Hinter schützenden Mauern

Ein magisches Tor gewährt Einlass in die Stadt der Magier. Wachen sind keine zu sehen, aber Abgesandte des Magierrates durchleuchten auf zauberhafte Weise jeden Besucher ihrer Heimat und sortieren verdächtige Individuen aus. Notfalls könnten aber auch die seltsamen, röhrenartigen, magischen Kanonen dafür sorgen, den Zugang zu verwehren.
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Hinter schützenden Mauern

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. Januar 2022, 10:44

Sarin kommt von Das Grasland -> Schneetreiben

Wie es Iryan Ferndall gelungen war, eine ganze Armee aus Dunkelelfen und grandessarischen Soldaten abzulenken, blieb ungeklärt. Auf jeden Fall funktionierte es und die Gruppe um Sarin Kasani herum wusste, wann es Zeit war, sich den Toren der Magierstadt sicher nähern zu können. Wo sie alle zunächst mit einer Art Explosion oder ablenkenden Lichteffekten gerechnet hätten, so war es ein lauter Gong, der das Grasland erfüllte und das Lager auf sich aufmerksam machte. Aus dem Schatten der zyranischen Stadtmauer heraus beobachteten die verbliebenen Vier, wie Soldaten allesamt aus den schwarzen Zelten ins Zentrum ihres Lagers strömten.
"Da ist er", murmelte Castus plötzlich und deutete auf eine hagere, hochgewachsene Gestalt, die sich nur durch den Mangel einer Rüstung und den gewaltigen Haarkamm von den übrigen Arrmee-Mitgliedern unterschied. Seine Haare waren ebenso blau wie die des Halbdämonen, der Unterschied lag jedoch in der Art, wie er seine Frisur trug. Heerführer Asmodeus' Haar schien ein einziges Meer blau züngelnder Flammen zu sein. Die Strähnen des Kammes wanden sich schlangenartig in die Höhe. Sie zuckten und tanzten bei jedem Schritt des Feldherrn und erinnerten an ein hungriges Feuer, das sich nach Nahrung streckte. Der Anblick erweckte den Eindruck, dass sein Schopf ein Eigenleben führte. Dann verschwand er zwischen zwei tiefschwarzen Zeltplanen.
Es blieb keine Zeit zu Warten. Mallahall gab das Zeichen und führte die Gruppe an das Stadttor heran ... das gar keines war. Wären nicht allerhand seltsame Konstruktionen in kanonenartiger Form auf einen Teil dieser Mauer gerichtet, die ansonsten nur von einer blauen und einer roten Fackel gesäumt wurde, hätte man sie nicht von anderen Abschnitten der Stadtmauer unterscheiden können. Abgesehen von all den Blutflecken am Gestein und im Schnee. Teilweise fanden sich noch tote Leiber dunkelelfischer Soldaten auf der harten, freigetrampelten Erde. Bei der Lichtmagierin löste der Anblick eher Erleichterung denn Schrecken aus. "Gut", seufzte sie aus. "Das zyranische Verteidigungssystem funktioniert noch und hält die Armee in Schach."
"So viel Tod...", murmelte Castus. Er konnte den Blick nicht abwenden, zugleich schienen ihm die Bilder allein seelische Pein zu verursachen. Er würgte sogar, um den Brechreiz zu unterdrücken. Mall tätschelte seine Schulter. Dann trat sie an die von Brand- und Blutflecken besudelte Mauer heran. Sofort lösten sich zwei Steine wie durch Zauberhand auf. Es handelte sich bei ihnen anscheinend um eine Illusion, hinter der sich ein metallener, langer Schlauch verborgen hielt, der nun wie eine halb aufgerichtete Schlange vor Mallahall zum Schweben kam. Aus dem Ende des Schlauches lugte ihr ein großes, rundes Auge entgegen, in dem sich ihr Antlitz spiegelte. Es erinnerte an eine Glaskugel, in deren Inneren die Magie selbst wie ein Nebelwirbel pulsierte. In den Köpfen aller Umstehenden erklang plötzlich eine hallende Stimme.
"Passwort!", verlangte sie zu erfahren und Sarin verdankte es ihrer geheimnisvollen, namenlosen Freundin aus dem Reich der Nachtelfen, dass sie die Aufforderung nicht einfach als zauberhaftes Raunen abtat. Mallahall, gebürtige Zyranerin, verstand natürlich Melongiar und antwortet in derselben Sprache mit: "Zynracal Zyranus Zinthasia."
"Einlass gewährt"
, erwiderte die Gedankenstimme. Im nächsten Moment zog sich das Rohr zurück, ließ bei Castus und Cadren fragende Blicke zurück. Mallahall hingegen blieb ruhig und erwartungsvoll stehen. Kurz schimmerte die Stadtmauer auf, dann nickte sie. "Wir können eintreten."
"Eintreten, aber w-? Tantchen?!" Castus' Kinnlade klappte herunter, als Mallahall einfach durch die Stadtmauer hindurch schritt und verschwand. Sie löste sich zwischen dem Gestein in Luft auf. Cadren blinzelte einmal. Er schaute Castus und Sarin an und folgte der Magierin dann schweigend. Obgleich er weder Celcianisch noch Melongiar sprach und gar nicht wissen konnte, dass die Mauer selbst ein Passwort gefordert hatte, schien er von der magischen Schutzbarriere nicht allzu beeindruckt gewesen zu sein. Welche Zauber Shyáner Elfen wohl in ihrer Heimat alle nutzten, dass es ihm fast schon normal erschien? Auch er verschwand einfach. Castus griff schließlich nach Sarins Hand, drückte sie und wagte sich todesmutig mit ihr in das Gestein hinein.
Es fühlte sich für einen Moment kalt und nach leichtem Widerstand an, als müsste man sich einen Weg durch nebelartigen Pudding bahnen. Dann verschwand die Kälte, wich frischer Luft und vor allem der Geräuschkulisse einer Stadt, in der Magie so alltäglich war wie der morgendliche Gang zum Abort. Eine Allee aus derzeit blattlosen, aber mir magischen Lichtern geschmückten Bäume hieß Besucher der Magierstadt Willkommen. Fein säuberlich führte ein Weg aus Pflastersteinen zwischen ihnen hindurch bis zu einem großen, von Statuen und Brunnen dekorierten Platz. Seitlich neben den kahlen, aber magisch erleuchteten Bäumen fand sich ein Markt. Die Stände waren geöffnet. Es wurde gehandelt, als fände draußen vor der Stadt keine Vorbereitung für einen Krieg statt. Auf Gerüsten aus dickem Holz hingen meterweise Bahnen feinst verzierten Stoffes, die die Auslegware vor dem sanften Schneefall schützten. In den Ständen selbst entdeckte Sarin nicht nur Menschen und Elfen. Zwerge, Gnome und sogar ein geheimnisvolles Schuppenwesen, das in dicke Wolle eingepackt war, priesen ihre Waren an. Da gab es Glaskugen auf goldenen und silbernen Gestellen. Dutzende Amulette hingen von den Deckenbalken einiger Stände herab, magische Ringe und anderer Schmuck glitzerten in eckigen Holzschalen. Ein Händler warf soeben etwas aus einem Beutel in die Luft. Es glitzerte wie Sternenstaub und dann drang der Duft von sommerlichen Gärten zu ihnen herüber. An anderer Stelle schwang ein Kunde einen kleinen Zauberstab, aus dem plötzlich Eiskristalle sprühten. Dazwischen gab es aber auch Stände, die einfach nur Nahrungsmittel oder Kleidung boten. Vor einem reihten sich mehrere Puppen auf, auf die feine Roben mit allerlei Zauberzeichen oder Verzierungen drapiert worden waren. Ein magischer Schneider!
Mallahall aber hatte nicht vor, den zyranischen Markt zu betreten. Sie folgte der Allee zum großen Platz hin. Dort fand sich nur ein einziges Gebäude. Es schwebte beinahe in der Luft. Lediglich eine metallene Wendeltreppe führte zu einer Bodenluke empor. Keine Säulen, nichts hielt das Gebäude in der Schwebe, dennoch fürchtete niemand, dass es herab fallen könnte. Es besaß viele Erker und Türmchen, wirkte dadurch wie ein kleines Luftschloss und ein großes Schild an der Fassade verkündete in Melongiar: Die fliegende Schänke.
"Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch oben in der Schänke ausruhen. Oder ihr schaut auf dem magischen Markt vorbei. Vielleicht wäre es für dich sogar ratsam, ins Hospital einzukehren, Castus, mein Schatz." Mallahall wies auf ein großes Gebäude am Ende der Allee und des Platzes. Runde Kuppeldächer ließen es wie einen Palast erscheinen. Kristallfenster reflektierten das Tageslicht und große Kristallkugeln auf Steinpodesten erhellten auf magische Weise den Weg Richtung Eingang. "Ich selbst muss zum Turm der Magier und eine Audienz beim Magierrat erbitten. Beinahe kommt es mir so vor, als habe kein Zyraner die Gefahr von draußen bisher wahrgenommen ... oder aber sie ignorieren sie in all ihrer Überheblichkeit, wie üblich." Mall konnte sich ein Schnauben nicht verkneifen.
"Werden sie denn auf dich hören, Tantchen?"
"Hoffen wir es. Ich habe ein paar Freunde im Magierrat, aber seit der Sache mit As... mit deinem Vater damals könnten selbst sie nicht mehr allzu gut auf mich zu sprechen sein." Sie straffte ihre Schultern. "Aber versuchen muss ich es. Bitte, vertreibt euch solange die Zeit. Wir sehen uns später in der fliegenden Schänke, in Ordnung? Wenn es gar nicht anders geht, werden wir bei mir zu Hause einkehren müssen." Man musste kein Experte der Menschenkenntnis sein, um die Abscheu in Mallahalls Aussage heraus zu hören. Sie ging jedoch nicht weiter darauf ein, denn die Zeit drängte. Jede Minute, die Iryan allein im feindlichen Lager draußen verbrachte, könnte gefährlich für ihn ausgehen. Und jedes Zögern erleichterte es Asmodeus nur noch mehr, die Magierstadt anzugreifen. So zog Mallahall di Swanviss los, während die anderen drei zurückblieben.
Cadren schaute sich um, ohne groß auf sich aufmerksam zu machen. Er betrachtete zwar all die Eindrücke, die mit magischer Intensität auf sie alle drei herein prasselten, doch konnte er sich keiner anderen Emotion als dem Verlust und die Trauer um seinen Bruder hingeben. Castus hingegen versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Daher fragte er in bemühtem Plauderton: "Wollen wir uns den Markt ansehen oder die Stadt selbst? Hier soll es viele Bücher in der magischen Akademie geben, falls euch das interessiert. Oder wenn ihr Hunger habt, können wir in der Schänke bestimmt etwas abstauben. Leider habe ich gar kein Geld bei mir." Er schmunzelte verlegen. An diesen Umstand hatte wohl selbst Mallahall nicht gedacht.
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Re: Hinter schützenden Mauern

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 23. Januar 2022, 15:25

Der Abschied von Ian war schwer! Ihrer beider Herzen wollten zusammen bleiben und nicht riskieren einander vielleicht nicht wieder zu sehen. In einem Krieg war das durchaus eine realistische Variante, mit der man rechnen musste. Vielleicht hatte Sarin deshalb auch so viel Herz in ihre Stimme und Geste gelegt. Hoffnung, dass er sie wieder in seine Arme schlissen dürfte, wenn er zurück käme... war alles was sie geben konnte, aber dafür reichlich. So band sie ihn unbewusst an sich. Tatsächlich musste jemand von außen einschreiten, sonst wäre Iryan vermutlich auf ewig dort im Schnee hocken geblieben.
"Du musst gehen, Freund, wenn wir alle eine Chance haben wollen"
, richtete Mallahall das Wort in ruhigem Tonfall an ihn. Sarin musste tief Atem holen um den Verlust seiner Nähe zu ertragen. Dann erhob sich der Elf endlich. Er schwankte, seufzte und brauchte mehr als einen Blick in die Umgebung, um sich erneut orientieren zu können. Castus warf ihm einen besorgten Blick zu, doch Iryan schüttelte sacht den Kopf. Sarin blinzelte und dachte:
Irgendwie wirken die beiden verbundener als zuvor... ob sie sich miteinander auf irgendeine Weise verständigen?...
"Wartet auf ein eindeutiges Zeichen"
Für Sarin war Ian er ein Massiv, eine Schutzmauer gegen jede Gefahr, die ihr drohte. Er durfte nicht fallen! Und jetzt ging er. Aber Sarin blieb nicht allein zurück. Dieses Mal war es Cadren, der sie flüchtig berührte. Sein kleiner Finger streifte ihre Hand nur einmal, ehe er in den Hintergrund zurücktrat und wieder zum Schatten der Gruppe wurde. Aber wie zuvor sie es bei ihm getan hatte, so hoffte sie auch für ihn, dass 'sich um jemanden sorgen' – in diesem Fall um sie – ihm auch etwas zurück gab. Die kleine Geste wärmte ihre Seele und zeigte, dass auch er noch etwas zu geben hatte und durch den Tod seines Bruders nicht gänzlich leer war. Aber es gab auch noch Castus und natürlich Mallahall. Die Magierin ergriff ihre Hand. Der sanfte Druck ihrer weichen Finger fühlte sich warm an.
"Komm. Warten wir nahe der Mauer auf sein Ablenkungsmanöver."
Und so kam es auch. Ein lauter Gong erklang im Grasland und machte das Lager auf sich aufmerksam. Aus dem Schatten der zyranischen Stadtmauer heraus beobachteten die verbliebenen Vier, wie Soldaten allesamt aus den schwarzen Zelten ins Zentrum ihres Lagers strömten.
"Da ist er."
, murmelte Castus plötzlich und deutete auf eine hagere, hochgewachsene Gestalt, die sich durch den Mangel einer Rüstung und den gewaltigen Haarkamm von den übrigen Armee-Mitgliedern unterschied. Sarin blinzelte und hätte ihn unter Tausenden erkannt. Seine Haare waren ebenso blau wie die ihres geliebten Halbdämonen. Mit großen Augen starrte sie ihn an. Heerführer Asmodeus' Haar schien ein einziges Meer blau züngelnder Flammen zu sein. Die Strähnen des Kammes wanden sich schlangenartig in die Höhe. Sie zuckten und tanzten bei jedem Schritt des Feldherrn und erinnerten an ein hungriges Feuer, das sich nach Nahrung streckte. Ein Eindruck, der eine gewisse Furcht in ihr aufkeimen ließ, auch wenn sie blaues Feuer zu lieben gelernt hatte. Sie versuchte den Kopf abzuwenden, aber konnte nicht wirklich sich los reißen. Dann verschwand Asmodes zwischen den Zeltplanen seines Lagers.
Mallahall gab das Zeichen und führte die Gruppe an das Stadttor heran ... das gar keines war. Sarin versuchte die Leichen nicht direkt anzusehen durch die sie schlichen.
"So viel Tod..."
, murmelte Castus und nun war es wieder an ihr, seine Hand zu ergreifen und kurz in liebevoller Geste seine Finger an ihre Lippen zu führen.
"Sieh nicht hin."
, bat sie ihn.
Auch Mall tätschelte seine Schulter. Dann trat sie an die von Brand- und Blutflecken besudelte Mauer heran und das merkwürdigste große, runde Auge blickte ihnen entgegen. In den Köpfen aller Umstehenden erklang plötzlich eine hallende Stimme.
"Passwort!"
, verlangte es zu erfahren und Sarin verdankte es ihrer geheimnisvollen, namenlosen Freundin aus dem Reich der Nachtelfen, dass sie die Aufforderung nicht einfach als zauberhaftes Raunen abtat. Mallahall, gebürtige Zyranerin, verstand natürlich Melongiar und antwortet in derselben Sprache mit:
"Zynracal Zyranus Zinthasia."
"Einlass gewährt"

, erwiderte die Gedankenstimme.
Zynracal Zyranus Zinthasia ...sollte ich mir vielleicht merken... wer weis...Zynracal Zyranus Zinthasia
, wiederholte sie noch ein paar Mal in Gedanken. Im nächsten Moment zog sich das magische Gebilde zurück und sie schritten staunend durch die verzauberte Mauer. Es fühlte sich für einen Moment kalt und nach leichtem Widerstand an, als müsste man sich einen Weg durch nebelartigen Pudding bahnen. Dann verschwand die Kälte und wich den Wundern der magischen Stadt. Sofort wurde Sarin klar, dass Ian hier keine Chance gehabt hätte zu überleben, egal wie gern sie ihn bei sich gehabt hätte! Die Wunder waren beinahe Atem beraubend und niemand schien sich ernsthaft vor der Bedrohung vor den Toren zu fürchten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, eben noch durch Leichen geschritten zu sein und nun diesen Zauber erleben zu dürfen.
Und hier ist Mall aufgewachsen?...

Der Marktplatz war wirklich 'bezaubernd'! So viel Magie, Zauber und alles wirkte so selbstverständlich und dawischen gab es aber auch Stände, die einfach nur Nahrungsmittel oder Kleidung boten. Vor einem reihten sich mehrere Puppen auf, auf die feine Roben mit allerlei Zauberzeichen oder Verzierungen drapiert worden waren.
Ein magischer Schneider!!!
Sarin blieb so abrupt stehen, dass sicher irgendjemand der hinter ihr gegangen war in sie hinein gerannt wäre. Aber im Schutz der Gruppe und an Castus Hand, gelang es wohl, keinen Unfall zu verursachen und sie weiter zu ziehen und Mallahall hatte nicht vor, den zyranischen Markt zu betreten. Sie folgte einer Allee zum großen Platz hin. Dort fand sich nur ein einziges Gebäude. Es schwebte beinahe in der Luft. Lediglich eine metallene Wendeltreppe führte zu einer Bodenluke empor. Sarin sah mit leicht geöffneten Lippen die Stufen hinauf.
Die fliegende Schänke.
, las Sarin und Mall unterbrach ihre Gedanken:
"Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch oben in der Schänke ausruhen. Oder ihr schaut auf dem magischen Markt vorbei. Vielleicht wäre es für dich sogar ratsam, ins Hospital einzukehren, Castus, mein Schatz."
Mallahall wies auf ein großes Gebäude am Ende der Allee und des Platzes und Sarin sah zu Castus, ob er dem zustimmte.
"Ich selbst muss zum Turm der Magier und eine Audienz beim Magierrat erbitten. Beinahe kommt es mir so vor, als habe kein Zyraner die Gefahr von draußen bisher wahrgenommen ... oder aber sie ignorieren sie in all ihrer Überheblichkeit, wie üblich."
Mall konnte sich ein Schnauben nicht verkneifen.
"Werden sie denn auf dich hören, Tantchen?"
"Hoffen wir es. Ich habe ein paar Freunde im Magierrat, aber seit der Sache mit As... mit deinem Vater damals könnten selbst sie nicht mehr allzu gut auf mich zu sprechen sein."
Sie straffte ihre Schultern.
Ich habe für dich gebetet. ...vielleicht hilft es ja ein bisschen.
"Aber versuchen muss ich es. Bitte, vertreibt euch solange die Zeit. Wir sehen uns später in der fliegenden Schänke, in Ordnung? Wenn es gar nicht anders geht, werden wir bei mir zu Hause einkehren müssen."
Man musste kein Experte der Menschenkenntnis sein, um die Abscheu in Mallahalls Aussage heraus zu hören.
Hier aufgewachsen....aber nicht glücklich. Da verbirgt sich eine längere Geschichte.
Sie ging jedoch nicht weiter darauf ein, denn die Zeit drängte. Jede Minute, die Iryan allein im feindlichen Lager draußen verbrachte, könnte gefährlich für ihn ausgehen. Und jedes Zögern erleichterte es Asmodeus nur noch mehr, die Magierstadt anzugreifen. So zog Mallahall di Swanviss los, während die anderen drei zurückblieben.
Wollte sie Castus nicht mitnehmen? ...oder versucht sie erst einen Termin zu bekommen um dann gemeinsam noch mal...? Ach, ich hab wohl ein wenig den Überblick verlorenen... Aber das passiert hier wohl schnell.
Sarin sah auch den Waldelfen an. Cadren schaute sich um, ohne groß auf sich aufmerksam zu machen. Er betrachtete zwar all die Eindrücke, die mit magischer Intensität auf sie alle drei herein prasselten, doch konnte er sich keiner anderen Emotion als dem Verlust und die Trauer um seinen Bruder hingeben.
Bitte verliere nicht deinen Lebenswillen!...
Sie berührte seine Handkante mit ihren fingern und schlüpfte hinein, wenn er es zu ließ. Castus hingegen versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Daher fragte er in bemühtem Plauderton:
"Wollen wir uns den Markt ansehen oder die Stadt selbst? Hier soll es viele Bücher in der magischen Akademie geben, falls euch das interessiert. Oder wenn ihr Hunger habt, können wir in der Schänke bestimmt etwas abstauben. Leider habe ich gar kein Geld bei mir."
Er schmunzelte verlegen. An diesen Umstand hatte wohl selbst Mallahall nicht gedacht. Sarin ließ ihre freie Hand spontan in eines der tieferen Winkel ihrer Gewandung wandern und tastete nach dem Schmuck, den Dhan wohl wissentlich für ihre Flucht seiner Verlobten geschenkt hatte. Ihre Mundwinkel zuckten. So kam das Haus Blutdorn also doch noch für ihre Kosten auf. Das würde Ian sicher auch gefallen.
„Ich habe etwas Schmuck, den ich versetzten könnte, wenn wir einen Feinschmied finden.“
Da Castus den Besuch in der Heilstätte nicht vorgeschlagen hatte, war dieser Vorschlag wohl erst einmal vom Tisch.
„Der Marktplatz wäre dafür sicher die richtige Richtung und danach sollten wir uns in der Schenke stärken und etwas her richten...Für den Fall das Mall erfolgreich ist und der Rat dich vielleicht noch heute sehen will.“
Sarin musterte den Rest der kleiner gewordenen Gruppe und mit einer Schneiderin würden sie zumindest sicher keinen peinlichen Eindruck machen. Sie studierte schon seit dem ersten Schritt durch Zyranus die hiesige Mode und ihr Gehirn 'kopierte' Stilrichtungen, Feinheiten und Details. Man musste schließlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Wenn es sich vermeiden ließe, so würden sie nicht mit den schon deutlich zu lange getragenen Kleidungsstücken vor den hohen Rat treten. Mit leuchtenden Augen sah sie diesem kleinen Abenteuer entgegen, auch wenn es im krassen Gegensatz zu dem mulmigen Gefühl stand, dass sie hinter den Stadtmauern zurück gelassen hatte. Zyranus verstand es ihre Sinne zu fesseln und wäre da nicht dieser Dämonenvater, so hätte sie es voll und ganz genießen können.

((ooc: hab nix dagegen, wenn du Sarin ein bisschen steuerst ;) ))
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Re: Hinter schützenden Mauern

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. Februar 2022, 12:57

Endlich fanden sie sich hinter den magischen Mauern wieder. Noch immer ging Sarin das magische Passwort in Gedanken durch, das ihnen Zutritt in die Stadt verschafft hatte. Dabei wäre es nicht nötig gewesen. So schwierig die Worte, gerade in Melongiar, auch klangen, so sehr hatten sie sich bereits in ihrer Erinnerung eingenistet. Sie würde sie nicht vergessen und könnte nun auch ohne Mallahalls Hilfe in die Stadt der Magier einkehren. Und das war vielleicht ein Vorteil, denn die Lichtmagierin ließ die übrige Gruppe vorerst hinter sich, um beim Magierrat vorzusprechen und das nur, um bei ihm eine Audienz für das eigentliche Thema zu erbitten. Zyranus besaß mehr Bürokratie als das Reich der Nachtelfen, so viel stand fest. Dafür wirkte die Stadt auch deutlich vielfältiger und weniger zwielichtig. Ihre Bewohner schienen sich stark an Regeln zu halten, aber vielleicht musste das auch so sein. Gerade in Sachen Magie gab es so viele Faktoren, deren kleinste Unachtsamkeit große Konsequenzen mit sich führen könnten. Da waren Regeln eher ein Hilfsmittel als eine Einschränkung. Die Zyraner lebten gut damit. Vor allem hielten sie sich an eine gewisse Ordnung. Die Straßen waren sauber, die vorherrschende Fauna gut gepflegt, wenngleich ihr Wuchs fast schon künstlich daher kam. Die säuberlich geschnittenen Hecken hinterließen einen geradezu präzisen Eindruck, der ganz anders ins Auge fiel als beispielsweise der Wald Arus. Sogar die kahel Äste der winterkalten Bäume schienen sich dieser künstlichen Naturgesetze zu beugen. Sie wuchsen teilweise in gleichschenklichen Astgabelungen. Auf jeden Fall lag eine seltsame Symmetrie in ihnen, die man von der Natur selbst nicht unbedingt kannte. Darüber hinaus musste Sarin feststellen, dass einige Pflanzen sich nicht einmal an Florencias Gesetz der Jahreszeiten hielten. Auf magische Weise waren ihnen Blätter angezaubert worden, die in Silber, Gold und überraschenderweise pastellfarbenem Pink die kahle Rinde etwas schmückten.
Der Anblick besaß eine eigene Schönheit, die nicht alle genießen konnten. Cadren schaute nicht einmal flüchtig hin. Er verfolgte soeben Castus' Blick. Jener wiederum hatte ihn zunächst zur fliegenden Schänke gerichtet, ließ ihn nun aber zum Marktplatz herüber wandern. Da er zuvor aber beinahe schon in Sarin gelaufen wäre, grinste der Halbdämon ihr nun zu. Noch immer starrte die Nachtelfe zu dem Stand mit den Kleiderpuppen herüber.
Es war aber auch zu verlockend. All die Farben, die wundersame Architektur mit ihrer Vielfalt an Formen, die Lichter ... man konnte die Zyraner quasi nicht dafür verurteilen, sich ablenken zu lassen und ihren Blick lieber auf die schönen Dinge in ihrem Leben zu richten als auf bevorstehende Schlachten außerhalb ihrer Mauern. Zudem schien der magische Schutz sicher zu sein. Von draußen hörte man überhaupt nichts. Dadurch blieben die Bewohner der Magierstadt zwar ungestört, verloren aber auch den Sinn für Gefahren. Genau deshalb war Mallahall nun zum Magierrat unterwegs. Sie benötigte nicht nur wegen Castus und seinem väterlichen Problem eine Audienz, sondern musste die Aufmerksamkeit der Zyraner überhaupt erst auf das Geschehen außerhalb ihrer zauberhaften Welt richten. Die Lichtmagierin schien bereits vorab zu ahnen, dass dieses Vorhaben mit Wartezeit verbunden wäre. Deshalb nahm sie keinen ihrer Begleiter mit, sondern bot ihnen die Gelegenheit, selbst ein wenig in der zyranischen Ablenkung unterzugehen. Solange sie sich mit ihr am Ende im Schankraum trafen, war das für sie in Ordnung. Was die Gruppe in der Zwischenzeit anstellte, um sich die Zeit zu vertreiben, blieb ihr überlassen. Ganz gleich allerdings, wofür sie sich entschieden, etwas Geld in den Taschen wäre hilfreich gewesen. Zum Glück sah Sarin eine Lösung. Sie zeigte Castus rasch ihren Schmuck und schlug vor, ihn bei einem Feinschmied zu veräußern. "Einen Feinschmied finden wir hier sicherlich nicht. Das ist doch eher grobes Handwerk", murmelte der Halbdämon wissentlich. Obwohl er selbst bisher nicht in Zyranus gewesen zu sein schien, setzte er das voraus. Sicherlich hatte seine Tante ihm einiges von der Stadt derzählt. Es war die Welt der Magier. Nirgendwo sonst in Celcia galt das Arkane als so alltäglich und wo man es in Zwergengefilden oder bei den Trollen beispielsweise suchen müsste, so wäre es in Zyranus schwierig, einen Handwerker für's Grobe zu finden.
Castus betrachtete sich einen der kostbaren Ohrringe. "Die Juwelen könnten jedoch Aufmerksamkeit bei so manchem alten Zauberer auf sich ziehen. Einige Zyraner lieben es, ihre Kräfte in Steine, Amueltte oder sonstigen Tand fließen zu lassen, um daraus Artefakte zu kreieren. Nach ihnen sollten wir Ausschau halten."
Gesagt getan und somit stand auch das Ziel des Trios fest. Castus und Sarin gingen voraus, weil sie sich bei ihrem Liebsten einhaken konnte. Cadren, der nicht nach Sarins Hand gegriffen hatte, folgte beiden jedoch ohne ein Wort des Widerstands. Er blieb ihr Schatten, während sie sich auf dem Markt umschauten. Selbst zeigte der Shyáner nur wenig Interesse, doch wer konnte es ihm verübeln? Auch Sarin, die sich eigentlich wunderbar hätte ablenken lassen könnte, ertappte sich gewiss ein ums andere Mal dabei, an Iryan zu denken. Hier herrschte so viel Magie, dass der Dunkelelf vermutlich schon hinter den Toren direkt zusammengebrochen wäre - vorausgesetzt, er hätte es überhaupt heil hindurch geschafft. Wenn alle Dunkelelfen von seiner Schwäche befallen wären, bliebe Zyranus sicher...
Dann lockte der Schneiderstand mit seinen Waren und Sarin verfiel in einen wahren Freudentaumel. Sie entdeckte nicht nur Stoffe, die im Reich der Nachtelfen als besonders kostbar, weil selten angesehen wurden. Sie lernte auch die eine oder andere Methode der magischen Veredelung von Stoffen kennen. So erfuhr sie, dass die alte Verkäuferin eine Schülerin besaß, die in der Kunst der Feuermagie unterrichtet wurde. Sie machte derzeit ein Lehrjahr in der magischen Schneiderei und sollte dort mit ihren Fähigkeiten Muster und Verzierungen in den Stoff brennen, ohne das kostbare Gewebe zu vernichten. Die Frau selbst war eine studierte Wassermagierin, die mit ihrem Element und vielen Farben wundersame Ergebnisse bei eigentlich weißen Stoffen entwickelt hatte. Sie malte mit bloßem Finger auf Seide und hinterließ dort wasserfarbenartige Gebilde, die sich jedoch nicht auswuschen. Ähnliches schuf sie auf Leinen und nannte es Batik. Schillernd waren ihre Gewänder, zauberhaft ihre Roben und von Wert ihr Lob an Sarin für die ausgefallene Kleidung. Die Alte erkannte sofort, dass ihr Nachtelfenstoff sie vor der Sonne schützen sollte. Ob auch mehr Magier dies sahen? Ob sie sie als Nachtelfe identifizierten? Mehr als einmal lag der Blick Umstehender auf ihnen, während sie an Castus' Seide zwischen den Ständen entlang schlenderte. Der Halbdämon bemerkte die Blicke aus dem Augenwinkel, kümmerte sich aber nicht darum.
Bei einem Tattergreis mit Bart, der ihm bis zu den spitzen Schuhen reichte konnten sie einen Teil von Sarins Schmuckstücken loswerden und gegen einen Beutel Lysanthemer eintauschen. Das Geld würde für mehr als ein Essen in der Schänke ausreichen. Damit könnten sie sicherlich auch einige Nächte in der Stadt verbringen und sich etwas auf dem Markt gönnen. So aßen sie dort zu Mittag, weil Castus unbedingt die fluffigen rosa Wolken am Stiel probieren wollte, die ein Luftmagier Freude strahlend als zuckrige Watte anpries. Sie schmeckten köstlich, machten allerdings nicht sehr satt. So folgte der Zuckerwatte noch ein zauberhafter Imbiss in Form von kleinen Cremetörtchen, die bei jedem Bissen einen anderen Flötenton von sich gaben. Einige der Kunden gaben zahlreiche Münzen aus, nur um den Versuch zu starten, mit dem Verzehr der magischen Backwaren ihre Lieblingsmelodie anzustimmen. Dass sie drohten, sich den Magen zu verderben, daran dachte keiner von ihnen. Zum Glück dachten Castus und Sarin da vernünftiger. Außerdem wurde es langsam zu viel an Süßigkeiten. Die beiden und Cadren verbrachten noch einige Zeit damit, am Rand des Marktes auf einer Bank zu sitzen. Eine nahe Glaskugel auf einem Steinpodest spendete nicht nur diffuses Licht, sondern auch genug Wärme, dass sie nicht schlotterten. Ein wenig Schnee rieselte langsam auf die Stände herab, als bestäubte er sie mit Puderzucker und die Besucher, die sich durch die Gassen drängelten, wurden zahlreicher. Jetzt kehrten nach und nach die Eleven der magischen Akademie ein, um sich mit Leckereien, neuer Zaubertinte oder Pergament einzudecken. Die Stimmung war ausgelassen. Ältere Magier fanden sich bei einem Stand mit Glühwein ein. Das Getränk war ebenfalls so magisch wie sein Name. Nach bereits wenigen Schlucken glühten die Nasen der Magier wie Feenlichter. Darüber lachten die alten Gesellen herzlich. Es machte Spaß, ihnen von der Bank aus einfach nur zuzuschauen. Irgendwann wurde es aber Zeit, Richtung Schänke zu gehen. Falls Mallahall nicht bereits dort auf sie wartete, würde sie bestimmt bald eintreffen. Außerdem verlangten die Mägen der drei nun auch nach einer richtigen Mahlzeit. Geld dafür besaßen sie ja nun.
So machten sich Sarin, Castus udn Cadren auf den Weg, an neugierigen aber auch verengten Blicken vorbei.

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