Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Das Gasthaus ist so dunkel wie der Rest des Reiches. Gefeiert wird hier nie, nur getrunken, über dunkle Machenschaften diskutiert und Streitigkeiten ausgetragen. Die meisten jedoch kommen nur hierher, um zu speisen.
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Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. August 2020, 10:47

Sarin kommt von Méntaras Anwesen -> Sarin's Schneiderstube im Anwesen der Stadtherrin

Der Abend war angebrochen. Im Reich der Nachtelfen, wo die Gezeiten sich weder durch Sonne noch Mond zeigen konnten, erkannte man es an der Helligkeit einer bestimmten Pilzart. Der leuchtende Purpurmantel schenkte den Nachtelfen Licht, ohne dass sie Kerzen entzünden oder Öllampen zum Brennen bringen mussten. Sein phosphoreszierendes Licht legte sich wie ein angenehmer Filter über die Stadt und tauchte alles in bläulich-violette Farben. Nachtelfen mit perlmuttfarbener Haut wirkten dann wie durch die Straßen wandelnde Prozellanpuppen und ihre Augen waren glänzende Edelsteine in den Tiefen dieser anmutigen Blässe.
Sobald sich das Licht der Pilze weiter dämmte und die Schatten unter der Erde etwas größer wurden, entstand diese geheimnisvolle Atmosphäre, mit der Schreiber ihren Federkiel befüllten und sie wie Tinte auf's Papier brachten. Romantische Abenteuergeschichten von verwegenen Dachkletterern und herzensguten Meisterdieben oder waghalsigen Spionen entstanden, die am Ende immer die zauberhafte Prinzessin aus einem hohen Haus retteten und heiraten durften. Aus diesen Stoffen entstand, was Nachtelfen lebten und liebten.
Die Stoffe, die Sarin Kasani trug, mischten sich unter das Volk wie Schatten an die Wände. Als Schneiderin wusste sie, was sie tragen musste, um nur bei bestimmten Personen gerade so viel aufzufallen, dass man ihr Blicke nachwarf und sie dennoch wieder vergaß, wenn ihre Identität nicht in ihrem Sinne stand. Mit federleichten Schritten, die selbst vom felsigen Straßenpflaster verschluckt wurden, schlenderte sie zwischen den Häusern hindurch. Aus so manchem Fenster drang zusätzliches Licht, bevorzugt ebenso in den eher kalten Farben der Nacht. Die Elfen liebten es, ihre Laternen mit bunten Tüchern zu verhängen oder einen Schirm aus halb transparantem buntem Papier als Schirm aufzustellen, um einen farbigen Effekt zu erzielen. So wandelten sich des Abends manche Straßen in ganze Alleen aus Hausfassaden, die an die Tempel der Menschen erinnerten, mit all ihren Buntglasfenstern und den farbigen Flecken, die ihr Licht auf die Straßen warf.
Doch auch der Mangel von Farbe konnte auffällig sein, vor allem wenn er aus diesem Meer nächtlicher Schönheit herausstach. Die Dunkelschenke war kein Ort, der sich farbenfroh präsentierte. Wie eine zerklüftete Felsklippe ragte das Gebäude an der Straßengabelung über die Häuser des Bezirks heraus und lehnte sich seinerseits mit dem Rücken an eine der Felswände, die eine natürliche Grenze des Höhlengewölbes bildeten, welches die Nachtelfen ihre Heimat nannten. Das Grundstück des Gasthauses war mit einer niedrigen Steinmauer umgrenzt und konnte von zwei Seiten durch Holztore betreten werden, von deren Laternenmasten Lampions herabhingen. Ihr purpurnes Licht reichte gerade aus, das jeweils darunter angebrachte Tavernenschild zu erhellen, auf dem ein weiß gestrichenes Weinglas vor einem grauen Kreis zu erkennen war. Jenes Symbol prangte auch noch einmal als großes Schild über der breiten Eingangstür des Gebäudes.
Das Erdgeschoss wurde aus gemauerten Ziegelsteinen gefertigt, deren dunkles Rot zu dieser Stunde kaum noch vom Grau der übrigen Fachwerkfassade zu unterscheiden war. Die Läden der meisten Fenster im ersten Stockwerk waren geschlossen, das zweite besaß nicht einmal mehr als winzige runde Gucklöcher. Wenigstens waren sie verglast. Aus einem spähte eine Katze mit tellergroßen, gelben Augen auf die Kundschaft herab, welche die Dunkelschenke betrat oder verließ. Heitere Gespräche, Gelächter oder muntere Musik fand man an diesem Ort nicht vor. Der Name war Programm und somit die Kunden des Gasthaus ebenso dunkel wie dessen Erscheinung.
Wollte man das Klischee bedienen, waren hier lediglich Diebe, Spione und Meuchelmörder vorzufinden. Dass man ein Buch nicht nach seinem Einband und somit auch eine Taverne nicht nach ihrem Äußeren beurteilen sollte, wusste Sarin allerdings besser. Das Gasthaus geizte vielleicht mit auffallenden Farben oder fröhlicher Dekoration, aber so mancher Barde verirrte sich sogar hierher. Die Lieder, die gespielt wurden, passten sich zwar dem eher düster mysteriösen Charme der Taverne an, aber das hieß nicht, dass nur kriminelles und lichtscheues Gesindel den Klängen lauschte.
Gerade verließ eine Nachtelfe mit seichtem Kichern am Arm ihres Verehrers das Gebäude. Ihre Wangen glühten rot und sie verbarg das Gesicht rasch in einer schwarzen Rose, welche sie nur von ihrem Galan hatte geschenkt bekommen können. Jener grinste ihr gut gelaunt zu. Er wusste, wohin die Reise der beiden sie nun führen würde. Hoffentlich hatte er das Bett gemacht...
Für Sarin sollte es jetzt in die Taverne hinein gehen, denn dort erwartete sie zumindest eine Verabredung. Ob mehr folgen sollten, würde der Abend noch zeigen. Aber ihre erste Anlaufstelle sollte der Lieferant ihres ehemaligen Meisters Londro sein, der Nachtelf Ardel Schattensprung. Er wollte sich hier mit ihr zum Abendessen treffen, um Einzelheit für ihre Reise nach Morgeria zu besprechen. Sarin könnte Fragen stellen und sich so besser auf ihre Zukunft vorbereiten.
Vielleicht ging sie aber zunächst auch als eine von vielen an den Tresen heran und bestellte beim Wirt den roten Mondenschein, der ihr geheimes Zeichen war, um Zugang zu einem Gespräch mit einem geheimnisvollen Fremden gewährte, der sich wünschte, dass der Fluch ihres Brautkleides sich wiederholte. Und Lariel? War der Dienstbote schon eingetroffen? Würden er und die Küchenmägde überhaupt erscheinen? Sarin hatte ihm keine konkrete Zeit genannt, obwohl das Licht der Pilze bereits schwächer wurde. Vielleicht sollte sie warten. Die Entscheidung lag ganz bei ihr.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 10. August 2020, 16:26

"Mit Euch etwas trinken, werte Sarin Kasani? Ihr meint, das ist eine Verab~"
Lariel stockte. Das Schmunzeln nahm eine andere Form an, ebenso die Röte auf seinen Wangen. Aus geschmeichelter Verlegenheit wurde von einem schnellen Schreck erfasste Scham.
"Oh. Ohja, natürlich. Die Küchenmädchen. Ich, äh ... ja, natürlich. Ich kümmere mich darum, dass es alle erfahren, die Euch wichtig sind."
Er seufzte aus, hob den Kopf und da war wieder das vertraute, unschuldige, aber sehr charmante Lächeln.
"Dann will ich mich sofort auf den Weg machen. Es gibt viel zu tun."
Lariel erhob sich eilig und winkte mit der Botschaft, die er an die Tore der Stadt und zu Ardel Schattensprung bringen sollte. Lariel verabschiedete er sich und Sarin starrte ihm einen Moment lang hinterher.
Was war das denn?
Sie blinzelte. Plötzlich hatte sie Röte auf seinen Wangen gesehen, ein Schmunzeln, das ihre Worte ihm entlockt hatten.
War ich so blind all die Jahre? Bin ich es noch? Hätte... Nein, ich sollte diesen Gedanken wirklich definitiv und auf gar keinen Fall weiter führen!!!
Trotzdem blieb ein merkwürdig warmes Gefühl in ihrer Magengegend. Von einem Mann so angesehen zu werden, hinterließ nun mal Spuren. Es schmeichelte ihr und wollte nicht jede Frau...? Sarin schüttelte sich und presste die Fäuste einmal gegen die Augen.
Reis dich zusammen!
Sie war einfach viel zu lange allein gewesen und viel zu wenig beachtet worden! Die plötzliche Aufmerksamkeit von so vielen Seiten machte sie ganz wirr.
Später stand Sarin wieder allein in ihrer Stube. Sarin konnte sich sicher sein, dass viele der Mädchen sich mit ihr würden treffen wollen, es aber ausschlagen mussten. In einer Küche gab es viel zu tun! Aber so wie Lariel gelächelt hatte, würde zumindest er sich bemühen, anwesend zu sein. Bis dahin blieb noch etwas Zeit, die Sarin für die Frage ihrer Garderobe nutzte und noch letzte kleine Änderungen an ihren Entwürfen vornahm. Zum Abend hin fand sie sich dann vor dem Gasthaus inmitten der dunklen Straßen ein.



Der Abend war angebrochen. Sarin mit ihrer perlmuttfarbenen Haut schlenderte durch die Straßen wie eine wandelnde Porzellanpuppe und ihre Augen waren glänzende purpurne Edelsteine in den Tiefen dieser anmutigen Blässe. Das fluoreszierende Licht der Pilze läutete den Abend ein und das Innere ihrer Pupillen fing das wenige Glühen der Pflanzen ein, wie die Augen einer Katze und warf es schillernd wieder in die Nacht hinaus. Es war eine Nacht wie in einem Roman, oder einem romantischen Abenteuer, wie in jenen farbenfrohen Geschichten die ihr Herz heimlich so sehr liebte. Die Dunkelschenke war kein Ort, der sich farbenfroh präsentierte. Sarin trat in das purpurne Licht des Eingangs und es reichte gerade aus, das jeweils darunter angebrachte Tavernenschild zu erhellen. Aus einem der oberen Fenster spähte eine Katze mit tellergroßen, gelben ebenso glühenden Augen auf die Kundschaft herab. Gerade verließ eine Nachtelfe mit seichtem Kichern am Arm ihres Verehrers das Gebäude. Ihre Wangen glühten rot und sie verbarg das Gesicht rasch in einer schwarzen Rose, welche sie nur von ihrem Galan hatte geschenkt bekommen können. Eine solche Blume war eher selten hier zu finden, also musste sich der Mann sich wirklich ins Zeug gelegt haben um die Dame so glücklich zu machen.
Sarin schritt zielstrebig in die Taverne hinein, denn dort erwartete sie mindestens eine Verabredung. Ihre erste Anlaufstelle sollte der Lieferant ihres ehemaligen Meisters Londro sein, der Nachtelf Ardel Schattensprung. Er wollte sich schließlich hier mit ihr zum Abendessen treffen, um Einzelheit für ihre Reise nach Morgeria zu besprechen. Da sie aber nicht wusste, wie Ardel aussah, ging sie nach einem kurzen Rundumblick, zunächst wie eine von vielen an den Tresen heran. Dort fragte sie direkt, ob jemand sie erwartete und nannte auch ihren Namen.
Eine weitere Absicherung, dass man mich nicht einfach verschwinden lassen kann.
Den roten Mondenschein, der ihr geheimes Zeichen war, um Zugang zu einem Gespräch mit einem geheimnisvollen Fremden auszulösen, bestellte sie erst einmal noch nicht. Vorerst wollte sie sich erst einmal umsehen, ob sie vielleicht einige Gesichter erkannte und ob solch ein „geheimes“ Treffen überhaupt heute Nacht ratsam wäre. Und Lariel? War der Dienstbote schon eingetroffen? Würden er und die Küchenmägde überhaupt erscheinen?
Für den Fall, dass SIE jemand erkannt hatte und nun zu sich winken würde, drehte sie sich wieder um und ließ ihren Blick über die Sitzgruppen und dunklen Nischen gleiten. Für so ziemlich jedes Wesen, außer Katzen und Nachtelfen musste es hier drinnen schon fast zu dunkel sein. Das Schummerlicht erhellte nur wenige Gesichter, aber Sarin hatte sich so positioniert, dass man sie gut sehen konnte. Falls sie also von sich aus nicht innerhalb der nächsten paar Minuten jemanden entdeckte, oder der Wirt einen Hinweis für sie hatte, so würde sie sich Zeit lassen um die Gäste zu betrachten, sich vielleicht mal zum stillen Örtchen begeben um ein „zufälliges“ Treffen wahrscheinlicher werden zu lassen und erst dann vielleicht doch einen roten Mondschein bestellen.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. August 2020, 11:22

Vielleicht wäre Sarins Fluch durch eine Ehe mit Lariel gebrochen worden. Sein jüngstes Verhalten hatte ihr für einen Moment die Augen geöffnet. Er schien zumindest an ihr Interesse zu haben und das offenbar schon eine Weile, in stiller Anbetung. Kein Wunder, dass er in ihrer Schneiderstube immer wieder mit einem Lächeln eingekehrt war. Der Nachtelf musste jeden Moment genießen, in dem er etwas Zeit mit ihr hatte verbringen können. Wie sehr seine Augen geleuchtet hatten, als er für einen Herzschlag lang glaubte, Sarin und er träfen sich zu einem Rendevouz. Aber nein, sie hatten die Gelegenheit verpasst und nun war es zu spät. Ihre Hand war einem anderen Mann versprochen worden. Einen, den sie nicht einmal kannte. Ein Mann, mit dem sie einen einzigen Tanz geteilt hatte, wenn auch einen intensiven. Die Erinnerung daran konnte noch immer Schmetterlinge im Bauch oder das Gefühl eines Schwindels hervorrufen. Was sich daraus ergab, würde Sarin nur erfahren, wenn sie sich auf die Vereinbarung einließ. Die andere Möglichkeit bestand darin, den geheimnisvollen Fremden in der Dunkeleschenke zu finden, indem sie den roten Mondenschein bestellte. Aber noch hatte Sarin das nicht vor. Zunächst wollte sie sich etwaigen Beobachtern zeigen und begab sich zur Bar.
Der Tresen war sauber und wie alles andere im Gasthaus aus dunklem Holz gefertigt. Holz war wervoll, wo keine Bäume wuchsen. Wie viele Nachtelfen hatten das Risiko auf sich gebracht, Bäume an der Oberfläche zu schlagen? Die Dunkelschenke galt allein durch all ihr schönes Holz als ein Ort, den jeder Nachtelf einmal aufsuchen sollte. Es fühlte sich auch gut an, dieses schwarze Holz zu berühren. Kirschholz und Walnuss. Die Maserung im Tresen wies ein glatt geschliffenes Astloch auf, das soeben von einer Schale verdeckt wurde. Der Wirt bot Sarin einige geröstete Nüsse und getrocknetes Obst an. Rosinen. Sie waren so runzlig wie wie die zwei langen Narben, welche sich über das Gesicht des Wirtes zogen. Auf dem rechten Auge war er blind, denn Pupille und Iris hatten eine milchige Färbung angenommen. Das andere jedoch beobachtete die Gäste aufmerksam.
Und auch Sarin warf einen Blick durch den Schankraum, während der Elf hinter dem Tresen ihr Rede und Antwort stand: "Lasst mich nachdenken. In der Tat, jemand sucht eine Person mit dem Namen Kasani. Ich hätte nicht erwartet, dass es eine Elfe von Eurem Format ist." Dies war bei weitem keine Beleidigung. Selbst in schlichter Kleidung hob Sarin sich allein durch ihr schönes Gesicht von den meisten anderen Gästen ab. In der Mitte saßen Nachtelfen dicht gedrängt um einen Rundtisch. Ihrer schmutzigen Kleidung und der verstaubten Stiefel nach zu urteilen handelte es sich um Bergarbeiter, vielleicht bauten sie Erz und Stein für das Reich ab. An ihren Gürtel hingen kleine Spitzhacken, Hammer und Meißel und zu Füßen des einen stand ein Käfig mit einem kleinen, gelben Vogel darin. Keiner der Elfen achtete auf Sarin. Sie tranken aus ihren Bechern und konzentrierten sich auf ein Würfelspiel, bei dem es offenbar um einige Fuchsmünzen ging.
Ein Elfenpaar hockte in einer von mehreren Fensternischen, die der Schankraum anbot. In den Erkern gab es dicke, gepolsterte Sitzbänke mit ebenfalls rundem Tisch davor. Bisher war nur eine von drei möglichen Nischen belegt. Wer jedoch unter sich sein wollte, hätte sich auf für die Ecktische entscheiden können. Es gab zwei von ihnen, weil nur zwei freie Raumecken zur Verfügung standen und beide lagen in den Schatten, so dass Sarin die Gäste nicht richtig erkennen konnte, die die Sitzplätze belegten.
In der einen Tischecke hockte eine gänzlich durch einen Kapuzenumhang verhüllte Gestalt. Aus den Schatten heraus schien sie wie Sarin selbst die Besucher zu beobachten, während unregelmäßig ein Weinglas Richtung Mund geführt wurde. Ob die Gestalt überhaupt ein Nachtelf war? Sie trug Handschuhe aus dickem, schwarzen Leder, so dass nicht einmal das ersichtlich blieb. Man konnte mutmaßen, dass es sich um einen Mann handelte, aber vielleicht war die Kleidung auch nur absichtlich so geschnitten. Nein! Als Schneiderin erkannte Sarin den Unterschied. Die Kleidung war weiter gehalten, um geheime Innentaschen zu besitzen, aber ihr Träger war gewiss männlicher Natur. Ebenso wie der Nachtelf, der am anderen Ecktisch saß. Er trug keine Kapuze, aber einen mit Iltisfell besetzten Umhang und Handschuhe, deren Saum mit braunen Federn verziert war, ebenso wie die Stiefel. Ein langes Messer hing in der Scheide am Gürtel, die aus schlichtem Leder gestaltet, aber verziert war. Sarin saß zu weit weg und die Person im Schatten, als dass sie die Zierde hätte deuten können. Der Nachtelf spähte einmal zu ihr herüber, dass seine waldgrünen Augen unter dem zurückgebundenen schwarzem Haar besonders kontrastreich aufblitzten. Dann nickte der Elf, allerdings nicht gen Sarin, sondern zum Wirt hinter ihr.
"Ah, Ihr seht bereits zu ihm herüber", sagte dieser. "Er hat sich als Ardel Schattensprung vorgestellt und erwartet Euch, soweit ich es mitbekommen habe. Möchtet Ihr noch etwas bestellen, ehe Ihr Euch zu ihm begebt? Ich lasse es dann an den Tisch bringen."
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 14. August 2020, 16:44

Lariel und auch niemand vom Personal des Palastes war anwesend, als Sarin ihren Blick durch das Lokal schweifen ließ.
Schade...
Das scheue Lächeln auf Lariels Gesicht, das kurze Strahlen in seinen Augen hatte sie für einen stillen Herzschlag lang träumen lassen, von einer Zukunft die nun unwiderruflich zerstört worden war. Und es brachte auch nichts einer solchen Möglichkeit hinterher zu trauern. Sarin hatte andere Sorgen und davon dafür reichlich! Sie hatte sich auf ihrer Suche an den Wirt der Dunkelschenke gewandt.
"Lasst mich nachdenken. In der Tat, jemand sucht eine Person mit dem Namen Kasani. Ich hätte nicht erwartet, dass es eine Elfe von Eurem Format ist."
Format?
Sarin sah kurz an sich hinunter und wäre selbst niemals auf die Idee gekommen sich selbst als schön, besonders oder „format“-voll zu sehen. Doch so langsam dämmerte ihr, was der Wirt meinen könnte und sie verglich sich mit den „Pfauen“ des Palastes. Solange sie dort gearbeitet hatte und dies wahren schließlich schon ein paar Jahre, da hatte sie sich „niedrig“ aber wohl gut gekleidet. Aber selbst wenn man sich als „Fasanenfeder“ unter „Pfauenfedern“ darstellte, so war die „Fasanenfeder“ unter „Tauben“ doch etwas besonderes. Dass sie gerade in diesen teuren und schmuckhaften „Feder-Vergleichen“ dachte, zeigte ihr nur um so deutlicher, dass sie sich ein bisschen verkalkuliert haben musste mit ihrer Kleidung. Sie war ungeschminkt und sittsam, aber eben doch von so erlesener Qualität, dass man sie eben nicht einfach als einfache „Frau der Bürgerschicht“ ansehen würde. Und selbst dann, selbst in schlichter Kleidung hob Sarin sich allein durch ihr schönes Gesicht von den meisten anderen Gästen ab, was ihr jedoch nicht bewusst geworden war. Sie schüttelte leicht über sich selbst den Kopf und ahnte, dass sie an ihren "Verkleidungen" noch arbeiten müsste, wenn sie vor hatte als Spionin zu arbeiten...
Noch einmal schüttelte sie den Kopf.
...Spionin! So ein Unsinn!
Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Umgebung und beobachtete vornehmlich die dunklen Ecken, wo sich zwei sehr unterschiedliche Herren doch sehr ähnlich benahmen. Sie hatten sich dort hin zurück gezogen, die Wand im Rücken und beobachteten das Treiben. Ihre Kleidung verriet viel über ihre Herkunft.
Handschuhe und Dunkelheit... Dunkelelf? ... andere Seite... Federn und Pelz... das muss der Waldläufer sein.
Der Nachtelf spähte einmal zu ihr herüber, dass seine waldgrünen Augen unter dem zurückgebundenen schwarzem Haar besonders kontrastreich aufblitzten. Dann nickte der Elf, allerdings nicht gen Sarin, sondern zum Wirt hinter ihr.
"Ah, Ihr seht bereits zu ihm herüber"
, sagte dieser.
"Er hat sich als Ardel Schattensprung vorgestellt und erwartet Euch, soweit ich es mitbekommen habe. Möchtet Ihr noch etwas bestellen, ehe Ihr Euch zu ihm begebt? Ich lasse es dann an den Tisch bringen."
Na dann: Mögen die Spiele beginnen...
„Oh, wie freundlich von ihnen, Herr Wirt. Ich hätte gern... Hm ... einen roten Mondschein vielleicht?“
Und damit visierte sie den Nachtelfen und nicht seinen dunklen Gegenpart in der anderen Ecke des Raumes an. Sarin setzte sich in Bewegung. Sollte der „Verräter“ doch noch ruhig ein bisschen warten. Sarin hatte vor sich erst einmal gemütlich mit Ardel Schattensprung zu unterhalten, in dem Wissen, dass ihre „zweite“ Verabredung sich in der Zwischenzeit einen Weg ausdenken würde, um mit ihr unauffällig in Kontakt zu treten. Sie würde seine Kreativität damit testen. Nun, und wenn er es nicht schaffte, eine solche Möglichkeit herbei zu führen, so würde sie halt am nächsten Abend wieder kommen, …
...dann vielleicht mit den Küchenmägden?
Innerlich kicherte sie wie ein jungen Mädchen, dass ihren Galan an der langen Leine hielt. Diese Art zu spielen machte ihr tatsächlich ein bisschen Spaß und den hatte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gehabt. Außerdem gefiel ihr die Taktik, ihr Gegenüber erst einmal in aller „Öffentlichkeit“ beobachten zu können. Der Wirt musste ja eingeweiht sein und würde seinem Auftraggeber sicher gleich irgendwie ein Zeichen geben. Also beobachtete sie aus dem Augenwinkel die dunkle Gestalt, während sie sich dem gegenüber liegenden Tisch näherte, sich seitlich stellte und freundlich fragte:
„Ardel Schattensprung? Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Freund.“
Sarin zeigte ihr sanftes Lächeln und streute sogar ein bisschen Charme auf ihre Wangen, als sie ihm kurz, mehr flüchtig aber doch voller Neugierde in die waldgrünen Augen sah.
„Darf ich mich setzen?“
Sollte der Herr am anderen Tisch doch von ihr denken, was er wollte. Vielleicht hielt er sie für so einfältig oder unkonzentriert, das sie sich prompt an den falschen Tisch setzte. Oder er sah den Schalk in ihrem Nacken als das was er war, das vorsichtige Taktieren einer umsichtigen Nachtelfe die ein wenig Freude an diesem Spiel gefunden hatte.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. August 2020, 19:34

Um eine klassische Nachtelfenspionin zu werden, dazu fehlte noch sehr viel. Alles voran ein Lehrmeister, der ihr die wichtigsten Grundlagen beibrachte. Sarin wusste gewiss, in höhergestellten Kreisen durch richtiges Fragen und unscheinbares Geplänkel das Vertrauen ihrer Kunden so zu gewinnen, dass sie auch die eine oder andere Informationen so problemlos aus ihnen heraus kitzeln konnte, dass es nicht auffiel. Aber hier in der Dunkelschenke wehte ein anderer Wind. Er roch muffiger und war geschwängert von Alkohol oder sogar dem einen oder andern Rauschkraut. Hier konnte sie das, was sie bei ihren Kunden zeigte - Herzlichkeit und gehobene Manieren - nicht nutzen, um Erfolge zu verbuchen. Es galt, unauffällig zu sein. Sie hatte sich nicht gut genug angepasst, aber sie war schließlich auch nicht hier, um zu spionieren. Zumindest nicht, wenn es um den Waldläufer ging, zu dessen Tisch sie sich nun begab.
Der Wirt schaute ihr nach, musterte sie lange. Er hatte etwas erwidern wollen, aber nun war Sarin schon aufgestanden. Sein Kopf drehte sich in Richtung des Gastes am anderen Ecktisch. Er musste es so machen, da sein blindes Auge auch einen blinden Fleck bildete. Während er am Tresen stand und nicht direkt in die Ecke schaute, wusste er nicht einmal, ob sein geheimnisvoller Gast überhaupt noch anwesend war. Aber er saß noch immer dort, spielte mit seinem Weinglas, bevor er es erneut zur Kapute hob.
Der Wirt seufzte. Ihm blieb ja nun nichts Anderes übrig. Er verließ seinen Verkaufsplatz. Nun mussten andere Gäste auf ihn warten, denn seine Aushilfe arbeitete aus unerfindlichen Gründen heute nicht. Er gesellte sich zu dem Ecktisch mit der dunklen Gestalt, zog sich gar einen Stuhl heran. Beide unterhielten sich gedämpft und das eine ganze Weile. In dieser Zeit hatte Sarin längst Ardel Schattensprung erreicht.
Der Waldläufer musste nicht aufschauen. Er hatte Sarins Gang nicht aus den Augen gelassen, musterte sie mit der Ruhe einer Jahrhunderte alten Eiche und nickte dann ebenso stämmig, dass man fürchten mochte, seine Haut würde ähnlich borkig knarren wie ein solcher Baum. Das Gegenteil war der Fall. Der Mann erzeugte kaum ein Geräusch. Er wusste jeden Muskel seines Körpers gezielt zu bewegen, aber dafür war er auch Waldläufer.
"Ihr seid Fräulein Kasani." Es war keine Frage. Der Nachtelf wies einladend auf die beiden freien Stühle an seinem Tisch. Sobald Sarin saß, sprach er mit einer angenehmen, tiefen Stimme weiter, dass man sich wünschte, er wäre 50 Jahre älter, etwas stämmiger und mit einem Bart gesegnet. Er hätte mit dieser Stimme einen guten Großvater abgegeben und sollte es irgendwann einmal nicht mehr in seinem Berufszweig funktionieren, bestand kein Zweifel, dass dieser Mann eine Karriere als Märchenonkel einschlug. "Unser gemeinsamer Freund wünscht, dass ich Euch Informationen über die Oberfläche gebe. Ihr dürft mir den gesamten Abend lang Fragen stellen und ich will antworten, so gut ich kann. Aber vorher habe ich eine Frage an Euch, Fräulein Kasani: Habt Ihr schon bestellt? Was möchtet Ihr essen? Ich werde für alles aufkommen." Charmant war er auf jeden Fall, immerhin hatte Sarin um das Treffen gebeten. Sie wünschte Informationen von einem erfahrenen Oberflächengänger. Sie sollte ihn bezahlen! Sicherlich hatte Meister Londro auch hier seine Finger im Spiel und wahrscheinlich auch bereits zugesagt, dass er die aufkommende Rechnung am Ende begleichen würde. Es wäre nicht das erste Mal.
Ardel wartete auf eine Antwort zu Sarins Bestellung und darauf, dass sie die ersten Fragen an ihn richten würde. Der Wirt schien ohnehin noch beschäftigt, so dass der Waldläufer ihn noch nicht an den Tisch rufen konnte.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 14. August 2020, 21:22

Der Wirt unterhielten sich gedämpft mit dem Gast der zweiten dunklen Nische und das sogar eine ganze Weile. In dieser Zeit hatte Sarin längst Ardel Schattensprung erreicht. Aus der Nähe war der Waldläufer sogar noch um einiges beeindruckender.
Wie alt er wohl ist?
Bei Elfen war das meist so eine Sache. Man sah ihnen häufig nicht sofort ihr Alter an und oft war es auch nicht wichtig. Alter hatte nicht immer etwas mit Lebenserfahrung zu tun, wie Sarin mit ihren 88 Jahren nur zu genau wusste. Was die Oberwelt anging, da war sie unerfahren wie ein Neugeborenes. Vielleicht ein wenig theoretisches Wissen hier und da, da sie ja aus gutem Hause stammte und eine gute Ausbildung genossen hatte. Auch Gerüchte waren an ihr Ohr gedrungen. Aber sonst? Nicht umsonst erhoffte sie sich von dem Waldläufer ein paar Hinweise, wie man dort oben am besten zurecht kam. Sie fühlte sich nicht im Nachteil ihm gegenüber, aber sehr wohl in der Rolle der „Schülerin“ in diesem Moment.
"Ihr seid Fräulein Kasani."
Seine Art, wie er sich lautlos bewegte, wie er einladend auf die beiden freien Stühle an seinem Tisch wies und besonders seine tiefe Stimme waren sehr angenehm in Sarins Ohren .
"Unser gemeinsamer Freund wünscht, dass ich Euch Informationen über die Oberfläche gebe. Ihr dürft mir den gesamten Abend lang Fragen stellen und ich will antworten, so gut ich kann. Aber vorher habe ich eine Frage an Euch, Fräulein Kasani: Habt Ihr schon bestellt? Was möchtet Ihr essen? Ich werde für alles aufkommen."
Er würde einen guten Märchenonkel abgeben. Man hört ihm einfach gerne sprechen!
„Danke. Das ist sehr charmant von ihnen.“
Sarin lächelte ihn offen an und fühlte sich immer wohler in seiner Umgebung. Sie wünschte Informationen von einem erfahrenen Oberflächengänger. Sie sollte ihn bezahlen! Aber sicherlich hatte Meister Londro auch hier seine Finger im Spiel. Sarin überlegte kurz und sprach ihre Gedanken dabei auch aus:
„Ich denke, ich sollte solange ich hier bin noch so viele Möglichkeiten zum essen wahrnehmen, wie es geht. Vielleicht etwas mit Ei und Pilzen? Ich weis nicht was der Wirt im Angebot hat.“
Proteine und Eiweiß. Wer weis was es da oben so gibt? Und ob ich es vertrage?
„...und wer weis wann ich dort oben gute „heimatliche“ Küche genießen darf! Und damit wäre ich auch schon bei meiner ersten Frage.“
Sie schmunzelte, nahm sich vor noch gut und reichlich bis zu ihrer Abreise zu essen und ließ kurz die Lippen über die Zähne rollen. Ihr Eifer, ihre Neugierde zeigten sich in einem strahlenden Lächeln, dass dann sogar ein bisschen weiße Zähne entblößte. Das hier war alles neu und aufregend. Wie würde es ihr dann wohl gehen, wenn sie tatsächlich das erste Mal den Himmel sah?
„Ist die Nahrung an der Oberfläche sehr anders? Muss ich mit Beschwerden rechnen? Sollte ich vielleicht beruhigende Tees für den Bauch mitnehmen? Gibt es Dinge, die man besser als Nachtelf nicht zu sich nehmen sollte?“
Sie bis sich noch einmal leicht auf die Unterlippe und stoppte so ihren Eifer, der drohte mit einem Mal überzulaufen. Etwas beschämt schaute sie kurz auf ihre sittsam gefalteten Hände auf ihrem Schoß.
„Ich hoffe, ihr fühlt euch von mir nicht überfahren.“
Ein fragender Blick und ein kleiner Wimpernschlag trug die Hoffnung zu ihm hinüber, dass er diesem Gespräch wirklich so offen gegenüber stand, wie er gesagt hatte.
„Ich habe leider sehr wenig Zeit um mich auf die Oberwelt vorzubereiten. Wenn ihr also vielleicht weniger meinen sicher teils sehr unstrukturierten oder auch überflüssigen Fragen eine Linie geben könntet, so wäre ich dafür sehr dankbar. Ich kann euch sicher den ganzen Abend mit Fragen überschütten, doch vielleicht ist es sinnvoller, wenn ihr mir aus euer Erfahrung berichtet, was euch als schwierig aufgefallen ist, der was ihr vermisst habt, als ihr das erste Mal hinauf gegangen seid.“
Ardel bewies Geduld allein schon dadurch, dass er den Wirt nicht heran winkte. Dieser schien ohnehin noch beschäftigt, so dass sie noch ein Weilchen ungestört waren.
„Mich interessieren vor allem die Grundlagen. Überlebensstrategien, falls ich zum Beispiel von der Gruppe getrennt werden sollte, Nahrung, Kleidung, Fortbewegung... Ich habe auch Gerüchte über „Wetterphänomene“ gehört auf die man vorbereitet sein sollte. Des weiteren ist natürlich das Tag-Nacht-Problem ein wichtiges Thema. Sind Nachtelfen an der Oberfläche ausschließlich nachtaktiv? Birgt das nicht auch soziale Probleme? Ist es wahr, dass nur wir Nachtelfen wirklich gut Nachts sehen können, im Gegensatz zu den anderen Völkern? Und natürlich gibt es sicher zahlreiche Gefahren, von denen ich nichts wissen kann. Flora und Phauna werden sicher sehr unterschiedlich zu unseren hier unten sein, oder?“
Obwohl Sarin die Flut an Fragen in ihr schon etwas eingedämmt hatte und ihm die Möglichkeit angeboten hatte, das Gespräch zu übernehmen, zu steuern, so waren ihr doch so ganz nebenbei deutlich zu viele Fragen heraus geschlüpft, als dass es als höfisch sittsam gelten konnte. Für sich selbst begründete sie sich diesen Eifer schlicht mit der Notwenigkeit und vor allem mit dem zeitlich begrenzten Rahmen. Nun da sie aber ihren ersten Redeschwall bezwungen hatte, schluckte sie einmal und ließ ihn antworten.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. August 2020, 22:42

Ardels Alter ließ sich nicht feststellen. Er machte da keinen Unterschied bei den Nachtelfen. Es war schwer, die Jahre zu deuten, die sie schon auf Celcia wandelten. Einzig an den kleinen Fältchen in den Augenwinkeln dieses Elfen mochte man vermuten, dass er entweder älter als Sarin war oder aber Bedeutsameres erlebt, das den Körper in Sachen Stress härter beansprucht hatte. Dieser Gedanke war nicht abwegig, wenn Ardel ein Waldläufer war. An der Oberflache gab es sicherlich einige Gefahren, jenseits der verbrennenden Sonnenstrahlen des Lichtgottes.
Sofort brodelten Fragen in Sarins Innerem hoch. Sie formten sich und drängten nach außen, als stünde sie kurz vor einem Ausbruch - so wie einige heiße Quellen, die es in tenfernteren Höhlen gab. In manchen davon konnte man baden; ein angenehmes Erlebnis. Andere jedoch zeigten sich zunächst nur als gefährlich tiefe Löcher, bis man das Brodeln hörte. Wer nicht schnell genug von ihnen fort kam, den traf der vom Erdkern aufgeheizte Wasserstrahl des Geysirs und das Ergebnis war tiefrote Haut, die nie wieder verheilte. Die Opfer solcher Geysir-Angriffe erzählten oft, dass sie sie Sonnenlicht genau so vorstellten. Es musste fürchterlich brennen!
So stellte Sarin ihre ersten Fragen, musste jedoch schnell einsehen, dass sie auf diese Weise viel zu viel unberücksichtigt ließ. Sie fand keine Struktur, immerhin wusste sie nicht, was sie alles zu erfragen hatte. Was war wichtig? Welche Gedanken unnötig? Nur Ardel konnte sie beantworten und das womöglich leichter, wenn er den roten Faden angab, dem sie folgen wollte. Also überließ sie ihm das Ruder. Seine Stimme klang ohnehin so angenehm großväterlich, dass es ihr nichts ausmachte, ihm einfach still zu lauschen und all seine Worte mit dem Schwamm der Neugier aufzusaugen.
Ardel betrachtete Sarin einen Moment. Dann nickte er. "Gut. Ihr esst und ich werde sprechen."
Nun brauchten sie beide doch den Wirt. Trotz aller Geduld hob Ardel also seine Hand. Das Leder war gut gepflegt. Es glänzte geschmeidig. Sarin entdeckte keine losen Fäden und auch keine ausgetrockneten Stellen, die den Handschuh rissig machen könnten und seine Lebenszeit somit verkürzten. Dieser Mann wusste mit seiner Ausrüstung bestens umzugehen.
Der Wirt am anderen Ecktisch sah den Wink. Er gab Ardel ein Zeichen, noch einen Augenblick zu warten und wechselte letzte Worte mit dem verhüllten Fremden. Dann begab er sich zu Sarin und dem Waldläufer. Noch auf dem Weg zu ihnen zückte er einen kleinen Block, dessen Papier aus gegerbter Fledermaushaut hergestellt war. Entsprechend grau wie der Rest der Dunkelschenke zeigte es sich. Dafür würde man die Kreideschrift darauf besser erkennen.
"Fräulein Kasani und ich wollen bestellen."
"Gut, ich höre."

Ardel musterte Sarin kurz, dann wandte er sich mit ruhigem Blick und ebenso ruhigen Worten wieder an den Wirt: "Erinnert Ihr euch an die Langohren, die ich Euch gestern Mittag hierher lieferte?"
"Sie sind ausgenommen und ausgeblutet. Ich habe köstliches Gulasch kochen lassen, mit reichlich Tiefenmöhrenscheibchen, Zwiebeln und Pilzen. Dazu serviere ich heute Kartoffeln."
"Bringt uns zwei Portionen und für das Fräulein noch ein zubereitetes Ei."
"Wenn ich die Dame bitten dürfte, zunächst ein anderes Getränk zu bestellen? Roten Mondenschein trinkt man üblicherweise allein."

Ardel hob eine Braue und richtete den Blick auf Sarin. Aber er sagte nichts dazu, auch nicht als der Wirt ihre neue Bestellung aufgenommen hatte und Richtung Küche verschwunden war. Stattdessen löste der Waldläufer beide Handschuhe nacheinander von den Fingern. Beim Essen würden sie nur stören. Er legte sie neben sich und so konnte Sarin erstmals erkennen, wie hart ein Beruf an der Oberfläche sein musste. Ardel besaß sehr raue Hände und Narben zierten diese auch. Am auffälligsten war eine sternförmige direkt auf seinem Handrücken. Die längste Spitze zog sich bis um seinen Daumen herum.
Er lächelte und hob besagte Hand an. "Da hat mich ein Petzebrumm angegriffen. Die Oberflächenbewohner nennen ihn ... Bär. Es sind gewaltige, haarige Wesen, die eigentlich sogar recht freundlich aussehen. Aber wenn man sie provoziert und sie sich aufrichten, sollte man keine Gegenwehr leisten. Am besten ist es, sich tot zu stellen, dann verlieren sie das Interesse." Er schmunzelte leidlich. "Zum Glück gab mir Manthala die Chance, es bei einem zweiten Treffen besser zu machen. Es erfordert viel Mut, sich vor dieser Bestie abzulegen anstatt zu laufen oder zu kämpfen, aber es wird mit dem Leben belohnt."
Diese und weitere Geschichten hielt Ardel für Sarin bereit. Er erzählte davon, tatsächlich sogar Manthalas Boten begegnet zu sein, aber nicht alle Eulen waren weiß wie man es hier im Untergrund erzählte. Vielleicht mochten die Braunen Eulen aber auch nur niedere Diener der Göttin sein. Als das Essen serviert wurde, berichtete der Waldläufer in längerem Ausmaß von Wäldern und wie diese Bäume überhaupt aussahen, aus denen Holz gewonnen wurde. Es gab nachtelfische Gruppen, die mit Äxten gen Oberfläche zogen, um Bäume zu schlagen. Manch Untergrundbewohner hielt einen Baum für ein bösartiges Lebewesen, das die tapferen Elfen bekämpften und ihm sein Holz entwendeten. Ardel klärte Sarin über diesen Misstand auf. Er erzählte, wie schön Bäume eigentlich waren und dass es viele verschiedene von ihnen gab. Ihm selbst gefielen die Kiefern des Waldes Arus am besten. Ja, viele Bäume zusammen nannte man Wald und der Arus war ein so großer Wald, dass er im Verbund aller Bäume sogar einen eigenen Namen erhalten hatte. Außerdem wusste Ardel Geschichten von einem Kloster zu berichten, in dem magisch begabte Menschen, aber auch andere Völker im Einklang lebten. Sie beherrschten eine Magie, die er nie zuvor gesehen hatte. Grelles Licht, das direkt aus ihren Fingern gen Himmel zuckte und bei den jungen Magiernovizen oft dafür sorgte, dass sie sich ihre Augenbrauen "wegbrutzelten", wie sie es nannten. Er habe viele junge Männer und Frauen ohne Brauen gesehen.
An dieser Stelle musste Ardel sogar lachen. Trotzdem solle man die Klosterbewohner nicht unterschätzen. Sie besaßen Macht, glücklicherweise wussten sie damit vernünftig umzugehen und Ardel ordnete sie als freundliche Oberflächenbewohner zu. Gefahren gab es allerdings auch. Er hielt einen sicher einstündigen Vortrag darüber, was Wölfe, Füchse und Bergluchse waren und wie man ihnen am besten aus dem Weg ging. Dann berichtete er von seinem Lieblingsthema, der Jagd. Dass seine Erfolge gerade in der Dunkelschenke beliebt sein mussten, durfte Sarin anhand ihrer Mahlzeit selbst schmecken. Überhaupt konnten Nachtelfen sehr bedenkenlos nahezu alles an der Oberfläche essen, was lecker aussah. Nur einige rote und schwarze Beeren - die kleinen runten, nicht die traubenartigen! - waren Vögeln vorbehalten. Vögel kannte Sarin. Nachtelfen brachten sie gern unter die Erde mit, auch wenn sie dort aufgrund des mangelnden Sonnenlichts nicht lange überlebten. Aber ihre Federn waren mehr als beliebt, vor allem zur Weiterverarbeitung. Außerdem befand sich ja der Käfig mit dem kleinen gelben Vogel noch immer bei den Elfen am Rundtisch in der Mitte der Schenke.
"Euer größter Feind wird die Sonne sein, Fräulein Kasani", kam Ardel langsam zum Ende. Er machte immer mehr Pausen und hatte bereits zwei Mal Wein nachbestellt. Seine Kehle wurde vom vielen Sprechen ganz rau. "Wenn ihr Kleidung aus Nachtelfenseide tragt, droht Euch aber keine Gefahr. Ich rate Euch, Eure Augen schwarz zu schminken, um auch die empfindlichen Ränder zu schützen. Oder tragt einen Schleier. Oberflächenbewohner machen sich zwar darüber lustig, doch sie wissen es nicht anders. Für sie seid Ihr der Exot. Wenn Ihr Eure Schutzkleidung tragt, ist es auch möglich, am Tage zu reisen. Wenn Ihr Euch dabei in den Schatten aufhaltet, seid Ihr zusätzlich geschützt. Und der Tag kann schön sein. Wenn Ihr glaubt, Farben zu kennen, habt Ihr sie noch nie bei Tageslicht erlebt. Die Welt ist trotz aller Gefahren unheimlich bunt und schön."
So endete er, lehnte sich etwas zurück und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas. Etwas angeheitert war er inzwischen schon. Man erkannte es an seinem leicht verklärten Blick. So wachsam wie noch vor Stunden waren seine Augen nicht mehr. "Brennt Euch sonst noch etwas auf der Seele, Fräulein Kasani? Es wird langsam spät."
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Samstag 15. August 2020, 19:19

"Gut. Ihr esst und ich werde sprechen."
Ardel hob seine Hand. Das Leder seiner Handschuhe war gut gepflegt. Es glänzte geschmeidig. Sarin entdeckte keine losen Fäden und auch keine ausgetrockneten Stellen, die den Handschuh rissig machen könnten und seine Lebenszeit somit verkürzten. Dieser Mann wusste mit seiner Ausrüstung bestens umzugehen und verriet so mehr über sich, als manch ein Wort. Sarin lächelte freundlich und setzte sich ein klein wenig gemütlicher hin. Dieser Mann war wirklich angenehm. Ein Mann mit Reife und Erfahrung.
Ob er verheiratet ist? ...Na huch? Woher kommt denn der Gedanke! Pfui, Sarin! Du bist verlobt!
, tadelte sie sich schmunzelnd und hörte Ardel aufmerksam zu. Alter und Zeit waren ohnehin eher relativ und manch ein alter Elf nahm sich ein junges Ding oder anders herum. So wie jeder es halt mochte, oder es eben der Stand verlangte.
Der Wirt am anderen Ecktisch sah den Wink. Er gab Ardel ein Zeichen, noch einen Augenblick zu warten und wechselte letzte Worte mit dem verhüllten Fremden. Dann begab er sich zu Sarin und dem Waldläufer.
"Fräulein Kasani und ich wollen bestellen."
"Gut, ich höre."

Ardel musterte Sarin kurz, dann wandte er sich mit ruhigem Blick und ebenso ruhigen Worten wieder an den Wirt:
"Erinnert Ihr euch an die Langohren, die ich Euch gestern Mittag hierher lieferte?"
"Sie sind ausgenommen und ausgeblutet. Ich habe köstliches Gulasch kochen lassen, mit reichlich Tiefenmöhrenscheibchen, Zwiebeln und Pilzen. Dazu serviere ich heute Kartoffeln."
"Bringt uns zwei Portionen und für das Fräulein noch ein zubereitetes Ei."

Sarin lief das Wasser im Munde zusammen.
Das klingt lecker!
"Wenn ich die Dame bitten dürfte, zunächst ein anderes Getränk zu bestellen? Roten Mondenschein trinkt man üblicherweise allein."
Ardel hob eine Braue und richtete den Blick auf Sarin. Diese zuckte äußerlich nur mit den Schultern, sah flüchtig am Wirt vorbei zur anderen Nische und meinte:
„Ist dem so? Dann später vielleicht oder einen anderen Tag. Heute werde ich dann nur nehmen was Herr Schattensprung trinkt.“
Sie sah wieder in die waldgrünen Augen ihres Gegenübers, der gerade seine Handschuhe auszog. Ardel besaß sehr raue Hände und Narben zierten diese auch. Am auffälligsten war eine sternförmige direkt auf seinem Handrücken. Die längste Spitze zog sich bis um seinen Daumen herum.
Er lächelte und hob besagte Hand an, da er ihren fragenden Blick bemerkt hatte.
"Da hat mich ein Petzebrumm angegriffen. Die Oberflächenbewohner nennen ihn ... Bär. Es sind gewaltige, haarige Wesen, die eigentlich sogar recht freundlich aussehen. Aber wenn man sie provoziert und sie sich aufrichten, sollte man keine Gegenwehr leisten. Am besten ist es, sich tot zu stellen, dann verlieren sie das Interesse."
Er schmunzelte leidlich und Sarin lauschte wie ein kleines Kind seinen Geschichten. Zu gern hätte sie sich Notizen gemacht oder sogar Skizzen gezeichnet um die Bilder in ihrem Kopf von Ardel segnen zu lassen.
"Zum Glück gab mir Manthala die Chance, es bei einem zweiten Treffen besser zu machen. Es erfordert viel Mut, sich vor dieser Bestie abzulegen anstatt zu laufen oder zu kämpfen, aber es wird mit dem Leben belohnt."
Sarins Augen mussten handtellergroß sein und strahlen wie zwei silberne Sterne, als sie das Umgebungslicht einfingen und die purpurnen Iriden umrahmten das Innere gleich eine Korona den Mond in heißen Nächten. Ardel erzählte so wunderbar. Ardel klärte Sarin über den Missstand auf, das Bäume im Volksmund bösartige Wesen wären. Er erzählte beispielsweise, wie schön Bäume eigentlich waren und dass es viele verschiedene von ihnen gab. Ja, viele Bäume zusammen nannte man Wald und der Arus war ein so großer Wald, dass er im Verbund aller Bäume sogar einen eigenen Namen erhalten hatte. Außerdem wusste Ardel von vielen anderen Geschichten zu berichten. Gefahren gab es allerdings auch. Er hielt einen Vortrag darüber, was Wölfe, Füchse und Bergluchse waren und wie man ihnen am besten aus dem Weg ging. Dann berichtete er lange von seinem Lieblingsthema, der Jagd.
"Euer größter Feind wird die Sonne sein, Fräulein Kasani"
, kam Ardel langsam zum Ende. Er machte immer mehr Pausen und hatte bereits zwei Mal Wein nachbestellt. Seine Kehle wurde vom vielen Sprechen ganz rau, aber auch das gefiel der wissensdurstigen Nachtelfe. Sie hing an seinen Lippen.
"Wenn ihr Kleidung aus Nachtelfenseide tragt, droht Euch aber keine Gefahr. Ich rate Euch, Eure Augen schwarz zu schminken, um auch die empfindlichen Ränder zu schützen. Oder tragt einen Schleier...“
„Ich werde mir beides merken und berücksichtigen.“
„... Oberflächenbewohner machen sich zwar darüber lustig, doch sie wissen es nicht anders. Für sie seid Ihr der Exot. Wenn Ihr Eure Schutzkleidung tragt, ist es auch möglich, am Tage zu reisen. Wenn Ihr Euch dabei in den Schatten aufhaltet, seid Ihr zusätzlich geschützt. Und der Tag kann schön sein. Wenn Ihr glaubt, Farben zu kennen, habt Ihr sie noch nie bei Tageslicht erlebt. Die Welt ist trotz aller Gefahren unheimlich bunt und schön."
Sarin lächelte versonnen. Ardel hatte solch phantastische Bilder in ihren Geist gemalt, dass sie die Angst fast nicht mehr wahrnahm, sondern nun doch regelrecht in einen kleinen Rausch der Abenteuerlust hinein tauchte. Er hatte sich etwas zurück gelehnt und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas. Etwas angeheitert war er inzwischen schon, erkannte sie an seinem leicht verklärten Blick. So wachsam wie noch vor Stunden waren seine Augen nicht mehr.
"Brennt Euch sonst noch etwas auf der Seele, Fräulein Kasani? Es wird langsam spät."
„Tausend Fragen, geboren aus tausend Bildern, die ihr in mein Herz gezeichnet habt! Aber ich will euch nicht über das rechte Maß beanspruchen. Ihr seid sicher müde und ich bin überaus dankbar, dass ich euch zuhören durfte! Euer Rat war mir teuer und sicher in Zukunft sehr hilfreich.“
Sarin war putz munter, regelrecht aufgekratzt und hatte ihrerseits kaum selbst an ihrem Wein genippt, aber beim Langohr-Gulasch ordentlich zugeschlagen. Ihr Vorsatz sich vorsichtshalber einen kleinen Vorrat anzufuttern für schlechte Zeiten wurde zeitnah umgesetzt. Und außerdem schmeckte es vorzüglich!
Ich sollte das Rezept für die Palastköchin erfragen... Aber Köche sind da so eigen.
Sarin verwarf den Gedanken gleich wieder. Sie würde ja auch keins ihrer Schnittmuster so einfach heraus geben. Also wandte sie sich erneut an Ardel, auch wenn dieser mit der Frage nach dem Feuer in ihrer Seele ihr erst Zunder, aber dann durch die Erwähnung der fortgeschrittenen Stunde gleich wieder einen Dämpfer gegeben hatte:
„Ein Thema hätte ich noch, zu der ich euren Rat bräuchte...“
Sie zog kurz nachdenklich die Brauen zusammen und war sich nicht ganz sicher, ob sie die richtigen Worte wählte.
„Ihr spracht davon, dass sich die Oberflächenbewohner über unsere Kleidung lustig machen. Wie...“
Sie legte den Kopf fragend schief.
„Wie verhalte ich mich am besten wenn ich auf Fremde treffe? Gibt es besondere Gebräuche unter den Völkern - jene die vielleicht mit den unsrigen kollidieren und zu Missverständnissen führen könnten?“
Bei manch einer Kultur mochte eine Geste etwas anderes bedeuten als bei einer anderen. Ardel Schattensprung war sicher weit herum gekommen und hatte sicher auch nicht nur Kontakt zu den Tieren des Waldes gehabt, sondern auch zu anderen Völkern.
„Was denkt die Oberwelt von uns Nachtelfen? Wie sind die sozialen Gefüge?“
Und dann fragte sie sich still:
Sollte ich ihn fragen, was er von unseren dunkelelfischen Besuchern hält? Das wäre für ihn vielleicht etwas verfänglich, aber vielleicht hat er auch etwas gesehen oder bemerkt, als sie angekommen sind, was er als erfahrener Mann der Wildnis anders sieht als wir die nie den Himmel sahen.
Dieser Gedanke und ihr Zögern noch eine Frage zu stellen, ließ sie ihn ihn ihrer Mimik sehen. Aber wenn er nicht nachhakte, lieber keine brisanteren Themen besprechen wollte, so würde sie es darauf beruhen lassen. Stellte er die Frage: „Ist noch etwas?“ oder etwas in der Art, so würde sie sich näher zu ihm setzten und auch dieses Thema leise besprechen, dass selbst die neugierigsten Elfenohren es nicht hören konnten. Falls Ardel jedoch zu müde war, so würde sie ihn höflich verabschieden und ihn ziehen lassen. Das was er ihr gegeben hatte, war schon mehr wert, als sie sich erhofft hatte. Doch so voll von Bildern und aufgekratzt wie sie war, so würde sie, sofern der Waldläufer gegangen war vielleicht … und nur ganz vielleicht … doch noch einen roten Mondschein bestellen.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. August 2020, 22:14

Die beiden saßen nun schon über Stunden zusammen und auch wenn sich Ardels Zunge durch den guten Tropfen immer mehr gelockert hatte, blieb er ungemein höflich, wenn nicht gar zurückhaltend. Manche mochten behaupten, er geizte mit Charme, aber der Waldläufer war eher pragmatisch gestrickt. Er blieb beim Wesentlichen, schmückte dafür seine Geschichten hier und dort etwas aus, um sie interessanter zu machen. Für das Reich der Nachtelfen und seiner Bewohner hatte er nur so viel Interesse, als dass er ihnen Respekt zollte. Seine Leidenschaft steckte in allem, was an der Oberfläche lauerte, sei es nun Gefahr oder ein kleines Wunder der Natur.
Zwischendurch fragte er Sarin, ob sie jemals Manthalas blasses Antlitz gesehen habe - im wahren Leben, nicht als Abbildung in einem Buch! Er beschrieb den Mond so wunderbar, dass jeder gläubige Nachtelf eine tiefe Sehnsucht danach verspüren musste, sich sofort nach oben aufzumachen. Groß und blass sollte er sein, manchmal mit einem mattblauen, fast silbernen Schimmern. Ein anderes Mal zeigte er sich aber auch in der Farbe geschlagenen Eierschaums und dann war er voll und strahlte so klar zwischen den Bäumen hindurch, dass er alles problemlos sehen konnte und zwar nicht in den nächtlichern Schatten, sondern auch matt in den eigentlichen Farben, die Flora und Fauna am Tage haben mussten. Am liebsten war Ardel aber die Zeit, wenn es dämmerte und sich der Bodennebel verzog. Es war zwar auch die Zeit, in der ein Nachtelf sich langsam verhüllen sollte, aber kaum etwas Anderes wirkte dann so unschuldig, so still und unberührt wie Celcia selbst in diesem geheimnisvollen Licht. Wenn selbst die Vögel noch schliefen, konnte man nur eines hören: Stille. Und sie war wunderbar. Den Klang, den Stille erzeugen konnte, durfte Sarin sich nicht entgehen lassen.
Davon und von reichlich mehr sprach der Nachtelf, bis seine Mahlzeit kalt war. Auf die kam er auch noch zu sprechen, erzählte Sarin von den Langohren - kleinen, aber sehr flinken Tieren, die im Wald lebten und zur Dämmerung gern auf die Felder kamen, um dort frisches Gras oder Gemüse von den Äckern der Oberflächenewohner zu fressen. Sie konnten ihre Ohren in alle Richtungen drehen, besaßen aber pelzige runde Löffel. Ein bisschen erinnerten sie aber an die Elfen unter der Tierwelt. Ardel mochte die Langohren, vor allem, weil ihr Fell weich und ihr Fleisch lecker war. Nicht viel, aber gut. Er versprach, bei seinem nächsten Besuch "oben" nach richtigem Wild zu jagen. Rehe, das waren vierbeinige, braune Geschöpfe, die manchmal Zweige der Bäume auf dem Kopf trugen, um sie als Waffen einzusetzen. Majestätisch sahen sie aus, schmeckten in der Pilzsoße der Dunkelschenke aber am besten.
Er schweifte furchtbar oft ab, aber igendwann war seine Stimme heiser, die Kehle trotz allen Alkohols trocken und der Elf müde. Die Erzählungen gerieten gehäufter ins Stocken. Er legte Pausen ein und die Begeisterung fand sich nur noch in seinen Augen wieder. Sarin merkte selbst, wie viel seiner Zeit sie inzwischen beansprucht hatte. Alle anderen Gäste waren schon durch neue ersetzt worden, von dem geheimnisvollen Kapuzierten in der anderen Tischecke abgesehen.
Und dennoch war ihr Wissensdurst noch nicht vollends gestillt. Eine Frage stellte sie ihm noch, die zweite hing unausgesprochen im Raum. Ardel sah Sarin entgegen, als hätte er beide gehört. Seine Miene verhärtete sich zu einer steinernen Maske. Die Grübchen an den Mundwinkeln schwanden, so ernst schaute er nun drein. In diesem Augenblick wusste Sarin, dass sie in ein Wespennest gestochen hatte.
Dennoch blieb Waldläufer Schattensprung höflich: "Es kommt darauf an, wem Ihr auf Euer Reise begegnen werdet. Manche Wesen wie die kurzbeinigen Goblins sind furchtbar gescheit, halten alle anderen dafür aber grundlegend für dumm. Haltet sie in dem Glauben und Ihr kommt mit ihnen halbwegs aus. Die Waldmenschen, etwas südlich vom Arus gelegen, werden Euch respektieren und ob Eurer Kleidung nur verwirrt anstarren, solange Ihr die Natur nicht mit Füßen tretet. Ich hörte von einer Gruppe Waldläufer, die achtlos als alt und damit ehrbar gezählte Bäume gefällt haben. Sie kehrten nicht hierher zurück."
Eine Pause setzte ein. Ardel schien noch etwas sagen zu wollen, zögerte aber selbst nun wie Sarin zuvor. Sie hatte ihre wichtigste Frage nicht gestellt, doch der Nachtelf war erfahren. Er konnte sie in ihren Augen sehen, an ihrer Haltung erahnen und spürte instinktiv, was ihr auf der Seele brannte. Sein Blick wanderte durch den Schankraum. Es schienen keine Dunkelelfen anwesend zu sein. Überhaupt war es sehr ruhig geworden. Am Tresen hockten zwei Nachtelfen in finsterer Lederkleidung, die sich leise mit dem Wirt unterhielten. Ein Gast kehrte soeben in die Taverne ein, um sein Zimmer zu beziehen. Er blieb nicht im Schankraum. Einzig der stille Beobachter aus der anderen Ecke war noch da. Er fiel aber kaum auf, denn er hatte sich bestimmt seit über einer Stunde nicht mehr gerührt. Möglich, dass er über seinem Rotwein eingeschlafen war.
Endlich sprach Ardel weiter, aber er beugte sich dafür über den Tisch, um mit Sarin sehr gedämpft reden zu können. Offenbar sollte nur sie seine Worte hören: "Ich werde ehrlich mit Euch sein, weil Ihr mir einen guten Eindruck macht, Fräulein Kasani. Auch wenn ich damit vielleicht gleich auf Widerstand stoße oder Eure Sympathie verliere, muss ich Euch mein Bedauern aussprechen. Ich bedaure Euch um Euer Schicksal. Es ist kein Gutes. Dunkelelfen ... sind nicht gut. Sie mögen uns nicht so sehr verachten wie alle anderen elfischen Verwandten, aber in ihren Augen stehen wir dadurch dennoch nicht besser da. Jede noch so riskante, aber erfolgreiche Mission belächeln sie. Sie halten uns für ein schwaches Volk, das man unterdrücken kann. Ich weiß, dass manche Nachtelfen in Morgeria als Sklaven gehalten werden. Und es wäre so schade um Eure anmutige Gestalt."
Er lehnte sich zurück, griff nach seinen Handschuhen und stülpte sie über. Ardel machte sich bereit, um aufzubrechen. Er hatte nahezu alles gesagt. Als sein Stuhl mit einem seichten Kratzen über den Boden schabte, sobald er sich erhob, meinte er nur noch: "Achtet auf Euch, das ist alles, was ich Euch raten kann. Bleibt unscheinbar." Er nickte nur, anstatt sich zu verneigen, doch bei einer Gestalt wie ihm reichte es vollkommen aus. Dann wandte er sich zum Gehen und ließ Sarin allein am Tisch zurück.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 16. August 2020, 09:55

Zwischendurch fragte Ardel Sarin, ob sie jemals Manthalas blasses Antlitz gesehen habe. Groß und blass sollte er sein, manchmal mit einem mattblauen, fast silbernen Schimmern. Sarin dachte nach und da war tatsächlich eine blasse Erinnerung. Hatte einst ihr Vater ihre Mutter zu einer Manthala-Anbetungszeremonie mit an die Oberfläche genommen, als sie noch sehr klein gewesen war? Sarin glaubte sich an seine starken Arme zu ersinnen, auf denen sie gesessen hatte und ihre Mutter von diesem sichersten Punkt der Welt aus beobachtete, wie sie der hellen Scheibe an der Decke huldigte. Das Bild in ihrem Kopf war so blass wie das silberne Licht das es erhellte. Selbst die Gesichter ihrer Eltern konnte Sarin nicht mehr scharf erkennen. Doch da waren andere Eindrücke die geblieben waren. Das Gefühl von Urvertrauen, Sicherheit und Liebe. Noch heute verband Sarin mit dem Mond diese Gefühle auch wenn er fern war und Manthala sie dafür vielleicht sogar belächeln würde. Sarins Glaube in die Göttin war sehr tief verwurzelt, fast vergessen, aber doch so rein wie das Mondlicht selbst. Als Ardel sie nach dieser Erfahrung fragte, antwortete sie ehrlich:
„Ich weis es nicht genau... Wenn dann ist es zu lange her, als dass ich mich klar daran erinnern kann.“
Dann erzählte der Waldläufer weiter und Sarin war dankbar für jedes Wort. Er beschrieb die Welt der Oberfläche wie ein Autor der seine Geschichten liebte. Seine Stimme transportierte nicht nur Bilder, sondern auch Gefühle, so dass Sarin sich bereits jetzt auf die stille Stunde zwischen Tag und Nacht freute. Die Stunden vergingen wie der Flug der Feder. Unbemerkt und lautlos sank die Zeit zu Boden und man merkte es erst, als es vorbei war. Doch ein Thema brannte Sarin natürlich noch auf der Seele und als sie es ansprach, war ihr, als hätte sie in ein Wespennest gestochen.
Die Stimmung schlug um und fast tat es ihr leid, doch gleichzeitig waren diese Informationen ihr wichtiger als Adels Wohlwollen. Dennoch blieb der Waldläufer Schattensprung höflich und berichtete abermals von wundersamen Zusammenhängen:
"Es kommt darauf an, wem Ihr auf Euer Reise begegnen werdet. Manche Wesen wie die kurzbeinigen Goblins sind furchtbar gescheit, halten alle anderen dafür aber grundlegend für dumm. Haltet sie in dem Glauben und Ihr kommt mit ihnen halbwegs aus. Die Waldmenschen, etwas südlich vom Arus gelegen, werden Euch respektieren und ob Eurer Kleidung nur verwirrt anstarren, solange Ihr die Natur nicht mit Füßen tretet. Ich hörte von einer Gruppe Waldläufer, die achtlos als alt und damit ehrbar gezählte Bäume gefällt haben. Sie kehrten nicht hierher zurück."
Eine Pause setzte ein. Sie hatte ihre wichtigste Frage nicht gestellt, doch der Nachtelf war erfahren. Er konnte sie in ihren Augen sehen, an ihrer Haltung erahnen und spürte instinktiv, was ihr auf der Seele brannte. Sein Blick wanderte durch den Schankraum. Es schienen keine Dunkelelfen anwesend zu sein. Überhaupt war es sehr ruhig geworden. Endlich sprach Ardel weiter, aber er beugte sich dafür über den Tisch, um mit Sarin sehr gedämpft reden zu können. Sie kam ihm entgegen und roch dabei sogar den Wein seines Atems. Offenbar sollte nur sie seine Worte hören:
"Ich werde ehrlich mit Euch sein, weil Ihr mir einen guten Eindruck macht, Fräulein Kasani. Auch wenn ich damit vielleicht gleich auf Widerstand stoße oder Eure Sympathie verliere, muss ich Euch mein Bedauern aussprechen. Ich bedaure Euch um Euer Schicksal. Es ist kein Gutes...“
Sarin schluckte trocken.
„... Dunkelelfen ... sind nicht gut. Sie mögen uns nicht so sehr verachten wie alle anderen elfischen Verwandten, aber in ihren Augen stehen wir dadurch dennoch nicht besser da. Jede noch so riskante, aber erfolgreiche Mission belächeln sie. Sie halten uns für ein schwaches Volk, das man unterdrücken kann. Ich weiß, dass manche Nachtelfen in Morgeria als Sklaven gehalten werden. Und es wäre so schade um Eure anmutige Gestalt."
Plötzlich war es kalt im Raum und Sarin fröstelte. Ardel lehnte sich zurück, griff nach seinen Handschuhen und stülpte sie über. Ardel machte sich bereit, um aufzubrechen. Er hatte nahezu alles gesagt. Als sein Stuhl mit einem seichten Kratzen über den Boden schabte, sobald er sich erhob, meinte er nur noch:
"Achtet auf Euch, das ist alles, was ich Euch raten kann. Bleibt unscheinbar."
Er nickte nur, anstatt sich zu verneigen, doch bei einer Gestalt wie ihm reichte es vollkommen aus. Sie erwiderte den kurzen Abschiedsgruß, dann wandte er sich zum Gehen und ließ Sarin allein am Tisch zurück. Sie saß noch immer leicht nach vorn gebeugt mit den Ellenbogen auf der Tischplatte und hatte ihre geschlossene Hand unter ihr Kinn gestützt. Was locker begonnen hatte, hatte sich mit seinen letzten Worten in eine verkrampfte Haltung verändert und unsichtbar für die Welt pressten sich ihre Fingernägel in ihre Handfläche. Das leichte Brennen tat gut. Bevor es jedoch zu schmerzhaft oder dauerhaft werden konnte, lehnte sich Sarin zurück und legte ihre Hände unter die Tischplatte auf ihren Schoß. Dort massierte sie leicht ihre Finger und streckte die verkrampften Gelenke, während sie nachdenklich ihren Blick durch den Raum schweifen ließ. Es war eine Sache von den Untaten ihrer dunklen Verwanden in Form von gruseligen Geschichten bei Hof zu hören. Aber es war eine ganz und gar anders Sache, diese dann von einem erfahrenen Mann bestätigt zu wissen.
...Bleibt unscheinbar, hat er gesagt... Leichter gesagt, als getan. Ich werde eine Fürstin von Blutdorn.
Und Ardels Einschätzung der Dunkelelfen und ihren Motiven traute sie ebenfalls nicht.
Was wenn das alles nur ein Spiel für den Fürsten ist um sich eine besondere Trophäe zu sichern? Ich muss Herrin Méntara fragen, ob er überhaupt eine glaubhafte Legitimation vorgelegt hat um die Friedensverhandlungen führen zu dürfen.
Plötzlich war die Möglichkeit wieder aus diesem ganzen Schlamassel irgendwie heraus zu kommen, ihren Fluch zu „aktivieren“ wieder deutlich interessanter geworden. Was wenn das alles schlicht „falsch“ war, eine List um sich eine schicke Sklavin zu angeln und dann lachend über die dummen Nachtelfen davon zu ziehen. Was wenn sie gerade in die Sklaverei verkauft wurde anstatt in eine ehrbare Ehe?!?
Für sein Land zu sein Leben zu opfern und für sein Land zu sterben waren sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge!
Sarin stellte verbissen fest, dass sie zwar bereit war ihr Leben als Ehefrau an des Prinzen Seite zu führen, aber wenn man sie hier schlicht „vorführte“, dann sollte sie sich ein Hintertürchen offen halten. Instinktiv ging bei diesen Gedanken ihr Blick zu der gegenüber liegenden Nische der Taverne, wo der dunkle Gast anscheinend eingeschlafen war. Etwas neidvoll gestand sie sich ein, dass sie wohl mal wieder eine Nacht mit wenig oder gar keinem Schlaf verbringen würde.
Notfalls schlaf ich wenn ich tot bin... oder auf der Reise nach Morgeria, was vielleicht auf das gleiche hinaus läuft...
, witzelte sie trocken in sich hinein.
Ich hoffe, wir reisen in einer Kutsche. Alles andere wird schwierig werden... Hm...
Da Essen und die Getränke drängten nach so vielen Stunden sie wieder zu verlassen, also stand sie auf und folgte den Hinweisen zum Abort. Nach dem sie sich erleichtert hatte, kehrte sie an ihren Tisch zurück und winkte den Besitzer der Schenke zu sich.
„Eine Frage, Herr Wirt. Hat mein Begleiter von eben, die Rechnung schon bezahlt?“
Ardel hatte ja erwähnt, dass er sie einladen würde und Sarin glaubte, dass Meister Londro da seine Finger im Spiel hatte um ihr einmal mehr etwas gutes zu tun. Doch Ardel war sehr schnell verschwunden. Vielleicht hatte sie das Bezahlen aber einfach nur nicht mitbekommen.
„Und dann hätte ich gern wohl doch noch einen roten Mondschein.“
Sarin legte die Münzen im Voraus auf den Tisch.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. August 2020, 14:22

Ardel Schattensprung ließ Sarin mit reichlich düsteren Gedanken und Überlegungen zurück. Ihr Vorhaben, in Morgeria neu zu erblühen und sich ein Netz aus Kontakten aufzubauen, klang mit einem Mal nicht mehr so aufregend, ja nicht einmal durchführbar. Sollte sie wirklich die Frau von Dhansair von Blutsdorn werden oder war sie nur dessen Vorzeigetrophäe? Wollte der Fürst für einen Sohn einfach eine schöne Sklavin ergattern, die ihm nur Kinder gebar, damit sie ihren Sklavenhaushalt billig aufstocken konnten?
War es überhaupt Rechtens, dass sie sich einfach aus ihrer Heimat auf diese Weise ... entführen ließ wie ein unterirdischer Höhlenkäfer? Exotische Ware, so schwebte der Gedanke wie ein Aushängeschild über ihrem Kopf. Könnte sie ihr Schicksal noch aufhalten und wie sähen die Konsequenzen aus? War Fürst Raikhyn überhaupt in der Lage, den angedrohten Krieg umzusetzen? Wieviel hatte seine Familie im Reich der Dunkelelfen zu sagen? Wie gefährlich konnten die von Blutsdorn für das Reich der Nachtelfen wirklich werden? Und wie weit konnte Sarin noch auf ihre Stadtherrin vertrauen, dass jene sie nicht einfach in die Sklaverei verkaufte?
Das Gespräch mit Ardel mochte ihr viele Fragen über die Oberfläche beantworten haben, aber es hatte auch Unsicherheit geschürt und nur weitere unbeantwortete Gedankenhaufen aufgestockt. Vielleicht lag es am Wein. Sarin mochte nicht so viel getrunken haben wie der Waldläufer, aber allein aus Höflichkeit heraus hatte auch sie sich das eine oder andere Glas einschenken lassen. Es vernebelte die Sinne. Manche Nachtelfen wurden durch etwas Alkohol sofort aufgeschlossener oder zu peinlich amüsanten Witzbolden. In anderen wuchs die Aggression zusammen mit einer falschen Selbstwahrnehmung, gefährliche Wetten abzuschließen. Bei Sarin schien der Wein Unsicherheit geweckt zu haben.
Sie musste dringend davon loskommen, ebenso wie von einem Schicksal in Sklaverei oder zumindest der Schmach, von den Dunkelelfen vorgeführt worden zu sein. Das Gefühl würde noch schlimmer sein, als wenn sie in ihrem neuen Brautkleid am Altar des Manthala-Tempels stand und Dhansair plötzlich ablehnte. Aber jemand hatte ihr eine Richtung gewiesen, den Fluch zu wiederholen.
Ihr Blick glitt zum anderen Ecktisch. Es war der letzte im Schankraum, an dem noch jemand saß. Der Wirt verabschiedete gerade die anderen Gäste. Es sah so aus, als würde er für heute gleich Feierabend machen wollen. Aber eine Bestellung musste er noch aufnehmen. So kam er zu Sarins Tisch. Seine unerwarteten Manieren ließen zu, dass er fragte: "Hat es geschmeckt, Fräulein?"
Er griff nach dem gebrauchten Geschirr. Dann lächelte er. "Oh, die Kosten für die Mahlzeiten und den Wein übernimmt ein anderer. Normalerweise lasse ich mich auf derlei Geschäfte nicht ein, aber Schneider Londro besitzt einen tadellosen Ruf. Ich werde das Geld bekommen."
Wie sie es geahnt hatte, steckte Meister Londro dahinter. Guter alter Meister Londro. Er versuchte wirklich, Sarins letzte Tage in ihrer Heimat so angenehm wie möglich zu gestalten. Viel Zeit blieb ihr ja nicht mehr. Morgen würde sie eine Audienz bei Mentará erhalten. Sie durfte aber auch nicht vergessen, dass ihre namenlose Freundin noch ein Abschiedsgeschenk für sie bereit hielt. Und ihr Brautkleid musste vollendet, die übrige Kleidung aus Londros Schneiderei abgeholt werden. Blieb da noch Zeit für geheimnisvolle Botschaften von vermummten Gestalten?
Sarins Entscheidung stand fest. So bestellte sie erneut den roten Mondenschein und dieses Mal nickte der Wirt. "Kommt sofort." Dann räumte er das Geschirr ab. Sarin musste sich noch eine Weiel gedulden und ertappte sich vielleicht dabei, erneut zu der anderen Nische mit dem Ecktisch zu schauen. Der letzte Gast neben ihr hatte sich nicht gerührt. Sein Glas war schon vorhin leer gewesen. Er musste wirklich eingeschlafen sein. Dann hatte er wohl doch nichts mit der Bestellung zu tun?
Endlich tauchte der halb blinde Wirt wieder bei ihr auf. Er trug ein neues Weinglas und eine Flasche auf einem Tablett mit sich. Das Getränk hatte Sarin nie zuvor gesehen. Es handelte sich jedenfalls nicht um Mondenschein, sei er nun rot oder bleich wie man ihn sonst verkaufte. Die Flasche war aus schwarzem Glas hergestellt, so dass man die Farbe der Flüssigkeit darin gar nicht deuten konnte. Das Etikett wies keinen Namen auf, besaß die gleiche Farbe wie das Glas und nur eine feine Borte, die sich wie ein Rankengewächs um die schwarze Rose in der Mitte wand. Lediglich an einem einzigen Dorn dieser Ranken hing ein schimmernd roter Tropfen. Es handelte sich also um einen Rotwein?
"Es ist Tradition, roten Mondenschein mit einem Fremden zu teilen", raunte der Wirt dann und wies in Richtung des anderen Ecktisches. Also doch! "Wenn ich bitten darf, dass Ihr Euch umsetzt. Ich lasse Euch ein Licht, aber der Tresen ist für heute geschlossen. Wenn Ihr noch etwas wünscht, findet Ihr mich in der Küche. Ruft einfach, ich werde es hören."
Falls das hier eine Falle darstellte, bei der Sarin auf Zeugen einer möglichen Entführung oder eines Angriffs gehofft hatte, konnte sie diese Hoffnung nun begraben.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 16. August 2020, 18:12

Erst heißt es: „Roten Mondenschein trinkt man üblicherweise allein." und jetzt: "Es ist Tradition, roten Mondenschein mit einem Fremden zu teilen". Die Sitten um dieses Getränk sind wahrlich wandelbarer als der Gemütszustand einer Frau zum Vollmond!
, dachte Sarin mit einem Anflug von Sarkasmus und betrachtete die wirklich hübsche Flasche, die der Wirt servierte.
"Wenn ich bitten darf, dass Ihr Euch umsetzt. Ich lasse Euch ein Licht, aber der Tresen ist für heute geschlossen. Wenn Ihr noch etwas wünscht, findet Ihr mich in der Küche. Ruft einfach, ich werde es hören."
Dann ging er. Falls das hier eine Falle darstellte, so war es ihr nach diesem langen Tag schon fast egal. Ihre Freunde wussten wo sie hin gegangen war war. So viel Informationen, wie sie durch ihren Kopf herum wirbelten und noch mehr Befürchtungen und Ängste, die in ihrem Bauch herum sausten, sorgten dafür, dass sie ohnehin heute Nacht kein Auge zubekommen würde. Da könnte sie auch genauso gut die schlaflose Zeit sinnvoll nutzen. Kurz entschlossen erhob sie sich, strich ihre Jacke glatt, schnappte sich das Tablett und marschierte zu dem letzten Gast der Schenke hinüber, stellte alles ab und setzte sich ohne viel Redens zu ihm auf die andere Seite des Tisches. Sofort kam sie auf den Punkt:
„Also, hier bin ich. Was wollt ihr von mir und warum?!“
Blieb zu hoffen, dass sie ihr Gegenüber nicht noch wach rütteln musste. Ihr Geduldsfaden war nicht mehr der dickste und einen Dunkelelfen wach zu rütteln, sollte nicht unbedingt heute noch ihren Erfahrungsschatz bereichern, zumal sie schon einen gewissen Verdacht hegt, wer sich unter dem Umhang verbarg. Gewissen Leuten kam man einfach nicht so gern nahe, wenn sie unsanft geweckt wurden und vielleicht zu Überschussreaktionen neigten.
Zack, Dolch über die Kehle und das war's, Sarin! Also schön Abstand wahren!
Ungeduldig wartete sie auf seine Reaktion.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Montag 17. August 2020, 11:26

Der Abend war furchtbar lang gewesen und auch, wenn Sarin reichlich Informationen durch Ardel Schattensprung erhalten hatte, so laugte es aus, einem anderen derart lange zuzuhören. Außerdem hatte sie mehr als gut gespeist. Sie hatte auf Vorrat gegessen, was sie nun zusätzlich träge machte. Das war sicherlich nicht die beste Entscheidung gewesen, angesichts eines möglichen Hinterhaltes. Mit schweren Lidern und einem vollen Bauch würde es umso schwerer sein, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Andererseits drängte es sich auf diese Weise nun auch zu schnellen Handlungen. Sie ließ sich nicht verunsichern, dafür war sie inzwischen viel zu müde. Kurzum wandte Sarin sich an den Ecktisch mit dem letzten Gast und sprach ihn direkt an. Sie konnte nur hoffen, dass es ihn aus seinem eigenen Nickerchen herausholen würde.
Aber der Kopf hob sich viel zu rasch, als dass diese Person hätte schlafen können. Offenbar hatte er es nur vorgetäuscht, die ganze Zeit auf ihre Mondenschein-Bestellung gewartet und vielleicht sogar im ruhiger gewordenen Schankraum gelauscht. Wieviel hatte die Gestalt mitbekommen und wieviel davon könnte sie sowohl gegen Sarin als auch Ardel verwenden? Immerhin hatte sich der Waldläufer am Ende nicht allzu gut über die Dunkelelfen ausgelassen und dass ihr ein solcher gegenüber saß, zeigte sich nun, als Sarin ihn aus der Nähe betrachten konnte. Das Gesicht mochte durch die Kapuze in tiefen Schatten liegen, aber am Hals erkannte sie eindeutig den nicht nachtelfischen Hautton. Zudem kam ihr die Statur plötzlich vertraut vor, als die Gestalt sich in ihrem Stuhl etwas gerade setzte. Wo hatte sie diese breiten Schultern schon einmal gesehen?
"Wie schön, dass Ihr... Oh. Ihr sprecht vermutlich immer noch kein Lerium. Bitte, setzt Euch." Nun erkannte sie ihn. Die Stimme, sein Hinweis, alles. Und doch schaute er so viel anders aus, wenn er keine Rüstung trug. Seine Muskelmasse ließ sich unter dem Umhang zwar nicht verbergen, dennoch wirkte es befremdlich, ihn in dunkler Lederkluft zu sehen. Iryan Ferndall hob den Kopf etwas weiter an, dass seine tieblauen Augen wie kleine Seen aus dem tiefen Land, das seine Haut bildete, heraus stachen. Er lächelte, gar etwas scheu. Dann senkte er seine Stimme, damit nicht einmal neugierige Wirtsohren etwas mitbekamen. Sarin musste sich zwangsläufig vorneigen, um ihn ebenfalls verstehen zu können: "Verzeiht diese Heimlichkeiten. Dennoch bitte ich Euch, über mich und unser Treffen absolutes Stillschweigen zu bewahren. Mein Herr, in dessen Auftrag ich hier bin, erwartet von Euch äußerste Diskretion ... und ich habe für Euch gebürgt."
Er lehnte sich etwas zurück, um das Weinglas beiseite zu schieben. Ein flüchtiger Blick glitt zur Küchentür. Von dort hörte man das Seufzen eines Mannes, der die Abrechnung des Tages machen musste, mit Zahlen aber nicht so gut bewandert war wie damit, den Gewinn anhand der Höhe eines Münzstapels zu schätzen.
Iryans Aufmerksamkeit kehrte zu Sarin zurück. "Ich muss Euch leider mitteilen, dass es zu keiner Eheschließung kommen wird, wenn Ihr vorhabt, uns nach Morgeria begleiten zu wollen. Mein Herr kann sich leider nicht erfolgreich gegen seinen Vater auflehnen, lehnt dessen Handhabung mit seinem Schicksal aber aus tiefstem Herzen ab. Ihr ... dürft das nicht persönlich nehmen, schließlich kennt er Euch nicht einmal halb so gut wie ich." Und selbst das Verhältnis zwischen Iryan und Sarin war über den Grad einer flüchtigen Bekanntschaft noch nicht hinaus. "Ich möchte Euch einfach nur den Schrecken bezüglich Eures Fluchs ersparen, deshalb formulierte ich diese Zeilen. Aber es wird geschehen. Ihr werdet keine Fürstin von Blutsdorn."
Erneut verfiel der vermummte Dunkelelf in Schweigen. Bevor er Pläne offenlegte, wollte er Sarins Reaktion und sicherlich auch ihren Standpunkt zu den vorgelegten Tatsachen erfahren.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 18. August 2020, 17:11

Wo hab ich diese breiten Schultern schon einmal gesehen?
, dachte Sarin, als sie sich dem Tisch näherte.
"Wie schön, dass Ihr... Oh. Ihr sprecht vermutlich immer noch kein Lerium. Bitte, setzt Euch."
Iryan Ferndall hob den Kopf etwas weiter an, dass seine tiefblauen Augen wie kleine Seen aus dem tiefen Land, das seine Haut bildete, heraus stachen. Sarin hob die Brauen.
Iryan … hab ich's mir doch gedacht... und ja, ich spreche „immer noch kein Lerium“. Als hätte ich das an einem Tag erlernen können. Ob das die berühmte dunkelelfische Arroganz ist?
Er lächelte, gar etwas scheu, während Sarin sich ihm gegenüber setzte.
Hm... doch nicht arrogant?
Dann senkte er seine Stimme, damit nicht einmal neugierige Wirtsohren etwas mitbekamen. Sarin musste sich zwangsläufig vor neigen, um ihn ebenfalls verstehen zu können, genauso wie sie es bei Ardel getan hatte. Der Waldläufer und sie hatten sich, als sie zu den brisanten Themen kamen, genauso leise unterhalten und so ging sie davon aus, dass auch Iryan sie nicht quer durch den ganzen Raum hatte belauschen können.
"Verzeiht diese Heimlichkeiten. Dennoch bitte ich Euch, über mich und unser Treffen absolutes Stillschweigen zu bewahren. Mein Herr, in dessen Auftrag ich hier bin, erwartet von Euch äußerste Diskretion ... und ich habe für Euch gebürgt."
...für mich gebürgt???
Er lehnte sich etwas zurück, um das Weinglas beiseite zu schieben. Sarin zeigte keinerlei Mienenspiel und lauschte weiter.
Das war dumm! Heißt das, wenn ich rede, dass ER dann bestraft wird?
Das war ein merkwürdiger Gedanke und gefiel Sarin in mehr als nur einer Richtung nicht. Andere für ihre Fehler büßen zu lassen lag nicht in ihrer Natur, aber andererseits kannte sie auch die Gepflogenheiten des dunklen Volkes nicht gut genug. Warum barg er für eine Frau, die er nun wirklich kaum kannte?
"Ich muss Euch leider mitteilen, dass es zu keiner Eheschließung kommen wird, wenn Ihr vorhabt, uns nach Morgeria begleiten zu wollen..“
Sarin blinzelte drei mal schnell hinter einander, ohne es verhindern zu können. Es war seine Wortwahl, die sie irritierte, nicht nur der Inhalt, auch wenn der erste Teil schon sehr prägnant war.
...wenn ich vorhabe... sie nach Morgeria...
„... Mein Herr kann sich leider nicht erfolgreich gegen seinen Vater auflehnen, lehnt dessen Handhabung mit seinem Schicksal aber aus tiefstem Herzen ab...“
Ich hab ihn mir ja auch nicht grade ausgesucht.
„Ihr ... dürft das nicht persönlich nehmen, schließlich kennt er Euch nicht einmal halb so gut wie ich."
Persönlich?
Sarins linke Braue zuckt leicht skeptisch, aber mehr war ihr nicht anzusehen.
Nein. Der Prinz will nicht das tun, was sein Vater sagt. Damit hab ich nur am Rande zu tun und auch nur, weil die Wahl mehr oder weniger zufällig auf mich gefallen ist. Das ist nichts persönliches.
"Ich möchte Euch einfach nur den Schrecken bezüglich Eures Fluchs ersparen, deshalb formulierte ich diese Zeilen. Aber es wird geschehen. …“
Es...er meint, das Eintreten des Fluchs...
„...Ihr werdet keine Fürstin von Blutsdorn."
Er klingt davon durchaus überzeugt. Stellt sich nur die Frage, wie weit wird er, bzw. werden sie dafür gehen, die Heirat zu verhindern, er und der Prinz? ...mal ganz abgesehen vom Fluch.
Dann verfiel der vermummte Dunkelelf in Schweigen und Sarin stimmte freudig mit ein. Gemeinsam saßen sie in Stille vereint am Tisch und hingen ihren Gedanken nach. Sarin fragte sich still nach den Hintergründen. War das hier die Verzweiflungstat eines verzogenen Prinzen, der sein Leben nicht seinem Land und dem Frieden opfern wollte? Oder lag da noch viel mehr im Argen. Iryan hatte sie durch seine Offenheit und sein „Bürgen“ für sie schon ein wenig beeindruckt, aber das alles konnte auch schlicht eine Farce sein, eine Falle. Sie selbst und ihre Meinung zu allem war nicht mehr als ein Spielstein in einem Mosaik aus Lügen. Im Moment mochte es so aussehen, als ob sie tatsächlich darauf hin wirken könnte, das Schicksal in die ein oder andere Richtung zu wenden, doch was hatte das dann für Folgen?! Sarins müder, ausgelaugter, aber nicht minder aufgepeitschter Verstand war bei dieser Sache kein guter Ratgeber. Sie sehnte sich nach Ruhe, aber wusste, dass sie diesen Zustand lange entbehren musste...
...bis ich entweder verheiratet bin, mit einem Mann der das nicht will, oder bis eine andere „End-Lösung“ für mich gefunden wurde.
, dachte sie finster. Sarin ging noch einmal das Gesagte durch und ließ es in sich wirken. Dabei viel ihr auf, dass er ihr nicht geantwortet hatte. Auch sie sprach leise, damit selbst der Wirt nichts zufällig mitbekommen konnte:
„Was genau glaubt ihr über meinen Fluch zu wissen und woher habt ihr diese Informationen? Und auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich bin hier. Was also wollt ihr von mir und warum?!“
Sie neigte unbewusst den Kopf seitlich wie eine Katze die überlegt wo die Maus zwischen den Felsen verschwunden war.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. August 2020, 05:45

Iryan stellte sich nicht nur vor, sondern gab Sarin einige Informationen an die Hand, die beinahe verwirrender waren als sein Auftritt selbst. Sie erfuhr nicht nur, dass er sich in irgendeiner Weise für sie eingesetzt und sogar gebürgt hatte, sondern dass es eindeutig um seinen Herren ging - Prinz Dhansair von Blutsdorn. Er wünschte, dass der Fluch sich erfüllte. Er wollte nicht heiraten und damit einen Krieg zwischen den Reichen der Nacht- und Dunkelelfen riskieren.
Warum aber erzählte Iryan ihr all das? Was hatte sie damit zu tun oder wie sollte sie darauf reagieren? Es war ihre erste Frage an ihn gewesen und er hatte sie nich beantwortet. Stattdessen griff der Dunkelelf nach dem Weinglas und seufzte. Leer. Wieviel Mut, jeden Abend hierher zu kommen, hatte er sich seit der Nachricht angetrunken? Er wirkte nicht, als sei er nicht mehr Herr seiner Sinne. Iryan trank in Maßen. Sarin war zu sehr auf den Waldläufer Ardel fixiert gewesen, als dass sie den geheimnisvollen Fremden an seinem Ecktisch augiebig genug beobachtet hätte. Ihr war entgangen, ob Iryan sich den ganzen Abend an nur ein einziges Glas Wein geklammert hatte.
Nun, in diesem Fall musste er aber noch nüchtern genug sein, ihr endlich auch Rede und Antwort zur eigenen Frage zu stehen. Entwaffnend lächelte der Dunkelelf auf. Wenn sie lächelten, sahen sie lange nicht so finster und gemein aus. Außerdem konnte man Iryan Ferndall durchaus als einen der schönen Vertreter seines Volkes bezeichnen. Er musste viele Verehrerinnen haben.
"Ich bin Leibwache meines Herrn, wie Ihr wisst, wertes Fräulein Kasani", fing er an. Seine Hand hob sich. Ein Signal, dass sie geduldig mit ihm sein musste. Er würde ausschweifen müssen. "In dieser Position decke ich ihm jederzeit den Rücken - abgesehen von jetzt, denn es ist mein Auftrag hier zu sein, doch dazu komme ich gleich. Ihr müsst wissen, dass ich stets an seiner Seite bin, wo auch immer er hingeht, was auch immer er tut. So bekomme ich natürlich auch jedes seiner Gespräche mit anderen mit. Beispielsweise mit seinem Vater. Er hatte ihn ebenfalls nach Euch und Eurem Fluch gefragt, welcher als unausgesprochenes Gerücht durch den gesamten Ballsaal schwebte, kaum dass Ihr den Tanzabend verlassen hattet. Nun..."
Iryan wünschte sich nun wohl wirklich einen Wein herbei. Wieder zuckte sein Blick zu dem Glas, dann kurz gen Küche. Er entschied sich dagegen, den Wirt zu rufen. Das würde sie nur unnötig aufhalten und vielleicht machte der halbblinde Nachtelf noch spitze Ohren. Ganz so, als befürchtete Iryan genau dies, senkte er wiederholt die Stimme zu einem gedämpften Raunen.
"Mein junger Herr verlangte von seinem Vater zu wissen, was es mit dem Fluch auf sich hatte, denn dieser schien ganz verzückt von der Geschichte zu sein, die Dhansair noch nicht kannte. Er erzählte, Ihr und das Kleid, das Ihr beim Ball getragen habt, seien durch einen Fluch der ewigen Jungfräulichkeit verbunden. Ihr könntet keinen Mann ehelichen, der Euer Herz nicht gewonnen habe und solange niemand den Fluch bräche, würde das Kleid nur dem Tanz dienen und keinem Hochzeitsritual unter Manthalas Segen. Meines Herren Vater sieht darin eine Herausforderung. Sein Sohn, mein Herr, soll diesen Fluch brechen. Umso mehr habe er sich bei der Stadtherrin dafür eingesetzt, die Entscheidung meines jungen Herrn Dhansair zu unterstützen. Ihr müsst mir glauben, dass er nach dem Tanz und seiner Verkündung, Euch zur Braut zu nehmen, nicht den Hauch einer Ahnung hatte."
Iryan wartete einen Moment ab, wie Sarin diese Informationen auffassen würde. Denn immerhin war es Dhansair gewesen, der ihr Schicksal mit seinem verknüpft hatte. Er war es, der sie nach dem Tanz zu seiner Braut auserkoren hatte, nicht sein Vater. Dieser schien lediglich von der Entscheidung dermaßen verzückt zu sein, dass er Dhansairs Wahl akzeptiert hatte. Möglicherweise hatte auch hier Mentará ihre Finger im Spiel gehabt und während Sarins Tanz mit Dhansair dessen Vater alles über den Fluch verraten.
"Euer Fluch bildet nun die Rettungsleine für meinen jungen Herren. Wie bereits erwähnt, fühlt Euch nicht gekränkt, dass er eine Ehe mit Euch ablehnt. Er möchte generell ... keine Nachtelfe heiraten. Es ist eine Nötigung seitens seines Vaters. Er hat keine Wahl. Wenn aber ein Fluch auf seiner künftigen Braut liegt, der eine solche Ehe verhindern wird, so kann er alles auf den Fluch schieben, um seinem Schicksal zu entkommen."
Iryan lehnte sich zurück und atmete einmal durch. Er faltete die Hände in Ermangelung einer anderen Handlung auf dem Tisch ineinander. Sarin fiel vielleicht auf, dass seine Handflächen von Schweiß glänzten.
"Ich hoffe, ich konnte damit den ersten Teil Eurer Frage beantworten. Der zweite Part - warum Ihr hier seid und was von Euch verlangt wird - sieht vor, Euch in den Plan zu integrieren. Ich habe meinem jungen Herrn angeraten, diesen Weg zu gehen. Ich halte Euch zum einen für sehr diskret, zum anderen ist es Euer Fluch, dessen wir uns bedienen werden, um der Ehe zu entkommen." Er lächelte schwach. Iryan schien zu wissen, dass das Vorhaben seines Herren Dhansair keine gute Idee war. Trotzdem saß er hier und besprach die Details mit Sarin. Er unterstützte ihn. "Und als letzter und meines Erachtens nach wichtigster Punkt kommt hinzu, dass Ihr mir zu freundlich erscheint, als dass wir Euch einfach übergehen sollten. Es ist auch Euer Schicksal und somit nur gerecht, wenn wir Eure Wüsnche dabei berücksichtigen. Leider muss ich Euch mitteilen, dass es unter keinen Umständen zu dieser Ehe kommen wird, selbst wenn es das einzige ist, wonach Ihr Euch sehnt. In diesem Fall versucht, vom Vertrag zurückzutreten - sofern Ihr das könnt. Mein Herr hat darauf bedauerlicherweise keinerlei Einfluss. Sein Vater ist ... sehr einnehmend." Iryans räusperte sich, als er bemerkte, wie schlecht er insgeheim über den Fürsten von Blutsdorn sprach. Verlegen schob er die Hände zum Gesicht, nur um das Kinn dann auf den gefalteten Fäusten zu betten. "Was sagt Ihr, Fräulein Kasani? Werdet Ihr Euch dem Plan anschließen oder einen anderen Weg gehen wollen?"
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 20. August 2020, 11:23

"Ich bin Leibwache meines Herrn, wie Ihr wisst, wertes Fräulein Kasani"
, fing er an.
Nun, eigentlich weiß ich es nicht, da er die Hose des Vaters zu mir brachte und nicht die des Sohnes, als wir uns das erste Mal trafen. Ob er ein Doppelagent ist?
Seine Hand hob sich. Ein Signal, dass sie geduldig mit ihm sein musste. Er würde ausschweifen müssen.
"In dieser Position decke ich ihm jederzeit den Rücken - abgesehen von jetzt, denn es ist mein Auftrag hier zu sein, doch dazu komme ich gleich. Ihr müsst wissen, dass ich stets an seiner Seite bin, wo auch immer er hingeht, was auch immer er tut. ...“
Sarin war geschult darin auf Stimmungen zwischen den Zeilen zu hören und hier glaubte sie noch mehr als bloße Dienerschaft oder Ergebenheit zu seinem Herrn heraus zu hören. Sie war sich noch nicht ganz sicher, aber Iryans Wortwahl und die Intensität ließen sie mehr vermuten. War da echte Freundschaft im Spiel?
...oder mehr?
„...So bekomme ich natürlich auch jedes seiner Gespräche mit anderen mit. Beispielsweise mit seinem Vater. Er hatte ihn ebenfalls nach Euch und Eurem Fluch gefragt, welcher als unausgesprochenes Gerücht durch den gesamten Ballsaal schwebte, kaum dass Ihr den Tanzabend verlassen hattet. Nun..."
Sarin schluckte trocken. Wann immer ihr Fluch erwähnt wurde, schnürte es ihr die Kehle zu. Ein Schluck Wein sollte da Abhilfe bieten, also griff sie nach ihrem Glas.
"Mein junger Herr verlangte von seinem Vater zu wissen, was es mit dem Fluch auf sich hatte, denn dieser schien ganz verzückt von der Geschichte zu sein, die Dhansair noch nicht kannte. Er erzählte, Ihr und das Kleid, das Ihr beim Ball getragen habt, seien durch einen Fluch der ewigen Jungfräulichkeit verbunden...“
Sarin leerte ihr Glas und spähte dabei unter ihren langen silbernen Wimpern zu ihm hoch.
„... Ihr könntet keinen Mann ehelichen, der Euer Herz nicht gewonnen habe und solange niemand den Fluch bräche, würde das Kleid nur dem Tanz dienen und keinem Hochzeitsritual unter Manthalas Segen. ...“
Nun, wenigstens ist er gut informiert...
, dachte sie bitter und hörte weiter zu.
„...Meines Herren Vater sieht darin eine Herausforderung. Sein Sohn, mein Herr, soll diesen Fluch brechen. Umso mehr habe er sich bei der Stadtherrin dafür eingesetzt, die Entscheidung meines jungen Herrn Dhansair zu unterstützen...“
Für den Vater ist das alles nur ein Spiel? Boykottiert er damit sein vorhaben nicht selbst? Dann kann er unmöglich ernsthaft an einem friedlichen Bündnis unserer Völker interessiert sein.
„Ihr müsst mir glauben, dass er nach dem Tanz und seiner Verkündung, Euch zur Braut zu nehmen, nicht den Hauch einer Ahnung hatte."
Dann wäre der Sohn genauso unschuldig ...wie ich.
"Euer Fluch bildet nun die Rettungsleine für meinen jungen Herren. Wie bereits erwähnt, fühlt Euch nicht gekränkt, dass er eine Ehe mit Euch ablehnt...“
Ich würde gern auch ablehnen, wenn ich könnte... Ist ja nicht so, als hätte ICH mich dafür ausgesucht.
„Er möchte generell ...“
Interessante Pause.
„... keine Nachtelfe heiraten.“
Also „generell“ oder keine „Nachtelfe“... das letzte oder das erste Wort bei einer Pause spricht die Wahrheit. Aber mir kann es eigentlich gleich sein...
„Es ist eine Nötigung seitens seines Vaters. Er hat keine Wahl.“
Da haben wir etwas gemeinsam, nur dass er danach noch ein Leben hat. Ich nicht. Mich hat man verstoßen.
„Wenn aber ein Fluch auf seiner künftigen Braut liegt, der eine solche Ehe verhindern wird, so kann er alles auf den Fluch schieben, um seinem Schicksal zu entkommen."
Iryan lehnte sich zurück und atmete einmal durch. Sarin fiel auf, dass seine Handflächen von Schweiß glänzten.
Er hat Angst... gut! Hätte ich auch, wenn ich an seiner Stelle wäre.
"Ich hoffe, ich konnte damit den ersten Teil Eurer Frage beantworten. Der zweite Part - warum Ihr hier seid und was von Euch verlangt wird - sieht vor, Euch in den Plan zu integrieren. Ich habe meinem jungen Herrn angeraten, diesen Weg zu gehen. Ich halte Euch zum einen für sehr diskret, zum anderen ist es Euer Fluch, dessen wir uns bedienen werden, um der Ehe zu entkommen."
Er lächelte schwach. Iryan schien zu wissen, dass das Vorhaben seines Herren Dhansair keine gute Idee war. Trotzdem saß er hier und besprach die Details mit Sarin. Er unterstützte ihn.
Er ist ihm treu ergeben.
"Und als letzter und meines Erachtens nach wichtigster Punkt kommt hinzu, dass Ihr mir zu freundlich erscheint, als dass wir Euch einfach übergehen sollten. Es ist auch Euer Schicksal und somit nur gerecht, wenn wir Eure Wünsche dabei berücksichtigen. Leider muss ich Euch mitteilen, dass es unter keinen Umständen zu dieser Ehe kommen wird, selbst wenn es das einzige ist, wonach Ihr Euch sehnt...“
Pah.
„... In diesem Fall versucht, vom Vertrag zurückzutreten - sofern Ihr das könnt. Mein Herr hat darauf bedauerlicherweise keinerlei Einfluss. Sein Vater ist ... sehr einnehmend."
Nun, das ist Mentára auch.
"Was sagt Ihr, Fräulein Kasani? Werdet Ihr Euch dem Plan anschließen oder einen anderen Weg gehen wollen?"
Sarin senkte den Blick in Richtung Tischplatte und in die Tiefen ihres Weinglases hinein, als läge dort die Antwort. Nach ein paar quälend langen Sekunden schüttelte sie mit langsamen Bewegungen den Kopf und meinte ohne aufzusehen:
„Ich muss darüber schlafen und erbitte somit einen Vertrauensvoschuss. Mein Tag war sicher nicht minder lang als eurer und ich habe viel worüber ich nachdenken muss. Ich hoffe...“
Nun sah sie auf und wirkte ehrlich betroffen.
„... dass ihr noch ein wenig Geduld aufbringen könnt und mir diese Zeit gebt.“
Das alles war so garnicht gelaufen, wie sie gedacht hatte. Oder doch und sie hatte einfach gehofft, dass es anders kommen würde? Hatte sie gehofft, Morgeria als Fürstin zu betreten? Nein, aber sie hatte sich schon mit dem Gedanken abgefunden. Jetzt wurde wieder alles über den Haufen geworfen und Sarin war einfach jemand, der gern ein „Schnittmuster“ für ihr Leben hatte. Ein gut geplantes Werk konnte meisterhaft glänzen aber so musste sie wohl improvisieren, was halt auch oft zu keinen Fehlern führen konnte.
„Ich werde euch so schnell es geht gern wieder hier treffen. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich euch unauffällig kontaktieren kann, so dass ich euch nicht... schon wieder hier so lange warten lassen muss?“
Sie schmunzelte leicht, denn ein bisschen Spaß hatte es schon gemacht ihn damit zu necken.
Warum necke ich ihn? Manthala steh mir bei! Ich necke einen Dunkelelfen! Bin ich denn des Wahnsinns?!?
Sarin blinzelte ein paar mal schnell und verscheuchte die Gedanken. Sie war übermüdet und hatte auch kein Interesse an diesem Mann. Zumindest hatte er gewiss kein Interesse an ihr. Er diente seinem Herrn. Aber warum bürgte er für sie? Das Gefühl bei dieser Informationen, sofern sie denn die Wahrheit war, es verwirrte sie noch immer. Noch nie hatte sich jemand für sie derart eingesetzt. Sie sah ihn noch einmal kurz fragend an, aber ihre Lippen blieben verschlossen. Dann trank sie den letzten Schluck ihres Weines und streckte den Rücken durch. Sie nickte ihm zu und erhob sich.
„Ich sollte nun gehen und ihr habt sicher auch besseres zu tun.“
Soll ich...?
„Richtet meinem Verlobten aus, dass ich durchaus geneigt bin ihm zuzuhören. Aber zum mehr kann ich noch nichts sagen. Bitte gebt mir ein bisschen Zeit.“
Damit offerierte sie Iryan, dass sie die Argumente auch gern aus dem Munde des Prinzen hören wollte und nicht nur aus seinem. Einem Boten zu glauben war immer eine heikle Angelegenheit.
„Vielleicht kann er ja ein weiteres Treffen mit mir arrangieren, damit wir uns besser kennen lernen. Dagegen dürfte auch sein Vater nichts einzuwenden haben.“
Sarin schenkte Iryan ein echtes kleines Lächeln und verabschiedete sich:
„Ich wünsche eine gute Nacht.“
Da er sie sicher nicht offen zurück zum Palast begleiten würde, wandte sie sich zum gehen. Sie kannte den Weg besser als er und auch die dunkleren Ecken der unterirdischen Stadt. Bald sollte sie sicher in ihrem Bett liegen und hoffentlich noch ein paar Stunden Schlaf finden, oder wenigstens ein wenig Ruhe, bevor das Treffen mit ihrer Herrin anstand.
Was soll ich nur tun?
Sarin wusste es immer noch nicht und vielleicht würde sie es bis zu dem Moment nicht wissen, da sie Angesicht zu Angesicht vor Mentára stand.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. August 2020, 00:51

Iryan besaß ein angenehmes Lachen. Nicht schrill, aber herzlich. Ein männliches Aufkichern, das sich auch in kleinen Fältchen um seine Augen äußerte, die ihn nicht alt, sondern freundlicher wirken ließen. Es passte zu seiner einfachen Kluft, aber wenn er in voller Rüstung vor Sarin stand wie damals in ihrer Schneiderstube, so wollte man nicht glauben, dass aus dem Dunkelelf mit dieser ernsten Erscheinung ein so sympathischer Klang entkommen konnte.
Er habe im Moment nur diese eine Aufgabe - in der Dunkelschenke zu warten und das sei bereits am Tag davor schon viel zu auffällig gewesen, hatte er gesagt. Die Bedenkzeit gewährte er Sarin und wollte seinen Herrn - Dhansair von Blutsdorn - darüber unterrichten, aber er hielt es für besser, sich nicht erneut im Gasthaus zu treffen. Wenn sie ihm eine Nachricht zukommen lassen wollte, sollte sie einen Brief schreiben und in einen parfumierten Umschlag stecken, der zusätzlich mit reichlich romantischen Symbolen verziert oder einem Strauß Blumen beigelegt sein sollte. "Oder sonst etwas, das in Eurem Reich als Zeichen romantischen Interesses steht", hatte er eklärt. "Niemand würde es wagen, Liebespost für meinen Herrn zu öffnen, aber ich bin derjenige, der sie ihm persönlich vorliest. Wir werden also erfahren, wenn Ihr uns kontaktieren wollt. Ein Treffen lasst unsere Sorge sein."
Wann es also zu einem gemeinsamen Gespräch käme, das hoffentlich auch nicht zu auffällig war, entschieden der exotische Elfenprinz und sein loyaler Leibwächter. Sarin musste nur abwarten und konnte in dieser Zeit ihre Gedanken ordnen. Zunächst einmal war sie allerdings zurück nach Hause gekehrt oder das, was aktuell ihr Zuhause war. Denn im Anwesen ihres Onkels schien sie nicht länger Willkommen. Ohnehin wäre ein Klopfen zu so später Stunde unschicklich. Es blieb also erneut nur das Sofa in ihrer Schneiderstube.
Für einen Moment war der Gedanke, nicht zu heiraten und Fürstin zu werden, tatsächlich zu bedauern. Als morgerianische Adlige hätte sie bestimmt in einem dekadent teuren Schlafgemach genächtigt, auf weichen Kissen und mit reichlich Platz. Oder aber sie wäre zur Sklavin geworden. Ganz gleich, wie ihr Schicksal ausgesehen hätte, es sollte nun nicht mehr so kommen. Nicht, wenn es nach dem Willen des Erbprinzen ging, der irgendwo auch ihrem eigenen entsprach. Sie beide wollten selbst über ihr Schicksal entscheiden. Die Frage blieb, ob sie mit den Konsequenzen leben könnten. Sarin zumindest wünschte keinen Krieg zwischen beiden Elfenreichen. Seit sie aber erfahren hatte, dass Dhansairs Vater die Brechung ihres Fluches als eine Herausforderung ansah, konnte sie nicht mehr so recht glauben, dass er im Sinne seines Herrschers handelte. Dieser konnte unmöglich daran interessiert sein. Nein, das war nicht möglich. Von dem Fluch hatten die Dunkelelfen erst auf dem Ball erfahren. Ihr Herrscher konnte nichts davon wissen, folglich lag das Interesse einzig und allein bei Fürst Rhaikyn von Blutsdorn.
Auch wenn die Gedanken wild in Sarins Kopf umher wirbelten, obsiegte langsam die Müdigkeit und so hatte sie sich rasch von Iryan verabschiedet. Der nahm es mit einem höflichen Nicken hin. "Ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe." Er selbst blieb noch einen Moment, schien die Taverne nicht so schnell nach ihr verlassen zu wollen, um außerhalb ihrer Räumlichkeiten keinen Verdacht zu schöpfen.
Und Sarin? Nun, sie hatte eigentlich nur noch nach Hause gehen wollen. Vielleicht schaute sie deshalb nicht so richtig hin, als sie die Dunkelschenke verließ. Vielleicht lief sie nur aus diesem Grund direkt in die Person hinein, welche bei ihrem Anblick und dem Hinaustreten aus der Tür, sofort von seinem Platz an der kleinen Mauer aufsprang. Die Gestalt räusperte sich und hob eine Hand mit ...

"Oh, verzeiht, wertes Fräulein Sarin!"
So schnell sollte Sarin keinen Schlaf finden. Manthala meinte es nicht gut mit ihr. Die Stimme kam ihr allerdings mehr als vertraut vor. Er war doch gekommen! Mit von der hereingebrochenen Nacht erkalteten Fingern hob Lariel die Rose auf, welche ihm aus der Hand geglitten war. Zwei, drei Blütenblätter hatte sie lassen müssen, als Sarin und Lariel zusammengestoßen waren, daher wirkte sie nun ein wenig geknickt. Das hinderte den Elfen jedoch nicht daran, sie Sarin noch immer entgegen zu halten. "Verzeiht bitte meine Unachtsamkeit! Jetzt sieht Euer Geschenk ein wenig mitgenommen aus. Äh ... wollt Ihr es dennoch mit nach Hause nehmen? Es ... ist wohl zu spät für ein Rendev... für ... äh ... nun ... was wollte ich sagen?" Wie einer der jüngsten Lehrlinge Meister Londros druckste Lariel herum. Das war neu. Er zeichnete sich sonst immer durch eine gut Wortwahl und seinen natürlichen Charme aus. Hier und jetzt in der Dunkelheit der Nacht wirkte er furchtbar nervös und geradezu tollpatschig.
Es fiel ihm selbst aus, so dass er sich verlegen in den Nacken griff. "Ich ... die Mägde hatten keine Zeit und ... naja, eigentlich schient Ihr ja schon anderweitig verabredet, nicht wahr? Ich sah Euch mit diesem ... Mann an einem der Tische. Ich glaube, Ihr habt mich nicht bemerkt. Ich bin auch nicht lange geblieben, aber ..." Er bemerkte, dass seine Worte nun Skepsis weckten, warum er dann immer noch hier herum gesessen hatte. All die Stunden!
"Vermutlich sollte ich einfach gehen, allein damit Ihr noch etwas Schlaf bekommt. Ich las auf meinem Dienstplan, dass Ihr morgen zu einer Audienz bei Stadtherrin Tronás geladen seid." Lariel wich Sarins Blick aus und spähte die Straße hinab, die zurück zum Palast führte. Eine unausgesprochene Frage lag in der Luft, aber der Nachtelf besaß offenbar nicht mehr den Mut, Sarin anzubieten, sie nach Hause zu bringen.
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 21. August 2020, 17:16

Er lachte.
Er lacht!
Sarin konnte es kaum glauben und dann klang er dabei auch noch so sympathisch!
Er lacht, weil ich ihn necke?
Sie hatte mit einigem gerechnet, aber nicht damit. Um so mehr verstärkte sich der Knoten in ihrem Innern, der ihn doch eben NICHT hatte sympathisch finden wollen.
Ach verdammt! Warum muss er jetzt auch noch so nett sein!
Dann erklärte er ihr, wenn sie ihm eine Nachricht zukommen lassen wollte, sollte sie einen Brief schreiben und in einen parfümierten Umschlag stecken, der zusätzlich mit reichlich romantischen Symbolen verziert oder einem Strauß Blumen beigelegt sein sollte...
...oder sonst etwas, das in Eurem Reich als Zeichen romantischen Interesses steht, hat er gesagt... als ob ausgerechnet ICH darüber Bescheid wüsste!!! VERFluuhuucht!
, witzelte sie in Gedanken. Wenigstens würde es niemand so wagen, Liebespost für seinen Herrn zu öffnen. Ein weiteres Treffen sollte sie seine Sorge sein lassen.
Er ließt ihm sogar seine Post vor? Das ist schon seeehr vertraulich... ob er ihm auch bei anderen Sachen...?...
Unvermittelt formte sich da eine Phantasie in Sarins Gedanken, die sie spontan erröten ließ. Zum Glück war das Gespräch ohnehin grad mehr oder weniger vorbei und es war nicht so auffällig wenn sie sich abwandte. Allein die plötzliche Idee war jedoch so frivol und unglaublich, dass sie sie nicht mal gedanklich in Worte fassen konnte. Wie urteilte man auch über sein eigenes Unterbewusstsein, dass plötzlich zwei Männer dem Schlafgemach der zu entjungfernden Braut zuteilte.
Sarin schluckte schwer und verscheuchte vehement die Vorstellung aus ihrem Bewusstsein!
Nun gut...
Sie verabschiedeten sich voneinander und Sarin lief noch sehr von ihren eigenen Gedanken schockiert vor der Taverne direkt in die Person hinein, welche bei ihrem Anblick und dem Hinaustreten aus der Tür, sofort von seinem Platz an der kleinen Mauer aufgesprungen war. Die Gestalt räusperte sich und hob eine Hand mit ...
"Oh, verzeiht, wertes Fräulein Sarin!"
Die Stimme kam ihr zum Glück mehr als vertraut vor, sonst hätte sie vielleicht sogar erschrocken aufgeschrien, wo sie doch grad nicht ganz sie selbst war.
Lariel.
Er war doch gekommen! Er hob die Rose auf, welche ihm aus der Hand geglitten war. Zwei, drei Blütenblätter hatte sie lassen müssen, als Sarin und Lariel zusammengestoßen waren, daher wirkte sie nun ein wenig geknickt, aber nicht minder bedeutungsvoll.
Eine Rose... woher hat er als Diener nur die Möglichkeit eine Rose...
"Verzeiht bitte meine Unachtsamkeit! Jetzt sieht Euer Geschenk ein wenig mitgenommen aus. Äh ... wollt Ihr es dennoch mit nach Hause nehmen? Es ... ist wohl zu spät für ein Rendev... für ... äh ... nun ... was wollte ich sagen?"
Lariel druckste herum, währen Sarin ihm das Geschenk aus seinen Händen nahm und gerührt betrachtete.
Das ist neu.
, stellte sie mit leichter Irritation fest. War sie zu müde? Er zeichnete sich doch sonst immer durch eine gut Wortwahl und seinen natürlichen Charme aus. Hier und jetzt in der Dunkelheit der Nacht wirkte er furchtbar nervös, geradezu tollpatschig, so dass er sich verlegen in den Nacken griff.
"Ich ... die Mägde hatten keine Zeit und ... naja, eigentlich schient Ihr ja schon anderweitig verabredet, nicht wahr? Ich sah Euch mit diesem ... Mann an einem der Tische. Ich glaube, Ihr habt mich nicht bemerkt. Ich bin auch nicht lange geblieben, aber ..."
Er bemerkte, dass seine Worte nun Skepsis weckten, warum er dann immer noch hier herum gesessen hatte. All die Stunden!
Hat er die ganze Zeit auf mich gewartet? Auf MICH? Warum?
"Vermutlich sollte ich einfach gehen, allein damit Ihr noch etwas Schlaf bekommt. Ich las auf meinem Dienstplan, dass Ihr morgen zu einer Audienz bei Stadtherrin Tronás geladen seid."
Lariel wich Sarins Blick aus und spähte die Straße hinab, die zurück zum Palast führte. Eine unausgesprochene Frage lag in der Luft. Sarin musterte ihn blinzelnd, dann lächelte sie.
„Dann ist es doch praktisch, dass wir den gleichen Weg haben.“
Ihre Mundwinkel hoben sich noch einen Tick weiter.
„Außerdem ist es wirklich schon sehr spät und so allein durch unsere Straßen zu laufen, das sollte man wohl als Dame nicht mehr.“
Früher war ihr das manchmal sogar herzlich egal gewesen, aber früher hatte sie auch niemand beachtet. Warum hatte sich das auf einmal geändert? Plötzlich schienen aus allen Ecken und Winkeln neugierige Blicke auf ihr zu ruhen und sie hatte das Gefühl, nicht mehr einen Schritt tun zu können, ohne über einen Verehrer zu stolpern.
Verehrer... Manthala, steh mir bei! ...als ob ich für so was deinen Segen hätte! Fluuuhhhhch!
Sarkasmus gärte unschuldig in ihr, als sie Lariels Arm griff und sich von ihm nach „Hause“ bringen ließ. Nach ihrer Ansicht konnte es ein Mann unmöglich ernst mit ihr meinen. Und das Lariel plötzlich Interesse zeigte kam ihr „schleierhaft“ vor.
Vielleicht ist er einfach nur ein Spitzel. Ja, das wird es sein. Mentára hat ihre Ohren schließlich überall.
Damit waren dann auch die Avancen erklärt und Sarin konnte sich etwas entspannen. Im stillen Schweigen gingen sie die Straße entlang und die Harmonie war fast greifbar. Bei Lariel hatte sie sich schon immer sicher gefühlt, auch wenn er kein Krieger oder so etwas in der Art war... soweit sie zumindest wusste! Jahrelang hatten sie Seite an Seite gelebt. Der Gedanke, dass er vielleicht doch ein Spion der Stadtherrin war trieb lustige Triebe in ihre Phantasie und machte ihn tatsächlich sogar etwas interessanter. Sarin musterte ihn unter ihren langen Wimpern hervor von der Seite und lächelte, falls er es bemerkte. Freundliche Floskeln wie „eine schöne Nacht“ oder „der Tag war wirklich lang“ wurden ausgetauscht um die in der Luft liegenden Intimität zu kaschieren.
War seine Kinnlinie eigentlich schon immer so markant? In einer richtigen Rüstung würde er regelrecht heldenhaft aussehen...
Warum hatte sie ihn eigentlich nie als Mann angesehen? Weil er sie nie als Frau angesehen hatte. Was hatte sich geändert? War es nur das Interesse, dass erst ein fremdländischer Prinz für sie geweckt hatte? Das alles fühlte sich verwirrender an, als es wirklich angenehm war.
Ich sollte wirklich ins Bett... auf die Couch... schlafen! Ich fange an zu phantasieren und morgen brauch ich meine Sinne beisammen!
Doch würde sie heute Nacht noch zum Schlafen kommen? Wie lange hatte sie überhaupt noch Zeit, als sie dann hoffentlich irgendwann in ihrer Schneiderei ankam? Und in ihrem Kopf rotierten noch so viele Gedanken. Besonders einer wollte sich hartnäckig nicht vertreiben lassen und die Vorstellung war auch wirklich beunruhigend.
Wenn der Altfürst das alles hier nur zum Zweck eines politischen Spiels sieht, in dem er hofft seine neue unberührte Sklavin zu gewinnen, so... wird er sich vielleicht überzeugen wollen, dass 88 Jahre wirklich verstreichen können, ohne dass der Fluch gebrochen wurde. Er könnte ja auch annehmen, dass man IHM etwas vormachen will... bei Manthala, was für ein beunruhigender Gedanke...
Angst kroch unter Sarins Haut und ließ sie an Lariels Seite erschaudern.
Und wenn ich ihn bitte, mich von ihr weg zu bringen? Mit mir durchzubrennen? Ob er das tun würde?
Sie musterte ihn von der Seite her. Ihr übermüdeter Geist begann schon ordentliche Gedankensprünge zu vollführen. In so einem Zustand wurde man entweder langsam paranoid oder sehr kreativ. Beides kannte Sarin. Oft hatte sie sich schon die Nächte um die Ohren geschlagen, tief versunken in ihren Schaffensprozessen, erfüllt von Ideen und kreativer Leidenschaft. Doch heute Nacht war ihre Leidenschaft eine andere und fand kein Ziel. Sie kannte den Mann an ihrer Seite eigentlich kaum, gestand sie sich ein und sah ihn mit ganz neuen Augen. Doch erlaubte sie sich solche Gedanken? Nein! Es waren nur kurz aufflackernde Gefühle. Schließlich war sie immernoch eine offiziell verlobte Frau.
Ich bin die Verlobte eines Fürstensohnes und ein Unterpfand des Friedens! …..zumindest so lange, bis der Fluch sich erfüllt... oder vielleicht auch nicht.
So viele Vermutungen, Tatsachen und Details tanzten durch ihren Kopf und machten sie tatsächlich froh über Lariels Begleitung zum Palast zurück. Wer weiß, wo sie sonst diese Nacht gelandet wäre! Kopflos und vollkommen in Gedanken versunken war sie auch keine geübte Gesprächspartnerin wie sonst. Ob sie wohl überhaupt beim Palast an kamen?
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Re: Dunkle Gäste, erhellende Gespräche

Beitrag von Erzähler » Samstag 22. August 2020, 10:28

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