Zurück ins Leben

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. November 2023, 20:35

Niemand hätte wohl damit gerechnet, dass Zarrah sich in dem Maße offen zeigte. Erfahrungen haben gezeigt, dass es unter Dunklen kaum Exemplare gab, die anderes im Sinn hatten als ihren eigenen Vorteil. Dass die Elfe dann doch anders tickte, musste erstmal verdaut werden. Und natürlich geglaubt werden. Leichtfertig ging weder Razag noch Syn mit der Andersartigkeit von Zarrah um. Beide trauten ihr noch nicht gänzlich über den Weg, aber es war ein Anfang gemacht. Die Elfe schien tatsächlich ernst zu meinen, was sie sagte. Und sie offenbarte Razag ein paar neue Informationen, die sie nicht hätte preisgeben müssen. Sie waren an keine Hierarchien mehr gebunden. Sie waren ebenbürtig und auch Zarrah gewöhnte sich langsam daran, dass sie nicht alles allein bewerkstelligen musste. Was das in letzter Konsequenz bedeutete, das würde sich für sie alle zeigen müssen. Doch vorerst war die Wut getilgt. Verraucht an der Kühle der Elfe und schaffte Platz für etwas Neues. Razag musste sich wappnen, als er ihren Rat befolgte und sich langsam zu Crystin bewegte. Sie saß weiterhin am Feuer und starrte hinein. Vielleicht war sie auch eingeschlafen. Zarrah aber setzte sich in Bewegung und begann dann, wie versprochen, das Lager zu umrunden. Dabei hielt sich gleichzeitig Ausschau nach Syn, denn auch sie hatte es gewundert, dass er fort war. In unmittelbarer Nähe konnte sie den Menschen nicht ausmachen, sodass sie ihren Radius langsam erweiterte und nach ihm zu suchen begann.
Razag suchte auch etwas. Er wollte Vergebung und dafür sogar Blutpfand zahlen. Alles würde er hergeben, wenn er dadurch nur verhindern konnte, dass Crys ihre Augen abermals auf ihn richtete und vor Angst erzitterte. Sie war es doch, die mutig an ihn herangetreten war, um ihn zu waschen. Sie war es doch, die über seine Witze lachte und ihn anstrahlte mit dem Himmelblau, das an Freiheit erinnern mochte. Nun aber war von dem Strahlen nichts mehr übrig. Während er sich näherte, machte er besonders auf sich aufmerksam, damit sie nicht davonlief, wenn er kam. Crystin horchte augenblicklich auf, als sich die schweren Schritte näherten. Sie drehte den Kopf und erkannte Razag, der sich bis auf einen Meter herangewagt hatte. Bevor sie ihren Blick aber in sein Gesicht heben konnte, fiel er vor ihr auf die Knie und legte seinen Kopf auf den Boden ab. Erstaunt blickte Crys auf den Grünling herab und wusste nicht recht, was sie nun tun sollte. Ihr Herz klopfte, denn sie wusste nicht, ob Razag ihr nicht wieder gefährlich werden würde. Bevor sie ihrem Impuls nachgeben konnte, erhob der Ork jedoch die Stimme: „Es tut mir sooo leid! Ich habe dich angegriffen und das hast du nicht verdient! Du kannst meine Hand verlangen, wenn du sie haben willst. Nimm sie als Pfand dafür, dass ich sie nie wieder an dich legen werde. Ich will dir nie wieder Schmerz bereiten! Nimm...“ Erstaunt sah sie auf die dargebotene Hand und blinzelte verunsichert. Crystin runzelte die Stirn, weil sie nicht verstand. „Schneid sie mir ab, wenn es dir hilft. Nur bitte... bitte... Ich wünschte... Ich kann verstehen, wenn du mich nie wieder ansehen willst, oder mich fort schickst. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht! Zarrah meinte...“ Die Heilerin schnappte nach Luft, als er Flussnadel zog. Das Geräusch versetzte sie in Angst, doch auch wenn sie etwas zuckte, blieb Crys an Ort und Stelle. Sie hörte zu. Sie lief nicht schreiend weg, aber sie war auch nicht sicher, was sie davon halten sollte. Razag aber folgte nun seinem Herzen und was mit einer Entschuldigung und einem Blutpfand begonnen hatte, weitete sich ziemlich schnell aus. „Du hast nichts falsch gemacht, falls du das glaubst. Ich bin Schuld. Ich habe dich sterben sehen und ...sie haben mich es glauben lassen. Ich dachte du wärst tot und wollte dich begraben... Ich war... zerstört! Sie haben mich zerstört und als du dich bewegt hast... sie ..die Raquel hatte etwa gesagt... Ich hatte das Gefühl, sie wollten deinen Körper noch benutzen. Nekromantie...“

Das alles war viel zu viel für die angeschlagene Heilerin, sodass sie langsam den Kopf schüttelte. Die Erinnerungen schmerzten auch sie und die Bilder quälten ihr Gemüt. Sie spürte die Enge an ihrem Hals, doch sie hielt den Blick standhaft auf Razag gerichtet, der noch immer zu Kreuze kroch. „Ich wollte nicht, dass sie deinen Leib missbr... dich zu einem Werkzeug machen, das dazu dienen sollte, Zarrah... Als... v...verzeih mir! Als du dich dann bewegt hast... ich dachte du wärst ein... Ich …ich sah rot. Deswegen habe ich auch alle getötet, damit der Nerkro seinen Einfluss über dich verliert... “ „Razag.“, wandte Crystin nun leise ein und ihre Stimme war nur ein Krächzen. „Sie hatten es verdient. Sie hatten dich getötet. Doch dann... dann... hast du geatmet und alles ist durcheinandergeraten!“, er konnte nicht aufhören. Er musste es loswerden, denn sonst drohte er noch daran zu ersticken. Crystin rutschte nun so auf die Knie, dass sie Razag ansehen konnte, ohne den Kopf schmerzhaft zur Seite drehen zu müssen. Sie knieten einander gegenüber und die junge Frau blickte auf Razag herab und ihre Augen schwammen in salzigen Tränen. Ihn da so knien zu sehen, war nichts, was sich Crystin wünschte. Sie zuckte vor und wollte ihn berühren, doch hielt sie sich zurück, als sein Blick sie traf. Einen Moment starrte ihr Blau in sein Grau und sie blinzelte. Mitleid regte sich in ihr, obwohl sie weitaus mitgenommener aussah. „Wie... wie geht das? Warum... warum lebst du noch?!?“, wollte er wissen und sie hob den Blick wieder. „... Ist das Magie? Keine Nekromantie... ist das deine Magie?“ Ein kurzes, aber deutliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Angst, die sie ihm gegenüber empfunden hatte, war wie weggeblasen. Crystin war traurig und hatte sich gefragt, ob sie etwas missverstanden hatte. Doch nun kniete der große Ork hier und bat um Vergebung. Die Heilerin wandte den braunen Lockenkopf und griff hinter sich. Synnover hatte es bereits bemerkt, aber Razag war nicht in der Lage gewesen, seine Worte zu verstehen. So griff sie nach dem Stück Seife, das er ihr in den Duschen unterhalb der Arena überlassen hatte. Sie blickte darauf und hielt es ihm dann entgegen.
Ihr Blick hob sich langsam davon in sein Gesicht. „Du hast mich gerettet.“, hauchte sie und offenbarte die blutgetränkte Seife. „Die Wucht hat mich wie benommen gemacht… Der Schmerz mich betäubt. Aber… die Seife hat verhindert, dass ich schwerwiegend verletzt wurde.“, rang sie sich ab. Ihr Hals war ordentlich lädiert und so klang ihre Stimme auch nur zaghaft. Gut, dass Razag rechtzeitig aufgehört hatte. Er hätte sie durchbrechen können. Einfach so. „So konnte ich auch dir helfen.“, sprach sie weiter und lächelte sogar etwas. Bei Razag aber setzte ein weiterer Denkprozess ein. „Und warum um aller Götter Namen, warum hast du auch noch MICH geheilt, als du so schwer verletzt warst? Bist du... bist du … irre?“ Crystin zuckte zusammen unter dem Ausruf und ließ die Seife sinken. Sie starrte Razag fragend an. „Warum ich…?“, sie war sprachlos und zeigte ihm das auch. Ihr entglitten die Gesichtszüge, dann änderte sich ihre Haltung und sie presste daraufhin die Lippen zusammen. Sie runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. Dann wollte sie sich aufrichten und schwankte einen Moment. Doch Crystin fiel nicht. Sie richtete sich auf und stand wie ein kleines Persönchen mit ordentlich Schneid im Hintern vor dem Ork. „Das musst du noch fragen?!“, zischte sie und dieses Mal war es nicht nur wegen ihrer Halsverletzung. Crystin funkelte Razag an. „Ich muss wohl irre sein, nicht wahr?“, fuhr sie ihn an. „Du kommst hier her und willst mir deine Hand anbieten, damit ich dir vergebe. WER ist denn hier irre?!“, echauffierte sie sich. Crystin ballte die Hände zu Fäusten, nachdem die Seife in der Erde gelandet war. „Glaubst du allen Ernstes, ich will deine Hand abschneiden?!“, fragte sie und schnaubte. „Was bist du nur für ein…“, sie verkniff sich die weiteren Worte und sah richtiggehend wütend aus. Aber es wirkte irgendwie zu niedlich, als dass es bedrohlich sein konnte. Crystin stampfte mit dem Fuß und wandte sich um. „Warum ich dir helfen wollte…“, murmelte sie aufgebracht und schüttelte den Kopf. „Was für eine Frage!“, echauffierte sie sich weiter und warf die Hände in die Luft: „Aber sicher, wie solltest du auch glauben, dass ich dich mögen könnte, nicht wahr?!“, redete sie sich nun selbst in Rage und hatte ihm schon den Rücken zugewandt. „Wieso solltest du auch glauben, ich könnte es nicht ertragen, wenn ich dich nicht hätte retten können!“, plapperte sie weiter und ihre ganze Haltung wurde von Wut getragen. Obwohl sie geschwächt war, schaffte Crystin ein paar Meter von ihm weg, während sie immer noch schimpfte. Ihre Stimme wurde sogar lauter, auch wenn die Verletzung verhinderte, dass sie wirklich schrie. Ihre Wut musste irgendwohin. Zarrah war aber zu weit entfernt. Da ging sie in die Hocke, griff nach einem dickeren Ast und wollte ihn mit beiden Händen zerbrechen. Doch mit einem Mal ging ein Ruck durch ihren Körper. Plötzlich drehte sich Crys zu Razag um und funkelte ihn an. „Behalte deine Hand!“, rief sie ihm, ungeachtet ihres Schmerzes zu und in einer Kurzschlussreaktion, warf sie Razag doch tatsächlich den Ast in ihrer Hand an den Kopf und traf ihn. Crystin zuckte und blinzelte erschrocken. „Das… das tut mir leid!“, stammelte sie betroffen. Sie seufzte und ließ die Schultern sinken. Danach vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. „Du bedeutest mir etwas, Razag.“, nuschelte sie in ihre Hände und schniefte leise. „Können wir nicht wieder…“, weiter kam sie nicht. Razag wollte ein Freund sein. Ein Bruder. Das hatte er gesagt.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Mittwoch 29. November 2023, 23:21

Synnover rannte. Er wich mit geschickten Haken jedem Baumstamm aus, der plötzlich vor ihm auftauchte und hastete durch die Büsche, um nur ein wildes Rascheln zu hinterlassen. Gewissermaßen trainierte er, vordergründig aber versuchte er, den Kopf frei zu bekommen. Das Gespräch mit Crystin, mehr aber ihre Ablehnung seiner Fähigkeiten hingen ihm nach wie ein übler Gestank. Seine üblichen Runden, die ihn normalerweise eher erquickten, reichten jetzt nicht. Er lief und lief, glücklicherweise aber nicht nur geradeaus. So hätte er sich zu weit vom Lagerplatz ernfernt. Er drehte Kreise oder lenkte ein, um anschließend umzukehren und dann noch einmal einen Bogen zu schlagen. Was zunächst zwischen Zarrah und Razag und anschließend zwischen dem Ork und Crystin vonstatten ging, bekam er alles nicht mit. Noch wusste er weder davon, dass sich Versöhnung anbahnte, noch davon, dass es ausgerechnet Zarrahs Bruder war, der ihnen die morgerianischen Bluthunde auf den Hals gehetzt hatten. Karrish... Nein, an ihn dachte er im Moment kein bisschen.
Langsam bekam Syn den Kopf frei. Je weiter er sich verausgabte, desto weniger Macht besaßen die Erinnerungen an gefallene Worte, desto mehr verblassten die Erkenntnisse. Beides würde nicht verschwinden, sondern vielmehr in einem ruhigen Moment - meistens vor dem Einschlafen - zurückkehren, um ihn zu quälen. Vorerst aber konnte er sie unter dem Deckmantel der Erschöpfung verbergen. Er verausgabte sich ordentlich. Als er in seinem Sprint anhielt, schwitzte er am ganzen Leib. Seine Atmung ging schnell und Dampf stieg aufgrund der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit von seinem Körper auf. Er schnaufte wie ein angetriebenes Pferd, das endlich zur Ruhe kommen durfte. Sein Körper glänzte vom Schweiß, seine Haare hingen ihm in nassen Strähnen in die Stirn. Er wischte sie zur Seite und legte den Kopf in den Nacken. Ein Blick zum Himmel. Ein Blick zur Freiheit.
"Freiheit..." Syn schnaubte und wandte seine Augen ab. Er hatte sich gerade erst von den Erinnerungen befreit und wollte sie noch nicht zurück. Gerade fühlte er sich gut. Ausgelaugt zwar, aber dadurch auch etwas leer von allem. Es wurde Zeit, umzukehren. Er hatte es Crystin versprochen. Andererseits...
Sein Blick wanderte über das Grün des Sarius. Er sah ein wenig Moos an einer Seite der Bäume wachsen. Er entdeckte seine eigenen Spuren im platt getretenen Gras, bei umgeknickten Zweigen und augewirbelten Blättern im Unterholz. Er wäre viel zu leicht zu finden. Er wäre nicht bereit, allein weiterzumachen. Er war von Zarrah und den Fähigkeiten der anderen abhängig, ohne selbst noch etwas beitragen zu können.
"Freiheit ... ha..." Betrübt, aber nicht mehr endlos davon getroffen machte Syn sich auf den Rückweg. Es war tatsächlich nicht allzu schwer, seinen Spuren zu folgen, wenn man wusste, wonach man schauen musste. Er hatte ja nicht einmal versucht, sie zu verstecken. Er war nur gerannt. So fand er leicht zum Lager zurück. Als ihn nur noch wenige Meter von der Lichtung trennten, hörte er in der Ferne bereits eine vertraute Stimme. Dennoch überraschte ihn der Tonfall. Um einzelne Worte oder ganze Sätze herauszuhören, war er noch zu weit entfernt. Wohl aber erkannte Syn zum einen, dass es Crystins Stimme war, zum anderen, dass sie irgendwie aufgebracht wirkte. Und als er die Lichtung endlich erreichte, sah er Razag vor der kleinen Heilerin knien, die ihm soeben einen dicken Ast über den Schädel zog.
Er zuckte nicht zusammen, sondern betrachtete die Szene nur. Er war fort gewesen, wusste nicht, was vor sich ging, aber erinnerte sich, dass es zwischen den beiden irgendeinen Zwist gab. Sollten sie ihn klären ... oder miteinander schlafen, das half immer. Wenn man die Gegenseite verführt bekommt. Missmutig presste Synnover die Lippen zusammen. Da entdeckte er Zarrah ihren Radius durch das Unterholz ziehen. Er musterte sie müde und mit hängenden Schultern. Dann riss er sich zusammen, straffte die Schultern und schenkte ihr nebst eines Lächelns auch ein seichtes Neigen des Kopfes. Ein stiller Gruß, so wie er ihn gelernt hatte. Lediglich auf die Verbeugung verzichtete er jetzt. Stattdessen schaute er noch einmal zum Lagerfeuer. In das Gespräch, den Streit, die Versöhnung - was auch immer - wollte er sich nun nicht einmischen, aber sein Körper verlangte nach all dem Training nach Flüssigkeit. So wandte Syn sich schweigend in Richtung des Weges, der zum kleinen Tümpel führte. Er brauchte Wasser und dann?
Dann mache ich weiter ... wie bisher ... mit dem, was erwartet wird oder Dingen, die man nun von mir erwartet Das war leichter. Er selbst strebte nach nichts. Wozu auch? Was ihm all die Zeit am Herzen lag, würde er wohl niemals erreichen. Aber vielleicht können wir irgendwann hier noch eine Hütte finden. Mit einem Bett ... und einem Bottich mit heißem Wasser. Und Wein! Er vermisste Morgeria. Er vermisste Strukturen, in denen er nicht nachdenken und sich immer wieder klar machen musste, dass es für jemanden wie ihn nichts zu erreichen gab, das andere ihm nicht gestatteten. Denn alles darüber hinaus würde er nicht verstehen. Niemals.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 1. Dezember 2023, 15:45

„...ich auch alle getötet, damit der Nerkro seinen Einfluss über dich verliert... “
„Razag.“
Er hörte das das leise Krächzen kaum und redete auch schon weiter:
„Sie hatten es verdient. Sie hatten dich getötet. Doch dann... dann... hast du geatmet und alles ist durcheinandergeraten!“
Er konnte nicht aufhören, denn sonst drohte er noch daran zu ersticken. Sie knieten einander gegenüber und die junge Frau blickte auf Razag herab und ihre Augen schwammen in salzigen Tränen. Razag hob den Kopf.
Hat sie mich eben berühren wollen???
Doch Cris hielt sich zurück, als sein Blick sie traf. Einen Moment starrte ihr Blau in sein Grau und sie blinzelte. All dieses wunderschöne Leben in ihr funkelte in ihren Augen! Raz Herz setzte fast aus vor Freude, dass sie noch lebte, dass sie ihn noch ansehen konnte...
„Wie... wie geht das? Warum... warum lebst du noch?!?... Ist das Magie? Keine Nekromantie... ist das deine Magie?“
Ein kurzes, aber deutliches Lächeln huschte über ihr Gesicht und aus dem wiederholten kleinen 'Aua' in seinem Kopf wurde ein seliges:
...hmmmm...
Sie lebte, sie atmete und Cris konnte ihn noch anlächeln. Es war noch nicht alle Hoffnung verloren. Am liebsten hätte er sie umarmt, aber die Sorge um ihre Verletzung und das Unverständnis hielten ihn zurück.
Die Heilerin wandte den braunen Lockenkopf und griff hinter sich. Raz folgte der Bewegung und starrte dann verwirrt auf das kleine Ding in ihrer Hand.
Ist das das Stück Seife, dass ich ihr in den Duschen unterhalb der Arena überlassen habe? Warum ist es... blutig?
„Du hast mich gerettet.“
Ich habe was???
Raz konnte wirklich gut dumm gucken!
„Die Wucht hat mich wie benommen gemacht… Der Schmerz mich betäubt. Aber… die Seife hat verhindert, dass ich schwerwiegend verletzt wurde... So konnte ich auch dir helfen.“
, sprach sie weiter und lächelte sogar etwas. Bei Razag dauerte es aber, bis die Zahnräder in einander griffen. Derweil hatte aber ein anderer Gedanke seinen Mund verlassen:
„Und warum um aller Götter Namen, warum hast du auch noch MICH geheilt, als du so schwer verletzt warst? Bist du... bist du … irre?“
Crystin zuckte zusammen unter dem Ausruf und ließ die Seife sinken.
Seife...was soll das mit der Seife... warum...ich bin verwirrt. Wieso hab ich sie damit gere...
„Warum ich…?“
Cris entglitten die Gesichtszüge, dann änderte sich ihre Haltung und sie presste daraufhin die Lippen zusammen. Sie runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. Dann wollte sie sich aufrichten und schwankte einen Moment.
Was... heee... nicht...
Fast hätte er zugegriffen aber traute sich nicht. Vielleicht hätte er sogar zugelassen, dass sie stumpf zu Boden ging, nur um nicht wieder an ihrem Leid Schuld zu tragen. DAS wäre mal ein Bild. Cris fällt ohnmächtig zu Boden und Raz steht daneben und schaut zu... Er schüttelte den Kopf. Seine Murmel brachte einfach zu viel Unsinn hervor!
Doch Crystin fiel nicht.
Sie richtete sich auf und stand wie ein kleines Persönchen mit ordentlich Schneid im Hintern vor dem Ork. Irgendwie imponierte das dem Ork. Er kniete und saß auf seinen Fersen. Damit war er nur um ein winziges Stück kleiner als sie.
Ist sie wütend? Sie ist so... so...
„Das musst du noch fragen?!“
, zischte sie und dieses Mal war es nicht nur wegen ihrer Halsverletzung. Crystin funkelte Razag an und das machte etwas mit ihm. Seine Augen wurden größer und er zog sogar ein bisschen den Kopf zwischen die Schultern.
„Ich muss wohl irre sein, nicht wahr?“
, fuhr sie ihn an. Ein Schauer rann Raz Rücken hinab.
„Du kommst hier her und willst mir deine Hand anbieten, damit ich dir vergebe. WER ist denn hier irre?!“
Crystin ballte die Hände zu Fäusten, nachdem die Seife in der Erde gelandet war.
Seife... das Bad... ihre Nähe... ihre Furchtlosigkeit...
„Glaubst du allen Ernstes, ich will deine Hand abschneiden?! Was bist du nur für ein…“
Sie sah richtiggehend wütend aus und Raz schluckte. Der Anblick machte etwas mit ihm Cris stand wie eine wilde Furie vor ihm, stark, wütend und ...sexy... Raz zog die Lippen zwischen die Zähne.
Scheiße... Das ...
Crystin stampfte mit dem Fuß und wandte sich um.
Das... ist das süß! Ich darf jetzt auf keinen Fall lächeln! Nicht lächeln! NICHT! Scheiße ist das g...
„Warum ich dir helfen wollte…“
, murmelte sie aufgebracht und schüttelte den Kopf.
Ich bin halt ein großer dummer Ork... erklär es mir. Menschen haben nicht so dicke Muskeln und ein Pfeil kann viel mehr Schaden anrichten als bei mir... schlimmer wäre es noch bei einer Elfe wie Zarrah gewe...
„Was für eine Frage!“
Sie warf die Hände in die Luft. So aufgebracht hatte er sie noch nie gesehen und was er sah, gefiel ihm! Sehr sogar! Es machte etwas mit seinem Körper, dass er unbedingt unterdrücken wollte.
„Aber sicher, wie solltest du auch glauben, dass ich dich mögen könnte, nicht wahr?!“
, redete sie sich nun selbst in Rage und hatte ihm schon den Rücken zugewandt.
WAS?
Eben hatte sie sich weg gedreht und Raz hatte seine Arme vor dem Körper gekreuzt und locker in Höhe seines Schritts hängenlassen. Cris redete weiter und Raz starrte ihren Hinterkopf an.
„Wieso solltest du auch glauben, ich könnte es nicht ertragen, wenn ich dich nicht hätte retten können!“
, plapperte sie weiter und ihre ganze Haltung wurde von Wut getragen. Das sanfte Beben ihrer Schultern hielt seinen Blick gefangen. Obwohl sie geschwächt war, schaffte Crystin ein paar Meter von ihm weg, während sie immer noch schimpfte. Raz schluckte. Ihre Stimme wurde sogar lauter, auch wenn die Verletzung verhinderte, dass sie wirklich schrie. Ihre Wut musste irgendwohin und Razag nahm sie nur zu gerne, auch wenn er noch nicht ganz begriff warum das so war.
Sie ist so heiß, wenn sie wütend ist! Scheiße! Razag, reiß dich zusammen! Du darfst jetzt keinen ...Scheißescheißescheiße...
Da ging sie in die Hocke, griff nach einem dickeren Ast und wollte ihn mit beiden Händen zerbrechen. Die Wut, mit der sie das Holz bearbeitete, das Spannen ihrer Muskeln, das Beugen ihres Halses... Razag musste erneut schwer schlucken.
Was ist nur mit mir los??! Sie ist so... so... einfach wundervoll!
Mit einem Mal ging ein Ruck durch ihren Körper, sie wirbelte herum und funkelte ihn an.
„Behalte deine Hand!“
, rief sie ihm ungeachtet ihres Schmerzes zu und in einer Kurzschlussreaktion, warf sie Razag den Ast in ihrer Hand an den Kopf. Sie hatte gut getroffen! Razag sah kleine helle und ein paar dunkle Sterne durch sein Sichtfeld tanzen. Blut rauschte in seinen Ohren und seine Schläfe pochte. Er hörte noch ihr:
„Das… das tut mir leid!“
, dann ließ er sich auf die Seite fallen, rollte auf den Rücken und grinste selig. Cris vergrub ihr Gesicht in den Händen, weshalb sie sein Gesichtsausdruck nicht gleich sehen konnte.
„Du bedeutest mir etwas, Razag.“
, nuschelte sie in ihre Hände und schniefte leise.
„...ich liebe dich...“
, nuschelte er sehr sehr leise.
„Können wir nicht wieder…“
„Hmmmm.....“
, brummte er wohlig und sein Lächeln wurde breiter. Bei genauer Betrachtung des Orks, so wie er da entspannt auf dem Rücken lag, konnte einem vielleicht sogar die leicht gewölbte Hose auffallen. Aber das war es weniger, was ihn gerade glücklich machte oder beschäftigte. Razag grinste wegen etwas anderem und gab dem nun auch in Worten Ausdruck:
„Cris... Hast du grade eine Keule nach mir geworfen...?“
Es war eine eher rhetorische Frage. Er gluckste einmal leise.
„Weist du, was das in meiner Kultur bedeutet?“
Sicher wusste sie es nicht. Er griff nach dem Ast und sah ihn verliebt an. Er war zum Glück klein gewesen und nicht so groß, als dass er dem Ork hätte ernsthaft Schaden zufügen können... oder doch? Vielleicht hatte Cris Razag nun den letzten Rest Verstand raus geprügelt. Seine Murmel hatte auf jeden Fall seinen Schädel verlassen und rollte jetzt über seine Zunge:
„In deiner Kultur, wären wir jetzt verlobt.“
Er lachte leise und ließ dann seinen Kopf in ihre Richtung rollen. Er blinzelte ein paar Mal langsam, da er gerade nicht ganz scharf sehen konnte.
„Eigentlich ...zieht der Mann der Orkfrau in der Hochzeitsnacht eins mit der Keule über den Schädel, aber ...ich bin da nicht so. Ich hab nix gegen dominante Frauen, die wissen was sie wollen und es sich nehmen. Ich mag das. …Hm... das ist nicht ganz richtig.... Hahah. Ich mag das bei DIR!“
Er drehte den Kopf wieder gen Himmel, der zwischen den dichten Baumkronen hervor blitzte. Dann schloss er immernoch lächelnd die Augen.
„Du bist unglaublich! Du bist wunderschön, liebevoll, fürsorglich, stark, furchtlos und klug. Und du machst dieses Ding mit deinen Händen... dieses Kribbeln! Außerdem magst du mich anscheinend wirklich, wenn du mir ne Keule schenkst... oder an den Kopf wirfst. Ich würde als dein Mann jeden Tag in unserem Leben versuchen dich glücklich zu machen... allerdings...“
Jetzt versuchte Razag sich auf die Seite zu drehe und sich halb aufzurichten, allerdings trieselte die Welt noch ein klein wenig und so hielt er noch mal in der Bewegung inne und hob nur einen Zeigefinger, ohne den Arm dabei zu bewegen.
„Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass das eine für dich auch das andere bedeutet. Trotzdem... ich genieße es diesen einen Moment mit dir verlobt zu sein, in Ordnung? Nur einen Moment...“
Er schmunzelte vor sich hin und rieb sich dann vorsichtig die Schläfe. Cris war weder stark noch ausgebildet genug um ihn ernsthaft Schaden zugefügt zu haben, aber den kurzen Flug durch die Sterne genoss Razag trotzdem.
„Ich... ich bin alles was du brauchst für dich. Ob nun nur Begleiter, Bruder, Freund oder... Verlobter. Ich wollte dich immer nur beschützen. Ich werde versuchen für dich da zu sein und dich glücklich machen, wenn du es willst. Nur...“
Razag verzog kurz das Gesicht, als er sich wieder gänzlich aufsetzte und ein kleiner Meteor-regen durch sein Sichtfeld schoss.
„Nur bin ich eben ein großer dummer Ork, der Fehler macht. Meine Fehler können tödlich für andere sein. Ich kann nur hoffen, dass du mir vergibst. Ich... meine größte Angst ist, dass du ...dass du jetzt Angst vor mir hast... aber...ABER du bist eine wütende, starke Frau mit echt 'schlagenden' Argumenten!“
Raz grinste breit. Seine Stimme sackte fast eine Oktave tiefer:
„'Schlagende Argumente'... Das gefällt mir!“
, raunte er dunkel und versuchte Cris Gesicht zu fokussieren. Vielleicht traf ihn nun gleich noch ein Ast? Möglich wäre es. Hatte der Schlag ihm etwa seine Zunge gelockert?
„Du bist echt heiß wenn du wütend bist!“
Razag griente vor sich hin und lehnte sich nach hinten auf die Ellenbogen.
„Allerdings solltest du eines wissen, bevor du dich mit mir verlobst.“
Er atmete tief durch und wurde auch ein wenig traurig in der Stimmlage:
„Ich … bin was ich bin. Ein Monster. Du musst mich zähmen und der Ast ist da vielleicht sogar ein guter Anfang. Fesseln wären auch nicht schlecht... Ich werde sonst immer Angst haben dich zu verletzten. Du musst mich gut erziehen und für deine Sicherheit sorgen!“
Meinte er das ernst oder hatte seine Murmel nen Sprung abbekommen?
„Gib mir nur diesen Moment im Himmel... zwischen den Sternen... und ich bin glücklich.“
Raz ließ seinen Kopf wieder in den Nacken sinken und stöhnte leise. Cris hatte gut getroffen, so viel stand fest. So wie er da saß/hing sah er auch zu komisch aus. Die Beine im Schneidersitz angewinkelt, den Oberkörper nach hinten auf den Ellenbogen abgestützt mit herab hängenden Schädel der in den Himmel schaute. Man sagte ja, kleine Schläge auf den Kopf würden das Denkvermögen steigern. Vielleicht hatte der Schlag was bei Razag neu sortiert oder durcheinander gebracht? ER genoss auf jeden Fall seinen Zustand, der einem Rausch nicht ganz unähnlich war.
„Puuhhhh....“
, schnaufte er langgezogen und witzelte dann:
„Kochst du was für mich, mein holdes Weib?“
Wo war das Nudelholz, wenn man eins brauchte!?! Der dumme Ork redete daher, als wenn eine Sperre in seinem Kopf fehlte und er einfach jeden Gedanken laut aussprach. Das konnte ja noch lustig werden!
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 3. Dezember 2023, 21:24

Syn:

Dass Synnover nicht die Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen verstand, war keine Überraschung. Als Kind wurde er von Bestien aufgezogen, die ihm lediglich vermittelten, dass er etwas Nahrung und keine Schläge bekam, wenn er sich in irgendeinem Hinterhof in Morgeria’s entlegensten Misthaufen gut anstellte. Wenn er brav tat, was die Reißer von ihm erwarteten, dann hatte er zumindest die Chance auf ein Stück fauliges Brot oder gar so etwas wie Eintopf. Geschmack war dabei unerheblich, es ging ums Überleben. Syn hatte nichts anderes kennengelernt und wusste demnach nur, dass er tun musste, was verlangt wurde, um überhaupt etwas erreichen zu können. Dann, als er durch die Nachtklingen entdeckt wurde und man genug Interesse aufbringen konnte, um ihn zu übernehmen, lernte erst was Komfort bedeuten konnte. Was er erreichen konnte, wenn er hier alles für die Erwartungen anderer tat. Synnover lernte, dass Liebe ein Geben und Nehmen war. Dass das Gefühl von Geborgenheit in der Weichheit seiner Bettwäsche zu finden wäre. Dass Wohlwollen und Anerkennung darin versteckt lagen, wenn er jemanden tötete und dabei auch noch besonders gut aussah. Man hatte dem Kind und späterem Mann beigebracht, dass er stets zu erfüllen hatte – ohne jemals selbst erfüllt zu werden. Die Leere, die Syn nun spürte war selbsterklärend. Für jedes mitfühlende Wesen war es keine Überraschung, dass Syn glaubte, er hätte sein Können eingebüßt. Denn mit einem Mal war er in einer Gesellschaft, die nicht erwartete, dass er ständig und immer abrief, was er ‚gelernt‘ hatte. Nein, man wies ihn sogar zurück! Dass eine Crystin, ein Razag oder eine Zarrah aber viel mehr den echten Syn wollten, das konnte er nicht verstehen, denn er hatte ihn ja selbst noch nicht kennengelernt. Für ihn war es eine Verschmähung seines Talentes und das brachte ihn abermals nahe einem Loch, aus dem er womöglich nicht mehr herauskommen konnte. Wie auch? Syn befand sich in einer Sackgasse und stand mit dem Rücken zur Wand. Keiner wollte, dass er seine Finger,- Zungen, oder Hüftfertigkeiten an ihm ausprobierte. Sie alle wollten, dass er jemanden fand, dem er seine Gefühle offenbaren konnte, doch… welche Gefühle? Was waren das für Gefühle, von denen alle sprachen und wieso sollte er sie auf einmal haben? Wieso genügte er nicht? Es war keine leichte Umstellung für das Kaninchen und als selbst Crystin in ihrem traurigen Zustand nicht wollte, dass er sie auf andere Gedanken brachte, da wurde es zu viel. Er rannte, rannte sich all das Schlechte von der Seele und achtete nicht, wohin er lief. Er fühlte sich allein, denn alles, was er kannte, war meilenweit entfernt. Karrish… Morgeria… das schwarze Rund… sein Zuhause. Sein gutes Zuhause! Er hatte alles verloren und wofür? Für ein schwarzes Loch, das sich in ihm auftun wollte und auch noch seinen Zauber verschlang. Was war er denn noch, wenn er nicht becircen, besiegen oder Belohnungen erarbeiten konnte? Das Kaninchen schlug seine Haken und rannte, ohne groß aufpassen zu müssen. Bis er nicht mehr konnte und sich zumindest freier fühlte. Es dauerte nicht lange, da fand er jedoch den Weg zurück. Denn auch wenn sie keine Sklaven waren, waren sie dennoch aneinandergebunden. Warum, das konnte Syn nur mit Abhängigkeit erklären. Er war auf sie angewiesen. Sobald er das Lager fast erreichte, drang bereits eine ihm bekannte Stimme herüber. Allerdings war jene dermaßen wütend, dass er sich tatsächlich wunderte. Noch vor seinem Weglaufen war Crystin weinerlich und verletzt gewesen. Jetzt konnte Syn die Heilerin erkennen und vor ihr Razag, der demütig kniete. Sein Blick fand den von Zarrah, der er höflich zunickte und die Elfe erwiderte dieses Nicken ebenso. Bis sie dann allerdings wenig später neben ihm auftauchte und den Blick ebenfalls auf Razag und Crystin richtete. Sie beobachtete das Treiben und hörte den Worten zu, während Syn sich bereits wieder zum Gehen wenden wollte. Er war verschwitzt und hatte das Bedürfnis, sich zu waschen.

Crystin hatte Razag soeben einen Ast an den Kopf geworfen und damit etwas ausgelöst, das selbst Zarrah kurz die Stirn runzeln ließ. „Oh… Crystin…“, murmelte sie, denn die Dunkle kannte jene Bedeutung sehr wohl. Dann aber wandte sie sich ab, denn das, was nun folgte, ging allein Crys und Razag etwas an. So wandte sie sich mit Synnover um und folgte ihm tatsächlich zum Tümpel. Auch sie war verschwitzt vom Graben und hockte sich zum Wasser hinunter, als sie etwas davon schöpfte. Razag hatte sich das Blut vom Körper gewaschen, doch offenbar verfügte der Tümpel über eine unterirdische Speisung, denn das Wasser war tatsächlich rein und klar. Einen Moment herrschte Stille zwischen ihm und ihr, bis sie sich erhob und begann, ihre Rüstung abzulegen. Das Leder glitt zu Boden, bis sie nur noch in Unterwäsche dastand und sich scheinbar von Syn’s Anwesenheit nicht stören ließ. Die Wunde an ihrem Bauch war deutlich auf der dunklen Haut zu sehen, ebenso wie einige Blutergüsse, die sich erst jetzt zeigten, da sie etwas älter waren. Zarrah hatte gegen die Bluthunde bestanden, aber auch ordentlich einstecken müssen. Sie hockte sich wieder hinab, schöpfte Wasser mit der hohlen Hand und rieb sich damit Arme, Nacken, Dekolleté und Beine ab. „Die Bluthunde haben nach mir gesucht.“, eröffnete sie endlich das Wort und wusch sich weiter, ohne aufzusehen. „Sie wurden aus Morgeria geschickt, um mich aufzuspüren.“, Zarrah hielt kurz inne und hob den grünen Blick zu seinem Gesicht. Sie war ernst und doch lag ein gewisser, prüfender Blick auf ihm. „Sie glauben, dass ich abtrünnig bin.“, sagte sie weiter und erhob sich dann. „Einer glaubt das.“, sagte sie und tastete sich vorsichtig näher. Zarrah wartete einen Moment und beobachtete Syn. Dann aber kam sie langsam näher und blieb vor dem Kaninchen stehen. Ihr Blick tastete sein Gesicht ab und schien sich jede Nuance einprägen zu wollen. „Misstrauen und Missgunst sind in meiner Welt an der Tagesordnung.“, redete sie weiter, bevor sich ihre Finger langsam an seiner Rüstung zu schaffen machten. Sie zog ihn tatsächlich langsam aus und streifte das Leder von seinem Körper. Dabei war sie weder besonders anzüglich, noch schenkte sie ihm deutliche Signale, was das sollte. Aber sie tat es, bis auch er nur noch in Unterwäsche dastand. Während sie einen Schritt zurücktrat, blickte sie ihm wieder in die Augen. Dann griff sie nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Langsam watete Zarrah in das tiefere Wasser und ihr schlanker Körper verschwand unter der Oberfläche. Der kleine See war nicht besonders groß oder tief, aber sie konnten sich hinknien und verschwanden bis knapp zu den Schlüsselbeinen im Wasser. Sie ließ ihn los und betrachtete Syn wieder. „Und manchmal muss man wissen, auf welcher Seite man stehen will.“, redete sie weiter und in Rätseln. Etwas hielt sie zurück, die ganze Wahrheit auszusprechen.

Er konnte sehen, dass sie sich nicht sicher war, wie sie ihm sagen sollte, was sie musste. „Syn?“, fragte sie, um seine Aufmerksamkeit auch gewiss zu haben. „Du weißt, dass du frei bist, ja?“, wollte sie wissen. „Ich binde dich an nichts und überlasse es dir, was du möchtest. Ich weiß, dass das überfordernd sein kann“, räumte sie ein und ihr Zopf schwamm auf der Wasseroberfläche. Bis sie ihn öffnete und die ganze Länge ihres Haares offenbarte, als es sich in samtenen Strähnen verteilte. „Ich habe eine Information erhalten, die ich dir nicht vorenthalten möchte. Aber ich weiß auch, dass es dich verwirren könnte, wenn ich es dir sage.“, erzählte sie weiter und tastete sich immer noch vorsichtig an die Wahrheit heran. Sie ging tatsächlich behutsam vor. Keine Verschlagenheit, keine hintergründigen Gedanken ließen sich an ihr erkennen. Es kam einer gewissen Symbolik gleich, dass sie beinahe ohne Kleidung vor ihm im Wasser kniete und sich ihm ‚nackt‘ präsentierte. „Ich …“, sie stockte und kurz huschte eine Unsicherheit über ihre Züge, die man selten bis gar nicht erlebte bei ihr. Ihr Blick brach für Sekunden den Kontakt ab, dann nahm sie ihn wieder auf. „…Möchte dir nicht wehtun.“, gestand sie und sah ihn so ernst an, dass es keinen Zweifel geben konnte, dass es ihr Ernst war, damit. „Aber zur Freiheit gehört auch die Wahrheit. Das Recht, jede Information zu erhalten und sie frei bewerten zu können.“, sprach sie weiter und verringerte ein wenig die Distanz zu ihm. Flüchtig berührten ihre Fingerspitzen die seinen im Wasser. „Und wenn ich sage, dass du frei bist… dann muss ich den Weg gehen. Dann muss ich dir alles sagen, was ich weiß. Und du…“, sie schluckte, als würde sie wissen, was folgen würde, „musst frei entscheiden, welchen Weg du gehen willst.“ Plötzlich schwamm sie etwas dichter und neigte sich leicht vor. Die folgenden Worte, waren nur für ihn bestimmt: „Mein Bruder… Karrish.. er schickte die Hunde, um mich zu finden.“ Ihr Blick brach nicht ab, doch war er ruhig. Sie beobachtete ihn, wollte die Wirkung ergründen, die diese Worte auf ihn haben würden. Doch Zarrah ahnte bereits etwas. Sonst hätte sie sich mit ihm nicht abgesetzt. Hätte sich ihm nicht so ausgeliefert. Zarrah war nicht dumm. Aber Zarrah hatte ihm die Freiheit gegeben. Und sie akzeptierte, dass er nun frei war zu entscheiden. Dass sie nun sehen musste, was er wollte. Und Zarrah sah eine ganze Menge, auch wenn sie scheinbar nie zugegen gewesen war.

Razag:

Wo sich Zarrah derweil Syn auslieferte und ihm eine mehr als unbequeme Wahrheit mitteilte, weil sie ihn respektierte und nichts verheimlichen wollte, da rollte Razag derweil auf den Rücken und lächelte selig. Soeben hatte ihn der kleine Ast an der Schläfe getroffen, den Crystin wütend nach ihm geworfen hatte. Wie gut, dass die Heilerin keine Gedanken lesen konnte, denn sonst wäre eventuell der Ast um einiges größer ausgefallen. Das Temperament, welches Crystin durchaus in sich trug, machte etwas mit dem Ork. Stärke und Dominanz gefielen ihm, weil sie verpackt in Liebreiz und Herz waren. Crystin echauffierte sich, weil der ‚dumme Ork‘ nicht verstand, dass sie ihn wirklich mochte. Er konnte nicht glauben, dass man ein Monster, wie er eines war, ernsthaft retten wollte. Aber Crystin zeigte einmal mehr, dass sie anders war. Etwas Besonderes, das unter der geballten Faust Morgeria’s nicht zerbrochen war. Sie hatte sich ihr Herz und ihr Mitgefühl bewahrt, hatte sich immer sehr liebevoll um all die zahlreichen Verletzten gekümmert. Sie war ein Sonnenstrahl unter den schweren Wolken und seit sie die Freiheit lebten, tatsächlich erblüht. Und sie hatte soeben ihn erwählt. Es tat ihr leid, dass die Wut mit ihr durchgegangen war, doch Razag konnte sein Glück kaum fassen. „Du bedeutest mir etwas, Razag.“ „...ich liebe dich...“, nuschelte er leise, doch Crys hob den Kopf. „Wie?“, wollte sie wissen, weil sie zwar hörte, dass er etwas sagte, aber nicht verstand, was er meinte. „Können wir nicht wieder…“
„Hmmmm.....“
, brummte er und das Mädchen nahm die Hände von ihrem Gesicht. Fragend blickte sie auf den großen Ork am Boden. „Alles … in Ordnung?“, fragte sie zögerlich und trat etwas näher. Ernsthaft verletzen wollte sie ihn schließlich nicht. Ihr Blick fiel dann auf das vorwitzige ‚Hallo‘ aus unteren Gefilden und sie blinzelte. „Oh..“, sie errötete und lenkte ihren Blick wieder auf sein Gesicht. „Cris... Hast du grade eine Keule nach mir geworfen...?“ „Ehm…“, kam sie nicht weiter „weißt du, was das in meiner Kultur bedeutet?“ „N- Nein…?“, antwortete sie unsicher und verstand noch nicht, was gerade vor sich ging. Sie betrachtete Razag, wie er da lag und den kleinen Ast, der ihm tatsächlich nicht sonderlich Schaden gemacht hatte, aber die Wirkung einfach nicht verfehlte. „In deiner Kultur, wären wir jetzt verlobt.“ Crystin zuckte. „Was?!“, entfuhr es ihr und sie blinzelte vom Ast zu Razag und zurück. Nun wurde sie noch roter im Gesicht. „Wi…Wirklich?“, japste sie leise und spürte, wie ihr mit einem Mal heiß und kalt wurde. Sein Blick traf den ihren und sie stand wie angewurzelt da. Sie war sichtlich verlegen, sodass Razag sich weiter erklären konnte. „Eigentlich ...zieht der Mann der Orkfrau in der Hochzeitsnacht eins mit der Keule über den Schädel, aber ...ich bin da nicht so. Ich hab nix gegen dominante Frauen, die wissen was sie wollen und es sich nehmen. Ich mag das. …Hm... das ist nicht ganz richtig.... Hahah. Ich mag das bei DIR!“, offenbarte er ohne jegliche Scheu. Als hätte dieser kleine Klaps ihm endlich das Herz auf die Zunge gelegt. Crystin starrte Razag sprachlos an. Ihr Gesicht wurde immer roter und roter. Ihr Herz pochte wie verrückt, während ihre Finger etwas schweißig wurden und sie sie nervös in ihrer Kleidung abwischte. „Ich… ich…“ „Du bist unglaublich! Du bist wunderschön, liebevoll, fürsorglich, stark, furchtlos und klug. Und du machst dieses Ding mit deinen Händen... dieses Kribbeln! Außerdem magst du mich anscheinend wirklich, wenn du mir ne Keule schenkst... oder an den Kopf wirfst. Ich würde als dein Mann jeden Tag in unserem Leben versuchen dich glücklich zu machen... allerdings...“ „Razag…“, keuchte Crystin und ihre Augen begannen zu schwimmen. Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte, weil der Ork ihr soeben ein Geständnis nach dem anderen machte.
„Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass das eine für dich auch das andere bedeutet. Trotzdem... ich genieße es diesen einen Moment mit dir verlobt zu sein, in Ordnung? Nur einen Moment...“ Ihre Lippen bebten unter der Anspannung, die diese Worte in ihr auslösten. „Ich... ich bin alles was du brauchst für dich. Ob nun nur Begleiter, Bruder, Freund oder... Verlobter. Ich wollte dich immer nur beschützen. Ich werde versuchen für dich da zu sein und dich glücklich machen, wenn du es willst. Nur... bin ich eben ein großer dummer Ork, der Fehler macht. Meine Fehler können tödlich für andere sein. Ich kann nur hoffen, dass du mir vergibst. Ich... meine größte Angst ist, dass du ...dass du jetzt Angst vor mir hast... aber...ABER du bist eine wütende, starke Frau mit echt 'schlagenden' Argumenten!“ Sie zuckte etwas vor, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie stand da und starrte Razag an, der endlich die richtigen Worte zu finden schien. Der wusste, was er ihr doch schon lange sagen wollte. Der seinen Mut in dem Moment fand, da er glaubte, sie und ihre Furchtlosigkeit für immer verloren zu haben. Aber sie hörte ihm zu. Sie stand da und hörte zu und nichts an ihrer Haltung schrie Angst oder Flucht. Ihre blauen Augen schwammen in salziger Flüssigkeit, während sich langsam alles über ihre Wangen entleerte. Doch bei Razag setzte noch etwas anderes ein. Es war das eine, dass er Crystin mochte. Dass er sie respektierte und jeden Schaden von ihr abwenden wollte. Das wollte und tat auch ein Bruder. Aber Razag wollte kein Bruder sein.

Er raunte mit vibrierendem Timbre: „'Schlagende Argumente'... Das gefällt mir! Du bist echt heiß wenn du wütend bist!“ Crystin keuchte und schlug sich eine Hand vor den Mund, während sie die Augen nicht von ihm lassen konnte. Nun stolperte sie einen Schritt nach vorne, hielt aber durch seine Worte wieder inne und… starrte den Grünling an, der sich nach hinten lehnte und sich ihr vollkommen entspannt präsentierte. „Allerdings solltest du eines wissen, bevor du dich mit mir verlobst. Ich … bin was ich bin. Ein Monster. Du musst mich zähmen und der Ast ist da vielleicht sogar ein guter Anfang. Fesseln wären auch nicht schlecht... Ich werde sonst immer Angst haben dich zu verletzten. Du musst mich gut erziehen und für deine Sicherheit sorgen! Gib mir nur diesen Moment im Himmel... zwischen den Sternen... und ich bin glücklich.“ Er war glücklich. In diesem Moment, war Razag der Furchtlose wahrlich furchtlos gewesen und hatte ihr sein Herz ausgeschüttet. Er hatte Crystin gesagt, was sie für ihn war und nichts war mehr von Bedeutung in diesem Moment. Und tatsächlich, sie war noch da. Sie war nicht davongelaufen oder hatte versucht ihn zum Schweigen zu bringen. Razag sonnte sich in seinem Glück, während die Heilerin auf ihn niederstarrte und die Hand kaum von ihrem Mund bekam. Ihre Augen blinzelten, wie von selbst, während die Tränen sich über ihr Gesicht verteilten. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper und sie näherte sich ihm. Als sie fast seine Position erreicht hatte, tauchte Razag aus dem Himmel auf und sah sie an, sodass sie zusammenzuckte, als hätte er sie bei etwas erwischt. „Puuhhhh.... Kochst du was für mich, mein holdes Weib?“ Crystin starrte ihn an. Für Sekunden sah es so aus, als würde sich ihr Ausdruck wieder ändern und sie die Brauen wütend senken. Doch dann hoben sich im Gegensatz dazu ihre Mundwinkel und ihr Gesicht brach unter einem Strahlen auf. Sie strahlte ihn an! Sie war nicht wütend, sie lief nicht schreiend davon sie… lächelte.
Crystin wischte sich eilig die nassen Wangen und trat dann wie selbstverständlich in den kleinen Kreis seiner Beine, die er locker zum Schneidersitz verknotet hatte. Sie blickte auf ihn herunter, da er ein Müh kleiner war und betrachtete das Gesicht des Orks. Wie schon im Bad, begab sich Crys in seine Nähe, ohne Angst zu signalisieren. Doch dieses Mal hatte sein keinen Lappen dabei, sondern einzig ihre Hände. Sie ließ ihre Finger vorsichtig nach seinem Gesicht greifen. Die Rechte legte sich etwas an seine Schläfe und ein minimales Prickeln löste den pochenden Schmerz vom Ast auf. Danach stand ihr ein wenig der Schweiß auf der Stirn und zeigte, dass sie noch nicht stark genug war, um auch ihre Magie gewinnbringend einzusetzen. Doch darum ging es auch gerade gar nicht, denn Crystin nutzte die Nähe und legte ihre Hände sanft an seine Wangen. Ihr Blick ruhte in seinem und sie lächelte sanft. „Ich…“, kam es leise, weil sie so ergriffen, war von allem, was er ihr gesagt hatte. Dann senkte sie sich ihm etwas entgegen und strich mit kühlen Fingern über seine Haut. „Ich wäre geehrt, dich als meinen Verlobten zu haben… meinen Gefährten...“, flüsterte sie nur für sich und ihn. Sie schloss die Welt aus und reduzierte alles auf ihn. „Razag…“, sie lächelte. Dann senkte Crystin sich dem Ork weiter entgegen und legte in vorsichtiger Lieblichkeit ihre Lippen auf seine.
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Raz'ulak der Furchtlose
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 4. Dezember 2023, 19:14

Sie lächelt!
Raz'ulak der Furchtlose hatte sein Herz offenbart, saß inmitten eines Urwaldes selig grinsend und 'schlagend' getroffen von einem Ast/Keule und sah dieses wundervolle Wesen durch den Nebel seines Herzens auf sich zu kommen. Gleich einer Traumgestalt näherte sie sich ihm, streifte sein Gesicht und ihre Hand berührte ihn ohne Furcht.
Razag war glücklich.
Ihre Rechte legte sich hauchzart an seine Schläfe und ein minimales Prickeln löste den pochenden Schmerz vom Ast auf. Razag blinzelte, als erwachte er aus einem Traum und konnte trotzdem kaum glauben, dass er wach war. Das Kribbeln hatte das flirrende Gefühl in seinem Schädel von der frei herum kullernden Murmel ersetzt.
Er war wieder da, war klar, doch musste er doch noch träumen! Cris war so nah, hatte Schweiß auf der Stirn der zeigte, dass sie noch nicht stark genug war, um ihre Magie einzusetzen. Eben hatte er sich noch genießend in die Berührung seines Traumes hinein gelehnt, dann keimte sofort wieder Sorge auf. Der Filter vor seinen Gedanken funktionierte wieder... leider... denn er sprach nicht mehr aus, was er dachte.
Das war doch ein Traum, oder?... Nein... warte... du verausgabst dich. Du musst deine Kräfte nicht für mich...
Weiter kam er jedoch mit seinen stillen Gedanken nicht, denn Crystin nutzte die Nähe und legte ihre Hände sanft an seine Wangen. Gebannt wie ein hammermäßig großes grünes Kaninchen in Starre regte er sich nicht mehr und starrte sie mit seinen großen runden Augen an. Ihr Blick ruhte in seinem und sie lächelte sanft.
Träume ich?
„Ich…“
, kam es leise von ihr. Dann senkte sie sich ihm etwas entgegen und strich mit kühlen Fingern über seine Haut.
Du bist so kalt... ich muss dich wärmen...
„Ich wäre geehrt, dich als meinen Verlobten zu haben… meinen Gefährten...“
, flüsterte sie nur für sich und ihn.
WAS???
Sie schloss die Welt aus und reduzierte alles auf ihn.
„Razag…“
, sie lächelte. Dann senkte Crystin sich dem Ork weiter entgegen und legte in vorsichtiger Lieblichkeit ihre Lippen auf seine.
….................................Nulllinie............................................
Hm.
...weich.
Sie küsst mich. Warum küsst sie mich?
...sooo weich...
Hmmmmm.....
Sollte ich mitmachen?

Was soll ich machen?
Soll ich sie umarmen?
Will sie das?
Was wenn ich ihr weh tue?
Sie ist so schön!
So Perfekt!
So weich!
Ich hab Angst sie zu verscheuchen, wie jenen Vogel der an der marmornen Wasser-tränke sitzt...
Was denk ich da für einen Scheiß!!!
Razag, du bist nicht mehr in Morgeria!
Konzerntrier dich!
Sie KÜSST dich! Bleib bei der Sache!
...so weich!
Moment...
Hab ich …
Scheiße, hab ich das vorhin etwa … alles laut gesagt???!!!???

Gedanken waren zwar recht schnell, schneller als Worte, aber langsam wurde es auch für Cris vielleicht auffällig, dass Razag nicht reagierte. Er war halt manchmal etwas langsam und begriffsstutzig, aber das waren jetzt schon ein paar Sekunden Stille und Starre. Das war vielleicht noch nicht mal schlimmste. Razag begriff zu langsam was da passiert war, also schwieg er.
Er handelte ganz nach den Worten des reimendes 'albernes Ork-Schamanes Zweistein' seines Bärenclans, der zu sagen pflegte: 'Ork spricht nur, was Ork begreift, also es schön still, in seinem Geist.'. Aber dann raste Einstein in den anderen... also ein steinernes Zahnrad rastete in das Andere ein.
Ich - hab – das – laut – gesagt!!!
Scheiße!
Ich - - - - - - - Ich muss was tun!

Razag hatte die Luft angehalten. Das konnte er sehr lange, aber jetzt begann sich langsam das Drängen in seinem Brustkorb zu melden. Weniger, weil es Zeit dafür wurde, ein paar Minuten hätte er noch, sondern weil Sein Herz so schnell schlug und viel zu viel Sauerstoff verbrauchte. Verliebt zu sein, war wie Fieber zu haben. Man war krank, fühlte sich heiß, konnte kaum atmen, das Herz raste und konnte nicht mehr klar denken. Langsam begannen seine Muskeln zu zittern. Er hielt sich noch immer nach hinten abgestützt nur nun halt hauch noch mit Cris zusätzlichem Gewicht an ihm gelehnt... Nicht als das ihn das was ausgemacht hätte.
...so weich...
… so gut!!! Darf ich...?

Razag zog etwas Luft ein und der kleine Zustrom Sauerstoff half seinem Gehirn ungemein, denn es sorgte dafür, dass gewisse Reaktionen wieder von statten gehen konnten. Auch ein Ork-Hirn brauchte Sauerstoff zum Leben. Die weichen Lippen seiner Liebsten zu fühlen, ihre Hände auf seinen Wangen, ihr Körper so nah an seinen gelehnt... Oh, das machte eine ganze Menge mit dem großen Ork und seinen Hormonen. Razag erbebte kurz. Vielleicht war es Glück oder einfach gutes Timing, aber gerade als Cris sich wohl verwundert über sein Innehalten von ihm zurück ziehen wollte, da ließ Razag seine Arme nach vorne schnellen, sie umschlingend und sich nach hinten abrollen wie ein Schaukelpferdchen. Das sanfte Stechen der halb verheilten Wunden in seinem Rücken war ihm dabei vollkommen egal. Lachend fing er seine Cris, legte sie sich auf die Brust und hielt sie warm in seiner großen Umarmung. Grinsend schaute er zu ihr auf, als er wieder still unter ihr lag.
„Du hast mich geküsst! Du bist selbst schuld! Jetzt hast du mich.“
Zu Risiken und Nebenwirkungen bei einer Verbindung mit einem Ork, schnappen sie sich eine Keule und verdreschen sie den Arzt und alles andere.
Razags Brust hob sich kraftvoll, als er die Luft einatmete, die von Cris erfüllt war. Sein Blick wurde hungrig und ernst. Eine Hand wanderte langsam von ihrem Rücken hinauf zu ihren Nacken und er hob fast lauernd ob sie weg zucken würde sein Gesicht dem ihren entgegen. Sein Puls donnerte unter ihr in dieser riesigen warmen Matratze und die Dunkelheit in der Tiefe seiner Augen drohte sie beide ertrinken zu lassen. Das Gefühl kam einem Tiefenrausch gleich, wie wenn man ihn bekam, weil man zu tief getaucht war. Die ganze Welt versank in diesem tiefen dunklem Blau ihrer Augen. Ganz leicht den Kopf neigend, damit sein verbliebener Hauer nicht störte, zog er sie sanft zu sich hinunter, verharrte zwei Herzschläge lang... zwei Sekunden die er mit ihr teilte, die er ihnen beiden schenkte, damit sie sich ganz sicher sein konnten. Erst dann probierte Razag ihre süßen Lippen.
Diese Berührung kam dieses Mal von ihm und niemals hätte er es gewagt, wenn Cris es nicht zuvor getan hätte. Es traf ihn wie ein Zitteraal, oder wie dieses Summen in den Fingern, wenn man sich den Ellenbogen anschlug. Er konnte kaum atmen und einen Moment überlegte er tatsächlich ob Syn grad in der Nähe wäre. Aber wenn selbst wenn diese Atemnot etwas mit seinem Kumpel zu tun gehabt hätte, er wäre jetzt gern erstickt. Es konnte wohl keinen schöneren Moment zum sterben geben als in den Armen derer, die einen erwählt hatte.
Razag war wirklich glücklich, denn dies hier war etwas, dass ER gewollt hatte, dass ER sich gewünscht hatte, wovon ER geträumt hatte. Das hier war Freiheit.
Ganz vorsichtig ließ er seine Lippen über ihre gleiten, leicht, erst nur seitlich, dann minimal zwischen sie gleitend, dass er gerade so diesen Traum aus Glätte, Hitze und Feuchtigkeit auf der Innenseite kosten konnte. Mehr erlaubte er sich nicht. Mehr ertrug er gerade nicht! Sein Kopf flirrte wieder, als hätte Cris ihn noch mal mit dem Ast geschlagen.
Den muss ich unbedingt behalten!

Ich muss SIE unbedingt behalten!

Razag konnte lange küssen – gut küssen - aber vor allem legte er all seine Sehnsucht nach Cris in diese sanfte fast züchtige Berührung. Noch nie hatte er so geküsst! Noch nie weil er es WOLLTE! Er ließ Cris all seine Sehnsucht spüren, ließ sie den Hunger nach ihrer Liebe so dicht unter seiner Haut kosten und hielt sich doch so sehr zurück, dass es ihn innerlich verbrannte. Aber genau diese Hitze war es, die sie erfahren musste! Sie musste eine Ahnung davon bekommen, was er alles zurück hielt. Welche Bestie da in ihm lauerte. Sie musste ein wenig Angst haben. Nicht vor ihm, aber vor seiner Leidenschaft. Zu leicht könnte er sie aus einem Instinkt heraus zerquetschen, sie ein wenig zu doll umarmen, zu sehr ...lieben. Er könnte sie erdrücken. All das legte er in diesem langen langsamen Kuss, der selbst ihn fast den Atem zu nehmen drohte.
Und als sie sich gezwungener Maßen irgendwann von ihm löste fragte er heiser, leise und kaum hörbar:
„Darf ich dich wirklich behalten? ...Gefährtin?“
Oh, das klang so gut! Raz griente bei dem Klang seiner eigenen Worte.
Gefährtin... Verlobte...
Sein Kopf produzierte alle möglichen Vorstellungen, wie er versuchen könnte sie glücklich zu machen.
Auf jeden Fall wird sie nie wieder in einem Bett schlafen!!!
Das war er jetzt!
Er würde sie nie wieder auf der Erde liegen lassen. Er war jetzt der Boden auf dem sie ruhen konnte. Er war ihre Matratze, ihr Bett. Das richtige Betten auch durchaus 'nett' sein konnten, dran dachte er gerade nicht. Außer eben an das eine in der Wald-Taverne, das er mit Cris im Vollsuff geteilt hatte, an das er sich kaum noch erinnerte. Selbst ihr Bett, das sie mit Syn geteilt hatte kannte er nicht und alle anderen Betten, in denen er gelegen hatte, zerplatzten gerade in seiner Erinnerung wie Blasen in der Brandung einer leidenschaftlichen See. Sonst erinnerte er sich gerade eher an natürliche Felle auf der Erde so wie seine Vorfahren es hielten, oder seine eigene hölzerne geborstene Pritsche seiner Zelle und die war extrem hart und ungemütlich.
Sein Körper war dagegen weich... etwas weicher... also minimal, also in seiner Vorstellung das schönste Bett, was sie noch haben durfte. Das das nächtliche 'auf ihm liegen' auch andere Vorzüge haben könnte, daran dachte er nicht mal. Raz dachte vor allem daran, dass es seine Gefährtin warm haben sollte. Er sinnierte darüber, wie er sie glücklich und zufrieden halten könnte. Wie er für sie Jagen gehen und sie das Essen zubereiten würde...
Auch wenn sein Körper durch lokale sanfte Schwellung reagierte, so war Herz und Kopf ganz wo anders.
Ich könnte Bäume fällen und uns ein Tippi bauen...
Er schaute kurz neben sich und suchte den Ast. Diese Mini-Keule war sein Verlobungsgeschenk! Sie war winzig aber so wichtig!
Hm... ziemlich klein. Fast nur ein Zweig. Ich könnte aber eine Mini-Keule für mich draus schnitzen, die ich dann immer bei mir trage... und sie kriegt meinen Ring zur Verlobung! Ja!... als Armreif!
Und da er grade an den Ring dachte und nach unten spürte...
Oh! ... Tja, na ja... das ist halt so...
Die Schwellung würde auch mit Ring nicht so schnell wieder abklingen. Wurde Zeit, dass er das doofe Ding endlich abnahm und seine natürlichen unverfälschten Reaktionen endlich kennen lernte.
„Du hast mir eine Keule geschenkt...ich hätte da auch was für dich, als Zeichen, dass du zu mir gehörst. Also... wenn du willst...?“
Razags Gedanken huschten kurz zu Zarrah... Ja, ungewöhnlicher Moment... aber er wusste ja, dass sie versprochen hatte das Lager zu bewachen. So konnte er aber sich jetzt einmal ganz um Cris und sich kümmern, ohne Angst, dass gleich wieder etwas schreckliches passierte. Zarrah würde schon aufpassen.
Razag packte Cris an den Hüften und schob sie ein gutes Stück an sich hinauf, so dass ihre weichen Rundungen dicht über seinem Gesicht baumelten. Dabei schürte er sich die Hose auf...
„Der ist nur für dich!“
Er stöhnte kurz heiser, dann hielt er ihr plötzlich den Ring vors Gesicht...
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Aufenthaltsort: Morgeria
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Sprachen: Celcianisch
Krz'ner (bruchstückhaft)
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Beruf: Ex-Sklave/Gladiator, nun frei
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Dolche (rudimentär)
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- zwei metallene Kampffächer
- ein Dolch
- Reisegepäck (Schlafsack etc.)
- ein schwarzes Brautkleid
- falsche Hasenohren an einem Holzreif
Tierische Begleiter: Razag!!!

Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Dienstag 5. Dezember 2023, 15:22

Viel lastete auf der Seele des weißen Kaninchens. Dass er mit all den Gewichten, die an schweren Kettengliedern von seinem anerzogenen Weltbild herabhingen, überhaupt noch laufen konnte und nicht einfach zusammenbrach, um in dieses schwarze, tiefe Loch zu sinken, grenzte an ein Wunder. Dabei war es gar nicht so schwer zu begreifen! Syn hatte nicht nur gelernt, dass seine Bedürfnisse und Empfindungen weder zählten, geschweige denn überhaupt existent sein durften, sondern er hatte sich selbst dadurch auch eine Schutzhülle aus Selbstsicherheit geschaffen. Niemand konnte ihn mit Worten oder Zweifeln vernichten, denn er war viel zu fabelhaft und begehrt, als dass er irgendeiner fremden Zunge auch nur zuhören musste, nur weil diese in der Lage war, Silben zu schmerzhaften Worten aneinanderzureihen. Nein, er nicht! Wenn es ihn doch einmal belastete, dann rannte, kämpfte oder vögelte er sich seine Zweifel davon. Und doch hatten es drei Personen geschafft, dieser Hülle Kratzer zuzufügen. Sie waren klein, nahezu winzig, aber auch durch einen einzigen Riss konnte genug an Selbstzweifel hindurch sickern, um auf Dauer seine Seele zu vergiften. Ein schleichender Prozess mochte gar gefährlicher sein als direkt mit einer Armee gegen die Schutzwälle zu preschen. Syn bemerkte nämlich kaum, dass er bereits einen Wandel durchzog. Er spürte die Zweifel, griff auf alte Methoden zurück und rannte sie fort. Damit sie nicht wiederkehrten, wandte er ebenfalls Bekanntes an und verfiel in alte Denkmuster. Es zog ihn nicht in das schwarze Loch herunter, in das all die Gewichte seit Jahren baumelten. Denn um in ein Loch aus Selbstmitleid, Angst und Zweifel zu fallen, musste man auch diese Gefühle zulassen. Syn hatte man früh genug beigebracht, dass jegliche Gefühle unerheblich waren, wenn es sich um die seinen handelte. Negative waren dabei noch toleriert, aber positive durften nicht existieren. Wann hatte er zuletzt aufrichtig und aus vollem Herzen gelacht? Wann hatte er jemals in seinem Leben ein Liedchen gesummt, weil ihm danach war? Wann hatte er jemals dieses Flattern im Inneren verspürt, weil er liebte?
Nichts konnte ihn bewegen, solange er es nicht zuließ und die jüngsten Ereignisse trieben ihn dazu, sich wieder in seine heile, kleine Welt aus Betäubung zurückzuziehen. Hier konnte er vor all dem sicher sein und trotzdem funktionieren, wie man es erwartete. Nun, beinahe. Seine Reisegefährten legten keinen Wert auf die Fähigkeiten, die er sich in seinem Leben mit viel Mühe antrainiert hatte. Niemand plante, ihn in eine Arena zu schicken. Niemand sehnte sich nach seinen mit Lug und Trug geformten Liebesschwüren. Niemand wünschte, Befriedigung in seinen Armen und unter seinen Lenden zu erfahren. Was blieb übrig? Was immer es war, nach dem Lauf hatte Syn erkannt, dass auch diese Antwort ihn nicht zu kümmern brauchte. Offenbar bedeutete Freiheit nicht, dass er tun und lassen konnte, was er wollte. Freiheit war einfach ein Wandlungsprozess. Er wechselte seine Fähigkeiten. Man erwartete nicht mehr all das von ihm, was er beherrschte. Es wurde Zeit für Neues. Wichtig blieb, dass er funktionierte. Somit war der Begriff der Freiheit nach seinem Waldsprint auf die gleiche Schwelle der Bedeutungslosigkeit herabgestuft worden wie es Glück und Liebe schon geschafft hatten. Er kannte den Begriff. Er wusste, dass er all das besaß und er ahnte, dass es trotz allem nichts war, das für ihn bestimmt war. Denn er, das weiße Kaninchen, der einstige Sklave, würde niemals verstehen. Mit dieser Einstellung kehrte er in das Lager seiner Reisegruppe zurück.

Die Welt hatte sich inzwischen ohne ihn weitergedreht. Er betrachtete Crystin und Razag, die miteinander mehr oder weniger agierten. Die kleine Heilerin schien sich wieder gefasst zu haben. Jedenfalls war sie wütend genug, seinem Kumpel von Ork eins mit einem breiten Stock überzuziehen. Syn ignorierte es. Er würde nicht den Retter spielen, solang man es nicht verlangte ... oder solange es sich nicht um Zarrah handelte. Denn zwischen ihr und ihm gab es ein Versprechen. Zunächst von den Nachtklingen auferlegt, da ihr Leben bedeutender als das eines jeden Sklaven war, machte Syn es sich nun zur persönlichen Aufgabe ... er schuldete ihr etwas. Er schuldete ihr sein Leben, das angeblich nun ihm gehörte für die geschenkte Freiheit, die nichts bedeutete. Wie lächerlich!
Er wandte sich dem nahe gelegenen Tümpel zu und obwohl Razag sich dort das Blut von der Haut gewaschen hatte, war das Wasser noch immer rein. Syn machte sich daran, seine Stiefel auszuziehen. Noch ehe er aber seine Hände ins kalte Nass schöpfen konnte, um einen Schluck zu trinken, hatte Zarrah sich zu ihm gesellt. Er blickte sie kurz an, kümmerte sich dann aber um sich selbst. Wenn sie etwas erwartete, konnte sie es immer noch fordern. Stattdessen aber gab sie Informationen preis. Synnover hörte zu, auch wenn er ihr nicht die volle Aufmerksamkeit schenkte. Er wusch sich Gesicht und Unterarme vom Schweiß rein. Anschließend machte er sich daran, seine Rüstung abzustreifen. Dass Zarrah längst einen Schritt weiter war und schon in Unterwäsche neben ihm stand, nahm er zwar zur Kenntnis, aber beließ es bei einem kommentarlosen Blick. Er starrte sie weder anzüglich an, noch flammte Begehren in seinem Blick auf. Ihre Worte waren es, bei denen die Reaktion weitaus größer ausfiel.
"Die Bluthunde haben nach mir gesucht. Sie wurden aus Morgeria geschickt, um mich aufzuspüren." Sie suchte gezielt nach Syns Blick, also erwiderte er ihn. Grün traf auf Grün. Was sie bisher sagte, was nichts Neues. Das hatten sie beide schon vorab ermitteln können. Die Hunde waren nicht hinter den Sklaven hergewesen. Das hier war keine große Hatz, obgleich Zarrah sie alle freigelassen hatte. Sie suchten nur nach ihr. Syn, Razag und Crystin hatten lediglich das Pech, in ihrer Begleitung zu sein. "Sie glauben, dass ich abtrünnig bin."
"Bist du nicht", entgegnete Syn ohne zu zögern, aber auch ohne diese kriecherische Schleimspur in der Stimme, die man bei anderen Sklaven oder Verbündeten hören mochte, welche sich nur anbiedern wollten. Zarrah erhielt gerade einen Ausblick auf diese kleine Nuance an Syn, wie er wirklich war. Er hatte die Annahme ohne nachzudenken widerlegt, weil es seiner Überzeugung entsprach. Und er nahm sie nicht zurück.
"Einer glaubt das."
Syn holte Luft. Jetzt hielt er sich mit einem Kommentar zurück, ahnte aber bereits, worauf es hinauslief. Zarrah war eine Nachtklinge, Mitglied eines Hauses von Assassinen und angesehenen Meuchlern auf Abruf. Sie nahmen Aufträge anderer an, um zu töten. Aber wenn es persönlich wurde, zögerten sie ebenfalls nicht, Probleme auf ihre Art zu beseitigen. Das bedeutete, wenn einer sie aus der Annahme heraus jagte, sie würde ihre Aufgabe nicht erfüllen, dann bewies Zarrah'lindae Nachtklinge ihm das Gegenteil. Leider erhielt er aus dieser Zurschaustellung ihrer Fähigkeiten heraus im Nachhinein keine Gelegenheit mehr aus seinem Irrtum zu lernen. Tote lernten nicht mehr dazu.
Warum sie ausgerechnet Syn nun durch die Blume hindurch ihren aufkommenden Racheplan beschrieb, konnte er nicht ganz begründen. Vielleicht wollte sie darüber reden, weil sonst keine Nachtklinge anwesend war. Vielleicht deutete sie auch nur an, dass sich somit ihre eigene Mission verzögerte und die freien Sklaven noch immer nicht ganz frei wären. Es würde länger dauern, wenn sie zuvor einen Rachefeldzug begleiteten. Wahrscheinlich würden sie aktiv mit eingespannt. Dass Syn töten müsste, störte ihn dabei kein bisschen. Dass man von ihm als Gladiator jedoch erwartete, dieselbe Finesse eines Meuchlers an den Tag zu legen, könnte noch schwierig werden. Aber wie schon in allen anderen Dingen, kamen bei ihm keine Befürchtungen auf. Er würde tun, was man erwartete. Dafür war er hier ... Tja, er hatte wohl falsch verstanden, was es hieß, frei zu sein. Aber auch das machte nichts. Er würde Zarrahs Wünschen folgen, ihr folgen und in ihrem Namen töten oder selbst sterben.
Ruhig und mit dem neutralen Blick eines Werkzeugs, das auf seine Bestimmung wartete, blickte er ihr entgegen. Benutze mich, hatte er ihr im "Gejagten Eber" angeboten und es auf seinen Körper bezogen. Das aber wollte die Dunkelelfe nicht tun. Sie wollte ihm helfen, wie sie erwidert hatte. Jetzt verstand er. Sie würde ihm und Razag und Crystin helfen, ihre neuen Rollen einzunehmen. Sie warf keinen von ihnen ins kalte Wasser. Sie begleitete sie auf ihrem Weg in die Freiheit. Freiheit war also ein höheres Privileg. Er würde neue Fähigkeiten für neue Aufgaben brauchen, besaß darüber hinaus aber Entscheidungsgewalt über Dinge, die er nicht mehr tun musste. Weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Oder...?

Zarrah machte sich an seiner Rüstung zu schaffen, um sie von seinem Körper zu lösen. Sie zog ihn bis zur Unterwäsche aus und als sie nach seiner Hand griff, um ihn mit sich ins etwas tiefere Wasser zu führen, schloss Syn unter lautlosem Seufzen die Augen. Wie hatte er sich doch geirrt!
Aber mit ihr ist es nicht so schlimm. Sie ist weich und warm. Es war gut und ich sollte dankbar sein, dass sie mich für diese Zwecke nach wie vor auswählt. Sie hat Gefallen an mir gefunden und will es nicht aufgeben. Ich bin unersetzlich, das ist gut. Sie wird sich meiner nicht entledigen. Ich bin dankbar. Es könnte schlimmer sein. Ich bin dankbar...
"Du weiß, dass du frei bist, ja?" Syn schlug die Augen auf. Zarrah hatte ihn losgelassen und war ins Wasser gesunken. Wie eine dunkle, verlockende Büste ragte sie aus dem Nass heraus, löste ihren Zopf, dass ihr Haar sich in alle Richtungen auf der Wasseroberfläche ausbreitete. Es umgab sie beide wie ein weiteres Gewebe silberner Fäden. Für einen Moment war Syn von dem Anblick einfach nur abgelenkt. Er betrachtete das sanft in den Wellen wabernde Haar, die mystischen Fasern aus Silberglanz und Zaubernebel. Dann schaute er auf, zu Zarrahs Augen. Sie erwartete eine Antwort. "Ja, weiß ich", erwiderte er. Er wusste, warum er hier war. Frei zu tun, die alten Pflichten abzulegen, obwohl es den Anschein hatte, dass seine einstige Herrin nun genau darauf zurückgreifen wollte. Er würde nicht ablehnen. Bei anderen vielleicht, aber nicht bei ihr. Er war es ihr schuldig dafür, dass sie ihm diese Freiheiten schenkte. Natürlich würde er dann nicht ablehnen ... und natürlich verlor Freiheit dadurch jegliche Bedeutung.
"Ich binde dich an nichts und überlasse es dir, was du möchtest. Ich weiß, dass das überfordernd sein kann."
Er schüttelte den Kopf. "Ich komme zurecht." Bloß kein Anzeichen von Schwäche zeigen. Sie würde ihn binden, wenn sie sah, dass er eben nicht damit fertig würde. Sie würde ihm die Freiheit wieder entziehen und zurück in seine alten Aufgaben stecken. Aber war es nicht das, was er wollte? Nein. Er vermisste Morgeria. Er vermisste die einfachen Strukturen. Er vermisste den Komfort. Aber so langsam lernte er doch, was Freiheit bedeutete, dieser Wandel in neue Strukturen. Er würde sich schon zurechtfinden und Zarrahs Erwartungen entsprechen. Allen. Er würde nicht zu Yolintha und ihren Erwartungen zurückkehren müssen, wenn er sich jetzt durchbiss. Aber vielleicht könnte er anschließend zu Karrish zurück, ihm zeigen, dass er noch lebte. Zurück zu stillen Abenden mit stiller Gesellschaft in einer stillen Bibliothek, in der er dennoch zwischen all dem Schweigen die Anerkennung seines Herrn hören könnte. Syn bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken. Er sehnte sich nach diesen Momenten, die die gleiche Geborgenheit versprachen wie die Nächte an Yolinthas Seite oder einer ihrer Freundinnen. Aber Karrish verlangte im Gegensatz zu seiner üppigen Schwester nicht, dass er liebte, ohne Kenntnis darüber zu haben. Ohne zu begreifen und es doch vorzutäuschen. Karrish wollte ihn nur gewinnen sehen, dann war er zufrieden. Es war so einfach gewesen, ihm gefällig zu sein. Solang Syn in seiner Gunst stand, musste er nichts fürchten, nicht zweifeln und nicht verzweifeln.

"Ich..."
Ein einziges Wort besaß genug Macht, ihn aus seinen abschweifenden Gedanken und seiner eigenen Sehnsucht zu reißen. Nicht das Gesagte wog hierbei, sondern wie es gesprochen wurde. Zarrah zögerte. Die unerschütterliche Anführerin, die schlagfertige Dunkelelfe mit der viel zu schnellen Klinge, stockte. Syn musterte sie in einer Mischung aus Überraschung und Sorge. Sein Blick huschte zum Wasser, aber er konnte die Verletzung nicht sehen. Plagte sie etwas? Hatte er schlechte Arbeit geleistet? Würde sie ihn strafen? Er wappnete sich, aber nicht für das, was nun folgte.
"... möchte dir nicht wehtun."
Synnover verkörperte die fleischgewordene Interpretation von Razags geistiger Null-Linie. Er stand im Wasser, schaute auf Zarrah herab und aus dem Grün starrte ihr einfach nur unbegreifliche Leere entgegen. Unverständnis für ihre Worte und deren Bedeutung. Sie wollte ihm nicht wehtun. Er begriff nicht. Was kümmerte es sie denn, ob sie es täte oder nicht? Yolintha schaffte das regelmäßig und erwartete von ihm die Perfektion, es nicht nach außen zu tragen. Sie gestattete ihm zu weinen, aber nur, wenn er sich zurückzog und allein war - nachdem sie ihm auch das gestattete. Sie wollte sich ihre Laune nicht durch seine Ausbrüche verderben lassen. Er konnte froh sein, dass sie ihn dafür nicht aus ihren Diensten verbannte. Er sollte dankbar sein dafür, dass sie diesen Makel an ihm tolerierte.
Syn hatte es sich abgewöhnt zu weinen, weil er selten allein war. Das Bedürfnis kam nur nachts auf, aber dann lag er meist neben irgendeiner Frau und durfte sich Emotionen nicht erlauben. Im Neldoreth hatte er weinen können, hoch oben in den Bäumen, als nur die unendliche Weite des Himmels ihn sehen und verurteilen konnte. Er hatte viel geweint, seit er mit Zarrah unterwegs war, sah darin aber nichts Negatives. Das hatte sie auch nicht. Sie hatte es einfach übergangen, absolut kommentarlos. Sie hatte erkannt, dass Dinge ihn berührten, ihm wehtaten. Sie wollte das nicht. "Warum...?", brachte er mit belegter Stimme hervor. Was scherte es sie, wie er sich fühlte? Er hatte nicht zu fühlen! Syn wusste nicht, wie er mit dieser Information umgehen sollte. Er ahnte nicht, dass es nicht diese Worte waren, vor denen Zarrah sich scheute, sie ihm mitzuteilen.
"Wenn ich dir sage, dass du frei bist ... dann muss ich den Weg gehen. Dann muss ich dir alles sagen, was ich weiß. Und du ... musst frei entscheiden, welchen Weg du gehen willst." Sie neigte sich ihm entgegen und Syn reagierte schon aus Reflex, indem er den Kopf leicht drehte, damit sie seine Lippen empfangen könnte. Er senkte die Lider etwas. Er entschied sich, diesen alten Weg beizubehalten, denn er sollte sich glücklich schätzen, dass Zarrah wenigstens an ihn dachte. Sei hatte ihn befreit und somit auf diese neue Ebene gehoben, auf der er entscheiden durfte. Es war seine Pflicht, sich dafür zu entscheiden, ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu erfüllen. Auch wenn sie nun Dinge verlangte, die er eigentlich nicht tun wollte. Er würde...
"Mein Bruder ... Karrish..."
"Karrish..." Syn erstarrte in absoluter Klarheit, die eiskalt seinen gesamten Geist durchströmte. Sie setzte sich schmerzlich in sein Herz, um dort einen Frost zu hinterlassen, unter dem seine Seele zu brechen drohte. Zarrah musste gar nicht weitersprechen. Ein Name genügte. Ein Wort allein besaß genug Macht, die Welt zum Stillstand zu bringen. Er wusste längst, was sie ihm sagen wollte, mir der alleinigen Erwähnung von Karrishs Namen, der ihr über die Lippen kam.
"... er schickte die Hunde, um mich zu finden."
Syn sank zu Zarrah ins Wasser. Seine Beine wollten ihn nicht tragen und er gelangte recht unelegant ins Nass, ließ sich fast fallen. Erst im letzten Moment bewahrte er seine Haltung, aufrecht hocken zu bleiben. Zeig keine Schwächen ob dieser Nachricht. Sein Blick flackerte. Er presste die Lippen aufeinander und atmete tief durch.
"Wie grausam Freiheit doch ist ... warum gibst du sie mir, damit ich entscheiden muss?", fragte er leise. Es war mehr an ihn selbst gerichtet. Er stutzte, als ihm bewusst wurde, dass Zarrah diese Aussage ebenfalls hören könnte. Dieses Hinterfragen ihrer Entscheidungen. Diese ... Kritik. Er räusperte das Gesagte fort, lehnte sich ein Stück weit zurück und betrachtete Zarrah. Nun war es Syn, der zögerte. Es wäre besser, er behielt die Informationen nun für sich. Andererseits war sie eine Nachtklinge und er ihnen zu Loyalität verpflichtet, offensichtlich auch über die Freiheit hinaus. Er war nicht frei. Es war lediglich ein bösartiges, sadistisches Spiel. Er durfte nicht entscheiden, er musste! Das Grausame war die perfide Auswahl.
"Ich diene den Nachtklingen. Ich ... diene Karrish", sagte er monoton im Versuch, bereits jetzt Distanz zu Zarrah aufzubauen. Sie wusste sicher schon, was kam. Deshalb hatte sie gezögert. Wie viel Entscheidungsfreiheit besaß Syn denn wirklich? Sie wusste um die Farce dieses grausamen Spiels. Und er sprach sie nun aus. "Wenn er dich tot sehen will, dann muss ich seine Erwartungen erfüllen." Dass der Dunkelelf seine eigene Schwester umbringen lassen wollte, erschreckte Syn tatsächlich wenig. Es war in Morgeria nichts Ungewöhnliches. Jedes Haus besaß sein internes Ringen um Macht zwischen allen Mitgliedern. Manche Adelshäuser brachen sogar in sich zusammen, weil man sich gegenseitig Assassinen auf den Hals hetzte, bis am Ende niemand mehr übrig blieb. Warum sollte es bei den Nachtklingen anders sein? Zarrah war nur nie in Gefahr gewesen, weil auch sie Erwartungen erfüllt hatte. Doch jetzt...
"Aber.." Syn zog seine Hand aus dem Tümpel. Wasser tropfte von seinen Fingern, als er sie zwischen sich und Zarrah in die Höhe hielt, als wollte er sie gleich schlagen oder ihre Wange berühren. Nichts von beidem trat ein. Stattdessen legte er sie ihr auf den Kopf, strich mit zwei Fingern an ihrem Haar entlang. Die Symbolik war so klar wie seine Loyalität. Die Nachtklingen selbst hatten es ihm eingebläut wie nichts anderes. Er durfte den Ruf des Hauses weder durch Worte, noch durch Taten schädigen. Darüber hinaus galt aber eine viel wichtigere Regel für jede Mitglied der dunkelelfischen Familie, das über ihm stand. "... ich beschütze dich, mit meinem Leben." Das galt auch, wenn das Leben durch andere Familienmitglieder bedroht wurde. Syns eigenes war unerheblich. Er war ersetzbar und bei weitem nicht so wertvoll wie eine Nachtklinge. Das hatte er gelernt. Sein Leben gehörte nicht ihm, auch in Freiheit nicht. Hier gab es nur die neue Option, sich entscheiden zu dürfen ... auf welcher Seite man stand. So wie Zarrah es ihm vorab gesagt hatte. Die Seite war für ihn im Moment klar. Zarrah wurde bedroht und auch wenn es Karrish war, so würde er sich zwischen sie und seinen einstigen Herrn stellen. Er würde es tun müssen, sie verteidigen statt ihn. Denn von Zarrah ging nicht die Annahme aus, dass sie ihren Bruder ihrerseits töten wollte. Noch nicht. Es würde für Syn erst kompliziert und nur noch grausamer, sollte sie diese Wahl treffen. Bis dahin blieb seine Entscheidung tatsächlich simpel. Er musste nur irgendwie verhindern, dass in der Jüngsten der Nachtklingen Rachegelüste aufkämen.
"Außerdem", fuhr er fort und zog seine Hand langsam wieder von ihrem Schopf herab. "bist du nicht abtrünnig. Warum glaubt er das? Weil du sein Eigentum mitgenommen und Freiheiten verteilt hast?" Nein, das konnte nicht sein. Etwas stach ins Synnovers Herz und durchbrach die Kälte, die die Information über Karrish dort hinterlassen hatte. Es schmerzte. Er tat ihm weh, nicht Zarrah. Seine Augen engten sich etwas. "Er weiß ja nicht einmal, dass sein Eigentum noch lebt. Er ... hat sich nicht die Mühe gemacht, nachzuschauen. Obwohl ... ich ... der letzte war, der stand!" Syn zog die Hand unter Wasser, damit Zarrah die geballten Fäuste nicht sehen musste. Er riss sich zusammen, seine Wut nicht nach außen zu tragen, aber es fiel schwer. Denn es war Karrish... "Wie kommt er darauf, in dir eine Abtrünnige zu sehen? Was hast du getan?" Ein Flehen schwang in Syns Worten mit, dass sie ihm eine Antwort gab. Eine, die nicht ihn als Grund hatte. Irgendeine Ausrede, an die er sich klammern konnte, um diesen Schmerz zu vertreiben, den Karrish ihm gerade antat. Diese bittere Erkenntnis, dass all sein Streben um Anerkennung beim Sohn der Nachtklingen nicht halb so viel Wert für jenen besaß wie für dessen kleines, weißes Kaninchen, das selbst jetzt nicht von ihm loskommen wollte.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. Dezember 2023, 00:11

Razag:

Das hätte sich wohl niemand wirklich träumen lassen, dass sich ausgerechnet die zarte Crystin und der große Grünling aufeinander einließen. Am wenigsten gewiss die beiden, denn keiner von ihnen war ein Draufgänger, der sich mit schönen Worten und mutigen Taten auszeichnete. Crystin besaß ein wirklich reines Herz, das niemandem etwas Schlechtes wünschte. Sie war die Sonne der Gruppe und ihr Verlust hätte nicht nur Razag berührt. Sie hätte eine klaffende Wunde gerissen, die dann niemand mehr hätte heilen können. Aber jetzt? Jetzt hatte dieser Verlust tatsächlich sein müssen, damit gewisse Dinge klarer wurden. Damit das Gefühl von Endlichkeit obsiegte und die Herzen einander näherbrachte. Das Schicksal saß gewiss gerade kichernd irgendwo und klatschte sich in die Hände, weil ihm mal wieder ein besonderer Streich gelungen war. Crystin’s Wut, ob Razags Worte löste etwas aus, das weder sie noch er geplant hatten. Sie warf einen Ast nach ihm und erschrak im nächsten Moment vor ihrer Tat. Doch Razag? Er konnte sein Glück kaum fassen. Und jener Schlag war es auch, der ihm endlich nicht nur die Gedanken auf die Zunge trug, sondern vor allem seine Gefühle für sie. Sie waren mit einem Mal so klar und ehrlich, dass er keinen Zweifel mehr daran hegte. Die Heilerin hatte ihn schon immer ein wenig fasziniert, doch damals hatte es keine Möglichkeit gegeben, sie näher kennenzulernen. Crystin war niemals zu etwaigen Festen geladen worden. Sie war niemals Teil der Siegmasse, wie Sommerfellchen. Crystin war die Heilerin. Sie war immer tabu gewesen. Inzwischen wusste Razag auch, dass Zarrah ihre Hand über die Braunhaarige gehalten hatte und ihr somit kein Leid angetan werden konnte. Darüber hinaus war sie … innen wie außen schön und hatte sich stets ein sonniges Lächeln bewahrt. Nun aber erfuhr sie endlich, was sich auf ihrer kurzen Reise für Razag fest im Herzen verankert hatte. Und ihre Reaktion brachte Razag vollkommen aus dem Konzept. Er hatte erwartet, dass sie lachen, oder schreiend davonrennen würde. Aber … dass sie einwilligte?!?! Razag’s Hirn setzte aus und vor seinem geistigen Auge zuckte eine glotzende Nalia auf, die ebenfalls in feinster Nulllinien-Manier dreinschaute. So ungefähr musste er jetzt aussehen. Doch damit nicht genug: Crystin begab sich einmal mehr in seine Arme und nun war sie es auch, die all ihren Mut zusammennahm und sich ihm entgegenlehnte. Ihre Lippen waren kaum mehr als ein sanfter Windhauch, der sich über seine Lippen bewegte. Zarter hätte er kaum wahrnehmen können, doch alles fokussierte sich derweil auf das zarte Persönchen vor ihm. Und Crystin war schüchtern. Sie wusste nicht recht, wie man es anstellen sollte, aber ihre Gefühle halfen ihr nun, wenigstens eine Richtung zu finden. Zärtlich strichen ihre Lippen über die seinen und liebkosten jene auf ihre ganz eigene Art. Und Razag dachte… der Himmel voller Geigen war einem wackeligen Turm aus einem Haufen Fragen gewichen, sodass er sogar vergaß zu atmen. Crystin bemerkte es noch nicht, sodass sämtliche Gedanken über ihm zusammenstürzen konnten, um ihn zu begraben. WAS war hier los? Doch manchmal musste man die Dinge nicht erklären. Manchmal musste man seinem Herzen folgen und manchmal musste man sich fallenlassen. Wenn es sich gut anfühlte, dann war es doch… gut? Allerdings waren die Gedankengänge bedeutend zu lang. Crystin spürte es nun auch und zog sich ein wenig hilflos zurück. Ihre Stirn runzelte sich fragend und schon wollten eine Menge dieser ‚Steine‘ in ihrem Innern auf sie niederregnen und sie darunter begraben. Zweifel und Ängste, denn das Mädchen vor dem Ork hatte keinerlei Erfahrungen. Nur das, was Synnover ihr nicht ganz so selbstlos hatte zuteilwerden lassen. Doch noch bevor die ersten Zweifel sich auf sie stürzen konnten, erwachte Razag aus seiner atemlosen Starre und sein Fragenberg verschwand, ebenso wie Nalia’s Gesicht. Er sah klar. Einzig und allein Himmelblau und braunes Haar, ein paar Sommersprossen und ein wenig Schmutz im Gesicht.

Als er seine Arme um sie schlang und sich nach hinten fallen ließ, quietschte sie lachend auf und hielt sich an seinen Schultern fest. „Du hast mich geküsst! Du bist selbst schuld! Jetzt hast du mich.“, sprach er endlich und Crystin’s Augen leuchteten kurz auf. Er hatte es zumindest als Kuss bezeichnet und die Unsicherheit schoss ihr einige Röte in die Wangen. Dann aber wurde Razag ernst und seine Hand bescherte ihr ein Kribbeln im ganzen Körper. Crystin hielt ihren Blick in seinem und bemerkte das dunkle und lauernde darin. Sie wurde ganz ruhig, atmete bewusst und war sich sicher, dass ihr Herz sie verriet, wie es da auf Razag’s Brust trommelte. Er reckte sich ihr entgegen und harrte eine Sekunde… zwei… aus. Crystin erwiderte seinen Blick und wirkte ebenso ernst und kein Bisschen ängstlich. Sie war gebannt von seinem Blick, bis er sich ihr entgegenreckte und endlich einen Kuss von seiner Seite aus wagte. Crystin’s Herz drohte zu zerspringen. In lauter kleine Schmetterlinge, die aufgeregt durcheinanderflogen und dann das Glück in sämtliche Regionen ihres Körpers trugen. Die zierliche Menschenfrau schloss vor Ehrfrucht die Augen. Dieses Gefühl war ihr so neu und fremd, dass sie alles in sich aufsaugen musste. Ihre Lippen zitterten leicht vor Aufregung und sie spürte, was Razag hauchzart mit ihr anstellte. Er wusste, was er tun musste. Er wusste es, weil er es hatte lernen müssen, aber noch nie hatte er es mit gleicher Intensität getan. Crystin war so ergriffen, dass ihr vor Rührung die Augen schwammen. Dann teilten sich ihre Lippen einen Spaltbreit und ließen Razag spüren, was ihn noch erwartete. Es war wundervoll. Ihre Hände fanden von ganz alleine an seine Wangen. Liebevoll hielt sie ihn und streichelte seine Haut, die weich und gepflegt war. Es hatte eben nicht nur Nachteile gehabt, begehrt zu werden. Doch das spielte hier keine Rolle mehr. Es war nichts mehr von Belang, während sie einander nun endlich auf jene Weise nahekamen. Crystin öffnete ihre Augen und sah in das Gesicht des Orks. Sie konnte sehen, welch Sehnsucht er zurückhielt. Welch großes Herz bereit war, sich zu zeigen. Aber auch welche Leidenschaft er in sich einschloss. Und da war Crystin vollkommen unerfahren.
Erneut trieb ihr der Gedanke eine Röte in die Wangen, während sie sich voneinander lösten. Crystin hatte das Gefühl, dass sie schon jetzt etwas verloren hätte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, das sie plötzlich in seiner Nähe hatte. „Darf ich dich wirklich behalten? ...Gefährtin?“ Sie hob den Blick wieder und betrachtete sein Gesicht. Er war ihr so nahe, so unsagbar intim. Nichts von der Außenwelt drang zwischen sie. „Solange du mich behalten willst, bin ich … bei dir.“, flüsterte sie und lächelte strahlend. Crystin’s Locken fielen nach vorne, als sie sich ein wenig vor ihrer eigenen Courage und den Gefühlen verstecken wollte und den Kopf senkte. Dann sah sie aber wieder auf und drückte sich noch etwas mehr gegen den Ork und in seine Umarmung. Razag jedoch bekam eine Idee und schob sie mühelos ein Stück näher zu seinem Gesicht. Dass er sich damit nicht wirklich einen Gefallen tat, bemerkte er dann mit der Aussicht, die ihm ihr Dekolleté bot. „Du hast mir eine Keule geschenkt...ich hätte da auch was für dich, als Zeichen, dass du zu mir gehörst. Also... wenn du willst...?“ Crystin sah ihn fragend an, während er begann, sich seine Hose aufzuschnüren. „Was?… oh!“, entfuhr es ihr und nun sah sie wirklich aus, wie eine reife Tomate.

Crystin räusperte sich und spürte eine Unruhe in sich aufsteigen. Razag stöhnte derweil und Crystin glaubte schon, er würde sich für eine ganze eigene Art der Zweisamkeit bereitmachen. Ihr Blick huschte suchend über das Lager. Es war nun wirklich nicht der romantischste Ort, den man sich vorstellen konnte, aber auch in ihr sirrte ein neues Gefühl, das sie bisher nicht kannte. „Der ist nur für dich!“ , bemerkte er und Crystin’s Blick glitt als erstes nach hinten, da sie glaubte, er meinte seinen… ‚Razag den Standhaften‘. Ihr Blick fiel darauf und große Augen zierten das Sommersprossengesicht. Sie hatte ihn bereits nackt gesehen. Aber sie hatte sich damals nicht mal entfernt träumen lassen, dass es irgendwann dazu käme, dass sie auch etwas dabei empfand. Und es war ein hungriges Kribbeln, das ihr noch ein wenig Angst machte. Sie hatte ja keine Erfahrungen. Ihr Blick wanderte wieder zu Razag’s Gesicht „weißt du… ich…“, wollte sie schon ansetzen, doch da fiel ihr Blick auf den Ring. „Woher hast du…?“, wollte sie fragen, dann stockte sie und Erkenntnis erhellte ihr Gesicht. „Achso!“, entfuhr es ihr und sie setzte sich ein wenig auf. Crystin räusperte sich und kam aus dem verlegen Sein gar nicht mehr heraus. Doch dann ergriff sie den Ring und blickte Razag dabei in die Augen. „Das…. Das ist…“, stammelte sie und holte dann tief Luft. Sie musste etwas Druck ablassen und atmete einmal energisch aus. „Das ist so unbeschreiblich, Razag. Ich… ich weiß gar nicht wie mir geschieht, ich fühle mich so… so…“, ihr fehlten die Worte. Aber dass sie gerührt, entzückt und verliebt war, daran bestand kein Zweifel. Razag konnte sämtliche Emotionen in ihr erkennen und sie hielt sich nicht zurück. Er durfte sehen, was sie bewegte, durfte erkennen, was sie fühlte, wovor sie Angst hatte oder wenn sie Zuversicht ausstrahlte. Und niemals war das auch nur ein Hauch von echter Angst in ihrem Blick. Das, was sie ihm gezeigt hatte nach dem Angriff auf sie, das war pure Verwirrung gewesen. Schmerz und das Gefühl, abgelehnt worden zu sein, wo sie offenkundig Gefühle für ihn hegte. Dann betrachtete sie den Ring und hielt ihn etwas hoch. „Sobald wir in einer Stadt sind, lasse ich ihn mir umarbeiten und … werde daraus einen passenden Ring machen“, lachte sie auf. Jetzt aber kippte sie ausgelassen nach vorne und umarmte Razag stürmisch. Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen und schaute ihm dann erneut in die Augen. „Du bist so wundervoll. Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe…“, seufzte sie und wollte sich gerade noch mal seinen Lippen entgegenbeugen, als ein paar Vögel aufflatterten und sie kurz ablenkten. Sie sah ihnen nach, doch dann wandte sie sich wieder Razag zu.
„Küsst du mich noch mal?“, fragte sie heiser und leckte sich gleichzeitig über die Lippen. Dann wurde sie ein wenig leiser und wich seinem Blick aus. „Ich… ich bin nicht … sehr nunja, also… ich…“, sie stammelte und setzte sich doch wieder auf seiner Brust auf. „Ich habe noch nie… geküsst…“, schaffte sie es dann und schirmte ihre Augen mit ihrer Hand ab. „Das ist so peinlich… Aber… ich hoffe, du bist nicht… enttäuscht von mir.“, kamen die Zweifel dann doch noch hervor. Crystin war völlig beflügelt von ihren Gefühlen und wollte bloß nichts falsch machen. Sie waren wirklich wie füreinander geschaffen…

Synnover:

Das Wort ‚Freiheit‘ nutzte sich schneller ab als man es vermutlich wahrhaben wollte. Es verlor an Bedeutung, wenn man es immer wieder hörte und nicht mit einer Basis füllen konnte. Syn hatte niemals erfahren, was es wahrlich hieß, Freiheit zu leben und konnte nun nur vor einer leeren Worthülse stehen und sie nicht greifen. Der einstige Gladiator musste ein immenses Vertrauen aufbringen, um überhaupt zu glauben, dass es etwas bedeuten würde. Und er hatte es gewollt, tatsächlich versucht. Er hatte darüber nachgedacht, sich versucht seine eigenen Gedanken dazu zu machen und war dennoch gescheitert. Wie etwas erkenne und erfahren, wenn man nicht wusste, wonach man eigentlich genau suchte? Er war niemals frei gewesen und war nur von einer Gefangenschaft in die nächste geraten. Aber ging es denn um die pure Definition der Freiheit? Oder darum, dass er inzwischen Entscheidungen treffen durfte, die man ihm sonst immer abgenommen hatte? Niemand konnte recht sagen, ob er eigentlich frei war. Frei von Ängsten, frei von Zwängen. Frei von Verantwortung, frei von Pflicht- und Ehrgefühl. Frei von Strukturen, die einem mehr Druck auferlegten und die dennoch aus Entscheidungen geboren worden waren, die in Freiheit gefällt wurden. Lebte man in einer Gesellschaft, war man wohl nie gänzlich frei. Aber es gab eben einen gewissen Unterschied: Zarrah schubste ihn nicht ohne Sicherheitsleine ins Freie und verlangte, dass er lebte. Sie war da. In seinem Rücken, an seiner Seite, in seiner Nähe. Sie passte auf, sie hielt Gefahr von ihm fern, zumindest, soweit es ihr möglich war. Sie respektierte ihn. Wurde er jemals von jemanden wirklich respektiert? Oder hatte er es nur glauben wollen, dass er etwas Besseres wäre, wenn er andere Sklaven mit hochnäsigen Blicken strafte? War es denn ein Aufsehen derer gewesen, oder schimmerte nicht doch der Glanz von Mitleid in ihren Blicken? Syn hatte sich seine heile Welt erschaffen, wie es nur logisch war in der Grausamkeit, in der er aufgewachsen war. Er musste überleben und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dass auf seine Weise zu tun. Mit all den Annehmlichkeiten, die andere Sklaven eben nicht erhielten. Aber jene mussten im Umkehrschluss auch nicht solche Erwartungen erfüllen, wie er. Wer war nun der Sklave in den engsten Ketten gewesen?

Jetzt aber waren da keine Ketten. Jedenfalls nicht seitens seiner Mitreisenden. Zarrah hatte sogar die meisten Hüllen fallenlassen und kniete nun im Wasser vor ihm, um sich auf eine Weise mit ihm zu unterhalten, die kaum ehrlicher hätte sein können. Sie präsentierte sich ihm schutzlos, ehrlich und auf eine Weise, die ihm dennoch nur den Boden unter den Füßen wegziehen konnte. Sie deutete Dinge an, die sich Syn noch zusammenreimen konnte und er glaubte schon, dass nun der Part käme, da er seine neue Bestimmung durch sie fand. Er glaubte, sie hätte nur auf einen passenden Moment gewartet, ihm endlich sein neues Schicksal zu diktieren. Zarrah war eben auch nur eine verschlagene Dunkelelfe, die sich auf andere Weise nahm, was sie wollte. Das Gespräch begann fast schon sanft, aber Syn würde sich keine Blöße zugestehen. "Ich komme zurecht.", antwortete er auf ihre Frage, ob ihre Freiheit überfordernd war. Zarrah musterte ihn und kurz zuckte ein Mundwinkel in die Höhe. „Sicher.. ich zweifle nicht daran. Aber es braucht Zeit.“, gab sie zu bedenken und fuhr fort. Und Syn erhielt erstmal einen intimen Moment, den Zarrah bisher vermieden hatte. Gewiss, sie hatten das Bett miteinander geteilt, doch es hatte keine Bedeutung gehabt. Sie hatte nicht gefunden, was sie suchte und sich schließlich auch für den Fehler entschuldigt. Sie wollte ihm nicht wehtun, doch verstehen konnte der einstige Gefangene es nicht. “Warum..?“, blieb ihm da nur noch und Zarrah’s Blick zuckte. „Warum…“, wiederholte sie und schien darüber nachzudenken. „Weil es Zeit wird, dass dir jemand nicht mehr wehtut?“, warf sie ein und hob die Schultern. „Ich bin gewiss die falsche dafür, aber ich möchte es nicht, verstehst du?“, versuchte sie es irgendwie zu erklären. Zarrah war ebenfalls nicht frei. Die Dunkle war gefangen in etwas, das sie nicht preisgab und wand sich in ihren Ketten. „Ich sehe genug, um mir ein Bild zu machen…“, räumte sie ein und blieb dennoch äußerst vage. Er wusste nicht, dass sie eine hervorragende Beobachterin war. Und dass ihr manche Dinge eben nicht verborgen waren, die er verschlossen hielt. Und so offenbarte sie ihm, unter dem Mantel des Vertrauens, dass es Karrish war, der ihr nach dem Leben trachtete. Was sie bei Syn damit auslöste, das hätte alles sein können und tatsächlich hatte sie sich gegen alles gewappnet. Er sank in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, das die letzte Karte nicht mehr ertrug. Zarrah betrachtete ihn und gab ihm den Moment. Stumm huschte das dunkle Grün über sein Gesicht und nahm Notiz von sämtlichen Regungen. Syn aber brauchte einen Moment.

Er war nun auf selber Höhe, wie Zarrah und beide knieten einander gegenüber. "Wie grausam Freiheit doch ist ... warum gibst du sie mir, damit ich entscheiden muss?" Sie blinzelte. Kurz runzelte sich ihre Stirn, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Entscheiden? Nein, Syn. Das ist nicht wa“-, "Ich diene den Nachtklingen. Ich ... diene Karrish", stellte er klar und Zarrah klappte den Mund wieder zu. Die Elfe verschloss ihre Offenheit hinter einer eigenen Maske aus Unnahbarkeit und Distanz. Auch er baute Distanz auf und wollte ihr klarmachen, dass er allen Nachtklingen diente. "Wenn er dich tot sehen will, dann muss ich seine Erwartungen erfüllen." Zarrah’s Blick funkelte auf. Sie nickte jedoch verstehend und hob den Kopf ein Stück an. Ihre Miene wurde wieder kühl und hart, wie er sie hatte kennenlernen dürfen. "Aber..", setzte er an und zog seine Hand aus dem Wasser. Es plätscherte ungewöhnlich laut, ob dieser zerreißenden Ruhe zwischen ihnen. Zarrah hielt still und wirkte dennoch nicht entspannt. Das Weiche war gänzlich aus ihr verschwunden, während sich seine Hand ihrem Haar widmete. "... ich beschütze dich, mit meinem Leben." Zarrah presste unter der Berührung und seinen Worten die Lippen zusammen. Ihr Blick bebte, doch hielt sie aus, was er tat. "Außerdem… bist du nicht abtrünnig. Warum glaubt er das? Weil du sein Eigentum mitgenommen und Freiheiten verteilt hast?“ Die Elfe wandte den Kopf leicht ab und sah zum Ufer. Ihr ganzer Körper war angespannt. "Er weiß ja nicht einmal, dass sein Eigentum noch lebt. Er ... hat sich nicht die Mühe gemacht, nachzuschauen. Obwohl ... ich ... der letzte war, der stand!" Plötzlich knallte etwas. Wo Syn vielleicht noch Schmerz erwartete, waren es jedoch nur einige Wogen des Wassers, die gegen seine Brust schwemmten. Zarrah starrte ihn mit einem gewissen Funkeln in den Augen an. Sie hatte mit der Faust auf die Wasseroberfläche geschlagen und hob die Hand nun gerade aus dem Wasser, um auf ihn zu zeigen. Sie war wütend. „Weil ihm NICHTS daran liegt, Syn!“, fuhr sie ihn an und durchbrach die Stille dermaßen, dass einige Vögel empört aufflatterten. „Weil er sich ein neues Haustier sucht! Du dienst weder ihm, noch Yolintha, noch mir. Ganz besonders nicht mir!“, fuhr sie erbost fort. „Und wenn er meint, dass er mein Leben beenden will, dann ist das allein meine Sache! Ich erzähle dir das nicht, weil du dich entscheiden sollst.“, ereiferte sie sich und ihre Wut wurde zu einem Zischen. „Ich sage dir das, weil du es verdient hast, zu erfahren, was vor sich geht. Weil du Teil dieser Gruppe bist! Weil du frei bist und frei zu tun, was du willst!“, versuchte sie es ihm noch mal zu sagen. „Freiheit bedeutet nicht, keine Konsequenzen zu erleiden, aber wenigstens weiß man wofür!“ Sie war wütend. Wirklich wütend. Die Elfe erhob sich, dass das Wasser ihr vom Körper floss. Sie sah auf ihn herab. "Wie kommt er darauf, in dir eine Abtrünnige zu sehen? Was hast du getan?" Sie sah sein Flehen. Sie hörte es. Zarrah’s Blick suchte seinen und… brach. Sie sah seine Liebe zu ihm. Sie wusste darum.

„Er hat von meinen Plänen erfahren. Die Schriftrolle zu finden. Und vermutlich will er diesen Triumph für sich. Beim dunklen Herrscher Liebkind machen.“, offenbarte sie ihm und watete dann ohne Umschweife aus dem Wasser. Oh, sie war noch immer wütend. „Keine Sorge Syn. Sollte es soweit kommen und solltest du in die Verlegenheit geraten, dich in einer Entscheidungsfindung zu sehen, dann helfe ich dir dabei. Ich habe dir schon gesagt, dass ich dein Leben nicht für meines verlange!“, zischte sie und packte ihre Sachen. Ihre nassen Haare hingen lang und schwer über ihren Rücken bis über ihren Po. Sie ging einige Schritte weg von ihm und dann drehte sie sich doch noch um, warf ihre Kleidung achtlos zu Boden und kam mit energischen Schritten wieder auf ihn zu. Dieses Mal jedoch griff sie nach seiner Hand und drückte ihm eines ihrer versteckten Messer hinein. Sie umschloss seine Faust mit ihren beiden Händen und drückte sich die Klinge gegen ihre Brust, dass sich die Haut sogar ein Stück eröffnete und Blut tropfte. „Stich zu, Syn. Stich zu und befreie dich von der Last, zu glauben, wählen zu müssen!“, forderte sie ihn auf und in ihrem Blick lag keine Angst. Das war kein Test. Eine Erinnerung blitzte kurz auf, als er Karrish beobachtet hatte, wie er Zarrah grob anpackte. Sie holte ihn aus der Erinnerung zurück: „Jetzt und hier! Karrish will meinen Tod, damit er sich beim dunklen Herrscher bereichern kann. Los, hilf ihm dabei. Kehre zurück zu ihm und er wird dir zeigen, wie viel Wert er den Menschen und Elfen um sich herum wirklich beimisst!“. Da waren sie nun. Die Karten auf dem Tisch und Zarrah zu allem entschlossen. Syn hielt ihr Messer in den Händen, direkt auf ihr Herz gerichtet. Er konnte nun zustechen und Karrish entsprechen. Es war ganz leicht, sobald er erstmal die Muskelschicht durchtrennt hätte. Oder er tat es auf seine Weise und wandte den einzigen Zauberspruch an, den er kannte. Sie schien bereit dazu. Sie überließ es ihm.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Dienstag 12. Dezember 2023, 16:14

Es war erstaunlich, wie sich auf so kurzer Distanz doch so unterschiedliche Szenen entwickeln konnten. Nach Crystins Ast-Attacke öffneten sich zwei Herzen füreinander. Das eine war so monströs, dass es fürchtete, genau dafür gehalten zu werden, aber das andere - das Kleine und Zierliche - ging unter der laut ausgesprochenen Liebeserklärung auf. Es wuchs und die braungelockte Blume erstrahlte, dass Razag bis tief in den Blütenkelch blicken konnte, wo die blauen Juwelen saftigen Pollenklößchen gleich auf ihn warteten. Am Lagerfeuer ging es folglich bereits um Bienchen und Blümchen, während sich beim Tümpel ein Drama anbahnte. Dabei standen die Aussichten bislang doch so gut!
Gerade erst hatte Zarrah ihm verkündet, dass sie Synnover nicht wehtun wollte. Das berührte ihn, auch wenn er es nicht nachvollziehen konnte. Was kümmerte es die Dunkelelfe, seine einstige Herrin, wie es ihm ging? Es kümmerte niemanden - außer Karrish. Zumindest hatte jener sein Kaninchen zu einem Heiler bringen lassen, wenn ein Kampf mal nicht so astrein verlaufen war wie erwartet. Aber stand hierbei wirklich die Sorge um Syn bei der ältesten Nachtklinge im Raum oder wollte er sein Eigentum nur rasch wieder einsatzfähig sehen, damit es weiterhin Ruhm und Reichtum einbrachte? Das Band, mit dem Karrish sein Kaninchen an sich fesselte, dröselte sich auf, aber Syn griff immer wieder danach. Er legte seine Pfoten um das spröse Material, verknotete es neu und hielt es notfalls einfach fest. Er würde sich Sehnen aus dem Körper reißen, um die rissigen Stellen neu zu knüpfen. Karrish hatte wahrlich gute Arbeit bei ihm geleistet. Bedingungslose Loyalität war ihm vom Bruder eingetrichtert und mit winzigsten Annehmlichkeiten gefüttert worden, so wie Yolintha es mit seinen Gefühlen getan und ihm Dinge sofort ausgetrieben hatte, die ihm als Liebesdiener für einsame Stunden nicht zustanden. Sie hatten einen nahezu perfekten Sklaven geschaffen ... und dann war Zarrah erschienen und hatte ihm die Weite des Himmels gezeigt. Syns Loyalität schwand dadurch nicht. Sie drohte nur, sich zu verlagern. Alles, was fehlte, war sein bewusstes Loslassen von zerschlissenen Banden.
Zarrah versuchte offenbar, ihn in diese Richtung zu bewegen. Sie ging auf Syn ein, sie sprach mit ihm. Vor allem aber sah sie, dass auch jemand wie er - ein Mensch, ein Sklave, ein Werzeug - Bedeutung besaß, die das weiße Kaninchen an sich nicht entdeckte. Nicht entdecken konnte! Man hatte ihm diese Denkweisen erst verboten und dann ausgetrieben. Wie sollte jemand wie er in seinem Geist die vielen Optionen von Freiheit erfassen, wenn es ihm nicht einmal gelang, eine einzige zu halten?
Die Nacht zuvor noch hatte er so bitter geweint, als die Erkenntnis ihn umschlang wie die Arme einer verloren geglaubten Liebe. Als ihn das Wissen küsste, er müsste nichts mehr gegen seinen Willen tun. Oh, wie gut hatte er geschlafen! Und nun? Der Tag ließ ihn denken. Vor allem aber ließ er ihn an seiner eigenen kleinen Hoffnung zweifeln. Denn Hoffnung hatte er im Grunde nie besessen. Er hoffte auf kein besseres Leben. Er lebte, was man ihm vorwarf und arbeitete einfach nur auf eine Steigerung des Komforts hin. Wenn Syn dabei über Leichen gehen musste, fragte er nicht nach den Opfern, sondern nach einer scharfen Klinge. Dass er bald eine gereicht bekommen sollte, war ihm noch nicht bewusst. Noch saß er mit Zarrah im Wasser und versuchte, ihre Worte zu verinnerlichen. Ihre Begründung, warum man jemandem wie ihm nicht wehtun sollte. Warum es sie kümmerte...
"Weil es Zeit wird, dass dir jemand nicht mehr wehtut? Ich bin gewiss die Falsche dafür, aber ich möchte es nicht, verstehst du?"
Syn lachte knapp auf und schüttelte den Kopf, ehe er seinen Blick zu ihr hob. "Mir tut niemand weh." Denn er ließ es nicht zu. Er war perfekt und unantastbar. Niemand konnte ihn verletzten, weder körperlich noch geistig. Er ließ es an sich abprallen und wenn es seine Barrieren doch durchbrach, so ließ er es sich nicht anmerken. Er blieb unverwundbar, wenn er nur leise, still und heimlich ab und zu weinte. So wie hier im Sarius, wenn ein Baum umfiel und niemand es hörte ... dann fiel er nicht, oder? Wenn niemand seinen Schmerz sah oder hörte, existierte er nicht. Und Syn hatte gelernt, dass er in den Augen der Gesellschaft ein Niemand war. Er zählte nicht, verglich man ihn mit den Dunkelelfen, den Adligen, den Nachtklingen. Man sah ihn nur, wenn er erfolgreich in der Arena tötete. Wenn er auf dem Sand überlebte. Wenn er liebte, dass er unvergessen blieb. Dann durfte er eine kurze Zeitspanne davon kosten, nicht niemand zu sein. Nicht wert- und bedeutungslos. Aber hier, im Wald Sarius, so weit ab von Morgeria und dem Anwesen der Nachtklingen ... so weit weg von Yolintha, die ihn spürte ... von Karrish, der ihn sah ... der ihn ansah und schweigend zunickte ... Hier befand sich die Jüngste der Nachtklingen, die ihn vorher nicht einmal eines Blickes gewürdigt hatte, wenn sie durch das Haus huschte und sie kümmerte es. Sie schenkte ihm Bedeutung im Gewand von Freiheit und sie wollte, dass er es trug.
"Ich sehe genug, um mir ein Bild zu machen..."
Und sie sollte noch mehr sehen. Sie sollte sehen, wie es Syn mit Unglauben Schrecken erfüllte, dass Karrish ihr Verfolger auf den Hals gehetzt hatte. Bluthunde, das waren keine Späher, ob Zarrah ihre Sache gut machte. Das waren Auftragsmörder. Und sie hatten auf Crystin, Razag und ihn geschossen. Dabei erschütterte es das Kaninchen nicht einmal, dass Geschwister desselben Hauses versuchten, sich gegenseitig auszuschalten, einfach weil man sich in Morgeria als Konkurrenz ansah. Da zählte Blut nicht, außer als Hindernis. Aber Zarrah hatte Karrish nie Grund gegeben, sie so zu sehen. Das war es, was Syn so innerlich aufwühlte. Dass sein einstiger Herr die Schwester verfolgte, um an die Spitze zu gelangen, weil er glaubte, sie sei abtrünnig. Er ging direkt drastisch vor. Und es kümmerten ihn keine Verluste. Nicht einmal sein weißes Kaninchen.
Aber ausgerechnet dieses wollte es nicht sehen. Die Antwort lag vor ihm. Zarrah präsentierte sie ihm quasi auf einem Silbertablett, aber er fürchtete dessen Genuss. Er wollte bei Abfällen bleiben, von denen er sich bislang ernährt hatte. Sie schmeckten nicht besonders gut, aber sie hatten ihm all die Jahre geholfen, zu überleben und er hatte sich damit so gut arrangiert. Manchmal fand er hier und da sogar einen wahren Leckerbissen. Er traute diesem präsentierten Festmahl nicht, weil er fürchtete, dass es unter der Oberfläche irgendein Gift enthielt. Und wer war Zarrah, ihr in dieser Hinsicht mehr zu glauben als Karrish? Trotzdem... etwas stach in seinem Herzen. Denn Zarrah saß hier, sprach mit ihm. Es kümmerte sie. Er kümmerte sie... und nun besaß er die Freiheit, sich entscheiden zu müssen. Die grausame Freiheit zu wählen, ob er sie in Karrishs Namen tötete, wie jener es offenbar von den Bluthunden erwartete oder ob er sie vor ihm schützte, weil sie sich im Gegensatz zu ihm nicht nur über den Zustand des Gladiators erkundigt, sondern ihn auch aufgesammelt hatte, ihn heilen ließ und ihn nun für ihre Zwecke nutzte. Nein ... sie hat um Hilfe gebeten. Sie verlangt von keinem von uns, ihr zu folgen. Syn richtete den Blick betreten auf das Wasser. Es tat weh, wenn alles vor einem zersprang, woran man glaubte. Er hatte sechs Jahre lang geglaubt ... gehofft. Dieses winzige Stück Hoffnung, das er sich entgegen besseren Wissens doch irgendwo bewahrte und dennoch verleugnete, wo es nur ging. Karrish würde mich nie bitten, etwas für ihn zu tun... Dieser Krümel Hoffnung wurde zerschlagen.
zum Glück zersprang Wasser nicht, wenn etwas darauf traf. Es war ein natürlicher Spiegel für alle, die auf die glatte Oberfläche blickten, aber es klirrte und brach nicht, sobald jemand auf es eindrosch. Zarrahs Faust landete auf dem Wasser und verteilte lediglich einige Spritzer. Da sie und Syn aber ohnehin nass waren, wurden die Tropfen bedeutungslos ... so wie das Kaninchen für Karrish.
Synnover schaute auf und sah in die wuterfüllten Smaragdaugen Zarrahs. Dann glitt sein Blick an ihrem fast makellosen Körper entlang, als sie sich vor ihm aus dem Wasser erhob. Sein Grün wanderte die dunkle Farbe ihrer Haut ab, über das Schattenspiel mit dem vorherrschenden Licht, blieb an der augebrannten Verletzung haften und wagte dann doch einen Hüpfer zu der durch die Feuchtigkeit nun eng anliegenden Unterwäsche und verheißungsvollen Körperregionen darunter. Doch Syns Blut wallte ob des Anblicks nicht auf. Seine Gefühle lagen jenseits von Begehren. Zarrah hingegen begehrte sehr wohl auf.
"Weil ihm NICHTS daran liegt, Syn! Weil er sich ein neues Haustier sucht!" Jetzt schmerzte Wasser doch. Jeder Tropfen drang durch sein Herz wie Tausend Dolchstiche. Syn senkte den Blick. Nun war er es, der seine Haltung anspannte. Er schluckte und ließ die Schimpftirade über sich ergehen. Sie konnte ihn nicht weiter verletzten. Das Schlimmste hatte die Wahrheit über Karrish ihm gerade angetan. Ein neues Haustier...
Synnover war bei den Reißern aufgewachsen, großgezogen von Orks, die in anderen nur Tiere sahen - zumindest in jenen, die unter ihnen standen. Syn war ein solches Tierchen gewesen. An guten Tagen hatte Sodth sein "Fellchen" gekrault und mit den scharfen Nägeln gebürstet. Wenn ihm langweilig war, hatte er einen Goblinschädel geworden, damit Syn ihn zurückbrachte. Es war eine sinnlose Tätigkeit, aber sie hatte ihn mit dem Ork verbunden. Sodth war der Herr, er das Haustierchen. Karrish aber hatte ihn nie sinnlose Dinge verrichten lassen. Alles besaß seinen Zweck. Er brachte ihm Lesen und Schreiben bei, damit er sich selbst lehren konnte über wichtige Dinge, die er als Gladiator wissen musste. Er unterrichtete ihn spielerisch im Schach, damit sein Kaninchen einen Sinn für strategisches Handeln und logisches Denken entwickelte, das er bei brenzligen Situationen in der Arena anwenden konnte. Er ließ ihn in die Kaserne schicken, um seinen Körper zu trainieren und damit er für Yolintha und ihre Freundinnen begehrenswert blieb. Syn hatte sich im Haus der Nachtklingen nie wie ein Tier gefühlt, sah man von den Momenten ab, da Yolintha ihn nicht in ihrem Bett schlafen ließ, sondern in ein übergroßes Körbchen in ihrem Schlafzimmer schickte. Aber Karrish besaß keinen solchen Schlafkorb. Er hatte ihn nie als Tier bezeichnet oder gehalten. Ein neues Haustierchen...
"Ich sage dir das, weil du es verdient hast, zu erfahren, was vor sich geht. Weil du Teil dieser Gruppe bist! Weil du frei bist und frei zu tun, was du willst!" Er schaute wiederholt auf, aber Zarrah wandte sich ab. Sie verließ den Tümpel. Syn kam auf die Beine, um ihr zu folgen. Er trat zurück ans Ufer, doch Zarrah wich ihm nun aus. Er spürte ihren Zorn, konnte es jedoch nicht ganz einordnen. Was hatte er Falsches gesagt, dass sie wütend war? War sie wütend auf ihn? Lag es daran, dass er im Grunde Karrish dienen würde und ihr Leben nur dadurch bewahrt wurde, weil er die Order, es mit dem seinen zu verteidigen als höher priorisiert ansah? Weil ich das frei entschieden habe...?
"Keine Sorge, Syn. Solltes es soweit kommen und solltest du in die Verlegenheit geraten, dich in einer Entscheidungsfindung zu sehen, dann helfe ich dir dabei. Ich hab dir schon gesagt, dass ich dein Leben nicht für meines verlange!"
"Ja, aber-" Diese Sache hatte nichts mit Verlangen zu tun. Zarrah stapfte davon. Sie wollte nichts mehr von ihm hören. Syn blieb ratlos am Wasser zurück. Er schaute ihr noch kurz nach und durfte dann erleben, wie schnell Zarrah ihm doch ihre Hilfe anbot. So plötzlich, als wäre sie das Kaninchen der Gruppe, war sie wieder bei ihm und drückte ihm den warmen Griff ihrer Klinge in die Hand, während sie sich an das kühle Ende selbiger lehnte, damit die Spitze ihr Herz durchbohren könnte. Die erste Hautschicht riss bereits unter dem sanften Druck und Blut bildete eine kleine Beere, ehe es das Metall entlang wanderte, um auf halbem Weg herab zu tropfen.
"Stich zu, Syn. Stich zu und befreie dich von der Last, zu glauben, wählen zu müssen!" Also hatte er gar keine Wahl? War Freiheit noch perfider als er angenommen hatte? Ein Vorgaukeln einer Wahl, obwohl man nach wie vor mit ihm spielte, so wie er es mit all den Frauen tat, die wenig später unter seinen Bewegungen stöhnten und sich wanden? Er starrte das Blut an der Klinge an und wagte nicht, den Kopf höher zu heben. Er wollte Zarrahs Augen nicht sehen. Sie forderte ihn auf, zuzustechen. Sie befahl es ihm. Sie wünschte, dass er Karrishs Erwartungen erfüllte, denn das war einfach. Das beherrschte er und so blieb er in der Gunst des Dunkelelfen ... der nicht einmal nachgesehen hatte, ob er nach seinem Zusammenbruch in der Schwarzen Arena noch lebte. Der nicht nach ihm gefragt hatte, sondern lieber seiner Schwester morgerianische Bluthunde auf den Hals hetzte aufgrund einer Annahme ohne Beweise. Einfach, um mehr zu sein. Einfach, um in seiner Schicht der Gesellschaft zu überleben ... und mehr Komfort zu erhalten für seine Taten. Sie alle erfüllten nur die Erwartungen eines anderen. Warum dann nicht auch Syn? Es hatte doch sein Leben lang so gut funktioniert und nun? Nichts mehr funktionierte, aber er könnte zurück. Er könnte nach Morgeria zurückkehren, Karrish offenbaren, wie unzerstörbar er wäre und dass er die Aufgaben erfüllte, an denen ausgebildete Meuchler scheiterten! Er würde heller glänzen als jemals zuvor und alles, was es dazu brauchte, war ein einziger Dolchstoß nach vorn.
Syn atmete durch. Er mied Zarrahs Blick, aber zog seine Faust aus ihren Händen. Langsam, damit sie noch ein bisschen Zeit erhielt, sich für das Kommende zu wappnen. Jedem sollte dieser Moment vergönnt werden. Zu viele erhielten ihn nicht. Gerade Gladiatoren oder zu strafende Sklaven in der Arena riss man das Leben zu schnell aus der Brust, als dass sie noch einmal Frieden mit ihren Göttern oder sich selbst machen könnten. Aber Zarrah sollte dieses Schicksal nicht ereilen. Sie bekam etwas Zeit. So viel Respekt gestand Syn ihrem Tod zu. Dann hob er den Arm an und schickte ihn mit Schwung auf den kleinen blutroten Punkt ihrer Brust zu, den er als Ziel auserkoren hatte. Er spürte, wie das Metall dieses Mal tiefer glitt als zuvor. Er spürte den leichten Widerstand ihres Gewebes, als er dort eindrang wie der Liebhaber in die Jungfrau. Er spürte ... ihren Schmerz.
"Nein!" Syn zuckte zurück, ehe die Klinge sich bis zu Zarrahs Herzen fressen könnte. Unverletzt blieb sie wohl nicht, es sei denn, sie schaffte es schon vorab auszuweichen und das alles spielte sich gerade nur in seiner Vorstellung ab, weil er erwartet hatte, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Er hatte es gesehen. Er sah rot, sah das Blut, das aus Zarrah spritzte. Er sah sie niedergehen, durch seine Hand. Er hörte das Gurgeln und Röcheln einer Sterbenden. Er hörte all die Opfer der Arena, die unter seinem Zauber das Ende gefunden hatten. All jene, die qualvoll erstickt waren.
Syn senkte die Klinge, ehe er sie von sich auf den Waldboden warf. "Nein", knurrte er und blickte auf. Grasgrünes Feuer brannte in seinen Augen und nicht einmal die aufkommenden Tränen vermochten es zu löschen. Ja, er drohte schon wieder zu weinen. Er hatte so oft geweint, seit der Zarrah'lindae von den Nachtklingen folgte. Und sie akzeptierte es. Sie kommentierte es nicht. Sie respektierte es. Sie kümmerte es.
Syn klatschte seine flache Hand auf die eigene Brust. "Ich bin frei!", schnauzte er ihr entgegen. "Ich muss nichts mehr tun, was ich nicht will." Kraftlos rutschte seine Hand von der Brust ab. "Und ich will dir auch nicht wehtun ... du hast mich gefragt, wie es mir geht...", murmelte er leise, mehr zu sich. Er gab sich einen Moment, um sich wieder zu sammeln, denn für ihre Ohren waren andere Worte bestimmt. Syn brauchte Kraft, sich selbst von dieser Entscheidung zu überzeugen. Er bezog sie aus dem, was ihm immer Selbstsicherheit geschenkt hatte. Er setzte sich die Maske seines Seins auf, aber darunter glomm noch ein Rest seiner Authentizität im Blick. Alles andere wirkte unnahbar, fast frech, als er das Kinn anhob und mit gespieltem Verdruss auf Zarrah herabblickte. "Ich hab die halbe Nacht darum gekämpft, dass du unter deiner Verletzung nicht krepierst. Ich hab Crystins Schriften entzifftert, die richtigen Kräuter zusammengesucht, miteinander vermengt, zerkleinert, gestampft, zu einer stinkenden Paste geknetet und aufgetragen. Glaubst du, ich hab das getan, damit ich all meine Mühen nun mit einem Dolchstoß für nutzlos erkläre? Oh nein, so einfach lass ich mich nicht abspeisen. Auch nicht von mir selbst."
Mit jeder weiteren Silbe baute er eine Mauer der Unnahbarkeit um sich herum auf. Nichts würde sie einreißen können. Sein Mörtel war Selbstbewusstsein. Er war über jeden Zweifel erhaben. Doch dahinter kämpfte bereits das Wissen darum, Karrish gerade verraten zu haben. Es wollte seinen Loyalitätsbruch mit Schuld ertränken und jene quoll schon über die Ränder seiner Augen. Syn erhob sich. Selbst wenn Zarrah es tolerierte ... akzeptierte ... dass er seinen Emotionen freien Lauf ließ. Dieses Mal wollte er nicht, dass man ihn weinen sah. Vielleicht verringerte es den Schmerz in seinem Inneren und die Angst, falls Karrish davon erfuhr... Selbst wenn er noch versuchte, am Band zu dem Dunkelelfen festzuhalten, war es nun zu spät. Sein Handeln hatte es gerade seiner Hand entrissen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 15. Dezember 2023, 12:01

Ein Sturm aus Emotionalität, Auf- und Abwinden aus Gefühlen, peitschende Winde der Erregung tobten in mindestens zwei Seelen an diesem Tag. Wäre das hier ein Roman gewesen und hätte die Geschichte auf dem Meer statt gefunden, so wäre mindestens einer der Charaktere über Bord gegangen.
Aber was nicht war, konnte ja noch werden.
Razag ahnte ja nicht, was seinen Kumpel gerade zerriss. Die Wahl zu haben, sich gegen anerzogene Loyalität zu entscheiden war grausam und es bedurfte ein ebenso grausames Mittel um gewisse Strukturen aufzubrechen. Zarrah hatte diese Mittel und setzte sie gnadenlos ein. Hatte sie damit nicht das Messer in ihrer Brust verdient? Syn entschied: nicht.
Seine erste freie Entscheidung und er rettete damit ein Leben.
Razag wäre stolz auf seinen Kumpel gewesenen und hätte sich vielleicht an passender oder besser 'unpassender' Stelle in die Szene geschlichen und dem Karnickel mal freundschaftlich auf die Schulter geklopft. ...Ups.
Unerwartete Wendungen gaben einer Geschichte immer die rechte Würze und ein tolpatschiger Tod der Hauptprotagonistin durch Schulterklopfen, den hatte es sicher noch nie in der Geschichte Celcias gegeben. Aber bedachte man die Folgen... Nein, es war gut, dass Razag doch zumindest so weit entfernt und so weit erfolgreich abgelenkt war um nicht auf dumme Pfade zu geraten, oder blöde Gedanken zu haben.
Nein, er hatte sogar äußerst großartige Ideen und der Erfolg stellte sich auch sofort ein.
Noch nie in seinem Leben hatte sein Herz so dermaßen heftig geschlagen und schuld daran war dieses kleine Wesen, dass das auf seinem Bauch saß. Eben jene andere Hauptprotagonistin die SEIN Leben durcheinander brachte!
Wären die beiden Sklaven alleine, ohne diese Frauen in ein gemeinsames Abenteuer gestartet, so wäre ihre Geschichte vermutlich ganz anders verlaufen. Razag hätte sich durch sein großes Herz vermutlich mehr auf ihre Freundschaft, bzw. seinen Kumpel konzentrieren können, oder jetzt da er sich gerade mit Cris intensiv beschäftigte, mehr auf seine Umgebung!?!?!
Aber – als dann die Vögel in den Himmel aufstoben, da wanderte nur seine Hand zu Cris Gesicht und wendete ihren Kopf wieder ihm zu und er beruhigte sie mit sanften Worten:
„Keine Sorge. Zarrah hat mir versprochen Wache zu halten, damit ich... mit dir reden und erklären kann was passiert ist.“
Er sah nicht mal in die Richtung der Vögel, denn er vertraute seiner Anführerin, so wie auch Cris ihr vertraute. Auch jetzt ahnte er nicht, dass eben jene Anführerin sich einmal mehr davon geschlichen hatte, sogar sich ihrer Rüstung und Waffen entledigt hatte um mit Syn ein Bad zu nehmen. Nun – vielleicht hätte Raz sonst doch gern den Dolch genommen um ihr eine Erinnerung in die Haut zu ritzen? Nein, sicher nicht, zumindest... solange Cris wegen ihrer erneuten Abwesenheit nichts geschah. Zarrah hatte sich selbst eigentlich schon genug Schuld zugeschrieben, als sie sich entfernt hatte und Cris deswegen verletzt worden war, aber alte Muster waren anscheinend auch bei ihr schwer zu durchbrechen.
...
Aber nichts von alle dem war relevant, denn Razag vertraute Zarrah. Er wusste nichts von dem was vor sich ging und ahnte auch nichts. Er schwebte auf einer Welle des Glücks, dass er sich doch wirklich verdammt noch mal verdient hatte! Cris war so süß – besonders wenn sie wütend auf ihn war! War es normal, dass ihn das ...'anmachte'? Bei jeder anderen Frau hätte er sich dafür geschämt, aber bei Cris war ihm alles egal. Für sie tanzte er, machte sich lächerlich, würde sich töten lassen, aber vor allem... wollte er für sie leben, was war oft der schwierigste Teil war!
Als sie dann so nah bei ihm gewesen war, in seinen Armen, ihr helles Lachen erklang, als er sich nach hinten rollen ließ, da war die Welt für einen Moment einfach nur PERFEKT gewesen!
Es gab nichts schöneres und das war Razags Wahrheit. Kein Sex der Welt könnte ihn gerade glücklicher machen, kein Geschenk, kein mystischer Fund, kein Abenteuer. Es war Cris Lachen, dass ihn erfüllte und alle Saiten in ihm zum klingen brachte. Er summte und brummte tief und wohlig, wenn das geschah. Sie hatte ihm geantwortet und die Worte klangen noch in ihm nach:
„Solange du mich behalten willst, bin ich … bei dir.“
Dann hatte er ihr seinen Ring geschenkt und damit ihr jede Kontrolle über ihn übergeben. Gleichermaßen war es aber auch ein Symbol für Razag, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen zu wollen. Noch nicht lange Zeit zuvor hatte er sich vor genommen, nie wieder Sex zu haben und ...nun war er verlobt?
Nun... blieb abzuwarten, ob Cris eine Verlobung ohne körperliche Intimitäten auch akzeptierte. Allein als sie sich nach hinten gesetzt hatte und er gerade noch verhindern konnte, dass sein bestes Stück eingeklemmt wurde, hatte Raz zu ahnen begonnen, dass sein 'guter Vorsatz' nicht ganz so leicht einzuhalten sein könnte. Er hatte reflexartig seine Hand unter ihren Hintern geschoben und die Berührung allein, ihn ihr warmes Fleisch ertasten war eine kleine Prüfung gewesen. Aber es hatte verhindert, dass sich Cris auf IHN setzte. .
„Weißt du… ich…Woher hast du…? Achso! Das…. Das ist…Das ist so unbeschreiblich, Razag. Ich… ich weiß gar nicht wie mir geschieht, ich fühle mich so… so…“ So Süß!
Razag grinste in Gedanken an ihr süßes Gestammel.
Da hab ich wohl was gut gemacht?!?
Dass sie gerührt, entzückt und verliebt war, daran bestand kein Zweifel und es war Balsam für seine Seele.
“Sobald wir in einer Stadt sind, lasse ich ihn mir umarbeiten und … werde daraus einen passenden Ring machen“Warum?
Razag hatte Gladiatoren in der Arena davon sprechen gehört, dass man Menschenfrauen Ringe schenkte, wenn man sie mochte, aber mehr eben nicht.
„Du bist so wundervoll. Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe…“
Razag kam wieder in der Gegenwart an und sah zu Cris auf, die ihn gerade fragte:
„Küsst du mich noch mal?“
, fragte sie heiser und leckte sich gleichzeitig über die Lippen.
„Wann immer du willst.“
Er wollte sie schon an sich ziehen, dann wurde sie aber ein wenig leiser und wich seinem Blick aus.
„Ich… ich bin nicht … sehr nunja, also… ich…“
Sie stammelte und setzte sich doch wieder auf seiner Brust auf. Ihr Zögern gab ihm die Zeit und Möglichkeit hinter ihrem Rücken alles wieder einzupacken und die Hose wieder zu verschnüren.
Vielleicht ist das ein guter Moment um einige Dinge zu klären...
„Ich habe noch nie… geküsst…“
, schaffte sie es dann und schirmte ihre Augen mit ihrer Hand ab.
...niedlich.
„Das ist so peinlich… Aber… ich hoffe, du bist nicht… enttäuscht von mir.“
, kamen die Zweifel dann doch noch hervor.
Hä?
„Ähm... enttäuschen?“
Razag glotzte. Dann lachte er laut los, riss sich aber schnell wieder zusammen.
„Cris! Du kannst mit mir machen was zu willst, du kannst mich nicht enttäuschen! Du kannst mir die Zunge ins Ohr stecken, oder deine Finger, an meiner Nase...“
Er demonstrierte lieber was er meinte und schnappte sie sich, saugte sanft an ihrer Nase, ließ seine Zunge um die Spitze schnellen, dass es nur so kitzelte und auch etwas ekelig war und lachte dann wieder.
„Hahaha... dein Gesicht! Du bist ganz rot!“
Er grinst und nahm der Situation einfach JEDE Scham oder Peinlichkeit. Dann wurde er wieder etwas ernster, aber ...da lauerte jetzt ein Schalk in seinem Nacken.
„Es ist einfach. Mach worauf du Lust hast und du wirst sehen... wie ...wir gemeinsam reagieren. Ausprobieren ist doch das schönste. Fehler machen ist einfach klasse, denn so lernt man was man mag und was nicht. Anders kann man es nicht lernen. Ich hab auch Angst dir weh zu tun. Und jetzt da du meinen Ring hast... der glaub ich auch gut an dein Handgelenk passen würde, da bin ich - befreit!“
Raz sprach sehr direkt, denn wenn nicht jetzt, dann wäre es irgendwann soweit, dass er ihr einiges beichten müsste. Wenn dann sollte sie sich jetzt noch umentscheiden können.
„Ich ...öhm... Du weist, dass ich ein Lustsklave war, oder?“
War ja allgemein bekannt.
„ABER... sie haben mich sehr früh mit diesem Ding da... gezähmt. Der Ring machte meinen Schwanz riesig und hart ...also prall und gestaut und ...und hat verhindert das ich komme. Manchmal tat es weh. Jetzt hast du ihn und ich ...ich muss auch erst mal lernen wie es ohne ist, verstehst du? Ich will von vorne anfangen er steht für ..“
...alles was ich nicht mehr sein will und...
„...die Kontrolle. Und beim Küssen ...also bei dir, da hab ich grad das Gefühl gehabt, es zum ersten Mal zu tun. Ist das dumm?“
Raz dachte nach, was er da gerade alles von sich gegeben hatte. Da viel ihm auf, dass er womöglich Cris mit dem Gerede über sein Gemächt verschreckt haben könnte.
„Oh, aber hab keine Sorge. Mein Lümmel bleibt in der Hose. Ich... ich hab so viel Sex in meinem Leben gehabt, dass für ...“
Er zählte in Gedanken und verzettelte sich dabei ein wenig.
...einer, beide, beide und einer, viele, viele und einer... ach egal! Mehr als genug für alle.
„..., dass genug für mehr als genug für alle ist.“
Dann grinste er wieder Cris an und wunderte sich kurz über ihren Gesichtsausdruck.
„Das heißt nicht, dass ich nie wieder... ähm... also... ich denke ich... wir haben Zeit. Ganz viel Zeit. Ja. Kann auch sein, dass er rum spinnt und ständig spuckt nur weil du ihn anguckst...“
Schieße was ne geile Vorstellung! Aber warum rede ich jetzt mit meiner unschuldigen Verlobten über solche Sachen?!? Hm... weil das dazu gehört und ich aufgeregt bin? Hm... aber ich wollte doch nicht mehr...
Razag merkte, dass irgendwas in seinem Kopf nicht so recht zueinander passte.
„Entschuldige. Ich bin etwas verwirrt und rede vielleicht ganz schönen Unsinn. Ich weis auch nicht, was wir...jetzt machen. Das wird wohl irgendwie... wachsen müssen? Entstehen? Du machst mich glücklich und das ist alles was ich mir gewünscht habe. Aber was viel wichtiger ist...“
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und zog sie vorsichtig zu sich hinunter.
„Du wolltest noch mehr küssen...“
Doch wollte sie das noch, bei all dem was er gerade so getan und gesagt hatte? Vielleicht wollte sie ihn ja jetzt auch schnell los werden? Wer wollte schon einen prüden Verlobten... obwohl prüde nicht das richtige Wort war. Dumm! Dumm passte besser. Dumm und verwirrt von all den Gefühlen dir durch seine Hormone schwammen wie kleine Ölpfützen auf Wasser. Sogar Nalia hatte es sprachlos gemacht, was Razag da so von sich gab.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Samstag 16. Dezember 2023, 11:55

Für einen Moment, hielt der Wald Sarius inne. Für einen Moment, da sich die Blicke der ungleichen Reisegefährten trafen, hielt Celcia den Atem an. Die Klinge bohrte sich in das dunkle Fleisch einer Dunkelelfe, die er beschützen sollte. Doch jene Elfe war es, die ihn erst dazu aufgefordert hatte. Sie war es, die es verlangte und wer wäre er, dass er es nicht folgsam ausführte? Karrish besaß ein immenses Vertrauen. Er hatte es geschenkt bekommen von einem Kind, das sich dringend nach Sicherheit gesehnt hatte. Das kleine Geschenke und die Duldung seiner Person als Akt der Zuneigung interpretierte. Und für sich in ein Rettungsring verwandelte, der ihn über die Jahre hinweg tragen würde. Dort war er zu Hause. Dort war er jemand. Der neue Herr hielt viel von ihm und auch die Schwester dessen nutzte mit Vorliebe nur noch ihn, den besonderen Sklaven. Synnover hatte erkennen dürfen, dass er etwas ganz besonderes war. Niemand glich seinem Aussehen und niemand glich seinem Können. Er rühmte sich mit der eingebildeten Unantastbarkeit und fiel unsagbar tief als er erkannte, dass nicht Karrish sich um sein Wohl sorgte, nachdem er im Rund gemeinsam mit Ferrix und Razag einen hervorragenden Kampf abgeliefert hatte. Es war nicht Yolintha, es war nicht Karrish.
Zarrah, die Jüngste, hatte sich um ihn bemüht und ihm Heilung geschenkt. Und nun war sie es, die vor ihm stand und seine Hand mit ihren umklammerte, um das Messer an ihre Brust zu drücken. Ihre Augen fixierten seinen Blick. Er wich ihr aus, unfähig zu erkennen, was sie da tat. Aber sie präsentierte ihm seine Möglichkeiten. Ein Stoß und er würde von Karrish belohnt werden. Dessen konnte er sich sicher sein. Er handelte im Interesse des Mannes, der ihm den Zugang zur Bibliothek gewähren konnte. Ihm Wein und erlesene Schriften reichte. Stumme Anerkennung. Es war so einfach als Held zurückzukehren und er könnte seine Geschichte so erzählen, wie er es wollte. Wer sollte ihn widerlegen, wenn Zarrah erstmal tot wäre?

Außerdem war es so viel einfacher, Erwartungen zu erfüllen. Er erwartete es… und sie? Syn gab ihr einen Moment, befreite sich aus ihrem Griff und bekam nicht mit, wie sie leicht die Stirn runzelte. Dann führte er den Schwung aus, den es brauchte, um ein Messer durch Haut und Gewebe zu treiben, um gut geschützte Organe zu verletzen. Bereits kurz bevor der Dolch ihre Haut traf, riss Zarrah die Augen auf und Erkenntnis spülte mit einem Mal über das hübsche Gesicht der Elfe hinweg. Dann war es getan. Der Dolch schnitt sich hinein und entlockte Zarrah ein Keuchen der Überraschung. Danach war sie wie erstarrt und für Sekunden geschah überhaupt nichts.
Blut rauschte in den Ohren. Das Herz pumpte mit einer aufgeregten Intensität, während das eigene Handeln bewusst wurde. Zarrah wurde sich bewusst, dass sie sich zu weit gewagt hatte. Dass sie gegen ihren Bruder verlor. Da lagen die Bluthunde tot im Dreck, während sie den Angriff nur überlebt hatte, weil eben jener sich um sie gekümmert hatte, der nun zustach. Und nun wurde trotzdem Karrish‘ Wille ausgeführt. Bitterkeit mischte sich in das Gesicht der Überraschung. Es würde immer so sein.
“Nein!“, durchzuckte es die Stille. Ihr Blick fokussierte sich wieder. Er zog das Messer erschrocken hinaus und Zarrah folgte unfreiwillig der Bewegung mit einem halben Schritt in seine Richtung. Sie starrte immer noch. Ihr Gesicht spiegelte ihm ihre Überraschung. Ihr Entsetzen. Nein, Zarrah hatte nicht damit gerechnet, dass er zustechen würde. Blut lief ihr aus der zugefügten Wunde, doch sie regte sich nicht. Ihr Dunkelgrün starrte Synnover an, der gerade erkannte, dass er überhaupt nichts mehr tun musste, das er nicht wollte. “Ich bin frei“, sie blinzelte, dann sank ihr Blick zu der Einstichstelle und sie hob eine Hand, um sie sich auf die Wunde zu pressen. Sie hustete. "Ich muss nichts mehr tun, was ich nicht will.", sie hob den Blick wieder und hob einen Mundwinkel an. „Richtig…“, flüsterte sie bestätigend. "Und ich will dir auch nicht wehtun ... du hast mich gefragt, wie es mir geht..." Sie hörte ihn, auch wenn er mehr zu sich sprach.

Zarrah beobachtete Syn jetzt genau. Sie streckte die Finger nach ihm aus und wollte ihn berühren, doch Syn baute bereits die Mauer der Einsamkeit um sich herum. Er wurde überheblich und biss wie ein verletztes Tier nach allem, das sich nähern wollte. Zarrah ließ ihn. Die Elfe sah bereits aus, als hätte jemand einen Eimer roter Farbe über sie verschüttet, da das ganze Blut über ihre Brust und den Bauch, bis über ihr Bein lief und dort dann irgendwann im Boden versickerte. Doch Zarrah rührte sich kaum und hielt den Blick auf Syn gerichtet. Obwohl sie verletzt war, gab sie ihm Zeit. "Ich hab die halbe Nacht darum gekämpft, dass du unter deiner Verletzung nicht krepierst. Ich hab Crystins Schriften entziffert, die richtigen Kräuter zusammengesucht, miteinander vermengt, zerkleinert, gestampft, zu einer stinkenden Paste geknetet und aufgetragen. Glaubst du, ich hab das getan, damit ich all meine Mühen nun mit einem Dolchstoß für nutzlos erkläre? Oh nein, so einfach lass ich mich nicht abspeisen. Auch nicht von mir selbst." Syn schützte sich mit einer Arroganz, die ihm jahrelang treu gedient hatte. Niemand sollte ihm ansehen, dass er aufgewühlt war. Dass es ihm schwer fiel, sich in diesem neuen Leben zurechtzufinden. Und er wollte Zarrah auf Abstand halten. Sie war ein Fehler in seinem Perfektionismus. Und er würde jeden Moment zu spüren bekommen, wie sehr. Die Elfe betrachtete ihn in seiner Überheblichkeit und ließ ihren Blick über sein Gesicht wandern. Dann trat sie tatsächlich vor, hielt inne. Hustete. Erneut quoll Blut aus ihrer Wunde und lief über ihre Linke, die sie versuchte dagegen zu pressen. Doch Zarrah hielt man nicht auf, wenn man es nicht zu Ende brachte. So überbrückte die Elfe abermals ein Stück der Distanz zu Syn und stand so dicht vor ihm, dass ihr weißer Schopf beinahe seine Nase gekitzelt hätte. Daraufhin hob sie zögernd ihren rechten Arm und legte diesen um die Schultern des Menschen. Es sah etwas ungelenk aus und etwas hölzern. Offenbar machte die Elfe solche Gesten kaum. Doch hier machte sie eine Ausnahme und zog Synnover trotz seiner Mauer ein wenig zu sich. Sie umarmte ihn, ungeachtet dessen, ob er es erwiderte. Einen Moment verharrte sie so und er konnte ihren Atem an seiner Haut fühlen, ihre Wärme, die sich ein wenig potenzierte, aufgrund des Adrenalins, das sich ob der Wunde in ihrem Körper verteilte. Zarrah schaute nun nicht auf zu ihm, sondern blickte ihm über seine Schulter in den Wald. Dann neigte sie den Kopf etwas und richtete ihre Lippen in Richtung seines Ohrs aus. Sie unterdrückte ein Husten. „Und wie geht es dir jetzt?", fragte sie mit leiser Stimme, als wäre es ein Säuseln im Wind. "Vielleicht war das deine erste, eigene Entscheidung, die du bewusst getroffen hast, Syn“, raunte sie und fuhr fort: „Versuche dich stets daran zu erinnern. Du musst nichts mehr tun, was du nicht willst.“, flüsterte sie, um ihm ein Mantra mit auf den Weg zu geben. Sie mochten ein skuriles Bild abgeben, wie sie da beide halbnackt standen und die Elfe ihn blutig umarmte. Doch die Intensität war echt. Zarrah sprang über ihren Schatten, um ihn nicht dafür zu bestrafen, dass er sie verletzt hatte. Dass er alten Mustern folgte. Die Elfe stellte ihre Päckchen, die sie trug, hinten an – für ihn. Damit ihm bewusstwurde, dass er auf einem guten Weg war. „Du wirst es schaffen, Syn.“, flüsterte sie abermals nahe seinem Ohr und spielte auf die Freiheit an.

Für einige Sekunden, blieb die Dunkelelfe noch an ihn gelehnt stehen, als müsste sie sich für das kommende wappnen, doch dann löste sie sich von ihm und trat einen Schritt zurück. Er konnte keine Wut in ihrem Gesicht finden. Sie war nicht sauer auf ihn gewesen. Und sie war trotz ihrer Überraschung nicht rachsüchtig. Er hatte nicht zu befürchten, dass sie ihm das vergelten würde. Verständnis ging von der jüngsten Klinge aus und das obwohl er sie gerade hatte töten wollen. Zarrah hatte das Band eines Sklaven zu einer scheinbar gütigen Hand unterschätzt. Sie wusste, dass es stark war aber sie hatte nicht geglaubt, dass es nach allem noch hielt. Nun war sie gewarnt und würde in Zukunft darauf achten. Sie wusste, dass wenn es jemals zu einer Konfrontation mit Karrish käme, sie verlieren würde. Dabei ging es ihr nicht mal um sich selbst. Sie stellte Syn nicht vor die Wahl sie oder Karrish. Sie stellte ihn vor die Wahl, die Freiheit die sie ihm geben konnte oder das Bekannte zu wählen. Und sie wollte sein Denken, sein Handeln drastisch in Frage stellen – das war ihr gelungen. Die Geste war zwar heftig und leichtsinnig, wie sie nun wusste, doch es war es wert. Syn hatte sich trotz einer eingebildeten Loyalität dagegen entschieden, sie im Namen von Karrish zu vernichten.
Die Dunkelelfe hustete abermals. Dann verzog sie leicht das Gesicht, blickte an sich hinunter und zum Wasser. „Ich fürchte, ich muss da noch mal rein.“, murmelte sie und nahm die Hand von der Wunde. Erneut quoll Blut hervor. „Würdest…“, sie hustete erneut. „Würdest du bitte Crystin holen? Ich…“, sie taumelte und holte zitternd Luft. „Ich hoffe, sie kann wieder…heilen.“ Zarrah wandte sich dem Tümpel zu und fiel mehr auf die Knie, als das sie sich bewusst an dem Rand niederließ. Dann schöpfte sie Wasser und ließ es immer wieder über ihre Wunde laufen.

Wo sich dramatische Szenen abspielten, befanden sich Razag und Crystin in den Wolken. Sie trieben auf ihren Gefühlen dahin und konnten die Freiheit, diese auch in dem jeweils anderen finden zu können, kaum begreifen. Razag war abgelenkt und bekam derweil nicht mit, dass Zarrah sich nicht an die Absprache hielt. Allerdings waren die Bluthunde tot und ihre Verfolger somit ausgemerzt. Es war derzeit nicht wichtig, denn sie waren sicher. Niemand war in der Nähe, niemand wollte sie finden. Der Wald Sarius war ihr kleiner Kokon, in dem sie sich finden und entwickeln konnten. Crystin’s Wurf mit der Keule hatte etwas ausgelöst, das wohl keiner erwartet hätte. Am wenigsten sie selbst. Sie war erschrocken über ihre Tat und durfte dann feststellen, dass Razag das ganze nutzte, um ihr endlich zu sagen, was er empfand. Und er tat gut daran, es endlich auszusprechen. Crystin belohnte seinen Mut und seine Ehrlichkeit mit einer Erwiderung der Gefühle. Tatsächlich hatte die Heilerin sich in Razag verguckt und konnte nun ihr Glück kaum fassen. Razag lernte hierbei, dass auch er jemand war, den man lieben konnte. Dass auch er es verdient hatte, ganz gleich, was er in all den Jahren der Sklaverei hatte tun sollen und müssen, dass sich jemand für ihn interessierte. Crystin zeigte ihm, dass Gefühle sich weder an Größe oder Aussehen störten. Die kleine, zierliche Heilerin, wählte ihn, Razag. Groß und blutrünstig, wie eben noch demonstriert. Und sie heilte ganz nebenbei seine Wunden im Herzen, indem sie ihm ein Lächeln schenkte. Crystin bewies ein viel größeres Herz als so manch anderer und das ließ Razag nur noch mehr strahlen.
Nachdem er am Urschleim gekratzt hatte und sich darin suhlte, war sie das reinigende Wasser. Und mehr noch: Sie bewies ihm, dass Unsicherheiten in Ordnung waren, da sie selbst auch voll davon war. Crystin konnte manchmal ausbrechen, wie der Vulkan, wenn der Druck zu hoch wurde. Aber im Grunde war sie doch die Ruhe selbst und einzig daran interessiert, nicht zu sehr aufzufallen. Auch sie hatte ihre Jahre in Morgeria verbracht und trotzdem war sie durch ihre Profession halbwegs geschützt gewesen. Durch das und einer gewissen Elfe, die dafür gesorgt hatte, dass man Crystin in Ruhe gelassen hatte. Dementsprechend war sie aber auch unerfahren und neben Razag, der den Tag zwischen Arena, Gelage und Sex verbrachte, fühlte sie sich nun reichlich unbeholfen. Dass jener aber gar dem Sex abgeschworen hatte, wusste Crystin nicht. Stattdessen versuchte sie ihm zu sagen, dass sie sich ob ihrer Unerfahrenheit schämte, was Razag zum Lachen brachte:

„Cris! Du kannst mit mir machen was zu willst, du kannst mich nicht enttäuschen! Du kannst mir die Zunge ins Ohr stecken, oder deine Finger, an meiner Nase...“ Sie schaute nicht schlecht, als er plötzlich an ihrer Nase nuckelte. Sie zog sich zurück und kicherte leise, während sie sich dann über die Nase wischte. „Es ist einfach. Mach worauf du Lust hast und du wirst sehen... wie ...wir gemeinsam reagieren. Ausprobieren ist doch das schönste. Fehler machen ist einfach klasse, denn so lernt man was man mag und was nicht. Anders kann man es nicht lernen. Ich hab auch Angst dir weh zu tun. Und jetzt da du meinen Ring hast... der glaub ich auch gut an dein Handgelenk passen würde, da bin ich - befreit!“ Crystin lächelte, während sie ihm zuhörte. Seine Worten machten ihr Mut. Bei seinem Hinweis stutzte sie allerdings und blickte zum Ring. Dann schob sie jenen über ihre Hand und präsentierte ihn an ihrem Gelenk. Erneut lächelte sie. „Ich ...öhm... Du weist, dass ich ein Lustsklave war, oder?“ Nun wurde sie rot, schlug die Augen nieder und nickte leicht. Sie wusste es. Nicht selten wurde getuschelt. Nicht selten hörte sie die Geschichten, die sich von Sklaven aus den hohen Häusern zu den Gladiatoren verteilten und dort wie Ware gehandelt wurden. Jeder mochte eine gute Geschichte. Und wie Raz’ulak der Furchtlose die Damenwelt der Obrigkeit beglückte, gehörte definitiv zu den besseren Dingen. Crystin hatte einiges gehört. Weil sie zugehört hatte, wenn es um Razag ging. „ABER... sie haben mich sehr früh mit diesem Ding da... gezähmt. Der Ring machte meinen Schwanz riesig und hart ...also prall und gestaut und ...und hat verhindert das ich komme. Manchmal tat es weh. Jetzt hast du ihn und ich ...ich muss auch erst mal lernen wie es ohne ist, verstehst du? Ich will von vorne anfangen er steht für .. die Kontrolle. Und beim Küssen ...also bei dir, da hab ich grad das Gefühl gehabt, es zum ersten Mal zu tun. Ist das dumm?“ Crystin schüttelte den Kopf. Sie sah wieder auf und lehnte sich leicht vor, damit sie ihre Hände an seine Wangen legen konnte. „Wir haben Gefangenschaft überlebt und vor allem du hast Dinge getan, die… die unaussprechlich sind. Aber… wir sind hier, nicht wahr? Wir dürfen neu anfangen und… ich bin mir sicher, wir lernen gemeinsam.“, antwortete sie. „Und wir werden es langsam angehen la“- „Oh, aber hab keine Sorge. Mein Lümmel bleibt in der Hose. Ich... ich hab so viel Sex in meinem Leben gehabt, dass für ...“ Crystin blinzelte ertappt und erneut glich ihr Gesicht einer Tomate. „Oh, ach… ja natürlich ich …“, sie schüttelte sich und lachte dann irgendwie nervös. „Das heißt nicht, dass ich nie wieder... ähm... also... ich denke ich... wir haben Zeit. Ganz viel Zeit. Ja. Kann auch sein, dass er rum spinnt und ständig spuckt nur weil du ihn anguckst...“ „Du liebe Güte... Keine Sorge ich… also ich hatte nicht damit gemeint…also…ohje.“, Sie verhaspelte sich. Himmel war DAS aber auch schwierig alles! Crystin hatte schon gar keine normale Hautfarbe mehr.

„Entschuldige. Ich bin etwas verwirrt und rede vielleicht ganz schönen Unsinn. Ich weis auch nicht, was wir...jetzt machen. Das wird wohl irgendwie... wachsen müssen? Entstehen? Du machst mich glücklich und das ist alles was ich mir gewünscht habe. Aber was viel wichtiger ist...“ Sie schenkte ihm einen Augenaufschlag und schmiegte sich in seine Pranken, als er sie berührte. „Du wolltest noch mehr küssen...“ Crystin hielt ihren Blick in seinen Augen und legte ihre Hand auf seine. „Wir finden heraus, wie wir… was wir zusammen sind und… und ich erwarte nichts, Razag. Du sollst wissen, dass ich dich schon lange sehe… immer, wenn du ins Lazarett kamst… oder… oder vorbeigegangen bist ich…“, noch immer Tomate. Eindeutig. Doch dann neigte sie sich glücklich lächelnd vor und legte ihre Lippen vorsichtig auf seine, während ihre Hand sich gegen seine Brust lehnte. Crystin probierte. War vorsichtig und gefühlvoll. Sie wollte es wirklich richtig machen und nahm sich Zeit. Dass diese auch mal quälend sein könnte, daran dachte sie derweil nicht. Die Heilerin kostete diese neuen Gefühle aus und drückte sich dann mutiger gegen den Oberkörper des Orks. Bevor aber nachfolgende Gefühle sie übermannen könnten, löste sich Crys. „Wir sollten vielleicht sehen, dass wir den anderen Gelegenheit geben, wieder herzukommen.“, sie grinste ein wenig. „Sie … sie sollen nicht denken, dass wir das Lagerfeuer für uns beanspruchen oder?“, meinte sie und kicherte.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Samstag 16. Dezember 2023, 21:05

„Du wolltest noch mehr küssen...“
Crystin hielt ihren Blick in seinen Augen und legte ihre Hand auf seine.
„Wir finden heraus, wie wir… was wir zusammen sind und… und ich erwarte nichts, Razag. Du sollst wissen, dass ich dich schon lange sehe… immer, wenn du ins Lazarett kamst… oder… oder vorbeigegangen bist ich…“
Der Farbton! Tomate. Eindeutig!
Razag grinste zufrieden, dann stockte er und wollte gerade etwas fragen, doch dann neigte sie sich glücklich lächelnd vor und legte ihre Lippen vorsichtig auf seine, während ihre Hand sich gegen seine Brust lehnte.
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Crystin probierte den Ork und verstand es hervorragend Razags Gedanken zu unterbrechen. Er brummte zufrieden und genoss die süße Qual ihrer weichen Lippen. Sie war sehr vorsichtig, gefühlvoll und so war er noch nie geküsst worden.
„Hmmmmmm....“
, brummte er leise gemütlich vor sich hin und ließ damit die Matratze seiner breiten Brust unter ihr sanft vibrieren. Cris hörte nicht auf. Sie wollte es wirklich richtig machen und nahm sich Zeit. Und zum dank, ließ er sie durch sein Brummen hören und spüren, wenn es ihm gefiel. Sie hatten Zeit..., dass diese auch mal quälend sein könnte, daran dachten sie derweil nicht. Allein der sanfte Druck ihrer Schenkel an seinen Seiten, wenn sie sich leicht bewegte, hinterließ wohlige Schauer auf der grünen Haut. Die Heilerin kostete diese neuen Gefühle aus und drückte sich dann mutiger gegen den Oberkörper des Orks. Razag atmete tief ein. Die Gefühle waren mächtig, stark und fast ein wenig zu viel. Er verspannte sich ein wenig und bevor aber nachfolgende Gefühle sie übermannen könnten, löste sich Crys.
...sehr feinfühlig meine Verlobte...
Der Furchtlose hatte sich 'getaut' – na ja, fast. Der Akt des Verbindens mit seiner Gefährtin fehlte noch, also war er sozusagen 'verlobt'. Das fühlte sich aufregend an! Neu! Es machte auch ein bisschen Angst, aber Cris und er verstanden beide, dass sie langsam zueinander finden mussten, oder eben auch nicht. Natürlich hatte Razag die Sorge, dass er oder auch sie an irgendeiner Stelle merken könnten, dass sie doch nicht zueinander passten. Fehler passierten, aber Razag kannte sich gut in den körperlichen Dingen des Paarens aus und hatte reichlich Übung darin auch die kleinste und schmalste Frau auf sich vorzubereiten.
Man braucht nur Zeit und Geduld... und regelmäßiges Training!
Allein der Gedanke war schon reizvoll und er verbot sich erst einmal sich tiefer in dieser Art von Ideen zu verlieren, was er alles mit Cris anstellen wollte um sie schön weich zu machen. Irgendwann wäre es soweit. Da machte er sich weniger Sorgen, zumal er nun auch keinen Ring mehr um hatte und damit etwas schmaler wäre. Das Gefühl ...war etwas ungewohnt unten rum...
So... schlaksig... nackig... leichter...
Sein Freudenspender brauchte vielleicht auch etwas Zeit sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Aber Razags Furcht lag in ganz anderen Bereichen.
„Was sie denken, ist mir egal. Das Lagerfeuer ist mir egal. Ich beanspruche dich!“
Ja, das klang durchaus besitzergreifend, aber so war Razag nun mal. Ganz oder garnicht. Er war grob, überwältigend, lustig und schamlos. Er war gerade heraus und Cris war sehr schamhaft. Gerade dieser Gegensatz machte sie für ihn enorm anziehend, aber die gleiche Tatsache konnte sie auch verschrecken, auch zu Missverständnissen führen, wenn sie ihm nicht ehrlich sagte, was ihr nicht gefiel, nur um zum Beispiel seine Erwartungen zu erfüllen. Er hatte keine.
Er wusste nur, dass viele Sklaven, auch ER, alles taten um die Wünsche ihrer Herren zu erfüllen. Aber in der Liebe war das anders. Er fühlte es. Der Wunsch donnerte wie eine Herde Bisons durch sein Herz. Man wollte gefallen, aber man gab es freiwillig, weil man es wollte und nicht musste. Razag wünschte sich, das Cris ihn genauso wollte. Aber wenigstens hatte schon mal das Kichern den nervösen Ork etwas beruhigt, als er an ihrer Nase herum gelutscht hatte. Sie hatte es nicht als Fehler gesehen.
„Du beanspruchst mich doch auch, oder? Also das mit der Keule... Ich hab ne Idee!“
Er grinste und setzte sich mit ihr eng umschlungen auf. Cris hatte auf seiner Brust gesessen und rutschte nun an ihm herunter auf seinen Schoß.
Ups... keine gute Idee...
Er stöhnte kurz, griff unter sie und sortierte sein Gemächt neu.
Scheiße, ist der empfindlich!
„Da muss ich mich noch dran gewöhnen. *räusper* Ähm.. also... Wenn ich mal Unfug mach, zieh mir einfach eins über den Schädel! Ich weis, klingt drastisch, aber ich halts aus! Glaub mir und... irgendwie find ich es... auch ganz anregend, wenn du sauer bist. Nicht, dass ich es heraus fordern werde... also nicht gleich.“
Seine Mundwinkel zuckten.
„Aber jetzt...“
Er hielt sie immernoch umschlungen und stand einfach mit ihr im Arm auf, so dass sie zwangsläufig ihre Beine um ihn schlingen könnte, wollte sie sie nicht einfach herunter baumeln lassen. Dann brummte er abermals zufrieden und raunte warm an ihre Stirn:
„So könnt ich dich den ganzen Tag herum tragen. Mein kleiner warmer Rucksack der mir den Bauch wärmt!“
Raz lachte und lief ein paar Schritte näher ans Lagerfeuer. Dabei schob er eine Hand unter Cris Hinterteil, knetete kurz ihr festes Fleisch und trug sie gleichermaßen sicher.
„Fühlt sich gut an, oder? Oder soll ich dich runter lassen?“
Dann sah er sich aber doch suchend um.
„Hm...“
Auf den ersten Blick war Zarrah und Syn nirgends zu sehen.
„ZARRAH?“
, rief er etwas lauter.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Sonntag 17. Dezember 2023, 05:37

Hatte sie zu viel erwartet? Zarrah hatte bereits einmal erkennen müssen, dass sie zu schnell vorgegangen war. Im 'Gejagten Eber' hatte sie Syn schon mit ihrer Annahme überrumpelt. Er brauchte mehr Zeit. Sechs Jahre Manipulation und mentaler Missbrauch ließen sich nicht eben von einen auf den anderen Tag abschütteln. Erst Recht nicht, wenn davor ein ganzes Leben - ein Überleben - stattgefunden hatte, dass Karrishs schändliche Behandlung sogar begrüßte. Wenn man dankbar dafür war, keinen eigenen Willen haben zu dürfen und einem nicht einmal der eigene Körper gehörte, dann konnte man nachvollziehen, wie lange Syn bereits kämpfte. Tag umd Tag, Jahr um Jahr. All das nun einfach fallenzulassen, war nicht leicht. Es brauchte Zeit und Zarrah hatte zu wenig Geduld gezeigt.
Die Erkenntnis ihres Fehlers sauste als aufblitzende Klinge auf sie zu, ehe sich das kalte Metall in ihr Gewebe grub. Es drang nicht tief vor, nicht durch ihre Lunge hindurch bis zum Herzen, aber es schnitt. Schmerz signalisierte ihr wohl zuerst, dass Syn noch nicht soweit gewesen war. Dem folgte die Wärme des eigenen Blutes, als es einen Weg aus ihrem Körper fand. Bald würde dieser zittern, aber nicht vor Kälte. Obwohl, sagte man nicht, dass man fror, ehe es zu Ende ging? Zarrah würde mit der bitteren Erkenntnis gehen müssen, gegen ihren Bruder verloren zu haben. Sie hatte Hoffnung in einen Sklaven gesteckt, die sich nicht erfüllt hatte. Karrishs Fäden hatten sich zu sehr um Syn verstrickt. Selbst jetzt, so weit von ihm entfernt und mit dem Wissen, dass der Bruder seinen Sklaven für tot hielt und vermutlich ohnehin längst ersetzt hatte, da hing Syns Seele noch immer in seinen Stricken. Da führte Karrish noch immer seine Hand, entschied für ihn und ließ durch ihn töten. Doch nein, noch sollte Zarrah'lindae von den Nachtklingen nicht sterben. So tief drang das Metall nicht vor. Syn zog die Klinge heraus und warf sie von sich. Mit grünem Feuer im Blick stieß er die Worte aus, die seine Freiheit bestätigten. Er musste es selbst sagen. Er musste es hören - von sich. Nur dann könnte er es endlich verinnerlichen. Und selbst wenn nicht ... wenn er immer noch Zeit brauchte, so hatte er nun einen Schnitt begangen. Er hatte die Fäden von sich getrennt. Es war zu spät. Sie flatterten lose von seiner Seele fort. Nun war er allein ... frei ...
Das erste, was ihm diese erkannte Freiheit schenkte, war Zarrah überraschtes Gesicht. Entsetzen stand noch in ihren Augen. Sie hatte nicht fassen können, dass er wirklich zugestochen hatte. Dabei war es so knapp gewesen. Kleine, wohl gesetzte Worte. Eine Frage im richtigen Moment. Akzeptanz und die Zurückhaltung verachtender Kommentare waren es gewesen, die Syns Hand davon abgehalten hatten, den endgültigen Streich durchzuführen. Zarrah rettete sich selbst, indem sie Vorarbeit geleistet und damit dieses verlorene Kind im Inneren des Kaninchens an die Hand genommen hatte. Im Grunde hatte sie nichts Anderes getan als ihr Bruder. Sie hatte sich im rechten Moment zur Verfügung gestellt, ihm etwas Sicherheit zu bieten. Karrish tat dies in Morgeria. Zarrah tat es außerhalb davon, in dieser großen Welt, die Syn so fremd war. Manipulierte sie ihn dadurch nicht ebenfalls? Spielte sie nicht ihr eigenes Spiel?
Es hätte auch anders laufen können, wenn Synnover es so gesehen hätte. Wenn er in ihrem Handeln und ihrem Kümmern nur die Bitterkeit sah, dass er wieder einmal von einer Hand in die nächste gereicht wurde. Er selbst hatte es vorab angenommen, sich Zarrah angeboten mit all seinen Fähigkeiten. Aber Zarrah hatte es abgelehnt. Sie hatte ihn nicht abgelehnt, sondern ihm nur aufgezeigt, dass ihre Erwartungshaltung nicht mit jener von Sodth, den Reißern, Yolintha oder Karrish zu vergleichen war. Das machte den Unterschied aus zwischen Manipulation und Hilfe. Hilfe, die sie Syn angeboten hatte und die nun dazu geführt hatte, dass der Dolch am Waldboden lag anstatt tief in ihrer Brust zu stecken.
Es war trotz allem nicht leicht. Er bereute seine Entscheidung, gleichzeitig aber auch nicht. Selbst wenn es anders gekommen wäre, die Emotionen wären dieselben gewesen. Syn bebte. Er keuchte mehr als zu atmen und seine Finger zitterten, dass er sie auf seine Schenkel presste. Zwar versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen und alles mit Überheblichkeit zu kaschieren, doch es ging nicht spurlos an ihm vorüber. Es handelte sich hierbei eben nicht um einen Mord in der Schwarzen Arena. Dort leben auszulöschen war einfach. Selbst Saqir atemlos auf den Waldboden sinken zu lassen, war einfach gewesen. Syn weinte ihm keine Träne nach. Das hier aber zehrte an seinen Nerven. Unstet, ja verschreckt geradezu huschten seine Pupillen umher. Er suchte einen Fixpunkt, mit dem er sich selbst beruhigen konnte, fand ihn aber nicht. Er sah nur das Entsetzen in Zarrahs Blick. Er sah ihren halbnackten Körper. Er sah das Blut. Er sah auf seine Hände. Warum nur konnte er nicht aufhören zu zittern?!
Ihr Husten ließ ihn aufschrecken. Syn hob wieder den Blick, hob ihn eine Spur mehr als er sollte. Er trug die Maske nicht so perfekt wie in Morgeria, aber er ließ sie auch nicht fallen. Hier gab es keinen Karrish, der ihm Sicherheit gewährte. Das würde dieser Mann nie wieder tun, im Gegenteil. Vermutlich würde er auch sein Kaninchen fortan jagen. Falls er je erfährt, dass ich noch lebe ... aber wenn...
Syn erwiderte Zarrahs Blick mit Abgebrühtheit. Ohja, seine Mimik beherrschte er. Nur seine Hände gehorchten ihm nicht. Sein Körper bebte noch immer, aber da könnte er sich herausreden, dass ihm langsam fröstelte. Die blutigen Hände jedoch ... Mehr Blut kam auf ihn zu. Syn zuckte, als Zarrahs Körper sich warm gegen ihn lehnte und sie ihren Arm um seine Schultern schlang. Er stand still da, wie erstarrt. Er fühlte ihre Wärme. Sie klebte an ihm, färbte seine perlmuttfarbene Haut rot.
Manchmal genügte eine simple Umarmung. Razag hatte ihm das erzählt. Razag hatte es ihm angeboten. Syn hatte abgelehnt, aber nun ... oh, wie sehr er den Ork gerade dafür hasste, dass jener so sehr Recht behielt. Zarrah zog ihn enger an sich und Syn gab nach. Er lehnte sich in ihre Umarmung, nahm sie auf, legte die Hände zaghaft gar an ihre Hüften. Das Zittern der Finger ließ nach. Er griff etwas fester zu, bis er Zarrah umschlang. Sie waren einander so eng, dass Syn allein mit seiner Brust genug Druck auf die Wunde ausüben dürfte, um den Blutfluss ein wenig zu stoppen. Nicht gänzlich, außerdem besudelte er sich mindestens ebenso stark wie sie sich selbst, aber es genügte wohl, dass Zarrah die Kraft zu sprechen fand.
"Und wie geht es dir jetzt?"
Er rührte sich nicht. Er hielt sie nur, während er nach außen hin scheinbar über die Frage nachdachte. In seinem Inneren aber tobte der Sturm. Ich habe Angst ... Ich habe Karrish verraten ... Wird er böse sein? ... Wird er mich verstoßen? Nein, zu spät. Er hat ... Ersatz für mich ... er hat nicht schon verstoßen! Jetzt ... jetzt wird er mich jagen, oder? So wie Zarrah ... ich bin abtrünnig ... wie sie ... ich hab versagt. Ich ... hab ihn verraten ... Oh, er wird so wütend sein!
Angst durchflutete ihn, lähmte ihn. Wäre er von Natur aus nicht so hell, hätte man die Blässe um seine Nase deutlicher erkennen können. Aber Zarrah schaute über seine Schulter hinweg daran vorbei. Sie sah es nicht. Sie hörte ihn nur leise antworten: "Ich komme zurecht." Gut ging es ihm nicht, daran bestand kein Zweifel. Er suchte noch immer, die Situation einzuordnen. Er suchte nach Erfahrungen, auf die er zurückgreifen könnte. Wissen, das ihm half, hiermit umzugehen. Es existierte nicht. Er hatte nie zuvor Karrish verraten. Wie auch? Er war stets darauf bedacht gewesen, die Erwartungen seines Herrn zu erfüllen. Ohne Ausnahme.
"Vielleicht war das deine erste, eigene Entscheidung, die du bewusst getroffen hast, Syn." Warum war ihm dann so übel? Wo kam der Knoten in seiner Magengrube her, der sich immer enger zusammenzog?
Traust du mir nicht zu, Entscheidungen treffen zu können? Hatte er das laut gesagt? Seit wann trug er die Masken in seinem Geist? Das einzige, was wirklich nur für ihn war und das er problemlos hatte vor allen verbergen können. Fast das einzige... Aber hatte er Zarrah gerade diese Worte an den Kopf geworfen?
"Ja...", wisperte er mit trockener Kehle.
"Versuche dich stets daran zu erinnern."
"Ja..."
"Du musst nichts mehr tun, was du nicht willst."
"..." JA! In seinem Geist schrie er es. Seine Lippen wagten es nicht. Er beherrschte sie, aber die Finger klammerten. Er presste Zarrah an sich, hielt sie, drückte seine Nägel in ihre Haut. Er spürte ihr Haar. Es kitzelte an seiner Nase. Er wünschte sich, es ihr zu kämmen, damit es glänzte. Wie lächerlich, ausgerechnet jetzt eine solche Idee zu haben.
"Du wirst es schaffen, Syn."
Natürlich würde er das! Er würde der Letzte sein, der stand. Er würde sie alle überleben und es wieder nach oben schaffen. Niemand kannte die unterste Stufe so gut wie er und niemand wollte so wenig dorthin zurück wie er. Syn würde nicht zulassen, dass er versagte. Wenn jemand Erwartungen an ihn stellte, dann war er selbst das, aber diese Haltung hatte ihm auch geholfen, zu überleben. Bloß nicht wieder ganz unten sein. Mit dem Rest könnte er es aufnehmen. Vor allem jetzt, da er keinem Befehl mehr würde folgen müssen. Dennoch war es das erste, das Zarrah an ihn richtete, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte.
"Würdest du bitte Crystin holen?" Nein, das ... ist kein Befehl. Hatte Karrish ihn jemals um etwas gebeten? Syn musterte Zarrah. Sie sah blass aus, schien Schwierigkeiten zu haben, sich auf den Beinen zu halten. Aber auch sie kämpfte und sie hustete wiederholt. Dann stürzte sie fast schon auf ihre Knie zurück in den Tümpel. Das Wasser färbte sich rosa von ihrem Blut. "Ich muss nicht tun, was ich nicht will", wiederholte er die Worte, während er Zarrah anstarrte. Wie erbärmlich sie aussah, als da versuchte, sich die Wunde auszuwaschen. Es wollte nicht aufhören zu bluten. Er musste es nicht tun. Er musste Crystin nicht holen gehen. Er könnte noch immer Karrishs Gunst zurückgewinnen, wenn er jetzt einfach abwartete. Es war doch noch nicht vorbei. Hier ergab sich seine allerletzte Chance. Was will ich?
"ZARRAH?"
Das Kaninchen schlug einen Haken und wirbelte herum, als Razags donnernde Stimme bis zum Tümpel hallte. Schon setzte Syn sich in Bewegung. "Halte bloß durch. Ich will nicht umsonst gerannt sein", rief er Zarrah noch zu, ehe er von einem leichten Sprint wirklich in einen hastigen Dauerlauf wechselte. Schnell, er musste jetzt schnell sein. Es kam vielleicht auf jede Minute an. Aber darum machte Syn sich überraschenderweise keine Sorgen. Hier kannte er sich zu gut. Er wusste, dass sein Körper in der Lage war, die Strecke schneller zurückzulegen als andere. Er war das weiße Kaninchen - flink, unfassbar und vor allem schnell. Als weißer Wind sauste er den ausgetrampelten Pfad zum Lager zurück, dass seine Haut gut an der Luft trocknen konnte. Er verlangsamte sein Tempo erst, als Razag in Sichtweite kam. Der Ork trug Crystin auf dem Arm und jene hielt sich mit ihren Beinen an ihm fest, indem sie ihn damit umschlang. Beide hingen geradezu innig aneinander, machten nicht den Eindruck, dass etwas geschehen wäre. Sie waren das komplette Gegenteil von Synnover.
Außer seiner Unterwäsche trug er nichts am Leib. So weiß wie Schnee, so rot wie Blut trat er aus dem Dickicht, dessen Hölzer hinter ihm fast schwarz im Kontrast wirkten. Er atmete schwer, aber taumelte nicht. Die kurze Strecke nagte nicht an seiner Kondition. Die Sorge um Zarrah tat es. Er hatte sie angegriffen. Er hatte sie umbringen wollen. Seine Augen hefteten sich an Crystin. "Sie ist verletzt", keuchte er und zeigte nach hinten in den Wald hinein. "Am Tümpel. Schnell!"
Alle anderen Worte sparte er sich, winkte auch auf fragende Blicke hin ab, ob er Hilfe brauchte. Es war nicht sein Blut. Ihm ging es gut. Als er nah genug war, würde man es auch erkennen können. Auf seiner Haut fanden sich nur rote Flecke, aber keine offene Verletzung. Falls Razag Crystin gleich Richtugn Tümpel trug, würde er folgen, jetzt jedoch etwas langsamer. Vielleicht ließ er sie aber auch ab, damit sie selbst rennen könnte. Dann blieb Syn bei dem Ork zurück. In jedem Falls wurde er sehr still, nun da er die Nachricht übermittelt hatte.
Wie ging es ihm jetzt?
Schlecht. Sehr schlecht. Angst versuchte noch immer, ihn zu locken und sie würde zurückkehren, wenn sein Geist sich beruhigte. Nach außen hin war er das. Sogar das Zittern seiner Hände hatte nachgelassen. Aber innendrin ... Er war selbst überrascht, wie besorgt er gerade um Zarrah war. Dann schüttelte Syn den Kopf. Natürlich bin ich besorgt. Ich brauche sie ... um es zu schaffen ... aus keinem anderen Grund.
Für Synnover würde noch einiges an Zeit ins Land ziehen müssen. Das und mehr Offenheit sich selbst gegenüber.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Montag 18. Dezember 2023, 09:03

‚Irren ist menschlich‘, sagten gerne die anderen Völker Celcia’s. Es war eine Eigenart der Menschen, dass sie überheblich glaubten, alles zu wissen und oftmals vergaßen, dass es weisere Wesen auf Celcia gab. Doch in dem Moment am Tümpel im Wald Sarius, erwartete eine Elfe viel zu viel und wurde auf eine Weise dafür gestraft, die endgültig sein könnte. Keine Zeit, den Fehler zu bereuen, keine Zeit den Fehler auszumerzen und daraus zu lernen. Zarrah war vorangeprescht und versuchte auf eine Weise das eingetrichterte Konstrukt von Syn zu durchbrechen. Was ihre Motive dahinter waren, blieb ihr Geheimnis. Warum interessierte es sie denn, dass er die Freiheit annehmen und auch leben könnte? Warum gab sie sich derart viel Mühe? Die Geschichte könnte an diesem Punkt enden und ungeklärt bleiben. Synnover hatte zugestochen. Er hatte zwar zurückgezogen, doch war Zarrah kein immenser Fleischklops, der ordentlich viel Gewebe und Speck angehäuft hatte, in das der Dolch hätte stechen können. Sie war schlank, drahtig und zwischen Haut und Organ war nicht viel Platz. Er hatte sie verletzt. Er hatte es nicht wirklich gewollt, aber er hatte es geschafft. Vielleicht war das seine unbewusste Art, sich für die Gefangenschaft rächen zu wollen? Nein… es war ein Dienst an Karrish gewesen. Denn er wollte seine Schwester verschwinden lassen. Syn hätte es einfacher haben können. Er hätte seinen Atemnot-Zauber anwenden und sich die Hände buchstäblich nicht dreckig machen müssen. Aber die Situation hatte sich verselbstständig und er hatte gehandelt. So, wie es alle erwarten würden. Wie es Karrish erwarten würde, wenn er wüsste, dass er noch lebte. Zarrah aber hatte es nicht erwartet, doch anstatt ihn nun dafür zu bestrafen, umarmte sie ihn. Es war erstaunlich, wie feinfühlig die Elfe sein konnte, die doch einem Volk und einer Familie entsprang, die sich dadurch eher weniger auszeichnete. Allerdings gab es auch unter jenem Volk nicht nur Schlechtes. Man musste es etwas mehr freischaufeln, sich ein wenig mehr anstrengen, etwas mehr danach suchen, doch dann fand man auch dort wahre Juwele, die Herzen erreichen konnten. Synnover sperrte das aus. Sein Herz sollte niemand erreichen, er wüsste damit nichts anzufangen. Und trotzdem spürte er den Wahrheitsgehalt von Razag’s Worten, dass eine Umarmung gut tun konnte. So standen sie einen Moment, während Syn versuchte sich zu beruhigen. Seine Hände zitterten und er packte Zarrah, um sie daran zu hindern.

Zupacken konnte auch Razag. Er hob Crystin soeben auf seinen Arm und sie hielt sich überrascht fest. Die beiden schwebten in ganz anderen Höhen, wo Syn und Zarrah in die Tiefe fielen. Die einen stiegen auf, die anderen fielen hinab. Es war erstaunlich, wie sich das Blatt manchmal drehen konnte. Noch vor wenigen Stunden hatte Razag ganz unten gelegen und sich in tiefer Trauer gewähnt. Jetzt aber war da dieses strahlende Leuchten aus blauen Augen, das ihm das Herz schneller schlagen ließ. Sie waren glücklich. Wirklich und wahrhaftig und alles drumherum schien vergessen. Noch nie wurde Razag auf jene Weise betrachtet. Ohne Furcht, ohne Lust. Einfach mit wärmender Liebe. Und noch nie wurde er auf jene Weise geküsst. Vorsichtig, ehrfürchtig und liebevoll. Die meisten Frauen, auf die er sich hatte einlassen müssen, wollten doch die Bestie. Sie wollten, dass er sie vögelte, bis sie nur noch schreien konnten. Sie wollten keine sehnsuchtsvollen Küsse gehaucht bekommen, sie wollten leidenschaftlich sein und dementsprechend auch bedient werden. Razag war gut daran und er beherrschte es ausgezeichnet. Er könnte Crystin um den Verstand bringen, wenn er nur anwenden würde, was er gelernt hatte. Ebenso wie es Syn könnte, wenn er sein Programm abspulte. Doch beide wollten nicht mehr. Und Razag würde sich hüten, seine Heilerin damit zu verschrecken. Dass Crystin weitaus mutiger war, als man der zierlichen Person überhaupt ansehen wollte, fiel nicht zum ersten Mal auf. Sie sah über die Bestie hinweg und weiter tief in das Herz des Orks, das doch nur geliebt werden wollte. „Fühlt sich gut an, oder? Oder soll ich dich runterlassen?“, wollte er wissen, als sie eine Weile bei ihm gesessen hatte. Crystin lächelte und nickte dann. „ich könnte den ganzen Tag auf dir verbringen!“, stieß sie aus und rollte dann ertappt die Lippen ein. „Oh… ich meinte…oh!“, stammelte sie, als ihr bewusstwurde, dass man das deutlich falsch verstehen konnte. Dann grinste sie verlegen. Zum Glück lenkte Razag mit seinem Ruf nach Zarrah ab und auch Crys konzentrierte sich, sich umzusehen.
Der Name donnerte durch den Wald und erreichte schließlich den Tümpel. Syn stand über der Elfe, die versuchte mit Wasser Linderung zu verschaffen. Sie war erbärmlich. Das musste er schon sagen. Er könnte jetzt einfach warten und ihre Bitte, Crystin zu holen, ignorieren. "Ich muss nicht tun, was ich nicht will", antwortete er kühl und Zarrah hielt in ihrer Bewegung nicht inne. Sie stockte nicht mal, doch aufmerksamen Beobachten würde auffallen, wie sich ihre Kiefer etwas aufeinanderpresste. „Nein… natürlich nicht.“, gab sie dann zu. Es war so ebenso schlicht, wie richtig. Sie hatte es gesagt und natürlich zeigte sich jetzt, dass sie Wort halten musste. Sie versuchte aufzustehen, wollte selbst losgehen. Es war kein Befehl. Zarrah brauchte Hilfe… Der Schrei nach Zarrah rüttelte Syn wach. Er erschreckte sich, sprang zur Seite und wurde von dem Donnern in Razag’s Stimme erschüttert. Vielleicht bekam die Mauer noch mehr Risse, ob der Schwingungen. "Halte bloß durch. Ich will nicht umsonst gerannt sein", warnte er sie und als er endlich verschwunden war, da erlaubte Zarrah es sich, endlich aufzugeben. Sie fiel zu Boden und blieb dort auf dem Rücken liegen, während ihr das Atmen immer schwerer fiel. Die grünen Augen starrten in den verdeckten Himmel, dann schloss sie die Augen.
Synnover erreichte das Lager und fand Crystin und Razag in trauter Innigkeit vor.
Die Heilerin kicherte gerade, als ihr Blick den des Kaninchens erreichte. Schlagartig wurde sie ernst und klopfte gegen Razag’s Brust, damit er sie nun doch herunterließ. Die Heilerin eilte mit besorgter Miene auf Syn zu und wollte schon nachsehen, ob er verletzt war. „Syn was..“, versuchte sie zu fragen. Er sah schrecklich aus. "Sie ist verletzt“, Crystin’s Blick folgte besorgt seinem Fingerzeig, "Am Tümpel. Schnell!" Die Brünette starrte Syn einen Moment fassungslos an. Natürlich wollte sie wissen, was passiert war. Doch sie sah auch seine Effizienz. Sie musste schnell sein. Mehr brauchte sie nicht. Sie wandte sich um, suchte schleunigst nach ihrer Tasche und griff sie kurzerhand, ohne zu prüfen, was noch alles darin vorhanden war. „Razag! Sieh nach ihm, schau, ob er auch verletzt ist!“, bat sie den Ork und rannte schon in die Richtung, aus der Syn eben gekommen war. Die Heilerin war selbst noch nicht wirklich fit, Razag hatte es gesehen, wie sie unter Anwendung ihrer Magie zu schwitzen begonnen hatte und trotzdem würde sie nun alles dafür tun, damit Zarrah wieder gesund würde. Darauf konnte sich auch Syn verlassen. Wo er nicht ehrlich zu sich sein konnte, weil diese Ehrlichkeit noch nie in seinem Leben gefragt war, da konnte er sich zumindest darauf verlassen, dass die Sorge in Crystin's Blick um die Anführerin echt war. Crystin hatte längst eine Freundschaft zu Zarrah aufgebaut. In Sorge war Crys hochkonzentriert und ließ keinen Zweifel zu, dass sie der Dunklen helfen würde. Syn und Razag standen am Feuer und die Sekunden verrannen wortlos. Was nun? Zurück zum Tümpel, vielleicht konnten auch sie helfen? Oder würde Razag seinem Kumpel auf den Zahn fühlen wollen? Was auch immer jetzt folgen würde, eines war sicher: Sie mussten dringend aufhören sich gegenseitig anzugreifen, sonst überlebte keiner diese Reise und der, der am Ende noch stand… würde er wirklich ein Sieger sein?
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 18. Dezember 2023, 10:20

Sie sollten aufhören sich anzugreifen...
Bisher hatten nur die Männer die Frauen ernsthaft angegriffen, was an sich schon ein Unding war, aber die Situation hatte es heraus gefordert um die Seelen der einstigen Sklaven empfänglich für Gefühle zu machen. Raz hatte Cris für tot geglaubt und hatte ihren Körper vor Missbrauch schützen wollen. Syns Angriff auf Zarrah hatte seine eigenen Gründe und genau genommen hatte Cris auch Razag einmal angegriffen, was eher süße Folgen gehabt hatte. Fehlte nur noch Zarrah.
...
Ach du Scheiße!
Als Syn also blutig aus dem Wald gestürmt kam heftete sich Razags Blick erst einmal besorgt auf seine Brust. Aber das Blut klebte an ihm und lief nirgends. Als Gladiator kannte man Wunden, wusste, wann man tief genug geschnitten hatte, damit es tödlich wurde.
...es ist nicht seines.
, erkannte er schnell nachdem auch Cris ihn gebeten hatte, sich Syn genauer anzusehen und sie selbst los geflitzt war. Sein Kumpel sah furchtbar aus! Nicht wegen des Blutes. Sein Gesichtsausdruck! Etwas stimmte nicht und der Ork wusste nicht was es war. Was er aber wusste, dass er jetzt einmal mehr auf die Gruppe aufpassen musste, während diese sich um wichtiges kümmerte. Also griff er nach Flussnadels Heft und meinte zu Syn:
„Du siehst ...scheiße aus!“
Razag musterte immernoch seinen Freund besorgt. Die Gewissheit, dass Cris Zarrah helfen würde, ließ zu, dass er recht ruhig blieb. Aber dafür musste er halt aufmerksamer die Umgebung wieder im Auge behalten.
„Schnapp dir was zum Kämpfen und lass uns die Mädels beschützen. Cris muss sich konzentrieren und kann die Augen nicht irgendwo haben. Und... erzähl mir auf dem Weg was passiert ist, Kumpel.“
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Mittwoch 20. Dezember 2023, 09:07

"Irren ist menschlich", so sagte man. Celcia zog für diese Redewendung das Volk hinzu, das bei der Entstehung am weitesten ausgebreitet war. Es mochten im Vergleich mehr Elfenvölker existieren, aber sie besaßen auch deutlich längere Lebenserwartungen. Sie hatten mehr Zeit, Fehler zu machen, aber ebenso mehr Gelegenheit aus ihnen zu lernen. Darüber hinaus konnten sie nachfolgenden Generationen auch über einen längeren Zeitraum hinweg beibringen, eben jene Fehler der eigenen Vergangenheit nicht zu begehen. Menschen konnten das nicht. Menschen waren zudem aber auch oft sehr überheblich. Zu arrogant, um einander zuzuhören, geschweige denn auf den Rat der Älteren und Weiseren zurückzugreifen. Wo Zarrah sich ... menschlich verhalten hatte und in dem Punkt irrte, dass Syn bereits für ihre Methoden empfänglich wäre, da hüllte jener sich nach gemachten Fehlern in die menschlichen Verhaltensweisen. Aber sie waren ebenso echt wie die Masken, die er trug. Sie waren ein Schutz, hinter dem er sein eigenes Gewissen und seine Angst verbarg - auch vor sich selbst. Er schuf Distanz zu Zarrah, indem er nun eher kalt auf sie reagierte. Er blieb sachlich, als er aus dem Wald gelaufen kam und vor Razag und Crystin das Nötigste an Informationen preis gab, damit sie agieren könnten. Dennoch ... er war gerannt. Er beeilte sich, so kurz und präzise wie möglich die Notlage aufzuzeigen, damit Zarrah mehr Zeit hätte. Auch er preschte nach vorn. Oder er wollte aus seinen Fehlern lernen. Aber was war der Fehler? Hätte er tiefer oder besser überhaupt nicht zustechen sollen?
Wie betäubt stand er da und beobachtete Crystins Bewegungen. Sie packte eilig ihre Tasche, rannte davon. Sie schickte Anweisungen an Razag, dass jener das Kaninchen untersuchen sollte. Denn Syn stand noch. Er brauchte die Zeit nicht so sehr wie Zarrah. Er brauchte sie gar nicht. Der braune Lockenkopf hätte sie nehmen sollen. Crystin war auch noch nicht wieder vollkommen genesen und nun rannte sie, so schnell sie ihre kleinen Füße trugen. Syn regte sich nicht. Er wirkte ruhig, unsagbar ruhig. Er erwiderte Razags Blicke nicht, spürte die des Orks allerdings sehr wohl auf sich. Sie wanderten die blutigen Flecken auf seiner Haut ab, rote Beweise für seine Tat.
Angst griff nach ihm, umschlang ihn wie eine Geliebte aus spitzen Eisendornen, die sich in sein Fleisch bohrten, sich mit drahtiger Enge um seinen Hals und seinen Magen legten. Er schluckte leer, hob eine Hand und winkte ab. Er signalisierte Razag, dass Crystins Sorge um ihn unbegründet war. Er war nicht verletzt.
Raz erkannte es ebenfalls schnell. Sein Auge war geschult dafür, Blutspuren nicht nur rasch zu erkennen, sondern auch einordnen zu können. Er hätte Verwundungen sofort gesehen, ebenso wie Syn die Form von Blutstropfen hatte analysieren können. Beide beschäftigten sich ihr halbes Leben lang damit, das Blut anderer aus deren Körpern zu bekommen, bis sie sich nicht mehr rührten. Beide hatten so viele in roten Lachen zusammenbrechen und sterben sehen. Zarrahs Brustwunde entdecken zu müssen, hätte das Kaninchen keineswegs erschüttern sollen. Warum nur blieb ihm gerade die Luft zum Atmen weg? Warum stieg Panik in ihm auf? Warum wollte er laufen, Crystin nach- oder selbst weglaufen? Warum war ihm so schlecht?
"Du siehst ... scheiße aus!"
"W-was?" Endlich löste er seine Starre auf, blinzelte und spähte zum Ork empor. Razag behielt wieder einmal Recht. Er hatte Recht gehabt mit der Umarmung und jetzt hatte er Recht mit Syns Aussehen. Vor allem aber erinnerten seine Worte das Kaninchen an den ersten Kommentar, nachdem er in der Arena gefallen war, wenngleich Zarrah sich einer weniger saloppen Formulierung bedient hatte. Du siehst übel aus. Er erinnerte sich an ihr Gesicht, damals wie vorhin. Vorhin standen Entsetzen und Überraschung darin. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihrem Befehl beinahe gänzlich Folge geleistet hätte. Aber sie hatte ihn für seinen Rückzieher auch nicht verurteilt. Würde sie es für seinen Angriff noch tun? Oder würde ein anderer sich gänzlich von ihm abwenden, obwohl er es längst getan hatte?
Wieviel blasser konnte dieser helle Mensch noch werden? Er sah aus wie ein Geist und blickte auch so leer in die Welt. Seine Augen wirkten riesig ... unsicher ... besorgt. Dann fokussierte sich der Blick hinter einem Schutzwall. Niemand durfte seine Angst sehen. So trat sie nicht an die Oberfläche. Syn focht sie hinter der Maske nieder, die er wie einen Schild gegen diesen Feind im Inneren rammte. Er betrachtete Razag.
"Schnapp dir was zum Kämpfen und lass uns die Mädels beschützen. Crys muss sich konzentrieren und kann die Augen nicht irgendwo haben. Und ... erzähl mir auf dem Weg, was passiert ist, Kumpel."
Syn nickte nur. Er bewegte sich zu seinem Rucksack. Sein Blick fiel auf das Lager, das er aufgeschlagen hatte. Es fiel auf Zarrahs Rucksack, auf ihr Lager. Er hatte es aufgebaut, während sie die dunkelelfischen Leichen begraben hatte. Er hatte es dieses Mal näher an Crystins herangeschoben. Jetzt schnappte er nach einer Ecke und zog es zu seinem hin. Das musste sein. Es fühlte sich ansonsten vollkommen falsch an. Erst danach fasste er sich an die Hüfte ... und stutzte. Sein Waffengurt fehlte. Alles fehlte. Seine Rüstung und der Dolch lagen noch am Tümpel. Syn war erschreckt und erleichtert zugleich. Er wollte jede Waffe nehmen und nutzen, außer einem Dolch. Der grüne Blick erfasste seine Hand. Die Finger zitterten schon wieder und er ballte eine Faust. Er wollte keinen Dolch mehr halten. Syn keuchte. Dann konzentrierte er sich auf die Aufgabe, die Razag ihm gegeben hatte. Schnapp dir was zum Kämpfen! Viel blieb nicht übrig. Er blickte auf seinen Rucksack. Er öffnete ihn. Er holte die Eisenfächer heraus.
Syn hatte sie nur mitgenommen, weil ihre Ästhetik ihn verzaubert hatte. Elegant und tödlich, es hatte ihn sofort angesprochen. Umgehen konnte er mit ihnen nicht, aber es waren die einzigen Waffen, die er noch besaß. In jeder Hand einen ausgeklappten Fächer sah er reichlich bizarr aus, als er sich Razag anschloss und mit ihm von der Lichtung stapfte. An seinen nackten Sohlen klebten Steinchen. Wenn er verletzt war, dann an den Füßen, aber er spürte die Kratzer nicht einmal.
Auf dem Weg zurück Richtung Tümpel sprach er eine ganze Weile nicht. Doch je länger er schwieg, desto begieriger pochte die Furcht an seinem Hinterkopf. Sie drängte sich erneut empor. Da half auch keine Maske nach außen, wenn sie aus dem Inneren heraus agierte. Syn handelte entgegen allem, was man von ihm bisher kannte. Er riss seine Mauern ein. Er schaute wieder zu Razag hoch. Seine Stimme wirkte belegt und kratzig.
"Ich ... seh nicht nur scheiße aus. Ich ..." Er schluckte. "Ich hab Scheiße gebaut." Dann blieb er kurz stehen und starrte vor sich in den Wald hinein. "Wir sind jetzt auch Gejagte", offenbart er seinem Kumpel. Er rechnete ihn und Crystin tatsächlich sofort mit hinein. Er hatte Scheiße gebaut und sie beide in selbige mit hineingerissen. Karrish würde vor ihnen nicht Halt machen. Sie reisten mit Zarrah, der Abtrünnigen und mit dem Kaninchen, dem Verräter. Angst schnürte ihm die Kehle zu. Syn holte tief Luft und brach die Ketten noch einmal, welche sich um seinen Hals legten. "A-aber es wird dauern. Was hier lauerte, kann nicht mehr angreifen. Es wird nicht mehr angreifen. Keinen von uns. Ich hab ... mich drum gekümmert." Er setzte sich wieder in Bewegung, jetzt energischer. Seine Schritte nahmen an Fahrt auf. Seine Augen brannten. Hoffentlich hatte er sich gekümmert. Wenn sie stirbt... Dann könnte er Karrish immer noch eine Lüge auftischen, um sich bei ihm wieder anzubiedern. Dann könnte er immer noch das gefeierte Kaninchen sein, das alles und jeden überlebte und darüber hinaus noch die Arbeit geschulter Assassinen erledigte. Aber dann würde er wohl Crystin und Razag mitnehmen müssen. "Nein!" Syn keuchte auf. Er begann wieder zu rennen, ließ Razag einfach hinter sich zurück. Es wäre am Ork, ob er ihm folgte, in welchem Tempo oder ob er nicht doch lieber vorsichtig wäre und erst einmal die Umgebung auskundschaftete. Nur weil Syn offenbar einen Feind erledigt hatte, musste er nicht den Letzten erwischt haben.
Das Kaninchen aber lief voraus. Es schickte eine Erklärung an seinen Kumpel zurück, die im Schweigen zwischen den Worten mehr aussagte als die Worte selbst: "Ich muss ... sehen ... ob Crystin ihre Arbeit gut macht!"
Dann preschte er davon. Er sprintete eilig und nach wie vor barfuß durch den Wald, getragen vom Wind, der ihm und seinen Metallfächern Auftrieb gab. Syn wirbelte kleine Zweige und totes Laub auf, als er den Tümpel erreichte, wo er mit der Fußkante abbremste. Sein Blick wanderte über die Stelle, suchte nach Crystin und Zarrah. Doch trotz seines raschen Zurückkehrens wanderte er nun langsam zu der kleinen Heilerin hinüber. Er streckte den Hals aus, vorsichtig wie ein Hund, nachdem er sich das beste Stück vom Braten stibitzt hatte und zum Herrchen zurückkehrte, um zu schauen, wie wütend man auf ihn war. "Überlebt sie's?", fragte er und hielt den Atem an.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Dezember 2023, 12:32

Was auch immer mit Zarrah geschehen war, Razag hielt weder Crystin noch Syn auf. Der Ork übernahm für alle nun die Augen und Ohren und würde sich gewissenhaft darum bemühen, jeden dieser seltsamen Vierergruppe sicher zu wissen. Die Gefahr war vorerst gebannt. Zarrah hatte zwei der Verfolger ausgeschaltet, bevor sich die Bluthunde Razag und Crystin schnappten. Syn hatte den Verräter Saqir ausgeschaltet und die ‚Raue Vierzehn‘ würde wohl niemandem von ihnen erzählen. Sie wirkten vertraut mit Zarrah und demnach waren sie… sicher. Nun, zumindest glaubte das Syn. An irgendetwas musste er jetzt glauben, denn in seinem Inneren tobte ein Sturm. Aufwirbelnde Gedanken, unstete und sich widerstreitende Gefühle wuchsen zu einem Drang heran, dem er kaum standhalten konnte. Was hatte er getan? Früher war alles so einfach gewesen. Er hatte Befehle erhalten, er hatte seinen Handlungsspielraum gekannt. Er hatte gewusst, was man erwartete und sich darin zu bewegen gewusst. Seit er aus Morgeria herausgekommen war, war davon nichts mehr übrig. Razag hatte Glück. Er fand sich in dieser Welt viel besser und vor allem schneller zurecht. Auch er trug sein Päckchen, auch er hatte zu kämpfen. Aber entgegen dem Kaninchen, wusste er viel besser Bescheid. Er hatte die Freiheit noch kennengelernt und fand schneller dorthin zurück. Das Glück küsste Razag auf die Stirn und stellte ihm jemanden an die Seite, dem er vertrauen konnte. Crystin war eine reine Seele und Sklavin, wie sie alle. Man unterstellte ihr nicht, dass sie sich am Ende doch noch als Feindin entpuppen würde. Anders war es da wohl mit Zarrah. Ihre Motive waren nicht klar, ihre Gesinnung war nicht klar. Sie erzählte von Freiheit und war selbst nicht gänzlich frei. Aber sie half ihnen auch. Sie war ehrlich und hörte zu. Sie erkundigte sich nach dem Befinden und hatte ehrlichen Schmerz gezeigt, als sie Crystin bewusstlos vorfand. Zarrah zeigte Gefühle, nur nicht so überschwänglich wie der Mensch und der Ork. Und sie hatte Syn gezeigt, dass er sie überrascht hatte. Sie wollte nicht sterben, aber sie akzeptierte seine Wahl. Nachdem Syn seine Fächer geholt hatte, um dem Aktionismus nachzugeben, den seine Unruhe nun brauchte, gingen er und Razag gemächlich in Richtung Tümpel. Razag hatte Flussnadel dabei und jene suggerierte ihm ein gewisses Gefühl von Macht. Er würde sie alle beschützen können. Es war ganz leicht, er hatte schon bewiesen, wie effizient dieses Schwert in seiner Pranke wäre. Razag behielt die Umgebung im Auge, wollte Crystin ein Schutz sein, während sie versuchte, Zarrah zu helfen. Wie schwer die Dunkle verletzt wäre, wussten sie nicht. Crystin würde ihr schon helfen, darauf konnte sie sich verlassen. Aber die Heilerin war selbst nicht ganz fit und bräuchte eventuell ein wenig länger. Vielleicht zu lange. Synnover aber erhielt einen Einblick in seinen Gefühlssturm, während er neben dem Ork herlief. Die kleinen Steinchen und piksenden Zweige am Boden spürte er gar nicht. Wie betäubt war sein Körper, wo doch seine Seele schrie. Er hatte dafür gesorgt, dass man sie als Gruppe nun jagen würde. Indem er Zarrah rettete, verdammte er sie alle gemeinsam zum Tod. Karrish würde keinen Halt machen vor Razag oder Crystin, wenn er Zarrah schon nicht schonen wollte. Und wie sähe es bei ihm aus? Wenn die Schwester doch noch der Verletzung erlag, dann könnte er ihm immer noch erzählen, dass er den Dolch geführt hatte. Er… Er hatte den Auftrag ausgeführt. Und er könnte sich hinaufschwingen in neue Höhen, da ihm Karrish endlich wieder Aufmerksamkeit schenkte. Er musste nur erfahren, dass Syn noch lebte. Und ihm treu blieb.

Mit einem Mal aber durchzuckte das Kaninchen ein Blitz. In seinem Sturm grollte es, während er nicht verstand, was seine Gefühle bedeuten sollten. Er ließ Razag allein und preschte voran. Er musste sehen, wie es Zarrah ging denn nur dann, konnte er die nächsten Schritte planen. Nur wenn er endlich wusste, was er getan oder nicht getan hatte, konnte er den Sturm durchbrechen und… atmen. Syn rannte in beeindruckender Geschwindigkeit und hatte mit einem Mal das Gefühl, das der Wind an seinem Körper nicht brach, sondern ihn aufnahm, ihn umwirbelte und ihn begleitete. Er rannte und doch berührte seine Füße den Boden nicht. Schnell huschte er durch den Wald, spürte keine Last an seinen Sohlen, keine Pein. Bis er mit seinen Füßen abbremste und vor dem Tümpel stand. Die Luft, die sein Körper brauchte, war wie eine wohltuende Umarmung. Sie reinigte ihn und beruhigte seine Nerven auf eine neue Art und Weise. Der Wind war sein Freund. Der Wind war sein Leben, er konnte es spüren. Solange jener wehte und die feinen Härchen an seinem Körper streifte, fühlte er sich ruhiger. Er fühlte endlich. Sein Blick aber erfasste eine Szene, die nicht zur Beruhigung beitrug. Syn sah Crystin über Zarrah’s Körper knien und die Hände auf die blutende Wunde pressen. Sie wirkte verzweifelt und fahrig. „Bitte.. bitte…“, murmelte sie in fremder Sprache und suchte blind mit einer blutverschmierten Hand in ihrer Tasche. Alles war etwas durcheinandergeraten, seit Syn darin gefuhrwerkt hatte, doch schließlich fand sie ein Tuch, das sie Zarrah auf die Schulter pressen konnte. Crystin atmete durch, versuchte sich zu beruhigen und schloss die Augen, während Tränen über ihr Gesicht perlten. Ihre Hände erleuchteten sich, flackerten und erloschen wieder. „So eine verdammte Scheiße, wozu bin ich gut!“, schrie sie verzweifelt, den Kopf in den Nacken gelegt. “Überlebt sie’s?“ Crystin zuckte und warf einen Blick über ihre Schulter. „Was?“, fragte sie verweint und schniefte wieder, ehe sie zu Zarrah blickte. „Nein.“, brachte sie gequält hervor und rutschte etwas zur Seite. Syn erhielt einen Blick auf das Gesicht der Elfe. Ihr Mund war mit Blut verschmiert, ihre Augen nur halb geöffnet und trübe. „Ihre Lunge ist verletzt!“, gab Crystin Auskunft. Zarrah musste Blut gespuckt haben, so, wie sie aussah. Erneut rief Crystin ihre Magie hervor und die Finger begannen zu leuchten. Sie kniff die Augen fest zusammen, Schweiß perlte ihr von der Stirn und sie legte alle Anstrengung in dieses Unterfangen. „Komm schon…“, hauchte sie heiser und presste ihre Hände auf die Wunde. Zarrah schien von allem nichts mehr mitzubekommen. Die Elfe regte sich nicht mehr, blinzelte nicht mal mehr. Sie lag am Tümpel, ein Teil ihrer Haare im Wasser, das sich mit Blut und Dreck gemischt hatte. Erneut flackerte die Lichtmagie und Crystin brach ab. Sie lehnte sich über Zarrah und vergrub ihr Gesicht in der dunklen Haut, während sie weinte. „Ich schaffe es nicht…“, stieß sie gequält aus. Die Elfe regte sich nicht mehr. Ihre Züge lagen glatt und ebenmäßig da und wurden nur durch das Blut seltsam entstellt. Crystin ballte die Hände zu Fäusten. „Nein verdammt!“, schrie sie die Elfe am Boden an. „Das tust du nicht! Das darfst du nicht! Ich verbiete es dir!“, schrie die Heilerin unter Tränen in das leblose Gesicht. „Du hast versprochen, mich nach Hause zu bringen! Du hast es versprochen!!“, wehrte sich Crystin gegen das sich verflüchtigende Leben. Mit einer Fratze aus Trauer und Wut, griff Crystin die Schultern von Zarrah und schüttelte sie. Dann schloss sie die Elfe in ihre Arme und weinte erneut.
Zarrah’s Körper besaß keine Spannung mehr. „Sie war immer für mich da…und jetzt kann ich es nicht für sie sein…“, schluchzte Crys und es war nicht mal sicher, ob sie wirklich mit Syn sprach oder überhaupt noch wusste, dass er anwesend war. Es war herzzerreißend. Und während einen Moment lang der Irrtum einer Elfe das Leben stillstehen ließ, da spürte Synnover, dass der Wind zu säuseln begann. Er schien aufzufrischen und umtanzte seinen Körper. Erfasste seine Haare, berührte seine Lippen. Und es war für ihn, als wollte der Wind ihm etwas sagen. Als wollte er ihn auf etwas hinweisen. Ein Säuseln, kaum wahrnehmbar und doch zu klar, um es zu ignorieren, gab ihm ein seltsames Vertrauen. „Luft… sie braucht Luft…“, säuselte es in feinen Worten, die ihm irgendwie vertraut und doch seltsam fremd vorkamen. Aber er verstand es. Er konnte es verstehen.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Donnerstag 21. Dezember 2023, 14:57

Syn schaute nicht zurück. Entweder folgte ihm Razag oder er tat, was sein eigener Antrieb war und sicherte die Umgebung. Syns Motviation sah da anders aus. Er wusste schließlich, dass niemand mehr übrig geblieben war. Zarrah und Razag hatten alle morgerianischen Bluthunde dem Erdboden gleichgemacht und der riesige Oger war einfach so in den Wald hinein gestapft. Er bezweifelte, dass das Ungetüm zurückkehren, geschweige denn sie angreifen würde. Auch glaubte er noch nicht daran, dass sie schon wieder neue Verfolger an den Hacken kleben hätten. Das ginge zu schnell. Karrish würde erst einmal auf Nachricht von seinen ausgeschickten Meuchlern warten, misstrauisch werden, sobald diese ausblieb und dann erst Ersatz losschicken. Gewiss ging er so vor. Syn hatte nie wirklich etwas von den Angelegenheiten seines einstigen Herrn mitbekommen, aber er hatte ihn kennen gelernt. Auch er hatte beobachtet, Verhaltensmuster gelesen und konnte ihn deshalb ebenfalls zu einem gewissen Maß einschätzen. Er traute Karrish zu, dass dieser schon weitere Gruppen wie die Bluthunde in der Hinterhand hatte. Er würde sie beim ersten Misstrauen aussenden, auch, damit sie die unzuverlässigen Vorgänger strafen könnten. Vielleicht tat er das aber auch überhaupt nicht. Vielleicht waren ihm die morgerianischen Bluthunde unter Raquel ebenso gleichgültig wie... wie ich es bin?
Syn zuckte zusammen, aber nicht ob seiner kummervollen Gedanken, weil er nach wie vorn icht ganz loslassen konnte. Er hatte den Tümpel erreicht und die Szenerie, die sich ihm bot, versetzte ihn in Aufruhr. Irgendetwas stimmte nicht. Wo war Crystins wunderschönes Licht, bei dessen Anblick allein er sich danach sehnte, selbst verletzt zu sein, nur damit sie ihn noch einmal so berührte? Langsam trat er näher, fand eine vollkommen aufgelöste Heilerin vor. Es kümmerte ihn nur am Rande seiner Wahrnehmung, denn all seine Aufmerksamkeit legte sich schlagartig auf Zarrah. Wie blass sie war! Blutleer, außer um die Lippen herum. Er erkannte das aufgeschäumte rot sofort. Er sah die geglätteten Züge, die bald noch etwas mehr absinken und ihr schönes Antlitz entstellen würden. Man band den Toten gern einen Lappen oder Handtuch als Stütze unter den Hals, damit sie nach ihrem Ableben noch würdevoll aussahen - solange sie keine Sklaven waren. Diese warf man einfach weg, ohne sich auch nur ansatzweise nach ihrem Befinden zu erkundigen. Diese und ... Gladiatoren, ganz gleich, ob sie als letzte die Arena verlassen haben...
Der Schmerz saß tief, bahnte sich immer wieder einen Weg an die Oberfläche zusammen mit dem bittersüßen Wunsch, Karrish vielleicht doch noch gnädig zu stimmen. Vielleicht doch zu ihm zurückfinden und ihm wieder dienen zu können. Die Freiheit aufzugeben, um die Sicherheit der Sklavschaft wiederzuerlangen mit all ihrem Komfort. Mit ... diesem Schweigen in beheizten Bibliotheksräumen, vor einem Schachtisch und bei Wein. Diese kleinen Momente, die Synnover die letzten sechs Jahre mit dem einzigen versorgt hatten, was er ein familiäres Umfeld hätte nennen können - vorausgesetzt, er hätte jemals gelernt, was das war und wie es sich anfühlte. Kein Wunder, dass er bereit war, all die jetzigen Freiheiten für dieses Körnchen emotionaler Wärme wieder aufzugeben. Denn nichts schmerzte so sehr wie ein liebloses Leben in Einsamkeit.
Dass es durchaus Alternativen gab, sah er jetzt. Sein hellgrüner Blick haftete an Zarrahs Gesicht, an den halb geschlossenen Augen, die ihren Glanz verloren. Viel war nicht mehr übrig. Bald würden sie brechen und dann hätte er erfüllt, was Karrish wünschte. Dann hätte er ihre Erwartungen, ihren Befehl sie zu erstechen, erfüllt. Aber sie sah überrascht aus... sie wollte das nicht...
"Komm schon..."
Als wären die Worte an ihn gerichtet worden, setzte Syn sich in Bewegung, bis er neben Crystin zum Stehen kam. Er starrte auf sie und Zarrah herunter. Zarrah'lindae ... die nicht überleben würde.
"Nein, verdammt!" Syns Blick flackerte, ehe er unsagbar ruhig zu Crystin wanderte. Er hatte ihren Ausbruch vernommen, konnte ihn aber nicht wirklich verarbeiten. Er konnte nicht glauben, wie energisch sie gerade war, wohingegen die nachfolgenden Worte ihn erst Recht schockieren sollten. So sehr, dass er nur dastand und zuschaute. "Das tust du nicht! Das dardst du nicht! Ich verbiete es dir!"
Er blinzelte. "Sie ist nicht deine Sklavin...", murmelte er. Crystin war keine Herrin, nicht einmal, wenn sie die Freiheit erhalten hatte. Sie durfte es nicht wagen, sich über Zarrah zu stellen, geschweige denn ihr Dinge verbieten. Was nahm sie sich da nur heraus?!
"Du hast versprochen, mich nach Hause zu bringen! Du hast es versprochen!" Ein Versprechen... "Sie war immer für mich da ... und jetzt kann ich es nicht für sie sein..."
Etwas geschah. Syn wollte schon selbst zu Boden und an Crystins Seite sinken, herab zu Zarrah. Etwas hielt ih nmit sanftem Gegendruck zurück. Als lehnte er sich in eine unsichtbare Umarmung spürte er den Widerstand. Er spürte, wie es ihn umschlang, seine Ohren und Wangen streifte und seine Lippen küsste. Es gab ihm einen kühlen Kopf, zugleich aber auch etwas Vertrautes. Irgendetwas, das er in seinem Leben schon einmal gespürt hatte, als er mit seinen großen Kinderaugen das Ende wie im Sturzflug auf sich hatte zurasen sehen. Die dunklen Dächer und schaurigen Wasserspeier, die an ihm wie Schatten vorbeigeschnellt waren. Der schwarze Pflasterstein, der sich ihm rapide näherte. Der erwartete Schmerz eines Aufschlags, welcher nie stattgefunden hatte und ihn überrascht wie ängstlich und verwirrt zurückließ, ehe er die Besinnung verlor. Ein Traum, lange vor seinem Schicksal als Hasutierchen der Reißer geträumt. Die vertraute Umarmung im letzten Moment, die ihn sanft zu Boden hatte gleiten lassen. Der weiche Kuss unsichtbarer Lippen auf seine Stirn. Worte, die ihm zusäuselten, dass er keine Angst haben sollte. Worte, die seinen Namen riefen: Synnover... Jetzt erklangen sie wieder. Sie riefen ihn nicht, aber sie sprachen zu ihm. Es war, als hörte er die Stimme eines beinahe vergessenen Freundes. Das Vertrauen darin schlich sich in sein Herz, öffnete Pforten der Erinnerung, auf die er aber noch nicht vollständig zurückgreifen konnte. Doch die Art zu sprechen erkannte er. Er hörte und verstand.
"Luft..." Syn kam neben Crystin auf die Knie. Er saß nun vor Zarrahs Gesicht, in dem sich nichts mehr regte. Er schaute darauf herab und erinnerte sich an sein eigenes Versprechen. An eines, das ebenfalls seine Loyalität voraussetzte. Eines, das er lieber halten wollte als sich an die Hoffnung zu klammern, jemals nach Morgerias zurückfinden und Karrish gegenübetreten zu können, damit dieser ihn mit einem stillen, aber warmen Nicken wieder aufnähme. Sys legte seine linke Hand Auf Zarrahs Haupt. Er strich an den zerzausten Haarsträhnen entlang. Ich beschütze dich ... mit meinem Leben... Vor jeglichen Angriffen ausgesandter Assassinen. Vor den Attentatsbefehlen aus der eigenen Familie. Und auch vor sich selbst. Syn betrachtete seine Hand. In diesen Fingern steckte Macht. Er konnte einen Zauber, einen einzigen, aber jener taugte hier nicht. Zarrah die Luft abzuschnüren, welche sie nicht mehr besaß, resultierte in stumpfsinniger Wirkungslosigkeit. Wenn er ihn nur umkehren könnte! Aber Syn war kein Magier, der die Matrizen und Logik hinter solchem Wirken hätte erkennen und auf gut Glück umprojizieren können.
"Crystin!", rief er die kleine, aufgelöste Heilerin an. "Wie kann ich ihr Luft geben? Sie braucht Luft. Wie ... mach ich das?" Vielleicht klappte es, wenn er die rechte Hand nähme? Wirkte seine Magie dort umgekehrt? Er hatte es nie versucht und fürchtete sich, zu experimentieren. Nicht hier, nicht jetzt. Nicht bei ihr. Es musste doch eine Möglichkeit geben! "Luft", wiederholte er das gehörte Wort. Es klang nicht ganz so schön wie mit den Worten der unsichtbaren Präsenz. Aber vielleicht erhörte sie ihn ja. "Ich ... braucht ... Luft ... für sie."
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Freitag 22. Dezember 2023, 13:34

Manchmal gab einem das Leben seltsame Aufgaben zum Bestehen. Es schickte einen zu einem Ort, an dem man nichts als Leid, Schmerz und Kummer finden konnte. Es verlangte von einem, sich aufzugeben, um zu überleben. Aber es füllte dieses Überleben nicht mit Dingen an, die einem halfen. Oder einen förderten. Einen wachsen ließen. Es hielt einen klein und unbedeutend und dann… von einem Moment auf den anderen, schubste es einen in eine völlig neue Situation. In jener musste man dann erkennen, dass man gar nichts vom Leben gesehen hatte. Dass man nichts kannte, und keine Fähigkeiten hatte erlenen können, die einem nun halfen. Synnover hatte vieles gesehen im schwarzen Rund von Morgeria, aber nichts davon half ihm, sich nun zurechtzufinden. Er stolperte von einem ins nächste und konnte doch nur mit den Armen rudern. Nichts von seinen selbsternannten Fähigkeiten hatte ihn hier weitergebracht. Er hatte geglaubt, dass Karrish als Ältester der Nachtklingen ihn etwas mehr bildete, als es Sklaven normalerweise zustand. Er hatte geglaubt, dass der Dunkelelf sich seiner auf besondere Weise annahm und ihm suggeriert, dass er über ihn wachen würde. Synnover hatte kleine Schachpartien oder ein gefülltes Weinglas als Zuneigung gesehen. Karrish mochte ihn und sorgte gut für ihn. Doch seit er wie Abfall nach dem Triell entsorgt wurde, hatte er daran zu zweifeln begonnen. Es nagte an ihm, dass sein guter Herr nicht mal nach ihm gesehen hatte. Syn war Ware und er wurde auch nur als solche behandelt und gesehen. Karrish hatte ihm das wenige Gute gegeben, damit er weiterhin Geld einbrachte. Er hatte ihm Heiler und feine Bettwäsche gewährt, damit er zügig wieder auf Kurs war. Damit er für seinen Herren kämpfen konnte und jener mehr Geld erzielte. Aber woher sollte Synnover das wissen? Woher sollte er denn jetzt den Glauben nehmen, darauf zu vertrauen, dass er jetzt nicht auch belogen wurde? Er musste es lernen… Er musste es erkennen und das brauchte Zeit. Zeit, die ihm Zarrah nicht hatte geben wollen. Sie war zu schnell gewesen und nun… nun hatte sie keine Zeit mehr. Synnover konnte nur noch auf das ermattete Gesicht schauen und erkennen, dass sein Dolchstoß tödlich verlaufen war. Er hörte das Weinen, das Crystin um eine Freundin nicht zurückhalten konnte.
Die Szene sickerte langsam in seinen Verstand und würde sich dort einnisten. Jetzt konnte er das nicht verarbeiten und auch nicht bearbeiten. Er starrte auf die glatten Gesichtszüge der Dunkelelfe, die ihn nach seinem Befinden gefragt hatte. Als einzige, der Nachtklingen. Crystin wütete neben Synnover und er übersetzte diesen Gefühlsausbruch in etwas, was er kannte. Etwas, was klare Linien hatte und worin er sich bewegen konnte. Wie sollte er das, was er sah auch einordnen? Er hatte nie gelernt, sich Emotionen wirklich hinzugeben. Das war ihm versagt worden, egal in welchem Bereich. "Sie ist nicht deine Sklavin..." Crystin fauchte ihm etwas entgegen, was in ihrer Verzweiflung schärfer klang, als es wohl sollte. „Nein verdammt! Sie ist eine Freundin!“, doch das verflüchtigte sich in den auffrischenden Wind.

Synnover spürte die Briese und wie sie mit ihm spielte. Sanft war sie, vorsichtig. Er hatte bereits bei seinem Spurt von Razag zum Tümpel gefühlt, wie der Wind sich ihm auf eine Weise zeigte, die anders war. Der Wind trug nicht nur eine leichte Kühle mit sich, sondern auch schwache Erinnerungen, die sich in seinem Kopf zeigen wollten. Da war auch Wind gewesen… deutlich stärker und pfeifender, aber er war da und er war genau so vertraut gewesen wie jetzt. Lange hatte er diese Art des Windes nicht mehr gespürt, aber er wusste plötzlich, dass er immer dagewesen war. Zugleich lauschte er lieblichen Klängen, die ihm seltsam vertraut vorkamen. Erst verstand er die Worte nicht, die wunderschön säuselten, doch dann bahnten sie sich einen Weg und drangen tiefer. Sie erfüllten ihn, denn er hatte jene Kenntnisse schon immer besessen. Synnover… ein Name, gesprochen in Lieblichkeit und Zuneigung. Er war mal geliebt worden, innig und aufrichtig. Ohne Gegenzug, ohne Preis. Die Worte, die sich ähnlich anhörten, aber ihm dennoch fremd erschienen, durchfluteten seinen Verstand. "Luft...", Crystin schniefte und sah zu dem Menschen. „Was?“, fragte sie leise und runzelte die Stirn. Synnover hatte sich neben sie fallenlassen und blickte auf die Elfe, die kaum mehr Lebenswärme in sich trug. Sie hatte längst aufgehört zu atmen. Syn aber erinnerte sich an ein Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Sie wollte zwar sein Leben nicht, aber er hatte es geschworen und er konnte auf einmal erkennen, dass er nicht sein Lebtag darauf verschwenden wollte, darauf zu hoffen, dass Karrish sich ihm wieder annäherte. Hier, direkt vor ihm lag sie, die Einzige, die ihn fragte, wie es ihm ginge. Die Einzige, die sich für den Sex entschuldigte, die ihm zu helfen versuchte, auch wenn er es nicht verstand. Die Einzige, die sich für … ihn interessierte. Und sie war tot. „Syn… ich… ich konnte nicht… sie.. ist… t-tot…“, stammelte Crystin erstickt. Die Heilerin hatte ein ganz nasses Gesicht, während Syn seine Hand auf den Kopf von Zarrah legte und spürte, wie die Wärme rasch aus ihrem Körper wich. "Crystin!“, sie zuckte erschrocken und starrte ihn an, "Wie kann ich ihr Luft geben? Sie braucht Luft. Wie ... mach ich das?" „Was?“, fragte sie erneut und verstand nicht. Verwirrt blickte sie auf seine Hand und auf seine Versuche, etwas zu tun, was sie selbst auch immer tat. Magie… „Du… du kannst Magie wirken??“, fragte sie verwirrt. Sie hörte, wie er versuchte in einer fremden Sprache zu sprechen und nur langsam sickerte die Erkenntnis in Crystin’s Verstand. „Du… du … bist Luftmagier…?“, stammelte die kleine Heilerin und plötzlich kehrte auch in sie die Hoffnung zurück.
Sie wurde hektisch, weil sie sich zügig erinnern wollte, was sie in Zyranus alles gelernt hatte. Sie begriff, dass Syn keine Ahnung hatte von seiner Magie und sie hatten definitiv keine Zeit, sich nun mit Lektionen und Übungen aufzuhalten. Es ging um Zarrah. „Ich heile mit Liebe, Syn.“, meinte sie und versuchte eine Umschreibung zu finden. „Ehm… ehm… ich WILL aus vollstem Herzen helfen, verstehst du? Ich will heilen, will… dass meine Magie mir das gestattet!“, plapperte sie zügig und hoffte, er würde das verstehen. Doch Crystin hatte ein Leben vor Gefangenschaft und Sklaverei gehabt. Sie wusste, wie es anders war. Diese Erkenntnis kam ihr wohl auch gerade, denn Syn dürfte nichts mit Liebe anfangen können. Die Heilerin nickte und erhob sich langsam. Sie trat hinter Syn und legte ihre Hände auf seine Schultern. „Die Magie ist da, Syn. Dein Wille formt sie zu dem, was sie werden soll. Du… du kannst ihr sagen, was sie tun soll…“, formulierte sie es anders und versuchte wenigstens ein kleines bisschen Ruhe reinzubringen. Zarrah blieb nicht viel Zeit. „Wenn sie wieder atmet, kann ich sie heilen… Ich kann nur keine Toten heilen, Syn..“ sagte sie und ließ ihn los. Sie kniete sich auf die andere Seite und ihm gegenüber. Dann nahm sie seine Rechte und legte sie auf Zarrah’s Mund. „Ich erinnere mich an ein Wort, das die Schüler in Zyranus verwendeten, wenn sie übten... ‚Odem‘ – vielleicht… vielleicht hilft das?“, fragte sie und sah ihn so voller Hoffnung und so voller Angst an. Sie wollte nicht hoffen und dann enttäuscht werden.

Und Synnover? Würde er es schaffen können? Er kannte nur den einen Zauber und der würde das Gegenteil bewirken. Aber der Wind… er sprach zu ihm, nicht wahr? „Odem…“, säuselte es an seinem Ohr, schlängelte sich durch seine Gehörgänge und sickerte dann in seinen Verstand. Sollte er nun in der Lage sein, seine rechte Hand dafür zu verwenden, jemandem Atem zu geben, statt ihn zu nehmen? Sobald Syn es versuchen würde, könnte er spüren, dass sich etwas in seinem Innern änderte. Eine Macht rauschte durch seinen Körper. Er hatte jene bereits in leichter Variante gefühlt, wenn er seine Linke hochgerissen und jemandem den Atem geraubt hatte. Doch nun strömte dieses Gefühl durch ihn, wirbelte sein Innerstes auf und barg trotzdem eine gewisse Ruhe. Er war das Zentrum des Sturms, während sich seine Magie auch außerhalb zeigte. Crystin starrte Syn mit offenem Mund an und musste hier und da ihre Haare bändigen. Um Synnover herum tobte eine lokale Windhose, die immer mehr und mehr aufbauschte, Blätter fliegen ließ, Zarrah’s Haare erfasste und tanzen ließ. Einzig Syn war nicht davon betroffen. Er kniete inmitten des Windes und fühlte eine seltsame Ruhe. Dann hörte er wieder eine Stimme säuseln. „Gib ihn ihr… schenke ihr Odem..“. In jenem Moment, da er den Gedanken aufgriff und dachte, erlosch der Sturm, strömte durch seinen Arm und direkt über seine rechte Hand in ihren Körper. Zarrah holte einen einzigen, tiefen Atemzug und kam mit dem Oberkörper etwas höher, ehe sie zurück auf den Boden sank und sofort zu Husten begann. Mit jedem Atemzug sickerte rötlich, schäumendes Sekret aus ihrem Mund. Sie erstickte von neuem. Für eine Sekunde stand alles wieder still, doch dann war es Crystin, die sich vorlehnte. „Du hast sie gerettet, Syn! DU hast sie gerettet!“, stieß sie vor Freude und Fassungslosigkeit aus, presste ihre Hände auf den Körper der Elfinn und schloss die Augen. „Du hast sie gerettet…“, flüsterte Crystin liebevoll und griff nach seinen Händen. Sie ließ Syn die Wärme fühlen, die sie im Stande war zu geben. Er wurde nicht selbst geheilt, denn er besaß keine Verletzungen, doch er fühlte die Wärme, die Crystin nun in Zarrah’s Körper leitete und die Elfe schließlich ruhiger und ruhiger wurde. Sie hustete nicht mehr, das Blut hörte auf aus ihrem Körper zu fließen. Die Wunde verschloss sich und auch die Bauchwunde verschwand. Crystin heilte Zarrah in Gänze und lächelte dabei, auch wenn ihr der Schweiß auf der Stirn stand.
Ihre Liebe leuchtete und hüllte sie alle ein. Dann bedachte Crystin Syn mit einem warmen Blick und umarmte ihn ungeniert und voller Freude über Zarrah hinweg. „Du bist ihr Lebensretter Syn!“, flüsterte sie ihm ins Ohr und ließ ihn los. Dann wandte sie sich an Zarrah, die langsam die Augen wieder aufschlug. Ihr Blick wirkte für einen Moment nicht fokussiert, doch dann legte sich das dunkle Grün auf Crystin’s Gesicht. „Du..“, doch Crystin schüttelte den Kopf. „Nein, das war Syn! Er hat dich gerettet! Er…. Ich kann es nicht glauben…“, Crys erhob sich und lief dann Razag voller Freude entgegen, sollte er seine Schritte in ihre Richtung gewählt haben. Sie musste ihm erzählen, was gewesen war. Sie musste einfach ihrer Erleichterung Platz machen. Zarrah aber blickte zu Synnover. „Du also…“, sagte sie und wirkte noch für einen Moment etwas schwach. Sie sah noch immer schlimm aus, ebenso wie er. Doch sie war gesund, was auch die Hautfarbe und der Glanz ihrer Augen offenbarte. Zarrah’s Mundwinkel hob sich leicht, ehe sie seine Hand ergriff. „Danke…“, meinte sie ehrlich und drückte seine Finger sanft.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Samstag 23. Dezember 2023, 14:47

Hochmut kam vor dem Fall. Syn hatte sich zu sehr darauf verlassen, besonders zu sein. Wie auch nicht, man hatte ihn die letzten sechs Jahre genau so behandelt. Davor war er ein Nichts gewesen, ein Haustierchen irgendeines Orks, ohne Familie oder das Wissen darum, wie sie sich überhaupt anfühlte. Lange Zeit hatte er nichts gefühlt außer regelmäßigen Hunger, Schmerz und blanke Furcht, wenn Sodth und die anderen Reißer ihn wieder in den klapprigen Schrank gesperrt hatten. Danach war ihm ausgetrieben worden, auch das zu fühlen und doch wirkte im Haus der Nachtklingen alles lebendiger. Man hatte sich ihm zugewandt, weil er besonders war. Er war das weiße Kaninchen, siegreich in den Hinterhöfen der Baracken von Morgeria. Er war derjenige, den man nicht zu fassen bekam und heißgeliebter Favorit in der Schwarzen Arena. Man hatte ihn ungefragt ins Rampenlicht gezogen, dort ausgesetzt und ihn um sein Überleben kämpfen lassen. Syn hatte überlebt. Er focht die Kämpfe motiviert aus, spielte mit, stellte sich dar. Vor allem aber war er absolut loyal. Alles, was es gebraucht hatte, war ein wenig Zuneigung, das Gefühl, er war im Herzen eines anderen etwas wert. Was Worte allein schon hätten erreichen können, erhielt Syn in Form materieller Belohnungen. Denn Worte mussten von Herzen kommen, um zu wirken. Sie mussten echt sein. In der kleinen, geschlossenen Welt des weißen Kaninchens war nichts echt, er am allerwenigsten. Aber er hatte es geliebt, denn es war mehr als nur ein Haustierchen zu sein. Es war alles gewesen, was er hatte.
Und nun blieben nur noch Zweifel. Karrish hatte ihn verstoßen, weggeworfen wie Abfall. Syn konnte sich keinen Grund begreiflich machen, denn er sah sich nach wie vor als Sieger des Triells. Er hatte Ferrix'tha zwar nicht mit eigener Hand geschlagen, sondern Raz'ulak den Furchtlosen die Arbeit machen lassen, aber er war der letzte, der auf dem Sand der Schwarzen Arena gestanden hatte. Karrish konnte das offenbar nicht akzeptieren, denn am Ende war sein Kaninchen dennoch gefallen. Aber statt nachzusehen, ob er noch lebte und weiterhin einsatzfähig wäre, hatte er ihn ... fallenlassen. Er hatte ihn nicht nur vergessen, sondern entsorgt. Er hatte sich Ersatz beschafft und somit Syn seinen wahren Wert aufgezeigt. Das weiße Kaninchen war nichts Besonderes. Er war kein Sklave mit Privilegien gewesen, sondern nur ... ersetzbar.
Er hatte alles über Nacht verloren: seine Besitztümer, seine Unterkunft, Wein, Weib und Gesang ... zuletzt Karrish. Die Gunst des Dunkelelfen war nicht mehr. Er suchte nicht einmal nach ihm. Ob er ihn vermisste? All das nagte an Syn und die winzige Flamme der Hoffnung, zu seinem alten Leben zurückkehren zu können, indem er die Aufgabe erfüllte, die Karrish anderen Ersetzbaren zugeteilt hatte, hatte ihn handeln lassen. Er hatte mit dem Dolch zugestoßen ohne nachzudenken, aber auch, ohne dass es sein einstiger Herr jemals sehen würde. Die Einzige, die es sah und voll zu spüren bekommen hatte, war Zarrah gewesen. Jetzt sah sie nichts mehr. Ihr überrascht entsetzter Blick war leer, die Lider halb geschlossen, die Augen glanzlos. Ihre Haut verlor an Farbe. Ihre Lippen stießen keinen Atemzug mehr aus, die Brust hob und senkte sich nicht mehr. Dafür war alles voll mit Blut und den Tränen, die Crystin gram gebeugt über den Verlust der Elfe auf sie tropfen ließ. Der Elfe, der sie verbat, zu sterben, als könnte sie es sich herausnehmen, ihr Befehle zu erteilen. Nur weil Zarrah sie freigelassen hatte, wurde die Dunkle nicht automatisch nun zu Crystins Sklavin.
"Nein, verdammt! Sie ist eine Freundin!", fauchte die kleine Heilerin ihm entgegen. Ihre Worte streiften Syn wie ein Luftzug, den Zarrah nun so dringend gebraucht hätte. Er spürte die kalte Verzweiflung, die von der Brünetten ausging, während er aus die Weißhaarige herab starrte. Eine Freundin ... Ein Begriff, so leer wie alles andere. Was bedeutete Freundschaft schon, wenn sie nicht echt war? Was bedeuteten, Liebe, Familie, Zuneigung, ein Heim oder ... ein Herr, wenn man für ihn absolut ersetzbar war?
Syn spähte flüchtig über seine Schulter hinweg. Auch dort entdeckte er matte Blutflecke. Zarrah hatte ihn mit ihrer Umarmung ordentlich besudelt, aber jetzt gerade blendete er das Rot auf seiner hellen Haut aus. Er suchte nach Razag, fand den Ork aber nicht. Grüne Haut im grünen Wald war eben immer noch die beste Tarnung. Vielleicht schlich der Große aber auch abseits des Weges, den Syn zurück zum Tümpel genommen hatte.
Razag hatte ihn von Anfang an einen Kumpel genannt. Und einen Rammellappen, pha! Er hatte von Beginn an Syns Freund sein wollen, noch in der Arena, als es gegen Ferrix und die Raubkatzen ging. Sie hatten zunächst eine Zweckgemeinschaft gegründet, aber auch nach dem Kampf, dem Fall zurück nach ganz unten hatte der Ork an seinem Titel festgehalten. Er hatte seinen Kumpel festgehalten, als sie fliehen mussten und auch wenn Synnover ausgerechnet diese Tat ob seiner Panik und Ohnmacht verpasst hatte, so bemerkte er jedes Mal, wenn er Razag beobachtete, dass der Ork um seine Verbündeten bemüht war. So wie Crystin um ihre Freundin ... und Zarrah um alle. Auch ihn. Gerade ihn. Was ließ sie ihn nicht alles durchgehen und hatte sich darüber hinaus noch geduldig gezeigt. Nicht nur schien sie sich aufrichtig für sein Befinden zu interessieren, sondern auch gewillt, ihm Dinge beizubringen, die Syn in seiner neuen Umgebung gebrauchen konnte. Sie wollte nicht, dass kämpfte. Zarrah wünschte keine sexuellen Gefälligkeiten von ihm, hatte sich für ihr Vorpreschen sogar entschuldigt - bei ihm. Wer sah es nötig, einen Sklaven um Verzeihung zu bitten? Ich bin kein Sklave mehr. Ich bin frei.
Da lag das Problem, dieses wunderbare, bittersüße Problem, das ihm seinen Versuch Karrish zurückzugewinnen zunichte machte. Der Versuch, Zarrah nicht zu töten. Er hatte sie nicht verletzen wollen und nun lag sie hier und ...
"Syn..." Er schaute auf, bis er Crystins blaue Seen entdeckte, die mit ihren Tränen so weit über das Ufer getreten waren. "Ich ... ich konnte nicht ... sie ... ist ... t-tot..." Seine Augen wanderten zu der Elfe zurück. Fast schon friedlich lag sie da. Nur ein leichter Wind spielte mit vereinzelten Strähnen ihres Haares, um sie zu Silberstreifen an einem Horizont aus grünbraunem Waldboden zu machen. Syn lauschte dem Wind, der ihm Hoffnung ins Ohr flüsterte. Er schüttelte sacht den Kopf. Nein. Nocht nicht. Zarrah war noch nicht tot. Alles, was sie benötigte, war Luft. Aber wie sollte er das anstellen? Sein einziger Zauber half ihr nicht, im Gegenteil.
"Du ... du ... bist Luftmagier...?"
"Was? Nein, ich ... ja ... das heißt ..." Er biss sich auf die Unterlippe. Was war nur los? Syn, das weiße Kaninchen, war unfehlbar. Unschlagbar. Unbesiegbar. Unnahbar. Er war Morgerias Perfektion eines Sklaven gewesen. Nichts an ihm musste verbessert werden, denn er war makellos! Aber hier im Sarius, da hatte er eben erst Razag seinen Fehler eingestanden. Zumindest hatte er behauptet, einen begangen zu haben. Dass es ausgerechnet et gewesen war, der nun für Zarrahs Tod verantwortlich sein würde, weil er die Klinge geführt hatte, darüber schwieg Syn nach wie vor. Aber er war von seinem hohen Ross gestiegen. Er hatte eingeräumt, nicht perfekt zu sein. Er wusste, dass und welchen Fehler er begangen hatte. Er wusste, dass er nicht alles beherrschte und in der Gruppe wohl am wenigsten von allen nutzte. Im wilden Sarius mit all seinen Raubtieren wie Razag, seinen Jägern wie Zarrah und den mit Vorsicht Handelnden wie Crystin war er ... nur ... ein weißes Kaninchen. Klein, unbedeutend, Beute für andere. Mit Demut könnte er sich Verbündete schaffen. Wenn er seinen Stolz nicht herunterschluckte, würde er es sein, den der Wald fraß.
Gerade wollte er ansetzen und Crystin gestehen, dass er eben kein Luftmagier war, nur weil er befähigt schien, mit Luft auf magische Weise umzugehen. Aber gelernt hatte er es nie. Mit Mühe und Not, vielen Lesestunden und der richtigen Lektüre hatte er sich einen Zauber - einen! - aneignen können und dieser unterwarf sich auch nicht jedes Mal seinem Willen. Hier nutzte er nichts. Syn nutzte hier nichts. Er müsste die Atemnot umkehren, um etwas zu bewirken, aber das konnte er nicht. Er war kein Magier. Er war Gladiator, Spielzeug der Lust anderer und ein Sklave. Er war frei ... von jeglichem Talent, das Zarrahs Überleben sichern könnte. Er war dumm gewesen zu glauben, ihr gegenüber sein Versprechen halten zu können. Und jetzt würde Crystin all das erfahren. Syn öffnete den Mund, um seine Unzulänglichkeiten endlich einmal vollkommen offen zu legen.
Sie unterbrach ihn, noch bevor die erste Silbe seine Lippen verließ. "Ich heile mit Liebe, Syn."
Na großartig... Sie musste ihm seine Resignation angesehen haben, die Hoffnungslosigkeit eines tumben Bauern, der niemals die komplizierten Matrizen und Theorien verstehen würde, welche ein Gelehrter Mathematiker in einem gigantischen Hörsaal klugen Studiosi auf eine Schiefertafel kritzelte, damit sie das Wissen wie ein Schwamm aufnahmen. Liebe ... Ein Wort, das er die letzten sechs Jahre mit einer Regelmäßigkeit genutzt hatte, dass jegliche Bedeutung abgekratzt wäre, wenn er sie überhaupt je gekannt hätte.
Crystin wurde hektisch. Sie erkannte, dass Syn ihre Erklärung nicht hilfreich fand. Sie sah die Rat- und Hilflosigkeit und sie versuchte es anders. Ihre kleinen Hände legten sich fast bleischwer auf seine Schultern. Er sank darunter etwas zusammen, schaute aber überrascht nach hinten. War bei Zarrah alles verloren? Würde sie nun stattdessen Syn heilen? Mit ... Liebe? War das beruhigende Leuchten, dieses Gefühl von Geborgenheit, das sie alle Wunden schließen ließ und das Syn nicht vergessen konnte ... war das Liebe? Oder nur Magie wie er sie auch in sich besaß?
"Die Magie ist da, Syn. Dein Wille formt sie zu dem, was sie werden soll. Du ... du kanns iht sagen, was sie tun soll..."
Er schaute wieder nach vorn, auf Zarrah. Seine Brauen zogen sich zusammen. Er ballte immer wieder leicht die Faust mit der Linken, dass seine Finger tiefer in ihren Haarschopf griffen. Ich kann die Magie meinem Willen ... unterwerfen? Ich kann sie nach ... meinem Willen formen? Sie hat mir zu gehorchen? Wie ein ... Sklave? Es war nicht die beste Herangehensweise für einen arkanen Wirker, wohl aber eine Methode, die Syn verstand. Wer, wenn nicht er, wusste um die Art und Weise, wie man Sklaven umher scheuchte? Wie man sie dazu brachte, dem eigenen Willen zu folgen? Wie man sie ... beherrschte?
Wind kam auf. Er wirbelte um Syn und Crystin herum, bauschte Zarrahs Haare auf, aber im Zentrum hockte der Hymlianer vollkommen ruhig. Hier herrschte Windstille, denn er wünschte es so. Der Wind hatte ihn nicht zu stören, sondern nur seinem Willen zu folgen. Er hatte sich zu unterwerfen, seine Fähigkeiten nach Wünschen seines Herrn anzuwenden und Erfolge zu erzielen. Ansonsten würde er bestraft, verstoßen, vernichtet.
Syns Augen blitzten auf, als er seine rechte Hand ausstreckte, um mit zwei Fingern Zarrahs kalte Lippen zu berührten. Schaumiges Blut klebte daran, legte sich als Film auf seine Fingerspitzen. Er spürte die Schliere an seiner Haut, aber er spürte auch den Wind. Luft streichelte ihn wie eine Geliebte. Nein, wie seine Sklavin, die um ihn buhlte, nicht wie sonst umgekehrt. Sie versuchte, ihn zu verführen, damit er befriedigt würde! Seine Haltung straffte sich. Er schüttelte Crystins Hände von den Schultern, aber die Heilerin nahm bereits gegenüber von ihm Platz. Der Wind erfasste ihr Haar und ihre Kleidung.
Nein. Lass ab von ihr. Hör auf zu spielen. Gehorche mir! Er schnaufte auf. Es kamen keine Zweifel auf, dass es nicht funktionieren könnte. Denn Syn zweifelte nicht über die Macht eines Herrn über seinen Sklaven. Karrish hatte es ihm vorgemacht und selbst jetzt trauerte er dem Dunkelelfen noch nach wie niemand anderem. Das würde auch so schnell nicht vergehen. Er wollte ihm loyal sein, wollte seine Gunst haben, seine stille Anerkennung. Nur einen Blick, ein Nicken in seine Richtung, das Gefühl von Wertschätzung. Du wirst mir jetzt sagen, wie ich sie retten kann. Gib mir Luft! Wirke! Du hast mir zu gehorchen!
Es funktionierte. Er spürte die Kraft, mit der der Wind um ihn herum wirbelte. Er stob Blätter und kleine Zweige auf, tanzte um ihn herum, versuchte, seinen Herrn zu beschwichtigen. Synnover war erstmals dieser Herr. Er spürte die Macht und wie sie mit jedem Moment, an dem er seinen Willen festigte, stärker wurde. Der Wind wollte ihm dienen und zwar auf beste Weise. Er wollte nicht seinen Zorn zu spüren bekommen, sondern die Liebkosung eines Blickes, die Akzeptanz in seinem Schweigen und die Wertschätzung seiner ruhigen Präsenz. Dafür würde er alles tun bis zur Selbstaufgabe. Er würde sich hingeben. Er tat es. Der Wind schenkte Syn Zugang zu seinen Fähigkeiten und das Kaninchen griff zu. Es packte nach der Macht, die ihn durchströmte. Es atmete tief ein und fühlte die Kraft dahinter. Es fühlte sich unbezwingbar und zu allem fähig, nur weil es andere nach seinem Willen handeln lassen konnte. Oh, welch Hochgefühl! Er glaubte, Tote zu neuem Leben erwecken zu können und alles, was es dazu brauchte, war ein einziger Atemzug.
"Odem!", verlangte Syn, denn nichts Anderes würde er dem Wind noch durchgehen lassen. Jener hatte ihm geraten, diesen Zauber einzusetzen. Jener hatte ihm Zugang zu der Kraft gewährt, aber es würde die Macht des Windes sein, die sich ihm unterwarf und ihn ausführte. Dafür durfte er Syn als Medium nutzen, durch seinen Leib, seine Adern und seine Lungen fliegen, bis hin in seine Fingerspitzen, um Zarrah wieder atmen zu lassen. Aber wenn er sich nur ein einziges Mal aufbäumte, würde die geballte Macht seines neuen Herrn ihn niederschmettern! "ODEM!" Syn stieß den Befehl aus, als schrie er gegen eine Orkanwand an und er fühlte, wie er jene durchbrach. Der Wind gehorchte seinem Willen, unterwarf sich ihm und ließ sich zähmen. Er folgte seinen Wünschen, strömte in Zarrah hinein, füllte ihre Lungen und sandte das eingesickerte Blut hinaus.
Die Elfe bäumte sich ein wenig auf, fiel zurück und hustete. Die Luftmagie schickte alles Fremde, was nicht in ihre Lungen gehörte, hinaus. Rötlicher Schaum bildete sich erneut auf ihren Lippen, Sekret sickerte aus dem Mundwinkel. Syn wischte es mit dem Handrücken ab und zog dann seine Finger zurück. Der Wind ließ nach und das Kaninchen schaute empor zum Dach der Wälder, über dem sich der Himmel verbarg. Er nickte als Anerkennung für seinen eigenen ... Sklaven. Das hatte der Wind gut gemacht. Das hatte die Magie gut gemacht. Der Herr war zufrieden. Und dafür wurde auch er belohnt.
"Du hast sie gerettet, Syn! DU hast sie gerettet!" Seine Lider senkten sich, nicht ob der Worte, sondern weil er erneut diese Wärme fühlen durfte. Magie, geleitet mit Liebe. Etwas, das er nie verstehen würde, aber das musste er nicht. Er nahm es nur in sich auf, genoss den kurzen Moment, in dem Crystin Zarrahs Wunde heilte und ihn an der Liebe teilhaben ließ, die nicht für ihn bestimmt war. Sie galt Zarrah, aber er durfte einen Einblick erhalten. So warm ... so weich... Absolution.
"Du bist ihr Lebensretter, Syn!" Crystin warf sich ihm an den Hals, umarmte ihn und flüsterte es in sein Ohr. Er erwiderte die Umarmung mechanisch, denn er war es gewohnt, sofort auf die Wünsche seiner Herrinnen einzugehen. Selbst jetzt noch, da er kein Sklave mehr war. Auch er konnte ein Herr sein. Er war es! Der Wind hatte ihm gehorcht und der Lohn war Zarrahs Leben.
Er schaute auf sie herab, nachdem Crystin sich gelöst hatte. Unter seinem und dem Blick der Heilerin schlug Zarrah ihre eigenen Augen auf. Grün traf auf helleres Grün und auf tiefes Blau. Letzteres glitzerte vor Freude. Syn hingegen schaute erleichtert. Er brach den Kontakt aber ab, als Crystin ihn als Helden darstellte, der ihr Leben gerettet hatte. Am liebsten wäre er aufgestanden und einfach gelaufen, doch es war der Lockenkopf, welcher nun auf diese Weise handelte. Sie schwand, um Razag die Neuigkeiten mitzuteilen und so blieb Synnover nichts Anderes übrig, als bei Zarrah zu verharren.
"Du also..." Ihre Stimme klang so schwach, so leise. Dennoch durchstieß sie die Geräuschkulisse des Sarius und erreichte ihr Ziel. Syn richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Er musterte sie mit zusammengepressten Lippen, schmal zu einer Linie verzogen. Seine Augen streiften die Brust. An der Wäsche und Haut sah man noch die Spuren von Blut, doch die Verwundung hatte sich geschlossen. Auch die ausgebrannte Verletzung am Bauch war verschwunden. Zarrah sah aus, als wären der Angriff der morgerianischen Bluthunde und jene Attacke des Kaninchens nie geschehen.
Sie griff nach Syns Hand. Ihr Mundwinkel zuckte empor. "Danke..." Er spürte den Druck, den sie auf seine Finger ausübte. Syn konnte dem nicht standhalten. Er drehte den Kopf weg, zog die Hand zurück. "Ich ... hab nur meinen Fehler korrigiert." Er senkte den Kopf. "Es wird nicht mehr vorkommen."
Nur, wer selbst jemals Sklave gewesen war, konnte nachvollziehen, warum er den Rücken leicht rund machte, die Schultern hob und den Körper anspannte. Nur jemand, der mit physischem Schmerz oder harter, mentaler Strafe rechnete, weil er sie oft genug erfahren hatte, reagierte so. Der Körper wappnete sich dafür, selbst Syns. In den letzten sechs Jahren mochte er keine Schläge mehr erhalten haben, keine Panikattacken, weil man ihn in einen viel zu engen Schrank sperrte, aber das Leben davor hatte ebenso geprägt. Und auch unter den Nachtklingen war er für Vergehen entsprechend gezüchtigt worden. Man hatte ihn eine Woche lang in seinem Zimmer eingesperrt, weil er Razag nicht getötet hatte. Dafür hätte er es bei Zarrah nun beinahe geschafft. Wofür? Karrish hatte ihn fallenlassen und selbst danach wäre er ihm noch treu ergeben gewesen, würde es vielleicht weiterhin sein. Auch wenn er seine Loyalität nun still an Zarrah übergab. So wie er weiter sein Versprechen halten wollte. Mit der Hilfe des Windes würde es vielleicht gelingen. Aber er könnte nur unter einer Bedingung Herr über seine Magie sein.
"... bin ich ... noch frei?", fragte Syn leise, spähte zu Zarrah und streckte seine Hand wieder nach ihr aus, um sie unter ihte Finger zu schieben.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 27. Dezember 2023, 08:49

"Ich ... seh nicht nur scheiße aus. Ich ..."
Syn schluckte und Razag wartete ab, was da jetzt kommen würde.
Was ist los?
"Ich hab Scheiße gebaut."
Ja, das passiert.
Sie waren kurz stehen geblieben. Razag nickte nur leicht. Ihm war auch schon des öfteren Scheiße passiert. Dann gab es Peitschenhiebe und danach machte man es besser.
… aber was genau?
"Wir sind jetzt auch Gejagte."
Hä? Gibt es noch mehr von diesen ...
Raz schaute sich etwas gehetzt um, denn schließlich hatten sie hier bereits eine Menge Blut vergossen. Fragend sah er seinen Kumpel an und Syn holte tief Luft:
"A-aber es wird dauern. Was hier lauerte, kann nicht mehr angreifen. Es wird nicht mehr angreifen. Keinen von uns. Ich hab ... mich drum gekümmert."
Gut!
Der Ork atmete hörbar aus. Der Rammellappen hatte seinen Job gut gemacht und setzte sich wieder in Bewegung und Raz klopfte ihm einmal freundschaftlich auf die Schulter. Sein Kumpel hatte das Problem erledigt. Er grinste und meinte:
„Gut gemacht.“
Als hätte er Syn damit angeschoben rannte dieser kurz darauf los.
"Nein!"
Nicht?
Das Kaninchen aber war schon fast weg.
Scheiße, ist der schnell.
Es schickte eine Erklärung an seinen Kumpel zurück:
"Ich muss ... sehen ... ob Crystin ihre Arbeit gut macht!"
Razag blieb hinter Syn mit seinen Fragen allein zurück und beeilte sich hinterher zu kommen. Als er zeitlich etwas versetzt den Ort des Geschehens erreichte war es...
… ganz schön windig.
Er hörte Syns Stimme im Rauschen noch bevor er die Situation ganz erfassen konnte:
„Gib ihn ihr… schenke ihr Odem..“
In dem Moment erlosch der Sturm und Razag sah sich verwirrt um. Gab es irgendwo eine Bedrohung? Sein Blick fiel auf die Szenerie am Rand des kleinen Tümpels. Zarrah holte gerade einen einzigen, tiefen Atemzug und kam mit dem Oberkörper etwas höher, ehe sie zurück auf den Boden sank und sofort zu Husten begann.
Gut, sie lebt noch. Hatte mir schon Sorgen gemacht bei all dem Blut...
Crystin lehnte sich vor.
Gib dein Bestes, meine Süße!
, dachte der Ork.
„Du hast sie gerettet, Syn! DU hast sie gerettet!“
, stieß sie vor Freude und Fassungslosigkeit aus, presste ihre Hände auf den Körper der Elfin und schloss die Augen.
Hä? Syn? Syn hat Zarrah gerettet?
Raz spähte zu ihr hinüber, kam aber nicht noch näher, damit er nicht im Weg stand, wenn sie ihre Arbeit tat.
Ach ja, er meinte ja, er hat das Lauernde erledigt.
„Du hast sie gerettet…“
, flüsterte Crystin liebevoll und griff nach seinen Händen. Zarrah hustete nicht mehr, das Blut hörte auf aus ihrem Körper zu fließen. Razag hatte zwar die Umgebung weitestgehend im Auge, aber seine natürliche Neugierde trieb in in engen Kreisen um das Geschehen und er linste immer mal wieder zu den Dreien. Die Wunde auf Zarrahs Brust verschloss sich und auch die Bauchwunde verschwand.
Warum ist sie eigentlich nackt?
Zumindest fast. Razag sah sich um und fand die abgelegte Rüstung neben dem Teich. Seine eben noch gehobenen Brauen sanken langsam herab. Sein Blick suchte nach weiteren Spuren, fand aber keine außer die von Zarrah und Syn.
Was ist hier passiert? Sie hatte doch verspe...
Razag nahm aus dem Augenwinkel war, wie Cris Syn umarmte. Dann gab Zarrah wieder ihren ersten Ton von sich:
„Du..“
, doch Crystin schüttelte den Kopf.
„Nein, das war Syn! Er hat dich gerettet! Er…. Ich kann es nicht glauben…“
, Crys erhob sich und lief dann Razag voller Freude entgegen. Eben hatte er noch etwas dunkles in sich aufsteigen fühlen, eine Erkenntnis, aber dann sah er nur noch die tanzenden braunen Locken und das strahlen ihrer Augen. Er ging etwas in die Knie und breitete die Arme aus, damit sich Cris hinein werfen konnte. Zarrah aber blickte zu Synnover.
„Du also…Danke…“
Das hörte Razag nur noch am Rande und fing seine kleine Menschenfrau. Ihr kleiner Körper schmiegte sich einfach perfekt in seine Arme und er atmete tief ihren Duft ein. Raz senkte kurz sein Gesicht in ihre Halsbeuge, sog die warme Luft in ihren Haaren ein und hob sie dann abermals zurück auf seinen Unterarm, wo sie zuvor gesessen hatte. So konnte sie auf gleicher Höhe wie er die Welt sehen und ihre Arme um seinen Hals schlingen.
Hier gehört sie hin... zu mir. Mein! Alles meins! Und ich alles deins!
Er griente etwas dämlich und rieb seine Nase an ihrer Kinnkante entlang, bis seine Lippen die zarte Stelle an ihrem Nacken unterhalb von Cris Ohr fanden. Sanft zupfte er dort an ihrer weichen Haut und brummte wohlig. Die Welt war wieder in Ordnung. Aber etwas kitzelte seinen Nacken und es waren nicht nur Cris kleine Finger. Sie waren abermals angegriffen worden. Sein Kumpel hatte sich drum gekümmert... um was auch immer. Da vertraute Raz Syn blind. Nur...
Wo sind die Spuren...?
Etwas stimmte nicht, aber danach konnte er sie später fragen. Mit Cris auf dem Arm ging er langsam näher und betrachtete den Boden, bis er einen von Zarrahs Dolchen fand. Blut klebte an der Klinge. Razags Gehirn versuchte zu rekonstruieren, was hier passiert war. Syn hatte gesagt, er hätte das Problem erledigt. Das Blut klebte an Zarrahs Dolch. Raz fand keine Spuren und begann etwas unruhig herum zu wandern. Irgendetwas passte hier nicht zusammen. Leise murmelnd verirrten sich seine unruhig werdenden Finger der freien Hand ganz automatisch zu Flussnadels Heft und sein Cris umschlingender Arm drückte etwas fester ihren kleinen Leib an ihn. Sein Beschützerinstinkt war wach und aufmerksam. Er spähte in die Umgebung und suchte. Wenn es einen Fehler gab, dann könnte es noch weitere geben. Leise brubbelte er:
„Wir sollten hier verschwinden... zu viel Tod... zu viel Blut... Das lockt weiteren Tod an.“
Er drückte seine Nase noch mal in Cris Halsbeuge und knabberte an ihrem Schlüsselbein. Dann lockerte er seinen Griff und setzte sie ab.
„Wir sollten aufbrechen. Ich fühl mich hier nicht mehr wohl. Wir sollten weiter reisen, sofern es alle können.“
Er schaute auf seine Verlobte hinab und grinste.
„Wenn du müde bist, trag ich dich gern die ganze Zeit. Das macht mir nichts aus und ich kann dich die ganze Zeit riechen... fühlen... und anfassen.“
Razag wackelte lustig mit den Brauen. Für Cris wollte er immer ein Quell der Sicherheit, Stärke, der guten Laune und der Liebe sein, doch die Situation gefiel ihm nicht besonders. Das Drum herum könnte besser sein. Gern hätte er sich mehr entspannen können, aber dieses nagende Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, ließ ihn nicht ganz los.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Dezember 2023, 20:00

Immer wieder stellte das Leben gewisse Aufgaben, die die Lebewesen dieser Welt zu meistern hatten. Manchmal arbeitete das Leben dabei gewiss Hand in Knochenhand mit dem Tod, so wie es wirkte. Denn in Synnover’s Fall, prüfte das Leben in Form von Zarrah seine Integrität. Sie prüfte, ob er bereits soweit wäre und wähnte sich tatsächlich schon näher an einem Ziel, das dem Hymlianer unbekannt war. Die Dunkelelfe verfolgte etwas und ließ ihre Gefährten über genauere Details dann doch noch im Unklaren. Und behielt Recht damit. Zarrah musste erkennen, dass sie diese Prüfung verlor. Während Syn nach Hilfe suchte, lag sie atemlos auf dem Boden und starrte in den Himmel, der sich über ihr immer mal wieder zeigte, wenn die Baumkronen sich durch den Wind wiegten. Alles wirkte friedlich. Für die Elfe mit den viel zu vielen Geheimnissen, war es in Ordnung. Sie kämpfte nicht mehr, würde ohne Groll vom Antlitz der Welt getilgt. Karrish hatte gewonnen. Wieder. Schon immer war ihr Bruder derjenige, der die Strippen zog und am längeren Hebel saß. Nicht ohne Grund hatte Zarrah stets das Weite gesucht, war nur sporadischer Gast im eigenen Heim und kochte ihr eigenes Süppchen. Niemand nahm noch groß Notiz von ihr, seit ihre Eltern nicht mehr waren. Karrish hatte den Posten des Oberhauptes eingenommen. Yolintha folgte ihm und Zarrah… nun.. ihre Geschichte sah anderes vor. Ihre Geschwister waren fest verankert im Bereich der Nachtklingen. Karrish hatte seine Schergen, seine Bluthunde und seine Ohren überall. Er war weit vernetzt, aber auch Zarrah wusste mit Kontakten zu arbeiten. Yolintha zog die Fäden innerhalb von Morgeria. Sie war noch nie weit gereist, hatte keinen Bedarf an allem, was außerhalb lag. „Schmutz“, wie sie die Welt außerhalb nannte, „hatte nichts an ihren Füßen zu suchen“. Zarrah spürte den Dreck in ihrem Rücken und lächelte leicht. Das Leben wich ihr aus dem Körper und floss in jenen Schmutz hinein. Zumindest Yolintha würde nicht mehr auf ihr herumtrampeln. Und Karrish? Der hatte ein treues Kaninchen und zog die Fäden auch an seinen Armen. Er führte den Schlag gegen sie, so wie er es immer hatte tun wollen. Zarrah hatte Karrish’s Wirken unterschätzt. Ein Fehler, den sie nur einmal machen konnte. Die Jüngste aber grollte nicht. Sie fühlte keinen Zorn, keinen Rachedurst. Zarrah war mit Syn im Reinen, denn sie hatte ihn dazu getrieben. Es war ihr Fehler, nicht seiner. Leider würde sie ihm das nicht mehr sagen können, die sie wusste, dass es Zeit war zu gehen. Zarrah hatte genug Lebewesen sterben sehen. Sie wusste, wann die Zeit abgelaufen war und zurück in den Fundus der Welt glitt. Noch einmal versuchte sie Luft zu holen, doch begleitet von einen Blubbern, hauchte sie ihr Leben aus…

Die Verzweiflung war greifbar. Die ganze Situation schmeckte danach, während Razag auf die Szenerie um Syn, Crys und Zarrah blickte. Er konnte förmlich riechen, wie Crystin’s Trauer ihr Aroma entfaltete. Die Frau, die soeben noch glücklich seine Liebe erwiderte, weinte um die Anführerin ihrer kleinen Truppe. Was war geschehen? Razag konnte nicht klar erkennen, wieso Zarrah ihr Versprechen gebrochen hatte. Wieso sie leblos am Boden lag und nicht, wie gesagt, Wache hielt. Hatte sie etwa schon wieder gelogen? Eine unangenehme Ahnung legte sich auf Razag’s Gemüt und fast zeitgleich streichelten seine Finger über Flussnadel. Er hörte ein Wispern in seinem Innern. “….sie hat uns verraten… sie ist nicht auf ihrem Posten gewesen…“, echote es in Razag’s Kopf, während er versuchte, die Fakten zusammenzusetzen. Plötzlich aber änderte sich alles. Mit einem Mal war der aufgefrischte Wind vorbei und Zarrah hustete prustend. Crystin’s Verzweiflung wandelte sich zu Glück und das helle Leuchten ihrer selbst zeigte, dass sich nun alles wieder zum Guten wenden würde. Oder? Razag hörte dennoch ein Flüstern. Es war kaum richtig erkennbar, aber doch so piesackend, dass er zuhören musste. “….sie hat dich belogen…“ Er wurde abgelenkt, als sich Crystin in seine Arme warf. Lachend umarmte sie ihren Razag und erwiderte den Druck, den er aufbaute. Sie schmiegte sich glücklich an seine Halsbeuge und er spürte das tränennasse Gesicht an seiner Haut. Das Flüstern erstarb und auch die Zweifel wurden geringer. Er hatte Flussnadel losgelassen, um Crystin zu fangen. „Sie lebt, Razag!“, flüsterte Crystin ihm ins Ohr. „Syn konnte sie retten, er … ist ein Luftmagier!“, plapperte seine Verlobte überschwänglich und sah ihm dann lachend ins Gesicht. „Welch ein Glück!“, gab sie ihre Erleichterung preis. Dann nahm sie Razag’s Gesicht zwischen ihre Hände und drückte ihm wie selbstverständlich einen Kuss auf die Lippen. „Ich dachte, ich hätte sie verloren…“, gestand sie und seufzte. „Sie … sie ist eine Freundin, weißt du?“, erzählte sie ihrem Ork, denn nun war sie sich sicher, dass Razag hören wollte, was sie bewegte. Was sie empfand und woran sie glauben wollte. War sie naiv? Es war schwer Crystin diese Hoffnung zu nehmen, aber schon beim Thema Freiheit, war Razag vorsichtig gewesen.
Während Razag mit Crystin im Arm dastand, ließ er sich nur zu gerne von ihrer Anwesenheit ablenken. Das Flüstern war vorbei, sein Herz wieder leichter. Die Gedanken waren nicht mehr so schwer und Crystin schaffte es mit dem leuchtenden Blau ihrer Augen, seine einzufangen. Sie sah ihm ins Gesicht, kicherte leise, wenn er an ihrer Haut nagte und er konnte erkennen, dass es ihr durchaus gefiel. Seine kleine Heilerin war einfach glücklich. Und er, Razag, trug einen immensen Teil dazu bei! Die braunen Locken von Crystin kitzelten Razag, wenn sie sich an ihn schmiegte und wenn er ihr Fleisch am wohlgeformten Po knetete, entkam ihrer Kehle ein überraschtes 'Huch'. Für die Heilerin war es eben auch etwas völlig Neues, was sie mit Razag gemeinsam fand. Noch nie hatte sie sich auf jene Weise gefühlt, aber ihr war anzumerken, dass sie mit Razag's Geständnis, diesem Weg ohne Scheu folgen wollte.
Während Crys und Razag das Glück der Braunhaarigen nutzten, um ihre Finger und Lippen nicht immer bei sich lassen zu können, bekam Zarrah die Zeit, die sie brauchte. Sie war von den Toten auferstanden und durch zwei verschiedene Magie-Arten geheilt worden. Syn hatte es möglich gemacht und durch den Wind einen neuen Zauber gelernt. Nun beherrschte er Gegensätze – Atemnot und Odem. Dabei hatte er auf seine Art den Zugang dazu gelernt. Crystin’s Magie wirkte mit Liebe. Und Syn wusste nun, wenn er seine beiden Zauber wirken wollte, dann musste er nur ein strenger Herr sein. Er musste die Magie unterwerfen und ihr zeigen, was er wollte. Dominanz war etwas, das er hinlänglich kannte und in jeder Facette ausspielen konnte. Es würde sich zeigen müssen, ob die Magie das als Sklave lange mittragen würde, doch fürs erste hatte es gewirkt. Die Erinnerungen, die Syn dabei gehabt hatte, waren ein gutes Stück in den Vordergrund gerückt. Er konnte sie nun aktiver abrufen, auch wenn sich vorerst keine neuen Details dazugesellen würden. Ohnehin lenkte die Elfe am Boden ihn ab. Syn verlor das herrische, das er seiner Magie aufgezwungen hatte und glitt wieder in seine eigentliche Bestimmung. Er war ein Sklave. Als solcher duckte er sich, zog sich zurück, erwartete die Strafe, die unweigerlich folgen musste. Immerhin war er es doch, der sie getötet hatte! Und er hatte erkannt, dass es nicht ihr Wille gewesen war. Sie hatte ihn testen wollen und… er hatte nicht bestanden. "Ich ... hab nur meinen Fehler korrigiert. Es wird nicht mehr vorkommen." Zarrah ließ ihn seine Hand wieder wegziehen. Sie akzeptierte es. Ihr Blick ruhte auf ihm, während er sich wand. Die Elfe setzte sich etwas auf und hustete abermals. Ihre Lunge fühlte sich noch komisch an, zudem sah sie furchtbar aus. Doch das zählte nicht, denn sie würde leben. "... bin ich ... noch frei?" kam es zögerlich von Syn und er schob seine Hand vor, um sie unter ihre Finger zu legen.

Zarrah blickte darauf, doch dann hob sie ihn in sein Gesicht. Es wurde nicht recht klar, was Zarrah gerade empfand. Was Syn vergeblich suchen würde, war Wut oder Rache. Auch war da keine Enttäuschung über sein Handeln zu sehen. Zarrah wirkte… neutral? Es war nicht recht zu beschreiben, aber in ihr ruhte nun eine Erkenntnis, die sich auswirken würde. Für Sekunden geschah nichts und seine Frage stand zwischen ihnen. Wie würde sie wohl antworten? War er vielleicht noch nicht so weit und sie würde ihn lieber wieder an die Leine nehmen, damit er noch ein bisschen besser lernen konnte? Oder verstieß sie ihn gar? Zarrah tat nichts von beidem. Sie griff nach seinen Fingern, drückte sie abermals und nickte. „Du wirst für immer frei sein, Syn. Das verspreche ich dir.“ Sie atmete lange aus. Dann fasste sie sich ein Herz und umarmte den einstigen Sklaven für einige Momente. Es war wie eine Absolution seiner Tat. Zarrah würde ihm nicht grollen. Dennoch wirkte die Umarmung ein wenig nüchtern. Dabei fiel ihr Blick auf Razag und Crystin. Zarrah zog sich zurück und versuchte sich zu erheben. Auferstanden zu sein, war ein seltsames Gefühl. Zumal sie bereits mit ihrem Leben abgeschlossen hatte. Es dauerte einen Moment indem sie sich auf die Beine gehievt hatte, doch dann war sie aufrecht wie eh und je. Razag’s Blick fing ihren auf. Er hatte weiterhin das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Sein suchender Blick hatte festgestellt, dass hier lediglich die Kleidung von Syn und Zarrah lagen. Dass es Zarrah’s Dolch war, an dem offenbar ihr Blut klebte. Es fehlte eine weitere Leiche, um die Syn sich hatte kümmern wollen. Es fehlten Spuren einer dritten Partei, wenn sich Syn und Zarrah gegenseitig zu schützen versucht hatten. Und es fehlte etwas im Blick der Dunkelelfe, das klarmachte, dass es hier noch einen Angriff gegeben hatte. Auch erwähnte jene nichts. Jenes ungute Gefühl aus all den sichtbaren Fakten einer unbequemen Wahrheit war es, das ihn zum Aufbruch brachte. „Wir sollten hier verschwinden... zu viel Tod... zu viel Blut... Das lockt weiteren Tod an. Wir sollten aufbrechen. Ich fühl mich hier nicht mehr wohl. Wir sollten weiterreisen, sofern es alle können.“ Crystin stand inzwischen wieder lächelnd auf dem Boden der Tatsachen und nickte ihrem Razag zu. „Du hast Recht! Das sollten wir dringend tun!“, pflichtete sie ihm bei. „Dieser Ort hat uns einfach kein Glück gebracht!“ Zarrah griff nach ihrer Kleidung und nickte ebenfalls. „Nun gut. Brechen wir auf…“, sie sah zu Synnover. „Wir alle.“, bestätigte sie noch mal, dass er nichts zu befürchten hatte. Sie nahmen sich alle noch mal die Zeit, um sich auf die Weiterreise vorzubereiten. Das bedeutete, Sachen zu packen, alles Brauchbare zu verstauen und das Feuer zu löschen. Sie waren sich alle einig, dass sie nicht mehr länger an diesem Ort des Schmerzes, Todes und Verzweiflung sein wollten. Es war Zeit, endlich dieses dunkle Kapitel zu beenden.
Nachdem sich Zarrah noch mal gewaschen hatte, um sich dann anzuziehen, blieb auch Syn diese Zeit, bevor sie zu Razag und Crystin aufschlossen. Die Heilerin trug derzeit noch ein längeres, einst weißes Leinenhemd, das ihr etwas zu groß über die Handgelenke fiel. Auch war es inzwischen reichlich beschmutzt und dort, wo der Pfeil getroffen hatte, war es blutig verfärbt und zerrissen. Die braune Lederhose war lediglich schmutzig, aber tatsächlich noch intakt. Sie betonte die schmalen Beine Crystins. Ansonsten war die Heilerin schmucklos. Ihre Habe hatte ein wenig gelitten, seit sie den Bluthunden ins Netz gegangen war, aber sie machte das mit ihrem strahlenden Augen wieder wett. Sie alle besaßen ihre Reiseausrüstung, zumindest das, was sie noch mitnehmen konnten. Und dann konnte es weitergehen. Die Bluthunde würden erst in ein paar Tagen vermisst werden – diesen Vorsprung würden sie zu nutzen wissen.

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