Unterwegs im Sarius

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. Dezember 2007, 16:12

Asmodeus erinnerte an ein gestörtes Tier, das zu lange eingesperrt gewesen war und nun auf keines seiner natürlichen Instinkte zurückgreifen konnte. Ein Tier, das verloren, hilflos und unsicher inmitten eines Käfigs stand, während es von Forschern und Wissenschaftlern sachlich und dennoch interessiert beobachtet wurde.
Vollkommen in seinem unsichtbaren Käfig gefangen, wanderte der Medicus zwischen dem Ufer der Insel und dem Heptagramm hin und her. Nur auf dieser kleinen Bahn schien er einigermaßen sicher zu sein, so glaubte er. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, er wollte fliehen. Etwas stimmte hier nicht. Vielleicht lag es aber auch nur an der Umgebung, der vorliegenden Atmosphäre, den dicken unheimlichen Tropfkerzen.

<i>"Ich weiß nicht, ob ich alles sehen will, was da auf der anderen Seite herrscht!"</i> "Hab keine Furcht. Wir werden keine Einblicke in die Welt der Dämonen erhalten, sondern nur einen herbei holen. Deinen Dämon. Es wird alles gut verlaufen, ich will ihm nur ein paar Fragen stellen und herausfinden, wie es ihm geht. Wo immer er ist, vielleicht empfindet er diesen Ort als besser. Es muss geklärt sein, damit nichts Unvorhergesehenes geschehen kann."

Ob das Asmodeus beruhigte, war nicht zu erkennen. Eine weitere Sorge breitete sich in ihm aus, als er die Namudus mit dem hässlichen Fischkopf-Kanu fortfahren sah.
<i>"Aber ... das Boot! Wir brauchen doch auch eins!"</i>
"Ich rufen Namudus, wenn Rotaugenmann mit dir fertig", entgegnete die Eule. Sie nahm einen Beobachterposten am Rand des Ritualkreises ein und verharrte.

Etelin traf letzte Vorbereitungen für das bevorstehende Ritual. Er war kein Ritualmagier, sondern Nekromant. Doch er hatte schon lange genug gelebt, um sich gewisse Kenntnisse anzueignen. Diese würde er jetzt auch anwenden.
<i>"Das ist nicht der richtige Weg! Nicht die richtige Methode! Gibt es keine andere Möglichkeit?! N-nein ... muss das denn sein?!"</i>
Niemand antwortete ihm. Mallahall und Zanraia standen ein Stück entfernt vom Rand des Beschwörungskreises. Die Lichtmaga hielt seine Liebste fest an der Hand. Beide würden aufeinander aufpassen, doch würde dies reichen?
Würde Etelin sie alle schützen können? Oder müsste Mallahall es tun? Sein Blick flog zum Seelenkettchen, das friedlich um ihren Hals hing. Ja, Mallahall besaß noch Macht, sie würde den Dämon in Schach halten können, wenn es sein musste. Oh, wenn nur alles gut ginge!

Und dann war es soweit. Asmodeus sollte in das Heptagramm treten. Er hatte Angst, schabte sich über die Brust und knurrte leise.
<i>"Was geschieht hier drin mit mir?"</i>
"Mit dir? Nichts, ich brauche dich nur als zentralen Bezugspunkt zum Dämon. Es wird die Beschwörung erleichtern, wenn er dich sieht. Dich kennt er und kann wohl etwas besser mit dir kommunizieren als mit mir. Aber keine Sorge, ich bleibe an deiner Seite."
<i>"Ihr bringt euch hier alle in Gefahr! Wir sollten was anderes versuchen! Wir sollten uns dies nochmals überlegen! Da stimmt was nicht, Etelin, es ist anders ... als sonst!"</i>
Der Lich nickte, winkte ihn wieder auffordernd zu, endlich in den Kreis zu treten. "Ich weiß, dass es anders ist. Doch wir müssen es versuchen. Es ist die einzige Möglichkeit, Kontakt zu deinem Dämon aufzunehmen, fürchte ich. Komm jetzt."

Asmodeus gehorchte. Er schloss seine Augen und trat in den Beschwörerkreis. Oh, hätte er sie nur offen behalten, so sah er nicht, dass sich eine der Furchen durch eine vorschnelle Bewegung seiner Füße mit Erde füllte. Der Bannkreis war unterbrochen.
Asmodeus nahm seinen Platz neben Etelin ein. <i>"Ich ... habe Angst ... Meister."</i> Etelin legte seine Hand auf die Schulter des Medicus'. Da dieser in sich zusammengekauert da hockte, war es möglich. "Verhalte dich ruhig und zeige deine Angst nicht. Es könnte <i>ihn</i> anstacheln."

Etelins Hand löste sich. Er trat einen Schritt weiter in die Mitte des Heptagrammes. Die Kerzen flackerten vor sich hin. Etelin drehte sich noch einmal zu Asmodeus um. "Verzeih mir, wenn ich es erst jetzt erwähne. Aber ich werde hier nun nicht deinen Dämon beschwören. Ich hole mir Hilfe, ihn zu rufen."
Er wandte das Gesicht ab. Der Lich hob die Arme, streckte seinen nekromantischen Magierstab in die Höhe. Die Finsternis im Brustkorb des Skelettes waberte durch die Rippen hindurch. Irgendwie verdunkelte sich die Umgebung. Etelins Augen leuchteten dafür umso heller. Blutrot und gleißend stieg Rauch aus seinen Fingern. Der Lich sprach die Beschwörungsformel:

<i><span style="color:663B6C;">"Hier stehe ich nun, ein niederer Knecht der magischen Künste, ein Frevler und dennoch Befürworter dunkler Mächte. Haraxischer Mächte. Ich, Etelin, nekromantischer Meister, rufe deinen Namen in den Harax hinein. Ich rufe dich, eil herbei und komme in unsere Welt, nach Celcia. Ich, dein Beschwörer, kenne deine Absichten und deinen wahren Namen. Tritt aus dem Harax und sei mein Diener ... AESHMA-DAEVA, erscheine!"</i></span>

Das Licht der Kerzen erlosch. Rauchschwaden umwaberten nun den Bannkreis und blauer Dunst zog auf. Er sammelte sich in der Mitte, wo Asmodeus und Etelin sich befanden. Es wurde kälter, eisig, frostig. Doch nicht für den Körper, nein, die Kälte kam von innen heraus – aus den Seelen der Anwesenden. Sie sammelte sich und formte sich zu einer gigantischen Gestalt. Mindestens drei Meter maß diese Figur, welche sich aus blauem Dunst und heranbahnender Finsternis in Celcia manifestierte.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... -daddy.jpg">

Dann stand er vor ihnen. Vollendet und finster. Aeshma-Daeva, Dämon aus dem Harax. Er trug eine Rüstung aus purer Finsternis. In ihr spiegelte sich nichts außer die Furcht seiner Gegenüber. Unterhalb der Rüstung zeigte sich nichts als blanke Schwärze. Darüber verteilte sich ein Umhang aus blauem Dunst. Wenn er die Anwesenden wie ein Nebel umwaberte, bekamen sie eine Gänsehaut, selbst Etelin. Der Umhang allein schien wie Asmodis Seelenfeuerball zu wirken. Er drückte auf das eigene Sein und zerrte dunkle Geheimnisse der Seele an die Oberfläche, so dass sie zu einem offenen Buch für den Dämon wurden.
Unter dem doppelt gehörnten Helm quoll ebenso blauer Dunst hervor, wandelte sich in Rauch. Man kannte diesen Rauch von Asmodi, wenn aus seinen Augenhöhlen die Finsternis gekrochen kam. Bei Aeshma-Daeva aber war es blauer Rauch, frostig und kalt.
Rasselnd atmete das dämonische Wesen, ehe es einen Schritt auf Etelin und Asmodeus zu machte. Dieser eine Schritt ließ klagende Seelen gequält aufschreien. Opfer des Dämons, die er im Harax gepeinigt hatte. Sie schrieen um Erlösung – die ihnen niemals gewährt würde.

Mit grollender Stimme und die finsterblauen, rauchenden Augen auf den Medicus gerichtet, sprach er: <span style="color:663B6C;">"DU, SCHÄNDLICHER FLECK LEBEN, HÜLLE FÜR DAS BÖSE, WIRT MEINER EIGENEN SCHÖPFUNG? WO IST DAS, WAS ICH SCHUF? WO IST ASHMODAI?"</span>

Und obwohl Asmodeus niemals haraxisch gelernt hatte, verstand er jedes Wort. Es brannte sich auf seine Seele, mit blauem, kaltem Feuer.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Montag 24. Dezember 2007, 01:08

Diese Insel war kein guter Ort und es war noch schrecklicheres geplant, dies spürte Asmodeus instinktiv, auch ihn zog das Böse an. Die Eule und Mallahall mussten es auch spüren und Zanraia? Brodelte es in ihrem Blut ebenso wie in seinem? Schlug ihr Herz ebenso unruhig wie seins? Äusserlich zumindest war ihr dies nicht so anzusehen wie ihm. Konnte sie überhaupt verstehen, was Gefahr bedeutete? Konnte sie verstehen was es hiess, sich mit Dämonen einzulassen? Dämonen hielten sich selten an regeln und liessen sich ungern rufen – schliesslich hielten sie sich selbst für eine Herrenrasse so sahen sie es wohl als Beleidigung wenn man sie rief. Nun… Asmodi würde gehorchen und wenn er es auch tun müsste – um Mallahalls willen – oder befehl. Dies war so ziemlich der einzige Umstand der Asmodeus annähernd beruhigte.

<i> "Hab keine Furcht. Wir werden keine Einblicke in die Welt der Dämonen erhalten, sondern nur einen herbei holen. Deinen Dämon.“</i> Er nickte unruhig, dies mit der Furcht war wohl überflüssig, natürlich fürchtete er sich. <i>“Es wird alles gut verlaufen, ich will ihm nur ein paar Fragen stellen und herausfinden, wie es ihm geht.“</i> Es war so absurd! Einen Dämonen fragen zu wollen wie es ihm geht! So etwas… tat man doch nicht! Niemand interessierte sich doch für das Wohl eines Dämonen und diese wollten dies doch auch nicht, es wäre ihnen höchstens peinlich wenn sich ein normalsterblicher – gut Etelin war dies ja nicht – dennoch wenn sich ein irdischer über sein Wohlbefinden sorgte! Dämonen waren schliesslich davon überzeugt, niemanden zu brauchen! Freunde… Liebe… alles grässliche Worte!
<i>Wo immer er ist, vielleicht empfindet er diesen Ort als besser. Es muss geklärt sein, damit nichts Unvorhergesehenes geschehen kann."</i> Dies mochte Asmodeus zu bezweifeln. Das Nichts war nicht schön gewesen und wo sonst, wenn nicht dort sollte er sein?

Unruhig musste er mit ansehen wie das Boot verschwand. <i> "Ich rufen Namudus, wenn Rotaugenmann mit dir fertig",</i> Meinte die Eule ruhig. „RUFEN?! HIER HÖRT UNS DOCH NIEMAND!“ Keuchte er nervös, diese Aussage überzeugte ihn jetzt so ziemlich überhaupt nicht.

Er trat ins Heptagramm und ahnte nichts von dem verhängnisvollen Fehler der er dabei beging, sie sein Fuss Dreck in die gezeichnete Furche brachte. Der Kreis brach. Ungesehen und Unbemerkt – noch. Er kauerte sich bei Etelin nieder, zitterte vor Angst und nannte diese auch seinem Meister. Dies hier war der reinste Wahnsinn! Er wusste nicht was nun geschehen würde – wusste es Etelin überhaupt?!

<i> "Mit dir? Nichts, ich brauche dich nur als zentralen Bezugspunkt zum Dämon. Es wird die Beschwörung erleichtern, wenn er dich sieht. Dich kennt er und kann wohl etwas besser mit dir kommunizieren als mit mir</i> Nun dies überraschte Asmodeus nun kaum – schliesslich mochte der Dämon Etelin nicht wirklich – ihre Unterhaltungen hatten meist irgendwie mit Kopfschmerzen zu tun, die selbst Asmodi gespürt hatte. Ausserdem reagierte der Lich beinahe Immun auf seine Hasstiraden – ja… beinahe – bis auf dieses eine Mal im Grasland. Der Dämon kannte sie gut – zu gut, er kannte ihre Stärken und ihre Schwächen.

Er bibberte, spürte dann jedoch plötzlich des Meisters knochige Hand auf seiner Schulter. Er sah zu ihm hoch. <i> "Verhalte dich ruhig und zeige deine Angst nicht. Es könnte ihn anstacheln."</i> Der Medicus nickte – nun musste er stark sein. Er erhob sich langsam. Atmete tief durch. Er wollte dem Dämon keinen Nährboden bieten um ausbrechen zu können – nicht nochmals – diesmal war er sich der Konsequenzen bewusst. Er schluckte leer als Etelins Hand von ihm abliess. Doch dann sah er entschlossen auf – er hatte neuen Mut gefasst. Der Lich trat mitten in den Kreis – das Ritual begann.

<i> "Verzeih mir, wenn ich es erst jetzt erwähne. Aber ich werde hier nun nicht deinen Dämon beschwören. Ich hole mir Hilfe, ihn zu rufen."</i> Asmodeus riss seine Augen auf. Asmodi konnten sie in Schach halten – zumindest Mallahall und Zanraia… aber wen wollte er den noch haben?! „Etelin! Begeh keinen Fehler!“ Mahnte der Medicus. Er ahnte grässliches, nein, diesmal irrte der Lich – diesmal überschätzte er seine Fähigkeiten! Diesmal meinte er es zu gut – und wurde dadurch vielleicht gar Leichtsinnig! Unruhig schaute er zu Mallahall und Zanraia. „Nehmt das Boot und flieht… wenn etwas unvorhergesehenes geschieht!“ meinte er nervös. „ETELIN!“ Keuchte er wieder. Doch dann blieb er ruhig – denn der Lich liess sich nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen. Er hob seinen Stab… und Asmodeus spürte wie sein Herz ächzte – gift und Galle spie – düsteres Blut in die Venen pumpte – mit jedem neuen Schlag. Seine Stimmung verdunkelte sich, seine blauen Sterne wurden finsterer. Der Lich sah grässlich aus – rotes Licht spuckte aus seinen Fingern. Er offenbarte all seine Finsternis – kein Wunder mochte ihn der Magierrat nicht.

<i>Tritt aus dem Harax und sei mein Diener ... AESHMA-DAEVA, erscheine!"</i> Asmodeus kannte den Namen des Vaters seines Dämons nicht. Dieser jedoch… tief im innern des Medicus verkrochen – im kleinen Kokon wo er sich versteckt gehalten hatte, horchte auf. Es erschrak, schliesslich hatte es sich gerade in Unschuld versteckt. Wie schändlich! Dieser Kokon war eine Schande! Asmodi war eine Schande! „E-telin…“ Keuchte der Wirt Asmodis – keuchte der Medicus. „Hör auf… <i>er</i> hat Angst!“ Keuchte er leise.

Die Kerzen erloschen schlagartig, blauer Dunst manifestierte sich – zum ersten mal in seinem Leben sah Asmoedus, was aus seinen eigenen Augen glühte, nur war bei ihm das blaue – die Seele und das schwarze das Dämonische. Er wich zurück – verliess den Bannkreis jedoch nicht. Er fröstelte. Seine Seele fühlte sich gequält an – träge – schwer. Schuldbeladen.

Asmodeus starrte das beschworene Wesen an. Es war riesig und erschreckend. Er wurde leichenblass, düstere Gedanken zogen in sein Bewusstsein. Hass, auf den Dämon – auf Asmodi und sich selbst. Besonders auf sich selbst – weil er dumm gewesen war, leichtsinnig, als er diesen verheerenden Satz genannt hatte <i>ohne Konsequenzen</i> Er verspürte den Drang sich augenblicklich ins Meer zu stürzen – zu den Fischen. Doch die Angst vor diesem Wesen, liess ihn erstarren. Er fixierte entsetzt die Finsternis – welche die Rüstung des Dämons bildete – genau so dunkel war Asmodis Seele. So unendlich finster, aus diesem Wesen musste diese Finsternis geboren worden sein! Dies stand für den Medicus schnell fest.

<i> "DU, SCHÄNDLICHER FLECK LEBEN</i> Asmoedus wich ängstlich einen Schritt zurück. Machte sich klein. Seine Angst verbergen? Wie denn angesichts eines solchen Monsters? <i>HÜLLE FÜR DAS BÖSE, WIRT MEINER EIGENEN SCHÖPFUNG? WO IST DAS, WAS ICH SCHUF?</i> Er war es also. Er war der „Vater“ von Asmodi. Welche Beziehung hatten den dämonische Väter und Söhne zueinander? Was hiess es für sie? Was bedeutete für die schon Familie?! Er kannte die Riten und Bräuche des Harax nicht – wollte sie auch nicht kennen. Die Stimme des Dämons gingen ihm durch Mark und Bein. Ein so düsteres Grollen und so unendlich bösartig,. Der Dämon war mächtig – weit mächtiger als Asmodi und schon der war ab und an sehr schwer zu kontrollieren. Etelin war doch geschwächt! Nun durfte er keinen Fehler machen! <i>“WO IST ASHMODAI?"</i> Donnerte das Wesen. Der Medicus zitterte, schlotterte vor Angst. Sein Blut kochte beinahe über. Er knurrte… winselte… kauerte sich nieder. Asmodi war da – klammerte sich an den Kokon welchen Mallahall ihm geschenkt hatte. Versuchte sich darin zu verstecken, hatte Angst. Fürchterliche Angst – angesichts seines Vaters. Vor ihm konnte er nichts verbergen – keine einzige Schwäche und er wusste wie sehr sein Vater seine Schwäche hasste. Einzig dieser Hass hatte ihn wohl davon abgehalten – ihn gänzlich zu vergessen und zu verstossen.
Er blickte zu dem Dämon auf. „Er…ist…“ Er deutete auf sein Herz, konnte er den Sitz des Dämons lokalisieren. Die Erkenntnis traf ihn tief. Dort hatte er sich verborgen? Aber warum? Nein - diesmal konnte er nicht für den Dämon hinstehen - hier musste er selbst handeln.

Er flehte darum Etelin möge die Beschwörung abbrechen!
Zuletzt geändert von Asmodeus am Montag 24. Dezember 2007, 01:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. Dezember 2007, 02:52

Da stand er vor ihnen, halb und bedrohlich über Asmodeus gebeugt. Sein beißender Atem blies dem Medicus entgegen. Er war bläulich, aber eisig. Er erinnerte an den frostigen Hauch des Todes – oder an Asmodi, wenn dieser durch den Körper seines Wirtes gehaucht und gegrollt hatte. Auch dann war es kalt gewesen, jedoch bei Leibe nicht so frostig wie jetzt. Aeshma-Daeva hatte gesagt, dass Asmodi seine Schöpfung wäre ... demnach eine abgeschwächte Version seines Selbst. Ein dämonischer Sohn, der sich erst noch zum Vater entwickeln musste. Oh, wie nahe Asmodi doch daran war, Vater zu werden. Auch wenn sich die werdende Mutter nun in unmittelbarer Gefahr befand. Aber nein, der Medicus brauchte sich um Zanraia nicht zu sorgen. Aeshma-Daeva stand im Bannkreis. Er würde ihn nicht überschreiten und zu ihr durchdringen können – glaubte Asmodeus.

Als Aeshma-Daeva sich an ihn richtete, wich der Medicus ängstlich zurück. Er war immer eine irgendwie beeindruckende Gestalt vn stattlicher Größe gewesen. Nun kauerte er sich so sehr zusammen, dass er gar kleiner als Etelin wirkte.
Etelin ... der Lich ... der Mann, welche soeben mit – MAGIE – diesen Dämon beschworen hatte! Mit Magie! Der Rat von Zyranus hatte Etelin eine Strafe verpasst, die mit seiner Magie zu tun hatte. Aeshma-Daevas Anwesenheit hatte den Lich für Asmodeus vollkommen in den Hintergrund gerückt. Nun aber konnte er einen flüchtigen Blick auf seinen Meister – seinen Freund – werfen.

Etelin ... kniete am Boden, hielt seinen Nekromantenstab und seinen eigenen Kopf. Auf der Stirn pulsierte eine Ader und seine roten Augen flackerten nervös wie das Kerzenlicht, welches mit dem Erscheinen des dämonischen "Vaters" erloschen waren. Würde sein Lebenslicht in seinen eingefallenen Augenhöhlen auch erlöschen? Er sah so kraftlos aus, hatte offensichtlich Schmerzen.
Aus seinem Stab waberte dunkler Nebel, der den Licht umhüllte wie die gütigen Arme einer Mutter. Der Nebel umfing ihn, verbarg ihn ein wenig, barg seinen Schmerz und seine Kraftlosigkeit. Doch er konnte Geräusche nicht zurückhalten. Ein leises, erschöpftes Keuchen, das trotz des Grollens Aeshma-Daevas bis zu Asmodeus herüber drang. Er konnte es hören.

Am Rande des Bannkreises waren die Zuschauerinnen erstarrt vor Entsetzen. Sie hatten nur das Finstere und die Hörner des Dämonenhelms sehen können. Alles andere war für Mallahall, Zanraia und Eule noch in finsteren und blauen Nebeldunst getaucht. Dieser wollte sich jetzt auch noch nicht lichten. Nicht, solange der Dämon keine Antwort erhalten hatte, mit der er sich zufrieden gab.

<span style="color:663B6C;">"WO IST ASHMODAI?"</span>, fragte die finstergrollende Stimme Aeshma-Daevas. Der Dämon spürte seine Schöpfung genau. <span style="color:663B6C;">"VERSTECK DICH NICHT, NIDERTRÄCHTIGES WESEN MEINER EIGENEN MACHT. ICH KANN DICH RIECHEN. NUR ABSCHAUM RIECHT ... UND DU STINKST!"</span>

<i>"Er ... ist ..."</i> Asmodeus blickte zu dem gigantischen Ungeheuer des Harax hinauf, deutete zugleich aber auf sein Herz. Aeshma-Daeva beugte sich tiefer. Wenige Zentimeter trennten ihn und Asmodeus voneinander. Dann schnellte eine dämonische Hand vor – es handelte sich um eine riesige Klaue mit feingliedrigen, knochigen Fingern, aus denen armlange Krallen ragten. Dennoch war diese Dämonenkralle durchaus stark, wie der Medicus nun feststellen durfte, als er zwischen drei der langen Krallen landete und die Finger seine Brust zu Boden drückten, bis er auf dem Rücken lag. Aeshma-Daeva kam noch näher. Aus seinem Helm waberte der blaukalte Dunst wie gifitger Nebel. Asmodeus' Augen tränten, brannten. Der Dämon schnüffelte – wie ein Hund, nein, wie ein gieriger und blutrünstiger Wolf.

<span style="color:663B6C;">"DU BIST ... IN DIESEM WIRT, ASHMODAI?! UND DU <b>LÄSST ZU, DASS SEINE SEELE WEITERHIN IN DIESER HÜLLE VERKEHREN DARF!!!!!!</b>"</span> Eisiger Atem fauchte Asmodeus entgegen. Dann knurrte das Biest und es klang als stürzte die Welt in sich zusammen. Asmodeus konnte Mallahall seinen Namen zaghaft rufen und Zanraia aufschreien hören. Beide sorgten sich, konnten noch immer nicht sehen. Doch sie lenkten unmittelbar die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich.

Der Nebel lichtete sich. Erneut drangen Schreie an die Ohren des Medicus, als Mallahall, Zan und auch Eule Aeshma-Daeva erblickten. Dessen finsterer Blick gehörte ihnen nur kurz. Dann starrte die Boshaftigkeit wieder den Medicus an, sprach jedoch zu seiner Schöpfung. <span style="color:663B6C;">"DU WAGST NICHT NUR, DEINE DÄMONISCHE ABSTAMMUNG IN DEN SCHMUTZ ZU ZIEHEN, INDEM DU DIE SEELE DEINES WIRTES IM SELBEN KÖRPER VERWEILEN LÄSST... DU SUCHST DIR NICHT NUR EINEN SOLCHEN WEICHLING VON WIRTSHÜLLE AUS ... DU BESITZT SOGAR ... <span style="font-size:14pt;">FREUNDE!?!</span></span>" Er spie das Wort förmlich aus. Giftgrüner Schleim landete nur haarbreit neben Asmodeus auf dem Boden und ätzte dort, dass es dampfte. Aeshma-Daeva grinste, er kicherte, lachte. Tiefes, dunkles Rasseln entfloh seiner Kehle und jagte Angst und Schrecken ein. <span style="color:663B6C;">"ICH WERDE SIE TÖTEN. ICH WERDE DEINE STERBLICHEN FREUNDE EINFACH UNTER MEINEM FUSS ZERQUETSCHEN!"</span>

"Das ... wirst du nicht ... tun!", drang ein Keuchen zu ihm und Asmodeus herüber. Etelin, schwer auf seinen Stab gestützt, schlurfte zu ihnen herüber. Er zeigte sich schwach, war er dies doch auch. Aber er lächelte überlegen. "Du kannst ihnen nichts anhaben. Sie sind in Sicherheit, außerhalb des Bannkreises."
Aeshma-Daeva knurrte, doch dann sah er die verschüttete Furche.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 25. Dezember 2007, 13:50

Asmodeus fröstelte als ihm der eisige und stinkende Atemhauch von Aeshma-Daeva gegen das Gesicht blies, es war so als verzöge er seine Mundwinkel zu einer entsetzten Fratze. Die Kälte tat weh, weil sie nicht die Haut sondern das Herz in seinen düsteren Bann zog und es kläglich zusammenfahren liess. Des Dämons Zuflucht wurde immer unsicherer. Dies spürte auch er, die Unruhe wurde stärker.

Seid seiner Verbannung aus dem Harax war er nie wieder mit seinem Schöpfer in Kontakt getreten, bis er ihn gänzlich vergessen hatte. Seine Existenz in einem Menschenwirten reichte ohnehin aus um in tiefster Schande leben zu müssen. Eigentlich hätte Asmodi genau so mächtig und furchtsam werden können wie sein Ebenbild doch stattdessen schien er es vorzuziehen die mögliche Macht der Liebe zu opfern. Denn wer Liebe kennt, herrscht über das Leben – so glaubte er zumindest. Wer Liebt und geliebt wird, ist dem göttlichen Näher als jeder noch so grässliche Dämon.

Ein kurzer Seitenblick zum Lich genügte um festzustellen dass Etelin bereits jetzt beinahe am Ende seiner Kräfte war. Asmodeus Befürchtungen bestätigten sich. Er hatte sich überschätzt! Hatte wohl gedacht, dass Asmodis Schöpfer ähnlich stark – oder eben schwach war. Dabei war Aeshma-Daeva selbst im Harax ein gefürchteter und machtvoller Dämon, der selbst unter seinen Artgenossen tiefen Ehrfurcht – was dort gleichbedeutend mit Angst war – genoss. Er war ein reiner Dämon. Kein Mischwesen wie Asmodi. Nicht an etwas Sterbliches gebunden. Kein Versager seiner Rasse. Keine Beleidigung seiner Art. Dies war es, was den Dämon so bekümmerte. Der Grund, warum er sich versteckt hielt. Denn im Nichts, hatte er erkannt, dass jedes Wesen seine Berechtigung für eine Existenz hatte… jedes Wesen – mit Leib und Seele. Er war nur ein Parasit. Er war nur… ein Fluch. Er war nicht, weil er existierte – sondern er war, weil er zu dieser Existenz gezwungen wurden. Durch die Bannung des Skorbutverpesteten Alnadun Shik. Ein Mensch und Beschwörer… mehr nicht.

Schwäche, war für einen Dämon – nur schwer zu ertragen und sie angesichts seines Schöpfers nicht verbergen zu können, war grässlich.

<b>Gevatter Tod, ich spüre wie deine Sense über unseren Köpfen schwing, hauche nicht jenem das Leben aus, welchen Leben gebührt.</b>

Asmodeus glaubte nicht an die Götter, er war Naturwissenschaftler, ein Mann des fortschrittlichen Denkens, der Erklärungen in Tatsachen suchte. Aber an Leben und Tod – an dieses Faktum glaubte er. Er war schliesslich Nekromant – oder hätte es werden können, stand im Bunde mit dem Tod – auch als Medicus, Tag für Tag.

Doch der Dämon, dieses Unding, war ein Wesen welches sich über Leben und Tod hinwegsetzte, es spottete diesen beiden Regeln. Es gebar nicht und wurde nicht geboren, es starb nicht. Es wurde erschaffen und vernichtet. Unterlag, eigenen – düsteren Gesetzen.

<i> "VERSTECK DICH NICHT, NIDERTRÄCHTIGES WESEN MEINER EIGENEN MACHT. ICH KANN DICH RIECHEN. NUR ABSCHAUM RIECHT ... UND DU STINKST!"</i>

Tief im Innern seines Herzens zitterte der Kokon bestehend aus dem Seelensteinchenfragment, welches genug Platz für einen ganzen Dämon bot. Er hatte gelernt, in Licht zu sein. Licht roch – Licht stank. Ein Dämon war in der Lage die Spuren von Licht noch Monate zu riechen, sie klebten an der düsteren Seele der Dämonenwesen wie ein hässlicher eiternder Ausschlag.

Sein Herz raste, das Blut in ihm verfärbte sich schwarz. Der Dämon erwachte, ob er wollte oder nicht. Böses zog sich ungemein stark an und der Schöpfer selbst – war ohnehin ein Magnet. Er unterstand schliesslich der gleichen Macht. Der Medicus verriet das Versteck, welches Aeshma-Daeva ohnehin schon gefunden hatte. Messerscharfe Krallen schnellten hervor. Packten seinen Brustkorb und drückten –nein schlugen ihn beinahe zu Boden. Es war gewaltig, schliesslich war Asmodeus nicht gerade klein. Er prallte hart auf. Für einen Moment verschlug es ihm der Atem. Er konnte sich kaum rühren. Starrte nur angsterfüllt in die Augen dieses Viechs. Er röchelte panisch, die Berührung des Dämons schien ihm beinahe die Luft abzuschnüren. Er fröstelte vor Kälte. Der Medicus hielt diesen Kontakt nicht aus. Ein Mensch war nicht dafür geschaffen so stark mit seinen Verdrängten und düstersten Gedanken konfrontiert zu werden. Seine Nerven rissen, die Augen tränten nicht nur ab dem ätzenden und brennenden Atemhauch des Dämons, sondern auch weil er die Belastungen seiner Seele nicht aushielt. Verziehene Schuld – war keine vergessene Schuld. Er röchelte angestrengt. Sein Herz fühlte sich so unendlich schwer an – war es Leid diese Schuld in sich zu tragen – diesen Dämon. Der glaubte eine Träne… eine kleine Perle Unschuld nur, würde ausreichen um zu verzeihen, was er getan und gewirkt hatte.

Der Medicus schützte seine brennenden Augen. Keuchte, versuchte sich gegen die Krallen des Dämones zu stemmen, doch es half nichts. „Lasst… ab von mir…Herr…“ Winselte er verzweifelt. Er atmete panisch. Wand sich unruhig.

<i> "DU BIST ... IN DIESEM WIRT, ASHMODAI?! UND DU LÄSST ZU, DASS SEINE SEELE WEITERHIN IN DIESER HÜLLE VERKEHREN DARF!!!!!!"</i> Aus Angst und Schrecken – wurde Schmerz. Der Medicus versuchte sich zusammen zu krümmen. War gefangen – ein gefangener Wirt. „Wir… sind eins…“ Keuchte er mühsam. „Er… kann nicht… alleine existieren… es…ist ein Fluch…Herr…“ Der Medicus unterwarf sich dem Dämon, was anderes hätte wohl kaum Sinn ergeben und nur seinen Tod bedeutet. Der Dämonenvater schien ja nicht dumm zu sein – was nicht gerade gut war für sie. Dumme Dämonen konnte man austricksen, dieser aber dachte nach und schien gerissen zu sein. Kein Wunder, war er selbst schliesslich Meister darin brachliegende Seelen zu quälen.

<i> "DU WAGST NICHT NUR, DEINE DÄMONISCHE ABSTAMMUNG IN DEN SCHMUTZ ZU ZIEHEN, INDEM DU DIE SEELE DEINES WIRTES IM SELBEN KÖRPER VERWEILEN LÄSST... DU SUCHST DIR NICHT NUR EINEN SOLCHEN WEICHLING VON WIRTSHÜLLE AUS ... DU BESITZT SOGAR ... FREUNDE!?!"</i>

„LAUFT!“ Schrie der Medicus entschlossen, in seinen Worten lag unmissverständliche Ernsthaftigkeit. Er schien… einen Plan oder etwas zu haben. Vielleicht würden die Fische wahrlich nur dämonisches fressen, er ahnte, dass Etelin keine Kontrolle über den Dämon haben würde. Er spürte es. Er wusste es. „Das… sind meine…Freunde! Nicht seine! Sie hassen ihn! Darum mag er sie!“ Log der Medicus. Er lebte schon so lange mit Asmodi zusammen und kannte seine Denkweisen die er an den Tag legte, seine Gerissenheit und die Fähigkeit mit Gefühlen aller zu spielen. Dieses Wissen nutzte er nun um ein Lügengeflecht zusammen zu spinnen. Noch nie in seinem Leben hatte er so klar denken können wie jetzt. Er gehörte zu jenen Ärzten die im Moment der grössten Not – handeln konnten. Andere erstarrten, er arbeitete.

Für einen Augenblick nur, sah er sich auf den düsteren Schlachtfeldern Celcias wieder, wo er Verwundete eingeteilt und behandelt hatte. Die Schreie, das Leid, der Tod alles wawr dort so gegenwärtig gewesen, wie jetzt.
Der Gedanken, ohnehin verlieren zu müssen, keinen Sieg erringen zu können, die Ohnmacht der Verzweiflung, der Machtlosigkeit die jeden Medicus beschlich wenn sich die Berge der Toten in ihrer Zahl das Zehnfache als jene der Geretteten zählten.

Dennoch kämpfte ein Arzt weiter auf seinem hoffnungslosen Posten, denn er wusste dass ein gerettetes Leben, für diesen Menschen – die Welt bedeutete.

„Asmodi spuckt auf Freunde, doch er weiss genau, dass ich es kaum ertrage zu sehen, wie er sich bei ihnen einnistet!“ Diese Aussage… war noch nicht mal gelogen. „Er liebt es mich Tag für Tag sehen zu lassen wer hier wahrlich herrscht. Er suhlt sich in der Freundschaft welche man ihm anbietet – trotz des Hasses und er nimmt es gerne in Empfang damit er sie im empfindlichsten Moment zerstören kann. Wie bei Meister Adelmund… und… jetzt…“ Seine Stimme bröckelte, denn nun begab er sich auf dünnes Eis. „zerstört er… den Lich, weil er weiss, dass er bei der Beschwörung versagen wird.“ Dies waren schwere Worte. „Und er weiss… dass die beiden anderen, nicht gehen werden…“ Er selbst betete jedoch, dass er sich irrte – und sie doch gingen. Seine Botschaft richtig verstanden hatten und flohen! Wenn sie dem Dämon helfen wollten, musste dies entfernt werden, was ihn am Verwundbarsten machte und dies waren nun mal seine Freunde!

Er schloss ängstlich seine Augen als der grüne Speichel neben seinem Ohr auf dem Boden tropfte. Er hörte das zischende und hässliche Geräusch von verätzendem Gras.

Das düstere – bösartige Lachen des Dämons gefiel ganz und gar nicht. Es war so grauenvoll, dass es dem Medicus die Sprache verschlug. Sein Zittern heftiger wurde. Seine Augenhöhlen begannen feinen, schwarzen Rauch zu speien. Der Dämon kroch allmählich aus seinem Versteck.

<i> "ICH WERDE SIE TÖTEN. ICH WERDE DEINE STERBLICHEN FREUNDE EINFACH UNTER MEINEM FUSS ZERQUETSCHEN!"</i>

<b>Nein!</b> Knurrte er in den Gedanken des Medicus. <b>Das wird er nicht tun! NEIN!</b> Der Dämon fürchtete sich, fürchtete um das Wohl seiner… Liebsten…und der Seelensteinträgerin. Asdmodeus konnte spüren, dass dem Dämon in jenem Moment das Schicksal von der Eule… und… so beklemmend dies auch war – des Lichs egal war. Ihn brauchte er nicht, er stand ihm nur im Weg. Er hatte ihm wehgetan mit seiner Bannung. Bei Mallahall war es eine gezwungene Verbundenheit – er hatte sie erwählt seine Unschuld zu tragen… und Zanraia… sie liebte er. Das Chaos in ihr. Liebte er. Ein stärkeres Band hätte er nicht zu einem sterblichen Wesen knüpfen können. Nichts war heiliger für einen Dämon als Chaos. Schliesslich waren sie, die Paladine des Chaos.

<i> "Du kannst ihnen nichts anhaben. Sie sind in Sicherheit, außerhalb des Bannkreises."</i> Etelins Stimme. Sie klang so dünn, so schwach. Die Magie war zu Kräfte zerrend für ihn.

Asmodeus folgte dem Blick des Dämons. Seine Augen weiteten sich. Schwarzer Rauch manifestierte sich darin. Qualmte. Asmodeus begann düster zu schnauben. Sein Herz raste, seine Muskeln verkrampften sich.

Er knurrte. Asmodi schien von seinem Versteck abgelassen zu haben. Die düstere Aura wurde stärker, doch noch schien er nicht Besitz ergreiffen zu wollen - oder zu können, sperrte sich etwa der Medicus?

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. Dezember 2007, 20:16

Asmodeus flehte im Geiste den Tod an, doch sah er den Gevatter nicht. Noch nicht. <i>Er</i> konnte ihn schließlich sehen, als Nekromant. Außerdem hatten der Dämon und Seelchen ihn gesehen, als er selbst ... tot war. Es gab eine Verbindung zu dieser grotesken Figur, die der letzte Begleiter auf dem letzten Pfad sein sollte. Doch noch zeigte er sich nicht. Aber vielleicht verhüllte ihn auch der neblige Dunst des Dämons.

Aeshma-Daeva grinste unter seinem Helm, als er ganz nahe an Asmodeus heran war und seine Schöpfung, sein "Sohn" erwachte.
<span style="color:663B6C;">"ICH HÖRE DIESEN STETIGEN RHYTHMUS. SCHNELL. SO SCHNELL, DASS ES AUSSETZER HAT. BUMM BUMMBUMM BUMM BUMM BUMMBUMM ... HERZEN, HA! WELCH VERSCHWENDERISCHE VERGEUDUNG VON MUSKEL- UND GEWEBEMASSE. WELCH TÖRICHTER GLAUBE DER STERBLICHEN, IM HERZEN WOHNE SEELE UND GEFÜHL?!"</span>

Aeshma-Daeva hielt Asmodeus mit einer seiner Pranken, wie ein gewaltiges Raubtier seine Beute. Doch die wahre Gefahr waren weder die Krallen, noch sein beißender, kalter Atem. Nein, es war die Berührung allein. Beklemmend, verunsichernd. Asmodeus musste sich furchtbar klein fühlen. Wie ein Wassertropfen, über dem ein ganzer Ozean an Schuldgefühlen hernieder ging. Schuld, die aus keiner Lüge geboren worden war. Schuld, die kein Trugbild des Dämons war. Er legte sie nur offen. Echte Schuld.
Das Herz des Medicus raste in wildem Tempo, doch es schlug anders. Jedes Bumm schwand, wandelte sich in ein Wort, das wie ein Echo im Gebirge nachhallte. <i>Adelmund ... Adelmundmund ... Mund ... Adelmund ...</i> Es zerfetzte ihm fast sein eigenes Sein, seine Seele schrie. Es schmerzte von innen heraus.

<i>„Lasst… ab von mir…Herr…“</i>

Aeshma-Daeva wusste das. Es amüsierte ihn. So grinste er zu Etelin herüber, der sich kaum auf den Beinen halten konnte. <span style="color:663B6C;">"VIELLEICHT WAR ES DOCH KEINE SO SCHLECHTE IDEE, DASS DU MICH GERUFEN HAST, NIEDERES GEWÜRM."</span>
"Du ... hast mir zu ... gehorchen. Ich bin dein ... Herr ... dein Beschwörer", keuchte der Lich. Der Dämon lachte grollend. Sein Griff um Asmodeus Brust lockerte sich dabei etwas. Das quälende Pochen seines eigenen Herzens ließ nach, es schlug wieder normal. Keine Stimme, kein Echo ... die Schuld fiel ab, suchte sich wieder einen Platz in seinem Selbst, in dem er sie ertragen konnte. Solange Aeshma-Daeva ihn nicht berührte ... war es gut.

Doch dann galt die Aufmerksamkeit des Dämons wieder seiner kleinen Beute. Dieser schändliche Mensch sollte tatsächlich Wirt eines Dämons sein. Was hatte Ashmodai geritten, sich diesen ... WICHT ... zu erwählen?
<i>"Wir ... sind eins ..."</i>

<span style="font-size:16pt;color:663B6C;">"WAS SAGST DU DA?! DU <b>WAGST ES</b>...?!?!?!"</span> Der Helm hob sich etwas und ein gewaltiges Maul offenbarte sich dem Medicus. Eine Teufelsfratze wie sie hässlicher nicht sein könnte. Selbst das Dämonenbaby aus seinem Traum war angesichts dessen als schön zu bezeichnen. Speichel troff von einer Reihe von fauligen, aber scharfen Reißzähnen. Er landete auf Asmodeus, war heiß und erregte den Brechreiz. Gewaltige Nüstern blähten sich und der blaue Rauch stieg aus ihnen empor. Stark wie ein heraufbrechender Sturm schoss der Wind aus ihnen heraus und drückte Asmodeus fest auf den Grund, als der Dämon schnaubte. Trotzdem ließ der Medicus sich nicht beirren, zeigte Mut.

<i>"Er ... kann nicht ... alleine existieren ... es ... ist ein Fluch ... Herr..."</i>

Der Helm klatschte krachend vor. Aeshma-Daevas Kopf zog sich zurück. Die Luft wurde etwas frischer. Asmodeus konnte atmen. Der Dämon starrte dieses Würmchen vor sich an. Dann polterte es aus ihm heraus. Wie konnte Ashmodai sich nur verfluchen lassen? Es war eine Schande für den noch so minderwertigsten Dämon!
<span style="color:663B6C;">"ASHMODAI ... DU BIST NICHT EINMAL DAS WERT, WAS DAS FRESSEN DER KLEINSTEN DÄMONEN AUSSCHEISST! EIN VERKRÜPPELTES ORGAN ... KAUM MEHR LEBENSWERT! DOCH DIES ... WAS IST DAS?"</span> Sein Blick glitt durch den sich lichtenden Nebel. Dann entdeckte er die Furche, den unterbrochenen Teil des Bannkreises.

<i>"LAUFT!"</i> Mallahall und Zanraia blieben stehen. Erstere schluckte und fasste sich an die Brust vor Schreck. Letztere schrie auf, klammerte sich an Mallahall und konnte nur diesen gewaltigen Dämon anschauen – mit so hellen, ungläubigen Augen, aus denen ihre reine und dennoch zerstreute Seele sprach.

<i>"Das ... sind meine ... Freunde! Nicht seine! Sie hassen ihn! Darum mag er sie!"</i> <span style="color:663B6C;">"ER <b>MAG</b> SIE?! DÄMONEN MÖGEN NICHT. NICHTS! WENN DANN BEGEHREN WIR, GIEREN DANACH UM DES BESITZWILLENS WILLEN. ASHMODAI ... DEIN WIRT HAT DICH VERMENSCHLICHT. DU WARST, BIST UND WIRST NIE EIN REINER DÄMON SEIN. PURE VERSCHWENDUNG, DICH ZU ERSCHAFFEN. ICH WERDE DIESEN FEHLER NICHT ERNEUT BEGEHEN. DOCH GUT, DASS DU MIR FRISCHES ROHMATERIAL LIEFERST, AHEHEHE!"</span>

<i>„Asmodi spuckt auf Freunde, doch er weiss genau, dass ich es kaum ertrage zu sehen, wie er sich bei ihnen einnistet! Er liebt es mich Tag für Tag sehen zu lassen wer hier wahrlich herrscht. Er suhlt sich in der Freundschaft welche man ihm anbietet – trotz des Hasses und er nimmt es gerne in Empfang damit er sie im empfindlichsten Moment zerstören kann. Wie bei Meister Adelmund… und… jetzt… zerstört er… den Lich, weil er weiss, dass er bei der Beschwörung versagen wird. Und er weiss… dass die beiden anderen, nicht gehen werden…“</i>

Keine Reaktion, jedenfalls nicht von Aeshma-Daeva her. Lediglich Etelin gab ein Seufzen von sich. Er näherte sich der Klaue, unter der Asmodeus begraben lag, aber glücklicherweise nicht mehr von der Hand der Bestie berührt wurde. "Es tut mir leid. Ich hatte ihn rufen wollen, um deinen Dämon zu locken. Es tut mir ..." Etelin keuchte, sein Stab kippte um, fiel leise krachend zu Boden. Danach folgte er selbst. Die Beschwörung hatte ihn alles gekostet, da blieb nichts mehr, um den gerufenen Dämon auch noch zu beherrschen. Reglos lag er da.

<span style="color:663B6C;">"KOMM HER, KLEINES CHAOS. KOMM ZU MIR!"</span> Nun war der Moment gekommen. Aeshma-Daeva fixierte Zanraia. Er riss seine Klaue zurück, erhob sich, stelzte aus dem Bannkreis heraus. Auf Zanraia zu. Die stand da und starrte ihn an. "Asmodis Papi?", fragte sie ihn und es lag so überhaupt nichts mehr von Angst in ihrer Stimme. Nur Neugier ... und der gute Wille, sich ihrem möglichen Schwiegervater vorstellen zu dürfen. Sie verstand es nicht.
Doch Mallahall verstand. Sofort trat die Lichtmaga vor Zanraia, breitete ihre Arme aus und stierte den Dämon aus funkelnden Augen an. "Bleib weg von ihr, Bestie aller Unterwelten!" Mallahall meinte es ernst. Sie würde Zanraia verteidigen – bis auf den letzten Blutstropfen.

Der Dämon lachte. Es donnerte durch den ganzen Sarius. <span style="color:663B6C;">"LÄSTIGES FÜNKCHEN LEBEN ... WILLST MICH AUFHALTEN?"</span> Er holte aus ... die Kralle senkte sich auf Mallahall nieder. Ein Körper wurde getroffen. Er flog, flog weit, doch schon vorher hatte ein wesentlicher Bestandteil zum Überleben böse geknackt. Ein Genickbruch. Noch ehe der Körper auf der anderen Seite des Ufers landete, war sie schon tot gewesen.

Mallahall ... öffnete verwirrt die Augen. Sie starrte auf die Krallen des Dämons vor ihr. Blutige Hautfetzen hingen von den langen Klauen herunter, zusammen mit einigen Fetzen Fell und einer Feder.
Am anderen Ufer lag Eules zerrissener Körper. Keine Regung, kein Atmen. Die Beobachterin hatte sich einfach zwischen Dämon und Mallahall gestürzt. Ihre Gründe dafür würden ewig verborgen bleiben. Denn sie war tot.

Mallahall drehte den Kopf, funkelte Aeshma-Daeva wutswchnaubend an. Sie fasste sich an den Hals, berührte das Seelenkettchen. "Seht Ihr das, feister Dämon? Könnt Ihr es sehen? Das ist dämonische Unschuld! <i>Asmodeus' Unschuld</i>! Ich bin die Trägerin dieses Tränchens, ich habe Macht über ihn. Ich befehlige ihn. Er ist Teil Eures Selbst. Ihr habt ihn geschaffen ... demnach" – sie grinste überlegen, umklammerte das Tränensteinchen – "habt Ihr mir ebenfalls zu gehorchen!" Und dann rief sie einen Befehl aus, der nur Asmodis Vater galt und weit durch die Wälder hallte:

"Aeshma-Daeva ... seid vernichtet!"

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 25. Dezember 2007, 23:19

Asmodeus Atem ging schwer. Er wand sich weiterhin unter der Klaue die seine Seele zu erdrücken drohte. Das reine blau rann aus seinen Augen, funken sprühten. Es sah grotesk und grässlich aus. Unnatürlich. Surreal. <i> "ICH HÖRE DIESEN STETIGEN RHYTHMUS. SCHNELL. SO SCHNELL, DASS ES AUSSETZER HAT.</i> Asmodeus hörte es auch. Seine Schläfen pochten im selben Rhythmus – seine Stirn. „Arrrghhhh…“ Keuchte er und schüttelte den Kopf angesichts der Last die sich vor ihm auftat. Seelenlasten – sie brachen über ihn herein. Er war so unendlich Klein und die Schuld so weltengross. <i> HA! WELCH VERSCHWENDERISCHE VERGEUDUNG VON MUSKEL- UND GEWEBEMASSE. WELCH TÖRICHTER GLAUBE DER STERBLICHEN, IM HERZEN WOHNE SEELE UND GEFÜHL?!"</i> „Nein…“ Keuchte der Medicus. „In ihm wohnt… LEBEN und nicht… blosse verfluchte Existenz!“ Schrie er den Dämon gequält an, denn sein Lebensträger war gerade arg angegriffen. Seine Hand versuchte die Klauen zu lösen – vergeblich es fügte ihm nur noch mehr Schmerz zu. Seine Seele schrie, drohte zu zerreissen. In Wahnsinn zu verfallen – die letzte rettende Zuflucht – das Ziel eines jeden Dämons… Chaos.

Asmodeus weinte kläglich. Winselte. „Adelmund!“ Ächzte er. Sein Speichel schäumte als versuchte sich die Seele aus dem Leibe zu würgen. Er hustete. Seine Lungen brannten. Er fühlte sich so unendlich schwach und schmutzig. „L..au…ft…“ Röchelte er als er begann den Kopf nach hinten zu überstrecken als würde er von einem Krampf geschüttelt. Die Schuld zerrte an Nerv und Muskel. <b>Er hat mir verziehen… ihm geht es gut! Er hätte nicht gewollt… dass ich an seiner Schuld zergehe! ER HÄTTE ES NICHT GEWOLLT!</b> „Ad….el…mund…“ Schrie er bruchstückhaft auf.

Der Erschaffer des Dämons wandte sich ab um sich an dem Leid des Beschwörers zu laben. „N-nein!“ Keuchte er. Der Dämon lockerte seinen Griff etwas. Asmodeus keuchte erleichtert und erschöpft zugleich auf als sein Herz sich vom Krampf löste. Er krümmte sich unter dem Krallengefängnis zusammen, hustete, kam langsam wieder zu Atem. Doch der Schock sass tief. Er zitterte am ganzen Leib.

Da ereiferte sich Aeshma-Daeva brüllte ihn an. Asmodeus schrie ebenfalls vor entsetzen als er in diese Teufelsfratze starrte. Er befürchtete augenblicklich davon verschlungen zu werden, dennoch sprach er seine Worte aus und erzürnte den Dämon nur noch mehr. Er krümmte sich schmerzerfüllt zusammen als der ätzende Speichel seine Haut traf und stinkend darauf glühte. Ihm wurde speiübel. Er drehte sich so weit es ging auf die Seite und erbrach den ebenfalls komisch riechenden Kräuterbrei der Eule.

Der Dämon donnerte indes auf Asmodeus hinab – und seine Worte trafen seine Schöpfung. Asmodeus winselte. Asmodi war wahrlich erbärmlich zeigte er sich doch nur durch sein winseln.

<i> ER MAG SIE?! DÄMONEN MÖGEN NICHT. NICHTS! WENN DANN BEGEHREN WIR, GIEREN DANACH UM DES BESITZWILLENS WILLEN.</i> Der Medicus hätte sich für die verfehlte Wortwahl schelten können. Doch dafür blieb keine Zeit. Verzweifelt versuchte er von der Kralle loszukommen.

<i> DOCH GUT, DASS DU MIR FRISCHES ROHMATERIAL LIEFERST, AHEHEHE!"</i> Asmodi – der Dämon – brüllte wütend auf. Der schwarze Qualm aus den düsteren Augenhöhlen flammte auf. Seine Gesichtszüge verdüsterten sich. Das Wesen welches von dem Medicus Besitz ergriffen hatte wand sich unruhig. Zappelte. Schrie. Biss um sich. Schnaubte als sich der Lich ihm näherte. Stierte ihn an. Panisch. „DUUU!“ Knurrte er verzweifelt. „WAS HAST DU NUR GETAN?!“ Klagte er. „In Schande hast du mich gebracht Elender!“ Brüllte der Dämon erzürnt.

<i> "Es tut mir leid. Ich hatte ihn rufen wollen, um deinen Dämon zu locken. Es tut mir ..."</i>

Der Medicus konnte es wohl hören – doch nicht mehr Antworten. Seine düsteren Augen verfolgten den Körper der zu Boden fiel und reglos liegen blieb. Oh nein… so leicht würde er ihm das Sterben nicht machen!

<i> "KOMM HER, KLEINES CHAOS. KOMM ZU MIR!"</i> <span style="color:663B6C;">
„AESHMA DAEVA!“</span> Winselte er. Es war wie der Welpe der nach seinem Vater schrie und doch lag so viel furcht aber auch verachtung in dem Ruf.<span style="color:663B6C;">
„HERR! ERSCHAFFER!“ </span> Asmodi riss sich auf die Beine. Starrte seinem Schöpfer nach wie er sich an Zanraia wandte. Mit entsetzen musste er Mitansehen wie der Dämon aus dem Bannkreis trat… aber wie?! War dies Möglich? Er hatte doch gesehen wie Etelin den Kreis vollendet hatte… nur er war… Asmodi erstarrte. <b>Dieser verfluchte MENSCH!</b> Brüllte er in seinen Gedanken nach dem Medicus.

Er sah nicht wie sich Mallahall tapfer zwischen den Dämon und Zanraia stellte. Er hörte nur ihre entschlossene Stimme. Ja die Lichtmaga wich selbst vor dem furchtsamsten Dämon nicht zurück – ganz wie ihr Meister. Sie machte ihm alle Ehre. Asmodi sah sich unruhig um. Scherte sich einen Dreck um Etelins reglosen Körper – er bückte sich danach und packte den Stab des Meisters. Starrte in die Kugel aus Finsternis. Er griff hinein. Speiste die Finsternis mit seinem Feuer. Noch nie hatte er dieses gegen einen Dämon angewandt. Doch er wusste, dass selbst Dämonen Seelen hatten – er wusste es aus eigener Erfahrung.

Sein Erschaffer hatte ihm den Rücken zugewandt. Der Helm war ihm vorhin ja abgefallen. Er fixierte den Kopf des Dämons. Er war viel zu hoch – gute drei Meter. Nicht zu erreichen mit einem einfachen Sprung. Er starrte den Stab an. Dann den Dämon der vor ihm emporragte. Der schreckliche blaue Mantel als Schutz.

Asmodi hatte Angst. Schreckliche Angst. In all der Schande in welcher er schon lebte… die grösste wäre es sich gegen den eigenen Erschaffer zu wenden. Doch er wusste, Aeshma Daeva würde ihn zerstören, vernichten und alles was an ihn erinnerte. Also auch Zanraia.

Der Dämon holte aus. Ein Körper flog durch die Luft. „NEIN!“ Brüllte Asmodi. Holte Anlauf und raste auf den Dämon zu. Er rannte wesentlich schneller als es der Medicus je hätte tun können und er rannte aufrecht, nicht auf allen Vieren wie sonst immer, denn er musste den Stab tragen der nach vorne zielte. Er brüllte abgrundtiefböse auf. Sein ganzer Hass richtete sich auf sein Erschaffer.

Er visierte kurz vor dem Dämon den Boden an, rammte das Ende des Stabes in die Erde und sprang.

Im selben Moment schrie Mallahall ihren Befehl. Asmodi versuchte auf den Schultern des Dämons zu langen damit er ihm mit blossen Händen mitten in die funkensprühenden Augenhöhlen greifen konnte. Er wollte Mallahall und besonders Zanraia Zeit verschaffen… Zeit damit sie fliehen konnten.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Dienstag 25. Dezember 2007, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. Dezember 2007, 16:36

Etelin lag am Boden, atmete flach. Es war so anstrengend gewesen, so schwer ... und er bereute es, sich so in diese Möglichkeit festgefahren zu haben. Hätte er doch nur auf seinen Schüler gehört ... seinen Freund.
Dennoch, etwas hatte es schon gebracht. Eigentlich sogar genau das, was Etelin hatte erreichen wollen – vielleicht nicht auf diese Weise: Der Vater ... hatte den Sohn geweckt.

Aeshma-Daeva, Schöpfer dieser Schande in Asmodeus' Körper, starrte Zanraia an. Er fühlte sie, spürte das Chaos in ihrem kleinen Geist, der so beflügelt davon war. Er roch das Chaos unter ihrem Herzen, das noch kaum ausgebildet war. Jung, frisch ... formbar.
Gierig verließ der Dämon den Bannkreis und rief so seine Schöpfung.
Asmodi brüllte auf. Aeshma-Daeva ignorierte es. Was kümmerte ihn schon ein missratenes Experiment? Ja, es hatte ihn einen Teil seiner Macht gekostet. Dämon schufen sich, indem sie Macht in neues – chaotisches – Leben speisten. Auch er hatte es versucht. Er hatte Ashomdai als ersten Versuch erschaffen, sich seinen eigenen Dämonenclan zu bilden und um sich zu scharen. Doch dann hatte es einen Unfall gegeben. Asmodi war dem Harax entrissen worden. Das hatte Aeshma-Daeva ja irgendwie gefallen, konnte seine Schöpfung doch dann Celcia erobern und über diese niedere Menschenrasse herrschen. Aber dass es <i>so</i> hatte kommen müssen?!

Der Dämon schlich weiter aus dem Bannkreis. Etelin starrte ihm nach, lag erschöpft am Boden. Er war nicht einmal fähig, die Hand zu heben. Der Lich brauchte alle Kraft, um zu atmen, um zu sein.
Dämonen waren finstere Wesen. Sie scheuten nicht davor zurück, es zu zeigen und selbst Halbdämonen liebten es, zu quälen. Sie störten sich nicht daran, ob jemand der Hilfe bedurfte, im Gegenteil. Ihnen dann das Leben noch schwerer zu machen, das war ihr Ziel.
Pein schüren.

<i>"DUUU! WAS HAST DU NUR GETAN! In Schande hast du mich gebracht, Elender!"</i> Das ... versetzte dem Lich einen Stich im Herzen. Und dies ... konnte Asmodi wohl spüren, denn das dunkle Herz dieses Mannes schlug mit der Liebe, die der Dämon für Zanraia empfand. Auch sie waren verknüpft, so sehr es Asmodi auch leugnen mochte.
Etelin spürte Schmerz. Schon wieder eine Familie zerstört. Das hatte er nicht gewollt. Ihm war eine zweite Chance gegeben worden. Eine Chance, sein Dasein als Lich zu ertragen, ohne dahin zu vegetieren und der Magie – oder dem Magierrat widerwillig – zu dienen. Die Chance ... vertan. Etelin schloss die roten Augen. "Mein Sohn ... verzeih ..." Ein gefühlskalter Lich weinte lautlos.

Doch Asmodeus, der seine Worte wohl gehört haben musste, konnte sich jetzt nicht um ihn kümmern. Etelin war noch stark genug. Er würde hier nicht sterben. Er hatte nur wieder gelernt, was es hieß, Seelenschmerz zu empfinden.
Dies musste er ohnehin allein durchstehen. Asmodeus' Aufmerksamkeit galt nun seinem Schöpfer und ... seiner Zanraia.

<span style="color:663B6C;"><i>"AESHMA-DAEVA! HERR! ERSCHAFFER!</i></span> Nichts. Die Bestie hörte nicht auf etwas, das ihn und die gesamte Dämonenheit in Schande gezogen hatte. Er ignorierte diese elende Schöpfung. Sie war nicht mehr bedeutend. Sie war ein Nichts. Er würde etwas Neues versuchen.

Mallahall stellte sich ihm in den Weg. Er holte aus – traf Eule, die sich auch vor Zanraia und die Lichtmaga gestellt hatte um beide zu schützen. Aeshma-Daeva löschte ein Leben aus. Wie schnell es ging. Ein einziger Schlag und die Eule war tot.
Der Dämon machte einen weiteren Schritt. Mallahall konfrontierte ihn mit dem Seelensteinchen.

Indessen hatte sich Asmodeus auf die Beine gerissen, Etelins Stab geschnappt – der Lich hatte nicht reagiert – und zeigte nun eine Glanzleistung sportlichen Könnens. Mit einer Grazie wie sie nur Halbdämonen besaßen stieg er in die Höhe. Sein Überwurf flatterte und er flog, flog ... landete genau in Aeshma-Daevas Nacken. Sein Brüllen hatte jedoch die gewünschte Aufmerksamkeit erregt. Aeshma-Daeva hielt inne. <span style="color:663B6C;">"DU WAGST ES?! RUNTER VON MIR, AMÖBE AUS STERBLICHEN ÜBERRESTEN. ZURÜCK IN DAS LOCH, AUS DEM DU GEKROCHEN KAMST!"</span>

Im Verhältnis zu seinem Erschaffer kleine Arme schlangen sich um den Kopf Aeshma-Daevas und pressten die Hände auf dessen blau rauchende Augen. Er grollte, spie Tod und Galle.
Ja, der Tod. Er war auch hier. Asmodeus konnte ihn aus den Augenwinkeln sehen. Er schlenderte zu Etelin hinüber. Würde er ihn doch holen. Die gewaltige Kutte beugte sich über den Lich. Die Sense senkte sich nieder ... dann schritt der Gevatter weiter, zum Ufer. Er ging zur Eule, schwang die Sense und ein leises Stöhnen flog durch die Luft. Ein Hauch aus schimmerndem Nebel stieg aus dem zerfetzten Körper und löste sich auf. Tod wandte sich um, schaute Asmodeus an. Er nickte, löste sich selbst jedoch nicht auf. Er schwand nur etwas in den Hintergrund. Hieß das, es würde noch einen Toten geben? Kannte der Gevatter die Zukunft bereits?

Aeshma-Daeva bekam davon nichts mit. Er gurgelte und schnappte, hörte Mallahalls Befehl, sich selbst zu vernichten. Er lachte lauthals. Seine Hand fuhr in den Nacken und packte nach Asmodeus. Mit Leichtigkeit riss er ihn los, schleuderte ihn aus drei Metern Höhe zu Boden. <span style="color:663B6C;">"HA, NÄRRISCHER PARASIT. GLAUBST DU, STERBLICHE HÄNDE KÖNNTEN MICH AUFHALTEN? DEIN FEHLER, DU HAST CHAOS BERÜHRT!!!"</span>

Aeshma-Daeva behielt Recht. Asmodeus' Hände brannten. Blauer Rauch stieg von den Handflächen aus auf. Etwas fraß sich in ihn hinein. Keine ätzende Substanz, die seinen Körper zerstörte. Nein, es war Seelenfeuer, das aus den Augen des Dämonenvaters gebrannt hatte. Stimmen drangen ins Asmodeus' Bewusstsein. Seine Ängste ... seine Schuld. Der Dämon hörte sie mehr als der Medicus. Das Seelenfeuer gab dem Dämon die Schuld.
<i>Du hast die Hände deines Wirts benutzt, um ein Leben auszulöschen. Das hat dir gefallen, nicht wahr? Ja, Hände sind nützliche Werkzeuge und die Schuld danach ist so gigantisch. Hast du deshalb so viel Schande verbreitet? Du ... hast GEWEINT! Du hast Unschuld geschaffen aus dämonischer Macht! Dreckiges Balg! Vermenschlichter Dämon! Nein, nicht Dämon ... Mensch. Kleiner, schwacher, schmutziger ... MEEEEEENSCH!</i>

Mallahall widerholte ihren Befehl, riss das Steinchen hoch. "Aeshma-Daeva, sei vernichtet. Du hast auf meinen Befehl zu hören, du bist Teil des Dämons. Er ist deine Schöpfung, der Schöpfer ist an ihn gebunden! Zergehe!"
Der Dämon lachte. Er grollte amüsiert. Dann packte er Mallahall. Diese schrie lauthals. Zanraia stürmte vor, schlug gegen den großen Fuß der Bestie. Natürlich brachte dies weniger als Nichts. Er spürte es nicht einmal richtig. <span style="color:663B6C;">"ZU DIR KOMM ICH GLEICH, GEFÄSS DES CHAOS! AHEHEHEHE! DOCH ZUNÄCHST"</span> – er wandte sich an Mallahall. Er hielt sie, nicht fest, aber das Seelenfeuer brannte sich wohl auch durch ihren Körper. Sie schrie, sie weinte. Es tat weh. Dabei besaß sie nur eine einzige Schuld. Sie hatte einem Dämon zur Flucht verholfen. Sie hatte mit einem Dämon ... Freundschaft geschlossen. Einzige wahre Schuld einer Frau, die Inbegriff des Lichtes war.
Der Dämon betrachtete sie. Er grinste, selbst Reinheit besaß einen Schandfleck. Doch mehr als die Frau interessierte ihn ... ihr Irrglaube.

<span style="color:663B6C;">"DEINE BEFEHLE SIND WERTLOS. DÄMONISCHE UNSCHULD ... JA, SIE HÄTTE MACHT. WENN ES SIE DENN GÄBE. ABER DÄMONEN KÖNNEN UND WERDEN NIEMALS UNSCHULDIG SEIN. DIESE TRÄNE IST IRRGLAUBE, SIE IST IRREAL, KANN NICHT EXISTIEREN. MAN KANN EINEN DÄMON NICHT MIT ETWAS VERNICHTEN, DAS ES NICHT GIBT."</span>
Mallahalls Augen weiteten sich. Sie schüttelte den Kopf, sie keuchte. "Nein! Ihr lügt. Er besitzt Unschuld, ich bin die Trägerin dessen. Er weiß, was Unschuld bedeutet, er besitzt sie!"
<span style="color:663B6C;">"FALSCHER GLAUBE. ICH BEFREIE DICH DAVON, DU SOLLTEST MIR DANKBAR SEIN."</span> Mit einer seiner langen Krallennägel riss er das Kettchen entzwei und nahm das Tränensteinchen an sich. Es verbrannte ihn nicht, kein qualmender Rauch stieg auf. Er schrie nicht vor Schmerz, wie es Asmodi immer tat ... der seine eigene Unschuld doch nie hatte schmerzlos berühren können. Doch manchmal zählt allein der Glaube. Aeshma-Daeva glaubte nicht. Für ihn war dieses kleine Tränchen inexistent. Es konnte ihm nichts anhaben.

Mit einem Triumphgebrüll sondersgleichen ballte er seine gewaltige Hand zur Faust. Dämonische Unschuld ... brach. Er ließ den Staub des zerbrochenen Tränensteinchens wie feinen Sand durch seine Finger gleiten. Unten rieselten die glitzernden Staubkörnchen auf Asmodeus hernieder.
Zufrieden schaute Aeshma-Daeva zu, wie sich Mallahall vor Kummer in seiner Hand zusammen krümmte. Sie selbst weinte bittere Tränen. Er lachte nur grollend. <span style="color:663B6C;">"KLEINE ZAUBERIN, WILLST DU UNSCHULD SCHAFFEN? AHEHEHEHE!"</span>

Er ließ sie fallen – achtlos. Hart schlug sie neben Asmodeus auf, ein Knacken verriet, dass etwas soeben gebrochen war. Noch ein Genick? Bitte nicht!
Mallahall rührte sich. Sie lebte noch.

<span style="color:663B6C;">"UND NUN ZU DIR, KLEINES CHAOS! ICH NEHM'S DIR, DANN IST ALLES VORBEI. KANNST MIR DANKBAR SEIN, ICH BIN EIN DÄMON VON EHRE ... AHEHEHE!"</span>
Zanraia stand vor den Füßen Aeshma-Daevas. Sie starrte Asmodeus an. Sie hatte geguckt, seit das Tränensteinchen als Staub auf ihn herab genieselt war. Wie schön er glitzerte, im Staub. Sie hatte gelächelt. Als aber eben Mallahall neben ihm schmerzlich aufprallte, zuckte sie zurück. "Sie ist runtergefallen", keuchte Zanraia. Die Rothaarige hockte sich auf den Boden, beobachtete. Ihr Begreifen dauerte einen Moment. Sie begriff nicht. Als sie gerade zu Mallahall loskrabbeln und nach ihr sehen wollte, senkte sich Aeshma-Daevas Hand über ihr. Sie schaute hoch. "Chaos nehmen? Du machst mich normal?"

Und dann schrie sie, schrie so laut, dass es die Fische vertrieb, die um die Insel herum schwammen – Fische, die ihren Schrei unter Wasser eigentlich nicht hatten hören können.
Ihre Züge entspannten sich, Zanraia sank schlaff zu Boden. Sie lächelte nicht, alles war entspannt. Aber sie sah schön aus, wie schlafend. Nur ihre Brust hob und senkte sich. Aeshma-Daeva ließ sie liegen. In seiner Hand hielt er etwas Kleines, etwas, das er Zanraia entrissen hatte. Etwas, das sich in ihr entwickelt hätte.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... s_baby.png">

Chaos ... so liebevoll. Blaue Haare. Asmodeus wie aus dem Gesicht geschnitten. Der Dämon betrachtete es. Er grinste, nahm einen Korb aus Etelins Boot und legte es hinein. Es sollte ihn nicht berühren, noch nicht. Denn er wollte es von Grund auf formen. Es war sein! Aeshma-Daeva drehte sich um, wollte zurück zum Bannkreis, zurück in den Harax. Zurück ... mit formbarem Leben.


<i>Asmodeus verliert 9% seiner Lebensenergie aufgrund des Sturzes</i>
Zuletzt geändert von Erzähler am Mittwoch 26. Dezember 2007, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 26. Dezember 2007, 19:10

Er hatte sie gehört, die Worte des Lichs. Die Bitte um Verzeihung. Er hatte das beschworen, was ihn und seine ganze Familie zu zerstören drohte! Eine ungewollte Rache? Geboren aus seinem tiefsten Unterbewusstsein? Vielleicht… ertrug der Lich Glück auch nicht. Weil er es nicht empfand? Etelin hatte seine Macht überschätzt. Warum gerade heute? Warum gerade jetzt? <b>Er hat einen vollständigen Bannkreis gezogen… MENSCH! DU hast ihn zerstört… DU hast das Unheil beschworen! DU hast es befreit… wie einst… mich.</b> Er keuchte. Schüttelte den Kopf. Schüttelte seine Gedanken weg. Gedanken für welche nicht die Zeit blieb sie weiter zu beachten. Obwohl sie still zu stehen schien, die Zeit, als wäre sie angesichts dieses Schreckens erstarrt. Ein Herzschlag, eine Sekunde, ein Augenblick – alles schien Ewigkeiten zu dauern – endliche Ewigkeiten. Sterbende Zeit. Denn mit jedem Herzschlag, jeder Sekunde und jedem neuen Augenblick starb ein Teil seines Glücks… und Schrecken wurde geboren…

Und es waren viele Herzschläge, viele Sekunden und viele Augenblicke die auf dieser Insel verstrichen.

Altes müdes Herz, musste es nicht nur das dämonische Gift durch den Körper pressen, sondern auch die Panik beider Wesen. Dämon und Mensch, sie beide hatten Angst – um Zanraia. Um ihre Liebste – um ihr kleines Chaos. Ja, Chaos! Er hatte Ordnung schaffen wollen. War dies wahrhaftig der Richtige weg? Verbot man dann dem Chaos nicht seine Existenz wenn man es in Ordnung versinken und verschwinden liess? In seinem Traum hatte der Medicus erfahren, dass er kein Chaos zum Kind wollte. Kein Wesen, dass ihn böse grinsend fragte, ob er es denn schön fand. Er wollte Ordnung haben. Was für ein Vater wäre er nur geworden! Ein schrecklicher vermutlich.

Der Einfluss des Dämons auf dem er sass verdüsterte seine Gedanken sie schossen ihm durch den Kopf und er musste sie unfreiwillig aber gezwungenermassen annehmen und wusste in seinem tiefsten inneren… dass es wahrhaftig seine Gedanken waren – keine Hirngespinste… keine Lügen. Es waren jene Gedanken die existierte, er es sich aber nicht erlaubte sie wahrlich zu offenbaren – es waren verdrängte Gedanken.

Noch nie in seiner 150 Jährigen Existenz hatte er einen solchen Sprung gewagt wie heute. Er flog. Er spürte den eisigen Frost der ihm entgegenpeitschte. Hart landete er auf dem Nacken seines Erschaffers, sofort warf er sein Körpergewicht nach vorne um nicht nach hinten wegzukippen. Er verkrallte sich tief in den Augenhöhlen des Dämons. Schrie auf vor schmerz, es brannte fürchterlich fasste er schliesslich genau in die Quelle des blauen Rauches. Griff in den Sitz der uralten Dämonenseele.

<span style="color:663B6C;"> "DU WAGST ES?! RUNTER VON MIR, AMÖBE AUS STERBLICHEN ÜBERRESTEN. ZURÜCK IN DAS LOCH, AUS DEM DU GEKROCHEN KAMST!"</span> Asmodi lachte böse auf. Doch es war ein nervöses Lachen. Gewisse Menschen lachten auch so bevor sie sich von einem Turm stürzten. Es war ein lebensverachtendes Lachen. <span style="color:663B6C;"> „DU BIST DAS DRECKIGE LOCH AUS DEM ICH GEKROCHEN BIN SCHÖPFER! DU KANNST NICHT LEUGNEN, DASS AUCH DU NUR EINE SCHANDE BIST DER SCHANDE ERZEUGT!</span>

Er stach tiefer in die Augenhöhlen hinein. Brüllte auf. Da verspürte er ein anderes frösteln. Ein Frösteln welches nur Nekromanten kannten. Gevatter Tod war hier. Streifte umher und suchte nach den toten Seelen, die er ins Jenseits zu geleiten gedachte. Nekromantie… Zanraia musste ihn auch sehen. Den Gevatter. Würde sie dies verstehen? Würde sie verstehen was es hiess wenn Tod auf derselben Insel wandelte? Der Gevatter schaute ihn an. „Hilf uns!“ Keuchte Asmodi. Der Dämon… bat Tod um Hilfe. Der Unsterbliche dem Endlichen. Nein… dem Ende bringenden und selbst auch unsterblichen. Tod verblasste und doch schwand er nicht. Er schien zu warten. Er schien Zeit zu haben. Doch wie viel davon… hatten sie noch?

Plötzlich riss Aeshma-Daeva seine Pranke hoch packte Asmodi am Rücken und schmetterte ihn wuchtig zu Boden. Der Halbdämon konnte nur noch knurren bevor er winselnd aufprallte. Trotz dämonischer Unsterblichkeit – sein Körper war menschlich. Eines unnatürlichen Todes konnte auch er sterben. Auch sein Leben würde erloschen sein wenn man ihm das Herz durchbohrte. Knochen barsten. Vibrierten unter dem Aufprall, brachen gar vielleicht. Seine Lungen pressten die Luft aus, er konnte für einen Moment nicht mehr Atmen. Sein Kopf dröhnte und die Welt drehte sich. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Er verzog sein Gesicht. Keuchte auf. Winselte. Seine Hände brannten und das Seelenfeuer drang in die Venen ein und brachten das dämonische Blut in ihm zum kochen. Umspülte seine zerrüttete Seele und riss daran, zerrte daran. Versuchte sie zu verschlingen.

<span style="color:663B6C;"> "HA, NÄRRISCHER PARASIT. GLAUBST DU, STERBLICHE HÄNDE KÖNNTEN MICH AUFHALTEN? DEIN FEHLER, DU HAST CHAOS BERÜHRT!!!"</span> Er starrte auf seine Hände. Sie zitterten. Ein Zeichen von Schwäche – menschliche Schwäche.

<i> Du hast die Hände deines Wirts benutzt, um ein Leben auszulöschen. Das hat dir gefallen, nicht wahr? Ja, Hände sind nützliche Werkzeuge und die Schuld danach ist so gigantisch.</i> Schwarzes Blut rann aus seinem Mundwinkel als er böse grinste. Ja er hatte es genossen, er hatte den Moment voll und ganz ausgekostet. Er hatte sich an der Last der Schuld gelabt unter welcher sein menschlicher Teil beinahe zergangen war.

Umso grösser doch nun der Schmerz. Weil er erst jetzt gelernt hatte, was es hiess… einen Freund zu töten. Was es hiess, Glück zu empfinden. Was es hiess… zu lieben… und vor allem auch… geliebt zu werden.

<i> Hast du deshalb so viel Schande verbreitet? Du ... hast GEWEINT! Du hast Unschuld geschaffen aus dämonischer Macht! Dreckiges Balg! Vermenschlichter Dämon! Nein, nicht Dämon ... Mensch. Kleiner, schwacher, schmutziger ... MEEEEEENSCH!</i>

<span style="color:663B6C;">MENSCH?!“</span> Er fauchte auf. <span style="color:663B6C;">“NEIN!“</span>
Seine Augen flammten auf. Der schwarze Qualm – brannte. Es war als züngelte die Finsternis aus seinen Augenhöhlen. Seine ganze Dämonenhaftigkeit schien sich zu bündeln. Im Nichts… hatte er vergessen, was er war. Ja… nach der Vereinung, hatte er nicht mehr gewusst welche Identität er hatte. Was er war. Mensch? Dämon? Unding? Doch nun… angesichts seines eigenen Schöpfers, war ihm seine eigene Identität noch nie so bewusst gewesen. Er war Dämon – Weltenwandler ein Fluch ja… doch mehr als dies. Viel mehr. Die Reinheit aufgegeben um etwas Neues zu werden.

Er war Vater.

Der erste Dämon… der keine Nachkommen geschaffen… sondern sie in chaotischer Liebe gezeugt hatte. Er brachte… die Dämonenwesen auf Celcia. Eine neue Rasse. Ein neues Geschlecht.

Dies soll Schande sein? Lernen… soll Schande sein? Oh der Halbdämon grinste so unendlich böse. Er war doch wieder genial gewesen! Niemand hatte es erkannt – er selbst nicht einmal, doch umgeben von dieser ganzen Finsternis – die auch seine Gedanken speisten, war ihm die Konsequenz seiner Veränderung auf böse Weise klar.

Er versuchte sich aufzurichten, doch in dem menschlichen Körper war keine Kraft. Er musste sie erst sammeln. Er keuchte. Sah zu wie sich der Dämon an seine Herrin wandte, die sich ihm tapfer in den Weg gestellt hatte.

Aeshma-Daeva schien das Chaos ebenso wie er zu riechen, ja zu erschnüffeln. Er schien auch das ungeformte Leben in ihr zu erkennen. Doch dies war nicht seine Schöpfung. NEIN!

Er starrte seine Herrin an. Sie litt. Welche Schuld sie wohl haben mochte? Er wusste es nicht und war zu schwach um sie aus dieser Entfernung zu erspüren.

<span style="color:663B6C;">"DEINE BEFEHLE SIND WERTLOS. DÄMONISCHE UNSCHULD ... JA, SIE HÄTTE MACHT. WENN ES SIE DENN GÄBE.</span> Asmodi riss seine düsteren Augen auf. Aber sie existierte doch! ER hatte sie selbst geweint… die Träne! Damals… nach Adelmunds Tod… und zur Rettung des menschlichen Teils von ihm. <span style="color:663B6C;">ABER DÄMONEN KÖNNEN UND WERDEN NIEMALS UNSCHULDIG SEIN. DIESE TRÄNE IST IRRGLAUBE, SIE IST IRREAL, KANN NICHT EXISTIEREN.</span> Asmodi schüttelte den Kopf. Nein, sie existierte! Er wusste es doch! Warum sonst hätte er sonst seiner Herrin gehorchen müssen, warum sonst hätte er sich an sie gebunden, wenn sie nicht seine Unschuld an ihrem Herzen trug… und es war die Unschuld gewesen in welcher er sich verkrochen hatte, der kleine Kokon, dass Seelensteinchenfragment! Er hatte doch gelernt… in Licht… in Unschuld zu existieren… oder doch nicht? Brannte das Steinchen auf seiner Haut… weil es eine Lüge war? Konnte er im Kokon hausen… weil es kein Licht… sondern eine Lüge gewesen war? Simple… Lüge? Dämonische Lüge. Haraxische Wesen suhlten sich gerne darin, hielten sich gerne darin auf, Lügen stärkten sie in Lüge konnten sie verharren und Leben… nicht in Licht. Nein. Nicht in Licht. Nur in einem weissen Schatten der das schreckliche Verbarg, ein perfider, böser Mantel – eine Lüge eben, denn Lüge war… falsche Unschuld.

<span style="color:663B6C;">“MAN KANN EINEN DÄMON NICHT MIT ETWAS VERNICHTEN, DAS ES NICHT GIBT."</span>

<i> "Nein! Ihr lügt. Er besitzt Unschuld, ich bin die Trägerin dessen. Er weiß, was Unschuld bedeutet, er besitzt sie!"</i> Mallahalls Stimme. Die Stimme der weissen Dame. Sie erklang, kämpfte so entschlossen um ihre einzige Schande. Ihre einzige Schuld.

Ja… Asmodi wusste was Unschuld ist… und genau dies war sein Verhängnis, denn er glaubte es zu wissen… und so hielt er es nicht für nötig jemals nach der Bedeutung zu fragen.

Unschuld bedeutet Dinge… welche geschehen waren mit dem verschleiernden Mantel der Verzeihung zu überdecken, bis man selbst glaubte, die Sünde welche man begangen hatte… sei… ja… Vergeben… Vergessen… und irgendwie nie geschehen.

Unschuld war eine Lüge.

So hatte er… nur Lügen geweint?

Der Dämon packte das Kettchen riss es von Mallahall los. Er ballte seine riesige Faust drückte auf den Stein… bis es zerbarst.

Es zersprang in tausend Stücke, doch des Dämon drückte weiter, bis nur noch Staub übrig blieb.

Asmodi schnürte es die Luft ab. Seine Krallen griffen an die Brust, schabten darüber, hinterliess tiefe blutige Furchen im Fleisch. Er ächzte.

Konnte eine Lüge so schmerzen? Denn mit der Kette, zersplitterte auch ein kleiner Kokon. Dicht an Asmodis Herzen. Ein kleiner Zufluchtsort. Die Splitter bohrten sich in den Muskel. Rissen ihn auf. Blut quoll heraus. Der Halbdämon gurgelte schmerzerfüllt. Es tat weh. Höllisch weh. Dies konnte doch keine Lüge sein!

Für sie war sie existent. War denn Glaube… eine Lüge?

Er starrte zum Himmel hoch und doch sah er ihn nicht, sah nur die riesige Pranke seines Erschaffers, der gerade den Seelensteinchenstaub auf ihn herabrieseln liess. Ein Teil seiner selbst. Ein Teil seiner Seele. Er hatte ihn zerstört, getötet.

Der Staub rieselte auf ihn hinab und zerging leit zischend auf seinem Körper.

Der Dämon schien zufrieden. Er liess Mallahall los… und die Lichtmaga viel. Prallte hart auf den Boden. Knochen barsten. Es knackte fürchterlich. Asmodi starrte zu ihr hinüber. „Herrin.“ Keuchte er verzweifelt. „Herrin!“ Winselte er. „Verlasst mich nicht!“ Klagte er. Ein Halbdämon… der angst davor hatte seine Freunde zu verlieren. Seine blutige Hand streckte sich nach ihrer aus. Umfasste sie. Drückte sie. Hinterliess klebrige schwarze Spuren.

Sie glaubte an seine Unschuld… und solange dieser Glaube existierte, existierte auch sie. Wie die Götter durch den Glauben existierten. Sie war die Trägerin… seiner Unschuld.

Aeshma-Daeva, konnte sie nur nicht sehen, weil er nicht glaubte. Ja… dies alles wäre vielleicht möglich, doch was war es nun wirklich was da zerbrochen war? Asmodi – wusste es nicht. Auch er… konnte nur glauben, dass dies keine Lüge war die hier Schmerzte.

<span style="color:663B6C;">"UND NUN ZU DIR, KLEINES CHAOS! ICH NEHM'S DIR, DANN IST ALLES VORBEI. KANNST MIR DANKBAR SEIN, ICH BIN EIN DÄMON VON EHRE ... AHEHEHE!"</span>

<b>Nein!</b> Schrie es in Asmodis Gedanken, es war der Schrei zweier Wesen. Mensch und Dämon. Sie waren… in diesem Moment zumindest… eins. Vereint durch die Vaterschaft. Auch wenn sie sich nicht mochten.

Asmodi rappelte sich auf. Kam hoch in die Knie. Blut rann aus seinen Augenhöhlen. Dort wo auch seine Seele sass. Sie war verwundet, ein Teil zerstört. Er sah nur noch wie sich sein Erschaffer über Zanraia beugte.

Dann folgte ein Schrei.

Er ging Asmodi durch Mark und Bein – und er schrie mit ihr. Brüllte. Krächzte. Er riss sich auf die Beine. Erstarrte als ihr kleiner Körper fiel. Sie schlief. „Schlaf… nur….schlaf…ich…behüte euch…beide!“ Der Halbdämon legte seinen Kopf schief. Sah zu seinem Erschaffer hoch.

Dieser drehte sich um. Asmodis blutende Augen weiteten sich. Er starrte auf dieses kleine Häufchen Leben… ja Leben – nicht Existenz!

Blaue Häärchen – ein Kamm, ganz der Papa. Blaue Augen. So rein… so arglos… so klar, wie jene von Zanraia. Asmodi war sichtlich gerührt… ja der Halbdämon… war <i>gerührt</i> Denn er sah… unumstritten existierende und aus ihm und Zanraia entstandene Unschuld.

Er richtete sich auf. Stellte sich zwischen Dämon und Bannkreis. Sein Atem ging schwer, denn sein Herz schlug krampfhaft. Pumpte das Blut durch die Einrisse welche die Splitter verursacht hatten. Asmodi lachte auf. Die Welt sah verschwommen aus.

<span style="color:663B6C;">“Sieh nur was du in deinen Armen trägst… Dämon…dies ist… DEIN Fluch! Du hast dich mit Unschuld beschmutzt. Sieh es an… es kann in deine Augen sehen. Es kann sehen was du bist, ohne Schmerz dabei zu empfinden! Es kann dich berühren! Denn es trägt keine Schuld in sich, welche du in ihm schüren könntest. Dämonische Unschuld, hätte Macht… wenn es existieren würde, nicht wahr? DANN SIEH HER! SIEH WAS DU IN DEINEN ARMEN TRÄGST!“</span> Er schritt auf seinen Schöpfer zu.

<span style="color:663B6C;">“Er ist… mein Sohn. Er ist mit MIR verbunden. Seine Macht… ist meine Macht nicht wahr?! Seine Unschuld… ist meine.“</span>

Asmodi formte seine Hand zur Kralle. Er keuchte als sie Feuer fing. Blaues Feuer - sein Feuer. Er schleuderte die Flammen schreiend dem Dämon entgegen. Zielte auf die Rüstung – dort wo der Sitz des Herzens hätte sein müssen – dort wo nichts als Finsternis war. Er schleuderte das Feuer dagegen. Wollte seinen eigenen Erschaffer, mit seiner Schuld konfrontieren. Mit seiner Schande.

Er hoffte, dass ein reiner Dämon… diesen Schmerz überhaupt empfinden konnte. Er hoffte, dass in seinem eigenen Feuer einwenig Unschuld brannte, welches den Dämon beflecken könnte. Ihm seine Reinheit nehmen und ihn so für den Harax unzulänglich… und für die Welt zu verdorben machte. Ihn… zu Nichts machen…

Doch in seinem Vorhaben gab es einen gewaltigen Haken – die Ungewissheit.

<span style="color:663B6C;">“Du wirst MEIN Kind nicht mit dir nehmen! Du wirst MEIN Kind nicht verderben! Du wirst keine Macht über MEIN Kind haben… denn es wird DICH beherrschen! Es wird DICH vernichten! Denn MEIN Kind… ist UNSCHULD Elendiger!</span>

Brüllte er ihm zu. <span style="color:663B6C;">Und wenn du erst vernichtet bist… werde ich mit meinem Sohn in den Harax steigen… und diese ganze reine Dämonenbrut auslöschen. Dein Name wir man nur noch ausspucken, weil du das Gewürm sein wirst, welches Ashmodai erschaffen hatte, jener Dämon der seine eigene Rasse verstiess. Du hast doch keine Ahnung… Schöpfer… was wahrhaftige Boshaftigkeit ist! Du hast nie gelernt, dass heiligste aus anderen Welten… für deine Zwecke zu verwenden. Du bist alt… und nutzlos… machtlos…du bist… NICHTS im Vergleich zu mir! Jaa… die menschliche pestilenz… hat mich gestärkt Dämon… hat mich Weisheiten des Lebens und des Todes gelehrt… und hat mir gezeigt… wo das NICHTS…ist… den Ort… in welches ich dich verbannen werden, dies schwöre ich auf mein Blut Aeshma-Daeva!“</span>

Er schleuderte einen zweiten Feuerball auf ihn. Einen dritten.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. Dezember 2007, 12:10

Gevatter Tod stand am Rand. Er sah zu, es interessierte ihn, ob Asmodeus ihm noch mehr Seelen bringen würde. Seelenpflücker, doch dieser Halbdämon durfte es nicht übertreiben. Ein Gleichgewicht musste immer herrschen. Andernfalls ... bekam Tod Ärger von seiner Schwester, seiner Herrin, der er nur ein Diener war. Tod diente dem Leben, sie war älter als er ... und unter Geschwistern gab es doch schon allein von Alters wegen diese "Rangordnung".
Jetzt jedoch sah es fast so aus, als hätte Tod noch zu tun. Er wartete ab. Er hatte Zeit. Für ihn war sie kein so kostbares Gut wie für seine Schwester. Am Ende der Zeit eines jeden Lebens kam immer er nochmal zum Zug.

Tod ... beobachtete. Er sah Mallahall, die weiße Dame. Sie weinte, litt bitterlich. Das Wesen aus dem Harax hatte das Seelensteinchen vernichtet. Es zerbrach und rieselte als glitzernder Staub auf Asmodeus nieder.
Tod schaute unter seiner großen Kapuze hervor. <i>Ja. So kehrt es zum Ursprung zurück.</i> Dann aber fasste die knochige Hand fester um den Griff der Sense. Mallahall fiel ... Tod hätte geseufzt, hätte es ihn getroffen. Doch der Tod sah alle gleich an. Wer starb, der starb eben. Das war der Lauf der Dinge, da blieb für Mitleid und Kummer um die verlorene Seele keine Zeit – auch wenn er ewig davon besaß.

Sanft glitt der Gevatter zum Körper der Lichtmagierin hinüber. Er beugte sich nieder. Betrachtete Mallahall, deren Seele zwischen Leben und Tod schwebte. Der Sturz war nicht aus gleicher Höhe wie der des Halbdämons gewesen. Doch Asmodeus war besser gelandet. <i>Mallahall ... bist du bereit, mit mir zu kommen?</i>
Die Magierin antwortete nicht. Nicht, weil sie nicht gekonnt hätte. Dem Tod konnte in seiner letzten Stunde jeder eine Antwort geben, selbst die Stummen. Nein, sie wollte nicht. Stattdessen brachte sie nur hervor: "Lass sie nicht sterben ..."
<i>Sie hat recht, Bruder. Lass sie nicht sterben. Denk an das Gleichgewicht.</i> Leben. Die weiße Dame traf auf die weiße Dame. Leben traf auf Leben.

Neben dem Gevatter und einer Seele, deren Schicksal noch nicht bestimmt war, tauchte ein engelsgleiches Wesen aus reinem Licht auf. Das war Mallahalls Vorstellung von Leben, denn Leben begann mit einem ersten Blick ins Licht der neuen Welt.
Leben wandte sich an den Tod: <i>Die Namudu-Frau muss dir gereichen. Hier und heute hast du nichts mehr zu tun. Nicht bei dieser Frau. Ihr Leben darf noch nicht enden. <u>Er</u> braucht sie, das weißt du. Zerstöre nicht das Gleichgewicht, Bruder, nur weil dir Asmodeus' als Wegbereiter deiner selbst gut gefällt. Es ist nicht sein Schicksal. Es ist nur dein alleiniger Wunsch. Du bist der Tod. Du hast keine Wünsche, du hast mir zu dienen.</i>
Tod wirkte auf einmal klein und unbedeutend. Er schulterte seine Sense. Nickte. <i>Also gut, ihr werde ich jetzt kein Haar krümmen. Mallahall, bleibe hier. Aber, Schwester, nicht einmal du kennst die Zukunft. Lass uns warten und beobachten.
Genug gewartet, lieber Bruder. Du wirst auch an anderen Orten gebraucht, so interessant die Geschichte hier auch ist. Jetzt komm mit, die Toten warten.
Die haben Zeit.</i>
Leben hätte ihren Bruder wohl am Ohrläppchen gezogen – wenn er in seiner jetzigen Form welche gehabt hätte. So aber ... Tod löste sich in schwarzem Nichts auf. Leben verschwand im Licht.

Mallahall ... lebte.

Asmodi hatte ihren Namen bereits gekeucht und gewinselt. Herrin, so rief er nach ihr. <i>"Verlasst mich nicht!"</i> Er klagte, flehte es. Ausgerechnet er, wo er sie niemals wirklich hatte leiden können. In Adelmunds Haus hatte er ihr ein Reagenz ins Gesicht geschlagen ... und gehofft, sie würde sterben. Jetzt bat er sie, es nicht zu tun. Er streckte seine Hand nach ihr aus, schwarzes Blut tropfte davon herunter, benetzte die Erde. Diese zischte ebenfalls leicht wie bei Aeshma-Daevas Speichel. Dämonenblut.
Er bekam Mallahalls Hand zu fassen und drückte sie. Sie war warm. Mallahall drehte den Kopf. Sie sagte etwas zu ihm, doch kein Wort kam über ihre Lippen, die sich dennoch bewegten. Der Druck seiner Hand wurde erwidert, wenn auch nur schwach. "... Z..." Mehr brachte die Maga nicht hervor, doch vermutlich wusste der Halbdämon genau, was sie hatte sagen wollen.

Zanraia wurde vom Dämonenvater berührt. Er grinste dabei so abartig böse, dass es ganze Völker hätte vernichten können. Und dann verlangte er auch noch, sie solle ihm DANKBAR sein!
Zanraia schrie. Asmodi schrie. Aurelius schrie ... und Etelin keuchte. Selbst er spürte den Schmerz und die Pein, welche Aeshma-Daeva dieser kleinen Seele antat. Dieser Seele, die es nicht begriff, die sich nur gefreut hatte ... wieder bei ihrem Liebsten zu sein. Die sich gefreut hatte ... Mutter zu werden. Die gestrahlt hatte ... als sie das Boot erblickte. Die nun zusammenbrach ... und wie schlafend auf dem kalten Grund lag.

Das war ihm zu viel. Nein, das ertrug er nicht. Nicht sie, nicht Zanraia! Asmodi erhob sich auf die Knie. Ja, auf allen Vieren, das war der Dämon. Dann stand er ganz auf, legte den Kopf schief und betrachtete seinen Erschaffer – der ein kleines Bündel in einem Korb hielt. Fast schon liebevoll, hätte er so etwas wie Liebe gekannt. Nein, Aeshma-Daeva kannte nur Egoismus und Sadismus. Er hatte Zanraia genommen, was unter ihrem Leib erst noch hätte heranwachsen müssen. Er hatte es aus ihr herausgesaugt und zu einem entwickelten Leben geformt, nur um es anschließend für seine Zwecke zu formen.

Asmodi sah ... was er im Verbund mit Zanraia geschaffen hatte. Sein Kind ... vielleicht auch irgendwo das seines menschlichen Wirtes, denn es sah ihm mehr als nur ähnlich ... es lag da in dem Körbchen. Blaues Haar, ebenso ein Kamm wie er selbst ihn besaß. Ein kleines Näschen. Winzige Finger, zehn an der Zahl. Ebenso kleine Zehen. Und dann diese Augen ... so unschuldig noch, so blau.

Neugierig blickten sie in die Welt, betrachteten den Träger. Den Vater? Das Neugerborene ... begriff es, dass ein Dämon es hielt? Dass dieser Dämon seine Unschuld ebenso zerstören wollte wie er das Tränensteinchen vernichtet hatte – zu Staub zerdrücken?
Aeshma-Daeva schaute das junge Leben nicht an. Für ihn war es nur ein Werkzeug, sein kleiner neuer Besitz. Er würde es formen, im Harax unter all seinen Mitdämonen. Dann würde er es zurück schicken. Dieses kleine Chaos würde ihm keine Schande bereiten.
Er machte sich auf den Weg – und wurde aufgehalten.

<span style="color:663B6C;">"AUS DEM WEG, WERTLOSES STÜCK DRECK!"</span> Der Dämon schnappte sich seinen Helm. Asmodi blieb zwischen ihm und Bannkreis stehen.

<i><span style="color:663B6C;">“Sieh nur was du in deinen Armen trägst… Dämon…dies ist… DEIN Fluch! Du hast dich mit Unschuld beschmutzt. Sieh es an… es kann in deine Augen sehen. Es kann sehen was du bist, ohne Schmerz dabei zu empfinden! Es kann dich berühren! Denn es trägt keine Schuld in sich, welche du in ihm schüren könntest. Dämonische Unschuld, hätte Macht… wenn es existieren würde, nicht wahr? DANN SIEH HER! SIEH WAS DU IN DEINEN ARMEN TRÄGST!“</span></i>

Aeshma-Daeva lachte grollend. Was sollte ihm ein Neugeborenes schon anhaben, selbst wenn es nichts als Unschuld besaß. Er würde es vernichten können. So sah er hin, schaute in dieses Paar junger, blauer Augen, das bisher nur eines im Leben gesehen hatte: ihn, pure Verkörperung von Schuld – und dennoch nicht wusste, was er überhaupt war.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... _augen.jpg">

Der Dämon wich vor diesem Blick zurück, denn er verstand nicht. Die Kette hatte er vernichten können, denn er hatte gemerkt, dass andere an diesem Irrglauben festhielten. In der Kette hatte kein Leben gesteckt, welches mit Unschuld gepaart war. Es war nur ein Ding und Dämonen zerstörten Dinge.
Doch jetzt ... schaute er sich lebende Unschuld an. Blaue Augen, tief und rein erwiderten seinen Blick. Es brannte.
<span style="color:663B6C;">"ARRRRRGH, WAS IST DAS IN DEINEN AUGEN?! WAS BIST DU, KLEINE BESTIE? RUUUAAARGH!"</span>

<i><span style="color:663B6C;">“Er ist… mein Sohn. Er ist mit MIR verbunden. Seine Macht… ist meine Macht nicht wahr?! Seine Unschuld… ist meine.“</span></i>

Aeshma-Daeva wich weiter zurück. Er streckte die Hand von sich, in der das Neugeborene lag. Er wollte es abschütteln, konnte es nicht. Er konnte nur starren ... auf das kleine Wesen. Der Dämon keuchte: <span style="color:663B6C;">"DU BRAUCHST DIESE KETTE NICHT! DU HAST MICH HINTERGANGEN, ELENDES DÄMONENVIECH! DU WUSSTEST, WO DEINE WAHRE UN ... UN ... WO SIE VERBORGEN WAR. IM CHAOS VERSTECKST DU SIE!"</span>

Er konnte es nicht. Konnte dieses Wort nicht mehr aussprechen. Denn jetzt besaß es Bedeutung. Unschuld hatte ein Gesicht ... mit blauen Augen.
Asmodi nutzte den Moment und formte eine Kugel aus blauem Feuer. Er schleuderte sie auf die Rüstung, welche aus purer Finsternis bestand. Eine Rüstung, geformt aus Schuld. Das Feuer traf sein Ziel. Der Dämon strauchelte, blieb jedoch unverletzt. Denn er war ein reiner Dämon, besaß keinen menschlichen Teil, der ihm hätte ein wenig Unschuld vermitteln können. Dämonen waren Schuld, aus nichts Anderen schienen sie zu bestehen. Pures Böses. Sie trugen so viel Schuld in sich, dass sie dadurch ihre Macht nähren und neue Wesen schaffen konnten. Das Feuer ... verletzte ihn nicht.

<i><span style="color:663B6C;">“Du wirst MEIN Kind nicht mit dir nehmen! Du wirst MEIN Kind nicht verderben! Du wirst keine Macht über MEIN Kind haben… denn es wird DICH beherrschen! Es wird DICH vernichten! Denn MEIN Kind… ist UNSCHULD Elendiger!</span></i>

Ja, das wusste Aeshma-Daeva bereits. Unschuld ... lag in seinen Händen und allein ihr Anblick brannte. Er verätzte sich die Augen. <span style="color:663B6C;">"SCHAFF ES WEG, ICH ... WEG DAMIT!!!!"</span>
Aeshma-Daeva biss sich selbst in den ausgestreckten Arm. Er konnte den Korb nicht loslassen, konnte das Kind nicht abschütteln. Aber er konnte seinen Arm loswerden. Asmodi schleuderte indessen einen Feuerball nach dem anderen. Es zehrte ihn aus, er sollte es nicht mehr allzu oft wiederholen. Blut rann aus seinen Augen. Das Herz pumpte kräftig. Die Splitter darin hatten sich bereits aufgelöst. Waren sie verschwunden oder nur wieder ein Teil von ihm geworden? Die Risse im Herzen brannten. Jemand würde ihn heilen müssen ... Mallahall! Die lag noch immer am Boden. Ein weiterer Feuerball. Er war kleiner als seine Vorgänger. Asmodi wurde schwach.

Sein Sohn, sein Kind aber ... schaute. Aeshma-Daeva brüllte. Dann riss er an seinem Arm. Sehnen überspannten sich, rissen ebenfalls. Schwarzes Blut spritzte, verteilte sich auf dem Boden und lief in den Bannkreis. Der Arm fiel und prallte hart auf. Das Kind begann zu schreien. Aeshma-Daeva sah Unschuld und er hörte Unschuld. Er keuchte, brüllte und lärmte. Ein Dämon ertrug das nicht. Nicht, wenn er es nicht kannte. Asmodi hörte nur sein Kind weinen, es schmerzte ihn nicht physisch.

<span style="color:663B6C;">"BANNUNG, BANNUNG!"</span>, schrie der Dämon, wandte sich um und packte den noch immer reglos liegenden Etelin mit seiner verbliebenen Pranke. <span style="color:663B6C;">"BANN MICH, NA LOS, DU ABSCHAUM CELCIAS!"</span> Er rüttelte am Lich, bis dieser endlich die Augen aufschlug. Etelin hob die Hand, berührte den Dämon. Es zischte, er schrie gequält. Dann aber rief er: "Sei gebannt, zurück mit dir ... in den Harax ... ich ent...binde ... dich."
Aeshma-Daeva ließ Etelin los. Wie ein Sack landete dieser im Gras.

Ein Riss tat sich auf, teilte den Himmel. Schreie drangen bis nach Celcia durch, zusammen mit finsterem Nebel. Es roch nach Schwefel und Verderben. Aeshma-Daeva eilte sich. Er stieg durch den Riss ... es war ein Portal in den Harax, welches nur ihn einlassen würde. Niemals zuvor war dieses Wesen so froh darüber, dass ein Menschling ihn gebannt hatte.
Der Dämonenvater schwand und ließ nur seinen abgetrennten Arm zurück. Auf diesem lag der Korb und darin das Kind. Es weinte immer noch, jedoch deutlich leiser.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 27. Dezember 2007, 14:39

Asmodi sah seine Herrin an und er fürchtete sich. Fürchtete sich davor, dass sie hier ihr Leben aushauchen würde. „Herrin.“ Keuchte er wieder. „Ich… muss… doch lernen…“ Knurrte er. „Wagt es nicht mich zu verlassen… … bitte…“ Winselte er. Diesen Dämon winseln zu hören… musste seinen Freunden wohl durch Mark und Bein gehen. Er klang… so verstört… so ängstlich…so besorgt.

Er strich über seine aufgekratzte Brust. „Ich… brauche dich. Er… braucht dich.“ Damit meinte er den Medicus, dessen überleben im Moment rein von der Tätigkeit des Dämons abhing. Er konnte nicht besitzt über ihn ergreifen, er könnte kein blutendes Herz ertragen, dies konnte nur ein böses Wesen. Ein Dämon. Ein Haraxviech.

„Z“<b>Anraia.</b> Sprach er gedanklich aus was Mallahall im hatte sagen wollen. Asmodi nickte. Schnaubte und hechelte wie ein gehetztes Tier. Das hinaustriefende Blut zog lange hässliche Fäden war wie Speichel beschaffen.

Asmodi hatte den Tod gesehen, wie er sich über die Lichtmaga gebeugt hatte. Sie holen wollte. Nein dies war keine Seele die er ihm hatte bringen wollen. Er war nicht sein Diener… wollte dies nicht sein. Er war doch… Medicus… er kämpfte für das Leben – doch genau dieses sah er nicht… und doch sah er es… mit jedem Atemzug welchen Mallahall tätigte.

„Weisse…Dame…“ Röchelte er. Drückte ihre Hand fester. Sein linkes Bein zuckte vom Aufprall her. Es wollte aufspringen und den Schöpfer in Grund und Boden stampfen. Doch noch hatte der Dämon nicht die Kraft dazu. Aber mit jedem… von Mallahalls Atemzüge… stieg seine Entschlossenheit.

Sie gab ihm kraft. Knurrend riss er sich auf die Beine. Schliesslich war er Meister darin seinen menschlichen Körper bis aufs Blut auszuhetzen. Er besass genug Gnadenlosigkeit um sich weiter voranzutreiben. Eine grässliche Eigenschaft, doch im Moment sicherte sie ihm sein Leben. So stand er leicht geduckt, wankend doch mit aufgerichtetem Kamm – wie ein Hund der seine Haare aufstellte bei Gefahr. Sein schnauben zeugte von dem Schmerz und dem Pein in ihm, sein Knurren aber war das Ventil seines Zorns… und es war ein furchtsames Knurren.

Asmodi stellte sich seinem Schöpfer in den Weg. Aus seiner Verzweiflung und seiner Wut schöpfte er die Macht einen Feuerball nach dem anderen zu erschaffen und auf ihn zu schleudern. Sie waren im vergleich zu jenem Umhang des Dämons… wahrlich mickrig. Dennoch versuchte er es immer wieder. „WEICHE! Dämon!“ Knurrte er vor sich her. Verzweifelt. Seine gebrüllten Worte schienen nicht den gewünschten Effekt zu haben. Aeshma-Daeva lachte nur grollend. Liess sich nicht verunsichern… und um seine übermacht auch diesem Bastarden und Unwissendem stück Dreck nochmals deutlich zu machen… sah er hin. Sah er in die Augen seines… mhm… Enkels. Sah in unschuldige Augen. Sein Blick blieb haften. Asmodi hielt den Atem an. Dann hechelte er weiter, schleuderte wieder seine Feuerbälle auf ihn. Noch nie hatte er so viele erschaffen, noch nie war sein Zorn und seine Angst auch so gross gewesen… alles zu verlieren… alles… was ihm wirklich etwas bedeutete. Das Blut sickerte aus seinen Augenhöhlen, die blauen Sterne wurden immer kleiner… der Rauch immer dichter. Sein Herz ächzte. Die Anstrengung zehrte an seinen Kräften. Seine Knie wurden weicher. Seine Hände zitterten, doch sein Blick blieb auf sein Ziel gerichtet. Der Dämon versuchte indes das Kind abzuschütteln… begann sich in seinen Arm zu beissen die selbst selbstzerstörerische Art wie sie auch Asmodi zeitweilen besass. Sie waren sich wahrlich ähnlich. Vater und Sohn… oder Schöpfer und Schöpfung.

„Es ist mein… Kind… meine…Schöpfung… und ihre…“ Röchelte er. Seine Kraft schwand. Seine Hände sprühten nur noch Funken. Keine Feuerbälle mehr… dafür war keine Energie mehr da… keine Kraft.

<i> "DU BRAUCHST DIESE KETTE NICHT! DU HAST MICH HINTERGANGEN, ELENDES DÄMONENVIECH! DU WUSSTEST, WO DEINE WAHRE UN ... UN ... WO SIE VERBORGEN WAR. IM CHAOS VERSTECKST DU SIE!"</i> Asmodi grinste. Seine Beine versagten den Dienst. Er brach zusammen. Knallte auf den Boden. Sand und Staub wirbelte auf. Röchelnd blieb er auf dem Bauch liegen. Hechelte. „Jaa…“ Keuchte er. „Unschuld.“ Eingepackt in seinem Erbe. Weitergegeben an neues Leben. Ein Geschenk. Ein Zeichen seiner Liebe. Dämonische Unschuld. Reine… dämonische Unschuld. Etwas, das bisher… nie existiert hatte. Nun war es geschaffen worden. Nun lebte sie gar.

Da rissen die Sehnen des Dämons und sein eigener Knochen splitterte. Der Wuchtige gepanzerte Arm fiel. „Nein!“ Keuchte Asmodi. Fürchtete er um das Leben des Kindes. Blut spritzte, er konnte es riechen und fühlen als es ätzend seinen Rücken besprenkelte. Doch noch nie… war dieses Gefühl so herrlich gewesen. Er genoss es… genoss den Schmerz… der anzeigte, dass sein Schöpfer blutete… sein Schöpfer ebenfalls Schmerz empfand… Pein… Seine dämonische Ader ergötzte sich daran.

Dann… begann das Kind zu schreien. Es tat weh… Unschuld… sollte nicht schreien müssen. Der Vater – Asmodi. Rappelte sich auf. Er wankte zum abgetrennten Arm. Schöpfer und Schöpfung kreuzten sich… und beachteten sich beide nicht. Wankten nur auf ihre Ziele hin. Asmodi aus dem Bannkreis… Aeshma-Daeva in den Kreis. Dieser flehte derweil um Bannung. Packte den Lich. Dieser schrie gequält auf als er den Dämon berührte… und ihn bannte. Seinen Fehler… ausmerzte… doch welche Konsequenzen würden bleiben?

Der Himmel teilte sich. Ein Riss tat sich auf. Asmodi starrte hinein. Sah sein Zuhause… den Harax. Sein Zuhause? Er grinste. Nein… schon lange nicht mehr. Er blickte zu Zanraia, die auf dem Boden lag… als würde sie ruhen. „Schlaf… Zanraia… schlaf… ich behüte dich.“ Hauchte er wieder als er an ihr vorbeiwankte. Es war ein Wunder dass ihn seine Beine überhaupt noch trugen. Doch sie taten es… und als der Dämon hinter ihm im Höllenportal verschwand, erreichte er sein Kind. Er sank nieder. Löste den Korb von den toten Fingern des Dämons. Kein Seelenfeuer mehr darin. Es war erloschen.

Der Halbdämon sah es an. Blaue Sterne… sahen blaue Perlen. Klare… grosse Seelensteinchen, zwei der Zahl… die Unschuld zweier Wesen.

Asmodi weinte. Auf einmal viel ihm dies so leicht angesichts seiner Unschuld, die er in Händen halten konnte… ohne sich zu verbrühen. Rote Tränen rannen über seine Wangen. Am liebsten hätte er das Kind an sich gedrückt, doch da war… nur sein Blut… nein… damit wollte er es am Tag seiner Geburt nicht besudeln.

Begriff der Halbdämon überhaupt, was es hiess… Vater… und nicht Schöpfer zu sein?

Behutsam hob er den Korb auf. Richtete sich auf. Trotz seiner Angeschlagenheit konnte ein gewisser Anteil seines Stolzen noch immer gesehen werden. Doch Asmodi lächelte nicht. Das Kind war gewaltsam in dieses Leben gerissen worden... Seine düsteren Augen, die nur noch so wenig blau besassen fixierten den zierlichen Körper von Zanraia. Er wankte darauf zu. Jeder Schritt erschien ihm plötzlich so schwer. Er sank neben ihr auf die Knie. „Zanraia…“Grollte er leise. <b>Ich bin da… ich sehe dich an… doch du lächelst nicht.</b> Dämonen grollten nun mal… und doch war es irgendwie… sanft. Er strich über ihr Haar… und dann über jenes seines Kindes. Über die blauen aufgerichteten Häärchen… wie seine. Er nahm es aus dem Korb… hob einen Arm Zanraias vorsichtig an. Er schnupperte. Legte den Kopf schief. Irgendetwas schien ihn zu irritieren. Dann machte er weiter. Drückte ihr Kind an ihre Brust… brachte es dorthin zurück… wo es doch noch hingehörte… unter das schlagende Herz der Mutter.

Seine Kraft reichte nicht mehr aus um aufrecht zu stehen. So krabbelte er auf allen Vieren herum. So wie man es von dem Dämon kannte.

Der Dämon… tat etwas… Instinktives. Er krabbelte hechelnd auf Mallahall zu. Sagte nichts als er sie erreichte. Brach nur ein weiteres Mal schnaubend zusammen. Lag dicht an sie gepresst neben ihr. Er kehrte dorthin zurück… wo er hingehörte… dicht unter das schlagende Herz jener Frau… die ihn lehrte und die ihm einst… Verziehen hatte und es noch immer tut. Schlag… für Schlag… er wusste ja nicht, dass er… die Schuld war, welche zu ihr gehörte... sie zogen sich gegenseitig an. Asmodi… kehrte zu seiner Herrin zurück.

Schwer schnaubend lag er da. Stumm das kaputte Herz aushaltend welches kräftig schlug. Er rollte sich zusammen. Er war da… der Dämon… sie hatten ihn geweckt. Nun lag er da und röchelte. Asmodis Gedanken waren ungeordnet, waren Chaos. Noch schien er das ganze Ausmass der Beschwörung nicht zu begreifen. Doch dann wurden sie ohnehin schwerer... und dunkler... nicht mehr greifbar. Sie schwanden. Der Dämon atmete tiefer, langsamer. Es tat ihm weh und er konnte sich nicht helfen.

„Ich… bin da… Herrin.“ Winselte er. Worte… die er schon einmal gesprochen hatte, damals in Zyranus.

Einzig Etelin…. Liess das Viech unbeachtet.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Dezember 2007, 00:39

Vermutlich hätte Mallahall – wäre sie bei vollem Bewusstsein und unverletzt gewesen – sehr erstaunt geschaut, als der Dämon so winselte. Asmodi ... hatte nie ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu der Magierin besessen. Ja, er war gefolgt und ja, er nannte sie Herrin. Er folgte ihren Befehlen – weil er es hatte tun müssen. Weil Mallahall die Trägerin seiner Unschuld gewesen war.
Nun aber war das Steinchen zerstört. Der Staub hatte sich aufgelöst. Asmodi war zurück und eigentlich hätte er sich nun sogar gegen Mallahall auflehnen und sie töten können. Sie, diese Frau des Lichtes, die ihn hatte darin baden lassen. Sie, die ihm in die Zunge gebissen und ihm befohlen hatte, Bitte und Danke zu sagen. Die ihn unter für Dämonen demütigenden Verhältnissen hatte schreckliche Dinge lernen lassen.

Sie, die weiße Dame, die an ihn glaubte – an seine Unschuld, an ihn. Die ihm den Mord an ihrem Lehrmeister verziehen und sogar ihre eigene Sicherheit aufs Spiel gesetzt hatte, um ihn heil aus Zyranus und weg vom Magierrat zu bekommen. Sie, die ihn immer wieder geheilt und ihm einen Unterschlupf gegeben hatte, in dem er sich – zumindest zeitweise – verbergen durfte.

Sie, die er nun ankeuchte. Anknurrte. Ihr drohte. Sie anwinselte und bat, ihn nicht zu verlassen, denn Asmodi sah den Tod, der sich über seine Herrin beugte.
Vielleicht wäre Mallahall jetzt stolz gewesen. Denn Asmodi hatte ganz offensichtlich gelernt, er zeigte gar Fürsorge für andere, denn er erwähnte auch den Medicus. <i>"Ich ... brauche dich. Er ... braucht dich."</i>
Die Lichtmaga hob die Lider. Sie schaute ihn an, den Halbdämon. Asmodi, dem sie so oft Befehle gegeben hatte in dem Wissen, dass er es verabscheute. Sie sah den Medicus an, mit dem sie sich mehrfach über Heilmehtoden heftig gestritten hatte. Ja, das war schon keine einfache Diskussion mehr gewesen.
Und sie lächelte. Mallahall lächelte. <i>Ich verlasse euch nicht</i>, sprach dieses Lächeln, ehe sich die Augen schlossen. Mallahall sank nicht in Bewusstlosigkeit. Dennoch war sie auch nicht mehr ganz wach. Diverse Rippen waren gebrochen, ebenso wie ihr rechter Arm. Am Schienbein blutete sie, wo sie im Fall eine Kralle des Dämons gestreift und sich die Haut geschrammt hatte. Sie würde sich jetzt nicht heilen können, sie war es, die Heilung benötigte. Aber ... Eule war tot, der Medicus würde sterben, müsste er sich jetzt mit dem aufgerissenen Herzen in seinem Leib auseinandersetzen. Es war Asmodi ... der es daran hinderte, aufzugeben. Der dieses Herz stark hielt.

Er brauchte jetzt auch ein starkes Herz. Er musste seinen Sohn zurück holen. Und er handelte, stellte sich Aeshma-Daeva in den Weg. Allein seine Worte verleiteten seinen Erschaffer dazu, sich das Bündel im Korb anzusehen. Das wiederum ihn anschaute ... und ihn so zu Fall brachte. Aeshma-Daeva verzog sich zurück in den Harax. Asmodi eilte zum Korb.
Er fühlte sich schwach, durfte sich jetzt aber noch nicht ausruhen ... noch nicht. Das Kind weinte.

Asmodi schleppte sich mit aller Kraft zum abgetrennten Arm und dem Korb, welchen er aus der reglosen Krallenhand befreite. Dann sah er in den Korb hinein. So wunderschöne, blaue Augen strahlten ihn an. Das Baby wirkte gut entwickelt, wie ein mindestens einige Wochen altes Kind. Das hatte Aeshma-Daeva aus Zanraia heraus holen können?
Selbst für Asmodi war dieser Anblick ... schön. Ein Dämon weinte.
Dämonische Unschuld, vereint mit Menschlichkeit konnte so wunderbar aussehen!

Rote Tränen liefen seine Wangen herab, wie Blut. Das Kind betrachtete ihn, hörte selbst zu weinen auf. Es erkundete jetzt schon die Welt. Wusste es, dass dieses ... Viech, das hier weinte ... sein Vater war? War er es denn, voll und ganz? Das Baby hatte des Medicus' Aussehen geerbt. Wieviel besaß es von Asmodi?
Scheinbar genug, dass Aeshma-Daeva es hatte besitzen wollen – bis er sich mit etwas konfrontiert sah, das Dämonen nicht verstanden. Reine Dämonen ... kannten nicht, was Asmodi hatte durch den Medicus und dessen Freunde – seine Freunde –, dessen Liebe – seine Liebe – hatte lernen können.

Asmodi kannte Unschuld. Und er schien sogar den Unterschied zwischen Schöpfung und Geburt zu erkennen, auch wenn es keineswegs eine natürliche Geburt gewesen war. Aber Asmodi erkannte, dass das Kind etwas brauchte, was Dämonen ebenfalls nie kennen und verstehen würden: eine Mutter.
Vorsichtig hob er den Korb auf, brachte ihn zu seiner Zanraia.

<i>"Zanraia ..."</i> Sein leises Grollen ließ sie blinzeln. Sie bewegte sich leicht, öffnete jedoch die Augen noch nicht. Sie lächelte nicht, schlief noch.
Er strich über ihre roten Haare. So weich, so gänzend. Die des Babys waren ebenfalls weich. Flaumig und dennoch halb aufgerichtet. Ein kleiner, blauer Kamm. Das Baby folgte seiner Hand mit den großen, blauen Augen. Diesen Unschuldsperlen.

Er zeigte diesen weltneugierigen Augen seiner "Schöpferin", legte das Kind an die Brust der Mutter. Zanraia atmete aus. Ihre Hand tastete von selbst nach dem kleinen Leben an ihr, berührte und hielt es. Als schien sie zu wissen, was sie da im Arm hielt.
Es war gut. So konnte er die beiden lassen. Seine kleine Familie – die noch mehr Teile besaß. Mallahall. Er schleppte sich zu ihr. Warum er nicht bei seiner Liebsten bleiben wollte ... sie roch seltsam. Etwas fehlte, aber derzeit war er zu geschwächt, um es genauer definieren zu können.

Plötzlich fand er sich bei der Lichtmaga wieder, konnte nicht mehr weiter. Seine Kraft ... aufgebraucht. Schnaubend sank er nieder, an Mallahalls Seite. Sie atmete, spürte ihn direkt unterhalb des Herzens. Es schlug ... ruhig. Mallahall lebte, war schwach, konnte keine Magie wirken, jetzt nicht. Aber sie lebte. Sie alle lebten. Es war ausgestanden. Doch wer würde sie retten?
<i>"Ich ... bin da ... Herrin."</i> Mallahal rührte sich. Ihre Hand schob sich an Asmodis Wange. Sie drückte ihn an sich, wollte heilen. Konnte nicht. Aber ... auch sie war da und das sollte er wenigstens wissen.

Fünf noch lebende Wesen lagen auf der Insel. Eine davon öffnete die Augen. Das Kind an ihrer Brust rollte weg. Sie hielt es, besaß eine schnelle Reaktion. Sie betrachtete es. Ein schöner Junge. Sie hob ihn hoch, drückte ihn an sich. Sie verstand. "Du bist mein Kind, wie auch immer du jetzt schon geboren werden konntest. Du siehst ihm so ähnlich. Du bist so wunderschön!"
Das Baby war ganz ruhig, ließ sich knuddeln. Zanraia stand auf. Sie schaute sich um. Sie erinnerte sich, was geschehen war ... und es stimmte sie traurig. Daher ... ging sie auch zuerst in den vollkommen verwischten Bannkreis. Zu Etelin.

Der Lich lag am Boden. Er lebte. Sein Stab lag ein paar Meter entfernt. Im Brustkorb des Skelettes waberte Finsternis und besaß kleine blaue Funken. Seelenfeuer.
Zanraia kniete sich zu Etelin nieder, drehte ihn auf den Rücken. Das war nicht leicht für sie, denn auf einem Arm hing ihr namenloser Sohn. "Etelin, wie geht es Euch? Was kann ich tun? Bitte, helft gebt mir einen Rat, wie ich euch allen helfen kann?"
Etelin öffnete die Augen. Er sah das Kind und starrte es an. Das Baby erkundete seine roten Lich-Augen.

"Hab ... versagt", keuchte er. Tränen rannen über das blasse Gesicht. "Großer ... Fehler ... schlimme ... Folgen ..."
Zanraia rüttelte Etelin. "Ist gut, Etelin. Ihr habt es gut gemeint. Bitte, macht Euch nicht solche Vorwürfe. Wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren. Sagt mir, wie ich euch helfen kann."
Etelin starrte die Rothaarige an. "Zan...raia?"
Sie musterte ihn. "Ihr scheint nur erschöpft zu sein. Bleibt liegen. Ich muss nach meinem Liebsten und Mallahall schauen. Sie sind tief gefallen." Zanraia erhob sich wieder und wanderte nun zu Herrin und Dämon. Sie kniete sich zu beiden. "Mallahall ... Asmodeus ... ihr beiden seid Heiler ... gebt mir einen Rat."
Sie berührte Asmodi. "Heikräuter ... Mallahall sieht schwach aus, die Lichtmagie fällt weg. Sag mir ein paar Kräuter, irgendwas. Bitte ... was soll ich tun?"

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Freitag 28. Dezember 2007, 14:12

Asmodi drückte seine verblutete Hand dicht an seine Brust, krümmte sich zusammen. Zitterte. Knurrte vor sich her. Es tat weh. Die blauen Sterne in seinen Augen glimmten matt. Der Medicus konnte diesen Körper in Moment nicht Kontrollieren, diesmal musste der Dämon den Schmerz aushalten, wie der Mensch damals die Schmach und die Angst vor dem Magierrat.

Asmodi röchelte. Er dachte nach. Zanraia. Sie hatte so… fremd gerochen. Wie ein anderer Mensch. Bei Dämonen war es natürlich kein normaler Geruchssinn wie man ihn von Hunden her kannte, nein, Dämonen rochen das finstere, rochen Chaos und Zanraia hatte lange Zeit so gut danach gerochen, doch nun… war es weg… sie… stank gar. Doch er wusste noch nicht nach was. Aber es war Zanraia gewesen, ihr unvergleichlich rotes, weiches Haar. Ihre feinen Gesichtszüge, sie sah so aus wie immer – wenn sie schlief.

Er winselte. Seine Stirn berührte Malls Bauch. Er hörte ihr Herz schlagen. Ruhig. Schwächer als sonst. Doch es schlug.

Seine blauen Haare waren vom Blut seines Schöpfers besudelt und lagen zerwuselt am Boden. In dem kleinen Hohlraum unterhalb von Asmodis Wange bildete sich langsam eine kleine Pfütze dämonischen Bluts. Asmodi winselte erneut als ihre blasse Hand seine kalte Wange berührte. Er schloss kurz seine Augen. Atmete tief durch, schabte unruhig an seiner Brust herum worunter das Herz schmerzte. „Chäcchhh“ Machte er. Wie es das Nichts oft getan hatte als es erkältet gewesen war. Er hechelte. Wie ein gehetzter Hund der im vollem Lauf zusammengebrochen war. Sein Herz raste, während jenes von Mall ruhig schlug. Sein eisiger Atem traf auf ihre Brust, kühlte ihr Herz. "Herrin..." Winselte er immer und immer wieder. Er wusste, dass sie diesem Körper helfen konnte. Oh wie lange hatte er sie für diese Fähigkeit - Licht zu wirken. Verflucht und auch jetzt fürchtete er sich eigentlich davor, den im gegensatz zu seinem menschlichen Mitbewöhner, ertrug er selbst das Licht nur schlecht.

Sie drückte ihn an sich. Wieder winseln. Er hatte Angst um seine Herrin gehabt, sie würde ihm wegsterben. Er… brauchte sie doch noch immer. Eigentlich schändlich... ja er war schändlich... doch er lebte. Er konnte in dieser Welt existieren, hatte hier seinen Platz gefunden. Er wand seinen Kopf leicht an ihrem Bauch. Doch er wusste , dass er nicht all zu lange neben ihrem beinahe reinem Herzen liegen konnte. Neben all diesem Licht. Ja… beinahe rein. Es gab einen Schandfleck, einen Schuldfleck – und dort hatte sie ihm Platz geschaffen sich bei ihr einzunisten. Ihre Schuld war seine Zuflucht.

Er rührte sich kaum. Hechelte nur. Hörte wie sich hinter ihm etwas rührte. Aufstand. Wie sich sein Sohn freute. Ein leichter Körper bewegte sich an ihm vorbei. Er rümpfte seine Nase. Auch Mallahall stank im Grunde. Sie roch nach Licht. Doch daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Etelin… stank nicht. Er hatte so viel Finsternis in sich und nun war noch einiges an negativen Gefühlen dazugekommen. Der Dämon zumindest, fühlte sich wohl in der Anwesenheit von kaputten Seelen, doch kleine schwarze Flecken in reinen, zogen ihn stärker an. Es war so etwas… Frisches, verdorbenes. So lange kannte Mallahall Asmodeus ja noc hnicht. Daher... frisch und durch seinen Schöpfer, gerade aufgewühlt.

Er hörte nicht was Etelin mit Zanraia sprach. Doch er spürte als sie sich ihm näherte. Er rümpfte die Nase. Knurrte leise. <i> "Mallahall ... Asmodeus ... ihr beiden seid Heiler ... gebt mir einen Rat."</i> Asmodi schnaubte verwirrt. Es war Zanraias Stimme - ohne zweifel... und doch war sie es nicht! Ihre Hand berührte ihn. Er grollte. Riss seine Augen auf as er erkannte wonach sie stank. <b>Ordnung</b> Wo war… das was er so an ihr Liebte? Wo war ihr Chaos?! Er keuchte. Winselte. Knurrte. Heulte. Wurde unruhig. Verstand nicht was geschehen war. Er hatte doch gelernt zu lieben... warum tat er es nun nicht?!

„Wer…bist du?! Wo ist meine… Zanraia! MEINE!“ Krächzte er knurrend. Schnupperte wieder. Schüttelte sich. Schnaubte. Versuchte sich gequält aufzurappeln. Versuchte gar Zanraia zu beissen. Sie war nicht Zanraia. Sie war Fremd.

„GIB SIE MIR WIEDER! Was hast du mit ihr gemacht?! GIB SIE HER!“ Heulte er. Er wollte seine Liebe haben! Sein Chaos! Für ihn roch Zanraia fremd - sie war nicht mehr sie. War eine Fremde im Körper seiner Geliebten. Asmodi verstand nicht, was Wahnsinn war... und dass man... davon genesen konnte.

Stattdessen brach er nur wieder neben Mall zusammen. Knurrte böse. Versuchte sich wieder aufzurappeln. Dies kannte man von ihm - diese gnadenlose Hatz des eigenen Körpers. Er hätte Zanraia wohl angesprungen, hätte er die Kraft dazu gehabt, doch seine Hände vermochten seinen Körpern nicht mehr abzustützen. So schnaubte er böse vor sich her. Die Rauchschwaden um seine Augenhöhlen verdichteten sich. Sein Grollen wurde tiefer.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Samstag 29. Dezember 2007, 02:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Dezember 2007, 12:06

<i>"Chäcchh!"</i> Dieses Geräusch ließ Mallahall zusammenzucken. Ihre Hand an seiner Wange drückte Asmodi nur näher an ihren Körper heran. Er war warm, weich. Dass der Dämon dies zuließ. Wollte er sie erneut bespötteln wie damals, als er sich auf sie gestürzt und berührt hatte? Als er sie geküsst und Mallahall im Gegenzug fest in seine Zunge gebissen hatte?
Nein, dieses Mal nicht. <i>"Herrin ..."</i>
Sie fühlte die Kälte, welche durch Stoff und Haut bis zu ihrem Herzen durchdrang, das regelmäßig aber erschöpft schlug. Es hatte so viel Kraft gekostet, so viel Schmerz. Sie kämpfte noch immer mit den Nachwirkungen des dämonischen Seelenfeuers, das allein durch die Berührung mit Aeshma-Daeva in sie gedrungen und ihr ihre Schuld aufgezeigt hatte. Sie – Mallahall, Lichtmagierin – hatte erkennen müssen, dass Asmodi den Urpsrung bot, weswegen sie sich Schuld aufgeladen hatte. Er war ihre Schuld und – sie gewährte ihm diesen kleinen schwarzen Fleck der Schuld auf ihrer Seele. Mallahall verzieh sich selbst dafür, akzeptierte es. Manchmal ... setzte man sich wissentlich einer Schuld aus und verzieh sich, um sie zu ertragen. Man lud sich Schuld auf ... für andere, die wichtiger waren als das eigene Seelenheil. Denn indem sie lebten und indem es ihnen gut erging durch einen festen Platz für sie, ließ man diese Schuld verblassen. Sie ging nicht verloren, doch geriet in leichte Vergessenheit, wurde unwichtig – oder erträglich. Wurde akzeptiert, verziehen.
Mallahall hatte dies alles getan. Ja, sie war schuldig. Ja, es war ihre Schuld und ja ... sie war glücklich damit. <i>Er</i> nannte sie immer noch Herrin ... lebte ... war zurück.
Sie stieß den Atem tief aus. Die Hand an Asmodis Wange tätschelte ihn, sie berührte das klebrigen Blut. Unterhalb der Fingerspitzen kribbelte es. Oh, Mallahall hätte ihm gern geholfen, hätte gern geheilt. Doch sie konnte im Moment nicht einmal sich selbst helfen. Konnte nicht heilen mit all den Verletzungen, den gebrochenen Rippen, dem schmerzen Arm und der Schramme am Bein.

Dann eine Stimme. Das war doch ... Mallahall hob mühsam die Lider. Ihr Blick lag auf einem Paar zierlicher Füße. Sie lief immer noch barfuß, trug keine Schuhe. <b>Aber ihre Worte ... so klar, keine Zerstreuung, sondern wohl überlegt.</b> War das wirklich Zanraia?

Asmodi hatte sie auch bemerkt, aber nicht weil sie direkt neben ihm stand. Er roch sie. Er roch ihren geordneten Geist. So klar ... wohin war das Chaos? Keine Haufen mit Gedankengerümpel in ihrem Kopf, nur noch strukturiert gestapelte Kästen, in denen ihre Erinnerungen lagen: bunte Bälle, übereinander gelegt, aneinander aufgereiht. Wie all ihre schönen Erinnerungen an ihre Liebsten – Dämon und Medicus. War in einem solchen Geist noch Platz für Chaos? Platz für einen Dämon und ... seine Liebe?

Ein Knurren entrang sich seiner Kehle, gefolgt von einem Schnauben. Asmodi war ... verwirrt. Er verstand nicht, was da vor sich ging. Was war mit Zanraia passiert?
Sein stetiges Winseln wurde lauter. Er heulte und bewegte sich unruhig. <i>"Wer ... bist du?! Wo ist meine ... Zanraia! MEINE!"</i>

Zanraia, die Nekromantin und Mutter, schaute ihn verwirrt an. Sie streckte ihre Hand nach seinen zerwühlten Haaren aus, wollte ihm zeigen, dass sie doch da war und dass sie ... sie war. Aber Asmodi schnaubte, schnappte wild in der Luft herum. Zanraia ließ es sein, wich gar wenige Zentimeter vor ihm zurück.
"Wer bist <i>du</i>, frag ich dich! Ich bin doch hier, ich bin deine Zanraia. Und wenn du dich weiterhin so benimmst, verletzt du noch deinen Sohn. Unseren Sohn!" Ihre Stimme milderte sich. "Ist er nicht schön?" Sie drückte das Kind in einem Augenblick, der nur einer Mutter gehören konnte, an sich.

<i>"GIB SIE MIR WIEDER! Was hast du mit ihr gemacht? GIB SIE HER!"</i>, heulte der Dämon im Körper dieses Mannes auf. Er klagte, verzehrte sich, sehnte sich wohl gar nach dem, was nicht mehr war: nach dem Chaos, das seine Liebste für ihn so ... besonders machte. Aber Asmodi besaß keine Kraft mehr. Das Herz pumpte das schwarze Blut und es ziepte, denn der Kokon hatte Risse zurückgelassen.
Knurrend brach er an Mallahalls Seite zusammen, wollte dennoch nicht aufgeben. Er grollte, tief aus der Kehle heraus. "Ich verstehe dich nicht", gab ein klarer Geist zurück. "Wen soll ich dir wiedergeben?" Die Nekromantin bekam es leicht mit der Angst zu tun. Sie kannte das Unberechenbare ihres geliebten Dämons, aber so seltsam hatte er sich noch nie benommen. "Ruhig", hauchte sie ihm zu, wagte es nun doch, ihre Finger nach ihm auszustrecken und durch das blutverschmierte Haar zu streichen. "Sag mir, wie ich dir helfen kann ..."

Da rührte sich Mallahall. Ihr Ausdruck zeigte den einer Frau, die ihren Schmerz unterdrückte und zugleich versuchte, sich nicht durch den Schrecken des vorherrschenden Todes erschüttern zu lassen. "Eule ...", brachte sie heiser hervor. "Schau nach ... w...erlche ... Kräuter ... sie ..." Zanraia schaute die Lichtmagierin staunend an. "Aber du hältst doch nicht von Kräutern. Das sind Heilmethoden meines Liebsten. Du ..."
"Geh! H...ilf ... uns..."

Zanraia sprang auf. Geschwind drehte sie sich nach allen Seiten um, hatte sie doch nicht richtig sehen können, wohin der Dämon Eules Körper geschleudert hatte. Aber schnell entdeckte sie ihn, rannte darauf zu.
Inzwischen hatte sich Etelin, der sich noch immer im Bannkreis aufhielt, halb aufgerichtet. Er starrte zu Boden, betrachtete die Furchen. Er fuhr mit einer seiner bleichen Hände darüber. Sein Herz ächzte. Zanraia zuckte am Ufer leicht zusammen, drehte ihren Kopf und die azurblauen Augen trafen Etelin. Auch in Asmodi zuckt es, doch spürte er dieses kleine Ziepen unter dem seines verletzten Herzens überhaupt heraus?
Etelin spürte jeden noch so kleinen Stich. Er <i>fühlte</i> ... und es tat weh. So bitter weh. Größeren Schmerz hätte ihm Aeshma-Daeva nicht zufügen können als den, den er sich durch seine eigene Selbstüberschätzung eigenständig zugefügt hatte. Einen Fehler, der für sie alle Konsequenzen hatte und am meisten für ... der Lich hob den Kopf, suchte nach Asmodeus. Mühsam zog er sich an seinem Stab hinauf, auch wenn sich seine Beine wie Pudding anfühlten. Er konnte sich kaum halten. Dieser kleine Mann, der doch soooo große Autorität besessen, sich von nichts und niemandem hatte beeindrucken lassen, er fühlte sich so klein. So schändlich. "Aeshma-Daeva ... welch Glück du doch hast, einen solchen Sohn zu haben ... so weise ... er wusste, dass es falsch war. Oh Asmodeus, warum hab ich nicht auf dich gehört?"

Der Lich schleppte sich hinüber zu Zanraia, die soeben unter Eules Überresten eine fast heil gebliebene Tasche mit Kräutern entdeckt und aufgehoben hatte. Geschwind eilte die Nekromantin zu Etelin, in einer Hand das Kind, in der anderen den Heilerbeutel. Diesen hängte sie sich eilig um und stützte dann Etelin.
Der schaute sie nur verwirrt an. "Kleine Zanraia ... wie geht es dir?"
"Ich habe Angst", gestand sie. "Euch allen muss schnell geholfen werden. Komm mit. Wenn wir Mallahall wieder zu Kräften kommen lassen können, kann sie euch mit Lichtmagie heilen."
"... Zanraia ..."

Die Nekromantin reagierte nicht. Sie half Etelin, bis zu Asmodi und Mallahall zu gelangen. Dort angekommen ließ sich der Lich sofort auf die Knie fallen und legte den Stab nieder. Er keuchte, es war anstrengend ... und ... schmerzhaft – Asmodeus anzuschauen. Der es gewusst hatte. Der ihn gebeten hatte, nach einer anderen Möglichkeit zu suchen. Der ... ihm nicht verziehen hatte.
War dies dem Lich denn überhaupt wichtig? Einem Mann ohne Gefühl? Sein Herz schlug. Nichts erschien ihm jetzt so wichtig, denn es drückte auf seiner finsteren Lich-Seele.

Zanraia hingegen ... drückte ihm ihren Sohn in die Hände. "Kannst du ihn halten? Den kleinen Sonnenstrahl?" Sie lächelte kurz. Immer wenn sie das Kind anschaute, lächelte sie. "Ist er nicht schön?" Das Baby betrachtete Etelin ... der mit flackernden Augen zurückschaute. Seine tränennassen Wangen blieben feucht, als er der geborenen Unschuld in die blauen Augen sah.
Zanraia wühlte in Eules Beutel herum, sah jedoch ziemlich unglücklich drein. "Mallahall ... Asmodeus ... bitte, Liebster, ich kenne die Pflanzen nicht. Bitte, du weißt doch so viel ... was muss ich tun? Ich will nicht, dass einer von euch sterben muss. Ich hab ihn gesehen, den Gevatter. Er ist noch immer hier ... irgendwo. Er lauert, aber er soll keinen von euch bekommen. Hilf mir doch!"

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Samstag 29. Dezember 2007, 19:46

Asmodi blinzelte als Mallahall ihn tätschelte. Seine Wangen waren eingefallen, die ledrige Haut jedoch sehnte sich nach der Berührung. Einerseits. Andererseits verachtete er sie ja auch. Dies war das schwierige, wenn ein Dämon so etwas wie Zärtlichkeit als schön empfinden konnte. Es konnte schnell zuviel werden. Schnell schmerzhaft – weil es zu gut tat.

Da näherte sich ihm Zanraia. Er schnappte nach ihr. Hätte sie gebissen. Hätte ihr Blut geleckt um zu sehen ob es wirklich ihres war… ob es wirklich ihre Schreie waren, die er wohl wieder erkannt hätte. Doch sie wich ihm geschickt aus. Er liess seinen Kopf auf den Boden knallen. Knurrte weiter. Düster, bedrohlich.

Die wabernde Dunkelheit welche aus seinen Augenhöhlen quoll richtete sich auf Mallahall. Musterte ihren Leib. Doch registrierte ihn nur noch als gegeben, er war zu geschwächt um noch gross etwas dabei zu empfinden.

Er sah kaum noch etwas – Asmodi sah ohnehin sehr schlecht, schliesslich drang nur wenig Licht durch die von ihm ausgesandte Finsternis in seinen Augenhöhlen durch. Wie sah er die Welt überhaupt, schien er doch irgendwie Blind zu sein… Lichtblind und doch gelang es ihm sich so gut zu orientieren. Man konnte glauben, dies läge daran weil der Mensch sah, doch dem war nicht so. Auch Dämonen besassen Augen und blickten in die Welt – nur auf ihre Weise. Wie sich der Mensch an dem Licht orientierte, so taten es Dämon – zumindest er – anhand von Schatten. So konnte er sich mit leichtigkeit orientieren, denn alles was war, warf einen Schatten. Diese für ihn natürliche Art des Sehens funktionierte so gut, dass man als Aussenstehender annehmen konnte, er würde normal sehen – wie Menschen eben auch. Aber wie es bei Dämonen eben war folgte sein Sehsinn nicht den Gesetzen der Logik, so konnte man doch meinen er würde zu Nacht viel Besser sehen als am Tage, doch dies traf nicht zu. Er war – so erstaunlich es auch klingen mochte, kein Nachtgänger. Denn in der Nacht warf sich ein einzig grosser Schatten über die Welt, so dass er nicht mehr unterscheiden konnte von welchem Objekt er nun herrührte. So war auch er in der Nacht so unbeholfen wie… beispielsweise ein Mensch.

<i> "Wer bist du, frag ich dich! Ich bin doch hier, ich bin deine Zanraia. Und wenn du dich weiterhin so benimmst, verletzt du noch deinen Sohn. Unseren Sohn!"</i> Er begann gehetzt zu hecheln. „Nein!“ Fauchte er. „Bist du nicht! GEH WEG!“ Zischte er sie an. „Was immer du mit ihr gemacht hast… ICH FINDE SIE!“ Knurrte er wütend und doch war auch seine tiefe Verzweiflung deutlich hörbar. Chaos und Zanraia war für ihn ein und dasselbe gewesen und da ihr ganzes Wesen so chaotisch gewesen war, hatte er auch viel Platz in ihr gefunden. Viel mehr als dieser in Mallahall oder Etelin existierte.

<i> "Ist er nicht schön?"</i> Asmodi hatte nicht vor dieser falschen Frau zu antworten. Dieser Fremden im Körper seines geliebten Chaos. Erst hätte er seine Schöpfung beinahe an seinen Schöpfer verloren… und nun wurde es ihm von diesem… stinkenden Menschen entrissen. Zanraia trug den gleichen Schatten wie eh und je und doch, schien sie Asmodi nicht mehr als bekannt wieder zu erkennen. Dies war sehr irritierend für ihn. Er winselte geschlagen… und Asmodi lernte, das Liebe… Verlust bedeutete.

<i> "Ich verstehe dich nicht"</i> Er brüllte auf, blutiger Speichel schäumte sich leicht vor seinem Mund. <i>“MEINE Zanraia!! Du falsches Miststück!“</i> Fauchte er sie böse an. Sein tiefes Grollen liess den Boden unter sich leicht vibrieren. Seine Hände sprühten Funken. Er hätte sie in Stücke reissen wollen, doch er konnte nicht – keine Kraft. Zum Glück.

<i> "Ruhig"</i> Vermutlich war es die wahrhaftige Liebe Zanraias, die sie dazu verleitet hatte sich trotz den überdeutlichen Warnzeichen des Dämons ihm erneut zu nähern und ihn zu berühren. <i> "Sag mir, wie ich dir helfen kann ..."</i> Asmodi fletschte mit den Zähnen. Spätestens jetzt wirkte er mehr als bedrohlich, trotz seiner blutenden Augen und Brust – oder vielleicht gerade deswegen. „Gib mir MEINE Zanraia wieder!“ Keifte er sie an. Wieder versuchte er sich aufzurappeln. Schaffte es nicht, doch er ballte seine linke Pranke zur Faust. Feuer sammelte sich dabei. Blaues Feuer. Bis er sich zu einem Flammenball formte. Er versuchte ihn nach Zanraia zu schleudern. Doch Zanraia drehte sich ab. Eilte auf Geheiss von Mallahall zu dem zerfetzten Leichnam von Eule. Asmodis Feuer blieb auf seiner Hand haften. Erlosch schliesslich zischend. Doch auch dies hatte Kraft gekostet. Er atmete schwer. Immer wieder spürte seine Hand Funken. Doch er vermochte keinen ernsthaften Feuerball mehr zu erschaffen.

Etwas stach in seinem Herzen. Er schabte darüber. Kratzte an der Haut. Schälte sie sich selbst vom Leib. Diese Art der vernichtung beruhigte ihn. Er sah einen Schatten auf sich herankommen. Stierte den Lich an. Schnaubte. Hatte keine Kraft mehr seinen Kopf zu heben. „Du… hast sie mir genommen! Mit deiner…Beschwörung! Elendiger Verräter!“ Klagte er wütend. Oh welch Unglück der Dämon mit seinem Leid um sich streute, schlimmer noch als wo er noch keine Liebe empfunden hatte die verloren gehen konnte. Wie jetzt.

„Whääääääärrrrrrrrrrrr!!“ Protestierte er lauthals als Zanraia mit dem Kräuterbeutel in seine Nähe geriet. Er hatte Kräuter. Alle. Nur auf Arnika war er zusätzlich allergisch. Sie stanken so fürchterlich. Ja… nun wollte diese falsche Schlange ihn auch noch quälen. Doch er wollte nicht dass seine Herrin stirbt. Der Dämon verfügte über einige Kenntnisse der Heilung, schliesslich kannte er die Gedanken des Medicus und die drehten sich Hauptsächlich um irgendwelche Kräuter und Bandagen, er hatte dies und fand all diese Heilung unnötig, dennoch selbst er kannte inzwischen einige Kräuter. „Schaff sie weg!“ Zischte er erst. „Ackerschachtelhalm, gegen Blutungen.“ Knurrte er. Er würgte die Worte beinahe hinaus. Er hasste sie nur schon auszusprechen. So spie er sie eben. „A….ar….n…“ Er brachte es nicht über die Lippen. Dieses schlimmste aller Kräuter. Doch er glaubte auch nicht, dass sich überhaupt Arnika im Beutel befand, er hätte darauf reagiert, schon bei der kleinsten Duftnote. Obwohl Eule hatte seine Allergie gekannt… Er verknurrte der Name des Krauts. „Gegen… Risse, Zerrungen… selten auch Brüche.“ Zitierte er die Gedanken des Medicus. „Brüche… Ruhigstellen… kühlen. Brennnesseln… gegen Schmerz. WEG DAMIT! WEG WEG WEG WEG WEG WEG WEG WEG WEG!“ Brüllte er anschliessend und fuchtelte knurrend um sich. Dieser Gestank machte ihn beinahe wahnsinnig. Er begann zu zappeln. Ihm hätten die Kräuter vermutlich auch geholfen – seinem Körper zumindest, aber nicht solange der Dämon darin hauste.

„Aarchhächhh“ Gurgelte er schliesslich als er bei seiner Zappelei eine ungeschickte Bewegung machte, was sein Herz mit einem üblen Stechen strafte. Wieder schabte er sich darüber krümmte sich zusammen. Blieb jedoch unruhig.

Er würgte, blut sprudelte aus seinem Mund. Er röchelte angestrengt. Winselte. „Herrin!“ Klagte er weiter.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. Dezember 2007, 17:09

Zanraia mochte ihr Chaos verloren haben, jedoch nicht ihren Mut. Sie kannte ihren Dämon – glaubte sie, wusste sie ja nicht, wie gefährlich er in diesem Moment für sie hätte sein können, wäre er kräftiger gewesen. So aber konnte er ihr nichts anhaben. Sie hockte bei ihm, nahm sein Brüllen und die unruhigen Bewegungen hin. Dennoch war es anders. Zanraia behielt sich eine gewisse Vorsicht, blieb weit genug von ihm entfernt.
Vorher ... wär sie einfach unbekümmert zu ihm hin, hätte ihn umarmt. Und jetzt ...

<i>"MEINE Zanraia!! Du falsches Miststück!"</i>

Sie riss die Augen auf. Miststück hatte er sie noch nie genannt. Doch sie sah, wie schlecht es ihm ging und so blieb sie ruhig, gemahnte ihn gar selbst dazu. Aber er fletschte nur die Zähne, knurrte und grollte. <i>"Gib mir MEINE Zanraia wieder!"</i>

Da sie ihn nicht verstand, wandte sie sich ab. Wen meinte er denn mit seiner Zanraia? "Ich bin doch dein, mit Leib und Seele", murmelte sie vor sich hin und begriff nicht. Oh, Zanraia hatte so oft nicht begriffen. Sie hatte die Welt mit ihrem einfachen, zerstreuten Gemüt betrachtet. Und was sie nicht begriff, hatte sie hingenommen, ohne an das Böse darin zu denken. Eine solche Welt war einfach und bedeutete doch so viel.
Jetzt begriff sie das Chaos nicht mehr. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand eine solche Welt wie ihre alte hatte begreifen können. Und sie begriff nicht, was der Dämon wollte – dabei dachte sie in ihrem ganzen Leben niemals so klar.

Und während die unchaotische Zanraia in Eules Tasche wühlte, wandte sich Etelin dem Dämon zu. Asmodi schnaubte. <i>"Du ... hast sie mir genommen! Mit deiner ... Beschwörung! Elendiger Verräter!"</i> Drei Herzen stachen. Etelin ächzte, Zanraia hielt sich die Brust. Asmodi ... nun, der schabte wohl.
Ja, für den Dämon war es sein wohl größter Verlust. Aber wie mochte sich Zanraia fühlen? Vielleicht glücklicher, jetzt, da auch ihr Geist normal war. Aeshma-Daeva schien genau gewusst zu haben, was er tat. Wirklich?
Das Chaos war nicht fort ... das Neugeborene in Etelins Armen schaute sich die Welt an. Neugierig lagen die großen blauen Augen auf dem sich windenden, schnaubenden Mann, der in schwarzes Blut getaucht zu sein schien.

<i>"Whääääääääärrrrrrrrrrrrrrrrrr!!"</i> Zanraia schaute auf den Beutel in ihren Händen hinab. Sie wusste doch nicht, welche Mallahall oder gar ihrem Liebsten helfen mochten. Aber sie wusste, dass Asmodi Heilkräuter nie hatte ausstehen können. Dennoch ... "Da musst du jetzt durch oder soll ich euch sterben lassen?"
In der Nähe stand noch immer Tod. Er beobachtete, kannte er doch selbst in seiner Form die Zukunft nicht. Es konnte immer noch so weit kommen, dass er hier Arbeit hatte, auch wenn seine Schwester von einem möglichen Ungleichgewicht sprach. So wartete er. Er hatte Zeit.

<i>"Schaff sie weg!"</i> "Nein! Mallahall braucht Hilfe. Sag mir, was sie braucht. Bitte, Liebster!" <i>"Ackerschachtelhalm, gegen Blutungen. A.... ar ...n ...."</i>
"Arnika", sprach der Lich es aus. Seine Augen ruhten auf dem Baby. Er betrachtete lebende dämonische Unschuld. Das Kind sah ihn neugierig an. Gucken konnte es gut und es sammelte bereits die Eindrücke der Welt, in die man es geholt hatte.

<i>"Gegen ... Risse ... Zerrungen ... selten auch Brüche. Brüche ... ruhigstellen ... kühlen ... Brennesseln ... gegen Schmerz. WEG DAMIT!"</i> Schon keifte er, ertrug diese ganzen stinkenden Kräuter nicht länger. Zanraia drehte sich ab. Sie suchte im Beutel. "Hier sind Salben. Arnika-Salbe und Brennessel-Paste. Aber Ackerschachtelhalm kann ich nicht finden."
"Das wird für Mallahall zunächst reichen. Dann muss sie Kraft sammeln und ..." Etelin verstummte. Er wollte helfen, aber schwer wog sein Gewissen. Das letzte Mal, eben erst, hatte so schwere Folgen gehabt. Sie waren noch deutlich sichtbar. Eine dieser Folgen schaute ihn aus blauen Augen an.

<i>"Aarchhächhh .... Herrin!"</i> Malllahall reagierte. Sie hatte immer reagiert, wenn er sie gerufen hatte – manchmal auch mit demonstrativer Ignoranz, aber sie hatte reagiert. So auch jetzt. Kraftlos öffnete sie die Augen und guckte. Es war so anstrengend, den Kopf zu drehen, also ließ sie es. Ihre Rippen schmerzten, da waren mindestens zwei gebrochen. Und auch ihr Arm war nicht unverschont geblieben. "Zanraia ... mein Arm ...", hauchte sie ihr zu. Dann schaute sie Asmodi an. Er zappelte so heftig, Zan würde kaum an ihm vorbei können, um Mallahall zu helfen. Aber das Tränensteinchen ... es war vernichtet. Mallahall würde ihm nicht befehlen können. Aber sie konnte noch ...

Bitten. "Asmodeus, bitte, verhalte .... ruhig ... ich brauche ... medizi...nische ... H...ilfe." Reden war auch anstrengend. Mallahall schloss wieder die Augen. Der Schmerz ließ langsam nach, denn sie drohte, das Bewusstsein zu verlieren.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 30. Dezember 2007, 17:40

Asmodeus, bitte, verhalte .... ruhig ... ich brauche ... medizi...nische ... H...ilfe." Reden war auch anstrengend. Mallahall schloss wieder die Augen. Der Schmerz ließ langsam nach, denn sie drohte, das Bewusstsein zu verlieren.

<i> "Ich bin doch dein, mit Leib und Seele",</i> <b>Aber nicht mit Chaos!</b> Schrie es in ihm. Sein Knurren wurde bösartiger. „Komm nur her… ich zerfetz dich! Hole… mir zurück… was MIR gehört!“ Drohte er und versuchte erneut nach ihr zu schnappen. Doch Zanraia, hielt in ihrer Geistesgegenwart – gebührenden Abstand. Seine Höllenaugen fixierten düster den Verräter. Sie flammten auf. Zeigten seinen Zorn. Er schleuderte dem Lich seine Vorwürfe entgegen… und verletzte. Er spürte den Stich. Schabte unruhig über seine Brust. Wollte dies zerstören, was ihn mit diesem verfluchten Lich verband, der sich sein Meister nennt! Unruhig schabte er vor sich her, rollte seine Haut mit den Nägel ab, schicht für schicht und bohrte in seinen bereits vorhandenen Kratzer herum, veranstaltete wieder ein hässliches Szenario. Aber es schien ihn zu beschäftigen und leicht ruhiger werden zu lassen.

Der Dämon spürte nicht, wie sein Sohn ihn beobachtete. Er war zu sehr damit beschäftigt irgendwie mit seinem quälenden Verlust fertig zu werden, der sich hinter all diesem Zorn verbarg.

<i> "Da musst du jetzt durch oder soll ich euch sterben lassen?"</i> Er fauchte. Immer musste er irgendwas! „Du hast mir gar nichts zu sagen.. .du falsches Weib duuu!“ Was hätte der Medicus wohl zu seiner Zanraia gesagt? Wie hätte er reagiert? Niemand wusste es… denn die blauen Sternchen glimmten nur matt. So schwach, dass nicht einmal ein Gedanke des Menschen bis zum Dämon durchdrang.

<i> "Arnika"</i> „JAAarrrrrrrrrrrchhhhhhh!“ Fauchte der Dämon. <i> "Hier sind Salben. Arnika-Salbe und Brennessel-Paste. Aber Ackerschachtelhalm kann ich nicht finden."</i> Er knurrte vor sich hin. Gut, das Kraut zur Blutstillung war nicht da – so konnten sie es auch nicht an ihm verwenden.

<i> "Das wird für Mallahall zunächst reichen. Dann muss sie Kraft sammeln und ..."</i> Zum Glück schwieg Etelin von selbst, denn der Dämon hätte sich sonst angeschickt ihn zum Schweigen zu bringen, er spürte seine Schwäche… er könnte ihn jetzt vernichten, gnadenlos, doch dann… würde seine Herrin sterben – befürchtete er. Wenn sie nur wüsste, wie besorgt er um sie war. Natürlich… nur aus reinem Egoismus heraus… aber dennoch. Es war beinahe unglablich… genau so unglaublich wie er Zanraia verstiess, wo er sie doch so geliebt hatte… und so viel für sie und den Menschen geopfert hatte um diese Liebe zu bewahren.

<i>“ Asmodeus, bitte, verhalte .... ruhig ... ich brauche ... medizi...nische ... H...ilfe."</i> Er riss seine Augen auf. „Rrrrrrrrrrr“ Knurrte er. Grollte. Schien nachzudenken. Er wurde ruhiger. Sammelte Kraft. Plötzlich brüllte er auf, kratzte mit den Händen am Boden entlang und riss sich auf die Knie. Ehe er winselnd und blut schnaubend aufsprang und sich ein paar Meter von seiner Herrin entfernt wieder niederliess.

Er wollte weg von diesem Verräter... und diesem Miststück... solange er verletzlich und angreifbar war... erwürde sie schon kriegen, sobald er bei kräften sein würde.

So lag er röchelnd da... schmiedete bereits düstere vernichtende Pläne... den auch er begriff nicht. Er schnaubte. Starrte auf den Boden.

War allein... und gefährlich.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Montag 31. Dezember 2007, 17:04

<i>"Komm nur her ..."</i> Zanraia reagierte. Sie schaute ihn an. Aus ihren Augen sprach Klarheit – und Verliebtheit. Sie liebte Asmodi noch immer. Deshalb näherte sie sich ein Stück. <i>"... ich zerfetz dich! Hole ... mir zurück ... was MIR gehört!"</i> Da wich sie zurück, als er erneut nach ihr schnappte. Sie blieb distanziert. <b>Was geht nur in ihm vor? Warum erkennt er mich denn nicht, ich bin doch nicht anders als sonst!</b> Sie selbst bemerkte gar nicht, erinnerte sich nicht, dass sie einst ... chaotischer war. Zwar konnte sie sich an alles erinnern, an die schöne Zeit mit ihm und auch an die vielen Momente der Gefahr. Sie erinnerte sich an Adelmunds tot, an die Beerdigung und die Flucht aus Zyranus. Sie erinnerte sich daran, wie Medicus und Dämon ihr auf ewig Liebe geschworen hatten – auf ihre eigene Art. Doch sie erinnerte sich mit einem klaren Verstand daran, in dem das Chaos in Vergessenheit geraten war. Nein! Nicht in Vergessenheit! Es war fort ... als hätte es nie existiert. Und dennoch ... es war da ... irgendwo. Aeshma-Daeva war im Zorn und angesichts lebender, dämonischer Unschuld gegangen. Er hatte Chaos vielleicht nehmen können, aber nicht <i>mit</i>nehmen. Wohin war es verschwunden, denn wenig war es ja nicht gewesen.

Als Zanraia ihm erklärte – oh, sie hatte es nur erklären wollen! – dass er den Geruch der Kräuter nun einmal auszuhalten habe, fauchte Asmodi nur. Warum sollte er auch auf die Worte einer Fremden, einer falschen Zanraia hören? Dies gab er ihr auch sofort kund und das nicht gerade freundlich. <i>"Du hast mir gar nichts zu sagen ... du falsches Weib, duuu!"</i>
Mallahall rührte sich. "Aber ... ich s...ag es dir!", keuchte sie, glaubte nicht wirklich daran, dass Asmodi auf sie hören würde. Aber vielleicht hatte er das Gelernte noch nicht vergessen. Vielleicht würde er doch hören – um ihr einen Gefallen zu tun.

Doch stattdessen knurrte er nur tief aus der Kehle heraus. Es war so dunkel und rasselnd, es erinnerte an den Schöpfer dieses Dämons. Dann jedoch wurde er ruhiger. Mallahall registrierte es mit Staunen ... und Freude – ehe Asmodi brüllend und kratzend auf die Beine kam und davon hechelte. So hockte er etwas abseits, knurrte vor sich hin und wartete.

Etelin wandte sich um. Er tat einen Schritt. Zanraia hielt ihn auf. "Lass ihn, er mag die Kräuter doch gar nicht. Lass ihn eine Weile in Frieden. Du hast seine Worte gehört. Kannst du Mallahall nicht behandeln? Ich kümmere mich um meinen Liebsten, auch wenn ... er mich nicht zu erkennen scheint."

Zanraia ließ sich das Kind überreichen. Ja, dies war ihr neuer kleiner Schlüssel, denn sie selbst konnte das Schloss nicht mehr öffnen. Der Dämon hatte sich zum Torwächter gewandelt.
Mit dem Bündel, aus dem der kleine blaue Kamm heraus schimmerte, schritt sie zu Asmodi hinüber. Etelin verteilte inzwischen Salben und Cremes auf Mallahall, die dankend zu ihm hoch sah.
"Asmodi ...", begann Zanraia. Sie blieb in sicherer Distanz stehen. "Ich weiß nicht, warum du mich beschimpfst. Ich bin noch immer ich und ich liebe dich. Dich und Aurelius. Euch beide. Was habe ich dir angetan, dass du so zu mir bist? Schau doch, was aus unserer Liebe entsprungen ist." Sie zeigte ihm das Kind, welches er selbst eben noch zu ihr gebracht hatte ... als es noch in Ordnung schien ... als er glaubte, in ihr schlummerte noch das Chaos.
"Es hat noch keinen Namen", lächelte Zanraia und streichelte den winzigen Kopf.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Montag 31. Dezember 2007, 17:46

„Ja… Herrin… „ Knurrte er als er sich auf die Beine riss und davon sprang um Abstand zu gewinnen. Befolgte er nun seinen Willen oder ihren Befehl… oder aber tat er ihr doch nur einen Gefallen? So genau konnte man es nicht wissen, aber er tat zumindest was hilfreich erschien, denn er gab so den Weg zu Mallahall frei. Er hatte bei ihr zuflucht gesucht… und nun schickte man ihn weg. Nein… man hätte ihn nicht weggeschickt er hätte nur ruhig sein sollen. RUHIG! Er fletschte die Zähne. Oh nein! Er hätte es nicht ausgehalten, nein, er hätte nicht ruhig bleiben können bei all diesen Kräutern und bei dieser falschen Braut. So lag er nun keuchend entfernt von der Gruppe, eine schwarze Blutsspur verrieten den Weg den er gesprungen war. Seine aufgekratzte Brust schabte auf dem sandigen Boden der Insel entlang als er sich niederwarf um hechelnd liegen zu bleiben. Atmen war anstrengend, all diese menschlichen Funktionen aufrecht zu erhalten war angesichts dieses angeschlagenen Körpers anstrengend. Einzig der Schmerz und die Qual, beruhigten ihn irgendwie. Er schloss seine Augen. Röchelte und rollte sich zusammen, schälte sich weiter die Haut von der Brust. Die Wunde dort wurde immer grösser, erste Hautlappen hingen in Fetzen herab.

<i> "Asmodi ..."</i> Seine Finsternis flammte auf. Wieder dieses rasselnde Grollen. Die schabenden Bewegungen wurden hektischer, zerstörerischer, bohrten tiefer in ihn herein. Es tat ihm wohl weh… Zanraia so zu hören. So unbekannt und diesen unangenehmen Schmerz überdeckte er mit dem anderen, der ihm gut tat.

<i> "Ich weiß nicht, warum du mich beschimpfst.</i> „Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.“ Knurrte er ihr entgegen. Schnaubte. <i>Ich bin noch immer ich und ich liebe dich.</i> „NEIN!“ Knurrte er. „Sei still du Ausgeburt von….. von…“ Er grollte nur. <i>Dich und Aurelius. Euch beide.</i> „Deine…L…li…l…“ Er brachte es nicht mehr über die Lippen, dieses Wort, der den grössten Verlust für ihn kennzeichnete, seine grösste Niederlage irgendwie, denn er hatte gelernt, er hatte sich verändert, er hatte sich… ja sein Schöpfer hatte in jener Hinsicht wohl recht – vermenschlicht dafür… und was war das Ergebnis?! Verlust! „Bedeutet mir gar nichts! Ich hasse sie! Hörst duuuu?! VERSCHWINDE!“ Fauchte er. <i>Was habe ich dir angetan, dass du so zu mir bist?"</i> „Duuu… hast sie mir gestohlen!“ Warf er ihr grollend vor. <i> Schau doch, was aus unserer Liebe entsprungen ist.</i> Er hechelte. Dämonische Unschuld… er wusste es. Sie zeigte ihm seinen Sohn. Er starrte ihn an. „Nichts… von Bedeutung. Nichts von Wert. Nur ein Stück DRECK. Nur Verlust!</i> Erste Worte des dämonischen Vaters an sein Kind.

<i> "Es hat noch keinen Namen"</i> Der Dämon antwortete nicht. Was scherte es ihn. Die Tränen die er für dieses Balg vergossen hatte… für diese Lüge. Sie waren unbedeutend, dieses Kind war unbedeutend geworden. Er verstiess alles, was sich an der Brust dieser falschen Frau wohl fühlte. Denn dies war nicht sein, dies war nichts was er lieben wollte. Dennoch schnupperte er. Suchte sein Erben im Geiste des Kindes. Suchte Chaos. Suchte einen Grund, dieses stück Mensch, welches er so verzweifelt zu retten versucht hatte, nicht einfach tot zu beissen.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. Januar 2008, 01:06

Mallahall war die einzige, die das "Ja ... Herrin ..." von Asmodi hörte. Sie schaute ihm jedoch nicht nach. Die Augen offen zu halten war anstrengend. Dankbar ließ sie es zu, dass Etelin sich um sie kümmerte. Er drehte sie vorsichtig auf den Rücken. Mallahall ächzte. Rippen und ihr rechter Arm schmerzten. Letzterer war ganz eindeutig gebrochen.
Etelin war kein Heiler, aber mit Knochen kannte er sich sehr gut aus. Nekromanten ... lernten das menschliche Skelett, beschworen sie es doch gelegentlich. Außerdem hatte Asmodeus die nötigen Pflanzen genannt und Zanraia hatte sie heraus gesucht. Zwischendurch fragte er gelegentlich bei Mallahall nach. Es funktionierte. Etelin bastelte aus einem abgerissenen Streifen seines schwarzen Umhangs einen Verband für den Arm und ebenso eine Schlinge. Erst, als er die Rippen genauer abtasten musste, zögerte gar der Lich.
"Etelin ... mach ... einfach. Ich bin nur ... eine Frau ... du weißt, wie ... nackte Frauen ... aus...sehen."

Während der Lich mit Wangen, fast so rot wie seine Augen, an Mallahalls Kleidung herum zupfte, näherte sich Zanraia ihrem geliebten Dämon, der sie nicht mehr ganz so zu lieben schien wie sie es tat.
Sie sah mit an, wie er sich an seiner Brust herum schabte und die Haut wie schon so oft löste. Schwarzes Blut tropfte heraus. Er grollte tief, wollte nicht, dass dieses ... Fremde ihm zu nahe kam.

<i>"Sei still, du Ausgeburt von .... von ..."</i> Aber Zanraia blieb nicht still. Sie wollte endlich Gewissheit. Was war mit ihrem Dämon geschehen? <i>"Deine Li ... li ...L ... bedeutet mir garnichts! Ich hasse sie! Hörst duuuuu?! VERSCHWINDE!"</i>
Konnte er sie nicht mehr ertragen, weil er ... <b>Mallahall liebt? Warum denke ich das, es ist unsinnig!</b> Er sprach ständig von Diebstahl. Sie hätte ihm etwas gestohlen. Seine Zanraia. Er sprach so wirr. Ob er vielleicht irritiert war, weil sie ihm nun mit der Pflicht einer Vaterschaft konfrontierte? Aber es war sein Sohn. Das Kind war ebenso Teil von ihm wie von ihr? So zeigte sie ihm das Neugeborene, hielt es ihm entgegen.

Asmodi starrte es an. <i>"Nichts ... von Bedeutung. Nichts von Wert. Nur ein Stück DRECK. Nur Verlust!"</i>
Trotzdem, und auch wenn er nicht auf ihre Worte reagierte, so schnupperte er. Was suchte er? Chaos, so lautete die Antwort.
Der Säugling betrachtete das Wesen, welches in seine Richtung schnüffelte wie ein hungriger Wolf, der seine Beute gewittert hatte. Das Kind war gezeugt aus Arglosigkeit, Liebe und ... Chaos. Aeshma-Daeva hatte Zanraia das Chaos genommen, aber es befand sich noch unter ihnen. Aus den großen blauen Augen – aus dämonischer, lebendig gewordener Unschuld heraus – schaute ihn das Chaos an. Sein Chaos, ein Teil von Asmodi. Doch was er roch, war etwas ganz Anderes. Das Kind roch nach ... Zanraia! Seiner Zanraia! Er konnte es ganz deutlich riechen. Dieser chaotische Duft, diese kindliche Neugier und Unbekümmertheit. Das ganze Baby entfaltete den Duft nun. Es drang aus jeder Pore seiner sanften Haut, aus den Haaren. Aeshma-Daeva hatte Zanraias Chaos aus ihr gezogen, zusammen mit diesem neuen Leben und beides miteinander verschmolzen.

Das Kind schaute ihn an. Es sagte Anderes als er zu ihm. Zanraias Chaos sprach aus den Augen, obwohl in ihnen nur Unschuld ruhte.
Das Chaos, das sich in dieser Form an Asmodi erinnerte, grüßte denselben: <i>Ich liebe dich.</i>

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 2. Januar 2008, 02:50

Des Dämons Augen weiteten sich. Es sah seltsam aus, waren seine Augenhöhlen schliesslich tiefschwarz und dampften, rauchten dieses Dunkel in die Welt hinaus, weiter draussen dann das vergossene Blut welches sich wie Tränenbahnen über sein Gesicht zog. Sein bösartiges Grollen schwand wurde zu einem Knurren, doch auch dieses nahm an Lautstärke ab… bis Asmodi keinen Ton mehr vorn sich gab, ausser sein angestrengtes hecheln. Er wurde deutlich ruhiger. Nochmals schnüffelte er. Konnte nicht glauben was er da roch. So intensiv. Er starrte das Kind an. Seinen Sohn mit dem blau schimmernden Kamm und den Augen seiner Liebsten.. „Zanraia…“ Hauchte er, seine Stimme war kratzig und heiser geworden, der Dämon selbst wirkte wie in Trance. Asmodi hielt seinen Blick starr auf das Bündel gerichtet, welches er soeben noch als Dreck bezeichnet hatte. So war er eben, der Dämon er sprach meist bevor er dachte oder sich die Zeit nahm wahrlich zu überprüfen ob seine Vermutung stimmte. Nun hatte er sie genommen und… er erkannte es wieder, dieses mütterliche Chaos nachdem er sich so gesehnt hatte.

Mühsam, mit blossen Hände am Boden entlang kratzend zog er sich auf die Knie, ging anschliessend in die Hocke. Er kauerte konnte jedoch seinen Körper – respektive jenen des Medicus kaum aufrecht erhalten, stützte sich daher mit seinen Händen ab. Sein Kamm war dreckig und verwuselt und dennoch war die Abstammung des Kindes unübersehbar.

Asmodi hechelte, es tat weh doch dies schien dem Dämon egal zu sein, denn er legte nur seinen Kopf schief. Fixierte dieses kleine Bündel. Welches getragen wurden von einer Fremden. Sein Sohn! Seine Schöpfung! Nein.. nicht nur seine, jene von ihm und Zanraia… doch nun war sie hier, in diesem Kind… aber viel intensiver als gedacht… als wäre sie gänzlich dort. Irritierend. Stand schliesslich neben dem Kind die Mutter – der Körper von Zanraia. Man sah dem Dämon seine Verwirrtheit an, sein Blick wechselte immer zwischen Zanraia und dem noch immer namenlosen Kind. Er schüttelte sich. Schnaubte. Geiferte Blut.

In den Träumen des Medicus war das Kind das Monster gewesen, in der Realität schien das Umgekehrte in diesem Moment gerade zuzutreffen, was sah dieses unschuldige Wesen nur? Es sah diesen verwirrten, alten und verletzten Dämon in dessen Augen einwenig blau schimmerte.

Dort wo er gelegen hatte, war der Boden erneut von einer kleinen schwarzen Blutlache verdreckt.

Das Kind aber war rein, schien so friedlich in den Armen der Fremden doch sprach es allein zu ihm. <i> Ich liebe dich.</i>

„Meine… Liebste…“ Säuselte er ungläubig und klang dabei so… glücklich?... ungläubig glücklich?...der Dämon… Asmodi… lächelte. „Meine kleine Zanraia.“ Hauchte er. Kam etwas näher. Streckte seine blutverschmierte Hand nach dem Bündel aus. Erst ganz langsam, doch dann entflammte in den Augenhölen des Wesens ein unruhiger Qualm und schon packte er röchelnd, beinahe schon gierig danach. Wollte es Zanraia entreissen. „GIB ES HER!“ Knurrte er wieder. „MEINS! ES IST MEINS! MEINE LIEBE! MEINE ZANRAIA!“ Seine Bewegungen waren längst nicht so flink und schnell wie eh und je, ausserdem musste er sich ziemlich zusammen reissen um überhaupt eine Bewegung zu machen, nichts desto trotz versuchte er es dennoch, musste sich dabei ziemlich strecken um auch nur annährend in die richtige Höhe zu kommen um das Kind packen zu können.

Wer, wenn nicht Zanraia wusste, dass dämonische Liebe nicht gänzlich mit menschlicher Vergleichbar war? Sie zumindest hatte es schmerzlich erfahren müssen, die war wohl ihrem klaren Geist… nun bewusst. Wie würde der Dämon, das Kind lieben?! War er richtig… das ein Dämon Vater war?! Vater… und nicht Schöpfer?

Eins schien vorerst sicher, verletzte und verwirrte Dämonen waren sehr schwer einzuschätzen.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. Januar 2008, 20:11

Zanraia beobachtete, wie das Grollen und auch die aggressive Haltung abnahmen. Asmodi wurde ruhiger. Er starrte den Säugling an, der seinen Blick neugierig erwiderte.
<i>"Zanraia..."</i>, hauchte Asmodi. Das Kind guckte ihn noch immer an. Die Nekromantin wartete ab. Irgendwie merkte sie, dass dieser Name nicht ihr galt. Asmodi schaute nur auf seinen Sohn. Alles andere in seiner Umgebung schien für einen Moment an Bedeutung zu verlieren.

Asmodi veränderte seine Haltung. Obwohl geschwächt, raffte er sich dennoch dazu auf, in die Hocke zu gehen. Nun kauerte er da. Mallahall, Etelin und Zanraia hatten es schon mehrfach erleben dürfen, diese dämonische Haltung.
Und auch sein Hecheln. Ja, der Dämon hechelte, auch wenn es schmerzte. Dieser menschliche Körper brauchte bald ebenfalls Hilfe, nur das Dämonische hielt ihn noch aufrecht.

Wie ging es eigentlich Mallahall? Etelin hatte ihr die Kräuter als Salbe aufgetragen, teils sogar zum Essen angeboten. Doch da verweigerte sich die Lichtmaga, wusste sie doch nicht, welche Pflanzen essbar waren.
Inzwischen lag sie mit entkleidetem Oberkörper am Boden und ließ sich ... oh ja, von einem erröteten Etelin! ... einreiben. Dabei ächzte sie immer wieder leise auf, denn die gebrochenen Rippen schmerzten. Würde sie überhaupt aufstehen und laufen können? Rippen konnten eine Menge Unheil anrichten, wenn sie sich am falschen Platz befanden.

Nach Asmodis Meinung befand sich sein Sohn inzwischen ebenfalls am falschen Ort. Nämlich in den Armen dieser Fremden, die vielleicht wie Zanraia aussah, aber sie nicht wirklich war. Nein! Das Kind roch nach ihr und dies mit solcher Intensität, dass es den Dämon verwirrte. Er wollte es haben, begehrte dieses kleine Leben.
So kam er näher, hinterließ eine schwarze Blutlache.

<i>"Meine ... Liebste ... Meine kleine Zanraia."</i> Er streckte die Hand nach dem Kind aus. Schwarzes Blut tropfte hinab, klebrig und ziemlich dickflüssig. Der Säugling blickte neugierig auf die Hand, welche da auf ihn zukam. Zanraia zog das Bündel nicht fort, sie wollte dem Vater nicht sein eigen Fleisch, Blut ... und Chaos nicht entreißen. Doch sie fürchtete um das Wohl des Kindes.
Erinnerungen stiegen in ihr auf. Zanraia erinnerte sich.

"Keine Konsequenzen ... nur genießen ...", brachte sie hervor und ihre azurblauen Augen weiteten sich. Jetzt, ohne ihr eigenes Chaos im Körper und im Geist, begriff sie, welche Konsequenzen diese Nacht gehabt hatte. Wie ... er ... sie verletzt hatte. Und nun wich selbst sie zurück. Gerade rechtzeitig, denn Asmodi schnappte plötzlich vor, packte nach dem Kind. Einen Teil des Bündels bekam er gar zu fassen. <i>"GIB ES HER! MEINS! ES IST MEINS! MEINE LIEBE! MEINE ZANRAIA!"</i>

Zanraia zog an dem Bündel, wollte das Kind daraus befreien. Sollte der Dämon doch den Lumpen haben, sollte er doch! In ihr wuchs eine Furcht, eine mütterliche Angst und Sorge um das Wohl des eigenen Kindes. Die Erinnerungen an den Dämon und seine Gier in jener Nacht trugen nicht gerade dazu bei, dass Zanraia diese Angst würde abfallen lassen. "Nein, ich gebe es dir nicht. Du zerfetzt es. Du suchst mich in diesem Kind, obwohl ich es bin, die es trägt. Du erkennst mich nicht, aber meinen Sohn soll ich dir überlassen?"

Doch ein Stück weit entfernt, erhob Mallahall die Stimme: "Asmodeus! Sag ... bitte!" Dann ächzte sie erneut, denn Etelin hob ihren gebrochenen Arm vorsichtig in die Schlinge.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 3. Januar 2008, 02:34

Der Dämon fauchte böse auf als Zanraia gerade noch zurückwich ehe er seinen Sohn zu fassen bekam. „Du wagst es du elendige Hure!“ Brüllte er sie speichelnd an packte unerbittlich das Bündel und riss in wilder Raserei daran bis er das Tuch an sich gebracht hatte. Mörderisch starrte er ihr entgegen. Doch sein Blick wurde so… seltsam weich als er wieder seinen Sohn betrachtete, umso dunkler aber flammten dann seine Augen wieder auf als er ihn Zanraia zuwarf. Er grollte Böse, raffte sich auf und sprang auf sie zu. „Ich zerfetze dich… ich ZERFLEISCHE DICH ELENDIGE!“ Keifte er knurrend und hob seine Pranke um sie schlagend zu kratzen.

Wie brutal er sich ihr gegenüber doch verhielt! Der Dämon… der sein Liebstes immer Schützen wollte, ihre Wächter sein wollte auf alle Zeit und nun? Nun bekämpfte er sie so bitter weil er nicht verstand… nein schlimmer gar es nicht ertrug ihr Antlitz mit dem Wesen einer Fremden – ihm Fremden versehen zu sehen die ihm das einzige nehmen wollte dass er auf dieser verruchten Welt liebte. Zanraia.

Sein Schlag kam nie beim Ziel an, denn der Dämon überschätzte die Kraftreserven seines Körpers, dass Herz pumpte für einen Schlag leer und riss das schnaubende Wesen mit einem seltsamen erstickenden Gurgeln welches nur einige Sekunden dauerte zu Boden. Er krümmte sich zusammen, krampfte kurz, zitterte am ganzen Leib schäumte gab erstickende Laut von sich und knurrte, heulte und winselte immer wieder auf. Der Schmerz musste inzwischen irrsinnig sein doch der Dämon ertrug ihn für seinen Wirt. Nach einigen Minuten beruhigte er sich wieder und der Dämon drehte den ausblutenden Körper auf den Bauch. Sein Schnauben verwandelte sich in eine Mischung von abgehacktem Hecheln und winseln.

Sein Kopf lag schwer auf dem Boden. Zur Erde geneigt. Vor ihm ruhte die Hand, noch immer den Stoff des Bündels umklammert. Er zog diesen zitternden Arm mühsam an. Schob den Stoff samt Hand unter sich zu seiner Brust. Wollte seine Zanraia nah bei sich spüren. Er brauchte sie doch so sehr. Er fühlte sich so allein und schutzlos ausgeliefert in dieser Welt, die er schon lange nicht mehr verstand.

Er verharrte röchelnd. Der weisse Stoff färbte sich schwarz an der Brust des Dämons, denn er drückte ihn wie eine schützende Haut über seine offen geschabten Wunden. „Zanraia…“ Winselte er leise. Sein Brustkorb verfärbe sich schwarz, das Blut sicherte durch das Herz hindurch ins Gewebe und ätzte… ätzte im eigenen Körper schon seid einer geraumen Zeit musste dies von statten gegangen sein. Dennoch der Dämon atmete, hielt dem körperlichen sterben Stand. Er würde ohne Hilfe überleben. Zumindest noch einige Stunden.

<i> "Asmodeus! Sag ... bitte!"</i> Er knurrte auf, warum quälte ihn seine Herrin noch mit solchen Befehlen?! Asmodi folgte noch immer, warum? Wusste er es selbst? Vielleicht… vielleicht auch nicht - doch er tat es. „Bitte…“ Gurgelte er. Doch er bat nicht so wie Mallahall sich dies wohl dachte, nein er bat darum, dass sie ihm dieses Kind geben würde, damit er sie gefahrlos zerfetzen konnte… und dass Kind gänzlich für sich allein beanspruchen… wie damals Zanraia, in dieser verhängnisvollen Nacht. Er wollte es gewiss nicht schänden – man konnte es zumindest hoffen - aber er wollte es… auf seine weise… Lieb haben.

„Git… es… heeeeeeeeerrrrrrrrrrrrrrrrrrghghhhhhhhhhhhhhhhh…..“ Gurgelte er. „Rrrrrrghhhhhhh.“ Er rührte sich kaum noch musste sich gänzlich aufs Atmen konzentrieren. „Zrnnnnnrrnnnnaaaa“ Nuschelte der müde wirkende Dämon klagend. Die Rauschwaden die aus seinen Augen traten hellten sich auf, wurden weniger dicht… weil weniger Finsternis austrat, Asmodi wurde schwächer und somit gezwungenermassen auch ruhig, obwohl ein stetiges leises Grollen zwischen seinem Gehechel blieb, er beschränkte seine Funktionen aufs überleben.

"Hrrrnnnn"

Dann nichts mehr.

Sprechen brauchte zu viel Kraft.
Der Lappen an seinem Herzen war bereits vollgesogen.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. Januar 2008, 12:27

Empört riss Zanraia die Augen auf – empört und irgendwie traurig. Nicht einmal im bösartigsten Zustand hatte der Dämon sie als Hure beschimpft. Es tat weh, ihn solche Worte sagen zu hören. So verlor sie auch für einen Moment ihre Wachsamkeit, dass Asmodi sich das Tuch packen konnte, in welches sein Sohn gewickelt war, und es zu sich riss.
Wenigstens dem Kind gegenüber wurde er nicht handgreiflich. Es war seltsam. So viel Zärtlichkeit und Güte lag in seinen Zügen, wenn der Blick auf den Säugling fiel. Ja, man konnte fast meinen, der schwarze Rauch aus seinen Augen, waberte etwas friedlicher ... geborgener. Umso finsterer und kaltherziger – dämonischer – war der Blick, der allem anderen galt.

Schließlich sprang das Biest auf Zanraia zu, hob die zur Kralle gekrümmte Hand und wollte nach ihr schlagen. <i>"Ich zerfetze dich ... ich ZERFLEISCHE DICH, ELENDIGE!"</i> Zanraia schloss die Augen, drückte das Kind an ihr Herz. Das Baby guckte unschuldig auf die sich nähernde Pranke seines Erzeugers. Dann sank diese gefährliche Klaue. Asmodis Körper machte nicht mehr mit. Er nagte bereits an seinen Reserven, denn nur das Dämonenblut hielt diese menschliche Hülle intakt – aber wie lange noch, wenn selbst ein Dämon nicht genug Kraft besaß eine Frau zu schlagen?

Röchelnd landete der Dämon am Boden, zitterte und krampfte als hätte er einen Anfall. Aus seinem Mund schob sich schäumender Speichel, der den vom schwarzen Blut geschändeten Boden benetzte. Darunter mischten sich Knurren und Winseln.
Zanraia sah den Schmerz in jeder Zuckung des Körpers. Ihre azurblauen Augen kniffen sich zusammen, sie wollte nicht, dass es Asmodi schlecht ging. "Etelin, so tut doch etwas!", wisperte sie bittend. Der Lich konnte es von seinem Platz aus nicht hören. Soeben knöpfte er Mallahalls Kleidung wieder zu und versuchte, sie in eine aufrechte Position zu bringen. Da die Lichtmagierin aber bei jeder Bewegung ächzte, ging alles nur sehr langsam vonstatten.

Asmodi fand nun endlich zur Ruhe. Der Schmerz ließ nach und er drehte sich auf den Bauch. Er hechelte und winselte, drückte das geraubte Tuch eng an sich – sein Schatz, dieses kostbare Tuch, in dem sein Sohn gelegen hatte – der so nach ihr, nach seiner Zanraia roch.
Es war nur eine Theorie und niemand wusste, ob der Dämon vielleicht darüber nachdachte, aber wäre es möglich, dass Zanraia ihren "Geruch" an das Kind abgegeben hatte? Roch sie deshalb so fremd? So nach ... Ordnung?

<i>"Zanraia ..."</i>, drang der Name ans das Ohr seiner Besitzerin. Die Nekromantin drehte sich wieder dem Dämon zu, der im langsam dahinsterbenden Körper des Medicus steckte. Der Dämon, der den Tod seines Wirtes nicht zulassen würde; der bitter darum kämpfte, dass das Herz pumpte und alle Organe ihre Arbeit verrichteten.
Zanraia starrte auf dieses Etwas herab. Sie liebte ihn ... irgendwo tief in ihrem Herzen lag noch immer diese uneingeschränkte Liebe, die sie gar für den Dämon empfand. Zugleich aber wuchsen Zweifel und Angst. Er beschimpfte sie so und die Erinnerung an eine Nacht, in der er sich genommen hatte, was er begehrte, schien so frisch wie das junge Leben in ihren Armen.

<i>"Bitte ..."</i>, gurgelte Asmodi. Zanraia hörte es. Sie sah ihn mitleidig an. Gern hätte sie es zugelassen, Kind und Vater zusammengeführt. So gern.
<i>"Gib ... es ... heeeeeeeerrrrrrrrrrrrghghhhhhhhhhhhhhh..."</i> Schon wich sie wieder zurück. Sie konnte dieses hilf- und wehrlose Leben doch nicht einem Wesen anvertrauen, das so danach begehrte. Das töten würde, um zu bekommen, was es wollte. Dämon...

<i>"Zrnnnnnnrrrnnaaa"</i> Es klang so schwach, so erbärmlich in ihren Ohren. Es war kein Dämon, der es sprach, sondern ein Wesen, ebenso hilf- und schutzlos wie der eigene Sohn. Was Asmodi dazu trieb, so schwach zu wirken, wusste Zanraia nicht. Sie kannte ihren Dämon, er benahm sich üblicherweise nicht so. Schwäche zu zeigen kam ihm nicht in den Kram. Und dennoch, da lag er nun, drückte das inzwischen schon schwarze Tuch an seine Brust und winselte, nuschelte ... so müde und traurig.

Zanraia liebte ihn und den Medicus. Sie liebte gleichermaßen. Asmodeus hätte sie das Kind ohne jeglichen Zweifel überreicht. Und Asmodi? Er schaute es doch mit denselben sanften Augen an. Der Blick war es, nicht die Worte, die sie handeln ließen.
Zanraia trat an die wimmernde Bestie heran. "Stirb nicht", bat sie ihn, denn sie hatte Angst. Wenn auch das Chaos fehlte, so liebte sie diese haraxische Kreatur noch immer. Er war ihr Beschützer, ihr Hüter ... ein Teil ihres Herzens. Und wenn dieser Teil starb, so würde auch die andere Hälfte vergehen – die sie gleichermaßen liebte. Zurück bliebe ein leeres Herz.

Zanraia kniete sich zum Dämon. Ohne Scheu oder jegliche Sorge um sich selbst berührte sie seinen Rücken und strich darüber wie eine Mutter über die Schramme am Knie des hingefallenen Kindes. Sie schob das Söhnchen an den Dämon heran. "Sei lieb zu ihm", bat sie. "Du weiß doch, was Liebe ist. All das, was dein Schöpfer dir nie zeigte. Zeig du es deinem Sohn. Er liebt dich ... und ich dich auch."
Das Baby schaute zu der Bestie auf. Blaue Augen, tiefe Unschuld. Geborene, dämonische Unschuld. Es roch. Es duftete nach ihr, nach ihrem Chaos. So sinnlich für haraxische Kreaturen – die lieben konnten, auf ihre Weise.

Von weitem entdeckten Etelin und Mallahall Zanraias Tat. Die Lichtmagierin versuchte, aufzustehen. Sie musste den Dämon davon abhalten, eine folgenschwere Dummheit zu begehen. Sie kannte ihn auch gut, wusste, dass er meist erst im Nachhinein über seine Taten grübelte – wenn es zu spät war.
Etelin erhob sich weitaus schneller. "Zanraia, nicht!", rief er ihr zu. "Er erkennt dich nicht, er vernichtet dich! Gib dein Leben nicht in seine Hände."

Aber Zanraia ignorierte die Warnungen. Sie legte sich hin, in sein Blut, in die schwarze Lache. Aus einer Laune heraus, strich sie sich das Blut auf die Unterarme. Aus einer Laune heraus? Nicht ... aus chaotischem Denken?
"Warum erkennst du mich nicht? Besäße ich nur dein Blut oder sonst ein Anzeichen, damit du weißt, dass noch immer ich es bin." Sie rutschte näher, das Kind war die letzte Grenze zwischen ihren beiden Körpern.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Asmodeus » Samstag 5. Januar 2008, 23:01

Hecheln. Zu mehr hatte Asmodi nicht mehr die Kraft. So hechelte er. Selbst der Druck auf sein pochendes Herz mit dem Lappen liess nach. Seine Faust lag einfach da, eingedrückt vom Gewicht seines eigenen Körpers ruhte sie, darin das Tuch. Der Lappen. Der so nach Chaos roch und worin Unschuld gelegen hatte. Lebende Unschuld. Nun war er vollgesogen, mit dem schwarzen unreinen Blut des Dämons. Es liess keinen Platz mehr für das einstige weiss. Kein Platz mehr für die Unschuld.

Würde es sich so auch mit seinem Sohn verhalten? Würde er ihn auch so einvernehmen, bis das Kind selbst keinen Platz zum atmen… zum existieren mehr hatte? Würde sich Asmodi… alles nehmen und daran zu Grunde gehen wenn es verwirkt und tot war? Nicht vernichtet… tot. Schöpfungen vernichtete man, Dämonen… aber keine Söhne. Söhne starben.
Hiess Chaos nicht irgendwo auch Zerstörung?

Noch hechelte er. Zu mehr nicht imstande. Doch seine Herrin wusste, ja auch sein Meister wusste es, dass dieses Wesen Zerstörung in sich trug. So bösartig, dass es sich gar selbst zu vernichten vermochte.

Immer wieder wenn sein Herz leer schlug – was öfters wurde. Verkrampfte sich sein Körper. Er gurgelte. Winselte gab ein mattes Knurren von sich, bis sich der Krampf löste. <i> "Etelin, so tut doch etwas!"</i> Asmodi hechelte vor sich her, starrte auf den Boden. Auf sein Blut. Er spiegelte sich darin, Dämonen konnten sich in Schatten spiegeln – in schwarzem Wasser. Oder Blut. Er sah matte, schimmernde blaue Sterne, zwei an der Zahl. „Was tust du ihr nur an“ Sagend. <b>Was… hat sie mir angetan!</b> Knurrte der Dämon gedanklich zurück. Denn zum Reden fehlte die Energie. Nur noch Hecheln.

<i> "Stirb nicht"</i> Er verzog sein Gesicht bei der Stimme der Fremden, die ihn an Zanraia erinnerte und doch nicht die ihre war, den Klarheit sprach daraus und nicht sein geliebtes Chaos. Er verzog es um zu knurren, welches ihm nur ganz leise… aus der Kehle entrann, dennoch an Bedrohlichkeit nichts einbüsste. Wenn ein Wesen, welches dem Tode näher stand als dem Leben noch so knurren konnte, musste wahrlich viel Abneigung… ja gar… hass vorhanden sein. Nur Dämonen konnten so intensiv hassen.

Sie trat auf ihn zu. Die müden Augen des Dämons flackerten auf. Er versuchte sich zu rühren als sie ihn berührte. Dann schüttelte ihn ein erneuter Krampf. Zanraia musste es unter ihrer Hand spüren wie sich die Muskulatur anspannte, bis sie darunter zitterte und sich erst nach einigen Sekunden wieder löste. Asmodi schnaubte angestrengt. Grollte leise… und hechelte wieder.

Doch dann, spürte er etwas an seinem Arm. Er senkte sein Haupt blickte das Kind an. Sein kleines Chaos. Seine Unschuld. Der Dämon versuchte sich zu rühren. Wurde ruhiger. Sein grollen schwand, nur das Hecheln blieb. Dann versuchte er zu sprechen. Sein Arm bewegte sich leicht, seine kalte blutige Hand berührte das Neugeborene am Fuss.

Ein verbotenes Wort folgte. Eines, welches jeder im Harax kannte und doch niemals auszusprechen wagte, ja viele konnten es nicht aussprechen. Nicht auf celcianisch… und schon gar nicht in der Sprache der Dämonen.

<span style="color:663B6C;">“…Castus…“</span> Es war kein Hauch mehr, so viel kraft besass seine Stimme nicht. Es war mehr eine… Ahnung von einem Ton und doch hörbar. Zumindest für Zanraia. Ein Wort das im Harax seid jeher existiert hatte… und heute zum ersten Mal ausgesprochen wurde. Ein Wort… ein Name?

<i> "Du weiß doch, was Liebe ist. All das, was dein Schöpfer dir nie zeigte. Zeig du es deinem Sohn. Er liebt dich ... und ich dich auch."</i>

<span style="color:663B6C;">“…l..iebe…Chaos…mhrrr…Sohn?“</span> Der Dämon war wohl zu geschwächt um sich noch in der Sprache der Menschen auszudrücken. Er atmete tief durch. Sog diesen Duft von Chaos in sich auf. Er lächelte wieder. Zaghaft und man sah es dass sich unter der Kontrolle des Dämons die Muskeln die fürs Lachen verantwortlich sind sichtlich gegen diese Bewegung sträubten – sie war schliesslich so ungewohnt. Dieses… liebliche lächeln… nicht böse.

<i> "Zanraia, nicht!", rief er ihr zu. "Er erkennt dich nicht, er vernichtet dich! Gib dein Leben nicht in seine Hände."</i> „Rrrrrrrrrrr..rrrr“ Knurrte er leise als sie sich ihm weiter näherte. Sie legte sich neben ihm hin. Sein Lächeln schwand. Er blickte böse. Schmerzlich böse. Sein Atem ging schneller. Seine Muskulatur spannte sich an. Doch dann hielt er inne. In jenem Moment als sie sein Blut auf den Oberarm verteilte.

<span style="color:663B6C;">“Zanraia?“</span> Hauchte er, doch dann verschwand diese kurze Aura wieder.

<i> "Warum erkennst du mich nicht? Besäße ich nur dein Blut oder sonst ein Anzeichen, damit du weißt, dass noch immer ich es bin."</i>

Er grollte. Sie rutschte näher. Er begann Blut zu gurgeln. Sein Knurren wurde stärker. Sie schmiegte sich an seinen Sohn! Wollte ihn bestimmt auch stehlen… wie sie seine Zanraia gestohlen hatte! Diese Fremde!

Seine Hand begann Funken zu sprühen. Blaue Funken. Seine Augen fixierten Zanraia. Seine Hand formte sich zur Kralle. Hob sich vom Boden ab. Die Funken wurden grösser. Bedrohlicher. Züngelten bereits. Die Hand richtete sich auf Zanraia aus.

Dazwischen das Kind. Funken fielen. Sein Grollen wurde lauter.

Asmodi versuchte einen kleinen Feuerball auf Zanraia zu werfen. Er sollte mitten ins Herz treffen, während seines erneut krampfte. Vielleicht tat es dies nicht wegen dem fehlenden Blut.

Sondern weil er dabei war… einem Teil von sich selbst, welcher in der Brust seiner Liebsten schlug zu weh zu tun.

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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Januar 2008, 10:34

Sie war es, die <i>ihn</i> angefleht hatte, nicht zu sterben. Sie hatte <i>ihn</i> darum gebeten, aus tiefster Liebe. Und nun würde <i>sie</i> es sein, die hier ihr Leben aushauchte. Zanraia wusste es und nur deshalb hatte sie zugelassen, dass Asmodi dem Kind so nahe kommen konnte. Nur deshalb schob sie es zu ihm hin und hockte sich neben ihn. Jemand musste schließlich für das kleine Leben sorgen. Aber würde ein Dämon dies können? Würde ein Medicus es schaffen, der nicht einmal in der Lage war, ohne dämonische Kräfte den eigenen Körper im Leben zu halten?
Zanraia vertraute darauf. Gemeinsam mit Mallahall und Etelin würden Aurelius und Asmodi es schaffen. Gemeinsam mit Freunden, aber ohne sie. Denn in den schwarz rauchenden Augen aus dämonischer Finsternis, in denen blaue Sterne matt glommen, erkannte sie, dass es für sie keinen Platz gab. Zanraia verstand nicht, warum. Warum durfte sie nicht hier sein? Warum glaubte ihr Geliebter nur, dass sie fremd war? Warum sollte sie aus diesem Glauben heraus nun sterben? Und ... warum ... akzeptierte sie es?

Zanraia streichelte ihn. Ein letztes Mal. Sie glaubte noch daran, dass eine einzige Berührung den Dämon vielleicht umstimmen konnte. Doch der krampfte und schüttelte sich. Bebend bewegte sich der Körper unter ihrer Hand. An ihre Ohren drang das Hecheln, welches erst abnahm, als sie auch noch das kleine Kindchen zu ihm schob. Kaum berührte in Chaos geborene Unschuld seinen Arm, beruhigte er sich – schaute den Säugling an, der da neugierig seinen Vater betrachtete. Es rührte sich, als Asmodi den kleinen Fuß anfasste. Es öffnete den Mund, atmete lauter. Es klang fast ebenso wie sein ruhigeres Hecheln.

Zanraia lächelte. <b>Er wird ihm nichts tun.</b> Davon war sie fest überzeugt. Denn welcher Dämon würde eine Schöpfung vernichten – nein, töten – wollen, die nicht geschaffen, sondern geboren worden war? Solche Macht besaß kein anderer Dämon des Harax. Dieses Kind war Zeugnis von Asmodis Macht. Zanraia hielt ihn für mächtig, aber dies war ihr nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig für sie. Denn sie wusste, bald wäre nichts mehr ... für sie.

Zanraia hörte ihren geliebten Dämon grollen. Haraxisch. Sie war Nekromantin, verstand die Dämonensprache nicht. Sie hörte ihn nur.
Etelin hätte vielleicht gehört, dass er Castus sagte. Ob der Lich mir diesem Wort hätte etwas anfangen können? Aber Etelin befand sich noch außer Reichweite. Er kam auch nicht herüber, noch nicht. Erst als Zanraia nicht auf die Warnung reagierte, sondern sich neben Asmodi legte und sich an ihn und das Kind schmiegte, erhob sich Etelin und trottete auf den Stab gestützt zu ihnen hinüber. Doch noch war es nicht soweit, noch erreichte er sie nicht.

Zanraia beobachtete Asmodi. Sie sah ihn lächeln. Glück durchströmte sie, doch ebenso Trauer. Sie würde nur noch einmal lächeln. Für ihn. Für beide.
"Ich hätte mich gern auch noch von <i>ihm</i> verabschiedet." Gemeint war Aurelius, der Medicus. "Aber ich weiß, es geht nicht", fügte sie verstehend an. Der Dämon konnte den Körper nicht an Aurelius überlassen. Der Tod käme schneller als sein erster Atemzug. Ja, er war gar schon hier. Verstand Zanraia deshalb? Wusste sie deshalb, dass es mit ihr gleich zu Ende ging?

Tod trat an die drei heran. Er betrachtete sich den Säugling, schaute auf Asmodi herab und blickte Zanraia in die Augen. Er streckte eine knöcherne Hand nach ihr aus. Sie sah ihn als Knochenmann, jedoch nicht in schwarze Gewänder gehüllt und auch nicht mit Sense. Die Knochen allein standen für Nekromantie, der Rest war ein freundlicher Begleiter auf den letzten Pfaden. Jemand, der sich in Sternenblau kleidete und ebensolches Licht in einer Laterne am Gürtel mit sich trug. Führendes Licht in die Ewigkeit, strahlend blau. Zanraia hatte Sternenblau immer geliebt. Liebte es auch weiterhin, vor allem, wenn es von Dämonenschwarz umgeben war. Niemals würde sie etwas Anderes lieben, niemals wieder.

Etelin sah den Tod ebenfalls, jedoch nahm dieser in seinen roten Augen die klassische Gestalt des Schnitters an. Der Sensenmann, welcher die Seelen erntete. Er eilte sich. "Nein, du nimmst sie nicht mit!", murmelte er und stolperte voran.
Der Dämon knurrte ihm entgegen, blickte böse zu Etelin hinüber. Genauso böse schaute er aber auch Zanraia an, die ihre Arme mit seinem Blut benetzte.

Er selbst verteilte weiteres Blut, als sie sich anschmiegte. Es drang aus seiner Kehle, zusammen mit Grollen und Knurren. Aus seiner Hand sprühten blaue Funken. "Sterne", lächelte die Nekromantin und betrachtete, wie aus Funken ein kleines Feuerchen wuchs. Blaues Feuer, kaltes Feuer, Seelenfeuer – das sie vernichten würde. Aber sie lächelte. Tod stand an ihrer Seite.
Funken rieselten auf den Säugling herab. Der starrte, begann zu wimmern. <i>Mama...</i>, drang es durch den Wald wie eine laue Brise. Ein einziges Wort, traurig.

Asmodi hob die Hand, in der das Feuer bereits loderte. Es zehrte ihn aus, aber er ließ jetzt nicht nach. Er würde vernichten, würde diese Fremde einfach zerstören. Sie würde verschwinden, weg von ihm, weg von seinem Sohn!
<i>Mama ...</i> Wieder hallte es, mit jedem schwachen Herzschlag, der das schwarze Dämonenblut durch den Wirtskörper pumpte. Zanraia strich dem Kindchen über den blauen Kamm. Liebevoll und fürsorglich. Die Hand des Dämons sauste auf ihr Herz nieder. Tod beugte sich vor. Etwas durchdrang seine zeitlose Hülle. Etwas Schwarzes schmetterte nieder und traf. Es traf Asmodis Kopf, ehe seine Hand Zanraias Herz erreichte.

Etelin zog den Stab zurück, nachdem er ihn auf Asmodis Kopf hatte niedersausen lassen. Seine roten Augen zeigten Entschlossenheit. Sie flackerten. "Es ist meine Schuld, dass du sie nicht erkennst. Ich habe deinen Schöpfer gerufen. Da lasse ich nicht zu, dass Zanraia dafür büßen muss. Genauso wenig wie ich zulassen werde, dass du dich durch deine Taten selbst zerstörst. Das ist es doch, was Aeshma-Daeva wollte. Du wirst dich doch nicht dem Willen eines anderen Dämons unterstellen? Du hast dich niemals jemandem unterwürfig gezeigt. Niemanden, außer Mallahall. Warum tust du es jetzt?"

"Etelin!", rief Zanraia und rappelte sich wieder auf. Sie schaute ihn zornig an. Kurz flackerte altes Chaos auf. Der Säugling betrachtete alles. "Du hast ihm wehgetan." Ohja, Etelins Stab hatte schon oft Bekanntschaft mit dem Schädel des Medicus geschlossen. Dies war mehr als körperlicher Schmerz. Es war Tadel für den Schüler und Demütigung für das Dämonische. Für Zanraia bedeutete es, zu überleben. Tod trat beiseite, aber noch schwand er nicht. Die Zukunft war ungewiss.
Zanraias Handlungen waren trotz geschwundenem Chaos ... ungewiss. So musste der Lich nämlich mit ansehen, wie sie schlagartig Asmodi umarmte und an sich drückte. Sie küsste die Stelle am Kopf, wo sich eine kleine Beule bildete. Dann ließ sie ihn los, denn sie wusste ja, dass er sie nicht mehr mochte. Wahrscheinlich würde Tod trotz Etelins Eingriff noch eine Seele mitnehmen. Denn wie würde der Dämon jetzt reagieren? Nachdem Zanraia ihn umarmt und ... geküsst hatte!?

"Tu ihr nichts an, Asmodeus. Wenn sie stirbt, schwindet vielleicht auch das Chaos mit ihr, welches in eurem Kind ruht."

Mallahall.

Die Lichtmaga humpelte herbei, unterdrückte den Reiz, aufzuschreien, denn ihre Rippen schmerzten. Sie schaute auf den Säugling herab. Sie wusste, wohin Zanraias Chaos gewichen war.


<i>Asmodeus' Lebensenergie sinkt auf 72% aufgrund des gerufenen Seelenfeuers</i>

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