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von Sarin Kasani » Donnerstag 9. Juni 2022, 12:13
Beim Schneidern ging es um die 'zweite Haut', die man sich überstülpte um etwas darzustellen und genauso anders herum, ging es auch darum etwas abzulegen, darunter zu schauen und den Körper zu vermessen, zu bewerten und dann beides in Einklang zu bringen. Haut und zweite Haut mussten zueinander passen um Harmonie zu erzeugen. Wenn jemand sich in seiner 'ersten Haut' nicht ganz wohl fühlte, dann musste die Zweite um so besser sitzen. Und Sarin war eine Meisterin darin ihren Kunden genau das zu geben was sie brauchten. Manchmal entsprach das auch nicht sofort den Wünschen die der ein oder andere mitbrachte, aber bisher hatte sie noch jedem dann mit dem fertigen Blick in den Spiegel von ihrer Kunst überzeugt. Manchmal war weniger mehr und besonders der Adel neigte hier und da zur Übertreibung, aber hier... bei Clem...
Hier hab ich einen... Rohdiamanten... Nein ...einen ungeschliffenen Granat! Diese Haare...
Das Feuer in den Langen und die glutroten Schatten am Ansatz war etwas, dass sie so noch nie gesehen hatte. Es war einfach ungewöhnlich und damit Interessantheit. Da sie selbst eher farblos war, gefiel ihr der Kontrast...zumal sie selbst gerade ein dunkelrotes Kleid trug. Sarin hatte ihren Mantel und 'Schal' abgelegt, den Kragen ihres Kleides geöffnet. Das vorn sehr knappe Reisekleid kam zum Vorschein und der winzige Streifen Haut zwischen Stoff und Stiefeln erweckte anscheinend Aufmerksamkeit bei dem jungen Zyraner. Zu Beginn ihrer Reise hatte sie darunter noch eine Burgunder-rote eng anliegende Hose aus anschmiegsamen und flexiblem Stoff getragen, aber diese war zu einem Schal umfunktioniert worden. Clems Reaktion blieb nicht ganz unbemerkt, aber Sarin war genug Profi um nicht noch zusätzlich Aufmerksamkeit auf dieses Detail zu lenken, in dem sie sich vielleicht wunderte oder gar ansprach, warum er sie so anstarrte.
Es galt ohnehin dieses Debakel von einer Robe zu retten! Kaum etwas konnte gerade wichtiger sein!
...außer der Plan Castus zu retten!
Trotzdem war der Anblick des sichtlich nervösen Eleven einfach zu schön! Clem riss den Kopf herum, der nun beinahe die Farbe seines wippenden Schopfes angenommen hatte. Er sog die Luft mit einem Zischen ein, begann dann zu pfeifen - was den gegenteiligen Effekt von unauffällig bewirkte - und kaschierte seine Verlegenheit damit, sich ebenfalls Lirdalias Räumlichkeiten genauer anzuschauen. Sarin faltete derweil ihren Mantel ordentlich zusammen und verfolgte sein Vertuschungsversuch nur aus dem Augenwinkel. Es half nicht viel, also schlug er vor, sich auf einen der Hocker zu stellen. So funktionierte es offenbar bei zyranischen Schneidereien:
...man arbeitete direkt am Mann.
Sarin kannte das ebenfalls. Allerdings stellst sich sehr schnell heraus, dass es in Zyranus wohl eher heißen sollte:
...bzw. MANN arbeitete direkt am Mann.
, denn Celms Reaktion auf ihre Nähe, die kleinen Berührungen zeigten sehr schnell Wirkung. Zu schnell, für jemanden, der schon Erfahrung hätte. Vielleicht blieb hier jedes Geschlecht eher bei gewissen Tätigkeiten unter sich?
Ob Zyraner weibliche Schneider kennen? Irgendwer musste sich doch auch um die Damen kümmern? Oder sie haben dann dafür irgendwelche Assistentinnen?
Oder lag es einfach nur an diesem 'unschuldigen Unberührten'. Die Arbeit auf dem Hocker war nichts ungewohntes und Sarin hatte sogar schon mal jemanden im Liegen vermessen und trotzdem hatte der Gehrock hinterher wie angegossen gepasst. Manchmal musste es eben schnell gehen und die 'Hockergymnastik' kam da beiden Parteien sehr gelegen. So schob der Bursche mit seinem rechten Fuß den Hocker heran und erklomm ihn. Dabei stolperte er erneut, geriet ins Schwanken und wäre beinahe auf Sarin gestürzt.
Huch... Langsam …
Sie streckte die Arme vor und fing ihn leicht unterstützend an seiner Brust ab. Im letzten Moment fing er sich ab, denn halten hätte sie ihn nicht können.
"Puhh, das war knapp"
, rief er aus, wischte sich einige Locken aus dem Gesicht. Sarin zupfte schon wieder an ihm herum und wob ihr freundschaftliches Band fester.
"Natürlich! Alle nennen mich Clem. Das dürft Ihr auch tun. Also, ich meine ... DU! Du darfst das tun. Ja. Sarin. Schöner Name, wirklich."
Er druckste herum, knibbelte am Stoff seiner Robe und verlor die Röte noch immer nicht aus den Wangen. Wann immer sie in die Knie ging blitze auch etwas weiße Haut ihrer Schenkel auf und von so weit oben hatte Clem sicher einen herrlichen Ausblick in ihren Ausschnitt.
Ein wenig erinnert sein Gebaren mich an Lariel. Wie es ihm wohl geht?
Sie konnte sich darum nun keine Gedanken machen. Die Schneiderin begab sich in ihr Element aus Fäden und Mustern und Farbe. Sie ging gar nicht auf die Verlegenheit ihres Kunden ein. Ihre große Leidenschaft regte sich, brach sich Bahn und trat zurück ins Rampenlicht. Hier fühlte sie sich wohl.
Dann lass uns mal tanzen...
Es war, wie ein 'Darf ich bitten', in dem sie den Stoff umwarb, ihn um ihre Fingerspitzen drehte und Pirouetten aus Garn und Faden flocht. Es glich für sie einem Zwiegespräch der Verführung, das zum Ziel hatte, Harmonie zwischen die Hautschichten zu weben. Hatte ihre Kunst etwas sinnliches? Ja gewiss!
Mit Selbstbewusstsein dirigierte Sarin den jungen Magus herum, während sie sich einen konkreten Überblick der Lage verschaffte. Wo ein Mediziner eine Diagnose stellte, analysierte Sarin die Schwere der stofflichen Verletzung der Kleidung. War ihr Patient noch zu retten? Das war er! Sarin würde hier kein Stück Stoff untergehen lassen. In beiden Berufen konnte man mit Nadel und Faden noch Wunder wirken. Schnell führte ihr erfahrener Blick zu einer Feststellung:
"Nähen kann ich die Robe so nicht. Das dauert dann doch etwas zu lange und wäre in dieser Position für mich UND für dich zu anstrengend."
Clem nickte nur, tauschte wenig später gehorsam mit Sarin den Platz und genoss mit hochrotem Kopf seine Aussicht auf ihr plötzlich sehr nahes Dekolleté, als sie seine Schultern untersuchte. Er schluckte einmal schwer.
"Wie dicke, glänzende Perlen"
, murmelte er und Sarin hätte fast laut nachgefragt, aber sie blinzelte nur kurz, was auch Zufall hätte sein können. Mehr ließ sie sich nie anmerken!
Wie bitte? Perlen? Wo hat er denn... äh...meint er....
Ein heimlicher Seitenblick verriet ihr, WO gerade sein Augenmerk lag.
Oh!... … ...Ohhhhooo... Verstehe! Hihihi. Manthala, ich denke, diesen hübschen jungen Mann gehen wir heute Nacht besuchen...
So wie er sie gerade anstarrte, ahnte Sarin schon, dass seine Träume sich um 'dicke glänzende Perlen' drehen würden. Zu gern würde sie 'Mäuschen' spielen, wenn er heute Nacht träumte. Es schmeichelte ihr schon ein wenig, bemerkt zu werden. Ein leises Stöhnen konnte Clem wohl dann doch nicht unterdrücken, was Sarin kurz inne halten ließ. Leider ein kleiner Fehler, denn schon quiekte er erschrecktem Schmerz auf, als Sarin ihm versehentlich eine Nadel zu tief unter den Stoff getrieben, weil er sich etwas ihr entgegen gekrümmt hatte.
„Oh... Verzeih!“
Das war ihm geschuldet gewesen, aber sie hatte verinnerlicht, dass es IMMER in der Verantwortlichkeit des Schneiders lag, seinen Kunden nicht zu verletzen. Lando war da sehr streng gewesen, also entschuldigte sie sich natürlich und hielt kurz etwas kräftiger gegen die schmerzende Stelle. Druck ließ den winzigen Stichkanal sich sofort schließen. Clem bemerkte den Pieks jedoch nur zweitrangig. Seine Hände drückten auf den eigenen Schrittbereich, denn der Magier musste sein Talent für Zauberstäbe verbergen.
Ach du meine Güte...so sehr, hab ich doch gar nicht... Wo hält er denn seine... Moment... was? WAS? OH!
"Ja, das ... ist zu ... anstrengend"
, bestätigte er, während ihm der Schweiß ausbrach.
Ich muss ihn erlösen... oder nicht? Pfui, Sarin! Er ist doch kein Spielzeug! Was denk ich hier nur?! Hat mich mein kleiner Dämon doch ein bisschen... verdorben? Hihi. Puh...wir brauchen eine bisschen Abstand.
"Geh mal vorsichtig ein paar Schritte."
"W-was?! Etwa jetzt? A-aber ich steh ... steh doch ... äh ... hier ganz gut! Etwas zu gut. Reiß dich zusammen!"
, fügte er leiser an und Sarin trat höflich zurück und ihm etwas Raum zu geben. Er presste seine Faust kräftig in den Schritt, quiekte erneut und machte einige wacklig, halb gehumpelte Schritte durch den Raum. Dabei achtete der von Hormonen durchflutete Mann nicht darauf, dass es mit dem abgesteckten Stoff nun deutlich besser funktionierte. Wenn Sarin es genau so um nähte, wäre die Stolperei kein Problem mehr, dem Clem sich würde stellen müssen. Er besaß nun ohnehin ein anderes.
„Und nun ausziehen!"
"...!?!"
Sein Gesichtsausdruck gefror, sofern man brodelnde Lava Schock gefrieren lassen konnte.
...ist das süß!!!
Sarin musste einerseits aufpassen, dass sie nicht lachte und andererseits, dass die Nadeln sich nicht bereits vorher lösten, weil der Bursche sofort nervös zu zittern begann. Er stand kurz vor einer Ohnmacht. Hastig nickte er, schüttelte den Kopf und nickte wieder. Seine Locken zappelten wie die Beine einer Spinne, die das schützende Netz darunter verloren hatte und einen rettenden Faden suchte.
Soll ich ihm ein Rettungsfaden reichen?
Der gedankliche Vergleich mit einer Spinne hätte vielleicht so manches Gemüt eher angeekelt, aber nicht Sarin. Sie war mit den kleinen Krabblern quasi aufgewachsen und mochte sie. Bei ihr hatte die Assoziation den gegenteiligen Effekt. Sie hätte Clem am liebsten durch die Haare gestrichen und das 'Chaos der vielen Beine' ins Gleichgewicht gebracht. Ihr Hinweis auf die Decken rette ihn vermutlich vor ihrer kurzen Anwandlung doch etwas übergriffig zu werden.
"Decken! Ja ... würde ich dich ge.... ich meine ... ja ... ja, gut. Ich ... äh ..."
Er wirbelte herum und hätte sich beinahe die Robe mitsamt Nadeln vom Leib gerissen. Ihre Hand hatte sich nur ein kleines Stück gehoben, als hätte sie ihn streicheln wollen. Er war auch einfach zu süß! Im letzten Moment fiel ihm Sarins Hinweis ein und er ging behutsam vor. Seine Hände zitterten.
"Mein erstes Mal..."
...beim Schneider? Hihi...
Es gelang ihm nur mit Mühe, sich aus der Robe zu bugsieren. Sarin sah ihm aus einigem Abstand zu und biss sich einmal unbemerkt leicht auf die Unterlippe.
...zu süß!!!
Tatsächlich trug der Bursche darunter rein gar nichts - von einer Unterhose einmal abgesehen, die diesen Namen nicht verdient hatte! Erneut griff das blanke Entsetzen nach ihr: Sie lag ihm viel zu weit um die Hüften.
Oh nein!
Einen anständigen Bund besaß sie ebenfalls nicht.
Auch das noch!
Clem hatte sie mit einem Gürtel festgebunden, damit sie nicht im falschen Moment verloren ging.
Grausam!
Jener Moment war aktuell nicht gegeben. Auch ohne Gürtel gab es etwas Standhaftes in Clems Leben, das die Unterhose am Rutschen gehindert hätte. Trotzdem saß der Bund auf seiner doch recht ansehnlichen Kehrseite viel zu tief und entblößte kleine Grübchen, die schlanke Menschen manchmal dort hatten. Noch immer ruhten seine Hände fest vor seinem Körper, um sich Sarin keine peinliche Blöße zu geben.
Nicht mal seine Unterwäsche passt! Was soll ich nur mit dieser Ausgeburt des Chaos machen?! Eine Kordel durch den Bund wäre das mindeste, aber doch kein Gürtel!!! Das tut einem ja schon beim Hinsehen in der Seele weh!
Die Nachtelfe war jedoch in ihrer eigenen Welt.
Außerdem ist sie zu groß für ihn! Das sitzt hinten und vorne sicher genau sowenig! Ein paar Abnäher... Abstecken lässt er mich aber DA gewiss nicht!
Sarin konnte sich gerade noch losreißen ihm diesen Lappen nicht vom Körper zu reißen!
Wer hat ihm nur diesen Lappen gegeben?! Übers Knie legen sollte man den!
Dann wunderten ihre Augen. Ihr prüfender Blick in seine Richtung entsprang mehr der Neugier, ob sein Leben mit Ackerbewirtschaftung ihn wohl weniger schlaksig hatte werden lassen, als es der Ersteindruck Lügen strafte. Jetzt musste sie feststellen, dass sie richtig lag.
Da hatte ich wohl recht.
Sie lächelte zufrieden mit sich und ihrer Einschätzung. Ihr meisterliches Schneiderauge belog sie nicht. Zwar besaß Clem nicht ansatzweise so ausgeprägte und gestählte Muskeln wie ihr dunkelelfischer Liebeswächter, aber er war auch kein Hänfling. Im Vergleich zu Ian war jeder ein wenig schmächtig, aber nicht weniger anziehend, was Castus und Dhansair ja ebenfalls bewiesen hatten. Dhan war bei weitem nicht so massig wie sein Leibwächter und Castus bestach ebenfalls durch einen eher sehnigen Körperbau. So reihte sich Clem da in eine Reihe mit durchaus ansehnlichen Männern, die nicht zu unterschätzen waren. Und etwas anderes hatte sich auch bei Sarin geändert, seit sie mit den drei zusammen gewesen war. Noch gestand sie es selbst nicht ganz ein, aber ihre Betrachtung auf die Männerwelt hatte sich ebenfalls ein wenig geändert. Sie wusste nun, was manche Körperteile für Freuden bereiten konnten.
...schließlich bin ich keine Jungfrau mehr und habe ein wenig Erfahrung, also darf ich doch mal vergleichen...
Sein hoch gewachsener, schlanker Körperbau sorgte dafür, dass andere seine Kraft unterschätzen könnten. Sarin ließ ihren Blick heimlich auf Wanderschaft gehen, so wie sie es als Schneiderin noch nie getan hatte. Ihr Kopf mochte noch sachlich beurteilen, doch ihre untere Bauchregion mischte sich nun auch ein bisschen ein.
...recht ansehnlich...
Man erkannte den Bauernsohn vor allem in seinen Oberarmmuskeln. Sie waren agil, ausgeprägt und zeugten davon, dass sogar er Sarin würde auf Händen tragen können. Auch seine Beine besaßen Kraft. Er könnte etwas mehr Nahrung auf den Rippen vertragen. Auf seiner blassen Haut fanden sich erneut tätowierte Sterne, die es dann doch schafften, dass Sarin mehr als nur aus beruflicher Neugierde genauer hinschaute. Sie schlängelten sich in einer kurvigen Bahn an seiner Wirbelsäule entlang, wanden sich aber nicht zum Hintern, sondern nahmen einen Weg um seine Hüfte nach vorn, wo sie in seiner Unterwäsche verschwanden.
Na huch? Was die wohl zu bedeuten haben? Und wohin verläuft denn da die Flugbahn solch goldener Gestirne? Faszinierend... Sterne... Wer lässt sich Sterne tätowieren? Der Mond und die Sterne sind doch sonst eher Zeichen der göttlichen Manthala...
, betrachtete Sarin in Gedanken versunken das Sternbild. Dass am Ende dieses Pfades derzeit eine stramme Mondsichel auf Sarin wartete, konnte sie nicht sehen, wohl aber vermutete Clems Haltung es. Er drehte ihr nach wie vor den Rücken zu und atmete gepresst und flach.
Nanu? Hat er Schmerzen? Oder...
Dann griff der Bursche nach der Decke, welche Sarin ihm im Austausch für seine Robe reichte.
Ohje!
Das Gewand besaß vorn einen feuchten, klebrigen Fleck! Das musste eben erst passiert sein, kam Sarin aber nur zu gute. So konnte sie ihre Frage nach einer Kleidungswäsche nur unterstreichen. Clem brauchte diese ebenfalls dringend.
Der Arme ist ja ganz durch den Wind... Hat er eben... ist ihm wirklich...? Hab ich ihn etwa...???
Noch immer konnte Sarin sich nicht so recht vorstellen, das ihr Anblick solch eine Reaktion, erst recht keine so heftige bei einem Mann auslösen konnte. In ihrer Heimat war sie eher unauffällig gewesen, ja sogar unscheinbar. Eine von vielen und eben nur eine Schneiderin bei Hofe. Jemand der zwar künstlerisch wertvoll war, aber als Frau? So hatte sie äußerst selten jemand betrachtet und nun... Innerhalb kürzester Zeit war sie irgendwie... aufgeblüht und sorgte nun sogar allein durch ihre Nähe für...
"I-ich habe noch zwei ... dicke, pralle ... äh, ich meine! Ohje!!!! Was ich sagen wollte ... ich ... ja ... hab Roben. Genau, Roben! Das war es!"
Er schlugt sich mit einer Hand gegen die Stirn, langte nach einigen Locken und dröselte an ihnen herum. Sarin blinzelte, da sie kurz wirklich nicht verstand, was er meinte.
"Ich habe Ersatzroben. Die Studenten bringen ihre Kleidung zu den Wassermagiern ihres Semesters. Es ist deren Aufgabe, alles zu reinigen. So haben sie Übung. Anschließend sind Luft- und Feuermagier dran, damit die Sachen schnell getrocknet sind. Naja, wenn sie es hinbekommen. So ging eine meiner Roben in Flammen auf. Ich für meinen Teil kann nichts außer Schmutzwäsche beitragen."
Er hob die Schultern an. Es war gut, dass er wieder reden konnte. Das bedeutete, dass sein Blut zurück zum Gehirn fand.
"Naja, ich werde vermutlich auch nicht einmal der berühmteste Naturmagier Celcias. Das ist nicht schlimm."
Toll! Naturmagie! Das muss ich mir merken!
Sarin lächelte begeistert, als er es erwähnte. Dann knüpfte sie an ihren Plan weiter an.
"Hilf mir einfach ein bisschen. Meine Arbeit bereitet mir Freude und ich werde hier wohl nicht viel Abwechslung haben. solange ich nicht frei herumlaufen darf... Vielleicht könnten wir beide mal zusammen spazieren gehen?"
Wie rot konnte ein Mann werden? Clems Rücken, den er Sarin noch immer präsentierte, nahm die Farbe seiner Haare an. Die golden tätowierten Sterne stachen aus diesem blutroten Hautmeer hervor wie schönster Schmuck und leiteten Sarins Gedanken ihnen folgend in tiefere Gefilde.
...goldene Sterne...
"S-sicher. Du kannst dich auf mich verlassen. Du musst ja auch etwas erleben und ... äh ... lernen kann ich ja immer noch. V-vielleicht von dir? Wie man ordentlich nagelt - äh! - nadelt? A-also ich könnte .... ich ... ohje..."
Die Hormone lenkten Clem gut ab.
Er will nicht ernsthaft nähen lernen... oder?!?
Sarin konnte nicht mehr. Sie zog ein kleines Stück ihrer Unterlippe zwischen die Zähne und kaute etwas stärker darauf um nicht los zu lachen. Sie musste sogar etwas häufiger blinzeln und atmete einmal tief durch um sich zu beruhigen. Sie ahnte es mehr, als dass sie es wusste. Clem würde ihr jeden erfüllbaren Wunsch von den Lippen lesen und sicher noch einige seiner Roben beflecken, vor allem in den einsamen Abendstunden und gewiss in seinen Träumen.
Manthala, sei nett zu ihm und hab ein wenig Mitleid. Der Ärmste ist sicher noch Jungmann.
Das merkwürdige war, dass anscheinend eine eher den Dämonen nachgesagte Vorliebe wohl auf Sarin über gegangen war, seit dem sie unter Castus erblüht war. Seine Unsicherheit, sein ganzes unschuldige Gebaren und diese süße Art, die wie Honig ihre Sinne umschmeichelte...
Es zieht mich an... Herjeh! Sarin! Pfui! Du wirst doch nicht...
"W-wenn ich meine Robe jetzt ... zurück ... dann könnte ich unsere Sachen zu den Wassermagierin ... wären bis heute Abend fertig. Dann könnten wir ... bis dahin ... OHJEEEE! DU MUSST DICH JA AUCH AUSZIEHEN!!!"
Jetzt???
Sarin war einen Moment so in ihren eigenen Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht sofort den Sinn in seinem Aufjaulen begriff und etwas begriffsstutzig den Kopf hob.
Ach nein. Er meint bestimmt wenn ich mein Reisekleid waschen lassen will.
Sarin sah ihn an und nickte zustimmend und vollkommen selbstverständlich, was er vielleicht nicht mal wahrnahm, denn er verschluckte sich, hustete und wäre vermutlich erstickt, wenn er sich nicht sofort gegen die Brust geklopft hätte. Dabei beugte er sich vor, hustete noch kräftiger und da konnte Sarin sehen, welche Zaubermacht Clem inne wohnte.
HOLLADIEWALDFEE!
Ein Ausdruck, den sie nie ganz verstanden hatte, aber einer der Jäger in Meister Landos Laden geprägt hatte, wenn etwas besonders erspäht hatte. Die beachtliche Beule ragte zwar nur unter dem Stoff auf, aber reizte Sarin doch zu einer intensiveren Betrachtung. Leider schwand sie bald im Hustenanfall und endlich beruhigte Clem sich in jeder Hinsicht. Nun wagte er es sogar, sich seit langem wieder Sarin zuzudrehen. Sie sah ihn etwas besorgt an:
„Geht es wieder?“
"Entschuldige ... ich hab nicht viel ... mit Frauen ... und dann noch so ... ich meine ... ja, ich kann Ersatzroben besorgen und mit dir spazieren gehen. Ich zeige dir die besten Ecken in Zyranus, wenn du möchtest. Gib mir einfach ein paar Stunden Zeit. Ich bereite alles vor und du kannst ... äh ... ich glaube, Meisterin Lirdalia stört es nicht, wenn du ihr Wolkenbad ausprobierst. Ich weiß, dass sie manchmal Schülerinnen zu Traum-Meditationen dorthin einlädt. Nur Schülerinnen!"
Sarin hatte neugierig die Brauen gehoben und nickte eifrig.
„Das klingt wundervoll.“
Hm...Traum-Meditation... klingt mehr nach etwas, dass zu einer Manthala-Anbetung passen würde. Hätte ich hier nicht erwartet, aber Lirdalia hatte ja den Eindruck erweckt, dass sie sich noch mit mir beschäftigen will... und etwas aufgeschlossener ist als ihre 'Kollegen'.
Wo sich dieses Wolkenband befand, wusste Clem also nicht, aber allzu viele Türen besaßen die Gemächer der luftigen Elfe ja nicht.
„Wie alt bist du eigentlich, Clem?“
Sarin nähte weiter und ließ sich noch etwas Zeit damit fertig zu werden.
„Und wie lange bist du hier schon in der ..Lehre? Sagt man das so? Nein...ihr seid so etwas wie Kommilitonen, Studenten... Eleven?“
Während sie ihn weiter aushorchte, arbeiteten ihre Finger weiter.
„Bekommt ihr irgendwelche Abzeichen, wenn ihr Prüfungen ablegt? Ich hab diese Medaillen gesehen... Hast du sowas auch? Bei uns bekommt man das für herausragende Verdienste von der Stadtherrin.“
Sie stellte bewusst Verbindungen her, damit Clem sich wohl fühlte und das hier ein Gespräch und kein Verhör war. Als sie dann fertig war, schnitt sie noch ein paar lose Fäden ab und hielt die Robe vor sich. Zufrieden musterte sie ihr Werk. So im Schneidersitz am Rand der Kissenburg und dem vorne kurzen Kleid, rutschte dabei etwas der Saum nach oben und der Stoff von Clems Hose streichelte ihren Schenkel. Zufrieden ließ sie die Arme wieder sinken.
„In Ordnung. So sollte es gehen. Du kannst dich wieder anziehen.“
Sie wollte gerade aufstehen, da bemerke sie ihren Fehler. Mit einem kleinen Stöhnen streckte sie die Beine aus, die noch ihn ihren Stiefeln steckten und sofort kräftig zu kribbeln begannen.
„Oh...ooohhh... verflixt!“
Sie rieb sich die Kniekehlen.
„Ich hätte sie vorher ausziehen sollen! Hilf mir mal!“
Sie hielt eine Hand Clem entgegen und ließ sich von ihm hoch ziehen und kam in einen etwas wackeligen Stand. Die fertige Robe drückte sie ihm dabei an die nackte Brust und hielt sich mit der anderen Hand an seinem Arm fest.
Hmm...fühlt sich nicht schlecht an...
Sie stampfte ein paar mal, damit das Blut wieder schneller zirkulierte.
„...oooh, wie das kribbelt! Kannst du mir helfen die Stiefel auszuziehen?“
Dann begann sie bereits hektisch die Schnürung oberhalb des linken Knies zu öffnen, zerrte dann an dem langen Schaft und schob ihn ein Stück herunter. Das gleiche folgte an der rechten Seite. Dann ließ sie sich wider in die Kissen fallen und streckte Clem ein Bein entgegen.
„Zieh mal an der Ferse!“
Ein Bild für die Götter! Rücklings mit angewinkelten Beinen lag sie da, einen Fuß erhoben in arger Bedrängnis....auf die ein und die andere Art. Ihre langen Stiefel hatten durch die Reise etwas gelitten und ließen sich nur widerwillig von ihren Beinen lösen. Sie saßen so fest, dass Clems Versuch sie abzuziehen erst einmal darin endete, dass er sie durch die Kissen schleifte. Da konnte Sarin nicht mehr anders. Sie lachte lauthals los.
„Warte warte warte...“
Sie zog ihr Kleid wieder runter, das hoch gerutscht war und fast ihr Marienkäfer-Höschen entblößt hätte. Glucksend dirigierte sie Clem sich umzudrehen, streckte ihren Fuß zwischen seinen Beinen hindurch und stellte den anderen an seinen Hintern.
„Jetzt kannst ziehen!“
, noch immer klang das hoch amüsierte Lachen ihn ihrer Stimme mit. Nach all der Anspannung, den Ängsten brach sich hier etwas Bahn, dass einfach heraus musste. Sonst wäre Sarin bald explodiert. Mit dann nackten Beinen, bis auf ein paar kurze Söckchen, stand sie dann auf und drehte ihm den Rücken zu.
„Bitte noch die Schnürung... das Bad finde ich dann schon alleine.“
Wenn sie ihn da auch noch um Hilfe bitten würde, würde das hier gewiss in einer äußerst amüsanten Katastrophe enden. Nicht dass sie was gegen amüsante Katastrophen hätte! Clem war so eine! Den armen unschuldigen Clem aber so um den Finger zu wickeln und auszunutzen lag ihr einfach nicht. Dafür war er schon fast zu süß!
Ich glaube, er wäre glücklich, wenn ich mich seinem ...'Problem' annehmen würde... Ob er mich mit seinem Zauberstab üben lassen würde? Hihiihiii...
Also legte sie in sich hinein schmunzelnd ihren Nacken frei und die Haare nach vorne, neigte den Kopf, bis seine zittrigen Finger die Schnürung gelöst hatten, dankte ihm dann nickend, halb über die Schulter nach hinten blickend.
„Ich danke dir. Du kommst dann auch bald wieder, ja?“
, fragte sie voller Hoffnung. Dann fiel ihr noch etwas ein.
„Und bitte ...Warte noch einen Moment!...“
Abgelenkt von ihren eignen Gedanken drehte sie sich einfach wieder um und sah ihn an.
„Ich will dir mein Kleid mitgeben für die Wäscherei. Sag ihnen bitte, dass sie es mit nur mit Wasser waschen sollen – keine Seife! Siehst du...der Schmutz perlt einfach ab...“
Sie klopfte auf eine leicht verfärbte Stelle am unteren Saum, wo sich sofort der Sand löste.
„Ab und zu muss diese Art Stoff aber doch gründlich ausgespült werden. Und NICHT heiß trocknen. Das ist keine normale Nachtelfenseide, das ist Spinnenseide, die verträgt keine übermäßige Hitze. Sie verliert sonst ihre Flexibilität und Dehnbarkeit und wird ganz steif.
Sie sollen es einfach nass aufhängen, oder du bringst es gleich wieder mit und ich kümmere dann darum.“
Sarin zögerte und überlegte laut:
„Oder...sollte ich es besser hier waschen? Was meinst du? Nicht dass ich dann hinterher ganz ohne Kleid da stehe?!“
Er hatte ihr schließlich erzählt, dass sie in der Wäscherei seine Robe ruiniert hatte. Das was sie derzeit am Leib trug, bis auf das geschenkte Höschen, waren die letzte Erinnerungen an ihre Heimat. Da wollte sie nichts von verlieren. Außerdem musste sie noch den ganzen versteckten Schmuck aus den Falten bergen.
„Kannst du noch einen Moment warten?“
Sarin hielt sich das jetzt deutlich zu locker sitzende Mieder vor die Brust gedrückt und stand einen Moment nachdenklich da. Wenn Clem vor lauter weiblichen Reizen jetzt die Flucht ergriff, dann vergaß er ganz sicher, dass er eigentlich hier war um ein magisches Siegel anzubringen. Dann wirbelte sie herum, lief zur ersten Tür die sie fand und spähte auf der Suche nach besagtem Wolkenbad hinein. Vielleicht gab sie auch überraschte oder begeisterte Laute von sich, als sie es schließlich fand. Aber gab es überhaupt eine Möglichkeit, ihre Sachen hier selbst zu waschen? Zu lange wollte sie den armen Magier auch nicht warten lassen. Vor allem musste sie die Rubine aus den Verstecken holen, sich ausziehen und alles für Clem zusammen packen. Auch ein Laken oder Handtuch für ihre Blöße wäre gut, damit er nicht sofort an einem Herzinfarkt oder akuter Blutarmut im Gehirn starb, sobald sie heraus kam. Castus musste sie wirklich verdorben haben, denn irgendwie juckte es sie doch ein klein bisschen sein Gesicht zu sehen, wenn sie ihm 'aus Versehen' etwas mehr von ihren 'weißen Perlen' zeigen würde. Kurz schmunzelte sie zu ihren beiden 'Verbündeten' hinunter und zwickte sich in die hellrosa Spitzen.
Bereit und scharf! Haha! Was bin ich doch verdorben!
Nein, war sie nicht. Sarin war immernoch eine herzensgute Seele und auf ihre Weise sehr unschuldig in ihren Gedanken. Sie kannte nicht wirtlich viel von der Welt und von Männern oder den Abscheulichkeiten, die die Wesen einander antaten. Deshalb hatte sie sich ja auch Hals über Kopf in Castus verliebt, genauso wie in Dhan und Ian! Vielleicht konnte man sie sogar ein wenig naiv in Teilbereichen nennen.
Vor sich hin schmunzelnd und leise glucksend machte sie sich schnell an die Arbeit. Ihre Stiefel würde sie später selbst putzen und darin auch einiges an ihren Schätzen verstecken, solange ihre Kleider in der Wäsche waren... oder einfach in ihrer Tasche, je nach dem was sich anbot. Schließlich war sie grad allein und musste auf ihre Habseligkeiten Acht geben. Vielleicht musste sie noch jemand bestechen, wer wusste schon, was noch kommen würde.
„Bin gleich da...“
, rief sie zu der Tür zurück. Dann wickelte sie ihren nackten Körper in ein großes Handtuch ein und tat zurück in den Vorraum, wo sie hoffte noch Clem anzutreffen. Schmuck und andere Gegenstände hatte sie im Bad zurück gelassen. In der einen Hand hielt sie das 'Paket' ihrer Kleidungsstücke, inklusive Höschen, Strümpfe und allem was dazu gehörte und mit der anderen Hand hielt sie die ineinander gesteckten Stofffalten vor ihrer Brust fest.
Schulterfrei ist ja jetzt gerade sehr modern... hihi...
„Kannst du noch meinen Mantel mitnehmen?“
Mit halb gesenkten Blick wies sie mit der Hand, die das Handtuch gehalten kurz in Richtung Kissenburg, wo auch ihr gefalteter Reisemantel lag. Kurz rutschte der Rand der Sittlichkeit etwas tiefer, dann hatte sie ihn aber schon wieder eingefangen. War Phantasie nicht etwas aufregendes? Sie so verhüllt zu sehen und zu wissen, dass da nichts weiter als eine einzelne dünne Schicht Stoff im Weg war, war sicher gutes Material für Clems Träume und Sarin hatte vor ihn heute Nacht 'zu besuchen'.