Beginn einer gemeinsamen Reise

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
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Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. März 2010, 15:41

Nachdem sich Yasmina und Nara Brea verabschiedet haben, kommen sie von: Das Haus der jungen Jägerin


Nun war es also soweit. Noch war es Nacht, doch der Morgen kündigte sich bereits an. Die Vögel begannen zu zwitschern, auch andere Waldbewohner erwachten, während wiederum die nachtaktiven Tiere sich allmählich in ihre Höhlen oder sonstigen Löcher zurück zogen, um den Tag zu verschlafen.
Vor Yasmina und Nara Brea liegt ein langer Weg. Sie können wählen, ob sie sich zuerst gen Osten oder Süden wenden wollen, wo sie dann den Fluss überqueren können.
Doch Nara kennt die Örtlichkeiten nicht und somit muss sie auf Yasminas Kenntnisse vertrauen, die sich nun zu entscheiden hat, wohin sie gehen möchte. Vielleicht weiß sie ja eine passende Stelle, an der sie leicht das Gewässer überqueren kann? Nun, wo führt die Reise hin? In den Osten oder in den Süden?
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 6. April 2010, 18:34

Yasminas Schritte führten sie rasch hinaus aus dem Dorf und sie ging, gefolgt von Nara, noch einige Schritte, bis sie anhielt und in ihrem Kopf einen kleinen Lageplan durchging. Sie kannte sich hier aus und hatte somit die volle Verantwortung für Nara und sich selbst. Es dauerte auch nicht lang, da schlug sie den Weg nach Süden ein. Dort war eine Stelle des Flusses, die man leicht überqueren konnte, somit wurde die Reise zumindest in diesem Punkt unkomplizierter. Ein kurzer Blick gen Nara, ein Deut mit dem Bogen gen Süden und ein Nicken verkündeten ihre Entscheidung. Stille Kommunikation… daran würde Nara sich im Laufe ihrer Reise gewöhnen müssen, immerhin war Yasmina eine Jägerin, die den Wald als ihre zweite Heimat bezeichnete.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Nara Brea » Mittwoch 7. April 2010, 18:34

Während sie das Dorf der Waldmenschen verließen erfasste Nara ein unangenehmes Gefühl. Wenn dieser Mann, den sie im Wald getroffen hatten und mit dem sie sich mehr als nur angelegt hatten, hier schon irgendwo auf sie lauerte? Glücklicherweise war Nara kein Mensch, der schnell ängstlich wurde, viel schneller wurde sie wütend. Sollte ihnen jener Mann noch einmal begegnen, so wusste sie nun, was sie tun würde. Gemeinsam mit Yasmina könnten sie mit ihren Bögen direkt auf ihn zielen. Sicher war Yasmina um einiges geschickter noch als sie mit dem Bogen, aber zwei Pfeile waren besser als einer. In ihrem Kopf spann sich Nara schon die schönsten Rachepläne zusammen. Dabei vergaß sie vollkommen, dass sie ja gerade eben vor diesem Mann flüchteten. Erst als sie das Dorf hinter sich ließen wurde sich Nara auch bewusst, dass dieser Mann sicherlich nicht offen auf sie zumarschieren würde, sondern ihnen wenn dann eine Falle stellte. Aber das war jetzt egal. Aus dem gefährlichsten Gebiet waren sie draußen.

Etwas Wehmut überfiel sie bei dem Gedanken doch. Ihr hatten die Elfen gefallen. Gerne hätte sie sich heute vielleicht noch ein wenig mit ihnen unterhalten. Ihre filigrane Art übte eine ziemliche Anziehungskraft auf sie aus. Sie waren so ganz anders, als die menschlichen Kunden, die sie auf ihrem Gestüt bisher immer besuch hatten! Andererseits waren sie auch gerade auf dem Weg in eine andere Elfenstadt, weswegen ihr Wehmut vielleicht ein wenig unangebracht war.

Aufmerksam folgte sie Yasminas Geste als sie nach Süden deutete. Nara nickte. Ihr Vater hatte damals zwar gesagt, sie solle nach Osten gehen, aber wann war der bitte schon im Wald Sarius gewesen? So lief Nara folgsam wie ein Lamm neben Yasmina her. Die Jägerin verhielt sich sehr schweigsam, wahrscheinlich war auch sie es nicht gewohnt in Gesellschaft in den Wald zu gehen. Aber Nara wäre nicht Nara, wenn sie nicht doch versuchen würde irgendwie ein Gespräch in den Gang zu bekommen, schließlich lernte sie nicht oft neue Leute kennen und deswegen war sie neugierig wie eh und je.
„Bist du hier meistens allein unterwegs?“, fragte sie während sie gut Schritt mit Yasmina hielt. Bis jetzt noch. Schließlich war Nara eine Reiterin.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Samstag 10. April 2010, 18:41

Die beiden jungen Frauen wandten sich also gen Süden. Das bedeutete, dass sie den gesamten Tag über durch den Wald Sarius noch gehen würden, den Fluss Euwin entlang.
Am morgigen Tag kämen sie dann in dichteres Unterholz, das ihnen zeigen würde, dass sie den Urwald Kapayu erreicht hatten. Darin gab es eine kleine Furt, wo sie den Fluss überqueren konnten, bevor er ins Stille Meer floss. Am anderen Ufer konnten sie dann die zweite Nacht verbringen.
Danach gäbe es noch einen etwa zwei Tage andauernden Fußmarsch, vorbei an dem Dorf Hajikya, in dem sie womöglich kurz Rast machen könnten.
Und am Abend des vierten Tages wären sie endlich in Sichtweite von Shyána Nelle. Dann würde die Tagesstunde ihnen zeigen, ob sie noch einmal im Wald übernachten müssten oder womöglich schon wieder in einem Bett würden schlafen könnten.
Wenn ihnen das Wetter allerdings gewogen blieb und es nicht zu viel regnete, sonst könnte sich die Reisezeit wirklich erheblich verlängern, wie schon Nara vermutet hatte. Vor allem bei der Furt wäre es kritisch und auf schlammigen Boden kam man obendrein nicht so rasch voran wie auf trockenem. Wobei auch schon die zahlreichen Äste und das Gestrüpp ihren Weg behindern sowie ihr Tempo verlangsamen würden.
Ob in den Wäldern auch andere Gefahren lauerten, mit denen nicht einmal Yasmina rechnen konnte? Sie würden aufpassen müssen, trotz allem und ewig würden die Pfeile der Jägerin schließlich auch nicht halten. Sie müsste darauf achten, dass sie keinen einzigen davon unnötig verschoss, sollte sie überhaupt Wild aufstöbern und erlegen müssen.
Mit dem Proviant kämen sie zumindest bis zum Dorf Hajikya aus und vielleicht ließ sich dort ja eine günstige Mahlzeit erstehen. Doch das würden sie schon noch alles sehen, die beiden jungen Reisenden.
Jetzt war es erst einmal wichtig, dass Yasmina die richtige Richtung auslotste und sich nicht selbst verlief.
Im Moment war das Wetter vielversprechend. Zwar roch es noch etwas nach dem Regen, der vor wenigen Stunden gefallen war, und die Luft war relativ kühl durch die sich erst nähernde Dämmerung, aber der Tag versprach zumindest trocken zu werden. Der Himmel war recht klar und vermutlich würden die Grade doch zwischen 20 und 30 auf der Skala ausfallen.
Durch das viele Blattwerk wurden die jungen Frauen jedoch geschützt, sodass ihnen nicht zu heiß in der Sonne werden könnte.
Allein die Luft war ebenfalls recht feucht und würde es auch bleiben.
Yasmina war daran gewöhnt, aber wie würde Nara damit klar kommen? War sie sehr empfindlich und wäre ihr Kreislauf robust genug, um sich einen gesamten Tag über anstrengen zu können bei dieser Luftfeuchtigkeit?
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 26. April 2010, 21:06

Ihre Schritte führten sie leise und sicher durch den Wald und ihre wachsamen Augen blickten umher, stets auf der Suche nach etwas, was man erlegen konnte. Sie wäre keine Jägerin, wenn sie dies nicht bei jedem Marsch durch den Wald tun würde. Naras Frage riss sie aus ihrem gewohnten Trott. Etwas irritiert richtete sie ihren Blick auf ihre Begleiterin, ehe sie antwortete:„Ja, seit dem Tot meines Vaters eigentlich nur. Wenn es hieß, man macht Jagdtrupps, habe ich einen Alleingang bevorzugt. Den Grund… hast du ja mit ansehen müssen.“ Sie zwinkerte ihr kurz zu, dann richtete sie ihren Blick wieder nach vorn. „Es ist wirklich nicht leicht, als Frau in einem Handwerk tätig zu sein, der für gewöhnlich Männern obliegt“, fügte sie ruhig an, ihren Blick auf die Umgebung richtend. Mit einem Mal stoppte sie ihren Marsch, die sah zu Nara und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann zog sie ruhig einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Während Yasmina bereits etwas anvisierte, mochte Nara ihren Blick noch etwas Suchend durch das dichte Gestrüpp wandern lassen, bis sie die immer wieder hin und her gehenden Ohren eines Rehs entdeckte. Ein leises Surren verriet der Reiterin, dass der Pfeil von der Sehne auf das Tier zu schnellte. Kurz darauf folgte ein Schmerzensschrei, der einen Treffer bekundete. Yasmina nickte zufrieden und ging mit raschen Schritten auf das verletzte Tier zu. Ruhig zog sie ihren Dolch und sie kniete sich neben das Reh. Ist Nara ihr gefolgt, so sieht sie nun, wie Yasmina dem Reh einen gezielten Stich in den Rumpf verpasst. Das Tier zu ihren Füßen zuckte ein letztes Mal, ehe die Lebensenergie aus seinem Körper floss. Ruhig wischte sie das Blut des Tieres auf dem Boden ab und sie sah zu Nara. „Nun haben wir etwas zu essen für die Nacht, was aus mehr als ein paar Äpfeln und Brot besteht“, meinte sie, zufrieden mit sich selbst. Die Last, die das tote Reh für sie bedeutete, schien ihr in diesem Moment weniger Sorgen zu machen.

Bei Einbruch der Dunkelheit suchte Yasmina für Nara und sich einen Platz für die Nacht. Sie kamen an eine kleine Lichtung und mit Nara sprach sie ab, ob es in Ordnung sei, hier zu rasten. Sollte die Reiterin zustimmen, so würden sie nun dort verweilen und Yasmina machte sich daran, ihre Beute zu bearbeiten, dass sie sie braten und verzehren konnten. Das, was an Fleisch nicht genießbar war, brachte Yasmina einige Meter vom Lager entfernt weg, damit wilde Tiere nicht von dem rohen Fleisch angezogen wurden.
Nach dem Essen bot Yasmina an, die erste Wache zu halten. Während sie ihre Wache hielt, spielte sie mit einem Pfeil herum und ihre Gedanken schweiften zum ersten Mal zu ihrer Mutter. Sie fragte sich, was nun im Dorf sein würde, jetzt, wo Yasmina fort war und es doch nur zu deutlich war, dass ihre Mutter ihr geholfen hatte. Kurz schloss sie die Augen. Die Bilder, die ihr durch den Kopf schossen, jagten ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Kurz darauf war es Zeit, sich selbst zur Ruhe zu legen.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Nara Brea » Sonntag 2. Mai 2010, 14:37

Das Wetter wurde ein weiteres Mal schwül warm und brachte Nara dazu auch bald ihren Mantel auszuziehen. Im Laufe des Tages wurde es jedoch so warm, dass sie bald ziemlich zu schwitzen begann und sich ein dumpfer Schmerz in ihrem Kopf ausbreitete, was Nara auf das ungewohnte Wetter schob. Doch die Bäume schützten sie vor dem gröbsten Sonnenlicht, weshalb es Nara trotz allem erstaunlich gut aushielt mit Yasmina Schritt zu halten. Auch wenn ihre Wangen dabei glühten.

„Ja, seit dem Tot meines Vaters eigentlich nur. Wenn es hieß, man macht Jagdtrupps, habe ich einen Alleingang bevorzugt. Den Grund… hast du ja mit ansehen müssen“, antwortete ihr jene auf ihre Frage.
Nara nickte verstehend. Selbst im Dorf der Waldmenschen mitten in diesem heimeligen Wald schien es Differenzen zu geben. Das waren die Dörfer in keinem Fall den großen Städten voraus. Nein, Nara hatte sogar das Gefühl, dass ihre Verwandten in Zyranus ruhiger lebten, als Yasmina in ihrem Dorf, da in den Städten eine größere Anonymität herrschte. Und auch wenn es viele Nachteile hatte soweit weg von jeglicher Zivilisation auf einem Pferdehof zu leben, so war die Ruhe, die man dort hatte, sicher ein Vorteil.
„Es ist wirklich nicht leicht, als Frau in einem Handwerk tätig zu sein, der für gewöhnlich Männern obliegt“, fügte Yasmina noch hinzu.
Nara wollte gerade etwas darauf erwidern, da es auch sie als Pferdezüchterin nicht gerade leicht hatte, als Yasmina einen Finger auf die Lippen legte. So blieb Nara stehen und beobachtete wie Yasmina ihren Bogen spannte, als sie ihrem Blick folgte erkannt sie die Ohren eines Rehs im Gestrüpp.
Als Yasmina den Pfeil abschoss verriet ein Geräusch, dass sie getroffen haben musste. Das Geräusch war widerlich.
Darauf folgte ein Schmerzensschrei, der nur von dem Reh stammen konnte. Nara verzog das Gesicht. Sie wusste nicht so recht, ob sie sich jetzt über diesen Treffer freuen sollte oder lieber nicht.

Mit etwas Abstand folgte sie Yasmina zu der Stelle, an der das Reh liegen mochte. Dabei dachte sie darüber nach wie verschieden ihre Berufe doch waren. Ihr Ziel war es neues Leben zur Welt zu bringen, während Yasmina es beendete.
Sie blieb in einiger Entfernung stehen und versuche über das tote Tier hinweg zu blicken, als Yasmina es vollends tötete.
„Nun haben wir etwas zu essen für die Nacht, was aus mehr als ein paar Äpfeln und Brot besteht“, meinte Yasmina ruhig. Sie wirkte recht zufrieden.
„Ja, schon“, kam es nur ziemlich kleinlaut von Nara zurück. Eigentlich hatten sie ja besprochen, dass sie sich die Aufgaben auf ihren Reisen teilen würden, doch ein totes Tier auf den Schultern zu tragen ging zu weit für sie. Allerdings schien Yasmina auch gar nichts anderes zu erwarten.

Durch die zusätzliche Last ging Yasmina um einiges langsamer voran, weshalb es für Nara auch kein Problem mehr darstellte mit ihr mit zu kommen.
Das Glück schien an diesem Tag mit ihnen zu sein, denn bei Einbruch der Nacht erreichten sie eine kleine Lichtung. Natürlich war Nara einverstanden dort zu nächtigten.
Während Yasmina das Tier ausweidete machte sich Nara daran die kleine Lichtung abzulaufen, um eventuelle tierische Bewohner ausfindig zu machen und vielleicht auch eine nette Stelle zum schlafen zu finden.
Diese entdeckte sie bald und ging daraufhin zurück zu Yasmina, um gemeinsam mit ihr zu Essen.

„So wie es aussieht nächtigen hier ansonsten keine anderen Tiere regelmäßig“, meinte sie zwischen ein paar Bissen.
„Dort hinten hat es übrigens einen tollen Schlafplatz im Moos, wenn ich mit der Wache dran bin kannst auch du dich gerne dort zur Ruhe legen.“
Yasmina zog es nach dem Abendessen vor die erste Wache zu übernehmen. Nara war einverstanden und ging zu ihrem entdeckten Schlafplatz. Er war tatsächlich ganz in Ordnung. Wenn auch etwas feucht, doch Nara konnte sich immerhin mit ihrem Mantel zudecken.
Nur der Schlaf ließ auf sich warten. Nara war nun schon die zweite Nacht weg von zu Hause und heute schlief sie das erste Mal unter freiem Himmel. Was ihre Eltern wohl gerade machten? Und ihr neuer Hengst? Nara sehnte sich jetzt schon danach endlich wieder reiten zu können.
Was wohl aber auch an ihren schmerzenden Füßen liegen mochte...

Irgendwann erfasste sie der Schlaf dann doch und sie musste von Yasmina geweckt werden um ihre Wache anzutreten.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Mai 2010, 19:11

Es war für Yasmina gar nicht so leicht, sich daran zu gewöhnen, dass sie eine Begleitung nun an ihrer Seite hatte. Es war so selten in ihrem Leben gewesen, seitdem ihr Vater... die Lebenden verlassen hatte. Noch dazu würde es sicher nicht sonderlich leicht sein, dass Nara still war, sobald sie etwas entdeckt hätte.
Eigentlich hätte sie als erstes ihrer neuen Freundin erklären müssen, welche ihrer Zeichen, die sie bestimmt auch mit ihrem Vater geteilt oder eher von ihm übernommen hatte, was bedeuten würde. Aber bisher war noch kein Wild in Sicht und somit wäre es noch nicht nötig.
Bis es dann doch soweit war kurz darauf und Nara rechtzeitig von ihr zum Schweigen gebracht wurde.
Das Reh hatte keine Chance, gequält schrie es auf, bevor es mit einem dumpfen Laut zusammen sackte und sein Leben wegen Yasminas Dolch endgültig aushauchte. Es war eindeutig noch jung gewesen, unerfahren sowie unvorsichtig bei der Suche nach einer passenden Futterstelle und hatte das nun teuer bezahlt.
Trotzdem sah es wohlgenährt aus und verursachte der Jägerin einige Mühen, noch dazu bei den Temperaturen, der Luftfeuchtigkeit und der langen Wegstrecke.
Doch der Tag verging dennoch und schließlich gelangten sie zu einer kleinen Lichtung, auf der es sich zu lagern lohnte. Es war genügend Platz und obendrein nicht zu feucht, um ein kleines Feuerchen zu machen.
Wenngleich dafür natürlich noch Holz und Steine für die Eingrenzung nötig waren. Diese Dinge waren auch rasch gefunden, sodass einem leckeren und reichhaltigen Abendessen nichts mehr im Weg stand.
Yasmina sorgte sogar dafür, dass die Gefahr von wilden Tieren, die es in der Umgebung zuhauf gab, gemindert wurde. Und obendrein wäre so der Gestank von dem verwesenden restlichen Kadaver ebenfalls verringert.
Die Zeit danach war relativ friedlich und mit der Nacht kam auch eine etwas kühlere Luft, die angenehm war und zum Durchatmen einlud. Trotzdem war dadurch auch das Feuer nötig, damit ihre Körper nicht zu stark auskühlten und sie etwas Licht hatten.
Der Boden war zwar fest, aber nicht bretthart, sodass es ihnen keine Schmerzen am morgigen Tag beim Aufwachen verursachen würde.
Yasmina war die nächtlichen Geräusche des Waldes gewöhnt. Zwar musste sie bisher selten außerhalb ihres Bettes schlafen, aber früher hatte sie es öfters mit ihrem Vater getan und somit kannte sie auch, konnte heraus hören, welcher Laut bedrohlich und welcher es nicht war.
Nara hingegen hatte weniger Glück. Einerseits war das, neben ihren Gedanken an Zuhause, wirklich absolut neu für sie und das verursachte, trotz aller Müdigkeit ob des langen Marsches, eine gewisse Aufregung in ihr. Noch dazu pochten ihre Beine unangenehm wegen der ungewohnten Anstrengung.
Und andererseits waren da die Bilder des Tages, jene von dem toten Reh und wie es dazu gekommen war.
Das bescherte ihr, kaum war sie endlich in einen etwas tieferen Schlummer gefallen, ungute Träume. Es waren übersteigerte Szenen, viel mehr Blut floss, die gequälten Schreie waren intensiver und länger und es war nicht Yasmina, die hier auf der Jagd war, sondern ein grausames, furchteinflößendes Ungeheuer. Bis es schließlich kein Reh mehr war, das getötet werden sollte, sondern sie selbst...
Als sie an der Schulter berührt wurde, schreckte Nara hoch. Sie war schweißgebadet, ihr Körper zitterte und sie stand noch unter dem soeben Geträumten.
Was nicht gerade gemildert wurde, als ganz in der Nähe das Unterholz laut zu rascheln begann. Anscheinend hatte eines der wilden Tiere das restliche, verborgene Fleisch gefunden und um diese Uhrzeit hörte sich alles noch lauter an.
Oder war es gar kein Tier, sondern etwas ganz anderes? Ein Ungeheuer? Die Jäger, die ihnen doch gefolgt waren?
Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung stieß ein Vogel seinen schauerlichen Nachtgesang aus.
Hinzu kam die unheimliche Atmosphäre, ausgelöst von dem flackernden Feuer, in dem immer wieder plötzlich ein Scheit laut knackte.
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Mittwoch 12. Mai 2010, 22:58

Ihre Augenbraue zog sich leicht nach oben, bildete ein kleines Dreieck, als Yasmina Nara weckte und sie erschrocken und schweißnass aus ihrem Schlaf aufschreckte. Ihr Leib zitterte und ihre Augen waren für einige Sekunden nach dem Erwachen noch glasig. „Nara, wacht auf… Was ist denn los?“, fragte sie ruhig. Für sie waren die nächtlichen Geräusche, die Jagd, das Leben im Wald etwas ganz normales. Sie ließ sich nicht von dem Knistern im Unterholz verschrecken, was nicht bedeutete, dass sie ihre Wachsamkeit nicht verstärkte. Sie richtete ihre Augen kurz auf den gegenüberliegenden Waldrand, sah kurz nach links, dann nach rechts und wieder zu Nara. Der Gesang bei Nacht, der von einem Vogel ausging, brachte ihr ein wenig Entspannung.

Dennoch sah sie Nara besorgt an. Eine Gefährtin zu haben, die nicht regelmäßig ihre Nächte draußen verbrachte, war für Yasmina fremd. So konnte sie sich auch nicht in Naras Lage versetzen. Ihr war also schleierhaft, warum sie so… ängstlich auf die Jägerin wirkte.
Im Schneidersitz ließ sie sich neben Nara auf den Boden sinken und wartete, bis sie einigermaßen bei sich war. Als Nara sich von dem Schock ihres Traums erholt hat, fragte sie sie ruhig:„Hast du geträumt? Willst du darüber erzählen? Oder ist es dir lieber, ihn erst selbst zu verarbeiten?“

Im Endeffekt war es Yasmina relativ egal, ob Nara er erzählen wollen würde oder nicht, wissen musste sie es so oder so. Allein schon, um sie vielleicht beruhigen zu können. Ein aufgeschrecktes Mädchen hatte im Wald nicht zu suchen. Zumindest hatte ihr Vater es ihr so gelehrt. Man musste Ruhe bewahren... Wenn Nara nun jede Nacht unter freiem Himmel einen schlechten Traum hatte und vielleicht sogar noch schreiend aufwachte… Entweder würde sie Verfolger, beispielsweise aus dem Dorf, anlocken oder gutes Wild, was Yasmina erlegen könnte, verschrecken. Was die Jägerin dazu Grund zur Sorge gab, waren Naras Nerven.

Zwar war sie ihr gar nicht so unähnlich. Im Gegenteil, sie war mindestens genauso Stur und Dickköpfig wie sie. Aber das herum wandern in der freien Natur war nicht Jedermanns Sache und Yasmina beschlich das ungute Gefühl, dass Nara einige Zeit bräuchte, um sich an die gegebenen Verhältnisse zu gewöhnen.

„Wenn du wünschst, halte ich weiter Wache… und ruhe mich bei der nächsten Rast ein wenig aus“, schlug sie ruhig vor. Eigentlich könnte sie auch nun schon etwas Schlaf gebrauchen, aber Nara mehr oder weniger alleine zu lassen… schien Yasmina gerad gar nicht ratsam. Sie wirkte auf die Jägerin nun schon…fast irritiert von den gesamten Geräuschen des Waldes. Ein falscher Laut und Nara könnte einer Panikattacke unterlegen sein. Für Yasmina eine reine Theorie, die aber durchaus zutreffen könnte. Und etwas, das sie vermeiden wollte. Eine verstörte, übermüdete Reisebegleitung brachte ihr nicht viel. Nun galt es, Naras Reaktion abzuwarten…

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Nara Brea » Freitag 14. Mai 2010, 11:09

Nara schlief überhaupt nicht gut. Unruhig warf sie sich von einer Seite zur anderen.
Ihr Kopf formte seltsame Bilder in ihren Gedanken, die sie jagten und denen sie nicht entkommen konnte. Bilder, die Yasminas Jagd in einem übertriebenen Maße darstellten und in denen Nara und Yasmina knöcheltief im Blut wateten. Das Reh schrie noch um Hilfe, doch Yasmina nahm eiskalt ihr Messer und tötete es. Noch mehr Blut floss. Teilweise spritzte es Nara direkt ins Gesicht, sodass man sie kaum noch erkennen konnte.
Das war auch der Moment, in dem Yasmina sich ihr mit einem diabolischen Funkeln in den Augen zuwandte. Langsam, ganz langsam, kam sie auf die Pferdezüchterin zu. Nara wandte sich um und wollte davon rennen. Hinein in den dunklen Wald. Vielleicht konnte sie dort auf einen Baum klettern. Aber Yasmina war im Wald aufgewachsen, während sie nur die weite Ebene des Graslandes kannte. Das würde ihr keinen Vorteil bringen. Aber was blieb ihr denn anderes übrig?
Sie nahm alle ihre Kraft zusammen, um endlich los zu rennen, doch ihre Füße waren schwer wie Blei und bewegten sich keinen Zentimeter. Nara schrie, doch auch das half ihr nicht weiter. Ihr Herz hämmerte ihr in diesem Moment bis zum Hals und Schweiß rann ihren Körper herab.
Yasmina hatte sie in diesem Moment eingeholt...

„Nara, wacht auf… Was ist denn los?“
Ob es Yasminas Frage war, oder ob es an daran lag, dass man im Traum nicht sterben konnte, Nara wusste es nicht, aber sie wachte auf jeden Fall auf.
Als sie die Augen öffnete und Yasmina erkannte, schrie sie erstickt auf. War sie nicht gerade hinter ihr gewesen? Noch im sitzen versuchte sie von Yasmina weg zu robben. Sie wollte nicht geschlachtet werden wie ein normales Wild. Sie wollte doch nur den Auftrag ihres Vaters ausfüllen.
Wieder einmal begannen die Bäume unruhig zu schwanken, obwohl es windstill war.
Nara, die am Rande der Lichtung geschlafen hatte, überlegte sich, ob sie in den Wald fliehen sollte. Ihre grünen Augen waren voller Furcht auf Yasmina gerichtet.

Zu allem Überfluss kam Yasmina jetzt auch noch auf sie zu und ließ sich im Schneidersitz neben ihr nieder.
„Hast du geträumt? Willst du darüber erzählen? Oder ist es dir lieber, ihn erst selbst zu verarbeiten?“
Sofort zog sich Nara noch ein wenig weiter zurück. Wollte Yasmina jetzt etwa mit ihr spielen? Nara hatte sowieso keine Chance gegen die schnelle Jägerin. Sie hatte es ja vorhin gesehen. Sie war wie ein Bluthund sobald sie Blut witterte, stürzte sie sich auf den nächsten. Nara brachte vor Furcht fast kein Wort heraus.
Dafür schwankte der Baum über ihnen immer heftiger. Inzwischen so sehr, dass Nara einfach einen Blick nach oben werfen musste. Doch Yasmina holte ihren Blick gleich wieder zu ihr zurück.
„Wenn du wünschst, halte ich weiter Wache… und ruhe mich bei der nächsten Rast ein wenig aus.“
Nara hatte nicht einmal Zeit über die Worte nachzudenken. Denn in diesem Moment knackte im Feuer laut ein Scheit und kurz darauf stürzte ein Ast, so dick wie drei Arme fast direkt neben Yasmina zu Boden.

Und erst jetzt sah Nara wieder klar. Erschrocken sprang sie auf, dieses Mal jedoch nicht, um vor Yasmina davon zu laufen, sondern um ihr aufzuhelfen. Sie hatte geträumt. Einfach nur geträumt. Ihre Gedanken hatten ihr einen Streich gespielt. Aber wieso war es so schwer für sie gewesen die Jagd Yasminas zu akzeptieren? Lag etwa auch das an ihrer Magie? Nara hatte noch nie von einem Naturmagier gehört, der bei einer Jagd dabei gewesen war.
Sie hielt, noch immer zitternd, Yasmina eine Hand hin:
„Es tut mir so Leid“, stammelte sie, „das... das war meine Magie ich hatte schlecht geträumt. Szenarien von abgeschlachteten Tieren... ich hab das nicht verkraftet,vor allem, weil du dann auch mich gejagt hast.“
Dann lief Nara schnell zu einem Baum. Sie brauchte etwas, wo sie sich abstützen konnte, denn ihre Beine zitterten wie Espenlaub. Dann vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. Yasmina hätte tot sein können.
„Bei Phaun, ich kann meine Magie nicht kontrollieren. Das ist viel zu gefährlich. Viel zu gefährlich...“

[ooc: Janay, du musst mir dann noch sagen, was du mir für meine Magie abziehst.^^]

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Mai 2010, 20:23

Nara fand nicht in die Realität zurück. Stattdessen erwachten andere Kräfte in ihr, sodass sie ihre Umgebung beeinflussen konnte. Aber damit nicht genug, wirkte es auch schon verdächtig still um sie herum, als würde selbst die Natur vor Schrecken den Atem anhalten. Alles schien sich verkrochen zu haben, sogar der Kauz, der gerade noch sein nächtliches Lied hatte anstimmen wollen.
Und dann geschah es, der dicke Ast bekamm einen Riss, der sich rasch voran arbeitete, bis die Verbindung zu dem Stamm nicht mehr halten konnte. Er krachte lautstark zu Boden, während zwei aufgeschreckte Eichhörnchen fiepend das Weite suchten, aufgescheucht aus ihrem wohlverdienten Schlaf.
Wäre die junge Tochter des Pferdezüchters nicht sofort wieder ihrer Umgebung gewahr geworden und aufgesprungen, hätte sich Stille über die Lichtung gesenkt, lediglich von dem weiteren Knacken der brennenden Holzscheite durchbrochen. Aber so raschelte es unter Naras Füßen und verursachte Geräusche, die vielleicht ganz gut waren, um die Spannung zu vertreiben und Normalität in die Szenerie zu bringen.
Was danach geschah, all die Worte, die sie ausstieß, sorgten dafür, dass sich die Tiere erst recht nicht wieder zurück zu ihren Schlafplätzen trauten.
Nur ein Lebewesen machte eine Ausnahme dessen, denn es hatte Hunger und fühlte sich nur mäßig bedroht von dem eben Erlebten. Es war ein noch halbwüchsiger, erwachsener Wolf, der sich zuerst umsah, und schließlich sich seiner Beute wieder näherte.
Da sich nun trotz allem Stille über die Lichtung senkte, konnte man das Schmatzen und zerren an den letzten Fleischresten an den Knochen umso deutlicher hören. Ein grauenhaftes Geräusch, das immer und immer wieder erklang und nicht gerade dazu beitrug, die Bilder des Traums vergessen zu machen.
Aber Nara hatte Glück, ihr Gewissen musste sie nicht unnötig belasten, da Yasmina nichts ernsthaftes geschehen war.
Es dauerte schier Ewigkeiten, bis sich ein Kauz dazu aufraffen konnte und erneut seinen Gesang ausstieß. Das war endgültig das Zeichen für das nächtliche Leben im Walde wieder ganz normal weiter zu verlaufen. So war die Natur, sie erholte sich schnell von einem erlebten Schrecken und ging weiter seine normalen Bahnen.


Yasminas und Naras Zustand der Lebensenergie senkt sich bei beiden auf "Leicht verletzt", da die eine Schlafentzug und die andere Magie gewirkt hat.
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Donnerstag 27. Mai 2010, 23:42

Als der dicke Ast neben ihr auf den Boden krachte, hob sie rasch die Arme über ihren Kopf, fast so, als hätte diese Geste im Ernstfall etwas gebracht… Erschrocken blickte sie auf den Ast. Ihr Herz raste in ihrer Brust, als wäre sie mehrere Kilometer gerannt und es war ihr nicht möglich, den Blick wieder abzuwenden. Erst, als Nara Worte an sie richtete, blickte sie zu ihr und sie nahm, während sie sprach ihre Hand entgegen.

„Es tut mir so Leid“, gab sie mit zittriger Stimme von sich, „das... das war meine Magie ich hatte schlecht geträumt. Szenarien von abgeschlachteten Tieren... ich hab das nicht verkraftet, vor allem, weil du dann auch mich gejagt hast.“

Mit jedem Wort, das Nara sprach, hoben sich ihre Brauen ein wenig mehr an. Sie zog sich hoch und strich sich ihre Haare zurück. Dann hob sie ihre Mundwinkel ein kleines Stück an und wollte gerade ihre Worte an Nara richten, als diese sich umwandte und zu einem Baum rannte. Besorgt sah Yasmina ihr nach. Sollte sie nun auf sie zugehen oder sie erst einmal in Ruhe lassen? Tröstende oder beruhigende Worte sprechen war nicht Yasminas Stärke, aber Nara so verzweifelt alleine lassen konnte sie jedoch auch nicht. Zögernd ging sie zu ihr und legte Nara ihre rechte Hand auf ihre linke Schulter. Die andere Hand legte sie ruhig in ihren Nacken, ein wenig überlegend, wie sie nun ein Gespräch mit ihr aufbauen könnte.

„Nara…“, begann sie ruhig, aber stockend, „…es ist ja nichts weiter passiert. Beruhige dich, bitte. Ich hätte das Reh vielleicht nicht in deinem Beisein erlegen dürfen…“
Mehr wusste Yasmina nicht zu sagen. Ihr fehlten die richtigen Worte, um als Trösterin zu fungieren. Um mit ihren Worten nicht doch noch schlimmeres anzurichten, zog sie es vor zu schweigen, dafür aber weiterhin bei Nara zu bleiben und ihre Hand auf ihrer Schulter ruhen zu lassen. Vielleicht würde es reichen, wenn sie einfach nur da war und ihr somit zeigte, dass sie weder böse, noch sonderlich verängstigt war. Im Moment bestand ihre größte Sorge darin, dass Nara alleine weiterziehen wollen würde. Nicht, dass sie alleine nicht zu recht käme… viel mehr dachte sie, Nara könne sich alleine verlaufen. Sie traute ihr zwar vieles zu… gerade jetzt nach dem jüngsten Ereignis konnte sie sich fast bildlich vorstellen, wie es um denjenigen stehen würde, der Nara in eine Angstsituation versetzt.

„Bei Phaun, ich kann meine Magie nicht kontrollieren. Das ist viel zu gefährlich. Viel zu gefährlich...“
Yasmina hob ruhig ihre Brauen an. Naras Worte bekräftigen ihre Gedanken und verstärkten somit ihre kleine Sorge. Egal, was die Jägerin nun sagen würde, es würde sicherlich falsch in Naras Ohren klingen, dessen war sie sich sicher. Dennoch musste und wollte sie etwas sagen, einfach um die Stille, die nun zwischen ihnen herrschte und die lediglich von den Geräuschen des Walder unterbrochen wurde, zu beenden. Mit leicht erhobenen Mundwinkeln, die das Lächeln ein wenig gezwungen wirken ließen, sprach sie ruhig gen Nara:„Vielleicht wird dir auf dieser Reise je gewährt, die Kontrolle über deine Magie zu lernen. Ich weiß nicht, wie ich da helfen kann, aber wenn ich es in irgendeiner Art und Weise tun kann… dann lass es mich wissen.“

Kaum hatte Yasmina die Worte ausgesprochen, bereute sie sie fast wieder. Sie hatte keine Ahnung von Magie, wusste nicht, wie sie Nara helfen sollte… Sie kannte sich in den Wäldern aus, liebte die Natur, die sie umgab… aber von Magie, die mit der Natur im Einklang steht, hatte sie keinerlei Ahnung. Aber sie gab sich Mühe, ihre Gedanken von ihrer Mimik zu wischen, sodass nicht deutlich zu erkennen war, was in Yasmina vorging.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Nara Brea » Dienstag 1. Juni 2010, 15:13

Yasmina versuchte Nara zu beruhigen.
„Es ist ja nichts weiter passiert. Beruhige dich, bitte. Ich hätte das Reh vielleicht nicht in deinem Beisein erlegen dürfen…“
Nara starrte nur stumm auf den Waldboden. Was musste sie nur für ein Klotz am Bein für Yasmina sein! Schon eine solch kleine Jagd machte sie psychisch so fertig, dass Albträume sie jagten und sie selbst im wachen Zustand beinahe in den Wahnsinn trieben. Hing dieses Mitgefühl für all das Leben im Wald vielleicht sogar mit ihrer Magie zusammen? War sie daran Schuld, dass Nara schon solche Kleinigkeiten so fertig machten?
Aber was brachten ihr schon Schuldzuweisungen. Egal was Schuld war, sie hätte Yasmina beinahe wirklich gefährlich verletzt.
Yasmina kam nun näher auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter, zog es aber jetzt vor zu schweigen. Nara zuckte dieses Mal nicht mehr zusammen oder hatte Angst vor der jungen Frau; sie war nun wieder vollständig bei Sinnen.

Yasmina schien gerade auch ziemlich gedankenversunken zu sein. Wie sonst sollte eine aufmerksame Jägerin wie sie nicht erkennen, dass gerade ein junger Wolf zu ihnen auf die Lichtung getreten war?
Nara zuckte nur leicht zusammen, folgte aber aufmerksam mit ihren grünen Augen den Bewegungen des Wolfs. Er schien sich an den übriggebliebenen Fleischresten zu laben und ihnen nichts Böses zu wollen.
Auffällig war auch die Ruhe, die auf einmal im Wald herrschte. War auch das eine Folge ihrer Magie? Nara konnte das kaum glauben. Denn wenn das so war, dann wurde es langsam wirklich gefährlich wenn sie es nicht schaffte ihre Magie endlich zu kontrollieren. Nicht nur für sie, sondern eben auch für andere, wie jetzt zum Beispiel Yasmina.
Um sie nicht noch mehr zu beunruhigen und vielleicht auch weil sie sich der Schuld ziemlich bewusst war, sagte sie nichts zu Yasmina, obwohl der Wolf noch in ziemlicher Nähe war.
Glücklicherweise verschwand er aber auch bald wieder und die Geräusche des Waldes kehrten zurück.

„Vielleicht wird dir auf dieser Reise je gewährt, die Kontrolle über deine Magie zu lernen. Ich weiß nicht, wie ich da helfen kann, aber wenn ich es in irgendeiner Art und Weise tun kann… dann lass es mich wissen“, meinte Yasmina jetzt.
Nara blickte auf. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Ihre Mutter hatte es ihr immer verboten ihre Magie anzuwenden, doch weil sie es jahrelang unterdrückt hatte, geschahen nun wahrscheinlich diese Dinge.
Aber selbst die Kontrolle darüber zu erlangen; daran glaubte Nara nicht. Sie musste zu einem Lehrmeister gehen, der ihr die Grundzüge der Magie beibrachte. Wie sollte sie es denn lernen, wenn sie keine Ahnung und jahrelang ohne Magie gelebt hatte?
„Ich glaube kaum, dass ich das selbst schaffen kann. Aber vielleicht finde ich ja nach dieser Reise einen Lehrmeister. Das ginge zwar vollkommen gegen den Willen meiner Mutter, aber das so etwas wie gerade geschieht, das will sie sicher auch nicht.“
Jetzt erhob sich Nara und klopfte sich das Gras von den Oberschenkeln. Die Idee mit dem Lehrmeister gabihr neuen Mut und beruhigt sie.

So schenkte sie Yasmina jetzt auch ein dankbares Lächeln.
„Du kannst dich jetzt zur Ruhe legen. Ich übernehme die restliche Wache.“
Auch wenn Nara sich ziemlich ausgelaugt fühlte, was wohl an ihrer Magie liegen mochte, so war es verabredet gewesen, dass sie die zweite Wache übernahm. Immerhin hatte sie jetzt ein paar Stunden Schlaf gehabt, wenn es auch nicht sonderlich erholsam gewesen war.
„Ich hoffe du kannst trotzdem schlafen, auch wenn eine verrückte... naja, nicht Magierin... ach egal, auch wenn eine Verrückte über dich wacht“, fügte sie noch hinzu, ehe sie sie sich auf einem Baumstumpf nieder ließ, auf dem sie die Lichtung gut im Blick hatte.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. Juni 2010, 23:29

Der Zwischenfall hatte die beiden jungen Frauen aufgewühlt, jede auf ihre Weise und mit den ihr eigenen Konsequenzen. Würde so etwas wieder geschehen? Oder könnte sich Nara an die Umgebung mit all ihren Geräuschen gewöhnen, sodass es in der nächsten Nacht schon besser... sicherer wäre? Könnte es sein, dass es wirklich nur an dieser einen Jagd gelegen hatte, an den Gefühlen, die sie für das tote Tier empfunden hatte, sodass es nicht wieder soweit käme, wenn Yasmina kein weiteres Reh erlegte?
Wie auch immer, das sollte Nara wirklich rasch heraus finden, um solche Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden. Schließlich wollte sie ihre Begleiterin doch nicht verletzen! Und ihrer Umgebung schaden lag ja auch nicht in ihrer Absicht.
Aber könnte die andere jetzt überhaupt noch schlafen, mit der Erinnerung an den Ast? Oder würde sie aufgrund der Angst, die sie verständlicherweise nun fühlen könnte, nicht zur Ruhe kommen? Die Nacht würde noch ein paar Stunden dauern und sie bräuchte die Energie.
Wäre Nara der Aufgabe gewachsen, Wache zu halten?
Der Wolf hatte sich, gesättigt, wieder verzogen und die beiden Frauen nicht einmal wirklich beachtet. Vielleicht hätten sie ja weiterhin Glück und es gäbe keinen Angriff eines wilden Tieres, den sie eventuell nicht abwehren könnte.
Aber die junge Tochter des Pferdezüchters wollte ehrlich helfen und es bestand kein Zweifel daran, dass sie sich bemühen würde.
Allerdings... würde sie nicht durch ihre eigenen Schuldgefühle, die sie nun hatte, abgelenkt werden in ihrer Aufmerksamkeit? Schließlich konnten Gedanken einen die Gegenwart durchaus vergessen lassen.
Ob Yasmina ihr diese gefährliche Aufgabe der Wache tatsächlich zutrauen konnte?
Es gab also genügend Gründe für die Jägerin, sich nicht zur Ruhe zu legen, sondern weiterhin aufzubleiben. Dann könnten sie auch miteinander reden und vielleicht zusammen auf den Ursprung von Naras Ausbruch kommen. Wäre da nicht jener Punkt, dass der nächste Tag ebenfalls anstrengend werden würde und auch Yasmina ihre Zeit der Erholung bräuchte.
Was also sollte sie tun? Sollte sie Nara diese schwierige Aufgabe zutrauen und sich um Schlaf bemühen oder sollte sie es gleich gar nicht wagen, sondern wach bleiben? Oder würde sie ihre Begleiterin dadurch kränken und erst recht nichts erreichen? Und was würde Nara überhaupt davon halten?
Denn, selbst wenn beide nun sich keinen Schlaf gönnten, weiter konnten sie ohnehin noch nicht ziehen zu dieser Uhrzeit. Es war zu dunkel und der Wald außerhalb des Lichtkreises des Feuers einfach zu gefährlich.
Also, was tun?
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 19. Juli 2010, 14:01

Sachte hob Yasmina ihre Brauen an. „Sag nicht sowas Nara. Du bist nicht verrückt. Du beherrscht nur etwas nicht, was in dir schlummert“, erklärte Yasmina ihr mit einem leichten Lächeln. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen können. Sehr aufbauend klangen ihre Worte selbst für sie nicht...

Etwas zögerlich ging Yasmina an das Feuer, neben dem sie sich nieder ließ. An Schlaf konnte sie in diesem Moment aber nicht denken. Die jüngsten Ereignisse machten sie stutzig, ließen sie leicht nervös werden, obwohl sie sonst eine ruhige Person war. Sie schüttelte kurz den Kopf und bettete ihn auf ihren Arm, den sie als Kissen nutzte. Die Jägerin musste wenigstens versuchen, ein bisschen Schlaf zu finden, bevor der Morgen graute und sie ihre Reise fortsetzten.

Für einen kurzen Augenblick war Yasmina sogar eingeschlafen, doch im Traum sah sie sich unter einem mannsdicken Ast begraben, schmerz durchzuckte ihren Körper und sie schreckte auf, ihren Körper mit ein wenig Angst in den Augen betrachtend. Es war nichts geschehen. Sachte rieb Yasmina sich über das Nasenbein. Für Nara wäre ihr unruhiger Schlaf sicher keine große Hilfe, sondern eher ein Hindernis. Yasmina selbst verfluchte sich. Sonst war sie ruhig, ließ sich durch nichts verunsichern, war stark und biss sich durch, wenn es sein musste. Warum war sie ausgerechnet jetzt so verunsichert und unruhig? Das konnte doch nicht allein von dem Vorfall vorhin zu tun haben… Oder doch? Yasmina kannte es nicht, von jemanden begleitet zu werden und noch weniger wusste sie, wie sie mit Nara nun umgehen sollte, wo doch der Zwischenfall vielleicht sogar zwischen ihnen stand. Sachte erhob sich ruhig von ihrem Schlaflager und sie streckte sich ruhig. Während Nara ihre Wache hielt, warf Yasmina einen Blick auf sie, beobachtete sie still und neigte den Kopf zur Seite. Wenn man Nara so sah, vermutete man nicht die Kraft, die in dieser Frau steckte und gezähmt werden musste. Sie überlegte, ob sie nicht zu ihr gehen sollte…doch sie entschied sich dagegen. Es wäre wohl besser, Nara nun erst einmal in Ruhe zu lassen. Verunsichert legte Yasmina sich wieder hin und ihr Blick war auf das Feuer gerichtet. In Gedanken versunken betrachtete sie die Flammen, wie sie um das Holz tanzten und sich in die Höhe begaben.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Nara Brea » Freitag 30. Juli 2010, 15:57

Yasminas Worte konnten Nara nat+rlich nicht sonderlich aufbauen. Viel zu groß waren die Schuldgefühle. Sie blickte Yasmina gedankenverloren hinterher, als sich diese daran machte sich schlafen zu legen.
Nara fühlte sich schlapp und ausgelaugt. Wie immer, wenn sie gegen ihren Willen Magie wirkte. Es war ein Hindernis, das sie belastete. Hätte sie gegen den Willen ihrer Mutter gehandelt und hätte sich in eine Ausbildung begeben, so wäre das niemals geschehen. Warum hatte sie nur so auf ihre Mutter gehört? Sonst interessierte es sie doch auch nicht, was andere dachten und sie ging einfach ihren Weg. Aber die Angst und die Sorge in den Augen ihrer Mutter hatten sie wohl damals überzeugt. Das war jetzt schon eine ganze Weile her und eigentlich war Nara alt genug, um selbst zu entscheiden, was sie tat und was lieber nicht.
Sie warf einen Blick hinüber zu Yasmina, die kaum ruhigen Schlaf zu finden schien. Natürlich nicht, denn wer wusste schon, ob Nara sie nicht im Schlaf mit ihrer Magie erschlug? Ein Schauer lief der Rothaarigen über den Rücken. War das das, was ihre Mutter immer verlangt hatte? War es das, was sie wollte? Eine Tochter, von der ein unkontrollierbares Risiko ausging, nur weil ihrer Mutter damals eine Fehler unterlaufen war.
Nara schüttelte unwillig den Kopf. Zum ersten Mal kamen ihr Zweifel an der Entscheidung ihrer Mutter. Es war nicht gut Magie einfach so unkontrollierbar in sich zu haben. Und sollte sie eines Tages den Hof ihrer Eltern übernehmen, so machte es auch bestimmt einen schlechten Eindruck, wenn man nicht wusste, ob man heil aus einer Besprechung mit dem Besitzer wieder heraus kam.
Doch Nara wollte sich jetzt nicht zu sehr ablenken lassen. Möglichst aufmerksam ließ sie den Blick über die Lichtung schweifen. Den Wolf von vorhin noch gut im Kopf. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr von Schuld geplagtes Gewissen immer wieder zu dem Vorfall zurückkehrte, egal wie sehr sie sich dagegen stemmte.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. August 2010, 15:43

Diese Nacht hatte in ihrem Verlauf bisher einiges zu bieten gehabt, nur keinen erholsamen Schlaf, für beide junge Frauen nicht. Das würde sich vermutlich auf ihre Kräfte und die Reisegeschwindigkeit am nächsten Tag auswirken, jedoch jetzt war daran nun einmal nichts zu ändern.
Auf der einen Seite war es klar, dass Yasmina sich nicht ausreichend genug entspannen konnte, um in einen tiefen Schlummer zu fallen, da sie nicht vorher sehen konnte, ob ein nächster Ast sie dann treffen und ernsthaft verletzen könnte oder nicht. Und auf der anderen Seite hatte Nara durch ihren Alptraum keine sonderlich gute Erholung bekommen und wurde nun verständlicherweise von ihrem schlechten Gewissen geplagt. Das war kein geeigneter Start für eine Reise zu zweit.
Aber was sollten die Beiden sonst machen? Nara kannte sich hier nicht aus und es war fraglich, ob sie längere Zeit tatsächlich sich würde behaupten können im Wald, vor allem, wenn sie am übernächsten Tag in den Urwald gelangen würde. Natürlich hatte sie da noch ihren Proviant, jedoch würde sie den verteidigen können, sollten wilde Tiere auf sie aufmerksam werden? Und wie sah es mit der Kontrolle ihrer magischen Fähigkeiten, die in ihr schlummerten, aus? Sie hatte ja zuvor erlebt, was allein ein Alptraum bewirken konnte.
Das genau war allerdings der Punkt, der Yasmina erheblichen, berechtigten Grund zur Sorge geben sollte. Wie konnte sie in der Nähe ihrer neu gefundenen Freundin sicher sein, wenn diese sich nicht beherrschen wusste? Doch allein lassen wäre auch nicht die rechte Lösung, immerhin müsste sie sich dann Vorwürfe machen, sollte der anderen irgendetwas passieren.
Die Situation war und blieb verzwickt, wie man sie drehte und wendete, für jede von ihnen.
Da war es lediglich eine Erleichterung zu wissen, dass sie in wenigen Tagen in der Elfenstadt Shýana sein könnten, wo man sich Naras Magie annehmen und sie wenigstens in den Grundzügen schulen könnte. Dort könnte Yasmina wirklich aufatmen. Oder vielleicht schon im Dorf der Tabiki im Urwald? Nun ja, es würde sich zeigen und auch, ob es Sinn machte, dass die Beiden vorerst beisammen blieben oder nicht.
Im Moment zog sich die Zeit der Nachtstunden einfach nur träge dahin, wie eine zähe Flüssigkeit, die man nicht mal im Ansatz würde zu sich nehmen wollen. Das Feuer prasselte und wurde dennoch immer kleiner und kleiner, ein Zeichen dafür, dass die Minuten trotz allem doch verstrichen.
Nara hingegen hatte eine friedliche Wache, denn kein Tier kam mehr in die sichtbare Nähe der Beiden. Ab und zu raschelte es im Unterholz oder knackte etwas, allerdings war nichts Bedrohliches darunter.
Schließlich brach allmählich der Tag an. Zuerst war es lediglich daran zu erkennen, dass die ersten Vöglein erwachten und das auch gleich lautstark bekannt geben mussten. Auch zogen leichte Nebelschwaden auf, die sich jedoch bald wieder verflüchtigten. Dadurch und durch die vorerst noch vorhandenen Wolken war nicht so deutlich am Himmel zu sehen, dass die Sonne den Horizont inzwischen erreicht hatte und dabei war, über ihn zu treten.
Es geschah gefühlsmäßig derart langsam, bis alles klar und deutlich wurde, dass die Aufgangszeit beinahe schon vorüber war und der Morgen längst angebrochen war, als es abrupt hell wurde.
Als hätte Yasmina es berechnet, verlosch auch nun erst das Lagerfeuer endgültig.
Das letzte sichtbare Zeichen dafür, dass es an der Zeit war, die Glieder zu strecken, wieder aufzuwachen und womöglich einen kleinen Happen aus dem mitgebrachten Proviant zu sich zu nehmen vor dem endgültigen Aufbruch. Dann könnten sie noch vor dem Mittag den Fluss Euwin erreichen, sich einen Rastplatz für eine halbe Stunde oder dergleichen suchen, ein bisschen was trinken und sich vielleicht notdürftig säubern. Allerdings nur, wenn sie nicht trödelten.
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 7. September 2010, 17:09

Mit den ersten Strahlen und dem Erlischen des Feuers erhob Yasmina sich von ihrem Nachtlager, was sie eigentlich nur nutzte, um die Augen kurz zu schließen und zu denken... Müde war sie, jedoch versuchte sie, es sich nicht anmerken zu lassen. Sacht reckte sie die Glieder von ihrem Leib fort und sie strich sich die blonden, zerzausten Haare zurück. Über ihre Feuerstelle schüttete sie etwas Erde vom Waldboden, nur für den Fall, dass tief im Holz noch eine Glut vor sich hin glimmte, die jederzeit entfachen und eine Gefahr für Tiere oder gar den Wald bedeuten könnte. Eigentlich dürfte so etwas nicht passieren, doch in diesem Sinne befand Yasmina, dass Kontrolle besser war als Vertrauen.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser..., schoss es Yasmina durch den Kopf und sie betrachtete Nara kurz. Innerlich fühlte sich die Jägerin unwohl wie nie zuvor, hatte der Vorfall sie im Endeffekt doch mehr schockiert, als sie es zunächst annahm. Eigentlich, so dachte sie, sollte die Reise einfach weiter gehen, damit sie nicht in Verzug mit ihrer geplanten Zeit kamen. Auf der anderen Seite fiel es ihr schwer, einfach weiter zu gehen und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Es dauerte einige Augenblicke, bis Yasmina den Kopf schüttelte.Wie willst du sie schon kontrollieren, du Dummerchen... Dein Leben Gewaltsam in Gefahr bringen und hoffen, dass sie dich mit ihren unkontrollierten Mächten hilft?, fragte sie sich in Gedanken. Sie schalt sich ein dummes Reh, war sie doch sonst nicht so verunsichert gewesen. Aber war ihre Unsicherheit nicht auch irgendwo nachzuvollziehen?
Wieder ging ein häftiges Kopfschüttelt von ihr aus... Reiß dich zusammen!, rief sie sich selbst zur Vernunft und sie wandte sich Nara zu, ein sachtes Lächeln auf den Lippen tragend. Mit ruhigen Schritten kam sie auf sie zu. "Guten Morgen Nara", sagte sie ruhig, während sie in ihrem Proviantbeutel kramte und sie sich sacht neben ihr nieder ließ. "Was hälst du davon, wenn wir uns nun ein kleines Frühstück gönnen und dann einen neuen Beginn unserer Reise in Angriff nehmen?", fragte die junge Jägerin. Dass sie mit dem Neubeginn in Betracht zog, nicht mehr vor Naras Augen zu jagen und sich selbst nicht mehr in Gefahr zu bringen, erwähnte sie natürlich nicht... Sie rechnete damit, dass Nara ihre Worte nich all zu negativ sah sondern ebenso positiv wie sie selbst. Bis zu der Elfenstadt wollte Yasmina das Geschehen der letzten Nacht nicht mehr bereden. Es war sowohl für sie, als auch für Nara wohl das Beste.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Gestalt » Dienstag 5. Oktober 2010, 11:22

occ: Da sich Nara weder gemeldet, noch sonst wie gezeigt hat, dass sie ihren Char gerne wieder hätte, verwende ich ihn nun als NPC.

Nara hatte kaum noch ein Auge zugetan in dieser Nacht, nicht nur, weil sie selbst noch von ihrem eigenen Ausbruch schockiert war, sondern auch, weil sie versprochen hatte, Wache zu halten. Schlafen zu wagen war einfach für sie zu riskant gewesen.
Was schließlich wäre passiert, wenn sie wieder einen Alptraum gehabt hätte? Nein, sie hoffte lediglich, dass es bald einen Ort gab, wo sie ihre neue Freundin nicht in Gefahr brachte. Aber... ob es den überhaupt gab, solange Yasmina in ihrer Nähe wäre? Da war sich die junge Tochter des Pferdezüchters nicht mehr sicher.
Entsprechend allerdings sah sie auch aus, Ringe unter den leicht geröteten Augen, blass im Gesicht und zerzaustes Haar, als sie müde blinzelnd aufblickte, da die andere zu ihr getreten war.
Etwas mühsam rang sie sich ein Lächeln ab. "Guten Morgen.", erwiderte sie und konnte nichts dagegen machen, dass sie ein wenig nuschelte.
So ganz in der Wirklichkeit war sie noch nicht angekommen, dafür jedoch machte ihr Körper bemerkbar, dass er Erholung brauchte. Das Gähnen konnte sie nicht unterdrücken, sondern sich nur die Hand vor ihren offenen Mund hinhalten.
Es war ausgiebig, dauerte mindestens geschätzte Ewigkeiten und war ihr am Schluss sogar peinlich, sodass sie sich kleinlaut dafür entschuldigte.
Danach nickte sie. "Einverstanden... und dass wir hoffentlich auch einen besseren Verlauf dadurch kriegen." Das schlechte Gewissen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Nara konnte sich einfach nicht helfen, sie knabberte hart daran, was sie allein eines Alptraums wegen getan hatte. Und noch schlimmer war es zu wissen, was hätte sein können, wenn Yasmina weniger Glück gehabt hätte. Nein, das schnürte ihr eindeutig noch immer die Kehle zu.
Da sie selbst merkte, wie gut es wäre, das Thema zu wechseln, legte sie den Kopf in den Nacken und spähte hinauf zum Himmel. "Glaubst du, wird es heute regnen?", fragte sie die andere, weil ihr nichts besseres einfiel.
Die Wolken waren zwar nicht sonderlich dunkel, eher noch fast weiß, aber sie bedeckten fast den gesamten Himmel. Auch ging etwas Wind, nicht ganz so böig, wie dies wohl gerade im Heimatdorf von Yasmina der Fall wäre, allerdings dennoch deutlich spürbar, sodass sich Nara in ihre Decke etwas dicker einwickelte.
"Es wird nicht sehr warm heut werden.", murmelte sie seufzend und befürchtete schon, dass sie bald einen Schnupfen bekommen würde.
An sich natürlich nichts, wovon sie sich aufhalten lassen würde, jedoch etwas, das sehr ärgerlich und lästig werden konnte. Denn mindestens einmal im Jahr lief ihre Nase und dann war das Fieber nur selten weit. Hoffentlich würde sie diese Reise gesund überstehen und nicht auch noch der anderen die Bürde auflasten, sie zu pflegen.
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 9. November 2010, 20:20

Es tat Yasmina schon fast ein wenig leid, dass sie Nara mit diesem kleinen Funken Misstrauen betrachtete. Sie konnte nichts für ihre Kräfte und doch fürchtete Yasmina, Nara könne einen weiteren Ausfall ihrer Kräfte erlangen, welches die Reise ein weiteres Mal erschwerte. Das Gähnen Naras ließ die junge Jägerin kurz mitleidig lächeln. Sie musterte die Pferdezüchterin und Freundin eine Weile und sie war besorgt. Nara hatte so gut wie keinen Schlaf erhalten und der Mangel daran zerrte deutlich an ihrem Wohlbefinden, aber auch an ihrem Äußerlichen. Die Augen waren rot, das Haar zerzaust und die Haut blass. Yasmina konnte nur hoffen, dass Nara nicht mitten auf dem Weg zusammen brechen würde… Es würde erneut aufhalten und wer konnte schon wissen, was dann mit Naras Kräften geschehen würde? Würden sie sich erneut selbstständig machen und Yasmina als Feind der Pferdezüchterin darstellen?
Auf Naras Frage hin blickte sie hinauf in den Himmel… Jener zeigte nicht einmal ein kleines Stück blauen Himmels, sondern war weiß vor Wolken. Lange hielt sie den Kopf angehoben. „Wenn wir Glück haben…“, sprach sie ruhig gen Nara, „werden wir über Tag trocken bleiben. Um die Nacht mache ich mir mehr Sorgen.“ Ihre Worte wirkten ein wenig abwesend. Nun also auch noch ein bevorstehendes Unwetter… Der Wind zog kühl um Yasmina und Nara herum und die Jägerin betrachtete ihre Reisegefährtin mit einigen Bedenken. Schon jetzt kuschelte sie sich in ihre Decke, dabei war es noch nicht einmal sehr kalt. Die Müdigkeit Naras, ihre unkontrollierten Fähigkeiten und ihre scheinbare Empfindlichkeit das Wetter betreffend ließen in Yasmina Zweifel über den Erfolg dieser Reise aufkeimen. Sie würden sicherlich an ihr Ziel kommen… doch wohl eher später als geplant. Viel später vielleicht sogar. Allein schon, um Nara nicht mutwillig erkranken zu lassen, würde Yasmina heute eine lange Pause einrichten müssen, die über einige Stunden ging. Nara musste ihren Schlaf dringend nachholen, die Gefahr sie sonst bei einer schwierigen Strecke zu verlieren im dichten Gestrüpp war ihr einfach zu groß. Ruhig richtete sie ihr Augenmerk auf Nara. „Wir sollten bald aufbrechen… Die Reise wird anstrengend werden“, waren die einzigen Worte, die Yasmina an sie richtete, bevor sie sich erhob und ihre Kleidung ein wenig zurecht rückte. Ob Nara schon zum Aufbruch bereit war, war eine andere Frage…

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Gestalt » Freitag 19. November 2010, 20:09

Wäre Nara nicht so müde gewesen und hätte sie den Blick der anderen bemerkt, hätte sie sich vermutlich denken können, was dieser durch den Kopf ging. Was sie ihr auch nicht einmal verübeln konnte, denn es stimmte ja irgendwo. Sie war unkontrollierbar, wie sich heraus gestellt hatte, und somit gefährlich. Ihre Mutter hätte sie nicht so von ihren Kräften abschirmen sollen, dann wäre das heute Nacht nicht passiert. Andererseits hatte sie auch noch nie solch einen Alptraum gehabt bisher oder war bei einer Jagd direkt dabei gewesen. Ihre Seele wurde mit diesen neuen Eindrücken nicht schnell genug fertig, sodass Yasminas Angst leider berechtigt war. Sie war eine Bedrohung, ohne selbst zu wissen, wann der Vulkan wieder ausbrechen würde.
Allerdings war sie viel zu schläfrig, um diese Gedanken wieder zu spinnen oder gar ihnen Beachtung zu schenken. Am liebsten hätte sie noch lange weiter geschlafen und einfach vergessen, was sie erlebt hatte.
Dass sie auf dem Weg zusammen brechen und die Jägerin aufhalten könnte, würde sie sofort verneinen, würde sie das gefragt werden. Es war nicht das erste Mal, dass sie den Tag mit wenig Schlaf bewältigen musste und es auch können würde, weil sie es sich vornahm. Auch wenn sie sich es anders wünschte, körperlich schaffen würde sie es. Immerhin hatte sie nicht schon mehrere Tage diesen Entzug hinter sich und obendrein würde sich bestimmt wieder mehr Freude einstellen, sobald sie auf dem Weg wären, weiter zu ihrem Abenteuer, gemeinsam. Obwohl sie eben nicht danach aussah, noch nicht.
Nun hatte sie es geschafft und das Schweigen durchbrochen, wenngleich die Antwort nicht gerade aufbauend war.
Ihr Blick glitt ebenfalls in die Höhe und sie verzog ihr Gesicht leidend. "Ich hoff, ich kann das noch, einen Unterstand bauen.", murmelte sie leise und nachdenklich.
Früher hatte sie so etwas gern gemacht, jedoch nicht in einem wirklichen Wald, sondern mit Feuerholz, das noch nicht zusammen geschnitten worden war. Aber das war lange her und sie hatte immer die passenden Teile bekommen...
Der Wind ließ sie frösteln und die Decke noch enger um sich ziehen, sowie er sie aus ihren Gedanken zurück holte. Welchen Überlegungen die andere nachhing, davon hatte sie keine Ahnung.
Ihr Blick wollte sich stattdessen im Feuer verlieren, als könne es hypnotisieren. Doch davon hielt sie Yasmina noch rechtzeitig ab, verhinderte, dass ihr die Augen zufielen, indem sie aussprach, was jetzt zu tun wäre.
Ein müdes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie nickte. "Ja... besser, wir gehen bald los.", stimmte sie zu und rappelte sich ebenfalls auf. Auch wenn ihre Knochen etwas schmerzten von dem unbequemen, langen Sitzen und sie erst ein paar Schritte machen musste, um gerade stehen zu können.
Allerdings konnte sie so wenigstens ein bisschen die Müdigkeit vertreiben.
Fragend sah sie zu Yasmina. "Und in welche Richtung müssen wir?" Mit dem stummen Zusatz in den Augen: Was von hier soll ich wie machen, um wenig Spuren zu hinterlassen?
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Erzähler » Montag 27. November 2023, 21:44

Rhuna & Neri kommen von: Alte Freunde, neue Freunde

… Rhuna, Neri, Arunn und Yedan kamen nicht sehr weit, als sie bereits wieder aufgehalten wurden. Mit wildem Gepfeife und wütendem Gemoser, kamen Pitt und Jún angerannt und zumindest Pitt hielt keuchend an, als die Vier endlich stehenblieben. Er stemmte seine kleine Hand auf eines seiner winzigen Knie, hob die andere und spreizte eine Kralle ab. Er atmete schwer, keuchte und legte dann mit gespielter Empörung eine Hand auf sein Herz. „Wolltet ihr etwa ohne uns abhauen?! Ich glaube ihr spinnt wohl!“, echauffierte er sich und wurde von Jún mit reichlich lautem Pfeifen unterstützt. Sowohl Ottsel als auch Eon waren sauer. Man hatte sie vergessen! Yedan lachte brummig und hielt Jún die Hand hin, um es auf seine Schulter zu setzen. „Verräter!“, keifte Pitt und Jún rollte sich gemütlich und zufrieden zusammen. Dann sah das Ottsel mit beleidigter Schnute zu Neri hoch. „Guck nicht so! Ich bin stinksauer.“, offenbarte er und Arunn starrte das Tier mit großen Augen an. „Es spricht…“, sagte Arunn verblüfft und Pitt rollte die Augen. „Was denn, du sprichst doch auch, Alter! Meinst du etwa in deiner Saftbirne ist mehr drin als in meinem Schädel?!“, blaffte er den Menschen an und Arunn blinzelte für einen Moment. Dann brach Arunn in schallendes Gelächter aus. Pitt stutzte. „Hab‘ ich was lustiges gesagt?!“, maulte er und Arunn klopfte sich auf die Schenkel. „So einen brauch ich auch!“, feixte er und wischte sich eine Lachträne aus dem Auge. „Ja?! Ich brauch dich aber nicht!“, schnappte das Ottsel und kletterte hochnäsig an Neri hinauf, um sich, gleich Jún, einzurollen. Arunn lachte immer noch über das kleine Wesen, während sie weitergingen. Die Reise war nicht sonderlich beschwerlich. Der Sarius lockte noch immer mit seiner ganz eigenen Art und ohne Sorgen und Kummer im Gepäck, ging ihnen das Gehen auch bedeutend leichter von den Füßen. So hatten sie bereits einen guten Tagesmarsch hinter sich gebracht und das Waldmenschendorf hinter sich gelassen, als es Zeit für eine Rast wurde. Der Wald schützte die Reisenden gut und es gab keine besonderen Vorkommnisse. „Neri, würdest du zusammen mit Rhuna nach Nahrung suchen?“, wollte Yedan dann wissen, der die Führung durch den Wald übernommen hatte. Sie hatten abgesprochen, dass er sie bis an die Waldgrenze führen würde und dann Arunn übernahm. Die Männer der Runde kümmerten sich derweil um das Herrichten des Lagerplatzes, während die Sonne sich irgendwo weit über ihren Köpfen dazu entschloss, allmählich gen Horizont zu sinken. Es entstand ein diesiges Licht und lockte allerlei Wildtiere hervor. Neri war Jägerin. Sie kannte sich aus und sowohl sie als auch Rhuna waren gewiss interessiert, ihre neuen Bögen auszuprobieren. Jetzt war die beste Zeit dafür.
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 29. November 2023, 15:40

Der Blick aus den goldenen Augen, mit denen die hochgewachsene Elfe den ziemlich zerzausten Arunn am vereinbarten Treffpunkt musterte, war vielsagend. Ganz so, als würde sie ihn stumm danach fragen, wie lange er noch gemacht hatte. Neri musste zugeben, dass ihr das Fest am Ende mehr Spaß gemacht hatte, als sie zuvor befürchtet hatte. Der Dämon war besiegt, das Dorf von seinen dunklen Mächten befreit und das Fest zur Feier dieses Ereignisses gefeiert. Nun hieß es Abschied nehmen. Neri fiel dies im Gegensatz zu Rhuna nicht schwer. Es verband sie nichts mit diesem Ort oder seinen Menschen. Sie war irgendwie in dieses Unglück hinein geraten und hatte sich wie immer erfolgreich daraus gewunden, so wie es schon oft der Fall gewesen war - auch wenn sie in der Quelle den höchsten Preis bezahlt hatte, den man wohl für seine Leichtsinnigkeit bezahlen konnte. Nun stand Neri jedoch einem Teil der Dorfbewohner gegenüber und wartete auf einen passenden Moment, um Kayon zu fragen, wie es mit ihrem Bogen aussah. Zuerst überließ sie jedoch Rhuna das Wort, die sich von jenen verabschiedete, die zu ihren Freunden geworden waren. Neri trat dabei unbewusst einen Schritt zurück, da die folgenden Worte sie nicht betrafen. Sie hörte aber zu und als Ajak plötzlich Rhuna seine Liebe versicherte, als wäre es nicht das erste Mal, hoben sich die goldenen Augen überrascht auf die brünette Elfe aus ihrer Heimat. War es das, was sie ihr über Ajak während ihrem Gespräch unter vier Augen hatte sagen wollen, ehe sie sich dazu entschieden hatte, zu schweigen? Für einen Moment fragte sich Neri, ob sich die beiden Elfen näher gekommen waren, bevor das mit Yedan war. Doch das war wohl nicht wichtig. Im nächsten Moment wandte sich Arunn an sie und sie erwiderte sein Grinsen und rollte gespielt theatralisch mit den Augen, um seine Worte zu unterstreichen. Aber auch die Elfe meinte es nicht böse. Sie gönnte Rhuna und Yedan die letzten Augenblicke mit ihrer Familie und Freunden und räumte ihnen schweigend die Zeit ein, die sie benötigten, während sie sich im Hintergrund hielt.
Als dann jedoch Avalinn ihre Stimme erhob, musterte Neri die Heilerin, die noch immer sehr geschwächt aussah. Sie hoffte insgeheim, dass es ihr bald besser gehen würde, auch wenn ihr Hustenanfall darauf schließen ließ, dass dies seine Zeit brauchen würde. „Ich… habe… dich in der… Däm..onenwelt gesehen…" Nerielle sah die andere an und nickte dann schlicht. Bisher hatte sie, bis von dem freundlichen Gruß bei ihrem Ankommen abgesehen, nichts zu ihr gesagt. Sie hatte bisher ja nicht einmal gewusst, ob Avalinn überhaupt wusste, wer sie war und was sie getan hatte. Neri erinnerte sich, wie sie Avalinns Hand am Baum umfasst hatte, um ihr mit ihrer Magie Hoffnung und Leben zu schenken. Und sie erinnerte sich gut daran, wie sich Avalinns Körper bei der Berührung unnatürlich verrenkt hatte. Ihre Magie war durch den Körper der Heilerin direkt bis zum Dämon durchgedrungen, der ihr während der Berührung die Lebensenergie auf verdammt schnelle und grausige Art und Weise aus dem Körper gezogen hatte. Sie hatte Avalinn einen Teil der Last abgenommen, aber sie hatte auf diese Weise auch den Dämon gestärkt. Neri sah entsprechend wachsam aus, denn sie fühlte sich trotz aller Worte, die man ihr gesagt hatte, noch immer dafür verantwortlich, dass Dromar in dieses Dorf gekommen war. Als Avalinn nach ihren Händen griff, versteifte sich Neri unbewusst. Sie bemerkte die Kühle ihrer Hände, die sie an die gleiche Berührung in der Dämonenwelt erinnerte. Auch wenn es nach außen hin so schien, hatte Neri das Ganze noch lange nicht verarbeitet. „Ich bin mir… sicher, dass… dass du deinen Weg … findest… Und… kämpf..e nicht… gegen das, was… du f…fin..dest an.. Wo Li…cht ist… sind auch Schatten…“ Neriélle runzelte die Stirn, als sie die scheinbar weisen Worte der Heilerin vernahm. Sie war nicht die Erste, die von ihrem Weg sprach und Neriélle fühlte sich an die Worte der Hüter des Waldes erinnert. Und auch sie erwähnte die Schatten, die die Elfe seit ihrem Abschied aus Shyana Nelle zunehmend zu verfolgen schienen. Ob Avalinn etwas über Astaloth wusste? Neri öffnete gerade den Mund, sah dann aber, wie Avalinn in sich zusammen sank. Ajak war schneller als sie und fing die andere auf, ehe auch er sich von ihr verabschiedete. "Ich hoffe, sie wird sich schnell erholen. Passt alle gut auf euch auf", war es nun Neri, die sich kurz angebunden, aber mit ehrlichen Worten an die bunte Truppe wandte.

Dann sah sie zu Kayon und in ihren Augen funkelte es überrascht, als er ihr etwas übergab. Sie griff danach und erkannte schon an der unverkennbaren Form, was unter dem Stoff verborgen lag. Flink entnahm sie den Bogen und drückte den Stoff kurzerhand Arunn in die Hände, damit sie ihre eigenen frei hatte. Ihre Augen wurden ein Stück größer, als sie den Bogen sah und hielt ihn beinahe ehrfürchtig in der Hand. Sie hob ihn ein Stück an, drehte und wendete ihn und sah mit staunenden Augen auf das Werk, das Kayon vollbracht hatte. "Er ist.." Sie fand gar keine Worte, die diesen neuen alten Bogen passend beschreiben konnten. Aber sie sah so glücklich aus wie schon lange nicht mehr. Ihre Augen musterten jede Linie und jedes Details, als würde sie sich jedes einzelne davon für immer einprägen müssen. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", hauchte sie und hob den Blick, um den Bogenbauer anzusehen, der ganze Arbeit geleistet hatte. „Ich hoffe, du kannst damit leben, dass ich einige Teile austauschen musste. Ich habe aber den Charakter erhalten können und das, was ihn zu deinem Bogen macht.“
"Er ist perfekt, Kayon. Ich danke dir aus tiefstem Herzen." Sie neigte anerkennend und dankbar den Kopf und strahlte über beide Ohren. Behutsam strichen ihre Finger über jedes Detail und jede Kerbe, die erhalten geblieben war und die gemeinsam die Geschichte ihres Bogens wiedergaben. Neri betrachtete überglücklich und ganz verträumt den Bogen, sodass sie zuerst gar nicht mitbekam, dass Kayon einen weiteren Bogen für Rhuna gefertigt hatte. Als Neriélle wieder in die Wirklichkeit auftauchte, betrachtete sie das gute Stück in Rhunas Händen, das das perfekte Pendant zu ihrem Bogen darstellte. Sie wollte gerade überrascht feststellen, dass sie gar nicht wusste, dass die andere Shyanerin ebenfalls mit dem Bogen umgehen konnte, als Kayon im nächsten Satz erwähnte, dass sie es gerne lernen wollte. "Du kannst dich glücklich schätzen, mit solch einem Bogen zu lernen", schmunzelte sie in Rhunas Richtung und lobte somit Kayons Arbeit erneut. Während sich der Alte von seinem Sohn und Rhuna verabschiedete, trat Neri erneut zurück und sah Arunn an, der beim Anblick des Bogens pfiff. „Nicht schlecht, dann weiß ich schon, wer das Essen besorgt!“
"Oh ja, ein Grund mehr, sich gut mit mir zu stellen", erwiderte sie und schulterte den Köcher mit den Pfeilen, die sie sich ebenfalls einmal genauer angesehen und von deren Qualität sie sich überzeugt hatte. Bevor sie sich endlich auf den Weg gen Santros machen konnten, sah auch Neri noch einmal zu Ajak und Kaya. "Ich möchte mich noch einmal für eure Unterkunft und Gastfreundschaft bedanken, die ihr mir entgegengebracht habt." Sie nickte den Geschwistern zu und ließ sich nicht weiter anmerken, ob es wohl Absicht war, dass sie diese Gastfreundschaft explizit nur auf sich bezog. "Vielen Dank für den Bogen, Kayon. Passt gut auf euch auf", wiederholte sie und nickte den Menschen und Elfen zu, ehe sich die vier Gefährten in Bewegung setzten.

Doch sie waren noch nicht einmal im Unterholz verschwunden, als ein Pfeifen an ihre Elfenohren drang. Neri blieb stehen und wandte den Blick. Schnell sah sie Pitt und die Miniaturkatze auf sich zulaufen und ihrem Gesicht nach zu urteilen fühlte sie sich tatsächlich ertappt. „Wolltet ihr etwa ohne uns abhauen?! Ich glaube ihr spinnt wohl!“ Ein gutmütiges Grinsen umspielte ihre Lippen, als sie das Ottsel, das vollkommen außer Atem war, fluchen hörte. "Quatsch. Wer würde schon auf deine Gesellschaft verzichten wollen." Sie sah zu dem Ottsel hinab und versuchte mit einem versöhnlichen Blick zu überspielen, dass sie ihn tatsächlich vergessen hatte. „Guck nicht so! Ich bin stinksauer.“ Als Arunn neben ihr erstaunt feststellte, dass das Ottsel sprechen konnte, wurde Neri erst klar, dass die beiden sich ja noch gar nicht kannten. Sie sah Arunns erstaunten Blick und musste bei ihrer ersten Begegnung mit Pitt wohl ähnlich geguckt haben. Neri setzte ein paar Mal an, etwas zu sagen, doch die beiden warfen sich ein ums andere Wort an den Kopf, dass es die Elfe schnell aufgab. Stattdessen wartete sie, bis Ruhe einkehrte und Pitt auf sie hinauf kletterte. "Arunn, darf ich vorstellen: Pitt. Pitt, das ist Arunn", stellte sie die beiden einander vor und wirkte dabei so ernst, als würde sie nicht gerade ein sprechendes Tier mit einem gestandenen Mann bekannt machen. Dann lief sie weiter und grinste den Dessarier neben sich breit an. "Ich glaube, ihr werdet euch blendend verstehen. Weißt du, was ich gedacht habe, als ich Pitt das erste Mal sah?" Sie stutzte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Ach, egal..", sagte sie, grinste dann bei der Erinnerung aber so amüsiert, dass ihre Worte wie von selbst ihren Mund verließen. "Ich war auf der Jagd und Arunn lag mehr tot als lebendig in der Hütte der Kräuterhexe. Da hat mich Pitt im Wald von der Seite angemotzt und.. naja.." Ihr Grinsen wurde noch ein Stück breiter, als sie erneut und für einen Moment stehen blieb und Arunn anschaute. "Im ersten Moment habe ich befürchtet, dass du dein Leben ausgehaucht hast und Florencia und Phaun dich als Ottsel zurückgeschickt haben. Und nun hab ich zwei von euch an meiner Seite", schloss sie und lachte auf, während sie Arunn freundschaftlich auf die Schulter haute. In ihren Augen blitzte es schelmisch, ehe sie weiterging.

Neriélle merkte, wie die Anspannung der letzten Tage mehr und mehr von ihr abfiel, je länger sie unterwegs waren. Sie liebte die Natur und fühlte sich so mit ihr verbunden, dass der Wald sie sogar in Begleitung mehr erdete als die Stimmung, die im Dorf geherrscht hatte. Ihr erster Tag der gemeinsamen Reise neigte sich bald dem Ende zu und es wurde Zeit, ein Lager aufzuschlagen. Während sie noch einen geeigneten Platz suchten, schien Neri plötzlich etwas einzufallen. "Sagt mal Leute, wo ist eigentlich Santros? Wie lange brauchen wir dorthin?" Sie sah von Rhuna zu Yedan und weiter zu Arunn und offenbarte, dass sie keine Ahnung hatte, wo diese Stadt lag und was sie dort eigentlich erwartete. Was sie aber offensichtlich nicht davon abhielt, trotzdem dorthin zu reisen. Als sie einen geeigneten Platz für die Nacht ausgemacht hatten, bat Yedan sie darum, mit Rhuna auf die Jagd zu gehen. Die Elfe ließ sich das nicht zweimal sagen, nickte zustimmend und schnappte sich schon voller Vorfreude ihren neuen Bogen.
"Komm' mit", wies sie Rhuna lächelnd an und deutete ihr, ihr ins Unterholz zu folgen. Kurz überkam sie dabei ein seltsames Gefühl, denn das letzte Mal, als sie auf die Jagd gegangen war, hatte sie nicht nur Pitt entdeckt, sondern auch eine Höhle voller toter Menschen und Elfen. Sie konnte nur hoffen, dass dieser Ausflug weitaus unspektakulärer enden würde als der letzte. Nach einigen Metern blieb Neri stehen und sah fragend zu Rhuna zurück. "Hast du schon einmal mit einem Bogen geschossen? Wir könnten zuerst an einem unbeweglichen Ziel üben und ich zeige dir die Handgriffe. Oder wir gehen direkt auf Spurensuche und versuchen unser Glück.. Es ist eine gute Tageszeit zum Jagen, aber das wird es nachher auch noch sein." Es war ein Angebot und sie überließ Rhuna die Wahl. Bevor sie sich auf den Weg machten, um das Wild aufzuspüren oder einen geeigneten Gegenstand zu finden, wie einen toten Baumstamm, um Rhunas Fingerfertigkeit zu testen, hielt Neri noch einmal inne. "Sag mal Rhuna, wieso willst du eigentlich nach Santros? Yedan erwähnte nur, dass du dorthin willst, aber wir hatten gestern gar keine Gelegenheit mehr, darüber zu reden. Das wird eine spannende Reise", schloss sie und es funkelte abenteuerlustig in den goldenen Augen der Elfe, die offenbar immer irgendetwas zu tun brauchte.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Donnerstag 30. November 2023, 21:43

Es war schon sonderbar, dass der Abschied von Avalinn, Kayon und den Geschwistern weitaus herzlicher und intensiver stattfand, als der von ihrer eigenen Familie. Damals hatte sie nur Fílías zum Stadttor begleitet. Nun, die Abschiede waren irgendwie nicht zu vergleichen. Denn auch, wenn ihre Eltern nicht dagewesen waren, hatten sie Rhuna doch auf ihre Art und Weise ihren Segen für die Reise gegeben.

Als Kaja Rhuna umarmte erwiderte sie den Druck und lächelte. Die rothaarige Sarierin war stets für sie da gewesen und hatte ihr mit ihrer positiven Art mehr als nur einmal geholfen. „Du wirst mir auch fehlen!“, bestätigte sie ihr aufrichtig und versprach dann noch weiter nach dem weißen Hirsch Ausschau zu halten. Obwohl sie irgendwie glaubte, dass sie diesen nicht noch einmal so schnell zu Gesicht bekommen würde.
Als sie dann vor Ajak stand und er ihr noch einmal seine Liebe gestand, konnte sie nicht verhindern ein klein wenig zu erröten und ein Ziehen in ihrem Herzen zu spüren. Sie konnte es vor sich selbst ja doch nicht ganz leugnen, dass sie der blonde Elf nicht gänzlich kalt gelassen hatte. Immerhin hatte dies auch der Dämon entdeckt! Aber Ajak hatte auch richtig erkannt, dass ihr Herz Yedan gehörte. Und doch war er ihr so wichtig geworden, dass sie für ihn jederzeit, sollte er in Gefahr sein, umkehren würde.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu und stellte sich auf die Zehnspitzen, während sie ihn mit der Hand an der Schulter leicht zu sich hinabdrückte. Immerhin war er noch mal ein Stück größer als Yedan.
Im ersten Moment wollte Rhuna etwas sagen, doch die Worte zu bilden und über die Lippen zu bringen war schwer. Und so entschied sie sich auf eine ganz andere Art zu sprechen. Ihre Lippen berührten mit sanftem, aber bestimmten Druck seine Wange in einem liebevoll gemeinten Kuss, ehe sie einander ebenfalls noch einmal in einer Umarmung drückten.
„Pass auf dich auf!“, flüsterte sie noch, ehe sie sich voneinander lösten. Kaja versprach der Elfe, dass sie ein Auge auf ihren Bruder haben würde, was Rhuna tatsächlich ein wenig beruhigte. Dass die beiden ihren Weg fanden und gingen, stand für sie allerdings völlig außer Frage!
Nach Ajak verabschiedete sich Lorna von ihr und Rhuna konnte gar nicht anders, als ihr alles Gute und Glück dieser Welt zu wünschen. Die Menschenfrau hatte sie damals aufgefangen, als ihre Welt aus den Fugen geraten war, als sie um Yedans Leben hatte bangen müssen. Und das würde sie niemals vergessen können.
„Danke Lorna…!“, sagte sie leise, als sie einander drückten, ehe sie noch flüsterte: „Deine Farben… werden irgendwann auch wieder heller werden!“ Tatsächlich hatte Rhuna großen Respekt vor Lorna. Wäre sie an ihrer Stelle wüsste sie nicht, ob sie dann heute hier so tapfer stehen könnte. Sie hatte die Liebe zwischen ihr und Farun damals mehr als deutlich sehen können. Ihre Welt hatte für sie völlig wolkenfrei und heile ausgesehen. Doch unter diesem Bild hatte das Herz des Naturmagiers völlig anders ausgesehen. Und am Schluss hatte er nicht nur das Stück heile Welt zerstört, das ihm noch geblieben war, sondern hatte auch Lorna tief verletzt.
Diese wandte sich nun an Yedan, der ihr einst ein Freund gewesen war. Sie beobachtete, wie vor ihm die Fassade der starken Frau Risse bekam und spürte, dass sie ein paar Tränen wegblinzeln musste. Ihr einziger Trost war, dass sie wusste, dass Kaja, Ajak und sicher auch noch andere sie nicht alleine lassen würden!
Nach diesem Abschied trat nun Avalinn vor und man konnte Rhuna ansehen, dass ihr diese Begegnung mit Avalinn unglaublich viel bedeutete. Es zerriss ihr das Herz zu sehen, wie schwer ihre Freundin unter den Folgen des Dämonenangriffs zu leiden hatte. Der so oder so zierliche Körper sah völlig erschöpft und noch schmaler aus. Sie wirkte so zerbrechlich…und ihre einst so warme Berührung war so kühl, wie die Morgenluft eines Wintertages.
„Du hast… es … geschafft..“ sagte die Heilerin mit angegriffener Stimme, die davon zeugte wie viel Anstrengung es sie kostete hier zu stehen. Rhuna spürte erneut einen starken Stich im Herzen, der sich andauernd hielt. Aber sie wollte nicht weinen und Avalinn ein schlechtes Gefühl vermitteln. Sie umfasste die kühlen Hände und drückte sie sanft, während sie ihr weiter zuhörte.
„Du hast … deine… Ma…gie gefunden… ich … bin … bin so stolz!“ Die Worte machten es ihr nicht gerade leicht ihr Vorhaben aufrecht zu erhalten. Sie nickte mehrfach und zwang die Tränen hinunter. Avalinns Stolz Rhuna gegenüber bedeutete der Jüngeren mehr als wohl alle hier erahnten. Sie war zu ihrem Vorbild geworden – eine Art Leitstern. Und tief im Innern glaubte sie, Avalinn trotz aller Versuche im Stich gelassen zu haben.
Rhuna zog sie vorsichtig in die Arme und stützte sie gleichzeitig, während sie ihr Gesicht an der schmalen Schulter der Elfe verbarg.
„Ich… hätte stärker sein müssen! Schneller…!“, wisperte sie fast lautlos ohne zu wissen, ob Avalinn ihre Worte auch hören konnte. Sie wusste, dass solche Worte nichts rückgängig machen konnte und auch, dass Reue oder Bedauern der Heilerin nicht helfen würde. Doch war es schwer für sie zu akzeptieren, dass einzig und alleine Avalinn unter den Auswirkungen zu leiden hatte. Rhuna selbst war eine zweite Chance gewährt worden – sie hatte ihr Leben und ihre Gesundheit zurückerhalten. Anders als Avalinn...! Wie konnte das gerecht sein?
„Du hast mir den Weg gezeigt…! So viele Male! Ohne dich hätte ich nie den Zugang finden können!“ Aktiv war es Neri zu verdanken, dass Rhuna ihre Lichtmagie überhaupt hatte anwenden können, doch den Weg zu diesem Zugang hatte ihr davor schon Avalinn bereitet. Zumindest sah Rhuna es so, denn ohne die Heilerin hätte sie vermutlich nicht einmal den Ausweg aus des Dämons Gedankengefängnisses gefunden. Wie oft hatten sie darüber geredet? Wie oft hatte sie Avalinn ihr Herz ausgeschüttet und war stets aufgefangen worden?
„Nun… nun wir…st du ent..scheiden, we…lcher du … folgen… möchtest.“, hörte sie Avalinn hauchen und spürte das Gewicht der anderen stärker auf sich lasten. Das lange Stehen machte ihr spürbar zu schaffen!
Erneut nickte Rhuna. Dies war eine Aufgabe, die sie noch zu bewältigen hatte.
„Danke Avalinn! Für alles und… noch so viel mehr! Bitte tu alles, dass du dich wieder erholst! Ruh dich aus und lass dich … von Ajak und den anderen richtig verwöhnen!“ Zum Schluss hin versuchte Rhuna die Stimmung selbst ein wenig aufzulockern, ehe sie die zierliche Elfe langsam aus ihrer Umarmung entließ und voller Dankbarkeit und Wärme anlächelte.
„Passt auf… euch auf…“, verlangte Avalinn, während Lorna sie Stützen kam. „Du auch!“
Besorgt sah Rhuna hilflos zu wie der Körper ihrer Freundin durch einen Hustenanfall geschüttelt wurde. Doch bevor sie sagen konnte, dass sie sich ausruhen sollte, wandte sich die nun Weißhaarige noch an Neri.
Rhuna trat einen Schritt zurück, nah an Yedan heran, dessen Nähe sie unbewusst suchte. So bekam sie trotz ihrer feinen Ohren nicht alles mit, was Avalinn zu Neri sagte. Sie sah stumm zu wie die beiden miteinander sprachen, ehe sie sichtlich alarmiert aufschreckte, als Avalinn ihre Kräfte zu verlassen schienen. Doch war Ajak sofort zur Stelle und fing die erschöpfte Elfe auf, was Rhuna ein erleichtertes Durchatmen vergönnte.
„Sie braucht Ruhe. Ihr werdet mir fehlen…“, sagte er noch, was Rhuna mit einem dankbaren Nicken erwiderte. Dass sie den blonden Charmeur vermissen würde, stand so oder so außer Frage.
Einen Moment sah sie den beiden noch nach, ehe dann Kayon hervortrat. Als ihr Blick auf Yedans Vater fiel war sofort das schlechte Gewissen wieder da, das sie nicht so einfach abstellen konnte. Ein kurzer Blick von ihr huschte zu ihrem Halbelfen, um auch zu sehen, wie es ihm gerade ging. Dann straffte sie sich innerlich und begegnete dem Blick des Älteren, der zu ihr und Neri gekommen war und zwei Pakete präsentierte. Anders als erwartet, dass er ihr doch bis zu einem gewissen Grad grämte, dass ihr Sohn sie begleiten würde, anstatt hier bei ihm zu bleiben, erkannte sie in seinen Augen nichts außer Wohlwollen.
Er überreichte Neri eines der Pakete, die offenbar schneller auf den Gedanken kam, welcher Inhalt sich unter dem Stoff verbarg. Mit unruhigen Fingern, die gleichzeitig jedoch achtsamer nicht hätten greifen können, öffnete sie das Paket und machte so ihren neuen Bogen für alle sichtbar. Selbst einer Person, wie Rhuna, die sich nicht mit Bögen auskannte, fiel sofort ins Auge, dass es sich bei Neris neuem Bogen, um ein wundervoll gearbeitetes Stück handelte.
Und dem Ausdruck ihrer neuen Begleiterin zu urteilen, hatte Kayon ihr gerade einen Herzenswunsch erfüllt. Neri strahlte vor Freude und steckte Rhuna an, die nicht anders konnte, als aus Freude für sie zu lächeln. Allgemein boten Bogenbauer und glückliche Kundin gerade ein herzerwärmendes Bild.
„Er ist perfekt, Kayon. Ich danke dir aus tiefstem Herzen.“, hörte sie ihre Freundin sagen, was das alte Bogenbauerherz von Yedans Vater, sicher ebenfalls glücklich machte.
„Er ist wunderschön Neri!“, sagte Rhuna im Wissen, dass er nicht nur schön, sondern im Vergleich zu anderen Bögen etwas Besonderes war. Nicht alleine wegen dem Material, sondern, weil sie gelernt hatte, dass ein Kayon-Bogen für einen hohen Qualitätswert stand. Und da der Bogenbauer jahrelang nicht mehr aktiv gearbeitet oder Aufträge angenommen hatte, war dieser hier wahrscheinlich ein Stück, um das Neri von vielen beneidet werden würde.
Im ersten Moment war Rhuna noch abgelenkt durch Neris sichtbare Freude, doch als sie im Augenwinkel eine Bewegung sah, richtete sie ihren Blick und begegnete dem von Kayon, der ihr plötzlich das zweite Päckchen überreichte. Anhand der gleichen Form und Größe zu Neris Päckchen und dem Griff, erkannte sie sofort, dass sich unter dem Stoff ebenfalls ein Bogen verbarg. Doch hatte sie überhaupt nicht damit gerechnet, dass Kayon ihr diesen geben würde. Tatsächlich hatte sie den Grund, weshalb Yedan und sie den Weg zum Sarius angetreten waren, völlig aus den Augen verloren.
Ihre Finger ertasteten die Form unter dem Stoff und klare Verwirrung spiegelte sich in ihrem Blick. Wie kam er dazu ihr einen Bogen zu überreichen? Anders als Neriélle hatte sie noch nicht einmal das Holz der Sariannenbäume besorgen können.
Achtsam schlug sie den Stoff beiseite und legte so den Blick auf den völlig neuen Bogen aus hellem Holz mit dunkleren Applikationen frei. Er war wundervoll gearbeitet und Rhuna wusste wie Neri zuvor nicht, was sie sagen sollte.
„Es war etwas Holz übrig und ich habe mir erlaubt, auf Hinweis von Yedan, dir auch einen Bogen zu bauen. Er sagte, du würdest gerne lernen, damit umzugehen, sodass ich dir gerne behilflich bin, indem ich dir dieses Abschiedsgeschenk mache.“, erklärte ihr Kayon und überreichte ihr dann auch noch einen Köcher mit Pfeilen.
„Aber Kayon, ich…“, begann die Jüngere, verstummte aber wieder, als sie das warme Lächeln des Bogenbauers sah. Kurz sah sie zu Yedan, dem sie offenbar diesen Bogen ebenfalls zu verdanken hatte. Und dann noch zu Neri, die sie stumm fragte, ob es wirklich in Ordnung war den Bogen anzunehmen, wo sie es doch gewesen war, die das Holz beschafft hatte. Zu einem Preis, der Rhuna noch nicht bekannt war.
„Du kannst dich glücklich schätzen, mit solch einem Bogen zu lernen", bemerkte die Bogenschützin mit einem Schmunzeln, das Rhuna so interpretierte, dass es für sie in Ordnung war. Dankbar und glücklich lächelte sie und zog den Bogen ein wenig näher an sich.
Ein Bogen…! Ich habe meinen ganz eigenen Bogen!, schoss ihr der stolze und glückliche Gedanke durch den Kopf. Für sie war diese Geste sehr viel wert, erst recht, weil der Bogen sie mit Übung einen weiteren Schritt in Richtung Selbstständigkeit gehen lassen würde.
„Ich danke dir Kayon! Er ist wunderschön!“, sagte sie voll ehrlicher Dankbarkeit. Ihr Blick lag weich auf dem älteren Mann, der sie und Yedan ebenfalls mit solch warmen Augen betrachtete.
„Ihr beide seid das größte Geschenk und ich kann euch nicht oft genug sagen, wie sehr ich mich freue, dass ihr euch gefunden habt. Rhuna… danke, danke dass du Yedan zu mir zurückgebracht hast. Nun lebt euer Leben und wisset, dass ihr hier immer einen Platz habt.“ Dass Rhuna mit Kayons Segen Yedan an ihrer Seite wissen konnte war ein weiteres Geschenk, mit dem sie nicht wirklich gerechnet hatte. So ganz wollte das schlechte Gewissen – oder besser gesagt die Sorge noch nicht gänzlich weichen den Vater um seinen Sohn gebracht zu haben. Doch Yedan schien mit seiner Einschätzung recht behalten zu haben. Kayon freute sich für sie beide.
Herzlich umarmte sie ihren Schwiegervater in Spe und drückte ihm ebenfalls ein Küsschen auf die Wange, ehe sie Yedan das Feld überließ und einen Schritt zurücktrat. Im ersten Moment beobachtete sie lächelnd wie Vater und Sohn voneinander Abschied nahmen. Dann sah sie allerdings zu Arunn und Neri, die mit Sicherheit schon warteten. Mit einem Nicken dankte sie den beiden für ihre Geduld – und dann war tatsächlich der Moment gekommen, an dem sich die Gruppe trennte. Der eine Teil blieb zurück im Dorf – der andere machte sich auf den Weg dieses zu verlassen.

Kaum 100 m hinter der Dorfgrenze wurde der kleine Trupp allerdings noch einmal aufgehalten. Ein wütender Pitt kam mit einem schimpfenden kleinen Eon angerannt und beide echauffierten sich, dass man sie vergessen hatte.
Rhuna spannte die Lippen zu einer schmalen Linie, denn sie fühlte sich schlecht, ihren kleinen Begleiter zurückgelassen zu haben. Doch schien das kleine Wesen ihnen nicht besonders lange zu grollen, denn kaum hatte Yedan ihm die Hand hingestreckt, hüpfte es bereits pfeifend auf diese und ließ sich zur Schulter des Halbelfen transportieren, auf der es sich sofort gemütlich machte. Rhuna kraulte das kleine Köpfchen von Jún. Doch dann zogen bereits Neri, Arunn und Pitt die Aufmerksamkeit auf sich. Und direkt bestätigte sich eine Vermutung der Elfe: mit diesen Dreien würde die Reise sicher lustig werden!

Sie zogen weiter und machten erst nach einigen Stunden Rast. Pitt schien sich in der Zwischenzeit ebenfalls wieder versöhnlich stimmen zu lassen.
Rhuna legte ihre Tasche ab und sah sich kurz um, als sie Neri hörte, die die Chance nutzte eine Frage zu klären: „Sagt mal Leute, wo ist eigentlich Santros? Wie lange brauchen wir dorthin?" Rhuna folgte dem Blick der anderen und sah nun ebenfalls zu Yedan. Grob wusste sie in welche Richtung sie gingen und dass Santros hinter dem Trockenland lag. Doch nicht wirklich mehr.
Sie überließ es Yedan zu antworten und begann bereits nach Feuerholz Ausschau zu halten, als ihr Partner plötzlich sagte: „Neri, würdest du zusammen mit Rhuna nach Nahrung suchen?“ Der violette Blick der Elfe wanderte sogleich zurück zu ihm. Meinte er…?
Neri ließ sich nicht zwei Mal auffordern! Scheinbar kribbelte es sie viel zu sehr in den Fingern ihren neuen-alten Bogen auszuprobieren, so dass sie Rhuna bei der Hand schnappte und mit sich zog. Diese trug ihren Bogen und Köcher zum Glück bei sich!
„Komm' mit", wies Neri sie fröhlich an und Rhuna winkte den Männern noch einmal lachend zum Abschied, ehe sie im Unterholz verschwanden.
Nun spürte die Elfe doch, dass ihr Herz zu flattern begann. Sie hätte sich vor einem Tag nicht getraut sich solch eine Reisekombi vorzustellen. Im Grunde waren all ihre Wünsche in Erfüllung gegangen. Diese Erkenntnis sickerte langsam in ihr Bewusstsein durch.
Ihr Blick sah sich um und sie entdeckte sogar ein paar Pilze, die sie zusätzlich pflücken könnten, doch gerade waren sie auf der Suche nach etwas völlig anderem.

„Hast du schon einmal mit einem Bogen geschossen? Wir könnten zuerst an einem unbeweglichen Ziel üben und ich zeige dir die Handgriffe. Oder wir gehen direkt auf Spurensuche und versuchen unser Glück. Es ist eine gute Tageszeit zum Jagen, aber das wird es nachher auch noch sein." Rhuna sah zu ihrer Freundin und lächelte leicht.
„Also Schießübungen habe ich bisher nur ein paar Mal gemacht! Vor einigen Monaten in Shyána mit meinem Bruder. Und vor ein paar Tagen hat mir Yedan das erste Mal gezeigt, wie ich mit einem Bogen jage.“ Diese Jagd war nicht einmal erfolglos verlaufen und doch erinnerte sie sich daran, mit welchen Sorgen sie sich damals belastet hatte. Es war fast ein wenig peinlich und so konnte sie gar nicht verhindern, dass sie leicht errötete.
„Zeig mir noch einmal alles von Anfang an! Ich will alles richtig machen und schnell besser werden!“, bat sie Neri dann lächelnd, während sie die anderen Gedanken fortwischte. Den Umgang mit Pfeil und Bogen zu lernen war der Jüngeren wirklich wichtig. Natürlich wollte sie sich auch in ihrer Magie schulen, doch hatte sie ihre Reise bisher eines gelehrt: Sie musste sich zu verteidigen wissen! Für sich und um ihre Lieben zu schützen! Wie blauäugig sie in den Kapayu gelaufen war, hatte ihr Yedan schon ziemlich zu Beginn ihres Kennenlernens erklärt!
Zusammen sahen sich die beiden Frauen nach einer geeigneten Möglichkeit Rhunas Fingerfertigkeiten zu testen um. Doch dann brach Neri den kurzen Moment des Schweigens. „Sag mal Rhuna, wieso willst du eigentlich nach Santros? Yedan erwähnte nur, dass du dorthin willst, aber wir hatten gestern gar keine Gelegenheit mehr, darüber zu reden. Das wird eine spannende Reise" Die Frage schien die Brünette für einen Moment aus dem Konzept zu bringen. Sie rieb sich nachdenklich durchs Haar, ehe ihr Blick sich in ihren Gedanken verlor und ein feines Lächeln auf ihren Lippen erschien.
„Hm, ich habe versprochen jemanden zu finden und ihm einen Brief zu überreichen! Und diese Person soll sich in Santros aufhalten!“, offenbarte sie, während ihr Blick an Glanz zurückgewann und sie wieder mit ihrer Aufmerksamkeit zu der anderen Elfe zurückkehrte. Ein verschmitztes Grinsen zog an den Lippen von Rhuna, ehe sie den Bogen in die Hand nahm und ein paar Schritte weiter ging.
„Ich weiß nicht genau wann du aus Shyána abgereist bist. Aber vielleicht hast du ja von dem Menschen-Mann gehört, der vor einigen Wochen in die Stadt gekommen war. Dieser Mann – Pharus, kam bei meiner Familie unter. Und er wurde zu meinem… ersten richtigen Freund! Nur…“, Rhuna räusperte sich kurz, denn sobald sie davon erzählte schienen die Erinnerungen wieder lebendig zu werden. „…nun er war krank. Er war zuvor von Dunkelelfen angegriffen worden und eine ihrer Magien hat dafür gesorgt, dass er langsam aber sicher … starb! Selbst mein Vater hat bis zum Schluss nicht rausgefunden, was für ein Zauber es war.“ Langsam wandte sie sich wieder um uns musterte das Gesicht der anderen. Immer wenn von Dunkelelfen die Rede war befürchtete sie, dass Neri an Calhoun erinnert wurde.
„… ich habe ihn bis zum Schluss gepflegt und versucht zu retten. Doch ich konnte nichts für ihn tun. Bevor er dann starb bat er mich seinen Sohn zu finden und ihm einen Brief zu geben. Das ist… der eigentliche Grund, wieso ich loszog. Das und weil ich mit eigenen Augen sehen und in Erfahrung bringen wollte, wie es in der Welt aussieht – wie groß die Bedrohung durch die Dunkelelfen tatsächlich ist!“ Für einen Moment kehrte Stille ein, doch dann zuckte Rhuna ganz leicht mit den Schultern, um der ernsten Stimmung das Gewicht zu nehmen.
„Und du Neri? Wieso möchtest du nach Santros?“, fragte sie und kehrte zu ihr zurück, um sich bei ihr unterzuhaken.

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Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Neriélle » Freitag 1. Dezember 2023, 20:56

Die beiden Elfinnen verschwanden mit ihren Bögen im Unterholz und Neri nutzte die Gelegenheit, um Rhunas Fähigkeiten bezüglich des Bogenschießens abzuklopfen und ein bisschen mehr über die Shyánerin zu erfahren. „Also Schießübungen habe ich bisher nur ein paar Mal gemacht! Vor einigen Monaten in Shyána mit meinem Bruder. Und vor ein paar Tagen hat mir Yedan das erste Mal gezeigt, wie ich mit einem Bogen jage.“ Neri nickte verstehend. Rhuna hatte also noch einiges zu lernen, denn von ein paar Schießübungen war noch niemand ein Meister geworden. Weil Rhuna im Anschluss an ihre Worte errötete, nahm Neri an, dass sie nicht recht zufrieden mit ihren Bemühungen war - oder die Jagd, von der sie erzählte, nicht ganz so erfolgreich verlaufen war. „Zeig mir noch einmal alles von Anfang an! Ich will alles richtig machen und schnell besser werden!“
"Immer mit der Ruhe. Ich kann dir alles beibringen, aber es braucht Zeit. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen", erwiderte sie mit einem feinen Grinsen. Sie freute sich über Rhunas Motivation, aber sie wollte auch nicht, dass sie zu schnell zu viel erwartete. Trotzdem war ihr Eifer schon mal eine gute Voraussetzung, denn je motivierter die Schülerin, desto einfacher war es doch, ihr Wissen zu vermitteln. Die Jägerin führte Rhuna weiter in den Wald hinein und wollte dann wissen, was sie eigentlich nach Santros führte. „Hm, ich habe versprochen jemanden zu finden und ihm einen Brief zu überreichen! Und diese Person soll sich in Santros aufhalten!“ Neriélle bemerkte nichts von Rhunas Nachdenklichkeit, weil sie vorausging. Bei ihren Worten drehte sie dann allerdings etwas überrascht den Kopf über die Schulter zurück zu Rhuna. "Einen Brief?", fragte sie nach, fragte sich aber noch mehr, wieso ausgerechnet Rhuna, die die Talsenke noch nie zuvor verlassen hatte, diesen überbringen sollte. Als sie in die Runde gefragt hatte, wo eigentlich Santros lag, hatte sie auch Rhunas fragenden Blick gen Yedan bemerkt. Rhuna schien sich also selbst nicht so ganz sicher gewesen zu sein, weshalb Neri annahm, dass sie eine ähnlich ausgeprägte Ortskenntnis von der Welt hatte wie sie selbst - nämlich kaum eine. Rhuna schien ihren fragenden Unterton richtig zu deuten und klärte sie auf. „Ich weiß nicht genau wann du aus Shyána abgereist bist. Aber vielleicht hast du ja von dem Menschen-Mann gehört, der vor einigen Wochen in die Stadt gekommen war." Neri überlegte kurz und dachte an die Tage vor ihrer Abreise zurück, die sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen war. Nicht nur der Mann, den Rhuna erwähnte, war in ihrer Heimatstadt aufgetaucht. Auch ein Schattenmagier hatte sich dorthin verirrt und Neris Sehnsucht nach dem Dunklen vollständig entfacht. Die Elfe schob die Gedanken beiseite und nickte dann. "Meine Mutter erwähnte ihn einmal", erinnerte sie sich. Als Leibwächterin der Königin bekam ihre Mutter immer mal wieder etwas zu Ohren, das nicht immer die Ohren aller Shyáner Elfen der normalen Bevölkerung erreichte. Dabei hatte Gilwen aber immer nur das erzählt, was unverfänglich war. Vertrauliches hatte sie stets für sich behalten, denn auch das machte eine gute Leibwächterin aus. "Dieser Mann – Pharus, kam bei meiner Familie unter. Und er wurde zu meinem… ersten richtigen Freund! Nur…nun er war krank. Er war zuvor von Dunkelelfen angegriffen worden und eine ihrer Magien hat dafür gesorgt, dass er langsam aber sicher … starb! Selbst mein Vater hat bis zum Schluss nicht rausgefunden, was für ein Zauber es war.“ Während Rhuna ihr das erzählte, blieb Neriélle stehen, um sich auf die Erzählung, die offenbar länger wurde, zu konzentrieren. Sie lächelte, als Rhuna ihr von Pharus erzählte und dass sie sich näher gekommen waren, bis sie seinen Tod erwähnte. Dass er so schwer erkrankt war und dunkle Magie dahinter steckte, hatte ihre Mutter ihr tatsächlich nicht erzählt - aus welchen Gründen auch immer. Neris Blick wandelte sich und sie war ehrlich betroffen. "Das tut mir leid." Sie betrachtete Rhuna und bemerkte, dass sich etwas in ihrer Mimik wandelte. Sie kam aber nicht darauf, dass die Brünette Sorge hatte, sie mit ihren Erzählungen von Dunkelelfen an den einen bestimmten zu erinnern. Neri dachte nicht an Calhoun, sie trauerte ihm nicht nach. Er war weg und sie versuchte, sich damit zu arrangieren - auch wenn das einfach nur hieß, jegliche Gedanken an ihn einfach nicht mehr zuzulassen. Vielmehr musste sie gerade an den Schattenmagier denken, der etwa zur gleichen Zeit wie Pharus in Shyana Nelle aufgetaucht sein musste, und wohin diese Begegnung sie geführt hatte. „… ich habe ihn bis zum Schluss gepflegt und versucht zu retten. Doch ich konnte nichts für ihn tun. Bevor er dann starb bat er mich seinen Sohn zu finden und ihm einen Brief zu geben. Das ist… der eigentliche Grund, wieso ich loszog. Das und weil ich mit eigenen Augen sehen und in Erfahrung bringen wollte, wie es in der Welt aussieht – wie groß die Bedrohung durch die Dunkelelfen tatsächlich ist!“ Neri nickte verstehend und wurde nachdenklich bei Rhunas letzten Worten, war sie doch selbst Zeugin von einer solchen Bedrohung der Dunkelelfen geworden. Vor Zyranus hatte sie Dinge gesehen und erlebt, die nichts mit ihrer friedlichen Heimat gemein hatten. Als sie über die zurückliegenden Ereignisse vor der Menschenstadt nachdachte, verfinsterte sich ihr Blick für einige Momente. Dann klärte sich ihr Blick wieder und sie sah Rhuna an. "Ich hoffe, wir umgehen diese Bedrohungen", sagte sie und grinste dann, um über ihre Gedanken hinweg zu täuschen. Sie beschloss, Rhuna später von der Belagerung zu erzählen, denn im Moment war sie tatsächlich einfach nur froh, das alles lebend hinter sich gelassen zu haben. "Ist dein Vater ein Heiler?", fragte sie stattdessen, immerhin hatte Rhuna erwähnt, dass nicht einmal er Pharus hatte retten können. "Heilt er mit Lichtmagie?", schwang dann gleich noch etwas mehr Neugierde mit.

Als sie weitergingen, fragte Rhuna nun ihrerseits, was Neri in Santros wollte. Diese entdecke endlich einen geeigneten Platz für ihre Übungen. Die Bäume standen hier etwas weiter auseinander und einer von ihnen musste bei einem Unwetter entwurzelt worden sein. Nun lag der riesige Stamm auf dem Boden und hatte die umstehenden Bäume teilweise mit sich zu Boden gerissen. "Perfekt", sagte Neri und die goldenen Augen blitzten in Rhunas Richtung. "Wir sollten lieber keine lebenden Bäume malträtieren", meinte sie mit dem Hauch einer frechen Anspielung darauf, dass Rhuna einige Versuche und vielleicht auch einige Bäume als Zielscheibe brauchen würde. Dann wurde sie jedoch wieder ernst und kam zurück auf Rhunas zuvor gestellte Frage. "Die Quelle hat mir einige Dinge gezeigt. Ich habe durch sie von etwas - oder jemanden - erfahren, das ich finden muss: Astaloth.." Neriélle musterte Rhuna, als sie ihr frei heraus erzählte, was sie nach Santros führte, obwohl sie nicht mehr als dieses Namen hatte. Hatte Rhuna schon einmal davon gehört? "Ich weiß nicht, ob es ein Ort ist oder eine Person oder vielleicht ein Kennwort, wie Arunn meinte." Neriélle zuckte mit den Schultern. "Er sagte, er kennt jemanden in Santros, der jeden kennt und er denkt, dass er mir helfen kann. Ich möchte wissen, was es damit auf sich hat." Ich möchte wissen, ob mein Verdacht stimmt, dass das Blut von Dunkelelfen durch meine Adern fließ, dachte sie, es war jedoch fraglich, ob sie diesen Verdacht jemals mit irgendwem teilen würde. Rhuna konnte aber die Zielstrebigkeit in ihren Augen funkeln sehen. Sie hatte sich das vorgenommen und sie würde sich davon nicht abbringen lassen. So viel stand fest. "Ich hoffe, ich bin nicht verrückt geworden, aber die Hüter des Waldes sagten, ich solle diesem Weg folgen." Neri zuckte mit den Schultern, als wäre nichts dabei, dem hinterher zu jagen, auch wenn es vielleicht nur ein Hirngespinst einer magischen Quelle war. Neri konnte es sich selbst nicht erklären und nahm die Dinge so an, wie sie kamen. Auch Avalinn hatte gesagt, sie solle nicht gegen das ankämpfen, was sie finden würde - ob es wohl nur daher gesagt war oder ob alle irgendwie mehr über ihre Vergangenheit und Zukunft wussten, als sie selbst?

"Dann wollen wir mal!", kam Neri zum eigentlichen Thema zurück, grinste Rhuna vielsagend an und nahm ihren Bogen in die Hand. "Regel Nummer eins: Nicht vor einen gespannten Bogen laufen." Sie zwinkerte ihr verschmitzt zu. Dann zeigte sie ihr, wie man den Bogen richtig hielt und zog in einer fließenden Bewegung einen Pfeil aus dem Köcher auf ihrem Rücken. Die folgenden Bewegungen gingen ihr so selbstverständlich und schnell von der Hand, dass Rhunas Augen ihnen vermutlich nicht bis ins Details folgen konnten. Neri legte den Pfeil auf die Sehne, spannte diese und ließ sie nur wenige Augenblicke später wieder los. Die Sehne zischte leise durch die Luft und der Pfeil schlug wenige Meter entfernt in die Rinde des toten Baumes ein. "Wahnsinn", hauchte Neriélle und konnte im ersten Moment selbst nicht ganz glauben, was für einen Unterschied Kayons gefertigter Bogen zu ihrem eigentlichen darstellte. Sie verharrte einige Momente und war ganz offensichtlich begeistert. Sie musste sich zurückhalten, um nicht direkt einen zweiten Pfeil abzuschießen. Schließlich war sie nicht vordergründig hier, um zu prahlen, sondern um Rhuna zu helfen. Diese sah sie herausfordernd an, während sie den Bogen sinken ließ: "Dort ist dein Ziel. Jetzt bist du dran." Rhuna konnte davon ausgehen, dass Neri auch genau dorthin hatte treffen wollen. Sie war seit vielen Jahren eine Jägerin und das bewusst nahe gewählte und unbewegliche Ziel stellte keine Herausforderung für sie dar. Neri ging zu dem eingeschlagenen Pfeil und zog ihn aus dem Baumstamm heraus, während sie Rhuna schon einmal erste Anweisungen gab. "Stell dich etwas seitlich zum Ziel, die Füße schulterbreit auseinander." Neri pulte die tote Rinde rundherum um das Loch, in dem ihr Pfeil eingeschlagen war, ab, wodurch der Bereich als Zielscheibe erkennbar wurde. Dann kam sie zurück zu Rhuna. "Das sieht schonmal ganz gut aus", bescheinigte sie ihr, trat dann aber trotzdem näher und scheute sich nicht davor, die Haltung ihres Oberkörpers und der Arme mit zwar leichten, aber zielgerichteten Berührungen zu korrigieren. Sie zeigten, dass Neri auf viele Kleinigkeiten achtete, die wichtig waren. Sie erklärte Rhuna geduldig, wie sie den Bogen halten und die Sehne samt Pfeil spannen musste. Ein besonderes Augenmerk legte sie auf die Position und den Griff ihrer Hände, sowohl am Bogen als auch der Sehne. Neriélle war ihre Erfahrung auch hier anzumerken. Das Bogenschießen war ihr über Jahre ins Fleisch und Blut übergegangen und sie hatte Freude daran, es Rhuna zu vermitteln. Als sie mit ihrer Haltung zufrieden war, korrigierte sie abschließend noch etwas die Richtung, in der Rhuna den Bogen hielt, ehe sie zufrieden lächelnd ihren Blick suchte. "Behalt' das Ziel im Auge. Konzentrier' dich und lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Dann mal los." Sie trat einen Schritt zurück und wartete still und geduldig auf Rhunas ersten Schuss mit ihrem neuen Bogen.

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Re: Beginn einer gemeinsamen Reise

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 2. Dezember 2023, 17:34

„Immer mit der Ruhe. Ich kann dir alles beibringen, aber es braucht Zeit. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen"
Ohne es vermutlich zu ahnen hatte Neriélle fast dieselben Worte verwendet, die Rhuna auch von Avalinn zu hören bekommen hatte. Tatsächlich schien die brünette Elfe sich selbst unter einen gewissen Druck zu stellen, weil die das Gefühl hatte viel zu viel Zeit in Shyána Nelle vertrödelt zu haben. Auf ihrer Reise traf sie auf andere und jeder von ihnen konnte hundert Mal mehr als sie. Sogar Neri – und sie kam aus Shyána Nelle.
Es fiel Rhuna nicht leicht zuzugeben, doch wusste sie, dass sie nur sich selbst dafür verantwortlich machen konnte, egal wie ihre familiäre Situation ausgesehen hatte. Davon nun befreit und nach den ersten Lektionen des Lebens wollte sie sich ändern, stärker und selbstständiger werden. Doch so schnell sie diese Ziele auch erreichen wollte – kein Meister fiel vom Himmel – alles brauchte seine Zeit!
Solche Sätze frustrierten sie natürlich ein wenig und so verzog sie für einen kurzen Moment den Mund. Was ihr jedoch Trost spendete war vermutlich die Aussicht das Bogenschießen mit Übung ein wenig schneller beherrschen zu können, als ihre Magie, die nach wie vor sich selbst behinderte.
Aber vermutlich wird auch das mehrere Jahre dauern!

Rhuna folgte Neri weiter in den Wald und überließ ihr die Führung. Als Jägerin war ihr erneut der Vorteil zuzusprechen. Der Sarius war in diesem Gebiet dichter mit Sträuchern bewachsen, doch wuchsen nach wie vor riesige Bäume, wie Berge aus dem Boden, die das Blätterdach unter den Himmel spannte. Die darüber scheinende Sonne projizierte durch die kleinen Lücken ein Lichtspiel aus vielen tanzenden Flecken über den moosbewachsenen Waldboden.
Neri fragte sie nach Santros und warum sie diese unbekannte Stadt ansteuerte, woraufhin die jüngere Elfe ihr von Pharus und dem Brief erzählte. Durch ihre Mutter schien die andere bereits von ihm gehört zu haben, was bei Rhuna die Frage aufwarf: „Wo in Shyána hast du eigentlich gewohnt Neri?“ Dass die Mutter der Jägerin sogar eine der Leibwächter von Königin Miluiéth Federtanz war, konnte Rhuna nicht wissen und selbst wenn, hätte ihr der Name mit Sicherheit nichts gesagt. Anders wohl als ihrem Bruder Fíllías, der Mitglied der Palastwache war. Doch wie oft er die königliche Familie sah war ihr ebenfalls unbekannt. Über solche Themen hatten sie selten gesprochen.
Neri hörte ihr aufmerksam zu und zeigte ihr Mitgefühl, für den Verlust des Menschen, der für Rhuna etwas Besonderes gewesen war – trotz der kurzen Zeit, die ihnen miteinander vergönnt gewesen war.
„Das tut mir leid!“, sagte Neri noch, woraufhin die Brünette ein dankbares Lächeln zeigte und ihr zunickte. Ist dein Vater Heiler? Heilt er mit Lichtmagie?“ Die Fragen ließen Rhuna für einen Moment verwirrt dreinblicken und blinzeln, doch dann schüttelte sie leicht mit dem Kopf, als sie begann das Missverständnis aufzuklären.
„Nein, mein Vater ist Gelehrter an der Magierakademie. Er ist hauptsächlich in der Forschung tätig, unterrichtet aber von Zeit zu Zeit auch in Theorie. Sein Wissen über Magie ist erstaunlich …“, erklärte sie und unterdrückte ein kurzes Seufzen, bei dem Gedanken daran, dass sie jetzt, wo sich ihre Magien gezeigt hatten, endlich mal ein ausführliches Gespräch mit ihm hätte ergeben können. Von seinem Wissen würde sie sicher profitieren können, doch war es unnütz nun darüber nachzudenken, wo er nicht zugegen oder gar in erreichbarer Nähe war.
Stück für Stück gingen sie weiter und suchten sich einen geeigneten Übungsplatz zum Bogenschießen. Und da Neri die Erfahrene in diesem Gebiet war, ließ sie sie diesen wählen.
Als ihre Freundin stoppte und auf einen entwurzelten Baum deutete, schien die Entscheidung gefallen zu sein und Rhuna konnte nicht anders als zustimmend zu lachen, als Neri sagte „Wir sollten lieber keine lebenden Bäume malträtieren“. Ein gewisser blonder Elf erschien in ihren Gedanken, der zu diesem Thema sicher viel zu sagen hätte. Waren sie bei ihrem Kennenlernen doch recht schnell in einen kleinen Streit geraten, als er ihren mehr schlecht, als recht erbauten Unterstand kritisiert hatte.
„Das ist eine gute Idee… vorausgesetzt ich treffe überhaupt und nicht ausversehen einen lebendigen Baum…!“ Die letzten Worte murmelte sie mehr und spürte mit einem Mal, dass sie dahingehen doch ein wenig nervös wurde. Würde sie einen der Bäume treffen, wäre das… nicht besonders gut. Und Neri schien genau das gemeint zu haben.
„Ah… mach mir ruhig Mut!“, beschwerte sie sich halbherzig mit einem ebenfalls neckenden Lachen, während sie – als pure Anfängerin begann ihre Ausrüstung noch einmal anständig bereit zu machen.
Noch einmal kehrte das Thema zurück zu Santros, denn auch Rhuna interessierte es, wieso Neri dorthin unterwegs war. Allerdings hatte sie nicht mit der Antwort gerechnet, die die Jägerin mit ihr teilte.
„Die Quelle hat mir einige Dinge gezeigt. Ich habe durch sie von etwas - oder jemanden - erfahren, das ich finden muss: Astaloth… Ich weiß nicht, ob es ein Ort ist oder eine Person oder vielleicht ein Kennwort, wie Arunn meinte. Er sagte, er kennt jemanden in Santros, der jeden kennt und er denkt, dass er mir helfen kann. Ich möchte wissen, was es damit auf sich hat." Für einen Moment ließ sich Rhuna auf den umgestürzten Baum nieder und ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen.
„Astaloth…“, widerholte sie nachdenklich, doch konnte sie leider nicht behaupten, dass bei diesem Wort etwas bei ihr klingelte
„Hoffentlich hat Arunn recht und er kann dir helfen. Für mich klingt es wie ein Name von einer Person oder einem Ort. Aber leider habe ich ihn zuvor noch nie gehört. Tut mir leid, Neri!“
Um was es Neri ging, konnte sie ebenfalls nicht ahnen. Aber sie merkte, dass es der Violetthaarigen wichtig war und dass sie fest entschlossen war dieses Rätsel zu lösen.

„Ich hoffe, ich bin nicht verrückt geworden, aber die Hüter des Waldes sagten, ich solle diesem Weg folgen.", fügte ihre Freundin noch mit einem Schulterzucken hinzu, woraufhin Rhuna wieder aufstand, zu ihr ging und ihr mit einem zuversichtlichen Lächeln auf den Lippen, eine Hand auf die Schulter legte.
„Du bist nicht verrückt geworden. Wir finden schon heraus, was es mit Astaloth auf sich hat und warum du es finden solltest! Soweit ich kann helfe ich dir und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch für Yedan spreche. Ihr habt euch… ein wenig ausgesprochen, oder?“ Rhuna lag es sichtlich am Herzen, dass Neriélle den Halbelfen nicht verkannte oder ein falsches Bild von ihm hatte. Sie hatte natürlich die Spannungen mitbekommen, doch wusste sie auch, dass Yedan ein Freund sein konnte, den sich jeder nur wünschen konnte.

Dann war es soweit und Neri startete ihr gemeinsames Training mit den Worten: „Dann wollen wir mal!“ Davor hatte Rhuna sie eigentlich noch ein wenig über Arunn ausfragen wollen – denn der sympathische Mensch war ihr ja doch noch recht fremd – doch verschob sie ihre Fragen einfach auf einen späteren Zeitpunkt.

„Regel Nummer eins: Nicht vor einen gespannten Bogen laufen.", stichelte die Jägerin mit einem Zwinkern, woraufhin Rhuna mit einem Schmunzeln die Augen verdrehte.
„Ha-Ha! Das hatte ich jetzt nicht vor!“, erwiderte sie, jedoch mit hörbarem Spaß in der Stimme. Dann jedoch wurde ihr Ausdruck ernst und sie beobachtete aufmerksam jede kleine Bewegung, die Neriélle mit ihrem Boden und dem Pfeil vollführte. Doch leider war die Jägerin mit ihren fließenden Bewegungen so schnell, dass der Anfängerin einige Feinheiten verborgen geblieben waren.
Neri hatte den Pfeil so geschmeidig aus dem Köcher gezogen und angelgt und gespannt, wie sie es davor nur bei Yedan beobachtet hatte. Es war beeindruckend und doch spürte sie einen kleinen Anflug von Neid in sich aufbrodeln, der jedoch nur gegen sich selbst gerichtet war.
Hätte ich mich damals nur mehr getraut! Fíllías hätte es mir doch gezeigt!, schalt sie sich selbst, verlor ihre Selbstrüge dann jedoch aus den Augen, als der Pfeil in einer geraden Linie kaum mehr sichtbar davonsirrte und in der Rinde des toten Baumes einfuhr.
„Wahnsinn", hauchte Neriélle und schien von der Genauigkeit ihres Schusses dank des neuen Bogens selbst beeindruckt zu sein. Die Züge der Brünetten erhellten sich ebenfalls uns sie rief mit einem ehrlichen Lächeln: „Das war großartig Neri!“
Tatsächlich erwartete Rhuna, dass sie ihrer Freundin nun noch ein wenig zusehen könnte, was ihr durchaus lieb gewesen wäre, vor allem mit ein paar langsameren Bewegungen, die sie besser erkennen könnte. Doch hatte die andere Elfe einen anderen Plan und so traf Rhuna ein herausfordernder Blick, der sie aufforderte es nun selbst auszuprobieren.
„Dort ist dein Ziel. Jetzt bist du dran.", sprach Neri, woraufhin die Jüngere etwas überrumpelt und zögernd von ihr zum Baumstamm und wieder zurücksah.
„Nun… gut!“, kam es etwas unsicher während sie sich in Bewegung setzte, um sich neben sie zu stellen.
In Ordnung, Konzentration! Ich muss mich nur an das, was ich gerade gesehen habe und an das, was mir Yedan schon beigebracht hat erinnern!, dachte Rhuna und atmete einmal tief durch, um sich ruhiger werden zu lassen. Ihre Augen schloss sie kurz, als sie begann sich in eine vermeintlich richtige Position zu begeben. Dabei erinnerte sie dich an die letzte Bogenübung mit Yedan, wo er ganz dicht bei ihr gestanden war, um ihre Haltung zu kontrollieren und…
Diese Erinnerung war ganz offensichtlich keine gute Idee! Rhuna besaß eine lebendige Vorstellungskraft und die Erinnerung ließ sie die Wärme des Halbelfen im Rücken spüren, die sie gerade eindeutig nicht brauchen konnte. Bei Florencia – ein Glück konnte Neri ihre Gedanken nicht lesen!
Sie öffnete rasch wieder die Augen und versuchte die aufkeimende Wärme in ihren Wangen zu unterdrücken.
Wie peinlich kann ich sein? – oder verliebt.
„Stell dich etwas seitlich zum Ziel, die Füße schulterbreit auseinander.", gab ihr Neri plötzlich eine gut gemeinte Anweisung, die sie jedoch kurzzeitig zum Zucken brachte. Sie nickte und dank dieser kleinen Unterbrechung konnte sie ihre Konzentration wieder zusammenscharren – wobei sie bewusst alle Gedanken zu einem gewissen Halbelfen verbannte.
„So?“, fragte die brünette Elfe, nachdem sie darauf geachtet hatte den Anweisungen Folge zu leisten. „Das sieht schon mal ganz gut aus", bescheinigte Neri ihr und führte dann die Unterweisung weiter. Wie ein Schwamm versuchte Rhuna all das Gehörte aufzunehmen und umzusetzen. Doch obwohl der Bogen perfekt in ihrer Hand lag und sich die Sehne sicher spannen ließ, wie bei keinem herkömmlichen Bogen, bekam sie beim Spannen den Dreh einfach nicht direkt heraus. Den ersten Schussversuch konnte man nicht als Schuss bezeichnen. Die Sehne zuckte unruhig und so flog der Pfeil geradezu unstetig und wacklig in einer kleinen Kurve zu Boden und blieb dort nicht einmal stecken.
Unzufrieden mit sich pustete Rhuna sich eine Strähne aus der Sicht. Das letzte Mal hatte es so gut geklappt – ihr Jagdversuch war sogar halb erfolgreich gewesen. Doch nun bestätigte sich ihre Befürchtung, dass dies nur ein Glückstreffer gewesen war.
Sich dennoch nicht unterkriegen lassend startete sie noch einen weiteren Versuch, bei dem sie sich von Neriélle wieder in der Haltung korrigieren ließ. Und leider ertappte sie sich doch dabei ganz unterbewusst ihre Übungsversuche mit Yedan doch abzurufen. Was in diesem Fall eher hinderlich war, obwohl er ihr doch nichts Anderes gezeigt hatte, als dem Umgang mit Pfeil und Bogen. Wie Neri!
Ich will doch, dass es klappt. Wieso lenke ich mich selbst ab, obwohl ich das doch gar nicht will…!
„Behalt' das Ziel im Auge. Konzentrier' dich und lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Dann mal los." sagte Neri noch einmal. Die junge Elfe versuchte sich zu fokussieren, ging gedanklich jeden Schnitt noch einmal durch und spannte dann die Sehne. Anhand ihres Blickes konnte man sehen, dass sie es unbedingt schaffen wollte – dass sie lernen wollte. Doch bei diesem Versuch ging sie wohl ein klein wenig zu verbissen dran, wodurch sie offenbar einen weiteren Fehler beging, den sie nicht einmal erkennen konnte. Der Pfeil flog dieses Mal – schnell und doch in einem steilen Bogen, so dass er sich zwei Meter vor dem Baumstamm in den Boden bohrte. Ein sachtes Brennen begann sich auf ihrer rechten Wange bemerkbar zu machen. Irgendwie hatte sie es geschafft sich bei dem Schuss einen feinen dünnen Schnitt – oder Kratzer zuzuziehen, der sich durch das minimal hervortretende Blut sichtbar machte.
Rhuna sah auf den Pfeil und seufzte leicht. „Tut mir leid Neri…“, sagte sie und ließ den Bogen sinken, während sie sich zu ihr umwandte. Natürlich war sie frustriert und doch steckte sie noch nicht den Kopf in den Sand, was ihr Blick auch stumm äußerte. Die Entschuldigung war mehr an Neri gerichtet, die sich hier sichtlich Mühe gab ihr alles detailliert zu erklären.
„Woher… weiß ich wie viel Kraft ich anwenden muss? Den Pfeil zu spannen und nicht zu verlieren ist auch irgendwie nicht so einfach, wie ich es mir wünschen würde.“ Sie betrachtete den wundervoll gearbeiteten Bogen in ihren Händen. Wäre Kayon enttäuscht, wenn er sehen würde, wie sie sich anstellte?
Ich war es nicht einmal, der sich das Holz erarbeitet hat. Es war Neri...! Die Sarier hatten alle eine Prüfung vollziehen müssen, bevor sie das Holz der Sariannenbäume bekamen, um daraus einen Bogen fertigen lassen zu können.
„Neri, ist es für dich... wirklich ok, dass ich aus dem Holz, dass du beschafft hast - und du dabei sogar verletzt worden bist, einen Bogen bekommen habe?" Ihr fiel auf, dass sie das noch gar nicht gefragt hatte.

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