Die nächste Etappe

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Dienstag 24. August 2021, 09:20

Selbstverständlich musste auch der Schatten mit jeder Faser seines gesamten Wesens ständig aufmerksam bleiben, um nicht irgendwann in eine gut vorbereitete Falle zu tappen. Nun ja, er ging zwar nicht davon aus, dass es wirklich irgendwann jemand mit ihm aufnehmen konnte, dazu war er schlichtweg zu perfekt. Aber trotzdem durfte er es nicht vollständig ausschließen.
Dennoch hatte er erfolgreich gelernt, andere zu beobachten, einzuschätzen und die Reaktionen fast komplett vorhersagen zu können. Je aufbrausender ein Charakter war, desto leichter fiel es ihm. Und mitunter machte es ihm auch ziemlichen Spaß, andere zu provozieren, weil er recht rasch herausfinden konnte, wie er das am leichtesten bewerkstelligen konnte. Denn, wer voller Gefühl auf etwas reagierte, war anfällig für Fehler, die wiederum er auszunützen gedachte, wenn es ihm opportun erschien.
Dass es allerdings auch Momente gab, in denen er mit seiner Einschätzung mal daneben lag, kam sehr selten vor. Wenn dies jedoch einmal geschah, war er geistig wendig genug, um sich schnell auf das Neue einzustellen, sodass es kaum jemand bemerken konnte, dass dies nicht so lief, wie er es angenommen hatte. So wie seine Gespielin, die tatsächlich versucht hatte, ihn mit seinen eigenen Mitteln zu ködern.
Auch gut, diesen einen kleinen Triumph musste er ihr im Stillen zugestehen und hätte sie dafür sogar mit seiner körperlichen Aufmerksamkeit belohnt, wenn ihnen dieser Überfall nicht dazwischen gekommen wäre. Den er jetzt unter Kontrolle hatte, mit ihr als Rückendeckung, sodass er die Gefahr vorerst für gebannt hielt.
Nicht, dass er sich deswegen entspannte oder vorhatte, nachlässig zu werden. Gerade ein waidwundes Raubtier zählte mitunter zu den gefährlichsten Exemplaren überhaupt. Und sie hatten diesen Rädelsführer ausreichend gedemütigt, um Rache erwarten zu können. Somit war es wichtig, ihn soweit auszuschalten, um das eigene Risiko zu schmälern.
Aber die Mischlingselfe schien nicht gewillt, den endgültigen Schritt zu wagen. Er war ebenfalls nicht unbedingt erpicht darauf, grundlos zu töten, obwohl er dazu durchaus in der Lage war. Doch eine Lösung musste her und eine passende Idee dafür hatte er auch schon.
Nicht, dass er ihr das bereits verriet, für den Fall, dass der Kerl mehr Lerium verstand, als er zugeben würde. In seinem Kopf hingegen hatte er das Szenario bereits vollständig entwickelt, es wartete nur noch auf seine Umsetzung. Zumindest, sobald er ausreichend Antworten hatte...
Obwohl sie sich zuvor noch anderweitig unterhielten. Ein feines Zucken seines Mundwinkels folgte ihren Bedenken und wäre dieses stinkende Hindernis nicht zwischen ihnen gewesen, er hätte sich zu ihr herab gebeugt und mit seinem speziellen Timbre dafür gesorgt, dass sie ihm zu Füßen lag. So hingegen blieb er aufrecht stehen und zeigte ihr seinen Spott über das Funkeln seiner Augen.
"Dann müssten wir schneller als seine Entdecker sein.", hielt er dagegen, abschließend, denn natürlich musste er das letzte Wort haben. Etwas anderes würde er wohl nie zulassen. Ohnehin gab es nun dringlicheres, schließlich hatten sie wahrlich nicht ewig Zeit, um sich mit diesem Ekelpaket zu beschäftigen.
Außerdem zuckten seine Ohren leicht, weil sich hinter ihm allmählich das Leben wieder regte. Um Lauryn musste er sich in Ruhe kümmern können, um diesen neuerlichen Schrecken zu lindern, während der Mensch ihm in seine Pläne reinpfuschen könnte. Also war es gut, dass sein Gegenüber auf Antworten bestand und diese so wie er auf den Prüfstand stellen konnte.
Der Kerl wimmerte zum Herzerweichen bei jedem noch so winzigen Zucken der Klinge und stank zugleich immer bestialischer, sodass der Schatten sich bereits zeitgleich überlegte, wie er diesen Umstand je wieder aus seiner Nase würde verbannen können. Seine Gespielin war der Meinung, die Worte wären nicht glaubwürdig genug, worin er ihr im Stillen zustimmte und dies mit einem kleinen Nicken auch andeutete.
Der Mensch hingegen jaulte regelrecht auf. "Ist aber Wahrheit! Haben Hunger, Feuer gesehen, nur zwei beim Feuer und gute Gäule. Wollte sie zu Geld machen!", stammelte er hastig und merkte wohl nicht einmal, dass er dabei in jenes Idiom verfiel, in dem seine Herkunft umso deutlicher zu hören war.
Laogh grinste schmal und äußerst kalt, denn es zeugte von der Panik in dem Kerl, die immer stärker aufstieg. Das war gut, es würde zu mehr Wahrheit führen, auch wenn er ihm weiterhin nicht abkaufte, dass sie wirklich rein zufällig hier aufgetaucht waren. Dazu waren sie viel zu weit von den regulären Truppen weg, von denen sie hätten desertieren können. Sicherlich, diese Beweggründe mochten ebenso dahinter stecken wie jener, den er bislang verschwiegen hatte.
Fast schon verdächtig ruhig und in harmlosem Plauderton meinte der Schatten in seinem Rücken nach einer kurzen Schweigeminute:"Das ist ja alles schön und gut. Aber der Arus ist groß und Reisende bei diesem Wetter selten. Das macht es schwer zu glauben, dass ihr diesen Ort wirklich rein zufällig gefunden habt."
Ein erneuter Schweißausbruch war die Folge, gemeinsam mit einem bestialischen Gestank in Form eines lauten, deutlichen Darmwindes, der sogar an seiner Beherrschung verdächtig rüttelte. Angeekelt verzog er das Gesicht und wedelte flüchtig mit der Hand vor seinem Gesicht, um diese Folge der Angst rascher vertreiben zu können. "Dagegen verströmt Draca reinsten Blütenduft!", knurrte er und hätte dem Menschen allein dafür am liebsten den Hals umgedreht.
Dieser hingegen wurde zu dem reinsten Nervenbündel, allein die Klinge sorgte dafür, dass er noch halbwegs so stand, wie sie es bestimmten, um sich nicht unabsichtlich seines schrumpeligen Wurmes zu berauben. "Zufall, wirklich, alles reiner Zufall!", begann er nun hastig in seiner Muttersprache hervorzusprudeln. "Streifen seit Tagen rum, haben heute erst Licht gesehen und..."
Von einem Atemzug zum anderen verstummte er plötzlich und würde in seinem Leben nie wieder etwas anderes hervorbringen als jenes abschließende Röcheln, das seine Kehle gerade produzierte. Allerdings nicht, weil sein verkommenes Herz seinen Dienst versagt oder einer der beiden Spione ihre Waffen eingesetzt hätten. Nein, mit einem Mal hatte er einen neuen Körperschmuck erhalten, einen Pfeil, sorgfältig gezielt und mit großer Könnerschaft direkt durch den Hals geschossen, sodass die inneren Verletzungen zwangsläufig zu einem raschen Tod führten.
Der Schatten fuhr herum und gab dem Sterbenden dabei einen Stoß in ihre Richtung. "Nimm ihn als Schild!", wies er sie noch an, riss die Klinge an sich, ohne Rücksicht auf etwaige Verletzungen einer der beteiligten Personen, und verschwand im nächsten Lidschlag schon in der Dunkelheit. Flüchtig konnte sie das Rascheln hören, als er ins Unterholz eintauchte, dann herrschte von seiner Seite aus wieder Stille.
Selbst das Röcheln des Getroffenen hatte aufgehört und lediglich die zuckenden Flammen erzeugten noch Leben auf seinem verdreckten Körper. So viel also zu ihrer Informationsquelle, die nun nicht mehr so sprudeln würde, wie sie es gewollt hatten...
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 25. August 2021, 09:37

Wäre Eleyna etwas leidenschaftlicher in ihrem Metier, hätte sie die Perfektion des Schattens sicherlich deutlich mehr bewundert. Und sie hätte ganz sicher nach seinem Wissen gestrebt, seinem Können gelechzt und sich sämtliche Beine ausgerissen, um von ihm lernen zu dürfen. Doch die Halbelfe lebte dieses Leben, weil andere sie dazu gezwungen hatten. Weil ihre Mutter Prestige ernten wollte und sie hatte zumindest ganz passable Arbeit geleistet, sodass sie diesen Weg weiter ging. Natürlich wusste sie, dass ihr ein Laogh stets mehrere Schritte voraus sein würde und dass sie nie diese Perfektion erreichen würde. Doch das war ihre Entscheidung. Es fehlte ihr nicht an Intellekt oder Verständnis für die Sache. Sie war schlicht nicht derart beseelt von dem Bestreben eine solche Macht zu besitzen. Ihr lag nichts daran, jeden noch so kleinen Atemzug, jedes noch so kleines verräterisches Zucken, deuten zu können und danach zu handeln. Eleyna war in dieses Leben gezwungen worden und das hinderte sie daran, gänzlich darin aufzugehen. Ob der Schatten freiwillig dieses Leben lebte? Oder war auch er gezwungen worden, erkannte darin aber schließlich seine Profession oder sogar Passion? Die Mischlingselfe hatte ihm vor nicht allzu langer Zeit vorgeworfen, dass er nicht echt wäre. Das hatte ihn sichtlich gekränkt und sie musste sich fragen, ob er sich manchmal vielleicht insgeheim wünschte, dass die Dinge anders verliefen.
Die Frage war doch, ob es sich lohnte, alles über jemanden zu wissen mit einem einzigen Blick? Mit einem einzigen Gespräch, das man führte herauszufinden, welche Beweggründe jemand hatte, wohin er sich träumte oder warum er handelte, wie er es tat? War es nicht schlichtweg eintönig auf die vielen Fragen, die das Leben bieten konnte, innerhalb von kürzester Zeit Antworten zu erhalten? War nicht etwa der Weg das Ziel? Vielleicht war das der Grund für sein Verlangen nach Angriffslust und Wut. Dass er etwas erhielt, was ihm das Gefühl gab etwas wahrhaftiges zu erhalten, etwas Unberechenbareres, als all die Antworten die er binnen Atemzügen erhielt. Er suchte aktiv etwas, woran er sich reiben konnte- alles andere langweilte ihn scheinbar.

Ebenso wie das Verhör des Diebes. Es war wenig herausfordernd und wären die Antworten nicht so abwegig gewesen, da die Truppen Grandessas nicht nur einen Tagesmarsch entfernt waren, wäre es vermutlich schneller beendet gewesen und sie wären zur Tagesordnung übergegangen. Doch so? Eleynas Instinkte verrieten ihr, dass dem Ganzen noch mehr anhaftete, als das was der Angsthase ihnen weißmachen wollte. Sein Trupp war lausig, aber Laogh hatte Recht damit, dass es kein Zufall sein konnte, dass man sie fand. Gerade dieser Umstand war ein entscheidender Faktor, den Eleyna berücksichtigte, denn der Schatten machte keine halben Sachen. Er hätte Lauryn nie einer Gefahr ausgesetzt, sodass jemand zufällig über sie stolperte. Also erhöhten sie den Druck und Laogh spannte seine Gabe, allein mit seiner Stimme Grauen erzeugen zu können, ein, sodass dem Mann im Angstschweiß auch noch anderes entfleuchte. Eleyna hob den Blick, als Laogh das kommentierte und eine Augenbraue erhob sich zweifelnd. „Ach? Dann versuch doch mal den Blütenduft zu genießen, wenn du gefesselt auf der Ladefläche eines Karren liegst und nicht ausweichen kannst. Die Götter bestrafen die Sünder..“, schoss sie kühl grinsend in seine Richtung, erwartete allerdings keine weitere Antwort, denn sie widmete sich gleich wieder dem Rädelsführer.
Dieser stammelte in unverkennbarem grandessanischen Garmisch die immer gleichen Floskeln und Eleyna verdrehte die hübschen Augen. Sie öffnete gerade den Mund, um ihm in die Parade zu fahren, da zuckte der Mann, dem sie noch die Hand auf die Schulter gelegt hatte, in ihre Richtung. Eleyna konnte gerade noch den Kopf etwas zurückziehen, als sich die Pfeilspitze blutig tropfend durch das Innere des Anführers bohrte. Die Wucht des Pfeils, ließ sowohl den Getroffenen, als auch die Mischlingselfe einen Schritt tun. Dann spürte sie das Reißen der Klinge an ihrer Handinnenfläche, doch sie hatte ihre Aufmerksamkeit weitestgehend auf die Herkunft des Pfeils gelenkt und darauf, ob noch weitere folgen. Erneut taumelte der Sterbende ihr entgegen, als Laogh ihn schubste und sie packte mit beiden Händen zu, um ihn halten zu können. Sie sah wie der Schatten im Dickicht verschwand und brauchte nicht mal seine Anweisung, um dementsprechend zu handeln.

Eleyna duckte sich hinter den Toten und versuchte alle Seiten abzusichern, um nicht dem gleichen Schicksal zu erliegen. Erkennen konnte sie indes nichts, denn der Arus war dicht bewuchert und bot ein ideales Versteck. Sie ging allerdings nicht gleich davon aus, dass es sich nur um einen Angreifer handelte, sondern versicherte sich, ob aus anderen Richtungen ebenfalls Pfeile folgen würden. Nachdem sie halbwegs Schutz gesucht hatte und der Fleischklops von Anführer stinkend ihr Schild war, sah sie zu Lauryn und Rodrick am Lagerfeuer. Leise fluchend, da der tote Mann viel zu schwer war, um ihn zu bewegen, suchte Eleyna die nähere Umgebung ab und wartete kurz, ob weitere Pfeile folgen würden. Sobald dies nicht der Fall wäre, würde sie den Toten zu Boden sinken lassen und sich zügig und elegant mit einem Hechtsprung zum Wagen begeben. Auch hier, wartete sie einen Moment, suchte Deckung dahinter und schaute zum Lagerfeuer zurück. Sie schnalzte mit ihrer Zunge, damit ihr Rappe aufmerksam wurde, lotste ihn zu sich und verband seine Trense locker mit dem Rad des Wagens. Zum Einspannen blieb keine Zeit, sodass sie lediglich etwas die Zugkraft benötigte, während sie ihr Pferd, immer in geduckter Habacht-Stellung, animierte, vorsichtig und rückwärtsgewandt den Wagen zu bewegen. Immer wieder schob sie die Zügel nach oben, damit sie weiter fahren konnten. Der Weg war nicht weit und nach kurzer Arbeit, schob sich der Wagen vor Lauryn und Rodrick, sodass sie wenigstens etwas abgeschirmt waren. Eleyna befreite ihren Rappen und führte ihn auf die andere Seite herum. Hier gelangte sie nun zu den beiden Wehrlosen und prüfte, ob einer von beiden wach genug war, um zu handeln. „Lauryn! Rodrick! Ihr müsst euch jetzt zusammenreißen. Für den Fall der Fälle möchte ich, dass ihr auf den Rappen steigt und in den Wald reitet. Seid wachsam, hört ihr?!“, versuchte sie eindringlich die Botschaft zu vermitteln. Sollten weitere Pfeile fliegen und Laogh nicht wiederkommen, musste sie selber nachsehen und dann mussten die anderen beiden zumindest in der Lage sein, auf dem Rappen zu fliehen. Doch bis es soweit war, positionierte Eleyna die beiden Hilflosen nahe des Karrens mit dem Rücken, sodass sie nur noch von einer Seite angegriffen werden könnten. Gleichzeitig könnten die beiden unter den Karren kriechen, falls die Pfeile zahlreich von oben kämen. Sie selber lauerte, zwei Wurfmesser im Anschlag und die neuerliche Wunde an der Hand ignorierend, auf jedes Geräusch, ob sich jemand näherte, der keine guten Absichten hatte.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. August 2021, 11:28

Bewunderung seiner Person und seiner Leistungen hatte er schon immer zu genießen verstanden. Ganz am Anfang hatte er es nicht darauf angelegt, später bewusst hervorzurufen versucht und inzwischen war er viel zu sehr von sich als Gesamtpaket überzeugt, als dass er dies noch benötigte. Trotzdem war auch er von einer gewissen Eitelkeit nicht gefeit und wollte manchmal durchaus jene Gefühle bei seinem Gegenüber hervorrufen. Oder das genaue Gegenteil, das ihm mitunter ebenso runter wie Öl gehen konnte, weil es von Neid zeugen konnte.
Und manches Mal war die beste Bestätigung für ihn der Lerneffekt einer anderen Person, den zu erzielen er bestrebt war. Er war nicht der geborene Lehrer oder jemand, der in solch einer Position aufgehen würde, denn dafür müsste er viel zu viel von sich selbst preisgeben. Aber den ein oder anderen Stoß in die richtige Richtung bei jemandem, bei dem sich diese Mühe lohnte, das kam durchaus vor.
Alles andere indes blieb sein Geheimnis, das er mit ins Grab zu nehmen gedachte. Wenngleich er nicht vorhatte, dass dies derart rasch geschehen sollte, wie andere es gerne hätten.
Obwohl dieser Kerl sich gerade sicherlich wünschte, niemals diese Aufgabe angenommen zu haben, denn er hatte die Risiken sichtlich unterschätzt. Die Quittung dafür bekam er jetzt... und die beiden Spione ebenfalls anhand gewisser Ausdünstungen, die wahrlich ekelerregend waren. Wie gut, dass ihre Mägen mehr gewohnt waren und nicht zu revoltieren begannen!
Trotzdem konnte er sich eine kleine Bemerkung nicht verkneifen, um zumindest einer Person sich mitzuteilen. Ihre Erwiderung ließ ein Grinsen über seine Lippen huschen. "Das war übrigens nicht Draca.", konterte er beiläufig und hätte sich wahrlich lieber solch einem Thema zugewandt als dem stinkenden Menschen.
Der ihnen dieselbe Mär wieder und wieder auftischen zu wollen schien, bis ihm aus dem Finsteren des Waldes jäh ein Ende gemacht wurde. Der Schatten fluchte lautlos ob dieser Wendung und leitete daraufhin Schritte zur Beseitigung der neuen Gefahr ein. Sprich, er schnappte sich das Messer und überließ die Sicherung des Lagers der Mischlingselfe, um selbst auf Jagd zu gehen.
Seine Haut war in dieser Hinsicht sein großer Vorteil, gepaart mit seiner Erfahrung und seinem Können war dieser heimliche Schütze durch den eigenen Pfeil bereits dem Tode geweiht. Er musste seiner nur noch habhaft werden! Und dass dem so sein würde, davon konnten sämtliche Beteiligten ausgehen!

Im Lager selbst indes war Totenstille eingetreten, zumindest, was die Zweibeiner betraf. Die Stute hingegen wieherte immer wieder leise, sobald sie mehr Unruhe bemerkte und sich leicht bewegte, wodurch die Wunde an ihrer Schulter schmerzte. Zuvor war sie kaum gehört worden durch das Gespräch, jetzt hingegen wurde sie deutlicher und auch etwas lauter, weil sie bemerkt hatte, dass ihr Besitzer sie schon wieder nicht beachtete und allein zurück gelassen hatte. Aber sie lief nicht davon oder sorgte anderweitig für Unruhe. Sie war schlichtweg leidend.
Auch die Bewusstlosen waren noch ausreichend tief in der Dunkelheit gefangen, um für keinen Ärger sorgen zu können. Auf diese Weise konnte die Spionin ihrer Aufgabe unbehelligt nachgehen und das Wägelchen als notdürftigen Schild in die rechte Position bringen.
Als das geschafft war, sprach sie ihre beiden Mitreisenden an, die noch immer am Feuer lagen, wenngleich nicht mehr ganz so wehrlos wie noch zuvor. Der Mensch war gerade dabei, sich verwirrt in eine halbwegs sitzende Haltung zu kämpfen, während die Elfe leise vor sich hinstöhnte und geistig in einer Zwischenwelt gefangen zu sein schien. Ob unschöne Erinnerungen ihren Geist gefangen hielten? Oder etwas, das sie bei dem Angriff hatte erleben müssen? Wie auch immer, sie reagierte nicht auf die eindringlich gesprochenen Worte, sondern wirkte mehr wie eine Träumende, die schlimmen Bildern ausgesetzt war.
Während Rodrick nicht wirklich begriff und mit einem leicht dümmlich wirkenden Ausdruck auf dem Gesicht zu dem Mischling hochsah. "Häh?", machte er wenig hilfreich, sah sich aber wenigstens langsam um, als könne er auf diese Weise das Geschehen eher begreifen.
Doch allmählich schien die Erinnerung zurück zu kehren und seine Mimik schlich sich ein gewisser Grimm, der von seinem Unmut über die Behandlung zeugte. Oder davon, wie hilflos er persönlich gewesen war...
Schließlich sah er wieder zu der Spionin und obwohl es ihm schwer fallen musste, wollte er sie direkt ansprechen. "Wo ist...?"
Weiter kam er allerdings nicht, denn das Unterholz nahe der Lichtung raschelte vernehmlich und beinahe schon überlaut in der derzeitigen Szenerie. Sofort versuchte der Mensch, sich instinktiv schützend über Lauryn zu legen, soweit sein lädierter Körper es denn zuließ, um sie notdürftig zu schützen. Es war eine rührende Geste und zeugte von dem Einvernehmen, das sich zwischen den Beiden entwickelt hatte, denn schließlich hätte er sich ansonsten auch um sich selbst kümmern und unter das Wägelchen rollen können.
Dass beide Aktionen vorläufig nicht notwendig waren, konnte er durch den improvisierten Schild nicht sehen. Im nächsten Moment flogen Bogen und Köcher, gefüllt mit einigen Pfeilen, in ihre Richtung und am anderen Rand der Lichtung wieherte leise protestierend Draca.
Der Schatten jedoch konnte sich noch immer nicht um sein Tier kümmern, denn er hatte den Arm eines weiteren Mannes mit einer äußerst frischen Schnittwunde auf der Wange im eisernen Griff. Dieser war sichtlich kein reinrassiger Mensch, viel eher erinnerte sein dunkler Teint an jemanden, der entweder zu viel in der Sonne gewesen war... oder morgerianisches Blut in sich fließen hatte. Noch deutlicher waren die spitzen Ohren und vor allem die dunkelblauen, fast schwarzen Augen, deren Dunkelheit nur bei dieser Elfengattung vorhanden sein konnten.
Außerdem war er recht groß, wenngleich er nach vorne gebückt gehen musste, da Laogh den fremden Arm im Rücken soweit hochdrückte, dass ein Nachgeben notwendig war. Es fehlte nicht viel und der Arm würde brechen, das war offensichtlich. Und die Mimik des Finders verhieß keine Scheu vor einem derart drastischen Schritt.
"Sieh mal, was ich auf meinem Spaziergang im Wald gefunden habe.", wandte er sich an seine Gespielin, die er hinter dem Wägelchen vermutete. Er hatte bereits mit einem Blick erfasst, was sie getan hatte, und befand es für gut, sodass er keinen weiteren Gedanken daran verschwendete. Stattdessen bezog er sie wieder mit ein, um sie als Absicherung einsetzen zu können. Das Messer hatte er in seinen Hosenbund gesteckt und würde es ihr zuwerfen, sobald sie sich zeigen würde.
"Mal sehen, ob der auch einen Pfeil gleich als Schmuck verwenden wird.", fügte er mit einer Kälte in der Stimme hinzu, die möglichen weiteren Angreifern zeigen sollte, dass er sich von solch einer perfiden Attacke nicht abschrecken ließ. Sofern es noch welche gab, denn bis auf den einen hatte er bislang keinen weiteren direkt suchen können. Wichtig war ihm gewesen, diese konkrete Gefahr erst einmal auszuschalten, alles andere würde im nächsten Schritt erfolgen.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 25. August 2021, 17:04

War Eleyna schon mal für irgendwas bewundert worden? Nicht, dass sie wüsste. Sie hatte sich stets von zu viel freundschaftlicher Nähe ferngehalten und konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal überhaupt mit jemanden private Worte gewechselt hatte. Das musste vielleicht Arrond gewesen sein. Er war das, was einem Freund am nächsten kam. Mit der Zeit hatte sich zwischen ihnen ein gewisses Verhältnis eingespielt. Eine Basis die Vertrauen schaffte und sie dazu bewog, auch über persönliches zu sprechen. Arrond wusste um ihren Wunsch, sich aus diesem Leben zurückzuziehen. Er wusste auch, dass sie den Verrat ihrer Mutter verdrängte und sich verbot darüber nachzudenken, dass sie ihren Vater mit Vorsatz getötet hatte, um frei zu sein für Morgeria. Arrond wusste mehr über Eleyna, als irgendwer sonst und war doch eigentlich nur ihr Verbindungsmann zu den Menschen. Er kannte Eleyna. Und er kannte ihren Schmerz, hatte ihn gesehen und ihr in besonders schweren Stunden zugehört. Deshalb stand sie hier und nahm den Weg auf sich. Um ihm zur Hilfe zu kommen, sollte er sie brauchen. Sie würde ihn nicht alleine lassen und wenn sie dabei den Himmel und Harax in Bewegung setzen musste, würde sie es tun.

Die Spionin kümmerte sich derweil darum, dass der neuerliche Angriff nicht ihr eigenes Todesurteil bedeutete und schaffte es, die beiden Wehrlosen so zu positionieren, dass sie vorerst geschützt waren. Sie sah Lauryn den Schrecken an, nachdem sie sie angesprochen hatte und hievte sie neben den Menschen in eine sitzende Position. Auch Draca schien Schmerzen zu haben, denn die Stute schnaubte immer wieder und bettelte um Aufmerksamkeit. Doch bevor sie dem Tier die Aufmerksamkeit schenken konnte, war Lauryn dran. Leider schien sie von Schreckensbildern gequält, sodass Eleyna kräftig zupacken musste, um ihr zu helfen. Rodrick hingegen schien immer noch nicht fertig damit zu sein, Eleyna für alles verantwortlich zu machen, sodass sie seinem fragenden Gesichtsausdruck nur ein „Bewegung!“, entgegnete und auf den Wagen deutete.
Plötzlich knackte es hinter ihnen und die Elfe fuhr herum, während der Mensch sich sofort schützend über Lauryn schob. Die Szene hätte Eleyna milde lächeln lassen, wäre sie nicht so angespannt und würde auf das nahende Geräusch lauschen. Herzschläge vergingen, in denen sie die Messer kampfbereit hielt und den Ursprung des Geräusches ausmachte. Als Rodrick ansetzte etwas zu sagen, machte sie ein energisches „sh!“ und spähte dann zwischen den Holzseiten des Wagens durch, um zu erkennen, wer dort auf die Lichtung trat. Die Spionin konnte erkennen, wie ein gebückter Mann vortrat und hinter ihm der Schatten sich zeigte. Sie entspannte sich etwas, auch wenn sie aufmerksam blieb. Nicht sofort ließ sie sich sehen, sondern erst, als er sie ansprach. Eleyna machte ein Zeichen mit der flachen Hand, dass Rodrick und Lauryn bleiben sollten, wo sie waren, bevor sie sich hinter dem Wagen vorschob.

Langsam trat sie neben den Karren und blieb dort sicherheitshalber stehen, ehe sie den Fund des Schattens musterte. Ihr fiel sehr wohl auf, dass der Mann ihr selbst nicht unähnlich war. Sofort erkannte sie, dass er nicht reinrassig war und gleichzeitig gaben seine Augen einen Hinweis darauf, dass er zum Teil aus Morgeria stammte. Eleyna straffte die Schultern und biss sich auf den Kiefer. „Was man so alles findet im Wald..“, stieg sie auf seine Worte ein und ließ sich nicht anmerken, dass sie versuchte herauszufinden, ob ihr der Bogenschütze bekannt vor kam. Sie trat noch einen Schritt vom Wagen weg, bevor sie das geworfene Messer von Laogh auffing, ohne groß danach zu sehen oder sich durch die Wunde stören zu lassen. „Ob er ebenso winselt, wenn wir ihm Fragen stellen?“, stieg sie dann in die Kaltschnäuzigkeit ein, um die Überlegenheit ihres kleinen Trupps zu demonstrieren. Die Mischlingselfe kam etwas den Männern entgegen, um Laogh eventuell zu helfen, beim Fesseln oder Festhalten des Anderen. Hierbei musterte sie das Gesicht des Halbelfen, beäugte die Schnittwunde und das dunkle Blau. Sie betrachtete seine Kleidung, versuchte eine Zugehörigkeit auszumachen, seine Statur, um zu erkennen, wie wehrhaft er eventuell wäre. Sie versuchte schlicht sämtliche Informationen zu erfassen, die sie erhalten konnte. „Guter Schuss.“, lobte sie anerkennend und lächelte grimmig.„Das Problem ist nur, dass wir jetzt dich verhören müssen..“, drohte sie und schürzte die Lippen, während sie offenkundig überlegte, ob sie mit ihm einfach dort weitermachen sollten, wo sie bei dem anderen so rüde unterbrochen wurden…

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 26. August 2021, 08:34

So wie die Mischlingselfe hatte sich auch der Schatten stets tunlichst davon ferngehalten, jemanden zu nahe an sich heran zu lassen und das eine Mal, an dem er seiner eigenen Prämisse nicht gefolgt war, hatte ihn gelehrt, diesen Fehler nie wieder zu tun. Im Prinzip also hatte er keine Freunde, zumindest keine zweibeinigen.
Bei Pferden und manch anderem Tier hingegen sah es anders aus, vor allem bei Exemplaren wie Draca, sodass diese noch am ehesten dem nahe kamen, das für gewöhnlich als kameradschaftlich angesehen werden könnte. Ansonsten führte er, trotz seiner regen Kontakte, ein einsames Leben. Eines, mit dem er sich hatte abfinden müssen, wollte er nicht unvorhergesehene Risiken eingehen, die durchaus lebensbedrohlich für ihn enden könnten.
Doch auch so lebte er alles andere als ungefährlich, wie der plötzliche Angriff auf seinen Gefangenen bewies. Der Pfeil hatte nur dieses kümmerliche Menschenleben beendet, war allerdings zielsicher genug gewesen, um auch für sie beide eine deutliche Drohung zu sein. Entsprechend handelte er und machte sich daran, den Schützen und vielleicht auch weitere heimliche Beobachter ausfindig machen zu können.
Während seine Gespielin derweil für einen relativen Schutz für ihre beiden Mitreisenden sorgte. Was zumindest Rodrick weit genug mitbekommen konnte, um zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Jedoch war sein Geist noch zu träge, als dass er begriffen hätte, was los war. Entsprechend waren seine Reaktionen.
Erst, als er persönlich mitbekam, dass eine Gefahr drohte, versuchte er, die Elfe zu schützen, soweit ihm das in seinem lädierten Zustand möglich war. Weil sie am meisten Hilfe benötigte... und weil er sie mochte. Sie war keine von diesen dunkelhäutigen Verrätern, sie hatte sich um seine Verletzungen gekümmert und sie hatten auch viel zu reden gehabt, wenn die Zeit und sein Zustand es zugelassen hatten. Nein, ihr sollte definitiv nichts passieren!
Nur ahnte er da noch nicht, dass seine rührende Geste unnötig war, denn das laute Rascheln stammte nicht von einem Angriff selbst. Stattdessen kehrte der Schatten mit seiner Beute zurück. Er war nicht vollständig zufrieden, denn er konnte noch nicht sagen, ob das sämtliche Angreifen gewesen waren, aber immerhin hatte er dadurch einen im Griff. Mal sehen, wie lange dieser würde leben und Auskunft geben können...
Also rief er erneut nach der Mischlingselfe. Nicht, weil die Unterstützung ernsthaft notwendig gewesen wäre, sondern schlichtweg, weil er diese haben wollte. Es machte die ganze Angelegenheit ein wenig einfacher und das wusste er nun einmal zu schätzen. Sie blieb vorsichtig und das war gut so, was er mit einem angedeuteten Nicken quittierte.
Ihre Worte indes ließen ein feines Schmunzeln über seine Lippen huschen. "Ja, nicht wahr? Ich weiß nur noch nicht, ob es Verschmutzung der Natur war oder nicht.", bemerkte er betont abfällig, denn einen Vorteil gegenüber dem Kerl vorhin hatte dieser Bogenschütze.
Er roch halbwegs gepflegt und wimmerte längst nicht vor Angst. Ja, nicht einmal ein Schweißtropfen perlte auf seiner Stirn... noch! Dafür verdrehte er die Augen und schien überhaupt nicht von seiner misslichen Lage beeindruckt zu sein.
Oder wusste er nicht, mit wem er sich angelegt hatte? Nein, das wohl schon, wenn er tatsächlich zu jenen gehörte, die vermutlich auf sie angesetzt worden waren. Doch die Blöße von gezeigter Furcht gab er sich, in bester Dunkelelfenmanier, nicht.
Bei ihrer rhetorischen Frage schnaubte er leise und abfällig und hätte sich wohl zu gesamter, elfischer Größe aufgerichtet, um sie von oben herab anzublicken als Strafe für solch eine freche Behauptung. Die Arroganz der Überlegenheit war ihm an der Nasenspitze anzusehen, selbst in seiner unvorteilhaften Position. Wer er wohl war? Wie er hieß? Wie seine Hintergrundgeschichte lautete? Und vor allem, was genau sein Auftrag hier war?!
Laogh hingegen zeigte wieder seinen Spott im Blick und hob den Arm minimal an, um seinen Gefangenen an den Schmerz zu erinnern, dem er ihm mit Leichtigkeit zufügen konnte. "Wir werden es bestimmt noch herausfinden.", drohte er mit seiner betont freundlichen Stimme.
Auch das schien den Schützen nicht sonderlich zu beeindrucken. Seine einzige Reaktion war lediglich ein Hauch von Verschmälern seiner Augen. Indes kam die Spionin näher und so etwas wie Verachtung trat in seinen Blick. Ein Zeichen dafür, dass er wusste, warum sie so rasch aus Pelgar verschwunden war? Oder eines dafür, was er von ihrer Zusammenarbeit mit dem Schatten hielt? Oder ein ganz anderer Grund?
Erst, als sie ihn wieder ansprach, kam endlich etwas mehr an Reaktion. Der Mischling bleckte, einem Raubtier ähnlich, die Zähne und ruckelte leicht, als wolle er damit austesten, inwieweit der Mann hinter ihm den Griff aus Unachtsamkeit bereits gelockert hatte. Mit dem Ergebnis, dass er scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog, weil Laoghs Finger unerbittlich zu- und noch etwas höher drückten, als Zeichen dafür, solche Spielchen lieber zu unterlassen.
Trotzdem war er weiterhin unerschrocken genug, um ihr entgegen zu knurren:"Ihr könnt es ja versuchen, Verräter!" Seine Stimme klang von ihrem Grundtimbre gar nicht so unangenehm, ein mitteltiefer Bariton, der sicherlich so manches Frauenherz hätte höher schlagen lassen können.
Ebenso wie sein Aussehen, das im Prinzip recht ansprechend war, feine Gesichtszüge, hohe, schlanke Gestalt und feingliedrig. Sein Haar war vermutlich auch ein Blickfang, denn in seine dunkelbraune Mähne hatten sich silbrige Strähnen gemischt, die weniger auf sein Alter, da er trotz allem noch recht jung wirkte, denn auf seine Herkunft hindeuteten. Sein dunkelelfischer Elternteil hatte vermutlich äußerst helles Haar gehabt.
"Nein, wie freundlich von dir, es uns zu erlauben!", spöttelte der Schatten hinter ihm. "Aber genug geplaudert, jetzt müssen wir uns mal ein wenig ernsthafter unterhalten. Beweg dich!", verlangte er und drückte gegen den Schützen, damit dieser sich in Richtung des Wägelchens begeben konnte.
Dort befanden sich auch Seile und diese wären nicht verkehrt, um ihn ordentlich zu verschnüren. Das würde ihm etwas Zeit verschaffen, um den Mischling ins Traumland zu schicken und erst einmal die Umgebung nach weiteren heimlichen Schützen absuchen zu können. Danach könnten sie sich diesem hier in aller Ausführlichkeit widmen.
Doch der Gefangene begann sich zu wehren und in dem Griff zu winden. "Vorsicht, Bürschchen, ein Arm bricht schnell!", grollte der Schatten hinter ihm, der solch ein Gebaren überhaupt nicht schätzte und warnend besagtes Körperglied höher drückte.
Das Problem war, dass es den anderen nicht wirklich zu interessieren schien, seine Gegenwehr wurde eher stärker. Laogh verdrehte die Augen und entschied sich kurzerhand um. Seine freie Hand hob sich, seine Finger fanden rasch jenen Punkt zwischen Hals und Schulter, den auch seine Gespielin schon leidvoll kennengelernt hatte, und wollte gekonnt zudrücken.
In diesem Moment ruckte der Gefangene derart heftig an seinem fixierten Arm, dass etwas unschön in seinem Körper knirschte. Aber er kam dadurch frei und ungeachtet der Schmerzen seiner sichtlich ausgekugelten Schulter stürmte er in Richtung Wald zurück, um darin Deckung suchen zu können, sollte er ihn erreichen.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 26. August 2021, 10:02

Verrat lauerte überall und nie konnte man sich sicher sein, diesem nicht zu erliegen. Viele Angehörige verschiedenster Völker hatten das Privileg, sich um solche Dinge nicht kümmern zu müssen. Sie lebten ihr Leben, gingen ihrem Gewerbe nach, liebten und vertrauten ohne Konsequenzen. Doch Eleyna hatte anderes gelernt. Auf die harte Tour gelernt und klammerte sich dennoch an den irrigen Gedanken, irgendwann eben eine dieser Angehörigen zu sein, die ihr Leben lebten. Wenn sie bis dahin nicht doch noch ein Opfer der Umstände wurde und sich mit verbittertem Herzen zurückzog oder sogar an dem Sumpf der Spionage erstickte. Die Mischlingselfe beobachtete, wie Laogh den neuerlichen Gefangenen ins Lager führte und trat langsam hinter dem Wagen hervor, als er sie ansprach. Ihr Blick fiel sofort von dem Schatten, auf den Anderen und sie erkannte ohne viel Federlesens, dass es sich um eben einen Mischling wie sie handelte. Und zumindest der morgerianische Anteil war unverkennbar. "Ja, nicht wahr? Ich weiß nur noch nicht, ob es Verschmutzung der Natur war oder nicht." Die Worte des Schattens, ließen Eleyna leicht nicken und sie erkannte, wie der Unbekannte die Augen rollte und gänzlich unbeeindruckt von der ganzen Misere schien. Die Spionin ließ abermals den Blick wandern und erfasste das braune Haar mit den silbernen Strähnen darin. Ungewöhnliche Kombination, so viel stand fest. Doch auch sonst war der Mann in den Fängen des Spions ein ganz anderes Kaliber, als der ekelhafte Anführer der Dilettanten, die ihre Pferde stehlen wollten.

Eleyna blieb wachsam und ihr Instinkt verriet ihr, dass sie hier ganz anders zu Werke gehen mussten. Der Schuss mit dem Bogen war eine deutliche Warnung an sie beide gewesen, das erkannte sie durchaus. Und trotzdem musste man sich fragen, was die Beweggründe hinter alldem waren. Eleyna ging einen weiteren Schritt auf die beiden Männer zu und ließ den Gefangenen kaum aus den Augen. Erneut entwich dem Dunklen ein abfälliges Schnauben und Eleyna grinste mit einem Mal. Oh ja, er war definitiv aus Morgeria. Dieses Gebaren, etwas Besseres zu sein, sich über den Dingen zu wähnen und das obwohl die Lage andere Lieder sang. Ja, er war auf jeden Fall durch die dunkelelfischen Traditionen geschult, ebenso wie sie und hatte sie verinnerlicht. Die Verachtung, die ihr in seinem Blick entgegnete, ließ sie erneut milde lächeln. Oh wie oft hatte sie diesen Blick bereits geerntet? Kam sie nicht gerade erst von Rodrick zurück, der nichts anderes für sie übrig hatte? Wenn sie jedes Mal einen Lysanthemer erhielte, hätte sie bereits ausgesorgt. Sie als Mischling, niemandem wirklich zugehörig, wuchs mit und in Verachtung auf. Das ließ sie wirklich unbeeindruckt. Sie verschränkte die Arme vor dem Bauch und hob eine fein geschwungene Augenbraue. „Verräter?“, echote sie und zeigte ihm ihre Zähne, wenn auch freundlicher, als er. "Wieso hören wir das nur ständig? In erster Linie haben wir einen Auftrag. Und den führen wir durch- wenn auch vielleicht zum Missfallen einiger Korinthenkacker, die eher strategisch, als praktisch denken.“, sie tat unbescholten und gab ihrer Stimme einen gewissen empörten Glanz.
Im Grunde war es genau das, was passiert war. Sie sollten den Anführer finden und wollten dafür den Menschen mitnehmen. Das passte wiederum jemanden nicht und nun galten sie als Verräter. Eleyna lächelte müde. Nach dieser Sachlage, hatten sie sich lediglich Befehlsverweigerung zu Schulden kommen lassen. Oder meinte er gar nicht sie beide? Hatte er, ebenso wie Rodrick, mit ihr persönlich gesprochen? Eleyna ließ sich derweil nichts weiter anmerken.

Die folgenden Worte kamen vom Schatten und sie nickte leicht, als er sich mit dem Bogenschützen in Bewegung setzte. Sie trat zur Seite, um etwas Platz zu machen und beobachtete, wie Laogh den Sprecher mit der angenehmen Stimme Richtung Wagen lotste. Während sie die beiden beobachtete, musste sie sich eingestehen, dass der Schütze deutlich ruhiger wirkte, als es die Situation vielleicht hätte zulassen sollen. Sie konnte sich nicht helfen, aber er schien mehr als nur ein einfacher Soldat zu sein. Er wirkte auf sie nicht wie jemand, der stur Befehle empfing und ausführte, er musste mindestens eine Instanz über dem einfachen Soldatenvolk stehen. Charisma und Eloquenz waren deutliche Zeichen dafür, dass er ebenfalls ein Spion hätte sein können. Eleyna würde dieser Frage auf den Grund gehen wollen, sobald er wie ein Päckchen verschnürt am Wagen hocken würde. Doch die Szenerie veränderte sich schnell, als der Gefangene sich dem Griff entwinden wollte. Eleynas Aufmerksamkeit schnellte in die Höhe und sie fixierte das leichte Gerangel, um notfalls einzugreifen. Sie erkannte, was Laogh vorhatte und wähnte ihn schon am Ziel, die Lage zu entschärfen, als sie das deutliche Knacken hörte und instinktiv wusste, dass dies ein Fluchtversuch werden würde. Noch bevor sie eine Warnung aussprechen konnte, entwand sich der Schütze aus Laogh’s Griff und wetzte in Richtung Wald. Eleyna brauchte keine Sekunde, um ihm nachzusetzen und die Verfolgung aufzunehmen. Noch im Lauf ließ sie das Messer von Laogh durch die Luft sirren und zielte auf das Bein des Flüchtenden. Sie wollte ihn zu Fall bringen und nicht töten, daher wählte sie diese Methode. Sollte sie nicht treffen oder ihn das nicht aufhalten, würde sie ohne zu zögern und behände die Verfolgung aufnehmen, um seiner im Wald habhaft zu werden. Ihre Sinne hatten sich augenblicklich auf Verfolgung eingestellt und nichts um sie herum, hätte sie, einem Raubtier gleich, aufhalten können

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 26. August 2021, 13:08

Wer zu den Dunkelelfen gehörte, tat gut daran, niemandem zu vertrauen, nicht einmal sich selbst. Wer als Spion mehr als durch Zufall überleben wollte, musste es ebenso halten. Wer jedoch zu beidem gehörte... Nun, der Schatten war jemand Außergewöhnliches, denn er war bislang jedem Mordanschlag auf seine Person erfolgreich entkommen.
Viele andere seiner Art hingegen... Tja, bei manchen konnte er selbst behaupten, dass sie einfach nur Pech gehabt hätten. Andere wiederum... die hatten schlichtweg ihren Beruf verfehlt. Und einige wenige mussten durchaus gerächt werden. Zu welcher Gattung er die Mischlingselfe indes zählen würde, behielt er, wie fast alles, tunlichst für sich.
Wie es hingegen wäre, ganz einfach aus Hoffnung vertrauen und unbeschwert leben zu können, das war etwas, das er niemals würde erleben können, auch dann nicht, würde er sich jemals aus seinem Metier zurück ziehen. Am ehesten kam dem noch seine Existenz gleich, wenn er... Aber selbst daran zu denken, verbot er sich meist, solange er nicht an jenem speziellen Ort war.
Ohnehin war im Moment nicht die Zeit für Phantastereien, dafür war die Gefahr für die restlichen Personen auf der Lichtung noch viel zu groß. Mit seiner Beute kehrte er zurück auf die Lichtung und holte sich Verstärkung, um auch hier seine Befragung starten zu wollen.
Dass es schwieriger werden würde, verriet allein schon die, wenngleich notgedrungen gebückte, Haltung ihres neuen Gefangenen. Er würde sich weder von weiblichen Reizen, noch von schnöden Drohungen beeindrucken lassen. Nein, er war jemand, der bis zum Letzten Widerstand leisten würde, das konnte er in seinem Griff auch beständig spüren.
Auch sein Benehmen ließ auf eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und einem kräftigen Schuss Dummheit schließen, wie er befand. Es wäre besser, wenn er reden würde, allerdings bezweifelte Laogh, dass sie ihm derart leicht die Zunge würden lösen können.
Zwar war auch der Schütze ein Mann und als dieser sicherlich an der Unversehrtheit gewisser Stellen interessiert. Jedoch wäre es bei weitem viel schwieriger, ihn soweit zu bringen, diese Blöße einer direkten Gefahr auszusetzen.
Hinzu kamen die anderen Menschen, die irgendwann wieder aufwachen würden. Die Zeit war also endlich für ihre Methoden und er legte sich bereits einen Plan für sein weiteres Vorgehen zurecht, während er es vorerst noch gütlich mit Worten versuchte. Die nichts fruchteten.
Dafür ließ ihn das Timbre ein wenig aufhorchen, weckte eine tief verborgene Erinnerung in ihm und zugleich war sie nicht dringlich genug, um ihr sofort nachgehen zu wollen. Das musste warten, denn nun wollte er erst einmal dafür sorgen, ein neues Paket auf das Wägelchen zu verfrachten. Auch die Nacht würde einmal ein Ende haben und zuvor musste er die Dunkelheit nutzen, um die unmittelbare Umgebung in deren Schutz nach weiteren Gefährdern absuchen zu können.
Indes gab die Mischlingselfe einen Konter, der den Schatten schmal grinsen ließ, da er die Wahrheit kaum besser hätte zurecht biegen können. Durch seine Position entging ihm jedoch das Feuer, das prompt in den Augen seines Gefangenen aufloderte und von wahrem Unheil zu künden schien. Aber er sagte nichts dazu, obwohl er es dadurch vielleicht hätte konkretisieren können, was in ihm vorging.
Hatte das Wort Verräter wirklich etwas mit ihrer überstürzten Abreise aus Pelgar zu tun gehabt? Oder mit ihr? Oder gar... mit dem reinrassigen Dunkelelfen hinter ihm? Er zeigte weiterhin keine Furcht, obwohl er definitiv einen Teil seiner Erziehung in Morgeria erhalten haben musste, was wiederum bedeutete, dass er womöglich von dem schattenhaften Meisterspion gehört hatte.
Oder waren derartige Gerüchte an ihm vorbei gegangen, sodass er dessen Gefährlichkeit gar nicht recht einzuschätzen wusste? Oder gingen diese Gedanken generell in die falsche Richtung und irgendetwas anderes war der Beweggrund für ihn?
Laogh indes hatte anderes mit ihm vor, als hier noch länger zu stehen, wollte ihn geflissentlich verschnüren und dann in der Obhut seiner Gespielin lassen. Also drängte er seinen Gefangenen in die entsprechende Richtung und zeigte, wie wenig Geduld er im Moment für ihn aufbringen konnte... und wollte.
Allerdings war er, ausnahmsweise einmal, zu langsam. In dem Atemzug, in dem er hätte zudrücken können, war es bereits zu spät. Mit wahrer Schmerzverachtung kugelte sich der Gefangene selbst die Schulter aus, zischte leise ob des Schmerzes und türmte dann bereits Richtung Wald.
Der Schatten wirbelte herum und sah bereits das Messer fliegen. Es traf zielsicher... nun ja, so mehr oder weniger, die linke Wade des Flüchtenden, der durch die Wucht einige Schritte nach vorne taumelte. Er musste deutliche Schmerzen haben und dennoch wäre er weiter gehumpelt, hätte Laogh nicht ebenfalls eingegriffen.
Kleinere Steinchen lagen überall herum, sodass er davon nur eines aufheben und kräftig werfen musste. Es war nicht genug, um ihn wirklich die Lichter zeitlich begrenzt auszublasen, aber ausreichend, um ihn neuerlich aus dem Tritt zu bringen.
Das war die Gelegenheit für ihn, denn mit wenigen, ausgreifenden Schritten war er bei dem Verletzten, drückte gezielt zu und beförderte ihn damit endgültig ins Land der Träume. Der Körper fiel unsanft zu Boden mit einem dumpfen Laut.
Mit kühler, abwartender Miene stupste der Schatten mit der Stiefelspitze dagegen und erhielt keine Reaktion. Dann nickte er leicht und sah zu der Mischlingselfe hin.
"Halt mal.", wies er sie an und deutete mit dem Kinn auf die Arme. Sobald sie das tat, sank er geschmeidig in die Hocke, packte den Schultergürtel und mit einem Ruck sowie einem hässlichen Geräusch renkte er das Gelenk wieder ein. Ein kleiner Freundschaftsdienst, könnte man meinen... oder etwas, das ihm für die spätere Befragung mehr Möglichkeiten lassen würde.
Wie auch immer, danach drehte er den Körper auf den Rücken, damit der Kerl nicht erstickte, und betrachtete sich einen Moment lang das Gesicht im Feuerschein, das er bislang noch nicht hatte sehen können. Sein Blick war ungewöhnlich konzentriert, ohne, dass sich an seiner Stirn hätte ablesen lassen, warum.
Daraufhin jedoch packte er den eben erst wieder eingerenkten Arm, schob den Ärmel bis zum Ellenbogen zurück und entblößte eine feine, kaum wahrnehmbare Narbe auf der Innenseite des Unterarms, knapp unterhalb des Gelenks. In diesem Atemzug schien sich seine Miene zu verfinstern und er warf das Körperglied fast schon brutal von sich, auch wenn der Bewusstlose nichts davon bemerkte.
Abrupt richtete er sich auf. Ohne die andere anzusehen, befahl er ungewöhnlich barsch:"Verschnür ihn ordentlich und schlag noch mal zu, sollte er aufwachen. Ruhig etwas kräftiger als notwendig." Damit riss er noch das blutverschmierte Messerchen aus der Wade, als kümmerte es ihn nicht, dass damit die Blutung stärker werden konnte, und war im nächsten Moment wieder im Wald verschwunden.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 26. August 2021, 14:01

Loyalität. Das war etwas, das vielschichtig ausgelegt werden konnte. Einige waren ihren Volk loyal, andere dem Geld. Wieder andere standen loyal für eine Sache ein oder ließen nur sich selbst gegenüber Loyalität zu. Der Schatten, so glaubte Eleyna, war nur sich selber loyal. Sich und seinen Überzeugungen. Sie selbst war den Menschen gegenüber loyal und der Neuankömmling in ihrer Runde, schien eben durchaus loyal dem dunklen Volk gegenüber zu sein. Zumindest machte sein Gebaren tatsächlich diesen Eindruck. Er ließ sich von Worten nicht einschüchtern, ließ sich durch verbale oder körperliche Drohungen nicht verschrecken oder dazu verleiten, seine Zunge zu lösen. Deshalb kam der Elfe auch die Gedanken, dass er womöglich mehr war als ein loyaler Fußsoldat, der schlussendlich als Kanonenfutter diente. Sie erinnerte sich an die hellen und dunklen Figuren auf der Karte in der Kaserne Pelgars. Eben solche Fußsoldaten, die in Massen an die Front geschickt wurden und dort elendig verendeten. Auch wenn sich Laogh und Eleyna bis hierher kaum einig gewesen waren, so wirkten sie derzeit ziemlich eingespielt. Es war einer gewissen Erfahrung geschuldet, dass sie sich unterordnen konnte, ohne aufzubegehren. Seit sie rüde, während ihrer geplanten Versöhnung, unterbrochen wurden, arbeiteten sie ohne viele Worte zu machen zusammen und verstanden einander. Ein Umstand, der ihr zwar bewusst wurde den sie allerdings kaum für möglich gehalten hätte. Trotzdem passte sie sich auch hier an und übernahm die Kaltschnäuzigkeit Laogh’s. Im Moment waren sie überlegen, auch wenn sich der Mischling anders präsentierte. Etwas, was auf mangelndes Einschätzungsvermögen zurückzuführen wäre oder aber auf das Wissen, dass noch weitere Verbündete lauerten, die ihm aus der Misere helfen würden. Letzteres musste unbedingt geklärt werden und sie ahnte, dass der Schatten bereits darüber nachdachte.

Offenbar hatte sie mit ihren Worten einen Nerv bei dem Gefangenen getroffen denn ihr entging das Auflodern der Flammen nicht. Ein kalter Schauer rieselte über ihr Rückgrat und sie runzelte für einen Augenblick die Stirn. Eleyna verwarf das ungute Gefühl, welches sich dennoch in ihrem Nacken festsetzte und schob sich etwas aus dem Weg, um den Männern Platz zu machen. Das Ziel war schnell erkannt: Laogh wollte den Fremden offenbar am Wagen fesseln, um ihm später einige Fragen stellen zu können. Also folgte sie in einigem Abstand, als sich die Situation veränderte. Anstatt seinem Schicksal zu erliegen, wehrte sich der Schütze und schaffte es sogar, Laogh tatsächlich zu überrumpeln. Eleyna’s Aufmerksamkeit schnellte hoch und siw erfasste das, was unweigerlich passierte: Der Gefangene entwand sich auf schmerzhafte Art und Weise, indem er sich selber die Schulter auskugelte. Eleyna verzog trotz der Situation das Gesicht und setzte dem Flüchtenden blitzschnell nach. Schon flog das Messer und traf den Elfen in der Wade, was ihn straucheln ließ, aber nicht aufhielt. Kurz darauf sah Eleyna, wie ein kleiner Kiesel präzise gezielt und geworfen wurde und der Fliehende erneut taumelte. Sie brach ihre eigene Verfolgung ab, als der Schatten sich bereits bemüßigte und kam mit wenigen Schritten neben ihm und dem Braunhaarigen zum Stehen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete das schlummernde Elend. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie Laogh einen kurzen Blick zuwarf. „Angeber.“, witzelte sie und packte die Arme, als er sie dazu anwies.
Das knackende Gelenk entlockte ihr abermals ein Kräuseln der Nase, dann ließ sie los und sah auf den Schlafenden herab, nachdem er umgedreht wurde. Eleyna beobachtete die Szenerie einige Sekunden, bevor sie die Stirn in Falten legte und Laogh genau beobachtete, als er sich hinhockte und den Arm entblößte. Sie konnte die feine Narbe ebenfalls sehen und wusste schlagartig, als sie seine Reaktion auf das Entdecken bemerkte, dass er den Halbelfen kannte. Die Spionin vermied es, das Thema sofort anzusprechen, denn er bellte barsch einen Befehl, der ihr klar machte, dass er derzeit eher nicht Rede und Antwort stehen würde. Zudem galt es jetzt ganz andere Dinge zu regeln, unter anderem das Fesseln des Schützen. Eleyna hörte noch das Schmatzen des Messers, das aus der Wunde gezogen wurde und sah dem Schatten dann stumm nach. Nachdenklich lag ihr Blick noch einen Moment auf der Stelle, in der er verschwunden war, bevor sie seufzte und auf den Bewusstlosen hinabblickte. Eleyna tippte vorsichtig mit der Stiefelspitze gegen ihn und rollte dann mit den Augen. Wusste Laogh eigentlich wie schwer so ein bewusstloser Körper war? Eleyna beeilte sich, kam zum Wagen, zog einige Schnüre hervor und kam mit schnellen Schritten wieder zurück. Sie verschnürte den Schützen, wie von ihr gefordert. Sie band beide Beine zusammen, bevor sie ihn aufsetzte und unter die Arme griff. Sie verschränkte diese vor seiner Brust griff von hinten um ihn rum und zog ihn unter Anstrengung zum Wagen.
Hier lehnte sie ihn in sitzender Haltung dagegen, hob seine Arme und fesselte diese über seinem Kopf, an dem Wagen. So konnte er nicht zu Boden sinken und käme auch nicht an irgendwelche scharfen Gegenstände, um sich eventuell zu befreien. Außerdem lag so seine Brust frei, sodass sie gegebenenfalls leichter Zugang hätten, sollten sie sich Folter bedienen müssen. Eleyna spürte, wie die Anstrengung den schweren Körper zu bewegen, ihre Kopfwunde zum Pochen brachte und auch ihre Handfläche blutete wieder. Erst jetzt, als sie um den Wagen herumging, um Rodrick und Lauryn zu sagen, dass die Gefahr vorerst halbwegs gebannt wäre, schnappte sie sich ein Stück Stofffetzen und verband sich die Hand. Der Kopf würde wohl noch warten müssen, denn vorerst nahm sie einen zweiten Fetzen und kehrte zum Bewusstlosen zurück. Hier hockte sie sich vor ihn und verband seine Wunde an der Wade, damit diese nicht zu einem schnelleren Ende führte, als geplant. Schweigend musterte sie den Schlafenden und sah dann erneut nachdenklich zum Waldrand. Sie würde ihm die Frage nach dem Kennen stellen, sobald er sich wieder zeigte.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. August 2021, 10:38

Besaß er denn eine Loyalität und wenn ja, wem galt sie? Seinen Auftraggebern bestimmt nicht, dazu war er inzwischen viel zu unabhängig. Seinem Volk gegenüber ebenfalls nicht, auch wenn das niemand zu wissen brauchte. Sich selbst? Ja, bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall. Seinen Prinzipien, seinen Masken? Unklar.
Konnte man sich denn eigentlich auf ihn verlassen, wenn es notwendig war? Er beschützte diejenigen, die es ihm wert schienen, so wie in Pelgar die Mischlingselfe und so wie jetzt das gesamte Lager, inklusive des Menschen, den er noch immer nicht nach seinem Vorgesetzten ausgefragt hatte. Ob aus Rücksichtnahme oder aus anderen Gründen... nun, wer wusste das bei dem Schatten schon zu sagen?
Aber konnte man ihm deswegen auch vertrauen? Eine Frage, die wohl offen bleiben musste. Denn eines war klar: Alles, was er an Informationen sammeln konnte, würde er für seine eigenen Zwecke verwenden und diese mussten nicht unbedingt positiv für die betroffene Person sein.
Derzeit setzte er jedoch alles daran, um weiterhin für eine vorläufige Sicherheit des Lagers zu sorgen. Auch, indem er einen neuen Gefangenen heranschaffte, der allein durch seine Haltung zusammen mit seinem Aussehen davon zeugte, wessen Geisteskind er war. Dahinter allerdings steckte noch viel mehr, ohne, dass die beiden Spione es ahnen konnten. Sie nicht, weil sie bislang mit dieser Person noch nichts zu tun gehabt hatte und er mit seinen Worten nicht sonderlich viel preisgab. Und er... er, weil er sein Gesicht nicht gesehen hatte in der Dunkelheit des Waldes und sich seither in dessen Rücken aufhielt.
Dadurch entging ihm auch sein Blick, als ein unheilvolles Feuern darin aufloderte und die rötliche Farbe noch zu verstärken schien. Dafür konnte er das leichte Stirnrunzeln seiner Gespielin sehen und hob leicht fragend eine Augenbraue. Dennoch sagte er nichts, sondern wollte seinen Fang erst einmal ins Trockene bringen, ehe er sich weitere Gedanken darüber machen konnte.
Womit er hingegen nicht rechnete, war die Schmerzverachtung seines Gefangenen, der sich lieber die Schulter selbst auskugelte, als dass er sich wie ein Kalb zur Schlachtbank führen ließ. Schon rannte er in Richtung Wald und das Messerchen flog an ihm vorbei, um zielsicher in der linken Wade zu stecken. Doch das hielt den Flüchtenden nur mäßig auf, sodass Laogh noch mit einem kleinen Kiesel nachhalf, der endgültig zu einem Straucheln führte.
Im nächsten Moment blies er dem Bogenschützen vorläufig erst einmal die Lichter aus. Er hatte es auch schlichtweg satt und wollte nicht mehr Zeit als notwendig damit verschwenden, ihn jagen zu müssen.
Dann wies er sie an, ihm zu helfen, und schenkte ihr dabei einen spöttischen Blick. Sogar sein Mundwinkel hob sich leicht an. "Gar nicht wahr, ich bin einfach der Beste.", konterte er noch relativ gelöst, renkte die Schulter ein und drehte den Bewusstlosen danach um, damit ihnen dieser nicht kurzerhand erstickte.
Damit war seine Laune zu Witzeleien jedoch beseitigt und nach einem weiteren, kurzen und gezielten Nachsehen stand für ihn so einiges fest. Seine Miene verschloss sich, was er auch durch eine Maske nicht sofort verbergen konnte und wollte, während er sich aufrichtete.
Sein Tonfall wurde kalt und befehlend, ehe er, ohne Rücksicht auf die Folgen, die Waffe aus dem Fleisch zog und kurzerhand im Wald verschwand, um nach weiteren Gefahrenquellen zu suchen. Oder um einer Frage zu entgehen? Ja, vielleicht das auch.

Es wurde wieder ruhig im Lager, wodurch das klagende Wiehern erneut zu hören war. Der Bewusstlose indes gab keinen Ton von sich und auch hinter dem Wägelchen regte sich scheinbar kein Leben.
Erst, als sie herum trat, um sich endlich um ihre Wunden notdürftig sorgen zu können, tat sich etwas. Rodrick hob den Kopf und sah sie mit zusammen gekniffenen Augen an. "Was ist los?", fragte er zwar leise, aber hörbar ungeduldig und fordernd, während sich Lauryn unter ihm beruhigt zu haben schien. Sie war weiterhin nicht wach geworden, jedoch schienen die schrecklicheren Traumbilder nachgelassen zu haben.
Langsam wagte der Mensch es, von ihr runter zu rollen und sich in eine sitzende Position zu kämpfen. Diese erlaubte es ihm, sich selbst umsehen zu können, sogar einen Blick unter das Wägelchen riskierte er, um auch diese Seite ein wenig in Augenschein nehmen zu können. Mit tief gerunzelter Stirn bemerkte er den sitzenden Körper dort, ohne genaueres erkennen zu können.
Da es ruhig blieb, griff er schlussendlich nach dem Holz und zog sich langsam, beinahe etwas übervorsichtig, auf die Beine. Um nach einem kurzen Zögern allmählich einen Fuß vor den anderen zu setzen und um das Wägelchen herum zu gehen.
"Was ist passiert? Wer ist das? Wo ist der... der..." Er suchte sichtlich nach einem beleidigenden Wort für den Schatten und schien dennoch nicht das rechte zu finden, da er immerhin in den letzten Tagen für seine Versorgung gesorgt hatte. Schließlich brummte er etwas Unverständliches in sich hinein und murrte nur:"Wo ist er?"
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 28. August 2021, 06:56

Ob sie dem Schatten vertraute? Nicht die Spur. Eleyna war nicht naiv und sie wusste, dass er sie fallen ließ, sobald es seiner eigenen Sache dienlich wäre. Doch grundsätzlich unterschieden sie sich dabei nicht. Auch sie war lediglich hier, weil er Rodrick hatte und sie wissen wollte, ob sie am Ende Arrond finden würde. Schließlich suchte der Schatten den Anführer. Rodricks Anführer. Und das war nun einmal Arrond gewesen. Auch die kleine Pergamentrolle ließ sie annehmen, dass diese von ihrem einstigen Verbindungsmann kam. Also folgte sie Laogh und das auch nur, weil er es zuließ. Weshalb, musste sich noch herausstellen und sie machte sich jetzt noch keine weiteren Gedanken darüber. Es würde nichts bringen sich an veraltete Gepflogenheiten wie Ehre oder Anstand zu klammern. Jeder war sich selbst der Nächste und auch Eleyna hielt es in gewissen Teilen so. Auch wenn ihr durchaus ihr Hitzkopf oder ihr Mitgefühl in die Quere kommen konnten. Sie war nicht aus Stein und verbarg Emotionen nur bis zu einem gewissen Grad. Für Laogh war sie sicher ein offenes Buch, was ihre Gedanken anging, doch das störte sie nicht weiter. Wenn sie sauer auf ihn war, sollte er das schon auch mitbekommen. Doch vorerst war diese Gefahr zumindest für die nächste Zeit gebannt. Es gab ganz andere Dinge, um die sie sich kümmern mussten und sich dessen auch annahmen.
Eleyna hob die Mundwinkel, als er trocken antwortete, dass er einfach der Beste sei. „Passabel.. nicht der Beste", schürzte sie die Lippen, denn sie erinnerte sich an einen Sarmaer, der tatsächlich immer und aus jeder Situation heraus sein Ziel traf. Er hatte niemals einen Fehlschlag gehabt und seine Techniken perfektioniert. Doch darum ging es jetzt nicht mehr, denn anstelle eines gepflegten Schlagabtauschs der beiden Spione, trat ein verschlossener Laogh an die Stelle und Eleyna beobachtete seine Reaktionen genau. Ihr wurde schnell klar, dass er den Bewusstlosen kannte. Er hatte gezielt nach der Narbe am Arm gesucht, als Bestätigung. Stirnrunzelnd, betrachtete Eleyna weiter, wie Laogh das Messer ungeniert aus der Wade zog und danach unwirsche Befehle knurrte. Sie seufzte innerlich, sah ihm äußerlich jedoch nur nach und blinzelte, als sie sich dem am Boden Liegenden widmete.

Ächzend machte sie sich ans Werk, um dem Halbelfen das Aufwachen etwas zu versalzen. Sie fesselte ihn an den Wagen, hob seine Arme über den Kopf und musterte ihn schweigsam dabei. Er war kein zu verachtendes Exemplar ihrer Gattung, solange er schlief und den Mund hielt, das musste Eleyna anerkennen. Ihr Blick fiel auf den entblößten Arm und die Narbe. Vorsichtig strich sie mit den Fingerkuppen darüber und machte ein nachdenkliches „hm", bevor sie sich erhob, nachdem sie die Knoten der Seile überprüft hatte. Sie nutzte die Zeit, sich auf der anderen Seite nach dem Befinden zu erkundigen, griff sich gleichzeitig jedoch einen Stofffetzen, der provisorisch an Verband für ihre Hand dienen sollte. Während sie die Enden verknotete und mit den Zähnen festzog, bemerkte sie, dass Leben in den Menschen kam. Er machte Anstalten, sich von Lauryn zu schieben und Eleyna verzog sich lieber, denn auf seine missmutigen Worte hatte derzeit keine Lust. Außerdem wollte sie die Wunde des Halbelfen verbinden. Sie ging also um den Wagen wieder herum und befühlte dabei die Wunde am Kopf nach wie vor suppte das Blut heraus und versaute ihr sowohl Haut, als auch Kleidung. Bald würde sie sich auch darum kümmern, doch jetzt hockte sie sich vor den Mann und verband ihm die Wunde an der Wade, sodass sie mit Druck belastet wurde und bald aufhören sollte, zu bluten.
Einen Moment nutzte sie ihre Position, um den Mann zu betrachten, dann glitten ihre Finger über seine Kleidung und suchten kundig nach etwaigen Taschen und deren Inhalt. Vielleicht fand sie etwas Interessantes. Während sie den Gefangenen durchsuchte, bemerkte sie die vorsichtigen Schritte Rodricks in ihre Richtung. Sie sah nicht mal auf, als er sich zu ihr gesellte und sich tatsächlich dazu herabließ mit ihr zu sprechen. Eleyna beendete ihre Durchsuchung ordentlich und würde eventuelles Fundmaterial später begutachten, jetzt ging sie, ohne etwas zu erwidern, ein paar Schritte vom Wagen weg und hockte sich zu dem Toten, um auch ihn einer Durchsuchung zu unterziehen. Vielleicht gab es ja irgendwelche Anhaltspunkte, die ihnen dabei helfen würden herauszufinden, wer sie angesetzt hatte oder was der Auftrag wäre. Erst jetzt erhob Eleyna das Wort, suchte aber konzentriert weiter. „Ein Überfall auf den Überfall.“, meinte sie trocken und erhob sich, sobald sie auch den ehemaligen Rädelsführer durchsucht hatte. Sie warf Rodrick einen Blick zu und nickte dann zum Gefangenen. „Er hat", sie deutete auf den Toten „ihn erschossen, bevor er uns Antworten liefern konnte. Jetzt wird er die Fragen beantworten müssen, sobald er aufwacht.“. Eleyna ging an Rodrick vorbei und griff im Wagen nach der Tasche von Lauryn. Während sie einen Blick hinein warf und an einigen Tigeln mit Pasten roch meinte sie: "er sucht seine Verbündeten". Als sie etwas mit Kamille und Arnika fand, nahm sie es heraus und schob die Tasche zurück, damit sie nicht vom Wagen fiel. Jetzt griff sie nach ihrem Wasserschlauch, einem weiteren Stofffetzen der sauberer war, als ihr eigener der jetzt bereits wieder durchblutet aussah und wandte sie der Pferdedame zu.„Draca,..“, meinte sie ruhig und ging langsam auf das verletzte Tier zu. Sie sprach beruhigend und wenn das Pferd sie ließ, würde sie ihre Wunde spülen und mit der beruhigenden Paste einreiben, die ihr vielleicht etwas Linderung verschaffen konnte.
Sie müsste sicherlich von einem Heilkundigen gesehen werden, je nach dem wie tief die Wunde wäre, doch vorerst wollte Eleyna dem Tier die gröbsten Schmerzen nehmen. Während sie das tat, wandte sie sich Rodrick zu: „Was ist passiert, als ihr alleine wart?“, fragte sie und wollte die Geschichte aus seinem Mund hören. Sie nickte zu Lauryn „was ist ihr passiert?“, hakte sie nach und würde sich, nachdem sie Draca versorgte, Lauryn genauer ansehen, sollte der Schatten noch nicht wieder da sein.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Montag 30. August 2021, 09:08

Ob der Meisterspion der Dunkelelfen sich eigentlich selbst vertraute? Derart kontrolliert und alles vorausschauend, wie er war, lag eine bejahende Antwort sehr nahe. Doch ob dem tatsächlich so wäre, wüsste einzig und allein er selbst.
Umso interessanter wäre es, sollte es nicht so sein, herauszufinden, warum dem so sein könnte. Auch wenn es müßig wäre, so wenig Handfestes, wie er stets von sich preisgab, und auch wenn da mal etwas war, das wahrhaftig sein könnte, gab es immer den leisen Zweifel im Hintergrund, ob das auch stimmte oder nicht viel eher wieder eine Maskerade.
Er blieb also weiterhin ein Mysterium und setzte definitiv alles daran, dass sich daran auch nichts änderte. Umso aufschlussreicher war vermutlich sein Fund im Wald, den er mit auf die Lichtung brachte, ohne, dass er dessen Ergebnis selbst bereits ahnen konnte.
Ob der Bogenschütze sonst noch leben würde? Ja, wahrscheinlich schon, denn der Schatten war niemand, der grundlos und sofort töten würde, selbst auf die Gefahr hin, dass ihn ein Zipfelchen seiner Vergangenheit einholen könnte. Aber sobald er erfahren hätte, was er wissen wollte... würde er dann einen endgültigen Schnitt oder Schlag durchführen, auch dann, wenn es nicht absolut notwendig wäre? Schlichtweg, um seine eigenen Geheimnisse zu hüten?
"Pff!", machte er noch auf ihre Zweifel und hätte sicherlich die ein oder andere Bemerkung auf den Lippen gehabt, inwieweit er sie schon belehrt hatte, dass er tatsächlich der Beste sei. Ihre Kapitulation in ihrer gemeinsamen Nacht würde sie nie wieder loswerden und er es noch weidlich ausnützen bei passender Gelegenheit.
Jedoch verging ihm sämtliche Laune zum Scherzen, als er den Bewusstlosen auf den Rücken gedreht und dessen Gesicht erblickt hatte. Ein rasches Nachschauen an einer bestimmten Stelle, das zu einem viel zu deutlichen Ergebnis führte, sorgte endgültig für seine unübersehbare Distanz. Irgendetwas stimmte nicht und es musste erheblich genug sein, dass selbst jemand wie Laogh im ersten Moment nicht in der Lage war, es zu verbergen.
Oder machte er das vielleicht mit Absicht? Vertraute er ihr soweit, um ihr bewusst zu zeigen, dass dieser Mischling sein Missfallen erregte? War es dieses Mal echt oder wollte er sie auf eine falsche Fährte führen? Nur... wozu? Sie hatten den Angriff beide überstanden, er sogar als einziger ohne den geringsten Kratzer, sodass es nicht notwendig wäre. Oder...?
Jedenfalls verschwand er ohne weiterer Erklärung im Wald und überließ es ihr, sich um den Rest zu kümmern, ganz der aufmerksame Meisterspion, der sich die Hände nicht unnötig schmutzig machen wollte.

Allerdings regten sich allmählich auch bei dem Menschen die Lebensgeister wieder, sodass er nach einiger Zeit der Ruhe seine schützende Position aufgab und sich schlussendlich sogar auf die Beine kämpfte. Ihm war etwas schwindelig dabei, er fühlte sich geschwächt und sein Kopf brummte, als hätte er nicht nur einen Humpen zu viel geleert.
Doch auch er war erfahren genug zu erkennen, dass das Schlimmste vorerst überstanden wäre und die Zeit zum Reden gekommen war. Nicht, dass er besonders gerne das Wort an diese Weibsperson richtete, aber sie war im Moment die Einzige, die ihm Antworten geben könnte.
Es dauerte, bis er es bis um das Wägelchen herum geschafft hatte, und er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie einen kleinen Gegenstand verschwinden ließ, den einzigen, den die Taschen des Schützen verborgen hatten. Seine Stirn runzelte sich leicht, aber er hatte nicht erkennen können, dass es eine winzige Phiole mit einer Flüssigkeit darin war. Noch weniger hätte er sich einen Reim darauf machen können, was das sein und vor allem, was es bewirken sollte.
So lenkte ihn auch nichts von seinen eigenen Fragen ab, die er, obwohl es ihm widerstrebte, in nicht ganz so ruppigem Tonfall an sie richtete. Anstatt ihm jedoch sofort ihre alleine Aufmerksamkeit zu schenken, wandte sie sich einem weiteren Kerl zu, den er auf den zweiten Blick wiedererkannte als den Rädelsführer.
Sein Mund verzog sich angewidert bei dem glatten Durchschuss, denn auch ihm war klar, dass so etwas absolut tödlich ausging und zwar innerhalb weniger Sekunden. Unwillkürlich hob er seine leicht zittrige Hand und rieb sich seinen eigenen Hals, während er sich mit der Rechten am Holz festhalten musste. Er war noch immer geschwächt und froh um diese Stütze.
Dieses Mal blieb ihm indes nicht verborgen, dass sie etwas in den dreckigen Lumpen fand. Es blitzte auf, als sie es hervorzog und das Feuer sich darin spiegeln konnte. Rodricks Stirn runzelte sich und er wagte es, langsam näher zu treten.
"Was ist das?", fragte er, da er zu weit weg gewesen war, um die abgegriffene Münze als Drachme erkennen zu können. Noch dazu war sie von einem eher matten Glanz, der Zweifel aufkommen ließ, ob sie wirklich den reinen Wert hätte, den sie darstellen sollte, oder nicht gefälscht war, gerade geeignet, um simple, gierige Gemüter zu täuschen. Offiziell wäre es hingegen ein wahrlich fürstlicher Lohn für etwas, das noch herauszufinden wäre.
Erst danach bekam er auf seine erste Wortmeldung endlich eine Antwort, die ihn stehen bleiben und verwirrt blinzeln ließ. Die Furchen an seiner Stirn vertieften sich und es dauerte etwas, bis er den Zusammenhang herstellen konnte. Sein Kopf dröhnte noch immer heftig und erschwerte ihm das Denken merklich.
Schließlich aber schnaubte er abfällig. "Nicht schad' um so einen.", brummte er, wobei diese Erwiderung auf beide Personen zutreffen könnte, sowohl auf den Toten, als auch auf den Gefangenen, der vermutlich auch bald unter Schmerzen die Antworten liefern würde. Zumindest ging der Mensch nur vom Schlechtesten aus, was diese beiden Spione vorhaben könnten. In dieser Hinsicht hatte sich seine Meinung definitiv noch nicht verändert, ganz gleich, wie viel er schon von Lauryn erfahren haben mochte.
Sie hingegen bewegte sich weiterhin, trotz des Bluts, das ihr das Gesicht entlang lief und im Feuerschein feucht glänzte, anstatt endlich mal still zu halten und sich ordentlich seinen Fragen zu widmen. Das verärgerte ihn, vor allem, weil er nicht schnell genug war, um ihr folgen zu können. "Welche Verbündeten?", hakte er deswegen irritiert nach, weil es für ihn so klang, als hätte der Dunkelelf noch jemanden in der Hinterhand.
Wenn dem so wäre, warum hatten die nicht rechtzeitig eingegriffen? Hatten dafür gesorgt, dass dieser Überfall nicht einmal in seinen Ansätzen hätte losgehen können?!
Sie holte sich in der Zwischenzeit etwas aus dem Wägelchen, vor allem einen relativ sauberen Stofffetzen, von dem er annahm, dass sie ihn für sich selbst würde haben wollen. Doch nein, sie hielt wieder nicht inne, sondern ging auch noch weiter von ihm weg. Was zum Henker...?!
"Jetzt bleib endlich mal da, wenn ich mit dir rede!", schimpfte er in seiner beinahe besten Hochform. So hatte er früher auch oft mit ihr gesprochen, sobald sie zu unruhig geworden war, obwohl er oder Arrond mit den Ausführungen noch längst nicht fertig gewesen waren!
Er hatte das immer gehasst und es hatte ihn rasch zur Weißglut getrieben, da er von seinem Charakter her das vollkommene Gegenteil gewesen war. Ruhig, abwartend und genau zuhörend, um sich zuerst eigene Gedanken zu machen, anstatt gleich loszupreschen. Hinzu kam jetzt auch noch seine Einschränkung aufgrund der körperlichen Schwäche.
In der Zwischenzeit schnaubte und wieherte die Stute leise, leidend und sichtlich beleidigt ob der Tatsache, dass sie erst jetzt Aufmerksamkeit erfuhr. Wie auch schon einmal bei dem Schatten demonstriert, traf zur Strafe der helle Schweif den Zweibeiner, der sich endlich bemüßigte, sich um sie zu kümmern.
Sie blieb ansonsten ruhig, solange, bis die Mischlingselfe sich an die Wunde heranwagte. Diese schmerzte und war vermutlich tiefer, als derzeit zu sehen, denn sofort wieherte sie gepeinigt auf und machte Anstalten zu steigen, um den vermeintlichen Angreifer mit dieser Drohgebärde abzuwehren.
Dann humpelte sie ein wenig zur Seite und machte damit mehr als deutlich, dass sie keine Berührung wünschte. Allerdings blutete sie noch immer, wenngleich nicht mehr ganz so stark wie am Anfang, und das schöne, helle Fell hatte eine rote Färbung bekommen. Das musste sich definitiv jemand ansehen, ob es ihr passte oder nicht.
Nur im Moment war es ratsam, es doch noch gut sein zu lassen, denn sobald sich die Spionin erneut nähern würde, würde sie zu beißen beginnen, weil sie nicht erkennen konnte, dass ihr eigentlich geholfen werden sollte. Auch der Rappe trat näher, sichtlich neugierig und zugleich geflissentlich weit genug von Hufen und Zähnen entfernt, die ihn sonst treffen könnten. Er hatte seine Lektion sichtlich gelernt.
Die Zeit und die Geräusche verhalfen auch dem Menschen dazu, sich langsam zu nähern, sodass er die Worte deutlich hören konnte, die an ihn gerichtet waren. Eigentlich passte es ihm nicht wirklich zu erzählen, was passiert war, doch er war erfahren genug, um zu erkennen, dass es notwendig wäre.
Gerade öffnete er den Mund und wollte anfangen, als am anderen Ende des Lagers wieder das Unterholz raschelte. So schnell, dass sich die gesamte Welt um ihn herum weiter drehte, wirbelte er herum und wäre doch nur leichte Beute geworden, wenn es der Ankömmling darauf angelegt hätte. Denn er musste all seine Kräfte dafür aufbringen, nicht zu Boden zu plumpsen.
Aber es war der Schatten, der aus dem Wald auftauchte, mit einer inzwischen derart neutralen Miene, dass jeder, der ihn schon erlebt hatte, wissen würde, dass er alles andere als zugänglich wäre. Von dem Messerchen, das er weiterhin in der Hand hielt, tropfte frisches Blut und zeichnete seinen Weg dabei nach.
Was sollte das? Wollte er zu allem Überfluss auch noch Raubtiere anlocken? Und... von wem stammte es?!
Dem Gefesselten schenkte er nicht einmal den geringsten Seitenblick und auch Rodrick ignorierte er. Stattdessen ging er zielstrebig zu seiner Stute, die ihn mit einem noch vorwurfsvolleren Wiehern und einem Zuschnappen mit ihren Zähnen begrüßte.
Er hingegen machte keine Anstalten, sie zu berühren oder die Wunde anzusehen. Stattdessen blieb er in einer sicheren Entfernung stehen und besah sich die beiden bewusstlosen Gestalten auf dem Boden. "Welcher?", fragte er kühl und sobald er die Antwort hatte, würde er den Kerl mit der besudelten Hose am Knöchel packen und ihn in den Wald schleifen.
Außer Sicht-, jedoch nicht außer Hörweite, wie der erste, gequälte Schrei wenig später beweisen würde. Ein Laut, der nicht nur die beiden Reitpferde nervös reagieren ließ, sondern sogar den Zelter aufschreckte, während der Mensch blass wurde.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 30. August 2021, 10:31

Eleyna machte sich derzeit keine Gedanken dazu, ob der Schatten ihr subtil etwas mitgeben wollte oder nicht. Sie hatte anhand seiner Reaktion erkannt, dass er den Gefangenen kannte und alles weitere war nebensächlich. Dass er ihr keine Gelegenheit gab, nachzufragen, bedeutete für sie lediglich, dass seine Reaktion echt und so unerwartet kam, dass selbst er es nicht verbergen konnte. Die Mischlingselfe sah ihm auf seinem Weg in den Wald nach und verschob das Gespräch darüber auf einen anderen Moment. Dass sie nachhaken würde, war ihnen beiden klar. So blieb Eleyna vorerst nichts anderes übrig, als sich um den Gefangenen zu kümmern. Sie verschnürte ihn geflissentlich und versorgte sogar seine Wunde, bis sie auf Rodricks Bewegungen aufmerksam wurde. Sie atmete innerlich tief, denn richtig Lust auf ihn hatte sie nicht. Noch nie waren sie sich grün gewesen, doch seit sie im Kerker aufeinander trafen, war es wirklich zum Abgewöhnen.
Eleyna hörte seine Fragen, ließ sich aber nicht davon abbringen, die gefundene Phiole vorerst einzustecken. Sie hatte die Flüssigkeit darin kurz in Augenschein genommen, doch als der Mensch um den Wagen humpelte, zog sie es vor, die Durchsuchung noch zu beenden und das Ansehen der ‚Beute' auf später zu verschieben. Mehr hatte der Braunhaarige jedenfalls nicht in den Taschen, sodass sie sich erstmal dem Toten widmete, bevor sie Rodrick überhaupt etwas entgegnete.

Auch hier glitten die schmalen Finger über die Kleidung und fanden zielsicher sämtliche Taschen, die es eventuell gegeben hätte. Dann erfühlte sie etwas Hartes und zog mit zwei Fingern die Münze hervor. Viel Geld für jemanden wie ihn, das wusste sie und doch wirkte die Münze nicht unbedingt echt. Eleyna kam der Gedanke, dass man den stumpfsinnig Gierlappen damit abgespeist hatte. Offenbar hatte er nicht ganz so viel Erfahrung mit derartigem Wert. „Vermutlich die Bezahlung für diesen Auftrag. Auch wenn er offenbar geprellt wurde.“, meinte Eleyna schnörkellos und schnippte Rodrick die Münze zu. Erst jetzt nahm sie sich die Zeit, um die Fragen des Menschen zu beantworten. Sein Schnauben entlockte ihr einen Blick auf den Klapprigen und sie runzelte leicht die Stirn. Ihr Blick glitt zurück zum Toten, der nach wie vor die Hosen hinuntergelassen hatte. Einen Moment harrte sie unbeweglich aus, bevor sie dann beherzt zupackte und ihm die Hose wenigstens wieder hochzog. Dabei gab es ein schmatzendes Geräusch, da sich der Pfeil im Hals bewegte.„Trotzdem war er ein Mensch und schlug vielleicht irgendwo den falschen Weg ein. Man sollte über die Toten nicht schlecht sprechen. Sie können sich nicht mehr wehren.“, entgegnete sie ihm und ging dann an ihm vorbei, weil sie keine Lust hatte, auf einen Plausch mit ihm.
Dennoch, sie beantwortete auch seine nächste Frage und ging zum Wagen zurück. „Nicht seine Verbündeten,“ , korrigierte sie und deutete auf den Bogenschützen am Boden. „Seine!“, räumte sie das Missverständnis aus und hätte, wenn der Mensch in besserer Verfassung gewesen wäre, die Augen gerollt. So aber erntete er etwas Nachsicht ihrerseits und sie beließ es dabei. Sein energischer Einwand, ließ sie tatsächlich kurz innehalten und sich zu ihm umdrehen. Ihre Augen blitzten, denn auch sie erinnerte sich deutlich an die Zeit vor dem Angriff der Dunklen. Ihre Augen verengten sich:„Ich bin durchaus in der Lage zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Und nur weil es dir jetzt in den Kram passt mit mir zu reden, heißt das noch lange nicht, dass jetzt such die Zeit dafür ist, klar?!“, giftete sie ihm entgegen.

Eleyna wandte sich der Stute zu die leidend und divenhaft schnaubte. Sie erntete einen Schlag mit dem Schweif und brummte missmutig, ehe sie sich wieder mit ruhiger Stimme an das Tier wandte. „Schon gut, Mädchen. Er kommt ja gleich..“, meinte sie und hatte längst verstanden, dass die Beziehung zwischen Draca und Laogh eng genug war, um solche Allüren zu zulassen. Sie bildete sich darüber keine explizite Meinung, sondern handelte einfach danach. Sie wollte dem Pferd helfen, doch sie tänzelte ärgerlich und Eleyna hob die Arme, zur Beschwichtigung. Sie ließ Abstand zwischen sich und dem Tier und sah kurz auf den Rappen, der sich näherte. Schulterzuckend, wandte sie sich Rodrick zu, der offenbar gerade antworten wollte, als ihre Aufmerksamkeit dem Rascheln zufiel, das am Rande des Waldes erneut aufbegehrte. Nur kurz spannte sie sich an, bis sie Laogh erkannte. Ihr Blick rutschte sofort auf das Messer in seiner Hand und sie verbuchte es, dass er zumindest einen weiteren gefunden hatte. Für die Gefahr der Raubtiere wäre die Zeit sicher nicht mehr ganz ausreichend, denn irgendwann würden sie das Lager wieder verlassen. Die Frage war dennoch, ob er im Wald über den Hünen gestolpert war und dieser noch gelebt hatte oder jemand neuerliches entdeckt hatte. Informationen waren derzeit wichtig, aber es blieb Eleyna nur die Möglichkeit, sich selber Szenarien auszudenken, denn Reden wollte der Schatten ganz offensichtlich nicht. Seine Miene war wie in Stein gehauen, als er sämtliche Individuen ignorierte und selbst seinem Pferd kaum Aufmerksamkeit schenkte. Ein kaltes ‚Welcher?‘, kam über seine Lippen. Eleyna lief es eiskalt den Rücken runter, als sie ihm die Antwort gab. Sie verschränkte die Arme und sah ihm nach, während er im Wald verschwand. Nur kurz darauf folgte ein Schrei der durch Mark und Bein ging. Eleyna starrte in die Richtung, aus der der Schrei kam und spürte den Impuls, dem armen Tropf zur Hilfe zu kommen, doch sie selber war lädiert und spürte die Auswirkungen des Blutverlusts ebenso wie die hämmernden Kopfschmerzen, die sich durch die Anstrengungen deutlich eingenistet hatten. Die Mischlingselfe kehrte dem Pferd und dem Waldrand den Rücken zu und sah Rodrick an. „Setz dich, du kippst sonst gleich um.“, meinte sie recht kühl und würde ihn unterhaken, falls er es zuließ. Ansonsten ließ sie ihn stehen und ging selber zurück zum Feuer, um endlich auch Lauryn zu begutachten. Eleyna hockte sich zu der Elfe und sprach sie mit ruhiger Stimme an: „Lauryn? Hörst du mich? Es ist vorbei.. du bist in Sicherheit.“, meinte sie zuversichtlich und atmete leise aus. Vielleicht sollte sie sich auch setzen, damit die aufkommende Übelkeit nicht zu schlimmerem wurde. Doch sie konnte nicht, denn ihr kam ein Gedanke.
Sie gab Lauryn einen Moment Zeit, ehe sie sich abermals zum Wagen begab und ein paar Schnüre für den anderen Pferdedieb holte. Diesen fesselte sie ebenso an Händen und Füßen, damit er zum Einen nicht weglaufen konnte, sobald er aufwachte und zum Anderen vielleicht nicht durch Laogh ebenso behandelt wurde, wie sein Kumpel. Eleyna spürte in sich, dass sie diese Art der Rache missbilligte, doch sie würde vorerst den Mund halten. Nachdem sie den zweiten Dieb gefesselt hatte, blickte sie noch mal prüfend zum Gefangenen und kehrte dann langsam zum Feuer zurück. Sollte der Mensch bereits dort sitzen, forderte sie ihn abermals auf zu erklären, wie es dazu gekommen war und würde sich, sofern sie wollte und konnte, etwas um Lauryn kümmern.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Montag 30. August 2021, 14:32

Ob er sich darum kümmerte, welche Gedanken bezüglich seiner möglichen Bekanntschaft mit dem Bogenschützen anstellte? Nein, davon war nicht auszugehen. Für ihn hatte sich das Thema erst einmal erledigt und er sich eine Aufgabe sowohl gesucht, als auch gefunden, bei der er den Mund nicht aufzumachen brauchte. Ja, er musste nicht einmal Gesellschaft dabei ertragen, sondern konnte allein und ungesehen den Wald durchstreifen.
Ob er allerdings zu einem späteren Zeitpunkt auch nur im Ansatz gewillt wäre, irgendwelche aufklärenden Antworten auf etwaige Fragen zu geben? Auch davon war wohl nicht auszugehen, sofern sie nicht relevant für ihre weitere Sicherheit wären. Trotzdem wäre es zumindest einen Versuch wert... wenn nicht schon beim Schatten selbst, dann bei dem neuen Gefangenen, den sie nun gemacht hatten.
Bis dieser allerdings zu sich kommen würde... Wer wusste schon, wie effektiv der Druck auf jenen speziellen Punkt gewesen war! Denn der Meisterspion gehörte sicherlich auch zu dieser speziellen Gattung von Perfektionisten, die haargenau wussten, mit wie viel Einsatz sie eine wie lange geartete Auszeit erreichen würden.
Es könnte also in den nächsten Minuten, als auch erst in den kommenden Tagen soweit sein. Sofern man nicht mit etwas kaltem Wasser nachhalf...

Während seiner Abwesenheit kehrte wenigstens etwas Leben in den Menschen zurück, auch wenn sein Schweigen vermutlich der angenehmere Teil seiner Gesellschaft gewesen war. Immerhin interessierte er sich weit genug für seine Umgebung, dass er es über sich brachte, die Mischlingselfe anzusprechen. Die ihm, wie so oft, das Gefühl gab, lieber zehn Dinge gleichzeitig zu tun, als sich einmal ordentlich auf eine Sache zu konzentrieren.
Ja, sie ließ ihn sogar mehr oder weniger stehen, um den Toten zu filzen, den und dessen Sachen er hingegen nicht einmal mit der Kneifzange angegriffen hätte. Zwar hatte auch im Dienste Arronds Informationen beschafft und ihm zugetragen, jedoch stets aus dem Hintergrund, während sein Netzwerk für die Besorgung vor Ort zuständig gewesen war. Er war, mehr oder weniger, ein Bürohengst gewesen, hatte es vorgezogen, im Hintergrund zu sammeln und zu denken, als sich über das nötige Mindestmaß in die gefährliche Welt hinaus zu wagen.
Dadurch hatte er zwar schon Leichen zu Gesicht bekommen, war allerdings niemals in die Verlegenheit geraten, sich einer nähern oder gar sie anfassen zu müssen. Und durchsucht schon gar nicht!
Jetzt hingegen warf ihm die Verräterin etwas zu und instinktiv griff er danach, ehe ihm die Herkunft bewusst wurde. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck öffnete er seinen Griff verspätet und das Ding fiel zu Boden. Trotzdem folgte er ihm mit seinen Blicken und soweit er es erkennen konnte, musste er ihre Einschätzung bedauerlicherweise teilen.
"Billiges Fabrikat. Sieht nach Grandea aus.", bemerkte er, als ob er danach gefragt worden wäre. Aber immerhin, sein Wissen um Falschgeld war nicht zu verachten, denn für ihn sprach diese Machart eine klare Sprache, die selbst bei diesem schlechten Licht dem geschulten Auge nicht verborgen bleiben konnte.
Doch dann wurde er auf einen anderen Teil der Bemerkung aufmerksam und sah wieder auf. "Auftrag? Was für einen Auftrag?", hakte er misstrauisch nach.
Was wusste diese falsche Natter schon wieder? Hätte sie diesen Überfall etwa verhindern können und es nicht gewollt?! Wieso hatte sie ihn überhaupt aus den Qualen errettet? Was hatte sie vor und was wollte sie von seinem Vorgesetzten, den er stets vor ihr gewarnt hatte?!
Daraufhin bekräftigte sie ihn noch in seiner abwertenden Meinung über sie, obwohl diese Haltung durchaus etwas Bewundernswertes gehabt hätte, wenn man nicht so voreingenommen ihr gegenüber gewesen wäre. Erneut schnaubte er abfällig. "Gesindel, mehr nicht. Hätt' sich ja früher dagegen wehren können. Aber wer zu dumm zum Scheißen ist...", brummte er vor sich hin und fühlte schon wieder den Ärger in sich hochkochen, den sie mit ihrer Gegenwart stets auszulösen vermocht hatte.
Ja, ein einziger Blick von ihr hatte ihm oft genug die Galle hochschießen lassen, eben weil sie mehr oder weniger das komplette Gegenteil von ihm gewesen war. Noch dazu von vermischtem Blut, eine Frau und jemand, der im Feld seine Lorbeeren verdiente, nicht hinter seinem Schreibtisch und womöglich noch in Büchern versunken. Tatsächlich unterstellte er ihr manchmal durchaus mangelhafte Bildung und noch mangelhaftere Erziehung und konnte bis heute nicht nachvollziehen, wieso Arrond so große Stücke von ihr gehalten hatte. Doch er hatte kein stichhaltiges Argument gegen ihre Mitwirkung gefunden damals, sodass er sie nicht in Schimpf und Schande hatte verjagen können.
Erst später, beim Angriff auf Pelgar, hatte er die Überzeugung, dass sie den dazu mitgeebnet hatte, gewonnen, dass er nur mühsam wieder davon abzubringen wäre. Somit kam es bereits einem Wunder gleich, dass er überhaupt mit ihr so viele Worte wechselte.
Wenigstens gab sie ein paar Antworten, bis ihr der Kragen platzte. Unbeeindruckt von ihrem wütenden Gesichtsausdruck schnaubte er ein weiteres Mal und funkelte sie genauso ablehnend an. "Herumlaufen wie ein aufgescheuchtes Huhn, das grad von der Schlachtbank entlaufen ist, das tust du! Hast noch immer nichts gelernt!", hielt er mit der Gravität des höheren Alters, in Menschenjahren, entgegen, obwohl auch ihm bekannt war, wie viele Jahre sie schon hinter sich hatte.
Doch durch ihr elfisches Blut sah man ihr das naturgemäß nicht an. Dadurch blieb sie für ihn die jugendliche Frau, die glaubte, sich in der harten Männerwelt behaupten und ein neues Regiment einführen zu können. Nicht nur seine Büchersammlung, sein ganzer Stolz vor der Belagerung und Übernahme der Dunklen, war etwas verstaubt und in die Jahre gekommen. Wie viele Schläge auf seinen Kopf es wohl bräuchte, um die ganzen Spinnweben daraus zu vertreiben? Nun ja... so hart war sein Dickschädel dann vermutlich auch wieder nicht.
In der Zwischenzeit zeigte die Stute deutlich, was sie von ihrer Vernachlässigung und der Versorgung ihrer Wunde hielt. Wenigstens war der Mensch klug genug, um von sich aus Abstand zu diesem Tier zu halten. Zu einer Antwort indes kam er nicht mehr, dafür tauchte der Schatten wieder auf.
Er hatte offensichtlich ein Opfer auf seinem Streifzug gefunden und es erlegt, wenn man von der Blutspur ausging, die er verursachte. Zielstrebig kam er auf die kleine Gruppe zu, hatte keine Augen für seine sonstige Umgebung und verschwand wenige Atemzüge später mit seiner nächsten Beute. Sein Blick war nicht blutrünstig gewesen, seine Mimik absolut ausdruckslos und dennoch... irgendetwas war geschehen, das seine dunkelste Seite zum Vorschein gebracht hatte.
Zeuge davon wurden sie unweigerlich durch den Schrei, der durch den Wald und die Nacht hallte und die Tiere im Lager aufschreckte. Rodrick fuhr zusammen, obwohl er noch immer mit dem Schwindel kämpfte, der seine ganze Konzentration auf den eigenen Körper lenkte.
Erst durch die weibliche Stimme konnte er allmählich wieder klar sehen und funkelte deren Urheberin wütend an. "Um dir und deinem Monster noch mehr ausgeliefert zu sein?", spuckte er zurück und wankte von sich aus freiwillig zum Feuer zurück, um dort neben die Elfe auf den Boden zu plumpsen.
Diese begann sich allmählich zwar zu rühren, wachte allerdings noch immer nicht auf. Erst ein erneuter, gequälter Schrei, wenngleich durch irgendetwas im Mund gedämpfter als zuvor, ließ sie zusammen zucken und hochfahren. Mit wagenradgroßen Augen und vor Angst dunklem Blick sah sie sich wie ein gehetztes Reh um, zitterte heftig und hatte einen wahren Schweißausbruch.
Der Mensch, inzwischen endlich etwas mehr in der Welt zurück und nur noch wie auf einem schwankenden Schiff befindlich, rutschte sofort näher und ergriff ihre Hände. "Sch, sch, alles gut, alles gut, Kleines.", raunte er ihr in einer väterlichen Sanftheit zu, die man ihm nach seinem vorherigen Gebaren nicht zugetraut hätte. Doch schlagartig stand echte Sorge in seinem Blick, gemischt mit einem Schuss Hilflosigkeit angesichts der offenkundigen Panik im Gesicht von Lauryn.
"Gefahr, Achtung, lauft! Wir müssen weg hier, schnell weg! Wir...", stammelte sie hektisch, bis sie zu blinzeln begann und erst dadurch allmählich ihre wahre Umgebung zu sehen anfing. "Was...? Wo... wo bin ich...?", wisperte sie.
Rodrick zog sanft an ihren Händen, damit sie ihn ansah. "Sch, alles ist gut. Du bist im Arus, im Lager, es ist alles wieder gut, sie sind weg.", sprach er beruhigend auf sie ein. Noch immer waren ihre Augen riesengroß und sie zitterte heftig, aber zumindest schien sie die Worte ganz langsam zu begreifen. Somit war sie nicht mehr in den Klauen ihrer Panik gefangen, als sich die Mischlingselfe zu ihnen gesellte und ihre Frage von vorhin wiederholte.
Doch erneut kam der Mensch zu keiner Antwort, denn ein neuerliches Geschrei drang aus dem Dunkeln des Waldes zu ihnen. Erschöpfter und leiser, dafür umso herzzerreißender trotz des Dämpfers.
Die Elfe fuhr dennoch heftig zusammen, ihre Augen weiteten sich erneut und sie wurde, selbst bei diesen Lichtverhältnissen, deutlich blasser um die Nase, als sie es ohnehin schon war. "Was war das...?!", hauchte sie atemlos.
Rodrick warf der Spionin einen mehr als vorwurfsvollen Blick zu, hielt allerdings den Mund dazu, da er wusste, dass die Elfe selbst keine ganz so schlechte Meinung von dem Dunklen hatte. Ohnehin kam es zu einem weiteren Zwischenfall, der ihn einer Bemerkung enthob, denn der Zelter erschrak dieses Mal heftig genug, dass er wiehernd lossprang.
Wenigstens war er nicht an dem Wägelchen mehr angebunden, so aber prallte er in seiner Angst gegen den Rappen, der daraufhin ebenfalls die Nerven verlor und zu steigen begann. Dabei schlug er mit seinen Vorderbeinen so aus, als könne er die Gefahr wegboxen. Fehlte nicht mehr viel und er würde kopflos in den Wald stürmen, sollte er nicht aufgehalten werden.
Nur Draca schien, trotz ebenfalls merklicher Nervosität, nicht ganz so getrieben zu sein von ihrem Fluchtinstinkt, sondern vielmehr sich ihrem eigenen, divenhaften Schmollen zu widmen.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 31. August 2021, 06:41

Noch nie hatten sich Eleyna und der staubige Knochen namens Rodrick verstanden. Seit ihrer Ankunft und der Freigabe, als Doppelspionin zu arbeiten, hatte er versucht ihren Namen und ihre Arbeit in den Dreck zu ziehen. Nie fand er das Haar in der Suppe, doch er gab nicht auf. Was genau es war, dass ihn so sehr an ihr reizte, wusste Eleyna nicht, doch seine verstaubten Ansichten gaben ihr genug Hinweis darauf, in welche Richtung das ganze zielte. Sie hatte sich davon nie beirren lassen, denn ihre Arbeit die sie getan hatte, war viel zu wichtig, um sie von jemanden wie ihm aufhalten zu lassen. Trotzdem hatte Eleyna sich Rodrick gegenüber stets professionell verhalten, was derzeit deutlich auf die Probe gestellt wurde. Die Spionin hatte keine Geduld mehr mit dem Mann, weshalb sie ihm auch nicht sofort Rede und Antwort stehen wollte. Gleichzeitig war sie nicht gewillt, sich von ihm gängeln zu lassen, obwohl das einst so stolze Pelgar mitsamt seiner Habe gefallen war. Rodrick war schon immer sehr pflichtbewusst und bürokratisch gewesen. Er war es, der Arrond auf den Boden der Tatsachen zurückholte, wenn er wieder mal sofort losschlagen wollte und sich keine Gedanken darüber machte, wer die Kosten dafür decken würde. Rodrick war es auch, der sich des Überbringen von kleinen Botschaften annahm, wenn Arrond anderweitig zu tun hatte.
Doch darüber hinaus war er es auch, der zu ihrem unliebsamen Schatten wurde. Der sich an ihre Fersen heftete und sie versuchte bei ihren vermeintlich schändlichen Taten zu erwischen. Doch finden konnte er nichts. Eleyna wusste, dass er den Angriff auf Pelgar ihr in die Schuhe schob. Auf genau so etwas hatte er gelauert und nun würde sie nicht ein Quäntchen Mühe aufbringen, ihn davon abzubringen. Das lag gar nicht daran, dass sie es nicht gewollt hätte. Dass sie sich nicht mit ihm abgeben wollte oder irgendwelche anderen Rassengründe dahinterstecken. Rodrick war es einfach nicht wert. Er besaß ein völlig antiquiertes Frauenbild und wollte gar nicht überzeugt werden. Sie würde sich keine Mühe geben, soviel stand fest. Alles was sie wollte war Arrond zu finden. Und wieso auch immer, ihm seinen Freund zurück zu führen. Rodrick und er kannten sich eine Ewigkeit. Trotzdem erinnerte sie sich an die Szenerie, als Rodrick Arrond und sie in einer… vertrauteren Haltung gesehen hatten die seit dem nie wieder vorgekommen ist. Es war nicht mal was geschehen, doch es gab einen Moment in dem der Weg zwischen Eleyna und Arrond hätte anders verlaufen können, wäre Rodrick nicht dazwischen geplatzt und hätte sie auseinander getrieben. Danach wurde es schlimmer mit dem Menschen, doch Eleyna und Arrond harmonierten dienstlich weiterhin hervorragend.
Das war lange her und sicherlich gab es diese unausgesprochene Sache, doch sie beide waren Profis. Und während sich Rodrick in ihr Blickfeld schob und zittrig versuchte, Antworten zu erhalten, wusste Eleyna, dass sie ihn nicht ewig würde ertragen müssen.

Die Münze entlockte ihm eine kleine Analyse und sie nickte leicht, aber bestätigend. Auch sie hatte die Vernutung, doch Rodrick konnte diese Ahnung verifizieren. Sie trat an ihm vorbei, als er schon wieder diesen gewissen Unterton in der Stimme hatte, der sie belehrte und verurteilte in einem. „Offenbar wurden sie auf uns angesetzt. Was glaubst du machen wir hier? Mit dir, einem Gefangenen aus Pelgar? Meinst du im Ernst, dass sie uns haben freiwillig gehen lassen?“, Eleyna schnaubte und schüttelte den Kopf, unterließ es aber da er unschön schmerzte:„Du bist so verblendet von deinem Stolz und deiner hohen Meinung, dass du die Wahrheit nicht mal erkennen würdest, wenn sie dir in die Nase beißt.“, brummte sie missmutig.
Seine Spitze ließ sie sich dann lediglich umdrehen und ihren Weg, auf die weiße Stute fortsetzen.
Hier wurde sie beinahe ebenso zurückgebissen, wie vom Menschen doch bei dem Tier konnte sie zumindest erkennen, was dahintersteckte. Sie ließ die Stute in Ruhe und blickte dann auf den Schatten, der mit einem Mal wieder aus dem Wald trat. Ihre Augen ruhten einen Moment auf dem Messer, ehe sie zurück in sein Gesicht kletterten. Seine Miene war seltsam ausdruckslos, was so viel mehr Ausdruck transportierte, als er vielleicht dachte. Sie ahnte, dass es etwas gab, was er ihr nicht mitteilen würde und sie überlegte bereits jetzt, während er alles ignorierte und nur Augen für die Pferdediebe hatte, wie und ob sie überhaupt etwas aus ihm herausbekommen sollte. Sie deutete auf den Dieb , der Draca verletzte und hatte sofort ein schlechtes Gefühl dabei. Kurz war sie versucht, etwas zu erwidern, doch sie ließ ihn ziehen und nur kurze Zeit später, erschütterte ein Schrei das Lager und die darin befindlichen Menschen und Tiere. Eleyna schauderte ebenfalls, doch sie zwang sich, den Blick vom Waldrand zu nehmen, um sich an Rodrick zu wenden. Ihr gut gemeinter Rat, entlockte ihm erneut eine bittere Erwiderung und Eleyna zuckte nur die Schultern.„Ganz wie du meinst.“, zischte sie, als sie sich ebenfalls auf den Weg zum Feuer machte. Sie wollte endlich nach der Waldelfe sehen und sich vergewissern, dass sie körperlich nicht schwer verletzt war.

Als sie in der Nähe war, konnte sie hören wie Lauryn etwas panisch auf Lyrintha stammelte und beim weiteren Näherkommen, erklangen die beruhigenden Worte Rodricks. Die Spionin beobachtete ruhig die Szene und blieb am Rand des Wagens stehen. Sie wollte Lauryn die Zeit geben, sich zu fangen und den Worten des Menschen einen Sinn verleihen. Doch ein erneuter Schrei zerbröselte das zarte Band, welches Rodrick zu knüpfen im Stande war. Eleyna ruckte mit dem Kopf herum und fing gerade so den äußerst vorwurfsvollen Blick auf. Jetzt rollte sie doch mit den Augen, denn sie konnte schließlich nichts dafür. Doch trotz ihrer Abneigung gegen die Behandlung des Menschen, nickte sie beschwichtigend und wandte sich gerade ab, um sich der Sache anzunehmen, als es deutlich unruhiger im Lager wurde. Die Pferde, besser gesagt der Zelter, konnte sich dem klammen Gefühl nicht erwehren und so ging er vor Angst durch. Hierbei stieß er gegen den Rappen und Eleyna fluchte, als sie sah wie er panisch die Augen vergrößerte, unruhig die Ohren hin und her drehte und dann stieg. Die Spionin brauchte nur eine Sekunde, dann ging sie mit erhobenen Händen auf das Tier zu. „He mein Großer. Ruhig bleiben, du bist in Sicherheit.“, brummte sie mit sanfter Stimme und ging Schritt um Schritt auf ihn zu. Sie schaffte es, trotz der vorherrschenden Situation ruhig zu bleiben und wollte diesen Zustand auf das Pferd übertragen. „Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist sicher.“, wiederholte sie die Botschaft und kam näher. Immer wieder achtete sie darauf, den Hufen nicht zu nahe zu kommen. Ihr Kopf dröhnte und die Schmerzen wurden stärker, doch sie ließ sich davon nicht abbringen das Tier in Schach halten zu wollen. Kurz blickte sie zu Draca, die sichtlich nervös doch weitaus abgeklärter war, als der Rappe. Eleyna musterte ihr Pferd und machte noch einmal „shhh..“, bevor sie so dicht kam, dass sie seine Zügel würde greifen können, wenn er nicht vorher doch noch Reißaus nahm. Eines war auf jeden Fall klar. Sobald die Situation geklärt wäre, würde sie dem Schatten ordentlich die Meinung geigen. Ihr reichte es. Zudem würde sie dem Gefangenen auf die Sprünge helfen, damit er ihr ein paar Fragen beantworten konnte. Eleyna kämpfte erneut die Übelkeit beiseite und widerstand dem Drang, die Augen zusammenzukneifen, um dem Hämmern in ihrem Kopf zu entgehen. Das eisige Blau war auf ihren Rappen fixiert und bevor er nicht wieder ruhiger wäre, würde sie sich keinen weiteren Gedanken erlauben.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. August 2021, 08:34

Er hatte ihr von Anfang an misstraut und fühlte sich inzwischen sehr darin bestätigt. Doch er hatte ihr im Gegenzug auch nie eine reelle Chance gegeben, ihm zu beweisen, dass sie es ernst mit ihrem Engagement für die Menschen meinte. Entsprechend hatte er sie abgelehnt und stets versucht, herauszufinden, was ihre wahren Beweggründe wären, um den Verrat aufzudecken, ehe er größeren Schaden anrichten konnte. Es war ihm nicht gelungen, denn Pelgar war inzwischen gefallen.
Und nun befand er sich ausgerechnet mit ihr auf einer Reise, deren Ziel er selbst nicht kannte, da er nicht zu sagen wusste, wo sich Arrond tatsächlich aufhielt. Aber bevor er das zugeben würde, würde er sich die Zunge abbeißen, denn auch weiterhin würde er sein Leben für seinen Vorgesetzten geben, wenn es notwendig wäre.
Dabei hatte das nichts damit zu tun, dass er womöglich weitaus mehr Gefühle für diesen Mann hegen könnte, schließlich tat er das nicht. Obwohl nie verheiratet, hatte er in seinen Träumen sehr oft Frau und Kinder besessen und war glücklich gewesen. Bei seinem Beruf hingegen war es ihm ratsam erschienen, niemanden da unnötig mit hinein zu ziehen. Also hatte er auch in jungen Jahren lediglich einige Käufliche aufgesucht, um seine körperliche Energie loszuwerden, ansonsten jedoch jede mögliche Kandidatin abgelehnt.
Allerdings war auch die Verräterin für ihn keine Option gewesen, für ihre körperlichen Reize war er durch seine Abneigung blind. Die sich verstärkt hatte nach jener für ihn eindeutigen Situation. Dies war das einzige Mal gewesen, bei dem er später Arrond seine Meinung dazu klipp und klar und vor allem unverblümt mitgeteilt hatte.
Seitdem hatten sie nicht mehr darüber gesprochen und obwohl es weiter in Rodrick gebrodelt hatte, war an der Oberfläche alles seinen gewohnten Gang gegangen. Ob sein Vorgesetzter ihm seine Einmischung und seine Störung übel genommen hatte? Angemerkt hatte man ihm jedenfalls nichts dergleichen, obwohl sein oberster Bürokrat anfangs durchaus die Befürchtung gehegt hatte.
Doch schließlich war die Zeit vergangen und anderes in den Vordergrund getreten, sodass diese Sache in seinem Denken soweit verblasst war, dass er sich zumindest nicht mehr ständig Sorgen um seine Vertrauensposition hatte machen müssen. Und der Überfall auf seine Heimatstadt hatte ohnehin alles verändert...
Die Folter hatte er ja noch halbwegs standhaft ertragen, war bereit gewesen, schweigend zu sterben. Dann allerdings von ihr... ausgerechnet von ihr gerettet zu werden, das nagte an ihm und zwar mehr, als er selbst sich einzugestehen bereit war. Entsprechend hatte er versucht, den Kontakt mit ihr soweit wie möglich zu vermeiden.
Diese Situation indes erforderte es sogar für ihn, sich mit ihr mehr zu beschäftigen und auch brauchbare Antworten zu bekommen. Was alles als einfach war, denn die Fronten zwischen ihnen waren verhärtet und er nicht von einem besonders versöhnlichen Charakter.
Die Münze fing er rein instinktiv auf, um sie dann, als wäre sie glühend heiß, zu Boden fallen zu lassen. Trotzdem konnte er sie ausreichend erkennen und gab ungefragt dieses Wissen preis. Um dann zu zeigen, dass sein Denken noch recht langsam war, weil sein Körper in den letzten Tagen mit anderem als dieser Tätigkeit beschäftigt gewesen war.
Ihre Antwort hingegen war patzig, sogar regelrecht frech und sorgte dafür, dass sich seine Miene verfinsterte. Im Gegensatz zu dem Schatten sah man ihm jegliche Gefühlsregung sofort an und das unmissverständlich.
"Ach, gerettet, ja? Ich bin somit kein Gefangener mehr? Das erklärt natürlich die fehlende Fesselung, wenngleich ich inzwischen wieder die Kraft hätte wegzulaufen.", erwiderte er mit unverkennbarem Hohn in der Stimme und funkelte ihren Rücken derart intensiv an, als wolle er sie mit diesen Blicken erdolchen. Was wahrscheinlich auch der Fall war, wenn es in seiner Macht gelegen hätte. Wie gut, dass er magisch absolut unbegabt war!
"Du bist und bleibst eine Verräterin. Ich werde den endgültigen Beweis dafür schon noch finden!", grollte er unheilvoll und verkannte damit seine Situation insofern, dass er ohne seine Bücher und sein Netzwerk mehr oder weniger hilflos diesbezüglich war.
Trotzdem folgte er ihr, langsamer, in Richtung des hellen Pferdes, das ob seiner Vernachlässigung und Verletzung absolut unleidlich war und das auch sehr deutlich zeigte. Rodrick hörte ihre Frage nach dem Geschehen und war, ausnahmsweise, gewillt, ihr zumindest ein paar Brocken an Wissen mitzuteilen, als er durch das Auftauchen des Schattens daran gehindert wurde. Dessen Anwesenheit war ihm noch mehr ein Dorn im Auge als die der Mischlingselfe.
Wenigstens gab es keine Konfrontation, denn auch mit weniger geschulten Instinkten war zu erkennen, dass dies derzeit eine alles andere als gute Idee wäre, wollte man die nächsten Minuten überleben. Ganz zu schweigen von seiner körperlichen Schwäche, die zusätzlich dafür sorgte, dass er den Mund hielt. Und schon verschwand der Meisterspion wieder, sein Opfer am Bein hinter sich herschleifend und mit einer Ausstrahlung, die nichts Gutes verhieß.
Wie sich kurz darauf bestätigte, als der erste vor Schmerz gepeinigte Schrei erklang. Was genau geschehen war, konnten sie nicht sehen, aber das Ergebnis war laut und deutlich zu hören und bot viel Stoff für die Vorstellungskraft. Rodrick hingegen war endlich soweit, sich zum Feuer zurück zu schleppen, und zeigte dort jene Seite, die für gewöhnlich verborgen blieb, als die Elfe vor Angst hochschreckte bei dem nächsten gequälten Laut.
Fast schon väterlich wirkte er mit einem Mal, trotz der bizarren Szenerie, in der sie gerade steckten. Er war ruhig, sanft und jemand, dem man zutraute, sich inmitten einer eigenen Kinderschar durchaus wohlzufühlen, sie mit Geschichten zu unterhalten und bei Ängsten zu beschützen zu wissen.
Jedoch konnte er seine Wirkung auf Lauryn nicht ausreichend entfalten, als bereits der nächste Klageschrei ertönte, erstickter und irgendwie auch leicht gurgelnd, dafür umso schauriger. Der Mensch warf der Mischlingselfe, die er dafür natürlich ebenfalls verantwortlich machte, einen entsprechenden Blick zu. Dann konzentrierte er sich wieder auf das Mädchen neben ihm und sprach weiterhin erstaunlich ruhig, um damit irgendwann auch ihren Geist erreichen zu können.
Die Sache mit den Pferden hingegen überließ er bewusst der Verräterin. Nicht nur, weil er sich nicht ausreichend körperlich gestärkt fühlte dafür, sondern, weil er auch nicht wirklich mit Tieren konnte. Es war mit Vierbeinern fast so wie mit den Zweibeinern, er war ihnen gegenüber misstrauisch und fühlte sich nur äußerst selten in deren Gegenwart wohl. Am angenehmsten waren ihm stets seine Bücher und Schriftrollen als Gesellschaft gewesen, das konnte er nicht bestreiten. Also musste sich die Spionin darum kümmern.
Immerhin, der alte Klepper, der das Ganze ins Rollen brachte, hatte sich rasch wieder beruhigt. Nicht, weil er weniger Panik verspürte, die war weiterhin deutlich vorhanden, wie seine nervös zuckenden Ohren und aufgerissenen, rollenden Augen verrieten. Aber er war schlichtweg zu alt und träge für lange Sprints.
Nicht so der Rappe, der vor Kraft nur so strotzte und in der letzten Zeit viel zu wenig Bewegung bekommen hatte. Er erschrak durch den Rempler, begann zu steigen und war drauf und dran zu flüchten. Seine Besitzerin konnte ihn gerade noch einfangen, ehe er wirklich loslief.
Sie versuchte, ihn zu beruhigen und man konnte ihm das große Vertrauen zu ihr anmerken, denn er hörte ihr zu. Die Angst war weiterhin vorhanden, sein Körper zitterte sogar leicht und sein Blick war äußerst unruhig. Er witterte die Gefahr regelrecht, seine Nüstern blähten sich immer wieder und das in kurzen Abständen.
Gerade konnte sie nach den Zügeln greifen, als ein erneuter Schrei erklang, der in einem hörbaren Gurgeln erstarb. Hieß es nicht eigentlich, alle guten Dinge wären drei? In diesem Falle wohl eher dreieinhalb... Das war dennoch zu viel für den Rappen.
Mit einem lauten Wiehern ruckte sein Kopf herum, stieß gegen die zweibeinige Schulter und das mit genügend Kraft, um deren Gleichgewicht ordentlich ins Schwanken zu bringen. Dann stieg er noch einmal und raste los.
Blindlings, denn sonst hätte er in seiner Panik sicherlich einen anderen Weg als direkt auf die Stute zu eingeschlagen. Und das knapp genug, dass diese mit ihrem Schweif ausschlagen und ihn im Gesicht erwischen konnte. Wäre es nicht derart gefährlich und zugleich verständlich gewesen, es hätte wahrlich komisch ausgesehen, wie der Hengst abrupt stehen blieb und verwirrt blinzelnd mit geblähten Nüstern dastand, wie, als müsse er erst begreifen, was ihn da gerade getroffen und flüchtig die Sicht genommen hatte.
Draca hingegen schnaubte und hätte, wäre sie kein Pferd gewesen, sicherlich die Augen verdreht. Passend mit einem gemurmelten "Hosenscheißer!" oder ähnlichem.
Lauryn schluchzte inzwischen leise in die nun folgende Stille, während der Mensch sie beschützend in seine Arme gezogen hatte und beruhigend noch immer auf sie leise einredete. Immerhin, diese Nähe zeugte von dem Vertrauen der Elfe in ihn und in seine Fähigkeit, ihre Ängste zu vertreiben und sie zu trösten.
Für kurze Zeit rührte sich nichts mehr, auch im Wald herrschte Stille, bis schließlich das Unterholz verkündete, dass sich jemand näherte. Sekunden später tauchte der Schatten auf, auf dessen Gesichtshaus vereinzelte Tropfen verräterisch im Feuerschein glitzerten, die wohl kaum von ihm selbst stammten. Das Messer in seiner Hand war weiterhin blutig, sichtlich frisch eingeölt damit, während auf seiner schwarzen Kleidung die Spuren bereits zu trocknen begonnen hatten, wenngleich nicht erkennbar aufgrund der dunklen Farbe des Stoffs. Lediglich der Sitz davon war nicht mehr vollkommen korrekt, sein Oberteil war ein wenig herausgerutscht und an seinem linken Knie wirkte es so, als hätte seine Hose etwas Erde und Staub abbekommen, vielleicht sogar einen Grasfleck.
Seine Mimik jedoch war weiterhin ausdruckslos und er nahm sich die Zeit, um seinen Blick über die Lichtung schweifen zu lassen. Dann machte er sich daran, auf das Wägelchen zu zutreten, schweigend und noch immer mit einer unheilvollen Ausstrahlung, die zartbesaiteten Gemütern wahrlich Angst einjagen konnte.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 31. August 2021, 12:31

Es hatte eine Zeit gegeben in der sich Eleyna hin und wieder gefragt hatte was Arrond für sie war. In erster Linie war er stets ihr Verbindungsmann gewesen; jemand der ihr Aufträge erteilte, ihre Informationen aufnahm oder ihr eventuelle Gegenaufträge gab, wenn es für die Menschen nötig war. Doch nach einer gewissen Zeit, war da noch etwas anderes. Etwas Vertrautes und eine Chemie die zwischen ihnen stimmte, die sich unweigerlich zu einem Moment aufbaute, der vieles hätte verändern können. Sowohl für Arrond, der ebenso wie Rodrick, stets alleine geblieben war, als auch für sie selbst. Arrond war älter als sie und doch hatte das nie Auswirkungen gehabt, denn sie verstanden einander und waren sich vom ersten Moment an sympathisch. Vielleicht war es auch nur natürlich, dass sich die Gefühle über die Zeit veränderten, denn immerhin wurde Arrond Vesuve zu einem äußerst wichtigen und vor allem privaten Menschen, der ihr mehr bedeutete als sämtliche Familienmitglieder, die noch lebten, zusammen. Dass Rodrick sich damals dazwischen geschoben hatte, war ein gewisser Wendepunkt. Wäre der Kuss geschehen, hätten sie miteinander geschlafen, hätte sich Eleynas Lebensweg völlig anders entwickeln können. Sie hätte sich Arrond gut als jemand vorstellen können, der sich fest auf ihrem Weg etablierte und der sie daran erinnerte, wofür sie das alles tat. Doch soweit kam es nicht und sie haben nie über diesen Moment gesprochen. Danach wechselten sie wieder in den normalen Modus und vielleicht büßten sie auch etwas ihrer Vertrautheit ein, denn so etwas stand unweigerlich zwischen beiden Parteien und verhinderte, dass sich wieder der Zustand einstellen konnte, der vor dem Offenlegen von Gefühlen grassierte.
Eleyna hatte in manchen Momenten stumm bedauert, es nicht angesprochen zu haben doch inzwischen war die Zeit verstrichen, viel war passiert und alles hatte sich geändert. Vielleicht war es gut, wenn sie Arrond gefunden hatte und Rodrick ihm erzählen konnte, dass sie die Verräterin war, die er stets in ihr gesehen hatte. Und vielleicht dachte auch Arrond selbst inzwischen so. Bei dem Gedanken daran durchzog sie ein stummer Stich. Sie könnte es wohl schlecht ertragen, wenn es so wäre. Wenn auch der letzte Freund ihr den Rücken kehrte. Doch derzeit gab es ganz andere Themen, die sie abzuarbeiten hatte.

Als erstes durchsuchte sie die Männer und nickte auf Rodricks Vermutung hin, das Geldstück käme aus Grandea. Das Fallenlassen der Münze registrierte sie am Rande und hob sie im Vorbeigehen auf. Nicht um sich zu bereichern, sondern vielmehr um eventuelle Beweise nicht einfach ungenutzt zu lassen. Die falsche Münze verschwand zur Phiole in ihrer Tasche, ehe sie sich daran machte, Verbandsmaterial für Draca zusammen zu suchen. Seine giftigen Worte, die ihr mit Hohn und Spott entgegen schlugen ließen sie nicken. „Ja, zum Beispiel. Gut aufgepasst!“, gab sie ebenso spöttisch zurück ehe sie ihm den Rücken nach einem gehörigen Kopfwaschen zudrehte. Die Verräterin hörte sie seit sie sich kannten, daher ignorierte sie ihn geflissentlich und meinte, ohne ihn anzusehen und auf das Pferd konzentriert: „Du wirst es am besten wissen.“, ehe sie Draca versuchte gut zu zureden. Doch die Diva wollte nicht und zeigte Eleyna das ganz deutlich, sodass sie das Tier in Ruhe ließ. Sie brauchte zu ihren Kopfschmerzen nicht noch zusätzlich ein sattes Hämatom am Bauch oder einen fiesen Biss.
Also kehrte sie Draca den Rücken zu. Das ungute Gefühl, als der Schatten auftauchte und dem Widerling habhaft wurde, blieb auch bestehen, als der erste Schrei gellend sämtliche Gemüter erregte. Eleyna blickte zum Waldrand und wollte einschreiten, doch andere Dinge galt es zuvor zu erledigen. Es war gar nicht so, dass sie Angst vor Laogh hatte. Natürlich merkte sie, dass seine Laune derzeit eher weniger gesund zu ertragen wäre, doch das hielt sie nicht davon ab, einen gewissen Groll gegen ihn zu hegen. Vielmehr war es der Umstand, dass Lauryn nach wie vor ohne Schutz war und auch Rodrick, so gut er sich auf den Beinen hielt derzeit, kein Schutz wäre. Also blieb es an ihr hängen und das nahm sie ihm in gewisser Weise übel. Sie konnte erkennen, dass Rodrick sich offenbar gut um Lauryn kümmern konnte und einen Zugang zu ihr fand, den Eleyna nicht hatte. Also hätte sie Zeit gehabt sich um die Kopfwunde oder den Gefangenen zu kümmern, doch stattdessen löste Laoghs Behandlung an dem armen Tropf eine kleine Massenpanik bei den Tieren und Menschen aus und die Spionin fluchte innerlich.

Sie besänftigte ihren Rappen und kam näher. Auch wenn er ungestüm und aufbrausend sein konnte, so vertraute er ihr in gewisser Weise, was sie dazu brachte langsam nach seinen Zügeln greifen zu wollen, als er aufhörte zu steigen. Gerade als sie die Finger um das Leder gelegt hatte, ertönte der nächste Schrei der daraufhin ziemlich endgültig verklang und dazu führte, dass der Rappe nun vollends der Panik Tür und Tor öffnete. Eleyna spürte einen immensen Schmerz, als der muskulöse Pferdekörper gegen sie prallte und sie taumelte einige Schritte, aufgrund des Schwungs und hatte ordentlich Mühe nicht zu fallen. Ihr wurde übel, alles drehte sich und als sie erschrocken den Kopf herumriss, um zu sehen wohin das Tier lief, wurde ihr massiv schwindelig, sodass sie bewegungslos ausharren musste, um nicht zu fallen. Die Schwärze vor ihren Augen drohte sie zu übermannen, doch ihr Handeln half dabei, das Unheil abzuwenden. Langsam klärte sich ihr Blick wieder und sie konnte sehen, dass Draca äußerst hilfreich mitgewirkt hatte. Eleyna atmete aus und fasste sich an die schmerzende Schulter, während sie das Gesicht verzog. Sie beugte sich für einen Moment und holte tief Luft, um dem Schmerz, der Übelkeit und der Schwärze die sich ihrer bemächtigen wollte, Einhalt zu gebieten.
Das wurde jäh unterbrochen, als der Schatten sich endlich bemüßigt fühlte, seinen kleinen Rachefeldzug zu beenden. Wut stieg in ihr auf, als sie ihn sah. Das Blut an ihm verschreckte sie nicht, zu groß war das Donnerwetter, welches sich in ihr anbahnte. Er betrat die Lichtung und seine Miene hätte Lauryn sicher abermals ins Reich des Schreckens geschickt, wenn sie sich nicht an Rodrick gedrückt hätte. Eleyna nahm mit den Augen den Weg, den Laogh zum Wagen nehmen wollte, voraus und richtete sich prompt auf. Schmerz durchfuhr ihren Körper, doch sie ignorierte den Zustand, um ihm den Weg abzuschneiden. Sie stellte sich vor den Gefangenen hin und streckte eine Hand aus um Laogh am Weitergehen zu hindern. „Stop.“, knurrte sie und presste die Zähne aufeinander. „Du hörst jetzt augenblicklich auf mit deinem Blutrausch. Du erschreckst hier alle zu Tode und gefährdest das Leben von allen hier.“, knurrte sie und ihr Kopf hämmerte wie verrückt. Sie ignorierte es weiterhin.„Wehe du krümmst dem Gefangenen auch nur ein Haar!“, warnte sie ihn und drückte ihren Körper durch, um sich etwas größer zu machen. „Deine Mordlust ist hier nicht hilfreich und sorgt in keiner Weise dafür, dass es Draca wieder besser geht oder Lauryn zur Ruhe kommt. Was denkst du dir eigentlich dabei?! Haben sie nicht genug Schrecken erfahren, als dass sie DICH auch noch ertragen müssen?!“, fuhr sie ihn an und funkelte ihm entgegen. Ihr machte seine Miene keine Angst. Sie würde ihm den Kopf trotzdem waschen.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. August 2021, 13:21

Der Mensch wusste nicht genau, was zwischen seinem Vorgesetzten und der Verräterin vorgefallen war und was lediglich seinen Befürchtungen entsprungen sein könnte. Fest stand für ihn jedoch unweigerlich, dass Arrond sich in unnötige Gefahren verwickeln ließe, hätte er sie noch näher an sich herangelassen. Was letzten Endes nicht geschehen war und darüber war Rodrick mehr als froh.
Nicht, damit beide Männer ledig und somit im Schicksal vereint blieben, sondern einfach, weil er glaubte, dass es für den anderen das Beste war. Immerhin wusste er nichts über dessen Gefühle, das war allein seine Sache, und konnte somit auch nicht sagen, inwieweit ihn das Gespräch damals berührt hatte oder nicht. Fest stand zumindest, dass sich am Vertrauen ihm gegenüber nichts geändert hatte und er umso loyaler zu seinem Vorgesetzten war, erst recht jetzt in den Zeiten der pelgarischen Not.
Auch wenn er seine Spur verloren hatte, was das Schlimmste ebenso wie das Beste bedeuten konnte. Diese Möglichkeiten hielten sich derzeit noch die Waage aufgrund fehlender Informationen. Was sich auch bei seinem widerwillig geführten Gespräch mit der Verräterin nicht änderte.
Stattdessen war es der Dunkelelf selbst, der für den Verlauf sorgte, ob er nun direkt auf der Lichtung anwesend war oder eben im Wald herum streifte.
Schlussendlich versuchte sich der Mensch soweit wie möglich auf seine Weise nützlich zu machen, indem er sich um die einzige Person hier kümmerte, an der ihm etwas lag. Die Elfe war verängstigt und verwirrt, obendrein offensichtlich einem Kind gerade sehr nahe, sodass er seine väterliche Seite an die Oberfläche treten ließ. Das brauchte sie auch dringend, wie er an ihrem Zittern spüren und an ihrem leisen Schluchzen hören konnte. Die Umgebung wurde für ihn unwichtig, er konzentrierte sich ausschließlich auf Lauryn.
Denn das Geschrei war noch nicht vorbei und sorgte letzten Endes für eine Panik bei dem Hengst, der offensichtlich noch einiges an Erfahrung benötigen würde, um ein ausgeglicheneres Wesen entwickeln zu können. Gerade, als er sich zu beruhigen begann, wurde er wieder gehörig aufgeschreckt und das brachte das Fass bei ihm zum Überlaufen.
In der Hinsicht war es wohl ein Vorteil, dass er blind vor Angst losstürmte und dadurch in Dracas Reichweite geriet. Ihr Schweif traf ihn so unvermittelt im Gesicht, dass er schnaubend stehen blieb und vollkommen betröppelt dreinsah. Die Panik ebbte schlagartig, im wahrsten Sinne des Wortes, ab und machte der Verwirrung Platz, weil er wohl erst einmal verarbeiten musste, was ihn soeben gestoppt hatte.
Die Stute war wenig davon beeindruckt und schien nun erst recht keine hohe Meinung mehr von ihm zu haben. Wie auch immer, das Schlimmste schien abwendet zu sein, zumindest bei den Tieren, als der Schatten höchstpersönlich wieder in Erscheinung trat.
Er sah sich kurz um und wirkte nicht sonderlich beeindruckt von der Szenerie. Ob er sich einen Reim darauf machen oder sonstwie vorstellen konnte, was er angerichtet hatte? Ob er etwas von den Gesprächen gehört hatte? Oder war zu tief im Wald dafür gewesen? Klingelten ihm wenigstens die Ohren ob der Schreie, die er verursacht hatte?! Zu wünschen wäre es ihm sicherlich, während seine Miene absolut nichts davon preisgab, was er gesehen und was er jetzt vorhatte.
Stattdessen wandte er sich dem Wägelchen zu in der Absicht... Ja, in welcher denn? Sah er den Gefangenen überhaupt an? Oder wollte er etwas ganz anderes dort, wo der Großteil ihrer Vorräte lagerte, um jederzeit abtransportiert werden zu können? Wollte er womöglich zu der Elfe, um wenigstens nachzusehen, wie es ihr ging?
Was auch immer er vorgehabt haben mochte, die Mischlingselfe stellte sich ihm kurzerhand in den Weg, ehe er sein Ziel erreichen konnte. Tatsächlich hielt er inne, obwohl es ihm sicherlich ein Leichtes gewesen wäre, sie einfach wegzustoßen oder gar umzurennen. Denn im Gegensatz zum Rest der anwesenden Zweibeinern war er körperlich unversehrt geblieben bei diesem Überfall.
Trotzdem blieb er stehen und seine ausdruckslose Miene wandte sich ihr zu. Seine Augen wirkten noch dunkler als sonst und regelrecht, als wären die sich darin spiegelnden Flammen das einzig Lebendige.
Er ließ die ersten Anschuldigungen über sich ergehen, dann machte er einen bedrohlichen Schritt näher auf sie zu. "Nein, als nächstes sind deine Haare dran.", grollte er in einem derart tiefen Timbre, wie sie es noch nicht zu hören bekommen hatte von ihm.
Entweder war er wahrlich in einer gewissen Mordlust gefangen gerade, wie es so viele vom Dunklen Volk mit Hingabe praktizierten, oder... Nein, er war vermutlich nicht innerlich aufgewühlt. Wie denn auch? Er war der Meisterspion, erfahren und hatte sicherlich schon alles gesehen. Da würde ihn das Ganze hier sicherlich nicht mehr berühren. Oder lag es womöglich an dem Gefangenen, der sich auch weiterhin nicht rührte...? Was nur ging hinter dieser glatten, dunklen Stirn vor?!
Der Schatten näherte sich weiter und hob nun sogar langsam seinen Arm, dessen Hand das Messerchen hielt, während er sich die weiteren Worte von ihr anhören musste. Wobei sie höchstwahrscheinlich von einer Wand weitaus mehr Resonanz dafür erhalten hätte als von ihm!
"Setz dich!", befahl er in diesem neuen Tonfall und hatte die Spitze der Waffe inzwischen auf Höhe ihres Gesichts. Einen Moment lang wirkte es so, als wolle er sie damit angreifen und entweder ihre Haare krümmen, wie er es angedeutet hatte, oder... schlimmeres, viel schlimmeres.
Was sollte sie tun? Ausweichen oder angreifen, ganz gleich, wie geschwächt ihr eigener Körper inzwischen durch den Blutverlust war? Aber... warum sollte sie sich dafür setzen?
Nach einem endlos quälenden Atemzug gab er dem Messer plötzlich Schwung und... es landete mit einem leisen Poltern zielgenau in dem Wägelchen hinter ihr. Trotzdem wurde er auch übergriffig, denn seine Hand legte sich plötzlich auf ihre Schulter und mit einem leichten Druck zwang er sie in die Knie. "Ich sagte, du sollst dich setzen!", kommentierte er sein Verhalten und blickte kurz von oben auf sie herab.
Dann trat er an ihr vorbei und griff zu den Vorräten, die auch sie zuvor auf der Suche nach Arzneien durchstöbert hatte. Mit einem sauberen Lappen, eine Feldflasche und einem Tiegel mit Sabel wandte er sich ihr wieder zu und glitt vor ihr geschmeidig in die Hocke. Wäre seine ramponierte Kleidung und sein weiterhin ausdrucksloses Mienenspiel nicht gewesen, er hätte beinahe wieder der Alte sein können.
"Und halt die Klappe oder ich stopf sie dir mit einem Fetzen von seinen Sachen." Dabei deutete er auf den toten Rädelsführer, dessen verdreckte Kleidung man getrost würde verbrennen können, ohne, dass es einen Verlust darstellte.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 31. August 2021, 16:59

Inwieweit Arrond sich Rodrick anvertraut hatte, wusste Eleyna nicht. Das Thema war, indem sie daraufhin ging, ungeklärt geblieben und kam nie wieder zur Sprache. Die letzte Begegnung die sie mit Arrond hatte, war einige Wochen vor dem Angriff der Dunklen geschehen. Sie hatte einen simplen Auftrag erhalten und sollte einige Informationen von einem Informanten in Andunie abholen, bevor sie nach Morgeria zurückkehrte und dort dann ihrer Mutter den Besuch abstattete. Hier erfuhr sie von den Plänen die daraufhin auch schon ausgeführt wurden. Eleyna hatte fieberhaft darüber nachgedacht, wie sie Arrond hätte warnen können.. doch vergeblich. Sie erfuhr schlicht zu spät davon und wurde sich bewusst, dass sie definitiv nicht zum engen Kreis der Spione gehörte. Dass es ihre Mutter allerdings tat, hatte sie bis dahin auch nicht gewusst. Erst Laogh bestätigte, dass ihre Mutter weitaus bekannter war, als sie bisher angenommen hatte. Wie blind Eleyna gewesen war, wie sehr sie doch getäuscht wurde. Noch ein Grund mehr, Morgeria augenblicklich den Rücken zu kehren und sich auf die Suche zu machen. Als Laogh sie in den Kerker führte, hatte sie kurz die Hoffnung und die Befürchtung gehabt, Arrond zu finden. Dass es nun ausgerechnet die rechte Hand war, war vom Schicksal unglücklich gewählt, doch für sie stand trotz allem fest, dass sie ihn versuchen würde zu retten.
Im Gegensatz zu ihm, hatte die Halbelfe jedenfalls keine festgefahrenen Vorurteile und nur weil sie ihn nicht mochte, hieß es nicht, dass sie herzlos war. Bei ihm war sie sich nicht so sicher, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären. Eleyna schaffte es indes so viel Ruhe aufzubringen, um sich von Rodrick nicht mehr als nötig verleiten zu lassen, sich mit ihm zu streiten und auch ihrem Rappen gegenüber, strahlte sie eine gewisse Ruhe aus, um ihn am Weglaufen zu hindern.

Dass ihr der Schatten mit einem erneuten Schrei seiner Beute dazwischen funkte, konnte sie nicht ahnen, sodass ihr Rappe sie kalt erwischte, als er plötzlich doch durchging und sie dabei ordentlich an der Schulter traf. Sie taumelte und ruderte mit den Armen, um sich auf den Beinen zu halten, bis sie den Kopf erschrocken herumdrehte, um zu sehen, ob der Mensch und Lauryn in Gefahr wären. Ein Pferd das durchging, war keine Kleinigkeit denn die Fluchtinstinkte duldeten kein Mitgefühl bei jeglichem, das im Weg stünde. Doch zu ihrer Überraschung und Erleichterung, schaffte es ausgerechnet die schmollende Stute, den Hengst auf den Boden der Tatsachen zu holen. Eleyna dankte ihr stumm dafür. Sie wollte wirklich nicht noch dem Tier hinterher rennen müssen. Ihr war ohnehin schon hundeelend. Die Spionin gönnte sich einen Moment des Durchatmens und spürte den Schmerz in ihrer Schulter. Ziehend zog er sich über ihren Rücken und gesellte sich zum hämmernden Kopfschmerz. Eleyna war durchaus hart im Nehmen und biss auch jetzt die Zähne zusammen. Sie wäre den Tier nachgejagt, wenn sie gemusst hätte und sie würde jeden in diesem Lager bis aufs Blut verteidigen, wenn es nötig wäre, doch sie war auch nicht böse drum, dass ihr das erspart blieb. Jetzt richtete sie sich auf und sah, wie der Schatten aus dem Wald kam. Seine Erscheinung wirkte wie aus einer Gruselgeschichte und kurz taufte sie ihn ‚den Schlächter von Pelgar'- zumindest gedanklich.
Sie konnte eindeutig das Blut erkennen und dieser gefühllose Gesichtsausdruck ließ sie schaudern. Nichtsdestotrotz war sie auch wütend. Wiedermal. Während er sich unnötigerweise austobte, hatte sie alle Hände voll zu tun und musste sich um alles gleichzeitig kümmern. Nicht dass sie arbeitsscheu wäre, doch er war mit etwas beschäftigt, das kaum Vorrang haben konnte vor allem anderen. Eleyna richtete sich unter Schmerzen auf und schnitt ihm den Weg ab.

Sie wusste nicht, was er vor hatte dich sie würde es auch nicht soweit kommen lassen, dass er dem Braunhaarigen sofort die Kehle durchschnitt. Zum Einen, um Lauryn nicht noch mehr zu traumatisieren, zum anderen, um selber noch Fragen an den Schützen zu richten. Also stellte sie sich ihm in den Weg. Dass das eher symbolischer Natur war, wussten sie beide, doch er durfte sicher sein, dass sie sich trotz ihres lädierten Zustandes zu wehren wusste. Sie blickte ihn mit fester Miene an, während er sich ihr zuwandte. Kurz runzelte sie leicht die Stirn, denn seine Augen wirkten auf sie wie fremdbeseelt. Sie hatten einen düsteren Glanz und die sich spiegelnden Flammen unterstrichen das Unheilvolle erheblich. Die Spionin wich dennoch nicht zurück und presste die Zähne kurz aufeinander. Sie würde standhaft bleiben, dessen konnte er sicher sein. Sein bedrohlicher Schritt auf sie zu, ließ sie ihr Kinn recken, um ihm weiterhin fest in die Augen zu blicken. Ihre Miene war ernst und doch standen ihr leichte Schweißtropfen auf der Stirn am Haaransatz. Er hob seine Hand mit dem Messer und kurz blickte sie darauf, ehe sie unbeeindruckt den Blick zurück zu seinem Gesicht lenkte Seine Worte hallten dunkel in ihren Ohren und sie wusste nicht, ob er sie nicht schlicht aus dem Weg räumen würde. Überleben konnte sie das nicht, doch sie war auch stur und würde nicht weichen. Aus Prinzip nicht.„Warum tust du es nicht einfach?“, knurrte sie auf seine verbale Drohung und das Richten des Messers auf ihr Gesicht. Sie blinzelte nicht mal. Weder wegen des Blutes, noch wegen der Waffe selbst. Eleyna sah ihm in die Augen, fest und unnachgiebig. Auch wenn der gewisse Glanz in dem Eisblau ihrer Augen fehlte. „Das werde ich nicht tun. Jemand muss ja dafür sorgen, dass du wieder in der Spur läufst.“, gab sie knurrig zurück und rührte sich nicht.
Plötzlich zuckte sein Arm und sie wähnte schon den Schmerz des Messers, das durch ihre Haut brach, als sie sich dessen bewusst wurde, dass er es in den Wagen geworfen hatte. Ihr Blick flackerte kurz, dann wandte sie den Kopf, um zu sehen, ob er den Gefangenen doch getötet hatte. Noch bevor sie sich wieder zurück drehen konnte, spürte sie den Schmerz an ihrer lädierten Schulter und ächzte überrascht auf. Eleyna blickte ihn unverständlich an und sank in die Knie, die durch sein Zutun gar keine Chance hatten. Sie zischte unwillig, als er sie betrachtete und wollte gerade etwas ausfallendes sagen, als er an ihr vorbeiging. Eleyna hatte den Drang auf die Beine zu kommen, um ihn aufzuhalten, bis sie erkannte, dass er lediglich Verbandsmaterial holte und zu ihr zurückkehrte. Verblüfft und argwöhnisch folgte sie ihm mit den Augen, als er sich vor sie hockte und hob eine Augenbraue bei seinen Worten. „Was lässt dich glauben, dass du mir irgendetwas zu sagen hättest?“,murrte sie und beäugte damit misstrauisch die Utensilien in seiner Hand. "Kümmere dich lieber um Lauryn- sie ist völlig verstört.", meinte sie etwas leiser und wusste nicht so recht die Situation einzuordnen, dass er sich ausgerechnet um sie scherte, trotz seiner Dunkelheit im Innern.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. September 2021, 08:01

Hätte der Mensch derart viele Hebel in Bewegung gesetzt und wäre ähnliche Risiken eingegangen, um die Mischlingselfe zu retten? Das war ungewiss, denn in seinen Augen blieb sie die Verräterin und trug für ihn auch eine Mitschuld am Fall Pelgars. Da war es vermutlich der klügere Schachzug der Götter gewesen, die Rollen nicht andersherum zu gestalten.
Hätte sie jemand anderes indes retten können... und wollen? Den Schatten hätte sie unter diesen Umständen wahrscheinlich nicht kennengelernt, zumindest, wenn man von ihrem derzeitigen Informationsstand über seine Beweggründe ausging. Und ihre Mutter? Nein, auf diese wäre definitiv kein Verlass gewesen.
Somit war es alles in allem vermutlich die beste Variante, die sie im Moment haben konnten, um halbwegs zu überleben und aus den Fängen der Dunklen zu kommen. Bis auf diesen einen speziellen Vertreter...
Der deutlich demonstrierte, dass er, im Falle des Falles, wenig Rücksicht auf seine Mitreisenden nahm. Oder...? Immerhin hatte er die Gefahr abgewandt und bei der neu auftauchenden sofort alles daran gesetzt, diese ebenfalls auszuschalten. Nur die Sache mit dem Kerl, der seine Stute verletzt hatte... das war etwas Persönliches. Selbst, wenn er es geleugnet hätte, was wohl kaum vorgekommen wäre nach seiner Racheaktion, allein seine Blicke hatten eine deutliche Sprache gesprochen.
Auch jetzt noch war er die personifizierte Bedrohung, als er, leicht besudelt, wieder auf der Lichtung erschien. Kurz nur verschaffte er sich stumm einen Überblick, bevor er die Spionin ins Visier nahm. Nicht, dass er das sofort vorgehabt hätte... oder eben doch, wer wusste außer ihm das schon zu sagen?
Sie jedenfalls sorgte dafür, dass er sie als erstes beachten musste, indem sie sich ihm in den Weg stellte und ihm von seinem vermeintlich nächsten Opfer abzuhalten versuchte. Wobei es ihn wahrscheinlich amüsiert hätte, dass sie ihm so plötzlich einen völlig grundlosen Mord zutraute. Solch ein Ruf wäre in gewissen Kreisen zwar mehr als nützlich und er hatte diesen durchaus schon zu bedienen gewusst.
Jedoch war er im Prinzip niemand, der etwas einfach aus einer Laune heraus tat. Nun ja, bis auf diejenigen, die sich an seinem Pferd vergriffen. Daran änderte auch eine alte Bekanntschaft und mögliche Wissensquelle aus seiner Vergangenheit nichts.
Trotzdem schien die andere ihm viel mehr Brutalität zu zutrauen, was vielleicht gar nicht so schlecht war. Es war schließlich eine weitere Maske, die er aufsetzen und glaubhaft ausfüllen konnte. Und es zeigte ihm, dass sie dennoch ihre, vielleicht vorhandene, instinktive Angst vor ihm bezwang, um andere zu schützen. Das passte zu dem Bild, das er sich aufgrund seiner Recherchen über sie hatte machen können.
Wäre er nicht in der entsprechenden Laune gewesen, er hätte herausfordernd gegrinst und seine Augen hätten spöttisch gefunkelt. So hingegen behielt er seine ausdruckslose Mimik noch bei und präsentierte ihr einen derart leblosen Blick, das schlichtere Gemüter vor Furcht schreiend Reißaus genommen hätten. Wie gut, dass Lauryn in den Armen des Menschen Schutz gesucht hatte und das nicht zu sehen bekam.
Unerbittlich richteten sich also seine Augen auf seine Gespielin und er erfasste ihren geschwächten Zustand, soweit er das ohne genauerer Untersuchung erkennen konnte. Er sah deutlich das Blut von der Wunde am Kopf, den Schweiß, der auf ihrer Stirn glitzerte, ihre mit Mühe aufrechte Haltung und auch die Blässe ihrer Haut unter dem Schmutz, die notdürftig verbundene Hand.
Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie jetzt zu besiegen, selbst, wenn er ihr nicht dermaßen in seinem Können überlegen gewesen wäre. Ja, sogar ein Kampf um Leben und Tod wäre kaum eine Herausforderung geworden bei ihrer Schwäche. Aber das hatte er gar nicht vor, sondern verfolgte andere Ziele, obwohl er diese noch erfolgreich zu verbergen wusste.
Umso bedrohlicher wirkte seine langsame Bewegung, mit der er die blutverschmierte Waffe anhob, als wolle er die Klinge als nächstes in ihren Körper rammen und mit ihrem Blut tränken. Ihr Blick zuckte für einen Moment herab, ehe sie ihm erstaunlich mutig wieder in die Augen sah, doch er verbiss sich sein feines Grinsen, mit dem er solch eine Reaktion sonst für gewöhnlich quittiert hätte. "Wer sagt, dass ich das nicht vorhabe?", grollte er zurück auf ihr Knurren, um die Maske weiterhin aufrecht zu halten.
Ein bisschen war das wohl auch ein Test, wie viel sie aushalten würde, ehe sie vor Angst kleinbei geben würde. Bislang hielt sie sich gut, das musste er ihr lassen, auch wenn er es ihr nicht sagen würde. Stattdessen gab er ihr einen Befehl, den sie naturgemäß nicht auszuführen gedachte.
Nur flüchtig, einer weiteren Flamme gleich, blitzte es unheilvoll in seinen Augen auf, die dadurch endlich etwas von ihrer Leblosigkeit zu verlieren schienen, dann gab er seinem Arm Schwung... und warf das Messer in das Wägelchen. Er hatte schließlich nie vorgehabt, sie zu verletzen, aber die Drohung sollte aus ihr herauskitzeln, ob sie tatsächlich so viel Mut besaß, wie man es ihr nachsagte. Nicht unbedingt immer anerkennend, jedoch ausreichend, um sich selbst eine Vorstellung machen zu können.
Aufmerksam beobachtete er ihre Reaktion und half dann nach, dass sie endlich zu Boden ging. Nicht bewusstlos oder noch mehr verletzt, sondern einfach so, dass sie ihrem körperlichen Bedürfnis nachgeben musste. Denn er bezweifelte, dass sie sich noch sonderlich lange auf den eigenen Beinen hätte halten können, erst recht nicht, sobald er mit dem anfangen würde, was er mit ihr vorhatte.
Ihr Ächzen ließ ihn indes aufhorchen, denn die Sache mit der Schulter hatte er nicht mitbekommen. Er vermerkte es in seinen Gedanken, trat allerdings zuvor zu dem Wägelchen, um sich einige Utensilien zu holen. Zwar war er kein Heiler und bei weitem nicht so geschickt wie Lauryn in diesen Dingen, jedoch besaß er ausreichend Erfahrung, um wenigstens die offensichtlichsten Problem soweit zu versorgen, dass man daran nicht verrecken würde. Außerdem wollte er auf diese Weise herausfinden, wie schlimm es sie tatsächlich erwischt hatte und was das für ihre Weiterreise bedeuten würde.
Als er mit seiner Ausbeute zurückkehrte, bemerkte er ihren Blick und schnaubte leise. "Schau nicht so drein, als würde ich dir gleich deine Henkersmahlzeit in den Mund stopfen.", erwiderte er noch immer grollend und zugleich derart trocken, dass es einen zum Lachen reizen mochte.
Bei ihrem Murren warf er ihr nur einen beredten Blick zu, der ihr deutlich machen sollte, dass er ihr alles mögliche befehlen könnte, wenn er es denn wirklich wollte. Dann aber drehte er kurz den Kopf, erfasste die Situation am Feuer und sah wieder zurück.
"Ist sie.", stellte er lapidar fest und öffnete den Pfropfen des Trinkschlauchs. Weingeruch stieg ihnen beiden in die Nase. "Und versorgt.", ergänzte er und tränkte das saubere Tuch mit dem wie Blut wirkenden Roten.
Daraufhin setzte er die Öffnung des Schlauchs an ihre Lippen. "Trink.", befahl er und ließ den Tropfen bereits fließen, der zwar ein wenig säuerlich, doch sehr erfrischend war und von guter Qualität zu sein schien.
Zugleich hob er das Tuch und drückte es, etwas weniger sanft, als er es sonst gekonnt hätte, gegen die Platzwunde an ihrem Kopf, um zu prüfen, inwieweit noch frisches Blut austrat. Erst danach begann er damit, die Verletzung behutsamer abzuwischen und besah sich deren Ausmaße. Dabei zuckte seine Augenbraue leicht in die Höhe.
"Wolltest du herausfinden, ob dein Dickschädel eine Axt spalten kann statt umgekehrt?", bemerkte er tadelnd, als wäre sie ein Kind, das sich, trotz seiner Warnungen, unbedingt an einem Stein hatte das Knie aufschürfen müssen und nun weinend nach Pflege rief.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 1. September 2021, 09:55

Gwyn d'Yaincre war absolut die letzte Person, die Eleyna um Hilfe bitten würde. Eher würde sie sämtliche Halunken und Mörder bitten, ihr zu helfen, als ihre Mutter. In Eleynas Augen war sie eine verschlagene, machtgierige Hexe die ihr eigenes Fleisch töten würde, wenn sie dadurch eine Sprosse der Karriereleiter hinaufsteigen könnte. Das war tatsächlich nicht immer so gewesen. Früher, noch in Andunie, hatte sie ihre Mutter als herzlich und warm empfunden. Doch was wusste sie schon? Sie war zu klein gewesen und zu schnell nach Morgeria gekommen, als dass sie diesen Empfindungen noch trauen könnte. In den Jahren des Heranwachsens, lernte sie ihre Mutter, als sehr starke Persönlichkeit kennen. Sie schaffte es, mit einem Blick gestandene Männer zum Wimmern zu bringen und konnte alleine mit ihrer Präsenz im Raum die Mäuler stopfen. Doch was Eleyna wirklich zu schaffen machte, war die spielende Leichtigkeit, die ihre Mutter inne hatte, wenn sie eine Rolle spielen musste. Gwyn d’Yaincre konnte binnen Sekunden genau das projizieren, was gerade nötig war und spielte eine liebende Ehefrau ebenso mühelos wie eine kalte Mörderin. Sie war manipulativ, gerissen und skrupellos. Alles Eigenschaften die ihr in Morgeria hohes Ansehen bescherten und umso mehr Reputation, wenn man ihre Dienste verlangte. Sie war durch und durch Dunkelelfe und seit Eleyna den Verrat an ihrem Vater und an sich selbst bemerkt hatte, fragte sie sich tatsächlich, wie viel Dunkelheit auch in ihr stecken mochte. Wann es soweit wäre, dass der richtige Knopf bei ihr gedrückt wurde und sie erkannte, dass viel mehr ihrer Mutter in ihr steckte, als sie sich bisher erlaubte herauszufinden.
Die kalte Dunkelheit, die den Schatten derzeit umgab, hatte sie jedenfalls bei sich in der Form noch nicht kennengelernt. Jetzt war er ihrer Mutter ebenbürtig, wie er da stand mit Blut besudelt und diesem dunklen Blick, der unheilvoll das Lager betrachtete und schließlich sie traf.

Eleyna schauderte unbemerkt und meinte dann zu erkennen, dass er sich in seinem Blutrausch, dem sie ihm zutraute, nun dem Gefangenen zuwandte. Sie fackelte nicht lange und stellte sich ihm in den Weg. Ungeachtet ihres Zustandes, den sie geflissentlich ignorierte, straffte sie ihre Schultern und wirkte zumindest standhaft. Bei näherer Betrachtung und gerade mit seinen geschulten Augen, war es kein Geheimnis, dass sie ihm nichts entgegen setzen könnte. Außer und das war manchmal entscheidend, ihrem Willen. Auch wenn ihr Körper nicht recht wollte oder konnte, ihr Wille den Schatten davon abzuhalten, noch einen Mord zu begehen, war groß und würde ihn zumindest zu beschäftigen wissen, wenn er es darauf anlegte. „Worauf wartest du noch?“, entgegnete sie ihm erneut herausfordernd und ließ ihren Blick nicht aus seinen Augen weichen. Das Messer, das vor ihrer Nase blitzte, brachte sie nicht aus der Ruhe. Trotz dem Wissen, dass er sie binnen eines Lidschlages töten könnte und sie sich dessen erst dann bewusst würde. Doch Eleyna hatte eine Eigenschaft: Vielleicht war sie etwas todesmutig und blühte erst im Angesicht des Todes wahrlich auf, sodass sich ihr Sturkopf voll entfalten konnte. Jedenfalls lösten solche Situationen bei ihr eine Trotzreaktion aus und sie ließ sich nicht unterkriegen. Auch wenn die Lage im Bezug auf Laogh aussichtslos wäre, denn er überragte sie nicht nur in der Größe.
Seinen Befehl kommentierte sie gewohnt verneinend und seine Reaktion darauf ließ sie kurz den Blick abwenden, um zu sehen, ob er den Schützen doch getötet hatte. Bevor sie zurückkehrte mit ihrer Aufmerksamkeit, spürte sie den Schmerz an der geprellten Schulter und ächzte, ehe sie gezwungener Maßen, in die Knie sank und seiner Anweisung doch noch -unfreiwillig- Folge leistete. Ihr Blick kletterte zu seinem Gesicht hinauf und Funken sprühten ihm entgegen, die ihm deutlich zeigten, was sie davon hielt. Doch noch bevor sie dieses Funkeln verbalisieren konnte, trat er an ihr vorbei und kam tatsächlich mit Verbandszeug und einem Trinkschlauch zurück. Sie musste überrascht ausgesehen haben und seine Antwort ließ sie flüchtig amüsiert die Augenbrauen heben. „Was du mir zurzeit alles in den Mund stopfen willst..“, murmelte sie, kehrte dann jedoch trotzdem zu einer eher zweifelnden Miene zurück, als er sich vor sie hockte. Trotzig gab sie die Antwort auf seinen Befehl und sein Blick entlockte ihr ein Schnauben, als hätte sie die stummen Worte die er ausdrücken wollte, verstanden. Ablehnend verwies sie auf Lauryn, die Hilfe eher nötig hätte und auch Draca wäre sicherlich besser bedient, doch dass er ausgerechnet vor ihr hockte, ließ sie argwöhnisch zurück.

Sie beobachtete jede seiner Bewegungen genau und lies den Blick immer mal wieder in sein Gesicht wandern. „Dann vielleicht Draca. Sie ist tödlich beleidigt und mir gehts gut.", meinte sie, als er ihr den Weinschlauch an die Lippen setzte und sie unterbrach beim Reden. Erneut erntete er einen Blick, als er ihr schon wieder etwas befahl, doch dieses Mal öffnete sie die Lippen und ließ den Wein in ihren Mund. Sie trank zwei Schlucke, bevor er das Tuch auf ihre Wunde presste und sie zischend die Luft einsog und den Kopf wegzuckte. Wein tropfte auf den Boden und lief ihr am Kinn hinunter. Eleyna funkelte ihn missmutig an. „Vorsichtig!“, mahnte sie halb ernst gemeint, ließ aber die weitere Begutachtung durch ihn zu. Die Wunde war ungefähr 6cm lang und durch den massiven Schlag vom Hünen mit der Keule an beiden Seiten aufgeplatzt, sodass das Blut nicht übermäßig stark, aber doch kontinuierlich austrat. Seinem Gesichtsausdruck nach, schien die Wunde größer zu sein, als sie angenommen hatte, doch seine Worte entlockten ihr nun tatsächlich ein amüsiertes Aufblitzen. „Halb so wild. Der Dickschädel ist noch völlig einsatzbereit.“, gab sie zurück und schürzte die Lippen, als wolle sie ihm damit klar machen, dass sie sich ihm ungeachtet dieser Wunde dennoch in den Weg stellen würde, wenn es nötig wäre. Eleyna griff nach dem Weinschlauch und nahm ihn an sich, um einen weiteren Schluck zu trinken. Danach drückte sie ihm ihn wieder in die Hand. „Das wird schon wieder.“, murmelte sie und spürte, dass ihr Magen rebellierte bei dem säuerlichen Geschmack. Die Kopfschmerzen waren nach wie vor da, doch sie ignorierte sie, ebenso wie die Schulter und die Hand. Jetzt griff sie nach dem Tuch in seiner Hand, presste es sich selber auf die Wunde und wollte sich erheben. Sie musste allerdings zugeben, dass ihr die schnelle Bewegung nicht gut bekam, denn sofort blitzten die schwarzen Punkte vor ihren Augen auf und sie brach die Aktion aufzustehen ab. Sie wich seinem Blick für einen Moment aus, da sie darauf warten musste, dass sich die drohende Schwärze wieder verzog, ehe sie das Tuch wegnahm und ihn intensiv betrachtete. Sie ergründete, ob die Dunkelheit noch sichtbar war und ihr lag offensichtlich etwas auf der Zunge. Doch bevor sie dieses Etwas aussprechen konnte, brach sie den Blickkontakt ab und schaute auf den Boden vor sich. „Hatte er noch einen Komplizen?“, fragte sie stattdessen und ruckte -es bereuend- zum Gefangenen. Sie erinnerte sich, dass Laogh zuvor schon mit Blut am Messer aus dem Wald kam, bevor er den Dieb… hingerichtet hatte.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. September 2021, 11:05

Wie war es in dieser Hinsicht mit dem Umfeld des Schattens? Wen hätte er, wenn er einmal Hilfe benötigen würde? Nun gut, das würde er selbstverständlich niemals, aber rein in der Theorie? Wüsste er überhaupt irgendeine Person, die willens und fähig dazu wäre? Oder war er tatsächlich derart alleine, dass er es besser niemals versuchen würde herauszufinden? Vermutlich das wahrscheinlichste Szenario.
Und irgendwie auch traurig, so einsam sein zu müssen... Es war eben nicht sonderlich viel Platz an der Spitze und so einnehmend, wie er sein konnte, würde er auch sicherlich zugunsten von Gesellschaft keinen Raum geben. Kein gerade sonderlich erstrebenswertes Ziel. Ob er es sich selbst ausgesucht hatte oder auf diesen Weg gezwungen worden war?
Jedenfalls machte er seinem Namen derzeit wieder alle Ehre und strahlte eine zusätzliche düstere Dunkelheit aus, die jedem Wesen mit einem Hauch von Instinkt zur Flucht treiben sollte. Nur eine Person handelte wider besseren Wissens und wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen. Was er naturgemäß auf seine Weise quittierte, indem er die Maske aufrecht hielt und seine Wirkung mit gezielten Drohungen auch noch unterstrich.
"Hm... ja, worauf eigentlich?", gab er leise und betont nachdenklich von sich, während er die Klinge minimal drehte, sodass sie in einem anderen Winkel die Lichtreflexe einfangen konnte, sofern das Blut das Metall nicht verdeckte.
Dann jedoch hatte er vorerst genug und warf das Messer gezielt in das Wägelchen, wo es am wenigsten Schaden würde anrichten können. Da die Mischlingselfe allerdings seinen Worten nicht Folge leistete, was er auch erwartet hatte, half er ein wenig nach und stellte dabei fest, dass da noch etwas vor seinen Augen verborgen war. Er würde dem nachgehen, so viel stand fest. Zuvor jedoch holte er erst einmal ein paar Dinge, um ihre offensichtlichste Blutung zu versorgen.
Ihr Konter sorgte dafür, dass auch seine Augenbraue sich minimal hob, obwohl er sie dabei nicht ansah, sondern das Tuch wohldosiert tränkte. "Ich? Ich war der Meinung, das hatte jemand anderes..." Sein Kinn deutete wie nebenbei auf die wieder angezogene Leiche, die auch im Verwesungszustand vermutlich kaum schlimmer stinken würde als jetzt schon. "... mit dir vor."
Dann wehrte er ihre schwachen Versuche ab, seine Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Bei ihrem nächsten Einwand schnaubte er leise und beinahe hätte man sein bekanntes, amüsiertes Hüsteln darin hineindeuten können, wenn seine Miene nicht noch so verschlossen gewesen wäre. Wenigstens begann das Leben in seinen Blick zurückzukehren und zeigte allmählich einen konzentrierten Ausdruck.
"Das ist sie auch in den nächsten Minuten noch und wird sich wieder beruhigen. So sind Stuten nun einmal.", erwiderte er trocken und in, garantiert, bewusster Anspielung auf sie selbst. Dennoch ließ er ihr keine Gelegenheit zu einer Antwort, die sie vielleicht sogar bereut hätte nach seiner Provokation, indem er ihr den Weinschlauch an die Lippen hielt und sie zum Trinken nötigte.
Dabei widmete er sich auch das erste Mal ihrer Wunde am Kopf. Dass sie bei der Berührung zurück zuckte, damit hatte er gerechnet, sodass nicht mehr Wein als nötig verschüttet wurde. Bei ihrer Mahnung schnaubte er leise und abfällig. "Weichei.", murmelte er so leise, dass sie es zwar genau hören konnte aufgrund ihrer Nähe zueinander, aber er so tun könnte, als hätte er so etwas nie behauptet.
Trotzdem begann er nun damit, die Wundränder zu säubern, anstatt die gesamte Verletzung mit dem Alkohol tränken zu wollen, um möglichen Entzündungen vorzubeugen. Die Größe selbst war nicht besonders besorgniserregend für ihn, dafür beschäftigte ihn vielmehr der Umstand, dass es noch immer leicht blutete und vor allem nicht sichtbare Folgen nach sich ziehen könnte. Nachher, wenn Ruhe eingekehrt wäre, würde er mit Lauryn darüber reden müssen, sie hatte in dieser Hinsicht definitiv die geschultere Erfahrung.
"Bin ich jetzt zärtlich genug, holde Maid?", fügte er schließlich noch hinzu, zwar noch immer in seinem grollenden Timbre, doch konnte dieses nun nicht mehr ausschließlich aufgrund von unaussprechlichem Grauen zu spürbaren Schaudern führen.
Bei ihrer nächsten Bemerkung seufzte er leise und beinahe so leidend wie seine Stute. "Das habe ich befürchtet.", hielt er dagegen und beugte sich etwas näher, um sich die Wundränder besser ansehen zu können in dem schlechten Licht.
Da sie auch von sich aus den Weinschlauch nahm, hatte er eine Hand frei und griff ungerührt der Schwere der Verletzung hin, um diese auseinander zu ziehen und zu ergründen, wie tief das Ganze ging. Er war nicht sonderlich zufrieden mit dem Ergebnis, denn es würde zu einer weiteren Verlangsamung ihrer Reisegeschwindigkeit führen. Ändern konnte er es hingegen nicht.
Während er den Weinschlauch zurück erhielt, wurde ihm das Tuch abgenommen, sodass er sich zu seiner vollen Größe aufrichten konnte. Eigentlich wollte er sich nur ein weiteres Stück Stoff holen, als er plötzlich mit seiner freien Hand zupacken wollte, weil sie bei dem Versuch, sich ebenfalls zu erheben, strauchelte. Zwar plumpste sie etwas unsanft auf ihre Vier Buchstaben, jedoch verhinderte er trotzdem schlimmeres durch seinen Griff.
"Das nächste Mal lass ich dich nackt tanzen und kümmere mich selbst um Keulenträger.", überspielte er betont herausfordernd, dass ihr Zustand ihm gar nicht gefiel. Natürlich nur wegen seiner eigenen Pläne, aus absolut keinem anderen Grund, das sollte ja niemand auch nur im Ansatz zu denken wagen, nicht einmal er selbst!
Als er sich halbwegs sicher sein konnte, dass sie wieder imstande war, allein sitzen zu können, ließ er sie los und holte nun wirklich ein neues Tuch. Den Schlauch verstopfte er zeitgleich und legte beides zur Seite. Jetzt wollte er sich weder ihren Kopf, noch ihre Hand ansehen, sondern sich ihrer Schulter widmen.
Dabei bemerkte er ihren Blick und erwiderte ihn abwartend, als eine Art Ruhepol, weil er annahm, dass sie dies aufgrund ihres möglichen Schwindels gerade brauchte. Schließlich sah sie weg und lenkte ihr Gespräch in eine andere Richtung. Dass sie bei dieser Gelegenheit ein wenig in Richtung des Gefesselten rückte, ließ er unkommentiert.
Stattdessen sank er wieder in die Hocke und griff nach der Schnürung ihres Oberteils. Ungeniert und ohne auf möglichen Protest zu reagieren, begann er damit, sie obenrum auszuziehen. Bei anderen Gelegenheiten hätte er das auch schamlos ausgenutzt, um seine Finger sich öfters verirren zu lassen. Jetzt hingegen blieb er zwar erstaunlich behutsam und könnte sicherlich aufgrund von Erinnerungen wohlige Schauer dabei auslösen, aber er legte es ausnahmsweise nicht darauf an.
Als schließlich ihre Schulter frei lag, schnalzte er leise und missbilligend mit der Zunge bei dem Bluterguss, der sich bereits dort gebildet hatte. Mit warmen, kundigen Fingern tastete er ein wenig das Gelenk ab und erst jetzt gewährte er ihr eine Antwort:"Nein. Ich habe nur jemanden gefunden, der geglaubt hat, seine Keule könne noch einen Schädel spalten wollen."
Damit stopfte er ihr das frische Tuch in den Mund und griff beherzt zu, ehe sie noch begreifen konnte, dass es besser wäre, sich zu wehren. Ein kurzer Ruck und die halb ausgekugelte Schulter rutschte zurück an ihren Platz. Er sah ihr prüfend ins Gesicht und würde sie noch einige weitere Momente halten, bis er sicher sein könnte, dass sie ihm nicht ohne seinen Händen einfach zur Seite kippen würde.
Bei dieser Gelegenheit meinte er sachlich:"Du wirst Kleidung von dir für eine Schlinge opfern müssen. Und dir überlegen, wie du noch deinen Rumpf und deine Beine einsetzt, damit du zeitgleich überall Blessuren aufweisen kannst. Wenn du willst, helfe ich dir mit Freuden dabei." Nein, das war dieses Mal keine Drohung, obwohl es oberflächlich so klang. Vielmehr schien der Spott zurück zu kehren und das Streben danach, sie beständig herauszufordern und in den Wahnsinn treiben zu wollen.
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 1. September 2021, 13:33

Niemand konnte so gut wie Laogh sein, wenn er auf dem Weg dorthin nicht sämtliche andere hinter sich ließ. Sicherlich hatte er hier und dort seine Quellen und Handlanger, die ihm, sollte es nötig werden, Unterschlupf oder Kredit gewährten für was auch immer, doch ansonsten? Ist man in so einer Position, dann gab es zudem auch genug Neider, die einem den harterkämpften Posten streitig machen wollten. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als einsam zu sein. Eleyna hatte sich bis dahin keine Gedanken dazu gemacht. Sie lernte zwar jeden Augenblick, den sie mit oder bei ihm verbrachte etwas Neues über sein Wesen, aber sie war noch längst nicht soweit, sich ernsthaft Gedanken, um sein Sozialleben zu machen. Im Moment wusste sie ja nicht mal, was sie davon hielt, wie er sich benahm und sich dem Mann gewidmet hatte, der seiner Stute einen Denkzettel verpasste. Eleyna wusste zum Zeitpunkt, als er wieder auftauchte nur, dass sie ihn daran hindern würde, sich noch einmal derart mordlüstern zu vergehen und stellte sich ihm, mit allem was sie noch aufbringen konnte, in den Weg. Die Kälte die sie traf, die Emotionslosigkeit, ließ sie tatsächlich schaudern. Diesen Blick und dieses Grollen, hatte sie bisher nicht kennengelernt. Eleyna fragte sich, ob dieser Zustand tatsächlich nur von dem Pferdedieb verursacht wurde oder ob es etwas mit dem Gefangenen zu tun hatte. Immerhin löste der Anblick auf diesen erst diesen Zustand aus. Die Spionin sah sich also einem Dunkelelf in Höchstform gegenüber und zuckte nicht mal mit den Lidern ihrer Augen. Unnachgiebig stand sie vor ihm, um ihm alles entgegen zu setzen, was sie noch aufbringen konnte.
Seine Drohungen wartete sie ab, denn das Messer vor ihrem Gesicht beeindruckte sie nicht. Er hingegen warf es in den Wagen und sie blickte dem nach, nur um dann unsanft in die Knie gezwungen zu werden.

Unwillig sank sie zu Boden und schaute ihn missmutig an. Die Schulter schmerzte, doch hätte er nicht daran gerüttelt, hätte sie diesen Umstand vorerst vergessen. Jetzt aber pochte sie und erinnerte Eleyna daran, wie sie das Tier beruhigen wollte und seine Eskapaden dazu führten, dass es sich erneut erschrak. Im Grunde trug er die Schuld daran, was sie ihm gerne an den Kopf geworfen hätte, wenn er sie nicht tatsächlich leicht amüsiert hätte. Seine Antwort ließ ihren Blick auf den Toten fallen. „Er hat den Mund zu voll genommen. Bei dir bin ich mir nicht so sicher.“, grinste sie kurz, bevor sie zweifelnd drein blickte. Er ließ sich nicht davon abbringen, sich ihren Verletzungen zu widmen, doch was sie wirklich überraschte war die Tatsache, dass er offenbar langsam wieder zur alten Form zurückkehrte.
Sie konnte in seinem Blick mehr erkennen, als nur das dunkle Leuchten und kalte Funkeln. Offenbar ebbte der Blutrausch ab. Seine nächsten Worte brachten ihren Puls allerdings wieder nach oben und sie wollte gerade aufbegehren, als der Weinschlauch an ihre Lippen gepresst wurde und sie kurz unwillig überlegte, abzulehnen, dann aber doch trank. Das wurde jäh unterbrochen, als er unsanft den Wein auf die Wunde gab und sie zischend zurück wich. Sie mahnte ihn zur Vorsicht und erntete dafür ein abfälliges Schnauben. Eleyna verengte die Augen bei seinem Kommentar und beließ es dennoch dabei. Streiten lag ihr inzwischen nicht mehr im Sinn. Sie fühlte sich tatsächlich schwach und ihre Beine wirkten, als hätte sie jemand aus Watte gebaut.

Das Hinsetzen hatte dazu geführt, dass der Adrenalinspiegel absank und ließ sie nun deutlich erschöpfter zurück. Sie neigte leicht den Kopf, damit er besser an die Wundränder kam und ließ es zu, dass er es noch mal versuchte. „Zärtlicher wäre nicht auszuhalten, warum nicht gleich so?“, stieg sie in seine Neckerei ein. Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, dann kommentierte er die Wunde auf seine Weise. Ihre Antwort und seine Reaktion ließen sie lächeln, was sie ihm durchaus breitwillig zukommen ließ. Sie griff nach dem Schlauch, setzte an und trank, während er sich die Wunde noch genauer besah. Eleyna kniff die Augen zusammen, als er die Wunde auseinanderzog, doch sie hielt brav still, bevor sie ihm den Wein zurückgab. Sie griff nach dem Tuch und drückte es sich nun selbst auf die Wunde. Als er sich erhob, wollte sie ihm gleichziehen, bereute es allerdings, denn ohne Umschweife umfing sie die Schwärze, die sich in der letzten Stunde mehr und mehr als lästiger Begleiter etablierte und sie geriet ins Wanken. Sie konnte nicht verhindern, dass sie zurück auf den Boden plumpste, wurde aber durch Laoghs beherzten Griff etwas gehalten.
Eleyna hörte das dröhnende Hämmern in ihrem Kopf und seine Worte und fühlte, wie die Müdigkeit sie übermannte. Sie konnte in diesem Moment nicht kontern, sondern musste sich auf ihre Atmung konzentrieren. Trotzdem blieb sie auch in dieser Beziehung stur und gab nicht klein bei, um vielleicht die drohende Bewusstlosigkeit anzunehmen, ehe sich sein Griff löste und er zurück zum Wagen ging. Sie nutzte den Moment zum Ausruhen und als er wieder bei ihr war, heftete sich der blaue Blick fast in gewohnter Manier an sein Gesicht. Stumm musterte sie ihn, als wolle sie etwas sagen, entschied sich dann aber offensichtlich anders und lenkte das Thema auf Unverfänglicheres. Seine 'Antwort'… kam überraschend. Eleyna sah verdutzt hinunter, als sich Laoghs Finger an ihr Oberteil verirrten und sie gab ihm sogar einen Klaps auf die Finger. „Na hör mal, was soll denn..“ schimpfte sie unvollendet, als er sie auch schon entblößte.
Das Hämatom betrachtete sie mit gemischten Gefühlen. Sie hatte den Schmerz natürlich gefühlt, dass der Rappe sie aber so sehr erwischt hatte, hatte sie nicht erwartet.

Plötzlich rissen seine Worte sie aus ihren Gedanken und sie sah zu ihm auf. Die verspätete Antwort, sickerte etwas verzögert in ihren Verstand. Dann verstand sie durchaus. Eleynas Miene ließ ein offenkundiges Spiel zu, das deutlich machte, dass sie sich fragen musste, ob er wirklich durch den Hünen angegriffen worden war oder er nicht vielleicht über ihn stolperte und kurzen Prozess machte. Doch diese Überlegung fand ein jähes Ende, als er ihr den Stofffetzen in dem Mund schob und sie, etwas langsamer als gewöhnlich, zu spät begriff, worauf das hinauslief. Sie riss noch die Augen auf, als er auch schon das Gelenk einrenkte. Eleyna ließ einen erstickten Laut aus ihrer Kehle entweichen und sank nach vorne, bis sich ihr Gesicht an seiner Brust vergrub sie zitternd Luft holte. Da war sie wieder die Dunkelheit die so viel willkommener wirkte, jetzt wo der Schmerz sie zu übermannen drohte.
Eleyna lehnte einige Momente an ihm und beruhigte nur langsam ihren Atem wieder. Dann ließ sie sich etwas zurück sinken, sodass er ihr ins Gesicht gucken konnte. Sie war um einiges blasser geworden und der Schweiß stand ihr deutlicher auf der Stirn. Nur mühsam kämpfte sie sich zurück in eine sitzende Haltung und hielt sich den Arm. „Du.. hättest mich vorwarnen… können..“, bemerkte sie, darum bemüht den normalen Ton zwischen ihnen aufrechtzuerhalten, doch es gelang ihr eher kläglich. Ihr Herz pochte wie wild und offenbar arbeiteten Verstand und Körper gerade weniger Hand in Hand, als vielmehr gegeneinander. Die nächsten Worte drangen an ihr Ohr und ließen ihren Blick heben. Sie kämpfte sich zurück in eine etwas normaler wirkende Gesichtsfarbe, auch wenn man ihr deutlich ansah, dass das jetzt ihren Zustand deutlich verschlechtert hatte. „Dahinten im Wald liegt noch meine Weste. Die werde ich nehmen.“, antwortete sie ungewohnt brav und griff nach seiner Hand, um sich, auch ungefragt, aufhelfen zu lassen.

Eleyna drückte sich langsam in den Stand, ließ Laoghs Hand dann los und unterstützte ihren Arm, damit die Schulter noch etwas geschont wurde. Dass sie dabei halbnackt am Oberkörper war, störte sie nicht. Sie gab sich einen Moment Zeit, um das Gleichgewicht zu halten, dann wandte sie sich Laogh zu und betrachtete seine herausfordernde Miene.„Vielleicht kümmerst du dich nächstes Mal einfach mehr um die eigentlichen Probleme und jagst nicht wie ein blutrünstiges Monster hinter Strauchdieben her.“, gab sie scharf zurück, nur um dann abzuwinken. „Gib mir einen Moment, dann können wir das Lager zusammenpacken und aufbrechen, wenn du das willst.“, bot sie an und überschätzte sich vielleicht etwas, doch auch hier fand der Dickschädel Anwendung und zeigte, dass sie selbst in diesem Zustand bereit war, niemanden aufzuhalten.
Sie wandte sich um, um den Weg in Richtung ihrer Weste zu gehen, damit sie den Arm in eine Schlinge setzen konnte und etwas hergestellter wäre. Auf dem Weg dahin, musste sie jedoch zweimal anhalten und dem Kopfschmerz einen Moment gönnen, damit er ihr nicht die Sicht nahm. Ganz offensichtlich, hatte sie eine massive Gehirnerschütterung davon getragen, die alles daran setzte, sie in die Knie zu zwingen. Als sie im Wald verschwand und an der Stelle wo ihre Weste lag, ankam, bückte sie sich nach dieser. Nachdem sie sie aufgehoben hatte, donnerte der Schmerz in ihrem Kopf so heftig, dass sie kurz weder hörte noch sah und sich taumelnd gegen den nächsten Baum lehnte, an dem sie ohne zu zögern hinunter rutschte und ohne weiteres entgegensetzen zu können, zur Seite kippte und der Bewusstlosigkeit doch noch anheim fiel.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. September 2021, 15:30

Er war sich nicht nur seiner Qualitäten und Klasse bewusst, sondern auch des Umstandes, was das für seine Existenz bedeutete. Einsamkeit war notwendig, um am Leben zu bleiben, und wenn er damit nicht klar kommen würde, wäre er am falschen Platz. Das hatte er gründlich gelernt und nutzte es obendrein, um seinen Platz an der Spitze gegen potentielle Nachfolger zu verteidigen.
Solange in ihm auch nur der geringste Wille dafür noch vorhanden war, würde er dafür sorgen, dass ihm niemand ernsthafte Konkurrenz machen konnte. Das hatte er ein einziges Mal nicht beachtet und seine Lehren daraus gezogen. Nichts und niemand sollte an seine Fähigkeiten heran kommen, das sicherte seine Existenz. Nicht unbedingt in finanzieller und schon gar nicht in sozialer, aber in der existenziellsten Weise, die es gab.
Sobald er nicht mehr der Beste wäre, wäre er schneller tot durch die Hand seines Nachfolgers, als ihm persönlich lieb sein konnte. Ein triftiger Grund mehr, denn er wollte noch vieles erleben und vor allem genießen, soweit ihm das möglich war. Er zählte sich noch nicht zum alten Eisen, trotz seiner Jahre, und hatte nicht vor, diesen Umstand vorzeitig von anderen korrigieren zu lassen.
Das war mit eine der Ursachen für all seine Masken, denn dadurch konnte er das Risiko, dass eine seiner möglicherweise doch vorhandenen Schwächen erkannt werden konnte, minimieren. Wenn er nicht zu durchschauen war und nicht klar wurde, welches Wesen nun seinem wahren entspräche, schützte er sich selbst damit. So auch jetzt, als er ein neues Gesicht zur Schau stellte und sich wieder einmal nicht in die Karten sehen ließ, als er sich ihr, die sich ihm gegenüber erstaunlich todesmutig aufbaute, näherte und ihr unverhohlen drohte.
Dass diese Worte und Gesten, im Moment zumindest, nicht ernst gemeint waren, konnte und brauchte sie nicht zu wissen. Er wollte lediglich diese Stimmung zwischen ihnen aufbauen und testen, wie lange sie es durchhalten würde.
Allerdings hatte er in gewisser Weise auch ein Einsehen mit ihr aufgrund ihrer Kopfverletzung, sodass er es nicht bis an die Spitze trieb. Stattdessen entwaffnete er sich selbst und holte stattdessen Dinge, die für ihre Versorgung nützlich wären. Als er also beschlossen hatte, sie jetzt doch noch nicht umzubringen, sondern sie eher wieder zusammen zu flicken, änderte sich auch seine Stimmung, die er ihr zeigte allmählich. Nicht sofort und so schlagartig wie sonst, aus welchen Gründen auch immer, denn er wäre sicherlich dazu in der Lage gewesen, aber Schritt für Schritt.
Bei ihrer Erwiderung über volle Münder schnaubte er erneut leise und abfällig. "Das habe ich gar nicht notwendig.", bemerkte er lapidar und so nebensächlich, als würden sie gerade auf einer Terrasse in einem friedlichen Stückchen Land sitzen und über den Geschmack ihres Essens oder das Wetter sprechen. Und nicht einen Vergleich zwischen einem stinkenden Leichnam vor der einsetzenden Verwesung und dem Schatten.
Daraufhin revanchierte er sich auf seine Weise mit seinen Worten und der Tatsache, dass er ihren verbalen Widerstand in Wein zu ertränken gedachte, den er ihr einflößte. Nicht, weil er glaubte, dass sie wirklich Durst hätte, jedoch würde er ein wenig beruhigend auf sie einwirken können, wenn sie genügend zu sich nähme, damit er sich in Ruhe um ihre Kopfwunde kümmern konnte. Dass er dabei anfangs sehr direkt vorging, lag schlichtweg daran, dass er einen kurzen, heftigen Schmerz mit heilender Wirkung danach einem schrittweisen Herantasten vorzog.
Ihre Reaktion war vorhersehbar und dennoch wäre das Tuch lange genug darauf gewesen, um den allergrößten Schaden bekämpfen zu können. Daraufhin begann er sie wieder aufzuziehen und sein Mundwinkel hob sich bei ihren Worten flüchtig und andeutungsweise an. "Und meinem Blutrausch den Spaß verderben? Ich bitte dich!", erinnerte sie betont grollend an die Wirkung, die er zuvor noch bewusst ausgeübt hatte.
Was sollte das denn nun wieder? War er gar nicht in die Dunkelheit ihres Volkes verfallen, als er aus dem Wald heraus und kurz darauf mit seiner Beute wieder hinein verschwunden war? Wieso hatte er dann für diese entsetzlichen Schreie gesorgt, die alles im Lager nur noch schlimmer gemacht hatten? Und warum konnte er nicht einmal in seiner Rache einfach gestrickt sein?!
Allerdings gab er ihr keine weiteren Hinweise auf seine wahren Beweggründe, sondern widmete sich konzentriert ihrer Wunde, die ihm, gelinde gesagt, nicht gefiel. Sie war nicht ohne und würde sicherlich, so seine Erfahrung, noch erhebliche Probleme nach sich ziehen. Also würde seine oberflächliche Versorgung allein nicht reichen, stellte jedoch einen respektablen Anfang dar, bis Lauryn wieder fähig dazu wäre.
Wie notwendig das werden würde, zeigte der Versuch der Mischlingselfe, aufzustehen, der nicht einmal im Ansatz funktionierte. Also fing er sie, mehr oder weniger, auf und beließ sie erst einmal am Boden, um sich noch um andere ihrer Blessuren zu kümmern.
Dazu musste er sie ein bisschen... nun ja, entkleiden, was ihm unter anderen Umständen größeres Vergnügen bereitet und ihn zu allerlei Kommentaren verleitet hätte. Jetzt hingegen blieb er konzentriert und sah nur einmal kurz auf bei ihrem schwachen Protest, der ihn nicht mal im Ansatz aufhalten konnte. Schon hatte er ihre Schulter freigelegt und besah sich den Schaden. Seine Augenbraue hob sich leicht an, aber er verriet nichts von dem, was er sich dabei dachte.
Stattdessen lenkte er sie bewusst ab mit seinen Worten, die etwas verspätet kamen, und dem Umstand, dass er ihr plötzlich ein weiteres Tuch in den Mund stopfte. So leistete sie auch keine Gegenwehr, als er zupackte und einrenkte, was sich etwas gelöst hatte. Nicht so sehr wie bei dem Gefesselten, der selbst dafür verantwortlich gewesen war, aber dennoch äußerst schmerzhaft.
So ließ er es auch zu, dass sie im Anschluss daran gegen ihn sank und Halt bei ihm fand, während er ihr Zeit gab, um wieder zu Atem zu kommen. Einen Arm legte er dabei behutsam um ihren Rücken und wärmte sie mit seinem Körper. Noch fühlte sie sich nicht fiebrig an, doch er argwöhnte, dass sich dies bald ändern würde. Also wollte er dafür sorgen, dass es sich in Grenzen hielt, soweit ihm das möglich war.
Als sie sich von ihm löste, ließ er es zu, blieb allerdings achtsam, falls er erneut würde zugreifen müssen. Sie war sehr blass geworden und er vermutete, dass die Bewusstlosigkeit bereits nach ihr griff. Viel würde vermutlich nicht mehr fehlen und da wäre noch die Hand, die er sich ansehen wollte.
Zuvor jedoch fand sie ihre Stimme wieder und er grinste schmal. Ein schwacher Abglanz des gewohnten Spotts flackerte in seinem Blick auf. "Hätte ich, ja...", erwiderte er in einem Tonfall, der offenkundig machte, dass er das nicht gewollt hatte.
Warum auch immer... Er schien schon recht kleinlich zu sein! Trotzdem übertrieb er es nicht, sondern wirkte tatsächlich weiterhin aufmerksam genug, um sie zu stützen, wenn sie es brauchte. Vielleicht hatte er sich auch schlichtweg auf keine Diskussionen einlassen und es rasch hinter sie beide bringen wollen. Es musste ja nicht immer unbedingt das Schlechte in seinen Beweggründen liegen... nur manchmal!
Also wies er sie vorsorglich darauf hin, dass sie ihren Arm würde stützen müssen, damit sich die Schulter würde erholen können. Ihre Reaktion entlockte ihm zwar ein Schnauben, aber er gab ihr Halt, als sie nach seiner Hand griff und sich langsam auf die Beine kämpfte. Er hätte es mit Leichtigkeit unterbinden oder sie zumindest darauf hinweisen können, wie dumm und selbstzerstörerisch ihr Verhalten war. Doch er schwieg nur und ließ sie machen, folgte ihr, wie ihr sprichwörtlicher Schatten, und beobachtete.
Wobei ihre Anschuldigung an ihm abprallte wie Regen an einer gut geschützten Holzfassade. "Vielleicht werde ich beim nächsten Mal deine Worte berücksichtigen.", gab er mit hörbarer Ironie in der Stimme zurück und verfolgte sie langsam, ihrem eigenen Tempo angepasst.
"Ich könnte dir auch einen Moment geben, ehe ich dir auch deine Hose runter reiße und das tue, was dein neuer... Verehrer vorgehabt hatte.", konterte er daraufhin leise und grollend, ohne dies tatsächlich auch nur im Ansatz ernst zu meinen.
Wobei das nicht daran lag, dass er womöglich in ihr mehr als nur ein Objekt seines Vergnügens sehen mochte. Nein, es gab auch für ihn Dinge, die er niemals tun würde, weil er sich dafür schlichtweg zu schade wäre. Diese Art körperlicher Folter und Demütigung war ihm viel zu plump, als dass er sie auch nur in Erwägung ziehen würde. Sein Niveau war viel höher und bedurfte viel diffizilerer Methoden als einer, die jeder x-beliebige Kerl und auch so manches Weib ausführen könnte. Mit diesen Worten wollte er sie viel eher zum Innehalten und Aufgeben bewegen, zur Einsicht führen, dass sie körperlich gar nicht in der Lage war, sich selbst ihre Habe aus dem Wald zurück zu holen.
Doch sie ging stur weiter und mit einem lautlosen Seufzen sowie einem Kopfschütteln folgte er ihr schweigend weiter. Mehrmals musste sie auf ihrem Weg innehalten und er stand bereit, um sie zur Not aufzufangen, aber noch schaffte sie es, ihrer Schwäche die Stirn zu bieten. Solange, bis sie sich im Unterholz bückte. Das schien zu viel für sie gewesen zu sein.
Zwar konnte sie sich noch aufrichten, aber dann taumelte sie und er sah ihr zu, wie sie daran herabrutschte und bewusstlos zur Seite fiel. Erneut schüttelte er den Kopf und dieses Mal war sein Seufzen hörbar. "Dickschädel, sag ich ja.", murmelte er und griff sich zuerst die Weste, um sie sich über die Schulter zu werfen und nicht in der Hand tragen zu müssen.
Dann packte er sie an ihrem unversehrten Arm, zog sie ein wenig hob und hievte sie in die Höhe. Sie landete wie ein Sack auf seiner anderen Schulter. So beladen kehrte in das Lager zurück.

Wie lange mochte sie bewusstlos gewesen sein? Minuten, Stunden,... Tage? War sie dazwischen mal aufgewacht und auch bei klarem Verstand gewesen? Oder waren diese vermeintlich hellen Momente nur ein Traum gewesen, der durch ihren heller werdenden Dämmer gegeistert war? Würde sie darauf Antworten finden oder wollte sie das gar nicht? So oder so, ihr Zeitgefühl war dahin und wirklich klare Erinnerungen bekam sie nicht zu fassen, als sich die Dunkelheit allmählich um sie herum zu lichten begann.
Stattdessen konnte sie ein sanftes Schaukeln wahrnehmen, das beruhigend auf sie wirkte, obwohl ihr Körper an verschiedenen Stellen hämmerte, dröhnte und sonstwie schmerzte. Ebenso wohlige Gefühle bescherte ihr die Wärme, die um sie herum herrschte und sie schützend einhüllte. Wer wollte sich da schon hervorwagen? Zwar kratzte und zwickte es manchmal ein wenig, kitzelte sogar mitunter leicht in ihrer Nase, aber alles in allem war diese Decke richtiggehend heimelig, die um sie geschlungen worden war.
Doch damit nicht genug, waren da auch Gerüche, die allmählich an ihre Nase drangen und sowohl von außen, als auch von innerhalb der schützenden Hülle kamen. Auf der einen Seite war es der vertraute Duft ihres Pferdes, den sie inzwischen sehr gut kennengelernt hatte. Auf der anderen hingegen war da eine andere, herbere, männliche Note, die... ebenfalls nicht komplett unbekannt war.
Eine, die sie umfing und hielt, damit das Schaukeln ihr Gleichgewicht nicht überstrapazierte. Und eine, die zugleich andere, durchaus anregende Erinnerungen weckte an Gefühle, als nackte Haut aneinander gekuschelt gewesen war, ähnlich wärmend wie jetzt.
Was also würde sie tun? Würde sie sich in dieses entspannende Gefühl wieder zurück sinken und die Dunkelheit erneut zulassen? Oder würde sie sich endgültig empor kämpfen wie an die rettende Wasseroberfläche und zurück in die Wirklichkeit stoßen wollen?
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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 1. September 2021, 22:39

Der Schmerz, der sie ereilte, als er ihre Schulter wieder in die Pfanne springen ließ, überkam sie in Wellen. Sie kippte nach vorne und fand Halt an ihm, während sie zitternd nach Luft rang. Vermutlich wäre sie weitaus tougher gewesen, wenn ihr nicht bereits seit geraumer Zeit das Blut aus dem Körper geflossen wäre und sie Zeit gehabt hätte, sich ernsthaft auszuruhen. Jetzt aber verkrampfte sie und brauchte einige Momente, bevor sie sich von ihm lösen konnte. Sein Arm ruhte an ihrem Rücken und die Wärme, die er ausstrahlte, gab ihr den nötigen Zuspruch. Sie kämpfte sich, nach einem weiteren Mal des zittrigen Einatmens, zurück in den Sitz und entließ sich selbst aus seiner Nähe. Eleyna war blass geworden, ihr standen die Schweißperlen auf der Stirn und trotzdem wollte sie nicht aufgeben. Unmut brach sich Bahnen, als sie ihm vorhielt, dass er sie hätte warnen können, doch er kommentierte es auf gewohnte Art und Weise. Sie rollte nur mit den Augen daraufhin und griff nach seiner Hand. Mühevoll stand sie auf und quälte ihren eigenen Körper weiter. Ungefragt bediente sie sich seiner Hilfe, doch er unterband ihr Vorhaben nicht. Sie hätte fast damit gerechnet, doch vielleicht hatte auch er derzeit weniger Lust auf Diskussionen und so musste sie sich mit seinem Folgen arrangieren. Sie bemühte sich wahrlich darum, aufrecht zu gehen und vielleicht war es nicht das Klügste, was sie tat. Allerdings hatte sie auch eine gewisse Neigung, sich selbst nicht in den Vordergrund zu stellen und sich eher alleine mit Blessuren und anderen Dingen auseinanderzusetzen. Eleyna hatte sich in der Vergangenheit stets darum bemüht, soweit es ging, alleine zurechtzukommen. Sie wollte nicht auf jemanden angewiesen sein und damit würde sie jetzt nicht anfangen. Wie kurzsichtig sie dabei handelte, zeigte ihr ihr Körper, indem er sie anhalten ließ, da sie drohte ohnmächtig zu werden. Bei dem zweiten Mal, drang seine Stimme zu ihr herüber und sie wandte sich ihm zu. „Nein.. so etwas ist unter deinem Niveau..“, meinte sie selbstsicher und sah kurz zum Toten. „Euch verbindet nichts.“, fügte sie noch an und ging danach weiter.
Die Spionin wähnte sich bereits am Ziel ihrer kleinen, etwas länger dauernden, Reise, als sie die Weste erblickte und sich sofort danach bückte. Sie lächelte noch, als sie sich aufrichtete, dann ereilte sie eine wahre Salve an hämmernden Kopfschmerzen, die ihr endgültig die Kontrolle nahmen. Sie hörte nichts und sah auch nichts, lehnte sich gegen einen Baum und rutschte daran hinunter. Nichts davon entschied sie, nichts davon führte sie von sich aus aus. Dann umfing sie die endgültige Aufgabe der Kontrolle und sie fiel in eine tiefe Dunkelheit.
Eleyna spürte nichts von den darauffolgenden Dingen und wusste nichts davon, was Laogh sagte. Sie waberte in einer Leere, die ihr gnädigerweise die Schmerzen nahm. Im ersten Moment war da Dunkelheit und Stille. Nichts passierte und ihr Kopf musste wirklich den Not-Aus-Knopf betätigt haben. Glücklicherweise müsste man wohl sagen, sonst hätte sie womöglich noch eine Blutung im Hirn oder bleibende Schäden davon getragen. Doch mit der Zeit, die für sie nicht verstrich, veränderte sich das Bild:

Eleyna saß auf einem kleinen Mauervorsprung und in dem hellen Blau ihrer Augen, spiegelte sich die Zerstörungswut der Flammen wider. Sie spürte die Hitze auf ihrer Haut und wie sie ihre Wangen verklebt zurück ließ, die von dem Tränenwasser ganz salzig waren. Immer wieder schniefte sie, ihr Körper bebte und das kleine Herz bubberte aufgeregt. Sie starrte auf das von Flammen verzehrte Haus und auf die Eingangstür, die leer blieb. Plötzlich kam jemand von der Seite und sie konnte das Gesicht nicht erkennen.„He Kleines! Keine Sorge, sie finden deine Mama und deinen Papa!“. Die Stimme war warm und zuversichtlich. Dann erblickte Eleyna ihre Mutter im Türrahmen und das Mädchen rannte wie besessen auf sie zu. Diese Erleichterung, dieser Moment nistete sich unweigerlich in ihr ein und legte den Grundstein für alles, was folgen sollte. Die Szene veränderte sich abermals. Nun saß sie mit nackten Füßen und so klein wie möglich in einer dunklen Gasse und hielt den Atem an. Sie lauschte angestrengt, während irgendwo wildes Gelächter ertönte und sie ihren Namen hören konnte. Höhnisch wurde er gerufen. Lockend und spottend. Die Bande der etwas älteren Kinder, suchte nach dem Mischling und sie hatte sich versteckt. Seit 4 Stunden harrte sie in ihrem Versteck aus, und schaffte sich damit die Voraussetzung, um durchzuhalten. Sie gab nicht auf. Sie wartete, geduldig und abwartend. Ihr Moment würde kommen.
Erneut änderte sich die Szene, doch dieses Mal konnte sie nichts richtiges erkennen. Sie hörte Stimmen die sprachen, hörte dumpf klingende Geräusche irgendwo um sie herum und konnte das nicht einordnen, bis sie ganz klar ihren Namen hören konnte, der immer und immer wieder gerufen wurde. Dann umfing sie wieder Dunkelheit.
“Eleyna! Eleyna nun sitz gerade und hör auf zu träumen! Es ist Monate her, konzentriere dich auf deine Aufgaben!“ Ein junges Mädchen saß auf einem unbequemen Holzstuhl und fand nur langsam zurück in den Raum mit den vielen Büchern und Schriftrollen. Zwei Zöpfe hingen ihr über die Schultern und jugendlich sah sie aus. An einer dunklen Tafel waren mit Kreide einige Aufgaben und Zahlen geschrieben. Vor ihr starrte sie eine strenge Dunkle an, die ihre schwarzen Haare zu einem Dudd gedreht hatte und mit dunklen Lippen, verkniffen um ihre Aufmerksamkeit buhlte. „Also?!“, hakte die Verkniffene nach und das Mädchen zuckte missmutig mit den Schultern. "Konzentrier dich! Sonst muss ich dir eine weitere Züchtigung auferlegen.“, die Klasse jubelte. Eleyna rutschte schlecht gelaunt in ihrem Stuhl tiefer und verschränkte die Arme. „Und die anderen gleich alle mit? Oder nur mich, weil ich ein Mischling bin?“, hakte sie nach und machte deutlich, dass sie auch damals schon nicht auf den Mund gefallen war.

Die Szenen wanderten noch um einiges weiter und zeigten Momente in ihrem Leben, die sie bis an diesen Ort geführt hatten. Eleyna dämmerte in diesem Zustand eine ganze Weile, bis sie langsam wieder etwas Luft holen konnte. Sie tauchte aus den Tiefen hervor und als erstes musste sie feststellen, dass sie sich bewegte. Dass sie irgendwohin mitgenommen wurde. Waren die Diebe am Ende doch erfolgreich geworden?! War alles umsonst? Eleyna wollte aufwachen, doch sie schaffte es noch nicht ganz. Da drang ihr der vertraute Duft ihres Pferdes entgegen und sie beruhigte sich gleich etwas. Das Schaukeln nahm sie erst jetzt wirklich wahr, doch es lullte sie ein, sie musste es kennen, jedenfalls glaubte sie das. Eleyna ließ sich erneut von den Gerüchen leiten, die ihr noch mehr verrieten. Sie spürte die Wärme um sich herum, dieses wohlige Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit. Die Spionin sog tief die Luft ein und nahm dieses Gefühl in sich auf. Nicht, dass sie das alles besonders bewusst tat, doch ihr Körper schien sich auch ganz selbstständig danach zu sehnen, noch lange in diesem wärmenden Kokon zu bleiben. Dann mischte sich eine neuerliche Note dem anderen bei. Eleyna stockte, auch wenn davon äußerlich nichts zu merken war. Dieser Geruch… dieses Gefühl.. Eleyna sah vor ihrem geistigen Auge plötzlich eine ganz andere Szene aufblitzen. Sie sah auf die beiden Körper hinab, die im Feuerschein aufeinander lagen und sich der unbestreitbaren Lust hingaben. Sie leckte sich die Lippen und spürte, wie ein Kribbeln in ihr aufstieg. Sie konnte und wollte nicht leugnen, dass sie sich gerade ziemlich wohlfühlte. Auch wenn sie ihren schmerzenden Körper spürte oder das feine Kitzeln an ihrer Nase wahrnahm. Nichts konnte gerade die Geborgenheit, die sie empfand, verscheuchen und sie wollte wieder tiefer sinken, wollte zurück zu diesem Gefühl und sich in der dunklen Welt noch ein wenig verstecken. Doch sie spürte, dass sich ihr Bewusstsein dagegen wehrte und so tauchte sie ganz allmählich wieder aus dem Sumpf auf indem sie langsam versuchte den Kopf zu heben und blinzelnd die Augen versuchte zu öffnen.

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Re: Die nächste Etappe

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. September 2021, 08:24

Er hätte sie warnen können, selbstverständlich. Doch dann hätte er das Risiko eingehen müssen, dass sie sich verkrampfte und es dadurch nur noch schmerzhafter für sie werden würde. Nicht, dass er sonderlich viel Mitleid mit ihr in solch einem Falle gehabt hätte. Es war natürlich reiner Egoismus, der ihn so handeln ließ, um so wenig Widerstand wie möglich zu erzeugen und sich selbst die Arbeit zu erleichtern, ihr die Schulter wieder einzurenken. Und definitiv nichts anderes!
Dennoch hielt er sie und stützte sie danach, bis sie wieder ausreichend bei Sinnen war, um sich von ihm zu lösen. Er verwehrte es ihr nicht und vermerkte in Gedanken mit einer Spur Anerkennung, dass sie nicht kurzerhand endgültig ohnmächtig geworden war.
Denn ihr Körper zeigte eindeutige Anzeichen dafür, dass er eine gehörige Portion Pause brauchte. Doch anstatt darauf zu hören, kämpfte sie sich mehr oder weniger ins Leben zurück und beharrte sogar darauf, aufzustehen. Der Schatten ließ sie machen, einerseits, um zu sehen, zu wie viel zu tatsächlich noch imstande wäre, und andererseits, um sie demonstrativ auf die Nase fallen zu lassen, zumindest im übertragenen Sinne.
Schließlich war es wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen und sich nicht zugrunde zu richten. Wenn sie das noch nicht gelernt hatte, wer wäre er, ihr diese Erkenntnis zu verweigern?
Also beobachtete er sie und hielt sich im Hintergrund, um sie notfalls aufzufangen, ehe sie sich eine weitere Verletzung zuziehen könnte. Zu ihrer Erkenntnis, dass er absolut nichts mit diesem ungewaschenen Menschen gemein hätte, nickte er lediglich schweigend in ihrem Rücken.
Natürlich hätte er sie mit Worten weiterhin ablenken und ihre Reserven auf sich fokussieren können. Doch wozu? Es war zwischen ihnen vorläufig alles gesagt und er wartete lediglich noch darauf, wann bei ihr die Lichter ausgehen würden. Dass dies bald soweit wäre, war offensichtlich. Die Frage war also nur noch, wann.
Es kam im Endeffekt rascher als erwartet, denn nachdem sie sich gebückt hatte, begann ihr Körper endgültig zu streiken. Der Schatten war wachsam und bereit einzugreifen, allerdings war das nicht notwendig. Ihr Instinkt war ausreichend geschult, um das Schlimmste selbst in diesem Zustand zu verhindern, indem sie sich einen Stamm als Stütze suchte, ehe sie zu Boden ging und zur Seite kippte.
Er erkannte trotz des mangelnden Lichts, dass ihr Bewusstsein sich verabschiedet hatte, sodass er sich ungestört daran machen konnte, sie zurück zum Lager zu tragen und dort fertig zu versorgen, bis Lauryn soweit wäre, das zu übernehmen. Wobei er ihr Schweigen begrüßte, denn dadurch könnte sie sich nicht länger zur Wehr setzen.
Zugleich bereitete es ihm jedoch auch etwas Sorgen, wobei er sich nicht zu sehr damit beschäftigen wollte. Es gab Dinge, an denen rührte man besser nicht...

Während der Untergrund unter ihr weiterhin in einem recht bekannten Trott weiter schaukelte, merkte der zweite Körper, den sie spüren konnte, dass sie sich zu regen begann. Trotzdem veränderte sich nichts direkt an ihrer Umgebung, bis auf eines, ein Gefühl, wie ein feines Kribbeln oder Vibrieren an ihrem Ohr, das gegen etwas gelegt war, worin beständig und ruhig ein Pochen herrschte.
"Na, wieder unter den Lebenden?", erklang über ihr eine bekannte Stimme, leise und vertraut, mehr fühl-, denn hörbar und zugleich von einer Sanftheit, die derart groß war, dass sie sogar dem harten, furchteinflößenden Zungenschlag eine freundlichere Note verabreichen konnte.
Die wärmende Hülle wurde ein wenig bewegt und ließ frische, aber auch recht kalte Luft herein. Zugleich wurde der Griff um sie verstärkt und sie leicht zusätzlich zu dem Schaukeln bewegt. Warum? War sie womöglich von dem beweglichen Untergrund gerutscht? Oder sollte sie es nur bequemer haben? Und... wieso erhielt sie diese ungewöhnlich fürsorgliche Behandlung?
Was war eigentlich passiert? Wo war sie und wie spät war es? Aus welchem Grund dröhnte ihr Kopf noch immer so, pochte ihre Schulter beständig und spannte ihre Hand, die von irgendetwas fest umwickelt worden war? Inwieweit konnte sie sich erinnern? Waren es Bruchstücke oder prallten die vergangenen Bilder mit voller Wucht auf sie ein?
Auf jeden Fall hatte sie sich ihre derzeitige Position nicht ausgesucht und dennoch... sie war wohltuend. Sollte sie lieber wieder einschlafen? War ihr das überhaupt möglich? Oder war es ihr schon gelungen und sie hatte es nicht einmal bemerkt? Immerhin bekam sie, außer einem gedämpften Licht, nur mäßig etwas zu sehen, als sich ihr Blick allmählich klärte.
Sie war jetzt nicht direkt vollständig wo hinein gesteckt worden, in einen Sack oder ähnliches, schließlich bekam sie ausreichend Luft zum Atmen. Aber sie befand sich mit ihrem Kopf auch nicht gerade außerhalb des Stoffes, der sie umhüllte.
Trotzdem reichte die Helligkeit um sie herum, dass ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen einige Details erkennen konnte. Da war einmal die Schwärze unter ihr, die sich bewegte und das beständige Schaukeln verursachte. Hinzu kam eine etwas andere Farbe, auf der ein weiterer, dunkler Körper saß, vollständig in Schwarz gehüllt und sehr aufrecht.
Ein Arm war dabei über ihre seitlich herabbaumelnden Beine gelegt und hielt zweierlei Dinge in der Hand, einerseits etwas breitere Bänder und andererseits den Stoff, der sie in diese wohlige Wärme zu hüllen vermochte. Den anderen Arm konnte sie nicht erkennen, dafür in ihrem Rücken fühlen, denn er gab ihr Halt und sorgte dafür, dass sie nicht Gefahr lief, herabzufallen.
Alles in allem also eine beruhigende Situation, dazu angetan, lieber wieder die Augen zu schließen und in dieser Geborgenheit, die sich so gut anfühlte, einzuschlafen. Wenn da nur nicht diese Schmerzen in ihrem Kopf gewesen wären, die sich nun zu verstärken schienen.
Ob sie sich inzwischen vollständig erinnern konnte oder musste sie erst tief in ihrem Unterbewusstsein nach jenen Bildern kramen, die ihr eine Erklärung für dieses Hämmern unter ihrer gesamten Schädelplatte liefern würden?
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