Weg über die Ebene

Diese große Graslandschaft liegt im Herzen des östlichen Teiles Celcias. Bei einem Unwetter verwandelt sich diese schöne Ebene in ein sehr gefährliches Gebiet, da es kaum Schutz bietet. Der große Fluss Ilfar teilt die Ebene in zwei Hälften.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. August 2013, 13:06

Während sie so seinen Hals betrachtete, stahl sich ein letzter Sonnenstrahl der untergehenden Sonne auf den Hals des Elfen und traf die Tätowierung. Augenblicklich begannen die Karos sich zu bewegen und formten Muster, die man nicht zuordnen konnte. War das vielleicht der Grund, warum Friedrich oder wie er auch immer hieß, seinen Körper verhüllte? Was hatten diese Zeichen zu bedeuten? Erfüllten sie vielleicht einen Zweck? Waren sie magisch? So viele Fragen und es gab nur einen der sie beantworten konnte und dieser jemand lag bewusstlos vor Solas.
Als dieser eine Sonnenstrahl versiegte und die Sonne endgültig, unterging hörte auch der Tanz der Karos auf dem Hals von Friedrich auf.
Bendal fuhr noch ein Stück bis er den Wagen zum Halten brachte. Der kräftige Mann erhob sich vom Kutschblock und drückte sein Kreuz durch. Man konnte förmlich hören, wie sich die Wirbel wieder einrenkten. Mit einem Seufzer sprang er von der Kutsche und vertrat sich kurz die Beine. Bevor er zur Ladefläche ging und die beiden Elfen betrachtete. „Ich weiß ja warum der Typ da noch immer nicht aufgestanden ist um mir zu helfen ein Lager für die Nacht fertigzumachen aber warum du noch nicht aufgestanden bist, ist mir ein Rätsel!“ Der Zwerg zwinkerte ihr am Ende zu um klar zu machen, dass er ihr nicht Böse war und die Worte härter klangen als gewollt. Die Elfin kam der Aufforderung auch gleich nach und zusammen begannen sie das Lager für die Nacht vorzubereiten. Damit die Beiden nicht im Dunklen blind umherliefen gab er Solas eine Lampe, die mit Öl gefüllt war, und in einen schummrigen Orange leuchtete. Bendal nahm dann selbst eine zur Hand und legte etwas Brennholz zusammen, für ein kleines Feuer.
Nach ein bis zwei Stunden hatten sie dann ein gemütliches Lager errichtet und Friedrich in der Nähe des Feuers hingelegt. Bendal kochte währenddessen etwas in seinen Schild und summte gedankenverloren ein Lied.
Kurz bevor das Essen fertig war, regte sich Friedrich wieder und öffnete langsam die Augen. Er wirkte noch etwas orientierungslos aber ansonsten gesund.
Als er wieder Herr über seine Sinne wurde, rieb er sich mit der einen Hand am Hinterkopf. Dabei viel ihn dann sofort auf das er nicht mehr seine Maskerade trug. Mit Panik in den Augen blickte er Solas an, die über ihn gewacht hatte.
„...Hat die Sonne.. noch geschienen, als das passiert ist!“ Dabei machte er eine Geste die das fehlen seiner Maskerade bedeutete.
Er ließ ihr keine Möglichkeit zu antworten und stellte noch eine Frage.
„Hat sich das Zeichen auf meinen Hals bewegt???“
Bendal bekam die Unterhaltung zwischen den Elfen mit und bewegte sich zu ihnen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Solas Soul » Freitag 9. August 2013, 01:38

Solas wollte ihren Augen nicht trauen, als dieser eine verirrte Sonnenstrahl das mysteriöse Zeichen auf dem Hals des Elfen zum Tanzen brachte. Wenn es schon vorher nicht unbedingt das unauffälligste Zeichen gewesen war, welches die junge Bogenschützin in ihrem Leben je gesehen hatte, so bewirkte dieses eine letzte aufblitzen des Tages, dass es so auffällig wurde wie ein Fuchs in einer Gänseschar.

Deshalb die Maske. Bendal hatte recht, auch wenn er kein hässliches Gesicht, sondern dieses Zeichen verborgen hat.


Versunken in den Tanz der Karos vergaß Solas alles um sich herum und nachdem die Sonne endgültig der Nacht wich und der Tanz versiegte hielt Bendal den Wagen an und begann mit den Vorbereitungen für ein Lager.
Hinter der Stirn der Elfin wirbelte ein gewaltiger Sturm an Vermutungen, Fragen und haarsträubenden Erklärungsversuchen. Es waren so viele das Solas keine genau herausfiltern konnte, sondern einfach nur auf der Ladefläche saß und blicklos in die Ferne starrte. Doch bevor sie endgültig in dem Sturm untergehen konnte holte Bendal sie mit seiner so für ihn typischen liebevoll anklagenden Art aus ihrer Bredouille und lenkte sie durch den Aufbau des Lagers gekonnt für eine Weile ab.
Nachdem das Lager fertig war setzte sich die grazile junge Frau neben den noch immer bewusstlosen Friedrich und stellte sich ihrem inzwischen ruhiger gewordenen Verstand.

Wie ist so etwas möglich und was bedeutet es. Wofür steht das Zeichen? Ist Friedrich ein Mitglied einer Vereinigung welcher auch meine Mutter angehörte...oder vielleicht noch gehört? Meinte er nicht, er wäre von ihr zu mir gesandt worden? Woher wusste er, dass ich diejenige bin die er gesucht hat?...

Langsam und umsichtig tastete sich Solas an jede einzelne der Fragen heran, prüfte sie und wog ab, ob sie nicht ihrer überbordenden Fantasie oder aus purer Angst heraus geboren worden waren. Sorgsam sortierte sie die Eindrücke und blickte währenddessen abwechselnd blicklos ins Lagerfeuer oder betrachtete den neben ihr ruhenden Elf.
Als dieser noch etwas angeschlagen seine Augen öffnete unterbrach Solas ihre Überlegungen und wandte sich ihm konzentriert zu. Bevor sie ihn ansprechen konnte, rieb er sich stöhnend den Kopf und bemerkte dabei das offensichtliche Fehlen seiner Maskerade. Mit offenkundiger Panik blickte er zu Solas auf. Sie versank in seinen Kirschholzbraunen Augen, die eine solche Angst ausdrückten, dass ihr ein eisiger Schauer über den Rücken lief.

„...Hat die Sonne.. noch geschienen, als das passiert ist!?“
„Hat sich das Zeichen auf meinen Hals bewegt???“


Langsam löste sie sich aus der Umklammerung seiner Augen und das sie sah, dass Bendal sich näherte sagte sie einfach nur ruhig:

„Ja, es hat sich bewegt.“

Diese Erklärung musste in diesem Moment erst einmal genügen, denn schon hatte der Zwerg sie erreicht und stellte sich neben Solas. Diese beugte sich wieder zu Friedrich und meinte gelassen: „Du schuldest uns mehr als eine Erklärung. Wer und was bist du? Was ist dein Auftrag und wieso hast du dich uns Angeschlossen?“ Mit einem ruhigem Blick, der zugleich symbolisierte, dass sie dem Elf noch immer entgegen aller ihrer Prinzipien vertraute und dass sie ihn dieses mal nicht ohne eine zufriedenstellende Antwort davon kommen lassen würde.
Zumindest teilweise wollte sie das Rätsel Friedrich hier und jetzt gelöst bekommen, allerdings überließ sie es dem Elf zu entscheiden, ob er dass mit dem Zeichen bei seinen Erklärungen direkt mit einbeziehen oder ihr später in einem vertraulichen Gespräch einzeln erläutern wollen würde.

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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Montag 19. August 2013, 12:27

Friedrich fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch und fasste sich noch einmal kurz an den Hals.
„Schnappt euch eure Waffen, es geht gleich los, ich kann sie hören!“ Bendal und Solas blickten sich verwundert an. War der Unbekannte jetzt verrückt geworden? So hart hatte ihn doch der Zwerg nicht getroffen! Als der Tätowierte bemerkte, dass die Beiden immer noch keine Anstalten machten, sich zu bewaffnen, fuhr er sie förmlich an.
„ICH BIN VERFLUCHT UND DAS IST IHR ZEICHEN!“ Dabei deutete er wild auf seinen Hals. „Ihre achtbeinigen Helfer sind schon auf den Weg zu uns! Könnt ihr sie wirklich nicht hören???“
Die Angesprochenen lauschten, aber nichts außer dem Wind, der über die Ebene strich, war zu hören.
Sie wollten den ehemals Maskierten schon als verrückt abstempeln als sie das getippel hörten.
Zum Anfang war es noch ganz leise, kaum wahrnehmbar, ein ständiges Tapp...........Tapp...........Tapp.
Doch dann nahm das Geräusch an Intensität zu und wurde immer schneller Tapp..Tapp..Tapp.Tapp.TappTappTappTapp.
Die Anwesenden waren noch von dem Feuerschein leicht geblendet um etwas Genaueres in der Dunkelheit auszumachen, doch nach einer gewissen Zeit erblickten sie dann viele kleine rote Augen, die auf sie zukamen. Der Zwerg löste sich zuerst aus der Starre und rannte zu seinem Hammer, der beim Wagen lag. Friedrich zog zwei Kurzschwerter hinter seinen Mantel hervor, der Mann musste ein ganzes Waffenarsenal mit sich führen.
Solas brauchte am längsten um ihren Bogen zu zücken, sie war noch zu perplex von den plötzlich auftretenden Chaos. Doch auch sie fing sich und fingerte schon eifrig an ihren Köcher herum.
Währenddessen kroch die Feindeswelle immer weiter auf sie zu, wie eine rotäugige Gewitterwolke.
Bendal riss sein Schild von der Feuerstelle und kippte den Sud auf den Boden.
In Friedrichs Augen konnte man lesen, dass er nicht glaubte, dass sie diesen Kampf gewinnen konnten. Der Zwerg hingegen war Feuer und Flamme für den Kampf und trommelte rhythmisch mit seinem Hammer gegen das Schild, er freute sich richtig auf das bevorstehende Blutvergießen, aber bei so einer kriegerischen Rasse war das auch nicht weiter verwunderlich.
Die drei Gefährten standen dicht aneinandergereiht, als die ersten Spinnennetze ihnen entgegenflogen. Sofort trennten sie sich voneinander, um den klebrigen Geschossen aus dem Weg zu gehen. Die Bogenschützin feuerte einen Pfeil nach den anderen auf die nicht aufhörende Flut der Krabbeltiere. Bendal stürzte sich mit einem markerschütternden Kriegsschrei in die Gegnermasse und brachte den Tod überall dorthin, wo er hinschlug. Es war schwer zu sagen wie viele Spinnen sich im Kampf mit dem glatzköpfigen Krieger befanden, da ständig, wenn der Zwerg einen Widersacher erledigte, zwei neue auftauchten. Der Bärtige war schon mit dem violetten Blut von oben bis unten besudelt und an seinen Körper klebten dutzende Fangnetze, die ihn stätig langsamer machten.
Friedrich hielt sich nicht weit entfernt von Solas auf und gab ihr so gut es ging Rückendeckung, damit sie weiterhin mit ihren Bogen ungehindert ihre Pfeile auf die Reise schicken konnte. Sein Kampfstil glich einer Art Tanz, in dem er mit anmutigen Bewegungen seine Feinde zerstückelte. Eine Drehung folgte der nächsten und manchmal schraubte er sich dabei geschickt in die Höhe um seine Feinde von einer anderen Position zu attackieren. Der Kampfstil des Zwerges und des Elfen unterschied sich zwar optisch erheblich voneinander aber keiner der Beiden war effizienter. Doch so geschickt auch die Krieger waren es war abzusehen das sie diese Schlacht nicht gewinnen konnten.

Bendal viel als Erster der drei Gefährten. Sein Körper viel wie in Zeitlupe auf den Boden und wurde unter den weißen klebrigen Netzen begraben. Danach sprangen Dutzende von Spinnen auf seinen Leib und begruben ihn vollständig. Friedrich versuchte einen Durchbruch zu seinen Kameraden, aber er kam trotz Solas Hilfe nicht weit genug an Bendal heran. Der geschickte Elf wurde ebenfalls wie Bendal unter den Netzen vergraben und verschluckt.
Die Bogenschützin, die nun keine Deckung mehr hatte, hielt den Kampf auch nicht mehr lange stand und wurde von einer Spinne, die sich hinter sie geschlichen hatte, in die linke Wade gebissen und ging auf die Knie.
Der Schmerz, der in ihrem Bein entstand, breitete sich im ganzen Körper aus und lähmte die Elfe am Schluss war sie steif wie ein Brett und ging als Letzte der Drei zu Boden.
Ihre Augen erblickten noch wie die Pferde von Bendal mit samt der Kutsche das Weite suchten. Das Interessante daran war das sich die Spinnen gar nicht um die Ponys kümmerten, sondern nur um die drei Weggefährten. Kaum waren die Vierbeiner verschwunden schlug ein klebriges Netz sich genau auf die Augen der jungen Frau nieder.
Sie spürte noch, wie ihr Körper über den Boden gezogen wurde und versank dann abermals in den Zustand der Bewusstlosigkeit. Das Gift der Spinne hatte wohl ihr Gehirn erreicht.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Solas Soul » Sonntag 1. September 2013, 01:49

„ICH BIN VERFLUCHT UND DAS IST IHR ZEICHEN!“
Nichts als bloße Panik erblickte Solas, als sie in diesem Moment in die weit aufgerissenen Augen von Friedrich blickte. Vergessen waren die erhofften Antworten auf ihre Fragen. Vergessen die Selbstsicherheit und die Kraft, welche sie eben noch erfüllt hatten.

Ihr Zeichen. Aber wer ist SIE?
...Achtbeinige Helfer? Doch nicht etwa....


Tapp...tapp...tapp.tapp.tapp.tapp.tapp.tapp.tapptapptapptapptapptapptapptapp

Spinnen.

Erstarrt und am Rande der Klippe zwischen stärkender Angst und kopfloser Panik,versuchte Solas außerhalb des eben noch wärmenden Schein des Feuers etwas zu erkennen. Zuerst konnte sie nichts als Dunkelheit erkennen, doch als sich ihre Augen langsam an diese gewöhnt hatten sah sie es. Oder besser gesagt, sah sie Sie.
Unmengen von rot blitzenden Augen. Absolut gefühllos wirkende rote Punkte in der Schwärze der Nacht. Unwillkürlich blitzten vor Solas Augen die schwarzen und genauso Gefühllosen Augen der Dunkelelfen von letzter Nacht auf.
Trocken murmelte sie noch vor sich hin: „ Na toll...vom Funken in den Vulkan.“
Gerade wollte sie ihren Gefährten einen hilflosen Blick zu werfen, als ihr auffiel, dass diese längst nach ihren Waffen gegriffen hatten.
Hektisch griff die junge Elfe nach ihrem Bogen und versuchte die Sehne aufzuspannen. Panik drohte sie zu überwältigen, so das ihre Finger immer wieder abrutschten und die Sehne wieder fallen ließen.

Nein...nein.Nein. Komm schon

Ein Blick nach oben zeigte erneut die sich rasch nähernde schwarze Welle an rot blitzenden Augen. Panisch schloss die verängstige Bogenschützin ihre Augen und versuchte sich zu beruhigen, es funktionierte zwar nur teilweise, aber immerhin reichte es aus, damit sie den Bogen bespannen und den ersten Pfeil anlegen konnte.

Im nächsten Moment bracht die Hölle auf Erden los. Wohin Solas auch blickte, überall sah sie die langen Beine und beharrten Körper der Spinnen. Es war unmöglich für sie innerhalb der Menge eine einzelne Spinne auszumachen, vielmehr wirkten sie wie eine behaarte schwarze Welle, die sich immer wieder auftürmte, brach und wieder anstieg.
Als Bendal sich mit dem für ihn so typischen Eifer ins Gefecht sprang, Friedrich die erste Spinne mit seinen Kurzschwertern angriff und der erste ihrer Pfeile in der Welle aus Leibern unterging begriff die Elfe, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten.

Die schiere übermacht des Feindes würde sie in die Knie zwingen und sie konnten dagegen nichts unternehmen. Egal wie viele Spinnen Bendal auch mit seiner rohen, ungezügelten Kraft besiegen mochte und egal wie viele Tricks Friedrich kennen mochte, dieses mal kämpften sie auf verlorenem Posten.
Diese Erkenntnis machte Solas wütend. Ihre Angst machte der Wut über die unausweichliche Niederlage Platz und diese Wut brachte die Bogenschützin dazu, sich noch einmal aufzulehnen. Sie brachte die Elfe dazu dem unausweichlich erscheinendem Ende trotzig entgegenzublicken und noch einmal alle ihre Kräfte zu sammeln.
Auch wenn sie wusste, dass sie verlieren würden, würde sie doch nicht zulassen, dass dies Kampflos geschehen würde.

Ein Pfeil nach dem anderen schoss sie in die Meute der unaufhörlich nachrückenden Viecher. Die Wut half ihr klar zu denken und gab ihr die unrealistische Hoffnung, dass es vielleicht doch einen Ausweg geben könnte. Doch sowohl die Wut, als auch die Hoffnung schwanden, als sie sah, wie Bendal unter den Spinnen begraben wurde.

„Nein!“
Einen Moment gelähmt vor Schreck, blickte sie fassungslos auf die Stelle, an der vor wenigen Augenblicken noch ihr tapferer kleiner Freund gestanden hatte. Als Friedrich los rannte um zu Bendal zu kommen brachte sie nur ein leises Stöhnen heraus. Sie wollte ihn aufhalten. Ihm zurufen, dass es zu spät sei, doch da war er bereits unter den Netzen der Spinnen begraben.
Innerhalb weniger Sekunden waren ihre beiden Weggefährten gefallen und sie stand alleine in einem unendlich wirkenden Meer aus Blut und Spinnen. Bevor sie auch nur nach einem weiteren Pfeil greifen konnte, verspürte sie eine plötzlichen, durchdringenden Schmerz in ihrer Wade.

Augenblicklich fühle die junge Elfe, wie ihr Körper träge wurde und sich stetig versteifte. Nur Augenblicke später war ihr gesamter Körper gelähmt und steif wie ein Brett. Bevor das Gift jedoch ihr Gehirn erreichte, sah Solas noch, wie sich die beiden Ponys von Bendal, samt dem Wagen unbehelligt vom Schlachtfeld entfernten.

Was hat das zu bedeuten? Wieso greifen sie die Ponys nicht an?

Bevor sie dazu eine Theorie aufstellen konnte erreichte das Gift ihr Gehirn und brachte sie an den Rand der Bewusstlosigkeit.Bevor sie endgültig in diese abdriftete bekam die Elfe jedoch noch mit, wie sie grob über den Boden gezerrt wurde.

Wo bringen die mich hin?

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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Sonntag 22. September 2013, 13:55

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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Montag 30. September 2013, 14:55

[Kazel kommt von der Stadt LeoniaDie Sippe der Rot-Mähnen

Kazels Trupp kam die ersten paar Kilometer zügig voran, die schwere Infanterie war hinter ihnen zurück gefallen. In seinem Trupp gab es immer drei Späher die sich ebenfalls zurückfallen liessen um die Distanz zwischen dem Plänklertrupp und der Infanterie einzuschätzen. Sie durfte weder zu klein, noch zu gross werden. Obwohl man Kazel diesmal nicht die Augen verbunden hatte als sie die Stadt verliessen, würde er dennoch kaum wissen wo genau sich die Leonidenstadt eigentlich befand. Um sie herum gab es nämlich kaum einen Orientierungspunkt, es schien so als würden sie sich mitten in der endlosen Weite der Stillen Ebene befinden, selbst der mächtige Ilfar war aktuell nicht zu sehen aber auch nicht das Meer in der entgegengesetzten Himmelsrichtung. In Richtung Osten konnte man aber ein bisschen Wald erkennen, nicht der Eldar, sondern der Neldoreth. Die Stadt musste sich also ungefähr Südöstlich der Stillen Ebene befinden, wenn sie denn immer am gleichen Ort war?
Ein Volk dass in der Lage war eine ganze Stadt zum Verschwinden zu bringen, konnte sie vielleicht auch bewegen. Das Geheimnis wusste wohl nur der König und die höchsten leonidischen Magier selbst. Dessen potenzieller Nachfolger und zukünftige Hüter dieses Geheimnisses marschierte gerade neben Kazel her. Rhudos Laune liess nach wie vor zu wünschen übrig.
Vflex gab das Kommando in den einfachen Marsch überzutreten. Sie befanden sich noch weit entfernt vom Eldoras und aktuell erwarteten sie keinen Feindkontakt. So dass sie sich sogar unterhalten durften. Immer wieder kehrte die kleine Vorhut zurück und gab an, niemanden zu sehen. Die Leoniden wichen nämlich wenn immer möglich den Menschen aus, welche die Stille Ebene kreuzten um von Pelgar nach Andunie zu gelangen. Da Leoniden exzellente Jäger und Meister der Tarnung waren, war es nicht verwunderlich, dass nur sehr wenige Andunier und Pelgarer tatsächlich an die Existenz der sagenumwogenen Löwenstadt glaubten. Ab und an wurden Spuren gefunden von Löwenpfoten. Das war aber auch das einzige, was die Leoniden jeweils in der Stillen Ebene hinterliessen. Ganz anders sah es mit den Hinterlassenschaften grösserer Verbände von Dunkelelfen aus, wie die Vorhut nach einigen Stunden des Marsches feststellte. Sie meldeten, dass ein grösseres Heer durch die Ebene gen Andunie gezogen sein muss, die Fuss und Räderspuren waren diesbezüglich eindeutig. Sie kamen sogar an einem verlassenen Lager des Heeres vorbei. Gut zu sehen waren die Abdrücke der Zelte und Belagerungsgeräte. Ausserdem gab es ziemlich viel Abfall auf dem Boden. Kaputte Lederriemen, abgebrochene Waffen da und dort sogar ein toter Sklave oder Goblin.
Vflex betrachtete sich diese Spuren schweigend. Doch das Ausmass dieses Krieges war nun nicht mehr zu übersehen. Es mussten hunderte – tausende Soldaten hier gelagert haben. Die Spuren waren jedoch alt, die Feuerstellen kalt. Diese Armee hatte ihr Ziel – und dies musste Andunie gewesen sein – schön längst erreicht. „Die kamen von Osten… Kosral…oder vielleicht sogar Pelgar.“ Brummte Vflex nachdenklich und Blickte gen Westen.

„Wir müssen annehmen, dass auch Andunie gefallen ist.“
Er kannte Andunie. Die Leoniden liessen es sich schliesslich nicht nehmen, die umliegenden Dörfer und Städte auszukundschaften. Andunie war eine kleine Küstenstadt, freilich war sie befestigt, aber niemals so stark wie Pelgar. Ausserdem bestand ihr Volk hauptsächlich aus Händler und Handwerker…nicht aus Krieger.
„Wir sollten gen Pelgar ziehen… und diese vermaledeiten Dunkelelfen vertreiben…und selbst die Herren dieser Stadt werden! Damit die Menschen endlich ein und für alle Mal verstehen, welch Fehler sie einst begangen haben!“ Knurrte Rhudos trotzig. „Jetzt sind sie die Sklaven ihres eigenen Erfolgs geworden. Warum sollte uns ihr Schicksal rühren? Sie haben das Gleiche mit uns getan!“
„Nein.“ Meinte Vflex bestimmt. „Die Menschen hatten Angst vor uns, haben uns nicht verstanden. Darum haben sie uns vertrieben… die Dunkelelfen jedoch… sind als Invasoren ins Land gekommen… und sie scheinen vor nichts halt zu machen.“

Rhudos zuckte mit den Schultern. „Um die Pelgarer tut es mir nicht leid.“ Brummte er trotzig.
„Es ist beunruhigend.“ Meinte Vflex nur. „Warum?“ „Weil Pelgar eine der stärksten Bastionen des Menschengeschlechts war… wenn Pelgar gefallen ist, welche Stadt kann dann noch widerstand leisten? Denk an die Grösse dieser Menschenstadt, Rhudos und an deren Befestigungen… sie überragt die unsrigen um Welten!“
Rhudos schnaubte und blickte finster zu Kazel hinüber. „Die sind also die grössere Gefahr… als die Menschen, willst du das damit sagen?“
Vflex nickte. „Unser Ziel bleibt der Eldoras…vorerst.“

Der Königssohn blickte zu Kazel hin. „Du bist schon eine seltsame Mischung, mein…Kamerad… du repräsentierst das Volk der Dunkelelfen… und bist gleichzeitig Mitglied einer pelgarischen Kampftruppe… beides geniesst nicht gerade die grösste Sympathie meines Volkes.“
Bisher schien aber Rhudos der Einzige in der Truppe zu sein, der sich offensichtlich daran störte.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 16. Oktober 2013, 14:02

Es war soweit. Vlfex gab den Befehl zum Abmarsch - zwar nur an die Leoniden, aber Kazel durfte hier keine Sonderbehandlung erwarten. Auch er setzte sich in Bewegung. Seine Schritten waren kleiner, konnte er mit den kürzeren Beinen doch ohnehin nicht so weit ausholen und trippelte mehr, verglich man seinen Gang mit dem der Großkatzen. Er blickte sich um, entdeckte vom Auszug aus der Stadt und der Landschaft aber nur wenig. Ihre Truppe marschierte. Darauf musste sich der Elf vorläufig konzentrieren, aber laufen beherrschte er. Es lag ihm wohl im Blut. Im Blut, ha! Gegen mein Blut gehe ich vor.
Um sich von den Strapazen einer marschierenden Armee jedoch abzulenken, ebenso wie vom Schmerz, der die Beine nach einer Weile zum Brennen brachte, als stächen Tausend kleine Messer direkt unter die Haut, beobachtete der Mischling die ihm unmittelbar Nebenmarschierenden. Unter ihnen war auch Rhudos. Er musterte den Leoniden, der sich offenbar mindestens so tapfer hielt, wie er selbst. Nur seine Laune zehrte an ihm. Kazel freute sich auch nicht unbedingt darauf, den dunklen Völkern gegenübertreten zu müssen - ob als Plänkler oder nicht. Aber er wusste, dass er es für eine gute Sache tat. Er stritt für das bessere Celcia, für eine glücklichere Zukunft ... für Janay und sein ungeborenes Kind.

„Wir müssen annehmen, dass auch Andunie gefallen ist.“
Durch den Elfen ging ein Ruck. Pelgar ... Andunie ... sein Volk machte ernst. Das war keine aus Rache geborene Aktion gegen die Menschen, nein hier geschah ein Eroberungsfeldzug und Kazel wusste, dass Morgeria Jahrzehntelang die nötigen Streitkräfte gesammelt und Verbündete mit dunklen Herzen zusammengetrommelt hatte. Verbündete ohne Herzen ... Tote, die durch die Straßen wandelten. Es würden mehr, je mehr der Freunde sie abschlachteten und je mehr Raxian Tausendtod in die kalten Finger bekam. Ihm schauderte, als es eisig über seinen Rücken lief. Er zog die Luft zischend ein, schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Wie viele von der Bruderschaft mochten gefallen sein? Schlimmer: wie viele mochten jetzt in den Reihen der Feinde umher wandeln? Seelenlos.
Aber auch auf ihren Seiten wuchs etwas, das das junge Spitzohr geradezu erschütterte. Pelgar einnehmen und den Menschen eine Lektion erteilen? "Nein", sprach er wie erstarrt aus, vermutlich aber viel zu leise, als dass ihn alle hätten hören können. "Wir müssen zusammen gegen das Übel streiten ... und nicht Zwietracht untereinander schüren." Das wäre ihr Untergang, die Besiegelung ihrer aller Schicksale. Sahen die Leoniden denn nicht, dass sie als ihr Volk allein zu wenige waren? Er hoffte, diese Worte waren nur im Zorn gesagt und dass sie aus dem Kopf gewischt würden, wenn es denn hart auf hart käme.
Beruhigt schaute Kazel zu Vlfex auf und war froh, ihn und nicht Rhudos als Anführer zu wissen. Dieser Leonid besaß die nötige Weisheit, ähnlich zu denken wie er. "Die Pelgarer wollten mich hängen für eine Tat, die ich nicht begangen habe", murmelte er in Richtung des Leonidenprinzen. "Sie haben mich in einen Käfig gesperrt und diesen erhitzt, um mir die Fußsohlen zu verbrennen. Warum? Weil ich nicht bin wie sie." Er atmete durch, fest im Blick und entschlossen. "Ich werde meinen Teil dazu beitragen, sie zu retten. Ja ... die dunklen Völker werden alles vernichten, was sie können. Wenn ihr die Menschen fürchtet oder hasst, habt ihr keine Ahnung, was uns alle erwartet."
Er schwieg, vorerst auch zu den Worten, die Rhudos noch an ihn richtete. Er musste selbst über den Umstand nachdenken. Elf - Dunkelelf, Waldelf. Gemischtes Blut, das für keinen Elfen stritt, sondern für Menschen, zusammen mit einem Volk, das die Flachohren ebenfalls verabscheute. Hinzu kamen seine äußerlichen Veränderungen. Er fuhr sich mit der Zunge über die spitzen Eckzähne, betrachtete seine Hände und die Adlerkrallen, die vorlugten, als er leicht die Fäuste ballte. Er schluckte, hob den Kopf und wieder suchte das Blau seiner Augen den prinzlichen Raubkater. "Ich bin ich ... nicht mein Blut, nicht meine Zugehörigkeit macht mich aus, sondern meine Taten", sagte er und beschleunigte dann seine Schritte.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. Oktober 2013, 21:57

"Wir müssen zusammen gegen das Übel streiten ... und nicht Zwietracht untereinander schüren." Die Krieger – ausgenommen Rhudos natürlich – stimmten Kazel in dieser Hinsicht brummend zu. Die Anspannung in der Truppe war merklich gestiegen. Die Verheerungen der Stillen Ebene hinterliessen Eindruck, selbst bei gestandenen Krieger. Die Löwenkrieger mochten noch so tapfere und starke Kämpfer sein, gegen ein Heer dieser Grösse würden auch sie in der offenen Schlacht nicht bestehen können. Die traumatische Erfahrung ihrer eigenen Vertreibung aus Pelgar, hatte ihnen vielleicht sogar den einzigen Trumpf gegen die Invasoren eingebracht. Sie hatten die unsichtbare Stadt errichtet. Unsichtbar nicht nur für die Menschen. So mochte nüchtern betrachtet das Martyrium der frühen Leoniden Pelgars, die Rettung der Leoniden angesichts Morgerias Invasion sein.
„Wir müssen alte Gräben überwinden.“ Brummte Vflex nachträglich und deutete auf einige tiefe Orkspuren welche neben jenen von Dunkelelfen und Goblins in Boden gedrückt waren. „Während sich das Menschengeschlecht, die Elfen und Leoniden von einander abkapseln… marschieren die Völker der Dunkelheit vereint.“ Würde ein Stamm solch umsichtiger und nachdenklicher Krieger überhaupt einen Kindskopf wie Rhudos als Monarchen akzeptieren? Es blieb zu hoffen, dass Kazel es nicht herausfinden musste.

"Sie haben mich in einen Käfig gesperrt und diesen erhitzt, um mir die Fußsohlen zu verbrennen. Warum? Weil ich nicht bin wie sie." Rhudos bleckte die Zähne. „Ich hoffe die Pelgarer werden sich lange genug an ihre Unterjochung erinnern. Doch wirst du so oder so ein ausgestossener bleiben… für dein Volk bist du ein Verräter und für ein Pelgarer der verhasste Feind. Deine Taten, die da noch kommen mögen in allen Ehren, aber wenn es nach dem ersten Eindruck geht, fliegt ein Pfeil in der Regel schneller als du die Worte der Richtigstellung aussprechen kannst.“
Das Schicksal meinte es diesbezüglich wirklich nicht gerade gnädig mit Kazel. Was er auch tat, wie sehr er sich bisher auch bemüht hatte, bisher konnte er in keiner Gemeinschaft länger verweilen ohne in irgend einer Weise mit Vorurteilen belastet zu sein. Die Bruderschaft des Lichts als vielversprechendster Hort seiner Zugehörigkeit, hatte durch seinen Mord an Landria Sinal schliesslich auch einen herben Schnitzer erfahren. Mochte sie auch noch so korrumpiert von wesentlich düsteren Machenschaften gewesen sein. Hatte die Inquisition überhaupt noch bestand? Operierte sie noch im Verborgenen?
Alles was einst Macht und Einfluss hatte, es war eingestampft worden. Die alte Weltordnung aus den Fugen geraten, selbst die Götter schienen sich von ihren Schützlingen abgewandt zu haben. Das Kriegsglück war auf der Seite Faldors und seinen Jüngern.

Vflex sah sich immer wieder um. Er schickte die Vorhut aus einen geeigneten Rastplatz zu suchen. Die Reise bis zum Eldoras dauerte mindestens drei Tage. Mit dem Heerführer der Fusssoldaten wurden aber vier vereinbart, hatten die Truppen doch schwere Waffen zu tragen, ausserdem war mit Feindkontakt im Wald zu rechnen so dass sie es nicht riskieren wollten, erschöpft den Wald zu betreten, wohlwissend, dass jeder Tag, welcher ihre Ankunft im Eldoras verzögerte, die Überlebenschance der potenziell noch sich im Wald befindlichen Flüchtlinge massiv reduzierte. Ohnehin konnten sie nur hoffen, dass die Flüchtlinge sich zerstreut hatten und der Aufwand sie aufzuspüren für die Invasoren zu gross geworden ist.
Wirklich mit einer grossen Anzhal von Überlebenden rechnete kaum jemand. Eher mit einem weiteren Massaker.
Einige Kilometer nach dem verlassenen Heereslager stiessen die Plänkler auf die fünf Krieger, welche vom König losgeschickt worden waren, die Leichen im Eldoras zu bestatten. Sie gaben sofort Bericht ab.

Sie seien nur bis zur Grenze des Waldes vorgedrungen, hätten sich aber aufgrund frischer und mannigfaltiger Spuren zurückgezogen. Das Morden sei vermutlich noch nicht zuende, zumindest jedoch war sicher, dass es dort noch immer feindliche Aktivität gab. Offenbar machten sich die Dunkelelfen einen Spass daraus, sich mit dem Töten der Flüchtlinge ordentlich Zeit zu lassen. Sie hätten dafür die Spuren der Flüchtlinge untersucht. Offenbar hatten sich diese früh in der Stillen Ebene getrennt. Ein Teil ist gen Neldoreth gestreift, der andere direkt in den Eldoras. Diejenige welche den Neldoreth zu erreichen versuchte, habe aber knapp einen Tagesmarsch vor dem Wald gewendet und hat sich ebenfalls gen Eldoras bewegt… respektive sie wurden getrieben.
Vflex beunruhigten diese Neuigkeiten. Die Berichte wurden offen ausgesprochen, Vflex machte keine Geheimnisse darauf, jeder der Truppe war schliesslich Mann genug auch mit schlechten Neuigkeiten umzugehen. „Soll das heissen, die Dunkelelfen haben alle… Flüchtlinge… gen Eldoras getrieben? Absichtlich?“

„Ja… so sieht es aus. Offenbar scheinen sie sich… eine Art Spass daraus… zu machen… die Flüchtlinge im Wald aufzuspüren und zu töten…. Langsam. Sie jagen auch nicht den ganzen Tag… es scheint mehr ein Zeitvertreib zu sein. Es… entschuldige diesen Vergleich… es wirkt als würden sie mit ihrer Beute spielen, wie unsere kleinen Katzenbrüder mit den Mäusen.“
Vflex knurrte und auch die anderen Krieger gaben ein ungehaltenes Grollen von sich. Ein solches Verhalten war für die Leoniden, die viel auf Ehre und Respekt hielten, ein unvorstellbares Verbrechen.
„Du hattest Recht Sturmadler.“ Meinte Vflex verbissen. „Wir hatten wirklich keine Ahnung was uns erwartet.“ Selbst Rhudos war angesichts dieser Neuigkeiten verstummt. Die Stimmung in der Truppe wechselte von Anspannung in Kriegswut. Man wollte dieses gottlose – selbst für Leoniden gottlose! – treiben in ihren heiligen Wäldern unterbinden. Sofort.
"Ich bin ich ... nicht mein Blut, nicht meine Zugehörigkeit macht mich aus, sondern meine Taten" „Richtig…Waffenbruder.“ Knurrten ihm die Leonidenkrieger zu, einer von ihnen erhob das Wort. „Vflex…lassen wir Taten sprechen… wir können schneller marschieren als die Fusstruppen… wir können schon etwas tun. Das muss aufhören…. So schnell wie möglich! Mein Blut… für die Ehre.“ „Unser Blut für die Ehre“ Stimmten die Krieger ein und Vflex nickte schliesslich nach einigen Sekunden Bedenkzeit.

„Jagen wir diese Bastarde dorthin zurück wo sie hergekommen sind.“ Knurrte auch Rhudos vor sich hin. Vflex gab den Befehl durchzumarschieren. Damit vergrösserte sich die Distanz zu den Fusstruppen, diesen wurde die Planänderung mittels Läufer überbracht.
„Tausende Flüchtlinge… hat Xenia gesagt… verspreng in diesem Wald… zum Vergnügen dieser Mörder. Wir haben erst 50 gefunden, 50 Opfer mit denen dieses perverse Spiel wohl „eröffnet“ worden war.“

„Diese Mörder sollen den Zorn der Leoniden zu spüren bekommen.“
Die höhere Marschfrequenz begann spätestens am Mittag des nächsten Morgen an Kazels Kräften zu zehren. Die Leoniden hielten sich aufgrund ihrer mächtigeren Physis weit besser, doch auch ihnen war der Schlafmangel anzusehen. Ein übermüdeter Jäger taugte wenig für den Kampf, verliess er sich doch auf die Schärfe seiner Sinne. So wurde im sicheren Abstand von einem Tagesmarsch bis zum Eldoras eine Rast von zwölf Stunden abgehalten. Während die Truppe schlief, wachten die 5 Krieger welche auf der Rückkehr waren, sie schlossen sich der Truppe nicht an sondern machten sich auf den Weg zurück in die Stadt um Bericht zu erstatten und um für einen grösseren Feldzug zu werben.
Die Leoniden mussten sich schliesslich, nach mehreren Jahren friedlicher Isolation mit dem Gedanken einer aktiven Diplomatie auseinandersetzen. Zyranus, Santros, Sarma, Jorsan, Grandessa, Norgot und wie die Städte der Menschen, Elfen, Zwerge und überhaupt allen übrigen Rassen hiessen, mussten gewarnt und zum Widerstand vereint werden. So zumindest die Meinung jener Leoniden, die vor Ort waren. Einfach würde dieses Unterfangen in der Löwenstadt jedoch nicht werden. Viele Sippenführen waren erzkonservative Befürworter der politischen Isolation.
Aber eben… alte Gewohnheiten… waren gegen diese Bedrohung offensichtlich wenig effektiv.

Die Soldaten wurden also angehalten zu schlafen. Den meisten gelang es nicht auf Anhieb. Jeder war mit seinen Gedanken für sich alleine. Sie waren bei den Flüchtlingen, bei der eigenen Familie, bei der nahenden Schlacht. Gemeinsam war den Leoniden, Kazel wie auch den Dunkelelfen – ihren erklärten Feinden, dass sie alle zum selben Himmel emporsahen. Die selben funkelnden Sterne betrachten konnten. Manthalas Reich. Die Göttin der Diebe und Verbrecher… auf welcher Seite sie wohl stand? Eben diese Sterne funkelten in ihrer kosmischen Unschuld friedlich vor sich hin. Der Mond hüllte die Toten im Eldoras in ein magisches Licht, liess die fahle Haut der Untoten, die in Pelgar wandelten schimmern, erhellte den Lagerplatz um Kazel, liess dessen Waffen und die Rüstungen der Leoniden glänzen.

Im Halbschlaf drang eine tiefe, monotone Stimme an Kazel heran. „Ich hafte an dir, Kazel Tenébree, den sie Sturmadler nennen.“
Kazel wurde es ganz kalt, er begann zu frösteln. Über ihm manifestierte sich für einen kurzen Moment eine Art Schatten, der sich aber sogleich wieder verflüchtigte.
„Ein bisschen gehörst du schon mir…weisst du?“

Meinte die Stimme nüchtern. Konnte Kazel da etwa das Klappern eines Gerippes hören? Die Stimme fühlte sich ähnlich an wie jene des Wegbereiters, war aber definitiv nicht von ihm. Ja die Stimme „fühlte“ sich tatsächlich an. Als ob sie ausserhalb und in ihm zugleich war…
„Weisst du…meine Schwester mag keine Einmischung von mir… überhaupt sind wir neutral…aber… na ja… ich betreibe auch ein altehrwürdiges Gewerbe… und bisher konnte ich mich verlässlich auf mein Monopol verlassen… ich will dich nicht mit Details Langweilen, deine Zeit ist schliesslich begrenzt…ththihihi… oh entschuldige wie Geschmacklos von mir… du weisst es wohl noch nicht… aber du hast nicht nur körperliche Veränderung erfahren bei… du weisst schon… dieser…Modifikation… deine Seele ist… mhm… anders. Sie gehört schon ein bisschen zu mir… wie bereits erwähnt…du…wirst verstehen… - im wahrsten Sinne des Wortes – wenn es soweit ist.“


Während die Worte der fremden Gestalt nur an Kazels Ohre drangen wurde der schwarze Schatten über ihm auch noch von einer anderen, stummen Zeugin wahrgenommen. Weit entfernt. In der Löwenstadt, war Talimée gerade im Bann einer Vision gezogen worden.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 10. November 2013, 14:45

Auch wenn es Zustimmung war, welche die Leonidenkrieger hier von sich gaben, so bereitete das raubtierhafte Brummen der Krieger Kazel doch gewisses Unbehagen. Es klang kehlig und grollend, erinnerte ihn das Donner, kurz vor einem verheißungsvollen Gewitter und jenes stünde ihnen noch bevor. Ein Kriegsgewitter. Er streckte den Rücken durch, dachte an die Narben darauf. Er dachte auch an die Krallen in seinen Händen, Füßen. Er erinnerte sich der Giftdrüsen in seinen Zähnen und der stärkeren Sehkraft seiner Augen. Und er schauderte. Das dunkle Volk hat mich verändert. Es wollte mich auf diese Weise benutzen und zu seinem Werkzeug machen. Vielleicht kann ich den Spieß jetzt umdrehen und die von ihnen gegebenen Fertigkeiten gegen sie verwenden. Was sie aber zwingend brauchten, waren Verbündete. Wie hatte es nur geschehen können, dass Elfen, Zwerge, Menschen, Leoniden nicht zueinander fanden, wo auf der gegnerischen Seite jene versklavten Völker unter den vereinten Kräften von Orks, Goblins und Dunkelelfen - Untoten! - zu streiten hatten?
Rhudos' Worte waren es, die zu Kazels Gedankengang soweit beitrugen, dass er glaubte, eine Antwort zu haben. "Hör auf mit deinen Augen zu sehen - sie können geblendet werden", war das einzige, was er entgegnete. Viel zu viele Völker ließen sich von ihren Sinnen täuschen. Augen zeigten das Bildnis eines verhassten Feindes der Vergangenheit. Geschichten, die in Ohren drangen, erzählten und erinnerten an schreckliche Zeiten, schürten dabei die Vorurteile und Gründe, warum man jemanden verstieß, der mit ihnen schritt. Jemanden wie Kazel, keiner Gruppierung wirklich zugehörig und der sich dennoch seinen Platz suchte, um zu kämpfen.

Kazel fügte sich in seine Rolle, so gut er konnte. Der Marsch strengte ihn an. Er war laufen gewöhnt, hatte in der Vergangenheit doch durchaus weite Strecken hinter sich gebracht, aber niemals als Teil eines Trupps, der stetig marschierte. Seine Schenkel brannten, als sie rasteten und er schwieg die meiste Zeit, um Atem und Kraft zu sparen. Mit seinen Begleitern sah er ohnehin wenig Gründe, Worte zu wechseln, solange sie von ihm nicht konkrete Fragen zu den Dunkelelfen beantwortet haben wollten.
Aber der Mischling lauschte, hörte aufmerksam den Berichten zu und schloss während des Rapports wissend die Augen. Sadistische Folterspielchen, Quälereien, Hetzjagden ... er kannte das. Es war Teil seiner Vergangenheit, seiner dunkelelfischen Kultur. Ja, sie machten sich einen Spaß daraus und genossen es. Sie ergötzten sich am Leid jener, die sie in Angst und Verzweiflung trieben, bis sie geradezu um einen raschen Tod bettelten. Es versetzte Kazel einen Stich, tief im Herzen.
Die Lider hoben sich, als Vflex persönlich ihn ansprach. Trauer sprach aus den tiefblauen Seen seiner Augen und er nickte. "Wir dürfen bei ihnen nicht gnädig sein, so sehr eure Ehre auch an Mitgefühl appelliert. Ihr würdet es bereuen." Ganz einverstanden mit Vflex' Plan war er zwar nicht, aber er überließ es dem kommandierenden Leoniden, Entscheidungen zu treffen. Hier war er nur Soldat und wenn sie sich von ihrer Wut über die Vergehen der Dunkelelfen treiben lassen wollten, dann ... Kazel atmete tief ein, schüttelte den Kopf. "Behaltet einen klaren Verstand, kämpft nicht impulsiv." Er würde sich für seinen Teil an Xenias Weisungen halten, an die Erfahrungen, die ihm die Söldnerkönigin mit auf den Weg gegeben hatte.

Es begann mehr noch an ihm zu zehren, als der Tag ins Land zog und mit ihm die körperlichen Belastungen, die das ungewohnte Tragen von Waffen und Rüstungen unter Marschbedingungen mit sich zog. Er beschwerte sich nicht, spürte aber mit jedem Schritt den Schmerz in den Gliedern, schwitzte unaufhörlich und konnte gar nicht mehr ruhig atmen. Es hatte sich mehr in ein stetiges Keuchen gewandelt, weshalb einige der neben ihm stapfenden Krieger ihn hin und wieder bereits mit leichter Belustigung im Blick ansahen. Kazel gab sich tapfer, blickte verbissen drein. Er hatte diesen Weg gewählt. Er würde ihn gehen.
Für jede Pause war der Elf allerdings dankbar und als er hörte, dass sie eine zwölfstündige Rast einlegten, da wartete er nicht einmal, sich die Rüstung abzulegen. Lediglich das Schwert löste er vom Gürtel, legte es neben sich und ließ sich dann auf sein bereitgemachtes Lager fallen. Erschöpft übermannte ihn der Schlaf. Er rechnete schon gar nicht mehr damit, überhaupt noch zu träumen. Wo andere kein Augen zutaten, weil sie mit ihren Gedanken bei Familie und dem Krieg selbst waren, so fand Kazel nicht eine Sekunde, an Xenia, Janay, Sintos oder sein ungeborenes Kind zu denken. Er war einfach zu kraftlos, wollte nur noch schlafen und in traumlose Schwärze versinken.
Im seichten Treiben der Seele zwischen Wachsein und Schlaf jedoch erwartete ihn etwas oder jemand. Die Stimme drang langsam in seinen Geist. Er brauchte Zeit, um die Worte richtig zu fassen. Sie verflüchtigten sich wie beim Versuch mit den Händen nach Nebel zu greifen. Jener Nebel legte sich allerdings schwer auf ihn, zog in seine Glieder und hinterließ ein klammes Gefühl. Er war nicht imstande, sich zu rühren, ahnte, dass er lag. Er ahnte, dass er schlief und es sicherlich nur ein böser Traum war ... dennoch ...
"Nein ... Nein, nicht! ... Ich gehöre ... niemandem ... Fahr zu Faldor!" Es riss den Mischling aus dem Schlaf. Er schreckte auf, ruckte in eine sitzende Position und musste sich erst einmal gewahr werden, dass das Hämmern in seinen Ohren nicht von orkischen Kriegstrommeln stammte, sondern nur das Schlagen des eigenen Herzens war. Er fröstelte, rieb sich die Arme, ehe er sie um den zitternden Körper schlang. Kalter Schweiß rann über seine Stirn. So spähte er erst einmal um sich, wirkte orientierungslos und noch immer halb in seinem Traum gefangen, unfähig, auf direkte Worte von außen wirklich zu reagieren. Was hatte ihn da heimgesucht?
"Ich bin ein Kind Faldors ... Er sprach von seiner Schwester. Ich hab immer Manthala gedient und jetzt", er schluckte leer. Sein Hals fühlte sich staubtrocken und kratzig an, dass es schmerzte. "Jetzt gehöre ich ihm? ... Wasser ... ich brauch Wasser." Ihm war mit einem Mal schrecklich übel.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. Januar 2014, 18:24

Finster und Schwer wog der Traum auf Kazels Gemüt. Er war verstörend und bedrückend zugleich und die Kälte, welche von der Stimme ausgegangen war konnte er noch immer fühlen, tief in seinen Knochen und seiner Seele.

Ein Schatten bewegte sich in Kazels Blickfeld. Doch es war keine Traumgestalt mehr sondern ein sehr weltlicher Gegenstand, der vor sein Gesicht gehalten wurde. Ein Trinkbeutel mit Wasser. Gereicht von Vflex höchstpersönlich, der Kazel dabei nicht ansah, sondern noch immer finster gen Eldoras blickte. „Schlechte Träume sind das Los wahrer Anführer… oder gebeutelter Seelen… manchmal ist sogar das eine gleich dem anderen.“ Meinte er ruhig. Das Metall seiner Rüstung glänzte bronzenfarben im Licht einer der wenigen kleinen Fackeln, die das Lager geringfügig erhellten. Sie war in den Boden gesteckt worden und wurde in Richtung Eldoras von zwei Schilden der Löwenkrieger abgeschirmt. Vflex hatte verboten ein Lagerfeuer zu machen, zu weit war die Stille Ebene, zu gut die Sicht. Ein Jäger passte sich der Umgebung an, wurde unsichtbar. Die Leoniden hinterliessen wahrlich sehr wenige Spuren.

Sie liessen nichts liegen und wandelten auf den Spuren des Fremden Heeres. Wenn sie die Stille Ebene passiert hatten, würde es sein, als wären sie nie dort gewesen. Bei der schweren Infanterie würde dies wohl schwierig sein, ohnehin waren sie stark zurückgefallen, da ihre Nachhut die Spuren des Heeres um ihre heilige Stadt aufwendig verwischten. Niemand sollten den Eingang in die Stadt finden, so dass sie in kleinen Grüppchen hinausmarschiert waren und sich erst in sicherer Entfernung zur unsichtbaren Stadt formiert hatten.

„Wir haben uns zu lange verkrochen.“ Brummte Vflex unzufrieden. „Die Welt da draussen hat sich weiter gedreht und grössere Schrecken geboren als die Überheblichkeit der Menschen. Sie entweihen unseren geheiligten Wald, sie beleidigen Phaun… viele von uns halten nicht viel von den Göttern, aber wir respektieren und fürchten sie, wie die Beute einen Jäger respektiert und fürchtet. Sie sind in unser Revier eingedrungen und haben eine Spur der Zerstörung hinterlassen, was wären wir für Krieger, wenn wird dies nicht unterbinden…und was wären wir für ein Volk… wenn wir eure Sache nicht unterstützen würden? Die Isolation, muss enden.“ Kazel wusste ja inzwischen, dass nicht alle in Lenonia diesbezüglich gleich dachten, die innere Stabilität des Reiches war ins Wanken geraten, nicht nu wegen der äusseren Bedrohung sondern auch wegen der Angst um das Erbe des Königs – oder um den legitimen Erben. Diese Sorgen und noch viele weitere waren Vflex förmlich ins Gesicht gebannt. Er schwieg eine ganze Weile, ehe er erneut das Wort an ihn richtete.
„Die Dunklen Völker…sie haben diesen einen Gott nicht wahr? Faldor nennen sie ihn. Ist er es, der dich in deinen Träumen jagt?“

Nun sah er ihn direkt an, nickte aber gleichzeitig einem der Wachen zu. „Du kannst dich hinlegen und ein paar Stunden noch schlafen… Sturmadler hier, scheint in dieser Nacht keine Erholung im Schlaf zu finden und übernimmt für dich die Schicht.“
Es war ein Befehl und eine Feststellung. Der Krieger nickte und war froh um etwas Ruhe. Kurz vor einer Schlacht sagte man zu solchen Befehlen nicht nein. Vflex behielt das Lager immerzu im Auge. Tastete die Dunkelheit ab.

„Vielleicht kommt dieser Krieg für mein Volk zur richtigen Zeit. So schrecklich dies auch klingen mag, doch brauchen wir im Moment nichts dringender, als Einigkeit.“ Er sah missmutig zum Schlafenden Rhudor. Dann wieder zu Kazel.
„Ich habe ihn beobachtet… und dich… er hört auf dich, er respektiert dich, mehr als er uns Krieger respektiert. Vielleicht kann er das eine oder andere von dir lernen… und vielleicht lehrt ihn das eine oder andere was er in diesem Wald sehen wird…Demut.“

Vflex sprach überraschend offen mit Kazel, wenn man bedachte wie sich die Leoniden sonst gegenüber Aussenstehenden verhielt. Doch immerhin standen sie Seite an Seite und würden auch gemeinsa in die Schlacht ziehen, warum also Misstrauen an den Tag legen?
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 14. Januar 2014, 02:53

Kazel rieb sich über die Arme, als wollte er eine nicht vorhandene Kälte aus seinen Knochen vertreiben. Vergebens war somit sein Bemühen. Trotzdem fuhr er damit fort, eine Übergangshandlung bis er sich orientiert hätte. Irgendetwas tun, das ihn von seinen Traumbildern ablenkte, die bleiern auf seinen Schultern lagen. Und dann war da dieser Schatten. Der Mischling zuckte zusammen, viel zu schreckhaft für einen Soldaten. Er fürchtete sofort seinen Tod und auch wenn die Form des Gegenstands nicht passte, so sah er zumindest vor dem geistigen Auge eine Klinge. Gleich würde sie seinen Hals durchbohren, gleich würde ...
Er blinzelte Vflex an, war Kazel doch zunächst nicht imstande den Trinkschlauch entgegen zu nehmen. Es vergingen Momente, kleine Ewigkeiten der Zeit, bis er danach griff. Umso gieriger ließ er das Wasser dann allerdings seine Kehle hinab rinnen. Er trank in großen Schlucken, bis ihm auch davon wieder übel wurde und er das Mundstück absetzte. "Ich bin kein Anführer", gab er zurück, stritt die zweite Überlegung des Leoniden aber nicht ab. Das stimmte. Eine gebeutelte Seele ... aber eine, die trotz aller Träume nicht aufgeben durfte. Er durfte sich in kein Schneckenhaus verkriechen und bemitleiden. Nicht mehr jetzt, da in Lenonia eine Frau wartete, welche sein Kind austrug. Die Einsicht war endlich zu ihm durchgedrungen. Keine Versteckspiele mehr, keine Flucht. Er würde sich der Situation - dem Krieg - stellen müssen.
Vlfex hatte ähnliche Gedanken, was sein eigenes Volk betraf. Kazel lauschte seinen Worten mit einem Blick in die Nacht. Schatten bargen, was sie verteidigen würden. Manthala legte ihren Schleier über die Welt, aus dem ihre Kinder geboren wurden.
So galt sein Blick dem bleichen Mond am Himmelszelt, als die Leonidenworte die Stille durchbrachen und er ihnen antwortete. "Zwei Götter. Faldor hat noch eine Schwester. Sie ... mag weniger präsent sein, aber die Dunkelelfen beten auch zur Herrin der Nacht. Sie bitte sie um eine schnelle Klinge, um den Schutz der Dunkelheit bei Attentaten. Sie ist die Schirmherrin der Diebe und Meuchler." Dann nickte er. Hörbar füllte Luft seine Lungen und enstieß alte, verbrauchte Anteile nach außen. "Da war eine Stimme ... sie sagte, meine Seele gehört ihm, weil sie Veränderung erfahren hat." Lider hoben sich, ein furchtsamer Blick. Es flackerte im blauen Meer wie ein aufziehender Sturm, der jedoch keine Schäden mit sich brachte. Ein Gewitter, das Seelen erschreckte und sie sich unter Tischen zusammenkauern ließ. Etwas kauerte sich auch in Kazels Innerem zusammen. Es verkrampfte sich, hinterließ flaue Magenschmerzen.
Gern hätte er mehr gesagt, sich Rat eingeholt und doch schwieg er. Er brachte nichts heraus, seine Gedanken drehten sich im Kreis. Sie wirbelten um Faldor herum. Faldor, ein neutrales Wesen? Ein Gott, der sich nicht einmischte? Schickte er nicht die Dunkelelfen aus, einen Feldzug gegen alles zu führen? Aber vielleicht meinte diese Stimme genau das. Er ließ arbeiten und sah es demnach nicht als Einmischung. Er labte sich nur an dem Chaos, das seine Advokaten verbreiteten.

Tief versunken in unerklärbaren Fragen, zu denen er keine Antworten finden würde, wirkte der Elf abwesend. Er starrte wieder zum Mond auf, teilnahmslos. Sollte der Krieg doch an ihm vorüberziehen! Wenn der Mond unter- und die Sonne wieder aufging, wäre es vielleicht vorbei. Dann könnte er in ein friedlicheres Leben zurück, er könnte ... Ein Wort drang an seine Ohren, ließ die elfischen Spitzen zucken. Ein Name, den man ihm zuschrieb. Sturmadler.
Erneut blinzelte Kazel, suchte Vlfex' Blick. Dann nickte er nur, würde er dem Befehlshaber doch nicht widersprechen. Außerdem hatte er Recht. Der Schlaf hatte ihm keine Erholung gebracht, nur weitere Fragen aufgeworfen. Die kalte Nachtluft und die Pflicht, die auf seinen Schultern lasten würde, sorgten schon dafür, dass er wach blieb.
Sofort erhob sich Kazel von dem Lager, machte für den Leoniden Platz. Der würde sich bestimmt einfach drauf niederlassen, warum auch nicht? Es war vorgewärmt. Kazel streckte die Glieder durch, ehe er den Wachposten bezog und dort wieder in die Hocke ging, noch immer dicht genug an Vflex, um seinen Worten zu lauschen.
Ach, und erneut ein Blinzeln. Überrascht hoben sich die fein geschwungenen Brauen, das Blau suchte den schlafenden Rhudos. "Er ... respektiert mich?" Kazel konnte nicht anders, als schnaubend aufzulachen. Leise nur, aber ungläubige Heiterkeit lag darin. "Das tut er nicht. Er hat mich im Thronsaal seines Vaters gedemütigt und meine verzweifelte Lage zu seinem Spaß ausgenutzt. Dieses Verhalten ist jenseits allen Respekts." Nach einer Weile jedoch fügte er aber an: "Trotzdem ... wenn Ihr glaubt, er hört mir zu, werde ich mich bemühen, etwas weiterzugeben. Hoffentlich das Richtige. Ich bin nicht unfehlbar, bei weitem nicht."
Ja, vielleicht würde Rhudos lernen, und wenn er sich nur Kazels Verhalten abschaute. Denn der Elf wusste, was Demut ist. Arroganz, Überheblichkeit und das Unterschätzen seiner Feinde konnte man ihm wirklich nicht nachsagen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Januar 2014, 15:50

Vflex bleckte kurz seine Reisszähne und seine Schnauzhaare stellten sich auf. Er witterte Angst. Erstaunlicherweise hatten die meisten Leoniden Löwenköpfe. Nur wenige hatten das menschliche Antlitz bewahrt, doch es tat letztendlich nichts zur Sache. Ein Leonid wurde anhand seiner Taten bewertet.
"Ich bin kein Anführer" „Oh ich denke schon.“ Meinte Vflex stirnrunzelt. „Du hast deinem Weibchen deinen Samen in den Bauch gespritzt und er hat sich entwickelt. Du hast dein eigenes kleines Rudel gegründet.“

Romantisch war es ja nicht gerade, wie er den Akt als solches umschrieb, doch dies lag vermutlich daran, dass bei Katzen der Akt eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit war – zumindest für das Weibchen. Dafür fühlten sich die Männchen aber auch entsprechend verpflichtet das Revier seines Rudels und dessen Bestand zu schützen. Wurde nämlich ein Weibchen von einem Rivalen umgarnt und setzte sich dieser gegen den eigentlichen Gemahl durch, konnte dies blutig für ihre Nachkommen enden. Die Gene eines Mannes, der nicht im Stande war sein eigenes Rudel zu verteidigen, sollten nicht verteilt werden. Die Gesellschaft der Leoniden basierte also sehr stark auf dem Überleben des Stärkeren.

Ihr Volk war schliesslich darauf angewiesen stark und kriegerisch zu sein. Doch manchmal geschah es leider auch, dass selbst der stärkste Vater einen Sohn zeugte, der ihm in keinster Weise entsprach. Normalerweise fanden auch diese Sprösslinge ihren Platz in der Gesellschaft aber sie hatten dann niedere Aufgaben zu erfüllen und konnten schlecht ein Weibchen für sich gewissen. Wirklich kompliziert wurde eine solche Ausgeburt nur, wenn sie der einzige Sohn des Königs und der Erbe des Reiches darstellte.
Leonia hatte ein ernsthaftes Thronfolgeproblem.

Finster wandte auch Vflex seinen Blick dem Himmelszelt zu. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass irgendwo dort oben irgendwelche Götter hockten, die über ihr Schicksal entscheiden konnten.
"Zwei Götter. Faldor hat noch eine Schwester. Sie ... mag weniger präsent sein, aber die Dunkelelfen beten auch zur Herrin der Nacht. Sie bitte sie um eine schnelle Klinge, um den Schutz der Dunkelheit bei Attentaten. Sie ist die Schirmherrin der Diebe und Meuchler."

„Der Gott der Pelgarer hat ihnen nicht beigestanden. Lysanthor nennen sie ihn, nicht wahr? Wir vertrauen eher auf die Schärfe unseres Stahls und die Gewandtheit unserer Augen…als um den Zuspruch der Götter. Doch wir spotten ihrer nicht. Wir haben weder einen persönlichen Groll noch profilieren wir uns in Häme gegenüber diesem Faldor und dieser Manthala. Wir respektieren sie für ihre Macht, dennoch verteidigen wir unser Revier. Wir führen einen Krieg gegen Mörder und Sklaventreiber…nicht gegen die Götter…kannst du das Faldor und Manthala sagen? Du kennst vielleicht die Gebete der dunklen Völker und weisst, wie man zu den Göttern spricht.“

"Da war eine Stimme ... sie sagte, meine Seele gehört ihm, weil sie Veränderung erfahren hat." „Mhrmm…“ Er musterte ihn. „Deine Veränderungen sind nicht so entstanden wie die unsrigen. Es ist keine Mutation. Es war… düsteres Kriegshandwerk, nicht wahr…mhmm ich bin kein Mystiker, ich bin ein Krieger. Unser Körper gehört der Erde, daran ist er Zeitlebens gebunden. Er ist das Geschenk an das Leben. Unsere Seele hingegen. Entweicht ins Ungewisse, sobald der Schnitter sie aus der Brust schneidet.“
Der wachhabende Leonid liess sich nur zu gerne ablösen und legte sich, wie es Kazel bereits geahnt hatte, genau in dessen Schlafstätte. Berührungsängste hatten die Leoniden nicht, dies musste man ihnen trotz ihrer Weltfremdheit lassen.

Rhudos lag zusammengerollt in seiner Schlafstadt. Sein rechter Fangzahn schimmerte Blank im Mondlicht, da er im Schlaf die Lefzen leicht angezogen hatte. Er unterschied sich nicht sonderlich von den anderen Kriegern, nur vielleicht indem, dass seine Mähne noch von seiner Jugend zeugte. Physisch besass er alle Eigenheiten eines erfolgreichen Jägers und vermutlich auch Kriegerkönigs. Selbst im Schlaf ging von ihm eine ähnliche Ernsthaftigkeit aus, wie man sie bei seinem Vater, dem König, hatte sehen können.

Die Fussabdrücke in welche er zu treten hatte waren ja auch riesig. Vflex schien sich dessen bewusst zu sein und offenbar versuchte er irgendwie zu helfen. Die bisherige Linie des Königs hatte der Löwenstadt schliesslich Ruhm und Reichtum sowie Stärke eingebracht. Ein Sippenwechsel hingegen würde für Krieg und Anarchie sowie Chaos sorgen, bis die Ränge wieder ausgefochten waren.
Dafür war nicht die richtige Zeit.

"Er ... respektiert mich?" Vflex nickte. „Aber ja.“

"Das tut er nicht. Er hat mich im Thronsaal seines Vaters gedemütigt und meine verzweifelte Lage zu seinem Spaß ausgenutzt. Dieses Verhalten ist jenseits allen Respekts." „Bedenke, dass er da noch nicht wusste, dass du viel mehr mit ihm gemein hast als er erst wissen konnte. Auch auf seinen Schultern lastet ein grosser Druck und ein schweres Erbe. Auch er muss seinen Platz in seinem Rudel finden und seinen Weg sowie seine Aufgabe. Auch er fühlt sich nicht wirklich als Anführer auch wenn er dies gerne behauptet…“
"Trotzdem ... wenn Ihr glaubt, er hört mir zu, werde ich mich bemühen, etwas weiterzugeben. Hoffentlich das Richtige. Ich bin nicht unfehlbar, bei weitem nicht." Er nickte. „Dann hat er zwei Lehrmeister. Dich und den bevorstehenden Krieg.“

Brummte Vflex schliesslich und spähte wieder in die Nacht hinaus.

„Leben…oder Sterben. Wir gehören alle dem Tod, möge er sich mit uns aber noch etwas Zeit lassen. Ich die Truppe morgen Früh vor der Dämmerung marschieren lassen. Wir sind die Vorhut. Wir werden als erste zu Gesicht bekommen, was dort in diesem geheiligten Wald geschehen ist.Dinge…die offensichtlich im ganzen Reich geschehen, nicht wahr? Pelgar gefallen?! Ich kann es mir kaum vorstellen, diese mächtigen Mauern, diese stolze Stadt. Umso wichtiger ist zu wissen was dort geschehen ist und mit was für einer Streitmacht wir es zu tun haben, denn es liegt nicht in der natur des Leoniden das Bündnis zu einem Schwächeren zu suchen.“ Damit sprach er eine ganz andere Sorge an. Die Meinungen in ihrer Stadt gingen nämlich weit auseinander, es gab nicht nur konservative Isolationisten, sondern auch jene die dafür Plädierten sich den Jägern anzuschliessen und nicht der Beute.
„Wenn etwas noch grausamer und bedrohlicher ist als der Krieg… dann ist es die Politik.“
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 28. Januar 2014, 03:24

Etwas in seinem Inneren zog sich schmerzlich zusammen. Vielleicht war es sein Magen. Der Krieg und das Marschieren als Teil einer Armee - und sei es nur der Spähtrupp - brachte neben den schrecklichen Ereignissen an sich weitere Bürden mit sich. Darunter zählte auch eine Nahrungsknappheit in belagerten Städten oder Gebieten, in denen das Ackerland durch Schlachten auf dem Felde unbrauchbar gemacht worden war. Für Soldaten bedeutete es einseitige, zumeist karge Nahrung. Nicht jeder vertrug das und oftmals stülpte sich der Magen nicht nur vom Anblick gefallener Kameraden um.
Doch bei Kazel handelte es sich um einen vollkommen anderen Grund. Angesichts dessen wurde er nicht einmal sonderlich rot, auch wenn Vflex eine seltsame Art besaß, einen Anführer zu bestimmen ... oder die Gründung einer Familie auszudrücken. "Das ... war gar nicht geplant." Kazel zupfte sich verlegen an den Kettenärmeln seines Harnischs. "Es ist einfach passiert. Ich hatte nicht vor ... sie liebt mich gar nicht, verstehst du?" Da zog es sich noch mehr in seinem Inneren zusammen. Gleichzeitig stellte er sich unbewusst die Frage, wie es denn um seine eigenen Gefühle stand. Lieb ich sie denn? Wahre Liebe sieht offenbar anders aus und doch ... Kazel musste sich etwas eingestehen: er fühlte sich mehr als hingezogen zu Janay. Er dachte zu oft an sie, als dass er nicht von Liebe oder zumindest Verliebtheit sprechen konnte. Außerdem würde sie die Mutter seines Kindes werden. Eines jungen Lebens, das zwar so nicht geplant, aber aus gegenseitiger Zuneigung entstanden war. Da hatte Janay ihn doch noch nicht für einen Verräter gehalten. Er seufzte leise. Diese Gedanken machten ihn schwermütig.
Gut, dass man da auf ein vollkommen anderes Thema umschwenken konnte: Religion. Wobei berücksichtigt werden musste, dass genau diese beiden Gebiete oftmals Grund für Kriege boten. Glaubenskriege, Schlachten um die große Liebe zu retten, zu verteidigen oder sich an ihr zu rächen, weil sie einen verschmäht hatte. Die Dunkelelfen aber führten wohl nicht nur wegen Faldor diesen Krieg. Sie wollten erobern und vernichten. Dunkle Bedürfnisse wie Habgier und Blutdurst waren ihr Antrieb. Sie standen so stark im Gegensatz zu den Aspekten, die Lysanthor lehrte. Aber Kazel hatte den Gott des Lichts und der Gerechtigkeit selbst nur im Ansatz kennen gelernt.
"Ja, Lysanthor. Allzu viel weiß ich nicht von ihm und ob er existiert, ob er sich in unsere Belange einmischt, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß, dass die Menschen, die an ihn glauben, auch mir eine zweite Chance gegeben haben. Sonst wäre ich jetzt nicht hier." Er hatte es Menschen zu verdanken, dass er noch lebte. Menschen wie Echzechiel und Xenia, die in ihm mehr sahen als den Ursprung seiner Herkunft, Menschen, die den Geboten Lysanthors folgten und Gerechtigkeit suchten - selbst bei Vertretern des Feindes. Dennoch betete er nicht zu ihm und auch sonst ...
"Es ist lange her. Ich wurde in jungen Jahren erzogen, dem blutrünstigen Gott zu folgen, aber seine Schwester war für mich interessanter und nicht einmal sie habe ich oft angerufen. Auch ich verlasse mich auf andere Dinge, Vflex. Mein Herz, zum Beispiel, oder der Weg, den ich beschreite, weil ich glaube, dass es der Richtige ist. Vielleicht bescheint Manthala ihn mir mit ihren Mondstrahlen, wenn ich im Dunkeln tappe und nicht weiter weiß, aber selbst dann bin doch immer noch ich es, der die Schritte geht." Er lachte leise auf, schüttelte den Kopf. "Trotzdem kommt es mir manchmal vor, als hänge ich wie eine Puppe an Fäden und jemand spielt mit mir. Und nach diesem Traum von eben." Er schaudert leicht, legte die Arme um den Körper. Ja, die Erinnerung an die Worte seines Albtraumes saßen noch tief. Sie überschatteten ihn, vermutlich bis zum Morgen. Denn in der Nacht ließ es sich gut mit den eigenen Gedanken und Ängsten beschäftigen.
Die Worte des Leoniden förderten die fest sitzenden Bedenken nur. Sie weckten Erinnerungen, die Kazel lieber verdrängte. Selbst der Ernst des Krieges war angenehmer als sich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen, die ihm im Lager der Dunkelelfen widerfahren waren. "Nicht der Schnitter hat mein Seele aus mir heraus getrennt. Ich hatte sie schon einmal verloren. Düsteres Zauberwerk von einem Wesen, das gen Pelgar zieht. Ein seltsamer Mann, der Schreckliches schafft. Raxtian Tausendtod. Er hat mir das hier angetan." Kazel hob beide Hände an, ballte sie zu Fäusten, dass die geschärften Adlerkrallen aus den Fingerknöcheln fuhren. Er bleckte die spitzen Eckzähne, fuhr mit der Zunge über die winzigen Löcher, aus denen er Gift schießen lassen konnte und seine Pupillen weiteten sich leicht, um den Feuerschein für eine bessere Sicht in der Nacht einzufangen. "Vielleicht ist seine Stimme, die mich im Schlaf verfolgt. Vielleicht, weil er mich zu seinem Werkzeug hatte machen wollen, aber ich bleibe mein eigener Herr. Dieses Wesen mag mich verändern, doch meinen Respekt gewinnt es dadurch nicht."
Dafür gewann Kazel den Respekt eines anderen: Rhudos, des leonidischen Thronfolgers. Zumindest glaubte Vlfex daran. Der Mischling war noch nicht überzeugt. Er musterte den schlafenden Prinzen, während sich das Gespräch fortsetzte. Eine schwere Bürde, die trug er wahrlich. "Das ist dennoch kein Grund, sich sp rüde zu benehmen", brummte der Elf schließlich, setzte aber zu seiner eigenen Überraschung an, "ich treib ihm das aus, wenn ich kann." Und ich wünschte, Xenia wäre hier, um mir ein paar Tugenden von Lysanthor mit auf den Weg zu geben. Die würden bei Rhudos bestimmt helfen.

Er lauschte weiterhin den Worten des anderen. Es gefiel ihm, wenn Vlfex sprach. Es gefiel ihm, dieser kriegerischen Großkatze zuzuhören. Kazel zog die Beine an, legte die Arme über Kreuz darauf ab und stützte dann sein Kinn dagegen. Eine nachdenkliche Haltung, fast so, als wollte er doch gleich weg dämmern. Aber nein, er lauschte. Seine Elfenohren zuckten gelegentlich.
"In Morgeria, der Heimat der Dunkelelfen, gibt es auch viele Goblins. Sie sind ein schwaches Volk, weil sie sich von meinesgleichen versklaven lassen. Dann müssen sie als Techniker in den Kasernen oder als Diener in den Haushalten der Dunkelelfen dienen. Manchmal halten sie sogar als Ball für Orks und ihre Spiele her. Aber es gab da mal ein paar von ihnen, die haben sich zusammengetan ... und ihnen folgten weitere. Sie mochten schwach sein, aber als sie so viele waren, konnten sie etwas bewegen." Er verschwieg besser mal, dass es den Goblins nicht viel genutzt hatte. Sie mochten die Dunkelelfenhäuser an mancher Stelle dezimiert haben, letztendlich hatte man ihre Köpfe dennoch an anderer Stelle als ihre übrigen Körper aufbewahrt - bis die Warge erneut gefüttert wurden. "Es sind viele aus Pelgar geflohen. Sehr viele und noch mehr leiden unter dem Krieg. Wenn sich alle zusammentun, könnten sie nicht nur zahlenmäßig den Dunklen überlegen sein. Sie könnten ihre Schwächen ausgleichen durch die Stärken anderer."
Weise Worte.

Kazel hob plötzlich den Kopf an. "Vflex? Glaubst du, Rhudos würde mich Lehrmeister nennen? Wo er mich doch so respektiert." Ein flüchtiges Lächeln huschte über die feinen Elfenzüge.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. April 2014, 09:49

Es gefiel Kazel, dieser kriegerischen Großkatze zuzuhören. Seine Haltung zeigte es. Jede Anspannung war gewichen. Sein Kinn stützte sich auf seine Knie, als er Vflex lauschte.
"In Morgeria, der Heimat der Dunkelelfen, gibt es auch viele Goblins. Sie sind ein schwaches Volk, weil sie sich von meinesgleichen versklaven lassen. Dann müssen sie als Techniker in den Kasernen oder als Diener in den Haushalten der Dunkelelfen dienen. Manchmal halten sie sogar als Ball für Orks und ihre Spiele her. Aber es gab da mal ein paar von ihnen, die haben sich zusammengetan ... und ihnen folgten weitere. Sie mochten schwach sein, aber als sie so viele waren, konnten sie etwas bewegen."
Der Kopf des Leoniden neigte sich aufmerksam zur Seite, so dass ein Teil seiner Mähne schon über seine breiten Schultern hinaus ragte. Dass er nicht alles erzählte, dass viel zu viele Seelen schon den Tod gefunden hatten, stand still zwischen ihnen, doch es blieb unausgesprochen. In seinem Gegenüber hatte Kazel einen aufmerksamen Zuhörer und verständigen Anführer gefunden, der sich nicht nur auf Worte verließ.
"Es sind viele aus Pelgar geflohen. Sehr viele und noch mehr leiden unter dem Krieg. Wenn sich alle zusammentun, könnten sie nicht nur zahlenmäßig den Dunklen überlegen sein. Sie könnten ihre Schwächen ausgleichen durch die Stärken anderer."
Die weisen Worte brachten die runden Ohren zum zucken und bewegten das große Herz. Vflex nickte langsam und fügte hinzu:
„WIR könnten ihre und unsere Schwächen ausgleichen, gemeinsam.“
Damit legte er dem Elfenmischling die schwere Hand auf die Schulter. Es war nur eine kleine Geste, aber als er sie wieder weg nahm, fühlte er sich erleichtert. Er war nicht allein. Der Leonide erhob sich etwas umständlich, als Kazel plötzlich fragte:
"Vflex? Glaubst du, Rhudos würde mich Lehrmeister nennen? Wo er mich doch so respektiert."
Ein flüchtiges Lächeln huschte über die feinen Elfenzüge und wurde mit einem erstaunten und um so breiterem Grinsen erwidert.
„Ich glaube, Rhudos würde einige Namen für dich finden, aber Lehrmeister … „
Er rollte mit den Augen. Dann fügte er ernster hinzu:
„Er ist jung und in ihm brennt noch der Hunger des Lebens. Er braucht jemanden … wie dich. Er würde es sicher nie zugeben, aber die Verantwortung auf seinen Schultern muss schwer sein. Er muss sich beweisen, braucht aber noch Führung … ein Vorbild. Es ist nicht leicht, aber vielleicht haben wir noch Zeit.“
Er hatte sich ganz aufgerichtet und streckte die Knochen, dass es nur so knackte.
„Jetzt will ich dich aber nicht weiter von deiner Wache abhalten.“
Er hob im Abwenden noch kurz die Pranke und machte sich selbst dann daran sich noch für ein paar Stunden auszuruhen. Kazel war nun allein mit seinen Gedanken und dem leisen Rascheln der Gräser im Wind. Der Nachhall seines Albtraums war schon fast verklungen, doch in der Stille auf seinem Posten konnten Gedanken kreisen und die Vergangenheit erwachen.

Noch immer klang die Stimme in ihm nach: „Ich hafte an dir, Kazel Tenébree, den sie Sturmadler nennen. Ein bisschen gehörst du schon mir…“
Er erinnerte sich an das Klappern eines Gerippes. Die Stimme hatte sich ähnlich an wie jene des Wegbereiters angefühlt, war aber definitiv nicht von ihm. Ja die Stimme „fühlte“ sich tatsächlich an. Als ob sie außerhalb und in ihm zugleich gewesen wäre. Stück für Stück ging er noch einmal das im Traum erlebte durch:
„... meine Schwester mag keine Einmischung von mir… überhaupt sind wir neutral… ich betreibe auch ein altehrwürdiges Gewerbe… und bisher konnte ich mich verlässlich auf mein Monopol verlassen… ich will dich nicht mit Details Langweilen, deine Zeit ist schließlich begrenzt…ththihihi… oh entschuldige wie Geschmacklos von mir… „
Dieses Lachen … Es hatte so seltsam fern, verzerrt und doch so nah geklungen, als käme sie aus ihm selbst, eben jenem Teil seiner Seele die schon zu viel gesehen, zu viel Leid und Tod erfahren hatte.
„… aber du hast nicht nur körperliche Veränderung erfahren bei … dieser…Modifikation… deine Seele ist… mhm… anders. Sie gehört schon ein bisschen zu mir…du…wirst verstehen… - im wahrsten Sinne des Wortes – wenn es soweit ist.“
Wer hatte da zu ihm gesprochen? Warum? Auf was sollte er hier vorbereitet werden? Was würde da noch auf ihn zukommen?
Die Zeit versprich quälend langsam und selbst die Natur schien für Minuten lang den Atem anzuhalten. In seinem Rücken lag das Lager und nur ab und an war ein leises Brummen oder Rascheln zu hören, wenn die Leoniden sich im Schlaf drehten oder träumten. Niemand schlief so tief, das ein Schnarchen die Stille hätte stören können.
Vielleicht hatte er das Zeitgefühl verloren und vermocht nicht zu sagen, ob nur Minuten oder schon Stunden vergangen waren, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Unwillkürlich fokussierte sich seine Aufmerksamkeit auf diesen Punkt. Ein Schatten näherte sich dem Lager über einen leichten Hügel und war dann auch schon wieder in der davor liegenden Senke verschwunden. Dann tauchte er wieder auf und stand einen Moment lang ganz still, wie als ob er bewusst wartete, dass er wahrgenommen werden würde. Mann sah den schmalen Kranz der Mähne, die ihn sofort als jugendlichen Leoniden enttarnte. Es musste einer der Späher sein, die in der Näheren Umgebung ihre Kreise zogen. Kazel gab das Zeichen, dass er ihn gesehen hatte und wollte sich schon wieder abwenden, doch irgendetwas an der Haltung des schleichenden Katers ließ ihn noch ein wenig weiter seinen Weg verfolgen. Er bewegte sich leise, wollte anscheinend niemanden wecken, doch als er fast das Zentrum ihres Lagers erreicht hatte, hockte er sich an eine der Schlafstellen und berührte dort jemanden an der Schulter. Schattenhaft sah der Waldelf zu, wie die Umrisse sich bewegten und wie sich der zweite erhob und dem Späher folgte. Anscheinend hatten die beiden etwas wichtiges zu besprechen. Irgendetwas war im Gange. Durch seine hervorragenden Sinne würde er nicht all zu weit die beiden verfolgen müssen, aber wollte Kazel das auffällige Verhalten ergründen, musste er ihnen folgen und seinen Posten verlassen, bzw. etwas umverlagern. Die Umgebung bot nicht viel Deckung. Nur hier und da erhoben sich größere Steine zwischen den langen Gräsern. Kauerte man nah am Boden, war man fast unsichtbar, doch lief man aufrecht, konnte man auf einer Hügelkuppe noch meilenweit sichtbar sein. Besonders die großen Leoniden liefen in dieser Umgebung stetig so, als würden sie jeden Moment zum Sprung ansetzen. Nur eben diese beiden nicht. Sie entfernten sich vom Lager, doch nur der Späher verfiel wieder in seine geduckte Haltung. In einiger Entfernung blieben sie stehen und schienen leise mit einander zu reden.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 11. April 2014, 02:31

Es tat ihm gut, sich mit Vflex zu unterhalten. Es hatte ihm auch schon gut getan, mit Xenia zu sprechen. Kazel suchte die Nähe von Persönlichkeiten, die nicht nur Autorität, sondern geradezu Erhabenheit ausstrahlten. Sie zeigten eine Stärke, von der er selbst glaubte, sie nicht zu besitzen. Dennoch saß er bei ihnen; kämpfte mit ihnen und an ihrer Seite. Es machte ihn ein Stück weit wertvoller in seinen stürmischen, blauen Augen. Man fühlte sich gut, wenn man einen Nutzen in der Welt besaß.
Der Mischling hatte seinen gefunden und sich mit jenen zusammengetan, die seinem Weltbild nachstrebten oder zumindest sehr ähnliche Ansichten besaßen. Wie die schwachen Goblins aus seiner Erzählung taten sie sich gerade zusammen, schlossen Bündnisse. Ja, man konnte sagen, dass Kazel die romantische Ader eines Idealisten besaß, aber wie sonst hätte er all die Strapazen noch auf sich nehmen sollen? Er hatte viel gesehen und noch mehr erlebt. Doch angesichts des vorherrschenden Eroberungskrieges der dunklen Völker lag das Große noch immer vor ihm. Die Zukunft lauerte wie eine Raubkatze in ihrem Versteck. Er wollte nicht die Beute sein, sondern der Raubvogel, der über allem schwebte und die Maus der Katze im Sturzflug vor der Nase weg schnappte.
So huschte ein Lächeln über die feinen, glatten Züge, die im Mondlich in einen sanften Silberschimmer getaucht schienen. Gemeinsam wären sie stark. Dann gab es nur noch eine letzte Schwäche: jene, der sie sich kämpferisch entgegenstellten und auch diese Schwäche würde getilgt. Kampfgeist mochte die Moral einer Armee stärken, aber Hoffnung trieb sie alle an. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, eine zahme Raubkatze vielleicht.
Die Pranke des Leoniden lastete schwer auf Kazels Schulter. Auch wenn Vflex sie nur kurz dort behielt, so spürte er doch die Wärme der pfotenhaften Hand, die Krallen und auch die Kraft, mit der sie würde reißen können. Er wollte niemals von einem Leoniden gejagt werden, das schoss ihm durch den Körper wie ein kalter Schauer über den Rücken. Aber vermutlich würde er sich auch nicht auf jener Seite der krallenbewährten Pfote befinden. Nicht, wenn er Rhudos ausbilden und ihm ein Mentor sein sollte. Man stellte ihn - ihn - einem Prinzen an die Seite. Kazel hielt sich selbst doch noch als furchtbar jung. Sein eigenes Volk schimpfte ihn noch ein Kind, kaum den Säuglingsschuhen entwachsen. Zumindest galt so der Maßstab unter den Dunkelelfen. Aber ich bin nicht nur das. Wie die Waldelfen es wohl halten? "Vielleicht gefiele ihm ... Freund als Begriff besser." Kazel lächelte sacht und folgte jeder Bewegung seines Gegenüber mit Blicken. Die Konturen dieser mächtigen und doch so eleganten Katzengestalt hoben sich vor dem fahlen Mondlicht ab. Dann legte sich Vflex zur Ruhe und Kazel konnte seinen Gedanken nachhängen.
Eine ganze Weile saß er einfach nur in sich zusammengekauert da. Er drehte gelegentlich den Kopf von einer Seite zur anderen, betrachtete sich weniger das Schlaflager der Leoniden als vielmehr die in Nacht getauchte Umgebung. Die Stille Ebene. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er sie verlassen hatte, dabei war es noch gar nicht so lang her, angesichts des Maßstabs seines Lebens. Irgendwie hatte er sie vermisst. Er war hierher geflohen vor so langer Zeit, fort von seinesgleichen und dem finsteren Ort, der sich Morgeria nannte. Unwillkürlich fuhr sich Kazel mit der Hand über den inneren Unterarm, unter dessen schützender Rüstung das Hautbild des Hauses Tenebrée abzeichnete. So viel lag hinter ihm. Noch viel mehr vor ihm und wieder war er an einen Ort zurückgekehrt, an dem er vor mehr als zwei Jahren die erste Spur inneren Friedens gefunden hatte.
Sein Blick glitt hinauf zum Nachthimmel. Die Sterne veränderten sich nicht. Sie schienen überall und für jeden, zeigten ihr glitzerndes Anlitz und doch waren sie hier und heute irgendwie ... besonders. Das Funkeln reflektierte von seinen Elfenaugen, dass darin selbst ein kleiner Sternenhimmel entstand und für den Augenblick war Kazel vollkommen unaufmerksam. Zumindest bis es raschelte. Seine Spitzohren zuckten.

Und dann tauchte der Nachhall seines Traumes wieder in ihm auf. Wer hatte da zu ihm gesprochen? Ein Gerippe? Wem gehörte er? War Raxtian Tausendtod noch immer hinter ihm her? Seine Hand fuhr zum Herzen, wo die meisten Lebewesen die Seele dahinter vermuteten. Er berührte die Lederrüstung. Sie fühlte sich kälter an als erwartet. Ein bisschen gehörst du schon mir. Und wieder der Blick zum Himmel. Ob es Faldor war, der ihn im Schlaf heimsuchte? Er hatte von einer Schwester gesprochen. "Manthala", hauchte Kazel in die Nacht. "Ich habe ihm nie gedient. Ich bin doch nicht so ein Elf. Ich gehöre ihm nicht."
Er schauderte. Unwohlsein erfüllte seinen Körper, ließ ihn frösteln und dann zuckten wieder die Ohren. Dieses Mal waren es nicht die Stimme in seinem Kopf oder die diffusen Traumbilder. Dieses Mal hatte er wirklich etwas wahrgenommen! Was immer es wahr, es unterschied sich von den Geräuschen, die schlafende Leoniden von sich gaben. Das war nicht das Rascheln einer Decke und es glich auch nicht dem seichten Knarren von Leder oder dem sachten Klirren einer Metallrüstung. Was hatte er gehört?
Wo seine Ohren ihm schon Streiche spielen wollten, konnte er sich auf die scharfen Adleraugen verlassen, die ihm dieser untote Schrecken verpasst hatte. Er nahm die Kontur einer schleichenden Katzengestalt wahr. Die kurz, jugendliche Mähne ließ ihn auf einen Späher tippen, aber etwas wollte ihm daran nicht gefallen. Er hatte die Späher auf dem bisherigen Weg ein wenig beobachten können. Nicht regelmäßig, aber offensichtlich genug, als dass er eine Andersartigkeit bei diesem hier ausmachen konnte. Irgendetwas stimmte nicht. Geh nachsehen! Und das Lager unbewacht lassen? Er schüttelte den Kopf. Es handelte sich um ein Lager voller Kriegskatzen. Wer sollte sie angreifen? Sie konnten sich im Notfall schützen. So hatte er entschieden, bevor er überhaupt aufgestanden war. Sein Schwert festhaltend huschte Kazel in geduckter Haltung an den Hügel heran, hinter dem er den Schatten hatte schwinden sehen. Er wollte keinen Lärm verursachen, sondern erst einmal auskundschaften, was dort vor sich ging. Leise pirschte er sich heran, auf jeden Schritt bedacht und neugierig, warum der eine Leonid seinen Kameraden geweckt und mit sich genommen hatte.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. April 2014, 13:16

"Vielleicht gefiele ihm ... Freund als Begriff besser."
Ihm war das leichte Zittern der Schnurrhaare nicht entgangen, als der Anführer des fast 30 Mann starken Spähtrupps sich weg gedreht hatte. Hatte er gelächelt? Vielleicht. Rhudos war ein Prinz und würde irgendwann in ferner oder naher Zukunft das Reich der Leoniden anführen. Das ausgerechnet er von Vflex auserkoren geworden war, den pubertierenden Prinzen zu unterstützen, zu formen, vielleicht sogar zu leiten, war ihm noch unerklärlich, aber vielleicht sah der stolze Leonide etwas in dem Mischling, was er selbst nicht sah – Sah er sich selbst doch nicht viel mehr als einen Verbündeten an, ein Streiter mehr gegen die dunklen Mächte die sich unheilvoll wie schwere Regenwolken im Norden zusammen ballten. Nun sollte er jedoch Lehrer, Freund und Berater sein.

Die Nachtwache zog sich dahin und Kazel hing seinen Gedanken nach. Die Stille war freundlich zu ihm, bot ihm eine Leinwand auf der seine Phantasien malen konnte. Nichts schien wirklich sicher zu sein, außer das irgend eine dunkle Macht ein Auge auf ihn geworfen hatte. Die Erinnerungen an seinen Traum fühlten sich kalt an und hatten sich gleich einer Schicht Raureif auf seine Seele gelegt. In all den Jahren in denen er nun schon auf der Reise war, in all der Zeit hatte er gelernt auf seine Träume zu achten, sie zu lesen, sie nicht zu ignorieren und ganz tief in sich wusste er vielleicht schon jetzt, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein würde. Wann würde ihn die Stimme wieder besuchen? Wann würde der Schatten seine Hand nach ihm ausstrecken? Wie dichter Nebel, der von der Sonne nicht weichen wollte, so wollten auch seine Gedanken nicht verschwinden. Erst ein Rascheln in der Nähe stahl sich seine Aufmerksamkeit.
Geh nachsehen! Und das Lager unbewacht lassen?
Er schüttelte den Kopf. Es handelte sich um ein Lager voller Kriegskatzen. Sie konnten sich im Notfall schützen. So hatte er entschieden, bevor er überhaupt aufgestanden war. Sein Schwert festhaltend huschte Kazel an den Hügel heran, hinter dem er die Schatten hatte schwinden sehen.
Neugierde trieb ihn an. Lautlos bewegte sich sein Körper über das weiche Gras. Hier und da fühlte er stachelige Halme unter seinen Füßen nachgeben. Wollte er nicht entdeckt werden, so musste er sich langsam bewegen was etwas Zeit kostete, denn auch die Ohren der Katzenwesen waren fein und sensibel. Was ging dort vor sich? Leise pirschte er sich heran, auf jeden Schritt bedacht. Warum hatte der eine Leonid seinen Kameraden geweckt und mit sich genommen? In geduckter Haltung näherte er sich dem Hügelkamm und erspähte kurz dahinter die zwei Gestalten. Flach am Boden liegend, verborgen von dichtem Gras, das seine Wangen streichelte bot sich ein zuerst verwirrendes Bild. Die beiden Leoniden standen nah beieinander und waren gerade dabei irgendwelche Kleidungsstücke vom Boden aufzuheben und anzuziehen. Seine Augen verengten sich und er konnte einzelne Rüstungsteile erkennen die gegen weiches Leder ausgetauscht wurden. Warum tauschten die beiden ihre Rüstung? Sie unterhielten sich und leise geflüsterte Wortfetzen wurden vom Wind an Kazels feine Ohren getragen. Dann war er nah genug heran um gut zu hören.
„ … und was hast du noch gesehen?“
Die Stimme klang selbst im Flüsterton seltsam vertraut. Sie gehörte dem, der jetzt wie ein Späher gekleidet war und war an den gerichtet, der nun die schwere Rüstung trug.
„Ich denke, es ist einer ihrer Nachschubtruppen, es gibt zwei große abgedeckte Planwagen und einen vergitterten Wagen. Dort scheinen sie jemanden gefangen zu halten. Eines der Zelte steht abseits und wird nur von ein paar Orks bewacht, das wäre eine guter Angriffspunkt, aber seid ihr sicher, dass ihr das tun wollt? Es sind viele!“
„Still! Wir brauchen so viel wie möglich Informationen über unseren Feind und keiner ist besser in Sabotagedingen wie ich! Ich mache was ich für richtig halte und du machst das, was ich dir aufgetragen habe! “
„Jawohl, Sire!“

„Ich werde nicht mit leeren Klauen zurück kehren!“
Das leise schon fast niederfrequente Knurren, zeigte deutlich, wer das Sagen hatte. Allein die Art zu Sprechen hatte dem Elfen schon verraten um wen es sich handelte. Körperhaltung und Gestik verrieten ihr übriges. Hier ging etwas verbotenes vor sich und Rhudos wollte sich offensichtlich davon stehlen. Hierfür hatte er mit einem der jüngeren Späher die Kleidung getauscht, der ihm anscheinend mehr ergeben war als Vflex. Nun machten sie sich in unterschiedliche Richtungen auf. Der gepanzerte Leoniede straffte die Schultern und ahmte den Gang des Prinzen fast perfekt nach, als er zum Lager zurück ging. Niemand beachtete ihn als er sich wieder auf seinem Platz legte und zusammen rollte. So konnte der Prinz Zeit gewinnen und erst am Morgen würde auffallen, das er verschwunden war.
Rhudos schlug jedoch einen anderen Weg ein und verwuchs mit seiner Umgebung. Die Natur um ihn herum sang ihr nächtliches Lied und eine einzelne Krähe beobachtete verschlafen das Treiben von einem erhöhten Stein herab.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 19. April 2014, 14:54

Kazel hatte an Reife gewonnen. Er mochte noch immer ein sehr junger Elf sein, sowohl mit dem Gedanken an sein dunkles, als auch an sein waldelfisches Blut. Trotz allem hatte er sich entwickelt. Früher wäre er impulsiver an seine Lage herangegangen oder hätte sich ausschließlich um seinen Traum Sorgen gemacht. Er wäre von seinen Ängsten, die er nicht nach außen getragen hätte, nahezu erdrückt worden und unfähig, irgendetwas zu tun angesichts der wachsenden Zweifel. Jetzt, heute und hier am Ort, wo sein jüngstes Abenteuer damals offenbar den Anfang genommen hatte, schob er alle düsteren Gedanken um den Traum beiseite. Nun war er wach. Er hielt Nachtwache, durfte sich nicht dem hingeben, was ihn im Traum heimsuchte. Er würde nicht verdrängen und sich noch früh genug erneut damit beschäftigen. Vielleicht in der nächsten Ruhephase, die man ihm zugestand, weil er schon ahnte, dass die Stimme im Schlaf erneut zu ihm kommen mochte. Aber nicht jetzt. Er musste auch ein Auge für das Reale haben, was sich jenseits von Manthalas Reichen abspielte.
Und da gab es etwas wirklich Interessantes. Die Leoniden mochten ihm vor allem durch sein Verhalten neugierig gemacht haben. Wäre der eine von ihnen einfach durch das Lager spaziert, um seinen Kameraden zu wecken, hätte Kazel dahinter nichts Weiteres als eine Wachablösung gesehen. Diese Heimlichkeit und bewusste Vorsicht jedoch ... war ihm suspekt. Sie erinnerte ihn an dunkelelfisches Vorgehen. Als würden sie einen Meuchelmord planen. Er stutzte. Für Sekunden stockte sein Atem, so das nur der frische Nachtwind die Gräser in Bewegung brachte. Einer davon kitzelte ihn unangenehm an der Wange. Er wollte sich kratzen, unterdrückte den Drang aber, als seltsames Flüstern seine Spitzohren zucken ließ. Er nahm es war, dieses Gemisch aus leisem Raunen, annäherndem Maunzen und gezischeltem Fauchen. Kazel verstand kein Wort. Das musste eine Katzensprache sein. Leonidisch - gab es das? In jedem Fall war es ihm absolut fremd und so hätten die beiden sich über die Götter unterhalten können, ebenso wie über den Krieg oder ein geplantes Attentat. Dem Mischling fiel kein Unterschied auf. Trotzdem blieb er auf der Lauer, versuchte, durch keine unnötige Bewegung auf sich aufmerksam zu machen. Er beobachtete.
Aber er musste zumindest nicht die Bedeutung der Worte verstehen, um ein Erkennen in jenem Leoniden auszumachen, der die Rüstung eines Spähers angelegt hatte. Auch wenn er den Prinzen dieses Volkes noch nicht lange kannte, die vielen bekannten Einzelteile formten sein Bild deutlich vor den blauen Augen des Sturmadlers. Er presste die Lippen aufeinander. Vflex hatte nichts davon erwähnt, dass er Rhudos auf einen Nachtwacheposten setzte, geschweige denn ihn auf irgendeine Mission schickte, aber genauso sah es aus. Der junge Leonide heckte irgendetwas aus.
Kazel seufzte tonlos. Hol den Lehrstock raus, Herr Mentor, spottete die Stimme seines Gewissens. Jene Stimme, die ihm zwar nicht so viel Schauern bereitete wie die kalte aus dem Traum, ihn aber genug in Missmut versetzte. Nicht nur, dass er Rhudos jetzt würde nachgehen müssen - Verantwortungsgefühl war vorhanden - nein, er musste ihm wohl auch im gleichen Moment klar machen, wer von ihnen beiden die Hosen anhatte. Zwei Herausforderungen in einer Nacht, noch dazu sollte er Wache halten. Nein, das ging jetzt nicht!
Am liebsten hätte Kazel einen anderen Leoniden geweckt - Vflex! - und ihm mitgeteilt, dass er seinem neuen Schüler hinterher musste. Vielleicht sogar ihn aufhalten musste, aber die Zeit schenkte man ihm nicht. Rhudos machte sich bereits auf den Weg und wenn er ihm jetzt nicht folgte, würde er ihn verlieren. Das Gras raschelte unmerklich. In einem Bogen schlich er, damit der Leonide, der nun den Prinzen mimte, ihn nicht bemerkte. So versuchte er, mit gewandten Schritten, lautlos die Verfolgung aufzunehmen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Montag 21. April 2014, 14:55

Das Zwielicht des Morgens war nicht mehr weit und schon bildete sich ein schmaler dunkelblauer Streifen am nächtlichen Horizont. Der Wind war noch kühl und zog in jede Ritze die nicht fest von Kleidung verschlossen war. Der Duft der Erde versprach jedoch, dass es einen milden Tag geben würde. Die Gräser rauschten und verschluckten die schnellen leisen Schritte des Jägers. Fast lautlos folgte der heimatlose Überlebenskünstler dem Leoniden über die stille Ebene, eben jenem Ort wo ein wichtiger Teil seiner Geschichte einst begonnen hatte. Es kostete einiges an Mühe der Spur der Großkatze zu folgen, ohne entdeckt zu werden, doch Kazel war geübt in diesen Dingen und sein Verantwortungsgefühl, wie auch die reine Neugierde trieb ihn voran. Rhudos war ein erstaunlich talentierter junger Späher. Er hielt sich tief im Gras, nutzte jede Deckung und bewegte sich schnell und lautlos. Er glich schon jetzt in seiner Jugend einem tödlichen Schatten, nur fehlte es ihm wohl noch an Besonnenheit. Dass der Prinz sich allein vom Trupp entfernte, sprach nicht gerade für Talente wie Geduld oder Erfahrung, die das Erwachsensein so mit sich brachte. Die Sinne des Leoniden waren nach vorne gerichtet, so war es nicht nur Können, sondern auch vielleicht ein wenig Glück, dass der Mischlings-Elf nicht entdeckt wurde. Beide Jäger bewegten sich schnell und ausdauernd und sehr bald hatten sie eine ordentliche Entfernung zwischen sich und das Lager der Leoniden gebracht. Irgendwann spähte der junge Prinz auch einmal nach hinten und Kazel konnte aus seinem Versteck heraus seine nervös zuckenden Ohren sehen. Rhudos vergewisserte sich allerdings nur sehr kurz, dass ihm niemand folgte und wandte sich dann wieder seinem Ziel zu. Plötzlich ging es sehr viel langsamer vorwärts. Er schlich nur noch, richtete seine Aufmerksamkeit nun ganz und gar nach vorne und robbte dann geduckt auf einen Hügelkamm hinauf. Dort verharrte er und schien etwas in einiger Entfernung zu beobachten. Auch Kazel konnte nun mit seinen hervorragenden Sinnen leise Stimmen hören und was er hörte, ließ die Schatten seiner Vergangenheit erwachen. Erst waren es weniger die Stimmen, die leise miteinander sprachen, sondern eher die Geräusche die das Lager vor ihnen machte. Ein kleines Rudel Wargs war mit schweren Ketten, an in die Erde getriebenen Pfosten, gebunden worden. Das leise Klirren, gemischt mit ihrem Knurren untermalte die Bedrohlichkeit der Situation in den düstersten Farben. Elf und Leonide hatten sich gut geschützte Positionen gesucht und spähten auf das Treiben. Vor ihnen lag das nächtliche Lager wohl eines Nachschub-Trupps der Dunklen Armee. Es gab ein Hauptzelt, wo vermutlich der Anführer nächtigte, jede Menge kleiner Lagerfeuer um die sich auf einer Seite des Lagers Dunkelelfen und auf der anderen Seite, Orks scharten. Grob geschätzt mussten es gut 40 berittene Männer sein, denn auf der gegenüberliegenden Seite grasten ihre Pferde. Der Wind stand günstig, so dass sie aus ihrer Beobachterposition nicht gewittert werden konnten, und die Gerüche und Geräusche gut zu ihnen drangen. Es roch nach Blut, Fäulnis und Ärger! Kazel kauerte halb hinter, halb unter einem kleinen Felsen, der in das Erdreich versunken war und schräg daraus hervor ragte. Ein paar knorrige, niedrige Büsche boten davor ebenfalls Deckung vor neugierigen Spähern, doch schien es fast so, als sorgten sich die Wesen dort unten nicht im geringsten um ihre Sicherheit. Man sah nirgends Wächter patrouillieren. Es gab zwei große abgedeckte Planwagen, die anscheinend von den gerade abgeschirrten Wargs gezogen wurden und einen vergitterten kleineren Wagen. Dort schienen sie jemanden gefangen zu halten. Eines der Zelte, von Kazel aus weit links gesehen, stand in der Nähe dieses kleinen Gefängnisses und wurde nur von ein paar Orks bewacht. Zwei Frauen, eine enorm groß und kräftig, die andere zart und elfenhaft hatten gerade das Zelt betreten und ein Ork hatte sich davor nieder gekniet. Ein wenig später entfernte sich der Ork schrecklich breit grinsend und ging zu einem kleineren zweiten mit dem er nun einiges zu besprechen hatte. Sie entfernten sich von ihrem Posten und ließen den Gefängniswagen, blieben aber in Sichtlinie. Sturmadler ließ seinen Blick weiter schweifen und erspähte ein weiteres abseits stehendes Zelt, welches sich nicht so ganz in das restliche Bild fügen wollte. Es war klein, doch in seiner Nähe saßen überall Krähen auf jeder erhöhten Position. Zwei Wächter standen vor dem Eingang und beide glichen wie ein Ei dem anderen. Allein ihre Rüstungen wiesen sie schon als Elitekämpfer aus, doch noch etwas anderes ließ sie Kazel als echte Gefahr wahrnehmen. Schon aus dieser Entfernung konnte er sehen, dass sie keine Gesichter hatten, denn dort wo diese hätte sein müssen schimmerte nur mattes Metall in der Dunkelheit. Obwohl sie sich in allem äußerlich glichen, überfiel Kazel ein unwillkürlicher Schauer, als er den Linken genauer betrachtete. Es war als würde eine lang verschollene Erinnerung sich einen Weg durch seine Gedärme graben, nur um seinem Bewusstsein ständig auszuweichen. Träumte er? War er eingeschlafen? Sicher nicht! Um ihn herum stieg langsam eine dünne Schicht kalten, feuchten Nebels aus dem Boden auf, kaum höher als zwei Finger breit und griff nach seinen Gliedern. Seine Sicht verschwamm kurz und seine Augen fühlten sich seltsam trocken an. Dann hörte er den Nachhall, jener Grabesstimme aus seinen Träumen in seinem Kopf zu sich flüstern:
Leihe mir kurz deinen Blick … ahhh … so wie du schon ein bisschen zu mir gehörst, so entzieht sich dieser meiner Macht …
Die Sicht des Mischlings-Elfen änderte sich einen Lidschlag lang und versetzt ihn damit zurück in seine Vergangenheit, in der er einst ein Wesen ohne Seele gewesen war. Ein Wesen das sich nach den Auren des Lebens verzehrte. Er sah den Krieger vor sich, doch war dort kein Leben, kein goldenes Glühen, dass die Stärke der Seele bezeichnete.
Dann war es wieder still und auch die Kälte war verschwunden. Links neben ihm zwischen Felsen und Gras verborgen lauerte noch immer Prinz Rhudos und plante wohl, wie er diesem Trupp größtmöglichen Schaden zufügen konnte, ohne erwischt zu werden.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 2. Mai 2014, 14:11

Mit Überraschung in den Augen folgte Kazel dem Leoniden. Dabei duckte er sich, wann immer das Gras zu niedrig schien, um seinen Körper im seichten Lauf zu verbergen. Er wagte es nicht, ganz am Boden zu kriechen. Sicherlich hätte man einen solchen Jäger auf der Pirsch nicht ausmachen können, aber dann hätte er Rhudos verloren. Der Leonidenprinz bewegte sich schnell und, das musste Kazel ihm zugestehen, wendig und flink. Auch er war geschickt, was der Mischlingself ihm nicht zugetraut hätte. Prinz klang nach Faulheit und bisher hatte er Rhudos nicht unbedingt als jemanden erlebt, der Disziplin an den Tag legte.
Umso mehr erstaunte es, wie zielsicher er nun vorging. Nach einer Weile, in der sie bei einem Blick zurück nicht einmal mehr den Anschein eines Lagers ausmachen konnten, bemerkte Kazel eine Veränderung in den Bewegungen seines verfolgten Zieles. Der Leonid wurde langsamer. Mehr Wachsamkeit legte sich in jeden einzelnen Schritt. Aus einem schnellen Pirschen wurde ein besonneres Schleichen. Der Elf selbst neigte sich dichter ins Gras. Nun, da Rhudos die Geschwindigkeit drosselte, konnte auch er sich etwas zügeln, sein Vorgehen bedachter wählen. Der Adlerblick spähte umher. So sehr er seine Wandlung auch verfluchte, jetzt nützte sie ihm. Er besaß bessere Augen, die elfischen Spitzohren, die ohnehin gut in der Lage waren, etwas auszumachen. Vermutlich stand er Rhudos in nichts nach, was seine Sinn betraf.
So machte er bereits von seiner etwas zurückliegenderen Position Stimmen aus. Kazel entschied sich, noch näher zu kommen. Er musste wissen, was dort vorn vor sich ging. Er musste den Grund erfahren, warum sich Rhudos so von seinem Trupp abkapselte ... und sie mit seinem Verhalten alle in Gefahr brachte. Diese Erkenntnis schoss ihm selbst wie ein Blitz durch die Gedanken. Seltsamerweise hatte dieser Blitz Xenias Stimme und nicht jene seines Gewissens, die sonst so einschneidend und tadelnd war. Seine Ohren zuckten erneut. Er musste näher heran!
Der Elf drückte sich flach an den Boden. Sein Gewicht verlagerte sich nun lediglich auf die angespannten Arme und Beine. Den Rumpf behielt er leicht erhöht, damit beim Robben das Gras so wenig raschelte wie möglich. In einem Bogen näherte er sich seitlich von Rhudos' Position aus der Quelle der Geräusche und noch während er auf sie zu kroch, biss er sich wissend auf die Unterlippe. Er kannte dieses leise Knurren in Verbindung mit einem faldorischen Hecheln, aus dem der Blutdurst sprach. In Morgeria konnte man kaum einen Schritt tun, um sich der Anwesenheit der orkischen Lieblingshaustiere nicht bewusst zu sein. Warge. Ein Schauer lief Kazel über die Arme, wo sich sofort eine Gänsehaut breit machte. Er war kein Freund dieser Bestien. Sie wurden zu fleischsuchenden Jägern ausgebildet und selbst seinesgleichen machten sich einen Spaß daraus, mit ihnen auf die Hatz zu gehen ... Sklavenhatz. Ob Rhudos ein Lager solcher speziellen Jäger aufgespürt hatte?
Kazel hob den Kopf etwas an. Die vor ihnen liegende Gefahr nur zu hören, reichte nicht. Er musste sich ein Bild machen und was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Sie sind so nahe. Dieses Lager kann für unseres eine große Gefahr darstellen. Sein Blick glitt über die vom Feuerschein erhellten Gestalten. Es bestand keine große Schwierigkeit, Orks von Elfen zu unterscheiden und dass es sich hier ausschließlich um Dunkelelfen handelte, konnte sich Kazel denken. Sie saßen geteilt. Dunkelelfen gaben sich nur ungern mit den orkischen Manieren ab, wenn sie nicht gezielt etwas von diesen großen Kampfbestien wollten.
Er vernahm das Wiehern und Schnauben von Pferden. Seine Ohren zuckten. Wenn man die Tiere scheu machen könnte ... nein, er dachte nicht zu Ende. Das hier war keine Mission und zu viel konnte schiefgehen! Er war hier, weil er Rhudos zurückbringen musste oder wenigstens auf ihn achten. Anschließend gäbe es eine Standpauke. Vermutlich nicht von Kazel, der konnte sich das einfach nicht herausnehmen, aber jemand würde den Prinzen in seiner Verantwortung gegenüber seinem katzenhaften Reich zur Rede stellen müssen. Nur jetzt noch nicht.

Kazel versuchte, sich genauer zu orientieren. Er musste sich so viel wie möglich einprägen. Wenn sie schon hier draußen und fernab ihres Lagers waren, sollte er wenigstens so aufmerksam sein, Informationen zu sammeln. Vielleicht besänftigte das Vflex etwas, sobald sie zurück wären. Gerade ließ er seinen Blick über die einzelnen Zelte schweifen, als er den Kopf etwas mehr reckte, während seine Augen sich verengten. Das abgelegene Zelt mit den postierten Wachen bereitete ihm ein gewisses Unbehagen. Er konnte es sich noch nicht erklären, aber allein der Anblick gefiel ihm nicht.
Er blinzelte mehrmals. Die Dämmerung setzte ein, Morgennebel machte sich breit. Er spürte die Kälte in seiner Kleidung und sich als feuchten Film auf seine Rüstung legen. Ihm fröstelte. Im nächsten Moment aber erstarrte er. Was er vor sich sah, wurde wie von selbst ausgeblendet. Die Stimme, die er glaubte, zu hören, nahm ihn in ihren Bann. Meinen Blick...? Nein! Rasch petzte Kazel die Augen zusammen, schob sogar eine Hand davor, um sein Sichtfeld abzuschirmen. Wenn Raxtian ihn wirklich noch in seiner Gewalt hatte, durfte er jetzt nicht sehen, was Kazel sah. Und wenn er längst weiß, dass du mit Leoniden unterwegs bist? Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Wie konnte er sich sicher sein, dass er nur durch seine bloße Anwesenheit die Gefährten in Gefahr brachte, die ihn unterstützen wollten? Seine sinne ... welchen konnte er vertrauen? Welche davon musste er schützen und abschirmen? Wieviel fand der Wegbereiter der Toten mit seiner Hilfe heraus?
Das Lager vor ihm war vergessen. Rhudos in seinem Versteck wurde zum ausgeblendeten Schatten. Kazel kauerte sich zusammen. Seine Glieder wogen schwer. Er konnte sich nicht rühren, war wie gelähmt. Hilflos, was er nun tun oder lieber meiden sollte. Wieviel konnte Raxtian Tausendtod durch ihn herausfinden? Er drückt das Gesicht gegen den Erdboden, spürte, wie kantige Steinchen auf seine Mandelhaut trafen und wie Gras ihn an der Stirn kitzelte. Sein Atem prallte vom Erdreich ab, zurück gegen sein Antlitz, das in Verzweiflung zu einer Fratze verzerrt war. Was sollte er nun tun?
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Mai 2014, 18:01

Kazels innerer Zwiespalt ließ ihn handlungsunfähig verharren. Die Schatten seiner Vergangenheit hatte ihn eingeholt, da war er sich fast sicher.
Meinen Blick...? Nein!
Er presste die Augen zusammen, schob sogar eine Hand davor, um sein Sichtfeld abzuschirmen. Wenn Raxtian ihn wirklich noch in seiner Gewalt hatte, durfte er jetzt nicht sehen, was Kazel sah. Und wenn er schon wusste, dass er mit Leoniden unterwegs war? Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Wie konnte er sich sicher sein, dass er nur durch seine bloße Anwesenheit die Gefährten in Gefahr brachte, die ihn unterstützen wollten? War er vielleicht schon vor Tagen zum Verräter geworden, ohne es zu wollen? Führte er sie schon in ihr Verderben? Und seine Sinne ... welchen konnte er vertrauen? Welche davon musste er schützen und abschirmen, wenn sie nicht mehr ihm gehörten? Wie viel hatte der Wegbereiter der Toten mit seiner Hilfe schon heraus gefunden? Sturmadlers Gedanken kreisten im Nebel seiner Angst. Denn Angst war es die seine Glieder ergriffen hatte, kalte nackte Angst, die seinen Verstand genauso wie sein Handeln lähmte. Angst um jene die er beschützen wollte, die er in Sicherheit wähnte, aber vielleicht auch die Angst seiner Vergangenheit wieder zu begegnen. Er drückt das Gesicht gegen den kalten Erdboden, spürte, wie kantige, scharfe Steinchen auf seine Mandelhaut trafen und wie feuchtes Gras ihn an der Stirn kitzelte. Sein Atem prallte vom Erdreich ab, schlug warm zurück gegen sein Antlitz, das in Verzweiflung zu einer Fratze verzerrt war. Es war ein seltsam beruhigendes Gefühl, zu fühlen, dass der eigene Atem noch warm war, doch was sollte er nun tun? Er starrte den Boden unter sich an, denn seine Augen begannen zu brennen, wenn er sie schloss. Kleine braune Klumpen zwischen filigranen Wurzeln, die sich tief in das Erdreich gegraben hatten und mit ihrem Leben daran fest hielten, genauso wie sie sich davon ernährten. Ein Tautropfen rann quälend langsam den schlanken Halm entlang und bildete eine dicke, kleine, glänzende Kugel, kurz bevor er sich von der zarten, grünen Spitze löste und …

… still in der Luft stehen blieb.

Es war still geworden. Zu still! Kein Lufthauch bewegte das Gras, kein Knurren drang an die feinen Elfenohren, nichts was Kazels träumerischen Blick auf das kleine, perfekte Rund direkt vor seinen Augen hätte ablenken können. Sein winzig kleines Abbild blickte zurück aus der spiegelnden Perle aus Wasser. Die um ihn Stille war so laut und überwältigend, dass Kazel sein eigenes Blut in den Ohren dröhnen hörte. Sein Herzschlag grollte wie rollender Donner und sein Atem war lauter als ein Wasserfall. Gewarnt und überaus vorsichtig erhob er langsam den Kopf, als ihm gewahr wurde, dass irgendetwas gewaltig nicht stimmte!
Sein Adlerauge kreiste langsam über dem erstarrten Lagerfeuer ganz in seiner Nähe, über dem die Funken still wie Sterne standen. Mitten im Lager war gerade ein Ork über einen Anderen gestolpert und hing, halb im Fall und nur noch mit dem großen Zeh gerade so dem Erdreich noch verbunden, in der Luft. Sämtliche Gesetzte der Natur schienen aufgehoben und waren es doch nicht, denn etwas anderes war außer Kraft gesetzt worden. Etwas was Kazel jedoch von diesem Effekt ausgenommen hatte und nur ihn allein, denn selbst Rhudos kauerte unweit vollkommen regungslos im Gras, auch wenn sein Körper einer gespannten Feder glich. Nachdem sich Kazel von seinem ersten Schreck erholt hatte, sich aufrichtete und seine Umgebung betrachte, fielen ihm auch vier Krähen auf die schwerelos am Himmel hingen, als hätte sie jemand an Fäden aufgehängt. Weit und breit regte sich nichts, als hätte die Welt aufgehört … Nein, der Welt ging es gut, nur mit ihm stimmte etwas nicht!
Etwas oder jemand hatte ihn aus dem Lauf der Welt heraus genommen.
Plötzlich lachte es hohl hinter ihm und als der Mischling herum fuhr, erblickte er eine schwarze verhüllte Gestalt auf dem Stein sitzend, hinter dem er eben noch gekauert hatte. Gerade eben war er noch nicht da gewesen, da war er sich ganz sicher. Doch jetzt zog sich Frost zu seinen knöchernen Füßen über die Halme und eine beeindruckende Sense lehnte wie beiläufig an seiner Schulter. Die Kutte war über dem meisten Teil des Körpers geschlossen doch auf seinem blanken Brustbein klirrten leise die Kettenglieder die seinen Mantel hielten. Die Brosche alleine hätte dem Elfen schon verraten, wer dort vor ihm saß und so hölzern kicherte, aber als sich das zuckende Haupt langsam hob und Kazel in die leeren Höhlen eines Schädels blickte, fühlte er sich dem Tode nicht nur sprichwörtlich nahe.

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Das hohle Lachen hörte auf und winzige Funken schielten nach dem Sterblichen.
„Du lässt dich von deiner Angst schnell täuschen, Sturmadler!"
Betont langsam stand er auf und machte einen Schritt auf das Lager zu, hin an Kazels Seite. Es wurde kalt wie in einem Grab.
"Dieser Gestank! Er würde mich umbringen, könnte ich ihn riechen, hahaha!"
Das Lippenlose Grinsen wandte sich wieder etwas ernster dem Abenteurer zu.
"Es ist nicht die Vergangenheit, die dich verfolgt, sondern deine Zukunft ... Schau nicht so erschrocken, ich bin nicht hier um dich zu holen ... noch nicht. Aber ich habe ein Auge auf dich geworfen, als ... sagen wir, als du nicht ganz du selbst warst. Jemand der seine Seele schon einmal verloren und genügend Kraft bewiesen hat sich wieder zusammen zu fügen, der interessiert mich und du hast schon einmal fast an meine Tür geklopft. Ein bisschen gehörst du schon mir, mein junger Freund."
Er stellte seine Sense in das Gras und an der Stelle verdorrte sofort jedes Leben.
"Du bist noch nicht bereit alles zu sehen, was ich weiß, aber ich könnte dich auch den Weg führen. Dies hier ..."
Sein Arm hob sich und eine knöcherne Hand schob sich unter der fließenden Finsternis seines Gewandes hervor, die sich zu seinen Füßen mit dem dunklen Nebel vermischte. Er wies auf das Lager und in den leblosen Höhlen seiner Augen brannte schwarzes Feuer.
„... Dies ist nur eine Spur, ein kleines Stück eines großen Plans, der dich aus deiner Zukunft hin zu deiner Vergangenheit führen wird. Doch ich schmecke auch hier die Verderbnis, die mir meinen Lohn verweigert. Mein Monopol ist es die Seelen der Verstorbenen in mein Reich zu bringen und hier wird er mir verwehrt! Bald …“
Er trat noch einen Schritt näher an Kazel heran und die Dunkelheit war körperlich fühlbar. Das Ende war nahe.
„Bald werde ich dir ein besonderes Angebot machen, doch heute werde ich dir nur etwas kleines schenken. Hihi, quasi ein Vorschuss auf künftige gute Zusammenarbeit, wenn du so willst. Ich gebe dir 666 Herzschläge außerhalb jeglichen Lebens … außerhalb der Zeit. Verwende sie weise.“
Er wandte sich ab und es wurde sofort merklich wärmer.
„Wir sehen uns bald wieder und dann … wirst du verstehen.“
666 Herzschläge. Ein normales Herz im Ruhezustand schlug gut 70 bis 80 mal in der Minute, also hatte Kazel nun etwas über acht Minuten Zeit um sich im feindlichen Lager umzusehen, wenn er den Mut dazu aufbrachte und sein Herzklopfen beruhigen konnte. Acht Minuten in denen er das Lager, vielleicht die beiden allein stehenden Zelte oder vielleicht sogar noch mehr untersuchen konnte. Er musste auf jeden Fall gut geplant vorgehen.
„Dein junges Herz wird sich nach dem Leben sehnen, nach der immer währenden Veränderung. Du wirst den Wunsch verspüren etwas zu verändern, doch wähle weise. Nicht alles lässt sich ändern und vieles würde sich wehren. Lass es, wenn du dir nicht sicher bist. Das Leben geht in jedem Fall weiter. Ich werde dich von hier aus beobachten.“
Erweise dich als würdig … und du wirst deine ersehnten Antworten erhalten und noch viel mehr …
Kazel fühlte tief in sich das Drängen, das die hohle Stimme in ihm herauf beschworen hatte. Er musste sich wie bei einer Prüfung fühlen, als würde seine Seele einem Test unterzogen werden. Der Tod war ein gnadenloser Verhandlungspartner, aber er hatte ihm die Wahl gelassen. Er konnte still stehen bleiben und die Herzschläge ungenutzt verstreichen lassen, oder acht Minuten zwischen den Reihen des Feindes wandeln. Es lag in seiner Hand.
In den kahlen Finger des Gevatters erschien eine Sanduhr und er drehte sie als er sprach:
„Deine Zeit läuft ab … JETZT!“
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 9. Mai 2014, 14:50

Das Meerblau seiner Augen huschte umher. Er konnte nichts greifen, nichts wirklich fokussieren. Das letzte, was sein Verstand über das Sichtfeld aufgenommen hatte, war der in der Luft schwebende Tautropfen gewesen. Jetzt suchte Kazel aufs Neue dieses Bild. Er wollte es sehen und doch wieder nicht. Alles andere wirkte so verschwommen. Seine Augen brannten, wenn er sich abwandte und die Lider senkte. Er musste hinsehen, aber ein schwebender Tautropfen? Nicht möglich! Es sei denn, man hat dich entdeckt und nutzt Magie ... du bist verloren.
Er wagte nicht zu atmen. Sein gesamter Körper war zum Zerreißen angespannt. Die Muskeln meldeten sich bereits mit einem ziehenden, bittersüßen Schmerz. Sie verlangten nach Entspannung, aber Kazel konnte es nicht tun. Er starrte dieses Bild des Tautropfens vor sich weiterhin an und blendete somit alles andere um sich herum aus. Er versuchte es und je mehr er sich auf das Antlitz konzentrierte, das ihm als Reflektion auf dem Tropfen entgegen schaute, desto größer wurden seine Kopfschmerzen. Die Ohren zuckten ob des Rauschens darin. Meeresrauschen, zu dem sich ein Gewitter gesellte. Stetig, aber schnell pochte sein Herz, während sich darunter irgendetwas zusammenzog, was das Atmen zu einer schweren Bürde machte. Zeitgleich spürte er die Narben auf seinem Rücken stechen und ein seichtes Prickeln in den Fingerspitzen. Und dann spürte er die Wärme kleiner Funkekn, die ihn umkreisten. Ein Feuermagier ... er wird mich verbrennen!
Kazel riss den Kopf hoch, nur um ihn dann verwirrt umher schweifen zu lassen. Was war hier nur los? Er war los und zwar losgelöst. Unter ihm konnte er ein Lagerfeuer erblicken. Die Flammen waren in ihrem Tanz erstarrt. Er nahm weder ihr Knistern noch den Geruch wahr. Er sah ausschließlich den Schein, die Helligkeit und Hitze, die von ihnen ausgingen und doch ... wirkte alles so leblos, da es still stand. Was geht hier nur vor sich? Bin ich ... tot? Ist Sterben ein so schneller, schmerzloser Vorgang? Hat man mich wirklich erwischt? Die Fragen hingen über ihm wie eine dunkle Wolke und doch verflüchtigten sie sich, wenn er versuchte, eine Antwort auf sie zu finden, denn er besaß keine. Er konnte das alles nicht begreifen, aber es bereitete ihm Unbehagen.
So versuchte er, sich von dieser Unwirklichkeit zu befreien. Da fiel ihm auf, dass er sich im Gegensatz zu allem anderen frei bewegen konnte. Langsam richtete er sich auf. Erst geduckt noch in der natürlichen Vorsicht, nicht entdeckt werden zu wollen. Aber alles war erstarrt. Mit wach- wie gleichermaßen furchtsamen Blick richtete er sich auf. Er drehte sich einmal, schaute sich genauer um. Nichts. Alles war wie festgefroren, selbst die Luft schien still zu stehen. Atme ich noch? Ehe er sich die Frage auch nur im Ansatz beantworten konnte, wurde sie von einem hohlen Lachen davongetragen. Kazel fuhr innerlich zusammen und wirbelte herum. Seine Finger suchten nach den Waffen. Unbewusst griff er zuerst nach dem Dolch. Mit dem Schwert konnte er ohnehin nicht umgehen. Es war mehr Zierde und Last als hilfreich für ihn. Sein Blick streifte die schwarze Gestalt, dann fokussierte er diese und die Augen weiteten sich etwas. Er taumelte, wich vor der Gestalt zurück. Die Hand glitt von der Klinge. Gegen das, was er vor sich hatte, gab es keine Waffe. Jeden ereilte dieses Etwas irgendwann. Mit einem Mal war alles klar, so sehr, dass Kazel sich unnwillkürlich entspannte und gerade aufstellte. Auf einmal hatte er gar keine Angst mehr, dafür eine innere Gewissheit.
"Ich bin gestorben." Er löste den Blick gezwungen von dem verhüllten Gerippe gen Boden. Er suchte seinen Körper. Irgendwie beflügelte ihn der Gedanke, dass er sich selbst da würde liegen sehen müssen. War er nun ein Geist. "Wie ...?" Und dann dementierte der Gevatter das, was Kazel nun eigentlich erwartet hatte, wenn man schon dem Tod selbst in seine leeren Höhlen blickte. Perplex schaute er hinein, konnte nicht aufhören zu starren und nahm die Worte des höheren Wesens nur langsam auf. Zähflüssig drangen sie in seinen Geist, bis er überhaupt in der Lage war, sie zu verstehen. So blieben Worte aus. Seine Zunge wog schwer. Der Elf fühlte sich gerade mal in der Lage, Tods Bewegungen mit dem Auge und seinen Worten mit den Ohren zu folgen.
Es war wirklich der Tod. Er stand über den Göttern, wenn er es war, der ihn aufsuchte und nicht Manthala oder Faldor persönlich ... oder erscheinen sie, wenn es tatsächlich zu Ende geht? Kazel blinzelte. Nicht, weil er noch immer nicht begriff, sondern weil es heiß in seinen Augenwinkeln brannte. Seine Kehle schnürte sich zu, der Mundraum fühlte sich ausgedörrt an. Er sehnte sich nach einem Schluck Wasser und verlor wohl gerade die ersten geschenkten Herzschläge, weil er sich anstrengte, um dem Tod eine Frage zu stellen: "Ist Shantih bei di... Euch?" Shantih, die Liebe seines bisherigen Lebens. Was hatte er an diesem Mädchen gehangen, an dieser Frau, die ihn zum Mann hatte werden lassen! Sie, die mit ihm so viel durchgemacht und ihm erstmals seit langer Zeit Emotionen und sogar ein Lächeln hatte entlocken können. Sie, die er unter der Kontrolle anderer in den Tod gestürzt hatte. Auch wenn sein Herz sich an Lebendes klammerte und in Janay neue Attraktivität gefunden hatte - ein Begehren und sogar eine Spur Liebe, da sie immerhin die Mutter seines Erbes werden würde, so hatte er Shantih noch immer nicht vergessen.

"Deine Zeit läuft ab ... JETZT!" Kazel zuckte zusammen. Er sah den Gevatter noch immer, er sah die Sanduhr und dann streifte sein Blick umher, während er sich umschaute. Da war noch immer das Lager. Die Zelte, hinter denen sich so viel verbarg. Er könnte etwas ausrichten. Dann fixierte er den kauernden Rhudos und sein Pflichtgefühl regte sich. Er könnte ihn sich packen und zurückschleifen ... vielleicht. Wenigstens für knappe acht Minuten. Nein, weniger! Beruhige dein Herz, es schlägt viel zu schnell.
Kazel kehrte in sich. Die Zeit würde ihm zwischen den Fingern zerrinnen, wenn er jetzt unter Aufregung handelte. Dann würde er planlos und blind vorgehen. Er würde nichts erledigt bekommen, was immer er sich vornahm und darüber nur noch hektischer werden. Trotz allen Brennens schloss er die Augen. Er atmete tief durch, sehr tief und mehrere Male. Lieber opferte er nun eine Minute, um innere Ruhe zu finden, als dass er in haltloser Blindheit alles opferte. Und je länger er so stillstand, desto eher formte sich ein Bedürfnis in ihm. Es war dunkel und sicher nicht der Pfad, den dieser Menschengott Lysanthor für die meisten vorsah. Es war ein dunkelelfischer Pfad ... oder jener ... des Todes?
"Ich bringe Euch, was sie Euch verwehren", sprach er zum Gevatter, als sich die Lider wieder anhoben und das Blau darunter aufblitzte. Er schaute an sich herab, nahm den Dolch aus der Scheide. Dann wandte er sich um. Sein Herz schlug noch immer schneller als normal. Ganz konnte niemand herunterfahren, nicht in einer solchen Situation, aber sein Vorhaben stand fest. Er würde töten. Er würde diesem Skelettwesen, dem er auf bizarre Weise bereits etwas gehörte, dienen. Er würde ihm die Seelen bringen, die das dunkle Volk für sich behielt ... und er würde jetzt Kehlen aufschlitzen. Seine Schritte nahmen zu. Kazel bewegte sich schneller, zunächst auf den fallen Ork zu. Er wollte ihm die Kehle aufschlitzen. Ein schneller, aber tötlicher Schnitt, der nicht viel Zeit kostete. Wie viele er auf diese Weise erledigen würde? Nach dem Ork zog es ihn zu dem entferntesten Zelt - jenes, das bewacht wurde. Auch dort würde er die Wachen eliminieren durch einen Streich über den Hals oder den Dolchstich in die Schläfe, selbst wenn er dazu erst die Helme würde lösen müssen. Anschließend würde er einen Blick in das Zelt werfen. Sollte dort Leben erstarrt sein, so war es sein Plan, dieses zu beenden.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Sonntag 11. Mai 2014, 20:28

"Ist Shantih bei di... Euch?"
Shantih, die Liebe seines bisherigen Lebens war in seinen Gedanken. Was hatte er an diesem Mädchen gehangen, an dieser Frau, die ihn zum Mann hatte werden lassen! Sie, die mit ihm so viel durchgemacht und ihm erstmals seit langer Zeit Emotionen und sogar ein Lächeln hatte entlocken können. Sie, die er unter der Kontrolle anderer in den Tod gestürzt hatte. Auch wenn sein Herz sich an Lebendes klammerte und in Janay neue Attraktivität gefunden hatte - ein Begehren und sogar eine Spur Liebe, da sie immerhin die Mutter seines Erbes werden würde, so hatte er Shantih noch immer nicht vergessen. So war es der erste Gedanke, die erste Frage die er an den Tod richtete auch wenn keine Zeit für eine Antwort war. Einzig für den Bruchteil einer Sekunde sahen ihn die leeren Höhlen wissend an und fuhren dann unvermindert fort. Kazel würde auf diese Frage eine Antwort erhalten, doch nun war nicht der Ort oder die Zeit dafür. Er, genauso wie seine Geduld und Zielstrebigkeit wurden auf die Probe gestellt.

"Ich bringe Euch, was sie Euch verwehren"
, sprach er zum Gevatter, als sich die Lider wieder anhoben und das Blau darunter aufblitzte. Er würde diesem Skelettwesen, dem er auf bizarre Weise bereits etwas gehörte, dienen. Er hatte sich entschieden. Er würde ihm die Seelen bringen, die das dunkle Volk für sich behielt ... und er würde jetzt Kehlen aufschlitzen. Seine Schritte nahmen zu und er rannte schon fast den Abhang hinunter. Kazel bewegte sich schneller, zunächst auf den fallen Ork zu, der am ersten Lagerfeuer nahe seiner letzten Position starr in der Luft hing. Er wollte ihm die Kehle aufschlitzen. Warum hatte er ihn als sein erstes Ziel auserkoren? Er war ein lebendiger Ork. Zwar ein gefährlicher Feind, aber doch lebendig und erfüllt mit einer verschrumpelten kleinen Seele. Ein schneller, aber tödlicher Schnitt, der nicht viel Zeit kostete, sollte sein Leben beenden. Im vorbeilaufen glitt die Klinge des Mischlings-Elfen in das sich seltsam fest anfühlende Fleisch. Es kostete mehr Kraft als gewöhnlich, denn sonst gaben Muskeln, Sehnen und Gefäße nach und fühlten sich weniger wie erstarrtes, kaltes Wachs an. Der Dolch war eine Gute Waffe. Vielleicht sogar besser als jedes Schwert, da er mit mehr Kraft und weniger Schwung geführt wurde. Kein Blut drang aus dem Schnitt, der sich nun fein und dünn unterhalb des Kinns entlang zog. Einzig das Blut, dass an der Klinge kleben geblieben war zeugte von der Tat. Zumindest noch, denn sobald seine Herzschläge verbraucht wären, so würde seine Tat ihren Tribut einfordern. Nach dem Ork zog es Kazel zu dem entferntesten Zelt - jenes, das bewacht wurde. Auch dort wollte er die Wachen eliminieren, durch einen Streich über den Hals oder den Dolchstich in die Schläfe, selbst wenn er dazu erst die Helme würde lösen müssen.
So rannte er in einem leichten Bogen zwischen den Zelten entlang und sah hier und da den erstarrten Lebewesen in ihre grotesk verzerrten Fratzen. Einem, der sich gerade hinter einem Zelt erleichterte, hing seine goldgelbe Perlenkette aus vielen kleinen Tropfen am besten Stück. Ein anderer hatte seinen Finger so tief in ein Nasenloch geschoben, dass man vielleicht zu Recht vermuten hätte können, dass Orks kein Gehirn besäßen. Ein Dunkelelf polierte gerade seine Klinge, während sein Sitznachbar auf dem breiten Stein, die Spitzen seiner Pfeile sorgfältig in eine schwarze Flüssigkeit tauchte. Alle bemerkten nichts, regten sich nicht, ahnten nicht einmal, dass zwischen ihren Reihen ein fleißiger Diener des Todes wandelte - wenn auch nur auf Probe. Der Weg Sturmadlers stand fest und er verfolgte ihn zielstrebig. Er musste einfach einen Blick in das Zelt werfen, das sich abseits des Lagers befand. Sollte dort Leben erstarrt sein, so war es sein Plan, dieses ebenfalls zu beenden. Er näherte sich den Wachen und die Sicht, die ihm für diese kurze Zeit geschenkt worden war, Leben von Unbelebten zu unterscheiden, zeigte ihm das nur einer der beiden äußerlich identischen Wesen einen Herzschlag und somit jene leuchtende Aura besaß.
Doch das unangenehme Gefühl, dass sie eben beide nur Marionetten an den Fäden ihres Meisters waren bestätigte sich bei dem ersten Blick, den er durch einen schmalen Spalt der dünnen Lederhaut werfen konnte.

Das kleine Zelt war trotz seiner geringen Größe mit einem halb durchsichtigen Vorhang in zwei Räume unterteilt. Trotz der nächtlichen Dunkelheit konnte er im hinteren Bereich mehrere Fahle Lichtquellen erkennen, die diffuse Schatten auf den Sichtschutz vor sich warfen. Ihn ihrem schimmernden Licht konnte er so etwas wie eine flache Pritsche oder Tisch erkennen. Eine hagere Gestalt saß reglos vor diesem Lager und hielt ein spitzes Instrument in seiner Hand. Die Haltung ließ darauf schließen, dass er sich eben mit jenem in den darüber gehaltenen Unterarm geschnitten hatte. Kazel hatte seinen Kopf so weit in das Zelt hinein gesteckt, dass nun auch sein Körper folgte und er weitere Details des Innenraums wahrnahm.
Links von ihm stand ein kleiner Hocker. Von seinen Beinen führten noch frische Schleifspuren in die Mitte des Vorraums, wo er vor kurzen noch gestanden haben musste. Die tiefen Mulden im harten Grund, sprachen von größerem Gewicht, dass darauf gesessen haben musste. Verschiedene einer Untersuchung würdige Fußabdrücke hatten hier noch vor sehr kurzer Zeit eine Versammlung abgehalten. Auf der anderen Seite lagen ein paar Kissen auf einer Art Teppich und verdeckten gerade so ein paar Tiegel und Reagenzien, die seine Blicke auf sich zogen. Besonders ein kleiner Topf, dessen Rand verräterisch von innen heraus schimmerte, zog die aufmerksamen Adleraugen auf sich. Es war jedoch weniger das Leuchten, als der Topf selbst, der ihn unwillkürlich erschaudern ließ. Eben jene Reagenzien - - - hatten ihn zu dem gemacht, was er heute war. Eben jenes Gefäß glaubte er vor vielen Mondzyklen, schon einmal gesehen zu haben, als er gebunden auf einem Foltertisch seiner eigenen Verwandlung beiwohnen durfte, nur dass hier irgendetwas ein wenig anders war. Mit aller Macht wollten sich die Bilder seiner Vergangenheit nun plötzlich erheben und ihn alles um sich herum vergessen lassen. Das ein kleiner Krug eine solche Macht entfesseln konnte durfte doch nicht sein! Nein! Es war nicht der Krug allein. Es war die Komposition des Grauens, die Kazel mit sich in den Abgrund reißen wollte. Es war der metallische Duft von Blut in diesem Zelt, die hagere, halb tot wirkende Gestalt hinter dem dünnen Vorhang, die Reagenzien, ein rotes Buch mit einem goldenen, in Ketten liegenden Totenschädel, dass unter einem Kissen hervorlugte und auf dunkelste Küste verwies. Dass alles wollte ihn die Zeit vergessen lassen und in eine tödliche Falle locken. Er hatte die Hölle des sprichwörtlichen Löwen betreten und wusste nicht mehr, wie viele seiner kostbaren Herzschläge er schon verbraucht hatte. Der Anblick des Bucheinbandes ließ seine Nerven brennen, denn Form und Kunstfertigkeit waren aus ein und der selben Feder entstanden, da hätte er drauf schwören können. Zu gut erinnerte er sich an das Gewand seines Peinigers. Wenn sich nicht Raxtian selbst hinter diesem Vorhang verbarg, so war es ein naher Verwandter oder Schüler seiner finsteren Zunft. Doch sollte er sich die Zeit nehmen, die Mysterien dieses Nekromanten zu ergründen, seine Beweggründe, seine Pläne und Hintergedanken zu erfahren, oder wäre es besser erst zu handeln und dann aus den Scherben zu lesen. Beides hatte sicher seine Vor- und Nachteile und würde den Lauf der Zeit verändern.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 29. Mai 2014, 12:58

Auf eine gewisse Art und Weise war es doch sehr bizarr. Damals, als seinesgleichen - seine eigene Mutter - verlangt hatte, dass er Leben im Namen der Dunkelelfen beendete, hatte er sich gesträubt. Wer war er gewesen, Richter über Leben und Tod zu sein? Und nun ... würde er es sein, im Namen eines höheren Wesens und für eine aus seiner Sicht gerechte Sache. Zudem stimmte die Erkenntnis, dass es einfacher wurde, je häufiger man diesem Instinkt nachgab, die Klinge durch einen Hals gleiten ließ. Bei den Orks stieß er auf Widerstand. Ihre Haut war so fest und zäh, als stellte sie sich ihm zusätzlich entgegen, um ihm das Morden zu erschweren. Letztendlich ließ sich Kazel davon aber nicht aufhalten. Er hinterließ mit jedem Herzschlag, der verging, eine Spur aus Tod hinter sich.
Auch die beiden Wachen vor dem Zelt fielen. Wieviel Zeit blieb ihm noch? Er hatte nicht mitgezählt und es war für ihn unerheblich. Wenn er auch nur noch einen Herzschlag übrig hätte, diesen würde er nutzen, um so viel Leben von hier fortzuwischen, wie es ihm möglich wäre. So betrat er das Zelt und nahm sich nur genug Zeit, das Innere spärlich zu prüfen. Er suchte nach Leben, welches sich hier befand. Leben, das er auslöschen wollte. Dann wurde der Mischling fündig und erstarrte für Momente, was ihm weitere Herzschläge kostete.

Das Bild war vertraut und ließ ihn frösteln. Es weckte unangenehme Erinnerungen, die sich über seine Haut zogen, um sämtliche Härchen aufzurichten und ein Gefühl von Unbehagen zurückzulassen. Ihm wurde plötzlich ganz übel, allein vom Anblick der Formen, die ihn an die Pritsche erinnerten, auf der er selbst schon in einem ähnlichen Zelt gelegen hatte. Damals war er so hilflos gewesen, hatte sich nicht gegen die finsteren Pläne wehren können. Er war Juduka und Raxtian Tausendtod vollkommen ausgeliefert gewesen und selbst jetzt lähmte ihn diese Erinnerung, hinterließ eisige Kälte und eine Spur Furchtsamkeit.
Kazel schauderte. Es war die einzige Möglichkeit, das Trauma zu verdrängen und die dunklen Gedanken daran abzuschütteln. Er rief sich Xenia ins Gedächtnis, ebenso wie ihre Worte. Er musste sich jetzt konzentrieren. Das hier war zu seiner persönlichen Mission geworden. Wenn er es nicht tat, wenn er sich jetzt nicht besann, würde Rhudos ins Lager preschen und dem Leonidenprinzen könnte sonst etwas passieren. Außerdem wartete der Gevatter.
Der Anblick sorgte dafür, dass er weitere Spuren und Indizien vollkommen ausblendete. Der Hocker, die Abdrücke im Erdboden, die Reagenzien und auch der schimmernde Topf, dem er lediglich einen flüchtigen Blick schenkte. Kazel fokussierte sich aufs Neue auf die Gestalt mit der Klinge. Der Abgrund seiner Gedanken, der wie mit knöchrigen Händen nach ihm griff und drohte, ihn in die Tiefen zu reißen, fiel von ihm ab. Sein Willen formte eine Entscheidung, die sich wie ein straffes Seil um seinen Leib legte und ihn vor jeglichem Sturz bewahrte. Er hing daran, griff gedanklich danach und zerrte sich zurück auf den Rand der Klippe - zurück und weg vom Abgrund. Der Elf traf eine Entscheidung. Mein Ziel. Er allein ... ohne ihn werden die übrigen Überlebenden kopflos sein. Er darf bei anderen nicht fortsetzen, was er bei mir begonnen hat. Er wird eine tiefe Wunde im Fleisch der dunklen Armee hinterlassen, bis diese ausgeblutet ist. Ich muss nur noch ihn töten, ihn allein.
Für alles andere blieb Zeit. Alles andere war nicht so wichtig. Kazel setzte einen Fuß in das Zelt, danach den anderen. Schritt um Schritt näherte er sich der Gestalt. Seine Finger griffen nach dem Vorhangstoff. Es fühlte sich so unwirklich an und er glaubte, dass allein dieser kurze Weg ihn mehr Herzschläge kostete als die zuvor begangenen Morde. Sein Herz raste. Er spürte es deutlich in seiner Brust hämmern. Das Adrenalin rauschte in den spitzen Elfenohren. Dann riss er den Vorhang beiseite und erhob seinen eigenen Dolch. Der Moment war gekommen. Er suchte einen kurzen Blick, dann konzentrierte er sich auch schon auf das Vorhaben, eine letzte Kehle mit einem blutigen Grinsen zu versehen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 29. Mai 2014, 19:52

Schritt um Schritt näherte er sich der Gestalt. Der dünne Vorhang war schwer wie nasses Leder, denn Kazel musste ihn gegen die Zeit bewegen. Es fühlte sich alles so unwirklich an und er glaubte, nein, er wusste, dass allein dieser kurze Weg ihn mehr Herzschläge kostete als die zuvor begangenen Morde. Sein Herz raste in einem wilden ungestümen Rhythmus. Er spürte es deutlich in seiner Brust hämmern. Das Adrenalin rauschte in den spitzen Elfenohren. Dann riss er den Vorhang beiseite und erhob seinen Dolch. Der Moment war gekommen. Er ließ seinen Blick schweifen, dann konzentrierte er sich auch schon ganz auf das Vorhaben, eine letzte Kehle mit einem blutigen Grinsen zu versehen.
Und tatsächlich grinste ihn die Gestalt an, die dort am Boden hockte. Fast wäre er zurück getaumelt, vor Schreck entdeckt worden zu sein, doch der Mann regte sich nicht. Die durch das boshafte Lächeln vollkommen entstellten Lippen waren nur noch hauchdünne Striche, die sich über einem geöffneten Mund spannten. Man sah die weißen Zähne durch Schlieren von Blut schimmern, das er wohl auch getrunken haben musste. Der Mann der dort vor Kazel saß hatte nicht das Gesicht seines Feindes "Tausendtod", der ihm so viel Leid zugefügt und unter anderem ungebeten seine Krallen geschenkt hatte. Und doch sah er ihm auf gewisse Art ähnlich. Vielleicht sahen sich alle Nekromanten nach einer Weile ähnlich. Wer zu lange mit dieser Art von Magie herumexperimentierte, musste verflucht sein. Zwar wirkte dieser Dunkelelf oberflächlich gesund und munter, aber auch er hatte seinen Tribut an die Mächte zu leisten. Seine Art von Tribut war anscheinend eine Art Blutopfer, das er sich selbst entzogen hatte und in fünf kleinen Gefäßen vor ihm aufgefangen worden war. Sie waren an den fünf Spitzen, eines mit Wachs auf den Boden getropftem Pentagramms, aufgereiht in dessen Mitte sich eine Mulde im frischen Erdreich befand. In ihrer Tiefe der Gefäße schimmerte es unnatürlich grünlich, was das dunkle Rot darüber in ein ungesundes Violett verwandelte. In der Kuhle, in der Mitte des kleinen Rituals, lag ein Dolch. Es sah so unscheinbar aus, doch strahlte er für Kazel eine derart abstoßende Aura aus, dass es ihm unwillkürlich bitter den Rachen hinauf stieg. Der Dolch war aus einem einzelnen Knochen geschnitzt und weder besonders spitz und sicher nicht sehr scharf, aber das war es auch nicht, was ihn gefährlich machte. Es war die eisige Dunkelheit die selbst jetzt noch wie zäher Teer aus seinen Poren triefte, dort wo sie den Boden berührte kränklich schimmerte, und dass trotz der allumfassenden Reglosigkeit überall. Diese Waffe existierte also genauso innerhalb und außerhalb der Zeit wie er selbst.
Doch Kazel hatte einen Entschluss gefasst. Nichts hätte ihn von seinem Weg abbringen können. Er hatte sich seiner Angst gestellt und war vor ihren Abgründen standhaft geblieben. Trotzdem verließen ihn die Bilder seiner Vergangenheit nicht, gegen die er ankämpfte.
Mein Ziel. Er allein ... ohne ihn werden die übrigen Überlebenden kopflos sein. Er darf bei anderen nicht fortsetzen, was er bei mir begonnen hat. Er wird eine tiefe Wunde im Fleisch der dunklen Armee hinterlassen, bis diese ausgeblutet ist. Ich muss nur noch ihn töten, ihn allein.
Die Erinnerungen an "Tausendtod" waren hier zu nah, vermischten sich mit dem Hier und Jetzt. Der Mann der vor ihm saß und dreckig grinste, war zwar nicht er, aber er stand mit ihm in Verbindung, da war sich der Mischling so sicher, wie das es ein Morgen geben würde. Auf irgendeine Weise würde dieser hier Tausendtod zuarbeiten. Und was er hier mitten in den Weiten der stillen Ebene auch zu tun hatte, er musste aufgehalten werden! Wer weiß, was er hier für Kazels Erzfeind tat? War Erzfeind das richtige Wort für den Mann, der ihn auf so scheußliche Weise misshandelt hatte? Und was würde dieses Ritual hier bewirken, wenn es vollendet war? War er schon zu spät gekommen, oder fehlte noch eine wichtige Zutat? Sturmadler konnte es nicht wissen und die Zeit nachzuforschen hatte er nicht mehr. Er fühlte jetzt schon, wie sein Herzschlag langsamer wurde und die Umgebung um ihn herum sich Millimeterweise in Bewegung setzte. Er hatte vielleicht noch eine oder höchstens zwei Minuten. Dieser Mann vor ihm musste sterben! Er war eine Verbindung zu allem Übel und es würde leicht sein ihn zu töten. Still hielt er ja schon.

Still war auch die Klinge durch den Hals des Nekromanten geglitten, genauso still wie durch die Hälse seiner beiden Diener. Gerade jetzt in diesem Moment überkam Kazel ein ungutes Gefühl, dass irgendetwas dabei nicht gestimmt hatte. Er hatte auf seinem Weg hier her einen Ork umgebracht, dann war er weiter gerannt und hatte das Zelt als Ziel gewählt. Die beiden Wächter davor hatte er genauso schnell attackiert wie den Ork am Lagerfeuer. Doch bei dem einen Wächter hatte sich es anders angefühlt, als bei dem Anderen. Auch wenn die beiden identisch ausgesehen hatten, so hatte bei dem Linken der ungewohnte Widerstand gefehlt. Vielleicht war es ihm deshalb auch nicht aufgefallen, weil es eben nicht da gewesen war, dieses Gefühl sich gegen die Zeit stemmen zu müssen. Er war noch ungeübt in dieser Situation, unerfahren, hatte sich zielstrebig seinem Ziel gewidmet und alles andere weg gedrückt.
Kazel wirbelte herum und sah gerade noch die Klinge auf ihn nieder fahren. Aus einem Reflex heraus riss er seine Waffe hoch und parierte gerade noch die schwarze Schneide, die sonst seine Schulter, samt Schlüsselbein und gewiss einen Teil seines Brustkorbes geteilt hätte. Im gleichen Moment huschte ihm eine Frage durch den Kopf.
Wie tötet man einen Untoten?
Außerhalb der Zeit, außerhalb jeglichen Lebens existierte nur der Tod, oder eben vielleicht auch alles was untot war? Der Nekromant, der reglos mit einem zweiten Lächeln vor ihm saß, war in seiner Zeit gefangen, aber wenn die Herzschläge aufgebraucht wären, so würde er sein Leben aushauchen und damit auch sicher seine Magie vergehen. Sein Untoter Diener jedoch, war zwar sehr viel langsamer als Kazel, ganz so, als bewegte er sich irgendwo zwischen den Welten, aber er hatte ihn wahrgenommen und seinem Herrn beschützen wollen, auch wenn es eigentlich schon zu spät war. Er existierte nur noch, weil die Zeit angehalten hatte. Das was als plötzliche Attacke gewirkt hatte, stellte sich als langsame Bewegung heraus unter der der Elf mühelos heraus tauchen konnte.
Seinen sich selbst gestellten Auftrag hatte Kazel erfüllt und jetzt musste er schleunigst hier weg um zu verhindern, dass der Leonidenprinz sich kopflos in das sicher bald ausbrechende Chaos stürzen würde. Seine Taten würden sicher nicht lange unentdeckt bleiben. Der Weg zum Ausgang des Zeltes war frei, sein Verfolger viel zu langsam und der Weg zurück noch weit. Sein Herzklopfen verriet, dass die letzte Minute bereits angebrochen war, also rannte er los. Zeit für irgendwelche Ausfälle war nicht mehr, wenn er sich nicht selbst in Gefahr bringen wollte. Er musste zu Rhudos, bevor dieser etwas unglaublich dummes tat. Seine Gedanken rasten mindestens genauso schnell wie seine Beine ihn trugen. Die dunkle Gestalt des Todes verschwand in dem Moment in dem Kazel stolpernd zurück in den Zeitfluss über ging. Tosend nach all der Stille setzte das Leben um ihn herum wieder ein. Der Wind zerrte rauschend an seinen Haaren, die Luft roch nach fauligem Fleisch, Gräsern und Orks und Kazel duckte sich ins hohe Gras. Hoffentlich, hatte ihn niemand gesehen. Wie hatte er wohl seine erste Prüfung überstanden? Wie würde das Urteil des Todes über ihn ausfallen? Früher oder später würde er es erfahren. Es war nur eine Frage der Zeit.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 10. Juni 2014, 14:29

Weitere Herzschläge verstrichen. Kazels Augen weiteten sich. In das von Vorhaben und Entschlossenheit erhellte Blau mischte sich eine Nuance dunklerer Trübheit. Gleichermaßen zuckte die Pupille, verengte sich nur um winzigste Anteile, aber genug, um den Ausdruck des enttäuschten Entsetzens bemerkbar zu machen. Der Elf erkannte das Grinsen, er erkannte die äußerlichen Merkmale abgrundtiefer Bosheit. Hier saß jemand, der nicht minder gefährlich und skrupellos war wie Raxtian Tausendtod ... doch der Wegbereiter der dunklen, untoten Horden war es nicht.
Die Erkenntnis traf Kazel wie einen Schlag. Er packte nach dem Vorhang, hielt sich an der Schwere des in der Zeit erstarrten Gegenstands fest, um Halt zu finden und sich wieder zu fassen. Das war nicht Raxtian. Zuerst traf ihn die geballte Enttäuschung. Er hatte so sehr darauf gehofft, ihm hier und jetzt ein Ende setzen zu können. Nicht um des Ruhmes Willen, nicht um die Chance auf Vergebung für den Mord an Landria Sinal, sondern um der Welt einen Gefallen zu tun und sie von diesem Bastard zu befreien! Auf dem Fuße folgte Entsetzen. Das hier war nicht Raxtian Tausendtod. Dieser Gedanke traf ihn wie ein Blitz, fegte durch jede Ader in seinem Körper und bis in die Extremitäten, wo es als unheilverkündendes Kribbeln zurückblieb. Er sieht genau so aus wie er. Er praktiziert hier irgendetwas ... Bei Manthala und Lysanthor, wie viele von ihnen gibt es?!
Die Enttäuschung schwand angesichts dieser schrecklichen Erkenntnis. Es könnte noch mehr dieser Gestalten geben und vielleicht waren sie der Schlüssel der Eroberungen. Wenn sie irgendwelche schaurigen Kreaturen schufen, diese durch das Entreißen der Seele gefügig machten und für die dunklen Armeen kämpfen ließen, konnte selbst eine Schar von fünf oder zehn der armen Seelen das Zünglein an der Waage darstellen.
Der Mischlingself war sich sicher: er musste so viel verhindern wie möglich. Außerdem hatte er dem Zeitlosen selbst gegenüber eine Pflicht zu erfüllen. Er fühlte sich verpflichtet ... ich gehöre ihm schon ein bisschen. Unter einem Schaudern und nur einen flüchtigen Blick für das seltsame nekromantische Experiment zu seinen Füßen übrig machte sich Kazel daran, dem Monstrum das letzte Quäntchen Leben auszuhauchen. Er konnte nur hoffen, dass dieser lebte. Viel länger konnte er sich den Dolch ohnehin nicht betrachten. Ihm wurde speiübel, aber diesen Reiz schluckte er mit aufkeimender Unsicherheit herunter, konzentrierte sich ... und führte die eigene Klinge.

Es war geschafft, aber seltsam fühlte er sich trotz allem dabei. Kazel hatte eine innere Befriedigung erwartet, irgendein Signal, dass es richtig war, was er getan hatte. Doch nichts, stattdessen schlich sich Unbehagen in sein Herz. Seine Instinkte, auf die er sich all die Jahre besser hatte verlassen können als auf die eigenen Sinne, alarmierten ihn auf bizarre Weise. Als Dunkelelf, selbst wenn er keine kriegerische oder meuchlerische Ausbildung genossen hatte, besaß er etwas tief im Inneren, das ihm schon oft rechtzeitig auf die Schulter getippt und ihn gewarnt hatte. Vielleicht war es seine innere Stimme, die ihm leise zuraunte und ihn aufmerksam machte. Oder hatte der Gevatter ihm mehr zugestanden als geahnt? Wenn man bereits mit dem Tod im Bunde stand, spürte man die Präsenz des eigenen Endes drohen?
Was immer es war, Kazel konnte dankbar dafür sein, denn dieser sechste Sinn, dieser Instinkt, verhinderte, dass auch er hier blutend und leblos zu Fall kam. Dass der andere Wächter anders hatte sein können, war ihm angesichts seiner Entschlossenheit nicht in den Sinn gekommen. Nun pulsierte der Gedanke wie das Blut bei einer offenen Wunde, das stetig weiter tropfte und den Körper schwächte. Der letzte Tropfen brachte ihn zum explodieren. Instinktiv riss Kazel seinen Dolch hoch. Ihm fehlte die Kraft, dem Angriff die Wucht zu nehmen, aber er konnte verhindern, dass die fremde Waffe nun auch seinen Hals aufschlitzte. Das Adrenalin, das ihm sogleich in den Körper schoss, erhöhte die Herzfrequenz. Er konnte es spüren ... die gewährte Zeit rann ihm durch die Finger, während er es hier mit einem Wesen zu tun bekam, das sich fern von Zeit und Raum bewegte. Eine Seele, die dem Tod verwehrt wurde.
Aber was sollte Kazel tun? Er war kein Kämpfer, hatte das so oft betont und wie sollte er jemanden - oder etwas - umbringen, das er schon mit einem gezielten Kehlenschnitt nicht hatte beseitigen können?
Kazel wich aus. Da er noch immer den Vorhang umklammert hielt, konnte er ihn nun zu seinem Vorteil nutzen. Er glitt an der Barriere vorbei, riss an ihr und auch wenn der Stoff schwerer wog in einer zeitlosen Umgebung, so versuchte er doch, ihn dem untoten Diener in den Weg zu reißen. Hierbei fiel ihm auch die Langsamkeit auf, mit der diese Bestie sich bewegte. Eine Schwäche, die er ebenso für sich ausnutzen konnte und sogar musste. Es war seine einzige Chance, denn viel Handlungsraum blieb ihm nicht mehr. Die letzten Herzschläge musste er dazu verwenden, seine Flucht zu meistern. Seine und die von Rhudos. Er musste ihn erreichen!
Ohne den Blick zurückzuwerfen, rannte Kazel los. Der Zugang des Zeltes lag frei und davor hoffentlich wenigstens die andere Wache bald tot. Noch mehr Untote könnten ihm selbst mit ihrer langsamen Bewegung gefährlich werden. Er schauderte in der kurzen Erinnerung an Raxtians Knochenbestie, dann hechtete er voran. Er übersprang einen schlafenden Ork - den hab ich nicht erwischt - und suchte das Heil in der Flucht. Da ihm nicht mehr viel von seiner geschenkten Zeit blieb, konnte er sich nicht auf Ausweichmanöver und Finten verlassen. So rannte Kazel direkt den Hügel empor, hinter dem er Rhudos geduckte Gestalt erwartete. Wahrscheinlich erreichte er den Leoniden mit dem letzten Herzschlag. Das musste ein bizarres Bild abgeben, wenn er plötzlich wie aus dem Nichts erschien, gesprenkelt mit orksichem und elfischem Blut, sowie dem Geruch seiner Taten. Rhudos würde es verkraften. Es blieben nur zwei Aufgaben: Fliehen und den Leonidenprinzen in aller Eile überzeugen, es ihm gleich zu tun.

Seine Rückkehr in den Lauf der Zeit kam allerdings unerwartet heftig. Er hatte nicht bemerkt, was alles im Fluss der Zeit erstarrt war. Nicht einmal die fehlenden Geräusche des Lebens waren ihm gewahr, bis sie mit aller Härte zurückkehrten. Wie bei einem Schwerhörigen, den man auf bizarre Weise hatte heilen können und der plötzlich alles intensiver wahrnahm, so fegten die Töne allein über Kazel hinweg. Seine Ohren zuckten, der Lärm von zirpenden Grillen, von ersten Vögeln in der nahenden Morgendämmerung, vom Zeltlager hinter sich, aber auch dem Rascheln der Grashalme, seinen eigenen Schritten und dem keuchenden Atem aus der eigenen Kehle brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Unter einem halbt erstickten Ächzen stolperte der junge Elf nach vorn, versuchte noch, sich abzufangen.
Wind streifte sein Gesicht, dann das Bild des Leoniden. "Lauf!", schnarrte er ihm keuchend, aber eindringlich entgegen. Der Mischling dachte nicht an seine Prüfung durch den Gevatter und nicht an den Tod in diesem Sinne. Er wusste nur mit absoluter Sicherheit, dass er ihn erneut und sehr unglücklich besuchen würde, wenn er und Rhudos jetzt nicht rannten.
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