Die Reise beginnt...

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Raye-Lin Sarlathza
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Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Donnerstag 4. November 2010, 19:08

Nachdem sich das Tor hinter ihr geschlossen hatte, verstummte auch der Lärm der Stadt. Es war totenstill im Wald Arus. Raye stand, den Rücken zum Tor, ganz still da und lauschte der Stimme des Waldes. Hier und dort konnten sie Vögel oder die Tiere am Boden hören, wie sie durch das Unterholz schlichen. Sie fröstelte und zog den Umhang von Nexor enger um ihren schlanken Leib. Sie fühlte sich seltsam; zum einen war sie frei und konnte tun was sie wollte, doch zum anderen verspürte sie eine leichte Melancholie die sich in ihr Herz stahl. Kurz war die junge Dunkelelfe versucht einen Blick über ihre Schulter zu riskieren. Nur einen einzigen Blick zurück auf ihr.. Zuhause? Ein Lächeln stahl sich auf ihre fein geschwungenen Lippen. Verspürte sie etwa tatsächlich so etwas wie Zugehörigkeit? Heimat? Raye zwang sich dazu, sich nicht umzudrehen. Es hätte ihr den Abschied mit Sicherheit nicht erleichtert. Wozu unnötige Last auf sich nehmen? Dieses Kapitel war nun beendet. In dem Moment, als Nexor starb, schloss sich das Kapitel der Nachtelfen und es wurde ein neues geöffnet im Lebensbuch der Raye-Lin Sarlathza.
So sog die junge Frau die Luft tief in ihre Lungen, stieß sie geräuschvoll aus und setzte sich dann in Bewegung. Ihre grünen Augen leuchteten und sahen angestrengt in die diesige Dunkelheit des Waldes. Immer wieder zerrte der Wind mit eisigem Griff an ihren schlohweißen Haaren und wirbelte sie durcheinander. Sie hingegen störte sich nicht daran. Immer wieder glitt ihr Blick hinab zum Boden und suchte diesen nach möglichen Stolperfallen ab. Inzwischen hatte sich die Dunkelelfe daran gewöhnt, dass ihre rechte Hüfte nicht so wollte wie sie. Sie erinnerte sie tagtäglich daran, was ihr widerfahren war. Immer wieder machte ihr der Schmerz in der Hüfte klar, dass niemals so sein wollte wie ihre Familie. Nexor hatte ihr ein anderes Leben gezeigt und sie in dem Glauben an das Gute erzogen.
Die Gedanken an Nexor ließen ihr Herz Stichen verspüren, die sie nicht abwenden konnte. Sie hatte ihn mehr gemocht, als sie sich eingestehen würde und er war mehr als nur ein Vormund. Um die Gefühle, die bei diesen Gedanken aufkeimten, nicht ertragen zu müssen, presste Raye-Lin die Lippen aufeinander und schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Sie würde auch das tief in ihrer Seele verschließen und nicht mehr daran denken.
Sie zwang sich die Gedanken zu verscheuchen und rief sich ins Gedächtnis, was sie nun vorhatte. Während sie sich ihren Weg durch den Wald bahnte, versuchte sie einen Plan zu erstellen, wohin ihre Reise gehen sollte. Doch bis auf Morgeria und das Reich der Nachtelfen, kannte sie nichts dort draußen. Wohin ihr Weg wohl führen würde? Was sie wohl erlebt und was ihr widerfahren wird? Sie konnte es nicht sagen, doch es war ihr auch gleich. Alles war besser als hier im Reich der Nachtelfen zu versauern und jeden Tag an Nexor erinnert zu werden. Nach Morgeria würde sie nie wieder zurückkehren, soviel stand fest. Sie hatte Gerüchte gehört, dass es irgendwo im Osten Unruhen gab, doch das wurde nie bestätigt. Es war ihr auch egal nur eines wusste sie: Würde es jemals dazu kommen, würde sie ganz gewiss nicht auf der Seite ihres Volkes stehen.

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Samstag 6. November 2010, 19:45

Ein Abschied war immer schwer, wenn man sich wohl gefühlt hatte. Noch dazu, wo es ein unwiderrufliches Ende war. Nexor war tot, nichts und niemand würde ihn der jungen Dunkelelfe je wieder bringen können. Natürlich, es gäbe Magier, die auch Tote auferwecken konnten, oder wer wusste schon, was auf der Todesinsel alles möglich wäre, allerdings wäre es nie wieder das selbe. Die Seele war dahin gegangen, wo es ihr bestimmt war durch ihren Charakter und ihre Taten, daran konnte alle Macht der Welt nichts mehr ändern. Und somit gäbe es auch kein Zurück.
Nein, das Leben ging weiter und für alle anderen hatte sich fast gar nichts gewandelt. Wenn sie überhaupt Notiz von dem Verscheiden des Nachtelfen genommen hatten, bedauerten sie es zwar, doch das war auch schon alles. Er hatte keine Familie gehabt, außer Raye keine eigenen Kinder und somit gab es niemanden sonst, dessen Verlust eine große Lücke in dem künftigen Leben hinterlassen hatte. Das Haus würde jemand anderes irgendwann bekommen, das Grab würde gepflegt werden und das wäre es auch schon.
Die Nachtelfen gingen ihren Tätigkeiten nach und es kam auch niemand, um die junge Frau zu verabschieden. Sie war nun auf sich gestellt, obwohl sie in der Theorie jederzeit zurück kommen und weitere Kontakte knüpfen könnte, sie müsste es nur wollen. Aber so wie es aussah, wollte sie lieber endgültig in die weite Welt ziehen, anstatt weiterhin hier zu bleiben.
Wenngleich sie sich dafür keinen sonderlich guten Tag ausgesucht hatte. An der Oberwelt gab es schlechtes Wetter, der Himmel war bedeckt, es hatte Minusgrade, die sich auch nicht mehr in Richtung Wärme steigern würden, und vor einer guten Stunde war auch noch Eisregen herab gefallen. Entsprechend knirschte es unter jedem Schritt, der auf den Boden gesetzt wurde. Blattwerk hatten die Bäume kaum noch und wenn, war es von einer kristallinen Schicht überzogen.
Das Licht war schlecht. Der Morgen war noch nicht seit langem angebrochen, laut einer gestellten Uhr schon, jedoch nicht, was die Sonne anbelangte. Diese kroch nur langsam über den Horizont und ihre Strahlen waren ohnehin zu schwach, um die Wolkendecke erfolgreich durchdringen zu können. Somit war es selbst am Vormittag noch recht düster, obwohl durch die kahlen Äste eigentlich genügend Licht dringen könnte.
Dadurch allerdings ergab ein unvorhergesehenes Problem. Die blasse Sonnenscheibe war zu undeutlich, als dass man anhand ihrer Stellung eine Richtung hätte ausmachen können.
Wie könnte Raye demnach heraus finden, wohin sie überhaupt lief? Andererseits, zählte das überhaupt? Durch Zufall würde sie nicht auf Morgeria stoßen, dazu war der Weg dorthin viel zu markant. Während sie sich dank Nexors Erziehung auch im Wald auskannte und das Risiko minimal war, dass sie sich verlief oder im Kreis ging.
Also brauchte sie sich in dem Punkt keine Sorgen machen und konnte getrost ihrer Wege gehen. Dass sie sich dabei nach Osten gewandt hatte, konnte sie vorerst nicht feststellen, aber vielleicht hätte das Wetter irgendwann ein Einsehen mit ihr. Oder sie stieß zuvor bereits auf einen Ort oder einen Wanderer, der ihr dabei helfen würde, sich orientieren zu können. Die Zeit würde es schon zeigen.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Samstag 6. November 2010, 22:51

Je mehr sie sich von dem Reich der Nachtelfen entfernte, desto kälter wurde ihr. Psychologie? Wer wusste das schon. Inzwischen hatte sich Raye den Umhang, so eng wie er es eben zuließ, um ihren Körper geschlungen und hoffte so auf ein Bisschen mehr Wärme. Doch es war vergebens. Der kalte Wind war unerbittlich und die Sonne war auch keine große Hilfe. Ihr Blick ging zu den Baumkronen und durch diese hindurch. Es half nichts - sie wusste nicht, in welche Richtung sie ging, die Sonnenscheibe hob sich nur sehr undeutlich von dem Grau-in-Grau des Himmels ab.
Sie stieß einen Seufzer aus und beobachtete ihren Atem dabei, wie er sich nach und nach in der kalten Luft auflöste. Sie behielt ihre Richtung bei. Nexor hatte ihr gezeigt, wie man sich auch ohne Sonnenstand und andere Hilfsmittel zurechtfand. So suchte sie sich einen geeigneten Baum, an dem noch etwas Moos nicht von der kalten Temperatur heimgesucht worden war, und überprüfte dessen Wuchrichtung. Stirnrunzelnd musterte sie das Moos und zuckte dann die Schultern. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, welche Richtung sie nun eingeschlagen hatte, doch das war ihr auch gleich. Was machte es schon für einen Unterschied, ob sie es wusste, oder nicht?
Sie ließ von dem Baum ab und ging weiter den Weg einfach, soweit es ihr möglich war, geradeaus. Hier und dort versperrte ihr ein Baum oder ein Strauch mit knochigen Armen den Weg, sodass die junge Elfe ausweichen musste, wenige Schritte später jedoch, zurück auf ihren gedachten Pfad gelangte. Im Grunde war ihr egal, wohin sie kam. Sie wollte nur weg! Floh sie etwa? Aber wovor fliehen, es gab doch nichts, oder?
In ihrem Inneren hatte sie die Antwort schon längst. Sie lief davon; vor dem heimischen Gefühl und der Einsamkeit im Reich der Nachtelfen. Sie hätte dort bleiben können, doch das widerstrebte ihr.
Sie wollte nicht für den Rest ihres Lebens - und wenn alles gut lief, wäre das ein überaus langer Rest- unter der Erde leben und Tag ein, Tag aus jagen. In ihr keimte mit jedem Schritt, den sie sich von der Stadt entfernte, ein unbekanntes Verlangen nach Abenteuer auf. Sie wollte etwas bewirken, sie wollte sich einbringen. Was genau das für sie heißen wird, konnte sie nicht sagen. Doch wenn sie es nicht versuchte, so wusste sie, würde sie schneller altern, als ihr lieb war.
Sich etwas ablenkend, lauschte sie für eine Weile dem monotonen Knirschen unter ihren Schuhen, wenn die gefrorenen Blätter oder Zweige brachen. Sie bemühte sich ihre Gedanken für eine Weile beiseite zu schieben, und sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Auch wenn sie sich hier in Sicherheit fühlte, wusste sie dennoch nicht, was hier draußen vielleicht lauerte. Sie war nun allein und auf sich gestellt. Es gab keinen Nexor, der ihr in der Not zur Seite stehen konnte. Dessen musste sie sich langsam bewusst werden!

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Montag 8. November 2010, 16:59

Gewöhnlich hieß es, dass Bewegung den Körper warm hielt. Doch gab es auch Ausnahmen von dieser Regel, wenn man zu wenig geschlafen oder geweint hatte, oder auch psychisch bedingt.
Allerdings... traf das auch auf die Dunkelelfe zu? Oder lag es einfach daran, dass die Temperaturen einfach nicht höher klettern wollten, dass es noch immer frostig war und der Atem nur zu deutlich sich zu einer weißen Wolke bildete? Wer konnte das schon genau sagen? Vielleicht fraß Raye ja auch ihre Gefühle der Trauer, des Verlustes in sich hinein, sodass sie sich zu Recht einsam fühlte und ihr deswegen kälter war? Nun ja, so etwas konnte nur sie selbst sich beantworten, sofern sie sich nicht belog.
Ein Außenstehender würde hingegen womöglich darauf hinweisen, dass sie sich einfach zu wenig angezogen hatte für dieses Wetter. Ja, das konnte durchaus auch ein passender Grund sein.
Wie auch immer, ihr war kalt, die Bewegung half wenig und sie musste sich damit abfinden.
Ob sie sich ein kleines Feuer machen sollte? Andererseits, wenn sie jetzt schon rastete und riskierte, dass ihre Glieder steif wurden, wie sollten sie dann erfolgreich vorwärts kommen? Und was täte sie dann in der Nacht, wo es noch kälter werden würde?
Vermutlich wäre das Klügste, kurzerhand umzudrehen und ins Dorf zurück zu kehren. Aber das wollte sie schließlich nicht, sonst wäre sie nicht erst aufgebrochen. Nur... wie wäre es, wenn man umdrehte, sich wärmere Kleidung oder noch eine Decke holte und danach den Weg von neuem begann? Gäbe das eine zu große Blöße? Vielleicht nicht für die anderen Nachtelfen, jedoch wie erginge es ihr selbst dadurch?
Nein, für ihre Psyche war es höchstwahrscheinlich das Beste, sie dachte nicht einmal daran, umzukehren. Was hätte es auch gebracht? Es hätte nur ihre Kräfte vergeudet und vermutlich sogar ihre Seele noch weiter angegriffen, das heimische Gefühl gepaart mit der Einsamkeit noch vermehrt.
Nein, ihre Füße trugen sie weiter vorwärts durch einen Wald, der sich im Kälteschlaf befand. Nur hin und wieder war das Krächzen der Raben zu hören oder ihre schwarzen Körper zeichneten sich schemenhaft vor dem grauen Himmel ab. Das war allerdings auch schon alles an Leben, das sie ausmachen konnte.
Es war definitiv die falsche Zeit, um unvorbereitet eine Reise zu beginnen! Jedoch der Tod ließ sich nicht vorher bestimmen und auf eine Jahreszeit festlegen, er kam, wann er wollte und nicht, wann es den anderen passte.
Ihr Weg führte sie weiter, Schritt um Schritt, Minute um Minute, Stunde um Stunde. Gegen Mittag knurrte ihr Magen vernehmlich und es stellte sich ihr eine weitere Frage, die sehr wichtig zu beantworten war.
Was sollte sie essen und wie viel davon? Wasser könnte sie mit etwas Glück bald finden, das nicht völlig zugefroren wäre. Aber Nahrung? Das war schon um einiges schwieriger.
Sollte sie kurz rasten und ihre tauben Glieder noch mehr zum Steifwerden verleiten oder besser den knurrenden Magen ignorieren und weiter laufen bis zum späten Nachmittag, um im letzten Licht des Tages für ihr Essen zu sorgen?
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 9. November 2010, 18:21

Innerlich fluchte sie. Ihre Laune wurde nicht besser dadurch. Im Gegenteil - je mehr sie sich fortbewegte, desto kälter wurde ihr. Sie verfluchte sich selber, dass sie so töricht gewesen war, nichts Wärmeres anzuziehen, oder wenigstens mitzunehmen. Was um alles in der Welt hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Ob ihrer Gedanken entfuhr ihr ein Laut, der ihre eigene Unzufriedenheit deutlich darstellte. Sie war eine Närrin! Nagut, Wasser würde sie eventuell finden, aber was war eine der vielen Regeln beim Jagen? Sobald es draußen friert, ist das Wild umso seltener! Sie hatte sich überhaupt nicht auf ihre Reise vorbereitet. In keinster Weise.
Wütend legte sie einen Zahn zu, um ihren Körper in Gang zu halten. Und in der Nacht? Was wäre in der Nacht?! Sie würde erfrieren, wenn sie nicht bald einen geeigneten Unterschlupf finden würde. Die eisige Kälte kroch ihr unbarmherzig die Glieder hoch. Egal wie sehr sie sich versuchte in ihren Umhang zu wickeln; es änderte nichts daran, dass sie fror und, dass ihr Körper irgendwann würde aufgeben müssen.
Sie blieb stehen und warf einen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sollte sie zurückgehen? Sollte sie die Reise neu beginnen, mit mehr Ausrüstung und einem. Plan? Noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, stemmte sich eine unüberwindbare Mauer empor, die es ihr untersagte auch nur daran zu denken. Sie würde sich nicht dazu hinreißen lassen zu beenden, was eben erst begonnen hat. Sie blickte in die entgegengesetzte Richtung und dann in den Wald hinein. Sie konnte keine größeren Wildtiere ausmachen, ausser ein paar Raben die sich zankten. In ihrer jetzigen Situation trug das Gezeter der beiden Vögel nicht dazu bei, sie zu besänftigen. Im Gegenteil, ganz zur Not würde sie auch diese beiden Vögel verzehren, wenn es gar keine andere Möglichkeit gäbe. Und sie würde sie mit Freude zum Schweigen bringen!
In ihr wallte eine Stimme hoch: "Wir entscheiden selbst, wer wir sind..." Sie schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch und beruhigte sich, wenigstens etwas. Sie würde schon das Beste aus ihrer Situation machen.

Gegen Mittag hörte sie ein leises Knurren und wusste, woher dieses kam: Es war ihr Magen. Ja, sie verspürte ein Hungergefühl, doch wenn sie jetzt rastete und sich etwas zu essen suchte, wäre ihr Körper so ausgekühlt, dass sie vermutlich hier im Wald sterben würde. Ein trauriges Leben, kaum die Reise begonnen, schon dem Tod verfallen. Nein, sie entschied sich dafür, weiter zu gehen. Und mehr noch, sie verfiel in einen leichten Laufschritt, der ihren Körper sicherlich etwas in Wallungen bringen würde und so, einige Stunden mehr durchhalten müsste. In der Dämmerung - obwohl der Wald aussah, als ob er in konstanter Dämmerung daliegen würde - würde sie auf die Jagd gehen und sich bis dorthin ein geeignetes Fleckchen aussuchen, um die Nacht, wenn auch mehr schlecht als recht, zu überstehen. Am nächsten Tag, so Manthala wollte, würde sie dann schneller vorankommen und sich nach einer Ortschaft umgucken.

Nur wenige Stunden später, fand Raye-Lin einen geeigneten Platz im Wald, und entschied sich, diesen als ihr Nachtlager zu nutzen. Es war eine kleine Lichtung, könnte man sagen, mit einer Buschreihe und ein paar Bäumen drumherum. Sie besah sich die Stelle genauer und prüfte, ob sie hier für die Nacht bleiben konnte. Sie entschied sich dafür, ehe sie im umliegenden Unterholz nach trockenem Geäst und Blättern suchte. Sie brauchte eine ganze Weile, da beinahe jeder Zweig und jedes Blatt mit einer feinen Eisschicht überzogen war. Doch sie hatte Glück; sie fand Einiges, was sie zum Feuermachen verwenden konnte.
Nachdem die Dunkelelfe zurück zu der kleinen Lichtung gekehrt war, warf sie das Holz auf den Boden, um eine Stelle, neben einem Baum, von Blättern und Moos zu befreien. Mit dem Fuß schabte sie solange, bis eine kahle Stelle sichtbar wurde. Dort legte sie das gefundene Feuerholz zurecht. Während sie das Feuerholz gesucht hatte, hielt sie gleichzeitig die Augen nach geeigneten Steinen offen, um das Feuer entzünden zu können. Offenbar hatte Manthala ein Einsehen mit der Elfe, da sie nun, zwei Stunden später, an einem Feuer saß. Leider war die Jagd nicht erfolgreich gewesen. Lediglich ein mageres Kaninchen hatte sie erlegt, welches sie bereits verzehrt hatte. Der Hunger war nicht annähernd gestillt, dennoch reichte es, um das Gefühl der Schwäche noch eine Weile hinzuhalten. Raye lehnte mit dem Rücken an einem Baum und starrte in das prasselnde Feuer. Die Flammen spiegelten sich in den grünen Augen wieder und warfen unheimliche Schatten auf die grau-schwarze Haut. Es wärmte ein wenig, dennoch fror sie. So saß sie, den Umhang weiterhin eng um ihren Körper geschlungen, in Gedanken versunken da.

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. November 2010, 23:33

Es war alles andere als klug gewesen, derart proviantlos loszuziehen und das Wetter nicht zu beachten. Andererseits war Raye in einer ungewohnten, Gefühls betonten Situation gewesen und in solchen neigte man dazu, mindestens die Hälfte zu vergessen. Dies rächte sich zwar jetzt, aber vielleicht hätte sie trotz allem Glück. Nexor hatte ihr beigebracht, im Wald zu überleben, egal, wie die Umstände waren. Und wenn alles gut ging, würde sie nicht zu lange auf Wanderschaft sein.
Immerhin war sie relativ zügig in den vergangenen Stunden voran gekommen und wusste auch, sich in einem solchen Terrain auf eine Art zu bewegen, die effektiv und verhältnismäßig Kraftsparend war. Was also wollte sie mehr? Sie musste eben improvisieren, jedoch genau das hatte ihr Mentor ihr schließlich beigebracht.
Nun könnte sie ihm eine besondere, letzte Ehre erweisen, indem sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzte und dabei auch noch überlebte. Vielleicht könnte das auch ihr Antrieb sein, der Gedanke an ihn und daran, wie stolz er auf sie wäre, würde er sie von dort, wo er jetzt war, sehen können.
Die Zeit verging und ihr Körper fiel in eine Abfolge von Bewegungen, die rein automatisch werden konnten. So überstand sie die Stunden bis zum frühen Abend, als sie sich einen Lagerplatz ausgesucht hatte.
Am Horizont konnte man hohe Berge erahnen, die ihr anzeigten, dass sie nach Osten gegangen war. Diese Richtung sollte sie morgen nicht mehr einschlagen, sonst würde sie unweigerlich den selben Weg wie damals nehmen mit dem gegenteiligen Ziel, nämlich in das Reich der Dunkelelfen zu gelangen. Allerdings konnte sie sich jetzt wenigstens etwas besser wieder orientieren.
Würde sie zurück gehen, wäre es nach Westen, zu linker Hand läge Norden und das war auch kein gutes Vorhaben. Dort gab es so gut wie gar nichts, außer noch mehr Kälte. Also würde sie sich nach Süden wenden müssen. Nur eine Ortschaft würde sie so schnell nicht finden können, denn der Arus war ein großer Wald.
Doch wenn es so weiter ging, wie an diesem Tag, dann würde sie es bald überstanden haben und könnte stolz auf sich sein.
Das Feuer brannte nicht sonderlich hoch, aber es spendete zumindest ein bisschen Wärme. Jedoch sollte sie noch ein paar Äste sammeln und nachlegen, sonst würde es mitten in der Nacht ausgehen. Das konnte sie sich nicht leisten, sonst würde ihr Körper zu schnell auskühlen.
Das Kaninchen war nicht viel, allerdings besser als gar nichts gewesen. Nur die Stimmung mitten im Wald wurde immer unheimlicher. Das spärliche Licht verschwand endgültig, die Raben krächzten noch immer, irgendwo knackte beständig das arbeitende Holz und ein leichter Wind streifte durch die leeren Äste, verursachte dabei Gänsehaut verursachende Geräusche. Wer das nicht kannte, konnte rasch Angst bekommen und in jedem der zahlreichen Schatten Gespenster sehen.
Außerdem suchte Kleingetier, das noch nicht völlig erstarrt war in der Kälte, die Nähe des Feuers. Mehrere Spinnen krabbelten in den Lichtkreis und auch ein paar Käfer. Was mochte dann erst alles in der Nacht über ihren Körper krabbeln, um zu der Wärme zu gelangen? Am besten war es vermutlich, wenn sie gar nicht erst darüber nachdachte.
Die Wolken zerstoben sich noch immer nicht, sodass es zusätzlich zu den Flammen am Himmel eine komische Art von gräulichen Gebilden gab, die kein wirkliches Licht spendeten, dafür jedoch so wirkten, als würden sie beleuchtet werden.
Ob der nächste Tag wenigstens besseres Wetter bieten würde? Es war noch nicht zu sagen um diese Uhrzeit und konnte sich im Laufe der Nacht durchaus ändern.
Hoffentlich würde es nicht zu regnen beginnen! Ob Raye sich eine Art notdürftiges Schutzdach bauen sollte, um das Feuer abzuschirmen? Es wäre wichtig, weil es sonst so leicht gelöscht werden könnte. Aber wie sollte sie so etwas zustande bringen? Jetzt waren ihre Phantasie und ihr Ideenreichtum gefragt.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 16. November 2010, 16:32

Während die junge Dunkelelfe auf das prasselnde Feuer blickte, wurde es dunkel um sie herum. Nun war die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwunden und würde auch sobald nicht mehr auftauchen; die Nacht war hereingebrochen. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf die Geräusche des Waldes gelenkt, als sich jegliches, nachtaktives Tier aus seinem Unterschlupf traute und der der Wind durch hohle Baumstämme brach.
Raye konnte spüren, wie sich langsam Müdigkeit und auch eine leichte Erschöpfung in ihrem Körper ausbreiteten. Es war wenig verwunderlich, dass ihr Körper begann zu rebellieren, doch noch empfand sie das nicht als beachtenswert. Sie konnte feststellen, dass das Feuer etwas kleiner wurde und erhob sich schließlich, um sich noch etwas von ihrem kleinen Holstapel zu nehmen. Sie hatte wohlweißlich nicht das ganze Holz auf die Feuerstelle gelegt, um jetzt, in dieser Situation, wo das Feuer auszugehen drohte, noch ein wenig nachlegen zu können. So griff sie nach einem tadellos rund gewachsenem Birken-Ast und legte diesen ins Feuer. Sie schaute sich kurz um und versuchte in der Dunkelheit zu sehen. Es war nicht allzu schwer einige Schatten auszumachen, hatte sie doch seit langer Zeit unter der Erde gelebt und gelernt sich unter diesen Umständen zurecht zu finden. So wusste sie auch, dass nun, wo die Sonne verschwunden und Manthala an der Reihe war zu wachen, alle nachtaktiven Tiere auf der Jagd waren.
Sie überlegte, ob sie den Versuch wagen sollte, ein größeres Tier für ihren Hunger zu jagen. Immerhin hat Nexor sie regelmäßig mit in den Arus genommen, sie sollte in der Lage sein, ein Wildschwein oder ähnliches zu schießen. Doch auf der anderen Seite, hatte sie sich bereits ein Lager gemacht und sie musste dafür sorgen, dass es ihr Lager blieb. Die Tiere würden sicher versuchen an das Feuer zu kommen, denn es war sehr kalt. Sie entschied sich gegen die Jagd, im Morgengrauen würde sie ebenfalls noch eine Chance haben und sich dann ein wenig mehr schießen, um am Abend nicht erneut in dieser Lage zu sein.
Während sie vor dem Feuer stand und ihre Überlegungen anstellte, beobachtete sie das Kleingetier, welches sich langsam auf das Feuer zu bewegte. Es war nicht gerade angenehm an die Spinnen und Käfer zu denken, doch sie war es bereits gewohnt und beschäftigte sich nicht länger mit diesen. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass es noch Regen geben konnte. Sie richtete ihren Blick gen Himmel und versuchte irgendein Anzeichen für ihr Gefühl zu erhaschen, doch das wusste nur Manthala. Dennoch entschied sie sich, ein kleines “Dach” für das Feuer zu bauen. Sie lauschte noch mal angestrengt in die Dunkelheit, um zu prüfen, ob sich etwas größeres als ein Hirsch oder Bär im Wald bewegte, dann verließ sie ein Stück weit das provisorische Lager.

Nicht weit entfernt vom Feuer - sie konnte es immer noch sehen - suchte sie im Umkreis nach geeignetem Material, um einen Unterstand bauen zu können. Sie fand 4 ungefähr gleichlange Stöcke, die sie sich noch ein wenig zurecht schnitzen wollte. Diese unterm Arm, konnte sie nach längerem Suchen das ein oder andere gefrorene Blatt finden, welche sie ebenfalls sammelte. Nachdem sie den Stöcke und die Blätter in der Nähe ihres nächtlichen Schlafplatzes abgelegt hatte, suchte sie noch nach weiteren kleineren Zweigen. Als sie der Meinung war, dass sie genug Zweige zusammengesammelt hatte, kehrte die Dunkelelfe zurück zum Lager und machte sich daran die gefundenen Utensilien zu bearbeiten. Die vier gleichlangen Stöcke, hatten allesamt einen abstehenden Zweig, auf welchen sie besonders geachtet hatte. Nun nahm sie einen ihrer Dolche und schnitzte das andere Ende, ohne den Zweig, ringsherum bis es spitz zulief. Das gleiche machte sie mit den anderen drei Stöcken. Nachdem sie damit fertig war, nahm sie einen dünnen Zweig, den sie vorher zur Hälfte in das Feuer gelegt hatte, und hielt das glühende Ende an den Boden. Dieser wurde heiß und lockerte sich dadurch etwas. Sie verfuhr mindestens vier oder fünf Mal für vier Löcher auf die selbe Weise, ehe sie alle vier geschnitzten Stöcke um das Feuer herum im Boden versenkt hatte. Nun standen sie fest in der Erde und sie machte sich daran, die vielen kleinen Zweige, die sie gesammelt hatte, feinsäuberlich auf die Zweige, welche von den geschnitzten Stöcken abgingen, zu legen. Sie hatte ein gutes Auge bewiesen, da die Stöcke fast alle auf die Stöcke passten. Nachdem sie damit fertig war, betrachtete sie die Rohfassung ihres Daches. Natürlich war dies keine perfekte Lösung, bei wirklich starkem Regen würde auch das nichts nützen, doch sollte es ein wenig tröpfeln, würde diese Konstruktion das Meiste abhalten. Zur besseren Abdeckung, sammelte Raye noch viele geeiste Blätter, um sie auf das “Dach” über dem Feuer zu legen. Es war hoch genug, damit die Blätter nicht sofort Feuer fingen und das Eis um den Blättern herum verlangsamte diesen Prozess auch mehr als deutlich. Bis die Blätter trocken waren, hatte sie gut drei oder vier Stunden Zeit und bis dahin, würde sie neue Blätter gesammelt haben.
Doch auch eine andere Nutzungsweise erschloss sich ihr: Sie setzte sich nahe an das Feuer und der Rauch nebelte sie ein. Sie hielt ihre Feldflasche, die sie sich, bevor sie aus dem Reich der Nachtelfen verabschiedet hatte, noch eingesteckt hatte, immer wieder unter das ein oder andere Blatt, welches sie ab und zu anhob, und fing somit das getaute Wasser auf. Es war mit Sicherheit nicht das Sauberste, dennoch war es Wasser und sie würde es mit Sicherheit noch brauchen. Nachdem sie die Eisschichten der Blätter ausgeschöpft hatte, setzte sich Raye wieder an den Baum, an welchem sie schon saß, und betrachtete ihre Feuerstelle. Ein leichtes Gefühl des Stolzes konnte sie nicht unterdrücken, doch sie war zufrieden mit sich.
Es hatte zwar lange gedauert das Material zu finden und dann anschließend zu verwenden, doch sollte es nun regnen, würde sie jedenfalls nicht allzu schnell riskieren, dass das Feuer ausgeht.

So glitten ihre Gedanken zu den Bergen, die sie, bevor die Sonne gänzlich verschwand, ausmachen konnte. Sie war also Richtung Osten gegangen und sie wusste, dass sie diese Richtung nicht weiter einschlagen durfte, wenn sie nicht in Morgeria landen wollte. - Was völlig außer Frage stand. Sie entschloss sich nach Süden zu gehen, da sie wusste, dass im Norden nicht viel zu erreichen war. Dort gab es Einöden und eisige Landschaften, was sie wirklich nicht brauchte und wofür sie auch gänzlich ungeeignet ausgerüstet war. Nein. Die Entscheidung stand fest, sie würde im Morgengrauen Richtung Süden aufbrechen und ihr Glück dort suchen. Erneut lief ihr ein leichter Schauer über den Rücken, als die nächtlichen Geräusche das Prasseln ihres Feuer übertönte. Der Arus war groß und sie wusste bei weitem nicht, was sie denn alles erwarten würde, wenn sie schlief. Also versuchte sie, sich so gut wie möglich wach zu halten. Noch obsiegte die Müdigkeit nicht, was bei ihr schon immer der Fall gewesen war. Es missfiel ihr zu schlafen, da sie dort von quälenden Albträumen heimgesucht wurde, die sie jedes Mal aus dem Schlaf, schweißgebadet erwachen ließen. Also vermied sie es, zu schlafen, wenn sie konnte und hatte seit Jahren der Übung ganz gute Fortschritte darin gemacht, mit sehr, sehr wenig Schlaf auszukommen.

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. November 2010, 21:44

Nun ja, wirklich Nacht könnte man das noch nicht nennen, die nun herein brach. Eigentlich war es noch mitten am Nachmittag, aber durch die Jahreszeit sank die Sonne bereits um diese Zeit. Bis zum Tageswechsel hätte sie noch neun Stunden, die sie dennoch nicht wirklich zum Weiterwandern nutzen konnte. Es würde zu kalt werden, es war dunkel und mit Fackeln zu gehen wäre es sehr gefährlich. Sie bräuchte lediglich eine Stolperfalle übersehen, die Lichtquelle verlieren und damit einen Brand auslösen. Hätte es wenigstens den Mond und die Sterne gegeben, anstatt diese durchgehenden Wolkenbänke, hätte sie es vielleicht trotz allem wagen können. Aber so hatte sie zu wenig Anhaltspunkte, um selbst ihre trainierten Augen ausreichend gebrauchen zu können.
Nein, sie musste dieses Lager aufschlagen, eine andere Wahl hatte sie nicht. Nicht einmal mit dem Wissen, dass es für die Nachtruhe noch viel zu früh war. Auch der nächste Tag hätte sie nicht so viele Stunden für ihren Weg Zeit, wie in einer der anderen Jahreszeiten. Was wieder einmal darauf hinwies, wie negativ es sich für sie auswirkte, dass sie jetzt aufgebrochen war, anstatt wenigstens ein paar Wochen zu warten. Doch zu ändern war es auch nicht mehr.
Stattdessen musste sie das beste aus ihrer Lage machen und dank Nexors Erziehung, die viele Bereiche umfasst hatte, fand sie auch eine Möglichkeit, um ihr Feuer zu schützen. Musste sie es nur so aufstellen, dass es nicht selbst ein Opfer der Flammen wurde. Solange kein Wind aufkommen würde, würde ihr das höchstwahrscheinlich auch gelingen. Ein bisschen Glück musste ihr schließlich hold sein!
Und sie hatte sich eine Beschäftigung dadurch verschafft, indem sie dieses Schutzdach für ihre Wärme- und Lichtquelle zusammen bastelte. Was auch nicht verkehrt war, da sie dadurch nicht völlig abkühlen würde und ihre Finger in Bewegung hielt, wodurch sie nicht steif froren.
Außerdem hatte ihre Methode, wie sie sich das Dach bastelte, einen weiteren Vorteil. Sie erhielt durch das Schmelzwasser ein bisschen etwas zu trinken, nicht sonderlich sauber, allerdings besser als gar nichts. Warum sollte sie das nicht ausnutzen, solange sie nicht befürchten musste, deswegen krank zu werden? Sie musste es, schließlich war es ungewiss, wann sie das nächste Mal solch eine Gelegenheit erhalten würde.
Die Zeit verging während ihrer Tätigkeit und als sie sich schließlich zufrieden und zu recht stolz auf sich zurück lehnen konnte, war es tatsächlich schon später Abend. Das Sammeln und Zurechtstutzen hatte einiges an Zeit für sich beansprucht und das Feuer hatte sich bereits wieder ein wenig verkleinert.
Wenn Raye nicht noch einen Vorrat an Zweigen hatte, sollte sie sich beeilen, erneut aufzustehen und ein paar zu suchen, um ausreichend zu haben bis zum Sonnenaufgang.
Vielleicht wäre ihr am nächsten Tag der Wettergott wohler gesinnt und würde ihr wenigstens mehr Licht gönnen! Auf der anderen Seite, ob das ihren Augen so gut täte? Sie war Jahre lang im Reich der Nachtelfen gewesen und hatte die Sonne sehr selten zu Gesicht bekommen. Wie würde es sein, wenn sie zu scheinen beginne? Würde es ihr Schmerz zufügen oder würde, wie früher, ungehindert im grellen Tageslicht ihrer Wege gehen können?
Träge flossen die Minuten dahin und auch wenn es recht klug war, vorsichtig zu sein und nicht zu schlafen, irgendwann müsste sie die Augen schließen. Sie brauchte die Kraft für ihre Wanderung und zumindest drei oder vier Stunden müsste sie sich genehmigen. Eventuell hätte sie Glück und die Erschöpfung würde ihr die Alpträume ersparen.
Doch zuvor musste sie eindeutig noch Holzscheite nachlegen, sonst würde sie in völliger Finsternis aufwachen, vermutlich sogar erfroren.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Samstag 20. November 2010, 21:52

Erneut bemerkte die Dunkelelfe, wie sich das Feuer langsam dem Ende neigte. Sie seufzte und erhob sich erneut von ihrem Platz am Baum, zuckte jedoch jäh zurück, als sie ein stechender Schmerz durchfuhr. Mit zusammengepressten Lippen, ließ sich Raye zurück auf den Boden gleiten und stieß in einem Schwall die angestaute Luft aus. Durch das viele Marschieren und das Sitzen, meldete sich ihre seit Jahren zerstörte Hüfte. Es schmerzte und brannte, was sie für einen Moment erstarren ließ.
In der ganzen Zeit hatte sie ihr Manko völlig außer Acht gelassen, was sich nun rächte. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie am nächsten Morgen nicht weiter laufen können.

Erneut versuchte sie, dieses Mal sehr vorsichtig und mit weniger Gewicht auf ihrem rechten Bein, aufzustehen. Nur mit einiger Überwindung, schaffte sie es, sich zu erheben und in kurzen Abständen, das rechte Bein zu belasten. Nach und nach verging der Schmerz und wurde wieder zu der Normalität, die sie seit Kindesbeinen an, kannte.
So gut es in der Dunkelheit eben ging, suchte sich Raye-Lin einige weitere Stöcke, die sich zum Feuer machen eigneten zusammen, und legte einige davon nach. Den Rest drapierte sie neben “ihrem Baum”, und kniete sich vor dem Feuer hin. Das Flackern der Flammen, hinterließ eigenartige Schatten auf ihrem Gesicht; das Grün ihrer Augen flammte hier und dort, sobald das Licht hinein traf, unheimlich auf. Sie haderte mit sich:
Sie wusste, dass die Nacht sehr kalt werden würden, kälter, als der Tag gewesen war. Ausserdem hatte sie einen Vorgeschmack darauf bekommen, was es heißen würde, völlig ausgekühlt weiter zu gehen. Sie würde es kaum aushalten vor Schmerz. Sie lächelte und konnte auch nicht anders, als über ihre wirklich dumme Situation zu lächeln. Hier saß sie nun, nach jahrelangem Training mit Nexor und befand sich in einer derartigen Anfängersituation, die sie einfach nur als lächerlich empfand. War es eine Prüfung? Vermutlich. Oder das überstürzte Handeln nach einem Verlusst.
Sie schüttelte den Kopf und wog ihre Chancen ab. Dann traf sie eine Entscheidung:

Sie nahm den Umhang von Nexor ab und legte diesen auf ihr selbstgebautes Schutzdach. Sie wartete einige Minuten ab, und prüfte immer wieder, ob der Umhang schon die Wärme der aufsteigenden Flammen aufgenommen hatte. Gleichzeitig passte sie höllisch auf, dass der Umhang kein Feuer fing, ebenso wie sie darauf achtete, dass die Stöcke, die das Schutzdach darstellten, nicht auch Feuer fingen.

Nachdem die Dunkelelfe der Meinung war, dass der Umhang genug Wärme aufgenommen hatte, nahm sie diesen vom Schutzdach herunter und ging, vorsichtig darauf bedacht nicht zuviel Gewicht auf ihre Hüfte zu legen, wieder zu ihrem Baum herüber. Sie wickelte sich den Umhang um die Schultern und bedeckte vorsorglich ihre kaputte Hüfte. Sie hoffte, dass ihr das wenigstens für eine gewisse Zeit die Kälte aus den Knochen treibt, und sie so nicht allzu sehr auskühlen würde. Zumindest spendete ihr der Umhang noch mehr Wärme und es machte sich sogar ein recht behagliches Gefühl breit. Während der nächsten Stunden, legte sie immer wieder ein oder zwei Holzscheite nach, besorgte aus dem umliegenden Wald neue und wärmte ihren Umhang immer wieder neu auf, bis sie sich kaum noch gegen die aufkommende Müdigkeit durchsetzen konnte. Sie ertappte sich immer wieder, wie sie ab und an eindöste, ehe sie hoch schreckte und erneut das Feuer überprüfte.

Sie machte sich, auch um sich wach zu halten, über alles mögliche Gedanken. Auch darum, ob sich ihre Augen im hellen Licht zurechtfinden würden, ob sie zu gebrauchen wären. Doch sie entschied, sich damit noch nicht zu befassen. Alles würde kommen, wenn der Zeitpunkt erreicht wäre und sollte es denn tatsächlich ihr Schicksal sein, zu sterben im Wald Arus, dann hat Manthala das so vorgegeben und sie würde auch nichts weiter daran ändern können.
Doch eine leise Stimme, irgendwo tief in ihr drin, flüsterte ihr stetig zu, sie solle sich um keinen Preis fügen. Sie soll kämpfen, immerhin ist das ihre Natur. Sie soll alles tun, was nötig ist, um das zu erreichen, was ihr seit jeher zustünde…

“Deine Zeit wird kommen…”

Sie drängte diese Stimme vehement beiseite und starrte, fast schon verbissen ,auf das Feuer vor sich.

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. November 2010, 15:55

Es war schon merkwürdig, in welchen Situationen einen die Vergangenheit einholen konnte. Bisher hatte sich ihre lädierte Hüfte nicht gemeldet, dafür tat sie es nun umso vehementer. Genau dann, wenn es unpassend war! Hoffentlich würde sich ihr Körper wieder beruhigen und sie könnte mit wenigen, ihr zur Zeit möglichen Maßnahmen dafür sorgen, dass sie am nächsten Tag trotz allem weiter wandern konnte. Und sei es lediglich gezwungenermaßen zurück ins Dorf der Nachtelfen, weil sie es nicht weiter schaffen würde.
Nachdem sie erst einmal ausreichend Feuerholz wieder gesammelt und nachgelegt hatte, unternahm sie etwas dagegen, dass ihr beständig kalt war. Es war zwar nicht sonderlich leicht, aber recht wirkungsvoll, wenngleich lediglich für wenige Minuten.
Danach war der Stoff erneut ein wenig ausgekühlt, allerdings hatte sich ihr Körper etwas erwärmt und konnte es vorerst ausgleichen.
Nachdem sie sich die Zeit vertrieben und den Vorgang wiederholt hatte, drohte es ihr, dass sie endgültig einschlief. Immer und immer wieder fielen ihr die Augen zu, ohne dass sie dagegen etwas tun konnte. Dagegen kämpfte sie, versuchte es mit allen Mitteln, selbst mit aufrüttelnden Gedanken.
Am Schluss starrte sie nur noch in die Flammen und das war im Endeffekt ihre endgültige Niederlage. Denn das Feuer übte eine beruhigende Wirkung aus und schließlich verlor sie den Kampf, sie schlief ein.

Als sie aus ihren wirren Träumen wieder aufwachte, waren ein paar Stunden vergangen. Ihr Körper war steif gefroren und das Feuer beinahe völlig herunter gebrannt.
Dennoch gab es da auch weiterhin eine gewisse Müdigkeit in ihr. Sie lag gerade gut... Warum sollte das nicht so bleiben? Sie könnte doch einfach wieder ihre Augen schließen und die Welt um sich herum vergessen. Vielleicht würde ihr das ja dieses Mal sogar länger gelingen, wer sollte ihr schließlich daraus einen Vorwurf machen...
Ob sie von Nexor träumen könnte? Von alten, schönen, nur leider vergangenen Zeiten? Dann würde man immerhin am liebsten die Augen gar nicht mehr öffnen...
Raye befand sich in Gefahr, in großer sogar, vermutlich ohne es selbst begreifen zu können. Ihre Temperatur war auf einen Betrag herab gesunken, der lebensbedrohlich war. Sie müsste kämpfen, mal wieder. Müsste sich dazu zwingen aufzurappeln, das Feuer erneut zu schüren, Holz nach zu legen und sich zu wärmen, bis ihr der gesamte Körper schmerzen würde. Und das in der Dunkelheit, noch bevor die Sonne aufgegangen war, was bestimmt noch zwei oder gar drei Stunden dauern würde.
Was hatte das für einen Reiz, wenn man stattdessen weiter liegen und schlafen... vergessen könnte? Wie würde sich die junge Frau entscheiden? Hörte sie nicht schon Nexor, der sie rief? Sie bräuchte nur die Augen ein letztes Mal zu schließen...
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Mittwoch 24. November 2010, 18:33

Sie fiel… immer tiefer und tiefer. Als sie unten ankam, spürte sie einen stechenden Schmerz und sie konnte hören, wie ihr, ob des Aufpralls, die Luft aus den Lungen gequetscht wurde. Unfähig die Augen zu öffnen, taumelte sie nach vorne, versuchte aufzustehen und fiel doch nur wieder ins Gras. Nein, in den Schlamm. Wabernd umschlang der flüssig-braune Mantel ihren Körper; hüllte ihn ein, griff nach ihr.
Als es ihr schließlich gelang die Augen zu öffnen und sich aus den Fängen des Schlammes zu befreien, fand sie sich auf einer Wiese wieder. Sie drehte sich einmal um ihre eigene Achse und blinzelte in das gleißende Sonnenlicht. Sie musste die Hand heben um ihre Augen abzuschirmen. Das weiße Sonnenlicht brannte ihr in den Augen und sie begannen zu tränen. Dann hörte sie eine wohlbekannte Stimme: “Raye-Lin, hier drüben! Hierher!” Erneut drehte sie sich um sich selbst, als sie sich am Rand eines Waldes wieder fand. Drohend ragten die knorrigen Bäume in die Höhe, hoben drohend ihre Äste und ließen sie mit Furcht erregendem Geheul auf sie nieder rasen. Sie duckte sich unter ihnen, hob den Arm schützend vors Gesicht, als ob sie das beschützen könnte. In stummer Erwartung, das zerberstende Geräusch ihres Brustkorbes zu hören, sobald der Ast ihren Körper erreichte, stand sie da und kniff die Augen zusammen. Eine automatische Reaktion all jener, die in Gefahr schwebten. Doch der Schlag blieb aus. Stattdessen hörte sie ein altbekanntes Lachen.
Als sie den Arm wieder herunter genommen hatte und vorsichtig einen Blick riskierte, richtete sie sich verblüfft auf, als ihr klar wurde, dass sie sich am Rand einer Klippe befand. Noch gute zehn Schritt und sie würde den Abgrund hinabstürzen. Doch nicht der Abgrund ließ sie verdutzt drein schauen; es war vielmehr der Schemen, der sich gefährlich nahe am Abgrund aufhielt. “Ach Raye” vernahm sie ein lächelndes Seufzen. “Sieh dir nur an wie schön es hier ist. Schau mal..” der Schemen drehte sich zu ihr herum und deutete dann die Klippe hinab. Drohend fegte der Wind durch das lange Haar der Dunkelelfe und sie starrte entsetzt auf die Person vor sich. “Aber das kann nicht sein. Es ist ewig her. Du.. du bist tot!” Ihr wurde schwindelig und sie breitete etwas die Arme aus, um das Gleichgewicht auszubalancieren. “Ach Schätzchen, ich bin nicht tot. Noch nicht.” Ein verzerrtes Lächeln deutete sich auf den dünnen Lippen des Sprechers an. “Komm mit mir.. Es ist an der Zeit, Raye-Lin. Sieh mal, du bist leichtsinnig.” Die Angesprochene runzelte die Stirn und wurde etwas mutiger. “Leichtsinnig?” gab sie scharf zurück. “Du stehst an dieser Klippe und nennst mich leichtsinnig?!” Der Schemen lachte trocken und streckte die Hand nach ihr aus. “Komm mit mir. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen!” Er drehte sich wie ein Überlebenskünstler, lachte und schaute hinauf in den düsteren Himmel. Dort oben tummelten sich rote und schwarze Wolken, es blitzte mit einem Mal und Donner grollte unbeherrscht über ihre Köpfe hinweg. “Ich bringe dich an einen Ort, der dich vergessen lässt, was du erlebt hast.” versprach der Schatten und frohlockte mit eindrucksvollen Gedankenbildern.

Raye kniff die Augen zusammen und spürte erneut einen brennenden Schmerz, ehe sich das Bild wieder veränderte. Nun lag sie in einem weichen Bett und war umhüllt von zarter Wäsche und schmeichelnden Decken. “Wach auf..” hörte sie nahe an ihrem Ohr. “Wach auf.. Es ist Zeit.” Raye murmelte etwas und wollte sich in dem so weichen Bett umdrehen, als sie aufschreckte. Sie öffnete ihre Augen und fand sich an einem düsteren Ort wieder, der ihr so real vorkam, so kalt und unerbittlich. Langsam kroch die Erinnerung wieder in ihr Bewusstsein. Sie befand sich im Wald Arus, ihr Körper ist steif gefroren, sie musste eingeschlafen sein. Nur mit Mühe und Not fand sie den Weg in ihre brenzlige Realität zurück. Ihr Blick fiel auf das Feuer, welches langsam auszugehen drohte. Sie musste unbedingt aufstehen und neues Feuerholz holen, das Feuer anschüren und es zum Brennen kriegen, damit sie hier nicht erfror. Doch im Moment lockte sie das nicht aus ihrer Haltung. Sie lag zusammengekauert auf dem harten Boden und rührte sich nicht. Sie wollte sich nicht rühren, es fühlte sich alles bleischwer an und machte ihr zuviel Mühe, als dass sie sich durchringen konnte, sich zu bewegen.

Und so schloss die junge Frau ihre müden Augen wieder und rutschte erneut in das Reich der Illusionen. Dieses Mal jedoch, war da keine Düsternis. Sie stand an einem Fluss und war barfuß. Der Wind wehte ihr um die Beine und wirbelte das schwarze, dünne Kleid auf, welches sie trug. Ihre langen Haare fielen ihr über die nackten Schultern und sie starrte auf den Fluss vor sich. Das sanft fließende Wasser hatte eine beruhigende und auch schützende Wirkung auf sie. Gerade, als sie einen Schritt nach vorne machen wollte, hielt sie eine Männerstimme davon ab. “Halt!” Sie wirbelte herum und sah in das Gesicht von Nexor. “Nexor..” bemerkte sie mit einem vorsichtigen Lächeln. “Was tust du hier?” fragte dieser streng und sein Gesicht blieb freudlos. Raye schaute auf das einladende Wasser, in welches sie sehnsüchtig eintauchen wollte. “Ist es das was ich dich gelehrt habe?” fragte Nexor und kam einen Schritt auf die Dunkelelfe zu. “Dass du aufgibst, sobald es etwas härter wird, als geplant?!” “Aber es ist..” Begann sie, doch er unterbrach ihre Antwort. “Nein, Raye-Lin!” Seine Härte verwirrte sie und sie wandte den Blick wieder zurück in sein Gesicht. “Dies ist nicht dein Schicksal! Noch ist deine Zeit nicht um. Lebe Raye, lebe!” Dann griff er sie an beiden Schultern und zog sie zu sich. Doch anstatt seine schützende Umarmung zu genießen, saß Raye aufrecht im Wald Arus und blickt auf die Glut der Feuerstelle. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Finger krallten sich in den Umhang von Nexor.

Eine halbe Stunde später, hatte es die Dunkelelfe tatsächlich geschafft sich aufzurappeln, ihre geschundene Hüfte dazu zu bewegen, dass sie mitmachte und war erneut im umliegenden Wald auf der Suche nach Feuerholz. Sie schaute zum Nachthimmel auf und schätzte die Zeit zum Sonnenaufgang. Es würde jetzt, nachdem sie auch mit dem Sammeln und Schüren fertig war, sicherlich nur noch zwei bis zweieinhalb Stunden dauern, bis sich die Sonne zeigen würde.
Das Feuer brannte wieder etwas höher und erneut wandte Raye die Prozedur mit Nexor’s Umhang an. Sollte sie irgendwann lebend ein Dorf erreichen, in dem sie zumindest etwas willkommen war, dann würde sie die Gelegenheit wahrnehmen müssen, den Umhang zu waschen. Er war ihr heilig.

Noch immer steckte ihr die Müdigkeit in den Knochen und gerade die wirren Träume machten es ihr mehr als schwer wirklich auch zu ruhen, wenn sie schlief. Doch nachdem sie auch die nächsten Stunden irgendwie überstanden hatte und sich die Sonne mehr schlecht als recht über den Weltenrand erhob, löschte Raye das Feuer, schabte die Feuerstelle zu und baute ihre Vorrichtung auseinander, damit niemand erkannte, dass sie hier übernachtet hatte. Zwar war sie nicht der Meinung, dass sie jemand verfolgen würde, doch Nexor hatte ihr zur Vorsicht geraten. Nachdem sie soweit es ging, alle Spuren ihres Lagers beseitigt hatte, legte sie den Riemen ihres Beutels um und schnürte den Umhang. Dann machte sie sich auf den Weg in Richtung Süden.

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. November 2010, 20:37

In ihrem Geist zuckten Bilder aus vergangener Zeit und die trotzdem nicht real sein konnten. So etwas hatte sie nicht erlebt, es war zu abstrus und nie hätte er so mit ihr gesprochen. Sie war sich sicher gewesen, er war tot.
Ob ihr überhaupt klar war, dass ihr das gerade nicht wirklich geschah, sondern ihre Seele ihr Dinge vorgaukelte, während ihr Körper allmählich erfror? Nein, vermutlich nahm sie das gar nicht mehr wahr, zu tief war sie schon in ihren Schlaf gesunken.
Aber sie wäre nicht Raye gewesen, das Mädchen, das Nexor all die Jahre groß gezogen hatte, hätte sich in ihr kein Kampfeswille geregt in Form ihres Mentors. Dieser war deutlich zu hören und verdrängte die Vergangenheit, bemühte sich, sie auf die Zukunft zu verweisen, die vor ihr lag. Jedoch nur, wenn sie wieder aufwachte und sich hoch kämpfte.
Was hätte sie nur ohne ihn getan? Selbst im Tod konnte er ihre Gedanken noch beeinflussen, ihr Kraft und Halt geben, dafür sorgen, dass sie den richtigen Weg einschlug, anstatt kurzerhand den leichten zu wählen und aufzugeben. Es war ein positives Zeichen für die enge Bindung, die noch zwischen ihnen bestand, dass ihr Geist von Nexor träumte und darin derart von ihrem Überlebenswillen beeinflusst wurde, dass er sie zum dauerhaften Aufwachen brachte.
Doch damit nicht genug, konnte sie sich sogar aufrappeln, so mühselig es auch war, und sich dazu durchringen, Holz zu sammeln. Ihr Körper war steif und alles tat weh, aber sie schaffte es.
Es kostete Zeit, viel zu viele Minuten, in denen sie sich quälte, bis die Flammen wieder höher züngelten und schmerzhafte Wärme verbreiteten.
In den Stunden, die sie noch bis zum trüben Tageslicht wartete, gelang es ihr, sich halbwegs aufzuwärmen.
Wirklich hell wurde es nicht, geschweige denn, dass die Temperatur in die Höhe klettern würde. Allerdings vertrieb der Eindruck ein bisschen die Schatten der Nacht, welche Träume gerne hinterließen.
Schließlich wurde es Zeit, die Spuren zu verwischen und zwar so, dass kein Funke Schaden in der Umgebung anrichten oder jemand ihren Weg verfolgen konnte.
Danach konnte Raye aufbrechen, sich in die einzige mögliche Richtung wenden, die ihr der eigene Weg noch übrig ließ.
Wie würde sie die nächsten Tage überstehen können? Wann würde sie zu einer Siedlung kommen, bei der sie Hilfe bekommen könnte? War der Wald Arus denn viel bewohnt?
Von den aktuellen Ereignissen rund um die Dunkle Armee war nichts in das Reich der Nachtelfen gedrungen, da sie vorerst noch absolut sicher waren und somit sich nicht für ihre Umwelt interessierten. Somit war auch der jungen Frau nichts darüber bekannt, sodass sie nicht einmal ahnte, in welche Gefahr sie ihre Schritte führten, die sie, wie schon am Vortag, nach wenigen Minuten schon rein automatisch setzte.
Wie lange würde sie insgesamt reisen müssen? Warum hatte sie sich nicht besser über eine mögliche Route informiert? Wäre es klüger gewesen, sie hätte sich nach Westen gewandt, aus den Wald heraus? Aber was hätte sie dort erwartet, ohne Schutz der kahlen Bäume, die zumindest ein bisschen Wind abhielten? Was war klüger? Dass sie sich an der Bergkette orientierte und dieser folgte, selbst, wenn sie die Richtung etwas änderte? Oder sollte sie stur weiter gehen und riskieren, ihm Niemandsland zu landen, um sich dort endgültig zu verirren? Fragen über Fragen, die sich in ihrem Kopf zwangsläufig auftaten und die nach einer Antwort verlangten, die sie wohl zur Zeit noch nicht oder gar nie würde geben können.
Jedoch wenigstens eine sollte sie stärker beachten, nämlich diejenige, woran sie sich orientieren sollte. Da noch immer über ihr eine undurchdringliche Wolkendecke herrschte mit einer viel zu blassen Sonne dahinter, wäre es höchstwahrscheinlich die einzige Möglichkeit, heil den Beginn ihrer Reise zu überstehen, wenn sie tatsächlich der Hügelkette folgte. Nicht durchqueren, allerdings sich an ihre Richtung halten, solange, bis sich eine bessere Chance bot.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 30. November 2010, 10:58

Während Raye durch den Wald ging, wich sie immer wieder kleinen und großen Stolperfallen aus. Bis auf, dass sie darauf achtete ihre grobe Richtung beizubehalten, liefen die Bewegungen mechanisch und ohne viel darüber nachzudenken ab.
Irgendwann verlor die Dunkelelfe das Zeitgefühl, was wohl, ob des diesigen Lichts, keine große Verwunderung darstellte. So lief sie weiter ihre gedachte Linie in Richtung Süden und bemühte sich, nicht ihren Gedanken nachzuhängen. Die Träume der letzten Nacht wollten sie nicht loslassen und plagten sie auch jetzt noch, doch Raye zwang sich, aufmerksam gegenüber ihrer Umgebung zu bleiben. Sollte sie nicht gänzlich scheitern auf ihrer Reise, dann würde sie mit Sicherheit an geeigneteren Orten die Gelegenheit dazu bekommen.
Nach einer gewissen Zeit des Fußmarsches, stellte sich auch der Schmerz in ihrer Hüfte soweit ein, dass sie im normalen Tempo vorankam. Das, was sie jetzt verspürte, war für sie schon kein Schmerz mehr, es war ein Teil ihres Selbstbildes. Eine Art ständige Erinnerung oder Ermahnung an das, was ihr widerfahren war und was ihr nie wieder passieren sollte. Sie nutzte diesen leichten kontinuierlichen Schmerz, der sie bereits seit Kindestagen an begleitete, um sich daran zu erinnern, woher sie kam und wohin sie gehen wollte. Er zeigte ihr, dass sie niemals irgendwo richtig zugehörig sein würde. Und diese Desillusionierung würde ihr mit Sicherheit viel Leid ersparen, sollte sie sich jemals wieder irgendwo zugehörig fühlen. Sie fegte einen Ast mit ihrem rechten Arm beiseite, um nicht gestreift zu werden, und wich dann aus. Sie musste lächeln, doch das dauerte nicht lange. Ihre Gedanken hatten es über einen anderen Weg geschafft, sie doch noch einzuhüllen.
Sie dachte an die Zeit bei den Nachtelfen, in der sie sich sehr wohl zugehörig und geborgen gefühlt hatte, doch ob des viel zu frühen Todes von Nexor, wurde auch das gebrochen und sie war eine Außenstehende. Nicht, dass Nexor sie viel hätte verteidigen müssen vor den anderen Nachtelfen, doch er war ihr Anker gewesen. Jetzt war dieser Anker fort und Raye wusste sich nicht anders zu helfen, als dass sie verschwand.
Genau aus diesem Grund; aus diesem Gefühl heraus, anders zu sein, brach sie überstürzt auf. Sie konnte es nicht ertragen, dass sie nun auch im Reich der Nachtelfen deplaziert war. Und um dieser Demütigung, dieser tief sitzenden Angst, verstoßen zu werden, keinerlei Nahrung zu geben, floh sie regelrecht aus der Stadt und fand sich nun auf einer Reise, die leicht ihr Verhängnis werden könnte.
Sie war sich dessen bewusst, dass sie völlig übereilt und ungeplant aufgebrochen ist. Dass sie sich keine Gedanken über eine Route oder die Dauer ihrer Reise gemacht hatte. Das einzige Ziel, welches sie sich gesteckt hatte, war weg zu kommen von denen, die ihr ein Zuhause boten, bevor diese auf die Idee kamen, sie aus der Stadt zu prügeln.

Als Raye an eine lichte Stelle des Waldes kam, hatte sie einen guten Blick auf die Bergkette und sie blieb stehen. Sie schaute einmal in jede Richtung des Himmels, dann wieder zurück auf die Berge. Sie stieß einen tiefen Atmer aus, der sich in der Luft vor ihr wirbelnd auflöste. Sollte sie der Hügelkette folgen oder doch weiter geradeaus gehen, so wie geplant? Eine Weile stand sie reglos da und spürte, wie die Kälte die Gelegenheit ergriff sich über sie herzumachen. Sie rieb die Handflächen gegeneinander und pustete einmal hinein. Dann entschloss sie sich, sich an der Hügelkette zu orientieren. Sie wollte sie nicht durchqueren, allerdings war das nun ihre Route, an die sie sich halten wollte. Also ging sie weiter, in zeitlich undefinierten Abständen immer wieder prüfend, ob sie die Bergkette noch sehen konnte.

Während sie, verbissen die Gedanken zurückhaltend, weiter der Bergkette folgte, kroch immer wieder eine Unheil verkündende Stimme in ihr hoch.

”Meinst du, dieser sentimentale Quatsch bringt dich weiter?! Du bist ein Nichts, wenn du Schwäche zeigst!”

Mit zusammengepressten Lippen, bemühte sich die junge Frau diese Stimme zu unterdrücken und kämpfte gegen sie. Es war nicht das erste Mal, dass diese Stimme ihr einzureden versuchte, dass sie schwach und weich, dass sie emotional und weinerlich war. Diese Stimme begleitete sie, ebenso wie das Andenken in ihrer Hüfte, seit sie ein kleines Mädchen war.

Doch ihre Gedanken wurden - zum Glück - abgelenkt. Sofort blieb Raye-Lin stehen und rührte nicht mal mehr einen Finger. Selbst ihr Atem ging um einiges ruhiger und sie starrte in die diesige Dunkelheit des Waldes. Sie hatte sich nicht geirrt, oder etwa doch? Nein, da war es wieder: Eine Bewegung im Dickicht. Dann war es weg. Raye nutzte die Gelegenheit und zog mit einer langsamen, aber fließenden Bewegung einen Pfeil aus ihrem Köcher am Rücken und spannte diesen in die Sehne des Bogens. Dann war die Bewegung wieder da und es raschelte vernehmlich.
Vorsichtig, darauf bedacht nicht zu schnelle, hektische Bewegungen zu machen, legte sie den Bogen an und hielt auf das Unterholz, welches sich ab und zu bewegte. Sie wusste, es war ein kleines Tier, aber größer als ein Hase. Sie konnte sehen, wie sich die Blätter bewegten, die ein Hase nicht erreichen würde, wenn er durch die Büsche hoppelte. Erneut ergriff die Kälte Besitz von ihr, doch diesmal störte sie das nicht. Sie wartete ab, den Bogen im Anschlag, bereit zuzuschlagen. Die Sekunden krochen dahin und wurden zu Minuten, als sich das Tier dann endlich zeigte. Noch bevor es wusste, dass dies ein Fehler gewesen war, traf ihn ein Pfeil und ließ ihn zu Boden gehen. Raye war zwar eine gute Schützin, doch nicht so gut, dass auch jeder Schuss saß. Zwar war der Fuchs, wie sich herausstellte, getroffen, doch er lebte noch. Raye wurde schmerzlich bewusst, dass sie das Tier quälte, was Nexor ihr immer wieder gepredigt hatte, dass das nicht passieren darf. Sie eilte auf den Fuchs zu, der winselnd am Boden lag, der Pfeil in seiner Hüfte. Die Dunkelelfe kniete sich neben ihn und strich dem Tier beruhigend über den Kopf. Sie schloss die Augen und murmelte etwas vor sich hin, ehe sie einen Dolch aus dem Schaft zog und dem Fuchs dann die Halsschlagader durchtrennte, was ihn sofort sterben ließ. Sie fühlte sich schlecht, dass sie es nicht geschafft hatte, den Fuchs ohne Leiden zu erlegen.

”Schwächling!”

Sie entschied sich dafür, den Fuchs gleich hier zu präparieren und suchte sich einen geeigneten Platz, um sich dort erneut niederzulassen. Sie legte ihr spärliches Gepäck ab, suchte wie vormals Feuerholz und geeignetes Material, um die Vorrichtung wie am Abend zuvor zu bauen, legte Steine um die Feuerstelle, und entfachte, nachdem alles fertig war, das Feuer. Während dieses brannte und das Holz zerfraß, nahm sie den Fuchs aus, häutete ihn und befreite ihn von Knochen. Dann schnitt sie das Fleisch in kleine Stücke und legte diese auf die Vorrichtung über dem Feuer. Die ganze Prozedur kostete sie mindestens zwei Stunden, wenn nicht sogar mehr, doch als sie damit fertig war und das Fleisch essbar, wickelte sie Letzteres in ein Stück Stoff und ließ es, abgekühlt - was bei diesen Temperaturen schnell ging - in ihrem Beutel verschwinden. Erneut zerstörte sie die Feuerstelle und hinterließ so gut wie keine Spuren, als sie sich, dreieinhalb Stunden später, wieder auf ihrer gedachten Route befand. Zumindest hatte sie nun etwas zum Essen und würde sich erstmal nicht mehr darum kümmern müssen. Die Innereien und das, was sonst noch übrig gewesen war von dem Fuchs, hatte sie begraben. Wölfe oder ähnliches Getier würden mit Sicherheit das Blut riechen, doch das sollte sie nicht weiter stören. So war der Lauf der Dinge.
Also ging sie weiter, in der Hoffnung bald auf Zivilisation zu treffen, die ihr auch noch soweit wohl gesonnen war, dass diese sie passieren ließ.

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. Dezember 2010, 13:05

Der Marsch war nicht wirklich besser als derjenige vom Vortag. Das Licht war mehr als bescheiden, ihre Bewegungen wurden rasch eher automatisch, ohne, dass sie darüber nachdenken musste, die Kälte war beißend und wirklich etwas Essbares zeigte sich auch nicht. Die einzige Änderung bestand darin, dass sie wenigstens diesmal einen Anhaltspunkt hatte, um sich orientieren zu können.
Das Gebirge zeichnete sich viel zu klar in der kalten Luft ab und wenigstens das würde sie niemals aus den Augen verlieren können, sofern sie nicht plötzlich die Richtung völlig änderte und davon quasi weg lief.
Überall waren kahle, dunkle Bäume, die eher an Gerippe erinnerten, als an diejenigen Gebilde, die recht schön wirkten, wenn sie von Schnee bedeckt waren. Aber auch nur dann, wenn man aus einem warmen Raum durch ein Fenster hindurch hinsah oder wenigstens eine dicke Decke und ein prasselndes Lagerfeuer bei sich hatte gegen die Temperaturen.
Immer wieder konnte man das Krächzen von Raben hören, die wie dunkle Punkte über ihrem Kopf hinweg flogen, aufgeschreckt durch diese einsame Wanderin, die nicht in die Stille der Natur passte, und trotzdem neugierig auf ihr Tun.
Der Atem dampfte dicht vor Rayes Gesicht und war beinahe genauso undurchdringlich wie das Wolkengebirge am Himmel.
Es gab nur einen Vorteil, den die Kälte bot. Sie war viel zu tief gesunken, als dass es schneien könnte. Somit könnte sie vielleicht Glück haben und würde nicht nass werden. Das wäre dann wohl endgültig der Tod ihres Unternehmens, wenn sie nicht das Unwahrscheinliche erleben und eine Siedlung finden würde, wo sie noch dazu in einem Unterschlupf sich aufwärmen könnte.
Allerdings, so völlig grausam war das Schicksal wohl doch nicht zu ihr, denn nach unendlich vielen vergangenen Minuten gab es in dem leicht gefrorenen Dickicht eine Bewegung. Eine Jägerin wie Raye konnte so etwas nur als Chance wahrnehmen und sie zog einen ihrer Pfeile. Auch wenn sie damit sparen sollte, bis sie wusste, woher sie Nachschub bekommen könnte als lediglich von diesen kalten, leicht brechenden Ästen. Aber dieser eine war ihr das Opfer wert.
Es dauerte, bis sie ihren Pfeil abschießen konnte. Die Kälte war unerbittlich und ließ ihren Körper ein wenig steif werden, so sehr, dass sie ihr Ziel teilweise verfehlte. Das Tier war noch jung, anscheinend unerfahren und hatte einfach Pech gehabt, genau jetzt in ihre Reichweite gekommen zu sein und sich bemerkbar gemacht zu haben.
Es winselte und machte deutlich, wie groß der Schmerz war, den es verspürte. Jedoch war Nexor kein hartherziger Nachtelf und Jäger gewesen, sondern hatte immer mitgelitten mit dem erlegten Wild. Und das hatte er auch versucht, Raye zu vermitteln. Somit hatte der Fuchs nur noch wenige Sekunden zu leiden, bevor sie ihn erlöste.
Was danach kam, war wie zur Routine für sie geworden, da sie es oft genug geübt und zuvor dem Ganzen zugesehen hatte. Durch die Kälte würde es lange dauern, bis die Verwesung einsetzen würde, sodass sie von dem Gestank ein wenig verschont blieb. Das Blut konnte sie sich zwar nicht abwaschen, sondern lediglich an dem Fell abwischen, das leider nicht zum Wärmen brauchbar war.
Sie vergeudete damit zwar relativ viel Zeit, allerdings brauchte sie diese auch und würde dadurch wenigstens ein paar Rationen zu essen haben, wenn sie sparsam damit umging.
Die Sonne hatte ihren Zenit schon längst überschritten, als Raye ihren Weg fortsetzte und nach nicht einmal zwei weiteren Stunden wurde es wieder Zeit, sich nach einem Lagerplatz umzusehen und das Holz für ein Feuer zu suchen.
Die Reste ihrer Beute hatte sie gut genug vergraben, dass sich bisher keine räuberischen Tiere auf ihre Fersen geheftet hatten und sie vorerst noch diese Gefahr nicht beachten brauchte.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Freitag 3. Dezember 2010, 21:47

Raye blieb stehen, als sich das Lichtverhältnis ein wenig änderte. Es wurde zunehmend dunkler um sie herum und sie stieß einen Seufzer aus. Wie lange würde sie noch gehen müssen, um ein Bisschen Leben in dieser Region zu finden? Doch es war nicht an der Zeit, ungeduldig zu sein. Sie musste sich im Moment nur darauf konzentrieren, zu überleben; und das bedeutete, dass sie für Nahrung und für Sicherheit sorgte, dass sie sich warm hielt und in Bewegung blieb. Die Dunkle wusste, dass es langsam an der Zeit war, sich erneut einen Lagerplatz zu suchen, doch in ihr erwachte ein Ehrgeiz, der bisher sehr selten an ihrer Oberfläche kratzte. Sie spürte den Drang, weiter zu gehen und jetzt noch nicht zu rasten. Erst vor gut zweieinhalb Stunden hatte sie den Fuchs zubereitet und der Ehrgeiz in ihr trieb sie weiter an.

Ohne zu wissen, dass die Situation, in der sie sich befand, dazu führte, dass sie den schlafenden Ehrgeiz weckte, ging sie weiter durch den Wald, hielt jedoch den Blick immer wieder auf den Boden gerichtet, um gegebenenfalls geeignete Äste aufzuheben und in ihre Armbeuge zu legen. Nur weil sie sich noch keinen Lagerplatz suchte, hieß das nicht, dass sie sich nicht darauf vorbereitete in nächster Zeit einen zu beziehen. Doch ohne es zu merken, wurde Raye von dieser ungreifbaren Macht weiter getrieben. Immer weiter verfolgte sie ihren Weg durch den Wald; das Licht wurde stetig dunkler und unangenehmer. Dennoch blieb Raye nicht stehen, ging weiter und weiter, machte keine Anstalten überhaupt nach geeigneten Lichtungen oder anderen Orten für Lagerplätze Ausschau zu halten. Selbst die Kälte spürte sie nicht mehr, die immer noch erbarmungslos ihre eisigen Finger nach ihr ausstreckte.
“Na also, langsam wird aus dir etwas”.
Erneut keimte die Stimme in ihr auf und sie meinte sogar einen süffisanten Unterton zu vernehmen. Doch dieses Mal unterdrückte sie es nicht. So ging sie weiter, bis sich auch der letzte Rest der Sonne aus dem Arus zurückzog und sie in völliger Düsternis zurückließ. Erst als sie kaum noch ihre Hand vor Augen sehen konnte, blieb Raye stehen und lauschte den Geräuschen der Nacht. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie wie versteinert das Feuerholz, welches sie auf dem Weg gesammelt hatte, in ihrer Armbeuge festgeklemmt hatte. Beim Lösen schmerzte ihr Arm etwas, doch fand das keine weitere Beachtung.

Die Elfe sah sich um und fand sich an einem undurchdringbaren Ort wieder. Überall wuchsen knorrige Bäume und gierig grapschende Büsche. Hier würde sie mit Sicherheit keinen geeigneten Platz zum Rasten finden, also gewöhnte sie ihre Augen an die Dunkelheit und ging, etwas langsamer als zuvor, weiter ihren Weg. Sie konnte die Richtung zu erahnen, doch achtete sie sorgfältig darauf, ihre Richtung nicht zu ändern. Als sie wenige Schritte wieder stehen blieb, befand sich die Dunkle auf einer sehr kleinen Lichtung wieder. Sie zuckte die Schultern und spürte erst jetzt, wie kalt und steif ihr Körper von der Kälte war.
Wenige Zeit später, prasselte ein kleines Feuer und spendete mehr Licht als Wärme. Doch in dieser Nacht, schlief die Dunkelelfe nicht. Sie saß wie versteinert vor dem Feuer und legte nur ab und zu einen oder zwei Holzscheite nach. Innerlich wurde Raye von dieser eigenartigen Stimme, dieser körperlosen Macht getrieben, die ihr einredete, was immer sie wollte. Und es schien Wirkung zu zeigen, denn Raye war, ob ihrer Situation und der Schlaflosigkeit, gewillt zuzuhören…

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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Dezember 2010, 21:10

Rayes Frage, die sie sich selbst stellte, war zwar berechtigt, allerdings zeugte sie auch davon, wie wenig sie den Wald im Winter schon erlebt hatte. Es war eisig kalt und Leben gab es hier kaum. Wer sich aus einer warmen Winterhöhle heraus wagen musste, tat es nur aus der Not nach Nahrung heraus... oder weil es in der Nähe eine anlockende Wärmequelle gab.
Jedoch eine Besiedelung in der Nähe gab es schlichtweg nicht. Hätte sie es besser gewusst und sich nach Norden gewandt, wäre sie womöglich zum verborgenen Kloster gelangt und hätte dort vielleicht Aufnahme gefunden. Je nachdem, wie es um die Vorräte dort bestellt gewesen wäre. Allerdings hatte sie sich nicht in diese Richtung bewegt, hatte nicht einmal wirklich die Chance dazu gehabt bei dem diesigen Wetter.
Durch die Hügelkette wollte und konnte sie nicht, da sie dann erst recht in ihr Verderben gelaufen wäre.
Etwas anderes war ihr demnach nicht geblieben, obwohl es erfahrenen Reisenden bestimmt töricht erschienen wäre, denn sie wüssten, dass es in der Nähe von mehreren Tagen Fußmarsch keine Hütte gab. Nicht einmal eine halbe Ruine, die man als Unterschlupf verwenden könnte. Doch das war Raye bisher nicht bewusst gewesen, in diese Gegend von Celcia war sie bis jetzt niemals gekommen.
Nexor hatte mit ihr das Reich der Nachtelfen höchstens für eine kurze Jagd verlassen und zuvor hatte sie nur bei ihrer Geburtsrasse gelebt. Es wäre vorausschauend von ihrem Mentor gewesen, wenn er ihr mehr Interesse für die Umwelt eingeprägt oder ihr wenigstens den Umgang mit einer Karte gelernt hätte. Aber das hatte er verabsäumt, vielleicht sogar für später angedacht und der Tod hätte ihn zuvor überrascht. Wie auch immer, die junge Frau würde es nie erfahren.
Dafür beging sie nun eine andere selbstmörderisch anmutende Tat, anstatt sich beizeiten einen Rastplatz zu suchen und ein Feuer zu machen, um sich wenigstens notdürftig aufwärmen zu können, regte sich der Ehrgeiz in ihrer Brust und sie marschierte weiter, während das Tageslicht mit jeder Minute mehr schwand. Nicht mehr lange und sie wäre wieder in die Dunkelheit der beginnenden und schließlich voran schreitenden Nacht gehüllt. Das würde mehr als gefährlich werden, da ihre Augen zu ihrem Leidwesen noch lange nicht so gut waren wie die von Nachtelfen. Wenigstens lief sie nicht völlig blind weiter, sondern kümmerte sich notdürftig um Äste, die sie für ein Feuer später benutzen könnte.
Sie verpasste die letzten Augenblicke, die sie noch hätte nutzen können, um sich einen geeigneten Rastplatz zu suchen. Dafür musste sie also in der Dunkelheit weiterstapfen und schließlich war ihr das Glück ein wenig hold, sie fand eine kleine Lichtung. Es war nicht das Beste und schon gar nicht so sicher wie in der Nacht zuvor, aber in der Not hatte sie keine andere Wahl.
Also ließ sie sich hier nieder und sorgte dafür, dass sie nicht vollkommen erfor, sondern neben Wärme auch ein bisschen Licht bekam.
Danach saß sie da, starrte in die Flammen, kämpfte gegen die Bedürfnisse ihres Körpers und lauschte einer gefährlichen Stimme, die ihr versuchte, Dinge einzureden, die noch weniger gesund für sie wären. Doch noch hatte sie nicht vollständige Gewalt über ihren Willen, sodass sie sich am Morgen bei dem ersten Tageslicht aufrappelte und weiter wanderte.


Raye marschiert nach: Ins Ungewisse
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Januar 2022, 09:22

(Eli kommt von: Die Bibliothek der Drachen)

Die höchsten von Schnee und Eis bedeckten Gipfel des Drachengebirges hinter sich lassend, glitten sie hinaus auf das offene Meer aus Watte. Die Helligkeit tat ein bisschen in den Augen weh, so dass es ganz angenehm war hin und wieder einfach die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Ihren Verlobten hinter sich spürend und sicher in seinen Armen, da versank Eli bald in eine Art Trance. Fördernd war da auch das Bild der unendlichen weißen Weite und das sanfte Schaukeln des Drachen. Naira hatte zu Beginn mal die Nase kurz aus ihrem Tragetuch stecken wollen, aber sich gleich wieder verkrochen. So nickte auch die Drachen-Mama wohl kurz ein und zuckte leicht, als sie dann geraume Zeit später Yrans Stimme an ihrem Ohr vernahm:
„Eli... sieh mal nach unten.“
Ja, sie war eingeschlafen und blinzelte nun ein paar Mal. Dann lehnte sie sich leicht zur Seite um an Malagens Schulter hinab auf die vorbei ziehende Erde zu werfen.
Die Wolkendecke war an einigen Stellen aufgerissen und darunter sah man nun dunkelgrüne Tupfen aus dichten Wäldern. Sie flogen hoch! So hoch, dass selbst ein geübtes Auge sie von unten erblickt eher für einen Vogel gehalten hätte. Tagsüber war dies wohl am sichersten, denn die Bewohner Celcias hatten noch nicht die Möglichkeit erhalten sich an den Anblick eines Drachen am Himmel wieder zu gewöhnen. Der veränderte Sonnenstand verriet aber Eli, dass es bald Zeit wurde für eine Zwischenlandung. Auch ein Drache konnte nicht ewig fliegen und Malagen musste auch mal etwas trinken oder jagen. Als hätte er ihre Gedanken erahnt, meinte Yran:
„Wir werden bald runter gehen und uns ein Fleckchen suchen, wo wir rasten.“
Sie sah sein Gesicht nicht, aber sie konnte etwas Aufregung und vielleicht auch Sorge aus seiner Stimme heraus hören. Der Drachenritter hatte nun nicht nur seine Geliebte, sondern auch ein Drachenbaby zu beschützen und war nicht mehr allein unterwegs. Yran und Malagen waren aber ein eingespieltes Team. Was genau es war, dass sie einen bestimmten Ort wählen ließ, konnte Eli nicht ergründen, aber plötzlich hielt Yran sie fest und Malagen zog die Flügel enger an seinen Körper. Rasch sackten sie durch die Luftschichten, sausten durch Wolken und durchbrachen feuchte Schleier. Dann, kurz über den Baumwipfeln breitete der Drache wieder seine Schwingen aus, kreiste und sah sich ebenso wie sein Reiter um. Dann zeigte Yran auf eine kleine Senke in der immergrünen Oberfläche und Malagen steuerte darauf zu. Weit und breit war nur dichter Wald zu sehen, aber in der Senke gab es einen schmalen Spalt, der für eine Landung geeignet war. Ignizor oder Plau'Ren hätten hier alles platt gewalzt, oder sich erst eine Schneise frei brennen müssen. Malagen tauchte unter die Kronen der Bäume und es schien im regelrecht Spaß zu machen, ins Unterholz einzutauchen und einige Büsche dabei zu entlauben. Start und Landung waren damit recht holperig gewesen und als Yran seine Braut vom Drachen hob, stellte sie fest, dass ihre Beine vom langen reiten leicht taub waren. Etwas wackelig und steif stakste sie herum, bis Yran fertig damit war mit seiner Magie einen aus Zweigen gewachsenen Unterstand zu weben. Malagen schnupperte derweil in der Luft und umkreiste das Lager lauernd mit eng an den Körper gelegten Flügeln, lauschte und wirkte hungrig, wie er sich die Lefzen leckte. Dann begann sein Schuppenkleid leicht zu flimmern und seine Farbe änderte sich. Er passte sich der Umgebung an, wirkte mit einem Mal fast unsichtbar, wenn er still stand. Nach ein paar Minuten sagte Yran:
„Malagen kann niemanden in der Nähe wittern. Er geht jetzt jagen. ...komm her, ich mach uns ein Feuer, dann kannst du dich aufwärmen.“
Er hatte eine Felldecke im Unterstand ausgebreitet und was von außen wie ein dichter großer Busch aussah, entpuppte sich im Innern als eine Art natürliches Zelt mit mehr Komfort als man vermutet hatte. Einen Naturmagier dabei zu haben war schon praktisch. Die innere Struktur ihres Unterschlupfs hatte sich so verdichtet, dass die Blätter sich Drachenschuppen-gleich dicht an dicht übereinander gelegt hatten. In der Mitte befand sich ein Ring aus Steinen und darin ein kleines fast gänzlich Rauchloses Feuer, was schnell den Innenraum erwärmte. Yran trug hinter Eli die Satteltaschen hinein und machte sich daran eine kleine Konstruktion über den Flammen aufzubauen, an die er dann einen kleinen Kessel hängte. Grinsend sah er zur Seite und musterte seine Liebste, die sich um Naira kümmern musste, die viel zu neugierig umher rollte oder krabbelte und versuchte alles zu beschnuppern oder zu besabbern. Zum Glück war sie noch ein Baby und somit sehr langsam unterwegs. Eli krabbelte dem von Neugierde erfüllten kleinen Wesen auf allen vieren hinterher... und wurde dabei beobachtet.
„Wie fühlst du dich? Alles in Ordnung? ...tun die Beine weh?“
Yran hatte sie beobachtet und hocke sich nun neben sie. Stehen konnte hier keiner.
„Soll ich dir die Schenkel ein bisschen massieren?“
OH OH! Da hatte jemand Hintergedanken! Oder Gedanken an ihren Hintern? ...Hinterngedanken. Das war es! So oder so, es würde ihr sicher gut tun. Das Gefühl der Taubheit war einem Kribbeln gewichen und morgen würde sie sicher sonst kräftigen Muskelkater haben.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Eilmana Silva » Dienstag 11. Januar 2022, 22:16

Eli sah und spürte das auch Yran es kaum erwarten konnte, doch sie wurden noch kurz von Delilah aufgehalten, sehr zum Leidwesen ihres Geliebten.
Doch als Eli das Geschenk von Deli entgegen nahm staunte sie.
„Das willst du mir wirklich geben?“
Sie sah Delilah kurz ungläubig an, dann wurde auch ihr mehr als deutlich das es sinnvoll war auf der Reise. Dennoch war es auch ein sehr Kostbares Geschenk.
Eli begann zu lächeln und hielt die Flöte kurz eng an ihre Brust.
„Ich danke dir von Herzen, ich werde gut auf sie aufpassen und vielleicht finden wir wirklich ihr Gegenstück!“

Dann ging es aber auch endlich los.

Der Start war etwas holprig, aber Eli genoss es mal wieder auf Malagen zu sitzen. Sie hatte einmal zu viel den verführerischen Geschmack der Freiheit auf diese Weise gekostet und war ihm wie einer, sich langsam aufbauenden Sucht, verfallen.
Doch entgegen ihrer Hoffnung, die Welt von oben betrachten zu können, steig Malagen schnell über die Wolkendecke und flog so sicher vor den Blicken anderer durch die Lüfte.
Die dünne Höhenluft und das lange angespannte Sitzen ermüdete Eli nach einiger Zeit sehr und sie schlummerte mit ihrem kleinen Schützling im Arm ein.
Glücklicherweise Hielt Yran sie und passte auf sie auf. Er war solche langen Strecken eben schon gewohnt.
Erst als sie seine Stimme hörte wurde sie wieder langsam wach.
„Eli... sieh mal nach unten.“
Eilmana blinzelte und blickte an Malagens Schulter vorbei nach unten.
„Wow......!“
Sie strahlte, auch wenn sie überrascht war wie hoch sie waren, sie verspürte keine Angst, nur Freude und pures Staunen über diese Aussicht, dieses Gefühl und dieses Erlebnis.

Ob wir bald landen...?

„Wir werden bald runter gehen und uns ein Fleckchen suchen, wo wir rasten.“

Eli lächelte Yran über die Schulter hinweg zu.
„Okay, bei dieser Höhe kann uns vermutlich nicht mal jemand erkennen selbst wenn er uns kurz sehen würde oder?“

Sie konnte Yran nicht richtig anschauen, aber sie spürte das er aufgeregt war.
Als er sie packte entwich ihr ein kurzes „huch...!“
Und dann blieb ihr die Atem Weg. Malagen ging einem ziemlich rasanten Sturzflug nach unten und presste ihre Beine so gut es ging an ihn um den halt nicht zu verlieren.
Kurz über den Bäumen, als tatsächlich ein kleiner Schauer von Panik durch ihren Bauch wanderte, breitete er wieder die Flügel aus und kreiste ruhig über den Bäumen.
Eli Schluckte und kam wieder zu Atem...Das war wirklich rasant...aber das würde sie mit Naira auch lernen wenn sie groß genug war....
Elis Blick wanderte zu ihrer kleinen und mit einem lächeln dachte sie...

Das wird aber noch eine weile dauern...

Sie sah auf als Yran seinen Arm in eine Richtung ausstreckte, ihr blick folgte seinem und sie sah die kleine Schneise.
Schnell verschwanden sie zwischen den Bäumen und Eli fühlte sich ähnlich wie Malagen gleich wohl.
Auch wenn sie die Freiheit liebte, war der Wald eben ein großer Teil ihres Lebens Gewesen, zwar nicht direkt dieser hier...aber das Gefühl unter den schützenden Baumkronen zu sein, war ein wohliges.
Eli spürte welchen Spaß Malagen hatte und kicherte dabei.
Dann endlich trafen seine Klauen auf Boden und Yran half ihr beim Absteigen.
Zittrig trat sie auf und stützte sich an Malagens Flanke.
„Ohh...meine Beine sind ganz schön weich....hab ich auf Malagen überhaupt nicht bemerkt....!“
Sie schmunzelte etwas schief und lächelte Yran an.
Als sie auf eigenen Füßen Stehen konnte, sah sie Malagen zu wie er das Lager umkreiste und wie Yran einen Unterschlupf wachsen lies...sie sah staunend hin und her und als sie gerade wieder von Yran zu Malagen sehen wollte war der Drache für einen kurzen Augenblick verschwunden.
Sie blinzelte und erst nach genauem hinsehen erkannten sie ihn...
„Das ist ja faszinierend....!“
Yran lächelte:
„Malagen kann niemanden in der Nähe wittern. Er geht jetzt jagen. ...komm her, ich mach uns ein Feuer, dann kannst du dich aufwärmen.“
Eli drehte sich um, lächelte Yran zu und ging zu ihm unter den Unterschlupf aus Ästen und Blättern.
Staunend betrachtete sie es.
„Ich hatte bei der Wahl meiner Magie lehre damals zwischen Natur und Lichtmagie geschwankt...Wenn ich sehe was du so machst könnte ich es beinah ein wenig bereuen mich für Lichtmagie entschieden zu haben...!“
Sie kicherte, sie meinte das nicht ernst, aber sie fand es Toll. Es ist einfach so Praktisch.
„Sag mal, können alle Gründrachen sich auf die Art tarnen?!“

Sie lies Naira aus ihrem Schoß und die kleine erkundete gleich neugierig die Umgebung so das Eli bald damit beschäftigt war ihr hinter her zu krabbeln. Auf allen Fieren folgte sie ihrer kleinen und zeigte so unbeabsichtigt ihrem liebten ihr wohl geformtes Hinterteil mit dem sie herum wackelte als sie Naira wieder zurück in den Unterschlupf ziehen wollte.
„Nein kleines, du läufst hier nicht weg...bleib schön hier drin!“
Naira war glücklicherweise noch langsam und sehr klein. Eli konnte sie schnell packen und wieder zurück ziehen und setzte sich wieder.
„Wie fühlst du dich? Alles in Ordnung? ...tun die Beine weh?“
Yran hatte sie beobachtet und hocke sich nun neben sie. Stehen konnte hier keiner. Eilmana nickte und sah ihn an.
„Ich bin es einfach noch nicht gewohnt.“
„Soll ich dir die Schenkel ein bisschen massieren?“
„Ich glaube das würde sehr gut tun...!“
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. Januar 2022, 08:31

„Wie fühlst du dich? Alles in Ordnung? ...tun die Beine weh?“
Yran hatte sie beobachtet und hocke sich nun neben sie. Stehen konnte hier keiner. Eilmana nickte und sah ihn an.
„Ich bin es einfach noch nicht gewohnt.“
„Soll ich dir die Schenkel ein bisschen massieren?“
„Ich glaube das würde sehr gut tun...!“

Sogleich machte sich Elis Verlobter an die Erfüllung ihrer Wünsche. Sorgfältig und überaus eifrig massierten seine Hände ihr angespanntes Fleisch... und mehr.
Einmal mehr bewies Yran seine Fähigkeiten als Verführer, aber mehr als ein sanftes Kuscheln, ein kurzes Locken seiner vorwitzigen Hände an besonders tiefen Stellen, mehr bekam seine kleine Elfe dieses mal nicht. Er ließ sie in einem angenehmen Zustand sanfter Erregung, aber forderte nach dem Ritt keinen Zweiten. Sie war auch sehr müde und ihre Muskulatur wirklich überanstrengt. Der lange Ritt über den Wolken wurde also am Boden nicht fortgesetzt und Yran nahm Rücksicht auf ihre Bedürfnisse. Trotzdem ließ er es sich natürlich nicht nehmen, seine Liebste ein wenig zu necken und ihre Libido zu streicheln. Schließlich hatte er ja angedeutet, dass er ihr noch viel beizubringen gewillt war. Aber heute Abend, im Schutz des magisch gewachsenen Unterstandes, nach einem auf dem Feuer gerösteten Mahl, da fiel Eilmana mit Naira im Arm in einen traumlosen Schlaf.



Der nächste Morgen begann dafür um so hektischer.
Eilmana riss die Augen auf, denn sie spürte den Druck einer Hand auf ihrem Mund und wollte gewiss gerade protestieren, als ihr der warnende Blick grüner Augen befahl, leise zu bleiben. Yran lag neben ihr und hielt ihre Lippen verschlossen, schüttelte leicht den Kopf, wie zum Zeichen, dass sie jetzt nichts fragen dürfte und dann hörten ihre feinen Ohren auch schon die näher kommenden Schritte. Ein Zweig knackte, Laub raschelte und dann war eine männliche Stimme im Flüsterton zu vernehmen:
„Ich war mir sicher, dass ich hier etwas gesehen habe!“
„Hier ist aber nichts.“
„Hm... warte! Schau mal hier... Oh.“
„Merkwürdige Spuren.“

Offenbar hatten zwei Jäger Malagens Fährte gefunden und konnten sie nicht einordnen. Eli hatte schon den Klang der fremden Sprache mit den ersten Silben erkannt: Lerium – Dunkelelfen. Vielleicht doch keine einfachen Jäger? Die Stimmen wurden wieder leiser und das leise Rascheln entfernte sich. Yran sah Eli eindringlich an und flüsterte:
„Malagen führt sie weg von uns. Zieh dich an.“
Dann nahm er ihr Naira ab, die leise im Schlaf quäkte, als sie bewegt wurde, aber die fremden Männer hörten sie nicht, oder hielten wenn dann das Geräusch für ein entferntes Tier. Leise und schnell machten sich die Liebenden fertig um das Lager abzubrechen. Yran war auch schnell angezogen, gab bald Naira wieder in Elis Arme und küsste sie auf die Stirn.
„Sie sind weit genug weg.“
Er sprach zwar noch immer mit gesenkter Stimme, aber drängte sie sich zu beeilen. Dann kam auch Malagen wieder aus dem Unterholz und gluckste, als fände er das 'Spiel' mit den Verfolgern lustig. Yran sattelte ihn schnell und hob Eli auf seinen Rücken. Der Drache hielt noch einmal ganz still und lauschte in eine bestimmte Richtung, dann nickte Yran in stiller Übereinkunft und sie erhoben sich mit schnellen starken Flügelschlägen über die Baumkronen.
'Wenn' sie gehört wurden, dann nur kurz und dann stiegen sie auch schon schnell in die tief hängenden Wolken hinauf. Ob sie gesehen worden waren? Das blieb wohl die Frage. So oder so, sie waren viel zu schnell außer Reichweite. Malagen tauchte in die weiße feuchte Watteluft ein und nahm damit nicht nur seinen Reitern die Sicht. Die Vorkommnisse des eiligen Morgens verblassten ebenso schnell. Über den Wolken war ein längeres Unterhalten auch schwer möglich, wollte man sich nicht die ganze Zeit anschreien. Das Rauschen des Windes in Malagens Flügeln dominierte jedes Gespräch, aber Yran schien auch in keiner Weise beunruhigt, als sei dies alles das normalste der Welt gewesen. Malagen und er mochten so etwas schon öfter gemacht haben, aber für Eli war das alles noch neu. Sicher erfüllten ihre Gedanken einige Fragen, aber die schnelle Reise lies diese auch ebenso schnell verwehen.

(weiter bei: Unter den Blättern des Neldoreth)
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. Mai 2023, 22:14

Syn und Razag kommen von Wieder ganz unten

Zarrah führte die Gruppe wortkarg und sicher, wie sie sie bereits hatten erleben dürfen, durch das ruinierte Kroar. Dieses Mal hielt sie sich allerdings mit Erklärungen zurück. Hier und dort konnten Syn und Razag einige weitere Trolle sehen, doch keiner von ihnen behelligte sie mehr als mit einem Blick. Die einen waren neugierig, die anderen gelangweilt, doch keiner von ihnen wirkte ernsthaft daran interessiert, ihrer kleinen Gruppe Schwierigkeiten machen zu wollen. Crystin suchte nach nur kurzen Momenten unter den Blicken der Trolle, die Nähe zu Razag und so lief die Heilerin neben ihm. Sie hatte ihre ausgelassene und fast schon kecke Stimmung wieder abgelegt und verfiel in ein Schweigen, das man im dumpfen Brüten auf ihrem Gesicht erkannte. Bisher war noch immer nicht geklärt, wie Crystin eigentlich diese Reise mitantreten konnte und Zarrah hüllte sich wie eh und je in den Mantel des Schweigens diesbezüglich. Die Dunkle führte den Tross an und wusste scheinbar ganz genau, welche Wege sie gehen musste. Es dauerte seine Zeit, auch weil sie hier und dort über einige Hürden hinwegklettern mussten oder sie Razag bat, einige größere Blockaden aus dem Weg zu räumen, damit sie alle weiterkämen. Kroar war und blieb wohl für immer eine Ruine. Zwar hatten die wenigen Trolle, die hier lebten, eine Art Heimat geschaffen, doch wirklich aufgebaut war hier nichts. Das Imposante, das einst hier hatte, Augen zum Leuchten bringen können, war nur noch ein äußerst schwacher Abglanz. Die Trolle, die Korar ihre Heimat nannten, lebten am untersten Ende der Treppe, die Synnover so gern emporgestiegen wäre. Aber sie wirkten zufrieden damit. So verlief die Weiterreise halbwegs entspannt, ehe sie dieses imposante Gewölbe verließen und sich wieder in einem Gang wiederfanden. Weitere Stunden liefen sie, ohne anzuhalten, durch ein Gängesystem, dessen Struktur sich weder Razag, noch Syn erschloss. Einzig die Elfe schien zu wissen, wohin sie abbiegen mussten und schon bald, hatte jeder andere die Orientierung verloren. Immer wieder wechselten die Gänge links oder rechts die Richtung, doch nicht einmal landeten sie in einer Sackgasse oder hielt Zarrah inne, um den Weg zu überlegen. Zielsicher, präzise und schnell folgte sie einem scheinbaren Plan in ihrem Kopf, sodass sie schließlich in eine weitere Höhle kamen. Hier hielt Zarrah für einen Moment inne, bedeutete den anderen mit mahnendem Blick und erhobenem Finger an ihre Lippen, dass sie ruhig sein sollen, und wies sie dann nonverbal an, ihr wieder zu Folgen. Die Höhle war ebenso imposant und groß, wie es Kroar gewesen war, doch fehlten die vielen Bauwerke. Stattdessen gab es Säulen, die immer weiter hinaufzureichen schienen und das Ganze nicht minder eindrucksvoll machten. Allerdings verriet Zarrah’s Haltung, dass sie hier besser keinen Lärm machten, und so schlichen sich die Vier durch diese Halle, die scheinbar leer wirkte. Bis sie abermals vor einem kunstvollen Tor standen, das allerdings über die Jahre einigem hatte standhalten musste, denn in diesem mehrere Meter hohem Tor war ein klaffendes Loch, durch das die Gruppe mühelos treten konnte. Was auch immer diese Höhle beherbergte und was auch immer hier einst geschehen war, es wurde belanglos in Anbetracht dessen, dass ihnen mit einem Mal frische, kühle Luft entgegenschlug. Und mit nur einigen, wenigen weiteren Schritten, fand sich die Gruppe durch den Berg hindurch unter freiem Himmel wieder. Hier wurde der steinerne, sandige Boden von Erde und Blättern abgelöst und ihre Schritte knirschten, knackten und raschelten. Und dann, dann konnten sowohl Razag als auch Synnover die unzähligen Bäume erkennen, die den Wald bildeten, in den sie soeben aus einer Höhle herausgetreten waren. Der Wind begrüßte sie kalt und doch schien er mit den losen Teilen ihrer Kleidung und ihren Haaren spielen zu wollen. Crystin’s Zöpfe wehten ihr auf den Rücken und sie schloss die Augen. Frische Luft. Und der feine Geruch von Tannengrün, modriger Erde und Harz schlug ihnen entgegen. Crystin lächelte selig. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und erhaschte einen kleinen Blick zwischen den sich wiegenden Blättern hindurch auf den dunklen Nachthimmel, der sich ihnen mit einer wahren Sternenpracht offenbarte. "Wir werden noch eine Weile weitergehen, bis der Tag anbricht. Dann suchen wir uns einen geeigneten Ort, zum Ausruhen.", wies Zarrah dir Gruppe an und gab ihnen einen kurzen Moment, die frische Luft zu genießen, ehe sie weiterlaufen würden.
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- zwei metallene Kampffächer
- ein Dolch
- Reisegepäck (Schlafsack etc.)
- ein schwarzes Brautkleid
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Synnover » Samstag 20. Mai 2023, 00:51

Auch wenn Synnovers Glück bei weitem hätte noch größer sein können, so fühlte er sich nicht mehr ganz so elend. Wenn er schon vom Bodensatz der Existenz erneut beginnen musste, würde er es wenigstens stilvoll tun können. Das Brautkleid sah fast noch immer so aus wie vor seinem großen Kampf in der Schwarzen Arena. Damals hatte das Publikum erst eine Welle erstaunten Raunens zum Sand hinunter geschickt, weil man glaubte, nun trat eine Adlige gegen schwitzende, brachiale Gladiatoren an. Doch als das weiße Kaninchen vorgestellt worden war und man ihn auch anhand seines namensgebenden Schopfes erkannte, hatte sich das Raunen in Gelächter gewandelt. Ohja, sie hatten gelacht, sie alle. Kein Lippenpaar hatte sich nicht in Spott und Hohn gekräuselt, doch Syn war auf seinen hochhackigen Damenschuhen über den Sand stolziert wie ein Pfau - stolz, den Kopf erhoben und sogar ein Spitzentuch in der Hand, das er demonstrativ hatte fallen lassen, um stattdessen seinen Dolch zu ziehen. Das Gelächter war rasch verschallt, als das Kaninchen in seiner schwarzen Frauengewandung über den Sand gewetzt war, Haken geschlagen hatte und seinem Kombattanten so grazil hatte ausweichen können, immer wieder. Als jener schließlich vor Erschöpfung in den Sand stürzte, war das Kaninchen zu ihm hin stolziert und hatte ihm die Augen mit seinen spitzen Hacken eingetreten. Danach lachten nur noch jene über seine optisch extravaganten Auftritte, die ihn noch nicht kannten. Und mit jedem weiteren Arenakampf schrumpfte diese Zahl. Syn hatte sich mit dem schwarzen Brautkleid einen Namen gemacht, kein Wunder, dass seine Wiedersehensfreude überdimensional groß ausfiel.
Gefangen in seinem Glück bekam er das Gespräch beinahe nicht mit, das sich zwischen Crystin und seiner Herrin abspielte. Er spähte einmal über die Schulter zu beiden Frauen herüber, als er Zarrahs Ausbruch aufschnappte und seine Augen zuckten auf. M...ein Brautkleid? Ist das etwa...?! Schon warf er den Kopf wieder herum. Er entfaltete die Stoffbahnen ein wenig, musterte die Aufmachung, obwohl es nicht nötig war. Wie lang hatte er sich das Kleid schon vor dem Kampf angesehen. Karrish hatte es ihm einfach in die Bibliothek stellen lassen, auf eine Holzpuppe drapiert und mit einem Umschlag im Ausschnitt. So hatte er ihn gelockt, seine Lesekünste zu verbessern, damit er entziffern konnte, dass er das Kleid bei seinem nächsten Kampf tragen sollte - eine kleine Herausforderung, die jemand seines Schlages mit Leichtigkeit bestehen müsste. Das hatte Syn damals nur noch mehr angespornt. Dass es sich um Zarrahs Kleid handeln könnte, war ihm niemals in den Sinn gekommen, doch jetzt musterte er den Schnitt, die Form, den Stil. Er passte zu ihr und doch wieder nicht. Syn war die Jüngste der Nachtklingen irgendwie nie in einem so höfischen Kleid unter die Augen getreten. Sie erinnerte in ihrer Aufmachung stets daran, welcher Profession das Haus der Nachtklingen nachging und wie gut sie ihre Arbeit machten. Zarrah kleidete sich stilvoll, vor allem aber zeckmäßig. Syn wollte sich nur stilvoll kleiden. Am liebsten hätte er sich sofort gänzlich entblößt, nur um den hochwertigen Stoff direkt auf seiner nackten Haut zu spüren, aber dazu kam es nicht.
Crystin näherte sich dem Kaninchen und hielt einen Sack auf, damit er das Kleidungsstück verstauen konnte. Überdies bot sie sogar an, ihm bei einer Umnähung ins Praktischere zu helfen. Nicht einmal als er zwischen ihren geöffneten Schhenkeln mit verklärtem Blick empor gelugt hatte, war das Grasgrün so saftig und frisch gewesen. Syn strahlte. Wo anderen die Sonne aus dem Arsch schien, da glänzte sie ihm aus den Augen und berührte Crystins Antlitz. Wenig später neigte er sich mit der ihm zugeschriebenen Wendigkeit nach vorn, um seine Lippen hauchzart auf ihre Wange zu pressen. Der Kuss war so unschuldig wie die Heilerin selbst vor dieser verheißungsvollen Nacht in ihrem kleinen Reich. Seine Worte hingegen wurden mit lasziver Lust geraunt, die versprach, was sie noch von ihm haben könnte, wenn sie denn wollte: "Ich werde mich mit fast allem erkenntlich zeigen, was deiner Fantasie vorschwebt."
Damit gab er das Kleid sorgsam gefaltet in den Beutel und ließ gar nicht erst zu, dass Crystin ihn trug. Er nahm ihn an sich, legte ihn zu seinen Habseligkeiten und schulterte ihn zusammen mit seinem Rucksack, sobald er umgezogen war.
"Niemand wird es für dich tragen! Wenn du es mitnimmst - bist du dafür verantwortlich."
Zarrahs Worte wurden mit einem euphorischen Nicken angenommen. Bevor es losging, trat Syn aber noch einmal an seine Herrin heran. Er schenkte nicht nur Crystin regelmäßig eine vielversprechende Aufmerksamkeit, aber so war er. Lediglich bei Razag wagte er sich nun keine solchen Avancen, aber im Moment musste Synnover auch nicht getröstet werden. Er würde sich seinem Kumpel zuwenden, falls er tatsächlich einmal eine Umarmung brauchte. Dass ein ähnlicher Moment schon bald anstehen sollte, ahnte er nicht, als er sich zu Zarrahs Spitzohr neigte. "Würdest du es am Körper tragen, hätte ich es leichter, euch beide mit meinem Leben zu verteidigen", säuselte er ihr zu. "Mach dir aber keine Sorgen, Herrin. Im Zweifelsfall opfere ich den Stoff. Haut ist schwerer zu nähen, schätze ich." Dann reihte er sich in die Runde ihrer Gefährten ein, bereit die Trollstadt zu verlassen und nicht nur sie. Motiviert durch seine Schenkung erhoffte Syn sich nun, das Erdreich bald verlassen zu können.
Leider dauerte die Reise durch Geröll, Gestein, Dunkelheit und Tunnel länger als ihm lieb war. Gerade die Enge der Gänge, welche sie zu passieren hatten, zehrte an seinen Nerven. Er wurde zunehmend ruhiger, reagierte wenn überhaupt nur wortkarg und fast ein wenig schroff. Dafür atmete er oftmals hörbar durch, hielt sich in Razags Windschatten und als ihm die Tunnel immer näher zu kommen schienen, schnappte er nach dessen Unterarm, um sich festzuhalten. Umarmt werden wollte er nun zwar am wenigsten, aber trotzdem suchte er auffallend intensiv die Nähe seines Kumpels. Razag war nicht umsonst der Furchtlose. Außerdem war er stark und laut Syns Einschätzung nach wie vor nicht tot zu kriegen. Als der Ork zwischendurch sogar etwas Steinschutt beiseite schaffte, um Gänge freizulegen, blieb das Kaninchen ihm noch dichter an den Hacken. Sollte das Erdreich über ihnen zusammenstürzen und ihm endgültig die Luft zum Atmen nehmen, könnte er in Razags unmittelbarer Nähe darauf hoffen, dass der grüne Hüne ihn freigraben würde. Ihn und Crystin und Zarrah ... und sein Brautkleid. Ihr Brautkleid. Ich wünschte, es wäre mein. Dass er hier noch in Sklavenlinien dachte, war für Syn nur natürlich. Jeglicher Besitz, jegliche Geschenke, die er von Karrish über die Jahre erhalten hatte, sah er nie als wirklich ihm zugehörig an. Er durfte sie nutzen und verwahren, aber nicht besitzen. Er war Besitz. Das hatte er schon immer akzeptiert, doch jetzt keimte dieser kleine Wunsch in ihm auf, dass der Besitz auch etwas haben und behalten dürfte. Zarrah schien ohnehin nicht viel Wert auf dieses wundervolle Kleid zu legen. Syn konnte kaum erwarten, es umnähen zu lassen und dann zu tragen. Er würde fabelhaft aussehen, dass den Frauen der Gruppe nur so die Höschen tropfen sollten!
Das einzige, was vielleicht hin und wieder mal tropfte, waren die Stalaktiten, welche von der plötzlich viel höher gelegenen, natürlich gewölbten Höhlendecke herab hingen. Der Tunnel weitete sich zu einem gigantischen, offenen Bereich und jener schaffte es, Syn für einen Moment die Angst vor'm Ersticken etwas zu nehmen. Er atmete durch, glaubte aber, dabei den Dreck aus der Luft in sich aufzunehmen. Alles roch und schmeckte erdig und so ... eng. Sie befanden sich in einem riesigen Grab und Zarrah hatte offenbar nicht vor, jemals den Weg ins Freie zu finden. Fast schon wollte er nun doch seit Stunden wieder einmal die Stimme erheben, um viel zu frech für seine Position mit seiner Herrin zu sprechen, da bemerkte er Licht. Im Grunde handelte es sich auch nur um eine Form von Dunkelheit, aber sie war anders als jene in der Höhle. Er japste und Zarrah gemahnte mit strenger Geste zur Ruhe. Sofort presste er sich die Hand vor den Mund, ließ es aber schnell wieder sein. Dadurch fühlte er sich nur noch bedrängter. Die Aussicht, dass am Ende der Höhle vielleicht ein wenig mehr Freiraum wartete - möglichweise Morgerias Zivilisation - drängte Syn zur Eile. Er holte zu Zarrah auf, trippelte undgeduldig hinter ihr herum, blieb ansonsten aber still.
Syn bemerkte die hohen Säulen in den Wänden nicht und auch das gewaltige Tor, welches sich vor ihnen erhob, war ihm keines direkten Blickes wert. Das klaffende Loch in seinen Überresten hingegen schon, denn das Kaninchen spürte bereits einen kühlen Luftzug von dort. Jetzt konnte es nicht länger stillhalten. Ungeachtet möglicher Gefahren stob es an Zarrah vorbei. "Lass mich vorgehen und dich beschützen", erklärte er sich noch und hatte doch einzig im Sinn, der Erste in Morgerais Straßen zu sein, der...
Synnover erstarrte. Er kannte Bäume. So gesehen war der Anblick der mächtigen Stämme mit ihren herab hängenden Nadelzweigen nichts Neues, aber die schiere Vielzahl paralysierte ihn. Er war so gebannt von dem Anblick, dass ihn nicht einmal die Flecken Himmel mit ihren Juwelensternen locken konnten, die zwischen dichten Fächern grüner Nadeln hindurch lugten. Er hatte nur Augen für etwas, das ihm bekannt und doch so unendlich fremd war. Sein Mund klappte auf, seine Augen weiteten sich und er vergaß jetzt vollkommen zu atmen. Mehrere Herzschläge lang stand er einfach nur so da, bis neben ihm ein Zweig knackte, während die Tannen, Fichten und Kiefern leise im Wind raschelten. Die kalte Brise löste seine Starre ebenfalls. Er blinzelte, reckte den Kopf etwas, um den Wind zu genießen. Die Bäume ließ er dabei aber nicht aus den Augen.
"Ich sehe ... gar keine Zäune", bemerkte er gedankenlos, aber mit unschuldiger Aufrichtigkeit. Ja, es gab Bäume in Morgeria. Vor allem in den Adelsvierteln der Dunkelelfen legte man sie trotz Bewässerungskosten in weiten Gärten an. Dort aber war es morgerianische Kultur, einen schwarzen Zaun um den Stamm zu legen und sei es nur, damit die hauseigenen Warge nicht die Rinde abfraßen oder das Gesinde es nicht wagte, gegen die Bäume zu pinkeln. Tatsächlich dachte Synnover, dass die Zäune zu einem jeden Baum dazugehörten. Sie nun hier ohne diese elfengemachten Gatter zu sehen und auch noch in so großer Zahl beeindruckte ihn mehr als er je zugeben würde.
Synnover schluckte. "Sie ... sind frei und mehren sich", murmelte er vor sich her, noch immer nicht bewusst, dass man ihn auch hören konnte. Irgendetwas piekte ihn im Hinterkopf seines Bewusstseins, wenn er all die Bäume so bestaunte. Es war ein seltsames Gefühl. Eine Sehnsucht, die er nicht kannte. Er schaute an sich herab und schüttelte dann den Kopf. Nein. Er besaß keinen Zaun. Er war längst frei. Neid war hier nicht notwendig und doch... Syns Augen wanderten erneut über den Wald. Dann aber entdeckte er endlich den Himmel. Seinen Himmel und die Sterne sahen aus wie immer. Wenn auch Morgeria nicht war, was ihn empfing, sondern dieser gigantische Sammelgarten für frei gelassene Bäume, so fühlte er sich doch um längen wohler als in dem Erdreich, dem sie entkommen waren.
Er drehte sich um. Sein Blick ignorierte Crystin, huschte über Zarrah und blieb einen Moment schweigend an ihr haften. Dann aber nahm er Razag in den Fokus. Der Ork war es auch, zu dem Synnover sich nun gesellte. Mit seinem Kumpel konnte man offener sprechen als mit der Herrin, die ihn am Ende noch ob seiner Unwissenheit verspotten könnte. Dass Zarrah ihn ob ihrer Elfensinne dennoch hörte, daran dachte Syn nicht. Er vergaß viel zu oft die Vorteile, die spitze Ohren boten. So sprach er leise und im Glauben, von der Herrin ungehört zu bleiben, zu Razag: "Wusstest du, dass es das gibt? Bäume in Freiheit und dann ... so unglaublich viele? Ich weiß nicht einmal, ob so viele Elfen, Orks und Goblins in Morgeria leben wie ich hier Bäume sehe. Und nicht einer hat einen Zaun! Wo sind wir?"
Am liebsten hätte er gefragt, ob das schon das Meer war, aber Razag sollte ihm erst einmal die offenen Dinge erklären. Er hätte die ganze Nacht Zeit, in der Zarrah weiterreisen wollte.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Sonntag 21. Mai 2023, 12:15

Der ruhige Ork beobachtete Synnovers Reaktion auf das Brautkleid, genauso wie er die Reaktion Zarrahs auf sein Gebaren beobachtete. Was wirklich interessant für ihn war, war jedoch Cris doch sehr vertrauliches Gebaren gegenüber Zarrah. Sie 'kabbelte' sich regelrecht mit der Herrin und hatte gute Argumente.
Cris spricht mit Zarrah wie mit einer... hm... Was verbindet die beiden?
Sein linkes Augenlid zuckte kurz über die Irritation und schweigend schmunzelte er vor sich hin. Er hatte selbst zu tun, seine Habseligkeiten zusammen zu suchen, aber etwas arbeitete in seinem Hinterkopf. Erst als er fertig war und dann auch kurz das Starren der Heilerin mitbekam, rutschten ein paar Erkenntnisse ineinander und bildeten einen Gedanken:
Moment... Wir sollten uns wohl fühlen? Sie hat...unsere privaten Sachen mitgebracht???
Raz stutze merklich! Darüber vergaß er sogar sich über Cris bewundernden Blick zu freuen. Das sie ihn das erste Mal sogar vertraulich angesprochen hatte, überhörte er glatt und würde ihn wohl dann erst bei erneuter Erwähnung überrollen. Im Moment arbeitete sein Gehirn auf einer anderen Ebene.
Moment... dann...
Er beugte sich noch einmal über den Sack und kramte gründlicher darin.
Hat sie vielleicht wirklich...???
Seine Hände suchten nach dem Vertrauten. Seine Finger strichen über Wolle, andere Gegenstände und dann tasteten sie tatsächlich das Ersehnte! Noch ohne es aus den Tiefen hervor zu heben, breitete sich bereits ein seliges, sich entspannt in die Breite ziehendes Lächeln auf Raz'ulaks Mimik aus, dass der von Syns Strahlen in nichts nachstand. Es war nicht nur ehrliche Freude, sondern auch ein Lächeln, dass eine wirklich gute Erinnerung an seine Familie in sich trug.

**
“Halt das.“
Gehorsam streckte er seine kleinen Hände aus und schon wurden seine noch kleinen recht fleischigen Ärmchen belastet. Weich gruben sich seine Finger in dichtes Fell und er fühlte das klebrige Blut an seinen Unterarmen herab laufen. Metall lag als feiner Duft in der Luft des Schamanenzeltes aus dicken Häuten und das Gewicht zerrte an seinen Muskeln. Lange würde er das nicht halten können, aber seine Mutter, zumindest glaubte er dass sie es war, denn sie kümmerte sich immer heimlich um ihn, nahm ihm das Gewicht wieder ab.
„Gefällt sie dir?“
Raz'ulaks kindlicher Verstand arbeite auf Hochtouren.
Gefallen??? SIE WAR GROSSARTIG!!!
„...fu mi??“
Raz lernte gerade erst sprechen, aber er strahlte über das ganze Gesicht und wenn er keine Ohren gehabt hätte, er hätte im Kreis gegrinst! Seine Mutter legte den blutigen Schädel auf einen größeren Stein, in der Nähe des Feuers und begann sorgsam unnötiges Fleisch und Sehnen abzuschälen und Haut und Fell mit Meerwasser zu reinigen. Gebannt sah er zu.
Die milchig toten Augen schauten an die ledernen Wände und hatten kein Ziel mehr, was sie fixieren konnten. Die Hände der Orkin gingen behutsam vor und präparierten den Kopf mit einer Geduld, die der kleine Ork noch nicht hatte.
„...di Aug, di Aug!“
„Ja, ich weis, mein Liebling. Hm... dafür brauche ich zwei ganz besonders hübsche Steine! Gehst du mir welche aus meiner Kiste holen?“

**


Razags Erinnerung verblasste und er hob den 'etwas' kleinen Bärenschädel, der ihm lange als Schulterplatte gedient hatte aus der Tasche.
„Da bist du ja, Bärbel!“
Liebevoll streichelte er über den Riss den die Stirn zierte und wo schon einmal eine Axt gesteckt hatte. In späteren Kämpfen hatte er dann auf seinen Glücksbringer verzichtet... seine beste Freundin! Sie hatte ihn in einsamen Nächten immer zugehört und ihn getröstet, als er auf der Hatz verloren gegangen war. Ihre Augen waren aus den rund geschliffenen Steinen der schamanistischen Kiste seiner Mutter und die farblich dunkleren Einschlüsse, die die Pupillen darstellten, ließen Bärbel immer ein wenig schielen. Aber Razag liebte sie, so wie sie war: zerfleddert, alt und durchaus hässlich könnte man sagen, aber voller Erinnerungen. Mit den Jahren hatte sie einiges an Fell eingebüßt und sah nun mehr und mehr kaum noch nach dem kleinen Bärenschädel aus, der sie eins war. Ihre Knochen schauten an vielen Stellen schon durch, aber so wie Raz seine Narben mit Stolz trug, so tat das auch Bärbel. An der dicken Basis war der Knochen geöffnet worden, der Unterkiefer entfernt und an den Rändern Löcher hinein gebohrt, so dass man ihn mit breiten Lederriemen befestigen konnte. Eigentlich sah 'Bärbel Schulterplatte' ziemlich gruselig aus, aber für Razag war sie sein größter Schatz.
Als dann Zarrah neben ihn trat und ihn lobte, da galt das also auch Bärbel-Schulterplatte. Raz schmunzelte über seine eigenen etwas abstrusen Gedankengänge, aber fühlte sich jetzt um einiges wohler. Mit stolz geschwellter Brust sah er zu den anderen hinüber. Er lächelte auch Cris und Syn an... und sein Lächeln erstarb wieder, als Syn Cris auf die Wange küsste. Sonst hätte er vielleicht Cris Äußeres mehr in Augenschein genommen, aber in diesen Höhlen war es eh chronisch dunkel. So beobachtete er Syn und die Heilerin und schüttelte nur leicht für sich den Kopf.
...Maaaann, kannst du nicht mal aufhören?
Aber Syn konnte nicht aus seiner Haut. Wie auch. Aber im laufe der nächsten Stunden begann Raz langsam zu verstehen, dass sein kleiner Kumpel bestimmte Verhaltensweisen nicht einfach ablegen konnte, so wie er. Besonders als sich sein Rammellappen an seinen Arm schmiegte, ihm beim Geröll weg schieben half (nicht wirklich) und später dann, als sie aus der Höhle traten, da wurde es dem Ork langsam klar. Blinzelnd sah er auf das helle Gesicht neben sich hinab und grübelte.
Er kennt keinen Wald! Er kennt wirklich NICHTS außer Morgeria.
Da setzten sich dann einige Puzzleteile in Razags Kopf zusammen. Auch wenn er deswegen nicht unbedingt jedes Verhalten verzeihen oder akzeptieren würde, so verstand er nun seinen Kumpel ein wenig besser. Aber auch Raz war überwältigt von dem Anblick, der Luft, dem reinen Sternenlicht, das ungetrübt auf ihn fiel. Nach dem langen Marsch durch die Höhlen und dunklen Gänge, die natürlich auch kein eigenes Licht produzierten, war das stille Leuchten der Sterne im Gegensatz zum ständigen Flackern der Fackeln eine echte Erholung für die Augen. Raz schloss seine für einen Moment und atmete tief ein. Harzige Noten mischten, sich mit feuchtem Moos und verrottenden Blättern.
"Ich sehe ... gar keine Zäune"
Synnover schluckte hörbar dicht neben dem Ork und Raz schaute wieder zu ihm hinunter.
"Sie ... sind frei und mehren sich. Wusstest du, dass es das gibt? Bäume in Freiheit und dann ... so unglaublich viele? Ich weiß nicht einmal, ob so viele Elfen, Orks und Goblins in Morgeria leben wie ich hier Bäume sehe. Und nicht einer hat einen Zaun! Wo sind wir?"
Razag nickte nur gemütlich und schaute dann wieder nach vorne:
„Das nennt man Wald. Es gibt viele Wälder. Wenn man Bäume einzäunt nennt man es glaube ich Park. Aber ganz sicher bin ich mir da auch nicht. In dem Haus, wo ich … 'diente', da hatten sie auch viele Pflanzen mit Zäunen. Aber an der Küste wo ich aufwuchs gab es auch sowas wie hier...“
Raz wiegte den Kopf seitlich ein paar Mal hin und her, aber sprach dann weiter:
„Nein, da war es anders, aber ...ähnlich. Die Bäume sehen anders aus und es riecht anders, aber doch! Es ist ein Wald.“
Raz machte sich nicht lustig. Warum auch, er erklärte, wie er es empfand.
„In Wäldern gibt es Raubtiere. Bären...“
Unbewusst streichelte er seine Schulterplatte – Bärbel und schmunzelte.
„Ich habe lange keinen mehr gesehen.“
Und gewiss wäre es für die Gruppe gut, es bliebe so.
"Wir werden noch eine Weile weitergehen, bis der Tag anbricht. Dann suchen wir uns einen geeigneten Ort, zum Ausruhen."
, wies Zarrah dir Gruppe an und gab ihnen einen kurzen Moment, die frische Luft zu genießen, ehe sie weiterlaufen würden. Das sie Nachts reisten, machte sie langsam, denn keiner von ihnen konnte wirklich in der Dunkelheit gut sehen, aber ihre Herrin bestand darauf und sicher hatte sie ihre Gründe.
Vielleicht weil wir so geschützter vor Verfolgern sind?
, grübelte Raz, aber stellte Zarrah auch nicht zur Rede. Sie wusste wo es lang ging. Sie zeigte ihnen die Welt außerhalb Morgerias und sie schenkte ihnen mehr, als sie sich vielleicht bewusst war. Freiheit war aber auch ein gefährliches Gut.
Einmal von ihr gekostet, könnte sie bewirken, dass sich ihre Sklaven eines Tages auch gegen sie, oder einfach von ihr ab -wenden könnten. Ein freier Geist ging seinen eigenen Weg und Zarrah wandelte auf einem schmalen Grad. Bei Syn konnte sie vielleicht noch sehr viel länger sich dem Gehorsam aus Prinzip sicher sein, da er nichts anderes kannte - aber wie war es bei Raz? Würde es ihn verändern, wenn er sich irgendwann bewusst würde, dass sie ihn in die Freiheit führte? Warum sollte er bei der Gruppe bleiben, wenn ihm gewahr wurde, dass er jederzeit gehen könnte? Zarrah mochte gut mit ihren Messern sein, aber konnte und wollte sie eine Kampf mit Raz riskieren, wenn es drauf ankam? Was wenn er gehen wollte? Würde das Band zu seinem Kumpel dann gefestigt genug sein, um ihn zu halten? Oder zu Cris? Aber noch stellte sich diese Frage dem Ork nicht. Noch roch er 'nur' die Freiheit im Wind, der ihm durchs Haar streichelte, an Bärbels Fell zupfte und seine Sinne liebkoste. Es war eher wie eine ferne Erinnerung, wie wenn man an einen lang vergessenen Traum sich zu erinnern versuchte, es aber nicht zu greifen bekam. Raz'ulak der Furchtlose schritt still dieses Gefühl genießend hinter jener Dunkelelfe her, die seine neue Herrin war und die ihm zeigte, dass die Welt nicht nur größer als Morgeria war, sondern noch viel gewaltiger, als er sich es je erträumt hätte. Und vor allem anderen, hatte sie ja gesagt, es ginge ans Meer!!!
DAS war ein Band, dass ihn fest an die Leine legte, seine Seele ihr hinter her zog und seinem Körper Motivation und Ausdauer schenkte. Gern trug er auch mal Syns oder die Taschen der anderen, da er scheinbar als einziger wirklich gut geschlafen hatte letzte Nacht. Auch Cris wirkte im Gegensatz zu ihrer Herrin und Syn munter. So liefen sie bald nebeneinander und Raz bestaunte die Welt, Cris und …
„Oh...“
Ihr Gewand war wirklich hübsch. Die gedeckten dunklen Töne in braun und einem dunklen Indigo gefielen Raz gut. Der Schnitt war pragmatisch und sie konnte sich gut darin bewegen, wenn auch etwas flatterig, so dass man an Ästen oder Zweigen hängen bleiben könnte. Gürtel, Hals und Schultern waren mit feinen Stickereien verziert, die das Auge lenkten. Raz hatte vergessen weiter zu sprechen und stolperte einmal mehr über seine eigenen Sinneseindrücke. Cris sah ihn gewiss fragend an und er meinte gleich:
„Nichts... es ist nichts.“
Vielleicht fand sich ein verirrtes Blatt, welches man als Ausrede für den Blick entfernen könnte? Raz räusperte sich einmal und schaute wieder in die Umgebung. Der Weg war noch lang und sicher wäre es auffällig, wenn er sich die ganze Zeit in den Details von Cris Kleidung verlieren würde... ihrer natürlichen Reinheit, dem Blau ihrer Augen, dass ihn an seine größte Leidenschaft erinnerte. Außerdem war es jetzt schon viel zu spät, ihr zu sagen, wie gut sie aussah. Er würde nur wie ein totaler Trottel dastehen.
Behalte die Umgebung im Auge, du Ochse! Das ist wichtiger! Hier könnten Gefahren lauern, die du nicht einschätzen kannst!
Aber doch hoffte er, dass die Reise nicht zu turbulent werden würde und er vielleicht doch noch mehr Zeit bekam die drei anderen besser kennen zu lernen. Syn war allen voran sein Kumpel und Raz wollte nicht nur auf ihn aufpassen – er wollte ihn strahlen sehen und glücklich machen – irgendwie. Bei Cris war er durch den 'Vorfall' halt zurückhaltender und vorsichtig geworden. In ihr würde er allen voran gern eine Freundin sehen und Zarrah... Nun sie war wie eine Auster. Außen harte Schale, aber das was darin verborgen war, war meist wertvoll wie eine Perle und wenn man es mochte auch 'köstlich'. Raz war neugierig wie diese Reise sich entwickeln würde.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Erzähler » Montag 22. Mai 2023, 20:54

Manchmal waren es die schrulligsten, wertlosesten Dinge, die einem wichtig waren. Manchmal hatte das geliebte Teil gar keinen kommerziellen Wert, sondern einzig und allein für einen selbst. Es war nicht immer etwas Großes oder besonders Hübsches. Und manchmal war es etwas, das nicht für einen gemacht wurde. Wenn man als Sklave aufwuchs und nichts anderes kennenlernte oder aber akzeptierte, wer und was man war, dann konnte man nicht wählerisch sein. Jedes Ding, jedes Etwas, das man sein Eigen nennen durfte, war von Wert. Und wenn nur für einen selbst. Razag und Synnover hatten beide in ihren Taschen etwas gefunden, das ihnen wichtig war. Wo Syn Glanz und Glorie sah und sich schöner und reizvoller als jegliche Adelsdame fühlte, da war Razag’s liebstes Ding ein abgewetzter, hässlicher Kopf eines Bären, den man präpariert hatte. Keiner mochte wohl erkennen, wieso der Hüne ausgerechnet dieses Ding mitnehmen wollte, doch keiner von ihnen kannte die Geschichte dahinter. Razag erinnerte sich an eine Frau, die vermutlich seine Mutter gewesen war. Wie sie sich die liebevolle Arbeit gemacht hatte, dem Jungen etwas herzustellen, an das er sich in einsamen Stunden klammern konnte. Es war ein Relikt aus einem anderen Leben und doch hielt es die Verbindung zu eben jenen Geistern der Vergangenheit. Razag hatte sein Schicksal akzeptiert. Als Ork lebte er nicht besonders lang, dafür umso herzlicher. Und eben deshalb hatte er für Crystin derzeit kein Auge, obwohl die Heilerin in ihrem neuen Dress und den langen Zöpfen durchaus lecker aussah. Jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit ‚Bärbel‘ und den heimeligen Gefühlen, die sie wachzurufen wusste. Und wo Razag im Reich seiner Ahnen schwebte, jauchzte Synnover auf, als man ihm Hilfe anbot. Crystin war es tatsächlich, die mutig den Vorstoß wagte und sich dem Menschen näherte, um ihre schneiderischen Fähigkeiten anzubieten. Etwas besseres hätte sie Syn wohl derzeit nicht sagen können. Er war im siebten Himmel, dass seine Herrin ihm das Kleid zur Verfügung stellte und die Heilerin, bei der er bereits glaubte, vollends in Ungnade gefallen zu sein, Hilfe anbot, es für ihn zurechtzuschneidern. Hinreißend, wie Syn nun mal war, bedankte er sich auf seine ganz eigene Weise. Crystin hob den Blick und zuckte unter dem Grasgrün zusammen.
Für einen Moment standen die Worte voller Verheißung zwischen ihnen und riefen Erinnerungen an wunderbare Gefühle in der Heilerin wach. Ihre Wangen röteten sich merklich und sie schlug die Augen nieder. Ihre fröhliche Art verblasste etwas. Unruhig trat sie von einem auf das andere Bein, nestelte an ihren Fingern und hielt inne. Dann ballte sie ihre Hände zu Fäusten und hob das Kinn. Mutig sah sie dem Kaninchen entgegen und sagte mit anfänglich leiser, dann immer fester werdender Stimme, sodass alle es hören konnten: „Ich glaube, wir haben beide gesehen, wohin uns das führte. Lassen wir es gut sein. Ich helfe dir auch ohne eine Gegenleistung!“, sagte sie bestimmend und nickte noch mal, als müsste sie sich selbst bestätigen. Darauf folgte für einen Moment Stille. Einzig ein dunkelgrünes Augenpaar legte sich auf die Brünette und bedeckte sie mit einem Abglanz von Stolz im Blick. Dann drehte sich Crystin auf dem Absatz um und verließ die Ruinen, wie alle anderen. Zarrah aber wies Synnover halbherzig zurecht, dass er das Kleid selbst tragen müsse. Was ihn wiederum erneut zu einer Antwort verleitete, die sie die Augen verengen ließ: "Würdest du es am Körper tragen, hätte ich es leichter, euch beide mit meinem Leben zu verteidigen. Mach dir aber keine Sorgen, Herrin. Im Zweifelsfall opfere ich den Stoff. Haut ist schwerer zu nähen, schätze ich." Zarrah’s Miene blieb unterkühlt, während sich ihre Augen in seine bohrten. Sie erwiderte nichts, auch wenn ihr Blick noch einen Moment lang auf ihm ruhte, während auch er sich langsam zum Ausgang schob.

Die Gruppe trat ihre Reise an und folgte den Ruinen, bevor sie erneut durch enger werdende Gänge lief. Razag hatte zusehends Mühe, sich gut zu bewegen und musste hier und dort auf seinen Kopf aufpassen, während Synnover deutlich damit zu kämpfen hatte, nicht in Panik zu verfallen. Sein Unmut verdrängte die schönen Gefühle und fast hätte er sich erneut aufmüpfig gezeigt, da offenbarte Zarrah ihnen eine neue Welt. Luft zum Atmen gab es reichlich – Platz war ebenso da und der Sternenhimmel lud sie zum Träumen ein. Ein jeder beging diesen Anblick auf seine Weise. Während Synnover erstarrte und das Unbekannte verdauen musste, regte sich in Razag etwas, das er bisher noch nicht bewusst greifen konnte. Etwas in ihm fragte sich, ob die neue Herrin ahnte, welch gefährlichen Keimling sie da setzte. Und trotzdem musste Razag zugeben, dass sie sich bisher nicht als eine derjenigen entpuppt hatte, mit denen er sonst in Morgeria zu tun gehabt hatte. Zarrah wirkte anders. Inwiefern und unter welchen Gesichtspunkten, galt es noch herauszufinden. Jetzt aber hielt sich die Dunkle im Hintergrund und gönnte ihnen den Moment der Freiheit. Syn stand neben Razag und die Worte des Unwissens sprudelten aus ihm heraus, sodass nicht nur Razag bewusstwurde, dass Syn bisher keine andere Gegend hatte kennenlernen dürfen, außer Morgeria. Crystin sah überrascht zu den Männern und lauschte dem Gespräch. Sie selbst wirkte durchaus souveräner. Als wäre die Freiheit auch für sie etwas, das sie zu genießen wusste. „Das nennt man Wald. Es gibt viele Wälder. Wenn man Bäume einzäunt, nennt man es glaube ich Park. Aber ganz sicher bin ich mir da auch nicht. In dem Haus, wo ich … 'diente', da hatten sie auch viele Pflanzen mit Zäunen. Aber an der Küste, wo ich aufwuchs gab es auch sowas wie hier...“, erklärte der Ork dem Kaninchen und Crystin nickte als wäre auch sie mit in das Gespräch integriert. „Wald ist richtig – und Park auch.“, mischte sie sich lächelnd ein und bestätigte Razag’s Gedanken. „In Wäldern gibt es Raubtiere. Bären...“. Zumindest die Heilerin sah sich besorgt um und rutschte etwas dichter an den Hünen heran. „Hier in der Nähe werden wir keinen Tieren begegnen.“, erklärte dann Zarrah und ging an dem Dreiergespann vorbei. Natürlich hatte sie Synnover gehört. Sie ging noch einige Schritte und drehte sich ihnen dann entgegen. Der Wind umfasste lockere Strähnen in ihrem schlohweißen Haar und ließ sie tanzen. „Wir sind im Wald Arus. Und wir gehen gen Süden eine ganze Weile durch ihn hindurch.“, ließ sie die Gruppe an ihren Plänen teilhaben, als wären sie gleichberechtigt. Zarrah’s Blick glitt von Syn zu Razag. „Die Bären und Wölfe trauen sich nicht so dicht an die Grenze zu Morgeria heran. Haben wir Distanz erlangt, zähle ich auf deine Kenntnisse über Bären.“, nickte sie ihm zu und es klang schlicht wie eine Tatsache. Nicht wie ein Befehl. Zarrah drehte sich um und ging voran, was die Gruppe dazu veranlassen sollte, ihr zu folgen.
Crystin war die erste, die es tat und eilte ihrer Herrin hinterher. Eine Weile schritten sie tatsächlich etwas langsamer als am Tage durch das Unterholz. Aber auch Zarrah schien es nicht bedeutend eilig zu haben, denn ihr Gang war gemächlich, wenn auch stetig. Die Elfe wirkte verschlossen, auch wenn sie keine Anzeichen erkennen ließ, dass sie besorgt wäre. Mit den Stunden des Gehens, pendelte sich eine gewisse Vertrautheit ein, sodass sich irgendwann Crystin neben Razag einfand und sie eine Weile gemeinsam liefen. Bis dem Hünen das erste Mal auffiel, dass sich auch Crys umgezogen hatte. Und es gefiel ihm, während ihre Haare sich in zwei langen Zöpfen über ihre Schlüsselbeine verteilten und bei jedem Schritt sanft hüpften.

Crys wirkte gelöster, als noch in den Tunneln, das war ihr deutlich anzusehen. Als Razag die Stimme erhob, sah das Mädchen fragend auf, doch er wiegelte gleich wieder ab. Sie runzelte kurz die Stirn, nickte dann aber und sah wieder geradeaus. Und offenbarte dem Hünen einen kleinen Zweig, der sich offenbar in ihrem Haar verfangen hatte. „Oh.“, war es nun Crys, als Razag ihn entfernte und sie lächelte ihn an. „Danke.“, meinte sie und räusperte sich etwas verlegen. Sie strich sich eine nichtvorhandene Strähne hinter das Ohr. Razag aber rief sich gedanklich zur Raison. Allerdings hatte er da die Rechnung ohne Crystin gemacht. Sie lächelte mit einem Mal breiter und strahlte plötzlich zu ihm hinauf. „Ist es nicht herrlich, dass wir aus der Stadt sind?“, fragte sie mit wachen, großen Augen, die vor Glück sprühten. „Ich meine… ich kann mich nicht erinnern, Morgeria in den letzten Jahren verlassen zu haben… Ich…“, sie sah sich um und sog tief die Luft ein. „Diese Luft… diese Reinheit, ich… ich fühle mich so… leicht und… frei!“, seufzte sie und offenbarte Razag ganz natürlich ihren eigenen Drang nach einem Leben in Freiheit. „Ich habe das Gefühl, dass ich alles schaffen könnte.“, plapperte sie weiter und war von Glückshormonen durchsetzt. Dann kicherte sie mit einem Mal ausgelassen und presste sich den Handrücken vor die Lippen, um die Lautstärke zu dämpfen. „Ich habe mich einmal zu Tode erschreckt als ich allein im Wald unterwegs war – das war vor meiner Zeit hier in Morgeria – und dann, plötzlich, ein Rascheln ertönte. Ich weiß noch genau, dass ich das Gefühl hatte, mein Herz würde stehenbleiben.“, redete sie einfach drauflos und fragte nicht mal, ob Razag das überhaupt hören wollte. Crystin stellte ein wahres Mienenspiel zur Schau, während sie ihr Erlebnis tatsächlich etwas nachstellte. „Ich habe keinen Mucks gemacht, stillgestanden und auf dieses kleine Gebüsch gestarrt, in dem es wieder und wieder raschelte.“, kicherte sie weiter und schüttelte in Erinnerungen schwelgend den Kopf. „Dann wurde ich sehr mutig, auf einmal!“, grinste sie mit leuchtenden Augen zum Ork hinauf und redete als wären sie bereits vollkommen vertraut miteinander. Crystin schien äußert anfällig für Endorphine zu sein, dann blieb sie kurz stehen, streckte ihre Hände aus und zeigte Razag eine Haltung, die nichts mit Kampf zu tun hatte, aber die sie wohl damals eingenommen hatte, um sich zu verteidigen. Sie zog die Stirn in Falten und spielte das ‚Damals‘ nach: „‘Komm raus! Wer immer du bist! Ich tu‘ dir nichts, wenn du dich ergibst!‘ – hab‘ ich gesagt und meine Kehle war so trocken… Dann raschelte es plötzlich nicht mehr. Meine Sinne waren zum Zerreißen gespannt, ich hielt es kaum noch aus und dann geschah es-“, sie machte eine dramatische Pause, „Aus dem Gebüsch sprang ein furchtbares, unsagbar gefährliches, und mit tödlichen Klauen bewaffnetes…“, sie hob die Augenbrauen an, dehnte den Moment und: „Kaninchen!“, sie lachte plötzlich und prustete, sodass sich auch Zarrah nach ihr umdrehte. „Ich habe mich so erschrocken, dass ich auf meine vier Buchstaben fiel und über und über mit Matsch bedeckt war!“, endete sie ihre Anekdote und fing Zarrah’s Blick auf. Crystin hob abwehrend die Hände und kriegte sich wieder etwas ein, sodass sie wieder neben Razag herlief.
Trotzdem konnte er eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel sehen, die sie sich mit dem Zeigefinger wegwischte. „Wie lächerlich, nicht wahr?“, lächelte sie nun milde und wurde wieder ruhiger. „Seit dem habe ich mich immer wieder so gefühlt. Hinter jedem Busch, jedem Baum oder… jeder Ecke in dieser Stadt, glaubte ich das nächste Monster zu finden…“, murmelte sie und atmete tief durch. „Ich… ich weiß gar nicht, wieso ich das erzähle.“, entschuldigte sie sich nun etwas kleinlaut und nestelte verlegen an ihrem Zopf. „Du denkst bestimmt, dass ich albern bin.“, winkte sie ab und seufzte. „Da war alles noch etwas leichter.“, murmelte sie und sah sich wieder um. Zarrah war die ganze Zeit in einem guten Stück vorangegangen und auch wenn man sie nicht kannte, konnte man darin ablesen, dass sie erstens nicht sehr gesprächig war und zweitens immer einige Schritte vorausging, um eventuelle Gefahren vorher zu entdecken und handlungsfähig zu bleiben. Allmählich verlor sich auch die Nähe zu Morgeria, sodass der Wald deutlich grüner wurde, die Bäume dichter standen und hier und dort auch endlich die Fauna wieder sichtbar wurde. Immer mal wieder konnte die Gruppe Wild ausmachen, das sich durch das Unterholz schlug und doch machte Zarrah noch keine Anstalten, nach Proviant zu jagen. Sie schritt weiter voran und erst als die Sonne langsam aufging und sich die ersten Lichtkegel durch das hohe Blätterdach brachen, wurde sie etwas langsamer, sodass die Gruppe aufschließen konnte. Die Dunkle drehte sich in die Richtung, aus der sie kamen und prüfte den zurückgelegten Weg. Sie nickte. „Wir sind vorerst weitgenug entfernt. Wir suchen uns einen Rastplatz und ruhen uns aus.“, meinte sie und sah zu Syn. „Du suchst Feuerholz.“, dann zu Razag, „du kümmerst dich um Nahrung.“, ihr Blick fiel auf Crys, die bereits nickte: „Ich kümmere mich ums Lager. Da vorne scheint ein nettes Plätzchen zu sein. Legt eure Taschen dort ab, ich richte es her.“, sagte sie zu den anderen und stiefelte bereits an Zarrah vorbei. Jene sah ihr kurz nach, wandte sich dann wieder an Syn und Razag. Sie nickte stumm. Die Elfe war wirklich nicht gesprächig und auch wenn sie scheinbar dafür sorgte, dass es beiden ehemaligen Gladiatoren gut ging, war das Miteinander… steif. „Ich sehe nach, ob wir mit Gefahren rechnen müssen.“, meinte sie noch und wandte sich dann zum Gehen.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Synnover » Donnerstag 25. Mai 2023, 14:38

Synnover hätte vielleicht sofort wieder anders über seinen Kumpel, den Ork, gedacht, hätte er dessen Gedanken geteilt. Dass Crystin geradezu arglos Zarrah neckte, bemerkte er nämlich nicht. Ebenso wenig blieb ihr Kommentar bei ihm hängen, dass die Herrin wünschte, ihre Sklaven fühlten sich wohl. Andererseits hätte es Syn auch nicht groß aus dem Konzept gebracht. Er war es gewohnt, dass man sich auch um sein Wohlbefinden kümmerte, zumindest empfand er es so. Man nährte ihn, ließ ihm Komfort und ein perfektes Äußeres zuteil werden. Man lehrte ihn und er hatte stets Karrishs Gesellschaft genießen dürfen. Im Gegenzug erwartete man lediglich, dass er Yolintha und ihre Freundinnen oder Handelspartnerinnen bei Laune hielt, während er Gewinne und Ruhm für seinen Herren in der Schwarzen Arena einbrachte. Sein Leben war so simpel gewesen, prunkvoll und mehr als ein jeder Sklave je hätte erwarten dürfen. Jetzt hatte er nichts mehr - abgesehen von dem Glück, das schwarze Brautkleid wieder Teil seines Besitzes nennen zu können. Solang er es trug, durfte er es mitnehmen. Aber nicht nur das Kleid landete in seiner Ausrüstung. Er nahm auch das Zwillingspaar metallener Fächer mit. Er konnte zwar nicht mit ihnen umgehen, aber sie gaben ein fantastisches Accessoire zum Kleid ab. Bis dahin trug er sie an den Ösen seines Gürtels. Doch noch eine letzte Sache wanderte in seinen Rucksack. Eine, die niemand außer ihm bemerkt hatte und das sollte vorerst auch so bleiben. Warum er das verbogene Ding überhaupt einpackte, wusste er nich so recht. Der Reif passte definitiv nicht mehr auf seinen Kopf und der Pelz der daran befestigten, mit Draht verstärkten Kaninchenohren war abgewetzt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, den Sand aus dem schwarzen Fell zu bürsten. Sie sahen schäbig aus. Dieses Stück billiger Zurschaustellung war es eigentlich nicht wert, dass er sich ihm überhaupt noch einmal widmete. Dennoch...
Syn schaute kurz auf. Er überflog Crystin, die reichlich grinste und nahm den Ork in den Fokus. Seine Miene wurde nachdenklich und er schaute Razag viel zu lange an. Dann seufzte er, um die Kaninchenohren tatsächlich in seinem Rucksack zu verstauen. Vielleicht überreichte er sie - irgendwann! Vielleicht warf er sie bei nächster Gelegenheit aber auch weg. Zumindest erinnerte er sich an die Vereinbarung mit Raz'ulak dem Furchtlosen. Ohne dessen Hilfe wäre er vermutlich nicht lebend aus der Arena gelangt und so skrupellos das weiße Kaninchen auch sein konnte, gewisse Prinzipien schien selbst er zu haben.
Sein Blick huschte weiter, denn nicht nur Razag hatte ihm sein Überleben gesichert. Er betrachtete auch Crystin etwas länger als bisher. Die Jungfrau hatte ihn geheilt, mehrmals bereits, aber einmal sogar ohne Zarrahs Erlaubnis. Und sie hatte ihm klar gemacht, ihm zu helfen ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Er wusste, welche Wirkung er zumindest auf ihren Körper hatte und doch lehnte sie es ab. Crystin würde ihm das Kleid umnähen, einfach so. Sie wollte gar nicht, dass Syn sie verführte. Warum nicht? Sie könnte keinen Besseren haben! Sie.. Erneut verfing sein Grasgrün sich am tieferen Grün des Orks und dann wurde ihm einiges klar, denn er erinnerte sich auch, dass Crystin ihn die ganze Zeit irgendwie anders anschaute. Offener, weniger verschüchtert. Syn seufzte und schüttelte den Kopf. Jungfrauen ahnen nicht, wie schmerzvoll es sein muss, von so einem Pfahl zerrissen zu werden. Sie sehen nur die Größe und schon fließen die Bäche. Aber darauf kommt's nicht immer an. Nun gut, wenn sie ein klaffendes Loch meiner liebevollen Techniken vorzieht ... bitte!
Um sich abzulenken, richtete Syn nun den Blick auf den geflochtenen Haarschopf seiner Herrin. Im Hintergrund hörte er Razag über einen präparierten Bärenschädel jauchzen, der nicht minder ramponiert aussah wie die eingepackten Kaninchenohren. Bärbel... ha! Er schüttelte seicht den Kopf, konzentrierte sich erneut auf Zarrah.
Syn wagte gar einen neuen Versuch, sie aus der Reserve zu locken, doch die Dunkelelfe reagierte nicht einmal auf seinen Hinweis, dass er ihr Leben noch vor der Unversehrtheit seines Kleides schützen würde. Ihres Kleides...? Nein, es ist mein. Wenn ich es trage, darf ich es haben!
Fast schon gut gelaunt brach er zur gemeinsamen Reise auf. Dennoch bildete Synnover das Schlusslicht, während Zarrah'lindae die Führung übernahm und Razag sich mittig mit Crystin unterhielt. Syn schenkte keinem seiner Reisebegleiter die nötige Aufmerksamkeit. Er beobachtete wachsam die Umgebung, aber sein unstetes Gemüt sorgte regelmäßig dafür, dass er sich von der Faszination des Waldes ablenken ließ. Wald.
"Wir sind im Wald Arus. Und wir gehen gen Süden eine ganze Weile durch ihn hindurch. Die Bären und Wölfe trauen sich nicht so dicht an die Grenze zu Morgeria heran", wies Zarrah die Gruppe darauf hin. Synnover schaute instinktiv über die Schulter zurück. Morgerias Grenze lag hinter ihnen. Nun war er wirklich fernab von allem, was er kannte. Weg von meinem Zimmer, das in Aussicht stand. Weg von Yolinthas nicht zu stillender Lust nach mir. Weg von der Schwarzen Arena und der Aussicht darauf, beser Gladiator auf dem Sand zu sein. Und weg von...
Syn presste die Lippen aufeinander. Er blickte zu den Nadeln empor, die so dicht um die Zweige der Bäume wuchsen, dass sei beinahe flauschig wirkten. Sie waren so saftig grün. Unter ihnen versteckten sich Vögel, die Syn bisweilen maximal in kleinen, goldenen Käfigen der Adelshäuser gesehen hatte. Was die braunen, zapfenartigen Gebilde zwischen den Nadeln waren, konnte er nicht beschreiben. Es gehörte wohl einfach zum Wald dazu. Er nahm es hin und dachte nicht weiter darüber nach, aber er starrte es an, zusammen mit allem anderen, das ihm geboten wurde.
Razag bemerkte es offenbar. Er sah sich in der Pflicht, seinem Kumpel auszuhelfen. Also erklärte er ihm alles, was er selbst über Wälder so wusste. Der weißhaarige Sklave lauschte lieber zwischen den Zeilen, nachdem ihm schnell klar wurde, was hinter dem Waldbegriff eigentlich steckte. So erfuhr er in Razags Plauderlaune nicht nur davon, dass auch er einem Haus gedient hatte - welches es war, blieb ungeklärt. Syn notierte sich im Geiste auch, dass Razag an der Küste aufgewachsen war. Küste ... wieder so ein Begriff, mit dem er wenig anfangen konnte. Er verband ihn automatisch mit dem Meer, weil er glaubte, der Ork habe dort einen Teil seines Lebens verbracht, so wie er darüber geschwärmt hatte. Letztendlich wusste er es aber nicht und so geriet Syn nach einiger Zeit erneut ins Grübeln. Er bildete wiederholt das Schlusslicht der Gruppe. Während seine Augen von Baum zu Baum huschten, über den Waldboden wanderten und er dessen Aroma mit jedem frischen Atemzug in sich aufnahm, kehrten seine Gedanken immer wieder zu jenem Herrn zurück, für den er nun tot und vergessen war. Dabei sollte er sich lieber auf das konzentrieren, was er dafür eingetauscht hatte. Wenn auch unfreiwillig, so stand er nun unter Zarrahs Fittichen, hatte einen Kumpel an seiner Seite, sowie eine magisch Heilkundige, die mit jedem Schritt weiter aufzublühen schien. Crystin plapperte eifrig auf Razag ein, der ganz fasziniert von ihr schien. "Diese Luft ... diese Reinheit, ich ... ich fühle mich so ... leicht und ... frei! Ich habe das Gefühl, dass ich alles schaffen könnte." Sie genoss es, hier im Wald zu sein. Synnover musste ihr insgeheim zustimmen. Ihm gefiel die Umgebung. Die Nachtluft war so frisch wie er sie noch nicht erlebt hatte. Sie füllte seine Lungen, hinterließ ein Brennen, das aber nicht unangenehm war. Vielmehr belebte es ihn mit jedem Atemzug, stärkte seine Muskeln und ließ ihn beschwingter gehen. Der Waldboden unter seinen Stiefeln sank bei jedem Schritt ein wenig ein. Dann hörte er die Erde knirschen, winzige Zweige knacken oder Laub rascheln, das auf weiches Moos gefallen war. Er entdeckte die grünen Matten überall. Sie wuchsen über die gewölbten Wurzeln der Bäume, bedeckten tote Stämme, die gespalten am Grund lagen und aus denen andere, seltsame Pflanzen wuchsen, welche ihn an sein eigenes Gemächt erinnerten, wenn er bereit für jede Schandtat sich Yolintha präsentiert hatte.
Er lauschte einem seltsamen Summen nachtaktiver Insekten, die er bei der Dunkelheit nicht ausmachen konnte. Er störte sich nicht einmal daran, dass die eine oder andere Mücke von ihm naschte. Er war zu abgelenkt von den Reizen, seinen eigenen Gedanken und Crystins Mund, der wie ein Wasserfall sprudelte. Gerade erzählte sie dem Ork eine Geschichte über die schaurige Seite des Waldes. Sie war gut darin, einen Spannungsbogen aufzubauen. Sogar Syn lauschte ihr und beschleunigte ein wenig seine Schritte, damit er besser zuhören konnte. Schließlich ging er fast mit Razag auf einer Höhe.
Die Geschichte entwickelte sich immer mehr zum Gruselmärchen. Längst achtete Syn nicht mehr auf seine Umgebung. Auch er ließ sich von den Worten der Heilerin gefangen nehmen. Bis sie schließlich den Höhepunkt ihrer Erzählung erreichte und sogar er zusammenzuckte, als sie es auflöste und prusten musste.
"Aus dem Gebüsch sprang ein furchtbares, unsagbar gefährliches und mit tödlichen Klauen bewaffnetes ... Kaninchen!"
Syn zog die Brauen zusammen. Er verstand nicht, weshalb sie lachte. "Unterschätze Kaninchen nicht wie die meisten. Sie sind gefährlicher als du denkst", kommentierte er, ausnahmsweise ohne einen schlüpfrigen Hintergedanken, mit dem er Crystin bisweilen stets hatte aus der Fassung bringen können. Dann ließ Syn sich etwas zurückfallen. Die Geschichte hatte ihr Ende gefunden und er kein Interesse mehr am Geplapper des Lockenkopfes. Er hing seinen eigenen Gedanken nach, verfiel mit den Stunden des Reisens dabei aber immer mehr der Schönheit der Umgebung. Mit der Dämmerung kam auch das Licht. Es erfüllte den Wald mit etwas Farbe, zunächst wie von einem Grauschleier überzogen, aber nach und nach gewann alles mehr an Sättigung. Syn schaute dennoch immer wieder zwischen den Wipfeln zum langsam blau werdenden Flicken Himmel, der gelegentlich hindurch blinkte. Wehmütig reckte Syn den Kopf höher, doch er konnte nicht mehr vom Blau über sich ausmachen.
Zu seinem Glück hielt Zarrah nun in ihrem Marsch inne, ansonsten wäre Syn wohl abhanden gekommen. Der Träumer bekam davon nichts mit, bis sie eine Aufgabe an ihn verteilte. "Hm?", machte er und wandte den Kopf. Dann eilte er sich, aufzuschließen und bekam gerade noch mit, dass er zum Holzsammeln eingeteilt worden war. Er sagte nichts dazu, sondern nickte nur. Dann verstaute er mit aller Sorgsamkeit seinen Rucksack an der Stelle, die Crystin für ihren Lagerplatz auserkoren hatte. Er tätschelte das Leder, in dessen Untiefen das Kleid verborgen lag.
Dann wandte er sich Razag, bevor dieser auf die Jagd ziehen konnte. "He, Kumpel", rief er ihn zu sich, winkte aber auch Crystin herbei, damit sie dem Gespräch lauschen konnte. Synnover senkte nämlich seine Stimme. So langsam war auch er sich gewiss, dass Zarrahs feine Sinne viel zu oft zu viel wahrnahmen. So steckte er verschwörerisch mit Razag und Crystin die Köpfe zusammen. "Wir sollten für die Rast Wachen einteilen. Die Herrin hat kein Auge zugetan und muss schlafen. Ansonsten ist sie als Anführerin ungeeignet. Ich sorge dafür, dass sie sich nachher hinlegt. Das heißt, Razag übernimmt die erste Wache." Syn schaute ihn an. "Du rüttelst mich einfach wach, wenn du nicht mehr kannst. Wir tauschen dann. Zarrah soll durchschlafen." Auf Crystin ging er gar nicht ein. Er hielt sie für nicht in der Lage, bei Gefahr auch nur mehr als ein Fiepsen herauszubringen, aber das sagte er nicht. Was sie hingegen während der geplanten Wachephasen tat, blieb somit auch ihr überlassen. Er bat sie lediglich um eine Sache: "Wenn du das Lager herrichtest, platziere Zarrahs und meinen Schlafsack dicht beeinander. Ich will ein Auge darauf haben, dass sie sich auch wirklich ausruht." Es klang fürsorglich, aber es war alles andere als das. Synnover dachte hierbei vordergründig nur an seinen eigenen Hintern und der wäre in Gefahr, würde eine Anführering damit beschäftigt sein, den Kopf oben zu halten, anstatt sie alle zu beschützen. Dass auch er auf der bisherigen Reise oft genug anderes im Fokus hatte als mögliche Gefahren, sah er in seiner Vorstellung nicht. Dabei sollte es sich wiederholen.
Sobald die drei sich trennten, um ihren Aufgaben nachzugehen, schlenderte Synnover durch die Umgebung. Anfangs sammelte er noch mit Eifer jeden brauchbaren Ast ein. Das erste Bündel Feuerholz lag demnach schon bald bei Crystins Lagerplatz. Es würde aber nicht reichen, um eine Rate zu überdauern, weshalb er noch einmal los stiefelte. Bei der zweiten Runde hingegen ließ er sich in seiner Unstetigkeit wieder einmal ablenken. Zuerst von kleinen Krabbeltieren des Waldes und dann sogar einem echten Kaninchen, das durch das Unterholz hoppelte. Er ertappte sich jedoch immer wieder dabei, den Blick nach oben zu richten.
Schließlich hielt Synnover es nicht mehr aus. Bei einem knorrig gewachsenen Nadelbaum angekommen. legte er sein gesammeltes Holz zu dessen Wurzeln und tastete anschließend den Stamm ab. Das Gefühl von Rinde unter seinen Fingern war neu. Er kannte Bäume, aber sie waren immer umzäunt gewesen. Nie zuvor war er dieser Schöpfung der Natur so nahe gewesen. So ließ er sich dazu hinreißen, kurz seine Stirn gegen die zerfurchte Rinde zu legen. Er atmete den harzigen Duft des Baumes ein. Dann angelte er nach einem der Äste und begann mit der Erklimmung. Auch wenn Syn nicht wie besser behütete Kinder jemals im Wald auf Bäume geklettert war, so konnte er es doch. Seine Körperbeherrschung war trainiert und wenn er mal abrutschte, retteten ihn seine schnellen Reflexe.
Es dauerte nicht lange, bis er fast den Wipfel des Nadelbaumes erreicht hatte. Der Baum war so alt, dass er in seiner Lebenszeit nicht nur an Breite gewonnen, sondern auch kräftige Zweige für seine Nadeln ausgebildet hatte. Auf einem konnte Synnover sich bequem niederlassen. Er ließ die Beine baumeln, hielt sich mit der Linken am Stamm fest. Seine Finger kribbelten so heftig wie zuletzt nach dem Einsatz seines Atemnot-Zaubers. Nein, mehr noch. Es schmerzte fast ein bisschen, aber er ignorierte es. Der Preis für das Prickeln war eine Aussicht über den Arus. Es erinnerte ihn an Morgeria, nur dass die Dächer nicht dunkel und unheimlich waren, sondern grün und lebendig. Er blickte nicht auf kriminelle Machenschaften, Prügeleien oder Morde im Schatten der Straßen hinunter. Im Arus existierten keine Straßen. Synnover erspähte den Waldboden. Er entdeckte Tiere und das neue Tageslicht, das sich seinen Weg durch das Gehölz bahnte. Er sah altes Laub an halb offenen Lichtungen, entdeckte den einen oder anderen kleinen Tümpel, teils zugewuchert mit wilder Kresse. Er sah Efeu, das sich seinen Weg an anderen Bäumen emporrankte, die mindestens so groß waren wie jener, auf dem er selbst saß. Und er konnte den Himmel sehen. Es war eine bessere Aussicht als jene durch die wandhohen Fenster des Zimmers in Morgeria, das ihm versprochen worden war. Er konnte so weit blicken! Und die Welt, die sich ihm präsentierte, war so unendlich schön und verschwommen.
Synnover wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen, aber er konnte ein Aufschluchzen nicht verhindern. So ließ er es in der Hoffnung zu, hier oben im Geäst ohnehin von keinem seiner Gruppe bemerkt zu werden. Er weinte, wischte sich immer wieder die Augen und konnte nicht begreifen. Warum hatte Karrish ihm das nie gezeigt? Warum verwehrte er ihm eine solche Aussicht, ließ ihn glauben, dass es nur Morgeria gab mit seinen blutgetränkten Straßen, dem Unrat, der Dunkelheit und dem Gefühl, jederzeit sein Leben auf dem Pflaster verlieren zu können? Er musste doch wissen, was noch auf Celcia existierte! Er musste wissen, was ein Wald war!
Aber es war nicht die unbeantwortete Frage nach dem Warum, die Syn so erschütterte. Es war die unausgesprochene Gewissheit, dass Karrish ihm das alles sehr bewusst vorenthalten hatte. Gladiatoren brauchten eine Welt jenseits von Morgeria nicht zu kennen. Er hatte mit seinem Privileg, bestimmte Straßen der Stadt abwandern zu dürfen, schon mehr erhalten als manch anderer Sklave, der sein Leben im Sand riskierte. Er hatte ein kleines Zimmer gehabt mit einem kleinen, vergitterten Fenster, durch das er den Himmel hatte sehen können. Syn kannte die Farbe eines neuen Morgens. Aber nie zuvor hatte er die Sonne bewundern dürfen, wie sie sich über eine Reihe natürlicher Spitzdächer aus Nadeln und Zweigen über der Welt erhob.
Er weinte bitterlich.
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Re: Die Reise beginnt...

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Donnerstag 25. Mai 2023, 17:26

Es waren stets die kleinen Momente, die einem lange im Gedächtnis blieben. So sah Razag auf Cris nieder und betrachtete ihre kleinen heilenden Hände. Die Erinnerung an ihren Aufbruch war noch nah und nicht nur ein dunkelgrünes Augenpaar hatte sie mit gewissem Stolz beobachtet, als sie Syn die Stirn bot. Raz betrachtete die schlanken Finger, die sich mutig zur Faust zusammen geballt hatten und dachte an ihre Worte: „Ich glaube, wir haben beide gesehen, wohin uns das führte. Lassen wir es gut sein. Ich helfe dir auch ohne eine Gegenleistung!“ Ob es nun dabei zu jenem Kuss gekommen war, den Syn versucht hatte, war Raz schon fast nicht mehr wichtig. Cris lernte gerade erst wieder 'Nein' zu sagen. Auch sie kannte ein Leben außerhalb Morgerias, wie sie kurz erzählt hatte, aber war noch sehr in ihrer unterwürfigen Rolle gefangen. Die kleine Szene ließ Razag hoffen.
...vielleicht besteht ja für sie noch Hoffnung.
Und das dachte er im wärmsten Sinne. Es gab nichts schöneres, als einer Seele beim Heilen zuzusehen. Er selbst spürte ja diesen Anflug von Freiheit und fragte sich, wie es bei den anderen war. Wie empfand Syn die herrliche Weite des Himmels und all das Neue, was sich ihm offenbarte? War er überwältigt? Sein Gesichtsausdruck, den der Ork ab und an hinter sich erspähen konnte, sprach dafür. Und auch Zarrah wurde beobachtet, auch wenn sie am wenigsten von sich preis gab. Raz war ein geduldiger Student ihrer Zeichen und es gab noch viel zu entdecken. Auch die Dunkelelfe gab Razag einiges zum Grübeln auf. Der Moment, da Syn das Kleid erwähnt hatte war … KALT gewesen. Es war nur ein Bauchgefühl, aber vielleicht steckte da eine schmerzvolle Geschichte hinter feinem Spitzentuch verborgen? Zarrah’s Miene war sehr unterkühlt gewesen, während sich ihre Augen in die des Karnickels bohrten. Einmal mehr machte sich Razag Sorgen um seinen Kumpel, dass er unversehens in ein sprichwörtliches Fettnäpfchen hopste.
Manche Fettnäpfchen sind aber gut, denn sie lehren einen aus Fehlern zu lernen und öffnen damit Wege, die man sonst nie beschritten hätte.
Raz betrachtete einmal mehr Zarrah aus dem Augenwinkel heraus. Vielleicht schaffte ja der Rammellappen mit seiner Dreistigkeit irgendwann ihren Panzer zu knacken? Dunkelelfen waren nicht gerade dafür bekannt eine lange Geduldsspanne zu haben. Wenn es eine Schwachstelle bei dieser Rasse gab, dann ihre Arroganz und das sie 'ausmerzten' was ihnen nicht passte. Nur diese eine spezielle Dunkelelfe, schien eben nicht ganz so zu sein wie ihre Artgenossen.
Ich bin ja auch nicht gerade der 'klassische' Ork.
, dachte Raz und schenkte Zarrah ein ehrliches Lächeln, als sie an ihnen vorüber schritt um die Führung auf ihrer Reise zu übernehmen.
Besonderheiten werden manchmal zu Gemeinsamkeiten...und wenn es nicht des Rammlers Dreistigkeit ist, dann vielleicht eines Orks warmes Lächeln???... Hahahhaahhhehheheee... neee glaub ich ja selbst nicht.
Raz schmunzelte über sich selbst. Er war sicher ganz bestimmt nicht der 'Typ' Mann, dem die Elfe gefiel, aber er hatte ja auch andere Qualitäten als nur seinen Körper. Er war schon immer anders gewesen... 'NETT'. Und Zarrah war auch anders... Vielleicht stellte sich noch heraus, dass man die Dunkle 'mögen' könnte???
Die Reise ging weiter.
„Wir sind im Wald Arus. Und wir gehen gen Süden eine ganze Weile durch ihn hindurch.“
, erklärte ihre dunkle Anführerin.
„Die Bären und Wölfe trauen sich nicht so dicht an die Grenze zu Morgeria heran. Haben wir Distanz erlangt, zähle ich auf deine Kenntnisse über Bären.“
Raz nickte mit leicht geneigtem Kopf und grübelte:
Bären halten sich von den Siedlungen der Menschen fern... also auch von Morgeria, aber die Stadt liegt ja schon lange hinter uns. Wir sind nicht mal mehr in der toten Ebene. Ich glaube eher, dass was auch immer in dieser Höhle hinter uns lebte... was diese Tür zerstörte, die Räuber fern hält. Vermutlich ein größerer Räuber, aber was ist größer als ein Bär??? Hm... sicher will sie Cris keine Angst machen, wenn sie darüber etwas weis und formuliert es deswegen so wage. Sie hatte uns angehalten besonders leise zu sein... Nun... wir sind raus und leben. Das ist gut. Also weiter...
Eine Weile schritten sie durch das nächtliche Unterholz. Die Elfe wirkte verschlossen, auch wenn sie keine Anzeichen erkennen ließ, dass sie besorgt wäre. Mit den Stunden des Gehens, pendelte sich aber eine gewisse Vertrautheit zumindest zwischen dem Ork und der Menschenfrau ein. Ein kleiner unschuldiger Zweig, der unbedingt entfernt werden musste brachte sie einander wieder näher. Razags 'Scheu' sich erneut mit Cris zu beschäftigen nahm schon fast 'niedliche' Züge an und die Heilerin machte es auch nicht gerade besser.
„Oh.“
Wirklich eloquente Gespräche brachten die beiden zunächst nicht zustande, aber trotzdem geschah etwas zwischen ihnen. Die Stimmung änderte sich und Crys begann zu plaudern. Erst konnte Razag garnicht fassen, was da alles aus ihr heraus sprudelte. Er lauschte still und ließ sie reden. Ihre Augen strahlten und lockten seinen Blick immer wieder zu ihnen. Wie könnte er auch nicht? Sie war …
… so lebendig!
, in ihrer Erzählung.
„...diese Luft… diese Reinheit, ich… ich fühle mich so… leicht und… frei!“
, seufzte sie und echote dabei mit jedem Wort in Razags Herzen den Drang nach einem Leben in Freiheit zu führen. Sie beide kannten dieses lang vergessene Gefühl. Das verband sie. Nur jene wussten es wirklich zu schätzen, die es verloren hatten. Razag sah zu Syn und grübelte:
...wenn er nie Morgeria... kennt er dann überhaupt dieses Gefühl?
Razag machte sich um alle Gedanken, selbst um Zarrah.
...und was ist mit ihr? Was treibt sie dazu Morgeria zu verlassen. Macht? Gier? ...etwas anders?
Aber lange konnte der Ork sich nicht konzentrieren, denn Crys plapperte weiter und war so sehr von Glückshormonen durchsetzt, dass er einfach mit lächeln musste. Dann kicherte sie auch noch mit einem Mal ausgelassen und presste sich den Handrücken vor die Lippen, um die Lautstärke zu dämpfen. Dann folgte eine sehr spannend erzählte Geschichte, die natürlich mit einem...
Kaninchen
...endete. Syn verteidigte sofort seine Ehre und dichtete seinen Namensvettern gefährliche Fähigkeiten an, was Raz kurz glucksen ließ, er es aber verstand, dazu nichts zu sagen. Der Ork hatte einfach gute Laune. Er hatte Crys Worten gelauscht und sich in ihrem Lächeln gesonnt, als läge er am Strand mit den Füßen in der Brandung. Sie konnte gut erzählen, wenn sie einmal auftaute. Los gelöst von den Ketten der Stadt erblühte sie wie eine kostbare Blume und öffnete ihren Kelch der Erfahrungen. Eben jene waren für Raz sehr wertvoll und er fühlte sich geehrt, dass sie sie mit ihnen teilte. Ihre schauspielerische Darbietung war 'köstlich' und Raz hatte herzhaft gelacht, als sie das 'fürchterliche' Karnickel beschrieb. Sie beide lachten und prusteten, sodass sich auch Zarrah nach ihr umdrehte.
„Ich habe mich so erschrocken, dass ich auf meine vier Buchstaben fiel und über und über mit Matsch bedeckt war!“
Cris fing Zarrah’s Blick auf und so entging ihr der vom Ork, der sich gerade die kleine Heilerin in schön matschiger Marinade vorstellte und gaaanz kurz sein sehr süffisantes Grinsen bekam.
...gibt nichts schöneres als ein Bad im Schlammloch.. macht die Haut ganz weich und ...flutschig.
Cris zügelte sich wieder durch die kleine Ermahnung ihrer Herrin und trotzdem konnte er eine kleine Freudenträne in ihrem Augenwinkel sehen, die sie sich mit dem Zeigefinger wegwischte.
„Wie lächerlich, nicht wahr?“
Die große Grünhaut schüttelte nur grinsend mit dem Kopf.
„Nicht lächerlich – amüsant!“
Raz lächelte sie an und Cris Erzählung endete bald darauf in einer Rückschau, auf vergangene Zeiten:
„Da war alles noch etwas leichter.“
, murmelte sie und schaute sich um.
„Es bringt nicht zurück zu schauen, wenn der Weg vor einem liegt. Dann stolpert man nur.“
, sprach der Ork metaphorisch, als auch wortwörtlich ganz gut passend und wirkte ebenfalls ein wenig nachdenklich.
Ich glaube, sie hat viel erlebt ...und das Vergangene mag unsere Schritte vorsichtiger machen, aber wir dürfen nicht in der Vergangenheit verharren. Sonst kann man nicht wachsen... nicht gedeien...
Seine Augen waren auf die satten Farben um ihn herum gerichtet. Ja, er passte gut hier her. Allmählich wurde der Wald deutlich grüner und sie kamen gut voran. Immer mal wieder konnte die Gruppe Wild ausmachen, das sich durch das Unterholz schlug und doch machte Zarrah noch keine Anstalten, nach Proviant zu jagen. Raz lehnte sich einmal zu Cris hinüber, als er in einiger Entfernung ein Reh entdecken konnte und flüsterte beruhigend:
„Das die Tiere hier so wenig scheu sind, dass man sie sogar sehen kann, lässt schließen, dass es hier noch keine sehr großen Jäger gibt.“
Als die Sonne langsam aufging und sich die ersten Lichtkegel der Dämmerung durch das hohe Blätterdach brachen, wurde Zarrah etwas langsamer und die Arbeiten für das Lager wurden verteilt.
„Ich sehe nach, ob wir mit Gefahren rechnen müssen.“
, meinte sie noch und wandte sich dann zum Gehen, aber auch Syn hatte einen Plan und rief die 'Dienenden' zusammen um seinen Plan für die Rast auszuhecken. Eilig besprachen sie sich und dann folgte Raz Zarrah mit großen Schritten. Einmal drehte er sich kurz um und sah kurz zu Cris und Syn und auch wenn sein Kumpel zur 'Übergiffigkeit' neigte, war er sich doch 'fast' sicher, dass er nichts tun würde, was nicht auch gewünscht war. Er ging also ein paar schnelle Schritte hinter Zarrah hinterher und meinte, einen kleinen Vorstoß wagend:
„Moment, bitte. Kundschaften und Jagen lässt sich verbinden. Wir sollten immer zu zweit unterwegs sein, meinst du nicht?“
Ob ich jetzt eins über die Rübe bekomme?
Er zog instinktiv etwas den Kopf ein. Sein Beschützerinstinkt schloss auch Zarrah mit ein, auch wenn er sich sicher war, dass sie sicher gut auf sich selbst aufpassen konnte. Aber sie hatte von ihnen allen am wenigsten geschlafen, da hatte Syn Recht und das konnte gefährliche Konzentrationslücken entstehen lassen.
Mein kleiner Kumpel hat ja doch fürsorgliche Seiten...
Na wenn sich Raz da mal nicht irrte. Aber niemand sollte in dieser fremden Umgebung ganz alleine sein. Also wagte er sich weiter vor und versuchte Zarrah an seine Seite zu binden.
„...und... vielleicht ist auch etwas vom Schwein vom Vorabend übrig geblieben?...für ein paar Fallen? Ich habe lange nicht mehr gejagt und könnte etwas Unterstützung gebrauchen.“
Im Gegensatz zu Syn hatte der Ork keinerlei Probleme seine eigenen Unzulänglichkeiten preis zu geben – da war er furchtlos. Er sah es eher als Stärke, sich ihrer bewusst zu sein und danach zu handeln, denn das konnte Probleme vermeiden. Jetzt ging es um seine Idee Fallen aufzustellen und um die Reste vom Vortag.Wenn es gereicht hätte, hätte Raz noch die Reste vor gebraten, dann hätten sie jetzt kalten Aufschnitt gehabt, oder zumindest jetzt einen stark duftenden Köder. Vielleicht fanden sich auch noch ein paar Beeren oder ähnliches für Kleintier-Schlingen? Wenn Zarrah lieber allein sein wollte, so würde er sie natürlich gehen lassen und anders herum, wenn sie einwilligte, auch kein Gespräch aufdrängen, sondern einfach die Jagd gemeinsam genießen. Zusammen zu 'arbeiten' verband auch, wenn es Hand in Hand ging – also sprichwörtlich, nicht real. Raz gab sicher auch einen hervorragenden Treiber ab und Zarrah konnte sich ganz bestimmt perfekt auf die Lauer legen. Erst wenn sie erfolgreich gejagt hätten und es sich anböte, die Stimmung stimmte, DANN würde er vielleicht die ein oder andere neugierige Frage stellen, bevor sie zu den anderen zurück kehrten.
Ich weis eigentlich nichts von ihr. Nachklingen...joa... Aber was treibt sie an? Warum sucht sie diese Dingsrolle? Warum hat sie Syn ausgesucht? Weil er sowieso schon in ihr Haus gehörte? Warum Cris? Weil sie als Heilerin wichtig für die Gruppe und unser Überleben ist? Weil sie ihre Freundin ist? … und warum ich? --- Aber allem voran: Wer ist Zarrah? Schlitzt sie mir die Kehle auf, wenn ich sie einfach frage: 'Wer bist du?' … Die meisten wissen darauf eh keine Antwort.
Ergab sich die Möglichkeit? Konnte Raz Zarrah mal unter vier Augen fragen: Wer - bist - du?
Und würde ihm auffallen, dass er bei ihr schon eine Weile die höfliche Anrede vergessen hatte?
Ja – Freiheit war gefährlich. Sie machte mutig... furchtlos.
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