Wo Schatten sich herumtreiben

Die Wohngebäude der Bürger sind meist sehr eckig und flach gebaut. Bestehend aus braunem Sandstein spenden sie, im Gegensatz zu dem heißen Wetter, einen kühlen Schutz.
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Skýler Fiórge Zhèkkra
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Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 26. Februar 2023, 15:56

Einstiegspost

Durch die Straßen des abendlichen santroner Seemannsviertel zogen die verschiedensten Gerüche. Nahe am Meer gelegen, war die Luft stets ein wenig salzig, gleichwohl schwang den herüberwehenden Brisen ein leicht fischiger Geruch mit, der im Hafen und dem Kaufmannsviertel seinen Ursprung hatte. Nahe der Schenke ‚zum lachenden Kamel‘ roch es würzig nach Feuerholz und Bratenfett und in der Schankstube selbst konnte man zusätzlich das rauchige Aroma verschiedener Tabaksorten ausmachen.
Wie beinahe an jedem Abend konnte sich der Wirt der Schenke nicht über zu wenig Gäste beklagen. Die Nacht war noch jung, gerade mal halb 10 schlug die Uhr, so dass die Stimmung allgemein ausgelassen und heiter war. Lautes Gelächter durchbrach immer wieder den Raum, Krüge und Becher wurden angestoßen und teilweise konnte man eine Gruppe von Männern betrunken johlen oder ein Seemannsständchen halten hören, in die benachbarte Tischgesellen mit einstimmten, wenn sie die Melodie mit sich zog.
Durch die schmalen Gänge, zwischen den größtenteils vollbesetzten Tischen, bahnten sich mehrere Kellnerinnen ihren Weg zu den Gästen und luden auf den Tischen die üppigen Bestellungen ab. Es wurde geschnattert und geschäkert und sobald das Trinkgeld groß genug war, sah man wie das ein oder andere Schankmädel auf den Schößen der Kerle geschaukelt wurde.
An einem seitlichen Tisch, nahe des großen Kamins, in dem ein knasterndes Feuer prasselte, saß Skýler mit zwei Männern. Neben den großen und bereits halbgeleerten Krügen waren mittig des Tisches die Reste eines großen Bratens zu sehen, von der sich die kleine Gesellschaft fleißig bedient zu haben schien. Die Wangen und Nasen der beiden Männer waren stark gerötet und der aufgeweichte Ausdruck ihrer Augen verriet, dass es nicht alleine bei einem Krug guten Bieres oder Mets geblieben war. Dem Elfen der Runde konnte man dank seiner dunklen Haut kaum ansehen, ob der Alkohol ihm die Sinne zu rauben begann, wie es bei den Menschen der Fall war. Ihres Aussehens nach waren sie in etwa mittleren Alters und schienen eindeutig aus Santros zu stammen. Der eine besaß rotbraune Haare und breite Koteletten, der andere schien geradezu perfektes blondes Haar zu besitzen, das jedoch nicht so recht zu den dunkleren Augenbrauen passen wollte und den Anschein erweckte, dass er eine hochwertige Perücke trug. Im direkten Vergleich zu Skýlers hochgewachsener und schlanker Gestalt merkte man den Santronern in seiner Gesellschaft an, dass sie das ein oder andere Pfund zu viel mit sich herumtrugen, was sie ganz eindeutig aus dem Seemannsgewerbe ausschloss. Alle drei waren gerade in ein bellendes Gelächter ausgebrochen, weil Skýler einen Witz gemacht hatte. Es dauerte bis sie sich über die zweifelhaft lustigen Worte beruhigten und der Mann mit den breiten Koteletten, noch immer albern in seinen Krug giggelnd, den Blick zu dem Mischlingself hob und das Wort ergriff:
*¹„Du bis‘ gar nich so unübel. Geb‘ zu isch war … misstau’sch, als du ankams‘st. Aber’s war gansch schön anständig von dir die Börsche z’rück zu geb’n. Wär für un’sch riiichtig üb’l geworden, wenn die ganschen Einnahm‘n fort g’wesen wär‘n.“, lallte die Kotelette ihm entgegen und brach wieder in ein unzusammenhängendes Gekicher aus, während Ský, der seinen Kopf bereits in gefährlicher Schieflage am Tisch abzustützen versuchte mit einem treudoofes Grinsen auf den Lippen, eine wegwerfende Handbewegung machte, als würde man ihm unverdient schmeicheln. Der blonde Mann, auf dessen Gesicht die Schweißtropfen glänzten, weil ihm eindeutig viel zu warm war, nickte jedoch zustimmend:
*²„Du has‘ unsch wirklich gerettet! Der Handel mit den Drescharian … war so schon schwer genug g’wesn. Schteinharte Hunde, diesche Kerle! Bischu dir sicher, dasch du nicht mehr als ein Eschn zum Dank möchtst?“, fügte Perücke fragend hinzu, während er sich umwandte, um eine Kellnerin herbeizuwinken.
Als würde jemand die hübsche dunkle Gesichtshaut des Elfen mit den Händen zur Seite ziehen, lächelte er wie ein Schaf, während er einen merkwürdig brünftigen Laut von sich gab.
*³„Das war doch gar nischts! Aber wenn ihr mir scho dankbar scheit, hätt isch nischts dageg’n ne koschtenfreie Nacht bei Roxsch- Roksch … gleich hab‘ ischs: Rox-ana zu verbringn. Kennt ihr schie?“, fragte er und richtete sich mit etwas wankenden Bewegungen in eine aufrechtere Position auf. Seine freien Hände formten auf Brusthöhe nun eindeutig große Rundungen, deren Bewegungen den Blick der beiden Männer auf sich zogen.
*⁴„Sooolsche … wie schagt ihr hier noch mal ... Möpse hat schie! Auch im Bett isch schie die Beschte! Müscht schie eeecht mal auschprobiern! Der beschte Scheksch meines Lebens!“ Erneut brachen die Drei in ein merkwürdiges Lachen aus, das dieses Mal jedoch mehr in den Kehlen der Männer stattfand. Skýlers Gesellschaft schien dem Gedanken nicht abwegig zu sein, die eben erwähnte Dame eines Tages aufzusuchen und Kotelette zog eindeutig in Gönnerstimmung seinen Beutel, um dem Elfen ein paar Münzen hinzulegen.

In etwa eine Stunde verging, als sich die Zusammenkunft der drei Männer auflöste und Skýler aus dem Eingang der Schenke stolperte. Vor sich hin brabbelnd und lallend, wankte er in S-förmiger Linie durch die Gassen, bis sich seine Gestalt in einer besonders dunklen Ecke im Schatten auflöste und dann mit einem Male vollständig verschwand.
Als hätte sich ein Loch im Boden aufgetan, war von dem Mischling nichts mehr zu sehen, doch zwei Gassen weiter, nahe des Bettler- und Gaunerviertels, schlüpfte er wieder aus dem Schatten von mehreren aufgestapelter Kisten hervor. Tief sog er die Luft in seine Lunge und entließ sie in einem beinahe angestrengten und doch stillem Seufzen.
Das war leicht!, dachte er und bewegte seinen rechten Arm kreisförmig, als würde er eine Verspannung lösen wollen. Während er mit geradlinigen und bestimmten Schritten, denen es nicht an Gleichgewichtsgefühl mangelte, seinen Weg zu seiner Unterkunft fortsetzte, verschwand seine Gestalt hier und da wieder im Schatten und machte es einem möglichen Verfolger somit beinahe unmöglich ihm auf der Fährte zu bleiben.
Für heute hatte er sein Tagewerk eindeutig erfüllt. Er hatte sich das Vertrauen zweier einflussreicher Händler aus Santros erschlichen, indem er ihnen während ihrer täglichen Abbauarbeiten erst, ohne großen Aufwand, die prall gefüllte Geldbörse entwende, nur um sie ihnen dann unter dem Vorwand, dass Perücke sie fallen gelassen hatte, zurückzugeben. Dadurch war es ihm möglich die Dankbarkeit der beiden Männer auszunutzen, sich zu einem Abendessen einladen zu lassen und ihnen dort einige Informationen über ihre Handelsverbindungen zu entlocken. Noch dazu war sich Skýler ziemlich sicher, dass zumindest einer von ihnen bei besagter Roxana auftauchen würde, die eine der schwatzhaftesten Prostituierten in ganz Santros war und sich besonders für die Arbeit ihrer Kunden interessierte. Durch sie würde er mit Sicherheit noch an zusätzliche Informationen kommen. Zumindest hatte das bereits einmal gut funktioniert.
Obwohl er nicht vorhatte sich direkt auf sein Lager zu schmeißen, hatte Skýler nicht das Bedürfnis noch länger draußen herumzulaufen. Und so dauerte es nicht lange bis er seinen dunklen Umhang vom Kopf zog und achtlos auf den Boden seiner kleinen Unterkunft fallen ließ, die in der Nähe des Händlerviertels lag.
Gähnend machte er nur ein paar Schritte bis zu einer kleinen, alten Kommode, der er eine rotbräunliche Flasche entnahm. Zusammen mit dieser schwang er sich geschickt aus seinem Fenster und kletterte an ein paar mörtelabbröckelnden Stellen die Wand auf das flache Dach hinauf. Dort angekommen machte es sich der Elf nicht zum ersten Mal gemütlich. Eine Decke lag ausgebreitet auf dem Dach und als er sich mit einem zufriedenen Laut darauf niederließ, spürte er unter seinen Händen, dass die Hitze des Tages die Mauern und den Stoff, noch nicht vollständig verlassen hatte.
Von dem kleinen Dach aus konnte er unbemerkt die nähere Umgebung einsehen und die dunkle Schönheit der Nacht genießen. Etwas, was er für sich alleine, ganz gerne tat. Santros war eine interessante und vielseitige Stadt, in der sich der Spion ziemlich wohl fühlte. Zwar war er nur hier, weil er den Auftrag hatte, mehr über die Handelsbeziehungen und Warenströme der Stadt zu erfahren und die Schwachstellen herauszufinden, doch gab es noch einen weiteren Grund, der den Mischling dazu bewog, seinen Aufenthalt in die Länge zu ziehen.
10 Tage sind schon vergangen…, dachte er und nippte in Gedanken versunken an seinem Bier. Spätestens in etwa einer Woche wird man einen Bericht erwarten. Normalerweise bin ich schneller, aber…, sein Blick glitt von Dach zu Dach und von Gebäude zu Gebäude, die je weiter sein Blick schweifte, immer wohlgebauter zu sein schienen.
Es war nicht sein erster Aufenthalt in Santros. Doch irgendwie hatte es Skýler diese Stadt angetan. Hier war es selbst für ihn, dem man seine dunkelelfische Abstammung durchaus ansah möglich, sich auch am Tage frei zu bewegen. Ein Vorteil, den viele Handelsstädte besaßen – sie waren recht neutral eingestellt. Doch wie lange würde ihn Kraz’hian noch Zeit für diesen, recht einfachen Auftrag geben, bevor er ihn zurückrief? Skýler verfolgte hier bereits ganz eigene Ziele, von denen besagter Dunkelelf niemals erfahren durfte. Von daher barg jeder Tag, den er weiter hinauszog, ein Risiko.
Noch habe ich keine Anhaltspunkte zu anderen Akteuren der Spinne finden können. Doch… das war auch kaum zu erwarten. Ich fische noch immer im Trüben herum, aber ich hatte schon die Hoffnung wenigstens eine kleine Spur zu finden., dachte er mit undurchsichtigem Ausdruck, der seinen inneren Frust nicht zeigte.
Ein frischer Wind wehte durch sein rotorangenes Haar und er legte den Kopf in den Nacken, um in den Nachthimmel zu blicken. Es war nicht das erste Mal, dass er sich in einer Sackgasse wiederfand. Obwohl er selbst ein Mitglied der Spinne war, wusste er im Grunde … nichts über die geheime Organisation. Lange Zeit war er dem Irrtum erlegen, dass Kraz’hian der Kopf der Organisation war, doch über die Jahre und über gesammelte Informationen hatte sich ihm ein anderes Bild erschlossen. Und mittlerweile wollte Skýler mehr wissen. Er wollte kein ahnungsloses Werkzeug sein und nicht einmal wirklich wissen, welche Ziele er mit seiner Arbeit unterstützte. Doch zu fragen war gefährlich. Und übereilt zu handeln ebenso. Von daher musste er Niederlagen akzeptieren, so sehr diese ihn innerlich auch wurmten.
Morgen ist ein neuer Tag. Irgendwann wird sich etwas ergeben und wenn ich einmal eine Spur habe, wird es… einfacher!

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„Du bist gar nicht so unübel. Ich gebe zu ich war … misstrauisch, als du ankamst. Aber es war ganz schön anständig von dir die Börse zurück zu geben. Es wäre für uns richtig übel geworden, wenn die ganzen Einnahmen fort gewesen wären.“
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„Du hast uns wirklich gerettet! Der Handel mit den Dressariern war so schon schwer genug gewesen. Steinharte Hunde, diese Kerle! Bist du dir sicher, dass du nicht mehr als ein Essen zum Dank möchtest?“
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„Das war doch gar nichts! Aber wenn ihr mir so dankbar seid, hätte ich nichts dagegen eine kostenfreie Nacht bei Roxsch- Roksch … gleich habe ich es: Rox-ana zu verbringen. Kennt ihr sie?“
*⁴
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„Solche … wie sagt ihr hier noch mal ... Möpse hat sie! Auch im Bett ist sie die Beste! Müsst sie echt mal ausprobieren! Der beste Sex meines Lebens!“

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. Februar 2023, 20:47

Manchmal konnte das Leben so einfach und ein Tag richtig erfüllend sein. So erging es auch dem Mischlingself, als er sich seinen verdienten Feierabend mit einem guten Getränk und einer schönen Aussicht gönnte. Er hatte heute einen Fortschritt gemacht, der sich sehen lassen konnte. Unauffällig und nicht augenscheinlich sehr rühmlich, aber dennoch äußerst zweckmäßig und darauf kam es im Endeffekt ja auch an.
Die beiden Männer hielten ihn nun für einen passablen Kerl, mit dem sich gut einen kippen ließ und der außerdem wusste, wo Mann am besten seinen Spaß finden konnte. Dass dieser Spaß auch einen Nebenverdienst hatte, indem sie mit ihrer Neugier gekonnt ihre Kunden aushorchte, mussten diese Zwei ja nicht wissen. So würde er gleich von zwei Seiten die Möglichkeit haben, an nützliche Informationen zu gelangen.
Ein guter, nützlicher Schachzug also, wie er von seinem Anführer kaum besser ausgeführt hätte werden können. Nun ja... vielleicht etwas früher nach seiner Ankunft, doch wer sollte es ihm nachweisen, dass er sich unnötig lang Zeit ließ? Es hatte sich eben keine ehere Gelegenheit ergeben, dafür fruchtete sein Bemühen jetzt umso mehr.
Im Gegensatz zu jenen Nachforschungen, die er im Geheimen, nur für sich selbst anstellte. Denn dabei musste er um ein Vielfaches vorsichtiger vorgehen, wollte er nicht gleich eine Entdeckung mit all ihrem üblen Rattenschwanz riskieren. Offene Fragen durfte er nicht stellen, sonst könnte er sich sofort von seiner Zunge verabschieden... im besten Falle! Aber ohne diesen einen ersten Brotkrumen zu finden, dem er folgen könnte, war umso schwieriger. Und würde ein Vielfaches an Zeit in Santros benötigen, als er sich erlauben durfte.
Demnach war guter Rat teuer, der ihm bislang nicht zuteil wurde. Wo sollte er noch ansetzen? Gab es in dieser Stadt überhaupt etwas, das ihm Aufschluss in Bezug auf die Spinne geben könnte? Denn, wenn ja... wie würde diese Spur eigentlich aussehen? Wäre es eine Person, eine Information, eine... Warnung? Viel zu viele Möglichkeiten und bislang war er nicht auf die erleuchtende Erkenntnis gestoßen. Nicht einmal dann, wenn er sich den kleinen Zeh angeschlagen hatte wie in der ersten Nacht, die er in diesem Quartier verbracht hatte.
Während er somit nachdenklich auf jenen Bereich der Stadt blickte, den er von seinem Dach aus einsehen konnte, wurde es allmählich ruhiger, je weiter die Nacht voranschritt. Sie war noch recht kühl, hie und da konnte man auch noch Schneereste auf den Schindeln erkennen, die von der Sonne bislang nicht hatte weggeschmolzen werden können. Doch die Tage wurden allmählich spürbar länger und manches Mal konnte man fast schon riechen, dass die ersten Blumen bald wieder erblühen würden. Was jedoch einen kurzen Rückfall in schneereichere, kältere Zeiten nicht ausschloss. Gerade in Santros konnte auch der Wind mitunter dafür sorgen, dass man sich die Wärme lediglich im Inneren der Häuser suchen konnte.
Im Moment allerdings spielte lediglich eine leichte Brise mit dem Haar des Spions, während dieser erkennen konnte, dass inzwischen so gut wie alle Fensterausschnitte in seiner Nähe dunkel geworden waren. Zeit, für jeden braven Bürger also, schlafen zu gehen. Und er? Welche Pläne hegte er für den nächsten Tag? Würden sie ihn ins Bett locken oder wollte er noch lieber diese Stille der Nacht an der frischen Luft genießen?
Vorgesorgt hatte er schließlich, denn er konnte es sich nicht leisten, krank zu werden. Pflegen würde ihn niemand und wenn Kraz'hian erfahren würde, weswegen er eine laufende Nase... oder schlimmeres hätte, würde sich vielmehr die Frage stellen, ob er jemals wieder gesund werden würde. Nein, er war auf sich gestellt und gut beraten, sich keine Schwäche zu zulegen, die vermeidbar wäre.
Allerdings stellte sich diese Frage im nächsten Atemzug nicht länger, denn ein leises und dennoch für Elfenohren durchaus gut wahrnehmbares, verräterisches Geräusch war erklungen. Aus einem geöffneten Fenster war so etwas gedrungen, wie wenn sich jemand einen Stuhl zurecht rücken würde. Natürlich war das in einer Stadt alles andere als ungewöhnlich, selbst zu dieser nachtschlafender Stunde mochte noch der ein oder andere etwas im Sitzen zu erledigen haben.
Doch einerseits war in der Nähe keine Lichtquelle, die dazu passen würde, zu erkennen und andererseits hatte derzeit kaum jemand sein Fenster offen. Wenn er das also hörte, dann bedeutete das entweder, jemand hätte übermäßig laut seinen Stuhl bewegt, war eher abwegig war, oder irgendetwas war... in seinem Zimmer!
Das musste natürlich nicht zwangsläufig ein Zweibeiner sein, schließlich könnte sich auch die ein oder andere Ratte zu ihm verirren. Doch bislang war seine Unterkunft sauber genug gewesen, um keinem Ungeziefer den Garaus machen zu müssen. Was... oder wer also könnte sich auf diese, trotz aller vermeintlichen Heimlichkeit sehr offensichtlichen Deutlichkeit Zutritt zu ihm verschafft haben? Und warum? Wie sollte er darauf reagieren?
Dieses eine, feine Geräusch sorgte für einen gewissen Anstieg des Adrenalins und sofern er schon müde genug fürs Bett gewesen wäre, an Schlaf wäre sobald nicht zu denken, auch ohne noch zu wissen, was da unter ihm vorging. Wie gut, dass seine Augen sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, das würde es ihm ein wenig erleichtern, die Schemen voneinander zu unterscheiden in gute und... bewegliche Schatten, nicht wahr?
Was also nun?
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 27. Februar 2023, 00:05

Die Art und Weise der Informationsbeschaffung oblag mittlerweile Skýlers eigener Entscheidung. Er war schon lange kein Anfänger mehr und offen gestanden hatte er sich über einen so simplen Auftrag, wie er ihn derzeit in Santros erledigen sollte, gewundert. Es gab genug Unruhen in dieser Welt und Orte, an denen sein Können von besserem Nutzen gewesen wäre. Doch wieso sollte er sich über einen Auftrag beklagen, der recht entspannt ablaufen würde und gleichzeitig auch noch etwas zeitintensiv war?
So oder so hinterfragte er seine Aufträge nicht. Das hatte der Mischling vielleicht noch bei den ersten Aufträgen gemacht, die man ihm zugewiesen hatte, doch das war bereits viele Jahrzehnte lang her. Eine Zeit lang hatte es sogar den Anschein gehabt, als würde Skýler kaum mehr eine eigene Persönlichkeit besitzen. Doch dieser Umstand hatte sich glücklicherweise geändert! Tatsächlich hatte er eine recht vielschichtige Persönlichkeit entwickelt, die ihm nach vielen Jahren der bedingungslosen Loyalität und nach stetig wiederkehrenden Treuebeweisen, zugestanden worden war.
Doch eben diese Persönlichkeit hatte bewirkt, dass Skýler auch eigene Interessen und Ziele entwickelte. Und sein Größtes war herauszufinden, für wen er eigentlich arbeitete. Seither suchte er und hielt Augen, wie auch Ohren nach Hinweisen auf die Spinne offen. Doch dieses Unterfangen musste er zu seinem eigenen Schutz mit größtmöglicher Vorsicht und Geduld angehen. Nichts durfte darauf hinweisen, dass er seine Schatten nach Informationen austreckte, die ihn von Seiten eben jenes Auftraggebers, nichts angingen. Wieso der Mischlingself dann überhaupt das Risiko auf sich nahm? Weil er trotz seines Erfolges kein freiwilliges Mitglied geworden war. Nein, dieses Los hatte ihn viel gekostet und seinen aufsteigenden Rang – wenn man überhaupt von einem solchen System sprechen konnte, hatte er sich hart mit seinem Schweiß, Blut und Schmerz erarbeitet. Wer würde nichts über den oder diejenigen erfahren wollen, die einem seine Freiheit genommen hatten? Und wer würde nicht versuchen einen Weg hinauszufinden, so unmöglich die Wahrscheinlichkeiten auch aussehen mochten. In seinem Fall sah er sich sogar einem undurchschaubaren und verwirrenden Netz an Geheimnissen gegenüber, die es aufzudecken, zu sortieren, zu verstehen und zu folgen galt.
In Gedanken versunken rieb er sich über seinen Nacken, auf dem sich, dank des fehlenden Mantels und der zunehmenden Kühle der Nacht, die feinen rötlichen Haare leicht aufstellten. Seine Finger berührten, ohne die feinen und lange bekannten Erhebungen der Haut wahrzunehmen, die filigranen Linien einer Tätowierung, die ihn für wissende Augen als Mitglied der Spinne erkennbar machten. Und eben jenes Zeichen, das unlöschbar auf magische und schmerzhafte Art und Weise auf seine Haut gezeichnet worden war, schien ein Entkommen aus diesem Leben unmöglich zu machen.
Als kein Kind großer Trauer hielt sich Skýler nicht damit auf sein Schicksal zu bedauern. Er machte das Beste daraus und würde auf seine Chance warten, ob sich diese jemals zeigen würde, oder nicht!
Sein Blick hob sich zu den glitzernden Sternen, die gerade über ihm vom dunklen Nachthimmel hinabschienen und deren Anblick nur hier und da von seinem transparenten und doch Rauchwölkchen ähnlichem Atem überdeckt wurde.
Wo könnte ich morgen anfangen? Ha… ich hab‘ keine Lust. Diese ganze Händlergeschichte führt mich eindeutig zum Hafen und dort stinkt es extrem nach Fisch…, dachte er leicht genervt, während seine Gesichtsmimik nicht durchscheinen ließ, an was er überhaupt dachte.
Seine Gedanken wurden jedoch unterbrochen, als seine empfindlichen Ohren einen Laut wahrnahmen, der weder besonders fremdartig, noch passend zu sein schien. Seine Augen wanderten von der einen Seite, zur anderen. Das schabende Geräusch eines zurechtgerückten Stuhls war mit Sicherheit nichts Ungewöhnliches in einem Wohnviertel. Doch gab es nur wenig Möglichkeiten, woher dieser Laut so prägnant und nah herkommen könnte! Die Schlagläden der um ihn liegenden Häuser waren beinahe gänzlich geschlossen. Und in den wenigen einsehbaren Fenstern, wo dies nicht der Fall war, war keinerlei Bewegung zu erkennen, die auf jemanden schließen ließen, der einen Stuhl bewegt hätte. Kein Licht brannte – kein Schatten regte sich.
Der Blick seiner sturmgrauen Augen wanderte gen Boden. Konnte es sein, dass sich jemand Zutritt in sein vorübergehendes kleines Reich verschafft hatte? Beutelschneider und Diebe gab es hier in Santros genug und allesamt sahen sie schmächtig und unschuldig aus. Nicht erst einmal hatte er aus den Schatten die schmächtigeren Anwohner dieser Stadt bei ihrer Arbeit beobachtet, wie sie flink und unauffällig die Leute um ihr Hab und Gut erleichterten.
Geschickte kleine Biester, sind das!, dachte er und wusste auch, dass sie nicht selten für Spionagearbeiten angeheuert wurden. Allein der Umstand, dass Skýler bevorzugt alleine arbeitete, hatte bislang eine Zusammenarbeit verhindert. Er war nun mal ein Schatten und diese vermieden so viele Anhaltspunkte zur eigenen Person, wie möglich.
Es gab jedoch noch weitere Möglichkeiten, wer der nächtliche Besucher sein könnte. Und einige davon waren nicht so harmlos, wie ein Knabe, der es auf ein paar Kupfermünzen abgesehen hatte. Dennoch bewahrte der Mischling seine Ruhe, begab sich lediglich in eine hockende Person und legte seine rechte Hand auf die Mauer unter sich.
Es war kaum mehr als ein Aufschimmern seiner grauen Augen zu erkennen, als Skýler seine Magie anwandte. Mit dem Auge des Diebes, verschaffte er sich einen ersten Überblick über die Lage, ohne überhaupt nur im Raum anwesend sein zu müssen.
Was für Schatten, haben wir denn da~?, fragte er gedanklich summend – durchaus erheitert bei die Aussicht auf eine unerwartete Ablenkung. Sein Zauber ließ ihn jeden Schatten in seinem Zimmer einwandfrei erkennen. Die der Gegenstände, die dort hingehörten, wie auch den, des unbefugten Eindringlings. Und als er einen solchen, unbekannten Schatten fand, zeigte sich zum ersten Mal eine kleine Regung auf seinen Lippen. Es war kaum mehr als ein Zucken, doch für den Moment, den er anhielt, wirkte Skýler als hätte er … Spaß!
Genug Informationen für den Moment gesammelt hüllte er sich in einen Schattenmantel, der seine Gestalt vollständig im Dunklen zu verbergen wusste. Und so machte er sich mit katzengleichen und beinahe lautlosen Bewegungen an den Abstieg und nutzte seine erste Gelegenheit, um sich unbemerkt in die Schatten des Zimmers stahl. Er wollte noch ein wenig mehr über seinen unerwarteten Gast erfahren, bevor er ihn oder sie ‚Willkommen heißen‘ würde.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Februar 2023, 13:32

Es hatte durchaus seine Vorteile, sich eine gewisse Position erarbeitet zu haben und dadurch auch einige Freiheiten genießen zu können. Warum er sich hingegen in Santros befand und ausgerechnet diese Aufgabe zugewiesen bekommen hatte, blieb ihm verborgen. Kraz'hian würde schon seine Gründe haben und solange er diese nicht preisgeben wollte, war es gesünder, nicht nachzufragen. Erst recht nicht, wenn der Auftrag so gestrickt war, dass er vermeintlich unbemerkt seinen eigenen Interessen zeitgleich nachgehen konnte.
Doch nicht mehr an diesem Tag, dieser war für ihn zu Ende und er genoss noch jene Zeit, bis er sich endgültig ins Bett begeben würde. Auch wenn die Nacht noch kalt werden konnte, es war einfach angenehm, draußen zu sein und die Ruhe um sich herum auf sich wirken zu lassen, um seine Gedanken zu sortieren. So nutzte er die späte Stunde genau dafür.
Allerdings wurde er dieses Mal unterbrochen, denn ein verräterisches Geräusch war an seine Ohren gedrungen und da es wohl kaum aus der näheren Umgebung stammte, war es offensichtlich aus seinem kleinen Reich gekommen. Da hatte sich also irgendjemand... oder -etwas Zutritt zu seinem Zimmer verschafft. Nur... wer? Wie? Und warum? Das galt es nun herauszufinden.
Als Schattenmagier bot sich ihm sogar eine recht gute, sichere Methode, indem er sich vorbeugte und einen jener Zauber anwandte, die er längst verinnerlicht hatte. Mit einer Hand an der Mauer und etwas Konzentration konnte er in sein Zimmer sehen und dort die Schatten seiner Einrichtung ausmachen.
Alles schien harmlos und so, wie es sein sollte, lediglich der Stuhl war etwas gedreht worden. Von wem? Darauf jedenfalls schien sich niemand zu befinden. Doch halt! Dort! Dort neben seinem Bett, dort befand sich ein Schatten, der da definitiv nicht hingehörte, und soeben in eine seiner Schubladen nach etwas zu suchen schien. Zumindest hatte er eine gebückte Position eingenommen. Ein Dieb? Ein anderer Spion? Zumindest ein Zweibeiner, den es galt, zuerst auszuhorchen nach seinem Begehr und dann zu vertreiben, auf dass er diese Dummheit nie wieder bei dem Mischlingselfen begehen würde!
Also konnte er zum nächsten Schritt übergehen, hüllte sich in Schatten, als wären sie ein Mantel, kletterte hinunter und betrat sein Reich. Ungehindert und unentdeckt konnte er sich darin umsehen und entdeckte... nichts?! Moment mal! Gerade noch hatte er eindeutig einen Schatten ausmachen können, der neben seinem Bett gestanden hatte und jetzt... war da niemand! Gut, die Lade war geöffnet, zweifelsohne, das konnte er erkennen vom Fenster aus, selbst, wenn er kein Schattenmagier und lediglich auf das Licht der Sterne angewiesen gewesen wäre. Aber ansonsten war der Raum... leer!
Wie konnte das sein? Spielte ihm hier jemand einen Streich? Oder... war er vom Alkohol müder und unaufmerksamer, als er es von sich selbst gewohnt war?
Während Zweifel und Verwirrung in dem Spion hochstiegen, hatte jemand anderes in diesem Raum sein stilles Vergnügen daran zu beobachten. Mehr noch, er weidete sich an den winzigen Zeichen von Gefühlen, die sich in solch einer Situation kaum vermeiden ließen. Bis die Gestalt sich dazu entschied, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.
"Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du zu laut atmest?", kam eine viel zu vertraute Stimme aus dem scheinbaren Nichts und lockte sofort den Blick in deren Richtung.
Es dauerte noch einen... oder eher zwei erschrocken rasche Herzschläge, ehe die Luft über dem Stuhl zu flimmern begann und den Besuch aus der schützenden Hülle freigab. Dort saß jemand, die Person, die für das Geräusch vorhin gesorgt hatte und ihn offensichtlich hatte zurück ins Zimmer locken wollen. Doch nicht einfach so, sondern um zu demonstrieren, dass der Besuchte noch immer Fehler machte und der Unterlegene war.
Nun zeugte das feine Grinsen auf den Lippen davon, dass die Situation erheiternd war. Oder, dass gleich etwas Schreckliches für das Gegenüber passieren würde. So genau war der Unterschied in der Stimmung nie auszumachen, selbst nach all den Jahren nicht. Aber das musste es auch nicht in diesem Moment.
Die Überraschung war gelungen, das würde sich nicht leugnen lassen. Stellte sich jedoch die Frage... wozu?
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 27. Februar 2023, 15:54

Kaum in seinem Zimmer, hatte er den auffälligen Schatten und die dazugehörige Person auch schon wieder verloren. Für einen Jäger, der sich einer bespielbaren Beute sicher gewesen war, war dieser Zustand alles andere als befriedigend. Im Gegenteil - es war alarmierend!
Skýler war kein Anfänger auf diesem Gebiet und die Bude, in der er in Santros untergekommen war, bestand lediglich aus einem Raum, in das ein Bett, eine Kommode und ein kleiner Tisch, mit zwei Stühlen passte. Großartige Versteckmöglichkeiten gab es also nicht. Wo war also der Eindringling?
Noch bewahrte der Mischling die Ruhe und suchte mit den Augen die Umgebung ab, darauf bedacht möglichst keine Bewegungen oder Geräusche zu machen. Darauf war er trainiert worden und eigentlich war ihm ein solches Verhalten längst in Fleisch und Blut übergegangen. Doch trotz seines stolzen Alters, das er in den Augen eines Menschen hatte, war er als Elfe keineswegs alt. Und obwohl er sich zu Kraz’hians besten Spion gemausert hatte, war Skýler mit Sicherheit noch weit entfernt von Perfektion.
Von außen und jemand Fremden betrachtet, würde man meinen, dass sich kein Muskel im Gesicht des Mischlings regte. Doch dem war nicht so und einem fleißigen Beobachter, der ihn zudem noch kannte, würde das auffallen. Suchend huschte der Blick umher, während das Herz des Mannes einen Takt schneller zu schlagen begann.
Solche unerwarteten Situationen kamen recht selten vor, doch die konnten bedeuten, dass der Jäger zum Gejagten wurde – eine Aussicht, auf die Skýler gut und gerne verzichten konnte.
Na los, wo versteckst du dich?, fragte er gedanklich und steuerte mit seiner Hand, ganz langsam und vorsichtig, in die Richtung seines Gürtels, wo sein Dolch befestigt war. Oder besser gesagt einer von ihnen.
Skýler war jemand, der auf seine Sicherheit bedacht war und würde durchaus gut abwägen, ob er das Risiko einging sich verletzen zu lassen, indem er eine direkte Konfrontation einging. Er war… bevorzugt hinterhältig, doch wenn man ihm keine Wahl ließ, würde er sich zu verteidigen und anzugreifen wissen. Wie sollte er sich nun entscheiden? Jede Situation war anders und obwohl der Spion die Sicht auf den Eindringling verloren hatte, war er sich doch sicher, dass dieser noch hier war. Das beunruhigte ihn besonders, weil er weder etwas von ihm sah, noch hörte, oder gar spüren konnte. Und das war häufig ein Zeichen dafür, dass er es mit jemandem Erfahrenen zu tun hatte.
Hilft nichts! Erst einmal das Auge des Mondes ausprobieren, plante er den nächsten Schritt, für den er allerdings keine Zeit zur Umsetzung mehr bekam, auch wenn es ihn nicht mehr als einen Wimpernschlag kosten würde.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du zu laut atmest?", drang eine vertraute Stimme aus dem Nichts, die Skýlers, sich für eine Millisekunde weitenden Blick, in die Richtung lenkte, in der der Stuhl stand.
Die Stimme löste weitaus mehr in ihm aus, als es ein aufspringender Attentäter hätte tun können. Sein Herz begann auf den kleinen Schreck ein wenig schneller zu schlagen, bis er sich wieder fing und jeglichen verräterischen Ausdruck aus seinem Gesicht löschte. Vor ihm flimmerte die Luft und gewährte anschließend den Blick auf die Gestalt des Eindringlings, der sich, wie es den Anschein hatte, zu amüsieren schien. Skýler erhob sich aus seiner hockenden Position und machte einen Schritt in dem Raum. Als würde sich das Mondlicht in seinen sturmgrauen Augen kurz reflektieren, schimmerten sie kurz silbrig auf, als er die Augen des Mondes anwendete, um dadurch so gut wie taghell sehen zu können.
„Ooh~ Ich atme nur für deine Ohren zu laut.“, erwiderte Ský und hob in einer verständnislosen Geste beide Arme, während er ganz vage mit dem Kopf schüttelte.
„Jeder andere hätte mich nicht mal wahrgenommen, hätten sie sich direkt vor mich gestellt!“, beharrte er in einer lockeren Art, die sein Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten bewiesen. Doch ehe es zu vertraulich wurde, oder den Anschein erweckte, dass er sich die Anmerkung nicht zu Herzen nehmen würde, senkte der Elf wieder seine Hände und sah sein Gegenüber ernst an.
„Was verschafft mir die Ehre deines Besuches? Oder wolltest du nur vorbeischauen und meinen Vorrat an Kerzen und Zunder auffüllen?“ Der Blick des Mischlings wanderte vielsagend zur noch immer offenstehenden Schublade der Kommode, in der kaum etwas von Wert verwahrt wurde. Die Frage klang vielleicht ein klein wenig salopp oder provokant, doch jeder aus Kraz’hians Truppe, einschließlich ihm selbst, wusste mittlerweile, dass es Skýler hasste, auf die Probe gestellt zu werden. Besonders, wenn es so aussah, als würde man seine Treue und Loyalität gegenüber seinem Lehrmeister anzweifeln. Egal, wie es tatsächlich in dem Mischling aussah – er leistete gute Arbeit und achtete penibel darauf, dass Kraz’hian sein Vertrauen in ihn nicht verlor. Denn genau das war es, was ihm gewisse Freiheiten ermöglichte und diese zu riskieren, würde er sich niemals wagen, wenn er nicht unumstößlich und Sicher den Sieg auf seiner Seite hatte. Dazu fürchtete er den Schattenmagier in den Tiefen seines Herzen viel zu sehr.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Februar 2023, 20:51

Das sicher gewähnte Opfer war bei näherer Betrachtung schlichtweg nicht vorhanden. Wo war der Schatten hin, den er zuvor bemerkt hatte? Und das hatte er, definitiv, seine Magie hatte ihm da keinen Streich gespielt, wie die noch offene Lade bewies. Es musste demnach einen anderen Grund für diese Täuschung geben. Einen... der ihn auf der Hut sein ließ vor dem, was in seinem Zimmer lauern mochte.
Warum und wieso es jemand auf ihn abgesehen hätte... Nun, da gäbe es viele Möglichkeiten. Allerdings läge keine auf der Hand, denn derzeit hatte er sich keine Feinde in Santros gemacht und auch wenn er dem Netz der Spinne früher oder später entkommen wollte, noch galt er als loyal und somit befand er sich unter ihrem Schutz. Wer sich demnach mit ihm anlegte, hätte bald selbst die allergrößten Probleme. Es käme somit eindeutig einer Dummheit gleich, sich an ihm zu vergreifen.
Dennoch... etwas stimmte hier nicht! Sein Instinkt trog ihn nicht, auch wenn er vermutlich jeden kleinen Dieb lieber in seinem Reich in Santros gehabt hätte als die Person, die sich plötzlich aus dem scheinbaren Nichts meldete. Mehr noch, die Begrüßung war ein zwar neckend gemeinter Vorwurf, doch zugleich auch eine Warnung.
Wie oft hatte er schon Schmerzen erdulden müssen, eben weil er sich in Gegenwart elfischer Lauscher durch seine Atmung verraten hatte! Heute etwa wieder? Befand er sich unverhofft in einer weiteren Lektion, um sich zu beweisen, ohne darauf vorbereitet worden zu sein?
Jedenfalls flimmerte mit einem Mal die Luft etwas und gab schließlich den Blick auf den Eindringling frei, der es sich auf seinem Stuhl so bequem wie möglich gemacht hatte. Da saß er also, Kraz'hian höchstpersönlich, in eleganter Pose, die langen, schlanken und trotzdem dank jahrzehntelanger Übung muskulösen Beine übereinander geschlagen, eine Hand locker auf seinem Knie ruhend. Der andere Arm lag lässig auf der Rückenlehne. Wäre dies ein bürgerlicher oder gar adeliger Salon gewesen, er hätte gewiss eine sündhaft teure Zigarre geraucht und vermeintlich harmlose Konversation betrieben.
Allerdings wirkte dieser Elf im Prinzip auch ohne diesem Accessoire, als wäre er ein netter Zeitgenosse und könne kein Wässerchen trüben, abgesehen von seiner verräterisch dunklen Haut, die seine Herkunft deutlich verriet. Sein Gegenüber, der sich langsam aus den Schatten löste und zu seiner vollen Gestalt aufrichtete, wusste aus eigener Erfahrung, dass dies nichts als bloßer Schein war. Nein, sein Besucher war vieles, aber harmlos gewiss nicht.
Trotzdem gab sich der Mischling ungerührt und versuchte salopp jegliches Gefühl in sich zu überspielen, das ihn auch nur im Geringsten hätte verraten können. Der andere schüttelte mit einer nachsichtigen Mimik den Kopf und erhob sich. In einer beiläufigen Bewegung zog er dabei seine dünne Jacke zurecht, damit sie keine unnötigen Falten bekäme.
Diese war, wie alles an seiner Kleidung, aus teurem, nachtblauen Stoff und eine reine Maßanfertigung, denn das konnte er sich leisten. Mehr noch, um das Ganze aufzuwerten, waren sämtliche Säume mit einem dünnen Goldfaden eingefasst. Während sich mäandernde Linien aus schwarzer Seide auf seiner Jacke befanden, sich dort ineinander verschlangen, trennten und wieder trafen, und diese dadurch nicht langweilig wirken ließen für diejenigen, die dieses Kleidungsstück in ausreichender Helligkeit betrachten durften.
Im Prinzip jedoch war seine Kleidung viel zu dünn, um zu der hiesigen Witterung zu passen, sodass er auch einen Mantel getragen haben musste. Einer aus teurem Nerz und ebenfalls dunkel eingefärbt, dieser hing über dem zweiten Stuhl, da er sich naturgemäß erst einmal breit gemacht hatte, als wäre dieses Zimmer das seine.
Dass sein Schüler in der Zwischenzeit erneut Magie anwandte, hatte er selbstverständlich an dem Aufblitzen der Augen bemerkt, sodass er sich gar nicht erst bemüßigt fühlte, ihn aufzufordern, für Licht zu sorgen. Denn natürlich war es auch für ihn kein sonderlicher Aufwand, diesen Zauber zu beschwören, um genauso scharf und gut sehen zu können. "Wie es aussieht, sollte ich mir etwas mehr Zeit für dich nehmen, mein Junge. Du wirst nachlässig, wenn ich nicht besser auf dich achte.", erwiderte er mit einem leidenden Seufzen auf den Lippen.
Sein Grinsen behielt er trotzdem bei, als er langsam auf Skýler zutrat. Unvermittelt schoss seine Rechte vor, als wolle er dem Jüngeren einfach so, aus einer Laune heraus, eine Ohrfeige verpassen.
Dem war nicht so, zumindest dieses Mal nicht. Stattdessen griffen zwei Finger nach der Wange des Mischlings und kniffen leicht in das straffe Fleisch. "Oh, was bist du mal wieder neugierig! Darf dein alter Herr dich nicht einfach besuchen kommen auf einen kleinen Plausch? Als ob ich nur Zeit für dich hätte, wenn ich etwas von dir wollen würde! Dieser Vorwurf trifft mich, wirklich!", spottete er und legte flüchtig die Hand auf die Brust, in Herzhöhe.
"Und unhöflich bist du noch dazu auch. Bewirtest du alle Gäste derart pflichtvergessen?", fügte er daraufhin mit erhobenen Augenbrauen hinzu.
Ein Test... das musste ein Test sein! Aber diese Spielchen kannte er schon von seinem Lehrmeister. Die Frage war... würde er dieses Mal darauf eingehen? Und wie weit würde Kraz'hian sein Spiel noch treiben? Wann würde er zum Punkt kommen, was er eigentlich wollte? Dass er etwas von ihm wollte, war offensichtlich. Jedoch... es gab mehrere Optionen in dieser Hinsicht und wenn er sich persönlich herbemüht hatte... dann musste etwas Gravierenderes sein, so viel stand fest. Nur... was?
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 28. Februar 2023, 14:49

Natürlich gab es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten, wieso sich jemand in Skýlers bescheidener Behausung ungefragt Zutritt verschaffte. Die Harmloseren waren beispielsweise einfacher Diebstahl von Wertgegenständen und Münzen, die für oberflächlichere Ziele entwendet werden. Fast jeder Straßenjunge im Gaunerviertel Santros stahl aus dem Motiv heraus sein Maul stopfen zu können. Und wenn Skýler ehrlich war, war er von eben solch einem Vorfall ausgegangen. Solche Diebstähle hätten weniger etwas mit seiner Person, als mit dem Gewicht seines Münzbeutel zu tun und wären für den Mischling kein Grund zu ernsthafter Sorge gewesen.
Doch die Fakten sprachen unerwartet und viel zu schnell dagegen, dass es sich um einen solchen Fall handelte. Seine Schattenmagie war auf einem hohen Rang und so einfach konnte man ihn nicht austricksen. Dass er also den Schatten, samt Besitzer, der zuvor noch ganz eindeutig seien Kommode durchsuchte, verloren hatte, war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er es mit jemand weitaus gefährlicheren zu tun hatte.
Als Spion besaß er ganz unausweichlich Feinde. Feinde, die ihm ans Leder wollten. Doch jeder Spion wahrte unter allen Umständen seine Identität und Skýler im Speziellen agierte bevorzugt aus dem Schatten heraus. Wer also könnte ihn unter diesen Gesichtspunkten ausspionieren oder gar angreifen wollen? Wer und vor allem wie hatte derjenige ihn überhaupt in Santros und in dieser Unterkunft ausfindig gemacht?
Nein, vor allem in Bezug auf seinen aktuellen und recht harmlosen Fall ergab ein solcher Besucher keinen Sinn. Wenn man ihn in seiner Funktion als Spion verfolgte und auskundschaftete, hatte das zweifelsohne etwas mit seiner Angehörigkeit zu Kraz’hian und der Spinne zu tun. Besonders sein Mal seitlich des Nackens barg den Nachteil, dass Wissende ihn dadurch erkennen konnten – wenn sie denn einen Blick auf die Stelle werfen konnten. Und auch das machte Skýler niemandem so leicht. Noch dazu war es ein beinahe irrwitziges Verfahren ihn überfallen zu wollen, wo ein solcher Angriff automatisch zur Angelegenheit des kompletten Seitenarms, wenn nicht zu Angelegenheiten der Spinne wurde. Das Variierte wohl von Motiv zu Motiv und Angreifer zu Angreifer.
Die letzte Option, die es noch gab und die sich dann auch bestätigte, war für Skýler die weitaus Angespannteste. Als sich die Gestalt seines Lehrmeisters flirrend vor seinen Augen zeigte, straffte er ganz automatisch die Schultern und stählerne seinen Verstand.
Der elegant wirkende Dunkelelf war die Person, mit der Skýler wohl die meiste Zeit in seinem Leben verbracht hatte. Ähnlich einer Vaterfigur hatte er ihn von jungen Jahren an aufgezogen und ihm all das beigebracht, was er heute an Wissen und Fähigkeiten sein eigen nennen konnte. Doch das bedeutete nicht, dass sie ein familienähnliches Verhältnis pflegten. Die Jahre seiner ‚Aufzucht‘ waren der reinste Harax gewesen. Auch machte sich Skýler keine Illusionen über die Art und Weise, wie der Dunkelelf ihn betrachtete. Egal, ob ein Lächeln Kraz’s Lippen zierte, er sah in dem Mischling nichts als ein Werkzeug, das er erschaffen hatte. Wenn überhaupt mal so etwas, wie Stolz in dessen Augen aufflackerte, wohl nur, weil er seinen eigenen Erfolg und sein eigenes Können in einer von Skýs Leistungen sah. Er war die Person, vor der er den größten Respekt hatte und die, die er am meisten fürchtete! Und doch konnte man nicht sagen, oder gar erkennen, dass der Rotschopf vor Angst erzitterte. Dafür hatten sie zu viel Zeit miteinander verbracht und sich einschätzen gelernt. Nein, Skýler wusste mittlerweile ganz gut, wie er sich dem Dunkelelf gegenüber verhalten sollte. Doch das garantierte trotzdem nie eine vollständige Sicherheit darauf, dass er nicht doch eine, plötzlich aufgetauchte und vorher noch nicht existente Grenze überschritt.
Der unerwartete und vor allen Dingen persönliche Besuch Kraz’hians konnte im Grunde nicht wirklich etwas Gutes bedeuten. Die Zeiten, in denen er Ský an seinen Rockzipfel band, waren längst Geschichte und üblicherweise erhielt er durch Dritte Nachrichten wann und wo er aufzutauchen hatte. Von daher waren persönliche Treffen etwas seltener geworden – ein Umstand, den Skýler nicht allzu stark bedauerte.
Jetzt, wo er aufgekreuzt war, hieß es herauszufinden, was los war. Aber wie üblich zog der Dunkelelf seine Masche der freundlich vorgetäuschten Sorge ab, die lediglich das Packpapier für das Geschenk der warnenden Kritik darstellte.
„Wie es aussieht, sollte ich mir etwas mehr Zeit für dich nehmen, mein Junge. Du wirst nachlässig, wenn ich nicht besser auf dich achte.", erwiderte Kraz’hian mit einem Seufzen und erhob sich. Das war der Moment, in dem sich der Rotschopf für jegliche Reaktion bereitmachte. Aus reiner Erfahrung heraus…! Der Dunkelelf war nicht lange genug hier, als dass er seine Laune bereits hätte erfassen können. Und seine Worten waren ganz eindeutig eine Drohung gewesen!
Die Kieferknochen anspannend, biss er die Zähne aufeinander, während er gleichzeitig seine Miene der Neutralität stählte. Und als hätte er es geahnt, flog in einer unglaublichen Schnelligkeit dessen Hand auf ihn zu, obwohl er eine Millisekunde zuvor noch geradezu gemütlich zu ihm herübergeschlendert gekommen war.
Doch weder gestattete sich der Mischling ein Blinzeln, noch traf ihn der erwartete Schlag. Stattdessen stoppte die Hand knapp vor seiner Wange, in die Kraz nun beinahe spielerisch hineinkniff. Erst suchte der Blick seiner grauen Augen den Blick seines Lehrmeisters, dann wandte er ihm sein Gesicht zu und atmete geräuschlos die Luft aus, die er ein wenig angehalten hatte.
So wie es aussieht hat er gute Laune…!, dachte Ský sich ein klein wenig entspannend. Das hieß im Umkehrschluss nämlich, dass der Dunkelelf weitaus umgänglicher war und Ský nicht nach jedem Satz, der durchaus einen Funken Persönlichkeit beinhaltete, ein Donnerwetter erwarten musste. Von daher zeigte der Jüngere offen den Funken Missmut, den er stets dabei empfand, wenn er sich einem Test unterlaufen fühlte. Mit dem Ergebnis, dass seine Bemerkung Kraz’hian zu amüsieren schien.
„Oh, was bist du mal wieder neugierig! Darf dein alter Herr dich nicht einfach besuchen kommen auf einen kleinen Plausch? Als ob ich nur Zeit für dich hätte, wenn ich etwas von dir wollen würde! Dieser Vorwurf trifft mich, wirklich!“ Wäre Spott sichtbar, würde er nun wie Honig von der Decke tropfen. Klebrig, penetrant und nachhaltig. Hätte er seine Mimik nach all den Jahren nicht so gut unter Kontrolle gebracht, hätte er wohl wegen der ironisch pikierten Reaktion aufgeseufzt. Als hätte sich sein Lehrmeister wirklich nur her bewegt, weil er seinem Schüler einen Anstandsbesuch abstatten wollte! Der Gedanke ließ ihn innerlich schnauben.
Mein alter Herr, klar! Die Masche wieder…!, dachte Ský ebenfalls mit Spott im Herzen, doch von außen ließ er sich diesen nicht im Geringsten anmerken. Er war nicht lebensmüde! Und die Hand auf seiner Brust, die eindeutig seinen Herzschlag auskundschaftete, war Beweis genug dafür, dass er noch immer getestet wurde.
So gut der Mischling seine Gesichtsmimik und Worte unter Kontrolle halten konnte. Sein Herz war das verräterischste Organ in seinem Körper und wollte sich trotz jahrelanger Übungen nicht vollends beherrschen lassen. Über all die Jahre hatte der Spion sich gewisse Techniken antrainiert, mit denen er den Herzschlag ein wenig abschwächen konnte. Doch Kraz‘ würde trotzdem seine Antwort erhalten…
"Und unhöflich bist du noch dazu auch. Bewirtest du alle Gäste derart pflichtvergessen?", merkte der Ältere mit einer weiteren Kritik an, die Skýler dazu veranlasste die gestrafften Schultern etwas zu entlasten und bewusst leise, aber noch hörbar auszuatmen, als würde er die Kritik anerkennen und resignieren.
„Kein Vorwurf, ich war nur überrascht! Wenn du etwas zur Erfrischung gesucht hast, die Getränke befinden sich hinter der Kommodentüre.“, gab er versöhnlich und zu gleichen Teilen doch noch ein klein wenig im Verborgenen stichelnd von sich - im Wissen, dass dies den Dunkelelfen mehr amüsieren, als ärgern würde. Er löste sich von seinem Platz, ging zu besagter Kommode, zu der er sich locker hinabbeugte und griff mit beiden Händen nach jeweils einer Flasche.
„Ich befürchte, ich habe nur Bier und einen billigen Fusel von Wein anzubieten. Weil ich hier kaum Zeit verbringe, bin ich nicht besonders gut ausgestattet.“, gab Skýler in einem deutlich entspannteren Plauderton von sich und präsentierte seinem Gast die spärliche Auswahl.
Ihm war bewusst, dass ein kleines Spiel folgen könnte. Kraz’hian liebte diese kleinen Spielchen und es war fast ein bisschen Ironisch, dass Skýler sich, trotz seiner Furcht und innerlichen Verachtung für den Dunkelelf, einiges von ihm abgeguckt hatte.
Als eine Wahl auf ein Getränk gefallen war, bot Ský dem anderen an sich ruhig hinzusetzen und nahm dann selbst den Platz ihm gegenüber ein. Doch was nun? Auf eine große Raterunde oder Momente peinlichen Schweigens hatte der Mischling keine besonders große Lust. Er wollte möglichst schnell zur Sache kommen – oder besser gesagt, dass Kraz’hian nicht um den heißen Brei herumsprach.
„Du siehst, wie immer bester Gesundheit aus!“, begann er, indem er sich durch die Bemerkung halbwegs nach dem Befinden des anderen erkundigte und sein Ego etwas bediente. Er könnte vom Fortschritt seiner Ermittlungen berichten, doch normalerweise tauschten sie sich nicht überall und nur an ausgewählten Orten aus. Von daher würde er diese Entscheidung Kraz’hian überlassen, der mit wenig Aufwand einen schallisolierten Raum aus Schatten und Dunkelheit schaffen könnte, durch den kein Laut nach außen und zu unbefugten Ohren dringen würde. Obwohl … selbst dieser Geringaufwand für den Wert seiner Informationen wohl schon fast übertrieben war. Sein Auftrag unterstand immerhin keiner besonderen Geheimhaltung und war keine große Herausforderung.
„Ich bin wie immer neugierig – was verschafft dich in die Nähe von Santros?“, fragte er und griff Kraz’hians Bemerkung zu seinen charakterlichen Eigenarten damit auf. „Ich persönlich kann über meinen Aufenthalt hier nicht klagen. Die Leute sind zugänglich und sehr offen darin mir etwas über ihre schöne Heimat beizubringen. Ich habe schon viel gelernt.“ – oder kurz: Sein Auftrag verlief zufriedenstellen und er hatte schon viel herausgefunden. Ský übergab Kraz‘ wieder das Zepter des Gesprächs und wartete, ob er den wahren Grund für sein Auftauchen nun langsam erfahren würde, oder noch etwas weiter durch die so genannten ‚Plauderer‘ kämpfen durfte.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. März 2023, 13:43

Oh, wenn dieser Besuch doch nur harmlos ausgefallen wäre! Er hätte ein bisschen spielen und den Eindringling mit Vergnügen vertreiben können, um sich danach in Ruhe schlafen zu legen. Stattdessen besuchte ihn ausgerechnet sein Lehrmeister. Mehr noch, es musste einen triftigen Grund für sein Erscheinen geben, denn warum sonst hatte er keinen Boten wie üblich geschickt? Oder schlichtweg eine Nachricht überbringen lassen, damit Skýler derjenige wäre, der sich zu ihm begeben musste?
Nein, stattdessen war Kraz'hian persönlich hier in seiner bescheidenen Unterkunft aufgetaucht und machte sich einen kleinen Spaß daraus, ihn an der Nase herum zu führen. Was auch immer also sein Grund sein mochte... es hatte ihm wenigstens nicht die Laune verdorben. Oder besser gesagt, nicht so sehr, dass er sich jetzt noch an seinem Kunstwerk, zu dem er den Mischling geformt hatte, abreagieren musste.
Das war somit ein gutes Zeichen, richtig? Trotzdem hieß es für den Jüngeren definitiv, weiter auf der Hut bleiben, denn sein Gast war zu allem Übel auch noch unberechenbar und wankelmütig. Es war ein schmaler Grat, auf dem er bei jeder Begegnung balancieren musste, ohne Aussicht auf die geringste Absicherung. Hinzu kam, dass jedes Wort, das über die Lippen des Dunkelelfen kam, auch eine Warnung beinhalten mochte, die es herauszuhören galt, wollte man sich nicht sein eigenes Grab schaufeln.
Die beinahe schon nett und fürsorglich gemeinte Bemerkung darüber, sich in naher Zukunft wieder mehr Zeit für seinen Schützling zu nehmen, war diesem alles andere als willkommen. Dieser schätzte seine Freiheiten und er hatte sie sich hart erarbeitet, sodass der reinrassige Dunkelelf sie ihm schließlich auch gewährt hatte. Bislang hatte er auch keinen Grund zur Klage gehabt und im Prinzip ebenso wenig herausgefunden, dass Skýler nebenher sein eigenes Süppchen kochte.
Hatte sich an diesem Status quo etwa etwas geändert? War er deswegen hier, um ihm eine Lektion in Gehorsam und Loyalität zu erteilen?! Es sah ganz danach aus, als sich der elegante Mann erhob und mit geschmeidigen Bewegungen, um die ihn so einige hübsche Damen beneidet hätten, auf den Jüngeren zukam.
Schon hob sich seine Hand und ihnen beiden war klar, dass er zu schnell und geübt wäre, als dass der Mischling ihm ausweichen könnte. Doch er hatte weder einen Schlag, noch eine Ohrfeige vor, nein, im Gegenteil. Er kniff seinen Jungen in die Wange, als wäre dieser nichts weiter als ein ungezogener Bengel und er der nachsichtige Onkel, der ihn zwar schalt, im Prinzip allerdings diese kindlichen Torheiten durchgehen ließ und nicht stärker ahndete.
Dabei ließ er ihn keinen Wimpernschlag lang aus den Augen und konnte somit auch wahrnehmen, wie ein etwas längerer Atemzug als Reaktion kam, mehr Luft dabei wieder aus den Lungen drang als im Normalzustand. "Na, na, wer wird denn hier Angst vor mir haben? Als ob ich dir je etwas getan hätte, das nicht verdient war!", neckte er ihn und tätschelte jene Wange, in die er zuvor gerade noch gekniffen hatte.
Schlagartig verblasste jegliche Freundlichkeit und sein Blick wurde regelrecht durchdringend. "Oder hätte ich einen Grund dazu?", kam es raunend und ließ sämtliche Alarmglocken schrillen. Jetzt bloß keinen Fehler machen, der Grat wurde in diesem Moment besonders schmal und glitschig!
Wie gut, dass Skýler schon andere Worte ausgesprochen hatte, somit verflog dieses Aufflackern von Misstrauen und Kraz'hian gab sich ein weiteres Mal von seiner leutseligen, fröhlicheren Seite. Wenngleich er auch in diesem Falle nicht mit Schelte zurück hielt. Zugleich deuteten vor allem letztere Worte im Bezug auf die mangelnde Bewirtung darauf hin, dass dieses Gespräch länger dauern könnte. Adieu, Feierabend, mach's gut, geruhsamer Schlaf!
Trotzdem versuchte der Mischling, sich nichts anmerken zu lassen, während es sich Kraz'hian wieder so gemütlich wie nur möglich in dieser spartanischen Unterkunft machte, indem er dieselbe Haltung auf dem Stuhl einnahm wie zuvor. Ein feines, spöttisches Grinsen kräuselte dabei seine Lippen. "Na, ich gehe mal von einer freudigen Überraschung aus, nicht wahr?", frotzelte er schon wieder.
Ehe er vielsagend die Augenbrauen anhob und eine erstaunte Miene zur Schau trug. "Und woher soll ich wissen, dass die Getränke dort sind? Oder gar, dass ich mich daran bedienen darf, als wären sie die meinen?", tat er unschuldig und bewegte einmal seine Finger auf seinem Knie, um den Blick darauf zu lenken, dass es sie gab und dass sie sauber gepflegt waren.
Oh ja, er hatte es schon lange nicht mehr nötig, sich selbst die Hände schmutzig zu machen, das war auch schon vor Skýlers Einfangen so gewesen. Allerdings hatte auch er mit Diebeszügen seinen Aufstieg begonnen und wäre gewiss weiterhin versiert darin. Wenn er seinen Schützling hätte bestehlen wollen, dann hätte dieser bestimmt nichts davon gemerkt, sondern erst, wenn er besagte Sache gesucht hätte. Außerdem scherte er sich generell wenig um die korrekten Besitzverhältnisse, solange es nicht um seine eigenen Sachen ging, das wussten sie beide.
Daraufhin beobachtete der Ältere ihn und maß ihn mit seinen Blicken von Kopf bis Fuß, während hinter seiner Stirn schon wieder Gedanken vor sich gingen, die nur er wusste und von denen er allein entschied, welche und wie er sie anderen mitteilten würde. Trotzdem war es vermutlich alles andere als ein angenehmes Gefühl, so unter Aufsicht zu stehen, während er dem Verursacher den Rücken kehren und sich sogar etwas herabbeugen musste. So, als würde er sich dem Besucher präsentieren müssen. Nicht, dass Kraz'hian diese Art der Übergriffigkeit jemals bei ihm begangen hätte, aber... vollkommen ausschließen würde es sich natürlich auch nicht lassen, dass er irgendwann auf die Idee käme, auch in diesem Aspekt seine Macht auszuleben.
Wenig später kehrte er mit seiner bescheidenen Habe zurück und der Dunkelelf wählte das Bier. Es war zwar ebenfalls nicht nach seinem Geschmack, doch billigen Fusel hatte er sein Lebtag genug die Kehle hinunter gekippt, als dass er weiteren Bedarf daran hätte.
Danach ließ er den anderen hinsetzen und musterte ihn ein weiteres Mal. Irgendetwas... störte ihn, auch wenn offen blieb, was genau das war. Doch immer, wenn er jemanden derart gründlich beäugte, gab es etwas. Ob er ihn darauf ansprechen sollte? Nein, lieber keine schlafenden Raubtiere wecken! Sollte es zu wichtig werden, würde er es schon noch ansprechen, davon war auszugehen.
Indes machte ihm der Jüngere ein Kompliment und erhielt dafür, wie erwartet, ein feines, zufriedenes Grinsen und ein amüsiertes Aufblitzen seiner Augen. "Oh, ich fühle mich auch bestens, bis auf...", begann er und stockte, ehe er tief seufzte und Skýler einen Wink gab, noch einmal aufzustehen.
Sobald dieser dem nachgekommen wäre, kamen die nächsten Anweisungen:"Dreh dich doch noch mal um und bück dich noch mal. Ja, tiefer... tiefer... mit gestreckten Beinen, wenn ich bitten darf!" Was sollte das denn? Hatte er etwas getan oder eine neue, unbekannte Grenze überschritten? Was würde nun folgen? Musste er sich in Acht nehmen?! Nur... wovor...?
"Oh nein, halt, halt, das ist zu viel!", japste er gespielt übertrieben. Dem ganzen Schauspiel folgte ein tiefer, wirklich tiefer Seufzer. "Es reicht, komm her und setz dich."
Er schwieg, bis der Jüngere sch mit ihm wieder auf Augenhöhe befand. "Also, wirklich, mein Junge, ich muss schon sagen, habe ich mich etwa so schlecht als Lehrmeister angestellt? Was soll diese Hose, die ist ja grauenhaft! Schlackert an dir rum und macht absolut keine gute Optik deines..." Er hob beide Hände, um die rundliche Form eines wohlgestalteten Hinterteils nachzuzeichnen. "Scheinbar geht es dir hier wirklich schlecht. Ich muss mehr auf dich achten, damit du nicht wie ein dahergelaufener Drückeberger rumläufst! Dahin jegliche, schmackhafte Wirkung, also bitte!", jammerte er, als gäbe es zwischen ihnen keine anderen, wichtigeren Themen zu besprechen.
Und als wäre es seinem Lehrmeister jemals darum gegangen, ob er gutaussehend wäre oder nicht. Ja, es war ihm nicht einmal bekannt, was dieser überhaupt von körperlichen Aspekten hielt, ob er es mit Frauen... oder mehr mit Männern hielt oder gar mit beidem? Es war niemals Thema gewesen und das war vielleicht auch ganz gut so.
Um abzulenken... und wegen der tatsächlichen unruhigen Neugier sprach Skýler erneut den Umstand des Besuchs an sich an, um sogleich auch ein bisschen etwas vom Verlauf seines Auftrags zu... berichten. Kraz'hian indes tat, als müsse er sich ob des Schrecks über seine äußere Erscheinung erst einmal mit dem Bier beruhigen, von dem er einen großen Schluck nahm. Mit einem wohligen Seufzen setzte er wieder ab und stellte es zurück auf den Tisch, ehe er sich den imaginären Schaum von der dunklen Oberlippe wischte.
"Ach, wirklich? Aber deinem Aussehen nach zu urteilen, wandelst du in den falschen Kreisen, scheint mir!", tadelte er und schüttelte leicht den Kopf, als hinge noch immer der Schmerz über die optische Vernachlässigung in seinem Geist.
Dann sah er sich um in dem Raum, als hätte er das nicht schon längst und äußerst gründlich getan, und seufzte ein weiteres Mal tief. "Und wie du hier lebst, unzumutbar!", jammerte er übertrieben weiter, als wäre er nicht im Endeffekt für jegliche Unterkunft seiner Untergebenen verantwortlich und hätten sie nicht schon in Höhlen oder noch unwirtlicher gehaust, und stand auf, um zu dem Bett zu treten.
Er griff nach dem Zipfel der Decke und verzog das Gesicht, ob des kratzigen Stoffes. Dann legte er beide Hände auf die Matratze und wippte ein paar Mal darauf, um sie zu testen. "Nun, wenigstens quietscht sie nicht. Aber wenn ich dich länger in Santros im Auge behalten soll, um dich auf den richtigen Pfad zurück zu führen, werden wir gewiss nicht hier schlafen. Dazu ist mir dieses Bett zu klein und du würdest mir ständig dieses kratzige Etwas klauen!"
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 1. März 2023, 22:05

So paranoid man bei dieser Arbeit werden konnte, Skýler war sich dennoch absolut sicher, dass Kraz’hian nicht ahnte, dass er begonnen hatte, eigenen Nachforschungen nachzugehen. Es war nicht so, dass er bisher etwas erreicht oder herausgefunden hatte – noch dazu handelte er immer mit äußerster Vorsicht. Ungehorsam war er auch nicht gewesen, wenn man einmal davon absah, dass er sich für diesen Auftrag ein wenig mehr Zeit nahm, als normalerweise. Doch war das so unüblich? Die anderen Männer des Dunkelelfen zogen weitaus häufiger ihre Aufträge in die Länge, um sich selbst kleine Zwischenpausen und Momente zu ermöglichen, in denen sie durchatmen konnten. Würde Kraz'hian es ihm wirklich verübeln, wenn er es einmal genau so handhabte, ohne es über Gebühr auszureizen?
Die Anspannung blieb, weil er es nicht wissen konnte. Er hielte einen erneuten Loyalitätsbeweis zwar für überflüssig – immerhin hatte er ihn weder verraten, noch hatte er es in nächster Zeit vor - doch was auch immer er dachte, er wusste, dass Kraz’hian seine eigenen Methoden hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich vergewisserte, dass sein Werkzeug nicht auf dumme Ideen gekommen war – erst recht, wenn sie einander eine längere Zeit nicht gesehen hatten.
Das sanfte Tätscheln seiner Wange ließ der Mischling, wie ein braver Junge über sich ergehen. "Na, na, wer wird denn hier Angst vor mir haben? Als ob ich dir je etwas getan hätte, das nicht verdient war!" Die Worte waren für jemanden, der so viel unnötigen und ungerechtfertigten Schmerz durchlitten hatte, wie der Rotschopf, wie purer Hohn und ein Schlag mitten ins Gesicht. Doch wieder: er widersprach nicht. Im Gegenteil, er überlegte, wie er die unterschwellige Anspannung und Drohung entschärfen konnte.
Jede Anmerkung war nichts weiter als einer von Kraz‘hians Tests. Und weil noch nicht alle Zweifel beseitigt zu sein schienen, wurde dieser mit seinem nächsten Satz etwas deutlicher.
"Oder hätte ich einen Grund dazu?", wurde Skýler gefragt und gleichzeitig von einem forschenden Blick durchbohrt. Vor vielen Jahren hatte der Mischling diesem Blick nicht standhalten können. Das war nun anders und das war gut so. Denn wenn er nur den Hauch einer Unsicherheit oder schlechten Gewissens zeigen würde, hätte er verloren. So hielt er dem Blick stand und festigte den seinen.
„Alles was du getan hast hat mich stärker gemacht.“, begann er, wohlwissend ein kleines Wortspiel, mit dem er das Negative ihrer Beziehung in ein positiveres Licht rückte, was seine Loyalität noch mal hervorheben sollte. Und um diese noch einmal zu unterstreichen, ließ er ein klein wenig seinen Ärger über die Zweifel in seinen Augen aufblitzen. Wie schon erwähnt: Jeder wusste, dass Skýler es hasste, wenn man seine Loyalität in Frage stellte und ihn dahingehend testete.
„Habe ich dir einen Grund für diese Zweifel gegeben?“, fragte er mit … teils gespieltem, teils ehrlich verletzten Stolz in der Stimme.
Die ganze Beziehung zwischen Kraz’hian und Skýler war… kompliziert. Seine Loyalität mochte sich unfreiwillig und aus reinem Überlebenswillen gebildet haben, so war sie doch eine Art Klebstoff, der elementar wichtig war und einen der wenigen Trümpfe darstellte, den der Mischling besaß. Er verabscheute und fürchtete den Dunkelelf, doch war er es auch, der ihm alles beigebracht hatte - so grausam und fragwürdig die Methoden, wie auch die Motive waren. Und da gab es noch etwas: Kraz’hian mochte ihn gequält und erniedrigt haben und für seine Zwecke ausnutzen, doch er hatte ihn niemals mit der Abscheu angesehen, wie es sein Großvater getan hatte. Und das war etwas, was er dem Dunkelelf zu Gute halten musste!
Skýler wusste nicht so recht, ob sich sein Leben je verändern ließe. Der Wunsch war da und dadurch auch der Drang nach Möglichkeiten zu suchen. Er wollte sich natürlich rächen. Doch im Grunde ließ seine Situation derzeit nicht mehr zu … und es ging ihm nicht grundlegend schlecht. Von daher wollte er auch nicht alles riskieren.

Als sich die Situation etwas entspannt hatte – zumindest für Kraz’hian – ließen sich beide bei einem Bier am Tisch nieder und begannen … was auch immer das hier werden würde! Skýler war die Spiele des anderen gewohnt und auch, wenn sie ihn wirklich nervten, musste er da durch. Daher war es einfacher gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
„Na, ich gehe mal von einer freudigen Überraschung aus, nicht wahr?", fragte Kraz’hian zustimmungsheischend, bevor er noch seinen stichelnden Kommentar über die Getränke bediente. Skýler ließ absichtlich einen Teil seiner neutralen Maske fallen und gab ein Nicken zu erkennen. Alles andere hätte unpersönlich und steif gewirkt und, im schlechtesten Fall, sogar Argwohn geweckt.
„Mir kommt es fast so vor, als hättest du mich vermisst.“, sagte Skýler, während er ein Bein auf die Sitzfläche des Stuhls stellte und sich selbst etwas gemütlicher zurücklehnte. Immerhin schien er sich auf ein längeres Gespräch einstellen zu müssen. Doch bevor er es sich wirklich gemütlich machen konnte, bemerkte er Kraz’hians intensiver musternden Blick auf seiner Gestalt ruhen. Und anhand seines Ausdrucks schien ihn irgendwas zu stören.
Was ist nun…? Er hob eine Augenbraue und sah sein Gegenüber fragend an. Sollte er nachfragen? In manchen Fällen erwartete Kraz’hian, dass man seine Gedanken erriet und aufgriff. Doch …
Ich habe keine Ahnung, wieso er mich jetzt so ansieht. Ich versuch‘ ihn erst mal abzulenken… Und damit machte er seinem Lehrmeister ein Kompliment, indem er erwähnte, wie wohl er aussähe.
„Oh, ich fühle mich auch bestens, bis auf..." Innerlich seufzend warf er dem andern einen verwirrten Blick zu, der eindeutig eine skeptische Note annahm, als er den Wink bemerkte, erneut aufstehen zu sollen.
Der Mischling erhob sich und folgte mit Widerwillen den kontextlosen Anweisungen von Kraz’hian. Er drehte sich, bückte sich und… fragte sich, was das alles sollte. Sein Lehrmeister verstand es wirklich wie kein anderer die Geduldsfäden und Nerven seines Gegenübers zu strapazieren. Aber wenigstens durfte er sich wieder setzen, nachdem der Ältere übertrieben und irgendwie schockiert aufgeseufzt hatte.
„Also, wirklich, mein Junge, ich muss schon sagen, habe ich mich etwa so schlecht als Lehrmeister angestellt? Was soll diese Hose, die ist ja grauenhaft! Schlackert an dir rum und macht absolut keine gute Optik deines..." Schweigend und tatsächlich sprachlos werdend lauschte er den nächsten Vorwürfen und folgte mit seinem Blick den Bewegungen von Kraz’hians Händen, die die Rundung seines Hinterteils in die Luft malten. Was- sollte- das- jetzt?
Skýlers sturmgraue Augen weiteten sich leicht. Er durchlebte gerade ein ähnliches Gefühl, wie das, wenn Eltern ihre Kinder aufklären wollten. Was interessierte sich Kraz’hian plötzlich für seine Kleidung und seinen …!? Ein innerlicher Schauder durchlief ihn.
„Warte, was…? Ich habe…“, begann er, doch ohne jegliche Chance gegen die weitere Ansprache des anderen anzukommen. Resignierend versuchte er daher die Peinlichkeit des Momentes damit zu überspielen, indem er sich auf sein Getränk konzentrierte, von dem er einen ziemlich großen Schluck nahm.
„Scheinbar geht es dir hier wirklich schlecht. Ich muss mehr auf dich achten, damit du nicht wie ein dahergelaufener Drückeberger rumläufst! Dahin jegliche, schmackhafte Wirkung, also bitte!" Der letzte Satz brachte Skýler dazu sich zu verschlucken. Die Flasche in einer hastigen Bewegung absetzend, schluckte er krampfhaft unauffällig alles hinunter, bevor er sich, leicht nach Luft schnappend, zur Seite lehnte und so verhalten, wie er konnte, in seinen Arm hustetet.
Bisher hatte Kraz’hian noch nie solche Äußerungen von sich gegeben. Das Aussehen des Mischlings war nie Thema gewesen und nun? Es war ja nicht so, dass Skýler nicht auch der Meinung war, dass er gut aussah, doch das hier war gerade … leicht verstörend. Das Gespräch fokussierte sich plötzlich auf Themen, die bislang wie eine weit entfernte Inseln, großräumig umfahren worden waren.
Skýler setzte so schnell es ging seine, in dem Moment zerbrochene Fassung zusammen und räusperte sich kurz, nachdem er seinen kleinen Hustenanfall unter Kontrolle gebracht hatte.
„Es… betrübt mich, dass dir mein Aussehen so …aufstößt! Aber mach dir keine Vorwürfe, wo keine zu machen sind. Ich komme so viel einfacher … mit den Leuten hier ins Gespräch!“, gab er zögerlich und um einen entschuldigenden Anschein kämpfend, von sich, während er seine Miene wieder stählte und sich in seine undurchsichtig, neutrale Miene floh.
Kraz’hian hatte Skýler zwar gestattet sich eine Persönlichkeit aufzubauen, doch die damit verbundenen und dazugewonnenen, persönlichen Bereiche hatten den Dunkelelf nie interessiert. So hatte sich der Mischling beispielsweise, auf Rumdett das erste Mal mit sexuellen Inhalten konfrontiert gesehen und sich selbst, um die Beantwortung seiner Fragen – und aufkommenden Triebe kümmern müssen. Nicht, dass es schwierig gewesen wäre auf Rumdett Erfahrungen zu sammeln, doch ging es einfach darum, dass Kraz’hian gerade einen Bereich ansprach, mit dem er bislang noch nie etwas, in Bezug auf Skýler, zu tun gehabt hatte. Von daher beeilte sich der Rotschopf das Thema schnellstens umzulenken und ergänzte seine Worte mit einer groben Berichterstattung.
„Ach, wirklich? Aber deinem Aussehen nach zu urteilen, wandelst du in den falschen Kreisen, scheint mir!" Der Tadel nahm den Faden direkt auf, von dem Ský gehofft hatte, dass sie ihn verloren hätten. Wohin sollte das alles nur führen? Normalerweise erkannte der Mischling die Richtung, in die das Gespräch gehen würde, doch dieses Mal…?
Er beobachtete, wie der Dunkelelf sich unzufrieden im Raum umsah und sogar aufstand, um die Bequemlichkeit des Bettes zu testen. Und mit jeder Sekunde verwirrte er seinen Schüler immer mehr.
„Und wie du hier lebst, unzumutbar! Nun, wenigstens quietscht sie nicht. Aber wenn ich dich länger in Santros im Auge behalten soll, um dich auf den richtigen Pfad zurück zu führen, werden wir gewiss nicht hier schlafen. Dazu ist mir dieses Bett zu klein und du würdest mir ständig dieses kratzige Etwas klauen!"
Moment…! Erstarrend sah Skýler den anderen an und straffte, in einem Anflug von Anspannung, wieder seine Schultern. Wie ein Donner krachten die Worte in seinem Kopf und wie ein Blitz, traf ihn die Erkenntnis. Kraz’hian wollte bleiben! Und nicht nur das – er wollte Skýler im Auge behalten. Die Wortwahl wühlte ihn eindeutig auf und schürte eine Wut, die aus Angst und Frust heraus geboren wurde. Er hatte doch nun wirklich nichts getan!
Einen Moment schwieg der Mischling und musste sich gerade jegliche Mühe geben seinen Ausdruck undurchsichtig zu halten. Ein weiterer Augenblick verstrich!
„Hast du bereits eine Alternative im Kopf?“, fragte er trocken, stand auf und griff nach einer Art verkleinerten Seesack, in den er begann das wenige Hab und Gut zu stopfen, das er hier aufbewahrte. Er könnte Schreien! Er verstand es nicht! Diese Entscheidung biss ordentlich in sein Loyalitätsgefühl...
Was bei Manthala lässt ihn annehmen mich auf den richtigen Pfad zurückführen zu müssen? Im Grunde wusste er jedoch, dass es nicht unbedingt einen Grund für einen solchen Test geben musste. Es frustrierte ihn! Aber er dufte sich nichts anmerken lassen oder gar widersprechen.
Die Aussicht auf eine neue Unterkunft, die er sich mit dem Dunkelelf teilen musste, störte ihn nur sekundär. Immerhin war er quasi bei dem anderen aufgewachsen und so seine Gegenwart gewohnt. Doch für seine Nerven und seinen Stolz, würde dieser Ausflug vermutlich eine Zerreißprobe werden. Ob er Schmerzen durchleiden würde ... die Wahrscheinlichkeit war groß und da dies in seinem Leben immer wieder geschehen konnte, blendete er diese Szenarien so lange aus, bis sie eintraten.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Montag 6. März 2023, 13:09

Es musste seine Gründe haben, warum der reinrassige Dunkelelf so unvermittelt bei ihm aufgetaucht war. Doch was mochte das sein? Es gäbe so unendlich viele Möglichkeiten! Denn Kraz'hian war nicht nur ein Mann vieler Gesichter, sondern auch einer mit viel Wissen und Geheimnissen, die ständig für Überraschungen sorgen konnten.
Und er war geprägt durch den Verlauf seines Lebens, sodass es sich bei diesem Besuch durchaus um eine Überprüfung seines Schützlings handeln konnte. Vertrauen war manchmal gut, aber Kontrolle immer besser. So hatte er es dem Jüngeren nicht nur gelehrt, nein, er lebte auch ausschließlich nach diesem Grundsatz. Dabei wusste er allerdings dermaßen geschickt vorzugehen, dass der Betroffene nur selten im Vorhinein erahnen könnte, warum er wieder unter dem direkten, wachsamen Blick des Leiters seiner Gruppierung geraten war.
So oder so, der Mischling musste auf der Hut sein, jetzt mehr noch als vor ein paar Minuten. Dahin war somit sein wohlverdienter Tagesausklang und ob er so bald zu etwas erholsamen Schlaf käme, war genauso offen.
Erst einmal musste er jedoch die Spannung dieser Situation entschärfen, wollte er nicht sehenden Auges in seinen Untergang laufen. So nett der Ältere auch tun konnte, Skýler wusste aus leidvoller Erfahrung viel zu genau, wie rasch diese Stimmung ins Gegenteil kippen konnte. Schon kam eine harmlos klingende und dennoch mit der falschen Antwort versehen absolut tödliche Frage, gepaart mit einem passenden Blick. Doch im Gegensatz zu früher hatte er inzwischen ausreichend an Kraft und Selbstvertrauen gewonnen, um aus innerer Stärke heraus diesem standhalten zu können, ganz gleich, was sein Gewissen dazu zu sagen hätte.
Endlich kam eine Erwiderung und diese zauberte ein feines, wohlwollendes Lächeln auf die Lippen seines Lehrmeisters, der langsam und bedächtig dazu nickte. "Und genau das war Sinn und Zweck.", fügte er hinzu, um auf jeden Fall das letzte Wort zu haben. Noch so eine Eigenheit des Dunkelelfen, jeder, der ihm untergeben war, konnte darauf vertrauen, dass stets eine Replik käme. Nur, wenn diese ausblieb, dann sollte man sich lieber schon einmal vom Leben verabschieden.
Jedoch hatte der Mischling inzwischen auch eine Position erreicht, in der er es sich erlauben konnte, den ein oder anderen Konter zu geben. Dass Kraz'hian diesen genauso gerne hörte, wie sein Gegenüber überprüft wurde, wurde durch das leichte Zucken einer Augenbraue in die Höhe deutlich. Sein Blick glitt einmal flüchtig und trotzdem nicht unbemerkt über die Gestalt des anderen.
Als die Augen wieder auf derselben Höhe waren, stahl sich ein feines, abfälliges Grinsen in seinen Mundwinkel. "Wer weiß? Die Nacht ist noch jung, nicht wahr?", kam es mit einem Hauch Herausforderung zurück, ehe er aber abwinkte und sich erst einmal hinsetzte, um den Rest ihres Gesprächs nicht im Stehen zu verbringen. Es würde also dauern, bis er seinen Schüler wieder in Ruhe lassen würde, der noch keine Ahnung hatte, wie lange das tatsächlich werden könnte.
Danach nahm das Geplänkel erneut an Fahrt auf und bei Skýlers Erwiderung grinste der Ältere einen Moment lang lausbubenhaft, während er sich vorbeugte und dem anderen dieses Mal das Knie tätschelte. Wieso auf einmal so viel Körperkontakt? Sonst war es eher selten dazu gekommen, sofern es sich um keine speziellen Übungen oder dem Zufügen von Schmerzen gehandelt hatte. Oder... tastete er ihn gerade unbemerkt nach Waffen ab? Wäre auch möglich...
"Natürlich habe ich dich vermisst, mein Junge! Wir haben uns wann zuletzt gesehen? Vor drei... vier... Wochen? Oder sind wir schon bei Monaten angekommen?", jammerte er mit der ihm eigenen Theatralik.
Um im nächsten Moment scheinbar einem vollkommen anderen Gedanken zu folgen. Dieser führte dazu, dass er sich noch ungewöhnlicher als sonst verhielt und mit seinen Worten in eine Richtung abzielte, die zwischen ihnen ansonsten noch nie zu Sprache gekommen war. Was sollte das jetzt wieder? War der Dunkelelf denn nicht dem weiblichen Geschlecht zugetan? Hatte er seit neuestem neue Vorlieben entwickelt? Oder... gab es da ganz andere Gründe dafür?!
Ein unangenehmes, flaues Gefühl wollte sich in der Magengegend des Mischlings ausbreiten. Was auch immer kommen mochte... es könnte übel werden, so richtig übel! Oder ganz harmlos enden, doch darauf sollte man bei seinem Lehrmeister lieber nicht zu sehr hoffen.
Dieser raunzte gerade formvollendet herum und kritisierte seine optische Erscheinung, während der Jüngere immer weniger verstand und man ihm das dabei auch ansehen konnte. Zumindest jener Mann, der ihn so gut kannte wie kein Zweiter. Nicht einen Wimpernschlag lang ließ er ihn aus den Augen, aber erst, als der andere sich darum bemühte, nicht zu deutlich zu zeigen, dass er sich gerade verschluckt hatte, erlaubte er sich ein angedeutetes, zufriedenes Grinsen. Was auch immer er damit bezweckte, er hatte offensichtlich eine Wirkung damit erreicht, die ihm gefiel und die ihn amüsierte. In seinen Augen blitzte es auf und hätte sein Schüler nicht mit sich selbst zu kämpfen gehabt, hätte er diese nonverbale Warnung gewiss bemerkt. So hingegen...
Denn als er sich soweit wieder im Griff hatte, dass er sein Gegenüber ansehen konnte, war in dessen Mimik von der Belustigung längst nichts mehr zu erkennen. Stattdessen schnaubte er leise und scheinbar wirklich gelangweilt, während er eine wegwerfende Handbewegung machte bei den nächsten Worten.
Um daraufhin noch mehr darauf herum zu reiten, dass es ihm nicht gefiel, wo und wie Skýler sich beschäftigte. Ja, mehr noch, schließlich sah er sich um, stand auf und... testete das Bett auf seine Bequemlichkeit?! Doch die Krönung des Ganzen folgte auf dem Fuße, als er deutlich aussprach, warum er sich überhaupt für seine direkte Umgebung gerade interessierte.
Wie wenig das dem Mischling gefiel, kümmerte ihn dabei nicht sonderlich. Hatte es ja auch noch nie wirklich... Am Ende zählte stets seine eigene Meinung und sonst nichts.
Trotzdem dauerte es eine Spur zu lang, um unbemerkt zu bleiben, bis eine trockene, auf der Hand liegende Frage folgte. In Kraz'hians Augen blitzte es noch einmal auf und er wandte sich gemächlich seinem Schüler zu, der bereits artig seine wenigen Habseligkeiten zu packen begann. "Selbstverständlich bin ich vorbereitet! Ich habe längst ein geeignetes Quartier für uns. Und morgen kümmern wir uns dann um deine Garderobe. Nun..." Er legte eine bewusste Pause ein und ließ noch einmal seinen Blick bezeichnend zu Skýlers Hüftregion wandern, ehe er ihn wieder anhob. "Nun, wenigstens geht es jetzt erst einmal um deine äußere Erscheinung. Sonst müsste ich mich auch noch um anderes kümmern und mich vergewissern, ob dort alles so ist, wie ich es brauche!", gab er so leichtfertig plaudernd von sich, als ginge es derzeit nicht um höchst intime Belange!
"Wobei...", begann er ein weiteres Mal einen neuen Faden aufgreifend und trat kurzerhand dicht an den Jüngeren heran. Mit einem raschen, unerwarteten Griff schob er seine Hand unter das Oberteil des anderen und strich in einer ungewöhnlich sanften Berührung über dessen Bauch. Dabei hielt er den Blick des anderen mit dem seinen gefangen. Eine Sekunde... zwei... drei dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten, in denen nicht klar werden konnte, was dieses Spielchen sollte.
Solange, bis Kraz'hian fein zu grinsen begann und nach einem winzigen Zwicken in die straffe Haut so abrupt zurück trat, wie er da gewesen war. "Nun, du fühlst dich zumindest..." Man konnte förmlich das schadenfrohe, mehrdeutige Lachen schmecken, das der Ältere dennoch nicht aus seiner Kehle schlüpfen ließ. "... straff genug an, dass wir keine Wochen brauchen, um dich in Form zu bringen. Nur etwas trocken... Also werden es wohl auch einige Öle sein müssen, mit denen du eingerieben werden musst. Na, wie gut, dass wir einige Tage dafür Zeit haben, um die Wirkung wirklich für uns nutzen zu können."
Damit wandte sich der Dunkelelf um und würde seinen Schüler stehen lassen, solange, bis er die Tür erreicht hätte, da er um diese Nachtzeit nicht daran dachte, seine magischen Kräfte anzuzapfen, um ungesehen in das neue Quartier gelangen zu können. Diese Energie sparte er sich lieber für Situationen, in denen sie viel notwendiger wäre.
Bei der verschlossenen Tür angekommen, hielt er inne und warf einen amüsierten Blick über die Schulter zurück. "Kommst du... oder brauchst du Hilfe?", fragte er erneut betont zweideutig und hatte sichtlich Vergnügen daran gefunden, auf diese Weise gegen seinen Schüler zu sticheln.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 7. März 2023, 14:03

Wahrscheinlich wäre Kraz’hian in seinem Leben nicht so weit gekommen, würde er nicht penibelst die Qualität und Loyalität seiner Leute kontrollieren. Das alles war dem Mischling bewusst und doch lag diese Denkweise aus emotionaler Sicht außerhalb seines Verständnisses. Er lebte und arbeitete für den Dunkelelf fast länger als manch menschliches Leben andauerte und hatte stets gute Arbeit geleistet. Und doch sah er sich immer wieder mit Misstrauen konfrontiert. Zwar fußte seine Loyalität nicht auf selbsterwählter Treue, doch so gerne Skýler auch ein selbstbestimmtes Leben haben wollte, so schwer waren überhaupt die ersten Schritte, die einem Ausbruch aus der gewohnten Welt bedeuten würden.
Das Aufwachsen bei Kraz’hian hatte Skýler gelehrt auf Sicherheit zu setzen. Und im Grunde kannte er nur dieses Leben unter der Führung des Dunkelelfs, in dem er sich mittlerweile auch einen gewissen Rang erarbeitet hatte. Nur weil er etwas über die Wurzel des Übels – die Spinne erfahren wollte, hieß das also noch nicht wirklich, dass er untreu war. Wenn er könnte, würde er ausbrechen! Doch bisher war dies nicht mehr als ein Gedankenspiel, dem es an Möglichkeiten mangelte, umgesetzt zu werden. Skýlers erste Versuche waren bislang ohne Erfolg gekrönt und auch, wenn er nicht vorhatte aufzugeben, war gerade der Besuch seines Lehrmeisters, wie ein Schlag ins Gesicht. Als hätte dieser einen sechsten Sinn dafür zu wissen, wann sein Schäfchen mit dem Gedanken spielte, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, wo sie nichts zu suchen hatte.

Grummelnd quittierte er Kraz’hians Kommentar auf seine Frage, ob er ihm Grund zum Zweifeln gegeben hatte. Natürlich würde sich der Ältere wieder mal nicht in seine Karten sehen lassen oder gar Reue für gewisse Zweifel empfinden. Es war einfach nur zum Ärgern! Und dann gab er ihm auch mal wieder Antworten, die alles bedeuten konnten.
Die Nacht ist noch jung! … Ätzend…!, äffte er gedanklich im Anflug seines Ärgers und versuchte gleichzeitig und auf ironische Weise, die Stimmung des Dunkelelfen oben zu behalten, anstatt sich mit ihm direkt anzulegen.
… ich hoffe wirklich er spielt nur wieder eines seiner dummen Spiele, mit denen er jemanden verwirren will. Ist es wirklich zu viel verlangt einfach nur einen Auftrag übermittelt zu bekommen und das Babyhüten auszusetzen? Ich bin kein Anfänger mehr, bei Faldors Wille!
Sich seine Gedanken nicht anmerken lassend, folgte ein kleines Geplänkel zwischen ihnen – ein Katz und Maus Spiel, in dem Skýler recht erfolglos versuchte mehr über den Grund des Besuchs zu erfahren. Die Stimmung schien sich verborgen immer weiter zuzuspitzen, besonders nachdem Kraz’hian anfing ein … etwas unübliches Verhalten von Nähe zu zeigen.
Der ungewohnte Körperkontakt, die freundlich und nah wirkenden Berührungen setzten den Mischling unter einen merkwürdigen Stress. Er konnte nichts damit anfangen, dass der Ältere ihn plötzlich… tätschelte oder an seinem Aussehen herummäkelte. Dass er ihn ‚mein Junge‘ nannte, war nicht ungewöhnlich. Und so merkwürdig es auch klang, war der Dunkelelf die Person, die am ehesten an eine Vaterfigur für Skýler herankam. Doch das bedeutete nicht, dass sich dieser irgendwelche Illusionen darüber machte, wie Kraz’hian ihn tatsächlich betrachtete: er war nur ein Werkzeug, das zu funktionieren hatte.
Doch nun schwang etwas in den Worten des anderen mit, was er nicht einschätzen konnte. Seine Optik und sexuelle Wirkung auf andere, waren niemals Thema gewesen. Wieso also jetzt, nach so langer Zeit?
Was Ský am meisten in Bredouille brachte war, dass er nicht wusste, wie er auf solch merkwürdige Kommentare reagieren sollte. Oder war gerade das der Test? Nur wenn ja, wozu - bei Faldor? Hatte sein Aussehen irgendeine Auswirkung auf einen zukünftigen Auftrag? Persönliches Interesse konnte es doch nicht sein… oder doch?
Das unwohle Gefühl blieb und im Grunde blieb dem Mischling nichts Anderes übrig, als sich weiter in Geduld zu üben, so schwer ihm das in diesem Falle auch fiel. Je mehr er sich anmerken ließ, je mehr Spaß hätte Kraz`hian dabei, ihn zu ärgern. Daher blieb ihm nichts anderes, als seinen Frust hinunterzuschlucken.
Das Spiel des Dunkelelfen schien sich sogar noch weiter auszudehnen, indem er ihm seine Absicht unterbreitete, Skýler noch länger mit seiner Anwesenheit zu ehren. Dahin war also seine erholsame Zeit alleine mit sich selbst. Und da ihm keine Wahl blieb, musste er gute Miene zum bösen Spiel machen. Von daher packte er seine Sachen und befolgte so den unwillkommenen Willen der ihm aufgedrückt wurde. Was sich der Rotschopfallerdings nicht nehmen ließ war, seinen Unmut über die Testung zu zeigen. Auch er hatte seinen Stolz.

„Selbstverständlich bin ich vorbereitet! Ich habe längst ein geeignetes Quartier für uns. Und morgen kümmern wir uns dann um deine Garderobe. Nun… wenigstens geht es jetzt erst einmal um deine äußere Erscheinung. Sonst müsste ich mich auch noch um anderes kümmern und mich vergewissern, ob dort alles so ist, wie ich es brauche!“ Nachdem er dem Palaver gelauscht hatte, konnte er ein Zucken in seiner Bewegung leider nicht verhindern. Das alles… diese ganzen Andeutungen ergaben einfach keinen Sinn!
„Wenn es dir danach besser geht...! Darf ich mir die Sachen denn selbst aus…suchen?!“, fragte Ský, während er den Plunnensack auf dem Bett abstellte, sich zu Kraz’hian umwandte und augenblicklich in der Bewegung erfror, als dieser seine persönliche Grenze zu Nähe-und Distanz überschritt und dicht vor ihm stehen blieb. Alarmiert, weil in solchen Fällen einfach alles geschehen konnte und er dem Dunkelelf auch fast alles zutraute, spannten sich augenblicklich all seine Muskeln im Körper an. Die sturmgrauen Augen fixierten sein Gegenüber aufmerksam, so dass ihm keine Bewegung entgehen würde. Und doch wusste er nicht, wie er reagieren sollte, als Kraz’hian plötzlich mit sein Oberteil anhob und in einer ungewöhnlich sanften Berührung über seinen Bauch strich. Die Brauen des Jüngeren zogen sich leicht zusammen, doch anhand seines Blickes konnte man nicht erahnen, was gerade in ihm vorging. Dass es allerdings in ihm arbeitete, war für den geübten Blick des Dunkelelfen schnell und einfach zu erkennen, der nach ein paar endlos wirkenden Sekunden, die Nähe so schnell wieder freigab, wie er sie zuvor genommen hatte.
"Nun, du fühlst dich zumindest... straff genug an, dass wir keine Wochen brauchen, um dich in Form zu bringen. Nur etwas trocken... Also werden es wohl auch einige Öle sein müssen, mit denen du eingerieben werden musst. Na, wie gut, dass wir einige Tage dafür Zeit haben, um die Wirkung wirklich für uns nutzen zu können.", erklangen die schadenfrohen und sich in der Situation suhlenden Worte des anderen, während er sich zur Türe begab.
Skýler blieb noch einen Moment in seiner Bewegung eingefroren stehen und haderte mit der Wirkung der nächsten Worte. Nichts-ergab-Sinn! Und so langsam, aber sicher, wurde ihm das Spiel zu langatmig und merkwürdig. Von daher riss er sich aus seiner Starre und wandte sich zu seinem Lehrmeister um, der bereits, mit amüsiert feixendem Blick an der Türe auf ihn wartete. Für Skýler war die Situation schwierig und angespannt. Doch nun wollte und brauchte er einfach Antworten und die würde er, wenn überhaupt, nur bekommen, wenn er sich vorwagte und ein Risiko einging.
"Kommst du... oder brauchst du Hilfe?", hörte er die zweideutige Frage, die nicht gerade von der Geduld des Dunkelelfen sprach. Dennoch…!
„Kraz’hian, würdest du mir bitte sagen, was das alles soll?“ , begann Skýler, nachdem er sich sein Hab und Gut geschnappt hatte und bei Kraz‘ stehen blieb. Er hob seinen, noch am Boden liegenden Umhang auf und legte ihn sich über den Arm, während er wieder Blickkontakt zum Dunkelelf aufbaute. So launisch dieser auch sein konnte, bislang hatte der Mischling seinen Lehrmeister nicht als unbeherrscht angesehen. Deshalb wagte er sich auch vor nachzufragen. Bisher hatte ihm sein Status dies zumindest gestattet, auch wenn er selten davon Gebrauch machte.
„… von mir aus durchlaufe ich jedes deiner Trainingsprogramme, wenn du meinst, dass ich abgebaut habe. Aber einölen…? Was…?“, ein leicht unverständliches Kopfschütteln folgte, dann ein resigniertes Seufzen.
„Ich habe sowas noch nie genutzt und versteh nicht wozu ich das plötzlich brauche.“, gab er ehrlich von sich, da er tatsächlich noch nicht einmal eine Massage mit Öl erlebt hatte und ihm sich der Sinn daher völlig verschloss. Man konnte ja noch nicht einmal behaupten, dass er jemals einen Tag Urlaub gehabt hatte.
„Was für eine Wirkung schwebt dir damit vor? Geht es um einen Auftrag oder ist das … einfach … etwas, was ich Dummkopf nicht begreife?“ Skýler formulierte es vorsichtig und ein wenig so, als würde ein unwissender Schüler seinen Lehrer um Erklärung bitten, weil er nicht auf die Lösung kam. Er konnte nur hoffen, dass Kraz’hians Laune so gut war, dass er ihm sein Nachfragen nicht übelnahm. Dass der Dunkelelf nicht wusste, dass er es selbst provoziert hatte, stand wohl außer Frage – dazu hatte er zu großen Spaß gehabt seinen Lehrling zu ärgern.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. März 2023, 13:17

Tatsächlich benötigte es neben einer gewissen Skrupellosigkeit gepaart mit einem analytischem Verstand auch die Fähigkeit dazu, die richtigen Leute auszusuchen und nicht zu sehr aus den Augen zu lassen, um dorthin zu gelangen, wo sich der Dunkelelf in der Hierarchie des Netzes inzwischen befand.
Ob auch er sich jemals überlegt oder gar versucht hatte, daraus auszubrechen und auf eigenen Beinen zu stehen? Das zählte sicherlich zu seinen am besten verborgensten Geheimnissen, denn alles andere könnte noch viel schneller zu seinem Ende führen als der Rest seines risikoreichen Lebens. Doch erst einmal ging es hier nicht um Kraz'hians Loyalität zur Spinne... oder einer möglichen weiteren Verbindungsstelle dazwischen, sondern darum, dass er es mal wieder verstanden hatte, in einem absolut unpassenden Moment aufzutauchen und sich an Skýlers Fersen zu heften.
Vielleicht hatte er tatsächlich Lunte gerochen, auch wenn das im Prinzip ein Ding der Unmöglichkeit war, so vorsichtg, wie der Jüngere vorgegangen war, um verborgen agieren zu können! Allerdings konnte es naturgemäß auch unzählige andere Gründe geben. Diese herauszufinden, würde ein gehöriges Stück Arbeit werden, davon konnte er ausgehen.
Denn sein Lehrmeister gehörte zu jener Sorte Person, die sich gerne die Informationen aus der Nase ziehen ließen... um sie dann erst wirklich sinnvoll preiszugeben, wenn es längst zu spät dafür wäre! Sofern er nicht gleich noch einige Dinge für sich behielt, die hilfreich wären, um einfacher zu überleben, schlichtweg, weil es ihm Spaß machte, den Mischling erst mit der Nase draufstoßen zu lassen, um es gleich mal auf die harte Tour zu lernen.
Hinzu kam, dass sich der Jüngere inzwischen in einem Alter befand, in dem er reif genug war, um mit ihm tatsächlich auch auf erwachsener Augenhöhe zu kommunizieren. Jedoch schien sich Kraz'hian dessen nicht bewusst zu sein... oder eher sein zu wollen, denn er behandelte ihn viel zu genüsslich als unreifen Bengel, dem er ohnehin erst noch alles beibringen musste.
Dabei hatte er bislang einen Bereich des Lebens ihm selbst überlassen, solange dadurch keine Probleme aufgetreten waren, nämlich alles rund um das sexuelle Gebiet. Es hatte ihn nicht gekümmert, wie sein Schüler aussah, mit wem er sich wo genau herum trieb und wie oft. Nun ja, offiziell zumindest nicht, denn trotz allem hatte er seine Augen und Ohren offen gehalten und offen halten lassen, damit Skýler nicht auf die, in seiner Definition, schiefe Bahn geriet.
Doch der Junge war insoweit artig und vernünftig genug gewesen, sich an niemanden zu binden oder auf die dumme Idee zu kommen, sich romantisch betätigen zu wollen. So etwas brachte schließlich auch nichts als Ärger! Aber gleichfalls mögliche Folgen hatte er gewusst, heimlich zu verhindern, indem er zur Not danach dafür hatte sorgen lassen, dass es diese niemals geben würde. Ansonsten ließ er ihn in dieser Hinsicht an der langen Leine.
Welche Neigungen er hingegen selbst hatte, das wusste Kraz'hian gut für sich zu behalten. So gut, dass es seinen Schüler nun offensichtlich in die Bedrouille brachte und ihn wiederum dazu anstachelte, das Ganze noch etwas mehr auf die Spitze zu treiben, weil es einfach amüsant war mitanzusehen. Die ein oder andere Geste würde es schließlich nicht bedürfen, aber er ließ es sich einfach nicht nehmen.
Das leichte Zusammenzucken des Jüngeren ließ die Belustigung deutlich in seinen Augen aufblitzen. Und bei der Frage nach dem Aussuchen musste er ein wenig schmunzeln, was er sich auch gestattete. "Natürlich, mein Junge! Ich werde dir eine passende Auswahl vorlegen lassen und daraus werden wir zusammenstellen, womit deine optische Erscheinung am besten zur Geltung kommt.", flötete er vergnügt, als hätte er seit eh und je Freude daran gefunden, den Kleidungsberater zu spielen.
Andererseits machte er damit auch deutlich, was er nicht sagte: Nein, Skýler hatte keine wirkliche Wahl und ja, damit würde er leben müssen. So einfach war es manchmal! Begeisterung auslösen würde des allerdings bei ihm wohl kaum.
Und plötzlich war er da, jener Moment, in dem der Dunkelelf tatsächlich auf Tuchfühlung ging. Viel zu schnell und lautlos hatte er die kurze Distanz überwunden und dem Mischling blieb nichts anderes übrig, als über sich ergehen zu lassen, was da kommen mochte. Erstaunlich sanft strichen die kühlen Finger über seine Haut rund um den Nabel, zeichneten die Konturen seiner Muskulatur nach und kamen einmal gefährlich nahe an seinen Hosenbund heran.
Hinterließ diese Berührung einen unwillkommenen, wohligen Schauer, verstärkt durch den Hauch von Gefahr, der von seinem Gegenüber stets ausging, da seine Stimmung jederzeit umschlagen konnte? Regte sich bei ihm womöglich etwas im Schritt? Und regte sich etwas bei... Kraz'hian?! Nie hatte Skýler den Älteren bei irgendwelchen Intimäten beobachtet, ja, vermutlich auch niemals darüber nachdenken wollen, dass sein Lehrmeister gewiss auch sexuelle Bedürfnisse hätte. Die ambivalente Vaterfigur, zu der sich der Dunkelelf für ihn entwickelt hatte, sorgte trotz allem dazu, dass er wohl oder übel genauso wenig über dessen Gelüste wissen wollte wie Kinder von ihren leiblichen Eltern. Und doch hatte sich sein Besucher ihm gerade auf eine Art und Weise genähert, die ein Echo bei ihm hinterlassen würde. Die Frage war allerdings... welches?
Der Moment verging und Kraz'hian trat von ihm zurück, nahm auch seine viel zu sanften Finger mit sich und war offensichtlich noch immer amüsiert, wie sein Blick verriet. Auch seine Worte waren und blieben spöttisch, selbst dann noch, als er seinen Schüler einfach stehen ließ und sich zur Tür wandte.
Auf dem Weg dorthin griff er sich auch seinen eigenen Umhang, denn selbstverständlich würde er ein derart kostbares Stück in einer solch billigen Kaschemme nicht zurück lassen. Er mochte seine Laufbahn als einfacher Dieb begonnen haben, aber bei seinem eigenen Hab und Gut war er äußerst heikel und gönnte einem anderen Langfinger daran nicht einen Krümel!
Bei seinem vorläufigen Ziel angekommen, kam seine nächste Bemerkung, da der andere sich kaum gerührt hatte, seit er ihn hatte stehen lassen. Die Zweideutigkeit war offensichtlich und auch gewollt, dazu hätte es nicht des flüchtigen, jedoch betonten Blickes in Skýlers Schritt bedurft.
Schließlich kehrte die Handlungsfähigkeit in den Mischling zurück und er fand sogar den Mut, Fragen zu stellen, als sich weiterhin in stiller Ratlosigkeit zu wälzen. Kraz'hians Augenbraue zuckte leicht nach oben. "Ach, habe ich das etwa vergessen?", meinte er gespielt rhetorisch und beiden war klar, dass dies ihnen auch beiden bewusst war.
Indes fuhr der andere fort und entlockte ihm nun ein nachsichtiges Kopfschütteln, begleitet von einem tiefen, leidenden Seufzen. Während er sich seinen Umhang um die Schultern legte, schließlich würden sie demnächst auf die Straße treten und dort draußen wäre es inzwischen noch kühler geworden.
"Wozu das Öl, fragst du?", fasste er noch einmal zusammen und ließ seinen Blick flüchtig den Körper seines Schülers entlang wandern. "Na, damit deine Haut geschmeidig wird und schön schimmert, mein Junge! Ist das nicht offensichtlich?", fuhr er fort und deutete ein weiteres Kopfschütteln an, als könne er nicht nachvollziehen, dass der Jüngere nicht von allein darauf gekommen war.
"Wir wollen schließlich, dass du ein richtiger Augenschmaus bist, wenn wir zu ihm gehen. Mal sehen, vielleicht lasse ich auch zu, dass er dich ein wenig anfassen darf, aber das weiß ich noch nicht.", plauderte Kraz'hian in harmlosen Tonfall weiter, als würde er nicht ein weiteres Mal zeigen, dass ihn Skýlers persönliche Grenze nicht kümmerte.
Um im nächsten Moment laut loszulachen, sichtlich erheitert von der Reaktion seines Gegenübers, wie auch immer diese ausfallen mochte. "Jetzt schau nicht so entsetzt drein!", behauptete er und grinste ungewöhnlich breit, ein Zeichen dafür, dass er gerade wirklich seinen Spaß haben musste. "Keine Sorge, er wird dir schon nichts in deinen hübschen Arsch stecken, auf dass du mehrere Wochen lang nicht mehr sitzen kannst!" Dieses Gefühl kannte der Mischling schließlich bereits, wenngleich eindeutig nicht aufgrund irgendwelcher sexueller Spielchen.
"Ich glaube, dazu kriegt er ihn auch gar nicht mehr hoch genug.", sprach der Ältere indes ein wenig nachdenklicher weiter und zuckte am Ende mit den Schultern. "Egal, sei's drum! Er sieht sich halt gerne junge Leckerbissen an und betatscht sie auch manchmal, wenn sie sich ausgezogen haben. Bleib einfach standhaft, wenn er dir zu nahe kommt, dann passiert schon nichts Schlimmes. Und jetzt lass uns gehen!"
Der letzte Satz war eindeutig eine Aufforderung, keine weiteren Fragen zu stellen, denn Kraz'hian wollte weg aus diesem Haus und zurück in jenes komfortablere Zimmer, in das er sich in Santros einquartiert hatte.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Freitag 10. März 2023, 00:04

Obwohl sie einander wirklich lange kannten, konnte Skýler von sich leider nicht behaupten, dass er Kraz’hian wirklich gut kannte. Der Dunkelelf war zu vielseitig und undurchsichtig, als dass es ihm gelingen wollte zu erahnen, was in seinem Kopf vor sich ging. Ironischerweise konnte man sogar erkennen, dass sich Ský einiges von ihm abgesehen hatte. So spielte auch er gerne mit anderen, ließ sich unterschätzen und verbarg sein wahres Ich hinter einer Vielzahl von Masken.
Niemand kannte ihn gut. Auch Kraz’hians andere Männer konnten ihn kaum noch einschätzen, weil er sich ihnen gegenüber recht wortkarg und düster gab. Leider gelang ihm das bei seinem Lehrmeister nicht so gut. Dieser brachte ihn trotz jahrzehnter langer Übung immer wieder dazu für einige Sekunden seine Masken fallen zu lassen. Wie gerade in diesem Moment, wo er das Opfer der Spielchen des Dunkelelfen wurde.
Zähneknirschend konzentrierte sich der Mischling auf eine neutrale Miene, als er Kraz’hians amüsierter Erwiderung lauschte, dass er sich natürlich seine Kleidung selbst aussuchen konnte.
Mit anderen Worten: Wenn ich mir das aussuche, was er mir aussucht! Aber was hatte er anderes erwartet? Die Fäden mochten unsichtbar und nicht zu spüren sein, weil er sie lockerließ, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass der Dunkelelf sie fest in seinen Händen hielt.
Glücklicherweise war Skýler dieser unfreiwillige Einkleidungsakt bisher nicht allzu wichtig, so dass er auch schnell aufhörte sich darüber zu ärgern. Man konnte Kraz’hian nicht unbedingt einen schlechten Geschmack andichten. Er war stets hochwertig und gut gekleidet. Für den Mischling einfach nur etwas … zu edel. Er bevorzugte praktische Kleidung, in denen er seine Arbeit gut erledigen konnte, aber sie standen auch längst nicht auf einer Stufe. Ský war ein Handlanger, der sich die Hände und auch die Kleidung regelmäßig schmutzig machte, auch wenn das, dank seiner Schattenmagie, kaum jemand jemals mitbekam.
Ohne dem anderen sein stetiges letztes Wort zu rauben, ließ er daher das Thema Kleidung fallen und ärgerte sich direkt über das nächste Problem – dass er für die nächste Zeit unter Beobachtung stehen würde. Das war weitaus schlimmer, als neu eingekleidet zu werden. Doch je merkwürdiger und körpernaher Kraz’hian sich an diesem Abend zeigte, je skeptischer und misstrauischer wurde der Jüngere. Er kannte diese Spiele, doch heute … umspielte er eine bisher noch nie angerührte Grenzlinie, die zwischen den beiden stets geherrscht hatte. Und das verunsicherte Skýler – und das wiederum hasste er wie die Pest!
Das Verhältnis zu dem älteren Dunkelelf war … schwierig. Er hatte Skýler in jungen Jahren in das Netz der Spinne gelockt und ihn mehrfach auf grauenvolle Weise gebrochen und verletzt. So sehr, dass normaler Schmerz ihm beinahe nicht mehr auffiel und er trotz seines beachtlichen Könnens als Schattenmagiers, eine verborgene, aber dadurch nicht mindergroße Angst vor Kraz’hian hatte. Gleichzeitig respektierte er den anderen und sein Können. Was jedoch seine Wut und Abscheu ihm gegenüber jedoch nicht schmälerte.
Die plötzliche Nähe des Dunkelelfen und dessen sanfte Berührung seines Bauches ließ Skýler jeden Muskel in seinem Körper anspannen. In den Augen des anderen sah er, wie sehr dieser sich amüsierte und doch wagte er nicht wirklich die unwillkommene Berührung abzuweisen. Dafür war ihm der Umgang mit seinem Lehrmeister zu heikel.
So sanft die Berührung auch war, der Mischling erwartete beinahe, dass darauf irgendwann Schmerz folgen würde. So war es nicht erst einmal gewesen. Kraz’hian liebte es den Führsorglichen zu spielen, dem einfach keine Wahl in seinen Lehrmethoden gelassen wurde.
Als Junge war Skýler häufig darauf hereingefallen und es hatte Zeiten gegeben, wo er sich wirklich gefragt hatte, ob er nicht wirklich schuld an seinen Bestrafungen gewesen war. Mittlerweile konnte er sich vor solchen Gedanken schützen und abgrenzen. Und ja, er sah sich selbst als zu alt an, dass er diese Spielereien, in denen er als junger Bursche dargestellt wurde, dem man noch alles beibringen musste, wirklich gut ertragen konnte.

Von daher beschloss er sich vorzuwagen und dem Spiel einen kleinen Dämpfer zu versetzen, indem er fragte, was die ganzen Anspielungen zu bedeuten hatten.
"Ach, habe ich das etwa vergessen?", fragte der Ältere auf eine Art und Weise, die Skýler zu provozieren wusste. Das Spiel ging also weiter…! Mit einem stummen Seufzer rieb sich der Jüngere durch die Haare und rief sich erneut zur Geduld. Die paar Wochen Abstand zu seinem Lehrmeister hatten seinem Geduldsfaden offenbar keine guten Dienste erwiesen. Er war so entspannt gewesen, dass er sich gerade zu stark verkrampfte.
Warum lasse ich mich überhaupt darauf ein? Je mehr Reaktionen ich ihm gebe, je größer wird sein Spaß daran. Das weiß ich doch wirklich nicht erst seit gestern!, dachte er, als sie zusammen die schäbige Unterkunft verließen und die Straße betraten.
Der kühle Wind tat seinem erhitzten Gemüt gut und er holte einmal tief und doch verhalten tief Luft, so dass seine Lungen dank der Kälte fast ein wenig zu stechen begannen.
"Wozu das Öl, fragst du? Na, damit deine Haut geschmeidig wird und schön schimmert, mein Junge! Ist das nicht offensichtlich?", erhielt Ský eine mehr oder weniger zufriedenstellende und nicht besonders logisch klingende Antwort auf seine Frage.
Die Richtung, in die das Gespräch weist gefällt mir gar nicht!, dachte er und versuchte bei Kraz’hians nächster Bemerkung keine Miene zu verziehen. Was ihm beim zweiten Satz bereits nicht mehr gelang.
"Wir wollen schließlich, dass du ein richtiger Augenschmaus bist, wenn wir zu ihm gehen. Mal sehen, vielleicht lasse ich auch zu, dass er dich ein wenig anfassen darf, aber das weiß ich noch nicht." Der Spion blieb stehen und seine sturmgrauen Augen verdunkelten sich, als würde ein Gewitter aufziehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er zu einer Methode oder einem Auftrag in den letzten 60 Jahren jemals nein gesagt hatte. Er hatte alles ertragen und war auf sich selbst ziemlich stolz. Eben weil es sonst niemand war!
Eben dieser Stolz hatte aber auch dafür gesorgt, dass Skýler sich selbst einen gewissen Wert beimaß. Von daher stieß die Anspielung, dass Kraz’hian einem er, also eindeutig männlichen Individuum erlauben wollte, ihn anzufassen, auf extreme Ablehnung. Denn, dass damit kein einfaches Schulterpatten gemeint war, war wohl klar.
Der Dunkelelf amüsierte sich offenbar köstlich über eben diesen Gesichtsausdruck, den er umschmückend als ‚entsetzt‘ beschrieb.
"Jetzt schau nicht so entsetzt drein! Keine Sorge, er wird dir schon nichts in deinen hübschen Arsch stecken, auf dass du mehrere Wochen lang nicht mehr sitzen kannst!"
Mit jedem Satz wurden die Andeutungen genauer und Skýlers Miene finsterer. Der Mischling war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Weil er das meiste nicht an sich heranließ und auch keine großartigen Ängste besaß. Bis auf seine größte Angst, die gerade lachend vor ihm stand und ihn in gewisser Weise verhöhnte.
"Ich glaube, dazu kriegt er ihn auch gar nicht mehr hoch genug. Egal, sei's drum! Er sieht sich halt gerne junge Leckerbissen an und betatscht sie auch manchmal, wenn sie sich ausgezogen haben. Bleib einfach standhaft, wenn er dir zu nahe kommt, dann passiert schon nichts Schlimmes. Und jetzt lass uns gehen!" Im Plauderton und schulterzuckend, als würde er über das übersehen eines einfachen Scherzes sprechen, setzte der Dunkelelf den düsteren Befürchtungen, die der Jüngere hegte die Krone auf. Und als würde ihn das alles kaum tangieren, setzte er seinen Weg fort in Richtung seiner komfortableren Unterkunft.
Der Schattenmagier blieb noch ein paar Sekunden an Ort und Stelle stehen und hatte Schwierigkeiten seine Hände zu entspannen, die ein leichtes Zittern umgab, weil er sie viel zu fest zu Fäusten ballte. Als Kind wäre seine Magie längst außer Kontrolle geraten, doch die hatte er mittlerweile – und dank Kraz’hian unter Kontrolle.
Wen meint er?, fragte er sich, innerlich um Beherrschung ringend und im Versuch die ganze Sache objektiv anzugehen. Kraz‘ sprach nicht gerade ehrerbietungsvoll oder gar mit einem Funken Respekt von diesem er. Und das konnte schon mehr bedeuten, als es momentan noch den Anschein hatte.
Wahrscheinlich will oder braucht er etwas von ihm. Und seine Methoden sind häufig… fragwürdig.
In seinem Mund sammelte sich der eiserne Geschmack von Blut, weil er sich auf die Innenseite seiner Wange gebissen hatte. Der Schmerz half ihm wieder runterzukommen und so folgte er dem Dunkelelfen in dessen Windschatten. Nun war guter Rat teuer. Sollte er etwas sagen, oder einfach schweigen und es gar nicht zu einem Konflikt kommen lassen, bevor sich seine Worte wirklich bewahrheiteten? Dass er sich unsittlich von einem Kerl anfassen lassen, oder sich gar vor diesem Jemand ausziehen würde, stand für den Mischling nicht zur Debatte. Das kam nicht in Frage.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du mich derartigem aussetzen würdest!“, sagte er nach einer Weile der Stille, in der sie bereits zwei Blöcke hinter sich gelassen hatten. Skýler versuchte es auf dieselbe unschuldige Art und Weise, die Kraz’hian die ganze Zeit für sein Spiel verwendete. Er musste glücklicherweise nicht mal schockiert spielen, sondern ließ es so klingen, als wäre er gerade auf einen breiten Graben zwischen ihnen aufmerksam gemacht worden, der zeigte, dass sie doch nicht den respektvollen Umgang miteinander pflegten, wie er es erwartet hatte. Viel erkannte man sowieso nicht in einer Klangfarbe. Doch der Dunkelelf kannte ihn lange genug, dass er die feine, enttäuschte Nuance durchaus wahrnehmen würde. Er äußerte keine direkte Weigerung, um sich nicht aufs Äußerste angreifbar zu machen, auch wenn er nicht vorhatte sich von einem Kerl erniedrigen zu lassen.
„Ich scheine dich wirklich mit etwas verärgert zu haben! Ist er denn eine so wichtige Schachfigur, dass er das alles überleben darf?“, fragte er mit einer Mischung aus devotem Gehorsam und zeitgleich der Anmerkung, dass Kraz‘ hier mit dem Stolz seines Schülers spielte.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. März 2023, 12:36

Wer im Netz der Spinne erfolgreich sein wollte, der musste einfach gut darin sein, unzählige Masken zu tragen zu wissen. Manche lernten es nie und blieben nichts weiter als leicht ersetzbare Handlanger. Jemand wie Kraz'hian jedoch, der hatte seine unzähligen Lebensjahre dazu genutzt, um darin immer besser und besser zu werden. Doch auch sein Schüler hatte ein Talent dazu und so war es nur natürlich, dass er sich darum bemüht hatte, sich so viel wie möglich von dem Älteren abzuschauen.
Dennoch konnte dieser ihn weiterhin lesen, obwohl auch er mit der Zeit zufrieden festgestellt hatte, dass es schwieriger wurde, den Mischling zu durchschauen. Schwierig bedeutete für ihn allerdings bei weitem nicht unmöglich. Jetzt indes hatte er offensichtlich seinen Spaß daran, die wenigen Anhaltspunkte von echten Reaktionen weidlich auszuschlachten und sein Spiel immer weiter zu treiben.
Wobei er es sich naturgemäß nicht nehmen ließ, seine Macht zu demonstrieren, wenngleich er sie als gönnerhafte Wohltat kaschierte. Auf der anderen Seite sorgte dies jedoch auch dafür, dass sich Skýler um das Finanzielle keine wirklichen Sorgen zu machen brauchte. Soweit nutzte der Dunkelelf seine Position dann trotz allem nicht aus, um ihn bei Laune zu halten.
Der Jüngere konnte sich also darauf einstellen, dass er eine erlesene und für Kraz'hian zweckdienliche neue Garderobe bekommen würde. Ob er diese allerdings ein zweites Mal und vor allem freiwillig tragen würde, stand definitiv auf einem anderen Blatt geschrieben.
Dafür wollte er vermutlich definitiv keine Wiederholung der unvermittelten Nähe und Zärtlichkeit seines Lehrmeisters, der ohne Rücksicht auf die Empfindungen des anderen auf Tuchfühlung ging. Immerhin beschränkte er sich auf dessen Bauch und nicht auf... tiefere Gefilde. Es war auch so schon unangenehm genug... für den Mischling, nicht für den Reinrassigen, der offensichtlich sein Vergnügen hatte. Ob es auch sexuelles Interesse war, das ihn dazu anstachelte, blieb ein weiteres, gut gehütetes Geheimnis.
Ein anderes dagegen wurde allmählich gelüftet, wenngleich naturgemäß nur andeutungsweise, als sie sich daran machten, das schlichte Zimmer zu verlassen und wenig später durch die nächtlichen Gassen Santros zu schleichen. Denn dass beide sich lautlos zu bewegen wussten, war ihnen dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie es auch jetzt nicht ablegten.
Die Informationen, die Kraz'hian sich entlocken ließ, schmeckten seinem Schüler überhaupt nicht und während dieser schließlich sogar stehen blieb, tat er, als bemerke er es nicht und ging einfach weiter. Unbemerkt von dem Jüngeren gestattete er sich allerdings ein feines, zufriedenes Grinsen, denn er hatte erreicht, was er sich vorgenommen hatte und tatsächlich wurde er für seine Belustigung nicht enttäuscht.
Nachdem er fertig war und auch der andere sich von seinem Schrecken ein wenig erholt hatte, gingen beide weiter ihres Weges, bis letzterer das Schweigen nicht länger aushielt. Ob sein Lehrmeister die Zeitspanne gezählt hatte, wie er es ihm noch manches Mal vorgehalten hatte, um ihn wegen seiner Neugier zu tadeln? Möglich wäre es, aber zwingend nicht.
Ohne ihn anzusehen nach seiner Frage, hob sich in der Dunkelheit eine Augenbraue. "Und warum nicht? Weil du nicht als Weiblein geboren wurdest?", stichelte er mit einer plötzlichen Kühle, die erahnen ließ, dass er mit kalter Abgebrühtheit nicht davor zurückschrecken würde, fremde Körper für seine Zwecke zu verwenden, wie er es wollte. Sofern er es nicht längst gemacht hätte.
Nur, weil er das mit Skýler noch nie getan hatte, sollte dieser also nicht davon ausgehen, dass es nicht eines Tages doch dazu kommen könnte. Und dieser Tag schien nun nicht mehr allzu fern zu sein.
Die Frage war allerdings, warum jetzt? Und wie könnte er das abwenden? Es wäre bei weitem nicht der erste Auftrag, den er mit Widerwillen ausführen würde. Dieses Mal jedoch würde es eine Grenze überschreiten, zu der er gezwungen werden müsste. Dass Kraz'hian das konnte und tun würde, daran bestünde kein Zweifel. Nur... müsste es wirklich soweit kommen?
Der Mischling versuchte es zunächst relativ harmlos und so, wie er sich erhoffte, mehr herauszufinden, ohne diesen prekären Einsatz für sich endgültig zu besiegeln und sich jeglicher Hoffnung einer Abwehr zu berauben. Dass der Ältere ihm lediglich einen Blick zuwarf und nichts dazu sagte, ob und wie er ihn verärgert haben könnte, war bezeichnend. Denn es konnte alles bedeuten, von Ja, ich bin hochgradig verärgert bis hin zu Nein, ich schockiere dich nur gerne. Herauszufinden, was wirklich dahinter steckte, war die Kunst.
Zu dem zweiten Teil seiner Bemerkung indes zuckte der Dunkelelf mit den Schultern. "Er ist die ideale Tarnung in Santros. Warum sollte ich das nicht nutzen? Oder gar zunichte machen?", gab er zurück und es klang dabei dieses Mal nicht nach einer versteckten Botschaft. "Und jetzt pack die mäkelige Jungfrau wieder ein und komm. Ich habe Hunger und will meine Füße hochlegen.", wies er erneut darauf hin, dass sein Schüler allmählich zu viele Fragen stellte.
Auch beschleunigte er ein wenig seinen Schritt, sodass sie nach wenigen Minuten und einigen weiteren Ecken zu einem Gebäude mit einer schlichten und dennoch selbst im Dunkeln erkennbar nicht billigen Fassade zum Stehen kamen. Hinter den Fenstern waren längst alle Lichter gelöscht und auch die Tür war versperrt, sodass Kraz'hian einen für ihn ungewöhnlichen Gegenstand aus einer verborgenen Manteltasche hervorholte. Den passenden Schlüssel! Also würden sie hier offiziell residieren, wenngleich bestimmt unter falschem Namen. Wie lange er es an diesem Ort würde aushalten müssen, gemeinsam mit dieser Gesellschaft?
Im Haus selbst war es ruhig und dunkel, nur dank des hereinfallenden Sternenlichts durch die Butzenscheiben konnten sie, die geübten Schattenmagier, sich auch ohne ihre Kräfte bewegen. Kraz'hian selbst ging zielstrebig zu der doppelläufigen Treppe, verursachte dabei dank des weichen Läufers unter ihren Füßen keinen Laut und führte seinen Schüler in das erste Geschoss.
Dort führte ein Gang zu beiden Seiten, wobei er sich nach rechts wandte und die dritte Tür zur linken Hand anstrebte. Auch hier verwendete er den Schlüssel, doch ehe er öffnete, sah er noch einmal mit einem beinahe schon freundlichen Lächeln zu seinem Begleiter. "Tritt ein, bring Glück herein...", begann er leise und wer ihn nicht kannte, könnte denken, er würde diese Einladung tatsächlich ernst meinen.
Dann allerdings zwinkerte er dem anderen zu. "Und lass den Schmutz draußen. Auch wenn sich's nicht reimt.", frotzelte er und drehte den Knauf, um die Tür zu öffnen. Diese schwang geräuschlos auf, sodass sie in die Unterkunft des Dunkelelfen eintreten konnten.
Diese empfing sie mit einem kleinen Vorraum, der offensichtlich dazu diente, sich seiner Straßenkleidung soweit zu entledigen, dass tatsächlich nur das Wenigste an Dreck weiter getragen und in den Teppich getreten werden konnte, mit dem die Räumlichkeiten ausgelegt worden waren. Ein kleiner Durchgang, durch den der Ältere schritt, nachdem er seinen Mantel beiläufig an einem Haken aufgehängt hatte und den Spiegel gegenüber von diesem ignorierte, um in einen größeren Raum zu treten.
In diesem wartete ein feiner Duft nach kaltem Braten auf sie, dessen Quelle auf dem Tisch zu ihrer Linken auszumachen war. Dort, bei der kleinen Sitzgruppe mit vier Stühlen, war ein Tablett abgestellt worden, in dessen Mitte eine Kerze für ein wenig Licht sorgte. Darum herum drapiert waren ein länglicher Teller mit einer Handvoll Bratenscheiben, einer Saucière mit passender Sauce darin und einem Korb mit tagfrischem, hellen Brot. Auf der anderen Seite des Tabletts gab es einen Krug und zwei Becher, was darauf schließen ließ, dass von Anfang an klar gewesen war, dass er Skýler hier zu begrüßen gedachte.
"Ah, das lob' ich mir!", seufzte der Lehrmeister zufrieden, trat zu dem Essen und begann damit, sich auf eine Scheibe Brot etwas Fleisch zu legen und mit Sauce zu beträufeln.
Indes hatte der andere Zeit, sich weiter umzusehen. Auf der rechten Seite der Tür gab es eine bequeme Sitzgarnitur mit einem langen Sofa, das sowohl zum Sitzen, als auch zum Liegen einlud. Zur Fenster abgewandten Seite stand dazu passend ein gepolsterter Sessel und dazwischen ein niedriger Tisch. Auch hier war die Scheibe aus Butzenglas, doch im Gegensatz zu den allgemeinen Räumlichkeiten war der Vorhang längst zugezogen worden. Sah er weiter, konnte er auch ein Bücherregal und einen kleinen Sekretär für möglichen Schriftverkehr ausmachen.
Ansonsten gab es noch einen bemerkenswerten Umstand dieses Quartiers, nämlich eine weitere, geschlossene Tür. Sollte der Mischling heran treten und würde diese öffnen, würde er erkennen, dass sich dahinter ein Schlafzimmer befand, ebenfalls nobel eingerichtet, doch aufgrund der geschlossenen Fenster kaum geeignet, sich darin sofort umzusehen.
Aber diese Erkenntnis könnte zumindest für ein kleines Aufatmen nach all den Spielchen und Andeutungen des Älteren sorgen. Es gab hier zwei annehmbare Schlafmöglichkeiten, abgesehen vom Boden, sodass Kraz'hian nicht darauf bestehen würde, dass sie sich das Bett teilten. Höchstwahrscheinlich...!
"Mh, die Köchin versteht eindeutig ihr Handwerk!", holte ihn die schmatzende Stimme wieder ein und machte darauf aufmerksam, dass es hier die Möglichkeit gab, sich den Bauch zu füllen. Oder die Gunst zu nutzen, um vielleicht noch die ein oder andere Frage zu stellen, denn beim Essen war dies meistens die beste Gelegenheit.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 15. März 2023, 20:26

Sobald Skýler die Erwiderung auf seine Frage und die Klangfarbe zu hören bekam, wusste er, dass er instabiles Terrain betrat. Kraz’hian Laune konnte jederzeit umschwenken und das war im Grunde mit das Letzte, was er gebrauchen konnte. Es war nicht schwer zu erahnen, was passieren würde: je mehr Hinweise der Dunkelelf an ihm entdeckte, dass er den kommenden Auftrag ablehnte, je größer war die Wahrscheinlichkeit, dass er diesem Schicksal nicht heil und unversehrt entkommen konnte.
Von daher blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Worte hinunterzuschlucken, von denen jedes Einzelne in seiner Kehle brannte. Die letzten Jahrzehnte hatte Skýler schon beinahe ein ruhiges Leben gehabt. Zumindest für seine Umstände und Verhältnisse. Man konnte das Leben eines Spions eben nicht mit dem eines normalen Händlers vergleichen. Seine gute Arbeit hatte dafür gesorgt, dass Kraz’hian die Zügel locker ließ. Doch nun schien er sie, aus unersichtlichen Gründen wieder anzuziehen. Die Frage war nur weshalb?! Was hatte er getan?
Tief im Herzen des Mischlingself war er nur einem Lebewesen wirklich treu ergeben. Und das war er selbst, denn nur er achtete wirklich auf sein Überleben und dass sein Leben möglichst passabel und angenehm verlief. Kraz‘ schmückte sich zwar zu gerne mit dem Deckmäntelchen eines umsorgenden Vaters, doch sie alle beide wussten, dass es unter eben diesem Mantel völlig anders aussah. Wenn dem Rothaarigen eine Sache klar und bewusst war, war es die Tatsache, dass Kraz’hian ihn nicht auf Augenhöhe betrachtete und wahrscheinlich niemals betrachten würde. Skýlers Gefühle und sein Stolz interessierten den anderen nicht, wenn er ein Ziel verfolgte. Und so bitter es auch war, er würde diese Tatsache kaum ändern können. Er war nur ein Mischling und dadurch im Reich der Dunkelelfen nicht wirklich etwas wert.
Obwohl der Mischling seinem Lehrmeister durchaus treu ergeben war, würde es lediglich einer risikoarmen Gelegenheit bedürfen und seine Treue würde sich wie ein Muster im Sand auflösen, das vom Wind verweht wurde. Lediglich die Angst und sein Überlebenswille hielten ihn bislang vor einem Verrat zurück. Doch würde Skýler einen solchen Auftrag ausführen können, von dem er bereits durch die Andeutungen begonnen hatte, ein Bild zu malen?
Schweigend und mit aufbauender Ablehnung gegen den Dunkelelfen gingen sie lautlos durch die Nacht der Straßen. Ihm blieb gerade nichts anderes übrig, als sich und seine Emotionen ruhig zu halten. Solange die Situation nicht wirklich eintrat, bestand immer noch die Möglichkeit, dass die Wankelmütigkeit Kraz’hians die Richtung änderte.

Nach einigen Minuten kamen sie zu einem Gebäude, das definitiv nicht mehr dem Gaunerviertel der Stadt zugeordnet werden konnte. Kraz’hian steuerte zielsicher auf die Eingangstüre zu, während Skýler davor stehen blieb und die Fassade zum Dach hinaufsah. Die Unterkunft würde sicher um einiges mehr Komfort und Annehmlichkeiten bieten können. Und doch konnte man nicht behaupten, dass sich der Mischling auf den weiteren Abend freute. Zu viel Ungewisses schwebte wie eine Kette von Säbeln über seinem Kopf. Der typische Klang eines aufklackenden Schlosses ließ ihn seinen Blick senken und so sah er dem Älteren dabei zu, wie er die Türe mit einem echten Schlüssel öffnete.
Als würde er diesen tatsächlich benötigen…!, dachte sich der Jüngere, während er auf genauso leisen Sohlen den Schritten des Dunkelelfen hinein folgte. Doch die Tatsache, dass Kraz‘ einen Schlüssel besaß, verließ seinem Besuch und Aufenthalt in Santros noch etwas Offizielleres.
Von wegen, er kam nur für einen kleinen Plausch vorbei… aber das wusste ich von Anfang an. Ský machte sich nicht die Mühe sich wirklich groß umzusehen. Das Wenige, was er zu sehen bekam, reichte ihm momentan aus, um sich in seiner Einschätzung bestätigt zu sehen.
Er stellte bereits einiges an Gefühlen in sich ab, was ein reiner Schutzmechanismus war. Wie sein Abend verlaufen würde, war immerhin keineswegs gewiss. Heute offensichtlich noch mehr, als an anderen Tagen. Da war er besser emotional vorbereitet.
Ihre Füße führten sie zum ersten Geschoss, wo Kraz’hian erneut vor einer Türe stehen blieb und vom Schlüssel Gebrauch machte. Dieser schien gerade wieder bester Laune zu sein. Etwas, was Ský nicht wirklich von sich behaupten konnte.
Im Vorraum ließ er den Beutel mit seinen Habseligkeiten ziemlich ungeachtet auf einen, an der Wand lehnenden Stuhl fallen und warf seinen Mantel über die Lehne. Anschließend trampelte er im Stehen etwas zu betont den Schmutz von seinen Stiefeln und schlug sich den Staub von der ach so schlabbrigen Hose und dem Oberteil fort. Ein passiver Protest, den Kraz’hian mit Sicherheit vollkommen und beabsichtigt übersehen würde.
Der nächste Raum bot neben einer angenehmen Wärme eine äußert gemütliche Atmosphäre. Und unter anderen Umständen hätte sich der Mischling wahrscheinlich gut gelaunt an eben jenen Tisch geworfen, auf dem eine wunderbar duftende Platte mit kaltem Fleisch und frischem Brot bereit zum Verzehr stand und auf die Kraz’hian nun gut gelaunt zusteuerte. So hingegen wagte er sich lediglich einige Schritte in den Raum hinein und fing an seine Achtlosigkeit von vorhin wieder wettzumachen, indem er alles genauestens musterte. So fiel ihm, mehr oder weniger zu seinem Missfallen das Gedeck für 2 Personen auf, was ihn stumm schnauben ließ. Ja, sein Hiersein schien von Minute zu Minute an Unvorhersehbarkeit zu gewinnen.
„Ah, das lob' ich mir!“, erklang ein zufriedener Seufzer von Seiten des Reinrassigen, der begann sich von der kalten Platte zu bedienen. Mal wieder in vollvollendeter Eleganz.
Die Hände in seine Hosentaschen grabend ging der Rothaarige noch ein Stück tiefer in den Raum und ließ seinen Blick zu einer weiteren geschlossenen Türe schweifen, hinter der sich vermutlich ein Schlafzimmer verbarg. Die Qualität der Möbel alleine hatte ihm schon genug über den Wert ihres Aufenthalts verraten. Und so musste er sich das luxuriöse Lager nicht leibhaftig anzusehen, um sich dieses vorstellen zu können. Die Matratze des Bettes wäre vermutlich um Welten bequemer, als die in seiner kleinen Unterkunft. Und doch würde er momentan sofort wieder tauschen.
„Mh, die Köchin versteht eindeutig ihr Handwerk!“, holte Kraz’hian seinen Schüler wieder aus den Gedanken, der nun zu ihm sah und sich ebenfalls mit undurchsichtiger Miene dem Tisch näherte. Wenn er weiter nichts sagte, wonach ihm gerade eindeutig mehr der Sinn stand, drohte ihm wieder das Kippen der Stimmung. Der des Dunkelelfen – seine lag bereits gefährlich in den Tiefen eines Kellers. Doch auf seine kam es hier nur zweitrangig heran. Er musste nur darauf achten, dass diese keinem Dominostein gleich, eine lange Reihe von Unannehmlichkeiten auslöste.
Seinen Frust hinunterschluckend holte ihn nun langsam auch der Geruch des Abendschmauses ein, so dass er seine Hände wieder aus den Taschen hervorzog und sich einen Teller nahm, auf den er einige Scheiben Fleisch und zwei der üppig aufgeschnittenen Scheiben des hellen Brotes legte. Die Soße fand auf einen weitaus weniger anmutigen und tröpfelnden Weg auf seinen Teller, oder besser gesagt klecksartig auf die Fleischscheiben, mit denen er die Brote belegte. Und so setzte er sich, den Daumen von ein wenig Soße ableckend, Kraz’hian gegenüber.
Warum er nicht gefragt hatte, ob er sich bedienen durfte? Die Zeichen und Andeutungen, dass er sich selbst bedienen durfte waren da gewesen und so gut kannte er den Dunkelelfen dann doch, um zu wissen, dass dieser ihm hier lediglich eine Rüge für seine Manieren beim Essennehmen erteilen würde, anstatt für die Selbstbedienung an und für sich. Kraz’hian wusste, dass sein Schüler durchaus perfekte Manieren vorzeigen konnte, wenn es nötig wäre, doch gerade zeigte er dem Älteren dann doch eine Seite der Zwanglosigkeit, wie es häufig in Familien der Fall war.
„Danke für das Essen!“, folgte dann aber doch noch, bevor er einen ersten Bissen, des saftigen und zarten Fleischbrotes nahm, dessen Geschmack ihm für einen kurzen Augenblick ein zufriedenes Schmunzeln in seine Mundwinkel zauberte. Essen war doch einfach eine ganz eigene Art von Magie!
Dennoch suchte der Mischling gedanklich bereits nach einem Gesprächsthema, das die Stimmung bewahrte. Doch ihm fiel nicht wirklich etwas ein. Ob er an mehr Informationen kommen würde war fraglich – besonders, wenn er erneut Fragen zu stellen begann, die vorhin schon eine Art Langweile bei Kraz’hian ausgelöst hatten. Was also tun?
„Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, wenn ich früh zu Bett gehe. Der Tag war lang, die Nacht noch länger und der Morgen verspricht ein frühes Erscheinen, wenn du mit mir einkaufen gehen willst.“, begann er und versuchte seine düsteren Bedenken beiseite zu schieben.
„Unter welchem Namen residierst du hier, wenn ich fragen darf? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du eine vielversprechende Legende nutzt, die sicher etwas mit dem baldigen Besucher zu tun hat, der dir so nützlich erscheint. Wer ist er? Ein Händler? Hat das etwas mit meinem Auftrag zu tun oder überschneiden sich hier zwei Bereiche? Welche Rolle werde ich spielen? Das wirst du mir doch sagen, oder nicht?“ Sein Ton war durchaus… plauderhaft. Doch gleichzeitig wagte er sich mit vielen Fragen direkt vor. Eine Methode, die ihm einige Male bereits Erfolg beschert hatte, doch war dies, ein aufs andere Mal das reinste Glücksspiel. Allerdings konnte man seine Fragen auch so auslegen, dass er sich einfach vorbereiten wollte, anstatt zu meckern. Und in gewisser Weise wollte er das auch – besonders auf emotionaler Ebene. Er wollte einfach nicht mehr spielen. Denn obwohl es halb nach einer Ausrede geklungen hatte, war er in Wahrheit wirklich müde - von diesem Spiel gar nicht zu schweigen.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. März 2023, 13:30

Hatte der Dunkelelf eigentlich seine Launen unter Kontrolle oder war er ihrem mitunter äußerst raschen Wechsel selbst ausgeliefert? Möglich wäre beides, denn wie instabil der Charakter des Älteren in Wirklichkeit war, wusste höchstens er persönlich. Dennoch war letztere Variante vermutlich die unwahrscheinlichere.
Doch wenn er sich beherrschte und nur willentlich diesen Schwenk zuließ, warum gab er dann durchaus Hinweise, die auf diese Gefahr hindeuten konnten? Um zu sehen, ob sein Gegenüber aufmerksam genug war, um darauf zu reagieren? Um zu testen, wie deutlich er werden musste, ehe es zur Eskalation kam? Nun, Skýler hatte gut daran getan, schnell zu lernen, wann er besonders vorsichtig werden musste. Denn sobald sein Lehrmeister keine gute Laune mehr hatte, wurde es brenzlig... im wahrsten Sinne des Wortes.
Also nahm er sich zurück, kontrollierte sich selbst verstärkt und schaffte es damit, dass die Stimmung zwischen ihnen nicht kippte, während sie durch das nächtliche Santros gingen. Eine wahrhaft herrliche Zeit, nicht nur für Schattenmagier, denn die Stille der Nacht war für jeden willkommen, der seine Ruhe benötigte und haben wollte. Niemanden traf man auf der Straße an, man war vollkommen für sich und musste keine gesellschaftlichen Gepflogenheiten befolgen. Man konnte eigentlich tun und lassen, was man wollte, vor allem seine Gedanken schweifen lassen... oder einfach nur friedlich in seinem Bett schlummern.
Dort wäre der Mischling inzwischen auch, wenn sein Besucher nicht aufgekreuzt wäre und ihn kurzerhand mitgenommen hätte. In eine komfortablere Unterkunft, ja, aber zu welchem Preis, unabhängig von dem Finanziellen?
Ihm blieb jedenfalls keine andere Wahl, als sie ganz offiziell mit Schlüssel zuerst das gut situierte Bürgerhaus und am Ende im ersten Obergeschoss auch die kleine Zimmerfolge betraten, die Kraz'hian für ihrer beider weiteren Aufenthalt in dieser Hafenstadt gewählt hatte. Wie er das wohl bezahlen mochte? Mit Geld... oder hatte er andere Möglichkeiten genutzt, derer er sich zweifellos ohne schlechten Gewissens bediente, wenn es ihm opportun erschien?
Gab es hier noch andere Gäste und wenn ja, wie mochten diese reagieren, wenn unter ihnen ein reinrassiger und ein gemischter Dunkelelf auftauchte? Würden sie überhaupt Kontakt zu anderen Personen in diesem Haus haben, abgesehen von gewiss vorhandenem Dienstpersonal?
Nachdem sie den Vorraum der neuen, gemeinsamen Unterkunft betreten hatten, kümmerte sich der Ältere kaum um seinen Schüler, abgesehen von einem kurzen, leicht missbilligenden Blick über die Schulter hinweg, als dieser sehr betont den Schmutz von seinen Schuhen trat. "Scheinbar habe ich wirklich zu lange deine Manieren vernachlässigt. Habe ich dir nicht erklärt, dass es notwendig ist, seine Kleidung stets sauber zu halten und das auch täglich zu überprüfen?", seufzte er ein wenig pikiert und offenbarte dabei nicht so sehr die Tatsache, dass er diese Regel wahrlich oft genug seinem Schützling eingetrichtert hatte.
Nein, es zeigte sich viel eher der Umstand, wie penibel Kraz'hian auf das Äußere achtete, sowohl bei sich selbst, als auch bei allen, die ihm unterstanden. Zeitgleich verdeutlichte es, dass er den Protest des anderen wahrnahm... und noch weniger freundlich geneigt aufnahm, als wenn er ihn schlichtweg ausgesprochen hätte.
Dann allerdings betrat der Ältere den Wohnraum, der fast schon einem kleinen Salon der Besserbetuchten ähnelte, und die duftende Mahlzeit verbesserte seine Laune eindeutig wieder. Somit bediente er sich an dem Braten und dem Brot und lud sogar Skýler dazu ein, mit ihm gemeinsam zu tafeln. Dem dieser nicht sofort nachkam, sodass er auf die Qualität des Essens hinwies und damit verdeutlichte, welches Verhalten er sich erwartete. Oder sich schlichtweg einen weiteren Spaß daraus machte, den Jüngeren nicht seinen eigenen Gedanken nachhängen zu lassen. Wie auch immer seine Beweggründe aussehen mochten, der Mischling war gut darin beraten, der Einladung endlich Folge zu leisten und sich an dem Mahl zu stärken.
Wie er es allerdings tat... entlockte dem Reinrassigen ein fast schon leidendes Seufzen und sogar ein angedeutetes Kopfschütteln. So, wie es Eltern bei ihren heranwachsenden Kindern taten, die mit Absicht sich flegelhaft benahmen, um zu ärgern.
Es dauerte ein wenig, währenddessen ein stiller Beobachter deutlich die Unterschiede zwischen diesen beiden Männern hätte sehen können. Da war der eine, der Ältere, der bis in die Haarspitzen eine beinahe schon natürlich anmutende Eleganz verströmte, selbst bei etwas so essentiellem wie dem Verzehr seines Essens. Mit seinen langen Gliedern wirkte es noch stärker und fast schon unerreichbar für jeden anderen Normalsterblichen. Während der Jüngere scheinbar noch im pubertierenden Zustand war und demonstrativ sich bäuerlicher benahm, sowohl beim Herrichten seiner Portion als auch bei der Größe seiner Bisse, ja, sogar bei der Art des Kauens. Dass dies seinem Lehrmeister nicht gefiel, könnte dieser Zuseher ebenfalls an den angedeuteten Seitenblicken ausmachen, die immer wieder in Richtung seines Schülers zielten.
Solange, bis dieser wenigstens die Grundtugend erkannte und sich bedankte. Ein langgezogener, beinahe schon erleichternd wirkender Seufzer entkam Kraz'hian, während er, natürlich elegant, abwinkte. "Aber nicht doch, mein Junge! Schließlich müssen wir ja darauf achten, dass du nicht wie ein Hungerleider aussiehst! Ich hoffe doch sehr, deine Mahlzeiten entsprechen mehr dem, was ich dir beigebracht habe, und werden nicht so vernachlässigt wie dein Äußeres.", stichelte er ein wenig und leckte sich einmal den Finger ab, obwohl dieser überhaupt nichts von der Sauce berührt hatte, nicht einmal den Spritzer eines Tropfens.
Der gleiche Finger indes von Skýler hätte eine Säuberung durchaus notwendig, sodass diese Geste eine Anspielung darauf sein könnte. Ob er allerdings darauf reagierte oder nicht, blieb trotz allem ihm überlassen. Ausnahmsweise...
Denn in Gedanken suchte er indessen nach einem soweit unverfänglichen Gesprächsthema, in dessen Verlauf er weder seine Gliedmaßen, noch seine sonstige Unversehrtheit einbüßen würde. Gönnerhaft deutete der Dunkelelf auf das breite Sofa als erste Reaktion, während er einen weiteren Bissen von seinem belegten Brot nahm. "Oh, lass dich von mir nicht von deinem Schönheitsschlaf abhalten!", neckte er den anderen und legte den Rest seiner Mahlzeit ab, um sich ein wenig von dem gekühlten, exquisiten Wein einzuschenken, der natürlich für diese späte Stunde nicht verdünnt worden war.
Während die blutrote Flüssigkeit langsam in seinen Becher floss, fuhr er korrigierend fort:"Wir gehen übrigens nicht einkaufen gehen."
Daraufhin stellte er die Kanne zurück und genehmigte sich den Tropfen. Seufzend setzte er den Becher wieder ab und schloss einen Moment lang voller Genuss die Augen. "Herrlich! Das lässt sich trinken!", schwärmte er und grinste flüchtig.
Erst nach dieser Unterbrechung nahm er den Faden von vorhin wieder auf. "Die Schneiderin... oder ihre Gehilfin kommen in der Früh selbstverständlich hierher, um dich zu vermessen. Wenn das erledigt ist, werde ich dich zum Bader mitnehmen, damit der den Zustand deiner..." Sein Blick glitt an Skýlers Oberkörper bezeichnend immer tiefer. "... Beschaffenheit bewerten und seine Empfehlungen aussprechen kann. Und am Nachmittag holen wir schließlich deine neuen Kleider ab. Natürlich nur, wenn du damit auch zufrieden bist." Der letzte Satz wurde von einem feinen, süffisanten Grinsen begleitet, sodass sich der Jüngere sicher sein konnte, dass er eben kein reales Mitspracherecht dabei haben würde.
Danach genehmigte sich Kraz'hian einen weiteren Schluck, um im Anschluss daran den Becher wegzustellen und sich seiner restlichen Portion zu widmen. "Wer er ist? Ach, nur jemand, der von der richtigen Hure geworfen wurde und ein exzellenter Arschkriecher ist, sodass er sich für den Größten hält.", erwiderte er deftig und offenbarte damit, dass die schöne Fassade bei weitem nicht alles war, was der Dunkelelf in sich verbarg.
Kauend zuckte er mit den Schultern. "Er hat nur das richtige Händchen dafür, wem er seinen Arsch oder seine Fresse wann hinhalten muss. Mit dem Ergebnis, dass ihm einige Gebäude gehören, die schön was abwerfen, und er mit seinem Namen entsprechend in hohen Kreisen verkehrt." Damit verschwand auch der letzte Bissen in seinem Mund und er griff nach einer bereitliegenden, weißen Serviette, um sich die sauberen Finger noch sauberer zu wischen.
"Mein Name ist nicht von Belang. Es reicht, wenn du mich in der Öffentlichkeit mit Herr ansprichst. Das passt schließlich zu einem Diener und Leibwächter, nicht wahr?" Die Serviette landete neben dem leeren Tablett und mit dem Becher in der Hand stand Kraz'hian auf, ein Zeichen dafür, dass die Mahlzeit in seinen Augen beendet war.
Mit einem feinen, nachsichtigen Grinsen sah er auf seinen Schüler herab. "Und nun, du neugierige Nase, gehst du schlafen. Ich will keine Augenringe morgen bei dir sehen, sonst sorge ich dafür, dass du ausreichend Schlaf bekommst!", scherzte er und übertünchte damit eine neuerliche Drohung, denn beide wussten, dass er keine Skrupel hätte zu tun, was er für notwendig hielt, um das von ihm gewünschte Ergebnis zu erhalten.
Damit drehte er sich um und ging zu der jener Tür, die ins eigentliche Schlafzimmer führte, den Becher weiterhin in der Hand und daran nippend. Sollte ihn der Mischling nicht aufhalten, würde er ihn nun alleine lassen... sofern ihm nicht noch etwas einfiele, das dagegen sprechen könnte.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 19. März 2023, 19:25

Der Abend schritt weiter voran und Skýler wunderte sich immer weiter wieso Kraz’hian so auf seinen Manieren und seiner optischen Erscheinung herumritt. Dass ihm diese beiden Bereiche wichtig waren, war wohl jedem ihm unterstehenden bekannt! Doch unterschieden sich die Arbeitsmethoden und Bereiche der einzelnen Handlanger teilweise stark voneinander. Kraz’hian selbst war von so hohem Rang, dass er sich seine Hände kaum selbst mehr schmutzig machen musste. Solch edle und piekfeine Kleidung konnte er also problemlos tragen, auch wenn der Dunkelelf dadurch teilweise schon das Aufsehen auf sich zog. Skýler handelte bevorzugt unentdeckt aus dem Schatten heraus und spielte nur bei Tageslicht kleinere oder größere Rollen, um sich an Zielobjekte oder Zielpersonen heranzuschleichen. Und dafür war einfache und unauffällige Kleidung weitaus praktischer. Alleine schon, weil er in Proportion gesehen, weit häufiger in den normalen und unteren Schichten agierte, als in den Oberen. Das war dem Dunkelelfen durchaus bekannt und abgesehen davon, dass er darauf bestand, dass man zumindest in seiner Gegenwart das Mindestmaß an guten Manieren bewahrte, war es doch sehr selten vorgekommen, dass er an der Optik seines Schülers herumgemäkelt hatte.
Skýler hatte viel von Kraz’hian gelernt, übernommen und abgesehen. Und so besaß auch der Rothaarige eine gewisse Eitelkeit, die sich über die letzten Jahrzehnte gebildet hatte. Dass er ungepflegt war und seine Optik vernachlässigte konnte man so also gar nicht wirklich sagen – zumindest sah das der Mischling so.
Ein Paradiesvogel unter Möwen fällt auf, egal wie man es dreht oder wendet!, dachte er sich beim Betrachten der edlen Kleidung, die sein Lehrmeister auch am heutigen Abend trug. Doch er beschloss nicht auf die Kritik und Sticheleien einzugehen. Wahrscheinlich wollte der Dunkelelf ihn tatsächlich nur ärgern oder testen – so wie er ihn gerade ja auch ein wenig provozierte, indem er sich nicht vollvollendet verhielt. Die letzte Möglichkeit war noch, dass sich das Vorhaben des Anderen von den üblichen Aufträgen, die Skýler normalerweise erledigte, einfach unterschied.

Für einen Moment schien ein Stimmungsumschwung zu drohen. Doch der gute Schmaus erhellte beide Gemüter und so legte sich auch Skýlers stiller Protest ein wenig, was ihn daran erinnerte, sich bei Kraz’hian zu bedanken. Was diesen zu einem beinahe erleichterten Seufzer verleitete.
"Aber nicht doch, mein Junge! Schließlich müssen wir ja darauf achten, dass du nicht wie ein Hungerleider aussiehst! Ich hoffe doch sehr, deine Mahlzeiten entsprechen mehr dem, was ich dir beigebracht habe, und werden nicht so vernachlässigt wie dein Äußeres." Der Ältere zog den Blick des Jüngeren auf sich, als er sich, ähnlich wie Skýler vor ein paar Sekunden, seinen völlig saucenfreien Finger ableckte. Ein Hinweis, den der andere zu deuten wusste und so drehte er sein Handgelenk leicht, um sich die Finger zu betrachten und entdeckte die Stelle, die er offensichtlich übersehen hatte. Mit der Zunge leckte er sich den kleinen Saucenklecks ab und rückte den Stuhl etwas näher gen Tisch, so dass sich seine Haltung ganz automatisch verbesserte. Er wollte das stille Ärgern nicht auf die Spitze treiben – schon gar nicht, wenn er noch ein paar Informationen mehr gewinnen wollte.
„Für die Mahlzeiten frequentiere ich noch immer die lokalen Wirtshäuser oder kaufe etwas an Marktständen.“, antwortete Skýler noch, obwohl er sich gar nicht mal so sicher war, ob der Kommentar seines Lehrmeisters eine tatsächliche Frage beinhaltet hatte. Denn dieser wusste eigentlich, dass sein Schüler kein … besonders guter Selbstversorger im Bereich Ernährung war. Das Brot war ziemlich schnell verschlungen, denn so feines Fleisch hatte er schon eine ganze Weile nicht mehr zu sich genommen, was ihn sogar dazu bewegte noch einmal aufzustehen und sich ein weiteres Brot zu belegen. Dieses Mal sah Skýler jedoch davon ab Kraz‘ weiter zu ärgern und kopierte seine manierliche Art das Fleisch auf das Brot zu verteilen und die Soße darüber zu träufeln. Das Gesamtbild büßte dennoch durch die aufgeschabten Soßenreste der ersten Portion ein.

Zurück am Tisch erhielt er glücklicherweise auf seine nächsten Fragen ein paar Antworten. Und als Krazhian auf das Sofa deutete, das offensichtlich Skýler als Nachtlager dienen sollte, atmete dieser versteckt und vor Erleichterung etwas tiefer aus.
"Oh, lass dich von mir nicht von deinem Schönheitsschlaf abhalten!", gestattete der Dunkelelf in einem gönnerhaften Ton, der den Mischling zusehends beruhigte.
Seine Scherze werden von Mal zu Mal verschrobener…! Vielleicht wird man ab einem gewissen Alter so! Oder er besucht immer mehr die Freudenviertel. Das scheint bei Leuten mit Einfluss und Geld einer der beliebtesten Zeitvertreibe zu sein! Skýler war es eigentlich egal, was der Dunkelelf trieb. Ihm war egal, ob und wie er sexuell eingestellt war, solange er ihn nicht mit hineinzog. Er hatte es genossen, dass es einen Bereich gegeben hatte, bei dem Kraz‘ seine Finger nicht im Spiel gehabt hatte und er würde bevorzugen, wenn sie dort auch wieder zurückkehren würden.
Doch selbst wenn das Vorhaben des Dunkelelfen nichts mit eigenen sexuellen Neigungen zu tun hatte, hieß das nicht, dass das Thema vom Tisch war. Das war Skýler bewusst und ein Dorn im Auge. Von daher lauschte er den Worten des anderen aufmerksam, um jede Information genauestens abzuspeichern. Er hoffte noch immer, dass die Anspielungen nur einer von Kraz’hians deplatzierte Scherzen war.
"Die Schneiderin... oder ihre Gehilfin kommen in der Früh selbstverständlich hierher, um dich zu vermessen. Wenn das erledigt ist, werde ich dich zum Bader mitnehmen, damit der den Zustand deiner... Beschaffenheit bewerten und seine Empfehlungen aussprechen kann. Und am Nachmittag holen wir schließlich deine neuen Kleider ab. Natürlich nur, wenn du damit auch zufrieden bist.", so manierlich Skýler gerade das lecker belegte Brot kaute, die Beschreibung des morgigen Ablaufs, ließ ihn ein wenig den Appetit verlieren, so dass er den Rest auf den Teller legte.
Warum bei Faldor…!, fragte er in seinen Gedanken wenig begeistert und seufzte, ehe er kurz mit dem Kopf schüttelte und beschloss sich nicht schon im Vorfeld aufzuregen. Vielleicht malte er sich durch die Andeutungen des Dunkelelfen auch nur etwas Schlimmeres aus, als er dann tatsächlich erleben würde.
Die Informationen über ihren morgendlichen Besucher nahm Skýler weitaus aufmerksamer und interessierter auf, auch wenn man dies an seiner Mimik nicht ablesen konnte. Wie vermutet schien Kraz’hian den besagten Hurensohn nicht gerade … wertzuschätzen. Er war auch nur eine Figur auf dem Brett und Skýler musste nur zusehen, dass er eine Chance hatte seine eigene Rolle so zu nutzen, dass er heil aus der Sache herauskam. Still nickte er nur auf die Anweisung ihn am morgigen Tag mit Herr anzusprechen und schien für einen Moment in Gedanken versunken zu sein.
„Ich spiele also deinen gutaussehenden Leibwächter?“, fragte er möglichst neutral nach und wischte sich ebenfalls den Mund mit einer Serviette ab, wenngleich sicher nicht so elegant, wie der Ältere. Dadurch dass sich Skýler selbst als gutaussehend ansah, erschien ihm Kraz’hians Wahl sogar nachvollziehbar und logisch zu sein. Von daher schmeichelte dieser Gedanke sogar seiner Eitelkeit. Doch das Ungewisse drum herum war das, was ihm am morgigen Tag nicht gefiel, weil er kein Verlangen danach verspürte sich von einem Arschkriecher betatschen zu lassen.
Der Aufforderung sich endlich schlafen zu legen kam Skýler hingegen gerne nach. Nickend schob er den Stuhl zurück und erhob sich. Für die Nacht trennten sich glücklicherweise ihre Wege.
„Eine geruhsame Nacht!“, wünschte er dem Älteren noch, bevor dieser hinter seiner Zimmertüre verschwand und den Rothaarigen erst einmal zum Durchatmen brachte. Die letzte Stunde war so anstrengend gewesen, wie die letzten Wochen zusammen. Mental durchaus erschöpft ließ er sich auf das Sofa fallen und seufzte behaglich, als er die gute Polsterung im Rücken spürte.
So kann man es wirklich aushalten!, dachte er und streckte einmal alle Glieder aus, bevor er die Muskeln lockerte, sich die ordentlich zusammengelegte Decke schnappte, die er über sich ausbreitete. Skýler drehte sich unter der Decke auf den Bauch, stopfte sich unter den rechten Arm eines der weichen Federkissen, auf das er sein Haupt bettete und schloss die Augen. Er lag immer ein wenig verdreht, halb auf dem Bauch, halb auf der Seite - was Kraz’hian sicher zu einer Rüge bewegen könnte – doch schlief er schon seit eh und je so und würde sich das sicher nicht mehr abgewöhnen.
Der linke Arm baumelte leicht am Sofa hinab und ein herzhaftes Gähnen löste sich. Die lang entbehrte Gemütlichkeit machte ihn schnell schläfrig, so dass er sich schneller als normalerweise in Mathalas Arme begeben konnte. Wie wohl die meisten Spione hatte auch Skýler einen unglaublich leichten Schlaf, doch wahrscheinlich würde es trotzdem Kraz’hian sein, der als Erster auf den Beinen sein würde und seinen Schüler, wie jeher, aus dem Bett schmeißen müsste.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. März 2023, 13:07

Der Dunkelelf umhüllte sich gerne mit Geheimnissen. Nicht nur, weil das zu seinem Beruf... oder eher zu seiner Berufung gehörte und seinem eigenen Überleben äußerst dienlich war. Nein, es machte ihm auch insgeheim schlichtweg Spaß zu sehen, wie andere, besonders seine Handlanger, absolut ahnungslos waren und im Dunkeln tappten. Manches enthüllte er dann doch und einiges mussten sie selbst herausfinden, aber am Ende konnten und sollten sie sich niemals sicher sein, ob dies wirklich schon alles gewesen war. Ab und zu benötigte es auch die ein oder andere falsche Fährte und schon war sein Verwirrspiel perfekt und seine Belustigung groß.
Auch bei seinem Schüler Skýler handhabte er es nach all den gemeinsamen Jahrzehnten so, obwohl er im Stillen für sich zugeben musste, dass der Jüngere gewiefter war als manch seiner anderen Werkzeuge. Umso mehr Mühe gab es sich deswegen, ihn vor den Kopf zu stoßen und es hinter seiner Stirn eifrig arbeiten zu lassen. So auch jetzt, wenngleich er ihn nicht beständig im Blick hatte, sondern lediglich wusste, dass der andere über alles seit seinem Auftauchen grübelte. Oh, und er würde noch eine Menge zum Grübeln bekommen, dessen konnte er sich sicher sein!
Zuerst allerdings ging es vordergründig um die Füllung ihrer Mägen vor dem Schlaf. Schließlich solle ihm niemand vorhalten können, er verlange Manieren von seinen Untergebenen und besäße selbst keine! Nein, bestimmt nicht! Also bewirtete er seinen spontanen Gast, indem er ihn mit in seine Suite nahm und dort alles für dieses späte Mahl längst hatte herrichten lassen.
Tatsächlich schmeckte es auch Kraz'hian, denn er hatte sich diese Herberge nicht aus einer Laune heraus ausgesucht, sondern weil er sie kannte und schon des Öfteren beehrt hatte. Und aus diesen Erfahrungen wusste er, dass man hier so einiges genießen konnte, etwas, das ihm persönlich stets wichtig war. Ganz gleich, welche Arbeit es zu erledigen galt oder er delegierte, am Ende zählte für ihn hauptsächlich der eigene Genuss. In welcher Form er diesen auskosten wollte, blieb dabei jedoch sein Geheimnis.
Bei der Beschreibung, wie der Mischling zu seinen Mahlzeiten kam, stieß der andere nur ein leises, abfälliges Seufzen aus. Deutlicher musste er gar nicht werden, um zu zeigen, was er davon hielt. Auch wenn er früher gewiss ähnlich gelebt und vor allem überlebt hatte, war er längst aus diesem Milieu draußen und konnte es sich leisten, jederzeit derart erlesen zu speisen.
Ob Kraz'hian eigentlich aus der dunkelelfischen Oberschicht stammte, dass er sich derart benahm? Oder war das Gegenteil der Fall, hatte er sich lediglich sehr geschickt und ausdauernd hochgearbeitet, um seine wahre Herkunft verleugnen zu können? Ein weiteres Rätsel, das sein Lehrmeister für sich zu behalten wusste.
Wenig später war der Dunkelelf indes bereit, das ein oder andere über den Ablauf des nächsten Tages zu verraten. Nicht, dass Skýler tatsächlich ein Mitspracherecht dabei hätte! Doch so könnte er sich wenigstens darauf einstellen und sich mental wappnen vor welchen Übergriffen auch immer.
Schließlich fasste er seine Rolle zusammen und entlockte dem Älteren damit ein weniger abfälliges Seufzen als vorhin, wenngleich er so tat, als wäre das alles eine lästige, kleine Nebensache, so wie er mit der Hand kurz durch die Luft fuhr und mit der anderen den Wein im Becher sanft kreisen ließ. "Leibwächter, Leibdiener, Leib...erfreuer. Alles in einem, durchaus.", konkretisierte er beinahe schon gelangweilt und dennoch wieder auf diesen einen Bereich anspielend, den der andere so gerne missachtet hätte.
Einige Minuten später hatten sie ihr gemeinsames Mahl beendet und da der Jüngere keinen Bedarf danach verspürte, sich noch länger zu unterhalten, entließ ihn sein Lehrmeister tatsächlich für diesen Abend. Trotzdem zeichnete sich ein feines Grinsen auf seinen Lippen ab, als er, in der Tür zu seinem durchaus luxuriösen Schlafgemach stehend, noch einmal zu ihm hinsah. "Ich wünsche feuchte Träume!", stichelte er und mit einem beinahe lautlosen Lachen verschwand er in seinem Zimmer. Was er darin tat und sich noch ausmalen mochte, nahm er als weiteres Geheimnis mit sich.

Die Nacht war erholsam... jedoch äußerst kurz, denn bald nach dem ersten Hahnenschrei wurde an die Tür zu der Suite geklopft. Während dieses Geräusch erst durch den schlaftrunkenen Geist des Mischlings dringen und ihm bewusst machen müsste, dass es Zeit wäre aufzuwachen, war sein Gastgeber offensichtlich darauf vorbereitet gewesen und längst auf den Beinen. Denn er war es auch, der sich persönlich daran machte, den neuen Besucher zu empfangen.
An der Tür selbst wurde noch zu leise gesprochen, als dass die Worte direkt gehört worden wären und einen Sinn ergeben hätten. Dies änderte sich allerdings schlagartig, als Kraz'hian mit dem Persönchen im Schlepptau in den Wohnraum kam. "Oh nein, bin ich etwa zu früh? Bitte entschuldigt, Herr!", kam das ehrlich wirkende Stimmchen und würde vermutlich spätestens jetzt dafür sorgen, dass Skýler sich zurück in die Wirklichkeit kämpfte.
"Aber nicht doch, meine Liebe, mach dir keine Sorgen! Er verschläft leider häufig, das ist nichts Ungewöhnliches. Geben wir ihm ein paar Minuten, bis dahin kannst du dich gerne erfrischen. Der Wein hier schmeckt vorzüglich!", sprach der Dunkelelf sanft und freundlich, wie immer, wenn er jemanden um den Finger wickeln wollte.
Wie erwartet, färbten sich die Wangen der jungen Frau, die offensichtlich noch nicht lange den Kindesschuhen entwachsen war, rötlich und sie lächelte verlegen. Trotzdem protestierte sie schwach, während sie den Korb mit den Nähutensilien darin an ihre wohlgeformte Brust drückte:"Das darf ich nicht annehmen, Herr, bitte verzeiht! Aber die Herrin wartet und braucht mich, ich sollte mich auf jeden Fall beeilen und..."
"Sch, sch, keine Sorge, meine Liebe. Deine Herrin kennt mich, sie weiß, dass ich sehr genau bin und bei mir das Abmessen immer lange dauert. Dafür gibt es auch so gut wie nie etwas zu Beanstanden oder Nachzumessen. Also, erfreue mein dunkles Herz und probiere den Wein.", säuselte Kraz'hian und schob sie sanft in die gewünschte Richtung zum Tisch. Dabei schien er sich nicht darum zu kümmern, dass die Gehilflin der Schneiderin noch tiefer errötete, denn er war nicht nur, trotz seiner Herkunft, ein stattliche, ansehnlicher Mann, sondern obendrein auch appetitlich fürs weibliche Auge angezogen.
Ganz so, als würde er es auf anderes anlegen, als seinen Schüler vermessen zu lassen, trug er über einer hellbraunen Hose, die seine Beine wahrlich umschmeichelte und einen vorteilhaften Kontrast zu seiner dunklen Haut bot, lediglich einen erlesenen, teuren Morgenmantel. Diesen hatte er bewusst nachlässig zugebunden, sodass viel von seiner glatten Haut darunter zu sehen war. Das lange Haar hatte er mit zwei dünnen, geflochtenen Zöpfen aus dem Gesicht gebunden und auch ansonsten wirkte er so frisch, als hätte er sich bereits bei Sonnenuntergang hingelegt, um die ganze Nacht zu verschlafen.
Die Besucherin indes war in eine schlichte, helle Bluse und einem braunen Rock gekleidet, der auf beiden Seiten je eine Tasche aufwies, in der sie weitere Nähutensilien unterbringen und jederzeit zur Hand haben konnte. Ihr volles, blondes Haar hatte sie geflochten zu einem Zopf im Nacken hochgesteckt, wenngleich ein paar Strähnchen sich gelöst hatten und ihr ein wenig wirr vom Kopf abstanden. Um ihre kleine Stupsnase gab es eine Ansammlung von neckischen Sommersprossen und ihre Augen erinnerten an den blauen Himmel im Frühling.
Sie war ein hübsches Ding, auch von jenen Rundungen her, die man unter ihrer Kleidung erahnen mochte. Und sie wirkte unschuldig, war aber scheinbar auch naiv, so, wie sie verlegen lächelte, als sie dann doch noch den angebotenen Becher Wein entgegen nahm, um daran zu nippen. "Der schmeckt ja süß!", stieß sie kindlich überrascht aus, sodass Kraz'hian ihr freundlich lächelnd zunickte.
"Ich sage ja, er ist sehr gut. Du wirst sehen, er schmeckt mit jedem Tropfen besser und währenddessen hat dein Kunde Zeit, sich herzurichten, um sich von dir vermessen lassen zu können.", meinte er mit einem kleinen Seitenhieb in Richtung seines Schülers, ohne ihn direkt anzusehen. Stattdessen nahm er sich die Freiheit und strich der Besucherin eine Strähne hinters Ohr, dass sie kichern musste, als wäre sie dort kitzlig.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 26. März 2023, 14:38

Die letzten Anspielungen schienen Skýler schon weniger zu beunruhigen, auch wenn sie ihm noch immer ein gewisses Unbehagen bescherten. Kraz`hian trieb gerne seine Späße mit anderen und nutzte jede noch so kleine Schwäche, Abneigung oder Sorge aus, um sein Opfer aus dem Konzept zu bringen. Nicht immer steckten ernsthafte Absichten dahinter und tatsächlich konnte sich der Mischling nicht wirklich vorstellen, dass sein Lehrmeister ihn in diesem Punkt in eine Krise stürzen würde. Denn das würde auch für ihn Unannehmlichkeiten bedeuten, da er sich Skýler über all die Jahre zu einem fähigen und gehorsamen Untergebenen herangezogen hatte. Ein solcher Einschnitt in das … mehr oder weniger konstante Konstrukt ihrer Beziehung, könnte viele Jahre Arbeit zerstören. Und das lag wohl daran, dass Kraz’hian Skýler die Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit gewährte. Dadurch hatte sich sein Potenzial in viele Richtungen schneller entwickelt, doch wo ein Vorteil war, gab es auch einen Nachteil.
Tatsächlich war das Verhältnis zwischen Lehrmeister und Schüler sehr schwierig und nicht klar definierbar. Skýler besaß nur ein paar Jahre an Erinnerungen, die er nicht mit dem Dunkelelfen verbracht hatte und diese lagen in seiner frühesten Kindheit. So groß die Abscheu und Angst vor Kraz’hian auch war, gab es Punkte in denen der Mischling ihm auch dankbar war und für die er den Älteren respektierte. Wer wusste schon, wie sein Leben verlaufen wäre, wäre er tatsächlich bei seinem Vater angekommen. Die Chancen, dass es besser gewesen wäre, waren nie hoch gewesen und über die Jahre hinweg, hatte Skýler zu viel über Dunkelelfen gelernt, als dass er an seiner kindlichen Hoffnung festgehalten hätte, dass seinem Erzeuger etwas an seiner Mutter oder gar ihm liegen würde. Es war mühselig sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen, denn die Zeit konnte er nicht mehr zurückdrehen. Stattdessen wollte er dafür sorgen, dass seine Zukunft irgendwann einmal besser verlaufen und näher an dem Begriff Freiheit reichen würde.

Die Nacht verlief ohne Störungen oder besondere Ereignisse, so dass der Rothaarige im Grunde durchschlief. Unterbewusst nahm er am frühen Morgen die Geräusche von Kraz’hian wahr, als dieser sein Schlafgemach verließ, doch das bewegte den Jüngeren noch lange nicht sich ebenfalls zu erheben. Ein aufmerksamer Beobachter konnte lediglich einen kurzen Augenaufschlag beobachten, mit dem er sich versicherte, dass es wirklich der Dunkelelf war, doch kaum war dies geklärt, drehte sich Skýler auf die andere Seite und döste weiter. Bis ein Klopfen die morgendliche Ruhe störte und einen Besucher ankündigte, den Kraz persönlich in Empfang nahm.
Was an der Türe gesprochen wurde war für Skýler noch nicht zu verstehen, doch anhand der Klangfarbe meinte er herauszuhören, dass der Besucher weiblichen Geschlechts war. Und das führte ihn direkt zur nächsten Annahme, dass die, am Abend noch angekündigte Schneiderin eingetroffen war.
Für den Zirkus ist es wirklich zu früh…!, machte er gedanklich seinem Frust Luft und zog seinen linken Arm über sein Gesicht, so dass dieser seine Augen überdeckte. Die Aussichten auf den Ablauf des Tages motivierten ihn nicht wirklich aufzustehen, so dass er einfach vorgab noch im Manthalas Armen zu schlafen, während Kraz’hian eine schwatzhafte Dame ins Zimmer führte, an deren Stimme Skýler festmachte, dass diese noch nicht besonders alt war.
"Oh nein, bin ich etwa zu früh? Bitte entschuldigt, Herr!", erklang das helle Stimmchen der Besucherin nun klar vernehmbar. Die Worte wiesen darauf hin, dass man seine ‚schlafende‘ Gestalt entdeckt hatte, doch Kraz kümmerte sich bereits darum das besorgte Gemüt zu beruhigen.
"Aber nicht doch, meine Liebe, mach dir keine Sorgen! Er verschläft leider häufig, das ist nichts Ungewöhnliches. Geben wir ihm ein paar Minuten, bis dahin kannst du dich gerne erfrischen. Der Wein hier schmeckt vorzüglich!"
Skýler lauschte dem Gespräch und konnte mal wieder Zeuge der Wortgewandtheit seines Lehrmeisters werden, die zweifelsfrei auf die süßen Worte und das gute Aussehen des Älteren reagierte.
Wahrscheinlich errötet sie gerade, wie all diese jungen Gänse!, kommentierte Ský und seufzte innerlich. Solch naiven Dingern hatte er nie wirklich etwas abgewinnen können. Er gehörte zu jenen Männern, die man eigentlich als anständig bezeichnen konnte, doch - und vielleicht lag es an seinem dunklen Blut, dass so empfand -, manchmal schienen es gewisse Frauen darauf anzulegen, dass man mit ihnen und ihren Gefühlen spielte. Andererseits nahmen diese Mädchen auch nur ihren Platz in einem vorgeschriebenen Rollenbild ein, das sich von Abstammung, Rang, Herkunft und dergleichen stetig unterscheiden konnte.
Skýler wusste, dass Kraz’hian wiederum wusste, dass dieser längst wach war und nur vorgab zu schlafen. Und dass dessen Geduld langsam auslief, erkannte dieser an seinen nächsten Worten, die ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl waren, dass er seinen Hintern von der Couch schwingen sollte!
"Ich sage ja, er ist sehr gut. Du wirst sehen, er schmeckt mit jedem Tropfen besser und währenddessen hat dein Kunde Zeit, sich herzurichten, um sich von dir vermessen lassen zu können."
Ist ja gut…!, dachte er mürrisch und schob seinen Arm von seinen Augen, so dass das Licht im Raum selbst durch seine geschlossenen Augen hell wirkte. Ein tiefes Durchatmen war zu hören, das in ein aufwachendes Seufzen mündete und alsbald hob er die Lider und betrachtete mit seinem Sturmgrau das Schauspiel, das sich im gleichen Raum abspielte.
Rein optisch betrachtet war das Mädchen ein hübsches junges Ding, dem er durchaus etwas abgewinnen könnte. Von seiner Laune aus betrachtet lag es Skýler dennoch fern in das kleine Spiel des Dunkelelfen einzusteigen, doch weil er wusste, dass er um den Grund ihres Besuches nicht herumkommen würde, fügte auch er sich in seine Rollen und richtete sich mit einem Gähnen auf.
„Habe ich verschlafen?“, fragte er scheinbar überrascht von der plötzlichen Anwesenheit ihres Besuches, während er sich das schlafzerzauste Haar hastig mit den Fingern in Form kämmte, was kaum viel Arbeit bedurfte. Die Decke beiseite schlagend stand er auf und ging zielgerichtet auf die beiden anderen zu. Nachdem er neben Kraz’hian stehenblieb und ihm entschuldigend einen guten Morgen wünschte, wanderte sein Blick zu der jungen blonden Frau, die er aufmerksam zu mustern begann. Sie war um ein gutes Stück kleiner als er, so dass er einen guten Blick auf die Strähnen hatte, die sich wirr aus ihrer Frisur gelöst hatten. Eine gefühlte, kleine Ewigkeit verging, bevor er ein charmantes Lächeln aufsetzte und sie ansprach.
„Du bist also die Schneiderin, die meiner katastrophalen Garderobe ein Ende setzen soll?“, fragte Skýler und musterte sie erneut, als könne er anhand ihrer Optik das Maß ihrer Fähigkeiten ablesen. Er beugte sich ihr etwas entgegen und schien ihren Blick einfangen zu wollen, als er mit etwas leiserer Stimme hinzufügte:
„Ich gebe zu mich nicht besonders darauf gefreut zu haben, aber in die Hände einer so hübschen Dame begebe ich mich doch gerne.“, raunte er mit einem frechen Ausdruck in den Augen, mit dem er schon das ein oder andere Frauenherz zum Hüpfen gebracht hat.
Tatsächlich hatte er noch immer keine Lust auf das ganze Theater und die Abmessungen. Die Sorge wofür sich Kraz’hian entschied, war noch immer zu groß und da dieser das Geld zahlte wusste der Mischling, dass seine Meinung kaum beachtet werden würde, selbst wenn er sie äußerte.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. März 2023, 21:28

Der Reinrassige hatte es schon früh verstanden, sich Schwächere zunutze zu machen und so heran zu ziehen, dass er deren volles Potential für seine Zwecke einsetzen konnte. Dafür war es aber auch eindeutig notwendig, andere einschätzen und deren Grenzen erkennen zu können. Diese lotete er auch gehörig aus, vor allem, wenn es darum ging, ihm missfallende Verhaltensweise mit Schmerz und Qual zu zerstören oder umzulenken. Doch inwieweit er dabei ging, kam stets auf sein Werkzeug an.
Und ob er nun bei seinem Schüler eine neue Grenze austesten oder diesen lediglich schockieren wollte, blieb sein Geheimnis. Solange, bis die Situation eintreten würde und bis dahin hatten sie beide zumindest noch eine Nacht in getrennten Schlafzimmern vor sich, die beide zur Erholung nutzen konnten. Wenngleich der Ältere definitiv früher und schneller auf den Beinen war, als es früh morgens an die Tür klopfte.
Und wie um Skýler zu demonstrieren, wie man sich in seinem Umfeld benahm, sah er auch wie aus dem Ei gepellt aus und zugleich ganz der reiche, sich seines guten Aussehens bewusste Dunkelelf, der sich mit entsprechender Kleidung noch vorteilhafter wirken ließ. Ganz so, als ahne er, dass nicht die Schneiderin selbst zum Vermessen kommen würde, sondern deren noch junge und recht naive, allerdings hübsche Gehilfin.
Diese nun führte er herein und plauderte vollkommen unbefangen, mit einem Hauch Koketterie und erreichte damit eindeutig, was er wollte. Das junge Ding bekam rote Wangen und ließ sich viel zu leicht um den Finger wickeln.
Oder war selbst das nichts weiter als ein Schauspiel? War diese Schneidergehilfin womöglich aus einem anderen Metier und Kraz'hian wollte seinen Schüler lediglich testen? Jedenfalls schien es zu wirken, wie auch immer der Hintergrund aussah, denn er lockte sie zu dem Wein und die Wangen färbten sich noch einen Hauch röter. Dies konnte der Mischling auch erkennen, als er endlich seine Augen öffnete und sie beim Tisch mit dem Becher in der Hand stehen sah, während der Reinrassige sich zwischen Wand und Tisch befand, sodass er direkt zum Sofa sehen konnte.
Während die Kleine noch einmal nippte, warf er von ihr unbemerkt einen amüsierten Blick in Richtung Skýler, der vieles zu sagen vermochte. Ob er darüber belustigt war, welches Schauspiel sein Schüler nun bot und wie er sich in seine von ihm vorgegebene Rolle fügte? Oder war es noch ein Nachhall wegen seiner bevorzugten Schlafposition? Möglich wäre auch, dass es ihn erheiterte, wie leicht er die Gehilfin tanzen lassen konnte, wie er es wollte.
Als der Jüngere nun seine verschlafen klingende Stimme erhob, zuckte das Mädchen ein wenig erschrocken, vielleicht sogar ertappt zusammen und verschüttete ein paar Tropfen des teuren Weins. "Oh nein, wie ungeschickt! Bitte, verzeiht!", beeilte sie sich sofort zu sagen, stellte den Becher lieber ab und holte ein Tüchlein, um den Schaden in Grenzen zu halten.
"Nicht doch, nicht doch, meine Liebe! So etwas kann ja auch mal passieren. Gräm dich nicht, keine Sorge.", beruhigte der Dunkelelf sie viel fürsorglicher, als man es seinesgleichen für gewöhnlich zutraute, und trat zu ihr, um ihr einen Arm um die Schultern zu legen. "Sieh nur, mein Diener ist endlich erwacht.", wies er auf den Jüngeren hin, der sich eben erhob und damit auch seine formvollendete, wenngleich noch nicht so elegant und freizügig gekleidete Gestalt offenbarte.
Die Kleine errötete scheinbar bis unter die Haarspitzen und knickste leicht, was verdeutlichte, dass sie sich anscheinend als gesellschaftlich niedriger gestellt sah als ihn. Während er sie musterte, hielt sie ihren Blick gesenkt. Der Dunkelelf indes hatte seinen Arm wieder von ihr gelöst und nickte leicht, um seine vorherige Position wieder einzunehmen und seinen Becher zu ergreifen. "Nun, da wir vollzählig sind, können wir ja anfangen.", bemerkte er gönnerhaft und deutete, dass der andere sich erst einmal vertraut mit der Gehilfin machen könnte.
Was er auch gleich in Angriff nahm, indem er sie zuerst betont lange musterte und schließlich das Wort direkt an sie richtete. Fast schon erschrocken sah sie auf, mit großen, runden, blauen Augen. "Was, ich? Nein, nein, das ist meine Meisterin! Ich gehe ihr zur Hand und lerne bei ihr.", wiegelte sie rasch und schüchtern ab, konnte jedoch nicht verbergen, dass sich ein kleines, geschmeicheltes Lächeln auf ihre Lippen stahl, obwohl sie den Blick längst wieder gesenkt hatte.
Als er dann auch noch ein neues Kompliment raunte, kicherte sie mädchenhaft, während Kraz'hian hinter seinem Becher ein feines, selbstzufriedenes Grinsen verbarg und sich hinsetzte. Dabei machte er es sich bequem, indem er die Füße auf die Sitzfläche des anderen Stuhls legte und sich auf seinem zurück lehnte, um mit erhobenen Becher und abgestützten Ellenbogen erst recht wie ein wohlwollender, verwöhnter Reicher zu wirken. So hatte er auch einen guten Blick auf das Geschehen.
"Bitte, Herr,...", begann nun die Gehilfin und kramte ein Maßband sowie ein Zettelchen und einen Kohlestift hervor. "... stellt Euch hier hin und streckt beide Arme zur Seite. Ich bemühe mich, Euch nicht zu lange zu beanspruchen.", murmelte die junge Frau und versuchte daraufhin tatsächlich, professionell nichts weiter als ihrer Arbeit nachzukommen. Dabei wies sie ihn an, wie er wann zu stehen hatte, vermaß ihn gefühlt von Kopf bis Fuß, auch wenn sie bei ersterem kaum hin reichte und er dafür in die Knie gehen musste.
Als sie so gut wie fertig war und sich jede Menge Notizen gemacht hatte, die davon zeugten, dass sie ihre Aufgabe auch wirklich ernst nahm, ließ sich auch der Dunkelelf wieder vernehmen. "Gut, und jetzt noch den Schritt.", wies er sie an. Sie nickte und senkte den Blick, jedoch schluckte sie auch leicht dabei, als wäre sie längst informiert darüber, was von ihr erwartet werden würde.
Der Ältere indes warf seinem Gegenüber einen auffordernden Blick zu, als würde er mit ihm und nicht mit ihr reden. "Die Nähte müssen wirklich perfekt sitzen und wenn es spannt, darf nichts reißen, sondern muss vorteilhaft betont sein.", führte er weiter aus.
Dieses Mal färbten sich die Wangen der Gehilfin wieder rot, doch sie nickte erneut als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Ganz so, als wisse sie längst von dieser prekären Aufgabe. Ob sie deswegen anstelle der Schneiderin persönlich geschickt worden war? Möglich... oder Kraz'hian hatte gezielt sie bestellt.
Wie auch immer, sie verharrte mit dem Maßband in den Händen und warf einen schüchternen Blick unter ihren langen Wimpern zu dem Mischling empor. "Wenn Ihr Hilfe braucht...", flüsterte sie ihm zu und wartete auf seine Reaktion, um gegebenenfalls unterstützend zu agieren, um auch wirklich das richtige Maß nehmen zu können.
Während in ihrem Rücken der Spion mit einem spöttischen Grinsen eine auffordernde Geste machte, ansonsten jedoch keinerlei Anstalten zeigte, sich aus seiner Beobachterposition zurück zu ziehen.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Freitag 31. März 2023, 22:21

Skýler betrachtete das junge Ding vor sich, das sich sittsam ihrem Kunden unterordnete. Wie alt mochte sie sein? Ihm fiel es immer recht schwer das Alter von Frauen abzuschätzen, doch auch wenn er sich diese Frage gerade stellte, interessierte es ihn nicht wirklich. Die Gehilfin würde er hiernach kaum mehr wiedersehen. Dennoch zeigte er sich höflich – sein Lächeln war charmant und sein Blick besaß etwas leicht Verwegenes, der mit Sicherheit schon mehrere junge Damen zum erröten gebracht hatte.
Doch lange hielten sich die beiden nicht mit der Begrüßung auf und die Schneidergehilfin begann mit den Abmessungen. Oder besser gesagt, sie versuchte es! Denn der Mischling zeigte auf eine gespielt unschuldige Art und Weise große Freude daran, die deutlich kleinere Frau zu necken, indem er den Größenunterschied zwischen ihnen auszunutzen wusste.
Skýler merkte sehr genau, wann sie mit dem Maßband nicht an die Körperstellen kam, die sie gerade bemessen wollte und stoppte anfänglich ihre Anweisungen mit Blicken und später hin mit kleinen Zwischenbemerkungen, die er zeitlich so passend ansetzte, dass sie gerade mal dazu kam den Mund zu öffnen.
„Ich glaube es ist heutzutage schwer eine wirklich fähige Schneiderei zu finden. Die Wenigsten haben noch das Gespür dafür, was der Kunde sich tatsächlich vorstellt und was zu ihm passt.“, begann er unterschwellig etwas andeutend, aber im Plauderton und ließ das arme Mädchen noch eine Weile, im Versuch seine Schulterpartie anständig zu messen, um sich herumtanzen, ehe er sie kurzerhand und ohne Hemmungen an der Taille packte und auf einen der Stühle stellte, so dass sie ihn nun um ein paar Zentimeter überragte. Doch bevor er ihr den Gefallen tat, sich umzuwenden, um ihr seine Rückansicht zu ermöglichen, sah er ihr mit einem durchdringenden Blick in die Augen, der die Wirkung seiner Worte zu unterstreichen wusste.
„Euer Leumund wird wohl gut sein, da mein Herr die Schneiderei deiner Meisterin gewählt hat. Weißt du denn für welchen Anlass dieser Auftrag passen muss?“ Sein Blick verengte sich minimal bei der leicht aushorchenden Frage und baute einen gewissen Druck auf, der allerdings in der nächsten Sekunde mit einem Lächeln wieder fortgewischt wurde. Er drehte ihr nun bereitwillig den Rücken zu und hob auch bei Aufforderung seine Arme, an die das Maßband ebenfalls angelegt wurden.
Und als sie obenherum fertig war und wieder vom Stuhl hinabsteigen konnte, waren eigentlich alle wichtigen Maße genommen, so dass sich Skýler schon abwenden wollte, um sich wenigstens einen Schluck Wasser zu gönnen, als ein scheinheiliger Dunkelelf seine Stimme mit einer weiteren Anweisung erklingen ließ.
"Gut, und jetzt noch den Schritt.", wies Kraz an, woraufhin die blonde Dame leicht verlegen ihr Haupt senkte und der Mischling seinem Lehrmeister einen angenervten Blick schenkte. Er konnte es nicht lassen! Und seine Befürchtungen, dass das Endprodukt dieser ganzen nervigen Abmessungen ganz und gar nicht seinem Geschmack entsprechen würde, wallte von Neuem in ihm auf.
In genau diesem Moment schien die Stimmung auch für sie deutlich spürbarer zu kippen, so dass eine unausgesprochene Meinungsverschiedenheit über ihre Geschmäcker immer klarer zu vernehmen war.
"Die Nähte müssen wirklich perfekt sitzen und wenn es spannt, darf nichts reißen, sondern muss vorteilhaft betont sein.", ergänzte Kraz’hian, höchstwahrscheinlich mit verborgener Schadenfreude. Die neuerliche Andeutung auf ein körperbetontes Kleidungsstück reizte seine Laune ins Negative und als er sich umdrehte und dieses Mal in das sommersprossige Gesicht der Gehilfin sah, konnte sie einen warnenden Ausdruck in seinen Augen aufglimmen sehen. Ihre Reaktion sprach davon, dass sie in den Entwurf eingeweiht war. Doch würde es überhaupt etwas bringen, ihr nun sein Missfallen zu zeigen?
„Es wäre vielleicht vorteilhaft, wenn es gar nicht dazu kommt, dass der Stoff zu stark spannt und Nähte ihre Reißfestigkeit beweisen müssen. Immerhin sollte meine Bewegungsfreiheit keineswegs eingeschränkt sein und es wird doch sicher Schnitte geben, die unser beider Vorstellungen berücksichtigen können!“ Sein Ton klang nach wie vor freundlich gesinnt, doch die sturmgrauen Augen verdunkelten sich bedrohlich, was Krazhian allerdings nicht sehen konnte. Noch immer schirmte er den Groll mit passiven Versuchen und keinen klar formulierten Beschwerden, ab. Doch je nachdem, wie diese ganze Schmierenkomödie ausgehen würde, war Skýler immer mehr bereit den Ärger des Dunkelelfen zu riskieren. Ihn nervte es, dass er keine Details zu diesem ominösen Auftrag erhielt und die Details beflügelten sein Unwohlsein.
Die junge Gehilfin würde wahrscheinlich verunsichert sein, doch da auch sie nur Anordnungen folgen leistete wagte sie ein verhaltenes "Wenn Ihr Hilfe braucht...", woraufhin der Rothaarige leise seufzte, ihre Hand mit dem Maß ergriff und ziemlich ungeniert an seinen Schritt führte, für dessen Abmessung er sich keineswegs schämte.
„Bringen wir es einfach hinter uns!“, raunte er mehr zu ihr, als hörbar für den eigentlichen Auftraggeber. Er konnte den spöttischen Blick in seinem Rücken geradezu spüren und schloss resigniert und genervt die Augen. Er hasste diese Momente. Doch sein Protest würde an dieser Stelle nicht wirklich etwas bringen. Und so wandte er sich wortlos und deutlich weniger charmant ab, als sie fertig war, griff nach einem der, auf dem Tisch stehenden Becher und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Es brodelte selten in ihm. Eigentlich war Skýler nicht schnell aus der Ruhe zu bringen. Doch die eine Ausnahme bildete der schräg ihm gegenübersitzende Dunkelelf, bei dem er in beinahe jedem Punkt unterlag und so kaum seinen eigenen Willen durchdrücken konnte. Sein sich immer mehr bildender Stolz begehrte auf – etwas, was ihn in ordentliche Schwierigkeiten bringen konnte, wenn er diesen nicht unterdrückte.
Obwohl es erst Morgen war griff er nach der Weinkaraffe und füllte seinen Becher, den er allerdings kaum zwei Sekunden später, beinahe wieder vollständig geleert hatte. Sein Blick begegnete Kraz gar nicht erst – nahm er diesen nur im Augenwinkel war, um ihn nicht ganz und gar aus den Augen zu lassen.
Zum Harax mit all diesem Mist! Ich hasse diese Spielchen. Ich dachte es hätte sich etwas verändert, aber ich fühle mich wie vor 60 Jahren. Mehr als ein gedanklicher Fluch folgte, doch worauf Skýler eigentlich wütend war, war er selbst. Wieso wagte er es noch immer nicht Kraz’hian die Stirn zu bieten? Wieso musste er sich als erwachsener Dunkelelf … -Mischling, das alles gefallen lassen? Er war ein fähiger Spion und besaß ein ziemlich großes Talent und Können in der Schattenmagie. Doch so fleißig er in diesen Punkten auch gewesen war, an das Können des anderen war er noch nicht herangekommen, so dass ein Aufmucken lediglich Schmerz und Leid für ihn bedeuten würde. Gab es wirklich keinen Ausweg? Hatte Faldor seine Absichten Informationen über das Netz der Spinne zu sammeln in das Ohr seines Lehrmeisters geflüstert, so dass er nun bestraft wurde?
Vielleicht versorgten seine Befürchtungen seine Fantasie, so dass er sich etwas Schlimmeres und in seinen Augen Erniedrigenderes vorstellte, als tatsächlich vorgesehen war. Doch wie sollte er bei all den Anspielungen gelassen bleiben?

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. April 2023, 09:48

Sie wirkte nicht nur jung, sondern auch unbedarft, regelrecht naiv und errötete definitiv sehr leicht. Hinzu kam der Becher Wein, den sie auf Geheiß des Hausherren genossen hatte und der ihn ihr obendrein unverdünnt eingeschenkt hatte. Ob sie schon einen leichten Schwips hatte? Wenn ja, war ihr nichts anzumerken, denn weder wirkten ihre Augen bei dem kurzen direkten Blickkontakt glasig, noch schwankte sie oder klang unsicherer bei ihren Worten.
Vielleicht bekam sie ein bisschen Alkohol ja des Öfteren angeboten und fühlte sich genötigt, ihn zu trinken? Nur aus welchem Grund sollte das sein? Und warum sollte es einen der beiden Elfen interessieren?
Jedenfalls hatte die Charmeoffensive der Männer Erfolg, denn bei jedem errötete sie und wirkte, als würde sie sich um den Finger wickeln lassen, ehe sie dazu kam, ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen und mit dem Vermessen zu beginnen. Soweit sie es konnte, schließlich war es mehr als schwierig an alle Körperpartien zu gelangen, sobald ihr Kunde sich reckte und streckte.
Kraz'hian beobachtete das Schauspiel von seiner bequemen Position aus und zeigte das ein oder andere kleine Schmunzeln, während er genüsslich an seinem Becher nippte. "Mach es der Kleinen doch nicht so schwer, du ungezogener Bengel.", raunte er einmal zwischendurch und das so leise, dass es ausschließlich Elfenohren wahrnehmen konnten.
Trotzdem hielt die Gehilfin kurz inne und sah fragend zu ihm hin, als ahne sie, dass er etwas gesprochen hatte und dies noch dazu wegen ihr. Doch der Dunkelelf lächelte sie lediglich charmant an und prostete ihr zu. Ihre Wangen röteten sich erneut und sie widmete sich rasch wieder ihrer eigentlichen Aufgabe.
Gerade war sie dabei, den Bauchumfang abzumessen und musste dabei dicht an ihn heran treten, um mit dem Band einmal um ihn herum greifen zu können. Bei dieser Gelegenheit hatte sie, ob beabsichtigt oder nicht, einen Tick zu viel Schwung und landete mit ihrer Wange einen Moment lang so nahe bei ihm, dass der Stoff seines Oberteils ihre Haut streifte. "Oh, verzeiht!", murmelte sie sofort und suchte wieder den Abstand, wenn er sie denn ließe, um lediglich und mit rotem Gesicht Maß zu nehmen.
In diesem Atemzug erklang seine Stimme über ihr und ließ sie aufsehen, wobei der Größenunterschied dafür sorgte, dass sie dabei allein schon durch ihre Position unterwürfig wirkte. Diesmal allerdings wurde sie nicht rot, sondern ihr Blick bekam eine noch ungekannte Entschlossenheit gepaart mit ehrlicher Bewunderung. "Meine Meisterin versteht ihr Handwerk, darauf habt Ihr mein Wort! Ich habe bisher noch keinen Kunden erlebt, für den sie nicht das Richtige erschaffen hat.", lobte sie die unbekannte Schneiderin mit einer Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit, dass man ihr unbenommen abkaufen konnte, dass sie das auch wirklich so sah.
Ob es hingegen den Tatsachen entsprach... das war ein anderes Thema. Jedoch musste diese Frau ein gewisses Talent haben, sonst hätte sein Lehrmeister sie nicht ausgewählt. Diese beiden Anhaltspunkte sprachen also schon einmal für sie. Blieb die Frage, ob auch Skýler ihrem Werk etwas abgewinnen können würde, sobald er es zu tragen hätte.
Danach mühte sie sich weiter ab, bis er sie nach all dem Zappeln lassen einfach schnappte und auf einen Stuhl stellte. Als sie seine Hände fest an ihrer Taille spürte und den Boden unter den Füßen verlor, quiekte sie leise und irgendwie auch niedlich kindlich auf. Sobald sie auf der Sitzfläche stand, hielt sie sich noch einen Moment lang mit klopfendem Herzen und leicht geweiteten Augen an seinen Schultern fest. Somit war es vermutlich ganz gut, dass er sich nicht sofort umdrehte.
Bei seinen nächsten Worten erschien ein weiteres Mal eine zarte Röte in ihren Wangen, auch wenn sie ein Achselzucken andeutete. "Meine Meisterin kann es sich erlauben, selbst zu entscheiden, welche Kundenwünsche sie erfüllen wird. Euer Herr ist ein alter Bekannter von ihr, hat sie erzählt. Mehr weiß ich nicht." Sie senkte ihren Blick. "Ich bin nur ihre Gehilfin." Und damit machte sie wohl auch klar, dass ein weiteres Ausfragen vermutlich kaum Sinn machen würde.
Endlich wandte er sich um und ihre Hände glitten dabei fast schon streichelnd von seinen Schultern ab, deren Partie sie nun endlich vermessen konnte. Schließlich war geschafft, so hatte es den Anschein. Ein Trugschluss, denn sie waren genauestens beobachtet worden und entsprechend kam die nächste Anweisung aus dem Hintergrund, in dem es sich der Dunkelelf die ganze Zeit über gemütlich gemacht und seinen Wein genossen hatte.
Der genervte Blick, den er dafür erhielt, quittierte er mit einem feinen, selbstgefälligen Grinsen, das deutlich machte, dass sich der Ältere am längeren Hebel sitzend empfand. Oh ja, und er würde es seinen Schüler auch spüren lassen, sollte dieser zu sehr aufmucken versuchen.
Der es tatsächlich darauf anzulegen schien und die unschuldige Gehilfin bekam das auch deutlich zu hören. Es schien, als würde sie noch kleiner werden und wagte kaum noch, den Blick anzuheben, das arme Ding.
"Oh, natürlich wäre das vorteilhaft. Aber reicht deine Selbstbeherrschung tatsächlich soweit? Und was tun wir, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast und eine Naht dann doch reißt? Die ganze schöne, teure Arbeit wäre völlig dahin und umsonst gewesen!", tadelte er ihn mit scheinbarer Nachsichtigkeit und als wäre er absolut gutmütig im Umgang mit seinem Diener. Sollte dieser ihn allerdings ansehen, könnte er das warnende Blitzen in dessen Augen erkennen, das ihm mehr als deutlich zeigen sollte, dass er es langsam übertrieb.
Daraufhin resignierte er und war dennoch offensichtlich aufgewühlt, denn nach dem leisen, verschüchterten Angebot seitens des Mädchens griff er nach dessen Hand und zwang sie dazu, ihrer Aufgabe nachzugehen. Mit spitzen, leicht zittrigen Fingern kam sie dieser auch nach und wagte es nach seinem Verhaltenswandel nicht, ihn mehr als nötig zu berühren.
Schließlich waren sie fertig, sie notierte die letzten Maße und warf schließlich unter ihren langen, hellen Wimpern einen unsicheren Blick zwischen den beiden Männern hin und her. Kraz'hian indes hatte seinen Schüler beobachtet und nichts wies bei seiner undurchdringlichen Miene darauf hin, was er von diesem passiven Protest hielt. Dass es jedoch nichts Gutes war, davon konnte der andere ausgehen.
Dann wandte er sich wieder an die Gehilfin und schenkte ihr sein umwerfendstes Lächeln, als er sich erhob und zu ihr trat, um sich dicht hinter ihr aufzubauen, mit dem Becher in der Hand und über ihre Schulter hinweg ihre Ergebnisse zu begutachten. "Du hast eine sehr schöne Handschrift, meine Liebe.", raunte er ihr ins Ohr und war ihr dabei so nahe gekommen, dass sein warmer Atem ihre Haut kitzelte und dafür sorgte, dass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken und auf ihren Unterarmen aufstellten.
Sie knickste leicht, mit geröteten Wangen, gesenktem Blick... und einem kleinen, geschmeichelten Lächeln auf den Lippen. "Danke, Herr. Meine Meisterin sieht es nicht gerne, wenn ich schlampig arbeite. Ich will sie nicht enttäuschen.", murmelte sie, offensichtlich wieder ein wenig beruhigt. Oder sie fühlte sich einfach sicherer, weil er ihr im Gegensatz zu seinem Diener nicht gram war.
"Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich jedenfalls kann dich auch nur loben." Damit zauberte er drei Fuchsmünzen hervor, die er ihr, seinerseits ungeniert, in den gut gefüllten Ausschnitt rollen ließ.
Bei der Berührung zuckte sie leicht zusammen, ehe sie eine dunkelrote Farbe im Gesicht bekam. "Für deine Dienste, meine Liebe. Kauf dir eine kleine Leckerei davon. Und keine Angst..." Er senkte seine Stimme zu einem mehr als verheißungsvollen Raunen, das bei ihr gewiss die Säfte zum Fließen zu bringen wusste. "... ich werde deiner Meisterin nichts davon verraten!", fügte er verschwörerisch hinzu.
Die Kleine kicherte mädchenhaft, ehe sie knickste und rasch ihre sieben Sachen zusammen packte, um die beiden Männer allein zu lassen. Dass Kraz'hian bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, davon war auszugehen. Wie ihre Meinung hingegen zu seinem Diener wäre... nun ja, es würde ihn wohl kaum interessieren oder noch lange beschäftigen.
Kaum waren sie jedoch unter sich, da erlosch das charmante Lächeln auf seinen Lippen und er hob seinen Becher an, um daran zu nippen, ohne sich dem Jüngeren zu zuwenden. "Über deine Manieren müssen wir eindeutig noch reden.", bemerkte er in einem neutralen und dafür umso warnenderen Tonfall. "Die arme Kleine so zu erschrecken, tz, tz, tz!", schalt er weiter und drehte sich schlussendlich doch noch um.
Mit leicht erhobener Braue musterte er den Mischling von Kopf bis Fuß und deutete ein Schulterzucken an, ehe er sich abwandte und elegant erneut seinen Platz am Tisch einnahm. "Sie hätte dir die ein oder andere Freude bereitet. Selbst Schuld, wenn du dir dieses Vergnügen entgehen lässt.", stichelte er weiter und unterließ es dabei zu bemerken, dass er ohne Scham dem Treiben zugesehen hätte.
Ob er selbst diese angedeuten Feuden hätte in Anspruch nehmen wollen? Oder hatte er sie schon einmal genossen?
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 11. April 2023, 21:30

Zugegebenermaßen fand Skýler den Anfang des ganzen Theaters noch ganz amüsant. Das junge Ding führte einen kleinen Tanz um ihn herum auf, um ihrer Aufgabe nachzukommen jedes Maß aufs Genaueste zu erfassen. Sie streckte und reckte sich, was alleine schon nichts brachte, da er von Natur aus größer war – doch nun hielt er sich auch noch in voller Absicht aufrecht und gerade, so dass sie es wirklich schwer hatte. Und im Wissen, dass das kleine Schauspiel ebenso ihn, wie auch Kraz’hian amüsierte, - auch wenn dieser ihn leise ermahnte, brachte ihn dazu die kleine Neckerei noch eine Weile fortzuführen.
Seine Taktik die Gehilfin auszufragen und gegebenenfalls ein wenig zu manipulieren ging dagegen nicht auf. Seine Fragen wurden auf die langweiligste Art und Weise beantwortet, die gleichzeitig völlig nichtssagend und für Skýler unbefriedigend waren.
Ein loyales Dummchen, das sich erhofft irgendwann aus dem Schatten der Meisterin zu erheben!, dachte er mit einer gewissen Ablehnung und gleichermaßen voll übelster Selbstironie. Ihm war bewusst, dass sein Kommentar auch gut und gerne auf sich selbst zutreffen konnte – und doch ließ es sein Stolz nicht gänzlich zu sich mit der blonden Frau zu vergleichen. Die Situationen waren vollkommen anders…
So oder so verlor der Mischling sichtlich das Interesse an einer spielerisch-charmanten Konversation mit ihrer Dienstleisterin, die ja doch nur auf die Wünsche des eigentlichen Auftraggebers achten würde. Und dieser war nun einmal Kraz`hian, der der Anprobe gespielt gönnerhaft beiwohnte, gleichzeitig seinem Lehrling aber überdeutliche Signale sendete, dass er sein Glück an eine Grenze trieb. Für das namenlose Ding nicht bemerkbar, doch für ihn… mehr als klar verständlich.
„Oh, natürlich wäre das vorteilhaft. Aber reicht deine Selbstbeherrschung tatsächlich soweit? Und was tun wir, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast und eine Naht dann doch reißt? Die ganze schöne, teure Arbeit wäre völlig dahin und umsonst gewesen!“
Skýlers unterschwelliger Protest fand mit diesen Worten ein klares Ende, was seine Laune in Gänze versiegen ließ. Ein lautloses Schnauben folgte und er ergriff die Hand der jungen Frau und brachte sie an seine intimste Stelle, so dass diese ihre Arbeit auf eine, für ihn äußerst unbefriedigende Art zu Ende bringen konnte.
Wenn sie weg ist kann ich mir sicher was anhören…!, dachte der Mischling frustriert und löste sich nach getaner Arbeit von der Schneidersgehilfin, um sich am Tisch niederzulassen und seinen Ärger in Wein zu ertränken. Der Dunkelelf hingegen nutzte die Gelegenheit seinen Gast auf schleimig-charmante Art und Weise und mit triefend süßen Worten für das Benehmen des Rotschopfs zu entschädigen und sie zu verabschieden. Tatsächlich war es aber mehr die Reaktion des Blondchens, was ihn zu stören begann, obwohl deren Gekicher nicht wirklich unerwartet kam. Und auch wenn man Skýlers Miene in diesem Moment nichts ansehen konnte, sprachen seine Gedanken eine eindeutige und harte Sprache: Leg dich doch gleich vor ihn hin und raff die Röcke…! Was ein tugendhaftes Geschöpf!

Als die Türe mit einem metallen-klackernden Geräusch geschlossen wurde empfand der Schattenmagier beinahe schon eine gewisse Erleichterung, obwohl er nun mit Kraz’hian alleine war, von dem er nicht wusste, wie dieser auf seine kleinen Provokationen reagieren würde. Dennoch sah es so aus, als würde Skýler nun deutlich mehr entspannen. Er stützte seinen Ellbogen auf der Tischplatte ab und legte sein Kinn auf seiner Handfläche, während er ungeniert zu dem älteren Elfen sah, der sein charmantes Lächeln vollständig von seinen Lippen löschte.
„Über deine Manieren müssen wir eindeutig noch reden. Die arme Kleine so zu erschrecken, tz, tz, tz!", schalt Kraz‘ ihn auf recht harmlose Weise, doch war sich Skýler bewusst, dass dies jede Sekunde umschwenken konnte. Dennoch hob er nur betont die Schultern in einer Geste, die verriet, dass es ihn tatsächlich nicht interessierte, was das Schneidermädchen von ihm dachte, ehe er sie wieder senkte.
„Hab‘ halt schnell die Lust verloren. Wenn es wirklich drauf ankommt kann ich mich benehmen, wenn ich will!“, gab Skýler noch immer etwas missgelaunt von sich, ehe er seufzte und beschloss sich zusammenzureißen. Den Weinbecher abstellend richtete er sich wieder etwas gerader auf und wandte sich dem Dunkelelf zu, der auf der anderen Seite des Tisches Platz genommen hatte.
„Sie hätte dir die ein oder andere Freude bereitet. Selbst Schuld, wenn du dir dieses Vergnügen entgehen lässt.“, kam es noch stichelnd von Kraz’hian, doch die Andeutung traf keineswegs auf Bedauern.
„Dummchen, ob nun gespielt oder echt sind nicht mein Typ. Da hat sich nicht mal die Mühe gelohnt nur mit ihr zu spielen!“, bemerkte er und versuchte gar nicht sein Missfallen der jungen Dame gegenüber zu verbergen. Skýler gehörte eigentlich zu den Kerlen, die das weibliche Geschlecht mehr schätzten und respektvoll und wertschätzend behandelten, als so manch anderer Kerl mit seinem Hintergrund. Doch es gab auch bei ihm ausnahmen und eine bildete ihre eben verabschiedete Besucherin.
Seine grauen Augen musterten Kraz’hian und ein paar Sekunden schien keiner der beiden etwas zu sagen, doch dann rieb sich Ský in einer halb nachgebenden Geste durch die Haare und schüttelte leicht den Kopf. Es gab wirklich niemand anderen, der ihn so aufwühlen konnte, als den Dunkelelfen.
„Verzeih, verzeih…!“, begann er und schloss kurz die Augen, während er den Kopf in den Nacken legte. Am liebsten würde er einmal alles was sich in ihm angestaut hatte loswerden, doch er hatte schon in den ersten Jahren unter Kraz gelernt, dass er seine Gedanken und Gefühle nicht zu offen zeigen sollte. Und doch erwischte er sich nach all dieser Zeit immer wieder dabei, dass er es versuchen wollte. Einfach, weil dieser Mistkerl derjenige war, der am ehesten an das schwammige Bild eines Familienmitglieds herankam. Konnte man dieses einfältige Empfinden nicht nach gut 90 Lebensjahren verlieren? Es war ja nicht so, dass der Dunkelelf ihm viel Anlässe gegeben hat ihn mögen zu lernen.
Als Skýler seinen Kopf wieder aus dem Nacken zog, griff er nach seinem Becher und gönnte sich einen erneuten Schluck. Vielleicht sollte er am heutigen Tag seine Alkoholtoleranz neu erfinden?! Das oder er fand sich einfach mit dem ab, was noch kommen würde, egal ob es ihm gefiel oder nicht. Es war ja nicht so, dass der Mischling nicht wusste, dass der Dunkelelf sich daran ergötzte, wenn er zusehen konnte, wie sich Ský ärgerte und den Kopf an diesem ganzen Theater zerbrach.
„Kommt der Barder auch hier her, oder statten wir ihm einen Besuch ab?“, fragte er möglichst um einen neutralen Ton bemüht, obwohl ihm die ganze Anprobe bitter nachhing. Doch bevor er sein Glück weiter strapazierte, indem er etwas zu ehrlich wurde, erhob er sich lieber und richtete sein Lager, auf dem er die Nacht verbracht hatte. Etwas, was er normal nie tat.
„Was hast du vorhin eigentlich gemeint, dass meine Selbstbeherrschung und Kontrolle nicht ausreichen könnten? Das war doch nicht auf meine kleine Morgenlaune bezogen, oder doch?

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. April 2023, 20:41

Entweder war die Kleine wirklich so naiv, wie sie sich gerade gab... oder ihrer Meisterin und demzufolge auch ihrem direkten Auftraggeber absolut ergeben, warum auch immer. Das Ergebnis war jedenfalls dasselbe, er bekam nichts aus ihr heraus, das ihm von Vorteil wäre, und dadurch wurde sie auch genauso uninteressant. Somit wurde die restliche Prozedur zu einer langweiligen Angelegenheit, auch wenn er um das Maßnehmen seiner Männlichkeit nicht herum kam. Dafür sorgte sein Lehrmeister.
Doch auch das ging vorüber und letzten Endes kokettierte der Dunkelelf noch ein bisschen mit der Gehilfin, bis er sie gnädig und um drei kleine Münzen reicher entließ. Wer ihm entgegen nicht entkam, war der Jüngere. Auch wenn er vorerst nicht direkt explodierte... er hatte andere Möglichkeiten, seinem Unmut Ausdruck zu verleihen und auf diese Weise einzuleiten, welch eine Vergeltung für das Benehmen folgen würde. Nicht sofort, bestimmt, und vielleicht auch irgendwann erst, wenn er gar nicht mehr damit rechnen würde. Aber es würde kommen, darauf konnte er sich einstellen.
Bei der scheinbar recht gleichgültigen Reaktion hob sich seine Augenbraue warnend an. "Ach, wirklich? Na, das will ich doch hoffen, dass ich dir mehr Manieren beigebracht habe!", gab er eine Nuance kühler zurück, als Zeichen, dass er solcherart Auflehnung gegen seine Autorität nicht dulden würde.
Daraufhin wies er noch auf etwas anderes hin. Ein leises Schnauben war die erste Erwiderung, ehe er ein Kopfschütteln andeutete. "Seltsam, dass du erst nicht mehr mit ihr spielen wolltest, nachdem sie dir keine Auskunft geben konnte.", fasste er zusammen und machte damit ziemlich deutlich, welch guter Beobachter er war. Er griff nach seinem Becher und nippte wieder daran.
Mit dem Blick auf den edlen Tropfen darin fuhr er fort:"Mir war, als fändest du es recht amüsant, sie wegen deiner Größe zappeln zu lassen."
Danach zuckte er mit den Schultern. "Wie auch immer, du hast deine Gelegenheit eben nicht zu nutzen verstanden.", schloss er das Thema ab.
Ob es tatsächlich so einfach wäre, würde sich noch weisen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein! Nein, so leicht würde er wohl oder übel nicht davon kommen, das hatte er schmerzhaft gelernt und oft genug erleben müssen. Außer, es gäbe Wichtigeres und er könnte auf seine Weise dafür sorgen, dass Kraz'hian das Interesse an seiner Vergeltung verlieren würde. Wenn er nur wüsste, wie!
Er wagte zumindest einen Anfang, den der Dunkelelf mit der Hand wegwedelte, als wäre es nichts weiter als ein lästiges Insekt. Dabei richtete sich sein Blick bereits in Richtung Fenster, als würden seine Gedanken auf diese Weise ebenfalls woanders hin wandern. Dass er dabei seine Umgebung nicht aus den Augen lassen würde, war ihnen beiden bewusst.
Somit breitete sich einige lange Momente lang Schweigen zwischen ihnen aus und je nachdem, wen man danach fragen würde, wäre es unangenehm oder nicht. Für den Älteren war es eine Form der Bestrafung, indem er seinem Schüler Zeit und Raum ließ, um sich alle möglichen Gedanken zu machen. Ein simpler Trick, der dennoch immer wieder aufs Neue funktionierte, das wusste er.
Schließlich war es auch der Mischling, der das Wort erneut ergriff. "Hm?", war die erste Reaktion des Dunkelelfen, als hätte er sich ernsthaft in seinen eigenen Gedanken verloren, und erst einige Atemzüge später wandte er dem anderen seinen Blick wieder zu.
Um ein weiteres Mal abzuwinken und seinen Becher zu leeren. "Selbstverständlich gehen wir hin! Welches Bild würden wir abgeben, wenn wir einen Badezuber in diese kleinen Räume bringen ließen und danach eine Liege. Und erst all die Öle!", echauffierte er sich und schüttelte den Kopf.
"Junge, Junge, was du für Vorstellungen hast!", seufzte er und griff zur Karaffe, als bräuchte er auf diesen Schreck hin noch einen Schluck des guten Tropfens. Dass er die Handlung nicht ausführte, passte zeitlich zu der Frage seines Schülers, wenngleich dies auch nur ein Vorwand dafür sein konnte, sich eben nicht weiter dem Alkohol zu widmen, ganz gleich, wie gut er schmecken mochte. Anstatt sich seinen Becher also anzufüllen, stellte er diesen auf den Tisch und erhob sich.
Während er sich seinen Morgenmantel richtete und entfusselte, als ob letzteres tatsächlich notwendig gewesen wäre, hielt er mit einem deutlich hörbaren genervten Unterton dagegen:"Sind wir also wieder bei unserer Fragerunde angekommen, ja?" Er warf dem Jüngeren einen flüchtigen Blick über die Schulter zu, dann wandte er sich ab und trat auf die Tür zu seinem Schlafzimmer zu.
"Lass dich einfach überraschen, warum willst du dir das mit deiner Ungeduld ständig verderben? Und jetzt sieh zu, dass du repräsentabel bist, damit wir gehen können." Damit ließ er ihn kurzerhand stehen, um sich selbst anzuziehen, obwohl er sich auch in diesem Aufzug hätte sehen lassen können. Doch die Witterung draußen, wenngleich im Moment kein Wasser vom Himmel, weder in Form von Regen, noch von Schnee, fiel, hätte diese Art der Kleidung höchst unpassend wirken lassen.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 18. April 2023, 20:42

Kaum war die Person weiblichen Geschlechts verschwunden, veränderte sich die Stimmung im Raum. Nicht auffällig – mehr unterschwellig, doch Skýler verstand die Zeichen der Warnung zu lesen. Wenn er so weitermachte, würde sein Glück bald enden und ihm wie Wasser durch die Finger rinnen, denn dann würde Kraz’hians Geduld mit ihm am Ende sein.
Dem Mischlingselfen blieb also nicht wirklich eine Wahl. Er musste sich zusammenreißen, egal wie sehr ihm der ganze Besuch gegen den Strich ging. Von daher war es nicht verwunderlich, dass er das Gespräch suchte und ein wenig versöhnlicher wirkte, als zuvor.
Die Antwort, die er erhielt brachte ihm zumindest eine grobe Übersicht darüber, wie der weitere Vormittag ablaufen würde. Zusammen würden sie bei diesem Barder aufkreuzen und Skýler zumindest, würde eine mehr oder weniger entspannende Prozedur des Herausputzens durchleben, während Kraz’hian es sich irgendwo in der Nähe gemütlich machen würde, während er das Schauspiel genoss. Warum nur fiel es ihm nicht schwer sich den Dunkelelfen in dieser Rolle vorzustellen?
Tatsächlich schien dieser Ský’s Fragen leid zu werden und machte dies mit einem klaren Vorwurf geltend. Stumm seufzend erhob sich der Mischling aus seinem Stuhl und folgte der Aufforderung sich präsentabel zu machen. Was so viel bedeutete wie, dass er sich an der Waschschüssel wusch und eine Garnitur der Ersatzkleidung aus seinem Beutel anzog, die durch die falsche Lagerung leider ein wenig zerknautscht war. Dass dieser Umstand Kraz’hians Missbilligung erneut wachrufen würde, war für den Rotschopf eine klare Sache und hätte er jemanden zum Wetten gehabt, hätte er eine ordentliche Summe darauf geboten.
Dennoch, der Mischling sah einigermaßen repräsentabel für jemanden aus, der Wert auf gutes Aussehen legte. Und unter der normalen Schicht würde das leicht knittrige Leinenhemd nicht einmal negativ auffallen. Tatsächlich verstand es Ský auf seine recht schlichte Art sein Aussehen vorteilhaft zu unterstreichen, wenn er es denn überhaupt zeigte und darauf anlegte. Als Schattenmagier bevorzugte er die Anonymität der Dunkelheit und wenn er nicht in eine seiner kleinen Schauspielrollen schlüpfte, um am Tag irgendwelche Informationen zu ergattern, trug er nicht selten einen Umhang, dessen Kapuze sein Gesicht größtenteils verbarg.
„Kann ich meine Sachen hierlassen, oder war dies die einzige Nacht in dieser Herberge?“, fragte der Spion, ehe sie gemeinsam die Unterkunft verließen und hinaus in die Kühle des Tages hinausschritten, um den nächsten Punkt auf Kraz’hians Liste von Ärgernissen abzuarbeiten.
Die frische Luft sog Skýler tief in seine Lungen und fühlte sich daraufhin ein wenig besser. Der Tag würde sicher nicht wünschenswert verlaufen – nicht für ihn zumindest – doch sich zu wehren hatte keinen Sinn. Also fügte er sich den nächsten Schritten und hoffte, dass das alte Sprichwort – es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird – auch in diesem Fall greifen würde. So folgte er dem Dunkelelf und schien von sich aus kein weiteres Gespräch zu beginnen, sollte Kraz‘ nicht das Wort ergreifen.
Skýler beobachtete im Vorbeigehen das Geschehen auf den Straßen und merkte bald, dass sie in einen Teil der Stadt abbogen, der selbst noch nicht aufgesucht hatte. Allerdings war er auch noch nicht auf die Idee gekommen einen Barder aufzusuchen, um sich einölen zu lassen. Wozu bei Faldors Namen auch?
Ich hätt‘ vorher was essen sollen. Der ganze Wein auf nüchternen Magen war vielleicht keine allzu gute Idee., dachte Ský und spürte ein kleines Grummeln, was weniger vom Wein, als von einem Anflug des Hungers ausgelöst wurde. Wie alle jungen Männer konnte er ziemlich viel verdrücken und tatsächlich wanderten seine Gedanken eher zum ‚lachenden Kamel‘, als zum bevorstehenden Badezuber.

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