn es nur das Element Wasser betrifft..." Nun ließ sie ein ersticktes Schluchzen erklingen und sorgte dafür, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen, was sie mit einem flüchtigen Blick nach oben auch zeigte, ehe sie ihre Lider wieder senkte.
"Bitte, Herr... weist mich nicht ab. Es ist meine letzte Hoffnung auf Heilung und... und um eine Aufgabe zu finden...", legte sie noch eins drauf, um Mitleid zu wecken. Nicht, dass sie ernsthaft glaubte, irgendein Mitgefühl bei den Dunklen tatsächlich bewirken zu können. Corax hatte ihr schließlich durchaus zu zeigen verstanden, dass sein Volk nicht gerade das gefühlvollste war. Allerdings hoffte sie darauf, verzweifelt genug zu erscheinen, um wenigstens Einlass zu erhalten, was sie noch mehr zu verstärken versuchte, indem sie eine einzelne Träne ihre fahle Wange hinab laufen ließ und sie nicht verstohlen wegwischte.
Außerdem war ihr der Gedanke gekommen, dass, wenn klar wurde, dass sie und die Sarmaerin unterschiedliche Magiearten in sich trugen, sie in der Akademie auch automatisch getrennt werden würden. Somit hätten sie eventuell die Möglichkeit, von zwei Seiten mit dem Suchen anfangen zu können. Und sollten die Männer draußen bleiben müssen... dann hätten sie die Chancen, ihnen den Fluchtweg, den sie zuvor entdeckt hatten, zu bereiten. Es kam somit alles darauf an, dass sie glaubhaft wirkten und nicht abgewiesen werden würden.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. Februar 2023, 13:42

Madiha hatte vorgeschlagen, nicht ihre eigenen Namen zu verwenden, doch wenige Momente später stellte Caleb sich sogar mit seinem gebürtigen Familiennamen vor. Keiner der Dunkelelfenwächter wirkte dadurch aufgeschreckt. Es war nur ein Name. Ein Name irgendeines Menschen. In der Welt eines anderen Volkes hatte er keine Bedeutung. Wie dünn das Netz des Adels doch sein konnte, wenn es versuchte, sich an ein anderes anzuknüpfen. Es mochte durch eine andere Farbe auffallen, letztendlich aber als winziger Garn im Gesamtgefüge eines Wandteppichs der internationalen Gesellschaft untergehen. Van Tjenn bedeutete nichts, wenn die dunklen Völker Andunie regierten. Das mochte erschrecken sein, vor allem für Menschen wie Azura, die an ihrem Adelstitel hingen. Für Caleb war es vielleicht sogar eine Erleichterung. Er war ein Kapitän mit adligem Namen und doch nur ein Niemand, wie er es in Sarma hatte sein wollen. Wer zum Wüstendieb wurde, machte sich keinen Namen mehr. Das war der Sinn daran. Andere verliehen Namen und Titel - an den geheimnisvollen Wüstenprinzen, der mit Luftmagie seinen Teppich zum Fliegen brachte; an die diebische Tänzerin, die mit ihren Bewegungen nicht nur Gold und Juwelen raubte, sondern auch Männerherzen; an die Leiterin der Feuerakademie, die man aufgrund ihres heißblütigen Gemüts zu einer Hexe machte. Ob auch Serpentis Mortis einen solchen Beinamen besaß? Wer war sie in der Welt der Dunkelelfen, Orks und Goblins? Für Corax schien sie die neue Herrin zu sein, berücksichtigte man das, was Madiha und Azura in ihren Träumen gesehen hatten. Es galt, ihn zu retten, ihn vor allem vor ihr zu retten. Doch dazu musste die Gruppe erst einmal in die Mauern der Wasserakademie gelangen. So wie es aktuell aussahe, scheiterten sie bereits an den Toren.
Der grimmige Dunkelelf besaß fast schwarze Augen. Madiha konnte sich in ihnen spiegeln, als er sie intensiver anstarrte. Die kürzere Frisur stand ihr, auch wenn man dadurch den Verlauf ihrer Narben deutlicher erkennen konnte. Auch darauf achtete der Elf. Es bescherte ihm ein Grinsen, das nichts von Freundlichkeit besaß. Sein Charakter symbolisierte Morgerias Gesellschaft. Das zeigte sich auch an der Backpfeife, die er Caleb kurzerhand verpasste, ohne ihn vorzuwarnen oder gar zu drohen. Nein, er handelte. Wenn sie hier einen zu großen Fehler begingen, würde er eine ähnliche Aktion aus dem Nichts heraus mit seiner Klinge begehen. Für jemanden wie ihn zählte das Leben anderer nicht, vor allem nicht, wenn es sich nicht um Dunkelelfen handelte. Sein Kamerad hingegen schien die durch den Hieb entstandene Situation nicht gut zu heißen. Man erkannte Kritik in seinen Augen aufflackern, wenngleich er nichts sagte. Hier am Tor waren sie als eine Einheit zu sehen und nach außen hin durfte man keine Meinungsverschiedenheiten zeigen. Da stärkte man den Rücken des anderen, auch wenn man dessen Handeln nicht mochte. Eine Diskussion konnte im Nachhinein in den Aufenthaltsräumen geführt werden, wenn überhaupt. Vielleicht hielt der umgängichere Elf auch nur den Mund, weil der andere über ihm stand? Weder Madiha noch Azura waren militärisch genug erfahren, um überhaupt einen Rang anhand der Rüstungen ausmachen zu können. Beide Dunkelelfen sahen, was das betraft, jedoch recht gleich aus. Schwarze Platte, dazu gehörnte Helme, die die beiden wie Dämonen erscheinen ließen. Dämonengleich wirkten auch die Fratzen der schwarzen Fledermäuse auf den purpurnen Wappenröcken mit grünem Saum. Und beide trugen sie schwarze Schwerter am Gürtel. Zum Glück unterließ es sogar der Grimmige noch im Moment, seine Klinge zu ziehen. Der Hieb jedoch sprach Bände. In Madiha weckte er einen unterschwelligen Zorn. Die spürte zudem Hitze in sich hochsteigen, die zusätzlich ihre Wut anfeuerte. Ohja, es fühlte sich wie Feuer an, tief aus ihrem Inneren. Selbst Caleb schien es zu spüren. Er blickte auf seine Gefährtin herab, aber erneut trafen sie die Augen des forschen Elfen. Die Frauen hatten Anliegen, also sollte diese sie auch vortragen. Doch in Madiha herrschte bereits zu viel Wut ob der Behandlung ihres Freundes - festen Freundes - aber auch auf die Gefahr hin, dass er Azura die Kapuze vom Kopf zog. Sie wurde bereits am Arm gepackt und vorgezogen, dass sie quietschte. Die Kapuze riss es durch den Schwung ein Stück weit nach hinten. Nicht gänzlich rutschte sie vom Kopf, gab aber genug von Azuras totenkränklicher Haut frei, dass es Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Augen des Elfen wurden groß. Jene von Jakub und Caleb ebenfalls, als sie feststellten, dass ihr Plan nun zunichte gemacht werden könnte. Wenn der Dunkelelf ihnen nicht abkaufte, dass Azura unter einem Fluch litt, wäre es vorbei.
Auch Madiha war alarmiert. Sie musste handeln, etwas unternehmen! Ihr Instinkt forderrte es und er wurde getrieben von dieser inneren Hitze, die sich nun immer mehr in ihrem Körper auszubreiten drohte. So wagte sie sich ein Stückchen nach vorn, stellte sich als Madiha Melih vor und verkündete ihren Wunsch, in Serpentis Dienste treten zu wollen. Sie griff nach jeglichem Strohhalm, also brachte sie auch Ignis Pyrdica von Rasverath ins Spiel. Bei der Erwähnung der Feuermagierin erreichte sie tatsächlich, dass der Elfenwächter noch einmal von Azura abließ. Er schaute zu Madiha zurück, musterte sie und runzelte die Stirn.
"Ignis würde sich niemals auf Menschen einlassen, ihnen einen solchen Rat zu geben, oder?", wandte er sich an seinen umgänglicheren Kameraden. Jener schüttelte den Kopf und erwiderte: "Es sei denn, sie zeigen so großes magisches Potenzial, dass sie für das Haus Rasverath oder für ihre Meisterin Mortis interessant sein könnten. Die Kleine hat erwähnt, dass sie feuermagisch begabt ist."
Der Elf, der so stark nach Tabak roch, nichte langsam. Ehe er sich jedoch erneut an Madiha wenden konnte, lenkte Azura die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Entgegen aller Erwartungen ihrer Gefährten tat sie dies aber nicht mit dem Selbstbewusstsein einer echauffierten Adligen, die einen Schmollmund zeigte, mit dem Fuß aufstampfte und ihr Kinn reckte, sondern eben in absolut gegensätzlichem Verhalten. Trotzdem reichten ihr gesenkter Kopf und die fast unterwürfige Ausstrahlung, dass sich Blicke auf sie richteten. Dem Wächter schien indessen wieder einzufallen, warum er eben noch für einen Augenblick schockiert gewesen war. So wies er seinen Kumpanen mit einem Fingerzeig darauf hin, an Madiha heran zu treten, während er sich noch einmal Azura widmen wollte. Die Geschichte einer Frau hatten sie nun gehört. Es wurde Zeit für die andere und darauf war der grimmige Tabaksüchtige mehr als gespannt.
Er beugte sich sogar etwas näher, dass Azura seine Dunstwolke wahrnahm. Aber sie sprach leise und der Elf trug einen Helm, was selbst seine Sinne etwas einschränkte. Er musste aufmerksamer lauschen. Beide schenkten sich in Sachen Geruch nichts, aber Azura gewann. Zumindest die feine Elfennase wurde stärker gereizt als ihre eigene. Der Mann rümpfte sie, als er den Verwesungsgeruch bemerkte. Dann stellte sie sich vor und nutzte nicht nur als einzige einen anderen Namen, sondern machte sich auch noch prompt zu Calebs Cousine. Der frisch gebackene Onkel stutzte. Zum Glück bemerkten die Wächter es nicht. Sie waren vollends auf Azura und Madiha fokussiert.
Um Azuras Lügengeschichte zu unterstreichen, nickte Jakub schließlich und fügte an: "Ihr Onkel und mein Kapitän ist besorgt. Wir glauben, Saphiras Zustand entspringt einem Fluch." Die Geschichte hinterließ Eindruck, denn der Wächter schnarrte den Ersten Maat nicht einmal an, den Mund zu halten. Er musterte Azura nun aber noch genauer ... und grinste schadenfroh auf, als er die einzelne Träne bemerkte. Dann richtete er sich wieder auf und machte einen halben Schritt zurück, um dem widerlichen Dunstkreis zu entfliehen.
"Und für diese lächerlichen Menschenproblemchen soll ich euch hereinlassen?", spottete er. Diese Antwort weckte auch die Lebensgeister seines Kameraden, der nun ebenfalls zurücktrat. Er kannte die Prozedur. Wenn sein Kumpane dringend eine weitere gedrehte Fluppe dieses Krauts benötigte, von dem er nicht mehr lassen konnte, wurde er immer unleidlich und noch unangenehmer als sonst schon. Er würde jetzt jeden in der Warteschlange abweisen, damit er schneller in seine Pause konnte. Er würde jede noch so wichtige Angelegenheit niederschmettern. Er würde niemanden mehr durchlassen, solange es kein Notfall wäre.
Ein Notfall wie jener, der gerade mit eiligen Schritten den Weg zum Tor hinauf gerannt kam. Dabei rempelte der Läufer den armen Burschen nieder, der noch immer die Eierschalen zusammenfegte. Seine Arbeit wurde auf's Neue über den Boden verstreut. Darüber hinaus stürzte er wieder, landete mit seinem Hintern auf dem Korb, dessen Henkel unter dem Gewicht und mit einem Knirschen entzwei brach. Niemand achtete auf ihn, denn der neu hinzu gekommene, dunkelelfische Wächter lenkte alle Aufmerksamkeit sofort auf sich. Er wirkte außer Atem, war aber zu aufgeregt, um sich die Zeit zum Luftholen zu nehmen. Er sprach sogar Celcianisch, ohne es zu bemerken.
"Tot ... Überfall ... Ignis Pyrdica ... liegt ... kopflos ... man hat ihr ... den Kopf abgeschlagen. Ein heilloses ... Gemetzel!"
Dunkelelfen und Menschen in der Warteschlange beganngen sofort zu tuscheln. Immer wieder fiel Ignis Name und Stimmen wurden laut, dass das Haus Rasverath eine solche Tat nicht ungestraft lassen würde. Viel beängstigender war jedoch das Geschnatter darüber, dass es einen Sündenbock aus Serpentis' Reihen suchen würde, wenn sich der Täter nicht fände ... und dass sie dann wieder irgendeinen ihrer Skalven opferte, nur um ihren Frieden zu haben. Die wartenden Dunkelelfen hingegen freuten sich auch darauf, bald wieder eine öffentliche Hinrichtung mitansehen zu dürfen. Das kam wohl häufiger vor und war immer ein Ereignis. Jemand plapperte sogar schon davon, dann kleine Leckereien kaufen zu müssen, damit er bei der Henkerstat etwas naschen könne.
Die Wachen jedoch konzentrierten sich noch nicht auf mögliche Konsequenzen, sondern auf die Nachricht selbst. Der Grimmige, der offenbar doch eine höhere Stellung als sein Kamerad inne hatte, wandte sich an den atemlosen Boten. Jener aber ließ sich nicht beruhigen und redete ohne Punkt und Komma die Einzelheiten des Fundes herunter. Zeitgleich rief er immer wieder zur Akademie empor, dass er magische Analysten bräuchte, um die andunische Wache zu unterstützen, den Mörder aufzuspüren. Der Aufruhr am Tor nahm neue Züge an, als der Eierjunge sich auch noch einmischte, um nach dem Besen zu bitten, auf welchem der Berichterstatter stand und gar nicht merkte, dass auch der Stiel des Werkzeuges bereits knackte. Die Situation nahm an Unruhe zu.
"Was tun wir jetzt?", fragte der umgängliche Elfenwächter seinen Kumpanen, aber jener war mit der Situation nun doch etwas überfordert. Stress wuchs, wenn man nicht rauchen konnte, aber dringend mehr Tabak benötigte. So wedelte der Grimmige nur genervt in seine Richtung ab, während er schnarrte: "Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?! Mach deine verdammte Arbeit, du Idiot!"
Das genügte dem anderen Elfen, um auch seine Laune zu ruinieren. Er sah keine Schuld bei sich, bekam aber den Zorn ab anstelle irgendeines minderwertigen Menschen. im Gegensatz zu seinem Tabakkumpanen wandelte er die aufsteigende Wut jedoch in etwas Produktives um. So öffnete er die kleine, vergitterte Tür im Torbogen und winkte die Gruppe um Azura und Madiha hindurch. Sie alle kamen hinein, inklusive weiterer Wartender hinter ihnen. Erst bei einem erneuten Menschen machte der Elf wieder Halt. Dunkelelfen wurden offenbar problemlos hinein gelassen und überquerten hinter dem Tor nun die große Steinbrücke, welche auf die Felseninsel vor der Küste führte, auf der die eigentliche Wasserakademie thronte.
"Er hat gar nicht gesagt, wo wir nun warten können?", fragte eine Sklavin, die an einer Leine eines Dunkelelfen geführt wurde. Jener ruckte daran, dass sie stolperte. "Muss er auch nicht, also nerv mich nicht", entgegnete jener ruppig. Doch die Sklavin besaß noch keinen allzu gebrochenen Willen. Sie erinnerte ihren Herren: "Aber Serpentis befindet sich um diese Zeit auf dem großen Hof der Akademie und lässt sich ... unterhalten. Sie duldet dann keine Audienzen."
"Und woher weißt du da, billiges Miststück?"
"Weil ich ... Unterhaltung war...", murmelte sie und berührte im Laufen ihren Rücken. Er lag frei, denn ihr Herr gewährte ihr nur ein sehr freizügiges Outfit, was deutlich machte, welche Aufgabe sie für ihn erfüllte. Man konnte sogar ihren bloßen Hintern sehen. Auf diesem wie auch auf dem Rücken zeigten sich recht frische Striemen von Peitschenhieben. Sie heilten schon, konnten aber noch nicht so lange her sein. Dann wurde die Skalven unwirsch an ihrer Leine weitergezogen.
"Dann warten wir eben irgendwo. Die Akademie bietet viele öffentliche Räumlichkeiten. Oder du verwöhnst mich, wir finden schon eine Ecke." Er lachte. Sie schwieg. Die Gruppe um Caleb herum bekam alles mit, musste sich nun aber zusammenreißen, nicht aufzufallen. Selbst ein knapper Blick die gewaltigen Mauern hinauf, entblößte eine gute Bewachung. Auf den Zinnen standen dunkeelfische Robenträger zusammen mit Wächtern. Gerüstete gab es zwar weniger und keiner von ihnen schien eine Fernwaffe zu tragen, aber das brauchten sie auch nicht. Magier konnten allerlei Zauber um sich werfen, um Probleme schnell und sicher aus dem Weg zu räumen. Am Ende der Brücke wartete ein, dieses mal offenes Tor auf Besucher der Akademie und prompt wandelte sich die Stimmung. Zwar spazierten in der zentralen Halle mit dem Springbrunnen und den Korridoren, die auch über breite Treppen in obere Stockwerek führten, hauptsächlich dunkle Elfen entlang, doch schnell wurde der Eindruck einer magischen Akademie vermittelt. Es war ruhig. Nur das Rauschen von Andunies Gewässern war zu hören, wenn es auf Klippen und Küste traf. Unterhaltungen wurden leise geführt. Dunkelelfische Studenten huschten eiligen Schrittes umher, versuchten dennoch, leise zu bleiben. Einige kamen offenbar zu spät zu einer Lektion, aber man sah auch Elfen, die deutlich nobler umher flanierten. An einem kleinen Becken spielten zwei jüngere Elfen, vielleicht gerade dem Kindesalter entkommen, mit den Wellen. Der Junge ließ das Wasser dabei wendeltreppenartig empor wandern, während das Mädchen ein Männlein aus Blitzen über die flüssigen Stufen jagte. Sie hatten sichtlich Spaß. Nicht alles war düster, abgesehen von der Aussicht, wie es nun weiterging. Caleb und Jakub warfen sich erneut Blicke zu. Ersterer wandte sich dann allerdings an Azura: "Meine ... äh ... Nichte. Saphira. Kennst du dich hier aus? Wo könnten wir hin und warten oder sollten wir doch um eine Audienz bitten?" Sie mussten in ihren Rollen bleiben, denn Elfenohren konnten besser hören. Trotzdem galt es nun zu besprechen, wie der weitere Plan aussah. Fest stand, dass Serpentis offenbar im Hof der Akademie war, um sich dort die Folterung von Menschen anzuschauen. Fest stand aber auch, dass sie um diese Zeit niemanden empfangen wollte, allerdings handelte es sich bei der Gruppe auch nicht um Bittsteller. Madiha, Azura, Caleb und Jakub waren auf Rettungsmission unterwegs ... und falls die Analysemagier den Grund für Ignis' Ableben schnell rekonstruieren konnten, lief ihnen die Zeit davon. Dann war Corax in weitaus größerer Gefahr als befürchtet.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 4. Februar 2023, 00:21

Madiha war gewiss kein jähzorniger Mensch. Noch nie hatte das Mädchen wild gewütet oder sich lautstark echauffiert. Sie war still und zurückhaltend, zumindest äußerlich betrachtet. Sie senkte den Kopf, wenn sie jemanden erzürnte und sie trat zurück, wenn andere vorpreschten. Aber Madiha erlebte nicht zum ersten Mal, dass es etwas in ihrem Innern gab, worauf sie keinen Einfluss hatte. Es waren nur eine Handvoll Momente in ihrem jungen Leben, in denen sie das gespürt hatte und trotzdem verlor sie zunehmend die Kontrolle darüber. Die Wut darüber, dass man Caleb Schmerzen zufügte, die Angst dazu, dass sie hier am Tor scheitern könnten und die Sorge, die sich das Mädchen auch um Corax machte aber bildeten ein Gemisch, dass lediglich einen Funken bräuchte, um überzuschäumen. Madiha konnte in dem Moment, in dem sie sich schützend vor den Dieb stellte, fühlen, wie eben jener Funken eine andere Art von Hitze entfachte. Es war wie ein Lauffeuer, das sich durch ihren Körper fraß auf der Suche nach mehr Nahrung, nach brennbarem Material. Und ihre Ängste, ihre Sorgen und Wut waren der perfekte Nährboden. Das Mädchen hatte die Hände fest zu Fäusten geballt, während sich die Elfenwächter auf der unheimlich klingenden Sprache unterhielten. Inzwischen wusste sie zumindest, dass es sich dabei um die Sprache der Dunkelelfen handelte, denn auch Ignis und Corax redeten so miteinander. Ohne zu wissen, was genau die Elfen dort besprachen, rührte sie sich aber auch keinen Millimeter weg. Erst als Azur das Wort ergriff und von Madiha ablenkte, wandte sie den steifen Kopf. Ihre Augen blitzten angriffslustig, als sich der Umgängliche neben sie gesellte. Ihre Miene wirkte verschlossen und sie straffte noch mal die kläglichen Schultern. Madiha war stets ein Niemand gewesen. Seit sie aber ihren Weg suchte, spürte sie, wie sie jemand wurde. Und dieser Jemand würde sich nicht mehr einfach so herumschubsen lassen. Noch bevor es aber zum Eklat kommen konnte, beobachtete sie, wie der Dunkle Azura begutachtete. Sie jedoch verfolgte den Plan um ihre Person und baute ihn sogar noch aus. Auch Madiha stutzte, als sie sich als Saphira vorstellte. Saphira van Tjenn. Madiha hätte beinahe zu Caleb gesehen, doch sie zwang sich dazu, es sein zu lassen. Diese Neuigkeit war schließlich keine, sodass sie sich nun nicht hinreißen lassen durfte. Doch noch immer konnte sie die Anspannung nicht ziehen lassen. Noch immer gruben sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen und sie hatte das Gefühl, dass ihr mit einem Mal bedeutend weniger kalt war. Ihre Haut fühlte sich seltsam an, doch sie schwieg weiter, bis der Elf sich mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck zurückzog. "Und für diese lächerlichen Menschenproblemchen soll ich euch hereinlassen?". Madiha zuckte.

Dieses Mal aber nicht vor Furcht, sondern vor weiterem Groll, der sich aufbaute. Es gab immer einen Unterdrücker, einen, der sich zu einem König erhob und seine Untertanen quälte. Das Mädchen musste tief Luft holen, versuchte sich tatsächlich wieder zu beruhigen. Funkelnd betrachtete sie den Mann vor sich mit seinem Helm und der Rüstung, die ihr in diesem Moment nur als weitere Möglichkeiten dienten, ihren Funken im Innern weiter anzuheizen. Es war wie eine fremde Macht, die Besitz von ihr ergriff. Sie konnte kaum etwas dagegen tun, sodass das Feuer leichtes Spiel mit ihr hatte. Sie erinnerte sich an den Ausbruch auf dem Schiff und schluckte trocken. Sie durfte keinen Fehler machen, bei dem sie vielleicht sogar noch jemanden verletzte. Ihre Augen zuckten kurz über die anderen Wartenden. Das genügte, um Madiha ein wenig zu erden, sie zu besänftigen, sodass das Feuer im Innern zwar nicht erlosch, sich aber langsamer ausbreitete. Und dann geschah etwas, was sie tatsächlich für einen Moment vollends aus dem Konzept brachte: Ein Mann eilte ihnen entgegen, er wirkte ganz atemlos, während er sprach. "Tot ... Überfall ... Ignis Pyrdica ... liegt ... kopflos ... man hat ihr ... den Kopf abgeschlagen. Ein heilloses ... Gemetzel!" Madiha trat einen Schritt zurück und sah über die Schulter zu Caleb. Ihr Blick glitt suchend über seine Wange, ob er schlimm verletzt wäre. Dann richteten sich ihre Augen wieder auf den stammelnden Mann. Das, was er sagte, drängte ihr Feuer zurück und sie spürte wieder vermehrt Angst, statt Zorn. Trotzdem bemühte sie sich, recht unbeteiligt auszusehen. Damit niemand auf die Idee käme, sie hätte etwas damit zu tun. Zumal sie gerade Ignis erwähnt hatte. Geduld… Sie brauchte nur Geduld. Im Moment hatte keiner der anderen Interesse daran, sie oder die Gruppe zu behelligen. Madiha trat unbewusst an die Seite des Diebes als suche sie in seiner Nähe den Halt, den sie sonst zu verlieren drohte. Und mit einem Mal wurden sie durchgewunken. Ungläubig brauchte sie eine Sekunde länger, ehe sie dann hinter den anderen hereilte und mit den weiteren Wartenden durch das Tor trat. Madiha reckte den Kopf und schaute das Tor an, ehe ihr Blick die Steinbrücke erfasste, die sie zur Akademie führte. Und für den Moment schaffte es ihre Neugierde, ihre Wut und den Zorn zu verdrängen. Ihre Augen wurden groß, während zu beiden Seiten das Meer tobte. Sie bekam eine Gänsehaut, auch wenn sie nicht fröstelte. Es war nur so… gigantisch.

Sie überquerten die Brücke und Madiha ließ den Blick weiterwandern zu der Fassade der Akademie. Sie sah die Bewachung sehr wohl, doch in ihrer Neugierde sah sie vor allem die Imposanz der magischen Universität. „Sie ist so… erhaben…“, murmelte das Mädchen ehrfürchtig. Und jene Ehrfurcht hätte sie gewiss wieder von ihrem Zorn befreien können, wenn sie nicht plötzlich das andere Mädchen hätte stolpern sehen. Ihr Blick zuckte zu ihr, sogar ihre Hände zuckten vor, weil sie glaubte, es wäre ein Versehen gewesen und sie ihr helfen wollte. Doch dann sah sie die Leine. Und die Hand, die sie führte. Mehr brauchte Madiha gar nicht, denn sofort wusste sie, worum es bei dieser ‚Beziehung‘ ging. Sofort war Ehrfurcht und Neugierde vergessen. Madiha’s Blick verdunkelte sich und sie starrte dem Dunkelelfen regelrecht Löcher in den Rücken. Das Gespräch der beiden war unüberhörbar und sie ging sogar unbewusst schneller, um aufzuschließen, wenn sie keiner zurückhielt. Madiha konnte nichts dagegen machen. Ihre Vergangenheit machte sie auch zu jemanden, der es einfach nicht mehr ertragen konnte, so eine Behandlung zu sehen. Sie fühlte dabei die eigenen Ketten, die eigenen Hiebe und die Vergewaltigungen. Ihr wurde schlecht, als er so etwas andeutete. Madiha schnaubte und schon waren ihre Hände wieder geballt und ihre Anspannung zurück. Der Funke verbrannte in ihrem Innern weiter und kroch unablässig durch ihre Gefäße. So schritt sie mit dunklen und verschlossenem Blick hinter den anderen her, ehe sie dann endlich die eigentliche Akademie betraten. Dieses Mal konnte der Anblick Madiha aber nicht ablenken. Ihr blieb die Schönheit hier nicht verborgen selbst die Kinder am Brunnen sah sie und war fasziniert von ihrer Kunst. Aber sie warf immer wieder dem Elfen und der Sklavin einen Blick zu, tigerte unruhig auf und ab, während die anderen stehenblieben, um sich zu beraten. "Meine ... äh ... Nichte. Saphira. Kennst du dich hier aus? Wo könnten wir hin und warten oder sollten wir doch um eine Audienz bitten?".
Madiha wippte ungeduldig vor und zurück und offenbar dauerte es ihr zu lange, bis Azura antwortete, sodass sie sich vorlehnte und immerhin leise sprach: „Wir bitten um gar nichts! Wir gehen jetzt zu ihr.“, flüsterte sie trotz allem ungewohnt zischend. Man sah ihr ihre Wut an und die Unruhe, die sie durch Bewegungen zur Schau stellte. Sie war umgeben von Wassermagie, was ihr zumindest eine gewisse Wankelmütigkeit und Rastlosigkeit bescherte. In ihren Augen aber glomm das Feuer, das die Wächter mit der Ohrfeige geschürt und entzündet hatten. Madiha wollte nicht warten. Madiha brauchte ein Ventil… und im besten Falle, wäre das Serpentis höchstselbst. „Also?! Wo geht’s zum Hof?“, fragte sie ungeduldig und konnte doch nichts dagegen tun oder sich selbst wieder einfangen.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Samstag 4. Februar 2023, 13:23

Dass der Name des Kapitäns so überhaupt keine Reaktion hervorrief, kratzte die junge Frau nicht im Geringsten. Zwar war es adelig, aber eben nur durch den Kauf dieses Titels und somit nichts im Vergleich zu der Wirkung, die der Name ihrer Familie haben sollte. Wenngleich sie nicht gewillt war, diesen zu nennen, um die Probleme so gering wie möglich zu halten.
Stattdessen hielt sie sich als Einzige an die Idee und stellte sich als jemand vor, der sie weder war, noch den es tatsächlich gab. Aber sie empfand es als weitaus unauffälliger, seine Nichte zu sein, als dass er mit zwei möglichen Liebchen hier aufkreuzte. Außerdem hatte er vor gar nicht allzu langer Zeit selbst noch gemeint, sie solle irgendwie mit ihm verwandt sein.
Also tat sie das offiziell nun auch, wobei sie ihren Vornamen nach einer bekannten Figur aus jenen romantischen Geschichtchen nahm, über die sie als Pubertierende so gerne hinter vorgehaltener Hand gekichert hatte. Außerdem hoffte sie instinktiv, dass, sollte ihr falscher Name an ein bestimmtes Dunkelelfenohr dringen, er ob der Verbindung zu Edelsteinen aufhorchen würde. Zu welchem hatte er ihr damals noch bei der Ankunft in dem Zwergenhafen geraten? Es wollte ihr leider nicht einfallen, sonst hätte sie womöglich einen noch besseren Bezug herstellen können. Sofern er sich überhaupt noch daran erinnerte...
Dafür konnte sie eine Rolle einnehmen und spielte diese mit Überzeugung in dem Wissen, dass sie es einfach tun musste, wollte sie in die Akademie hinein gelangen. Sogar eine Träne vermochte sie zu produzieren, wenngleich mit etwas magischer Hilfe. Sie baute darauf, damit etwas erreichen zu können, sodass ihr leiser Schrecken im Blick, als sie diesen bei der Ablehnung anhob, echt war. Auch wurde sie etwas blasser, als sie es ohnehin schon war, und griff instinktiv nach der Kapuze, um sich wieder tiefer in deren Schatten verbergen zu können.
Dann hatte sie sich wieder gefangen und blieb in ihrer Rolle, während sie den Kopf ein weiteres Mal senkte. "Euch mag es lächerlich erscheinen. Aber wollt Ihr wirklich magisches Potent..", begann sie leise und dennoch schmeichelnd, als eiliges Getrappel und ein Ruf in ihrem Rücken sie unterbrachen.
Erneut hob sie ihren Kopf und wandte sich halb um, um besser sehen zu können. Es dauerte ein wenig, denn der Name war ihr, trotz der kurzen Erklärung vorhin, noch nicht dermaßen geläufig, dass sie sofort wusste, worum es gehen sollte. Doch als es ihr zu dämmern begann, blickte sie ebenfalls zu Van Tjenn, ernst und besorgt zugleich. "Ventha, steh' uns bei!", raunte sie ihm zu und bemerkte im Augenwinkel eine Bewegung.
Sie sah hin und konnte erkennen, dass der Kerl, der sie hatte abwimmeln wollen, sich abwandte. Ihr Blick glitt zu dem Tor und einen Moment lang war sie ehrlich versucht, die Gelegenheit zu nutzen und zu versuchen, sich hinein zu schleichen in dem Tumult. Aber soweit musste sie gar nicht gehen, denn der andere begann plötzlich, sie und einige andere heran zu winken, dass sie sich beeilten, weiter zu kommen, nachdem er offensichtlich noch unfreundlicher als sonst zurecht gewiesen war, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen.
Azura musterte ihn kurz, ehe auch sie sich in Bewegung setzte. Auf Augenhöhe mit ihm, murmelte sie so, dass er es hoffentlich hören könnte, ohne es offensichtlich zeigen zu müssen:"Lasst Euch nicht so behandeln!" Dann war sie schon an ihm vorbei, mit gesenkter Kapuze, als hätte sie niemals den Mund geöffnet. Wie gut, dass sich hinter ihnen die nächsten schon durch den schmalen Zugang drängten, denn dadurch konnte er ihrer nicht mehr habhaft werden, sollte er sich dazu verleitet sehen.
Allerdings hatte sie einen Hintergedanken bei ihrer Aktion gehabt, trotz des Risikos, den diese in sich barg. Ob es am Ende hilfreich war und ob sie es überhaupt benötigen würde, war hingegen ein anderes Thema. Doch der Versuch, sich einen Verbündeten zu schaffen für ihren Rückweg, war das allemal wert gewesen.
Nun standen sie also innerhalb der Mauern der Akademie und wie die Sarmaerin musste auch die junge Frau erst einmal schlucken und sich staunend umsehen. Dann bewegten sie sich weiter, auf die Brücke zu und immer näher in Richtung der Akademie selbst. Dabei fiel ihr Blick auch auf das Meer unter ihr und instinktiv sammelte sie auf magische Weise den letzten Rest Tränenflüssigkeit, der auf ihrer Wange noch haftete, um ihn mit ihrem Finger auffangen zu können. Daraufhin streckte sie den unversehrten Arm aus und ließ den kleinen Tropfen in die Wellen fallen, als kleines Dankopfer an ihre Göttin dafür, dass sie es zumindest soweit geschafft hatten.
Nachdem das getan war, konnte sie neben sich eine Stimme hören. Die ehrfurchtsvollen Worte brachten sie zum Nicken. "Ist sie...", murmelte sie mit einem unterdrückten Seufzen und wollte weiter gehen, als sie durch ihre eigene Bewegung die andere flüchtig berührte.
Mit einem Zischen zuckte sie zurück und hielt sich den Arm unter dem Umgang, während der Stoff einen Moment lang zu rauchen schien. "Pass doch auf!", entfuhr es ihr in eher gewohnter Manier und sie warf der Sarmaerin zuerst einen vorwurfsvollen, schließlich skeptischen und auch mahnenden Blick zu. "Reiß' dich zusammen! Wenn ich schon fast verdampfe in deiner Nähe, will ich nicht wissen, wie es drinnen aussieht bei all den geübten Magiern! Oder soll ich dich abkühlen?!", zischte sie und sah bezeichnend in Richtung jenes Tors, durch das sie wenig später endlich gehen konnten. Mit einem Mal war die Welt eine komplett andere, geschützt und friedlich, mit dem sanften Rauschen Venthas als Hintergrundmusik wie auf einem Fest, das sie besuchte und sich dort wohl fühlen wollte.
Instinktiv blieb Azura stehen und sah sich hier erst einmal genauer um und konnte nicht verhindern, dass ein Gefühl von Sehnsucht in ihr aufzusteigen drohte. Wie gerne wäre sie hierher gekommen, hätte hier gelebt und gelernt, erfolgreicher mit ihrem Element umgehen zu können! Hätte sich all den Lug und Trug, die Falschheit und so manche Enttäuschung erspart, um stattdessen in einer der wenig kleidsamen Roben an diesem Ort zu wandeln und sich Tag für Tag Venthas Geschenk zu widmen.
Auch sie entdeckte das magische Spiel von Wasser und Blitz und ein kleines, feines Lächeln schlich sich in ihren Mundwinkel, als die Unterhaltung auch auf sie überzugehen begann. Was prompt von einer Stimme nicht nur unterbrochen, sondern regelrecht zunichte gemacht wurde. Blinzelnd kehrte Azura zurück in die Wirklichkeit und brauchte einen Moment, um sich wieder darauf zu besinnen, weswegen sie tatsächlich hier waren.
Da zischelte schon, einer Flamme gleich, die Sarmaerin los, sodass sich ihre Stirn runzelte und ihre Augen die Gestalt der anderen einmal von oben nach unten und wieder zurück abtasteten. "Und was willst du dort tun?", gab sie ebenfalls leise, allerdings mit einem warnenden Grollen in der Stimme zurück, was wiederum ihrem Element mehr entsprach. "Ihr das Kleid abfackeln oder ihr nur den Hintern wärmen?" Sie schüttelte leicht den Kopf, straffte ihre Haltung und schloss kurz die Augen, um durchzuatmen.
Alles hier war friedlich und voller Wasser, wirkte beruhigend und heimelig zugleich auf sie. Und dennoch reichte die Anwesenheit, aber vor allem die Stimmung ihrer Begleiterin aus, um auch ihre Wut zu schüren. Die junge Frau legte Daumen und Zeigefinger auf ihre Nasenwurzel und drückte ein wenig zu, dann schaffte sie es, wie sie glaubte, sich wieder zu fassen.
Trotzdem war auch ihr Blick mit einer Spur Angriffslust versehen, den sie auf die andere richtete, ehe sie sich auch an die Männer wandte. "Ich kenne ein paar Räume von Erzählungen, aber Wege weiß ich keine. Aber wir sollten nicht alle zusammen hier herum streunen, das fällt mehr auf und wir können immer nur an einem Ort nachsehen. Ich sag's noch mal, wer weiß, ob er überhaupt direkt bei ihr ist und nicht irgendwo eingesperrt.", raunte sie und sah sich verstohlen um, als hoffe sie, diesen einen Dunklen womöglich auf diese Weise rein zufällig zu entdecken.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Montag 6. Februar 2023, 12:18

Schon am Torhaus war ihm etwas aufgefallen, das er dort aber noch nicht vollends hatte deuten können. Seit Wochen bereits ging er in der Wasserakademie ein und aus. Man hatte es akzeptiert, da er sich ruhig verhielt und auch nach anfänglicher Prüfung bewährt hatte. Ungern dachte er an die Momente zurück, in denen er mehr als kritisch beäugt worden war, aber er wusste, wofür er diese Strapazen auf sich nahm. Inzwischen gäbe es sogar etwas mehr. Nicht, dass er viel für die Hafenstadt übrig hätte, aber selbst seine Motive hatten sich ein wenig veärndert, kaum dass er im eroberten Städtchen angekommen war. Diese Erkenntnis schien sich zu wiederholen, denn erneut lenkte ihn etwas vom Kern seiner Beweggründe ab. Eigentlich hätte er kaum auf die kleine Gruppe Menschen geachtet, wären da nicht zwei Faktoren gewesen.
Der erste war, dass er im Gegensatz zu den dunkelelfischen Wächtern am Tor einen genaueren Blick auf die kapuzierte Frau der Gruppe geworfen hatte. Zunächst unmöglich, denn er stand hinter ihnen in der Reihe Wartender, hatte sich aber an ihnen vorbei bewegen und einen Blick auf sie werfen können. Noch war er sich nicht sicher, was es mit dieser Saphira auf sich hatte, aber sie sprach von der Heilung eines Zustandes und seine natürliche Neugier war geweckt worden. Außerdem konnte es nicht verkehrt sein, Augen und Ohren offen zu halten. Dank Letzterer war er in der Lage, auch aus größerer Entfernung ihren Namen aufzuschnappen. Man musste eben nur sehr aufmerksam lauschen. Etwas, das die Dunkelelfen trotz ihrer spitzen Ohren und der feineren Sinne nicht eingesetzt hatten.
Der andere Grund ließ seinen Blick nun über die andere Frau der vier Personen wandern. Schon am Tor hatte er es gespürt und auch beim Überqueren der Brücke. Da war er beinahe von diesem Schwall emotionaler Mächte umgeworfen worden und hatte sich an der Brüstung festhalten müssen. Ihm waren die immer wieder geballten Fäuste schnell aufgefallen, weshalb er sie ebenso schnell hatte entdecken können und doch ... sein Blick flog auch wiederholt zu ihrer Begleiterin Saphira. Er wusste, hier stimmte etwas nicht. Er wusste bereits um die Umstände der einen, aber das reichte noch nicht. Aber durfte er sich diese Ablenkung erlauben?
In den Schatten einer steinernen Säule lehnte er sich an die Wand, verschränkte die Arme und senkte den Kopf etwas, um wie ein Gast in den hohen Mauern der Akademie zu wirken, der einen Moment zum Nachdenken für sich brauchte. Dass er unter dem Rand der eigenen Kapuze zu der Gruppe herüber schmulte und auch aufmerksam ihrem Gespräch lauschte, würde man so nicht bemerken. Aber er hörte alles.

Das Gespräch verlief unruhig und auch wenn Madiha zischte, konnte allein ihr rastloses Gebaren das eine oder andere aufmerksame Auge auf sich ziehen. Ohnehin wurden sie, Azura, Caleb und Jakub bereits gelegentlich von Dunkelelfen beäugt, die sie passierten. Keiner davon war Corax. So sehr Azura auch nach ihm Ausschau hielt, er spazierte nicht einfach durch die Hallen und Gänge der Akademie - jedenfalls nicht hier. Falls es nicht schon zu spät wäre. Madiha machte sich in ähnlicher Hinsicht Sorgen, aber die Menge an geballter Wassermagie an diesem Ort ließ ihr inneres Feuer flackern. Es loderte schneller hoch, weil es fürchtete, von den Fluten sonst gelöscht zu werden.
Azura hingegen spürte die tiefe Ruhe der Wogen, die sie umgaben. Das gleichmäßige Rauschen, das die Gischt erzeugte, wenn sie außerhalb der Mauern auf die Felsklippen traf, sorgte dafür, dass ihr Herzschlag sich wie von selbst dem Rhythmus anpasste. Aber auch sie konnte sich nicht vollkommen dieser Harmonie hingeben. Auch in ihr keimte etwas. Sie sorgte sich ebenfalls um ihren Raben. Im Gegensatz zu Azura musste sie jedoch nicht noch mit einer Mauer des magischen Gegenelements kämpfen und so fiel es ihr leichter, rationaler zu sein. Ausnahmsweise schienen beide jungen Frauen die Rollen getauscht zu haben, zumindest was die Planung anbetraf. Azura wusste noch immer, mit spitzer Zunge auszuteilen und Madihas magischer Feuerkern nagte an ihr, während er sich vor ihrem Element fürchtete.
So drohte erneut, Ärger auszubrechen, als das Wüstenmädchen mit beinahe blindem Eifer dazu aufrief, lieber sofort zu Serpentis und in den Hof zu spazieren. Hätte sie gewusst, wo dieser wäre, sie hätte es wohl getan - direkt und mit Brandspuren auf dem Stein überall dort, wo ihre Füße sich wieder vom Boden lösten. Ihre Schuhsohlen brannten nicht, aber sie spürte eine innerliche Hitze, die wie das Blut durch ihre Adern zu fließen schien und sie weiter antreiben wollte.
Azura hingegen entgegnete scharf: "Und was willst du dort tun? Ihr das Kleid abfackeln oder ihr nur den Hintern wärmen?" Zum Glück kam es nicht sofort zum Eklat. Jakub griff ein, bevor es inmitten einer von Dunkelelfen geführten Akademie aus Magiern zu einem Kampf zwischen Feuer und Wasser kam. Er streifte Azura mit seiner Schulter, als er neben sie trat und Madihas am Arm berührte. Sein Lid zuckte. Sie war heiß und zwar nicht der Form, wie Männer von Frauen sprachen. Madihas Haut musste brennen, denn die Hitze drang auch durch den Stoff. Er konnte es fühlen. Er vebrannte sich nicht, aber der Zustand war deutlich intensiver als bei normaler Körperwärme oder im Fieberwahn. Trotzdem zog der Erste Maat die Hand nicht zurück. Er suchte Madihas Blick. "Saphira hat Recht. Wir dürfen nicht planlos in diese Aktion hinein laufen. Auf See, in einem Sturm wäre das dein sicherer Untergang. Wir müssen bedacht handeln."
Caleb musterte den anderen mit gehobenem Mundwinkel und einem Blick, aus dem der Stolz sprach. Im Grunde hatte Jakub nichts Anderes gesagt als Azura, aber er wusste es, besser zu formulieren, dass er Madiha nicht noch durch Provokation anstachelte. Doch auch Azura erhielt einen ähnlichen Blick. Caleb war es inzwischen eher gewohnt, dass sie impulsiv reagierte. Madiha so zu sehen, weckte in ihm eine kleine Glocke, achtsamer nach ihr zu sehen. Die Akademie schien sie auf irgendeine Art und Weise negativ zu beeinflussen.
"Hört auf Eure Freunde, sie sprechen klug."
Mehrere Augenpaare richteten sich auf den Sprecher, der zwischen Madiha und Azura stand, als hätte er es schon immer getan. Wann hatte sich diese Gestalt ihnen genähert? Sie war groß, immens groß, reichte sie doch sicherlich knapp an die zwei Meter. Außerdem konnte man sie als schlank bezeichnen, aber ob sie eine kräftig drahtige Statur wie beispielsweise Corax besaß, war nicht ersichtlich. Dazu hielt sie sich zu bedeckt. Über der Kleidung, von der nur der schwarze Saum eines Hemdes und das sanfte Braun einer Leinenhose über schwarzen Lederstiefeln hervorlugte, hing ein waldgrüner Kapuzenumhang, der bis zu den Fußknöcheln reichte. Eine hölzerne Fibel in Form eines Einhorns hielt ihn vor der Brust zusammen. Abgesehen von diesem schönen, kleinen Detail wirkte die Gestalt recht schmucklos und sein Umhang ließ ihn wie einen Mooshügel erscheinen: unscheinbar, als Teil der Umgebung. Selbst in einer steinernen Wassermagie-Akademie fiel er dadurch irgendwie nicht auf.
Unter der Kapuze musste sich ein Mann verbergen. Der Sprecher besaß eine angenehme Stimme mit harmonischem Klang. Sie war nicht allzu tief, aber auch nicht quietschend hoch. Vielmehr huschte sie durch den Raum und in die Gehörgänge anderer wie ein sanfter Ruf irgendeines Waldtieres in der Ferne. Auch er berührte Madiha nun mit schlanken Fingern, die sicher weitaus rosiger wären, würde die Sonnenbräune nicht auf viel Zeit unter freiem Himmel hindeuten. Die Berührung war kaum zu spüren, so federleicht ruhte seine Hand an ihm.
Leise, aber für die Gruppe noch gut hörbar, raunte der Fremde: "Saphiras neckisches Angebot einer Hilfestellung solltet Ihr wahrnehmen. Ruhig. Lasst Euch nicht von Mächten manipulieren, nur weil sie einen Gegnepol darstellen. Arbeitet mit ihnen zusammen, so wie es Licht und Schatten, Leben und Tod, Tag und Nacht tun. Daraus kann viel mehr entstehen als wenn ihr zu kämpfen versucht. Ruhig. Spürt Ihr die Ruhe? Auch tosende Flammen können gelenkt werden und Ihr, meine Liebe, schmeißt die Zügel bevorzugt mitten ins Feuer statt sie dem flammenden Hengst ans Geschirr zu binden." Die Kapuze hob sich etwas. Der Fremde sah auf und in die Runde. Aus den Schatten heraus tanzten goldene Sprenkel um seine Pupillen.
"Ich weiß, dass Serpentis Mortis sich dort um diese Tageszeit unterhalten lässt durch den Anblick gefolterter Wassermagier oder Menschensklaven, die ihr Informationen oder Gehorsam verweigern. Ich weiß sogar, dass es erlaubt ist, dem Geschehen vom Rand aus zuzuschauen, solange man die Leiterin der Akademie - ihre dunkle Herrlichkeit - dadurch nicht stört." Er ließ die Worte in einer kurzen Pause sacken, dann bot er an: "Ich kann euch in den Hof bringen."
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 7. Februar 2023, 22:47

Noch nie hatte Madiha viel Zuwendung oder Verständnis erhalten. Ihr Leben hatte sich durch Züchtigung und Angst ausgezeichnet und niemand in ihrem Umfeld machte sich die Mühe, dem dürren Kind zu zeigen, wie es in dieser Welt bestehen konnte. Schon immer hatte sie sich auf sich selbst verlassen müssen und die Dinge auf die harte Tour gelernt. Madiha war sich ihrer Kräfte nicht bewusst gewesen, bis sie beinahe Khasib flambiert hätte. Damals wusste sie nicht, was das gewesen war, hielt es für einen bloßen Zufall. Doch dann brachte sie den Springbrunnen im Quartier der Diebe zum Kochen, weil die Männer Caleb auf den Leib rückten und die Rückzahlung seiner Schulden verlangten. Erst als dem Dieb ein Licht aufging und er sie einweihte, begann sie zu glauben, dass er Recht haben könnte. Allerdings blieb ihr keine Zeit, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen. Madiha trudelte von einem Unglück in die nächste Katastrophe und es war vielleicht ein Wunder, dass bisher nicht mehr passiert war. Erst als sie Corax vor der Schlange hatte bewahren wollen und im Nachhinein das Ausmaß ihres Tuns vor allem fühlen musste, war sie sich sicher, dass in ihr tatsächlich magisches Potenzial schlummerte. Oder besser: Schwelte. Denn die Nähe zu Azura brachte zwar keine Flammen hervor, aber sie zerrten beständig an ihrem Innersten und sie hatte das Gefühl zu wanken. Erst als die Adelige abwesend war, beruhigte sich auch ihr Innenleben. Und sie fand die Möglichkeit, sich auf etwas anderes einzulassen… Caleb war ihr Ruhepol. Er war ihr Fels in einer Feuerwand aus Hilflosigkeit und Emotionen und nur er konnte ihr die Angst nehmen, die Wut oder die Unsicherheit. Jetzt aber war er, oder besser die Behandlung durch die Dunklen, der Grund dafür, dass sich dieses Wanken einen Zutritt verschaffte und einen Funken setzte. Madiha spürte, dass sie sehr viel wütender über die Ohrfeige war als sie normalerweise gewesen wäre. Mehr noch: Sie war nicht bloß entsetzt, sie war empört. Sie war zornig und schaffte es nicht, sich selbst wieder zu erden. Und so nahm das Unheil beständig seinen Lauf, auch wenn die Gruppe reichlich unbehelligt die Akademie passieren konnte.

Nur für einen Moment konnte die erhabene Bauweise das Mädchen abkühlen, doch mit jedem Schritt näher an die Mauern, die die Gegenmagie beherbergten, wallte ihre eigene auf als wolle sie protestieren. Madiha war dem hilflos ausgeliefert. Zu allem Überfluss aber war es einmal mehr Azura, die kein Verständnis aufbringen konnte, obwohl sie ein wenig mehr Erfahrung bezüglich Magie besaß. Nein, sie entfachte, wo sie eigentlich Abkühlung versprach. Madiha zuckte zusammen und warf ihr einen bösen Blick zu. Was konnte sie dafür, wenn sie sie anrempelte?! Ungläubig sah sie der Adeligen einen Moment nach, ehe sie mit weitaus düsterem Gesicht folgte. „Wenn du dich mal zusammengerissen hättest, wären wir längst woanders!“, schnauzte sie bissig zurück. Im Innern der Akademie angekommen, wirkte die geballte Wassermagie wie eine erdrückende Last. Madiha hatte das Gefühl zu verglühen und gewiss lag es einzig und allein daran, dass sie überhaupt nicht geübt war mit dem Element. Sie hatte keine Chance sich dagegen abzuschirmen und versank heillos in der Glut. Entsprechend fiel auch ihre Reaktion aus, die prompt eine Gegenreaktion provozierte. Mit blitzenden Augen funkelte sie Azura an. Ja, Madiha wirkte im Moment tatsächlich angriffslustig und reckte sogar etwas das Kinn, während die spitze Zunge der Andunierin einmal mehr in ihr Fleisch schnitt. "Und was willst du dort tun? Ihr das Kleid abfackeln oder ihr nur den Hintern wärmen?", rollte ihre Arroganz über sie hinweg und ließ ihr Blut weiter kochen. Madiha machte sogar einen Schritt auf die Wassermagierin zu, doch dann schob sich Jakub neben Azura und lenkte Madiha ab. Auch ihn traf ein zorniger Blick. Plötzlich aber berührte er das Wüstenkind und sie zuckte zusammen dabei. Dass er spürte, wie ihre innere Glut nach außen trat, ahnte sie dabei nicht. Sie spürte nicht, dass sie sehr viel wärmer war. Einzig dieses hitzige Temperament zeugte davon, dass etwas nicht mit ihr stimmen konnte.
Bisher war sie noch immer eher ruhig und zurückhaltend gewesen. "Saphira hat Recht. Wir dürfen nicht planlos in diese Aktion hineinlaufen. Auf See, in einem Sturm wäre das dein sicherer Untergang. Wir müssen bedacht handeln." Sie schnaubte leise und sah sich kurz um. Immer mal wieder traf sie auf Blicke durch die Besucher der Akademie und das brachte Madiha dazu, einmal durchzuatmen. Sie fiel auf. Sie ruinierte alles. Sie schloss die Augen und kreiste den Nacken, um etwas zu entspannen, doch als sie die Augen wieder öffnete, glomm nach wie vor das Feuer darin. Sie blickte Jakub an, dann Azura und schließlich Caleb. Jener aber erwiderte ihren Blick nicht. Im Gegenteil, er pflichtete anerkennend den beiden anderen bei und das ließ sie stutzen. Wieso sprach er nicht mit ihr?! Madiha ballte erneut die Hände und schloss die Augen. Wie sollte sie das schaffen? Die Wut war da, das Feuer brannte und verbrannte sie gleichzeitig. Sie wusste nicht mehr was ihre eigenen Gedanken waren und was durch ihre Unfähigkeit, ihrer eigenen Magie zu trotzen, geboren wurde.

"Hört auf Eure Freunde, sie sprechen klug.“, Madiha zuckte erschrocken zurück und richtete überrascht ihre Augen auf den Neuen. Sie blickte auf den Mann, der so plötzlich aufgetaucht war und sah sich fragend um. Unsicher glitt ihr Blick über seine Erscheinung. Wie war er hergekommen?! Aber der Fremde ließ sich überhaupt nicht beirren, sondern sprach so als wäre er bereits seit geraumer Zeit Teil ihrer Gruppe. Und dann, während sie noch ihre Verwirrung zu Schau trug, berührte er sie einfach. Das Mädchen fuhr abermals zusammen. So leicht seine Berührung auch war so sehr hatte sie das Bedürfnis sich davon zu befreien. Sie zog an ihrem Arm und wollte das unterbinden. Hilfesuchend sah sie zu Caleb, allerdings lenkte der Fremde sie wieder ab mit seinen Worten. "Saphiras neckisches Angebot einer Hilfestellung solltet Ihr wahrnehmen. Ruhig. Lasst Euch nicht von Mächten manipulieren, nur weil sie einen Gegenpol darstellen. Arbeitet mit ihnen zusammen, so wie es Licht und Schatten, Leben und Tod, Tag und Nacht tun. Daraus kann viel mehr entstehen, als wenn ihr zu kämpfen versucht. Ruhig. Spürt Ihr die Ruhe? Auch tosende Flammen können gelenkt werden und Ihr, meine Liebe, schmeißt die Zügel bevorzugt mitten ins Feuer, statt sie dem flammenden Hengst ans Geschirr zu binden." Madiha starrte ihn an. „Wa- .. Was?!“
Seine Worte waren für sie wie Rätsel und sie verstand nicht. Erst sah es so aus als wollte sie ihm verbal ebenso an die Gurgel gehen, wie sie es eigentlich bei Azura und Jakub vorgehabt hatte, doch dann änderte sich etwas in ihr und sie ließ die Anspannung aus ihrem Körper weichen. „Ich weiß nicht wie…“, murmelte sie verloren und knetete ihre Hand als würde sie schmerzen. Madiha trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und warf jedem einen Blick zu, der weniger von Angriffslust sprühte, denn Hilflosigkeit. „Ich bin so... wütend... und weiß nicht wieso… Ich habe das Gefühl erdrückt zu werden. Als würde ich langsam ertrinken. Ich kann es nicht verhindern…“, ihr Blick blieb kurz an Caleb hängen der bedeutend still war. Sah er sie nun anders? Madiha wandte den Blick wieder ab und sah zu dem Fremden. In diesem Moment fragte sie sich nicht, woher er kam oder was seine Absichten waren. Er sprach von etwas, was sie nicht verstand, und sie brauchte Hilfe. Das spürte sie. Vielleicht konnte er ihr diese Hilfe geben, wenn sich niemand anderes fand? Das Mädchen presste die Lippen aufeinander. Sie kämpfte innerlich. "Ich weiß, dass Serpentis Mortis sich dort um diese Tageszeit unterhalten lässt durch den Anblick gefolterter Wassermagier oder Menschensklaven, die ihr Informationen oder Gehorsam verweigern. Ich weiß sogar, dass es erlaubt ist, dem Geschehen vom Rand aus zuzuschauen, solange man die Leiterin der Akademie - ihre dunkle Herrlichkeit - dadurch nicht stört. Ich kann euch in den Hof bringen.", sprach der Fremde dann weiter und Madiha’s Blick wurde wieder dunkler.
Sie wandte den Kopf über ihre Schulter und sah in die Richtung, in der sie den Innenhof vermutete. Am liebsten würde sie direkt zu dieser Hexe stürmen und alles in Brand setzen, was ihr auf dem Weg dahin entgegentrat. Sie zuckte abermals unter diesen Gedanken und kehrte mit ihrer Aufmerksamkeit zurück. Sie schüttelte leicht den Kopf, trat dann aber einen Schritt von der Gruppe weg. „Vielleicht sollte ich gehen.“, murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe. „Ich… bin keine Hilfe, ganz im Gegenteil. Ich…“, sie schloss die Augen und seufzte. Dann blickte sie Azura direkt an. Kurz flackerte ihre Antipathie zu der anderen auf, doch dann verlor sie abermals die Anspannung, die nicht ihre eigene war. „Du hast Recht.“, gestand sie ihr zu. „Am Ende verletze ich noch einen von euch...“, murmelte sie. Sie wollte Corax wirklich helfen... Aber war sie denn überhaupt nützlich so wie sie sich fühlte oder eher eine Gefahr, die jederzeit Unheil bringen konnte? Was auch immer der Fremde überhaupt bezweckte. Selbst er bemerkte ihren Konflikt. Unaufällig war das jedenfalls nicht. Zweifel mischten sich sichtbar auf ihrem Gesicht mit der Wankelmütigkeit, die die starke Wassermagie überall auslöste... Sie würde sie noch alle verraten oder durch ihre Unerfahrenheit in Gefahr bringen.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Mittwoch 8. Februar 2023, 13:58

Im Gegensatz zu der Sarmaerin hatte die junge Frau in ihrem Leben überaus viel Zuwendung bekommen. Dabei war die Grenze zwischen dem notwendigen und dem Übermaß bedauerlicherweise dermaßen beständig überschritten worden, dass sie den Blick auf das Befinden anderer allmählich verloren hatte. Zwar konnte sie sich auch anderen zuwenden und sich tatsächlich ernsthaft für deren Wohlbefinden interessieren, doch diese lichten Momente waren eben nur selten und wurden zu wenig gefordert, als dass sie sich allzu bald hätte bessern können.
Außerdem waren sie und die andere ohnehin sich ständig am Reiben, bewusst und unbewusst, weil es ihre gegensätzlichen Magiearten nicht anders zuließen. Es war vielmehr einer Art Wunder gleichgekommen, dass seit dem Erwachen aus dem Alptraum nichts Gröberes zwischen ihnen vorgefallen war.
Nun allerdings, je stärker sich die Feuermagie regte und ausstrahlte, drohte diese empfindliche Balance, dieser Waffenstillstand zu kippen. Denn trotz dieses Ortes der Sehnsucht konnte sie dessen Ruhe und Kraft nicht ungestört auf sich wirken lassen. Zum einen aufgrund der Sorge um ihren Raben, wegen dem sie sich überhaupt hier her inmitten all der Besatzer wagte. Zum anderen, derzeit viel präsenteren Punkt jedoch wegen der ständig steigenden Gegenmagie in ihrer unmittelbaren Nähe.
Während die Sarmaerin das Gefühl hatte, als müsste sie gegen ein Ertrinken ankämpfen, so verspürte Azura es, als würde sie nur allzubald verdampfen, sodass sie sich instinktiv dagegen auflehnte. So, wie auch immer dann, wenn sie zu viel von ihrer Magie einsetzte... Etwas, dessen Grund sie bislang noch nicht hatte herausfinden können und irgendwie auch wollen. Jetzt allerdings wollte sie nicht austrocknen, sondern wehrte sich dagegen. Nur bedauerlicherweise nicht mit sonderlich viel Feingefühl.
Die bissige Replik weckte in ihr ebenfalls diese Seite, die sie so sehr in ihrem Leben hatte schulen können. Mit einem betont kühlen Blick über ihre Schulter zurück maß sie die andere. "Soll ich mir an dir jetzt ein Beispiel dafür nehmen, oder wie?", konterte sie scharf, hob ihren Kopf, straffte ihre Haltung und marschierte betont schneller voran, um anzuzeigen, dass sie damit das letzte Wort gehabt hatte. Oder haben wollte zumindest. So oder so, lange würde es vermutlich nicht mehr gut gehen, bis die Zwei wirklich aneinander geraten würden.
Und auch, dass sie damit auffielen, kümmerte sie kein bisschen mehr. Denn ihr inneres Tosen wurde stärker, je länger die Gegenmagie aktiv vor sich hin schwelte und immer wieder aufflackerte, sodass sie ebenfalls allmählich in einen Tunnelblick hinein geriet, aus dem sie sich allein nicht wieder würde hervor holen können.
Die Stimmung zwischen ihnen spitzte sich zu und als die andere ihr bedrohlich einen Schritt näher kam, hob sie instinktiv die unversehrte Hand, um rasch einen kleinen Wasserstrahl herbei zu leiten, sollte sie sich versteidigen müssen. Dieser war tatsächlich schon auf dem Weg, das spürte sie, als sich der Glatzkopf einmischte.
Der leichte Stoß gegen ihre lädierte Schulter sandte ein Echo jenes Schmerzes durch ihren Körper, den sie erlitten hatte. Scharf sog sie die Luft ein, doch er hatte damit sein Ziel erreicht. Ungenützt platschten der kleine Strahl zu Boden, während sie nach ihrer Verletzung griff, die noch ein wenig pochte, wenn sie darauf lauschte.
Schon wollte sie Luft holen und sich beschweren, dass er gefälligst mehr aufpassen sollte, als auch sie seine Worte vernahm. Blinzelnd hielt sie inne und war tatsächlich einen Moment lang... überrascht über diese Zustimmung. Es war derart selten geworden, dass sie einen Atemzug lang brauchte, um erkennen zu können, dass sie sich nicht verhört hatte. Mehr noch, dabei bemerkte sie auch den Blick des Kapitäns, der ebenfalls beinahe schon... anerkennend wirkte, dass sie versucht war, an einen mutwilligen Scherz auf ihre Kosten zu glauben.
Hätte sie es gewagt, sie hätte die Arme vor ihrer Brust verschränkt. Aber das Gefühl von gerade eben war ihr eine Warnung gewesen, solche Gesten vorerst lieber noch zu unterlassen.
Aber ihren Mund, den konnte sie verwenden, und sie öffnete ihn auch gerade, als eine andere Stimme erklang. Azura fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen und starrte ungläubig auf die Gestalt, die sich unbemerkt zu ihnen gesellt hatte. Sie blinzelte mehrmals, ehe sie allmählich mit ihrem Blick in die Höhe wanderte, weil diese... Person dermaßen groß gewachsen war.
Ihre Stirn runzelte sich leicht und erneut wollte sie Luft zu einer Bemerkung holen, als ihr die Fibel auffiel, die seinen Umhang zusammen hielt. Einen Moment lang wurde sie davon abgelenkt, weil sie instinktiv überlegte, ob ihr dieses besondere Stück in seiner Form etwas sagte, sie an ein Emblem und somit an mögliche Namen erinnerte oder nicht. Dies schaffte für ihn die Gelegenheit, weiter zu sprechen.
Erneut vernahm sie sein angenehm klingendes Timbre und wurde unwillkürlich an ein Bild im Salon ihrer Mutter erinnert, das sie oft betrachtet hatte als Kind. Es war eine Landschaftsmalerei gewesen, ein Moment inmitten der Natur. Unter einem strahlend blauen Himmel war eine Waldlichtung gelegen, umgeben von dichtem Baumbewuchs hatte ein klarer See geglitzert, aus dem ein Reh mit seinem Kitz gerade getrunken hatten. Schmetterlinge hatten sich im Vordergrund bei ein paar wenigen Farbtupfern von Blüten gezeigt, während im Hintergrund ein Eichhörnchen gerade in die Höhe geklettert war. Es war eine friedliche, idyllische Szenerie gewesen, bei der sie sich oft gefragt hatte, ob in dem kleinen See auch Fische lebten oder andere Wasserbewohner, die zu Venthas Entourage gehören mochten.
Irgendwie musste sie nun daran denken und achtete dadurch kaum auf die Worte, bis deren Sinn sie allmählich zurück in die Wirklichkeit holten, als sie ihr Bewusstsein wieder erreichen konnten. Außerdem hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, sodass sie ihren Blick ein weiteres Mal hob. Dabei traf sie auf den Seinen unter der Kapuze und ihr war, als würde goldenes Sonnenlicht hervor blitzen, das sie erneut an jenes Bild erinnerte.
Wie hatte es eigentlich noch geheißen? Ihre Mutter hatte es ihr mehrfach gesagt, eben, weil sie beide es so gerne gemocht hatten. Ventha war in dem Titel vorgekommen und... und... Florencia? Das läge nahe, doch beschwören konnte sie es nicht. Und wieso dachte sie überhaupt an diese Banalität, während sie eigentlich keine Zeit zum Tratschen hatten? Sie musste und wollte Corax endlich finden und ihm helfen!
Dennoch blieb sie stehen. Dieses Mal allerdings runzelte sie die Stirn und trat einen halben Schritt zurück von diesem Fremden. "Und wir sollten Euch folgen, weil...? Herr Namenlos?", brachte sie ihre Skepsis zum Ausdruck und klang dabei erstaunlich ruhig, wenngleich eher beherrscht, denn entspannt. Trotzdem hatte er es mit seinem Erscheinen und seinem Verhalten geschafft, dass die tosenden Wellen abflachten. Wobei das nicht bedeutete, dass sie nicht sofort wieder steigen könnten, sollte sie sich provoziert fühlen. Was jederzeit passieren könnte.
Jedoch nicht sofort, obwohl sie sich innerlich unbewusst darauf einstellte, als sich die Sarmaerin ihr zuwandte. Diesmal aber war sie ebenfalls überraschend ruhig, fast schon kleinlaut. Ja, mehr noch, sie gab ihr Recht! Etwas, das beinahe schon so etwas wie eine Hilfestellung oder ein Friedensangebot war und die junge Frau... nahm an!
Anstatt also mit ihrer spitzen Zunge genau das zu unterstreichen, deutete sie lediglich ein Nicken an, gefolgt von einem Kopfschütteln. "Wir haben beide unseren Grund, hier zu sein.", formulierte sie es betont umschreibend und sah noch einmal bezeichnend zu dem Fremden in ihrer Mitte, von dem sie nichts wusste, schon gar nicht, ob und wie weit sie ihm trauen könnten, nachdem er sie offenkundig belauscht hatte. Schließlich war ihre Anwesenheit alles andere als ungefährlich und ihr Vorhaben könnte selbstmörderisch enden, sofern es überhaupt noch Sinn machen würde! Doch je mehr davon wussten, desto größer wäre das Risiko, entdeckt zu werden.
Auch wenn sie gestehen musste, dass ihr seine Anwesenheit irgendwie nicht... unangenehm war, sondern sie zu beruhigen schien. Noch etwas, das sie misstrauisch sein ließ, weil sie es nicht verstand... und sich nicht die Zeit zum Verstehen nehmen wollte.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Februar 2023, 13:27

Caleb hielt sich ausnahmweise einmal bewusst zurück. Nicht, weil er Madiha nicht unterstützen wollte. Oh wie gern hätte er es getan, aber oft genug hatte er nun schon erwähnt, auf magischer Ebene ein absoluter Stein zu sein. Sein Wissen reichte weit genug, dass er das Mädchen hatte in die Feuerakademie bringen können, nachdem er wusste, welches Potenzial in ihrem Inneren brannte. Dass er ihr damit jedoch nicht unbedingt einen Gefallen getan hatte, sorgte nun mitunter ebenfalls für seine Untätigkeit. Zum anderen bemerkte er aber auch Azuras Einmischen, das überraschend milde ausfiel für ihre Verhältnisse. Man konnte fast schon eine Spur Entgegenkommen zwischen den Zeilen herauslesen. Darüber hinaus beherrschte sie ihre Wassermagie - zumindest machte es bei Caleb diesen Eindruck. Er ahnte ja nicht, dass sie auch nicht weit geschult war in ihrem Element. Für einen nichtmagischen Außenstehenden mochte jedes wundersam herbei gezauberte Tröpfchen Wasser, jede auflodernde Flamme oder geheimnisvolle Veränderung in der Luft einem meisterlichen Akt arkaner Kunst gleichkommen.
Wie auch immer, der Dieb wollte das Agieren zwischen Madiha und Azura gar nicht unterbrechen. Sowohl er als auch Jakub bemerkten da ein erstes Annähern, auch wenn es dünn war. So dünn feinstes Pergament. Da wollte niemand zu sehr zupfen, um es nicht sofort wieder zu zerreißen. Dass Jakub Azura eine Hand auflegte, war schon hart an der Grenze gewesen. Seine Worte hatten es gekittet, auch wenn der Erste Maat es mit keiner Silbe kommentierte. Das übernahm eine neue Figur im Schauspiel der Geschichte, als sie wie von Geisterhand und unbemerkt die Bühne betrat. Plötzlich stand er direkt zwischen ihnen, größtenteils von seinem grünen Umhang samt Kapuze verborgen. Zum Glück der Gruppe schien sein Lauschangriff das einzige zu sein, was er gegen sie einsetzte. Er bot daraus sogar seine Hilfe an, wenn auch nicht direkt. Er gab Madiha Hinweise, damit sie sich beruhigte, ohne im Gegenelement der vorherrschenden Umgebung unterzugehen. Dass es für sie absolut nicht greifbar war, konnte er nicht wissen.
Madiha und Azura schauten den Fremden an. Sie standen ihm nahe genug - oder eher umgekehrt - dass beide Frauen den sanften Duft von Vanille und Zitrone wahrnehmen konnten. Er verströmte ihn so subtil, dass er sich nicht wie ein Duftwässerchen um seine Gestalt verteilte, sondern nur gelegentlich einmal, einer lauen Brise gleich und mit wechselnder Intensität verteilte. Manchmal drang das Vanille-Aroma stärker durch, manchmal erfrischte der spritzige Duft von Zitrone eher den nächsten Atemzug durch die Nase. Insofern war es nicht unangenehm, neben dem Verhüllten zu stehen. Doch so betörend sein Duft sein mochte, so verwirrend waren seine Worte, jedenfalls für Madiha. Sie verstand nicht wirklich, was er ihr mitteilen wollte und wusste auch nicht, wie sie sich selbst wieder erden sollte. Vor allem nicht inmitten einer Akademie, deren Hauptmerkmal auf Wasser lag.
"Ich weiß nicht wie ... Ich bin so ... wütend ... und weiß nicht, wieso ... Ich habe das Gefühl, erdrückt zu werden."
Der Druck auf Madihas Schulter nahm zu, blieb aber so sanft, als hätte sich ein Vögelchen dort niedergelassen. Ähnlich lieblich antwortete ihr der Hinzugetretene. Seine Stimme verhieß waldgrüne Sinnlichkeit, gepaart mit dem friedlichen Plätschern von Eisbächen für Azura oder dem geborgenen Knistern eines Lagerfeuers unter dem Sternenhimmel für Madiha. "Eine natürliche Abwehrreaktion ungeübter Magier auf das jeweilige Gegenelement. Vor allem, wenn die Gegenseite sich so viel mächtiger anfühlt, schürt es das innere Feuer, nicht verglühen zu wollen. Aber je mehr du es schürst, desto größer werden Wellen schlagen, um einen Brand zu verhindern."
Golden blitzten winzige Sprenkel im Dunkel der Kapuze auf, als sie sich auf Azura ausrichteten. Der Fremde streckte eine Hand nach ihr aus, ohne sie zu berühren. Er deutete eine einladende Geste an, Madiha ebenfalls die Finger auf die Schulter zu legen. "Wenn sich eine Welle aus Akzepanz finden lässt, die weder löschen noch selbst verdampfen will, formen beide warme Quellen, die viel verheißen."
Jakub brummte mit zusammengezogenen Brauen. Er verschränkte die Arme, aber Caleb trat stumm an dessen Seite. Beide Männer tauschten einen knappen Blick und schwiegen dann. Der Fremde erklärte weiter: "Öl ist flüssig, aber es kann unsagbar brennen - auf dem Wasser. Mit dem Wasser. Es verkörpert die Stärke beider Elemente, wenn sie zueinander finden. Elemente sind keine Feinde, sondern schaffen gemeinsam etwas Großes. Hm, die Anwesenheit eines Luft- oder Erdmagiers spüre ich allerdings nicht." Sein Umhang hob sich unter den zuckenden Schultern. "Das ist nicht weiter tragisch. Wichtig sollte es sein, dass ihr beiden euch aufeinander abstimmt ... wenn ihr weiterhin einen Weg beschreiten wollt."
Jener sollte zum Hof führen, wie er bereits aufgeschnappt hatte und der Unbekannte bot sogar an, die Gruppe dorthin zu bringen. Er kannte den Weg. Hier aber wuchs vor allem Azuras Skepsis über so viel Hilfsbereitschaft.
"Und wir sollten Euch folgen, weil...? Herr Namenlos?", mischte sie sich nun ein, während Madiha sich ein Stück weit aus der Aufmerksamkeit zurückzog. Der Angesprochene hielt sie nicht fest. Seine Finger ruhten ohnehin nur so sanft auf ihr wie Morgentau auf einem Blatt und gleich den frischen Tropfen nächtlicher Nebelwogen glitten sie nun bei der kleinsten Bewegung von ihr herunter. Lediglich sein Blick huschte knapp zur Seite, um Madiha noch einmal einzufangen. Auch sie erkannte viele, winzige goldene Sternchen aus dem Schatten der Kapuze heraus funkeln. Da Azura ihm aber eine Frage gestellt hatte, widmete er sich wieder ihr.
"Entschuldigt meine Unhöflichkeit. Ich gehe zu selten auf andere zu, um an daran zu arbeiten." Man konnte sein Lächeln nur erahnen. Dann neigte er den verborgenen Kopf etwas mehr. "Kjetell'o Aschwurz nennt man mich, nur in meiner Heimat kennt man mich." Ohja, er kicherte sanft, ohne dass auch nur ein Glucksen seine Lippen verließ.
"Kjetell'o also. Wo genau liegt denn Eure Heimat? Wir sind übrigens..."
"Kapitän Caleb van Tjenn, sein Erster Maat, seine Nichte Saphira und Madiha Mehli. Ich stand in der Warteschlange hinter euch allen, als ihr euch vorgestellt habt." Jakub brummte erneut, sehr grimmig dieses Mal. Es schreckte Kjetell'o nicht ab. Er fuhr fort: "Die Wenigstens kennen meine Heimat und dabei sollte es bleiben. Sie liegt ohnehin zu weit weg, um für Andunie wichtig zu sein. Was jetzt wichtig ist, wäre, euch zum Hof zu bringen, nicht wahr? Eure Motive leiten euch zu Serpentis Mortis. Und ihr wollt alle dorthin", mutmaßte er, als Madiha schon murmelte, zurückbleiben zu wollen. Nicht nur Kjetell'o lehnte das ab. Jakub und vor allem Caleb wollten sich schon zu Wort melden, aber es war Azura, die ihre Stimme als erste erhob.
"Wir haben beide unseren Grund, hier zu sein."
"Nein", ergänzte Caleb. "Wir vier haben das. Jeder auf seine Weise." Er schaute zu Jakub herüber. "Wir beide müssen uns entschuldigen." Dann wanderten seine grünblauen Augen zu Azura. "Er liebt dich. Du bist der Kern, damit er zu uns zurückfindet." Und schließlich blieben Calebs Augen auf Madiha haften. "Er braucht aber auch eine Herrin, die ihm Freundin ist und ihn leitet anstatt ihn zu zerstören. Er war auf dem richtigen Weg."
"Das klingt alles sehr ernst", raunte Kjetell'o. "Ihr solltet nicht länger trödeln. Kommt!"
Jakub brummte erneut. Nur weil dieser Mann ihnen den Namen offenbart hatte und den Weg kannte, traute der Erste Maat ihm nicht. Azura schien ebenfalls noch immer skeptisch zu sein. Caleb hingegen griff nach jedem Strohhalm, denn er hatte das ungute Gefühl, dass die Zeit knapp wurde. Außerhalb der Akademiemauern suchte man wohl schon nach Ignis' Mörder. Wenn die Spur sie hierher brächte, mussten sie Corax längst gerettet haben und abgetaucht sein. Blieb zu hoffen, dass Kjetell'o sie dann nicht verriet. Für's erste aber musste er ihnen helfen.
"Bringt uns um zum Hof, Kjetell'o ... diskret."
Jetzt gluckste er hörbar, neigte das Haupt und winkte alle mit sich. Die Atmosphäre veränderte sich, als der sanfte Vanilleduft fortzog. Er hinterließ ein unbehagliches Prickeln und das Wissen, dass nun alles auf dem Spiel stehen könnte.

Kjetell'o Aschwurz führte die Gruppe aus Azura, Caleb, Jakub und Madiha durch die Korridore der Akademie. Dabei schlich er nicht etwa geduckt, denn genau das hätte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er schlenderte vollkommen offen über die steinernen Platten oder durch Hallen mit Springbrunnen und anderen Wasserspielen. Zwar schauten noch immer zahlreiche, meist dunkelelfische Magier der Gruppe nach, aber niemand behelligte sie. Selbst als Menschen schienen sie akzeptiert oder zumindest toleriert zu werden. Immerhin war die Akademie gut bewacht und das Torhaus ließ niemanden durch, der Ärger bedeuten konnte. In dieser Sicherheit wiegten sich all jene im Inneren der Einrichtung und unterschätzten somit das Quintett, welches nun endlich die Gänge durch ein doppelflügeliges Portal verließ.
Erneut gelangten sie ins Freie. Die Luft war frisch und schob Venthas Wolkenberge tiefer ins Festland hinein. Erste blaue Lücken durchbrachen das Grau, ließen Sonnenstrahlen hernieder und tauchten das bisweilen so trübe Andunie in mehr Farbe. Zwar wirkten die purpurgrünen und schwarzen Banner Morgerias mit ihrer unheimlichen Fledermaus dadurch noch immer nicht einladender, aber Lysanthors wohlwollende Sonne sorgte für einen guten Schuss Energie, sich den Gefahren stellen zu wollen.
Die Gruppe betrat den Hof über eine ihn umgebende Ballustrade, eine Art steinernen Innenbalkon, der wie ein Wehrgang einmal um den weitläufigen, quadratischen Platz führte und ihn so von allen Seiten einrahmte. Die Bauweise erinnerte an ein Atrium, nur dass anstelle eines von allen Seiten zugänglichen Innenraums ein großer Hof den Platz einnahm. Unterhalb des Balkons, auf dem Caleb, Madiha, Azura und Jakub sich von Kjetell'o führen ließen, trugen Säulen aus dunkelgrauem, zu Wellen verschlungenem Gestein das Gewicht. Kleine, in die Säulen gehauene Delphine oder Seepferdchen tanzten erstarrt umher. Ansonsten wirkte der Hof ernüchternd leer. Pflanzenbewuchs, ob natürlich oder künstlich, existierte hier nicht. Alles war mit dunkelgrauen Steinplatten ausgelegt und in der Mitte gab es einen Bereich, der mit einer Trittstufe noch etwas tiefer gelegt worden war. Er besaß zudem drei metallische Abflussgitter.
"Hier haben einst die Wassermagier-Lehrlinge ihre praktischen Übungen vollzogen. Seht ihr die Brunnen zu beiden Seiten des tiefer gelegten Steinplatzes?" Er deutete auf die steinernen Brunnen im Osten und Westen des Hofes. Dort plätscherte das Wasser ganz friedlich aus steinernen AMphoren, gehalten von Menschenstatuen mit Fischschwänzen statt Beinen, um die erneut Delphine, Seepferdchen, Muscheln und Seestarne tanzten. Allein dieser Anblick war einen Besuch der Akademie wert. Was jedoch auf dem rechteckigen, abgesenkten Platz geschah, lenkte schnell von der Schönheit der Brunnen ab.
"Lehrlinge können die Wassermagie noch nicht so gut kontrollieren. So kam es häufig zu kleinen Überschwemmungen. Deshalb hat man Ableitungssysteme beim Bau eingefügt. Die drei Gitter ließen überschüssiges Wasser aus den praktischen Unterrichtseinheiten ins Meer unterhalb der Akademie abfließen. Jetzt jedoch dienen sie nur noch zum Ableiten von Blut, falls Körperteile und Knochen sie nicht verstopfen", meinte Kjetell'o mit erschreckend neutraler Stimme. Dabei müsste schon bei den Worten das Herz schwer werden, spätestens aber beim Anblick.
In der Hofsenke kauerten gut ein Dutzend Personen. Die meisten von ihnen trugen Roben. Es mussten Magier der Akademie sein, allesamt Menschen. Wenn jedoch einmal ein anderes Volk unter ihnen war, so handelte es sich eindeutig nicht um Dunkelelf, Goblin oder Ork. Man erkannte einen Zwerg und auch eine Elfe mit goldenem Teint auf ihrer eigentlich rosigen Haut. Im Augenblick blutete sie aus mehreren Striemen an Armen und Rücken, die ihre schöne Robe nicht mehr bedecken konnte, weil sie in Fetzen von ihrem Körper hing. Ein schwer gerüsteter Dunkelelf ließ immer wieder die Peitsche knallen, während weitere dieser finsteren Ritter an den Rändern der Senke standen und aufpassten, dass niemand der Folter entkam.
Von der Ballustrade aus konnten Azura, Madiha, Caleb und Jakub dem Treiben zuschauen. Ebenso wie es weitere Schaulustige taten oder auch Serpentis Mortis persönlich. Sie saß mitten im Hof und ein Stück weit von der Senke entfernt auf einem Thron aus Stein. Wann immer dieser erbaut worden war, er gehörte nicht ursprünglich zur Dekoration des Hofes. Fledermausschwingen und Flammen aus Stein hoben sich zu einer gewaltigen Rückenlehne empor. Der Kopf der so gehauenen Fledermaus hing wie ein Sonnenschutz über Serpentis und spendete ihr Schatten. Sie saß mit beinahe gelangweilter Miene da, in einem Kleid aus purer Schwärze, das zu den Füßen hin jedoch immer mehr in einen Verlauf aus Orange, Gold und Rot endete. Der Saum bestand auch in Form aus Flammen, ebenso wie die weiten Trompetenärmel. Sie saß breitbeinig da, denn unter ihrem Kleid und zwischen ihren Schenkeln kniete eine Gestalt mit schwarzer Haut. Ihr Kopf war vor den Blicken anderer verborgen, doch jeder konnte sich denken, wie dieser Geselle seine Herrin wohl bei Laune hielt. Ganz im Sinne der Wasserakademie brachte er Quellen zum Fließen oder versuchte es wenigstens. Die Herrin Mortis schien wenig begeistert, denn sie zog immer wieder an einer ledernen Leine, so dass der sie bearbeitende Leib heftig zusammenzuckte. Auch er kniete im Blut wie viele jener in der Hofsenke, die größere Folter zu erwarten hatten. Es war ein Bild des Schreckens.
"Wir sind hier", erinnerte Kjetell'o seine Gruppe und lehnte sich auf die steinerne Ballustrade. "Das ist der Hof. Ich habe euch hergeführt, helfen werde ich euch nun nicht weiter. Was immer ihr vorhabt, erscheint mir für zu gefährlich, als dass ich mich einmischen werde. Ich habe andere ... Gründe, hier zu sein. Aber Ihr, Madiha, könnt mich erneut aufsuchen, falls Ihr die Möglichkeit dazu habt. Ihr und Saphira. Vielleicht könnte ich euch beiden etwas beibringen." Er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinge zu einer von zwei Treppen, welche vom Balkon aus bis in den Hof führten. "Aber nun habt ihr zu tun, nehme ich an?"
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Sonntag 12. Februar 2023, 20:56

Dieser gemeinsam erlebte Alptraum und die scheinbar unendliche Geduld der Sarmaerin hatten dafür gesorgt, dass sich die junge Frau tatsächlich mit dem Waffenstillstand zwischen ihnen angefreundet hatte. Wenngleich dieser hart auf die Probe gestellt wurde, seit sie sich innerhalb der Mauern der Akademie befanden, denn je stärker es in der anderen loderte, desto mehr reagierte ihre eigene Magie instinktiv auf diese empfundene Bedrohung.
Keine guten Voraussetzungen für ein weiteres Zusammenarbeiten, doch ehe es zu einem wahren Kräftemessen zwischen ihnen kommen konnte, mischten sich zwei Männer ein und verhinderten auf diese Weise das Schlimmste. Der eine gehörte zu ihrer kleinen Gruppe, obwohl er bislang eher sparsamer mit Worten gewesen war.
Der andere hingegen... hatte sich hinein geschummelt und war plötzlich erschienen, dass niemand von ihnen ihn hatte kommen sehen. Obendrein offenbarte er, dass er sie belauscht hatte. Doch anstatt sich darüber zu empören, glitten ihre Gedanken in eine scheinbar unendlich ferne Vergangenheit zu einem Detail, das im Prinzip vollkommen unrelevant war. Ruhe machte sich in ihren Adern breit und wo sie gerade eben noch einer hohen Welle gleich hatte heran rauschen wollen, verebbte sie entlang eines langen, flachen Strandes, wodurch die Wucht ihre Kraft im Auslaufen verlieren konnte.
Es verwirrte sie, ebenso wie der Duft, der ihr in die Nase stieg und ihre Sinne dort wohlig kitzelte. Unwillkürlich atmete sie tiefer, bewusster ein und war beinahe versucht, die Augen zu schließen, um ihn noch intensiver wahrnehmen zu können. Das Stammeln der anderen verhinderte diese Anwandlung, die absolut fehl am Platze war.
Sie war schließlich nicht zu ihrem Vergnügen hier, sondern um dem Mann zu helfen, der ihr das Herz gestohlen hatte, der sie verführt hatte und für den sie sich ins Leben zurück gekämpft hatte. Wie konnte es also sein, dass ihre Sinne auf diese neue Erscheinung dermaßen intensiv ansprachen? Vielleicht lag es einfach an dem emotionalen Stress, dem sie in letzter Zeit viel zu sehr ausgesetzt gewesen war. Ja, so musste es sein! Sicher bildete sie sich diese Wohltaten, die sie an dem Fremden wahrnahm, lediglich ein, weil sie sich so sehr nach ihrem Raben sehnte, dass sie schon ganz verwirrt war. Besser, sie verweilten nicht länger an diesem Flecken, sondern suchten endlich nach ihm! Auch wenn sich seine Stimme so angenehm anhörte wie das sanfte Rauschen der Brandung und sie ihm am liebsten Stunden lang gelauscht hätte...
Azura kniff sich leicht in ihre Nasenwurzel, um sich selbst zur Konzentration zu mahnen, atmete tief durch und richtete ihre Gedanken lieber auf andere Aspekte dieses Fremden. Alles andere als einfach, denn als sie den Blick hob und das goldene Funkeln unter der Kapuze sich auf sie richtete, konnte sie nicht anders, als die Luft einen Moment lang anzuhalten.
Erneut wanderte ihr Geist zu jenem Gemälde und all damit verbundenen schönen Gefühlen im Zusammenhang mit ihrer Mutter zurück. Ohne es bewusst zu tun, kam sie auf seine Einladung hin tatsächlich einen kleinen Schritt näher und hätte er es ihr suggeriert, sie hätte sich in diesem Moment der Schwäche womöglich sogar Halt suchend an ihn gelehnt. Oder auch noch enger an ihn geschmiegt für...
Aber ein einzelnes Wort sorgte dafür, dass sie gar nicht erst in Verlegenheit dazu kam, denn als er die Quellen erwähnte, tauchte ein gänzlich anderes Bild in ihrem Geist auf. Eines, das ihre Wangen zum Glühen brachte, sodass sie sich ihrerseits tiefer in ihre Kapuze verkroch, soweit es ihr möglich war, und sie die Distanz minimal wieder vergrößerte. Prompt war es um ihre Ruhe geschehen und das Urvertrauen dahin, das sie dieser Person entgegen zu bringen bereit gewesen wäre. Zurück in der Wirklichkeit stach es in ihrem Herzen und sie wollte umso mehr Corax endlich finden, ihn befreien und dafür sorgen, dass er würde heilen können.
Damit einher ging auch ihre wachsende Skepsis darüber, dermaßen unverhofft Hilfe zu erhalten, selbst, wenn es sich lediglich um den richtigen Weg handelte. Das sprach sie auch aus, relativ ruhig und dennoch nicht grundheraus ablehnend, als dass sie ihm seine scheinbare Freundlichkeit vergällen könnte. Tatsächlich deutete er einen Gruß an und entschuldigte sich sogar für sein Versäumnis, ein Benehmen, das bei ihr gut ankam, nachdem sie es derart lange hatte missen müssen.
Trotzdem blieb sie zurück haltend und sobald sein Name fiel, runzelte sich ihre Stirn ein wenig, weil sie nachdachte und zu ergründen versuchte, ob sie diesen schon einmal gehört hatte. Indes mischte sich auch der Kapitän wieder ein, sodass sie es sich erlauben konnte, sich einige Momente zum Nachdenken zu nehmen. Allerdings, selbst wenn sie den Namen kennen könnte, es fiel ihr derzeit nichts dazu ein.
Ohnehin wurde sie abgelenkt und bestätigte mit ihrer Reaktion den Waffenstillstand zwischen den beiden Frauen, dass es diesen noch gab von ihrer Seite aus. Prompt wurde sie korrigiert, sodass ihr Blick sich verfinsterte, als sie zu ihrem vermeintlichen Onkel sah.
Jedoch, bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er auch schon fort. Leise schnaubte sie, als Ausdruck für ihr Missfallen, auch darüber, wie offen er über ihre Anliegen vor dem Fremden sprach. So, als hätte er längst beschlossen, dass sie ihm vertrauen könnten! Und die Sache mit der Herrin war ihr ebenfalls ein Dorn im Auge, denn es regte ihre Eifersucht an. Im Endeffekt aber presste sie die Lippen aufeinander, denn für einen Streit fehlte ihnen die Zeit, dessen war auch sie sich bewusst.
Wenigstens der Glatzkopf schien ähnlich wie sie zu denken, da er vor sich hin brummte und man ihm ansehen konnte, dass er nicht sonderlich zufrieden mit dieser Entwicklung war. Doch Van Tjenn übernahm die Führung und schließlich bestimmte er, dass sie dem Mantelträger folgten. Dieser ging voraus und irgendwie... hinterließ der Verlust seines eigenen Duftes eine kleine Lücke in ihren Sinnen. Das war irritierend und ließ sie blinzeln, während sie an ihrer Unterlippe zu nagen begann.
Langsam setzte auch sie sich in Bewegung und holte nach einem kurzen Zögern soweit auf, dass sie sich an dem Kapitän vorbei bis hin zu dem Fremden drängte. "Ihr habt nur eine meiner Fragen beantwortet.", begann sie leise und straffte ihre Haltung, um sich selbst ein Beispiel an ihm zu nehmen und ebenfalls so zu tun, als gehöre sie hierher. Es war sicherer und vor allem unauffälliger, selbstbewusst aufzutreten, das war auch ihr klar. Trotzdem ertappte sie sich dabei, wie sie sich am liebsten immer wieder absichernd umgesehen hätte. Doch diesen Impuls versuchte sie zu unterdrücken.
Lediglich ihre Stimme wurde noch leiser, als sie fortfuhr, allerdings auch fordernder:"Warum tut Ihr das?" Denn sie wollte ihre Antwort haben und darauf bestand sie auch.
Der Weg selbst kam ihr endlos lang vor. Für ihre Umgebung hatte sie dabei kaum einen Blick, dafür fühlte sie sich viel zu aufgewühlt. Mit jeder weiteren Minute, die verging, wurde sie unruhiger und es drängte sie immer stärker dazu, sich zu beeilen. Ihr war, als könne sie seine Nähe fühlen, als wisse sie, dass gleich etwas Furchtbares geschehen würde, wenn sie es nicht verhinderte. Das war kompletter Unsinn und das versuchte sie auch, sich vor Augen zu halten. Und dennoch... Ihr Herz hämmerte wie wild und in ihren Ohren rauschte das Blut. Ihre Fnger zitterten und die Knie wurden ihr weich.
Endlich veränderte sich etwas und sie gelangten ein weiteres Mal ins Freie, in einen Hof, der einst eine gänzlich andere Bestimmung hatte als die, derer sie alle nun Zeugen werden konnten. Die junge Frau schloss einen Moment lang die Augen und bemühte sich, tief durchzuatmen, um sich selbst wieder zu sortieren. Sie fühlte das Wasser in der Nähe, das gemeinsam mit dem Mantelträger, dem sie nun nicht länger zuhörte, für Ruhe in ihrem Inneren sorgen konnte.
Zumindest hätte es das tun sollen, wenn sie nicht die Lider langsam angehoben und sich suchend umgesehen hätte. Es war nicht schwer, jene Hexe zu finden, wegen derer sie hierher gekommen waren. Sie thronte auf etwas, das eindeutig nicht an diesen Ort gehörte und wirkte äußerst... gelangweilt. Mehr noch, sie hatte sich offenbar nicht allein der Folterung von anderen widmen wollen, sondern sich dabei noch ein spezielleres... intimeres Vergnügen verschaffen wollen. Ihrer Mimik nach war diese allerdings alles andere als zufrieden stellend.
Azuras Gesicht verzog sich angewidert vor so viel demonstrierter Herrsucht, dass sie kaum einen Blick auf jene Kreatur werfen wollte, die sich da in einer entwürdigenden Position befand. Solange, bis einmal an der Leine geruckt wurde, weil irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte. Unwillkürlich glitten ihre Augen zu dem Unterwürfigen, von dem sie kaum etwas erkennen konnte, da er sich unterhalb ihres Rockes befand. "Widerlich...", murmelte sie in sich hinein und trat einen Schritt zurück.
Dabei achtete sie nicht auf ihre Umgebung oder darauf, ob sich einer der anderen direkt hinter ihr befand. Sie empfand lediglich das Bedürfnis, sich dieses unwürdige Schauspiel nicht länger ansehen zu müssen.
Corax war scheinbar nicht hier, die Hexe beschäftigt, also sollten sie lieber woanders weiter suchen. Ob dieser Mantelträger vielleicht doch noch einmal helfen könnte...?
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 14. Februar 2023, 10:38

Die Unerfahrenheit mit dem Leben selbst und der Beziehung zu anderen Menschen war es, die Madiha nun glauben ließ, dass sie in den Augen des Diebes nun anders wirkte. Sein Schweigen verunsicherte sie, sodass sie nicht erkennen konnte, dass es eine vorausschauende Zurückhaltung seinerseits war, um ein Annähern der beiden Frauen zu ermöglichen. Madiha’s Gefühle überrollten ihren Verstand und machten das umsichtige Handeln schwer. Das Mädchen erkannte nur, dass sowohl Jakub als auch Azura Anerkennung erhielten, wo sie nicht mal einen Blick bekam. Doch die Hilfe, die sie sich gewünscht hätte, kam unverhofft aus einer völlig anderen Richtung, sodass ihre Aufmerksamkeit dorthin glitt. Die Worte des Fremden waren unverständlich für ihren ungebildeten Geist. Er sprach nicht einfach, seine Worte wirkten kompliziert auf sie und so verstand sie auch nicht, worauf er hinauswollte. Allerdings schaffte seine ruhige Stimme es, dass sie in sich hineinhorchte und erkannte, dass sie Opfer ihrer eigenen Magie, ihres inneren Temperaments wurde. Seine Berührung indes war etwas, was sie nicht ertragen konnte. Auch wenn er keine schwere Pranke auf ihre Schulter legte, war es dennoch eine Geste, die für sie mit viel zu viel Unbehagen einherging, sodass sie sich bewegte, damit er die Finger wieder wegnahm. Er ließ sich nicht beirren, sondern versuchte weiter zu erklären: "Eine natürliche Abwehrreaktion ungeübter Magier auf das jeweilige Gegenelement. Vor allem, wenn die Gegenseite sich so viel mächtiger anfühlt, schürt es das innere Feuer, nicht verglühen zu wollen. Aber je mehr du es schürst, desto größer werden Wellen schlagen, um einen Brand zu verhindern." Sie runzelte die Stirn. Dann sah sie sich vorsichtig um, während er Azura mit einem Blick bedachte. Konnte es stimmen? Wollte ihre Magie nicht erlöschen, sodass die geballte Wassermagie hier eine Gefahr darstellte? Madiha horchte in sich hinein und betrachtete den Springbrunnen. Das Rauschen des Wassers hatte ihr auf dem Schiff nichts ausgemacht. Im Gegenteil, sie mochte es eigentlich, auch wenn sie ein gewisses Unbehagen nicht leugnen konnte. Jetzt aber waren hier so viele, die mit dem Element dafür sorgen konnten, dass sie, Madiha, verging. Erneut ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Das Feuer flammte hoch in ihr! Das durfte nicht geschehen! Sie zuckte als sie erkannte, dass ihre Magie einen ganz eigenen Charakter zu haben schien. Und dieser brach sich knisternd Bahnen…

Das Wüstenkind öffnete die Lippen und atmete tief ein. "Wenn sich eine Welle aus Akzeptanz finden lässt, die weder löschen noch selbst verdampfen will, formen beide warme Quellen, die viel verheißen." Das Blaugrau ihrer Augen wanderte über die Gesichter der vielen Besucher hier, ehe sie bei Azura und schließlich dem Fremden ankamen. "Öl ist flüssig, aber es kann unsagbar brennen - auf dem Wasser. Mit dem Wasser. Es verkörpert die Stärke beider Elemente, wenn sie zueinander finden. Elemente sind keine Feinde, sondern schaffen gemeinsam etwas Großes. Hm, die Anwesenheit eines Luft- oder Erdmagiers spüre ich allerdings nicht. Das ist nicht weiter tragisch. Wichtig sollte es sein, dass ihr beiden euch aufeinander abstimmt ... wenn ihr weiterhin einen Weg beschreiten wollt." nachdenklich musterte Madiha die Einhornfibel auf dem Bauch des Fremden, sah sie jedoch gar nicht richtig. Der Duft von Zitrone umwehte ihre Nase und trug die schwere Süße von Vanille mit sich. Es erinnerte sie an den Markt in Sarma und ließ ihre Gedanken ruhigere Flammen schlagen. Sie sollte sich also auf die Magie einlassen, um nicht zu verglühen? Nur wie? Er sagte nicht wie… Während die anderen bereits weitersprachen, war Madiha ein wenig Abseits getreten und hing ihren Gedanken nach. Der Sternen-Blick traf sie und verschafften ihr etwas Entspannung. Sie versuchte eine gewisse Ruhe in sich zu finden, scheiterte aber immer wieder daran. Es fiel ihr so schwer, sich vorzustellen, wie sie es anstellen sollte. Ihr Blick suchte den von Caleb. Bisher hatte er es stets geschafft. Jetzt aber war er abgelenkt und sie richtete ihre Augen wieder auf den Fremden, der sich soeben vorgestellt hatte.
Er sprach von seiner Heimat, die in weiter Ferne lag. Auch ihre war weitentfernt. So grausam Sarma zu ihr gewesen war, sehnte sie sich jetzt doch nach dem Bekannten. Hier war alles stets neu, alles prasselte auf sie ein und sie wusste sich nicht ohne Hilfe zu bewegen. Was wenn Caleb genug von ihr hatte? Käme sie allein zurecht? Madiha seufzte tonlos und wurde durch Azura zurückgeholt, die ihr zugestand, dass sie ebenso ihren Grund hatte, hier zu sein. Nein. Wir vier haben das. Jeder auf seine Weise. Wir beide müssen uns entschuldigen.“, schloss er Jakub ein. Madiha musterte den Ersten Maat und ihr Mundwinkel zuckte leicht. Erstaunlich, wie sich alles geändert hatte. Dann sah Caleb zu Azura. “Er liebt dich. Du bist der Kern, damit er zu uns zurückfindet.“ Noch immer waren da gemischte Gefühle in ihr, die nichts mit ihrer derzeitigen Zerrissenheit zu tun hatten. Noch immer war sie der Meinung, dass das alles vermeidbar gewesen wäre… Doch sie schwieg und zeigte auch sonst nicht, was sie dachte. Plötzlich aber traf sie der Blick und sie straffte unwillkürlich ihre Schultern. Unstet erwiderte sie den Blick des Diebes. "Er braucht aber auch eine Herrin, die ihm Freundin ist und ihn leitet anstatt ihn zu zerstören. Er war auf dem richtigen Weg." Seufzend schlug sie die Augen nieder, denn sie war sich darüber nicht mehr so sicher. Auch sie hatte Corax gezeigt, was sie von seinem Morden hielt. Weil er glaubte, ihr gefällig sein zu müssen, hatte er Ignis und anderen einfach ermordet. Und er hätte das Mädchen ebenso getötet… Madiha hielt den Blick abgewandt und rieb sich den Arm.

Wer wusste schon, was alles gut gewesen war für den Raben. Sie hatten Gutes im Sinn und Madiha hatte gewiss nicht gewollt, dass er sich nun unter ihr versklavte… Doch alles ist schiefgegangen und sie fand derzeit in ihrem aufgewühlten Innersten keine klare Linie. So folgte sie stumm den anderen. Ob sie Kjetell’o nun vertrauen sollten oder nicht, entschied sie nicht. Er hatte ihr versucht zu helfen, jedenfalls hatte sie es so verstanden. Und er führte sie durch die Akademie, damit sie dort ankamen, wo sie hinwollten. Vielleicht war ein Fremder auch einfach mal das Zünglein an der Waage. Ohne Hintergedanken. Jetzt aber erreichten sie die Balustrade und Madiha tauchte aus ihrer Introvertiertheit wieder auf. Sie hatte Blicke vermieden, damit ihr Innerstes nicht wieder hochfuhr. Sie hatte sich im Hintergrund gehalten, um niemandem zu zeigen, dass sie innerlich so sehr kämpfte, um nicht zu explodieren. Die verschwundene Beruhigung durch Vanille und Zitrone hatte auch dazu geführt, dass sie wieder die Flammen spürte, wie sie hochzüngelten und vernichten wollten, sodass sie es vorzog weder zu reden noch anderweitig Aufmerksamkeit zu erregen. Madiha hatte gelernt innerhalb einer Gruppe zu verschwinden. Und so suchte sie nicht mal die Nähe des Diebes. Keiner sollte ihr zu nahekommen, sonst würde sie noch jemanden verbrennen. Jetzt aber trat auch sie ein Stück näher und schaute auf das Spektakel unter ihren Füßen. Dem Mädchen stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Sie legte ihre Hände auf die Brüstung und spannte ihre Finger darum. Ungläubig starrte sie auf die Verletzten, auf das viele Blut und die angsterfüllten Gesichter. "Lehrlinge können die Wassermagie noch nicht so gut kontrollieren. So kam es häufig zu kleinen Überschwemmungen. Deshalb hat man Ableitungssysteme beim Bau eingefügt. Die drei Gitter ließen überschüssiges Wasser aus den praktischen Unterrichtseinheiten ins Meer unterhalb der Akademie abfließen. Jetzt jedoch dienen sie nur noch zum Ableiten von Blut, falls Körperteile und Knochen sie nicht verstopfen", drang die Nüchternheit seiner Worte über ihren Nacken in ihr Ohr. Madiha erschauderte bei seinen Worten. Dann glitt ihr Blick zu dem steinernen Thron und seiner Herrin. Das Bild, welches sich ihr bot ließ sie noch einen Schritt näher an die Brüstung des Balkons treten. Unruhig suchten ihre Augen die Szenerie ab. Das gelangweilte Gesicht… das thronen über den angsterfüllten Verletzten… Das viele Blut. Madiha spürte, wie ihr schlecht wurde. Dann aber entdeckte sie die Leine, die zu jemanden unterhalb ihres Kleides führte. Das Mädchen keuchte und plötzlich schwammen ihre Augen in Tränen.
Ihre Hände gruben sich stärker um die Brüstung und sie spürte, wie die Hitze in ihr weiter aufstieg. Vorbei war es mit dem Versuch, im Hintergrund Ruhe zu erhalten. Die Schrecklichkeit dieser Szene war kaum zu ertragen. Das Mädchen spürte, dass sich ihre eigenen Ketten lösen wollten. Dass sie die Kontrolle gänzlich abgeben und einfach… explodieren wollte. Madiha spürte nun selbst die Hitze in ihren Armen, die auf dem Stein ruhten. Zum einen war es die Gewalt, die sie so schockierte. Dann die stumme Angst, dass dort Corax knien könnte. Dass er sich in seiner Verzweiflung erneut erniedrigte und erniedrigt wurde. Dann die Tatsache, dass Madiha aus eben solchen Verhältnissen stammte und es einfach nicht mehr ertrug, dass es immer wieder Leute gab, die sich über andere stellten. Plötzlich trockneten ihre Augen gänzlich und der Zorn loderte darin auf. Sie spürte, wie die Wärme weiter und weiter stieg, wie ein Lavastrom, der irgendwann von dem Vulkan in die Höhe gespuckt wurde, um sich mit brachialer Gewalt über alles zu ergießen, das sich ihm in den Weg stellen wollte. „Beenden wir das!“, zischte sie einer züngelnden Flamme gleich.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. Februar 2023, 13:00

Azuras Unterbewusstsein überrumpelte und verwirrte sie. Ihr Herz gehörte doch ihrem widerlichen Schuft, dem verloren gegangenen Raben aus Kummer und Verzweiflung, den sie in der Akademie zu finden hoffte. Dennoch betörte das harmonische Aroma aus Vanille und Zitrone, das Kjetell'o ausstrahlte, ihre Sinne. Es regte ihren Geist an und ließ ihre Erinnerung nochmal aufleben. Es beruhigte sie und zugleich versetzte es sie irgendwie in Aufregung. Lag es daran, dass Corax ihre Unschuld genommen hatte? War sie nun verdorben und somit sofort empfänglich für jeden dahergelaufenen Mann, der nur ein wenig Sympathie oder Charisma verströmte? Auch Caleb hatte sie sich an den Hals geworfen, als sie ihren Raben für tot glaubte. Sie hatte ihn geküsst und wäre er nicht eine so unerfahrene Frucht, wer wusste schon, in wessen Bett es geendet hätte. War das der Grund, weshalb ihre Mutter und auch ihr Ziehvater so aufmerksam und nur auf den Tanzbällen Ausschau nach einem potenziellen Partner für sie hielten? Vielleicht wollte kein Elternpaar aus adligem Haus, dass die Töchter sich von irgendeinem Mann verderben ließen, weil es sie zum einen unattraktiv für wahre Galane machte und zum anderen dafür sorgte, dass sie mit dieser unbefriedigten Sehnsucht würden weiterleben müssen in dem Wissen, sie nicht im Arm eines fehlenden Ehemannes stillen zu können. Reichte denn eine angenehme Nuance in der Nähe des anderen Geschlechts schon aus, um Azuras Quellen pochen und fließen zu lassen?
Die Andunierin versuchte, sich nicht davon einnehmen zu lassen. Sie war aus anderen Gründen hier und ihr Rabe würde nicht befreit, wenn sie seine Rettung nun nicht anstrebte. Nach ihrer selbst auferlegten Mission könnte sie sich wieder anderen Dingen widmen, denn noch immer lauerte in ihr auch der Zweifel, ob Corax sie in ihrem jetzigen Zustand überhaupt noch würde ansehen wollen.
Sie und auch die anderen fänden es nur heraus, wenn sie ihn auch finden würden. So ließen sie sich von ihrem neuen Führer Kjetell'o Aschwurz durch die Gänge und Hallen der Wassermagie-Akademie leiten. Unterwegs aber forderte Azura den Fremden erneut auf, seine Beweggründe zu erklären. Er legte jedoch nur einen Finger an die unter der Kapuze verborgenen Lippen und deutete dann nach vorn. Sie verließen das Innere der Akademie durch eine doppelflügelige Tür und erreichten den Hof. Nun, nicht ganz in den Hof. Sie fanden sich auf einem Atrium ähnlichen Balkon wieder, dessen Blick nach unten und auf ein Bild des Schreckens deutete. Wassermagier und Diener der Akademie, die aus welchem Grund auch immer die neue Herrin des Institutes verärgert hatten, wurden mit Peitschenhieben ihrer Handlanger arg bestraft. Die Bodenabflüsse für Rückstände aus wassermagischen Übungen waren teils schon von Haut- und Fleischfetzen verstopft. Die roten Lachen darum zeugten davon, dass schon lang kein Wasser mehr in die Meere an Andunies Küste geflossen war. Wie viele hatten hier mit Blut bezahlt und wie viele würden noch folgen?
Sie alle standen an der Balustrade und mussten dieses Bild erst einmal sacken lassen. Derweil erzürnte Serpentis' Reaktion auf all das Madihas Gemüt. Die selbst ernannte Herrin der Wasser-Akademie saß nahezu gelangweilt auf ihrem Thron, während sie einen Sklaven an der Leine mit Zug selbige quälte, dabei versuchte dieser auch noch, ihrem Schoß gefällig zu werden. Wer sich da unterhalb ihres ausladenden Rockes befand, ließ sich nur erahnen. Die Haut war schwarz wie bei so vielen Dunkelelfen, die Statur männlich, aber viel mehr ließ sich bisweilen nicht ergründen. Dennoch genügten allein der Anblick und der Bezug zur eigenen Vergangenheit Madiha, dass ihr Blut kochte.
"Widerlich...", brachte Azura nur hervor und trat von dem Anblick etwas zurück. Sie schaute nicht hin und geriet so direkt in den Arm eines Mannes. Ein rascher Blick zu allen Seiten verkündete ihr, dass sie sich nicht bei Jakub und auch nicht bei van Tjenn wiederfand. Letzterer blickte abwechselnd besorgt zwischen der Hofszene und Madiha hin und her. Der Erste Maat schaute mit starren Augen auf die Mitte, die sich wie das Rund einer Arena dem Publikum darüber auftat. So blieb nur noch einer, der sie halten konnte.
Kjetell'os Lächeln tauchte unter der Kapuze auf, zusammen mit einem aufblitzenden Blick goldener Funken. Es hatte dennoch nichts Erfreuliches. Auch er war sich des Ausmaßes bewusst, was unterhalb ihrer Füße mit Unschuldigen geschah. Trotzdem besaß diese kurze Aussicht auf seine Mimik etwas Verwegenes. Er folgte einer eigenen Absicht, bei der sich für ihn offenbar neue Wege eröffneten. Er schob Azura zurück an die Brüstung. "Genau deshalb tue ich es", sagte er und nur zwischen den Zeilen war herauszulesen, was er meinte. Er schien sich nicht an dem Anblick zu ergötzen, sondern vielmehr etwas dagegen unternehmen zu wollen. Aber was konnte ein Einzelner schon tun? "Und was werdet ihr nun tun?", fragte er im Anschluss, just als Madihas Worte einer Hitzewelle gleich über sie hinweg fegten.
"Beenden wir das!"
Einige Zuschauer, die entfernter zu ihnen standen, lösten den Blick vom Schauerbild unter ihnen und suchten den Kern der warmen Strömung. Auch Serpentis wurde abgelenkt und ihre schwarzen Augen blitzten wie dunkle Sterne zum Balkon empor. Für den Bruchteil eines Herzschlages konnten sie und Madiha einander genau anschauen. Dann legte sich eine Hand auf Madihas.
Kjetell'o hatte Azura ein Stück mit sich geschoben und nun ruhten ihre Finger auf Madihas Handrücken. Wassermagische Kühle begegnete feuermagischer Hitze. Kjetell'o stand hinter beiden Frauen und führte nun seine eigene Hand als dritte obenauf. "Madiha, du musst dich beruhigen. Die Herrin der Akademie und du teilen sich das gleiche Element. Sie spürt deine Unausgeglichenheit. Versuche, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aus blinder Wut heraus wurde noch keine Heldin geboren." Er wandte mit einem rascheln seiner Kapuze den Kopf. "Saphira, sei ihr Gegenpol. Sei rational und klar, wie das Wasser. Umströme sie, um ihr Gemüt azukühlen, aber bring ihre Flamme nicht zum Erlöschen. Keine Heldentat wurde je erfolgreich vollbracht, ohne die Leidenschaft im Herzen. Könnt ihr beiden das, zum Wohle aller?"
Caleb beobachtete die drei stumm. Bisweilen war er in Sachen Magie still geblieben, weil er sich bei dem Thema eben nicht einbringen konnte. Aber jetzt ging es um mehr als das. Es ging auch um Madiha. Er schob sich näher heran. "Was führt Euch hierher, Kjetell'o?"
"Wer weiß. Vielleicht ein ähnliches Ziel wie das eure? Ihr wollt es zu Ende bringen mit-"
Jakubs Aufknurren ließ den jüngsten Begleiter der Gruppe verstummen: "Bei Ventha, er ist es."
Die Aufmerksamen schauten wieder herunter. Serpentis zerrte an ihrer Leine als Zeichen für den Sklaven, wieder unter ihrem Rock hervorzukriechen. Natürlich folgte er ihrem stummen Befehl, auch um seinen Hals zu schonen. Er trug eines dieser grausamen Skalvenbänder, das zumindest Madiha und Caleb aus Sarma kennen dürften. Zog man daran, verengte es sich und kleine, nach innen gerichtete Nieten piekten schmerzlich in das weiche Fleisch des Halses. Es schnürte die Luft nicht ab, es würde sich durch Haut und Gewebe fressen, bis man blutete. Grausamere Varianten verwendeten noch spitzere Dornen oder Klingen, die sogar den Kopf vom Rumpf trennen konnten. Davon blieb der Sklave wenigstens verschont, nicht aber vor Schmerz. Davon hatte er bereits genug erlebt, vor allem seelisch. Madiha und Azura hatten es aus den Schriftrollen lesen können, sie hatten es in ihrem gemeinsamen, seltsamen Traum gesehen. Im Grunde wäre das Halsband nur noch eine Kleinigkeit verglichen mit dem, was Corax auf der Seele lastete. Und doch wollte er diesen Schmerz nicht spüren. Artig erhob er sich, richtete das Kleid seiner Herrin und kniete dann tief vor ihr nieder, um ihre Schuhspitze zu küssen. Sie grinste auf, zeigte sich danach aber gnädig, als er neben ihr wie ein Hund Platz nehmen durfte, während sie ihm durch das schwarze Haar strich. Den Blick hielt er gesenkt, wirkte ohnehin aber nicht wie jemand, der noch groß am Leben teilnahm.
"Da habe ich mich wohl geirrt", murmelte Kjetell'o, der von Sklaven unten zu seinen Begleitern nach oben schaute und deren Mienen aufmerksam musterte. "Ihr seid nicht wegen Serpentis hier."
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Freitag 17. Februar 2023, 14:06

Während die Sarmaerin mit ihren Gefühlen in Bezug auf sich und den Kapitän kämpfte, hatte Azura mit ihren eigenen Emotionen zu ringen. Nicht nur, dass sie unter den falschen Umständen endlich an diesen Ort gelangt war ohne der Zeit und der Möglichkeit, es wirklich zu genießen, war da auch noch dieser fremde Mann, der sie gehörig durcheinander brachte. Dabei wusste sie gar nicht recht zu sagen, warum dem eigentlich so war.
Sie konnte kaum etwas von ihm erkennen unter seiner Kapuze und doch reichte das goldene Aufblitzen, um ihr einen schnelleren Puls zu bescheren. Sein Duft war wohltuend und beruhigend zugleich und seine Stimme hüllte sie auf angenehme Art und Weise ein, brachte sie zur Ruhe und öffnete in ihrem Geist Türen, an die sie mitunter gar nicht mehr gedacht hatte. Während die Beziehung zu und das Erleben mit ihrem Raben geprägt gewesen war von Streitereien und ständigem Kräftemessen, das zu einem unglaublichen Höhepunkt in den heißen Quellen geführt hatte, so schien dieser Mann ihr fast schon so etwas wie... ein trautes Heim zu versprechen.
Das war natürlich kompletter Unsinn, sie kannte ihn nicht, wusste bis auf seinen Namen nichts über ihn und konnte ihn ja nicht einmal richtig betrachten. Obendrein war sie wegen einem anderen Mann hier, für den ihr Herz schlug und für den sie sich ins Leben zurück gekämpft hatte. Und dennoch... diese Begegnung hatte einen kleinen Samen in ihr gesät und es würde an den kommenden Ereignissen liegen, inwieweit er zum Keimen gebracht werden würde.
Jetzt erst einmal hatte Van Tjenn beschlossen, dass sie dem Fremden folgten, was sie etwas ärgerte, denn sie wollte sich nicht einfach so herumschubsen lassen. Doch war ihr Corax wichtiger, sodass sie dieses eine Gefühl hinunter schluckte und sich lieber daran hielt, dass sie zumindest nicht die Einzige war, die diese Entscheidung nicht gerade begrüßte.
Trotzdem konnte sie es nicht sein lassen und wollte ihre Antworten haben, aber sie wurde nicht erhört. Stattdessen schob der Kapuzenträger es hinaus und führte sie durch die Akademie, bis es vorläufig zu spät für ihre Neugier war.
Sie betraten einen Balkon und hatten dadurch einen viel zu guten Überblick über das, was sich in diesem Hof abspielte. Andererseits konnten sie nichts tun, um diese unwürdige Szenerie zu beeinflussen, sah man einmal von ihren magischen Fähigkeiten ab, denn der direkte Weg hinunter würde bei viel Glück lediglich schmerzhaft enden. Bei einer weniger gelungenen Landung hingegen...
Die junge Frau hätte sich diesen Anblick gerne erspart und nachdem sie keinen direkten Blick auf ihren widerlichen Schuft hatte gewinnen können, fühlte sie sich nur noch abgestoßen von all dem und wollte weg davon. Der Gedanke indes, wer sich unter dem Rock befinden könnte, lauerte bereits in ihrem Hinterkopf und je mehr er in den Vordergrund drängte, desto stärker wurde das Gefühl, davor fliehen zu wollen.
Also kam ihr über die Lippen, was sie von der Szenerie hielt, und sie wich instinktiv zurück. Nicht sonderlich weit, da sie jedoch keinen Blick nach hinten warf, kam es dazu, dass sie gegen jemanden prallte. Sofort erstarrte sie bei der Berührung und hielt sogar die Luft an. Was sollte das?!
Ihre Augen huschten zur Seite, sodass sie erkennen konnte, um wen es sich bei der Person in ihrem Rücken nicht handelte. Und das sorgte dafür, dass sich ihr Puls erneut beschleunigte. Warum? Warum dieser Zusammenprall? Hatte er sie nicht kommen sehen, war abgelenkt gewesen... oder hatte er es darauf ankommen lassen wollen? Aus welchem Grund?! Ihre Gedanken drohten, sich im Kreis zu drehen und immer schneller jagen zu wollen, während sie sich kaum noch auf das konzentrierte, was sich vor ihr abspielte.
Bis sie den Druck in ihrem Rücken spürte, der dafür sorgte, dass sie wieder nach vorne trat. "Was...?", entkam es ihr noch verständnislos auf seine Worte hin. Da holte auch sie die trockene Hitze neben sich aus ihrem kurzen Taumel der Verwirrung.
Ihr Kopf drehte sich zu der Sarmaerin, die aussprach, was auch sie wollte, und trotzdem eine Alarmglocke in ihr zum Schrillen brachte. Allerdings kam sie nicht dazu, etwas von sich zu geben, denn sie fühlte, wie ihre Hand bewegt wurde... und ausgerechnet auf derjenigen der anderen zum Liegen kam!
Noch deutlicher als zuvor spürte sie die Hitze und keuchte erstickt auf, weil sie einen Moment lang meinte, gleich vollständig verdampfen zu müssen. Schon regte sich ihre eigene Magie, sorgte dafür, dass ihr der Schweiß aus den Poren trat und ihre eigene Körpertemperatur herunter fuhr. Dass vorerst nicht mehr geschah, lag daran, dass sich noch eine dritte Hand zu ihnen gesellte und diese war... wie ein Bindemittel, etwas, das sie beide zusammenhielt und beruhigte zugleich.
Noch während sie verwirrt blinzelnd darauf sah, hörte sie auch wieder seine Stimme. Sie umhüllte sie, beruhigte sie und schien sie einlullen zu wollen, sodass die Welle in ihrem Inneren an Höhe verlor und allmählich harmlos wie an einem Strand auszulaufen begann, anstatt sich an einer Klippe zu brechen.
Langsam hob sich ihr Blick, wanderte zu der Kapuze und suchte in deren Schatten nach mehr Anhaltspunkte als ein paar goldene Sprenkel. "Wer...?", begann sie selbst, ungeachtet dessen, dass auch der Kapitän sich einmischte.
Erst das Knurren an ihrer Seite gefolgt von einigen aufschlussreichen Worten holten sie aus ihrer schützenden Hülle. Erneut blinzelnd sah sie anfangs zu dem Glatzkopf, doch rasch folgte sie seiner Blickrichtung. Als ihre Augen auf den Dunklen trafen, der sich nun nicht länger unter dem ausladenden Rock befand, sondern artig wie ein Schoßhund neben der Hexe saß.
"Nein...", keuchte sie auf und zog ihre Hand weg, um mit beiden Händen sich an die Balustrade klammern und so den Halt bewahren zu können. Ein Zittern lief durch ihren Körper und während sich eine neue, noch viel mächtigere Welle in ihrem Inneren zusammen zu brauen begann, schwammen ihre Augen schlagartig in Tränen. So konnte sie zwar keine Einzelheiten mehr sehen, allerdings bewahrte sie das nicht davor, die gönnerhafte Geste wahrzunehmen, mit der die Hexe ihrem Raben über den Kopf strich. Das und das Wissen, das schlagartig aus seiner Lauerposition hervor springen konnte, was er soeben getan hatte, sorgten dafür, dass nun sie diejenige wäre, die alle Pläne versauen würde.
Azura schüttelte leicht den Kopf, als wolle sie noch immer nicht akzeptieren, welche Erkenntnis sie gewonnen hatte, und wisperte erneut ein ablehnendes "Nein". Dabei jedoch klammerten sich ihre Finger bereits so fest an das Material, dass ihre fahle Haut auch den letzten Rest Farbe verlor und ihre Knöchel weiß hervor stachen. In ihr brodelte es, wie siedendes Wasser, dessen Dampf durch einen Deckel nicht entweichen konnte und somit immer mehr Druck aufbaute, um das Hindernis am Ende wegsprengen zu können.
Auch in ihrem Umfeld würde sich ihr Element in Bewegung setzen, ganz gleich, ob es sich dabei um Wasser oder Lebensflüssigkeit handeln mochte, das spürte sie. Eine wirkliche Kontrolle darüber hätte sie nicht und garantiert würde sie sich übernehmen, um in wenigen Minuten unnütz und leblos zusammen zu sacken. Aber daran dachte sie nicht und beruhigen lassen würde sie sich unter diesen Umständen gewiss auch nicht. Im Gegenteil!
Plötzlich und ohne sich aufhalten zu lassen, schrie sie aus Leibeskräften seinen Namen:"Corax!" Dabei riss sie sich die eigene Kapuze vom Kopf. Wenngleich nicht, damit er zu ihr blicken und sie erkennen könnte, derart rational dachte sie gar nicht mehr. Nein, es geschah vielmehr aus dem Impuls heraus, besser und uneingeschränkt sehen zu können, denn sie suchte fieberhaft nach einem Zugang zum Hof.
Aber in ihrer Eile konnte sie keine Treppe oder Leiter oder ähnliches ausmachen und springen war ihr dann trotz allem zu... riskant. Also machte sie etwas anderes, etwas, das mit seiner Hilfe schon einmal funktioniert hatte. Wenn auch nicht, ohne davor noch aus vollen Halse zu brüllen:"Lass deine dreckigen Pfoten von ihm, du Hexe!" Um dann all ihre Konzentration darauf zu verwenden, sich eine Flutwelle zu erschaffen, die sie von hier oben sicher bis nach unten bringen würde.
Dass sie damals, auf dem Schiff, eher auf die Planken gestürzt und danach bewusstlos geworden war, blendete sie in diesem Moment aus. Sie wollte sich nur daran erinnern, wie sie mit der Verstärkung seiner Magie auf der Welle in die Höhe geritten war. Und genau das wollte sie nun wieder erreichen! Um vielleicht die Hexe auch gleich ertränken zu können, das wäre ihr im Moment am liebsten... Doch erst einmal wollte und musste sie zu ihrem Raben und ihn befreien und niemand sollte sie aufhalten!
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Sonntag 19. Februar 2023, 14:40

Es kam einem Fehler im Plan gleich, dass sie über all die Notwendigkeit, Corax zu retten vergessen hatten, dass Madiha die Gegenmagie in sich trug. Dass sie nicht darüber nachgedacht hatten, was das für sie und alle anderen bedeuten konnte. Azura hatte den Denkanstoß gegeben, aber keiner von ihnen war erfahren genug in Sachen Magie, um näher darüber nachzudenken und gleichzeitig auch einen handfesten Plan aus dem Ärmel zu schütteln. Madiha kannte nichts von ihrem inneren Feuer, da sie nie eine Prüfung auf Magie abgelegt hatte. Bevor es dazu gekommen war, wurde Sarma von dem dunklen Volk überrannt. Gleichwohl war Caleb niemand, der sich langfristig damit beschäftigt hatte. Er wusste gerade noch, dass die Feuerakademie der vielleicht richtige Ort für sie gewesen wäre. Nun stand sie in einer vollkommen gegensätzlichen Akademie und schaffte es nicht mit einem Fingerschnippen alles Wissen aufzuholen. Der Fremde, Kjetell’o Aschwurz, versuchte Hilfestellung zu geben, doch Madiha fand sich in diesem Wirrwarr nicht zurecht. Sie hatte das Gefühl in einem brennenden Inferno zu stehen und Chaos über das imaginäre Land in ihrem Innern zu bringen. Sie sah eine ausgedörrte Landschaft vor sich, überall züngelnde Flammen und ausgewachsene Brände. Und sie fühlte sich wohl in diesem Feuer, der Wärme und dem flackernden Licht. Was ihr hingegen nicht gefiel, war die Zerstörung ihrer Umgebung. Es entsprach nicht ihrem Wesen, sich zornig einen Weg freizusprengen, wo sonst keiner wäre.
Madiha zeigte sich zumeist ruhig und vorsichtig. Jetzt aber war davon kaum noch etwas übrig. Mit der drohenden Auslöschung ihrer selbst durch die geballte Wassermagie um sie herum, kämpfte sie einen Kampf an mehreren Fronten. Sie wollte nicht auffallen, glühte aber scheinbar so sehr, dass man aufmerksam wurde. Sie wollte auch nicht kopflos und impulsiv handeln, während so viel auf dem Spiel stand. Aber ihre Unruhe drängte sie zum Aktionismus, ohne groß darüber nachzudenken. Dann hatte sie auch Angst. Sie rüttelte nicht an ihrer Entschlossenheit, aber sie schürte die Unausgeglichenheit nur noch mehr. Warf brennende Scheite in das innere Inferno und fachte es zusätzlich an. Kjetell’o bemühte sich mit ruhiger Art und einnehmendem Duft, um Ruhe. Und sie hörte tatsächlich zu, war bestrebt, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Madiha wollte nicht alles aufs Spiel setzen. Aber sie war eben auch so unerfahren in allem, was das Leben ihr derzeit vor die Füße legte. Sie musste alles auf einmal lernen und beweisen, dass sie dem Leben würdig war, welches sie sich so hart erkämpft hatte. Ihr Wille war stark, auch wenn ihre Erfahrung kaum ausreichte. So zog sie sich in sich selbst und innerhalb der Gruppe zurück.

Sie verschloss sich ein wenig, versuchte niemandem zu nahe zu kommen und versuchte die Worte des Fremden umzusetzen. Ihr gelang es mit nur mäßigem Erfolg, doch kamen sie heil auf dem Balkon an. Das Mädchen hatte sich soweit im Griff als das sie sogar ein wenig ruhiger hatte werden können. Sie wollte nicht länger gegen das Wasser ankämpfen, auch wenn ihre Flammen es um einiges erschwerten. Dann aber sah sie die schrecklichen Bilder… Ihre hart erkämpfte innere Ruhe bröckelte augenblicklich und zerfiel in einer erneuten Feuerwand zu Staub. Ungläubig starrte sie mit tränennassen Augen auf die Szene, die sich unter ihren Füßen abspielte und sie bekam nicht mal mit, wie Azura gegen Kjetell’o lief und dieser sie wieder nach vorne schob. Nichts davon erreichte Madiha, die sich nur noch auf die malträtierten Sklaven konzentrieren konnte und einen Flashback nach dem nächsten erlebte. Die Ruhe war dahin und in ihrem Innern loderten die Flammen wieder zornig auf. Dass sich noch mehr Hitze entwickelte, bemerkte sie gar nicht. Auch die Blicke der Wassermagier, die nach der Quelle der Wärme Ausschau hielten, bemerkte Madiha nicht. Ihr Blick bohrte sich gerade in Serpentis. Bis diese mit einem Mal den Blick hob und sie für Sekunden einander in die Augen starren konnten. Madiha zuckte für einen kurzen Moment zusammen, weil die Hexe sie direkt musterte. Dann aber spürte sie plötzlich die kühlen Finger auf ihrer hitzigen Haut. Ihr Blick brach ab und sie starrte auf die Hand, die ihre berührte.
Sie folgte dem Arm und sah Azura neben sich stehen, ehe auch die Hand des Fremden den Druck auf ihrer eigenen erhöhte. Ihr Herz raste. Madiha spürte die Last der beiden Hände auf sich und wollte wegziehen. Sie glaubte ertrinken zu müssen. Doch dann raunte in ihrem Rücken die Stimme aus dem Dunkel der Kapuze hervor und ließ sie innehalten. "Madiha, du musst dich beruhigen. Die Herrin der Akademie und du teilen sich das gleiche Element. Sie spürt deine Unausgeglichenheit. Versuche, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aus blinder Wut heraus wurde noch keine Heldin geboren. Saphira, sei ihr Gegenpol. Sei rational und klar, wie das Wasser. Umströme sie, um ihr Gemüt abzukühlen, aber bring ihre Flamme nicht zum Erlöschen. Keine Heldentat wurde je erfolgreich vollbracht, ohne die Leidenschaft im Herzen. Könnt ihr beiden das, zum Wohle aller?" Die Worte waren wie eine sanfte Briese, die sich ihren Weg durch eine Schutzmauer hindurch suchte und im Innern es trotz der Barriere schaffte, Kühle zu versprechen.
Das Mädchen starrte auf ihre Hand unter den anderen. Sie konnte fühlen, dass auch Azura auf einmal ruhiger wurde. Ihr inneres Bild einer chaotischen Landschaft mit brennendem Gehölz und schwelendem Boden flammte wieder vor ihrem inneren Auge auf. Sie fühlte sich zwar einerseits geborgen, aber auch verängstigt. Überall waren Glutnester und ein dickflüssiger Lavastrom schlängelte sich langsam, aber verheerend durch das Bild. Doch mit einem Mal veränderte sich dieses Bild der Zerstörung. Madiha konnte plötzlich fühlen, wie die ruhige Stimme in ihrem Rücken und der Druck der Hände etwas mit ihr anstellte. Sie hörte Kjetell’os Stimme wie ein Echo in ihrem Innern. Es hallte durch ihre Seele, wie ein fegender Wind, der eine Kerze löschen wollte. Und sie hörte zu. Sie wurde ruhiger. Plötzlich konnte sie wahrnehmen, wie ihr Innerstes die geballten Fäuste öffnete und ein wenig sanfter wurde. Noch immer war da der Lavastrom, doch nun floss er beinahe dahin, während links und rechts von ihm mit einem Mal eine grüne Wiese zu erkennen war. Madiha konnte einen gewissen Frieden wahrnehmen und runzelte überrascht die Stirn. War das die Kühle, die Besonnenheit von Azura? Meinte er das? Sie konnte fühlen, wie sich ihre Magie mit einem Mal nicht mehr auflehnte, sondern an das fließende Nass anpasste. Ihre Magie floss nun durch ihren Körper, anstatt dass sie verzehrte. Sie verstand, was der Fremde meinte… „Oh…“, entfuhr es ihr überrascht, ehe aber die Verbindung zu Azura abbrach.

Sofort änderte sich das Bild wieder und das Feuer züngelte ein wenig höher. Doch Madiha hielt an dem Gefühl fest und versuchte es, krampfhaft an Ort und Stelle zu halten. "Bei Ventha, er ist es.", brummte Jakub und riss nicht nur Azura aus Kjetell’os Kokon. Madiha blinzelte als wäre sie kurz in Trance gewesen, ehe sie den Kopf wandte und auf den Raben blickte. Auch sie keuchte entsetzte und starrte auf das Gesicht des Raben, der aufgehört hatte ans Fliegen zu glauben. Madiha’s Herz wurde schwer und die drückende Last raubte ihr das friedvolle Gefühl von zuvor. Die Schmerzen, die er erdulden musste, die Erniedrigung, die er erlitt. Madiha fühlte seinen Schmerz nach und Tränen rollten ihr über das Gesicht, die wohl gleich wieder verdampften. Sie presste die Zähne aufeinander, weil sie schreien wollte, doch Azura handelte in diesem Moment. Madiha konnte fühlen, wie die Wellen stärker schlugen, wie die See aufpeitschte und drohte, sintflutartig auf sie alle niederzugehen. Ihr Feuer begehrte dagegen instinktiv auf und wollte mit gleicher, brachialer Gewalt zurückschlagen. Wollte sich nicht unterkriegen lassen, doch bevor sie den letzten Fetzen an Erkenntnis bezüglich ihrer Magie verlor, griff sie nach Kjetell’os Hand und drückte diese. Sie wollte die Verbindung halten, wollte verhindern, hier und jetzt zu verbrennen. Sie würde nur die anderen in Gefahr bringen und die Zerstörung aus ihrer inneren Vision wahrwerden lassen. Nein, Madiha hatte verstanden und bemühte sich redlich, dem Drang standzuhalten. Das äußerte sich in ihrem verzweifelten Griff. Er musste ihr jetzt helfen, denn sie keuchte abermals, weil ihr Innerstes zu stark loderte. Dann schrie Azura Corax‘ Namen und schleuderte der Hexe ihre Drohung entgegen.
Madiha blickte zu ihr und schüttelte energisch den Kopf. Wie sollte sie bei diesem Aufwallen an Emotionen die Ruhe des Wasser nutzbar machen?! Wenn ihre eigenen Emotionen hochkochten, unabhängig von ihrer Magie, einfach weil sie wahrhaftig nachempfand, was Corax erdulden musste?! Ihr Blick glitt zum Fremden. Goldene Sprenkel… Ruhe… Vanille und Zitrone… fließend… Madiha sah zu Azura zurück, schloss die Augen und suchte das Bild in sich, während die Andunierin bereits ihrer Magie die Leine entriss. Madiha’s Gesicht war angestrengt verzerrt, denn ihr Inferno fraß ihren guten Willen auf. Fließend… sie erinnerte sich an das ruhige Bild, mit dem fließenden Lavastrom. Sie spürte, dass ihre Magie handeln wollte. Dass sie hinauswollte. Der Druck war immens. Das Feuer wollte dem Wasser zeigen, dass es in nichts nachstehen musste. Einzig Madiha’s Gemüt versuchte tatsächlich, wie Kjetell’o es sagte, dem flammenden Hengst das Geschirr anzulegen. Sie verstand es auf einmal und das Bild änderte sich erneut. Der Lavastrom wurde erst zu einem Klumpen. Dann formte daraus sich ein feuriges Tier mit flammenden Nüstern und Augen. Und Madiha stand vor ihm, versuchte die Hand auszustrecken und es zu zähmen. Allerdings machten es die Situation ihr nicht einfach und würde sie sich die Finger verbrennen und zurückzucken, dann würde auch ihre Magie einer verheerenden Feuerwalze gleich herausbrechen und sich vielleicht mit Azura’s verbinden – um einen Sklaven zu retten, der glaubte, es nicht verdient zu haben.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Februar 2023, 14:24

Drei Hände lagen übereinander. Drei Personen spürten, dass Magie unterschiedlicher Natur existent war und in diesem Knotenpunkt aufeinandertraf. Kjetell'os Finger, die oberhalb derer beider Frauen lagen, drückten diese nicht nur sanft aufeinander, sondern er schien gleichzeitig auch zu leiten und zu lenken. Nicht nur seine Worte lösten etwas aus.
Madiha lud ihre Hitze immer weiter aus. Ihre Aura wuchs, machte inzwischen sogar Außenstehende auf sie aufmerksam. Sie konnte es nicht verhindern. In ihrem Inneren brachen sich Bilder von verbrannter Erde, schwelenden Baumgerippen und dem schwarzen Geruch von Asche Bahn. Sie spürte das Knistern unter ihrer Haut, das sie selbst zu einem Stück Kohle verzehren könnte und zugleich wuchs in ihr auch die Angst, schlimmer zu enden, wenn sie sich nicht gegen all die vorherrschende Wassermagie auflehnte. Es war für jeden feuermagisch Begabten nur natürlich, seinen Funken nicht vom Gegenelement verlöschen zu lassen. Madiha hatte nur nie gelernt, dass die bloße Anwesenheit des anderen Elements nicht sofort ihr Ende bedeutete. Feuer und Wasser herrschten überall auf Celcia vor. Sie vernichteten sich nicht zwangsläufig gegenseitig, im Gegenteil. Sie konnten einander sogar Dinge bewirken. Der Kessel mit Wasser über dem Ofen verwandelte sich in die Basis einer Suppe, angeheizt durch Feuer. Es funktionierte also. Sie musste es nur lernen.
Azura und Kjetell'o halfen ihr dabei. Die Andunierin spürte es ebenfalls. Der Kapuzierte mit den goldbefleckten Augen leitete sie. Er hatte sich Azura herangeholt, um das Wasser in Madihas Nähe zu bringen. Er selbst bewirkte zwar ebenfalls etwas, das sie gut spüren und als Magie wahrnehmen konnte, aber es glich nicht ihren Wasserspielen. Er beherrschte keine Wassermagie. Er fühlte sich an wie ... ein wenig wie Madiha, aber nicht so ungebändigt und aufbrausend. Er hatte sich unter Kontrolle. Gleichzeitig würde Azura in Kjetell'os Wirken eine vertrautheit wiedererkennen, gleich einem Funken, den sie selbst besaß. Sie lauschte seinem eigenen Feuer. Es war nicht zerstörerisch und verheerend wie das der Sarmaerin. Es verteidigte sich nicht, als wäre es ein in die Enge getriebenes Tier. Es glomm unterschwellig im Hintergrund, ein kleines Kaminfeuer, das die Szenerie beobachtete und nur indirekt, aber dennoch sehr bewusst mit seiner beruhigenden Wärme Einfluss auf die Anwesenden nahm. Genau das war Kjetell'o. Er beherrschte also ebenso Feuermagie wie Madiha. Azura ereilte als einzige diese Erkenntnis, die die andere junge Frau in ihrer mangelnden Kontrolle wohl nicht mehr berücksichtigen konnte. Aber Azura bemerkte es. Sie spürte Kjetell'o, weil sein Feuer doch irgendwie anders war als Madihas. Sie spürte es aber auch in sich selbst. Ein winziges Glimmen, ein Funke nur, aber vorhanden ... sehr, sehr, sehr tief. Wenn sie sich zu stark darauf konzentrierte, wankte gar ihre eigene arkane Kraft. Kjetell'o glich dies durch etwas mehr Druck auf ihre Hand aus. Er war wie das Zünglein an der Waage, deren Schalen auf einer Seite Azura und auf der anderen Madiha darstellten. Er bewegte sich minimal, um beide aufeinander abzustimmen und ins Gleichgewicht zu befördern.
Leider hatte er dadurch keinen Augen für Faktoren von außen und Jakubs Worte luden sich auf Azuras Waagschale ab wie eine Tonne Gewicht, die sie schließlich zum Überkippen brachte. Schwer lastete nun die Erkenntnis auf ihr. Was sie vermutet hatte, bewahrheitete sich und nun war sie es, die sich Unbändigkeit einverleibte, um ihre eigenen Emotionen damit zu nähren. Madiha spürte nicht nur aufgrund ihres Verstehens, dass sie ihr Feuer ein wenig zähmen konnte. Es lag auch daran, dass Azura mit ihrem Wegziehen der Hand einen Teil davon mit sich riss, ohne sich selbst dessen bewusst zu sein. Sie hatte Feuer angenommen und brachte ihre wassermagischen Kräfte damit zum Kochen, während ihre Augen die Platten des Ofens bildeten, auf dem ihr Wasserkessel stand. Sie sah ihren widerlichen Schuft, der alles andere als lebensfroh wirkte und alles in ihr drohte, sich in eine brennende Flutwelle zu verwandeln.
Auch Kjetell'o erkannte es plötzlich und sprach seinen Irrtum aus. Die Gruppe suchte nicht nach Serpentis Mortis.
"Ihr habt Recht", antwortete ihm Caleb, der sich bislang angesichts all der Magie im Hintergrund gehalten hatte. Dem Helfenden wollte er aber keine Erklärung schuldig sein. Jener hatte Madiha vor sich selbst bewahrt, das hatte er gespürt, als ihre Aura aus Hitze abgeschwächt war. Es war nur gerecht, ihm mit Antworten entgegen zu kommen. Vielleicht konnte Kjetell'o dann erneut helfen. Denn alles schrie danach, dass sie seine Ruhe brauchen würden. "Wir wollen unseren Freund retten", konnte er noch sagen, ehe Azura die Aufmerksamkeit aller auf sich zog.
Dabei sah Azura selbst kaum noch etwas. Tränen verschleierten ihre Sicht und nahmen immer größere Formen an. Sie erinnerte sich an die Flutwelle, auf der sie als Venthazura, Herrin der Meere, geritten war. So kraftvoll und uneinnehmbar. So gewaltig wie die Göttin selbst. Sie suchte all ihre Mächte im Inneren zusammen und es war nicht schwer, diese zu finden. Sie befand sich in der Akademie der Wassermagie. Sie war umgeben von Wasser gleich einem Wanderer, der in der Wüste Sar nach einem Sandkorn suchte. Sie brauchte nur zuzugreifen. Die arkanen Mächte des Wassers umgaben sie überall. So langte sie zu.
Dampf stieg von ihr auf, als sei sie die feuermagisch Begabte der Gruppe. Tief in ihrem Inneren aber schrie ein bis dahin unbekannter Funken um Hilfe. Etwas in ihr wollte nicht verlöschen, doch Azura besaß gerade kein Ohr für die kleine Stimme. Sie hörte nur sich selbst. Ihren eigenen Ruf nach ihrem Raben, der die Wogen um sie auftürmte, dass es wie stürmische See unter einem prasselnden Gewitter in ihren Ohren rauschte. Sie dachte unablässig an die Woge, welche Venthazura an Deck der Blauen Möwe gespült hatte. So wollte sie sich zu Serpentis in den Hof tragen lassen.
Unglücklicherweise mochte ein solcher Zauber nur gelingen, wenn ein Grauschelm seine Finger mit im Spiel hatte und ihr die Illusion vorgaukelte, wirklich das Meer zu beherrschen - ihre Magie zu beherrschen. Azura war weit davon entfernt, sich Wassermagierin zu schimpfen. Ihre ungeschulten Kräfte, ihre Spielereien mit Tropfen oder kleinen Wellen, waren nichts im Vergleich zu dem, was sie in ihrem Kopf heraufbeschwor.
Ihre eigenen Tränen formten sich, wuchsen heran und trugen sie tatsächlich über die Brüstung und in den Hof hinein, aber noch auf ihrem Weg hinunter schwankten die Fluten. Sie ließen sich nicht lenken, nicht ausrichten. Azura spürte, wie ihr die Zügel entglitten. Sie mochte schon einmal ein Pferd in ihrem Leben gestreichelt haben und vielleicht auf einem geritten sein. Nun aber kam es ihr vor, als müsste sie mehrere Dutzend wilder Kriegsrösser mit nur einem Geschirr bändigen, während die panischen Pferde mit den Hufen nach ihr traten und in alle Richtungen davonstieben wollten. Eine Anfängerin wie sie konnte dessen nicht Herrin werden und so wie das imaginäre Band des Geschirrs zerriss, so lösten sich auch die magischen Wellen auf. Sie spritzten auseinander, wirbelten als Tropfenmeer durch die Luft und prasselten als kurzer, harter Regenguss in den Hof. Azura war der einzig harte Tropfen, welcher unsanft auf dem Stein zum Landen kam. Zu allem Überfluss musste sie ihren Sturz mit der ohnehin ramponierten Schulter abfangen, dass der Schmerz durch ihren ganzen Körper jagte und sie kurz benommen, sowie handlungsunfähig machte. Genug Zeit für alle anderen zu reagieren.
Die meisten hingegen glotzten nur. Vom einfachen Zuschauer über die Wachen und gar bis zu den verurteilten Magiern im Hof und ihrem Auspeitscher starrten sie allesamt auf die Szenerie, die Azura über die Balustrade hinunter in den Hof befördert hatte. Auch Serpentis Mortis betrachtete sich das unter Schmerzen windende Bündel Mensch am Boden. Sie musterte Azura länger als nötig, während Erkenntnis in ihren schwarzen Augen aufblitzte und sich allmählich ein kaltes Lächeln auf ihren Zügen ausbreitete.
Nur einer schaute nicht hin. Corax hielt weiterhin den Kopf gesenkt, unter der Hand der Akademie-Herrin, die ihm kräftiger ins kohlrabenschwarze Haar fasste.
Noch jemand fasste zu. Madiha umklammerte mit ihren Fingern Kjetell'os Hand. Er durfte sie jetzt nicht loslassen, damit Azuras Versuch einer gewaltigen Flutwelle nicht auch noch eine Woge aus brennender Lava folgte. Madiha glaubte trotz ihres neu gewonnenen Verständnisses ihrer eigenen Fähigkeiten, dass auch sie gleich verglühen könnte vor Zorn und der Erinnerungen an ihr eigenes Leid, das ihr immer wieder durch Corax an die Oberfläche geholt wurde. Sie verstand sein Leid, konnte alles nachempfinden und es nährte ihr Feuer auf's Neue. Bevor die Hitze wiederholt durchbrach, suchte Madiha daher Hilfe bei dem Mann, der anscheinend vollkommen uneigennützig erkannt hatte, in welcher brenzligen Lagen sie steckte und der helfen konnte.
Kjetell'o drehte seine Hand unter ihren Fingern, um sie anschließend mit den seinen zu verflechten. Er hielt Madiha und schon entstand in ihrem Bild aus Asche, verbrannter Erde und Lavaströmen diese kleine grüne Stelle mit einem von Steinen abgesteckten Schutzbereich. Dort flackerte ganz friedlich, fast schon besinnlich ein Lagerfeuer, das einlud, in seinem Schein und seiner Wärme von all dem zu erzählen, was einen so aufwühlte. Dort fand man Geborgenheit, Schutz und Frieden. Kjetell'o riss Madiha nicht aus ihrem feurigen Land, aber er bot ihr eine Möglichkeit an, durchzuatmen. Er lud sie ein, solange sie nur an ihm festhielt und das tat sie. Er ließ nichts Anderes zu, weil auch er sie hielt.
"Komm. Jemand braucht dich", säuselte er ganz ruhig, als stünde nicht gerade so viel auf dem Spiel. Einzig die leichte Aufforderung zur Eile, die in seinen Worten mitschwang, verdeutlichte auch sein Verständnis für die Gefahrenlage. Er nickte Caleb und Jakub ebenso zu und wies dann mit ausgestrecktem Finger zu jenen Treppen, welche Azura in ihrer aufschäumenden Wut übersehen haben musste. Denn tatsächlich gab es Zugänge vom Balkon aus zum Hof und zwar gleich zwei, einer hinter jedem der schönen Brunnen. Sie wurden zwar bewacht, doch die Gerüsteten dort achteten für diesen Augenblick alle noch immer auf Azura. Madiha und ihre Begleiter konnten problemlos an ihnen vorbei und nun ebenfalls in den Hof huschen. Es wirkte befremdlich und alles wie in Zeitlupe, denn erst als sie auch Azura erreichten, schien die Welt sich erneut zu drehen.
Caleb und Jakub knieten zu der Andunierin nieder, um ihr auf die Beine zu helfen. Van Tjenn schob sich anschließend aber sowohl halb vor sie als auch vor Madiha. Er, der keinen Funken Magie in sich trug, nahm die Rolle eines menschlichen Schutzschildes vor Serpentis Mortis ein - einer begnadeten Feuermagierin, die sich augenscheinlich selbst inmitten einer Akademie des magischen Gegen-Elements wohl fühlte.
Sie grinste noch immer, strich ihr an den Spitzen rot gefärbtes, ansonsten aber tiefschwarzes Haar zurück und erhob sich aus ihrem Thron. Dabei löste sie die Finger nicht aus Corax' Schopf, sondern zog ihren Lustsklaven auf diese Weise ebenfalls auf die Füße.
"Na, die kleine Schlampe dort kenne ich doch. Siehst nicht ganz lebendig aus." Sie grinste etwas breiter, musterte anschließend die übrige Gruppe, wobei ihr Blick erneut einen Moment länger als nötig auf Madiha ruhte. "Und ihr seid wegen ihm hier, hm? Wollt ihr ihn retten? Was sagst du dazu, Corax, mein Schätzchen?" Sie zerrte an seinem Haar, bis er aufrecht neben ihr stand. Er blickte die Gruppe aus toten Augen an. Leidvollen Augen, die irgendwie nicht seine waren.
Von anderen Ecken des Hofes aus setzten sich langsam dunkelelfische Wachen, aber auch Magier in schwarzen Roben in Bewegung. Selbst der Knecht mit der Peitsche ließ von den in der Senke befindlichen Opfern ab. Aber es war erneut Serpentis, die ihre Stimme erhob und nicht nur das. Plötzlich blitzte etwas in ihrer anderen Hand auf, als sie Corax Schopf empor riss. Eine Klinge strich mit routinierter Geste über seinen gestreckten Hals und verpasste ihm ein Lächeln, das in blutigem Widerspruch zu allem Leid stand, welches sein Leben von Kindesbeinen an begleitet hatte. Er röchelte, während sein Blut aus dem künstlich geschaffenen Lächeln hervorsprudelte und einen neuen Brunnen im Hof bildete. Dann ließ Serpentis ihn fallen.
"Tja, ihr kommt zu spät wie es aussieht."
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Dienstag 21. Februar 2023, 13:32

Die junge Frau selbst wäre nicht auf die Idee gekommen, ihre Hand auf die der anderen zu legen, um diese zu kühlen und zugleich eine Art Gleichgewicht in deren Inneren wiederherzustellen. Wobei das nicht, oder zumindest nicht ausschließlich, daran lag, dass die Sarmaerin gesellschaftlich gesehen viel zu weit von ihr entfernt war, um auch nur irgendeine Berührung zu legitimieren, die nicht von Azura ausginge.
Nein, auch sie war schlicht und ergreifend unerfahren in Bezug auf Magie und all ihr Handeln, das über kleine Wasserspielchen hinaus ging, geschah rein instinktiv. Doch damit ebenso unbeherrscht und unkontrolliert wie bei der anderen. Außerdem hatte sie sich vorhin auf der Brücke gefühlt verbrannt an ihr und kannte das Gefühl des Verlöschens viel zu gut, als dass sie einen engeren Kontakt tatsächlich wünschte.
Jetzt allerdings lag ihre Hand auf der glühenden Haut und obendrauf kam noch jemand, sodass sie sich von Feuer umhüllt wähnte. Denn so sehr dieser Kapuzenträger auch Ruhe ausstrahlte und diese auf sie überzugreifen verstand, erkannte ihre Magie den Gegenpol zu sich auch in ihm. Wie das möglich war, konnte sie nicht sagen, aber sie war davon schlagartig überzeugt, dass er genauso ein Feuermagier war. Wenngleich einer mit ungleich mehr an Erfahrung... und Beherrschung.
Jedoch... da war noch mehr! Irgendetwas in ihrem Inneren sprach auf seine Nähe und seine Begabung an. Es war anders als zuvor, hatte nichts mit der Anziehung zwischen zwei Personen zu tun, sondern stellte sich eher als eine Art... Verbundenheit heraus. Zumindest glaubte sie das. Es war, als hätte er etwas an sich, das einen Funken tief in ihr drin zum stärkeren Glimmen bringen könnte, weil es auch ein wenig vertraut war. Zugleich aber wäre es auch gefährlich, sollte er zu stark werden, denn all das Wasser in ihr konnte nicht nur kochen, sondern im Zuge dessen auch verdampfen. Sie selbst könnte verdampfen!
Ein kleines, leises Keuchen entkam ihr, doch schon war da wieder seine Hand, die mit einem leichten, sanften Druck daran erinnerte, welche wohlige, ruhige Wärme er verströmte. Es hätte sich also alles in so manchen Wohlgefallen entwickeln können, wenn... ja, wenn die Wirklichkeit sie nicht eingeholt hätte mittels der Erkenntnis des Glatzkopfes. Durch diese zerbrach die schützende Hülle um sie drei und nun war es die Andunierin selbst, die all ihre Beherrschung beim Anblick ihres Rabens verlor.
Einer hohen Sturmwelle gleich brachen die Gefühle über sie herein und sie benahm sich äußerst dumm, dumm und kindisch und beinahe schon lächerlich. Aber sie hatte nur noch Augen für ihren Liebsten und für die Hexe, die diesen quälte und benutzte. Die Tränen drängten dabei wie von selbst nach außen und auch alle Flüssigkeit um sie herum wollte von ihrer Magie verwendet werden.
Von jener Magie, die sie selbst einst an den Rand des Todes gebracht hatte als Kind und die sie daraufhin, um davor geschützt zu werden, niemals hatte richtig beherrschen lernen dürfen. Jetzt war das unwichtig, die Welle in ihrem Inneren türmte sich auf und wurde größer und größer, wollte alles mit sich reißen, während Azura darauf reiten wollte wie schon einmal. Wie viel davon jedoch das Werk der Illusion gewesen war, wusste sie nicht und selbst wenn... im Moment war ihr jegliches rationales Denken gehörig abhanden gekommen.
Dafür allerdings fühlte sie sich angehoben und von einer Welle getragen, wähnte sich schon mächtig genug, um dieses Kunststück von damals im Meer tatsächlich wiederholen zu können. Doch der Zauber wirkte nur kurz und war trotzdem derart stark, dass etwas in ihrem Inneren stach und ihr die Luft abzuschnüren drohte. Nicht lange, vielleicht nicht einmal für die Dauer eines Wimpernschlags und dennoch ausreichend, um ihr die Kontrolle zu entreißen.
Mit einem Mal verlor das Wasser unter ihr seine Spannung und prasselte gemeinsam mit ihr zu Boden, wenngleich mit dem Unterschied, dass sie mehr als unsanft aufkam und ihr der Schmerz, dieses Mal der physische, in ihrer Schulter erneut die Luft zum Atmen zu nehmen drohte. Ihr war schwindelig, ihr wurde übel und zu allem Überfluss merkte sie auch, wie die Dunkelheit sich ihres Geistes bemächtigen wollte. Somit reichlich mit sich selbst beschäftigt, um bei Bewusstsein zu bleiben, wäre sie eine leichte Beute für alle, die sie angreifen wollen würden.
Außerdem hatte sie keinen Blick für ihre Umgebung und bekam in den nächsten Sekunden nicht mit, wie sie angestarrt, angegriffen oder womöglich sogar ausgelacht wurde. Oder den Umstand, dass ihre Begleiter im Gegensatz zu ihr die Treppe nahmen...
So wimmerte sie auch leise vor Schmerz, inneren wie äußeren, als sie Hände an sich fühlen konnte, die sie auf die Beine zogen. Jene nutzlosen Dinger, die ihr Gewicht im Moment nicht von selbst tragen konnten, sodass sie mehr in dem Griff hing, als dass sie selbst stand. Blinzelnd und mit verzweifelt pochendem Herzen versuchte sie, endlich aus ihrer Benommenheit zurück zu finden und zu erkennen, welches Unheil ihr als nächstes drohen würde.
Doch entgegen ihrer Befürchtung wurde sie nicht von einem Dunklen gehalten, sondern von dem Glatzkopf. Eine Erleichterung, die allerdings dafür sorgte, dass ihre Knie noch weicher wurden und sie gefühlt sich noch schwerer anfühlen musste.
Als dann jedoch die Stimme des verhassten Weibsbilds erklang, ruckte ihr Kopf hoch und trotz der verschleierten Sicht bemühte Azura sich, die andere mit ihrem Blick zu fixieren. Ihre Augen wurden schmal dabei, als wäre sie kurzsichtig und hätte lediglich vergessen, ihre Brille aufzusetzen, um wieder scharf sehen zu können. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ungeachtet des qualvollen Pochens in ihrer Schulter, und sie versuchte, sich aus dem stützenden Griff zu befreien, als wolle sie gleich auf die andere zustürmen und sie mit eben jenen Fäusten traktieren, nachdem die Sache mit der Magie derart schief gelaufen war.
Dabei konnte sie sich die ein oder andere Verwünschung im besten Gossenjargon nicht verkneifen, die sie vor sich hin zischte. Bis die Hexe es übertrieb. "Er ist nicht dein Schätzchen, du dunkelelfische Missgeburt einer billigen Hure!", schleuderte sie der anderen ihre hasserfüllten Worte entgegen und machte eine Handbewegung, als wolle sie zur Unterstreichung auch einen Schwall Flüssigkeit in deren Richtung schleudern. Ob sie dafür noch ausreichend magische Kraft besaß, wusste sie nicht. Wie auch vorhin geschah es rein instinktiv.
Dann allerdings wandte sie ihren Blick ab und zu ihrem Raben hin, der sie ansah... und doch irgendwie auch nicht. So, als wäre er bereits tot und nur noch eine leere Hülle. "Nein...", keuchte Azura und tastete unbewusst wieder nach dem Glatzkopf, weil ihr die Knie erneut nachzugeben drohten. "Corax...", hauchte sie mit einem unterdrückten Schluchzen und spürte das Brennen in den Augen. "Was hat sie dir nur angetan...?"
Wimmernd wollte sie sich an ihren Halt klammern, wenn sie ihn denn gefunden hatte, denn nachsehen gelang ihr nicht. Ihr Blick hing zu sehr an ihrem Liebsten, für den sie sich ins Leben zurück gekämpft hatte. Warum? Warum nur kam sie jetzt zu spät, um ihn zu retten?
Während sich ihr Herz noch zusammenkrampfte und sie ihre Verzweiflung in Richtung Ventha schicken wollte, geschah die nächste Katastrophe. Plötzlich war da eine Klinge und dann floss Blut... "Nein!", kreischte die junge Frau auf und verlor gänzlich die Fassung.
Würde sie niemand aufhalten, würde sie sich an allen vorbei drängen und zu ihrem Liebsten laufen. Sie wollte ihn auffangen, ihn halten, seine Blutung stoppen, damit er leben konnte! Wollte auf ihn einreden, ihn trösten und zugleich beschimpfen dafür, dass er sie aufgegeben hatte und zu dieser Hexe zurück gekehrt war, die ihn ja doch nur quälen wollte.
Ob sie denn noch genügend Magie in sich hätte und diese so lenken könnte, um sein Blut am Heraussprudeln hindern zu können? Könnte sie allein durch Zauberhand seine Wunde solange verschließen und den Lebenssaft so in den Adern fließen lassen, dass sein Herz nicht aufhören müsste zu schlagen?
Was auch immer ihr noch möglich wäre, Azura würde so oder so kopflos handeln in dem Bestreben, ihren Raben nicht ein weiteres Mal zu verlieren, und ungeachtet der Konsequenzen für ihre eigene Existenz.
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Madiha Al'Sarma
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 21. Februar 2023, 20:38

Es war wohl einfach Madiha’s zweifelhafter Glückstag. Anders konnte man die Hilfe des Vermummten wohl nicht bezeichnen, denn wenn er nicht eingeschritten wäre, hätte es ein böses Ende mit ihr nehmen können. Nun war die Selbstzerstörung zwar vorerst aufgeschoben, was aber nicht bedeutete, dass Madiha aus dem Schneider war. Das Mädchen spürte die ungezügelte Kraft noch immer durch ihre Venen sengen und hatte große Mühe, sich darauf zu konzentrieren, sie nicht einfach loszulassen. Aber schon immer hatte sie einen gewissen Hunger nach Wissen verspürt. Sie wollte lernen und nur deshalb hatte Dunia begonnen, ihr das Lesen und Schreiben beizubringen. Und auch deshalb, erreichte der Unbekannte sie selbst in ihrem derzeitigen Zustand. Die Hände übereinander führten Madiha auf den richtigen Weg. Sie konnte spüren, wie sie durch das Wasser neue Möglichkeiten erhielt. Einzig diese Möglichkeiten festzuhalten und zu nutzen, blieb ihr verwehrt. Aber sie würde diese Tür nicht wieder schließen, das stand für sie fest. Ebenso wie sie sich Tag um Tag, Nacht um Nacht um die Kranken in der Akademie gekümmert und anschließend ihre Lektionen geübt hatte, würde sie gewiss auch hier eine stoische Verbissenheit an den Tag legen, um das Element in ihrem Innern bezwingen zu können. Oder es mit offenen Armen willkommen zu heißen, damit sie sich mit ihm verbinden konnte. Die einstige Sklavin bemerkte nicht mal, das Azura das aus verschiedenen Gründen ablehnen wollte. Sie war dieses Mal mit sich selbst beschäftigt und nutzte die Wassermagierin dafür, dass es ihr leichter fiel, sich zu beherrschen. Bis die Verbindung brach. Jakub Tauwetter sorgte für die Unterbrechung, die sie alle mit entsetzten Blicken auf die grässliche Wahrheit blicken ließen. Dort stand er. Corax. Rabenschwarz und unterwürfig.
Der Anblick entfesselte nicht nur Azura’s Zorn und Kummer, er näherte auch die Übermacht an Gegenelement, die Madiha beinahe die neuste Erkenntnis wieder entriss. Ihr eigenes Element wollte sich auflehnen und sich wehren, wollte verbrennen und zeigen, dass es nicht zu löschen sei. Doch sie erinnerte sich an die Worte. An die Ruhe, die möglich sein konnte. Und sie wollte nichts zerstören, was ihr doch am Ende so lieb und teuer geworden war. So griff sie nach der Hand des Fremden, die sie noch vor wenigen Augenblicken abgelehnt hatte und flehte ihn an, ihr zu helfen. Nur er konnte das jetzt, denn Azura ergoss sich in ihrem Leid und der Wut über die Hexe und hatte bereits den Boden unter ihren Füßen verloren. Und Caleb? Der Dieb stand in ihrem Rücken, das spürte sie. Aber er konnte nichts ausrichten. Und Jakub ebenso wenig. Also blieb dem Mädchen nur der Fremde, der sich bisher als hilfreich erwiesen hatte. Er war ihre einzige Chance, sich nun gegen die geballte Wut der schäumenden See zu erwehren. Dass Azura sich einen Teil ihrer feurigen Wut genommen hatte, ahnte Madiha nicht. Sie konnte nur die Geste des Wegziehens mit dem Abschwächen ihres Gefühls verbinden, doch dass es funktionierte, begriff sie im Moment noch nicht. Jetzt lag der Fokus ohnehin auf anderen Dingen, denn Azura übersah in ihrer Wut die naheliegenden Treppen und bot ein eigenartiges Bild. Sie schwebte über den Balkon, um auf dem blutbesudelten Boden des Innenhofes wieder zu landen. Das Mädchen starrte ihr nach, beeindruckt von ihrem Können.

Gleichwohl aber flammte ihr Entsetzen in Form von Rauchschwaden wieder auf, sodass sie die Berührung der Finger des Fremden zum Anlass nahm, ihren Blick für einen Moment von Azura zu nehmen und auf die Geste ihrer beider Hände achtete. Ihr Blick glitt zu Kjetell’o, der sich, ohne zu zögern ihrer annahm. Für eine Sekunde runzelte Madiha die Stirn, denn auch wenn sie die Hilfe erbeten hatte, war sie es nicht gewohnt, sie auch kommentarlos zu erhalten. Für einen Moment schwankte sie gedanklich, sodass sie sich fragte, ob sie den Preis dafür zahlen könnte, sobald er danach verlangte, doch dann spürte sie wieder nur den Zorn über die Situation und das Leid des Raben. Bis sich in ihrer Feuer-Ödnis eine kleine Oase auftat. Ihr innerer Blick fiel darauf und sie konnte sich selbst sehen, wie sie unsicher darauf zuging. Es war einladend und das prasselnde, kontrollierte Feuer, zog sie regelrecht an. Das war der Ruhepol, der sie im Zaum halten konnte, sie wusste es. "Komm. Jemand braucht dich" Ihr Druck um die Hand des anderen wurde größer, denn sie glaubte, dass das mehr Schutz bieten würde für sich und alle um sie herum. Dann nickte sie langsam, dass sie folgen würde. Mühelos gelangten sie auf die untere Ebene und ihr graublauer Blick ruhte auf der Adeligen am Boden. Madiha hatte ob ihres eigenen Kampfes nicht mitbekommen, dass sie gestürzt war, doch Caleb und Jakub halfen ihr auf. Das Mädchen blickte auf den Rücken des Diebes, als jener sich vor Azura und sie stellte. Erneut wurde ihr Druck um die Hand von Kjetell´o stärker, doch dieses Mal, weil ausgerechnet Caleb sich als Schutzschild etablieren wollte. Und er im Grunde nichts ausrichten konnte. Nun, das konnte sie auch nicht, außer in einem immensen Feuersturm zu explodieren, so wie es sich anfühlte, doch er… er war nun wirklich schutzlos. Madiha wollte gerade an ihm vorbei, als Serpentis ihre Stimme erhob. Das Mädchen blickte an Caleb vorbei auf die schwarzhaarige Hexe, die Azura soeben erkannt haben musste. Doch das Mädchen aus Sarma blickte von ihr zum Raben und beobachtete diesen.
Er wirkte vollkommen leer. Er wirkte überhaupt nicht wie er selbst, so wie er da hing und nicht mal am Geschehen teilnahm. Dann spürte sie den Blick der Feuerhexe auf sich ruhen und erwiderte ihn. Trotzig reckte sie ihr Kinn in die Höhe und kam sogar etwas aus der Deckung hervor. Sie sollte ruhig sehen, wer dort kam, um den Raben zu befreien! Sie brauchte nicht zu glauben, dass er kampflos ihr Eigentum werden konnte. Madiha war immer noch felsenfest davon überzeugt, dass er die Freiheit mehr als alles andere verdiente, aber sie hatte auch in der Vergangenheit verstanden, dass Corax noch nicht soweit war. Und sie, Madiha, würde ihm die Herrin sein, die er brauchte, bis er sie eben nicht mehr brauchte. Doch soweit war es noch nicht, das wusste sie einfach! Alles war vollkommen falsch gelaufen und um das zu berichtigen, würde sie mutig sein und vorangehen! Doch all ihre kämpferischen Parolen, ihr innerer Wille, der schon ganz andere zur Verzweiflung geschickt hatte, hatten alles keinen Wert. Denn mit einem Mal, blitzte eine Klinge auf und noch während Madiha die Erkenntnis traf, was geschehen würde, geschah es auch schon. Ihre Augen rutschten der Bewegung von Serpentis nach, die Corax den Hals aufschnitt. Blut quoll sofort hervor und erreichten bei Madiha ein Weiten der Augen. „Nein!“, schrie sie beinahe zeitgleich mit Azura und setzte nach vorne. Sie stieß gegen Caleb dabei und klammerte sich an ihm fest, während sie Kjetell`o noch stärker zu sich zog. Sie spürte ein Sirren, das sich eigenständig machen wollte. Während Corax zu Boden fiel und Azura Himmel und Harax in Bewegung setzte, um zu ihm zu gelangen, war es Madiha, die sich aus der Oase in ihrem Innern erhob. Sie blickte mit erschrockenen Augen auf das Blut, das sich auf dem Hof mit anderem Lebenssaft vermischte und schien unter Schock. Tatsächlich aber stand sie innerlich mit Blick auf das Lagerfeuer von Kjetell`o und blickte dann auf das versengende Land ihrer eigenen Erschaffung. Es war eine Entscheidung, die sie zu treffen hatte. Doch im Grunde wusste sie schon längst, dass sie es nicht schaffen würde, jetzt und in dieser Situation, ihre arkanen Mächte zu beherrschen.
Madiha löste die Hand vom Unbekannten und ihre Augen fixierten die Hexe. Sie schob Caleb mit warmer Handfläche beiseite, suggerierte ihm, Deckung zu suchen. Ihre Miene wirkte entschlossen und ihr Wille klar fokussiert. Serpentis. Madiha dachte nicht daran, dass die Hexe um Längen, um Jahrzehnte, Jahrhunderte vielleicht mehr Zeit gehabt hatte, sich in ihrer Magie zu üben. Und sie nur ein verdrecktes Sklavenmädchen war. Das keine Ahnung hatte von Magie. Das seit zwei Minuten erst wusste, dass sie sie kontrollieren könnte. Aber sie hatte keine Zeit. Azura wollte zu ihm. Und Madiha würde die Adelige und ihren Raben beschützen. Sie stellte sich vor, wie sie sich zwischen Serpentis und Azura stellte, sollte die Rothaarige es zu Corax am Boden schaffen und eine Feuerwand um sie herum erschaffen, damit sie ungestört und vor aller Augen verborgen einander nahe sein konnten. Madiha spürte den flammenden Hass, gegenüber der Hexe, die ihnen allen die Chance genommen hatte, Corax auf ihre persönlichen Weisen zu lieben. Sie würde sich vorwagen, ohne Rücksicht auf sich oder darauf, dass ihre Magie selbst für sie eine Gefahr darstellte. Sie hatte Caleb einen Wink gegeben, er solle sich schleunigst entfernen. Und sie würde ihren Plan umsetzen, sich zwischen Serpentis und Corax zu schieben, der Feuerhexe mit Trotz im Blick in die Augen zu starren und um ihrer flammenden Ödnis die verheerende Macht zu gewähren, nur um den anderen die Chance zu geben, zu entkommen - wenn niemand sie aufhalten würde.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Februar 2023, 12:45

Schon des Öfteren war es geschehen, dass Azura in einer prekären Lage Zuflucht in der Bewusstlosigkeit suchte. Manches Mal schien es, als arbeitete sie bewusst auf den Höhepunkt einer Situation zu, nur um sich dann in die Ohnmacht zu retten. Die stille Schwärze sorgte stets dafür, dass man sich anschließend um sie sorgte und ein offenes Problem aus den Augen verlor. Es war eine gute Methode, um das ein oder andere Mal auch seinen Willen durchzusetzen und allgemein unter adligen Frauen sehr beliebt. Dass aber nicht jede Ohnmacht gekünstelt hervorgerufen wurde, davon konnten die gut Betuchten ebenfalls ein Lied singen. In zu eng geschnürten Corsagen blieb so mancher Dame schon einmal die Luft weg. Auch jetzt drohte Azura ein solches Schicksal. Der Schmerz, der sich aufgrund des Sturzes auf ihre verletzte Schulter im ganzen Körper ausbreitete, drohte, ihr die Sinne zu rauben. Die Ränder ihres Sichtfeldes nahmen bereits einen gekräuselten schwarzen Rahmen an, der das Bild verkleinerte. Aber dieses Mal durfte sie sich nicht dieses Kontrollverlustes hingeben. Ihrem Rabe hatte man die Kehle aufgeschlitzt und wenn sie nun einfach bewusstlos zusammenbrach, würde es gewiss auch mit ihr so enden. Andererseits ... vielleicht fanden beide einander im Palast der Stille wieder. Teilten sich Verstorbene ein gemeinsames Reich der Ewigkeit? Zu schade nur, dass sie auf diese Weise Venthas Erwartungen in keinster Weise erfüllen konnte. Weder hatte sie Corax gerettet, was alleiniger Grund für ihre Rückkehr hatte sein sollen, noch hatte sie der Göttin ihre magische Schriftrolle gebracht.
Nein, so durfte es jetzt nicht enden. Dieses Mal stand eine Bewusstlosigkeit nicht zur Debatte!
Azura kämpfte vehement dagegen an und lenkte ganz unbewusst ihren Schmerz so, dass er ihr als Werkzeug in dieser Sache diente. Solang ihre Schulter pochte, störte es den Körper, sich einfach dem Falls ins Nichts hinzugeben. Der peinigende Impuls holte sie jedes Mal wieder zurück. Und dann griffen ihr plötzlich zwei Paar Hände unter die Arme. Sie wurde zurück auf die wackligen Beine gebracht, durfte sich an einem starken Oberkörper halten, während ein paar Hände sich löste, damit es mit dem Rest von Kapitän van Tjenn vor sie und Madiha treten konnte. Sie waren da, sie alle. Selbst Kjetell'o hatte es mit hinunter gezogen, auch wenn das Mädchen der Wüste nun seine Finger losließ. Sie schob sich an Caleb vorbei. Madiha mochte es zu schätzen wissen, dass er sich bereitwillig zwischen sie und Serpentis stellte, aber erneut handelte Caleb in dieser Hinsicht zuerst und dachte dabei nicht über mögliche Konsequenzen nach, die ihn betrafen. Genau so musste es gewesen sein, als er Azura hinterher gesprungen war. Noch einmal würde Madiha nicht zulassen, dass er so unüberlegt sein Leben hergab! Dieses Mal war sie an der Reihe. Dass es zuvor einen anderen treffen sollte, damit hatten sowohl sie als auch Azura nicht gerechnet. Nun, vielleicht schon, aber gewiss nicht, dass Serpentis so eiskalt und drastisch Corax ein Ende setzte.
Der Rabe lächelte. Er lächelte mit einem künstlich herbeigeführten Grinsen, über das sein Blut hinweg sprudelte und das viel zu tief saß. Ein Lächeln gehörte in ein Gesicht und musste bis in die Seelenspiegel hinein reichen. Dieses jedoch würde auch noch den letzten Glanz daraus rauben. Mit aufgeschlitzter Kehl sank der Elf zu Boden. Serpentis unternahm nichts, um seinen Sturz aufzuhalten. Dafür aber reagierten die beiden anderen jungen Frauen nahezu gleichzeitig.
Azura riss sich mit aller Kraft von Jakub los, der sie bislang gehalten hatte. Ihre Beine fühlten sich noch immer wie weicher Pudding an, allerdings glaubte sie eher, auf Stelzen zu laufen, als sie zu der Stelle wankte, an der ihr Rabe zusammengebrochen war. Blut breitete sich bereits auf dem Stein aus. Es würde sich nicht mit dem Meer vermischen, denn hier - ein Stück fernab der Senke - gab es keinen Abfluss. Hier waren nur Corax, Azura und Serpentis, die sogar ein paar Schritte zurück machte, um sich erneut ihrem Thron zu nähern. Eigentlich schien sie vorzuhaben, sich bequem hinzusetzen, um dem Sterben und all der Qual, die Corax Tod für Azura mit sich brächte, zuzuschauen. Ihre Aussicht auf Genuss wurde jedoch von Madiha unterbrochen. Auch die Sarmaerin war vorgestürzt, kaum dass Corax den Boden erreicht hatte. Da sich Azura jedoch um den Raben kümmerte, wollte sie nun das Schutzschild bieten, das Caleb gegen eine Magierin unmöglich sein könnte. Madiha würde Feuer mit Feuer bekämpfen und so löste sie sich aus der halben Umarmung mit Caleb und von der Hand Kjetell'os.
"Madi..." Der Dieb versuchte, nach ihr zu greifen, aber es war die Hand des Fremden, die ihn aufhielt. Kjetell'o zog ihn zu sich zurück und sogar etwas außer Reichweite. Er seufzte, unter der Kapuze tat sich jedoch ein knappes Schmunzeln auf. "Da geht er dahin, mein Plan", raunte er und erntete so einen verwirrten Blick von Caleb. Jener weitete die Augen noch mehr, als Kjetell'o unter seinen Umhang griff, um ihm etwas zu reichen. Was es war, konnte niemand sonst sehen. Jakub hatte seine Klinge gezückt, um sich und die anderen vor den näher rückenden Dunkelelfen zu verteidigen.
Madiha mobilisierte derweil all ihre Kräfte. Irgendetwas in ihr hatte sich verändert. Sie wusste bereits, dass sie des Feuers mächtig war und schon einmal hatte sie damit eine nova beschworen und sich, sowie die anderen bewahrt. Damals war jedoch alles ohne ihr Zutun geschehen und einzig ihrem Übermaß an emotionaler Wut geschuldet gewesen. Kjetell'o hatte ihr nun gezeigt, wo sie hinschauen musste. Ohne den Ruhepol in ihrem Inneren würde es dennoch schwierig werden. Sie hatte ihr Feuer entdeckt. Das hieß nicht, dass sie es kontrollieren konnte. Dennoch versuchte sie, irgendwie eine Verbindung zu ihrer Magie aufzubauen. Sie stellte sich vor, wie sie eine schützende Wand aus Feuer erschuf. Einen Ring, der sich um sie, Azura und Corax legte, damit die Adlige nach ihm sehen konnte. Die Flammen sollten hochzüngeln und sie alle beschützen. Es musste doch nicht immer in Zerstörung enden. Menschen bauten Festungen mit spitzen Palisaden und Dornen gespickten Wehrgängen oder Gruben, in denen Pfähle darauf warteten, einen Stürzenden aufzuspießen. All das diente nicht vordergründig der Zerstörung, sondern war eine Verteidigungsmaßnahme, ein Schutz. Madiha würde nun ebenfalls schützen, soweit Feuer diese Eigenschaft beherrschte - soweit sie das Feuer beherrschte.
Und tatsächlich gelang es ihr. Zunächst schwelten nur winzige Flämmchen, aber sie wuchsen stetig. Sie sprühten kleine Funken, dass es vor Madihas Augen blitzte. Schließlich schuf sie zwischen sich und Serpentis den erhofften Ring. Zwar mochte er nur kniehoch sein, aber die Flammen brannten und sie würden an jedem züngeln, der versuchte, hindurchzutreten. Das wirkliche Feuer jedoch brannte in ihrem Blick, dass man kaum noch das Graublau ihrer Iris erkennen konnte. Serpentis blickte zwei wachsenden Sternen entgegen, die ihre Zacken aus Lava und Flammen formten ... und sie lächelte.
Azura hingegen versuchte mit aller Macht, Corax am Sterben zu hindern. Sie hatte ihn erreicht und seinen Kopf auf ihren Schoß gezogen. Er sah sie sogar an und doch war sein Blick so fern, so teilnahmslos. Er reagierte überhaupt nicht darauf, dass sie es war ... oder wie sie aktuell aussah. Wie eine Tote, aber er war es, der gerade sein Leben verlor. Das Blut quoll ungebändigt aus seinem Halsschnitt. Er war so breit, zog sich von einer Seite zur anderen. Bis über beide Ohren grinsen, diese Redewendung bekam nun einen bitterne Beigeschmack. Er grinste Azura schaurig entgegen ... und tödlich. Die Andunierin tat ihr Bestes, um ihn zu retten. Auch sie setzte ihre Magie ein, soweit sie es vermochte. Reichten Spielereien mit Wasser aus, einen Blutfluss zu stoppen? Sie würde es herausfinden. Leider funktionierte ihr erster Impuls, die Wunde zu schließen, nicht. Doch schnell erkannte sie, dass sie dennoch auch Blut leiten konnte. Es war eine Flüssigkeit. Von Proteinen und anderen, ihr unbekannten Bestandteilen durchsetztes Wasser und nichts Anderes. Sie konnte es beherrschen, damit spielen. Sie musste nur verhindern, dass es aus Corax herausfloss. Also konzentrierte Azura sich darauf, es wieder in den Blutkreislauf ienzufügen, als gäbe es keine Unterarm lange Wunde, die Corax Hals offen hielt. Das Blut sollte einfach ganz normal weiterfließen und diesen Schnitt ignorieren. Das musste doch klappen!
Während sie alles daran setzte, ihn auf diese Weise am Leben zu erhalten, schickte sie ihm Worte des Trostes, aber auch der Beschimpfung. Sie sprach mit ihm, um auch seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Für einen Moment gelang es. Corax' leerer Blick richtete sich auf sie. Endlich bewegte er seine Lippen, formte tonlos die Frage: "Wer...?" Weiter kam er nicht.
Azura sah das Brechen in seinen Augen und dann spürte sie, wie schwer ein Körper wurde, wenn ihn das Leben verließ. Wie schwer und unhandlich, wenn seine Spannung ihn nicht mehr auf ihrem Schoß hielt. Sie musste ihn halten. Sie musste ihn halten und mit ansehen, wie das Leben aus seinen grünbraunen Augen schwand.
"Lächerlich!", spottete Serpentis. Sie sah sowohl Azuras als auch Madihas Bemühen, alles und jeden von dem sterbenden Sklaven fern zu halten. Sie hob das Kinn an, erwiderte Madihas Geste von vorhin, nur ihre war voller Hohn. "Ameisen, die glauben, etwas gegen die Sonne selbst ausrichten zu können. Aber ich werde euch und euren Bau verbrennen", fauchte sie der Sarmaerin entgegen. Ihr Atem war heiß, nahm an Kraft zu und man sollte meinen, hier stünde eine Luftmagierin vor Madiha. Wie heißer Wüstensand fegte Serpentis' Feuermagie über sie hinweg, zerriss spielend leicht ihren Flammenring. Sie zerstörte ihn nicht einmal, sondern sammelte die Hitze und das Lodernde auf, um aus ihnen eigene Feuerwirbel zu schaffen, die sie zu sich zurück holte. Sie umtanzten die Dunkelelfe, ließen ihre Gestalt nur noch schauriger erscheinen und dann streckte sie die Arme von sich. Das Feuer stob zu beiden Seiten davon, um dort in kleinen Explosionen mitten in der Luft zu vergehen. Einer ihrer dunkelelfischen Wächter war nicht schnell genug. Wo die Zuschauer nun von den Balkonen ringsum flohen und viele der Wachen und Magier im Hof sich zurückzogen, war dieser eine Wachmann zu langsam gewesen. Madiha konnte nicht einmal mehr erkennen, ob es sich überhaupt um einen Mann gehandelt hatte. Ein geschmolzener Haufen aus Knochen und den Resten einer schwarzen Rüstung lag auf dem Gestein, schwelte und verteilte den Gestank verbrannten Fleisches. Serpentis' Feuer bedeutete Zerstörung. Ihr Wille bedeutete Tod und in ihren schwarzen Augen stand die Verachtung, die sie für niederes Gewürm wie Madiha oder Azura und sogar Corax verband.
Corax, der soeben in den Armen seiner Liebsten gestorben war. Seine toten Augen hatten den Glanz verloren. Das Grünbraun war dunkler geworden. Grünbraun...? Hier stimmte etwas nicht. Azura sah, dass es zu spät war. Er war tot, in ihren Armen gestorben und doch flackerten seine Augen. Dann breitete sich dieses Flackern auch auf sein Gesicht aus. Die feinen, elfischen Züge schwanden, ebenso die dunkle Haut. Das schwarze Haar verlor seine Farbe und plötzlich hielt die Adlige einen Fremden in den Armen.
Er besaß noch immer den Kehlenschnitt und sein Blut befleckte sie. Er war noch immer leblos, sein Blick ohne jegliches Lebensfeuer, aber er war ein Fremder. Nicht einmal einen Dunkelelfen hielt sie hier, sondern irgendeinen Menschen, vermutlich andunischer Herkunft. Wer immer er war, Azura hatte ihn nie zuvor gesehen. Dafür schrie jetzt jemand von der Balustrade aus einen Namen. "Roland! Bei Ventha, nein! Roland!" Dem Schrei folgte der Zusammenbruch der Rufenden und von Trauer erfülltes Schluchzen. Nur die Umstehenden in ihrer Nähe achteten darauf. Sie war die einzige, die um diesen Mann wirklich weinte.
Serpentis schenkte seinem Leichnam nicht einmal einen längeren Blick, als dass es brauchte, um das Ende der Illusion zu erkennen. Dann schaute sie zur Seite, als ein Schatten in ihr Sichtfeld fiel. Sie schürzte die Lippen, sprach denjenigen an: "Ich habe dir nicht befohlen, die Illusion von ihm zu nehmen." Die Feuerhexe winkte einen anderen Wächter herbei. "Na los, nimm ihm die Peitsche ab. Und du ergreifst das Schwert deines Kumpanen, mein Lieber."
Es handelte sich um den Gerüsteten, der die Magier in der Senke blutig gepeitscht hatte. Er trug im Gegensatz zu den übrigen Wächtern zwar auch das Fledermauswappen auf der Brust, aber seine Panzerung beschränkte sich auf eine schwarze Platte, die den Rumpf schütze, sowie einen Gladiatorenarm. Das war eine metallische, ebenfalls schwarze Schulterplatte, von der aus mehrere sich überlappende Lederplatten den Arm entlang und bis zum Handgelenk reichten. Lederbänder hielten alles zusammen, ohne dass die Beweglichkeit abhanden kam. Er trug aber nur einen dieser Gladiatorenarme, denn er brauchte keinen zweiten. Seine linke Schulter endete in einem Stumpf. Die Amputation konnte noch nicht lange her sein, denn der Stumpf war gut verbunden, um die Nähte zu schützen.
Wie es befohlen worden war, tauschte der andere, schwer gerüstete Dunkelelf nun die Peitsche mit seinem eigenen Schwert aus. Serpentis griff derweil nach oben, um dem Sklaventreiber den Helm abzunehmen. Sie hob ihn vom Kopf, so dass Azura in das lebende Antlitz des Mannes sehen konnte, von dem sie hatte befürchten müssen, ihn erneut verloren zu haben. Da stand er, aufrecht, mit dunkler Haut, schwarzen Haaren und rubinroten Augen. Corax.
Was hatte diese Furie von dunkelelfischer Hexe ihm nur angetan?! Er besaß keinen linken Arm mehr. Dafür trug er ein metallisches Halsband als wäre er ein Hund. Statt einer Öse für die Leine aber fand sich darauf nur eine fein eingearbeitete Prägung einer Flamme. Madiha kannte solche Halsbänder. Sie waren selten in Sarma, aber auch dort wurden sie hin und wieder genutzt - wenn der Herr sie sich leisten konnte und ein Sklave besonders rebellisch daherkam. Khasib hatte Madiha sogar einmal gedroht, ihr ein solches Sklavenhalsband anzulegen. Ihm ruhte Magie inne, die sich schmerzlich auf den ganzen Körper ausbreitete, wenn derjenige, der das Halsband auf sich und seinen Sklaven magisch geprägt hatte, ein bestimmtes Losungswort aussprach. Drei Mal gesprochen, führte es den Gerüchtne zufolge immer zum Tod. Und Corax trug ein solches Folterinstrument nun um den Hals.
Darüber fand sich sein Blick. Rubinrot, gebrochen. Er hatte dem Traum zufolge Zuflucht bei einer Herrin gesucht, die ihn längst verstoßen hatte. Werggeworfen, auf einen Berg aus Leichen und angekettet an Azura. Sie hatte ihn keine Sekunde lang vermisst und sein jetziger Zustand zeigte, wie ihr Angebot aus dem Traum, sich seiner wieder anzunehmen, wirklich aussah.
"Willst du dir nicht ansehen, wer da kam, um dich zu retten? Wer diesen Rabenschrei ausgestoßen hat in der Hoffnung, du würdest ihn erhören?", fragte Serpentis mit zuckersüßem Hass in der Stimme. Corax gehorchte. Er nickte, ergriff die schwarze Klinge und machte einen Schritt auf die Frauen und den von seiner Illusion nicht länger veränderten, toten Roland zu. Dann erstarrte er. Sein Blick flackerte. Leben kehrte darin ein, als er erkannte, wem er wirklich entgegen trat. Er sah Azura. Sie saß dort. Sie lebte. Seine Augen weiteten sich, als sie zur anderen Gestalt herüber huschten ... und er kurzerhand, voller Schuld Madihas Blick auswich. Er mied es, sie anzusehen, aber konnte er auch nicht an ihr vorbeischauen. Im Hintergrund erkannte er Jakub ... und Caleb. Er senkte den Kopf und ließ das Schwert fallen.
Hinter ihm schnarrte die dunkelelfische Feuerhexe: "Erschüttert dich ihr widerlicher Anblick auch so sehr? Ja, sie ist hässlich geworden, die kleine Schlampe, die du damals mit deinem Leben hast verteidigen wollen. Ich hätte sie verbrennen sollen, sieh es ein. So ein untotes, wandelndes Stück Fleisch. Bei dem Gedanken an ihr verfaultes Loch vergeht es doch jedem, ha!" Serpentis verschränkte die Arme. "Heb das Schwert auf!", befahl sie Corax, aber jener ... schüttelte den Kopf.
"Du sollst das Schwert aufheben!"
Wieder ein Kopfschütteln, energischer. Serpentis knurrte: "Na schön. Dann: Stirb." Sie sprach es zischend aus, mit einer beängstigenden Sanftheit. Kein impulsiver Hass lag in diesem einen Wort, aber Madiha kroch er wohl durch Mark und Bein. Das standardisierte Losungswort für das Halsband und es funktionierte sofort. Als hätte sich ein Schuss aus einer feuermagischen Kanone gelöst, erschütterte ein Explosionsgeräusch die Umgebung. Flammen brannten um das Halsband empor, das kurz aufglühte. Es riss Corax zu Boden, dass er zuckend da lag.
"Heb das Schwer auf", wiederholte Serpentis in aller Seelenruhe, aber mit Schärfe in der Stimme ihren Befehl.
Corax bewegte seinen Arm. Die Muskeln zuckten noch unter schmerzenden Nachwirkungen des Zaubers, aber er stämmte sich wieder empor. Er folgte ihrem Wunsch. Seine Hand ergriff nun das Schwert. Dann kämpfte er sich zurück in den Stand. Im Hintergrund nickte Serpentis zufrieden. Sie schenkte Madiha und Azura einen hasserfüllten Blick morgerianischen Triumphes. "Geh auf sie zu."
Corax schleppte sich zwei Schritte auf die Frauen zu. Tränen rannen ihm aus dem kummervollen Blick. Es war eine ähnliche Situation wie in der Spelunke, in der er ohne Madihas Befehl gehandelt und Ignis samt ihrer Gefährten hingerichtet hatte. Die verschreckte Wirtin hatte erwähnt, dass er auch da Tränen vergossen hatte. Er wollte es nicht tun, aber er hatte keine Wahl.
"Und nun stell ihnen dein neues Ich vor. Sag ihnen, wer du bist."
"Ich ... bin ... Leid."
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Azura » Donnerstag 23. Februar 2023, 14:15

Auch die junge Frau war wissbegierig und hätte man sie weniger in den Tag hinein leben lassen, sondern ihren Geist mit Informationen gefüttert, die sie tatsächlich interessierten... wer wusste, wie sie sich da entwickelt hätte, welches Potential sich hätte wecken lassen! Doch im Moment war das unwichtig, nichts zählte mehr, als der Schmerz ihren Körper durchdrang und sie zu jeglicher Reaktion unfähig werden ließ.
Solange, bis ihr wieder auf die Beine geholfen wurde und nach einem schnellen Blick war es ihr vergönnt, dies auch anzunehmen. Auch wenn sie noch nicht wirklich wusste, was sie von dem Glatzkopf halten sollte... er stand im Moment auf ihrer Seite und somit war es ihr erlaubt, sich an ihm abzustützen, bis ihre Beine sie wieder allein tragen könnten.
Das würde seine Zeit brauchen, Zeit, die sie nicht hatte. Denn plötzlich geschah etwas, das ihr regelrecht den Boden unter den Füßen wegziehen wollte. Die Hexe setzte die Klinge an... und schon sprudelte der rote Lebenssaft ungebremst hervor. Als wäre das noch nicht genug, ließ die andere den Körper einfach los, dass er, noch während er in die Knie ging, auch das Übergewicht bekam und nach vorne kippte, langsam, ganz langsam. So, als solle sie jeden Millimeter genauestens zu sehen bekommen, den er sich unaufhaltsam dem Boden näherte.
Mit einem Schrei entwand sie sich den stützenden Händen und stakste so rasch wie möglich nach vorne, ungeachtet dessen, was sich in ihrer unmittelbaren Umgebung abspielte. Hätte ihr jemand eine Klinge entgegen gehalten, sie wäre blindlings hinein gelaufen, denn sie sah sonst nichts mehr. Nur, wie ihr Rabe immer weiter kippte. Dass niemand sie aufhielt... auch das bemerkte sie nicht.
Dennoch kam es ihr unendlich lang vor, bis sie neben ihm zu Boden stürzte und sich erneut verletzte, denn der Schwung des Aufpralls ihrer Hand zog sich bis hinauf zu ihrer pochenden Schulter. Es war nicht von Bedeutung, auch wenn es die Tränen in den Augen verstärkte. "Corax, nein! Nein, bitte nicht! Das darfst du nicht, du darfst jetzt nicht gehen! Ich bin doch wieder hier!", schluchzte sie, während sie den Körper drehte und auf ihren Schoß zog, um ihn etwas bequemer zu betten und näher bei sich zu haben.
Schniefend, wimmernd und vor sich hin murmelnd, streichelte sie seine Wange, strich ihm das Haar zurück und versuchte zeitgleich mit ihrer Magie auch nur irgendwie die Blutung zu stoppen. Den Schwindel, der sie dabei zu erfassen drohte, ignorierte sie ebenso wie ihre eigenen, blutbesudelten Finger oder auch ihre Umgebung. Sie mobilisierte sämtliche Reserven ihrer Magie, die sie zuvor bei ihrem unrühmlichen Auftritt noch übrig gelassen hatte, um ihm zu helfen.
"Bitte, bleib bei mir!", wisperte sie erstrickt und strich ihm erneut das Haar aus der Stirn. Dabei fiel ihr Blick das erste Mal direkt auf seine Augen und sie stutzte. Aus der Distanz vorhin war es ihr gar nicht aufgefallen, aber jetzt... Wieso waren sie nicht rot? So rot wie funkelnde Rubine? Ob es an dem Flackern lag, das sie umgab, warum auch immer?
Während sie einen langen Atemzug lang von diesem Umstand abgelenkt war, brach der Blick und der Körper in ihren Armen wurde schwer, denn ihre Aufmerksamkeit war nicht uneingeschränkt auf ihrer Restmagie gelegen. Erschrocken gab ihre Stimme einen kicksenden Laut von sich und das Schluchzen drohte, ihr die Kehle zu verengen und die Luft abzuschnüren.
Da gab es ein Fauchen um sie herum und Geschrei erhob sich, das bis an ihre Ohren drang. Wenngleich dies nicht ausschlaggebend dafür war, dass sie überhaupt darauf reagieren wollte. Nein, vielmehr war es ihre Magie, das Bisschen, das noch übrig geblieben war, das ihr innerlich laut und deutlich eine Warnung zukommen ließ. Ihr Kopf ruckte nach oben, weg von dem toten Antlitz ihres Liebsten, und sie suchte instinktiv nach der Gefahr. Diese war, zumindest vorerst, nicht mehr direkt vorhanden, aber dafür entdeckte sie eine rauchende, verkohlte Masse, deren Gestank auch an ihre Nase reichte.
Blinzelnd, weil all die Tränen sie nicht scharf sehen ließen, versuchte sie zu erkennen und auch zu verstehen, was sie dort anstarrte. Gerade, als ihr allmählich klar wurde, was das noch vor wenigen Herzschlägen gewesen sein musste, und ihr entsprechend die Übelkeit empor kriechen wollte, nahm sie in ihren Augenwinkeln ein Flackern wahr.
Sofort widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Raben, sah auf ihn herab... und stieß ein entsetztes Keuchen aus. Denn es war nicht länger ihr widerlicher Schuft, den sie in ihren Armen hielt, dessen Blut sie befleckt hatte und dem sie eben erst bereitwillig ihre gesamte Kraft geopfert hätte, um ihn zu retten. Stattdessen lag da ein fremder Mann und seine tonlos geformte Frage von vorhin bekam eine vollkommen andere Bedeutung. In ihrem Eifer hatte sie es nicht wahrnehmen wollen, aus Angst, dass sie derart entstellt wäre, dass er sie gar nicht mehr erkennen konnte. Nun allerdings wurde ihr klar... dieser Tote hatte sie auch nicht erkannt, weil sie ihm fremd war!
Plötzlich, noch während sie zu verstehen versuchte, rief jemand verzweifelt einen Namen. Azura hob ihren Kopf, ihre Augen wanderten und einen Moment lang betrachtete sie den Tumult auf einem der anderen Balkone. Es dauerte ein wenig, dann jedoch glitt ihr Blick weiter und obwohl sie sich der Nähe der Sarmerin nicht wirklich bewusst gewesen war, sah sie nun fragend zu ihr hin. "Was...?", begann sie leise und mit belegter Stimme, denn ihre Zunge fühlte sich pelzig und ihr Mund wie ausgedörrt an.
Aber die Hexe war schneller und ihre Stimme ließ die junge Frau erstarren. Die Augen fest auf ihre Begleiterin gerichtet, während sie schluckte und einen Atemzug brauchte. Daraufhin waren es ihre Lippen, die nun tonlos eine Frage formten:"Illusion?" Ihr Herz wummerte mit einem Mal heftig in ihrer Brust und sie hatte das Gefühl, als befände sie sich wieder auf einem Schiff anstatt auf festem Untergrund zu knien. Das Blut rauschte ihr in den Ohren und das Pochen in ihrer Schulter wirkte um ein Vielfaches verstärkt.
Nur langsam schaffte sie es, ihren Kopf so zu drehen, dass sie sehen konnte, mit wem die Hexe gesprochen hatte. In diesem Moment zog sie demjenigen den Helm vom Kopf und Azura hatte ein weiteres Mal das Gefühl, als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegreißen. Eine Sekunde... oder auch zwei oder drei glaubte sie, ihr würde das Herz stehen bleiben müssen.
Gerade noch hatte sie gedacht, sie käme zu spät und ihr Rabe würde in ihren Armen verbluten, während sie hilflos zusehen musste. Was hatte es sie gequält, ohne, dass sie sich dessen hatte bewusst werden können in ihrem Eifer, ihn nicht noch einmal sterben erleben zu müssen! Und nun hatte sich herausgestellt, dass es in Wahrheit ein Fremder gewesen war, der nur aufgrund einer Illusion so wie er ausgesehen hatte. Während er in Wahrheit dort gestanden hatte, alles gesehen hatte...
Langsam, unendlich langsam sickerte so manche Erkenntnis in ihr Gehirn, als ihr Blick seine Gestalt entlang wanderte. Bei dem verbundenen Armstumpf stockte sie zwar, doch war ihr Geist mit anderem beschäftigt, als dass auch noch diese neue Wendung gepaart mit widersprüchlichen Gefühlen dazu vorerst einen Platz darin finden konnte.
Und wieder mischte sich die Dunkle ein, zwang die Andunierin dazu, sich der Wirklichkeit zu stellen, obwohl sie keineswegs bereit dazu war. Ihre eigenen Augen kehrten zu den seinen zurück, just, als er vortrat und sie zu erkennen schien. Fest war ihr Blick, nicht länger verschwommen, denn sie hatte keine Tränen mehr. Sie waren vergossen und ausgetrocknet worden.
Dafür begann etwas anderes in ihr hochzusteigen, nicht weniger einer hohen Welle gleich, wenn auch ohne Wasser. So dominant, dass die Schmerzen in ihrer Schulter und auch die Schwäche ihres gesamten Körpers zurück gedrängt wurde.
Überraschend behutsam und respektvoll schob sie den toten Körper von ihrem Schoß, empfahl seine Seele Ventha und bettete ihn rücksichtsvoll auf dem Boden. Mehr konnte sie gerade nicht für ihn tun. Dann drückte sie sich in die Höhe, schwankte kurz, ehe sie sich zusammen riss und zu ihrer ganzen Größe aufrichtete, unerheblich davon, dass sie an die Elfen in ihrer Umgebung nicht heranreichte.
Dabei hielt sie ihren Blick fest auf ihn gerichtet und ignorierte die herabwürdigenden Beleidigungen. Es zählte nicht. Was wollte sie auch von der Meinung dieser unbedeutenden Hexe? Nein, sie interessierte sich dafür, was Corax von ihr hielt, sonst nichts.
Doch plötzlich erfolgte ein Befehl und noch ehe sie diesen begriffen hatte, sackte er auch schon zusammen, getroffen von einer feuermagischen Wucht, vor der ihn niemand schützen konnte. "Nein!", entfuhr es ihr laut und verzweifelt und zuckte in seine Richtung. Aber, so sehr sie ihm auch helfen wollte, etwas hielt sie davon ab, tatsächlich wieder zu ihm zu stürzen.
Vielleicht, weil sie erkennen konnte, dass er noch lebte? Oder lag es an dem Feuer, das sie abschreckte?
Jedenfalls erklang erneut ein Befehl und dieses Mal gehorchte er. Sein Arm bewegte sich, seine Finger umfassten den Schwertgriff und allmählich kam er wieder auf die Beine. Mehr noch, er begann damit, sich in ihre Richtung zu schleppen. Sein kummervoller, tränenverhangener Blick schnitt ihr dabei ins Herz.
Noch einmal wollte sie zu ihm laufen, ihn einfach nur in den Arm nehmen und ihn trösten, wie schon auf dem Schiff, als er nach dem Treffen mit dem Glatzkopf zu ihr als Junge zurück gekehrt war. Als Junge, nicht als Mann... Doch auch dieses Mal rührte sie sich nicht vom Fleck. Stattdessen ballte sie die Hände zu Fäusten und spürte, wie jene Welle von vorhin wieder hochzuschwappen begann.
Die Stimme der Hexe erklang und ihr Gesicht verfinsterte sich. Gemeinsam mit jener Welle regte sich auch ihre Magie erneut, sammelte sich, um die eigene Dürftigkeit mit geballter Menge zu übertünchen. Ihr Blick suchte den seinen und als er dem Befehl gehorchte, drei Worte stockend aussprach, da verengten sich ihre Augen.
"Nein!", fauchte sie und hatte das Gefühl, als würde ihre Stimme ihre eigenen, feinen Härchen aufstellen. Oder war das die magische Spannung, die sich in ihr gerade auflud? Der Zorn wurde immer stärker und damit auch die Kraft, die über das eigene gesunde Maß hinaus ging. "Nein, du bist ein Idiot!", fuhr sie schneidend fort und versuchte, seinen Blick mit dem ihren zu fesseln, um seinen eigenen Widerstand zu wecken. Jene Bissigkeit und Angriffslust, mit der er sie durchaus zur Weißglut hatte treiben können.
"Ein widerlicher Schuft, das bist du!", sprach sie weiter und wagte nun auch den ersten Schritt in seine Richtung, in dem durchaus naiven Glauben, er würde ihr nichts tun. "Und du bist ein absoluter Hornochse,...", beleidigte sie ihn weiter. "... wenn du auch nur eine Silbe glaubst, die von dieser billigen Schlampe in ihrer billigen Aufmachung kommt. Sie so tut, als wär sie irgendwer von Bedeutung!" Sie wurde nicht lauter, aber ihre Stimme war anklagend und kalt zugleich.
"Und für so jemanden hab ich mich zurück gekämpft, pah!", kam es weiter über ihre Lippen, jedoch mischte sich neben dem Zorn auch Traurigkeit in ihren Blick, obwohl ersteres definitiv überwog. Ob das Wasser in ihrer Umgebung bereits reagierte? Sie kümmerte sich nicht darum, sondern widmete sich einzig und allein ihrem Raben.
"Warum hast du mir nicht vertraut, dass ich einen Weg zu dir zurück finde?", hauchte sie nun so leise, dass es hoffentlich nur noch er verstehen würde. Nah genug war sie ihm dafür schließlich inzwischen gekommen.
"Ich dachte, du weißt, was du mir bedeutest.", fügte sie, nun kaum noch hörbar, hinzu. Und nach einem flüchtigen Zögern, um ihn auch wirklich zu erreichen:"Corax!"
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 24. Februar 2023, 10:58

Dieses Mal würde Madiha nicht zulassen, dass Caleb sich edelmütig und… dumm verhielt! Er hatte sie bereits mehrfach alleingelassen und das letzte Mal völlig unnötig. Madiha hatte nicht vergessen, wie es sich angefühlte. Sie hatte den Schmerz ebenso wenig vergessen, wie die Sehnsucht, die sie empfunden musste. Und nun stand er wieder wie ein Schutzschild vor beiden Frauen und würde sie verteidigen, wenn es sein musste. Doch dieses Mal, musste es nicht sein. Sie hatte einen kleinen Einblick darüber erhalten, dass sie in der Lage sein müsste, ihre Magie zu kontrollieren. An dieser Stelle fühlte sie sich bedeutend besser gerüstet als Caleb es sein könnte. Sie trug Magie in sich und auch wenn sie nie gelernt hatte, mit dieser umzugehen, war es der Fremde, der ihr einen Schlüssel zu eben jener Tür reichte, die sie bisher nie geöffnet hatte. Madiha trat an Caleb vorbei und schob ihn zur Seite, zumindest baute sie Druck in ihrer Hand auf, denn wenn er nicht wollte, würde sie ihn wohl nicht dazu bekommen, sich zu rühren. Allerdings war ihr Blick auch nicht auf ihn gerichtet, sondern auf Serpentis. Sie hatte soeben Corax getötet und Azura war schluchzend in die Knie gegangen. Das Leid war übermächtig, welches sie erleben musste. Madiha hatte nicht viel Sympathien übrig für die Adelige und doch war das Mädchen in der Lage, ihren Schmerz zu empfinden und über ihren eigenen Schatten zu springen. Jetzt wollte sie nicht im Hintergrund stehen und beschützt werden. Madiha wollte selbst beschützen und überbrückte die wenigen Schritte, in denen ihre Magie Zeit hatte, sich zu entfalten. Caleb’s Versuch, sie zurückzuhalten, hörte Madiha nicht mehr. Ihr Fokus brannte sich gerade in die Augen der Hexe, die sich soeben wieder setzen wollte. Bis ein kleines, dürres Mädchen ihr einen Strich durch die Rechnung machte.
Madiha hatte die Hände geballt und starrte der Dunklen trotzig ins Gesicht. Dass Azura schluchzte und mit dem Sterbenden sprach, nahm sie lediglich am Rande wahr. Sie musste sich konzentrieren. Sie rief sich das Bild in Erinnerung, welches Kjetell’o in sie gepflanzt hatte. Sie fand den Ruhepol inmitten einer Feuerbrunst und konzentrierte sich darauf, damit sie klare Gedanken behielt und nicht selbst von ihren Gefühlen überrannt wurde. Madiha sah man die Anstrengung an. Ihr Gesicht war hochkonzentriert und würde man sie jetzt angreifen, sie könnte gar nicht schnell genug sein. Es verlangte ihr alles ab, denn sie war sich einfach nicht bewusst, wie viel Kraft es kostete, Magie nach seinem Willen zu formen. Doch dieser Wille war stark in ihr und sie wollte endlich mal etwas richtig machen! Sie konnte etwas. Sie konnte etwas sein, etwas anderes als das Sklavenmädchen, das einen viel zu niedrigen Stand für echtes Interesse hatte oder zu jung war, zu unbedeutend oder sonst etwas. Sie war jemand. Und die Augen in diesem Hof, würden es sehen können! Madiha formte in sich das Bild eines schützenden Feuerringes, der sich zu einer Wand aufbaute. Funktionierte das so? Tat sie es richtig? Bisher verließ sie sich auf ihren Instinkt und tatsächlich… Mit einem Mal verließ das vorgestellte Bild ihre Gedanken und es entstand ein Ring um Azura, Corax und sich selbst. Madiha hätte fast gejubelt vor Freude, doch sie war nicht fertig und ein kurzes Flackern und Blitzen warnte sie, dass sie ihre Konzentration hielt. Und das tat sie. Mit jeder kleinen Flamme, die weiter anschwoll, wurde auch ihr Blick flammender. Das Feuer flutete ihren Körper und sie fühlte sich großartig. Dieses Mal geschah es etwas langsamer… etwas kontrollierter und Madiha spürte, dass das Feuer eine mächtige Kraft darstellte. Und sie wollte sie kontrollieren können. Sie wollte lernen, wie es ging, das zeigte sich in ihrem Gesicht. Sie spürte die Verbindung zu dem hitzigen Element, ohne dabei die Angst der Zerstörung zu empfinden. Feuer war reinigend, es war belebend und es konnte wärmen. Sie musste nicht dem gefräßigen Drachen Nahrung feilbieten, sie konnte es auch anders tun.

Ihr Blick lag triumphal auf dem Gesicht der Hexe, die ihr entgegenblickte und… lächelte?! Sollte sie! Madiha war stolz, dass es ihr gelang, und das zeigte sie dieser Schnepfe auch. Bis Azura hilflos zu schluchzen begann. Etwas änderte sich und lenkte Madiha ab. Dann war es Serpentis, die dem ganzen ‚Unsinn‘ ein Ende bereitete. Wie eine ungeliebte Mutter, das Spiel zweier Mädchen beendete, die gerade so schön vertieft gewesen waren. Madiha sah zur Feuermagierin und beobachtete mit wachsendem Staunen, was jene im Stande war zu tun. Sie absorbierte ihre eigene Magie, ihr eigenes Feuer und stieß es einem Drachen gleich in sämtliche Richtungen. Schreie kündeten von der Zerstörung, die sie anrichtete. Ein ekelerregendes Zischen, lenkte Madiha’s Augen auf den Haufen dampfenden Kriegers. Ihr wurde übel. Unsicher blickte sie nun zu Serpentis hinauf, die deutlich genug hatte von ihren Kindereien. Dennoch war Madiha heimlich beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der diese Frau das Feuer beherrschte. Dagegen war sie von ihrer kalten Art, ihrem mordlüsternen Wesen überhaupt nicht beeindruckt. Es überschlugen sich die Ereignisse, als irgendeine Frau im Hintergrund nach ihrem Roland rief und bitterlich weinte. Madiha war verwirrt und sah sich nach der Frau um, ehe ihr Blick dann auf Azura und den… Unbekannten?! Fiel. Auch Azura verstand nicht und stammelte einige unfertige Fragen zu Madiha, die sie nur mit einem hilflosen Achselanheben beantworten konnte. Auch sie verstand nichts. Doch dann sprach Serpentis weiter und mit einem Mal dämmerte der Sarmaerin eine seltsame Erkenntnis. Unruhig glitt ihr nun wieder graublauer Blick zu dem Henker, der die Männer und Frauen verunstaltete. Er hatte nur einen Arm, wie Madiha jetzt erst bewusstwurde. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Schauspiel und zeigte deutlich ihre Verwirrung. Dann aber lüftete Serpentis das Geheimnis, nahm den Helm ab und offenbarte… „Corax!“, keuchte Madiha und riss die Augen auf. Sie sah noch mal zu dem Mann – Roland – am Boden, ehe sie wieder Corax betrachtete. Es war ein Wechselbad der Gefühle, denn kurz blitzte die ehrliche Freude über diese Wendung auf, auch wenn sie sich schämte, denn der Tote konnte sicher nichts dafür, dass er nun dort lag. Und… dass er zwischen den Beinen dieser Hexe hatte Abbitte leisten müssen. Doch dann wurde ihr der ehrliche Moment der Freude wieder genommen, denn das Schauerstück schritt voran.
Mit einem Mal wusste Madiha, warum das Blut aus der Schriftrolle geflossen war. Sie wusste, was Corax bezahlt hatte, damit Serpentis ihn wieder bei sich aufnahm. Ihr Blick wurde mitfühlend. Düster. Dann brach sich ein erneutes Entsetzen Bahnen. Wer Madiha kannte, der konnte auf ihrem Gesicht ihre gesamte Gedankenwelt erkennen. Sie vergaß dabei, sich zu verbergen. Zu viel passierte auf einmal und sie war wie in eine Schockstarre auf ihrem Platz gefangen und rührte sich nicht. Ihre Augen sahen zu dem metallischen Halsband. Und sie erkannte das Ornament. Ihre Kehle schnürte sich zu, denn sie wusste, was das war. Sie erinnerte sich und hörte die Stimme von Khasib, der ihr drohte, ihr so etwas anzulegen. Sie erinnerte den Grund nicht mehr, aber meist brauchte er auch keinen triftigen. Madiha schluckte gequält. „Nicht doch…“ krächzte sie und fühlte sich mit einem Mal geschlagen. Diese Halsbänder würde man nicht einfach lösen können und … wer sollte Serpentis daran hindern, das Losungswort dreimal zu wiederholen? Madiha zog die Augenbrauen zusammen. Ihr Blick rutschte von dem Halsband zu seinen Augen und etwas zerbrach auch in ihr. Es hatte nichts geholfen. Ihre kläglichen Versuche, Corax ein wenig mehr Selbstbestimmung zu vermitteln, hatte einfach nichts gebracht. Es war alles schiefgelaufen, nachdem er sich Ignis und ihre Schergen vorgenommen hatte. Madiha ließ die Schultern etwas hängen und ihr Blick glitt über die Schulter.

Sie suchte nach Caleb’s Augen. Sie fühlte sich schuldig, das könnte er erkennen, wenn er ihren Blick erwiderte. Doch dann lenkte die Hexe die Aufmerksamkeit wieder auf sich zurück. Corax machte einen Schritt auf sie zu und sah dann plötzlich und endlich Azura. Madiha hielt die Luft an. Sie betrachtete sein Mienenspiel und hegte leise Hoffnung. Bis der Blick sie traf. Schuld traf auf Schuld und erneut zogen sich ihre Augenbrauen voller Leid zusammen. Jetzt wurde ihm bewusst, dass sie alle hier waren, um ihn zu retten. Ihn, Corax. Sie waren gekommen, nur für ihn. Das Schwert fiel und Madiha glaubte schon, dass es dieses Mal anders laufen würde. Er wollte nicht gegen sie kämpfen und sie machte einen erleichterten Schritt auf den Raben zu. Doch dann machte Serpentis die stille Drohung um seinen Hals wahr und er folgte dem Schwert, das er nicht wieder erheben wollte, zu Boden. Die Stimme der Morgerianerin verschaffte Madiha eine Gänsehaut, wo sie eben noch in Flammen stand… Azura zuckte, doch Madiha kniete sich in einem Impuls neben den leidenden Raben. Sie scheute das Feuer nicht. Ihre Hände wollten nach Corax greifen, um ihn zu beruhigen. Doch da folgte bereits der nächste Befehl und Corax schaffte es nicht mehr, sich dem zu widersetzen. Madiha erkannte das und kam zurück auf die Beine. Sie wich zurück und fand an Azura’s Seite Platz. Sie standen beide vor Corax und starrten ihn an, wie er mit zerbrochenem Blick und tränennassen Wangen auf sie zu schlurfte. Madiha klappte den Mund auf, doch Azura kam ihr zuvor.
Die Worte der Andunierin zeugten von einem seltsamen Klang, als würde sie in sich schon wieder hochkochen. War sie wieder schuld? Derzeit war ihre eigene Wut einem Entsetzen und einer Hilflosigkeit gewichen. Verstärkte sie die Gefühle der anderen? “Ich… bin… Leid…“, stellte sich Corax vor und Madiha runzelte ablehnend die Stirn. Doch Azura war es, die ihre Sprache gefunden hatte und sie versuchte Corax auf eine Weise zu erreichen, die Madiha nicht sofort durchschaute. Sie zweifelte daran, dass Vorwürfe jetzt etwas ändern würden. Doch dann begriff sie, was Azura damit bezwecken wollte. Also tat Madiha etwas, was sie wohl sonst niemals erlebt hätten, wenn es Corax nicht geben würde: Sie folgte Azura und blieb an ihrer Seite. Auch sie trat auf den Raben zu und unterstützte die Andunierin darin, dass sie Corax erreichen und ihn aufbrechen wollte. „Wir sind hier, Corax! Wir sind deine Familie, deine Freunde! Nicht diese Hexe da, die dir einen Arm abschneidet, um deine Loyalität zu erkaufen!“, mischte sie sich in das Gespräch ein.
Madiha straffte ihre Schultern und suchte Corax‘ Blick. „Wir machen alle Fehler! Aber das bedeutet nicht, dass wir einander verstoßen und es keinen Weg zurückgibt!“, sprach sie gleich mehrere Dinge an. Einmal Azura, die ins Wasser sprang und doch einen Weg zurückfand. Und dass er gemordet hatte, ohne dass es irgendjemand gewollt hatte. „WIR sind alle hier Corax! Für dich. Weil es uns leidtut. Weil wir dich nicht verlieren wollen.“, redete sie auf ihn ein und griff Azura’s Hand, um sie verbunden hochzuhalten. „WIR!“, machte sie deutlich und deutete dann auf Jakub, Caleb und Kjetell’o mit der freien Hand. „zusammen!“, dann deutete sie auf ihn und berührte ihn vorsichtig mit ihrer flachen Hand an seiner Brust. „Mit dir!“. Auch sie wollte das Vertrauen haben, dass er ihnen nichts tat. Auch wenn sie das bereits schmerzlich hatte spüren müssen, als er sie würgte. Doch jetzt ging es nicht um sie. Sie mussten ihn erreichen. Damit er sich ihnen wieder anschloss und gegen diese vermaledeite Hexe vorging.
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Re: Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. Februar 2023, 13:44

Kjetell'o Aschwurz beobachtete das Geschehen mit wachsendem Unmut. Was hatte er in den letzten Wochen nicht alles getan, um so weit zu kommen. Was hatte er nicht alles riskiert, um es überhaupt bis in die Akademie der Wassermagie zu schaffen, ohne ständig einen inoffiziellen Weg gehen zu müssen, der unnötige Gefahren beherberte? Und nun war dieses Grüppchen aus vollkommenen Fremden aufgetaucht, hatte sich mit seiner Hilfe einen Weg bis zu Serpentis in den Hof gebahnt und drohte, mit bloßer Anwesenheit alles zu ruinieren, worauf er hingearbeitet hatte. Sie gingen wahrlich kopflos vor. Vor allem sah er einen weiteren Gefahrenfaktor in Madiha. Wer kam auf die Idee, eine gänzlich ungeübte, feuermagisch Begabte in die Lehranstalt des Gegenelements mitzunehmen, wenn das Ziel nicht Übungen waren? Oh, jetzt würde sie üben. Sie würde nicht nur ins kalte Wasser geworfen, was angesichts des Ortes ein Schmunzeln über Kjetell'os Lippen jagte. Sie würde sich aber auch einer richtigen, einer sehr guten Feuermagierin stellen müssen. Wie sollte sie gegen Serpentis Mortis bestehen?
Dann war da aber noch diese ebenfalls nicht gerade wirklich ausgebildete Wassermagierin: Saphira. Etwas an ihr zog den Kapuzierten an. Etwas, das er nicht genau benennen konnte. Dazu war zu wenig Zeit geblieben, um eingehende Analysen zu vollziehen, aber ihn stach sprichwörtlich der Hafer, es herauszufinden. Vielleicht später, wenn dafür Zeit wäre. Er hoffte auf ein friedliches Ende, bezweifelte aber, dass sie es erreichen könnten.
So wandte er sich an Caleb, während die Mädchen nicht nur mit Serpentis rangen, sondern auch dem wahren Grund ihres Hierseins: dem einarmigen Auspeitscher, den die Feuerhexe nun mit Schwert bewaffnen ließ und mit Foltermethoden unwürdigster Art dazu zwang, gegen jene vorzugehen, die ihn hier hatten herausholen wollen.
Kjetell'o beobachtete das Geschehen aus dem Augenwinkel. Er durfte nicht vollkommen unaufmerksam werden, wusste aber, dass er auch nicht aktiv einschreiten würde. Nicht einschreiten konnte. Niemand bemerkte, dass er aus dem Hintergrund bei Madihas Mächten ein wenig die Fäden zog, damit der Feuerring wuchs, ohne ausbrechende Flammen nach ihr oder ihrer Gefährtin zu schleudern. Aber für mehr reichte es nicht. Er durfte sich nicht weiter offen zeigen oder der letzte Fetzen seiner Planung würde gänzlich zerrissen. Ihm blieb nur das Agieren aus dem Hintergrund - eine seiner Spezialitäten.
"Ist das ein...?", fragte Caleb, als Kjetell'o etwas unter seinem Umhang hervorzog und ihm überreichte. Er nickte sacht und zog sich, sowie den Dieb tiefer in die Schatten unter den Balkon. Nahestehende Dunkelelfenwächter waren zwar dabei, sie einzukreisen, aber Serpentis' feuermagischer Angriff und der Schmelztod eines ihrer Kameraden lenkten sie gut genug ab, so dass Kejtell'o für sich und Caleb eine Lücke finden und zwischen zwei Säulen huschen konnte, von wo aus nicht einmal mehr Jakub die beiden sah.
"Was soll ich damit? Es wird kaum helfen, um..."
Der andere legte Caleb einen schlanken Finger direkt auf die Lippen, dass er ob der Geste rosige Wangen bekam und sein Blick zu Madiha zurück huschte. Sie schaute suchend nach ihm, während sie versuchte, zusammen mit Azura auf Corax - den echten Corax - einzureden. Das sarmaer Paar konnte keinen Blickkontakt herstellen. Dafür sorgte Kjetell'o erneut. Er raunte Caleb zu: "Magisch Begabte verlassen sich nur auf ihr Potenzial und vergessen darüber hinaus, dass es auch andere Mittel und Wege gibt. Das müssen wir uns zu Nutzen machen. Du musst es tun und ich sage dir, wann dein großer Auftritt kommt."

Von dem Zwiegespräch bekamen Azura und Madiha natürlich überhaupt nichts mit. Ihr Fokus lag - nicht grundlos - auf dem einarmigen Foltermeister. Jenen Mann, der sich als Corax entpuppte. Es versetzte den Herzschlägen beider Frauen einen freudigen Impuls, dass ihr Freund noch am Leben war. Zugleich aber sahen sie seinen Zustand und das milderte diesen winzigen Funken Hoffnung sofort wieder ab.
In seiner Verzweiflung und dem falschen Glauben, bei ihnen ob des angerichteten Massakers nicht mehr Willkommen zu sein, hatte er sich der einzigen Person zugewandt, von der er glaubte, dass sie ihm noch eine Herrin sein würde. Und sie hatte ihn aufgenommen, aber nicht aus Herzensliebe. Für Serpentis war Corax nur ein vollkommen manipulierbarer Handlanger geworden. Jemand, dem sie eine Hand - einen ganzen Arm! - genommen hatte, um sich seiner Loyalität sicher zu sein. Und dennoch bekam diese gerade erste Risse. Er weigerte sich, das Schwert zu ergreifen, um es gegen die Eindringlinge zu richten. Serpentis strafte ihn ohne zu zögern. Madiha kannte das Halsband der Züchtigung als üble Foltermethode, die entgegen aller Aussagen nach außen durchaus für viele Tote sorgen konnte. Darüber hinaus hatten aber sowohl sie als auch Azura die Erfahrung machen müssen, wie es sich anfühlte, plötzlich kaum mehr atmen zu können. Beide jungen Frauen waren von Corax nahezu in den Tod gewürgt worden, auch wenn dieses Ereignis bei der Andunierin schon sehr lange zurücklag. So lange, dass es in ihrem Herzen keinen Platz mehr fand. Darin stand nur die Sehnsucht, ihren Raben zu retten, wenngleich mit seltsamen Methoden.
Sie appellierte an ihn, indem sie ihn beschimpfte. Allerdings verwendete sie dabei bewusst die Bezeichnungen und kleinen Neckereien, die sich zwischen ihnen immer wieder aufgebaut hatten und ein Feuer entflammt, das seinen Höhepunkt in den heißen Quellen Nogrots mit ihrer körperlichen Vereinigung fand.
Heiß wurde es jetzt nur um Corax's Hals. Ob auch ihm nun das Atmen schwer fiel? Das Halsband hatte ihm gewiss Verbrennungen zugefügt, so wie die Flammen rings um das Metall hochgezüngelt waren. Auf seiner dunklen Haut erkannte man es jedoch nur sehr schwer, aber sein Zucken und leichtes Krampfen bestätigten zumindest, welchen Schmerz es bereitete. Und sein anschließender Gehorsam war ein deutliches Signal, wie sehr er keine weitere Strafe wünschte. Wie schrecklich musste es sein, wenn der eigene Überlebenswille sich über alles legte, was man im Herzen trug und woran er sich mit letzter Kraft so arg geklammert hatte, schenkte man den Worten auf Azuras gesammelten Schriftrollen Glauben? Sowohl sie, als auch Madiha als seine einstige Herrin und sogar Caleb hatten dort einen Platz gefunden. Sie waren die dünnen Stränge aus Leim gewesen, die seine geplitterte Seele zusammengehalten hatten, bis seine Tat dazu geführt hatte, dass Caleb alles mit einem Wutschrei und einem Faustschlag zerbersten ließ. Jetzt hielt das Halsband der Züchtigung die Überbleibsel zusammen, nur damit er am Leben blieb. Aber was war das für ein Leben? Die Antwort war so simpel wie grausam: Es war die einzige Form von Leben, die Corax für sich kannte. Wie lange er sich schon durch ein solches Leben kämpfte, war Azura und Madiha nicht bekannt und so blieb es ein Risiko, ob ihre wenigen Worte überhaupt im tosenden Sturm einer nahezu vernichteten Seele erhört würden.
Auf Serpentis' Befehl hin stellte er sich vor und obgleich er daran glaubte oder es ihm regelrecht immer und immer wieder eingetrichtert worden war - nicht nur durch gnadenlose Herrschaften, sondern auch indirekt, beispielsweise durch die Buntschelmin Méllyn Kicherklang, die ihrer Zeit mit Azura über ihn gesprochen hatte - Corax gab es nicht mehr. Es blieb nur noch Leid.
Azura wollte das nicht akzeptieren. "Nein, du bist ein Idiot! Ein widerlicher Schuft, das bist du!" Wo andere entweder wütend geworden wären oder endgültig unter all den Beleidigigungen gestrauchelt hätten, da hob der Dunkelelf den Kopf minimal an. Es reichte gerade so weit, dass er Azura ansehen konnte. In seinem Blick flackerte etwas, ließ die Rubine schillern, aber ihnen fehlte nach wie vor der Lebenswille. Doch der kleine Funken, den man Hoffnung nannte und der in jedem Gefecht zuletzt starb, regte sich. Widerlicher Schuft, so hatte Azura ihn nicht nur einmal genannt. Oh, was hatte sie alles unter ihm und seinen Anzüglichkeiten ertragen müssen. Diesen kleinen Gesten, die ihre Nerven, aber auch ihre Lust gereizt hatten! Nuancen eines zweideutigen Spiels zwischen Erotik und Macht, das sie immer wieder gegenseitig ausgefochten haben, sie und ihr widerlicher Schuft. Sie kam ihm näher in blindem Vertrauen, er würde die Klinge nicht gegen sie erheben. Noch tat er es auch nicht, stand einfach nur da, die Waffe locker in der Hand. Hinter ihm wurde Serpentis zwar langsam ungeduldig, aber noch unterbrach Azura niemand.
"Und für so jemanden hab ich mich zurückgekämpft, pah!" Das war zu fiel. Azura erkannte es, als Unruhe in den Blick des Leidenden trat. Hilfe suchend wich er ihren Augen aus, um andernorts weniger Anklage zu finden. Sein Blick traf auf Madihas ... wich voller Schuld aus. Er konnte sie nicht anschauen, nicht die Herrin, für die er so viele getötet hatte - ohne ihre Zustimmung. Er wanderte weiter, nach hinten, aber dort sah niemand zu ihm hin. Jakub verteidigte den Weg zu beiden Frauen mit inzwischen blutiger Klinge. Caleb und Kjetell'o standen abseits in den Schatten, mit sich selbst beschäftigt. In jenem Augenblick drückte der Kapuzierte den Dieb in eine Richtung und dieser stahl sich davon. Ließ er etwa schon wieder alle im Stich? Er verschwand zwischen weiteren Säulen und war fort.
Dem Dunkelfen voller Leid in der Seele blieb nichts Anderes übrig, als seine Aufmerksamkeit auf Azura zurück zu lenken, vor allem, weil sie noch immer mit ihm sprach. "Warum hast du mir nicht vertraut, dass ich einen Weg zu dir zurückfinde?"
Er schüttelte den Kopf. "... weil ich dich geschändet habe. Leid. Es tut mir leid. So viel Leid. Ich bin Leid." Er schwankte, wich etwas vor Azura zurück, aber noch ehe er das Schwert erneut fallen lassen konnte, keifte Serpentis von hinten: "Was ist los mit dir? Reiß dich zusammen!"
Ihre Stimme sorgte dafür, dass er den Griff um die Klinge wieder verstärkte. Außerdem spannten sich seine Muskeln an. Er keuchte: "J-ja. Tut mir leid..." Jetzt lenkte er seine Schneide vor sich, damit weder Azura noch Madiha dicht genug an ihn heran kämen. Die Feuerhexe steckte tief in seinem Denken.
"Ich dachte, du weißt, was du mir bedeutest." Er schüttelte den Kopf auf's Neue. Fast unerreichbar, denn wenigstens hörte er sie noch und er antwortete auch. "Nein ... weiß ich nicht... woher denn?" Es ließ sich nicht ganz bestreiten. Sie hatte sein Liebesgeständnis an Bord nicht erwidert. Man konnte Azura nicht unbedingt Schuld zuschreiben, denn kurz darauf war ihr Rabe schließlich wie tot zusammengebrochen. Und der Schock hatte ihr die Stimme geraubt. Sie war gar nicht in der Lage gewesen, ihm irgendetwas zu sagen. Jetzt schien es zu spät dafür zu sein. So blieb Azura nur noch ein Name, um ihren Raben erreichen zu wollen: "Corax!"
Sie war nicht allein und Corax ebensowenig, dessen Augen bei der Nennung seines Namens zuckten. Er senkte das Schwert, seine einzige Barriere zwischen sich und beiden Frauen. Ja, beiden. Madiha war an die Seite der Adligen getreten und nahm es nun in die Hand, zum Verlorenen zu sprechen. Sie nahm Azuras Hand! Außerdem nannte sie das Kind ebenfalls beim Namen. Wenn er ihn nur oft genug hörte, wurde es wahr ... dann wäre er nicht länger Leid, sondern wieder Corax. Ihr Freund.
"Wir sind hier, Corax! Wir sind deine Familie, deine Freunde! Nicht diese Hexe da, die dir einen Arm abschneidet, um deine Loyalität zu erkaufen!"
Von hinten lachte Serpentis spöttisch auf. Sie genoss anscheinend die Versuche beider Frauen, ihren einarmigen Soldaten erreichen zu wollen, aber mit nur wenigen Worten lenkte sie ihn weiter. "Er hat sich den Arm selbst abgetrennt!", verkündete sie. "Eine Fleischschuld, bezahlt um wieder mein Sklave sein zu dürfen. Mein Eigentum. Mein ... Leidbringer!"
"Ich ... bin ...", wisperte Corax sein Mantra herunter, beendete es aber nicht, denn Madiha und Azura kämpften vehement weiter. Sie redeten auf ihn ein und das Wüstenmädchen beteuerte ihm indirekt, dass sie seine Fehler erkannte, sie ihm aber auch verzieh. Denn jeder machte Fehler, niemand von ihnen blieb davon verschont. Azura hatte sich in einem unbedachten Moment über Bord gestürzt. Caleb war ihr unüberlegt gefolgt mit guter Absicht, aber schlechter Vorbereitung. Jakub hatte in einem Moment der Schwäche seine dunkelsten Fantasien ausgelegt. Madiha hatte ihre Ängste ausgesprochen, ohne daran zu denken, dass ihr ein Sklave unterstand, der jedes ihrer Worte anaylisieren und so umsetzen würde wie er glaubte, ihr gefällig sein zu können ... mit einer Erfahrung, die nur Grausamkeit zuließ.
Das Mädchen der Wüste riss ihre und Azuras Hand empor. "WIR sind alle hier, Corax! Für dich. Weil es uns leidtut. Weil wir dich nicht verlieren wollen. WIR!" Sie deutete reihum auf ihre Begleiter, doch als sie sich dabei gen Jakub wandte, musste sie feststellen, dass Caleb und Kjetell'o nicht bei ihm waren. Wo steckten sie? Hatten sie sich in Sicherheit gebracht, wie sie ihrem Dieb geraten hatte? Sie konnte jetzt nur darauf vertrauen, denn ihre Aufmerksamkeit durfte sich nicht zu lange von Corax lösen. Ansonsten verloren sie ihn wohl doch noch.
Sie wandte sich wieder um und auch wenn ihr das Wort nun schwerfallen mochte mit der Spur von Unsicherheit, wo Caleb und Kjetell'o verblieben sein könnten, bezog sie beide mit hinein, als sie ihre andere Hand nach Corax' Brust ausstreckte. "Zusammen! Mit dir!"
Er starrte sie an. Dann starrte er Azura an. Seine Mundwinkel zuckten minimal. "Du bist so schön..."
Schließlich festigte er den Griff um das Schwert und wich vor ihnen zurück, als wollte er Platz für einen ausholenden Schwung haben. Dann jedoch drehte Corax sich um, beiden Frauen den Rücken zu. Kraftlos schaute er zu seiner Herrin, der Feuerhexe. Sie verzog den Mund zu einer schmalen Linie. Dass er seinen Rücken als Angriffsfläche preisgab, missfiel ihr sichtlich, aber sie blieb überraschend beherrscht. "Dreh dich um, Leidbringer. Töte sie."
"Nein." Corax warf das Schwert fort. Mit einem Klirren fegte es über den Stein des Hofes. Das genügte, um die angestaute Spannung bei allen dunkelelfischen Wächtern umzulenken. Alles schien wie stillzustehen. Niemand achtete auf seinen Nebenmann. Sie alle starrten in die Hofmitte, zur Feuerhexe und ihrem einarmigen Sklaven.
"Nein?", wiederholte die Herrische mit süßer Stimme aus eiskaltem Hass. Corax sprang nicht darauf an. Er klang müde, aber entschlossen und er blieb ruhig, als bereitete er mental einen Angriff vor ... oder etwas Anderes. "Das sind meine Freunde. Ich kann sie nicht töten, Serpentis." Das war es. Er wusste, wie er ihre Wut schüren konnte. Mit höflichem Ungehorsam. Serpentis. Kein Sklave nannte sie so. Kein Niederer sprach sie auf gleicher Ebene an und lehnte sich so gegen sie auf.
Furienhaft explodierte die Feuerhexe. Flammen stoben hoch, wirbelten ihr Haar empor und brannten als dicke Käfer Löcher in den Himmel. Einige Soldaten flohen wahrlich. Sie kannten die Wut ihrer Herrin. Jene streckte die Hand aus, zeigte mit einem Finger, dessen Nagel angespitzt war, auf Corax Kehle. "Dann stirb. Stirb, stirb, STIRB!"
Das Halsband der Züchtigung entlud alle eingespeicherte Magie. Es glühte er rot, dann gelb, schließlich weiß. Feuer zuckte heraus wie Blitze und leckte mit brennenden Zungen über Corax' Haut. Dieses Mal aber riss es ihn nicht sofort zu Boden. Er versuchte, Stand zu halten. Beim zweiten Befehl, ins Reich des Todes einzukehren aber brach er auf die Knie zusammen und brüllte seinen Schmerz heraus. Als das dritte "Stirb" den Hof erfüllte, explodierte das Halsband in einer kleinen Nova aus violett-roten Flammen und purpurnen Blitzen ... und aus dem Qualm heraus schoss ein schwarzer, kleiner Schatten. Er durchstieß den Rauch, zog einen Schweif aus Purpur und Rot hinter sich her, ehe er in der Luft strauchelte. Denn der Schatten, der kleine Rabe konnte nicht fliegen. Er besaß nur eine Schwinge. So zappelte er wirr in der Luft, bis er im Sturzflug auf die Steinplatten traf, ein Stück über sie hinweg schlitterte wie ein Kieselstein, den man über das Wasser flippen ließ. Dabei drehte er sich mehrmals um sich selbst und blieb schließlich als kleines Bündel aus zuckenden Federn vor Azura und Madiha liegen.
Aus dem schwelenden Rauch des zerstörten Halsbandes heraus lachte Serpentis wie wahnsinnig in die Stille. Schon aber verstummte die Belustigung, sie wich ernster Mordlust. "Ihr habt mich um meinen Sklaven gebracht", zischte sie beiden Frauen entgegen. "Nun werdet ihr sein Schicksal teilen."
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