Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Ein Tor aus zwei massiven Holzflügeln stellt sich den Reisenden in den Weg. Zwei Wachen stehen davor und kontrollieren jeden, der ein und aus will. Ein Passierschein ist nötig, um Santros betreten zu dürfen.
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Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 31. Oktober 2021, 22:29

Eleyna kommt von Auf nach Unbekannt


Wieder vergingen die Stunden, wenngleich äußerst zäh und in einer eher bedrückten Stimmung. Sogar die Waldelfe flüsterte nicht mit Rodrick oder umgekehrt, wie sie es zuvor noch getan hatten, um sich die Zeit zu vertreiben. Seit dem Vorfall mit dem Gefangenen war es, als hätte sich etwas Bleiernes auf die gesamte Truppe gelegt.
Irgendwann hatte sich die Umgebung endgültig verändert, war das restliche Gras, das bislang in der kalten Jahreszeit überlebt hatte, einem steinigen, staubigen Untergrund gewichen, der alles andere als einladend wirkte. Dennoch zogen sie ungehindert weiter, während der Tag immer mehr voran schritt.
Bis der Schatten plötzlich das Zeichen zum Halten gab, wortlos vom Rücken seiner Stute glitt und zu dem Wägelchen trat. Er sah dabei niemanden an, schon gar nicht die Mischlingselfe, geschweige denn, dass er auch nur einen Ansatz zu einer Erklärung gab. Während der Mensch das stoisch hinnahm, wirkte Lauryn regelrecht bedrückt und traurig über diese Wendung der Ereignisse. Nicht einmal für sie hatte er ein noch ein freundliches Wort übrig oder gar ein feines, beruhigendes Lächeln.
Stattdessen behielt er seine neutrale, ruhige Maske bei, als er die Decke kurz zurück zog und den schlafenden Körper auf seine Lebensfähigkeit überprüfte. Dann wandte er, zur reinen Sicherheit, noch einmal jenen speziellen Griff an und sorgte dafür, dass der Gefangene wahrlich nicht zu früh aufwachen würde. Erst, als er damit zufrieden war, deckte er ihn wieder sorgfältig zu und wandte sich ab, um sich seinem Sattel zu widmen.
Kurz nur kramte er in einer der Taschen zielsicher nach einer kleinen Phiole mit einer seltsam schimmernden Flüssigkeit darin, deren Farbe nicht wirklich bestimmbar war. Je nachdem, ob sie sich gerade bewegte oder das Licht von diesem oder jenem Winkel darauf fiel, schimmerte sie mal rötlich, dann wiederum violett oder sogar einmal grünlich.
Der Meisterspion schien das zu kennen und wirkte nicht sonderlich beeindruckt, als er kurzerhand und vor den Augen aller, als wäre ihm sogar das gleichgültig geworden, den Stöpsel heraus zog und sich einen Tropfen auf die Zunge fallen ließ. Danach verschloss er das Gefäß auf sorgsamste wieder und verstaute sie mindestens ebenso gewissenhaft, als wäre die Flüssigkeit darin derart kostbar, dass nicht eine Winzigkeit davon verloren gehen durfte. Was vermutlich auch tatsächlich der Fall war!
Im Anschluss daran schloss er die Augen und wirkte mit einem Mal höchst konzentriert, unerheblich davon, dass in so mancher Mimik die Frage buchstäblich hinein geschrieben stand. Doch auch jetzt würde er keine Antwort darauf geben. Ja, er könnte es nicht einmal, wenn er es denn wollte, schließlich musste er sich jetzt ganz und gar darauf besinnen, was am Ende der bald einsetzenden Wirkung herauskommen sollte!
Stille hatte sich über die Trockene Ebene gelegt und wurde nur einmal von einem leisen Schnauben von Raik unterbrochen, der dafür von der Stute einen fast schon bitterbösen Blick erntete. Laogh hingegen schien das nicht zu hören. Und dann... passierte es!
Zuerst wirkte es wie eine Sinnestäuschung, denn ständig strich ein feiner Luftzug über die Ebene und ließ den Staub auch in der Luft aufblitzen. Aber wenig später wurde dieses Glitzern rund um den Schatten stärker, nahm eindeutig seine Konturen an und verschleierte schließlich für drei Atemzüge lang gänzlich seine Gestalt.
Was dann zum Vorschein kam, war, gelinde gesagt, einfach nur... unerwartet und unbegreiflich! Noch immer war Laogh eine große Erscheinung, mit langem Haar, graziler und zugleich männlicher Gestalt und sichtlich spitzer Elfenohren, der sich gerne in schwarze Kleidung aus edlen Stoffen hüllte. Doch niemand würde ihn jetzt noch für einen der Dunklen halten!
Stattdessen besaß er mit einem Mal die Erscheinung derjenigen aus dem Eldoras. Sein Teint war rosig mit einem leicht goldenen Schimmer, als hätte ihn die Sonne persönlich geküsst. Seine Augen leuchteten wie Bernstein mit leicht grünlichen Sprenkeln darin, die sie sonderbar und anziehend zugleich machten. Und sein Haar war nun eine Mischung aus einem Rot- und einem Braunton, beinahe so, als wolle es sich der Umgebung anpassen und tarnen.
Während der Waldelfe der Mund offen stand vor Staunen und Raik ob dieses für ihn plötzlich erschienen Unbekannten leicht nervös wurde, starrte Rodrick diese neue Gestalt an, als wolle er ihn mit seinen Blicken durchbohren. Der Schatten blieb ruhig und sah ihm direkt in die Augen. "Ein Wort über das, was du gesehen hast, und es ist dein letztes.", erklärte er voller Ruhe, was die Drohung umso gefährlicher machte.
Und tatsächlich schien es den Menschen zu beeindrucken, denn er deutete ein kleines, kaum merkliches Nicken an. Nein, vorläufig würde er nicht zum Verräter werden, obwohl er dadurch einen Dunkelelfen, einen Feind, decken müsste.
Einzig und allein Draca schien dieses Schauspiel auf diese oder ähnliche Weise schon zu kennen, denn als er sich ihr wieder zuwandte und aufsaß, verhielt sie sich wie immer. Nun konnte es auch weiter gehen, denn am Horizont war bald darauf eine Stadtmauer zu erkennen, intakt und somit ein Hinweis auf das immer wahrscheinlicher werdende Ziel ihrer derzeitigen Reise.
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 1. November 2021, 13:20

Der Weg wurde lang. Und länger. Und noch länger. Das was sich am Anfang anfühlte wie das Erreichen eines Ziels, das Ende einer Etappe, zog sich nun wie eine von Zeitdämonen erschaffene Schleife, die nie aufhören sollte. Eleyna kochte. Dass ihr der Anführer dieser kleinen Gruppe nur wenig anvertraute, hatte sie in den letzten Wochen gelernt. Sie hatte es auf gewisse Weise akzeptiert, denn sie wollte ihm dafür nicht immer gleich erdolchen. Doch was sie bis vor einigen Stunden nicht gewusst oder geahnt hatte war der Umstand ihrer persönlichen Verwicklung. Und zwar dergestalt, dass sie unmittelbar mit Laogh und dem Mischling verbunden war. Woher? Wie? In ihr formte sich eine Frage nach der Nächsten und das in Verbindung mit ihrem erlernten Wissen über den Meisterspion verband sich zu einer unguten Mischung die explosiv wurde je länger sie schwelte. Die Spionin hatte es auf dem Weg dem Anderen beinahe gleichgetan. Sie sah niemanden an, sie redete nicht, sie folgte stumm, wo er stumm anführte. Aber nicht aus Pflichtgefühl, wie es vielleicht bei Lauryn wäre, nicht aus Angst, wie es bei Rodrick der Fall sein mochte oder aus Verbundenheit wie es Draca tat. Oder Raik – aus Verfressenheit. Nein, Eleyna folgte stoisch dem Trupp, da sie fortan zwar die selbe Richtung hatten, sie aber in der nächsten größeren Stadt auf jeden Fall dieses Arrangement auflösen wollte. Für sie war Schluss. Wenn er ihr keine Antworten lieferte, musste sie sie auf anderen Wegen erhalten und somit war er nicht weiter von Wert.
Ihre zarten Gefühle, die vielleicht hätten entstehen können, waren durch das Gemisch in ihrem Innern ausgemerzt. Oder unterdrückt, auf jeden Fall merkte sie davon nichts. Der Ritt wurde begleitet von einem fröstelnden Wind, den sie willkommen hieß. Zuvor war er unangenehm beißend gewesen, hatte an ihrem etwas lädierten Zustand gezerrt, doch jetzt betäubte er sie auf angenehme Weise. Eleyna verstand nicht, wieso Laogh ihr stets keine Informationen zukommen ließ. Und wenn sie geglaubt hatte, dass sich das ändern könnte, war sie spätestens jetzt von diesem Irrglauben geheilt. Er würde sie nie einweihen, wenn es ihm nicht in den Kram passte und grundsätzlich konnten ihr seine Angelegenheiten auch herzlich egal sein, doch das hier? Dieses unausgesprochene Damoklesschwert über ihren Köpfen, das kaum zu übersehen war, das war zu viel.

Irgendetwas stimmte nicht, stimmte ganz und gar nicht und es betraf sie. Sie persönlich, nicht erst seit heute, nicht erst seit gestern. In ihr formten sich tausende Szenarien, wie es dazu gekommen war, dass sie hier hinter dem Spion ritt und ihm folgte. Es war… geplant. Vielleicht nicht sofort aber spätestens, seit sie sich über den Weg gelaufen sind. Eleyna kam sich dumm vor. Naiv regelrecht und das passte ihr nicht. Es war das eine verraten zu werden, damit konnte sie umgehen, aber nicht mal eingeweiht zu werden, wenn die Karten offengelegt wurden. Wenn es gar keine zwei Meinungen mehr gab. Dass sich der Schatten nicht erklärte legte sie ihm als charakterliche Schwäche aus. Dass er nicht den Mut hatte, seinem Dreck ins Gesicht zu sehen und aufzuräumen. Wie hatte sie sich derart täuschen können?
Plötzlich bemerkte sie, dass sie anhielten. Sie sah kurz auf, doch als sie erkannte, dass er sich lediglich nach dem Mischling erkundigte, ließ sie den Blick wieder über die Umgebung wandern. Er war ihr mehr als eine Erklärung schuldig und sie würde Antworten verlangen. Dieses Mal ließ sie ihn nicht einfach so vom Haken, nur mit dem Unterschied, dass der Zeitpunkt ungünstig war. Jetzt eine Szene zu machen, brachte sie alle nicht weiter. Dass er dem Gefangenen zur Vorsicht noch mal die Lichter ausknipste, bestätigte Eleyna nur darin, dass er unter allen Umständen verhindern wollte, dass sie erfuhr, was hier vor sich ging. Nachdem der Schatten offenbar zufrieden damit sein konnte, dass der Gefangene nicht aufwachte, ging er zurück zu Draca. Doch anstatt aufzusitzen, da sie ihr Ziel noch nicht erreicht hatten, kramte er offenbar in seiner Satteltasche. Eleyna atmete genervt aus, während sie den Blick wieder abwandte. Er tat was er wollte und sie alle folgten wie die Lämmer zur Schlachtbank. Hatte der Unbekannte recht gehabt? War sie schon verblendet genug, um blind zu sein für alles? Na falls es so war, dann hatte sich das deutlich geändert.

Eleyna ließ ihren Blick gelangweilt wandern, als sie das kleine Fläschchen in seiner Hand erkannte. Argwöhnisch betrachtete sie es, erkannte die Flüssigkeit und das seltsame Farbenspiel darin. Dann konnte sie sehen, wie er sich einen Tropfen davon auf die Zunge legte. Stirnrunzelnd beobachtete sie das Schauspiel, bis sie das Gefühl hatte, dass sich etwas um ihn herum tat. Es war wie kleine Lichtpunkte, seltsam unwirklich und doch vorhanden. Ihr Blick täuschte sie nicht, denn plötzlich war er für den Bruchteil einer Sekunde verschwunden. Verblüfft starrte sie auf das was sich da abspielte. Gesehen hatte sie so etwas noch nicht und als sich das seltsame Schleier legte, zuckte sie zurück und griff augenblicklich die Zügel kürzer, während Raik nervös wurde. Eleyna starrte regelrecht auf den Mann der sich ihnen zeigte. Ihr Herz klopfte wild, denn so einer Magie war sie bisher nicht begegnet. Laogh war ein völlig anderer. Eldorisch wenn sie sich recht erinnerte, lieblich beinahe und im völligen Kontrast zu der dunklen Haut und Seele. Eleyna ließ den Blick ungläubig wandern, während Laogh Rodrick zum Stillschweigen verdonnerte konnte sie es immer noch nicht glauben. War er nun eldorisch? Oder morgerianisch? Nachdem sich die erste Überraschung gelegt hatte und er wie immer einfach zur Tagesordnung überging, brauchte sie tatsächlich noch, bevor sie sich in Gang setzen wollte. Sie ließ die Gruppe weiterziehen und sah ihnen einen Moment nach. In ihrem Innern tobte ein Sturm und dieser wollte sich mit aller Kraft freisetzen. Eleyna schluckte, versuchte ihre Wut im Zaum zu halten. Dann erst folgte sie dem Tross. Nach einigen Schritten, konnte sie die Stadtmauern ausmachen. Sie hatte also richtig vermutet, dass sie Santros ansteuerten und nun machte die Verwandlung auch Sinn. Leider waren sie aber nicht alle mit kleinen Zauberwassern gesegnet und so wurde Raiks Gang immer schneller, bis sie im gemächlichen Galopp den Wagen und Laogh überholt hatte und ihm den Weg versperrte. Sie schaute ihn kühl an und wartete, bis er stehen geblieben war. „Netter Zaubertrick.“, bescheinigte sie, doch ihre Stimme hätte Wasser gefrieren lassen können. „Und gibst du uns anderen einen aus, oder geht es wie immer nur um deine Haut?“, fragte sie nach. Man sah auch ihr die Dunkelelfe an und dem Gefangenen ebenso. Was dachte er sich also? Oh sie hätte auch jetzt mit all ihrem Zorn herausplatzen können, doch noch hielt die Barrikade, die sie den Weg über errichtet hatte.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. November 2021, 15:09

Ob dem Schatten die Zeit auch lang wurde? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ob er sich Gedanken machte? Sicherlich, er war schließlich ein Perfektionist, Planer und Stratege sondergleichen, der vermutlich nicht einmal beim Liebesspiel seinen Kopf vollständig ausschalten könnte. Nur, welche Überlegungen stellte er gerade an? Ungewiss. Es konnte von den nächsten Schritten über Ausschaltungsmethoden bis hin zu seinem Abendessen reichen.
Jedenfalls mied er jeglichen Kontakt mit den übrigen Reisenden, sofern er nicht unerlässlich war. Keine freundlichen Worte, kein Herumalbern, aber auch keine Erklärungen. Letzteres natürlich nicht, damit hatte er sich schließlich den gesamten Weg über nicht wirklich aufgehalten. Die Stimmung wurde gedrückter, das färbte auch auf die anderen Mitglieder ab.
Lauryns Miene war bezeichnend, so bekümmert war sie den gesamten Weg über nie gewesen, nicht einmal, als sie sich um den Menschen noch hatte sorgen müssen. Doch auch diesem war die Laune zu einem leisen Plaudergespräch vergangen, sodass die Beiden ebenfalls schweigend auf dem Wägelchen saßen. Alles in allem war die kleine Truppe an einem Punkt angelangt, an dem es entweder bald eine befreiende, reinigende Explosion geben würde, oder sie schlussendlich allesamt allein ihrer Wege gehen würden, sobald wie möglich.
Daran änderte auch die kurze Unterbrechung nichts, als der Meisterspion anhalten ließ und wortlos nach dem Gefesselten sah, dem er vorsorglich noch eine weitere Runde Schlaf mit seinem geschickten Griff an die Stelle zwischen Hals und Schulter verpasste. Danach allerdings griff er in seine Satteltasche, die ebenfalls in dem Wägelchen untergebracht war, da er Draca weiterhin lediglich mit der Decke auf dem Rücken ritt, und holte eine kleine, dünne Phiole mit einer seltsamen Flüssigkeit darin hervor.
Ohne sich um die anderen und deren offensichtlichen, unausgesprochenen Fragen zu kümmern, nahm er einen kleinen Schluck daraus und verstaute seinen Besitz wieder sorgfältig, damit dieser weder abhanden kommen, noch Schaden nehmen könnte. Die Wirkung setzte wenig später ein und offenbarte, dass er zu weitaus hinterhältigeren Versteckspielchen imstande war, als er bislang gezeigt hatte. Denn an die Spitze des Zuges setzte sich kein Dunkelelf mehr, sondern ein Vertreter einer weitaus harmloseren, friedlicheren Elfenrasse, die kaum Misstrauen erregen würde.
So ging es weiter und allmählich kam die anvisierte Stadtmauer ins Blickfeld, die davon zeugte, welchem Ziel sie sich näherten. Santros, eine der wichtigsten Hafenstädte ganz Celcias, bewohnt hauptsächlich von Menschen und zugleich Dreh- und Angelpunkt des Handels, der auch viele andere Wesen anlockte. Zugleich war die Stadt groß genug, dass von dem Treiben des Hafens nichts bis vor die Stadtmauern dringen konnte, sondern diese nicht nur optisch wie ein Schutzschild wirken konnte. Ein intaktes noch dazu, denn bislang hatte sich die Dunkle Armee oder einer ihrer Verbündeten nicht heran gewagt, sodass alles wie immer wirkte, friedlich und so, wie es eigentlich sein sollte.
Nur... was wollten sie hier? Wieso führte der Schatten sie an diesen Ort, auch wenn er sich in einen harmlosen eldorischen Elf verwandeln konnte? Hatte Rodrick etwas ausgeplaudert? Seinem leicht irritierten Blick nach zu urteilen, sofern ihn jemand ansah, wohl nicht.
Und trotzdem stellte niemand die naheliegendste Frage: Was wollten sie hier? Nicht, dass sie eine Antwort erhalten hätten... zumindest noch nicht. Der Meisterspion schien weiterhin überhaupt nicht gewillt zu sein, mehr als nötig zu reden, geschweige denn, irgendetwas zu erklären.
Obwohl Stunden seit dem Vorfall mit dem Mischling vergangen waren, schien er ihn trotz allem mitgenommen zu haben, da er sich auch weiterhin wie der stumme Anführer verhielt, dem man schlichtweg zu folgen hatte, und sich nicht wieder wie gewöhnlich gab. Eigentlich etwas, das auch die anderen zu denken geben sollte, vor allem derjenigen, die damit ebenfalls etwas zu tun zu haben schien. Jedoch sponn diese ihre eigenen Gedanken und Überlegungen, sodass ihr dieser Umstand womöglich gar nicht auffiel.
Allmählich kam auch ein Stadttor in Sichtweite, das scheinbar angestrebt werden sollte. Schweigend hätte er das auch getan, wenn seine feine Ohren ihm nicht eine Änderung in seinem Rücken verraten hätten. Natürlich hätte er es ignorieren und einfach weiterreiten können. Aber um Aufsehen zu vermeiden, denn allmählich würden auch menschliche Augen beim Stadttor die Gruppe ausmachen können, ließ er Draca unbemerkt langsamer werden.
Während die Elfe auf dem Wägelchen fragend blinzelte und der Mensch sich noch immer etwas ratlos umsah, tat der Schatten so, als müsste er seine Stute anhalten lassen wegen der plötzlichen Wegunterbrechung. Dabei hatte er es so abgestimmt, dass sein Tier im genau richtigen Moment den Schritt verhielt.
Ruhig, fast schon verboten gelassen, und ansonsten absolut neutral sah er die Mischlingselfe vor sich an. Nichts war von dem gewöhnlichen Schalk in seinem Blick geblieben, kein noch so feines, spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ja, sogar seine Haltung war absolut locker, die Zügel lässig in der einen Hand, die andere auf seinen Oberschenkel ruhend, als müsste er nicht einmal im Geringsten davon ausgehen, dass sie ihn auch körperlich würde attackieren können.
Unbeeindruckt von ihrer eisig kalten Stimme, die sich sowohl ihrem Blick, als auch der Umgebungstemperatur angepasst zu haben schien, wartete er ab, bis sie fertig war. "Könnte ich, wenn es Sinn machen würde.", erklärte er mit einer Ruhe, die beinahe schon wieder provozierend war und an sein Verhalten gegenüber dem Kommandanten in Pelgar erinnerte, den er damit zur Weißglut hatte treiben können.
War das sein nächstes Ziel? Wollte er sie zum Explodieren bringen und alles riskieren, was sie bislang zusammen gehalten hatte, jetzt, so kurz vor dem Ende dieser Reise? Oder einer Zwischenetappe, je nachdem, was für Pläne er noch haben könnte.
Leichter Schenkeldruck ließ Draca zwei Schritte nach vorne machen und der Rappe musste ausweichen, wollte er nicht gestoßen werden. Er schnaubte unruhig und wippte leicht mit dem Kopf, doch wich er brav aus, als hätte er ebenfalls den Befehl dafür bekommen.
Währenddessen hielt der Schatten den Blick seiner Gespielin mit all seiner Seelenruhe fest. "Aber ein Troll oder Ork in meiner Begleitung wäre auffallender als dein jetziges Aussehen.", fügte er hinzu... und ritt kurzerhand an ihr vorbei. Ließ sie einfach stehen, als wäre sie nichts weiter als ein Spielzeug für ihn gewesen, das er nun nicht mehr benötigte.
Nach kurzem Zögern ließ auch der Mensch den Zelter wieder weitergehen. Als es sich auf Höhe der Mischlingselfe befand, sah Lauryn traurig und zugleich entschuldigend zu ihr hoch. "Das macht keinen Sinn. Es kommt noch der rechte Moment.", raunte sie ihr zu und konnte nur hoffen, dass die andere auf sie hören würde.
So zogen auch sie an ihr vorbei und überließen sie ihrer eigenen Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Entweder sie würgte ihren Zorn hinunter und folgte ihnen weiter, um später noch einmal das Gespräch wenigstens zu versuchen. Oder sie entschied sich dagegen und galoppierte davon, ohne einer letzten Chance darauf, vielleicht wider Erwarten doch noch die ein oder andere Antwort zu bekommen.
Und er? Würde ihn letzteres kümmern oder würde er sie tatsächlich einfach so ziehen lassen? Oder war er sich ihrer Gefolgschaft derart sicher, dass sie ihn nur darin bestärken würde, wenn sie weiterhin mitritt? Gab ihr sein noch immer so verändertes Verhalten langsam zu denken oder konnte weiterhin nicht zu ihr durchdringen...?
Nun ja... es gab derart viele offene Fragen, angefangen von dieser Flüssigkeit über den gefesselten Mischling bis hin zu dem Grund ihrer Anwesenheit in Santros, dass sie nicht wirklich weg konnte, oder? Wenigstens die ein oder andere Antwort müsste sie noch irgendwie aus ihm herauskitzeln, ehe sie wegging, um mit diesem Kapitel abschließen zu können.
Was aber wiederum bedeuten würde, dass sie sich zusammen reißen und gedulden müsste. Ob sie dafür noch die Kraft und Beherrschung hätte? Von ihren derzeit überlagerten Gefühlen für diesen Mistkerl von Rätsel auf zwei Beinen ganz zu schweigen...
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 14. November 2021, 22:24

Was sollte man tun, wenn jemand so stoisch in seinem Handeln war, dass nichts ihn hätte umstimmen können? Was sollte man denken, wenn jemand sich niemals auch nur irgendwie öffnete, sich jemanden anvertraute und vielleicht so etwas wie Wertschätzung teilen konnte? Eleyna war weit davon entfernt in Laogh jemanden zu sehen, dem sie diese Gefühlsregungen gerne entlocken wollte, doch just in diesem Moment wäre etwas mehr Entgegenkommen, etwas mehr Einbeziehen, Gold richtig gewesen. Sie hätte es gebrauchen können. Nicht für ihr Seelenheil oder weil sie besonders an ihm hing. Der Mischling hatte nicht vollends ins Schwarze getroffen mit seiner Spitze, sie könne schon längst nicht mehr klar denken. Ja, es war ein zartes Band entstanden, fragil, dünn doch ganz sicher nicht reißfest. Das was Eleyna meinte gefühlt zu haben ohne, dass sie darüber gesprochen hatte, war in dem Moment verschüttet worden, als sich Laogh abermals entschied, ihr einfach nichts zu geben. Nicht mal den Respekt ihrer Person, indem er ihr klar sagte, dass sie alles später besprechen konnten. Eleyna hatte den Kopf nicht gänzlich gedreht, als er sie hatte stehen lassen. Ihre Augen hoben sich leicht, als Lauryns Stimmchen zu ihr herüber wehte und sie Ausreden gar Entschuldigungen für ihn fand, die sie sich hätte sparen können.
Die Spionin reagierte mit einem minimalen Kopfnicken auf ihre Worte, wusste sie doch, dass das Mädchen viel zu dankbar war, um Laogh als das zu sehen, was er war. Eleyna ließ den Trupp ziehen, harrte aus, den Rücken zu ihnen gewandt und schaute den Weg zurück, den sie gekommen waren. Das mäßige Hufgetrappel wurde zunehmend leiser, doch das störte Eleyna nicht. Sollten sie ziehen. Noch immer starrte sie den Weg entlang, als könne sie bis nach Pelgar sehen. Ihr wurde klar, dass sie untergehen würde, wenn sie weiterhin bei ihm blieb. Sie würde mitlaufen, gezwungenermaßen freiwillig Vertrauen aufbauen, denn er presste es aus ihr heraus, verlangte es auf subtile Weise und gab ihr im Gegenzug nichts.

Die Mischlingselfe verstand, dass er sich nie würde ändern oder öffnen können. Und sie verstand, dass sie nicht bereit war ihm grundsätzlich blind zu folgen. Wie eine Hündin die er sich zum Spaß hielt und wenn ihm danach war, durfte sie mit ihm spielen oder wurde beachtet. Langsam wandte sie Raik um, sodass sie dem kleiner werdenden Trupp nachsehen konnte. Das Stadttor von Santros war nicht mehr weit, der Weg war klar und doch zögerte sie immer noch. Eleyna wollte nicht, sie wollte ihm nicht weiter folgen und sie wollte nicht länger seine Gesellschaft. Sie wollte sich wieder frei fühlen, klarer denken und mehr wie sie selbst sein. Er hatte sie vergiftet und wenn sie nicht endlich handelte, würde dieses Gift sie weiter lähmen. Er hatte ja sogar ihr Pferd vergiftet. Und er ließ sie selbstgefällig spüren, dass er bereits die Kontrolle hatte. Dass sie sich dem nicht entziehen konnte.
Doch Eleyna war trotz allem nicht naiv. Sie spürte den schädlichen Einfluss seiner Gesellschaft und wenn er glaubte, dass sie nicht fähig war, nach dieser Erkenntnis zu handeln, war das sein erster großer Fehler. Die Spionin drücke ihre Schenkel in den Bauch des Rappen und ließ ihn im gemächlichen Tempo folgen. Inzwischen waren die anderen ein ordentliches Stück weiter und doch ließ sie sich Zeit. Zeit in der sie nachdenken konnte in der sie die Möglichkeit hatte, Laogh abzustreifen und es gelang ihr erstaunlich gut. Er hatte sie einmal zu viel stehen gelassen und sie würde danach handeln. Wenn er glaubte, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als ihm zu folgen, dann war das sein zweiter großer Fehler. Und sie zu unterschätzen der Dritte. Eleyna folgte, doch das würde das letzte Mal sein. Sie würde Santros aufsuchen, würde ausruhen, zu Kräften kommen und sich neu sortieren. Sie würde einen neuen Plan schmieden und sie würde gehen. Ob ihn das nun interessierte oder nicht, in ihr hatte er keine Gespielin gefunden, die sich sämtliche Sinne nach ihm verzehrte bis zur völligen Selbstaufgabe. Gemächlich schloss sie wieder auf, hielt sich aber weitestgehend im Hintergrund. Ihr Blick fiel auf den Mischling der noch immer schlief. Warum er ihn nicht einfach entsorgte? Eleyna war es inzwischen egal wieso er etwas tat oder nicht. Wichtig war, dass der Mischling noch lebte und dass er hier war, denn sie würde ihm so einige Fragen stellen, sobald er wieder bei sich wäre. Und wenn Laogh das nicht passte, dann würde er sie töten müssen. An diesem Punkt war sie inzwischen.
Die Spionin hatte seit seiner neuerlichen Farce nichts weiter gesagt. Die Wut in sich spürte sie nach wie vor, auch wenn sie zunehmend einer eher stoischen Haltung wich. Wut bedeutete, dass Gefühle im Spiel waren. Das änderte sich mit jeder Minute die sie hier wartete und mit ansehen musste, wie der Wolf im Schafspelz seine Ein-Mann-Show spielte.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. November 2021, 13:12

Abgesehen davon, dass er es nicht für den rechten Moment hielt, um überhaupt unter vier Augen miteinander reden zu können, wollte er es auch gar nicht. Er wollte keine Erklärungen abgeben oder gar ein Risiko eingehen, dass irgendwelche richtigen Schlüsse über seine Vergangenheit angestellt werden konnten. Außerdem beschäftigte es ihn, wie er mit dem Mischling hatte umgehen müssen, mehr noch als der Umstand, dass seine Gespielin wütend auf ihn war.
Wobei das vermutlich zum Teil darin begründet lag, dass er von seiner Unwiderstehlichkeit überzeugt war und davon ausging, dass sie gereizt genug war, um ihm gegenüber erneut die Krallen auszufahren. Und die Versöhnung wäre dann sowieso das Tüpfelchen auf dem I. Sofern er tatsächlich Interesse daran verspüren würde, das würde sich erst zeigen.
Jetzt hingegen nahm er sich erst recht nicht die Zeit für irgendwelche Ausführungen. Schon gar nicht würde er sie an die Phiole lassen, denn dieses Mittel war äußerst kostbar und erforderte viel Konzentration, um nicht tatsächlich als Troll oder Ork dazustehen, sondern als das, was man tatsächlich wollte. In der Hinsicht hatte er tatsächlich die Wahrheit gesprochen, ob sie ihm nun glauben würde oder auch nicht.
Also ließ er sie mit dieser Information stehen und erwartete, dass ihm gefolgt werden würde. Was tatsächlich der Fall war, zumindest das Wägelchen wurde artig hinter ihm hergeführt und letzten Endes folgte auch weiterer Hufschlag. Erst, als er es vernahm, fiel ihm auf, wie bewusst er darauf gelauscht hatte. Gedanklich schüttelte er darüber den Kopf und mahnte sich selbst, endlich wieder zur Sache zu kommen, obwohl man ihm äußerlich nichts davon ansah und er kontrolliert wirkte wie immer.
Im Gegensatz zu Lauryn, der man die Traurigkeit derart deutlich ansah, dass der Mensch sich bemüßigt fühlte, ihre Hand zu nehmen und tröstend zu drücken. Er konnte und wollte nicht begreifen, was sie so mitnahm an dieser Situation, aber er mochte sie und wollte ihr auf väterliche Weise ein bisschen Fürsorge zukommen lassen, nachdem sie ihn gesund gepflegt hatte.
So verstrich noch eine gute Stunde, während der das anvisierte Stadttor immer näher kam. Dort drängten sich in der warmen Jahreszeit oft die vollbeladenen Waren und Reisenden, um Einlass zu erhalten für ihre Angelegenheiten. Jetzt hingegen, in der Kälte, wirkte auch die eigentliche Straße dorthin kahl und verlassen, passend zur leblosen Umgebung. Umso deutlicher fiel der kleine Trupp auf, der sich dem Zugang näherte, sodass sie längst von den Wachen beäugt wurden, ehe sie in Hörweite kamen.
Nicht mehr lange, dann war es allerdings soweit, der Schatten ließ anhalten, rutschte vom Rücken seiner Stute und unterhielt sich gedämpft mit den Wachen. Auch ein winziger Beutel mit wechselte leise klimpernd den Besitzer. Etwas, das kaum mehr als eine Minute in Anspruch nahm, ehe er ihnen zunickte, wieder aufsaß und das Zeichen zum Weiterziehen gab.
So tauchten sie unbehelligt, wenngleich gerade die Spionin etwas skeptisch beäugt wurde, während kein Blick unter die Decke auf dem Wägelchen geworfen wurde, in den Trubel der Stadt ein. Der durch die Kälte zwar ebenfalls gedämpft wurde, aber das konnte ihnen allen nur recht sein, weil sie dadurch besser voran kamen. Vor allem der Schatten war zufrieden damit und da er sich nicht zum ersten Mal hier aufhielt, besaß er ausreichend Ortskenntnis, um die kleine Gruppe zielstrebig in Richtung des Hafens zu führen.
Was mochte er dort nur vorhaben? Ihn zu fragen hätte keinen Sinn. Trotzdem würde sie es bald erfahren und hätte vermutlich wenig Freude damit...

Die Gruppe zieht weiter nach Im lachenden Kamel
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Mai 2022, 19:24

Eleyna kommt von Ein unscheinbares Bürgerhaus

Wie kam es eigentlich, dass er immer und immer wieder genau dann auftauchte, wenn er eigentlich nichts an jenen Orten zu suchen hatte? Und wieso hatte er sein Pferd dabei? Wollte er weg hier? Wie gut, dann wäre sie ihn womöglich endlich los! Auch wenn offen bleiben würde, ob sie das im Endeffekt wirklich wollte. Es musste sein, definitiv, um ihres Seelenfriedens willen! Oder...?
Nur... wie kam es, dass er sich erdreistete, auch ihren Hengst mitsamt ihrer wenigen Habe dabei zu haben?! Obwohl es sie kaum verwundern sollte, dass ihr Tier so problemlos gefolgt war, nachdem er schon während ihrer Ohnmacht bewiesen hatte, dass er ein Händchen für ihn hatte.
Ihre Reaktion auf seine zweifelhafte Begrüßung fiel recht... unfreundlich aus. Und dennoch... War das etwa gerade sein typisches, amüsiertes Hüsteln gewesen?!
"Oh, wie nett du mal wieder bist. Dabei müsste ich eigentlich gekränkt sein. Mich einfach so stehen lassen und das nach allem, was ich für dich getan und welche Opfer ich gebracht habe!", säuselte er in einem quängelnden Tonfall wie ein verwöhnter Junge, das sein Lieblingsspielzeug kaputt gemacht hatte und keinen Ersatz bekam, obwohl ihm das zuvor angedroht worden war.
Im nächsten Moment trat er aus dem Schatten heraus, offenbarte seine wahre, dunkelelfische Gestalt dabei, die ihn um diese nächtliche Zeit nur zum Vorteil gereichte, und zuckte betont gleichmütig mit den Schultern auf ihren Protest hin. Schon trat er zu ihrem Hengst und strich ihm beinahe liebevoll über die Nüstern, sodass dieser sich ein wenig beruhigte.
"Ja, so ist es gut. Ganz ruhig. Die Schatten tun dir nichts.", sprach er sanft auf ihn ein und schien die Quelle des derzeitigen Gestanks schon wieder vergessen zu haben. Dabei war das, wie immer natürlich, reine Taktik.
Er hatte sich von ihr abgewandt und lauschte ihren Bewegungen, ließ sie mal wieder ein paar Schritte sich von ihm entfernen, ehe er seinen nächsten Köder hinwarf. "Und ich dachte, du wolltest nach Zyranus." Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei...
Noch einmal strich er über den tierischen Nasenrücken, bevor er den Kopf drehte und über die Schulter hinweg zu ihr sah. "Aber ja, stimmt, das möchte Arrond ja nicht und du willst ihn nicht verärgern."
Er ging zu Draca, strich ihr begrüßend über den Hals und saß dann elegant auf. Locker griff er nach den Zügeln und wollte sie dazu bewegen, von ihrem Futter abzulassen. Allerdings hatte er dabei die Rechnung ohne ihrem eigenen Willen gemacht, sodass ein festerer Griff und ein deutliches Drücken der Schenkel notwendig waren, dass sie sich schnaubend vor Protest lenken ließ.
Er gestattete ihr, nach ein paar Schritten wieder stehen zu bleiben, sodass er nach den Zügeln des anderen Pferdes greifen konnte, das er demonstrativ mitnehmen würde, mit allem, was dazu gehörte. "Stattdessen wirst du brav in deinem Gemach sitzen, auf eine neue Aufgabe warten und dich fragen, wann er endlich Zeit für dich hat. Wer weiß, vielleicht hat er ja eine Aufgabe für dich... irgendwo im Neldoreth oder im Urwald, weit entfernt von jeglichen dunkelelfischen Bewegungen, die dein Können herausfordern würden."
Er schenkte ihr ein feines, überlegenes Grinsen und nickte ihr grüßend zu. "Wie du schon sagtest, guten Weg!", war es nun an ihm, ihren Tonfall nachzuahmen und sie auf diese Weise zu verspotten.
Dann griff er Dracas Zügel fester, die schon wieder hatte grasen wollen, und ließ sie sich gemächlich in Bewegung setzen, so, als hätte er für sich tatsächlich den Abschied abgeschlossen... oder wollte ihr die Gelegenheit geben, vernünftig zu werden und ihm zu folgen. Möglich wäre beides, nur... was wollte sie?
So, wie Arrond sich verhalten hatte, stand tatsächlich so einiges an Langeweile zu befürchten und gänzlich aus der Luft gegriffen wären Laoghs Worte wahrscheinlich nicht, derart gut, wie er stets informiert war. Auf der anderen Seite wäre es ein absoluter Triumph für ihn, wenn sie sich breitschlagen und mit ihm gehen würde. Auch wenn Zyranus bestimmt lockte, eine ordentliche Herausforderung wäre und... um einiges besser, als zum Nichtstun verdammt zu werden!
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 27. Mai 2022, 23:02

Die Tatsache, dass Laogh grundsätzlich auftauchte, wenn sie ihn wirklich am wenigsten brauchte, überraschte Eleyna nicht mehr. Es war inzwischen ein fester Bestandteil ihres kurzen gemeinsamen Weges geworden. Sie hätte sich die Frage nach dem Warum stellen können, doch die bescheidene Wahrheit war, dass es sie schlichtweg nicht interessierte. Eleyna verstand es recht gut, sich mit Gegebenheiten zu arrangieren, wenn sie keine Antworten bekam. Und Laogh lieferte ihr selten bis gar keine Antworten auf ihre Fragen, sodass sie sich inzwischen die Mühe schenkte. Sie betrachtete den überheblichen Spion aus ihrer demütigenden Position heraus und spürte augenblicklich wieder diese Ablehnung in sich aufkommen. Warum hatte sie sich von ihm noch mal einlullen lassen? Achja… er war penetrant und sie überreizt gewesen. Jetzt stand sie vor ihm, stinkend und mit hässlichen Flecken auf der Tunika und hatte so gar keine Lust auf sein Spiel. Dementsprechend fiel die Begrüßung aus und seine Antwort entlockte ihr ein zynisches Prusten. Mehr sagte sie derzeit nicht dazu, sondern ließ ihn sein Spiel weiterspinnen, während sie sich eigentlich nur fragte, ab wann für sie der Zeitpunkt zum Gehen gekommen war. Als er sich an Raik wandte und sie erkannte, was der ganze Aufmarsch sollte, protestierte sie nur um abermals von ihm ignoriert zu werden.
Eleyna beobachtete das sanfte Verhalten dem Tier gegenüber und entschied, dass das ihrem Absprung den Startschuss verlieh. Sie würde sich nicht ködern lassen, dieses Mal nicht. Ihr war einfach nicht danach sich jetzt und so mit ihm zu duellieren. Dann warf er seine Angel nach ihr aus und traf sie am Kopf, zumindest hätte es so sein können, da sie stehen blieb und den Kopf nach ihm drehte. Sie hörte seine Schritte, wie er aufstieg und seinen Monolog fortsetzte. Eleyna schüttelte langsam den Kopf, während er sich anschickte ihr Tier ebenfalls mit sich zu nehmen. Langsam schlossen sich die hellen Augen, sie atmete demonstrativ durch und wandte sich langsam zu ihm um. Sie musste den Kopf etwas heben, um ihn anzusehen, doch das verlieh ihr keinesfalls mangelnde Würde. „Du missverstehst. Ich will nicht nach Zyranus. Ich würde dahingehen, falls man mich dort brauchen würde.“, erklärte sie, als wäre er begriffsstutzig. „Meinst du denn wirklich, deine kleine Stichelei könnte mich so einfach weglocken?“, offenbarte sie ihre Kenntnisse über seine Taktik. Sie wirkte nicht gerade so, als hätte sie Spaß daran sich mit ihm zu streiten, allerdings hatte sie das auch nie wirklich gehabt. Langsam ging sie einige Schritte auf Reiter und Pferd zu. „Ist dir vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass man nicht immer das bekommt, was man gerne hätte?“, fragte sie ihn dann geradeheraus und lächelte freudlos zu ihm auf. „Vermutlich nicht, denn du bekommst für gewöhnlich, was du willst. Aber ist das auch immer das richtige?“, fragte sie, ehe sie auf ihre Satteltasche schaute.

Sie wusste, dass er ihre Sachen eingepackt hatte. Und sie hasste ihn dafür, dass er so übergriffig war. Kurz entstand eine Pause, während er versuchte sie weiter und weiter davon zu überzeugen, dass sie sich bloß langweilen würde und dass es keinen besseren Platz, als an seiner Seite gab. Doch stimmte das denn? Bisher war ihr gemeinsamer Weg von Leid und vergifteter Zweisamkeit geprägt gewesen. Eleyna schien zu überlegen, was sie nun tun sollte, auch wenn es nur Sekunden waren, die sie dafür brauchte. Demonstrativ trat sie einen Schritt von Laogh und den Pferden weg, verschränkte abermals die Arme, bildete mit ihren Lippen eine harte Linie und sah ihn aus glücklosen Augen an. „Reite ruhig, Laogh. Du bist wie ein Kind, das seinen Willen mit Hinterhältigkeit und Aufstampfen durchdrücken will, aber ich kann einfach nicht so gehen.“, beteuerte sie und es war ihr Ernst. Es ging gar nicht darum, ihm gegen den Strich zu gehen, aber sie würde Arrond verlassen und sie würden sich vermutlich nie wieder sehen. So wie sich der Mensch verhalten hatte, so wie er sich ihr gegenüber zeigte, war das Band das sie einst hatten durchtrennt und Eleyna musste das für sich erstmal verstehen und annehmen können. Das ging aber nicht, wenn sie einfach davonritt. „Für dich mögen Beziehungen nichts bedeuten…“, setzte sie leise an, als er bereits an ihr vorbeigeritten war und sich verabschiedet hatte. „ich aber kann nicht ohne ein Wort gehen. Mag sein, dass Arrond mich nicht hier haben will, dass er mich nicht in der Nähe der Dunklen wissen will. Aber es gehört doch deutlich mehr zum Leben dazu, als immer das Beste aus allem zu holen.“, sprach sie weiter und wusste, dass er das anders sah. Sehen musste. Denn er war stets der Beste. Darunter gab es nichts. Sie war da anders. „Während du dich über die Bedürfnisse anderer hinwegsetzen kannst, ganz nach deinem Gusto, kann ich meine unterordnen. Ich gehe nicht, ohne dass ich Arrond noch mal gesehen habe.“. Punkt.
Es war ein unerschütterlicher Fakt, den sie da aussprach und sie zeigte ihm, dass er längst noch nicht den gleichen Stellenwert besaß, wie der Mensch in ihrem Leben. Arrond stehen lassen für Laogh? Wenn es hier um die Entscheidung er oder Arrond ging, dann zog Laogh den Kürzeren. Sicherlich ein seltenes Gefühl für jemanden wie ihn. Doch dafür kannte sie den Menschen zu lange, zu gut und vielleicht hatte der Dunkelelf diese Verbindung unterschätzt oder aber es war ihm egal. So oder so musste er erkennen, dass sie hier nicht so einfach zu ködern war. Sie war bereits wieder im Begriff zu gehen, denn sie würde dieses Mal nicht folgen, als sie sich noch mal an ihn wandte: „Manchmal muss man eine Tür fest verschließen, damit man weitergehen kann.“. Es war klar was sie damit meinte. Und es war eine Wahrheit, die sie für sich in den letzten Stunden erkannt hatte: Ihr Weg lag nicht mehr bei Arrond, aber sang und klanglos zu gehen war eben auch nicht der Weg. Sie musste sich auch von ihm lösen, so wie sie sich immer und ständig von allem lossagen musste, was ihr etwas bedeutete. So jetzt auch von ihrem Pferd, denn Laogh zeigte deutlich, dass er Raik – zumindest vorerst – mitnehmen würde. Doch das war ein kleiner Preis, verglichen damit, dass sie Arrond nicht wiedersehen würde. Eleyna spürte in sich das Dunkle ein Stück weiter aufblühen sich weiter um ihr Herz legen und es verschließend, während sie sich gedanklich schon von dem bröselnden Tau zwischen sich und Arrond verabschiedete. Arrond zu finden war ihr Motor, ihr Antrieb. Dass er sie jetzt so vehement vor den Kopf stieß, ließ sie fragend zurück und diese Ungewissheit musste sie einfach klären. Erst dann würde sie ihm den Rücken kehren, wenn es das war, was er wollte. Vorher aber, wandte sie Laogh den Rücken zu und ließ den Spion samt der beiden Pferde stehen.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 29. Mai 2022, 09:48

Wie kam es eigentlich, dass er schon wieder auftauchte, jetzt und hier draußen, mit gepackten Taschen und reisefertigen Pferden? Ob er womöglich der Aufwiegler gewesen war? Wie sonst hatte die Menge vor der Taverne ausgerechnet dann auftauchen können, wenn sie herauskam? Oder... war es doch ein Zufall gewesen? Hatte jemand anderes seine Finger im Spiel?
Immerhin konnte es auch einmal ein Ereignis in ihrem Leben ohne der Beteiligung des Schattens geben... also, so rein theoretisch. Nach ihrer Zeugung und Geburt, an der er nicht beteiligt gewesen war. Sonst hätte er es schließlich nicht darauf angelegt sie zu verführen. Dass er sich für einen derartigen Inzest interessierte, wäre selbst für ihn zu abwegig. Oder...?! Nein, da konnte es eben keinen Zweifel geben, sie war nachweislich ein Mischling und ihre Mutter eine reinrassige Dunkelelfe. Somit konnte er als reinrassiger Dunkelelf nichts damit zu tun haben! Also... zu 99% gesehen...
Warum dachte sie überhaupt an derartige Dinge?! Der Alkohol musste ihr ordentlich zugesetzt haben, mehr noch, als sie ohnehin schon befürchten musste.
Damit nicht genug, schien er schon wieder einen Plan zu haben mit einer Rolle darin für sie, ohne sie auch nur im Geringsten zu fragen, ob sie das überhaupt wollte. Immerhin gab er ihr, nach einer gewissen Pause, die Richtung vor, in die er sie zu führen gedachte.
Ob ihre Antwort so ausfiel, wie er es sich gedacht hatte? Ob er damit gerechnet hatte, dass sie Widerstand leistete? Nun ja, wie immer war es nicht möglich, die Wahrheit seiner Gedanken heraus zu finden, denn er ließ sich nicht in die Karten blicken und verstand es meisterlich, sich auf die neue Situation einzustellen.
Ungesehen in der Dunkelheit hob sich seine Augenbraue an. "Und ich hatte das Gefühl, man bräuchte dich dort.", erwiderte er und zuckte gleichgültig mit den Achseln. "Nun gut, dann eben nicht. Ich muss auch nicht unbedingt in die Nähe dieses Dämons. Wir..." Er bleckte flüchtig die Zähne, die hell in dem schlechten Licht aufblitzten. "... könnten unterschiedlicher Meinung sein.", beendete er den Satz und ließ dabei offen, was genau er damit sagen wollte.
Kannte er Asmodeus vielleicht und war ihm schon begegnet? Oder wollte er auf ihn treffen und ihn mit seinen Tricks hinters Licht führen? Oder... hatte er Arrond belogen und reingelegt und würde dem Dämon die Menschen ausliefern? Musste sie den Pelgarer warnen?! Nur... vor was? Mit welchen Beweisen oder wenigstens Indizien? Nein, sie hatte nichts, mal wieder.
Sie ging auch vorerst nicht darauf ein, sondern kam zu ihm und widersprach noch mehr, sodass er ruhig und gelassen auf sie herab sah, während er sie reden ließ. Als sie den Blick abwandte, beugte er sich zu ihr etwas herunter und lenkte ihre Aufmerksamkeit somit wieder auf sich. "Und du? Waren deine Entscheidungen immer die richtigen? Oder hast du stets die richtige Wahl getroffen?", gab er zurück und lieferte ihr damit eine Steilvorlage, ihn zu kränken. Nur... das war viel zu offensichtlich, als dass es Zufall sein konnte. Was wollte er damit nun wieder bezwecken?!
Kurz darauf zog sie sich vonihm zurück und er richtete sich wieder auf. Ruhig sah er auf sie herab und wartete geduldig auf ihre Entscheidung, wie es schien. Bei ihren Worten indes zuckte er mit den Schultern. "Deine Anhänglichkeit ehrt dich. Allerdings solltest du dir die Frage stellen, ob das in der Welt, in der du dich bewegst, das Klügste ist."
Wieder nahm er Dracas Zügel auf und war offensichtlich trotz allem bereit zum Aufbruch. "Und ob es für dich das Richtige ist." Damit nickte er ihr zu, ignorierte ihre Beleidigungen und schien ihr tatsächlich ihren Willen zu lassen. Eine Reaktion, die ihr zu denken geben sollte.
War es tatsächlich so einfach? Oder hatte auch er schon genug von ihr? Aber warum dann der ganze Aufwand und auch ihre eigenen gepackten Habseligkeiten? Hatte er sie tatsächlich mit sich nehmen wollen, obwohl sie nicht mehr der Auftrag war? Oder war ihr Eigentum seine Bezahlung, die er kurzerhand an sich nahm, ob es ihr gefiel oder nicht? Oder... oder eine andere der vielen möglichen Erklärungen für sein Verhalten, die allesamt zutreffen könnten... oder eben auch nicht.
Und wie sah es in seinem Denken aus? War er enttäuscht darüber, dass sie ablehnte und nicht einfach mit ihm aufbrach? Oder war es ihm ohnehin so lieber, weil sie sonst womöglich Ballast auf seinem Weg nach Zyranus gewesen wäre? Nichts war ihm anzumerken und sie konnte davon ausgehen, dass er selbst im Tageslicht eine undeutbare Miene zur Schau gestellt hätte.
Nun also ließ er sie seinerseits genauso stehen wie sie ihn, ohne sich darum zu bemühen, sie von seinem Plan zu überzeugen. Dabei hätte er sicherlich ausreichend Argumente vorzubringen gewusst, um sie am Ende wieder um den Finger zu wickeln. Vielleicht war die Tatsache, dass er es nicht tat, ihr scheinbar ihren eigenen Willen ließ, viel aussagekräftiger als andersherum. Oder es war ihm schlichtweg egal...
Wie auch immer, er ließ sie zu der geheimen Schlupftür ziehen und unternahm nichts weiter, um sie am erneuten Betreten der Stadt zu hindern.

So kam es, dass sie sich wenig später wieder in jener stinkenden, dunklen Gasse befand, die zu ihrem eigenen unguten Geruch geführt hatte. Vorsichtig musste sie sich bewegen und den ein oder anderen Weg meiden, denn erstaunlicherweise waren immer noch ein paar Gestalten unterwegs mit Fackel und behelfsmäßigen Waffen.
Ob sie tatsächlich noch gesucht wurde? Und warum eigentlich?! Hatte der Schatten auch da seine Finger im Spiel? Zu zutrauen wäre es ihm jederzeit. Obwohl... er hatte nichts erwähnt, nicht einmal eine Anspielung gemacht und eigentlich war es ungerecht, ihn für alles Übel in ihrem Leben verantwortlich zu machen. Oder viel eher, es wäre eine zu leichte, naheliegende Erklärung.
Wie auch immer und welche Gedanken sie noch alle wälzte, irgendwann schaffte sie es in den dunkelsten Stunden des Tages vor dem Morgengrauen jenes Bürgerhaus wieder zu finden, hinter dessen Mauern sie Arrond wieder gesehen hatte. Und nun? Wollte sie warten, um kein nächtlicher Störenfried zu sein? Andererseits waren manche Botschaften durchaus wichtig und konnten auf die Uhrzeit keine Rücksicht nehmen. Es wäre ja auch nicht das erste Mal, wenn sie den Menschen aus dem Bett holte. Außerdem war es noch immer gefährlich für sie auf den Gassen.
Also die Dunkelheit nutzen und in deren Schutz in Sicherheit zu schlüpfen. Der Weg bis zum Tor war geschafft, sodass sie anklopfen konnte. Der Klang hallte unnatürlich laut durch die Gasse, doch ein absichernder Blick zeigte rasch, dass es keine sofortigen Folgen hatte. Wenngleich auch nicht im Inneren, denn sie musste erneut anklopfen, bis sich allmählich etwas tat.
Eine Luke wurde geöffnet und zischelnd nach ihrem Begehr gefragt. Nannte sie ihren Namen? Oder ein spezielles Losungswort? Was auch immer sie sagte, führte zu... verschlossener Tür.
Denn die Luke wurde wieder geschlossen und erneut musste sie warten. Und warten... und warten. Das war ungewöhnlich, denn mitunter konnten Leben von raschem Handeln abhängen.
Schließlich öffnete sich, endlich, die Luke wieder. "Verschwinde, du hast hier nichts mehr zu suchen!", wurde ihr entgegen gezischelt und das dumpfe Knallen des Holzes klang irgendwie... endgültig.
Und nun? Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie bleiben und einen anderen Weg hinein finden? Sie musste schließlich mit Arrond reden! Wieso verweigerte er ihr das? Hatte sie sich tatsächlich so in ihm getäuscht?
Fackelschein im Augenwinkel zeugte davon, dass sich jemand näherte. Ob von den Geräuschen angelockt oder auf nächtlicher, üblicher Patrouille... wollte sie das herausfinden? Auf jeden Fall war eine rasche Entscheidung vonnöten, wollte sie kein weiteres Risiko eingehen. Also, verstecken, warten und auf eine Gelegenheit zum Eindringen lauern oder... oder gehen und vor der Stadt vor einer weiteren Wahl stehen: nach Zyranus oder in eine andere Richtung, völlig allein und ohne ihrer Habe.
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 30. Mai 2022, 23:52

Dass ihre Gedanken sich immer wieder in seltsame Richtungen entwickelten, musste einfach an dem Genuss des Gesöffs liegen, welches die Santroner offenbar als Nationalgetränk auserkoren hatten. Eleyna hatte sich zwar weitestgehend erleichtern können, spürte aber nach wie vor die latente Wirkung in sich. Sie musste wirklich angeschlagen sein. Die eigenartigen Gedankengänge ignorierend und regelrecht unterbindend, widmete sie sich lieber dem arroganten Spion, der sich wie immer einfach das Recht herausnahm, sich über sie hinwegzusetzen und zu bestimmen, wie es nun weiterginge. Doch Eleyna hatte bereits in der Vergangenheit bewiesen, wie starrköpfig sie sein konnte. Bis zum Umfallen würde sie gehen, wenn es nötig wäre und Laogh hatte das bereits kennenlernen dürfen. Dass sie dabei auch körperliche Risiken einging, die ihr mitunter erheblichen Schaden zufügen konnten, sei nur am Rande erwähnt. Die Spionin hatte Tendenzen sich bis zum Maximum zu fordern und ein geübter Beobachter würde sicherlich seine Schlüsse daraus zu ziehen wissen. Allerdings hieß das auch, dass sie mehr und mehr auf Konfrontation ging. Es glich zwar nicht dem Aufstand eines bockigen Kindes, aber die Sturheit, mit der sie ihren Willen durchsetzen wollte, stand seinem in nichts nach. Lediglich die Art und Weise variierte stark. Ihr Blick glitt zu ihm, bei seinen Worten und sie schnaubte. „Wieso? Weil ich als Eleyna d’Yaincre die Macht besitze das Zünglein an der Waage zu sein?“, fragte sie zynisch und schnaubte. „Sie spielen ihre Spiele seit Jahrhunderten und werden es tun, wenn wir nicht mehr sind.“ Sie zuckte die Schultern und winkte ab. „Es ist meine Arbeit. Mehr Leidenschaft kriegen sie nicht.“, offenbarte sie ihm und zeigte deutlich, dass sie dieses Metier nicht freiwillig ausführte. Seine Anspielung auf den Dämon quittierte sie lediglich mit einem knappen Seitenblick. Es war durchaus möglich, dass sie einander kannten. Ihr war es einerlei, denn sie würde wohl kaum lange genug mit Laogh zusammenbleiben, um sein ganzes Leben zu erfahren. Im Grunde wollte sie das auch gar nicht. Laogh war derzeit interessant, allerdings merkte Eleyna auch, dass seine Übergriffigkeit an ihren Nerven zerrte. Gerade in Verbindung mit Arrond, fühlte sie sich erheblich bevormundet und würde ihm zeigen, dass er hier keine Chance haben würde. Die Spionin machte ihm beim Näherkommen klar, dass er hier auf Granit biss und erst als er sich zu ihr neigte, hob sie noch mal den Blick von ihrer Satteltasche. Seine Worte trafen auf ein ernstes Gesicht, bis er geendet hatte. Sie öffnete ihre Lippen zu einem ehrlichen Lächeln und für einen Moment erhellte dieses ihr seit geraumer Zeit äußerst ernstes Gesicht. Es zeigte eine andere Seite von ihr, eine losgelöste und friedliche Natur, die ihr innewohnte. Doch es hielt nicht allzu lange an. Wann hatten sich eigentlich die Schatten ihrer bemächtigt? „Oh ich habe die schlechtesten Entscheidungen getroffen, die schlimmsten Fehler gemacht und mit einigen von ihnen, lebe ich noch heute.“, antwortete sie erstaunlich ehrlich und offenbarte ihm damit erneut so einiges von sich. Allerdings blieb zu bezweifeln, dass sie dies unüberlegt tat. Sie ließ ihn langsam stehen, während auch er sich auf Draca aufrichtete. Der Abstand wurde offenbar nicht nur symbolisch größer zwischen ihnen. Bei seinen Worten wandte sie den Kopf und hob freudlos lächelnd die Schultern. „Natürlich nicht, in unserem Metier sollte man sich überhaupt nicht an irgendwen hängen. Das ist doch das erste was man lernt.“, sie breitete die Arme aus, während sie einige Schritte rückwärtsging. „Aber weißt du was? Was soll es denn? Mein Leben besteht nicht nur aus Geltungsbedürfnis, aus Einsamkeit und aus Intrigen.“, sie stockte, denn das war nicht ganz richtig, wie sie beinahe täglich erfuhr. Doch sie ließ ihre Arme sinken und blieb noch mal, zu ihm gewandt, stehen. „Aber es lohnt sich. Laogh. Es lohnt sich, sich auch mal um andere zu kümmern, und zwar auf eine Weise, die wirklich etwas bedeutet.“, schloss sie. Eleyna hielt ihren hellen Blick einen Moment bei ihm, unklar ob sie auf seine Hilfe während ihrer Verletzung anspielte, ehe sie ihm klarmachte, dass sie sich für Arrond entschied. Jedenfalls für die Möglichkeit, sich für ihn entscheiden zu können. „Das Richtige? Sieh mich an – mein Leben ist alles andere als richtig. Aber deshalb aufgeben?“, sie lächelte ihn erneut ziemlich ehrlich an. „Niemals.“, bewies sie erneut ein gewisses Feuer in sich, das ihr auch so manches mal überkochte und sie dennoch hegte und pflegte. Eleyna gehörte sicherlich nicht zu den gesündesten Individuen in Celcia. Doch sie gab ihr Bestes.

Nachdem sie Laogh hatte stehen lassen können, schlich sie sich in bester Spionage-Manier durch das verschlafene Santros. Ihre Verfolger waren zwar noch präsent aber längst nicht mehr so zahlreich und vermutlich hatten einige die Suche nach geraumer Zeit weitestgehend eingestellt. Warum sie überhaut auf ihrer Spur waren? Hatte der Dunkle etwas damit zu tun gehabt oder was es einfach nur Zufall? Nun, im Gegensatz zu Laogh hatte sie sich nicht verbergen können und manchmal reichte bereits das dunkle Aussehen, um die Meute anzufachen. Im Grunde ging sie nicht davon aus, dass es der Spion selbst war. Nicht immer konnte er seine Finger im Spiel haben und Eleyna nahm sich bei weitem nicht wichtig genug, um wahrhaftig zu glauben, er könnte ihr ständig und immer ein Schatten sein. Die Mischlingselfe fand den Weg zu Arronds Haus an sich mühelos. Die Orientierung gelang ihr beispiellos, lediglich ab und an musste sie Umwege in Kauf nehmen, wenn sie doch noch auf Häscher traf. Dennoch dauerte es nicht lange, bis sie das Bürgerhaus in einigen Metern Entfernung erkannte. Kurz prüfte sie die Umgebung, ob sich Patrouillen durch die Gassen bewegten, ehe sie an die Mannpforte klopfte und abwartete. Immer wieder drehte sie den Kopf, um bloß keine böse Überraschung zu erleben. Plötzlich scharte das Holz zur Seite und ein ziemlich unfreundlicher Ausspruch, brachte sie augenblicklich zur Raison. Eleyna starrte den Mann an, doch ehe sie darauf etwas erwidern konnte, hatte er bereits die Luke wieder geschlossen. Besser noch: Er hatte sie regelrecht zugeknallt. Wie vom Donner gerührt stand sie Sekunden da und ihre Gedanken überschlugen sich. Hatte Arrond sie tatsächlich verstoßen?! In ihr drohte etwas Wertvolles zu zerbrechen und für Sekunden rauschte es in ihren Ohren. Das konnte nicht sein, durfte nicht sein. Machte sie sich lächerlich? Doch ihr blieb gar keine Zeit das Erlebte zu verdauen, denn plötzlich nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Da kam jemand. Eleyna ließ den Blick wandern und suchte nach einer Möglichkeit zu handeln. Instinktiv reagierte sie, trotz ihres desolaten Zustandes, sodass sich einen Schritt von der Tür trat und nach oben sah. Sie wusste, dass innen ein Hof lag. Das bedeutete, dass es eine Möglichkeit geben konnte, wie sie ins Innere des Gebäudes gelangte. Die Spionin fackelte nicht lange und lief einige wenige Schritte an der Fassade entlang und von dem nahenden Licht weg, bis sie eine Möglichkeit gefunden hatte, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie griff beherzt nach einigen Mauervorsprüngen und machte sich daran, die Fassade des Hauses zu erklimmen, um über das Dach in den Hof zu gelangen und von dort weiter zu sehen, wie sie zu Arrond gelangen konnte. Eines war jedenfalls sicher: So ließ sie sich nicht abwimmeln.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. Mai 2022, 19:13

Was mochten dieses Mal seine Pläne sein? Führte sein Weg tatsächlich nach Zyranus und wollte er sie schlichtweg als Begleitung an seiner Seite haben? Oder wäre sie so etwas wie ein Faustpfand, ein Köder? Jedoch... für was? Oder wollte er vielmehr Arrond beweisen, welches Alphamännchen hier das Weibchen für sich gewonnen hatte und würde sie fallen lassen, sobald er sein Revier ausreichend markiert hätte? Was war überhaupt zwischen den beiden Männern vorgefallen?
Und was hatte er in den letzten Stunden getrieben, abgesehen davon, dass er ihr Eigentum gepackt und samt Raik vor die Stadtmauer geführt hatte? Ob er die Menschen aufgewiegelt hatte, zumindest jene, die sie außerhalb der Taverne angetroffen hatte? Oder war jemand aus dem Schankraum unbemerkt von ihr hinaus gegangen, um die Meute anzustacheln und zu führen? Würde sie es jemals erfahren?
Jedenfalls wollte der Schatten sie ködern, wie es schien. Bei ihren Worten huschte ein feines Grinsen ungesehen in der Nacht über seine Lippen. "Wohl eher, weil wir gut zusammen arbeiten. Außer, wenn du mit deinem Kopf Keulen spalten möchtest.", neckte er sie, als hätten sie niemals einen Disput ausgetragen, schon gar nicht in diesen Momenten.
Danach hatten sie sich nicht mehr sonderlich viel zu sagen, wobei ihr auch das zu denken geben sollte. Er hörte ihr zu, beobachtete sie und schien ihr tatsächlich einmal das letzte Wort zu lassen. Warum? Mangelnde Schlagfertigkeit konnte es kaum sein. Was also bezweckte er jetzt schon wieder mit seinem Schweigen? Und vor allem mit der Tatsache, dass er keine weiteren Versuche unternahm, sie zu überreden oder ihr gar seinen Willen aufzuzwingen? Gut, er würde ihre wenigen Habseligkeiten mit sich nehmen, doch ansonsten?
Wollte er sie womöglich nicht wirklich an seiner Seite haben? Oder wusste er mal wieder mehr, als er preis gab? Beides oder eine Mischung daraus war möglich... oder auch nicht. Wer konnte das bei ihm tatsächlich sagen?!
So ließ er sie ziehen, während er selbst dafür sorgte, dass die beiden Pferde sich in Richtung Nordosten in Bewegung setzten. Allerdings nicht weit, gerade einmal ausreichend, um den Schein zu wecken und in der Dunkelheit mehr oder weniger unterzutauchen.
Erst, als er sicher war, dass sie es nicht mehr bemerken würde, hielt er an, wendete Draca und sah zurück zu der Schlupfpforte. Ein feines Lächeln schlich sich in seinen Mundwinkel und in seinen Augen funkelte es amüsiert auf, eine Gefühlsregung, von der lediglich er selbst wusste, dass sie echt und ehrlich war. "Nein, aufgeben ist für unseresgleichen keine Option.", murmelte er leise in sich hinein.
Draca schnaubte leise und schüttelte die Mähne, als wolle sie ihn für diese emotionale Reaktion schelten. Er hüstelte leise und klopfte ihr den Hals.
Dann wartete er noch ein wenig, ehe er äußerst langsam erneut aufbrach, um der Mischlingselfe die Möglichkeit zu geben, ihn bis zum nächsten Abend einzuholen.


Eleyna kehrt zurück zu Ein unscheinbares Bürgerhaus
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 2. Januar 2024, 10:08

Rhuna und Neri kommen von: Beginn einer gemeinsamen Reise

Nachdem sie den Schutz der Bäume hinter sich gelassen hatten, wurde ihnen schlagartig klar, dass jene das Wetter erheblich beeinflusst hatten. Denn nachdem sie wirklich die letzten Ausläufer des Sarius‘ hinter sich gelassen hatten, erwartete die Gruppe eine Trockenheit, die sie wohl alle so noch nicht gesehen hatten. Nach dem ganzen Grün, Braun und Orange der letzten Wochen, war es ein wahrer Kontrast, nun diese Wüstenlandschaft zu sehen. Hier wuchs kaum etwas und wenn, dann waren es trockene Sträucher und Kakteen, die mit Stacheln kaum dazu einluden, sich ihnen nähern zu wollen. Auch das Klima änderte sich und mit einem Mal war es.. warm. In der Zeit des Wandels, die man auch in den dicken Wäldern und Urwäldern nicht recht bemerkte, war es noch mild zu nennen, wenn die Sonne hoch am Himmel stand, der Himmel blau und wolkenlos über ihnen lag und es tatsächlich warme Temperaturen um die 15 Grad hatte. Es war ein Vorgeschmack auf die Zeit der Abendsonne, wenn die Hitze sich hier vollends entfaltete und ihnen den Schweiß auf die Stirn treiben würde. Die Trockenheit aber war etwas Neues. Vor allem für Yedan. Er wusste gar nicht, wohin er schauen sollte. Es fehlte an allem, was der Sarier gewohnt war. Keine Bäume, keine Tiere, kein Wasser. Als Jäger waren er und Neri in einer schlechten Umgebung. Hin und wieder mussten sie Felsgeröll umwandern, oder einen Bogen machen, weil der Sand zu weich war, um darauf zu laufen. Das Trockenland war eine ganz eigene Art der Landschaft und hatte seine Art der Faszination. Arunn ging es deutlich leichter von der Hand, sich hier zu bewegen. Der Dessarier war die Wärme zwar nicht so gewohnt, aber dafür das trockene Land. Auch Dessaria war nicht wirklich grün und so wirkte er ein wenig zufriedener hier als noch im Wald. Pitt und Jún hatten sich längst auf ihre Elfischen Besitzerinnen geflüchtet und ließen sich tragen. Der Sand war für nackte Pfoten oder Haut zu warm und so nutzten sie lieber die bequeme Art des Reisens. Nachdem sie tatsächlich weitergelaufen waren und eine Rast übersprangen, wurde es allmählich dunkler. Der Himmel bezog sich ein wenig, auch wenn es nicht direkt nach Regen aussah. Die Sonne sank herab, nahm mit sich die Wärme und versprach eine sanfte Kühle. Wind fanden sie hier jedenfalls nicht. Mit dem Herabsinken der Sonne, trauten sich dann hier und dort auch mal ein paar Echsen oder Schlangen hervor, die sich nun auf Beutejagd machten. Noch ein Grund Ottsel und Eon bei sich zu tragen. Sie wären gewiss ein Leckerbissen für so manche Natter.
Yedan wirkte ruhiger als gewöhnlich. Er musste sich nun erstmal in diesem neuen Leben zurechtfinden, war aber trotz allem frohen Mutes und auch interessiert an dem ganzen Unbekannten. Nachdem sie also, nun deutlich mehr von Arunn angeführt, noch bis in die Nach hinein weitergelaufen waren, erreichten sie tatsächlich eine kleine Anhöhe und konnten in einiger Entfernung unter sich helle Lichter ausmachen. Da lag sie… die Stadt Santros. Es war ein wundervoller Anblick, während die Dämmerung zur Nacht geworden war. Über ihnen glitzerten vereinzelte Sterne, die die Wolken nicht verbargen und die Geräusche hier wurden lauter. Zirpende Grillen, rieselnder Sand, alles schien ob der Leere dieser Lande in den Vordergrund zu rücken. Die Geräusche der Stadt konnten sie indes noch nicht hören. Allerdings etwas anderes: Rauschen. Zu ihrer Linken erstreckte sich nämlich in einigen Kilometern Entfernung das Meer. Es lag schwarz dort und war kaum richtig zu unterscheiden von den Sandhügeln. Einzig durch die Geräusche, ahnte man das gewaltige Ausmaß. „Wir werden einen Passierschein brauchen, um nach Santros zu gelangen“, setzte Arunn an und seufzte. „Lasst mich mal machen, wenn wir da sind, in Ordnung?“, bat er sie, denn ihnen allen war klar, dass sie einen solchen Schein nicht besaßen. Woher auch? Jetzt blieb allerdings noch eine Frage: „Wollt ihr hier jetzt noch mal rasten? Oder ziehen wir lieber durch und gelangen nach Santros?“, fragte Arunn und wartete geduldig die Antworten ab.
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Neriélle » Dienstag 2. Januar 2024, 17:11

Neriélle war ausgeruht und hoffte, dass ihre Reise gen Santros ähnlich ereignislos wie die zurückliegende Nacht verlaufen würde. Sie stutzte jedoch, als sie feststellte, dass Rhuna fehlte. Allerdings erwachte da auch schon Yedan, dem sie einen fragenden Blick zuwarf. Doch weder Tiger noch Halbelf schienen alarmiert, weshalb Neri davon ausging, dass letzterer wusste, wo seine Gefährtin war. Langsam kam Bewegung ins Lager und grinsend verfolgte sie den Streit zwischen Ottsel und Eon, bis dieser mehr und mehr an Ernsthaftigkeit zunahm. "He, beruhigt euch. Der Wald hat genug Beeren für jeden Fresssack von euch", wollte sie schlichten und erhob sich, um zwischen den beiden zu vermitteln. Dann glitt ihr Blick weiter zu Arunn, der es ganz offensichtlich nicht gewohnt war, auf dem Waldboden zu schlafen. „Ein Bett. Ich brauche mal wieder ein vernünftiges Bett! Ohne Koma und so, einfach nur… ach, ich wisst schon.“ "Den Wunsch können wir dir bestimmt bald erfüllen", grinste Neri. Sie wusste zwar immer noch nicht, wo genau Santros lag, aber der Mensch hatte ihnen selbst gesagt, dass die Stadt nur ein bis zwei Tagesmärsche von ihrem aktuellen Lager entfernt lag. Jenes Lager brachen sie dann ab. Neri verscharrte die Glut mit ihrem Fuß unter Sand und packte dann ihr wenig Hab und Gut. Währenddessen tauchte auch Rhuna wieder auf und Neri sah die Beeren und Früchte in ihren Händen. "Hey, seht mal, was Rhuna für euch hat", machte sie Jún und Pitt auf den Nachschub aufmerksam und lachte kurz auf, als sich beide auf die Elfe stürzten, um sich die besten und saftigsten Beeren heraus zu picken. Danach konnten sich auch die Elfen und Menschen der Gruppe satt essen und gut gerüstet aufbrechen.

Der weitere Weg war immer noch ziemlich uneben und matschig und sie mussten an vielen Stellen langsamer machen, um sich ihre trockenen Füße zu bewahren. Trotzdem war die Stimmung entspannt, was vielleicht auch an Raji lag, der Augen und Ohren für die Gruppe offen hielt. Neri ließ zwar ihren Blick trotzdem wachsam über die Umgebung schweifen, doch je länger sie voran schritten, desto einfacher fiel es ihr, sich auf die Instinkte des Tigers zu verlassen, wie sie es schon in der Nacht getan hatte. Das führte dazu, dass sie immer entspannter wurde, was ihre Laune zusätzlich hob, als der Boden unter ihren Füßen endlich fester und trockener wurde. Vor ihnen lichtete sich der Wald zunehmend und Neri musste zugeben, dass das ein seltsames Gefühl in ihr weckte. „Deine Katze ist kaputt.“ Arunns Worte rissen sie aus ihren Gedanken und ihr Kopf ruckte zu Raji herum, um zu sehen, was los war. Zuerst dachte sie, es lauerte Gefahr, doch der Tiger wirkte ruhig. Ein wenig zu ruhig vielleicht. Yedan schien im Gegensatz zu Arunn oder ihr sofort zu wissen, was den Tiger beschäftigte. Sie näherten sich dem Rand des Waldes, den die Raubkatze noch nie verlassen hatte, wie Yedan ihnen erklärte. Neriélle war etwas überrascht über den plötzlichen Abschied von Raji und Yedan und tatsächlich auch ein wenig ergriffen. Zumindest beobachtete sie die Szene mit einem flauen Gefühl im Magen. Während sich Pitt gewohnt offenherzig von dem Tiger verabschiedete, hielt sich Neri mit dem Menschen im Hintergrund. Sie hatte auf ihrer Reise nicht so viel Abstand wie Arunn von der Raubkatze genommen, allerdings hatte sie auch keine Versuche gestartet, um ihr irgendwie näher zu kommen. Der Tiger war da und das war auch in Ordnung. Aber Neri hatte zu viel Respekt, um mit ihm auf Kuschelkurs zu gehen. Dafür war viel zu wenig Zeit verstrichen. Sie blickte der Großkatze in die Augen und da sie nicht ganz wusste, wie sie sich verhalten sollte, nickte sie ihr wie einer Person zum Abschied zu. Sie sah Raji noch nach, als dieser im Dickicht verschwand, und dann zu Yedan, der Trost bei Rhuna suchte. Neri sparte sich daher leere Worte und wandte sich um, um weiter gen Westen zu laufen.

Sie ließen den Sarius hinter sich und da kam wieder das mulmige Gefühl in Neri auf, die - von ein paar Wochen abgesehen - über 150 Jahre in den Wäldern gelebt hatte. Sie spürte förmlich direkt das veränderte Klima, sie fühlte die trockene Luft und Wärme, die sie einlullten, jetzt, wo die Bäume sie nicht mehr schützten. Für einige Moment blieb sie stehen und ließ ihren Blick über die karge Landschaft schweifen. Sie sah vereinzelte, ausgedörrte Büsche und Kakteen. Hier gab es keine großen Bäume mehr, keine bunten Blumen und ausladende Pflanzen. Bei diesem Anblick löste sich ein eher weniger zufriedener Laut aus ihrem Mund. Die Ebene, die sich vor ihnen erstreckte, sah überaus trostlos aus und hatte rein gar nichts mit ihrer Heimat und der dort herrschenden Vegetation gemeinsam. Hier im Trockenland war es anders, zwar warm, aber auch so trocken, dass sie das Gefühl bekam, dass sich der Staub direkt in ihrem Hals festsetzte. Neriélle hielt sich an Arunn, der selbstsicher los marschierte. Sie folgte ihm auf dem staubigen Boden und immer wieder um Felsformationen herum oder darüber. "Wird das auch nochmal grüner?", fragte sie den Menschen frei heraus und sprach vermutlich auch Yedans Gedanken aus. "Sieht es um alle Menschenstädte herum so aus?" Sie dachte an das Grasland zurück, das sie auf ihrem Weg nach Zyranus durchquert hatte. Da war es noch Winter gewesen und Schnee hatte eine ebenso vegetationsarme Ebene bedeckt. Unter dem Schnee hatte aber immerhin noch etwas Gras hervor geblitzt und sie hatte einige Büsche gesehen. Dem Trockenland konnte Neriélle offensichtlich nicht so schnell irgendwelche Vorzüge abgewinnen. Gegen Abend wurde die Luft wenigstens etwas kühler, feuchter und somit für die Elfe angenehmer. Mit einher kam aber auch direkt eine frische Brise, vor der die karge Landschaft ebenso wenig Schutz bot wie vermutlich vor Hitze oder Regen. Neri sah ein paar Echsen und Schlangen und betrachtete diese unbewusst mit dem Blick einer Jägerin. Ob die wohl schmeckten? Wie viel sie bräuchten, um vier Bäuche zu füllen? Immerhin hatten sie noch etwas von dem Rehfleisch bei sich, das vermutlich sogar bis zu ihrer Ankunft in Santros reichen würde. Neri war froh, dass sie die Stadt schon bald erreichen würden und nicht tagelang in dieser traurigen Ödnis zubringen mussten.

Es wurde dunkler und kälter und Arunn führte sie bis zum Rand einer Anhöhe, von der aus ihnen die Lichter von Santros entgegen flackerten. Neri verharrte einige Momente und sah lächelnd auf die Stadt hinab. Dann glitt ihr Blick nach oben zum klaren Sternenhimmel, ehe ihre Augen dem Rauschen zu ihrer Linken folgten. Sie kniff die goldenen Augen zusammen, erkannte aber nicht mehr als schwarze Masse in der Ferne. „Wir werden einen Passierschein brauchen, um nach Santros zu gelangen. Lasst mich mal machen, wenn wir da sind, in Ordnung?“ Neri sah überrascht zu Arunn. "Einen Passierschein? Darf denn nicht jeder in diese Stadt?", musste sie einfach nachfragen, weil sie das doch überraschte. „Wollt ihr hier jetzt noch mal rasten? Oder ziehen wir lieber durch und gelangen nach Santros?“ Die goldenen Augen schauten zurück nach Santros zu ihren Füßen. "Das ist ein langer Fußmarsch. Wir wären bestimmt erst im Morgengrauen dort", schätzte sie und sah zu Rhuna. Sie waren schon seit dem Morgen unterwegs und jetzt war es schon mitten in der Nacht. Auf ihrem Weg hatten sie nur vereinzelt und kurze Pausen gemacht. Wie es der Elfe ging? "Vielleicht sollten wir uns lieber noch eine Mütze Schlaf gönnen und die Stadt morgen Vormittag ausgeschlafen betreten. Dann brauchen wir nicht mitten in der Nacht nach einer Unterkunft suchen und hoffen, dass uns noch jemand öffnet. Vielleicht sind die Wachen am Tor am Morgen auch besser drauf, wenn wir ohne Passierschein auftauchen." Sie schaute von Rhuna, zu Yedan und weiter zu Arunn. Sie wusste, dass er einem Bett entgegen sehnte. Anders als Neriélle, die ein solches nicht unbedingt für eine gute Nachtruhe benötigte. Sie war zwar nicht erpicht darauf, in dieser Einöde zu schlafen, hielt es aber tatsächlich für sinnvoller und vor allem erholsamer, als sich weitere Stunden während einer Wanderung um die Ohren zu schlagen, um im Anschluss Einlass in die Stadt zu erbeten und dann noch eine Unterkunft suchen zu müssen, während die Sonne schon aufgehen würde.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Donnerstag 4. Januar 2024, 18:54

„Ich passe auf mich ebenso auf, wie auf euch!“, versprach Yedan nach einem liebevollen Kuss und drückte sanft ihre Hand, als würde er das Versprechen mit dieser Geste noch einmal bestärken wollen. Rhuna konnte nichts Anderes tun, als auf seine Worte zu vertrauen und zu hoffen, dass Flornecia weiterhin ihre schützende Hand über ihn halten würde.
Dass ihre Reise weitere Gefahren beinhalten würde war ihr einfach bewusst. Sie war keine Närrin zu glauben, dass mit dem Verlassen des Sarius, oder der Wälder, die vielmehr eine Heimat darstellten, als das fremde Land dahinter, ein harmloser Weg auf sie warten würde. Wie würde Santros sein? Soweit sie wusste lebten dort bevorzugt Menschen, wenngleich auch viele andere Völker dort ein und ausgingen. Es war eine Handelsstadt, die am Meer lag. Dort würden vermutlich alle möglichen Leute anzutreffen sein, von freundlicher, neutraler und schlechter Gesinnung.
Pharus hatte ihr viele Geschichten von seinen Reisen erzählt. Seine Beschreibungen waren lebendig gewesen, voller Details, die ihre Vorstellungen beflügelten. Ob die Landschaften, die er beschrieb, ihren Vorstellungen tatsächlich ähneln würden? Bald würde Rhuna diese Erfahrung machen können. Bei dem Gedanken daran durchlief ihr Körper ein sachtes Kribbeln. Ihre Neugierde war groß und obwohl es völlig untypisch für eine Elfe aus Shyána Nelle war, freute sie sich auf die Fremde – ganz besonders aber das Meer, das der waschechte Santroner ihr als den Inbegriff der Freiheit beschrieben hatte.
Dagegen hielt nur die Sorge um ihren Sarier. Wie würde Yedan damit zurechtkommen die Wälder zu verlassen? Vielleicht würden sie sich ja beide nicht zurechtfinden? Bisher hatte Rhuna stets jemanden an ihrer Seite gehabt, der sich auskannte. Doch in Santros war dies nicht der Fall, soweit Arunn nicht schon einmal dort gewesen war.

Während Rhuna Beeren pflückte machte sie sich all solche Gedanken. Ob Neriélle etwas über Astaloth herausfinden würde? Wenn sie großes Glück hatten, würde ihnen vielleicht sogar Bjórg weiterhelfen können.
Ob sein Sohn ihm wohl ähnelt?, fragte sie sich nachdenklich und versuchte sich an Pharus Beschreibung zu erinnern, während sie auf Zehnspitzen nach ein paar Früchten angelte, die an einem Busch wuchsen, der ihre Größe um ein Vielfaches überstieg.
Er meinte, dass Bjórg noch ein Kind gewesen war, als er ihn das letzte Mal sah… Wie konnte sie überhaupt sicher sein, dass der, mittlerweile zu einem Mann herangewachsene, Sohn von Pharus überhaupt noch in dieser Stadt war? Nun, das würde Rhuna alles noch herausfinden müssen.
Sie kehrte mit einer ausreichenden Menge an Beeren und Früchten zurück ins Lager. Mittlerweile waren alle aufgewacht und wirkten munter – bis auf Arunn, der sich offenbar nicht ganz mit dem harten Waldboden als Schlafunterlage anfreunden konnte.
„Guten Morgen!“, begrüßte sie alle mit einem Lächeln und musste bereits im nächsten Moment ihre Ausbeute vor Pitt und Jún verteidigen, die an ihr hochsprangen und mit ihren Pfoten nach den Beeren angelten. „Schon gut, so wartet doch!“, rief sie lachend und drehte sich ausweichend vor den Sprüngen der kleinen Fellnasen, während sie die Beeren immer höher halten musste. „Es wird genug da sein, versprochen!“

Nachdem sie sich allesamt bei einem Frühstück stärken konnten, brach die bunte Gemeinschaft wieder auf. Raji begleitete sie, was Rhuna mehr freute, als sie es offen aussprach. Vermutlich war jedem die Freundschaft zwischen Yedan und dem Tiger aufgefallen. Er war quasi wie ein bester Freund für ihn und sie spürte, dass der Halbelf dank ihm noch ein wenig mehr in sich ruhte und glücklicher war.
Der Tag verlief ohne große Ereignisse und sie erreichten bald die Ausläufer des Sarius. Die Vegetation wurde offener, mehr Lücken zeigten sich in den Baumkronen und wenn man wirklich darauf achtete, schienen die Baumstämme in größerer Entfernung zueinander zu stehen und weniger zu werden. Vielleicht fiel das aber auch nur den Jägern unter ihnen besonders ins Auge. Rhuna war das Stadtleben im Grunde sogar gewohnt. Shyána Nelle war kein kleines Elfendorf, auch wenn es versteckt, mitten in der Natur des Kapayus lag. Doch ob man diese Städte miteinander vergleichen könnte?
Wachen Auges beobachtete sie den Wandel der Umgebung. Auch der Boden schien härter zu werden, je weiter sie in die Richtung gingen, die Yedan ihnen vorgab.
„Deine Katze ist kaputt.“, bemerkte Arunn mit einem Mal, woraufhin sich nicht nur Yedan überrascht umsah. Auch Neri und Rhuna sahen zu Raji, der tatsächlich nicht besonders zufrieden aussah. Mit offenem Maul senkte er das schwere Haupt und schüttelte sich schnaubend. Rhuna trat neben Yedan, dessen Blick auf die Großkatze gerichtet war.
„Ich weiß, mein Freund.“, sagte der Sarier und kniete sich vor seinen Freund, um ihn zu kraulen. Rhuna legte besorgt und fragend den Kopf schief und hätte vermutlich die gleiche Frage gestellt, wie Arunn, wäre er ihr nicht zuvorgekommen. „Was hat er denn?“ -
„Wir waren noch nie so weit. Und er wird die Wälder nicht verlassen.“ Yedans Antwort traf die Brünette unerwartet und sie sah alarmiert zwischen dem Tier und ihrem Partner hin und her. Natürlich war es logisch, wenn sie darüber nachdachte, doch bis zu diesem Moment waren ihre Gedanken nicht bis zu diesem Punkt gekommen. Raji war doch gerade erst zu ihnen gestoßen!
„Was soll ein Tiger in einer Stadt, hm? Ich werde dich vermissen, Kumpel. Pass auf dich und die Wälder auf, hörst du? Ich habe vor irgendwann wiederzukommen!“, versprach Yedan seinem gestreiften Freund und schloss ihn dann mit einem traurigen Lächeln in die Arme. Rhuna biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick ein wenig. Es tat ihr weh diesem Abschied zuzusehen, so sehr sie auch verstand, dass der Tiger sie nicht weiter begleiten konnte. Vermutlich würde jeder, der seinen Blick auf Raji richten würde, sofort in Panik ausbrechen. Und für das Tier wäre es wohl auch nichts anderes, als eine stressige Situation. Immerhin war der Tiger nicht unter Elfen oder Menschen aufgewachsen und war hauptsächlich die weiten Wälder des Kapayus gewöhnt. Dass er überhaupt so weit von seinem natürlichen Revier gelaufen war, war schon ein wunder.
„Er war nur gekommen, um sich zu verabschieden“, meinte Yedan tapfer und richtete sich nach einem letzten Drücker wieder auf. Es wirkte so, als würde er damit umgehen können, doch konnte Rhuna nicht verhindern, dass ihre Sorge um den Halbelfen größer wurde.
Sie nutzte die letzte Gelegenheit, um sich von Raji zu verabschieden. Anders als Neri und Arunn umarmte auch sie das große Tier und drückte es sanft.
„Danke, dass du gekommen bist!“, flüsterte sie ihm ins Ohr, ehe sie ihn noch einmal kraulte und dann seiner Wege ziehen ließ. Sobald er außer Sichtweite war ging die junge Elfe ohne Umschweife zu Yedan, der ihre Hand ergriff. Musternd und besorgt betrachtete sie sein Gesicht, in dem sie keinen Funken Reue für seine Entscheidung, ihr zu folgen, entdecken konnte. Hoffentlich würde es so bleiben!
Sie beugte sie sich zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine Wange. „Wir sehen ihn wieder!“, versprach Rhuna, auch wenn es vermutlich nur ein schwacher Trost für den Moment sein würde. Doch gerade war es ihr wichtig Yedan zu zeigen, dass sie diesen Weg zusammen gehen würden – hin und wieder zurück! Sie würde für ihn da sein und aufbauen, wo er es benötigte und sie im Stande war es zu tun!

Nach dem Abschied von Raji dauerte es nicht lange, bis sie den Sarius verließen und ein völlig anderes Landschaftsbild auf sie wartete. Das Trockenland machte seinem Namen alle Ehre und bot für sie alle – vielleicht mit Ausnahme von Arunn – eine große Veränderung. Tatsächlich fiel es Rhuna nicht ganz so schwer die karge Umgebung zu akzeptieren. Ihr Fokus lag tatsächlich stark auf Yedan, dessen Seite sie nicht eine Sekunde verließ, außer er signalisierte ihr etwas Anderes. Es war nicht ganz einfach, aber sie versuchte optimistisch auszusehen und sich ihre Sorge um ihn nicht anmerken zu lassen. Dieses Mal wollte Rhuna für ihn da sein – und auch für Neri, wenn sie es zuließe.
„Wird das auch nochmal grüner?", fragte Neri nach einigen Stunden des Wanderns, erschöpft vom monotonen Anblick. Es war durchaus so, dass Rhuna Neris Klage verstehe konnte, doch abgesehen von der Trockenheit, die vermutlich in all ihre Kehlen kratzte, konnte sie der Landschaft sogar etwas abgewinnen und eine ganz eigene Schönheit darin entdecken. Pharus Beschreibungen trafen zu – vielleicht war sie deshalb auch ein wenig darauf vorbereitet gewesen, was kommen könnte.
„Sieht es um alle Menschenstädte herum so aus?" Bevor Arunn die Gelegenheit bekam auf diese Frage zu antworten ergriff die Jüngste der Truppe das Wort. „Sicher nicht Neri! Wenn wir näher an Santros kommen wird es vermutlich wieder grüner! Außerdem können wir bald das Meer sehen!“ Der Elfe war ihre Vorfreude durchaus anzumerken und sie hoffte, dass sie die anderen mit dieser ein wenig anstecken könne.
„Die Kakteen hier sind viel größer, als ich sie mir vorgestellt habe!“ Immer wieder warf Rhuna solche kleinen Bemerkungen ein und versuchte das Schöne hervorzuheben, doch mit der Zeit machte auch ihr die trockene Hitze zu schaffen.
Die Nächte waren noch einmal anders und tatsächlich war Rhuna nicht allzu begeistert von den Schlangen, die sich zu diesen Zeiten hinauswagten. Die Tiere versetzten sie nicht in Panik, allerdings ähnelte ihr misstrauischer Blick dem von Arunn, als Raji noch bei ihnen gewesen war. Jún behielt sie auch eng bei sich, oder ließ ihn bei einem der anderen.
Als sie nahe Santros rasteten, stand Rhuna eine ganze Weile etwas abseits und sah auf die Lichter der Stadt, während sie gleichzeitig dem Rauschen des Meeres lauschte. Erblickt hatte sie es noch nicht, aber alleine das beruhigende Geräusch der Wellen ließ ihr Herz ein wenig höherschlagen.
„Es ist ganz so, wie er es beschrieben hat!“, flüsterte sie zu sich selbst, ehe sie sich umwandte und wieder zu ihren Freunden kehrte. Sie stupste Neri kurz liebevoll an, ehe sie sich zwischen sie und Yedan niederließ.
„Wir werden einen Passierschein brauchen, um nach Santros zu gelangen“, erklärte Arunn und machte sie auf eine Hürde aufmerksam, die sie vielleicht ereilen würde. An einen Passierschein hatte die Elfe tatsächlich nie gedacht und sah etwas fragend in die Runde. Doch bevor jemand von ihnen etwas dazu bemerken konnte, sprach der Dressarier weiter:
„Lasst mich mal machen, wenn wir da sind, in Ordnung? Wollt ihr hier jetzt noch mal rasten? Oder ziehen wir lieber durch und gelangen nach Santros?“ Erneut wanderten fragende Blicke durch die Runde. Rhuna sah zu Yedan und griff nach seiner Hand, wo sie ihre Finger miteinander verschränkte. Ihr war aufgefallen, dass er deutlich ruhiger geworden war. Es war ungewohnt für ihn und seine braunen Augen hatten die Umgebung immer wieder abgetastet, doch trotz alldem wirkte er nicht so, als würde er nicht zurechtkommen. Sie schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln, ehe sie zu Neri sah, die als erste ihre Sichtweise kundtat.
„Das ist ein langer Fußmarsch. Wir wären bestimmt erst im Morgengrauen dort. Vielleicht sollten wir uns lieber noch eine Mütze Schlaf gönnen und die Stadt morgen Vormittag ausgeschlafen betreten. Dann brauchen wir nicht mitten in der Nacht nach einer Unterkunft suchen und hoffen, dass uns noch jemand öffnet. Vielleicht sind die Wachen am Tor am Morgen auch besser drauf, wenn wir ohne Passierschein auftauchen." Rhuna nickte zustimmend. „Ich glaube, dass das eine gute Idee ist.“, sagte sie bestätigend und ließ ihren Blick noch einmal zu den Lichtern der Stadt wandern. Es wirkte bereits alles so nah, doch täuschte der Anblick und es war vermutlich gar nicht so schlecht, wenn sie in der Dunkelheit keiner Schlange auf den Schwanz traten.
Rhuna wartete noch auf die Meinungen der anderen, doch würden sie sich vermutlich zeitnah schlafen legen, sollten sie nicht doch weiterlaufen. Sollten sie verweilen, würde sich die Elfe zum Schlafen nah an Yedan kuscheln und Jún an ihrem oder Yedans Halsbeuge bewahren.
„Wie geht es dir? Bitte sei ehrlich!“, bat Rhuna ihren Liebsten nach einer Weile der Stille, während sie ihm ein paar Strähnen aus der Stirn strich. Die ganze Zeit über hatte sie solche Fragen unterdrückt, doch nun war der Drang doch zu groß, sicher zu gehen, dass sie sein Befinden nicht falsch einschätzte. Neri und Arunn schienen soweit ganz gut klar zu kommen, obwohl ihre Freundin mit der Umgebung auch nicht so glücklich zu sein schien.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 7. Januar 2024, 22:12

Die unterschiedlichen Wahrnehmungen spiegelten wieder, was das Leben vorschreibt. Nichts war von vornherein klar, nichts in Stein gemeißelt. Wenn der eine Weg zu Ende ging, tat sich ein neuer auf und wenn etwas nicht funktionierte, dann schaffte es etwas anderes. Denn das Leben hielt niemals an. Es drehte sich weiter und weiter und ständig sah man sich mit Veränderungen konfrontiert. Für Yedan war es wohl die größte Veränderung, die er in den letzten 20 Jahren gemacht hatte. Für einen Moment hatte er dagestanden, den Wald im Rücken, das Trockenland vor sich und gestarrt. Trotz seines Eremiten-Daseins war er weise und gebildet, doch hatte er, wenn dann nur mal aus dem Wald hinausgeschaut, ohne ihn wahrhaftig zu verlassen. Nun aber schritt er neben Rhuna her und wirkte ganz in sich gekehrt. Dabei sog Yedan das Neue nur in sich auf. Wo Neriélle sofort die Trockenheit störte, war Yedan davon fasziniert, wie sich die Natur hier verhielt. Er wandte immer mal wieder den Kopf, blickte zu den Ausläufern des Sarius‘ und betrachtete dann wieder die Kakteen mit einer Neugierde, die man einem Kind zugeschrieben hätte. Rhuna beobachtete ihn immer wieder mit gemischten Gefühlen. Es war ihr anzumerken, dass sie sich sorgte. Allerdings fanden ihre Augen nicht, was ihr Herz befürchtete. Yedan wirkte wie immer, nur, dass er jetzt nicht mehr völlig souverän durch die Landschaft ging und eine gewisse Abgeklärtheit zur Schau trug. Doch auch andere Gedanken machten sich in ihr breit. Sie konnte die Nähe zu Santros alsbald erkennen und das führte dazu, dass sie wieder vermehrt an Pharus dachte. Der Mensch war ihr Funke gewesen und hatte die Lunte zu ihrer Abenteuerlust entzündet. Nun hatte jener Funke sie hierhergeführt und sie erinnerte sich an den Brief, den sie Bjorg bringen sollte. Was sie wohl erwartete? Sie wusste nichts von dem Sohn, außer, dass er ein Kind gewesen war, als Pharus ihn verließ. Jetzt stand sie vor den Toren der Stadt und fühlte eine gewisse Aufregung.
Auch Neri fühlte eine Nervosität, die sie nicht klar erfassen konnte. Sie war auf der Suche, ohne es bewusst angestrebt zu haben. Sie hatte schon immer geahnt, dass etwas an ihr anders war. Was das war, warum und wieso sie, das war ihr nicht klar gewesen. Nun hatte ihre Nahtoderfahrung im Wald Sarius gezeigt, dass in ihrer Vergangenheit Geheimnisse begraben lagen, die sie verunsicherten. Was hatte das alles zu bedeuten? Sollte sie dort, hinter den Toren der Stadt Santros endlich Antworten finden? Gleichzeitig war ihre Abenteuerlust gehörig ins Wanken geraten, weil sie binnen kürzester Zeit nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Alles, was ihr in der letzten Zeit passierte, war so… undurchsichtig. Sie hatte gegen Dämonen gekämpft – zwei Mal! – und sie hatte Dinge gesehen, die sie nicht verstand. Ihren Weg pflasterten Leichen und was würde in Zukunft passieren? Ob Arunn’s Freund ihr helfen konnte? Es war ein Anfang. Ein Anfang zu einer neuen Reise, die endlich das Licht in ihr persönliches Dunkel bringen sollte.

So entschieden die vier Reisegefährten, dass es wohl doch besser wäre, wenn sie noch die restliche Nacht hier verbrachten, bevor sie am Morgen frisch und gestärkt in Santros ankämen. So bauten sie ihr Lager notdürftig auf und verzichteten tatsächlich dieses Mal auf das Entzünden eines Feuers. Ihre Schlafsäcke reichten dieses Mal für die Wärme im Schlaf aus, sodass sich alle beieinander legten, und schon bald Ruhe einkehrte. Rhuna hatte die Zeit noch mal genutzt und sich bei Yedan erkundigt, wie es ihm ginge. Und der Halbelf hatte einen Moment geschwiegen, ehe er sie mit einem Lächeln bedachte und sanft ihre Hand nahm, um sie zu streicheln. „Ich fühle mich aufgeregt, wie noch nie. Alles ist neu und ich…“, er wirkte etwas verlegen, was sich aber schnell wieder verflüchtigte, „habe unterschätzt, wie einseitig mein Leben gewesen war. Ich glaube, ich kann ein wenig mehr nachvollziehen, was du dir für dein Leben erhoffst, Rhuna. 20 Jahre habe ich… nur in den Wäldern gelebt und nichts anderes gemacht, als Buße zu tun. Es wird Zeit für etwas Neues und ich freue mich darauf. Aber es ist eben auch ungewohnt.“, räumte er ein und lächelte schief. „Jetzt wirst du mir helfen müssen und…“, er lachte brummig und leise, um die anderen nicht zu stören. „Vermutlich wirst du erkennen, dass ich einfältig und naiv bin.“, er zwinkerte ihr zu, weil sie schon einmal ein solches Gespräch gehabt hatten, nur dass sie da noch glaubte, viel zu naiv zu sein. „Halte mich auf, wenn ich versuche den Bogen zu spannen, weil jemand zu laut lacht!“, witzelte er und rückte etwas näher. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte sacht. „Morgen beginnt ein neuer Abschnitt… ich freue mich darauf.“

Die Nacht verlief ereignislos und keiner von ihnen hatte mit nächtlichen Besuchern zu kämpfen. Sie alle konnten mehr oder weniger erholsam schlafen, ganz nach ihren eigenen Gedanken. Am Morgen aber wurden sie allesamt von einer gleißenden Sonne geweckt, die ihnen in die Gesichter schien und versprach, dass der Tag angenehm werden würde. Eine salzige Briese wehte von der Seite her und pustete ein wenig des trockenen Sandes in ihre Schlafsäcke. Überhaupt waren sie etwas übersäht von kleinen Sandkörnern und hier und da knirschte es beim Kauen oder Sprechen. Tatsächlich war Arunn bereits auf den Beinen und hatte auch schon seine Habe zusammengepackt. Er hockte auf einer kleinen Sandwehe und starrte an Santros vorbei. Jetzt, da die Sonne die Umgebung erhellte, hatten sie alle einen besseren Blick auf die Stadt. Die Lichter vom Abend waren erloschen, dafür baute sich malerisch in der goldgelben Umgebung des kargen Trockenlandes eine dunkle Stadtmauer auf. Sie erkannte einfache Hütten innerhalb des Rings, aus Holz gebaut und unterschiedlich groß. Was aber tatsächlich ein Blickfang war, war linkerhand die Küste. Das Meer glitzerte mit zartweißen Schaumkronen, während oberhalb einige Möwen ihre Kreise zogen. Der Wind kam von Meerseite und ihre Haut nahm bereits jetzt einen Duft nach Freiheit hat. Die Weite des Wassers war schier unendlich und ließ so manches Herz davon träumen, zur See zu fahren. Neri und Rhuna konnten einige Segel auf dem entfernt liegenden Meer erkennen, die zur Stadt hin oder von dort wegfuhren. Santros war ein Handelsposten und hochfrequentiert. Das Tor zur restlichen Welt, wenn man so wollte. „Aufstehen, ihr Schlafmützen!“, sagte Arunn dann irgendwann und grinste breit. „Ich will endlich ein Bett!“, wackelte er mit den Augenbrauen und lachte dann laut, während er Yedan, der sich etwas mühsam aufrappelte, auf die Schulter klopfte. „Du solltest dir etwas anziehen!“, meinte Arunn und Yedan hob die Augenbrauen. Er sah an sich hinunter und trug… nur eine Hose. Rhuna kannte diesen Aufzug bereits von ihm, doch jetzt nickte er und zog sich das weiße Leinenhemd wieder über, das er am Vortrag bereits trug. Dann klatschte Arunn in die Hände, rieb sie gegeneinander und bließ zum vorerst letzten Marsch.

Es dauerte noch gute anderthalb Stunden, bis sie endlich die Stadt erreicht hatten. Mit jedem Schritt näher heran, wirkte die Stadtmauer nun auch nicht mehr so winzig, sondern baute sich imposant vor ihnen auf. Das Tor war so hoch, das selbst ein Schiff an Land durchgepasst hätte. Die Landschaft hatte sich nicht sonderlich verändert. Hier und dort waren nun auch mal Algen zu erkennen, die sich hier tummelten und vertrockneten. Im festen Untergrund fand man tatsächlich auch Muscheln und Fragmente davon, die durch Überschwemmungen oder vom Wind hergetragen wurden, ansonsten wirkten die Steine abgeschliffen und glatt. Der Wind hatte hier besonders zugenommen und fegte ihnen um die Ohren. Dabei war es aber nicht klirrend kalt, nur etwas kühler. Die Sonne stand fast am Zenit, als sie das Stadttor erreicht hatten. Sie konnten erkennen, dass sich vor dem Durchgang einige Menschen und Elfen tummelten, warteten und um Einlass ersuchten. Einige breitgebaute Männer standen wie massive Türme vor dem Durchgang, einer kleinen Tür innerhalb der eigentlichen Tore, und kontrollierten die Passierscheine. Arunn hatte Neri’s Frage beantwortet und erklärt, dass die Stadtherrin ‚Serana Turan‘ alles und jeden im Auge behielt. Dass in Santros ein erhöhtes Maß an Recht und Ordnung herrsche und, im Falle eines Falls, die Strafverfolgung durch die Eintragung der Besucher erleichtert wurde. Allerdings hatte er nicht erklärt, wie er sie hineinschleusen wollte, denn einen solchen Schein besaßen sie nicht. Sie stellten sich in die Reihe und warteten, bis sie endlich vor einen hellhäutigen, bärtigen Mann mit roten Haaren standen. Graue Augen musterten sie jeder einmal und kehrten dann zu Arunn zurück, der sich als Redner vorschob. „Tagchen!“, grinste er und erhielt – nichts. Der Santroner wartete offenbar, dass Arunn ihm unaufgefordert den Schein reichte, doch als das ausblieb, seufzte der Rothaarige und spähte bereits zu seinem Kollegen, der gerade eine Familie mit fünf Kindern kontrollierte und sichtlich beschäftigt war. Arunn trat vor und zog den Hünen, der mindestens zweieinhalb Köpfe größer war, als der Dessarier ins Vertrauen. Er murmelte etwas mit ihm und der Rothaarige wirkte gelangweilt. Sicherlich gab es keine Posse, die er nicht schon gehört hatte. Doch dann regte sich plötzlich etwas im Gesicht des Soldaten und er runzelte die Stirn. Dann nickte er, warf jedem noch mal einen Blick zu und ging zu einem Unterstand. Dort fingerte er nach einigen Papieren, kritzelte etwas darauf, während er wiederkehrte und überreichte jedem einen Passierschein. Arunn nickte zufrieden und grinste die Gruppe an. „Behaltet das bei euch, damit ihr euch ausweisen könnt!“, mahnte er Rhuna, Neri und Yedan, bevor er dann dem Soldaten gegen den Arm klopfte und „Danke, mein Bester!“, sagte, ehe sie ungehindert in die Stadt gelangen konnten.
Nachdem sie das Tor durchquert hatten, erfasste sie erstmal ein… Kulturschock.

Santros war voll. Viele Menschen und Vertreter anderer Völker tummelten sich hier und liefen die Straßen mit Kopfsteinpflaster ab. Es gab Fuhrwagen, die von Pferden oder gar Kamelen gezogen wurden, die man ganz eindeutig importiert hatte. Der Geräuschpegel war immens, wenn man die ganze Zeit durch Einöde und Wald gelaufen war. Überall gab es Stimmengewirr und etwas zu sehen. Die Holzhäuser waren allesamt klein gehalten. Mehr als ein Stockwerk gab es nicht und generell wirkte die Architektur hier einfach gehalten. Dennoch war es sauber und immer mal wieder erkannten die Neuankömmlinge, dass es offenbar eine Stadtwache gab, die patrouillierte. Die Vier wurden weitergetrieben, als neue Besucher in die Stadt strömten und sie vom Eingang weggehen mussten. Eine schmale Gasse führte sie weiter hinein und schließlich erstreckte sich vor ihnen die eigentliche Stadt. Hier gab es einen großen Marktplatz, Verkaufsläden mit allerlei Dingen von Fischläden, über Kleidung, Schuhmacher, Kunstwaren und Schiffsbedarf. Linkerhand führte sie eine Straße ganz offensichtlich zum Hafen, denn von dort kamen immer wieder adrett gekleidete Männer in Uniformen, mit Dreieckshüten und Schulterklappen. Sie wirkten wahnsinnig offiziell. Überall gab es etwas zu sehen! Kinder in Knickerbockerhosen und mit Stöckern ‚bewaffnet‘, rollten ein riesiges Rad lachend durch die Gassen und spielten damit. Es gab Möwengeschrei, dann Hunde, die bellten und von ihren Besitzern zur Raison gerufen wurden. Die Menschen hier waren… äußerst schick. Die Santroner besaßen helle Haut, ein apartes Aussehen. Die Männer waren richtige Muskelpakete und die Frauen zarte Blumen von einer ganz eigenen Schönheit. Yedan hatte inzwischen Rhuna’s Hand gegriffen und starrte mit weiten Augen überall hin. Er wusste gar nicht, wohin er sehen sollte. Er drehte den Kopf, zuckte bei einem lauten Geräusch zusammen und starrte wieder in eine andere Richtung. Überall war irgendetwas los. Tatsächlich sahen die Vier, dass einige Karren mit Blumen herangeschafft wurden. Dann fiel ihnen auf, dass überall in der Stadt bunte Wimpel hingen und auf dem Marktplatz selbst einige Holzarbeiten getätigt wurden. „OH!“, rief Arunn dann und lachte. Er war aufgeregt, wie ein Kind. „Offenbar kommen wir genau richtig zum Nationalfeiertag!“, klatschte er in die Hände. „Hervorragend!“, freute er sich und seine leuchtenden Augen blickten zu denen seiner Mitreisenden. „Und? Was darf es sein? Taverne? Schneider? Oder… Merle’s Spa?“, lachte er ausgelassen und deutete auf ein kleines Etablissement, das ein wenig wohltuende Schlammpackungen und Massagen versprach! „Wollt ihr erst eine Unterkunft oder gleich loslegen? Die Stadt erkunden? Das Fest findet auf der ‚Eisenfaust‘ am Hafen statt. Sagt es mir! Ich lotse euch hin!“, feixte er und war vermutlich der Einzige, der hier nicht überfordert war.
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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Neriélle » Dienstag 9. Januar 2024, 21:27

Die vier Reisenden und ihre tierischen Begleiter legten also noch einmal eine Nachtruhe ein, bevor sie weiter nach Santros reisen würden - und hoffentlich auch in die Stadt hinein. Aber Arunn schien zuversichtlich zu sein und darauf mussten sie sich verlassen. Die Reise bis hierher war nicht nur staubig, sondern auch lang gewesen und so schlief Neri tatsächlich relativ schnell ein, während sie noch die leisen Stimmen von Yedan und Rhuna hörte, ohne wirklich verstehen zu können oder zu wollen, was sie genau besprachen. Am nächsten Morgen wurde sie von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die warm ihre Nase kitzelten und sich so von der kühlen Morgenluft abhoben. Unweigerlich musste Neri lächeln, blieb jedoch noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen und genoss die morgendliche Ruhe, bis.. „Aufstehen, ihr Schlafmützen! Ich will endlich ein Bett!“ Da öffnete sie erst ein Auge, schaute zu Arunn und grinste den Menschen an, ehe sie das zweite Auge öffnete und sich in eine sitzende Position aufrichtete. Schnell bemerkte sie all die Sandkörner, die sich über ihr Lager und ihre Körper ausgebreitet hatten. Deshalb griff sie zu ihrem Wasserschlauch und nahm einen großen Schluck daraus. „Du solltest dir etwas anziehen!“ Neri schaute zu dem angesprochenen Halbelfen, der nur mit einer Hose bekleidet war, wie sie mit einem neugierigen Blick feststellte. Die Elfe setzte den Wasserschlauch ab und wischte mit dem Handrücken über ihre Lippen, um sie endgültig von dem feinen Sand zu befreien. Währenddessen ruhte ihr goldener Blick seelenruhig auf dem Oberkörper des Halbelfen, der sich durchaus sehen lassen konnte. Zurückliegende Diskussionen hin oder her - das konnte Neri mit einem geübten Blick und ganz ohne Vorurteile beurteilen. Nach einigen Sekunden aber, ohne sich des längeren Blickes zu schämen oder ihn überspielen zu wollen, sah sie weiter in die Runde. "Gut geschlafen?", fragte sie ihre Gefährten, erhob sich und ging zu Arunn hinüber. "Schon gepackt?", stellte sie überrascht fest und sah dann an ihm vorbei gen Santros. Der goldene Blick erfasste die Stadt in der Ferne und musterte die hohen Mauern und die Häuser dahinter. Schnell glitt er jedoch weiter zum Meer, das nun im Licht der aufgehenden Sonne deutlich zu erkennen war. Es war riesig und erstreckte sich bis zum Horizont. "Wow! Habt ihr das schon mal gesehen?", raunte sie erstaunt, als sie sich dessen bewusst wurde. Neri sah kurz über die Schulter zu Rhuna und Yedan zurück, bevor sich ihre Augen wieder an das Meer hefteten. Neri kannte das bisher nur aus Erzählungen, es aber nun mit eigenen Augen und wahrhaftig vor sich zu sehen, war etwas ganz anderes. Mit einem tiefen Atemzug sog sie die salzige Meeresluft ein, die neu war, aber auch irgendwie beruhigend. Neri musterte die Möwen und die Schiffe auf den Wellen, die schlussendlich an den Sandstrand schwappten. "Wir sollten unbedingt im Meer schwimmen", sagte sie und sah ihre Reisegefährten mit einem abenteuerlustigen Funkeln in den Augen an, auf der Suche nach Zustimmung oder der gleichen Begeisterung, die sie bei dieser Idee gerade verspürte.

Wenig später setzten sie ihren Weg gen Santros fort. Neri hatte schnell ihre Habe zusammen gepackt und hatte das Gefühl, heute leichtfüßiger zu gehen. Das Wetter war gut und das Meer hatte eine eindeutig positive Wirkung auf sie, anders als die karge Vegetation hier. Die Sonne wanderte höher, aber die Temperatur blieb diesmal aufgrund des Windes angenehmer. Sie waren nicht mehr weit vom Stadttor entfernt, da fiel Neri etwas auf dem festgetretenen Boden auf. Sie bückte sich und hob das helle Ding auf, das einige geschwungene Rillen auf der Oberfläche besaß. Sie legte das kleine Ding auf ihre Hand und hielt sie Arunn entgegen. "Was ist das?", fragte sie. Dass es sich um eine Muschel handelte, wusste sie nicht. Es war die Erste, die sie in ihrem Leben sah, aber sie erkannte ihre Schönheit. Der Boden aber war voll von diesen Dingern, also war es vermutlich nicht sehr selten und wertvoll. Neri ließ die Muschel in ihrer Hosentasche verschwinden. Je näher sie der Stadt kamen, desto höher schien die Mauer darum noch zu wachsen. Schließlich standen sie vor dem Stadttor, das auf Neri mehr als imposant wirkte. Sie sah verschiedene Menschen und Elfen in mehreren Schlangen stehen, darauf wartend, kontrolliert und eingelassen zu werden. Arunn stellte sich wie selbstverständlich an und jetzt wurde Neri doch etwas nervös. Sie hatten keine Papiere bei sich, um in die Stadt zu kommen, so viel stand fest. Was hatte der Mensch also vor? Ein bärtiger, rothaariger Mann trat auf sie zu und Neri versuchte, möglichst freundlich zu gucken und einen nicht ganz so nervösen Eindruck zu machen, als hätte sie etwas zu verbergen. Hatte sie ja auch gar nicht, aber der Mann gab ihr unbewusst das Gefühl. Ganz offensichtlich wartete er, dass sie ihm die Papiere zeigten, die sie nicht besaßen. Nervös schaute die Elfe zu Arunn, der sich endlich bewegte und den Mann zur Seite nahm. Sie schaute von Rhuna zu Yedan und zurück zu dem Menschen, der die Sache für sie regelte. Der Wachmann nickte und ging zu seinem Unterstand. Stumm fragte Neri Arunn mit ihrem Blick, ob es geklappt hatte. Dann kam der Mann auch schon zurück und hielt die Antwort in seinen Händen. Er überreichte ihr einen Passierschein und Neri nahm ihn etwas staunend entgegen. Sie war überrascht, aber natürlich auch erleichtert und froh, dass Arunns Plan aufgegangen war. Neri verstaute das Papier in ihrem Mantel und folgte dann ihrem Freund in die Stadt Santros hinein.

"Wie hast du das gemacht?" Sie stieß Arunn in die Seite und grinste anerkennend. Dann wurden sie weiter gedrängt und Neri wurde sich dem Trubel bewusst, der hier herrschte. Die Stadt war voll und laut. Sie wusste gar nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte. "Was ist das?" Sie zeigte auf eines der Kamele, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Überhaupt musste Arunn Geduld beweisen und ihr die ein oder andere Unbekanntheit erklären, wenn er denn wollte. Neri kannte natürlich eine Stadt, auch Shyana Nelle war eine. Und dennoch war sie völlig anders und die Elfe entdeckte an jeder Ecke etwas, das sie staunend innehalten ließ, um ihre Reisegefährten darauf aufmerksam zu machen. „OH! Offenbar kommen wir genau richtig zum Nationalfeiertag! Hervorragend!“ Neri sah zu ihrem Freund und grinste, als sie in seine leuchtenden Augen sah. Das gefiel ihm ganz offenbar. "Nationalfeiertag?", fragte sie nach, falls ihr nicht Rhuna oder Yedan zuvor kam. „Und? Was darf es sein? Taverne? Schneider? Oder… Merle’s Spa?“ Sie folgte seinem Fingerzeig zu dem kleinen Etablissement, da redete er schon weiter. „Wollt ihr erst eine Unterkunft oder gleich loslegen? Die Stadt erkunden? Das Fest findet auf der ‚Eisenfaust‘ am Hafen statt. Sagt es mir! Ich lotse euch hin!“ Neri atmete tief ein und aus. Sie wirkte etwas überfahren. "So viele Fragen und Möglichkeiten." Sie grinste entschuldigend. Offenbar musste sie die Flut an neuen Eindrücken noch verarbeiten. Etwas hilflos sah sie zu Rhuna. Neri war stets für alles offen, trotzdem konnte sie sich gerade vor lauter Möglichkeiten gar nicht entscheiden. "Wir sollten deinen Freund nicht vergessen, aber vielleicht ist der auch erstmal beschäftigt, wenn heute dieser Nationalfeiertag ist", überlegte sie laut und sah von Arunn zu Rhuna. "Also, was machen wir zuerst?" Sie sah Rhuna und Yedan auffordernd an und machte den Eindruck, dass sie sich ganz nach den beiden richten würde und geradezu froh darum wäre, wenn ihr die Entscheidung abgenommen werden würde.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 13. Januar 2024, 20:01

In ihrem nächtlichen Lager vor Santros wurde es allmählich still. Doch bevor auch Rhuna ihre Augen schloss, um sich in Manthalas Arme zu begeben nutzte sie die Gelegenheit mit Yedan zu reden. Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch derzeit fühlte sie sich stark verunsichert, weil sie nicht einschätzen konnte, wie es in dem Sarier wirklich aussah. Noch dazu, weil er es selbst vermutlich nicht konnte.
Anfangs sorgte sich die Elfe darüber, dass er nicht ganz ehrlich sein würde. Yedan stellte sie immer an erste Stelle und war der Typ dafür, der ihr keine Sorgen bereiten wollte. Doch auf ihre Frage antwortete er sehr ehrlich. Zumindest wirkte es so und tatsächlich atmete Rhuna vor Erleichterung auf. Noch immer ruhte ihre Hand auf seiner Wange und ihr Daumen strich über die warme Haut. Bisher hatte sie es nicht so gesehen, doch in gewisser Weise hatte er recht mit seiner Behauptung, dass er einseitig gelebt hatte. Ähnlich, wie Rhuna und deshalb konnte sie auch nachempfinden, wie er sich gerade fühlen musste. Nun konnten sie zusammen weitere Erfahrungen machen, Gewohnheiten verlassen, sich ausprobieren und herausfinden, was sie mit ihrem Leben weiter anfangen wollten.
„Ich weiß nicht so recht…! Bist du wirklich einfältig und naiv?“, fragte sie neckend und kuschelte sich ein wenig näher. Jún nutzte sie gewonnene Nähe und krabbelte von ihrer Schulter zu der von Yedan, an dessen Halsbeuge sich das Tierchen zusammenrolllte, bis es nur noch eine kleine, pelzige rotorangene Fellkugel war.
„Du tust so, als wäre ich hier die Welterfahrene.“, äußerte sie mit einem Lächeln, ehe ihr Ausdruck wieder etwas ernster wurde. „Egal was kommt, wir achten aufeinander und dann schaffen wir auch alles!“, flüsterte sie leise, ehe es auch zwischen ihnen ruhiger wurde und sie einschliefen. Zumindest für Rhuna wurde es eine erholsame Nacht, denn das Gespräch hatte ihr Herz von einer Sorge erleichtert.

Die Stimmung am nächsten Morgen wirkte heiterer als die Tage zuvor. Dadurch, dass Santros sichtbar als Reiseziel vor ihnen lag, schienen alle deutlich motivierter zu sein. Besonders Arunn freute sich über die Aussicht nach einem komfortablen Bett und Neri würde sich vermutlich über ein verändertes Landschaftsbild freuen.
Rhuna klopfte sich beim Aufstehen den Sand von und aus den Kleidern. Tatsächlich war dieser gefühlt überall, so dass sie auch ihren Zopf öffnete und ihn aus den Locken schüttelte. Das Knirschen zwischen den Zähnen störte sie tatsächlich weniger, da dieser mit ein paar Schlucken Wasser verschwand, doch kam der Gedanke nach einem Bad auf, dem sie mit einer gewissen Vorfreude entgegensehen konnte.
Während sie halb vorgebeugt ihre Finger durch die Haare bürsten ließ, hörte sie Arunn zu Yedan sagen: „Du solltest dir etwas anziehen!“, woraufhin sich ihr Blick überrascht hob. Ihr wurde nicht ganz klar, wieso Arunn ihn darauf aufmerksam machte, doch da sich der Mensch von ihnen allen am besten mit der Stadt, den Bewohnern und vermutlich den Gebräuchen auskannte, war dies vermutlich nur ein kleiner Hinweis, aufgrund der Nähe zur Stadt. Vielleicht war es dort nicht üblich, wenn Männer mit freiem Oberkörper herumliefen.
Von ihrem Standpunkt aus konnte sie neben Yedan auch Neri gut sehen, die den Oberkörper des Halbelfen ausgiebig in Augenschein nahm. Rhuna beobachtete sie eine Weile und spürte ein Gefühl in sich heranwachsen, das sie nicht gänzlich definieren konnte. Ihr war Neriélles musternder Blick durchaus aufgefallen, indem sie mitunter auch Anerkennung lesen konnte. Und das konnte sie ihrer Freundin keineswegs verübeln. Trotz all der Narben war der Sarier ein Hingucker und ließ vermutlich nicht selten Frauenherzen höherschlagen.
Als sich Yedan sein Leinenhemd überzog, verloren sich langsam die Blicke auf ihn und Rhuna flocht mit geübten und geschickten Fingergriffen ihre Haare zu einem neuen Zopf.
„Gut geschlafen?“, fragte Neri, woraufhin sie lächelnd nickte und zu ihr kam.
„Sehr gut! Ich hoffe du auch!?“, erkundigte sie sich und sah mit der anderen dann zur linken Seite, wo sich weit und rauschend das Meer erstreckte. Die Sonne schimmerte auf der Wasseroberfläche, auf der sich die Wellen schlängelten. Der Anblick hielt Rhuna für einen Moment gefangen und ließ ihr Herz höherschlagen.
„Wow! Habt ihr das schon mal gesehen?“ Die jüngste Elfe schüttelte leicht mit dem Kopf, ehe sie sich zu Yedan umwandte, der vermutlich das Meer ebenfalls das erste Mal sah. Rhunas gesamte Miene sprach in diesem Moment von Glück. Der Anblick des Meeres war einer ihrer vielen kleinen Wünsche gewesen und dieser hatte sich zumindest gerade erfüllt. Nun verstand sie noch um ein Vielfaches mehr, wieso Pharus Stimme stets einen sehnsüchtigen und verliebten Klang angenommen hatte, wenn er darüber sprach.
„Wir sollten unbedingt im Meer schwimmen“, schlug Neri vor und zumindest Rhuna konnte diesem Vorschlag etwas abgewinnen. Doch vermutlich würden sie dies auf Später verschieben müssen.

Die Weiterreise verlief zügig und ereignislos. Als sich die Mauern hoch über ihnen erhoben und das gewaltige Tor ihre Richtung lenkte, erkannten sie, dass sie nicht die Einzigen waren, die die Stadt an diesem Vormittag betreten wollten. Eine Reihe von Menschen und Elfen hatte sich bei der Kontrolle versammelt. Allesamt warteten sie, dass ihre Passierscheine kontrolliert wurden.
Ihr violetter Blick wanderte neugierig über all die Fremden. Woher sie wohl alle kamen? Was sie hier wollten? Es waren vermutlich nicht alles Händler, obwohl einige dabei zu sein schienen, wenn man die befüllten Karren betrachtete.
Nun standen sie vor dem Problem, das Arunn bereits am Abend zuvor angesprochen hatte. Sie besaßen allesamt keine Passierscheine und durchaus muskulös wirkenden Männer vom Prüfamt schienen niemand Unbefugten Einlass zu gewähren.
Ratlos sah sie ihre Gefährten nacheinander an, bis Arunn vortrat und zu einem der Kontrolleure ging, um mit ihm ein recht … lockeres Gespräch zu beginnen. Gebannt beobachtete sie den Menschen dabei und fragte sich, ob das alles gut gehen würde. Der Santroner wirkte gut gebaut und überragte den Dressarier um ein Vielfaches. Vielleicht würde sogar Yedan den Blick heben müssen, sollte dieser vor ihm stehen. Was sollten sie tun, wenn Arunns Versuch scheiterte?
Wie bekommt man überhaupt so einen Passierschein? Werden diese in anderen Städten auch ausgestellt? Die Elfe merkte, dass sie sich mit solchen Themen noch nie auseinandergesetzt hatte. Wie wäre es wohl gewesen, wäre sie damals direkt hier hergelangt? Hätte sie alleine den Weg überhaupt geschafft hätte ihr Vorhaben vermutlich hier ein Ende genommen.
Angespannt warteten sie und sah hin und wieder zu Neri, die die Muscheln im Sand entdeckte. Rhuna hatte bereits einige an Flussuferläufe entdeckt, so war ihr der Anblick nicht unbekannt.
„Das sind Muscheln! Aber du hast nur die Schalen in der Hand. Die Muschel selbst ist ein Tier, das im Meer lebt und häufig zwischen zwei solcher gleichgeformten Schalen sitzt. Sie sehen ziemlich… schleimig aus!“, erklärte sie, wurde dann aber wieder abgelenkt, als der Mann etwas auszustellen schien und dem breit grinsenden Arunn ein paar Dokumente aushändigte.
„Behaltet das bei euch, damit ihr euch ausweisen könnt!“, mahnte der Mensch, als er zu ihnen zurückgekehrt war und jedem von ihnen einen der Scheine aushändigte. Aufmerksam betrachtete sie das Stück Papier und fuhr mit den Fingern über die dickere Struktur.
Während sie zum Tor gingen, fragte Neri ihren Freund, wie er es angestellt hatte, an die Passierscheine zu gelangen und vermutlich stellte sich jeder der Elfensprösslinge diese Frage. Ihnen wurde ohne jede weitere Komplikation Durchlass gewährt. Und als sie zusammen durch das große Tor schritten, schlug ein Meer an Eindrücken auf sie nieder.
Der Boden war bedeckt von Kopfsteinpflastern, über den Karren und andere Gefährte problemlos fahren konnten. Es tummelten sich überall Leute – Menschen, wie Elfen gleichermaßen und vermutlich waren auch noch andere Völker darunter.
Die kleine Gruppe wurde automatisch weitergedrängt und suchte sich vermutlich schnell eine Stelle, an der sie das Stadtmild erst einmal verarbeiten konnten. Shyána Nelle war nicht klein, aber unterschieden sich die Städte doch stark, so dass auch Rhuna und Neri vermutlich Schwierigkeiten hatten sich zu orientieren.
„Was ein Durcheinander…!“, murmelte Rhuna, während ihr Blick umherhuschte. Besonders die Lautstärke machte ihr zu schaffen, denn selbst für Elfen besaß sie ein sehr feines und gutes Gehör und sie war es nicht gewohnt so viele verschiedene Geräusche zu filtern. Doch je weiter sie durch verschiedene Gassen und Straßen liefen, je mehr schien sich die Unruhe zu verteilen. Arunn schien von ihnen am besten damit umgehen zu können. Er führte sie zielsicher, so dass sie bald beim Marktplatz ankamen, wo sie sich etwas abseits stellten. Vermutlich ließ er den Elfen, die vermutlich alle große Augen machten, etwas Zeit sich an die Veränderungen zu gewöhnen.
Neri entdeckte ein Kamel und fragte was dies für ein Tier sei, doch dieses Mal wusste auch Rhuna keine Antwort und schüttelte nur mit dem Kopf, während auch ihre Augen das seltsame Tier betrachteten. Bis sie eine warme Hand um ihre Finger spürte und zu Yedan sah. Sofort lag ihr Blick auf ihm und sie entdeckte seine Überforderung an Reizen. Sie stellte sich vor ihn und legte ihre Hände über seine Ohren, während sie mit einem aufmunternden Lächeln zu ihm aufsah. Mit ihrem Blick versprach sie ihm, dass sie bei ihm war und auch verstehen konnte, was gerade in ihm vorging.
Sie lenkte ihn einen Moment ab und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Dann senkte sie ihre Hände wieder und griff nach Yedans Hand. Rhuna sah prüfend zu Neri, um zu sehen, wie es ihr ging. Doch die Elfe schien ähnlich gut zurecht zu kommen. Ihre freie Hand streichelte Jún, der sich an ihre Schulter kuschelte.
„OH! Offenbar kommen wir genau richtig zum Nationalfeiertag! Hervorragend!“, rief Arunn nachdem er einige große Wägen voller Blumen entdeckt hatte. Rhuna ließ Neri die meisten Fragen stellen, denn diese lagen häufig auch auf ihrer Zunge. Sie beobachtete all die Leute und entdeckte, dass wie gut gekleidet waren. Offenbar achteten die Bewohner hier sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Die Schnitte waren ihr völlig unbekannt und sie fragte sich, ob sie hier gerade besonders auffielen.
Arunn orientierte sich bereits und schlug ein paar erste Anlaufstellen vor, deren Fingerzeig auch die anderen folgten.
„Und? Was darf es sein? Taverne? Schneider? Oder… Merle’s Spa? Wollt ihr erst eine Unterkunft oder gleich loslegen? Die Stadt erkunden? Das Fest findet auf der ‚Eisenfaust‘ am Hafen statt. Sagt es mir! Ich lotse euch hin!“ Rhuna lächelte Arunn an, auch wenn es ihr gerade schwer fiel überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Der Mensch ihres kleinen Trupps wirkte völlig entspannt und freudig. Es war beneidenswert.
„So viele Fragen und Möglichkeiten.“, begann Neri und sprach Rhuna damit aus der Seele. Dann fing sie den Blick ihrer Freundin auf. „Wir sollten deinen Freund nicht vergessen, aber vielleicht ist der auch erstmal beschäftigt, wenn heute dieser Nationalfeiertag ist. Also, was machen wir zuerst?" Bei der Frage wirkte Rhuna einen Moment in Gedanken. Arunns Freund wusste nichts von ihrem Erscheinen und so würde er auch nicht mit ihnen rechnen. Und sie hatte nicht vor Bjorg auf der Stelle ausfindig machen zu wollen. Ihre Zeit in Santros schien nicht begrenzt zu sein und so mussten sie nichts übereilen. Das Beste wäre wohl, wenn sie sich Zeit gaben, um sich an den Trubel der Stadt zu gewöhnen.
„Ich weiß nicht…!“, gab sie ehrlich zu und sah von einem zum anderen. „Wenn ein Feiertag ist sollten wir vielleicht zusehen, dass wir uns eine Unterkunft sichern. Danach können wir ja schauen, was wir machen wollen?“, schlug Rhuna vor und lehnte sich an Yedan.

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Re: Ziel oder Zwischenaufenthalt?

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Januar 2024, 23:03

"Wie hast du das gemacht?", war Neri’s Frage und sprach dabei auch jedem anderen aus der Seele. Die Neugierde, wie Arunn es geschafft hatte, ihnen Zugang zu Santros zu verschaffen war jedem anzusehen. Der Mensch grinste und warf sich etwas in die Brust. „Beziehungen, Schätzchen!“, wackelte er mit den Augenbrauen und grinste noch etwas breiter. „Der, den du hier treffen sollst, ist kein Unbekannter und … nun, du wirst es erleben. Jedenfalls ist es von Vorteil ihn zu kennen.“ Arunn blickte auch zu Rhuna und Yedan. „Beziehungen, Leute! Es geht nichts über Beziehungen. Also seht zu, dass ihr immer, wenn ihr könnt, mal eine helfende Hand anbietet. Wer weiß, wann ihr das mal gebrauchen könnt!“, weissagte er und fühlte sich dann, im Gegensatz zu allen anderen, sichtlich wohl. Er war ein Stadtmensch und das sah man ihm an. Wobei Dessaria gewiss nicht so groß war, wie Santros. Und nicht so voll. Denn unabhängig vom Feiertag, war Santros ein wichtiher Hafen und dementsprechend sahen die Neuankömmlinge auch biele verschiedene Völker. Da waren typische Andunier in ihren Wasserfarben. Es gab exotisch aussehende, dunkle Menschen mit weiten Pluderhosen und schwarzen Haaren. Sie sahen etwas grimmiger aus. Sarma war ein hartes Pflaster und gleichwohl erkannte die Gruppe, dass es auch Dunkelelfen hier her verschlug. Denn auch jene trieben Handel, jetzt, da sie die Küstenstädte besetzt hatten. In Santros mischten sich die Völker Celcia’s zu einem. Ein Händler- und Seefahrervolk. Hier spürte man keine Anfeindungen, sah Stadtwachen immer wieder zu zweit oder dritt patrouillieren. Die Stadtwache zeigte Präsenz, blieb ansprechbar und erreichte damit ein sicheres Gefühl bei jenen, die nichts im Schilde führten und Unbehagen bei jenen, die Böses planten. Es war unglaublich laut und Trubel hielt hier alles zusammen. Zumindest einer in ihrer Gruppe, hatte ordentlich mit den Eindrücken zu kämpfen. Yedan starrte umher, wusste kaum die Geschehnisse zu filtern. Rhuna erkannte, dass ihr Sarier jeden Augenblick vermutlich das erste Mal in seinem Leben Kopfschmerzen haben würde. Sie hielt ihm die Hände auf die Ohren und sein Blick richtete sich zögernd auf ihr Gesicht. Immer wieder zuckte sein brauner Blick zur Seite, bis das Ausblenden der Geräusche endlich für Ruhe sorgte. Er sah auf sie hinab und sie konnte erkennen, dass er überfrachtet war. So hatte er sich das gewiss nicht vorgestellt. Vielleicht auch gar nicht vorstellen können. Yedan schloss die Augen und atmete tief und bewusst durch. Er bemühte sich redlich sich zu beruhigen, doch sobald Rhuna den Fokus wieder auf jemand anderes legte, war Yedan erneut gefangen in all der Überfüllung.
Er schaute umher und nahm das Ganze in sich auf, während die anderen drei beratschlagen wollten, wie es nun weiterging. Arunn überließ es den Frauen, eine Entscheidung zu treffen und beide waren nicht sicher, was sie nun tun wollten. Neri hatte ihre Sache nicht aus dem Fokus verloren, ganz gleich, wie viele Möglichkeiten sich ihr nun boten. Arunn nickte leicht. „Nein, wir können mal vorbeischlendern und zusehen, ob er Zeit für uns hat!“, warf er ein. Rhuna dachte noch ein Bisschen weiter. „Wenn ein Feiertag ist sollten wir vielleicht zusehen, dass wir uns eine Unterkunft sichern. Danach können wir ja schauen, was wir machen wollen?“ dabei lehnte sie sich an Yedan und jener griff noch mal nach ihrer Hand. Dabei wirkte er weniger verängstigt als vielmehr schlicht überreizt. Der Sarier hatte schlicht und ergreifend sein ganzes Leben im Wald verbracht.

Arunn schien das jetzt auch zu erkennen und lenkte ein mit seiner Euphorie. „In Ordnung. Wie es aussieht, sollten wir uns wirklich einen Rückzugsort suchen, damit uns Yedan nicht gleich umkippt“, er deutete auf den Elfen, der etwas blass wirkte. Daraufhin blickte er zu Neriélle. „Und wenn wir dort vielleicht Wasser gesehen und etwas vernünftiges gegessen haben, dann machen wir uns auf den Weg zu meinem Freund. Und“, er sah zu Rhuna, da Yedan jetzt gerade nicht sonderlich ansprechbar wirkte, „ ihr schaut, ob ihr mitkommen wollt oder euch vielleicht ein wenig akklimatisiert. Die Stadt kann wirklich heftig sein, gerade heute…“, bemerkte er und auch in ihm reifte die Erkenntnis, dass Yedan vielleicht in Dosen das Stadtleben genießen sollte. Arunn wartete noch, ob jemand Einwände erhob, doch dann führte er die Gruppe möglichst abseits des allgemeinen Trubels zum Gasthaus. Tatsächlich befand sich das Gasthaus zum lachenden Kamel gut sichtbar an einer breiten Straße, unweit des Marktes. Schon beim Näherkommen konnten die Vier erkennen, dass es brechend voll und überlaufen war. Vor dem Eingang tummelten sich Seefahrer, Schaulustige und Familien. Santros war voller als sonst. Arunn blickte mit missmutigem Blick auf die Taverne und hielt dann an der Seite inne. Ein Pärchen eilte an ihnen vorbei, rempelte Yedan an, dass jener sich sofort anspannte und die Lage zu eruieren versuchte. „Guuuut,“ machte Arunn und lächelte halbherzig. „Scheint, als wäre dieser Plan soeben verpufft.“, er seufzte und blickte sich nun etwas ratlos um. Dann, nach einem kleinen Moment, nickte er und hatte offenbar einen Plan gefasst. „Gut Kinder. Wir gehen da lang. Wir quartieren uns einfach bei jemanden ein. Santros wird schon einen Schlafplatz zu bieten haben.“, wusste er zuversichtlich vorzutragen und führte die Truppe durch das Gedränge und in das Wohnviertel hinein.

Neri und Rhuna weiter bei: Ein unscheinbares Bürgerhaus
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