Unterwegs im Sarius

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Montag 7. Januar 2008, 16:42

Feuer so strahlend blau und doch so Unheil bringend. Nicht zu vergleichen mit jenem welches in den Augen des haraxischen Wesens leuchtete. Wie konnte ein und die selbe Farbe so unterschiedlich wirken? Wie konnte es gleichzeitig Seele… und Seelen vernichtend sein? Ein Geheimnis, ein Mysterium welches vermutlich nicht einmal Aurelius oder Asmodi selbst hätten sich erklären können. Doch stand dieses duale Blau in jenem Wesen, nicht irgendwie auch für gewisse Gesetzte des Lebens, dass alles was Existierte, auch seinen Gegenpol hatte? Das Leben, den Bruder Tod? Gesundheit und Krankheit? Unendlichkeit und Vergänglichkeit, Heilung und Zerstörung?

Doch ist es nicht auch so, dass gerade das Dämonengeschlecht sich dadurch auszeichnete, dass es sich keiner dieser Weltlichen Regeln beugt? Und doch… so muss sich selbst ein Dämon eingestehen, dass er doch auch lediglich nur den Gegenpol zu dem Rechtschaffenen darstellt. Er muss sich eingestehen, dass er genau so ein Teil dieses gigantischen Netzwerkes ist, welches Mächtiger ist als die Götter selbst.

Aber…

Ist die Welt wahrlich nur Schwarz und Weiss?

Die Antwort auf diese Frage lag direkt neben Asmodi, schaute seinen Vater an während es nach seiner Mutter schrie. In ihm vereint, Chaos und Ordnung, Liebe und Hass und doch in all seinen Zügen… einzigartig und vor allem Unschuldig. Ohne Gegenpol. Ohne Schuld, vielleicht mochte sie irgendwo in den Genen des Kindes – übertragen durch den Vater – vorhanden sein, aber zählte dies? War Schuld… erblich? Es würde kein Halbdämon sein, gewiss nicht es würde in sich eine neue Rasse bilden. Einen Bastard vielleicht, ja. Doch mit welchen Ausprägungen, mit welchen Fähigkeiten und Begabungen?

So unschuldig es nun auch da lag, so badete es dennoch in Schuld, die aus seinem Erzeuger herausrann, langsam aber mit unerbittlicher Beständigkeit. Schwarz und Todbringend. Dämonenblut konnte man nicht als Lebenssaft bezeichnen. Eher als Verderbnis als Gift, welches den Körper zur ständigen Hatz aufforderte. Ihn dazu zwang diesen Dämon zu tragen.

Während Asmodi hechelte, schnaubte und knurrte. Lächelte seine Geliebte. Nicht unbedingt nur fröhlich, doch sie wollte nicht ihren Trauer zeigen, bevor sie ging.

Ging?

Zanraia sah, was Asmodi und Etelin auch sehen konnten. Doch den Dämon interessierte Gevatter Tod nicht, er wusste schliesslich, dass er diesen Körper noch nicht freigeben würde. Nicht sterben würde. Vermutlich konnte er gar nicht, einfach so sterben, ohne Vernichtung.
Doch diese konnte er selbst herbeiführen. Dieses Zerstörerische welches sich auf alles Leben richtete, hielt auch nicht vor dem eigenen zurück.

So erschuf er dieses Feuer. Geschaffen um zu Vernichten. Seelen. Herzen. Träume. Familien. Menschen und Dämonen… sowie Unschuld.

Es flammte auf. Züngelte bereits gierig nach dem pochenden Etwas hinter Zanraias Brust.
Die blutige Pranke hob sich.

<i>"Ich hätte mich gern auch noch von ihm verabschiedet." </i> Asmodi grinste nur. Oh wie unendlich böse er doch war. Aurelius würde vermutlich folgen. Er würde vielleicht im Jenseits wieder zu Zanraia zurückfinden. Asmodi nicht. Ihm war dieses Nachleben wohl kaum bestimmt. Der Dämon zögerte plötzlich, er riss seine Augen auf. Starrte auf „seine Zanraia“ das kleine Bündel Chaos… er würde es nicht ewig behalten können.

<i> Mama...</i> Asmodi schnaubte, er sah auf seinen Sohn hinab. „Mama?“ Grollte er. Das Kind erkannte in Zanraia was er nicht sah. Asmodi schaute zu ihr hin. Nichts. Schemenweise vielleicht einige fadenscheinigen Erinnerungen, aber nicht in der Intensität wie er es von ihr Gewohnt war. Vielleicht trug diese Fremde noch einige Überreste seiner Geliebten in sich. Welch grässliches Wesen besass sie nun nur?

Er streckte seine Hand… zielte auf das Herz…

<i>prrrrtschhhh</i>

Wuchtig knallte der knorrige Stock des Meisters über seine Schädeldecke es wiederhalte dumpf, der Dämon schnaubte auf biss sich auf die Zunge und lag binnen weniger Sekunden niedergestreckt mit dem Kopf auf dem Boden. Die Hand senkte sich, die Funken verschwanden. Das würde wohl eine beträchtliche Beule geben.

Der Dämon war völlig weggetreten. Selbst sein Hecheln schwand in der Bewusstlosigkeit.

<i> "Es ist meine Schuld, dass du sie nicht erkennst. Ich habe deinen Schöpfer gerufen. Da lasse ich nicht zu, dass Zanraia dafür büßen muss.</i>

Jene Worte erreichten den Dämon wohl kaum, denn er hörte nichts, sah nichts und spürte für einen kurzen Moment ebensowenig.

<i>Genauso wenig wie ich zulassen werde, dass du dich durch deine Taten selbst zerstörst. Das ist es doch, was Aeshma-Daeva wollte.</i>

"Arrrshmach Dvaach" Brabbelte er knurrend jedoch sichtlich benommen.

<i>Du wirst dich doch nicht dem Willen eines anderen Dämons unterstellen? Du hast dich niemals jemandem unterwürfig gezeigt. Niemanden, außer Mallahall. Warum tust du es jetzt?"</i>

<span style="color:663B6C;">"Cchc..ca..sss...t..us..."</span>

Er hörte die Worte des Meisters, doch sie waren ganz weit weg für ihn. Wie eine Stimme in einem schrecklichen Albtraum bestehend aus Kopfschmerzen und Schwindel.

Er rührte sich nicht. Diesmal war er nicht in der Verfassung solche Schläge einfach wegstecken zu können. Er lag einfach da, nur sein unregelmässiges schmerzlich anmutendes Schnaufen und der Rauch welcher stetig aus seinen Augenhöhlen quoll zeigten an, dass dieses Viech noch lebte.

Es rührte sich auch nicht als Zanraia sich auf ihn warf, ihn umarmte. Küsste. "Mhhrrrrrrrrrrr". War alles was er von sich gab.

Dann herrschte wieder Stille.

Erst nach beträchtlicher Zeit, zuckte er mit dem Fuss und der linken Hand. Keuchte auf und gab ein zerknirschtes:

„Aarrrchhhh“ Von sich. Er rollte sich zusammen. Hielt seinen Kopf. Der Schlag hatte ganz schön gesessen. Asmodi war noch immer völlig beduselt. Jede Bewegung tat ihm weh, die Welt schwankte – schwächliche körperliche Symptome, des Wirtes, die er nun fühlte.

So hielt er ächzend still.

Noch.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. Januar 2008, 14:59

Zanraia sah ihn grinsen. Sie senkte die Lider. Ja, der Dämon freute sich, ergötzte sich an ihrer Trauer, ihrem Leid. Er wäre froh, könnte er sie nur so qualvoll als möglich von dieser Welt tilgen. <b>Aber auch er hat mich geliebt.</b> Dieses Wissen schmerzte. Es verletzte sie mehr als es sein Seelenfeuer je hätte tun können. Er hatte sie so geliebt, so sehr, dass er sogar ihr zuliebe Etelin geholfen hatte, zu überleben. Er hatte ihm einen Teil seiner Liebe als Antrieb gegeben, sein Lich-Herz damit gespeist, auf dass es weiter schlagen konnte. Das hatte er nicht für sich selbst oder für ihn getan. "Nur für mich", wisperte Zanraia und Tränen glänzten in ihren Augen, machten sie glasig.

<i>"Mama?"</i> Sein verwirrtes Grollen erreichte Zanraia und sie öffnete wieder die Augen. Asmodi schaute auf das Kind herab. Er schnaubte. Dann traf sich sein Blick mit dem ihren. Zanraia hielt diesen finsteren Augen stand, sie hatte keine Angst vor jemandem, der in ihrem Herzen wohnte. "Ich bin seine Mama und du der Papa. Pass auf ihn auf, ja?"

Ob er diese Bitte noch hatte aufnehmen können? Der Stab, welcher wuchtig auf seinem Schädel landete, ließ ihn zu Boden krachen. Etelin tauchte auf. Zanraia starrte ihn an. Das Kind ... blinzelte in die Welt. <i>Papa?</i> Ein Wort legte sich wie Samt über den Dämon und deckte ihn zu.
Asmodis Sinne schwanden, kehrten zurück. Er war nicht imstande, gegen diesen Schlag vorzugehen. Er war nicht imstande, diese Fremde zu vernichten. So brabbelte er benommen vor sich her.

<i><span style="color:663B6C;">"Cchc..ca..sss...t..us..."</span></i>

Etelin riss die Augen auf. Dann ließ er sich vorsichtig an seinem Stab hinabgleiten und starrte den Dämon an. "Was hast du gesagt?" Er wollte es nicht glauben. Castus, ein alter Name aus alter Zeit. Ein Wort, das unter Dämon nicht ausgesprochen wurde. Nur daran zu denken würde wohl den ganzen Harax gegen sich aufhetzen – wenn man ein Dämon war. Etelin wusste das, auch wenn er mehr Nekromant denn Ritualkenner war. Er wusste, wie man Dämonen bannte und oft genug schnörkelte sich dieser Begriff, dieser Name, durch die bannenden Worte. Er tauchte immer wieder auf. Es zischte und verbrannte so manchem Haraxwesen die Zunge, wollte dieses gegen die Bannung ankommen, indem es die Worte spottend wiederholte. Spätestens bei "castus" endete ihr Spott.

Und jetzt lag Asmodi, haraxische Schöpfung, dort im eigenen schwarzen Blut und sprach dieses Wort, diesen dämonischen Frevel, aus. Castus. Reinheit. Keuschheit. Unschuld.

Es herrschte absolute Stille. Lediglich sein Atmen war zu hören. Der Körper kämpfte noch, vom Blut angetrieben. Das Herz schlug.
Als Mallahall die kleine Gruppe erreichte, nachdem Zanraia ihren Dämon geküsst und umarmt hatte, zuckten seine Gliedmaßen und er rollte sich schnaubend zusammen, die Hände hielten den Kopf. Dieser Schädel musste immer wieder einiges durchmachen. Immer dann, wenn der Lich in der Nähe war.

Etelin ... schaute auf. Sein Blick lag auf der Lichtmagierin. Sie schaute fragend. Er antwortete. "Castus."
Das Kind, welches durch Asmodis Zusammenrollen halb unter dessen Arme geraten war, gab einen Laut von sich. Ein Quietschen wie es bei Babys üblich war, wenn sie nicht plärrten oder weinten. Mallahall starrte Etelin an, dann das Kind, dann Asmodi. "Castus? Unschuld?", brachte sie keuchend hervor. Etelin nickte. Mallahall starrte auf Asmodi.

Magierin wie Lich waren sprachlos. Ihre Blicke galten dem Dämon, keiner vermochte, etwas zu sagen. Nur Zanraia – die Fremde – verstand, jetzt, da sie den Namen auf celcianisch gehört hatte. Sie richtete sich wieder auf, drehte den Kopf. Tod stand in der Nähe, wusste nicht, ob er nun gehen konnte oder noch bleiben sollte. Er beobachtete stumm. Zanraia lächelte und betrachtete dann wieder ihren Geliebten. Sie berührte seinen Kopf, strich das zerzauste Haar zusammen. Nun sah es wenigstens wieder wie ein schlaff hängender Kamm aus. "Ein schöner Name", hauchte sie ihm zu.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 10. Januar 2008, 17:12

Bestätig atmete er, schwer gequält. Der Dämon war geplagt, doch auch sein Körper. Er ächzte unter seinem eisernen, ja gar gnadenlos anmutenden Willen zu überleben. Denn sein Leib konnte schon längst nicht mehr, sein eigen Herz verdammte er dazu, qualvoll auch noch den letzten Tropfen Blut auszupressen, als wollte er es dazu bringen…sich am Schluss selbst zu vernichten indem es dem Lebenssaft zur Flucht nach draussen, in diese scherckliche Welt verhalf.

Hofften Dämonen? Wohl kaum, warum auch? Sie existierten nicht dafür. Asmodi schien einfach zu hetzen. Das Leben zu erzwingen. Er könnte verlieren… und doch würde er irgendwie gewinnen. Denn verlor er seinen Willen würde er dennoch in der Zerstörung seines eigenen Lebens irgendwo doch wieder seinen Sieg finden. Dämonen konnten nicht verlieren, nicht in einer Welt die endlich war…

Und doch hatte er bereits so vieles Verloren. Sein geliebtes Chaos, seine Zanraia. Dies Schmerzte und es musste ein überwältigender Schmerz sein, wenn es gar genügte um einen Dämonen zu quälen.

Sein Herz schlug leer. Sein Körper krampfte sich zusammen, das kleine nackte Häufchen Mensch unter seinem Arm wurde presste sich gegen seinen blutgetränkten Körperstamm. Er keuchte auf, gurgelte, verzog sein Gesicht zu einer peinvollen Fratze. Schwarzer Schaum troff ihm aus dem Mund. Er sah so angestrengt aus. War es auch. Als der Krampf vorüber war drehte sich sein erschlaffter Körper haltlos auf den Rücken. In der Nähe seiner Pranke lag das kleine Menschenbündel. Bewegte sich und schaute neugierig in die Welt. Nannte Vater und Mutter beim Namen: Mama…Papa… hatte er gesagt. Doch Papa hörte es nicht. Dennoch er spürte die Anwesenheit seines Sohnes und sie beruhigte ihn.

Asmodi schien nicht richtig zu Bewusstsein zu kommen, er erholte sich nicht von dem Schlag, den ihn wahrlich schwer getroffen hatte. Wieviel hatte dieser Kopf schon einstecken müssen? Jener Sitz bösester und dämonischster Gedankengänge. Doch auch dort, wo Sorgen und Ängste des Medicus entstanden… und seine Träume hausten.

Kein Zischen. Keine Verbrennung, kein Schmerz überkam ihn als er dieses Blasphemische Wort, dieser für einen Dämon unheilige, unheimliche und doch respekteinflössende Name sprach. Den was ein haraxisches Wesen nicht hasste, dass liebte er nicht.

Stimmte dies? Im Moment schien er ja Zanraia – oder die Fremde für welche er sie hielt mehr als nur zu verachten. Liebte er sie dennoch tief in seinem Inneren noch? Spürte er unbewusst ihre Anwesenheit?

Seine Hand strich über das Bündel. An seinen Krallen hingen noch immer Hautfetzen die er sich selbst von seiner Brust geschabt hat, nun fuhren sie jener unschuldigen Haut entlang und benetzten sie mit der seinigen Schuld.

Asmodis Augen qualmten doch er sah nichts mehr. Die Welt da draussen warf ihre Schwarzen Schatten voraus, sie wurden immer grösser und der Tag wurde für ihn langsam zur Nacht. Tödliche Finsternis umhüllte sein Geist… und er wusste, Tod selbst war nah. Aber er würde ihn nicht kriegen. Niemals. Nicht den Dämon. Er war nicht für ein Nachleben bestimmt, nicht fürs sterben. Nur für die Vernichtung.

Vielleicht hatten die zyranischen Ratsmitglieder ja gar nicht so unrecht gehabt mit ihren Befürchtungen, wenn sie Asmodi töten würden. Was würde geschehen? Wohin würde der freigesetzte Dämon entschwinden?

Sein röcheln wurde leiser. Er atmete leicht und oberflächlich. Zu tiefe Atemzüge schmerzten zu sehr. Da war keine Kraft mehr dies zu ertragen.

Ein leerer Schlag. Wieder Krämpfe. Sein Rücken bog sich beinahe nach hinten durch. Sie folgten immer häufiger. Asmodi winselte nur noch leise. Sein Kampf war ausdauernd doch lange schien er nicht mehr standhalten zu können.

Es musste grässlich sein für eine Heilerin, einen Freund vor sich so leiden zu sehen. Sie wusste schliesslich wie schmerzvoll solche Anfälle waren. Sie wusste, wie schmerzlich es für sie selbst und für ihn war, dass sie da war… und doch nichts tun konnte.

Auch Asmodeus war Heiler und konnte nichts tun. Denn sein dämonischer Teil konnte vielleicht dem sterben trotzen und dem Tod so spotten, aber er war nicht dazu geschaffen Risse in Herzen zu schliessen.

„H…e…r…r…i…n…“ Ein leises Winseln. Aus der Kehle eines vor Qual zitternden Teufelswesen.

Eine Bitte ans Leben.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. Januar 2008, 00:55

Er sah schrecklich aus, wie er da lag. Mallahall hatte ihn schon häufiger so gesehen. Etelin hatte ihn in ähnlicher Form so gesehen. Der Lich war ihm im Turm so begegnet: geschlagen, gebrochen ... zerstört.
Doch jetzt war es anders. Er war erschöpft. Ja, auch ein Dämon stand irgendwann am Ende seiner Kräfte. Mühsam pumpte das Herz schwarzes Blut durch den Körper, aber zugleich rann es aus dem Riss heraus. Dieser klaffende Spalt, entstanden als dämonische Unschuld vernichtet worden war. Wirklich vernichtet? Aber er gehorchte Mallahall noch ... irgendwie. Außerdem war sie nicht verschwunden, nur zu Staub zermahlen worden. Und gesplittert. Im Herzen. Im Herzen, welches nun beschwerlich aber stetig das schwarze Blut aus dem Körper drückte.

Zudem lag Asmodi zusammengerollt in seinem eigenen Blut. Es sah so bizarr aus, weil er furchtbar verkrümmt wirkte. Schaum troff ihm in schwarzen Blasen aus dem Mund. Unter den Armen lag das Neugeborene ... sein Sohn ... wurde vom Blut des Dämons besudelt. Das kleine Köpfchen fand sich bereits in der leicht zähflüssigen, schwarzen Masse wieder. Aber die blauen Augen schauten weiterhin nach oben. Es guckte herum und sammelte Lebenserfahrung. Was dachte so junges Leben in diesem Moment? Begriff es, was hier geschah? Wusste es, dass der Vater dämonisch und im Begriff zu sterben war?
Es schaute, das kleine Söhnchen. Castus. Das blaue Augenpaar leuchtete wie zwei Sterne, die umgeben waren von Finsternis, denn das ganze Köpfchen war in dunkles Blut getaucht.

Asmodi krampfte, sein Leib schlotterte. Er wurde durchgeschüttelt, ertrug den Schmerz ohne zu Brüllen. Er schnaubte lediglich, schaffte es schließlich, sich auf den Rücken zu rollen. Unter solchen Anstrengungen hätte man üblicherweise gekeucht – Asmodi hätte wohl gehechelt. Doch sein Atem ging flach.

Die Heilerin griff sich an die Brust. Ein Reflex, sie suchte mit den Händen das Tränensteinchen. Aber es war zerstört. Sie hatte diesen Schatz nur dann berührt, wenn sie sich wirklich Sorgen um den Dämon oder Seelchen gemacht hatte.
Nun wusste sie, dass ihre Sorge berechtigt war. Da lag er, ein Dämon, ein Schüler und Freund. Auch wenn er selbst es nicht hatte akzeptieren wollen, ihr Freund zu sein. Mallahall empfand innige Freundschaft ... und Sorge um sein Leben.

Asmodi schaute nicht zu ihr hinüber, nicht zu Etelin und auch nicht zu Zanraia, der Fremden. Er streckte die Hand aus, berührte das Söhnchen. Hautfetzen fielen zwischen den Fingern hindurch, auf das in schwarzes Blut getränkte Kind. Es begann zu wimmern, dann zu weinen.
Ein mütterlich denkender und fühlender Geist griff nach dem Kind. "Ich nehme es dir nicht weg. Ich versprech es." Zanraia zog den Sohn unter Asmodis Hand hervor und an ihre Brust. Sie schob den Stoff ihrer Fellkleidung beiseite, säugte das kleine Leben. Castus trank gierig. Zanraia aber hielt ihr Versprechen. Sie rückte näher an Asmodi heran. Sie griff nach seiner Hand und legte sie dem Säugling an den Arm. "Er ist bei dir."

Er röchelte – schwach. Es ging so flach wie sein Atem. Der Körper zuckte, ein weiterer Krampf. Doch konnte er sich nicht einmal mehr richtig anspannen. Zu groß der Schmerz. Dass Asmodi bei Bewusstsein blieb, war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
Mallahall trat an ihn heran. Die Tränen, welche ihr über die Wangen rannen, galten allein ihm. Stumme Tränen, denn Mallahall besaß schon immer eine gewisse Selbstbeherrschung, wo sie anderen fehlte.

<i>"H...e...r...r...i...n..."</i>
Sie vernahm sein leises Winseln. Sie hörte jeden Buchstaben, jede Silbe. Sie hörte, wie er um Hilfe bat. Mallahall drehte sich zu Etelin um. "Ich kann ihn nicht so liegen lassen. Ich ... es ist meine Pflicht, zuerst jenen zu helfen, die Heilung benötigen. Dann kann ich mich selbst ausruhen." Etelin schüttelte den Kopf. "Mallahall, du bist verletzt. Deine Rippen sind gebrochen, dein Arm ebenfalls. Du brauchst die Kraft für dich. Außerdem ... verträgt er nicht einmal dein Licht. Vielleichts bringst du ihn um, mit deinem Versuch, ihn zu retten."
"Etelin, ich <i>muss</i>", beharrte sie und ging in die Knie. "Wenn du bemerkst, dass es ihm schlecht bekommt, dann speise ihn mit schwarzer Magie aus deinem Stab. Aber halte mich nicht auf, Lich."

Sie hatte ihn nie zuvor Lich genannt. Es war ihr ernst. Aber wieviel Kraft besaß Mallahall noch? Sie konnte sich doch selbst nicht auch noch opfern?! Erst Adelmund ... jetzt sie?
Ihre unverletzte Hand berührte den Dämon. "Asmod..i", sprach sie seinen eigentlichen Namen aus. "Du hast gelernt, im Licht zu sein. Ich heile mit Licht. Ich will dich nicht verletzen, nur heilen. Ich heile den Körper des Medicus, des Menschen. Zieh dich zurück, wenn du glaubst, es geht nicht mehr. Und komme wieder ... wir würden dich vermissen." Sie lächelte. Aufrichtige Worte. <i>Sie</i> würde ihn vermissen, ebenso wie Etelin und die fremde Zanraia, auch wenn er das nicht glauben mochte.

Dann begann Mallahall, all ihre Kraftreserven anzuzapfen. Mattes Licht strömte aus ihren Fingern, wurde heller und heller, suchte sich einen Weg in den Körper vor ihr. Es suchte nach Blessuren, die es zu heilen galt. Es fand die aufgeschabte Brust ... verletzt, aber es musste nicht geheilt werden, damit der Körper überlebte. Das Licht suchte weiter, Mallahall sandte es tiefer in den Körper.
Dann fand es das Herz und der Magierin trieb es erneut Tränen in die Augen. Sie keuchte auf. Der Kokon war geplatzt, darunter fand sich der Riss, aus dem schwarzes Blut strömte. Das Licht umfing das Herz. Heilen, neue Fasern wachsen lassen.

Tod trat an die Gruppe heran. Er betrachtete sich die Magierin. Leben hatte gemeint, dass sie nicht mitkommen würde. Nicht hier, nicht jetzt. Aber Jetzt war bereits Vergangenheit, war vorhin ausgesprochen worden. Nun regierte ein anderes Jetzt und in dem Moment, in dem es Tod bewusst wurde, zählte es bereits ebenfalls zum Vergangenen. Der Gevatter hob die Sense ...

"NEIN, geh weg!" Zanraia holte aus. Nekromanten waren in ständiger Begleitung des Todes. Sie arbeiteten mit ihm, handelten, aber sie konnten ihn nicht berühren. Zanraia ... stieß ihn fort. Wut flackerte in ihren Augen. "Nimm ihm nicht seine Herrin! Er braucht sie so sehr!" War es Chaos, das aus ihr sprach oder Liebe, die sie noch immer empfand? Eins von beiden, vielleicht auch beides drang bis zum Gevatter durch und schaffte es, ihn zurück zu drängen. Er löste sich auf. Die Sense hatte Mallahall nicht berührt.
<i>Weiße Dame ... du hast sie nicht opfern wollen</i>, hallten die Worte wie ein nebliger Dunst durch den Wald und legten sich auf die kleine Insel.

Mallahalls Licht erlosch. Sie brach neben Asmodi zusammen, die Augen geschlossen, die unverletzte Hand noch immer auf seinem Herzen. Sie atmete, lebte.

Und sie hatte geheilt.



<i>Asmodeus' Lebensenergie steigt auf 82%. Der Riss im Herzen ist geschlossen.</i>

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Samstag 12. Januar 2008, 17:31

Schlag für Schlag durchströmte der Pein seinen zerrissenen Körper. Sein Schöpfer hatte ganze Arbeit geleistet, dabei war doch das gesamte Ausmass seines teuflischen Werkes noch nicht einmal gänzlich sichtbar. Wie würde Castus Mutter wohl reagieren wenn es erfuhr wo ihr Chaos hingegangen war? Welches Kreuz ihr Sohn nun mit sicht trug. War ihr Wahnsinn für sie etwa eine Krankheit, eine Last oder ein Segen gewesen? Nun war sie Geheilt… nur noch einige wenige Rückstände ihrer einstigen Verrücktheit, die Asmodi so geliebt hatte, waren noch irgendwo tief in ihrem Inneren vorhanden.

Würde ihr rationaler Verstand antworten auf so viele schwere Fragen finden welche die Zukunft ihrer kleinen Familie betrafen? Wie würde Asmodeus damit zurecht kommen? Er war noch da, Zanraia konnte es in den matt funkelnden blauen Sternchen in Asmodis düsteren Augenhöhlen sehen, dass er noch da war.

Hatte diese Vision welche der Medicus im Hause der Eule erlitten hatte, nicht das Äussere des Kindes gezeigt, sondern sein innerstes? Seinen Geist? War Castus Verstand… so verkrüppelt und grässlich?

Bitte nicht!

Asmodi aber schien sich sehr mit dem Kind verbunden zu fühlen, wenn es ihm schon ermöglichte seinen Namen auszusprechen. Castus – Unschuld. Er drückte es an sich. Es roch so nach Zanraia. Nach diesem lieblichen Chaos. Doch Castus weinte. Wimmerte. Asmodi drückte ihn näher an sich. Wollte ihn behüten. Über ihn wachen… dabei war er es doch, auf den man aufpassen mussten. Dies bemerkte auch Mallahall. Die Heilerin welche an ein Seelensteinchen greifen wollte, wo keines mehr war. Dennoch blieb sie Herrin. Warum?

<i>“ "Ich nehme es dir nicht weg. Ich versprech es."</i> Zanraia beugte sich zu ihm, hob seine Hand an, die matt und schwach wie er war, dies widerstandslos zuliess. Nur sein Atem wurde schwerer. Er versuchte zu knurren, man sah es ihm an. Doch kein Laut ging über seine Lippen. Was hatte das Versprechen einer Fremden für ihn schon für einen Wert?

Ein einzelner kleiner Funke sprühte aus seinem Finger. Da konnte einem klar werden, dass dieser Dämon seinen Sohn wohl bis in den Tod beschützen würde. Doch Asmodi musste gerade grässlich erfahren, dass er es in jenem Augenblick nicht mehr konnte.

Sie nahm es ihm weg. Das einzige was seinen Schmerz etwas zu lindern vermochte war, dass Castus nicht mehr weinte. Unruhig lag er da. Wie schwer fiel ihm doch das Atmen, jetzt wo er Castus nicht mehr bei sich spürte. Aber als die Zeit schwand, der Tag langsam voranschritt und versuchte seine natürlichen Schatten um den Leichnam der Eule zu schicken, indem er Nebel mit sich brachte, spürte auch Asmodi wieder, wie sich etwas an seine Haut legte. Er wusste sofort, dass die Frau ihr Versprechen gehalten hatte. Seine Bemühungen zu Grollen schwanden. Doch er wollte sie weghaben, dieses Fremde an seinem Kind. Er hätte sie wohl noch immer zerfetzt, obwohl sie doch ihr versprechen hielt! Warum erkannte er sie nur nicht?!

Die Heilerin trat an ihn heran. Da lag er nun, Asmodi. Der Anblick erinnerte wage an die scheussliche Szene in ihres Meisters Haus. Als der Medicus der in seinem eigenen Blut liegend Verstorbene Adelmund gehalten hatte und bitter über die Taten des Dämons klagte. Nun lag dieses Wesen selbst im eigenen ausströmenden Lebensquell und hielt verzweifelt den Medicus, der für den Tod des Meisters verantwortlich gewesen war am leben.

Mallahall hätte die Macht gehabt, sich nun an ihm zu rächen. Der Tod ihres Meisters zu sühnen. Doch das Herz der Lichtmaga trachtete nicht nach Rache… ihr Herz… verzieh, nein schaffte gar Platz darin für dieses Viech indem sie es mit Schuld anreicherte worin er sich einnisten konnte… und Mallahall musste wohl wissen, dass sich Asmodis zerstörungstrieb durchaus auch wieder gegen sie wenden konnte. Es war eine unheilvolle Bindung, die sie mit ihm hatte… und doch war sie so intensiv… und auf seine eigene Art Wunderschön und einzigartig, nämlich immer dann wenn der Dämon lernte und sich entgegen seiner Natur verhielt.

Er war der lebende Beweis dafür, dass nichts und niemand Hoffnungslos verkommen war. Doch dafür benötigte man… eine weisse Dame im Spiel.
Asmodi zuckte zusammen als ihn etwas Berührte. War es gekommen um ihn zu holen? Das Nichts?
<i> "Asmod..i"</i> Er röchelte. Blickte zu ihr. Matt. Das blau in seinen Augen war beinahe erloschen. „H…e…r… …“ Weiter kam er nicht.

<i> "Du hast gelernt, im Licht zu sein. Ich heile mit Licht. Ich will dich nicht verletzen, nur heilen. Ich heile den Körper des Medicus, des Menschen. Zieh dich zurück, wenn du glaubst, es geht nicht mehr. Und komme wieder ... wir würden dich vermissen."</i>

Er reagierte kaum. Ob er ihre Worte noch wirklich wahrnahm? Nun er würde spüren was sie meinte. Licht durchströmte seine Brust. Drang in die Aufgeschabte Wunde ein, als hätte er ihr die Pforten zu seinem zerrissenen Herzen geöffnet. Der Dämon fing an zu röcheln. Krampfte sich zusammen. Wand sich leicht. Er rümpfte seine Nase. Man sah ihm an dass er nicht mochte, was mit ihm geschah. Doch das blau wurde leuchtender. Stärker. Denn Mallahalls Licht speiste direkt das Seelchen. Den Medicus.

Sie drang zu seinem Herzen vor und heilte. Der Dämon knurrte auf. Für ihn war die Behandlung nicht angenehm. Doch er merkte zugleich wie ihm das Atmen leichter fiel… und umso stärker sich sein Körper erholte umso grösser wurde auch wieder sein Widerstand. Er knurrte. Grollte. Wand sich unruhig.

<i> "Nimm ihm nicht seine Herrin! Er braucht sie so sehr!"</i> Die Augen des Dämons flammten auf. „Z….a…n…raia…?!“ Keuchte er. Er roch sie. Da war sie doch wieder! Für einen kurzen Moment nur! Nein er konnte sich so nicht zurückziehen, nicht solange er sie nicht gefunden hatte! Licht durchflutete ihn. „Aaaarhhhhhhh!“ Heulte er auf. Schnaubte. Seine Herrin brach neben ihm zusammen, ihre Hand noch immer auf ihm habend. Doch auch er fiel haltlos mit dem Kopf auf den Boden zurück. Rührte sich nicht. Atmete jedoch tief und regelmässig. Seine Gesichtszüge entspannten sich. Erschöpfung sprach daraus.

Er ruhte.
Aber wer würde erwachen?
Mensch oder Bestie?

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. Januar 2008, 19:51

Zanraia hielt ihr Versprechen. Ja, sie hatte seinen Sohn doch fortgenommen, drückte ihn nun an ihren Leib – nicht an den seinen – und versorgte ihn. Wie konnte diese fremde Zanraia es wagen, seinen Sohn zu stillen!? Aber sie hielt ihr Versprechen. Sie zog Asmodis Hand zu Castus hoch, so dass er sein Söhnchen berühren konnte. So weiche, junge Haut. Zart, aber teils vom schwarzen Blut verklebt. Castus schien es nicht zu stören. Zufrieden trank er von der guten Muttermilch, dass sich kleine Blasen in seinen Mundwinkeln bildeten. Die blauen Augen hatten sich geschlossen, waren nicht zu sehen.

Dafür sah man etwas Anderes. Genauer gesagt: <i>jemand</i> hatte es gesehen. Etelin, der sich noch immer auf seinen Stab stützte, hatte den einzelnen kleinen Funken sprühen sehen. Asmodi traute Zanraia nicht. Er hegte Groll gegen sie, wollte ihr Pein zufügen. Warum, dass wusste Etelin nicht. Aber er wusste, dass sich Zanraia in Gefahr befand – Gefahr, die derzeit zu schwach war, um ihr etwas anzutun. Aber Asmodi würde zuschlagen, sobald er die Möglichkeit dazu hatte. Seine Unberechenbarkeit war vom Lich durchschaut worden, wurde berechenbar. Gerade weil Etelin nur noch unberechenbare Aktionen von Seiten des Dämons in Erwägung zog.
Er behielt das Gesehene für sich, wollte Zanraia nicht in Unruhe versetzen. Mallahall würde er es sagen. Zumindest wollte er gerade, aber die Lichtmagierin hatte sich entschlossen, den Körper des Medicus zu heilen. Sie warnte Asmodi vor, gab ihm den Ratschlag, sich zurück zu ziehen und teilte ihm mit, dass man ihn vermissen würde. Sie ... hatte Recht. So sehr der Dämon ihnen doch in all der Zeit zu schaffen gemacht hatte. So sehr er auch Gefahr für sie alle – sogar sich selbst – war, so sehr würde er fehlen, verschwand er einfach von der Bildfläche.

Nein, das würde Etelin auch nicht zulassen. Asmodi hatte sich so sehr einen Platz auf Celcia erkämpft – ob gewollt oder nicht. Er – Etelin – hätte beinahe dafür gesorgt, dass er diesen Platz für immer verlor. Und noch war die Suppe nicht ausgelöffelt, ganz und gar nicht. <b>Ich habe ihm mit der Beschwörung seines Schöpfers so viel angetan. Es ... schmerzt im Innern. Mehr als der Magierrat mir je antun könnte. Kein Magieeinsatz verursacht diesen drückenden Schmerz in meinem Herzen.</b> Er drehte den Kopf, schaute dorthin, wo Eules Überreste lagen. Und er seufzte. Ja, das würde der Lich auch noch erklären müssen. Durch seinen Fehler hatte ein Mensch sein Leben lassen müssen. Aufgrund seines Fehlers ... litt ein Dämon, wegen ihm hatte eine verwirrte Frau zu sich selbst gefunden – sogar diese eigentlich erfreuliche Zustand sorgte für ein wahres Drama. Es war ein absolutes Desaster. Man mochte nur noch verzweifeln. Allerdings gab es da die Geburt des Kindes ... Castus ... ein Segen. Letzter Silberstreif am Horizont, denn das Kindchen beruhigte nicht nur Asmodi, es würde ihn und Zanraia zusammenhalten. Welch bittere Ironie, dass genau dieses Kind Grund war, weshalb in Zanraia kein Chaos mehr weilte, denn alles steckte in Castus. Niemand wusste dies, nur Asmodi. Er roch es. Etelin nicht. Zanraia nicht. Und Mallahall auch nicht.

Aber die Heilerin gab ebensowenig auf, wie alle anderen. Sie machten einfach weiter. Vielleicht weil sie mussten, eher wohl weil sie wollten. Freunde ... gab man nicht auf, sonst gab man sich selbst auf.
Asmodi wand sich unter Mallahalls Magie, so weit es ihm noch möglich war. So viel Kraft steckte in diesem Viech und jetzt war fast alles davon aufgebraucht. Der Rest wurde benötigt, um den Körper am Leben zu halten. Doch endlich wurde er erlöst. Mallahalls Lichtmagie unterstützte seine geschwundenen Kräfte. Sie lösten sie gar ab und schlossen langsam den Riss im Herzen. Der Kokon zerfiel dabei zu weniger als Staub. Aber in den Augenhöhlen erhellte sich das Blau. Der Körper erstarkte.
Mallahall ächzte, denn sie gab einen Teil ihrer Kraft ab, um diesen Mann zu heilen. Ein Mann, zwei Seelen. Sie waren wieder getrennt, dennoch vereint. Vielleicht auf anderer Ebene, auf jeden Fall hatten sie enger zueinander gefunden. Andernfalls hätte Asmodi diesen Körper einfach sterben lassen ... irgendwie wäre er selbst schon nicht vernichtet worden.

Und als Mallahall heilte, schaute Tod auf sie nieder. Er nickte. Nein, hier starb heute niemand mehr. Nicht jetzt. Er konnte gehen. Der Gevatter würde nicht die Herrin nehmen, die Asmodi so brauchte. Und er würde nicht Zanraia nehmen – die Asmodi noch mehr brauchte, es aber nicht wusste.
Er schwand, als sich aus der Kehle des Medicus der Name seiner Liebsten entrang. Zanraia schaute auf ihn herab. Sie legte ihre Hand auf seine, die am Rücken von Castus ruhte. "Ich bin da. Schlaf ... ich behüte dich."
Ob er es nocht mitbekam? Seine Sinne schwanden. Asmodi ... schwand. Der Körper tauchte in ein Vollbad aus Erschöpfung und wurde darin gewiegt wie ein Säugling im Arm der Mutter. Die Erschöpfung weitete sich aus. Mallahall sank neben dem Dämon hernieder.

Zwei Körper, drei Seelen ... ein Schlaf. Erschöpfter Erholungsschlaf. Die Körper würden genesen, während der Geist ruhte. Tiefe Schwärze, keine Träume, nichts was störte. Nur Ruhe. Finsteres, aber seliges Schwarz.

Etelin betrachtete die beiden. Er drehte sich zu Zanraia. "Kind, nimm den Säugling mit und versuche, zum Dorf der Einheimischen zurück zu kommen. Du kannst mein Boot verwenden. Nimm auch Mallahall mit. Asmodeus muss zurückbleiben, bis wir sicher sein können, dass er nicht anstellt."
Zanraia schüttelte energisch den Kopf. "Ich werde ihn nicht zurücklassen. Ich werde ihn nicht um seinen Sohn bringen. Castus muss bei ihm bleiben, Etelin."

Der Lich schaute auf Zanraia. Dann auf das Kindchen. Es schlief ruhig an ihrer Brust. Eine weitere Seele, die ruhte, jedoch träumte er bestimmt. Er hatte so viel gesehen, so viel erlebt und war doch noch so frisch auf dieser Welt. Wovon Castus wohl träumte? Von seinen Eltern, all den Eindrücken Celcias oder ... von den Schrecken, die sich hier zugetragen hatten? Nein, nicht letzteres, dafür schlief er zu friedlich. Oder war dies nur deshalb so, weil Chaos es gewohnt war, in Chaos und Schrecken zu schlafen?
"Also gut. Wir regeln dies anders."

Während Asmodi schlief, geschah viel: Etelin trug Mallahall zum Boot und legte sie hinein. Er zeichnete ein Pentagramm aus dem Dämonenblut um den schlafenden Asmodi herum. Dann nahm er Castus entgegen, winkte Zanraia zum vorläufigen Abschied und sah ihr nach, wie sie das kleine Boot von der Insel weg stakte. Die Nekromantin würde Mallahall ins Dorf bringen und vom Unfall auf der Insel berichten. Ihr Geist war nun klar genug, dass sie es den Namudus würde verdeutlichen können.
Ihre Gestalt schwand mitsamt dem Boot in den Nebeln.

Es wurde kühler, unheimlicher. Auf der Insel herrschte nun Ruhe. Ein Dämon oder Medicus – das würde sich noch zeigen – schlief in einem Pentagramm aus schwarzem Blut. Ein Bannkreis war es, der ihn aufhalten sollte, käme er Etelin zu nahe. Aufgrund des Blutes würde Asmodi ihn nicht überschreiten können. Nicht, wenn Etelin es nicht wollte.
Dieser wiegte den kleinen Castus im Arm, hoffte, das Kind würde nicht erwachen. Etelin war lange kein Vater mehr gewesen ... dafür zwischendurch zum Lich geworden. Ob er noch wusste, wie man ein Kind umsorgte? Er kannte sich vielmehr mit Leichen aus. So trat er auch an Eule heran, richtete ihre Überreste her. Sie sah immer noch schrecklich aus, der Hals verdreht und große Teile des Körpers zerfetzt. Nein, der Lich würde ihre Skelett nicht beschwören, er würde sie auch nicht als Zombie rufen.

"Ich habe bereits genug angerichtet." So wandte er sich ab und kehrte zum Pentagramm zurück. Dort hockte er sich an den Rand und wartete.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 17. Januar 2008, 16:17

<i>Schlaf Dämon schlaf, ich behüte dich. </i>

Ein Versprechen ein Schwur, der in Asmodi so etwas wie sein Urvertrauen, sofern bei Dämonen so etwas wirklich vorhanden war, stärkte. Er schlief ruhig. Sein gepeinigter Körper vermochte sich etwas zu stärken, seine Lebensgeister wurden präsenter. Auch seine Aura schien spürbarer zu sein, nun dies mochte nicht nur ein erfreuliches Zeichen sein, denn auch das dämonische Gift in ihm wurde wieder schneller in seinem Körper verteilt. Es streute sich aus, drang in jede noch so kleine Zelle ein. War allgegenwärtig.

Was würde erwachen? Ein gestärkter und Zorniger Dämon der bestimmt nicht sehr erfreut reagieren würde, wenn er seinen natürlich gezeugten Sohn, seine natürliche „Schöpfung“… in den Armen jenes Verräters erblicken würde. War sich Etelin denn bewusst, dass dieser alte Dämon nicht nur einen Groll gegen Zanraia hegte – und dies in der tragik der Geschichte gänzlich unbegründet, sondern eben auch gegen ihn. Den Meister. Den Lich. Den durch ihn selbst Gerettete.. der ihn erst an den Magierrat und nun an den dämonischen Vater selbst verraten hatte. Gegen ihn. Etelin.

Bei Asmodi schien eine grosse Prägung geschehen zu sein und obwohl selbst dieses Viech, dieses Böse, der Dämon, angesichts jener von ihm gespendeten oder erschaffenen Unschuld… Castus… So gerührt und sensibel reagiert hatte, so mochte es doch noch immer Fähig sein, in all seiner abartig- und Boshaftigkeit zu reagieren. Das Blut eines haraxischen Wesens, war schliesslich nicht zur Heilung oder Liebe erschaffen worden. Sein eigener Schöpfer wollte ihn zu seinem Ebenbild machen. Dies war seine Bestimmung gewesen. Für haraxische Verhältnisse war Asmodi, ein Ketzer, eine Abartigkeit, ein Geschwür, ein Schandfleck in der Blutlinie des Bösen… seine Identität hatte sich gewandelt, er war kein Angehöriger der „Herrscherrasse mehr“… sondern nur noch ein Weltenwandler. Weder zur einen, noch wirklich zur anderen gehörend. Er war rast und heimatlos geworden.

Solche Begebenheiten waren für ein Wesen welches solcher Gedanken kaum mächtig war, verwirrend, beängstigend und erzürnend zugleich. Asmodi war im Nichts Gefahr gelaufen sich zu vergessen. Er verlor allmählich seine dämonische Identität… und formte sich zu etwas neuem… dämonischer Vater… konnte man es nennen. Castus war wie die eigentlich unmögliche Brücke zwischen zwei Welten.

Welch Bürde sein kleiner Sohn doch in sich trug. Was hatten sie dieser Unschuld mit der Geburt denn nur angetan? Würde das Kind nicht von beiden Welten abgestossen oder gar verfolgt werden? Ein dämonisch geprägter chaostragender Säugling… in einer Welt beherrscht von Magiern und Ritter, oder aber ein Unschuldstragender, nicht erschaffener Halbdämon… in den Augen der haraxern.

Asmodeus lag da. Rührte sich nicht. Bemerkte nichts vom Weggang der Heilerin. Wie würde man sie im Dorf empfangen? Was würden sie erzählen müssen? Wie würden die Namudus auf den Todesfall reagieren? Begaben sie sich nicht… .in Gefahr. Würden sie genau so wie Etelin und Asmodeus bald „zu den Göttern gehen“ müssen?

Nun, doch da war auch noch Seelchen. Asmodeus. Der einstige stolze Medicus aus Pelgar. Auch er war Vater geworden doch wusste er dies bereits? Seine Anwesenheit war seit dem erscheinen des Dämonenvaters nicht mehr spürbar gewesen. Zu viel Seelenfeuer hatte auf ihn eingewirkt… und ihm bis ins tiefste gequält. Verzweifelt wurde Asmodeus in seinem schrecklichsten Traum gefangengehalten. Er sah seinen Sohn vor sich. Welches ihn bat, es schön zu finden… doch er sah nur das Chaos. Zanraias Chaos… als nüchterner Arzt hätte er es wohl als die isolierte krankhafte Abart ihres Geistes bezeichnet… doch dies… war sein Sohn geworden.

Was bedeutete für ihn die Vaterschaft wo er doch so an seinem eigenen „beteiligung“ zweifelte, hielt er es doch für das Erzeugnis des Dämons.

Asmodeus rührte sich. Ächzte auf, sein Körper fühlte sich träge an. Seine Augen schimmerten blau. Er legte seine Hand auf die Wunde schützte sie. Langsam versuchte er sich auf die Seite zu rollen um aufzustehen. Er schnaubte. Wirkte angespannt.

Etelin mochte sich wohl fragen: Wer erwacht da, Dämon oder Arzt…

Asmodeus wirkte beduselt. Er keuchte, sagte aber noch nichts. Drückte nur seine Hand auf die Wunde... und dann brach der Medicus in Tränen aus. Weinte. Verbarg sein Gesicht als er sich an die schreckliche Vision erinnerte.

Asmodi, schlummerte. Stärkte sich. Denn er musste Zanraia finden und die falsche Hexe die sich als sie ausgab... vernichten.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. Januar 2008, 17:26

Trüb und undurchsichtig dick wie eine gut gekochte Erbsensuppe waberte der Nebel knapp einen halben Meter über dem Wasser des Waldes Sarius. Die Stämme der Sariannenbäume, welche in dem durchfluteten Wald im kalten Nass versanken, waren unterhalb der Wasseroberfläche nicht mehr zu sehen. Das Wasser war ruhig und dunkel, ein schwarzer Spiegel.

Ebenso schwarz war das Blut, aus welchem der Lich die schützende Barriere zwischen dem Dämon Asmodi und sich selbst und dessen Sohn geschaffen hatte. Er wollte kein Risiko eingehen, wollte dieses Mal nicht versagen. Und ... er wollte noch etwas. Deshalb hockte er am Rand des gezeichneten Blutpentagrammes und wartete. Sein Gesicht zeigte es nicht, war ausdruckslos und tot wie es sich für einen Mann seines Wesens gehörte – einen Lich. Dennoch war sein Geist sehr in sich gekehrt und nachdenklich. Etelin gingen so viele Gedanken durch den Kopf, dass er es nicht einmal wagte, einen neuen zu schaffen, welcher sich fragte, ob er die bereits vorhandenen zählen sollte.

In den armen der Gestalt, die noch größer als anderthalb Meter war und dennoch für so lange Zeit solch enorme Autorität ausgestrahlt hatte, lag das Kindchen – Castus – und schlief seelenruhig. Wie der Vater – den der Lich enttäuscht hatte. Er dachte nicht nur nach, sondern machte sich bittere Vorwürfe. Er! Etelin! Vorwürfe. Er war ein Lich, ohne Gefühle!
Nein, das stimmte nicht. Das Lichherz schlug mit Gefühlen. Seine alte Familie hatte er verloren, hatte sie aufgeben und hinter sich lassen müssen, zusammen mit alten Gefühlen. Seine neue Familie ... speiste ihn mit neuen Gefühlen. Die Zeit des Lichs war vorbei. Er war nur noch Etelin.

Allerdings begann diese Phase seines neuen Seins mit einer Tat, die er sich nicht würde verzeihen können – wenn <i>er</i> sie ihm nicht verzieh. Seine roten Augen schweiften zu Asmodi hinüber. Der schlummerte.
Konnten Dämonen verzeihen? Etelin schmunzelte kurz. "Vielleicht hätten Mallahall und ich ihm dies beibringen sollen", sagte er leise und mehr zu sich selbst als zu Castus, dessen blauen Kamm er streifte. Einen Moment lang beobachtete Etelin das Kind. Keine natürliche Geburt hatte es nach Celcia geholt, dennoch war es vollends entwickelt und machte einen gesunden Eindruck. Er wusste ja nicht, dass in Castus Zanraias Chaos ruhte. Dass dieses Chaos mehr als dämonische Macht dazu beigetragen hatte, dieses kleine Leben zu formen.

Rein biologisch gesehen war Castus der Sohn von Zanraia und Asmodeus. Der Dämon spielte keine Rolle. Er war nur ein Schmarotzer im Körper des Medicus.
Nur weil sich Misteln an einer Eiche empor rankten, entstand aus dessen Frucht noch lange kein Mistelzweig. Aus Eicheln wuchsen Eichen...
Trotzdem spürte Etelin, dass auch Asmodi seinen Teil zu Castus beigetragen hatte. Chaos ruhte in dem Kind und erst jetzt, da sich Etelin allein mit ihm und Asmodi auf der Insel befand – jetzt, da Stille herrschte – spürte auch er den Hauch dämonischer Existenz in diesem Kind. Es pulsierte durch seine Adern wie Blut. Castus mochte der Begriff für Unschuld und Reinheit sein, aber selbst in ihm schlummerte Chaos. Würde es erwachen?

Würde es zu Zanraia zurückkehren? Diese Frage stellte sich Etelin nicht. Er wusste nicht, dass er sie sich hätte stellen müssen. Lediglich war ihm Zanraias klares Handeln aufgefallen, aber darauf hatte sich der kleine Mann mit den roten Augen noch keinen Reim machen können.
Es gab so vieles, über das er nachdenken musste. Und es gab noch mehr zu bereden. Er schaute auf, als sich im Innern des Pentagrammes der Körper regte. Wer erwachte dort? Dämon oder Mensch?

Etelin wartete ab, lauschte dem Ächzen und Schnauben des Mannes. Würde der Dämon es sein, der sich da bewegte, könnte er – falls noch immer im Zorn oder Wahn oder warum auch immer er Zanraia hatte angreifen wollen – nicht einmal einen Finger über die Barriere legen können. Er war an dieses Schutzsymbol gebunden mit dem eigenen schwarzen, verdorbenem Blut. Etelin hatte es erneut Kraft gekostet, jedoch keinen Schmerz. Dies war ein Ritual, ein Schutzkreis – keine nekromantische Magie, welche der Magierrat von Zyranus zum Fluch seines Nutzers gemacht hatte.

Etelin war wieder in seine Gedankenwelt abgedriftet. Einen Moment jedoch nur, denn plötzlich drang Wimmern und Weinen zu ihm durch. Der Mann im Pentagramm weinte.
"Asmodeus, beruhige dich. Mallahall lebt und wird von Zanraia gerade ins Dorf der Einheimischen gebracht. Castus und ich ... sind hier."

Etelin stockte. Dies war der Medicus, er wusste es. Asmodi weinte nicht, nicht nachdem er vorhin noch so bösartig grollend reagiert hatte. Das glaubte Etelin nicht. Er kannte seinen Schüler gut – <i>seine</i> Schüler, korrigierte er sich still in Gedanken. <b>Und Lehrer.</b> Bitter schmunzelte er.

"Wir müssen reden, aber vorher solltest auch du deinen Sohn begrüßen. Castus. Er gleicht dir aufs Haar."
Etelin zog den Stoff seines schwarzen Umhangs zurück, in dem Castus schlummerte. Das Kind musste warmgehalten werden und da Etelin kein Leinentuch besaß, blieb nur der eigene Umhang. Er selbst fröstelte nur leicht. Die hereinbrechende Nacht versprach Regen, denn dunkle Wolken türmten sich über den Wipfeln der Bäume. Aber wenigstens war es nicht mehr so frostig kalt wie vor ein paar Tagen noch.

Frostig war es nur im Innern Etelins. Irgendwie schnürte es ihm den Brustkorb zu. Gleich würde Asmodeus zu ihm herüber kommen. Den Medicus konnte er nicht aufhalten, wenn er seinen Körper beherrschte. Dieser konnte das Pentagramm überschreiten, solange Asmodi schlief.
Etwas drückte auf Etelins Herz. Gewissen oder nur Wissen? Das Wissen, dass er hätte auf seinen Schüler hören sollen. Dass er die Beschwörung niemals hätte wagen sollen. Wie würde sich das folgende Gespräch entwickeln?
Asmodeus war nicht Mallahall ... würde er verzeihen? <i>Könnte</i> er angesichts all des Schreckens verzeihen? Und selbst wenn, dann blieb immer noch der Dämon, zu dem Etelin nie eine sehr freundschaftliche Beziehung gehegt hatte.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Montag 21. Januar 2008, 00:13

Der Medicus schien am Ende seiner Kräfte angelangt zu sein. Das Seelenfeuer des Dämonenvaters hatte die seinige beinahe zerrissen. Verzweifelte Tränen rannen über seine Wangen. Er konnte sie nicht zurückhalten. Noch immer sah er ihn so deutlich vor sich. Seinen Sohn. Dieses schreckliche Antlitz welches sich ihm in der Vision offenbart hatte. Was hatte er seinem Erbe nur angetan? Wie konnte er sich überhaupt das Recht nehmen so ein Wesen zu zeugen! Wie hatte der Dämon dies tun können! „JA DU TUST JA ALLES DU BASTARD!“ Keuchte Asmodeus zu sich selbst. Gemeint war Asmodi. Doch Etelin konnte seinen Ausbruch wohl auch missdeuten und ihn auf sich beziehen. Obwohl der Medicus ihn dabei gar nicht angeschaut hatte. So nahe sich Medicus und Dämon auch gestanden hatte, nun herrschte erneut eine tiefe Kluft zwischen ihnen… und diesmal kam sie vom Mensch her. Doch er spürte dieses Viech in sich. Es war unruhig. Jetzt endlich sah der Medicus auf. Seine Tränen versiegten. Er blickte zu seinem Lehrer hin. Zum Lich. Jener Mann der den Dämonenvater doch erst beschworen hatte und so auch noch ermöglicht hatte, dass selbst dieser noch in die Nähe seines unschuldigen Sohnes geraten konnte. Zu viele dämonische Einflüsse hatte der kleine Castus bisher schon erlebt. Oh ja, er wusste dass er Castus hiess, er wusste vieles über das Geschehene. Auch wenn er physisch nicht anwesend gewesen war.

<i> "Asmodeus, beruhige dich. Mallahall lebt und wird von Zanraia gerade ins Dorf der Einheimischen gebracht. Castus und ich ... sind hier."</i> Er nahm mit gewisser Erleichterung zur Kenntnis, dass die beiden Frauen in Sicherheit waren. Langsam stand Asmodeus auf. Hielt seinen Blick gesenkt. Er spürte wie seine Hände zitterten, sein Blut kochte. Asmodi war ziemlich aktiv, rebellierte tief in ihm. Wollte die Herrschaft haben. Doch dann erblickte der Medicus den Bannkreis. Geschaffen aus seinem eigenen Blut. Er drückte seine Hand noch immer auf die Wunde an seiner Brust. Ja… darunter schlug das Herz, welches Mallahall geheilt hatte, beinahe mit letzter Kraft. Sie war wahrlich der Nachfolge ihres Meisters Adelmund würdig. Doch daran hatte ohnehin nie jemand gezweifelt… ausser sie selbst vermutlich.

<i>"Wir müssen reden, aber vorher solltest auch du deinen Sohn begrüßen. Castus. Er gleicht dir aufs Haar."</i> Ja, dies mussten sie. Reden. Asmodeus sträubte sich. Wollte er dieses Kind wirklich sehen? Er hatte das Entzücken von Asmodi gespürt, es war so überwältigend gewesen. Doch freute sich der Dämon nicht nur ab Chaos so sehr? So stark hatte er es noch nie zuvor getan. Der Medicus befürchtete das schlimmste. Würde es ihn heute schon fragen, ob es schön sei?

Er blickte auf… seine Wangen eingefallen, seine Augenhöhlen wirkten durch die pechschwarzen Ringen die sich darunter gebildet hatten noch düsterer. Seine Kleidung, blutverschmiert und zerfetzt. Der Dämon hatte gewütet. Sein Rücken schmerzte, er war tief gefallen… und hart aufgeprallt. Doch sein eigenes dämonische Gift welches in ihm hauste, dieser Schmarotzer hatte ihn davor bewahrt, einfach zerschmettert zu werden.

Und er sah…

Einen kleinen blauen Kamm, der über die Arme des Lichs lugte. Dieser Stand aufrecht, strotzte vor Lebensfreude und Energie, nicht wie jener des Vaters, der zerzaust war und blutbesudelt. Doch…

Asmodeus trat näher, bis an den Rand des Pentagramms, ehe er plötzlich innehielt. Er betrachtete seinen Sohn. Lächelte. Tränen kullerten erneut. „Ich sehe dich… du lächelst mich an… du bist wunderschön.“ Bedeutungsvolle Worte, schon so oft gesprochen, an schrecklichen Orten. Im Turm. In der Ebene… hier… sie verwandelten diese Ortschaften doch irgendwie, in etwas heiliges, unschuldiges. Der Halbdämon blickte auf. Seinem Meister entgegen. Asmodeus wirkte unruhig. Sein Dämon tobte in ihm. Wollte Etelin bespucken, ihn vernichten, zerfetzen, zerreissen. Er spürte diesen Wunsch förmlich. <b>Tritt aus dem Pentagramm Mensch!</b> Drängte ihn sein Dämon. <b>Lass mich zu ihm… und zu Castus!</b> Der Medicus sah den Lich lange an. Schweigend. Dem Dämon nicht nachgebend, er war zornig, aber erschöpft. Wie sie alle. Er blickte auf das Pentagramm. „Du fürchtest den Zorn des Dämons... mehr als den meinigen?“ Fragte der Schüler seinen Meister. War dies wirklich so? Hatte Etelin nicht mehr angst, er könnte ihm nicht verzeihen? Vom Dämon war man sich solches Verhalten schliesslich gewöhnt. „Ich kann hindurch treten nicht wahr?“ <b>TU ES ENDLICH!</b> Brüllte es in ihm. Seine Augenhöhlen rauchten Bedrohlich. „Wenn ich dich hassen würde… so würde ich diesen Schritt nun tun Etelin. Was hättest du mir entgegen zu setzen?“ Fragte er bitter. Dann schwieg er. Blieb stehen. Musterte Castus. Lächelte ihm zu. Der Anblick des Jungen tat ihm gut, obwohl es ihn besorgt stimmte, dass der Dämon auch so entzückt gewesen war. Schliesslich sah er wieder zu Etelin hin. „Auch ich… habe Fehler begangen…. Die du mir verziehen hast. Etelin.“ Begann er. „Wie du, habe auch ich schon einmal das Tor in die Dämonenwelt leichtsinnig geöffnet.“ Ja… damals in jener verhängnisvollen Nacht, welche Adelmund schliesslich das Leben gekostet hatte, und Zanraia… er mochte es nicht zu ende denken. „In diesem Punkt sind wir beide Schuldig… aber… wir müssen… lernen Etelin… und wir haben gelernt. Ich werde nicht noch einmal Tor für den Wahnsinn Asmodis sein.“ <b>ELENDIGER BASTARD! VERRÄTER! DU WILLST IHN DOCH AUCH BLUTEN SEHEN!</b> Keifte es in seinem Kopf. Asmodi war sichtlich sauer. „Asmodi wird dich töten, wenn er die Gelegenheit dazu gibt.“ Sagte der Medicus… ungewohnt nüchtern.

„Es ist nicht leicht mit einer solchen Schuld zu leben, glaube mir… ich kenne dieses Gefühl nur zu gut… ja… Gefühl…“ Er seufzte. „Schade, dass du auch diese kennen lernen musstest.“ Meinte er wahrlich bedauernd. Sein Blick schweifte zu Castus. „Asmodi mag ihn, sehnt sich nach ihm… ja giert beinahe schon.“ Meinte er besorgt. „Ich brauche dich Etelin. Allein schon um Castus willen. Du spürst es doch auch oder?“ Fragte er ihn. Trat nicht aus dem Bannkreis heraus. Asmodi könnte jeden Moment ausbrechen.

„Der Dämon ist unruhig… Etelin.“ Asmodeus – Seelchen – der Mensch- Der Medicus wirkte so unglaublich gefasst. Dafür lag seine eigene Seele beinahe brach. Doch seine Augen verrieten diesen Schmerz, den er in sich trug. Es fiel ihm schwer…. Etelin anzusehen. Denn er konnte Asmodis Zorn nur zu gut verstehen, dies machte nicht nur den Dämon, sondern auch ihn selbst Gefährlich. Würde Asmodi schliesslich alles daran setzen, dass der Mensch sich nur einmal einen Moment lang dazu hinreissen lassen würde… etwas Unüberlegtes zu tun.

Seine eigenen Gefühle... spürte er im Moment irgendwie noch nicht richtig, zu tief sass noch immer der Schock.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Dienstag 22. Januar 2008, 22:18

<i>"JA DU TUST JA ALLES, DU BASTARD!"</i> Waren diese Worte für ihn bestimmt? Etelin zweifelte daran, Asmodeus hatte ihn nicht einmal angesehen. Außerdem kamen sie vollkommen zusammenhanglos ... jedenfalls für Etelin. Hieß das, es war garnicht der Dämon, welcher da fluchte? Asmodi hätte wohl auch mehr gegrollt, diese Worte klangen schwach und dennoch so bitter. Etelin entschied sich, nichts darauf zu antworten, sondern zu beobachten. Still saß er auf dem kühlen Boden, seine Kleidung wärmte ihn und der Umhang, in den Castus gewickelt war, wärmte das Kindchen. Der schwarze Stab mit dem unheimlichen Skelett an der Spitze, in dessen Brustkorb die Finsternis waberte, lag beinahe harmlos neben Etelins linkem Schenkel im Gras. Er war bereit, ihn einzusetzen, sollte Asmodi es wagen, gefährlich zu werden.

Da trafen sich Blicke von Lehrmeister und Schüler. Es war Asmodeus, Medicus, Mensch, der seinen Meister dort anschaute. Etelin lächelte nicht, das tat er ja eher selten. Er wirkte auch nicht tatsächlich erleichtert, mehr ... angespannt.
Von seinem Platz aus atmete der kleine Mann tief durch. Jetzt war es also soweit. Er hatte sich eine Menge vorgenommen, eigentlicher Grund, weshalb Asmodeus in dem Pentagramm lag und weshalb er Zanraia angewiesen hatte, Mallahall fortzubringen. Die Lichtmaga brauchte nur Zeit und die hätte sie gar auch auf der Insel erhalten können. So aber ... wäre es besser. <b>Vielleicht verzeiht er mir auch. Nur nützt es nichts.</b> Gemeint war Asmodeus, dessen tränenfeuchtes Gesicht zu Etelin hinüber schaute und dann aufstand. Schweigend und mit gesenktem Kopf kam er bis an den Rand des Pentagrammes getreten. Dann schaute er sein Söhnchen an und lächelte.

Friedlich lag Castus in Etelins Umhang, die winzigen Hände zu Fäustchen geballt, den Mund ein Stück weit offen, die Augen dafür geschlossen. Eine einzelne Strähne des sonst aufrecht stehenden Kammes hing ihm in die Stirn. Dieses Kind hatte nichts mit Asmodeus' Träumen gemein. Es war so unglaublich niedlich. Er selbst im absoluten Kleinformat – nur dass Castus deutlich gesünder aussah: rosige Wangen, pausbackig, keine Augenringe oder Verletzungen, reine und zarte Haut.

Endlich löste Asmodeus den Blick von seinem Sohn. Es folgte langes Schweigen. In dieser Zeit waren blaue Medicus-Augen auf rote Lich-Augen gerichtet. Die Blicke kreuzten sich erneut und lange schauten sich beide nur an.
Schließlich ...

<i>"Du fürchtest den Zorn des Dämons ... mehr als den meinigen?"</i> Etelin schaute nun ebenfalls auf die mit dem schwarzen Dämonenblut gezeichneten Linien. "Nein", antwortete er. Monton. Ruhig. Wie Etelin es immer tat. "Ich fürchte, er könnte mich töten, ehe ich mit dir hatte sprechen dürfen."
<i>"Ich kann hindurch treten, nicht wahr?"</i> Etelin nickte. "Ja, und du wirst es auch tun. Ich spüre die Aura deines Dämons. Sie ist stark, er giert nach seinem – eurem – Kind ... und meiner Vernichtung. Ich werde weder ihm noch dir eure Wünsche verwehren."

<i>"Wenn ich dich hassen würde ... so würde ich diesen Schritt nun tun, Etelin. Was hättest du mir entgegen zu setzen?"</i>
Er seufzte schwer. Sein Stab lag direkt neben ihm. "Noch hast du den Schritt nicht getan." <b>Ja, was würde ich dir noch entgegensetzen? Haben Dämonen Mütter? Sind sie schlimmer noch als die Väter? Soll ich dein Leben noch mehr zerstören? Nein!</b>

Schließlich begann Asmodeus zu erklären, dass auch er Fehler begangen habe. Auch er habe Tore in den Harax geöffnet ... und dies alles sei ihm verziehen worden.

<i>"In diesem Punkt sind wir beide schuldig ... aber ... wir müssen ... lernen, Etelin ... und wir haben gelernt."</i> Ja, da hatte er Recht. Etelin hatte gelernt. Eigentlich ... hatte er abgeschlossen und Asmodeus würde dies wissen. Er selbst hatte sich so gefühlt – der menschliche Teil. Seelchen, das sich nach Adelmunds Tod verkrochen hatte. Es hatte nicht da sein wollen, nicht existieren wollen in einer Welt, in der es einen Freund getötet hatte.
Etelin war nicht einmal an diesem Punkt angelangt. Er hatte Eule getötet, durch seine Beschwörung. Mallahall war verletzt, Zanraia benahm sich seltsam.

<i>"Asmodi wird dich töten, wenn es die Gelegenheit dazu gibt."</i> Etelin nickte wieder. Er betrachtete sich Castus. "Reinheit", sagte er. "Er hat es ausgesprochen. Castus. Kein Dämon kann dieses Wort aussprechen, ohne alles zu verlieren. Asmodi kann wohl nie wieder in den Harax zurück. Es ist nur verständlich, dass er den Schuldigen dafür zerfetzen will." Er schaute auf. "Es tut mir leid. Für dich und für Asmodi. Aufrichtig leid."

Asmodeus sprach noch eine Weile auf seinen Meister ein, aber der hörte kaum hin. Sie hatten geredet, es war alles gesagt. So glaubte der Lich. Sein Blick galt dem Kindchen, welches schlief.
"Ich höre gern, dass Asmodi ihn mag. Das heißt, er wird ihm nichts antun ... hoffe ich. Ja, in Castus liegt eine Macht, ich kann sie spüren, aber ... sie ist mir vertraut. Ich kenne diese Aura. Eule spürte sie auch, kannte sie aber nicht. Wir schon, du und ich. Und Asmodi scheinbar ebenso. Wenn ich nur wüsste, welchen Ursprung sie hat."
<i>"Ich brauche dich, Etelin. Allein schon, um Castus' Willen ... Der Dämon ist unruhig."</i>

"Dann ..." Etelin legte das Kind zur Seite, vorsichtig und bedacht. Er achtete darauf, dass der Körper von allen Seiten mit dem warmen Stoff des Umhangs eingehüllt war. Schließlich drehte er sich ab, nahm seinen Stab. Der Lich erhob sich, noch immer war er der kleine Mann, wie Asmodeus ihn kannte – oder doch nicht? Etelin warf seinen Stab fort, so weit er konnte. Das gute Stück landete mit dem Fuß im Wasser und blieb wie ein einsamer dürrer Pfahl stehen. Rauch waberte um die Skelettspitze. Etelin seufzte. Sein Fuß schob sich vor, verwischte den Rand des Pentagrammes. Der Lich zerstörte seinen einzigen Schutz vor Asmodi.

"Dann lass ihn kommen", sagte er monoton.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 23. Januar 2008, 16:10

Asmodeus blickte seinen Meister traurig an als dieser zu sprechen begann. Es schmerzte den Medicus die Stimme des Lichs zu hören, denn sie war leer monoton… wie man es sich von Etelin gewohnt war - bevor sie so viel miteinander erlebt hatten. Ja, der Medicus glaubte zu wissen, dass in diesem Wesen der Gefühllosigkeit der ständigen Depression wenigstens ansatzweise und in gewissen Situationen mehr Leben und Gefühl geherrscht hatten als in manch einem Menschen. Genau dies schien nun jedoch verloren.

<b>Lass mich mit ihm… rede… ahrhrr</b> Grollte eine Stimme in ihm. Asmodis Stimme sie hatten sich wieder gefunden konnten miteinander Kommunizieren. <b>Halt die Klappe!</b> Konterte der Medicus stumm. <b>Ja… lass sie mich halten… GIB MIR DIE KONTROLLE! Du willst es auch¨! Du willst ihn auch leiden sehen und glaube ja nicht ich merke dies nicht, dass es wirklich so ist!</b> Zischte Asmodi. Der Medicus schluckte leer. Ganz unrecht hatte sein Dämon nicht, dies wussten sie beide.

Hatte Etelin auch so gedacht als er ihn, Adelmunds Leichnam in den Armen haltend, im Haus gefunden hatte? Wollte er ihn dort nicht auch am liebsten vernichten? <b>Wegen ihm ist diese Namudu tot!</b> Was interessierte dies schon den Dämon? Er sagte dies nur um Asmodeus anzustacheln um ihn wütend zu machen, oder verzweifelt es ging beiderlei er musste ihn nur dazu kriegen seine Kontrolle zu verlieren – an ihn.

Oh sein Meister klang so schwach, so ernüchtert. Er sprach von seiner eigenen Vernichtung und legte auch offen dass er damit rechnete angegriffen zu werden. Er rechnete damit? Asmodeus runzelte die Stirn. <b>Warum rechnet er damit?</b> Auch der Dämon schien dieses Detail zu interessieren. Hätte er die Kontrolle gehabt, er hätte gegrinst. <b>Glaube nicht, ich lerne nur dies was du willst Bastard!</b> Kicherte er in der dunkelsten Ecke von Asmodeus Seele.

Der Medicus wich zurück – weiter in den Bannkreis hinein, sein Schutz vor sich selbst. Doch Etelin wollte nicht mehr… er schien sich seinem Schicksal hingeben zu wollen. Asmodeus schüttelte langsam den Kopf als der Lich seinen Stock wegwarf. „N-nein… tu mir diese Schuld nicht an!“ Sagte der Mensch unsicher. Wich weiter zurück. „Bitte… tu mir das nicht an!“ Sie wussten beide was geschehen würde. Asmodi würde ihn angreifen, zerfetzen, quälen und dann die Kontrolle seinem Wirt überlassen, damit dieser die Schuld für ihn tragen musste. Er starrte fassungslos dem Stab nach wie dieser im Wasser stecken blieb. Etelins einzige Waffe, das einzige was er dem Dämon vielleicht hätte entgegenbringen können nun stand der kleine Lich alleine… blieb nur noch der Bannkreis. „TU DIES NICHT!“ Knurrte ihn der Arzt an als Etelin sich daran machte den Schutzkreis zu zerstören. „ETELIN!“ Empörte sich Asmodeus. „Nein! Handle nicht so unüberlegt!“ Der Mensch wurde nervös, unsicher, seine verschlossenen Pforten gerieten damit ins Wangen. Der Dämon rüttelte schnaubend am Schloss.

Der Medicus schaute zu Castus hin, dann wieder zu Etelin. „Wir brauchen dich! Du weisst dies doch Meister!“ Keuchte er während er weiter zurückwich.

<i> "Er hat es ausgesprochen. Castus. Kein Dämon kann dieses Wort aussprechen, ohne alles zu verlieren. Asmodi kann wohl nie wieder in den Harax zurück. Es ist nur verständlich, dass er den Schuldigen dafür zerfetzen will."</i>

Er ist selbst der schuldige! Er hat das Wort gesprochen und es könnte ein Segen für ihn sein! <b> IST ES NICHT!</b> Knurrte Asmodi der mithörte.

<b>Ich bin verstossen! Verfolgt! Ich bin ABSCHAUM für den Harax… wie könnte dies ein Segen sein Bastard!</b> Asmodeus bebte. <b>Weil du ihn hast!</b> Er deutete auf Castus. Der Dämon grollte.

<i>"Dann lass ihn kommen"</i> Asmodeus Augen weiteten sich. „N-nein.“ Sagte er kopfschüttelnd. <b>Doooooooch</b> Krächzte es in ihm. Der schwarze Qualm der stetig aus den Augenhöhlen des Halbdämons quoll wurde stärker. „n-nein!“ Wehrte sich der Medicus. Hielt seinen Schädel doch Asmodi war stark… mächtig, ihn hatte das Seelenfeuer seines Vaters genährt – den Menschen geschwächt. „NEIN!“ Schrie Asmodeus auf als der Dämon das Tor aufzustossen vermochte. "Nein! Bitte... nicht!" <b>Hehehehe</b>.

Dann grinste er. Sein Blick wurde böse. Seine Haltung animalisch. „Wieder rufst du nach mir. Doch diesmal wirst du mit deinem Ruf, deine Vernichtung einläuten!“ Grollte Asmodi. „Du bist dumm Etelin! Glaubst du ich falle auf deine Tricks rein häh? Glaubst du… ICH lerne nicht?!“ Er lachte schallend los. Raste dann auf den Lich zu – und sprang über ihn hinweg zu Castus. Den zerstörten Bannkreis liess er ungehindert hinter sich. Er kauerte vor dem Kind, nahm es in seinen Arm. „Castus…“ Der Dämon lächelte. Er schnupperte an seinem Sohn, sog diesen herrlichen Duft von Zanraia – von Chaos in sich auf. Er ging äusserst behutsam mit seinem Sohn um. Seinem Erbe. Er würde seinen Sohn zum König des Chaos formen. Er wusste, seine Bestimmung war es aus dem Harax in diese Welt zu gelangen... um sie zu unterjochen. „Jaa…. Es wird sich verbreiten auf dieser Welt…“ Das Chaos. Er wandte sich dem Lich zu. Grinste ihn hämisch an. Den Sohn in seinen Armen haltend bewegte er sich auf seinen Meister zu. „Jetzt… wirst du leiden Etelin… Leidern… und sterben.“

Asmodi hatte sich gelernt abzusichern. Sein Sohn… war Geisel? Schutzpfand? Er misstraute Etelins Handlungen. Er witterte eine Finte. „Oh Etelin… du unterschätzt mich.“ Grinste der Dämon und drückte seinen Sohn an seine Blutende Brust. Seine linke Pranke begann zu glühen. Blaues Feuer entfachte. „Dein sterben wird bis zum Morgengrauen gehen.“ Versprach ihm der Dämon. Dann schleuderte er seinen ersten Feuerball nach ihm.

Der Medicus versuchte gegen die Wut des Dämons anzukommen. Versuchte seine Kontrolle wieder zu finden.
Doch ab dem Hass des Dämons, erschien dies beinahe zwecklos.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Mittwoch 23. Januar 2008, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 24. Januar 2008, 18:14

Etelin schaute Asmodeus an, sah ihm direkt in die Augen. Seine schreckgeweiteten Augen, als der Medicus fast panisch vor Entsetzen zurück wich. Er wollte wohl nicht glauben, was er da hörte. Etelin, sein Meister, gab auf? Er akzeptierte den Hass, der sich auf ihn richtete und würde eine Strafe entgegen nehmen, die aus diesem Hass geboren war? Asmodeus könnte Etelin wohl niemals das antun, was der Dämon in seinem Innersten so sehnlich wünschte. Er wollte ihn verletzen und seinen Hass mit aller Kraft auf den kleinen Mann niedersausen lassen – ihn vernichten.
Und Etelin wusste dies, wehrte sich aber nicht?!

<i>"N-nein ... tu mir diese Schuld nicht an! Bitte ... tu mir das nicht an!"</i> Leer schauten die roten Lich-Augen in den Schutzkreis, in dem der Medicus stand. Etelin schüttelte den Kopf, lächelte matt. "Es ist nicht deine Schuld. Es ist die meine. Ich hätte auf dich hören sollen, mein Schüler."
<i>"TU DIES NICHT! ETELIN! Nein! Handle nicht so unüberlegt!"</i>
"Ich hatte viel Zeit, mich für diesen Weg zu entscheiden. Es tut mir aufrichtig Leid und damit meine ich alles, Asmodeus. Es tut mir leid, dir so viel Leid zugefügt zu haben, angefangen mit der Bannung Asmodis. Sie war der Auslöser für all diese schrecklichen Ereignisse in deinem Leben, durch meine Hand."
Sein Vortrag klang so bitter, so ernüchternd und monoton gesprochen. Es war bedrückend, erschütternd, denn irgendwo hatte Etelin Recht. Nun, nicht alle Schuld lastete auf seinen Schultern. Er konnte schließlich nichts dafür, dass Asmodi sich den Medicus als Wirt gesucht hatte. Wäre dieser Unfall damals nicht geschehen, hätten sich die beiden – Lich und Medicus – vermutlich nie kennengelernt, denn das Leben des Letzteren wäre schon längst vorüber gewesen. Dämonische Kraft versorgte den Körper und ließ ihn länger leben – oder langsamer altern, denn Dämonen mochten es wohl überhaupt nicht gern hören, wenn man ihnen sagte, dass sie Menschenleben verlängerten, indem sie sich wie Schmarotzer in deren Körpern einnisteten.

<i>"Wir brauchen dich! Du weiß dies doch, Meister!"</i>
Etelin schüttelte erneut den Kopf. "Nicht Meister, nur noch Etelin für dich." Und dann breitete Etelin die Arme aus, dass die Ärmel seines Gewandes weit hinabhingen und der Wind sich ins Innere verlor. Er fegte hindurch wie durch einen schwarzen Tunnel und ließ sogar den Lich leicht frösteln. Aber lag dies wirklich am Wind? So kalt wie vor ein paar Tagen war es doch nicht mehr. Sein bevorstehendes Ende verursachte eine Gänsehaut ...

Asmodeus wollte nicht, dass dies geschah. Er wich weiter zurück, verneinte immer wieder, was er vermutlich nicht mehr würde verhindern können. Asmodi drängte nach draußen. Irgendwann würde er ausbrechen, vor allem jetzt, da der Schutzkreis zerstört war. Er würde sich Etelin holen und ihn vernichten.
Da brach er durch, grinste Etelin aus seiner Finsternis heraus an. Sein Rücken krümmte sich etwas wie bei einem übergroßen Tier, das sich auf zwei Beine aufgerichtet hatte und gedungen, aber gefährlich da stand.

Etelin hielt seinem Blick und dem Grinsen stand. Die Arme noch immer ausgebreitet wartete er.
<i>"Du bist dumm, Etelin! Glaubst du, ich falle auf deine Tricks rein, häh? Glaubst du ... ICH lerne nicht?!"</i> Sein Lachen hallte durch die hereingebrochene Nacht. Irgendwo raschelte es in den Zweigen. Aus dem die Insel umgebenden Wasser platschte es.
Die letzten Geräusche für Etelin, den Lich? Asmodi raste auf ihn los, geifernd.
Doch nein ... der Gevatter war nicht anwesend. Etelin hätte ihn gesehen. Er war nicht hier.
Asmodi sprang mit einem einzigen Satz über den Lich hinweg – nun, bei einem Mann seiner Größe sicher auch für einen einfachen sportlichen Menschen kein Problem – und landete dicht bei Castus. Das Kind erwachte durch den Aufprall seines Vaters und zeigte ihm neugierige blaue Augen, die die Welt musterten. Was hatte ihn geweckt? Castus blinzelte.

<i>"Castus ..."</i> Das Kind betrachtete das Lächeln im Gesicht seines Vaters – des Dämons. Es guckte nur. Ein so kleines Wesen war selten in der Lage, wirklich mehr zu tun. So schaute es auch, als Asmodi seinen Sohn beschnupperte.
Es guckte auch, als Asmodi das Kind vom Boden hob und vor sich im Arm hielt. Lebendes, kleines, unschuldiges Schutzschild. Sein großer Trumpf. Etelin würde dem Kind nichts antun, so könnte er auch in keinster Weise gegen Asmodi vorgehen. Er grinste überlegen.

Etelin drehte sich um und empfing dieses Grinsen. Seine Augen sahen traurig auf das Kind.
"Ist das alles, was für dich zählt? Dein Kind als Schutzschild zu verwenden? Bedeutet es dir sonst nichts?" Etelin erinnerte sich an seine eigene Familie, an seinen Sohn. An den Schmerz, der mit dem Verlust seines Nachkommens aufgekeimt war.
"Welch dumme Frage, nicht wahr? Ja, dir hat nie irgendetwas bedeutet. Und jetzt nicht einmal mehr Zanraia oder dein Sohn."
<i>"Jetzt ... wirst du leiden, Etelin ... Leiden ... und sterben."</i>
Der Lich seufzte. Auf diesen Moment hatte er ja nur gewartet. "Bringen wir es hinter uns, aber dreh sein Gesicht ab. Er muss das nicht sehen." Etelin wollte dem jungen Leben nicht auch noch mit seinem Tod die Unschuld aus den Augen reißen.

<i>"Dein Sterben wird bis zum Morgengrauen gehen."</i> Blaues Feuer schoss aus der klauenartigen Hand des Dämons und traf Etelin mit voller Wucht. Den Lich schleuderte es ein ganzes Stück nach hinten. Von blauem Feuer umlodert lag er da, verbrannte nicht. Der Körper jedenfalls nicht. Das Feuer fraß sich in seine Seele. Etelin keuchte.

Es schmerzte.

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<i>Etelin schaute auf. Er stand in seinem Studierzimmer, sein gutes altes Zimmer. Überall lagen Pergamente herum und Bücher. Alles stapelte sich, denn er konnte es nirgends mehr unterbringen. Die Regale und Schränken platzten aus allen Nähten, so vollgestopft waren sie mit Schriften über die Magie-Arten Celcias. Er erinnerte sich und lächelte. Ja! So viele Schriften und er hatte gerade besonderes Interesse für die Nekromantie entwickelt, nachdem er sein Studium der Ritualmagie abgebrochen hatte. Dämonen wollte Etelin nicht beschwören.
"Zu gefährlich", sagte er und schaute aus dem kleinen verstaubten Fenster in den Garten. Dort spielten ein Junge und ein Mädchen fangen. Er lächelte wieder. Seine Kinder, sein Ein und Alles. Doch dann verdunkelte sich die Szenerie ...

"Es reicht mir!", keifte seine Frau ihn an. "Du interessierst dich nur noch für deine Bücher! Für uns hast du gar keine Zeit mehr!"
"Liebste, bitte, der Magierrat nimmt mich derzeit ..."
"Papperlapapp, der Magierrat! Wenn du dich durchsetzen würdest, dann bekämst auch du hin und wieder einen freien Tag! Aber selbst wenn es so ist, verbringst du diesen nur noch in der Kammer oder auf dem Friedhof! Während du dich mit den Toten beschäftigst, rauscht das Leben an dir vobei, Etelin. Das Leben! Deines wird in Zukunft ohne mich und die Kinder stattfinden. Ich verlasse dich!"
"Nein ... Nein, Arella, tu mir das nicht an! Ich brauche dich, das weißt du doch! Und die Kinder brauchen ihren Vater!"
"Nein. Sie brauchen <i>einen</i> Vater. Der ihre ist ja nie für sie da!"
Und dann krachte es, eine Tür fiel ins Schloss. Etelin stand allein da. Die Farbe wich aus der Umgebung, alles wurde schwarz. Etelin stand auf einem Friedhof, an einem Baum lehnte sein Stab.
<b>Für dich gibt es keinen anderen Weg mehr ... Lich.</b>
Es hatte nie einen anderen Weg gegeben.

Etelin schaute auf und sah Mallahall, Zanraia und Asmodeus. Er lächelte. "Meine ... Freunde." Doch sie schauten finster, bitter. Mallahall trug ein gewaltiges Tränensteinchen um den Hals, es war so riesig. "Dies ist deine Schuld, Etelin. Wir alle tragen sie. Es ist deine Schuld, du hast unsere Leben zerstört." Und sie legte die Kette auch noch um Asmodeus' und Zanraias Hälse.
"Warum tust du uns das an?", fragte sein Schüler. "Warum machst du es uns so schwer?"
Schwer machen? Er verstand nicht.</i>
--------------------------------------------------------------------------------------------

Aber es schmerzte.

Es brannte im Herzen, so tief. Das Seelenfeuer fand im Lich so viel Nahrung, an der er sich laben konnte. So viele Schuld...gefühle. Ja, Gefühle. Etelin hatte sie nie verloren, nur anders ausgelebt. Finster, voll Trauer und Verbitterung. Voll Reue für Taten, die nicht rückgängig gemacht werden konnten.
Das Feuer brannte.

Und dann stach es. Der Schmerz im Herzen war fast nicht mehr auszuhalten.
Asmodis Herz pochte wild. Es stach und es brannte auch in ihm.


<u>Zur gleichen Zeit ...</u>

Die Namudus hockten um Mallahalls Bett herum und betrachteten die verletzte Lichtmaga. Nuka Koeka, die Anführerin redete etwas abseits mit Zanraia. Diese schaute immer wieder sorgenvoll aus dem Fenster.
"Er hat die Eule getötet. Es war ein Unfall", sagte die Rothaarige. Nuka schwieg darauf. Sie stand vor einer schweren Entscheidung und musste nun all ihre Schlauheit anwenden, für die sie bei den Namudus so hoch angesehen wurde. Was sollte sie tun? Wie sollte sie entscheiden?
Es hatte einen Mord gegeben. Ein Dämon hatte die alte Heilerin getötet. Wer war Schuld? Der Dämon selbst? Der Lich? Die Namudus, weil sie Blauhaar hatten in ihr Dorf bringen lassen? Nein, den traf wenig Schuld. Er war wie der Zweig eines Baumes, an dem der verdorbene Apfel hing. Er brachte das ganze zwar ins Rollen, indem er den Apfel fallen ließ, aber er konnte nichts für die Bauchschmerzen, die der Dumme bekam, der den Apfel aß.
Nuka Koeka seufzte. Zanraia hatte ihr noch nicht die ganze Geschichte erzählen können. Dass Mallahall versorgt wurde, war zunächst wichtiger. Gut, dass Eule nicht die einzige Heilkundige im Dorf war. Sicher die beste, aber nicht die einzige. Nuka Koeka seufzte. Dann schaute sie wieder Zanraia an. Diese krümmte sich und schrie. Was war das, was geschah mit der Frau?
"Mein Herz schmerzt", keuchte Zanraia und fiel von dem kleinen Hocker aus Holz, wand sich krampfend am Boden ...


<i>Asmodi verliert 3% seiner Lebensenergie durch Herzschmerzen</i>

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Freitag 25. Januar 2008, 18:51

Sein Feuer züngelte in seiner Pranke als der Lich sich doch noch zu Wort meldete. „Oh deine Stimme klingt so schwach… so erbärmlich gebrochen Lich. Dein Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Versagen. Doch von dieser Schande werde ich die Welt heute befreien!“ Unterbrach er seinen Meister – und den Freund des Medici böse.
Er hielt seinen Sohn dicht bei seiner Brust. Wahrlich wie ein Schild.

<i>"Ist das alles, was für dich zählt? Dein Kind als Schutzschild zu verwenden? Bedeutet es dir sonst nichts?"</i> Asmodi grollte. Kicherte. „Oh… du weisst gar nichts kranker kleiner Lich.“ Natürlich nicht, wie konnte so ein totes Wesen auch seinem chaotischen Genie folgen? Asmodi schien berauscht zu sein von dieser schlechten Aura die hier auf der Insel herrschte. Berauscht auch von dem stetigen herrlichen Duft der von Castus ausging. Doch der Dämon spürte auch etwas anderes… etwas verwirrendes, obwohl es so Instinktiv kam. Er hatte nämlich stets den Impuls sich umzusehen. Er glaubte Zanraia unmittelbar in seiner Nähe zu wissen… doch sie war nicht da. Sein grosser Wehrmutstropfen, doch auch diesen würde er ausmerzen.

<i> "Welch dumme Frage, nicht wahr?“</i> Ungezügelt wie Asmodi war nickte dieser zustimmen. Breit grinsend. Er schnaubte vor sich her. Hielt Castus fest im Griff. <i>“Ja, dir hat nie irgendetwas bedeutet. Und jetzt nicht einmal mehr Zanraia oder dein Sohn."</i> Asmodi legte seinen Kopf schief. Tat ihm hier der Lich nicht unrecht? Vielleicht, doch war sich dies das haraxsche Wesen selbst überhaupt bewusst? Asmodi hatte einige Male aussergewöhnliche Verhaltensweisen aufgezeigt die vermuten liessen, dass er doch eine gewisse Sensibilität in sich trug. Auch jetzt zeigte sich diese Auffälligkeit. Denn Asmodi begann düster zu grollen. Schnaubte wütend. „WAGE ES NICHT IHREN NAMEN IN DEINEN DRECKIGEN MUND ZU NEHMEN LICH!“ Donnerte er auf ihn ein. Man mochte sein Gebrüll weit in die Ferne hören. „DU hast sie mir gestohlen!“ Keifte er ihn an. „Dafür… wirst du nun bestraft Bastard!“ Sein Seelenfeuer flammte auf. Er holte aus.

<i> "Bringen wir es hinter uns, aber dreh sein Gesicht ab. Er muss das nicht sehen."</i> Sein loderndes Dunkles in seinen Augenhöhlen richtete sich gänzlich auf die kleinen roten Augen des Lichs.
Asmodi drehte den Kopf von Castus… auf Etelin zu.

Der Dämon lachte schallend auf. „Nein… er wird sehen welche Macht auch in ihm wohnt! MEIN Sohn… mein Stolz!“ Geiferte er dem Lich entgegen. Kindererziehung schien für Asmodi Dämonensache zu sein. „Dies ist keine Schöpfung… dies ist MEIN Erbe! Ich werde ihn nach meinem Vorbild formen, ihn mächtiger machen. Er wird die neue Geissel dieses Landes werden!“ Verkündete der alte Dämon grossspurig. Grinste dabei breit und blickte seinen Sohn wieder an. „Ja… du wirst… ein Herrscher werden und dieses schwächliche Geschlecht unterjochen. Du bist kein Schmarotzer du bist dein eigener Wirt… eine reine dämonisch geprägte Rasse.“ Nun er schien sich wirklich sehr mit seinem Sohn verbunden zu fühlen. Viel enger als man es von anderen Dämonen kannte. Dies war Ausdruck chaotischer dämonischer Liebe. Etwas… wahrlich seltsames und unheimliches. Er strich ihm über seinen blauen Kamm. Schmunzelte. Blickte seinen Meister kühl an. Schwarzer Rauch qualmte kräftig. Der Dämon war erstarkt, hatte sich erholt. Nun war er wohl gefährlicher als nie zuvor. Etelin wusste schliesslich zu was dieses Viech in der Lage war.

Asmodi grinste böse als sein Feuer den Lich traf und ihn zurückschleuderte, niederschmetterte. Asmodi trat mit seinem Sohn näher. Langsam. Die Nacht würde noch lange andauern, das Spiel hatte erst begonnen. Wie die Katzenmutter erst ihre Beute schwächte um sie dann ihren Sprösslingen als „Übungsobjekt“ vorzuwerfen handelte auch der Dämon. Geradezu animalisch verfolgte er das Ziel dem jungen Leben – das Morden beizubringen.

„Siehst du Sohn.“ Grinste der Vater. „Du nimmst Leben. Es bedeutet nichts, nicht ihres. Nur unseres. Unsere Art soll erhalten bleiben, dies hier.“ Er deutete auf Etelin. „Ist nur niederes Gewürm.“

Das Feuer brannte. „Ich werde dich in seinem Blut baden lassen!“
Er genoss es dabei zuzusehen wie es sich tief in dessen Seele frass und nach seiner Schuld lechzte und sich daran Labte, denn es war deren so viel da. Ein riesiger Schuldberg der gerade dazu einlud in Flammen aufzugehen und brennend zu Schmerzen, diese Persönlichkeit zu vernichten. Langsam aber ungnädig grausam.

Der Dämon trat mit einem Fuss auf den Lich drauf. Drückte ihm unangenehm gegen sein Brustbein. „Das Atmen fällt dir Schwer unter der Last deines verfluchten durchlöcherten Herzens wo selbst deine eigene Familie keinen Halt mehr gefunden hatte… nicht wahr Etelin? Du hättest mich bannen sollen als du die Möglichkeit dazu gehabt hättest. Du hättest mich diesem verfluchten Magierrat überlassen sollen… nun aber… wird auf dem von deinem Blut getränkten Boden ein neues Herrschergeschlecht entstehen.“ Er lachte auf. „Ich werde dafür sorgen, dass alle kommenden und bestehenden Generationen von Familien die ich und mein Sohn von dieser Welt fegen werden kurz vor ihrem Tode noch zu hören bekommen, dass allein Meister Etelin… dies alles zugelassen hatte. Meister Etelin der an einen schwächlichen Medicus geglaubt hat!“

Asmodi fühlte sich siegessicher. Der Medicus sträubte sich tief in ihm. Verfluchte ihn, beschimpfte ihn. Doch dessen Wut und Verzweiflung, trieb das dämonische nur weiter an – näherte es.

Doch plötzlich zuckte Asmodi zusammen. Gab einen kurzen erstickenden Ächzer von sich als er spürte wie es in seinem Herzen stach. Es verwirrte ihn. Doch dann blickte er böse auf den Lich hinab. „WAS TUST DU DA?!“ Er stand mit seinem Fuss auf dessen Kehle. Verlagerte sein Gewicht darauf. „Hör gut hin…arg…Sohn… hör hin wie ein Lich seine letzten Atemzüge röchelt. Doch dann schien er es sich anders zu überlegen. Asmodi war ja in der Wahl seiner Quälereien ziemlich sprunghaft. Er kniete sich auf den kleinen Lichkörper drauf. Hielt in seiner Linken den Sohn und mit seiner rechten Pranke holte er aus. „Erst werde ich dir die Haut vom Gesicht schaben und dir dann die Augen ausstecken ehe ich dich erwürge!“ Grollte er und schlug mit seiner zur Kralle verformten Pranke zu.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Samstag 26. Januar 2008, 22:21

Das letzte, was Etelin gesehen hatte, bevor ein blauer Feuerball auf ihn zuschoss und ihn niederriss, waren zwei kleine blaue Kugeln – Castus' Augen, die neugierig die Szene musterten. Asmodi hatte das Gesicht des Kindes nicht weggedreht, sondern richtete das Köpfchen auf Etelin aus, der nun am Boden lag und sich gequält unter den Seelenflammen wand. Und das erste, was der Lich nach dieser Tortur wieder erblickte, waren erneut Castus' Augen.

Das Feuer spiegelte sich in den Augen des Kindes und leuchtete so erhaben Blau wie der aufrecht stehende Haarschopf. Asmodis Sohn betrachtete sich alles genau.
<i>"Siehst du, Sohn. Du nimmst Leben. Es bedeutet nichts, nicht ihres. Nur unseres. Unsere Art soll erhalten bleiben, dies hier ist nur niederes Gewürm."</i>

Ja, die Art sollte nicht aussterben. Sollte erhalten bleiben. Oh, Asmodi behielt so Recht, doch anders als er dachte. Wie verstrickt das Leben doch sein konnte.
Gevatter Tod und seine weiße Schwester standen auf der anderen Uferseite. Tod wandelte seine Form, aus dem Schädel unter der schwarzen Kapuze wurde das Gesicht eines trotzigen pubertären Jungen. Und dieser Bengel verzog schmollend den Mund – einziger Grund, warum der Gevatter dieses Gesicht annahm; blanke Schädel besaßen keine Lippen, die man trotzig nach vorn schieben konnte. <i>Schon wieder. Als hätte ich nichts Besseres zu tun, liebe Schwester.</i> Er war verärgert. Ja, auch der Tod konnte Ärger empfinden und derzeit wuchs dieser Ärger mit jeder Minute, die auf Celcia verging. Er war jetzt so oft wieder zu diesem Flecken zurückgekehrt, dass er aufgehört hatte zu zählen. Und jedes Mal begleitete ihn Leben, seine Schwester. Die beiden waren das Ende und der Anfang von allem, dennoch spielten sie niemals Schicksal. Dafür waren Götter und Zufälle zuständig. So wussten sie nicht, ob auf dieser Insel demnächst tatsächlich noch jemand den Tod finden würde. Sie konnten sich nur bereit halten und abwarten.
<i>Sterbliche ...
Mein lieber Bruder, bitte beende deinen Groll. Es ist deine Pflicht, hier zu sein. So schweig still und warte ab. Die Sterblichen sind unschuldig. Lass uns lieber über die haraxische Wesenheit sprechen.
Was gibt es da zu besprechen? Er kann nicht sterben, nur vernichtet werden. Wir sollten nicht über Sterbliche reden.
Über diesen da schon. Denn wenn Etelin stirbt, könnte es sein, dass ihm weitere folgen werden. Du weißt das doch am besten, lieber Gevatter.
Ja, und selbst wenn du mir als "der Seelenernter" nicht glauben magst, ich hoffe doch sehr, dass ich <b>diese</b> Seelen nicht mitnehmen muss.
Zwei Seelen, nur zwei. Zanraia und Asmodeus sind stark. Die Frau in der Blüte ihres Lebens, der Mann gespeist von dämonischer Kraft. Nur Etelin ist alt und ... junge Herzen haben noch nicht lange genug schlagen können, um diesen Schmerz zu ertragen.</i>

Leben würde Recht behalten, denn wer wusste mehr über das Leben als sie selbst? Und sie war sich der Verstrickungen bewusst, die schon lange zwischen Asmodeus, Asmodi, Zanraia und Etelin herrschten – und nun auch zwischen ihnen und Castus.
Der Dämon hatte sich verrechnet, erinnerte sich nicht mehr an diese eine so entscheidende Schlüsselszene. Oder er dachte im Moment nicht darüber nach. Merkte er es denn nicht, jedes Mal, wenn sein Herz ihm einen Stich verpasste? Ihm, Zanraia weit entfernt und Etelin, der unter seinen Knien lag? Und ...?

Nein, er bemerkte nichts, kniete auf dem kleinen Lich-Körper und verspottete ihn. Erinnerte ihn an die Fehler, die er begangen hatte und welche sich wie ein roter Faden stetig durch sein Leben zogen. Wo war die Schere, diesen Faden endlich zu durchtrennen und gemachte Fehler in der Vergangenheit ruhen zu lassen?
Etelin keuchte. Er konnte kaum atmen, sein Schüler war schwer. Aber viel schwerer war sein Herz. Es drückte sich an die Brust, wollte zerspringen oder aufhören zu schlagen. So schwer wog es.

Etelin wusste ja um seine Fehler. Der Dämon brauchte sie ihm nicht noch zusätzlich vorhalten, er hatte sie alle im blauen Feuer gesehen. Hatte sie noch einmal erlebt. Derzeit waren seine Visionen allerdings schwarz ... und kalt. Er schlotterte, so kalt war ihm. Wie konnte man mitten im Feuer liegend erfrieren? Aber Etelin fror, ihm war frostig. Der Raum ... die Zelle, in die der Magierrat damals seinen Schüler eingesperrt hatte, sie war so entsetzlich kalt. Als wäre sie der Welt entrückt. Und Etelin tat es unendlich leid, den Medicus dort hineingebracht zu haben. Er machte die Fehler und sein Schüler, den er wie einen zweiten Sohn ansah, durfte sie ausbaden.

Tränen schimmerten in den Augenwinkeln. Das Bild des kleinen Castus verschwamm vor Etelins Augen, so blickte er gequält in den Himmel hinauf. Da rannen die Tränen aus dem flackernden Rot und suchten sich einen Weg über fahle Wangen hinein in aschefarbenes Haar.

Er ... der Lich ... machte Fehler.
Asmodi ... der Dämon ... nutzte diese Fehler, um zu erstarken.
Asmodeus ... der Schüler ... musste für die Fehler gerade stehen.
Und Zanraia ... kleiner Schlüssel ... glättete die Wogen dieses Ozeans, in dem alle anderen zu ertrinken drohten.

Ja, Zanraia war es, die immer wieder für ein Licht sorgte, wo sonst nur Finsternis war. Sie hatte Asmodeus aus dem Nichtssein geholt. Sie hatte ihn aus der Zelle des Magierrates gerettet. Sie ... hatte dem Dämon das Lieben beigebracht und ...

<i>... für sie hat er seine Liebe in Etelins Herz gegeben, um es zu speisen</i>, sprach Leben, lächelte zur Insel hinüber.
<i>Ja, Schwester. Aber der Dämon war es nicht allein, sondern auch Zanraia. So haben sich beide mit Etelins Herzen verbunden. Ihre Schicksale sind fest verwoben durch Liebe.
Und Chaos, vergiss das nicht. In Asmodi und Zanraia steckte Chaos. Auch aus diesem Element lässt sich speisen, so gaben sie neben Liebe auch Chaos in das Lich-Herz.</i>
Gevatter Tod und Leben schauten zur Insel. Ihre ewigen, zeitlosen Blicke galten dem Chaos – in Asmodis Armen. Castus.

Herzen stachen. Der Schmerz verteilte sich unter jenen, die verbunden waren. Jene, die ihr Schicksal verflochten hatten. Zanraia erging es hier noch am besten. Sie war unter Menschen, die sich um sie kümmern würden.
Das Dämonenherz kannte Schmerzen. Asmodi würde es ertragen, auch wenn er Etelin fassungslos anstarrte und ihn anbrüllte. Vermutlich hielt er es für einen letzten verzweifelten Akt des Lichs, sein Leben zu retten. Einen Zauber oder eine List. Aber nein ... er selbst hatte es sich so ausgesucht. Er selbst hatte sich diesen Schmerz geschenkt, indem er aus Liebe zu Zanraia gehandelt hatte.

<i>"Hör gut hin ... arg ... Sohn ... hör hin wie ein Lich seine letzten Atemzüge röchelt."</i> Aus blanker Wut und Hass heraus hob Asmodi im letzten Moment jedoch seine Pranke. Etelin würde nicht erwürgt werden, noch nicht. Ratsch! Da brannten fünf Striemen auf seinem Gesicht. Das Blut hob sich kontrastreich zur fahlen Wange ab. Etelin keuchte auf. Der Schlag brannte.
Asmodi ergötzte sich wohl am Schmerz des Mannes, vermutlich so sehr, dass er jetzt erst dem Zappeln seines Sohnes gewahr wurde.

Und wieder stach das Herz.
"Arrrgghhh", keuchte Etelin und warf gepeinigt den Kopf zur Seite.
"Ahhhh", schrie Zanraia bei den Namudus, die sie bereits zu einem anderen Heiler des Dorfes brachten.
Und ...
"WuuuääääähhhhhHHHHHHÄÄÄÄÄHHHHHH!!!", plärrte Castus herzzerreißend auf. Ja, das Herz. Sein kleines Säuglingsherz, das nun erste Bekanntschaft mit etwas im Leben machte, was nicht aufregend und Neugier erweckend war, sondern einfach nur weh tat. Stechen. Schmerz. Pein. Castus weinte, zappelte und wand sich in Asmodis Armen. Aus den blauen Augen kullerten dicke Tränen und krampfartig krümmte sich der winzige Körper unter der Pein zusammen, die er nun ertragen musste.

Ertragen, weil er aus Liebe und Chaos entstanden war. Elemente, mit denen ein Lich-Herz gespeist worden war. Pein, die nun alle Bündnisträger teilen mussten.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 27. Januar 2008, 01:57

Asmodi keifte den Lich immer wieder an, bespuckte ihn in seinem Eifer. Dieser Elendige Bastard führte irgend einen Zauber! Sein Herz schmerzte schliesslich. Der Dämon knurrte dass es einem durch Mark und Bein gehen konnte, selbst ein erfahrener Dämonenkenner würde wohl bei diesem grollenden Laut nicht mehr die Ruhe bewahren können. Sein Gesicht zu einer grässlichen – jedoch geniessenden Fratze verzogen, zeigte er ihm nun wahrlich wieder WER er war. Er hatte seine Identität wieder gefunden welche er im Nichts verloren geglaubt hatte. Jetzt wo er wusste wie er gar seinen Vater bezwingen konnte – und mit Castus Hilfe gar vielleicht in der Lage war den Harax zu Unterjochen schien ihn nichts mehr aufhalten zu können… ausser er selbst vielleicht. Asmodi war die Ausgeburt der Selbstüberschätzung. Der Medicus spürte den drohenden Infarkt schon längst, doch er warnte seinen Schmarotzer nicht vor. Er wollte dass dieser wütende Geist zur Ruhe gezwungen werden würde, damit er selbst die Kontrolle wieder an sich reissen könnte. Er musste es schaffen, denn sein Meister bedurfte dringend seiner Hilfe… nicht als Arzt. Sondern Freund. Er wusste dass er nicht dessen Körper wiederbeleben musste, sondern seine Seele. Einst war er es doch gewesen der ihn angewiesen hatte sich nicht von der Schuld überwältigen zu lassen, nun lag es an dem Schüler seinen Meister an die eigenen Lektionen zu erinnern.

Da schmetterte er seine Pranke nieder und kratzte dem Lich über die Haut, teilte sie, trieb tiefe Furchen in sie welche sich sofort mit Blut füllten. „Ich werde so viele Furchen in dich Schlagen bis du zusehen kannst wie dein schändliches altes Blut aus deinem vermaledeiten Körper rinnt!“ Lachte der Dämon grinsend. „Riechst du es Sohn? Riechst du den Tod der sterblichen? Er ist hier! Ganz Nah… ist gekommen um diesen Bastard hier zu holen!“ Lachte er. Asmodi konnte den Gevatter nicht sehen, da er gar nicht hinschaute. Dennoch spürte er seine Anwesenheit instinktiv.

„Du bist schwach – das bist du nicht immer gewesen doch du bist es geworden!“ Spottete Asmodi. „Doch deine Erkenntnis kommt zu spät! HEHEHEH!“ Kicherte er böse vor sich her und drückte ihm wieder seine Pranke ins Gesicht, verteilte das Blut, roch daran als wäre es ein edles Parfum. „Nun mache ich dich zu dem was du schon immer gewesen bist! Zu einer ausgehöhlten Hülle! Zerfressen von deinem eigenen Versagen und wenn ich mit dir fertig bin… dann rotte ich dieses elendige Dorf von Baumliebhabern aus! Soll Eule mit ihrer Prophezeiung recht behalten!“ Lachte er bitterböse. Oh ja, Leben hatte Recht. Auch Chaos konnte speisen und hier herrschte gerade so viel davon, Asmodi trug es ja direkt an seinem offen gekratzten Herzen, welches unerbittlich stach. Doch der alte Dämon ignorierte den Schmerz, er kannte ihn… liebte ihn. Dieser Schmerz war nichts was ihn aufhalten konnte. Denn er hasste diesen Körper noch immer. Wie er so ziemlich alles auf dieser Welt hassen konnte. Ausser Castus… Zanraia… und vielleicht Mallahall, da konnte man sich ja inzwischen nicht mehr sicher sein.

Doch was er neben dem Magierrat am meisten Hasste, lag nun vor ihm und wand sich. Er hob seine Pranke wieder um sein teuflisches Werk weiter zu führen. In seiner Brutalität ähnelte er seinem Vater beängstigend stark. Auch in seiner Überheblichkeit, denn der Dämon verhielt sich so als gäbe es über seinem Kopf nichts mehr ausser vielleicht der Himmel.

Asmodi hatte sich in letzter Zeit sicherlich oftmals sehr untypisch für einen Dämon verhalten, doch dies änderte nichts an der Tatsache, dass er einer war und im Moment… „blühte“ er in seiner ureigenen Wesensart wieder richtig auf. Wie damals, als er Mallahall das Reagenz ins Gesicht geschmettert hatte. Es war so furchtbar, wie er mit seinen „Freunden“ umging. Wieder zielte die Klaue auf die Haut des Lichs…

Doch noch bevor sie auf seinem Gesicht auftraf folgte ein Schrei.

Asmodi riss seine Augen auf als sein Herz erneut zusammenkrampfte, doch nicht nur seins… sondern auch jenes des Lichs und seines Sohnes. Castus zappelte. Begann zu weinen. Er starrte seinen Sohn sichtlich irritiert an. Verstand ein Dämon den Schmerz seines Sohnes? Asmodi schien verwirrt. War er auch, denn diesen Schmerz kannte er nicht… er liebte ihn nicht… er hasste ihn nicht… es tat einfach nur weh in seinen Ohren, in seinem Geist… seinem Herzen.

So wie das Herz eines jeden Vaters und einer jeden Mutter schmerzte, wenn dem eigenen Kind ein leid widerfuhr. Wie sollte er so etwas schon kennen? Diesen Schmerz kannte noch nicht mal der Medicus. Es war… eine grässliche Erfahrung.

Asmodi starrte Etelin vernichtend an, hielt er ihn doch für den Auslöser dieses Pein`s. Hatte er sich so in ihm getäuscht?! Nein niemals! Asmodi kannte den Kerl doch, er <i>konnte</i> einem Unschuldigen so etwas nicht antun. Er konnte es ja noch nicht einmal bei ihm – dem Dämon.

„LASS AB VON IHM!“ Brüllte er dem Lich entgegen und schlug erbarmungslos – diesmal mit der geschlossenen Faust zu. Wieder krampfte es in ihm, der Schmerz wurde stärker. Castus unruhiger. Er hielt seinen Sohn fester umklammert.

Asmodi geriet in Stress. Er wusste nicht was er zu tun hatte. Er wusste nicht was mit seinem Sohn war. <b>Lass mich ihm helfen bei den Göttern!</b> Flehte der Medicus tief in seinem Kopf. Doch er klang angestrengt, schwach. Er würde dieses Herz kaum aushalten können, dies wussten sie beide. „RUHE!“ Brüllte Asmodi spickte beinahe von Etelin weg weil er so hastig aufsprang und sich einige Meter von ihm entfernte. Natürlich sicher seinen Sohn haltend. Er reagierte etwas paradox und ungestüm auf das Gezappel des Jungen, denn er verstärkte seinen Griff einfach. Raubte ihm so die Bewegungsfreiheit.

Sein eigenes Herz raste. Panik stieg in dem haraxischen Wesen auf. Er verhielt sich immer tiergleicher. Sprang auf der Insel herum. Versuchte Abstand zu Etelin zu gewinnen. Hoffte, dass dadurch der Fluch der auf ihm und seinem Sohn lastete aufhörte. Er wusste ja nicht, dass er selbst ihn ausgelöst hatte. „Verrecken sollst du!“ Brüllte er ihm zu. Er wollte weg von hier. Unruhig blickte er zu Castus. Heulte nervös auf, grollte und knurrte. Er verdeckte ihn schützend mit seinem Körper. Mehr wusste er nicht zu tun ausser den Lich zu beschimpfen.

Er wollte von dieser Insel herunter. Doch da war kein Boot. Er starrte ins Wasser. Dann wieder zu Castus. Unruhig begann er an seiner eigenen Wunde herumzuschaben. Er war völlig überfordert. „DAFÜR WERDE ICH DICH EWIG LEIDEN LASSEN!“ Fauchte er Etelin böse zu.

Dann starrte er wieder zu Castus.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 30. Januar 2008, 12:40

Etelin, der den Kopf ob des Schlages zur Seite geworfen hatte, sah ihn. Tod stand auf der anderen Seite des Ufers, rührte sich jedoch nicht. Leben konnte Etelin nicht sehen. Wer konnte dies schon, die gute Schwester zeigte sich nur, wenn sie gesehen werden wollte, war sie doch sonst in jedem lebendigen Wesen antreffbar.
Etelin atmete aus. Sein Gesicht brannte. Die Striemen, welche die Klaue des Dämons verursacht hatten, schmerzten. Blut tropfte aus ihnen zu Boden und auf Etelins Gewandung. Es kümmerte ihn nicht, er sah den Tod. Sein Ende. Asmodi würde es gleich herbeiführen, nachdem er ihm die Augen ausgekratzt hatte.

<i>"Du bist schwach – das bist du nicht immer gewesen, doch du bist es geworden!"</i> Asmodi hatte Recht. Etelin zeigte sich "schwach", er wehrte sich nicht. Früher hätte er den Stab zu Hilfe genommen, hätte dem Schüler damit eine übergebraten und ihn so die Leviten gelesen. Früher hätte er den Dämon allein durch seine Autorität in die Schranken gewiesen. Er hätte ihn notfalls versucht, mit Magie zurückzuhalten. Ja ... Magie.
Der Rat von Zyranus hatte ihm diese Bürde auferlegt. Keine Magie mehr ohne Schmerzen. Was hatten sie ihm gesagt? <i>Wir wissen um die Empfindungslosigkeit eines Lichs. Wir wollen dir helfen, wenigstens Gefühl für eine Sache zu haben. Jedes Mal wenn du Magie wirkst, wirst du an uns denken.</i>
Er biss die Zähne zusammen und knirschte mit ihnen, als er sich an die Worte erinnerte. Der Rat hatte ihn zerstört, hatte ihm das genommen, was von Etelin noch übrig geblieben war, nachdem seine Familie für ihn unerreichbar wurde. Es schmerzte ... im Herzen, dass er keuchte.

Und da schrie plötzlich ein kleines, junges Stimmchen auf, so laut, dass niemand es überhören konnte.
Tod ... wandte sich der Szenerie ab.
Castus war es, der Etelins Ende verhinderte – oder ihm etwas Zeit gab. Wieviel, wusste niemand. Aber das Kind hatte Etelin nicht bewusst retten wollen. So junge Seelen kannten die Not der Rettung noch nicht, sie lernten erst einmal, dass sie existierten. Und wie Castus existierte! Seine Stimme kündete davon, denn er weinte wahrlich laut. Die Schmerzen, die Etelins Herz aussandte und welche von Asmodi und Zanraia gleichermaßen geteilt wurden, steckten auch im Herzen des kleinen Söhnchens. Doch der konnte es nicht begreifen, spürte nur die Pein und da es wehtat, meldete sich ein Kind, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu erhaschen.

Castus war dies gelungen, denn Asmodi ließ von Etelin ab und starrte seinen Sohn an. Aus dem Schmerz des Kindes wuchs neue Pein, doch entwickelte sich diese im Herzen des Dämons. Etwas fiel bleischwer darauf und drückte, es war ein seltsames Gefühl. Doch sogleich deutete Asmodi den Ursprung bei Etelin, den er vernichtend anstarrte. Der wischte sich halbherzig das Blut aus dem Gesicht. Die Striemen brannten noch immer faldorisch höllisch, aber auch Etlein schaute besorgt auf. Warum schrie Castus so herzzerreißend?

<i>"LASS AB VON IHM!"</i> Etelin hob die Augenbrauen, wollte antworten, aber da flog ihm eine dämonische Faust entgegen und traf direkt aufs Auge. Etelin beförderte es wieder zu Boden. Röchelnd und mit nochmals schmerzverzerrtem Gesicht blieb er liegen, wand sich und hielt eine Hand auf das pochende Auge, welches sogleich zuschwoll.

Castus weinte noch immer. Der Schmerz ebbte zwar langsam ab, denn Etelins Herz badete nicht länger in Selbstmitleid und dem Spott des Dämons – dafür hatte es angesichts der neuen Schmerzen im Gesicht keine Zeit –, aber noch waren die Nachwirkungen für das Kindchen zu spüren. So weinte es weiter, zappelte, denn es wollte, dass die Schmerzen ganz verschwanden.

<i>"RUHE!"</i>

Wie sorgte ein Dämon für Stille? Wie reagierte ein Viech des Harax, wenn es nicht das bekam, was es wollte? Ja, es versuchte, zu zerstören oder den Störfaktor im Keim zu ersticken. So geschah es beinahe schon aus reinem Instinkt heraus, dass Asmodi den Griff um seinen Sohn festigte.
Castus konnte mit seinem bisschen Kraft gegen die eines erwachsenen Menschen – Halbdämon – nichts ausrichten. Er stemmte sich zwar dagegen, schien er doch ein kleiner Sturkopf zu sein, doch hatte keinerlei Chance. Aber Weinen, das konnte das Kindchen noch. Und Ausdauer besaß es ebenso. Daher weinte und plärrte es unentwegt. Asmodis Herumgespringe und Geschimpfe gegen den Lich konnte dies auch nicht verhindern. Castus zeigte Celcia, welch dröhnende Stimme ein Säugling besaß.

<i>"DAFÜR WERDE ICH DICH EWIG LEIDEN LASSEN!"</i> Eine leere Drohung. Denn Asmodi hatte dies auch so vor, da brauchte er nicht erst einen Sohn, der ihm die Ohren vollheulte.
Etelin drehte sich auf die Seite, stemmte sich mit aller Kraft hoch und schaute sich um. Seine Sich war verschwommen vom vielen Blut. Oh, weder er noch Asmodi schienen zu bemerken, wie sehr sie sich rein äußerlich doch ähnelten. Denn der Dämon besaß auch genügend rote Spuren im Gesicht. Blutig rote Tränenüberreste.

"Reiß dich ... zusammen!", knurrte Etelin. Es war nicht offensichtlich, ob er die Worte nun an den Dämon oder gar an sich selbst richtete. Er brauchte auch geraume Zeit, ehe er von Neuem sprach. Dabei suchte er stets den Blick des verwirrten und verzweifelten Vaters.
"Gewalt und Chaos bringen hier ... nichts. Dann weint er weiter. Wieg ihn, sing ihm etwas vor oder ... sag ihm, dass du ihn liebst." Etelin konnte nur hoffen, dass dem auch so war. Aber er gab Asmodi einfach die Ratschläge, die er von seinem eigenen Vater am Sterbebett erhalten hatte, als er und seine hochschwangere Frau damals ihm den letzten Besuch vor seinem Tod abstatteten.
"Vertrau mir einfach in diesem Punkt. Auch wenn du mich bis aufs letzte hasst." Etelin versuchte, aufzustehen. Würde Asmodi nicht reagieren, so musste es der Lich eben tun. Er war einst Vater gewesen ... und könnte es wohl wieder sein. Seine roten Augen flammten auf.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 31. Januar 2008, 17:33

Unruhe war selbst für einen Dämonen etwas grässliches. Er liebte sie in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen aber nicht wenn er… ja ER Asmodi davon betroffen war. Eine lästige menschliche Schwäche die ihm nun aufgrund dieses schwächlichen Wirtskörpers auferlegt wurde. Wie hielten diese Geschöpfe solche Emotionen, solche Gefühlsstimmungen nur aus?

Asmodi wusste es nicht und würde man weiter nachforschen würde man wohl auch zu dem Schluss kommen dass Asmodi es gar nicht wissen wollte. So waren sie eben, die Dämonen ihre Umwelt interessierte sie nur bedingt und deutlich anders.
Einzig den Schmerz welchen er seinem eigenen gestohlenen Körper entlocken konnte verschaffte ihm etwas Ruhe. Ein kleiner Vorteil welcher er durch den Medicus erhielt. Gleich auch die Ansammlung von Wissen des Arztes, auf welches der Dämon zeitweilig auch zurückgreifen konnte. Auch wenn er ja nicht aktiv war, so konnte Asmodi durchaus geistig anwesend sein. Lauschen und kommentieren. Dies hatte er oft getan um seinen Wirt in seiner Arbeit zu stören. Es war klar dass der Medicus so sehr schnell seine Stelle in Pelgar verloren hatte. Asmodeus hatte nie von seinem Beruflichen abstieg berichtet, dafür schämte er sich zu sehr. Er verdrängte dieses düstere Kapitel der völligen Vernichtung seiner Ehemaligen Existenz. Seiner ursprünglichen Identität. Er verdrängte die Entwurzelung und schliesslich auch Vernichtung des pelgarischen Medici Aurelius Templar. Wurde zu Asmodeus.

Dies war lange her.
Sehr lange.
Manchmal war es gut wenn erlebtes… im stillen Kämmerchen dahinvegitierte… so bestand die vage Hoffnung, dass aus Erinnerungen… Bruchstücke… aus Bruchstücken… Fragmente und aus Fragmenten schliesslich nur noch Staub wurde.

Alles erlag schliesslich einem natürlichen Verfall. Alles… ausser ein Dämonenwesen, welches sich solcher Gesetzte widersetzte.

Zurück ins hier und jetzt. Denn im Moment war bei Asmodi absolut kein medizinisch adäquates Verhalten zu sehen. Natürlich, sein Stress blockierte auch solche Gedanken.

<b>Gib ihn frei!</b> Drängte der Medicus. „Niemals!“ Asmodeus befürchtete dass sich der Arzt nur von den Lügen seines Meisters einlullen lassen würde. Nein… Etelin war nicht zu vertrauen. Er allein nur konnte seinen Sohn vor dem Lich und der Welt schützen, bis er selbst stark genug sein würde um die Welt zu unterjochen. Denn dies war die Bestimmung welche er seinem Sohn anhaftete.

Seine Krallen waren blutbenetzt. Jenes von Etelin klebte an ihm, es verschmichte sich mit jenem des Dämons als er weiter in seiner Brustwunde herumschabte. Kratzte. Vernichtete. Dies konnte er. Aber seine eigene Schöpfung… konnte er nicht mit ansehen wie sie vernichtet wurde? Sein Vater zumindest war offensichtlich in der Lage dazu gewesen. Fällt der Apfel nicht weit vom Stamm?

Asmodi hechelte. Dunkle Rauchschwaden fanden ihren Weg aus seinen Augenhöhlen in diese für ihn noch dunklere Welt. Denn ein Dämon sah nur die Schatten und errechnete sich so lichte Existenzen. Nur weil Catus Chaos insich trug… konnte er ihn vielleicht so gut sehen. Wer weiss…logisch wäre es… denn weil gerade jenes vertraute Chaos bei Zanraia fehlte… erkannte er sie nicht mehr. So konnte man es eigentlich nüchtern betrachtet als rein optische Störung betrachten welcher er erlag. Eine Illusion. Oder war es doch mehr? Viel mehr? Für einen Menschen bedeutete Chaos vielleicht nicht viel… für einen Dämon aber war es die Quintessenz seines Daseins. Seiner Liebe…

Da donnerte das schnaubende Viech seinem Meister die Faust ins Gesicht. Er lachte böse jedoch nervös-angespannt auf. Da hatte er was er verdiente. „Erst lässt du zu dass man deinen Schützling nackt zum Frass dieser arroganten Bastarden von Magiern vorwirft…“ Knurrte er. „Dann schickst du ihn in den Tod!“ Keifte er weiter. „Dann ins NICHTS!!“ Es war völlig aus der Luft gegriffen. Doch Asmodi neigte dazu einfach in alle Richtungen zu feuern. Ein labiles Wesen konnte auf solche angriffe manchmal nicht richtig reagieren und bezog tatsächlich alles auf sich. „Und nun vergreifst du dich an MEINEM Sohn!“ Das einzige Mal… wo Asmodi nicht von „ihm“ – also Asmodeus sprach.

Der Dämon konnte kaum denken, so laut brüllte Castus in sein Ohr und so sehr schmerzte ihn dieses Geschrei. Er knurrte. Benetzte den Jungen mit seinem eigenen väterlichen Blut. Vielleicht ein natürlicher Akt von Dämonenschöpfer. Vermutlich glaubten sie, dass Blut genau so beruhigend auf diese verdorbenen Wesen wirkte wie bei einem Menschenkind Zuckerwasser. Doch Castus war kein natürliches Dämonenwesen, sondern eine völlig neue Art.

Asmodi brauchte Dunkelheit, Chaos für seine Seelenruhe. Was aber brauchte Castus?

„RAaarh!“ Brüllte er entnervt auf. Er verfügte über eine perfide Art von Geduld wenn es sein musste, doch im Moment war er viel zu überfordert um nüchtern zu denken. Er presste seine grosse, dreckige Pranke über den Mund seines Sohnes und hielt ihn zu. Versuchte den Säugling so zum schweigen zu zwingen. Nahm ihm aber somit auch fast gänzlich den Atem. Darauf schien Asmodi überhaupt nicht zu achten, im Gegenteil er festigte seine Klammerung um den kleinen Menschenkörper nur als dieser sich zappelnd versuchte zu wehren. „ZEIG NIEMALS SOLCHE SCHWÄCHE VOR EINEM ERBÄRMLICHEN WURM WIE IHM!“ Knurrte er. „Sei Still!“ Knurrte er mehr verzweifelt den Wütend.

Erst merkte er gar nicht wie der Licht sich mühsam aufrichtete.

<i>"Gewalt und Chaos bringen hier ... nichts. Dann weint er weiter. Wieg ihn, sing ihm etwas vor oder ... sag ihm, dass du ihn liebst."</i>

Wie konnte man blanker Hass… beinahe den leibhaftigen Hass allein lodernd und funkelnd in den leeren Augen eines Dämons nur beschreiben, welche sich gerade auf den Lich richtete?

Erst verspürte er in seinem Zorn, den Impuls Castus nach dem Lich zu werfen. Doch zumindest da beherrschte er sich noch einigermassen. „SCHWEIG STILL ELENDIGER!“ Brüllte er ihn nur an. Er sprang weg. Auf der Insel herum. Hockte sich dann hin. Kauerte. Hielt Castus. Schaute ihn an. Drückte ihn wieder gegen seine Brust. Er schenkte ihm doch so viel Finsternis, so viel Hass… warum beruhigte er sich nicht? Warum resorbierte er diese Gefühle nicht, nahm sie in sich auf und nährte sich davon?

Etelin vertrauen? Er spie aus. „NIEMALS!“
<b>VERTRAUE IHM!</b> Rief Asmodeus tief in seinem Inneren panisch. Er fürchtete sich um das körperliche Wohl seines Sohnes.
„NEIIIN! BERUHIGE DICH ENDLICH! HÖR AUF ZU SCHREIEN! HÖR AUF!“ Seine Pranken gerieten ins zittern.
<b>NEIIIIIIN!</b> Schrie Asmodeus in ihm.
Doch dann geschah, was nicht hätte geschehen dürfen.
In seiner Wut und seiner Verzweiflung bewegten sich seine klammernden Pranken.

Der Dämon begann ihn zu schütteln.

Jedem adäquatdenkenden sollte Bewusst sein, wie verheerend dies für einen Säugling ist.

Doch Dämonen….
… denken nicht adäquat.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Samstag 2. Februar 2008, 18:03

Etelin hob den Kopf. Es war schwierig für ihn, weiterhin räumlich zu sehen, denn sein Auge war bereits vollkommen zugeschwollen. Aber Asmodi war nicht zu übersehen – oder überhören. Seine wüsten Beschimpfungen trafen Etelin tief. Doch der Schlag des Dämons hatte mehr als Schmerz und ein zugeschwollenes Auge bewirkt. Er hatte den Lich auch wachgerüttelt. Dieses Viech hatte nicht vollkommen Recht. Niemand besaß jemals alleinige Schuld an etwas. Umwelteinflüsse, weitere Personen, eigene Gemütszustände. Dies alles bestimmte den Fortgang des Lebens und die Entscheidungen, die getroffen wurden. War dies der Grund, weshalb der Dämon nun von SEINEM Sohn sprach? Auch er hatte eine Entscheidung getroffen, nahm soeben Schuld auf sich ... nahm Einfluss, wie sich dieses Kind entwickeln könnte.
Etelin dachte nach und verstand.

Inzwischen versuchte Asmodi mit allen Mitteln, Castus zur Ruhe zu bringen. Er knurrte und beschmierte ihn mit seinem Blut, doch das Kindchen schrie weiter. Es schrie sogar noch, als der Dämon seine Hand über den kleinen Mund legte. Das Stimmchen wurde vielleicht etwas gedämpft, doch verstummte nicht. Warm und feucht drang der Atem gegen Asmodis Haut. Castus besaß enorme Ausdauer. Aber wie lange würde der Säugling auf diese Weise atmen können? Dämonenblut ... verklebte. Durch welche Ritzen drang frische Luft für das Söhnchen?

Zudem festigte sich der Griff von Sekunde zu Sekunde mehr, denn Asmodis Plan war ja nicht ganz aufgegangen. <i>"ZEIG NIEMALS SOLCHE SCHWÄCHE VOR EINEM ERBÄRMLICHEN WURM WIE IHM!"</i> Castus schrie weiter, zeigte Schwäche. <i>"Sei still!"</i>

Zum Glück wandte sich in diesem Moment Etelin an den Dämon und richtete so dessen Hass, Wut und Verzweilfung geboren aus Stress auf sich selbst. Asmodi wich zurück, sprang quer über die Insel und allein durch diese Bewegungen musste sich sein Griff lockern. Castus konnte atmen, aber tat dieses Kind es überhaupt? So wie es schrie, glaubte man womöglich, es würde nichts Anderes tun.
Aber Castus machte mehr. Er guckte, während er schrie. Er sah Finsternis, wie sie rauchend aus zwei Augen schwelte. Er sah Verwirrung und dämonische Verzweiflung. Gab es diesen Zustand überhaupt? Castus dachte nicht darüber nach, er schrie und schrie. Beruhigte sich kein bisschen, nicht einmal, als er gegen die angeschabte Brust gedrückt wurde. Sein Köpfchen ruhte auf der wunden Stelle, die von Kratzern übersät war und leicht blutete.
Ein fataler Fehler. Kinder, auch jene mit dämonischem Erbgut, mochten nicht im Blut baden. So weinte Castus weiter, brüllte, plärrte und schrie. Es war unglaublich wie viel Aufmerksamkeit ein so kleines Würmchen wie ein Säugling durch reines Schreien bekommen konnte. Und wie laut diese Würmchen schreien konnten!

<i>"NEIIIN! BERUHIGE DICH ENDLICH! HÖR AUF ZU SCHREIEN! HÖR AUF!"</i> Etelin stand in der Nähe und starrte. Er hatte Hilfe angeboten und zugleich gewusst, dass Asmodi diese Hilfen niemals annehmen würde. Trotzdem hatte er sie anbieten müssen. Doch dass der Dämon so überfordert war mit einem so unschuldigen kleinen Wesen! Er könnte es einfach zerdrücken, doch schien ihm dies nicht möglich. Er verhielt sich wie ein sehr junger Vater, der mit der Situation nicht fertig wurde. Und er machte Fehler.

Etelin reagierte schnell, kaum dass Asmodi seinen Sohn zu schütteln begann. Nein, das würde der Lich nicht zulassen, niemals!
Wenn man selbst Vater war und seine Kinder durch eigene Fehler, die man im Leben gemacht hatte, verlor. Wenn sie geraubt wurden, weil man sich nicht genug um sie gekümmert hatte, kam es schon manchmal vor, dass diese Väter bereuten. Dass sie sich wünschten, anders gehandelt zu haben. Etelin hatte alles aufgegeben, aus Reue. Doch es hatte ihm seine Kinder nicht zurückgebracht. Es hatte allerdings sein Verhalten geprägt. So kalt und gefühlslos wie sich der Lich in der Vergangenheit gegeben hatte, so gefestigt war seine Meinung über die Art wie man Kinder zu behandeln hatte und was Asmodi dort tat, widersprach all den Prinzipien des Lichs.

Nein, dieser würde nicht zulassen, dass der Dämon seinen Sohn zu Tode schüttelte. Er stapfte zur Seite, nicht auf Asmodi zu. Er holte sein bestes Druckmittel, auch wenn er kräftig daran ziehen musste, um ihn aus dem Schlick zu reißen.
Dann stapfte Etelin wieder zurück. "Hör auf damit, Asmodi!" Er sprach den Dämon direkt an. "Du tötest dein Kind. Nicht vernichten, töten! Kennst du den Unterschied?"

Und dann raffte Etelin seine Ärmel, hob die Hand, welche den Stab trug und beschwor alle Finsternis aus seiner Seele. Er sprach in fremden Zungen, wirkte die Magie, welche er sich all die Jahre angeeignet hatte. Kein Ritual, keine weiteren Dämonen. Ja, davon verstand er bei weitem nicht genug, um dies noch einmal so unüberlegt zu wagen. Er wagte sich zurück auf sicheres Eis, auf Pfade, die er so oft gewandert war, dass er sie wahrlich kannte. Die Nekromantie war <i>sein</i> Gebiet.

Nahe des Dämons erhob sich eine Gestalt. Zerfledderte Kleidung aus Federn und Fell hing von ihrem Körper herab. Die Haut war bereits bläulich und fahl, hatte der tote Körper doch schon einige Stunden gelegen. Verwesungsgeruch stieg auf und tote Augen starrten über die Insel. Der Körper, welcher nur von Nekromantie angetrieben wurde, schlurfte nach vorn. Zerrissene Haut hing wie alte Lumpen von den Armen, ein Bein wurde nachgezogen, es war seltsam abgeknickt. Rippen schauten aus dem Brustbereich heraus, ragten wie zusätzliche Zähne vor. Eule, beschwoerene Zombiefrau, näherte sich dem Dämon.
"Wenn du mir nicht traust, dann gib Castus an <i>sie</i> weiter!"

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Samstag 2. Februar 2008, 23:48

Seine Knöchel verfärbten sich weiss, so sehr drückte der Dämonenvater auf seinen kleinen Sprössling ein. Er hielt ihn fest umklammert und begann ihn zu schütteln. Er schnaubte und grollte dabei böse, dass ihm der Geifer abermals aus dem Mundwinkel tropfte. Seine Brust schmerzte, verstärkte seinen Zorn und sein Bedürfnis nach Ruhe.

In seiner Raserei wohl nicht mehr wissend was er da gerade tat, dass er seinen Sohn tötete. Dämonenkinder im Harax oblag oft ähnliches Schicksal. Zärtlichkeiten fanden dort keinen Platz – waren von den Ausgeburten auch nicht gewünscht. So mancher junger Dämon wurde in den ersten drei Jahren seines schändlichen Lebens mehrfach verkrüppelt. Geschlagen, getreten, geschüttelt, verbrannt zerstochen. Alle Gewalt wirkte dort auf die Wesen ein. Doch dies war im Harax beiweitem nicht so verheerend wie hier in dieser Welt. Nein, dort hatten die Viecher keine Wirte welche zerstört werden konnten. Dämonen konnten nur auf zwei Arten hier auf Celcia existieren. Entweder sie wurden in ihrer ursprünglichen Form hierhin beschworen und passierten eines der sich öffnenden Portale. Doch ihre Körper konnten nicht lange auf Celcia verweilen. Sie brauchten Finsternis als Nahrung, ansonsten würden ihre Kräfte schwinden. Der Harax funktionierte ähnlich wie ein Sog. Sich ihm zu entziehen gelang einzig jenen, welche bereit waren einen Wirt zu suchen, sich darin einzunisten und den sterblichen Körper schliesslich zu unterjochen.

Castus, besass keinen Wirt. Er war sich selbst sein eigener. Die schien Asmodi noch nicht begriffen zu haben. Castus war kein Dämon, auch kein Mensch… er war etwas Neues und unterlag somit weder den natürlichen Gesetzen der Menschenrasse, noch jener chaotischen der Dämonen. Oder aber er unterstand deren beiden… er wusste es nicht. Er folgte nur seinen Instinkten und tat dies was auch ihm angetan wurden. Über Asmodi junge Existenz im Harax wusste niemand etwas. Nur er selbst.

Die Gewalt welche auf den Jungen auszuwirken drohte war fatal. Das Schütteln des kindlichen Leibes würde zur Folge haben dass das Hirn des Säuglings so heftig gegen die eigene Schädelkalotte prellen würde, dass hässliche und todbringende Blutungen gäbe die in den meisten Fällen unweigerlich zum Tod des jungen Lebens führte.

Asmodi war so mit seinem Zorn beschäftigt, dass er nicht bemerkte wie Etelin zum Stab ging. Erst die monotone Stimme des Lichs drang in sein Bewusstsein durch. Der Lich erntete giftige qualmende Blicke. Doch es gelang Etelin damit wenigstens den Dämonenvater von seinem Kind abzulenken. Er hörte auf Castus zu schütteln, lockerte gar in seiner Konzentration den Griff etwas.

<i> "Hör auf damit, Asmodi!"</i> Der Dämon brüllte auf, sein eigener Körper verkrampfte sich, nahm eine animalische Haltung an. Lauernd, leicht kauernd. „Du wagst es MIR Anweisungen zu geben toter Narr!“ Keifte er seinen Meister düster an. „Du wagst es MICH beim Namen zu nennen! DU hast ihn schwach gemacht!“ Brüllte er schliesslich los und deutete verächtlich auf seinen schreienden Sohn. „Welchen Bann hast du auf ihn gelegt!“ Fauchte er. „Glaub nicht, es wird dein Leiden verkürzen wenn du mich reizt!“ Grollte er weiter. Asmodi machte es sich leicht, er beschuldigte einfach Etelin für all dies was nicht gerade so verlief wie er sich dies vorgestellt hatte. Dämonen waren schliesslich Meister darin einen Sündenbock zu finden, weil sie genau wussten, dass jedes Leben irgendwo voller Sünde war.

<i>"Du tötest dein Kind. Nicht vernichten, töten! Kennst du den Unterschied?"</i> Offenbar nicht. Denn der Dämon starrte Etelin irritiert an. Dann begann der Mann auch noch in fremden Zungen zu sprechen. „Was tust du da alter Mann?!“ Knurrte er. Richtete sich zu ihm. Lief in seine Richtung. Nun hatte Etelin definitiv die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Asmodis linke Pranke löste sich von Castus. Der Dämon schnaubte. Grollte. Konzentrierte sich. Er strengte sich an. Doch seine Mühen erzeugten Feuer. Funken sprangen. Der Dämon bündelte seine düstere Energie, doch er war geschwächt, denn bisher flackerte seine Hand nur. „Arrrhhh!“ Asmodi rümpfte angewidert die Nase als ihm der süsslich sauere Geruch von Verwesung ins Riechorgan stieg. Selbst ihm gefiel der Gestank des Todes nicht. „WAS?!“ Keifte er vor sich her. Er hörte seltsame Geräusche. Seine Nackenhaare stellten sich auf… dann erblickte er Eule. Angewidert wich Asmodi zurück, die Zähne fletschend. Tote hatten für ihn keinen Anreiz. Denn die Seele welche zu Quälen er sich spezialisiert hatte, war schon längstens verschwunden. Von diesem toten stinkenden Körper geflohen.

Er wandte Etelin den Rücken zu. Starrte Eule an. Er hatte Angst. Noch nie war er einem solchen Wesen gegenüber gestanden. Vermutlich hätten ihn die herausstehenden Rippen, die in Fetzen herabhängende Haut und der starre Blick der Eingeborenen wahrlich entzückt – hätte sie noch gelebt. Doch jetzt im Tod, war sie nur noch eine lästige und unheimliche Gefahr. „GEH WEG!“ Brüllte er Eule nervös an, noch immer zurückweichend. Er duckte sich leicht. Machte sich kleiner. Der Dämon war unsicher. Seine tierischen Gesten verrieten dies.

Asmodi schien nicht daran zu denken. DIESEM Wesen seinen Sohn abzugeben. Seine Pranke hatte endlich einen kleinen Feuerball geformt. Er schleuderte sie auf die Frau los. Seine ganze Aufmerksamkeit hatte sich auf die Tote gerichtet. Etelin schien vergessen. Castus klemmte noch immer in Asmodis festen unangenehmen Griff. Der Dämon machte sich zum Angriff bereit. Seine Kralle schlagbereit.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Dienstag 5. Februar 2008, 11:42

Schütteln half nicht weiter. Zwar kam das Weinen und Plärren von Castus nun stockend und immer wieder durch Röcheln, Husten oder einfach unterbrochene Luftzufuhr abgehackt, aber es kam. Castus besaß dämonische Ausdauer, wenn es darum ging, zu weinen. So wie Asmodi Mallahall und Etelin so manches Mal mit seinem chaotischen Selbstzerstörungstrieb auf Trab hielt, so wollte nun auch Castus zeigen, wie lange er durchhalten konnte. Aber das Schütteln ließ sein kleines Köpfchen hin und her wackeln wie bei einer Handpuppe und schon bald würde er wirklich schweigen – für immer.

Erst als Etelin seinen Namen rief, endete das Schütteln. Gerade rechtzeitig, wieviel hätte der kleine Castus noch aushalten können? Asmodi brüllte und schickte Todesblicke zum Lich hinüber. Der stand ganz still und beobachtete. Seine roten Augen aber flammten auf wie faldorische Höllenfeuer.

<i>"Du wagst es, MIR Anweisungen zu geben, toter Narr! Du wagst es, MICH beim Namen zu nennen!"</i> Ja, er wagte es. Er zeigte Mut und trat dem entgegen, der ihn mit seinem Seelenfeuer beinahe vollkommen ausgezehrt hätte. Etelin hielt dem finsteren Blick stand und konterte mit eigenem. Dieser kleine Mann wuchs wieder heran, zu alter Größe. Autorität strahlte aus seinem fahlen Gesicht. Entschlossenheit war die Glut, mit der sein Feuer aus den Augenhöhlen loderte.
Etelin hatte einen Plan.
<i>"DU hast ihn schwach gemacht! Welchen Bann hast du auf ihn gelegt! Glaub nicht, es wird dein Leiden verkürzen, wenn du mich reizt!"</i>
Etelin schüttelte leicht den Kopf. "Ich sehe, noch ist es nicht vorbei. Du hast noch viel zu lernen, Schüler!"

Und dann beschwor Etelin Eules toten Körper herauf. Er beschwor einen Zombie. Jeden anderen hätte es wohl zu einem moralischen Konflikt führen lassen. Jeder andere hätte sich wohl gesträubt, den toten Körper einer Frau als Mittel zum Zweck zu verwenden, nicht aber Etelin. Er hatte keine Gewissensbisse, handelte schon immer mit anderen Methoden – ein Grund mehr, weshalb er bei den meisten Zyranern so verschrieen war. Doch Eule war bereits tot und hier galt es, Leben zu retten. Da war einem Mann wie Etelin jedes Mittel recht.
So ließ er die Zombiegestalt der Namudu-Heilerin langsam auf Asmodi und seinen Sohn zu wanken. <i>"Was tust du da, alter Mann?!"</i>
Etelin antwortete nicht. Mit Magie lenkte er Eule in die Richtung des Dämons. Dieser wich zurück, fletschte die Zähne wie ein Hund. Hier offenbarte sich nun die wahre Macht, die Etelin über den Dämon zu haben schien. Denn Toten konnte dieser mit seinem Seelenfeuer nichts anhaben. Tote besaßen keine Seelen mehr, keinen Verstand ... und empfanden auch keinen Schmerz, wenn man auf sie einschlug, biss und kratzte. Sie dienten ihrem Nekromanten, bis dieser die Magie aus ihren bleichen Knochen zurückzog. Untote ... konnten Asmodi wahrlich gefährlich werden.

<i>"GEH WEG!"</i> Als würde Eule auf den Dämon hören.
"Setze deinen Weg fort, Dienerin", befahl Etelin und Eule schlurfte brav weiter. Asmodi wich immer weiter zurück, näherte sich so Etelin, der einen guten Blick auf seinen Rücken hatte. Verzweifelt schleuderte er einen seiner blauen Feuerbälle nach dem Zombie. Eule wurde getroffen, fiel um ... und stand wieder auf, schlurfte weiter. Keine Seele, kein Verstand. Eine leere, tote Hülle, gespeist von Magie. "Hhhhhhnnnnnnhhhh", grollte es aus der Kehle der Untoten und leere Augen musterten Asmodi. Sie reckte ihre Arme nach vorn, um ihn zu packen. Gleich würde sie ihn erreichen, war nur noch einen halben Meter von ihm entfernt.

In Asmodis Armen weinte Castus auf einmal nicht mehr. Auch das Kind hatte Eule entdeckt und starrte es mit ungebändigter Faszination an. Auf Castus musste eine wahre Reizüberflutung eingehen, doch der Kleine ließ sich dadurch nicht beirren. Er sog neugierig alle Eindrücke auf und seine Augen sammelten brav Bilder von der Welt. Er wollte sich nichts entgehen lassen.

Es war nie Etelins Wunsch gewesen, dass Asmodi von Eule angegriffen wurde. Die Namudu-Zombiefrau sollte lediglich der Ablenkung dienen. Dies war sein Plan. Er wusste, welche Waffe die nötige war, um dem Dämon Einhalt zu gebieten. Und er wusste, dass, würde er diese nun einsetzen, es Asmodi zeigte, wer hier wem untergeben sein sollte. Wobei Etelin nicht von derartigem Machtkampf besessen war. Nein, er war Lehrmeister ... Asmodi der Schüler. Er hatte es wieder begriffen, jegliche Unsicherheit war gewichen. "Danke, kleiner Castus", hauchte Etelin mit monotoner Stimme, denn ohne das Wehklagen des Kindes hätte er nicht wieder zu sich selbst gefunden. So führte er seinen Plan fort, hob den Stab und ...

BAMM!

Schmetternd krachte das obere Ende mit dem Skelett auf Asmodis Schädel. Zur gleichen Zeit endete die Beschwörung des Zombies, denn Etelin konnte unmöglich die Beschwörung aufrecht erhalten, wenn er seinem Schüler eines über die Rübe pfefferte. Eule sank schlaff in sich zusammen, kippte zur Seite und war nun wieder nichts weiter als eine tote Hülle.
Castus schien es besonderen Spaß zu bereiten. Aus ehemaligem Weinen wurde ein quietschfideles Lachen. Der Säugling jauchzte und schaute zu Asmodi hoch. Sein Papa konnte ja <i>sooo</i> lustig sein. Er strampelte vor Vergnügen.


<i>Asmodi verliert durch den Schlag 2% seiner Lebensenergie</i>

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 5. Februar 2008, 19:33

Wütend schleuderte der Dämon sein Seelenfeuer gegen die tote Namudu. Es warf den Leib zu Boden. Glieder verrenkten sich dabei noch mehr als sie bisher schon waren. Es knackste verräterisch. Kurz von einem trügerischen Triumphgefühl beflügelt lachte Asmodi auf. „HAH!“ Grinste er. Ja nichts konnte ihn aufhalten. Selbst die Untoten würden angesichts seines Feuers in die Knie gezwungen werden! Doch… dann stand Eule wieder auf. Asmodis düstere Rauschwaden wurden dichter. „WAS?!“ Keuchte er irritiert. Wich weiter zurück. „NEIN! NEIN! STIRB! STIRB STIRB STIRB!“ Worte… die er schon oft genannt hatte, auch damals… bei Adelmund. Sie hatten gewirkt, er war gestorben.

Eule hingegen war schon tot. Sie konnte nicht nochmals sterben. Sein Befehl, seine Aufforderung sein Wille… konnte sich nicht erfüllen. Nicht mehr. Ein Dämon wollte es lange nicht begreifen, dass etwas nicht nach seinem Kopf lief… und Asmodi hatte diese bittere Erfahrung schon öfters machen müssen – aber er scheint auch vieles wieder zu vergessen. Oder Rückfällig zu werden. Wieder in seine alten urdämonischen Muster zu geraten. Nun kein Wunder. Sein Lehrer war nicht bei Kräften gewesen… und Mallahall stiess auch an ihre Grenzen. Es war so vie geschehen. Zumal der Dämon doch nun auch Vater war. Er müsste auf seinen Sohn aufpassen… stattdessen gefährdete er ihn nur und war sich dessen noch nicht einmal richtig bewusst.

Er knurrte. Feuchte. Schnaubte. Doch es nützte nichts, Eule streckte ihre toten Hände aus. Schlurfte auf ihn zu. Asmodi produzierte wieder einen Feuerball. Seine Hände sprühten Funken. Doch da war kaum noch Energie welche er absorbieren konnte.

Er wandte sich um starrte den Lich an, der plötzlich wieder… stark wirkte. Sicher. „NEIN! DU BIST NICHTS!“ Brüllte Amosdi als ahnte er das Übel. In der Zwischenzeit kam ihm die Namudu gefährlich nahe. Er brüllte sie böse an. „KANNST DU DENN NICHT STERBEN HURE!!!“ Schrie er wutentbrannt. Doch was nützte diese grosse Klappe des Dämons gegen ein Wesen dass vermutlich gar nicht mehr hörte… weil kein Geist mehr da war der das Gehörte verwerten konnte. Vermutlich hätte ihn die Namudu für diese Beleidigung per Sonderzustellung zu den Göttern geschickt.

Asmodi grollte wieder… doch dann…

„BRRRTSCh“

Ein hässliches Geräusch ertönte. Ein wahrlich hässliches, unangenehm anmutendes Geräusch von einem Stab herrührend, welcher gegen einen Sturkopf und Dickschädel schmetterte. Asmodi brach zusammen. Seine Knie liessen nach und drehten sich nach innen. Er fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sackte ein. Landete hart auf dem Rücken. Vito landete weich auf der Brust seines Vaters, der keinen Mucks mehr von sich gab ausser ein abgehaktes. „Chäääächhhhhhhhsssssh.“ Sein Grollen schwand. Benommen lag er auf dem Boden. Sein rechtes Bein zuckte ein zwei mal. Seine blutige Hand hob sich zu seinem brummenden Schädel. „Arhghfafasssssj ahfhrjchhhchCHH!“ Grollte er eine Mischung aus haraxisch und celcialisch. Wahrlich nicht mehr verständlich.

Er verzog sein Gesicht. Knurrte. Seine Hände wurden noch immer von einzelnen Funken umspielt. Sein Zorn und Ärger wurde intensiver.

Doch wenigstens war Ruhe… Vito weinte nicht mehr.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Februar 2008, 12:15

Dämonen glaubten wohl nicht daran, dass sie jemals unterliegen könnten. Zu stolz waren die Wesen aus dem Harax, zu überlegen fühlten sie sich jeglicher anderen Rasse. Kein Wunder, dass auch Asmodi erst triumphal grinste, kaum dass er seinen blauen Ball aus Seelenfeuer auf die Namudu-Frau abschoss. Diese stürzte schließlich auch, ein eindeutiges Zeichen für den Dämon, dass er wieder einmal über die Schwächeren gesiegt hatte.
Doch welch Entsetzen musste es in ihm auslösen, als sich Eule wieder erhob und weiter auf ihn zu schlurfte. Es irritierte Asmodi, Etelin hörte es nicht nur an seiner Tonlage und den Worten, die er Eule wie Gift entgegen spie, sondern er sah es auch an der Haltung des Dämons. Dieser duckte sich wie ein in die Enge getriebenes Tier und atmete schneller als üblich.

Fauchend und knurrend richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Zombiefrau, die sich träge aber stetig näherte. Und dann ging der Stab auf seinen Schädel nieder. Er musste wohl mit dem heraufbrechenden Schmerz wissen, was ihn da getroffen hatte. Wie oft war dieser verdammte Stab nun schon auf seinen Kopf geschlagen worden?
Etelins Lieblingsmethode, ihm zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Asmodi knickte in sich zusammen wie eine mürrische Blume, die der Zeit des Übergangs trotzen wollte und dann den herabfallenden Schnee nicht mehr länger mit ihren zarten Blütenblättern halten konnte – wobei an Asmodi wohl nichts so zart war. Höchstens Castus, der war sanft und weich, lag nun auf der Brust des Vaters, mitten in der aufgeschabten Wunde und guckte zu ihm hinunter. Er quiekte freudig. Ihm schien die Landung ziemlichen Spaß bereitet zu haben. Doch dann schaute das Kind intensiver. Was war da passiert? Konnte ein Säuglingsverstand fassen, dass dem Vater Schmerz bereitet worden war? Auf jeden Fall hatte es mit der Ruhe jäh ein Ende. Grund dafür gab das Blut, mit welchem Castus nun endgültig verklebt war. Der Kleine mochte das ganz und gar nicht, wollte weg davon, verlangte nach Geborgenheit. Interessant hierbei war, dass er sich Asmodi sehr ähnlich verhielt. Er strampelte, sabberte und plärrte, wobei auch aus seinem Kehlchen leises Grollen zu entrinnen schien.

Asmodis haraxisch-celcianisches und vollkommen unverständliches Gefluche übertönte den kleinen Castus allerdings zunächst, doch schnell machte sich dieser mit seinem Weinen wieder Luft. Weinen und schreien, etwas Anderes schien er nicht zu können.

Etelin trat an Asmodi heran. Er fürchtete die Funken nicht, die aus den Fingern sprühten wie bei den magischen Wunderstäben, die Zyraner Väter ihren Kindern gern zu Festlichkeiten kauften. Der Lich erkannte, wie geschwächt der Dämon war. Er würde sich erneut und viel länger ausruhen müssen, um wieder zu Kräften zu kommen. In der Zwischenzeit ...
"Castus, ist ja gut. Wein nicht länger, das ist doch viel zu anstrengend." Lag da tatsächlich etwas Zärtlichkeit in Etelins Stimme? Seine Miene blieb unbewegt wie immer, doch irgendwie sprach er viel sanfter als sonst. Ohne auf Asmodi zu achten hob der Lich den Säugling auf und wiegte ihn vorsichtig im Arm. Dabei sprach er immer wieder beruhigend auf ihn ein. Und ... es funktionierte. Castus' Weinen wandelte sich zunächst in Quängeln, dann in leises Winseln und schließlich schloss das Kindlein die Augen und war eingeschlafen.

Etelin wusste, für diese Tat würde Asmodi ihn nicht nur töten, sondern vorher durch sämtliche Höllen Faldors hetzen und quälen wollen. Aber der Lich hatte ja nicht vor, dem Dämon den Sohn zu entreißen. Nein, er fungierte wieder als Lehrmeister, der dem hilflosen Schüler zeigte, was in dieser verqueren Lage zu tun war.
Kaum, dass Castus schlief, reichte Etelin ihn an Asmodi zurück. Er wusste instinktiv, dass es so besser war. Etelin besaß seine eigenen Methoden, denn jeder andere hätte das Kind wohl bei sich behalten. Der Lich aber hatte seine Lektion beendet.
"Er ist dein Sohn. Nimm du ihn", gab er als einzige Erklärung ab und schaute dann über die Insel. Eule war tot, sie konnte niemanden ihrer Freunde rufen. Zanraia hatte das einzige Boot für sich selbst genutzt. War sie klar genug im Kopf gewesen, um Hilfe zu holen?

Ja.
Aus dem Nebel hob sich tatsächlich ein anfangs unförmiger Schatten ab, der schnell größer wurde. Ein breites Floß, auf dem sich drei Namudus befanden, die es mit langen Holzstangen lenkten, näherte sich der Insel. Das Floß teilte die Wellen und vertrieb einen Schwarm kleiner Fische, als es langsam voraus schipperte.
Etelin jedoch hob einen Arm. "Kommt noch nicht näher!", rief er ihnen zu und hoffte, sie würden seine Sprache verstehen. Abschätzend musterte er Asmodi. "Ich lass dich auf der Insel zurück, wenn du dich nicht zu benehmen weißt. Aber Castus werde ich dann mitnehmen müssen. Er braucht seine Mutter dringender als dich, sonst verhungert er." Kurz fiel der Blick auf die Brust des Dämons. "Besser, du benimmst dich. Dann könnte Mallahall nach dir sehen. Du willst doch auch wissen wie es ... deiner Herrin ... geht."

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 7. Februar 2008, 19:01

Asmodeus lag am Boden. Wieder zuckte sein Bein. Er zitterte leicht, oder war es ein Frösteln? So genau konnte man es nicht deuten. „Arhggghh“ Knurrte er. Sein Schädel dröhnte… nein jener des schwächlichen Medicus dröhnte. Konnten so viele Schläge auf den Kopf nicht langsam schädlich sein? Doch dank Asmodi war der Knochen dort zumindest ziemlich Dick. Auch wenn Castus ein kleines Wesen war… und leicht… spürte der Vater dessen Gewicht dennoch auf seiner Brust. Allein die Anwesenheit seines Sohnes schien den alten Dämon zu beruhigen. Er grollte und knurrte noch immer, doch schlug er nicht um sich was er gewöhnlicher weise bestimmt getan hatte. Stattdessen lag er nur röchelnd da und merkte wieder einmal erst in der gezwungener Ruhe wie sehr sein Körper eigentlich schmerzte. Geschwächt wie er war schaffte er es dennoch seinen Arm um de kleinen Körper seines Sohnes zu schlingen. Er drückte damit Castus nur noch stärker in die Wunde. Doch das störte den Verwundeten weniger als das Kind, welches wieder zu weinen begann. Asmodi verzog sein Gesicht. Grollte und knurrte vor sich her. Hielt seinen Sohn fester. „Bleib…. Ruuuhhhhiiiggg…“ Röchelte er müde. Doch dann plötzlich… trat dieser Bastard von Lich näher, der ihn mit seinem stock niedergestreckt hatte auf ihn zu. Funken sprühten. Sein grollen wurde lauter. Das Gewicht auf seiner Brust schwand. „WAAggeeeee…rrrrhhhhh es nicht!“ Knurrte er. Patschte mit seiner Kralle gegen Etelins Wange. Versuchte ihn zu kratzen. Ächzte aber dabei auf weil ihm der eigene Schädel zu sehr dröhnte.

Der Dämon wurde unruhig. Zornig. Noch rasender machte ihn, dass sich Castus in Etelins Armen tatsächlich beruhigte. Es durfte nicht passieren, dass sich der Junge auf den Lich prägt. Asmodi schabte sich über die Wunde die nunmehr ein riesiger Krater darstellte. „Caaaastuuusss….“ Brummte er. Seine Hand suchte. „CASTUS!“ Keifte er aufgebracht. Er begann sich unruhig zu winden. Rollte sich seitlich zusammen. Heulte vor sich her.

Er spürte wie seine Hand angehoben wurde, er wollte sie zurückreissen, doch dann fand Castus zu ihm zurück. Der Dämon umschlang sein Söhnchen hielt es fest. „Castuss…“ Grollte er. Hielt ihn ruhig. Wurde auch selbst wieder entspannter. Asmodi war müde, die Erschöpfung sah man ihm deutlich an.

„Ich werde dafür sorgen Sohn, dass der welcher dich mir entrissen hat, die Qualen der Welt zu spüren bekommt!“ Murmelte er leise. Er wollte nur noch seine Ruhe.

<i> "Ich lass dich auf der Insel zurück, wenn du dich nicht zu benehmen weißt.</i> Asmodi fauchte leise. „STIRB!“ <i>“Aber Castus werde ich dann mitnehmen müssen.“</i> „NIEMALS!“ Keifte er. Drückte den Säugling näher an sich. „Verschwindldldldl…“ Er hatte doch zünftig eins auf die Nuss gekriegt, daher vernuschelte er sich ab und an noch etwas. Er spiee aus. „Verschwinde!“ <i>“Er braucht seine Mutter dringender als dich, sonst verhungert er."</i> „DU hast Zanraia gestohlen! VERDAMMTER!“

Was meinte dieser Kerl eigentlich ihn wie ein Kleinkind zu behandeln? Asmodis Stirnvene pochte, so zornig war er. Für was hielt er ihn eigentlich?! Die Welt drehte sich um ihn. „VERSCHWINDE!“ Brüllte er schliesslich. Blieb knurrend liegen. Wild entschlossen ihn zu beissen wenn er sich näher wagte. „Du hast mir NICHT zu sagen! Du wirst nur noch durch meine Hand sterben! Mehr NICHT! DU bist nicht der Vater meines Sohnes! DU bist nur ein Vater der versagt hat und dieses Versagen nicht erträgt!“ Stichelte der Dämon. Er war sensibel genug um die inneren Konflikte des Lichs in etwa zu erspüren. „VERSAGER; VERSAGER! Deiner Magie bist du nicht würdig elender!“
<i>“ Dann könnte Mallahall nach dir sehen. Du willst doch auch wissen wie es ... deiner Herrin ... geht."</i> Asmodi schwieg. Schien zu überlegen. „MICH INTERESSIERT MEINE HERRIN NICHT!“ Das mochte nicht stimmen, doch Lügen war wohl für einen Dämon… kein Problem. Gewissensbisse würde er deswegen wohl kaum haben.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. Februar 2008, 17:28

Etelin sah Asmodi an, wie erschöpft auch er war. Er spürte es nicht nur aus einem Instinkt heraus. Man musste nicht intuitiv sein, um zu bemerken, dass dieser Dämon kaum noch Kraft besaß. Sein Bein zitterte, sein Atem kam rasseln und röchelnd. Außerdem tanzten nur noch einige wenige blaue Funken träge aus seinen Fingerspitzen, wenn er versuchte, einen erneuten Feuerball zu formen. Ja, sogar das Sprechen fiel ihm furchtbar schwer. Er konnte niemandem mehr etwas vormachen. So schwach und erschöpft wie jetzt war Asmodi, der Dämon, nie zuvor gewesen. Jedenfalls hatte er bislang nicht den Eindruck gemacht.

Etelin hätte nur noch ein paar Mal zuschlagen müssen. Der Dämon lag auf dem Rücken wie ein dicker Käfer mit viel zu kurzen Beinchen. Der Lich könnte ihn zertreten wie ein Insekt – wenn er dies jemals vorgehabt hätte. Doch war es nur ein Halbdämon, der da lag. Der Körper gehörte ... einem engen Freund und auf diesem Körper lag weinend ... das Kind zweier Freunde. Menschen, die Etelin viel bedeuteten. Er wollte nie wieder den Fehler begehen, solche Persönlichkeiten aus seinem Leben ziehen zu sehen.

So griff er nach Castus. <i>"WAAggeeeee ... rrrrhhhhh es nicht!"</i> Doch er wagte, er tat es und nahm das Kind aus den Armen des Erschöpften. Asmodi patschte wild mit seiner zur Kralle gekrümmten Hand, traf Etelin an der Wange – jedoch nur halbherzig und ihne Kraft. Es war kein Schlag, nicht mal ein Klaps. Eine einfache Berührung, die das halbgetrocknete Blut seiner Gesichtsstriemen verwischte. Auf Etelins fahler Haut entstand eine Art Kriegsbemalung, hätte man denken können. Er wich einen Schritt zurück, weit genug, um den Händen des Dämons nicht in die Quere zu kommen. Und er beruhigte Castus. Es ging schnell und so schmerzlos, ohne jegliche Anstrengung. Schon schlief das Kind.
Wie demütigend es doch für Asmodi sein musste. Er hatte es nicht geschafft, seinen eigenen Sohn ruhig zu stellen. Aber der Mann, der ihm so viel angetan hatte und den er bis auf Gedeih und Verderb verabscheute ... in seinen Armen schlief der Sohn, friedlich und still.

Dies frustrierte Asmodi sichtbar. Er kratzte und schabte an seiner Brust herum. Er riss die Wunde weiter auf, Blut und freigelegtes, frisches Fleisch schimmerten nass unter seinen Fingern. <i>"Caaaastuuuss ... CASTUS!"</i>
Etelin schaute auf ihn herab. <b>Er ist wie besessen. Wie zuvor bei Zanraia und die erkennt er jetzt nicht einmal mehr.</b> Der Lich schenkte dem Vater den Sohn zurück, auch wenn dieser sich anfangs sträbute. Kaum aber hielt er den Säugling wieder, drückte er ihn an sich, wurde selbst ruhiger und entspannter. <b>Ein Dämon, der einen Menschen liebt, ohne dass dieser kleine Mensch ihm bisher etwas gegeben hat.</b> "Interessant", murmelte Etelin, der für einen Moment wieder die Rolle des Forschers und Beobachters angenommen hatte.

Da lag er nun, der Dämon. Am schlammigen, kalten Boden zusammengerollt wie ein Häuflein Elend. Schwarzes Blut schimmerte am ganzen Körper und in den Armen hielt er sein eigen Fleisch und Blut. Das Kind, welches zwei Väter besaß. Leise murmelte er dem Kind etwas zu. Etelin verstand die Worte nicht, er war zu weit weg. Er hörte nur das geschwächte Grollen aus den Tiefen der Kehle dieses Wesens.
Aber weder Asmodi noch Etelin oder Castus sollten nun hier zurückbleiben. Die Nacht war kalt und ein Blick zum Himmel verriet, dass sich das Wetter nicht bessern würde. Sterne und Mond waren hinter dichten, grauen Wolken verschwunden. Es würde vermutlich bald regnen.

Etelin gab bekannt, dass er zumindest Castus von der Insel fortbringen würde, wenn schon Asmodi nicht gehen wollte. Er erntere wüste Flüche und Beschimpfungen. Nichts Neues von einem Dämon.
<i>"Verschwinde! DU hast Zanraia gestohlen! VERDAMMTER!"</i> Diese Beschuldigugn wollte noch nicht in Etelins Kopf. Ja, sicher war ihm aufgefallen, dass sich Zanraia seit der missglückten Beschwörung durchaus ... normal verhielt. Doch Etelin hatte noch keine Gelegenheit erhalten, dieses Phänomen näher zu untersuchen. Aufgeschoben bedeutete jedoch nicht aufgehoben. Er würde sich Zanraia einmal ansehen, vielleicht im Beisein von Mallahall, um auch ihren körperlichen Zustand zu ermitteln. Immerhin hatte ein Dämon ein bis dahin unentwickeltes Kind aus ihrem Leib gerissen. Ein Kind, das nun so vollkommen in den Armen reinsten Chaos' lag.

<i>"VERSCHWINDE! Du hast mir NICHTS zu sagen! Du wirst nur noch durch meine Hand sterben! Mehr NICHT! DU bist nicht der Vater meines Sohnes!"</i>
"Das stimmt", gab Etelin als Antwort und trat wieder näher an den Dämon heran. Was konnte dieser ihm schon noch antun? Er war erschöpft, ebenso wie der Lich. Aber Etelin trieben neue Reserven an. Entschlossenheit, um eine gute Fürsorge für Castus zu kämpfen.
<i>"Du bist nur ein Vater, der versagt hat und dieses Versagen nicht erträgt! VERSAGER, VERSAGER! Deiner Magie bist du nicht würdig, Elender!"</i>
Etelin seufzte. Es schmerzte, immer wieder mit der eigenen Wahrheit – dem Versagen – konfrontiert zu werden. Aber im Gegensatz zu vorhin war er nun bereit, sich seinen eigenen Fehlern zu stellen. Dieses Mal wirkte kein Seelenfeuer auf ihn. "Der Magierrat von Zyranus hat schon dafür gesorgt, dass jemand wie ich seine Magie nicht mehr auf die Weise anwenden kann wie es jemandem gebührt, der keine Fehler begeht. Aber diese Strafe verdiene ich auch zurecht. Die Magie war es, die mich hat als Vater versagen lassen. Ich ... hätte mehr Fürsorge, Liebe und Geborgenheit aufbringen sollen. Eigenschaften, die ich aus dir hervorlocken will. Für Castus. Er braucht diese Dinge und zwar von allen Elternteilen."

Etelin schaute auf. Das Floß der Namudus schwappte auf den Wellen. Die mit Tiermasken verborgenen Gesichter richteten sich zur Insel. Neugier war selbst aus den Masken abzulesen. War der Dämon besiegt? Würde er Ärger machen? Und warum rührte sich Eule nicht, die da in der Nähe einfach am Boden lag?
"Lass uns zu Zanraia und Mallahall, deiner Herrin gehen. Lass uns nach ihnen sehen."
<i>"MICH INTERESSIERT MEINE HERRIN NICHT!"</i>

Etelin glaubte ihm kein Wort. Nicht, nachdem er ihn hatte zu Mallahall kriechen sehen. Nicht, nachdem er ihn hatte ihren Namen so hilfesuchend flehen hören. Herrin, er hatte nach ihr gerufen.
Ihm musste etwas an Mallahall liegen und wenn sein Tränensteinchen, seine dämonische Unschuld noch irgendwie vorhanden war – ob als feiner Kristallstaub auf seinem Körper oder als aufgelöste Substanz, die ihm unter die Haut gegangen oder vom Wind fortgetragen worden war – dann würden ihn die Worte Etelins erreichen. "Sie ist ebenfalls sehr schwach, deine Herrin. Ich sorge mich um ihr Leben. Wenn sie stirbt ... wäre ich wenigstens gern da, um mich zu verabschieden."

Dann winkte er das Floß heran, welches bis zum Ufer fuhr. Die Namudus hielten sich bereit, jederzeit wieder abzulegen. Etelin ging in die Knie. "Ich nehme ihn mit", sagte er. Nicht mehr und nicht weniger. Dann zog er an Asmodis Arm, um Castus aufzunehmen und ihn zu seiner Mutter und Mallahall zu bringen.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Samstag 9. Februar 2008, 22:19

Asmodi mochte ab und an einen Forscher wie Etelin überraschen. Vielleicht auch in jenem Moment als er seinem Sohn über den Hinterkopf strich… zärtlich. Er grollte monoton vor sich her, das vibrieren seiner Stimme breitete sich bis zu seinem Brustkasten aus, welches sich dann auf den Körper des Säuglings übertrug. Dämonische Beruhigungslaute? Wie das Schnurren einer Katze… nur weit unheimlicher? Ja, Asmodi legte tatsächlich natürliches dämonisches Verhalten an den Tag. Urinstinkte die in jedem Vater innewohnten kamen hier zur Geltung. Ein Überlebensakt der Natur für ein Wesen, welches eigentlich nach Meinung aller anderen nicht überleben sollte.

Dämonen waren zäh.

<i>"Der Magierrat von Zyranus hat schon dafür gesorgt, dass jemand wie ich seine Magie nicht mehr auf die Weise anwenden kann wie es jemandem gebührt, der keine Fehler begeht.“</i> Asmodi lachte angestrengt jedoch bitterböse. „Der Magierrat von Zyranus ist ein schwächlicher Haufen alter verdörrter Männer die glauben alles besser zu wissen! Ich werde eines Tages in die Stadt zurückkehren und deren Familien ausrotten, eine nach dem anderen. Ihre Frauen schänden, ihre Kindern die Kopfhaut abreissen und ihre Eingeweide den Schweinen zum frass vorwerfen! Siehe es als Rache für dich!“ Spottete er. „Denn ich werde in den blutgetränkten Gassen der Magierstatt deinem Namen huldigen!“

Grössenwahn gehörte zu diesem haraxischen Exemplar einfach dazu. Aber Asmodi musste wohl aufpassen vor wem er mit solchen Tiraden herumposaunte, nicht dass es mal an falsche Ohren geriet. Schliesslich wurde Asmodi noch immer unter einer horrenden Summe vom Magierrat gesucht.

<i>“Ich ... hätte mehr Fürsorge, Liebe und Geborgenheit aufbringen sollen. Eigenschaften, die ich aus dir hervorlocken will.“</i> Asmodi knurrte auf. „LÜGEN!“ Zischte er dem Lich entgegen. „Das sind alles Lügen! Falsche Wahrheiten! WERTE DIE EIN WESEN SCHWACH MACHEN!“ Keifte er herum. „ICH BESITZE NICHTS VON ALL DEM! ICH WILL DAS NICHT!“ Belog er sich selbst. Strich dann wieder über seines Söhnchens Kopf und streichelte ihn. Grollte wieder leise weiter. Sein eigenes Gebrüll quälte seinen dröhnenden Schädel.

<i> "Sie ist ebenfalls sehr schwach, deine Herrin. Ich sorge mich um ihr Leben. Wenn sie stirbt ... wäre ich wenigstens gern da, um mich zu verabschieden."</i> Sein stetiges Grollen stockte kurz. Seine Herrin war in Gefahr? Schwach... Sterbend?

Der Dämon schien nachzudenken. Doch da begann der Lich den Fehler zu schnell zu handeln. Er griff nach Castus und fing sich das ein was Asmodi bereits angedroht hatte. Er schnellte mit aller verbliebenen Kraft auf und verbiss sich in dem Arm des Lichs. Speichel troff ihm aus dem Mund als er seine Zähne tiefer in des Lichs Fleisch bohrte. Der Dämon zog daran. Bis sich schliesslich ein Hautstück löste. Er kaute darauf herum liess von dem Lich ab und hechtete auf allen dreien auf das Floss zu, noch immer auf der Haut kauend und Castus in seinem Arm haltend. Wie würden die Eingeborenen nur auf dieses Höllenwesen reagieren welches hier blutend auf sie zustürmte und offensichtlich bissig war. Doch noch bevor Asmodi das Floss überhaupt erreichte wurde sein Bewegungsmuster langsamer, träger, wankend. Sonderlich stark war der Dämon im Moment nicht und dies sahen ihm die Namudus auch sicherlich an. Die überfahrt würde sich wohl nicht einfach gestalten mit einem solchen Wesen an Bord welches um sich bis wenn man ihm zu nahe kam… schliesslich war es ja nur ein Floss und kein Schiff wo man sich aus dem Weg gehen konnte.

…Ein paar Schläge würden ausreichen um diesem Viech endgültig den Gar auszumachen… Asmodi schien sich seiner ungünstigen Lage gar nicht richtig bewusst zu sein. Die düstere Welt verschwamm allmählich vor ihm. Er blinzelte schüttelte seinen Kopf. Hielt weiterhin auf das Floss zu und kaute auf seinem Fleischstück herum ehe er es herausspotzte.

"Wuhak altes gammeliges Fleisch!" Murrte er. Lichfleisch schien ihm nicht zu schmecken.

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