Unterwegs im Sarius

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. Juli 2010, 11:43

"Feuer", wiederholten Mokosha und sogar Renoka, wenngleich Letzterer von beiden Schwierigkeiten hatte, das Wort auszusprechen. Wie ein Mann aber schauten sie in Richtung der erloschenen Fackel. So schnell würde die sich nicht mehr entzünden lassen, denn der Namudu mit der Waschbärenmaske hatte ordentlich Wasser darüber gekippt. Solange das Holz nass war und Pech am Ende der Fackel fehlte, war da nichts zu machen. Sie würden vorerst im Dunkeln sitzen bleiben müssen. Es sei denn, Janay trieb eine neue Fackel auf oder weckte ihren Baron beziehungsweise den Diener Pelkin. Da beide jedoch Furcht oder zumindest Argwohn gegenüber Renoka gezeigt hatten, wäre es keine gute Idee, solange die Namudus noch auf dem Kutschbock saßen.
Mokosha hockte ganz dicht an Janay dran. Hinter ihm lugte Renoka hervor. Wie kleine Kinder, denen die Neugier auf der Nasenspitze hockte, betrachteten sie Janays graue Züge in der Dunkelheit.
"Kein Licht", beharrte Mokosha. Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Eine Sonne reichen. Nachts dunkel, nachts schlafen. Brauchen kein Licht. Kein ... Feuer." Sein Standpunkt war klar. Er würde sich nicht überreden lassen, eine neue Fackel anzuzünden.

Endlich stellte sich Janay den beiden mit Namen vor. Sie bewegten die Lippen, leckten sich mit der Zunge darüber und versuchten, ihren Namen zu wiederholen. Nach ein paar Mal gelang es ihnen schon recht gut, obwohl man immer noch diesen fremdartigen Akzent heraus hören konnte. Selbst Mokosha, der zumindest Grundzüge des Celcianischen beherrschte, tat sich etwas schwer. Aber schließlich klappte es.
"Janay", wiederholten beide ein letztes Mal und lächelten, als sie bekundete, den Wald nicht vernichten zu wollen. Da sank plötzlich ein Zweig auf ihre Schulter herab. Die Blätter streiften ihre Haut wie beabsichtigt, ehe der Wind den Ast wieder nach oben drückte. Mokosha schien das nicht zu verwundern, Renoka lachte nur darüber.
"Ich glaube, sie spricht die Wahrheit. Die Bäume vertrauen ihr."
"Ja, ihr. Aber was ist mit dem Dicken und dem klapprigen Alten in diesem Landfloß?"
"Die schlafen. Lassen wir sie. Aber Janay könnten wir mitnehmen. Soll sie uns mehr zeigen und Mama wird sich auch freuen."
Die beiden unterhielten sich, doch zum Ende hin schienen sie in eine Diskussion zu geraten. Dass sie dabei immer eifriger klackerten, schnalzten und lauter wurden, bemerkten sie im Eifer des Gefechts nicht. Renoka legte schließlich eine Hand auf die Schulter des Jüngeren, aber dieser schüttelte sie ab und schob sich ganz dicht an Janay heran. "Möchten begleiten in Dorf?", fragte er freundlich zwinkernd. Seine großen, grünen Augen ruhten auf Janays verborgenen Ohren.
Renoka zeterte noch immer. Er war mit Mokoshas Einladung wohl nicht einverstanden.

"Was geht denn da draußen vor sich? Gefährtin des von Sonnenbergen, seid Ihr das?" Ein Kopf streckte sich durch eines der Kutschenfenster in die Dunkelheit hinaus. Nur am weiß schimmernden Haar war Pelkin zu erkennen. "Oh, ich sehe nichts." Schon war das Wetzen von Stahl zu hören und kleine Funken blitzten kurz auf. Im nächsten Moment glomm ein winziger Kerzendocht.
Renoka starrte. "Foier", krächzte er kehlig, bedeckte sein Gesicht mit der Maske und wich so weit zurück, dass er Mokosha von seinem Platz neben Janay verdrängte. Der Waschbärenjunge sprang, landete auf dem Rücken eines der vorgespannten Pferde und sorgte so dafür, dass das Tier erschrocken wieherte. "Feuer! Mach aus, mach aus!", rief er mit Wut in der Stimme Janay zu. "Lüge! Waldvernichter, mach Feuer aus!"
Dass Namudus so hektisch auf ein winziges Kerzenflämmchen reagierten, zeigte deutlich, welche Furcht sie vor dem Element besaßen.
Pelkin hingegen leuchtete verwirrt in ihre Richtung.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Janay » Mittwoch 14. Juli 2010, 21:01

Die junge Frau nickte bestätigend. "Ja, Feuer nennt man das.", meinte sie mit einem feinen, tatsächlich freundlichen Lächeln.
Auch wenn sie voraussichtlich genügend Möglichkeiten gehabt hätte, um eine Fackel von ihrem Gönner zu bekommen, kam sie nicht einmal auf die Idee. Immerhin hatten ihre Augen sich ausreichend an die Lichtverhältnisse gewöhnt und vermutlich war es sogar besser, im Schutz der Nacht sich mit diesen Namudu zu unterhalten. Nicht, dass sie durch ihre eigene Neugier noch Ärger bei ihrem neuen Brötchengeber bekam. Das wollte sie bestimmt nicht erreichen. Da war die sichtliche Angst der Beiden eher zweitrangig hinter ihren eigenen Bedürfnissen.
Dass die Zwei ihr derart nahe waren, nahm sie nicht wirklich bewusst wahr. Sie war es gewohnt, dass man sich ihr näherte, sie berührte und das auch im Prinzip durfte. Warum also sollte sie sich diesmal daran stören? Noch dazu war zumindest einer von ihnen noch ein halbes Kind. Da machte sie sich keine Sorgen.
Zustimmend nickte sie. "Ja, in der Nacht ist es dunkel und da sollte man schlafen. Aber wer nicht im Wald lebt, hat Angst vor dem, was darin in der Finsternis lauern kann. Versteht ihr? Das Licht brauchten wir im Prinzip nicht, jedoch sollte das Feuer etwas Schutz spenden, weil dann wilde Tiere sich nicht heran trauen.", versuchte sie zu erklären und gleichzeitig zu beruhigen, ohne darauf zu bestehen, dass erneut eine Fackel entzündet werden sollte.
Danach sah sie mit einem schmalen, belustigten Schmunzeln zu, wie die beiden Namudu sich bemühten, ihren Namen zu formulieren. Eigentlich empfand sie ihn als sehr leicht auszusprechen, allerdings schien sie sich da geirrt zu haben, denn es wollte ihnen nicht vollkommen gelingen. Wobei sie sich an dem Akzent nicht störte und ihn sogar fast schon etwas niedlich fand. Nun ja, fast eben.
Als sie ein Rascheln hörte, konnte sie auch mit etwas Mühe eine Bewegung in den zahlreichen Schatten ausmachen, es war ein Zweig von einem der Bäume, die sich herab beugten.
Unwillkürlich hielt sie die Luft an, denn diese Streckung wirkte irgendwie nicht... natürlich! So, als steckte Leben in dem Baum, vielmehr, als man für gewöhnlich annahm. Immerhin hatte sie es bei seinem letzten Besuch nicht mitbekommen, wie er die Kutsche wieder verlassen hatte.
Janay schluckte leicht und wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Besonders nicht, als diese Fremden sich wieder in ihrer eigenen Sprache zu unterhalten schienen. Einerseits war sie neugierig und hätte es gerne allein schon deswegen verstanden, was sie da von sich gaben. Andererseits hatte sie wegen des Astes, der sich wieder nach oben bog, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Wenn ein Baum sich bewegen konnte...
Ihr Blick glitt flüchtig in die Runde, in dem Versuch, etwas ausmachen zu können, das ihre Empfindung bestätigte oder verringerte. Doch erkennen konnte sie nichts. Was beinahe noch beunruhigender war, als wenn es etwas zu sehen gegeben hätte.
Als sie plötzlich eine Stimme dicht an ihrem Ohr vernehmen konnte, zuckte sie leicht zusammen, da sie die Beiden gar nicht mehr wahrgenommen hatte. "Begleiten? Ich?", fragte sie irritiert und wusste nun wirklich nicht mehr, was sie von den Zweien halten sollte.
Solch eine Einladung in ihrer Heimat anzunehmen, käme einem Todesurteil gleich. Aber... sie war hier nicht in dem Land, in dem sie geboren wurde, sondern im Wald Sarius. Wie würde es hier sein?
Jedoch kam die junge Frau nicht mehr dazu, sich dafür oder dagegen zu entscheiden, denn etwas anderes kam ihr dazwischen. Zuerst war es nur die Stimme des Dieners, die sie leicht zusammen zucken und lautlos fluchen ließ. Dann allerdings überschlugen sich die Ereignisse regelrecht. Geräusche waren zu hören, Licht erschien, nur schwach, doch deutlich und daraufhin flippten die Namudus aus.
Janay verdrehte leicht genervt die Augen und hielt ihnen rasch die Münder zu, in der Hoffnung, noch was verhindern zu können. "Moment, Pelkin!", rief sie und hoffte, dass er noch zu verschlafen wäre, um die anderen gehört zu haben.
Diese Beiden fixierte sie nun auch hintereinander. "Hört mir zu, bitte, hört zu!", wisperte sie eindringlich. "Wenn ihr mir auch nur ein Wort glaubt, das ich euch gesagt habe, dann seid jetzt bitte ruhig!" Sie wartete noch zwei Sekunden, bevor sie sich von ihnen lösen musste. "Ich komme, Pelkin!", rief sie erneut und warf ihnen noch einmal einen Blick zu, nur ja still zu bleiben.
Dann wandte sie sich ab und tat, als müsse sie sich ihren Rock richten. Bei dieser Tätigkeit trat sie ins schwache Licht des Dochtes, um es auch zu demonstrieren. Dabei grinste sie schmal und kniff die Augen zusammen. Zusätzlich hielt sie eine Hand vor ihr Gesicht. "Ich musste mich erleichtern und mir ein bisschen die Beine vertreten. Bitte, mach das Licht aus, es schmerzt mir in den Augen."
Wobei sie innerlich versucht war zu beten, damit die Fremden auch ja ihre Klappe hielten, sodass sie nicht weiter auffielen. Wenn es dafür nicht schon zu spät war...
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 16. Juli 2010, 19:24

Mokosha und Renoka legten die Köpfe schief. Es sah schon putzig aus, selbst wenn man sie nur konturenhaft erkannte. Die beiden lauschten Janays Ausführungen aufmerksam. Wo allerdings Renoka Probleme hatte, alles zu verstehen, da nickte der Jüngere von beiden wissend. Aber er grinste aus, zeigte auf seine Waschbärenmaske. "Gefahrenschutz und Zeichen von Mann." Offenbar wollte Mokosha verständlich machen, dass die Tiermasken ein Männlichkeitssymbol seines Volkes darstellten. Er schien stolz auf seine Maske zu sein, auch wenn sie nicht so fein ausgearbeitet war wie das Bildnis des Nashorns. Sein Waschbär wirkte noch etwas kantig, besaß keine Farbe, sondern nur kleine Einschnitzungen, aber wenigstens erkannte man ihn als solchen.
Erneut blickte der Junge ernst. Seine grünen Augen funkelten im Mondlicht. "Kein Feuer", sagte er mit aller Entschlossenheit. Die Namudu mussten große Angst um ihre Wälder haben und Janay lernte erste Gründe dafür kennen. Lebten die Bäume hier ... mehr ... als andernorts? Oder war es nur Zufall, dass der Ast ihre Schulter gestreift hatte? Wie auch immer, die Namudus wollten sie mitnehmen. Was hatten sie vor?
Doch dann störte Pelkin die Szenerie, sorgte noch dazu für unruhiges Angstverhalten von Seiten Renokas und Mokoshas. Der Diener streckte die Kerze aus, suchte die Umgebung ab. "Da war doch was", murmelte er vor sich hin. Die freie Hand fuhr zum Ohr hinauf, um sich dort um die Ohrmuschel zu legen. Pelkin mochte ein loyaler Diener des Barons sein und vermutlich für ihn sogar in den Tod gehen, aber seine Sinne waren in diesem Alter nicht mehr die Besten. Er musste immerhin mindestens schon 60 Jahresläufe hinter sich haben. Falten, eine leichte Trübheit der Augen, die gebeugte Gestalt und vor allem das silbrig weiße Haar zeugten davon. Es schimmerte beinahe so hell wie Janays, die nun nach eindringlicher Warnung der beiden Namudus vom Kutschbock stieg und Pelkin entgegen trat.

"Fräulein Janay, Ihr seid es." Der Diener atmete erleichtert aus. "Bei Feylins neugierigem Gemüt, ich fürchtete schon, es wäre eine Waldbestie. Mit Verlaub, ich glaube zwar nicht, dass sich in dieser Gegend Wölfe herum treiben, aber das Wasser birgt sicherlich ebenso Gefahren. Ihr solltet wieder in die Kutsche kommen, mein Fräulein." Der Rat des Dieners war nicht unbegründet. Er leuchtete unsicher Richtung Kutschbock. Von dort aus wimmerten die Namudus leise. Sie nahmen sich Janays Worte zu Herzen, vertrauten offenbar erst einmal darauf, dass sie ihren Wald Sarius nicht abfackeln wollte, aber die Angst blieb dennoch.
Rasch versuchte es die Dunkelelfe mit einer Ausrede. Sie behauptete einfach, das plötzliche Licht stäche ihr in den Augen. Die Loyalität des Dieners sorgte dafür, dass er rasch die Kerzenflamme löschte. Sofort wurde es beim Kutschbock ruhig, aber Janay sollte keine Gelegenheit bekommen, sich wieder Renoka und Mokosha zu widmen.
"Bitte, mein Fräulein, in die Kutsche. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Euch in meiner Gegenwart ein Unglück geschieht. Ich würde meinen Herrn enttäuschen, also bitte, steigt ein." Pelkin würde sich nicht abwimmeln lassen. Er wartete, bis Janay seiner Bitte Folge leistete und würde dann die Kutschentür mit einem Keil verschließen, um absolut sicher zu sein. Licht stand ihnen ja auf Wunsch der Dame hin nicht länger zur Verfügung.

Sie würden warten müssen, bis der Morgen graute. Was Mokosha und Renoka trieben, erfuhr Janay nicht mehr. Am Morgen aber, als erste Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch das Geäst bahnten und auf wellige Wasseroberflächen trafen, da klackerte es draußen unentwegt.
Das Geräusch weckte sogar den Baron. Sich am Bauch kratzend öffnete er die Augen. "Was ist denn das für ein Lärm zu so früher Stunde? Pelkin? Pelkin, sieh nach und beschwere dich in meinem Namen!" Offensichtlich war sich Baron von Sonnenbergen noch nicht bewusst, wo er sich befand. Pelkin öffnete die verriegelte Kutschentür und spähte hinaus. "Herr, es sind diese ... Wilden ... sie treiben auf dem Wasser. Sie haben ein Floß, Herr."
"Wilde? Ein Floß?" Oribas versuchte, sich aufzurichten. Pelkin hatte natürlich nicht gelogen. Renoka und Mokosha - beide trugen wieder schützend ihre Tiermasken vor den Gesichtern - saßen auf einem breiten Floß auf dem Wasser. Es bot mindestens Platz für 10 Personen und wurde mit großen Holzstangen gelenkt, die die beiden in Händen hielten. Das Floß machte einen sehr stabilen Eindruck. Lianen und aus Pflanzenfasern geflochtene Seile hielten die dicken Stämme zusammen.
"Janay kommen jetzt mit? Dunkelheit fort, kein Grund mehr Angst vor Tieren", rief Mokosha der Kutsche zu. Seine Worte sorgten für einen verwirrten Blick des Barons in Janays Richtung.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Janay » Samstag 17. Juli 2010, 03:27

Dass die Beiden ihren Erklärungen vielleicht nicht ganz folgen konnten, vermutete sie zwar unbewusst, jedoch wusste sie auch nicht, wie sie es anders formulieren könnte. Somit ließ sie es auch bleiben.
Stattdessen allerdings wurde ihr die Funktion der Masken erklärt, was sie unwillkürlich schmunzeln ließ. Zeichen für die Männlichkeit... Nun ja, Männer waren oft schon seltsam gewesen, egal, ob sie nun Rituale dafür hatten oder sich einfach nur entsprechend gebärdeten. Dazu schwieg sie aber trotzdem lieber. Außerdem erschien es ihr recht zweifelhaft, dass dieser Junge schon ein Symbol für die Männlichkeit hatte, obwohl er noch recht kindlich wirkte. Doch vermutlich war es eher vom Alter und nicht vom Aussehen abhängig, ob jemand eine Maske bekam oder nicht.
Mehr Gedanken darüber konnte sie sich durch das Aufwachen des Dieners leider nicht machen. Sie konnte nur froh darüber sein, wenn die beiden Namudus nicht gleich wieder in Panik verfielen, weil das Licht nicht sofort von ihr gelöscht wurde. Jedoch musste sie glaubwürdig bleiben, damit Pelkin nicht misstrauisch werden konnte.
Als er sie sehen konnte und auch erkannte, setzte sie ein entschuldigendes Lächeln auf. "Ja, ich bin es und nein, ich habe keine Bestie bisher gesehen. Aber das Bedürfnis ließ sich leider nicht vermeiden.", erwiderte sie in einem lockeren Tonfall, während sie innerlich hoffte, dass die Zwei in der Dunkelheit weiterhin still halten würden.
Sie beeilte sich ja schon so sehr, wie sie es konnte, ohne auffällig zu werden.
Lautlos seufzte sie, als der Diener darauf bestand, dass sie in die Kutsche zurück kehren sollte.
Wollte sie das denn? Andererseits... hatte sie eine Wahl? Nein, vermutlich nicht. Noch dazu kam sie ebenfalls auf den Gedanken, dass Pelkin Ärger bekommen würde, würde sie einfach verschwinden. Etwas, worüber sie vorhin überhaupt nicht nachgedacht hatte. Im Prinzip könnte es ihr ja egal sein, viel hatte sie bisher mit ihren beiden Begleitern nicht zu tun gehabt. Allerdings war da ihr Gepäck am Dach der Kutsche und obendrein der Lohn, der ihr winkte. Also sollte sie lieber nicht kurzerhand abhauen, auch wenn sie eine Spur Neugier nach dem Dorf in sich fühlte.
Doch zuerst atmete sie unbemerkt auf, als er endlich die Kerze wieder löschte. Es hatte ihr in den Augen geschmerzt, ja, wenngleich nicht derart stark, wie sie es behauptet hatte. Als Ausrede hingegen war es ihr wirklich recht gewesen.
Eigentlich wollte sie sich noch von den Beiden leise verabschieden, vielleicht ihnen noch das ein oder andere zuflüstern, ohne eine konkrete Idee zu haben, aber der Diener erwies sich gerade als hartnäckig. Gut, er sollte sich um ihren Wohlbehalt kümmern, jedoch musste er sie nicht behandeln wie ein kleines Kind! Trotzdem hatte sie keine Wahl, sodass sie an seiner Seite in die Kutsche einsteigen musste und konnte keinen Umweg um den Kutschbock nehmen. Blieb ihr nur zu hoffen, dass die Namudus deswegen keinen Radau machen würden.
Janay glaubte nicht, dass sie in dieser Nacht, im engen Raum des Gefährts Schlaf würde finden können. Anfangs schien es auch überhaupt nicht danach, sie war ja ausgeruht und sie fühlte sich aufgekratzt. Knapp vor dem Morgengrauen allerdings fiel sie dann doch in einen leichten Schlummer. Was ihr davor für Gedanken durch den Kopf schossen, wusste sie danach nicht mehr.
Es erschienen ihr lediglich Sekunden vergangen zu sein, als ein aufdringliches Klackern von draußen an ihre Ohren drang. Zuerst wollte sie sich umdrehen und weiter dösen, wäre da nicht die Stimme ihres Gönners gewesen, die sie endgültig wach werden ließ. Oh je, das versprach nichts Gutes!
Weiter jedoch kam sie nicht mehr, schon gar nicht dazu, dass sie es selbst übernahm, hinaus und nach zu sehen, denn der Diener war erstaunlich schnell auf den Beinen. Und er erkannte genau das, was sie instinktiv schon befürchtet hatte.
Sie war etwas schneller als der Baron aus der Kutsche draußen, sah ebenfalls das Floß und die beiden Namudus, und fluchte leise vor sich hin. Wobei sie aufpassen musste, dass sie nicht ins Lerium verfiel.
So nett diese Geste auch wirkte und ihnen vielleicht einen Fluchtweg ermöglichte, so unpassend war sie gerade jetzt. Sie hatte nichts von der nächtlichen Begegnung erwähnen wollen!
Aber so wirklich erschrak sie erst, als sie direkt angesprochen wurde.
Verdammt, auch das noch!
Die junge Frau spürte den Blick ihres Gönners mehr, als dass sie ihn sah, denn sie wagte es nicht den Kopf zu drehen.
Ausrede... Begründung... irgendetwas musste ihr einfallen! Okay, sie sollte bei der Wahrheit bleiben, immerhin hatte sie nichts Verbotenes gemacht. Allerdings konnte sie den Baron auch nicht so sehr vor den Kopf stoßen. Da kam ihr eine zündende Idee und sie hoffte, dass sie auch rettend sein würde.
Gestärkt dadurch wandte sie sich ihrem Gönner zu und sah ihm direkt ins Gesicht. "Die Beiden kamen gestern und wollten ihre Maske, die in der Kutsche geblieben war. Sie haben mir ein wenig darüber erklärt und auch, dass sie Panik vor dem Feuer haben, weil es zu einem Brand führen kann. Es sind Namudus und sie wollen mich mit in ihr Dorf nehmen. Ich denke, ich werde dieser Einladung folgen." Rasch hob sie die Hand und fuhr fort, ohne ihm die Möglichkeit zu lassen, etwas dazwischen zu reden, um nichts falsch zu verstehen. "Aber ich werde zurück kommen. Wir stecken fest und das kann uns jederzeit wieder passieren. Vielleicht also kann ich mehr von ihrem Vertrauen gewinnen und dadurch einen Weg hier heraus finden. Jedoch werde ich allein gehen. Du hast sie gestern erschreckt und auch vor Pelkin fürchten sie sich etwas, wahrscheinlich weil er die Fackel gehalten hat. Keine Sorge, mir wird nichts passieren, ich kann mich wehren. Auch werde ich versuchen, mich zu beeilen. Wie gesagt, sie könnten uns helfen, wenn wir sie lassen."
Danach hielt sie inne und presste die Lippen leicht zusammen.
Würden ihre Worte die richtige Wirkung erzielen? Oder hatte sie sich grad um Kopf und Kragen geredet? Nicht, dass es ihr so wichtig gewesen wäre, das Verhalten der Namudus zu erklären und zu entschuldigen. Nein, sie wollte ihren eigenen Vorteil behalten und dafür bot sie auch ihre Redekunst auf.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Dienstag 3. August 2010, 21:23

Baron von Sonnenbergen war verwirrt. Nun standen dort bereits zwei dieser fremden Wilden und einer von ihnen trug die Maske, die sich doch eigentlich noch in der Kutsche befinden musste! Flüchtig schaute der Baron an den angestammten Platz und stellte fest, dass die Maske entwendet worden war. Seine Miene verdüsterte sich. Wieder streifte sein Blick zu Janay herüber. Sie war ihm eindeutig Erklärungen schuldig, vor allem, weil er das Gefühl hatte, sie hinterging ihn. Das war eine enttäuschende Erkenntnis. Er hing bereits jetzt sehr an ihr.
Wie erleichtert war er, als seine Gesellschafterin dann zu einer Erklärung ansetzte. Die Namudus, wie sie sich nannten, wollten also nur die Maske zurück haben und sie fürchteten das Feuer. Diese Information konnte noch sehr wichtig sein, sollten sie es wagen, die Kutsche angreifen zu wollen. Er warf den beiden Gestalten auf dem Floß einen skeptischen Blick zu. Mokosha und Renoka aber hockten artig auf den breiten Stämmen, hielten die Lenkstangen fest in Händen und warteten geduldig.
Da erwähnte Janay plötzlich das Dorf und dass die Namudus sie mitnehmen wollten. Sofort nahm Oribas' Gesicht eine puterrote Farbe an. "Sie wollen was und du willst was?!" Damit hatte der Baron nicht gerechnet, aber seine Röte äußerte sich nicht in Wut, sondern eher in einem Zustand von Verlustangst. Er mochte Janay, er zahlte für ihre Anwesenheit und er wollte sie sich nicht wegnehmen lassen. Sofort griffen seine Hände nach ihr und jetzt konnte Janay sich wieder an die gemeinsame Nacht erinnern, in der Oribas sie fester als beabsichtigt gepackt hatte. Wie Schraubstöcke eines Handwerkers schlangen sich seine Pranken um ihre zarten Hüften.
Er wollte sogleich etwas erwidern, doch Janay kam ihm zuvor, was zur Folge hatte, dass sich sein Griff außerdem wieder etwas lockerte. Der Baron musterte sie. In seinem Blick sammelten sich Sorge und Zweifel. Er hatte große Bedenken, Janay diesen Maskenmenschen auszusetzen.
Letztendlich jedoch seufzte er - sehr schwer. "Ich könnte dir niemals einen Wunsch abschlagen und da du weder Schmuck noch schöne Kleider begehrst, muss ich dein Herz durch solcherlei Taten wohl öffnen, meine Liebe." Sanft jetzt ließ er sie vollkommen los und öffnete die Kutschentür. "Geh mit ihnen, aber komm schnell zurück. Und lass dir von Pelkin eine Kerze, Fackel oder Öllampe geben. Feuer könnte dich retten, solltest du in Not geraten." Er griff in seine Westentasche, zückte drei Lysanthemer und reichte sie Janay. "Bitte", sagte der Baron beinahe flehend und schon krank vor Sorge, "komm zu mir zurück."
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Janay » Mittwoch 4. August 2010, 11:38

Janay konnte es sich nicht ganz erklären, aber sie hatte ein wenig Herzklopfen, weil sie nicht wusste, wie ihr Gönner auf ihre Worte reagieren würde.
Sie war bemüht gewesen, sich an der Wahrheit zu halten, ohne deutlich zu machen, dass sie höchstwahrscheinlich zurück kommen würde, weil sie das versprochene sorgenfreie Leben einige Zeit lang genießen wollte. Und sofern nichts geschehen würde, was sie davon ernsthaft abhalten würde, würde sie eben bald wieder hier sein. Zumindest hatte sie das vor.
Seine heftige Reaktion darauf, was sie vorhatte, erschreckte sie leicht, auch wenn sie damit gerechnet hatte. Denn er rief ihr wieder ins Gedächtnis, dass er durchaus in der Lage war, auch einmal fester zu zupacken.
Wobei sie Glück hatte, dass sie nicht inne hielt, sondern durch ihr Fortfahren es schaffte, dass er seinen Griff lockern musste. Ihr Herz schlug noch schneller, aber sie bemühte sich, es zu verbergen.
Außerdem hoffte sie irgendwie auch, dass er sich nicht zu sehr aufregen würde. Sie wusste schließlich noch nicht, wie stabil seine Gesundheit war, da sie schon öfters gehört hatte, dass diese ab einem gewissen Gewicht zu leiden begann. Und er hatte dieses definitiv schon länger überschritten in ihren Augen. Dass er sich wegen ihr zu sehr aufregte, das wollte sie nicht, denn sein Schaden könnte ihr Gewissen belasten. Nicht viel vermutlich, solange nichts Gravierendes passieren würde, jedoch schon ein bisschen wäre etwas zu viel für ihren Geschmack.
Sie versuchte, seinem Blick fest und standhaft zu begegnen, um ihm keine Chance zu einer Idee zu geben, als könne sie selbst Unsicherheit verspüren. Damit er nicht noch eventuell glauben mochte, sie würde den Namudus selbst nicht trauen.
Gut, sie traute im Prinzip niemandem außer sich, allerdings glaubte sie nicht daran, dass die beiden Jungs ihr etwas tun wollten. Sie waren dazu viel zu neugierig auf sie.
Als der Baron sich schließlich geschlagen gab, schenkte sie ihm ein freundliches Lächeln. Fast wäre sie versucht gewesen, ihm zu erklären, dass mit Geschenken ihr Herz generell nicht zu öffnen wäre, doch wollte sie nicht in diesen Momenten eine Diskussion eröffnen.
Zu seinem Ratschlag nickte sie, auch wenn sie nicht glaubte, dass es nötig wäre. Sie würde eine Kerze nehmen, das war das ungefährlichste Stück in ihren Augen, und sie könnte sie rasch ausblasen, sollte es sonst zu viel Panik geben.
Da er ihr schon die Tür geöffnet hatte, schlüpfte sie hinaus, ehe sie sich wieder zu ihm umdrehte und ihn noch einmal anlächelte. Dabei schüttelte sie den Kopf und schloss seine Hand um das Geld wieder. Hier konnte sie schließlich nichts damit anfangen und sie hatte ja vor, zurück zu kommen.
"Ich versuche, spätestens vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier zu sein. Mein Gepäck lasse ich da, ich weiß, du wirst darauf achten." Flüchtig strich sie mit dem Daumen über seinen Handrücken, denn sie ahnte, diese zärtliche Geste würde ihn ein wenig beruhigen können.
Dann aber wandte sie sich ab, das Geld bei ihm lassend, zu dem Diener. "Eine Kerze, bitte.", sprach sie höflich. "Und... ähm... etwas zum Anzünden."
Wie sonst sollte sie diese verwenden? Jetzt die Flamme zu entzünden wäre unklug, abgesehen davon war es heller Tag, und in kurzer Zeit wäre die Kerze sonst abgebrannt.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 5. August 2010, 21:45

Baron von Sonnenbergen sah Janay nach wie ein treudoofer Hund, den man an einen Baumstamm band und befahl, artig zu warten bis man zurückkehrte - und anschließend mit der voll bepackten Kutsche auf ewig das Weite suchte. Er seufzte, berührte jene Stelle seiner Hand, an der Janays Daumen die Haut für einen Sekundenbruchteil gestreift und somit sein Herz erwärmt hatte. Er ließ sie nur sehr ungern ziehen, aber konnte er dieser schönen, jungen Frau etwas abschlagen?
Vermutlich hätte Janay ihn mit einem einzigen Wimpernschlag um sein gesamtes Vermögen bringen können, wenn sie nur liebevoll genug gefragt hätte. Der Baron war ihr verfallen und bereit, fast alles für sie aufzugeben. Doch jetzt musste er eine noch schwierigere Prüfung ablegen: Warten. Warten mit der Ungewissheit, ob seine verführerische Gesellschafterin jemals in seine Arme zurückkehren würde.
Diese Gedanken hatten sich schon oft in seinem Leben in seinem Kopf breit gemacht, doch nicht in einer solchen Lage. Meist war es nach dem Erwachen gewesen, nach einer ereignisreichen Nacht. Die Frauen hatten nicht nur Hals über Kopf sein Bett, sondern gleich ihn mitsamt all ihres Hab und Gutes verlassen. Baron Oribas hoffte, Janay würde zurückkehren. Sie war anders. Im Gegensatz zu den anderen Frauen ließ sie ihre Kostbarkeiten bei ihm. Außerdem verließ sie ihn mit einem Lächeln.
"Ich vertraue auf deine Rückkehr", hauchte er, ohne dass es jemand hören konnte und zog sich in die Kutsche zurück. Er wollte nicht mit ansehen, wie diese Wilden Janay auf dem Floß davon fuhren. Das hätte sein Herz nicht ertragen, welches ob seines Gewichtes schon schwer genug pumpte. Pelkin würde ein Auge auf seine schöne Dame haben.

Der Diener reichte Janay die Kerze, die sie erbat und auch drei Schwefelhölzer in einer kleinen Holzschachtel. "Reibt sie schnell an der rauen Seite der Schachtel, dann wird sich der Schwefel entzünden. Es ist ein Wunderwerk der Alchemie", sagte Pelkin. Hinter vorgehaltener Hand fügte er mit gerümpfter Nase hinzu: "Leider stinkt es barbarisch, was nicht gerade das Wunder im Wunderwerk unterstreicht." Er hüstelte und trat zurück.

Die Namudus lugten bereits von ihrem Floß aus zu Janay herüber. Als Mokosha erkannte, dass sie wohl abreisefertig war, stakte er das Wassergefährt dicht ans Ufer heran, so dass die vorderen Teile der Stämme auf dem Ufergrund zum liegen kamen. "Aufsteigen, komm komm!", spornte der Junge mit der Waschbärenmaske an. Er reckte Janay seine Hand entgegen. Sie war schmutzig von getrocknetem Schlamm. Renokas Hände sahen nicht sauberer aus. Offenbar war Floßfahren eine überaus dreckige Angelegenheit.
Der andere Namudu nickte Janay zum Gruß, doch seine Aufmerksamkeit lag auf der Kerze, die sie hielt. Als würde er dieses kleine Objekt kennen, zeigte seine Haltung deutliche Skepsis. Mokosha jedoch blieb unberührt von dem winzigen Stück geformten Wachses, obwohl der heraus schauende Docht durchaus seinen Reiz besaß. "Losfahren!", gab er seinem Kameraden mit einem Wink zu verstehen, sprang vom Floß und schob kräftig. Das Gefährt glitt zurück ins Wasser. Mit einem gewagten Sprung landete Mokosha auf dem unebenen Deck, dass das Floß schaukelte. Er griff nach seiner Ruderstange und machte sich an die Arbeit.
"Hinsetzen und warten bis Dorf", wies er Janay noch an.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Janay » Donnerstag 5. August 2010, 22:37

Janay hatte sich vorgenommen, ihr Wort zu halten, sofern nichts Gravierendes dazwischen kommen würde. Dabei waren nicht jene Gründe ausschlaggebend, was sie für den Baron bedeuten könnte, nachdem er so lange vergeblich gesucht und ihr das ja auch erzählt hatte. Nein, sie waren vielmehr praktischer, finanzieller Natur, wofür sie schließlich auch bereit wäre, das verhasste Pelgar wieder zu betreten.
Auch wenn sie es für klüger hielt, das nicht offensichtlich zu zeigen, kam in ihr immer mehr der Egoismus durch, sodass sie ihre Vorteile auch bei ihrem neuen Gönner heraus holen wollte, ohne es wirklich laut aussprechen zu müssen. Sie würde ihn nicht völlig ausnützen, darin sah sie weder Sinn, noch Reiz, aber sie würde die Vorteile durchaus auszukosten wissen. Dafür erhielt er immerhin ihren Körper und durfte auch etwas grober zupacken, solange es nicht mehr als ein blauer Fleck danach sein würde.
Von daher war der Tausch genau das, was der Baron gewollt hatte. Und trotzdem würde sie es ihm nicht ständig auf die Nase binden wollen, das trübte eindeutig nur die Stimmung. Nein, sie ließ ihn lieber in dem Glauben, ihr vielleicht sogar ein bisschen was an ihm und nicht allein an ihrem Lohn liegen. So würde sie womöglich sogar ohnehin mehr erreichen, als wenn sie ihn stets vor Augen führen würde, dass sie käuflich war.
Fast war sie versucht, einen letzten Blick zurück zu werfen, als sie auf Pelkins Reaktion wartete, um ihm noch ein zuversichtliches Lächeln zu schenken. Allerdings wäre das in ihren Augen wie ein Eingeständnis ihrer Unsicherheit gewesen und das wollte sie ihrem Gönner eindeutig nicht zeigen.
Also konzentrierte sie sich ausschließlich auf den Diener und wartete auf das Gewünschte. Mit einem knappen Nicken nahm sie die Dinge an sich, als sie ihr gereicht wurden, und hörte ihm aufmerksam zu.
Beinahe wäre sie versucht gewesen, eins der Schwefelhölzer gleich auszuprobieren, da sie neugierig war. Aber sie würde diese womöglich alle drei noch brauchen und sollte demnach damit sparsam umgehen. Noch dazu, als ihr Pelkin gestand, dass sie durch die Reibung zu stinken begannen.
Dadurch nickte sie lediglich noch einmal und hielt die Gegenstände fest in ihrer Hand, als sie den Diener ein letztes Mal flüchtig in die Augen sah, wie als stumme Bestätigung, dass sie zurück kommen würde.
Dann wandte sie sich abrupt ab und ging zu dem Ufer in Richtung Floß. Gleichzeitig setzte sie ein beruhigendes Lächeln auf, damit die beiden Namudus auch wussten, dass sie ihnen noch immer nichts tun wollte.
Während sie näher kam, setzte sich auch das Floß wieder in Bewegung, sodass sie ungefähr zur selben Zeit beim Übergang eintrafen.
Als sie angespornt und es wieder deutlich wurde, dass auch Ungeduld ihnen zu eigen war, musste sie ehrlich schmunzeln. Es kam doch nicht auf ein paar Sekunden mehr oder weniger an!
Außerdem würde sie gleich zum ersten Mal so etwas besteigen. Gerne hätte sie das deswegen etwas ruhiger angegangen, allerdings war ihr das anscheinend verwehrt.
Vor der schmutzigen Hand wollte sie zuerst instinktiv zurück schrecken, jedoch hatte sie ja keine andere Wahl. Sie hatte zugesagt und ohne Hilfe würde sie wohl kaum sicheren Schrittes auf die Holzstämme gelangen können, dazu war sie zu unerfahren. Und die Blöße eines Sturzes, womöglich sogar ins Wasser, wollte sie sich eindeutig nicht geben.
Also atmete sie tief durch, biss die Zähne zusammen und griff zu.
Mit Schwung wurde sie auf das Floß gezogen, sodass sie beinahe am anderen Ende ausgeglitten und wieder herab gerutscht wäre. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich fangen, indem sie sich auf die Knie fallen ließ und mit der freien Hand zusätzlich abstützte. Während ihre Finger sich nur noch fester um die Kerze und die Zündhölzer schlossen, damit sie diese nicht verlieren konnte.
Abrupt drehte Janay den Kopf und prustete die ins Gesicht gerutschten Strähnen etwas zurück. In ihren Augen blitzte es einen Moment lang verärgert, denn er hätte sie davor warnen können, mit wie viel Kraft er ziehen würde.
Seufzend richtete sie sich nach einigen raschen Atemzügen in eine aufrechte, kniende Position und rückte dabei etwas vom Rand weg. Wobei sie hastig wieder die Hand als Stütze nahm, als sich das Floß mit einem Ruck in Bewegung setzte und durch den Sprung heftiger hin und her schwankte.
Gut, das war hier eindeutig nicht ihr Fall und vermutlich war sie gerade auch etwas blasser um die Nase geworden.
Bei seiner Anweisung, dass sie sitzen solle, grinste sie freudlos. "Ich hab nichts anderes vor.", murmelte sie und mochte dieses Schaukeln gar nicht.
Besser gesagt, ihrem Magen passte das nicht, noch dazu, wo sie seit dem Frühstück gestern nichts mehr zu sich genommen und sowieso schon ein flaues Gefühl gehabt hatte.
Sie schloss die Augen und versuchte sich mit tiefem Durchatmen ein wenig zu beruhigen.
"Wie lange wird es eigentlich dauern, bis wir da sind?", fragte sie, als sie ihre Lider erneut anhob. Wirklich gebracht hatte es nämlich nichts für ihren Magen.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. August 2010, 13:43

weiter bei Das Dorf der Einheimischen -> Ein seltsames Volk
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. August 2023, 21:31

Razag und Syn kommen von: "Alles hat seinen Preis"

Die Flöße waren nicht miteinander vertäut. Zwar hatten beide in ihrer Habe genug Seil, um sich im Notfall gegenseitig zu helfen, aber vorerst fuhren sie unabhängig voneinander. Zarrah und Crystin hatten etwas mehr Fahrt drauf, da sie nicht so viel Gewicht aufbrachten, wie der Ork. Doch das Gewässer floss ruhig und gemütlich dahin, auch die Natur wirkte sanft und hier und dort zwitscherten Vögel. Auf dem Floß der Frauen wurde nicht viel gesprochen und die Männer konnten sehen, wie Crystin sich nach einigen Stunden an das Kleid von Syn machte, um es weiterzunähen. Die Nacht verabschiedete sich bereits wieder von der Welt und es dämmerte langsam als sie die Gabelung erreichten, die Zarrah endlich dazu veranlasste, hinter sich zu blicken. Sie bedeutete Razag, dass sie nun nach rechts folgen würden und dem Arm des Euwin folgen würden. Sie wechselten abermals die fließende Grenze der Wälder und befanden sich nicht mehr in dieser magischen Atmosphäre, die der Neldoreth auszustrahlen wusste. Syn und Razag fanden sich in einer neuen Welt wieder. Der Sarius wirkte düsterer und gleichwohl herrschte hier eine eigenartige Stimmung, die nicht schlecht wirkte. Eher erhaben muteten die großen, knorrigen Bäume an, die sich hier und dort aus überfluteten Teilen des Waldbodens erhoben. Große, wulstige Wurzeln schlugen teilweise hohe Bögen und mündeten in helle Stämme, die dunkle Baumkronen trugen. Tatsächlich fuhren sie zeitweise durch ein wahres Blättermeer hindurch. Große, schwere Weidenköpfe hingen ins Wasser und kitzelten sie beim Hindurchfahren. Es hatte seinen ganz eigenen Charme und hier und dort konnten sie Waldtiere erkennen, die tranken und bei ihrer Vorbeifahrt das Weite suchten. Crystin war inzwischen eingeschlafen und hielt noch Nadel und Garn in den Fingern, während Zarrah weiterhin nur dasaß und auf ihren Weg blickte. Die Elfe bewies eine ungemeine Ruhe und stoische Art. Razag und Syn hingegen hatten auf ihrem Floß, ebenso wie die Frauen, Proviant und konnten sich daraus bedienen. Zarrah hatte nicht nur die Flöße geordert, sondern eben auch dafür sorgen lassen, dass sie auf ihnen für einige Zeit reisen konnten, ohne auf die Jagd gehen zu müssen. Es würde also eine ganze Weile dauern – 5 Tage, wie Zarrah noch mal auf Raz‘ Nachfrage bestätigt hatte, bis sie vielleicht wieder Land unter den Füßen hätten. So genau hatte Zarrah das nicht erzählt. Zeit genug also, sich mit Dingen zu befassen, die vielleicht wichtig waren. Oder Schlaf nachzuholen. Oder was auch immer den Reisenden einfallen mochte.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Synnover » Sonntag 27. August 2023, 09:34

So unbemerkt wie Synnover in das Dickicht verschwunden war, so tauchte er nun daraus wieder hervor. Unbemerkt bleiben sollte asuch Saqirs unnatürliches Ableben. Obgleich das weiße Kaninchen sich gern in seinen Taten sonnte und vor allem Komplimente dafür kassierte, entschied er sich nun, darüber zu schweigen. Es war nichts, womit er sich vor Zarrah hätte rühmen können. Ihm war bewusst, dass sie es erwartete, dass man ihre Ehre als Nachtklinge kommentarlos verteidigte. Syn hatte nicht zum ersten Mal im Namen seiner Herrschaft ein Leben genommen. Er war kein Assassine! Das musste er nicht sein, die Nachtklingen brachten genug eigenes Blut hervor, das diese Aufgabe ergriff. Aber auch ihn schickte man aus, um das Leben unliebsamer Konkurrenz zu nehmen.
Yolintha ging es da noch am leichtesten an. Sie verschacherte das Kaninchen an eine Konkurrentin und gab ihm Gift mit auf den Weg. Sie hatte stets erwartet, dass Syn nach einigen Nächten Spaß mit irgendeinem der dunkelelfischen Weiber, das Gift in den Wein oder das Essen gab. Dass es nie in der ersten Nacht passieren durfte, war ihm selbst schnell klar, sonst würde ein Verdacht auf die Nachtklingen und vor allem ihn zurückfallen. Aber wenn irgendeine Elfe plötzlich starb und eben das begehrte Kaninchen mit ihr das Bett geteilt hatte, ließ am Ende nur noch darauf schließen, dass der Rammler mit seinen Fähigkeiten ihre Aufmerksamkeit so sehr eingenommen hatte, dass sie unvorsichtig geworden war. Und einer Elfe, die für ihren Tod durch Nachlässigkeit selbst verantwortlich gemacht wurde, weinte man keine Träne nach.
Karrish war stets anders vorgegangen. Er hatte sein Kaninchen nicht direkt in die Reihen der Konkurrenz geschickt. Er handhabte es anders. Wie genau, das konnte Syn nicht sagen. In dieser Hinsicht blieb auch ihm einiges verborgen. Er wusste nur, dass auf Karrishs Wunsch hin gelegentlich Sonderkämpfe in der Arena stattfanden, bei denen irgendein Sohn oder eine Tochter aus dunkelelfischem Adelshaus gegen das Kaninchen hatte antreten müssen. Meist durfte Syn dann die Nacht darauf mit einer Schwester, Mutter oder Tante des verstorbenen Duellanten verbringen. Entweder, um ihr Trost zu spenden oder weil der Schoß besagter Frau nur so pochte, wenn sie an das mordlüsterne Kaninchen dachte, das ihren Blutsverwandten auf dem Gewissen hatte.
Wie auch immer er es anstellte, am Ende verteidigte Synnover die Ehre seiner Herrschaft. Und er hatte es auch dieses Mal wieder getan. Saqir lag hinter ihm, tot und vergessen. Selbst Syn widmete sich nun schon wieder anderen Dingen. Mit gepacktem Rucksack trat er neben Razag und schnappte gerade noch Crystins Kompliment an den Grünen auf, weil er einen so großen Wissensschatz über die Wildnis besaß, obwohl er doch einen Großteil seines Lebens in Morgeria verbracht hatte. Syn schwieg. Das, was Razag da erzählte, kam ihm ohnehin so vor als plapperte der Ork in einer ihm fremden Sprache. Von der Seefahrt wusste Synnover nämlich überhaupt nichts. Man merkte es ihm auch alsbald an, als Razag in die Runde fragte, ob sie denn schwimmen konnten.
"Schw...imm..en?", wiederholte das Kaninchen, dehnte den Begriff so sehr, dass kein Zweifel bestand, dass er ihn überhaupt zum ersten Mal in den Mund nahm. Zarrah wusste die Antwort vielleicht schon vorab. Alles, was tiefer als ein Badezuber war, war Synnover fremd. Er hatte nie ein morgerianisches Badehaus betreten. Wozu auch? Er brauchte keine Kenntnisse darüber, denn er sollte nicht schwimmen, sondern kämpfen ... und Frauen bei Laune halten. Es war nie nötig, Zeit damit zu verschwenden, ihm wassernahe Fähigkeiten beizubringen. Morgeria lag fern von Gewässern. Und so hatte Syn nun auch zum ersten Mal überhaupt einen Fluss gesehen. Er kannte den Regen, er kannte Wasserrpfützen, aber nichts ließ sich mit dem breiten Wasser vergleichen, das hier einfach so im Wald herum lag. So hätte er es wohl ausgedrückt, hätte man ihn danach gefragt. Woher sollte er folglich überhaupt den Begriff des Schwimmens kennen? Das Beste wäre, ihn an Razag zu bringen, damit er nicht versehentlich vom Floß fiel. Er würde es mit sich machen lassen, wenn die richtige Person es befahl und das wäre in erster Linie Zarrah. Der Ork könnte es ihm auch vorschlagen, aber da würde Syn wohl nur skeptisch schauen ... bis er das Floß betreten musste. Erst dann wäre es ihm doch lieb, Razag reichte ihm das Ende eines Seiles. Syn brauchte einen Moment, um sich an das Schaukeln seines Untergrunds zu gewöhnen und eine ausbalancierte Haltung zu gewinnen. Bei einer Reise von fünf Tagen auf dem Gefährt würde er es schon hinbekommen. Anfangs aber wirkte er sichtbar unsicher. Das konnte er sich aber auch erlauben. Zarrah und Crystin würden nämlich vor ihm und Razag auf dem FLoß fahren und vor dem Ork war er überraschend offener als vor seiner einstigen Herrin. Sobald sie nicht mehr zurückblickte, ließ er sich unter einem Seufzen auf das Floß sinken und hielt sich sogar an den Baumstämmen fest, die seinen Untergrund bildeten.
"Dann zeig mir mal, wie man hier nicht herunterfällt", erinnerte Syn seinen Kumpel nach einer Weile daran, dass jener ihm das Führen eines Floßes näherbringen wollte. Er wäre kein sonderlich fleißiger Schüler, aber blieb aufmerksam genug, um die Grundlagen zu verinnerlichen. Schließlich wäre es für Syn nur von Vorteil, wenn er zu verhindern wusste, in das Wasser zu fallen. Sterben wollte er nicht und so strengte er seine Konzentration an, sich einiges an Wissen anzueignen. Es fiel ihm nicht leicht, denn die vorbeiziehende Umgebung lenkte gehörig ab. Immer wieder musste Razag seine Lektion wiederholen, um die Aufmerksamkeit des Kaninchens zurückzugewinnen. Ob er letztendlich aus Verzweiflung aufgab oder nur eine Pause einlegte, irgendwann wurde nicht mehr über Führungsstangen, Ruder, Back- und Steuerbord gesprochen.
Syn hockte auf dem Floß, betrachtete den fahrenden Bruder vor ihnen mit beiden Frauen darauf. Er sah, dass Crystin sich zum Schlafen eingerollt hatte. Sie bekam gar nicht mit, wie die Umgebung sich veränderte. Syn hingegen machte große Augen. Er betrachtete sich die neue Form von Bäumen, die weniger dicht zusammenstanden, dafür aber viel breitere Stämme und gigantische Wurzeln besaßen. Teilweise könnte man auf ihnen laufen, denn sie streckten ihre verzweigten Holzungen wie lange Finger in der Wasser hinein. Ihr Floß trieb sogar einmal unter brückenartigen Wurzeln hindurch, bevor ein Vorhang aus Weidenzweigen ihnen entgegenfiel.
"Morgeria ist das einzige Stück auf Celcia, das nicht Wildnis ist, oder?", murmelte der Mensch nach einer Weile. Sie hatten die Taverne mitten im Wald gesehen, aber diese war mit keiner Stadt zu vergleichen und nur Morgeria konnte Syn als Wissensgrundlage dienen. "Außer Kosral noch, was unsere Herr... Zarrah erwähnt hatte. Gibt es hier draußen überhaupt etwas wie Morgeria?" Zwischen all diesen Bäumen im Wasser konnte er es sich kaum vorstellen. "Kein Wunder, dass sie sich nicht sorgt, dass wir einfach losziehen könnten. Wohin auch? Wer würde Morgeria schon aufgeben wollen?" Er blickte einen Moment lang vor sich ins Nichts. So schön die Natur auch war, Syn begann, seinen Luxus zu vermissen. Wenigstens ein bequemes Bett wäre ihm jetzt lieb. Er positionierte sich auf dem Untergrund des Floßes neu. Frei zu sein war für ihn noch immer nichts, das er anstrebte. Es besaß bisher keine Vorteile.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 6. September 2023, 08:18

Zum Glück für die kleine Abenteuergruppe kannte sich wenigstens noch eine weiter Person in der Gruppe mit den Grundlagen aus, wie man sich auf oder im Wasser fortbewegte. Sonst hätte Zarrah vermutlich nicht den Ork erwählt sie auf dieses Abenteuer zu begleiten, oder auch zwei kleine Flöße bei dem kürzlich verschiedenen Dunkelelfen vorab bestellt, anstatt ein großes. Sie musste es also geahnt oder vielleicht sogar gewusst haben, dass ihr großer grüner Begleiter mit seiner Affinität zu Wasser nützlich sein würde. Und Razag erzählte seinem Kumpel auch nichts von 'Back-oder Steuerbord' denn sein Volk, bzw. sein Clan lebte an der Küste als Nomadenstamm. Sie kannten keine Schiffe, nur kleine Ein- bis zwei Mann-Boote, hauptsächlich Kanus mit Paddel und auch keine Segel, so groß wie Wolken, die auf dem weiten unendlichen Meer kreuzten. Sobald Razag ein solches mal sehen würde, wäre er vermutlich im Himmel. So aber war er noch sehr lebendig und träumte nur von den wundersamen Erzählungen seiner umher ziehenden Sippe.
Razag hing seinen Erinnerung nach. Obwohl nicht jeder Ork ein geborener Seefahrer war wie Santroner zum Beispiel, war sein Stamm an der Küste auf und abgezogen. Sie lebten also auch vom Fischfang und tanzten mit ihren ausgehöhlten Baumstämmen auf den Wellen der Brandung nahe des kargen Ufers oder auch mal kleinere Flussmündungen hinauf. Nicht alle Orks hatte man in Morgeria 'gezähmt'. Es gab immernoch frei lebende Sippen, die die eigentlichen Eingeborenen Völker und Herrn der toten Ebene waren. Kaum ein anderes Volk kannte diese Lande besser als sie und die Tote Ebene war bei weitem nicht so tot wie man annahm. Razag war ein Kind dieses oft verkannten Volkes und auch wenn er sich oft dumm stellte, so hatte das Leben ihn bis zu seiner Großen Orka doch stark geprägt. Im Gegensatz zu seinem Kumpel Syn hatte er eine Vorgeschichte in Freiheit, an die er sich erinnerte und die ihn ausmachte. So konnte Raz auf Wissen zurück greifen, dass sein Leben vor Morgeria bestimmt hatte und kleine Orks lernten schnell. Sie lebten schnell und starben auch oft genau so schnell. Ihre Lebenserwartung überschritt kaum die 40, wenn sie Kämpfer waren. Aber auch so: Wer wusste schon, wo das nächste Loch war, die nächste Felsspalte, in die man fallen und vergessen werden konnte. Das Ende war oft näher als man dachte.
Das Leben war sehr kurz für Orks, selbst wenn sie nicht begeistert in den Kampf zogen und dort als Helden starben...oder als geopferte Masse in einem Krieg, den sie nicht begonnen hatten.
So kam es auch dazu, dass Raz vom Fahren auf dem Wasser wusste, davon erzählte und Crystin nickte anerkennend.
„Erstaunlich, was du alles weißt, obwohl du doch schon so lange in… naja, in Morgeria lebst.“
, bemerkte sie und lächelte dann.
"Hm... sooo lange ist es garnicht gewesen. Du weist ja, (Wusste sie???) ...wir Orks altern schnell und werden auch nicht so alt wie Menschen...oder ELFEN! So gesehen hab ich wohl mein halbes Leben in Freiheit und ein dann ein paar Jahre in Gefangenschaft verbracht. Ich hatte eine normale Kindheit und Jugend. Morgeria war auch lange meine Heimat... aber jetzt..."
Er sah zu Zarrah.
"Jetzt bin ich... jetzt sind wir ja ....---....frei."
Die Pause vor dem 'frei' war lang und schwer gewesen.
"...frei... Also muss ich die paar Jahre in Freiheit, die mir wohl noch bleiben gut nutzen."
, sprach er mehr zu sich, als zu jemand bestimmten."
Offenbar lösten sich auch bei ihm mehr und mehr die Ketten der Sklaverei. Auch die Ketten um liebgewonnene Erinnerungen begannen sich zu lockern und gaben Wissen frei, das gänzlich verschollen schien.
"Aber so ein Floß kann aber auch wirklich jeder fahren. Ist recht einfach und schnell zu lernen. Nichts besonderes."
Da kam Syn dazu und wollte wissen, ob sein grüner Kumpel in der Lage wäre, das Gefährt zu steuern. Und jener bejahte. Nun, schwer war es wirklich nicht, denn es gab eben die langen Stangen, mit denen man auf den Grund stocherte, um sich davon abzustoßen und schließlich das Ruder am Heck, mit dem man lenkte, wenn man sich nicht einfach treiben lassen wollte.
"Man nimmt einfach die Stange und stößt sich ab wenn man zu nah ans Ufer kommt. Den Rest macht die Ströhmung. Im tieferen Teil des Flussbetts nimmt man das Ruder. Mehr gibt es kaum zu erklären. Ach ja, und nicht runter fallen."
Raz grinste und fragte prompt:
„Könnt ihr schwimmen?“
Crystin schüttelte noch mal den Kopf und Zarrah nickte schlicht, bevor sie auf das vordere Floß kletterte und Crys ihr folgte. Jene drehte sich noch mal um und lächelte. In Razags Gesicht fand sie ein zaghaftes Echo dazu. Seine Sorge um Syn und Cris waren ebenfalls darin zu lesen.
„Also dann…“
, verabschiedete die Heilerin sich vorerst und setzte sich dann auf die Holzstämme. Syn blieb bei Raz und dieser bat:
„Am besten du setzt dich in die Mitte und schaust erst mal zu. Ist nicht schwer. Vielleicht ziehst du besser die Stiefel aus, dann hast du besseren Halt.“
Sobald alle ihren Sitz bezogen hatten, legten die Vier ab und fuhren, unabhängig voneinander los.
Vielleicht wäre es besser, wenn Syn noch vorne bei den Frauen mitfährt. Ich bin zu schwer und er ist nur mal auch nicht leichter als Luft... obwohl …
Raz musterte den unwissentlich gebürtigen Hymlianer.
Im Kampf bewegt er sich schon manchmal, als bräuchte er gar keinen Boden unter den Füßen. Ist echt schwer zu kriegen der Rammellappen!
, dachte er mit einer Spur Stolz auf seinen Kumpel, der einige Fähigkeiten hatte, die der Ork durchaus bewunderte.
Seine Schnelligkeit ist der Hammer!
Das Syn von sich selbst oftmals garnicht so gut dachte, davon konnte Raz ja nichts ahnen.
… Oh... rann halten!
Zarrah und Crystin hatten etwas mehr Fahrt drauf, da sie nicht so viel Gewicht aufbrachten, wie der Ork und sein Karnickel. Razag versuchte instinktiv die schnellste Strömung im Fluss zu erwischen und das Floß ruhig zu halten, da sie sowieso tiefer lagen als die Frauen vor ihnen. Als 'Kraftprotz' der Gruppe konnte er wenigstens mit reiner Muskelkraft und ein bisschen mehr Erfahrung den Abstand zum vorderen Floß gut halten. Doch das Gewässer floss ruhig und gemütlich dahin, so dass er hin und wieder mit kräftigen Stößen nachhelfen musste. Sie verdrängten einfach mehr Wasser, waren so ein wenig langsamer und das Floß war nun mal nicht das schnittigste.
Die Reise nahm ihren Lauf und die Natur meinte es gut mit ihnen. Sie wirkte sanft und hier und dort zwitscherten Vögel. Auf dem Floß der Frauen wurde nicht viel gesprochen und die Männer konnten sehen, wie Crystin sich nach einigen Stunden an das Kleid von Syn machte, um es weiter zu nähen.
Die Nacht verabschiedete sich bereits wieder von der Welt und es dämmerte langsam als sie die Gabelung erreichten, die Zarrah endlich dazu veranlasste, hinter sich zu blicken. Sie bedeutete Razag, dass sie nun nach rechts folgen würden und dem Arm des Euwin folgen würden.
Wenn ich jetzt einfach nach links fahre...
Ja, Freiheit war ein gefährliches Gut, aber Zarrah hatte die perfekte 'Geisel' für Razags weiches großes Herz. So dachte er den Gedanken nicht mal zu Ende und folgte dem braunen Schopf, der sich fleißig über dunkle Spitze beugte.
Sie wechselten abermals die fließende Grenze der Wälder und befanden sich nicht mehr in dieser magischen Atmosphäre, die der Neldoreth auszustrahlen wusste.
„Wo sind wir hier?“
Sicher erklärte es Zarrah. Der Sarius wirkte düsterer. Razag gefiel es, aber ihm gefiel es fast überall, könnte man meinen - außer in Morgeria.
Erhaben wölbten sich die großen, knorrigen Bäume über ihnen. Große, wulstige Wurzeln schlugen teilweise hohe Bögen, so dass man sogar hindurch fahren könnte...
...mit schmaleren Booten. Ob ich irgendwann einen Einbaum ausschälen könnte?...
Das Holz hier sah toll aus. Sie tauchten durch ein wahres Blättermeer hindurch. Große, schwere Weidenköpfe hingen ins Wasser und kitzelten sie beim Hindurchfahren. Es war als, streichelte sie Florencia.
Crystin war inzwischen eingeschlafen und hielt noch Nadel und Garn in den Fingern. Razag ließ sich und Syn näher heran treiben und deutet mit dem Finger auf sie, ohne etwas zu sagen. Wäre ja schade wenn das Kleid, das Werkzeug oder gar die Heilerin im Schlaf ins Wasser kullern würde. Vielleicht verstand Zarrah den Hinweis und nahm ihr die Utensilien aus der Hand. Einen Moment später fragte er dann flüsternd, sicher dass Zarrah ihn hören würde:
„Sollen wir zur Rast anlegen oder uns gegenseitig verbinden? Sich eine Weile treiben zu lassen sollte gehen. Der Fluss ist ruhig hier. Dann könnten drei schlafen und einer Wache halten.“
Proviant war ja ausreichend vorhanden, so dass sie nicht für die Jagd anlegen mussten, aber schlafen mussten sie alle mal.
Fünf Tage...
Zeit, sich mit anderen Dingen befassen zu können, die vielleicht nicht überlebenswichtig waren, aber Raz doch auf der Seele lagen wie schwere Flusssteine. Wann auch immer sich die Gengelegenheit ergab, ob nun gleich am ersten Rastpunkt oder später erst als sie wieder mit Abstand den Frauen folgten, der Ork nahm sich ein Herz:
„He Kumpel, kann ich dich mal was fragen?“
Der Auftakt zur nächsten Katastrophe war gemacht. Syn gab hoffentlich ein Zeichen, dass er seinem grünen 'Freund' zuhörte, oder wenigstens nicht schlief, während dieser ihm sein Herz öffnete:
„Du kennst dich ja auch ein bissl mit Frauen aus.“
Raz grinste. Das sie beide Sklaven mit besonderen Dienstleistungen waren, dass wussten sie ja inzwischen voneinander.
„Nur... nur hab ich noch nie das Gefühl gehabt mal eine... also...“
Das Gestammel wurde eher schlimmer als besser.
„Ich wollt mal wissen, ob du einen Rat für mich hast. Also... auf Cris bezogen. Ich glaub nämlich...ich … Ich hab Mist gebaut und weis nicht wie oder was ich getan hab.“
Er hob ratlos die Schultern.
„Ich hab bestimmt was dummes gesagt und jetzt... jetzt fühlt es sich so anders an. Warst du schon mal in eine ...also hast du... warst du schon mal so richtig ...verschossen?“
Raz schüttelte über sich selbst den Kopf und stakste einmal lang und kraftvoll in den Flussgrund und trieb sie langsam voran, ohne den Abstand zum vorderen Floß zu verkürzen. Von dem Gespräch sollten nicht mal spitze Elfenohren was mitbekommen, weshalb er sich etwas zurück hatte fallen lassen.
„Ich hab ihr nicht weh getan, das ist es nicht. Ich hab sie ja kaum berührt. Da ist nix passiert.“
Irgendwie war es ihm wichtig das zu sagen.
„Ach Mist! Ich hab's verbockt.“
Noch immer hatte er nicht erwähnt worum es eigentlich ging und das fiel ihm gerade auf.
„Hm...ich sollte wohl mal erwähnen was passiert ist...“
Raz grummelte leise.
„Der Morgen, als wir bei den 'taffen 14' los sind...“
Die Gruppe hatte sich irgendwie anders genannt, aber ihm fiel gerade das korrekte Adjektiv nicht mehr ein. Es gab wichtigeres.
„Der war...“
Bilder stiegen aus seiner Erinnerung auf und er seufzte schwer. Bilder von nackter Haut und Wärme, von kleinen Fingern die auf seinem Herzen gelegen hatten. Bilder von einem weichen Schoß, als sie vom Bett gefallen... Allein der Gedanke reichte, dass Raz sich die Hose zurecht rücken musste. Etwas beschämt sah er zur Seite und ließ das langsam vorbei ziehende Ufer ihn beruhigen. Das sanfte Rauschen des Wassers tat sein übriges.
„Kurz gesagt, ich bin aufgewacht und hatte eine nackte Cris im Arm. Sie war wohl bei der Aktion mich aus dem Zuber zu bekommen nass geworden und hatte sich dann... tatsächlich so zu mir gelegt. Ich kann mich an nichts erinnern was davor war.“
Noch einmal kramte Raz in seinen vom Alkohol dieses Abends vernebelten Erinnerungen, fand aber nichts verwerfliches.
„Nein, hab nix schlimmes gemacht und ich hab ihr auch gesagt, dass sie keine Angst vor mir haben muss. Ich hab ihr vorgeschlagen, dass ich ein Bruder für sie sein könnte... oder so. Danach war sie komisch.“
Wie das so mit emphatischen Wesen war, sie achteten stets auf andere, aber selten auf Dinge die sie selbst betrafen. Da bot Raz keine Ausnahme. Er stand bis zum Hals im Fettnäpfchen und hatte sich in jener Situation dann auch noch hingesetzt. Es war zum 'schießen', wenn man das Schicksal lauthals lachen hören konnte, aber das konnten nur die Götter. Vielleicht aber konnte das 'Göttergeschenk' ein wenig Klarheit in die ganze Sache bringen? Oder noch mehr Chaos stiften? Razag erzählte auf Nachfrage seinem Kumpel auch gern alle Details, zu besagter Nacht und Morgen, sofern er sich noch daran erinnerte. Das war leider nur der Morgen. Sofern Syn Interesse an Razags Problemen zeigte, setzten sie sich halt vielleicht sogar mal enger zusammen und tuschelten wie pubertierende Jungs:
„...dann kippte sie nach hinten und ich hab ihre Muschel gesehen. GÖTTER! Ich wär fast explo...“
Raz klagte seinem Kumpelchen sein Leid. Aber eigentlich war es nicht der reizvolle Anblick sein Problem gewesen, sondern das wundervolle warme Gefühl der Nähe, das ihn so verwirrt hatte.
„Kurz gesagt, ich bin ein Vollidiot, denke ich. Ich glaub, sie fand den Morgen ganz schön, aber ich hab irgendwas falsches gesagt oder getan, da hat sie sich zurück gezogen.“
Damit verfiel er eine Weile in stilles Brüten und ...seine 'Traumfrau' die Aquadin, ´die eigentlich der Stein des Anstoß des Ganzen war, hatte sich bisher auch nicht zu Wort gemeldet.
...
Was hab ich nur falsch gemacht?
Da fiel ihm noch ein Detail ein:
„Sie hatte mich auch nach meiner Traumfrau gefragt, was komisch war. Ich glaub, ich spreche im Schlaf oder so. Auf jeden Fall fragte sie mich wer Nalia ist.“
Noch einmal verfiel er in stilles Brüten, was wenig hilfreich für die Erklärung war. Vielleicht wurde es Zeit, dass man ihm mal leicht auf den Hinterkopf schlug, oder so. Bisher war da nicht viel zusammenhängendes oder sinnvolles heraus gekommen aus dem dummen Ork. Aus dem was er erzählt hatte, konnte man jede Menge Blödsinn weben und der erbetene Ratschlag würde sicher genauso merkwürdig ausfallen wie dieses Gespräch.
„Syn, Kumpel. Kannst du mir sagen, was ich machen soll? Ich mag sie. Mehr als ...die anderen. Du weist schon. Mir wird warm im Herz, wenn sie lacht. Das ist noch nie passiert.“
Dass er Syn bereits im Rausch gestanden hatte, sich in sie verliebt zu haben, hatte Raz ja auch vergessen. Aber jetzt ...war er klar und ehrlich.
„Und ich ...ich krieg auch richtig Aggressionen wenn ich an diese schmalzige Hackfresse Saquir denke und dass er sie nur angesehen hat. Für seinen Spruch zum Abschied hätte ich ihm gern die Zähne gezogen, sie für ne Halskette aufgefädelt und ihn damit erwürgt. Ich hätte ihm so gern das Hirn durch die Nase raus geprügelt, seine Augäpfel platzen lassen und das Gelee ihm zu fressen gegeben. Scheiße!! *knirsch* Ich reiß jedem den Zipfel raus, der sie an grabbeln sollte.“
Raz Fäuste ließen das Holz gefährlich knarzen, dass er umfasste. Regte er sich weiter auf und steigerte sich in seinen Blutdurst hinein, dann war es das mit dem Ruder.
„ Aber ich …“
Er atmete tief durch.
„Ich hab kein Recht so zu fühlen. Sie ist genauso... frei... frei wie wir. Sie wird sich nie mit mir einlassen. Aber ich kann sie beschützen. WENN sie das will. Aber... ich könnte auch nicht zusehen, wenn sie mit nem Anderen...“
Da bemerkte er, dass der letzte 'Andere' gerade mit ihm auf einem Floß saß.
„Keine Sorge. Ich reiß dir deinen Zipfel schon nicht raus. Du warst bei ihr, bevor... bevor wir frei entscheiden konnten...bevor wir 'frei' waren.“
Raz Mundwinkel zuckte schräg.
„Und außerdem hat sie mir ja keine Keule geschenkt oder so...“
Raz kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und präsentierte damit sein ansehnliches Muskelspiel.
„...und Zarrah würde mir das wohl echt über nehmen. Wie läuft es da eigentlich? Magst du sie? Also...ich meine ...wenn du sie nicht als deine Herrin oder Kundin betrachtest?“
Raz große Klappe würde ihn wohl eines Tages über Bord stürzen lassen... absichtlich oder unabsichtlich.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Synnover » Donnerstag 7. September 2023, 14:42

Niemals hätte Syn sich von jemandem etwas sagen lassen, der klischeemäßig zu dumm war, um in der Arena nach einem harten Kampf zu sterben! Solche Wesen standen weit unter dem Kaninchen, noch tiefer gar als Sklavenabschnaum. Aber das hier war eine absolute Ausnahmesituation. Razag hatte sich längst als klüger entpuppt als man von Orks erwarten konnte und stellte sogar für Synnover in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit dar, der unter Orks aufgewachsen war. Er kannte deren Gebaren, verstand teilweise ihre Sprache und wusste, dass sogar sie mal einen hellen Moment hatten. Raz'ulak war jedoch nicht nur furchtlos, sondern auch fähig, seinen Verstand zu nutzen. Er besaß Bildung! Jedenfalls wusste er deutlich besser mit einer Ruderstange umzugehen als Syn, für den sie letztendlich nichts mehr war als ein zu großer Stecken. Er sah jedoch ein, dass sein großer Kumpel ihm hier wenigstens beibringen konnte, nicht in den Fluten des Flusses ein Ende zu finden - nicht, solange er nicht vom Floß fiel.
Zu Anfang hielt das Kaninchen sich noch in der Mitte auf, hockte artig auf den vertäuten Stämmen und zog auch seine Schuhe aus wie Raz es ihm geraten hatte. Er hörte auf den Ork, eine Besonderheit, mit der Razag sich hätte rühmen können, würde Syn auch darüber sprechen. Das Kaninchen schwieg allerdings. Dafür lauschte es den Lektionen in Sachen Floßfahrt, beobachtete Razag beim Manövrieren durch die gemächlichen Windungen des Flusses und versuchte, sich alles einzuprägen. Das funktionierte, bis die Wälder sich veränderten und aus dem Neldoreth die Weiten des Sarius wurden. Der Fluss schien den kompletten Grund übernommen zu haben. Gewaltige Bäume sprossen aus ihm hervor und sie schienen Wasser nicht sonderlich zu mögen, reckten sie ihre Stämme doch an weit gespreizten Wurzelfingern empor. Syn hatte der trockene Wald besser gefallen und doch konnte er sich an den neuen Bildern und vielen Reizen kaum satt sehen. Das hieß nicht, dass er es offen zeigte. Er wirkte fast desinteressiert, während Razag das Floß unter den Brücken aus wurzeln und durch Vorhänge von Weidenzweigen stakte. Nur wer auf die frühlingsgrünen Augen achtete, fand darin Staunen und Faszination, die sich nicht verhehlen ließen.

Ob Razag darauf achtete? Wohl kaum. Er beantwortete nicht einmal die Fragen, die Syn ihm stellte. Das Kaninchen nahm es seinem Kumpel dabei nicht einmal übel. Schon in der Taverne, im Zuber, hatte Razag nicht darauf reagiert. Damals war der Grund trunkene Müdigkeit, die ihn hatte einschlafen lassen. Was jetzt dahinter steckte, würde der Hüne bald von selbst berichten. Zunächst einmal steuerte er sein Floß aber neben das der Frauen und tauschte sich kurz mit Zarrah aus. Dass er sie so unverhohlen, ohne jede Form der Demut ansprach, ließ Syn stutzen. Dann erinnerte er sich an ihre Worte. Sie waren keine Sklaven mehr, sondern frei. Razag schien das schneller verinnerlicht zu haben.
Schnell klärte er mit Zarrah ab, dass sie erst einmal die Flöße nur miteinander vertäuen würden, damit stets drei von vieren würden schlafen können. Wenn es nötig würde, zum Rasten irgendwo anzulegen, gäbe ihre Anführerin schon Bescheid. Gesagt, getan. Wenig später verband ein langes Seil beide Wassergefährte miteinander. Trotzdem trieb Zarrah auf ihrem Floß wieder ein Stück weit voran und die Männer erhielten Gelegenheit für ein Gespräch unter sich.
Razag nutzte diese sofort, denn nebem dem Steuern des Floßes beschäftigte ihn eine andere Sache schon wesentlich länger, dafür intensiver. Nun war es Zeit, sich den Vorteil zu nehmen, einen Kumpel zu haben - ob jener wollte oder nicht.
"He Kumpel, kann ich dich mal was fragen?"
"Du fragst doch schon", erwiderte Syn ein wenig trocken. Er ging bereits davon aus, dass Razag nun wieder in Schweigen verfiel, um die nächsten Minuten über seine Reaktion nachzudenken, doch erneut zeigte ihm der Ork, dass nicht für jeden die Vorurteile gegenüber seinem Volk galten. Er war die Ausnahme. "Du kennst dich ja auch ein biss'l mit Frauen aus."
Syn stutzte. Langsam wandte er den Kopf herum, um Razag zu mustern. Seine feinen, dunklen Brauen zogen sich zusammen. Er hielt sich mit einem Kommentar zurück. Wenn er schwieg, käm Razag schneller zur Sache als wenn er ihn auffordern würde und dieses Mal behielt er Recht. Unter reichlich Gestammel brachte Razag das Gespräch auf das Thema der Heilkundigen. Flüchtig huschte Syns Blick nach vorn zum anderen Floß. Es schwamm auf Distanz. Nicht einmal Zarrahs feine Spitzohren würden das Gespräch nun aufnehmen. Er konnte ja gerade so den braungelockten Klumpen erkennen, der die schlafende Crystin darstellte.
Razag lenkte wieder Aufmerksamkeit auf sich, als er unvermittelt fragte: "Warst du schonmal so richtig ... verschossen?"
Syn wandte erneut den Kopf. Er bedachte Razag mit dem leeren Blick eines Ochsen, den man fragte, ob er eine dieser Zaubererthesen aus Zyranus aufstellen und dabei gleich mal die Beweisführung für die Existenz der Götter vortragen könnte. Schließlich zog sich Syns Mund zu einer schmalen Linie zusammen, ebenso seine Brauen, nur um dann in einer Maske von Überheblichkeit zu enden. Er reckte das Kinn, bedachte Razag mit einem höhnisch mitleidigen Blick und grinste dabei süffisant auf. "Als wüsstest du es. Wir sind Sklaven ... es steht uns nicht zu, diese form von Gefühlen überhaupt kennen zu lernen." Er lachte auf, als hätte Razag mit seiner Frage nur einen albernen Scherz gemacht, den er nun verzieh. Es klang so falsch wie es war: eine billige Scharade, um über die erlebten bitteren Erkenntnisse hinweg zu täuschen, dass nicht einmal Freiheit ihm je gewähren würde, Verliebtheit oder wahre Liebe zu erleben. Manche Ketten ließen sich einfach nicht sprengen.
Aber Syn war niemand, der darüber in Selbstmitleid zerfloss und sich grämte. Er stand darüber und ignorierte es dann. Was kümmerte es ihn? Er brauchte diese Kleinigkeiten in seinem Leben nicht. Er war zufrieden! Er sollte es sein bei allem, was man ihm gestattete. Er war frei, ebenso wie Razag. Jener schien aber alles andere als zufrieden. Der Ork wirkte untröstlich.
So erzählte er von seiner Nacht mit Crystin und ließ nur die Details aus. Aber das störte Synnover nicht, der im Grunde nicht einmal daran interessiert war. Doch er hatte keine Wahl, er musste zuhören. Die Alternative wäre ein Sprung ins Wasser und dass er nicht schwimmen konnte, hatte sich durch seine Unkenntnis über den Begriff allein schon vor Stunden bestätigt.
"Kurz gesat, ich bin aufgewacht und hatte eine nackte Crys im Arm. Sie war wohl bei der Aktion, mich aus dem Zuber zu bekommen, nass geworden und hatte sich dann ... tatsächlich so zu mir gelegt." "Vielleicht habt ihr's getan und sie war deshalb nackt", warf Syn unter einem Schulterzucken dazwischen. Er wusste schließlich nichts von den Ereignissen. Er hatte der kleinen Heilerin ja nicht einmal geholfen, Razag in ein Bett zu verfrachten, sondern war lieber selbst in eines gestiegen, das ihm nicht zugedacht gewesen war. Er hatte eine gute Nacht und einen angenehmen Morgen verbracht, ebenso wie Zarrah. Vor Syns geistigem Auge erschien ihr Bild. Dieses halb gequälte und dann erlöste, vor Verzückung und Leidenschaft gezeichnete Gesicht, als sie sich genommen hatte, was sie brauchte. Als sie danach auf ihm niedergesunken war, um seine Stirn zu küssen und ihn seltsam fragend angesehen hatte. Als er am liebsten weitergemacht hätte, was ihm nicht zustand ...
"Nein, hab nix Schlimmes gemacht und ich hab ihr auch gesagt, dass sie keine Angst vor mir haben muss. Ich hab ihr vorgeschlagen, dass ich ein Bruder für sie sein könnte ... oder so. Danach war sie komisch."
"Komisch, hm?" Syn brauchte im Grunde nicht mehr zu hören. Er besaß genug Informationen, allein weil er Crystin hatte beobachten können. Sie schaute Razag von Anfang an anders an als ihn. Sie hatte sich Syn gegenüber scheu verhalten, vor allem im Bett. Bei Razag war sie allerdings offener gewesen und heiter. Sie hatte sich ungeniert an ihn gelehnt, als beide in der Taverne getanzt hatten. Synnover mochte die Bedeutung von Liebe nicht kennen, wohl wusste er aber, wie jemand schaute, der begehrte. Crystin begehrte Razag durchaus, selbst wenn es ihr noch nicht so bewusst war wie ihrem Beobachter. Sie sympathisierte mit ihm. Es bestand kein Zweifel, was sie sich insgeheim wünschte.
Und auch Razag erging es so. "... dann kippte sie nach hinten und ich habe ihre Muschel gesehen. GÖTTER! Ich wär fast explo..." Syn schnaufte. Als wäre Crystins kleine, rosige Mitte ein Schatz. Er hatte schon zu oft Vergleichbares gesehen, geküsst, geleckt, erobert. Es war nichts Besonderes und erst recht nichts, das ihn beinahe die Kontrolle verlieren ließ. Verwundert musterte das Kaninchen seinen Kumpel. Anhand von dessen Intimschmuck wusste er, dass Razag nicht nur ebenfalls der Lust diente, sondern auch hervorragend auf diesem Gebiet sein musste. Wie konnte ihn dann so ein kleines, wenn auch entzückendes Geheimnis zwischen zwei Beinen derart in Wallung bringen? Wo Syn die Emotionalität hinter dieser Thematik nicht verstand, da blieb es Razag ein Rätsel, was er Falsches gesagt oder getan haben könnte. Er wirkte richtig verzweifelt, wie er nun inzwischen neben Synnover auf dem Floß hockte, das es gerade schaffte, ein wenig von allein über das Wasser zu dümpeln. Ein Freund oder wenigstens jemand mit genug Empathie hätte dem Großen nun den Rücken getätschelt und ihm aufmunternd oder schonend erklärt, wo das Problem lag. Syn war nichts von alledem. Trotzdem verstand er des Pudels Kern.
"Von seinem Bruder lässt man sich aber nun einmal nicht die ... Muschel aushölen. Oder stopfen. Oder beides. Du verstehst?" Er musterte Razag eine Weile länger, seufzte und wurde ganz direkt: "Ich hab dir und ihr ja geraten, ihr solltet es tun. Schon in den Höhlenduschen! Was lasst ihr euch so lange Zeit damit?" Er suggerierte dadurch indirekt, dass er und Zarrah wohl schon viel weiter waren, ohne es direkt anzusprechen. Eine unterschwellige Form des Prahlens. Er maß sich mit Razag und stand eine Stufe höher auf dem Siegertreppchen der eroberten Frauenkörper.
"Sie hatte mich auch nach meiner Traumfrau gefragt, was komisch ist. Ich glaub, ich spreche im Schlaf oder so. Auf jeden Fall fragte sie mich, wer Nalia ist."
"Wer ist Nalia?" Die Frage war heraus, bevor Syn sie richtig bedenken konnte. Er biss sich auf die Unterlippe, dass er seiner Neugier einfach so offen nachgab. Es musste an Razag selbst liegen. Des Orks Herzen lag auf dessen Zunge und lud auch andere dazu ein, offen zu sein. Er schaffte es, Syns Mauern aus Vorsicht zu untergraben. Vor allem aber angelte er mit einem Netz nach dem Kaninchen, dass jenes sich immer mehr in den Maschen verstrickte. Razag bombardierte ihn mit seinen emotionalen Problemen, so dass Syn gezwungen wurde, wenigstens ein Minimum an Empathie an den Tag zu legen und sei es nur dadurch, dass er ihm Antworten gab. Oder zuhörte. Er musste sich nun viel anhören. Langsam aber störte es ihn gar nicht mehr so sehr, auch wenn er sonst nie so viel zu reden und zuzuhören hatte. Zumindest nicht über derart ernste Themen. Karrish war schon immer schweigsam mit ihm umgegangen. Yolintha wollte überhaupt nicht reden und auf Feierlichkeiten, auf denen sie ihn mitgeschleppt hatte, ging es entweder nur um bedeutungsloses Geplänkel oder darum, wie gut er im Bett war. Vielleicht war Razags ausgeschüttetes Herz eines der wenigen richtigen Gespräche überhaupt in Synnovers bisherigem Leben.
Langsam verlor es jedoch an Gefühlsduselei, tauschte sie gegen unterdrückte Aggression ein. Razag war Saqir ebenfalls übel aufgestoßen und er ließ sich sehr überschwänglich über den Dunkelelfen aus. Hätte er ihn in die Finger bekommen, wäre sein Ende das gleiche gewesen, aber deutlich unsauberer ... blutiger ... mit mehr entfernten Zähnen.
"Ich reiß jedem den Zipfel raus, der sie angrabbeln sollte." Syns Augen engten sich. Razag hatte doch sehr genau mitbekommen, was zwischen ihm und Crystin gelaufen war ... beinahe gelaufen wäre. Unbewusst klemmte Synnober die Beine etwas zusammen und spannte sich an. "Keine Sorge. Ich reiß dir deinen Zipfel schon nicht raus. Du warst bei ihr, bevor ... bevor wir frei entscheiden konnten ... bevor wir 'frei' waren."
"Und das macht für dich einen Unterschied?" Syn war erleichtert, trug es aber nicht nach außen. Er hob lediglich die Schultern gespielt unbekümmert. "Meine Verletzung hat ohnehin verhindert, dass sie mich haben konnte. So weit war ich nicht gekommen. Du hast also nicht einmal einen Grund, mir irgendetwas abzureißen."
"... und Zarrah würde mir das wohl echt übelnehmen. Wie läuft es da eigentlich?"
"Was meinst du?", erwiderte Syn, der wahrlich nicht verstand. "Gut, schätze ich. Meine Fähigkeiten reichten bereits aus, um ihre Gunst..." Razag untebrach ihn nicht nur, er brachte das Kaninchen sogar mit seinen Fragen so sehr aus dem Konzept, dass es zuckte und erst einmal zu perplex war, um überhaupt zu antworten. "Magst du sie? Also ... ich meine ... wenn du sie nicht als deine Herrin oder Kundin betrachtest?"
"W-wie soll ich sie denn sonst betrachten?" Und Syn schaute zum anderen Floß hinüber, als läge dort die Antwort. Er sah Crystin und Zarrah. Sein Blick verweilte am langen Zopf der Dunkelelfe. "Natürlich mag ich sie ... das muss ich schließlich. Dir brauche ich doch nicht zu erklären, niemals ein schlechtes Wort über deine Herrschaften zu ver..." Syn verstummte kurz. "Wir sind frei...", murmelte er dann. Es fiel ihm noch immer sehr schwer, das anzunehmen, was auch kein Wunder war. Er hatte Freiheit niemals missen können, denn er hatte sie nie zuvor besessen. Für ihn war es nichts, das er nach Jahren der Sklavschaft wieder zurückgewann. Es war etwas Neues und er konnte damit noch nichts anfangen. Das hieß allerdings nicht, dass er nicht nachdachte.
"Ich mag ..." Sein Blick wanderte empor, zu den Baumwipfeln in der Hoffnung, dazwischen ein wenig Blau zu erhaschen. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein. Ich mag niemanden." Sein Geist versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und Syn fügte rasch an: "Außer dich natürlich - mein Kumpel." Er schenkte Razag auch sofort ein warmes, geradezu verführerisches Lächeln und berührte seinen Unterarm. "Dich mag ich über alle Maße." Schon reckte er sich zu ihm empor, um Raz'ulak dem Furchtlosen ebenso furchtlos einen Kuss in den Mundwinkel zu setzen auf jene Seite, wo ihm der halbe Hauer fehlte. Das sollte reichen, um das Lügengeflecht sicher und fest zu halten. Die Körnchen Wahrheit, die er mit diesem Netz eingefangen hielt, hatte Syn dabei noch gar nicht entdeckt. Ohne Hilfe würde er das vielleicht auch nie, aber Razag brachte ihn wenigstens schon reichlich zum Nachdenken.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 15. September 2023, 10:58

Syn hatte Raz irgendeine Frage gestellt... nur welche? Wenn irgendwo ein loser Faden noch hing, dann müsste er es wohl noch einmal tun. Jetzt ging es gerade um - Gefühle!
"Als wüsstest du es.“
Nö, weiß ich nicht, sonst müsst ich nicht fragen.
, dachte Razag.
„... Wir sind Sklaven ... es steht uns nicht zu, diese Form von Gefühlen überhaupt kennen zu lernen."
???
Raz schaute dümmlich und Syn lachte auf, als hätte Razag mit seiner Frage nur einen albernen Scherz gemacht, den er nun verzieh.
Ich glaub langsam, Syn ist als Kind ein paar Mal zu oft vom Wickelstein geflogen. ...komische Ansichten hat er. Man kann doch einem Sklaven seine Gefühle nicht verbieten. Man kann ihn brechen und die hohen Herrn haben leider sogar ihre Freude daran. Aber ich kenn Geschichten von Sklaven die sich verliebt haben. Manche bleiben sogar ihr Leben lang zusammen und bekommen Kinder und vermehren damit den Hofstaat ihrer Herren. Mann Mann, diese Nachtklingen müssen ihn echt an einer kurzen Leine gehalten haben.
Es klang so falsch wie es war und Syn tat Razag langsam echt leid. Sein kleiner Kumpel kam aus ganz anderen Verhältnissen als er. Raz erzählte weiter von seinen Sorgen und freute sich ehrlich, dass sein Freund ihm aufmerksam zuhörte. Er berichtete gerade von dem Morgen, als Syn erwiderte:
"Vielleicht habt ihr's getan und sie war deshalb nackt"
„Das hab ich auch kurz gedacht, aber ich erinner mich an nix. Ich würde mich doch an so was wichtiges erinnern... hoffe ich!“
Raz verbarg kurz sein Gesicht hinter seinen Händen und schnaufte. Dann sah er Syn in die Augen, als läge dort die Wahrheit.
„Aber Cris hat auch nix davon gesagt, deshalb nehm ich an, dass nix passiert ist.“
Aber in Syns Gesicht spielte sich gerade anderes ab. Er schaute so... sinnlich? Als träumte er.
Stellt er sich gerade irgendwas vor? Mich und Cris?
Raz fuhr schnell fort:
"Nein, hab nix Schlimmes gemacht und ich hab ihr auch gesagt, dass sie keine Angst vor mir haben muss. Ich hab ihr vorgeschlagen, dass ich ein Bruder für sie sein könnte ... oder so. Danach war sie komisch."
"Komisch, hm?"

Der Ork erzählte weiter:
"... dann kippte sie nach hinten und ich habe ihre Muschel gesehen. GÖTTER! Ich wär fast explo..."
Syn schnaufte.
Was?
Razag blieb es ein Rätsel, was er Falsches gesagt oder getan haben könnte. Er wirkte inzwischen richtig verzweifelt.
"Von seinem Bruder lässt man sich aber nun einmal nicht die ... Muschel aushölen. Oder stopfen. Oder beides. Du verstehst?"
Der kleinere Mann musterte Razag eine Weile länger, der den Kopf nachdenklich neigte.
Ja klar...deshalb hab ich es ja auch gesagt. Ein Bruder ist harmlos, vor dem braucht sie keine Angst zu haben, dass er ihr zu nahe kommt.
Raz mochte nicht wirklich dumm sein, aber der schnellste war er auch nicht. Syn seufzte musste wohl ganz direkt werden:
"Ich hab dir und ihr ja geraten, ihr solltet es tun. Schon in den Höhlenduschen! Was lasst ihr euch so lange Zeit damit?"
Razags grüne Ohrenspitzen wurden dunkelbraun von dem sich darin sammelnden Blut. Er erinnerte sich nur zu gut an die ersten Momente mit Cris, ihrem Duft, ihrer Nähe und auch an den Rat, den sein Kumpel ihm gegeben hatte. Doch Cris war kein 'Sommerfellchen'. Sie war keine Dirne, die geschickt worden war um ihn den Stamm zu polieren. Auch war er viel zu sehr von seinen eigenen Problemen gefangen um Syns Prahlerei zu bemerken. Raz begriff einfach nicht, dass Cris ernsthaft von SICH AUS Interesse an ihm haben könnte, also erzählte er einfach weiter von dem Morgen.
"Sie hatte mich auch nach meiner Traumfrau gefragt, was komisch ist. Ich glaub, ich spreche im Schlaf oder so. Auf jeden Fall fragte sie mich, wer Nalia ist."
"Wer ist Nalia?"

Syn biss sich auf die Unterlippe.
Neugierig mein Kumpelchen und sehr aufmerksam. Ich hab mir schon nen klasse Typ als Freund ausgesucht. Ich bin ihm wichtig.
Wie sehr man sich doch irren konnte. Aber Raz grinste seinen Kumpel voller Zuneigung an.
„Sie ist meine Traumfrau. Das hab ich auch Cris gesagt. War das falsch? Nalia ist... sie ist ja nicht real oder so. Ich seh sie halt in meinen Träumen....uns sie ...kann manchmal ganz schön nerven.“
Ein grüner Mundwinkel hob sich kurz amüsiert.
„Sie nimmt immer alle in Schutz, dabei sollte eine Traumfrau doch auf meiner Seite sein... find ich zumindest. Aber neeee... sie nörgelt ständig an mir rum. Echt ne Plage!“
ABER, Raz lächelte bei den Gedanken an die Aquadin in seinem Kopf. Razag bombardierte Syn einfach weiter ungefiltert mit seinen emotionalen Problemen, fest in der Annahme, dass sein Freund ihn ebenso mochte, wie er es tat. Und wer wusste schon, ob sich unter dem emotionalen Granatenregen nicht vielleicht doch was echtes entwickelte. Vielleicht war Razags ausgeschüttetes Herz eines der wenigen richtigen Gespräche überhaupt in ihrer beider bisherigem Leben. Raz genoss es in jedem Fall, denn für ihn war Syn sein erster echter Freund.
Bei ihm kann ich mal ganz frei und ungefiltert ich sein. Kein Verstellen oder sich dumm geben. Keine Lügen, kein Vortäuschen. Syn gibt mir Freiheit... hehe... Tja, Zarrah, da kannst dir noch ne Scheibe von abschneiden. Mein Rammellappen hört mir zu und fragt sogar nach. Das ist wahre Freundschaft.
Langsam verlor das Gespräch dann jedoch an Gefühlsduselei und tauschte sie gegen offene Aggression ein. Razag war Saqir ebenfalls übel aufgestoßen und er ließ sich sehr überschwänglich über den Dunkelelfen aus. Hätte er ihn in die Finger bekommen, wäre sein Ende das gleiche gewesen, aber deutlich unsauberer ... blutiger ... mit mehr entfernten Zähnen.
"Ich reiß jedem den Zipfel raus, der sie angrabbeln sollte."
Syns Augen engten sich. Razag hatte nicht wirklich mitbekommen, was zwischen ihm und Crystin gelaufen war. Er hatte im Nebenraum geschlafen und bisher nur Vermutungen über die Details angestellt. Genau hatte es ihm keiner berichtet, was vermutlich auch gut so war. Synnover klemmte die Beine etwas zusammen und spannte sich an, als Raz so farbenfroh beschrieb, was er gern getan hätte. Als er die Reaktion seines Kumpel sah, da meinte er:
"Keine Sorge. Ich reiß dir deinen Zipfel schon nicht raus. Du warst bei ihr, bevor ... bevor wir frei entscheiden konnten ... bevor wir 'frei' waren."
"Und das macht für dich einen Unterschied?"

Raz nickte eifrig.
Seine Reaktion war schlicht aber ehrlich. Für ihn machte es einen gewaltigen Unterschied ob man einen Befehl bekam einer Frau beizuliegen, oder ob man freiwillig und aus eigenem Antrieb eine Frau wollte. Zweiteres war eben noch nie vorgekommen. Syn schien sich wieder zu entspannen und sprach dann etwas an, was noch unausgesprochen in der Luft hing.
"Meine Verletzung hat ohnehin verhindert, dass sie mich haben konnte. So weit war ich nicht gekommen. Du hast also nicht einmal einen Grund, mir irgendetwas abzureißen."
Oh... dann... haben sie also wirklich nicht... hm...
Ein kleiner Schwall Erleichterung rann Razags Rückrad hinab. Weitere Details wollte er lieber nicht erfahren, denn das würde vielleicht dann doch noch dazu führen, dass er sich Cris gegenüber komisch verhielt. Etwas nur zu ahnen war anders, als es zu wissen. Aber seine Erleichterung war nicht nur an Cris Unversehrtheit geknüpft. Auch das sein bester Freund nicht mit seiner ersten Liebe rum gemacht hatte, war doch eine Wohltat, ganz zu schweigen von der Erleichterung ihm nichts antun zu müssen. Seinem echten ersten Freund WOLLTE Razag nicht weh tun.
Hätte Raz noch erfahren wo Syn überall seine Zunge und Finger gehabt hätte, vielleicht hätte Syn dann doch noch Körperteile verloren... nur im Affekt selbstverständlich. Aber sein 'Zipfel' war erst einmal sicher.
"... und Zarrah würde mir das wohl echt übelnehmen. Wie läuft es da eigentlich?"
"Was meinst du?"
, erwiderte Syn, der wahrlich nicht verstand.
Wow... und ich dachte, ich bin langsam.
"Gut, schätze ich. Meine Fähigkeiten reichten bereits aus, um ihre Gunst..."
Moooaar... nicht Sex. Das kann jeder. Gefühl, Rammellappen! Gefühl!
Razag unterbrach ihn.
"Magst du sie? Also ... ich meine ... wenn du sie nicht als deine Herrin oder Kundin betrachtest?"
"W-wie soll ich sie denn sonst betrachten?"
Syn schaute zum anderen Floß hinüber, als läge dort die Antwort. Sein Blick verweilte am langen Zopf der Dunkelelfe. Razag beobachtete derweil seinen Kumpel sehr genau.
Auf jeden Fall nicht als ihr Frisör.
"Natürlich mag ich sie ... das muss ich schließlich. Dir brauche ich doch nicht zu erklären, niemals ein schlechtes Wort über deine Herrschaften zu ver..."
Dieses Mal war es an Raz zu schnaufen, als hätte Syn einen Fehler gemacht und dieser verstummte kurz.
"Wir sind frei..."
, murmelte er dann und der Ork nickte zufrieden über den Lernerfolg seines Freundes.
"Ich mag ..."
Sein Blick wanderte empor, zu den Baumwipfeln in der Hoffnung, dazwischen ein wenig Blau zu erhaschen. Dann schüttelte er den Kopf.
"Nein. Ich mag niemanden."
Razags Brauen schossen in die Höhe.
Das kann nicht wahr sein... nicht sein Ernst.
Syn fügte rasch an:
"Außer dich natürlich - mein Kumpel."
Er schenkte Razag auch sofort ein warmes, geradezu verführerisches Lächeln und berührte seinen Unterarm. Raz war sofort beruhigt.
Na bitte.
"Dich mag ich über alle Maßen."
Schon reckte er sich zu ihm empor, um Raz'ulak dem Furchtlosen ebenso furchtlos einen Kuss in den Mundwinkel zu setzen. Der Ork schmunzelte gerührt. Raz entwickelte sich langsam aber sicher zu einem richtigen Schmunzelork. Seine liebkoste Wange zuckte leicht unter seinem Lächeln und er senkte den Kopf ein bisschen. Seine Ohrspitzen waren schon wieder dunkler und er packte seinen Kumpel um ihn leicht an sich zu drücken. Einen Moment saßen sie vielleicht einfach Arm in Arm nebeneinander und sahen auf die glitzernden Wellen des Flusses.
„Ach übrigens...“
Raz wusste nicht genau, warum er das Folgende sagte, aber bei Syns Verhaltensweisen war es ihm irgendwie in den Sinn gekommen.
„Ich mag dich auch..., aber du musst mich nicht ...'busseln' um es mir zu zeigen. Ich glaub es dir auch so. Schließlich hast du dir meine ganzen Sorgen ...mein Gejammer angehört. Außer... Stehst du auf Knutschen mit Männern? Also...von dir aus? Ohne Befehl? Versteh mich nicht falsch, du küsst echt klasse, dass einem ganz warm in der Hose wird, aber... wie gesagt. Ich seh dich als Kumpel, nicht als ...Kunde. Du bist mein Freund.... mein Bruder! Hm...“
Raz wurde nachdenklich und brummte ein paar Sekunden einfach nur vor sich hin, während er Syn im Arm hielt und leicht schaukelte. Etwas rollte in seinem schaukelnden Schädel unkontrolliert hin und her und verfing sich im Gebüsch seiner bisherigen Erfahrungen. Das Ergebnis war katastrophal:
„Ich glaube... Ich will gar keinen Sex mehr. Ich... hatte so viel davon in meinem Leben. Es reicht. Ich hab grad drüber nachgedacht...“
Hätte er besser nicht tun sollen!
„Cris ist süß und reizt mich schon, aber ich … ich … ich weis noch nicht mal genau, was ICH eigentlich will. Ich konnte auch noch nie frei wählen. Sie macht mich an, weil sie keine Angst vor mir hat. Ich mag sie echt! Also so richtig ECHT. So wie dich, Rammellappen.“
Er drückte seinen Kumpel freundschaftlich bei dem erwählten Kosenamen.
„Aber … wenn ich an mein erstes Mal denke... DAS will ich nicht für Cris. Das will ich für niemanden...“
Etwas dunkles huschte über sein Gesicht, aber er schüttelte es gleich wieder ab.
„Sie ist zu gut für mich. Und ich würde ihr niemals weh tun wollen. Ich bin lieber der Bruder ohne Sex, als das ...Monster.“
Razag hatte einen gewissen Ruf. Die 'Bezwingung der Bestie', die manche der dunklen Eilfinnen so genossen hatten, setzte voraus, dass man halt vorher zur Bestie geworden war. Er hatte auf Befehl Dinge getan, die er aus seinem bewussten Denken lieber fern hielt. Als Sklave hatte er nicht entscheiden können, was er tat. Die späteren Zärtlichkeiten waren ein Luxus gewesen, die er gern gegeben hatte, aber es gab auch dunkle Erfahrungen, die er niemals wieder teilen wollte. Gradlinig wie er nun mal war, beschloss er also in seinem 'dummen' Kopf, dass es vielleicht besser war, einfach gänzlich auf Körperlichkeiten zu verzichten.
„Ich hab zwei gesunde Hände, das reicht mir.“
Er lachte heiser. Vielleicht sah das Schicksal ja gerade auf den fehlgeleiteten Ork hinab und lachte sich ins Fäustchen. Wenn die Sterblichen planten, dann lachten oft die Götter. Und vielleicht hätte Cris da auch noch das ein oder andere Wörtchen mitzureden, oder Syn. Ein ehemaliger Sexsklave der sich zur Abstinenz verpflichtete? Das Leben würde es Razag gewiss noch sehr schwer machen, so als 'Bruder Raz'. Solange Cris nicht nackig vor ihm herum tanzte, würde schon alles gut gehen...
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Synnover » Sonntag 17. September 2023, 15:50

Sklave war Sklave, allesamt gleich wertlos, allesamt gleich verachtenswert, allesamt nur dazu da, der Herrschaft zu dienen. So war das Allgemeinbild, zumindest in Morgeria. Dass es auch Unterschiede von Sklave zu Sklave gab, durfte zumindest Razag nun erkennen. Im Gegensatz zu Synnover war er sich seinen Gefühlen durchaus bewusst, verliebte sich oder kannte zumindest andere Sklaven, die ihren Seelenpartner gefunden hatten und sogar Familien gründen durften. Syn hingegen gestand sich selbst nicht einmal zu, gewisse Gefühle überhaupt besitzen zu dürfen ganz nach dem Motto: Ein Sklave hat nichts. Nicht einmal eigene Emotionen?
Natürlich fühlte Syn. Oh, er kannte genug Gefühle und deren Beherrschung. Manchmal verlor er sich, doch selten bis gar nicht in Gegenwart derer, die ihn dafür Konsequenzen spüren lassen könnten. Dafür, wenn er sich zu sehr im Kampfesrausch gehen ließ und in der Arena unvorsichtig wurde - die wenigen Momente von Niederlagen, denen neben einer lang anhaltenden Heilungsphase auch Strafen wie verweigertes Essen oder Arrest in seinem Zimmer gefolgt waren. Der Rausch der Esktase, wenn er über die Bedürfnisse der Frau unter seinem Leib hinaus seine eigenen befriedigte. Yolintha hatte ihm schnell verboten, eigene Höhepunkte zu erleben. Er war zu schnell für sie, vor allem in der Anfangszeit dieser Erfahrungen. Es ging schließlich nicht um ihren Lustsklaven, sondern nur um ihren eigenen Rausch der Sinne. Manche Dunkelelfe sah es ihm nach, aber er hatte gelernt, sich zurückzunehmen. Wenn man es ihm aber gestattete, so lebte er es bis in die letzte Faser seines Körpers aus und auch das hatte schon Konsequenzen bedeutet. Er nahm es in Kauf, dass er vor Erschöpfung nach einem solchen Akt einschlief und noch einmal zu der befriedigten Dame gehen musste, weil er vergessen hatte, ihr den Gift ins Getränk zu mischen. Er nahm es hin, dass er nach einem Orgasmus bei einer anderen Tage lang nur noch bei Yolintha liegen durfte, weil sie ihre Eifersucht nicht stillen konnte, nachdem die befriedigte Kundin nicht aufhörte, über die Rübe des Kaninchens und dessen Techniken zu sprechen.
Gefühle bedeuteten immer Konsequenzen. Syn kannte sie. Syn nahm einige in Kauf, aber es gab auch Emotionen, die er sich niemals erlaubt hatte zu erleben. Emotionen, die er nicht besaß. Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist, hatte Yolintha ihm höhnisch und spottend vorgehalten, nachdem sie ihm die Unschuld geraubt und ihn damit vollkommen verzaubert hatte. Und er hatte es sich zu Herzen genommen. In seinem Herzen wohnte keine Liebe. Er kannte keine Liebe. Er kannte nur dieses bedrückende Gefühl der Scham, wenn er dafür verhöhnt wurde zu glauben, etwas wie Liebe - sein irrtümlich falsches Verständnis von Liebe! - dürfte auch zu ihm kommen.
Und dann saß da dieser große, grüne Ork neben ihm und plapperte arglos über Verliebtheit! Warum Syn ihm zuhörte, wusste er selbst nich so genau. Vielleicht, weil es außer Staken auf dem Floß nichts gab und die Umgebung konnte er auch betrachten, während Razag sprach. So sehr wie er sich dem Thema Crystin widmete, war es schwer zu glauben, dass der er sie zum einen nicht bereits erobert hatte und zum anderen nicht verstand, wie sehr sie erobert werden wollte. Man musste kein stiller Beobachter wie Syn sein, um zu erkennen, wonach Crystins Schoß lechzte. Ha! Sie hatte es ihm in seiner Gegenwart ja bereits bewiesen. Die Heilerin kümmerte sich nicht einmal sonderlich darum, wer sie zur Frau machte. Dass sie diese Entwicklung endlich erleben wollte, war ihr Streben. Allerdings erkannte Syn die vielen Blicke, welche Crystin dem Ork zuwarf. Offensichtlich zog sie einen Berg von Muskeln mit entsprechend großer ... Keule vor. Geschmäcker waren verschieden. Selbst Synnover hätte leichte Bedenken, würde Razag nun über ihn herfallen wollen. Ohne genug Vorbereitung könnte es ihn wahrlich zerreißen und selbst mit wäre sein erster Versuch mit einem Mann garantiert schmerzhafter als die gemeinsame Aktivität. Wie weit jemand wie Razag ihm wohl gestatten würde zu gehen?
Syn zuckte zusammen, als er sich in diesem Gedankenspiel wiederfand. Er schüttelte den Kopf. Es gab Dinge, die er nicht herausfinden wollte. Also konzentrierte er sich wieder auf die Probleme seines Kumpels. Jener besaß viele und alle drehten sich um Crystin. Er hatte sich durch seine Aussage aber auch in eine missliche Lage gebracht. Sie spreizte die Beine quasi schon freiwillig für seine Lenden und er bot sich an, für sie den großen Bruder spielen zu wollen! Außerdem war sie nicht Nalia ... Ist das Razags Traumfrau inklusive Name? Dann stellt er aber ziemlich Ansprüche, die er als Sklave nicht einmal haben dürfte! Nagut, deshalb ist sie auch nur ein Traum.
So ganz verstand das Kaninchen nicht, wer wirklich hinter Nalia steckte. Der Begriff der Traumfrau war eben Interpretationssache. Trotzdem hakte er noch einmal nach: "Crystin entspricht also nicht deinen Vorstellungen einer Frau, der du dich gern hingibst. Nur weil sie nicht Nalia heißt?" Er neigte den Kopf nachdenklich. "Es liegt an den Haaren, oder? Bei Crystin, meine ich. Sie hat unglaublich viele Locken. Wenn man sie nicht zu einem oder mehreren Zöpfen flechtet, kleben die Strähnen schon beim Vorspiel auf der Haut und plötzlich hast du Sex mit Haaren anstatt mit einer Frau. Sie sind überall - vor allem gern in deinem Mund. Und sie kitzeln."
Syns Blick fiel erneut zu Zarrahs geflochtenem langen Zopf. Jener war auch offen gewesen, als sie auf ihm herumgeritten war. Ihre weiche Haut, die weichen Haare ... beides hatte ihn nicht gestört. Er runzelte nachdenklich die Stirn. Plötzlich und unerwartet lehnte Syn sich zurück, spähte mit prüfendem Blick zu Razag empor und meinte etwas lapidar: "Wenn du Crystins großer Bruder sein willst, macht es dir ja nichts, falls ich bei ihr nochmal auf Tuchfühling ginge?" Er hatte kein Interesse an ihr, keineswegs. Syn hatte überhaupt keine Interessen in diese Richtung. Ihm gefielen Frauen, würde er sich länger mit den Details befassen, konnte aus mangelnder Erfahrung aber nicht sagen, wie er zu Männern stand. Ihm gefiel Zarrah mehr als Crystin, auch wenn er das nicht bewusst sagen könnte. Dafür besaß er noch nicht genug Sicht auf seine eigenen Präferenzen. Was ihm an der kleinen Heilerin gefiel, waren ihre magischen Fähigkeiten. Mit einem schwachen, aber sehnsüchtigen Lächeln berührte er sein linkes Handgelenk, bewegte die wieder intakten Finger und erinnerte sich an die Wärme, die seinen Körper erfüllt hatte. Beinahe hätte er sich in dieser Erinnerung verloren, doch dann fiel ihm ein, in welche Lage er sich gerade selbst gebracht hatte. Vielleicht riss Razag ihm für seine Aussage nun doch etwas ab. Rasch suchte er erneuten Augenkontakt zum Ork und hob beschwichtigend die Hände. "Ich hab's nicht vor, aber irgendetwas muss ich ihr ja anbieten. Immerhin näht sie an dem Kleid herum." Und er hatte nichts Anderes zu geben, kannte nichts Anderes. Er wusste nicht einmal, ob Zarrah es nun da er frei war, erlauben würde. Vielleicht wollte Crystin auch gar nicht. Oh doch, sie will. Sie will sogar einen Ork, der ihr Innerstes zerbirst!
Aus diesem Gespräch heraus ernstand dann Interesse seitens Razag, was Syn denn überhaupt mochte. Die erste Antwort enttäuschte ihn fast, doch sein Kaninchenkumpel setzte ja noch nach, dass er zumindest den Ork mochte. Über alle Maßen hinaus! Sogar so sehr, dass er ihm einen Kuss aufdrückte. Dass Syn hier nur erneut in seine Mottenkiste aus Plänkelei, Heuchelei und antrainiertem Gebareen wühlte, um auch etwas für Razags Gemüt hervorzuholen, damit jener ihm im richtigen Moment nach der Pfeife tanzte, erkannte der Ork nicht. Er hielt an dem Glauben fest, zwischen ihnen entwickelte sich etwas. Er sah Syn längst als Freund - seinen ersten, echten Freund! Er befürchtete langsam aber auch etwas und wie Raz nun einmal wahr, löste er das Problem schnell und schmerzlos, indem er einfach nachfragte. Sein allerbester Kumpelfreund würde schon antworten.
"... stehst du auf Knutschen mit Männern?"
"Ich hab keine Erfahrung auf dem Gebiet, um ehrlich zu sein. Aber macht es denn einen Unterschied, wen ich küsse, wenn man von mir verlangt zu...?"
Razag unterbrach ihn sofort, um alles richtig zu stellen und hoffentlich eine anständige Antwort zu erhalten. "Also ... von dir aus? Ohne Befehl?" Erneut zogen sich Synnovers Brauen zusammen. Darunter lag ein verständnisloser frühlingsgrasgrüner Blick. "Du meinst, wenn ich es nicht einmal darauf anlege, einen Vorteil zu erzielen, indem ich...?" Er lachte plötzlich auf. "Welchen Sinn hätte es denn dann?" Syn lachte noch lauter, munterer. Wie kam Raz darauf, dass man überhaupt jemanden küssen sollte - gleich welchen Geschlechts - ohne einen Hintergedanken zu haben? Dabei war hier eher das Problem, dass ihm einiges nicht in den Sinn kam. Dinge, die Syn nie gelernt hatte, nämlich dass Küssen mehr sein konnte als bloße Annäherung für ein Vorspiel und anschließenden Spaß in der Horizontalen. Dabei hatte er selbst doch schon diese Erfahrung gemacht. Sein erstes Mal, sein erster Kuss ... mit Zarrah im Wald. Ein Kuss, den er von sich aus hatte geben wollen, als Zeichen des Dankes. Ein Kuss, den sie nicht erwidert hatte, sondern davor schlussendlich zurückgewichen war... Unerwünschte Gesten, so wie Liebesschwüre. Nein. Warum sollte jemand freiwillig sein Herz so schwer werden lassen?
Plötzlich riss Razag ihn schon wieder aus seinen Gedanken. Seine Aussage kam aus heiterem Himmel und traf Synnover direkt ins Mark. "Ich glaube ... ich will gar keinen Sex mehr. Ich ... hatte so viel davon in meinem Leben. Es reicht. Ich hab grad drüber nachgedacht..." Syn musterte Razag, seinen Kumpel. Auf einmal sah er das Band zwischen ihnen. Etwas verband sie, doch noch stampfte das Kaninchen kräftig mit den Pfoten darauf herum, weil es glaubte, diese Überlegungen hätten keine Daseinsberechtigung. Aber er behielt seine Meinung dazu für sich und schwieg Razag nur an. Als hätten wir eine Wahl. Dass er sich dabei in Razags schaukelnde Umarmung mehr hinein lehnte und dieses Mal nicht darauf aus war, ihn weiter zu verführen, bemerkte er kaum. Er spürte nur langsam, was der Ork mit der Wirkung einer Umarmung so meinte. Eine, die nicht Bestandteil von Liebesspielen war, die auf den Höhepunkt der Partnerin abzielten. Eine einfache Umarmung... Syn bemerkte auch nicht, dass er seine Hand auf den Unterarm des Größeren ablegte und sogar lächelte. Vielleicht gefiel ihm ja doch etwas auf Celcia.
Ob er so weit gehen würde, offen auszusprechen, dass er Razag wenigstens ein kleines bisschen mochte, blieb zu bezweifeln. Er sagte nämlich gar nichts, wohingegen sein Umarmer und Schaukler erneut durchblicken ließ, wie sehr er Crystin, aber auch die Freundschaft zu ihm bereits schätzte.
"Sie macht mich an, weil sie keine Angst vor mir hat. Ich mag sie echt! Also so richtig ECHT. So wie dich, Rammellappen." Schon wollte er ihn mit einer neckenden Aussage kontern, dass vor ihm ohnehin niemand Angst haben könnte, so weichherzig wie er war, da nahm Razags Plapperei eine düstere Note an, welche sogar das Kaninchen im Ansatz verstummen ließ. Sein Blick wanderte an dem Ork entlang. Frisches, junges Grün auf dieser olivbraunen Haut. Er suchte nach Spuren, die für das Auge doch unsichtbar waren. Er suchte die Scham, über die er vor kurzem noch nachgedacht hatte. Er fand sie nicht. Etwas Anderes belastete Razag. Wer zwischen den Zeilen lesen, wer beobachten oder zuhören konnte, kam schnell darauf. Synnover konnte man nicht unbedingt als empathisch bezeichnen. Vielleicht besaß er Potenzial dafür, aber er interessierte sich bisweilen nicht ernsthaft für seine Umgebung oder andere. Es war immer nur gespielt. Scheinaufmerksamkeit, um eigene Ziele zu erreichen. Jetzt aber ... zog das Kaninchen seine Pfoten von dem niedergetrampelten Band, um langsam daneben entlang zu gehen und sich Razags Ende zu nähern. Neugier lockte ihn, aber es war die Hoffnung von Verbundenheit, die ihn leitete, ohne dass er es ahnte.
"Ich bin lieber der Bruder ohne Sex als das ... Monster."
"Hat man dich auch ausgelacht?", murmelte Syn, der Razags Reaktion nun genau beäugte. Er suchte wahrlich etwas, das sie beide teilten. Falls es vorhanden war, falls Razag gleiche Erfahrungen hatte machen müssen, wollte Synnover wissen, wie er diese überbrücken konnte und trotzdem noch daran glaubte, zu wissen, was Liebe war. Zu glauben, verbliebt zu sein. Dinge zu mögen. Menschen. Crystin. Aber er fand es nicht. Razag war nicht ausgelacht worden, sondern ... gefürchtet.
"Monster...", wiederholte Syn, als es ihm langsam dämmerte. Er betrachtete den Ork vor sich. Er hatte keine Angst vor ihm, denn er hatte Razag schon kennen gelernt. Auch in der Schwarzen Arena hatte er ihn nicht gefürchtet, aber da hatte er ihn auch als Kämpfer gesehen. Jemanden, den er besiegen sollte, vielleicht sogar töten. Jemand, der mit Klauen und Zähnen oder Waffen auf ihn losging und der ihn deshalb noch lange nicht einschüchtern konnte. Syn unterschätzte Raz'ulak den Furchtlosen nicht, aber er unterschätzte auch seine eigenen Fähigkeiten nicht. Er war selbstbewusst genug, sich auf diese verlassen zu können und brauchte Razag nicht fürchten. Nicht jetzt und nicht in der Arena. Aber was wäre, wenn er Crystin wäre, dieses unschuldige Etwas, das sogar unter seinen zarten Karnickelfingern und Küssen zusammengezuckt war? Was wäre, wenn er er selbst wäre und sein Kuss in den Mundwinkel nicht zur Folge gehabt hätte, dass Razag ihn lieber als Freund sähe. Was, wenn der Ork sich einem Moment lang seinen Trieben hingab hier auf dem Floß, wo ringsum nur tiefes Wasser war, in dem Syn sich nicht zu bewegen wusste? So langsam spürte er das mulmige Gefühl von Angst in seiner Magengegend. Das Monster ... er verstand. Er schluckte.
"Wie war denn deine erste Erfahrung?", fragte er leise und aufrichtig. Dieses Mal steckte Interesse dahinter. Und obwohl er sich mit Sicherheit nun besser gefühlt hätte, könnte er der Nähe zum selbsternannten Monster mit seinen großen grünen Pranken und der langsam als zu eng wahrgenommenen Umarmung entkommen, blieb Synnover gegen die Seite des Großen gelehnt, denn auch das fühlte sich nun ... richtiger an. Eine Weile würde er es so schon aushalten.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Dienstag 19. September 2023, 17:09

"Crystin entspricht also nicht deinen Vorstellungen einer Frau, der du dich gern hingibst. Nur weil sie nicht Nalia heißt?"
Er neigte den Kopf nachdenklich und genauso spiegelt der Ork seine Haltung. Raz erste Reaktion war ein eloquentes:
„Hä?“
Aber dann begann er nachzudenken, was Syn dafür nutzte weiter zu spekulieren:
"Es liegt an den Haaren, oder? Bei Crystin, meine ich. Sie hat unglaublich viele Locken. Wenn man sie nicht zu einem oder mehreren Zöpfen flechtet, kleben die Strähnen schon beim Vorspiel auf der Haut und plötzlich hast du Sex mit Haaren anstatt mit einer Frau. Sie sind überall - vor allem gern in deinem Mund. Und sie kitzeln."
Razags Gedanken verirrten sich spontan in der beschriebenen Szene und verhedderten sich in der Lockenpracht, anstatt er zu einer Antwort ansetzten konnte.
Hm... Syn hat bestimmt Recht. Er kennt sich damit sicher noch besser aus als ich. Sollte ich... sollte ich Cris bitten, dass sie ihre Haare flechtet? Oder ihr anbieten, dass ich das für sie mache? Ihre Haare zu berühren... sie zu streicheln... hmmmmmm.
Raz brummte zufrieden bei der Vorstellung ihre seidenweichen Locken zähmen zu dürfen. Er bekam ganz weiche Knie und wäre er kein Ork hätte man ihn für einen großen grün gefärbten Leonieden halten können, so laut schnurrte er. Orks waren von Hause aus keine Meister der Feinmotorik und Haareflechten war nicht ganz so einfach, aber man hatte Raz schon mit der Peitsche und Halsband zu ganz anderen Sachen gezwungen, einfach in der Erwartung, dass er scheiterte und man ihn dann bestrafen konnte. Am Anfang war das natürlich auch geschehen, aber Razag gab sich immer Mühe schnell zu lernen – in allem was er tat. So hatte er halt auch mal die Haare einer dunklen Herrin bürsten sollen und war dann ausgepeitscht worden, als es geziept hatte. Trotzdem war die Vorstellung es bei Cris zu versuchen äußerst verlockend. Das Haarebüsten zu mehr führen könnte, so glaubte der Ork, war eher unwahrscheinlich... oder? So trotz der Nähe die man dabei zwangsläufig aufbaute. Es war mehr die Vertrautheit die ihn reizte, die Nähe.
Aber... ist Cris eigentlich die Art Frau, die ich für mich selbst wählen würde? Wenn ICH die Auswahl hätte?
Ein merkwürdiger Gedanke, der ihm noch nie gekommen war. Syn brachte den armen Ork ganz schön zum grübeln. Womöglich hinterfragte er noch seine Zuneigung zu der kleinen Heilerin am Ende.
"Wenn du Crystins großer Bruder sein willst, macht es dir ja nichts, falls ich bei ihr nochmal auf Tuchfühling ginge?"
Vielleicht reiß ich ihm doch noch was ab...
Syn suchte er erneuten Augenkontakt zum Ork und hob beschwichtigend die Hände und Raz schämte sich spontan für seine Eifersucht.
Ich hab kein Recht so zu denken. Sie ist frei und sollte diese Freiheit auch nutzen. Mit... mit wem auch immer... außer dieser Made von Dunkelelfen!
Der Gedanke an den unwissentlich jüngst Verstorben ließ Razags Augen bösartig funkeln, was Syn durchaus falsch verstehen konnte. Dieser ruderte auch gleich zurück:
"Ich hab's nicht vor, aber irgendetwas muss ich ihr ja anbieten. Immerhin näht sie an dem Kleid herum."
„Hm, da fällt mir auch nix ein. Ich wüsste auch nicht, was ich im Gegenzug anbieten könnte. Außer Kämpfen und... 'vögeln' kann ich nix.“
Da sprach er wohl dem Kaninchenkumpel aus der Seele.
„Und das will ich beides nicht mit ihr. Was du sonst noch zu bieten hast, weis ich nicht. Kannst du noch was?“
Aber seine Frage hatte er damit auch nicht beantwortet. Hätte er was dagegen? Wäre Raz schlagfertig, hätte er vielleicht im Gegenzug gefragt, ob Syn was dagegen hätte wenn er was mit Zarrah anfing. Aber das war er nicht.
Langsam wuchsen die beiden jedoch mehr zusammen, als sie selbst annahmen, saßen sie doch in einem Boot – bzw. auf einem Floß fest.
Bald darauf folgte ein süßer kleiner Kuss in den Mundwinkel. Raz sah Syn längst als Freund - seinen ersten, echten Freund! Er fragte sich aber auch langsam, ob das seitens des Rammlers auch so oder ob da mehr oder noch etwas anderes war. Aber wie Raz nun einmal wahr, löste er das Problem schnell und schmerzlos, indem er einfach nachfragte:
"... stehst du auf Knutschen mit Männern?"
"Ich hab keine Erfahrung auf dem Gebiet, um ehrlich zu sein. Aber macht es denn einen Unterschied, wen ich küsse, wenn man von mir verlangt zu...?"

Razag unterbrach ihn sofort, um alles richtig zu stellen und um hoffentlich eine anständige Antwort zu erhalten.
"Also ... von dir aus? Ohne Befehl?"
Erneut zogen sich Synnovers Brauen zusammen. Darunter lag ein verständnisloser Blick.
"Du meinst, wenn ich es nicht einmal darauf anlege, einen Vorteil zu erzielen, indem ich...?"
Raz nickte.
"Welchen Sinn hätte es denn dann?"
Syn lachte noch lauter, munterer. Raz neigte den Kopf nachdenklich, aber schmunzelte einfach mal mit, so dass sein Lächeln etwas schief geriet.
Welchen Sinn hat küssen? Hm... ohne einen Vorteil zu erzielen...
, wiederholte er Syns Worte in Gedanken und ließ sie langsam in sein Bewusstsein sacken. FAST wäre er darüber gestolpert, dass sein Kumpelchen vielleicht IHN damit täuschte, doch Raz war noch zu sehr mit seinen eigenen Problemen mit Cris beschäftigt. Das alles war sehr verwirrend und manchmal war es dann besser, man machte mal einen Schritt zurück.
"Ich glaube ... ich will gar keinen Sex mehr. Ich ... hatte so viel davon in meinem Leben. Es reicht. Ich hab grad drüber nachgedacht..."
Syn musterte Razag, seinen Kumpel und der lächelte vor sich hin. Wie dumm sie doch beide waren. Syn bemerkte auch nicht, dass er seine Hand auf den Unterarm des Größeren ablegte und sogar ebenfalls lächelte. Vielleicht gefiel ihm ja doch etwas auf Celcia. Sein Umarmer und Schaukler erzählte weiter von seinen Sorgen:
"Sie macht mich an, weil sie keine Angst vor mir hat. Ich mag sie echt! Also so richtig ECHT. So wie dich, Rammellappen."
Schon wollte er ihn mit einer neckenden Aussage kontern, doch da nahm Razags Plapperei eine düstere Note an, welche sogar das Kaninchen im Ansatz verstummen ließ.
"Ich bin lieber der Bruder ohne Sex als das ... Monster."
Die nächste Frage kam prompt und auch ein bisschen überraschend.
"Hat man dich auch ausgelacht?"
Razag dachte nach und schüttelte nur langsam und sehr unglücklich drein schauend den Kopf. Er war nicht ausgelacht worden, sondern ... gefürchtet.
"Monster..."
, wiederholte Syn, als es ihm langsam dämmerte. Er betrachtete den Ork vor sich. Er brauchte Razag nicht fürchten. Nicht jetzt und nicht in der Arena. Aber was, wenn der Ork sich einem Moment lang seinen Trieben hingab hier auf dem Floß, wo ringsum nur tiefes Wasser war, in dem Syn sich nicht zu bewegen wusste? So langsam spürte er das mulmige Gefühl von Angst in seiner Magengegend. Das Monster ... er verstand. Er schluckte.
"Wie war denn deine erste Erfahrung?"
, fragte er leise und aufrichtig. Dieses Mal mochte echtes Interesse dahinter stecken, aber Raz machte da sowieso keinen Unterschied. Er glaubte an seine Freundschaft. Das Monster, das da neben ihm saß, hatte diesen Titel nicht selbst gewählt. Er war dazu gemacht worden. Mit seinen großen grünen Pranken, blieb Synnover nichts anderes übrig, als sich gegen die Seite des Großen zu lehnen. Der 'Schöne' und das 'Biest', saßen in inniger Umarmung auf dem kleinen Floß, dass gemütlich dahin trieb. Rund herum herrschte idyllische Ruhe und Frieden, während ein Krieg in Razags Herzen tobte. Der starre Blick in eine unbestimmte Ferne verriet, dass sich gerade eine wirkliche Abscheulichkeit in seinem Kopf abspielte. Seine Brauen wanderten nach zwei viel zu langen Sekunden zusammen und seine Augen wurden schmal wie Striche. Die Muskeln seines Kiefers bewegten sich und Adern traten an seinen Schläfen hervor. Auch der Arm um Syns Körper wurde kurz steif und schwerer. Allein die weite Freiheit der Natur um sie herum ermöglichte es Syn vielleicht diese erdrückende Nähe auszuhalten. Dann atmete der Ork aber tief durch und entspannte sich, womit die Umarmung sich auch wieder richtig anfühlte.
„Wenn ich dir das erzähle, dann würdest du mich mit vollkommen anderen Augen sehen und ...vermutlich ganz spontan schwimmen lernen nur um von mir weg zu kommen.“
Er lächelte ...traurig!
„Du weist, wozu die Dunklen fähig sein können, oder?“
Die Finsternis in Razags Augen übertraf noch die von Zarrahs Haut.
„Ich... Sie... sie haben mich zu Sachen gezwungen, die... das ein oder andere Leben gekostet hat bevor sie dann merkten, dass das Monster auch eine sanfte Seite hat mit der sie spielen können. Von dieser Seite kann ich dir erzählen wenn du möchtest, aber das andere... das will ich vergessen.“
Er schwieg tatsächlich eine Weile und murmelte dann nur leise, mehr für sich und voller dunklem Hass.
„Wenn ich jemals dieser Tenebrée noch mal begegne, zieh ich ihr in kleinen Streifen die Haut ab, röste sie und gebe sie ihr zu fressen. Dann mariniere ich sie in Salz und nähe ihre Lieder an die Brauen, dass sie es kommen sieht, wenn ich ihr Fliegeneier in die Augen setzte. Oder besser Skarabäen? Diese Fleisch fressenden Käfer...“
Da sah er auf und Syn an.
„Tschuldige Kumpel. Ich ...man hat mir beigebracht Krzner nicht zu benutzen, wenn ich in Gesellschaft von anderen bin...also 'NichtOrks'. Aber...“
Raz schwenkte um 180 Grad, dass man ein Schleudertrauma bekommen konnte. So war er konditioniert. Er war blutrünstig und nett... und er lächelte sofort wieder, aber es erreichte noch nicht seine Augen wider. Der Hass klang ab als er seinen Freund ansah und sich in der Gegenwart wieder fand. Syns Anblick konnte einem aber auch die Seele wärmen! So wie er da neben seinem Freund saß, ...so war die Welt in Ordnung.
„Du verstehst ein bisschen oder? Krzner? Wo hast du es gelernt? Doch sicher nicht bei den Nachtklingen?“
Später fragte er dann noch:
„Sag mal, du hast doch kleine flinke Hände. Vielleicht kannst du ja was hübsches schnitzen? Hast du sowas schon mal probiert? Bist du gut mit Messern?“
Vielleicht war das auch keine gute Idee, aber Razag fiel nichts anderes ein, wie Syn sich bei Cris bedanken könnte. Er wusste ja selbst nicht wie er Cris beeindrucken könnte und zermarterte sich den Kopf darüber. Gern würde auch er ihr ein Geschenk machen – einfach so. Weil er sie halt mochte. Aber auch hier ging es ihm ähnlich wie dem zweiten Lustsklaven auf der schwimmenden Insel. Und leider kehrten auch seine Fantasien immer wieder zum Haareflechten zurück.
„Uh! Ich weis was! Kannst du ihr nicht einen Kamm schnitzen?“
Vielleicht würde der Ork doch noch Frisör werden. Er oder sein Kumpelchen.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Synnover » Donnerstag 21. September 2023, 14:55

Dass Haare einmal für beide ehemaligen Gladiatoren so zum Thema werden könnte, hätten Syn und Razag sich wohl nicht vorgestellt. Wo der große Grüne aber bereits über Frisuren spekulierte, die er in Crystins Lockenpracht flechten könnte, hing Synnovers Blick auf dem langen weißen Zopf der Dunkelelfe. Er dachte weniger daran, wie er ihre Haare aus dem Weg bekäme. Er erinnerte sich nur, dass sie sich angenehm auf seiner eigenen Haut angefühlt hatten, als Zarrah sich seiner bemächtigt hatte. Als sie ihm hatte helfen wollen. Er schnaufte und musste den Kopf schütteln. Seine Herrin war manchmal schwer zu verstehen, doch er stellte keine Fragen, wenn sie ihrer Lust nachging. Dafür war er schließlich da und irgendwie zufrieden, dass sie ihn in Anspruch genommen hatte. Das machte ihn ein wenig unentbehrlicher. Aber sie ist nicht mehr meine Herrin. Sie hat uns freigelassen ... wir könnten gehen ... oder ist das nur ein Trick, um zu schauen, ob wir tatsächlich gegangen wären? Startet Zarrah ihre eigene persönliche Hetzjagd, wenn wir es wagen, ihr falsch geschürte Hoffnung anzunehmen? Er grübelte. Razag riss ihn aus den Gedanken. Er fragte nach Synnovers Fähigkeiten jenseits seiner kämpferischen als Gladiator und der körperlichen Gefälligkeiten, nach denen sich jeder Damenschoß so verzehrte.
"Was du sonst noch zu bieten hast, weiß ich nicht. Kannst du noch was?"
Syn stutzte nur kurz. Die Wildnis mochte ihn in vielerlei Hinsicht aus der Reserve gelockt haben, aber wenn es nur darum ging, ein Gespräch zu führen, konnte er nach wie vor punkten. Er musste nicht seine Seele offenlegen. Er wollte das gar nicht. Die gesamte Gruppe wusste bereits zu viel davon als ihm lieb war. Es wurde Zeit, sich wieder seiner Fähigkeiten zu besinnen. Razag fragte, was er noch beherrschte. Es wurde Zeit, ihm genau das zu zeigen. So beugte das Kaninchen sich etwas zu dem Ork herüber, lächelte ihn auf eine Weise an, mit der er sonst nur versuchte, die Schamesröte auf weibliche Wangen zu treiben und raunte in verführerischem Timbre: "Natürlich alles, was du willst und dir vorstellen kannst. Und auch alles darüber hinaus." Er erhob sich, löste sich aus Razags Arm und breitete die eigenen aus. Dabei machte er wenige Schritte über die verträuten Stämme nach hinten. Er setzte ein Grinsen auf, hob triumphal das Kinn an und rief aus: "Ich bin perfekt in jeder Hinsicht!"
Dann strauchelte er, als das Floß schlagartig und etwas zu früh für seinen Geschmack endete. Mit einem Fuß trat er bereits ins Wasser, dass es platschte, doch Syn schaffte es durch einen gewagten Sprung nach vorn einem Nichtschwimmer-Tod zu entkommen. Er wich nach vorn aus, zurück in Razags Arme und in Sicherheit. Dort verharrte er einen Moment, um den Schrecken des beinahen Ertrinkens zu verarbeiten. Zusammengekauert hockte er im Arm des Hünen, starrte über die Schulter zum Wasser zurück und musste erkennen, dass Perfektion anders aussah.
Mit einem Räuspern und deutlich weniger Überheblichkeit widmete er sich anschließend anderen Themen. Die kaschierten und lenkten von der kleinen Blamage eben ab, auch wenn es bedeutete, sich hier erneut die eigenen Grenzen wie einen Spiegel vorzuhalten. Immerhin gestand Syn sich ein, dass er keinerlei Erfahrung mit Männern besaß, weder beim Küssen noch in allem, was danach folgen mochte. Ob er dabei dann wenigstens perfekt wäre, ließ sich nicht sagen. Razag hatte auch nicht vor, es bei seinem Kumpel herauszufinden und so sehr Syn auch mit ihm spielte, diesen letzten Schritt zur Grenzübertretung wagte er nicht, solange man es ihm nicht abverlangte. Beide Männer waren vorerst voreinander sicher. Syn hatte nicht vor, freiwillig mit einem Ork von Razags Ausmaßen auf Tuchfühlung zu gehen. Er gönnte sich Zweisamkeit dieser Art jenseits eines Befehls ohnehin nur, wenn er darin auch einen Vorteil sah. Spaß zu haben, sich den sinnlichen Gelüsten hinzugeben und die wachsende Ekstase bis zum Höhepunkt auszukosten, zählten offensichtlich nicht dazu. Fraglich war, ob Raz das alles zwischen den Zeilen herauslesen konnte. Er befand sich auf dem besten Weg dorthin, aber es war schwierig und Syn sprach nichts davon offen aus. Vielmehr schipperte das Kaninchen ihrem Floß gleich um Themen herum, die sein Innerstes betrafen. Er wahrte seine Geheimnisse, gerade hinsichtlich seiner eigenen Gefühlswelt. Er wollte sie nicht preisgeben. Ob aus Misstrauen, Angst verletzt zu werden oder weil er sie gar nicht kannte, blieb ungewiss. Trotzdem ging er gerade mit Razag äußerst offen um, auch wenn er sich gelegentlich einer Lüge bediente, um kein Siegel seines Buches der eigenen Seele brechen zu müssen. Mit genug Zeit würde Vertrauen wachsen und dann könnten sich auch die kleinen und großen Betrügereien legen. Das erforderte Arbeit, die nicht jeder bereit war, anzugehen. Wer sich der Herausforderung annahm, konnte nicht einmal sicher sein, belohnt zu werden. Nicht bei Syn. Aber manchmal war auch der Weg schon ein Ziel, das man anstreben konnte.
Der Ork durfte aus Syns Sicht bis dahin nur nicht den Braten des Trugbilds riechen, sonst würde es ungemütlich für das Kaninchen. Dann würde es selbst als Braten enden. Lügner, Betrüger, Verräter ... sie alle teilten am Ende das gleiche, unangenehme Schicksal. Und so lenkte der Rammellappen gekonnt jedes Mal ab, wenn Razag glaubte, am Rand der Erkenntnis entlang zu tingeln und nur noch zugreifen musste. Syn aber beherrschte sein Handwerk. Seine reine Präsenz wirkte sich schon so sehr auf seine Umgebung aus, dass man sich in diesem Netz wiederfand, selbst wenn man es vermeiden wollte. Sogar ein Ork, der weder auf Menschen noch auf Männer stand, konnte nicht abstreiten, dass das Kaninchen Ausstrahlung besaß, die zu verzaubern wusste. Syn hatte gelernt, seine Aura reiner Schönheit einzusetzen und für seine Zwecke zu nutzen. Er beherrschte es schon instinktiv, so dass seine Bewunderer sich eingeladen fühlten, sich ihm anzuvertrauen. Razag erging es ähnlich.
Der Ork ließ sich dazu hinreißen, ihm von seiner Vergangenheit zu erzählen. Zumindest erwähnte er seinen Titel als Lustsklave: Monster. Gefürchtet zunächst, er könnte eines sein und dann herangescharrt, weil genau das der Wunsch der Kundschaft war. Monster ... es weckte auch Syns Interesse an seinem ... Kumpel, der nicht vollkommen mehr einem Zweck entsprach. Andernfalls würde das Kaninchen nicht nach Detaisl fragen.
Raz'ulak der Furchtlose antwortete ihm jedoch nicht sofort. Er blickte nach vorn, dieses Mal nicht zu Crystin und Zarrah. Er fixierte einen Punkt in der weiten Leere der Umgebung. Synnover ließ ihm die Zeit, schob sich auch nicht erneut aus der Umarmung heraus, auch wenn der Gedanke an die brachialen Pranken und den Monstertitel seines Gefährten langsam eine gewisse Beklemmung hervorriefen. Hätten sie sich noch immer in diesen erdigen Löchern nach ihrem Triell-Kampf befunden, wäre Panik in ihm hochgestiegen. Die Weite dieses von Wasser gefluteten Waldes jedoch wusste einiges zu kompensieren. Syn konnte durchatmen, konnte es noch ertragen. Außerdem konnte er sehen, dass Razag derzeit mit eigenen Dämonen kämpfte. Er würde nicht über ihn herfallen. In seinem Geist taten dies dunkle Erinnerungen, welche sich wie Schatten über die grauen Augen des Orks legten. Syn spürte die Anspannung des anderen deutlich.
"Du weißt, wozu die Dunklen fähig sein können, oder?" Synnover antwortete nicht, aber er nickte. Oh, er wusste es gut. Sie nutzten ihn als Werkzeug für ihre Zwecke, aber er wusste auch von den Annehmlichkeiten, die sie versprachen, wenn er funktionierte. Die Dunklen ... sie waren skrupellos, gingen mörderisch vor, aber sie besaßen nicht die orkische Brutalität des Clans der Reißer. Syn schätzte die Dunklen, so gefürchtet sie bei anderen Völkern auch sein mochten. Zu ihm waren sie niemals derart hart gewesen, dass er es nicht hätte ertragen können. Im Gegenteil! Wenn er ihre Regeln befolgte, regnete es Luxus. Karrish hatte ihn stets mit extravaganter Kleidung, Lesestunden in der Bibliothek, gemeinsamen Abenden des Schweigens unter Schachpartien und Wein belohnt. Synnover wusste, wozu sie fähig waren, aber er wusste auch, dass sie die besseren Herren waren. Er schätzte sie. Er schätzte die Nachtklingen. Er schätzte Karrish ... er vermisste es, sein Sklave zu sein. Er vermisste den Luxus, die alte kleine Welt. Aber passte er jetzt noch dort hinein, nachdem er einmal den weiten Himmel hatte sehen dürfen?
"Ich ... Sie ... sie haben mich zu Sachen gezwungen, die ... das ein oder andere Leben gekostet haben, bevor sie dann merkten, dass das Monster auch eine sanfte Seite hat, mit der sie spielen können. Von dieser Seite kann ich dir erzählen, wenn du möchtest, aber das andere ... das will ich vergessen."
Syn betrachtete seinen Kumpel. Er verstand nicht ganz, wie jener unter all dem leiden konnte. Er sah in Taten, die anderen das Leben kosteten, kein Problem. Es gab Schlimmeres. Oh, für ihn gab es Dinge, die er als wesentlich schlimmer einstufte als einen Mord! Doch er sagte es nicht. Er wollte mit Razag nicht darüber diskutieren, verstand aber nicht einmal den Grund. Er ... wollte nicht, dass ... der Ork sich noch schlechter fühlte.
Syn stutzte. Dann löste er sich aus dem grünen Arm. Dieses Mal ging er bedachter über das Floß, bis er seinen Rucksack erreichte und sich davor kniete. Noch bevor er jedoch die Lederklappe umlegen und ihn öffnen konnte, sprach Razag weiter. Dieses Mal verwendete er Krz'ner, seine Muttersprache. Syn lauschte. Er verstand nicht alles. Viele Begriffe waren ihm gänzlich fremd. Sodth und die Reißer hatten niemals über Fliegeneier oder Skarabäen gesprochen. Es war fraglich, ob sie letztere überhaupt kannten. Käfer aber hörte Syn ganz gut heraus. Käfer fanden sich oft im Essen und das hatten sie ihrem Haustierchen dann vorgesetzt. Er schauderte unter Razags Worten, aber nicht aufgrund von deren Inhalt.
"'tschuldige, Kumpel. Ich ... man hat mir beigebracht, Krz'ner nicht zu benutzen, wenn ich in Gesellschaft von anderen bin ... also Nicht-Orks. Aber ... Du verstehst ein bisschen, oder? Krz'ner? Wo hast du es gelernt? Doch sicher nicht bei den Nachtklingen?"
"Nein. Andere", erwiderte Syn, um seine Kenntnisse der Sprache zu präsentieren. Man hörte heraus, wie gebrochen er es nutzte, aber vermutlich verstand er mehr, als dass er es selbst sprechen konnte. Deshalb wechselte auch er wieder ins Celcianische zurück. Es machte vieles einfacher. "Ich habe meine Kindheit und Jugend bei Orks verbracht, bis die Nachtklingen mein Talent entdeckten und mich ihnen abgekauft haben." Näher ging er nicht darauf ein. Es war ohnehin überraschend, dass er Razag so viel anvertraute. Er müsste ihm nicht die Wahrheit sagen, aber irgendwie fühlte es sich richtig an. Dieser blöde Ork macht mich ganz weich!
Syn presste die Lippen aufeinander und entschied sich, seinen Rucksack wieder zu schließen. Was immer er hatte hervorholen wollen, würde noch einige Zeit länger darin bleiben müssen. Geschickt verschloss er alles wieder und knotete es zu, damit auch ein schaukelndes Floß den Inhalt nicht versehentlich über sich und ins Wasser hinein verteilen könnte.
"Sag mal, du hast doch kleine, flinke Hände. Vielleicht kannst du ja etwas Hübsches schnitzen? Hast du sowas schonmal probiert? Bist du gut mit Messern?"
"Ich kann gut genug mit dem Dolch und Messern umgehen, um sie am Ende ins Herz eines Arena-Gegners zu stoßen", erwiderte Syn trocken. "Für andere Tätigkeiten wurden sie noch nicht gebraucht." Das war also ein Nein. Er hatte noch nichts in seinem Leben geschnitzt. Die Idee gefiel ihm allerdings. Holz fand sich hier ja genug, er hatte noch seinen Dolch. Es wäre leicht ... nicht wahr? Er überschätzte eindeutig, was nötig war, um mehr als einen Splitter aus einem Stecken zu schneiden.
"Uh! Ich weiß was! Kannst du ih nicht einen Kamm schnitzen?"
"Könnte ich sicher." Syn überschätzte auch sich gern mal, aber das tat er bewusst. Er gestand sich keine Schwächen ein. Er war schließlich perfekt. Er konnte alles! Vor allem aber konnte er sich lästige Arbeit vom Hals halten. "Wenn man es mir zeigt. Warum scnitzt du nicht einen Kamm und ich versuche anschließend, es nachzumachen? Aber gib dir Mühe. Auch Lehrmaterial muss ordentlich aussehen!" Syn hoffte, dass dies als Motivation für Razag ausreichte, einen besonders schönen Kamm zu fertigen. Crystin würde ja nicht erfahren müssen, wer das Stück hergestellt hatte und Syn könnte es gegen das umgenähte Kleid eintauschen. Der Gedanke gefiel ihm deutlich besser als sich mit dem braunen Lochenkopf noch einmal in die Laken zu legen. Warum nur?
Flüchtig spähte er über die Schulter zum anderen Floß hinüber. Sein Blick blieb aber erneut auf Zarrahs Hinterkopf hängen.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 27. September 2023, 14:31

Raz schaute neugierig seinen Rammellappen an und grübelte, was ein Menschenmann noch so alles können könnte. Menschen standen in dem Ruf vielseitig und sehr flexibel zu sein. Dazu passte auch Syns Antwort:
"Natürlich alles, was du willst und dir vorstellen kannst. Und auch alles darüber hinaus."
Raz nickte zufrieden. Das klang glaubhaft und Syn erhob sich, löste sich aus Razags Arm und breitete die eigenen aus. Der Ork folgte mit seinem Blick und der Mensch machte wenige Schritte über die vertäuten Stämme nach hinten...
Ähm, vorsichtig...
Syn setzte ein Grinsen auf, hob triumphal das Kinn an und rief aus:
"Ich bin perfekt in jeder Hinsicht!"
...da ist das Floß zu e...
Da strauchelte er auch schon.
Auweia...
Raz wollte schon aufspringen und riss instinktiv die Arme nach vorne um seinen einzigen Freund zu retten, doch dieser fing sich tänzerisch, elegant und graziel und schien fast über Wasser laufen zu können. Mit einem Fuß trat er bereits ins Wasser, dass es platschte, doch Syn schaffte es durch einen gewagten Sprung nach vorn, sich zurück in Razags Arme zu werfen.
Ah, das war ...geplant!
Raz tätschelte *pattpatt* anerkennend seinen Rücken und wusste nun, was sein bester Kumpel noch für eine Fähigkeit hatte!
Grandios!
Syn hatte anderes vor...und ohnehin anderes im Kopf. Er hatte nicht vor, freiwillig mit einem Ork von Razags Ausmaßen auf Tuchfühlung zu gehen – in erotischer Sicht, dachte ohnehin nur in die eine und nicht in die andere Richtung, aber der Ork hatte seinerseits sowieso beschlossen, ab heute abstinent zu leben. Also stellte sich nicht die Frage nach einer wie auch immer gearteten Zusammenkunft. 'Und trotzdem saßen sie gerade umschlungen auf ihrem Floß und 'kuschelten' ein bisschen miteinander. Sie waren eher wie Kinder, die unerfahren nun frei nach Möglichkeiten suchten mit dieser neuen Welt zurecht zu kommen. Dies beinhaltete auch eine Form von Nähe, die sie beide nicht gut kannten... Freundschaft.
Der Ork roch nicht nur nicht den Braten des Trugbildes, das sein Kumpel webte, sondern machte sich seine eigenen Gedanken dazu, fand Gründe für dessen Darbietung und glaubte einfach an seinen Freund. Syn beherrschte sein Handwerk. Seine reine Präsenz wirkte sich schon so sehr auf seine Umgebung aus, dass sich Raz bereits in diesem Netz wiederfand... und sich darin auch noch offensichtlich sehr wohl fühlte. Das Kaninchen besaß eine Ausstrahlung, die zu verzaubern wusste.
Der Ork ließ sich im laufe des Gespräches dazu hinreißen, ihm von seiner Vergangenheit zu erzählen, aber kämpfe mit manchen Details, die er wohl weiter verschweigen würde, fände Syn keinen Weg sie ihm zu entlocken.
"Du weißt, wozu die Dunklen fähig sein können, oder?"
Sie waren sehr kreativ, wenn es um Leiden ging. Syn hatte ebenfalls seine Erfahrungen gemacht, auch wenn er den Vorteil seiner Schönheit dabei nicht sah. Syn hatte man oft mit Zuckerbrot gelockt, mit Luxus verwöhnt. Sein Kumpel vermisste sogar sein Sklavenleben. Raz war ein Ork und man hatte ihn zu aller erst zum brutalen Monster gemacht, um ihn dann später als braves Haustierchen wieder aufzubauen. Manche in den Straßen Morgerias behaupteten sogar, er würde kleine Kinder fressen und die feinen Damen der Gesellschaft lockte es das Monster zu 'zähmen' oder zu brechen. Manche Bereiche seiner Vergangenheit waren so dunkel, dass er sie einfach vergessen wollte. Er konnte sie nicht offen legen, nicht mal vor seinem Freund, denn dann würde er ihn verlieren, da war sich Raz ganz sicher, denn er war ein wenn auch unfreiwilliger Täter – kein Opfer. Manche Dinge würde Syn also nie erfahren. So blieb unverständlich, wie Raz unter all dem leiden konnte. Syn sah in Taten, die anderen das Leben kosteten, kein Problem. Er wusste nicht, was dem am Ende erlösenden Tod voran gegangen war. Der Tod war nicht das schlimmste, aber ihn durch Grausamkeit zu verschulden, war etwas anderes. Das 'Wie' war hier der entscheidende und geheimnisvolle Faktor. Und damit zu leben, selbst wenn es auf Befehl geschehen war, war kaum zu ertragen und so hatte Raz diesen Teil seiner Erinnerungen in sich weg gesperrt. Unterdrückte Gefühle konnten manchmal seltsame Blüten tragen und bei Raz war daraus eine äußerst blutig rote Blüte geworden, die sich manchmal unkontrolliert entlud. Und selbst diese hatten die Dunklen für ihre Zwecke in der Arena benutzt.
Aber Syn bewies Einfühlungsvermögen, ohne es zu ahnen. Er wollte nicht, dass der Ork sich noch schlechter fühlte und so fragte er auch nicht weiter nach – was gut war! Der Ork verlor sich ein wenig in seiner Heimatsprache, wenn seine Gedanken sich rot färbten, aber auch da reagierte Syn klug und umsichtig, da er sich entfernte um in seinem Rucksack zu kramen, anstatt sich 'aus Versehen' in seiner Raserei von seinem Freund zerquetschen zu lassen. Syn verstand sogar Krzner, auch wenn seine Aussprache eher unbeholfen war, was Raz lächeln ließ.
"Nein. Andere. Ich habe meine Kindheit und Jugend bei Orks verbracht, bis die Nachtklingen mein Talent entdeckten und mich ihnen abgekauft haben."
...dann hat er vorher bei Orks gelebt...in Morgeria?... Hm... DAS war bestimmt hart!
Ein bisschen Mitleid huschte da doch über Raz Gesicht, denn er kannte schließlich einige seiner gebrochenen und missratenen Artgenossen. Auch wenn Syn es nicht sah, da er gerade seine Habseligkeiten wieder verstaute, so fühlte der Ork mit ihm und beobachtete seinen Rücken. Seine Finger waren für kleine Schließen an seinem Rucksack sehr gut geeignet, was Raz auf die Idee brachte.
"Sag mal, du hast doch kleine, flinke Hände. Vielleicht kannst du ja etwas Hübsches schnitzen? Hast du sowas schon mal probiert? Bist du gut mit Messern?"
"Ich kann gut genug mit dem Dolch und Messern umgehen, um sie am Ende ins Herz eines Arena-Gegners zu stoßen...Für andere Tätigkeiten wurden sie noch nicht gebraucht."
"Uh! Ich weiß was! Kannst du ihr nicht einen Kamm schnitzen?"
"Könnte ich sicher."

Klasse!
Raz rieb sich begeistert die Hände. Doch dann sagte Syn etwas unsinniges.
"Wenn man es mir zeigt. Warum schnitzt du nicht einen Kamm und ich versuche anschließend, es nachzumachen? Aber gib dir Mühe. Auch Lehrmaterial muss ordentlich aussehen!"
Raz senkte die Brauen und legte den Kopf schief. Er hob eine Hand und starrte darauf. Seine Hand konnte so ziemlich alles zu einer Waffe machen, aber etwas so feinmotorisches wie das Schnitzen eines so kleinen Dinges, das ging ihm völlig ab. Einen Baumstamm aushöhlen, DAS war möglich, aber einen Kamm???
„Nö.“
Raz hatte Syn gefragt, ob er den Kamm schnitzen könnte, eben weil er es nicht konnte und sie nach Fähigkeiten für Syn suchten und dann wollte sein Kumpelchen, dass Raz ihm es vor machte? Raz schüttelte den Kopf.
„Ich kann einen Baum aushöhlen, aber das ist grob und erfordert Kraft. Einen Kamm kann ich nicht. Den musst du allein hin kriegen. Versuch es einfach, egal wie es wird. Hm... stell dir vor, du schälst einen Apfel. Hab mal einen bei einer Kundin bekommen und gegessen. Geil, kann ich dir sagen! Die haben ganz dünne Haut und die musst du gaaanz fein abschneiden. Gaaanz vorsichtig...“
Imaginär machte Raz die Bewegung vor, aber seine großen Finger wären dafür einfach ungeeignet. Ein Kamm aus seiner Hand wäre mehr ein Rechen für den Garten. Aber er stakste das Floss mal näher an das Ufer um zwischendurch mal schnell ein paar Äste zum Üben einzusammeln, oder sammelte etwas Treibgut zusammen. Die Grundbewegungen waren recht einfach, aber ob Syn Talent hatte seine Ideen aus dem Kopf in ein Stück Holz zu verwandeln, das war etwas anderes. Übung gehörte halt auch dazu. Da sein Kumpel im Kampf mit Messern umgehen konnte, würde er sich auch bestimmt nicht beim Schnitzen die Klingen in den Bauch stecken. Außerdem ging es Raz auch nicht um das Produkt, sondern um das Gefühl mit seinem Freund etwas neues 'zusammen' auszuprobieren...
...zusammen.
„Aber ich weis jetzt, was du richtig gut kannst!“
Raz grinste von einem spitzen Ohr zum anderen und genoss es die kleine Spannungspause aufzubauen. Dann sah er seinen treuen Freund voller Stolz an:
„Du bist ein hervorragender Schausteller! Das Ding da vorhin mit dem Tanz auf dem Floss! Grandios! Du bist richtig gut! Du könntest sicher sogar auf einem Seil tanzen oder... oder akrobatisch durch die Luft fliegen. Ich könnte dich hoch werfen und die würdest aufgehen, strahlend wie die Sonne, oder wie ein Stern. Du kannst andere begeistern und vielleicht sogar zum Lachen oder Staunen bringen mit deiner Akrobatik ...oder dass sie vor Schreck den Atem anhalten, so wie ich.“
Raz grinste und hielt kurz die Luft an und machte ein erschrockenes Gesicht.
„Du hast das Talent anderen vorzugaukeln du fällst, oder du verwirrst ihre Sinne, wenn du so schnell bist. Das ist großartig.“
Raz geriet regelrecht ins Schwärmen.
„Du bist der geborene Schauspieler!“
So wie er das sagte, waren Syns Fähigkeiten zu Lug und Trug zu etwas gutem zu gebrauchen. Sie hatten beide in der Arena gelernt, die Menge zu begeistern. Raz durch seinen Blutrünstigkeit und Syn durch seine 'Tricks'. Aber Syn war da um Meilen besser. Er konnte mit einem Wimpernschlag die Welt von sich begeistern. DAS war seine beste Fähigkeit, wie Razag fand.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Synnover » Freitag 29. September 2023, 10:26

Razag sah das weiße Kaninchen durch eine rosarote Brille. Er mochte nicht in ihn verliebt sein, aber jedes Wort, jede Bewegung des anderen wurde auf eine Stufe der Bewunderung gehoben. Da fragte man sich doch, ob Syn sein Dasein unter dem Clan der Reißer nicht irgendwann hätte wenden können, indem er sie alle von sich begeisterte. Bei Razag genügte es schon, zu stolpern und sich im letzten Moment noch zu fangen, um nicht von einem Floß zu stürzen. Der Hymlianer könnte mit dieser Voraussetzung eine ganze Armee aus Orks führen, die ihm loyal ergeben wären!
Synnover bemerkte davon zunächst nichts. Er war zu sehr auf sich fokussiert und darauf, den Schein zu wahren. Jemand wie er besaß weder Fehler noch Schwächen. Zumindest musste er dieses Bild nach außen tragen und tatsächlich durfte er sich hierbei wirklich keinen Fehler erlauben. Ansonsten führte es zu Zweifeln, diese führten zu Fragen und die Antworten zu der Tatsache, dass man ihn entbehren könnte. Dass Razag hierbei sogar förderlich dachte und Syn schnell ein Handwerk vorschlug, damit er mit sich durch mehr Talent, mehr Fähigkeiten hervortun könnte, so handelte nur ein Freund. Leider versuchte Syn seinerseits, es sich leicht zu machen. Ein geschnitzter Kamm für Crystin im Austausch für das neu vernähte Brautkleid wäre sicherlich in seinem Sinn. Allerdings beherrschte er weder das Schnitzereihandwerk, noch wollte er sich die Mühe machen. Syn nutzte da lieber seinen Verstand, sowie die Fähigkeit, andere mit ein paar gezielt gesetzten Worten zu manipulieren, um das gleiche Ergebnis zu erhalten. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass Razag auch Vorschläge zu Themen machte, von denen er selbst keine Ahnung hatte.
"Ich kann einen Baum aushöhlen, aber das ist grob und erfordert Kraft." Jetzt waren es Syns Brauen, die sich zusammenzogen, passend zum orkischen Äquivalent. Beide Männer starrten einander an. Beide blickten irgendwie girmmig drein. "Einen Kamm kann ich nicht. Den musst du allein hinkriegen." Schon führte Raz aus, dass Schnitzen mit dem Schälen von Äpfeln vergleichbar wäre und erklärte es so, als hätte Synnover nie zuvor eine dieser Früchte gekostet. Er ahnte ja nicht, in welchen Kreisen das Kaninchen sich zuletzt bewegt hatte. Feste der Völlerei und Lustorgien unter Yolinthas Auge der Dekadenz sorgten dafür, dass ihren Sklaven zumindest optisch mehr fremdländische Köstlichkeiten unter die Augen kamen als manch ein Morgerianer jemals essen würde. Synnover kannte nicht nur Äpfel, er kannte inzwischen sogar andunische Äpfel. Sie besaßen eine saftigere Farbe und ihre Schale schien etwas fester zu sein. So mussten sie länger der Sonne ausgesetzt werden, um ordentlich zu reifen, verbargen unter ihrer Schale dadurch aber auch ein Höchstmaß an Süße. Nicht dass er sie jemals hätte kosten können. Aber er hatte sie schon gesehen, drapiert im Maul eines Schweinekopfes, dessen Rest mit seinem perfekt durchgebratenem Duft den kompletten Raum erfüllt hatte. Einen Raum, in dem Yolintha nicht verlangte, dass Syn die Schale vom süßen Inneren trennte. Er sollte sich nur um das süßere Innere ihres Körpers und jene der Gäste kümmern. Oh, was hatten die Dunkelelfen an jenem Abend das Essen genossen ... und ihn. Besonders ihn. Während sie sich die Bäuche mit Fleisch vollschlugen, hatte er nur Gelegenheit auf einen Schluck Wein zwischen seinen Häppchen, die er zwischen den Schenkeln der dunklen Frauen hatte erhalten dürfen. Seine Zunge hatte sich danach richtig wund und zerfetzt angefühlt. Er schauderte.
"Ich weiß wie man Äpfel schält", behauptete er und winkte ab, damit Razag diesen Vergleich endlich beendete. Er wollte weder über Yoltinha noch all ihre Orgien nachdenken. Manchmal waren die Verknüpfungen schon seltsam, die das Hirn so schuf. Aber Razag hörte schon auf. Er stakte das Floß lieber Richtung einer Stelle, die nach Ufer aussah. Ob es wirklich welches war oder nur eine saftig moosige Bank zwischen den breiten Wurzeln der Bäume, blieb unklar. Razag entdeckte dort allerdings genug Hölzer, an denen sein Freund sich versuchen könnte. Er sammelte ausschließlich trockene Zweige, riss aber auch ganze Äste ab, die so dick wie Syns Arme waren. Er schluckte. Ohja, der Ork besaß eine Menge Kraft!
Als Raz mit seiner Beute auf das Floß zurückkehrte, suchte Syn sich keinen Zweig aus. Er sollte schließlich einen Kamm versuchen und die Stecken würden maximal als Pfeile oder kleine Speere dienen. Ihm kam ein Gedanke. "Um die Enden der Stöcke anzuspitzen, sollten auch deine grobmotorischen Fähigkeiten ausreichen." Er schob Raz die meisten Stöcke zu und nickte auffordernd. "Es kann nicht schaden, mit Waffen und Munition versorgt zu sein." Leider fehlte ihnen ein Bogen und dafür reichten ihre Schnitzkenntnisse gewiss nicht. Natürlich könnten sie irgendein Seil an die Enden eines Astes spannen, aber mit einer ausbalancierten Fernwaffe könnte er es keineswegs aufnehmen. In der Not würde Syn angespitzte Pfeile wohl eher werfen als auf einen solchen Bogen zurückzugreifen. Jetzt jedoch angelte er nach einem fast eckigen Klotz Holz und zückte seinen Dolch.
Schnitzen war wirklich wie Apfelschälen - im Prinzip. Grundsätzlich ähnelten sich beide Handbewegungen, nur war die Schale deutlich spröder, deutlich schwerer abzutrennen. Bereits nach wenigen Handgriffen verlor das Kaninchen die Lust und führte seine Aufgabe nur fort, weil Razag ihn durch das Gespräch weiter ablenkte. Er konzentrierte sich somit nahezu nicht darauf, dass er immer wieder kleine Holzspäne von dem Klotz abtrennte. Es war bereits jetzt anzuzweifeln, dass am Ende ein Kamm in seinen Händen läge. Ein Schnitzmeister würde wohl niemals aus dem unsteten Menschen werden.
"Aber ich weiß jetzt, was du richtig gut kannst!" Syn schaute auf, fragend. "Du bist ein hervorragender Schausteller!" Schon lobte der Ork seine körperliche Beherrschung, sich aus einer Stolperei herauszutanzen und ließ dabei durchblicken, dass er Syns Fehltritt vom Rand des Floßes für Absicht gehalten hatte, um anschließend den wohl aufregendsten Tanz inszenieren zu können, der dem Ork je untergekomen war. Syn blinzelte. Razag konnte das unmöglich ernst meinen, aber er setzte nach. Er himmelte ihn sprichwörtlich an, lobte sein akrobatisches Talent.
"Du bist der geborene Schauspieler!"
Es ließ sich nicht abstreiten: Razag schwärmte regelrecht für seinen Rammellappen. Syn sollte sich geschmeichelt fühlen, vielleicht sogar ein wenig verlegen oder peinlich berührt, dass der Ork ihn so sehr und in höchsten Tönen lobte. Er aber verzog keine Miene - eine schauspielerische Meisterleistung. Tatsächlich war es so. Unangebrachte Emotionen, ehrliche Gefühle, das alles musste unter der perfekten Maske verschwinden. Eine Maske, die Synnover schon so intensiv und oft genug trug, dass man sich fragte, ob er - sein echtes Ich - darunter noch zu finden wäre. Wieviel von ihm war noch echt? Er trug sie ja jetzt noch, obwohl er längst frei war.
"Du hältst es für Schauspielerei? Aber es ist alles echt ... mein Freund. Glaubst du, ich heuchle dir etwas vor, wenn ich sage, dass du mir unendlich am Herzen liegst? So sehr, dass ich immer wieder versucht bin, dir nahe zu sein und dich sogar küssen will?" Er sprach es beinahe verletzt aus. Oh, er war wirklich der Beste! Er lebte Razag gerade vor, was er die letzten sechs Jahre hatte einstudieren müssen. Er entsprach den Erwartungen. Er war das, was andere wollten, was er war. Niemand fragte ihn. Deshalb saß er nun hier, wickelte den anderen weiterhin um den Finger einer einseitigen Freundschaft - wie Syn glaubte - und ... schnitzte. Weil Razag erwartete, dass ein Kamm für Crystin das Richtige wäre und weil er davon ausging, dass Synnover für's Schnitzen gemacht war! Gewiss, er stellte sich recht geschickt an, aber auch nur, wenn er sich darauf konzentrierte. Die nächsten Momente, in denen sie beide auf dem Floß hockten, tat er das sogar. Synnover ließ Razag weiter über ihn schwärmen, umgarnte ihn mit seinen eigenen Worten und konzentrierte sich tatsächlich auf das, was ihm weitaus schwerer fiel. Viel zu schnell aber verlor er das Interesse daran, Holzstückchen abzuschaben. Ein Kamm war noch schrecklich weit entfernt. Er hatte lediglich einen kleinen Teil, der dem Kammrücken entsprechen könnte, herausgearbeitet, mit der Dolchschneide ein wenig geglättet, aber noch immer sah alles eher grob aus. Ob daraus wirklich ein Werkzeug für die Haare würde, eine Schnitzfigur oder einfach nur ein bearbeitetes Stück Holz, das manch ein Idiot als Kunst bezeichnen würde, stand noch in den Sternen. Ebenso wie die Frage, ob Syn lang genug durchhielte, es fertig zu stellen.
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. September 2023, 21:41

Die Floßfahrt war vermutlich die entspannteste Art und Weise derzeit zu reisen. Keiner von ihnen musste seine ohnehin schon gequälten Füße weiter malträtieren. Keiner brauchte das Hab und Gut zu schleppen und sich die Schultern aufzuscheuern. Sie brauchten wenig Kraft, um die langen Holzstäbe am Grund des Flusses abzustoßen und ihr Gefährt weiterzutreiben. So war es kaum verwunderlich, dass sich nach einer gewissen Zeit auch eine Entspannung einstellte. Während Zarrah sich um das Vorankommen kümmerte, ansonsten aber keinerlei Anstalten machte, sich an Gesprächen zu beteiligen oder gar anmerken zu lassen, ob sie etwas aufschnappte, da entwickelte sich zwischen Razag und Synnover ein erstes, zartes Beschnuppern. Viel anderes konnten sie ohnehin nicht machen, sodass sie sich damit begnügen mussten zu schweigen, oder aber eben das eine und andere Wort auszutauschen. Erstaunlicherweise förderte das Gespräch so einiges zu Tage, das wohl unter anderen Umständen oder mit zu vielen Mithörern nicht gesprochen worden wäre. So verriet Razag, dass er eine wasserbasierte ‚Traumfrau‘ namens Nalia kannte und dass Crystin sich damit irgendwie unwohl gefühlt hatte. Er vertraute seinem Kaninchen-Kumpel sogar an, dass er sie wirklich mochte, um im selben Atemzug davon zu sprechen, dass er nie wieder sexuelle Gefälligkeiten verteilen würde! So gut sie auch sein mochten. Razag war eine ehrliche Seele. Er plapperte, was ihm in den Kopf kam – jetzt, da er sich nicht mehr ständig verstellen musste. Hier im Grün des Sarius‘, das ein wenig schmutzig wirkte im Vergleich zum Neldoreth oder Kapayu konnte er endlich einmal sein, wie er war. Eine mitfühlende, nachdenkliche und mitunter naive Seele, die die Freiheit nicht vergessen hatte – ganz gleich, was Morgeria aus ihm hatte machen wollen! Er besaß auch eine dunkle Seite, die er aber gewiss nicht einfach so preisgeben wollte. Dafür müsste sich Synnover schon ins Zeug legen, um an diesen empfindlichen Kern hinter seiner weichen Schale zu kommen. Dafür hätte Synnover aber Durchhaltevermögen und echtes Interesse benötigt. Beides waren nicht seine Stärken und er gaukelte dem Ork auch nur vor, wirklich Interesse an seinen Belangen zu haben. Immerhin gab er ihm einen kräftigen Schubs in die richtige Richtung. Er hatte Crystin verschreckt – weil er sich selbst zum ‚Bruder‘ gemacht hatte. Na, wenn das mal nicht ein Stolperstein war, der selbst einen Ork straucheln ließ! Dann aber musste Syn feststellen, dass der Ork nicht nur in seine Richtung sensibel war. Denn die Fragen, die der ‚Furchtlose‘ so mutig ansprach, machten etwas mit dem Menschen. Etwas regte sich in seinem Hinterkopf, etwas das entdeckt werden wollte und doch nicht recht beachtet wurde. Synnover war es gewohnt kleinere und größere Ausbrüche seines Verstandes sofort wieder einzufangen und schließlich die antrainierte Maske perfekt ins Licht zu rücken. Er war ein Mann mit vielen Masken und jede war auf Hochglanz poliert, wenn er sie brauchte. Das er sehr wohl noch eigene Empfindungen und gar Gefühle hegen konnte, gestattete er sich einfach nicht. Es würde wohl Zeit brauchen, bis das Kaninchen endlich einmal mit der Nase wackelte, wenn er das wollte und niemand danach fragte! Razag war wohl der richtige Mann dafür an der Seite von Syn, auch wenn er ihm naiv eine Freundschaft unterstellte, die der Hymlianer so noch nicht erkannte. Doch wie alles im Leben, würde auch das seine Zeit brauchen und der Anfang war gemacht. Ob Razag und Synnover dieses kleine Pflänzchen hegen und pflegen würden, müsste sich zeigen.

Die nächsten Stunden trieben die ungleichen Weggefährten noch auf den schwimmenden Hölzern. Es war… langweilig. Und zäh. Es gab bald schon nichts mehr Interessantes zu sehen. Alles grün, alles braun oder grau. Der Sarius bestach nicht sehr durch hübsches Sonnenspiel, denn die Bäume standen so dicht im tiefsten Wald, dass sie kaum hindurchdrang. Wenn sie denn schien. An einem Tag hatte die Gruppe Pech und Regen plätscherte zwischen den Blättern hindurch und auf die nieder. Crystin hatte eilig das Kleid zusammengepackt, damit es nicht nass wurde, während Zarrah weiterhin stoisch und scheinbar unermüdlich weiterfuhr. Die Elfe war zäh, das musste man ihr lassen. Sie ruhte sich hin und wieder mal aus, während Crystin dann das ‚Steuern‘ übernahm, doch diese schwatzte lieber ein wenig mit den anderen auf dem ‚Männerfloß‘. Dabei ging es jedoch hauptsächlich um Belangloses. Die Heilerin trug eben auch eine Maske, wenn zu viele zuhörten und so war Syn der Störfaktor, wenn es darum ging, dass sich Raz und Crys ein wenig näherkamen. Zumal der Grüne ihr auch klar gesagt hatte, dass er lediglich ein Freund sein wollte. Das Missverständnis war zumindest angekommen, was Razag auch spüren konnte. Sie warf ihm, wenn überhaupt, nur verstohlen einen Blick zu und auch wenn sie weiterhin freundlich und herzlich war, wirkte es trotzdem anders. Es gab keine Möglichkeit derzeit für Raz und Crystin, sich noch mal etwas intensiver zu beschnuppern. Doch wie alles, ging auch diese ermüdende Fahrt mal in eine Pause über. Inzwischen waren sie volle drei Tage durchgefahren und hatten sich lediglich ihre Allerwertesten auf dem harten Holz plattgesessen. Es kam einer Erlösung gleich, als die Dunkelelfe die Hand hob, um die Aufmerksamkeit auf eine passende Anlegestelle zu lenken. Zarrah deutete an, dass sie hier für eine Pause anlegen wollten und ging davon aus, dass Razag wusste, was er zu tun hatte. Sie jedenfalls erhob sich und schien scheinbar nichts von dem ewig langen Sitzen zu merken, sodass sie behände und geschmeidig, wie eh und je über den Wasserspalt sprang und das Floß an einem Seil zog. Crystin hatte derweil schon die Habe zusammengepackt und kam reichlich ungelenk in den Stand. Sie zog eine Schnute, während sie ihre Handflächen in ihren Rücken stemmte und sich durchdrückte. Es knackte erheblich und sie ächzte. „Verdammt. Jedes Bett in Morgeria’s Zellen käme einem Himmelbett gleich, im Vergleich zu diesem… Floß.“, maulte sie etwas derangiert und strubbelte sich durch die braunen Haare. Noch einmal gähnte sie und ließ vernehmlich ihre Hüfte knacken, während sie ebenfalls an Land ging. Das Floß zog Zarrah mit Hilfe des Schwungs ein Stück das Ufer hinauf, sodass es nicht Gefahr lief, wegzuschwimmen. Razag könnte da gewiss noch etwas mehr Sicherheit herausholen, wenn er noch mal anpackte. Erst als alle wieder Land unter ihren Füßen hatten, blickte Zarrah sich genau um.
Ihre Augen huschten durch die Wildness und im Sarius war das noch mal ganz anders der Fall. Es gab nur Pfade, die befestigt waren, während links und rechts immer wieder Moor oder Wasserbecken lauerten. Der Wald war wirklich reichlich nass und alle mussten aufpassen, dass sie keine nassen Füße bekamen. Synnover würde gewiss hier und dort sein ‚schauspielerisches Talent‘ zur Schau stellen können, wenn er nicht darauf achtete, wohin er trat. Einzig beruhigend: Ertrinken würde er wohl nicht, denn die feuchten Stellen im Wald waren nicht mit dem Fluss vergleichbar und eher zu groß geratene Pfützen und kleinere Rinnsale. Das Licht hier wirkte weniger einladend. Es war trist und trotzdem hatte dieser Wald etwas für sich. Die hohen Sariannenbäume mit ihren dicken Wurzeln waren eindrucksvoll und Razag konnte von Glück sagen, dass er bei der Sammelaktion für das Projekt ‚Kamm‘ keinen jener Bäume erwischt hatte. Ohne es genau zu wissen, schienen jene Bäume… besonders zu sein. Man konnte ohne das Wissen um sie nicht den Finger drauflegen, doch hielt man sich fast schon ehrfürchtig von ihnen fern. Einen Stamm jener Bäume, die etwas heller wirkten als die anderen, auszuhöhlen, könnte Razag’s letztes Manöver sein. Es war eine Gewissheit, die sie alle instinktiv erfasste. Zarrah wandte sich an ihre Gruppe und sprach gedämpft: „Seid vorsichtig, wohin ihr tretet, und seid leise.“, warnte sie, ohne konkreter zu werden. Sie wirkte angespannt oder einfach nur verspannt – wer konnte das schon so genau sagen? So führte die Elfe die Gruppe wieder mal ein Stück durch den Wald und bewies einmal mehr ein gutes Gespür:
Nicht weit von den Flößen entfernt und doch ein gutes Stück tiefer im Wald tat sich eine Lichtung auf, die groß genug war für ein Lager. Erneut ließ Zarrah jeden ein wenig dabei mithelfen, hier aufzubauen und gestattete ihnen dann, einige Momente die Beine zu vertreten. Sie selbst wartete, bis sie alle wieder zurückgekehrt waren und verließ dann selbst das Lager. „Ich sehe mich um.“, meinte sie und verschwand vollkommen unvermittelt.

Crystin seufzte nur, während sie erneut den Kochlöffel zu schwingen schien. Sie bereitete dieses Mal jedoch nur etwas mitgenommenes Proviant zu, sodass niemand groß jagen gehen musste. Eine ganze Weile waren Crystin, Razag und Synnover allein. „Was hast du da?“, wollte die Heilerin dann von Syn wissen, als ihm aus der Tasche die Anfänge seiner Holzarbeit herauslugte. Ob er es ihr zeigte oder nicht, Crystin würde entweder interessiert zuhören oder aber akzeptieren, wenn er es nicht herzeigen wollte. Inzwischen war der Sarius in vollkommene Dunkelheit getaucht. Hier drang wahrlich kein Licht hervor, sodass ihr Lagerfeuer das einzige war, was ihnen etwas Licht spendete. Crystin aber ließ es sich nicht nehmen, ihnen eine kleine Spielerei angedeihen zu lassen. Sie öffnete ihre Handfläche und ließ ihre Fingerspitzen tanzen. Heraus kamen einzelne kleine Lichtfunken, die einen Moment in der Luft schwebten, um dann auf den Boden zu fallen und zu erlöschen. Sie zeigte das noch einmal, gern auch noch mal auf Nachfrage, bevor sie dann aber in den finsteren Wald blickte. Leider verhinderte das Lagerfeuer, dass sie richtig weit sehen konnte. „Zarrah ist wirklich lange weg…“, murmelte sie plötzlich, als es mit einem Mal im Umkreis knackte. „Was war das?“, japste Crystin und ruckte mit dem Kopf umher. Plötzlich war sie hellwach und wirkte alarmiert. Es blieb still… totenstill möchte man fast sagen. Denn nachdem der Stock geknackt hatte, folgte kein weiteres Geräusch. Die Sekunden vergingen… endlos… langsam. Crystin sah aus, als ob sie Angst hätte. Und sie war gleichzeitig besorgt. Sie erhob sich und drehte sich einmal um sich selbst. Das Feuer warf ihre Schatten voraus, bis sie von der Finsternis verschluckt wurden. „Zarrah?“, flüsterte Crystin in die Dunkelheit. Erneut knackte etwas, dieses Mal aus der entgegengesetzten Richtung. Die Heilerin wirbelte herum. „Da ist jemand…“, flüsterte sie Syn und Razag panisch zu und ballte die Hände aufgeregt zu Fäusten. Für einen Moment blieb es erneut totenstill…. Dann durchzog ein seltsames Sirren die Luft und das dumpfe, knirschende Geräusch, begleitet von einem erstickten Laut störte diese unheimliche Stille, um sie zu etwas schrecklicherem zu machen: Ein Pfeil sirrte durch die Luft und schlug in den Körper der Heilerin ein, die gut beleuchtet am Feuer stand. Crystin ächzte unter dem Schmerz und fiel der Länge nach zu Boden, auf dem sie reglos liegen blieb. Erneut sirrten Pfeile, dieses Mal wollten sie Syn und Razag treffen und auch sie gaben am Feuer gute Ziele ab...
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Donnerstag 12. Oktober 2023, 11:14

Der Ork hatte gerade die künstlerischen Fähigkeiten, den 'Tanz über das Floß' seines kleinen Freundes gelobt, aber dessen Reaktion brachte ihn aus der Spur:
"Du hältst es für Schauspielerei? Aber es ist alles echt ... mein Freund.“
Er wäre also wirklich vom Floß gefallen?
„Glaubst du, ich heuchle dir etwas vor, wenn ich sage, dass du mir unendlich am Herzen liegst? So sehr, dass ich immer wieder versucht bin, dir nahe zu sein und dich sogar küssen will?"
Hä?
Razag verstand den Zusammenhang nicht und so erhielt Syn keine Antwort auf seine Frage, sondern nur den Anblick eines langsam denkenden Orks. Zum Glück, für Syn. Razags Hirn arbeitete langsam. Syn war wirklich der Beste! Er lebte Razag gerade vor, was er die letzten sechs Jahre hatte einstudieren müssen. Er lebte die Lüge seines Lebens. Er entsprach den Erwartungen. Zumindest dachte er das. Er war das, was andere wollten, was er war. Das Problem war nur, das er selbst nicht wirklich verstand oder gar wusste, was Razag wollte, es nur annahm was das große grüne Herz begehrte und seine Reaktionen anpasste. In Syns Kopf verwob sich dieses unbekannte Wort der Freundschaft mit etwas, dass er glaubte tun zu müssen. Razags Herz funktionierte aber anders und stolperte über diesen 'Stein', konnte aber gerade nicht fassen, was er da genau fühlte. Syns 'verletzte' Reaktion hatte ihn nachdenklich gestimmt. Hätte er mehr Zeit gehabt, oder wäre er ein anderer, so hätte er vielleicht genau JETZT begriffen, das Syn ihn die ganze Zeit belogen hatte. Aber es sollte anders kommen.

Razag war eben das große grüne Monster, mit dem großen Herzen das immer eine Ausrede für seine Umwelt fand. Er hatte seinem Kaninchen-Kumpel einiges anvertraut und sogar davon gesprochen, dass er nie wieder sexuelle Gefälligkeiten verteilen würde. Syn hatte ja seinen 'Spaß' mit Zarrah gehabt und so 'Druck' ablassen können. Bei Raz staute sich von Tag zu Tag seine Libido mehr an und da lag noch etwas anderes im Argen, das der große Ork nicht mit berechnet hatte und das ihm wohl bald sein drittes Bein stellen sollte.

Die nächsten Stunden trieben die ungleichen Weggefährten auf den schwimmenden Hölzern dahin. Razag genoss jeden Moment der Stille, den in den letzten Jahren hatte es immer irgendwo Stimmen gegeben, immer eine drohende Gefahr oder einen Gegner. Jetzt endlich erlaubte er sich einmal tief durchzuatmen. An einem Tag hatte die Gruppe 'Glück' und Regen plätscherte zwischen den Blättern hindurch und auf die nieder. Razag reckte dem Himmel dankbar sein Gesicht entgegen und empfing jeden Tropfen dankbar. Konnte es etwas zauberhafteres geben als 'Wasser von oben'? Ja, Wasser überall!
Genau im Zustand dieser perfekten Entspannung, den Geist fließen lassend, tauchte in Razags Gedankenspiel Bruchstücke von nackter Haut auf und lockten mit warmer sinnlicher Fantasie ihm zu folgen. Er saß gerade mit den Beinen im Wasser am Rand des Floßes warf einen kurzen Blick über die Schulter. Er rutschte ein wenig die Kante entlang und positionierte sich so, dass er mit dem Rücken zu dem Gefährt der voraus fahrenden Frauen saß. Auch Syn würde nicht gleich sehen was er tat, sollte er sich nicht neben ihn setzen.
Dann öffnete er seine Hose, griff hinein und ...zog den Ring ab. Nachdenklich hielt er ihn eine Weile zwischen Daumen und Zeigefingerkannte und starrte auf das von ihm fort fließende Wasser.

Langsam krochen die Erinnerungen wie dicke schwarze Blutegel aus der Tiefer herauf. Dieses Schmuckstück brachte Gedanken an die Oberfläche, die er eigentlich vergessen wollte. Raz befühlte die Gravur auf der Innenseite. Die letzten Erinnerungen an das Haus Tenebrée waren gut, wenn man es aus Sklavensicht sah. DIESER Ring war ein Zeichen seiner herausragenden Fähigkeiten, ein Lob, eine Belohnung gewesen, die seinen Rang unter den dortigen erhob und ihn 'adelte'. Er hatte viele Körper beglückt, so viele, dass es für mehr als ein Leben reichte. Doch es hatte davor auch einen anderen Ring gegeben. Einen anderen…
...mit scharfen Dornen...
Razag schüttelte den Kopf heftig und ballte die Faust um das große stabile Schmuckstück. Seine Fingerknochen knirschten und die Gelenke brannten unter dem Druck.
Ich muss das alles hinter mir lassen, wenn ich weiter kommen will...
Erneut hob er den Blick auf die sanfte beruhigende Strömung des Flusses, die unter seinen Beinen seine Erinnerungen von ihm weg tragen könnte. Einen Moment lang hielt er den Ring über das offene Wasser, bereit die Finger zu öffnen und alles hinter sich zu lassen. Aber eben DIESER Ring, nicht jener seiner dunklen Vergangenheit, hatte ihm in gewissem Sinne das Leben gerettet. Er hatte Razag zu einem begehrten 'Objekt' gemacht....und sein Fähigkeit lange die Luft anhalten zu können, doch das sah er nicht. Razag band alles gute, was ihm widerfahren war, das Entkommen aus der Tiefe, der Aufstieg in die obersten Reihen, die entzückten Gesichter, den Beifall, einfach alles an diesen Ring. Er war auch stolz auf seine Fähigkeiten, selbst wenn sie einst in den dunkelsten Kellern in etwas grausamen unter dem Anwesen begonnen hatten. Man hatte sein Talent erkannt und ausgenutzt. Aber ER hatte durch sein positives Denken und sein großes Herz überlebt. Er hatte die Frauen gemocht! Ehrlich und es hatte ihm wahrhaftig Freude bereitet, wenn er sie glücklich machte. ER hatte sich diesen Ring verdient! Raz zog den Arm wieder zurück und schaute auf seinen prachtvollen Lustspender hinab, der leicht erigiert aus seiner Hose lugte. Der Ring in seiner Hand hatte noch einen anderen Vorteil, den er schätzte. Er verhinderte, dass er 'kam' und dass er länger 'konnte'. Der Ring schützte seine Kundinnen vor ungewollten kleinen Mischlingsbraten und spendete gleichzeitig eine Ausdauer, die ihresgleichen suchte.
...aber er bindet mich auch an all diese Erinnerungen...
Razag behielt den Ring in der einen Hand und streichelte versonnen einmal über die Länge seines Prachtstückes. Fehler!
Ohhhhhaaaahhhhh.... Ups! Oh...das geht also auch noch.
Für den unfreiwilligen Betrachter dieses intimen Momentes musste es schon fast lächerlich aussehen, wie schnell und geballt im hohen Bogen sich der Ork entlud, kaum da er sich selbst berührt hatte und die Fische damit fütterte. Die Entspannung danach ließ ihn leise brummen und er atmete tief durch. Da der Tiger in der Arena einiges an seinen Weichteilen zerstört, aber Cris auch wieder einiges repariert hatte, war Raz doch sehr erleichtert, dass eben DAS noch ging, selbst wenn er nur sprichwörtliches Pulver verschoss. Dann blinzelte Raz ein paar Mal schnell, verstaute sein Prachtstück nachdem er sich den Ring wieder angesteckt hatte.
Ich glaube... ich werde ihn irgendwann... dem Wesen schenken, das mich wahrhaftig liebt...bei dem ich mich gehen lassen kann. Mich um meinetwillen mag. Jemand... der mich erobert...mich wirklich will. Irgendwann wird schon die Liebe wie ein Pfeil mich treffen.
Er nickte für sich zufrieden mit seinen Plänen. Dummer Ork! Dass er dabei im Moment noch ein spezielles Wesen dafür im Kopf hatte, gestand er sich nicht mal ein. Die 'Bruder-Schiene', die er bei Crystin und irgendwie sogar allen Anwesenden fälschlich aufgebaut hatte, verbaute ihm so einige Möglichkeiten. Aber deswegen gab er nicht die Hoffnung auf jemals glücklich zu werden. Bis dahin hatte der Ork zwei gesunde Hände, die zumindest seinen Körper beruhigen konnten.

Sie waren drei Tage durchgefahren und hatten sich lediglich ihre Allerwertesten auf dem harten Holz platt gesessen. Es kam einer Erlösung gleich, als Zarrah endlich die Hand hob, um die Aufmerksamkeit auf eine passende Anlegestelle zu lenken.
Pause....bewegen...laufen...trainieren!
Razag wusste, was er zu tun hatte und vertäute die Flöße sicher, selbst als sie schon an Land gezogen waren. Crystin hatte derweil schon die Habe zusammengepackt und kam reichlich ungelenk in den Stand. Sie zog eine süße Schnute, während sie ihre Handflächen in ihren Rücken stemmte und sich durchdrückte. Es knackte erheblich und sie ächzte.
„Verdammt. Jedes Bett in Morgeria’s Zellen käme einem Himmelbett gleich, im Vergleich zu diesem… Floß.“
Raz schüttelte nur leicht den Kopf. KEIN Bett in Morgeria würde er je wieder besuchen! Trotzdem schaute er unauffällig zu ihr hinüber, als sie sich durch die Haare wuschelte. Ein bisschen warm wurde ihm schon, bei ihrem Anblick.
Ach ja.., Kamm.
Damit sah er zu Syn. Sein Kumpelchen hatte sich bei dieser Aufgabe nicht gerade mit Rum bekleckert. Also würde es wohl an ihm hängen bleiben an Geschenke für die holde Weiblichkeit zu denken.
Hm. Wenn wir schon am Meer wären, könnte ich mich nach dickeren Fischgräten umschauen...

Die hohen Sariannenbäume mit ihren dicken Wurzeln waren eindrucksvoll und Razag starrte eine Weile fasziniert zu einem auf. Ohne es genau zu wissen, schienen jene Bäume… besonders zu sein.
…heiliger Baum...
Er hielt sich fast schon ehrfürchtig von ihnen fern. Zarrah wandte sich an ihre Gruppe und sprach gedämpft:
„Seid vorsichtig, wohin ihr tretet, und seid leise.“
Raz nickte nur und folgte der Gruppe als Schlusslicht ein gutes Stück tiefer im Wald, wo sich eine Lichtung auf tat, die groß genug war für ein Lager. Erneut ließ Zarrah jeden ein wenig dabei mithelfen, hier aufzubauen und gestattete ihnen dann, einige Momente die Beine zu vertreten, was Razag auch ausgiebig nutzte. Seine Muskeln waren tägliches Training gewöhnt und so griff er sich einen großen Stein und begann ihn fleißig zu stemmen, machte Liebesstütze und Rumpfbeugen und Luftschläge gegen einen imaginären Kämpfer, bis der Schweiß seine dunkelgrüne Haut glitzern ließ.
Crystin seufzte, während sie erneut den Kochlöffel zu schwingen schien. Sie bereitete dieses Mal jedoch nur etwas mitgenommenes Proviant zu, sodass niemand groß jagen gehen musste. Eine ganze Weile waren Crystin, Razag und Synnover allein.
„Was hast du da?“
, wollte die Heilerin dann von Syn wissen, als ihm aus der Tasche die Anfänge seiner Holzarbeit herauslugte. Razag näherte sich 'unauffällig' während er weiter seine Übungen machte. Ob Syn seinen 'Kamm' wohl zeigen würde? Irgendwie hatte der Ork noch immer die Vorstellung, bzw. den Wunsch im Kopf, der kleinen Heilerin die Haare zu bürsten. Aber dieser Wunsch stand in so weiter Ferne, dass er schon fast verblasste. Inzwischen war der Sarius auch in vollkommene Dunkelheit getaucht. Ihr Lagerfeuer das einzige, was ihnen etwas Licht spendete.
Crystin öffnete ihre Handfläche und ließ ihre Fingerspitzen tanzen. Heraus kamen einzelne kleine Lichtfunken, die einen Moment in der Luft schwebten, um dann auf den Boden zu fallen und zu erlöschen. Raz hielt mitten in der Bewegung inne und starrte sie lächeln an. Sie wiederholte es noch mal, bevor sie dann aber in den finsteren Wald blickte.
„Zarrah ist wirklich lange weg…“
, murmelte sie plötzlich, als es mit einem Mal im Umkreis knackte. Der Ork war das einzige Wesen, das gerade 'spitze' Ohren hatte, hatte es aber durch die Ablenkung der Heilerin nicht kommen hören.
„Was war das?“
, japste Crystin und ruckte mit dem Kopf umher. Alle waren sofort alarmiert. Es blieb jedoch still. Es folgte kein weiteres Geräusch. Die Sekunden vergingen… endlos… langsam. Crystin erhob sich und drehte sich einmal um sich selbst.
„Zarrah?“
, flüsterte Crystin in die Dunkelheit. Erneut knackte etwas, dieses Mal aus der entgegengesetzten Richtung. Die Heilerin wirbelte herum.
„Da ist jemand…“
, flüsterte sie Syn und Razag panisch das Offensichtliche zu und ballte die Hände aufgeregt zu Fäusten. Für einen Moment blieb es erneut totenstill und Raz versuchte den Feind in der Dunkelheit auszumachen.
Scheiße, wir sind im Nachteil. Sie sehen uns im Licht und wir sie nicht in der Dunkelheit. Wir müssen zu rammen rücken... Rücken an Rücken...
Da war es schon zu spät. Ein Sirren durchzog die Luft und das dumpfe, knirschende Geräusch, begleitet von einem erstickten Laut störte diese unheimliche Stille, um sie zu etwas schrecklicherem zu machen: Ein Pfeil war in den Körper der Heilerin eingedrungen, die gut beleuchtet am Feuer stand. Raz Herz blieb kurz stehen. Er war viel zu weit weg und doch sah er einen einzelnen Moment lang nur noch die Heilerin. Er hatte am Rande der kleinen Lichtung seine Übungen gemacht um sie nicht beim Kochen zu behindern. Syn war ihm sehr viel näher. Aber in dem Moment, da der Pfeil Cris traf, traf er auch Razags Welt. Crystin ächzte unter dem Schmerz und fiel der Länge nach wie in Zeitlupe zu Boden, auf dem sie reglos liegen blieb. Erst der Aufprall löste Razags Erstarrung. Erneut sirrten Pfeile und Razags Instinkt übernahm. Manchmal waren es IRRE Gedanken, die in solchen Momenten das Hirn um waberten:
Irgendwann wird schon die Liebe wie ein Pfeil...
Dieses ganz spezielle Surren in der Luft ließ ihn jeden bewussten Gedanken vergessen und reiner Instinkt übernahm sein Handeln. Raz riss den Kopf herum und stürzte sich auf/über Syn, der ihm am nächsten stand. Etwas biss ihn in sein linkes Schulterblatt und er knurrte auf. Wäre dort nicht sein Knochen, so hätte die Spitze von Amors Pfeil vielleicht sein Herz getroffen. So aber 'biss' er in das dicke Muskelfleisch und der Ork schrie:
„FRIEDEN!“
Vielleicht 'bissen' in noch ein paar Pfeile mehr, aber sein Rücken, seine dicken Muskeln waren das beste Schutzschild in dieser wirklich misslichen Lage. Bei seiner Masse hatte er die besten Chancen das zu überleben. Ein Mensch wäre sofort... tot...
Cris... bitte sei nicht tot!!!
Sie hatten keine Chance. Raz Herz brannte vor unterdrückter Wut und Hilflosigkeit, da er Cris nicht hatte schützen können. Aber Syn konnte er noch schützen, auch wenn er ihn dafür unter sich begraben hatte. Eine Flucht war unmöglich, denn die Geräusche hatten es schon verraten. Sie waren umzingelt. Ein Frontalangriff wäre glatter Selbstmord. Wer oder was sie auch angriff, sie waren im Vorteil und so blieb nur die Hoffnung auf Gnade. Doch Razags Instinkt hatte auch einen Nachteil. Er hatte sich in die Schusslinie geworfen um seinem Kumpel eine Chance zu verschaffen. Einen winzigen Moment lang wünschte sein irrationaler Verstand sich, dass er im Wasser wäre. In seinem Element. Im Wasser auf dem Floß hätte er Syn nach unten ziehen können. Er hätte seinen Atem teilen können und unter dem Floß Deckung gefunden. Er hätte bis zu den Frauen tauchen können... Cris... Cris retten können... Syn retten können... Sein Kumpel... Seinen Rammellappen...
Syn...
Dann wurde es still in Razags Kopf. Selige Ohnmacht hüllte seinen Geist in Stille und Schwärze.
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- Reisegepäck (Schlafsack etc.)
- ein schwarzes Brautkleid
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Tierische Begleiter: Razag!!!

Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Synnover » Freitag 13. Oktober 2023, 13:40

Langsam gewöhnte Syn sich daran, von Razag selten Antworten zu erhalten. Im Grunde war es für ihn gar nichts Neues. Als aufgewachsenes Haustierchen unter Orks, ehe man auch nur ansatzweise deren Sprache erlernt hatte, waren Gespräche nicht gerade an der Tagesordnung. Später dann als Sklave eines Dunkelelfen, der Schweigen bevorzugte, musste Synnover sich seine Antworten aus der Bilbiothek zusammensuchen. Yolintha erwartete von ihm auch kein tiefgründiges Gespräch. Nicht einmal mit leichtem Plausch hielt sie sich lange auf, wenn es in ihrem Schoß juckte. Syn hatte gelernt, dass es sich für ihn sogar eher lohnte, zuzuhören und sich selbst entweder vollkommen zurückzuhalten oder die Fassade der lieblichen Dekoration zu mimen, der es nur um die Befriedigung anderer ging. Manchmal auch um seine eigene, aber ohne jeglichen Ernst. Auch er brauchte hin und wieder ein Ventil.
Überraschenderweise musste er feststellen, dass das freie Sprechen mit Razag anders war. Angenehmer, auch wenn der Ork manchmal nur mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck auf ihn reagierte. Trotzdem musste Syn zugeben, dass er es - ja - genoss. Er genoss die Zeit, die beide Männer auf dem Floß verbrachten. Razag stakte durch das Gewässer, Syn bewunderte die Umgebung. Razag manövrierte das Floß, Syn hielt ein Nickerchen. Razag ließ die Beine über den Rand der vertäuten Holzstämme baumeln, Syn versuchte sich im Schnitzen. Er war geschickt, aber zu ungeduldig. Sein Geist driftete mehr als einmal bei der Arbeit ab und viel hatte er noch nicht erreicht. Das Stück Holz, das der Ork ihm überlassen hatte, würde wohl niemals ein Kamm werden. Immerhin hatte der gebürtige Hymlianer die Rinde entfernt und mit ihr schon erste Kanten aus dem Holz selbst. Trotzdem glich es nach wie vor eher einem ungeschliffenen Klotz. Er könnte Crystin damit den Schädel einschlagen, aber um Knoten aus den Haaren zu bekommen, hätte selbst ein verästelter Zweig zu mehr getaugt. Und je langsamer es voran ging, desto leichter ließ das Kaninchen sich ablenken. Aktuell war es Razag, der seine Aufmerksamkeit wie magisch anzog. Der Ork hatte ihm den Rücken zugewandt und ließ die Beine über den Floßrand hinweg ins Wasser gleiten. Dabei krümmte er seinen Rücken, als beugte er sich leicht vor. Die Hände schienen beschäftigt.
Was treibt er da?
Syn kam gar nicht erst auf die Idee, dass Razag möglicherweise fischen könnte. Er kannte zu wenig Freizeitbeschäftigungen auf dem Wasser oder generell in der Wildnis. Sie war ihm so fremd wie der Rest der Welt. Immerhin hatte er inzwischen Wälder kennen ... und schätzen gelernt. Er mochte die hohen Bäume, welche nach Erklimmen einen so ausgiebigen Blick auf den Himmel boten. Flüchtig spähte er über sich. Es hatte in den letzten Tagen der Reise geregnet. Die Kleidung fühlte sich immer noch klamm an, denn auf einem Floß konnte man kein Feuer entzünden. Zarrah hatte auch noch nicht zur Rast gerufen. Sie fuhren einfach durch die Weiten, zwischen hohen Stämmen vorbei. Wäre das Floß mit Wänden bestückt, Syn hätte sich deutlich unwohl gefühlt. Trotzdem wurde es ihm langsam zu klein auf dem fahrenden Gefährt. Jede Ablenkung war Willkommen. Die aktuelle jedoch überraschte selbst ihn.
Plötzlich zog Razag wieder Aufmerksamkeit auf sich, als unter seichtem Stöhnen eine Fontäne milchigen Ausmaßes in hohem Bogen ins Wasser stürzte und dabei den wohl klebrigsten Schweif hinter sich herzog, der dem Kaninchen je untergekommen war. Etwas perplex glotzte Syn schon drein, während Razag sich unter einem Brummen langsam entspannte. Syn ließ das Bild auf sich wirken, auch weil er die geballte Entladung an Informationen erst einmal verarbeiten musste. Dabei machte er unbewusst ein paar scheue Schritte zurück, doch dann blieb er stehen.
"Hast du dir gerade einen von der grünen Rinde gewedelt?" Syn klang nicht echauffiert, aber auch nicht belustigt. Er hörte sich ... überrascht an. Er blinzelte sogar, berührte dann sein Gesicht mit den Fingern. Crystin hatte ganze Arbeit geleistet. Er fühlte keinen unliebsamen Kratzer mehr auf der Haut. Er konnte unmöglich noch wie ein entstelltes Ungetüm aussehen. "... und trotzdem beanspruchst du mich gar nicht...", wisperte er mit gemischten Gefühlen. Sollte er gekränkt sein? Immerhin hatte Razag ihn abgelehnt, um sich Erleichterung zu verschaffen, aber ... er hatte ihn auch abgelehnt, um sich Erleichterung zu verschaffen. Weil sie gleichberechtigt waren. Weil sie keine Sklaven mehr waren. Weil ... wir Kumpel sind? Syn musterte den anderen lange und schweigend.

In dieser Nacht und auch der folgenden suchte Syn von sich aus Razags Nähe auf. Er legte sich nicht mehr abseits zum Schlafen hin, sondern hockte sich direkt zum Ork, lehnte sich sogar ungeniert an und fand recht schnell in die Welt aus Träumen und Schlaf, wenn das geschah. Er sagte nichts weiter dazu, solange Razag nicht bewusst nachfragte und selbst dann erhielt der andere nur ein Schulterzucken und eine Anmerkung wie: "Wir sind doch Kumpel. Willst du mich frieren lassen, wenn ich schlafe?" Ein entwaffnendes Aufgrinsen folgte und das war es dann. Aber das Kaninchen wirkte seither leichtfüßiger. Selbst wenn das Floß unbequem und nicht mit einem Bett zu vergleichen war, klagte es nicht, sondern erwachte sogar mit einem genüsslichem Strecken.
Drei Tage und Nächte lang fuhren sie so auf dem Gewässer dahin, das den Sarius einzigartig machte. Ein Wald im Wasser, ein Sumpfgebiet ohne die unliebsamen Schwefeldämpfe des Mashmoor. Es war fast idyllisch, trotzdem zeigte sich nicht nur Crystin heilfroh, als Zarrah endlich das Ufer ansteuerte, um eine Rast an Land vorzuziehen. Syn konnte gar nicht schnell genug von dem Floß herunter kommen. Umso wackliger war er bei seinen ersten Schritten an Land. Die Beine hatten sich nun einmal schon an das stete Schaukeln gewöhnt. Plötzlich wieder hartes Erdreich unter den Stiefeln zu haben, gab einem beim Gehen gleich ein ganz anderes Gefühl. Er schaffte es auch gleich, mit dem linken Stiefel halb in einem wässrigen Loch zu versinken, weil er kaum auf den Untergrund achtete.
"Seid vorsichtig, wohin ihr tretet, und seid leise." Zarrahs Hinweis kam zu spät. Missmutig zog Syn seinen Fuß aus dem Loch und anschließend den Stiefel. Er schüttelte ihn, während er einseitig barfuß hinter den Frauen her spazierte. Razag bildete das sichere Schlusslicht. Manche fürchteten sich, einen Ork im Nacken zu haben. Seinen Gefährten gab es Sicherheit. Wer an Zarrah, Crystin oder Syn heran wollte, musste erst an einer großen, grünbraunen Wand vorbei gelangen. Vorausgesetzt, der Feind näherte sich nicht aus anderer Richtung...
Die Gruppe erreichte eine Lichtung und nachdem jeder einer Aufgabe zugeteilt worden war, um ein akzeptables Lager zu schaffen, machte Zarrah sich schon mit knappen Worten aus dem Staub. Nicht nur Crystin seufzte als Reaktion. Syn blickte seiner einstigen Herrin hinterher und sein Ausdruck wurde ernster. Sie gönnt sich keinen einzigen Moment Ruhe. Er verkniff sich allerdings jeglichen Kommentar. Stattdessen half er mit, das Lager herzurichten. Wie schon beim letzten Mal, als sie auf festem Grund genächtigt hatten, schob er seinen Schlafsack dicht zu Zarrahs hin. Da bemerkte die gelockte Heilerin, dass etwas aus Synnovers Ausrüstung heraus schaute. Es war ein Stück Stoff, in den er seine Schnitzarbeit gewickelt hatte. Sie war beim Vorholen des Schlafsacks herausgerollt und lag nun als oval länglicher, aber trotz allem kantiger Klotz vor dem Rucksack aus.
"Was hast du da?"
Syn schaute auf die Frage hin auf. Er entdeckte das geschnitzte Kleinod, packte es beinahe peinlich berührt und wickelte es sofort wieder in das Stück Stoff. Beides drückte er an seine Brust, als hätte die kleine Heilkundige seinen geheimsten Schatz gefunden. Schließlich aber schüttelte Syn den Kopf. Er seufzte. Lächerlich.
"Für dich", sagte er und hielt ihr das Bündel mit der Schnitzerei hin. "Es ist ein Kamm gegen dieses Desaster auf deinem Kopf." Er zögerte. "Da er nicht fertig geworden ist, bevor du ihn entdeckt hast, habe ich nun keine Lust mehr, daran weiterzuarbeiten. Er war als Gegenleistung für das Kleid gedacht ... du ... musst es nicht fertig machen", murmelte Syn und wandte sich ab, bevor jemand der beiden sehen konnte, was er unter hitziger Haut fühlte. Bestimmt glühten seine Wangen hochrot. Warum nur? Crystin sollte sich glücklich schätzen, dass er ihr genug Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, an ein Dankeschön für ihre Mühen zu denken! Syn biss sich auf die Unterlippe. Für einen Moment hatte er vergessen, an welcher Position er in der Rangfolge hier stand. Er war derjenige, der ganz unten angesiedelt war, nicht Crystin. Ob Sklave oder nicht, er war...
"Was war das?" Crystin riss ihn aus seinen Gedanken. Das Kaninchen schaute zu ihr und dann zu Razag. Auch sein Kumpel schien alarmiert. Beide schauten sich um. "Hier rascheln doch nur ein paar Blä-" Ein Sirren schnitt ihm das Wort ab. Im nächsten Moment riss es Crystin zur Seite, als der Pfeil sie schon zielgenau traf.
Synnover hasste Pfeile! In der Arena kamen sie nur wahrlich selten vor. Gladiatoren nutzten eher Nahkampfwaffen, aber er hatte auch schon gegen einen Waldelfen antreten müssen und diese sanften Spitzohren bevorzugten nun einmal den Bogen. Oh, was war er damals gerannt. Er hatte den Kampf für sich bestimmen können, aber danach musste ihm jemand einen der Pfeile aus der Schulter ziehen. Als Syn sah, wie Crystin zu Boden stürzte, spürte er fast den Schmerz an jener Stelle, an der er selbst einmal getroffen worden war. Sein Instinkt handelte, bevor er nachdachte. Schon wollte er lossprinten. Rennen, nur rennen. Erst einmal Distanz zum Feind aufbauen, vor allem, da er ihn nicht sehen konnte. Was er aber auch nicht sah, war Razags selbstlose Aktion, für Crystin und seinen Kumpel einen fleischigen Schutzwall zu bieten.
Grüne Arme und eine massige Brust begruben den Hymlianer unter sich. Er wurde mit dem Gesicht voran in den Boden gedrückt. Saft feuchtes Moos oder woraus auch immer der Untergrund bestand, begrüßte ihn. Sein Gesicht wurde sofort aufgeweicht. Die Kühle aber ließ ihn für Sekunden noch klar genug denken, als dass er halb hinter sich blickte. Razag lag auf ihm. War er tot? Auf jeden Fall war er schwer. Seine gesamte Masse drückte mit allem Gewicht auf das Kaninchen. Er würde ihn zerquetschen. Er presste ihm jetzt schon die Luft aus den Lungen, so schwer lag er auf dem anderen. Syn spürte seine Beine wie zwischen zwei fleischige Steinmauern gedrückt. Nein, er spürte nur Gewicht und die Enge zwischen seinem und Razags Körper. Platz, es gab keinen Platz!
Panik stieg auf und er begann zu wimmern und sich zu winden. Letzteres gelang ihm nicht einmal, denn er hatte lediglich die Arme frei. Alles andere lag unter einem Berg aus orkischer Muskelmasse begraben. Syn japste, winselte und glaubte sofort, dass er kaum noch Luft zum Schreien hatte. Seine Sicht flackerte, verschwamm. In wilder Hysterie kratzte er über den Boden, dass Dreck und Erde sich unter seinen Nägeln ansammelte. Er schabte lediglich etwas vom Untergrund frei. Dann schrie er, krächzte verzweifelt. "ATEMNOT!", schrie er aus, doch war zu panisch um mit der linken Hand die Faust zu ballen. Somit blieb es ein hymlianicher Ausruf ohne Wirkung. Oder passierte doch etwas? Kam ihm seine Luftmagie zu Hilfe, obgleich er sie gar nicht anders kontrollieren konnte? Er wusste nicht, dass er auf sie zurückgriff, wenn er rannte. Er wusste auch nicht, ob sie dahinter steckte, dass er sich nun unter Razag hervor zu ziehen versuchte. Vielleicht hatte er mit seinem Gezappel auch nur den Boden weit genug gelockert, um jetzt ins Freie zu schlüpfen. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Er konnte längst nicht mehr richtig denken, kaum etwas sehen und schon gar nicht mehr atmen. Er würde hier einfach verrecken. Ersticken!
NEIN!
Schrie er es oder hörte er seine Stimme nur noch im Kopf? War er freigekommen? Rannte er gerade um sein Leben, einfach in die Wälder hinein, ohne sich noch einmal nach Razag oder Crystin umzusehen? Wen kümmerten beide schon, wenn es um sein Überleben ging? Oder war alles nur ein Traum und er verlor langsam das Bewusstsein, weil Razags schwerer Leib ihm den Sauerstoff abdrückte, den er zum Atmen brauchte?
Würde es so mit ihm enden? Wie erbärmlich...
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Re: Unterwegs im Sarius

Beitrag von Erzähler » Freitag 13. Oktober 2023, 22:00

Manchmal verstand man zu spät. Manchmal erkannte man zu spät und manchmal verrannte man sich in eine falsche Richtung. Crystin und Razag hatten einen wundervollen Moment teilen dürfen, als sie in dem Gasthaus so unfreiwillig zueinandergefunden hatten. Dann war irgendwie alles schiefgelaufen und auf dem Floß, als sich der grüne Ork seinem Kumpel anvertraute, da erwuchs in ihm auch ein Gedanke, der vermutlich in die falsche Richtung lief. Ob Razag wirklich nur ein ‚Bruder‘ sein konnte? Nun, er würde es herausfinden, wenn sich die Gelegenheit dazu ergäbe. Manchmal aber verstrichen die besten Momente ungenutzt und dann… änderte sich alles. Gerade, als sich Synnover wunderte, wieso sein grüner Kumpel ihn nicht dafür nutzte, um sich Erleichterung zu verschaffen, da veränderte ein einziger Pfeil einfach alles. Razag konnte nur hilflos zusehen, wie die Heilerin nicht vom Pfeil der Liebe, sondern einem tödlichen Pfeil getroffen wurde. Er steckt in ihrer Brust, als sie zu Boden ging und dort liegenblieb. Razag’s Welt zerbrach für einen Augenblick, denn er hatte einen seltsamen Gedanken, just in dem Moment, da Crystin fiel. Doch die Zeit war viel zu knapp, um jetzt dem seltsamen Funken in seinem Herzen nachzujagen. Seine überaus trainierten Instinkte erwachten nach langem Schlaf. Sie hatten eine ganze Weile ruhen dürfen, doch jetzt mussten sie funktionieren. Und das taten sie auch. Wo Crys verloren schien, da richtete sich sein Fokus auf Synnover. IHN hatte er noch nicht verloren. Mit einer Schnelligkeit, die man der Masse an Grün nicht zutraute, war er ein Schutzschild gleich über Synnover und riss ihn zu Boden. Jener hatte gerade noch auf Crystin gestarrt und sich dann panisch nach einer Fluchtmöglichkeit umgesehen, als er auch schon auf dem Boden landete und dort festgenagelt wurde.
Er konnte sich nicht bewegen… Im ersten Moment der alles beherrschenden Panik, konnte Syn nicht erkennen, dass es Razag war, der ihn schützte. Er spürte nur den immensen Druck auf sich, den Platzmangel und die feuchte Erde in seinem Gesicht. Er roch das modrige, schlammige… so musste ein Grab riechen, wenn man versehentlich für Tod erklärt aber noch am Leben war. Razag spürte, dass er noch zwei weitere Pfeile einstecken musste. Er – aber nicht Syn. Die Pfeile kamen aus unterschiedlichen Richtungen. Man hatte ihnen aufgelauert, beziehungsweise sie verfolgt um dann umzingelt. Wo war eigentlich Zarrah?! Die Elfe schien seit Stunden fort, auch wenn die Zeit hier trügen mochte. Nun aber bemerkte Razag, dass das Brennen in seinem Schulterblatt, seinen Rippen und seiner Hüfte deutlich zunahm. Er schrie noch inbrünstig nach Frieden, doch ganz gleich, ob es etwas bringen würde… erleben würde Razag diesen Frieden nicht mehr. Der Ork hatte Syn geschützt, wo er Crys verlieren musste. Wenigsten einer… Mit jenem Gedanken spürte er, wie seine Sinne schwer wurden. Bleiern fühlte sich sein Verstand an und irgendwo am Rande, rief eine Frauenstimme seinen Namen. „Razag! Steht auf du … Lass nicht zu… dass… sie… uns… Ra’ag…“, dann wurde alles dunkel. Selbst Nalia schwieg in diesem Moment. Ruhe… endlose Ruhe…
Ganz anders sah es bei Synnover aus. Je ruhiger Razag wurde, ob des Giftes in den Pfeilspitzen, desto panischer wurde das Kaninchen. Es war eingeklemmt, hilflos und würde elendig im Grund dieses Waldes verrecken. Razag würde über ihm verrotten, ihn selbst wohl konservieren, bis Aasfresser ihn doch noch finden würden. Panik ballte sie in seiner Brust zusammen und er mobilisierte alle Kräfte, die er noch hatte, nur um einen Zauber wirken zu wollen, der ihm hier nichts brachte… Er hatte bereits Atemnot. Nicht wahr? Wen fokussierte er damit an? Nichts passierte… Nichts, denn er schaffte es nicht, seine linke Hand zu ballen. Doch die Panik rief seltsame Reaktionen hervor und so schrie er den einzigen Zauber, den er kannte, so laut er konnte heraus, bevor er wohl für immer schweigen würde, nur um auf einmal festzustellen, dass sich das Gewicht über ihm anhob. Es war nicht fiel und gewiss nicht lange, doch gerade so genug, um die Chance instinktiv zu wittern. Er rollte unter dem Ork hervor und nahm die Beine in die Hand. Synnover lief und bekam nicht mehr mit, wie der schlaffe Körper des Orks zurück auf den Boden fiel.

Synnover weiter bei: Eine Nacht im Sarius

Sobald Maruka wieder da ist, geht es gemeinsam weiter.

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