Begegnung

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Begegnung

Beitrag von Erzähler » Montag 27. April 2009, 19:44

Nara kommt von: Auf in die Fremde
Yasmina kommt von: Auf der Jagd

Noch immer hatte Nara nichts gefunden außer noch mehr Wald und noch mehr Fluss. Nein, letzteres stimmte nicht ganz. Das Bett des Iflar hatte sich ein wenig verändert, eine kleine Kurve gemacht und wirkte nun nicht mehr ganz so... rauschend. Fast, als würde eine schmalere Stelle kommen, bei der es endlich einen anderen Übergang geben könnte.
Mit neugeschöpfter Hoffnung konnte also der Weg fortgesetzt werden.
Bis sich etwas auf der anderen Uferseite tat.
Aus dem Unterholz trat ein wunderschöner, noch jugendlicher Hirsch. Sein Geweih war noch nicht besonders weitverzweigt, aber schon vorhanden. Sein Fell hatte eine rötlich-braune Farbe und man sah ihm an, dass er in der letzten Zeit nicht hatte hungern müssen.
Gemächlich trottete er an dem Ufer entlang, schnupperte mal hier, mal dort und schien endlich gefunden zu haben, was er suchte. Es war eine der vielen Pfützen, die es auf dieser Seite des Flusses gab.
Sein muskulöser Hals streckte sich und er trank ohne Hast, als hätte er alle Zeit der Welt und wähnte sich in ungebrochener Sicherheit.
Trotzdem bewegten sich seine Ohren beständig, auf jedes noch so kleine Geräusch lauschend.
Dann hatte er genug, richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und ging seelenruhig weiter seiner Wege.
Doch kaum hatte er seinen Standort verlassen, als plötzlich ein Pfeil sich genau dort in den Boden rammte, wo er wenige Sekunden zuvor noch gestanden hatte.
Dadurch aufgeschreckt, sprang er vom Stand aus nach vorne und verschwand keinen Atemzug später wieder im Unterholz. Vorbei war es mit seiner Gemächlichkeit.
Nara hatte das Ganze beobachten können.
Und noch etwas eröffnete sich nun ihren Augen: Aus dem Dickicht des Waldes trat eine andere Person, eine junge Frau, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, und wollte ihrer Waffe wieder an sich nehmen, ehe sie das Tier weiter verfolgte.
Ob Nara sie anrufen sollte? Vielleicht würde sie es ihr ja nicht besonders übel nehmen und ihr sogar helfen? Einen Versuch wäre es doch allemal wert... oder?

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Montag 27. April 2009, 21:10

In Nara keimte Hoffnung auf, als die Strömungen des Flusses ruhiger wurden. Hier würde sie sicher bald zu einer Stelle kommen, an der sie den Fluss problemlos überqueren konnte. Mit neuem Mut schritt sie nun forscher voran – nur um nach ein paar Metern staunend stehen zu bleiben. Ein junger Hirsch war aus dem Unterholz getreten. Nara klappte der Mund auf, mit welch einer Anmut er sich bewegte! Sie war sich sehr sicher, dass sich solch ein Anblick nicht jedermann bot und so beobachtete sie den schönen, wie es aussah noch recht jungen Hirsch verzückt eine Weile.

Bis plötzlich ein Pfeil durch die Luft sirrte und genau dort landete, wo der Hirsch noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war das Tier zur Seite gesprungen. Nara hatte nicht einmal so schnell blinzeln können. Erschrocken richtete sie ihre Augen auf die Stelle, aus der der Pfeil geschossen kam. Ob Gefahr drohte? Bewaffnet war derjenige auf jeden Fall. Aber wahrscheinlich nur ein Jäger. Hoffte Nara zum mindest.

Dennoch war sie beruhigt, als aus dem Unterholz „nur“ eine recht kleine, zierliche Frau trat. Sie hatte blondes Haar und die Sehne ihres Bogens gespannt. Anhand ihrer zweckmäßigen Kleidung erkannte Nara, dass es sich wohl tatsächlich um eine Jägerin handelte. War es eine Elfe oder eine Menschenfrau? Nara konnte nicht sehr viel von ihrer Seite des Ufers aus erkennen. Aber diese Frau wusste bestimmt, wo es einen Übergang gab.

Allerdings sah sie ziemlich konzentriert aus – klar sie war auf der Jagd und einen Jäger sollte man beim jagen nicht stören. Nara seufzte. Doch da sie ein Bauchmensch war und nicht gerade schüchtern, trat sie näher ans Ufer heran, hob eine Hand und winkte großräumig. Wenn die Jägerin nun Zeit hatte musste sie Nara sehen, vor allem in diesem sonst so leeren Wald und falls nicht, dann wären sie sowieso nur verärgert gewesen, hätte Nara sie bei der Jagd gestört.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 27. April 2009, 21:49

Yasmina ärgerte sich über den Pfeil, den sie daneben geschossen hatte. Sowas konnte auch nur ihr passieren und auch nur dann, wenn sie unbedingt etwas erlegen wollte, was über einen Hasen hinaus ging. Mit einem kräftigen Ruck zog sie den Pfeil aus dem Boden, um ihn mit einem Blick nach hinten in ihren Rückenköcher zu verstauen. Einen weiteren Pfeil hatte sie dabei schon längst wieder auf die Sehne genockt, um ihn direkt wieder verschießen zu können, sollte der Hirsch wieder in Schussweite kommen. Kurz blickte sie sich um, in der Hoffnung, vielleicht noch schnell einen Hasen erlegen zu können.

Erst dann fiel Yasmina auf, dass dort jemand am Ufer stand und am winken war. Kurz runzelte sie ihre Stirn. Was machte eine so mehr oder minder auffällige Person in einem Wald wie diesen…und dann auch noch zu einer Zeit, wo einige Jäger unterwegs waren. Ein Voreiliger Jäger hätte vielleicht erst einen Pfeil auf den Weg geschickt, bevor ihm aufgefallen wären, dass das Feuerrot nicht zu einem Tier gehörte… Und dann winkte sie auch noch so auffällig, dass Yasmina ihre Beute schon wieder aufgab. Anscheinend hatte sich die Frau verlaufen… oder sie wollte etwas Bestimmtes von der jungen Jägerin…aber das glaubte sie kaum.

Ruhig nahm sie den Pfeil von der Sehne, wobei diese ein leises Geräusch von sich gab, was sich fast wie eine Beschwerde anhörte. Den Pfeil steckte sie zurück in den Köcher, dann entspannte sie den Bogen. Erst dann ging sie auf die Frau zu. Das Entspannen des Bogens diente der Verdeutlichung, dass Yasmina keine bösen Absichten haben würde. Ihre Schritte führten sie relativ leise der ihr Unbekannten nahe und sie bliebt am Ufer des Flusses stehen.
„Ich grüße Euch! Was treibt Euch hierher in den Wald Sarius?“, fragte sie die Rothaarige ruhig und freundlich.

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Montag 27. April 2009, 22:01

Als die Jägerin ihr freundlich antwortete, war Nara erleichtert. Vielleicht hatte sie jetzt jemanden gefunden, der ihr weiterhelfen konnte. Sie erkannte jetzt auch, dass es sich nicht um eine Elfe handelte. Zwar war die Frau recht hübsch, doch was Nara von den Elfen gehört hatte, das klang ganz anders. Die Elfen waren groß, anmutig und bezaubernd. Diese junge Frau hier war einfach nett. Doch das reichte Nara für den Anfang völlig.

Anderen wäre es vielleicht peinlich gewesen, zuzugeben, dass man keine Ahnung hatte, wo man den Fluss überqueren sollte, aber Nara war das reichlich egal. Sie kümmerte sich nie großartig darum was andere dachten. Außerdem war es hundert Mal besser vielleicht etwas dumm dazustehen, als mitten im Wald übernachten zu müssen. Leichte Schauer liefen Nara über den Rücken, als sie zurück an die Spinne dachte.
„Ich bin auf der Durchreise. Ich muss ins Königreich Grandessa, aber vorerst sollte ich erst einmal diesen Fluss hier überqueren. Mir wurde gesagt, dass es hier irgendwo eine geeignete Stelle gibt, nur finde ich diese leider nicht. Ihr seht aus, als würdet Ihr euch hier auskennen, kennt ihr eine geeignete Stelle?“, rief Nara über den Fluss hinweg der Jägerin zu.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 27. April 2009, 22:40

Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen der jungen Jägerin. Die Stelle, von der die Fremde sprach, war gar nicht mehr so weit weg und führte in die gleiche Richtung in die der Hirsch geflüchtet war. Somit hatte Yasmina die Chance, sowohl der Fremden zu helfen, als auch ihre Jagd wieder aufnehmen zu können. Das war doch perfekt! Sie würde zwar einiges an Weg wieder aufholen müssen, der Hirsch hatte sich bestimmt schon weit entfernt…Doch vielleicht war der Boden nicht zu feucht und die Spuren des Tieres waren noch deutlich zu lesen.

„Der Fluss ist in nordwestlicher Richtung seicht genug, um ihn zu überqueren“, beantwortete Yasmina die Fragen der Rothaarigen, „wenn Ihr wollt werde ich Euch bis zu der Stelle bringen.“ Dass Yasmina auch ihren eigenen Nutzen davon haben wollte, war ihr wohl anzumerken. Immerhin war deutlich zu erkennen, in welche Richtung der Hirsch geflohen war. Der Jagdinstinkt der Jägerin war zu angeregt, um nun aufzugeben! Außerdem fühlte sie sich dazu verpflichtet, den Männern etwas zu beweisen. Immerhin war sie nicht der Typ Frau, wie man ihn im Dorf kannte. Das musste sie doch verdeutlichen!

Kurz ging Yasmina in die Knie. Ihren Bogen legte sie sachte neben sich, dann tauchte sie ihre Hände zusammen gefaltet in das kühle Nass des Flusses, um etwas Wasser daraus zu schöpfen. Etwas von dem Wasser lief an ihrem Mundwinkel hinab und sammelte sich zu einem Tropfen an ihrem Kinn, als sie die Hände an die Lippen hob und trank. Dann wischte sie sich den Mund an ihrem Armschutz ab, um den Bogen wieder in die Hand zu nehmen und sich zu erheben. Ihr Blick war wieder auf die Rothaarige gerichtet. „Darf ich fragen, wie Euer Name lautet?“, fragte sie nach einer kurzen Zeit.

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Dienstag 28. April 2009, 19:10

Als Nara hörte, dass der Fluss in nordwestlicher Richtung seicht genug zum überqueren war, atmete sie erleichtert aus, aber als die Jägerin dann noch erwähnte, dass es gar nicht mehr weit sei, konnte Nara ihre Erleichterung nicht mehr verstecken. So machte das Reisen doch Spaß; Bekanntschaften schließen und fast ohne Probleme den Weg finden. Da Nara sonst nicht allzu viel mit anderen Leuten zu tun hatte, freute sie sich immer, wenn sie einmal in Kontakt mit jenen kam. So nahm sie den Vorschlag der Frau, dass sie sie ein Stück begleiten würde, auch dankend an. Auch wenn sie die Vorstellung lustig fand, wie eine von ihnen je an einer Uferseite entlang lief.
„Ja, das wäre sehr nett von Euch!“

Als die Jägerin aus dem Fluss etwas trank, überkam auch Nara der Durst. Sie zog ihren Wasserschlauch hervor und nahm ein paar kräftige Schlücke. Inzwischen war er nur noch halb voll. Nara war gerade dabei ihren Wasserschlauch am Ufer des Fluss wieder etwas zu füllen, als sie die Frage der Frau hörte. Nara lächelte für den Moment. Sie schien tatsächlich sehr nett. Die Pferdezüchterin richtete sich auf und steckte ihren Wasserschlauch zurück in ihren Reisebeutel.

„Mein Name ist Nara Brea. Ich komme vom Gestüt Brea aus dem Grasland, das dort und in der Magierstadt ziemlich bekannt ist. Wie ist denn Euer Name? Ihr seht mir aus wie eine Jägerin... Jagt ihr gerade dem schönen Hirsch hinterher?“, rief Nara freundlich zurück. Der Hirsch war genau in die Richtung davon gesprungen, in der der Überweg sein sollte, also passte das ja perfekt, falls sie tatsächlich eine Jägerin war. Nara wartete nun nur noch auf ein Zeichen, das sie loslaufen sollten, doch sie ließ der Jägerin Zeit wieder zu Kräften zu kommen und zu trinken. Nara hatte ja schließlich Zeit... nun ja bis die Nacht herein brach. Die Frage nach der Übernachtungsmöglichkeit hatte sich ja immer noch nicht erledigt.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 28. April 2009, 23:37

Man sah Yasmina an, dass sie kurz vor sich hin grübelte. Nara kam also aus dem Grasland… Für einen Waldmenschen war das Grasland total fremdes Gebiet. Zumindest für Yasmina. Sie würde aber auch niemals eine Reise in das Grasland machen, so glaubte sie zumindest. Nunja, sie hatte es noch nie in Erwägung gezogen. Wozu auch, der Wald war ihr viel lieber.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen Yasminas. „Mein Name ist Yasmina, Yasmina Peresen und ich gehöre zu den Waldmenschen aus dieser Gegend. Und ja, ich bin eine Jägerin und auf dem Prachtexemplar von einem Hirsch auf der Spur.“, antwortete sie, wobei das Lächeln nicht von ihren Lippen verschwand. Sie freute sich, dass man ihr ihren Beruf ansah, ohne sie direkt mit irgendeiner Kritik zu konfrontieren.

Mit einer sachten Bewegung ihrer Hand deutete die junge Jägerin an, dass sie ihren Weg fortsetzen wollte. Sie wollte nicht zu lange weiter verweilen und dem Tier noch mehr Vorsprung gönnen. Außerdem musste sie verhindern, dass einer der anderen Jäger den Hirsch erspähte und erlegte, wobei er doch schon so gut wie ihr gehörte.

Während sie so am Fluss entlang wanderte, den Blick immer ab und an in das dichtere Gestrüpp des Waldes richtend, fragte sie Nara:„Was treibt Euch eigentlich in den Wald Sarius? Ihr müsst doch schon eine Weile unterwegs sein, oder schätze ich gerade die Entfernung von unserem Dorf zum Grasland zu hoch ein?“ Ihr Blick richtete sich auf Nara, während sie ihr die Frage stellte. Allein schon der Höflichkeit wegen, denn auch für eine Jägerin, die sich gerne als wild und frei bezeichnete, zählten solche Gesten Fremden gegenüber. Erst dann machte sie sich wieder daran zu schaffen, rasch die Sehne auf den Bogen zu spannen, damit sie schnell wieder bereit für die Jagd sein konnte.

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Mittwoch 29. April 2009, 15:56

Also tatsächlich eine Jägerin... Nara gefiel die Art der Frau, die sich als Yasmina Perensen vorgestellt hatte. Sie arbeitete als Jägerin in einem Beruf, in dem Männer dominierten. Dasselbe Problem kannte Nara als Pferdezüchterin auch. Denn wie oft kam es vor, dass Männer an ihren Reitkünsten zweifelten oder glaubten, sie habe nicht genügend Kraft für starke Pferde? Unwissend wie viele Männer, die Pferde besaßen, waren, glaubten sie noch immer ein Pferd durch Kraft, anstatt durch Ruhe und Verständnis bändigen zu können. Nara selbst zweifelte nicht daran, dass Frauen mindestens genauso gut wie Männer in ihren Berufen sein konnten.

Zusätzlich kam Yasmina aus dem Dorf der Waldmenschen... perfekt! Dann konnte sie ihr vielleicht auch den Weg beschreiben und ihr eine Übernachtungsmöglichkeit empfehlen. Nara war schon gespannt auf das Leben in einem Dorf mitten im Wald. Während ihrer Reise war Nara die Kühle unter den Bäumen sehr ungewöhnlich erschienen, obwohl es ihr hier inzwischen ein wenig wärmer schien. Doch das war nichts im Vergleich zum Grasland, wenn die Sonne auf die Wiesen herab prallte, ohne dass ein schattenspendender Baum in der Nähe war. Wie es sich wohl in so einem Wald lebte lebte?

Doch Yasmina wollte weiter gehen, schließlich folgte sie dem Hirsch. Hastig zupfte Nara noch einmal ihren Reisebeutel zurecht und lief los.
„Als Jägerin kennt Ihr sicher auch die Probleme, die man ab und an mit ein paar Männern in seinem Beruf hat. Aber ich finde das gut, wenn man sich als Frau nicht unterbuttern lässt“, rief sie ihr freundlich zu und lachte.
Dann antwortete sie auf ihre Fragen:
„Die Handelsgeschäfte. Ich muss nach Alberna, das ist ein Dorf nahe der Hauptstadt Grandea, dort wartet ein guter Bekannter meiner Familie, mit einem möglichen Interessenten für unser Gestüt.“
Bei der letzteren Frage überlegte sie kurz.
„Nun, ich bin tatsächlich erst heute Morgen aufgebrochen. Aber noch vor dem Morgengrauen. In südlicher Richtung, durch den Wald Arus und jetzt hier her, das geht schon innerhalb eines dreiviertel Tages. Aber es strengt mit der Zeit auch an, muss ich sagen. Naja wenigsten ist es hier etwas wärmer und der Wald wirkt auch freundlicher.“

Sie hatte der Jägerin dabei zugeschaut, wie sie den Bogen gespannt hielt. Ob sie dabei zu sehen wollte, falls Yasmina den Hirsch vor ihren Augen erlegen wollte, wusste sie noch nicht. Ihre Familie kam an Fleisch nur, durch einen Bauern, zu dem ihre Mutter einmal in der Woche mit der Kutsche fuhr und frisches Fleisch dort kaufte.
Nara war dazu erzogen worden Tiere aufzuziehen und nicht zu töten. Aber natürlich wusste sie, dass die Jäger notwendig zum Überleben waren und somit in den Dorfgemeinschaften ungemein wichtig.
Um sich etwas von diesen ethnischen Fragen abzulenken, frage sie Yasmina nach dem Dorf der Waldmenschen, schließlich war dies wichtiger als ein Hirsch.
„Gibt es in Euerm Dorf eine Übernachtungsmöglichkeit? Vielleicht sogar eine Taverne? Oder auch nur eine Scheune?", sie hielt kurz inne und überlegte, "schafft man es von hier überhaupt noch bis zu Euerm Dorf, bis die Nacht herein bricht? Ihr dürft mich übrigens duzen, wenn es nicht um Handelsgeschäfte geht, ist mir das lieber.“
Sie lächtelte Yasmina noch einmal an und richtete dann ihre Augen wieder geradeaus, auch sie suchte jetzt die andere Uferseite nach dem Hirsch ab.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Mittwoch 29. April 2009, 21:03

Die junge Jägerin konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, als Nara von den Problemen sprach, die man immerzu mit Männern hatte. Erst recht, wenn eine Frau den Beruf eines Mannes ausübte. Mit einem leichten Lächeln richtete sie ihren Blick auf Nara. „Oh ja, die Problematik Mann ist mir nur zu gut bekannt. Erst heute Morgen durfte ich mir wieder diverse Blicke gefallen lassen, die mehr als tausend Worte sagten.“, gab sie zurück, wobei sie die Augen verdrehte. Oh ja, zu gut kannte sie das Theater, wenn es um Frauen und Berufe ging. Ein Beruf, der nicht im Haus ausgeführt wurde oder etwas schwerer war als die typischen Frauenberufe, wurde direkt als Männerberuf eingestuft. Wenn dann eine Frau zeigte, was sie drauf hatte, mussten die Männer erstmal wieder ihr Weltbild zusammen flicken. Yasmina musste etwas schmunzeln. Irgendwie fand sie es nun wesentlich lustiger als an diesem Morgen, wie der eine Mann sie gemustert hatte.

Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit auch schon wieder gen Nara, die ihr die Antworten auf Yasminas Fragen lieferte. Sie nickte einmal leicht und strich sich kurz eine Strähne aus dem Gesicht. So war das also, eine Geschäftsreise also. Und dann durch den Wald und zu Fuß und so rasch. Vielleicht war Yasmina auch einfach nur zu unerfahren, wenn es um das Grasland und andere Gebiete ging, die außerhalb ihrer Heimat lagen.
„Ja, der Wald ist durchaus ein freundlicher und angenehmer Ort.“, meinte Yasmina ruhig und während sie das sagte, strich ihre Rechte kurz an einem Baum entlang, wobei ihr Blick wärmer wurde. Sie liebte die Natur, die Bäume, die Pflanzen und die Tiere, die sich im Wald aufhielten. An manchen Tagen schien sie eins mit dem Wald zu sein. Immerhin hatte sie einen Großteil ihrer Kindheit zwischen Bäumen und Tieren verbracht.

Als Nara nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragte, wurde Yasmina aus ihren Gedanken geholt, wofür sie insgeheim recht dankbar war. Kurz richtete sich ihr Blick gen Wald, dann gen Himmel. Sie überlegte kurz, dann nickte sie leise. „Wir werden das Dorf vor Einbruch der Nacht erreichen, wenn wir uns bald auf den Weg machen, denke ich. Zuvor werde ich noch etwas erlegen… Wenn mir nicht der Hirsch vor der Pfeilspitze spaziert, werde ich wohl einen Hasen jagen müssen.“, sagte sie ruhig, wobei sie freundlich lächelte. Trotzdem vermochte sie ihre Enttäuschung über das mögliche Entgehen dieser reichen Beute nicht zu verbergen. Doch es war ihr auch wichtig, Nara nicht alleine durch den Wald spazieren zu lassen. Dann antwortete sie auf Naras Frage:„Sicher, wir haben eine Schenke, in der es eine Übernachtungsmöglichkeit gibt, sofern das Unwetter dort nichts zerstört hat. Auch eine Scheune haben wir. Aber ich kann Euch…dir… auch einen Schlafplatz bei mir zuhause anbieten. Im Übrigen kannst du mich auch gerne duzen.“ Sie lächelte wieder auf ihre freundliche Art und Weise und richtete ihren Blick wieder gen Wald. Wo war wohl dieser Hirsch abgeblieben?

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Donnerstag 30. April 2009, 14:38

Nara blickte nun ebenso wie Yasmina geradeaus. Auch wenn Yasmina wahrscheinlich die Bewegungen im Unterholz studierte, während Nara einfach den Übergang herbei sehnte. Yasmina schien ihre Einstellung gegenüber Männern zu teilen, sie lachte sogar darüber und Nara stimmte in das Lachen mit ein. Wie dumm doch manche von ihnen wirklich waren...

Dann meinte Yasmina noch, dass sie, falls sie den Hirsch nicht mehr fand, zum mindest einen Hasen erlegen wollte. Das hieß wohl, dass Nara nun einmal hautnah miterleben durfte wie man tatsächlich zu Fleisch kam. Ob ich das mit ansehen kann? Nara hatte keine Scheu vor Blut, schließlich hatte sie schon unzähligen Fohlen auf die Welt geholfen, aber verbunden mit Sterben war es dann doch etwas anderes.
Dennoch hieß das gleichermaßen, dass Yasmina sie zum Dorf begleiten würde und dass es auch Übernachtungsmöglichkeiten gab. Sie bot ihr sogar ihr eigenes Haus zum übernachten an... und da Nara sich nicht so mit Höflichkeit, geschweige denn Sitten auskannte, rief sie Yasmina direkt zu:
„ Das ist sehr nett, dass du“, schließlich waren sie beide nun zum du übergangen, was Nara Yasmina gleich noch einmal sympathischer machte, „mir sogar dein Haus als Schlafmöglichkeit anbietest. Ich habe nur begrenzt Geld dabei, aber ziemlich viel Proviant, könnte ich dann vielleicht die Nacht in deinem Haus verbringen? Keine Sorge, wie gesagt, ich brauche nichts zu essen, nur ein sicheres Dach über dem Kopf. Und ich bin es wirklich gewohnt nur auf einem Haufen Stroh zu schlafen. Und muss morgen früh auch gleich wieder weiter.“

Andere hätten sicher die Taverne in Anbetracht gezogen, aber es war doch so viel billiger und praktischer. Vor allem hätten viele nicht einfach so gefragt Aber Nara dachte darüber nicht weiter groß nach. Viel wichtiger war doch, dass sie heute noch das Dorf erreichen würden. Es schien wirklich alles zu passen. Jetzt musste nur noch der Überweg endlich in Sicht kommen.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Sonntag 3. Mai 2009, 16:43

„Ich denke, meine Mutter wird sich über eine Person mehr im Hause freuen.“, sagte Yasmina ruhig, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Oh ja, ihre Mutter würde sich bestimmt wahnsinnig über Besuch freuen. Seit dem Tot ihres Vaters waren Yasmina und ihre Mutter alleine. Da sie aber auch noch eine Jägerin war und dementsprechend viel im Wald, war die Mutter sehr oft ganz alleine, ohne auch nur den Hauch von Gesellschaft um sich zu spüren. Wenn Yasmina nun jemanden mit nach Hause brachte… Ihre Mutter würde sicher fast weinen vor Freude. Nunja, vielleicht auch nicht… aber freuen würde sie sich.
„Und wegen dem Essen… An einer ordentlichen Portion wirst du wohl kaum dran vorbei kommen…“, meinte die junge Jägerin lachend, „das wird meine Mutter nicht zulassen.“ Sie richtete ihren Blick auf Nara und zwinkerte keck, ehe sie wieder nach vorn blickte.

Einige Minuten später kam der Überweg des Flusses in Sicht. „Sieh nur“, sprach Yasmina, wobei sie mit ihrem Finger nach vorn auf den Überweg deutete. „Dort ist der Überweg! Dann können wir uns ja bald auf den Weg zurück zum Dorf machen!“ Und vielleicht würde Yasmina noch ein Tier vor die Nase kriegen. Ansonsten hatte sie einer nicht Ortskundigen ein Dach über den Kopf geliefert.

Ihr eigentlicher Plan für den Tag war gewesen, ihre Fähigkeiten als Jägerin zu beweisen. Nunja, sie hatte vielleicht ihre Fähigkeiten in dem Sinne beweisen können, dass sie einer anderen Person Hilfe angeboten hatte und ihre Beute dafür aufgegeben hatte. In dem Sinne war sie vielleicht doch eher wie ihre Mutter…

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Sonntag 3. Mai 2009, 17:10

Nara hörte sich erfreut die Zustimmung der Jägerin an. Sie klang weder erzwungen, noch irgendwie genervt, einfach freundlich. Yasmina lebte also auch noch bei ihren Eltern oder - halt - von einem Vater hatte sie nichts gesagt. Vielleicht lebte sie ja allein mit ihrer Mutter? Für Nara eine seltsame Vorstellung, da ihr perfektes Familienbild einfach Vater, Mutter und Kind beinhaltete. Dennoch hatte sie damit kein Problem und lächelte, als sie hörte, dass sie dort sogar etwas zu essen bekam.
"Das ist wirklich sehr freundlich von dir!"

Und dann kam auch endlich der Überweg in Sicht. Es war eine kleine Erhebung des Flussgrundes. Das Wasser floss hier nur noch knöchelhoch. Nara freute sich auf die Erfrischung, denn vom Laufen war ihr nun doch etwas warm geworden, obwohl die Temperaturen hier wirklich sehr angenehm waren.
Vorsichtig machte sie ein paar Schritte auf das Flussbett zu, da sie merkte dass es so nah am Ufer sehr rutschig war. Inzwischen stand sie mit ihren Stiefeln im Sand, so beugte sie sich hinab zu ihren Stiefeln. Für andere hatten ihre Stiefel unzählige Schnallen und sahen bestimmt auch nicht gerade praktisch aus, doch Nara wusste genau welche Schnallen sie zu öffnen hatte, um schnell aus ihnen steigen zu können. Da sie ihren Dolch schon am Gürtel trug, wickelte sie nur noch ihre Stoffhose etwas hoch und nahm ihre Stiefel in die Hände. Dann begann sie langsam in den Fluss zu steigen.

Wie kühl er doch war! Eine Gänsehaut überzog ihre Arme, als das kühle Nass ihre Füße umspielte, aber es war ein angenehmes Gefühl den weichen Sand unter den Füßen zu spüren und den Schweiß der Füße weggewaschen zu bekommen. Vorsichtig setzte Nara einen Schritt vor den anderen. Sie musste kichern, als ein paar kleine Fische ihre Füße streiften. Ein paar mal rutschten unter Naras Füßen kleinere Steine weg, dann verlor sie fast das Gleichgewicht, denn sie musste zusätzlich ihr Gepäck und ihren Bogen, samt Köcher auf ihrem Rücken ausbalancieren, doch Nara fand immer im letzten Augenblick noch halt. Es machte ihr sichtlich Spaß durch den Fluß zu waten.

Dann erreichte sie die andere Uferseite und somit Yasmina. Sie bemerkte jetzt, dass Yasmina ein paar Zentimeter kleiner war, als sie selbst und ebenfalls einen Dolch an ihrem Gürtel trug. Sie schien ebenfalls nicht sehr viel Wert auf ihr Äußeres zu geben, denn in ihren Haaren hingen ein paar kleinere Blätter. aber Nara mochte das viel lieber als die Allüren von verhätschelten, heraus geputzten Damen.
Sie stellte ihre Stiefel ab und reichte der Jägerin die Hand.
"Um dich noch einmal richtig zu begrüßen und mich noch einmal zu bedanken!"
Wäre Nara nicht so glücklich über einen Übernachtungsplatz gewesen, hätte sie die Geschichte mit der Hand wahrscheinlich weg gelassen, aber da sie so froh darüber war, war dies eher eine Geste der Dankbarkeit, denn der Höflichkeit. Dann schlüpfte sie wieder in ihre Stiefel und schloß die zwei Schnallen.
"Ach, wie gut doch so ein bisschen Wasser bei einer Wanderung tut", seufzte sie und blickte sich um.
"Und wohin jetzt?"

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Sonntag 3. Mai 2009, 20:18

Freundlich nahm sie die Hand der Pferdezüchterin und schüttelte sie, wobei ihr Griff relativ fest war. „Nichts zu danken!“, gab sie lächelnd zurück und sie deutete den Südosten. „Nun müssen wir den ganzen Weg wieder zurück, dann weiter gen Osten und wir sind bald im Dorf. Eigentlich ist der Weg nicht all zu lang.“, erklärte sie, während sie sich auf ihrem Absatz rumgedreht hatte und nun den Rückweg anging.

Während sie so durch den Wald wanderten, war Yasmina immerzu wachsam und bei jedem noch so kleinen Knistern richtete sie ihren Pfeil, den sie bereits auf die Sehne genockt hatte, auf die Stelle, wo es herkam. Leider waren es immer nur kleine Vögelchen, die aufgeschreckt aus den Büschen herausflatterten. Keine Wertvolle Beute, davon würde gerade mal die Nachbarskatze satt werden. Wenn das Vieh überhaupt satt werden konnte…

Ruhig waren ihre Schritte, die sie nun einen Richtungswechsel machen ließen. Das Dorf war eigentlich nicht mehr fern. Würde ihr nun ein Tier vor die Nase rennen, dann könnte es natürlich sein, dass sie dem Tier hinterher geht. Um die Wanderung nicht ganz so langweilig werden zu lassen, begann Yasmina ein wenig zu singen. Dabei war ihre Stimme klar, auch wenn die Töne nicht immer ganz so gerade waren, wie Yasmina es sich gewünscht hätte. Den Lautstärkepegel hielt sie bei Singen jedoch unten, damit sie keine Tiere aufscheuchen konnte.

Mit einem Mal verstummte sie. War dort etwa die Spitze eines Hasenohres gewesen? Wenn ja, so müsste Yasmina einen Pfeil auf die Reise schicken. Nur um zu sehen, ob dort etwas war. Kurz hob sie die Hand an, um Nara zum Stehen zu bringen. Dann legte sie sich ihren Zeigefinger an die Lippen. „Wartet. Ich glaube dort etwas entdeckt zu haben.“, erklärte sie Nara ruhig. Dann ging sie leicht in die Knie und ging einen Schritt weiter. Als sie dann das eine Knie auf den Boden herabsenkte und mit einem Fuß für festen Stand sorgte, zog sie die Sehne ruhig bis zum Mundwinkel an. Ihr Körper stellte nun eine gerade Linie dar. Der Arm, der den Bogen hielt, war nicht ganz durchgestreckt, der andere Arm angezogen, der Zeigefinger lag sachte in ihrem Mundwinkel. Den Ellenbogen des angewinkelten Armes hatte sie nach unten gedrückt, sodass er auf gleicher Höhe mit dem Pfeil war. Sie zielte auf die Stelle, wo sie meinte, einen Hasen erblickt zu haben. Dann löste sie die Sehne und während der Pfeil sein Ziel mit einem leisen Zischen erreichte, löste Yasmina ihre Haltung langsam.

Ihr Blick wanderte zu Nara. „Kannst du tote Tiere sehen?“, fragte sie ruhig. Sie wollte Nara ja nun nicht etwas zumuten, was sie vielleicht gar nicht vertrug.

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Erzähler » Montag 4. Mai 2009, 15:52

Hinter dem Gebüsch lag der getroffene Hase. Er hatte keine Chance gehabt und war längst nicht mehr am Leben.
Es war ein recht hübsches Tier gewesen, bräunliches Fell, lange Ohren und einen wohlgerundeten Bauch. Zumindest eine kleine Familie würde er am Abend sättigen können.
Nachdem sich Yasmina vergewissert hatte, ob sie diesen Anblick ihrer neuen Bekanntschaft zumuten konnte, konnte sie sich um ihre Beute kümmern. Würde Nara den Anblick nicht vertragen, könne sie sich schließlich zurück halten und müsse nicht unbedingt hinsehen.
Als die junge Jägerin die Zweige des Gebüsches teilte und endlich das Tier mitsamt Pfeil erkennen konnte, war sie wohl darüber überrascht, was sich ihren Augen bot.
Die Beute war eindeutig von ihr erlegt worden, davon zeugte das Holz in seinem Körper, das nur ihres sein konnte. Knapp daneben, keine zwei Fingerbreit allerdings lag noch ein zweiter Pfeil, der nicht von ihr abgeschossen worden war.
Hatte da etwa noch ein Jäger versucht, Beute zu machen?
Vor ihr raschelte es im Unterholz und in genau jenem Moment, in welchem sie ihren Blick hob, teilte sich direkt vor ihr ebenfalls ein Gebüsch.
Zum Vorschein kam... ausgerechnet dieser Typ, der sie vorhin schon so scheel gemustert hatte!
Auch er erkannte sie wieder und sein Gesicht verdüsterte sich.
"Finger weg von meiner Beute, Mädchen!", fuhr er sie an und wollte seinen Worten ohne zu zögern Taten folgen lassen. Dabei trat er hervor und wollte nach dem toten Hasen greifen, der sich ohnehin nicht mehr wehren konnte.
Indes hielt sich sein Begleiter etwas zurück, teilweise aus dem einfachen Grunde des Platzmangels.

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Montag 4. Mai 2009, 16:18

So wanderten die beiden in Richtung des Dorfes der Waldmenschen. Nara genoss die vielen Stimmen des Waldes, unter die sich auch noch Yasminas klarer Gesang mischte.
Auf Yasminas Frage zuckte Nara mit den Schultern.
„Blut sehe ich durch die jungen Fohlen häufig, ebenso tote Tiere durch Fehlgeburten.“
Ob das aber auch bedeutete, dass sie durch eine Waffe verwundete, tote Tiere sehen konnte wusste Nara allerdings nicht so genau. Sie nahm sich einfach vor, nicht so genau hinzusehen und stattdessen in den Wald zu schauen. Sie staunte darüber, wie diese grüne „Höhle“ so friedlich und freundlich aussehen konnte und wie viel Tot und Jagd doch in ihr steckte. Abwesend strich sie über den Ast eines Strauches, seine feinen Blätter gaben in ihrer Hand nach, ein leicht kitzelndes Gefühl, doch hauchzart. Hätte sie nicht ihr Gestüt, so wäre Nara vielleicht sogar irgendwann in den Wald gezogen.
Nara hing diesen Gedanken nach, während Yasmina ins Gebüsch zu dem Hasen gelaufen war.

Eine plötzliche unfreundliche Männerstimme riss Nara jedoch gleich wieder unsanft aus ihren Gedanken. Ein wenig aufgeschreckt und auch neugierig schritt sie zu Yasmina und blieb direkt hinter ihr stehen.
Einen kurzen Anblick erhaschte sie jetzt auch auf den Hasen. Es war kein besonders schlimmer Anblick, aber Nara doch irgendwie unangenehm, weswegen sie sofort den Mann genauer musterte, der Yasmina so angefahren hatte. Wie es aussah war auch er ein Jäger, hinter ihm stand noch einmal ein Mann, der sich aber im Hintergrund hielt.
Anscheinend stritten sie sich darum, wer den Hasen erlegt hatte. Zum mindest hatte Nara das aus den Wortfetzen heraus lesen können und die zwei Pfeile am Boden verstärkten ihren Verdacht.
Die aggressive Art des Mannes machte Nara ebenfalls recht gereizt. Sie hatte doch genau gehört, wie der Pfeil getroffen hatte und der Zeitpunkt passte haargenau auf den, kurz nachdem Yasmina abgeschossen hatte. Außerdem sah der Pfeil aus, wie die anderen, aus Yasminas Köcher, wie die Pferdezüchterin bei einem kurzen Seitenblick feststellte. Für Nara eine ganz klare Angelegenheit.
„Was soll denn das hier?! Ich bin Zeuge, dass Yasminas Pfeil getroffen hat, der Zeitpunkt des Abschusses und der des Treffers stimmen fast exakt überein. Außerdem, schaut Euch doch einmal Yasminas Pfeile an. Merkt Ihr was? Jaa, de im Körper des Hasen ist wohl einer von Yasminas Pfeilen.“
Noch bebte Naras Stimme nur leicht. Sie hatte weder laut, noch zwischen den Zähnen hervor gesprochen, doch ihre Worte waren klar. Und um Nara wirklich wütend zu machen brauchte es wahrlich nicht viel.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 4. Mai 2009, 20:30

Für einen kurzen Augenblick war Yasmina zu baff, um zu reagieren und war im Endeffekt froh, dass Nara ihr beigestanden hatte und sie mit ihren Worten verteidigte. Ihre Hand wanderte rasch zu dem Hasen. „Der hier“, sprach sie mit ruhiger, doch deutlich zorniger Stimme, „ist meine Beute! Wenn Ihr nicht in der Lage seit zu treffen, so ist dies nicht mein Verschulden.“ Damit deutete sie auf den Pfeil, der im Boden steckte und den Hasen klar verfehlt hatte. Innerlich war Yasmina am brodeln und am Liebsten hätte sie sich auf den Kerl geschmissen und ihm eine verpasst…

Ihre Aggressionen waren ihr nur an einer geballten Faust ihrem ernsten, strengen Blick zu erkennen, der mehr als tausend Worte sprach. Das konnte doch nicht wahr sein, dass dieser Mann tatsächlich ihre Beute einsacken wollte! Hatte er selbst keinen Erfolg gehabt und wollte vermeiden, neben einer Frau schlecht dazustehen? Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

Die Hand, die sie auf den Hasen zu bewegt hatte, legte sich um die langen Löffel des Tieres. Sie würde das Tier nicht loslassen! Der Typ würde sowieso erst ihren Pfeil aus dem Tier ziehen müssen, ehe er das Tier an sich nahm. Yasminas freie Hand entspannte sich langsam und sie legte die Hand an ihre Hüfte. Unauffällig verbarg sie ihren Dolch dahinter. Sie würde nicht angreifen. Erst, wenn er gewalttätig werden sollte, würde sie die kleine, aber scharfe Waffe ziehen und sich zu Wehr setzen. Die Frage war nur, wie der Mann im Hinterhalt reagieren würde…

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Erzähler » Montag 4. Mai 2009, 20:39

Was wohl kaum noch möglich war, trat ein. Das Gesicht des Kerls verdüsterte sich noch um ein Vielfaches mehr.
Zuerst wandte er sich an die Rothaarige, die es gewagt hatte, sich in das "Gespräch" einzumischen.
Wenig freundlich zischte er in ihre Richtung:"Hör mal, Püppchen, wenn ich deine Meinung wissen will, dann werd ich dich danach fragen, so unwahrscheinlich das auch sein wird!"
Sein Blick war mehr als abschätzend. Die Lippen verzogen sich flüchtig zu einem Grinsen, als seine Augen an ihrem weiblichen Körperbau kurz hängen blieben, sodass deutlich wurde, für was er Nara als geeignet erachtete. Mehr jedoch wäre bei ihm wohl kaum möglich.
Danach ruckte sein Kopf in Yasminas Richtung.
"Dein verfluchter Pfeil steckt nur in dem Hasen, weil er meinen im Flug abgelenkt hat. Somit ist dieser Hase eindeutig meine Beute!" Erneut begann er zu grinsen, dieses Mal war es ohne jeden Zweifel verächtlich und arrogant. "Aber es war ja klar, dass ein Weib eine Jagd nur vermiesen kann!"
Der Mann aus dem Hintergrund trat einen halben Schritt vor und legte die Hand auf die Schulter des anderen.
"Angarin, lass es.", lenkte er ein und nickte den beiden jungen Frauen zwar mit neutralem Gesichtsausdruck, doch als durchaus freundlich zu verstehen zu. Er wollte die Situation entspannen.
Allerdings war Angarin da anderer Meinung.
Er löste sich mit einem kräftigen Ruck von der Berührung und trat mit drohendem Blick auf Yasmina zu.
Dann wollte er nach dem Hasen greifen, um seine Besitzansprüche endgültig geltend zu machen.

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Montag 4. Mai 2009, 21:16

Nara schaute erleichtert zu, wie Yasmina ebenfalls mit voller Überzeugung und ohne verhaltene Angriffslust ihr Recht verteidigte. Selbstbewusst packte sie die Ohren des Hasen, von dem Nara schnell wieder den Blick abwandte. Sie beobachtete wie die Jägerin eine Hand an ihren Dolch legte, Nara konnte das von hinten gut sehen, aber der Mann vor ihnen würde es wohl kaum bemerken.
Keine schlechte Idee, dachte Nara anerkennend. Doch dann durchfuhr sie ein Schauer. Würde die Situation tatsächlich so gefährlich werden? Ein wenig bekam sie es nun doch mit der Angst zu tun. Sie war gerade einmal in einer etwas gefährlicheren Situation gewesen und war dieser nur durch Glück entkommen, zudem war dies schon ewig her.

Doch die Angst war durch die provozierenden Worte des Mannes wie weggeblasen. Drei Dinge hatte der Mann getan, die Nara auf den Tod nicht ausstehen konnte: Er hatte sie „Püppchen“ genannt und solche Frauen hasste Nara, seine ganze Tat von solch einer Ungerechtigkeit durchzogen, dass Nara sich einfach nicht mehr beherrschen konnte UND er hatte das Geschlecht der Frauen erniedrigt.
Ihr Blut pochte heiß durch ihre Adern, sie spürte, wie ihr Gesicht warm wurde und wie sie fast die Kontrolle über ihre Bewegungen verlor, da all ihre Glieder vor Wut bebten. Sie trat nun noch dichter an Yasmina heran und legte ihre rechte Hand bewusst provozierend auf den Griff ihres Dolchs. Natürlich konnte sie damit nicht umgehen, hatte es ja noch nie versucht, aber sie war so wütend, das sie das vergaß.
„Was soll denn das heißen? Das was Ihr hier tut, ist eine Ungerechtigkeit, die bestraft gehört und Ihr fühlt Euch auch noch im Recht!? Wie halten es die Menschen im Dorf nur mit Euch aus, wenn Ihr nicht einmal jetzt, nach all den Beweisen Yasmina im recht seht?“
Naras Stimme war nun deutlich lauter als zuvor.
Ihre Augen hatten tiefgrün zu glühen bekommen, ihre Gesichtszüge hatten sich versteinert und bei der Hand, mit der sie den Dolch hielt, traten ihre Knochen weiß hervor, da sie in Gedanken das Gesicht des Mannes zerquetschte.
Als der Mann noch näher an Yasmina heran rückte, quetschte sich auch Nara nun neben Yasmina. Der andere Mann, sowie der Hase waren vergessen. Die Pferdezüchterin sah rot.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 4. Mai 2009, 21:27

Auch ihr Blick verfinsterte sich deutlich, nachdem er Nara als Püppchen bezeichnete und sie so eindringlich musterte. Der Griff um die Ohren des Hasen wurde deutlich fester und Yasmina musste sich krampfhaft zurückhalten, nicht den Dolch zu ziehen.
„Zum einen“, sprach sie mit wenig Geduld in der Stimme, „ist meine Begleiterin kein Püppchen, sondern eine mit Respekt zu behandelnde Frau, die du nicht so zu mustern hast!!“ Sie sprach einiger ihrer Worte klar und deutlich aus, sprach sogar lauter, um ihm die Worte klarer zu machen. Dann versuchte sie, mit ihrer Hand, die zuvor am Griff des Dolches geruht hatte, seine Hand vom Hasen fernzuhalten. „Zum anderen ist DEIN Pfeil deutlich daneben geflogen!“, meinte sie, wobei ihre Stimme noch lauter wurde als zuvor. Dieser alte Bock nahm sich verdammt viel raus. Sie zog einen Pfeil aus dem Köcher und rammte ihn in eine Stelle des Bodens, die in einer anderen Richtung als sein Pfeil und in einem anderen Winkel lag. „Hätte mein Pfeil deinen abgelenkt, so wäre er in diesem Winkel an dieser Stelle in den Boden gegangen!“ Ihre Gesichtszüge spannten sich deutlich an, ebenso wie der Rest ihres Körpers. Jeder einzelne Muskel schien auf einmal angespannt zu sein und zwischen zusammen gebissenen Zähnen presste sie hervor:„Und wag es nicht an meinen Jagdqualitäten zu zweifeln oder mir die Schuld für deine Dummheit in die Schuhe zu schieben!“

Yasmina war so richtig wütend! Angarin wagte es, an ihr zu zweifeln, an ihr Kritik zu üben und ihr vorzuwerfen, die Jagd versaut zu haben! Jedes seiner Worte war wie ein Stich mitten in ihr Herz. Er beleidigte nicht nur sie, sondern auch ihren Vater… Sie war froh, dass Nara sich nun neben sie gestellt hatte und ihre Worte mit den ihren bekräftigte. Wäre sie nicht da und wäre sie allein mit dem Kerl, sie wüsste nicht, ob sie in Tränen ausbrechen oder ihn erstechen würde…

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Erzähler » Dienstag 5. Mai 2009, 12:55

Angarin war keinesfalls gewillt, die ihm, in seinen Augen, zustehende Beute her zu geben. Seine Entschlossenheit war nicht geringer als die der beiden jungen Frauen.
Trotzdem richtete er sich wieder auf, allerdings hauptsächlich deswegen, um von oben herab drohend auf die Jägerin zu blicken.
Auch wenn das Püppchen als erstes vorlaut genug war, um ihm eine Widerrede zu geben. Doch sollte sie damit gerechnet haben, ihn mit diesen Worten provozieren zu können, dann hatte sie sich getäuscht.
Stattdessen lachte er lediglich abfällig, mehr gönnte er ihr als Reaktion nicht.
Dieses Weibchen nahm sich zwar eindeutig zu viel heraus, aber zuerst wollte und musste er sich seine Beute sichern, bevor er ihr zeigen konnte, wie sie einem Mann zu begegnen hatte! Beinahe empfand er es als schade, dass er seine Rute nicht mit hatte, allerdings würde es ein Ast schon tun.
"... mit Respekt zu behandelne Frau,..."
Ein zweites Mal innerhalb kürzester Zeit lachte er auf und es stand ohne Zweifel fest, dass nichts als Verachtung darin lag. Das war ja zu amüsant!
Während hingegen sein Begleiter seufzte und verständnislos den Kopf schüttelte.
Doch schlagartig verfinsterte sich Angarins Gesicht wieder.
Was bildete sich dieses Frauenzimmer ein?! Yasmina hatte, ohne es wohl bewusst zu tun, sondern einfach nur, weil sie die Wahrheit sprach, einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Und da er sich noch immer im Recht zu wissen glaubte, traf ihn diese Belehrung noch tiefer. Und damit hatte sie die Situation alles andere, nur nicht entspannt.
Das merkte auch sein Begleiter, der ihn schon öfters erlebt hatte und ein wenig kannte. "Angarin, lass den Hasen gut sein. Wir haben noch ein bisschen Zeit, um...", versuchte er zu beschwichtigen und den cholerischen Anfall des anderen noch in seinem schlimmsten Ausmaß zu vermeiden.
Aber dafür war es nun zu spät. Seinen Begleiter schnauzte der Angesprochene an:"Halt die Klappe! Ich werde den Teufel tun und zulassen, dass Raysaugh wieder mehr geschossen hat, nur weil die keine Augen im Kopf hat!"
Daraufhin wandte er sich wieder vollständig Yasmina zu. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
"Und du, Weib, wag es ja nicht noch einmal, meine Jagdfähigkeiten in Frage zu stellen!" Überraschend schnell und viel zu ansatzlos, als dass eine der beiden jungen Frauen hätte eingreifen können, packte er die Jägerin an der Kehle und zwang sie grob auf die Beine. "Mir scheint, dein Gatte sollte mal wieder die Rute bei dir einsetzen, um dir zu zeigen, was es heißt, Respekt..." Dieses Wort spuckte er ihr regelrecht ins Gesicht. "... vor Männern zu haben!" Ein kaltes Grinsen zierte seinen Mundwinkel. "Und wenn er Hilfe braucht, ich zeige ihm gerne, wie man ein Frauenzimmer wie dich züchtigt!"
Oh ja, und wie er Yasmina zeigen würde, was es bedeutete, sich in die Jagd von Männern einzumischen! Die würde sich wünschen, niemals auch nur auf den Gedanken gekommen zu sein, sich vom heimischen Herd wegzubewegen!
Sein Begleiter wollte eingreifen, um das Schlimmste zu verhindern, als er die Überraschung endlich überwunden hatte.
Allein, die Gegebenheiten machten ihm einen Strich durch die Rechnung. So war er viel zu langsam und viel zu laut, noch dazu hatte er gar keine andere Chance, als auf der rechten Seite Angarins aus einzugreifen. Genau dort, wo die Hand noch frei war, da Yasmina mit der Linken gehalten sowie gewürgt wurde.
"Angarin, hör auf!", fuhr ihn der andere zwar noch an, konnte mehr allerdings nicht mehr ausrichten, denn die Faust traf seinen Brustkorb.
Der Verletzte wurde zurück geschleudert und knallte mit dem Hinterkopf gegen einen massiven Baum. Diese Begegnung löschte aufgrund ihrer Heftigkeit sein Bewusstsein sofort aus.
Dadurch hatte Angarin freie Bahn und machte sich gar keine Gedanken darum, dass er gegen eine oder beide der Frauen unterliegen könnte. Wobei es bei Yasmina wohl schwer werden würde, da er sie trotz des Würgegriffs weit genug von sich entfernt halten konnte, dass sie ihn nicht treffen konnte.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 5. Mai 2009, 15:15

Als seine Hand ihre Kehle umschloss und er sie auf die Beine zwang, griffen ihre Hände seine und sie biss die Zähne knirschend zusammen. Der Kerl musste total übergeschnappt sein!

Trotz ihrer schlechten Lage gab Yasmina nicht nach. Nie würde sie einem Mann unterliegen, da konnte er sie verprügeln, wie er wollte. Yasmina würde ihn dafür nur auslachen.
„Wie gut“, presse sie hervor, „dass ich keinen Gatten habe und wenn, dann wäre einer wie du es sicher nicht! So kleinkariert, so dumm und naiv, tatsächlich zu glauben, Prügel bezwingt eine Frau wie mich!“ Dann grinste sie, herausfordernd, keine Angst zeigend. „Deine Jagdfähigkeiten sind nicht mal halb so gut wie meine!“ Giftig wie eine Schlange spuckte sie ihm diese Worte mitten ins Gesicht, dabei waren ihr die Konsequenzen relativ schnuppe. Ein Kichern, kalt wie ein Eisblock, entrann ihrer zarten Kehle, die Angarin grob umschlossen hatte. „Züchtigen sagst du! Vielleicht willst du es doch besser Mord nennen?“, fragte sie, dabei war ihre Stimme ruhig und leise. Wahrscheinlich würde das, was er als Züchtigung bezeichnete, mit ihrem Tod enden, zumindest befürchtete sie dies insgeheim. Sein Griff war weder sanft, noch schien er sich im Zaum halten zu können.

Ihr Blick wanderte zu Angarins Begleiter, der durch den Hieb und dem Aufprall bewusstlos auf dem Boden lag. Wenn schon ein Mann nicht gegen diesen Grobian angehen konnte, wie sollte dann Yasminas zarter Körper seinen Hieben und Schlägen standhalten können? Trotzdem lächelte sie ihn dreist an. „Wie Raysaugh wohl reagieren wird, wenn er eine Jägerin aus seinem Jagdtrupp erschlagen im Wald findet?“, fragte sie, gespielt lässig und sich am Hinterkopf kratzend. „Ich denke, da ist ihm meine Beute, die du mir gestohlen hast, relativ gleichgültig und du wirst nie wieder einen Bogen spannen können oder eine Frau auch nur mehr als 5 Schritt nahe kommen dürfen.“

Yasminas Herz bebte in ihrer Brust und schien ihr bis zum Hals zu schlagen… sie hatte innerlich eine Angst, die sie nicht mit ihren Worten verdrängen konnte. Doch sie hatte ein Talent, ihre Angst nicht zu zeigen. Ihr Blick wanderte zur Seite, zu Nara. Zu leise für Angarin, doch laut genug für Nara flüsterte sie:„Geh weiter gen Osten, das Dorf ist nicht mehr weit. Frag nach Raysaugh, ob er bereits im Dorf ist. Wenn nicht… suche meine Mutter und richte ihr aus, dass ich sie lieb hab…“ Kurz legte sich Traurigkeit in die Augen der jungen Jägerin. Sie befürchtete wirklich, noch an diesem Tag dem Tod gegenüber zustehen und nicht fliehen zu können. Sie würde wie ihr Vater im Wald sterben, erschlagen von einem Jäger aus dem Dorf…

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Dienstag 5. Mai 2009, 15:18

Naras Wut hatte sich nicht gelindert, es war gut gewesen, dass der Mann nichts mehr auf ihre Worte gesagt hatte, sondern nur gelacht, andernfalls hätte Nara vielleicht noch zu schreien begonnen. So umklammerte sie ihren Dolch nur noch ein bisschen fester. Sie sah auch jetzt erst den Begleiter des Mannes wirklich. Er schien auch nur schlichten zu wollen, aber der Jäger ließ sich absolut nichts sagen, er unterbrach seinen Gefährten mitten im Wort und fuhr Yasmina weiter an. Der Begleiter hatte also absolut keine Chance irgendetwas zu sagen.

Und plötzlich packte der Jäger Yasmina an der Kehle. Nara war so erschrocken, dass sie sich für ein paar Sekunden nicht mehr bewegen konnte und ihre Augen nur schockiert auf den Mann richten konnte, der Yasmina die Kehle zudrückte. Erschrocken sog sie die Luft ein. Sie war noch keinen ganzen Tag unterwegs... Sie kannte Yasmina nicht, oder erst seit ein paar Stunden. Eigentlich ging es ja nur um einen blöden Hasen. Verhungern würde sicher niemand. Wie hatte das Ganze so ausarten können? Gedankenströme stürzten auf sie ein.

Doch dann kehrte die Wut zurück. Sie war nun so stark, dass Nara die komplette Kontrolle über ihre Handlungen verlor. Als der Mann seinen Begleiter bewusstlos schlug, gingen alle ihre Sicherungen durch. Schneller als der Blitz stand sie hinter dem Jäger und presste ihre Dolchspitze in seinen Rücken. Wie der Dolch in ihre Hände gekommen war wusste sie nicht mehr.
„LASS SIE LOS!“, brüllte Nara, obwohl sie fast neben seinem Ohr stand.
Der Baum unter dem sie standen begann ein wenig zu rascheln, obwohl überhaupt kein Wind ging, doch das beachtete Nara in diesem Moment gar nicht.
Sie sah es nicht einmal. Ihr Tunnelblick bohrte sich in den Rücken des Mannes. Ihre vor Wut bebende Hand ließ das Messer ein paar Risse durch die Kleidung schneiden. Zu mehr war sie im Moment nicht fähig.
Doch dann sprach Yasmina so traurige Worte zu ihr, dass Nara die Ungerechtigkeit der ganzen Sache noch einmal richtig bewusst wurde, neues Feuer rann durch ihre Venen. Sie würde Yasmina hier nicht zurücklassen. Nein, Nara war jetzt wütend. Sie begann das Messer langsam in den Rücken des Mannes zu bohren. In ihr kämpften zwei Empfindungen, nein Grundeinstellungen: Zum einen ihre schier unbändige Wut, dass man jemanden so anfiel, nur wegen eines Hasen.
Zum anderen ihr Wille kein Leben zu zerstören oder zu verletzen, eine Einstellung, die sie von ihrer Mutter erlernt hatte.
Außerdem hatte sie noch nie mit einer Waffe gegen einen anderen agiert, aber da Yasmina gerade so sehr auf ihre Hilfe angewiesen war vergaß Nara dies ganz.
Noch hatte der Dolch nur eine tiefe Schnittwunde ausgelöst.
„Lass sie los“, sagte sie noch einmal zwischen den Zähnen hervor.

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Mai 2009, 07:19

Angarins Blick wurde finster und drohend.
Als sie behauptete, sie wäre eine bessere Jägerin als er, rutschte ihm die Hand aus. Mit der Rechten verpasste er ihr eine schallende Ohrfeige, ohne sie natürlich los zu lassen.
Ihre nächsten Worte ließen ihn trotzdem überraschend nüchtern reagieren. Seine Augenbrauen hoben sich, ehe sich dennoch ein Grinsen wieder auf seine Lippen legten.
"Wo bleibt der Spaß, wenn ich dich gleich umbringe?", zischte er ihr auf eine schleimige Art und Weise entgegen, die jeder Frau nur zuwider sein konnte.
Ihre nächste Bemerkung entlockte ihm zwar ein Knurren, da er noch immer in großer Konkurrenz zu Raysaugh stand. Ansonsten allerdings sah er es nicht als nötig an, das irgendwie auch nur im Ansatz zu erwidern.
Selbst wenn es ihm passieren sollte, dass dieses verfluchte Frauenzimmer es nicht überleben sollte, glaubte sie tatsächlich, er würde es nicht wie einen Unfall aussehen lassen können? Hielt sie ihn etwa für einen Dummkopf?
Selbstverständlich wusste er unzählige Möglichkeiten, wie so etwas zu kaschieren wäre. Aber im Prinzip war sie ihm diese Mühe nicht mal wert. Er würde schon auf andere Weise dafür sorgen können, dass sie gezüchtigt wurde.
Plötzlich sah das Püppchen sich wohl dazu veranlasst, ihrer Begleitung zu helfen. Überraschend schnell für ein Frauenzimmer befand sie sich in seinem Rücken und brüllte ihm etwas ins Ohr.
Zwar versteifte Angarin, jedoch sah er sich überhaupt nicht dazu genötigt, ihren Worten nach zu kommen. Auch das spitze Ding, wohl ein Dolch oder ähnliches, konnte in der Hinsicht nichts bewirken.
Sie konnte damit wohl nicht recht umgehen, so sehr, wie sie zitterte.
Das könnte ihm allerdings gefährlich werden. Da sollte er vielleicht doch besser sich um sie erst mal kümmern.
Der Schmerz, der sich auf einmal über seinen Rücken zog, entlockte ihm tief in der Kehle ein gefährliches Knurren.
Dieses verfluchte Miststück! Das hätte Nara nicht tun sollen, denn dadurch hatte sie ihn noch mehr gereizt.
Seine Augen blitzten gefährlich auf, aber Yasmina hatte keine Chance mehr, die andere zu warnen. Ohne das irgendwie anzukündigen, schleuderte er sie von sich weg, sodass sie im nächsten Gebüsch landete und dort erst einmal leicht benommen liegen blieb.
Kaum hatte sich seine Hand von ihrer Kehle gelöst, wirbelte er schon herum und packte ihr Handgelenk.
Mit Gewalt zwang er sie dazu, das Messerchen los zu lassen.
Seine Lippen zierte ein überhebliches, kaltes Grinsen. "Püppchen, du solltest dich nicht in Dinge einmischen, die dich nichts angehen!", wisperte er ihr zu und beugte sich in ihre Richtung.
Betont hörbar roch er an ihren Haar, ehe er fort fuhr:"Aber ich werde wirklich gerne beibringen, wie du dich am besten fügst!"
Er lachte dreckig auf und drehte sie ruckartig herum, wobei er ihr Handgelenk noch immer nicht los ließ. Im Gegenteil, er drückte es in ihrem Rücken in die Höhe, sodass jede einzelne ihrer Bewegungen sie schmerzen und vielleicht sogar einen Bruch riskieren würde.
Seine andere freie Hand legte er auf ihre Schulter und wisperte direkt an ihrem Ohr:"Im Übrigen, schreien wird dir nicht helfen!" Das erneute Lachen zeugte davon, was er mit ihr vorhatte.

Benutzeravatar
Yasmina Peresen
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Yasmina Peresen » Mittwoch 6. Mai 2009, 11:32

Unsanft war sie im Gesträuch gelandet. Ein leises „Uff!“ war aus dem Gebüsch zu hören, Yasmina war seitlich gelandet und war mit dem Rumpf voran auf den Boden aufgekommen. Sie rutschte noch einige Zentimeter weiter über den Waldboden und als sie dann endlich still lag, musste sie erst einmal Luft holen.

Ihre Hand glitt zu ihrer Kehle und sie atmete tief durch, um wieder das Gefühl von Freiheit genießen zu können. Langsam und zögernd brachte sie sich in eine sitzende Position. Ihr Brustkorb schmerzte, sowie ihre rechte Gesichtshälfte, die Kleidung war an einigen Stellen schwarz vom Waldboden und hatte hier und da ein kleines Loch. An diesen Stellen waren Schürfwunden auf ihrer Haut zu sehen. Kleine Steinchen auf dem Waldboden hatten sich in ihren Rumpf gebohrt. Mit verzerrtem Gesicht strich Yasmina über die Wunden, auf dass die Steinchen aus der Wunde heraus und auf den Waldboden zurück fielen.

Erst, als sie sich um ihre eigene Gesundheit gekümmert hatte, dachte sie an Nara. Direkt ereilte sie ein schlechtes Gewissen… Wie konnte ich Nara nur alleine lassen?!

So rasch es ihr möglich war, erhob sie sich und ging an den Rand des Gebüsches, um Angarin und Nara zu beobachten. Angarin stand mit dem Rücken zu ihr und fing an, Nara wesentlich zu nahe zu treten. Das konnte nicht wahr sein! Der Kerl bildete sich wirklich ein, mit einer Frau alles machen zu können, was er wollte! Ihr Blick verfinsterte sich. Das würde sie nicht zulassen! Kurz legte sich ihre Hand auf den Griff des Dolches. Sie würde ihn am liebsten erstechen! Doch das durfte sie nicht. Sie war keine Mörderin… Somit ließ sie die Hand wieder hinabwandern und sie sah sich um.

Als sie auf dem Waldboden einen großen Stein fand, wusste sie, was sie zu tun hatte.
Sie hob den Stein auf und leise, wie sich eine Jägerin im Wald zu bewegen hatte, trat sie aus dem Gebüsch hervor und hinter Angarin. Mit Mühe hob sie den großen, schweren Stein an. Es kostete sie schon etwas Kraft, den Stein in die Höhe zu heben, Angarin war nicht gerade klein, im Gegensatz zu Yasmina… Aber sie schaffte es, den Stein auf Höhe seinen Kopfes zu heben.

Und dann schlug sie ihm den schweren Stein auf den Hinterkopf. Wenn er keinen Dickschädel hatte, würde er nun bewusstlos zusammen sacken. Auf jeden Fall sollte sich der Griff um Naras Handgelenk lösen, sodass sie fallen gelassen wurde und Yasmina sie zu sich ziehen konnte.

Benutzeravatar
Nara Brea
Gast
Gast

Re: Begegnung

Beitrag von Nara Brea » Mittwoch 6. Mai 2009, 15:49

Die Reaktion des Mannes kam plötzlich – zu plötzlich. Nara hatte nich einmal Zeit sich zu freuen, dass er Yasmina tatsächlich los ließ (auch wenn er dies nicht gerade auf die Art und Weise tat, wie es sich Nara gewünscht hätte). Der Mann hatte von einer Sekunde zur nächsten ihr Handgelenk gepackt. Ihr Dolch ging sofort zu Boden.

Jetzt hatte sie verloren. Yasmina musste bewusstlos sein, so wie er sie von sich geschleudert hatte, oder zum mindest handlungsunfähig. Warum hatte sie nicht ihren Bogen gespannt? Warum hatte sie nicht aufgepasst? Warum war sie so dicht zu ihm heran getreten? Nara wusste warum; sie war wütend gewesen und nicht fähig für irgendeine gut überlegte Handlung.
Der Mann roch an ihrem Haar und meinte, dass er sie schon gefügig machen würde. Natürlich verstand Nara diese Anspielungen nicht. Sie war noch nie in näherem Kontakt mit einem Mann gestanden. Aber genauer darüber nachdenken konnte sie kaum, denn er verdrehte ihr das Handgelenk schmerzhaft auf dem Rücken.

Wie ein Welpe heulte Nara auf. Dann schrie sie, als er nicht mehr locker ließ. Sie wand sich in seinem Griff und brüllte in an: „LASS MICH LOS, DU BASTARD! AUA! Lass mich los...“
Dann wimmerte sie, nur um sich Sekunden später wieder schreiend aufzubäumen, wie ein junges Pferd.
Der Schmerz kam sofort, er flutete ihren Körper, wie ein Gift, dass ihr ins Handgelenk injiziert worden war. Sie wusste würde sie so weiter machen, dann würde er ihr das Handgelenk brechen. Tränen des Schmerzes und der Wut schossen ihr in die Augen. Die Welt um sie begann zu verschwimmen. Wut und Verzweiflung zerfraßen ihr Herz, noch einmal funkelnde sie den Mann mit letzter Kraft böse an.
Sie war so abgelenkt, dass auch sie Yasmina erst spät bemerkte. Nara hatte nicht einmal gehört, dass die Jägerin sich bewegt hatte.

Antworten

Zurück zu „Der Wald Sarius“