Auf dem Marktplatz

Wie die Stadt selbst ist auch dieser Marktplatz magisch. Hier findet man alles, was ein Magierherz höher schlagen lässt. Magierstäbe, Kutten, Tränke, Zauberringe und Zutaten für Gebräue sind einige der wenigen Dinge, die man hier findet.
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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. September 2007, 16:31

Gwalins Vorschlag klang plausibel. Es würde schwer werden, mit wenig Geld viel Ausrüstung zu kaufen. Daher war es nur sinnvoll, den Saphir vorher loszuwerden. Doch wo anbieten?
Der Krieger und Anezka schaute sich auf dem Marktplatz um. Sie entdeckten bereits eine Menge Stände, an denen sie sich später – mit mehr Gold in den Taschen – umsehen konnten. Denn sie würden Kleidung für den Urwald, sowie andere Ausrüstung sicher brauchen. Decken oder vielleicht sogar ein Zelt, in dem es sich übernachten ließ. Die Zeit des Übergangs konnte manchmal verdammt kalt werden.

Da fanden Anezkas flinke Augen einen Stand, der sie interessieren könnte. Auf einem rot-weiß gestreiften Banner, das an zwei Stangen über der Auslegware befestigt war, stand in großen Buchstaben: Elias von der Ruh, Goldschmied und Schmuckhändler. Der war doch genau der richtige, um ihren Stein loszuwerden. Goldschmiede handelten auch mit Kristallen und Edelsteinen, denn oft versahen sie ihre Schmuckstücke damit, um den Preis höher zu treiben.

Hinter der Auslegware arbeitete ein älterer Mann gerade an einem Stück Gold, das er mit einer Zange zu einem Ring formte. Der Mann besaß kaum noch Haare und Schweiß glänzte auf seiner Glatze. Er war dennoch in dicken Pelz gehüllt. Alte Knochen hielten nicht mehr so warm.

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Montag 1. Oktober 2007, 08:56

Der alte Mann hob nicht einmal den Kopf, als er mit einem ruhig betonten "Ja" antwortete. Somit nützte Gwalin auch seine aufgesetzte Miene nichts, denn Elias sah sie nicht. Er war fast ganz und gar in seine Arbeit vertieft. Der Ring, an dem er werkelte nahm bereits runde Form an.

"Ein Geschäft? Augenblick." Elias brauchte noch einen Moment. Er wollte den Ring rund sehen, ehe er sich um neue Geschäfte kümmerte. So schlug er mit einem kleinen Hämmerchen auf das Gold ein und formte es. Schließlich unterbrach er zufrieden seine Arbeit und schaute Gwalin das erste Mal an.
"Nanana, so grimmig müsst Ihr aber nicht schauen, es wird ein hübsches Stück geben. Glaubt mir nur, ich kenn mich mit Gold und Schmuck aus. Welches Geschäft habt Ihr anzubieten?"

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Montag 1. Oktober 2007, 16:32

Elias riss die Augen auf. Er starrte den Saphir an, dann rieb er sich die Augen, starrte den Stein erneut und wiederholte das Spielchen gut und gern noch dreimal. Schließlich keuchte er: "Wo habt Ihr den her? Wisst Ihr überhaupt, wie <i>wertvoll</i> ein Stein solcher Größe ist?"

Elias streckte die feingliedrige Hand aus, um den Spahir zu berühren. Doch wenige Millimeter davor zog er sie hastig zurück. Dieses Schmuckstück war wie ein heiliges Artefakt in den Augen des Goldschmiedes. Seine alten, unreinen Hände durften es nicht berühren, solange er sich nicht in seinem Besitz befand.

<b>Ich muss diesen Edelstein haben. Wenn ich den in meinem Schaufenster ausstelle, kommen die Magierinnen in Scharen zu mir, um sich ihren Schmuck bei mir anfertigen zu lassen.</b>

"Ich gebe Euch 170 Goldmünzen für den Edelstein", brachte Elias schließlich mit heiserer Stimme hervor, die verriet, dass er wohl noch würde draufzahlen können.

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Dienstag 2. Oktober 2007, 14:30

Elias' Augen folgten Gwalins ausgestrecktem Finger, der auf Anezka zeigte. "Was in Dessaria vor sich geht, interessiert mich nicht", brummte der Schmied. Natürlich, er war Zyraner. Die interessierte nichts, was nicht direkt Bezug zur ihrer eigenen Stadt besaß. Die Arroganz der Magier macht selbst bei einfachen Goldschmieden in der Stadt keinen Unterschied. Trotzdem weiteten sich die Augen des Mannes beim Anblick Anezkas.
"Ihr seid es dennoch. Die Frau, die mit dem Drachen hier landete. Mein Bruder sah Euch von seinem Turm aus und holte mich ans Fenster. Ich erkenne Euch genau wieder." Seine Augen fuhren wieder zu dem Edelstein. "Und dieser Saphir stammt aus dem Drachenhort, ja?"

<b>Selbst wenn das erfunden ist und diese Frau ihn irgendwo anders ausgegraben hat, er stammt von einer Drachenreiterin! Ich muss ihn haben.</b>

Elias holte einen Beutel hervor und wog ihn in der Hand. Anschließen kramte er darin herum, zählte. "Mehr als 200 Münzen könnte ich nicht anzahlen. Das ist alles, was ich bei mir führe. Aber es ist mehr als mein Angebot und kommt dem Euren doch sehr nahe. Einigen wir uns auf 200. Was meint ihr?"

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 22. November 2007, 17:27

Gwalin bahnte sich einen Weg durch die Menge. Anezka folgte in seinem Windschatten, war es doch auf diese Weise viel einfacher, gegen die vielen Magier, Hexen und Zauberer hier anzukommen. Trotz des Wetters ließen diese es sich nämlich nicht nehmen, kleine Kristallkugeln und anderen Schnickschnack einzukaufen.

Aber ob man hier fündig wurde, was Zelte und Seile betraf? Dass sie Seile immer gut gebrauchen konnten, würde sich Anezka wohl merken. Im Schattengebirge hatten sich die Stricke als sehr nützlich erwiesen. Schmerzlich erinnerten die Berge und Seile aber auch an ihren gefallenen Zwergenfreund. Mit ihm würde sie keine Kletterpartie mehr starten können. Seine Seele war mit dem Rauch ihres Gedenkfeuers gen Himmel gestiegen.

Gwalin erreichte einen interessanten Stand. Hier hockte eine Gruppe seltsamer Gestalten, selbst für zyranische Verhältnisse: Goblins. Was suchten die hier? Unter ihnen befand sich zwar auch ein Mensch, doch schien er nicht Führer der Truppe zu sein. Diese quirligen kleine Kerle jagten um ihren Stand herum, wuselten in ein kleines Rundzelt, in das wohl höchstens ein großer Hund hinein passen würde und bauten eifrig ihren Verkaufsstand auf. Der Mensch legte mit einem weiteren Goblin, der nur ein Ohr besaß, die Waren aus. Tatsächlich fanden sich darunter neben einigen obskuren Gerätschaften und Kristallen sogar einige Stricke.

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 25. November 2007, 19:24

Die Goblins wuselten wild weiter, bauten tatsächlich noch an ihrem Stand herum. Sie waren vor wenigen Stunden erst in Zyranus angekommen, hatten sich eine Weile ausgeruht und wollten nun die Gunst der (Verkaufs-)Stunde nutzen. Schließlich waren im Augenblick viele Magier, Zauberinnen und andere Zyraner auf dem Marktplatz unterwegs. Im Grunde fand man aber immer einen potenziellen Kunden. Jetzt war es Anezka, die ins Blickfeld fiel. Einfach deshalb, weil Gwalin sie zu sich gerufen und etwas von Seilen gesprochen hatte. Goblins besaßen gute Ohren, ihnen entgingen diese Worte nicht.

So erhob sich der Mann, winkte dem einohrigen Goblin zu und trat vor Anezka und Gwalin. Dieser Händler war hoch gewachsen und besaß feine Gesichtszüge. Möglich, dass in seinem Stammbaum der eine oder andere Elf vorkam. Spitze Ohren besaß er jedoch nicht, dafür wallendes, leicht gewelltes braunes Haar, das ihm auf die Schultern herab fiel. Auf dem Kopf trug er einen Filzhut mit Eicheln geschmückt. Ansonsten machte seine Kleidung den Eindruck eines umherfahrenden Händlers. Jedoch ergriff nicht er das Wort, sondern der Goblin.

"Kann ich helfen, hohe Herrschaften? Ihr braucht Seile, dann seht euch nur um! Ich mache gute Seile, zu guten Preisen. Mein Herr bezahlt mich, dass ich es gut mache." Der Goblin schaute zu dem Mann hinauf und lächelte. Offenbar war er ziemlich goldgierig und arbeitete deshalb mit dem Menschen zusammen.

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Montag 26. November 2007, 19:43

Der Goblin legte den Kopf schief und sah Gwalin einen Moment musternd an. Er runzelte die Stirn. Dann aber erhellten sich seine Züge. Er verstand. Es war schwer, mit nur einem Ohr zu hören, aber er hatte den Wunsch nach einem Seil vernommen – und verarbeitet.

"Ein Seil, stabil, 100 Fuß lang. Ja, da kann ich helfen." Flink wie ein Wiesel huschte der Goblin um den Stand herum. Die Seile, die dort auslagen, würden Gwalin wohl nicht weiter bringen. Sie besaßen nicht einmal 20 Fuß Länge. Aber der Goblin schaute diese Waren auch kein einziges Mal an. Er verkroch sich unter den Tisch.

"Wo hab ich es denn?", murmelte er dabei immer wieder und wühlte in einigen Kisten herum. Der Mann erhob sich schließlich, räusperte sich und zeigte auf einen Korb in der Nähe. Der Goblin eilte sofort dorthin und hob den Deckel. "Ahaaaaa!", rief er freudig, kehrte zu Gwalin zurück. "Hier, für 5 Goldmünzen ist es Euer." Er reichte Gwalin ein etwa ellenlanges Stück Tau.

Der Blick, den Gwalin ihm wohl anschließend zuwarf, musste Bände sprechen, denn der Goblin begann zu schmunzeln. "Oh, das ist kein gewöhnliches Stück Tau. Darauf ist ein Zauber gesprochen. Es kann sich bis auf 100 Fuß Länge ausdehnen. Ansonsten ist es handlich und klein, passt überall rein. Sprecht einfach nur <i>Stricklein, streck dich</i> und siehe da, es wächst!" Wie der Goblin es vorhergesag hatte, begann das Tau sich zu dehnen, bis ein langes Seil daraus geworden war. "Um es wieder klein zu machen, reicht ein einfach <i>Klein, mein Kleiner</i>!" Im nächsten Moment hielt der Goblin wieder das kurze Stück Tau in Händen. Magie konnte fantastisch sein!

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Re: Auf dem Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. November 2007, 00:19

Der Goblin reichte das Seil nur zu gern weiter. Sollte Gwalin sich daran probieren. Es würde funktionieren, schließlich hatte er nicht die bösartigen Würgeseile aus dem ... Korb ... "Halt!", rief der Goblin plötzlich und auch der Mann sprang auf. Zu spät hatten beide gemerkt, dass sie Gwalin versehentlich eines der magischen Würgeseile gereicht hatten. Diese Seile waren ganz raffiniert, denn sie tarnten sich als magisch dehnbare Exemplare, bis sie eine Möglichkeit fanden, zuzuschlagen.

Soeben hatte dieses Taustück die Chance gewittert. Gwalin hielt es in Händen und wiederholte das Sprüchlein des Goblins. Das Seil wuchs, dehnte sich aus, wurde länger ... und dann schlang es sich geschickt und schnell um Gwalins Hals. Der große Krieger konnte gar nicht so rasch reagieren, da wurde ihm auch schon die Kehle zugeschnürt. Panik keimte auf, denn wer nicht atmen konnte, geriet in Panik. Der Goblins hüpfte um Gwalin herum, versuchte, das untere Stück des Seiles zu erhaschen. Er verfehlte es immer wieder.

Inzwischen taumelte der Krieger, riss an dem Tau und stürzte schließlich nach hinten über den Goblin. Der quiekte schmerzlich. Der Händler folgte hinterdrein, wollte Gwalin noch herumreißen und ihm Halt geben, aber der krachte soeben in einen Stapel feinster Tonkrüge. Es klirrte und Scherben flogen durch die Luft. Der Mann, sowie einige umstehende Magier wurden getroffen, gingen schreiend zu Boden. Das Seil würgte Gwalin immer noch. Schließlich schnellte das andere Ende des Taues nach oben, verlängerte sich. Es zog sich an einem Haus bis hoch zu einem gusseisernen Fackelhalter. Dort schlang es sich herum und zog den sich noch immer wehrenden Krieger hinauf.

Gwalin wurde am Hals das Haus empor gezogen. Zum Glück war er ein großer Krieger, konnte stehen. Dieses bösartige Tau würde ihn nicht erhängen können, dazu reichte der Abstand nicht aus. Würde Gwalin überleben?
Weitere Goblins und auch einige Magier strömten auf ihn zu.
"Rettet diesen Mann!", riefen sie und sofort krempelten einige Zauberer ihre Ärmel zurück. Kleine Feuerbälle schossen auf das magische Tau zu. Es ging sofort in Flammen auf, aber niemand hatte bedacht, dass es noch immer um Gwalins Hals lag. Feuer züngelte bis hinunter, brannte heiß um den Hals des Kriegers, aber der Würgegriff des Taues schwand. Schnell brannte das Seil ab. Gwalin kippte vor, taumelte, stolperte. Schon zauberte ein anwesender Wassermagier, um Gwalin vom Brand zu retten. Doch das würde nicht mehr nötig sein.

Gwalin würgte, röchelte, brannte und taumelte – bis er stürzte. Er war auf einem Seifenstück ausgerutscht, welches von einem der Warentische gefallen war. Es war ausgerechnet auf einer gefrorenen Pfütze gelandet, so dass es Gwalin mit einem Überschlag zu Boden beförderte. Er landete wahrlich unglücklich. Sein Helm traf auf Stein und die sonst schützenden Enden über Nase und Wangen bogen sich. Ein Teil brach gar, bog sich anschließend und riss sich einen Weg quer durch Gwalins Wange. Durch den Aufprall aber wurde er noch ein Stück zur Seite geschleudert. Sein Helm flog von seinem Kopf, doch das Metallstück wanderte weiter. Es arbeitete sich durch Fleisch und Knochen, wurde aufgrund des rollenden Körpers tiefer ins Gesicht gedrückt.

Gwalin wurde bei einem Stand mit magischen Tränken aufgehalten, als er gegen eines der Tischbeine donnerte – und den gesamten Warenbestand umriss, der sich über ihm ergoss. Seine Rüstung schmolz unter heiß blubbernden Substanzen. Er verschmolz mit dem Metall, das im Grunde seinen Körper immer hatte schützen sollen. Es brannte sich durch seine Haut, durch Fleisch, dass ein schmorender Gestank sich über dem Marktplatz verteilte. Und dann erreichtes es Lungen und Herz. Gwalin spürte das heiße Metall auf seinen lebenswichtigen Organen. Er spürte qualvoll das flüssige Metall und die magischen Flüssigkeiten, welche tiefer drangen. Und dann schmolz sein Selbst. Ein entstellter, aufs unglücklichste verbrannter, verschmolzener und verätzter Körper lag dort unter dem Alchemiestand. Ein toter Körper. Gwalin hatte nicht einmal mehr schreien können.


<i>[Gwalin ist tot. Seine Lebensenergie beträgt 0% und er wird die Todesinsel nicht erreichen.]</i>

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