Zanfar Aval'athil, Nichtgenannter

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Zanfar Aval'athil
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Zanfar Aval'athil, Nichtgenannter

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Sonntag 28. September 2014, 14:33

Zanfars Steckbrief
Bild

Name: Zanfar Aval'athil, Nichtgenannter

Rasse: Dunkelelf

Alter: 142 Jahre

Geschlecht: männlich

Beruf: Nichtgenannter

Heimat: ehm. Morgeria, jetzt der Orden der Nichtgenannten

Gesinnung: neutral mit Tendenz zu gut

Magie: Energiemagie [rudimentär], Weg des Schmerzwandlers [gut]

Sprache: Lerium, Kr'zner

Religion/Glaube: Die Nichtgenannten beten keine Götter an

Aussehen:
Der Nichtgenannte trägt die traditionelle Kleidung eines einfachen Nichtgenannten. Er ist in beige Leinen Roben gehüllt und trägt schwarze Unterkleidung, sowie dunkle Lederstiefel mit Stulpen. Ein weißer Gürtel mit einer Messing-Schnalle hält seine Roben zusammen und er trägt eine Kupfermaske. Er ist immer darauf bedacht, seine einfache Kleidung ordentlich und sauber zu halten. Unter der Maske verbirgt sich ein scharf geschnittenes, symmetrisches Gesicht. Seine Augen sind von einem tiefen Rot, das in dämmrigen Licht durchaus als Braun durchgeht. Sein Haar ist schneeweiß und fällt in einem strammen Zopf seinen Rücken bis Mitte der Schulterblätter herab, wird aber meist durch seine Kapuze verborgen. Seine Haut ist von einem satten dunklen Braun. Sein Körper ist Narben übersät und sehnig muskulös. Er ist gute 1,89 m groß und recht hochgewachsen für einen Dunkelelfen, er wiegt 78 kg.
Zanfars Körpersprache ist noch immer sein Hintergrund als Dunkelelf anzusehen. Er strahlt eine gewisse Bedrohlichkeit aus und sein wachsamer Blick unterstreicht diese Wirkung noch. Für einen geübten Beobachter ist sofort ersichtlich, dass der Nichtgenannte große Kampferfahrung besitzt.

Persönlichkeit:

In Zanfar streiten seit seiner Entscheidung, den Nichtgenannten beizutreten, zwei Geister. Ursprünglich wurde er von den Dunkelelfen dazu erzogen, kalt, berechnend und illoyal zu sein. Er handelte ausschließlich zu seinem eigenen Vorteil. Die einzige Ausnahme bildete damals seine Zwillingsschwester Ulyne, der er sich seit jeher nahe fühlte. Und selbst bei dieser Beziehung ging es nicht um Nächstenliebe. Vielmehr begriffen Beide sich als Einheit, als ein Spiegelbild des Anderen. Umso mehr traf Zanfar der Verlust seiner Schwester. Gerade weil er ihn selbst verursacht hatte. Das allein ließ Ihn irgendwann offen auf die Lehren der Nichtgenannten reagieren. Nach der langen Zeit im Orden der Nichtgenannten ist ihm aufgegangen, welch ein Scheusal er dereinst war und welch große Last auf seiner Seele liegt. Daher kämpft er mit allen Mittel darum, ein guter Mann zu werden und dieser Welt wenigstens etwas Gutes zu bringen. In der Tat sind diese Ziele schwierig umzusetzen, denn trotz seiner Bemühungen ist es ein harter Kampf für Zanfar, seine 'Natur' zu unterdrücken und sich zu ändern. Seine Entschlossenheit, so ist er sicher, wird ihn irgendwann zu seinem Ziel bringen, doch es wird ein harter Weg für Ihn. Seine Strategie war bisher, seine Natur zu zügeln, indem er schwieg. Seine inneren Konflikte konnte er damit nicht aus der Welt schaffen, doch hinderte es ihn wenigstens daran, Widerworte zu geben oder seiner oftmals grausamen Zunge freien Lauf zu lassen. Er hat es dabei geschafft den Weg des Schmerzwandlers weit voranzuschreiten, um seinen Geist in den wichtigen Momenten klar zu halten, um dann in Ruhe und gerüstet seinen inneren Dämonen zu begegnen. Ohne dass es ihm wirklich klar war, fand er zu einer tiefen Freundschaft und Vertrautheit zu dem Nichtgenannten, der ihn damals auf den Weg des Schmerzes brachte. Der Verlust dieses Ankerpunktes brachte den Dunkelelfen ins Wanken, hatte sein Herz doch gelernt, Zuneigung und Loyalität einem anderen Wesen gegenüber zu empfinden. Noch ist ihm nicht klar, dass dies einer seiner größten Erfolge in der Zeit unter den Nichtgenannten war, beutelt ihn doch noch immer der Schmerz um seinen Freund und Mentor.
Obwohl Zanfar für einen Dunkelelfen außergewöhnlich tolerant ist, wirkt er auf Andere im ersten Eindruck reserviert und verschlossen. Es gab sogar Situationen in denen er einschüchternd wirkt, gerade wenn er sich selbst unwohl fühlt oder seine Umgebung und deren 'Bedrohlichkeit' nicht einschätzen kann. Sein Schweigen und die fehlende Mimik (durch die Maske, die er ständig trägt) erschweren ihm den Umgang mit Anderen. Gibt man ihm etwas Zeit, bemerkt man, dass er durchaus fürsorglich und zuvorkommend sein kann, jedoch nur bei Personen, zu denen er Sympathie hegt oder die er längere Zeit kennt. Erscheint ihm jedoch ein Gegenüber unangenehm oder unwichtig, kann es durchaus passieren, dass er es mit Nichtachtung straft und durchaus ein 'Gespräch' frühzeitig verlässt.

Stärken:
Zanfar war einst ein hervorragender, schneller und äußerst tödlicher Schwertkämpfer. Er ist durchtrainiert, ausdauernd und hat eine gute Körperbeherrschung. Auch sein Geist ist schnell und flexibel, er besitzt taktisches Geschick und ist ein charismatischer, respekteinflößender Mann. Die Nichtgenannten haben ihn Offenheit für neue Gedanken und Ideen gelehrt und so ist er, gemessen an seinen dunkelelfischen Verwandten, recht tolerant. Aus der Zeit bei der Bruderschaft hat er auch sein grundlegendes Wissen der Ersten Hilfe, um den Schmerz zu lindern, statt ihn zuzufügen. Dort lernte er die meditative Gartenarbeit und das Flötenspiel, um seiner aggressiven Natur einen Ausgleich zu bieten. Im Ordenshaus fand er auch Zugang zur Energiemagie. Im Moment ist er nur in der Lage, seine 'Aura' zu erweitern, sodass kurzzeitig eine energetische Aura um ihn erscheint. Derzeit ist sie lediglich gut, um beeindruckend zu leuchten und leichte Dinge daran zu hindern, Zanfar zu berühren (wie zum Beispiel Regentropfen). Es erschöpft ihn jedoch enorm und ist deshalb nur für einige Sekunden aufrecht zu erhalten.
  • Kämpfen (unbewaffnet) [gut]
  • Kämpfen (Schwert) [durchschnittlich]*
Schwächen:
Zanfars Ausbildung und Erziehung kollidieren immer wieder mit seiner Entscheidung, ein Nichtgenannter zu werden und dessen Leitsätzen zu folgen. Seine ständigen inneren Konflikte sorgen oft für zeitraubende innere Dispute. So ist sein enormes Kampfgeschick erheblich eingeschränkt, da seine frühere Art zu kämpfen, also so schnell wie möglich zu töten, mit dem Grundsatz NIEMALS zu töten ringt. Das macht ihn langsamer, da er gegen seine Instinkte ankämpfen muss. Auch seine Einstellung gegenüber Schwächeren ist nicht ganz mit dem Schutz von Unschuldigen zu vereinbaren. Er hat für sich die Entscheidung getroffen, den Unschuldigen zu helfen, indem er diese Stärke lehrt. Das lässt ihn unter seinen Brüdern und Schwestern oft zögernd und grausam erscheinen, ist für ihn aber die einzige Option, sich mit diesem Leitsatz zu vereinbaren. Sein Schweigegelübde nimmt ihm viel an Überzeugungs- und Handlungskraft, doch er ist fest davon überzeugt, dass er zum gegebenen Zeitpunkt noch immer zu viel dunkelelfisches Gedankengut in sich trägt, um sein Schweigen zu brechen. Er ist trotz seiner Zeit bei den Nichtgenannten noch sehr stolz und schnell beleidigt, zuweilen bricht auch noch seine grausame Ader, die ihm als Dunkelelf zu eigen war, durch. Noch eine weitere Eitelkeit aus dem dunkelelfen Dasein ist ihm geblieben, er achtet sehr darauf, das sein Äußeres gepflegt ist. Mit dem Wenigen, dass er besitzt, ist dies auf Reisen äußerst schwierig. Trotzdem opfert er auch gerne Reisegeschwindigkeit oder macht absichtlich einen Umweg, um nicht verdreckt zu sein. Dies bedeutet nicht, dass er um jeden Preis auf Hygiene aus ist, aber er versucht Situationen zu meiden, in denen er dazu gezwungen ist, sich übermäßig zu beschmutzen.
  • *Zanfar ist eigentlich ein hervorragender Schwertkämpfer, doch sein Schwur, niemals zu töten, hindert ihn daran, wirklich effektiv zu kämpfen. Er zögert oft und kämpft mit seinen Instinkten.
  • im Konflikt mit sich selbst.
  • stumm
  • stolz
Lebensgeschichte:
Zanfar Aval'athil wuchs mit seiner Zwillingsschwester Ulyne als vierter Spross einer dunkelelfischen, adligen Familie auf. Die beiden Kinder zeigten seit frühester Kindheit eine tiefe Verbundenheit zueinander. Zuerst erweckte diese 'Schwäche' große Besorgnis bei Zanfars und Ulynes Familie, doch die Verbundenheit der Beiden bewies sich schon bald als nützlich. Durch ihren bedingungslosen Zusammenhalt war es den Beiden möglich, ihre Ziele schnell und effektiv zu erreichen. Mühelos überflügelten sie Gleichaltrige und sogar ihre älteren Geschwister. Mit den Jahren wurden ihre Erfolge größer, ihre Ziele weitreichender und noch immer waren sie nicht aufzuhalten, bis sie schließlich sogar erste Kontakte zu einigen Mitgliedern der Rechten Hand zu knüpfen begannen.
Der tiefe Zusammenhalt der Beiden resultierte aus der Einheit, als die sie sich empfanden. Sie waren keine Verbündeten, sie waren ein Geschöpf mit zwei Gesichtern, wie die beiden Seiten einer Münze, unterschiedlich aber doch miteinander verbunden. Ihre starke Ähnlichkeit zueinander unterstützte dieses Empfinden noch und so spiegelte ihre Liebe zueinander, die Liebe zu sich selbst wieder. Nur so ließen sich ihre Gefühle in der kalten Welt der Dunkelelfen deuten, ohne zur Schwäche zu werden. Sie neigten Beide zu kleineren und größeren Affären, doch nie nahm jemand den Stellenwert ihres Zwillings für sie ein. Ihrer beider Obsession reichte bis zum Inzest.
Erst als Teres Yessur, ebenfalls ein aufstrebender Stern am Himmel der dunkelelfen Adelshäuser, ein temporäres Bündnis mit Daehras Aval'athil, dem ältesten Spross der Familie schloss, geriet der Zwillingsbund ins Schwanken. Beide Männer teilten ein Ziel - die Vernichtung der Zwillinge.
Sie nutzten Zanfars besitzergreifendes Wesen und Ulynes Launenhaftigkeit aus, um einen Keil zwischen Beide zu treiben. Während Teres Ulyne umgarnte, flüsterte Daehras seinem Bruder ein, seine Schwester hätte sich von ihm abgewandt und wollte ihn verlassen. Dies gelang erst, als Ulyne schwanger wurde und Daehras es schaffte, Zanfar einzureden, es wäre das Kind Teres. Ulyne fühlte sich, angetrieben von Teres, von Zanfar eingeengt und reagierte immer öfter trotzig und aggressiv auf die besitzergreifende Art ihres Bruders. Ein Streit brach zwischen den Zwillingen aus...

Zanfar starrte in ein scharf geschnittenes, finster drein blickendes Gesicht. Umrahmt wurde es von dem fein gearbeiteten Rahmen des Schmink-Spiegels seiner Schwester. Seine roten Augen waren leicht verschleiert vom übermäßigen Genuss des herben Sommerweins, den er auf dem heutigen Fest zu sich genommen hatte. Laut hallte Daehras Gelächter in seinem Kopf wieder. Sein älterer Bruder musste angenommen haben, dass Zanfar das Fest schon verlassen hatte, denn sonst hätte er es nie gewagt, so offen über seinen jüngeren Bruder zu spotten. Schon längst hatten alle Sprosse des Hauses Aval'athil begriffen, dass die Zwillinge den Ton angaben. Unter anderen Umständen hätte er den Älteren längst aufgeschlitzt, aber dessen Worte hatten etwas in seinem angetrunkenen Geist angestoßen.
Neben den üblichen Beleidigungen, die Daehras sonst nur vor den Sklaven äußerte, hatte Ulyne ihm angeblich Hörner aufgesetzt und trug nun Teres Yessurs Kind unter dem Herzen. Und, noch haarsträubender, sie würde offen über ein Bündnis mit Yessur sprechen?! Konnte seine Schwester ihn tatsächlich so übel verraten haben oder waren es nur dumme Gerüchte? Groll, Eifersucht und Zweifel kochten in ihm hoch. Es sah ihm nicht ähnlich zu zweifeln, gerade wenn es um sein Bündnis mit seiner Zwillingsschwester ging. Doch die letzten Wochen und Monate nagten an ihm. Immer wieder hatten sie sich um Nichtigkeiten gestritten. Ulyne wurde leichtsinnig, ging törichte Risiken ein und verdarb neue Allianzen mit ihren Allüren. Das Schlimmste jedoch, auch wenn Zanfar sich dies nicht eingestehen wollte war, dass sie ihre Aufmerksamkeit seit kurzem einem anderen Mann schenkte. Ein hasserfüllter Blick traf Zanfar von seinem Spiegelbild. Die fein gearbeitete Haarspange, mit der er bis jetzt gedankenverloren gespielt hatte, zerbrach. Als hätte das Knacken des Schmuckstücks sie beschworen, hallte Ulynes Kichern, gemischt mit einer männlichen Stimme, durch den Flur. Teres!
Seine etwas rundlicher gewordene, aber noch immer bildschöne Schwester glitt durch die Tür, ganz auf ihren Begleiter und das Gespräch mit ihm konzentriert. Ihrem Tonfall nach zu deuten flirtete, sie mit ihm. Ihren Bruder nahm sie nicht einmal wahr, als dieser aufstand und auf sie und ihren Begleiter zuging. Teres Yessur jedoch bemerkte Zanfar und das lüsterne Grinsen wurde aus seinem Gesicht gewischt. Die Veränderung in der Mimik ihres Liebhabers ließ endlich auch Ulyne ihren Zwillingsbruder entdecken. Sie schnappte empört nach Luft und verschränkte herrisch die Arme vor der Brust. Zanfar hatte nur Augen für seinen Nebenbuhler und schritt auf diesen zu. Bevor er ihn jedoch erreichen konnte, sprang seine Schwester zwischen die Männer.

„Zan! Was maßt du dir an, dich in meine Gemächer zu schleichen?! Du hast hier nichts zu suchen!“

Nur mit äußerster Mühe hinderte er sich daran, seine Schwester wie eine lästige Fliege zur Seite zu schleudern und weiter auf sein Ziel zuzugehen. Kurz schnellte sein hasserfüllter Blick zu ihr.

„Geh mir aus dem Weg Weib. Teres hat ein Mal zu viel unter den falschen Rock gegriffen.“

Er hatte sich einen Moment von seinem Ziel abgewandt, doch als er jetzt den Blick hob, war Teres wie vom Erdboden verschwunden. Er setzte zu einem Fluch an, wurde aber von einer schallenden Ohrfeige unterbrochen.

„Du hast mir gar nichts zu sagen! Nicht wohin ich gehe und auch nicht, wen ich hierher einlade! Ich bin deine Eifersucht und deine ständigen Versuche mich zu Kontrollieren satt!!! Mach, dass du aus diesem Zimmer verschwindest!“

„Ich gehe nirgendwohin! Du gehörst mir und wenn Teres seine Hände oder etwas Anderes nur einmal mehr in deine Nähe kommen lässt, hacke ich es ihm ab!“


Jetzt sprühten auch Ulynes rote Augen Funken. Ihr Blick ähnelte dem von Zanfars Spiegelbild so sehr, dass es ihn für einen Augenblick staunen ließ. Seine Schwester blieb davon völlig ungerührt.

„Ich, ich, ich!!! Höre ich von dir noch einmal irgendetwas Anderes?! Weißt du was?! Wenn du dich so wichtig nimmst, dann vergiss doch einfach das UNS!“

Im ersten Moment war Zanfar, als hätte ihn statt der Worte, ein Faustschlag getroffen. Einige Sekunden starrte er seine Schwester verständnislos an. Hatte er sie richtig verstanden?!

„Oh, es geschehen noch Zeichen und Wunder! Mein großmäuliger Bruder schweigt! Dann sollte ich diese Gunst der Stunde nutzen!
Ich bin deiner so überdrüssig! Du vögelst dich durch halb Morgeria, aber wenn ich mir mal jemanden zum Spaß suche, musst du gleich völlig ausrasten!!! Und seit Monaten mäkelst du an mir herum, kontrollierst jeden meiner Schritte. Es wird Zeit, dass dieses schwächliche WIR ein Ende nimmt, du bist nichts weiter als ein Klotz an meinem Bein.“


Ulynes Stimme steigerte sich zu einem lauten Schreien, als sie ihren Gefühlen luft machte. Es rauschte in Zanfars Ohren und etwas schien mit eiserner Faust seine Gedärme zu zerquetschen. Er sah rot. Mit einem Grollen packte er seine Schwester grob an den Schultern und drückte sie mit dem Rücken an die Wand. Er presste sich dicht an sie, was ihm die leichte Wölbung ihres schwangeren Bauches nur umso deutlicher machte. Sein Gesicht war gesenkt, so dass seine Nase fast die ihre berührte.

„Du kleine Hure, ich höre mir nicht eine Sekunde länger dein kindliches Gequengel an. Seit Monaten ist es dieselbe Leier, während du langsam aber sicher alles verdirbst, was wir uns aufgebaut haben...und jetzt redest du davon, dass du gehen willst?! Ich bin alles was du hast, wir sind eins, du gehörst mir!“

Um seine Aussage zu bekräftigen presste er sie noch stärker an die Wand. Tränen waren ihr in die weit aufgerissenen Augen gestiegen, ein panisches Blitzen lag in ihnen.

„Lass mich los! Du tust mir weh ...“

Ulynes Stimme klang erschreckt und gepresst, doch Zanfar hörte nur immer wieder ihre Ablehnung in seinen Ohren widerhallen. Brutal küsste er seine Zwillingsschwester auf den Mund, so dass seine Zähne unangenehm gegen ihre Lippen stießen. Er schmeckte den Kupfergeschmack von Blut auf der Zunge.
Sie musste sich doch daran erinnern, dass sie eins waren. Sie durfte nicht gehen! Er bedrängte sie weiter, in der Hoffnung, aus dem Streit ein Liebesspiel zu machen. Doch sie lenkte nicht ein, wie sie es sonst gern tat, sondern wehrte sich nur verbissen. Erst ein stechender Schmerz in der Seite, ließ Zanfar zurückweichen. Ungläubig starrte er auf den dunklen Fleck, der sich auf seinem violetten Hemd bildete. Ein blutiger Dolch lag in Ulynes Hand. Ihr Haar war zerzaust und einer der Träger ihres Kleides zerrissen. An ihren Schultern zeigten sich dunkelrote Male, wo seine Hände gewesen waren und ihre volle Unterlippe war aufgesprungen. Wann war das alles passiert?

„Ich kann es nicht fassen...Teres hatte recht. Du bist Gift Zanfar! Du bist nicht länger ein Teil von mir! Ich werde dir dein verfluchtes Herz aus der Brust schneiden, bevor du UNS schadest!“

Ulyne atmete schwer. Sie erhob den Dolch und schlug nach ihm. Sein Hemd war zerfetzt und blutverschmiert, bevor er ihre Hand mit dem Dolch unter Kontrolle bringen konnte. Sie begannen miteinander zu ringen. Beleidigungen wurden zischend ausgestoßen, steigerten sich weiter, Vorwurf folgte auf Vorwurf. Jedes Mal wenn Zanfar glaubte, seine Schwester im Griff zu haben, entwand sie sich ihm wieder. Sie taumelten ringend durch den Raum, bis er über einen Sessel stolperte. Krachend gingen Beide zu Boden, als er sie mit sich riss. Zuerst dachte er, Ulyne hätte endlich aufgegeben, doch dann sah er den Dolchgriff aus ihrer Brust ragen. Entsetzt starrten die Beiden einander an.

„Bei Faldor ... Ulyne NEIN!“

„Zan, was hast du getan?!“


Zanfar starrte immer noch entsetzt auf den Griff, da zog Ulyne den Dolch mit einem Ächzen aus ihrer Brust. Ein Pfeifen entwich aus dem entstandenen Loch. Hasserfüllt blickte sie ihrem Bruder in die Augen, während sich kleine Blutbläschen in ihren Mundwinkeln bildeten. Sie holte rasselnd Luft, während ihr Zwilling panisch nach etwas suchte, mit dem er die Blutung stoppen konnte.

„Wenigstens nehme ich dein Kind mit, du elender Bastard.“

Hauchte sie. Die nächsten Sekunden fühlten sich wie Stunden an, während Zanfar verzweifelt versuchte, den Schaden zu beheben, den er angerichtet hatte. Panik hatte ihn überwältigt und seine Bewegungen waren ungeschickt. Es war, als hätte er sich selbst niedergestreckt und läge, statt Ulyne, in einer Blutlache am Boden. Ein Teil von ihm wünschte sich, er wäre an ihrer Stelle. Sein Herz fühlte sich an, als würde jede Kraft wie in einem Sturzbach aus ihm heraus fließen. Er schrie und flehte, doch niemand schien ihn zu hören, am Wenigsten sein lebloser Zwilling.
Währenddessen beobachtete ihn ein stiller 'Gast' der mit Genugtuung beobachtete, wie Ulyne ihren letzten Atemzug tat. Die Schatten hatten ihm gute Dienste geleistet und so war er seinem Widersacher problemlos ausgewichen. Er hatte alles aus einem sicheren Versteck heraus beobachtet. Teres kam nicht umhin zu Bedauern, dass der Bruder den Konflikt überlebt hatte. Ulyne war eine hervorragende Unterhaltung im Bett gewesen und bei weitem lenkbarer als Zanfar. Er verweilte noch etwas, um den klagenden Schreien des überlebenden Zwillings eine Weile zu lauschen. Wäre ihm mehr Zeit geblieben, hätte er sich gerne noch länger an diesem Leid ergötzt, doch es galt noch den finalen Streich zu führen. Sein Plan bot noch mehr als dies hier...er wollte die Zwillinge zermalmen.
Ein unglücklicher Sklave schreckte den Aval'athil Spross schließlich auf. Wäre dieser nicht so flink gewesen, hätte sein Leben an diesem Tag geendet. So flog der Dolch knapp an seiner Nase vorbei und landete im Türrahmen. Zanfars Trauer war längst in einem Rausch aus Zorn erstickt worden und so wütete er los, auf der Suche nach dem Überlebenden des Dramas. Schnell führte ihn seine Jagd nach Teres Yessur aus Morgeria heraus. Nur in Begleitung seiner besten und vertrauenswürdigsten Kämpfer zog er los, um seinen Rachedurst zu stillen. Seinen Quellen zufolge, hatte man Teres das letzte Mal auf dem Weg durch das Gebirge gesehen und so jagte er dessen Fährte nach. Das hohe Tempo und das unfreundliche Terrain forderten ihren Preis und so erreichten nur sieben der 15 Soldaten die andere Seite des Gebirges. Zwei davon verloren kurz vor Erreichen der anderen Seite das Leben, als sie versuchten, Zanfar davon zu überzeugen, wieder Verstand anzunehmen.
Seine Männer waren moralisch und körperlich angeschlagen und so geschwächt, gerieten sie in einen Hinterhalt eines zwergischen Trupps. Nur dem Einsatz seines loyalsten Generals verdankte Zanfar sein Leben und seine Freiheit. Durch einen Axtstreich ins Schwanken gebracht, konnte Tazrag seinen Herren greifen und ihn aus der Gefahr zerren, während die letzten fünf Soldaten ihr Leben ließen. Die Beiden entkamen mit knapper Not ihren Verfolgern. Währenddessen wurde dem orkischen General immer klarer, dass der Mann, dem er einst diente, nur noch ein Schatten seiner selbst war. Und noch etwas begriff er, sie waren einem Geist gefolgt und in eine Falle gerannt.
Es war genau fünf Stunden her, seit Tazrag, sein loyalster und letzter überlebender Untergebener, mit einem traurig resignierten Ausdruck in den Augen gegangen war.

„Wo du hingingst war immer der Tod, Meister. Aber jetzt ist es dein Eigener, der dir folgt. Ich wäre für Zanfar Aval'athil in den Tod gegangen, aber du bist nur ein Schatten. Nimm viele mit, wenn du ins Dunkel gehst.“

Wie gebannt sah Zanfar zu, wie die massige Silhouette des Orks immer kleiner wurde und schließlich in einem kleinen Wäldchen verschwand. Er wusste nicht, wie lange er den Punkt, an dem sein alter Kampfgefährte verschwunden war, noch anstarrte. Ein kehliges Schluchzen ließ ihn schließlich aufhorchen und er registrierte irritiert, dass seine sonst so gute Sicht verschwommen war. Hatten die Wunden schon einen so hohen Tribut von ihm gefordert, dass ihm das Augenlicht versagte? Und warum waren seine Wangen und sein Harnisch nass, hatte es geregnet? Er brauchte einige Sekunden bis er begriff, dass er weinte. Nicht still und leise sondern in tiefen Schluchzern, so dass es seine Schultern schüttelte ...und nicht gerade leise. Entsetzt versuchte er sich zu beherrschen. Er war Zanfar Aval'athil, er WEINTE NICHT! Aber so sehr er sich bemühte, er konnte seine Tränen nicht aufhalten und auch sein gebrochenes Schluchzen wollte nicht verstummen.
Er fühlte sich hilflos und einsam ... er wusste nicht, was er tun sollte oder wohin er gehen konnte, er hatte alles verloren - Zanfar war ratlos. Seitdem er Ulynes toten Körper im Anwesen zurückgelassen hatte, kannte er dieses Gefühl, das sonst nur in den Gesichtern der Sklaven zu lesen war - Verzweiflung. Jetzt konnte er es zum ersten Mal nachvollziehen.
Mit einem Wutschrei schlug er auf den Stein ein, auf dem er saß, bis seine Knöchel aufplatzten. Atemlos starrte er auf das Blut, das seine Finger herab rann. Der Schmerz hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihn. Es erdete ihn, ließ den Sturm in seinem Inneren leiser werden, sodass er wieder klare Gedanken fassen konnte. Als die Wunde an seiner Seite noch frisch gewesen war, hatte es denselben Effekt auf ihn gehabt, ebenso bei dem tiefen Schnitt im Oberschenkel. Aber es hielt immer nur eine Weile vor, dann wurde das Rauschen in seinen Ohren wieder lauter.
Auch das hasste er. Seitdem er denken konnte, hatte er stets die Kontrolle über sich gehabt, jede Situation meistern können, egal wie schlimm es war. Nichts brach ihn. Und doch saß er allein in der Wildnis und schluchzte wie ein kleines Kind. Er war SCHWACH.
Ein knacken im Gebüsch ließ ihn aufhorchen. Erst jetzt bemerkte er die besorgte Frauenstimme, die aus viel zu kurzer Distanz rief.

„Hallo, ist da jemand?! Braucht ihr Hilfe?“

Unglaube durchfuhr Zanfar, bis er begriff, dass die Frau ihn gehört haben musste. Dann durchflutete ihn Scham. Es war schlimm genug, dass er zusammenbrach... aber von einer FRAU bemerkt zu werden, war erniedrigend. Zornig stand er auf und ergriff seine Waffen. Weiteres Rascheln erklang, während eine rundliche Frau auf die Lichtung trat. Sie erstarrte, als sie den kampfbereiten Dunkelelfen im Mondlicht sah.
Mit einem Knurren ging er langsam auf sein Opfer zu. Er würde sie dafür leiden lassen, dass sie ihn in einem Moment der Schwäche gesehen hatte. Mit Genugtuung bemerkte er, dass die Frau vor Schreck wie erstarrt war und nicht einmal einen Fluchtversuch startete. Nicht, dass sie mit ihrem Leibesumfang vor ihm hätte fliehen können.

„Linda nicht! Lauf!!!“

Brüllte ein Mann, der jetzt neben der rundlichen Frau aus dem Gebüsch heraus brach. Dieser trug einfache Reisekleidung und hielt einen Wanderstab in der Hand. Sofort trat er schützend vor Linda. Der Instinkt sagte dem Dunkelelfen, dass das junge Paar einander viel bedeutete. Hervorragend, heute Abend würde jemand das Gefühl des Verlustes mit ihm teilen. Zumindest eine Weile. Mühelos entwaffnete Zanfar den jungen Mann und machte ihn unschädlich, so dass dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging. Die Frau schrie auf.

„Sven, Nein!!!“

Zanfar konnte nicht anders, ein verrückt klingendes Lachen brach aus seinem Mund. Er erhob das Schwert zum Schlag, während das weiße in den Augen der hübschen jungen Frau immer größer wurde. Erst jetzt bemerkte er, dass sie nicht etwa Fettleibig war, ihr Bauch war nur so prall und rund, weil sie ein Kind in sich trug. Das erste Mal in seinem Leben verharrte seine Schwerthand, statt den tödlichen Schlag zu führen. Sie war Schwanger. Das hatte ihn niemals zuvor aufgehalten, aber jetzt sah er unwillkürlich Ulynes Gesicht, statt dem der Menschenfrau. Er konnte sie nicht töten.
Fast hätte er den Schlag, der wahrscheinlich seine rechte Hand abgetrennt hätte, nicht gesehen, doch im letzten Moment wich er aus. Als er sich jetzt zu seinem Angreifer umwand, war er erstaunt, dass er diesen nicht früher gesehen hatte. Der Mann war in eine hellbeige Robe gekleidet und trug eine blankpolierte Kupfermaske und er konnte Kämpfen! Zanfar bot all seine verbliebene Kraft auf, versuchte jeden hinterhältigen Trick, den er kannte und doch blockte der Kämpfer alles, was ihm entgegen schlug. Die Beiden fochten von der dunkelsten Stunde der Nacht bis zum Morgengrauen. Zanfar hatte aufgehört zu zählen, in wie vielen Momenten sein Gegner den tödlichen Schlag hätte landen können. Alles, was der Maskierte tat, war ihm Fleischwunden zuzufügen und ihn langsam auszubluten. Als er die Taktik durchschaute und begriff, dass er nicht länger die Kraft besaß zu fliehen, wurden seine Manöver immer gewagter und haarsträubender. Er hoffte den Anderen dazu zu provozieren, der Farce endlich ein Ende zu setzen, doch dieser ging niemals darauf ein. Mit dem Ende der Nacht verließen Zanfar auch seine letzten Kraftreserven und seine Schwerter glitten ihm aus den blutbeschmierten Händen. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasend schnell und einen Moment tanzten ihm Lichter vor den Augen, er sackte zu Boden. Mit der weniger verletzten Hand stützte er sich so weit auf, dass er zu seinem ebenfalls schwer atmenden Gegner hochblicken konnte.

„Warum ... “ seine Stimme klang schwächlich und er musste einen Moment Luft holen, um weiter zu sprechen.

„Warum ... tötest du ... mich nicht?!“

Am Liebsten hätte er gebrüllt, aber ein heiseres Flüstern war alles, was sein geschwächter Körper noch zustande brachte.

„Ich bin ein Nichtgenannter, ich töte niemals. Die bessere Frage wäre, warum ich dich nicht dir selbst überlassen werde.“ stellte der Mann mit angenehmer Stimme, in die sich Müdigkeit schlich, fest. Dann ging er auf den am Boden liegenden Dunkelelfen zu und schlug ihn nieder.

Völlig unerwartet für Zanfar, pflegte der Nichtgenannte ihn gesund. Erst viel später erfuhr er, warum sein Kontrahent so gehandelt hatte. Das Zögern des Dunkelelfen hatte den Bruder des Schmerzes davon überzeugt, dass für Zanfar Hoffnung bestand.
Über Wochen hinweg verließ der Nichtgenannte nur die Seite des Verletzten, um sich zu erleichtern oder Nahrung zu erstehen. Die ersten Tage verbrachte der entkräftete Dunkelelf damit, seinen Gegner zu beleidigen, in der Hoffnung diesen zu einem Angriff zu provozieren. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass nicht der Tod, sondern das ‚Überleben‘ in den Fängen des Feindes, das wahre Grauen in sich barg.
Als der Bruder nun jedoch nicht nur mit Sorgfalt Zanfars Wunden behandelte und ihn ansonsten gefesselt bei sich behielt, überwand sich der Dunkelelf nach Tagen dazu, dass Gespräch zu suchen, statt seinen ‚Wärter‘ weiter zu beleidigen. Dabei stieß der findige Elf auf einen ebenbürtigen, verwandten Geist, der in schier endloser Geduld über die Lehren der Nichtgenannten sprach. Zuerst gestalteten sich die Dialoge mühselig und schleppend, doch mit der Zeit schlich sich ein gegenseitiges Verständnis ein. Auch der Bruder war einst eine grausame Seele gewesen, die auf den rechtschaffenen Weg fand.
Das Konzept des Schmerzes war Zanfar nicht fern, hatte er doch genug Kämpfe nur um Haaresbreite gewonnen und so manche schlimme Verletzung und Demütigung ertragen. Der Nichtgenannte öffnete ihm jedoch eine Brücke zu dem verborgenen Schmerz, der das Herz des Dunkelelfen durchströmte. Den Verlust, die Reue und den Selbsthass, der durch seine schlimmste Tat, den Verrat an seiner Schwester, verursacht worden war. Die beiden Männer verbrachten unzählige Abende des Streits, der Versöhnung, des Dialogs und der Missverständnisse. Zanfars Verletzungen waren nur noch schorfige Narben, als der Nichtgenannte ihm die Fesseln löste und ihm eröffnete, es stehe ihm frei zu gehen, wenn er es wünschte. Sobald sich das letzte Seil löste, überwältigte der Dunkelelf seinen Retter und hielt ihm den eigenen Dolch an die Kehle. Der Nichtgenannte wehrte sich nicht und sah nur gelassen in das Gesicht des Anderen:
„Du hast die Wahl, Zanfar. Willst du bleiben, was dein Volk aus dir geformt hat und mich und unsere Gespräche zusammen mit meinem Leichnam hier vergraben? Oder willst du die Zeit, die wir miteinander verbracht haben nutzen, um mehr als die Summe deiner Vergangenheit zu werden?!“
Der Dunkelelf überraschte sich selbst, als er einen Schritt zurück trat und dem Nichtgenannten die Hand reichte, statt ihn zu meucheln.
„Ich will nicht zurück… ich kann nicht. Zanfar ist tot. Der Schmerz wird von nun an stets mein Begleiter sein, warum sollte ich ihn nicht nutzen lernen?! Nimm mich dorthin mit, wo du gelernt hast, zeig mir was du weißt.“
Die Augen, die hinter der metallenen Maske verborgen lagen, lächelten und so betrat Zanfar den mühsamen Weg der Nichtgenannten.
Er stellte schnell fest, dass es für ihn nicht so einfach werden würde, wie er erwartet hatte. Lange Zeit quälte ihn seine Vergangenheit. Nicht nur in Form der vielen Morde die er begangen hatte, sondern auch in Form von Konflikten, die zwischen den ‚Traditionen‘ seines Volkes und der Philosophie der Nichtgenannten bestanden. Unzählige Stunden diskutierte und stritt er, bis schließlich der Oberste der Nichtgenannten einschritt.
„Nichtgenannter. Dein Mund ist stets in Bewegung und mag nicht ruhen. Wir alle sind deiner Streiterei müde, es ist Zeit, dass du deine Zunge ruhen lässt. Schweige einen Monat lang oder verlasse diesen Ort.“
Die Ruhe und Autorität in der Stimme des Meisters ließen sogar Zanfar verstummen. Statt Wiederworte zu geben, zog er sich zurück um die Offerte des Meisters zu bedenken. Trotz der häufigen Dispute mit den anderen Brüdern und Schwestern, hatte er das Kloster schätzen gelernt und wollte es nicht verlassen. So stimmte er stumm der Auflage zu und sprach seitdem kein Wort mehr.
Dieser Monat lehrte Zanfar eine Eigenschaft, die er niemals zuvor erprobt hatte. Die des Zuhörens… des Begreifens und Akzeptierens, des Abwägens und des Nachdenkens auf eine philosophische und nicht berechnende Art. Es zählte nicht mehr länger nur das ICH, es ging um das WIR.
Nach dem Monat rief der Meister Zanfar zu sich. Interessiert bat er ihn, sein Schweigen zu brechen, um ihm zu berichten, was er gelernt hatte. Unerwarteterweise verweigerte der Dunkelelf die Sprache. Durch Schrift und Zeichen vermittelte er dem weisen Mann, dass er sein Schweigen erst brechen wollte, wenn er wahrhaft zuzuhören gelernt hatte und das Gift der Dunkelelfen seinen Geist verlassen hatte. Monate und Jahre verstrichen und die Stille wurde Zanfars steter Begleiter, während sein Geist begann, die Lehren des Schmerzes aufzunehmen und ihn zu einem anderen Mann formte. Er lernte die Stille und den Frieden zu schätzen, pflegte den Kräutergarten und genoss es, die Bäume zur Kirschblütenzeit zu beobachten. Zanfar fand eine neue Art sich selbst eine Stimme zu geben, ohne ein Wort zu sprechen, indem er die Flöte spielte. Die Konzentration seiner Gedanken und seine immer bessere Körperwahrnehmung boten ihm Zugang zu einer neuen Ebene des Bewusstseins und der Magie. Seitdem pflegt und trainiert er die erwachte Energiemagie in sich. Der Nichtgenannte, der ihn damals gefunden hatte, begleitete ihn dabei stets. Manchmal drückte er noch sein Bedauern aus, dass sein redegewandter Freund nun keine langen Streitgespräche mehr mit ihm führen mochte, doch auch in der Stille wurden die Beiden zu Brüdern im Geiste. Ohne es zu merken heilte die Beziehung zu dem anderen Mann die Wunden, die der Verlust Ulynes in Zanfar hinterlassen hatte. Und noch etwas Anderes hatte sich einen Weg in seine Seele gebahnt. Die Erkenntnis, dass der Weg der Dunkelelfen nicht der Einzige und nicht der Richtige war - Freundschaft, Zuneigung und Vertrauen waren keine Schwäche. Im Gegenteil, es machte ihn stärker denn je.
Als nach 10 Jahren Zanfars Mentor und bester Freund einen frühen Tod, an einer schweren Lungenentzündung starb, beschloss dieser, dass sich seine Zeit am Rückzugsort der Nichtgenannten dem Ende näherte. Die langen Gespräche bevor dem Freund die Stimme endgültig versagte, verhinderten, dass Zanfar in Bitterkeit versank und seinen Pfad verließ. Der Dunkelelf konnte und wollte jedoch nicht länger an einem Ort bleiben, an dem ihn so vieles an seinen verlorenen Bruder erinnerte. So nahm er die beiden Schwerter, die ihm als einziges von seinem Freund blieben, mit sich. Wieder von Schmerz getrieben, doch nun bewaffnet mit dem Wissen der Nichtgenannten, zog der Dunkelelf aus, um sich selbst und die Philosophie des Schmerzen auf die Probe zu stellen.

Die fremde Freundin
Die Feuchtigkeit des Morgentaus hatte sich endlich aus seinen Roben verflüchtigt, als der Nichtgenannte in der Ferne Hufgetrappel hörte. Wie üblich zog er sich an den Rand der schmalen Straße zurück, um den schnelleren Reisenden Platz zu machen. Diese überraschten ihn jedoch damit, dass sie auf seiner Höhe anhielten und ihn mit höhnischen Rufen und Gelächter umkreisten. In Gedanken schalt er sich für seine Unvorsicht.
„Na wen habe wir hier?! Ein Männlein, dass sich wie ein Waschweib kleidet, ob die Dame wohl ein paar Münzen für ein paar arme Reisende übrig hat?!“
Der Anführer der Gruppe erntete Gelächter unter seinen Begleitern. Ungerührt verharrte der Bruder des Schmerzes. Irritiert von dem Mangel an Furcht, den der Reisende den Wegelagerern entgegen brachte, stiegen zwei von ihnen ab und richteten ihre Waffen auf den Nichtgenannten.
„Geld her, oder Leben!“, grölte einer von ihnen. Beschwichtigend hob der Umzingelte die Hände. In einem anderen Leben hätte er schon im Blut der Männer gestanden, doch diese Zeiten hatte er hinter sich gelassen. Ruhig hob er einen Teil seiner Roben, um sein Geld hervor zu holen, da schrie einer der Männer auf. Neben seiner Börse hingen die zwei schlanken Wakizashi, die sein Mentor ihm vermacht hatte. Diese waren vormals von den Falten seines Gewandes verborgen worden. Durch die furchtlose Haltung des Maskierten ohnehin schon verunsichert, griff einer der Männer an. Die Instinkte des Nichtgenannten übernahmen die Führung und blitzschnell parierte er den ungeschickten Hieb. Sein Arm floss förmlich zur nächsten Bewegung, die dem Mann die Klinge unter die Achsel und sicher auch durch den halben Brustkorb getrieben hätte. Kurz bevor er den Schlag zu Ende führte, stockte er. Ich darf niemanden töten, ich bin kein Mörder mehr, erinnerte er sich. Eher würde er sterben, als jemals wieder einer zu werden. Langsam geworden durch sein Zögern wich sein Gegner dem Schlag aus. Einer der Anderen packte ihn von hinten im Schwitzkasten und hielt ihm einen Dolch an die Kehle. Ehe er sich versah hatte einer der anderen Räuber seine Börse an sich gebracht und wog enttäuscht das geringe Gewicht in der Hand.
„Bastard ... hast du noch irgendwelche letzten Worte, bevor ich dir die Kehle durch schneide?!“, grollte der Mann hinter ihm. Zweifelsohne in der Hoffnung, sein Opfer flehen zu hören, bevor er ihm den Gar ausmachte. Einer Situation ausgeliefert, in der der Nichtgenannte nicht überleben konnte, ohne zu töten, versuchte er, seinen Geist die Ruhe der Schmerzlosigkeit erreichen zu lassen, um den Tod willkommen zu heißen. Kurz bevor jedoch das Messer seine Kehle durchschneiden konnte, brach sein Überlebenswille durch und er drehte sich halb aus dem Griff des Wegelagerers. Durch die plötzliche Bewegung überrascht, erreichte das Messer nur seinen Halsansatz und die Schulter, statt ihm die Kehle aufzuschlitzen. Er sackte in sich zusammen und röchelte, um seinen Angreifern nicht zu verraten, dass er nicht tödlich getroffen war – hoffte er zumindest. Verzweifelt registrierte er, dass sein Blut viel zu schnell zusammen mit seiner Kraft aus seinem Körper rann. Hufgetrappel und Gelächter verrieten ihm, dass sein Theaterspiel funktioniert hatte und die Räuber weiter ritten.
Der Blutverlust forderte langsam seinen Preis und in den Geist des Mannes rieselte die Erkenntnis, dass er dem Tod diesmal kein Schnippchen schlagen würde. Immer unzusammenhängender wurden seine Gedanken, bis nur noch ein einziges Mantra seinen Geist durchflutete: Bitte lass es noch nicht zu Ende sein...
Im Wahn des Blutverlustes erschien ihm ein seltsamer Geist, der ihm immer wieder zuschrie, er solle Leben. Durch diesen zusätzlichen Appell getrieben rang er mit aller Kraft darum, sich bei Bewusstsein zu halten. Alles wurde zu einem verschwommenen Traum, während schlanke Hände an ihm zerrten. Dann roch es stark nach Pferd und Hammerschläge dröhnten in seinen Ohren. Die Welt schien Kopf zu stehen und schwankte lange wie auf einem Schiff. Etwas in ihm wusste, dass die seltsame Erscheinung noch immer bei ihm war. Zusammen mit ihm stürzte sie nach einer gefühlten Ewigkeit zu Boden und die Welt war wieder richtig gedreht. Rufe erschollen, dann wurde es Dunkel. War die Person vielleicht seine Schwester Ulyne, mit der er am Ende wieder vereint sein würde? Doch warum nur war ihr Haar so feuerrot...

Als er erwachte, fand er sich auf einem harten aber sauberen Bett wieder. Ein dicker Verband schränkte seine Bewegungsfähigkeit ein und ein dumpfer Schmerz erinnerte ihn daran, dass er lebte. Dankbar und erleichtert atmete er tief aus. Das erweckte die Aufmerksamkeit des Mannes, der sich mit ihm im Raum befand.

„Oh, ihr seid also wach! Ihr müsst ein kräftiger Kerl sein, dass ihr diese schwere Verletzung so schnell weg steckt. Habt Glück gehabt, dass die Tha'Roon Euch so schnell hierher gebracht hat, länger hätte es nicht dauern dürfen, dann hätten die Götter Euch zu sich geholt.“

Der Nichtgenannte versuchte, sich aufzurichten, das dumpfe Pochen in seinem Kopf setzte dem jedoch schnell ein Ende.

„Ja, richtig, aufstehen is nicht. Hab deine Maske mal dran gelassen, dachte mir, wer weiß was da noch so drunter lauern könnte. Hab mal ne Geschichte über Jemanden gehört, der auch so nen kupfernes Ding trug... der soll ein so grauenhaftes Gesicht gehabt haben, dass die Leute verrückt wurden, wenn sie ihn gesehen ham.“

Beinahe hätte der Schweigsame gelacht, ob der Absurdität der Erläuterungen des Mannes. Er beherrschte sich im letzten Moment. Spott gepaart mit Schweigen war nie eine gute Idee. Stattdessen vollführte er eine dankbare Geste in Richtung des Mannes.

„Himmel, hats dir die Stimmbänder versäbelt? Der Schnitt ging doch eigentlich gar nicht so tief ... und überhaupt in ne andere Richtung. Na wer weiß wer ...“

Der Mann stockte als sich die Tür öffnete und ein Mann in Uniform eintrat.

„Dann ist unser Verletzter also wach? Ihr hattet Glück mein Guter. Ich hoffe es geht euch schon etwas besser? Ich befürchte, ich muss darauf bestehen, dass ihr uns mitteilt, wie ihr heißt und woher ihr kommt. Außerdem möchte ich, dass ihr diese Maske abnehmt. Es sind gefährliche Zeiten, müsst ihr verstehen.“

Die Zahnräder im Geist des Nichtgenannten begannen zu rattern. Ich kann die Maske auf keinen Fall abnehmen. Selbst wenn mein Schwur mir gleichgültig wäre, sie würden mich dafür töten, dass ich ein Dunkelelf bin! Es ist ein Wunder, dass es ihnen bis jetzt noch nicht aufgefallen ist. Er schüttelte energisch sein Haupt und begann, zu gestikulieren. Es entbrannte eine ermüdende und einseitige Unterhaltung mit dem Hauptmann, der zum Glück des Mannes eine engelsgleiche Geduld und ein großes Maß an Höflichkeit aufbot. Der Versuch eines der Wachmänner dem Nichtgenannten die Maske einfach zu entreißen endete mit einer verstauchten Hand und damit, dass die Wunde des Schweigsamen wieder aufbrach. An diesem Punkt begann der Wundpfleger sich einzumischen und beschwerte sich lauthals darüber, dass man seinen Patienten in Ruhe zu lassen habe. Erst das Auftauchen einer außergewöhnlich großen, ätherisch wirkenden Frau mit fliederfarbener Haut und feuerrotem Haar, seiner Retterin wie er erkannte, entschärfte die Situation.
Insgeheim fragte er sich, wie er sie je für seine Schwester gehalten haben konnte. Sie war gute 40 Zentimeter größer und auch wenn sie durchaus eine schöne Frau war, hatte sie doch keinerlei Ähnlichkeit mit Ulyne.
„Ihr habt ihn gefunden! Vielleicht dringt ihr ja zu ihm durch! Mir antwortet er nicht!“, stellte der Hauptmann verärgert auf die Frage der Rothaarigen fest, die darum bat zu erfahren, was geschehen war.
„Wir haben euch hierher gebracht und mein Wundpfleger hier … .“
Er wies mit der Hand auf einen der Soldaten.
„ … Er hat ihn wieder notdürftig zusammengeflickt. Doch der Kerl redet nicht! Er sagt uns nicht, wer ihm das angetan hat und sein Gesicht will er wohl auch nicht zeigen!“
Misstrauisch betrachtete er die beiden langen Schwerter und die Wurfklingen, die sie dem Nichtgenannten abgenommen und außerhalb seiner Reichweite auf einen Tisch gelegt hatten.
„Vielleicht habt ihr mehr Glück.“
Die große Frau nickte dem Hauptmann zu und setzte sich umständlich auf einen für sie zu kleinen Stuhl, der neben dem Bett stand. Ein paar Minuten lang war der Raum in Schweigen gehüllt. Zanfar betrachtete das fremdartige Wesen neugierig. Er war dankbar für die Pause, die sie ihm verschafft hatte. Endlich eine Unterbrechung. Ich weiß nicht, wie lange ich die Männer noch hätte hinhalten können. Was für eine Ironie des Schicksals, erst sterbe ich fast, weil ich geschworen habe, nicht zu töten und gleich danach weil ich ein Schweigegelübde abgelegt habe um ein besserer Mann zu werden. Würde ich noch an die Götter glauben, das wäre mein Zeichen. Aber vielleicht bewirkt meine rothaarige Retterin ja noch mal ein kleines Wunder. Kurz huschte Verwunderung über das Gesicht der Frau, gefolgt von einem kleinen Lächeln. Der Nichtgenannte stockte. Ich könnte schwören, sie hat mich gerade gehört ... ?!

„Wie ist Euer Name?“

Er runzelte die Stirn unter der Maske. Konnte es sein? Ich habe meinen Namen vor langer Zeit abgelegt und werde ihn dir nicht nennen. Ich bin ein Nichtgenannter. Ihr Gesicht verriet verstehen, und sie nickte stumm. Der Schweigende war froh, eine Maske zu tragen, denn sein Gesicht hätte sonst grenzenlose Verblüffung verraten. Du kannst tatsächlich meine Gedanken lesen!!!

„Woher kommt Ihr? Was sind Eure Absichten und was ist dort auf der Straße geschehen?“

Ruhig formulierte der Nichtgenannte in Gedanken die Antworten auf die Fragen der Frau aus. Er kam nicht umhin, große Dankbarkeit zu empfinden. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt tot. Du hast mein Leben gerettet - zwei mal. Ich verdanke dir unendlich viel, denn dank dir musste ich nicht mit meinem Schwur brechen ... oder dafür sterben. Ich stehe in deiner Schuld. Sie nickte Bedächtig. Bitte erweise mir die Ehre, meine Schuld zu begleichen. Lass mich dein Beschützer sein. Er wusste, er ging ein Risiko ein, kannte er die Tha'Roon doch gar nicht. Er hatte nur das unbestimmte Gefühl, dass es das RICHTIGE war. Das Schicksal hatte sie ihm zweimal geschickt, um ihn zu retten - hatte das nichts zu bedeuten? Sie nickte erneut und wand sich dann dem Hauptmann zu.

„Dieser Mann hat ein Schweigegelübde abgelegt, er wird euch also seinen Namen nicht sagen und es liegt nicht in meiner Pflicht dies für ihn zu tun, doch ich kann euch versichern, dass er keinerlei Gefahr für seine Umgebung bedeutet. Ich darf euch mitteilen, dass er ein Wanderer ist und weit aus dem Westen kommt. Er ist ein Ordensbruder der „Nichtgenannten“ und auf einer Reise des Lernens.“

Die große Frau schloss kurz die Augen und fuhr dann nach einem langen Atemzug fort:

„Ich verbürge mich für ihn und werde für jegliche Unkosten aufkommen, die euch oder dieser lieben Frau hier entstanden sind.“

Sie legte eine kleine rhetorische Pause ein und fügte dann hinzu:

„Ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels. Ich bin Gesandte des Friedens und der Weisheit, eine Diplomatin der Tha'Roon.“

Die Bäuerin, die Chasin begleitet hatte, machte sofort einen ehrfürchtigen Knicks. Die Soldaten nahmen eine etwas steifere Haltung an und der Hauptmann nickte zufrieden:

„Wenn dem so ist, hätte ich nur noch eine Frage.“

Chasin antwortete, bevor er sie aussprechen konnte:

„Ja, ich kann Gedanken lesen.“




Inventar:
  • zwei Wakizashi in guter Qualität
  • Lederranzen
  • Wasserschlauch
  • dunkles Brot
  • Hartwurst
  • Schiefertafel
  • Schreibkreide
  • Feuerstein und Stahl
  • Kernseife
  • Rasiermesser
  • Kamm (Holz)
  • Handspiegel (Bronze)
  • Trinkbecher (Holz)
  • einfaches Messer
  • Unterwäsche + Strümpfe Leinen (schwarz)
  • Hose, Leinen (schwarz)
  • Hemd, Leinen (schwarz)
  • Robe, Leinen (beige)
  • Gürtel (weiß)
  • Stulpenstiefel (schwarz)
  • Maske (Kupfer)
Einstiegspost
Zuletzt geändert von Zanfar Aval'athil am Montag 2. März 2015, 19:51, insgesamt 31-mal geändert.

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