Trautes Heim

In einem blaugrauen Ton erstrahlen die Wohnhäuser Dessarias. Einige Bürger haben sich sogar einen eigenen Laden hier aufgebaut, um zusätzlich noch einige Goldmünzen zu verdienen.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 18. Oktober 2012, 08:51

Parak stand einem Soldaten gegenüber und dieser war nervös. Vermutlich spürte er auch, dass sich hier mehr als Seltsames vor sich ging.
Der Soldat zog skeptisch eine Braue hoch, als Parak bekundete das er ein Schreiben bei sich trug.
Die Waffe wurde nicht gesenkt und als Parak das Schreiben hielt, forderte der Soldat ohne ein Wort ihn auf, es ihm zu reichen. Mit einer Hand schüttelte der Soldat das Papier, dass es sich entfaltete und las dieses.
„In Ordnung…verzeiht bitte“ Der Soldat ließ die Waffe sinken.
jetzt löste sich auch die Anspannung ein wenig aus den Zügen des Mannes.
„Verständlich dass ihr nicht dem Volk begegnen wolltet. Es ist auch alles mehr als seltsam! Bitte folgt mir!“
Er nickte Parak zu ihm zu folgen und sie schritten durch die Tür in den Wohnraum, dort standen noch zwei weitere junge Soldaten, die sich umschauten. Sie hielten inne, als der Kollege und der kammerjäger eintraten. Verwunderte Blikce wurden ausgetauscht, doch sonst sagten sie nichts.
Hier war seltsamerweise kein Eis am Boden, doch es roch verdächtig nach Tod. Vor dem Kamin, der jetzt aus war, stand ein bequemer Sessel. Auf der einen Seite der Rückenlehne waren sichtbare Blutspuren zu erkennen. Hier musste der Schlachter gesessen haben. Der Sessel war zu einem anderen Sessel gerichtet, so wie man es bei einem Gespräch machen würde.
Ein kleiner Tisch, auf dem eine Karaffe und ein Glas standen.
„Dort wurde er gefunden. Könnte vielleicht durch den Kamin gekommen sein, oder?... oder irgendwie anders.“
Scheinbar hatte Randler doch noch Personen auf die Sache angesetzt. Aber so wie die Soldaten sich umsahen, hatten sie wohl selber keine Ahnung wonach sie suchen wollten und zudem konnte man allen eine gewisse Anspannung ansehen. So als hätten sie Angst. Besonders der Tür, durch die Parak gekommen war wurde immer skeptische Blicke zugeworfen.
Denn diese Tür war ebenfalls gefroren beziehungsweise war dort irgendwie eine Gestalt durch Eis dargestellt. So als hätte jemand vor der Tür gestanden und war dann mit Wasser bespritzt worden, welches dabei gefroren war. In der Mitte konnte man die Schemen einer Gestalt sehen.
Und fast von der Tür verbogen lagen Scherben, wie von einem weiteren Glas.
Wo war Parak reingeraten?
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Donnerstag 18. Oktober 2012, 21:32

Der Kammerjäger schätzte sich geradezu glücklich: Diese Wächter hier waren nämlich viel zu verstört, um unhöflich und abweisend zu sein. Als er in den Raum trat, sah er ihre ratlosen Blicke. „Wart ihr bereits im Flur und im Arbeitsraum? Könnt ihr euch das ganze Eis erklären?“ Er stellte die Fragen aus reiner Neugierde, er war nicht hier, um Bekanntschaften zu schließen. Parak wollte außerdem indirekt wissen, ob einer dieser Leute schon Bekanntschaft mit der verrückten Katze gemacht hatte.
Erst jetzt drehte er sich um und erkannte auf der Innenseite der Tür die Eisfläche, die eine Fläche umrandete, die gut und gern eine menschliche Silhouette war. Ja, das war furchteinflößend, er konnte die Gefühle der Wächter verstehen. Darum suchte er sich den aus, der am nervösesten von allen wirkte, und gab einen Wink mit dem Zaunpfahl:
„Die Hintertür geht nicht mehr richtig zu. Wäre gut, wenn jemand da aufpasst. Im Freien, am hellen Licht.“

Paraks Hunde traten hinter ihm ein. Er fragte nicht erst nach Erlaubnis, sondern deutete ihnen gleich an, nach einer Fährte oder irgendetwas wichtigen zu schnuppern. Und die Art und Weise wie Parak sich an die Untersuchungen machte, schnell, rastlos, instinktgelenkt, machte ihn gewissermaßen zum dritten Hund. Er lief zuerst zum erloschenen Kamin, steckte den Kopf rein und schaute den Schlot hoch, um zu schauen, ob jemand überhaupt durchklettern konnte, wie der Wächter vorschlug. Dann griff er auf die Asche. Wenn sie warm war, dann hatte gestern Nacht hier ein Feuer gelodert, was die Möglichkeit ganz ausschloss.
Jetzt war seine rechte Hand ganz grau und schmutzig. Aber das gab ihm eine weitere gute Idee: Er lief zum Schemen an der Tür und fuhr ihn mit rußigen Fingen nach.
„Wenn's Eis weg geht, können wir's immer noch sehen.“, erklärte er den Wächtern, die das alles am liebsten vergessen hätten. Gerade weil er keine Erklärung dafür fand, wollte er dieses merkwürdige Ding erhalten.

Er schaute sich nun etwas genauer im Raum um. Vor dem Kamin standen zwei Sessel, einer blutbefleckt. Aber warum zwei? Der Mann war Witwer, vielleicht war der zweite Stammplatz seiner Frau gewesen und er hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn zu entfernen. Oder er war für die Katze – ein Mistding, dachte Parak – reserviert oder für Besuch. Zumindest war der Sessel zu weit entfernt, um darauf die Füße hochzulegen.
Auf dem kleinen Beistelltischchen stand eine Karaffe und ein Glas. Parak steckte die Nase in das Glasbehältnis und versuchte herauszubekommen, was getrunken wurde. Und dann fiel sein Blick auf etwas vielversprechendes.

Scherben, Glasscherben auf dem Boden. Hier gab es keine zerbrochenen Fenster. Nein, das Glas musste von einer anderen Quelle stammen. Aus einer Hosentasche zog er sich einen seiner Arbeitshandschuhe über seine Hand und sammelte die meisten Scherben auf. Vorsichtig trug er sie zu dem Tischchen und legte sie neben das intakte Glas. Er fing an, etwas herumzuprobieren, indem er die Scherben hin und her schob und zusammenlegte. Stammten sie von einem identischen Glas? Das versuchte er herauszufinden.

Wenn dem so wäre, dann würde das ein ganz neues Licht auf den Hergang des Abends werfen. Niemand trank aus zwei Gläsern! Zwei Gläser, zwei Sessel, keine Spur bisher von Einbruch. Es war ein Gast hier gewesen, der den Schlachter so in Sicherheit gewiegt hatte, dass sie hier einen gemütlichen Abend am Kamin verbracht hatten. Was folgte, konnte Parak nicht sagen. Hatte der Gast das Monster eingelassen? Er konnte es doch schlecht unter dem Mantel verstecken oder aus dem Hut zaubern. Und was hatte es mit vereisten Flächen und den drei Augen auf sich?

Aber er wollte sich weiter umschauen, vielleicht auch einen Blick in die anderen Räume werfen, um sicher zu gehen, ob es nicht noch weitere Seltsamkeiten gab. Und wie machten sich unterdessen seine Hunde?

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. Oktober 2012, 13:41

Der angesprochene Soldat zuckte zusammen, als Parak sein Wort an ihn gerichtet hatte.
“dann werde ich außen aufpassen“ sagte er noch, warf wohl seinem ranghöchsten Kollegen einen bittenden Blick zu und entschwand durch die Tür.
Der, der Parak noch vor ein paar Minuten gedroht hatte sah den Kammerjäger an. Er atmete tief durch, um die Abgespanntheit aus der Stimme zu nehmen.
„nein, wir waren bis jetzt nur hier und im vorderen Verkaufsraum. Wir mussten dadurch leider selber durch die neugierigen Bürger, die in der tat draußen am Haupteingang warteten. Leider dürfen wir nicht einen so unauffälligen weg, wie ihr ihn genommen habt, wählen…“ er rieb sich über sein Handgelenk, sah kurz zu Boden bevor er wieder Parak ansah.
„…außerdem war mir nicht mal andere Eingang bekannt. Wir haben uns schon gewundert, wegen dem Eis und ehrlich die Sache ist recht unheimlich.“
Was der andere Soldat mit einem Kopfnicken nur bestätigen konnte.
"Die anderen Wohnräume sind durchwühlt worden, auch dort gibt es hier und da Eis am Boden"

Die beiden Hunde waren jetzt ebenfalls eingetreten, sie schnupperten und hatten, nach einem kurzen Befehl von Parak, ihre Nasen auf dem Boden. Parak konnte sich bis jetzt immer auf deren Nasen verlassen.
Auch der Kammerjäger machte sich an die Detektivarbeit. Und das sogar mit Erfolg.
Das jemand durch den Kamin gekommen war, konnte man wohl ausschließen. Die Glut war warm und der weg durch den Kamin selber würde nur ein Kind schaffen. Oder aber ein schlankes Tier. Der Schonstein war nach oben hin schlanker werdend. Wer versuchen würde, durch das Dach zu kommen, blieb vermutlich stecken.
Als Parak die Schemen nachzeichnete, war noch deutlicher die Gestalt von jemand zu erkennen. Sie musste groß und schlank gewesen sein, hatte jedoch nicht die Silhouette einer Frau.
„darauf hätten wir kommen müssen“ lobte einer der Soldaten Parak.
Aus der Karaffe konnte er den Geruch von Wein noch leicht riechen. Tatsächlich hatte der Schlachter hier etwas getrunken. Und die Scherben?
Die Soldaten traten beide dazu, beobachteten, wie jetzt Parak mit Sorgfalt hier und da etwas ausprobierte. Und seine Befürchtung bewahrheitete sich- es entstand ein zweites Glas. Identisch! Zwei Gläser, es klebte leicht und auch von diesen Scherben konnte man den Geruch von Wein wahrnehmen.
Ein trockener Wein- etwas edles, was man nicht jeden Tag trank.
Einer der Hunde winselte, kratzte an einem kleinen Schrank rum. Irgendetwas war dort drin.
Endlich gab die Tür nach . Die Schnauze voran, schnüffelte Georg und winselte zu seinem Herrn auffordernd. Mit einer Pfote kratzte der Hund an der Tür, bis sich sich weit aufmachte. Es war leer! Nein nicht ganz, ein Buch lag dort. Es war in dunkles, fast tiefgraues Leder gebunden.
Eine schnalle war über den Die Buchklappen angebracht, womit man es geschlossen halten konnte. Ein Titel stand ebenfalls nicht drauf.
Der Geruch eines weiblichen Duftwassers hing diesem Buch an.
Aber warum hatte es Aufmerksamkeit erregt?
„Euer Hund hat etwas gefunden!“ sagte einer der Soldaten.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Dienstag 23. Oktober 2012, 07:51

Parak hatte eigentlich dem Mann den Gefallen tun wollen, nämlich dass er sich von diesem Schauplatz entfernen konnte. Aber stattdessen hatte er ihn durch ungesicherte Räume geschickt.

Die Arbeit war für Parak fast schon mechanisch, trotz der vielen Rätsel und unheimlichen Spuren. In seinem eigentlichen Beruf suchte er auf ähnlich ruhige Weise die Rattennester und positionierte die Fallen.
Er durfte bescheidene Früchte des Erfolges ernten: Er wusste, dass Besuch da gewesen war und das vermutlich mit dem Angriff zu tun hatte, weil es weder eine zweite Leiche, noch einen lebenden Zeugen gab. Außerdem war der Besuch so wichtig oder so vertraut, dass dafür guter Wein serviert wurde und nicht etwa Bier oder Wasser. Des weiteren konnte der menschliche Schemen auf der Tür unmöglich natürlichen Ursprungs sein. Da hatte jemand seine Finger im Spiel.

Er blickte erwartungsvoll zu seinen Hunden. Die zänkische Dariah streunte angespannt um den blutigen Sessel herum. Sie hatte keine Spur, sondern schien bloß auf dem Mörder zu warten, um ihn in den Hintern zu beißen. Aber Georg zeigte sich nützlicher: Irgendetwas steckte in dem kleinen Schränkchen in der Ecke. Parak ging sofort hin, doch bevor er da war, hatte Georg allein mit den Pfoten die Tür aufgeschwungen.
Der Kammerjäger blickte erwartungsvoll hinein, aber verzog die Miene, als es nur ein dummes Buch war und sonst nichts. Er nahm es in die Hand und raunte dann: „Riecht nach Weibsvolk.“ Er drehte das Buch mehrmals in seinen Händen, nahm die Buchrücken auseinander und schüttelte es kurz, ob nicht etwas zwischen den Seiten lag, aber das waren auch schon seine Untersuchungen.
Das Buch presste er dem Wächter in die Hände, der vorhin sein Schreiben überprüft hatte. „Du kannst lesen. Schau, ob was wichtiges drinnen steht. Ich mache mal eine kleine Runde.“

Er wollte einen Blick auf die übrigen Räumlichkeiten werfen. Insbesondere des Eises wegen. Wenn gestern Nacht noch ein Feuer gebrannt hatte, konnte das Haus unmöglich so schnell abkühlen. Aber auch für irgendwelche Hinweise auf den Besuch war er empfänglich. Die Hunde pfiff er zu sich, vielleicht konnten sie auch dort etwas Spürsinn beweisen.
Danach würde er zurück in das Wohnzimmer gehen und sich anhören, was die Wächter über das Buch zu sagen hatten.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. November 2012, 12:38

Nur ein dämliches Buch hatte sein Hund gefunden. Nichts was einem weiterhelfen konnte. Verärgert drückte es Parak einen der Soldaten in die Hände. Ein Fragender Blick wurde ausgetauscht.
„Ihr könnt nicht lesen?“ sprach er die Frage aus, die diese Handlung nachvollziehen ließ. Immerhin könnten da Indizien stehen- vielleicht ein Planer über die Zeit, der ursprünglich durch die Frau erstellt wurde oder sonst was brauchbares.
Parak kümmerte sich nicht mehr darum. Seine Entscheidung, die anderen Räume zu durchsuchen war gefallen.
Durch einen kleinen Zwischenflur gelangte er zur Kochstelle und Küche. Die Regale waren ausgeräumt und die Schränke standen offen. Geschirr lag zerstört am Boden. Ein kleiner dunkler Schatten fiel im bei genauer Betrachtung auf. Er hing neben dem Fenster, fast verborgen in der Gardine. Dort steckte ein kleines Messer. Keins was man für die Küche brauchte, sondern welches als Präzisionswaffe zum Töten benutzt wurde. Er hatte eins bei einem Mitsträfling so eine Klinge gesehen, die dieser immer zu verbergen wusste. Ein Mann, der etwas früher als er selber frei gekommen war und aus der Gegend hier kam.
Der nächste Raum, war der Vorratsraum, der von der Küche abging. Die Tür zum Vorratsraum war nicht verschlossen und sie gab schon beim leichtesten Druck nach innen nach. Am Türrahmen etwa fast so hoch wie Parak groß war, waren tiefe Einkerbungen zu sehen, die sich doch nach innen zogen. So als hätte jemand versucht die Tür an der falschen Seite-eben dort wo nicht ein Griff war, aufzustemmen versuchte. Und zwar mit etwas was drei kerben machte.
Ein Chaos, wie nach einer Explosion war dort vorzufinden. Es roch stark nach Alkohol und am Boden waren mehrere Flaschen von Wein in Scherben. Ebenso fand sich am Boden eine kleine Pfütze, die sich mit dem Wein vermischte. Es roch nach Eisen und war doch dunkler als der Wein selber. Die Konsistenz war leicht klebrig. Blut.
Die anderen Räume sahen alle Ordentlich und ohne ein seltsames Chaos aus. So eben, als wenn jemand gleich zu Bett gehen wollte und seine Wohnung in Ordnung hielt.
Erst als Parak wieder im Ausgangsraum angekommen war, dort hatte sich nichts verändert. Der Soldat trat auf ihn zu.
„Irgendetwas noch gefunden…hier, das gehört euch“ Er drückte dem Kammerjäger das Buch zurück und sah leicht verdrießlich aus, weil er als Aufpasser des Buch ausgesucht wurde. Den verwunderten Blick fing er auf.
„Das hatte ihr mir eben gegeben, es steht euer Namen im Buch und das ihr der Besitzer seid. Wie auch immer ihr in dessen Besitz gekommen seid, wenn ihr doch scheinbar nicht lesen könnt, oder?“
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Sonntag 4. November 2012, 17:15

Auf die Frage, ob er nicht lesen konnte, blickte der Rattenfänger den Fragenden spöttisch in die Augen. Er sagte kein Wort und drehte sich weg. Auch die anderen Räume wurden kritisch untersucht. Parak lief durch sie, blickte hinter Möbel, drehte Dinge um und ließ die Hunde herum schnuppern.

Die Küche warf weitere Ungereimtheiten auf: Hier hatte irgendetwas gewütet. Viel gutes Geschirr und Glas war entzwei, alles ausgeräumt. Hatte hier jemand nach etwas gesucht? Geld vielleicht? Oder war das ganze nur wilder Zerstörungswille?
Beinahe wäre Parak an etwas Wichtigem vorbeigelaufen. Aber dann drehte er den Kopf im letzten Moment, blinzelte und bemerkte im Stoff der Gardine ein kleines Objekt. Als er sich näher ansah, traute er seinen Augen nicht.

Eine Art Messer, das er bereits aus dem Gefängnis kannte. Dünn, stabil und spitz, herein geschmuggelt von einem professionellen Verbrecher. Mit so etwas konnte man einen Mithäftling wie ein Schwein abstechen und es dann in einer Mauerritze verstecken. Hinter Gittern war das sein Gewicht in Gold wert. Parak hatte nur einmal so eines gesehen, vielleicht gab es aber auch mehrere.
Was sollte er davon halten? Er nahm es an sich und versenkte es in einer seiner Hosentaschen. Vielleicht konnte er sich an den Namen des Mannes erinnern und möglicherweise konnte Hauptmann Randler dessen derzeitigen Wohnsitz kennen.

Der Türrahmen zur Vorratskammer wies Krallenspuren auf. Er legte seine Finger darauf und prägte sich die Höhe ein. Dann stieß er die Tür auf, bereit auf alles mögliche. Tatsächlich gab es nur zerbrochene Flaschen und verspritzten Wein, aber Parak würde einen Besen fressen, wenn da nicht noch Blut dabei war. Wessen Blut aber? Hatte das Vieh sich vielleicht am Glas geschnitten? Er ging zurück in die Küche, nahm sich einen kleinen Lappen und tupfte damit etwas von dem Wein-Blut Gemisches auf. Vielleicht konnten seine Hunde später etwas damit anstellen.

Die anderen Zimmer lieferten keine Hinweise, also ging Parak zurück zum Wohnzimmer. Vermutlich war das Buch irgendetwas triviales und Georg hatte nur des Geruches wegen angeschlagen.
Umso größer war seine Überraschung. „Mein Buch?! Jaja, guter Witz, macht euch nur über mich lustig... Moment... Dein voller Ernst?“ Er geriet ins Schwitzen. Was hatte sein Name in dem Buch zu suchen? Aber es gab noch einen letzten Strohhalm:
„Also gehört's – wenn's überhaupt stimmt – einem Parak. Ich hab' keinen Familiennamen. Steht da vielleicht 'Parak, der Rattenfänger' oder 'Parak aus der Mittelgasse'? So kennen mich die Leute. Außerdem will ich jetzt wissen: Was steht denn drinnen? Wenn du meinst, dass es meines ist, dann erlaub' ich, dass du's jetzt liest. Mach' hinne!“

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 12. November 2012, 16:51

„Ganz einfach, hier steht es! Dieses Buch gehört Parak, dessen Gesicht hier verzeichnet ist und dessen Begleitung meist zweier Hunde ist, namens Georg und Dariah.“ Der Soldat drehte das Buch zu Parak und zeigte ihm die genaue Zeichnung von sich und denen seiner Hunde. Es war so genau, dass man es nur durch dem Umstand, dass es weißes Papier und Tinte waren, man es nicht für ein Spiegelbild hielt. Was hatte das zu bedeuten?

„Vorlesen?...nun, ich kann mich selber veräppelt- es steht nichts sonst drin“ Der Soldat drückte somit Parak das Buch in die Hand, würde Parak das Buch durchschauen, so würde er sehen, dass sonst kein Blatt beschrieben war. Aber ein leichtes Kribbeln, als wenn man das Gefühl hatte, das etwas eine Bedeutung hatte, konnte er im Bauchraum fühlen.
So als wäre dieses Buch mehr als nur wichtig.

„haben sie sonst irgendetwas interessantes gefunden?...sonst sind wir gewillt, diesen Ort u verlassen. Man findet hier keine großen Spuren, die uns etwas bringen.“ Oder aber sie wollten nichts finden. Das auch den Soldaten mehr als unwohl war, konnte man ihnen nicht verübeln. Hier passte nichts so wirklich zusammen und die Geschichten dass es in einigen Ländern sogar Krieg mit Untoten und Dunkelelfen gab, machte die Sache nicht besser.
Vielleicht konnte Parak aber tatsächlich durch die Klinge etwas in Erfahrung bringen.


OT: sorry, diesmal nicht so lang :drop:
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Dienstag 13. November 2012, 21:20

Nachdem jetzt jeder den anderen einmal vorgeworfen hatte, ihn bloß auf die Schippe zu nehmen, waren sie quitt. Das einzige geschriebene, was im Buch stand, war nämlich sein Name und die Namen seiner Hunde.
Und als ob das nicht gruselig genug war, kam auch ein weiterer Schlag. Ein Bild von ihm selbst. Seine Hände verklammerten sich am Einband und die Knöchel wurden weiß. Das konnte nicht wahr sein. Er schaffte es eine Hand los zu bekommen und griff in eine eine seiner Hosentasche nach seinem Rasierspiegel. Beinahe hätte er ihn beim Rausziehen fallen gelassen. Er verglich die Zeichnung mit seinem Spiegelbild.

Es war nicht nur Ähnlichkeit, nein, es war ein perfektes Abbild seiner selbst. Und die Hunde erst. Die beiden waren in allen Einzelheiten aufs Papier gebannt. Oh, das konnte nichts gutes bedeuten. Was für ein verdrehter Geist hinterließ so etwas an einem Tatort? – Parak ging davon aus, dass der Fleischer keinen Grund hatte, so ein rätselhaftes Buch zu besitzen.
Ebenso fühlte er sich bedroht. Irgendjemand hatte genug Zeit in seiner Nähe verbracht, um ihn zu zeichnen und die Namen seiner Hunde herauszufinden. Und dieser jemand hatte das Buch mit Absicht hier gelassen. Drohung, Spott, Warnung? Als sein Schock erst einmal wich, wurde Wut in ihm frei. Jemandes Kopf würde dafür rollen müssen und er würde diesen jemand finden.
„In der Küche hat jemand gewütet und im Vorratsraum ist eine Weinlache, vermischt mit Blut. Kerben in der Tür.“, berichtete er knapp. Die Wächter waren gewollt, diesen Ort zu verlassen. Keine weiteren Spuren? Diese Feiglinge hatten nur Angst, ihre Augen weiter auf den Horror zu werfen. Aber so etwas würde bald wieder passieren, wenn Dessaria sich nicht in Acht nahm.

„Ich gehe.“, meinte er bloß. Er war fertig hier. Mit seinen Hunden im Schlepptau und dem Buch unterm Arm ging er zur Hintertür. Wo wollte er als nächstes hin? Er überlegte es sich kurz. Es standen drei Dinge an: Mittagessen in der Bäckerei, um mehr über den Klatsch in der Stadt erfahren. Ein Abstecher nach Hause, um seinen Kunden zu verklickern, dass er heute anderweitig beschäftigt war – und damit er und seine Hunde sich erleichtern konnten, denn er ließ nicht zu, dass er selbst und die Tiere dies in irgendeiner Seitengasse erledigten. Und Hauptmann Randler Bericht erstatten. Da dachte er wieder an das Messer. Das hatte er in der Aufregung um das Buch ganz vergessen und es nicht den Wächtern ausgehändigt.
Er versuchte sich an den Besitzer zu erinnern. Vielleicht der Name, vielleicht die Art des Verbrechens oder wenigstens der Zeitpunkt seiner Freilassung. Er brauchte Informationen, mit denen Randler etwas anfangen konnte.

Er beschloss die Dinge auch in dieser Reihenfolge abzuarbeiten. Auf diese Weise konnte er den Rest des Brotes nach Hause bringen und hatte viel Zeit, damit er sein Gedächtnis durchforsten konnte.
Wie üblich lief Parak sehr flott. Sein Gesicht war grimmig, seine Stiefel schlugen auf das Pflaster und sein Überwurf flatterte im frischen Wind.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 22. November 2012, 00:11

Er konnte es drehen und wenden wie er es wollte, aber hier war wirklich etwas nicht in Ordnung. Denn selbst wenn die Zeichnung eine Drohung oder Warnung sein sollte, hätte jemand ja das Buch dort hinlegen müssen und das ganze vom kleinsten Detail her geplant haben müssen. Sogar dass er diesen Auftrag erhielt, wer aber außer Randler wusste davon? Und wusste auch wohin sich der Rattenfänger hinbewegen würde?
Der Soldat blickte ihn ernsthaft an, als Parak ihm die Information über die Vorratskammer mitteilte. Seine offensichtliche Enttäuschung, diesen Ort hier schnell verlassen zu können wand in den Augen des Mannes. Jetzt waren sie gezwungen, sich abermals in diesem mehr als unheimlich wirkenden Haus um zu sehen.
Er seufzte auf und gab einen Knappen Befehl an seine Leute.
„Überprüfen!...danke!“ knirschte er fast schon übertrieben freundlich durch die Zähne, ließ dann Parak mit seinem Buch und den Hunden allein.
Parak selber hatte jetzt mehr Rätsel als Antworten, Georg blickte zu ihm hoch und Dariah schnüffelte abermals am Boden rum. Sie gab ein Niesen von sich, als ihre Nase durch den Staub wühlte, der sich in einer Ecke befand von sich. Dies war jedoch vollkommen normal.
Der frische Wind der Berge um die Stadt hatte an Kälte zugenommen. Vermutlich würde es bald schon zu schneien anfangen, denn die dicken Wolken sahen nach Schnee aus. Seine Gedanken gingen die Fakten und Seltsamkeiten dieses mehr als ungewöhnlichen Auftrags durch.
Der Mann, der damals im Gefängnis so ein Messer hatte, war ein ziemlich düsterer Geselle gewesen. Keiner der zu Unrecht dort war, wenn die Milde der Strafe einen auch verwunderte, wenn man den Gerüchten glauben schenken mochte, die seine Straftaten betrafen. Er hatte einen wohlhabenden Gönner in der Stadt gehabt, der ihn dann freikaufte. Aiden, so hieß der Kerl. Nur ein Nachname war nicht bekannt.
Und der Gönner hieß, Gravand von Hohenfels.
Dariah bellte plötzlich los und sprang etwas vor, Ihr Fell gestäubt, knurrte sie tief und grollend. Georg gesellte sich dazu. Nur war in dieser Straße kaum ein Mensch, aber auf einer Kiste saß eine Katze, die sich gerade innig eine Pfote leckte. Desinteressiert sah sie kurz hoch und wenn eine Katze grinsen könnte, so würde man meinen sie tat es in dem Moment. Sie ähnelte der Katze aus dem Haus, wenn sie es nicht sogar war. Mit einem Satz sprang sie von der Kiste auf ein Dach hoch und schritt gemütlich von dannen. Wurde er verfolgt?
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Samstag 24. November 2012, 14:55

Es wurde merkbar kühler, aber Parak ließ es sich nicht anmerken, dass er fror. In gewisser Weise war das Wetter gut, damit er einen kühlen Kopf behielt. Vielleicht würde es sogar die nächste Tat des Individuums, das er verfolgte, verzögern.
Im Moment arbeitete er an einem Netz in seinem Kopf. All die Dinge, die er gesehen hatte, hingen zusammen, aber es war im großen und ganzen nicht klar, was es überhaupt damit auf sich hatte. Analytisches Denken war nicht seine Stärke – am liebsten hätte er die Wahrheit aus einem Verdächtigen heraus geprügelt. Aber es gab nicht einmal einen Verdächtigen. Abgesehen vielleicht von diesem Magier, aber er würde sich hüten, an so einem Menschen Hand anzulegen.

Die Waffe lag kühl in seiner Tasche. Ein Strang des Netzes, der überhaupt nicht ins Gesamtbild passte. Der einzige Mensch, der je so etwas besessen hatte, war zur selben Zeit im Gefängnis mit ihm gewesen, aber früher rein und früher raus gekommen. Es war kein Vergnügen, an die Zeit zurückzudenken, aber es war notwendig.
Alle kannten Aiden. Der Mann war gefährlich und zwar so gefährlich, dass jemand dafür Geld bezahlte. Es hieß, er habe am Anfang seiner Zeit einen Mithäftling abgestochen, aber niemand konnte oder wollte es ihm nachweisen. Aiden wurde seither respektiert und gefürchtet. Er besaß so ein Messer, denn Parak hatte es einmal gesehen. Ob es ein Einzelstück war, konnte er nicht sagen.
Aiden war zu früh entlassen worden, das war klar und es wurde gemunkelt, dass ein Hochgeborener sich dafür eingesetzt hatte. Wie war dessen Name noch gleich? Gerald Großfeld? Gustav von Hochberg? Nein, Gravand von Hohenfels!
Was hatte ein so gefährlicher Kerl mit einem angesehenen Adeligen zu tun? Es gab zwei Theorien: Bastardsohn oder Auftragsmörder, vielleicht auch beides, wer konnte das schon wissen...

Parak grübelte. Guter Wein wurde nicht für normale Gäste serviert. Aber ein Bürgerlicher war von der Sitte her verpflichtet, einem Adeligen den besten Tropfen angeboten. Auf jeden Fall musste er Gregori Randler von seinem Fund berichten und dann nach Aiden und dessen Verbindung zu Gravand fragen.

Es war niemand auf der Straße, als seine Hunde unruhig wurden. Er blickte sich um und sah dann eine alte Bekannte. Dieses Teufelsding von Katze! Aber er beherrschte sich, bevor er etwas unüberlegtes tat. Das Fellding war nämlich schon im nächsten Moment auf einem Dach und Parak hatte weder Lust, noch das Geschick, hinterher zu klettern. „Ruhig. Sie tut uns nichts.“, wandte er sich an seine Hunde. Aber anstatt seinen Weg wie gewohnt weiter zu gehen, wartete er einen Moment, wobei er Ausschau in alle Richtungen warf, bevor er dann einen anderen Weg einschlug. Er machte einen Umweg durch Seitengassen, wobei er zeitsweise leise schlich, manchmal die Richtung änderte und dann wieder schnell hetzte. Sollte das Gefühl, verfolgt zu sein, begründet sein, dann wollte er die Verfolger abhängen oder sie so verwirren, dass er einen Blick auf sie werfen konnte.
Nichtsdestotrotz war sein Ziel immer noch die Bäckerei.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Dezember 2012, 00:41

Parak hatte das Gefühl, dass ihn jemand folgte. Und was da besser, als ein paar andere Wege einzuschlagen? Seine Hunde folgten ihm und sie gingen durch die Gassen und Nebenstraßen, die so verschlungen waren, dass es ein Einfaches war, jemanden abzuschütteln. Ein Bettler sah von seinem Schlaflager auf, aber die Hunde knurrten und so wagte er es nicht auch nur nach einer Münze zu fragen.
Doch Parak mochte es sich einbilden oder nicht, immer wieder spürte er einen Blick auf sich gerichtet. Er hörte wie ein Geräusch vom Knistern wie von Eis folgte. Was war das für eine seltsame Sache hier?
Mehr als einmal, sah er einen Schatten, der über die Dächer der abgrenzenden Häuser der Gassen sich bewegte. Zweimal war ihm sogar, als hätte sich das Licht kurz über ihn verdunkelt. Er konnte ein leises Scharren auf den Dachschindeln vernehmen und etwas Dreck rieselte herunter.
Doch egal wie er sich anstrengte, zu sehen bekam er nichts. Irgendwann ließ dann auch das Gefühl des Beobachtens sein. Vielleicht hatte er den Verfolger abgehängt?
Der kalten Luft hatte sich jetzt ein weiterer Geruch beigemischt. Es roch nach gebacken frischen Brot und Teigwaren aller Art. Als er jetzt die Gasse hinter sich ließ, öffnete sich eine größere Fläche. Der Bäcker war nicht unweit von der Stelle, wo der Markt meist abgehalten wurde. Hier und dort waren noch vereinzelte Stände, doch es zeigte sich deutlich, dass der Abend nicht mehr fern war. Lichter wurden schon in den Häusern entzündet und die Schatten wurden so oder so länger und länger. Der Tag schien wie im Fluge vergangen zu sein, was jetzt auch ein deutlich lautes Knurren aus seinem Bauch ankündigte.

In der Backstube war noch in Betrieb, wenn auch die zwei Gästetische leer waren. Zu dieser Zeit suchte man dann eher schon eine richtige Gaststube auf, wo man deftige Speisen und Getränke serviert bekam.
Der Bäcker war gerade mit einem Kunden über eine Torte am verhandeln. Es sollte eine besondere sein, weil sie für die Feier eines Adligen gedacht war.
Die Tochter des Bäckers hatte Parak noch nicht erblickt, doch konnte er sehen, wie diese gerade am Boden kniete. Den Rücken zu ihm gewandt, bändigte sie gerade einer ihrer Locken unter einer Haube, bevor sie mit einem Brett das frisch gebackene Brot aus dem großen Ofen holte. Zufrieden stellte sie diese Laiber ab und drehte sich um. Schweißperlen waren an ihrer Stirn zu sehen und sie wischte sie mit dem Handrücken vom Gesicht. Ihre Wangen war gerötet und doch war ein Leuchten in ihrem Augen zu sehen, dass jeden einnehmen konnte.
„Parak?!“ sie erblickte ihn und sichtlich erfreut erhob sie sich.
„Schön.., das ihr es noch geschafft habt… eurer Brot wollte ihr bestimmt holen, oder?“
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Samstag 8. Dezember 2012, 20:50

Spielten ihn seine Sinne einen Streich oder wurde er wirklich verfolgt? Es war besser auf Nummer sicher zu gehen und nach einer Weile dieses verkorksten Katz-und-Maus Spiels durch die Seitengassen ließ das ungute Gefühl nach. Vermutlich hatte er die Verfolger abgehängt.
Zum Glück hatte er sich vor niemanden mit diesen lächerlichen Verhalten blamiert. Nur ein Bettler, dessen Wort bei niemanden ins Gewicht fiel. Seine Hunde hatten alles mitgemacht, aber sie verstanden, wie wichtig das ganze war. Er konnte sich glücklich schätzen, seine zwei Vierbeiner bei sich zu haben.
Die letzte Strecke zu seinem Ziel legte er im mäßigen Tempo zurück.
Er schaute zum Himmel hoch, war es denn wirklich schon so spät? Hoffentlich war kein Kunde so dumm, den ganzen Tag auf ihn zu warten. Und wenn er heute noch bei Hauptmann Gregori Randler Bericht erstatten wollte, musste er sich beeilen. Oder morgen hingehen. Vielleicht war der schon auf dem Heimweg...
Im Moment war er aber einfach nur hungrig. Wenigstens konnte er dieses Problem angehen, indem er sich die Backen mit warmen Brot vollstopfte.

Die Bäckerei war besonders einladend heute. Aber auch sonst mochte er sie. Ein sauberes Gebäude, immer warm, ein guter Geruch nach Mehl und Teig. Georg und Dariah verdonnerte er wie üblich, draußen zu bleiben. Eine Bäckerei war kein Ort für Hunde. Es ging um Essen, für dessen Reinheit der Bäcker gerade zu stehen hatte. Aber die Tiere konnten ruhig an der Tür nebeneinander gedrängt liegen und sich an der warmen Luft, die unter der Tür hervor kam oder die heraus strömte, wenn jemand sie aufmachte, wärmen.
Er trat ein und schaute sich um. Der Bäcker war anwesend, aber im Gespräch mit einem Mann vertieft, dessen Auftreten verriet, dass er irgend jemandes Lakai war. Es ging um Kuchen, wenn er es richtig verstand. Auf diese Weise war der Vater abgelenkt und Parak konnte die Mutter ebenfalls nicht sehen. Das war gut, denn er wollte sich etwas mit der Tochter unterhalten, ohne dass ein Elternteil ihn anstarrte, als wolle er das Kind verführen.

Ah, da war das Mädchen. Es zeigte seinen Fleiß und Geschick beim Backofen, wobei der Schweiß wegen der heißen Luft auf ihrer Haut perlte. Parak war beim Anblick schwitzender Menschen normalerweise unwohl. Aber in diesem Fall konnte er nicht genug davon kriegen. Ihm wurde heiß. Er fragte sich, ob ihr Gesicht auch so gerötet und angestrengt aussehen würde, wenn er mit ihr...
Seine Gedanken schweiften in die falsche Richtung ab. Als er sie seinen Namen sagen hörte, riss er sich zusammen und trat an den Verkaufstresen. „Ja, einen halben Laib, wie üblich.“, erklärte er und nahm seinen Geldbeutel hervor. Er bezahlte sofort. „Schneid' gleich eine dicke Scheibe zum hier essen ab.“
Er konnte nicht widerstehen, vor Ort seinen Hunger zu stillen. Er nahm seinen Wollüberwurf ab und wickelte das unheimliche Buch, das er unter dem Arm trug, weil es offensichtlich in keine Hosentasche passte, darin ein. Das legte er das Bündel ordentlich auf den Boden. Parak ergriff die Scheibe, nahm einen herzhaften Biss und kaute gründlich. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte er beiläufig.
„Du hast heute schon etwas erzählt, über irgendeinen... Magier? Wenn ich mich richtig erinnere. Würde mich wahnsinnig interessieren, was es damit auf sich hat.“ Dabei lehnte er sich seitwärts auf den Tresen. Er war einen kurzen Blick auf den Bäcker. Hoffentlich würde der nicht auf ihn aufmerksam. Immerhin machte er sich gerade an dessen bestes Törtchen ran. Er nahm einen weiteren Bissen und beobachtete dabei ihre Lippen, während sie antwortete.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. Dezember 2012, 10:27

Der Bäcker bemerkte Parak nur am Rande und nickte nur mal kurz zu dem Kammerjäger, bevor er sich seinen, doch ziemlich anstrengenden Kunde widmete. Seine Tochter würde sich schon um den jungen Mann kümmern.
Diese war sichtlich erfreut und leicht nervös. Auch sie tat einen kleinen Blick über ihre Schulter zu ihrem Vater, bevor sie das halbe Laib Brot, welches sie scheinbar tatsächlich bereit gelegt hatte, dem Kammerjäger überreichtes natürlich erst nachdem sie ihm eine Scheibe abgeschnitten hatte. Diese reichte sie ihm auf einem Teller und packte das restliche Brot mit flinken Fingern in ein Tuch ein.

Sie mochte den Kammerjäger, wenn sie jetzt auch das Gefühl hatte, sie sah furchtbar für ihn aus. Ihre Hände glitten über ihren Rock und strichen das Mehl an der Schürze ab, bevor sie ihn lächelnd ansah. Um die Nähe des Mannes ein wenig zu genießen, griff sie einen Lappen und wischte über den Tresen, so sah sie wenigstens beschäftigt aus.
„Annabell“ sprach sie extra etwas leiser und blickte leicht beschämt auf den Tresen. Die Röte kam diesmal nicht von der Wärme, aber es war wohl das Persönlichste, was er sie in all der Zeit gefragt hatte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie dann wieder aufsah.
„Du ...ähm, IHR erinnert euch dran?“ sah sie verlegen zu ihm.
Es war ihr raus gerutscht, immerhin konnte sie sich doch nicht erdreisten ihn zu duzen. Das gehörte sich nicht für eine Dame. Ihre Mutter hatte es ihr mehr als deutlich erklärt, wie wichtig die Umgangsformen mit den Kunden waren. Aber sie würde zu gerne etwas mehr mit den Kammerjäger an Zeit verbringen. Und sie wäre vermutlich hochrot angelaufen, wenn sie wüsste, dass er es genauso gerne getan hätte.
„Also..“ wieder sah zu ihrem Vater rüber.
„ er hält nichts von meiner Theorie, hält es für Humbug, besonders weil dieser Fremde meinen Vater schon mehrmals privat angesprochen hatte. Leider weiß ich nicht warum, doch ich wurde des Zimmers verwiesen...wenn ich auch sicher bin, dass trotzdem mein Name gefallen war... „
Sie stoppte, hatte sie sich doch ertappt, dass sie erstens nervös plapperte und zweitens ihm ständig auf die Lippen sah. Sie empfand er hatte wunderschöne Lippen.
Sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch, bevor sich die Lider wieder öffneten.
„Verzeiht, ich plappere... Es ist ein seltsamer Mann, groß und hat langes weißes Haar. Weiß, als wenn er uralt wäre, aber so sieht er nicht aus. Die Augen sind wie Eis...so kalt und gefühllos. Mag albern sein, doch ich hatte jedes mal das Gefühl, als würde die Temperatur im Raum sich senken, wenn er eintritt....Ich habe einen Onkel, der Magier ist, der hatte auch immer eine ungewöhnliche Ausstrahlung...aber vermutlich, wirst du auch nur glauben, dass ich fantasiere..“ sie seufzte leise auf.
„Der Fremde reist mit einer Kutsche an und er hat einen Wächter, der wie ein dunkler Schatten wirkt...gruselig, sag ich dir. Trägt immer eine Kutte, als wäre es ein Mönch....“
„Annabell!....“
Durchbrach eine tiefe Stimme das Gespräch.
„ Du denkst an die letzte Ladung Teig, Liebes?“ kam die tiefe Stimme des Bäckers dazwischen.
Der Kunde war gerade gegangen und der Bäcker, der eine ziemlich massige Statur hatte, aber trotzdem nicht dick wirkte, sah zu Parak mit einem mahnenden Blick rüber.
Annabell zuckte zusammen, sah zu ihrem Vater rüber.
„natürlich!... Verzeiht“ sie nickte Parak mit einem entschuldigen und leicht enttäuschten Lächeln an und verschwand im hinteren Bereich der Bäckerei.
Der Bäcker blickte noch kurz seiner Tochter nach, bevor er auf Parak zuschritt.
„Ihr seit ungewöhnlich spät hier... „
Sein Blick, war der eines typischen Vaters, der seine Tochter zu beschützen dachte.
„ich schätze euch, Parak...aber will ich euch sagen, dass ihr es lassen solltet ihr nachzustieren. Sie ist vergeben, macht es ihr nicht schwer und euch nicht“
Es schien, dass der Bäcker erkannt hatte, was wohl in Paraks Kopf vorging und auch die Sympathie seiner Tochter dem Kammerjäger gegenüber gespürt hatte. Der Bäcker meinte es nicht mal in einem bösen Tonfall, sondern eben so, wie es ein Vater sagte, der das Beste für sein Kind wollte.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Freitag 28. Dezember 2012, 21:15

Der Dessarier mochte Brot so sehr, dass er es auch ohne Butter, Wurst oder Käse aß. Man hatte ordentlich was zu kauen, bekam einen vollen Magen davon und wer behauptete, dass Brot keinen guten Eigengeschmack hatte, der sollte mal jahrelang verkochten Haferschleim runterlöffeln. Parak war zufrieden damit, einfach nur da zu stehen und Brot zu essen.
Heute gab es aber einen Zusatz, der das ganze versüßte. Er sprach mit einem gutaussehenden, jungen Mädchen. Und zum ersten Mal ging es nicht nur um seine Bestellung. Er erfuhr ihren Namen – sie kannte ja seinen bereits. Annabell. Guter Name.
Warum wirkte sie denn so nervös? Fand sie ihn etwa genauso attraktiv, wie er sie? Oho, das war doch ein gutes Zeichen. Dass sie ihn in der Mehrzahl anredete, als wäre er jemand wichtiges, war etwas irritierend, aber hatte auch einen gewissen Charme.

Er hörte sich aufmerksam an, was sie zu sagen hatte. Der Fremde hatte irgendetwas mit der Bäckersfamilie zu schaffen, das insbesondere die Tochter betraf. Aber sie wurde anscheinend im Dunkeln gelassen, was genau abgemacht wurde. „Interessant.“, murmelte Parak. Das Mädchen berichtete eifrig ihre Gedanken, so als hätte sie auf jemanden gewartet, der ihr endlich Gehör schenkte.
Der Rattenfänger rupfte etwas Brot ab und steckte es sich in den Mund. Als er die Beschreibung des Mannes hörte, verschluckte er sich beinahe daran. „Sag bloß nicht, dass er noch einen teuren Pelz und einen pikfeinen Gehstock hat.“ Beschrieb sie etwa gerade den Kerl, der heute morgen nach dem Weg gefragt hatte, obwohl er direkt vor dem Gebäude stand? „Ich versteh, was du meinst, mit dem ist was nicht in Ordnung. Hat meine Hunde ganz schön beunruhigt und ich vertrau meinen Hunden.“
Die Beschreibung von diesem Mann sorgte nicht gerade dafür, dass Parak sich wohler fühlte. Konnte man einem Mann vertrauen, der nicht seine eigenen Füße benutzte, um seinen Weg zu gehen, und seine Kämpfe mit einem Paar Fäuste bestritt, die nicht die seinen waren?

Parak wollte nicht vorschnell verurteilen, nur weil es ein magisch begabter, reicher Ausländer war. Aber der Kerl hatte etwas mit dem Schlachter zu tun gehabt und es ging gewiss nicht um Schweinewürste. Außerdem hatte Parak genügend viele Zeichen des Übernatürlichen gesehen. Das Eis, die dreiäugige Katze, die Spuren eines Monsters und ein Buch mysteriösen Inhalts. Da konnte durchaus ein Zauberer dahinter stecken.
Bevor er nach den Namen des Mannes fragen konnte, wurde die Tochter zum Backofen abkommandiert. Parak schluckte gerade die letzte Krume Brot runter, aber auch ohne Essen im Mund hätte er geschluckt, als er den Blick des Bäckers sah.
Dreck! War es denn so offensichtlich...
„Habe lange gearbeitet.“, versuchte er sich raus zu reden. Das stimmte sogar. Wenn man es so sah, hatte er sogar bis zum jetzigen Augenblick gearbeitet. Der Bäcker machte keine langen Reden, sondern sprach sofort aus, was Sache war.
„Vergeben? Hat mir keiner gesagt...“, knurrte Parak. Jetzt fühlte er sich angegriffen. Er ballte die Fäuste.
Warum hat mir Annabell das nicht gesagt? Oder wenigstens angedeutet, das machen doch die Weibsbilder so, wenn's sie's nicht direkt sagen möchten. Hat mich hier vorgeführt, die Göre! Mit mir gespielt. So ein Mist.
Er schnappte sich das Tuch, in dem das Brot eingewickelt worden war, und beschloss, das Weite zu ziehen, bevor er noch etwas Dummes tat. Wo sollte er sonst, so gutes Brot herbekommen, wenn man ihm hier Hausverbot gab? Ohne sich zu verabschieden verließ er die Bäckerei.
Sein Wollüberwurf wallte im kalten Abendwind und er pfiff seine Hunde herbei. Verdammte Bürgerliche mit ihren Zünften und Regeln und ihren Geld und ihren Sitten, Töchter zu verheiraten. Verdammte Adelige mit ihren Einfluss und ihren Mördern und Wächtern und Magie. Die Welt konnte ihm im Moment gestohlen bleiben. Er wollte Schlaf. Es war sowieso schon zu spät und zu dunkel, um noch irgendwo hinzugehen. Auf nach Hause also.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 4. Januar 2013, 18:16

Sie hatte sich in seinen Augen verloren und war überaus glücklich, dass er ihr Gehör schenkte. Wie oft hatte ihr Vater und ihre Mutter ihre Geschichten als Tratsch und mehr als fantastisch abgetan. Sie solle aufhören ihre Nase in Bücher zu vertiefen, die ihr nur den Kopf verdrehten und sie von dem wahren leben ablenkten. Aber sie war sich zu 100 Prozent sicher, dass es nicht alles Geschichten waren. Und immerhin hatte sie doch Augen im Kopf, es konnte doch nicht sein, dass keiner das erkennen wollte, was sie zu sehen glauben schien.
Um so erfreuter war sie, dass gerade parak, den sie schon seit längerem anhimmelte, ihr zuhörte. Mochten die Leute auch erzählen was sie wollten, sie war der Meinung, dass er kein schlechter Mann war. Und hatte nicht selber ihr Vater mal gesagt, dass Parak ein vernünftiger Bursche war.
Wenn sie die Wahl hätte, so würde sie die zeit mehr mit ihm teilen.

„ja, „sie blickte überrascht drein und nickte.
„Ja eine Gehstock und Haar, was weiß wie Schnee ist...unheimlich sag ich euch“
Er bestätigte also, dass er diesen Fremden selber schon gesehen hatte. Was war das doch spannend und verzwickt.
„Tiere können riechen, wenn etwas nicht stimmt. Und Hunde haben eine besonders feine Nase.“ Sie blickte an Parak vorbei zu der Tür, wo er bekanntlich meist seine Hunde davor hatte. Ein Mensch konnte nicht schlecht sein, wenn er sich auf Tiere verließ. Leider wurde sie viel zu früh von Parak weg gescheucht. Ihr Vater hatte sie ernst angesehen.

Der Bäcker machte mit ein paar Worten klar, dass sich der Rattenfänger besser nicht auf seine Tochter versteifen sollte. Das seine Tochter selber nichts von ihrem Glück wusste, musste er den jungen Mann nicht mitteilen. Sie würde eine gute Braut dem reichen Mann sein, da war sich der Bäcker sicher. Aber sie würde nur Glücklich werden können, wenn sie nicht zuvor endgültig ihr Herz an Parak verlor. Und außerdem sorgte er schon mal vor, dass auch der Rattenfänger es so sehen müsste. Hätte Parak vor zwei Wochen so ein Gespräch wie heute mit seiner Annabell geführt, hätte es sich vielleicht anders entwickelt.
Wer zuerst kam, bekam die Frau.
Das der junge Mann enttäuscht war, sah der Bäcker nur zu deutlich am Verhalten.
„Es ist besser, Junge“ wollte er noch sagen, da hatte sich schon Parak seine Sachen gegriffen und war zu Tür raus.
Von drinnen klang noch ein fragendes „Parak?...“ geh nach hinten und hilf deiner Mutt...“ dann schlug die Tür zu.
Seine Hunde waren aufgesprungen, machten aber keine Anstalten ihn anzuspringen. Sie spürten das ihr Herr gelaunt war.
Und während Parak innerlich wutschnaubend in die Nacht trat, bekam er den Familienkrach in der Bäckerei nicht mit.
Von einem Dach aus, beobachte ihn eine gedungene Gestalt. Lächelnd. Scharfe Zähne blitzten auf, als der Blick wieder auf das Bäckerhaus fiel.
Die letzten Lichter erloschen jetzt.

wenn du möchtest , kannst du eine neue szene eröffnen;)
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Sonntag 6. Januar 2013, 19:37

Der Rattenfänger fühlte sich von der Tochter gefoppt und von Vater gekränkt. Er blickte jedenfalls nicht zurück, als er fortging. Dass sich ein düsterer Schatten auf dem Dach verbarg, entging sowohl ihm, als auch den Hunden.
Er stapfte durch die Stadt, deren Wege er gut kannte. Unter dem einem Arm hatte er das Buch geklemmt, unter dem anderen das Brot. Dass es schon dunkel war, beunruhigte ihn nicht, denn Dessarias Straßen waren sicher und er hatte sowohl ein Paar Hunde, als auch ein Paar Fäuste bei sich. Und wenn es das Monster auf ihn abgesehen hatte, sollte es doch kommen! Er würde ihm einen guten Kampf liefern, ja das würde er.
Er erreichte seine Hütte und trat in die Dunkelheit ein. Hätte sich Mensch oder Tier hier hereingeschlichen, seine Hunde hätten Alarm geschlagen. Aber so schloss er die Tür hinter sich und tappste im Finstern zu seinem Bett. Er hatte keine Lust, jetzt ein Feuer zu machen, so müde war er. Er warf den Umhang ab und wollte sich hinlegen, da packte ihn aber im letzten Moment doch die Gewohnheit. Er hatte in der Regel einen Krug Wasser herumstehen, den er regelmäßig am Brunnen auffüllte. Als er ihn fand, war noch ein kleiner Rest Wasser darin. Parak kramte seine Bürste hervor, machte sie nass und reinigte seine Zähne. Er spuckte in den Krug aus und erst dann legte er sich schlafen. Sein Bett bestand aus einem uralten Holzgestell, mit einer Matraze aus Stroh und darüber eine Wolldecke zum drauflegen und eine dicke Wolldecke zum zudecken. Seinen Überwurf faltete er zusammen, um seinen Kopf darauf zu betten. Georg und Dariah hatten ihren Schlafplatz zu seinen Füßen. Die zwei alten, fleckigen Decken, die er in seiner Jugendzeit benutzen musste, bildeten jetzt ein hübsches Lager für die Hunde. Auf diese Weise hatte er selbst in den kältesten Nächten warme Füße.

Er schlief gut, aber nicht besonders lang. Es war noch nicht hell, da wachte Parak bereits auf. Seine Hunde durften weiter schlafen, Parak aber hatte seine allmorgentliche Routine. Er stand auf, ging nach draußen auf den Abort. Dann holte er seinen Wasserkrug und ging zum Brunnen, um ihn neu auf zu füllen. Einige eiskalte Schlücke trank er an Ort und Stelle, dann ging es zurück zu seiner Hütte, wo er seine Waschschüssel mit dem Brunnenwasser und etwas Seife füllte. Dann zog er sich aus und wusch seinen Körper gründlich, rieb sich mit einem Tuch trocken und zog sich wieder an. Er frühstückte eine zwei Scheiben Brot und putzte sich danach die Zähne.
„Ekelhaft.“, murmelte er, als er sich einen langen Faden aus dem Mund zog. Es sah irgendwie bläulich aus. Da erinnerte es sich, dass das ein Beweisstück war! Er hatte es um seinen Finger gewickelt, aber es hatte sich irgendwie gelöst und war denn entweder übers Frühstück oder über die Zahnbürste in seinen Mund gelangt. Er tupfte es vorsichtig trocken, bevor er es sorgsam beiseite legte. Es war verständlich, dass er danach mehrfach ausspukte und doppelt so lang weiter putzte.

Als Höhepunkt der Routine rasierte er sich im Morgengrauen. Während der Rasur kam ihm ein plötzlicher Gedanke, wie er mehr über das blaue Ding erfahren konnte. Nachdem er seine Arbeit mit höchster Konzentration erledigt hatte, machte er sich auf den Weg. Die Hunde konnten ruhig der Hütte weiterschlafen, denn der Weg war kurz: Nur zwei Häuser weiter stand nämlich eine Mietskaserne.
Paraks Ziel war Klara. Klara war eine Frau, deren Dienste Parak öfters in Anspruch nahm. Sie konnte sich rühmen, den Rattenfänger schon ohne Hosen gesehen zu haben, während ihre geschickten Finger ihre Arbeit taten. Da Klara verwitwet war, hatte sie Erfahrung damit, was Parak von ihr verlangte.

„Mach' auf, ich bin es!“, rief der Dessarier. „Habe heute keine Knöpfe zum Annähen, ich brauche deine Meinung.“ Klara war eine alte Greisin und sie verdiente sich ein kleines Zubrot zu den mageren Ersparnissen ihres Mannes als Näherin. Sie hatte noch gute Augen und gelenkige Finger für ihr Alter. Wenn jemand Parak sagen konnte, ob es sich um ein Stück Schnur, einen Stofffransen oder ein Haar handelte, dann war es die alte Frau Klara.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Samstag 26. Januar 2013, 17:12

Seine Nacht war ruhig und friedlich verlaufen. Kein Traum suchte ihn heim, obwohl Parak wohl in der letzten Stunden Sachen erlebt und gehört hatte, die doch fantastischer waren als er dachte.
Die Hunde hatten sich kurz nachdem sich Parak in sein Bett gelegt hatte, zu seinen Füßen bequem gemacht. Sie strahlten die Wärme aus, die sonst in dem kühlen Haus jetzt fehlte. Betteten ihre Köpfe auf ihren Pfoten und schliefen ebenfalls rasch ein.
Das Bett knarzte bei fast jeder Bewegung ein wenig, doch das war wohl auch das einzige Geräusch was aus dem inneren des Hauses zu hören war.
Ein leises dumpfes Geräusch war vom draußen zu hören, als fast lautlos ein Schatten auf der Fensterbank landetet. Etwas stieß lautlos gegen das Fenster und man konnte die Silhouette eines vierbeinigen Tieres sehen. Einer Katze.
Aber dies blieb unbemerkt.
Parak und seine Hunde sahen nicht die Katze, die ihn durch das Fenster beäugte und fast schon ein teuflisches Funkeln in den Augen hatte. Und er hörte nichts von der Unruhe, die beim Bäckerhaus passierte. Vielleicht war es auch gut so.
Der nächste Morgen brachte den Alltag wieder.

Nachdem Parak sich also gewaschen hatte und sich seinen morgendlichen Aufgaben gewidmet hatte, seine Hunde schnüffelten ständig irgendwo rum, seit sie selber wach waren. Stritten sich um einen Knochen und besonders Dariah war heute wieder mal gereizt drauf. Doch sie hörten aufs Wort, wenn ihr Herrchen etwas sagte.
Parak jedenfalls wollte noch einer weiteren Spur nachgehen und kurz darauf stand er vor der Tür der alten Dame. Es dauerte einen Moment dann wurde geöffnet und die alte Dame kam zum Vorschein. Sie hatte eine Wollumhang über die Schulter gelegt und ihr Haar, welches schon mehr weiß als braun war, hatte sie zu einem strengen Dut zusammen und ein Tuch darüber. Sie war schon ziemlich krum, doch in ihren Augen war noch immer Leben.
„Junge…was machst du für einen Lärm“ rief sie ihm entgegen. Zwar hatte sie gute Augen und noch immer geschickte Finger, aber das Hören war nicht mehr das Beste. Irgendwo ließ sich das Alter doch erkennen.
Sie trat zur Seite und ließ ihn eintreten.
„Komme schnell rein… schrecklich, nicht wahr… erst der Schlachter und jetzt der Bäcker… ne ne ne… in was für einer grausamen Welt sind wir. Und was kann ich für dich tun?“
Sie hatte Parak in den Wohnraum geführt und setzte sich auf einen ihrer Arbeitsstühle.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Sonntag 27. Januar 2013, 09:31

Parak trat ein, als Klara ihm die Tür öffnete. Na gut, er hatte etwas laut geklopft und gerufen, aber Klaras Lauscher waren eben nicht mehr die besten. Als er gerade die Schwelle hinter sich hatte, hörte er die Neuigkeit.
„Der Schlachter... und der Bäcker? Moment mal. Das Vieh hat einen Bäcker erwischt?“
Er packte die alte Frau an den Schultern. „Doch nicht etwa den Bäcker, den du mir vor einiger Zeit empfohlen hast? Wegen dem schweren, dunklen Brot, das so gut für... ähm... deine Verdauung ist?“
Der Rattenfänger nahm seine Hände herunter und ballte sie zu Fäusten. Das konnte nicht sein. Er musste da sofort hin. Aber er war hier aus einem guten Grund. Er konnte also nur hoffen, dass Klara nicht lange brauchte, um zu sehen, was genau es denn war.
Parak holte das Schnürchen hervor. „Klara, das hier ist sehr wichtig. Kannst du mir sagen, was genau das ist? Stoff, Garn, Haar? Ist das gefärbt oder von Natur aus so blau?“ Er gab es ihr vorsichtig in die Hand. Die Greisin saß auf ihren Arbeitsstuhl und Parak setzte sich daneben. Doch er hatte Hummeln im Hintern und sprang auf und lief nervös im Raum hin und her.
Als sie ihm antwortete, hörte er aufmerksam zu und sagte dann: „Steck's in dein Nähkästchen oder irgendwo hin, wo es nicht verloren geht. Ich muss jetzt weg.“ Er ging zur Tür, machte sie - ohne auf die Gastgeberin zu warten - auf und hinter sich zu. Auf der Arbeitsplatte lag jetzt eine einzelne Fuchsmünze aus Paraks knappen Barvermögen.

Er rannte nicht, aber es fehlte nicht mehr viel dazu, als er zu seiner Hütte zurückkehrte. Er riss die Tür auf und sah die beiden Streithähne. „DARIAH! Lass Georg in Ruhe. Georg, reiß dich zusammen!“ Bei allen guten Geistern, mussten die beiden gerade heute so zänkerisch sein? Parak wirbelte selbst durchs Zimmer. Das Buch brauchte er – er musste es dringend Randler zeigen. Es war zwar verrückt, dass man so etwas am Schauplatz eines Mordes fand, aber er durfte das nicht für sich behalten, das wäre noch viel verdächtiger. Den Rest des Brotes nahm er auch mit, denn er ließ niemals Essen einfach so in seiner Wohnung herumliegen. Das lockte nur Ungeziefer an. Der Brotkanten beulte eine seiner Hosentaschen aus.

Die Ungewissheit plagte ihn und er wollte keine Zeit verlieren. Trotzdem entschied er sich, erst die Hundeleinen herauszusuchen. Seine Hunde waren heute einfach zu unruhig, als dass er sie frei gehen lassen wollte. Sie blickten ihn mit großen Augen an, als er die Leinen an ihren Halsbändern befestigte.
„Kommt mir nicht damit. Jetzt ist es zu spät.“, schimpfte Parak. Mit der rechten Hand packte er die Leinen, mit der linken hielt er das Buch.
Dann ging es los. Parak lief noch zügiger als sonst. Sollten die Leute nur blicken, ihm war das egal. Er musste zur Bäckerei. Der Rattenfänger glaubte, dort auch den Hauptmann Gregori Randler anzutreffen. Denn die anderen Leute wussten irgendwie immer früher Bescheid als Parak. Wenn man bedachte, dass eine halbtaube, greise Nachbarin ihm die Neuigkeit gesagt hatte...

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. Februar 2013, 10:06

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