Ein unscheinbares Bürgerhaus

Die Wohngebäude der Bürger sind meist sehr eckig und flach gebaut. Bestehend aus braunem Sandstein spenden sie, im Gegensatz zu dem heißen Wetter, einen kühlen Schutz.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 31. März 2022, 16:04

Sicherlich gab es einen Zusammenhang zwischen großen Geistern und einem Hang zur Ordnung. Wenn nämlich nicht alles geordnet war und seinen Platz hatte, beherrschte man das Chaos dann überhaupt? Eleyna hätte eine direkte Frage danach kaum beantworten können. Sie war nie lange genug an einem Ort, um sich den Luxus eines eigenen Heimes zu leisten. Immer wieder wurde sie getrieben von ihren inneren Dämonen weiterzuziehen, niemals stehen zu bleiben. Immer auf der Suche nach der nächsten Aufgabe. Auch jetzt hielt sie nicht inne, sondern suchte sich bewusst die nächste Ablenkung. Und die war sogar größer als sie zunächst gedacht hatte. Dass sie bewusst von diesem Gespräch ausgeschlossen werden sollte, glaubte sie jedoch nicht. Offenbar waren sie einfach dabei die Lage zu besprechen, während sie davon ausgingen, dass sich die Spionin erholte. Wovon auch immer. Dass sie nun hier stand, nahmen beide offenbar einfach hin und Eleyna hatte nicht vor den dicken Fisch der Ablenkung von der Angel springen zu lassen. Also beobachtete sie die Karte genau, fing kurzerhand die Lage ein und erkannte die Belagerung Zyranus‘. Dass Arrond allerdings so heftig reagierte war ein Umstand, der sie alarmierte. Der Mann behielt stets die Fassung, wirkte immer ausgeglichen und für alle Eventualitäten gewappnet. Lag es denn wirklich daran, dass er sich in den letzten Wochen hatte Sorgen machen müssen? Sicher, seine Erleichterung nach ihrem Erscheinen war echt, ebenso wie bei ihr. Aber wäre es auch eine Rechtfertigung für diesen Ausbruch? Eleyna hegte da Zweifel und fragte sich stattdessen, ob es nicht noch einen anderen Grund dafür geben könnte. Vorerst jedoch wollte sie den Finger nicht noch tiefer in die Wunde bohren, sondern für Ruhe sorgen, sodass sie sich die Rolle des Fels‘ in der Brandung annahm und für Arrond das wurde, was er jeher für sie gewesen war. Seine Antwort entlockte ihr ein Grinsen und sie hob die Augenbrauen. „Erklärt hattest du es mal, aber du solltest mich inzwischen besser kennen.“, gab sie zurück und spielte darauf an, dass sie schon immer eher kein Blatt vor den Mund nahm. Auch Laogh hatte damit bereist Bekanntschaft gemacht und sie würde sich das wohl nicht mehr abgewöhnen. Sie folgte seinem Blick zum Spion am Tisch und beobachtete die Reaktion. Ganz wie sie es sich selber zusammengereimt hatte, wusste er längst um diese Tatsache. Anders wäre es ihr auch seltsam vorgekommen, solche Fehler beging er nicht.
Als sich der Pelgarer hochdrücken wollte, wich ihm Eleyna etwas aus und verfolgte seinen schlurfenden Gang, bis er sich wieder an den Kartentisch geschleppt hatte. Sie verschränkte die Arme und musterte die körperliche Veränderung skeptisch. Arrond war abgekämpft und erschöpft. Im Gegensatz zu ihr war er aber menschlich und das Alter fraß an seiner Kondition. Sie hatte zumindest in diesem Aspekt Glück von einer Dunkelelfe abzustammen, obwohl sie auch darüber schon mal nachgedacht hatte. War es überhaupt so viel Glück? Sie hatte sich früher die Frage öfter gestellt, denn es konnte durchaus erstrebenswert sein ein gutes und erfülltes, aber kurzes Leben zu leben, statt eines langen und entbehrlichen. Doch dafür war hier und jetzt nicht der richtige Zeitpunkt und so schob sie wieder mal die sich anbahnenden Gedanken beiseite. Eleyna folgte Arrond langsam und lauschte dem Austausch der Männer, bis sie den Platz gegenüber von Laogh und seitlich zu Arrond eingenommen hatte. Bei dem Vorschlag des Spions, hob aber auch sie prompt den Kopf und schüttelte ablehnend den Kopf. „Du kannst nicht ständig herumlaufen und jeden ausschalten, der nicht nach deiner Pfeife tanzt.“, mahnte sie ihn und pflichtete dem Menschen bei. Dass Arrond indes ganz Santros hinter sich vereinen könnte, nun das war etwas was sie sofort glaubte. Er war schon immer wahnsinnig gut vernetzt gewesen und der Schatten würde sich vermutlich tatsächlich der halben Stadt gegenübersehen. Eleyna dachte kurz an Fackeln und Mistgabeln und einen fliehenden Dunkelelfen, sodass sie grinsen musste, ehe sie wieder ernst wurde. Das Gestichel kommentierte sie dann aber mit einem Schnauben und Augen rollen. „Nun hör schon auf.“, verlangte sie und sah zur Karte. „Wieso schickst du mich nicht, Arrond?“, setzte sie nach einer Pause an. „Ich habe noch immer einen Kontakt der beim Rat gehört werden würde und könnte diesen Nutzen, um zumindest angehört zu werden.“, unterbreitete sie den Vorschlag. „Ich könnte mich ungehindert unter ihnen bewegen, käme so an der Belagerung vorbei. Mein Kontakt würde dann die Überwindung der Mauern übernehmen.“, sinnierte sie. Eleyna suchte mit den Augen die Karte ab. „Was ist mit Jorsa oder Mantron? Wenn Zyranus zu stolz ist, dann kommen wir ihnen eben ungefragt zu Hilfe.“, dachte sie weiter laut nach. „Gibt es noch versprengte Pelgarer die kräftig genug sind, um zu kämpfen? Wir könnten Truppen mobilisieren, sie anführen und Richtung Zyranus reiten lassen.“, sie hob den Blick und sah die beiden an. „Wir sind nicht machtlos, wir haben immer noch die Möglichkeit etwas zu tun. Zyranus hält lange durch, es wäre eine Möglichkeit.“ Eleyna richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah Arrond durchdringend an und hob die Augenbrauen, als forderte sie ihn auf, sie wieder wie früher auf eine Mission zu schicken. Sie war hier und sie war entschlossen zu helfen, darauf konnte er sich verlassen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. April 2022, 13:35

Hatte der Schatten eigentlich ein Zuhause? Einen wirklichen, echten, dauerhaften Rückzugsort? Oder wäre das schlichtweg zu gefährlich, weil er dort früher oder später aufgespürt werden könnte? Vielleicht wäre gerade das der Reiz für ihn, seinen Feinden trotz allem immer ein Schnippchen zu schlagen, weil er nicht auffindbar wäre? Nur... wäre das dann überhaupt ein Heim, wo er auch abschalten und entspannen könnte?
Und wie sah es mit Arrond aus? Bislang war er stets in Pelgar gewesen, hatte dort gelebt und gewirkt. Nun befand er sich in Santros in einem Haus, das seinem Wesen so sehr entsprach, dass es nicht nur zufällig als zeitweilige Herberge gewählt worden wäre. Wie passte das zusammen? Und gab es womöglich noch andere Städte, in die er flüchten könnte, wenn es notwendig wäre? Vielleicht war dieses Haus auch stets eine Absicherung gewesen, die er eben jetzt gerade nutzen musste?
Fragen über Fragen und trotzdem keine sonderliche Mußezeit, um sich mit derartigen Nebensächlichkeiten zu beschäftigen. Sofern sie das überhaupt wollte und nicht lieber erneut davor flüchtete, da die Spionage etwas war, das sie kannte und worin sie sich zu bewegen wusste. Denn die Dunklen gönnten ihren Kontrahenten keine Pause, wie sie auf der Karte erkennen musste. Zyranus war somit das nächste Ziel... oder schlichtweg das nahegelegenste von Santros aus.
Ob der Mensch schon zuvor davon gewusst hatte und deswegen in diese Stadt geflohen war? Schließlich wäre unter anderem auch Jorsa eine Option dafür gewesen. Oder war es lediglich ein Zufall?
Auf jeden Fall schien er sich in der letzten Zeit zu viel zugemutet zu haben, denn nach seinem Ausbruch wurde deutlich, wie auslaugt er sein musste. Erschöpft und gealtert sank er in den Sessel und sogar seine Erwiderungen waren eher lahm und müde. Trotzdem war er noch nicht vollständig abgetreten, wie seine Worte zeigten. Auch wenn er nicht in der Lage dazu war, auf ihr Geplänkel mit mehr als einem kleinen, freudlosen Grinsen zu reagieren.
Der Schatten hingegen schnaubte leise im Hintergrund und rollte, unbemerkt von den Beiden, mit den Augen. Es gefiel ihm nicht, was er sah. Nur seine Gründe, die behielt er wohlweislich für sich.
Danach kämpfte sich Arrond zurück auf die Beine bis hin zum Tisch, wo er sich mit den Händen auf dem Kartenrand abstützte. Unter normalen Umständen hätte diese Geste sicherlich kaum eine Bedeutung gehabt, höchstens von absoluter Konzentration auf das Bild vor seinen Augen gezeugt. Jetzt indes war auch das ein Ausdruck von Erschöpfung, denn er brauchte diesen Halt schlichtweg, um sich erst einmal nicht einer erneuten Schwäche hingeben zu müssen.
So sehr, dass selbst Laogh sich mit einem vermeintlich wohlwollenden Vorschlag einmischte. Der auf wenig Gegenliebe stieß, wie gleich offensichtlich wurde. Als sie sich einmischte, sah er zu ihr hin und ein feines, spöttisches Grinsen schlich sich in seinen Mundwinkel, während seine Augenbrauen sich minimal anhoben.
"Ist dem so?", kam er mit seiner typischen Phrase, die deutlich machen sollte, dass er sehr wohl könnte... wenn er denn wollte. Schließlich waren seine beiden Gegenüber ihm körperlich unterlegen und wenn er es darauf angelegt hätte, würden sie nicht einmal wissen, dass er ihnen die Lichter auspustete. Und auch die Drohung, ihm eine ganze Stadt auf den Hals zu hetzen, schüchterte ihn nicht ein, sondern weckte viel eher die Lust in ihm, es darauf ankommen zu lassen.
Das bemerkte auch Arrond, sodass sich seine Miene etwas verfinsterte. "Typisch Dunkler, arroganter Fatzke.", murmelte er leise in seinen nicht vorhandenen Bart, in der Annahme, dass niemand das hören würde, nicht einmal Eleyna neben ihm.
Es musste seiner Erschöpfung geschuldet sein, dass er nicht an das viel sensiblere Gehör der Elfischen dachte. Denn prompt blitzte es in den Augen des Meisterspions auf und er deutete eine provokante Verbeugung an. "Welch schönes Kompliment, aufgeblasener Pelgarer!", stichelte er mit ausgesuchter Lieblichkeit in der Stimme zurück.
Der Mensch ballte die Hand zur Faust und war drauf und dran erneut zu explodieren, als sich die Mischlingselfe einschaltete. Und während Laoghs Miene selbstgefällige Überheblichkeit widerspiegelte, seufzte sein unfreiwilliger Verbündeter resignierend. Ganz so, als erinnere er sich mehr seinem eigentlichen Naturell, weswegen er das Ganze auf sich beruhen lassen wollte.
Denn indes stellte sie Fragen und machte Vorschläge, die durchaus zu überdenken wären und von denen ein paar er sich ebenfalls schon gemacht hatte.
Der Schatten schnaubte leise und rückte einen der Kandelaber um einen Millimeter, der anscheinend nicht ganz korrekt gewesen war, obwohl das eigentlich niemandem aufgefallen wäre. "Du hast keine Ahnung, welche Art Angriff geplant und wer der Gegner ist.", konterte er seelenruhig, ehe er sie einen Moment lang mit neutraler Miene ansah, die nicht verriet, warum er das gesagt hatte.
Traute er ihr diesen Auftrag nicht zu? Wusste er von einer Gefahr für sie und wollte sie schützen? Oder... wollte er im Endeffekt doch erreichen, dass Zyranus fallen würde, indem er die Befreiungsbemühungen hintertrieb? Spielte er mehr als ein doppeltes Spiel?!
Sein Blick wanderte zu dem Menschen hin. "Zyranus ist besonders und von großem Wert für die Dunklen. Entsprechend wurde jemand ganz Besonderes zur Eroberung ausgeschickt.", fuhr er kryptisch fort. Ein kleines Grinsen huschte über seine Lippen und ein schadenfrohes Funkeln blitzte in seinen Augen auf, während er die Arme verschränkte. "Wobei es anscheinend nicht ganz so funktioniert, wie es versprochen wurde.", fuhr er fort und ließ durchblicken, dass er mit dieser Entwicklung durchaus auch zufrieden war.
Arrond sah ihn abwartend von unten her an, obwohl ihm anzumerken war, dass gerade seine Geduld strapaziert wurde. Woran Laogh noch mehr zu arbeiten schien, denn er legte eine Kunstpause ein, die quälender nicht sein konnte.
Schließlich zuckte er leicht mit den Schultern und sprach weiter:"Sofern die Pläne nicht geändert wurden, haben wir es mit..." In diesem Moment verstummte er und sah zur Tür, noch bevor daran zaghaft geklopft wurde.
Arronds Miene wurde finster. "Nicht jetzt!", brüllte er ungewohnt schroff und machte deutlich, was er von dieser Störung hielt.
Entsprechend kleinlaut erklang es von der anderen Tür:"... wichtig... Herr...!" Mehr war nicht zu verstehen, denn das Holz war dick und sollte auch nicht alles nach draußen dringen lassen.
Der Mensch zögerte einen langen Moment, ehe er seufzte und sich von dem Tisch wegdrückte. "Bin gleich wieder da.", brummte er missmutig und ging, scheinbar wieder besser bei Kräften, zur Tür. Diese öffnete er nur leicht und stellte sich so, dass kein Blick hinein oder hinaus gelangen konnte, ehe er den Raum verließ.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann wurde der Schatten plötzlich schnell. Ehe sichs Eleyna versah, hatte sich ein Arm von hinten um ihre Mitte geschlungen und lag eine Hand an ihrer Kehle. Nicht fest oder gar schon zudrückend, und dennoch in genau der richtigen Position, um tödlich werden zu können, vor allem wenn es jemand wie er war. Zeitgleich schmiegte sich ein warmer Körper von hinten an sie. "Endlich allein!", raunte er ihr direkt mit seinem speziellen Timbe ins Ohr.
Was sollte das nun wieder? Wollte er erneut sein Revier markieren, indem er bei ihr jene Saiten zum Schwingen brachten, die ihr die Knie weich und den Schoß feucht werden ließen? Oder wollte er sie ablenken, damit sie gar nicht auf die Idee käme, auch ohne Arronds Anwesenheit Fragen zu stellen? Schließlich konnte es nicht sein, dass er lediglich derart triebgesteuert wäre, dass er gar nicht anders könnte, als diese Gelegenheit auf diese Weise zu nutzen, ganz egal, dass er diesen Eindruck gerade erweckte.
Und sie? Wie würde sie darauf reagieren, nachdem sie seine Machenschaften durchaus schon ein wenig zu durchschauen vermochte? Denn natürlich war sie nicht dumm und er hielt sie auch nicht dafür. Warum, bei allen Göttern, also schon wieder dieses Verhalten?!
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 1. April 2022, 15:52

Eleyna müsste bitter erkennen, dass es das Metier, in dem sie sich alle bewegten schlicht nicht hergab, eine feste Bleibe zu haben. Sie alle würden ständig Gefahr laufen, dass man sie an diesem Ort finden und all das Persönliche, das eventuell vorhanden wäre, gegen sie verwenden würde. Solange sie diesen Beruf ausübte, solange sie nur eine Marionette im Gefüge der Informationsbeschaffung war, würde sie keine wirkliche Heimat besitzen. Allerdings war der Wunsch in ihr bereits seit langem stark, sich endlich irgendwo niederzulassen. Sich heimisch zu fühlen und sich nicht ständig über die Schulter blicken zu müssen, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Eleyna stellte sich dieses Leben zwar vor, davon ausgehen, dass sie es führen würde, tat sie indes nicht. Nicht bei dem was sie da trieb – das doppelte Spiel, die doppelte Gefahr. Sie konnte schlicht von Glück reden, dass Laogh -irgendwie- auf ihrer Seite war. Welche Beweggründe auch dahinterstecken mochten, es war einfach ihr Glück. Sollte sich das jemals ändern, wäre sie binnen kürzester Zeit tot und im Grunde glaubte sie ohnehin daran, dass sie eher gewaltsam zu Tode kommen würde, als irgendwann im hohen Alter einzuschlafen. Die Mischlingselfe bescheinigte sich eine düstere Zukunft und bis dahin versuchte sie lediglich den Schein eines Davonkommens zu wahren. Diese Düsternis in ihr hinderte sie aber nicht daran, dass sie durchaus im Stande war zu lächeln, zu lachen oder hier und dort einen Scherz zu platzieren. Sie ließ sich von dieser Dunkelheit in sich nicht aufhalten, trotzdem irgendwie ein Leben zu leben, egal was da kommen würde. Also plänkelte sie etwas mit Arrond herum, musste aber einsehen, dass der Mensch ganz und gar nicht in der Verfassung dazu war, ihr Kontra zu geben. Unverrichteter Dinge, gewährte sie ihm etwas Platz, als er sich zu erheben versuchte und lächelte matt bei seiner Berührung. Sorgenvoll folgte Arrond der blaue Blick, bis dieser auf den Schatten fiel.
Er wirkte völlig in sich ruhend und schien überhaupt keine Notiz von der Schwäche zu nehmen, die ihm Arrond präsentierte. Generell wurde mehr und mehr deutlich, dass die beiden keine Freunde waren. Am Anfang wirkten sie noch deutlich vertrauter miteinander, zumindest auf eine höfliche Art. Aber nun... nun konnte sie die Ablehnung Arronds deutlich erkennen und sie ahnte, dass es früher oder später die Dinge unwahrscheinlich kompliziert machen würde. Jetzt jedoch und ganz ihrem Naturell entsprechend, schob sie die Ahnung beiseite und beobachtete die kurze Auseinandersetzung des Schattens und Arronds. Auch sie griff verbal vehement ein und schüttelte zudem den Kopf. Seine Antwort entlockte ihr ein kurzes Lächeln. „Worauf du Gift nehmen kannst“, versicherte sie Laogh und widmete sich anschließend der Karte. Noch bevor sie etwas sagen konnte, spitzte sich die Feindseligkeit weiter zu und Eleyna fragte sich stumm, ob es hier eigentlich um etwas ganz anderes ging. Immerhin wusste Arrond sehr wohl, wen er sich da ins Haus geholt hatte und das ja offensichtlich nicht zum ersten Mal. Und auch Laogh kannte den Menschen, alles andere wäre nicht seiner Natur entsprechend. Also woher jetzt auf einmal diese Bitterkeit und der Schlagabtausch? Sie seufzte und maßregelte die Kontrahenten, ehe sie erneut auf die Karte blickte. Sie erwähnte die Ideen, die ihr bei der Betrachtung in den Sinn kamen und wollte so die erhitzten Gemüter auf etwas produktives lenken.

Es dauerte einen Moment in dem Arrond nachzudenken schien und der Schatten sich bereits äußerte. Sie hob den Blick und musterte ihn, während er sprach. „Dann erleuchte uns doch bitte?“, fügte sie zynisch an und erwiderte den neutralen Blick abwartend. Sie ahnte, dass er wieder mehr wusste und wartete die quälenden Sekunden, bis er endlich gedachte mit der Sprache herauszurücken. Ihr Blick glitt zu Arrond der aussah, als ob er jeden Moment erneut die Fassung verlor. Was war nur los? Woher diese zehrende Anspannung? Sie konnte nicht nachvollziehen, weshalb sich die beiden gegenseitig stichelten wie zwei kleine Jungs, denen man nur ein Spielzeug zur Verfügung gestellt hatte. Die Mischlingselfe sah sich in diesem Moment gar nicht selber, das wäre auf beiden Seiten viel zu abstrus. Dann erlöste Laogh sie beide und wollte gerade mit der Sprache herausrücken, als es klopfte. Eleyna ruckte mit dem Kopf zur Tür und zuckte zusammen, während Arrond bellte. So kannte sie ihn wirklich nicht, aber vielleicht war das alles den neuen Zeiten geschuldet. Wer wusste schon wie weit er überhaupt war zum jetzigen Zeitpunkt mit der Aufrechterhaltung seiner Kontakte. Vermutlich stand er einfach unter Strom, aus ganz normalen Gründen. Und Laogh? Der liebte es ohnehin zu provozieren, darüber musste sie nicht länger nachdenken. Doch die Unterbrechung war dennoch ärgerlich, denn Arrond ließ sich dazu hinreißen, seinem Bellen keine Taten folgen zu lassen. Er unterbrach ihre Besprechung und sie folgte ihm mit dem Blick zur Tür. Er achtete darauf, dass niemand sehen konnte, wer sich dahinter befand, ehe er hindurchtrat und verschwand.
Die Spionin wollte gerade die Luft entweichen lassen, als sie völlig überraschend und gleichwohl überrumpelnd gepackt wurde. So schnell wie er war, war ihr Hirn jedoch nicht. Sie schnappte noch nach Luft, als er sie auch schon so umklammerte, dass sie binnen Wimpernschlägen hätte tot sein können, wenn er es denn jetzt endlich zu Ende bringen wollte. Eleyna versteifte sich in seinem Griff, doch nur so lange, bis er ihrem Ohr entgegenraunte und sein Timbre bei ihr sofort die Haare aufstellen ließ. Doch auch wenn ihr Körper darauf reagierte, war es ihr Verstand, der ihm ein Schnippchen schlug. Sie wurde weicher in seinem Griff und schüttelte den Kopf. „Was ist nur los mit dir? Jetzt?! Wirklich?“, fragte sie und zappelte etwas, um ihm klarzumachen, dass sie jetzt garantiert, nicht dazu angeraten war, gewisse Spielchen zu spielen. „Du wolltest gerade sagen, wen die Dunklen aussandten, Zyranus zu erobern. Konzentrier dich!“, unterstellte sie ihm scheinheilig. Sie wusste genau, dass er sich hier nicht einfach nur nicht im Griff hatte. Er bezweckte etwas anderes damit. Ob es nun wieder mal eine Ablenkung war oder noch etwas weiteres dahinter steckte… das würde sie noch herausfinden. Allerdings war sie nun nicht in Stimmung und irgendwie hing es auch damit zusammen, dass Arrond jeden Moment wieder hereinkommen konnte. „Lass mich los.“, verlangte sie relativ ruhig. Die Wärme seines Körpers löste bei ihr sowohl Erinnerungen als auch Sehnsüchte aus, doch die konnte sie gut genug bändigen, ohne sich sofort in seinen Armen zu verlieren. „Jetzt.“, forderte sie erneut, nur um in der nächsten Sekunde den Versuch zu starten, ihm mit ihrem Hinterkopf die Nase zu brechen und diese Bewegung dazu zu nutzen, ihm ordentlich auf den Fuß zu treten, damit er sie loslassen musste. Egal ob es ihr gelang oder nicht, sie zeigte ihm die Krallen und deutlich, dass sie nicht in Stimmung war. In der Herberge hatte sie die Ablenkung gesucht, davor allerdings klargemacht, dass sie von all den Enthüllungen und seiner Rolle dabei genug hatte. Auch wenn eine winzige Stimme in ihr wohl registrierte, wie sie auf seine subtilen Hinweise reagierte. Wie sie erkannte, dass sie in der Lage war vernünftig zu schlafen, wenn er in der Nähe war. Doch das würde sie nicht laut aussprechen, denn dafür müsste sie sich ja wieder eingestehen, dass er weitaus tiefere Spuren in ihr hinterließ, als es jemals gut für sie sein würde.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 4. April 2022, 13:28

Wie wäre es eigentlich, wenn sie ihr bisheriges Leben, dieses ewige Versteck- und Täuschungsspiel, aufgeben würde, um sich häuslich niederzulassen? Um vielleicht sogar jemanden an ihrer Seite zu haben, eine Familie zu gründen? Würde sie das können? Nicht nur den Nervenkitzel, die ständige Herausforderung und das dauernde Unter-Strom-Stehen, nein, sondern würde die Welt, aus der sie ausbrechen würde, es überhaupt zulassen?
Würde ein Mann wie Laogh sie gehen lassen und vergessen? Oder würde er sich immer und immer wieder einmischen, auf die ein oder andere Weise? Weil er es könnte und... wollte? Wäre sie bedeutsam genug in seiner Existenz, um nicht von ihm ad acta gelegt zu werden, sobald sie ihn nur noch langweilen würde?
Ganz so wie ihre Vorgängerinnen, die zahlreich gewesen sein mussten. Und womöglich auch Vorgänger... Wer wusste schließlich, welche Neigungen er tatsächlich alles hatte?
Wäre er also jemand, der sich schlichtweg auf seine Einzigartigkeit verließ, um nicht vergessen zu werden, oder würde er in wiederkehrenden Abständen sich vergewissern, dass dem auch so war? Bei seinem Ego würde er gewiss davon ausgehen. Auf der anderen Seite könnten ihm solche Begegnungen auch Vergnügen bereiten, eben um dafür zu sorgen, dass das Leben der betroffenen Person wegen ihm erneut aus dem Trott geriet. Und um möglichen Nachfolgern unter die Nase zu reiben, welches Vorbild sie erreichen müssten und niemals können würden.
Dass er zumindest zu letzterem neigte, darauf schien sein geändertes Verhalten Arrond gegenüber hinzuweisen, sofern die Mischlingselfe sich so etwas nicht bereits hätte denken können. Wie sonst ließe sich dieses Sticheln erklären, das er auf einmal nicht sein ließ? Oder ging es gar nicht darum, um sie und um das Revier, das er für sich beanspruchte? Schließlich ging das Ganze von ihm aus und nicht von dem Menschen... oder?
War womöglich etwas anderes geschehen, weswegen die beiden Verbündeten zeigten, dass sie eigentlich nicht miteinander konnten? Wie lange hatte sie die Männer eigentlich allein gelassen?!
Jedenfalls wollte sie nicht dazu schweigen und im Gegensatz zu Arrond war der Schatten im Vollbesitz seiner Kräfte, sowohl bisher, als auch jetzt wieder mit seinem wahren Aussehen. Ihr Konter sorgte dafür, dass er abwinkte und beinahe schon gelangweilt bei seiner Erwiderung klang, als hätte sie ihm eine neue Hose oder ein Zaumzeug für Draca vorgeschlagen, von dessen Aussehen sie wissen müsste, dass es ihm nicht gefallen würde. "Danke, nein, das ist mir zu bitter." Trotzdem blitzte es herausfordernd in seinen Augen auf, als solle sie es nur versuchen, ihm Gift einzuflößen. Unabhängig davon, ob es sich dabei um nichts weiter als eine Redensart handelte oder sie es weitaus ernster als als eine Metapher meinen könnte.
Danach ging es noch ein wenig weiter, bis sie es tatsächlich schaffte, das Thema in eine andere Richtung zu lenken. Und ausnahmsweise schien der Meisterspion tatsächlich gewillt zu sein, sein Wissen zu teilen. Häppchenweise, das verstand sich von selbst, und auf eine fast schon provozierend überhebliche Art und Weise, auf die reizbarere Gemüter gewiss nicht so abwartend reagiert hätten wie Arrond... zumindest im Moment noch.
Der lang genug andauerte, dass das verdiente Donnerwetter nicht über Laogh hereinbrach, sondern über einen Untergebenen, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort seine Botschaft an den Mann bringen musste. Und obwohl dieses Gespräch unter ihnen dreien wichtig war, ließ der Mensch sich ablenken und verließ den Raum kurzzeitig.
Was wiederum der Schatten ausnutzte, um seinem Spitznamen alle Ehre zu machen. Plötzlich befand er sich hinter ihr und sie fand sich in einem Griff wieder, der tödlich gewesen wäre, noch ehe sie es begreifen könnte, wenn derjenige es darauf angelegt hätte. Stattdessen wollte er ihr schlichtweg sein Können demonstrieren ebenso wie sein Wohlwollen, sie am Leben zu lassen, während er zeitgleich mit der Gefahr spielte, um ihre Sinne zu reizen.
Ihre Reaktion fiel in etwa so aus, wie er es erwartet hatte, und amüsierte ihn dennoch, sodass sie sein brummiges, lautloses Lachen spüren ließ. "Warum nicht jetzt? Ich kann durchaus schnell sein und wollte schon immer wissen, wie es sich anfühlt, es auf Celcia zu treiben.", raunte er ihr provokant ins Ohr und pustete noch einmal bewusst warme Luft gegen ihre sensible Haut.
"Oh, ich bin konzentriert!", fuhr er fort und strich mit seinen Fingernägeln wie ein Hauch über ihre Kehle. "Sonst wäre ich nicht so zärtlich.", unterstrich er diese drohende und zugleich auch erregende Geste.
Noch leistete sie Widerstand, aber das hatte er auch gar nicht anders erwartet. "Hm... und wenn ich nicht will?", konterte er bei ihrer Forderung und erdreistete es sich, ihre Halsbeuge anzuknabbern.
Sie hingegen blieb vorerst bei ihrer Meinung und versuchte, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Ihr Problem war jedoch seine Überlegenheit, die es ihm erlaubte, rechtzeitig auszuweichen, um keinen Schaden zu nehmen. Damit nicht genug, entkam er erfolgreich sowohl ihrem Hinterkopf, als auch ihrem Tritt, während sein Griff wechselte und er sie geschickt anders zu fassen bekam.
Plötzlich wirbelte er sie herum und noch in der Drehung packte er sie an der Hüfte. Als wäre nicht er vorhin derjenige gewesen, der die Karte penibel wieder mit Figuren und Kandelabern besetzt hätte, platzierte er sie kurzerhand auf dem wertvollen Pergament, um sich auch noch frech zwischen ihre Beine zu drängen. Seine Finger umklammerten dabei ihre Handgelenke und zwangen sie dazu, ihre Hände flach hinzulegen, als müsste sie Halt suchen.
Und obwohl er von sich selbst und seiner Wirkung absolut überzeugt war, war er nicht dumm. Als ahne er, dass es seinen Lippen und seiner Zunge in der Nähe ihrer Zähne nicht wohl bekommen würde, küsste er sie nicht auf den Mund, sondern widmete sich direkt ihrem Hals auf eine Weise, die sie dahin schmelzen lassen würde. Ganz gleich, wie sehr sie die Krallen ausfahren wollte und würde.
Er bearbeitete ihren Körper äußerst geschickt, um ihr zu zeigen, wie sehr sie ihm verfallen war. Und wenn er nicht wollte, würde er damit vermutlich auch nicht aufhören, bis er seinen Kopf durchgesetzt hätte. Wenn... ja, wenn es da nicht eine weitere Variable gegeben hätte.
"Jetzt lass endlich einmal deine Dreckspfoten von ihr! Sie ist keine von deinen dunklen Huren!", donnerte es plötzlich von der Tür her und entgegen der leiblichen Schwäche, die er vorhin hatte zeigen müssen, war Arrond dieses Mal erstaunlich schnell. Der Kandelaber in seiner Hand verfehlte zwar dennoch sein Ziel, denn dem Meisterspion war er nicht gewachsen, aber beide Spione spürten den Luftzug des zweckentfremdeten Gegenstandes deutlich.
Ein feines Grinsen umspielte dunkle Mundwinkel, während er wohlweislich dafür sorgte, dass sich möglichst viel Tisch zwischen ihm und seinem Angreifer befand. "Was kann ich dafür, dass sie ihre Finger nicht von mir lassen kann?", stichelte Laogh in provokanter Seelenruhe und wollte offensichtlich eine weitere, fruchtlose Attacke auf sich heraufbeschwören.
Beinahe wie in einem Hahnenkampf... es fehlten nur noch die auf den Sieger wettenden Zuseher! Ring frei für die nächste Runde...?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 4. April 2022, 23:58

Dachte sie denn überhaupt darüber nach, was wäre wenn er nicht mehr da wäre? Wie sie das finden und bewerten würde? Bisher waren ihre Gedanken noch nicht in diese Richtung geglitten und nach allem was sie von Laogh bisher wusste, würde sie wohl nicht davon ausgehen, dass er sich darüber Sorgen machte. Dass sich ihre Wege trennen könnten, darüber war sich Eleyna sehr bewusst. Was sie dabei allerdings empfinden würde, das war ein Buch mit sieben Siegeln. Noch kurz vor der Zusammenführung mit Arrond hatte Eleyna ganz klar gemacht, dass sie diese verquere Reisegruppe auflösen wollte. Es war ein natürlicher Instinkt, sich selber zu schützen oder schützen zu wollen. Laogh wusste zu viel von ihr. Privat und beruflicher Natur und darüber hinaus viel mehr als sie selbst. Wie sollte sie sich sicher fühlen in seiner Nähe? Wie sollte sie je völlig losgelöst bei ihm sein? Und wollte er das denn überhaupt? Wollte sie es? Fragen über Fragen und nichts führte sie zu genauen Antworten. Sie war nicht dafür gemacht, sich soweit aus dem Fenster zu lehnen, nur um im nächsten Augenblick den Halt zu verlieren. Die Entbehrungen ihres Lebens waren eben jene: Nie würde sie wahrhaft etwas echtes für sich haben. Immer würde sie über ihre Schulter blicken und noch jedes Mal, während sie es tat, huschte ein Schatten näher an sie heran. Nur dass er dieses Mal in Fleisch und Blut dastand. Und es sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht hat, sie in den Wahnsinn treiben zu wollen.
Die Spionin verdrehte nur die Augen, während Laogh seine Spielchen spielte und damit ganz gezielt auf Arrond einwirkte. Täuschte sie sich oder gab es Unausgesprochenes zwischen den beiden Männern? Eleyna war kaum vermessen genug, um von sich auf die Situation zu schließen, auch wenn in ihr ein leiser Verdacht keimte. Immerhin hatte Arrond sie gesehen, im Zimmer nach ihrem Wiedersehen. War er deshalb so grantig auf den Spion zu sprechen? Doch wozu? Eleyna hatte ihm in der Vergangenheit mehrfach die Tür geöffnet, doch er war nie hindurchgetreten. Bis sie es gelassen hatte und ihre Stellung innerhalb der Dunklen und der Menschen sie verschlossener machten, vorsichtiger. Dass sie allerdings deswegen keinen Spaß hatte, konnte nun wirklich niemand denken. Immerhin brauchte jeder und jede mal etwas Abwechslung. Auch wenn sie sich mit männlichen Eroberungen immer wieder auch zurückgehalten hatte.

Die Spionin forderte Laogh auf, sich endlich zu erklären und es sah tatsächlich danach aus, dass er dies auch endlich mal tun wollte, als sie plötzlich unterbrochen wurden. Eleyna verstand Arronds Unmut, auch wenn sie der harsche Tonfall nachdenklich stimmte. Sie würde mit dem Menschen darüber reden müssen, darauf durfte er sich verlassen. Jetzt aber wurden sie in ihrem Beisammensein unterbrochen und sobald die Tür ins Schloss gefallen war, spürte sie lediglich nur einen Windhauch und schon Sekunden darauf, die warmen Hände des Spions, der sich augenblicklich hinter ihr befand. Eleyna erstarrte, während seine Hand an ihrer Kehle dazu angeraten war sie zu töten. Sie wusste, dass sie sich nicht wehren konnte. Sekunden verstrichen, bis er sie erlöste in gewisser Weise und ihr ins Ohr raunte. Die feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf und trotzdem bemühte sie sich, gelassen zu bleiben. So ruhig sie konnte, verlangte sie, dass er sie losließ. Er hingegen reagierte so, wie sie es sich hätte denken können. Seine Worte entlockten ihr dennoch ein leichtes Lächeln im ihrem Mundwinkel. „Oh ich bin mir sicher, Celcia wäre entzückt und die Damen dieser Lande lecken sich alle Finger nach dir, aber…“, sie machte eine Kunstpause,„dies ist ganz sicher nicht der Moment. Und ich nicht die richtige Frau. “, beteuerte sie sarkastisch, ehe sie Konzentration von ihm verlangte. „Das nennst du konzentriert sein?“, warf sie ein, ehe er seine Geste an ihrem Hals verdeutlichen ließ, dass er könnte, wenn er wollte. Sein Raunen und das brummige Grollen seiner Brust, ließen ihr Herz höher schlagen, doch Eleyna blieb standhaft. Mehr sogar noch, sie war wehrhaft!
Er wurde in seiner Annahme, sie würde sich wehren, nicht enttäuscht, denn sie startete zwei Angriffe gegen ihn, die er geschickt umschiffte und sie dann auch noch kurzerhand auf den Kartentisch bugsierte. Unfähig sich zu wehren, saß sie auf dem Tisch, die Hände flach auf dem Holz abgelegt, gezwungen durch seine Kraft. Er schob sich zwischen ihre Beine und sie reckte das Kinn, beobachtete sein Gesicht dabei. Oh er war klug und kam ihr nicht zu nahe, denn er ahnte wohl, was ihm blühen konnte. Doch was dann folgte war schlicht und ergreifend unfair. Er widmete sich ihrem Hals. Eleyna sog die Luft ein und neigte den Kopf zu seiner Seite, um ihn daran zu hindern, mit seiner Zunge, seinen Zähnen und seinen Lippen, sie doch noch gefügig zu machen. Die Spionin musste sich konzentrieren, um nicht einfach die Gegenwehr sein zu lassen und öffnete leicht den Mund, um kurz ihren angehaltenen Atem weichen zu lassen. Bevor es allerdings richtig losgehen konnte, polterte auf einmal Arrond herein und attackierte Laogh mit einem Mal.

Eleyna riss erschrocken die Augen auf und duckte sich instinktiv vor dem schwingendem Kadelaber. Laogh löste sich und blieb in seiner Rolle als der perfekte Spion, indem er Arrond die Chance nahm, sich endlich an ihm abzureagieren. Die Spionin rutschte vom Tisch und brachte etwas Abstand zwischen sich und die beiden Männer. „Was zum Harax!“, rief sie und hob beschwichtigend die Hände.„Arrond! Nicht!“, versuchte sie ihm Einhalt zu gebieten, auch wenn sie ahnte, dass die beiden sich nun endlich aneinander abreagieren würden. Vielleicht reinigte das auch die Luft, aber sie verstand beim besten Willen nicht, wieso Laogh Arrond so sehr provozierte und wieso Arrond sich überhaupt so echauffierte. Eleyna musterte die Szenerie und stand wie gebannt da. Dann ließ Laogh seinen Kommentar vom Stapel und Eleyna richtete sich auf, hob zweifelnd eine Augenbraue und sah aus, als ob sie ihn fragen wollte „Echt jetzt?!“, ehe sie die Arme verschränkte und noch bewusst einen Schritt zurücktrat. „Mach ruhig Arrond, ich glaube er verdient das…“, flötete sie zuckersüß und genoss für einen Moment die Möglichkeit, dass Laogh mal ordentlich für seine Unverschämtheit gerügt wurde, besann sich dann aber eines Besseren, denn Arrond war zwar offenkundig wütend, aber Laogh dann doch völlig unterlegen. „Hört endlich auf!“, schimpfte sie und trat an die Streithammel heran, um dazwischen zu gehen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 11. April 2022, 14:11

Welche Gedanken mochte der Schatten zu der Zeit nach ihrer Bekanntschaft hegen? Bestimmt hatte er bereits an jedem Finger einen Plan, um auf ihr Agieren entsprechend reagieren zu können. Bislang hatte er allerdings jeden ihrer Versuche, sich von ihm abzusetzen, erfolgreich vereitelt und inzwischen wusste sie auch, warum.
Doch jetzt? Nachdem er sie zu Arrond gebracht hatte, war sein Auftrag in dieser Hinsicht erfüllt. Würde er also selbst bald das Weite suchen und sie, wie immer, vor vollendete Tatsachen stellen? Oder würde er noch eine Weile bleiben, sich mit dem Menschen besprechen und somit auch zwangsläufig in ihrer Nähe sein? Und wäre das wirklich die bessere Variante?
Was wollte sie denn eigentlich? Würde sie ihn vermissen, über das Sexuelle hinaus? Seine Stimme, seine Berührungen, seine... Wärme? Und nicht zu vergessen, seine ständigen Provokationen, die das Feuer zwischen ihnen ständig entzündeten? Was war mit ihm? Wie lange würde er nach ihrer Trennung noch an sie denken? Sicherlich lediglich so lange oder nur in jenen Momenten, in denen es ihm nützen würde.
Denn ein Spion tat gut daran, sich an niemanden zu binden, höchstens auf Zeit, solange es unerlässlich wäre. Und der Schatten wäre nicht der Meisterspion der Dunklen schlechthin, wenn er rührselig wäre und sein Herz verschenken würde. Nur... war er wirklich stark genug gegen Gefühle? Sie wegzusperren und zu verleugnen, das wäre ihm sicherlich möglich. Aber sie niemals zu empfinden?
Obwohl... was könnte er denn für Emotionen für sie hegen, deren Weg er schon so oft beinahe gekreuzt zu haben schien, ohne sie tatsächlich früher zu treffen? Oder waren sie sich womöglich schon begegnet, ohne, dass sie es wusste? Dieser Trank in der Phiole, der seine Gestalt veränderte...
Vielleicht wäre es angeraten, in einem ruhigen Moment über all ihre Kontakte nachzudenken, um wenigstens zu versuchen herauszufinden, ob sie ihn schon länger kannte, als sie es bislang ahnte. Das wäre ja schließlich möglich... oder nicht? Ihn zu fragen würde kaum Sinn machen, außer, es würde sich für ihn lohnen. Nein, da wäre es garantiert einfacher, die eigenen Erinnerungen zu wälzen, als darüber zu grübeln, wie sie ihm Informationen entlocken könnte, die sie eben jetzt haben wollte.
Ohnehin war die Situation nicht dazu geeignet, sich mit der Vergangenheit zu befassen. Zuerst war es die Neuigkeit über die Belagerung von Zyranus, die ihre Gedanken zu fesseln verstand. Doch ehe Laogh tatsächlich etwas ausplaudern konnte, wurden sie unterbrochen und Arrond ließ die Beiden kurzfristig alleine. Und im nächsten Moment tat der Schatten ohnehin alles, um seinem Spitznamen gerecht zu werden und ihre Sinne schon wieder zu reizen.
Aus welchem Grund? Was hatte er davon? Schließlich konnte er sich zusammen reißen und es war ein Leichtes, sich vorzustellen, dass er sogar Monate ohne Kontakt mit einem anderen Körper auskommen konnte. Wieso also wollte er ihnen beiden schon wieder beweisen, wie leicht und schnell er sie zu erobern verstand? Weil er diese Zeiten der Abstinenz ausgleichen wollte? Weil er sie damit nerven wollte? Weil er...?
Was auch immer, er ließ sich jedenfalls nicht von ihrer Abwehrhaltung beeindrucken, sondern gab ihr geschickt Konter. Ihre Erwiderung löste ein weiteres, kurzes, amüsiertes Brummen in seiner Brust aus. "Tun sie das nicht längst?", stichelte er, um ihre Eifersucht ein wenig hervorzukitzeln.
"Hm... bist du das nicht? Also, ich hatte die letzte Nacht einen ganz anderen Eindruck!", raunte er ihr ins Ohr und machte daraufhin deutlich, dass sie noch lange nicht aus der Gefahrenzone draußen war. Schließlich könnte er durchaus noch auf die Idee kommen, die drohende Hand an ihrer Kehle ernsthaft einzusetzen.
Dennoch wagte sie den Aufstand und ganz zu seiner Zufriedenheit versuchte sie ihn abzuschütteln. Allein, er hatte es kommen sehen. Nicht die Art ihres Angriffs, aber den Umstand, dass sie es ihm nicht zu leicht zu machen gedachte. Ganz so, wie er es von ihr kannte und schätzte! Ihr Problem war indes ihre schlechtere Position, sodass er es nicht sonderlich schwer hatte, sie in eine noch hilflosere Stellung zu bugsieren, indem er sie kurzerhand auf den Tisch setzte, ihre Hände fixierte und sich gekonnt zwischen ihre Beine drängte.
Deutlich konnte sie durch den Stoff fühlen, was sie bereits ausgiebig in sich hatte spüren dürfen und wären sie beide nicht bekleidet gewesen, er hätte sich erneut schamlos Zutritt verschafft. Jedoch waren sie derzeit angezogen... und nicht vollkommen allein. Plötzlich tauchte die dritte Person im Bunde wieder auf und schaffte erfolgreich, woran die Mischlingselfe gescheitert war.
Der Dunkle musste sich von ihr lösen und auf Abstand gehen. Geschmeidig wie eh und je und ganz so, als hätte er nicht zuvor noch vollkommen andere Gedanken gehegt, brachte er den Tisch zwischen sie beide. Wie es seine Art war, provozierte er weiter und schien sich, trotz der Störung, über den sichtlichen Ärger seines Kontrahenten zu amüsieren.
Dieser stand, den Kandelaber wie zum Wurf leicht erhoben, da und funkelte ihn voller Zorn an. Dass er noch nicht versuchte, eine weitere Attacke zu starten, lag vermutlich an seinem Wesen. Arrond war jemand, der es schätzte, von seinem Schreibtisch aus zu arbeiten und körperliche Aktivitäten anderen zu überlassen. Was nicht bedeutete, dass er faul wäre und sich nie mehr als notwendig bewegen würde. Allerdings war der Kampf an sich noch nie seins gewesen, er griff und siegte lieber mit Worten.
Das Problem oder ehe die Probleme hierbei gipfelten allesamt darin, dass sein Gegner der Meisterspion war. Mochte er ein oder zwei Menschenleben mehr an Erfahrung besitzen, er war dem anderen haushoch überlegen und das wussten sie beide. Und trotzdem war Arrond gerade nicht in der Stimmung, zurückzustecken. Nein, dieses Mal nicht!
Dazu brauchte er auch nicht Eleynas Erlaubnis, die ihre geflöteten Worte vermutlich darstellten. Ja, er schien sie nicht einmal bewusst zu hören im Gegensatz zu Laogh, in dessen Augen es amüsiert aufblitzte und der gerade daran ging, eine Verbeugung in ihre Richtung anzudeuten, als hätte sie ihm ein Kompliment gemacht. Wenn der Mensch seiner Wut nicht erneut mit einem Laut Ausdruck verliehen hätte, ehe er den Tisch umrunden wollte. Den Kandelaber hatte er wie zuvor zum Schlag erhoben.
Der Schatten schien davon alles andere als beeindruckt, ja, er besaß sogar die Frechheit, seelenruhig eine Figur vom Tisch zu nehmen und sie sich anzusehen, ehe er sie so warf, dass Arrond gar nicht mehr ausweichen konnte. Zwar tat es durch die Sohle seines Stiefels nicht sonderlich weh, als er auf das Holz stieg. Doch diese unerwartete Unebenheit, gemeinsam mit seinem ohnehin vorhandenen Hinken, sorgte dafür, dass er das Gleichgewicht verlor und leicht umknickte.
Mit einem Ächzen fiel er in Richtung Tisch und nur der Zufall wollte es, dass nichts Schlimmeres geschah, weil er rechtzeitig Halt fand. Dafür aber flog ihm der Kandelaber aus der Hand und landete laut scheppernd am Boden.
In diesem Moment erklang ihre Forderung, als müsse sie zwei Kinder ermahnen, endlich mit der Herumbalgerei aufzuhören. Dabei trat sie auch an Arrond heran, wollte ihm sogar wieder auf die Beine helfen, er jedoch schüttelte diese Hilfe brüsk ab, ohne sie anzusehen. Sein wütender, bohrender Blick galt ausschließlich dem Dunklen, der hoch aufgerichtet fein und herausfordernd grinste. Dennoch, diese unterbrochene Attacke reichte, um den Menschen endlich zur Besinnung zu bringen.
Er streckte seine Haltung ebenfalls, zog sich sein Oberteil ruckartig und demonstrativ zurecht und ging zurück zu seiner Position bei der Karte, die er vorhin eingenommen hatte. Wenngleich er deutlich stärker hinkte als zuvor, obwohl er alles daran setzte, seine neuerlichen Schmerzen nicht zu zeigen.
Laogh indes wischte sich einen imaginären Fussel von seiner Schulter, was seinem Gegenüber nicht verborgen blieb. Aber dieses Mal erreichte er nicht mehr als das Ballen einer Faust.
"Wir waren bei Zyranus.", durchbrach Arrond das entstehende Schweigen mit einem Tonfall, der deutlich von seiner unterdrückten Wut kundete.
Das Grinsen des Schattens wurde eine Spur deutlicher und er drehte sich weg, um die zuvor geworfene Figur wieder aufzuheben und an ihren Platz zurück zu stellen. Erst dann ließ er sich zu einer Antwort herab, wobei er die Hände flach auf den Tisch legte und fast schon provokant die Haltung seines Gegenübers kopierte.
"Genau, kommen wir zum Geschäft." Er legte eine kurze Pause ein und fügte mit einem Blick zu der Mischlingselfe hinzu:"Dem Vertikalen, versteht sich."
Arronds Blick war mörderisch und Laogh wusste bestimmt darüber, obwohl er nicht hinsah, sondern seinen Blick über die Karte wandern ließ. "Also, wo waren wir noch gleich gewesen...?", begann er, um definitiv die Spannung im Raum zu erhöhen, denn er war viel zu gut, als dass er das nicht mehr wüsste.
Trotzdem sagte er nichts, sondern beugte sich vor, um sich noch einmal an den Figuren zu schaffen zu machen. Ob das einen Sinn ergeben sollte, würde sich zeigen, aber auf jeden Fall zerrte es sichtlich an dem Geduldsfaden des Menschen.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 22. April 2022, 23:18

Wenn Eleyna sich lieber die Zeit genommen hätte, sich mit dem neu erworbenen Wissen auseinanderzusetzen, statt sich auf eine Erkundungstour zu begeben, dann hätte sie sicher auch irgendwann gedanklich den Weg zu der Frage nach dem ‚was kommt danach?‘ gefunden. Allerdings funktionierte auch ihr Spionage-Hirn in manchen Dingen einfach zu gut. Die langjährige Ausbildung war auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen und so wusste auch Eleyna, dass Bindungen niemals gut waren in ihrem Metier. Immerhin war jede Verbindung eine Schwachstelle, jedes Gefühl ein Hebel für die Gegenseite. Man verwendete sehr viel Energie auf das Austreiben von Gefühlen, sodass es auch in ihr eine Phase gab, wo sie dazu nicht mal mehr fähig schien. Doch das Menschliche in ihren Genen grub sich binnen kürzester Zeit außerhalb der Ausbildung wieder an die Oberfläche und heilte das erkaltete Herz ein wenig. Wider besseres Wissen, ließ Eleyna diverse Male wahre Empfindungen zu und auch wenn sie durchaus gut genug geschult war, sich davon nicht ablenken zu lassen, war es doch ein erhöhtes Risiko, dem sie sich aussetzte. Die Spionin hätte in diesem besonderen Fall deutlich mehr Aufwand betreiben sollen, die Gefühle zu verbannen. Allerdings gab es hier einen kleinen Unterschied: Sie gestand sich etwaige Gefühle überhaupt nicht ein. Für sie gab es da nichts, was sie hätte regulieren müssen. Sie hatten Sex, mehr war da nicht. Und wenn er ging, dann ging er eben. Sie würde sich davon nicht beeinträchtigen lassen. Jedenfalls so der sture Teil in ihrem Wesen. Eleyna verlor sich nicht weiter in diesen Fallstricken, sondern ließ die Umgebung für sich arbeiten. Was auch dazu führte, dass ihr der Gedanke, sie könnte Laogh durchaus bereits begegnet sein, noch gar nicht gekommen war.
Die Ablenkung mit Arrond war willkommen, ungeachtet dessen, dass sie ehrlich erleichtert darüber war, dass er wohlbehalten vor ihr stand. Auch wenn sie deutliche Risse in seiner sonst so souveränen Fassade erkannte. Und diese Risse brachen durch zutun von Laogh auf, präsentierten einen völlig anderen Arrond, der sie durchaus zu erschrecken wusste. Einmal mehr schoben sich nagende Gedanken, Laogh betreffend, beiseite, während die Sorge um ihren Freund wuchs. Arrond war nicht ausgeglichen, wie sonst und sie nahm sich fest vor dem nachzugehen. Sie brauchten Zeit, sie mussten einander wieder Dinge anvertrauen können, die ihnen in den letzten Wochen widerfahren waren. Eleyna wollte alles wissen und wollte für ihn da sein. Doch bevor es überhaupt in irgendeine Richtung gehen konnte, fand sie sich mit dem Spion alleine wieder. Innerlich seufzte sie, als sie auch nur wenige Augenblicke später in seiner Umklammerung feststeckte. Die Spionin wehrte sich dagegen und bemühte sich, um Fassung. Seine Neckereien an ihrem Hals halfen ihr nicht dabei und er war schamlos, dass er das Wissen darum ausnutzte. Sie schaffte es dennoch recht standhaft zu bleiben, bemühte sich ihm die kalte Schulter zu zeigen. Widerspenstig hielt sie ihm entgegen, dass er dieses Mal die Falsche für seine Spielchen hatte. Was, gelinde gesagt, ziemlich lahm erschien, denn natürlich hatte sie ihm deutlich in die Hände gespielt, als sie in sein Zimmer kam. „Das war etwas anderes.“, raunte sie viel zu mürrisch und versteifte sich in seiner Umklammerung abermals. Sie ging nicht davon aus, dass er sie nun töten würde, dafür betrieb er zu viel Aufwand, auch in Bezug auf Arrond. Nein, Eleyna durchschaute, dass er sie ablenken wollte und vermutlich auch Arrond damit piesackte, wenn er seine Finger nicht von ihr ließ. Immerhin erinnerte sie sich sehr wohl an den Blick, den Arrond kurz teilte, als sie sich küssten. Doch bevor sie ihm das an den Kopf werfen konnte, hatte er sie bereits gepackt und mit Leichtigkeit auf den Tisch gehoben. Fast automatisch öffneten sich ihre Beine durch sein zutun und ließen ihn ungeschützt an sich heran. Die Mischlingselfe spürte seine Lippen an ihrem Hals und schloss, ungesehen von ihm, die Augen. Er war ein widerlicher Kerl, der es einfach nur ausnutzte, wenn er die Oberhand hatte. Doch es war gut… und es sprach ihre Lust durchaus an, wenn sie sich nicht in den Kopf gesetzt hatte, dass sie jetzt nicht dazu in Stimmung war. Und wenn Arrond nicht urplötzlich hereingestolpert wäre, um Laogh von ihr wegzujagen. Wieder mal erschrocken, duckte sie sich unter seiner Attacke weg, ehe auch sie vom Tisch rutschte und etwas auf Abstand ging.

Den Kommentar von Laogh quittierte sie mit einer Retourkutsche und grinste leicht, als er sie amüsiert ansah. Es war schon seltsam, dass sie es trotz der skurrilen Situation immer wieder schafften, kleine Momente intimer Natur zu schaffen, die anders waren, als das rein körperliche vermuten ließ. Der kleine Moment des stillen Schlagabtausches zwischen ihnen, wurde durch Arronds erneuten Ausbruch vernichtet, sodass sie sich augenblicklich wieder auf die vorherrschende Lage besann. Eleyna sah mit Sorge Arronds Attacke, doch wusste sie auch, dass er Laogh nie ernsthaft würde verletzen können. Nein, Arrond konnte auf ganz andere Arten schaden, das wusste sie und hatte es bereits erleben dürfen. Arrond war niemand, der sich prügelte oder dazu hinreißen ließ, sich körperlich zu übernehmen. Er arbeitete subtiler, zog einige Strippen, forderte Gefallen ein und ohne dass man erkannte, wieso, war man plötzlich diskreditiert und von aller Welt gemieden. Das war sein Steckenpferd, auch wenn er davon nur äußerst selten Gebrauch machte. Jetzt aber verlor er den Halt, sodass Eleyna nach vorne stob, um ihn zu stützen. Seine brüske Art, ihre Hilfe abzulehnen, ließ sie einen halben Schritt zurück machen. In diesem Moment empfand sie Traurigkeit. Es tat ihr weh, ihn so zu sehen und sie erkannte, dass sie nicht unschuldig daran war. Arrond zeigte nicht offen seine wahren Beweggründe, doch Eleyna war nicht dumm und sie konnte durchaus die Hinweise deuten. Ginge es ihr denn anders, wenn die Situation vertauscht wäre? Würde es sie nicht piesacken, wenn sie Arrond ständig in intimer Gesellschaft vorfinden würde? Sie atmete ihre Gedanken geräuschvoll aus und strich sich betreten die Haare zurück. Es war unangenehm, die gesamte Situation und sie würde jetzt doch lieber die eisige Gedankenwelt vorziehen, aus der sie sich geschlichen hatte. Doch Arrond sorgte selbst wieder für Normalität, jedenfalls etwas, und kam zum eigentlichen Thema zurück. Während jeder sich erstmal sammelte, brauchte auch sie einen Moment, bevor sie ihre Stimme wiederfand. Doch erneut verteilte Laogh eine Spitze und erntete ihren missbilligenden Blick. „Es ist genug jetzt.“, ermahnte sie eindringlich und trat ebenfalls an den Tisch heran. „Wir sind Profis. Verhaltet euch so.“, verlangte sie mit Blick auf jeden von ihnen. „Du wolltest gerade erzählen, wer die Belagerung von Zyranus führt.“, leitete sie das Vorankommen ein. Inzwischen keimte in ihr der Wunsch, dieses Treffen zu beenden, damit sie sich dieser unangenehmen Situation entziehen konnte. Auch wenn sie dringend das Bedürfnis hatte, mit Arrond in Ruhe zu sprechen. Andererseits... was sollte sie ihm denn sagen? Was sollte sie sagen, wenn er sie fragen sollte, was das alles bedeutete mit Laogh? Eleyna spürte, wie sich diese drängenden Fragen wieder mehr aus ihrer Verbannung schälten. Verdrängen ging eben nicht ewig gut. Und irgendwann würde sie gar keine andere Möglichkeit mehr haben, sich ein paar essentielle Dinge einzugestehen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. April 2022, 14:32

Welche Ausbildung mochte wohl der Schatten genossen haben? Den üblichen Weg eines Spions wäre vermutlich viel zu... banal für sein Talent gewesen. Ob er sich auch mit seinen Lehrern angelegt hatte, sie vielleicht sogar vorgeführt hatte, ohne, dass diese es gemerkt hatten? Denkbar. Oder seine Schulung hatte anderweitig stattgefunden, womöglich im familiären Verband?
Was wiederum die Frage seiner Herkunft aufwerfen würde, die wohl kaum eine ehrliche, umfassende Antwort erfahren würde. Denn seinen Hintergrund zu verraten war ebenfalls in ihrem Metier alles andere als klug. In dieser Hinsicht gab man am besten nur das preis, was ohnehin schon bekannt war. Was bei dem Meisterspion im Prinzip bedeutete, dass er gar nichts zu sagen brauchte. Ja, es war ja nicht einmal sicher, ob Laogh überhaupt sein richtiger Name war!
Selbst sein Aussehen konnte er zeitlich begrenzt grundlegend verändern und sich damit in jegliche Gruppe einschleusen. Hier allerdings wussten zumindest zwei weitere Personen bereits, mit wem sie es zu tun hatten, und mehr befanden sich auch nicht im Raum derzeit, weswegen er seine Maskerade aufgegeben hatte.
Was er jedoch beibehielt, war seine Demonstration der Überlegenheit sowohl gegenüber dem Menschen, als auch gegenüber der Mischlingselfe, als sie beide unverhofft ein paar Momente zu zweit genießen durften. Schneller, als sie es verhindern konnte, befand sie sich in seinem Griff und war ihm, mal wieder, völlig ausgeliefert und das in mehrfacher Hinsicht.
Da konnte sie wohl von Glück reden, dass sie derzeit nicht auf seiner Feindesliste stand. Oder...? Er könnte auch besonders hinterhältig sein und sie so sehr für sich einnehmen, dass der endgültige Schlag umso härter treffen würde. Und im besten Falle lediglich Narben hinterlassen würde. So, wie jene auf ansonsten makelloser Haut, nahe des Herzens...
Wer mochte die Person gewesen sein, die ihm derart nahe hatte kommen dürfen? Wem hatte er so sehr vertraut, dass...? Nein, es war müßig und eigentlich unnütz, darüber nachzudenken, denn er würde es wohl kaum preisgeben. Außerdem sorgte er ohnehin dafür, dass ihre Gedanken ganz eigene Bahnen gehen mussten, als er hinter ihr stand und sie seinem Wohlwollen ausgeliefert war. Wieder einmal!
Bei ihrem Raunen hüstelte er leise und erwiderte, kaum hörbar und dafür umso dichter an ihrem Ohr:"Stimmt, das war... härter!" Dennoch war es vielmehr die Dominanz, die er in der letzten Nacht gezeigt hatte, an die er sie mit seinen nächsten Bewegungen erinnern wollte.
Als sie sich versuchte zu wehren und zu befreien, dirigierte er sie geschickt so, dass sie letzten Endes auf dem Tisch saß, ihm noch immer ausgeliefert war und er sich zwischen ihre Beine drängen konnte. Wären sie nicht bekleidet gewesen und obendrein unterbrochen worden, dann hätten sie durchaus auf ihre Weise die Karte neu eingeweiht.
So aber bekam der Dritte im Bunde einen untypischen Wutanfall und ging auf den Schatten los. Der trotz allem geschickt auszuweichen wusste und seinen Kontrahenten mit Leichtigkeit vorführen konnte. Wenn dieser etwas mehr bei Sinnen gewesen wäre, wäre es sicherlich niemals soweit gekommen, da er normalerweise über solchen Dingen stand. Jetzt allerdings verlor er regelrecht den Halt und nur der Tisch rettete ihn vor dem endgültigen Fall.
Nachdem er sich wieder gefangen hatte, rappelte er sich auf und wehrte jegliche Hilfe brüsk ab. Dieses Bisschen an Würde konnte und würde er sich nicht auch noch nehmen lassen, jetzt, nachdem ihm allmählich klar wurde, dass er dem Dunkelelfen sehenden Auges in die Falle getappt war. Denn natürlich hatte Laogh es darauf angelegt, dass sie erwischt wurden. Er wollte auf diese Weise sein Revier markieren... und zugleich testen, inwieweit dieses zu ködern war, um zu erkennen, wer hier der Platzhirsch war.
Doch es gab noch mehr Gründe für sein Handeln, solche, die er sich leicht eingestehen konnte, und solche, mit denen er sich zu einem anderen Zeitpunkt beschäftigen würde. Jedenfalls wurde offensichtlich, dass das Interesse des Menschen mehr als freundschaftlicher Natur war, auch wenn er bislang nicht zum Zug gekommen war. Oder nicht dauerhaft genug, dass sie so etwas wie Treue hätte leben wollen.
Und ansonsten? Der Meisterspion beobachtete und zog seine Schlüsse aus sämtlichen Reaktionen, um sich seine nächsten Schritte zurecht zu legen. Deutlich erkannte er das Ringen um Fassung in der Mimik des Menschen ebenso wie der Anflug von Trauer im Gesicht der Mischlingselfe. Bei ihm hingegen war nichts zu sehen, das auf die Gedanken hinter seiner Stirn hätte schließen lassen können.
Arrond hatte sich schließlich wieder im Griff und bemühte sich, auf das Wesentliche hinzuweisen und dieses Thema in der Vordergrund zu schieben. Dennoch versuchte es der Meisterspion erneut und wurde von ihr zurecht gestutzt. Was ihn nicht sonderlich kratzte, da er selbst entscheiden würde, inwieweit er darauf hören würde.
Was ihm hingegen dank seiner Position und der jahrzehntelangen Übung auffallen konnte, war der Umstand, dass ein kleiner Muskel im Gesicht des Menschen zuckte. Flüchtig erschien ein Anflug eines Grinsens in Laoghs Mundwinkel, als er einen Informationshappen witterte, der unter normalen Umständen nicht preisgegeben werden sollte. Doch noch war nicht die Zeit der Offenbarung, das war ihm bewusst. Außerdem würde es später viel mehr Spaß machen, den Vorhang zu lüften.
Also gab er sich friedlich... noch. Obendrein war es amüsant, wie die Spionin versuchte, sie beide zur Räson zu bringen wie eine Mutter ihre unartigen Kinder. Belustigung blitzte in seinen Augen, die sich auf sie richteten, während Arrond tat, als hätte er nichts gehört und wäre daran auch nicht beteiligt, indem er die Karte überprüfte und eine Figur zurecht rückte, die seiner Meinung nach nicht so stand, wie sie es sollte.
Der Dunkelelf winkte im nächsten Moment ab und beugte sich etwas mehr vor. "Ach, nur ein Mann namens Asmodeus.", bemerkte er derart betont beiläufig, dass es schon auffällig genug war und darauf hinwies, dass diese Person alles andere als harmlos war.
Der Mensch keuchte leise auf und sah ihn mit einem Hauch Entsetzen im Blick an. "Unmöglich! Warum sollte der Dunkle Herrscher diesen Dämon aussenden?! Das ist absurd!", entgegnete er und es war ihm anzumerken, dass er durchaus Informationen über diesen Asmodeus gesammelt hatte. Aus welchen Gründen und wie weitreichend auch immer!
Kurz sah Laogh auf, hob eine Augenbraue leicht an und rückte jene Figur von vorhin wieder an ihren von ihm bestimmten Platz. "Ist dem so?", hielt er mit seiner liebsten Phrase dagegen und löste damit offensichtlich Unruhe in Arrond aus.
Denn während der Schatten wieder auf die Karte sah und sich noch ein wenig mit den Figuren darauf spielte, begann der Mensch unruhig auf- und abzumarschieren. "Unmöglich, nein, das ist unmöglich, das kann nicht sein!", murmelte er dabei immer wieder, schüttelte manchmal auch den Kopf dabei, als könne er diese Schreckensmeldung nicht fassen.
"Ein unmögliches Ziel erfordert unmögliche Maßnahmen.", meinte der Dunkelelf und beobachtete im Augenwinkel haargenau die Reaktion des anderen Mannes.
Und wie geplant, tappte dieser in die Falle, derart gedankenverloren und mit dieser Neuigkeit beschäftigt war er. "Das ist keine unmögliche Maßnahme, das ist reinster Terror!", begehrte Arrond auf.
"Ha! Hab ichs doch gewusst!", rief Laogh triumphierend auf und klatschte sich einen Moment lang in die Hände, wie um sich selbst zu loben.
Der Mensch hielt inne und war einen Moment lang ehrlich verwirrt, als er den anderen ansah, weil er zu unaufmerksam gewesen war, um zu merken, dass er reingelegt worden war. Nicht mit dem Inhalt der Information, da hatte der Schatten die Wahrheit gesprochen. Aber ihm war die Reaktion vorhin eben nicht entgangen und er wollte auf diese Weise testen, ob Arrond die Sprache der Dunkelelfen nicht ebenfalls verstand.
Ob seine Lieblingsspionin davon bereits gewusst hatte? Oder war es ihm gelungen, ihr vor Augen zu führen, dass auch auf dieser Seite durchaus interessante Geheimnisse zu lüften waren? Was sie wohl davon halten würde?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 9. Mai 2022, 13:37

Seit sie denken konnte war Eleyna Lug und Trug ausgesetzt. Sie wuchs quasi damit auf und hätte grundsätzlich auch nachhaltigen Schaden nehmen können dadurch. Eleyna hätte sicherlich jemand sein können der sich niemandem öffnet, der niemandem Glauben schenkte, hinter jeder freundlichen Geste den Verrat witterte. Doch sie wurde anders. Vielleicht auf eine andere Art nachhaltig geprägt und somit nicht ganz dem Metier entsprechend, in dem sie sich befand. Während Laogh ein beinahe unbeschriebenes Blatt war, gab es über sie jede Menge zu erfahren und zu wissen. Das einzige was sie wiederum gut in dem machte, was sie tat war der Umstand, dass sie nichts zu verlieren hatte. Eleyna war alleine und auch wenn Arrond sie quer durch Celcia lockte… am Ende würde er für ihre Geheimnisse sterben und sie ebenso. Sie würden einander nicht verraten für banale Folter oder Geld, Ruhm, Macht. Nichts davon konnte ihre Loyalität ködern und andersherum ging sie von Arrond ebenso aus, dass das nicht passieren würde. Allerdings wusste die Spionin auch oder ahnte es zumindest, dass Arrond nicht so weit gekommen war, weil er freundlich zu jedermann war. Ja, sie teilten eine Verbindung die irgendwo zwischen Freundschaft, Leidenschaft, Kollegialität und Fürsorge pendelte und sich nie wirklich festnageln ließ. Vermutlich war das auch dem Umstand geschuldet, dass keiner von ihnen ernsthaft eine Bindung eingehen konnte. Ob sie wollten stand auf einem ganz anderen Blatt. Der Schatten hatte da vermutlich einfach den besseren Weg eingeschlagen. Ihm war die Spionage in Fleisch und Blut übergegangen und in den Jahren des Lernens und Ausbildens, hatte er das Metier perfektioniert. Das bedeutete sicherlich auch, dass er erstrecht keine Bindungen einging. Zumindest nicht in einem Maße, dass es etwas dauerhaftes, echtes darstellte. Eleyna hätte sich über all diese Dinge Gedanken gemacht, wenn die Situation nicht eskalierte und ihr etwas nochmal mehr verdeutlichte: Laogh tat nichts ohne Hintergedanken und alles war einer kühlen Berechnung geschuldet. Sie ärgerte sich über sich selbst und sein Handeln schlug eine weitere Kerbe in ihr am Vorabend gebohrtes Brett. Sie würde und musste sich bald von ihm lösen. Es blieb ihr kaum etwas anderes übrig, denn seine Gegenwart tat niemandem gut. Missmutig blickte sie ihn an, während er abermals auf Arrond einwirkte, während er bereits am Boden war. Dass der Mensch sie wegstieß konnte sie nachvollziehen, auch wenn es ihr wehtat. Sie hielt Abstand von ihm und ließ ihm seinen Stolz, während Laogh nur für einen Moment innehielt, um dann erneut auszuteilen. Sie maßregelte ihn, trotz dessen, dass er sich davon nur wenig beeindrucken lassen würde. Dass er hierbei die nächste Hinterhältigkeit plante, entging ihr, da sie den Blick wieder auf die Karte am Tisch richtete. Eleyna musterte die Figuren, während sie darum bat, dass es endlich weiter in der eigentlichen Sache ging. Betont beiläufig offenbarte der Spion also den Anführer dieser Belagerung und auch ohne Arronds Reaktion wusste sie natürlich, um wen es sich handelte. Sie pfiff leise durch die Zähne und verschränkte die Arme. Arrond schien das ganze erheblich mehr mitzunehmen, offenbar war er einfach nicht gänzlich derselbe. Ob das nur an dem Techtelmechtel mit Laogh lag? Wohl kaum. Vermutlich lag der Grund ganz woanders. Dennoch schenkte sie dem Menschen einen Seitenblick, bevor sie sich wieder am Gespräch beteiligte. „Wieso nicht den Dämon?“, fragte sie Arrond schulterzuckend. „Wenn man die Bestie bei Laune hält, kann sie einem auch gute Dienste erweisen. Und mit Dämonen kann die Gegenseite sicher nicht aufwarten. Also einfach eine Frage von Strategie.“, meinte sie und seufzte leise. „Was es nicht besser macht, denn nach allem was ich weiß, ist der Mann zu allem entschlossen. Hat er nicht sogar Verbindungen nach Zyranus? Sitzt da nicht eine Bekannte… oder.. war das eine Freundin? Im Magierrat? Wie war noch ihr Name… di… di Svanenwiss?“, überlegte Eleyna laut, ehe sie abwinkte. „Wie auch immer. Asmodeus wird durchhalten und damit haben wir eine langwierige Sache vor uns.“.

Laogh’s schlichte Erklärung für die dämonische Tatsache, ließ sie aufhorchen, da er Lerium benutzte. Sie bezweifelte, dass das lediglich für ihre Ohren bestimmt gewesen war und just in dem Moment, als sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, schnappte die Falle auch zu. Erneut erntete Laogh einen tadelnden Blick, weil er es einfach nicht lassen konnte Arrond vorzuführen und zu ärgern. Kleinkinder. Doch dann wanderte ihr blauer Blick zu dem Menschen und sie seufzte lautlos. Natürlich war es kaum verwunderlich, dass er Lerium sprach. Allerdings hatte er ihr das auch nie anvertraut. Und sofort huschten ihre Gedanken durch ihre gemeinsame Vergangenheit, suchten nach Hinweisen, dass er das ausgenutzt haben könnte in irgendeiner Form. Sie versuchte sich zu erinnern, ob er jemals aktiv dafür gesorgt hatte, dass sie glaubte, er verstünde sie nicht, wenn sie Lerium sprach. So oder so wirkte Laogh’s Entlarvung, denn sie brach ein Stück in ihr ab, was sie naiver Weise glauben machen wollte, Arrond wäre etwas anderes als all die anderen. Es dauerte einen Moment und Eleyna schaffte es sogar, dass sie kaum etwas über ihre Gedanken preisgab, sodass es schwer zu deuten war, ob sie davon wusste oder nicht. Recht unbeteiligt gab sie sich, als sie sich mit beiden Händen auf der Tischplatte abstützte und sich leise räusperte. Laogh dürfte sicherlich verstehen, dass sie das nicht gewusst hatte, dafür war er zu gut im Lesen von Reaktionen. Arrond hingegen dürfte ebenso merken, dass sie davon überrascht war aber derzeit keine Ambitionen hatte, sich darüber auszulassen. „Wir sollten uns jetzt überlegen was wir tun können. Gibt es denn etwas für uns zu tun? Ich wäre bereit mich einzubringen, falls nötig. Oder hast du andere Pläne, Arrond?“, hakte sie nach. Eleyna kam es gerade Recht dafür zu sorgen, dass sie einfach wieder arbeitete. Was blieb ihr auch übrig, denn ein Leben führte sie ohnehin nicht und dieses Gezanke zwischen Mensch und Dunkelelf zerrte nur an ihren Nerven. „Vielleicht können wir uns einfach auf unsere Aufgabe konzentrieren, ohne einander die Augen auszuhacken.“, bat sie nachdrücklich und schaute Laogh mahnend an. Aber auch Arrond bekam einen tadelnden Blick. Denn im Grunde durfte er sich gar nicht anmaßen darüber zu urteilen, mit wem sie verkehrte. Eleyna blockte also beide Männer ab und kehrte zu sich selbst zurück, ohne sich davon korrumpieren zu lassen, was der eine oder der andere tat oder dachte.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 12. Mai 2022, 10:53

Auch die Menschen waren nicht frei von schändlichem Verhalten, von dem Be- und Ausnutzen anderer und weiterer Niedrigkeiten gepaart mit der Umgehung sowie Zurechtbiegung der Wahrheit. Allerdings wurden diese Charakterzüge nirgends so deutlich ausgelebt wie in der Stadt der Dunkelelfen. Dort konnte und sollte man besser, auch außerhalb der Riege der Spione, niemandem trauen, nicht... oder gerade erst recht nicht der eigenen Familie. Das wusste nicht nur die Mischlingselfe aus leidvoller Erfahrung, sondern auch der Meisterspion.
Wie er damit wohl umging? War es ihm derart in Fleisch und Blut längst über gegangen, dass er gar nicht erst auf die Idee kam, den Wunsch nach etwas Wahrhaftigem zu hegen? Nach etwas, das einmal positiv für ihn wäre, ohne jemand anderem im Gegenzug zu schaden? Sympathie, Freundschaft... Liebe? Schwer vorstellbar, dass er diese Gefühlsregungen nicht früher oder später als Schwäche auslegen und für seine Zwecke benutzen würde. Auch wenn er sich mitunter bei weitem nicht so grausam und brutal verhielt wie seinesgleichen.
Jetzt hingegen war er beinahe schon kindisch, so, wie er ihre Schwachstellen bediente, um Arrond eins auszuwischen und sein Revier zu markieren. Anders konnte man es kaum bezeichnen. Das Problem daran war, dass der Mensch sich darauf einließ und eigentlich sehenden Auges in die Falle lief.
Warum? Was war mit ihm geschehen, dass er auf die teilweise plumpen Stolpersteine herein fiel, anstatt den anderen auflaufen zu lassen und ihm die kalte Schulter zu zeigen? Waren es jene unterdrückten Gefühle für Eleyna, die irgendwie schon in ihm schwelten und gerade zum unpassendsten Zeitpunkt an die Oberfläche drängten? Oder war es vielmehr der Stolz eines Mannes, der sich zwar nicht für etwas entscheiden konnte, es aber dennoch definitiv nicht zu teilen gedachte? Wie auch immer, es war zweifellos an der Zeit, einmal Klartext mit ihm zu reden... und vor allem, sich selbst auch darüber klar zu werden, wie es bei ihr selbst stand.
Doch bis dahin triumphierte Laogh und das mit einer Leichtigkeit, die seinen Konkurrenten beinahe schon zur tragischen Figur werden ließ. Immerhin ging es nicht bis zum Äußersten und es floss am Ende kein Blut. Trotzdem war der Sieg des Dunkelelfen offenkundig und nicht zu leugnen. Wodurch es vermutlich das Klügste war, das Augenmerk zurück auf Zyranus und die Belagerung zu lenken.
Selbstverständlich wusste der Schatten Bescheid und es war mehr als wahrscheinlich, dass er viel mehr wusste, als er zuzugeben gedachte. Ob er ausreichend involviert war, um die Eroberungspläne zu vereiteln oder hätte Asmodeus, dieser Dämon, ausreichend Bewegungsfreiheit, um eigene Ideen umzusetzen? Kannte er ihn womöglich persönlich?
Und was wäre überhaupt sein Ziel? Wollte er die Eroberung lediglich hinauszögern oder tatsächlich verhindern? Oder würde er sich spontan entscheiden, zuerst den einen und dann den anderen Weg verfolgen, je nachdem, wie es ihm gerade passte? Wenn sie sich in Bezug auf den Meisterspion auf eines verlassen konnte, dann darauf, dass er das tun würde, was ihm am meisten Vorteile verschaffen würde. Er stand für sich an erster Stelle. Was man jemandem wie ihm nicht verdenken konnte. Jetzt indes gab er ein wenig von seinem Wissen preis und ließ den anderen in die nächste Falle tappen.
Arrond warf gerade der Mischlingselfe einen bösen Blick zu, dessen Hintergrund vermutlich nicht unbedingt darin lag, dass sie ihm widersprach. Viel schwerer wog für ihn die Tatsache, dass sie sich quasi auf die Seite des Feindes geschlagen hatte, indem sie weder entsetzt reagierte, noch den Wahrheitsgehalt der Aussage hinterfragte. Im Gegenteil, sie nahm es einfach hin.
Doch der Mensch kam nicht mehr dazu, sie dafür zu tadeln oder sonstwie zurecht zu weisen, denn er war zu abgelenkt, um den Sprachenwechsel zu bemerken. Stattdessen offenbarte er unfreiwillig sein Verständnis des Zungenschlags der Dunklen.
Bei der Reaktion des anderen blinzelte Arrond und sah ihn einen Moment absolut verständnislos an. Man konnte deutlich erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, weil er begreifen musste, was hier gerade vor sich ging.
Als es soweit war, verschloss sich seine Mimik wie in Zeitlupe. Ein Mädchen oder auch eine Frau hätte in diesem Moment anstandshalber erröten müssen, ein gestandener Pelgarer wurde viel eher grimmig.
Laogh hingegen hatte ein feines, überhebliches Grinsen in seinem Mundwinkel und in seinen Augen funkelte es herausfordernd auf, als sie ihn tadelnd ansah. Was hatte er damit nun wieder bezwecken wollen? Einfach nur einen Konkurrenten vorführen oder ihr Vertrauen in diesen erschüttern? Um wen war es ihm dabei gegangen und warum? Wieso konnte er es nicht dabei belassen und sich damit lediglich brüsten, dass er sie erobert hatte?
Die nächsten Sekunden wurde es still im Raum, bis sie zum eigentlichen Thema zurück kehrte. Laoghs Blick ruhte einen Moment lang noch aufmerksam auf ihrem Gesicht und zeigte wie immer nicht, was er in Wahrheit dabei dachte, ehe er den Faden von zuvor aufgriff. "Noch hat sein Maulwurf nicht aktiv werden können, sonst wäre die Belagerung schon zu Ende. Die Frage ist, ob die Pläne noch aktuell sind auf beiden Seiten oder nicht."
Was er dabei nicht aussprach und ihnen dreien aufgrund ihrer Position klar sein dürfte, war dieses mögliche Ziel. Ganz gleich, ob es eine Bekannte, Freundin oder sonst jemand sein mochte, am Unblutigsten würde es wohl werden, wenn man diese Unterstützung davon überzeugen könnte, eben genau das nicht zu tun und niemanden aus Asmodeus' Truppen heimlich herein zu lassen. Denn ewig würde der Dämon mit einem Angriff warten können und dann würde er eher sich an der Verteidigung aufreiben, als dass er gewaltsam den Weg sich freikämpfen könnte. Also müsste jemand in die Stadt hinein gelangen, den Verräter ausfindig und unschädlich machen.
Nur... wie sollte man jetzt noch Zyranus betreten können, am besten unbehelligt und ungesehen? Und wie an den Maulwurf herankommen?
Arrond schüttelte leicht den Kopf, seine Miene noch immer absolut verschlossen. Er sah Eleyna nicht an, sondern starrte demonstrativ auf die Karte und die Figuren darauf. "Du wirst anderweitig gebraucht.", erwiderte er relativ kühl und derart vage, dass Zweifel aufkommen mochte, ob das wirklich stimmte.
Sogar in den Augen des Meisterspions blitzte es leicht auf und zeigte deutlich, was er von dieser Aussage hielt.
Da der Mensch noch immer nicht aufsah, entging es ihm. Stattdessen fuhr er in demselben Tonfall fort:"Darum solltest du dich ausruhen." Und nun warf er sie auch noch offenkundig durch die Blume hinaus!
Laogh hüstelte leise. "Mir scheint, ich hätte auch ein wenig... Ruhe verdient. Gibt es für mich hier auch einen Platz?", lenkte er mit beinahe schon liebenswürdiger Miene ab und grinste einen Moment lang frech in ihre Richtung.
Arrond schnaubte leise, war dieses Mal allerdings klug genug, nicht wieder in die Falle zu tappen. Auch wenn sich seine Augen einen Moment lang verengten, schien er sich an dem Anstarren der Karte festhalten zu können. "Mit diesem Aussehen solltest du diesen Raum nicht verlassen.", erwiderte er beherrscht.
"Zumindest nicht durch die Vordertür.", flötete der Dunkelelf zurück und schien erstaunlich gut zu wissen, dass es hier auch Geheimgänge gab. Oder hatte er sich das lediglich durch ihr Erscheinen vorhin zusammen gereimt? Wie auch immer, er schien damit einen Nerv zu viel bei dem Menschen gereizt zu haben.
Dieser sah abrupt auf und funkelte wütend. "Geh mir aus den Augen, Dunkelelfenpack!", fauchte er.
Was den Meisterspion nicht im Mindesten jucken zu schien, denn er zuckte nicht mit der Wimper. Allerdings bestärkte es ihn scheinbar auch in dem von ihm eingeschlagenen Weg, denn er deutete in die Runde. "Sofern hier nicht noch eine Tür versteckt ist, werde ich diese dort..." Damit wies er auf jene, durch die sie gekommen war zuvor, sodass unausgesprochen angedeutet wurde, wo er zu ruhen gedachte. "... nehmen."
Mit einem Mal lag erneut Spannung in der Luft und der Mensch stand definitiv vor einer Zwickmühle. Entweder müsste er es zulassen, dass der Dunkelelf in jenem Gästezimmer stünde, in das er die Mischlingselfe schicken wollte, oder er müsste einen weiteren Geheimgang verraten, dessen Eingang er hoffen musste, dass er unentdeckt geblieben wäre bisher.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 13. Mai 2022, 13:44

Schon immer war Eleyna jemand der sich nicht gerne bevormunden ließ. Das war ihrem Hitzkopf geschuldet, ihrem temperamentvollen Wesen. Früher hatte sie sich gegen die Schikanen der Halbstarken aus Morgeria behaupten müssen, gegen körperliche Angriffe und seelische Grausamkeiten. In ihrer Ausbildung musste sie sich dann mit körperlicher Züchtigung arrangieren und blieb dennoch dickköpfig. In Sarma bewies Eleyna Durchhaltevermögen , als die Diebe sie auf eine lange Bewährungsprobe schickten. Und sie bewies Stärke, als man sie ein halbes Jahr lang im Keller folterte. Trotzdem blieb sie, wenn auch nach anfänglichen Schwierigkeiten, zugänglich und irgendwie schaffte sie es, sich nicht ständig in einer Situation zu befinden, die nur noch mit dem Kopf durch die Wand zu lösen war. Allerdings hieß das auch, dass es einen Punkt gab, an dem es unumstößlich wurde, dass sie explodierte. Laogh kam wohl des Öfteren damit in Berührung und schaffte es offenbar auch schneller als alle anderen, dass sie überschäumte vor Wut. Arrond hatte sie selten in diesem Zustand erlebt, denn er war besonnen und fürsorglich. Allerdings wandelte sich das Blatt gerade etwas. Denn das Bild des Mannes, dem sie sich so verbunden gefühlt hatte, bekam Risse. Natürlich durfte er schwach sein und einen schlechten Moment. Allerdings verhielt er sich dabei so anders, dass Eleyna leise Zweifel kamen, ob Arrond noch der war, für den sie ihn hielt. Sie musterte ihn schweigend von der Seite, während er sich aufrappelte und stoisch geradeaus sah. Er musste sich fangen, versuchen sein Gesicht zu wahren, das verstand sie.
Aber trotzdem lag in ihrem Blick Schmerz und Zurückhaltung. Eine Vorsicht schlich sich in ihre Züge, als ob sie begann Arrond nicht länger unumstößlich zu vertrauen. Die Spionin versuchte, ebenso wie der Mensch, um Professionalität und vor allem Neutralität. Alles was soeben passiert war, war zu klären aber nicht jetzt. Also widmeten sie sich alle mehr oder weniger den eigentlichen Geschehnissen und es hätte auch funktionieren können, wenn nicht Laogh derjenige gewesen wäre, der es einfach nicht gut sein lassen konnte. Tadelnd war ihr Blick. Allerdings hatte das Entlarven durchaus auch bei ihr Eindruck hinterlassen, denn Arrond hatte ihr nie anvertraut, dass er Lerium beherrschte. Dennoch entschied sich Eleyna, dass sie dieses Thema nicht verbalisierte und kehrte erneut an den Tisch zurück. Es war ihr auch einerlei, dass Arrond es nicht guthieß, dass sie Laogh beipflichtete. Warum er deshalb sauer war, verstand sie nicht, aber hinterfragte das auch nicht. Eleyna hielt den tadelnden Blick in Richtung Laogh noch etwas weiter aufrecht, doch das kratzte den Dunklen nicht. Langsam spürte sie, wie ihr Geduldsfaden Risse bekam. Sie bemühte sich um ein Vorankommen in der Geschichte, sodass sie sich anbot, einen Auftrag zu übernehmen. Was ziemlich kategorisch von Arrond abgeschmettert wurde.

Eleyna hob den Blick und richtete sich dann von ihrer stützenden Position auf. Automatisch verschränkte die Elfe ihre Arme und eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Achja?“, fragte sie zweifelnd, denn auch ihr war das eindeutig zu vage, als dass sie dahinter einen präzisen geplanten und durchführbaren Auftrag wähnte. Was dann allerdings folgte, kratzte dermaßen an ihrem Geduldsfaden, dass sie ziemlich deutlich schnaubte. „Wie bitte?!“, kam es schnell und messerscharf über ihre Lippen. Sie hielt die ganze Zeit ihren Blick auf dem Gesicht des Menschen. Ihr Puls beschleunigte sich. Eleyna klappte den Mund auf, weil ihr so einige unschöne Dinge über die Lippen kommen wollten, als Laogh sich jedoch einmischte. Ruckartig richtete sie ihren Blick auf ihn, doch ihre Augen glommen gefährlich auf. Sein freches Grinsen führte zu einer kalten Miene ihrerseits. Dem nachfolgenden Geplänkel zwischen Dunkelelf und Mensch, lauschte Eleyna bedeutend schweigsam, ehe die Situation sich soweit hochschaukelte, dass die Luft erneut zum Zerreißen gespannt wirkte. „Es reicht jetzt.“, kam es leise doch umso schärfer von ihr. Sie war wütend. „Es reicht verdammt noch mal, hört jetzt beide auf!“, knurrte sie und sah jeden von ihnen an.
Ihre Miene war eiskalt und zornig gleichermaßen. Sie wandte sich mit ablehnender Haltung an Laogh: „DU wirst garantiert nicht in meinem Zimmer übernachten und wenn du im Stall schläfst, ist mir das egal!“, fauchte sie einer Wildkatze gleich, ehe sie sich auch an den Menschen wandte: „Und du! Du wirfst mich nicht wie eine deiner Dienerinnen aus dem Zimmer und bestimmst, was ich zu tun habe!“. Ihre Stimme war kalt und hätte sie die Fähigkeit, könnten ihre Worte präzise töten. „Ich bin kein kleines Kind und du wirst mich so nicht behandeln.“, erneut ein Blickwechsel zwischen beiden. „Keiner von euch!“, mahnte sie eindringlich. Sie war nicht übermäßig laut, nur sehr deutlich. „Ich habe die Nase gestrichen voll von eurem Geplänkel und wenn ihr nicht zusammenarbeiten könnt, dann lasst es halt!“, fauchte sie weiter. „Oder aber ihr kommt miteinander aus und wir überlegen, wie wir der Belagerung ein Schnippchen schlagen können! Mir völlig egal, nur entscheidet euch endlich!“, verlangte sie, drehte auf dem Absatz um und ging schnurstracks zur eigentlichen Eingangstür des Zimmers. „Und wenn du nicht durch die Vordertür gehen kannst“- sie funkelte kurz Laogh an „ – ICH kann es!“. Damit öffnete sie schwungvoll die Tür und knallte sie hinter sich zu.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Mai 2022, 10:18

Wann hatte der Schatten es eigentlich zugelassen, dass jemand seinen nächsten Schritt bestimmte? Wäre es nicht so abwegig und irgendwie unpassend, könnte man sich glatt vorstellen, wie er bereits als Säugling seinen Willen bewusst durchzusetzen wüsste. Mehr noch, als in diesem Alter üblich. Zwar mochte er, mit den Jahren, durchaus Argumenten zugänglich geworden sein, allerdings hatte er es ebenso gelernt, es am Ende stets so zu drehen, um den Anschein zu erwecken, es wäre sowieso seine Idee gewesen.
An Sturheit indes kam sie jedoch an die seine heran, gleichfalls mit ihrem Dickkopf. Auch wenn er das selbstverständlich niemals zugeben würde. Im Moment aber war das gar nicht von Bedeutung, denn er setzte stattdessen alles daran, um sein Revier zu markieren und seinen Konkurrenten zu diskreditieren, vorzuführen und zugleich zu ärgern.
Immer wieder stichelte er und hatte auch sichtlich Vergnügen daran. Das passte schließlich auch zu seinem Wesen als ewiger Spieler, der stets das letzte Wort haben musste. Oder gab es da noch etwas anderes dahinter? Zeigte er sein wahres Gesicht oder nur eine seiner vielen Masken? Schwer zu sagen...
Bei Arrond hingegen schien es klar zu sein, dass sein Nervenkostüm erheblich gelitten hatte. Anders war nicht zu erklären, wie er derart leicht von einer Falle in die nächste tappen konnte. Er, der in Pelgar stets der ruhige, besonnene Mann im Hintergrund gewesen war, der immer den Überblick behalten hatte.
Was ihm seit ihrer letzten Begegnung wirklich alles zugestoßen war, ehe er hier eingetroffen war? Laogh hatte ihn gerettet, nur... war das wirklich alles gewesen? Welche Ereignisse waren ihr verschwiegen worden, weil sie bislang keine Gelegenheit gehabt hatte, mit ihm unter vier Augen zu sprechen? Und was war überhaupt während ihrer Abwesenheit passiert in der letzten Stunde, dass beide Männer sich nicht mehr wie Verbündete verhielten, sondern wie zwei Platzhirsche, die sich um das einzige Weibchen stritten, ohne daran zu denken, dass sie selbst entscheiden könnte?
Von denen nicht nur der Meisterspion alles daran zu setzen schien, ihre Geduld auf die Probe zu stellen. Auf ihre skeptische Nachfrage hin ignorierte der Mensch diese demonstrativ. Gut, das könnte man noch so auslegen, dass er nicht alles vor seinem unwillkommenen Gast ausbreiten wollte, der noch immer irgendwie der Feind sein konnte und wohl auch wäre, sobald es ihm passen würde.
Stattdessen gab er etwas anderes von sich, das scheinbar das Fass zum Überlaufen brachte. Zumindest schwappte das erste Bisschen über den Rand, dem ein Schwall folgte, als der Dunkle noch nachlegte.
Während die beiden Männer sprachen und der Meisterspion das Thema schon wieder gezielt in eine bestimmte Richtung lotste, schwieg sie, bis es genug war. Ihre leisen Worte schnitten regelrecht durch die Luft und führten zu zweierlei Reaktionen. Während sich Arronds Miene noch weiter verschloss und er auf die Karte starrte, als wolle er auf diese Weise den Angriff auf Zyranus verhindern, zeigte jene von Laogh noch mehr überhebliche Erheiterung.
Um im nächsten Moment einen selbstgefälligen Ausdruck zu bekommen. "Ach, der Stall und das Heu darin hat auch seinen Reiz.", kommentierte er auf eine Weise, die zeigt, wie sehr er sich über ihren Ausbruch amüsierte... und ihre Wut offensichtlich nicht ernst nahm. Womit er sicherlich nicht gerade zur Deeskalation beitragen würde.
Doch auch Arronds Methode war vermutlich nicht dazu angetan, dass sie sich wieder beruhigen würde, denn er zog es vor zu schweigen und Blickkontakt zu meiden. Bis sie schließlich den Raum verließ und die Tür lautstark hinter sich schloss.
Einen langen Augenblick war es mucksmäuschenstill in dem Raum, bis der Mensch leise seufzte, was dadurch überlaut klang. Er griff zu einer Figur und verschob sie leicht, als hätte er gar nicht zugehört, sondern vielmehr eine Strategie überlegt, wie er Zyranus würde befreien können. "Ich hoffe, dieses Schauspiel war es wert.", brach er schlussendlich das Schweigen.
Der Schatten, nun wieder mit ernster Mimik, erwiderte nach einem absichernden Moment des Lauschens ruhig und erstaunlich neutral, als hätten sie sich gerade nicht gegenseitig um das Weibchen gestritten:"Wenn du sie weg von hier haben willst, auf jeden Fall."
Langsam sah der Mensch auf und deutlich war die Traurigkeit in seinem Gesicht zu erkennen. "Sie ist weg, du kannst damit aufhören."
Der Dunkle zuckte mit den Schultern. "Wie auch immer, es hat funktioniert. Ich melde mich."
Arrond nickte und der andere ging zur Wand, die der offiziellen Tür gegenüber lag. Dort drückte er gezielt gegen eine Stelle und öffnete damit einen tatsächlich weiteren Geheimgang.
Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. "Wegen Zyranus handeln wir, wie besprochen."
Der Mensch, sichtlich in grüblerische Gedanken abdriftend, nickte. "Natürlich."
Damit ließ der Schatten ihn allein, um seine weiteren Vorbereitungen treffen zu können und seinem Namen alle Ehre zu machen. Denn ungesehen würden ihre nächsten Schritte gewiss nicht bleiben!
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 17. Mai 2022, 12:10

Das Geräusch der Tür schnitt sich durch den Gang dahinter und konnte sie dennoch nicht erreichen. Eleyna kochte vor Wut und gleichzeitig spürte sie in sich, wie sie sich immer weiter von allem entfernte. Während die Schritte sie Zentimeter um Zentimeter von den beiden Männern distanzierte, so taten es auch ihre Gefühle. Ihr Herz schlug ob der hitzigen Ansage schneller, auch wenn sie noch längst nicht am oberen Zenit ihrer möglichen Wutkurve angekommen war. Sie fragte sich, was die beiden dazu bewogen hatte, sich in einem derartigen Miteinander wiederzufinden. Beide waren Profi genug, beide abgebrühte Spione und keine pubertären Halbstarken. Allerdings wusste sie nicht alle Einzelheiten: Arrond war offenbar verwundet worden und es waren Wochen her, dass Pelgar gefallen war. Was in dieser Zeit passierte hätte ihr sicherlich Aufschluss geben können und das Puzzle besser zusammengefügt, als es jetzt den Anschein hatte. Die Spionin legte ihre Schritte zielsicher durch die Gänge und eine Treppe hinauf, bis sie wieder in dem Foyer des Hauses war. Sie hatte keine Mühe damit ihren Weg zu finden, auch ohne, dass sie hier bereits Tage verbracht hätte. Sie konnte sich Räumlichkeiten gut merken und so war es auch kein Versehen, dass sie ihren Weg nicht in Richtung ihres Zimmers fortführte. Eleyna nahm zielstrebig die Vordertür und verließ das Haus in dem sich Arrond Vesuve niedergelassen hatte. Sie durchquerte den kleinen Vorhof und ließ sich dann auch das bewachte Tor öffnen, sodass sich ihre Wut schneller auflösen konnte, als sie die vermeintliche Last abstreifte, während sie das Haus hinter sich ließ. Sie wollte gar nicht weg. Aber sie brauchte Abstand, musste den Kopf frei bekommen und spürte wie sich ihre Haltung sofort veränderte. Inzwischen schien es Abend geworden zu sein.
Die Nacht war kühl aber angenehm und klärte ihren Hitzkopf. Sie ging einige Schritte ziellos in Richtung Hafen und spürte die salzige Luft auf ihrer Haut. Knarzend wippten einige Boote und Schiffe im sanftem Gewässer, was eine weitere Ruhe in ihr auslöste. Irgendwann, sie war eine Weile gelaufen, fand sie einen abgeschiedenen Steg und hier sogar einen kleinen, hölzernen Stumpf, auf die sie sich setzen konnte. Sie ließ den Blick schweifen und nestelte an einem Stück Holz um ihre Finger beschäftigt zu halten. Nach wie vor waren ihre Sinne geschult genug, ihre Umgebung weiter im Auge haben zu können, aber sie hatte auf ihrem Weg kaum Leute getroffen und wähnte die meisten von ihnen in der Bar an der Kaimauer, die mit gedämpfter Musik und zeitweisem Grölen aufwartete. Ihr war es Recht. Eleyna atmete durch und sah einem Schiffsrumpf beim Schaukeln auf dem Meer zu. Wo Arvid jetzt wohl hinfuhr? Seltsamerweise galten ihm ihre ersten Gedanken. Laogh hatte ihr die Möglichkeit genommen, mit ihm zu sprechen. Ganz selbstverständlich entschied er für sie und über ihren Kopf hinweg, als wären sie keine Fremden füreinander und er für sie verantwortlich. Eleyna schnaubte bei den Gedanken und bröselte ihren Stock entzwei. Aber auch sonst war es stets Laogh der ständig seine Finger im Spiel hatte, der sich einmischte und sich nicht darum scherte, wie sehr er in ihr Leben pfuschte. Und jetzt? Jetzt hatte sie nicht mal mehr Arrond.

Die Wiedersehensfreude war echt gewesen, ihre Erleichterung war echt gewesen und nun? Der Mensch verhielt sich nicht einfach nur merkwürdig, er wirkte fast wie ausgewechselt. Noch nie hatte er ihr so wenig Respekt entgegen gebracht wie an diesem Abend. Eleyna spürte, wie ihr die Wut erneut überschäumen wollte. Der Pelgarer hatte ihr erheblich vor den Kopf gestoßen und sie versuchte das Gespräch Revue passieren zu lassen, damit ihr etwas auffallen konnte, was ihr entgangen wäre. Gab es Nuancen die ihr Aufschluss geben konnten? War da etwas in einem Blick, in einer Geste, das sie hätte stutzig machen müssen? Abgesehen von dem Offensichtlichen. Zweifel keimten auf einmal in ihr und sie runzelte die Stirn. Vielleicht aber war auch alles Vorherige einfach einer irrigen Fantasie entsprungen. Wenn sie sich recht erinnerte, war sie damals in einer äußert miesen Verfassung gewesen, als sie sich den Menschen als Doppelspionin anbot. Sie wurde von ihnen auf Herz und Niere geprüft und es dauerte, bis sie soweit Vertrauen generieren konnte, dass man sie akzeptierte. Dem vorangegangen war allerdings, dass sie herausgefunden hatte, dass ihre Mutter ihren Vater ermordete. Wenn da die eigene Welt und die eigene Identität nicht ins Wanken geriet, wann dann? Eleyna atmete geräuschvoll aus und warf den letzten Rest des Astes ins Wasser. Sie sah ihm zu wie er versank, und fühlte sich irgendwie mit ihm verbunden. Er trieb dort auf dem Wasser, wähnte sich in Sicherheit und plötzlich, als er vollgesogen war, ging er unter und würde für immer am Grund des Hafenbeckens liegen, bis die Zeit alle Erinnerung an ihn ausmerzte.
Die Spionin war in keiner guten Stimmung. Auch sie trieb nur ziellos auf ihrem Weg, strampelte allerdings jetzt schon, um nicht zu versinken doch irgendwann, das wusste sie, würde sie aufgeben müssen. Sie würde sich fügen und ertrinken in all dem Verrat und der Schwärze ihres Daseins. Gab es etwas Gutes? Eleyna überlegte angestrengt. Sie atmete, das war etwas Gutes. Aber mehr gab es da auch nicht. Deutlich zu wenig, um sich überhaupt aufrecht zu halten. Einen Moment lang starrten die eisblauen Augen auf das trübe Wasser, bis sie von ihrem Pfahl runterrutschte und sich streckte. Es war Zeit wieder zurückzukehren. Also ging sie gemächlich den Holzsteg zurück, bis sie die Hafenmauer mit der kleinen Promenade erreichte. Die Musik wurde deutlicher und das Gelächter so wie Gezeter ebenso. Eleyna wollte gerade in Richtung Arronds Haus abbiegen, als sie mit dem Blick an der Taverne hängen blieb. Sie überlegte, dann ging ein Ruck durch ihren Körper und sie zuckte sogar die Schultern. Was sollte es? Sie ging zielstrebig auf die Taverne zu, öffnete die leicht klebrige Tür und trat ein.

Einen Moment stand sie ruhig da, während sich einige Augenpaar auf sie richteten. Eleyna konnte spüren wie ihr Unglaube und auch Hass entgegengebracht wurde, allerdings schien niemand auf Ärger aus zu sein, jedenfalls nicht so bald. Sie als Mischling, dazu der offenkundige Hass auf Dunkelelfen… Sie spielte mit dem Feuer, was ihr immer wieder aufzeigte, dass sie überhaupt noch lebte. Die Spionin durchschritt die Schenke und setzte sich demonstrativ auf einen der Barhocker, ehe sie sich etwas bestellte, was offenbar das santronische Nationalgetränk darstellte. Ein brennendes Gesöff und irgendeine Mischung aus Brackwasser und Schnaps, so wie es schmeckte, allerdings flutete es den Körper auf angenehme Weise und nach dem dritten, schmeckte es auch gar nicht mehr so übel. Eleyna bestellte immer wieder nach und konnte mehr und mehr die Wirkung spüren, behielt aber noch ihre geistigen Fähigkeiten, den Raum im Blick zu behalten. Und dann hörte sie das Stühle rücken hinter sich und die schweren Schritte, die sich auf sie zuschoben. Die Elfe harrte in ihrer Position aus, auch wenn sich ihr Körper zum Reagieren bereithielt. „Du bist fertig, Elfe!“, kam es hinter ihr und die Stimmen so wie die Musik verstummten. Die Mischlingselfe seufzte leise, leerte das – wievielte – Glas auch immer und drehte sich langsam zu den Männern um. Sie standen im Halbkreis, die Hände in den Hüften und nickten in Richtung Tür. Sie folgte dem Wink und schnalzte anschließend mit der Zunge. Kurz loderte in ihrem Blick die Lust auf, sich ordentlich mit ihnen zu prügeln, doch dann siegte ihre Vernunft. „Schon gut, schon gut.“, meinte sie einlenkend, wandte sich an den Wirt hinter dem Tresen und bezahlte brav ihre Zeche. Sie rutschte vom Hocker, taumelte etwas, ehe sie sich fing und lächelte den Muskelbergen zu. „‘Tschuldigung.“, meinte sie und ging dann auf die Tür zu. Kurz bevor sie die Schenke verlassen konnte, bellte einer der Männer: „Wir wollen euch Dreckspack hier nicht.“, was sie innehalten ließ. Sie kreiste ihre Schultern, dann wandte sie sich um und meinte trocken: „Die Welt will uns Dreckspack auch nicht, aber wenn sie alle nur saufen und rumhuren wie ihr, haben wir ja leichtes Spiel!“, sie grinste und brachte damit den Topf zum Kochen. Ein Aufschrei gellte durch die Taverne und mit wütenden Gesten riefen die Rädelsführer dazu auf, die Dunkelhaut festzuhalten. Bevor sie Eleyna jedoch habhaft werden konnten, war sie bereits aus den Schenke und drauf und dran ihre Verfolger abzuhängen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Mai 2022, 10:43

Dieses Gespräch hatte sich in eine Richtung entwickelt, die sie weder nachvollziehen konnte, noch wollte. Aber es war auch genug und sie beschloss, das Ganze unwürdige Schauspiel dieser zwei Streithähne zu beenden, indem sie diese allein ließ. Sollten sie sich doch gegenseitig an die Gurgel gehen, sie hatte wahrlich besseres zu tun, als ihnen dabei zu zusehen und sich zu fragen, zu wem von ihnen sie halten sollte. Wenn überhaupt!
Also verließ sie den Raum, das Geschoss und das gesamte Gebäude, um an der frischen Luft ihren Kopf wieder klarer zu bekommen. Das dauerte seine Zeit und schließlich entschied sie sich sogar dafür, weiterhin unterwegs zu sein, anstatt zurück zu gehen. Bislang war sie unbehelligt geblieben, nun jedoch stürzte sie sich in eine Menge und es sollte sich noch zeigen, dass sie schon einmal bessere Ideen gehabt hatte.
Wenigstens hätte sie es ordentlich auskosten und nicht nur sich besaufen sollen, allerdings war das Gesöff alles andere als einladend genug, um sich tatsächlich hier auch Nahrung zuführen zu wollen. Also trank sie lediglich Becher um Becher, während sich wie ein Unwetter etwas in ihrem Rücken zusammenbraute.
Und sich schließlich entlud, wobei sie noch alles daran setzte, damit es möglichst heftig ausfiel, ehe sie die aufgekratzte Meute kurzerhand stehen ließ. Um vom Regen in die Traufe zu gelangen, denn irgendwie schien sich ihre Anwesenheit herumgesprochen zu haben. Kaum hatte sie die Taverne verlassen, musste sie feststellen, dass sich in ihrer Nähe noch immer Fackelschein befand, trotz der späten Stunde.
"Da ist die dunkle Brut!", brüllte einer der vordersten Männer und gab damit das Startsignal, dass sich eine neuerliche Menge auf sie stürzen wollte. Hinzu kam, dass in ihrem Rücken die Tür aufgerissen wurde und noch eine Gruppe durch die Öffnung drängte, um ihrer habhaft zu werden.
Direkt vor ihr befanden sich ein paar eher windschiefe Gebäude, sodass ihr Fluchtweg vorgegeben war. Um nicht in die schmutzigen Hände der aufgebrachten Kerle, die es fast durchwegs waren, zu gelangen oder Bekanntschaft mit dem ein oder anderen schartigen Messer zu machen, blieb somit einzig der Weg nach rechts,weiter weg von Arronds Haus. Und Eleyna tat gut daran, die Beine in die Hand zu nehmen, denn viel Zeit hatte sie nicht mehr.
Somit musste sie flüchten und obwohl sie viel vertrug, beeinträchtigte sie der genossene Alkohol in ihrer Trittsicherheit. Sie war nicht wirklich betrunken, aber die Welt drohte stets damit, sich ein wenig zu drehen, und ihr wurde übel. Vielleicht hätte sie doch etwas essen sollen, nachdem ihre letzte Mahlzeit am Morgen mit Laogh, Rodrick und Lauryn genossen hatte. Als sie noch wenig später allein losziehen wollte, unwissend, wen sie kurz darauf wiedersehen würde. Und irgendwie auch verlieren würde...
Wie auch immer, es war jetzt nicht der rechte Moment für Rührseligkeiten, denn diese Santroner waren erstaunlich schlau. Oder hatten jemanden, der sie genauestens instruiert hatten, denn die Flucht wurde alles andere als leicht für sie.
Die Gasse führte bald zu einer Kreuzung, die ihr ermöglicht hätte, rasch zu Arrond zu laufen und dort Schutz zu suchen. Das Problem war nur... da kamen noch einige aufrührerische Fackelträger heran und von der anderen Seite waren zwei Nachtwächter im Anmarsch, die wohl kaum auf ihrer Seite wären, wenn sie ihnen das Problem schildern würde. Also musste sie gerade aus weiter, bis sich die nächste Gelegenheit böte.
Wie lange wurde sie so durch die nächtlichen Gassen getrieben und wohin führte sie dieser Weg letzten Endes? Es war nicht so einfach, den Überblick zu behalten, und das Gesöff rumorte zusätzlich in ihren Eingeweiden.
Und trotzdem... irgendwann schien ihr das Glück wieder hold zu sein, als sie abbog in eine noch dunklere, winzig schmale Gasse, die von der Stadtmauer auf der anderen Seite begrenzt wurde. Nicht gerade die beste oder beliebteste Wohngegend, doch wenigstens sah sie im Moment keine bedrohlich näher kommenden Fackeln. Allerdings lauerte hier die Gefahr in Form von verdeckt agierenden Meuchelmördern.
Waren die Schatten lebendig? Oder zumindest einer, den sie eigentlich nicht mehr sehen wollte nach seinem kindischen Verhalten, obwohl er ihr sicherlich derzeit gut zu helfen wüsste?
Langsam entfernte sie sich von ihrem Standort, tastete sich voran, um diesen nicht gerade toll riechenden Ort endlich wieder verlassen zu können. In diesem Moment öffnete sich über ihr ein Fensterladen und ehe sie begreifen sowie handeln konnte, klatschte eine noch warme, säuerlich riechende Flüssigkeit genau auf ihren Kopf. Nachdem der Nachttopf entleert war, wurde das Holz wieder geräuschvoll geschlossen.
Da stand sie nun und der Gestank in ihrer Nase war so penetrant geworden, während ihr die Flüssigkeit übers Gesicht lief, dass sich ihr Magen entleeren musste. Wie lange sie wohl würgte? Wie quälend es für sie wurde? Wie sehr sie darum kämpfen musste, auf den Beinen zu bleiben, für den Fall, dass irgendwer sie doch noch entdecken und angreifen würde?
Ganz gleich, irgendwann hatte sie sich weiter gekämpft und endlich das Ende der Gasse erreicht. Und stand vor einem neuerlichen, großen Problem: Schon wieder Fackeln! Zwar war sie noch nicht entdeckt worden und die Gruppe bestand lediglich aus drei Kerlen, aber diese unterhielten sich gerade mit den beiden Torwächtern, sicherlich darüber, wen sie suchten.
Das Gute war also, sie hatte das Stadttor erreicht und einen Anhaltspunkt für ihre Orientierung gefunden. Das Schlechte jedoch... es nützte ihr im Moment absolut gar nichts! Ja, sie musste sogar noch einmal zurück tiefer in die Gasse weichen, um nicht entdeckt zu werden. Dabei fiel ihr etwas ein. Sie war beim Stadttor, dieses war nachts für gewöhnlich geschlossen. Und dennoch gab es in der Nähe nicht oft einen kleinen Durchgang in der Stadtmauer?
Wollte sie das denn? Wollte sie raus aus der Stadt? Hm... vielleicht keine schlechte Idee. Nicht, um völlig zu verschwinden, aber etwas mehr Abstand wäre sicherlich nicht schlecht. Einen Tag lang... oder zwei, um dann eine Möglichkeit zu finden, nachts und unentdeckt zurück zu kehren. Sofern sie das wollte...
Also raus, sobald die heimliche Pforte gefunden wäre, obwohl sie sich auch dort im Schatten der Mauer aufhalten sollte. Zumindest solange, bis die dunkelste Stunde kurz vor Sonnenaufgang käme, denn dann wären die Wachen am unaufmerksamsten und sie könnte außer Sichtweite schleichen. Dieser Fluchtweg war relativ sicher und draußen hielt sich in unmittelbarer Nähe niemand auf. Zeit, sich zu entspannen und auszuruhen, sich hinzusetzen und die weichen Knie zu entlasten.
Ob sie die Augen schloss und einnickte? Oder konnte sie dieser Schwäche nicht nachgeben? Nur... irgendwann forderte der Körper seinen Tribut. War sie eingeschlafen? Und wenn ja, wie lange? Denn plötzlich schreckte sie ein Geräusch auf, ein Laut wie... ein Pferdeschnauben? Hier?! Und vor allem, wo?!?!?!
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 26. Mai 2022, 21:40

Es war einer dieser Momente, in denen die Vernunft nicht siegte. Einer dieser Momente, in denen Eleyna das Rationale ganz bewusst ausstellte und sich gegen ihre innere Klugheit stellte. Ganz bewusst. Schon draußen vor der Tür hatte sie gewusst, dass es überhaupt nicht klug war, sich als Dunkelelfe in eine Bar in Santron zu setzen. Ob sie nun zur Gänze der dunklen Brut angehörte, oder nicht, ob ihre Überzeugung eine andere wäre, oder nicht. Es machte keinen Unterschied und das wusste sie nur sehr genau. Dennoch wählte Eleyna den Weg der Selbstzerstörung, benebelt von ihrem Leben, das ihr immer wieder Knüppel zwischen die Beine warf. Sie entzog sich ihren eigentlichen Gefühlen und ließ anstelle dessen etwas anderes treten: Unvernunft und daraus resultierende Schmerzen. Während sie in der Schenke trank, nahm sie sich selber ein Stück die Kontrolle und auch wenn sie etwas vertrug und ihre hart antrainierten Fähigkeiten nie ganz verschwinden würden, so verlangsamte sie doch der Prozess des Alkohols. Und sie wusste darum. Hier geschah keine Dummheit, keine Naivität oder etwa Unachtsamkeit. Nein, Eleyna hatte schon früher in Morgeria die eine oder andere bewusste Dummheit getan, um sich einfach wieder etwas mehr… zu spüren. Sie neigte dazu, sich in ausweglose Situationen zu manövrieren und genoss es, wenn sie wenige Tage später ihre Wunden leckte. Es machte sie lebendig. Nicht die Spionage, nicht ihre Mutter, ihre Herkunft oder das Trugbild von Liebe. Nur der Schmerz zeigte ihr, dass sie anwesend war und dass sie existierte. Es war ein dunkles Geheimnis, welches sie selbst vor Arrond verborgen hatte. In der Nacht, nachdem sie erfahren hatte, dass ihre Mutter eigenhändig am Tod ihres Vaters beteiligt war und bevor sie wild entschlossen bis nach Pelgar ritt, um sich zu stellen… hätte sie ihrem Leben beinahe ein Ende gesetzt. Sie war in Morgeria in eine der Tavernen gegangen und zettelte tatsächlich mit ebenso Halbstarken wie sie es war, eine Prügelei an. Sie ließ keine Gnade walten und erwartete dies ebenso von ihren Widersachern. Grün und Blau, mit geprellten, gebrochenen und gestauchten Gliedmaßen und Rippen, ritt sie dennoch ohne Pause bis nach Pelgar, um dort in einem völlig desolaten Zustand vor Arrond zu treten. Seine berechtigte Frage, was geschehen wäre, kommentierte sie mit einem Schulterzucken und verlor darüber hinaus kein einziges Wort. Sie heilte in den Wochen danach und bald schon war das Bild, welches sie eingangs bot, vergessen. Jetzt aber war sie älter und dennoch nicht klüger.
Sie kehrte also ein, trank und schon hörte sie das Kratzen der Stuhlbeine auf dem Boden. Wenn man ihr in den Kopf hätte gucken können, wäre da ein entschiedenes „na endlich“, gefallen. Doch Eleyna wandte sich um, hätte beinahe süffisant gegrinst, wenn dann nicht doch im letzten Moment die Vernunft siegte. Sie konnte hier in Santron nicht so auffallen. Sie sollte sich mäßigen und zurückkehren, damit sie einfach stoisch ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte. Eleyna deeskalierte die Situation also, bis sie an der Tür war. Das Wort des Mannes rannte offene Türen bei ihr ein. Er musste sich nicht mal anstrengen, um sie anzupieksen. Also geschah es, wie sie es vorgehabt hatte: Sie zettelte eine Verfolgungsjagd an, die am Ende hoffentlich zu der erwünschten Auseinandersetzung führen würde. Womit sie allerdings nicht so schnell gerechnet hatte, waren die Verfolger, die vor der Taverne auf sie warteten. Offenbar waren die Santroner von der schnellen Truppe, denn sie wurde bereits von Fackeln und Forken erwartet.

Ein stummer Fluch entwich ihr, sodass sie allerdings kaum eine weitere Sekunde benötigte, um die Flucht zu ergreifen. Diese Leute wollten sich nicht einfach nur etwas messen – sie wollten sie tot sehen, soviel begriff sie. Allerdings war der Plan dann etwas unausgegoren, da sie den Genuss des Alkohols falsch eingeplant hatte. Eleyna hätte gar nicht so viel laufen wollen, sondern nur ein wenig das Adrenalin pumpen lassen, sodass der Kampf am Ende nicht gänzlich langweilig würde. Jetzt jedoch musste sie sich konzentrieren, denn die Verfolger waren zahlreich und schnitten ihr immer wieder die ausgesuchten Wege ab. So musste sie wohl oder übel eine Route wählen, die sie immer weiter von Arrond’s Haus weglotste. Denn zu ihm führen würde sie die Meute sicherlich nicht. Sie besaß ja Verstand. Also bog Eleyna kurzerhand um weitere Biegungen und musste sich, gerade wegen des Alkohols, konzentrieren, damit sie den Überblick nicht verlor. Nach der nächsten Ecke fand sie sich in einer dunkleren Gasse wieder und offenbar hatte sie einige Meter gut gemacht, da sie ihre Verfolger in einiger Entfernung rufen hören konnte. In ihrer unmittelbaren Nähe war allerdings alles ruhig. Jetzt hatte sie, in einem kurzen Moment der Verschnaufpause, die Gelegenheit durchzuatmen. Sie lehnte sich gegen das Mauerwerk einer eher heruntergekommenen Behausung und mit einem Mal presste sie die Lippen aufeinander. Der Gestand in dieser Gasse war alles andere als angenehm und doch wunderte sie sich, dass sie so zart besaitet war. Eleyna spürte die Übelkeit aufkommen und mit einem Mal musste sie feststellen, dass sie sehr viel mehr außer Atem war als gewöhnlich.
Stirnrunzelnd versuchte sie weiterzugehen und die Gasse zu verlassen, als sie viel zu spät bemerkte, wie über ihr ein Fensterladen geöffnet und ein Nachttopf entleert wurde. Noch bevor sie überhaupt einen Schritt tun konnte, ergoss sich das warme Nebenprodukt der Nieren und badete sie in einem übelriechenden Geruch aus faulen Eiern und Spargel. Eleyna wankte, unfähig sich tatsächlich richtig zu bewegen. Der Gestank wurde übermächtig und sie spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Das Zusammenpressen der Lippen half auch nichts mehr, als sie sich mit beiden Händen gegen eine Mauer stützte, um sich zu entleeren. Sie spuckte, spuckte und spuckte, bis nichts mehr in ihrem Magen war und sich alles anfühlte, als wäre sie drei Mal durch Celcia gerannt. Die Spionin zitterte plötzlich und konnte sich nicht erklären, was mit ihr los war. Das war nun das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit, dass sie sich übergab und in ihr setzte sich der Verdacht fest, dass sie nicht wirklich gesund sein konnte. Noch nie war ihr Magen so empfindlich gewesen, noch nie hatte sie sich nach einer plumpen Verfolgungsjagd gefühlt, als müsste sie drei Tage schlafen. Sie war erschöpft, hatte aber am Vorabend vernünftig geschlafen. Zwar nicht viel, aber immerhin gut. Was mehr war als all die Monate zuvor. Sie verstand es nicht, hatte aber keine Zeit, näher darauf einzugehen, denn mit Erreichen des Endes der Gasse, erreichte sie auch wieder ihre Häscher. Eleyna fluchte still, drückte sich in die Schatten zurück und glitt lautlos zurück in die Gasse.

Es tat sich nichts, sodass sie davon ausgehen konnte, nicht entdeckt worden zu sein. Allerdings hieß das nichts, denn wenn sie sich nicht schleunigst etwas überlegte, dann würde sie eh gerochen werden. Erneut rebellierte ihr Magen und sie verfluchte sich in diesem Moment selbst. Etwas Gutes hatte das Erbrechen allerdings: Sie war klarer und der Alkohol weitestgehend aus ihrem Körper. Also fiel ihr der Umstand auf, dass das Stadttor offenbar einen Durchgang haben musste, um nächtliche Reisende und Frühaufsteher ein und aus zu lassen, ohne das riesige Stadttor zu öffnen. Eleyna fasste eine Idee und beobachtete ihre Verfolger aus sicherer Distanz, bis sie ihre Chance witterte und sich in den Schatten verborgen hielt, um fürs Erste die Stadt zu verlassen. Es war die bessere Alternative, da sie im Morgengrauen zurückschleichen und sich wieder in Arronds Haus einfinden konnte. Also suchte sie sich, direkt an der Stadtmauer, verborgen vor Patrouillen, im Schatten ein Plätzchen und sank dort ins Gras. Sie schlang die Arme um ihre nassen Kleider und rümpfte angeekelt die Nase. Derjenige, der sich da entleert hatte, sollte besser einen Arzt aufsuchen, sonst würde er an einer Nierenbeckenentzündung vergehen, so wie der Urin roch. Eleyna wollte abermals spucken, doch ihr Magen merkte schnell, dass nichts mehr zu holen – beziehungsweise zu geben – war. So lehnte sie sich gegen die Mauer und atmete lange aus. Wenn sie nicht zu rational dafür wäre, würde sie glatt meinen, die Götter hätten ihren hellen Spaß damit, sie derart zu triezen. Und sie ahnte, dass es sicherlich Laogh sein würde, dem sie als aller erstes im Haus von Arrond begegnen würde. Und sie ballte ihre Finger zu Fäusten bei dem Gedanken an das süffisante, überhebliche Grinsen. Allerdings brachte es nichts, sich in der Wut zu halten. Sie war einfach nicht gänzlich sie selbst, denn auch wenn sie sich vorgenommen hatte, nicht einzuschlafen und dass normalerweise kein Problem darstellte, musste sie eingeknickt sein, denn plötzlich schreckte sie auf, als in ihrer Nähe ein Pferd schnaubte. Eleyna war so schnell auf den Beinen und in angespannter Haltung, dass ihr schwarz vor Augen wurde, noch ehe sie überhaupt begriff, was vor sich ging. „Verdammter Dreck, was zum Harax ist nur los mit mir?!“, fauchte sie genervt und blinzelte ein paar Mal, damit sich ihr Körper an den schnellen Positionswechsel endlich gewöhnte, ehe sie Ausschau nach dem Verursacher des Geräusches hielt.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Mai 2022, 14:21

Eigentlich hätte das durchaus ein vielversprechender Tag werden können. Nach wenig, dafür aber tiefen, erholsamen Schlaf voller Befriedigung war sie so knapp davor gewesen, die seltsam zusammengewürfelte Truppe und vor allem den Schatten endlich verlassen zu können. Das hatte sich zwar verschoben, doch dafür hatte er sie zu dem Menschen gebracht, wegen dem sie sich überhaupt mit ihm zusammen getan hatte: Arrond.
Doch die Wiedersehensfreude hatte lediglich eine viel zu kurze Zeit angehalten, ehe sie diese beiden Männer, die in ihrem Leben unterschiedliche Plätze eingenommen hatte, erbost wieder verlassen hatte, um den Kopf frei zu kriegen. Und sich in die nächsten Schwierigkeiten zu stürzen...
Sehenden Auges also hatte sie die Hafentaverne betreten und sich betrunken, um abzuwarten, bis sich endlich jemand traute, den Mund aufzumachen. Als es soweit war, ging sie erhobenen Hauptes als Siegerin aus dem Wortwechsel hervor... um draußen auf der Gasse in den nächsten Ärger einzutauchen.
Was auch immer geschehen sein mochte, die gewachsene, angriffslustige Meute war selbst für sie zu viel, ganz gleich, ob angeheitert oder im vollen Besitz ihrer Kräfte. Also blieb ihr gar nichts anderes übrig, als Fersengeld zu geben. Sie entkam und dennoch war sie am Ende viel angeschlagener, als sie hätte erwarten können. Der fremde Urin war da nur noch das Tüpfelchen auf dem i, sodass sich ihr Magen endgültig entleerte.
Nachdem das vorbei war und sie nicht länger Galle ausspuckte, war klar, dass sie einen sicheren Unterschlupf brauchte. Zu Arrond konnte sie nicht, dieser Weg war ihr verwehrt. Somit blieb ihr lediglich der Weg raus aus der Stadt, um zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu kehren.
Die Schlupftür war bald gefunden und draußen war sie erst einmal in Sicherheit, wie ihr Körper feststellte, da sie einnickte. Um wenig später von einem Schnauben geweckt zu werden und gehörig zu erschrecken. Nein, es drohte kein Angriff, nicht sofort. Und dennoch... sie war nicht allein.
Dem musste sie, um ihrer selbst willen und wegen ihrer beruflichen Neugier nachgehen. Denn wer trieb sich um diese Uhrzeit schon außerhalb der Stadt herum und hatte ein Pferd dabei? Oder war es entlaufen und hatte sich lediglich eine Futterstelle gesucht, da entlang der Mauer zumindest Unkraut wuchs?
Eleyna schlich so lautlos wie möglich näher und versuchte alles, um unbemerkt zu bleiben, jedoch... "Bei dem Gestank kannst du ruhig trampeln, das würde viel weniger auffallen!", erklang eine altbekannte Stimme, dessen Besitzer ihr den Rücken zuwandte und gerade Draca den Hals klopfte.
Die Stute schnaubte leise, wie zur Bestätigung seiner Worte, und schlug mit dem Schweif. Hinter ihr, noch für die Mischlingselfe verborgen, befand sich auch ihr Hengst, der sichtlich nervöser war, nachts in keiner gesicherten Unterkunft oder nahe eines wärmenden Feuers zu stehen.
Der Meisterspion kontrollierte noch einmal seelenruhig den Sitz seines Sattels, bevor er sich langsam umdrehte. Viel von ihm zu sehen war nicht, da er sich zur Sicherheit im Mauerschatten aufhielt, jedoch fiel es ihr sicherlich nicht schwer, sich sein spöttisches Grinsen und seinen herausfordernden Blick vorzustellen. "Ein Wunder, dass hier noch nicht alles verwelkt ist. Was hattest du vor? Wolltest du wissen, wie es ist, eine Kloake zu sein?"
Und jetzt? Was sollte sie jetzt tun? Sich umdrehen und ihn einfach stehen lassen, was sicherlich Strafe genug für einen selbstverliebten Kerl wie ihn wäre? Oder ihm an die Gurgel gehen und die Augen auskratzen? Oder die Gelegenheit beim Schopfe packen und mit ihm wegreiten, um alles hinter sich zu lassen? Moment mal! Hatte er da eigentlich auch ihr Pferd... und ihre Satteltaschen mit?!
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 27. Mai 2022, 15:16

Rückblickend konnte man durchaus sagen, dass Eleyna imstande war viel zu ertragen. Das was auf ihren Schultern lastete hätte manch anderen in die Knie gezwungen, doch nicht die Mischlingselfe. Sie stand und stand, auch wenn sie manchmal wackelte, ging sie nicht in zu Boden, sondern streckte den Rücken durch und schaffte es wieder nach oben. Allerdings war die Frage: Wie viel war denn zu viel? Sie hatte es noch nicht getestet, beziehungsweise ausgereizt. In ihr ruhte eine Stärke, die ihr über so vieles hinweggeholfen hatte. Oder hatte diese Stärke sie lediglich davor bewahrt verrückt zu werden? Bisher kannte sie ihre Grenzen nicht, auch wenn sie immer wieder gefährlich daran kratzte. Jetzt aber schaffte Eleyna es selbst den bestialischen Gestank wegzudenken, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Sie drückte sich in den Schatten herum, bis sie die schützende Mauer von außen erreichte und sich endlich einen Moment Ruhe gönnen konnte. Sie stank. Erneut wollte ihr Magen rebellieren, allerdings gab es nichts mehr, dessen er sich entledigen konnte. Die Spionin hieß die Möglichkeit zur Ruhe willkommen, nahm sich aber vor, nicht einzuschlafen. Sie war nicht gänzlich außer Gefahr und somit musste ihr Verstand wachsam bleiben. Leider hatte sie irgendwie nicht ihre volle Kapazität zur Verfügung, weshalb sie doch nach einiger Zeit einfach einnickte. Die Zwangspause war traumlos und doch brauchte es nur das Pferdeschnauben, um sie so sehr zu erschrecken und auf die Beine zu jagen, als dass sie augenblicklich gegen die Mauer sank, um Halt zu finden, bevor sie zu Boden gehen würde. Fluchend musste sie sich eingestehen, dass sie nicht gesund sein konnte. Sie spürte die Müdigkeit, die seltsame Schwäche – hatte sie bereits bei der Verfolgungsjagd zu spüren bekommen und sich eingestehen müssen, dass sie derzeit nicht die Bestform erreichte. Oder wurde sie alt? Sie schnaubte abfällig bei dem Gedanken. Wohl kaum. Wenn es etwas zählte, dass sie zur Hälfte Elfe war, dann die Kondition und das verlängerte Leben. Nein, daran lag es sicher nicht. Zumal sie fit war und bei weitem nicht als alt gelten konnte. Nein, es musste etwas anderes dahinterstecken. Vielleicht war die Kopfverletzung indirekt schuld, denn womöglich hatte sie danach einen kleinen Infekt nachbehalten, der sie nun beeinträchtigte.
Jedenfalls dauerte es einen Moment, bis sich ihr Körper an die nun aufrechte Position gewöhnt hatte und sie sicher sein durfte, nicht gleich wieder umzukippen. Eleyna lauschte noch mal nach dem Schnauben, ehe sie sich auf den Weg darauf zu machte. Noch immer behielt sie die Umgebung im Auge, war aufmerksam und lauschte auf eventuelle Verfolger. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Sie wusste es nicht so genau zu sagen, als sie langsam dem Geräusch näherkam. Doch bevor sie überhaupt einen Blick auf den Verursacher werfen konnte, drang bereits eine unliebsame Stimme zu ihr und ließ sie augenblicklich innehalten. Sie versteifte sich, ihr Gesicht wurde abweisend und sie rollte die Augen, während ihre Arme in eine abwehrende Haltung übergingen. Nur einen Schritt später, erkannte sie seine verborgene Gestalt. Natürlich hatte er seinen Auftritt so gewählt, dass ihr zwar der Spion nicht aber sein überhebliches Grinsen verborgen bleiben würde. Eleyna betrachtete kurz die Szenerie und musterte Draca, während sie fraß. Seine nächsten Worte fingen ihren Blick wieder ein und sie blinzelte einige Male genervt. „Ja, korrekt. Ich dachte das könnte man prima für den nächsten Auftrag verwenden.“, sie rollte erneut die Augen und äffte ihn infantil und lautlos nach. „Eigentlich dachte ich, der Gestank würde dich endlich davonjagen, aber… Einmal Schmeißfliege immer Schmeißfliege, was?“, schoss sie hart zurück und offenbarte, dass sie überhaupt nicht in der Stimmung für Scherze war. Zum Teil, weil sie wirklich übel aussah und roch, zum Teil aber auch aufgrund der Geschehnisse am Abend. „Wie auch immer. Ich werde jetzt erstmal…“- setzte sich an, als ihr Blick auf ihr eigenes Pferd fiel. Eleyna stutzte. Sie ließ den Blick über Raik wandern, erkannte ihre Satteltasche, dann musterte sie Draca genauer und auch sie trug eine Tasche. Sie schüttelte den Kopf, als ihr bewusst wurde, dass er hier zum Aufbruch blasen wollte. „Oh nein, das kannst du vergessen!“, legte sie sofort Veto ein. „Ich reite hier nicht weg, nicht so und nicht ohne mich zu verabschieden.“, meinte sie. Dann sah sie Laogh grimmig an. Hatte er eigentlich seine wahre Gestalt oder sich wieder am Zaubertrank bedient? „Und nicht mit dir. Du wolltest doch sicher irgendwo Unruhe stiften?“, flötete sie, meinte es aber sicherlich nicht so unverfänglich wie es klang. Eleyna trat ein paar Schritte zurück. „Guten Weg.“, meinte sie, hob lapidar die Hand und wandte sich zum Gehen. Sie würde durch den Durchgang zurück und dann zu Arronds Haus gehen. Dort würde sie sich ausgiebig waschen, etwas essen – obwohl ihr danach nicht war – und dann sehen, was es als nächstes zu tun galt. Und vor allem wollte sie mit Arrond reden. Sie musste mit ihm reden, denn so konnten sie nicht auseinander gehen. Wohin es auch immer gehen sollte: Sie wusste nie, ob sie wiederkehren könnte und dieser Bruch wäre für sie vermutlich endgültig der Todesstoß. Eleyna hing bereits an einem losen, sich aufdröselnden Seil, irgendwo verankert an Arrond und die Welt der Menschen. Wenn dieses Seil riss… wem wäre sie dann noch verpflichtet und wer würde dafür sorgen, dass sie nicht vollends ins Dunkel abdriftete? Sie war nicht in der Verfassung sich von allem loszusagen und nicht zu wissen, wo eigentlich ihr Platz war. Also setzte sie ihren Plan Schritt um Schritt um.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Mai 2022, 19:01

Für Eleyna geht's weiter nach Ziel oder Zwischenaufenthalt?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. Mai 2022, 19:15

Eleyna kommt wieder von Ziel oder Zwischenaufenthalt?


Indes fand sie den Weg zurück zu jenem unscheinbaren Bürgerhaus, hinter dessen Mauern sie ihr Ziel wähnte. Das Problem war nur... sie war dort nicht länger erwünscht?! Wie konnte das sein? Was hatte sie Arrond getan, dass er diese Weisung gegeben haben mochte?
Denn es musste von ihm persönlich gekommen sein, schließlich hatte er seine Untergebenen im Griff. Zwar nicht so spielerisch und mitunter vorführend wie Laogh seine Umgebung stets tun ließ, was er wollte, aber mindestens genauso effektiv. Allein der Gedanke wäre also abwegig, dass diese Reaktion ohne dem Wissen des Menschen geschehen war.
Aber warum? Und was nun? Eine Entscheidung musste gefällt werden, da draußen in den Gassen noch immer die Gefahr für sie lauerte. Sie könnte einfach verschwinden... oder sich trotzdem Zugang verschaffen.
Eleyna wählte letztere Möglichkeit und brauchte nicht lange, um einen geeigneten Weg ausfindig zu machen. Gewohnt, im Geheimen zu agieren und körperlich geschickt zu sein, schlich sie die Mauer regelrecht hinauf und gelangte nach mehreren Windungen auf das Dach.
Von dort aus konnte sie in den von Fackeln erleuchteten Innenhof sehen. Ein Mann gab gerade Anweisungen an die anderen und wenn sie aufmerksam lauschte, würde sie die Stimme von gerade eben wieder erkennen. "Leuchtet auch in die Ecken. Sie ist hier nicht mehr erwünscht! Sorgt dafür, dass sie sich nicht einschleichen kann!"
Das war deutlich... Arrond hatte sie verstoßen und schien auch zu ahnen, dass sie sich das nicht einfach so gefallen lassen würde. Und nun? Sollte sie es trotzdem noch versuchen? Wenn ja, wo in dem Haus mochte er sich aufhalten und wie könnte sie unbemerkt dorthin gelangen? So gut kannte sie das Gebäude schließlich doch nicht!
Oder sollte sie, obwohl sie es eigentlich nicht wollte,... aufgeben? Umkehren, die Stadt gebrochenen Herzens verlassen und sich dem Schatten anschließen? Oder ihrem Halbbruder nachreisen? Bei welcher Entscheidung würde sie am ehesten... überleben? Würde sie...?
Moment! War da ein Flackern hinter einem der dunklen Fenster gewesen? Mochte das Arrond verursacht haben, mit einer Kerze, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht einschlich? Sollte sie nachsehen... oder es dabei bewenden lassen und im Ungewissen bleiben, abgewiesen und gekränkt?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 1. Juni 2022, 00:15

Die Vehemenz, mit der ihr der Zutritt verweigert wurde, stachelte sie nur noch mehr an. Eleyna starrte auf das geschlossene Holz und lauschte den Geräuschen dahinter. Bis sie aus dem Augenwinkel erkannte, dass sie gleich entdeckt werden würde. Der Lichtschimmer einer Fackel mahnte sie zum Handeln, sodass sie ihre eisblauen Augen davon abhielt, buchstäblich Löcher in die Tür und die Visage des Sprechers zu bohren. Die Spionin handelte zügig und erkannte eine Möglichkeit den Türverweis zu umgehen. Eleyna hatte kaum Mühe sich den Weg über das Mauerwerk zu suchen, denn ihre Ausbildung war genau auf solche Dinge ausgelegt. Hier und da musste sie einen kleinen Umweg nehmen, hielt sogar kurz inne, während sie an der Mauer hing, um keine unnötigen Bewegungen erkennen zu lassen, als eine burschikos wirkende Frau Richtung Hafen stapfte. Eleyna wartete in luftiger Höhe, bis sie weiterklettern konnte und schaffte es nach kurzer Zeit das Dach des Hauses zu erreichen. Hier ruhte sie einen Moment aus, rieb sich die pochenden Finger und glitt lautlos über die Zinnen. Die Spionin suchte sich ein besonders schattiges Plätzchen, ehe sie gut versteckt in den Innenhof blickte und schnell die Lage erfassen konnte. Gut ausgeleuchtet vereinfachte ihr das das Spionieren und so konzentrierte sie sich auf die Männer und das, was sie eventuell zu besprechen hatten. Es dauerte einen kurzen Moment, bevor sie tatsächlich hören konnte, was sie sagten. Die Stimme war prägnant und das nicht nur, weil sie sie soeben zu hören bekommen hatte. Irgendwie klang der Mann nach Reibeisen und Tabak. Das was er sagte ließ sie allerdings die Miene verfinstern. Was zum Henker ging denn nur vor sich? Was sollte Arrond so sehr verärgern, als dass er sie sang und klanglos aus seiner Gunst entließ?
Eleyna wartete noch einen Moment, bevor sie sich wieder rührte. Sie wollte erfahren, was es mit dem Ganzen auf sich hatte und würde keine Ruhe geben, bis sie Arrond gegenüberstand und er ihr das ganze erklärte. Mühelos glitt sie die Zinnen weiter entlang, bis sie eine gute Sicht auf die Fensterreihen hatte. Unter ihr konnte sie die Männer eilen hören, als würde sie nichts Besseres zu tun haben, als nach ihr zu suchen. Missmutig beobachtete sie aus ihrer sicheren Position heraus und hatte einen Arm locker über ihr Knie gelegt. Ob Arrond sie aus dem Haus haben wollte, um sie vor irgendetwas zu beschützen? Das sähe ihm wesentlich ähnlicher. Allerdings hatte er sich verhalten wie ein Jungelf, sodass ihr der heimliche Gedanke kam, dass er eifersüchtig sein konnte. Allerdings und darauf schwor sie, besaß der Mann eine vermeintlich unumstößliche Professionalität. Daher war das ganze Hick-Hack mit Laogh im geheimen Raum auch mehr als fragwürdig. Allerdings hatte Eleyna auch nur ihre verklärte Version ihrer Beziehung zueinander. Er hatte sich wahrhaftig gefreut sie zu sehen. Und er war ehrlich erleichtert. Und er war ehrlich erschüttert, als er sie so vertraut mit dem Spion ertappte. Das alles konnte er nicht spielen. Oder?

So langsam zweifelte die Halbelfe an ihren Fähigkeiten denn das alles ergab für sie keinen Sinn. Was wäre so unverzeihlich, als dass er sie so behandelte? Wusste er eigentlich, dass Laogh ihre Sachen mit sich genommen hatte? Oder verweigerte er ihr gerade, dass sie ihr Hab und Gut holen konnte. Aber wenn Arrond darum wusste – wieso dann den Eindruck erwecken, dass er sie für andere Dinge brauchte. Und wieso schickte er sie nicht einfach offiziell nach Zyranus, wie sie es vorgeschlagen hatte? Fragen über Fragen und ihr surrte der Kopf. Bis sie plötzlich abgelenkt wurde und einen Lichtschein ausfindig machen konnte. Ihre Augen hefteten sich darauf und sie sondierte die Lage. Offenbar war da jemand wach. Und es konnte durchaus sein, dass es Arrond selbst war. Eleyna fackelte nicht lange und schaute sich noch mal genauer um. Sie befand sich auf dem Dach, das Fenster, an dem das Licht leuchtete, hatte einen Sims. Schmal und klein zwar, aber das würde schon gehen. Sie verengte etwas ihre Augen, als könne sie dadurch besser sehen, erkannte aber auch so, dass das Fenster einen einfachen Haken, als Verschluss hatte. Wenn Arrond wirklich glaubte, dass sie sich einfach so abspeisen lassen würde, hatte er aber die Rechnung gehörig ohne sie gemacht und sie vermutlich wirklich nie gekannt. Immerhin hatte sie auch ihm bereits mehr als einmal ihren Dickkopf präsentiert. Die Spionin entledigte sich ihrer Schuhe, damit sie erstens einen besseren Halt hatte und zweitens leiser auftreten konnte. Die Stiefel nahm sie in die Hand und trug sie einen Moment weiter, bis sie allerdings über dem Fenster angekommen war, zudem sie wollte. Hier prüfte sie abermals mit einem rundumblick, ob sich noch irgendwo Patrouillen befanden, ehe sie sich die weichen Lederschafte zwischen die Zähne schob und sich in turnerisch wertvollem Können langsam vom Dach hinuntergleiten ließ. Eleyna ertastete mit den nackten Füßen den schmalen Sims und sicherte ihren Halt.
Erst dann ließ sie eine Hand von der kleinen Dachkante los und ließ sie langsam und behutsam unter ihrer Tunika verschwinden. Sie ging langsam und mit Bedacht vor, vermied hektische Bewegungen, um nicht den Halt zu verlieren. Würde sie hier fallen, würde sie sich sicherlich einige Knochen brechen, wenn nicht sogar das Genick. So zog sie langsam eines ihrer Messer hervor und prüfte abermals ihre waghalsige Position. Erst als sie sicher sein konnte, dass niemand sie bemerken und sie nicht den Halt verlieren würde, schob sie die flache Schneide ihres Messers zwischen die beiden Fensterläden. Sie hebelte geschickt und vollkommen leise den Haken aus der Öse, sodass sich das Fenster öffnen ließ. Der Lichtschimmer war inzwischen weitergegangen, sodass sie gefahrlos eintreten konnte. Nach wie vor war sie leise, sehr leise und schaffte es sogar das Fenster beinahe geräuschlos zu öffnen. Schnell schlich sie hinein, während sie dann ganz stillstand und lauschte. Erst dann nahm sie ihre Schuhe aus dem Mund und legte sie am Fenster ab. Vielleicht wäre das auch ihr Rückweg, jedenfalls brauchte sie die Hände frei, sodass sie ihre Schuhe versteckte, um nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Gewissenhaft verschloss Eleyna das Fenster wieder und lauschte dann angestrengt, ob sie etwas hörte. Sie würde dem Lichtschein und dem Geräusch folgen und denjenigen, sollte es nicht Arrond sein, vorerst süße Träume bescheren oder aber Arrond ansprechen, sofern sie ihn fand.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. Juni 2022, 14:47

Irgendetwas stimmte hier nicht, nein, falsch, es stank sogar gewaltig nach Lug und Trug! Es konnte nicht sein, dass Arrond sie innerhalb kürzester Zeit verstoßen hatte, weil... ja, warum eigentlich? Weil sie nicht brav in ihrem Zimmer geblieben war und gewartet hatte, wie er das von ihr verlangt hatte? Weil sie sich mit dem Meisterspion eingelassen und dieser es dem Menschen mehrfach unter die Nase gerieben hatte? Oder weil irgendetwas in der Zwischenzeit passiert war, das ihn davon überzeugt hatte, sie nicht mehr in seine Nähe lassen zu wollen?
Was hatte Laogh in ihrer Abwesenheit alles erzählt, was sie selbst nicht schon preisgegeben hatte?! Schließlich hatte sie Arrond so viel Vertrauen wie sonst niemandem entgegen gebracht, um ihm zu beweisen, dass sie es ernst meinte mit ihrem Seitenwechsel. Warum also jetzt diese Reaktion?! Sie musste mit ihm reden, unbedingt, musste die Sache klären, bevor sie weiterziehen würde. Denn trotz allem schien ihr Platz bei dem Pelgarer zeitlich begrenzt gewesen zu sein und nun das Ganze ein Ende zu finden, so bedauerlich sie das auch empfinden mochte.
Auf direktem Wege kam sie nicht zu ihm, das war ihr an der Pforte unmissverständlich klar gemacht worden. Doch sie wäre nicht so weit gekommen und hätte so lange überlebt, wenn sie sich derart einfach hätte vertreiben lassen. Die Zeit drängte zwar und das führte zu einer schnellen Entscheidung ihrerseits.
Wie eine Katze schlich sie an der Mauer entlang und kletterte behände die Mauer hoch, bis sie am Ende auf dem Dach ankam. Ein Blick in den Hof und ein kurzes Beobachten der Szenerie darin machten klar, dass sie sich dort besser nicht sehen lassen sollte. Gerade als sich ihr die Frage nach dem weiteren Weg zu stellen begann, flackerte ein kleines Licht hinter einem Fenster auf. Die Spur hätte nicht heißer sein können, um ihr direkt zu folgen.
Erneut musste sie klettern und auf ihre Bewegungen achten, um nicht mit zerschmetterten Gliedern im Hof zu enden. Wie lange sie dafür brauchte, war unwichtig. Von Bedeutung war lediglich, dass sie erfolgreich blieb und somit Minuten später durch jenes Fenster einen Raum betrat, der ihr hoffentlich endlich Antworten liefern würde. Wenn sie geahnt hätte, welcher Art diese sein würden, ob sie es dennoch getan hätte? Das wussten allein die Götter... sofern es sie überhaupt interessierte.
Noch wurde sie von einem schweren Vorhang verborgen, der Frage aufwerfen sollte, wie sie dann das Licht nach draußen hatte sehen können. Offenbar hatte jemand hinaus gelugt und sich danach wieder zurück gezogen. Dasselbe konnte nun auch sie tun, wenngleich ohne Licht und ohne einem geeigneten Blickwinkel.
So dauerte es, bis sie die Quelle für den Ködern ausmachen konnte. Es war... Rodrick! Er stand in dem Salon, der offensichtlich ein Treffpunkt für gemütliche Plauderstunden darstellte und in jedem einzelnen Möbelstück von Arronds Handschrift zeugte, schlicht und geschmackvoll, ganz dem Sinn dahinter entsprechend, ohne unnötiger Protzerei.
Allerdings war der Mensch, der sich erholt zu haben schien, allein und stand neben einer Tür. Wieso? Es wirkte, als würde er Wache halten, was einfach nur unpassend war und keineswegs zu seinen sonstigen Aufgaben gehörte! War das eine Falle? Eleyna könnte nun darüber grübeln... oder den direkten Weg wählen.
Wie schnell würde sie eine Entscheidung treffen? Würde es ihr leicht fallen oder nicht? Auf jeden Fall musste es sein und am Ende zeigte sie sich. Wie würde sie ihn begrüßen? Würde sie sofort nach Arrond verlangen oder abwarten?
Was auch immer sie sagte, Rodrick sah ihr mit überheblicher Miene entgegen und würde jedes einzelne ihrer Worte ignorieren. Stattdessen begann er sogar zu grinsen und trat einen Schritt beiseite, wie als Einladung, die Tür zu öffnen. "Ich wusste, dass du dich noch mal blicken lässt.", bemerkte er in einem arroganten Tonfall, als wisse er, dass ihr hier nichts als Ärger drohen würde, der ihr zusetzen könnte... sie vielleicht sogar vernichten könnte.
Es hätte ihr zu denken geben sollen, aber dafür ließ er ihr gar keine Zeit, sondern wies zu der Tür. "Geh nur, geh nur.", scheuchte er sie regelrecht weiter, obwohl er genau die gegenteilige Anweisung erhalten hatte. Erst als allerletzten Schritt sollte er den Weg freimachen, sollte sie sich nicht anderweitig dazu bringen lassen, von sich aus die Stadt zu verlassen.
Würde sie Bedenken haben oder war sie bereits derart aufgebracht, um gar nicht weiter darauf zu achten? Wagte sie diesen Schritt tatsächlich oder wollte sie Arrond lieber zu sich holen lassen?
Ganz egal, wie ihre Entscheidung aussehen mochte, Rodrick kam ihr erneut zuvor, indem er nach dem Türknauf griff, einen Spalt weit öffnete und sie regelrecht hindurch schob. Dabei erklang in ihrem Rücken ein Schnalzen, das sich nicht gleich zuordnen ließ. Und von ihr vermutlich auch gar nicht so beachtet werden würde, denn ihrem Blick eröffnete sich eine Szenerie, die sie regelrecht vor den Kopf stieß.
Der Raum selbst war offensichtlich ein Schlafzimmer, auch hier geschmackvoll eingerichtet und lud zum Verweilen ein, wenn man die Muße dafür besaß. Im Gegensatz zu ihrem Zimmer war hier allerdings der Paravent vor dem Bett halb zur Seite geschoben und der Bereich dahinter vom Kerzenschein in ein wohlig warmes Licht getaucht. Das wäre ja noch zu verkraften gewesen, wenn nicht...
"Oh, Arrond, mein Held!", keuchte die weibliche Stimme voller Hingabe, von deren Besitzerin sie den bloßen Rücken angestarrt hatte. Zeitgleich beugte sie sich vor, sodass ihr lange, helles Haar, das im Kerzenlicht wie Feuer zu leuchten schien, den Mann unter ihr verbarg. So war es der Mischlingselfe nicht möglich, in das Gesicht des Menschen zu sehen, doch das brauchte sie auch nicht. Es war eindeutig genug, was in diesem breiten Himmelbett gerade geschah, in dem eine Frau saß und stöhnte, mit nacktem Oberkörber und einer leichten Decke die Hüfte abwärts um den Leib geschlungen, als hätte sie im Eifer des Gefechts bei einem Stellungswechsel keine Zeit dafür gehabt, sich des Stoffes wieder zu entledigen.
Das Schmatzen eines feuchten Kusses drang an ihre Ohren ebenso wie Rodricks gewisperte Stimme mit dem gehässigen, zufriedenen Unterton. "Sieh es ein, du bist hier überflüssig! Endlich hat er es erkannt, dass du nicht zu uns gehörst, du dunkle Brut!" Worte, gezielt gesetzt, konnten genauso tief und scharf schneiden wie Dolche.
Dabei passte so vieles hier nicht zusammen, konnte nichts anderes als inszeniert sein, aber... der Eindruck verfehlte seine Wirkung nicht! Eleyna fehlten nicht nur die Worte, sondern auch die Gedanken, alles in ihr war wie leer gefegt. Zurück blieb nur ein einziger Drang, der Fluchtimpuls.
Würde sie aufschluchzen oder fluchen oder schreien? Würde sie ihren ewigen Gegenspieler in Arronds Diensten zur Seite stoßen oder sich einfach nur an ihm vorbei hinaus drängen, obwohl er ihr mit Freuden Platz machen würde? Oder würde ihr später die Erinnerung an diese Momente fehlen, in denen ihr Glauben gemacht wurde, dass Arrond sie verstieß, um zeitgleich mit einer Frau das Bett zu teilen, die scheinbar in nichts außer dem Geschlecht Ähnlichkeiten mit ihr aufwies? Ja, nicht einmal die Figur, füllig, wenngleich fest und bei weitem nicht korpulent, war mit ihr vergleichbar!
Was auch immer geschah, am Ende lief sie fort von diesem Ort, der ihr nichts weiter als Schmerzen geliefert hatte anstatt jener Antworten, die sie gesucht hatte.


Eleyna flüchtet nach Auf nach Unbekannt
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Januar 2024, 23:02

Rhuna und Neri kommen von Ziel oder Zwischenaufenthalt?


Arunn führte Rhuna, Neri und Yedan aus dem gröbsten Trubel heraus und nach einigen, wenigen Minuten Weiter bei: Wohnviertel von Santros. Ein unscheinbares Bürgerhaus
des Gehens, gelangten sie in einen weitaus ruhigeren Teil der Stadt. Auch hier waren noch die Geräusche des Hafens und des Trubels zu hören, aber sie wurden erheblich durch die gassenförmige Bebauung der bürgerlichen Häuser gedämpft. „Wo…war es denn noch…“ murmelte Arunn und schaute sich immer wieder um, blieb auch mal stehen, musterte die Häuser, schüttelte den Kopf und ging weiter. Offenbar suchte er etwas. „Die sehen aber auch alle gleich aus…“, schnaufte er, ohne näher ins Detail zu gehen. Doch dann schritt er an einem der Häuser vorbei, grummelte etwas, blieb abrupt stehen und kehrte zum Eingang zurück. Der Dessarier musterte das dreistöckige Gebäude und stemmte die Hände in die Hüften, bevor er auf die Eingangstür zuhielt. Rhuna und Neri konnten erkennen, dass es eine Mannpforte gab, sowie ein breites Tor, damit auch Fuhrwerk in den Innenhof gelangen konnte. Arunn klopfte beherzt an und nur kurz darauf wurde das Sichtfenster der Tür aufgeschoben und ein paar faltig umrandete, graue Augen, blickten ihnen entgegen. „Ja bitte?“, wurde höflich gefragt und Arunn kratzte sich das Kinn. „Ja, eh also… ich bin ein Freund des Hausherren… ich bin durch Zufall in der Stadt und würde ihn gern sehen!“, ließ er verlauten und Grauauge warf einen Blicl auf ihn, sowie auf die Begleiter. „Wen soll ich anmelden?“, fragte Grauauge höflich und Arunn nickte erleichtert, dass sie nicht sofort abgewiesen wurden. „Arunn Kieswetter!“, stellte er sich vor und der Sichtschlitz wurde wieder geschlossen. Man hörte Schritte, die sich entfernten und es wurde still. Arunn starrte etwas nervös auf das Holz und begann dann zu tippeln. „Ist `ne Weile her …“, erklärte er ohne jemanden dabei anzusehen. Jún und Pitt hatten sich äußerst bedeckt gehalten, während dem ganzen Aufenthalt. Auch für die Tiere war dieser Trubel nicht wirklich etwas. Yedan aber hatte sich ein wenig entspannen können, als sie in die ruhigeren Gassen gelangt waren, doch jetzt musterte er die für ihn seltsam anmutenden Bauten der Häuser und wirkte gar nicht richtig fokussiert.

Nach einer ewig langen Weile in der nichts passierte, wurde endlich die Tür geöffnet. Arunn hatte schon ordentliche Rillen in die sandigen Wege gelaufen, während er auf und ab getigert war. „Endlich!“, entfuhr es ihm und der alte Diener mit den weißen Haaren hob eine Augenbraue. „Er empfängt euch jetzt!“, krächzte der Diener im Livree und ließ sie allesamt eintreten.
Drinnen folgten sie einem kleinen Aufgang nach oben und konnten von der Galerie im ersten Stock in den Innenhof schauen. Hier gab es Kartoffelspeicherrutschen direkt in den Keller, Platz für Karren, die Ware anlieferten und sogleich in die Vorratskammern füllen konnten. Die Gruppe aber folgte dem Weißhaarigen über einen langen Flur. Hier gab es an den Wänden einige Kunstwerke mit Landschaften oder Schiffen zu sehen. Vasen mit feinen Arrangements standen auf Zierkommoden und der weiche Teppich dämpfte ihre Schritte. Die Fenster ließen genug Licht einfallen, während sie aber nicht zu ausladend gestaltet worden waren. Drinnen roch es gut gelüftet und erst hier wurde einem das Ausmaß des Hauses wirklich bewusst. Der Gang führte weit nach hinten von der eigentlichen Straße weg und ließ erahnen, dass man hier, im hinteren Teil, nicht viel von dem Lärm der Stadt mitbekam. Vor einer weiteren Tür blieben sie stehen und der Diener wies sie stumm an, noch einmal zu warten. Man konnte auf kleinen Sitzhockern die Wartezeit überbrücken, doch das wurde gar nicht erst nötig.

„Bitte einzutreten!“, drückte sich der Diener förmlich aus und machte Platz, sodass die Truppe in den Raum gehen konnte. Hier empfing sie ein angenehmes, rustikales Ambiente. Es gab einen Kamin der tatsächlich prasselte, eine lange Tafel mit acht Stühlen drumherum, ein ausladendes Bouquet auf der Tischmitte und einigen Läufern am Boden.. als sie sich umgesehen hatten, entdeckte man den grauhaarigen Mann im allerbesten Alter am Kopfende der Tafel. Er erhob sich just, da sie ihn bemerkten und lächelte dann freudig, während er die Serviette noch weglegte. Offenbar hatte er soeben gegessen. Arunn’s Miene brach auf und er hielt auf den Fremden zu, der sich ganz offenbar freute, aber längst nicht so überschwänglich dabei war. „Arunn!“, begrüßte jener Grauhaarige den Menschen und sie beide schüttelten vertraut einander die Hände, bevor sie sich doch noch mal umarmten. „Ist das ewig her, du alter Gauner, was machen die Geschäfte?! Wie geht’s dir?!“, fragte der Dessarier und lachte herzlich. Während er sich dann an seine Mitreisenden erinnerte, huschten Jùn und Pitt tatsächlich heimlich unter den Tisch und machten sich daran, die Obstschale auf dem Tisch zu plündern. Arunn kam mit dem Fremden im Arm zu Rhuna, Neri und Yedan. „Leute! Das ist mein guter Freubd, Arrond. Arrond Vesuve!“, stellte er ihn vor und Arrond lächelte sie alle freundlich an. Der Mann wirkte irgendwie… einschüchternd. Nicht, weil er gefährlich oder unfreundlich aussah, ganz im Gegenteil, aber er strahlte so viel Erfahrung und Wissen aus, dass seine dunkelgrauen Augen bis in die Seelen hineinzuschauen schienen. „Willkommen im Santros und im meinem Haus!“, sprach er mit tiefem, angenehmen Timbre. Er besaß seinen ganz eigenen Reiz und besaß eine wirklich gefestigte Ausstrahlung, als könne ihn nichts und niemand überraschen.
„Hör mal, Arrond… wir waren an der Taverne und… naja wegen des Feiertages… nun…“, druckste Arunn herum und Arrond nickte. „Und weil dort nichts mehr frei ist, dachtest du, du könntest hier unterkommen?“, fragte er und lächelte gutmütig. „Natürlich!“, sprach er in die Runde und bedachte jeden mit einem Blick. Tatsächlich sah er gut aus für das menschliche Alter und hatte eine schlanke, gute Figur. Gekleidet war er ebenfalls in dem allgemeinen Schick und trug dennoch nur gedeckte Farben. „Ihr seid willkommen hier und ich lasse Edmund eure Zimmer vorbreiten. Platz ist in der kleinsten Hütte und ich habe viel zu viele Zimmer!“, lachte Arrond und deutete auf den Tisch. „Jemand noch etwas zu Essen? Bevor eure Fellfreunde alles aufgegessen haben?“, wollte er zwinkernd wissen und musste einen hervorragenden Blick haben, dass er Jùn und Pitt bemerkt hatte.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Freitag 19. Januar 2024, 20:24

In Santros prasselten einige neue Eindrücke auf die Elfe und ihre Gefährten ein. Neri hielt sich unbewusst näher an Arunn, dem die laute Stadt mit ihrem Trubel scheinbar nichts anhaben konnte, und bekam dadurch ein Gefühl der Sicherheit. Auch für sie war Santros nach den letzten Wochen, die sie in den ruhigen Wäldern verbracht hatte, etwas zu viel und zu laut, ein wahres Kontrastprogramm eben. Andererseits war sie das Stadtleben per se gewohnt und sie hatte in den Wochen, seit sie ihre Heimat verlassen hatte, auch gelernt, dass der Rest der Welt nicht so behütet war wie Shyána Nelle, weshalb sie das ganze weitaus gefasster als Yedan aufnahm. Neri wollte von Arunn wissen, wie er es angestellt hatte, dass sie nun alle im Besitz eines Passierscheins waren und die Antwort war offenbar einfach: „Beziehungen, Schätzchen! Der, den du hier treffen sollst, ist kein Unbekannter und … nun, du wirst es erleben. Jedenfalls ist es von Vorteil ihn zu kennen. Beziehungen, Leute! Es geht nichts über Beziehungen. Also seht zu, dass ihr immer, wenn ihr könnt, mal eine helfende Hand anbietet. Wer weiß, wann ihr das mal gebrauchen könnt!“ Neri konnte gar nicht anders und spiegelte Arunns Grinsen, der es verstand, gute Laune zu verbreiten. Ihm tat es sichtlich gut, wieder in einer Stadt zu sein. Dass Arunns Freund, den sie hier in Santros aufsuchen wollten, bekannt war, schürte jedoch ein wenig Neris Aufregung. Sie versuchte, sich Arunns Worte zu Herzen zu nehmen, aber sie musste auch unweigerlich an Dromar denken, dem sie ihre Hilfe angeboten hatte, woraus wirklich nichts Gutes resultiert war. Für einen Moment zogen die Erinnerungen vor ihrem inneren Auge vorbei und sie sah unbewusst zu Rhuna und Yedan, als sie an das Geschehene im Dorf zurückdachte. Sie hatte Dromar helfen wollen und hatte das Unheil nur beschleunigt. Neri schüttelte den Gedanken ab, ihr Blick klärte sich und ihr wurde bewusst, dass sie die anderen Elfen ansah. Aber immerhin hatte sie in der schwierigen Zeit eine Freundin in Rhuna gefunden und womöglich auch irgendwann in Yedan. Jetzt bemerkte sie auch, dass der Halbelf sichtbar überfordert von den Reizen der Stadt war. Sie fing Rhunas violetten Blick auf, erkannte die Frage darin und deutete mit einem Lächeln an, dass es ihr soweit gut ging. Sie fühlte sich bei weitem nicht so pudelwohl wie offenbar Arunn, und sie würde noch etwas Zeit brauchen, um sich vollends an dieses überfüllte Stadtleben zu gewöhnen, das sich dahingehend deutlich von Shyana Nelle unterschied. Aber sie konnte generell ganz gut mit Veränderungen umgehen, wobei ihr ihre Anpassungsfähigkeit, aber vielleicht auch ihre Abenteuerlust zugute kamen. Sie sah in der Entdeckung des Unbekannten doch mehr Spannung als Furcht und so versetzte die Stadt sie durchaus in Aufruhr, aber eher auf positive Art. Arunn bot ihnen eine Reihe von Möglichkeiten an, die Neri schon eher überforderte, weshalb sie beinahe hilfesuchend zu Rhuna sah. „Ich weiß nicht…! Wenn ein Feiertag ist sollten wir vielleicht zusehen, dass wir uns eine Unterkunft sichern. Danach können wir ja schauen, was wir machen wollen?“ Neriélle nickte zu ihrem Vorschlag. "Wir müssen nichts überstürzen", bekräftigte sie Rhunas Worte und sah dann weiter zu Yedan und Arunn. Sie sollten sich Zeit lassen und sich in Ruhe an den herrschenden Trubel gewöhnen.
„In Ordnung. Wie es aussieht, sollten wir uns wirklich einen Rückzugsort suchen, damit uns Yedan nicht gleich umkippt. Und wenn wir dort vielleicht Wasser gesehen und etwas vernünftiges gegessen haben, dann machen wir uns auf den Weg zu meinem Freund.“ Neriélle erwiderte Arunns Blick und nickte zustimmend. Sie war froh, dass er die Sache in die Hand nahm und verstand, dass die naturverbundenen Elfen noch etwas Zeit benötigen würden. „Und ihr schaut, ob ihr mitkommen wollt oder euch vielleicht ein wenig akklimatisiert. Die Stadt kann wirklich heftig sein, gerade heute…“

Neri folgte Arunn und der goldene Blick versuchte, so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen. Schnell fiel ihr auf, dass sich hier in Santros viele verschiedene Völker aufhielten. Sie sah Menschen mit dunkler Haut, die einen fremdländischen Eindruck erweckten, und sie sah sogar Dunkelelfen, die weniger gute Erinnerungen weckten. Doch diese waren offenbar nicht hier, um Krieg zu führen, sondern fügten sich seltsamerweise in das friedliche Stadtbild ein. Sie fragte sich, ob welche von ihnen auch noch vor wenigen Wochen in dem Heerlager vor Zyranus gewesen waren und musterte sie mit einem unwohlen Gefühl, das in ihren Erfahrungen begründet lag. Obwohl Arunn sie durch kleinere und abgelegene Straßen führte, kam Neri Santros bereits jetzt groß und dennoch laut vor. Andererseits weckte die fremde Stadt schon jetzt ein wenig die Neugier der Elfe. Arunn führte sie zu einer Taverne, aber aufgrund des Nationalfeiertags befanden sich so viele Reisende hier, dass keine Unterkunft mehr dort zu bekommen war. Die Elfe betrachtete Arunn abwartend, aber auch etwas verunsichert. Sie fragte sich, was sie tun sollten, wenn sie keine Zimmer mehr bekommen würden. Es machte ihr zwar nichts aus, unter freiem Himmel zu schlafen, in den Straßen der Stadt wollte sie die Nacht dann aber auch nicht verbringen. Aber Arunn enttäuschte sie nicht und schien noch ein As im Ärmel zu haben. Er führte sie weiter durch die Straßen und Neri folgte ihm natürlich bereitwillig.
Bald schon änderte sich die Fassade der Häuser und Neri bemerkte, dass diese sich in diesem Teil der Stadt alle ähnlich sahen. Das schien auch Arunn vor ein Problem zu stellen, der offenbar ein bestimmtes Haus suchte. "Bist du dir sicher, dass du schon mal hier warst?", fragte sie ihn frech und grinste entschuldigend, weil ihr Kommentar vermutlich nicht sehr hilfreich war. Während Arunn noch das richtige Haus suchte, musterte Neri Rhuna und Yedan, um festzustellen, wie es den beiden ging. Dann erkannte Arunn offenbar das Haus wieder, das er gesucht hatte, und klopfte beherzt an die Tür. Sie war etwas angespannt und fragte sich, wo sie hier eigentlich waren, da wurde das Sichtfenster der Tür aufgeschoben und graue Augen blickten ihr entgegen, um zu erfahren, was sie wollten. „Ja, eh also… ich bin ein Freund des Hausherren… ich bin durch Zufall in der Stadt und würde ihn gern sehen!“
Da schaute Neriélle Arunn an, als sie erst jetzt zu verstehen begann. War das etwa das Haus seines Freundes, der ihr hoffentlich weiterhelfen konnte? Das weckte dann doch wieder Neris Aufgeregtheit, die auch ein wenig von Arunns Nervosität befeuert wurde, die er ausstrahlte. Zuerst wollte der Mann hinter der Tür wissen, wen er anmelden sollte und Neri versuchte mit einem Lächeln einen freundlichen Eindruck zu erwecken, damit sie alle hier eine Unterkunft fanden und sie Antworten auf ihre Fragen bekam. „Arunn Kieswetter!“ Neris linke Augenbraue hob sich ein Stück und sie lächelte leicht, womit sie zum Ausdruck brachte, dass sie seinen Namen interessant fand, kommentierte ihn ansonsten aber nicht weiter. Der Mann hinter der Tür verschwand und ließ sie vorerst alleine.
„Ist `ne Weile her …“
"Über einen Besuch von dir freut sich doch bestimmt jeder", versuchte sie, Arunn Mut zu machen, weil er mit einem Mal etwas bedrückt wirkte. Aber sie meinte es genauso wie sie es sagte. "Wohnt hier dein Freund, der mir vielleicht weiterhelfen kann? Wer ist er? Wieso ist er in Santros bekannt?", fragte sie dann neugierig und spürte nun ebenfalls eine gewisse Nervosität in sich aufsteigen. Sie hoffte zumindest, sich mit weiteren Informationen besser auf den Hausherren einstellen zu können - falls er sie hinein ließ. Arunn begann, vor der Tür herum zu tigern, was sie noch nervöser machte, während sich Neri irgendwann mit dem Rücken an die Wand neben der Tür lehnte. Sie stellte ihr Gepäck samt Bogen neben sich und begann mit dem Fuß in dem staubigen Sand zu scharen. "Geht es dir besser?", fragte sie dann Yedan und betrachtete den Halbelfen. Hier war es zumindest etwas ruhiger als vorhin beim Stadttor und sie hoffte, dass die Ruhe ihm half, die Flut von Reizen zu verarbeiten.

Als nach einer kleinen Ewigkeit die Tür geöffnet wurde, stieß sich Neriélle lässig von der Wand ab und sah neugierig in das graue Augenpaar des Dieners. „Er empfängt euch jetzt!“ Da erhellte sich ihre Miene und Erleichterung durchströmte sie. Sie nickte dem Diener lächelnd zu, bevor sie zu Arunn sah und ihm einen 'Siehst du, ich habs dir gesagt'-Blick zuwarf. Dann schulterte sie ihr Gepäck und folgte den anderen ins Haus. Die goldenen Augen musterten neugierig das Innere des Hauses und blieben länger an den Bildern hängen, die Landschaften zeigten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Schnell stellte sie fest, dass das Haus größer war, als es von außen den Anschein hatte. Arunns Freund schien Geschmack und Geld gleichermaßen zu haben. Sie folgte dem Diener, der sie zu einem Raum im hinteren Teil des Hauses führte und verharrte einige Moment, als er ihnen bedeutete, einzutreten. Das Zimmer sah einladend aus und der Kamin unterstrich die rustikale, aber auch gemütliche Atmosphäre des Raumes. Dann entdeckte sie den Mann am Ende der Tafel, der offenbar gerade gegessen hatte und sich jetzt erhob. Neriélle musterte ihn, als er auf Arunn zuging und als er diesen so herzlich begrüßte, zeigte sich auf Neris Lippen ein Lächeln. Offenbar war ihr Freund ganz umsonst nervös gewesen.
„Leute! Das ist mein guter Freund, Arrond. Arrond Vesuve!“, stellte Arunn ihnen seinen Freund vor. Neriélle musterte ihn offen und mit Neugier im Blick. "Ich bin Neriélle Nharimur. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen", stellte sie sich vor, als sein grauer Blick auf sie fiel. Er erweckte schon im ersten Moment den Eindruck, dass ihm nichts entging und er sehr viel wusste. Sein Blick war durchdringend und sein gesamtes Auftreten hatte etwas Einschüchterndes an sich, das seinem Gegenüber auch ohne weitere Informationen suggerierte, dass er Verantwortung zu tragen hatte. Er strahlte eine unglaubliche Lebenserfahrung aus und auch wenn Neri sich selbstbewusst gab, fühlte sie sich doch ziemlich klein im Angesicht von Arrond. Sie wollte unbedingt einen guten Eindruck machen und wirkte deshalb auch ein wenig verkrampft. Es machte sie nervös, zu wissen, dass sie auf seinen guten Willen angewiesen war, wenn sie etwas über Astaloth erfahren wollte.
„Willkommen im Santros und im meinem Haus!“ Neri nickte dankend und sah dann zu Arunn, der ihr Hiersein schon erklärte. „Hör mal, Arrond… wir waren an der Taverne und… naja wegen des Feiertages… nun…“
„Und weil dort nichts mehr frei ist, dachtest du, du könntest hier unterkommen? Natürlich! Ihr seid willkommen hier und ich lasse Edmund eure Zimmer vorbereiten. Platz ist in der kleinsten Hütte und ich habe viel zu viele Zimmer!“

"Das ist sehr freundlich von Euch", erwiderte Neri mit einer Spur Erleichterung in der Stimme.
„Jemand noch etwas zu Essen? Bevor eure Fellfreunde alles aufgegessen haben?“ Da hob sich Neris Augenbraue und sie sah zu dem Tisch hinüber, auf dem gerade eine Pfote ins Sichtfeld kam, die eindeutig zu dem Ottsel gehörte, das sich auf dem Stuhl versteckte und sich unbeobachtet fühlte, als es nach etwas zu Essen tastete. "Pitt!", raunte sie tadelnd durch den Raum und sah dann zu Arrond. Seine Reaktion auf die Waldgeschöpfe zeigte, dass er es mit einem gewissen Humor nahm, was Neri etwas mutiger werden ließ. "Tut mir leid. Wir sind noch dabei, ihnen Manieren beizubringen", meinte sie scherzhaft und grinste, immerhin hatte Arronds Reaktion gezeigt, dass er das Ganze eher belustigend fand. Dann schweifte ihr Blick über das angerichtete Essen auf dem Tisch und sie musste zugeben, dass das alles sehr lecker aussah - und so viel abwechslungsreicher als das Reh, das sie gejagt und von dem sie sich die letzten Tage ernährt hatten. Sie fragte sich jedoch, ob Arronds Worte wirklich eine Aufforderung zum Essen gewesen waren oder er mit seinen Worten nur auf Jún und Pitt aufmerksam machen wollte. Neri schaute zu Rhuna und Yedan, abwartend, wie diese die Worte ihres Gastgebers aufnehmen würden. Dann blickte sie zu Arunn, denn er kannte seinen Freund am besten. Er wusste, was sie hier wollte und sie hoffte, dass er das richtige Gespür dafür besaß, wann sie ihn darauf ansprechen sollte. Neriélle war zwar direkt, aber sie wollte nicht unbedingt sofort mit der Tür ins Haus fallen und auf keinen Fall wollte sie Arrond verärgern.

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Rhuna Bláidyaét
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 22. Januar 2024, 19:02

Rhuna erkannte, dass sie Yedan in diesem Moment der völligen Überreizung nicht wirklich helfen konnte. Es war im Grunde ein Wurf ins kalte Wasser – für sie alle, doch hatte der Sarier die Wälder nie verlassen und schien auch nie größere Städte besucht zu haben. Manchmal fragte sie sich, wieso er sich nie, in einem anderen Elfendorf – oder einer Stadt, wie Shyána Nelle, eine neue Existenz aufgebaut hatte. Und manchmal, wie es sein würde, wenn sie mit ihm zurückkehren und ihn ihren Eltern vorstellen würde. Gleichzeitig war die Befürchtung einer negativen Erfahrung zu groß, als dass sie es ausprobieren wollte.
Sie war zufrieden mit dem jetzigen Zustand, doch gerade schien es nicht so, als würde Yedan besonders gut mit der Masse in Santros umgehen können. Von daher war sie froh, als Arunn sie aus dem belebten Teil der Stadt führte und in eine etwas ruhigere Gegend brachte, in der die Taverne stand, in der sie sich einquartieren wollten. Vielleicht mussten sie alles Stück für Stück angehen. Und wenn sie gegenseitig aufeinander Rücksicht nahmen, würde schon alles gut gehen. Immerhin war Yedan durchaus anpassbar und brauchte vielleicht nur ein wenig Zeit, die Rhuna ihm natürlich geben wollte.
Jedoch schien die erste Schwierigkeit bereits darin zu liegen eine Unterkunft zu finden. Dank des Nationalfeiertags war die Taverne nicht nur kurzzeitig voll, sondern offenbar völlig ausgebucht. Was bedeutete, dass sie keine Bleibe für die Nacht – oder Nächte hatten. Allerdings hatten sie weiter Glück mit ihrem Dessarier, der offenbar einen Plan B im Ärmel hatte. Erneut kam Bewegung in die kleine Gruppe und sie betraten ein, noch mal ruhigeres und durchaus gepflegtes Wohnviertel. Die Häuser, die sich optisch durchaus ähnelten, schienen Arunn kurzzeitig zu verwirren, doch schlussendlich blieben sie vor einem stehen und der Dessarier klopfte beherzt an die Türe. Kurz darauf öffnete sich das Sichtfenster der Türe und ein paar graue Augen sah ihnen entgegen.
„Ja bitte?“, erkundigte sich der ältere Herr höflich nach ihrem Anliegen, woraufhin wieder Arunn das Wort ergriff. Immerhin standen sie hier vor dem Haus seines Freundes, oder alten Bekannten. Die Elfen selbst würden hier vermutlich nicht viel erreichen.
Rhuna umarmte Yedans Arm und lehnte sich ein wenig an ihn, während ihr Blick ruhig dem Austausch an Informationen folgte:
„Ja, eh also… ich bin ein Freund des Hausherren… ich bin durch Zufall in der Stadt und würde ihn gern sehen!“
Wen soll ich anmelden?“
„Arunn Kieswetter!“

Der Sichtschutz wurde wieder verschlossen und man hörte Schritte, die sich entfernten. Arunn wirkte mit einem Mal nervös und Rhuna lächelte ihm aufheiternd entgegen, als er den verzögerten Einlass versuchte zu erklären.
„Ist `ne Weile her …“, gab er zu, woraufhin auch Neri das Wort ergriff, um ihn aufzumuntern:

„Über einen Besuch von dir freut sich doch bestimmt jeder! Wohnt hier dein Freund, der mir vielleicht weiterhelfen kann? Wer ist er? Wieso ist er in Santros bekannt?“, fragte sie und zog daraufhin wohl alle Augenpaare auf Arunn, denn die Antworten waren für sie alle interessant.
Rhuna wollte den armen Mann nicht auch noch mit Fragen löchern und hielt sich daher zurück. Sie umarmte Yedan von vorne und lächelte auch ihn aufmunternd zu. Hier war es deutlich ruhiger und reizärmer, was für den Sarier vermutlich eine nötige und willkommene Pause bedeutete. Sie war sich nicht sicher, wie sie ihn am besten unterstützen könnte, denn betüddelt werden, würde er sicher nicht wollen. Sie wollte ihm auch nicht das Gefühl geben, dass sie glaubte, dass er hiermit nicht zurechtkommen würde. Denn eigentlich war sie davon überzeugt, dass er es in seinem Tempo hinbekommt.
„Das Meer sah wunderschön aus, nicht wahr?“, fragte sie daher und lenkte das Gespräch auf einen der schönen, neuen Punkte. Würde er sich auf das Gespräch einlassen, würde sie mit ihm ein wenig darüber reden, wie die Luft nach Salz schmeckte, der Blick vom Hafen voller Schiffe war – wie gerne sie einmal barfuß am Ufer die Wellen über ihre Füße streichen spüren wollte. Es waren kleine Ablenkungen, mit denen sie die Wartezeit füllte und in deren Unterhaltung auch die anderen beiden gut und gerne einsteigen könnten. Doch Arunn tigerte weiter nervös auf und ab. Doch Neri gesellte sich zu ihnen und Jún lugte mit seinem Näschen langsam auch wieder unter den braunen Haaren hervor und sprang mit einem gekonnten Hüpfer auf die Schulter des Sariers.
„Geht es dir besser?“, fragte Neri den Halbelfen, was Rhuna ziemlich freute, denn es bewies noch einmal, dass sich das Verhältnis der beiden wirklich gebessert hatte. Sie lockerte die Umarmung, da sie nun nicht mehr nur unter sich waren und stellte sich wieder neben ihn. Wie eine Klette wollte sie nun auch nicht wirken.
Nach einer ganzen Weile nahmen ihre Ohren wieder Geräusche von der Türe wahr und nach einem schabenden Geräusch, das nach einem zur Seite geschobenen Riegel klang, öffnete sich die Türe. Alle Augenpaare waren sofort auf den weißhaarigen Diener gerichtet und auch Arunn schien sich erfreut auf diesen zuzubewegen. „Endlich!“, entfuhr es ihm, was die Elfe innerlich ein wenig schmunzeln ließ. Hatte er sich so gesorgt? Wären sie nicht empfangen worden, hätten sie sich sicher etwas Anderes einfallen lassen können. Doch so war es natürlich für alle einfacher!
„Er empfängt euch jetzt!“, gab der Diener weiterhin mit höflicher, aber etwas kratziger Stimme von sich und trat zur Seite, um sie eintreten zu lassen. Mit einem dankbaren Nicken zum Diener trat Rhuna hinter Yedan ein und ließ verstohlen und neugierig ihren Blick durch den Eingang schweifen. Sie wurden nach einem Aufgang durch eine ganze Reihe von Gängen geführt. Von außen hatte sie die Größe dann doch irgendwie nicht richtig eingeschätzt!
Es gab viel zu sehen und von dem, was sie an Mobiliar und Dekoration erkannte, schien in diesem Haus ein durchaus wohlhabender Mann zu leben. Oder gar eine Familie?
Irgendwann blieb der Diener dann doch vor einer Türe stehen und meldete sie offenbar dem Hausherren an. Dieses Mal mussten sie nicht lange warten und so betraten sie den rustikal eingerichteten Raum, der ganz offenbar zur Einnahme von Speisen gedacht war. Eine angenehme Wärme umgab den Raum, in dem ein großer Tisch stand, an dem gut und gerne acht Leute Platz nehmen konnten. Das Ambiente war erneut edel und ihr Blick ruhte einen Moment auf dem ausladenden Bouquet, das sich in der Tischmitte befand. Doch ihr Blick wanderte schnell weiter und erreichte das freundlich lächelnde Gesicht eines Mannes mit grauen Haaren, der gerade gespeist zu haben schien.
Rhuna musterte die Züge des Mannes, die man als durchaus angenehm, freundlich und gutaussehend – ja einnehmend beschreiben konnte. Doch konnte sie sich auch kaum vorstellen, dass Arunn mit einem Griesgram befreundet war.
Diesem war die Freude sofort anzusehen und er ging um den Tisch, um seinen Freund und Gastgeber zu begrüßen. Die junge Elfe beobachtete neugierig und mit einem sanften Lächeln das Wiedersehen und die kleine Konversation:
„Arunn!“
„Ist das ewig her, du alter Gauner, was machen die Geschäfte?! Wie geht’s dir?!“

Im Augenwinkel bemerkte Rhuna eine Bewegung auf Yedans Schulter. Jún und Pitt, die kleine Chaostierchen, schienen sich mit den Augen zu verständigen und ein ganz klares Ziel gefunden zu haben: die auf dem Tisch stehende Obstschale mit Beeren!
Doch bevor sie nach dem Mini-Katzenähnlichen Tierchen greifen, oder es anderweitig aufhalten konnte, war es auch schon von der Schulter des Sairers gehoppst und suchte sich, zusammen mit Pitt einen heimlichen Weg unter den Tisch.
Augenblicklich etwas angespannt, versuchte sie mit Blicken die beiden zu rufen, doch blieben diese Versuche ohne Erfolg und als Arunn sich dann auch noch an sie erinnerte und ihnen den Hausbesitzer vorstellte, gebot es der Höflichkeit sich nun nicht weiter mit den Obstdieben zu beschäftigen.
„Leute! Das ist mein guter Freund, Arrond. Arrond Vesuve!“, stellte Arunn den Mann vor, der ihnen allen mit einem freundlichen Lächeln begegnete. Rhuna erwiderte das Lächeln und nickte ihm höflich zu, obwohl sie kurz mit sich haderte, ob eine Art Knicks nicht doch angebrachter gewesen wäre. Ihre Mutter zumindest hätte dies mit Sicherheit als angemessen erachtet.
„Willkommen im Santros und in meinem Haus!“, sprach Arrond mit einer angenehmen, tiefen Stimme. Ihr Gastgeber war eine durchaus beeindruckende Person, denn er strahlte eine natürliche Autorität aus und seine Augen schienen weit mehr zu erkennen, als das oberflächlich Sichtbare.
„Ich bin Neriélle Nharimur. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen", stellte sich Neri vor und Rhuna überließ noch Yedan den Vortritt, bevor auch sie sich vorstellte.
„Rhuna Bláidyaét, aus Shyána Nelle. Vielen Dank, dass Ihr uns in Eurem Haus empfangt!“, begrüßte sie ihn höflich, während sie versuchte aus dem Blick des Mannes schlau zu werden. Seine Ausstrahlung erinnerte sie kurzzeitig an Farun, doch so ganz wollte dieser Vergleich auch nicht stimmen.
Während sie gedanklich etwas rätselte, klärte Arunn ihn über den Grund ihres Auftauchend auf. Unter dem Tisch waren Bewegungen auszumachen und Rhunas Blick wurde wieder angespannt, als sie sah, wie Jún und Pitt sich mit geübter Findigkeit einen Weg auf die Tischplatte erarbeiteten.
Innerlich schlug sich Rhuna vor die Stirn. Was wenn Arrond die beiden Tiere in seiner Obstschale entdeckte und das ganz und gar nicht lustig fand? Ein Seitenblick auf Neri zeigte, dass auch sie die beiden Ausreißer entdeckt hatte. Doch auch sie konnte nichts tun.
„Hör mal, Arrond… wir waren an der Taverne und… naja wegen des Feiertages… nun…“
„Und weil dort nichts mehr frei ist, dachtest du, du könntest hier unterkommen?“
Rhunas Blick hob sich bei der Frage noch einmal zum Gesicht des Grauhaarigen, der sie alle noch einmal mit einem freundlichen Blick beehrte und zustimmte: „Natürlich! Ihr seid willkommen hier und ich lasse Edmund eure Zimmer vorbreiten. Platz ist in der kleinsten Hütte und ich habe viel zu viele Zimmer!“, lachte Arrond und deutete auf den Tisch, woraufhin Rhuna ein Zucken unterdrücken musste. Ihr Eon saß bereits mit weit geöffnetem Mund vor einer Traube und war kurz davor in die saftige Frucht zu beißen.
„Jemand noch etwas zu Essen? Bevor eure Fellfreunde alles aufgegessen haben?“
Rhuna wurde bei den Worten kurz etwas blass, doch als sie Arronds Zwinkern sah, erkannte sie, dass er weitaus lockerer eingestellt war, als sie in Bezug auf die, im Grunde Wildtiere, geglaubt hatte. Aufmerksam war er auf jeden Fall!
Ein entschuldigender und etwas verschämter Ausdruck schlich sich in ihr Gesicht und färbte leicht ihre Wangen.
„Pitt!“, tadelte nun auch Neri, was die beiden jedoch kaum zu beeindrucken schien. „Tut mir leid. Wir sind noch dabei, ihnen Manieren beizubringen“ sagte Neri, woraufhin die jüngere Elfe hinzufügte „Bitte entschuldigt!“ Sie trat mit strengem Blick zum Tisch und hielt ihre Hand fordernd auf, in die das Eon klettern sollte. Doch innerlich befürchtete sie schon, dass sie gegen die Macht der Beeren nicht ankommen würde.
„Jún! Benimm dich!“, raunte sie dem Tierchen zu und erinnerte sich an Yedans Diskussion mit dem kleinen Beerendieb, die sie damals noch recht amüsant gefunden hatte.
Das Essen sah wirklich lecker aus und vermutlich konnten sie alle einen guten Happen vertragen. Doch bevor sie sich einfach setzen und sich über das Essen hermachen wollte, lag es ihr doch am Herzen sich richtig zu bedanken. Da kam eben doch der Einfluss ihrer Mutter heraus.
„Vielen Dank, dass Ihr uns hier übernachten lasst!“, bedankte sie sich mit einem warmen und ehrlichen Lächeln. Sie konnte Arrond zwar noch nicht einschätzen, doch konnte sie nicht sagen, dass er ihr unsympathisch vorkam. Eher ganz im Gegenteil. Sie ging kurz zu Neri und flüsterte ihr leise und für Menschenohren nicht hörbar: „Er wirkt sehr nett, oder?“, zu, da sie auch die Einschätzung ihrer Freundin gerne hören wollte. Mit Yedan konnte sie sich was das anging schon ohne Worte austauschen.
Ihr Blick wanderte kurz abwartend über die Anderen und ob sie sich nun alle setzen würden. Normalerweise gab der Hausherr einen Wink oder setzte sich eben zuerst und daran orientierte sie sich nun auch. Auch überließ sie dem Dessarier das Wiederaufnehmen des Gesprächs, auch wenn sie nach einer Weile gern daran teilnehmen würde, sobald sie sich einen kleinen Überblick verschafft hatte.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Januar 2024, 11:00

„Über einen Besuch von dir freut sich doch bestimmt jeder! Wohnt hier dein Freund, der mir vielleicht weiterhelfen kann? Wer ist er? Wieso ist er in Santros bekannt?“ Arunn warf Neri einen Blick zu und grinste kurz. Er wusste zu schätzen, dass sie ihn aufmuntern wollte und atmete tatsächlich etwas durch, während sie noch eine Weile warten mussten. „Ich kann dir gar nicht sagen, wer er ist. Er ist einfach sehr vernetzt und hat vorher – also vor der Belagerung – in Pelgar gewohnt und gearbeitet. Er ist der Mann, der die Fäden zusammenlaufen lässt. Ihm kann man durch und durch vertrauen – wenn man denn nicht sein Feind ist“, zwinkerte er und machte deutlich, dass er selbst gar nicht so genau wusste, wieso er so geachtet war. Während Neri und Arunn sich etwas unterhielten, nutzte Rhuna auch die Zeit, um sich ein wenig auf Yedan einzulassen. Der Halbelfe schenkte ihr einen warmen Blick, als sie sich vor ihn stellte und ihn umarmte. Yedan schob gleich seine Arme um ihren schlanken Körper und lächelte sie an. Er wirkte in der Tat etwas ruhiger und hatte auch längst nicht mehr diesen umherirrenden Blick. Ihm war anzusehen, dass wenn er sich ein wenig auf Rhuna konzentrieren konnte, er sich sichtlich entspannte. „Das Meer sah wunderschön aus, nicht wahr?“ Er nickte und schenkte ihr ein Lächeln. „Das war es. Vielleicht…“, er sah sich kurz um, doch traf er offensichtlich eine Entscheidung, „vielleicht willst du mit mir den Hafen ansehen, sobald wir können?“, fragte er sie und strich ihr kurz über die Wange. Natürlich war dort ebenfalls der Harax los, wenn man bedachte, dass der Feiertag heute war. Aber sie mussten auch nicht sofort losstürmen und Yedan wirkte zuversichtlich, dass er sich schon eingewöhnen würde. Noch bevor sie aber weitere Pläne schmieden konnten, wurden sie hereingebeten. Der Weg zum Speisezimmer war gespickt mit interessanten Dekorationen und Eindrücken. Schließlich aber erreichten sie ihr vorläufiges Ziel. Arrond Vesuve, ein Mensch im besten Alter mit graumelierter Frisur und einem äußerst smarten, gutaussehenden Gesicht, lächelte ihnen aufrichtig entgegen. Die Begrüßung war freundlich und einladend, was die beiden Elfinnen dazu veranlasste, sich vorerst vorzustellen. "Ich bin Neriélle Nharimur. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen" Arrond bedachte sie mit einem Blick und lächelte nickend, dass er sie begrüßte.
Dann stellte sich auch Rhuna vor: „Rhuna Bláidyaét, aus Shyána Nelle. Vielen Dank, dass Ihr uns in Eurem Haus empfangt!“ Am liebsten hätte sie geknickst, doch das unterließ sie dann doch. Auch ihr galt ein freundliches, begrüßendes Nicken. Dann trat Yedan hervor. „Yedan aus dem Waldmenschendorf“ Arrond musterte Yedan einen Moment. „Interessante Mischung, die du da hast, Arunn!“, lachte der Ältere und der Dessarier grinste den anderen dreien entgegen. „Eigentlich haben sie mich. Ich verdanke der Zuckerschnute da mein Leben!“, er deutete auf Neri und Arrond bedachte sie mit einem anerkennenden Blick. „So? Interessant!“ Bevor sie aber weiter ins Detail gehen konnten, fiel die Aufmerksamkeit auf die beiden Fellnasen. Sie hatten sich bereits zu einem dynamischen Duo zusammengetan und versuchten die Obstschale zu plündern. Auf den Hinweis des Menschen hin, gingen Rhuna und Neri gleichermaßen zu dem jeweiligen Tier und tadelten sie für ihre Unverfrorenheit. Pitt grinste frech und Jún duckte sich unter Rhuna’s strengem Blick.

„Wiesooo?! Der Kerl sagte doch, ihr sollt zum Essen bleiben, da ist es doch völlig legitim, dass ich mir auch was genehmige?!“, plärrte Pitt Neri entgegen und Arrond hob beide Augenbrauen. „Ist das ein Ottsel?!“, fragte er und Pitt starrte ihn an. „Ist das ein Ottsel?!“, äffte er den Menschen nach und streckte ihm die Zunge raus. „Wonach sieht es denn aus, Mann?“Arrond’s Blick funkelte kurz auf und sein verhaltenes Lächeln bescherte ihm einen Anblick, der durchaus auch dafür sprach, dass der Mann es gewohnt war, solchen Frechheiten Einhalt zu gebieten. Aber er unterließ es jetzt. „Gut, dann setzt euch und Edmund wird euch Teller bringen“, suchte er mit seinem Blick den Diener. „Vielen Dank, dass Ihr uns hier übernachten lasst!“ Arrond schaute Rhuna an und nickte. „Ach, das ist doch selbstverständlich!“, beschwichtigte er und Jún hopste zu Yedan herüber als Rhuna unaufmerksam war. Der Halbelf streichelte das Eon versonnen und kam dann ebenfalls an den Tisch. Edmund, der weißhaarige Diener, brachte kurz darauf einige Teller und Besteck, deckte für jeden ein und brachte kurz darauf auch noch einige leckere Dinge.
Da gab es eine kalte Fleischplatte, etwas Käse, Wein und Wasser, sowie Brot und Soße. Sie alle waren eingeladen, sich herzlich zu bedienen und selbst für die beiden Tiere hatte Arrond eine Schüssel nur für sie hinstellen lassen – allerdings unterm Tisch! Eine Weile wurde geschmaust und Arunn haute ordentlich rein. Zudem sprach er dem Wein zu und zeigte einmal mehr, dass er gerne trank und sich an guten Dingen erfreuen konnte. „Also“, begann der Hausherr nach einer Weile und stellte sein eigenes Weinglas beiseite. Er wischte sich die Lippen mit einer weißen Stoffserviette und musterte jeden von den Gästen. „Was genau verschlägt euch denn nach Santros?“, wollte er wissen und Arunn biss gerade noch mal von seinem Brot ab, während er nuschelte: „Dies und das, du kennst das!“, feixte er und Arrond schnaufte. „Sehr präzise!“, grummelte er etwas und lachte dann tief brummend. Er hatte einfach eine andere… Klasse. Neben Arunn wirkte er erhaben und abgeklärt. Der Mann musste einiges gesehen haben in seinem Leben und sich all das hier erarbeitet, statt ergaunert haben. „Rhuna will jemanden finden – stimmt doch, oder? Und Neri wollte dich etwas fragen!“.

Die Tür wurde zum Salon geöffnet und ein weiterer Mann kam herein, während seine Augen auf ein Stück Pergament gerichtet waren und er die Gäste gar nicht bemerkte. „Arrond, wir haben Spuren in Estria gefunden, sie wird wohl dort sein…“, plapperte er los. Arrond räusperte sich und der andere Mann stockte. „Oh!“, entfuhr es ihm, als er Neri, Rhuna und die Männer sah. Dann flog sein Blick zu Arrond. „Entschuldige!“, murmelte er und steckte das Pergament wieder weg. Sein Blick wurde deutlich arroganter und abweisender. „Schon gut, Roderick. Dinge ändern sich. Das sind unsere Gäste, sie bleiben eine Weile, bis sie ihre Angelegenheiten hier geklärt haben“, weihte er Roderick ein. Der Blonde wirkte nicht erfreut, nickte steif zur Begrüßung. Dann deutete Arrond auf das Pergament in seiner Hand. „Weiß man, wie es ihr geht?“, fragte er nach und seine Mimik deutete daraufhin, dass das Thema nicht gerade angenehm war. „Nein. Aber wie soll es dieser Brut…“, Rodrick blickte auf die Gäste, „Frau… schon gehen.“, murrte er und Arrond seufzte tonlos. „Später, Rodrick. Ich komme später darauf zurück.“, murmelte er und der andere nickte pikiert. „Sicher.“, dann verließ er das Zimmer und die Tür knallte. „Muffelkopp!“, schmatzte Pitt nonchalant und brachte Arunn zum Prusten. „Er hat sich nicht verändert, was Arrond? Bringt sie ihn immer noch zum Kochen?“, Arrond aber wirkte für einen Moment in Gedanken, bevor er blinzelte. „Ja, scheinbar schon. Aber… lasst uns das Thema wechseln!“, bat er und wirkte ein wenig emotional, als er einen Schluck nahm und sich wieder fing. „Also... wo waren wir? Rhuna, ihr sucht jemanden? Wen? Und Neriélle, du wolltest mir eine Frage stellen?“, blickte er die beiden Elfinnen nacheinander an und lächelte auffordernd. Die Frauen hatten nun die Gelegenheit, ihre Themen anzubringen. Oder aber vielleicht entschieden sie sich auch, es lieber zu lassen und wollten sich verabschieden? Es stand ihnen frei, denn sie besaßen nun hier jeweils eigene Zimmer. Rhuna und Yedan konnten sich eines teilen, während Neri ein eigenes erhielt und Arunn ebenso. Auch stand es ihnen frei, wenn sie sich ein wenig in der Stadt umsehen wollten. Noch war es nicht später Abend und sie hatten eine Unterkunft gefunden, zu der sie zurückkehren konnten. Ganz gleich, wofür sich Rhuna und Neri auch entscheiden mochten – Santros stand ihnen offen.
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