Ein unscheinbares Bürgerhaus

Die Wohngebäude der Bürger sind meist sehr eckig und flach gebaut. Bestehend aus braunem Sandstein spenden sie, im Gegensatz zu dem heißen Wetter, einen kühlen Schutz.
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Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. Januar 2022, 15:19

Eleynas Gruppe kommt von Im lachenden Kamel


Der Weg zog sich dahin, denn Santros war als umtriebiger Handelsplatz längst erwacht. Schließlich herrschte die kalte Jahreszeit vor, sodass das Tageslicht erst zu einer Zeit vollständig vorhanden war, zu der der Alltag der meisten Bürger schon seit mehreren Stunden begonnen hatte. Viele waren schon zum Marktplatz gestrebt und kehrten nun, vollbeladen mit ihren Einkäufen, zurück, sodass die Straßen bei weitem nicht so leer waren, wie es ein schnelles Vorankommen wünschenswert machen würde.
Auf der anderen Seite fielen die drei Reisenden dadurch auch nicht derart auf, dass sie ständig neugierige Blicke auf sich ziehen würden. Und wenn, dann war es hauptsächlich der Mensch mit seiner grimmigen Miene, der beachtet und über den teilweise leise von einigen Mägden getuschelt wurde.
Schließlich, bevor seine missmutige Stimmung endgültig in unbedachten Äußerungen gipfeln konnte, blieb der Schatten vor einem dreistöckigen Haus stehen und betätigte dort, ohne weitere Erklärung, den Türklopfer. Die Fassade selbst unterschied sich in nichts von denen in der übrigen Gasse, wirkte bürgerlich und gepflegt, jedoch auch nicht übermäßig wohlhabend. Guter Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger.
Es dauerte nicht lange, ehe das Sichtfenster geöffnet und nach dem Begehr gefragt wurde. Laogh beugte sich vor und reichte eine kleine Schriftrolle hindurch, die er, wie auch immer, in seiner Hose verborgen getragen hatte. Der Bedienstete schloss die Luke wieder und es wurde ruhig, wahrscheinlich überbrachte er die Botschaft dem Hausherrn... oder der Hausherrin.
Wer wusste das schon zu sagen? Womöglich wohnte hier ja eines seiner Liebchen, zu dem er eigentlich wollte und nur, um seine beiden Begleiter zu ärgern, hätte er sie mit sich geschleppt.
Rodrick schien ja ausschließlich negative Gedanken zu wälzen und brummelte immer mehr vor sich hin, was allmählich lauter und ungehaltener wurde, ohne die geduldig abwartende Haltung des Meisterspions nach außen hin zu beeinflussen. Denn dieser lehnte sich lediglich gegen die Hauswand, senkte seine Lider und tat, als ruhe er sich im Stehen aus, ohne noch etwas von seiner Umwelt mitzubekommen.
Das provozierte den Menschen natürlich umso mehr, bis er es schlussendlich nicht mehr aushielt. Er trat an den verwandelten Elfen heran und blaffte los, ungeachtet dessen, dass es jeder Vorbeigehende hören konnte:"Was soll das hier? Worauf warten wir und was soll in diesem Haus..." Weiter kam er nicht, denn die Mannpforte des Tors wurde geöffnet.
Der zuvor unsichtbare Bedienstete trat heraus und deutete eine Verbeugung an, ehe er eine einladende Geste machte. Abrupt schlug Laogh die Augen wieder auf, legte eine Hand auf Rodricks Schulter und drückte dort unbemerkt für Außenstehende zu, in einem Winkel, der diesen Griff äußerst unangenehm machte. Dabei lächelte er betont entwaffnend und ganz so, als wäre er vollkommen harmlos.
"Na, na, wer wird denn hier ungeduldig werden? Immer mit der Ruhe!", riet er in einem derart harmlosen, freundlichen Tonfall, der jeden sofort aufhorchen lassen müsste, der ihn schon etwas länger hatte beobachten dürfen. Würde nun eine Gemeinheit folgen? Oder später vielleicht?
Nein, es schien nicht der rechte Zeitpunkt zu sein, denn er wandte sich daraufhin ab und betrat das Haus, während der Mensch sich mit leidender Miene die malträtierte Schulter rieb. Notgedrungen würden seine beiden Begleiter ihm hinein folgen.
Hinter dem großen Holztor, das auch Platz für Fuhrwerke mit Waren bot, befand sich ein kurzer Durchgang zum Innenhof, wo gerade tatsächlich eine Ladung in Augenschein genommen und verstaut wurde. Dabei handelte es sich um mehrere Fässer, die wahrscheinlich Wein oder Essensvorräte enthielten.
Die kleine Gruppe brauchte jedoch den Hof nicht betreten, sondern wurde zuvor, in etwa in der Mitte des Durchgangs nach rechts eine Handvoll Stufen hoch und durch eine Tür geführt. Danach ging es weiter in den ersten Stock und einen Gang entlang, der sie in den hinteren, von der Straße abgewandten Bereich des schlicht und dennoch geschmackvoll eingerichteten Hauses geführt.
Alles hier zeugte von einem bescheidenen Reichtum, der durch geschickte Arbeit oder Handel zustande gekommen war. Das Holz war poliert und sauber gehalten, mehrere Fenster, weder aus Geldgründen zu klein, noch aus Geltungsbedürfnis zu groß, ließen Licht herein und boten einen guten Überblick über das Treiben im Hof unter ihnen.
Schließlich blieb der Bedienstete vor einer Tür stehen, bedeutete ihnen allen zu warten, klopfte an und schlüpfte in den Raum dahinter. Das gab den Gästen Gelegenheit, sich weiter umzusehen oder sich gar auf einen der gepolsterten Stühle niederzulassen. Letzteres tat Rodrick, denn trotz seiner guten Heilfortschritte war sein Körper längst noch nicht wieder vollkommen bei Kräften. Ansonsten gab es noch hin und wieder kleinere Tischchen mit Vasen und frischen Blumen darin, das ein oder andere Bild einer Landschaft, eines Pferdes oder gar eines Schiffes. Nur Porträts von Peronen fehlten, sodass kein Gesicht irgendeinen Hinweis auf den Besitzer oder Bewohner dieses Hauses gab.
Nach kurzem Warten wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet und der Schatten durfte eintreten, während die anderen Beiden weiterhin draußen ausharren musste. Warum auch immer... Es wurde spannend allmählich, denn sowohl der Bedienstete, als auch der Meisterspion achteten tunlichst darauf, keinen Blick zu viel in den Raum hinter der Tür zu erlauben.
Wieder mussten sie warten und die Zeit zog sich wie eine zähe Masse dahin. Ja, nicht einmal Lauschen an der Tür hätte etwas gebracht, denn das Holz war dick und gesprochen wurde nur leise, sodass absolut nichts nach draußen drang. Ein Schlüsselloch bot ebenfalls keine Hilfe, da dafür gesorgt worden war von innen, dass kein Blick hineindringen konnte.
Nach gefühlten Ewigkeiten erschien erneut der Bedienstete und nun war es Rodrick, der vorgelassen wurde. Dieser wirkte nur noch genervt und wollte regelrecht hinein stürmen, was aber der andere Mensch zu verhindern wusste, indem er ihm den Weg nur so freigab, dass er sich gesittet benehmen musste.
Dieses Mal allerdings war bei geschlossener Tür ein unartikulierter Laut zu vernehmen. Was war das? Was hatte diese gesamte Geheimnistuerei zu bedeuten?! Und wieso wurde sie mehr oder weniger links liegen gelassen, nachdem sie sich doch dazu hatte überreden lassen, mitzukommen? Das war sicherlich auf Laoghs Mist gewachsen!
Rumpeln drang dumpf durch das dicke Holz bis zu dem Gang und danach herrschte erstmal wieder Stille. Was war passiert? Ein Hinterhalt? Aber... dafür der ganze Aufwand? Wäre es gesünder, wenn sie die Gelegenheit nutzen und verschwinden würde?
Wie auch immer sie sich entscheiden würde, es geschah nicht rechtzeitig, denn sie befand sich noch in Hörweite, als die Tür ein weiteres Mal geöffnet und mit einem Räuspern darauf aufmerksam gemacht wurde. Der Diener in der wappenlosen Livree wartete und sah sie auffordernd an, ehe er den Weg freigab, sodass auch sie endlich eintreten konnte. Sobald sie das getan hätte, würde die Tür auch hinter ihr geschlossen und der Fluchtweg abgeschnitten werden.
Der Raum, in dem die gesamte Geheimniskrämerei bislang stattgefunden hatte, schien sonst eher für Mahlzeiten in kleiner Gesellschaft bestimmt zu sein. In der Mitte befand sich ein Tisch mit einer Handvoll Stühlen. Auf einem davon befand sich ein äußerst blass und sichtlich nervlich am Ende befindlicher Rodrick, der mit einer ordentlichen Überraschung zu kämpfen hatte.
An den Wänden hingegen, die mit einer Landschaftsmalerei geschmückt worden waren, standen ein paar Kredenzen, auf denen sich ebenfalls die ein oder andere Blumenvase befand, alternierend mit Leuchtern, um abends ausreichend Licht zum herabhängenden Luster bieten zu können. Links der Tür, in der Ecke, war ein kleiner Keramikofen, der nur aufgrund seiner helleren, cremeweißen Farbe auffiel, da die übrigen Holzmöbel dunkler waren. Dennoch passte diese Kombination zusammen. Verborgen in der Wand neben dem Ofen gab es noch eine weitere Tür, die erst auf den dritten oder vierten Blick auffallen würde und selbst dann eher einem geschulten Auge.
Gegenüber befand sich ein größeres Fenster, das beinahe die gesamte Wandlänge einnahm und dadurch viel Licht herein ließ. Dort stand der Schatten in seiner noch ungewohnten Erscheinungsform und sah hinaus, die Arme im Rücken verschränkt und ganz der kühle, unberührbare Mann, den sie auch bei der Besprechung in Pelgar erlebt hatte. Neben ihm hingegen...
Der Mensch begann ehrlich und freundlich zu lächeln, als ihr Blick auf ihn fiel, und kam kurzerhand auf sie zu. "Eleyna! Kind! Wie schön, dass du hier und gesund bist!", kam die warme, vertraute Stimme über die Lippen des älteren Mannes, der sie, wie selbstverständlich, in seine Arme zog.
Unbemerkt drehte der Meisterspion seinen Kopf ein wenig und beobachtete unbemerkt die Reaktion, die nun folgen würde. Was jetzt wohl kommen würde? Rodrick war von dem Bediensteten gerade noch aufgefangen und hingesetzt worden, ohne größeren Schaden zu erleiden, als er seinen Vorgesetzten erkannt hatte.
Wie wäre es bei der Mischlingselfe? Würde sie begreifen, dass sie hier an genau jenes Ziel gelangt war, das sie von Anfang an gehabt hatte? Oder würde sie einen miesen Trick vermuten und ihm im nächsten Zug die Augen auskratzen? Jedenfalls würde es ihr die Sprache verschlagen, davon war er überzeugt. Die Frage war lediglich, für wie lange?
Wie auch immer die Reaktion ausfallen würde, früher oder später würden sie auch wieder zur Tagesordnung übergehen können und dafür war er noch hier.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 5. Januar 2022, 21:18

Eine Weile ließ Eleyna die Übergriffigkeit von Laogh zu und setzte sich gemeinschaftlich mit ihm und Rodrick in Bewegung. Nach einiger Zeit jedoch, ließ sie eine ihrer Schultern fallen und sein Arm musste unweigerlich hinunterrutschen. Sie bestritt den Weg dann doch lieber als Schlusslicht und betrachtete hier und dort die Umgebung. Santros war bisher nicht einen Aufenthalt wert gewesen und sie wusste grundsätzlich auch weshalb. Ihr dunkelelfisches Blut machte es verdammt schwer überhaupt irgendwo nicht als die Bestie angesehen zu werden, die die Dunklen nun mal verkörperten und Santros bot da ein besonders heißes Pflaster. Doch zu ihrer leisen Überraschung galten die Blicke und das teilweise Getuschel nicht ihr und ihrem Äußeren, sondern dem grimmigen Blick des Menschen in ihrer Reihe. Selbst Laogh’s Erscheinung konnte das nicht verhindern was ausnahmsweise auch mal durchaus angenehm war. Vielleicht merkte Rodrick ja, dass er es einfach zu weit trieb. Doch konnte man einem alten Maulesel noch neue Tricks beibringen? Rodrick begann sogar nach einer Weile immer mal wieder abfällige Geräusche von sich zu geben, die davon zeugten, dass er früher oder später verlangen würde zu erfahren, wohin die Reise ging. Eleyna konnte es ihm nicht mal verdenken. Auch sie hatte kaum eine hohe Meinung davon, dass sie unwissend hinter dem Spion hertrotteten wie Lemminge und nicht mal wussten, was das alles eigentlich sollte. Sie hingegen verbarg die Gedanken dieses Mal hinter einer neutralen Miene und ließ sich nicht provozieren. Gesprochen wurde auf dem Weg so gut wie gar nicht und so ließ sie sich weiter von der Umgebung ablenken, bis sie tatsächlich endlich ein Ziel erreicht hatten. Ihr Augenmerk lenkte sich auf die Hausfassade und langsam hob sie den Kopf, um sich alles genau anzusehen. Es war recht schmucklos und doch nicht die alte Bruchbude. Es gefiel ihr sogar ganz gut, auch wenn sie sich vermutlich nie in so einem Haus niederlassen würde. Bei ihr müsste viel Platz drumherum sein... und Grün. Kurz warteten sie, nachdem Laogh wie immer ohne weitere Erklärungen den Klopfer betätigte und sich das Guckfenster schnarrend zur Seite bewegte.
Das kleine Röllchen kam ihr irgendwie bekannt vor und sie erinnerte sich an die Handschrift auf dem Pergament, welches ihr von Laogh gegeben wurde. Sie warteten einen Moment und hören konnte man nichts, bis sich tatsächlich die Tür für sie komplikationslos öffnete. Eleyna hätte an dieser Stelle durchaus aufbegehren können wie Rodrick, doch sie hatte in der Zeit mit dem Schatten gelernt, dass es meistens nichts brachte. Auch Rodrick musste das lernen, wie er schmerzlich erkannte und während er sich noch die Schulter massierte, grinste sie nur kopfschüttelnd und trat nach dem Schatten ein. Der Hof wurde von ihr kurz betrachtet, ebenso die Waren die geliefert wurden. Nichts deutete auf etwas hin, was ihr im Ansatz erklärt hätte, wo sie hier waren oder weshalb. Also folgte sie schweigend, ließ sich von Laogh nicht provozieren, sondern wartete ab, was geschehen würde. Dass er sie indes zu einem Stelldichein mitgenommen hatte, das bezweifelte sie stark. Er war zwar Provokateur und liebte es, wenn andere sich über ihn ärgerten, aber das würde doch ziemlich unter seiner Würde sein. Außerdem glaubte sie nicht eine Sekunde daran, dass es ihm etwas bedeuten würde, wenn sie eifersüchtig sein sollte. Was sie nicht wäre. Sie folgte also die Stufen hinauf in den ersten Stock des Hauses und sah sich schweigend um, betrachtete das Interieur und musste schnell zugeben, dass es äußerst geschmackvoll und schlicht gehalten war. Ihr gefiel es, sie fühlte sich wohl und wusste nicht mal recht zu sagen, wieso dem so war. Die Spionin entspannte sich trotzdem etwas, als könnte ihr hier keine Falle gestellt worden sein oder sie Laogh auf den Leim gehen. Wer wusste schon was der Spion überhaupt vor hatte? Und wieso ausgerechnet mit Rodrick und ihr? Eleyna runzelte kurz die Stirn bei dem Gedanken und heftete ihren Blick auf den Rücken des Verkleideten. Welche Gründe könnte er dafür haben, ausgerechnet sie beide ohne Lauryn mit hierher zu nehmen? Eleyna wusste schließlich was sie verband... wusste er das auch? Ihr Magen rebellierte kurz bei dem Gedanken. Das wäre eine Wendung, die sie nicht recht einordnen könnte. Immerhin würde das schlussendlich ihr Todesurteil bedeuten. War sie etwa doch blind in eine Falle gelaufen? Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Bedienstete stehen blieb. Ihr war aufgefallen, dass seine Livree kein Wappen trug, was es schwer machte zu erkennen, wem dieses Haus überhaupt gehörte. Er klopfte an eine Tür und verschwand kurz darauf. Sie atmete aus, begann sich zu bewegen und trat etwas an eines der Bilder heran, welches ein Pferd zeigte. Sie musterte die Farben und die Stimmung, die der Maler eingefangen hatte, bis sich die Tür erneut in ihrem Rücken öffnete und Laogh hineingebeten wurde. Dunkel wurde ihr Blick, als er hinter dem Holz verschwand und allmählich zerrte es auch an ihren Nerven so behandelt zu werden.

Sie hätte sich mit Rodrick nun verbünden können, doch ihr Blick streifte ihn nicht mal, während er sich im Polster ausruhte. Sie hatte keinen Bedarf mehr daran, sich mit ihm abzugeben. Sie hatte versucht ihm klar zu machen, dass sie nur das Beste für ihn und Arrond wollte und er hatte sie zum wiederholten Male weggebissen. Nun beließ sie es dabei und kümmerte sich nicht mehr darum. Es dauerte ewig... Eleyna schnaufte hin und wieder oder dehnte ihren Hals etwas, während der Mensch mehr und mehr zu kochen begann. Was zum Henker ging nur vor sich? Vielleicht sollte sie einfach gehen – sollte Laogh zeigen, dass sie solche Spielchen nicht mehr spielen wollte, doch gerade als sie den Entschluss dazu gefasst hatte, wurde die Tür erneut geöffnet. Einem kurzen Impuls folgend, wollte sie eintreten doch war es Rodrick, der als nächster dran war. Eleyna verengte die Augen, als er hinter der Tür verschwand. Ein ungutes Gefühl begann sich in ihr aufzubauen, unheilvoll und machtlos. Sie löste die Hände auf ihrem Rücken, die sie dort während des Wartens verschränkt hatte und begann zu tigern. Sie versuchte selbstverständlich irgendetwas aus dem Raum zu erhaschen, ein Geräusch, ein Wortfetzen, irgendetwas... Als es plötzlich dumpf rumpelte und ein undefinierter Laut dabei entstand, war sie angespannt. Sie starrte das Holz der Tür an, als könnte sie es eigens mit ihrem Blick in Flammen setzen. Sie wollte hineinstürmen, vermutete eine List oder wollte fliehen, denn sie würde sich nicht so plump ausschalten lassen. Doch noch ehe sie sich für das eine oder das andere entschieden hatte, wurde die Tür erneut geöffnet. Eleyna streckte ihren Rücken durch und fixierte den Bediensteten mit ihrem kalten Blick. Nun war also sie an der Reihe? Was würde sie erwarten? Musste sie sich wappnen? Eleyna wusste sehr gut, wo sich ihre Waffen befanden und sollte es zum Hinterhalt kommen, würde sie garantiert nicht kampflos gehen.
Angespannt betrat die Spionin vorsichtig den Raum, den Blick argwöhnisch einmal die Statur des Bediensteten prüfen lassend. Sie schob sich durch den Spalt und betrat den geheimnisvollen Raum. Als erstes fiel tatsächlich das große Fenster auf und Laogh, wie er dastand. Sie fühlte sich an Pelgar erinnert, ehe ihr Blick schleunigst nach Rodrick suchte. Sie fand ihn am Tisch sitzend, blass und wieder mal ein Häufchen Elend. Was ging hier nur vor? Wofür sie gerade allerdings keinen Blick hatte, war das Ambiente und die Einrichtung, denn ihr Blick erfasste einen weiteren Mann.
Die Spionin trat einen halben Schritt näher und verengte erneut die Augen, als könne sie dadurch besser sehen. Es dauerte. Es dauerte zähe Sekunden, bis sich der Mann zu ihr wandte und... Eleyna hielt die Luft an. Sie konnte kaum glauben was sie sah und doch ging alles viel zu schnell, passierte IHR viel zu schnell. Schon drang die wohlvertraute Stimme zu ihr und kräftige Arme umschlangen sie in liebevoller Umarmung. Eleyna versteifte sich augenblicklich. Sie biss die Zähne aufeinander und ihr starrer Blick wanderte automatisch über die Schulter des Mannes vor sich zu Laogh. Wie...? Doch dann setzte etwas ein, was sie bereits schon immer gefühlt hatte, wenn sie sich in seiner Nähe befand. Geborgenheit, Wärme, Zuflucht. Ihr Körper wurde weicher und sie ließ jede Vorsicht fahren, verbot dem Zweifel sich in ihr Herz zu nisten und legte schließlich die Arme um ihn. “Arrond..du lebst.”, atmete sie leise erleichtert aus und schloss die Augen, um diesen Moment auszukosten.
Es war ihr in diesem Moment egal, dass der Meisterspion der Dunklen mit im Raum war und sich garantiert im Klaren darüber war oder wurde, dass sie und Arrond sich weitaus näherstanden, als sie hatte bisher zugeben wollen.
Doch ihre Erleichterung, die ihre Verwirrung vorerst überrannte, war ehrlich und aufrichtig und so sank sie in die Arme ihres Vertrauten. Sie holte tief Luft, während sein Geruch sie umströmte und sich sofort das wohlige Gefühl in ihr ausbreitete. Arrond Vesuve war jemand, der ihr unwahrscheinlich wichtig war. Es war ein seltsames Gefüge zwischen ihnen, das nie wirklich zur Sprache gekommen war. Sie vertraute ihm bedingungslos und er war vermutlich der einzige dem sie diese Ehre zuteilwerden ließ. Gleichzeitig gab es da eine unausgesprochene Anziehung die sich nie zu etwas weiterentwickelt hatte und doch, selbst jetzt, deutlich wurde. Eleyna’s Herz klopfte augenblicklich. Er war auf der einen Seite ihr Halt in dieser kalten Welt, auf der anderen Seite hatte er etwas Fürsorgliches, Väterliches. Und doch auch wieder nicht, denn immer wieder gab es in der Vergangenheit Situationen, die auch ganz anders hätten laufen können, wenn sie sich dazu entschieden hätten. Ihre Verbindung zueinander zu beschreiben, wäre vermutlich ein abendfüllendes Unterfangen. Jetzt aber war sie einfach nur dankbar, dass er vor ihr stand – unverletzt. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste sie sich von ihm und schaute ihn eindringlich an. “Wieso bist du hier? Was ist passiert und …" ihr Blick glitt zum Spion. “Was hat das alles zu bedeuten?”, hakte sie nach und trat einen halben Schritt zurück. Auch wenn Arrond ihr Vertrauen stets hatte und bisher nie enttäuschte, war Eleyna nicht so naiv zu glauben, dass es nicht auch anders werden konnte, wenn die Umstände richtig spielten. Und gerade sie wusste, wie überzeugend Laogh sein konnte, wenn es etwas gab, das er unbedingt durchgesetzt haben wollte. Unruhe machte sich in ihr breit und sie benötigte jetzt Antworten die ihr helfen mussten, diese Konstellation zu verstehen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Januar 2022, 10:20

Ihm war klar, dass er die Geduld seiner Begleiter strapazierte, und das war auch vollkommene Absicht. Er wollte nicht nur die Spannung erhöhen, sondern vor allem an den Nerven zerren und damit die Überraschung umso größer werden lassen. Nachdem sie sich aus seiner Umarmung gelöst und zurückfallen lassen hatte, konzentrierte er sich auf sein Gehör, um zu überprüfen, ob sie ihm beide noch brav folgten.
Dabei schmunzelte er immer wieder flüchtig vor sich hin, erst recht bei den Blicken, die der Mensch auf sich zog, und als dieser immer stärker aufzubegehren begann. Ja, der Schatten amüsierte sich und war sich dessen bewusst, dass er kurz davor war den Bogen zu überspannen. Doch bevor es soweit war, hatten sie ihr Ziel erreicht und er konnte ihr Erscheinen ankündigen. Selbstverständlich auf eine Art und Weise, die keinen Aufschluss darüber gab, warum sie in dieses Haus Einlass begehrten.
Nun dauerte es nicht mehr lange, bis sie vor der letzten Tür standen, die sie drei noch vor ihrem Ziel trennten, von dem allein der Meisterspion wusste. Und dann konnte es losgehen, er ging zuerst hinein, um ein paar Worte mit seinem Kontaktmann zu sprechen, ehe der Mensch eintreten durfte.
Dessen Überraschung bescherte ihm beinahe einen Zusammenbruch, sodass er noch immer vollkommen entsetzt und blass auf dem Stuhl saß, als letzten Endes auch die Mischlingselfe eintreten durfte. Laogh nahm sich vorläufig etwas aus der Szenerie heraus, um zu beobachten und mit stiller Neugier zu sehen, wie sie reagieren würde. Denn nur dafür gab es noch diese Geheimniskrämerei und sein Bestehen darauf, dass sie nicht einfach verschwand.
Was sie im Anschluss machen würde... nein, dafür wäre er nicht länger verantwortlich. Zwar hätte er durchaus Interesse daran, ihre Nähe, vor allem allein in einem Zimmer, auszureizen und ihr so einiges noch zu zeigen. Aber sollten es die Ereignisse nicht zulassen, wäre es zu verkraften. Seine Aufgabe war vorerst erledigt, jetzt würden neue auf ihn warten.
Entsprechend stand er am Fenster, die Arme im Rücken verschränkt und scheinbar unbeteiligt hinaus sehend, den Kopf nur minimal gedreht, um im Augenwinkel alles im Blick behalten zu können. Denn nun wurde es richtig interessant, als sich der Gastgeber umwandte und mit ehrlicher Freude im Gesicht zu der Spionin trat, um sie zu begrüßen und in seine Arme zu ziehen.
Seine Worte begleiteten diese Gesten und es schien, als merke er gar nicht, dass sie sich anfangs versteifte. Oder es schlichtweg ignorierte, weil seine eigenen Gefühle ihn übermannten. Und dann wurde sie weicher, erwiderte die Umarmung und beinahe war es wie das Wiedersehen von Vater und Kind, das nach einer längeren Reise wohlbehalten nach Hause gekommen war.
Indes hatte der Schatten den flüchtigen Blick von ihr aufgefangen und leise Spott war in den seinen getreten, ansonsten rührte sich nichts oder zeugte davon, dass er mit Absicht zusah, anstatt das Geschehen vor dem Fenster zu begutachten. Er hielt sich schlicht zurück.
Ihre ersten Worte ließen Arrond leise und mit einem Hauch Bitterkeit auflachen. "Ja, aber frag lieber nicht, wie.", erwiderte er und drückte sie noch einen Hauch fester an sich, als müsse er Angst haben, sie sonst wieder zu verlieren. Auch seine Gefühle für die Mischlingselfe waren vielschichtig und reichten von väterlich bis hin zu männlich. Im Moment überwogen die fürsorglichen Empfindungen und als sie sich enger an ihn schmiegte, strich er ihr liebevoll übers Haar. "Aber glaub mir, ich danke Lysanthor, dass du... dass ihr beide hier seid und es euch gut geht.", fuhr er fort.
In diesem Moment stellte der Diener lautlos ein gefülltes Glas vor Rodrick, der es mit zittrigen Fingern nahm und den dunklen Roten in einem Zug die Kehle hinunter stürzte. Der andere ließ daraufhin die Karaffe daneben stehen, damit der Mensch sich selbst nachschenken konnte. Damit verschwand er wieder im Hintergrund, ganz der wohlerzogene, beflissene Bedienstete von Qualität, wie sich Arrond stets mit solchen umgeben hatte.
Er mochte zugänglich und arbeitsam gewesen sein, oftmals bescheiden in Hinblick auf seine Umgebung, obwohl er sich viel mehr hätte leisten können. Nur beim Personal, da hatte er immer höchste Ansprüche gestellt und daran hatte sich auch an diesem Ort nichts geändert. Ob ihm dieses Haus eigentlich gehörte? Oder war er lediglich zu Gast? Und wenn ja, bei wem und wozu?
Als sie sich zu lösen begann, lockerte auch der Mensch seinen Griff und zwang sie nicht dazu, ihn länger zu berühren, als sie es wollte. Trotzdem lächelte er gutmütig und noch immer merklich erleichtert über dieses Wiedersehen. Erst ihr Blick und überdeutlicher Hinweis auf die Art und Weise, wie sie zueinander gefunden hatten, sorgten dafür, dass auch er den Kopf drehte und kurz zu dem verwandelten Meisterspion sah.
Dann kehrte seine Aufmerksamkeit zu ihr zurück und er deutete einladend zu dem Tisch. "Komm, setzen wir uns.", lud er sie ein und blickte zu Rodrick, der inzwischen sein drittes Glas gefüllt hatte. Anscheinend verkraftete er die Überraschung bei weitem nicht so gut wie sie und brauchte gerade den Alkohol.
Arrond ließ ihn mit einem nachsichtigen Lächeln in Ruhe und bedeutete stattdessen dem Diener, auch ihnen aufzutragen. Die Gläser standen bereits am Tisch, zwischen ihnen eine weitere Karaffe mit einem sicherlich teuren, vollmundigen Roten, ehe sie saßen. Wobei sich bei dem kurzen Weg dorthin zeigte, dass er nicht ganz so unversehrt war, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Zwar war sein Hinken nicht sonderlich auffällig, vermutlich auch, weil er es zu unterdrücken suchte, aber früher war es nicht vorhanden gewesen. Auch gab es eine neue Narbe in seinem Nacken,die von seiner Kleidung nicht gänzlich verborgen werden konnte.
Der so lange Gesuchte schenkte ihnen beiden ein, wodurch ein weiteres Zeichen einer tieferen Verletzung zum Vorschein kam, nachdem sich der Diener unauffällig zurückgezogen und sogar den Raum verlassen hatte. "Ich fange am besten von vorne an und fasse mich kurz, sonst wird es nur noch verwirrender.", erklärte er dabei.
Erst, nachdem er die Karaffe mit dem Glasstoppel wieder verschlossen hatte, drehte er seinen Stuhl ein wenig, um Eleyna direkt gegenüber sitzen zu können. "Wie du inzwischen sicher weißt, ist Pelgar gefallen", begann er mit dem Offensichtlichen, von dem er zumindest ausging. "Kurz davor erhielt ich eine Warnung, dass ein Angriff bevorsteht. Besser gesagt..." Sein Blick wanderte zu seiner rechten Hand, die dumpf ins Glas auf den Roten stierte. Er war wahrscheinlich noch nicht betrunken, aber derart in sich selbst versunken, dass er seine Umgebung kaum noch wahrnehmen konnte.
Leise und mitfühlend seufzte Arrond. "... Rodrick bekam die Nachricht und hat sie mir sofort gebracht. Viel Zeit hatten wir nicht, doch die wenigen Worte waren glaubwürdig und aus zuverlässiger Quelle."
Beinahe lautlos wurde am Fenster geschnaubt und es war unklar, warum das geschah. Ein Hinweis darauf, dass vom Schatten die Warnung gekommen und er selbstverständlich immer glaubwürdig war? Oder war ihm lediglich die Erzählung schon jetzt zu ausschweifend und er wollte daran gemahnen, sich kürzer zu fassen?
Der Mensch lächelte flüchtig und beinahe schon verlegen, ehe er fortfuhr:"Also haben wir die wichtigsten Unterlagen fortgeschafft oder vernichtet, während wir die Verteidigung der Stadt alarmieren wollten. Dummerweise wurden wir erst ernst genommen, als es zu spät war und wir nicht mehr gewinnen konnten gegen die Menge der Angreifer. Na ja..." Er zuckte mit den Schultern, als wäre er abgebrüht genug, um mit der Vergangenheit auch abgeschlossen zu haben in dem Wissen, es ohnehin nicht mehr ändern zu können. Was auch durchaus so sein konnte.
"Wie auch immer, wir haben gekämpft, doch die Übermacht war zu groß. Zuerst fiel Rodrick, obwohl er wahrlich über sich hinausgewachsen war, und dann wurde es bei mir finster. Wobei diese Dunklen Dilletanten gewesen sein mussten, sonst hätten sie uns nicht so leicht für tot gehalten und gerade dadurch überleben lassen."
Diesmal blieb es ruhig beim Fenster, obwohl der Gesuchte flüchtig zu ihm hinsah, als hätte er selbst ebenfalls gerne eine Erklärung dafür, warum die beiden Männer nicht vorsorglich die Kehle durchgeschnitten bekommen hatten. Allerdings tat der Schatten so, als hätte er diese stumme Aufforderung nicht wahrgenommen. Also würde von dieser Seite derzeit keine Erklärung kommen...
Mit einem leicht angedeuteten Kopfschütteln wandte Arrond sich wieder der Mischlingselfe zu. "Durch Rumpeln und einem ekelhaften Geruch bin ich nach Stunden wieder aufgewacht, auf einem Karren, der aus der brennenden Stadt geführt wurde. Ich wollte fliehen oder mich wehren, aber ich war viel zu schwach, sodass ich machtlos war und mit meinem Leben abschloss, als ich erkannt hatte, dass ich mich auf einem Leichenkarren befinde. Doch Lysanthor war mir gewogen und hatte mir die rechte Hilfe geschickt, der Karren wurde durch das Lager der Feinde geführt und erst außerhalb von deren Sichtweite angehalten. Ich wurde abgeladen und verborgen sitzen gelassen. Dann war es für mich wieder vorbei. Als ich wieder zu mir gekommen bin, war der Karren leer, die Leichen an diese widerlichen Wargs verfüttert, soweit ich erfahren habe." Er verzog leicht das Gesicht vor Ekel und griff nach seinem gefüllten Glas, wenngleich ohne von dem Wein zu trinken. "Auf jeden Fall kam mein Retter zurück und verhalf mir zur Flucht. Irgendwie habe ich mich durchschlagen können und es bis hierher geschafft, während ich hoffte, dass er Rodrick auch zumindest finden und mir Bescheid über sein Schicksal geben könnte. Und..."
Arrond stellte das Glas wieder weg und griff nach Eleynas Händen, um sie warm und fest zu umschließen und sie anzulächeln. "Und um zu verhindern, dass du in Gefahr gerätst." Seine Stimme wurde dabei weich und ehrlich erleichtert.
Dieses Mal kam ein weiteres, leises Schnauben vom Fenster her. "Menschen! Immer diese Gefühlsduselei!", brummte der Schatten dort auf eine Weise, die davon zeugen sollte, dass er bewusst hörbar sein wollte. Ansonsten kümmerte er sich offiziell nicht weiter um die Sitzenden, sondern trat an eine der Kredenzen heran, um sich ebenfalls ein Glas zu holen.
Doch im Gegensatz zu Arrond kannte er nicht so viel Rücksicht, als er sich Rodricks Karaffe nahm und sich kurzerhand daraus einschenkte, bevor er zum Fenster zurückkehrte. Wobei er dem Pärchen keinen einzigen Blick gönnte, ganz so, als wolle er sich aus dem Wiedersehen heraus halten... oder als kenne er die Geschichte bereits.
Arrond hingegen beobachtete ihn kurz und schüttelte beinahe schon nachsichtig mit dem Kopf, als befände er sich auch gegenüber dem viel älteren Elfen in einer väterlichen Position. Schließlich wandte er sich wieder der Spionin zu. "Ich bin jedenfalls froh, dass ihr beide noch lebt und... wohlbehalten hier seid! Nach dem, was ich von Pelgar gehört hab, muss es fürchterlich dort zugehen und ich konnte nichts über euch herausfinden." Er drückte lächelnd ihre Hände und wirkte, als wolle er sie noch einmal in seine Arme ziehen, um sie nicht mehr loszulassen.
"Fertig mit der Rührseligkeit? Können wir jetzt zum Geschäftlichen übergehen?", kam es, ungewöhnlich ungeduldig, vom Fenster.
Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Brannte ihm tatsächlich etwas unter den Nägeln oder wollte er damit irgendetwas anderes erreichen? Womöglich, dass sie keine weiteren Fragen stellte? Oder war er... nein, das konnte gar nicht möglich sein! Oder...? Könnte es sein, dass Laogh, der Schatten und große Meisterspion, der sich selbst für den besten aller Liebhaber hielt... und es sicherlich auch großteils war, sich daran störte, wie vertraut sie beide miteinander waren? Nein, bestimmt nicht! Allerdings... ein leiser Zweifel blieb, einmal aufgekommen.
Arrond lachte leise und warf ihm einen gutmütigen Blick zu. "Jetzt sei nicht so ungeduldig. Lass mir meine Freude! Die Arbeit ist unerfreulich genug!"
Erneut schnaubte der Schatten leise, drehte ihnen noch demonstrativer den Rücken zu und nippte an seinem Wein. Ansonsten schwieg er allerdings und gab dadurch den aufkeimenden Fragen noch viel mehr Raum, als wenn er sonst etwas gesagt hätte.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 6. Januar 2022, 14:32

Das Betreten des Raumes wurde von gemischten Gefühlen begleitet. Eleyna fühlte sich wankelmütig, unschlüssig ob sie in eine Falle tappte oder ob sie der Neugierde nachgeben sollte. Doch es passierte beinahe schon mechanisch, während sie dem Blick des Bediensteten folgte und sich an ihm vorbei in den Raum schob. Sie hatte das Gefühl, sich langsamer zu bewegen, als wäre jeder Muskel und jede Sehne gespannt in der Erwartung, gleich ihrem Ende entgegen zu sehen. Doch... Vorerst geschah nichts anderes, als dass sie den Raum mit den dunklen Möbeln betrat und sich kurzerhand einen Überblick verschaffte. Laogh erkannte sie sofort am großen Fenster, Rodrick als Häufchen Elend am Tisch, der den Raum dominierte. Und dann... dann war da der andere Mann, den sie nicht gleich erkennen konnte. Noch bevor sie eine Frage überhaupt formulieren konnte, keimte in ihr eine seltsame Ahnung, die sie aber nicht glauben konnte. Also machte sie einen halben Schritt in den Raum hinein und als er sich ihr gleichzeitig zu wandte. Ihr Herz setzte aus und ihr blieb die Luft weg, während sich die vertraute Stimme zeitgleich mit seiner Geste über sie ergoss. Eleyna verkrampfte sich gänzlich, unfähig die Situation so schnell zu erfassen. Es war nicht möglich, dass ausgerechnet Arrond hinter dieser Tür wartete. Ihr Blick, der sich automatisch in Richtung des Meisterspions bewegte, zeugte von Unsicherheit. Für sie war Laogh der Feind und sie war eine Verräterin an ihrem Volk. Was würde er nun tun? Hatte er sie im Unklaren gelassen, damit sie sich verriet? Wieso war Arrond so unvorsichtig? Wusste er nicht, wer der Mann am Fenster war? Kannte er ihn vielleicht nicht wirklich, sondern nur anhand der Verkleidung, die er trug? Doch all diese Fragen die unweigerlich auf sie niedergingen, lösten sich mit einem Mal in Luft auf.
Sie waren fortgespült von dem Gefühl, welches sie übermannte. Die liebevolle Geste die Arrond ihr zuteilwerden ließ ergoss sich wie ein warmer Sonnenstrahl über sie und hüllte Eleyna in das Gefühl von Geborgenheit. Sie schloss für den Moment die fragenden Augen und genoss den Moment der Erleichterung. Anfangs noch zögernd, fanden ihre Arme wenig später in seine Umarmung und sie sprach aus, was sie dabei empfand. Sie war erleichtert, sie war froh und sie war dankbar, dass er noch lebte. Einen Moment lang harrte sie aus, vergaß die seltsame Situation und ignorierte das Problem, dass Laogh sämtliche Details zusammenzählte und sie entlarvte. Arronds Bitterkeit entging der Elfe nicht und dass er sie noch stärker an sich drückte, ließ sie abermals tief Luft holen. Sie hatten sich lange nicht gesehen – schon vor dem Fall Pelgars hatten sie sämtliche Treffen eher kurzer und seltener Natur gehalten, damit die Gefahr minimiert wurde, dass sich Eleyna verriet. Doch als dann Pelgar fiel und keine Nachricht mehr kam, wäre sie am liebsten losgestürmt, um den einzigen Menschen zu retten, der ihr in all den Jahren viel zu sehr ans Herz gewachsen war.

“Ich hatte keine Ahnung...” murmelte sie leise, als müsste sie sofort klarstellen, dass sie nichts mit dem Angriff zu tun hatte. Sie erinnerte sich gut an Rodricks Worte und ihre eigenen Zweifel im Kerker, ob Arrond ebenso denken könnte. Doch ihre Worte verhallten kraftlos. Er schien nicht zu glauben, dass sie doch ein falsches Spiel gespielt hatte, denn ansonsten wäre die Reaktion sicherlich nicht in dieser Art ausgefallen. Eleyna löste sich langsam von ihm und brachte sich wieder mehr in Abstand. Ihr Blick glitt erneut zu Laogh, denn noch immer wusste sie nicht, wie das alles zusammenpassen sollte. Doch Arrond schien durchaus gewillt, ihr einige Antworten zu liefern und so wandte sie sich ihm wieder zu und nickte schlicht, auf seine Einladung, dass sie sich setzen sollten. Mit einem raschen Seitenblick, erfasste sie den Zustand des Menschen und konnte nur den Kopf schütteln. Er schien wirklich weich geworden zu sein oder aber er konnte es nicht fassen, dass sie vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte, als sie ihm versicherte, nur das Beste zu wollen. Und darüber hinaus war es für ihn sicherlich nicht verdaulich, dass ausgerechnet Arrond, sollte er wissen wer Laogh tatsächlich war, mit ihm zu tun hatte. Wie auch immer dieses Arrangement aussehen mochte.
Die Spionin folgte Arrond mit dem Blick, während er sich zum Tisch begab. Ihr fiel sofort auf, dass er nicht unbeschadet geblieben ist. Sein Hinken versetzte ihr einen kleinen Stich, während sie sich der Narbe gewahr wurde und ihren Blick weiter über seine Gestalt wandern ließ. Arrond war schon immer gut gebaut gewesen, groß und schlank. Er war Diplomat, aber scheute sich nicht, wenn er musste, eine Waffe zu tragen. Auch wenn ihm das Taktieren besser lag. Doch jetzt war er durch den Angriff gezeichnet und wieder flammte ein leises Schuldgefühl auf, nicht früher davon gewusst zu haben.
Schweigsam ging Eleyna die paar Schritte zum Tisch und setzte sich, als er ihr eingeschenkt hatte, doch sie rührte den Wein nicht weiter an. Abwartend musterte sie Arrond in seinen Bewegungen. Es war ein wenig eine Mischung aus Unglauben, dass sie mit ihm sprach ohne im Dunkel verborgen zu sein oder gar zu flüstern und Zufriedenheit, dass er lebte und das halbwegs unbeschadet. Sie nickte auf seinen Hinweis mit Pelgar und ließ ihn erzählen, ohne ihn zu unterbrechen. Bei seinem Detail, dass er eine Warnung erhielt, runzelte sie kurz die Stirn. Wer sollte denn...? Ein Schnauben. Eleyna’s Blick flackerte zu Laogh und musterte ihn eindringlich. Welchen Grund sollte er denn haben, die Menschen zu warnen? Oder glaubte er nur nicht, dass die Quelle so glaubhaft gewesen war, wie Arrond? Die Spionin stellte das hintenan und beobachtete Arrond wieder. Erneut nickte sie und ihr Blick glitt kurz zur Seite, während sie über das was er sagte nachdachte. Das nächste was er erzählte, ließ Eleyna unruhig im Stuhl hin und her rutschen, denn die Schilderung machte deutlich, dass sie sehr viel mehr Glück gehabt haben oder aber etwas völlig anderes dahintersteckte. Wie auch immer es sein konnte, dass die Dunklen so schlampig gearbeitet hatten... Etwas störte Eleyna daran. Als sich Arrond kurz Laogh zuwandte und dort nichts weiter zu holen war, entlockte das Eleyna tatsächlich ein kleines Lächeln. Es ging also nicht nur ihr so – was irgendwie beruhigend war. Doch Arrond erzählte weiter und sie kehrte zur Ernsthaftigkeit zurück. “Aber...” setzte sie nach seiner Erzählung ein und runzelte die Stirn. “Wer hat dich gerettet? Und warum? Pelgar ist überrannt worden und alle die überlebten, sind versklavt. Wer nicht versklavt werden wollte, starb.”. Sie verstand es nicht recht und schüttelte den Kopf. Seinen Nachsatz und die Geste belohnte sie mit einem leichten, sanften Lächeln und Druck ihrer Finger um seine Hände, bis sich Laogh einmischte. Sie wandte sich ihm zu und folgte ihm mit dem Blick, bis er sich etwas Wein eingeschenkt und wieder ans Fenster gestellt hatte. “Sie machen uns aus...”, murmelte sie angriffslustig, denn sie unterstellte ihm durchaus ebenfalls einige dieser Gefühlsregungen, trotz dessen, dass er eben nicht menschlich war. Doch mehr Kommentar gönnte sie ihm nicht, denn es ging ausnahmsweise mal nicht um ihn. Eleyna sah zu Arrond zurück und nickte auf seine Vermutung hin. “Pelgar ist verloren. Die Menschen erleiden schreckliches und -” Laogh grätschte abermals dazwischen und Eleyna atmete genervt aus. Ihr Blick bohrte sich in seinen Rücken und sie harrte dort einen Moment aus. Was passte ihm denn nicht? Offenbar war es keine große Enthüllung für ihn, dass sie dem Menschen sehr viel näherstand, als behauptet. Und in einer Weise die jeden Zweifel über Verrat an den Dunklen aufhob. Wartete er nun einfach die Gelegenheit ab, bevor er sie tötete oder bezog sich das Geschäftliche auf etwas, wozu er sie nun erpressen wollte, jetzt da die Katze aus dem Sack war? Und seit wann war er ungeduldig? Hatte er diese Situation nicht geradezu heraufbeschworen und nun ging es ihm nicht schnell und emotionslos genug?
Eleyna drückte noch mal die Hände ihres Freundes, musterte das Glas Wein und wollte sich einen Schluck genehmigen, als sie ein flaues Gefühl überkam und sie sich doch lieber davon fernhielt. Sie lehnte sich, die Hände zurückziehend, in ihrem Stuhl zurück und brauchte eine Sekunde, um sich von der aufkommenden Übelkeit zu erholen die sie plötzlich erfasste. Stirnrunzelnd horchte sie in sich hinein was das sein könnte, verdrängte es dann aber als Nichtigkeit oder als Antwort auf die enthüllenden Neuigkeiten hier. Etwas blasser um die Nase, hob sie den Blick wieder zu Arrond. Sie musterte ihn eine kleine Weile und ihr brannte so vieles auf der Zunge, dass sie sagen wollte und musste. Sie wollte ihm erklären, dass sie viel zu spät davon erfahren hatte. Dass sie nicht rechtzeitig in Pelgar sein konnte. Reue lag in ihrem Blick und sie schüttelte betroffen den Kopf. “Es tut mir leid, was dir widerfahren ist, Arrond. Ich.. Ich hätte früher.. So viele sind tot..”, murmelte sie und die Schuld die sie tatsächlich fühlte, weil gerade sie etwas hätte vielleicht an der Zahl der Toten ändern können, half ihr ganz und gar nicht bei der Übelkeit. Eleyna erhob sich sogar von ihrem Sitz, weil sie das Gefühl hatte, sich sonst gleich übergeben zu müssen. Sie versuchte sich durch Bewegung abzulenken und nahm sich einen Moment, bevor sie stehen blieb und sichtlich gefasster auf die beiden Männer schaute. “Wie um alles in der Welt, passt ihr beide zusammen?” fragte sie dann geradeheraus und deutete mit einem Finger zwischen Laogh und Arrond hin und her.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Januar 2022, 19:37

Es hätte gut eine Falle sein können, dafür hätte der Schatten durchaus diesen Aufwand betreiben können. Einfach, um seinen Gegenspieler ausreichend in Sicherheit zu wiegen und dann umso stärker zu triumphieren. Dieses Mal allerdings war es schlichtweg die Überraschung, die er so groß wie möglich machen und die Spannung bis dahin steigern wollte. Und es gelang ihm auch, obwohl er sich seine Belustigung darüber nicht anmerken ließ.
Viel eher machte er wieder den professionellen Eindruck wie in Pelgar, jener Spion, der sich unangreifbar fühlen durfte und über denjenigen stand, die sich in seinem Rücken besprechen mussten. Obendrein bildete er dadurch einen kaum noch zu vergrößernden Kontrast zu dem Menschen, um den es in diesem Moment ging. Außerdem war Arrond generell ein ganz anderer, zugänglicher und vor allem auch ehrlicherer Charakter als der Schatten, was ihn jedoch nicht minder gut in seinem Aufgabengebiet gemacht hatte.
Jetzt hingegen sah man ihm die Erleichterung und Freude deutlich an, als er die Mischlingselfe einfach zur Begrüßung in die Arme schloss. Dabei blieb unklar, warum sie ausgerechnet von dem Meisterspion der Dunkelelfen hierher geführt worden war. Sollte es ihre letzte Freude vor dem Henker sein? Hatte er längst gewusst, dass sie eine Verräterin an den Dunklen geworden war? Oder... oder war es ein Test und Arrond verriet sie, unterschrieb ihr Todesurteil, ohne sich darüber im Klaren zu sein?
Wie immer, wenn es besonders wichtig wurde, war in Laoghs Miene absolut nichts zu erkennen, in welche Richtung seine Gedanken abzielten. Lediglich flüchtig blitzte der Spott in seinem Blick auf, als der ihre auf ihn traf, ansonsten tat er weiterhin so, als würde ihn die Szenerie im Raum nichts angehen.
Der Mensch hingegen drückte sie fest an sich und schien sie gar nicht mehr loslassen zu wollen. Bei ihrem leisen Gemurmel strich er ihr begütigend und väterlich übers Haar. "Ich weiß, Kind, ich weiß.", erwiderte er ebenso leise.
War das gelogen, um sie zu beruhigen? Oder hatte er tatsächlich den Glauben daran, im Gegensatz zu seiner Rechten Hand, dass sie nicht zur Verräterin an den Menschen geworden war? Wusste er womöglich mehr, unter anderem dank dem Schatten?! So viele Fragen stürmten auf sie ein und waren dennoch zu zahlreich, um sie allesamt auf einmal stellen zu können.
Wenngleich sie Zeit zu haben schienen, sonst hätte Arrond sicherlich weniger ausgiebig diese Umarmung zugelassen. Denn er war es nicht, der sich zuerst löste, obwohl er sie nicht zwang, sondern sie aus seinen Armen entließ. Trotzdem schenkte er ihr noch ein Lächeln, ehe er sie dazu einlud, sich mit ihm hinzusetzen.
Dabei bemühte er sich krampfhaft darum, sein Humpeln zu verbergen, denn er wollte keine Aufmerksamkeit darauf lenken. Sein Bein würde nie wieder so werden wie früher und daran hatte er zu tragen, aber das war im Moment nicht von Belang. Stattdessen war es wichtig, ihr das Geschehen zusammenfassend zu schildern, das ihn schließlich bis nach Santros geführt hatte.
Dass sie eine gute Zuhörerin war, wusste er, sodass es ihn nicht verwunderte, kaum unterbrochen zu werden. Umso ungewöhnlicher waren die kleinen Einmischungen des Schattens, die zwar ebenfalls nur sehr spärlich kamen, doch eigentlich nicht zu ihm passten. Irgendetwas arbeitete in ihm und beraubten ihn seiner für gewöhnlich so unendlichen Geduld.
Was nur mochte es sein? Der Umstand, dass einmal nicht er der Mittelpunkt des Geschehens war? Oder das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit? Vielleicht ein Hauch von, unangebrachter, Eifersucht? Oder gar es im Hintergrund schon wieder andere Dinge, die dafür sorgten, dass ihm alles zu lange dauerte? Wer wusste das schon bei ihm?! Arrond jedenfalls ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, blieb die freundliche Ruhe selbst, ganz der passionierte Diplomat, der er immer gewesen war und der sich am wohlsten hinter seinem Schreibtisch fühlte.
Schließlich hielt sein Gegenüber es allerdings nicht mehr aus und stellte einige Fragen, die dazu führten, dass er mit den Schultern zuckte und sein Blick flüchtig zu dem geraden Rücken am Fenster huschte. Der wiederum so tat, als bekäme er nichts davon mit. "Das Warum musst du ihn selbst fragen.", erwiderte er und grinste ungewöhnlich schief, beinahe schon etwas verlegen. Ein äußerst seltener Anblick, dessen Wahrhaftigkeit dadurch umso stärker betont wurde.
"Es liegt sicher nicht daran, dass wir eine derart enge Freundschaft pflegen.", bemerkte er und wirkte irgendwie... peinlich berührt? Ganz so, als hätte er niemals ernsthaft mit dieser Hilfe gerechnet, die ihm damals zuteil geworden war, und dennoch äußerst dankbar dafür sein musste. Natürlich, schließlich wäre er ansonsten nicht länger am Leben.
Um diesen kurzen Moment des Gefühlsausbruches zu überspielen, zuckte er erneut mit den Schultern und griff sich sein Glas, um daran zu nippen. "Vielleicht bekommst du eine Antwort, ich habe es nicht geschafft.", erklärte er abschließend.
Indes mischte sich der Schatten anderweitig ein und ignorierte es, dass eisblaue Augen daraufhin seinen Bewegungen folgten. Ihr angriffslustiges Murmeln sorgte dafür, dass er sie trotzdem kurz ansah und andeutungsweise seine Zähne bleckte, als wolle er diesen Fehdehandschuh aufnehmen.
Was wiederum Arrond leise zum Lachen brachte, während er erneut an seinem Wein nippte. "Ich sehe, ihr hattet eine angenehme Reise zusammen.", spöttelte er gutmütig.
Laogh schnaubte nur und verzog sich zurück zum Fenster, um dort von seinem Wein zu trinken, den er sich geholt hatte.
Währenddessen hörte der Mensch seinem Schützling zu und nickte mit betrübter Miene. Doch zu einer Antwort kam er vorerst nicht, da der Schatten es allmählich satt zu haben schien über das Offensichtliche zu sprechen. Arrond deutete ein leichtes Kopfschütteln an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, während sie seine Hände drückte, als ihm etwas an ihr auffiel.
Leicht runzelte sich seine Stirn und Sorge keimte in ihm auf. Ein nachsichtiges Lächeln, mit einem Hauch Unsicherheit darin, kräuselte seine Lippen. "Ich weiß, das sind viele und verwirrende Informationen für dich. Wenn du möchtest, lasse ich ein Zimmer für dich herrichten, in dem du dich erstmal sammeln kannst. Du bist sehr... blass.", bot er ihr, ganz der väterliche Freund, an.
Was dazu führte, dass sich der Kopf des Schattens etwas mehr drehte, um sie im Augenwinkel besser sehen zu können. Doch dann folgte ein weiteres, abfälliges Schnauben. "Sie hat sich übernommen, das ist alles.", erklärte er fast schon abschätzig und ein feines, spöttisches Grinsen schlich sich in seinen Mundwinkel. "Kein Wunder, wenn man testen möchte, was schneller bricht, ein Dickschädel oder eine Keule.", streute er diese Begebenheit wie nebensächlich ein, obwohl auch er alarmiert war. Nur ließ er sich das nicht anmerken.
Dafür wirbelte Arrond auf seinem Stuhl regelrecht herum und verschüttete ein paar Tropfen des Weines. "Was meinst du damit?", fragte er drängend und höchst besorgt.
Aber der Meisterspion winkte ab, da dafür zu einem anderen Zeitpunkt eine bessere Gelegenheit wäre. Sofern er diesen Überfall dem Menschen überhaupt erzählen würde.
Schließlich lenkte die Mischlingselfe seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der Mensch lächelte nachsichtig und schüttelte seinerseits den Kopf, während er erneut nach ihren Händen griff. "Was geschehen ist, ist geschehen. Wichtig ist, dass wir das Beste daraus machen.", erwiderte er abgeklärt und wirkte ganz so, als wolle er wahrlich glauben, was er da sagte. Nein, er gab ihr nicht die Schuld daran, obwohl es leicht wäre, da sie eine Doppelspionin gewesen war. Allerdings kannte er sie besser und vertraute ihr trotz allem noch immer.
Sie hingegen entzog ihm ihre Hände, stand auf und begann unruhig auf und ab zu laufen, was ihm ein leises Seufzen entlockte. Das war eine Eigenart, die ihm fremd war und dennoch hatte er gelernt... lernen müssen, dass sie auf diese Weise ihre Gedanken besser sortieren konnte. Bis sie innehielt und jene Frage stellte, mit der er längst gerechnet hatte.
Der Meisterspion zuckte mit keiner Wimper und machte damit deutlich, dass er keine Antwort geben würde. Anscheinend hatte er zu seiner üblichen Geduld zurückgefunden. Also wäre es Arrond selbst überlassen. Er seufzte leise und strich sich das ordentlich gepflegte Haar nach hinten, obwohl das nicht notwendig gewesen wäre. "Weißt du, das ist etwas kompliziert.", begann er einleitend und wollte ihr tatsächlich eine Erklärung bieten.
In diesem Moment allerdings riss jemand anderes der Geduldsfaden. Plötzlich krachte eine flache Hand auf die Tischplatte und lenkte sofort sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Blutunterlaufene Augen richteten sich auf den Vorgesetzten, Wangen hatten sich durch den Wein gerötet und dennoch wirkte seine Gesichtsfarbe alles andere als gesund. "Was gibt es hier noch zu erklären?! Sie ist der Feind und paktiert mit dem..." Rodrick deutete anklagend auf den Schatten. "... mit dem dort! Der ist kein freundlicher Elf, kein Verbündeter und hat dir sicher nicht das Leben gerettet! Er ist ein Dunkler durch und durch und wenn wir die Zwei nicht sofort in Ketten legen lassen, wissen unsere Feinde, wo sie uns finden. Und dieses Mal werden sie ihre Arbeit vollenden!", echauffierte er sich.
Arrond ließ diesen Ausbruch zu und schwieg, während er langsam sein Glas zurück stellte und aufstand, um den Tisch zu umrunden und die Hände auf die Schultern des anderen zu legen. "Ruhig, mein Freund, beruhige dich. Ich..."
"Beruhigen? Ich soll mich beruhigen?! Mach die Augen auf, Arrond! Sie ist der Feind und du schaufelst gerade unser beider Grab, endgültig, wenn du ihnen auch nur im Mindestens vertraust!", regte sich Rodrick noch mehr auf und begann derart hektisch zu atmen, dass mitfühlende Gemüter sich ernsthafte Sorgen machen müssten.
Zu denen auch der Gescholtene gehörte, denn er machte begütigende Laute. Was nicht viel brachte, sodass er eine andere Entscheidung traf. "Komm, alter Freund, ich fürchte, das war zu viel für dich. Komm, ich helfe dir. Du brauchst jetzt Ruhe, du hast viel mitgemacht.", blieb Arrond ruhig und obwohl ihm seine noch nicht völlig verheilten Wunden Schmerzen bereiten mussten, denn gänzlich konnte er seine Mimik nicht kontrollieren, zog er ihn in die Höhe.
Zwar sträubte sich der Mensch, aber seine Gegenwehr fiel zu schwach aus, um einen wirklichen Erfolg erreichen zu können. Einen Arm um seine Schultern gelegt, bewegte er seinen Weggefährten somit mit sanftem Zwang in Richtung Tür, die er öffnete.
Dort warf er noch einen kurzen Blick zurück. "Ich bin gleich wieder da, dann reden wir weiter.", versprach Arrond und sorgte daraufhin dafür, dass der andere eine bestmögliche Versorgung bekommen würde. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder und die beiden Spione waren unverhoffter Dinge ein weiteres Mal nur unter sich.
"Erhalte ich nun eine Klinge in den Rücken oder leidenschaftliche Hingabe?", spottete der Schatten, ehe sich drückendes Schweigen zwischen ihnen ausbreiten konnte. Hingegen zu ihr umdrehen, das tat er nicht, sondern schien es vorzuziehen, von dem Roten zu trinken. Ganz so, als würde er es nicht einmal im Geringsten für möglich halten, dass sie ihn angreifen wollen könnte.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 6. Januar 2022, 23:39

Er hätte sie auf das was kommen würde vorbereiten können. Gelegenheiten dazu hatte er genügende und doch ließ er es sich nicht nehmen das Spiel bis zum allerletzten möglichen Höhepunkt auszureizen. Eleyna hätte mit den spärlichen Informationen die sie über die Tage der Reise gesammelt hatte, nie vermuten können, worin ihre gemeinsame Reise gipfelte. Nun aber stand sie in den Armen des Mannes, der schlicht und einfach alles für sie bedeutete. Er hatte ihr Vertrauen geschenkt, wo es kein anderer wollte und hatte ihre Ehrlichkeit, ihre Verletzbarkeit erkannt und zu nutzen gewusst. Eleyna konnte nicht klar benennen, weshalb sie und Arrond sich so nahestanden – doch es war so und blieb so. Nur wegen diesem Mann hatte sie alles auf sich genommen und sich dieser ungewissen Reise angeschlossen. Es kam einer Erlösung gleich, dass sie sich richtig entschieden hatte. Doch bei all der Wiedersehensfreude nagte der Zweifel in ihrem Bewusstsein. Fragen türmten sich zu hohen Bergen auf die beantwortet werden wollten und sie nutzte den Moment, in dem sie sich bedenkenlos fallen lassen konnte, um diese Berge zu sortieren. Sie konnte nicht alles auf einmal beantwortet bekommen. Auch war es in manchen Fällen durchaus ihre Art sich erstmal zurückzuziehen und sich nicht lautstark gegen etwas aufzulehnen.
Sie erfasste in diesem Moment die Zusammenhänge nicht genügend, um sich jetzt waghalsig auf das Szenario zu stürzen. Also folgte sie Arrond und setzte sich mit ihm an den Tisch. Ruhig, abwartend ließ sie ihren Vertrauten erzählen, versuchte zu begreifen und runzelte nur gelegentlich als Reaktion die Stirn. Als es allerdings um seine Rettung ging, musste sie dann doch einhaken. Sie wollte wissen weshalb man ihn überhaupt verschonte und was dahinterstecken könnte, als er mit seinem Blick zur Seite klarmachte, wer die Finger im Spiel hatte.
Eleyna folgte seiner Reaktion überrascht und Laogh schob sich in ihr Blickfeld. Für einen Moment musterte sie den Rücken des Spions intensiv und kehrte ohne weitere Äußerung zu ihrem Freund zurück, gerade rechtzeitig, um das schiefe Grinsen zu erkennen.

Arrond hatte stets etwas besänftigendes an sich und sein Herz bei all der perfiden Arbeit nie verloren. Eleyna lächelte bei seinem Anblick. Dann schnaubte sie allerdings und schüttelte langsam den Kopf. Es war vollkommen abwegig, dass ausgerechnet sie Antworten vom Schatten erhielt. Das hatte sie auf die bittere Art lernen müssen. Offenbar reichte es Laogh gewissermaßen, denn er ließ es sich nicht nehmen ihren Austausch zu unterbrechen und sich demonstrativ an Rodricks Wein zu bedienen. Eleyna jedoch folgte ihm offenkundig mit ihrem Blick und stellte unter Beweis, dass sie keineswegs ihren Biss bei all der ‚Gefühlsduselei' verloren hatte.
Seinen Blick erwiderte sie herausfordernd und mit einem Blitzen in den Augen. Arronds Lachen holte sie zu ihm zurück und sie räusperte sich bei seiner Andeutung.„Ich hatte schon bessere…“, ärgerte sie den Spion, der sich wieder zum Fenster stellte, um seinen Wein zu genießen. Es kehrte einen Moment Ruhe ein, bis sie das Wort erhob und loswerden musste, was sie dachte. Was ihr auf der Seele brannte. Doch erneut kam ihr der Schatten dazwischen, weshalb sie lauter als nötig ausatmete. Ihr Blick bohrte sich in seinen Rücken, bevor sie zurückkehrte zu Arrond. Sie wollte einen Schluck Wein nehmen, um den Faden erneut aufzugreifen, doch etwas in ihr rebellierte dagegen. Allein beim Gedanken daran spürte sie das flaue Gefühl und sie wurde augenblicklich blass. Dass Arrond es bemerkte hätte sie nicht gedacht und auch nicht gewollt, doch die Übelkeit hielt sie für diesen Moment in Schach, sodass sie sich auf sich konzentrieren musste. Seine Worte waren es, die sie wieder hochblicken ließen. „Was? Nein ich..“, begann sie zu protestieren, ehe Laogh das bereits für sie übernahm.

Am Anfang seiner Worte rollte sie lediglich mit den Augen, doch als er ihre Auseinandersetzung erwähnte, fuhr ihr Kopf herum und sie funkelte ihn warnend an. Arronds Reaktion ließ sie mit dem Kopf schütteln, um ihn zu beschwichtigen doch auch Laogh winkte ab, als wäre es nicht wichtig. Eleyna lächelte milde und aufmunternd, das Thema war wirklich nichts, was sie unbedingt erwähnt haben wollte. „Mir geht es gut.“, versicherte sie und ihre Stimme mahnte die beiden dazu, es gut sein zu lassen.
Auch um das Thema zu wechseln, aber nicht minder ehrlich gemeint, beteuerte sie indirekt noch mal ihre Unschuld. Es war ihr wichtig, dass Arrond nicht die Verräterin in ihr sah, wie es Rodrick tat. Doch auch hier bewies er Taktgefühl und Empathie. Eleyna lächelte abermals und vermutlich hatte sie das in den letzten Tagen weitaus weniger getan, als jetzt in dieser kurzen Zeit. Sie wirkte gelöster. Dennoch konnte sie die Übelkeit nicht leugnen, weshalb sie vorsorglich aufstand, damit sie sich nicht doch noch vor allen anderen übergab. Viel mehr nutzte sie ihre Bewegung, um sich etwas zu sammeln und zu sortieren. Eine der vielen Fragen war jedoch essentiell, weshalb sie stehen blieb und Arrond sowie Laogh abwechselnd anschaute. Ihre Frage war nachvollziehbar und während Laogh nicht mal zu ihr sah, war es Arrond, der sich bereiterklärte ihre Frage zu beantworten. Sie wähnte sich schon fast am Ziel dieses Teil des Rätsels, als sich plötzlich eine aufgeregte und nicht mehr ganz akkurat artikulierende Stimme einmischte.
Ihre Augen hefteten sich entnervt auf Rodrick der es niemals gut sein lassen könnte. Er kam richtig ins Rollen und verkündete lautstark seine Meinung. Eleyna verschränkte die Arme vor der Brust und ihr Blick wurde kalt. Nach allem was Laogh und sie getan hatten, hatte er es immer noch nicht nötig, sich wenigstens etwas zu mäßigen. Es war vermutlich sein Glück, dass Arrond da war und sich seiner annahm. Eleyna beobachtete die Versuche Rodrick zu besänftigen, doch als klar wurde, dass er erstmal schlafen musste, war sie schon fast zur Stelle , um Arrond zu helfen, als ihr bewusst wurde, dass er Schmerzen haben musste. Es tat weh ihren Freund so zu sehen, doch sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihre Hilfe niemals zugelassen hätte. Trotzdem machte Eleyna einen Schritt näher, um falls nötig zu helfen.
Doch er hatte Rodrick im Griff und brachte ihn zur Tür. Eleyna stand etwas hilflos da, denn sie hatte noch so viele Fragen, die alle nicht warten wollten.. Arrond versicherte jedoch, dass er gleich zurückkommen würde. Und schon waren sie wieder alleine.

Die Tür fiel mit einem unheilvollen Klicken ins Schloss und prompt kamen die dunklen Worte aus der anderen Zimmerecke. Die Spionin wandte sich ebenfalls nicht um, sondern drehte nur etwas den Kopf. Die Übelkeit war noch da, doch sie ignorierte sie in diesem Moment. Stille breitete sich aus und sie spürte, dass sie angespannt war. Was nun? Würde er sie nun zur Rede stellen? Doch offenbar erwartete er es von ihr… sie drehte sich ihm zu und blieb wo sie war. Ihr Blick ruhte auf ihm, lauerte. "Du wusstest es also..“, begann sie und es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Eleyna zählte die Fakten zusammen. „Du wusstest, dass ich längst die Seiten gewechselt habe und Arrond mehr als nur der Mensch ist, den ich verhören sollte.“. Ihre Stimme war ruhig und doch schwang so etwas wie Bitterkeit mit. „Wieso hast du mich in dem Glauben gelassen, du wüsstest nichts von alledem?“, hakte sie nach. „Und wieso bringst du uns zusammen?“, sie trat langsam näher und trotz allem war sie angespannt.
Sie konnte noch nicht sagen, ob er sie in der nächsten Sekunde angreifen und töten wollen würde. In seiner Nähe blieb sie in seinem Rücken stehen und ihre Stimme senkte sich zu einer wärmeren Nuance.„Warum hast du mich nicht als Doppelspionin enttarnt, als wir in Pelgar waren?“, wollte sie wissen und schaute ihn an, auch wenn er ihr den Rücken kehrte. In ihrer Frage schwangen so viele Nuancen unterschiedlichster Gefühle mit. Da war Argwohn, Verwirrung aber auch.. Zuneigung und eine leise Hoffnung. Sie alle vermischten sich beinahe zu einem Flüstern.„Erklär es mir… bitte.“, bat sie ihn tatsächlich eindringlich und streckte eine Hand aus, damit er sich zu ihr umdrehte und sie ansah dabei. Es war vermutlich nicht das Klügste ihm so nahe zu kommen und zu glauben, dass er sie nicht mühelos ruhig stellen konnte. Doch Eleyna hatte viel zu verdauen gehabt und die gemeinsame Nacht hatte auch noch die Finger im Spiel. Sie glaubte in dem Moment, trotz der Vorsicht, nicht daran, dass er ihr etwas antun würde.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Januar 2022, 13:58

Es hätte durchaus reine Taktik sein können, sie dermaßen unwissend zu belassen, um sie doch noch sehenden Auges in die Falle tappen zu lassen. Doch in Wahrheit war es lediglich sein Spieltrieb und sein Hang dazu, so geheimnisvoll und undurchsichtig wie möglich zu bleiben, der dazu geführt hatte, dass er ihr nicht den geringsten Hinweis gegeben hatte.
Umso größer war die Überraschung, während Arrond Bescheid gewusst hatte und sich schlichtweg darüber freute, die beiden wichtigsten Personen in seinem Umfeld wieder bei sich zu haben. Zwar machte ihm seine Rechte Hand etwas Sorgen, aber damit würde er sich später befassen, nachdem er auch Eleyna erst einmal gebührend begrüßt hatte.
Sie war es auch, die nach Antworten fragte und psychisch stabil genug war, um die Zusammenfassung aufnehmen zu können. Bei dem Menschen selbst war dem nicht so und er hatte bislang auch kaum etwas gesagt, sondern vielmehr schockiert reagiert. Entsprechend saß er wie ein Häuflein Elend am Tisch und sprach dem Wein etwas zu sehr zu, wie sich bald zeigen sollte.
Mit der Spionin indes konnte er reden, sachlich und dennoch mit warmer, väterlicher Klangfarbe, um sie ins Bild zu setzen. Zumindest soweit, wie sein eigenes Wissen reichte. Das war nicht ganz so vollständig und gerade eine der wichtigsten Antworten konnte er nicht liefern, sondern verwies auf die Person, die für sein Überleben verantwortlich gewesen war.
Natürlich hätte er noch weitere Ausführungen machen können, jedoch vergaß er bei ihrem Gespräch nicht die Anwesenheit Rodricks, der dieses Geheimnis ebenfalls nicht kannte, das er und der Schatten seit längerem teilten. Und er kannte den anderen gut genug, um zu wissen, dass er es niemals billigen würde. Somit behielt er ausnahmsweise Informationen für sich und überließ es dem Meisterspion zu entscheiden, inwieweit er das Warum beantworten würde. Dabei ahnte er ja nicht, wie routiniert dieser im Verschweigen von Erklärungen war, sobald es um etwas ging, das er nicht mit anderen teilen wollte.
Der Elf am Fenster wirkte auch nicht sonderlich angetan vom Verlauf des Gesprächs oder von sonst irgendetwas, das ihm gerade gegen den Strich ging, denn er reagierte erstaunlich ungeduldig für seine Verhältnisse. Wenngleich er lediglich dazwischen sprach, ansonsten allerdings nichts unternahm, um zu seinen eigenen Anliegen, sofern es die noch gab nach diesem Zusammentreffen, kam, um das Gespräch nach seinem Sinne zu lenken. Dafür holte er sich, ungefragt, Wein von Rodrick, der das in seinem Zustand nicht einmal recht mitbekam.
Als Laogh ans Fenster zurückkehrte, gab sie gerade eine Spitze gegen ihn vom Besten, der er nicht einmal ein Schnauben als Reaktion gönnte. Nein, er nippte an seinem Glas und tat, als hätte er nichts gehört.
Erst danach mischte er sich wieder ein und schließlich auch, als sich ihr körperlicher Zustand verschlechterte. Sofort straffte sich seine Haltung und er drehte den Kopf etwas, wenngleich er mit seinen Worten das Ganze eher herunterspielte. Und dennoch, er war alarmiert und sprungbereit, um sie aufzufangen, sollte sie in sich zusammen sinken. Soweit kam es zwar nicht, doch er blieb angespannt.
Auch Arrond empfand Sorge, im Gegensatz zu dem anderen hatte er indes seine Mimik bei weitem nicht so gut im Griff, sodass man ihm seine Regungen oftmals nur zu deutlich ansehen konnte. So auch jetzt, als er lediglich eine grobe Schilderung zu hören bekam, die mehr Fragen für ihn aufwarf, denn Antworten lieferte. Selbst ihre Beschwichtigung half nicht wirklich. "Wenn du dich ausruhen möchtest, sag es mir. Auf die eine Stunde mehr oder weniger kommt es nicht an.", bot er ihr an und meinte das durchaus ernst.
Natürlich war ihm klar, dass manches in ihrem Leben zur Eile mahnte und auch sie hatten des Öfteren Szenen gehabt, in denen er sich bei der Auftragsvergabe hatte ranhalten müssen, um einen möglichen Vorteil für ihre Seite behalten zu müssen. Aber im Moment wollte er nichts weiter als das Wiedersehen mit ihr und hatte nichts in der Hinterhand, das zu ihrem neuerlichen Aufbruch drängte. Zeit zum Reden wäre also vorhanden, sobald sie wieder zu Kräften gekommen wäre.
Dass er ihr noch immer vertraute, zeigte er ihr, indem er ihr versicherte, dass er nicht an ihre Schuld glaubte. Das schien jedoch zu viel für seine Rechte Hand zu sein, der dem Alkohol deutlich zu viel zugesprochen hatte in den letzten Minuten. Körperlich noch immer etwas geschwächt, geistig ohnehin recht labil nach den Ereignissen in Pelgar, war er es, der plötzlich aufbrauste und der gesamten Situation eine neue Wendung gab.
So sehr, dass sich Arrond gezwungen sah, seinerseits eine Unterbrechung des Gesprächs herbei zu führen, indem er sich erst einmal um ihn kümmern musste. Er brauchte offensichtlich Ruhe und Abstand, das wurde ihm deutlich, und obwohl es ihm Schmerzen bereitete, rief er keinen Diener, um ihm auf- und hinaus zu helfen. Schneller als geplant, musste er somit Eleyna erst einmal zurück lassen und sie auf später vertrösten.
Der Schatten hatte sich nicht gerührt, der Ausbruch schien ihn vollkommen kalt zu lassen. Was wahrscheinlich auch der Fall war, denn im Gegensatz zu anderen Momenten war Rodrick niemand, der ihn sonderlich kümmerte. Wobei der Mensch alles dafür getan hatte, um das zu unterstreichen.
So stand er weiterhin am Fenster, ließ sich allerdings zu einer kleinen, spöttischen Bemerkung herab, als sie beide unter sich waren. Wobei er wie selbstverständlich ins Lerium wechselte, ganz so, als wären sie nicht in einer Stadt, in einer Umgebung, in der es ihr Todesurteil bedeuten könnte, wenn ihre dunkelelfischen Verbindungen offenkundig werden könnten.
Schweigen senkte sich daraufhin zwischen sie, bis sie soweit war, wieder die Stimme zu erheben. Er indes nippte gelegentlich an seinem Glas und hatte inzwischen beinahe die Hälfte des Weines darin getrunken. Anscheinend schmeckte er und er wusste die Qualität dieses Roten zu schätzen. Was nicht sonderlich verwunderlich war, da Arrond niemals billigen Pansch auch nur in seine Nähe lassen würde.
"Natürlich wusste ich es.", erwiderte er lapidar und klang dabei nicht so, als wäre zu weiteren Antworten oder gar Erklärungen bereit, während er sie reden ließ. Leicht hob sich seine Augenbraue an, um dann erneut an dem Glas zu nippen.
Indes spürte er, wie sie sich ihm langsam näherte, auch wenn er so tat, als bekäme er es nicht mit. Erst, als sie ihn vorsichtig berührte mit ihren Fingern, drehte er erneut den Kopf und sah sie im Augenwinkel an. "Welchen Vorteil hätte ich gehabt, dich zu verraten und dem Tod auszuliefern?", stellte er eine Gegenfrage und drehte sich langsam um. Ruhig, beinahe schon gelassen, war sein Blick und nichts deutete auf den sonst so gewöhnlichen Spott hin, sodass deutlich wurde, dass es auch ihm ernst war und er sie nicht an der Nase herum führte. "Ich gehe meinen Weg, entscheide selbst, was ich tue und was nicht. Aber ich bin kein Meuchelmörder."
Er näherte sich ihr und sie konnte seinen warmen Atem in ihrem Gesicht spüren, der einen fruchtigen Hauch bekommen hatte, da der Wein nicht derart vor Alkohol strotzte, wie es Rodricks Verhalten hätte vermuten lassen. Würde er sie jetzt küssen? Mal wieder? Und was würde sie davon halten? Das Knistern zwischen ihnen kehrte zurück... ebenso wie der Spott, mit dem der Schatten sonst die Welt zu betrachten pflegte. Seine Augen begannen leicht zu funkeln und sein Mundwinkel hob sich minimal an.
"Außerdem würde eine gewisse Person in Morgeria einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn sie wüsste, für wen du arbeitest und dass du dafür nicht einmal qualvoll hingerichtet werden kannst, weil du dich außer Reichweite der Dunklen befindest. Diesen Anblick würde ich mir ungern entgehen lassen.", raunte er und richtete sich wieder auf, um sein Glas mit einem Schluck zu leeren.
Der Moment der Erheiterung war verstrichen, als er den letzten Tropfen geschluckt hatte, und er trat an ihr vorbei. Wobei seine Finger wie zufällig ihren Handrücken streiften, eine feine, fast schon zärtliche Berührung, so leicht, dass sie sich umso intensiver anfühlen musste. Sicherlich Absicht, denn so etwas machte jemand wie der Meisterspion nicht einfach so, es passierte ihm nicht, sondern war reines Kalkül. Warum? Was wollte er damit ausdrücken?
Gemächlich trat er zu dem Tisch, an dem sie zuvor noch gesessen hatte, und stellte sein Glas ab. "So... nett unsere Nacht auch gewesen war, sie hat dich überfordert. Du bist beinahe so blass wie eine Nachtelfe.", bemerkte er dabei in einem betont nebensächlichen Tonfall und drehte sich ihr wieder zu.
"Setzt du dich freiwillig oder muss ich nachhelfen?" Dieses Mal klang er schon strenger und ließ dadurch keinen Zweifel daran, dass er sie zur Not zu ihrem Glück auch zwingen würde. Dass er dazu in der Lage war, hatte er schließlich nicht nur einmal schon unter Beweis gestellt.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 7. Januar 2022, 22:56

Wenn Eleyna gewusst hätte, was die wahren Gründe für diese Art des Zusammenbringens gewesen waren, sie hätte Laogh sicherlich in einem anderen Licht gesehen. Sie hätte sich unweigerlich die Frage gestellt, ob er eigentlich einsam war. Einsam in seinem Leben voller Geheimnisse und Informationen die nur er kannte. Mit wem würde er diese teilen? Und das nicht nur, weil er daraus sich einen Vorteil erhoffte. Eleyna war da vollkommen anders. Sie brauchte die menschliche Nähe, die Wärme und die Zuneigung die sie empfinden konnte. Sie musste sich auf andere einlassen, musste den Schmerz fühlen, denn das war ihr Antrieb. Was hatte man denn noch, wenn man nicht für das was einem wichtig war, kämpfte? Auch deshalb überkamen sie die Gefühle für den Älteren. Arrond war ihr so wichtig gewesen, dass sie jedwede Vorsicht hatte ziehen lassen, um nach ihm zu suchen. Und Laogh wurde Zeuge der Emotionen die sie fühlte - ehrlich und echt. Sie konnte gar nicht verhindern, dass sie in die Arme ihres Freundes sank, erleichtert dass er lebte und halbwegs unversehrt war. Einzig ihr unsicherer Blick in die Richtung des Spions zeugte davon, dass sie sich durchaus bewusst wurde, was das für Konsequenzen haben könnte. Wenn das also die Freude vor ihrem Ende war, dann sollte es so kommen. Eleyna dankte stumm, dass sie die nagende Frage beantwortet bekommen hatte und genoss den Moment. Bis sich ihre Neugierde und die antrainierte Natur zeigten und sie Fragen stellte. Immerhin wurde sie nicht hinterrücks dahingerafft, weshalb sie auch genauso gut ihren Wissensdurst stillen konnte.
Arrond war wohltuend aufgeschlossen. Die Wochen mit Laogh hatten an ihren Nerven gezerrt und es war eine willkommene Abwechselung, dass Arrond ihr schlicht die Fragen beantwortete, die sie stellte. Bis auf die, nach dem Retter. Seinem Blick folgend durchstach sie die Erkenntnis wie ein Messer und ihre Gedanken wirbelten auf, versuchten das Warum zu ergründen. Auch Arrond konnte oder wollte es nicht erklären, beziehungsweise wusste er es selber nicht genau und so musste Eleyna wohl oder übel ihre Frage verschieben und sich erneut mit dem Meisterspion auseinandersetzen. Um die ganzen neuen Informationen zu verdauen, hätte Eleyna gerne etwas von dem Wein probiert der immer noch unangetastet vor ihr stand, doch die aufkommende Übelkeit verleidete es ihr gehörig, weshalb sie sich auch in ihrem Stuhl zurücklehnte, um ihrem Magen mehr Platz zu gönnen. Dass Arrond sich jedoch so sehr um sie sorgte und sofort alarmiert war ließ sie stutzen. Sah sie so schlimm aus? Sie versuchte abzuwiegeln, auch wenn Laogh schneller war und damit dem schwelenden Brand der Sorge nur noch mehr entfachte. Mahnend waren ihr Blick und ihre Stimme, dass sie es gut sein lassen sollten. Ihr ginge es gut – von so etwas ließ sie sich garantiert nicht unterkriegen. Auf Arronds Versicherung, dass sie sich ausruhen könne, sofern sie es bräuchte, nickte Eleyna stumm. Sie lächelte ihn warm an und strich über seine Hand zum Dank. Die Fürsorglichkeit war nicht gespielt, das wusste sie. Und sie war keine Finte, um sie von Antworten abzuhalten, sie war ehrlich und aufrichtig.

Doch sie hätte jetzt ohnehin keine Ruhe gefunden, denn noch brannten ihr so einige Fragen auf der Seele die sie auch gestellt hätte, wenn nicht Rodrick mal wieder völlig aus dem Rahmen gefallen wäre. Entnervt und sich längst von ihrem Stuhl erhoben, verschränkte sie bei den Beschimpfungen die Arme. Er würde ihr nie vertrauen, das erkannte sie in diesem Moment und Arrond – stets zwischen den Stühlen, da sie wusste, dass auch der Mensch ihm viel bedeutete – hatte Mühe ihn zu beruhigen. Ihre Hilfe benötigte er indes nicht, weshalb sie nur zusehen konnte wie er humpelnd den Betrunkenen davonbrachte. Die Tür die ins Schloss fiel war wie ein eiserner Vorhang. Stille senkte sich in dem Raum zu Boden und drückte auf ihre Schultern. Bis er das Wort an sie richtete und sie für einen Moment dastand, als hätte sie ihn nicht gehört. Langsam wandte sie sich ihm dann doch zu, während er am Fenster in Ruhe seinen Wein genoss. Lange musterte sie ihn und schien nachzudenken, wie sie ihm nun begegnete. Es lag auf der Hand, dass er nicht überrascht war, dass sie Arrond besser kannte, als sie vor ihm zugegeben hatte. Seine Antwort auf ihre Feststellung kommentierte sie mit einem leichten Lächeln. Es lag keine Bedrohung in seiner Stimme, was sie dazu brachte, sich zu bewegen. Vorsichtig näherte sie sich ihm trotz der potentiellen Gefahr, dass sie sich irrte, bis sie sich hinter ihm befand und langsam die Finger nach seinem Arm ausstreckte. Als er von Vorteil sprach, hob sie die Augenbrauen an, bis er sich zu ihr umwandte und sich ihr entgegen lehnte. “Nun, die Regeln in Morgeria für Hochverrat sind eindeutig... Welchen Vorteil würdest du daraus ziehen, dich selber zum Verräter zu machen?”, fragte sie und suchte in seinen Augen nach Antworten.
Eleyna hielt ihren Blick und zuckte nicht zurück. Sie roch die Süße des Weines, als er sich näher lehnte, als wollte er sie küssen und musste unweigerlich daran denken, dass es grotesk wirkte, dass so etwas liebliches aus seinem Mund kam. Doch die Worte die folgten, brachten sie wieder in die Spur und in den zweifelhaften Genuss der Spannung zwischen ihnen. Sie spürte, dass seine Nähe erneut Wirkung auf sie hatte, auch wenn dies nichts mit der vergangenen Nacht zu tun und einen ganz eigenen Ursprung hatte. Bis der Spott zurückkehrte und sie aus diesem Knistern entließ. Die gewählten Worte trafen sie auf eine seltsame Art und Weise und so blieb sie regungslos stehen, als er an ihr vorbei ging. “Sie würde alle Dämonen in Bewegung setzen die sich ihr anschließen wollten, um mich zu finden. Ich wäre nirgendwo sicher – niemals.”, versicherte sie bitter, dass sie durchaus wusste wo die Prioritäten ihrer Mutter lagen und drehte nur leicht den Kopf, als er an ihr vorbeitrat. Seine Berührung, so flüchtig und beinahe zärtlich, spürte sie allerdings umso stärker. Es war wie ein Funke der ihren Arm hinaufjagte und ihr Herz poltern ließ. Sie lächelte in seinem Rücken, was verschwunden war, bis sie sich ihm nachdrehte. “Es wäre deine Pflicht, als Spion der Dunkelelfen, gewesen, mich zu melden und einer Hinrichtung zuzuführen.”. Sie kannte das Risiko, sie wusste um das Todesurteil und er mit Sicherheit auch. Also was war der Grund, dass er sich dem aussetzte? Eleyna musterte Laogh wie er sein Glas abstellte und verschränkte auf seine nächsten Worte hin die Arme. “Das hat nichts mit unserer... Begegnung zu tun.”, stellte sie klar und verzog das Gesicht, während sie eine Hand auf ihren Magen legte. “Ich glaube die Butter in der Schenke war ranzig...” sinnierte sie eher für sich und völlig aus dem ernsten Thema gerissen. Doch sie rebellierte nicht gegen seine Worte, sondern öffnete ihre Arme gänzlich und kam mit gemächlichem Schritt zum Tisch.

Ihren Blick behielt sie bei ihm, entließ ihn nicht daraus und setzte sich dennoch nicht brav hin. Es dauerte einen Moment, bis sie wieder sprach denn es lag etwas zwischen ihnen, was sie langsam erkannte. “Du hast Arrond damals gerettet...”, stellte sie fest und musste nicht danach fragen. “Wieso, Laogh?... Wieso?”. Ihr Tonfall war ernst und aufrichtig interessiert. Sie wollte ihn nicht ärgern oder herausfordern. Sie wollte verstehen und sie bat ihn mit ihrer Mimik und Gestik um Ehrlichkeit. Ob er dazu in der Lage war? Ob es ausreichte, dass sie fragte? Eleyna wusste, dass Laogh nichts preisgab was er nicht wollte. Aber sie musste es wissen. “Was bringt einen hoch angesehenen Meisterspion des dunklen Hofes dazu, sich in Ungnade zu stürzen?” murmelte sie. Dann hielt Eleyna inne und schaute zu den Gläsern auf dem Tisch. Sie erkannte was seine Taten für sie persönlich bedeuteten. Man konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass sie in diesem Moment verstand, dass sie auch den letzten Menschen verloren hätte, wenn Laogh nicht gewesen wäre. Und ihn wohl nie gefunden hätte. Es war seltsam das zu erkennen, denn noch vor einigen Stunden war sie so unsagbar sauer auf ihn gewesen. Und ein Teil in ihr war es noch. Es kämpften zwei Stimmen in ihr um die Vorherrschaft und schlussendlich hob sie den blauen Blick in dem eine neue Wärme lag. Sie trat an ihn einen halben Schritt heran und hob das Kinn, um seinen Blick nicht zu verlieren. “Wie kann es sein, dass du es bist dem ich … so viel schulde?” flüsterte sie beinahe und ihre Augen wanderten in seinen umher. “Wie passt das zusammen, dass du scheinbar so eng verwoben bist mit meinem Leben und ich nichts davon wusste?”. Es war verrückt. Einfach verrückt - sie kannte Laogh seit ein paar Tagen. Und er hatte in ihrem Leben so viel durcheinandergewirbelt und Spuren hinterlassen, die sie erst jetzt erkennen konnte. Eleyna holte tief Luft und sie trat einen halben Schritt wieder zurück, dreht ihm ihre Seite zu und umfasste eine Stuhllehne, als bräuchte sie den Halt. All die Informationen und Erkenntnisse bildeten eine Wahrheit, die sie erstmal für sich verstehen musste. Bis sie den Kopf drehte und ihn noch mal ansah: “Danke.” Ein schlichtes Wort, doch mit so viel Ehrlichkeit und Wärme darin gesprochen, dass es keinen Zweifel darüber geben konnte, dass sie wirklich Dankbar war für das was er tat. Nicht so sehr für das Verschonen ihres Lebens, denn darum ging es ihr in diesem Moment nicht. Eleyna war dankbar, zutiefst dankbar für die Rettung Arronds und für das Zusammenführen mit ihm. Für das Seelenheil, weil sie wusste, dass es ihm gut ging. Ungeachtet was mit ihr selber geschehen würde.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. Januar 2022, 11:42

War er einsam? Definitiv und das schon, seit er denken konnte. Ja, er kannte es gar nicht anders und hatte sich damit arrangiert, daraus das Beste gemacht und seine eigene Methode entwickelt, um daran nicht zugrunde zu gehen. Trotzdem nahm er sich auch immer wieder seine Auszeiten und verschwand so sorgsam von der Bildfläche, dass ihn bislang niemand in diesen Phasen hatte aufspüren können. Und er sorgte tunlichst dafür, dass sich daran nichts änderte.
Vielleicht herrschte deswegen zwischen ihm und der Mischlingselfe eine derartige Anziehungskraft, weil sie zu einem Gutteil das Gegenteil von seinem Wesen ausmachte? Möglich wäre es, obwohl sie nicht die Erste wäre, bei dem er diesen aufbrausenden Zug zu schätzen wusste. Allerdings machte er sich darüber kaum noch Gedanken, wollte es schlichtweg nicht, in dem Wissen, dass sich ihrer beider Wege bald trennen würden. Er hatte seinen Auftrag erfüllt, sogar doppelt, und war bereit für die nächste Runde.
Die weitaus gefährlicher werden würde und da würde er niemanden mit hinein ziehen, der dem womöglich nicht gewachsen wäre. Nicht, weil er andere keinem unnötigen Risiko aussetzen wollte, diese könnten ihm stattdessen sogar als lebendiger Schild dienen im Notfall, sondern vielmehr aus Eigenschutz. Er war und blieb ein Einzelgänger und verließ sich am liebsten ausschließlich auf sich selbst.
Das zeigte er auch ein wenig, indem er nun wieder seine typische Haltung des Zuhörers im Hintergrund eingenommen hatte, während Arrond sichtlich erfreut und berührt darüber war, seine beiden wichtigsten Personen lebendig um sich zu haben. Und im Gegensatz zu dem Schatten hatte er keine Probleme damit, die Ereignisse zu erzählen und Antworten zu geben, sofern er sie selbst kannte.
Er vertraute ihr und Rodrick, wusste, wem gegenüber er was äußern konnte, und legte sich da keine Hemmungen auf oder machte ein Geheimnis aus etwas, wenn es nicht notwendig war. Sein Charakter war aufgeschlossener, obwohl man nicht glauben sollte, er wäre naiv. Hätte er auch nur den geringsten Verdacht von Verrat gewittert, denn darin war er gut, hätte er bei weitem weniger preisgegeben. Zwar wäre er in seinem Verhalten ähnlich geblieben, sodass es nicht aufgefallen wäre, lediglich die Inhalte seiner Bemerkungen wären andere gewesen.
Was wiederum bedeuten musste, dass er auch dem Meisterspion bis zu einem gewissen Grad vertraute. Warum? Was verband die Beiden miteinander? Wieso hatte Laogh die Mischlingselfe und den Menschen bis hierher geführt, anstatt sie auszuliefern oder zur Not auch selbst zu eliminieren? Aus welchem Grund schien er sogar Arrond das Leben gerettet zu haben?! Denn dass er es gewesen war, der den Leichenkarren gelenkt hatte, machte der Pelgarer auch nonverbal deutlich.
Andererseits... hatte der Schatten nicht auch Lauryn vor den Schikanen und Folterungen von seinesgleichen gerettet? Und seinen ehemaligen Schützling nicht umgebracht, wenngleich dieser es umgekehrt nur zu gerne getan hätte, sondern ihn lediglich auf Reisen geschickt hatte. Er war ein Dunkelelf, durch und durch, sowohl optisch, wenn er sich nicht gerade tarnte, als auch von vielen Charakterzügen her. Sogar Grausamkeit war ihm nicht fremd, das hatte seine Mimik kurz bei dem Überfall im Wald durchaus gezeigt. Aber irgendwie... schien er sich auch das ein oder andere Positive bewahrt... oder angeeignet zu haben in seinem Leben, das ihn dazu brachte zu helfen. Was mochte er alles erlebt und verarbeitet haben, um so zu werden, wie er nun war?
Außerdem schien ihm irgendetwas kurzzeitig gegen den Strich zu gehen, so, wie er sich verhielt. Trotzdem blieb er alarmiert, als sich ihr Zustand verschlechterte, auch wenn er es auf die letzte Nacht und die Überanstrengung wegen ihrer überwundenen Kopfverletzung schob und gar nicht auf die Idee kam, es könnte irgendetwas anderes dahinter stecken. Allerdings wusste er es zu kaschieren, dass Sorge in ihm aufkeimte, darin war er wahrlich ein Meister.
Arrond hingegen sah man die Sorge überdeutlich an und entsprechend kam auch sein Angebot an sie, als ginge er davon aus, dass sie gleich nach ihrer Ankunft in der Stadt hierher gekommen waren und keine Nacht dazwischen lag. Zuvor jedoch musste er sich um seine Rechte Hand kümmern, denn Rodrick hatte dem Wein zu gut zugesprochen und schien ihn im Gegensatz zu früher nicht mehr so recht zu vertragen.
Was dazu führte, dass die beiden Spione letzten Endes vorläufig wieder unter sich waren. Für wie lange, das blieb offen, denn der Mensch wollte sich durchaus beeilen, aber dabei musste auch seine Rechte Hand mitspielen. Dass er ihn nicht einfach einem Bediensteten zur Versorgung übergab, sprach für Arrond, denn es zeugte davon, wie wichtig ihm sein Vertrauter war, selbst, wenn er nicht schlichtweg seinen Aufgaben nachging. Genauso hätte er sicherlich auch bei Eleyna gehandelt, wie seine Sorge zuvor gezeigt hatte.
Doch nun war sie allein mit dem Meister der Geheimniskrämerei und hatte noch immer viel zu viele Fragen, die nach Antworten regelrecht brüllten. Ob sie auch nur eine ansatzweise bekommen würde...?
Immerhin ging er nicht auf sie los und verwickelte sie in einen Kampf, in dem sie unterliegen würde, sondern blieb ruhig und wie unbeteiligt, bis sie es wagte, sich ihm zu nähern und ihn sogar zu berühren. Bei ihrer Gegenfrage huschte ein feines, spöttisches Grinsen über seine Lippen. "Oh, da gibt es viele Vorteile zu finden.", raunte er, mal wieder mehrdeutig, als wolle er verdeutlichen, dass er sein Schweigen bezüglich ihres Doppelspiels lediglich gehalten hatte, weil er ihren Körper gewollt hatte.
Wenngleich er nicht davon ausging, dass sie so einfältig wäre, sein Interesse tatsächlich allein darauf zu beschränken. Aber mehr an Antwort zu diesem Thema bekam sie vorläufig nicht.
Stattdessen beugte er sich ein wenig zu ihr herab und baute wieder Spannung zwischen ihnen auf, um sie selbst im nächsten Moment zu verscheuchen, als er ihre Mutter ansprach. Ihre Erwiderung entlockte ihm sein leises, amüsiertes Hüsteln. "Und würde toben, wenn du ihr trotzdem immer wieder entwischen würdest... mit etwas Hilfe.", konterte er in einem lockeren Tonfall, als würden sie gerade miteinander scherzen und kokettieren, anstatt über ihr Weiterleben zu sprechen.
Dabei trat er an ihr vorbei und berührte sie auf eine Weise, die sie sicherlich nicht erwartet hätte. Warum tat er das? Um ihr Herz zum Klopfen zu bringen und Sehnsucht nach ihm zu wecken, vor allem in Hinblick darauf, dass er bald aus ihrer Nähe verschwunden wäre? Oder um sie zu quälen, indem er Zärtlichkeiten und Fürsorge andeutete, die sie von ihm niemals in vollem Ausmaß erhalten würde?
Obwohl... er hatte nun einmal vier Tage sich um sie gekümmert während ihrer Bewusstlosigkeit. Bedeutete sie ihm womöglich etwas, auch nur ein klitzekleines Bisschen? Nein, bestimmt nicht! Er würde keinen derartigen Fehler begehen! Nicht nach dieser feinen Narbe bei seinem Herzen... oder?
Während er zum Tisch trat, verdrehte er flüchtig die Augen und schnaubte abfällig. "Würde ich nur nach meinen Pflichten handeln, wäre ich längst tot.", bemerkte er herablassend und machte damit deutlich, dass es wohl kaum das erste Mal in seinem Leben gewesen war, dass er nach seinem eigenen Kopf gehandelt hatte und nicht nach dem, was man von ihm erwartete. Was wiederum sehr gut zu ihm passte.
Als er sich zu ihr umwandte, machte er hingegen deutlich, was er von ihrem körperlichen Zustand hielt und worauf er diesen schob. Erneut schnaubte er leise und hob eine Augenbraue minimal an. "Ich habe dieselbe Butter gegessen und nichts."
Flüchtig funkelte der Spott in seinen Augen und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, feinen, anzüglichen Grinsen. "Scheinbar wird mir Lauryn den Kopf abreißen, wenn sie erfährt, dass ich dich nach deiner Verletzung überanstrengt habe.", neckte er sie und blieb bei seiner Meinung, dass sie diese Nacht überfordert hatte.
Dann aber wurde er wieder ernst, während sie näher kam. "Nimm das Angebot an und ruh' dich lieber aus.", fuhr er fort und das nicht so ganz ohne Hintergedanken. Es gab für ihn noch einiges zu besprechen mit dem Menschen, doch wollte er das ausschließlich unter vier Augen tun. Wenngleich er ihr das gewiss nicht sagen oder sonstwie andeuten würde, in dem Wissen, dass er dann erst recht nicht dazu kommen würde.
Und dann kamen sie, die relevanten Fragen, der bittende, fast schon flehende Blick und das Drängen ihrer gesamten Haltung nach Antworten. Sie hatte lange durchgehalten und sich ablenken lassen, aber nun war es soweit.
Und er? Der Meisterspion, der Schatten? Er schwieg. Natürlich! Was denn sonst?! Seine Mimik wurde neutral, lediglich sein Blick blieb ernst und ohne sonstige Regungen darin, und er lehnte sich lässig gegen den Tisch, die Arme vor der Brust verschränkt. So ließ er sie erst einmal reden, ihre Fragen stellen, als wolle er abwarten und erst danach entscheiden, ob und welche davon er gedachte zu beantworten. Dabei beobachtete er sie haargenau und bemerkte jede Nuance in ihrem Gesicht, während es hinter ihrer Stirn arbeitete und sie einige konkrete Schlüsse zu ziehen schien.
Bis es wirkte, als ob es ihm reichte, und er einen beinahe schon genervten Laut von sich ab, vom Tisch abdrückte und sich von ihr abwandte, um wegzugehen. Dieses Mal war nicht das Fenster sein Ziel, sondern eine der Kredenzen. "Antworten, Antworten, immer wollen alle von mir Antworten haben. Lasst mir doch auch mal meine Geheimnisse!", beschwerte er sich maulend, einem trotzigen Kind nicht unähnlich und derart untypisch für ihn, dass nicht deutlich war, ob er das gerade ernst meinte oder sie auf den Arm nahm. Zuzutrauen wäre ihm beides!
Ohne sie anzusehen, griff er nach der Blumenvase und drehte sie minimal, als würde ihn, den Perfektionisten, mal wieder eine derartige Kleinigkeit stören. Schließlich wurde er ruhig und wandte den Kopf, um sie im Augenwinkel wieder sehen zu können. Spott kehrte zurück in seinen Mundwinkel. "Wer sagt überhaupt, dass ich in Ungnade gefallen bin?", stellte er seine Gegenfrage und drehte sich schließlich wieder zu ihr.
"Kennst du die Pläne des Dunklen Herrschers? Hast du eine Ahnung, was passieren würde, wenn er erfolgreich wäre und ganz Celcia erobert hätte? Wenn es nur noch kleinliche Intrigen geben würde? Wie langweilig das Leben eines Spions dann werden würde?", fuhr er fort und gab damit, sicherlich bewusst, den entscheidenden Hinweis für sein Handeln.
Oder zumindest seinen Hauptbeweggrund, denn irgendwo tief in seinem Inneren besaß er so etwas wie ein mitfühlendes Herz, das hatte er ja schon mehrfach gezeigt. Nur... konnte es wirklich derart einfach sein? War das möglich? Auf der anderen Seite... warum nicht? Jemand wie Laogh brauchte die Herausforderung und diese musste auf jeden Fall knifflig sein. Das wäre kaum noch der Fall, wenn alle anderen Völker unterjocht wären und es nichts mehr gäbe, das über das im Prinzip immer gleichlaufende Streben nach Macht innerhalb derselben Gruppe hinausging.
Schließlich sprach sie ein einzelnes, schlichtes und dennoch mitunter sehr schwer fallendes Wort aus, das dazu führte, dass er zu ihr zurück kehrte. Dicht trat er an sie heran, blickte direkt in ihre Augen und beugte sich ein weiteres Mal zu ihr herab, bis knapp vor ihren Lippen. "Ich sollte langsam eine Liste führen, was du mir alles schuldig bist und Ideen sammeln, wie du mir das abgelten kannst.", raunte er, schlagartig wieder mit jenem speziellen Timbre, das ihr die Knie weich werden lassen konnte, selbst wenn sie ihn gerade umbringen wollte.
Und dieses Mal ließ er es nicht dabei bleiben, sondern streifte ihre Lippen mit den seinen, als Andeutung eines Kusses, ohne ihn wirklich auszuführen, um ihren Appetit anzuregen. Und sie? Wie würde sie reagieren? Würde sie ihm entgegen kommen oder zurück weichen?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 8. Januar 2022, 21:00

Eleyna musste nicht darüber nachdenken, warum sie sich zu Laogh hingezogen fühlte. Es war nicht wichtig, ob es seine Ausstrahlung war, das Geheimnisvolle, das Ruhige. Oder ob es einfach daran gelegen hatte, dass er es so wollte. Immerhin war die Zündschnur nur durch sein zutun in Brand geraten und Eleyna könnte sich fragen, ob es überhaupt so gekommen wäre, wenn er sich zurückgehalten hätte. Doch das war gar nicht ihre Art. Die Spionin nahm die Dinge wie sie kamen, reagierte eher instinktiv, als berechnend. Es war eben eine gänzlich andere Art das Leben zu leben, als es der Schatten tat. Ihr Naturell war leidenschaftlich und ungestüm und zeitweise sicher auch eher mit dem Kopf durch die Wand, als vorausschauend. Aber es funktionierte und vielleicht lag es tatsächlich auch mit daran, dass er so völlig anders war. Wie auch immer, auch sie brauchte darüber nicht länger nachzudenken, auch wenn sie das in der Vergangenheit getan hatte. Gerade nachdem sie erkannte, dass er sich so sehr um sie gekümmert hatte und vielleicht lag der Grund dafür schon vor ihrer Nase. Nur weil sie den Meisterspion als eher kühl und berechnend kennengelernt hatte der sich eher nur ab und an in einen Spieltrieb verirrte, musste das noch lange nicht heißen, dass ihm sämtliche Gefühle unbekannt waren. Nein. Er bewies Herz, das hatte sie sowohl bei Lauryn, als auch bei Draca erlebt. Und er besaß einen Kodex. Natürlich hätte sie tiefer bohren und ein Gespräch führen können, doch was sollte das bringen? Grundsätzlich waren sie Reisegefährten bis zu einem gewissen Punkt und dieser stand schlussendlich vor ihnen. Arrond war ihr Ziel gewesen und dieses hatte sie nun – mit der Hilfe des Spions – erreicht. Was nun folgte? Noch wusste Eleyna es nicht, doch es würde sich schon etwas ergeben. Morgerias Hand spreizte weit die Finger und griff nach allem, was nicht niet- und nagelfest war. Sie würde durchaus zu tun haben, vorausgesetzt Laogh ließ sie am Leben und behielt ihr Geheimnis für sich.
Doch allem Anschein nach, verbargen sowohl Arrond, als auch Laogh etwas vor ihr und dem Menschen am Tisch, was sicherlich Aufschluss auf ihre Verbindung gegeben hätte. Auch wenn Arrond ihr die Antworten liefern wollte, wurden sie ärgerlicherweise von Rodrick unterbrochen, der sich einfach nicht im Griff hatte. Missbilligend betrachtete sie ihn, sagte jedoch nichts bis sie mit dem Spion alleine war. Für einen Moment wusste sie nicht, ob nicht jetzt der Zeitpunkt der Abrechnung gekommen war, weshalb sie sich vorerst kaum rührte. Als dann jedoch seine Stimme erklang und sie zumindest in Sicherheit wog, verleitete sie das dazu sogar die Distanz zu verringern. Eleyna schnaubte leise, bei seiner Andeutung und machte klar, dass sie ihm das nicht abkaufte. So plump war er nicht und das wussten sie beide. Doch sie beließ es dabei und hielt still, während er sich nun seinerseits näherte.

Die Spannung war augenblicklich vorhanden und das Knistern wollte sich erneut zu etwas aufbauen, was sie erst vor kurzem miteinander teilten. Doch er machte den kleinen Fehler – ob nun absichtlich oder nicht – und sprach ihre Mutter an. Sofort wurde ihre Miene bitter und verschlossener, denn das was er so lapidar aussprach betraf sie ganz direkt und war kaum als Scherz zu verstehen. Denn sollte ihre Mutter herausfinden, was ihr Spross so trieb... Eleyna wäre tatsächlich nirgendwo mehr sicher, sobald sie einen Fuß aus Santros setzen würde. “Das stimmt wohl – aber du als vielbeschäftigter Mann würdest dir wohl kaum die Mühe machen.” unterstellte sie ihm ebenso locker und lapidar, bis er an ihr vorbeitrat und sie in einer Weise berührte, die sie stutzen ließ. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass er sie nicht einfach so versehentlich berührte und doch wollte sie nicht näher darüber nachdenken, denn es würde sie unweigerlich zu etwas führen, was sie nicht für möglich hielt. Und wohl auch nicht halten wollte. Jedenfalls redete sie sich das ein. Also wartete sie einen Augenblick, bis der überraschte Moment, in dem sie lächelte, vorüber war, um sich ihm nachzudrehen. Die Spionin beobachtete seinen Weg zum Tisch und schwieg einen Moment, bis er seinen Platz gefunden hatte. Die nächste Reaktion holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück, denn seine Abfälligkeit wirkte vollkommen deplatziert. “Und doch bleibt es Hochverrat.”, schloss sie das Thema und verschränkte die Arme. Plötzlich offenbarte er ihr jedoch einen Hauch von Sorge, als er ihren Zustand ansprach. Eleyna öffnete ihre Arme wieder, legte eine Hand auf ihren Magen und äußerte ihre Vermutung. Seine Antwort darauf ließ sie mit den Schultern zucken. “Vielleicht hast du einen Pferdemagen?” grinste sie knapp, ehe er wieder die Nacht erwähnte.
Nun war sie es die mit den Augen rollte, aber nichts mehr dazu sagte, denn er war nun einmal arrogant und wenn er glauben wollte und musste, dass er sie überfordert hatte, dann ließ sie ihm seinen Willen. Auch wenn sie innerlich grübelte, weshalb ihr abermals schlecht wurde. Immerhin geschah es bereits zuvor und vielleicht war es einfach noch ein Überbleibsel ihrer Kopfverletzung. Anders konnte es nicht sein. Sie spürte zwar die letzte Nacht noch in ihren Knochen, doch auf eine... angenehme und befriedigte Art und Weise. Sie fühlte sich nicht geschwächt dadurch, eher im Gegenteil. Seinen Hinweis hörte sie, doch sie schüttelte nur den Kopf. Kurz funkelten die blauen Augen auf, während sie sich dem Tisch genähert hatte, sich aber nicht setzte. “Keine Zeit. Ich habe viel zu viele Fragen und brauche die Antworten.”. Sie musterte ihn kurz von der Seite und ein feines Lächeln schlich sich in ihre Züge. “Du wirst dich gedulden müssen, bis du mit ihm alleine bist.”, unterstellte sie ihm seine Absichten und kokettierte kurz damit, bevor sie allerdings die Stimmung nach und nach wieder wechselte. In ihr brandeten die Zusammenhänge auf und sie erkannte unweigerlich, dass Laogh sehr viel mehr Anteil an ihrem Leben hatte, als sie hätte ahnen können. Sie war auf eine seltsame Art und Weise mit ihm verbunden oder anders: Mit seinen Taten. Wäre er nicht gewesen, sie hätte auch den letzten wichtigen Menschen verloren und zudem ihre Berufung. Was wäre sie noch, wenn sie alles verloren hätte?

Eleyna war jemand, der sich durchaus aus schwierigen Lagen befreien konnte und besaß eine immense, psychische Stärke, die ihr dabei half, all die Schrecken zu ertragen. Doch das bedeutete nicht, dass sie ihre Gefühle nicht zeigte. Laogh kannte Wut und Enttäuschung von ihr. Nun lernte er sie äußerst nachdenklich kennen. Doch Arrond kannte so viel mehr. Er kannte ihre tiefe Trauer, ihre Bitterkeit ob ihres Verlustes des Vaters, des Verrats ihrer Mutter der so schwer auf ihrer Seele lastete, weil sie nie eine echte Wahl gehabt hatte. Eleyna war geplagt von schweren Träumen, schlief selten wirklich gut und wenn dann nur kurze Phasen. Ihr Leben als Doppelspionin war gesäumt von Gefahren in doppelter Ausführung und doch... doch besaß sie Humor und Charme. Und die Fähigkeit sich aufrichtig zu bedanken. Die Fähigkeit, sich selber zurückzunehmen und sich zu freuen. Sie war vielschichtig und der Meisterspion kannte nur die Oberfläche wirklich. Doch ihre Fragen riefen bei ihm eine Reaktion hervor die sie stutzen ließ. Er wandte sich ab, als hätte er sich ganz plötzlich in ein bockiges Kind verwandelt und maulte sie tatsächlich an. Eleyna starrte ihm hinterher und runzelte die Stirn. “Du kannst nicht erwarten, dass sich jeder an deine Gesetze hält und dir nicht auf die Pelle rückt, wenn es bei dir etwas zu holen gibt.”, unterstrich sie leise und neigte etwas den Kopf. Es kehrte der Spott zu ihm zurück und die nächsten Worte hoben ihre Augenbraue an. Konnte das möglich sein? Eleyna dachte einen Moment darüber nach und entschied sich: Ja. Es war die Wahrheit die er sagte. Es passte zu ihm, denn sie hatte erkannt, dass er jemand war der sich stets reiben musste. Der die Herausforderungen brauchte und der ohne eine ständige Forderung untergehen würde. Wenn man über Jahre und Jahrzehnte hinweg immer der Beste in allem war – wie mochte wohl eine totale Unterjochung mit all ihren Auswirkungen auf jemanden wie Laogh wirken? Öde und ausgesprochen unattraktiv. Und deshalb glaubte sie ihm an. Doch sie ließ ihn trotzdem nicht davonkommen und sich in seinem Spott verstecken, sondern behielt ihren Kurs bei – sie bedankte sich bei ihm. Schlicht und so voller unterschiedlicher Gefühlsregungen, dass es nichts anderes als echt sein konnte. Ja, sie war dazu durchaus in der Lage und das zeigte sie ihm. Trotz seines Versuchs, sie vielleicht zu verschrecken.
Als er näherkam, straffte Eleyna ihre Schultern und reckte etwas das Kinn, während er sich ihr abermals entgegen senkte. Sie hielt einen Moment den Blickkontakt, bis sie dann offen und ebenso ehrlich lächelte, als er seine Liste ansprach. Sie hatte abermals die Arme vor dem Bauch verschränkt und wollte gerade etwas sagen, als er ihre Lippen mit einer zarten Berührung zum Stummsein verdammte. Eleyna spürte das Prickeln, welches sein Timbre wie auch seine Berührung auslöste und schloss für einen kurzen Moment die Augen dabei. Es war nur ein flüchtiger Moment, doch dehnte er sich gefühlt bis in eine Ewigkeit aus. Dann öffnete sie die Augen und sah ihn direkt an. “Dann müsstest du mich doch noch vor meiner Mutter schützen, wenn ich jemals meine Schuld begleichen soll.”, flüsterte sie und grinste neckend. Sie ließ ihren Blick auf seine Lippen sinken, bevor sie ihm einen Augenaufschlag schenkte und noch näherkam. “Ein Teufelskreis.”, raunte sie und seufzte gespielt dabei, ehe sie sich mit einem ebenso zärtlichen Hauch von nichts auf seinen Lippen revanchierte. Sie trat daraufhin langsam zurück, brachte den Abstand wieder und funkelte ihn herausfordernd an. “Noch mehr Wein?”, fragte sie lauter und löste das prickelnde “Was-auch-immer" zwischen ihnen auf, indem sie an ihm vorbei trat, wie zufällig seinen Handrücken streifte und ihm dann tatsächlich noch mal das Weinglas füllte, um es in seinem Rücken hochzuhalten und ihm mit einem Funkeln im hellen Blau anzubieten. "Also? Woher kennt ihr beiden euch?", ließ sie sich nicht ablenken und forderte ihn somit heraus.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. Februar 2022, 17:29

Fühlte er sich zu der Mischlingselfe hingezogen? Körperlich auf jedem Fall, sonst hätte er ihre ständigen Reibereien mit den schlussendlich zwei Kollisionen nicht provoziert. Aber wie sah es mit allem anderen, das darüber hinausgehen würde, aus? Er, der sich derart gut unter Kontrolle hatte und ständig plante, wüsste darüber sicherlich auch Bescheid.
Ob er es hingegen jemals nach außen dringen und irgendjemand wissen lassen würde, war mehr als zweifelhaft. Trotzdem gab es hin und wieder kleine Zeichen, die den ein oder anderen Schluss zuließen.
Aber warum? Was versprach er sich davon? Wollte er sich die Spionin lediglich warm halten und dafür sorgen, dass sie ihn über sein Können hinaus noch lange nicht vergessen könnte? Oder welchen anderen Grund könnte er haben? Wohl kaum ein echtes, womöglich sogar romantisches Gefühl... oder?
Auf jeden Fall hatte er viel mehr Geheimnisse, als sie sich hatte vorstellen können, denn im Gegensatz zu ihr und auch Rodrick hatte er ganz genau gewusst, wo sich ihre Zielperson befand. Damit nicht genug, schien er ebenfalls diesen aufsuchen zu wollen, sodass er nicht einmal einen Umweg hatte einlegen müssen.
Und wie war es hinsichtlich des Kontakts mit ihr? War sie vielleicht... aber wirklich nur vielleicnt ein Auftrag für ihn gewesen? Hatte er seine Fäden gezogen, damit sie nach Pelgar kam und ihm dort im wahrsten Sinne des Wortes ins Netz gehen konnte? Denkbar, durchaus. Nur die Interpretation seines Auftrags war für Arrond sicherlich eine andere gewesen, wenn es denn überhaupt einen gegeben hatte.
Definitiv klar war allerdings, dass er von ihrem Verrat an den Dunkelelfen gewusst hatte, schon bei ihrem ersten Treffen. Und doch hatte er dieses Detail für sich behalten, sie am Leben gelassen und sich obendrein mit ihr in einem Ausmaß beschäftigt, das sie in Sicherheit gewogen hatte. Warum, das blieb offen und er würde es ihr vermutlich auch nicht offenbaren.
Doch woher er davon wusste, wurde klar, nachdem er und der Mensch im Verborgenen bereits mehr miteinander zu tun gehabt hatten, als sich hätte vermuten lassen. Ja, er hatte Arrond sogar das Leben gerettet! Oder war das auch nur ein Spiel, das am Ende in neuerlichem Verrat enden würde und den Untergang dieses Menschen und seines näheren Umfelds bedeuten würde? Wie weit konnte sie ihm denn trauen?
Und wie stand es eigentlich mit Arrond? Er hatte scheinbar auch seine Geheimnisse, obwohl er immer so offen ihr gegenüber gewirkt hatte, zugänglich und ja, schlichtweg ihr Vertrauter gewesen war. Aber jetzt? Kamen ihr da auch Zweifel? Oder konnte sie damit rechnen, dass er ihr bei weitem nicht alles anvertraute, ganz gleich, wie gewichtig es war und sie inzwischen ebenfalls persönlich betraf?
So viele Fragen und Ungewissheiten und dennoch kam sie nicht dazu, sie zu stellen, denn Rodrick schaffte es meisterlich, im absolut falschen Moment seinen Ausbruch zu haben. Mit dem Ergebnis, dass sie erst wieder mit dem Meister des Schweigens und der Ablenkung alleine war, der ihr wohl kaum wirkliche Antworten geben würde. Oder keine solche, die sie gerne aus ihm heraus gekitzelt hätte.
Doch zumindest versuchen konnte und musste sie es. Erst recht, weil sie tatsächlich noch lebte und an niemanden ausgeliefert worden war, in dessen Fängen sie sich definitiv lieber den Tod gewünscht hätte. Und eine dieser Dunkelelfen wurde von ihm auch direkt erwähnt.
Wobei nicht wirklich klar wurde, was genau er damit beabsichtigt hatte. Würde er sie verraten und dann dabei zusehen, wie sie von Gwyn d’Yaincre für dieses Vergehen gefoltert werden würde? Oder würde er dieses Geheimnis für sich behalten? Oder… und das war durchaus im Bereich der höchsten Wahrscheinlichkeit, er würde ihrer Mutter die Information zukommen lassen und sich dann einen Spaß daraus machen, die Rache zu verhindern.
Nur… wie lange würde sein Interesse diesbezüglich anhalten? Und was würde aus ihr werden, sobald er nicht mehr die Hand schützend über sie halten würde? Obwohl… würde sie das überhaupt wollen, derart von ihm und seinem Schutz abhängig zu sein? Wie lange würde es wohl dauern, bis sie ihm den Hals umdrehen und noch anderes antun würde, weil er ihr so sehr auf die Nerven gehen würde? Einen Tag vermutlich… maximal! Dafür würde er bestimmt sorgen…
Ihr Konter auf seine Bemerkung klang ebenfalls recht locker und dem Sinn dieses Themas überhaupt nicht angemessen, obwohl es eigentlich todernst war. Laogh erlaubte sich die Andeutung eines wissenden Grinsens und zwinkerte ihr zu. „Kommt ganz auf die… Belohnung meiner Bemühungen an.“, neckte er sie, bevor er an ihr vorbei in Richtung Tisch ging. Natürlich nicht, ohne ihr schon wieder etwas zu denken zu geben, indem er ihre Hand mit seinen Fingern wie ein Hauch streifte.
Bei dem großen Möbelstück angekommen, hörte er ihre abschließende Bemerkung und schnaubte lediglich leise. Hochverrat… ein Wort mit einer starken Bedeutung und zugleich für ihn nicht wirklich von Bedeutung. Wie denn auch, wenn er selbst jemand war, der solche Dinge beging, wenn es ihm opportun erschien?
Das, was sie tat, war nichts im Vergleich zu seinen eigenen Handlungen. Ausnahmsweise nicht wegen seiner eigenen, hohen Meinung von sich selbst, sondern weil sein Verrat um ein Vielfaches schwerer wog aufgrund seiner Stellung unter den Dunklen. Also sollte jemand sich davor hüten, seine Unternehmungen offensichtlich werden zu lassen, dann definitiv der Schatten!
Daraufhin wechselte er allerdings das Thema. Bei ihrer Erwiderung huschte ein weiteres Grinsen über seine Lippen und er deutete eine Verbeugung an. „Wie nett, dass du mich für unverwüstlich hältst.“, spöttelte er und seine Augen blitzten herausfordernd, als wolle er sie auf diese Weise daran erinnern, wie oft sie ihm schon ans Leder hatte wollen… und dabei gescheitert war.
Indes kam sie langsam endlich näher, doch gehorchte nicht recht. Stattdessen forderte sie Antworten von ihm und sorgte dafür, dass sich seine Augenbraue zweifelnd und spöttisch zugleich anhob. „Du… brauchst sie? Hm… war mir neu, dass Worte für das leibliche Wohl zuständig sind.“, zog er sie auf und wurde im nächsten Moment schlagartig todernst.
Richtig unheilverkündend wirkte es, als er sich leicht in ihre Richtung beugte und ihr direkt in die Augen sah. „Ich muss mich gedulden? Dabei dachte ich, du würdest es am liebsten beobachten, wenn er und ich…“ Er machte eine vielsagende Kunstpause und räusperte sich danach. „… alleine sind.“ Einen Atemzug lang behielt er seine Miene noch bei, ehe es in seinen Augen wieder schalkhaft zu blitzen begann und sein Mundwinkel zuckte, derart bewusst zweideutig waren seine Worte ausgefallen.
Kurz darauf schien seine Stimmung allerdings zu kippen und er fiel in ein beinahe kindisches Verhalten. Ihre Reaktion darauf entlockte ihm ein weiteres Schnauben. Mit bewusst arrogantem Tonfall, der durch seine Übertriebenheit darauf hinwies, dass er es nicht völlig ernst meinte, erwiderte er:„Bei mir gibt es so viel zu holen, dass ich immer gut überlegen muss, welchen Köder ich für wen auswerfe.“
Dann indes war der Moment auch schon wieder vorbei und er konnte seine übliche Verhaltensweise zeigen: den Spott auf scheinbar alles und jeden, der seinen Weg kreuzte. Wobei er dabei etwas von sich preis gab, das sicherlich nicht zufällig gewählt war. Nein, er riskierte gerade etwas und zugleich auch nicht.
Denn was könnte sie mit ihrem neu gewonnenen Wissen, dass er ebenfalls auf beiden Seiten stand, anfangen? Im Prinzip, nichts, absolut gar nichts. Sie war gut als Spionin, hatte durch ihre eigenen Taten sowie ihre Mutter einen nicht gerade unbekannten Namen und dennoch würde man ihr niemals so viel Glauben schenken wie ihm. Außerdem hatte er sie genauso in der Hand und nachdem er von Anfang an gewusst hatte, dass sie eigentlich für Pelgar arbeitete, stand zu befürchten, dass er auch Beweise dafür hatte, um ihr ihren Untergang zu bereiten. Somit ging er gerade eigentlich doch kein Risiko ein, indem er ihr diese Neuigkeit offenbarte.
Dennoch hätte er es nicht tun müssen. Was also hatte ihn dieses Mal dazu bewogen, etwas von sich zu verraten? Ablenkung? Entgegenkommen? Nein, sicher nicht… oder vielleicht…?
Wenig später kehrte er zu ihr zurück und versuchte auf seine Art ihre Gedanken in eine Richtung zu lenken, die ihm bei weitem lieber war als jene, die sie bislang hatten. Er wollte ihr keine Antworten liefern, zumindest nicht jene, die sie einforderte. Stattdessen probierte er es erneut, mit ihr zu spielen und so zu seinem Ziel zu gelangen, ohne, dass sie gegen sein Lenken ankommen konnte, selbst, wenn sie es bemerkt hätte.
Ihre Worte, die darauf folgten, ließen ihn leise hüsteln und zeigten, dass er sich amüsierte. „Wer weiß… vielleicht mache ich das sogar.“, raunte er zurück und behielt die Nähe zu ihr bei, bis die Mischlingselfe von sich aus das aufsteigende Prickeln unterband, indem sie mehr körperliche Distanz einging.
Betont verzögert richtete er sich wieder auf und senkte seine Lider ein wenig, als würde er die Welt um sich herum ausschließen und nachdenken oder schlicht für sich sein wollen. Dabei beobachtete er ihre Bewegungen, wenngleich ohne den Kopf zu drehen.
Erst das Geräusch des Weins, der langsam in sein noch nicht geleertes Glas floss, obwohl er zu ihrer Frage keine Erwiderung gegeben hatte, sorgte dafür, dass er sein Haupt wieder langsam in ihre Richtung bewegte. Über die Schulter hinweg sah er sie an und hob leicht eine Augenbraue an, nahm ihr Angebot allerdings nicht an.
„Kennen? Wer?“, fragte er gespielt unwissend. Lediglich das Blitzen in seinem Blick verriet, dass er es gerade darauf anlegte, sie seinerseits zu provozieren. Schließlich wollte sie etwas von ihm und da musste sie schon bei weitem mehr bieten, als allein hartnäckig bei ihren Fragen zu bleiben.
Und, um das Ganze noch etwas mehr auf die Spitze zu treiben, setzte er nach einer kleinen Pause nach, indem er so tat, als würde Erkenntnis seine Miene aufhellen. „Ah, du meinst, deine Mutter und ich? Ach… wie das eben so ist in Morgeria, man schlendert mal hier, plaudert mal dort und schließt auf diese Weise neue Bekanntschaften.“, meinte er lässig und wedelte leicht mit der Hand, als müsse man diese Gewöhnlichkeit eigentlich nicht erwähnen.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 16. Februar 2022, 13:18

Es war eine berechtigte Frage, die sich in ihr formte, als sie langsam, aber sicher erkannte, wie weit dieses ganze Konstrukt reichte. Dass sie nicht zufällig in Pelgar und seinem Wirkungsbereich gelandet war, dass er ihr nicht zufällig geholfen hatte, sondern im Vorfeld genau wusste wen er dort vor sich hatte. Eleyna musste unweigerlich an die letzten Wochen zurückdenken und an all das was sie getan und versucht hatte zu verbergen. Kurz mischte sich in ihre Gefühlswelt ein Hauch von Lächerlichkeit. Sie fühlte sich tatsächlich vorgeführt und lächerlich gemacht, denn nichts von dem was sie versucht hatte zu verbergen, hatte je wirklich Relevanz gehabt. Er wusste es die ganze Zeit über und hat zugesehen, wie sie sich gewunden hatte und versuchte, den Schein zu wahren. Natürlich wäre ihm auch ohne das Vorwissen aufgefallen, dass sie bei weitem nicht so skrupellos und abgebrüht war, wie es ein wahrer Spion der Dunklen sicherlich wäre. Dafür war sie zu jung, um es sich erlauben zu können, Gehorsam zu verweigern oder den Befehlen der morgerianischen Befehlskette eine eigene Note zu verleihen. Nein – es lag auf der Hand, dass sie sich ihr menschliches Mitgefühl bewahrt hatte und das wäre durchaus ein Hinweis auf ihre wahre Natur gewesen. Doch er hatte alles gewusst. Eleyna fühlte sich seltsam und hatte für einen Moment Mühe, die Gefühle im Innern zu sortieren. Denn neben der Tatsache, dass Laogh mit ihr gespielt hatte, war da auch eine leise Stimme, die ihr einflüsterte, dass Arrond sie an den Spion der Dunklen verraten haben musste. Ihr kam in den Sinn, dass er es gewesen sein könnte, der einen ähnlichen Auftrag formulierte, nur eben in ihre Richtung. Sie zu finden, nach all der Kriegstreiberei. Ihr Vertrauter wirkte weder flüchtig noch sonderlich aufgewühlt. Sie kannte Arrond und wusste, dass er durchaus in der Lage war solche Situationen zu meistern. War er es, der hier Unterschlupf gefunden hatte und sich dann Hilfe gesucht hatte, um Rodrick und sie zu finden? Sollte Laogh etwa sie herbringen, damit sie einander wiederhatten?
Doch wenn dem so war, musste Arrond Laogh in einem Maße vertrauen, das sie nicht richtig nachvollziehen konnte. Natürlich zeigte er ihr immer wieder, dass er keinesfalls ein einfältiger Befehlsempfänger war und auch sonst eher seinen eigenen Weg bestritt, doch reichte das aus, um ausgerechnet vor ihm aufzudecken, was sie trieb? Eleyna konnte den Zweifel ob dieses Schrittes, nicht ganz ausmerzen und fand keine vollkommen zufriedenstellende Antwort auf diese Frage. Denn auch wenn es Laogh derzeit gut in den Kram passte, den bösen Schatten in Richtung Morgeria zu mimen – wie würde es in ein paar Wochen oder Monaten aussehen? Wenn er etwas neues zum Spielen brauchte und sich überlegen musste, wem er nun sein Vergnügen entlockte? Eleyna fürchtete diesen Zeitpunkt und fühlte sich mehr in Gefahr denn je. Das Wissen würde er haben und behalten und sie konnte nun nichts mehr daran ändern. Sie war ihm ausgeliefert und musste jederzeit damit rechnen, dass er sich diese Information für sein Privatvergnügen zunutze machte, wann immer er es brauchte. „Oh, für das leibliche Wohl vielleicht nicht, aber für das geistige durchaus.“, konterte sie seine Bemerkung. Seine kunstvolle Pause im nächsten Satz ließ sie geschehen und wartete geduldig, bis er weitersprach. Nur kurz hoben sich die Mundwinkel an, dann zuckte sie jedoch mit den Schultern. „Nein, falsch – ich kann es kaum erwarten, dass er wiederkommt und mir ein paar Antworten gibt.“, antwortete sie wahrheitsgemäß und sah überrascht auf, als sich Laogh hinreißen ließ, so trotzig zu reagieren. Ihre Erwiderung ließ ihn noch einen Moment arrogant bleiben, bevor er ihr tatsächlich etwas wahres anvertraute, dem sie durchaus Ernsthaftigkeit beimessen konnte. Es war schlicht und doch wusste sie, dass er hierbei nicht log. Sie ahnte, dass er die Reibung brauchte – mit ihr war es nicht anders. Sie fanden immer wieder zügig zu einem Punkt, der entweder im Kampf oder im Bett endete. Und sie? Brauchte sie diese Reibung eigentlich auch so sehr wie er? Nun bisher hatte sich diese Frage kaum gestellt, denn ihr Leben war aufregend genug. Doch seit sie Laogh kannte merkte sie, dass er es mühelos schaffte sie so sehr zu reizen, dass ihr eben der Sinn nach dem einen oder anderen stand. Und was das schließlich hieß, ignorierte sie geflissentlich. Hier endete der analytische Verstand und setzte aus, denn sie verbot es sich einfach weiter zu denken.

Das kurze Prickeln ließ Eleyna geschehen und lächelte sogar dabei, bis sie sich von ihm löste und aus seinem Wirkungsbereich entzog. Sie löste den Glasstopfen der Karaffe und goss etwas Wein in sein Glas nach, ehe sie es ihm hinhielt. Er hingegen lehnte stumm ab, was sie dazu brachte das Glas an ihre Lippen zu setzen und doch noch etwas Wein zu trinken. Die folgende Scharade ließ sie die Augen rollen, bevor sie das Glas nach einem guten Schluck wieder abstellte. „Sehr witzig,“ kommentierte sie seine Antwort und wandte sich ihm wieder zu. „Du und Arrond – wie du sehr wohl weißt. Er muss dir vertrauen, wenn er alles vor dir offenlegt.“, streute sie ihre Zweifel ein und offenbarte damit ihre Gedanken diesbezüglich. Sie verschränkte sogar leicht die Arme vor dem Bauch und musterte ihn, während sie sich mit der Hüfte an den Tisch lehnte. „Ich frage mich, was ihn so sicher sein lässt. Er beweist zwar ein gewisses Näschen bei solchen Dingen…“ sie zögerte mit Absicht etwas und sah ihn eindringlich an. „Aber wir wissen beide, dass du durchaus in der Lage bist Dinge zu deinen Gunsten zu lenken und das auf eine Weise, die dem anderen nicht klar macht, dass du es bist, der zulässt was und wie etwas geschieht.“. Man könnte es als Schmeichelei ansehen, als Kompliment seiner Fähigkeiten oder aber als bittere Erkenntnis. Sie ließ jedenfalls keinen Schluss darauf zu, wie sie diese Tatsache bewertete und gab sich nicht die Blöße das auch nachfolgend zu tun. „Du sprichst davon, dass dir langweilig werden könnte, wenn Morgeria das halbe Land bevölkert und unterjocht. Aber was hast du in diesem ganz speziellen Fall davon, Arrond, Rodrick oder mir zu helfen? Wäre es nicht klüger für deine Pläne – oder deinen Willen, in anderen Kreisen zu verkehren? Zum Beispiel wäre meine Mutter sicher ein guter Anfang. In der Hierachie steht sie weit oben und sicherlich bekommt sie Informationen, die du so nicht einfach erhalten würdest. Also wieso setzt du nicht da an, wo du sie doch offenbar bereits kennst?“, bohrte sie und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Eleyna würde sich nicht ablenken lassen, jetzt da sie endlich einmal erkennen konnte, was hier Schein und was Sein war. „Und wieso erfahre ich immer mehr, dass du tiefer in mein Leben verwurzelt bist, als ich je für möglich gehalten hatte? Arvid, meine Mutter, Arrond.“ Sie lachte freudlos auf und hob noch mal das Weinglas in das sie rein nuschelte: „Womöglich erzählst du mir noch, dass du meinen Vater kanntest und beteiligt warst an seinem Tod.“ Es klang nicht wirklich ernsthaft, doch zeigte es auch, dass sie ahnte, dass es noch lange nicht alle Informationen waren, die hier bisher geflossen sind.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 24. Februar 2022, 20:42

Was alles hatte er bereits im Vorfeld von ihr gewusst? Und vor allem... von wem?! War er erst durch Arrond auf sie aufmerksam gemacht worden oder nicht schon viel früher, vielleicht sogar durch ihre Mutter selbst? Schließlich hatte er eine gewisse Verbindung zu ihr gehabt, sonst hätte er nicht ihren Sohn unter seine Fittiche genommen.
Doch warum war sie ihm früher nie begegnet? Hatte er kein Interesse daran gehabt? Andererseits... warum hätte er es haben sollen? Schließlich war sie wohl nie in seinen Dunstkreis gelangt, sondern erst jetzt, im Zuge ihres doppelten Spiels. Und... wie stand es eigentlich mit seiner Meinung über sie? Ja, er hatte es darauf angelegt, sie ins Bett... oder eher, auf die Decke zu bekommen und auch die letzten Nacht hatte sein körperliches Interesse an ihr deutlich gemacht. Aber sonst...?
Er war es gewesen, der sich hauptsächlich während ihrer tagelangen Bewusstlosigkeit um sie gekümmert hatte. Warum? Warum hatte er es auf diese Verbindung mit ihr, was auch immer sie genau darstellte, angelegt und nicht locker gelassen, bis sie darauf eingestiegen war? Weil sie sich ständig herausforderten, gar nicht anders zu können schienen, als sich zu provozieren, bei jeder sich bietenden Gelegenheit? Oder wollte er sich später einmal in Gwyn d'Yaincres Gegenwart damit brüsten? Oder gegenüber Arrond, dem Menschen, der sich um eine halbdunkelelfische Doppelspionin kümmerte und sich ihm, dem Meisterspion, dafür sogar anvertraut hatte?
Oder... hatte er womöglich gar keinen Grund gehabt, sondern es schlichtweg zugelassen? Unwahrscheinlich, immerhin war er nicht nur ein hervorragender Stratege mit viel Erfahrung, sondern auch jemand, der ständig einen Plan zu haben schien. Da fiel die Vorstellung schwer, ihm könnte auch nur irgendetwas ganz einfach... passieren.
Also ein Hintergedanke... nur eben welcher? Noch dazu hatte er sie nicht verraten, war nicht grausam zu ihr gewesen. Stattdessen hatte er sie hierher gebracht und dafür gesorgt, dass sie nicht knapp vor dem Ziel aus Unwissenheit alles ruinierte und verschwand. Ja, sogar den anstrengenden Menschen Rodrick hatte er an diesen Ort geschafft. Es wirkte fast so, als besäße Laogh, trotz allen dunkelelfischen Blutes, ein gutes Herz. Nun ja... so... mehr oder weniger, denn auch er hatte dadurch bestimmt den ein oder anderen Vorteil.
Wie er auch mit seinen Worten klar machte, da eine Eroberung Celcias durch die Dunkle Armee den Großteil der Spannung aus seinem Leben rauben würde. Dennoch musste mehr dahinter stecken als lediglich sein Kalkül, sonst hätte er sich nicht mit ihr eingelassen. Sofern sie ihre Bedeutung damit nicht überschätzen würde...
Im Moment erwies er sich ein wenig wankelmütig in seinem Wechselspiel der Launen, bis sie sich beide schlussendlich am Tisch befanden. Ihre Einladung zu dem Trunk Wein lehnte er ab und schaffte es erneut, geforderten Antworten zu entgehen. Dass sie auf seine Finte nicht einging, sorgte für ein Aufblitzen von Spott in seinem Blick, denn sicherlich würde sie dieser Köder ebenfalls interessieren. Doch es zeugte von ihrer Verbindung zu dem Menschen, dass sie auf dem eigentlichen Thema beharrte und keinen Umweg nehmen wollte.
Über seine Lippen huschte ein feines Grinsen, als er sich ihr langsam wieder zuwandte und sich ihr ein wenig entgegen beugte. "Wer würde mir nicht vertrauen?", raunte er mit seinem warmen, speziellen Timbre, um ihr einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen. Ob es ihr gefallen würde oder nicht. Er wusste einfach, wie er welche Reaktionen hervorrufen konnte und nutzte so etwas meist schamlos aus.
Als sie fortfuhr, legte er seine Hand aufs Herz und deutete eine Verbeugung an. "Oh, ich fühle mich geehrt ob deiner wohlmeinenden Worte, meine Dame. Dabei bin ich doch nur ein bescheidener Spion, der gerne durch Schatten huscht und die Ohren spitzt.", neckte er sie und zwinkerte ihr frech zu.
Daraufhin allerdings schnaufte er leise und sein Blick wandelte sich erneut, fiel auf sie mit der stummen Botschaft, warum sie überhaupt solch eine Frage stellte und nicht selbst auf die Antwort kam. "Deine Mutter wird wohl kaum dafür sorgen, dass der Vormarsch gestoppt wird. Warum also sollte ich meine Pläne auf sie konzentrieren?", hielt er dagegen und kam unbemerkt ein klein wenig näher.
So sehr er auch gerade Erwiderung gab, wirkliche Antworten lieferte er dabei nicht und schien es noch immer nicht vorzuhaben. Ein weiteres Ablenkungsmanöver stand bevor und doch ging er subtil genug vor, um noch nicht damit aufzufallen.
Außerdem sprach die Mischlingselfe ohnehin ungehindert weiter und entlockte ihm damit ein weiteres, feines Grinsen, das so rasch wieder verschwand und einer scheinbar harmlosen Miene Platz machte, dass nicht sicher war, ob es tatsächlich erschienen war. Noch dazu, wo er scheinbar unbeteiligt mit den Schultern zuckte. "An seinem Tod nicht, aber an seinem Leben.", konterte er und ahnte sicherlich, welch eine informelle Bombe er damit platzen lassen konnte.
Zugleich ließ er jedoch diese Neuigkeit nicht erst sacken, sondern ging seinerseits zum Angriff über, indem er die kurze Distanz zwischen ihnen überbrückte und sie kurzerhand küsste. "Hör auf zu denken, sonst wird dir noch schwindelig.", raunte er ihr zu und griff nach ihren Schultern, um eine Flucht vor ihm zu verhindern, weil er ihr noch einen weiteren Kuss stahl.
Warum? Warum diese Nähe und Zärtlichkeit?
In diesem Moment wurde die Tür in ihrem Rücken geöffnet und Arrond trat ein. Besser gesagt, er wollte es, denn bei diesem Anblick blieb er abrupt stehen. Einen Atemzug lang huschten die verschiedensten Gefühle über seine Mimik, die dem Schatten, der seine Augen nicht völlig geschlossen hatte, nicht entgingen, und positiv waren sie nicht.
In dem Augenlick aber, in dem sich Laogh von ihr löste und wieder aufrichtete, hatte er sich wieder gefasst und setzte ein joviales Lächeln auf, als er die Tür betont hörbar schloss. "So, Rodrick ist versorgt. Er muss Schlimmes in der Gefangenschaft durchgemacht haben. Ich hoffe, er kann sich hier erholen.", erklärte Arrond in einem betont plaudernden Tonfall, als er zu ihnen zum Tisch kam und ebenfalls dem Wein zuzusprechen begann.
Der Meisterspion zuckte mit den Schultern. "Körperlich jedenfalls ist das Meiste überwunden. Er hatte eine gute Pflege.", erklärte er eine Spur kühler als gewöhnlich und sah daraufhin wieder zu ihr.
"Du solltest dich auch hinlegen. Du bist schon wieder so blass.", bemerkte er mit leicht erhobener Augenbraue.
Der Mensch trank einen Schluck, ehe er sich ebenso ihr zuwandte und bekräftigend nickte. "Komm, ruh' dich ein wenig aus. Wenn du ein Bad oder etwas zu essen brauchst, lässt sich das arrangieren.", stimmte er dem Vorschlag des Schattens zu, wenngleich mit einer Mischung aus Drängen und Sorge im Gesicht.
Stimmte es denn? Sah sie wirklich dermaßen schlecht aus, dass beide Männer darauf bestanden, dass sie sich zurück zog? Oder... wollten sie die Mischlingselfe schlichtweg los werden? Vielleicht war es ja eine Mischung aus beidem und eigentlich hatte sie noch so unendlich viele Fragen, die ihr auf der Seele brannten. Nur... eventuell täte ihr eine kurze Pause nach diesen neuen, heftigen Informationen wirklich gut.
Arrond kam näher und reichte ihr lächelnd die Hand. "Komm, Eleyna. Es ist nicht weit und später ist noch genug Zeit.", sprach er warm und freundlich zu ihr, als ahne er etwas von dem Konflikt, der in ihrem Inneren tobte, ohne die Auslöser zu kennen.
Laogh hingegen hielt sich ein wenig zurück und beobachtete ausschließlich ihr Gesicht, als wolle er auf diese Weise ihre Entscheidung erkennen, noch ehe sie diese aussprechen konnte. Wozu? Um sie zu beeinflussen und so seinen Willen zu bekommen? Oder... aus Sorge über ihre Unvernunft?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 1. März 2022, 09:26

"Oh, ich fühle mich geehrt ob deiner wohlmeinenden Worte, meine Dame. Dabei bin ich doch nur ein bescheidener Spion, der gerne durch Schatten huscht und die Ohren spitzt.", neckte er sie und sie sah noch gerade das freche Zwinkern, bevor sie prustete und ihm grinsend die Zähne zeigte. „Ja, ganz bestimmt bist du das!“, antwortete sie sarkastisch und wandte sich einem anderen Thema zu. Sie beide wussten ganz genau, dass es nicht gerade die Grundlagen eines Spions waren, die ihn auszeichneten. Diesen war er lange entwachsen. Eleyna aber wollte wissen, wieso er sich nicht in höheren Kreisen bewegte. Seine Antwort ließ sie nun ihrerseits an ihm zweifeln, so wie er es oft genug tat und ihr auch jetzt wieder zeigte. In ihrem Gesicht deutete sich ein Stirnrunzeln an, während seine Worte zu ihr herüberschwappten. „Das natürlich nicht, aber Informationen über ihr Vorhaben und ihr genaues Vorgehen könntest du durchaus erhalten. Sie wusste von dem Angriff auf Pelgar – sie hat es mir gesagt, nur ein paar Stunden bevor es soweit war. Sie ist eingeweiht in die Pläne des Dunklen Herrschers und in ihrer Nähe würdest du sicherlich mehr erfahren als in unserer.“, präzisierte sie ihre eigentliche Aussage noch mal und bemerkte indes nicht, dass er näherkam.
Sie war ohnehin viel zu sehr davon abgelenkt, was sie alles in der letzten Zeit erfahren hatte und nahm sich die Freiheit einen Schluck von dem Wein zu nehmen, während sie rhetorische Gedanken in den Raum warf. Dass er indes auch darauf eine Antwort parat hatte, damit rechnete sie nicht. Eleyna schluckte gerade, als er etwas sagte, was sie nach Luft schnappen ließ und sie somit zum Husten brachte. Sie stellte das Glas beiseite, presste sich den Handrücken auf die Lippen und wollte gerade etwas erwidern, als er bereits bei ihr war und ihre Worte mit seinem Kuss erstickte. Anfangs war sie wie erstarrt, doch dann wurde sie etwas weicher und ließ es zu, ehe er sich löste und sie wieder auf den Boden der Tatsachen holte. Eleyna blinzelte perplex, setzte erneut an nur um abermals daran gehindert zu werden, ihm weitere Antworten und Erklärungen abzuverlangen. Es war frustrierend und es war verwirrend. Seine Nähe war längst nicht mehr nur aufdringlich oder unverfroren. Sie konnte spüren, dass sie es schlicht und einfach mochte. Sie mochte ihn auf eine seltsame Art und Weise und deshalb hatte er jedenfalls jetzt keine Standpauke zu erwarten. Was sie indes nicht mochte war die Situation, in der sie sich plötzlich wiederfand.

Sie sah zur Tür, während sich Laogh noch löste und aufrichtete und sie sah sehr wohl das Minenspiel Arronds, bevor er sich wieder voll im Griff hatte. Ihr Blick flatterte kurz zu dem Spion und in ihr keimte der Verdacht, dass er genau wusste, dass Arrond in diesem Moment kommen würde. Zuzutrauen wäre es ihm und ebenso, dem Menschen etwas auswischen zu wollen. Sie hatte Laogh‘s Reaktion, nach ihrer herzlichen Wiedersehensfreude, nicht vergessen. Doch sie schob das beiseite und räusperte sich leise, während sie einen Schritt von ihm wegtrat, um unnötigerweise die Situation zu entschärfen. Im Grunde hätte ihr das völlig egal sein können, denn sie und Arrond waren… tja – was waren sie eigentlich? Ungeklärt, könnte man behaupten, auch wenn sie in den letzten Jahren wohl eher einem stillen Abkommen zugestimmt hatten, dass aus ihnen nicht mehr würde als enge Freunde. Aber war das so? Ihr Blick folgte dem Mann, der geradlinig auf das Weinglas am Tisch zusteuerte und erstmal einen Schluck trank, bevor er weitersprach. Sie spürte ein Ziehen in der Magengegend und das unangenehme Gefühl unausgesprochener Dinge blieb. „Meinem Eindruck nach findet er mehr und mehr zu seiner alten… reizenden Art zurück.“, murmelte Eleyna und trank abermals einen Schluck Wein. In diesem minimalen Moment der Ruhe zwischen ihnen, echoten Laogh’s Worte durch ihren Geist und sie spürte, wie sie einen inneren Kampf begann. Sie sah über den Rand des Weinglases hinweg zu ihm und beobachtete seine Mimik und Gestik, als würde sie darüber Aufschluss erhalten können, was er mit seinen Worten ‚An seinem Tod nicht aber an seinem Leben‘ gemeint haben könnte. Immer wieder klang der Hall dieser Worte nach und versetzte ihr jedes Mal ungeahnte Stiche.
Eleyna verbot sich in eine Richtung zu denken die sie einfach nicht wahrhaben konnte und wollte. Sie wollte diese Tür nicht aufstoßen und konnte es auch gar nicht. Zu groß wäre der Schmerz, wenn er sich lediglich einen bösen Scherz mit ihr erlaubt hatte. Wenn die Äußerung lapidarer, als wahrer Natur war. Zudem konnte das alles und nichts bedeuten und darauf abzielen, dass er ihn vor ihrer Zeit gekannt hatte. Wie alt war er noch gleich? Sie hatte nie danach gefragt und würde es wohl auch nicht. Die Jahre eines Dunkelelfen waren zahlreich, wenn er sich nicht töten ließ, und daher spielten sie kaum eine Rolle in ihrer Welt. Möglich wäre es aber schon, immerhin war sie in den Augen der Dunklen noch ein halbes Kind. Nichtsdestotrotz hielt sie sich an dem Weinglas fest und hörte nicht auf daran zu nippen, bis es tatsächlich leer war. Immer wieder tauchte sie darin ab, um sich nicht mit einem ‚was wäre, wenn‘ beschäftigen zu müssen. Bis die Sprache abermals auf ihren Zustand zurückkam.

Die Elfe hob den Blick in das Gesicht von Laogh und schaffte es endlich, das Weinglas abzustellen. Eine leichte Wirkung entfaltete der Rote, doch nicht so, als dass sie Kontrolle verlieren würde. „Was habt ihr beide nur ständig?“, setzte sie eine Spur schärfer an als geplant. „DU willst doch nur deine Geschäfte bereden und mich aus dem Weg haben!“, warf sie ihm vor. Sie fühlte sich gereizt und das vor allem wegen der ganzen Neuigkeiten. Sie hatte das Gefühl, dass ihre gesamte Vergangenheit nicht wirklich ihr gehörte. Alles was sie erlebte, war aufgebaut auf Lug und Trug und sie fühlte sich, als würde sie jeden Augenblick zu Boden gehen und in einen Strudel aus ungeklärten Emotionen, Wahrheiten und Abgründen gezogen. Als Arrond dann vor ihr stand und ihr die Hand reichte, blickte sie darauf und zögerte. Man sah ihr ihren Unwillen deutlich an. Es dauerte einen Moment, doch dann rollte sie genervt die Augen, ergriff jedoch nicht seine Hand und kehrte den beiden den Rücken. Bevor sie allerdings die Tür erreichte, wandte sie sich auf dem Absatz noch mal um, kam mit entschlossenen Schritten auf die beiden zu und deutete mit dem Finger auf jeden von ihnen, allen voran auf Laogh: „Damit das klar ist, ich werde nicht lockerlassen. Du wirst mir die Antworten liefern, die ich haben will. Egal wie oft du versuchst mich loszuwerden oder abzulenken!“ Damit drehte sie sich um und folgte Arrond aus dem Zimmer. Sie kochte erneut vor Wut, denn sich daraus einen Spaß zu machen, ihr keine Antworten liefern zu wollen, konnte sie nicht verstehen. Es dauerte den Weg über, bis Arrond sie dorthin führte, wo er sie haben wollte, bis sie wieder etwas lockerer wurde und vor allem zugänglicher. Sie wartete, bis er ihr das Zimmer zeigte, in dem sie sich ausruhen sollte, um sich gegen die Wand neben der Tür zu lehnen und den Kopf in den Nacken fallen ließ. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, sie war geschafft. „Arrond wie ist das alles möglich? Ich verstehe es nicht. Ich habe tausend Fragen und keiner beantwortet sie mir.“, klagte sie leise und strich sich durch das Gesicht. Sie wusste, dass auch er ihr keine Antworten liefern würde. Sie war gefangen – gefangen in Unwissenheit. Dann sah sie ihren Freund und Mentor offen an, lehnte weiterhin gegen die Wand und machte keine Anstalten, das Zimmer zu betreten. „Wie soll ich Ruhe finden, wenn nichts geklärt ist?“, fragte sie nach und meinte es sogar ehrlich und nicht rhetorisch. „Ich bin verwirrt…“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Dann löste sie sich von der Wand und trat auf den Menschen zu. Sie hob den Blick, suchte in seinem Gesicht das Vertrauen, das sie stets erkennen konnte und welches in ihr eine feste Ruhe auslöste. Doch sie war zu aufgewühlt. Eleyna ließ den Blick wieder sinken und lehnte ihren Kopf gegen die Brust des anderen. „Lüg mich niemals an, Arrond. Versprich mir das…“, verlangte sie ihm ab und atmete tief durch.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. März 2022, 22:07

Ein Grinsen huschte über seine Lippen bei ihrer sarkastischen Reaktion und bedauerte es beinahe, dass sie das Thema unbedingt wechseln musste. Das zwar seine Berechtigung hatte und dennoch... er hätte lieber weiter mit ihr getändelt, als dass sie die Gelegenheit für ihre Fragen gehabt hätte. Die er großteils nicht zu beantworten gedachte, weil er... nicht wollte. Zu gerne behielt er sein Wissen für sich, hütete es und gab nur ab und zu im rechten oder weniger rechten Moment etwas davon preis, um gezielt Reaktionen hervor zu rufen.
Was er nicht mehr konnte, wenn er sich tatsächlich offenbarte. Wie langweilig! Also lenkte er gezielt ab und streute andere Informationen ein, um zu verwirren oder zu überfordern und Gedanken auf andere Pfade zu führen.
Bei ihren Worten wegen ihrer Mutter schnaubte er leise und warf ihr einen leicht schiefen Blick zu. "Und wieso gehst du davon aus, dass ihre Nähe enger ist als meine?", hielt er dagegen, während er sich unauffällig der Tochter der reinrassigen Spionin näherte. "Oder dass ich über ihr Wissen nicht Bescheid weiß?", fuhr er fort, wobei seine Stimme raunender und sein Blick herausfordernder wurde.
Wenig später hingegen ließ er eine andere Bombe platzen, die sich gerade aus der Situation heraus ergab. So locker seine Worte auch dahin gesagt waren, war er sich darüber bewusst, dass sie äußerst schwerwiegend für sie wären.
Trotzdem ließ er ihr nicht die Gelegenheit, das Ganze zu verdauen, sondern überrumpelte sie mit seinem Kuss. Aus mehreren Gründen, um sie zum Schweigen zu bringen und auch, weil er Schritte hörte. Und ja, ein klein wenig musste er das ausnutzen, dass die Tür den Blick auf diese Zärtlichkeit freigab und der Mensch das zu sehen bekam, was ihm alles andere als gefiel.
Der Schatten brauchte die ständige Herausforderung, aber was er nicht leiden konnte, war Konkurrenz bei denen, für die er gerade Interesse empfand. Somit konnte er gar nicht anders, als sein Revier zu markieren. Was ihm gelungen war, so, wie sich Arronds Miene einen Moment lang veränderte.
Was er hingegen nicht erwartet hatte, war ihre rasche Reaktion, sodass sie es noch mitbekam, denn sonst hätte er sich etwas später von ihren Lippen gelöst. Als sie zu ihm sah, machte er ein betont harmloses Gesicht, als verstünde er diesen Blick von ihr nicht, ehe sich die Situation wieder anderen Themen zuwenden konnte, denn der Mensch hatte sich rasch im Griff.
Bei ihm bräuchte es sicherlich mehr, um ihn zu reizen, aber das hatte er bereits zuvor geahnt. Trotzdem war es ein kleines Stückchen Erkenntnis, das er zu dem bisherigen Bild hinzufügte.
Arrond indes benötigte nun einen Schluck Wein, den er sich auch gönnte, und wollte definitiv nicht über diese Szene sprechen. Während er trank, zuckte er mit den Schultern und schenkte Eleyna ein schiefes, entschuldigendes Lächeln. "Du kennst ihn. Er ist wie er ist.", meinte er nachsichtig.
"Aber irgendwann wird er erkennen, was du..." Sein Blick huschte kurz zu dem Spion der Dunkelelfen, der kurzzeitig wieder etwas in den Hintergrund rückte. "... ihr für ihn getan habt." Damit wollte er das abhaken, weil er in manchen Dingen gelernt hatte, nicht die Hand für andere ins Feuer zu legen.
Er vertraute Rodrick, voll und ganz, wie keinem zweiten. Umso wichtiger war es, dass er auch um seinen vollständigen Charakter und seine Schwächen wusste, denn er musste ihn auch einschätzen können. In der Hinsicht war er ein erstaunlicher Realist und vermutlich deswegen auch so erfolgreich in der Auswahl seines Umfelds. Arrond hatte in seinem Leben gelernt, Personen als Ganzes zu betrachten und nicht nur einseitig positiv oder eben negativ. Wenngleich er darin bei weitem nicht so geschult und perfekt war wie der Schatten, aber er hatte schließlich auch noch bei weitem nicht so viele Lebensjahre hinter sich und würde es vermutlich auch nie erleben. Ohne, dass er wusste, wie alt Laogh tatsächlich war, war ihm klar, dass er ein Mann mit unsäglich viel Erfahrung war, der zwar jünger aussah als er, jedoch vermutlich längst erwachsen gewesen war, als er, der Mensch, geboren worden war.
Wie gut, dass das Schweigen zwischen ihnen bald wieder durchbrochen wurde, ehe zu viele Gedanken gewälzt werden konnten. Wobei die Reaktion schärfer als geplant ausfiel und dafür sorgte, dass der Meisterspion eine Augenbraue leicht anhob. "Würde ich dich aus dem Weg haben wollen, würdest du es erst im Nachhinein bemerken, mein Kätzchen!", hielt er beinahe schon gelangweilt dagegen und beobachtete im Augenwinkel den Menschen. Denn er hatte den Kosenamen für sie nicht aus Unachtsamkeit ausgesprochen.
Jedoch hatte sein Kontrahent sich im Griff und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen schlug er sich auf seine Seite. "Wenn du dein eigenes Spiegelbild sehen könntest, würdest du unsere Sorge um dich verstehen.", fügte er mit einem väterlich-besorgten Tonfall hinzu.
Um im nächsten Moment zu ihr zu treten und mit Fürsorglichkeit ihre Sturheit zur Zustimmung zu bewegen. Sie zögerte, aber er war geduldig und beharrlich genug, um einen Erfolg zu erzielen. Nicht ganz so freiwillig und mit einer Spur Bockigkeit, wie um ihnen zu beweisen, dass sie ihren eigenen Willen durchsetzte, aber am Ende so, wie die Männer es erreichen wollten.
Wenngleich sie bei der Tür noch einmal ihren Unmut deutlich machen musste. Laogh grinste schmal und seine Augen blitzten vor Schalk und Belustigung. "Rrrrr, zieh deine Krallen wieder ein!", verlangte er mit seinem speziellen Timbre, um ihr den wohligen Schauer noch mitzugeben, ehe er vorerst aus ihren Augen verschwinden würde.
Zwar gefiel es ihm nicht sonderlich, dass der Mensch nun mit ihr alleine war, jedoch war er sich auch sicher, dass er vorläufig keine Chance bei ihr haben würde. Und auch, dass er es im Moment nicht versuchen würde, weil er nicht derart kleinlich war und sofort die Beute erobern musste. Nein, Laogh konnte sich recht sicher fühlen. Tatsächlich hegte Arrond andere Gedanken und war nicht in einer Stimmung, um die unausgesprochenen Bande zwischen ihnen fester zu knüpfen oder eben zu durchtrennen.
Da er ihr deutlich ansehen konnte, dass es hinter ihrer Stirn eifrig arbeitete, führte er sie schweigend den Weg in das darüber liegende Geschoss mit den Wohn- und Schlafräumen entlang bis zu jenem Zimmer, das sie bewohnen könnte, sollte sie hier bleiben wollen. Es war längst hergerichtet, das Bett frisch bezogen, die Möbel sauber und der gesamte Raum erst vor kurzem gelüftet. Licht konnte durch das milchige Glas dringen und offenbarte ein durchaus heimliges Reich, in dem man sich wohl fühlen konnte.
Das Bett selbst befand sich hinter einem kleinen Paravent, sodass nicht jeder es sofort sehen konnte, wenn man eintrat. Der Schank daneben hingegen war erkennbar, großzügig und aus edlem Holz gefertigt worden. Er bot Platz für eine größere Garderobe, obwohl Arrond darum wusste, dass sie nicht so viel mit sich führte. Ob sich darin wohl Kleidung mit ihren Maßen befand, die er vorsorglich besorgt hätte? Zuzutrauen wäre es ihm, da er schließlich auf ihre Ankunft gewartet hatte.
Im vorderen Bereich des Raumes gab es auf der Fensterseite, um für ausreichend Licht zu sorgen, einen kleinen Tisch mitsamt zwei Stühlen, der sowohl zum Arbeiten, als auch zum intimen Speisen geeignet war, während sich auf der anderen Seite der Tür eine kleine Sitzgruppe mit weichen Pölstern gruppiert worden war, vor einem schmalen Bücherregal mit ein wenig Lektüre darin. Die Ecke dort beherbergte obendrein einen schmalen Kachelofen, damit es wohlig warm in der kalten Jahreszeit wäre, wenn man es sich dort allein oder mit ein oder zwei Gästen gemütlich machen wollte. Auch jetzt war er nicht völlig ausgekühlt und wärmte bereits die frische Luft so, dass man nicht frösteln müsste außerhalb des Bettes.
Der Mensch ließ der Mischlingselfe Zeit, nachdem er sie an sich vorbei eintreten und umsehen lassen hatte, ehe er mit einem kleinen Lächeln zuvorkommend meinte:"Ich hoffe, es ist in deinem Sinne."
Danach wollte er sie alleine lassen, doch sie sprach ihn an. Sein Lächeln wurde eine Spur wärmer. "Ich weiß, es ist jetzt sehr viel für dich. Ruh' dich trotzdem aus. Wir werden Stück für Stück Antworten finden.", erklärte er, ganz der fürsorgliche, väterliche Freund, der er für sie meistens gewesen war. Behutsam und ihre Ungeduld bremsend, damit sie sich nicht selbst überfordern konnte.
Ihr Nachhaken war verständlich und ließ ihn mit einem leisen Seufzen nicken. "Es ist schwer, das ist mir klar. Aber es bringt dir jetzt nichts und wäre viel zu viel. Ordne erst einmal deine Gedanken und dann fangen wir mit den wichtigsten Fragen an, um uns langsam zu den weniger wichtigen vorzuarbeiten.", bot er ihr an und wich ihr nicht aus, als sie sich ihm näherte. Bei weitem nicht so, wie er es zwischen ihr und dem Spion gesehen hatte, aber immerhin machte es deutlich, dass sie ihn nicht auf Distanz hielt.
Nur ganz leicht, so gut wie nicht spürbar, zuckte er zusammen, als sie sich so unvermittelt an ihn lehnte. Es dauerte einen flüchtigen Moment zu lang, dann legte er seine Arme beschützend, tröstend und Halt gebend um sie.
Dieses Mal war sein Seufzen lauter und die Pause nach ihren Worten länger, als dass es noch zu ignorieren gewesen wäre. Immerhin, seine Antwort fiel ehrlich aus, das konnte sie hören, auch wenn sie ihr gewiss nicht gefallen würde. "Das kann ich nicht und das weißt du." Das war in ihrer beider Leben schlichtweg nicht möglich.
Arrond löste seine Arme von ihr, legte seine Hände auf ihre Wangen und sorgte mit sanftem Druck dafür, dass sie ihn ansah. Ehrlichkeit und warme Zuneigung stand in seinem Blick und seine Daumen strichen zärtlich über ihre Haut. "Aber ich werde immer so ehrlich zu dir sein, wie ich kann. Das verspreche ich dir.", fuhr er fort und einen unendlich langen Atemzug lang baute sich zwischen ihnen beiden eine Wärme auf, die auf ihre Weise dazu angetan war, Herzen schneller füreinander schlagen zu lassen. Auch wirkte es kurz so, als wäre er soweit, sich zu ihr zu beugen und sie endlich einmal zu küssen.
Doch dann war dieser Moment vorbei und der Mensch zog sich von ihr zurück, mit einem feinen, entschuldigenden Lächeln auf den Lippen, als empfände er Reue gegenüber seiner Zurückhaltung. "Versuch, dich auszuruhen und komm wieder zu uns, sobald du soweit bist. Wir haben genug Zeit zum Reden.", sprach er wie zum Abschied und gab ihr einen Kuss... auf die Stirn, wie es väterlicher nicht sein konnte.
Daraufhin löste er sich vollständig von ihr und hatte einen ungewöhnlichen Anflug von etwas Spitzbübischem, als er noch meinte:"Und mach dir keine Sorgen, wir werden den hiesigen Weinvorrat nicht ohne dich vernichten."
Danach drehte er sich um, verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Nun war sie also allein... allein mit sich selbst, ihren Gedanken und Gefühlen.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 5. März 2022, 00:50

Seine Fragen ihre Mutter betreffend waren berechtigt und doch konnte Eleyna nicht anders, als zu glauben, dass ihre Mutter durchaus eine harte Nuss darstellte, selbst für jemanden wie Laogh. Sie wusste, dass Gwyn d’Yaincre über Leichen ging, dass sie das Paradebeispiel einer Dunklen darstellte und eine ausgezeichnete Spionin war. Sie war klug und vorsichtig, durchtrieben und rücksichtslos. Was Laogh durch Raffinesse erreichte, fiel ihr in Form von abgetrennten Köpfen in die Hände. Dass Gwyn eine eiskalte Persönlichkeit hatte, wurde ihrer Tochter das erste Mal wirklich bewusst, als sie sie nach dem Tod ihres Vaters fragte. Und zwar mit dem Wissen im Hintergrund, dass es kein Unfall gewesen war. Eleyna sah noch heute die kalten Augen und das feine Lächeln dabei. In diesem Moment merkte sie, dass ihre Erinnerungen an eine glückliche Zeit reine Lügen waren. Wie Laogh bei ihrem ersten Treffen sagte: Es ist schon eine hohe Kunst, wenn jemand so weit geht eine Familie vorzutäuschen und sogar einen Mischling gebar. Ihre Mutter hatte keine Liebe in sich – für nichts und niemanden und hielt stets das Ziel im Fokus. Das Thema um ihre Mutter war komplexer und würde einen Großteil des Tages fressen, wenn sich Eleyna dafür entscheiden würde, es auszuschlachten. Doch so zuckte sie lediglich fein lächelnd die Schultern und bedeutete ihm, dass sie sich ihren Teil dazu dachte. Sie konnte sich jedenfalls gut vorstellen, dass Laogh in ihrer Mutter zumindest eine ebenbürtige Vertreterin des Handwerks gefunden hatte. Ihr fehlte lediglich die Ambition ihre Fähigkeiten miteinander zu vergleichen zu wollen, denn ihrer Mutter würde sie am Liebsten bis an ihr Lebensende aus dem Weg gehen. Jetzt aber wechselte Laogh so schnell das Thema, dass sie kaum Zeit hatte zu verstehen, was er überhaupt sagte. Wie vom Donner gerührt fehlte ihr die Zeit, sich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen und er schaffte es seine Finte durchzuführen. Er küsste sie, ungeniert und wohlplatziert, sodass sie vorerst das Gehörte beiseiteschieben musste. Dafür trat allerdings etwas an die Stelle, was sie auch nicht wirklich ergründen wollte, doch Eleyna hatte derzeit viel zu viel was sie lieber beiseiteschieben und unbeachtet lassen wollen würde, sodass es ihr nicht gelang und sie feststellen musste, dass sie es durchaus mochte, wenn er sie küsste. Diese Erkenntnis wurde getrübt, als sie erkannte, dass Arrond den Raum wieder betrat. Argwöhnisch musterte sie Laogh einen Moment und dachte sich ihren Teil, selbst als er eine Unschuldsmiene aufsetzte. Er tat nichts ohne Hintergedanken und Eleyna verlor das Gefühl des Mögens wieder im tiefen Sumpf aus Misstrauen und Vorsicht.
Sie konzentrierte sich auf Arrond, der sich vorerst mit Wein begnügte. Das unangenehme Gefühl verrauchte nur mäßig, während sie dankbar den Themenwechsel annahm. Auch sie trank einen weiteren Schluck, murmelte eine Erwiderung und sah auf Arronds Antwort hin zweifelnd auf. „Ich könnte ihn ganz allein aus einer Schar Dunkelelfen retten und dabei mein Leben lassen, er würde dennoch auf mein Grab schimpfen…“, hielt sie dagegen, grinste aber dabei. Rodrick und sie waren schon immer Feuer und Wasser gewesen und Arrond war der feine Klebstoff, der sie irgendwie doch aneinanderband. Freunde mussten und würden sie nicht werden und das wussten sie alle drei. Doch das Thema war müßig und Arrond erklärte es für beendet, indem er Laogh beipflichtete, dass sie sich auszuruhen hätte. Ihre Reaktion fiel heftiger aus, als vielleicht erwartet, sodass auch der Ausspruch des Spions nicht gerade die Löschdecke für ihr inneres Feuer darstellte. Seinen Kosenamen kommentierte sie mit dem Verengen ihrer Augen, ehe sie einen kurzen Blick zu Arrond warf. Dieser jedoch hatte keinerlei Reaktionen gezeigt, dass er diesen überhaupt gehört hatte, ehe er sich zwischen die beiden Dunklen stellte und sie dazu bewog, ihm zu folgen. Dennoch ließ es sich Eleyna nicht nehmen, Laogh deutlich zu machen, dass sie durchschaute, dass er ihr wieder mal keine näheren Informationen zukommen lassen wollte, doch seine gewählte Stimmfarbe jagte ihr nur Schauer über den Rücken. Schnaubend ließ sie ihn stehen und verließ den Raum, um mit Arrond zusammen das nächste Stockwerk zu erreichen.

Erst hier, mit einem gewissen Abstand zum Spion und seinen Tricks, wurde sie wieder etwas zugänglicher. Eleyna betrat vor dem Menschen den Raum und erfasste in einem Blick, dass es sich um ein angenehmes Zimmer handelte, das sorgfältig und liebevoll eingerichtet wurde. Das warme Licht, welches durch das milchige Glas eintrat, warf heimelige Schatten und bettete das Mobiliar in eine angenehme Atmosphäre. Eleyna konnte nicht anders als leicht zu lächeln, während sie sich alles einmal besah. Der Schrank wirkte etwas groß für ihre wenige Habe, doch das störte sie nicht. Wer wusste schon wie es für sie weiterging? Vielleicht würde sie hierbleiben, eine Weile zumindest und sich somit einrichten. Eleyna wandte sich langsam Arrond zu, während sie noch die Sitzecke mit dem Kachelofen erfasste und durchaus den Impuls verspürte, sich dort zu setzen und für einige Stunden in einer Lektüre zu versinken. „Es ist wunderbar, vielen Dank.“, antwortete sie und schenkte ihm ein Lächeln. Für einen Moment blieb es bestehen, bis es verblasste und ihrem derzeitigen Gemütszustand Platz machte. Sie atmete tief aus und strich sich einige der dunklen Strähnen aus dem Gesicht. Er bemühte sich ihre Sorgen zu zerstreuen, aber Eleyna reichte das dieses Mal nicht. Sie beharrte darauf, dass sie keine Ruhe finden würde, und er musste sie dennoch vertrösten. Erschöpft sank ihr Kopf gegen seine Brust und sie spürte, wie er zögerte. Es war nicht sehr lange, aber sie kannte ihn in und auswendig, sodass es ihr sofort auffiel. Ein seltsamer Stich durchzuckte ihre Magengegend, bevor er sie dann doch in seine Arme schloss. Ihr Körper entspannte sich innerhalb der Umarmung und sie konnte die Geborgenheit augenblicklich wahrnehmen, die nur er imstande war auszulösen. In diesem Moment ließ sie sich hinreißen ein Versprechen zu verlangen, das er ihr nicht geben konnte. Das wusste sie nur zu gut und doch spürte sie, dass es ihr Schmerzen zufügte zu hören, wie er verneinte. In seiner Kleidung an der Brust versunken, schloss sie die Augen, während sie spürte, dass er sich regte. Er löste sich, sie folgte ihm und ließ zu, dass er ihr Gesicht in seine Hände nahm. Ihr Herz klopfte, während seine Augen in ihren ruhten. Die Wärme war deutlich spürbar, auch wenn es anders als mit Laogh war. Das was sie für Arrond empfand und empfinden könnte, wurde stets unterdrückt und immer wieder auf Abstand gehalten. Seine liebevolle Geste versöhnte sie etwas mit seiner Antwort und doch war ihr Blick nicht frei von Schmerz.
Eleyna sehnte sich nach etwas das echt und wahrhaftig war. Etwas was ihr nicht durch das Dasein eines Spions verwehrt wurde und das sie ganz für sich haben konnte. Leider fand sie auch in Arrond nicht jemanden, dem sie bedingungslos und blindlings vertrauen konnte und durfte. Und sie war es nicht für ihn. Eleyna schlug die Augen nieder, als er ihr den Kuss auf die Stirn hauchte. Sie hob eine Hand, drückte sein Handgelenk als Antwort und nickte langsam. „Schon gut… Ich… vergiss es, es war dumm von mir.“, zog sie zurück und lächelte tapfer zu ihm hoch, als er sich bereits wieder löste. Seinen kleinen Witz beantwortete sie tatsächlich mit einem leisen Auflachen: „Das will ich euch auch geraten haben!“, stieg sie halbherzig ein und wartete dann, bis er die Tür hinter sich verschlossen hatte. Einen Moment war die Stille gegenwärtig, bevor sie sich in der Lage sah, sich zu rühren. Eleyna schluckte einen Kloß in ihrem Hals hinunter und spürte, wie ihr plötzlich die Tränen in die Augen schossen. Sie schaffte es diese zu unterdrücken, indem sie sich in Bewegung setzte und sich das Zimmer noch mal genauer besah. Sie suchte nach einer Möglichkeit sich zu waschen, bevor sie sich etwas Wasser ins Gesicht rieb, um die Stimmung, in der sie sich befand zu relativieren. Danach öffnete sie neugierig den Kleiderschrank, um zu sehen ob und was sich darin befand. In der Ecke mit dem Bücherregal, zog sie hier und dort ein Buch hervor, blätterte darin und versuchte sich weiter abzulenken, doch sie merkte schnell, dass sich ihr aufkommender Gedankenstrudel nicht beruhigen wollte.

Sie klappte ein Buch gerade zu, als sich unheilvoll alles zu einem Klumpen vermischte und ihr die Galle hochtrieb. Eleyna schaffte es noch gerade rechtzeitig, eine Schüssel zu finden und wurde von der Heftigkeit des Erbrechens in die Knie gezwungen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich beruhigen konnte und in der Lage war, sich und die Schüssel zu reinigen. Danach hockte sie wie versteinert auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken gegen die Wand. Ihr Blick ruhte stur und trüb auf einem unbestimmten Fleck am Boden, während ihre Gedanken kreisten und ihr keine Ruhe gönnten. Sie dachte über Arvid nach, über die Ungeheuerlichkeit, dass ihre Mutter eine Art Zucht betrieb, um das perfekte Mischwesen zu erschaffen. Sie sah den hasserfüllten Mann vor sich, der ihr nichts anderes entgegenbringen konnte. Sie sah Laogh, wie er da stand mit all seinem Wissen und es ihm Spaß bereitete, ihr dieses Wissen vorzuenthalten. Dass er es war, der sie einweihte wann es ihm beliebte und sie somit quälte, da sie darauf angewiesen war, dass er mit ihr redete. Sie sah Arrond, wie er aussah, als er den Kuss entdeckte. Und wie sie sich dabei gefühlt hatte – obwohl sie einander nie nähergekommen waren. Und sie hörte seine Worte, dass er ihr nicht versprechen konnte, sie nie anzulügen, obwohl es das wäre, was sie am dringendsten bräuchte. Eleyna lehnte ihren Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Dieses Leben machte sie krank. Das Gefühl ständig misstrauisch sein zu müssen, da das ihr Überleben sicherte. Nie zu wissen, ob nicht der freundliche Mann oder die hilfsbereite Frau ihr im nächsten Moment einen Dolch zwischen die Rippen jagen würden. Dass sie auf Nuancen zu achten hatte, wenn Laogh sprach. Um herauszufinden, ob er sie anlog, sie auf eine falsche Fährte locken wollte oder ihr etwas einflüsterte, was für seine Ziele nützlich war. Eleyna war müde, müde von ihrem Dasein und sie wusste nicht mal, auf welches Ziel sie hinarbeitete. Arrond war gefunden – und offenbar ging es ihm blendend, sodass er nicht ihre Hilfe, sondern sie seine benötigt hatte. Sie war das unwissende Kind, das nicht alles erfahren durfte, nur wenn es an der Zeit war. Keiner von ihnen würde je wahrhaftig aufrichtig sein. Grotesk war es da doch, dass ausgerechnet Rodrick der aufrichtigste unter ihnen war. Er sagte ihr stets, was er von ihr hielt und über sie dachte. Sie lächelte zynisch bei dem Gedanken und erwachte etwas aus ihrer Starre. Doch sie schaffte es nicht, sich woanders hinzusetzen, also blieb sie am Boden und starrte weiter. Denn das Schlimmste bei all dem, was sie derzeit erfahren musste war: Was Laogh über ihren Vater sagte. Das Thema war schmerzhaft und es war ihr heilig. Ihr Vater stellte für Eleyna die Motivation dar, war für sie ihr Mantra und ihr Antrieb weiterzumachen. Das Thema war so vulnerabel, dass sie auch jetzt noch nicht wagte, darüber näher nachzudenken. Sie blendete einfach aus, was Laogh sagte, um sich selbst vor einer immensen Enttäuschung zu schützen. Wieder wurde ihr schlecht, doch dieses Mal konnte sie den Impuls zu spucken unterdrücken. Sie saß – sie wusste nicht wie lange – dort, bis sie sich endlich aufrappelte und zumindest einen der Sessel für sich zurechtrückte, sodass er zum Fenster zeigte und die Sonne direkt auf ihr Gesicht scheinen konnte. Die Beine angezogen, die Arme darum geschlungen, saß sie einfach da, die Augen geschlossen und das Gesicht in die Sonnenstrahlen getaucht, um Ruhe zu finden und zu vergessen, dass ihr Leben ein einziges Desaster war.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. März 2022, 21:45

War die dunkelelfische Mutter seines Gegenübers ein offenes Buch? Gewiss nicht. Aber er kannte Gwyn, mehr als ihm persönlich lieb war, und er hatte gelernt, sie trotz allem zu lesen. Doch auch das hätte bei weitem nicht für sein umfangreiches Wissen gereicht und ihm obendrein nicht entsprochen. Nein, natürlich hatte er noch andere Quellen und so hatten sich viele kleine Teilchen zu einem Gesamtbild geformt. Außerdem war er ebenfalls im nahen Dunstkreis des Dunklen Herrschers und wagte es guten Gewissens zu behaupten, dass er weit mehr Geheimnisse schon erfahren hatte als sie. Oder spätestens dann, wenn es ihr zu Ohren gekommen wäre, hätte er Mittel und Wege gekannt, um gleichfalls eingeweiht zu sein.
Wie auch immer, dass er auf die dunkelelfische Spionin angewiesen gewesen wäre, war eine infame Unterstellung, obwohl es ihn auch ein wenig amüsierte, dass die Mischlingselfe ihre Mutter als bedeutender als ihn einschätzte. Davon zeugten auch seine Worte, ehe sie sich anderem widmeten und das Ganze in zwei Küssen endeten, die nicht nur sie ablenken sollten.
Nein, der Schatten machte seinen Besitzanspruch deutlich und war zufrieden mit der Reaktion des Menschen. Nicht ganz so geplant war ihre Entdeckung dieses Schelmenstücks, wenngleich er eine harmlose Miene zu machen wusste, um seine Absichten zu kaschieren. Dennoch, sein Ziel hatte er erreicht und beließ es auch dabei.
Kurz nur ging hingegen das Geplänkel zwischen der Spionin und ihrem menschlichen Vorgesetzten, ehe beide Männer nicht länger übersehen wollten, dass es ihr körperlich alles andere als gut ging. Natürlich wollte Laogh sie los werden, um in Ruhe besprechen zu können, weswegen er den Pelgarer aufgesucht hatte. Allerdings war auch in ihm eine gewisse, ehrlich empfundene Sorge um ihr Wohlergehen, dessen Ursprünge er wohlweislich niemals nach außen dringen lassen würde.
Gemeinsam setzten sie sich gegen ihren Willen durch und wenig später wurde sie durch die Gänge in das nächst höher gelegene Geschoss geführt, zu einem Zimmer, das vermutlich schon länger für sie hergerichtet worden war. Zumindest wirkte es bereit für einen Bewohner.
Ob der Schatten heimlich Nachricht von ihrer Ankunft geschickt hatte? Oder hatte Arrond ein Zeitfenster angenommen und vorausschauend gehandelt? Möglich wäre beides, auch in Kombination. Sie hatte schließlich so einiges nicht mitbekommen, unabhängig von ihrer tagelangen Bewusstlosigkeit. Ob sie darauf jemals eine Antwort bekommen würde? Fraglich... Am ehesten noch von dem Menschen.
Dem auch zu zutrauen war, dass er sich für die Einrichtung verantwortlich zeigte. Ebenso wie für die Füllung des Schranks mit Kleidung von Qualität in ihrer Größe, einige Hosen, Tuniken und sogar zwei Kleider. Schlicht und größtenteils praktisch, jedoch alles andere als ärmlich und so, dass sie sich in Gesellschaft nicht schämen müsste, etwas davon zu tragen. Auch zwei Paar Stiefel, eines aus hellem, das andere aus dunklem Leder befanden sich darin und würde sie hinein schlüpfen, würde sie wissen, dass sie genau die richtige Größe besaßen und nirgends drücken würden, obwohl sie keinem Schuster Modell gestanden hatte dafür. Aber das waren Kleinigkeiten, auf die Arrond nicht nur Wert legte, sondern sie auch stets herausfand und sich notierte, für den Fall der Fälle. Das Gleiche galt für die Bücher in dem Regal, die allesamt Themen umfassten, von denen er wusste, dass sie für Eleyna interessant waren.
Alles in allem hatte er Vorsorge getroffen, damit sie sich hier für eine gewisse Zeit niederlassen und wohlfühlen könnte, wenn sie es wollte. Oder ging er davon aus, dass sie es tun würde, wegen ihm oder... aus sonst einem Grund, den er finden würde? Erwartete er, dass sie blieb und keinerlei andere Wege einschlagen wollen würde?
Als sie sich bedankte, erwiderte er ihr Lächeln und wirkte... was? Erleichtert? Froh? Stolz? Irgendetwas dazwischen war es vermutlich, das in seiner Miene aufleuchtete, ehe er sich wieder im Griff hatte.
Zumindest solange, bis sie Schwäche zeigte und seine Nähe sowie ein Versprechen suchte. Beides ungewohnt für ihn und nicht in dem Ausmaß möglich, wie er es vielleicht gerne gehabt hätte. Immerhin belog er sie in diesem Punkt nicht, wenngleich die Wahrheit weh tat und er auch darum wusste. Es tat ihm leid, aber er war in all dieser Welt aus Lug und Trug immer diesem einen Prinzip treu geblieben, so oft wie möglich ehrlich zu sein.
Vor allem innerhalb seines engsten Umfeldes, das er dadurch an sich zu binden wusste. Denn in gewisser Weise war auch er jemand, der zu manipulieren verstand, ähnlich dem Schatten, lediglich seine Strategie war eine vollkommen andere. Er rief durch sein Verhalten Loyalität und auch Sympathie hervor, band auf diese Art seine Untergebenen an sich und brachte sie dazu, seinem Willen zu folgen. Im Gegensatz zu dem Meisterspion jedoch war er zeitgleich auch bereit, etwas zurück zu geben und wenn es sich um Informationen handelte. Aber alles zu seiner Zeit und diese war jetzt für sie beide noch nicht gekommen.
Also musste er sie vertrösten, zwangsläufig, so wenig es ihr gefiel, um sie wenig später sich selbst und ihren Gedanken zu überlassen. Diese wälzte Eleyna auch eifrig und kämpfte nicht nur gegen all das Durcheinander in ihrem Kopf sowie ihrem Herzen an, sondern auch gegen die Übelkeit, die sie erneut überwältigte. Dieses Mal war sie zu mächtig, um sie hinunter schlucken zu können.
Ob das von dem Wein kam? Dabei war ihr Magen gar nicht leer gewesen, schließlich hatte sie in der Herberge gefrühstückt. Andererseits hatte sie so viel Neues erfahren und doch nicht mehr als Andeutungen, dass es kein Wunder war, dass ihre Nerven verrückt spielten. Wie auch immer, sie brauchte definitiv diese Auszeit und musste sich nicht um die Anzahl der Minuten kümmern, die verstrichen, während andere Informationen austauschten, die auch für sie interessant hätten sein können.
Irgendwann wurde leise und dezent an ihre Tür geklopft und als sie öffnete, stand eine Dienerin mit einem kleinen, freundlichen Lächeln auf den Lippen vor ihr, brachte ihr eine Schüssel mit warmen Wasser und ein frisches Tuch. Alles legte sie auf dem Tisch ab und machte einen Knicks. "Falls Ihr Euch reinigen wollt. Später bringe ich Euch noch eine Mahlzeit, wenn Ihr wünscht.", sprach sie mit santronischem Akzent und war auch schon wieder draußen, ehe Gelegenheit für weitere Fragen war. Arrond schien vorgesorgt zu haben, dass sie sich wirklich ausruhte und keine anderen Möglichkeiten fand, ihre verständliche Neugier zu befriedigen.
Ob sie die Gelegenheit wahrnahm, sich zu reinigen? Vielleicht würde sie sich sogar umziehen wollen? Immerhin lohnte sich ein neuerlicher Blick in den Schrank, um die Kleidung näher zu inspizieren... und um dahinter, gut verborgen, eine Geheimtür finden zu können, die nicht verschlossen worden war.
Warum? Befürchtete der Mensch einen Angriff und wollte jederzeit und überall die Möglichkeit haben, flüchten zu können? Oder... wollte er viel eher ihr die Chance bieten, sich heimlich davon zu stehlen? Aber warum hätte er sie dann hierher bringen und auf ein Ausruhen bestehen sollen? War das vielleicht gar nicht geplant gewesen und somit lediglich ein Zufall?
Was würde sie tun? Würde sie sich stark und unruhig genug fühlen, um diesen Weg erkunden zu wollen? Oder wäre sie vernünftig genug, nicht durch die Tür zu schlüpfen, um dahinter in eine Art schmalen Turm zu geraten, in dem eine enge Wendeltreppe sowohl in die Höhe, als auch in die Tiefe führte, kaum hell genug, um ohne künstlicher Lichtquelle sturzfrei einen weiteren Ausgang zu suchen? Und wieso gab es links von der Tür eine Fackel in der Halterung, die regelrecht danach schrie, entzündet zu werden? Was würde sie erwarten, oben wie unten?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 6. März 2022, 00:01

Die Wärme der Sonne auf ihrem Gesicht war genau das, was sie derzeit spüren wollte. Sie gaukelte Eleyna Geborgenheit vor und ließ es zu, dass sie ihre Gedanken einfach ausblendete. Sie konnte das sehr gut, hatte das in all den Jahren perfektioniert. Auch wenn sie wusste, dass sie früher oder später erneut damit konfrontiert sein würde, wandte sie immer mal wieder diese Methode des Verdrängens an, um sich selbst zu erden und die Geschwindigkeit zu drosseln. Ähnlich war es nach dem Verrat ihrer Mutter gewesen. Sie trieb es aus der dunklen Stadt, ohne Sinn und Verstand und schließlich fand sie sich am Grab ihres Vaters wieder. Erst hier schaffte sie es sich zu beruhigen, ihre Gedanken zu sortieren und sich den Moment Ruhe zu nehmen, den sie dringend brauchte. Ihren im Eifer des Gefechts gefällten Entschluss, sich den Menschen anzuschließen, betraf dieser Moment des Innehaltens allerdings nicht. Das stand für sie fest und brachte sie schließlich zu Arrond. Dass ihr Vertrauter ihr nicht gänzliche Ehrlichkeit versprechen konnte, war klar. Sie wusste das und sie hätte im Grunde auch nie diese Schwäche zugelassen, doch irgendetwas stimmte nicht mit ihr und brachte sie zusätzlich durcheinander. Eleyna war und fühlte sich nicht wirklich in Bestform und konnte nicht ergründen, was der Grund dafür sein mochte. Vielleicht hatte Laogh doch Recht und die Kopfverletzung war heftiger, als sie es für möglich hielt. Immerhin war es noch nicht lange her, dass sie am Scheideweg zwischen Tod und Leben stand. Gedankenverloren hob Eleyna eine Hand zu ihrem Haaransatz an der Seite und befühlte mit den Fingerkuppen die Wunde. Die schwarzen Haare verdeckten diese gut und wenn man nicht um diesen Einschnitt wusste, würde man nicht darauf kommen, dass sie tatsächlich verletzt war. Allerdings fühlte sie sich dahingehend wieder besser und so blieb die Frage, woher ihre Schwäche wirklich kam. Sie hatte das dringende Bedürfnis sich von all den Gefühlen und Rührseligkeiten zu befreien, um sich neu zu positionieren und wieder dahin zu gelangen, wo sie herkam. Die Mischlingselfe senkte in ihrem kleinen Sessel den Kopf und betrachtete gerade einen Fussel auf der Lehne, als es klopfte. Sie wandte augenblicklich den Kopf, bat um das Eintreten und erhob sich, während die Tür sich öffnete. Sofort erkannte sie, dass es sich bei dem Mädchen um eine Angestellte handeln musste. Das Tablett und die Schüssel gaben Aufschluss, aber auch ihre Haltung und die rasche Abwicklung ihrer Arbeit.
Eleyna bedankte sich mit einem leichten Nicken und einem Lächeln, bevor die Santronerin auch schon das Weite suchte. Die Spionin betrachtete die Waschschüssel und ging tatsächlich darauf zu, um sich zu waschen. Das Bad am Morgen war zwar nicht lange her, allerdings fühlte sie sich danach und nahm die Möglichkeit gerne wahr. Eleyna entkleidete sich, legte die getragene Wäsche ordentlich beiseite und wusch sich gründlich. Dann trat sie an den Kleiderschrank heran, öffnete diesen abermals und genehmigte sich einen längeren Blick als noch zuvor. Ihre Augen erfassten die feinen Stoffe und sie konnte nicht anders, als zu schmunzeln. Noch immer hatte Arrond dafür gesorgt, dass alles aber auch wirklich alles seine Ordnung hatte. Nie war ihm ein Fehler in der Übermittlung von Aufträgen unterlaufen oder fehlte es an nötiger Ausrüstung. Er war dahingehend mehr als penibel und Eleyna hätte es gewundert, wenn er diesen Umstand nicht auch im Privaten weitergeführt hätte. Die Halbelfe strich mit einer Hand über die Garnituren und zog eines der beiden Kleider halb heraus. Eine Augenbraue hob sich, denn es war ewig her, dass Eleyna einen Anlass gehabt hätte, ein Kleid zu tragen. Nein – sie war dann doch eher die praktische Garderobe gewohnt und zog diese auch jetzt vor. Sie zog eine braune Hose hervor und griff sich dabei mit der zweiten Hand eine dunkelgrüne Tunika.

Diese reichte ihr bis knapp über die Hüfte und umschmeichelte ihren Körper optimal. In der Mitte und ihre Taille definierend saß eine Schnürung, die auch im Rücken zu finden war. Zwischen ihren Schulterblättern fiel eine üppige Kapuze, die sie, wenn sie es denn wollte, verhüllend einsetzen könnte. Ihre Ärmel waren lang und reichten ihr spitzzulaufend bis auf die Handrücken. Sie könnte den Saum dort noch über ihre Daumen ziehen, da es eine kleine Aussparung dafür gab. Alles in allem konnte sie sich sehr gut darin bewegen und der Stoff verbot es, dass man sie durch etwaiges Rascheln wahrnehmen würde. Eleyna komplettierte die Tunika mit der braunen, engen Hose und den dunklem Paar Stiefel, bevor sie in sich hineinhorchte. Der Stoff war etwas wärmer, als ihre sonstige Garderobe und doch saß alles wie für sie geschneidert. Selbst die Schuhe waren perfekt und sie zollte Arrond dafür Respekt, dass er in der Lage war, so etwas im Vorfeld herzurichten. Ihre alte Wäsche würde sie alsbald reinigen lassen und auch ihre weitere Habe aus dem Gasthaus holen, um sie ebenso zu flicken und zu reinigen. Noch nie hatte sie viel besessen, denn im Grunde war ihr das nicht wichtig. In Morgeria, im Haus ihrer Mutter, dort gab es einen ganzen Schrank mit teuren Kleidern, die allesamt ihre Stellung unterstreichen würden. Doch sie hatte bisher keines dieser Prachtstücke angehabt. Eleyna trat abermals an den Schrank heran und wollte gerade die Bügel weghängen, als ihr ein feiner Luftzug auffiel. Irritiert sah sie zum Fenster, doch alle waren geschlossen und auch die Kerzen in der Sitzecke verhielten sich ruhig. Dann tanzte abermals eine Strähne an ihrem Ohr und sie sah zurück zum Schrank. Die Spionin legte die beiden Bügel auf das Bett hinter sich, ehe sie mit beiden Händen die restliche hängende Garderobe beiseiteschob und tatsächlich erkennen konnte, dass sich dahinter ein Zugang befand. Ihr Herz beschleunigte sich minimal, während sie argwöhnisch den Mechanismus prüfte. Ihre Hände glitten fachkundig an den Schlitzen entlang, fanden dann einen kleinen Haken, den sie zog und die Tür ließ sich problemlos von ihr öffnen. Neugierig und verblüfft, dass ausgerechnet sie diesen Zugang im Zimmer hatte, trat sie in den Schrank hinein und musterte das folgende. Es war dunkel und nicht sicher ohne Licht, das wurde ihr schnell klar, als sie hinunterblickte und kaum noch die Stufen erkennen konnte. Eleyna wandte den Blick in die entgegengesetzte Richtung und auch hier konnte sie nicht ergründen, wie weit es bis nach oben wäre. Lediglich dass es sich um eine steinerne Wendeltreppe handelte, wusste sie. Bevor sie ihren Kopf aus der Geheimtür zog, erfasste sie die Fackel links von der Tür. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Züge, denn all das hier war geradezu prädestiniert für sie, um sich von unliebsamen Dingen abzulenken. Eleyna kehrte ohne Umschweife in den Raum zurück, griff mit flinken Fingern eine Kerze aus der Sitzecke und löste sie geschickt aus ihrer Halterung. Sie nahm die Fackel aus ihrer Halterung, entzündete sie in dem steinernen Korridor und pustete die Kerze daraufhin aus. Man musste einer Spionin nicht zweimal sagen, dass sie dieses Geheimnis näher ergründen sollte. Es war absolut unumgänglich, dass sie sich damit beschäftigte. Eleyna legte den erloschenen Kerzenstummel auf den Boden und verschloss die Tür sorgfältig wieder. Sie hatte bereits beim Hindurchtreten die Schranktüren hinter sich verschlossen und sorgte nun auch dafür, dass die Fackel absolut ihre Berechtigung hatte. Kurz gönnte sie sich einen Moment, um sich zu akklimatisieren, bevor sie sich vorerst nach oben wandte. Sie ging bedächtig und ruhig die Stufen hinauf, voller Spannung, was sie am Ende der Treppe erwarten könnte. Sollte dort nichts weiter sein, würde sie auf jeden Fall den Weg nach unten nehmen und alles nur, um sich nicht mehr mit sich und ihrer Rolle in der Welt beschäftigen zu müssen. Und, weil sie es nun mal gewohnt war, Informationen einzuholen und zu sammeln, wenn sich ihr die Gelegenheit dazu bot. Und ein geheimer Durchgang sowie die Einladung in Form einer Fackel… Eleyna hatte ja gar keine andere Möglichkeit, als dem ganzen zu folgen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 7. März 2022, 12:06

Selektieren hieß das Gebot der Stunde. Sie musste erst einmal ihre Gedanken und Gefühle unter Verschluss halten, um dann Schritt für Schritt sich einem nach dem anderen widmen zu können... oder zu müssen. Alles andere wäre zu viel, selbst für jemanden wie sie, und barg obendrein die Gefahr, etwas zu übersehen. Von Überforderung ganz zu schweigen.
Dabei hatte sie ja noch nicht einmal im Ansatz alle Informationen, die sie herauskitzeln könnte, zumindest bei Arrond! Wie würde es ihr dann erst ergehen, wenn einer der beiden Männer auszupacken begann, nicht nur einzelne Bröckchen hinwarf, die sie wie ein Vogel sofort aufpickte?
Nein, obwohl es ihr naturgemäß nicht gefiel, es war tatsächlich sinnvoll, wenn sie sich nach diesen Neuigkeiten und dem unerwarteten Wiedersehen ausruhte und sich sammeln konnte. Das Problem war nur... sie konnte nicht recht zur Ruhe kommen. Es gab immer wieder etwas, das sie wieder aufwühlte oder anderweitig beschäftigen konnte.
So wie eine gewisse Geheimtür im Schrank, die noch so gut versteckt sein mochte, eine erfahrene Spionin entdeckte solche Kleinigkeiten. Oder war es Absicht gewesen? Hatte es Arrond bewusst so arrangiert, dass sie darauf stoßen müsste? Vielleicht nicht unbedingt jetzt, in ihrer jetzigen Situation, aber irgendwann auf jeden Fall, um zur Not unentdeckt flüchten zu können. Und wie konnte sie sich eine derartige Einladung entgehen lassen?
Es kam, wie es kommen musste, sie schlüpfte in den verborgenen Treppenturm, entzündete die vorbereitete Fackel und machte sich daran, diesen Geheimweg zu erkunden. Zuerst schlich sie sich die Höhe, legte gefühlt zwei Geschosse zurück ohne der Möglichkeit eines Ausgangs. Anscheinend war nicht jedes Zimmer mit einem Zugang ausgestattet. Was auch Sinn machte, denn je mehr Geheimtüren es gab, desto größer die Gefahr, dass eine davon von den falschen Leuten entdeckt werden würde. Man merkte jedoch auch das Fehlen von Fenstern oder anderen Öffnungen, denn die kühle Luft war trotz allem abgestanden und schmeckte irgendwie etwas schal.
Schließlich endete die Treppe an einer Tür, die genauso zum Öffnen einlud wie jene in ihrem Schrank. Also fand eine feingliedrige Hand ihren Weg, drückte die Klinke hinunter und... erreichte nichts. Abgeschlossen! Tatsächlich war dieser Zugang abgeschlossen!
Warum? Was lag dahinter, das verborgen bleiben sollte? Oder war das Türblatt lediglich verzogen? Nein, selbst, wenn sie mit mehr Kraft dagegen drücken würde, müsste sie feststellen, dass sich nichts tat. Definitiv versperrt, egal, was sie davon halten mochte.
Und nun? Nun musste sie wieder hinunter, könnte zurück in ihr Zimmer schlüpfen, als wäre sie nie weg gewesen, und weiterhin warten, dass mindestens einer der Männer an sie denken und sie mit seiner Anwesenheit beehren würde. Allerdings wollte sie das wirklich? Konnte sie das, nachdem ihre Neugier geweckt worden war? Wohl kaum.
Also nahmen ihre Beine Stufe um Stufe in die Tiefe, ganz gleich, was sie darüber denken mochte, führten sie vorbei an dem Zugang, durch den sie getreten war, und weiter. Wieder gab es nicht direkt im nächsten Geschoss eine Tür, ja, nicht einmal in dem ebenerdigen, sodass sie auch nicht auf Höhe des Hofes hinaus könnte, sollte sie einmal fliehen müssen. Stattdessen ging es noch einen Stock tiefer, unter die Oberfläche. Ein Umstand, der sich auch in der Luft bemerkbar machte, die etwas kühler und leicht feuchter wurde. Ansonsten jedoch könnte sie nicht ausmachen, auf welcher Höhe sie sich in dem Bürgerhaus befand, da es weiterhin keine Fenster gab.
Auch dieses Mal gab es keine simple Abzweigung, sondern die Treppe endete an einer Tür, die aus massiven Holz gefertigt worden war. Sie schloss nicht vollständig fugendicht ab, denn ein kaum wahrnehmbarer Lufthauch drang in den Treppenturm und ließ die Fackel minimal flackern. Damit nicht genug, konnten auch Stimmen hindurch zu ihr dringen und offenbarten ihr, dass sich hinter dieser Tür jemand unterhielt.
Verstehen indes konnte sie nichts, dafür war der Zugang dann doch zu gut verschlossen und sie besaß eben bedauerlicherweise nicht das feine, elfische Gehör. Ob sie die Personen dahinter kennen würde? Wenn sie ihr Ohr gegen das Türblatt legen, den Atem anhalten und konzentriert lauschen würde, könnte sie ein Timbre ausmachen, das sie an Arrond erinnern würde. Ob er es war? Oder nur jemand, der so ähnlich klang? Und mit wem würde er sich da unterhalten?
Es gab Antworten, doch diese wiederum waren noch leiser, vielleicht sogar weiter weg von der anderen Seite der Tür, sodass nichts Aufschluss darüber gab. Worüber mochte da geredet werden? Welche Pläne wurden da mit wem geschmiedet? Und warum ausgerechnet im Keller?!
"Und wieso habe ich dieses Papier noch nicht seit vorgestern in Händen?!", drang plötzlich eine aufgebrachte Stimme an ihr Ohr, die ihr so einiges über den Gesprächsverlauf verriet. Zum einen, es handelte sich um Arrond, zweifelsohne. Zum anderen verlief scheinbar irgendetwas nicht nach Plan, denn der sonst so ruhige, gütige Mann wurde nur äußerst selten von seinen Gefühlen zu derartigen Ausbrüchen verleitet.
Es musste also dringlich und wichtig sein! Aber was? Und warum?
Unverständliches Gemurmel kam als Antwort ebenso wie ein kaum durch das Holz hörbares, amüsiertes Hüsteln, das ihr ebenfalls nur zu bekannt war. So war das also, auch der Schatten war anwesend bei irgendeiner Besprechung, zu der sie nicht geladen war!
Was würde sie tun? Würde sie versuchen, weiter durch das Holz zu lauschen? Oder würde sie testen, ob diese Tür nicht verschlossen wäre? Und was, wenn sie diese öffnen könnte, zumindest einen Spalt breit, um hinein spähen und horchen zu können? Würde sie das wirklich riskieren wollen? Schließlich wäre die Gefahr, dabei erwischt zu werden, alles andere als gering.
Wie der Meisterspion wohl darauf reagieren würde? Wollte sie das denn herausfinden? Oder eher... gab es einen ernsthaften Grund, es nicht probieren zu wollen?!
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 15. März 2022, 12:35

Eleyna war sehr gut darin jede sich bietende Gelegenheit dafür zu nutzen, nicht über ihr Innerstes oder ihre Probleme nachzudenken. Es waren willkommene Ablenkungen, die sie einfach daran hinderten, sich über alles Gedanken zu machen oder aber zu erkennen, was diese Geschehnisse für sie bedeuteten. Und sie war neugierig. Wohl eine Eigenschaft, die einem Spion besser angeboren war, doch nicht jeder Spion besaß dieses kindliche Bedürfnis, in alles seine Nase zu stecken. Die Mischlingselfe zeitweise schon, auch wenn sie durchaus wusste, dass es manchmal besser war, sich einfach rauszuhalten. Jetzt aber kamen die Umstände zusammen und nichts hätte sie wirklich davon abbringen können, den Geheimgang im Schrank erkunden zu wollen. Sie bereitete sich etwas vor, zum Beispiel entzündete sie die Fackel, um Licht zu haben und trat dann durch einen unsichtbaren Schleier, der sämtliche Sorgen und Erkenntnisse von ihr abstreifte. Eleyna nahm vorerst den Weg die Stufen hinauf, hielt sich sorgsam an jede Schleichetikette und achtete darauf, nirgendwo abzurutschen. Eine um die andere Windung erkannte sie, dass ihr Zugang der einzige sein musste. Nirgendwo gab es Türen oder Fenster, sodass sie auch nicht wusste, wo genau sie sich befand. Sie lauschte auf Windzüge, achtete auf das Flackern der Fackel, um etwaige Verstecke auszumachen, doch schließlich endete ihre Erkundung an einer Tür. Lauschend wartete sie ab, ob von der anderen Seite etwas zu hören war, dann probierte sie den Knauf. Sie hielt sogar den Atem an, war gespannt und vorfreudig, musste dann aber erkennen, dass die Tür verschlossen war.
Eleyna rümpfte die Nase und drückte etwas stärker, rüttelte so leise und energisch wie sie es gerade noch vertreten konnte. Enttäuschung machte sich in ihr breit, weil sie erkannte, dass sie hier wohl nicht weiterkommen konnte. Die Tür war fest verschlossen und nichts gab ihr auch nur irgendeinen Hinweis, ob und was sich dahinter verbarg. War die Tür eigentlich nur so abgeschlossen? Eine Abstellkammer? Oder gab es etwas Wertvolles, was sich dahinter verbarg? Ihre Gedanken kreisten noch um die Tür und den Zweck dieser, während sie die Stufen wieder hinunter ging. Auch jetzt achtete sie darauf, kaum ein Geräusch zu machen. Im Grunde war ihr das bereits in Fleisch und Blut übergegangen, sodass sie nur halbherzig ein Augenmerk darauf lenkte, denn sobald sie an Orten war, wo sie nicht sein sollte, griff ihre Ausbildung. An ihrem eignen Zugang angekommen blieb sie kurz stehen und lauschte, ob jemand in ihrem Zimmer war oder nach ihr verlangte. Doch auch hier blieb es ruhig und so konnte sie die Räumlichkeiten getrost hinter sich lassen und weiter die Wendeltreppe hinabsteigen. Was ihr gleich auffiel war, dass dieser Tunnel offenbar nicht unbedingt dazu gedacht war, sich schleunigst abzusetzen, sollte es mal nötig werden. Stattdessen führte sie der Weg weiter und brachte sie schließlich ein Stockwerk tiefer und unterhalb der Erde. Hier endete die Reise plötzlich und sie stand abermals vor einer Holztür. Die Elfe betrachtete diese einmal ringsherum und sah durch den minimalen Spalt, dass sie nicht vollständig abschloss. Ein winziger Lichtstreifen war erkennbar, ebenso flackerte ihre Fackel sanft, sodass sie nähertrat und ihre Wange gegen die Fuge hielt. Der Lufthauch bestätigte, was ihr die Optik bereits zeigte. Eleyna richtete sich wieder auf, als sie sich dem Gemurmel auf der anderen Seite gewahr wurde. Ihr stockte augenblicklich der Atem, denn sie wollte verstehen, was gesprochen wurde.

Leider war die Tür doch gut genug verschlossen, als dass sie nichts verstehen konnte. Einzig, dass es mehrere Parteien sein mussten denn die Tonalität und Rhythmus gaben Aufschluss, dass sich unterhalten wurde. Neugierde flammte, wie ein Buschfeuer auf und sie trat einen Schritt näher, um zu lauschen. Plötzlich aber verstand sie sogar sehr gut und mit der Bedeutung der Worte, drang auch die Erkenntnis über den Besitzer dieser Stimme in ihr Bewusstsein. Stirnrunzelnd lauschte sie und erkannte Arrond dahinter. Was sie aber für untypisch hielt war der Ausbruch in seiner Stimme. Die Worte ließen auf eine Nachricht schließen, die er erhalten hatte und deren Inhalt ihm alles andere, als gefiel oder viel zu wichtig erschien, als dass er sie nicht schon früher bekommen hätte wollen. Danach folgte eine bekannte Geste, die ihr sofort wieder das Gefühl durch die Venen jagte, dass es für ihren Geschmack viel zu viele Geheimnisse gab. Die Spionin trat noch näher und befand sich beinahe mit dem Ohr an dem Holz. Ihr Blick glitt zum Knauf und sie überlegte, ob sie nicht einfach riskieren sollte, die Tür einen Spalt zu öffnen. Sie ahnte, dass der Schatten das durchaus erkennen könnte, doch andererseits warum sollte sie das scheren? Sie würde sie auf frischer Tat erwischen. Dennoch gab es immer noch die Möglichkeit, dass es bei allem gar nicht um sie ging. Sie war natürlich nicht ständig Thema und vielleicht beredeten die beiden Männer auch einfach anderes, etwas was sie nun wirklich nichts anging. Eleyna war hin- und hergerissen. Die Erfahrungen der letzten Tage haben ihr gezeigt, dass sie stets Teil dessen war, was passierte. Und zwar viel mehr, als sie es hätte ahnen können. Ihr Instinkt verriet ihr in diesem Fall, dass es auch hier wieder um etwas ging, was sie einfach nicht wissen sollte. Und das schürte abermals einen gewissen Unwillen in ihr, zu gehorchen und sich auszuruhen. Mit angehaltenem Atem versuchte Eleyna weiteres zu verstehen, was gesprochen wurde. Erst dann und wenn sie nichts verstehen konnte, legte sie leise eine Hand an den Knauf und prüfte äußerst vorsichtig, ob er sich drehen ließ. Sollte sie sich öffnen, würde sie den Spalt zum Lauschen verwenden. Wenn die Tür verschlossen war, würde sie weiter lauschen wollen und sollte das nicht von Erfolg gekrönt sein, würde sie die Schultern straffen und einfach anklopfen. Sie hatte genug von all den Geheimnissen. Zudem war sie keine zarte andunische Blume, die man ständig umsorgen musste. Sie brauchte nur Ehrlichkeit, alles andere würde sie schon schaffen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 15. März 2022, 19:51

Dieses Stiegenhaus ohne Fenster und nur mit insgesamt drei Zugängen, mit der engen Wendeltreppe und der Luft, die sicher schon einmal besser gewesen war vor Jahren... was sollte das Ziel sein? Warum war es so konstruiert und gebaut worden, wie sie es nun erkunden konnte?
Wem gehörte eigentlich das gesamte Haus, das von außen so unscheinbar und... durchschnittlich gewirkt hatte, aber in seinem Inneren jenem Obdach gegeben hatte, nach dem sie gesucht und ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte? Ob es vielleicht genau dieser war, der sich hier ein Refugium geschaffen hatte, um auch außerhalb Pelgars die Fäden ziehen zu können?
Wusste sie das? Hatte sie überhaupt je darüber nachgedacht, dass er womöglich nicht immer in seiner Heimatstadt sich aufgehalten hatte? Oder war das ausgeschlossen gewesen bis zu dem Angriff der Dunklen? Kontakte andererseits hatte er sicherlich auch nach draußen gehabt, alles andere wäre unwahrscheinlich für die Qualität und das Ausmaß eines Netzwerkes wie es jemand wie Arrond geschaffen hatte.
Und nun war er hier, scheinbar verbündet ausgerechnet mit dem Meisterspion des Dunklen Volkes, der damit ein doppeltes Spiel trieb und verhindern wollte, dass er zu allzu langweiligen Aufträgen für den Rest seines Lebens verdammt wäre. In einem Haus mit einem seltsamen Gang, dessen oberes Ende ungewiss war. Denn die Tür, die sie dort vorfand, war versperrt und aus massivem Holz, das sich nicht so einfach aufbrechen lassen würde. Schlüsselloch besaß sie ebenfalls nicht, sodass sie nicht einmal hinein spähen könnte, um ein wenig mehr Anhaltspunkte zum Herumrätseln zu haben.
Nur... wie könnte man sie dann öffnen? Von innen, gut, also müsste es noch einen anderen Zugäng in den Raum dahinter geben. Also... theoretisch... wenn es sich nicht um eine schlichte Finte handelte, um bewusst in die Irre zu führen.
Also wieder hinab, vorbei an ihrem Zimmer und immer tiefer bis zu einer weiteren Türe. Diese war nicht ganz so vollkommen dicht und ließ neben einem feinen Lufthauch auch anderes zu ihr dringen. Zu wenig, um wirklich verstehen zu können, was auf der anderen Seite vor sich ging, bis auf eines, als ausgerechnet Arrond etwas lauter wurde.
Was ging hier vor? Was wurde dort besprochen? Und wieso, bei allen Göttern, wurde gerade dieser Mann, diese sonst so beherrschte Person, derart deutlich wütend?! Lag es an der Anspannung der letzten Zeit? Oder hatte sie ihn einfach nur noch nie in einer ähnlichen Situation erlebt?
Wie auch immer, sie wollte mehr herausfinden, auch auf die Gefahr einer Entdeckung hin. Somit griff sie nach dem Knauf, drehte ihn und musste ihren Ohren vertrauen, die kein verräterisches Geräusch wahrnahmen, als sie sich einen feinen Spalt schuf, um besser lauschen und sehen zu können. Dabei konnte sie den Menschen entdecken, der immer wieder unruhig durch ihr eingeschränktes Blickfeld tigerte, offensichtlich zu aufgebracht, um an einem Fleck bleiben zu können.
Während der Meisterspion, ganz seinem Beinamen, verborgen blieb und lediglich für sie zu hören war. Natürlich, als ob jemand wie er nicht jeden toten Winkel zu nutzen wüsste!

"... fähig, absolut unfähig!", schimpfte Arrond gerade vor sich hin und bewirkte damit ein weiteres, amüsiertes Hüsteln.
"Diese Jugend, immer so ungedulig!", spöttelte der Schatten.
Sein Gegenüber wirbelte zu ihm herum, funkelte ihn einen Moment lang wütend an, ehe er weiter auf und ab lief. "Mach du dich nur lustig. Ich habe dir schon erklärt, was alles auf dem Spiel steht und was in unserer unmittelbaren Nähe gerade geschieht! Das muss verhindert werden. Sie mögen stark sein, aber sie sind auch verblendet und früher oder später werden sie gestürmt werden!", sprach Arrond weiter und fuhr sich mit den fünf Fingern einer Hand durchs Haar. Noch raufte er es sich nicht, aber im Ansatz war schon zu erkennen, dass dazu nicht mehr viel fehlte.
Indes zuckte ein Elfenohr und ein Blick glitt unbemerkt einen Moment lang zu jener verborgenen Geheimtür. Kurz verengten sich seine Augen, ehe ein feines Grinsen über seine Lippen huschte. Nichts davon bekam der Mensch zu sehen, der ihm gerade den Rücken zuwandte und sich seufzend mit beiden Händen am Tisch abstützte, auf dem eine Karte ausgebreitet worden war, mit Figuren darauf, ähnlich jener aus Pelgar. "Es muss doch irgendwie möglich sein, endlich zum Gegenschlag ausholen zu können.", murmelte er dabei und schien seinen Gesprächspartner vergessen zu haben.
Dieser schnaubte leise und schob sich allmählich zu der Tür. "Die Menschen müssten sich sammeln und mit anderen zusammen tun. Und manche müssten von ihrem hohen Ross herunter kommen.", erwiderte er ruhig. Dennoch saß die Spitze, denn Arrond drehte sich halb um und funkelte ihn einen Moment lang an.
Dann seufzte er, schüttelte den Kopf und widmete sich wieder der Karte, als hätte er sie noch nie zuvor studiert. "Es muss doch eine Lösung geben... irgendwas, das effektiv ist...", sprach er mit sich selbst und bekam nicht mit, wie sich Laogh der Tür immer mehr näherte.
"Ach, Lösungen gibt es sicher, nur die Umsetzung...", erwiderte der Dunkle. Seine Stimme war leise, als wolle er den Menschen in seinen Gedanken nicht wirklich stören. Nur... das passte nicht so recht zu ihm, derart viel Rücksichtnahme. Also musste das einen anderen Grund haben.
Doch bevor die Mischlingselfe auf die Idee kam, dass sie entdeckt worden war und das ein Trick sein könnte, geschweige denn, dass sie rechtzeitig reagieren könnte, wurde plötzlich die Tür aufgezogen. Sie, die sich dagegen gelehnt hatte, um möglichst viel durch den Spalt aufschnappen zu können, verlor ihren Halt, taumelte nach vorne... und fühlte warme, bekannte Finger in ihrem Nacken, die sie mit einem gezielten Griff vor einem Sturz bewahrten. "Sieh an, sieh an, wer hält sich denn da nicht an Abmachungen?", flötete der Schatten verboten gut gelaunt.
Arrond sah über die Schulter, erkannte die Person und richtete sich rasch auf, während er sich umdrehte. "Was machst du denn hier?", fragte er und wirkte dabei ehrlich verwirrt, als hätte er mit ihrem Auftauchen niemals gerechnet.
Der Meisterspion grinste schmal in ihrem Rücken und ließ sie nicht los, obwohl es längst nicht mehr notwendig gewesen wäre. "Spionieren, was sonst?", erwiderte er an ihrer statt und weiterhin in diesem fast schon verboten fröhlich klingenden Tonfall, der allein schon dazu angetan war zu provozieren.
Der Mensch blinzelte einen Moment lang, als begreife er gerade gar nichts, bis Erkenntnis in seinem Blick aufblitzte. "Ah, das hatte ich vergessen!", meinte er laut denkend, sodass nun wiederum Laogh eine Augenbraue leicht anhob. Sie konnte es nicht sehen, ihr Gegenüber jedoch schon und winkte ab. "Ihr Zimmer hat eine Geheimtür.", erwiderte er beiläufig und wandte sich wieder der Karte zu, als käme er nicht auf die Idee, sie des Raumes zu verweisen. Allerdings auch nicht darauf, sie einzuweihen.
"Ist dem so?", kommentierte es noch der Meisterspion, wenngleich nicht sonderlich nachdrücklich, als ob er eine genauere Erklärung einfordern würde. Doch wenigstens ließ er sie jetzt endlich los und trat einen Schritt zurück, um erst einmal außerhalb der Reichweite möglicher Racheakte zu sein.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 15. März 2022, 21:57

Für Eleyna war es immer dieselbe Konstellation gewesen: Sie, Arrond und Rodrick in Pelgar. Von dort verwaltete Arrond sein Netz, seine Kontakte und seine Informanten. Er bezog von dort aus alles was er brauchte, ob nun Informationen oder Waren. Sie hatte nie in Frage gestellt, ob er woanders wohnte oder woher er eigentlich genau kam. Erst jetzt, jetzt wo sich alles geändert hatte und sie dieses Haus erkundete musste sie sich fragen, ob Arrond eigentlich tatsächlich aus Pelgar stammte. Natürlich haben sie darüber geredet und auch hier und dort Persönliches ausgetauscht. Aber meistens ging es eben um Eleyna und das was ihre Familie, insbesondere ihre Mutter, tat. Was sie wusste war, dass er mal verheiratet gewesen war. Dass diese Ehe allerdings unschön auseinander ging und er seitdem keine weitere Bindung eingegangen war. Gelegentliche Affären hatte es gegeben und auch wenn er nicht der Typ Mann für eine Nacht war, blieben diese Affären nie länger als ein Jahr. So weit wusste sie von ihm und sie kannte einige seiner Gewohnheiten. So wusste Eleyna zum Beispiel, dass Arrond nie das Haus verließ, bevor er nicht sämtliche Türen und Fenster geprüft hatte. Es wirkte manchmal bereits zwanghaft, auch wenn er durchaus ab und an diesen Tick für wirklich Wichtiges hintenanstellte. Oder aber, dass er penibel in seinen Arrangements war. Gab es Besprechungen, dann war er es, der alles herrichtete – der die Räume auswählte, sie bei Bedarf anpasste und alles auf den Millimeter genau ausrichtete. Vielleicht war das aber auch dem Spionagewesen geschuldet. Denn immerhin hatte der Schatten zeitweise diese Manier auch. Nichtsdestotrotz blieb die Frage, ob Arrond nicht woanders herkam und sich insgeheim ein Zuhause aufgebaut hatte, von dem sie nichts wusste. Während sie die Stufen hinunter ging, musste sie sich eingestehen, dass sich vielleicht gerade alles in Luft auflöste, was sie geglaubt hatte zu haben in all den Jahren. Zwar waren sie weiterhin vertraut miteinander, aber trotzdem gab es da diese Barriere, die sie immer wieder davon abhielt, wahrhaftig und ehrlich miteinander umzugehen. Und Eleyna wusste, dass diese Mauer nicht von ihr ausging. Sie hätte sich damals, es war gerade einige Monate her, dass sie zu den Menschen überlief, beinahe in seine Arme geflüchtet, als sie sich in einem schlechten mentalen Zustand befand. Sein Anstand war es, der weiteres verhinderte und trotzdem meinte sie erkannt zu haben, dass er es bereute. Ebenso wie nur kurz zuvor in ihrem Zimmer. Und seither bereuten sie es gewissermaßen beide immer wieder aufs Neue. Jetzt aber war da der Schatten. Und er durchbrach jede Barriere ungefragt, die sie mühevoll hochgerissen hatte, immer wieder und wieder mühelos- naja, fast mühelos. Die Verwirrung war dennoch perfekt und würde sie sicher noch in so einige Schwierigkeiten bringen.

Die Spionin gelangte unterhalb der Erde an eine Tür und erfasste kurz darauf, dass sich dahinter unterhalten wurde. Es dauerte einen Moment, aber dann erkannte sie deutlich Arrond und wunderte sich über sein Echauffieren. Erst danach war sie sich auch sicher, dass Laogh bei ihm war. Das Hüsteln löste in ihr gleich ein Augenrollen aus, auch wenn die Erkenntnis, dass er es auch bei anderen anwandte, sie deutlich versöhnte. Eleyna versuchte verschiedene Möglichkeiten, sich mehr Informationen zu beschaffen, doch die einzige Option blieb die Tür zu öffnen. Also drehte sie äußerst leise und behutsam den Türknauf und lauschte den deutlicheren Stimmen. Die Gesprächsfetzen verlangten ihr einen Moment des Zuhörens ab, damit sie den Sinn dahinter erkennen konnte. Leider fehlten ihr Namen oder bekannte Bezeichnungen, sodass sie die Themen nicht recht eingrenzen konnte. Gebannt darauf lauschend, nichts zu verpassen, bemerkte Eleyna deutlich zu spät, dass sich Laoghs Stimme ziemlich nahe anhörte und noch bevor der Blitz der Erkenntnis sie durchdringen konnte, spürte sie, wie sich das Holz der Tür von ihren Fingern entfernte und sie das Gleichgewicht so verlor, dass sie zwei Schritte in den Raum taumelte. Sie ruderte knapp mit den Armen, bevor sie die Finger des Schattens in ihrem Nacken spürte und er sie bewahrte, zu stürzen. Eleyna konnte sich wieder aufrichten und gönnte sich eine Schrecksekunde, ehe sie, die Schultern gestrafft, dastand und dem Austausch der beiden Männer entgegensah. Bei Laoghs fröhlichem Singsang, schnaubte sie nur und zuckte die Schultern. „…eure Abmachung, nicht meine.“, antwortete sie mit einem knappen Schulterblick, je nach dem wie viel er ihr in seinem Griff gestattete. Dann griff sie Arronds Blick auf und zog einen Mundwinkel zu einem Grinsen hoch. Sie klappte den Mund auf, als aber schon Laogh antwortete. „Spionieren!“, empörte sie sich, „Ihr beide redet so laut, dass ich gar nicht schlafen konnte!“, tat sie unschuldig und entrüstet, grinste dann aber frei heraus.
Als die Erkenntnis sowohl Arrond, als auch Laogh erhellte wie es zu ihrem Eindringen gekommen war und sie endlich den gelockerten und kurz darauf gelösten Griff spürte, tat sie so, als hätte sie ihn abgeschüttelt. Sie rieb sich demonstrativ den Nacken und warf dem Spion einen funkelnden Blick zu. Dann schlenderte sie auffallend handzahm zu Arrond und erhaschte einen Blick auf die Karte auf dem Tisch. Kurz erinnerte sie sich an das erste Zusammentreffen mit Laogh, doch ließ sie sich davon nicht ablenken. Eleyna betrachtete die Figuren auf der Karte und tippelte den Kartentisch mit ihrem Zeige- und Mittelfinger ab, ehe sie Arrond gegenüberstand und ihn eindringlich ansah. „Was ist los? Was haben sie dieses Mal getan?“, wollte sie wissen, wissend, dass sie nicht aussprechen musste wen sie genau meinte und stützte sich ihm gleichtuend, ebenfalls auf dem Tisch ab. Ihre Miene war besorgt, denn so aufgewühlt zu sein, wie der Pelgarer es gerade war, war doch untypisch für ihn. Sie warf Laogh einen fragenden Blick über Arronds Schulter zu und war durchaus ernsthaft dabei. Vielleicht gab es von ihm eine kleine Einweihung in die Probleme, die Arrond so zu schaffen machten.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. März 2022, 14:51

Hinter der bürgerlichen, unscheinbaren Fassade hatte dieses Haus so manches Geheimnis verborgen. Dabei ging es nicht allein um die baulichen Aspekte, sondern auch und vor allem um deren Hintergründe, die sich da auf einmal auftaten. Denn... was wusste sie eigentlich von Arrond?
Er hatte stets das Bild eines leicht angestaubten, gutmütigen und detailverliebten Mannes abgegeben, der es verstand, durch Menschenkenntnis die richtigen Leute um sich zu scharen und dadurch an jene Informationen zu gelangen, die er gerade brauchte. Familie besaß er keine, erst recht keine Frau oder gar Kinder, zumindest keine offiziellen. Was hatte sie ansonsten über ihn herausgefunden? Oder hatte sie nicht allzu tief gegraben in ihrem damaligen Gefühlszustand und ihrer Sympathie für ihn?
Rodricks Hintergrund indes war da viel simpler gestrickt, einziges Kind seiner inzwischen verstorbenen Eltern, geradlinige Karriere bei den pelgarischen Soldaten, nur für seine Arbeit gelebt und irgendwann von Arrond ausgewählt, um im Laufe der Zeit zu seiner rechten Hand aufzusteigen. Ansonsten gab es über diesen Menschen nichts zu sagen.
Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten, der scheinbar viel mehr vor ihr verborgen hatte, als sie jemals hätte annehmen können... und wollen. Doch welche Auswirkungen würde das auf sie und ihr Vertrauen zu ihm haben? Hatte es überhaupt welche oder hatte sie im Prinzip immer gewusst, dass er ihr niemals alles offenbaren würde?
Dennoch... gerade sein Bündnis mit dem Schatten war von einer derart unglaublichen Tragweite, die sie noch nicht einmal recht fassen konnte, weil sie lieber auf Erkundungstour ging, anstatt sich mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen zu beschäftigen. Die Einladung war aber auch viel zu interessant, um sie auf später zu verschieben!
Also ging sie in das geheime Treppenhaus, folgte den Stufen zuerst hinauf und unverrichteter Dinge schließlich hinunter bis zu einer Tür, hinter der Spannendes vor sich ging. Das sie nicht nur zu einem versuchten Lauschen verführte, sondern auch dazu, die Tür minimal zu öffnen, um mehr erfassen zu können. Sie selbst hielt sich für komplett lautlos, soweit ihr Gehör ihr das suggerierte. Das Problem daran war allerdings, dass Elfenohren weitaus empfindlicher waren und entsprechend geschulte erst recht.
So blieb ihr Lauschangriff nicht gänzlich unbemerkt, mit nicht gerade angenehmen Konsequenzen für sie. Denn plötzlich verlor sie ihren Halt, als die Tür von innen geöffnet wurde, und taumelte in einen Griff, aus dem sie sich nicht sonderlich leicht befreien könnte, wenn derjenige es nicht wollte. Zwar waren die Finger nicht wirklich schmerzhaft oder drückten gar fest zu und trotzdem war es effizient genug. Noch dazu von eben jener Person ausgeführt, von der sie ausgehen konnte, dass er es nicht täte, wenn sie sich daraus leicht wieder befreien könnte, ohne, dass es ihm in den Kram passte. Also musste sie auf sein Wohlwollen setzen, bis er sich dazu entschied, sie wieder loszulassen.
Bei ihren Worten formten sich seine Lippen zu einem angedeuteten Schmunzeln. "Du warst einverstanden und bist mitgegangen.", hielt er spöttelnd dagegen und ließ sie den Hauch seiner Fingernägel unnötig deutlich an ihrem Hals spüren, als er seinen Griff endlich lockerte.
Arrond hingegen war zu abgelenkt, um einen Blick für ihr Geplänkel zu haben, während Laogh erneut hüstelte. "Oho, seit wann so empfindlich? In den letzten Tagen hast du so tief geschlafen, dass neben dir eine Kanonenkugel hätte einschlagen können und du wärst nicht aufgewacht.", konterte er frech.
Der Mensch zuckte dabei nicht mit der Wimper, was zwar nicht auf seine Meinung dazu schließen ließ, jedoch wenigstens darauf, dass er vermutlich von ihrer Kopfverletzung bereits wusste. Indes schüttelte sich die Mischlingselfe und musste sich damit abfinden, dass der Schatten ihrem Blick mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen reagierte und sicherlich noch so einiges gesagt sowie getan hätte, um sie zu ärgern, wenn sie allein gewesen wären. Sofern er darauf überhaupt Rücksicht nehmen würde...
Der Pelgarer hatte sich indes wieder der Karte zugewandt, die die nördliche Hälfte Celcias zeigte. Die von den Dunklen eroberten Städte waren rot markiert und enthielten stellvertretend für die Truppen je eine einzelne Figur. Gut, das war kaum etwas Neues für sie. Was indes ihren Blick vermutlich auf sich ziehen würde, wären zwei Orte. Einmal ein weißer Fleck, dort, wo sich das Reich der Nachtelfen befand. Aber auffälliger war ein Ort, der viel näher zu Santros lag und der von insgesamt fünf Figuren eingerahmt wurde. Zyranus, Stadt der Magie. Und die Bedeutung der Figuren stand wohl außer Frage: eine Belagerung! Damit beschäftigte sich Arrond also anscheinend im Moment, wenn er nicht gerade dafür sorgte, ihr und Rodricks Hintern in Sicherheit bringen zu lassen.
Bei ihren Worten nahm er eine hellere Figur und drehte sie nachdenklich zwischen seinen Fingern, ohne von der Karte aufzusehen. Ganz so, als ob er bereits bei Laogh in die Lehre gegangen wäre, um sie gekonnt zu ignorieren!
Während dieser gemächlich näher trat und mit den Schultern zuckte. "Nichts.", gab er ihr die nicht gerade hilfreiche Antwort. Und fügte nach einer bewussten Pause mit einem feinen Grinsen hinzu:"Zumindest noch nicht." Damit ging er dicht an ihr vorbei, um erneut ihren Handrücken mit seinen Fingern zu streifen, um schließlich auf der gegenüberliegenden Tischseite Stellung zu beziehen.
Ruhig und von oben herab sah er auf die Karte. "Sie werden fallen, wenn sie bei ihrem Hochmut bleiben und keine Hilfe suchen. Man müsste ins Zentrum der Macht und dort einmal jemandem eine kräftige Gehirnwäsche verpassen.", wandte er sich an Arrond und machte damit deutlich, dass die Antwortrunde wohl oder übel schon wieder vorbei war. Und trotzdem drängte er sie nicht sofort wieder aus dem Zentrum des Geschehens, was beinahe ein Ersatz dafür war.
Der Mensch verzog leidend das Gesicht, denn die Parallelen zu Pelgar standen unausgespochen im Raum, und stellte die Figur in seiner Hand etwas zu wuchtig auf den hellen Fleck. "Als ob sie nicht die nächsten wären! Sie sollten sich endlich mit uns verbünden!", beschwerte er sich und schien gar nicht mehr daran zu denken, dass auch Eleyna nun anwesend war.
Der Schatten verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen Blick in die Höhe, als wolle er göttlichen Beistand erflehen, um die Geduld zu wahren. Oder eine Lösung des Problems, wobei er diese vermutlich längst hätte und lediglich für sich behalten wollte wie so vieles.
Im nächsten Moment deutete er seufzend ein Kopfschütteln an und sah erneut zu Arrond hin. "Du weißt, warum sie es nicht tun.", hielt er ruhig entgegen.
Womit er scheinbar das Fass zum Überlaufen brachte, denn mit einem Laut der Wut fegte der Mensch plötzlich sämtliche Figuren vom Tisch und nur durch Zufall entgingen sie einer kleinen Feuerkatastrophe. Denn da der Raum keine Fenster aufwies, wurde er mittels Kerzen erhellt, die in Wandhalterungen ebenso steckten wie in den beiden Kandelabern, die diagonal an den Ecken der Karte platziert worden waren. Einerseits für das geeignete Licht und andererseits wohl auch, damit das Pergament sich nicht gleich wieder einrollte. Und eine der Kerzen in einem Kandelaber wurde von einer der Figuren getroffen, dass sie brennend herabfiel. Zum Glück auf den Boden, wo Laogh die Flamme wie nebenbei austrat, und nicht auf dem leichter entflammbaren Pergament.
Nach diesem Ausbruch wandte er sich ab und fuhr sich, dieses Mal mit allen zehn Fingern, durchs Haar, um daraufhin erneut auf und ab zu laufen. Der Meisterspion sah ihm mit leicht erhobener Augenbraue dabei zu und machte sich schließlich wortlos daran, die Figuren zurück an ihre Plätze zu stellen. Wobei er absolut penibel war und sogar mehrmals minimale Drehungen vornahm, wie auch schon in Pelgar damals. Allein jene, die zuvor auf den Tisch geknallt worden war, behielt er bei sich und besah sie sich, als ob er diese noch nie bemerkt hätte. "Du bist dünnhäutig.", bemerkte er lapidar.
Arrond blieb, wie von einer Tarantel gestochen, stehen und versteifte sich, um nach wenigen Herzschlägen in sich zusammen zu sinken und laut zu seufzen. Langsam ging er zu einem Ohrensessel, der in einer Ecke stand, und ließ sich hinein fallen. Mit einem Mal wirkte er dermaßen erschöpft, als hätte er die Folter Rodricks und die Bewusstlosigkeit Eleynas mitsamt der nicht gerade einfachen Reise erlebt und nicht der Schatten, der ruhig und aufrecht beim Tisch stand, die Figur weiterhin in der Hand.
Irrte sie sich oder begann sich seine Haut in dem Kerzenlicht zu verdunkeln? Löste sich gerade seine Tarnung auf? Oder war sie zu übermüdet und er würde sich nicht als Dunkelelf zu erkennen geben? Wie viel wusste Arrond eigentlich über ihn, um trotz allem dieses Bündnis einzugehen, das offensichtlich zwischen ihnen bestand?!
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 29. März 2022, 22:01

Veränderungen waren für Eleyna nichts neues. Ständig änderte sich etwas um sie herum, zerbrach oder fügte sich zusammen. Nichts von dem, was in ihrem Leben passierte war von Dauer und vermutlich traf das in kleineren oder größeren Rahmen auf jedes Lebewesen zu. Veränderung bedeutete eben Leben, Stillstand war der Tod. Eleyna hatte dennoch das Gefühl, dass ihr Leben seit geraumer Zeit mehr und mehr ihren Fingern entglitt. Nichts was sie kannte existierte noch in der Form in der sie sich eingerichtet und zu Hause gefühlt hatte. Die Halbelfe taumelte lediglich durch die letzte Zeit und hatte gerade so Mühe, nicht zu fallen. Erschwerend kam hinzu, dass sie offenbar noch immer nicht genau wusste, was in ihrem Leben der Wahrheit und was dem Schein entsprach. Dass es ausgerechnet der Schatten sein musste, der sie mit Enthüllungen lockte und ihren Wissensdurst ausnutzte, war einfach ein hinterhältiger Streich des Schicksals. Ausgerechnet ihm wurden die Abgründe ihrer Existenz anvertraut und ausgerechnet ihm musste sie lernen zu vertrauen. Konnte sie das denn? Diese und andere Fragen hätte sie durchaus wälzen müssen, hätte für sich Entscheidungen treffen und Klarheiten finden müssen, doch Eleyna wählte den Weg des Verdrängens. Er war zu einfach und das kleine Geheimnis hinter dem Geheimgang dann doch viel zu interessant, als dass sie es hätte, nicht verschieben wollen. Sie schlich sich durch den Turm, bis sie an der untersten Stufe an eine Tür gelangte. Ihren Lauschangriff bezahlte sie mit ihrer Entdeckung durch Laogh und seine Finger griffen hartnäckig in ihren Nacken, bevor sie hätte fallen können. Missmutig hing sie in seinem Griff, ehe sie ihre Miene wiedererlangte und mit durchgedrücktem Kreuz den Worten in ihrem Rücken lauschte. „Gezwungener Maßen freiwillig, was?“, gab sie knapp zurück und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Eleyna gab es auf, denn sie wusste, er würde es erst zulassen, wenn ihm danach war. Konnte es denn ein gesundes Miteinander geben, wenn jemand ständig überlegen war? In allem? Auch diese Fragen schob die halbe Andunierin beiseite. Viel zu tiefgreifend, viel zu unnötig, als dass sie es ergründen sollte. „Eine Bewusstlosigkeit ist per Definition nicht freiwillig. Ich hatte also keine Wahl.“, maulte sie entgegen und versuchte sich abermals von ihm zu befreien. Was er dieses Mal auch zuließ. Sein süffisantes Grinsen konnte sie auch ohne hinzusehen erkennen. Dafür waren sie lange genug zusammen unterwegs und sie ahnte, dass er sich köstlich amüsierte. Diesen Umstand ignorierte sie aber dieses Mal, denn jetzt galt ihre Aufmerksamkeit ausnahmsweise noch jemand anderes: Arrond.

Der Mensch erschien ihr fahrig und unruhig, wirkte, als hätte er sich nicht im Griff. Und das war etwas, was Eleyna durchaus ablenken konnte. Sie schritt, nachdem sie Laogh noch einen funkelnden Blick zugeworfen hatte, zum Kartentisch und erhaschte einen Blick auf die ausgebreitete Karte. Schnell erfasste sie die Situation und ihre Stirn runzelte sich. Dass Arrond ihre keine Antwort gab, ja sie nicht mal wahrnahm augenscheinlich, ärgerte sie denn es erinnerte sie zu sehr an das Gebaren des Schattens. Dieser war es jedoch, der tatsächlich das Wort an sie richtete und ihr antwortete. Sie spürte seine Berührung und in ihrem Innern summte etwas auf, was sie allerdings mit der Sorge um Arrond verschüttete. „Zyranus wird belagert?“, setzte sie einfach in das Gespräch ein und beugte sich etwas mehr über den Tisch. Doch ihre Frage blieb unbeantwortet, auch wenn sie sowieso eher rhetorischer Natur war, denn die Truppenstellungen zeichneten ein deutliches Bild. Eleyna hörte Laogh schweigend zu und ihr Blick glitt zu ihm, ehe sie wieder zu Arrond sah. Sie wollte etwas beitragen, doch der Anblick des Vertrauten, ließ sie verstummen. Es dauerte gar nicht lange, als er seinen Emotionen zu viel Luft machte und Laogh das Zünglein an der Waage war. Arrond explodierte, fegte die Figuren vom Tisch und ließ Eleyna zucken. Erschrocken sah sie dem Mann ins Gesicht, während er sich echauffierte. Besorgt folgte sie dem weiteren Schauspiel, während ihre Augen allerdings nur auf Arrond ruhten. Sie war nicht schreckhaft, daran lag es nicht. Es war nur so ungewohnt ihn in dieser Verfassung zu sehen. Stets war er ruhig und besonnen, war ein Fels in der Brandung. Jetzt zu sehen, dass dieser Fels Risse bekommen hatte, schmerzte sie.
Während Laogh sich um die Karte kümmerte, stand Eleyna noch einen Moment steif da. Die Szenerie war grotesk und offenbar hatte Arrond viel mehr eingebüßt, während Pelgar fiel, als ihr bewusst war. Wie auch – sie hatten ja bisher keine Gelegenheit darüber zu reden. Noch bevor sie aber ihrem Impuls zu Arrond zu gehen, folgen konnte, fiel ihr Blick kurz auf das Gesicht des Schattens. Eleyna hielt abermals inne, musterte ihn und runzelte die Stirn. Offenbar verfärbte sich seine Haut langsam und die Spionin sah unweigerlich zum Menschen. Wusste Arrond eigentlich, dass Laogh ein Dunkelelf war? Musste er doch – immerhin war er lange genug dabei, um solche Täuschungen nicht zu kennen. Und Laogh würde sich wohlkaum den Fehler erlauben, ausgerechnet jetzt seine Tarnung aufzugeben, wenn es ihm nicht egal sein konnte. Rodrick hätte Arrond sicher davon erzählt. So viel hatte er nun auch wieder nicht getrunken und wieso hätte Arrond, wenn er davon ausgegangen wäre, dass Laogh eine andere Elfenart verkörperte, ihn nach Pelgar schicken sollen. Er wäre sofort versklavt worden. Nein… Eleyna entschied, dass Arrond das wissen musste und schob das vermeintlich Gesehene beiseite. Sie fokussierte Arrond und trat an Laogh vorbei, um zum Menschen zu gehen. Langsam näherte sie sich ihm, ehe sie vor ihm in die Hocke ging und versuchte, seinen Blick aufzufangen. Er wirkte müde… und alt. Ein Stich durchzog ihre Brust, was sie jedoch zu verbergen wusste. „Arrond“, sprach sie ihn mit weicher Stimme an, „Vielleicht brauchst auch du mal eine Pause“, sie lächelte leicht. „Du kannst niemandem helfen, wenn du dich in deinem dunklen Keller eingräbst und vor lauter Problemen die Lösung nicht erkennst.“ Ein Bisschen wirkte es wie vertauschte Rollen und in diesem Moment war sie es, die die Ruhe ausstrahlte und Wärme teilte. Meist war sie es doch, die verzweifelt dasaß und ihren Hitzkopf abkühlen musste. „Zyranus wird sich niemals die Blöße geben und nach Hilfe fragen. Es käme in ihren Augen einem Eingeständnis gleich, dass sie schwach wären. Also muss eine dezentere Lösung her – wie Laogh sagte. Im Grunde müsste man subtiler vorgehen und gezielter.“, pflichtete sie dem Schatten bei und konzentrierte sich dennoch nur auf Arrond. Sie rutschte etwas näher und legte ihre Hand auf seine. „Wie lange ist es her, dass du wirklich geschlafen hast? Trinkst du abends noch den Tee aus Baldrian?“, wechselte sie bewusst das Thema und versuchte ihn daran zu erinnern, dass er wesentlich besser schlief, seit er es sich zum Ritual gemacht hatte, jeden Abend ein wenig Baldrian zu trinken. Bei seiner Arbeit war es kaum verwunderlich, dass er Probleme mit dem Schlafen hatte. Ihr ging es da kaum anders. „Du siehst furchtbar aus.“, grinste sie dann allerdings frech und drückte seinen Handrücken. Sie wollte ihrem Freund auf die Beine helfen, ihm Mut machen und zeigen, dass sie auch für ihn die Stimme der Vernunft sein konnte, so wie er es in all den Jahren oft für sie gewesen war.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 30. März 2022, 14:20

Welche Veränderungen wohl die beiden Männer in diesem Raum schon alle hinter sich hatten? Der Mensch gerade erst eine äußerst gravierende, nämlich den Verlust seiner Heim- und Wirkstätte, was dafür gesorgt hatte, dass er nun hier in Santros saß und scheinbar von diesem Ort aus die Fäden neu zu sortieren versuchte. Und der Dunkelelf, dessen Äußeres allein schon anders war und wohl nicht mehr lange so bleiben würde.
Die Frage allerdings war, wer von den Beiden sich dadurch charakterlich mehr hatte beeinflussen lassen und daran gewachsen... oder zerbrochen war. Bei Laogh fiel die Vorstellung irgendwie schwer, dass er jemals anders gewesen war als jetzt: berechnend, kontrollierend... und einfach nervtötend. Arrond hingegen schien den ein oder anderen gröberen Knacks bekommen zu haben. Zumindest war sein Nervenkostüm angekratzt, nicht anders ließ sich seine Emotionalität erklären.
Oder steckte noch etwas anderes dahinter? Was hatte er in den letzten Wochen alles durchmachen müssen, welche Gedanken wälzen müssen über sie, über Rodrick... über sich selbst? Und was hatte ihn tatsächlich dazu getrieben, sich mit dem Schatten, einem reinrassigen Feind, zu verbünden? Wirklich nur dessen eloquente Redekunst? Oder auch Verzweiflung? Vermutlich eine Mischung und bestimmt noch viel, viel mehr, denn trotz allem war der Mensch niemand, der sich sofort auf Risiken einließ, die sich nicht vollständig kalkulieren lassen konnten.
Und der Meisterspion war das personifizierte Risiko! Nicht immer und überall gleich, aber definitiv für jedermann, der seinen Weg kreuzte! Den Unterschied würden wahrscheinlich eher das Ausmaß und der Zeitpunkt ausmachen, sonst nichts.
Dennoch befand er sich hier in diesem versteckten Besprechungsraum, erwischte die Mischlingselfe bei ihrem Lauschversuch und verbannte sie nicht sofort wieder. Warum? Dieses Treffen schien nicht für sie bestimmt zu sein, sonst hätten die Männer auf sie gewartet oder sie sogar dazu geholt. Doch anscheinend war es auch nicht vollkommen geheim, dass sie um keinen Preis davon Kenntnis haben durfte.
Oder rechnete der Dunkelelf damit, dass sie nicht wirklich brauchbare Informationen erhalten würde, weswegen er sie gnädigerweise hier bleiben ließ? Nein, wohl kaum. Schließlich war ihm gewiss bewusst, dass jedes kleine Detail zum Wissen beitragen konnte, gerade in ihrem Metier, und allein die Karte war an Deutlichkeit nur schwer zu überbieten.
Trotzdem konnte und wollte er es nicht lassen, ihr zu zeigen, dass sie von ihm abhängig war. Und sie? Was hielt sie von diesem Griff in ihren Nacken, abgesehen davon, dass er ihr gerade vordergründig lästig war? Wollte sie überhaupt darüber nachdenken?
Ihr Gemaule ließ seine Augenbraue leicht in die Höhe wandern und er hatte sicherlich den ein oder anderen Spruch auf den Lippen, unterließ es im ersten Moment allerdings. Entweder, weil er sie nicht provozieren wollte, was nicht wirklich Chancen auf einen realistischen Gedankengang hatte. Oder, und das war es sicherlich schon eher, weil es andererseits umso dicker kommen würde. Allein schon das herausfordernde Blitzen in seinen Augen bei ihrem funkelnden Blick verriet deutlich, dass da noch so einiges in ihm schlummerte und auf den rechten Moment wartete.
Arrond hingegen war viel zu konzentriert auf sein vordergründiges Problem, als dass er dem Paar Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Vor allem, weil es unangenehme Gefühle und Erkenntnisse in ihm hätte wecken können, die er sich weder leisten konnte, noch wollte. So blieb er in seinen Gedanken versunken, während es ausnahmsweise Laogh übernahm, die ein oder andere Antwort zu liefern, sofern sie nicht sowieso offensichtlich war.
Und dann brach es aus dem Menschen heraus, die Verzweiflung und Hilflosigkeit der letzten Wochen, dass er ungewöhnlich heftig reagierte, ehe er müde und gealtert in den Sessel sank. Der andere übernahm es, die Ordnung wieder herzustellen. Weil sie es beim Denken brauchten? Oder weil er es gar nicht anders ertragen könnte? Ob es je einen Raum gebe, in dem er sich aufhielt, der nicht aufgeräumt wäre, wenn er nicht gerade Dringlicheres zu tun hatte? Ja, selbst das Zimmer in dem Gasthaus hatte kein noch so kleines Chaos aufgewiesen, nicht einmal nach ihrer Auseinandersetzung mit dem Messer.
Indes ging die Spionin zu ihrem Freund und konzentrierte sich auf ihn, der so offensichtlich nicht bei Kräften war. Er sah nicht auf, als sie zu ihm kam und ihn direkt ansprach. Erst später seufzte er leise, stützte seinen Kopf mit der Hand auf der Stirn, den Ellenbogen auf der Sessellehne, während die andere Hand sich zur Faust ballte. Arrond hörte sie, verstand die Worte auch und dennoch schien er nicht recht reagieren zu wollen darauf.
Bis sie ihm ein fragwürdiges Kompliment machte, das für ein leises Hüsteln vom Tisch her sorgte. Plötzlich hob sich sein Blick und durchbohrte den Verursacher einen Moment lang, der weiterhin dunkler wurde, so wie der Abend allmählich in die Nacht überging. Was für Gefühle mochten bei diesem Anblick wohl in dem Menschen brodeln? Freundschaftliche waren es sicherlich nicht und doch war es auch kein reiner Hass. Und hingen diese mit der dunkelelfischen Herkunft zusammen... oder eher mit dem, was offensichtlich zwischen ihm und Eleyna bestand?
Wie auch immer, im nächsten Moment war es vorbei und Arrond sah zu ihr hin, bemüht, um ein beruhigendes Lächeln. "Und ich dachte, ich hätte dir erklärt, dass Ehrlichkeit nicht immer charmant ist.", versuchte er zu scherzen. Unter anderen Umständen hätte es ihm gelingen mögen, aber entweder lag es an der frischen Erinnerung an seinen Ausbruch oder an seiner Schwäche, die Worte klangen schlicht und ergreifend lahm.
Erneut seufzte er, griff mit beiden Händen nach den Lehnen und wollte sich hochdrücken. "Und dennoch hat sie recht.", mischte sich Laogh, nun vollständig wieder in seiner wahren Gestalt, ein.
Der Mensch schnaufte leise und winkte ab, ehe er mit sichtlicher Anstrengung auf die Beine kam. "Jemand muss etwas tun und wenn das erledigt ist, dann kann ich mich ausruhen.", hielt er eine Spur kühler entgegen.
Über die Lippen des Schatten huschte ein feines, amüsiertes Grinsen, während er die Arme verschränkte und seinerseits wie jener Fels wirkte, den sie in ihrem Freund stets gesehen hatte. "Ach, Zyranus und die Belagerung laufen dir nicht weg."
Arrond schüttelte entschieden den Kopf und tätschelte Eleynas Wange flüchtig, als er an ihr vorbei trat, um sich zu der Karte zurück zu schleppen. Zumindest wirkte sein Gang schlurfender und das Hinken war eine Spur deutlicher geworden als sonst. Er war erschöpft, zweifellos, und wahrscheinlich war es hauptsächlich sein Wille, der ihn noch aufrecht hielt. "Nein, ich brauche keine Pause.", bekräftigte er.
Laogh zuckte mit den Schultern und sah zu der Mischlingselfe hin. "Man könnte auch ein wenig nachhelfen. Neben Baldrian gibt es da noch..."
"Untersteh dich!"
, fuhr Arrond ihn prompt an und sein Blick wurde wieder kühler. "Komm mir auch nur einmal zu nahe und ich schwöre dir, ich hetze ganz Santros auf dich!" Eine Drohung, die sicherlich ernst zu nehmen war, denn der Mensch war niemand, der seine Möglichkeiten überschätzte. Auf diese Weise ließen sich auch sicherlich viele Personen einschüchtern und zum Nachdenken bewegen.
Bei dem Schatten hingegen... Nein, der gehörte nicht dazu. Im Gegenteil, einen Moment lang leuchteten seine Augen regelrecht auf voller Vorfreude. Oh ja, das würde zu ihm passen. Seinen Willen durchzusetzen und gleichzeitig die Herausforderung, einer ganzen Stadt zu entkommen, ihren Bewohnern womöglich auch noch die lange Nase zu drehen.
Der Moment verging und schließlich zuckte der Dunkelelf scheinbar wieder gleichmütig mit den Schultern. "Dann grüble eben bis zum Umfallen und bleib dabei so erfolglos wie jetzt.", stichelte er weiter und erreichte damit lediglich, dass Arrond noch mehr auf stur schaltete. So wäre der Mensch wohl kaum zu überreden.
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