Zum Schluss fängt alles an

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Zum Schluss fängt alles an

Beitrag von Eyvanna Curin » Dienstag 28. Februar 2012, 09:11

Nachdem das schwere Tor mit einem Knarren ins Schloss gedrückt wurde, herrschte für einige Augenblicke absolute Stille. Eyvanna stand, den Rücken zur Pforte des Reiches, regungslos da und spürte wie die aufgesetzte Maske bröckelte. Nur langsam kam ihr das Ausmaß ihrer Entscheidung in den Sinn und zeigte ihr wahres Gesicht.
Sie hatte sich verabschiedet… Für mindestens ein Jahr. Schmerz machte sich in ihrer Brust breit und sie verzog das Gesicht, die Hand auf der schmerzenden Stelle. Ihr entwich ein Stöhnen, so sehr krampfte sich ihr Herz zusammen. War es die richtige Entscheidung gewesen? War es klug gewesen, alles hinter sich zu lassen, ohne eine einzige Erfahrung, die ihr bei dieser Reise vielleicht nützlich werden würde?

Langsam wich der ziehende Schmerz aus ihrer Brust und sie ließ die Hand hinab gleiten. Sie schloss die Augen und sog tief die kalte Nachtluft des Waldes ein. Sie brauchte Mut. Wie lange sie bereits an der Schwelle zum Reich stand, konnte sie nicht mehr so genau sagen, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als sie ihre Beine zwang, sich zu bewegen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und würde nun nicht zweifeln. Eyvanna machte ein entschlossenes Gesicht, welches vielleicht etwas verkniffen wirkte, doch für sie reichte es, um wenigstens etwas Abstand zwischen sich und das Reich zu bringen. Anstatt sich mit dem quälenden Part ihres Aufbruches zu beschäftigen, lenkte sie ihre Gedanken auf das Wesentliche: Die Elfe hatte sich dazu entschieden nachts zu reisen und sich in der Dämmerung ein Plätzchen zu suchen, wo sie schlafen konnte. Ihr erster Anlaufpunkt, sollte die Stadt Zyranus sein, denn die Alternative wäre das Gebiet der Dunkelelfen und das wollte sie vermeiden. Also war Zyranus die einzige Anlaufstelle, die ich vorerst blieb, wenn sie nicht wochenlang durch den Wald wandern wollte. In Zyranus selber, könnte sie Vorräte kaufen und in einem Gasthaus einkehren. Soviel sie wusste, waren es satte 3 Tage – oder 3 Nächte – Fußmarsch bis dorthin.

Erneut sog Eyva die Luft tief in ihre Lungen. Was mache ich hier eigentlich… begann sie erneut zu zweifeln, während sie sich jedoch konsequent in die Richtung bewegte, in der sie grob Zyranus vermutete. Nur nicht stehen bleiben.. alles andere kommt von selbst! motivierte sie sich selbst. Doch so recht wollte sich kein freudiges Gefühl einstellen. Zu sehr hingen ihre Gedanken an Caven und daran, dass er auf eine Mission geschickt wurde, die ihm vielleicht das Leben kostete. Würde sie ihre Gedanken je vertreiben können? Würde sie ihre „Auszeit“ genießen können? Erneut entwich ein tiefer Seufzer und sie wischte sich rasche eine nahende Träne vom Gesicht. “Nein! Schluss damit!“ verbot sie sich selbst, diese Gedanken. Es hatte keinen Zweck so zu denken, sie würde diese Reise durchziehen und nicht zurückkehren, vor der Zeit. Und ganz langsam, spürte Eyvanna eine Stärke in sich, die ihr half, diesen Weg zu gehen. Ihre Schritte wurden fester und sogar etwas schneller, den warmen Reisemantel, hatte sie sich um die Schultern gelegt. Während ihres Zwiegesprächs mit sich selbst, hatte sie die Kälte gar nicht so sehr gespürt, doch jetzt fühlte sie, die eisige Hand des Windes. Als sie den Mantel etwas fester schnüren wollte, fiel ihr auf, dass sie nach wie vor die Kette in der Hand hielt, die Caven ihr gegeben hatte. Eyva blieb stehen und starrte auf ihre Handfläche. Dann griff sie mit schlanken Fingern nach dem Band und legte sich die Kette um den Hals. Vielleicht bildete sie sich das ein, doch sie hatte das Gefühl, nun sicherer in ihrer Entscheidung zu sein. Kurz betrachtete sie das Schmuckstück mit dem Mondstein und ließ es dann unter ihrer Kleidung verschwinden. Dort, wo sie die Hand fest um die Kette gepresst hatte, war nun ein Abdruck des Anhängers zu sehen. Sie lächelte. Wie viel ihr diese Entscheidung abverlangte. Es war höchste Zeit, das zu tun, was ihr schon lange auf der Seele brannte und gestärkt, ging sie dem entgegen, was da kommen sollte.

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Re: Zum Schluss fängt alles an

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. März 2012, 03:19

Da hatte Eyvanna nun gestanden, hinter den Toren und das dumpfe Geräusch, welches die Tore verursacht hatten, hatte sich irgendwie endgültig angehört … dabei hatte sie diesen Schritt, diesen Weg in eine neue Richtung selber du aus freien Stücken gewählt. Sie hatte es seltsamerweise nicht ertragen können, dass ihr geliebter Caven einen vollkommen Sonnenzyklus nicht mehr in ihrem Leben weilen sollte. Diese Nachricht, die er ihr kurz zuvor selbst schonen hatte versucht beizubringen, hatte sie beinahe gänzlich aus der Bahn geworfen. Was vielleicht auch dazu geführt hatte, dass sie die Idee ausgesprochen hatte, dass auch sie einen ganzes Jahr etwas anderes zu würde. Entgegen ihrer Erziehung, hatte sie es diese mal nicht ausgehalten, einfach so, untätig zu warten … und so trugen sie ihre Füße hinaus in die weite Welt. Der Abschied schmerzte immer noch, aber langsam achte sich Entschlossenheit in ihr breit. Eyvanna wollte es allen zeigen, allen voran sich, dass sie dazu in der Lage war … das es für sie auch ein Befreiungsschlag war, das wusste niemand … außer vielleicht Caven, der sie besser kannte, als alle anderen in ihrem Umfeld, selbst besser, als ihre Eltern es vermochten.

Zyranus war nun ihr Ziel … außer, dass es das Naheliegenste war, hatte sie keinen triftigen Grund, diese Stadt aufzusuchen und im Moment wäre sie wohl fast überall hingegangen, wenn sie gewusst hätte, wo andere Städte lagen. Sonderlich gut war sie ja nicht vorbereitet, aber sie musste einfach gehen.
Zur zeit erfand sie sich mitten in einem Wald und es ging langsam auf die erwachende Jahreszeit zu.
In ihrer Heimatstadt beruhten ihre Erfahrungen mit den Jahreszeiten meistens auf Erzählungen. Diesen hatte sie immer sehr neugierig und aufmerksam gelauscht und zumindest das, was sie behalten hatte, würde ihr nun zu gute kommen. Sie wanderte leichten, aber schnellen Schrittes über den gefrorenen Boden und wenn sie auf vereistes Gras oder Blätter trat, dann knirschte es leise … ein ungewohnte Laut in ihren Ohren, welcher sich mit dem Klingen in der Luft mischte. Wenn sie stehenblieb und sich orientierte, woher dieses Klingen kam, konnte sie feststellen, das es die Bäume und Büschen waren. Von Eis überzogene Äste, bogen sich klirrend und knarrend im leichten Wind, dem Eyvanna ausgesetzt war. Wo es im Stein sehr ruhig war, so war die Nacht hier voll von leisen Melodien, manchmal unterbrochen vom Ruf eines Kauzes oder dem leisen Jaulen eines Wolfes. So schritt sie dahin, festen Schrittes du die Stunden vergingen.
Zu fortgeschrittener Nacht, wurde ihr langsam bewusst, was ihre stramme Wanderung für einen Tribut forderte. Sie war solche Anstrengungen wahrlich nicht gewohnt und langsam machte sie Müdigkeit in ihrem Körper breit … ihre Füße schmerzten und die Kälte hatte sie fester im Griff.
Es musste auf den Morgen zugehen … ein Phänomen, was Caven ihr versucht hatte zu erklären. Je näher der Morgen rückte, desto kälter wurde es …warum dies so war, vermochte niemand zu beantworten. Sie hatte nun die Wahl … noch ein wenig weiter laufen oder sie schaute sich so langsam nach einem geeigneten Unterschlupf um. Zumindest hier, in dem teil des Waldes, war das Unterholz recht dicht. Zusammen mit dem am Boden liegendem Laub, konnte sie sich ein nettes Nachtlager bereiten und sie musste dringend einen Plan entwerfen … wie genau sie nach Zyranus kommen wollte … ob sie weiterhin nur des nachts reisen wollte … und wie sie sich neue Nahrung besorgen wollte.
Auf jeden Fall, halfen ihr die Fragen dabei, auf andere Gedanken zu kommen.
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Re: Zum Schluss fängt alles an

Beitrag von Eyvanna Curin » Freitag 16. März 2012, 09:10

Während Eyvanna dem Ungewissen weiter entgegen ging, entdeckte sie so viele Kleinigkeiten, die ihr bisher nicht in den Sinn gekommen waren. Da war zum Beispiel das Knirschen unter ihren Füßen, wenn sie auf gefrorenes Laub trat; Oder der Ruf eines Nachtschwärmers, so wie sie einer war; Das unheimliche Flüstern der mageren Bäume, wenn der Wind hindurch zischte. Doch auch wenn der Wald Arus eher eine unheimliche Kulisse bot, so war Eyvanna freudig erregt und lauschte allem Neuem.
Die Nachtelfe hatte gar nicht gewusst, wie viele Dinge sie noch nicht gehört, gesehen oder angefasst hatte, während sie in der Isolation des Reiches lebte. Ihr war klar gewesen, dass die Welt um so vieles größer war, als ihre eigene Heimat, doch ihr war bis zu diesem Zeitpunkt nicht in den Sinn gekommen, dass sie - in vielen Augen lediglich Kleinigkeiten - die Schönheit bereits wenige Schritte entfernt finden würde. Die junge Elfe blieb für einen Moment stehen und schaute sich ganz bewusst um: Sie stand nach wie vor mitten im Wald und es gab nichts, außer Bäumen und Sträucher, die alle nach wie vor recht leblos wirkten. Doch für Eyva war es weitaus mehr: Sie konnte das Knarren der Bäume deutlich hören und wenn sie es zuließ, dass sich ihr eigentlich gutes Gehör noch verschärfte, konnte sie die Bäume auch noch in einem weitläufigeren Umkreis atmen hören. Sie war schier fasziniert von ihrer Fähigkeit, zu sehen und zu hören. Natürlich waren diese Dinge auch unterhalb der Erde bekannt und benutzt, doch wie es mit vielen Dingen ist, die man lediglich 'zum normalen Gebrauch' einsetzte, sie verlieren etwas von ihrer eigentlichen Kraft und wirken abgestumpft. Auf ihren Reisen hatte Eyva stets ein Ziel gehabt, wodurch sie nicht sonderlich an ihre Umwelt gedacht hatte. Dies ist das erste Mal, dass die Elfe auch die Zeit dazu hatte - oder besser gesagt, den Kopf dafür frei hatte - ihre eigentliche Heimat zu erspüren.

Irgendwo knackte plötzlich ein Ast und Eyva richtete sofort ihren Kopf und alle Sinne auf den Ursprung dieses Geräusches. Sehen konnte sie nichts, da das Dickicht sehr üppig war, doch die kleinen Härchen auf ihrem Arm, stellten sich für einen Moment lang auf - ein sicheres Zeichen für Spannung. Für lange Sekunden, lauschte sie in die sich auflösende Dunkelheit und konnte gleichzeitig ihr Herz schlagen hören. Es war ein Phänomen, dass man ausgerechnet, wenn man leise sein wollte, das Herz so unglaublich laut schlug. Nach einigen Augenblicken der Spannung, verflüchtigte sich dieses Gefühl und Eyvanna tat es, als ein Tier im Unterholz ab. Doch nachdem die Spannung aus ihrem Körper gewichen ist, blieb eine frierende Elfe zurück. Erst jetzt merkte sie, dass es wirklich eiskalt war und sie hatte das Gefühl, dass die Kühle zunahm. Dieser Umstand, rief in Eyva die Erinnerung wach, als Caven ihr davon erzählte, dass der Tag mit einem kalten Mantel die Nacht vertrieb. Sie lächelte kurz bei dem Gedanken an ihren Freund, als sich noch etwas anderes in ihr regte: Ihr Puls beschleunigte sich und ihre Gedanken begannen sich zu überschlagen. Wenn sie sich also kurz vor Sonnenaufgang befand, dann brauchte sie schnell einen Platz, um sich auszuruhen und vor den Strahlen Zuflucht zu suchen. Während sich Eyva schon beinahe mechanisch nach geeignetem Unterholz umsah, hielt sie inne und ließ einen weiteren Gedanken zu: Das hier, war ihre Reise. Sie konnte das tun, was sie wollte und war das nicht auch der Grund, weshalb sie aufbrach? Um ihr Leben zu finden und es dann zu leben? Keiner war hier, um sie vor dem zu bewahren, was sie doch so sehr wollte: Frei und ohne einengende Schutzhülle, im Antlitz von Lysanthor zu wandeln. Ein Glanz erhellte ihre Augen und sie ließ das selige Lächeln zu, welches sich zeigte. Sie hatte die Möglichkeit hier und jetzt auf den Morgen zu warten, zu sehen, wie sich Lysanthor den Sieg über die Nacht holte und am Horizont als gleißender Feuerball über den Rand kletterte. Eyvanna war fasziniert von dieser Beschreibung und es reizte sie, einfach stehen zu bleiben. Doch bei all dieser Sehnsucht, vergaß sie nicht, dass sie dabei sterben könnte - je nach dem, wie lange sie sich aufhielt in der Sonne. Sie wusste, dass sie eines Tages in der Sonne wandeln würde, doch entschloss sie sich, das der heutige Tag, ohne sie stattfinden würde. Sie war unweit des Tores zum Reich und hier, im Wald, wollte sie nicht verenden, sollte sie verletzt werden. Nein, sie hob sich diesen geheimen Wunsch für einen besonderen Augenblick auf. Ihren ganz persönlichen Augenblick.

Also zwang Eyva ihre müden Beine dazu, sich ein letztes Mal aufzuraffen und suchte sich ein mehr oder minder geeignetes Plätzchen, an dem sie rasten konnte. Nicht weit von ihrem Stop im Unterholz, fand sie einen alten Baum, der von innen hohl zu sein schien. Sie näherte sich vorsichtig, sah sie vorher kurz in alle Richtungen um, schnappte sich einen langen Stock und bewaffnete sich mit diesem. Vor der Baumhöhle blieb sie stehen und atmete tief durch. Dann ging sie in die Hocke und riskierte vorsichtig einen Blick, ständig in der Erwartung, dieser Unterschlupf konnte bewohnt sein und ihr jeden Augenblick ins Gesicht springen. Während sie sich näherte und näherte, schlug ihr Herz erneut bis zum Hals und sie hob unwillkürlich ihre 'Waffe', bereit sich zu verteidigen, doch da kam nichts. Die Höhle war nicht bewohnt, weder von größeren Tieren, doch von besonders vielen Insekten. Hier und da, krabbelte eine Spinne, doch Eyvanna war nie zimperlich, was das anging. So legte sie ihre Reisetasche ab, schaffte anschließend etwas Laub in diese Baumhöhle, die groß genug war, dass Eyva wenigstens vollständig darin verschwinden konnte, sich jedoch zusammenkauern musste, und kleidete den Boden damit aus. Das würde wenigstens ein Bisschen verhindern, dass sie auskühlte. Dann machte sich Eyva auf die Suche, nach etwas Holz und geeignetem, trockenem Gras oder Moos, welches sie an der Sonnenseite eines Baumes fand. Damit richtete sie sich ein kleines, doch wärmendes, Feuer, unweit ihres Baumes - sie wollte ja nicht, einen Waldbrand auslösen - und verkroch sich dann in die Höhle. Die Beine an den Körper gezogen und die Arme darum gelegt, starrte sie einige Augenblicke lang ins Feuer und wartete das Ende der Nacht ab. Erst als das Licht sich veränderte und Eyvanna leichte Veränderungen ihrer Sicht vernahm, krabbelte sie aus ihrem Versteck und löschte das Feuer. Am Tag, sollte sie es nicht brennen lassen, wie sie fand und so erlosch das Holz nur einige Augenblicke später. In der Höhle sitzend wartete Eyvanna dann auf die Strahlen der Sonne, doch ob der ungewohnten Anstrengung und den neuen Eindrücken, fiel die Elfe noch bevor Lysanthor vollständig am Himmel empor stieg, ihren Umhang als Decke nutzend, in einen mäßigen Schlaf.

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Re: Zum Schluss fängt alles an

Beitrag von Erzähler » Freitag 30. März 2012, 03:48

Eyvanna genoss sichtlich die Umgebung, der sie sich fast zum ersten Mal bewusst aussetzte. Selten hatte sie solche Kleinigkeiten wahrgenommen, deswegen hatte sie hier, im Wald, außerordentlich schöne Eindrücke gewinnen können. Alles um sie herum war so voller Lebendigkeit, voller Bewegung und voll eigener Magie.
Unterbrochen wurde sie in ihrem erstaunen lediglich von antrainierten Gedanken … Gedanken, die ihr automatisch kamen und sie daran erinnern wollten, was sie zu tun zu lassen hatte. Aber ein Umdenken hatte bereits in der Elfe begonnen, sie wurde sich der Tatsache bewusst, dass sie selber von nun an bestimmen konnte, was sie tun wollte und was nicht. Sie war die Herrin ihrer Gedanken und selbstbestimmt wollte sie ihre reise mit unbekannten Zielen fortführen … und das musste sie auch, wenn sie draußen, in der fremden Umgebung weiter kommen wollte.
Zumindest für diesen Augenblick hatte sie sich entschieden, einen Unterschlupf zu suchen, da sie nicht wusste, wie sie auf die Strahlen der morgendlichen Sonne reagieren würde. Zugeben, der Wunsch brannte schon in ihr, einen Sonnenaufgang zu erleben, aber es war klüger, sich langsam heran zu tasten.
Ein alter, ausgehöhlter Baumstamm, sollte ihr als Lagerstatt dienen. Der Vorteil dabei war, dass der Höhleneingang ungefähr in Richtung Osten zeigte, so wie die Tiere dieser Welt es schon von Anbeginn der Zeit umsetzten.
Auch wenn diese Höhle nicht groß war, so war sie gut genug, um Eyvanna zu beherbergen. Die Schlafstatt war schnell errichtet, aus Blättern und Moosen und was sich sonst noch relativ weich und nachgiebig anfühlte, damit es sie wärmen konnte. Denn die Temperaturen waren noch zu eisig des Nachts, dass sie ohne weiteres in der freien Natur hätte überleben können.
Die zeit verflog, in der sie sich um ein Feuer und etwas Proviant gekümmert hatte und noch ehe die Sonne vollkommen den Horizont erstiegen hatte, hatte Eyvanna sich zu ‘Bett’ begeben.
Ihre Unterkunft für diese Nacht war nicht sonderlich komfortabel, aber dafür relativ gemütlich, sie hatte mit ihrem Fund wirklich Glück gehabt. Fürs Erste zufrieden und unsagbar müde, glitt die junge Elfe recht schnell in den Schlaf über. Während sie träumte, verarbeitete sie all jene Eindrücke, die sie in kurzer Zeit hatte sammeln können … und aus den realistischen Bildern, wurden alsbald phantastische Traumgebilde, in die sich immer wieder ihre Hoffnungen, Freude und Sorgen mischten.
Nach ein paar Stunden wurde Eyvanna geweckt. Nicht, wie sie vielleicht vermutete, durch ein Tier oder ein anderes, lautes Geräusch, was sie aus ihren Träumen gerissen hatte. Es war schlicht und ergreifend eine, für sie, blendende Helligkeit. Die Sonne war nun über die Wipfel der Bäume getreten und aufgrund ihres laubfreien Zustandes, schickte der feurige Ball im Himmel seine vollen Strahlen auf Celcia hinab und damit direkt in die kleine Höhle, in die Eyvanna eingekehrt war. Da sie nicht direkt vorm Eingang geschlafen hatte, war sie vor der Wirkung der Strahlen verschont geblieben. Se hatte bisher nicht gewusste, was für eine Kraft die Sonne wirklich besaß und zu dieser Jahreszeit, war es nur ein schwacher Kraftakt dessen, zu was sie eigentlich zu leisten im Stande war. Fasziniert und vermutlich ein wenig befangen, machte sich Staunen in Eyvanna bereit, denn das gebrochene Licht der Sonnenstrahlen, malte tanzende Muster an die Wand und den Boden der kleinen Höhle. Ob sie bei dem Anblick des unerwarteten Ereignis noch würde schlafen können, blieb fraglich.
Das beeindruckende Schauspiel beobachtend, stellte sich ihr eine ganz andere Frage. Wie woltle sie der Auswirkungen der Sonne entgehen?!
Alleine schon, wenn Eyvanna an den Rand der Höhle kroch und nach draußen blickte, fingen ihr die Augen an zu tränen, so hell war es. Dieser Effekt wurde noch durch den Schnee verstärkt, der frisch gefallen war und bot ihr ein weiteres, glitzerndes Schauspiel … Eindrücke, die sie vermutlich erfreuten, ihr Zuversicht gaben und ihr ein wenig Schwere nahmen.
Entgegengesetzt zur Nacht, zeigte sich der Wald nun am Tag, hauptsächlich in weißen und silbrigen Tönen. Hier und da unterbrochen vom tiefen Braun der Bäume, einiger wenige Tupfen Grün von Moosen und Flechten, die an Stämmen wuchsen und obwohl es noch die eisige Jahreszeit war, wuchsen bereits einige wenige, kleine Blumen, die farbenfroh einen neuen Sonnenlauf ankündigten.
Still war es auf keinen Fall, sie hörte einige wenige Vögel singen, die jubilierend den neuen Tag begrüßten. Nicht weit entfernt, konnte sie ein tiefes Brummen vernehmen … ja, der Tag war voller Geschäftigkeit. Direkt vor ihrer Höhle, konnte Eyvanna Spuren im frischen Pulverschnee erkennen. Einige Vögel hatte hier wohl im Schnee gescharrt und Essbares gesucht. Andere Tiere, deren Spuren sie nicht deuten konnte, hatten den Platz am Lagerfeuer durchstöbert und auch vor ihrem kleinen Unterschlupf nicht halt gemacht.
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Re: Zum Schluss fängt alles an

Beitrag von Eyvanna Curin » Mittwoch 18. April 2012, 22:24

Zeit ihres Lebens, hatte die Kälte der Nacht Eyvanna nichts ausgemacht. Doch die Elfe hatte feststellen müssen, dass das Reich lediglich ein Trugbild dessen war, was man Wirklichkeit nannte. Es dauerte einige Zeit, in der Eyvanna nicht so recht hatte einschlafen können und je mehr sie die Augen zusammenkniff, desto kälter schien ihr zu werden. Ohnehin war ihr Schlaf von der Kälte fest im Griff gehalten und immer wieder wurde ihr Geist aufgeschreckt, weil sie fror. Die Arme fest um ihren Leib geschlungen, überlebte Eyva die Nacht dennoch und hatte beim Aufwachen das Gefühl, völlig steif zu sein. Ihre Arme hatten sich während des Schlafes von ihren Schultern gelöst und sie lag ausgestreckt auf dem Laubboden. Im ersten Moment spürte sie das seltsame Gefühl gar nicht, welches sich an ihrer Hand breit machte, denn sie kämpfte noch mit ihren Augen. Zuerst glaubte die Elfe, sie läge in ihrem Bett im Reich der Nachtelfen und war so müde, dass ihre Augen zu träge waren, um sich zu öffnen. Doch dann fiel ihr siedend heiß ein, dass sie in einer Baumhöhle lag und nicht in ihrem Zimmer. Mit einem Mal waren die blauen Augen geöffnet und sofort wieder schmerzhaft zusammengekniffen. Eyvanna griff mit ihrer Linken nach ihnen, um sie zu reiben - so sehr brannte die Helligkeit, welche sie weißgott nicht gewohnt war, darin. "Verflucht noch eins!" zürnte sie und prüfte vorsichtig, ob sie wieder sehen konnte. Nur mühsam und unter Anstrengung, gelang es Eyva, ihre Augen zu öffnen - jedenfalls einen Spalt breit - und ihre Umgebung auszumachen. Doch ohne zu wissen, wie ihr geschah, trat schon das nächste Unheil auf den Plan: Ihre rechte Hand pochte schmerzhaft auf und Eyvanna zog sie an ihren Körper. Sie schirmte ihre Augen mit der Linken ab, um wenigstens etwas sehen zu können und begutachtete die Rechte. Eine unschöne Rötung hatte ihre Hand befallen und auf ihrem Handrücken einige Pusteln hinterlassen, die schmerzhaft brannten. Mit einem Blick auf die Stelle, an der ihre Hand gelegen hatte, wurde ihr bewusst, was es hieß, Lysanthor ins Antlitz zu blicken: Nichts Gutes für eine Elfe der Nacht. Vorsichtig prüfte Eyva die Belastbarkeit ihrer rechten Hand und stellte ernüchtert fest, dass sie eine ordentliche Verbrennung davongetragen hatte. Ihr war schleierhaft, wie sie das nicht hatte bemerken können, während sie schlief.

Sich langsam an das grelle Licht gewöhnend, konnte die Elfe mit den verstreichenden Minuten, immer deutlicher ihre Umgebung ausmachen; was vorher nur Schemen waren, sind nun schon Umrisse und im kargen Licht der Baumhöhle, auch etwas mehr. Nach der Aufregung des Erwachens und der Ernüchterung, bezüglich ihrer Verletzung, riskierte Eyvanna einen kurzen, zaghaften Blick, aus der Höhle raus: Ihre Augen begannen zu tränen, je länger die hinausblickte, doch das was sie sah, bannte ihren Blick derart, dass sie das Nässen in Kauf nahm. Der glitzernde Schnee funkelte wie tausende Diamanten im Licht Lysanthor's und zauberte gleichzeitig ein Lächeln auf die roten Lippen. Eyvanna war geblendet von der Schönheit der kleinen Welt, vor ihrem Unterschlupf und sie füllte ganz bewusst ihre Lungen mit der einzigartigen, frischen Luft, die der Neuschnee mit sich brachte. Ihre Hand behutsam abschirmend, ließ sie sich auf die Knie, nach vorne fallen und betrachtete sie Spuren im Schnee. Einige von ihnen verliefen bis zu ihrem Unterschlupf, andere tummelten sich lediglich um die ausgebrannte Feuerstelle.
Doch lange konnte Eyva die Spuren nicht betrachten, denn ihre Augen tränten und begannen zu brennen. Stattdessen, lehnte sie ihren schmalen Leib an die knorrige Rinde des Baumes, schloss die Augen und lauschte dem Treiben, vor 'ihrer Tür'. Sie hörte die Vögel zwitschern und singen, hörte Unterholz knarren und krachen, wenn Tiere hindurch staben. Sie lauschte dem Wind, der immer mal wieder eine Schneewehe von den Ästen fegte und achtete darauf, wie es klang, wenn Schnee zur Erde rieselte.
Alles in allem, war dies ein schöner Morgen, doch Eyvanna's Morgensymphonie wurde durch den pochenden Schmerz in ihrer Hand, getrübt. So öffnete sie nach einer Weile ihre Augen wieder und blinzelte unbeholfen, um sich erneut die Wunde anzusehen. Allerdings fiel es ihr schwer, überhaupt etwas zu erkennen, so sehr reagierten ihre empfindlichen Augen, auf das Tageslicht. Vorsichtig betastete die Elfe ihr Handgelenk und stellte fest, dass die Verbrennung bis selbiges ging. Wenn sie die Rechte bewegte, durchzuckte sie ein beißender Schmerz und ließ ihren Körper beben. Kurz stieß sie den angehaltenen Atem kräftig aus, ehe sie sich daran machte, etwas Schnee vom Eingang der Höhle zu nehmen und auf die Wunde zu legen. Die Kälte raubte ihr den Atem und der Schmerz der folgte, ebenso. Sie biss die Zähne zusammen und ertrug, was ihr widerfuhr. Der Schnee schmolz zügig dahin, was sie feststellen ließ, dass die Wunde nicht nur höllisch brannte, sondern auch heiß sein musste.
Einige Male wiederholte Eyva die Prozedur mit dem Schnee und zog sich dann, soweit es ihr möglich war, in den Schatten der Höhle zurück. So richtig konnte Eyva nicht gucken, denn nach wie vor war das Licht gleißend für ihre an Dunkelheit gewohnten Augen. Dennoch musste sich Eyvanna überlegen, wie sie weiter vorgehen wollte.

Immerhin hatte sie ein Ziel zu erreichen und war sich schneller als ihr lieb gewesen wäre, bewusst, dass sie am Tage nicht einen Meter würde gehen können. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich ein Gefängnis geschaffen hatte, in dem sie bis zum Einbruch der Nacht festsitzen würde, wenn ihr nichts besseres einfiele, oder jemand ausgerechnet diesen Weg nahm, und bereit war ihr zu helfen. Innerlich tadelte sie sich selbst, für ihre Naivität und ihre offensichtliche Unzulänglichkeit, diese Gefahr vorauszusehen. Mit schmerzender Hand, tränenden Augen, verminderter Sicht und keinen Weg fort, saß sie in ihrer Zelle und bemühte sich, ihre Augen wieder unter Kontrolle zu bekommen, indem sie sie fest geschlossen hatte und zeitweise sogar ihren Kopf auf ihren Arm legte, der wie eine Brücke, auf ihren angewinkelten Knien lag. Sie würde einen ganzen Tag verlieren, wenn sie hier fest saß und es würde länger dauern, ihr gestecktes Ziel zu erreichen. Doch bekanntlich wurde man aus Schaden klug und Eyvanna hatte einiges in der kurzen Zeit des Erwachens gelernt! Jetzt galt es, einen Weg zu finden, das Gelernte erfolgreich umzusetzen. Sie würde also vorerst bei Nacht laufen und am Tage schlafen, solange sie sich noch im Wald befand. Innerlich keimte ein Groll in ihr auf, dass sie eine Gefangene der Nacht war. Sie hatte kurz die Schönheit des Tages gesehen und war Feuer und Flamme dafür. Sie wollte mehr sehen und alles erkunden, was es am Tage zu sehen gab. Sie wollte wissen, wie die Dinge, die sie lediglich schattenhaft und dunkel kannte, im Sonnenlicht aussahen und wie die Farben sich veränderten. Sie hatte gesehen, wie weiß der Schnee war und wie grün das Bisschen Moos an einigen stellen. Sie wollte sehen, wie eine Blumenwiese in Lysanthors Umarmung erstrahlte und wollte wissen, wie das Wasser der Bäche farbenfroh glitzerte. Sie wollte es sehen doch würde ihr das jemals möglich sein? Nach der Reaktion, die ihr Körper ihr lieferte, auf ein 'Bisschen' Sonne am Rande einer Höhle? Zweifler flüsterten aus den tiefsten Winkeln ihres Bewusstseins, doch sie schüttelte sie ab und war sich sicher, dass es eines Tages soweit sein würde... irgendwie.

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Re: Zum Schluss fängt alles an

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. Mai 2012, 20:23

Etwas missmutig saß Eyvanna nun doch in ihrer gewählten Höhle. Ihre erste Begegnung mit dem Antlitz Lysanthors’ war äußerst schmerzhaft verlaufen. Nun schwankte sie zwischen leichter Verzweiflung und Verärgerung darüber, dass sie das nicht bedachte hatte, welche Auswirkungen Sonnenlicht auf ihre Haut hat. Natürlich, sie wusste über die Konsequenzen, aber diese am eigenen Leib zu erfahren, war etwas ganz anderes. Dieser Fehler würde ihr definitiv nicht noch mal unterlaufen.
Im Laufe der vergehenden Minuten, hatte sie sich öfters gefragt, wie sie den grellen Sonnenschein nicht hatte bemerken können. Wie Eyvanna mit der zeit bemerken konnte, war der Sonnenschein nicht immer da und beleuchtete grell die Höhle. So hatten ihre Augen wenigstens zwischendurch die Möglichkeit, sich ein wenig an die Helligkeit zu gewöhnen. Wenigstens das Spiel aus Licht und Schatten entschädigte sie ein wenig für ihre Verletzung und beruhigte ihr Gemüt. Der Tanz am Boden und an den Wänden der Baumhöhlen, waren wirklich wunderschön und deuteten daraufhin, wie schön die Welt im hellen Lichte sein musste. Zwischendurch schien es draußen bewölkt zu sein, dann war es zwar einigermaßen hell in der Höhle, aber das blendende Licht war nicht mehr da. Wenn Eyvanna da mal ihre Hand in die Helligkeit hielt, merkte sie war eine leichte Wärme, aber sonst tat sich so schnell nichts auf ihrer Haut. Diese ‘Entdeckung’ eröffnete ihr ganz andere Möglichkeiten. Wenn sie also das Wetter in Augen behielt, wäre es für sie sogar möglich, am Tage zu reisen … zumindest wenn es bedeckt war.
Vielleicht könnte sie sich ja eine Art Kopfbedeckung aus ihrer eigenen Kleidung herstellen?!
Eyvanna konnte es zumindest versuchen, denn hier hatte sie noch einen festen Unterschlupf, in den sie zurück kehren könnte, wenn es für sie draußen doch zu unerträglich wurde.
Vorerst, konnte sie sich auch um andere Dinge kümmern, wenn sie sich doch noch nicht traute.
Mittlerweile musste es Mittag sein, denn die Strahlen der Sonne trafen nicht mehr die Höhle. Wenn die Strahlen der Sonne doch mal durch die Wolkendecke brachen, lag ihr Unterschlupf im Schatten und draußen vor dem Eingang, zeichneten sich die die Umrisse der Äste deutlich ab. Wobei die Dauer immer weniger wurde.
Wenn Eyvanna sich etwas Schnee von draußen holen würde, könnte sie damit zum einen ihre Verbrennung kühlen und zum Anderen testen, ob eine Kopfbedeckung ihr etwas am tag brachte. So wäre sie nicht and en bau gefesselt und könnte sich zudem noch etwas Brennholz sammeln. Wärme würde ihren leicht steifen Knochen wirklich gut tun und so langsam machte sich auch ein flaues Gefühl in der Magengegend breit.
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