Zurück ins Leben

Dieser seltsame, aber auch einzigartige Wald liegt im Südwesten. Er ist zum Großteil ertränkt in Wasser und nur mit einem Floß lässt er sich durchquehren. Die Namudus sind die Einheimischen dieses Waldes, sie haben sich dessen Nachteile zunutze gemacht.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Asmodeus » Samstag 6. September 2008, 11:35

Veränderung lag in der Luft. Die Anwesenheit von Gevatter Tod bedeutete immer Veränderung. Etwas verblichenes trat von der Erde ab… etwas neues würde entstehen und sei dieses Neue die Trauer der Hinterbliebenen, die Lücke die durch den Toten in ihrem Leben gerissen wurde… so war diese Veränderung für das Weltengefüge vermutlich vom gleichen Wert wie das Leben welches es gerade verlassen hatte. Dies war das simple Gesetzt von Leben und Tod. Alles hatte seine Zeit… und wenn sie Abgelaufen war würde es den Platz für etwas anders überlassen müssen für das die Zeit gerade begonnen hatte.

Leben und sterben.
Entstehen und vergehen.

Doch was dieses Gesetzt nicht beachtete war… das es so verdammt weh tat, jemanden zu verlieren. Schmerz. Genau diesen spürte Aurelius gerade und er war gewaltiger als jedes irdische Leid welches er gerade verspürte. Der kantige Stein der gegen sein Steissbein drückte, das Herz welches ächzend schlug, die schlechte Atmung die ihm Übelkeit und Schwindel bescherte, all dies verblasste im Schatten dieses unendlichen Peins. Er wusste nicht warum, doch er wusste dass er verloren hatte. Was hatte er überhaupt getan? Die Anks… die Toteninsel… sein ganzes Leben.. – dem eigenen Verstand nicht mehr zugänglich. Für immer Verloren. Doch die Gewissheit des Verlusts und des Schmerzes, die blieb bestehen. Aurelius war alleine mit diesem Schmerz. Er konnte nicht wirklich darauf aufmerksam machen. Konnte nicht davor Warnen dass die weisse Dame dem Fall nahe war und das Schachspiel so eine ungünstige Wendung nehmen würde.

Der Alte riss seine vergrauten Augen auf als der Gevatter sich über ihn beugte. Seine Atmung veränderte sich sogleich wurde zum angestrengten panischen Röcheln. Er wand seinen Kopf hin und her versuchte seinen morschen Rücken durchzudrücken. Bewegte mühsam seine knacksenden Hände. „AHRrhhhhhhhhg!“ Protestierte er und schüttelte den Kopf. Dies war nicht richtig! Diese Schicksalsfügung war nicht gerecht! Oder vielleicht doch? Um wie viel Mal hatten sie Tod bereits betrogen? Um wie viele Seelen? Nun… andererseits hatte Asmodi ihm auch einige geliefert.

<i> "Das lief nicht ganz so, wie es sich meine Schwester erhofft hatte"Und ich kann nicht helfen. Meine gute Schwester fürchtet Mallahalls Tod. Sie ist mir nahe, sehr nahe."</i> Der Greis verstand die Worte des Gevatters und sie machten ihm Angst… schreckliche Angst. Asmodi würde ohne Mallahall nicht unter Kontrolle zu bringen sein. Doch solche Gedanken konnten sich nicht länger in Aurelius Verstand manifestieren und als dieser sich entfernte… verschwand die Erinnerung daran. Nur Schmerz und Angst blieb… sowie unendliche Sorge.

Auch Aurelius ehemaliger Seelenbesetzer erging es nicht wirklich gut. Mühsam versuchte er den sterbenden Körper am leben zu halten. Er kämpfte förmlich darum doch es war nicht leicht. Mallahalls Körper reagierte auf seine Finsternis genau so schlecht wie er auf Licht. Er musste also aufpassen dass nichts aus dem Gleichgewicht geriet – obwohl dies schon längstens geschehen war. Sein einziger Bezugspunkt war im Moment der schwarze Paladin… in welchem er irgend eine grundlegende Veränderung ausgelöst hatte, doch noch war unergründlich ob dies gut oder schlecht für ihn war. Immer wenn dieser Jäger ihn ansah erkannte Asmodi eine gewaltige Unsicherheit als zweifelte der Paladin an seinen eigenen Sinnen. Hatte er wirklich gesehen was geschehen war? Hatte dieses Feuer tatsächlich existiert?

Oh ja… denn die Spuren davon waren sichtbar und man konnte sie anhand von verbrannten Fleisch auch riechen. Panik machte sich in dem Viech breit als die andere Jäger auf ihn zutraten und gleichgültig, ja beinahe schon etwas genüsslich auf ihn herab blickten. Er begann leise zu winseln. Kräfte der Rebellion waren nicht mehr vorhanden. Nur noch Unterwerfung.
Schliesslich war alles bereit für die Deportation nach Zyranus.

Aurelius sah mehrere Flecken auf sich zukommen. Er runzelte seine Stirn. Hob seine Augenbrauen. Eigentlich sah er bei seinen Reaktionen immer niedlich aus, wäre da nicht die furchtbare Angst in sein Gesicht geschrieben gewesen. Er ächzte auf als sie ihn anhoben und in eine weiche Trage legten. „Mhrrmgmmm.“ Atmete er tief durch. Er konnte nicht anzeigen dass sein Rücken schmerzte. Kein Wunder, war er bereits Wundgelegen. Der Greis bedurfte der kompletten Pflege, er konnte sich ja nicht einmal selbst drehen.

Während es Aurelius in diesem Sinne einigermassen gut ging wurde bei Asmodi einiges ruppiger zur Tat geschritten. Das Viech krächzte gequält auf als sie seine verbrannte Haut packten und ihn auf die Trage hievten. „AHRHgoughhhhhhhruhhhhhhhhhhghhhhhhhhraaaaaaaaaarhhhhhhh!“ Jaulte der Dämon. Er musste schreckliche Schmerzen ertragen, solche die einen Menschen wie man an Mallahall sah… schon lange das Bewusstsein geraubt hätten. Er zitterte gar davon als sie ihn endlich festschnallten. Dann hechelte er. Seine Kehle und Zunge war völlig ausgetrocknet. Durch die Verbrennung verlor er ziemlich an Flüssigkeit. Ob das Viech wirklich bis nach Zyranus überleben würde? Nun… Asmodi bestimmt… aber Mallahall?

<i> "Wehr dich nicht, Dämonenviech. In Zyranus kassieren wir die Belohnung für dich, laden Etelin ab und werden Zeugen deiner Vernichtung",</i> Er winselte und heulte. „Neiiinnnn.“ Krächzte er matt.

<i> "Vielleicht dürfen wir ihn selbst vernichten"</i> Er stierte dem Mann entgegen. „Ihr solltet dies nicht arrrrrrrrghghhhhhhhhhrghhhhhhh“ Asmodi konnte nicht sprechen. Heulend, winselnd und knurrend verharrte er in seiner gezwungenen Position.

Das Viech schrie immer wieder auf wenn der Boden uneben war und die Erschütterungen seinen gemarterten Körper quälten. Aurelius hingegen verhielt sich eher ruhig. Er hatte die Augen verdreht, nicht weil er bewusstlos war sondern weil seine Lider sich nicht mehr richtig schlossen wenn er schlief. Für ihn war das Aufheben alleine schon eine riesige Anstrengung gewesen.

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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Montag 8. September 2008, 22:59

Tod hatte sich zurückgezogen, doch war er dem Treiben im Walde Sarius nicht gänzlich gewichen. Tod war niemals wirklich weg, sondern stets allgegenwärtig. Immer und überall. Ja, er besaß eine Vollzeitstellung und niemals hatte er Urlaub. Er macht Überstunden, ohne überhaupt für seine eigentliche Arbeit jemals Bezahlung zu erwarten. Und seine Motive schienen selbst ihm verborgen zu sein.
Hatte Tod Motive? Ebenso konnte man seine Schwester danach fragen, warum sie unbedingt so viele Geschöpfe lebend wissen wollte. Welchen Nutzen brachte es diesen zeitlosen Wesenheiten, die selbst noch dann sein würden, wenn auch der letzte Gott der Celcianer nur noch eine hauchdünne Erinnerung in der ewigen Existenz des Sein wäre?
Fragen, auf die es hier und jetzt keine Antworten geben sollte. Sie interessierten nicht und niemand würde hier sein, um sie zu hören. In der Welt der Sterblichen gab es genug andere Dinge von mehr Bedeutung.

Für das wiedergekehrte Leben Aurelius war es derzeit Mallahall, die für ihn wichtig war. Sie würde fallen, würde sterben. Der Gevatter selbst hatte es ihm aufgezeigt, wie nah sich die Lichtmagierin an seiner Seite befand. Seine weiße Dame, umringt von den schwarzen Figuren des Feindes und von allen Seiten bedroht. Doch nicht nur sie, sondern alle, die mit der Seele in ihr engere Kontakte pflegten. Asmodi stürzte sie allein durch seine Anwesenheit auf Celcia alle ins Unglück. Weder hier noch im Harax war er erwünscht. Für ihn musste man einen neuen Ort finden, so entschieden es die Magier von Zyranus. Sie wollten ihn in ihrem Turm wissen, eingesperrt und von allem isoliert.
Anders wünschten es sich die Dämonenjäger. Sie wollten ihn vernichten. Sie alle?

Der dunkle Paladin, Esiah Arcain, führte sein Pferd durch den Wald. Obenauf saß Zanraia, die derweil ihren Sohn stillte. Die Jäger ließen es zu, versuchten nicht, ihr das Kind abzunehmen. Noch hatte niemand der ihren Castus' blauen Haarschopf entdeckt. Zanraia verbarg ihr Kind gut vor den kritischen Blicken.
Die Jäger konnten Dämonen aufspüren. Sie besaßen einen sechsten Sinn dafür, als könnten sie deren Präsenzen riechen. Doch bei so viel Asmodi ringsum ging das kleine bisschen dämonischer Essenz in Castus vollkommen unter. Das Kind verhielt sich ohnehin unauffällig. Wo es unter den Namudus viel Aufmerksamkeit erregt und häufiger geweint hatte, so war es jetzt still und gab keinen Pieps von sich. Der Kleine schien zu spüren, in welch brenzliger Situation sie sich alle befanden, auch wenn es absurd klang. Er war nur ein Säugling und unter natürlichen Umständen hätte er nicht einmal das sein dürfen. Nur durch Aeshma-Daevas Mächte hatte sich das Kind Zanraias Körper entreißen und binnen Sekunden ein eigenes Leben bilden können.
Jetzt hing es friedlich an der Mutterbrust, in Decken und Tüchter gepackt und so vor der Kälte geschützt. Zanraia schaute auf ihr Kleinstes herab. "Wir machen deine Papas wieder heil", flüsterte sie ihm zuversichtlich zu. "Diese Männer und die kleine, dicke Frau werden uns helfen." Gute, naive Zanraia. Sie glaubte daran, dass man Aurelius und Asmodi nach Zyranus brachte, um sie dort zu heilen. Beide brauchten Heilung mehr als alles andere.
Ihr Blick glitt zurück, über ihre Schulter hinweg. Mallahalls Körper wurde durch die Unebenheit des Bodens arg durchgerüttelt. Sie war kreidebleich, das Haar zerzaust und dämonenblau, von goldenen Strähnen durchzogen. Kraftlos hing sie auf der Trage, man hatte Arme und Beine fixiert, hauptsächlich aber um sie auf der Bahre zu halten. Auch Aurelius war auf diese Weise festgeschnallt worden. Er sah mehr als tot aus, doch seine röchelnden Atemgeräusche straften dieser Behauptung Lüge.

"Wir müssen uns beeilen", meinte die Nekromantin, besorgt um jene, die sie liebte. "Wie weit ist es noch?"
Esiah, der einzige, der sie hören konnte, denn alle anderen reisten vor ihnen und waren mit sich selbst und der Erkundung des Weges beschäftigt, antwortete nicht sofort. "Es wird noch einige Stunden dauern, ehe wir das Dorf der Waldmenschen erreichen. Dort leben Elfen. Sie sind heilkundig, wenn sie sich auch auf naturgebundenere Methoden stützen als beispielsweise die Medici in Pelgar oder die Magierheiler von Zyranus."
"Du weißt aber eine Menge."
"Ich bin viel herumgekommen ... aber man lernt immer wieder dazu." Arcains Blick fiel auf Mallahall, doch er suchte nicht die Besessene. Er suchte Asmodi.

Die Reise ging weiter, über Stock und Stein, tiefer in den Wald und trotzdem fort von dem überfluteten Teil. Jenen wollte man umgehen, die Pferde konnten ihn nicht durchqueren. Das Wetter war für die Jahreszeit wahrlich angenehm.
Die Dämonenjäger schwiegen, lediglich Venen Ranáum und Aglamar unterhielten sich gedämpft und besprachen Einzelheiten über Exorzismus und Dämonenvernichtung. Sie planten Asmodis Todesurteil.
Etelin musste neben ihnen einhergehen. Immer wieder stolperte er, seine kurzen Beine ließen es nicht anders zu. Er konnte kaum mit ihnen mithalten. Da seine Hände durch das Energieseil auf den Rücken gefesselt waren, konnte sich der Lich auch nicht auf seinem Stab abstützen. Jenen führte derzeit Aglamar und er schaute während seines Gespräches mit Venen immer wieder in die schwebende dunkle Kugel aus Magie, die zwischen den Rippen des skelettenen Endes des Stabes gefangen war. Sie hatte an Größe eingebüßt, war jetzt nicht einmal mehr faustgroß.
Zanraia schlief auf dem Ross des Paladins. Ihr Kopf war nach vorn auf die Brust gesunken und unter ihrer roten Mähne verbarg sich Castus, der leiste gluckste.

Es war friedlich. Esiah ließ sich ein Stück zurückfallen, bis er direkt neben Asmodis Trage einherging. Seine finsteren Augen fixierten den Frauenkörper und blieben auf den verbrannten Händen haften. "Lass mich mit der Lichtmagierin in dir sprechen, Dämon." Er wartete einen Moment und unabhängig davon, ob Asmodi ihm antwortete oder ob nun tatsächlich Mallahall ihn hören konnte, sprach er irgendwann weiter: "Besessene ... Mallahall. Erklärt mir, wie er es vollbringen konnte. Wie konnte diese Haraxheit ... heilen?" Seine Hand glitt zu seiner Waffe, dann zu seinem Herzen. Das Gesicht blieb unverändert finster. "Es war nur im Ansatz, aber ich habe es gespürt. Nichts davon, nicht eines dieser Gefühle, wird in Zusammenhang mit einem Dämon vermutet. Ich kenne die Natur der Dämonen. Sie sind herz- und skrupellos. Sie sind machtgierig, größenwahnsinnig und egoistisch. Harax steht für Chaos. Sie sind Chaos. Wie konnte diese Hände, geführt von seinen Mächten ... mich an ... die wenigen Momente einer glücklicheren Vergangenheit erinnern? Wie konnten sie meine Seele berühren und Traurigkeit vertreiben?"
Er schien mehr zu sich selbst zu sprechen als zu Mallahall, aber die Dämonenherrin hörte ihn ohnehin nicht. Ihr Sein schwamm in einem schwarzen Meer der Bewusstlosigkeit. Sie würde nicht erwachen, half man ihr nicht. Sie würde sterben, überließ Asmodi ihr die Kontrolle. Doch wäre sie noch immer Dämonenherrin, wenn sie erwachte? Es war viel schwarzes Blut geflossen.

"Antworte mir." Eine Bitte, keine Forderung. Tief im Körper der Frau glomm ein Stück hoffnungsvoller Unschuld und Güte. <b>Du bist kein Haraxwesen mehr.</b> Mehr sagte seine eigene Unschuld nicht zu Asmodi.

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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 9. September 2008, 00:21

Aurelius spürte jede Erschütterung der Trage schmerzhaft in seinen Knochen. Selbst im tiefen Schlaf ächzte er manchmal auf und versuchte sich matt zu bewegen. Seine Lippen waren spröde und rissig, auf seiner Zunge hatte sich ein dicker bräunlich weisser Belag gebildet. Soor. Mundpilz. Nicht selten hier in den Sümpfen und schon gar nicht ungewöhnlich für faulende Zombies. Dieser weisse Pelz in seinem Mund sah nicht nur ausladend aus er roch auch entsprechend. Es schien so als verschlechterte sich der Zustand des Greises. Er hatte blaue Flecken an Armen und Beinen gekriegt – dort wo man ihn angefasst und hochgehoben hatte. Trotz aller Vorsicht seitens der Jäger war die Haut des Greises einfach nicht mehr dick genug gewesen um keinen Schaden zu nehme. War dies überhaupt noch als Haut zu bezeichnen was sich da um die Überreste von ehemaligen Muskeln schmiegte? Aurelius der Medicus hätte einen Namen dafür gekannt. Pigmenthaut. So dünn, weil sie praktisch nur noch aus einer schicht bestand. Darum schimmerten auch die Knochen und Sehnen so deutlich durch. Die Haut riss auch schnell wenn es Belastungen ausgesetzt wurde, doch bei Aurelius war es nicht so schlimm er hatte „nur“ Fingerabdruckförmige Hämatome gekriegt. Sein schlechter Atem ging rasselnd man konnte den Schleim auf seinen Lungen richtig hören. Der Medicus selbst kannte auch dieses Phänomen, es trat oft eins bis drei Tage vor dem Tode eines Patienten auf. Die Lunge füllte sich mit Wasser weil der Betroffene seinen eigenen Speichel nicht mehr runterschlucken konnte sondern er einfach in die Lungen lief. Dieser Vorgang nannte man auch Todesröcheln…. Weil es darin endete. Im Tod. Wie war dies aber bei Aurelius? Der welcher dem Tode beraubt wurde? Würde er nun in den kommenden Tagen dazu verdammt sein Tag für Tag… Stunde um Stunde an seinen eigenem Wasser zu ertrinken ohne sterben zu können? Er brauchte Hilfe… und dies schnell. Die Wahrscheinlichkeit war gross dass man einem Wesen welches zweifellos so unter diesen Symptomen leiden würde den Gnadenstoss gäbe. Die Jäger kannten sich er mittel und Wege auch nekromantischen Zaubereien entgegenzuwirken.

Hoffentlich waren es wirklich nur noch Stunden bis zum Dorf der Waldmenschen… und dann musste sich auch noch ein Heiler bereit erklären ihm zu helfen. Aurelius Leben und pure Existenz war überwiegend von fremden Personen abhängig und er besass nicht einmal den Verstand zu erkennen wie unangenehm dies eigentlich war. Im Moment kriegte er ohnehin nicht viel mit als ein immerwährender dumpfer Schmerz. Er träumte von Lichtkegeln und Kreisen. Mehr vermochte sein Hirn nicht mehr zu projizieren. Manthalas Träume schienen in der gähnenden Leere seines Gehirnes keinen Kanal zu finden durch welche sie in Aurelius Bewusstsein gelangten. Oder lag es schlicht daran, dass Aurelius keins mehr besass?

Niemand wusste darüber bescheid, ja nicht einmal er selbst. Was mochten die Jäger von dem Greis denken der da mitten im Wald herumlag in Begleitung einer Mutter mit Kind?

Asmodi hingegen klemmte an seinem Bewusstsein fest wie es ihm gar nicht mehr recht war. Unsägliche irrsinnige Schmerzen durchzuckten seine Haut wie immerwährende Elektrische Stösse, als schlüge alle fünfzehn Sekunden ein wüster Blitz in seine Gliedmassen ein. Die Fixation auf der Trage war lebenserhaltende Folter. Denn jedes toben, jede noch so kleine körperliche Anstrengung hätte die Vernichtung des Frauenkörpers zur Folge. Dies war sich der Dämon genau so bewusst wie offenbar auch den Jägern, doch dem Dämon würde es bei aller menschlichen und unmenschlichen Disziplin (an der es diesem Dämon ohnehin mangelte) nicht gelingen bei diesen Schmerzen stillzuhalten. Nicht um sonst hiess es man schüttelte den Schmerz ab. Man schrie vor Schmerz. Man tobte vor Schmerz. Nie erstarrte man vor Schmerz und lag still. Denn Pein… zwang zur Unruhe. Ein stetiges Signal dass etwas nicht in Ordnung war.

Das Haraxviech ärgerte sich um dieses menschliche Phänomen. Er hatte schliesslich schon längstens begriffen dass etwas ganz und gar nicht stimmte! Also warum quälte sich der Körper noch immer selbst?! Eigentlich herrlich… normalerweise mochte er ja solche Mechanismen die Folter brachten… aber nicht heute. Nicht jetzt. Nicht wenn er es war der darunter zu leiden hatte. Oh ja. Er litt wirklich. Dies ging weit über seine Toleranzgrenze hinaus und wer Asmodi kannte wusste wie zäh dieses Viech eigentlich war. Kaum ein Wesen konnte ohne mit der Wimper zu zucken seinen eigenen Arm auffressen, höchstens ein Tintenfisch vielleicht.
Auch Asmodi röchelte. Doch bei ihm klang es eher trocken, angestrengt und kämpferisch. Er war unwillig diesen Körper freizugeben. Dieser Wunderbare Geist der darin gefangen war, der zugegebenermassen ausser Kontrolle geriet, doch dennoch ein unglaubliches dämonisches Potential in sich verbarg was das Viech insgeheim faszinierte. Selten hatte Asmodi vor etwas Angst. Nur von dingen die seiner eigenen Boshaftigkeit nahe kamen oder sie gar übertrafen. Dies traf auf seinen Vater und auf den Magierrat zu. Jetzt reihte sich auch die Dämonenherrin in diese Liste ein. Vor den Jägern hatte er auch Angst aber diese sass nicht so tief wie die anderen.

Er schnaubte winselte und fluchte unentbehrt vor sich her keuchend, weil ihm dies eigentlich schon zuviel Kraft kostete. Er war da. Seine Präsenz in seinem Überlebenskampf deutlich spürbar. Seine blauen ruhelosen Augen stierten gen Himmel. Doch noch immer sah er nichts. Das Licht hatte ihm die Finsternis in den Augenhöhlen geraubt. Blind… wie er es schon oft war blickte er in die Welt. Auf seinen Sehsinn konnte er verzichten. Er brauchte ihn nicht. Schliesslich konnte er seine Opfer riechen. Menschen aufspüren, denn sie stanken. Nach Liebe, nach Sehnsüchten, nach verlorenen Erinnerungen, kürzlich erlebte Freude, Glück – unendliches Glück… der Paladin… stank besonders danach. Er rümpfte die Nase, es knirschte dabei als die Haut um den linken Nasenflügel einfach aufsprang. „Arghh.“ Zynisch gesagt sah Asmodi aus wie ein Krustentier, doch wenn man sich Mallahalls unglaubliche Schönheit vor Augen führte… war es einfach nur schrecklich was mit dem Körper geschehen war. Konnte die Lichtmagierein selbst die komplette Verstümmelung des eigenen selbst dem Dämon verzeihen? Würde sie sich selbst jemals vergeben können?

Asmodi erwiderte den Blick des Paladin nicht auch wenn er ihn auf sich spürte wie die Klinge eines schartigen Dolches. Er keuchte. Er wusste genau dass er es sich mit diesem Mann, in dem er offensichtlich eine gewaltige Veränderung ausgelöst hatte nicht verscherzen durfte. Er war sein einziger… potenzieller Verbündeter der wirklich noch Handlungsfähig war. Etelin war überwältigt und in gewahrsam genommen, soviel hatte er mitbekommen… und Zanraia… würde bestimmt nichts unternehmen was ihren einzigen Erben ihrer beiden geliebten Väter in Gefahr bringen würde. Trotz dem Chaos in ihrem Geiste würde dieser mütterlicher Instinkt überwiegen, da war sich das Viech sicher. Er kannte Mütter, er hatte sie schon oft gejagt und sich daran gelabt ihre Kinder zu quälen und sie dabei zusehen zu lassen und wenn sich dies auch nur in seinen Träumen oder seiner Fantasie abgespielt hatte…

Der Dämon wurde zunehmend unruhig als sich das Pferd des schwarzen Paladins näherte. <i> "Lass mich mit der Lichtmagierin in dir sprechen, Dämon."</i> Asmodi verzog sein Gesicht und ächzte. Geiferte eine eklige Mischung zwischen verbranntem Fleisch, heissem schwarzen Blut und Wundwasser vor sich hin. Er hustete. Seine Kehle war trockne. Er brauchte Wasser, doch Asmodi war nicht darauf geschult auf solche Bedürfnisse zu achten. Er verstand die Signale von Mallahalls Körper nicht und wusste sie nicht zu deuten. „Sie…ist am sterben… Paladin…“ Krächzte er gequält und angestrengt.

<i> "Besessene ... Mallahall. Erklärt mir, wie er es vollbringen konnte. Wie konnte diese Haraxheit ... heilen?"</i> Asmodi begann zu zittern als er sich an diese schreckliche Schmerzbringende Macht zurückerinnerte die ihn durchströmt hatte.

<i> "Es war nur im Ansatz, aber ich habe es gespürt. Nichts davon, nicht eines dieser Gefühle, wird in Zusammenhang mit einem Dämon vermutet. Ich kenne die Natur der Dämonen. Sie sind herz- und skrupellos.“</i> Das benannte Viech versuchte zu grinsen was ihm aber nicht wirklich gelang, schmerzlich verzog er sein Gesicht und röchelte weiter. Nur noch so wenig seiner dämonischen Essenz befand sich in Mallahalls Körper. Viel von dem mit dämonenfinsternis kontaminierten Blut war ausgeflossen. <i>“Sie sind machtgierig, größenwahnsinnig und egoistisch. Harax steht für Chaos. Sie sind Chaos. Wie konnte diese Hände, geführt von seinen Mächten ... mich an ... die wenigen Momente einer glücklicheren Vergangenheit erinnern? Wie konnten sie meine Seele berühren und Traurigkeit vertreiben?" </i>

Asmodi schwieg. Er wusste es selbst nicht. Doch dann hielt er inne als sich tief in seinem Innern sich etwas regte.

<i><b> Du bist kein Haraxwesen mehr.</b></i> Er riss seine Augen auf. Der blaue Rauch wirbelte auf. Es war ein Ausdruck von Ergriffenheit. Er keuchte. Schluchzte als würde er gleich weinen. Er hatte nur einmal geweint. „Ich… konnte…weinen….Paladin.“ Antwortete er röchelnd. „Weisst…du… was… Dämonentränen… beinhalten?“ Hatte es überhaupt vor Asmodi jemals einen Dämon gegeben der geweint hatte? Asmodi wand sich als ihn ein heftiger Krampf kurz durchzuckte. Er heulte laut auf, warf seinen Kopf zurück und drückte gegen die Fesselung ehe er sich wieder entspannte und keuchend wieder zur ruhe kam. „In…diesem…Körper….vereint…sich…mein…Geist…mit…meiner…Unschuld…darum…vernichtet…er..mich…langsam…ich…kann sie nicht tragen…die Lichtmagierin… tat dies für mich.“ Brachte er mühsam hervor. Wie sprach er denn da mit dem Paladin? Ganz so als würde er ihm vertrauen. „Bitte… Paladin…schenk…mir…etwas….Finsternis…wie…ich dir… Licht… geschenkt… habe… nur so… wird die Maga… leben…über…lebarh,g,h,h“ Seine Stimme brach ab. Asmodi spürte dass ihm die Zeit davon rann.

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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 12. September 2008, 00:25

<i>weiter in Das Dorf der Waldmenschen -> <a href="http://69169.rapidforum.com/topic=110467883167" target="_blank">Unter Elfen und Menschen</a></i>
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. November 2023, 23:02

Razag kommt von Unterwegs im Sarius

Er hatte um Frieden gerufen und sich dann auf das Kaninchen geworfen. Er wollte nicht kämpfen, hatte es viel zu lange in einer Gesellschaft getan, die ihm alles abverlangt hatte. Er hatte sich schützend vor Synnover gestellt, damit dem Rammellappen nichts geschehen würde. Denn Crystin hatte er nicht mehr retten können. Oh… Süße Crys. Er hatte gerade seine Übungen gemacht, bevor sie etwas bemerkt hatte. Sie waren zu sorglos gewesen, zu sicher. Zarrah kehrte nicht zurück und das hätte etwas bedeuten müssen. Nun war Crys… Razag spürte, wie ihn etwas bewegte. Langsam und schwerfällig ging es nur, doch er konnte nicht recht greifen, wie es möglich war, dass er vorwärtskam. Sein Verstand suchte nach Hinweisen und wurde tatsächlich nach einigen Anstrengungen fündig: Da waren ein Reiben und Scharben an seinen Beinen. Er spürte einen brennenden Schmerz und immer mal wieder ein Stechen. Er wurde geschleift. Sein rechter Arm kribbelte blutleer und er fühlte ihn kaum noch richtig. Irgendwie wattiert und schwerfällig. Doch am Ende, am Handgelenk, hing etwas fest. Es hielt ihn schraubstockartig umklammert. Er spürte einen Zug immer wieder. Ja, er wurde an seinem Arm über den Boden gezogen. Doch sein dämmernder Zustand erlaubte es ihm nicht, sich groß zu bewegen. Auch seine Zunge war gefühlt doppelt so dick und ließ sich nicht mehr als zu einem Grunzen hinreißen. Razag spürte, dass er kaum etwas ausrichten konnte, während er sich immer weiter und vor allem schmerzhaft bewegte. Dumpf drangen einige Stimmen im zusammenhanglosen Gemurmel an seine Ohren. Er konnte gerade noch filtern, dass es Lerium war, aber ansonsten war da nichts vertrautes. Sollte er die Augen öffnen, sah er alles erstmal verschwommen. Nichts machte einen Sinn oder half ihm, sich zu orientieren. Dafür war die Dunkelheit seines eigenen Geistes gerade eine willkommene Oase der Ruhe. Hier konnte er mal nichts denken, fühlen oder erleben. Hier war er… „Dir ist aber schon klar, dass wir ganz schön tief in der Scheiße sitzen? Bis zum Kragen.“, hörte er eine ihm wohlvertraute Stimme. Es war die von Crystin. Quatsch… Synnover. Nee, auch nicht. Klang so Zarrah? Oder war das… Nalia? „Ja, ich bin es!“, antwortete sie auf eine Frage, die niemals gestellt worden war.
Dafür hätte seine Zunge eine normale Größe annehmen müssen. Aber Nalia war so klar in seinem Kopf, dass es erschreckend war. Wie konnte das sein, wenn er sie sich doch nur einbildete? Sie war doch seine ‚Traumfrau‘? Etwas rührte sich in seinem Verstand. Eine Erinnerung und es zuckte ein ihm vertrautes Bild auf. Blaue Augen, strahlend und eingerahmt in Sommersprossen und braune Locken. Crystin… süße Crystin. Und wo waren Syn und Zarrah? Waren sie hier? Der Ork hatte erhebliche Schwierigkeiten klare Gedanken zu fassen und vor allem auch zu verfolgen. Doch mit jedem Moment in diesem Zustand wurde ihm die Umgebung mehr bewusst. Dann erklang mit einem Mal und scheinbar ohrenbetäubend laut eine Frauenstimme: „Er wacht auf. Schickt ihn zurück!“, dann spürte er, wie jemand grob seinen Mund öffnete und ihm die willenlose, dicke Zunge herausglitt. Dann schmeckte er pure Bitterkeit, ehe sie seine Kehle verbrannte und in seinem Magen für Furore sorgte. „Ihgitt. Was ist das denn? Oh… oh, ich verst… Raz… bleib… oh…“, hörte er noch Nalia und dann dämmerte er wieder weg.

Als nächstes hörte Razag Rufe. Kurze, knappe Befehle, die ihn in seinem von Fetzen durchtränkten, unfreiwilligen Schlaf störten. Sein Schädel brummte schlimmer als nach einem ordentlichen Sieges-Saufgelage! Er fühlte sich noch immer reichlich neben sich, doch er spürte, dass er nun nicht mehr bewegt wurde. Auch stieg ihm der Geruch von etwas Köstlichem in die Nase. Und wenn er seine Augen öffnete, konnte er deutlich mehr erkenne als noch zuvor. Er sah ein Lagerfeuer. Und drum herum hockten…. Dunkelelfen. Drei Männer und eine Frau. Weiter ab vom Schuss, mit einem Ring aus Eisen um den Hals und einer Kette, die um einen Baum geschlungen war, saß ein Oger. Er war riesig und hockte dennoch einem Hund nicht unähnlich da und wartete scheinbar auf neue Befehle. Razag erkannte aber mit jeder Sekunde mehr. Er selbst saß auf dem Erdboden. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass sie noch im Sarius waren. Allerdings spürte er, dass er seine Arme auf dem Rücken ebenfalls mkt Eisen gebunden hatte und auch er war mit dem anderen Ende an einen Baum gefesselt, den er nicht mal eben so würde überwinden könnte. Wieder spürte er den kribbelnden Zustand seiner Arme. Auch wurde ihm langsam bewusst, dass er Schmerzen in den Schulterblättern und dem Rücken hatte. Die Wunden dort waren die Pfeile, die er für Syn gefangen hatte. Sie brannten auf eine seltsame Art und Weise und verrieten, dass sie gewiss mit etwas getränkt gewesen waren. Daher fühlte sich auch sein Hirn so leergepumpt an. Razag trug noch immer das, was er im Lager angehabt hatte. Einzig seine Habe fehlte und sein neues Schwert Flussnadel. Razag konnte sehen, dass die drei Männer und die Frau allesamt vortrefflich gekleidet waren, wenn man jagen oder töten wollte. Effizienz war das Motto dieser Gruppe und so konnte er auch keine Gesichter ausmachen. Sie alle waren bis zu den Augen verhüllt und hatten sich die Augenpartie schwarz geschminkt. Sie sahen furchteinflößend aus, wenn sie es darauf anlegten. Von ihm nahm aber keiner Notiz und so konnte Razag einen Blick auf das Lager werfen. Er fand wieder Syn noch Zarrah. Sie hatten es entweder nicht geschafft oder waren entkommen. Dann fiel sein Blick auf ein kleines Häufchen Elend: Braune locken, verklebt und zerzaust, ein schmaler Körper, der mit dem Rücken zu ihm auf der Seite lag und sich nicht rührte. Das Oberteil war von Blutflecken durchzogen. Crystin lag am anderen Ende des Lagers und regte sich nicht.
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Raz'ulak der Furchtlose
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Dienstag 7. November 2023, 10:36

((ooc: Vorsicht, Trigger! Enthält suizidale Themen.))

Ohne echtes Bewusstsein waren Razags Sinne trügerisch und logen ihm was vor. Vielleicht tat das Gift in seinem Körper noch ein übriges. Das was an Reizen zu ihm durch drang, verwirrte den schlaffen Geist und schob Gedanken schwerfällig wie einen in Teer getauchten Mob über die Planken von Raz'ulaks verwirktem Leben. Wie die klebrig schwarzen Tentakeln des Werkzeuges, welches dafür ausersehen war eine Oberfläche zu versiegeln, so wanden sich auch Razags lose Erinnerungsfetzen über die Maserung seiner Hirnwindungen. Sie krochen in jede Ritze, hinterließen den klebrig schwarzen Schleim und ließen keinen klaren Gedanken an die Oberfläche steigen. Er konnte... Nein! Er WOLLTE einfach nicht erwachen. Wozu auch. Die einzige Person, der er je etwas bedeutet hatte war tot. Das Bild des tödlichen Pfeils, wie der Schaft in jene Brust eindrang, die eben jenes kostbares Herz trug, dass Razag einst so sehr hatte erobern wollen, eben jenes Bild hatte ihm ein Stück seines Lebenswillens genommen - genauer gesagt die Hälfte. Die ander Hälfte galt jemand anderem. Einzig sein Kumpel, jener Rammler der mit einer einzigen Frage seine Welt ins Schwanken gebracht hatte und eigentlich mehr vorgab ein Freund zu sein als es wirklich zu fühlen, eben jenen hatte er noch mit seinem Leben schützen können. In den Stunden vor jenem tragischen Moment, mit einer Frage nur, da hatte Synnover die Lunte der Erkenntnis entzündet, die nun wohl nie mehr ganz abbrennen würde. Vielleicht war es auch gut so, denn so blieb der Ork in dem Glauben, sein Freund wäre ein Freund und kein grandioser Schauspieler. Razag spürte das Eindringen der kleinen scharfen Klingen in seinen Rücken und es hatte fast etwas poetisches. Hinterrücks niedergestreckt begrub er seinen einzigen Freund unter der Last seines Lebens.
...
Kurz glaubte er noch einen vertrauten Hauch Magie zu spüren...
Etwas das ihm den letzten Atemzug hatte nehmen wollen...
...
Dann umfing ihn selige Dunkelheit wie eine warme Samtdecke.
Razag träumte vom Meer...



Razag spürte, wie ihn etwas bewegte.
Nicht mal in Ruhe sterben kann man hier!
, dachte er erbost, dann verließen sie ihn auch schon wieder. Da waren ein Reiben und Schaben an seinen Beinen, was ihn aber weiterhin nervte. Er spürte einen brennenden Schmerz und immer mal wieder ein Stechen. Dabei zog es ihn doch zur anderen Seite, zu Stille und Frieden, zu den Geistern seiner Ahnen. Hatte er nicht schon die Brandung des Styx unter seinen Füßen gespürt? Ein paar Schritte weiter und er hätte endlich in den Fluss der Seelen eintauchen können, die diese Welt verließen.
Razag war bei weitem nicht so stur wie sein Kumpel vermutete, was das Sterben anbelangte. Für einen wahren Freund zu sterben, wäre für den Ork vollkommen in Ordnung gewesen. Das Leben war manchmal viel schwerer als der Tod. Und jetzt hatte Cris Tod in Raz auch noch den letzten Funken Hoffnung abgetötet, jemals geliebt zu werden. Allein die Tatsache, dass er Schmerz spürte und eben nicht mehr am Strand der Ewigkeit entlang wanderte, ließ ihn ECHT SCHLECHTE LAUNE bekommen. Wer wagte es, ihn aus seinem seligen Frieden zu reißen?!
Ich reiß ihm den Kopf aus dem Rumpf und trag seine Wirbelsäule als Gürtel!
Sein rechter Arm kribbelte blutleer und er fühlte ihn kaum noch richtig. Irgendwie wattiert und schwerfällig. Doch am Ende, am Handgelenk, hing etwas fest. Es hielt ihn umklammert. Er spürte einen Zug immer wieder. Ja, er wurde an seinem Arm über den Boden gezogen.
So hinterlasse ich wenigstens eine Spur im Sande Kata Mayans...
Doch sein dämmernder Zustand erlaubte es ihm nicht, sich zu bewegen. Auch seine Zunge war gefühlt doppelt so dick und verhinderte jeden Laut. Razag spürte, dass er kaum etwas ausrichten konnte, während er sich immer weiter und vor allem schmerzhaft bewegte. Sein Körper hing schlaff und betäubt an was auch immer.
Scheiße! Wenn ich die Augen aufmache wird es real...
Dumpf drangen einige Stimmen im zusammenhanglosen Gemurmel an seine Ohren. Er konnte gerade noch filtern, dass es Lerium war, aber ansonsten war da nichts vertrautes. Die Dunkelheit seines eigenen Geistes war da gerade eine viel willkommenere Oase der Ruhe. Raz ließ sich nur zu gern und überaus willig in die Ohnmacht zurück gleiten... Hier brauchte er nichts denken, fühlen oder erleben. Hier war er…
„Dir ist aber schon klar, dass wir ganz schön tief in der Scheiße sitzen? Bis zum Kragen.“
, hörte er eine ihm wohlvertraute Stimme.
Können die nicht mal die Klappe halten? Ich will in Ruhe sterben.
Oder war es die Stimme von Crystin? Quatsch, die war doch tot… Synnover. Nee, auch nicht, zu hoch. Klang so Zarrah? Oder war das…
Nalia?
„Ja, ich bin es!“
Nalia war so klar in seinem Kopf, dass es erschreckend war.
Sprich leiser! Ich will meine Ruhe!
Das nervte! Sie nervte! Das konnte sie gut! So verdammt gut! Wie konnte das sein, dass er sie sich immernoch einbildete? Sie war doch seine ‚Traumfrau‘? Etwas rührte sich in seinem Verstand.
...meine 'Traumfrau'... dabei träume ich doch nur von... von Cr...
Eine bösartige Erinnerung kroch herauf und quälte ihn mit einem Schlag. Blaue Augen, strahlend wie das Meer in der Morgensonne, eingerahmt in Sommersprossen und braune Locken...
Crystin… süße Crystin...meine Traumfrau!
Am liebsten hätte sich Raz in diesem Moment die flache Hand ins Gesicht geschlagen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht!
Scheiße!
Er begriff, dass er Nalia sein 'Traumfrau' genannt hatte. Er erinnerte sich plötzlich, als würden die Nebelschwaden des Rausches durch den nahen Tod lichter werden. Sagte man nicht, das das Leben noch einmal an einem vorbei ziehen würde, wenn man starb? Raz sah ganz deutlich den schräg hängenden Flur der Taverne in seiner eigenen Perspektive. Er sah Cris neben sich, wie sie ihn stütze, zu seinem Bett führte und er den größten Fehler seines Lebens von sich gab:
Nalia ist meine Traumfrau. ... Das hab ich gesagt. Scheiße! War ja klar, dass sie das falsch versteht!
Tja, der Ork war manchmal etwas langsam. Jetzt war es zu spät dieses Missverständnis auszuräumen. Cris war doch Razags Traumfrau... aber eben auch eine gänzlich andere Weise gewesen. Cris war fort... aber Nalia war noch da und quatschte schon wieder in seinen Gedanken. Aber selbst wenn es anders gekommen wäre, wie hätte er diesen Fehler wieder ausbügeln können? War ja nicht so, dass er Nalia Cris hätte vorstellen können, damit sie es verstand. Nalia war ein...
...extrem nerviges Hirngespinst. Kannst du nicht einfach verschwinden? Wenn du redest, dann heißt das, dass ich noch lebe und wozu...
Ein einzelner Name huschte durch seinen Hinterkopf und störte seine Düsternis.
Syn... Ach MENNO!
Wenn er lebte, wo war dann Syn? An Zarrah dachte er dabei weniger, denn sie hatte sich immer fern gehalten, besonders emotional, aber auch öfters körperlich. Sie hatte ja auch einmal mehr das Lager verlassen, bevor sie angegriffen worden waren.
Sicher hat sie sich abgesetzt und schlürft jetzt irgendwo süßen Wein.
Raz tat ihr sicher Unrecht, aber er hatte schlechte Laune. Aber der Gedanke an seinen Kumpel ließ ihn nicht los. Der Ork hatte erhebliche Schwierigkeiten klare Gedanken zu fassen und vor allem auch zu verfolgen. Immer wieder riss der Faden seiner Konzentration und verhedderte sich in den Reizen seiner Umgebung. Mit jedem Moment in diesem Zustand wurde ihm mehr bewusst. Dann erklang mit einem Mal und scheinbar ohrenbetäubend laut eine Frauenstimme:
„Er wacht auf. Schickt ihn zurück!“
Scheiße, hab ich Kopfschmerzen! Halt doch die Klappe!
Dann spürte er, wie jemand grob seinen Mund öffnete und ihm die willenlose, dicke Zunge herausglitt. Dann schmeckte er pure Bitterkeit, ehe sie seine Kehle verbrannte und in seinem Magen für Furore sorgte.
„Ihgitt. Was ist das denn? Oh… oh, ich verst… Raz… bleib… oh…“
, hörte er noch Nalia.
Lass mich gehen.
Dann dämmerte er wieder weg. Ohnmacht war schon was tolles!
...
Als nächstes hörte Razag Rufe. Kurze, knappe Befehle, die ihn in seinem Schlaf störten. Sein Schädel brummte schlimmer als nach einem ordentlichen Saufgelage! Das Gift, dass sie ihm eingeflößt hatten, hatte sicher einige Nervenzellen getötet, aber leider nicht ihn. Er verkniff sich sogar ein Stöhnen, denn jedes Geräusch tat weh. Sehr langsam bohrte sich seine Wahrnehmung wie ein Holzwurm durch sein Futter an die Oberfläche. Wenigstens wurde er nicht mehr bewegt, was die Schmerzen erträglich machte. Auch stieg ihm der Geruch von etwas Köstlichem in die Nase und der Geruch weckte ungewollt seine Lebensgeister.
Als er seine Augen träge einen Spalt breit öffnete sah ein Lagerfeuer. Die Flammen tanzten in Farben von Rot und wildem Orange durch seinen Kopf, er blinzelte und hielt die Lider wieder gesenkt. So sah es auch aus, als wäre er immernoch ohnmächtig. Nach ein paar zähen Sekunden konnte er dann auch weitere Details erkennen. Drei Männer und eine Frau scharten sich um das Feuer. Weiter ab vom Schuss, mit einem Ring aus Eisen um den Hals und einer Kette, die um einen Baum geschlungen war, saß ein Oger. Erinnerungen an seine Kindheit flackerten auf, wo die anderen kleinen Plagen aus seiner Sippe ihn manchmal als einen Oger bezeichnet hatten, weil er so groß gewachsen war, aber der da war einfach 'noch' ein wenig größer, massiger und vor allem hatte er keine grüße Haut. Oger sahen oft aus wie eine Mischung aus Riesen und Menschen. Dieser war riesig und hockte dennoch einem Hund nicht unähnlich da und wartete scheinbar auf neue Befehle. Das brachte Razag dazu, seine eigene Situation genauer zu betrachten. Er saß auf dem Erdboden. Ein kurzer Blick in die nähere Umgebung verriet ihm, dass sie noch im Sarius waren. Allerdings spürte er, dass sie seine Arme auf dem Rücken ebenfalls mit Eisen gebunden hatten und auch er war mit dem anderen Ende an einen Baum gefesselt. Wieder spürte er den kribbelnden Zustand seiner Arme. Außerdem hatte er Schmerzen in den Schulterblättern und dem Rücken. Die Wunden stammten von den Pfeilen, die er für Syn gefangen hatte. Sie brannten auf eine seltsame Art und Weise und verrieten, dass sie gewiss mit etwas getränkt gewesen waren. Daher und von der bitteren Tinktur auf seiner Zunge, fühlte sich auch sein Hirn so leergepumpt an. Wenigstens trug er noch immer das, was er im Lager angehabt hatte. Einzig seine Tasche mit seiner Habe fehlte und sein neues Schwert Flussnadel. Bestimmt hatten sie ihm auch alle anderen Waffen abgenommen, die er vorher am Körper getragen hatte.
Nach weiteren Momenten des Sammelns konnte er sehen, dass die drei Männer und die Frau allesamt zum jagen oder töten ausgerüstet waren. Sie alle waren bis zu den Augen verhüllt und hatten sich die Augenpartie schwarz geschminkt, sofern sie von ihrer Rasse her nicht sowieso schon schwarz waren.
Nur zum Essen werden sie sie wohl abnehmen müssen...
, witzelte es in Razags Gedanken.
Dann kann man sich auch die Gesichter merken.
Der Duft der Mahlzeit würde auch diese 'Profis' bald von ihrer Vermummung befreien. Von ihm nahm aber keiner Notiz und so konnte Razag in Ruhe einen Blick auf das Lager werfen. Er fand weder Syn noch Zarrah.
Sie haben es wohl entweder nicht geschafft oder sind entkommen.
Dann fiel sein Blick auf ein kleines Häufchen braune Locken, verklebt und zerzaust, ein schmaler Körper, der mit dem Rücken zu ihm auf der Seite lag und sich nicht rührte. Razags Herz zog sich zusammen und konnte doch nicht sofort weg sehen. Das Oberteil war von Blutflecken durchzogen. Er atmete flach und hektisch. Crystin lag am anderen Ende des Lagers und regte sich nicht. Natürlich nicht, sie war ja auch von einem tödlichen Pfeil in die Brust getroffen worden. Es fühlte sich an, als hätte man sein gläsernes Herz achtlos auf den Boden fallen lassen und er zersprang in tausend Teilchen die in einem Nebel aus Milliarden kleinster Tränen davon schwebten. Gleich noch einmal brach etwas in ihm. Der Moment ihres Todes war schrecklich gewesen, aber sie noch ein zweites Mal so zu sehen, verrückte etwas in ihm. Es war, als teilte sich ein Teil seiner Seele ab und betrachtete ihn nun von der Seite her. Der Schmerz in seinem Herzen war einfach nicht zu ertragen, deshalb griff er sich selbst in die Brust, riss er ihn heraus und ersetzte ihn gegen Leere. So war es einfacher allein weiter zu leben, so war es besser.
Er wandte den Blick ab und starrte leer in eine andere Richtung. Wozu brauchte es Freiheit, wenn man sie nicht mit den Wesen teilen konnte, die man liebte. In einem anderen Leben hätte Razag sich vielleicht gefragt, warum sie den Leichnam mitgenommen hatten oder Wut empfunden über seinen Verlust seines 'Herzens', über die Umstände des Verschwindens seines Freundes, über den Tod an sich.
Tod.
Gerade jetzt sehnte er ihn mehr den je herbei und eine finstere Leere ergriff von ihm Besitz. Eine Leere in der nicht mal Zweifel, Wut oder Hass gedeihen konnten. Razags Blutdurst verebbte. Die Situation hatte ihn gebrochen, mehr als jeder Peitschenhieb es in seinem Leben hatte tun können. Der Krieger mit dem großen Herzen starrte in eine leere Zukunft. Man hatte ihn schwerer verletzt, als je eine Waffe es in Morgerias Arena getan hatte. Sein gläsernes Herz schlug nicht mehr, seine lachende Seele war verstummt. Den Ork, der über sich selbst Witze reißen konnte, der tanzte und lachte, der starrte mit trüb gewordenen Augen weg von dem was ihn gebrochen hatte.
Das Leben hatte es nur ganz zu Beginn, in seinen Kindheitsjahren, mit ihm gut gemeint und ihn dann zu Boden geschickt. Morgeria war nun mal kein Pflaster in dem man Glück fand. Dann hatte es ihn von der Freiheit und dem Glück kosten lassen und es ihm doch verwehrt. Das Leben war scheiße! Raz erinnerte sich an einen Satz, den er mal gehört hatte:
Man schlägt niemanden der am Boden liegt. Tritt ihn, das ist leichter.
Raz war am Boden und das Schicksal trampelte auf ihm herum, nahm Anlauf, trat ihm in die Rippen und sprang mit beiden Füßen ihm in den Bauch.... und er wehrte sich nicht mehr.
Sein ganzes Leben hatte er sich sein gutes Herz zwischen all den Grausamkeiten bewahrt, war nett zu den Huren gewesen, hatte sich angepasst, hatte die Show seines Lebens den Zuschauern geboten, ihnen gegeben was sie verlangten, hatte sogar irgendwie versucht diese ungewöhnliche kleine Abenteuergruppe zusammen zu halten. Letztendlich hatte er sogar eine kleine Spur Glück in dem Gedanken gefunden, dass es jemanden geben könnte, der ihn um seinetwegen wie einen Freund schätzen könnte, oder um seinetwegen wenigstens wie einen Bruder lieben könnte, doch das war alles vergangen. Es verblasste im Strom des Blutes, dass Cris Hemd durchtränkt hatte, verschwamm in der Erinnerung, des scharfen Pfeils, der ihr Herz durchbohrt hatte und keine freundschaftliche Hand half ihm sich aufzurichten. Es gab einfach kein Licht am Horizont. Raz spürte nur, seine Sonne war unter gegangen.
Sein leerer Blick traf den des Ogers, verweilte auf seinem eisernen Halsband und fühlte sich seltsam verbunden mit diesem Anblick. An einem anderen Tag hätte sich vielleicht sogar Mitleid, oder Wut über die Unterdrücker in ihm geregt – aber nicht heute.
Heute trauerte Raz darüber, dass er noch am Leben war.
Wenn ich irgendwas dummes mache, dann bringen sie es vielleicht zu Ende...?
Raz fühlte sich nur leider noch nicht mal ansatzweise stark genug um überhaupt irgendwas zustande zu bringen. Nicht mal seine Zunge gehorchte ihm, dass er etwas zu den Dunkelelfen hinüber brüllen konnte um sie zu provozieren und gefesselt in Eisen war er auch so sonst nichts in der Lage. Aber er hatte Zeit. Zeit seine Gedanken zu ordnen und einen Plan auszuhecken, also blieb er einfach auf der Seite liegen, beobachtete das Treiben im Lager und nährte seine innere Leere mit dem Versprechen, dass es nicht mehr lange dauern würde. Wenn es nach ihm ginge, würde er so viele wie möglich mit in den Tod reißen, einfach nur, damit sein Tod noch etwas positives im Nachhall hatte, aber im Augenblick mussten ihm seine Phantasien genügen.
...
Razags Blick glitt leer einen nahen Baum hinauf. Er betrachtete die braune Rinde, die Maserung, die Vertiefungen in der sich die Schatten fingen. Er rollte seinen Kopf leicht in den Nacken, damit er besser die Baumkronen betrachten konnte.
Sariannenbäume...
Irgendetwas kitzelte in seinem Hinterkopf, aber er kam nicht drauf, bzw. er hatte keine Lust darüber nachzugrübeln. Irgend ein Wissen verbarg sich da, aber es war nicht mehr wichtig. Alles schien plötzlich so unwichtig. Razags Blick wanderte weiter, auch wenn er nicht genau wusste warum er überhaupt die Augen offen hatte. Der Anblick des Blätterdachs hatte etwas... etwas...
Da fehlt was...
, dachte er apathisch. Irgendetwas in seinem Innern hatte erhofft dort oben noch einmal etwas zu erblicken. Hoch oben zwischen den Ästen fehlte ihm der Anblick seines...
Mist.
Jetzt hatte er doch an ihn gedacht.
Syn... wie es ihm wohl geht?
Sich solche Gedanken zu machen, sich Sorgen zu machen, war echt kontraproduktiv für die Leere in seinem Herzen, denn Syns Fehlen, die Erinnerungen an ihn weckten ungewollt 'leider' dann doch ein paar winzige Lebensgeister. Dass der große grüne Ork sich deutlich mehr Sorgen machte, als sein weit entfernter Freund, dass wusste er ja nicht.
Er ist hoffentlich noch entkommen.
Raz erinnerte sich nur an den Schmerz, der auch jetzt noch immer in seinem Rücken tobte. Abermals war er verletzt... wie schwer eigentlich? Aber es war ihm eigentlich auch egal. Ohne Cris Heilkräfte würde er eh bald sterben... und da war er wieder der Schmerz, den er hatte ausblenden wollen. Cris war tot. Er hatte den Pfeil fliegen sehen, das Eindringen, seine tödliche Endlichkeit und Raz kannte sich mit dem Tod aus. Er hatte ihn oft zu seinen Gegnern gebracht. Auch wenn er nichts vom Heilen verstand, so war er sich doch sicher, dass Cris diese Wunde nicht überlebt haben konnte. Spätestens ihr letzter Anblick hatte ihm dann die letzte Hoffnung genommen. Und jetzt schaute er in die Baumkronen und nicht mal sein Kumpel war noch da. Also... wozu noch weiter machen?!
Wenn da nicht diese dummen dummen Gedanken wären... Scheiße! Hör einfach auf zu denken, du bist ein dummer Ork, du kannst das! … …........ … ...hm... Syn wird schon davor gekommen sein. Er hat es geschafft, mach dir keine Sorgen. …... ...hm... ...und dann? Er hat keine Ahnung vom Leben in der Wildnis, kann sich nicht mal ein Feuer machen, kennt die Gefahren nicht... sicher unterkühlt er nachts. Ach Mennooooo...
Seine Gedanken bildeten langsam eine Haraxschleife. War Syn entkommen, sollte es Raz doch beruhigen, doch war er entkommen, dann stand er vor neuen Gefahren um die sich Razags Gedanken drehen konnten. So waren es die Sogen um seinen kleinen Freund, die ihn 'nerviger Weise' im Leben hielten. Trotzdem blieben sie sehr düster.
Und... und wenn er tot ist?... Ich glaube...
Sein Blick verharrte in den Baumkronen. Einige der freien Orkstäme bestatteten ihre Verstorbenen auf hohen Holzgestellen oder in Bäumen, damit sie dem Himmel und damit den Geistern näher waren. Andere begruben sie in der Erde damit der Urgeist sie zu ihren Ahnen brachte.
Eine Aufbahrung nahe des Himmels hätte ihm gefallen. Er war gern dort oben. Dort wirkte er ...glücklich.
Das letzte Wort in seinem Kopf, war wieder mit scharfen Stacheln besetzt, die an seinen Hirnhäuten kratzten.
Glück... PAH! ...Freiheit... Scheiß drauf!
Ein Funken Wut stieg in ihm auf. Zarrah hatte ihnen Freiheit versprochen und wo sah er sich jetzt? Abermals verletzt und gefangen. Zarrah hatte sie allein gelassen. Immer wieder hatte sie die Sklaven ohne klare Befehle allein gelassen. Sie hatten keine Wache gehalten, weil sie davon ausging, dass 'freie' Wesen darauf von selbst kommen würden. Razag war davon ausgegangen, dass Zarrah Wache halten würde, wenn sie sich von den anderen entfernte, so wie sie es halt vorher auch getan hatte... aber dieses Mal war wohl etwas schief gelaufen. Weder Syn, noch Razag waren lange genug frei gewesen um selbstständig zu denken und längerfristig zu planen. Irgendwie war sie Schuld an Razags Zustand. ...was ungerecht war, aber irgendwie halt gerade leichter, als den Schmerz auszuhalten.
Eins ist mal sicher! Wenn Zarrah hier auftauchen sollte, dann nehm ich sie vor lauter 'Wiedersehensfreude' in den Arm und quetsche sie so lange bis ihr der Saft aus ihren Ohren kommt.
Ein klein bisschen Blutlust war wohl doch noch vorhanden und Razag fühlte sich im Stich gelassen. Seine Herrin... seine einstige Herrin hatte sie zum sterben zurück gelassen. Ihretwegen war Cris tot und Syn auf der Fluch... oder auch tot. Wut war eine noch bessere Triebfeder als Sorgen. Sorgen verblassten mit der Zeit, aber in Wut konnte man sich hinein steigern, also wanderte der dunkle Blick des Orks langsam rollend zurück zu den vermummten Dunkelelfen am Feuer.
Ist sie... vielleicht unter ihnen?
Der Gedanke war abwegig aber Razag beobachte genau. Auch wenn ihre Gesichter verhüllt waren, sie waren dabei zu essen. Dafür mussten sie den Mund frei geben. Aber selbst wenn er nur ihre Gestalten betrachtete, so konnte man an der Silhouette durchaus erkennen, ob Zarrah unter ihnen war. Der Gedanke, dass sie sie alle hintergangen hatte, nistete sich ein wie ein Geschwür. Es stank und verbreitete seinen klebrigen Eiter in seinen Gedanken.
Ich bring sie einfach alle um. … Trift keinen Unschuldigen. Einer von ihnen hat Cris getötet!
Vorausgesetzt es fand sich eine Möglichkeit dafür. Ein Blick zu dem Oger genügte um noch sicherer zu sein, dass diese Dunkelelfen es verdient hätten.
Würde er mir helfen, oder wird er ein weiterer Gegner sein?
Razag war in Freiheit geboren, aber dieses Glück hatte nicht jeder seines Volkes gehabt. Manche von ihnen waren noch viel schlimmer aufgewachsen und es war ihnen in Fleisch und Blut über gegangen für die Dunklen zu töten. Viele wurden im Sinne von 'Gehorsam aus Prinzip' geprägt und würden in ihrem gesamten Leben nicht eine eigene Entscheidung treffen... es nicht mal wollen! Denn Entscheidungen bargen auch immer die Gefahr Fehler zu machen und dieses Gefühl abgenommen zu bekommen war äußerst bequem. Das hatte auch Razag schnell gelernt. In seiner Zeit als Sklave war nicht alles nur schlecht gewesen. Nicht nachdenken zu müssen, keine Entscheidungen treffen zu müssen... war einfach. Dieser Oger, der ebenso wie er in Eisen lag, ließ nicht erkennen, was seine Geschichte war und ob er noch zu einem Problem werden würde.
Hm... so oder so. Wenn ich die Möglichkeit bekomme bringe ich sie alle um.
Und einen Nachhall später...
...und dann mich selbst. Hm.... oder ich begrabe erst mal Cris.
Au! Es schmerzte einfach jedes Mal, wenn er an sie dachte. Aber Raz hatte sie ehrlich gemocht und hätten sie die Zeit gehabt, dann hätten sie vielleicht mehr daraus machen können, als eine flüchtige körperliche Bekanntschaft...zu der es eben nur 'fast' gekommen war.
...Ob sie begraben werden möchte? Oder verbrannt?... Ach scheiße, ich weis nichts über sie.
Raz grübelte kurz, aber fand nichts in seinem Kopf, was ihm weiter helfen konnte. Also verschob er solche Gedanken und konzertierte sich auf seine Mordlust. Die hielt ihn am Leben, motivierte und lockte Pläne aus dunkler Tiefe.
Wenn ich sie glauben machen kann, ich sei ein braver dummer Ork, dann lassen sie mich vielleicht für sie arbeiten. Das würde mir mehr Frei... mehr Möglichkeiten erlauben. Keiner misstraut einem braven Diener. Und ich hab sogar einen Beweis... eine Referenz, dass ich ein braver Ork bin....quasi ein Zeugnis meiner Loyalität ihnen gegenüber...
Raz Mundwinkel zuckten haraxisch, aber er verbot es sich. Auch er war ein begnadeter Schauspieler. Er war dazu gemacht worden. Erst in der Arena, dann in den Betten der Adeligen. Es hatte nur eine Weile gedauert, dass Razag auf die Idee gekommen war seine Fähigkeiten auch zu nutzen. Niemand würde ihn hier retten, ...nicht das er gerettet werden wollte.
Razag wollte nur noch eins.
Blut für Blut.
Blut für seine Cris.
Also drehte er sich langsam zu dem Oger und frage ein einziges Mal so leise auf Krzner, dass es selbst feine Elfenohren nicht hören konnten:
„Bist du ein loyaler Diener dieser Herren?“
Die Frage an sich ließ keinen Schluss auf seine Pläne ziehen. Natürlich könnte auch der Oger lügen, aber selbst wenn. Razag würde sich mit oder ohne ihn an den Mördern seiner kleinen Heilerin rächen. Rache war das einzige was ihn noch am Leben hielt. Wie auch immer die Antwort, sofern sie kam auch ausfiel, er würde als nächstes sich geräuschvoll zum Lagerfeuer drehen, stöhnen und betteln was das Zeug halt:
„Wasser!... Herren...Bitte....WASSER!“

((ooc: Madi, danke dir für den neuen Thread hier. Bitte lass dir mit der Zusammenführung mit Syn noch etwas Zeit. Ich kann weiterhin nicht absehen, wie häufig ich zum Posten komme.))
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. November 2023, 16:42

„Ach....ähm.. und was Nalia angeht... äh.. Das ist schwer zu... Sie... sie ist immer in meinem Kopf. ...Nalia... sie ist eine Aquadin...Wie ist das Wort... Wasserfrau? Sie ist meine Traumfrau.“ Crys' Lächeln verblasste schneller als Razag denken konnte, ob er die richtigen Worte verwendet hatte. Das Mädchen nickte verstehend und kratzte sich an der Nase. Auf einmal wusste sie nicht recht wohin mit sich. „Wie habt ihr euch kennengelernt?“, fragte sie und musste ein wenig das Interesse spielen, denn die Information nagte doch an ihrem Gemüt. Allerdings war sie eine ehrliche Haut und wollte es dann doch auch wissen. Sie … wollte Interesse zeigen an ihm und seinem Leben. Das war ihr tatsächlich wichtig. „Ich bin ihr ...glaube ich, nie 'richtig' begegnet. Aber sie schickt mir schöne Träume. ...glaube... sie ist ...vielleicht magisch? Und sie ist FRECH!“ Crys lächelte leicht. „Klingt wirklich nach einer Traumfrau.“, bestätigte sie, doch das unbefangene Lächeln schaffte es nicht mehr, ihre Augen zu erreichen. Er lachte und sah glücklich aus. Crys lächelte ebenfalls und freute sich ebenso…. Für ihn. „Du bist die erste, der ich von ihr erzähle.“ „Ich werde das zu würdigen wissen, Razag! Danke, für dein… Vertrauen!“, versprach sie ihm und drückte kurz sein Handgelenk, ehe sie sich wieder unter ihr Laken zurückzog. „Ich hoffe, du wirst sie bald wiedersehen und … dass ihr einander richtig kennenlernen könnt!“ Und das war nicht mal gelogen. Crystin hatte ein gutes Herz und freute sich aufrichtig für den Ork. Sie wünschte ihm das Beste.
„Was auch immer... du hast was gut bei mir! Ich mein das ernst. Du hast nicht nur mir... Du hast uns das Leben gerettet. Wir wären in diesen Kellern krepiert, wenn du und Zarrah nicht gewesen wärt. Ich sehe das als Lebensschuld. Also wenn du irgendwas möchtest...?“ Sie winkte leicht ab. „Oh, ich… Zarrah war diejenige, die euch da herausgeholt hat… Ich… ich habe nur meine Arbeit gemacht…“, gab sie bescheiden zur Antwort, warf ihm dann aber wieder einen warmen Blick zu. „Aber ich… ich habe es sehr gern getan, Razag. Wirklich…“, es war, als wollte sie ihm etwas mitteilen, als versteckten sich zwischen ihren Worten eine Botschaft, die sie sich nicht traute, offen auszusprechen. „Sieh mich einfach... als deinen großen, dummen, grünen 'Bruder' an, ...oder so. Haha.“ Crys‘ Lächeln gefror etwas. „B..Bruder. Natürlich..“


Wenn man starb, zog das Leben an einem vorbei. Und Razag’s Leben wurde für einen Moment ein wenig klarer, weniger verworren. Sein Verstand fand ausgerechnet im Moment des Ablebens einen Pfad, der er auch verstehen konnte. Die Szene in seinem und Syn’s Zimmer bei der ‚Rauen Vierzehn‘ sah nun vollkommen anders aus. Der Grünling erkannte, dass er einen Fehler begangen hatte und er musste ebenso ertragen, dass es ihn wohl nie wieder korrigieren konnte. Crystin war tot. Und das Geräusch des Pfeils in ihrer Brust war so immens laut in seinen Sinnen verankert, dass er womöglich nie darüber hinwegkommen würde. Aber er war doch ein Lebemann! Orks starben früh, das ist in ihren Genen verwurzelt. Sie lebte dafür umso intensiver und schneller, denn viel Zeit blieb ihnen bisweilen nicht. Razag aber wollte nicht mehr leben. Der Kämpfer hatte niemandem wirklich helfen können. Syn war wer weiß wo oder tot. Er hatte es noch geschafft, den kleinen Menschenkörper mit seinen Muskeln zu verdecken als die Pfeile flogen, doch darüber hinaus… Razag’s Verstand war dumpf und schwer. Etwas hielt ihn davon ab, sofort aktiv zu werden. Schmerzen waren nichts Neues für ihn, aber dieses latent brennende Gefühl, das lähmte ihn einfach. Das und… Crystin. Ausgerechnet sie hatte er nicht beschützen können, obwohl er es versprochen hatte. Niemand wusste davon, aber er hatte es vor sich selbst versprochen. Und er hatte versagt. Manchmal konnte einem alles zu viel werden. Manchmal war alles scheiße und nichts lief richtig. Und dann wollte man einfach nichts mehr fühlen. Nichts sehen oder hören. Man wollte Frieden finden, Ruhe und ein Ende… Man wollte aufgeben, denn manchmal war genau das verlockend. Razag’s Verstand mochte manchmal langsam arbeiten, aber es waren Mechanismen darin verankert, die ihm weiterhalfen. Die sich einschalteten, wenn er drohte einen Kampf zu verlieren. Die ihn weitergehen ließen. Sein Leben war geprägt von Kampf und Entbehrung. Aber er hatte das Beste daraus gemacht. Er war verkauft, verraten und zu einem Monster gemacht worden, aber er hatte sich selbst nicht verloren. Er hatte Humor, besaß Anstand, wo andere ihn vermissen ließen. Er war sanft, wenn ihn niemand provozierte und er besaß ein so großes Herz, dass darin jeder Platz hatte. Er wollte Frieden – das hatte er gerufen. Aber für wen? Es war niemand mehr da… und ihn ließ man nicht gehen.
Razag’s Geist hatte damit zu tun, zwischen der Sorge über den Verbleib seines Kumpels, dem Tod des Mädchens, das er eigentlich sehr mochte und gewiss nicht wie eine Schwester sehen konnte und dem Verschwinden der vermeintlichen Anführerin, überhaupt abzuschalten. Er schwankte zwischen helfen, trauern und Rache sinnen und das verhinderte, das er den Sand von Kata Mayan überhaupt berühren würde. Aber vielleicht wäre Crystin ja da… würde auf ihn warten und ihn mit einem Strahlen begrüßen, wenn er es nur richtig anstellte. Nalia mischte sich ebenfalls ein. Die ‚Traumfrau‘ ließ nicht locker, tauchte immer auf, wenn es besonders unpassend war. Und doch… auch sie sorgte dafür, dass Razag nicht den letzten Funken an Leben aushauchen konnte. So wachte er alsbald wieder auf und spürte deutlich mehr Leben in sich. Er wurde sich bewusst, dass er nicht mehr gezogen wurde und nur noch an einem Ort saß. Er war gefesselt und er hatte Schmerzen. Aber er lebte. Und er wurde sich seiner Umgebung mehr bewusst, konnte erkennen, dass er offenbar Gefangener war. Wieder mal. Er sah die vier Dunkelelfen, denn das konnte er allein deshalb erkennen, weil sie Lerium sprachen und ihre Hände nicht vermummt waren. Sein Verstand schaltete sich weiter ein, nutzte die neue Kraft und verwertete sie gleich. Wenn sie essen würden – was wohl bald soweit wäre -, dann mussten sie sich ja zeigen. Und dann hätte er Gesichter. Aber wofür brauchen, wenn er doch sterben wollte?

Razag’s Blick erfasste weiteres. Da war der Oger, der stoisch und gebeutelt wie ein Hund angekettet da saß und seinen leeren Blick ins Nirgendwo gerichtet hatte. Und da war… Crys. Der Körper der Heilerin lag ebenfalls da und er konnte ihn trotzdem nicht erreichen. Sie rührte sich nicht und allein der Anblick und der damit verbundene Schmerz verhinderten, dass er einen klaren Gedanken fasste. Wieso war sie hier, wenn sie tot war? Razag ertrug ihren Anblick nicht, auch wenn es seinen Blick immer wieder zu ihr zog. Diese strahlend blauen Augen wären jetzt wohl ganz trüb… das hübsche Gesicht farblos und kalt. Razag hatte viele sterben sehen. Er wusste, wie der Tod aussah und konnte es sich bildhaft vorstellen. Schon bald war sie nur noch eine Erinnerung… ein Flüstern im Wind… Sie war die angenehme Wärme auf der Haut gewesen, in einem ansonsten trüben Himmel. Und sie würde erlöschen, auf ewig. Der Tod war allgegenwärtig und umhüllte den Grünling auf unangenehme Weise. Crystins Leichnam. Dann die Sorge um Syn und die Fortsetzung dieser Sorge in Gedanken darüber, wie er wohl gerne bestattet worden wäre…Die Peiniger, die sein Leid überhaupt erst begonnen hatten… Plötzlich regte sich ein Gedanke. Es gab genau eine Person, die an allem die Schuld überhaupt traf: Zarrah’lindae von den Nachtklingen. Die Dunkelelfe hatte sie alleingelassen. Sie hatte ihnen nicht gesagt, dass sie Wachen halten und aufpassen sollten! Sie war nicht dort gewesen, als man sie angegriffen hatte. War sie es, die diesen Angriff initiiert hatte? Sie hatte ihnen Freiheit versprochen und schon als Crys es ihm offenbarte, glaubte Razag, dass die einstige Herrin sich mit ihnen nur ein Spiel erlaubt hatte. Vielleicht reichte die Tote Ebene nicht mehr, um die Blutlust zu befriedigen. Vielleicht hatte sie ein exklusiveres Spiel erdacht… So sehr Razag auch seine Augen wandern ließ… nichts deutete darauf hin, dass Zarrah sich unter den Vermummten befand. Keine Statur passte wirklich, selbst die einzige Frau unter ihnen war zwar grazil, aber größer und im Schulterbereich breiter. Ohne es recht zu wollen oder gar zu forcieren, funktionierte aber Razag’s Verstand wieder mehr und mehr. Er beobachtete, er analysierte und er schmiedete Pläne.
Wenn er sich als Sklave verdingte, dann würde er deutlich mehr Handlungsspielraum erhalten. Er könnte die Lage sondieren und einen geeigneten Moment für seine Rache abwarten. Er konnte sich … Hilfe holen. Sein Blick glitt zu dem Oger und jener rührte sich noch immer nicht. Razag’s Geist arbeitete bereits wieder und so neigte er sich etwas zum Oger hin und murmelte: „Bist du ein loyaler Diener dieser Herren?“, sodass es der Oger gewiss hören könnte, die Elfen aber nicht. Ohnehin wurde es dort gerade unruhiger, weil das Essen offenbar kurz bevorstand. Kaum, dass die Worte Razag’s Mund verlassen hatten, wurde ihm klar, dass seine Zunge immer noch recht belegt und schwerfällig war. In seinem Kopf waren die Worte akkurat, aber… “Bisuinyalerinerserren?“ nuschelte er kauderwelschig und erntete einen fragenden Blick seitens des Ogers. Aber er verstand ihn und die trüben, dunklen Augen, die viel zu klein für das Gesicht wirkten, blinzelten träge in seine Richtung. Dann runzelte sich die Stirn. Alles ging wahnsinnig langsam vonstatten, sodass Razag die Antwort nicht abwartete, geschweige denn die Frage wiederholte und sich endlich bemerkbar machte. “Uasser! Hern! B’ddeee UASsER!“, quäkte er, als hätte er eine Wolldecke im Mund.

Er sabberte auch ein wenig dabei. Doch es wirkte. Nicht nur der Oger schaute zu ihm, sondern die vier Elfen drehten die Köpfe. Einer von ihnen wandte sich aber nur um und erhob sich. Er trat auf den Ork zu und blieb vor ihm stehen, schaute aus seiner Vermummung auf ihn herab. Razag traf ein dunkelroter Blick. Es war die Frau der Gruppe. Dann setzte es einen Fußtritt an seinen Unterschenkel. „Hör auf zu plärren.“, fiel sie ihm schneidend ins Wort und ihre Stimme badete ihn in Eiswasser. „Du bist ja schnell wieder munter. Hast ordentlich was eingesteckt.“, sprach sie, bevor sie mit dem Finger schnippte. Der Oger erhob sich schwerfällig und Razag erkannte, dass die Kette, die ihn an den Baum gekettet hatte, einen weiten Radius besaß. Der Oger würde das Lager nicht verlassen, wohl aber alles innerhalb erreichen können. So holte er einen Humpen Wasser aus einem Bottich, und trabte langsam zu Razag zurück. „Ich diene immer Herren.“, brummte jener reichlich spät auf Razag's verquere Frage und reichte ihm den Humpen. Die Frau neben ihm zischte. „Wie solle er den Becher halten, wenn er gefesselt ist, Dummkopf!“, fuhr sie ihn an und der Oger kratzte sich langsam den Kopf, als überlegte er ernsthaft eine Antwort. Aber so verzögert, er auf Razag’s Kauderwelsch geantwortet hatte, würde er vielleicht morgen eine Antwort auf dieses ‚Problem‘ erhalten. „Hilf… ihm!“, verriet sie dem Oger die Lösung genervt und wartete, bis Razag endlich etwas getrunken hatte. Dabei glitt ihr Blick kurz zu ihren Begleitern, bevor er sich über ihre Schulter auf Crystin richtete. Erst dann kehrte sie mit ihrer Aufmerksamkeit zu Razag zurück. Jener konnte spüren, dass das Wasser seiner Zunge guttat. Er würde noch keine Gedichte rezitieren können, aber er würde besser verstanden werden. „Wo ist der Mensch und wo die Elfe?“, fragte dann die Rotäugige direkt und ohne Umschweife.
Sie mussten sich ihrer Sache sehr sicher sein, wenn sie ihm gleich mal mitteilte, dass sie die beiden nicht getötet hatten. Die roten Augen betrachteten Razag eingängig. „Du bist Raz’ulak der Furchtlose. Ich dachte du wärst größer.“, bemerkte sie spöttisch, bevor sie sich direkt vor ihn stellte. „Ich hörte so einiges von dir und deinen… Künsten.“, raunte sie daraufhin und man konnte das süffisante Grinsen förmlich hören, auch wenn es von einer schwarzen Maske verdeckt wurde. „Man lobte deine Schwertführung ebenso wie dein… Schwert.“, wurde sie noch etwas deutlicher und spielte auf seine Nebentätigkeit an. Gut. Sie stammte aus Morgeria. Das war schon mal interessant. Und sie suchten Syn. Wollten sie ihn? Und sie waren offenbar nicht mit Zarrah im Bunde. Oder doch? Vielleicht hatte Syn ja auch etwas mit Zarrah’s Verschwinden zu tun… „Hör auf nach seinem Schwanz zu geiern, Raquel und entlocke ihm den Aufenthaltsort!“, brummte ein männlicher Mitkumpan vom Feuer aus. Dabei saßen die Männer mit dem Rücken zu Razag und aßen offenbar. Sie waren nicht dumm. „Oh, keine Sorge… ich kann beides!“, schoss Raquel zurück und zog sich die Maske vom Mund. Ihr Gesicht war kantig und ihre Lippen ebenso schwarz, wie ihre Haut. Die dunkelroten Augen machten ihr Gesicht unheimlich, unterstrichen von dem Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ihre Zähne waren… schwarz, das konnte er erkennen, als sie kurz lächelte, ohne echte Freude auszudrücken. Doch sie waren nicht faulig – denn sie roch nicht schlecht. Plötzlich hockte sie sich vor ihn und ließ ihren Blick über seinen Körper wandern. „Ich hatte noch nie einen Orkschwanz.“, feixte sie und hob den Blick wieder in das Gesicht des Orks. „Sag mir, Raz’ulak, bist du schon mal um den Verstand gevögelt worden und hast als Erlösung nach deiner Mutter gewimmert? Ich will wissen, wo sich die Elfe aufhält. Und du wirst es mir sagen, hörst du?“, flötete sie zuckersüß und mit einem grausamen Grinsen im Gesicht. Diese Elfe war definitiv wahnsinnig…
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 15. November 2023, 08:28

Arrgaua...
Die Frau der Gruppe versetzte ihm einen Fußtritt an seinen Unterschenkel. Ja, auch sie kannte anscheinend den Spruch mit den 'am Boden liegenden'.
„Hör auf zu plärren... Du bist ja schnell wieder munter. Hast ordentlich was eingesteckt.“
Ja, kann man wohl so sagen...
Razag steckte ein und ein und ein...
Das Schicksal hatte wohl seine wahre Freude daran ihn zu quälen. Das Leben war eine sadistische kleine Schl... die es genoss sich an seinem Leid zu ergötzen und ihm nicht einen Funken Glück gönnte. Andere bekamen ihr Mädchen, bekamen die Freiheit und Raz'ulak der 'Fruchtlose' – Ja, er ... bekam TRITTE! Es fühlte sich so an, dass keine seiner Bemühungen jemals Früchte trugen, sie gingen immer fehl. Zarrah hatte ihn an die Freiheit erinnert nur damit er kurz den süßen Duft hatte schnuppern können und sofort bekam er sie wieder entrissen. Aber mit ihm konnte man es ja machen. Sein Körper brannte vom Gift in seinen Adern und war verletzt. Wie schwer konnte er immernoch nicht einschätzen, aber er fühlte sich definitiv scheiße und hatte sich nach den Stränden des Todes gesehnt. Also musste es schlecht um ihn stehen. Der Ork hatte mindestens drei Pfeile eingesteckt, wo meist ein gut gezielter reichte um ein Leben auszulöschen, wie er vor kurzem ja einmal mehr hatte zusehen dürfen.
Wieso leben ich eigentlich noch?
Die rotäugige Elfe schnippte mit dem Finger und der Oger erhob sich, während Raz vom Tritt noch leise stöhnte und versuchte dabei nicht auf den verletzten Rücken zu rollen. Der Oger an der langen Kette brachte ihm Wasser, was Razags Lebenselexir war, mehr als für jeden anderen. Also richtete er sich vielleicht mit ein bisschen Hilde auch zum sitzen auf. Waren seine Hände auf dem Rücken oder vorne gefesselt?
„Ich diene immer Herren.“
, brummte der Oger verspätet auf Razags Frage und ließ Razag damit über seine Wahrnehmung stolpern. Eine Sekunde starrte er ins Leere.
Dann ist er vermutlich einer Jener, die in Gefangenschaft geboren wurden... also auch keine Hilfe.
Razags Laune sank wieder proportional zu seiner Chancen. Der Oger hielt ihm den Humpen hin und Raz zuckte mit den Schultern so gut er konnte, ohne dass ihn der Schmerz gleich wieder ohnmächtig werden ließ. Die Frau neben ihm zischte.
„Wie solle er den Becher halten, wenn er gefesselt ist, Dummkopf!“
, fuhr sie ihn an und der Oger kratzte sich langsam den Kopf, als überlegte er ernsthaft eine Antwort. Einen vollkommen irrationalen Moment lang, hoffte Razag in seinem Wahn, dass der Ork zu dem Schluss kommen könnte, ihm die Fesseln zu lösen...
„Hilf… ihm!“
, verriet sie dem anscheinend NOCH langsamer als Razag denkenden Oger die Lösung genervt und wartete, bis ihr Gefangener endlich etwas getrunken hatte, vermutlich durch 'Anhalten' des Kruges, nicht durch Lösen der Ketten. Razag schielte zur Seite.
Ob er auch nur so tut?...oder hat er vor langer Zeit aufgegeben? Quatsch... das würde ja bedeuten, dass er es anderes kennen würde. Nein. Der kennt nur Gehorsam. Gehorsam aus Prinzip.
Irgendwie tat der Oger ihm ehrlich leid und so fand eine weitere Seele Platz in Razags großem Herzen und würde nicht vergessen werden, selbst wenn er ihn töten müsste.
Raz musterte aber jetzt besser die Dunkle, die gerade zu ihren Begleitern schaute, bevor sie über ihre Schulter zu Crystin blickte. Erst dann kehrte sie mit ihrer Aufmerksamkeit zu Razag zurück. In der Zwischenzeit forschte der Ork nun ganz aus der Nähe nach versteckten Waffen und anderen vielleicht wichtigen Details an ihr.
„Wo ist der Mensch und wo die Elfe?“
, fragte dann die Rotäugige direkt und ohne Umschweife und teilte ihm so mit, dass sie die beiden weder gefunden und auch nicht getötet hatten.
Sie suchen noch nach den beiden... also leben sie vermutlich, sind zusammen, wärmen sich am Feuer...
Die Erkenntnis darüber ließ Razag zwar nicht lächeln, aber doch atmete er einmal tief durch, was aber auch dem langen Trinken zuzuschreiben wäre. Razag hatte den ganzen Krug geleert und sein Blick bat den Oger noch mehr zu holen. Die roten Augen betrachteten Razag derweil eingängig.
„Du bist Raz’ulak der Furchtlose. Ich dachte du wärst größer.“
, bemerkte sie spöttisch, bevor sie sich direkt vor ihn stellte.
...erbärmlich.
Der Versuch ihn noch 'kleiner' zu reden scheiterte kläglich, denn Raz kannte diese Techniken nur zu gut. Die Dunklen glaubten stets Meister bei Folter und Verhören zu sein. Dabei vergaßen sie immer einen entscheidenden Punkt. Man konnte niemanden etwas weg nehmen, der nichts mehr hatte. Innerlich taub hörte er den folgenden Gemeinheiten zu, ganz wie eben ein dummer großer Ork.
„Ich hörte so einiges von dir und deinen… Künsten...Man lobte deine Schwertführung ebenso wie dein… Schwert.“
Sie spielte auf seine Nebentätigkeit an und verriet dabei selbst viel von sich und ihren Wünschen, was Raz vielleicht sogar nutzten könnte. Sie stammte aus Morgeria, was keine Überraschung war.
„Hör auf nach seinem Schwanz zu geiern, Raquel und entlocke ihm den Aufenthaltsort!“
, brummte ein männlicher Mitkumpan vom Feuer aus. Dabei saßen die Männer mit dem Rücken zu Razag und aßen offenbar. Sie waren nicht dumm und hockten wie die Hühner alle in einer Reihe.
„Oh, keine Sorge… ich kann beides!“
, schoss Raquel zurück und zog sich die Maske vom Mund. Ihr Gesicht war kantig, was sie fast schon wieder interessant machte auf ihre ganz eigene Art und ihre Lippen ebenso schwarz, wie ihre Haut. Sogar ihre Zähne waren geschwärzt. Dadurch wirkten ihre glühenden Augen wie Juwelen auf schwarzem Samt. Elfen hatten einfach diese natürliche Schönheit und die dunklen von ihnen waren dabei oft auch noch auf eine ganz eigene Art fast mystisch schön. Ganz zu ihrem oftmals faszinierendem Äußeren waren Dunkelelfen jedoch leider von INNEN oft sehr hässlich, wie auch dieses Exemplar. Sie hockte sich vor ihn und ließ ihren Blick über seinen Körper wandern.
„Ich hatte noch nie einen Orkschwanz.“
, feixte sie und hob den Blick wieder in das Gesicht des Orks.
„Sag mir, Raz’ulak, bist du schon mal um den Verstand gevögelt worden und hast als Erlösung nach deiner Mutter gewimmert? Ich will wissen, wo sich die Elfe aufhält. Und du wirst es mir sagen, hörst du?“
, flötete sie zuckersüß und mit einem grausamen Grinsen im Gesicht. Diese Elfe war einfach nur böse und die Bösen waren recht einfach zu durchschauen, selbst wenn sie gut in ihren Fähigkeiten waren. Sie redeten meist sehr viel, verrieten gern ihre grandiosen dunklen Pläne, damit die Opfer sich in höchster Not sahen und dachten, jene taten dieses, weil sie ohnehin keine Chance zum überleben hatten und den sicheren Tod vor Augen alles offen legten. Aber Razag wollte das hier garnicht überleben. Er hatte nur den halb-irren Gedanken noch so viele wie möglich mit in den Tod zu nehmen. Und wenn es eben nur diese eine Dunkelelfe wäre! Auf ihre doppelte Frage nickte er also fleißig, was einerseits bedeuten konnte, dass er schon des öfteren um den Verstand gevögelt worden war, aber auch genauso, dass er ihr alles sagen würde, was er wusste. Beides wahr die volle Wahrheit.
Mädel, du kannst es mir garnicht so hart besorgen, wie ich es bräuchte und ...verdammt, ich bin sooo glücklich, dass ich nicht mal weis wo ICH hier bin. Wie sollte ich euch sagen wo Zarrah ist, wenn ich nicht mal weis wo ich bin... so bescheuert!
Razag hatte keine Ahnung wo sein Kumpel und die Ex-Herrin waren. Sie waren weg und das war einfach super! Nachdem er also nach einem zweiten Krug gebettelt hatte und diesen vielleicht oder auch noch ausgetrunken hatte, leckte er sich ein paar Mal probierend über die Lippen und probierte damit seine Zunge aus. Dann sah er zu Raquel auf und nickte noch mal fleißig:
„Ifffage euf allef waffifweif!“
Ja, mit dieser Aussprache würde die ungeduldige Elfe gewiss ihre Freunde an dem Verhör haben. Razag hätte fast gelacht, aber ihm entkam nur ein kurzes irres Glucksen, als er sich abermals selbst zu hörte. Dann guckte er entschuldigend und zuckte mit den Schultern.
Au!
Er zuckte gleich noch mal, aber dieses Mal wegen der Schmerzen.
„Iff binnoff fürnifts zugebrauffen. Verfeit Heffin!“
Irgendwie war der Wahnsinn schon recht nah und alles zu komisch. Wenn einem alles egal wurde, nahm die Umwelt komische Farben an. Diese dumme Schnepfe musste ihm wohl entweder ernsthaft helfen, oder einfach Geduld beweisen. Beides lag nicht sooo im Bereich des möglichen, Razags Erfahrungen mit den Dunklen nach. Helfen und Geduld waren nie ihre Stärken, also bereitete er sich eher auf erneute Tritte oder schlimmeres vor. Und noch ein dunkles lang vergessenes 'Ja' kroch durch seine Gedanken, als sie ihn so angesprochen hatte. Auch er als Mann war zu genüge vergewaltigt worden. Nur weil ein Körperteil 'stand' bedeutete das noch lange keine Lust, oder dass ein Mann das dann auch wollte. 'Er' funktionierte einfach bei entsprechender Behandlung, was absolut nichts mit Lust zu tun hatte und Razag kannte seinen Körper gut. Aber sein Herz... Razag schluckte nur einmal mehr die Galle herunter. Den anfänglichen Ekel über das Treiben 'auf' ihm, gegen seinen Willen, klebte immernoch an den Innenwänden seiner Seele, zäh wie Eiter einer nie verheilten Wunde. Frauen wie Raquel hatte es viele gegeben und ER hatte sie gelehrt, mit der Zeit, dass es auch anders ging. ER hatte dem morgerianischen Adel sein großes Herz dargeboten und sie hatten es gefüllt. Razag war aufgestiegen, hatte sich bewehrt und sogar sehr viel später ein gewisses Maß an Freude an seiner Arbeit gefunden. Aber die Anfänge waren … ein Albtraum gewesen, nur dass er dabei nicht geschlafen hatte. Raquel erinnerte ihn an diese Zeit und Razag ahnte, dass sie ihn nur zu gern für ihre Triebe missbrauchen würde. Emotionale oder körperliche Folter, Missbrauch, Vergewaltigung waren unter den Dunklen ein beliebter Zeitvertreib.
Raz fühlte wie der letzte Rest seines großen Herzens kurz zitterte. Er hatte keine Angst vor dem was kommen könnte, er konnte die Techniken im Schlaf abspulen, aber er wusste, dass jetzt, da er Freiheit gekostet hatte, ein erneuter Übergriff einen anderen Teil in ihm endgültig... auslöschen würde. Er fühlte diesen kleinen Rest von allem was einmal 'gut' in ihm gewesen war. Dieser Teil in ihn war kostbar und diesen wollte die Dunkle gewiss auch noch vernichten. Es fühlte sich an... als würde da ein kleiner Junge in ihm sitzen, sich zusammen kauern und sein Schicksal erwarten. Der dicke Panzer aus grünem stattlichen starken Ork drum herum wollte diesen Teil schützen, hatte Phantasien, wie er alles, jedes Leben in seinem Umkreis umbrachte, im Blut badete und Knochen spaltete... damit dieser kleine Junge ...unbeschadet blieb.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. November 2023, 10:34

Am Boden zu liegen und getreten zu werden, war nichts, was Razag nicht bereits kannte. Doch gerade jetzt war es so denkbar schlecht und vor allem wenig ratsam, dass es besonders nachhaltig wirken könnte. Denn der Ork mit dem reißerischen Ruf und dem eigentlich viel sanfteren Wesen konnte nicht mehr. Er wollte nicht mehr. Man hatte ihm übel mitgespielt und irgendwann konnte auch das größte Herz nicht mehr standhalten. Die Hoffnung nie aufzugeben war ein Mantra geworden in all der Zeit. Razag hatte seine Bestimmung und seine Freude in dem Leben innerhalb der Arena gefunden. Er liebte das Kämpfen – jedenfalls für den Schaueffekt. Aber er wollte im Grunde etwas ganz anderes. Natürlich schmeichelte es ihm und seinen Fähigkeiten, wenn die Menge jubelte und ihn in einhelligen Gesängen feierte. Sicher. Es baute das Ego auf, ließ ihn wer sein in einer Reihe von Niemanden. Sklaven waren nichts. Aber er war Raz’ulak der Furchtlose und selbst die Schnepfe Raquel hatte von ihm gehört. Er war jemand. Nicht der, der er gerne selbst sein wollte, aber der, der überleben konnte und das sogar recht angenehm. Den Frauen Freude zu spenden war etwas, das er selbstverständlich auch genießen konnte. Es war immer auch ein Stück weit das, was man selbst daraus machte. Und ähnlich wie Synnover, hatte Razag gelernt, das eigene Können zu nutzen und dementsprechend auch Nutzen daraus zu ziehen. Aber der Ursprung dessen, war weit weniger schön. Es entsprang einem äußerst düsteren Kapitel seines Lebens und gerade diese rotäugige Schlange weckte jene Erinnerungen deutlich in ihm. Schon Synnover hatte auf dem Floß dafür gesorgt, dass der Deckel dieser verstaubten Truhe in Razag’s Innerem Risse bekam und das Monster darin zum Vorschein kommen wollte. Jetzt hatte Raquel ihre scharfen Worte in die Kerben geschlagen und riss an ihnen herum. Das Monster rüttelte bereits an der Kiste. Es wollte hinaus und allen und jeden einfach nur in der Luft zerfetzen. Razag wurde dazu gemacht. Man hatte ein sanftes Herz genommen und es so lange verletzt, zertreten und geschlagen, bis aus den Narben ein Geschwür wurde, das sich manchmal schmerzhaft zusammenkrampfte und dann etwas weckte, das wohl niemand je lieben könnte. Es war ein Teufelskreislauf und er würde niemals daraus erwachen. Das Schicksal lachte immer lauter, wenn er weinte. Aber selbst jetzt behielt Razag zunehmen einen klareren Kopf.
Das Gift lähmte noch seinen Körper ein wenig, auch wenn Stück um Stück das Gefühl zurückkehrte, aber sein Verstand wurde schneller wieder klar. Er spürte die Schmerzen an seinem Rücken, aber er spürte auch, dass da etwas anders war. Es tat weh und schwächte ihn, aber er konnte, sobald er sich darauf konzentrierte feststellen, dass die Wunden nicht offen waren. Jedenfalls nicht vollständig. Dort, wo die Pfeile gesteckt hatten – zwischen den Schulterblättern, dann der erste Pfeil in seinem Schulterblatt und einmal noch auf Höhe seiner rechten Niere – trat kein Blut mehr aus. Sie brannten, aber eher wie Wunden, die frisch zusammengewachsen waren. Die Haut war noch verletzt, aber sie hielt drinnen, was in den Körper gehörte. Ein eigenartiger Umstand, denn Razag war sich sehr sicher, dass er keine Tage in Ohnmacht verbracht hatte. Sollten sich die Elfen tatsächlich um ihn gekümmert haben? Unwahrscheinlich… Der Tag war fortgeschritten, das konnte er anhand der Sonne erkennen, die zwischen dem dichten Blätterdach hervorlugte. Sie stand tiefer.

Raquel verkörperte gewiss nicht die Sonne. Sie war ein schwarzes Loch, das alles Schöne aufsaugte und nie wieder freigab. Sie stand so dicht vor dem Ork, dass er ihren schweren Rosenduft riechen konnte. Er wirkte nicht so lieblich, wie man meinen wollte, sondern eher erdrückend. Aber sie unterschätzte den Ork auch, was ihm nun zupasskam. Denn Razag konnte erkennen, dass Raquel mehrere Waffen besaß. An ihren Oberschenkeln befanden sich Halterungen, die kleine Wurfmesser hielten und ihr einen schnellen Zugriff erlaubten. Dann, als sie sich zu ihren Begleitern herumdrehte, fand er noch zwei Säbelartige Klingen auf ihrem Rücken und an ihrer Hüfte baumelte doch tatsächlich ein ihm sehr wohl bekanntes Schwert: Flussnadel. Es passte sich hervorragend an die schwarze Optik der Elfe an, doch war es unverkennbar das Schwert, das er im Fluss gefunden und von Zarrah überlassen bekommen hatte. Und sobald er es betrachtete, hatte er das Gefühl, es führen zu wollen. Da seine Gliedmaßen aber noch etwas träge waren, würde er nicht danach greifen können. Seine Hände waren zudem die ganze Zeit über auf seinem Rücken gefesselt, was ihm auch ein Taubheitsgefühl in den Schultergelenken bescherte. Erstmal aber musste er erkennen, dass dieses Elfenexemplar genau so ist, wie man es den Dunklen nachsagte. Sie war überheblich, arrogant, vulgär und … plump. Sie mochte gewiss mit all den Waffen umgehen, aber sie war… gewiss nicht halb so intelligent, wie sie glaubte. Razag hatte mit genug verschiedenen Dunklen zu tun gehabt. Aran’Duran, Leiter des schwarzen Runds, der war verboten intelligent gewesen. Er besaß Kalkül und Voraussicht. Dinge, die Raquel nur glaubte zu besitzen. Sie sagte Dinge, die Razag den Eindruck gewannen ließen, dass er ihr überlegen war. Körperlich sowieso, sobald er sich wieder bewegen konnte. Aber geistig eben auch. Vielleicht konnte er diese überzeugen und würde am Ende gar als Sieger hervorgehen. Doch wollte er das? Er hatte nichts mehr, wofür es sich noch lohnte, sich anzustrengen. Syn und Zarrah waren offenbar entkommen und das war gut so! Sie wären gewiss schon über alle Berge. Crystins Reise nach Kata Mayan war ebenfalls sicher schon angetreten… Kata Mayan… er hatte noch die Füße in den Sand der Zeit gestreckt, doch nun… Er würde sie noch nicht wiedersehen. Erst, wenn er diese Brut ausgelöscht hätte. Wenn er gerächt hätte, was ihm sein Herz zurückgeschenkt hatte. Die ihm zeigte, dass der kleine Junge in seinem Innern doch nur einen Platz und Geborgenheit wollte. Das alles, hatten ihm diese Monster genommen. Aber ihn schimpfte man so… Die Welt war nicht gerecht.

„Ifffage euf allef waffifweif!“, antwortete er dann und Raquel hob eine Augenbraue. „Niedlich.“, bemerkte sie trocken und wirkte gar etwas angewidert. „Iff binnoff fürnifts zugebrauffen. Verfeit Heffin!“ Sie schnaubte unwillig. „Vielleicht solltest du vorerst nicht reden. Das ist ja kaum auszuhalten.“, lehnte sie arrogant ab und trat einen Schritt zurück. „Los, Oger. Sieh zu, dass er wieder auf die Beine kommt und bereit ist!“, herrschte sie den anderen an und jener nickte ergeben. Er schlurfte auf Razag zu und griff nach seinem Arm. Es schmerzte, als der Oger ihn packte und auf die Beine hievte. „Aufstehen.“, brummte er dröhnend und hielt Razag, bis jener wenigstens halbwegs stehen konnte. Der Oger überragte Razag noch um einen Kopf, wenn er ihn nicht gesenkt hätte und offenbar darüber einen Buckel entwickelt hatte. „Gehen waschen.“, brummte er weiter monoton und Raquel seufzte theatralisch. „Tut das.“, wedelte sie mit der Hand. „Reicht wenn hier ein wertloser Körper verrottet.“, sagte sie herablassend und instinktiv wusste Razag, dass sie Crystin damit meint. Raquel gesellte sich zu ihresgleichen und nahm sich dann auch etwas zum Essen. Der Oger aber hielt Razag weiterhin fest, löste aber seine Fesseln nicht. Er führte ihn ein kleines Stück an Crystins’s Körper vorbei vom Lager weg. Man konnte sie noch sehen, aber wenn sie leise sprachen, nicht hören. Hier hatte der Oger tatsächlich einige Bottiche mit Wasser stehen und deutete darauf. „Waschen“, sagte er einsilbig und hob den Eimer an. Erneut stand er vor dem Problem, dass Razag gefesselt war. Dann sah er zu Raquel, hob schwerfällig die Schultern und stülpte Razag den Bottich über den Kopf. Frisches, herrliches Wasser rann im Sturzbach über seinen gesamten Körper hinweg. Es war so schon belebend, aber für Razag war es, als tauchte er in das tiefste Meer. „Oh das gefällt uns, ich lieeeebe es! MEHR davon!“, hörte er Nalia flöten und kichern. „Wir brauchen das, nicht wahr, Razag? Das gibt uns Kraft, ich kann es spüren!“, plapperte sie und es war, als hörte er tatsächlich einige Schwimmbewegungen. Doch das konnte ja nicht sein. „Ahhhh, wie das gut tut. Ich könnte das den ganzen Tag machen. Das hilft auf die Sprünge. Oh! Und merkst du was? Es lindert dieses lästige Brennen am Rücken. Himmel, Arsch und Zwirn, das ist aber piesackend. Aber… na sag mal, wieso bluten wir eigentlich nicht mehr? Verbände sind da nicht…“, schnatterte sie und schnatterte. Ihr Bild zuckte kurz vor seinem inneren Auge auf und wenn er auf eine spiegelnde Wasseroberfläche sah, konnte er auch Nalia entdecken. „Diese blöde Schnepfe hat unser Schwert, Razag. Das geht so nicht. Da musst du etwas tun! Sag dem Holzkopf neben dir, dass du mehr Wasser brauchst. Vielleicht können wir ihn auch dazu bewegen, dass er unsere Fesseln löst und dann schnappen wir uns Schwert und Crystin und hauen ab, was meinst du?“, plapperte sie ohne Luft zu holen und stutzte dann. „Crystin?“, sie machte eine Pause. Himmel, war sie nervtötend. „Wieso ist die eigentlich hier? Was belasten die sich denn mit ihr?“, fragte sie und hörte ja gar nicht mehr auf zu reden…
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 17. November 2023, 12:42

Während der näheren Betrachtung der Dunkelelfe, bemerkte Razag an ihrer Hüfte doch tatsächlich ein ihm sehr wohl bekanntes Schwert:
Flussnadel.
Es passte sich hervorragend an die schwarze Optik der Elfe an, schmiegte sich an ihr Bein, dass Razag einen Funken Eifersucht verspürte. Es war unverkennbar das Schwert, das er im Fluss gefunden hatte und er hatte abermals dieses mächtige das Gefühl, es führen zu wollen.
Flussnadel! Was machst du denn bei der da?!?
Wie so oft, sprach Razag in Gedanken mit Gegenständen... so wie mit seinem Bärenschadel Bärbel. Jetzt war es eben ein Schwert.
Warum kommst du nicht zurück zu mir?! Ich hab dich doch gefüttert. Sei nicht so treulos...
Aber Raquel verhörte ihn noch weiter, biss sie von seinem Nuscheln etwas genervt antwortete:
„Niedlich.“
Sie wirkte gar etwas angewidert. Ein Umstand der Raz denken ließ:
Hey, wenn ich sie mit meinem Nuscheln schon nerve, dann lässt sie mich vielleicht doch in Ruhe.
„Iff binnoff fürnifts zugebrauffen. Verfeit Heffin!“
Sie schnaubte unwillig.
„Vielleicht solltest du vorerst nicht reden. Das ist ja kaum auszuhalten.“
, lehnte sie arrogant ab und trat einen Schritt zurück. Raz war dankbar für jede Handbreit Raum zwischen ihr und ihm. Die irrwitzige Idee, sie nun erst recht voll-zu-nuscheln nistete sich in Raz Gehirn ein wie ein Pilz und verteilte munter seine Sporen. Wenn er es übertrieb...nun mehr als ihn zu töten konnte sie nicht tun. Raz wusste in seinem Innern, dass sie sehr wohl MEHR tun könnte, aber sein Unterbewusstsein versuchte seinen jüngst erwachten Freiheitsdrang, den kleinen Jungen in ihm zu schützen. Eine weitere Vergewaltigung würde sein Herz nicht überstehen, einen weiteren Missbrauch seine Seele nicht überleben.
„Los, Oger. Sieh zu, dass er wieder auf die Beine kommt und bereit ist!“
„Aufstehen.“

Und schon wurde der Ork auf die Beine gehievt. Schmerzen rannen wie flüssiges Feuer durch Razags Nervenenden. Aber... nicht so schlimm wie erwartet. Hatten diese Dunkelelfen stumpfe Pfeile verschossen?
„Gehen waschen.“
, brummte er weiter monoton und Raquel seufzte theatralisch.
„Tut das... Reicht wenn hier ein wertloser Körper verrottet.“
, sagte sie herablassend und instinktiv wusste Razag, dass sie Crystin damit meinte. Jede Erwähnung ihres Namens, allein ihre vergangen Existenz traf den Ork wie eine Keule.
...Oh, wie gern hätte er Cris erklärt, was es mit dem Brauch der Keulen in seinem Volk auf sich hatte. Seine Mutter hatte ihm dazu eine Geschichte erzählt, die ganz logisch klang, aber auch ausgedacht sein könnte...
**“Warum schenkt der Mann der Frau eine Keule, wenn er sie mag?“
, hatte er noch moosgrün hinter den Ohren gefragt.
„Das ist so... Wir Orkfrauen sind sehr stark, musst du wissen. Besonders unsere Beine und Hüften. Wenn Mann und Frau in unserem Volk beieinander liegen, dann verletzten wir manchmal die Männer ...und damit das nicht passiert, schenken wir vorher unserem Auserwählten eine Keule. Damit...und NUR DAMIT darf er uns dann auf den Kopf schlagen, dann seinen Samen in unseren Körper pflanzen und dann gehen wir meist wieder unserer Wege. Manchmal bleiben wir auch länger zusammen, wenn er nicht zu doll gehauen hat und sonst gut zu uns ist.“**

Orkfrauen waren dafür bekannt, dass sie im Eifer des Gefechts schon mal das ein oder andere Becken ihrer Liebhaber gebrochen hatten. Zumindest erzählte man sich das hier und da... Razag hatte nur ein einziges Mal im Hause Tenebree ein Orkmädchen entjungfern dürfen und das Erlebnis hing ihm immernoch im Kopf. Er war regelrecht glücklich gewesen, dass sie gefesselt gewesen war, denn was ihre inneren Wände schon allein mit seinem Körper anstellten, war schon grenzwertig gewesen. Aber mit etwas Übung hatten sie zueinander gefunden und dann sogar Spaß aneinander gehabt. Trotzdem waren Orkfrauen 'mit Vorsicht zu genießen'! Doch die Erwähnung von Cris hatte diesen kleinen Teil seiner Vergangenheit aufgebrochen und er kostete ihn einiges, diese Scherben wieder zu verdauen. Es würde niemals eine Keule geben.
Jedes mal dämpfte es etwas mehr sein Herz und schliff die scharfen Kanten darin, wenn er an sie dachte, oder an das was hätte sein können.
Natürlich hätte er sich über eine Keule von Cris gefreut, aber sie niemals damit geschlagen! Sie war ein Mensch, die waren nicht so widerstandsfähig. Es war nur das Symbol! Der 'schlagende Beweis' dass sich eine Frau für einen Mann entschied. Doch jetzt... jetzt taten diese Gedanken einfach nur weh. Raz fühlte sich, als hätte er Glasscherben gegessen.
Raquel gesellte sich derweil zu ihresgleichen und nahm sich dann auch etwas zum Essen. Der Oger aber hielt Razag weiterhin fest, löste aber seine Fesseln nicht. Er führte ihn ein kleines Stück an Crystins’s Körper vorbei vom Lager weg und Razag gab sich Mühe nicht hin zu sehen. Es sollte ihm gelingen... doch es begann ihn zu ärgern, dass sie ihren Leichnam einfach so vor sich hin rotten ließen.
„Waschen“
Da bekam Razag den Bottich über den Kopf. Keine Keule, aber dafür bekam er frisches, herrliches Wasser, dass im Sturzbach über seinen gesamten Körper hinweg rann. Es war so schon belebend, aber für Razag war es, als tauchte er in das tiefste Meer.
„Oh das gefällt uns, ich lieeeebe es! MEHR davon!“
, hörte er Nalia flöten und kichern. Razag genoss das kalte Wasser und es weckte tatsächlich etwas seine Lebensgeister... also vor allem den Einen!... den nervenden!
„Wir brauchen das, nicht wahr, Razag? Das gibt uns Kraft, ich kann es spüren!“
, plapperte sie und es war, als hörte er tatsächlich einige Schwimmbewegungen.
„Ahhhh, wie das gut tut. Ich könnte das den ganzen Tag machen. Das hilft auf die Sprünge. Oh! Und merkst du was? Es lindert dieses lästige Brennen am Rücken. Himmel, Arsch und Zwirn, das ist aber piesackend. Aber… na sag mal, wieso bluten wir eigentlich nicht mehr? Verbände sind da nicht…“
, schnatterte sie und schnatterte und fasste damit auch seine Gedanken dazu zusammen. Ihr Bild zuckte kurz vor seinem inneren Auge auf und als er auf die spiegelnde Wasseroberfläche in einem anderen Eimer sah, konnte er auch Nalia darin entdecken.
„Diese blöde Schnepfe hat unser Schwert, Razag. Das geht so nicht. Da musst du etwas tun! Sag dem Holzkopf neben dir, dass du mehr Wasser brauchst. Vielleicht können wir ihn auch dazu bewegen, dass er unsere Fesseln löst und dann schnappen wir uns Schwert und Crystin und hauen ab, was meinst du?“
, plapperte sie ohne Luft zu holen und stutzte dann, als Razag leise stöhnte und dachte:
Wozu?
„Crystin?“
, sie machte eine Pause. Himmel, war sie nervtötend!!!
„Wieso ist die eigentlich hier? Was belasten die sich denn mit ihr?“
, fragte sie.
Hört die denn gar nicht mehr auf zu reden… ?
Razag ließ den Kopf hängen und entspannte so seinen verkrampften Nacken etwas. Dann hob er ihn jedoch und tat, was sie geraten hatte. Er bat den Oger noch mehr Wasser zu holen.
„Bitte. Ich brauch mehr Wasser. Ich warte. Ich renn nicht weg. Kann ich garnicht. Will ich nicht.“
Und als der Oger sich hoffentlich in Bewegung setzte, sandte er seine Gedanken an den nervigen Geist in seinem Unterbewusstsein. Razag war wütend und Nalia ...war da. Sie sollte es also abbekommen:
Nalia... halt die Fresse!
Selbst in seinem Kopf klang seine Stimme wie ein gefährliches Zischen. Er schrie nicht und brüllte auch nicht. Er war ruhig...zu ruhig und das Dunkel in seiner Seele breitete sich weiter aus.
Nimm noch einmal ihren Namen in den Mund und ich ramme meinen Kopf gegen den Baum da, bis er bricht und du aus meinen Gedanken raus tropfst wie mein Gehirn aus meinem Schädel.
Es sähe gewiss 'lustig' aus, wenn der gestandene Ork mit Anlauf sich den Schädel selbst zerschmettern würde um so der hochnotpeinlichen Befragung zu entkommen, einer weiteren Misshandlung... bzw. der Stimme in seinem Kopf, die sich mit Cris Ableben beschäftigen wollte. Die Lust darauf wuchs von Minute zu Minute. Seine Stimmung schwankte wie eine Nussschale im stürmischen Meer. Eben hatte er noch Flussnadel gesehen und sie gern in seiner Hand gefühlt, da verließen ihn schon wieder seine Pläne an Rache und Blutlust. Wozu sollte er sich eigentlich noch bemühen? Cris war tot. Sein Kumpel war entkommen und Zarrah auch. Er wurde nicht mehr benötigt und sie wären schön blöd zurück zu kommen um so etwas hirnrissiges zu wagen, wie ihn zu befreien. Es war vorbei.
Sie ist tot...
Es tat einfach zu weh. Das aller Schlimmste war, dass dieser nervige Geist eine Frage in seinen Kopf gesetzt hatte, die sich nun wie Fleisch fressende Würmer an seinen Gehirnwindungen labten.
Warum...
Warum hatten sie ihren Leichnam mitgenommen?
Als hätte er sich das nicht schon selbst gefragt. Oh dafür gab es schrecklich viele Gründe und einer war schlimmer als der andere. In Morgeria lernte man schrecklich viel und hörte immer an jeder Ecke Geschichten, ob nun wahr oder unwahr. Es war auch nicht so, als ob Kannibalismus etwas war, das es nicht gab. Trolle fraßen gern Leichen. Damit sparten sich die Eroberer manchen Ausbruch an Krankheiten. Auch der ein oder andere Orkstamm genoss die Herzen seiner Feinde. Sogar manche Dunkelelfen standen in dem Ruf gewisse Fleischsorten zu favorisieren um mit einem guten Blutwein bei Kerzenschein zu genießen. Manche steckten auch die Schädel ihrer Opfer auf Lanzen um sie umher zu zeigen, oder es gab solche, die ihre Opfer in Flüssigkeiten einlegten um sie haltbar zu machen. Genauso wie jene abschreckende Beispiele, so gab es auch jene die Leichen 'liebten', so wie Nekromanten. Diese brauchten stets Nachschub an Materialien. Vielleicht war sogar einer unter diesen hier, der Razags Liebe wieder auferstehen lassen würde um ihn dann mit ihrem seelenlosen Leib zu quälen und zu töten. Razag war sich ganz sicher, WENN Cris auch nur zucken würde, er würde ihr schnell und sauber das Genick brechen und den Kopf abreißen. Das sollte im allgemeinen genügen um den animierten Leichnam aufzuhalten. Am besten wäre immernoch, er könnte sie begraben und in den ewigen Kreislauf über gehen lassen. Aber dies lag noch weit außerhalb seiner Möglichkeiten. Razag war nicht lange genug im Clan der Bären unterwegs gewesen und hatte auch keine Magie gezeigt. Auch hatte er nicht viel von dem Glauben manch seiner Brüder, die dem Urgeist huldigten, aber die Vorstellung, dass die Energie des Lebens nach dem Tode wieder in die Adern der Erde über ging, die hatte ihm immer gefallen. Vater Urgeist würde auch ihn eines Tages zu sich holen und er würde mit all seinen Ahnen zusammen durch die Erde fließen. Aber ob Cris dort auch sein würde, war fraglich. Ohne sie fühlte er sich leer.
Das sie den Pfeil schlicht 'überlebt' haben könnte, das gab es in seiner Weltvorstellung nicht. Sie war nur ein Mensch. Ihre eigene Magie hätte sie nicht retten können, wenn sie getroffen war. Es wäre schlicht unlogisch. Und selbst wenn der Pfeil, den er in ihre Brust hatte eindringen sehen, ihr Herz verfehlt hätte, so lagen dort genügend andere lebenswichtige Organe, die der Krieger gelernt hatte zu zermatschen.
Cris war tot.
Jeder Gedanke in eine andere Richtung war Folter, die ihn nicht zu Ruhe kommen ließ.
Aber... dieser nervige Geist musste ja fragen, also bekam sie nun die geballte Ladung seiner Wut ab. Sein Herz blutete noch zu stark, als dass er etwas anders hätte zulassen können. Das Leben hatte ihn an ihrer Süße schnuppern lassen, ihn die Freiheit kosten lassen und ihn damit an seine doch recht unbeschwerte Jugend erinnert. Er hatte sich das erste mal seit seiner Entführung wieder nützlich gefühlt. Nicht für den Kampf, oder der Belustigung wegen. ---
Weil ER etwas beizusteuern hatte. Er hatte für Fisch sorgen können, für Nahrung. Er hatte jene versorgt die er liebte... mache mochten das klein und unbedeutend finden, aber für ihn war es wichtig gewesen.
Diese eine achtlos gestellte Frage löste so viel ihn ihm aus. Es kippte ihn über den Abgrund seiner Phantasie und brach sein Herz gleich noch mal. Dafür hasste er Naira, auch wenn sie nichts dafür konnte und vielleicht nur Hoffnung in sein Herz hatte sähen wollen. Für Razag war Cris gestorben, ja er wäre 'für sie' gestorben. Sterben war schon scheiße, aber Leben war viel schlimmer. Das Thema Hoffnung brachte aber weitere unbewusste Ideen in seinen düsteren Verstand, was es nicht besser machte. Was also... wenn sie den Pfeil überlebt hatte? Sollte sie vielleicht seine Wunden behandelt haben? Die schlimmste aller Vorstellungen drohte sein Herz zu zerreißen, den letzten Rest der noch übrig war... Sollte sie selbst schwer verletzt ihre letzten Energien für IHN verbraucht haben, damit ER lebte? War sie für ihn gestorben?
Der Anblick der knorrigen Rinde des Baumes gegenüber wurde immer verlockender. Ein Genickbruch war wahrscheinlich. Es kam nur auf den Winkel an. Dafür musste er sich nicht mal los binden lassen.
Aufstehen... Anlauf... Kopf runter und dagegen. ...Ende!
Oder... eine erneute Dusche rettete ihn noch mal aus seiner düsteren Gedankenspirale? Wurde Zeit, dass er was zu tun bekam.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. November 2023, 22:07

Viele sadistisch veranlagte Individuen glaubten, dass sie überlegen wären. Dass sie die Kontrolle über andere Wesen übernehmen und nach ihrem Willen formen konnten. Sie glaubten, dass ihre Macht darin beruhte, die anderen zu brechen, ihnen alles wegzunehmen, sie zu demütigen und gar zu peinigen, indem sie sie verletzten. Sie alle gingen davon aus, dass das Leid beständig wäre. Dass es sich vermehrte, je länger sie drangsalierten. Aber sie machten alle einen entscheidenden Fehler: Sie überspannten den Bogen. Irgendwann hatte ihr Opfer eben nichts mehr zu verlieren. Hatte alle Beleidigungen gehört, sämtliche Schmerzen gefühlt. Denn Sadisten hörten nicht auf, wenn ihr Opfer am Boden lag. Sie machten weiter und weiter und weiter. Und irgendwann obsiegten die Opfer. Entweder, indem sie starben und ihr Leid mit sich nahmen oder aber, weil sie nichts mehr zu verlieren hatten und auf die Pein nicht mehr angemessen reagierten. Sadisten hungerten sich selbst irgendwann zu Tode. Sie brauchten Nachschub, an dem sie sich laben konnten. Razag hatte man schon früh begonnen zu brechen. Aber er hatte aus den abscheulichen Erlebnissen etwas gemacht. Hatte sie in seine großen Pranken genommen und in etwas verwandelt, womit er leben konnte. Er hatte es geschafft, dass sie ihn nicht gebrochen hatten, sondern stärker machten. Er behielt sich trotz seines Lebens ein Herz und schloss darin einfach jeden ein. Mal mehr, mal weniger. Er liebte, was er tat – zumindest so lange, bis etwas besseres käme. Er war mit vollem Einsatz dabei und hätte als glücklicher Gladiator sein Leben ausgehaucht, wenn die Götter das für ihn vorgesehen hätten. Das Triell wäre sein krönender Abschluss gewesen, aber sein Weg war etwas anders vorgezeichnet. Doch wohin? Sollte er wirklich ein klein Wenig von der zuvor gelebten Freiheit riechen dürfen, bevor man ihn doch noch brach? Welcher Gott war so grausam und wieso hatte er es auf Razag abgesehen? Dass er das Leben einmal kurz an sich vorbeiziehen gesehen hatte, war dann doch zu viel. Wenn es ihm in Form von blauen Augen und Sommersprossen ins Gesicht lachte, um dann seinem Griff zu entschwinden. Er hatte nur mal kurz an dem süßen Nektar nippen dürfen, um ja nicht zu vergessen, wie es schmecken könnte. Aber dann verwandelte sich alles in klumpige, schleimige Brühe. Sie schmeckte bitter und salzig obendrein. Wozu noch kämpfen? Wozu noch leben… Nalia wirbelte in seinen Gedanken umher, doch schaffte nicht mal die Traumfrau es, ihn auf eine andere Bahn seiner Gedanken zu lenken.
Dabei hatte sie interessante Ansätze, doch jene Gedanken waren einfach zu schmerzhaft. Sie waren nichts, was Razag jetzt noch aushalten könnte. Man hatte ihn zu Boden geworfen und war auf ihm herumgetrampelt. Nichts neues. Aber er hatte geglaubt, es könnte einmal anders werden. Und DAS war es doch, was jetzt besonders wirkte. Zudem hatten diese neuerlichen Sadisten dazu entschieden, seine größte Schwäche einfach mitzunehmen. Sie vor seinen Augen zu beleidigen, sie zu denunzieren. Das reinste Geschöpf, das Razag je hatte kennenlernen dürfen. Er kämpfte die Erinnerungen an sie nieder. Er wollte nicht mal, das Nalia ihren Namen aussprach! Sie sollte die Fresse halten, denn nichts von dem, was sie sagte, konnte ihm helfen. Im Gegenteil! War sie nun ebenfalls Sadistin oder seine ‚Traumfrau‘ ? Er wusste es nicht mehr… Er wusste überhautp nichts mehr, denn das Leben besaß keinen Sinn mehr. Sicher. Er hätte durchaus noch den Willen entwickeln können, dass er das Leben dieser vier Haraxausgeburten beendete. Dass er Crystin ein Begräbnis schenkte. Sie der Natur, die sie so liebte, wiedergab. Dass ihr gutes Herz den Anfang eines neuen Baumes bilden könnte. Rein und lieblich. Aber warum? Razag war wirklich ganz unten angekommen. Für ihn hatte es keinen Sinn mehr. Er wollte nicht mehr kämpfen, denn dann hätte er etwas haben müssen, für das es sich lohnte. Niemand brauchte ihn jetzt noch. Zarrah und Syn waren gewiss längst fort. Sie würden den Auftrag, den die Elfe an sie herangetragen hatte, allein ausführen. Das Wasser klärte nur bedingt seine Gedanken. Es tat gut, aber er wollte mehr. Brauchte mehr. Und vielleicht würde Nalia wirklich mal die Fresse halten, wenn er tat, wonach sie krähte. Also wandte er sich an den Oger, der noch immer mit dem Bottich in den großen Pranken dastand und Razag … anglotzte. „Bitte. Ich brauch mehr Wasser. Ich warte. Ich renn nicht weg. Kann ich garnicht. Will ich nicht.“ Der Oger starrte weiter. Sekunden dehnten sich aus, dann nickte er langsam. „Nicht weglaufen. Sie merken das.“, warnte er Razag und trottete davon.

Aber Razag hatte es bereits gesagt: Er wollte gar nicht mehr weglaufen. Ihm fehlte einfach jeglicher Kampfwille und es hatte keinen Sinn mehr. Er wusste weder vor noch zurück und so langsam bekam die Vorstellung, auch Nalia loszuwerden, eine besondere Verlockung. Sein Blick fiel, während er auf mehr Wasser wartete, auf einen Stamm. Er konnte den dicken Baum gut vor sich erkennen und mit einem Mal zuckten Gedanken durch den Schädel, die Nalia zumindest deutlich erschreckten. „Du wirst doch jetzt keinen Blödsinn machen!“, stieß sie entsetzt aus. „Mensch, Razag, hör doch zu du bist doch…“, er unterbrach sie gedanklich. Konzentrierte sich auf den einen, wundervollen Gedanken, sich einfach Kopf voran gegen diese Rinde zu pressen und so einen Genickbruch herbeizuführen. Aus und vorbei. Schluss. Aufstehen... Anlauf... Kopf runter und dagegen. ...Ende! „Wenn du das machst, dann rede ich… re…“, Nalia war tatsächlich sprachlos. Ihr wurde klar, so wie es Razag klar wurde, dass das der beste Gedanke war, den er seit langem gehabt hatte. Er würde nichts mehr fühlen, nichts denken, nichts mehr sehen müssen. Er würde nicht darüber nachdenken müssen, dass es ihm besser ging, als es dürfte. Dass es vielleicht Hoffnung geben könnte. „Razag…“, hörte er noch Nalia in seinem Kopf, als sich seine Beine tatsächlich in Bewegung setzten. Er sah nur noch den Baumstamm, dachte nur noch an das knackende Geräusch, das sein Nacken gleich abgeben würde, bevor dann alles endlich ein Ende fand. Razag nahm ein wenig Fahrt auf, so gut es eben ging. Gleich, nur noch ein Stück. Nun Kopf runter… im Augenwinkel sah Razag noch, wie sich der große Oger wieder auf dem Weg zurück befand und zwischen den Händen den Bottich mit Wasser balancierte. Er ging langsam, viel zu langsam für Razag’s Gemütszustand. Es sollte nicht sein. Rettung gab es keine. Und so sah er den Stamm immer näherkommen. Gleich war es soweit. Nur ein Bisschen, jetzt… Doch bevor der Schädel des Orks tatsächlich mit brachialer Gewalt gegen den Stamm krachen konnte, spürte Razag, dass seine Beine einfach ihren Dienst quittierten. Die plötzliche Anstrengung war nichts, was sie gutheißen konnten, sodass der Ork stolperte und ordentlich an Fahrtwind einbüßte. Razag taumelte, stolperte und musste mit den Armen rudern, bevor er tatsächlich gegen den Stamm krachte. Ihm blieb die Luft weg. Der Schmerz schoss durch sein Hirn und einmal der Verlängerung durch sein Rückenmark hindurch bis in den kleinen Zeh. Ein Pfeiton erklang in seinem Kopf. Die Bilder drehten sich, kreisten unablässig umher, bis sie plötzlich eine Erinnerung formten.
Er spürte, wie er in Trance seinem Mädchen dabei zusehen musste, wie sie getroffen zu Boden ging. Dann spulte seine Erinnerung vor. Er sah im Schnelldurchlauf, wie er sich auf Syn warf, ihn schützte. Spürte dann, wie er getroffen wurde und schließlich zu Boden ging. Diese Erinnerung kannte er schon. Kurz blieb ihm die Ahnung eines bekannten Gefühls, doch dann verblasste dieses und er war allein. Das Kaninchen war entkommen. Razag aber lag mit dem Gesicht voran im Dreck. Er spürte das Brennen der Pfeilspitzen, wusste instinktiv, dass es tiefe Wunden waren. Er blutete, es lief ihm kitzelnd über die Haut. Dann hörte er dumpfe Schritte und Stimmen…. „…findet sie! Los!“, rief eine Frauenstimme. Hastig liefen flinke Beine an seinem Gesichtsfeld vorbei. Doch er hatte nur Augen für eine: Crystin. Sie lag mit dem Gesicht zu ihm gedreht und… sah ihn an. Sie atmete gepresst, aber sie atmete. Er konnte sich erinnern. Er hatte sie gesehen. Noch einmal lief einer der Elfen an den am Boden Liegenden vorbei, dann entfernten sich die Schritte etwas. Und mit einem Mal wurde die Erinnerung klarer: Crystin bewegte sich, ächzte unter jedem mühsamen Ziehen mit ihrem rechten Arm. Sie robbte über den Boden… Stück um Stück kam sie auf ihn zu. Sie hielt den Blick in seinem, verankerte sich darin, um ihn ja nicht zu verlieren. Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn. Dann hatte sie die Wegstrecke endlich geschafft und musste erschöpft pausieren. Der Pfeil steckte in ihrem Thorax, oberhalb der Brust. Ihr Atem rasselte. Doch Crys schob ihre Hand vor und schaffte es, Razag’s kleinen Finger zu berühren. Dann schloss sie die blauen Seelenspiegel müde hinter ihren Lidern ein und … lächelte. Wärme breitete sich über Razag aus, hüllte ihn ein in ein sanftes Licht. Es umgab ihn, bettete ihn in Zuversicht. In Liebe und Geborgenheit. Und es verschloss seine Wunden, wenigstens ein wenig. Es brach plötzlich ab, so wie die Erinnerung. Crystin hatte ihre Augen nicht noch mal geöffnet, aber sie hatte ihn tatsächlich zumindest versucht zu heilen. Sie hatte ihm tatsächlich das Leben gerettet. Doch um welchen Preis?
Nachdem Razag die Erinnerung wiedererlangt hatte und sich sein Schädel von dem Stoß ein wenig erholte, befand er sich wieder im Wald und starrte auf einen Eimer Wasser. Der Oger glotzte ihn fragend an. „Aua?“, fragte er und blinzelte. In der Wasseroberfläche aber war dieses Mal nicht Nalia zu sehen, sondern nur er selbst. Mit einer Beule am Kopf, und Erschöpfung im Gesicht. Dann spürte er plötzlich die kalte Dusche aus dem geholten Eimer, die der Oger ihm zuteilwerden ließ. Es belebte seinen Geist immens. Er spürte, dass er an Kraft gewann. „Was geht hier vor sich?!“, rief dann Raquel und war auf sie zugetreten. Sie hatte die Arme verschränkt und musterte die beiden Riesen abschätzig. Und sobald sich Razag zu Raquel umwandte, fiel sein Blick auf das Bündel am Boden. Da lag sie… Crystin. Sie hatte ihm das Leben gerettet und jetzt lag sie da. Im Dreck. Doch anders als in seiner Erinnerung, hatte sie die Augen gar nicht geschlossen. Die Heilerin hatte sie geöffnet… und starrte Razag mit einem erleichterten Glanz direkt in seine...
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Samstag 18. November 2023, 21:45

((ooc: Es ist abgesprochen, dass ich in den folgenden Szenen Teilaktionen der NPC's übernehmen werde.))

„Du wirst doch jetzt keinen Blödsinn machen!“
, stieß Nalia entsetzt aus. Sie ahnte noch schneller als er, was sich da in seinem Kopf zusammen braute, gärte und ungesund Blasen warf.
„Mensch, Razag, hör doch zu, du bist doch…“
, er unterbrach sie gedanklich. Konzentrierte sich auf den einen, wundervollen Gedanken, sich einfach Kopf voran gegen diese Rinde zu rennen und so einen Genickbruch herbeizuführen. Aus und vorbei. Schluss.
Aufstehen... Anlauf... Kopf runter und dagegen. ...Ende!
„Wenn du das machst, dann rede ich… re…“

, Nalia war tatsächlich sprachlos.
Das ist doch der Sinn der Sache.
Ihr wurde klar, so wie es Razag klar wurde, dass das der beste Gedanke war, den er seit langem gehabt hatte.
Endlich Stille.
Er würde nichts mehr fühlen, nichts denken, nichts mehr sehen müssen. Vielleicht befreite er sogar Nalia damit aus ihrem Elend sich seinen Mist ständig geben zu müssen, ihrer Gefangenschaft in seinem dummen Kopf? Er würde auch nicht mehr darüber nachdenken müssen, dass es ihm körperlich so viel besser ging, als es dürfte, oder dass es vielleicht Hoffnung geben könnte.
„Razag…“
, hörte er noch Nalia in seinem Kopf, als sich seine Beine tatsächlich in Bewegung setzten. Genervt stöhnte er ein letztes Mal auf und bemühte sich noch um so mehr. Er sah nur noch den Baumstamm, dachte nur noch an das knackende Geräusch, das sein Nacken gleich abgeben würde, bevor dann alles endlich ein Ende fand. Razag nahm ein wenig Fahrt auf, so gut es eben ging.
Gleich, nur noch ein Stück. Nun Kopf runter…
Im Augenwinkel sah Razag noch, wie sich der große Oger wieder auf dem Weg zurück befand und zwischen den Händen den Bottich mit Wasser balancierte. Er ging langsam, viel zu langsam für Razag’s überaus ausgereiften Plan. Rettung gab es keine. Sollte es auch nicht.
Sehr gut, du kannst mich auch nicht mehr aufhalten.
Und so sah er den Stamm immer näherkommen. Gleich war es soweit.
Nur ein Bisschen noch, jetzt…
Doch bevor der Schädel des Orks tatsächlich mit brachialer Gewalt gegen den Stamm krachen konnte, spürte Razag, dass seine Beine einfach ihren Dienst quittierten. Er rutschte.
Scheiße!
Die plötzliche Anstrengung war nicht gut, sodass der Ork stolperte und ordentlich an Fahrtwind einbüßte. Razag taumelte, stolperte und musste mit den Armen rudern, bevor er tatsächlich dann doch noch mehr als unelegant gegen den Stamm krachte. Ihm blieb die Luft weg.
Atemnot? Kumpelchen?
Der Schmerz schoss durch sein Hirn und einmal die Verlängerung durch sein Rückenmark hindurch bis in den kleinen Zeh. Ein Pfeifton erklang in seinem Kopf. Die Bilder drehten sich, kreisten unablässig umher, bis sie plötzlich eine Erinnerung formten.
Ach ja... man sieht ja noch mal sein Leben, bevor man stirbt...
Er musste seinem Mädchen dabei zusehen musste, wie sie getroffen zu Boden ging.
Ähm... das ist nicht mein Leben. Genau DAS zeigst du mir?
Die Frage war an den Gevatter gerichtet, den sein Leid aber wenig bis garnicht tangierte, denn Razag starb nicht, wie er leider wenig später feststellen musste.
Seine Erinnerung spulte vor. Er sah im Schnelldurchlauf, wie er sich auf Syn warf, ihn schützte.
Da hab ich endlich mal was richtig gemacht.
Er spürte noch einmal, wie er getroffen wurde und schließlich zu Boden ging, aber das Kaninchen war entkommen. Dann folgten neue Erinnerungen, die er zuvor nicht gehabt hatte... oder hatte er sie im Drogenrausch des Giftes vergessen? Wie auch immer sie in seinem plötzlich Kopf aufgetaucht waren, er sah sie. Ob er sie glaubte, stand noch aus, aber er sah weiter zu.
Razag aber lag mit dem Gesicht voran im Dreck. Er spürte das Brennen der Pfeilspitzen, wusste instinktiv, dass es tiefe Wunden waren. Er blutete, es lief ihm kitzelnd und warm über die Haut. Dann hörte er dumpfe Schritte und Stimmen:
„…findet sie! Los!“
, rief eine Frauenstimme.
Ah... Raquel.
Hastig liefen flinke Beine an seinem Gesichtsfeld vorbei. Doch er hatte nur Augen für eine:
Crystin.
Sie lag mit dem Gesicht zu ihm gedreht und… sah ihn an. Sie atmete gepresst, aber sie atmete.
Wie konnte ich das vergessen?!
Er konnte sich erinnern... irgendwie.
Hey Gevatter, verscheißer mich nicht!
Ob nun der Tod, das Leben oder das Schicksal. Es wirkte für Raz, als stände da neben ihm eines dieses halslosen kleinen Monster, ein Kind aus seiner Vergangenheit vielleicht, das ihm die Nase lang zog, die Zunge raus streckte und ein 'Ätschebätsch!' ausstieß.
Scheiß Kinder!!!
Aber das Gefühl blieb, egal wie absurd seine Gedanken wurden. Er hatte Cris gesehen. Konnte er seiner Wahrnehmung noch trauen? Wann log sie? Jetzt oder damals? Noch einmal lief einer der Elfen an den am Boden Liegenden vorbei, dann entfernten sich die Schritte etwas. Und mit einem Mal wurde die Erinnerung klarer: Crystin bewegte sich, ächzte unter jedem mühsamen Ziehen mit ihrem rechten Arm. Sie robbte über den Boden… Stück um Stück kam sie auf ihn zu.
Ok...das muss ich mir eingebildet haben! Ich liege hier mit gebrochenem Genick am Boden und hauche mein Leben aus. Irgendwas will mich quälen und ...
Sie hielt den Blick in seinem, verankerte sich darin, um ihn ja nicht zu verlieren.
Cris...
Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn.
Gott, Cris... ich... ich wollte dich doch schützen! Warum hast du...
Dann hatte sie die Wegstrecke endlich geschafft und musste erschöpft pausieren. Der Pfeil steckte in ihrem Thorax, oberhalb der Brust, wo normaler Weise das Herz lag...oder? War es die falsche Seite, oder was? Links...oder war es doch rechts??? Hatte er plötzliche eine Links-Rechst-Schwäche? Ihr Atem rasselte. Doch Crys schob ihre Hand vor und schaffte es, Razag’s kleinen Finger zu berühren.
Cris...
Dann schloss sie die blauen Seelenspiegel müde hinter ihren Lidern ein und … lächelte. Wärme breitete sich über Razag aus, hüllte ihn ein in ein sanftes Licht. Es umgab ihn, bettete ihn in Zuversicht. In Liebe und Geborgenheit.
Geh nicht. Nein! Nicht! Mach das nicht!
Und es verschloss seine Wunden, wenigstens ein wenig und um die Pfeilspitzen herum, wenn sie sie nicht gezogen hatten. Da brach es plötzlich ab, so wie die Erinnerung, so wie ihr Leben. Crystin hatte ihre Augen nicht noch mal geöffnet, aber sie hatte ihn tatsächlich zumindest versucht zu heilen. Sie hatte ihm tatsächlich das Leben gerettet. Doch um welchen Preis?
...
Die Leere in seinem von Schmerz erfüllten Schädel kollidierte mit allem was er war. Er war Ein Beschützer und Cris hatte sich für ihn geopfert? Warum wollte das Schicksal eigentlich immer, dass sich irgendwer für irgendwen opferte? War das so ne irre Passion? Wozu war das gut? Wut, Unverständnis und Hilflosigkeit bildeten einen hervorragenden Zunder für Razags Hass auf sich selbst. Dieser Hass brauchte dringend ein Ventil, da sein scheiß Herz immernoch schlug!
...
Die Nulllinie verwandelte sich in eine Zündschnur. Er blinzelte.
Ich lebe... … … …
Der Hass darüber, dass er am Leben war und Cris nicht, fraß sich wie Säure durch seinen Kopf. Man nannte es 'Überlebensschuld', die man in solchen Situationen spürte. Razag wollte das nicht spüren. Er wollte lieber hassen!
Er starrte auf einen Eimer Wasser und hasste ihn! Der Oger glotzte ihn fragend an.
„Aua?“
, fragte er und Razag hasste ihn. In der Wasseroberfläche aber war dieses Mal nicht Nalia zu sehen, sondern nur er selbst und er hasste sich. Dann spürte er plötzlich die kalte Dusche aus dem geholten Eimer, die der Oger ihm zuteilwerden ließ. Es belebte seinen Geist immens und er holte tief Luft. Er spürte, dass er an Kraft gewann und er hasste es. Er wollte es doch...
...beenden!
„Was geht hier vor sich?!“
, rief dann Raquel und war auf sie zu getreten. Fehler! Er wollte die Hände um ihren Hals legen, ihr das Genick brechen...
Aber nein, nicht mal das war ihm gegönnt, denn er war ja immernoch in Eisen gefesselt, wie er mit kurzem ersten Rucken an seinen Schellen bemerkte. Das Muster, sich mit dem Kopf voran in den Tod zu stürzen war noch aktiv und Razag war größer als die Elfe. Lächelnd drehte er sich um und wollte 'ganz schlicht' ihr von oben mit seinem Schädel eine derart feste Kopfnuss geben, dass es 'mindestens' ihren Schädel spaltete. Aber als sich Razag zu Raquel umwandte, fiel sein Blick auch auf das Bündel am Boden. Da lag sie…
...Cris.
Sie hatte ihm das Leben gerettet und jetzt lag sie da. Im Dreck, wo sie doch darunter gehörte...begraben und in Frieden ruhend. Und er hasste sie! Er hasste, dass sie ihn verlassen hatte. Er hasste die Einsamkeit, die ihn ihretwegen erfüllte. Doch anders als in seiner Erinnerung, hatte sie die Augen gar nicht geschlossen. Die Heilerin hatte sie geöffnet… und starrte Razag direkt in seine.
Hatte ihr die Totenstarre die Augen geöffnet? Verweste sie etwa schon? Der Blick war starr... oder war doch ein Nekromant hier am Werk? Orks waren grundsätzlich abergläubische Wesen und hatten gehörigen Respekt (Angst) vor Magie und so einigem was sie nicht verstanden, was auch nicht gerade wenig war. Die Situation eskalierte und Razags Unterbewusstsein hatte bereits beschlossen, dass es nicht zulassen würde, dass jemand Cris in einen wandelnden Leichnam verwandeln würde. Sein Handeln übernahm ohne Rücksicht. Mit von Hass verzerrtem Gesicht stürzte er vor und riss dabei seine Arme nach vorne. Dass er sich dabei mindestens die Haut von den Handgelenken, einigen Fingern riss und vielleicht sogar einen Daumen aus dem Gelenk kugelte, das bemerkte er nicht einmal mehr. Er MUSSTE einfach seine Hände um Cris Hals legen!!!
Nein! Nicht so! Jetzt!...damit sie Frieden...
Sein Hass grollte im Gleichklang mit seinem Leid tief in seiner Brust. Razag sah ROT! Sein Gesichtsfeld verengte sich und ließ ihn die Welt wie durch einen Vorhang sehen. Die Schleier verhüllten das erschrockene Gesicht der Dunkelelfe, die nicht verstand, was passierte? Warum griff der Ork die Leiche an? Wusste sie, dass Cris noch lebte? Versuchte Razag grad die beiden letzten Köder für Zarrah zu vernichten, damit sei kein Druckmittel mehr hatte???
Razag riss seine blutigen Pranken nach vorne, auf denen an manchen Stellen die Sehnen zu sehen waren. Er riss Cris am Hals in die Höhe...
...beenden!
Das zarte Fleisch unter seinen Fingern war so weich. So ...warm...
...beenden!...
„Hey, lass das!“
Raquel drosch von hinten mit etwas schmalen auf seine Schulter und Razags Griff lockerte sich für eine Sekunde, da sie einen Nerv getroffen hatte, was es Cris Lungen erlaubte einen kleinen Hauch Atemluft zu verströmen. Es war nur ein winziger Laut und fast wäre er im Geschrei der Dunkelelfe unter gegangen, aber auch Orks hatten spitze Ohren. Raz erstarrte. Cris blinzelte.
Was nicht möglich sein sollte, nicht möglich sein durfte, geschah.
Raz blinzelte und Cris erstarrte. Vielleicht war es sein grauenhafter Anblick? Er hatte sie so voller Hass angesehen, so sehr für seine Einsamkeit gehasst... so voller Leid und Wut...
Die plötzliche Änderung in ihrem Muskeltonus erschrak Razag so sehr, dass er sie fallen ließ wie eine heiße Kartoffel und einen Satz nach hinten machte... machen wollte, denn da stand ja Raquel und dieses Mal traf sein Schädel. Erst traf eigentlich sein Rücken ihre Brust, dann taumelten sie beide nach hinten und Razag fiel rücklings auf sie. Das letzte was die Dunkelelfe bewusst wahrnahm war wohl das Hinterhaupt des Orks, welches sie mit voller Wucht zentral an der Stirn traf.
Licht aus.
Alles was dann folgte, geschah ohne bewusste Gedanken... ohne wirkliche Kontrolle...
Razags Gewicht drückte die Dunkle in den weichen moosigen Boden des Sarius. Jahrhunderte von verrotteten Blättern und Zweigen, Unterholz und Pflanzenresten bildeten ihr ein weiches Bett in welches sie ein gutes Stück hinein gedrückt wurde. Razag aber war noch im Blutrausch und kaum dass sein Schädel den Schlag abgegeben hatte, federten seine Muskeln aus antrainierten Reflexen wieder nach oben, so wie er es gelernt hatte. Im Sand liegen zu bleiben war in der Arena keine Option, man musste schnell sein und der Orkkrieger befand sich im Kampfmodus. Kämpfe oder stirb. Sein Schädel dröhnte, die Handgelenke bluteten, aber er nahm kaum etwas davon wahr. Einen hektischen Atemzug sah er auf die Elfe hinab und riss Flussnadel an sich, die förmlich nach ihm schrie. Fest schlossen sich seine blutenden Finger um das Heft – eine weiter Gabe seines Blutes an die Waffe.
Eine schnelle Bewegung am Rande seines Gesichtsfeldes lenkte ihn ab. Eine langsamere entging ihm dafür. Der Oger war somit erst einmal kein Ziel. Aber einer der drei Dunkelelfen war wohl vom Feuer aufgestanden und hatte wohl vor gehabt sich nach dem Essen im Wald zu erleichtern. Dazu kam es nicht. Adrenalin lockerte Razags Muskeln und er sprintete gerade noch unbemerkt auf den halb ihn zugewandten Rücken zu. Automatismen griffen und als der Elf herum wirbelte um dann auszuweichen, hechtete Razag ohne Rücksicht auf Verluste nach vorn. Tief und mit brutalster Gewalt ging er wie ein Eber vor und rammte seinem Gegner den Kopf in den Bauch. Seinem Gegner entwich Atemluft, was nicht sein durfte. Er durfte nicht atmen! Nie wieder!
Atemnot...
Ein leises Kratzen meldete sich im Hinterkopf, drang aber nicht zu Razag durch. Stattdessen nahm er die Inspiration auf wie Salz in seine Suppe aus Blutlust und Hass. Es war wie ein kostbares Gewürz, dass das Gericht verfeinerte und seinen Tötungstrieb schürte. Razag rollte sich auf dem Elfen ab, drückte seine Oberkörper mit dem Knie zwischen den Schulterblättern nieder und drückte sein Gesicht dann mit der freien Hand in den nassen Untergrund. Flussnadel war untreu gewesen. Noch ließ er sie hungern und im Sarius gab es immer eine Pfütze zum ertrinken, wenn man eine brauchte. Doch Raz war in seinem Rausch so 'gnädig', dass die Finger um den Nacken des Elfenexemplars sich unnachgiebig schlossen. Es knackte und Razag genoss das Geräusch wie eine kulinarische Köstlichkeit. Eine Sekunde folgte der nächsten und sein Blick wanderte zum nicht mehr weiten Lagerfeuer. Dort saßen noch zwei Gegner. Einen würde er in jedem Fall noch mitnehmen!
Noch war er relativ schnell und leise gewesen und hatte seinen blutigen Pfad abseits des Lagers begonnen. Jetzt aber ging es in den offenen Kampf. Jetzt würde ihm mit viel Glück noch einmal das Überraschungsmoment zur Seite stehen, aber sicher hatten die beiden schon etwas gehört. Razag dachte auch nicht nach. Er handelte instinktiv. Er senkte den Kopf wie ein Eber und stürmte los. Vor sich nahm er das Flackern der Flammen wahr, dass seinen blutigen Vorhang teilte und aufschwingen ließ. Dann trat er auf die lodernde Bühne aus Feuer und Blut... brach aus dem Unterholz und rammte dem gerade aufgesprungenen Dunkelelfen der noch gerade nach etwas gegriffen hatte, seine Schulter in den seitlichen Rücken. Rippen knackten. Eine weitere köstliche Zutat in der Ursuppe von Razags Instinkten. Sie klangen wie Trommelschläge seiner Ahnen, die ihn zu sich riefen. Razag hatte alles ausgeblendet und stürzte mit diesen Gegner. Gemeinsam flogen sie ein Stück nach hinten. Dabei rollten sie durch etwas Glut und Funken tanzten munter umher und etwas schimmerndes verließ die Hände des Dunklen, was Razag nicht mal mitbekam. Er hatte sich einfach an seinen Gegner gekrallt. Ein Urinstinkt ließ so manchen Ork die große Arterie finden, die jedes lebende Wesen in seiner Leiste hatte. Ja, auch Schweine fraßen Menschen, wenn diese so dumm waren sie zu reizen und viele Rüstungen schützen die oberen wichtigen Organe, aber selten... die unteren und Razag nutzte seine Mittel. Er BISS in die offen liegende Leiste, wo maximal nur Leder und keine Platte das Fleisch schützte, rammte seinen einen verbleibenden Hauer so tief in das pulsierende Blutgefäß, dass ihm der heiße Lebenssaft ins Gesicht spritzte. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn plötzlich im Rücken und er riss sich von seiner 'Mahlzeit' los. Ein Schwall Blut folgte ihm wie ein Fächer im Tanz. Feiner Sprühregen pulsierte um ihm herum und Raz ließ Flussnadel frei.
Jetzt meine Süße! Es ist angerichtet.
Der Druck des Heftes in seiner Hand verriet, dass die Klinge etwas durchschnitt. Razag wusste um ihren Hunger und ihre Schärfe. Keine dieser brennenden kleinen Schoten konnten es mit ihr aufnehmen und Flussnadel zerriss ihren Gegner. Razag aber sah davon nichts. Er rotierte noch aus, taumelte und stürzte auf ein Knie. Halb stehend, halb kniend kam er einen Moment zu Ruhe und die Geräusche um ihn herum hämmerten auf ihn ein. Keuchen, brodelndes Schreien, das Geräusch von feinem Blutregen... das alles war seine Symphonie.

...und endlich lächelte er wieder.

Mit dem Unterarm wischte er sich über die tränenden Augen und blinzelte. Hellere olivgrüne Streifen bildeten sich auf seinen Wangen, dort wo seine Tränen das Blut verwischten. Die Männer am Lagerfeuer waren... zumindest gerade dabei zu sterben, einer lag tot etwas abseits in einer Pfütze und die vierte im Bunde... lag wohl gebettet bei ihrem treuen Oger... oder so.
Was nun auch passieren sollte, Razag verspürte eine merkwürdig wohlige Wärme in seinem Körper.
Hm...
Es war wohl mehr AUF seinem Körper und es war das Blut des Mannes, dessen Springbrunnen langsam versiegte. Sein wirrer Geist suchte noch nach Bewegungen. Alles was zuckte, sich schnell bewegte lief Gefahr als Feind auserwählt zu werden.
Razag leckte sich die Lippen. Der metallische warme Geschmack breitete sich in seinen Sinnen aus und ließ sein Herz eine Nuance langsamer schlagen. Ein paar Mal stach er noch in den Mann neben sich. Einfach nur so. Dann stemmte er sich hoch. Das Adrenalin hielt ihn noch aufrecht. Leicht gebeugt, wie zum nächsten Angriff bereit wandte er sich zurück zu der Lichtung wo noch der Oger und vielleicht auch...
Vielleicht auch...
Es knackte in seinem Schädel.
Aua!
Als hätte sich ein Unterdruck in seinen Ohren gelöst verwand das Rauschen in seinen Ohren. Die auf ihn einhämmernde Stille dröhnte damit um so mehr und das letzte Bild seiner bewussten Erinnerungen traf ihn wie eine Keule! Der Vorschlaghammer hatte so viel Wucht, dass er Razag nach hinten taumeln ließ.
Cris...
Sie hatte doch nicht wirklich die Augen offen gehabt?! Sie hatte nicht wirklich geatmet... sich nicht in seinem Würgegriff versteift...
CRIS!!!
Taumelnd und jetzt tatsächlich mehr und mehr torkelnd stürmte er zurück...
Das kann nicht sein... das kann nicht... nicht jetzt...
Razag sah als erstes die vermutlich bewusstlose Elfe. Sie lebte...was die blutende Platzwunde an ihrem Schädel vermuten ließ. Aber sie hielt still, was sie nicht zum Ziel machte. Razags Blick huschte zum Oger und er presste das einzige hervor, dass ihm gerade in den Sinn kam:
„Deine Herrn sind tot oder sind es bald. Diene dir selbst!“
Darüber nachzudenken, dass vielleicht ein womöglich in Zucht aufgewachsenes Wesen keinen eigenen Willen hatte, dafür war gerade keine Zeit. Später vielleicht, oder wenn der Oger sich entscheidenden sollte, seine Herren zu rächen. Aber Razag hatte gerade kaum ein Auge für ihn. Schlurfend kam er bei dem Bündel an, dass sein Leben so auf den Kopf gestellt hatte.
Cris...
Schlurfend ging er in die Knie und saß dann plötzlich vollkommen leer...vollkommen erschöpft auf seinen Unterschenkeln. Er schluckte schwer und raffte alles an Mut und Lebenswillen zusammen, was noch in ihm übrig war um leise ihren Namen auszusprechen:
„Cris...“
Sie musste jetzt einfach die Augen aufmachen, sei es auch nur für eine Sekunde! Vorsichtig streckte er die Hand aus um sie zögerlich an ihre Schulter zu legen.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. November 2023, 23:04

Synnover kommt von: Eine Nacht im Sarius

Der Weg im Wald war, wenn man erstmal darauf achtete, voll von Spuren. Zarrah zeigte Syn, dass verschiedene Fußabdrücke existierten, und machte ihn auf die Unterschiede aufmerksam. Dann fand Synnover ein Paar Abdrücke, das tiefer eingedrückt war als die anderen. Da er wusste, dass es Elfen waren, die sie verfolgten, wusste er auch, dass sie alle eher weniger wogen. Nur ein Paar war tiefer gedrückt, aber nicht so tief, wie die Furche oder gar die Fußspuren, die der Furche ab und an voraus waren. „Derjenige trug eine erhöhte Last.“, gab sie zur Auflösung und ließ Syn selbst darauf kommen, dass jene Spuren darauf hindeuteten, dass man Crystin getragen hatte. Zarrah bewies Ruhe beim Lehren und Geduld. Auch tadelte sie ihn nicht, wenn er etwas nicht wusste oder nicht auf Anhieb erkannte. Sie zeigte ihm, was sie wusste, und half ihm dabei, sich zumindest allmählich im Wald zurechtzufinden. Sie erklärte ihm auch, wie er sich im Wald zurechtfinden konnte. Dass die moosbedeckte Seite eines Baumes zum Beispiel immer von der Sonne abgewandt war und demnach einen Hinweis auf Norden gab. Der Weg dauerte nicht sehr lange, aber innerhalb dieser Zeitspanne, erhielt Synnover so einige nützliche Informationen. Ob er sie alle aufnahm oder sich immer wieder ablenken ließ, das musste er selbst erkennen, doch Zarrah bot ihm zumindest Zugang zu ihrem Wissen. Irgendwann aber verlangsamte die Elfe ihr Tempo und drosselte auch Syn mit einfachem Handzeigen. Sie duckte sich und lauschte, während Synnover bisher noch nichts weiter entdecken konnte. Sie legte einen Finger an die Lippen und deutete dann voraus, damit er verstand, dass sie etwas hörte. Allerdings wirkte ihr Gesicht mehr als alarmiert. In geduckter Haltung schlich die Elfe weiter und folgte den Geräuschen. Plötzlich hielt Zarrah Synnover auf, weiter zu rennen und deutete, sobald sie seine Aufmerksamkeit hatte, auf ein Lager. Sie hörten gerade noch die Schreie eines Mannes, der einen grausamen Tod erlitt, bevor es gespenstisch still wurde. Zarrah’s Blick huschte umher und suchte nach Antworten. Sie schlich weiter, höchst alarmiert und angespannt. Ihre Hand glitt zu einem ihrer Messer, ehe sie in der Hocke innehielt und weiterspähte.

Razag:

Das Schicksal wollte ihn am Boden sehen. Nein… tiefer. Er sollte fallen, bis er den Erdkern erreichen würde. Bis der Urschlamm sein Gesicht benetzte und der große Urvater ihn zu sich rief. Die Erinnerung, die Razag auf einmal wieder durchlebte, war durch das Gift der Pfeile einfach vernichtet worden. Durch das Gift und seinem zu großen Herzen, das es nicht ertragen konnte, Crystin für sich sterben zu sehen. Sie hatte ihm also das Leben gerettet. Hatte seiner Haut die Möglichkeit geschenkt, die Wunden zu verschließen, damit der rote Lebenssaft nicht unaufhaltsam hinausfließen und zum Tod führen konnte. Doch machte es das besser? Sie hatte ihm Leid geschenkt, hatte ihn verwundbar gemacht. Offen, für ein Leben nach der Sklaverei. Und nun? Nun war sie fort und er allein. Mit sich und dem Wissen, dass sie seinetwegen nicht mehr war. Razag sah rot. Buchstäblich. Der Schwall Wasser hatte etwas in ihm umgelegt, denn er sah keinen anderen Ausweg mehr. Seine Augen suchten und fanden ein Ziel. Raquel stand mit den Händen in den Hüften da und verlangte eine Erklärung für das ganze Schlamassel. Der Oger stand nutzlos daneben, den leeren Wassereimer in der Hand. Und dann… dann geschah etwas, womit wohl keiner gerechnet hätte. Razag sah in eben jenes Gesicht, das er tief in sich vergraben wollte. Das er selbst vergraben wollte. Und es sah sogar zurück! Erneut klickte etwas in seinem Kopf und fügte Dinge zusammen, die nicht der Wahrheit entsprachen. Er hatte also Recht mit seiner Vermutung! Einer von denen war ein Nekromant und diese konnten Tote zum fragwürdigen Leben erwecken! Crystin würde eine wandelnde, seelenlose Leiche sein und das konnte Razag definitiv nicht zulassen. Alles an ihm stellte das logische Denken ein und er handelte nur noch. Ohne Rücksicht auf Schmerz, riss er seine Arme nach vorne und mobilisierte seine Kräfte dermaßen, dass das Reißen die Haut von seinen Handgelenken schälte. Dann riss er mit kräftigem Ruck daran und die Glieder der Eisenkette barsten, als wären sie aus dünnem Holz. Achtlos flogen sie zu Boden und er lief weiter. Ihn hielt der Schmerz nicht auf, er nährte seinen Hass auf das Leben! Der Ork aber griff nicht Raquel an, die wie vom Donner gerührt dastand und ihm mit aufgerissenen Augen nachsah. Er zog an der Elfe vorbei, direkt auf die Hilflose, die am Boden lag. Der blaue Blick verstand nicht. Zu schwach war der Geist, zu erleichtert, dass er lebte. Dann aber packten die großen Pranken zu und rissen Crystin wie eine Strohpuppe empor. Sie hatte kaum Gewicht. Sie musste untot sein! Mit einem immensen Entsetzen starrte die Heilerin dem Ork ins Gesicht. Sie war wehrlos, machtlos und vollkommen hilflos der Gewalt um ihren Hals ausgesetzt. Crystin schaffte es nicht mal, ihre Hände auf seine blutenden Pranken zu legen, um den Hauch von Abhilfe zu schaffen. Sie röchelte gequält und blinzelte nicht mal mehr vor Schreck.
Razag aber sah nur die eine Aufgabe: Das Untote ausmerzen, damit sie in Frieden ruhen konnte. Leider war er es, der die Heilerin gerade an den Rand des Todes schubste und sie endgültig zu fallen drohte. Sie bekam keine Luft unter seinem Druck. Raquel indes hatte wieder Kontrolle über ihren Körper. Dass der Ork die Frau angriff, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte noch geglaubt, die beiden wären irgendwie verbandelt, doch da hatte sie sich getäuscht. Trotzdem konnte sie nicht zulassen, dass dieser dumme Ork ihr Druckmittel zerfetzte, weil er wahnsinnig geworden war! Sie zog das Schwert ‚Flussnadel‘ aus der Halterung und hackte damit auf den Rücken des Orks ein. Sie traf gezielt und führte die Klinge sicher, sodass sie einen Nerv anritzte, der dazu führte, dass Razag’s Griff sich einen Müh löste. In dem Moment, da sich die Pranken öffneten, sog Crystin gierig die Luft in ihre Lungen. Es war nur ein Japsen, ein instinktiver Effekt, doch er half. Half zu verstehen, welch großen, verdammt großen Fehler Razag getan hatte. Sie blinzelte träge. Das Leben wich ihr aus dem schmalen Leib. Das, was sie überlebt hatte, war nichts im Vergleich zu der brachialen Gewalt, die Razag nun auf sie niederregnen ließ. Doch Crystin konnte nichts sagen, sich nicht rühren oder anderweitig handeln. Razag erschrak bei einer Erkenntnis, die sein nach Blut dürstenden Hirn erreichen wollte. Er ließ sie erschrocken fallen. Das Mädchen kam ohne jeglichen Halt auf dem Boden auf und blieb liegen. Sie kauerte sich noch zusammen und vergrub ihr Gesicht unter ihren Armen, während bei Razag nun sämtliche Lichter ausgingen.

Das, was folgen sollte, war ein Abspulen von einstudierten, antrainierten Dingen. Razag war eine Maschine und wenn jene erstmal von der Leine gelassen wurde, dann verfiel sie in einen Blutrausch. Der Zusammenprall mit Raquel war der Startschuss. Razag ließ all die Einsamkeit, die Wut und den Hass dabei heraus, dass er in diesem Lager erheblich aufräumte. Die folgenden Szenen waren an Brutalität und Effizienz kaum mehr zu überbieten. Die Elfen hatten keine Chance und waren einfach zu arrogant gewesen, einen Ork soweit zu triezen und demütigen, dass er gar nicht mehr anders konnte. Ihm dann auch noch den Quell seines Kummers vorzuhalten, war einfach dämlich. Und dafür mussten sie nun alle bezahlen. Raquel wurde in den Boden gehämmert, wie das Saatkorn in das Erdreich. Bewusstlos blieb sie liegen, schwerverletzt und unfähig, noch etwas zu unternehmen. Der Oger aber stand da, mit dem Bottich in der Hand und starrte. Razag war präzise und tödlich. Er brauchte nicht nachzudenken. Er war dazu gemacht worden und gepaart mit seinen Genen, wurde er zur tödlichsten aller Waffen. Und ‚Flussnadel‘ ? Das Schwert trank vom Blut seiner Hände und dürstete nach mehr. Razag spürte trotz seines Blutrausches, dass sie mehr von ihm wollte. Dass das Schwert ihn korrumpierte. Es labte sich an seinem Hass und stachelte ihn zu weiterem an. So preschte er vor, ertränkte einen der Elfen im Schlamm des Sarius‘ und ließ Flussnadel darben. Das Schwert lechzte nach dem Blut des Feindes. Es unterstützte den Ork darin, dass er weiter mordete, zerfetzte, brach und zermalmte. Und Razag horchte. Er brach dem dritten die Rippen, ehe er mit ihm gemeinsam zu Boden rollte. Der Aufprall war heftig für den Elfen, denn Razag lag obenauf. Der Überraschungsmoment war seiner, sodass der Elf sogar sein Messer verlor. Vollkommen überrascht und gleichwohl panisch, strampelte er unter der Last, die Razag ihm auferlegte. Dann fand der Ork die Arterie in der Leiste und riss die Haut von los. Er legte das Gefäß frei, biss es auf und das Blut schoss im hohen Bogen empor. Razag hatte Öl gefunden, denn es sprudelte und sprudelte, bis er selbst ganz besudelt war. Er gab ein schauriges Bild ab. Dann aber war es endlich soweit. Das Schert in seiner Hand verlangte eindeutig nach einem Opfer. Das Blut des Orks war nur eine Dreingabe. Es wollte aktiv dabei helfen das Leben zu nehmen. Und Razag gehorchte erneut. Er präsentierte Flussnadel den Lebenssaft des Dunklen, der sich kaum noch wehrte, ob des Blutverlustes. Und Flussnadel trank, labte sich und übte eine umso größere Faszination aus. Mehr. Immer mehr! Nun aber war das Überraschungsmoment vorbei. Der letzte noch verbliebende Elf, wollte soeben auf Razag eindreschen, da ruckte der rotierende Ork herum und Flussnadel erhielt, was sie wollte: Ein sauberer, effektiver Schnitt durchzog den Rumpf des letzten Elfen, der erschrocken innehielt und dann in zwei Hälften zu Boden glitt. Dieses Schwert war weitaus mehr als scharf. Es war… einmalig. Dann sank die Symphonie des Todes langsam herab und wurde zu einer Stille, die beruhigen konnte. Razag hörte seinen Atem, seinen Herzschlag. Alles beruhigte sich langsam wieder, während er die Wärme des Blutes seiner Feinde spürte und darin badete. Die Stille war einmalig. Nicht mal Nalia meldete sich. Flussnadel war zufrieden mit Razag. Es gab Ruhe und zog sich zurück. Razag’s Blick fiel auf den Oger. Er stand da und glotzte. Razag aber erinnerte sich plötzlich. Erinnerte sich an den entsetzten Blick aus blauen Augen. An das furchtbar leichte Gewicht der Heilerin, die in seinen Klauen hing. Er erinnerte sich an die Hilflosigkeit, ihm nichts entgegensetzen zu können. Und dass er sie einfach fallengelassen hatte. Sein Blick streifte Raquel, die sich nicht rührte, ehe er den Oger anfunkelte. „Deine Herren sind tot oder sind es bald. Diene dir selbst!“ Der Oger blinzelte träge. Dann aber blickte er zum Bottich in seinen Klauen und ließ ihn fallen. Es war ein Symbol, doch der Oger griff an seinen Hals, brüllte einmal kurz und zerriss das Eisenband. Dann ließ er es fallen, wandte sich um und trottete tatsächlich davon.

Syn&Raz:

Zarrah starrte auf die Szene, die sich ihnen soeben geboten hatte. Die Elfe hatte Synnover zurückgehalten, als sie das Lager erreicht hatten. Gerade in dem Moment, da Razag Crystin fallengelassen und losgeschlagen hatte. Sie konnten beobachten, wie der Ork durch das Lager wütete und einen nach dem anderen niedermähte. Der Oger hatte sie nicht bemerkt, waren sie ein paar Schritt weiter entfernt in einem Versteck aus Büschen. Doch die Geräusche, die brachiale Gewalt des Orks, war immens. Zarrah aber hatte irgendwann den Blick abgewandt und starrte auf das Bündel Mensch am Boden. Die Heilerin hatte sich nicht mehr gerührt. Sie war auf dem Boden aufgekommen und hatte sich zusammengekauert. Jetzt lag sie noch immer da und regte sich nicht mehr. Es dauerte nicht sehr lange, bis Razag mit den Bluthunden ein Ende gemacht hatte. Blutüberströmt und schaurig anzusehen, stand er nun neben Crystin und verschaffte dem Oger die Freiheit, die er selbst gerne hätte. Und der Oger verstand. Er lief in den Wald hinein und sah nicht mehr zurück. Zarrah aber starrte auf Razag und wirkte hin und hergerissen. Razag neigte sich soeben Crystin entgegen und berührte sie so vorsichtig und sanft an der Schulter, dass man meinen könnte, es wären zwei völlig andere Personen. Seine Berührung hinterließ einen Abdruck von gemischtem Blut auf ihrer Kleidung. Unter seiner Berührung zuckte der Leib zusammen und vergrub sich noch weiter in sich selbst. Dann aber ließ sie sich auf den Rücken drehen, denn sie hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Mit entsetzten Augen starrte sie in das blutverschmierte Gesicht und Razag konnte alles darin erkennen. Leben… ja, aber auch Entsetzen und Angst. Pure Angst erfasste Crystin und dann rollten die Tränen über die schmutzigen Wangen, ehe sie die Augen schloss und schließlich in gnädige Bewusstlosigkeit fiel. . In dem Moment kam Zarrah aus ihrem Versteck und ging mit langsamen Schritten auf Razag und Crystin zu. Sie musterte dabei den Ork, versuchte seine Gemütslage einzufangen. Und Razag? Immerhin war er auch wütend auf Zarrah gewesen… Sie war doch schuld an allem, nicht wahr? Synnover war indes frei zu handeln, denn die Gefahr war zumindest für ihn vorerst gebannt. Da standen sie nun in einem Meer aus Tod und Verzweiflung.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 20. November 2023, 10:51

Sein Leib neigte sich soeben Crystin entgegen und er berührte sie so vorsichtig und sanft an der Schulter, dass man meinen könnte, es wären zwei völlig andere Personen. Seine Berührung hinterließ einen Abdruck von gemischtem Blut auf ihrer Kleidung. Unter seiner Berührung zuckte der Leib zusammen und zeitgleich zuckte auch der Ork. Cris vergrub sich noch weiter in sich selbst und ihre Reaktion hinterließ einen kalten Schauer auf Razags Haut. Es könnte auch das nun langsam erkaltende Blut sein, doch das machte keinen Unterschied. Raz'ulak der Furchtlose fror vor Angst... Cris ließ sie sich auf den Rücken drehen. Mit entsetzten Augen starrte sie in das blutverschmierte Gesicht und Razag konnte alles darin erkennen wonach er suchte.
Sie lebt...
Leben… ja, aber auch Entsetzen und Angst.
Angst...
Und in diesem Moment wurde es für Razag zur Wahrheit. Crystin...seine Cris, sie würde ihn niemals mehr so ansehen wie einst in dem kleinen Badezimmer unter den Morgerianischen Straßen. Die Kälte, die das feuchte Blut auf seiner Haut erzeugte, sie kroch auch nun in sein Herz.
Sie hat Angst vor mir.
Razag zog seine Hand zurück. Dann rollten Tränen über ihre schmutzigen Wangen, ehe sie die Augen schloss und schließlich in gnädige Bewusstlosigkeit fiel.
...Angst vor mir.
Razag kannte diesen Blick und wusste was er bedeutete. Heute war etwas gestorben. Nicht nur Elfen hatten ihr Leben gelassen. - Seine Liebe... IHRE Liebe war gestorben. Cris hatte ihn angesehen, wie schon hunderte Opfer vor ihr. ER hatte sie zum Opfer gemacht! Und das war etwas, dass er sich nicht verzeihen konnte. Razag begriff, dass hier ein Kapitel endete. Alles was hätte sein können, hatte er im Blut ertränkt.
In dem Moment kam Zarrah aus ihrem Versteck und ging mit langsamen Schritten auf Razag und Crystin zu. Sie musterte dabei den Ork, versuchte seine Gemütslage einzufangen. Und Razag? Er war so in sich gefangen, dass er sie nicht mal mitbekam, bis sie direkt neben ihm stand. Ihre langsamen Bewegungen hatten sie geschützt und ihm Zeit gegeben den Blutrauch abklingen zu lassen. Jetzt umfing ihn Trostlosigkeit. Als sie dann langsam in seinem Augenwinkel auftauchte und er aufsah, da starrte er sie nur leer an. Einst war er wütend auf Zarrah gewesen… Sie war doch schuld an allem, nicht wahr? Glücklicher Weise fühlte er gerade gar nichts mehr. Die Gefahr von seitens des Orks war gebannt. Da standen sie nun in einem Meer aus Tod und Verzweiflung.
„Kümmer dich gut um sie.“
Etwas merkwürdig entrücktes lag in Razags Stimme.
Sie ist zurück gekommen...
Mehr sah er nicht, mehr wollte er nicht sehen. Zarrah würde sich um Cris kümmern. Razag war froh, dass sie da war, denn damit...
...konnte er gehen.
Ich bin frei.
Sein Blick fiel in die Richtung, in der der Oger verschwunden war, aber ihm war nicht nach Gesellschaft. Also drehte er sich in die entgegen gesetzte und trottete davon. Er hatte sogar Flussnadel fallen lassen wollen, aber irgendwie war sie immernoch in seiner Hand. Wie in Trance bückte er sich nach einem Mantel...oder war es eine Zeltplane? Irgendetwas gegen die Kälte...
Razag ging.
Wollte er.
Wäre er.
Schritt für Schritt entfernte er sich vom Schauplatz seines Verbrechens. Dem Verbrechen, dass Cris unschuldigen Blick gebrochen hatte. Doch da stand plötzlich etwas helles im Weg. Razags Blick war verhangen, aber er stockte.
Kumpelchen?
Syn stand unvermittelt vor ihm und da brachen alle Dämme! Der riesige Ork brach in den Knien ein und warf sich dem kleinen Mann an den Hals. Die blutigen Arme umspannten Syns Schultern und Razag heulte auf. Ein Schluchzen zerriss die Stille und schüttelte seinen Körper. Razag weinte sich an der Schulter seines Freundes aus, denn er war der einzige, der vielleicht verstand. Sein Freund war da. Er war zu ihm zurück gekehrt. Razag presste sein Gesicht in die Halsbeuge des Rammlers und schluchzte ungehemmt.
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Tierische Begleiter: Razag!!!

Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Montag 20. November 2023, 15:09

Freiheit war nicht gleich die große Offenbarung für einen Sklaven. Es kam darauf an, wie er sein bisheriges Leben verbracht hatte. Ein versklavter Kriegsgefangener würde länger brauchen, bis man ihn brach und vielleicht nach einer Begnadigung zurück in ein herrenloses Leben jenes wieder so aufnehmen können wie es vor seiner Gefangennahme stattgefunden hatte. Mit Sklaven, die von Kindheit oder Geburt an in ihr Schicksal hinein gewachsen waren, sah es schrecklich anders aus. Sie waren in der Freiheit etwa so lebensfähig wie ein im Urwald Kapayu ausgesetzter Säugling. Ließ man einen Vogel frei, der in einem Käfig aus dem Ei geschlüpft war, musste man sich nicht wundern, dass er außerhalb dieses Käfigs nicht einmal fliegen könnte. Er hatte es nie gelernt. Er kannte Freiheit nicht.
Syn kannte Freiheit nicht. Er kannte so vieles nicht. So griff er auf das zurück, was sein Leben lang funktioniert hatte. Man konnte es ihm nicht einmal wirklich übel nehmen, wenn man diese Perspektive einnahm und seine Umstände berücksichtigte. Wurde ihm eine Situation ungewohnt, suchte er seine Liste an Methoden ab, die wirken könnten. Er setzte sich einer seiner zahllosen Masken auf in der Hoffnung, jene zu erwischen, mit der er die Erwartungen anderer an ihn erfüllte. Denn das hatte immer funktioniert.
Eine Maske machte ihn zum charmanten Spieler. Er trug sie oft, vor allem bei Frauen. Er hatte sie auch in Zarrahs Gegenwart mehr als einmal aufgesetzt. Jetzt versuchte er es wieder, als er ihr unterstellte, dass sie ihm half, weil sie insgeheim in ihn verliebt wäre. Dabei lächelte er auf diese leicht laszive Weise, die andere Elfinnen zum Schmelzen brachte. Aber an Zarrah biss sich das Kaninchen regelmäßig die Nagerzähne aus. Dieses Mal verletzte die granit gewordene Möhre von Dunkelelfe jedoch. Sie traf mitten ins Herz und ließ das Kaninchen stutzen.
"Würdest du erkennen, wenn es so wäre?"
Synnover starrte. Etwas schmerzte in seiner Brust. Ein Stich, der ihm irgendwo vertraut war, aber Zarrah war nicht Yolintha. Sie hatte ihm nicht an den Kopf geworfen, dass er nicht wisse, was Liebe sei. Dass er es niemals wissen würde, denn Sklaven existierten nicht, um zu lieben. Sie dienten, sie verführten auf Wunsch und sie befriedigten. Nichts davon hatte mit Liebe zu tun. Das war das einzige Wissen, auf das Syn in den letzten Jahren hatte zurückgreifen können. Liebe würde ihm fremd bleiben. Ihm, dem Sklaven. Aber jetzt war er frei. Zarrah hatte ihm Freiheit zugestanden. Sie hatte den Käfig geöffnet, aber das Vögelchen hatte seine Flügel immer nur eng am Körper gehalten. Es hatte nie andere seiner Art gesehen. Es wusste nicht, wie man flog. Bedeutete das, es würde niemals fliegen, auch nicht in Freiheit? Wie frei war es dann wirklich?
Synnover behielt die Maske auf. Er setzte Zarrah weiter mit Avancen und Fragen zu. Ob sie Liebe fühlte, ob sie ihn haben wollte. Falls ihre Elfenohren aufmerksam genug auch zwischen die Silben lauschen konnten, mochte sie eine Unsicherheit heraushören. Es klang, als spielte er weiter. Es wirkte, als könnte er es nicht lassen, aber ihre Frage hatte etwas in ihm ausgelöst. Seine Fragen ... waren ernst gemeint.
Zarrah aber hatte eigene Erfahrungen gemacht. Sie hätte den Ernst vorher gebraucht. Auch ihr konnte man ihre Reaktionen nicht verübeln. Hinter jedem steckte eine Geschichte. Und wo Syns sonst so ungetrübtes Ego erste Flecken aus Unsicherheit zu spüren bekam, musste sie feststellen, dass es offenbar keine Hoffnung für sie gab, sich zu öffnen. So vergrub sie sich zurück in alte Muster und verschloss sich. Es war ihre eigene Art, eine Maske zu tragen. "Nein, Syn. Will ich nicht."
"G-gut..." Und damit war es gut. Beide streiften weiterhin durch den Sarius. Syn trug drei Rucksäcke, aber er beklagte sich nicht. Er sagte eine ganze Weile überhaupt nichts. Er ließ sich aber auch nicht mehr von der Schönheit des Waldes ablenken. Sein Blick richtete sich in eine Leere, sein einziger Fixpunkt war Zarrah, der er hinterher stapfte, ohne auf den Weg selbst zu achten. Er dachte nach. Würde ich erkennen, ob mich jemand liebt? Nein ... wie denn? Woher soll ich es denn wissen? Ich ... hab ich solche Momente verpasst? Er ging all jene Personen durch, die einen festeren Platz in seiner Erinnerung besaßen, während sie ihm im Laufe seines Lebens begegnet waren. Hatte Sodth ihn geliebt oder hatte ihm nur das Fell seines Kaninchens gefallen? Yolintha liebte ihn nicht. Sie war die einzige, die es ihm unzweifelhaft offenbart und damit sein Herz zerschmettert hatte. Sie hatte ihm klar gemacht, dass in seiner Welt kein Platz für Liebe war. Es war nichts, das er wissen musste. So wie Karrish ihn bestimmte Dinge in der Bibliothek nicht hatte entdecken lassen. Beispielsweise, was eine Insel war. Jemand, der niemals ans große Wasser käme, brauchte dieses Wissen nicht zu erlangen. Ob Karrish ihn liebte?
Zwischen Synnovers Brauen zog sich eine Denkfurche beinahe so tief wie jene, die Zarrah ihm wenig später offenbarte. Ihre galt allerdings einer Fährte im Wald. Sie ließ Syn seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Sie ließ ihn auf seine Erfahrungen zurückgreifen und erhielt so Einblick in das, was er neben einem Dasein asl Gladiator und Liebesdiener beherrschte. Er war nicht dumm. Er konnte gewisse Parallelen finden und sie nickte sogar zufrieden. Daraufhin brachte sie ihm weitere Dinge bei. Sie lehrte ihn Geheimnisse des Waldes. Erklärt sie es mir, weil ich es wissen muss? Er konnte sich zu Beginn nicht wirklich auf ihre Lektionen konzentrieren und auch später fiel es ihm schwer. Aber er versuchte es über ein sonstiges Maß hinaus. Sie hatte das Lager gesehen, nachdem sie aus ihrem Fieberschlaf erwacht war. Er hatte in der Zeit viel getrieben, aber nichts wirklich ansatzweise zu Ende gebracht, abgesehen von ihrer Wundversorgung. Die war für ihn von persönlichem Interesse gewesen. Es war wichtig gewesen, dass Zarrah überlebte, denn ohne sie würde er nicht überleben. Noch nicht. Daher versuchte Syn, ihre Lektionen mitzunehmen. Trotzdem durfte sie erkennen, dass seine Aufmerksamkeit abschweifte. Es geschah meistens, wenn ihre Vorträge zu lang wurden oder zu langatmige Inhalte besaßen. Syn blieb am eifrigsten bei der Sache, wenn sie ihm Gegebenheiten kurz und simpel erklärte. Das hieß nicht, dass sie hier einen Vortrag für ein Kind halten musste. Vielmehr bemerkte sie, dass er nicht alles hinterfragen brauchte, um ihre Erklärungen aufuzunehmen. Er musste nicht wissen, warum Moos nur auf der Nordseite wuchs. Es genügte, ihm mitzuteilen, dass er nach Moos Ausschau halten sollte, wenn er die entsprechende Himmelsrichtung ermitteln wollte. Das nahm er an, konnte es sich merken und würde es wohl auch in seinen Wissensschatz aufnehmen. Es reichte ihm, weil er nie die Entscheidungen seiner Herrschaften hatte hinterfragen müssen. Manche Soldaten erzog man sich ähnlich. Es waren jene, die man bereit war zu opfern, weil sie auf Befehl in den eigenen Tod liefen, ohne dass sich der Überlebensinstinkt meldete. Dass Syn eine ähnliche Handhabung schon hinter sich hatte, konnte Zarrah wissen. Er würde sie beschützen ... mit seinem Leben. Als Grund hatte ihm genügt, dass sie seine Herrin gewesen war. Doch auch das war nicht mehr der Fall. Er war frei. Trotzdem legte er ihr gelegentlich die Hand auf das Haar und sein Blick versprach, dass er von dieser Haltung noch nicht abgerückt war. Er folgte ihr weiterhin, ob aus Treue oder Selbsterhalt. Vielleicht hinterfragte er es auch einfach nur nicht. Er wusste, er würde eher überleben, solang er ihr folgte, also tat er es.
Irgendwann hielt Zarrah ihn jedoch zurück. Sie musste ihn nicht einmal groß daran hindern. Sein Gehör ließ sich nicht mit dem ihren vergleichen, aber auch ihm war der Todesschrei eines Mannes in der Ferne nicht entgangen. Syn verlagerte die Rucksäcke neu und sobald er und Zarrah dicht genug an die Quelle des Lärms vorgedrungen waren, ließ er die Last von seinen Schultern gleiten. Es könnte ein Problem werden, sollten sie fliehen müssen. Ihm war es jetzt jedoch wichtiger, sich verteidigen oder angreifen zu können. Außerdem schränkte er seine eigenen Talente ein, wenn er sich mit zu viel Gewicht belastete. Das Kaninchen musste rennen.
Wo Zarrah in ihrem Versteck bereits nach einem Messer griff, verzichtete Syn darauf, seinen Dolch zu ziehen. Er wäre ohnehin nur eine Notlösung. Stattdessen lockerte er die Finger seiner linken Hand. Wenn vor ihnen das Lager der morgerianischen Bluthunde war, würden sie vielen Gegnern gegenüberstehen. Einen konnte er gewiss ausschalten, aber dann blieben die übrigen und er würde laufen müssen. Seine Augen suchten noch einmal nach dem smaragdgrünen Blick seiner Gefährtin. Schließlich hatten sie sich eigentlich darauf geeinigt, nur Informationen zu sammeln. Keine Kämpfe, hatte Zarrah gesagt. Der Schrei des Fremden und die darauf folgende Totenstille änderten jedoch alles. Beide grünen Augenpaare richteten sich nach vorn. Beide schlichen sie durch das Unterholz noch ein wenig näher. Ob Zarrah zusammenzuckte, wusste Syn nicht. Er aber erstarrte knapp, als er die Szenerie vor sich sah. Da war Razag, aber kaum etwas erinnerte noch an den viel zu gütigen, beinahe schon sanften Riesen. Er war in Blut getränkt wie eine Bestie, die mehr als ihre Beute gerissen hatte ... und Crystin lag als brauner Lockenkopflumpen in seiner Nähe. Gerade sprengte ein Oger seine Ketten, bevor er von Razag fort und in eine Richtung in den Wald verschwand. Ringsum lagen Überreste von dem, was man mal als Dunkelelfen bezeichnen hatte können. Man erkannte sie größtenteils auch nur noch aufgrund ihrer Rüstungen. Der Boden war rot, reich getränkt von ihrem Blut. Einen der Bluthunde hatte Razag offensichtlich einfach entzwei geteilt. Syn erkannte einen sauberen Klingenschnitt, auch wenn ihm einer diesen Ausmaßes zum Glück niemals selbst zugefügt worden war. Razag hatte all das getan. Er und Zarrah waren Zeuge dessen geworden, was andere meinten, wenn sie von einem wahren Blutrausch sprachen. Synnover schluckte. Wäre das Triell ein Duell gewesen, hätte er keine Sekunde überlebt, falls Raz'ulak der Furchtlose ihn in die Pranken bekommen hätte. Aber unter seinen Händen war Syn stets nur der Rammellappen gewesen, der Kumpel. Ihm hatte er gestanden, dass er Crystin begehrte und dennoch nur ihr Bruder sein wollte. Etwas klingelte in seinem Hinterkopf, doch das Kaninchen konnte es nicht ganz greifen angesichts der Szene vor ihm.
Zwar schien nun Ruhe in den orkischen Koloss zurückgekehrt zu sein und er sank geradezu behutsam neben Crystin nieder, aber sicher konnte sich nun wohl niemand mehr sein. Syn blieb vorsichtig. Zarrah aber wagte sich vor, nachdem Razag die reglose Heilerin gedreht und sanft berührt hatte. Syn erkannte aus seinem Versteck heraus nicht, mit wieviel Angst Crystin den Mann musterte, an dem ihr Herz eher hing als an einem hübschen Hymlianer. Er verfolgte nur, wie die Dunkelelfe sich nun Ork und Menschin näherte, blieb selbst aber noch in seinem Versteck. Zwar fühlte er sich mit der Situation eigentlich sicher - es sah nicht danach aus, als hätte Raz irgendjemanden noch am Leben gelassen - aber Zarrah hatte ihn angehalten, dass es besser wäre, man hielte sie weiterhin für getrennt unterwegs. Diesen Vorteil wollte er nun nicht durch Nachsichtigkeit verspielen. Außerdem ... Razag war wie im Wahn gewesen. Syn wappnete sich, ihm den Hals auf magische Weise zuzuschnüren, sollte er Hand an die Dunkelelfe legen. Kumpel hin oder her, Zarrah ... ist meine Herrin... Syn stutzte. War meine Herrin. Ich bin frei ... und weiß nicht, ob ... Er schluckte leer. Dann wurde er abgelenkt. Oh, er hatte nicht aufgepasst. Sofort waren all seine Sinne gespannt und er bereit - tatsächlich bereit - einfach vorzupreschen, um sein Leben für das Überleben der Dunkelelfe auszuliefern, selbst im Wissen, dass unter diesen Umständen Razag Kleinholz aus ihm machen würde. Der Ork aber löste sich von Zarrah. Er wandte sich ab und trotte Richtung Wald davon, genau auf die Büsche zu, in denen Syn hockte. Aber er sah nicht danach aus, als hätte er ihn bemerkt. Razag hinterließ einen gebrochenen Eindruck. Seinen Schritten fehlte das Leben, seinen Zügen die Freude. Er hatte alles immer positiv gesehen. Er war ein naiver Idiot, aber einzigartig. Doch jetzt hinterließ sein Bild etwas in Synnovers Herzen. Er kannte solche Gestalten, Gram gebeugt und fertig mit der Welt. Das waren die am wenigsten geliebten Gladiatoren der Arena. Man schickte sie nicht für einen großen Kampf auf den Sand, sondern für ihren letzten.
Das Kaninchen schnappte sich alle Rucksäcke und zog sie hinter sich her, als er sein Versteck verließ. Er hielt auf Razag zu, versperrte ihm den Fluchtweg, welchen der Große entlang trottete. Er schaute zu ihm auf, so dass Raz seiner Gestalt gar nicht ausweichen konnte. Da war es, das weiße weiche Kanichen mit dem silbrig glänzenden Fell und den frühlingsfrischen Augen. Unverletzt, ein wenig zerzaust wie sie alle, ein wenig müffelnd wie sie alle, aber ohne größere Blessuren, von ein paar Kratzern oder kleinen Schrammen abgesehen. Er lebte und er lächelte sogar gespielt spöttisch zu Razag auf.
"Du bist wirklich nicht totzukriegen", kommentierte er seinen Gruß. Eigentlich hatte er sogar vor, noch einen dieser trockenen Witze hinterher zu schicken, dass er sich seine glorreiche Rettung nun sparen könnte, dafür aber wenigstens nicht so blutbesudelt enden würde wie der Ork, als jener die Kraft aus seinen Beinen verbannte. Er brach vor Synnover regelrecht zusammen und nun wurde jener doch mit dem roten Lebenssaft anderer beschmutzt. Das Blut schimmerte auf seiner Haut wie eine Spur aus Tod auf frisch gefallenem Schnee. Raz'ulak der Furchtlose wurde zu Raz'ulak dem Verzweifelten. Er legte seine Pranken um Syn. Dieser spannte sich an und japste aufgrund der aufgetretenen Enge. Beklemmung breitete sich aus, aber Razag drückte nicht eng zu. Er erdrückte ihn nicht. Der Ork suchte Halt. Syn schloss die Augen und suchte nach einem Ruhepol in seinem Inneren. Dann spürte er den abgebrochenen Hauer an seinem Hals entlang kratzten. Er fühlte die Weichheit des massigen Gesichts in seiner Halsbeuge und wie es seine eigene Haut und Kleidung dort nass weinte.
Syn kehrte in alte Muster zurück. Beistand konnte er nicht leisten. Das hätte Empathie benötigt und diese musste er erst so freilassen wie Zarrah es mit seinem ganzen Wesen getan hatte. Er besaß sie, aber sie zeigte sich noch nicht so offen, wie andere es sich wünschen würden und wie Raz es nun gebraucht hätte. Aber Syn besaß Masken. Er kannte Muster. Er folgte Methoden. Zarrah hatte diese ebenfalls schon erfahren, damals im 'Gejagten Eber'. Da hatte Syn sie auf gleiche Weise aus dem Schrecken ihrer Albträume geholt wie er esn un bei Raz versuchte. Sacht streckte er seinen Arm um den massigen Orkkörper. Er strich die mit Blut beschmierten Muskelpartien entlang, bis er die Schulter des Größeren erreichte. Jene tätschelte er, streichelte und kraulte sie, auch um das eigene Unbehagen ob der Eng auf einer niedrigen Stufe zu halten. Dann flüsterte er ihm mild zu: "Shhh, shhh ... ruhig ... alles ist gut. Ich bin ja da. Ich pass auf dich auf. Ruhig... es ist alles gut, mach dir keine Sorgen. Shhh, shhh ... halt dich fest, ich beschütze dich. Es wird alles gut." Er wiederholte das Mantra so lange wie Razag es brauchte. Das hatte er immer getan. Es gab so viele, die aus Albträumen eines morgerianischen Lebens keinen Schlaf fanden und sonst allein und Schweiß gebadet im Bett saßen. Auch deshalb buchten sie das Kaninchen. Es schickte sie in einen ruhigen, befriedigten Schlaf und war noch da, wenn Traumata sie herausrissen. Es war ein gern gesehener Gast in fremden Betten, auch aus diesem Grund. Und für Syn war es Routine, ohne Gefühl, ohne Bedeutung. Er wusste, dass die Frauen ihn dafür nur noch mehr vergötterten und ihm das allein mehr Vorteile verschaffte. Es brachte ihm so viele Privilegien in Morgeria ein, wenn er nur da war und etwas falschen Trost spendete.
Hier war es anders. Nichts hatte er davon. Er nutzte alte Muster, aber sie gingen nicht unbehaftet an ihm vorbei. Er wusste nicht einmal, warum er sich dazu hinreißen ließ. Na, weil der nicht tötbare Ork das jetzt braucht! Weil wir Kumpel sind... und weil er gesagt hat, dass eine Umarmung manchmal ausreicht. Syn lehnte sich etwas mehr gegen den Muskelberg.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Dienstag 21. November 2023, 10:58

"Du bist wirklich nicht totzukriegen"
, kommentierte Syn Razags Anblick.
...leider...
Wenn Razag einfach gestorben wäre, wäre viel schlimmes nicht passiert.
Einen Moment lang hallte das Gesagte nach, doch dann brach Raz regelrecht zusammen. Aus welchen Gründen auch immer, sein Kumpel tat das richtige. Sacht streckte er seinen Arm um den massigen Orkkörper. Er strich die mit Blut beschmierten Muskelpartien entlang, bis er die Schulter des Größeren erreichte. Jene tätschelte er, streichelte und kraulte sie. Razag war vor dem Überfall der Dunkelelfenjäger gerade beim Training gewesen und dem entsprechend stand er mit bloßem Oberkörper da.
Leise Worte drangen in das Bewusstsein des großen grünen Freundes:
"Shhh, shhh ... ruhig ... alles ist gut. Ich bin ja da. Ich pass auf dich auf. Ruhig... es ist alles gut, mach dir keine Sorgen. Shhh, shhh ... halt dich fest, ich beschütze dich. Es wird alles gut."
Eine Umarmung reichte manchmal aus, aber Syn gab noch so viel mehr. Syn lehnte sich etwas mehr gegen den Muskelberg und so hielten sie – einander. Der massige Leib begann weniger häufig zu zucken und Raz versuchte regelmäßig zu atmen. Versuchte sich irgendwie ...irgendwo in seinem Meer aus Leid wieder zu finden und benutzte seinen Freund schamlos als Anker. Dafür waren Freunde nun mal da. Sie richteten einander wieder auf, wenn man am Boden lag. Und noch nie, wirklich NIE hatte jemand zu ihm gesagt, dass ihn jemand beschützen würde, dass ihn jemand fest halten würde und es auch tat, so wie Syn es eben jetzt tat. Taten sagten mehr als Worte und das hier war die beste Tat, die je an einem Ork begangen worden war.
**!BODOOM!**
Das war Razags Herzschlag. Er hallte laut wie die Busch-trommeln seiner Kindheit in ihm nach.
**bodom...**
Er beruhigte sich langsam. Der Rammellappen war grad eher zum 'Snuffeltuch' mutiert und Raz seufzte schwer. Dann senkte er sein Haupt, lockerte den Griff um seinen Kumpel und ließ sich nach hinten auf die Fersen sinken. Er brachte damit auch wieder etwas Abstand zwischen sich und seinen treuen Freund, so dass er ihn ansehen konnte. Sein eigener Anblick war ihm dabei nicht bewusst.
Oh...!
Razag schluckte und seine Augen wurden größer. Da war ihm wohl ein 'kleines' Malheur passiert. Synnover war ...ganz schön eingesaut.
„Tschuldige... ich hab dir doch nicht...“
Raz ließ seinen Blick über Syns besudelte Kleidung wandern. Nein, das waren nur Abdrücke...Abdrücke von IHM. Da war sie die Erkenntnis. Aber ...er hatte seinen Kumpel nicht auch noch verletzt, was gut war.
„Das sollte ich sauber machen... Blut lockt Tiere an...Jäger. Bären oder Wölfe und wir sollten baldmöglichst hier weg.“
Da war er wieder, der praktisch denkende Teil von ihm. Er funktionierte. Es war noch lange nicht alles wieder gut, aber... Razag funktionierte. Er wischte sich mit dem Unterarm... wollte seine Augen wischen, aber hielt inne. Der Anblick seiner Hände drohte ihn erneut erstarren zu lassen.
Mit diesen Händen habe ich fast...
Sein Kopf wollte über die Schulter hinweg zu Cris sehen, aber er verbat es sich.
Sie will mich bestimmt nicht sehen... nie wieder...
Razag schluckte schwer. Sein erster Instinkt war es gewesen, einfach fort zu gehen. Cris hatte Angst vor ihm und damit war auch ihre Liebe erloschen, wenn es sie denn jemals gegeben hatte. Diese zarte Knospe hatte Razag gründlich erdrückt. Er wusste es. Nur wusste er noch nicht, ob er es weiterhin in ihrer Gegenwart ertragen konnte. Im Moment konnte er sie nicht mal ansehen, so schuldig fühlte er sich. Was er getan hatte war unverzeihlich. ER konnte es sich nicht verzeihen. Deshalb sah er an Syn vorbei und sein Blick hatte etwas sehnsüchtiges. Seine Stimme war entrückt, als er leise sprach:
„... würdest du mit mir fort gehen?... Nein. Nein, das kannst du nicht, nicht wahr?“
Er sah Syn für eine Sekunde lang hoffnungsvoll an. Dann schüttelte er den Kopf. Sein Kumpelchen würde Zarrah nicht verlassen. Die letzten Stunden waren zu viel für den Ork gewesen. Für ihn war dieses Abenteuer... nicht wirklich schön gewesen.
Vielleicht wird es Zeit sich ein neues zu suchen?
Innerlich zerrissen, was er nun tun sollte, erreichte ihn nun auch langsam die Erschöpfung. Razag hatte sich körperlich vollkommen verausgabt und auch einige Verletzungen bei dem Kampf abbekommen. Mindesten die Schnittwunde von Raquel auf seiner Schulter, die den Nerv angeritzt hatte, ließ ihn langsam ausbluten. Wie viel die anderen Kämpfe angerichtet hatten, das ahnte er nicht mal. Auch konnte er sich an den Kampf an sich kaum noch erinnern. Irgendwann war alles nur noch rot gewesen. Dann sah er auf Flussnadel, die immer wieder in seiner Hand lag. Auch sie hatte ihren Anteil an dieser Geschichte und er starrte sie eine Weile still an. Sie schwieg jetzt gerade, aber was wenn sie wieder Hunger bekam. Sollte er sie abermals 'füttern'? Aber Raz war viel zu erschöpft um darüber nachzudenken. Er ließ sein Becken zur Seite kippen und legte sich an Ort und Stelle auf den weichen Waldboden, rollte sich wie ein Embryo zusammen und schloss die Augen vor der Welt. Er hatte einfach keine Ahnung wie es jetzt weiter gehen sollte mit ihm... mit Cris... mit Syn und Zarrah. Er hatte auch keinen Antrieb mehr. Der Nachhall seiner sich selbst vernichtenden Gedanken war noch nicht verklungen und er lauschte dem Echo.
Ich lebe...
Nur warum das so war und wozu, dass wollte ihm noch nicht wieder einfallen. Aber er hatte zumindest nicht mehr vor, sofort gegen den nächsten Baum zu rennen, oder sich Flussnadel zu opfern. Sie wäre effektiver in seiner Hand und so könnte noch viel mehr frisches Blut fließen. Vielleicht war es auch IHR Antrieb, der ihn am Leben festhalten ließ? Raz wusste gerade gar nichts mehr. Syn hatte Recht behalten mit seiner Einschätzung. Es war nicht mehr viel von ihm übrig und viele Gladiatoren gingen so in ihren letzten Kampf.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Mittwoch 22. November 2023, 03:08

Wenn Razag gestorben wäre ... Wann? Nach dem Triell der Giganten in der Schwarzen Arena? Ertrunken in einem Wasserbottich im 'Gejagten Eber'? Durch Saqirs Hand oder aber nun hier mitten im Wald Sarius, entweder direkt bei dem Hinterhalt der morgerianischen Bluthunde oder aber eben bei seinem Vorpreschen als dessen Gefangener gegen den Baum? Ohja, viel Schlimmes wäre nicht passiert. Dafür wären andere Dinge geschehen und ob sie weniger schlimm gewesen wären, würde niemand jemals erfahren. Eine schlimme Sache zu verhindern, bedeutete nun einmal nicht, dass mit ihrem Ausbleiben nur noch Gutes folgte. Razag hätte lediglich sich selbst als Faktor aus der Gleichung geholt. Dinge wären passiert, nur ohne ihn. Vielleicht hätte es dann auch seinen Kumpel vorzeitig erwischt. Syn, der dann gar nicht sein Kumpel geworden wäre, weil der Ork in der Schwarzen Arena das Ende gefunden und das Kaninchen trotzdem nicht gewonnen hätte. Dann wäre ihm dennoch beim Versuch, Crystin zu verführen, die Wunde aufgerissen ... und Zarrah und die Heilerin allein hätten ihn durch die Gänge bis ins Reich der Trolle schleppen müssen. Oder sie hätten ihn zurückgelassen, blutend, sterbend. Ob das für Crystins Seelenheil besser gewesen wäre? Und für Zarrahs Mission, der sie sich eher unfreiwillig als Dank für ihr Überleben angeschlossen hatten? Was wäre aus Flussnadel geworden? Ungefunden wäre es im Bachlauf im Laufe der Zeit verrostet. Vielleicht hätte die Gruppe es auch wohlbehalten bis dorthin geschafft, nur um dann von Saqir überfallen zu werden. Wer wusste schon, wie gut jener und Zarrah sich wirklich verstanden hatten. Oder hätte zuvor jemand sich um Crystin ... gekümmert, weil sie einfach zu niedlich war? Im 'Gejagten Eber' hatten viele Männer gesessen. Wer sagte, dass sie ihre Finger nicht nur deshalb bei sich behalten hatten, weil neben der Heilerin ein Koloss von einem Ork gesessen und mit ihr getanzt hatte? Und nun? Die morgerianischen Meuchler hätten Zarrah und Syn trotz alledem verfolgt. Wäre das besser für Crystin gewesen? Für Zarrah? Für seinen Kumpel Syn?
Nein, nur anders. Das übersah Razag, aber es war in Ordnung. Er hatte viel mitgemacht, wie sie alle. Und er hatte sich für einen Moment verloren. Das machte ihm zu schaffen, denn die Angst erfüllten Augen der kleinen Menschenheilkundigen würde er so schnell wohl nicht aus seinen Gedanken verbannen können. Selbst dann nicht, wenn er sie nun zurückließ. Wenn er einfach ging. Zu seinem Glück oder Unglück - das war Auslegungssache - wurde er aufgehalten. Das Kaninchen stellte sich ihm nicht nur mit einem abgedroschenen Spruch in den Weg, es nahm ihn sogar in den Arm, als der große Ork vor ihm wie ein Haufen Elen zusammensank. Er tätschelte ihm den Rücken, redete ihm gut zu und lehnte sich dann sogar von sich aus in die Umarmung. Sie waren eben mehr als zwei Sklaven, zwei Gladiatoren, zwei Kumpel. Was Synnover noch lange nicht einmal als Gedanken erfasste, stand für Raz'ulak längst fest. Sie waren Freunde.
Sein Freund weckte das vor Kummer schwer und taub gewordene Herz. Sein Freund brachte es wieder zum schlagen und oh, wie sehr es hämmerte. Synnover, der mit dem Gesicht zwar nicht an Razags Brust lehnte, konnte es dennoch hören. Mehr noch, er konnte es spüren. Er kannte keine Buschtrommeln, wohl aber die Kriegstrommeln Morgerias, die nur zu gern auch von Orks geschlagen wurden. Man hörte sie meilenweit. Razags Herzschlag kam dem gleich. Er erschütterte den Boden und polterte spürbar durch Synnovers Eingeweide. Zusammen mit der engen Umarmung löste es Beklemmung bei ihm aus. Er wurde unruhig, wo Razag seinen Frieden zurückfand. Syns Atmung kam gepresster, um die aufsteigende Panik klein zu halten. Er schloss die Augen und inzwischen auch den Mund. Seine tröstenden Worte verebbten, dafür stieg das Gefühl in ihm hoch, ersticken zu müssen. Razag würde ihn zerquetschen, so wie er die Dunkelelfen niedergewalzt, zermatscht und zerrissen hatte. Ein heißkalter Schauer aus Furcht krabbelte die Wirbelsäule des Kaninchens herab. Fluchtinstinkte wurden wach. Laufen, er wollte laufen. Er musste laufen. Rennen, Fliehen. Atmen ... oder sterben.
Als ihm ein erstes Japsen entkam, löste Raz die Umarmung endlich auf. Die Furcht schwand mit den Pranken des Orks und ließ Platz zum Durchatmen. Syn holte Luft, wagte es die Augen zu öffnen. Er schaute in das verheulte Gesicht des Grünen und anschließend langsam an sich herab. Aus dem weißen Kaninchen war ein rot gezeichneter Fellteppich geworden. Seine Kleidung, eigentlich schwarz, zierten zahlreiche Abdrücke von dunkelelfischem Blut. Seine Arme sahen aus, als hätte er sie in einen Bottich aus Schweineblut getaucht und sogar sein Haar besaß nun rote Spitzen.
"Das sollte ich sauber machen ... BLut lockt Tiere an ... Jäger. Bären oder Wölfe und wir sollten baldmöglichst hier weg."
"Razag...", begann Syn unter einem Seufzen. Er sah den anderen urteilsfrei an. "Du hast alle Jäger getötet." Das stimmte nicht ganz. Raquel lag noch atmend irgendwo im Matsch, aber Syn hatte davon noch keine Notiz nehmen können. Diese Aufgabe fiel nun Zarrah zu und sie würde sich gewiss früher oder später um die Elfe kümmern, doch Synnover hatte es im Gefühl, dass seine einstige Herrin die Prioritäten anders setzte. Sie würde zuerst nach Crystin sehen, so wie Syn nach seinem Kumpel schaute. Aus welchem bizarren Grund auch immer...
"Wo du von Bären sprichst ... das hier war doch mal ein Bär, oder?" Syn zerrte einen der Rucksäcke aus dem Busch, in dem er eben noch gehockt hatte. Razags Habseligkeiten hatte er bis auf dessen Schlafsack nicht mitgenommen, wohl aber etwas, das dem Ork wichtig gewesen zu sein schien. Unbeschadet und bleich hielt das Kaninchen den Bärenschädel von Bärbel empor, ehe er ihn in die offen gehaltenen Hände des Orks legte, der auf seine eigenen Finger starrte. Vielleicht durchbrach Syn dadurch die Barriere aus Selbsthass, die Razag sich ob seiner Tat an Crystin auferlegt hatte und wenn es auch nur kurzzeitg wäre. Sein eigener Blick fiel noch einmal auf einen anderen Gegenstand in senem Rucksack. Der Holzreif mit den Hasenohren lag noch immer darin. Das Fell war zerrupft und eines der Ohren inzwischen abgeknickt. Syn beließ es an Ort und Stelle. Razag würde es nur erhalten, wenn das Kaninchen starb oder über ihn siegte. Es war noch nicht die Zeit dafür.
"... Würdest du mit mir fortgehen?" Syn stutzte und schaute zu Razag auf. Der Ork aber blickte an ihm vorbei in die Tiefe des Waldes hinein. Das gesprochene Krz'ner war leicht zu verstehen gewesen. Keine komplizierten Worte und der fragende Unterton am Ende half dem Kaninchen, den Sinn dahinter besser zu deuten. Ehe er etwas erwidern konnte, setzte Razag aber nach: "Nein. Nein, das kannst du nicht, nicht wahr?"
Erneut stutzte Synnover. Hab ich ihn falsch verstanden? Warum kann ich nicht. Zarrah meinte doch, ich bin frei... Er neigte sich an dem grünen Muskelberg vorbei um zur Elfe zu schauen. Erinnerungen ihrer Gespräche kamen hoch. Ihre Frage, ob er überhaupt wissen würde, falls sie oder wer auch immer ihn liebte. Ob er es erkennen könnte, wo er doch nicht einmal jetzt wusste, was Liebe war. Du weiß nicht, was Liebe ist und du wirst es niemals wissen! Yolinthas Worte, die so vieles in seine Seele gemeißelt und seinen Weg gezeichnet hatten. Sie machten deutlich, was er war. Ein Sklave, ein Diener ihrer Lust. Jemand wie er liebte nicht, er machte Liebe. Aber er würde es nicht kennen lernen, nicht verstehen. Niemals. Auch jetzt noch nicht.
Und dann kehrte sein Blick wieder zu Zarrah zurück. Zarrah'lindae von den Nachtklingen, die eigene Geheimnisse besaß, aber auch eine Mission. Eine, bei der sie seine Hilfe benötigte. Zuerst als Sklave, um sich auf seine selbstverständlich angenommene Pflicht zu berufen, dann als Bitte, nachdem er für sich bereits entschieden hatte, ihr diese Pflicht nicht zu entziehen. Er schuldete ihr sein Leben ... das ohnehin ihr gehört hatte wie allen anderen Nachtklingen. Das nach wie vor ihr gehörte, auch wenn er es für sich entschieden hatte. War es wirklich seine Wahl gewesen oder hatte sein Unterbewusstsein nur vor ihm das Offensichtliche erkannt? Ich bin überhaupt nicht frei...
Aber er entschied es. Es war Synnover, der entschied, dass er vorerst bei Zarrah bleiben wollte. Sie würde sein Überleben sichern und er ihr dafür Gefahren vom Leib halten, notfalls eben mit seinem Leben. Der Unterschied zu vorher lag darin, dass ... ich das so will und entscheiden konnte, weil ...
"Wir können beide nicht gehen, Raz", murmelte er und schaute wieder zum Ork zurück. Er berührte dessen Oberarm, schaute ihn verbissen an. "Wir sind erst frei, wenn wir ihre Mission beendet haben, diese Ritualmagie-Rolle zu finden. Wenn wir das ... Meer gesehen haben und außerdem liegt Crystin da immer noch wie ein nasser Sack herum." Er grinste plötzlich mit der Maske der Selbsticherheit auf und zückte das kleine rote Buch, das schon Zarrahs Leben gerettet hatte. Es war eigentlich Crystins Büchlein, vollgeschrieben mit detaillierten Eintragungen zu allen möglichen Blessuren, Krankheiten, aber auch Methoden wie man sie zu behandeln hatte. Synnover winkte mit dem roten Sammelsurium. "Wenn die Heilkundige geheilt werden muss, rate mal, wer das übernimmt!" Sein Grinsen erweiterte sich und in den grünen Augen funkelte es auf. "Ich flick die Kleine schon wieder zusammen ... und dich auch. ich schätze, das hast du dir verdient, du großer Massenmörder." Es war ein Kompliment und kein Urteil. Razag hatte hier ein Massaker hinterlassen, aber sein Kumpel war stolz darauf. Wie auch nicht, er hatte ihnen allen mit dieser Tat ordentlich Ärger vom Hals geschafft. Außerdem waren sie beide als Gladiatoren geschult worden, die täglich mit und gegen den Tod kämpfen mussten. Ein Leben war nur so viel wert wie ihr eigenes und der Tod allein entschied am Ende, welches er mitnahm. Töten war ihr Handwerk, somit wandelte es sich zum Alltag. Und wie ein Metzger über das Abschlachten einer ganzen Schweineherde sprechen würde, so simpel redete jemand wie Synnover darüber, dass Raz'ulak der Furchtlose gerade richtig aufgeräumt hatte.
Er stupste Razag mit dem Fuß an, der sich gerade in Fötusstellung auf dem Boden breit gemacht hatte. Ob er dabei mit dem Bärenschädel kuschelte, konnte Syn nicht sehen. "Hoch mit dir, bevor auch du Bären und Wölfe anziehst. Am besten wäschst du dich erstmal selbst, bevor du mich befu..." Er verstummte. Das Grinsen schwand. "Ich mach das selbst", sagte er und es klang bestimmt. Niemand fasst mich mehr an. Ich muss das nicht mehr tun... Dann bewegte Syn sich auf das blutrote Leichenlager zu, um nach den Frauen ihrer Reisegruppe zu schauen. Crystins Buch hielt er immer noch in Händen, als ahnte er, dass dieses kostbare Schriftstück noch gebraucht würde.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. November 2023, 22:19

Zu sehen, wie sich binnen eines Fehlers einfach alles ändern konnte, war schwer zu begreifen. Es war ein Schlag mitten hinein in eine Seele, die lediglich darauf aus gewesen war, etwas Wundervolles zu behüten, es zu beschützen. Noch vor wenigen Stunden hatte Razag entschieden, dass er Crystin wie ein großer Bruder beschützen würde. Er wollte ihren Liebreiz und ihre reine Seele behüten, wollte ihr nahe sein ohne je die Chance auf echte, tiefempfundene Nähe zu haben. Aber er wäre für sie dagewesen, hätte jedes Leid von ihr abgewendet. Ja, er wollte jeden sämtliche Körperteile abreißen, wenn sie ihr zu nahekommen würden. Selbst das Kaninchen hatte dabei schlucken müssen. Es war ihm ernst gewesen. Er hatte es geschworen. Razag wollte sie so sehr unversehrt wissen, dass ihn ihr Verlust vollkommen aus der Bahn geworfen hatte. In die tiefsten Winkel seiner Seele hatte er sich verkrochen, weil er glaubte, dass sie nicht mehr wäre. Dass er versagt hätte und sie sich auch noch für ihn geopfert hätte. Er war hinters Licht geführt worden. Die Dunkelelfen hatten ihm nicht gesagt, dass sie noch lebte und es Hoffnung gab. Razag hatte keine mehr gesehen und sich die wildesten Theorien dazu ausgedacht, wieso sie ihren Leichnam mitgenommen hatten. Und auch das wollte er von ihr abwenden. Er wollte verhindern, dass man ihren Körper für dunkle Magie missbrauchte. Und als er erkannte, dass sie zum Leben erwacht war, da wurde sein schlimmster Albtraum Wirklichkeit. Doch Razag erkannte in eben jenem Moment, da er sie zu sich drehte, dass sie nicht tot war. Dass sie lebte, und er hatte sie verletzt. Er hatte sie schützen wollen und nun sah sie ihn mit ängstlichen Augen an. Ihm galt der furchtsame Blick aus trüben, blauen Augen. Crystin hatte viel mitgemacht, ebenso wie Razag. Doch das Mädchen hatte nichts entgegenzusetzen gehabt. Sie war hilflos gewesen. Vollkommen wehrlos. Und sie konnte nicht verstehen, was er für Ängste und Nöte ausgestanden hatte. Was sie und ihr großes Herz ihm bedeutete. Crystin konnte nicht ahnen, das Razag vernarrt in sie war und doch nur beschützen wollte, was ihn an ihr so faszinierte. Sie wusste es nicht. Und somit verstand sie sein Handeln auch nicht. Erst war sie dem Tod gerade so entkommen, nur um ihm das Leben zu schenken und dann von gewalttätigen Dunkelelfen mitgeschleppt zu werden. Und dann war da die Hoffnung, die in ihr aufkeimte, als sie Razag gesehen hatte. Bis er sie angriff, statt sich der Elfe anzunehmen, die direkt neben ihr stand. Crystin verstand es nicht und so reagierte sie auf die einzig denkbare Weise. Sie hatte Angst. Vielleicht hatte sie alles falsch verstanden. Vielleicht war Razag nicht das, wofür sie ihn gehalten hatte. Vielleicht hatte sie sich… geirrt. Sie sollte nicht länger darüber nachdenken, denn sie sank in eine Ohnmacht, die sämtliche weitere Taten ausblendete. Crystin bekam nicht mit, wie sich Razag abwandte. Sie sah nicht, dass er gehen wollte, hörte nicht, dass er Zarrah bat, sich gut um sie zu kümmern. Sie konnte nicht erkennen, dass er tief getroffen und schuldbewusst in Synnover’s Arme sank und bitterlich weinte. Und sie sah auch nicht, wie das Kaninchen vollkommen richtig reagierte, ohne es zu ahnen. Dass er den großen Ork auffing und ihm Halt bot, wo er ihn alleine nicht mehr finden konnte.
Zarrah stand einen Moment neben der Bewusstlosen und sah zu Syn und Razag. Sie sah den Ork weinen und den Menschen begütigend auf ihn einreden. Doch dann wandten sich die grünen Augen ab und richteten sich auf das Bündel vor sich. Zarrah’s Mimik ließ keinen Schluss zu, was sie dachte. Doch als die Dunkelelfe langsam in die Knie ging und Crystin fast schon sanft die Haare aus dem dreckigen Gesicht wischte, konnte man meinen, dass sie echte Sorge empfand. Sie runzelte kurz die Stirn und schluckte. Dann war die Maske wieder da und sie ließ sich nicht in die Gefühlswelt schauen. Zarrah griff unter den schmalen Körper der Heilerin und hob sie tatsächlich ein Stück an. Der Kopf von Crystin sank nach hinten, während sich ihr Hals überstreckte. An jenem schimmerten bereits die Striemen, die Razag’s Attacke ausgelöst hatten. Zarrah legte ein Ohr an ihre Brust und lauschte. Lauschte nach dem Odem des Lebens und verharrte einen Moment so. Dann erst sah sie auf und atmete aus. Sie lebte … noch.
Während sich Zarrah um Crystin bemühte, fanden Razag und Synnover auf einer gewissen Ebene zusammen. Der eine durfte sich beruhigen, während der andere eine Erkenntnis pflanzte, die er vielleicht bald schon ernten durfte. Jetzt aber verfehlte Syn’s Tun in keiner Weise die Wirkung. Er wusste das richtige zu sagen und bewegte den Ork. Razag aber konnte das schlechte Gewissen kaum ertragen. Der Ork hatte das zerstört, was er doch so sehr beschützen wollte und das nagte an ihm. Fraß ihn regelrecht auf. Er wollte immer noch gehen. Er wollte weg, wollte aber nicht allein sein. Synnover würde ihn wohl nicht begleiten… Er fragte dennoch. Und Synnover? Er musste darüber nachdenken, wieso er nicht einfach ging. Aber auch er fand eine Wahrheit in sich, die ihm logisch erschien. Erst, wenn alles erledigt wäre, erst dann würde er gehen. Und Razag saß nun mal im selben Boot. Doch noch etwas anderes hielt das Kaninchen auf. "Wenn die Heilkundige geheilt werden muss, rate mal, wer das übernimmt! Ich flick die Kleine schon wieder zusammen ... und dich auch. ich schätze, das hast du dir verdient, du großer Massenmörder." Während Synnover Razag den nötigen Beistand zuteilwerden ließ, da hatte Zarrah inzwischen Crystin näher an das Feuer gelegt, das vor wenigen Augenblicken noch wem anders gehörte. Die Dunkle hatte sich dann mit stoischer Ruhe darangemacht, die Toten zu sammeln und an einen Ort abzulegen. Sie würde irgendwann Tiere anlocken, aber noch hatten sie etwas Zeit.

Die Zeit, die sie nun hatten, nutzte wohl jeder auf seine Weise. Unweit des fremden Lagers gab es eine kleine Wasserquelle. Nicht größer als ein Tümpel, aber genug, um sich damit zu waschen. Der Oger hatte daraus auch das Wasser geholt, mit dem er Razag genug Stärke verlieh, damit jeder sich losreißen konnte. Zarrah hatte inzwischen die achtlos weggeworfenen Bottiche mit Wasser gefüllt gehabt und nun standen sie bereit, zum Trinken oder auch, um Wunden zu reinigen. Überhaupt wirkte die Dunkle mehr als geschäftig. Sie sagte kein Wort, sondern handelte. Sie bereitete das Lager halbwegs passabel vor. So gut es eben ging, denn Razag hatte ordentlich gewütet. Synnover fiel die Aufgabe zu, sich um die Wunden der Heilerin und die von Razag zu kümmern. Crystin hatte eine Stichwunde des Pfeils, der sie in ihrem eigenen Lager getroffen hatte. Der Pfeil durchstach ihre Brust, aber tatsächlich drang er nicht so tief ein, dass er die Lunge oder gar das Herz tödlich getroffen hätte. Sobald Synnover sie entkleidete, damit er an die Wunde gelänge, fiel ihm ein kleines Stück rotes Etwas in die Hände. Es roch metallisch, hatte aber mal einen ganz eigene Nutzen gehabt: Es war das Stück Seife, das Razag Crystin ausgeborgt hatte. Die Heilerin hatte es tatsächlich bei sich getragen und dank dieses Stücks, war der Pfeil abgebremst und aufgehalten worden. Das Seifenstück war hin, zersplittert und voller Blut. Doch es hatte ihr womöglich das Leben gerettet. Crystin hatte zudem einige Schürfwunden und letztendlich die ordentlichen Striemen an ihrem Hals. Der Blutverlust war hoch, doch Syn fand in dem Heilerinnenbuch alles, was er brauchte, um sie vernünftig zu versorgen und ihr sogar einen Blut bildenden Kräutertee zu machen. Zarrah bot sich sofort an, die nötigen Kräuter zu suchen, sobald Syn den Tee erwähnte und es dauerte nicht lange, bis die Dunkle auch tatsächlich brachte, was verlangt war. Razag hingegen hatte einige Wunden mehr. Er hatte auf dem Rücken einige Hiebe, zudem die halbverschlossenen Wunden der Pfeile, die er für Syn gefangen hatte. Er hatte üble Abschälungen an den Handgelenken, dort, wo die Eisenkette ihn im Zaum halten sollte. Und er hatte Schnittwunden überall, die ihm lediglich Schmerzen aber keine weiteren Schäden bereiten sollten. Syn konnte in Crystin’s Tasche passende Salben finden und in ihrem Buch die Anweisungen, wie er solche Wunden zu versorgen hätte. Nun war der Vorrat allerdings allmählich aufgebraucht, sodass sie in Zukunft sparsamer umgehen mussten, bis Crys vielleicht wieder auf den Beinen wäre.

Nach einigen Stunden, in denen allesamt ihren Aufgaben und Gedanken nachhingen, war auch Crystin wieder aus der Ohnmacht erwacht und konnte mit Hilfe etwas von dem Sud trinken. Er würde ihren Körper dabei unterstützen, etwas Blut zu bilden und somit den Verlust auszugleichen. Doch die Heilerin wirkte verstört und kauerte mehr am Feuer, als dass sie wirklich saß. Sie sprach nicht und schenkte niemandem ein Lächeln. Ihre Augen spiegelten die Flammen wider, ansonsten war sie nicht recht anwesend, so schien es. Zarrah hatte sich derweil um Raquel gekümmert. Jene war röchelnd erwacht und hatte mit stumpfem Hass zu der Nachtklinge aufgesehen. Unfähig sich zu rühren, weil Razag auch sie mit brachialer Gewalt getroffen hatte, blieb ihr nur gehässige Worte zu speien und Blut zu husten. Zarrah hatte ihr ungerührt beim Sterben zugesehen. Die Erkenntnis, die sie beim Anblick der anderen erhielt, behielt sie vorerst für sich. Erst danach hatte sich die Elfe dann darangemacht, ein tiefes Loch, unweit des Lagers, mit einem Schwert ausheben zu wollen. Sie mussten die Leichen vergraben und so die Aasfresser fernhalten. Es dauerte, während der Tag bereits zur Neige ging und die Nacht hereinbrach. Helfenlassen wollte sie sich dabei allerdings nicht. Zarrah schien etwas zu verarbeiten, was sie nicht offen aussprach. Doch als das Loch fertig war, wirkte sie angestrengt und verschwitzt, während ihre Bauchwunde ziepte. Sie atmete zügig und kreiste den Nacken, während sie zum Feuer trat und sich einen Schluck aus dem Trinkwasser-Bottich genehmigte. Dabei fiel ihr Blick auf Crystin. Die Heilerin saß seit Stunden stoisch auf demselben Platz und reagierte nicht. Einzig, wenn Syn ihre Wunden versorgen wollte, ließ sie alles mit sich machen. Es war eine beklemmende Situation und es würde wohl einen Vorstoß brauchen, um jene zu durchbrechen. Doch wer würde sich schon bereiterklären?
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 24. November 2023, 08:37

Bärbel!!!
Der Anblick seines bärigen skelettierten Begleiters, der seinen Mantel als Schulterpolster zierte unterbrach tatsächlich Razags monotone düstere Gedankenspirale. Auch wenn seine Hände blutige Abdrücke hinterließen, was eigentlich ganz schau aussah, so war dieses einfache Ding doch immer eine Art Anker für ihn gewesen, eine Verbindung zu seiner Vergangenheit. Hatte der Segen seiner Ahnen ihn vielleicht doch noch nicht ganz verlassen?
"Wir können beide nicht gehen, Raz"
, murmelte er und schaute wieder zum Ork zurück, der fast bei dem Anblick seine eigene Frage vergessen hatte. Syn berührte seinen Oberarm, schaute ihn verbissen an.
"Wir sind erst frei, wenn wir ihre Mission beendet haben, diese Ritualmagie-Rolle zu finden...“
Das ist so nicht richtig... Sie hat gesagt, wir sind jetzt frei und uns gebeten ihr zu helfen... als Begleiter, nicht als Sklaven. Wir könnten gehen. Wir sollten gehen...
„... Wenn wir das ... Meer gesehen haben...“
...das Meer...
Ja das war tatsächlich ein guter Grund. Aber das könnte er theoretisch selbst erreichen... aber es würde gewiss schneller gehen, denn Zarrah kannte sich anscheinend in der Welt gut aus.
„... und außerdem liegt Crystin da immer noch wie ein nasser Sack herum."
Aua...
Es stach in Razags Hirn, jedes Mal wenn jemand ihren Namen aussprach. Er hatte sie tot geglaubt und sie damit fast umgebracht. Er war mit schuld an ihrem Leid. Sie war der Grund, warum er gehen wollte, aber sein Kumpelchen stellte es anderes dar. Cris benötigte Hilfe. Natürlich konnte Raz ihr nicht helfen, aber wenn die anderen es taten, dann musste einer auf sie alle aufpassen. Syn appellierte unterschwellig an seinen Beschützerinstinkt. Das wurmte Raz und er kaute miesepetrig auf seiner Unterlippe herum.
Hm... dann bleib ich halt so lange, bis es ihr besser geht. Dann wird sie mich ohnehin weg schicken. Das werden die anderen auch bald erkennen. Mit jemanden in einer Gruppe zu sein, vor dem man Angst hat... das hält nicht lange.
Plötzlich grinste Syn, was den Ork irritierte. Er zückte ein kleines rotes Buch und winkte mit dem roten Sammelsurium.
"Wenn die Heilkundige geheilt werden muss, rate mal, wer das übernimmt!"
Sein Grinsen erweiterte sich und in den grünen Augen funkelte es auf.
"Ich flick die Kleine schon wieder zusammen ... und dich auch. ich schätze, das hast du dir verdient, du großer Massenmörder."
Es war ein Kompliment und tatsächlich nahm es Razag nach einigen Sekunden als das was es war. Er war ein Gladiator, erzogen zum töten wie Syn. Razag hatte hier ein Massaker hinterlassen, aber sein Kumpel war stolz darauf, was in Razag einen kleinen wohlig warmen Funken entzündete. ER hatte etwas gut gemacht und sein Freund lobte ihn. Töten war ihr beider Handwerk und wie ein Metzger über das Abschlachten einer ganzen Schweineherde sprechen würde, so simpel redete jemand wie Synnover darüber, dass Raz'ulak der Furchtlose gerade richtig aufgeräumt hatte.
Er stupste Razag mit dem Fuß an, der sich gerade aus der Fötusstellung auf dem Boden heraus rollte und dabei mit dem Bärenschädel gekuschelt hatte.
"Hoch mit dir, bevor auch du Bären und Wölfe anziehst. Am besten wäschst du dich erstmal selbst, bevor du mich befu... ...Ich mach das selbst"
Razag gehorchte und setzte sich auf. Syn ging auf das blutrote Leichenlager und schaute nach den Frauen. Razag war stolz auf seinen Kumpel, denn der Gladiator wandelte sich. Syn verwandelte sich langsam und es lockerte die engen Spangen um das große Herz des Orks ihm dabei zusehen zu dürfen. Dann beobachtete er aus 'sicherer' Entfernung wie Zarrah herum zu wuseln begann. Sie beschäftigte sich mit dem Lagerbau und ein Blick genügte, dass Razag ihr auch nicht zu nahe kam, als sie die Gräber gegen die Wildtiere aushob. Sie kümmerte sich um alles.
...wie immer.
Razag saß nur da und... klebte. Im Sarius hatte das Blut auf seiner Haut kaum eine Chance richtig auszutrocknen, dafür war die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Wasser gab es überall, weswegen man Metall und Leder auch sehr pflegen musste, weil sonst Schimmel und Rost alles zerfraßen. Alles außer...
Flussnadel.
Er hatte sie immernoch in der Hand, wie er gedanklich bemerkte. Er hatte sie vollkommen frei von jeglicher Korrosion am Grund des Flusses gefunden wo die stetige Reibung, das Wasser und Steine sie begraben und stumpf hätte machen sollen. Doch 'eben gerade noch' hatte sie einen Körper, samt Rüstung glatt durchtrennt, als Raz blind vom Blutregen sie zum töten frei gelassen hatte. Ihr Einfluss auf ihn ließ ihn sanft die Blutrinne entlang fahren, ließ ihn sie streicheln und dann erhob er sich langsam. Raz schaute zum Lager und hielt sich fern. Er blieb. In Sichtweite bewegte er sich zur Wassergrenze und nahm auch Flussnadel mit zum Baden. Die Reinigung beging er eilig. Er behielt still die Umgebung im Auge und wachte wie ein großer grüner Schatten über die Gruppe. Er beobachtete.
Zarrah tötete die letzte Überebene dann doch nach ein paar gekeiften für ihn aus der Entfernung unverständlichen Worten und verscharrte sie. Sie bat nicht um Hilfe und hielt sich gesondert wie auch er. Syn kümmerte sich um Cris deren Leid ihr anzusehen war. Es traf Razags Herz immer wieder, wenn er sie ansah und die Scham über seine Tat trieb ihn immer weiter fort...emotional. Wie es das Schicksal so wollte war hier ein Vorstoß nötig, aber Raz war dazu nicht in der Lage. Es hatte ihm ihren Tod gezeigt und er hatte es geglaubt.
Er hatte bisher die kleine Gruppe mit seinem Witz, mit seiner gutmütigen Art und seinem Charme aufgemuntert und vielleicht auch damit ein wenig damit einander näher kommen lassen, aber jetzt war jemand anderes an der Reihe und sein Kumpel machte sich gut darin die Gruppe zusammen zu halten.
Ich bin da.
Er war da. Aber mehr? Mehr konnte er gerade nicht tun. Raz'ulak der Furchtlose fürchtete sich... vor einem einzigen Blick, seitens Crystin. Ein Blick von ihr würde reichen und er würde fliehen. Ein Blick voller Abscheu, voller Hass oder Angst. Furchtlos blieb er einzig nur, weil sie verletzt war, somit Syn gerade die Aufgabe des Heilers hatte und Zarrah das Lager baute. Einer musste ja auf alle aufpassen! Das hatte ihm sein Kumpel deutlich gemacht. Sein Freund war schlau! Razag glaubte ihm.
Raz blieb auf Abstand und bewachte das Lager und patrouillierte in der Umgebung. Dadurch bekam er einige der genaueren Details nicht mit, aber Cris schien es erstaunlich schnell besser zu gehen, denn bald saß sie aufrecht am Lagerfeuer und Syn kümmerte sich auch gewiss um seine Schnittwunden. Besonders die eine, die seine Schulter zierte, seinen Nerv angeritzt und Cris das Leben gerettet hatte musste genäht werden. Eigentlich hatte Raquel Cris das Leben gerettet.
Ich würde mir den Arm am liebsten abhacken...wenn ich meinen Fehler damit ungeschehen machen könnte.
Immer wieder fiel sein Blick auf die verhasste Hand, die alles zerstört hatte.
...oder nur die Hand abschneiden?
Aber Razag stellte sich seinem Schicksal und lenkte sich mit der ihm zugewiesenen Aufgabe ab. Um sie zu beschützen brauchte er seine Kraft und auch seine Hände, aber vielleicht könnte er in einigen Tagen Cris seinen Blutzoll anbieten und sie sie nehmen lassen. Wenn dann hatte sie jedes Recht sie einzufordern. Er hatte (diese) Hand an sie gelegt. Jetzt gehörte sie damit ihr (die Hand). Er könnte ihr Flussnadel geben, damit sie sie abtrennte. Das wäre sauber und glatt, würde schnell heilen und dann könnte er gehen.
...dann heiße ich nicht mehr Raz'ulak der Furchtlose... sondern Raz Stummel. Das wäre nur gerecht. ...ob mir ein Haken steht?
Der Ork schlich mit seinen düsteren Gedanken an seiner Seite durch das Unterholz.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Samstag 25. November 2023, 00:35

Dass Razag diesen langweiligen Bärenschädel als wichtig erachtete, hatte Syn schon bemerkt. Es war nicht unbedingt ein Akt aus Nächstenliebe, sondern mehr ein Grund, damit der Ork sich positiv an seinen Kumpel erinnerte und um zu vermeiden, dass die gesamte Gruppe noch einmal zum alten Lager zurück müsste, um das Ding zu suchen. Bärbel, ja? Syn hob die Schultern und überließ den Schädel anschließend dem Grünling. In seinen blutigen Pranken wirkte der bleiche Überrest winzig. Er verschwand gänzlich, als Raz sich wie ein Ungeborenes zusammenrollte. Das währte jedoch nur kurz, denn dafür hatten sie wahrlich keine Zeit. Wie das Kaninchen bereits erwähnt hatte, lag Crystin noch immer angeschlagen im Lager der nun zu Leichenstücken zerhackten morgerianischen Bluthunde. Und Syn würde den Heiler spielen! Selbstsicher winkte er mit Crystins Notizbuch und tat so, als gehörte mehr dazu, als nur die Anweisungen darin zu lesen, um Ersthilfe zu bieten. Er spielte sich auf, das war klar. Andererseits schien er im Moment wirklich der einzige zu sein, der Crystin nicht nur helfen konnte, sondern auch wollte.
Zwar kniete Zarrah noch beim bewusstlosen Körper der kleinen Heilerin, als Syn anrückte, doch erhob sie sich schnell, um anschließend schweigend die Leichen der Dunklen einzusammeln. Crystin lag nun dichter am Feuer. Er schaute seiner ehemaligen Herrin noch eine Weile nach. Anschließend widmete er sich seiner Aufgabe. Für ihn war es nun selbstverständlich, was er zu tun hatte. Da er Crystins Rucksack, sowie das Notizbuch mit sich führte und vor allem, weil er Zarrah schon das Leben gerettet hatte, würde er nun den Heilkundigen mimen. Insgeheim hoffte er, dass man nur diesen Part von Crystins eigentlichen Pflichten von ihm erwartete. Würde er kochen müssen, vergiftete er seine Gruppe vermutlich ungewollt. Für Tee sollte es aber ausreichen und der Lockenkopf hatte nicht nur gut beschrieben, welche Pflanzenanteile sich wofür eigneten, sondern auch einige in ihrem Sortiment mit sich geführt. Zarrah machte sich dennoch auf den Weg, Kräuter zu sammeln, sobald sie davon Wind bekam. Syn hielt sie nicht auf, warum auch.
Während Zarrah also ins Unterholz davon stiefelte, schnappte Syn sich ein Behältnis und stapfte damit zum Tümpel. Er holte Wasser, kam dabei mehrmals an Razag vorbei, ließ dem Ork aber etwas Zeit. Jener begab sich wenig später auch dorthin, um sich ein bisschen zu waschen, doch da war Syn schon mit anderen Dingen beschäftigt. Er zeigte sich nicht unbedingt übereifrig, aber verschwendete auch keine Zeit. Er tat, was getan werden musste. Nein, das stimmte nicht. Er folgte seinem einverleibten Schema und tat, was er glaubte, dass man es von ihm erwartete. So kochte er einen Tee, der Crystin helfen würde, den Blutverlust auszugleichen. Den hätte ich Zarrah auch machen sollen, überlegte er kurz. Wahrscheinlich hatte er ihn in seiner Unruhe überlesen, als er sich um die Elfe gekümmert hatte. Niemals würde er echte Sorge zugeben. Bei Crystin war das jedoch anders. Hier herrschte nicht annähernd so viel Unruhe in ihm wie bei Zarrah. Trotzdem war da etwas, als er neben ihr hockte und sie beobachtete. Mit Hilfe des Buches untersuchte er sie knapp, konnte jedoch keine wirkliche Diagnose stellen. Ihm fielen allerdings die Striemen am Hals auf und er erkannte, dass Crystins Leben von einem simplen Stück Seife gerettet worden war. Syn legte es beiseite, nahe des Feuers, aber nicht so nahe, dass es schmelzen würde.
"He, Kumpel! Hier ist Seife, falls du dich waschen willst", rief er ihm zu. "Es ist eine besondere Seife. Die hat verhindert, dass Crystin vom Pfeil durchbohrt wurde." Die Information sollte eher Zarrah erreichen als Razag, also gab Syn sie entsprechend laut ab. Er erwartete von keinem der beiden eine Antwort. Stattdessen machte er sich daran, wie schon bei seiner einstigen Herrin nun auch bei der kleinen Heilerin die Verletzung zu reinigen. Anschließend versuchte er sich daran, sie zu nähen. Es gelang mäßig. Haut war eben kein Stoff und Syn gab auch so schon nicht den besten Schneider ab. Sicherlich schmerzte es mehr, als es bei einer professionellen Hand der Fall gewesen wäre und die Naht machte auch einen eher verwackelten Eindruck. Trotzdem würde es besser halten, als wäre sie nicht vorhanden. Ungeniert entkleidete Syn die junge Frau, welche still alles mit sich machen ließ. Er verband sie und packte sie danach wieder ein. Dann ließ er ihr Zeit, weil auch Razag noch seine Zuwendung benötigte.
Jener hielt sich auf Abstand zum Lager, was ihm ein Brummen von Syn einbrachte, weil dieser nun alles zu seinem Kumpel herüberschleppen musste. Mehr an Tadel kam da allerdings nicht. Syn ging überraschend konzentriert vor. Wo er sonst mit seinem unsteten Gemüt zu kämpfen hatte und sich schon durch ein buntes Blatt oder einen Vogel ablenken ließ, da blieb er jetzt bei der Sache. Das geschah nur, wenn ihn etwas wirklich interessierte ... oder ihm eine Sache am Herzen lag. Beides ließ er in seinem Denken nicht zu. Er redete sich im Stillen zu, dass es erwartet wurde und er nur Ärger bekäm, wenn unter seiner Hand die Gefährten weg starben, für deren Rettung Zarrah nun einen so immensen Aufwand betrieben hatte. Er stutzte. Sie ist nicht mehr meine Herrin. Trotzdem wollte er ihre Erwartungen erfüllen. Nein, mit Willen hatte es nichts zu tun. Er erfüllte sie, weil man von ihm erwartete, dass er es tat und so drehte sich das Rad weiter. Wenigstens kam es Razag zu gute, denn der Ork hatte einige Verletzungen erlitten, die nicht von selbst heilen würden. Danks Crystins Büchlein und ihren Salbenvorräten ließ sich der Großteil aber behandeln. Syn reinigte die größten Schnitte, die Pfeilwunden und nähte vor allem jenes Loch, wo der getroffene Nerv bestimmt noch Schmerzen verursachte. Die Naht sah auch hier nicht schön aus, würde aber ihren Zweck erfüllen. Nachdem Raz'ulak der nicht mehr ganz so Furchtlose mit zu viel Salbe als notwendig eingeschmiert war und Syn einige Ellen zu viel dafür aufbrachte, ihn zu verbinden, schaute das Kaninchen auf den Grünling herab. Raz hockte immer noch da wie ein Haufen Elend.
"Du musst das Lager bewachen. Auch wenn Zarrah es nicht zugeben wird, sie braucht noch Ruhe." Er blickte über die Schulter hinüber zu der Dunkelelfe, die mit einem der breiteten Schwerter mühselig Gräber aushob. "Wenn ihre Verletzung aufbricht, hab ich nur noch mehr Arbeit vor mir", murrte er, denn Spaß bereitete ihm die ganze Heilerkarriere nicht. Dann schaute er zu Razag zurück. "Und ich kümmere mich um Crystin. Sie sieht ... verstört aus. Wie die gefolterten Sklaven, die man in die Arena schickt. Sie bekommen Schwert und Schild, aber haben beides nie zuvor in ihrem Leben genutzt. Und dann sollen sie gegen erfahrene Gladiatoren wie uns ankämpfen. Etwas ... stimmt mit ihr nicht", schloss er ab. Syn hatte Razags Tat nicht vollends gesehen, sondern nur, wie er Crystin hatte fallen lassen. Dass seine Pranken aber ihren Hals umschlossen hielten, das hatte er mitbekommen, doch er sprach es nicht an. Nicht, weil er wollte, dass der Ork sich ihm anvertraute. Ihm fehlte hier die Empathie. Er kannte kein Schema, nach dem er handeln und sich darstellen konnte, als kümmerte es ihn. So gut war er nicht und würde noch lernen müssen. Dass er allerdings seinen Fokus nun auf die Heilerin richtete, hatte durchaus mit mehr als nur einer Zweckgemeinschaft zu tun. Irgendetwas war geschehen, dass sein Kumpel die kleine Heilerin nun mied und nicht einmal bis ans Feuer kommen wollte. Das beunruhigte Syn, denn es machte Dinge ... kompliziert.
Er wandte sich ab, trug Crystins Rucksack zurück zu ihr, wo er seinen eigenen und die wenigen Habseligkeiten von Razag abgelegt hatte. Dass Flussnadel wieder im Besitz des Orks war, war Syn nicht entgangen. Es war ihm schlichtweg egal.
Was ihm weniger gleichgültig erschien, blieb nach wie vor der Zustand der kleinen Heilerin. Syn warf einen Blick zu Zarrah herüber, aber die achtete nicht auf ihn. Er verzichtete darauf, seinen Schlafsack neben ihrem auszubreiten. Stattdessen entrollte er ihn neben Crystins am Feuer und setzte sich zu ihr. Eine Weile beobachtete er sie, wie sie da am Feuer kauerte, den Tee in Händen und den Blick auf die Flammen gerichtet.
Syn rückte näher. Er neigte sich zu Crystin und schob einige Locken hinter ihr Ohr. Dann küsste er sie auf die Wange und wanderte mit seinen Lippen einen hauchzarten Weg an ihrem Kiefer entlang bis zu ihrem Ohr. "Ich werde nichts tun, das du nicht willst, erinnerst du dich? Crystin..." Er pausierte und blickte sich verstohlen um. Niemand schien sich ihnen zu nähern. Syn befeuchtete seine Lippen. "Ich ..." Gern hätte er sie einfach geküsst, auf die Lippen, innig und mit dieser Form des sich Entschuldigens. Aber das hier war nicht Zarrah und sie standen nicht im Wald, nachdem er hoch oben in den Wipfeln die Weite des Himmels gesehen hatte. Das hier war anders. Er musste sich anders bedanken, anders entschuldigen und anders erklären. Es war schwer für ihn.
"Was damals in deinem Zimmer passiert ist ... ich wollte das nicht. Ich wollte dich nicht verführen." Jetzt war es raus. Es fühlte sich seltsam an. Er blickte sich noch einmal um. Niemand strafte ihn für seine Worte. Und da Crystin noch immer schwieg, sprach Syn leise weiter. "Ich dachte, ich muss das tun ... damit ich in deinem Bett schlafen kann. Aber was soll ich sagen? Ich ... Zarrah meint, ich bin jetzt frei, also ... muss ich das nicht mehr tun. Ich will es nicht mehr tun, aber ..." Syn gab ihr einen kleinen Kuss gegen die Ohrmuschel und strich mit seiner Nasenspitze einige Locken beiseite. "Das hier macht mir nichts aus ... bis zu einem gewissen Grad. Und ich werd's tun, wenn es dich etwas entspannt. Du musst wieder werden, Crystin." Pause. "Zarrah braucht dich. Sie braucht Heilung. Und Raz braucht dich auch." Eine längere Pause. Nichts weiter. Syn neigte sich wieder zu ihrem Gesicht, küsste erneut ihre Wange, arbeitete sich aber nun auch bis zu ihren Lippen vor. "Ich werde nichts tun, das du nicht willst, aber alles, das dir hilft, dich ein wenig zu entspannen ... und ... das ich noch tun will."
Wie weit auch immer Crystin es zulassen würde, Syn besaß eine weitreichende Palette, sie zu verwöhnen. Von Küssen über Streicheleinheiten hinweg würde er sogar antesten, ob sie intimere Körperlichkeiten brauchte. Doch er wusste, seine Herrinnen zu lesen, so auch sie. Beim kleinsten Anzeichen von Unruhe, würde er sein Tun unterbrechen, um sich anderen Methoden zu widmen. Wenn nichts mehr fruchtete, blieb noch die Razag-Technik. Es wäre ohnehin sein letzter Punkt auf der Agenda, sofern Crystin nun nicht erwartete, dass er sie am Feuer in leidenschaftlicher Manier in die Laken drückte. Denn dann fände sie nur einen Platz in seinen Armen, weil das Kaninchen sie wie einen Schutzschirm umschlingen würde, so dass sie sich mit Rücken und Kopf an seine Brust lehnen könnte. Es hätte beinahe etwas Romantisches, wenn Gefühle im Spiel wären, aber das waren sie nicht. Zumindest nicht bei Synnover. Für ihn war es nichts weiter als eine Pflicht. Etwas, das er tun konnte und das noch nicht so weit ging, dass er es offen ablehnen würde. Auch wenn Zarrah ihm klar gemacht hatte, dass niemand mehr von ihm erwartete, einen anderen zu befriedigen. Aber Crystin war auch nicht irgendjemand. Sie musste zu sich zurück finden. Sie musste heilen. Vielleicht schenkte sie ihm auch nochmal etwas von dem warmen Licht. Nein, hier ging es kein bisschen um Gefühle!
"Ich liebe dich, Schöne", raunte Syn die sonst immer wirksamste Zauberformel an Crystins Ohr, als Zarrah sich für einen Schluck Wasser dem Feuer näherte.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Montag 27. November 2023, 13:50

Es wäre der wirklich einfachste Weg. Jedenfalls für Razag, der die Freiheit kannte und dahin zurück finden konnte. Er wusste was es bedeutete, wenn er jetzt gehen würde. Er könnte sein eigener Herr sein, sein eigenes Leben führen. Er könnte eine Familie gründen, wenn er jemanden fand, der über sein blutrünstiges Wesen hinwegsehen könnte. Oder er lebte mit seinem Kumpel zusammen. Zeigte ihm, wie das Leben werden könnte, ohne ständig jemandem untergeordnet zu sein. Syn zögerte- aber er wusste es auch nicht besser. Bisher waren Zarrah’s Worte lediglich Hülsen, die er mit Sinn füllen wollte. Er verstand es noch nicht recht, aber er arbeitete daran. Sie waren frei und doch auch wieder nicht. Jeder, vor allem Syn, musste für sich das Wort Freiheit erst definieren. Bis es soweit war, wollte er aber erstmal alles so belassen. Syn brauchte den sicheren Rahmen, in dem er sich bewegen konnte und vor allem zu bewegen wusste. Razag hingegen wollte weg. Er ertrug den Gedanken nicht, dass er ausgerechnet Crystins Gunst verloren haben sollte. So zog sich der Grünling zurück und sicherte die Umgebung. Während Zarrah das Lager halbwegs herrichtete und sich dabei verausgabte, kümmerte er sich um die Sicherheit und Syn um die körperlichen Wunden. Zu erst bemühte er sich anhand der Notizen um die Wunden der Heilerin. Dabei stellte er fest, dass sie nicht hoffnungslos verletzt war. Der Pfeil hatte das Stück Seife getroffen und der Blutverlust war zwar hoch, aber sie besaß auch einen starken Willen. Crystin war Lebensfreude pur- doch jetzt hockte sie nur da und regte sich kaum.
Es herrschte eine eher bedrückte Stimmung im Lager. Einzig Synnover konnte sich an etwas klammern und fand so zu einer Stärke, die die anderen derzeit nicht hatten. Als hätte er in seinem Leben nichts anderes gemacht, las er die feinen, handschriftlichen Informationen und wandte sie an. Noch vor Stunden war er eher chaotisch gewesen, hatte panisch versucht etwas zu tun und immer wieder abgebrochen. Doch jetzt konnte er sicherer sein. Er entwickelte einen Blick dafür, was Priorität hatte behandelt zu werden und was er auch später machen konnte. Vermutlich gab ihm auch der Umstand Sicherheit, dass Razag und Zarrah da waren. Er war nicht allein, hatte Zeit sich zu kümmern ohne befürchten zu müssen, dass er allein zurückbleiben würde, wenn er sich nicht beeilte. Razag hingegen brauchte den Abstand jetzt. Er war froh, dass er sich um die Sicherheit kümmern konnte und damit jedem vermeintlichen Blick seitens der Heilerin ausweichen konnte. Dabei bemerkte er auch nicht, dass wenn er in ihrem Sichtfeld die Runden drehte, sich ihr Blick sehr wohl auf ihn heftete. Crystin war nicht apathisch, sie war… geschockt. Sie war traurig und ratlos. Zarrah hingegen verbiss sich in ihrer Aufgabe, denn auch sie musste nachdenken. Raquel hatte Informationen preisgegeben, als sie ihren letzten Atemzug ausgehaucht hatte und jene beschäftigten die Dunkelelfe sehr.

Synnover hatte sich inzwischen neben Crystin gehockt und ertrug ihren schweigsamen Zustand nicht. So sehr er sich bemüht hatte zu vermitteln, dass sie eigentlich nur eine nervige, unverbesserliche Optimistin war – jetzt fehlte etwas. Kein Lächeln, kein Lachen. Sie starrte in die Flammen und schwieg. Es überforderte ihn auf eine gewisse Weise, weshalb er sich vorneigte und genau das anwandte, wovon er am meisten Ahnung hatte. Crystin aber zuckte unter seiner Berührung zusammen und neigte den Kopf zur Seite, damit er es schwerer hatte, sie zu berühren. Syn ließ sich nicht beirren. "Ich werde nichts tun, dass du nicht willst, erinnerst du dich? Crystin..." Die Heilerin reagierte nicht. Mit einem Blick vergewisserte sich Syn, dass er allein mit ihr war und wagte ein Novum. Er entschuldigte sich. "Was damals in deinem Zimmer passiert, ist ... ich wollte das nicht. Ich wollte dich nicht verführen. Ich dachte, ich muss das tun ... damit ich in deinem Bett schlafen kann. Aber was soll ich sagen? Ich ... Zarrah meint, ich bin jetzt frei, also ... muss ich das nicht mehr tun. Ich will es nicht mehr tun, aber ..." Sie hielt still, wobei nicht mal ganz klar wurde, ob sie ihm überhaupt zuhörte. Das hier macht mir nichts aus ... bis zu einem gewissen Grad. Und ich werd's tun, wenn es dich etwas entspannt. Du musst wieder werden, Crystin. Zarrah braucht dich. Sie braucht Heilung. Und Raz braucht dich auch." plötzlich schmeckte Syn, dass seine Lippen nicht nur die Wange der Heilerin berührten, sondern auch ihre Tränen. Er schmeckte Salz und würde feststellen, dass sie weinte. Stumm, leidvoll. „Ich werde nichts tun, das du nicht willst, aber alles, das dir hilft, dich ein wenig zu entspannen ... und ... das ich noch tun will." Plötzlich kam Bewegung in Crystin und sie senkte den Kopf, schniefte und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Wieso hat er mich angegriffen?“, hauchte sie heiser und schüttelte den Kopf. Die Erinnerung schmerzte und sie hob das tränennasse Gesicht. Sie blickte Synnover neben sich an, schaffte aber auch etwas Abstand zu ihm. „Wieso hat er nicht sie angegriffen, sondern mich? Hasst er mich denn so sehr? Ist… hab ich etwas falsch gemacht?“, weinte sie und die Tasse verlor ihren Halt in ihren Fingern. Der Inhalt kippte auf den Boden und sickerte hinein. „Ich bin dir nicht böse, Syn. Ich… es war falsch von uns beiden und … vergessen wir es einfach.“, schniefte sie noch, während sie sich die Tränen wegwischen wollte, doch sie versiegten nicht. Crystin sah Syn aus tieftraurigen, blauen Augen an. „Ich war überfordert und habe es zugelassen, obwohl… obwohl…“, sie schüttelte den Kopf. „Wie geht es ihm denn?“, flüsterte sie und verzog kurz das Gesicht. Das Sprechen tat ihr weh und ihr Hals wirkte ziemlich lädiert. Verstohlen suchte sie nach Razag mit ihrem Blick, aber als sie ihn fand, rutschte ihr Blick wieder zu Syn und sie fühlte sich elend. „Ich muss etwas völlig falsch verstanden haben, Syn… Kennst du das, wenn… wenn du etwas glaubst, wenn du glaubst etwas genau zu wissen und dann… dann… ist einfach das Gegenteil der Fall? Ich glaube.. ich bin eine Närrin…“, schniefte die Heilerin erneut und weinte abermals los. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. "Ich liebe dich, Schöne", raunte Syn vielleicht etwas hilflos, bei all den Gefühlen, die sie ihm offen zeigte, aber genau im rechten Moment, da Zarrah sich, nach einer Weile der notdürftigen Grabungsarbeiten, verschwitzt, schwer atmend und ein wenig lädiert zum Feuer begab. Crystin aber schniefte erneut und griff nach der Hand von Syn. Mehr um Halt zu finden, statt ihn zu geben. "Ach Syn... spar dir die Worte für diejenige auf, die es auch verdient hat, sie zu hören. Ich... habe es nicht verdient.", krächzte sie niedergeschlagen und drückte seine Finger. Die Dunkle beobachtete die Szene der weinenden Crystin, der Nähe zu Syn und den Worten. Dann griff sie nach einer Kelle und schöpfte etwas Wasser. Zarrah trank, reagierte aber nicht weiter auf die Worte oder die Zweisamkeit. Im Gegenteil: Sie nahm einen der Bottiche und ließ die beiden weiter am Feuer zurück, während sie langsam in Richtung Razag ging.

In einiger Entfernung fand sie ihn auf seinem Rundgang. „Wie geht es deinen Wunden?“, stellte sie gleich die erste Frage an ihn und wirkte so neutral, wie man sie kannte. Prüfend blickte sie sich den Ork genauer an und wartete einen Moment ab, ob er ihr antworten wollte. Danach kam sie näher, stellte ihm den Bottich mit frischem Wasser hin und lehnte sich gegen einen Baum. Die Elfe hielt den Blick auf Razag gerichtet und einem aufmerksamen Beobachter durfte auffallen, dass ihr Blick nicht ganz unnahbar war. Sie machte sich Sorgen. Dann fiel ihr Grün auf seine Flussnadel. „Wie ich sehe, versteht ihr euch gut. Du führst sie meisterlich.“, bestätigte sie und blickte sich demonstrativ um. „Ich verstehe, wieso du dich gewehrt hast. Aber.. Wieso Crystin?“, wollte die Anführerin dieser kleinen Runde wissen. Sie sah ihm ins Gesicht. „Erklär es mir, Razag, damit ich entscheiden kann, wie es weitergeht.“, verlangte sie. Auch wenn sie nicht sonderlich streng oder hart wirkte, war sie fest in ihrem Ausdruck. Gleichwohl aber hatte auch Razag Gelegenheit zu erkennen, dass Zarrah nicht sonderlich fit aussah. Auch sie wirkte angeschlagen und Syn hatte etwas von einer Verletzung erwähnt. Wo war sie eigentlich gewesen, als sie angegriffen wurden? Stellte er die Frage überhaupt noch oder war es egal geworden? „Kann ich auf dich zählen? Oder willst du hier und jetzt … gehen? Deine Entscheidung, aber wenn ich sie treffen dürfte, würde ich dich lieber bei uns wissen.“, offenbarte sie ihm und neigte den Kopf etwas.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 27. November 2023, 19:45

Es war gut, dass Razag seine Runden lief. So bekam er von Syns verräterischen Worten nichts mit. Sein Freund machte sich doch tatsächlich an die einzige Frau heran die Razag begehrte und das obwohl er um das Herz seines Kumpels wusste. Syn wusste es nicht besser... nun ...jene drei Worte an Cris blieben also ungehört von grünen Ohren, glücklicher Weise und die Freundschaft in Razags Herzen blieb weiterhin eine unumstößliche Wahrheit.
So sah er den beiden nur von weitem zu und war froh, dass sein Kumpelchen das tun konnte, was ihm nicht vergönnt war.
Syn, kümmert sich um sie. Das ist gut. Sorge dich statt meiner um sie.
Oh, wie sehr er das tat...
Razag drehte derweil seine nächste Runde und als er dem Feuer am fernsten Punkt war, da gesellte sich plötzlich Zarrah zu ihm. Er sah sie kommen und ließ es zu, dass sie sich an seine Seite stellte. Gemeinsam schauten sie in den Wald. Ein Moment hörte man nur das sanfte Rascheln des Windes und das Flüstern einiger kleiner Insekten. Dann richtete sie das Wort an ihn:
„Wie geht es deinen Wunden?“
und wirkte so neutral, wie man sie kannte. Neutralität war gut. Sie ließ Razag genügend Raum zum atmen. Fast aus einem Reflex heraus präsentierte er kurz seinen mehr als vernarbten Rücken, so wie er es immer in der Arena gegenüber seinem Herrn nach einem Kampf getan hatte und zog dann seinen Umhang wieder über die Schultern. Kurz lag seine Hand auf Bärbels Schädel. Es beruhigte ihn. Kurz blinzelte er und ann ärgerte er sich sogar über seine Reaktion.
Das hätte ich nicht tun müssen. Sie ist nicht meine Herrin.
Sein Blick ging zur Seite. Prüfend schaute Zarrah zu ihm auf. Sie hatte einen Bottich mit frischem Wasser dabei, stellte ihn hin und lehnte sich gegen einen Baum. Die Elfe hielt den Blick auf Razag gerichtet und einem aufmerksamen Beobachter durfte auffallen, dass ihr Blick nicht ganz unnahbar war. Sie machte sich Sorgen.
Hast du jetzt etwa auch Angst vor mir?? Nein... eine Dunkle hat keine Angst... hat keine Gefühle...
Dann fiel ihr Grün auf seine Flussnadel.
...oder doch? Fürchtest du Flussnadel?
„Wie ich sehe, versteht ihr euch gut. Du führst sie meisterlich.“
… oder das … was sie aus mir macht?
Zarrah blickte sich demonstrativ um. Razag behielt sie fest im Blick. Es musste nur einer gerade die Umgebung im Auge behalten.
„Ich verstehe, wieso du dich gewehrt hast. Aber.. Wieso Crystin?“
, wollte die Anführerin dieser kleinen Runde wissen.
Aua!
Sie sah ihm ins Gesicht, als er schmerzlich die Lieder zu Schlitzen zusammen zog.
„Erklär es mir, Razag, damit ich entscheiden kann, wie es weitergeht.“
, verlangte sie. Jetzt sprach sie wieder wie eine Herrin zu ihrem Sklaven. Ihre Worte klangen in ihm nach:
...damit du entscheiden kannst, wie es weitergeht...
Auch wenn sie nicht sonderlich streng oder hart wirkte, war sie fest in ihrem Ausdruck.
Was wenn ich es dir nicht erkläre?! Und was wirst du dann entscheiden? Ob ich es wert bin mit euch weiter zu reisen, oder ob ich zu einer Gefahr geworden bin? Wirst du mich töten wenn ich schlafe? Wirst du Flussnadel an dich nehmen und dann alle andern nacheinander töten, so wie ich es fast getan habe?
Raz hatte es nicht bemerkt, aber seine Hand lag auf dem Heft der Klinge. Hatte sie da schon die ganze Zeit über gelegen? Warum auch nicht. Er war auf Wache und Zarrah stand so nah, dass es ein schnelles Ende mit ihr nehmen würde, wenn er ihrem Blutdurst jetzt freien Lauf lassen würde. Sie würde es nicht mal kommen sehen. Sie war vorsichtig gewesen, aber nicht vorsichtig genug. Raz fühlte das Echo, den Hunger auf Tod. Er kannte ihn gut, er war sein Freund und Flussnadel war jetzt seine Freundin, wenn er sie genügend fütterte. Da waren sie einander ähnlich. Das hatten sie gemeinsam. Dieses Band war stark, es hatte sich im Kampf gefestigt und diese Art von Verbindung würde eine Zarrah nie verstehen. Es lag etwas schönes im Tod.
Etwas... friedliches.
Er schämte sich nicht für das was er getan hatte. Auch sein Kumpel war stolz auf ihn. Aber Zarrah sah ihn an, als ob er jetzt eine Gefahr wäre. Sie sorgte sich um die Gruppe, um Cris um Syn, aber nicht um ihn.
Bin ich das? Eine Gefahr? Will sie mich so sehen?
So aus der Nähe hatte auch Razag Gelegenheit zu erkennen, dass Zarrah nicht sonderlich fit aussah.
Schatten unter den Augen... Blutverlust. Sie ist langsam.
Sie wirkte angeschlagen und Syn hatte etwas von einer Verletzung erwähnt. Sie war ein Opfer.
„Kann ich auf dich zählen? Oder willst du hier und jetzt …“
Was? Sterben, wenn ich falsch antworte? Bin ich nicht ...frei?!?
Razag fühlte, dass etwas in ihm noch immer wütete, arbeitete, als tanzte ein Tautropfen auf der Schneide einer Klinge. Wut und Schuld versuchten wie eine Tänzerin mit ausgebreiteten Armen auf einem Seil das Gleichgewicht zu finden, das im Sturm zwischen zwei Schiffen gespannt war.
„... gehen?“
Gehen? Oder wirst du mich sonst töten?
Etwas knackte in seinem Kopf und er zögerte. Etwas in dem fragilen Ungleichgewicht schwang zu einer Seite aus.
„Deine Entscheidung, aber wenn ich sie treffen dürfte, würde ich dich lieber bei uns wissen.“
, offenbarte sie ihm und neigte den Kopf etwas. Konnte er ihren Worten vertrauen?
Sie brauchen mich... will nicht, dass ich gehe.
Razag war viel zu angeschlagen um klar denken zu können, geschweige denn Empathie wahrzunehmen. Das Pendel schwang zurück in die andere Richtung.
Moment! Natürlich hat sie mich...nein uns...eher Syn... beobachtet.
Zarrah wusste immer alles.
Sie hat gehört, was ich zu ihm gesagt habe... dass ich ihn gefragt habe, ob er mit mir fort geht. Jetzt hat sie Angst. Sie hat ihn an sich gebunden, nicht als Sklave... Er wird nie frei sein. Ich könnte also gehen? Hm... aber nur allein.
Raz starrte in den Wald und wandte dann langsam seinen Kopf in Richtung Lagerfeuer.
Bin ICH ...gebunden?
Cris Rücken sprach nicht zu ihm, genauso wenig wie der seines Freundes.
Verzeih mir Cris.
Noch einmal knackte es in seinem Schädel. Langsam wurde dieser Zustand nervig und Raz löste seine Hand vom Heft des Schwertes um sich die Faust zwei, drei, vier mal gegen die frontale Schädelplatte zu hämmern. Nicht sehr fest, aber doch so, dass die Murmel in seinem Schädel vielleicht wieder an die richtige Stelle rollte. Er knurrte und schüttelte dann den Kopf.
„Syn will das ich bleibe und auf euch aufpasse, bis es euch besser geht. Wir... wir sind alle verletzt und brauchen Ruhe. Ich bin der stärkste und heile schnell. Er ist gesund und kann sich um euch kümmern, also bleibe ich.“
Dann sah er ihr in die Augen.
„Du bist nicht meine Herrin. Du verlangst Antworten? Dann rede! Verdiene dir Antworten. Du enthältst und Wahrheiten vor. Warum werden wir gejagt? Wo warst du, als wir angegriffen worden sind? Warum verlässt du immer wieder unser Lagerfeuer! Wir sind kein Heer das es sich erlauben kann Späher auszusenden. Wir müssen zusammen bleiben. Du hast uns alleine gelassen. Hast du erwartet, dass wir schon auf uns selbst Acht geben? Wir sind Gladiatoren - Sklaven und eine Heilerin. Cr... sie wäre wegen dir fast.. DU bist die Anführerin und trägst die Verantwortung. Wo warst du?!“
Raz hatte sich bedrohlich über ihr aufgebaut. Damit gab er auch ein leichtes Ziel ab, würde sie eines ihrer Messer in sein Herz stecken wollen. Er wusste es besser, aber es war ihm egal. Sollte sie ihn angreifen, würde er sie mitnehmen.
„Wo – warst – du?! Wo bist du gewesen, als ich glaubte Cris Herz wäre von einem Pfeil durchbohrt worden, wo als sie uns weg geschleppt haben, wo als ich jede Hoffnung verlor und sie tot glaubte! Wo warst du, als Deinesgleichen sie 'verrottend' haben liegen lassen, wo als ich glaubte, dass sie Nekromanten unter sich haben und ihren Leichnam schänden, wie es eure Art ist...“
Razags Wut verlor langsam an Wucht, auch wenn er immernoch vor ihr stand und ihr sein Leid entgegen spie. Man sah seinen Schultern an, dass sie an Kraft verloren. Auch seine Stimme verlor an Kraft.
„Warum musstest du uns alleine lassen! Warum hast du nicht verhindert, dass ich … dass ich glaubte sie sei tot und sie begraben wollte. Warum hast du mich nicht davon abgehalten sie zu... als sie sich bewegte... w...“
Raz konnte nicht weiter sprechen. Bereits die letzten Worte hatten sich nur qualvoll an dem dicken Klos in seinem Hals vorbei gequetscht. Aber er hatte wohl doch am Ende Zarrah Rede und Antwort gestanden.
Jetzt sackte er sich sich zusammen und ließ jeden Muskel an sich herab hängen.
„...un...und jetzt verhinderst du schon wieder, dass ich das tue, wozu ich hier bin.“
Er hasste sich. Sie ließ ihn nicht mal Wache halten. Er hasste das was er getan hatte und er hasste auch Zarrah dafür, dass sie es zugelassen hatte. Ihr die Schuld zu geben war der einfache Weg. Zu gehen war der einfache Weg. Aber ging er ihn? Nein.
„Lass mich in Ruhe!“
, brummte er tief. Ob sie auf ihn hörte oder nicht, hing wohl vom Grad ab, wie sehr sie sich wohl wirklich um ihn sorgte. Vielleicht brauchte der Ork auch etwas besseres als Erklärungen – etwas handfesteres? Da stand auch noch immer ein Eimer Wasser.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Synnover » Dienstag 28. November 2023, 16:19

Synnovers Augen engten sich etwas. Er verstand es nicht. Seit wann ging es denn so dermaßen bergab mit ihm? Er hatte alles getan, was man von ihm erwartete. Mehr noch, denn niemand verlangte, dass er den Ersatzheiler gab. Trotzdem agierte er so gut es eben ging und mit Hilfe von Crystins Buch, um sowohl Razags als auch ihre Wunden zu versorgen. Es gelang auch, mehr oder weniger. Sie würden nicht an ihren Verletzungen oder dem Blutverlust krepieren und dass war mehr, als jemand hätte von ihm erwarten können! Er hatte alles in dieser Hinsicht gegeben, obwohl er sich wie auf Eierschalen bewegte. Er hatte jegliche Erwartungen erfüllt und nun ging er zurück auf ihn bekanntes Terrain. Er wusste, wie er eine still gewordene Frau hanhaben musste. Er wusste, wie er sie locken konnte, damit sie entspannte und all die Schrecken vergaß. Ha, Syn hatte es sogar bei Razag geschafft und der war seines Wissens nach alles andere als ein zartes Blümchen der Damenwelt.
Vielleicht ist das mein Problem, grübelte er und schaute über die Schulter zurück zum Rand der Lichtung. Raz tigerte dort rastlos umher, schaute immer mal wieder zu ihnen herüber, aber näherte sich nicht. Ich bin nicht mehr in Morgeria, aber heißt das automatisch, dass Chaos ausbricht? Dass die Vorlieben von Frauen und Männern sich umkehren?
Er blinzelte nachdenklich und lenkte seinen Blick zurück auf Crystin. Die kleine Heilerin war untröstlich. Was auch immer er versuchte, sie reagierte nicht auf ihn. Auch Zarrah hatte seine Annäherungen gänzlich abgelehnt. Nun, nicht ganz. Im 'Gejagten Eber' noch war sie ihren Trieben gefolgt, hatte sich von ihm genommen, was sie zufrieden stimmte und war zu alter Kraft zurückgekehrt. Aber sie hatte auch erwähnt, dass sie damit zu weit gegangen war.
Syn schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, was schief lief? Hatte er seine Attraktivität verloren? War er immer noch entstellt und hässlich, dass keine Frau mehr auf ihn ansprang? Was war nur geschehen? Er hatte doch wirklich alles versucht. Er war sogar neue Wege gegangen, hatte ihr seine Entwicklung erklärt, die aus Zarrah'lindaes Freilassung ihrer Sklaven resultierte. Er hatte ihr erklärt, dass er ihr dennoch zur Verfügung stünde, damit Crystin sich ein wenig entspannen und ebenfalls zu sich zurückfinden könnte. Er hatte sich für seine Tat in ihrem Zimmer entschuldigt. Nichts hatte gefruchtet. Sie wollte sich immer noch nicht verwöhnen lassen. Stattdessen weinte sie. Langsam verzweifelte er.
"Wieso hat er mich angegriffen?"
"Hm?" Syn blickte auf. Er musterte Crystin sehr genau, suchte nach vertrauten Anzeichen, auf die er eingehen könnte. Fäden, an denen er zupfen könnte, um sie endlich in seine Richtung zu ziehen. Er fand keine und ihre Worte verwirrten ihn zunächst. Doch mit einem Mal wurde ihm klar, wovon sie sprach. Es ging um ihr Verhältnis zu Razag. "Hasst er mich denn so sehr? Ist ... hab ich etwas falsch gemacht?"
Hilflos hob das Kaninchen die Schultern an und zuckte mit ihnen. "Glaube nicht", meinte Syn im ersten Moment ein wenig unbeholfen. Seine Gespräche drehten sich selten um so viel Emotionales - zumindest, wenn es echt war. Die große Liebe vorgaukeln konnte er schließlich bestens. Sie zu fühlen, war ihm fremd. So fiel es ihm nun auch schwer, mit der nötigen Empathie auf Crystin einzugehen, aber er erinnerte sich an seine Gespräche mit dem Ork und griff auf, woran er sich noch erinnerte. "Eigentlich hasst er dich überhaupt nicht. Du gefällst ihm, weil du keine Angst hast." Syn schnaubte. "Mit dieser Logik müssten ihm ungemein viele gefallen." Erneut hob er die Schultern, winkte ab. "Wie war das? Er meinte, er wäre sogar lieber ein Bruder für dich als ein Monster. Tja, nun ... ist er beides? Ihr hättet einfach übereinander herfallen sollen. Der Druck hat ihm die Sinne vernebelt."
Anders konnte Syn sich das Leiden beider Parteien nicht erklären. Er verstand, dass zwischen Razag und Crystin irgendeine besondere Anziehung stattfand und dass die Heilerin offenbar mehr wollte, aber der Ork nicht. Er wollte keinen Sex mehr haben. Und wir müssen nicht mehr ... glaube ich. Noch einmal spähte Synnover hinter sich, suchte Razags Gestalt. Er fand ihn. Zarrah stand bei ihm. Beide unterhielten sich. Seine Aufmerksamkeit kehrte zu Crystin zurück. Sie wollte offensichtlich Körperlichkeit. Ohja, daran zweifelte Syn nicht. Er hatte ihre Bereitschaft selbst eingeläutet. Sie wollte es. Nur sie wollte nicht ihn, das Kaninchen. Sie bevorzugte den Ork, auch wenn jener sie zerreißen könnte. Wer so dachte, schlussfolgerte natürlich auch, dass sich mit ein wenig Triebhaftigkeit von beiden Seiten alle Probleme lösen ließen. Er sah es sogar als Lösung für jetzt, auch wenn er selbst nicht Raz'ulak der Furchtlose war. Doch er könnte Crystin Freuden bereiten und war sogar bereit dazu. Dieses eine Mal, damit sie endlich aufhörte zu weinen und er ihr die Pflichten der Heilkundigen wieder überlassen könnte. Unter ihrer Hand funktionierte es auch viel besser! Flüchtig erinnerte er sich an das Licht, welches kribbelnde Wärme in seinen Körper geschickt und alles Zerstörte wieder gerade gerückt hatte. Syn sehnte sich nach diesem warmen Gefühl. Crystin musste sich erholen! So gab er alles, aber ... es funktionierte nicht. Statt sich ihm hinzugeben, redete sie einfach weiter, noch immer gefangen in ihrem emotionalen Chaos. Aber plötzlich stellte sie eine Frage, die auch das Kaninchen erreichte.
"Kennst du das, wenn ... wenn du glaubst, etwas genau zu wissen und dann ... dann ... ist einfach das Gegenteil der Fall?"
Er verharrte direkt in seiner aktuellen Bewegung. Er starrte Crystin an und doch durch sie hindurch. Er erinnerte sich an diesen Moment in seinem Leben, als er genau das Ausgesprochene kennen gelernt hatte. Als Yolintha ihm mitteilte, dass er gar nicht wüsste, was Liebe war und es niemals wissen würde. Denn Sklaven liebten nicht.
"Kenne ich", keuchte er und ließ von Crystin ab. Er zog sich nicht nur von ihr zurück, sondern auch in sich selbst. Was machte er hier eigentlich? Wie frei war er denn, wenn er trotz abgelegter Sklavschaft gewisse Dinge niemals erfahren würde? Dass er nun die Wahl hatte, änderte nichts. Wie sollte er etwas lernen, zu dem er nie bestimmt war? Bisher hatte er es nicht erfahren. Ich weiß nicht, was Liebe ist und werde es niemals wissen.
Es war schließlich nicht so, dass er sich nicht bemüht hätte. Er hatte sogar Razag gefragt und sich ihm geöffnet. Leider war der Ork sturzbetrunken und schläfrig gewesen, aber auch er war nur ein Sklave. Sie alle waren es, bis auf Zarrah. Es hatte keinen Sinn, unter Gleichgesinnten zu fragen.
"Ich bin eine Närrin..."
Wir alle ... und keineswegs frei. Niemals? Er hob den Kopf, wollte erneut hinter sich blicken, unterließ es dann aber. Es machte keinen Unterschied. Ein Schalter legte sich um. Vertrautes bot Schutz und Sicherheit. Syn wollte sich nicht selbst verunsichern. Etwas, das ihm seit dem Verlassen von Morgeria ein ständiger Begleiter geworden war. Etwas, womit er sich keineswegs wohlfühlte. Er suchte Zuflucht in Vertrauten. In Verhaltensweisen, die man trotz aller Freiheit offenbar von ihm weiterhin erwartete, denn ... alles Unbekannte würde er nicht verstehen. Niemals. So griff er zu seiner letzten Trumpfkarte und hauchte Crystin die drei wichtigsten Worte für alle Celcianer ins Ohr - abgesehen von Sklaven. Funktionierte es deshalb nicht? Wann hatte er je eine Sklavin verführen sollen? Aber auch an Zarrah prallte es ab. Seine Geheimwaffe, sein großes Talent jenseits der Kampf-Arenen erlosch. Es funktionierte nicht und er verstand es nicht.
Anstatt dass Crystin unter seinen Worten vor Lust und Erregung dahinschmolz, zerfloss sie unter weiteren Tränen. Sie suchte nur noch einmal Halt bei ihm und sandte ihm einen gut gemeinten Rat. "Ach, Syn ... spar dir die Worte für diejenige auf, die es auch verdient hat, sie zu hören. Ich ... habe es nicht verdient."
Er nickte. Jetzt verstand er. Auch Crystin liebte nicht, konnte nicht lieben. Auch sie wusste es nicht und es würde immer so bleiben. Es lag nicht an ihm. Es lag auch nicht daran, dass sie nun die Freiheit genießen durften. Das änderte nichts. Es blieb, weil sie schon einmal Sklaven gewesen waren. Ihnen blieb es verwehrt, gewisse Dinge zu erfahren, für immer. Somit würden sie niemals so frei sein wie Synnover es sich in romantischeren Momenten vorgestellt und unbewusst erhofft haben mochte.
"Ein Narr...", wiederholte er Crystins Worte, auf sich bezogen und schüttelte über seine eigene Dummheit den Kopf. Nein, nichts änderte sich. Doch was nun? Der Gladiator, der nicht mehr kämpfen musste. Der Liebhaber, der nicht mehr verführen musste. Der Befreite, der gewisse Ketten nicht ablegen konnte. Wer war er denn noch? Nichts weiter als noch immer ein Sklave, aber ohne Herren und ohne Bedeutung. Ihm blieb nur noch eine einzige Aufgabe, an die er sich klammern konnte. Eine, die nach wie vor von ihm erwartet wurde? Nein, er stellte die Erwartung an sich selbst. Es war eine Schuld, die er zu begleichen hatte. Zarrah hatte ihm das Leben gerettet und ihn freigelassen. Somit ... gehörte ihr nach wie vor sein Leben. Er würde sie beschützen, auch damit. Besonders damit. Wenigstens würde er es tun, bis sie ihre Mission erfüllt hätte.
Und danach?
Syn wusste es nicht. Konnten Freie zu ihren einstigen Herren zurückkehren? Zurück in ihr altes Leben, das vielleicht nicht sehr schön war, aber in dem er die Routine kannte? Denn in Freiheit änderte sich doch ohnehin nichts. Syn erhob sich. "Ich komme wieder", teilte er Crystin mit, ohne darauf zu achten, ob sie ihn gehört hatte. Er fühlte sich eingeengt von seinen eigenen düsteren Erkenntnissen. Er brauchte Luft. Er brauchte ein Ventil und dieses Mal erhielt er es nicht, indem er seine Gedanken mit dem Nachhall von Sex überschattete. Das funktionierte bei keiner Sklavin. Es funktionierte nicht bei Zarrah. Vielleicht würde er sich Razag anbieten müssen ... aber der wollte nicht mehr und war ebenfalls ein einstiger Sklave. Der ließ sich garantiert ebenso wenig verführen. Es funktionierte so einfach nicht. Was Syn brauchte, war eine freie Herrin, die sich an ihm austoben wollte. Was er brauchte, war ein freier Kopf.
Er ging los. Er verließ die Lagerstelle und noch ehe er den Rand der Lichtung erreicht hatte, lief er. Er rannte, in die Wälder des Sarius hinein. Razag hatte die Verfolger alle vernichtet. Welche Gefahren drohten ihm hier denn noch? Bären und Wölfe? Ha! Er war das weiße Kaninchen. Er konnte kämpfen und er konnte rennen. Gerade Letzteres wollte er nun. Er rannte. Nicht allzu weit weg, aber er rannte. Er drehte Runden durch das Unterholz bis ihm die Puste ausging. Anschließend orientierte er sich an dem Wissen, das Zarrah ihm beigebracht hatte, um keine Stunde später zum Lager zurückzukehren.
Es änderte sich nichts? Oh, wie sehr er sich doch irrte. Aber es würde Zeit und mehr Erlebnisse brauchen, die ihn vom Gegenteil überzeugen könnten.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. November 2023, 13:38

Es war wesentlich leichter, wenn man sich dazu entschloss nichts zu fühlen. Der Anfang war immer schwer, bis man endlich dahingelangte, sich in jener tauben Umarmung aus Emotionslosigkeit wiederzufinden. Man musste weder auf Gefühle von außen noch von innen achten und konnte unbeschadet durch die Zeit gehen. Zu fühlen bedeutete sich ständig einem Hoch und Tief auszuliefern. Freude und Leid lagen bekanntlich nahe beieinander und man machte eine wahre Berg- und Talfahrt mit, um durch die Schnellwasser an Emotionen zu gelangen. Ständig war man auf der Hut, denn alles konnte plötzlich in einem freien Fall aus Betroffenheit enden. Synnover war es nicht gewohnt, sich um seine eigene Gefühlswelt zu scheren. Er hatte immer nur darauf geachtet, was andere wollten und mit seinem Handwerkzeug dazu beigetragen, dass sich ihre Gefühle in Positives wandelten. Es war sein Nutzen als Sklave gewesen. Er war dafür da, andere von ihrem Dunkel abzulenken und in die andere Richtung zu schicken. Und er war stets mehr als erfolgreich darin. Leider schien es nun nicht mehr zu funktionieren. Woran lag das? Lag es an ihm, dass er sich nicht mehr sehenlassen konnte? Oder hatte er seinen Zauber verloren? Wieso wollte sich weder Zarrah noch Crystin von ihm becircen lassen und es genießen, was er ihnen zu bieten hatte? Er verstand es nicht. Aber wie könnte er auch an jenem Punkt, an dem er war, erkennen, dass Crystin in diesem Moment keinen Liebhaber brauchte, weil ihr Herz doch anderweitig Sehnsucht verspürte? Dass sie einen Freund brauchte, der ihr nun zuhörte und ihr half. Synnover war auf seine körperlichen Gefälligkeiten reduziert worden und verstand nun nicht, dass es auch anders sein konnte. Dass man ihn und seine Gesellschaft schätzte, weil er eventuell zu einem Freund werden könnte, auf den man sich gerne verließ. Crystin hatte ein weitgeöffnetes Herz und war bereits dabei, Synnover einen Platz einzuräumen. Sie würde ihn als Freund akzeptieren, nicht aber als Liebhaber. Doch das war nicht der Zeitpunkt, dass er das auch erkennen konnte. Und so suchte Synnover über die Düsternis seiner Gedanken nach Luft. Atemnot war es, die er sonst versprach – seinen Feinden, wie den Damen, die er Nacht für Nacht befriedigte, nun wollte sie von ihm Besitz ergreifen. Crystin ließ seine Hand los und hob den Blick als sich das Kaninchen plötzlich aufmachte, um das Lager zu verlassen. Angst, dass ihm jemand auflauern würde, hatte er nicht und wenn, war er nun ohnehin viel zu kopflos, um darüber gewissenhaft nachzudenken. Er verschwand, ungesehen von Razag und Zarrah, weil sie miteinander zu tun hatten. Crystin aber starrte ihm noch nach, bis seine Worte, die er über Razag verloren hatten, ihren Geist beschäftigten. Grübelnd saß sie nun wieder am Feuer und blickte in die züngelnden Flammen, die unruhig zuckten.

Auch Zarrah’s Blick zuckte, als Razag vor ihr auf und ab tigerte. Er war unruhig und wusste nicht wohin mit seinen negativen Gedanken. Dass Zarrah ihm schmerzende Fragen stellte, machte es nicht besser. „Syn will das ich bleibe und auf euch aufpasse, bis es euch besser geht. Wir... wir sind alle verletzt und brauchen Ruhe. Ich bin der stärkste und heile schnell. Er ist gesund und kann sich um euch kümmern, also bleibe ich.“ Sie erwiderte nichts, sondern stand da und wartete geduldig ab. Sie lehnte noch immer gegen den Baum und beobachtete mit klarem Blick sein Tun. Und plötzlich schien mit dem Knacken in seinem Kopf auch ein Schalter umgelegt zu werden: „Du bist nicht meine Herrin. Du verlangst Antworten? Dann rede! Verdiene dir Antworten. Du enthältst und Wahrheiten vor. Warum werden wir gejagt? Wo warst du, als wir angegriffen worden sind? Warum verlässt du immer wieder unser Lagerfeuer! Wir sind kein Heer, das es sich erlauben kann, Späher auszusenden. Wir müssen zusammenbleiben. Du hast uns alleine gelassen. Hast du erwartet, dass wir schon auf uns selbst Acht geben? Wir sind Gladiatoren - Sklaven und eine Heilerin. Cr... sie wäre wegen dir fast.. DU bist die Anführerin und trägst die Verantwortung. Wo warst du?!“ Die Dunkelelfe, die bedeutend zierlicher war als der Ork, straffte die Schultern, als sich Razag vor ihr aufbaute. Er war ihr nahegekommen und sie musste den Kopf etwas heben, wenn sie ihm weiter ins Gesicht blicken wollte. Zarrah aber machte keine Anstalten, ihm nun eines ihrer Messer entgegenzustrecken, um ihn auf Abstand zu halten. Der dunkelgrüne Blick betrachtete seinen Wütenden und hörte sich an, was Razag ihr zu sagen hatte. Seine Wut war kaum zu übersehen. Er sprach sich in Rage und es war durchaus im Bereich des Möglichen, dass er Zarrah nun seinen ganzen Zorn spüren lassen wollte. Die Elfe wappnete sich tatsächlich dafür, aber nur, indem sie sich etwas aufrechter hinstellte. Sie war nicht mehr so locker, wie zuvor und doch behielt sie ihre eigentliche Haltung bei. „Wo – warst – du?! Wo bist du gewesen, als ich glaubte Cris Herz wäre von einem Pfeil durchbohrt worden, wo als sie uns weggeschleppt haben, wo als ich jede Hoffnung verlor und sie tot glaubte! Wo warst du, als Deinesgleichen sie 'verrottend' haben liegen lassen, wo als ich glaubte, dass sie Nekromanten unter sich haben und ihren Leichnam schänden, wie es eure Art ist...“ Ihr Blick zuckte bei seinen Vorwürfen. Die weißhaarige Elfe behielt ihren Blick die ganze Zeit in seinem Gesicht und ließ es zu, dass er seine Wut auf sie schüttete. Sie hielt es aus, ohne ihn dafür anzufunkeln oder ihm Einhalt zu gebieten. Sie ertrug seine Vorwürfe. „Warum musstest du uns alleine lassen! Warum hast du nicht verhindert, dass ich … dass ich glaubte sie sei tot und sie begraben wollte. Warum hast du mich nicht davon abgehalten sie zu... als sie sich bewegte... w...“, verlor er langsam an Fahrt und dennoch nicht an der Schwere, seines Leids. Razag litt immens, denn alles war ein Missverständnis gewesen und hatte nun fatale Folgen, wie er glaubte. Und er glaubte, er könne es nicht wieder gutmachen. Als der Ork seine Wut entladen hatte, verloren seine starken Schultern Kraft. Mit dem Herabsenken entspannte sich auch die Elfe etwas und doch verharrte sie, wo sie war. Razag hatte gesagt, was er sagen musste, und Zarrah war die Person, der er es entgegenbrüllen konnte, ohne darauf Rücksicht nehmen zu müssen, ob er sie verletzte. Syn war sein Kumpel – den würde er nicht damit auf diese Art konfrontieren. Und Crystin war derzeit unerreichbar. Zarrah war… nur eine Dunkelelfe. Eine von denen. Aber anders als die Dunklen, die Razag und Syn kennengelernt hatten, reagierte sie nicht mit Wut und Häme. Sie schaute dem niedergeschlagenen Ork entgegen, als er sie von sich wies. „Lass mich in Ruhe!“, brummte er mürrisch und sie… blieb. „Ich werde deine Gefühle nicht damit beleidigen, mich zu rechtfertigen. Wo ich war? Nicht da – ich sicherte die Umgebung. Ich versagte, denn ich wurde überrascht.“, begann sie nun vollkommen ruhig und doch nicht frei von Emotionen zu sprechen. Auch sie machte sich Vorwürfe, das hörte man heraus.

Dabei behielt sie den Blick stets auf Razag und suchte sogar seine Erwiderung. „Und während ich versagte, bekamen sie die Gelegenheit das Lager anzugreifen. Ich war nicht da – du hast Recht und das ist unentschuldbar.“, bestätigte sie seine Worte. „Crystin wurde meinetwegen verletzt, denn ich bin es, hinter denen die Bluthunde aus Morgeria her sind. Raquel teilte mir mit, dass…“, sie stockte kurz und überlegte für einige Atemzüge, ob sie sagen konnte, was er hören wollte. „…Mein Bruder. Er schickte die Hunde aus, um nach mir zu fahnden.“, offenbarte sie und straffte die Schultern. Die Erwähnung ihres Bruders war nichts, was die Elfe leichtfertig mitteilte. Es beschäftigte sie. Es war kompliziert. Es entstand einen Moment eine gewisse Stille. Erst danach öffnete Zarrah ihre Haltung wieder und trat auf Razag zu. Zögernd hob sie eine Hand und wollte sie auf seine Schulter legen. Kurz, bevor sie seine Haut berührte, hielt sie noch mal inne. Auch sie war nicht frei von Ketten und längst nicht unbelastet. Es gab viele Formen von Sklaverei und Gefangenschaft. Doch Zarrah überwand sich und legte ihre schlanken Finger an den Ork. Die Fingerkuppen drückten langsam zu, bauten Druck auf und signalisierten Nähe, statt Dominanz. „Crystin wird dir verzeihen, Razag.“, erklärte sie mit einer gewissen Sicherheit in der Stimme. Dann aber trat die Elfe noch näher und tat tatsächlich etwas, das wohl keiner erwarten würde: Sie schob auch den anderen Arm um die breite Schulter des Orks und umarmte ihn. Sie erkannte seinen Zustand, seine Hilflosigkeit und versuchte eine Art freundschaftliche Geste. Es mochte skurril aussehen und sich ebenso anfühlen, doch das änderte nichts daran, dass die dunkle Elfe über ihren Schatten sprang und Razag zeigte, dass er ihr nicht egal war. Dass er einen Platz hatte und sie mitnichten gemeint hatte, dass er wegen Synnover bleiben sollte. Als sie die Umarmung soweit ausgebaut hatte, dass sie ihren Kopf an seinem vorbeischob, murmelte sie: „Sprich mit ihr. Und denke nicht, dass du nur hier bist, weil dein Nutzen einzig der Kampf wäre. Du bist hier, weil auch du zu lange schon in Ketten gelebt hast. Wenn du mir nicht vertraust, vertraue Crystin.“, flüsterte sie und zog sich dann zurück. Sie selbst konnte die Nähe nicht lange aufrechterhalten, aber das, was sie sagte, war auch nicht gelogen. Sie blickte Razag erneut ins Gesicht, bevor sie wieder Abstand zwischen sie brachte. „Ich übernehme die volle Verantwortung für das, was geschehen ist. Aber ich bin jetzt auch gewarnt. Und ich kenne meinen Bruder. Ich weiß, wozu er fähig ist… Es… tut mir leid, Razag. Ich habe nicht beabsichtigt, dich in eine solche Lage zu bringen.“, schloss sie dann und sah zum Feuer, an dem Crystin saß.
Ihr Blick suchte kurz das Lager ab und verengte sich dann. Synnover war nicht da. „Vielleicht war es ein Fehler, euch aus Morgeria rausholen zu wollen…“, murmelte sie leise und scheinbar mehr zu sich selbst, obwohl Razag in Hörweite stand. Dann keuchte sie leicht und stützte sich an einem Baumstamm ab, während sich ihre andere Hand auf die Wunde am Bauch legte. Sie hatte wie eine Verrückte gegraben und ihre Wunde beansprucht. Auch wenn sie nicht aufriss, schmerzte es und der Blutverlust war noch spürbar. Trotzdem brauchte sie nur einen Moment und richtete sich wieder auf. „Wenn Syn wieder da ist, erzähle ich, wie es weitergehen wird.“, meinte sie dann, mit Blick über ihre Schulter. „Geh zu ihr, Razag. Sie mag dich und ich bin mir sicher, sie ist genau so verwundet über die ganze Sache, wie du. Hilf ihr, es zu verstehen… Im Moment glaubt sie, dass du sie, dass sie etwas falsch gemacht hätte.“, murmelte sie erneut und richtete sich nach den Schmerzen wieder auf. „Sag ihr, dass es mein Versagen gewesen war.“, forderte sie ihn auf, „ich bleibe in der Nähe und achte auf euch.“, versprach sie. Und sie würde sich immer in Sichtweite des Lagers befinden. Sie würde langsam ihre Runden drehen und auf die Umgebung achten, sofern Razag ihrem Rat folgen wollte. Vielleicht ebbte seine Wut auf sie auch gar nicht gänzlich ab. Vielleicht schürte sie neue. Zarrah würde jedenfalls aushalten, was Razag loswerden musste und sich nicht von ihm abwenden, sofern er noch Bedarf hatte.
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Re: Zurück ins Leben

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 29. November 2023, 16:49

Der verwirrte Ork übergoss die Elfe mit seiner Wut... SEINER Wut, denn es war nicht die Wut auf sie. Raz hasste sich selbst. Er machte sich selbst zum Monster und Täter, zum Dummkopf und Scheusal, dass alles falsch gemacht hatte - hatte er ja auch. Natürlich könnte man sagen, dass er unter Drogeneinfluss gestanden hatte und ihm deshalb eben jene wichtigen Details entgangen waren, die zu diesem grausamen Missverständnis geführt hatten. Aber Raz gab sich die Schuld. Schuld war eine scharfe Klinge die tiefer verletzte als je ein Schwert es könnte. Der Ork war wütend, weil er die Schuld nicht ertrug.
Und da geschah das erstaunliche!
Zarrah wich nicht zurück, sie teilte auch nicht aus... sie ertrug es. Sie nahm sein Leid, lud sie sich auf die schmalen Schultern und ließ seine Wut ins Leere laufen. So tat sie ihm den größten Gefallen, auch wenn es etwas brauchte, bis er es erkannte. Razag warf nach ihr mit scharf geschliffenen Worten und traf auch sicher einige Male, aber die Dunkelelfe fing die bösen Klingen und gab sie nicht zurück, so dass Razags Arsenal am Ende aufgebraucht war und er waffenlos da stand. Seine Wut ...hatte keine Angriffsfläche gefunden. Er schluckte schwer und sein großes Herz begann etwas neues für diese kleine dunkle Frau zu fühlen.
Er schickte sie weg. Sie blieb und sie antwortete ihm ruhig:
„Ich werde deine Gefühle nicht damit beleidigen, mich zu rechtfertigen.“
Das allein ließ den Ork aufhorchen. Noch nie hatte ihn jemand NICHT beleidigen wollen. Besonders keine Dunkelelfen, aber auch seine Kumpanen unter den Gladiatoren, sogar seine Mitstreiter hatten gern mal ein beleidigendes Wort für den gutherzigen Ork übrig. Seine 'weiche' Seite hatte ihn dafür angreifbar gemacht und sie hatten es sehr gerne ausgenutzt. Aber Zarrah? Sie begann einfach nicht mit ihm zu streiten! Fast war er deswegen ein wenig böse auf sie. Oder war es Enttäuschung? Nein auch nicht...
Ach verdammt! Ich hatte mich mit ihr prügeln wollen.
„Wo ich war? Nicht da – ich sicherte die Umgebung. Ich versagte, denn ich wurde überrascht.“
Auch sie machte sich Vorwürfe, das hörte man heraus.
Seit wann gestehen Dunkelelfen Fehler ein???
Razag hob zweifelnd die Brauen.
„Und während ich versagte, bekamen sie die Gelegenheit das Lager anzugreifen. Ich war nicht da – du hast Recht und das ist unentschuldbar.“
, bestätigte sie seine Worte. Auch das war eine Premiere. Noch nie hatte ihm jemand Recht gegeben... vor allem in etwas, dass er selbst begann anzuzweifeln.
„Crystin wurde meinetwegen verletzt,...“
Und weil ich sie nicht beschützen konnte.
Er hatte trainiert und sich darauf verlassen, dass Zarrah die Gruppe bewachte. Insofern hatten wohl beide Mitschuld an dem was geschehen war. Dann rückte Zarrah mit des Pudels Kern heraus:
„... denn ich bin es, hinter denen die Bluthunde aus Morgeria her sind. Raquel teilte mir mit, dass…“
Zarrah stockte kurz, überlegte und Raz erwartete eigentlich schon wieder eine fadenscheinige Ausrede oder irgendetwas kryptisches – bloß nicht die Wahrheit.
„…Mein Bruder. Er schickte die Hunde aus, um nach mir zu fahnden.“
, offenbarte sie und straffte die Schultern. Es war weniger der Inhalt, als der Klang ihrer Stimme, die den Ork aufhorchen ließ.
Da klingt Schmerz mit.
Die Erwähnung ihres Bruders war nichts, was die Elfe leichtfertig mitteilte. Es beschäftigte sie. Es entstand einen Moment der Stille. Erst danach öffnete Zarrah ihre Haltung wieder und trat auf Razag zu. Zögernd hob sie eine Hand und wollte sie auf seine Schulter legen. Spannung lag in der Luft und ließ sie knistern. Razags Pupillen musterten fast argwöhnisch ihre Finger. Kurz, bevor sie seine Haut berührte, hatte sie inne gehalten und so entstand dieser Moment des Lauerns. Doch Zarrah überwand sich und legte ihre schlanken Finger an den Ork. Fast war es als wäre ein Funke über gesprungen. Der Ork zuckte leicht und stand stocksteif da. Die Fingerkuppen drückten langsam zu, bauten Druck auf.
„Crystin wird dir verzeihen, Razag.“
Aua... wird sie das?
Dann aber trat die Elfe noch näher und tat tatsächlich etwas, das wohl keiner erwarten würde: Sie schob auch den anderen Arm um die breite Schulter des Orks und umarmte ihn.
NOCH DÜMMER konnte ein Ork nicht dreinschauen!!!
Waaaa...aaas....??????????
Mit geweitetem Blick starrte er auf ihren schmalen Rücken hinab und sah sich hilflos um. Er wagte sich nicht zu bewegen und kam ihr doch entgegen, denn so hatte man ihn erzogen. Zarrah erkannte seinen Zustand, seine Hilflosigkeit und versuchte eine Art freundschaftliche Geste. Es mochte skurril aussehen und sich ebenso anfühlen, doch das änderte nichts daran, dass die dunkle Elfe über ihren Schatten sprang und Razag zeigte, dass er ihr nicht egal war. Dass er einen Platz hatte und sie mitnichten gemeint hatte, dass er wegen Synnover bleiben sollte. Als sie die Umarmung soweit ausgebaut hatte, dass sie ihren Kopf an seinem vorbeischob, murmelte sie:
„Sprich mit ihr. Und denke nicht, dass du nur hier bist, weil dein Nutzen einzig der Kampf wäre. Du bist hier, weil auch du zu lange schon in Ketten gelebt hast. Wenn du mir nicht vertraust, vertraue Crystin.“
, flüsterte sie und zog sich dann zurück. Sie selbst konnte die Nähe nicht lange aufrechterhalten, aber das, was sie sagte, war auch nicht gelogen. Sie blickte Razag erneut ins Gesicht, bevor sie wieder Abstand zwischen sie brachte. Meine Güte, hatte der große Augen!
„Ich übernehme die volle Verantwortung für das, was geschehen ist. Aber ich bin jetzt auch gewarnt. Und ich kenne meinen Bruder. Ich weiß, wozu er fähig ist… Es… tut mir leid, Razag. Ich habe nicht beabsichtigt, dich in eine solche Lage zu bringen.“
, schloss sie dann und sah zum Feuer, an dem Crystin saß. Razags Blick folgte ganz automatisch dem ihren.
Synnover war nicht da.
Ach MENNO!
Schon wieder entfernte sich jemand unerlaubt von der Truppe! Sorge glomm in Razags Herzen auf und auch Wut!
Wenn er jetzt auch verletzt zurück kommt, oder schlimmer... verloren geht, dann versohle ich ihm den nackten Hintern, wenn ich ihn erwische! Dieses ständige Weglaufen ist doch zum...
„Vielleicht war es ein Fehler, euch aus Morgeria rausholen zu wollen…“
, murmelte Zarrah leise neben ihm. Dann keuchte sie leicht und stützte sich an einem Baumstamm ab, während sich ihre andere Hand auf die Wunde am Bauch legte.
Sie ist ja auch verrückt! Rennt ständig weg, lässt sich verletzten und buddelt dann in der Erde rum...
Nach einem Moment und richtete sich wieder auf.
„Wenn Syn wieder da ist, erzähle ich, wie es weitergehen wird.“
, meinte sie dann, mit Blick über ihre Schulter.
„Geh zu ihr, Razag. Sie mag dich und ich bin mir sicher, sie ist genau so verwundet über die ganze Sache, wie du. Hilf ihr, es zu verstehen… Im Moment glaubt sie, dass du sie, dass sie etwas falsch gemacht hätte.“
, murmelte sie.
„Sag ihr, dass es mein Versagen gewesen war.“
War es. Es hat das alles ausgelöst, aber das sag ich ihr nicht. Es geht hier nicht um Zarrah. Es geht um Cris und mich. Es war vor allem mein Fehler. Nein. Es war meine ...Dummheit? Mein...Aberglaube? Unwissenheit? Ja. Unwissenheit. Das ist etwas zwischen ihr und mir. Ich muss das mit Cris klären. Ich muss stark sein.... furchtlos.
„Ich bleibe in der Nähe und achte auf euch.“
, versprach sie und Razag schluckte schwer und wappnete sich für das was ihm bevorstand. Er straffte seine Schultern, was ihn gleich 20cm wachsen ließ.
„Ich vertrau darauf.“
, sagte er zu der Dunklen neben sich und legte kurz seinerseits seine Hand auf ihre Schulter... also auf ihren gesamten Rücken, der so schrecklich schmal für all diese Last war. Seine Hand überspannte beide Schulterblätter und er klopfte leicht dagegen. Vielleicht stolperte sie sogar ein klein bisschen nach vorne. Es war eine kleine Geste...irgendwie brutal... aber sie zeigte auch, dass er Zarrah – vertraute!
„Schau bitte, ob du den Rammellappen findest. Nicht das er auch noch kaputt geht.“
Raz warf ihr im Gehen über die Schulter einen kleinen Blick zu und zwinkerte mit einem Auge.
Na, wenn das kein Friedensangebot war!
Seine Wut hatte nie ihr gegolten und ebbte nun gänzlich ab. DANK IHR! Weil sie es ertragen hatte.
So etwas... hat noch nie jemand für mich getan!
Es fühlte sich merkwürdig an... ein bisschen wie der Beginn einer echten Freundschaft.
...zu einer Dunklen? So fangen doch sonst nur Witze an... kommen ein Ork, ne Dunkelelfe und ein Mensch... Herjeh, nicht ablenken! Du musst dich zusammen reißen! Cris! Aua... Cris! Aua... Cris! Cris! Cris! Auaauaauaaaa....
Zarrah hatte ausgehalten, was Razag loswerden musste und sich nicht von ihm abgewendet. Damit hatte er ihr einen großen Dienst erwiesen und die Stärke zurück gegeben, die er jetzt brauchte. Tapsend mit offensichtlich lauten Schritten, damit Cris auch ja hörte, dass er sich nähert und notfalls das Weite suchen konnte, näherte er sich dem Lagerfeuer. Als der Abstand auf drei Schritt verkürzt hatte wurde er noch sehr viel langsamer und duckte sich. Vorsichtig näherte er sich tapfer bis auf etwas über einen Meter und stand dann erst mal steif da, ohne ein Wort heraus zu kriegen. Sein Mund öffnete sich zwar ein paar Mal wie ein Fisch, aber heraus kam nix. Kurz glaubte er leises Geblubber zu hören, aber bevor Nalia auch nur einen Ton von sich geben konnte, schoss Razag lieber vor. Er ließ sich auf die Knie sacken und hätte gern Cris Hände ergriffen, doch das traute er sich nicht. Stattdessen streckte er seine Hand entgegen... jene die sie gewürgt hatte und senkte seinen Oberkörper so tief, dass seine Stirn den weichen Erdboden berührte. Dann brach es aus ihm heraus:
„Es tut mir sooo leid! Ich habe dich angegriffen und das hast du nicht verdient! Du kannst meine Hand verlangen, wenn du sie haben willst. Nimm sie als Pfand dafür, dass ich sie nie wieder an dich legen werde. Ich will dir nie wieder Schmerz bereiten! Nimm...“
Er zog Flussnadel von seiner Seite und legte das Schwert quer vor sich, ohne dabei auch nur einmal aufzusehen, oder sich großartig zu erheben, was eigentlich schon eine ziemlich akrobatische Nummer war.
„Schneid sie mir ab, wenn es dir hilft. Nur bitte... bitte... Ich wünschte... Ich kann verstehen, wenn du mich nie wieder ansehen willst, oder mich fort schickst. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht! Zarrah meinte...“
Er zögerte und schüttelte den Kopf. Nein, sie gehörte hier nicht in dieses Gespräch... in dieses furtlose Geständnis. Doch das Gesagte spukte durch seinen Kopf. Cris durfte nicht denken, dass es ihr Fehler war.
„Du hast nichts falsch gemacht, falls du das glaubst. Ich bin Schuld. Ich habe dich sterben sehen und ...sie haben mich es glauben lassen. Ich dachte du wärst tot und wollte dich begraben... Ich war... zerstört! Sie haben mich zerstört und als du dich bewegt hast... sie ..die Raquel hatte etwa gesagt... Ich hatte das Gefühl, sie wollten deinen Körper noch benutzen. Nekromantie...“
Raz hämmerte seine Stirn ein paar mal in den Boden, weil er so dumm gewesen war. Er konnte nur reden, solange er Cris nicht in die Augen sehen musste. Allein sie so nah zu wissen bereitete fast körperliche Schmerzen.
„Ich wollte nicht, dass sie deinen Leib missbr... dich zu einem Werkzeug machen, das dazu dienen sollte Zarrah... Als... v...verzeih mir! Als du dich dann bewegt hast... ich dachte du wärst ein...“
Er konnte das Wort nicht aussprechen. Sein Volk nannte diese Abscheulichkeiten Zombies. Aber Cris und so etwas in einem Satz?
„Ich …ich sah rot. Deswegen habe ich auch alle getötet, damit der Nerkro seinen Einfluss über dich verliert... “
Deswegen und weil es sich nun mal scheiße gut anfühlte!
, klang es in seinem schweren Schädel nach, der noch immer mit der Stirn im Matsch lag.
„Sie hatten es verdient. Sie hatten dich getötet. Doch dann... dann... hast du geatmet und alles ist durcheinander geraten!“
Razag schluckte und versuchte den Kopf ein Stück zu heben. Vorsichtig spähte er durch seine langen Wimpern zu ihrem Gesicht. Er konnte noch immer nicht richtig fassen, dass Cris noch lebte.
„Wie... wie geht das? Warum... warum lebst du noch?!?“
Er verstand es wirklich nicht.
„... Ist das Magie? Keine Nekromantie... ist das deine Magie?“
Und da fiel ihm auch wieder die vergessene Szene ein, die er durch das Gift ausgeblendet hatte und er richtete sich ein Stück weiter auf, dass er jetzt quasi auf allen Vieren vor ihr kniete.
„Und warum um aller Götter Namen, warum hast du auch noch MICH geheilt, als du so schwer verletzt warst? Bist du... bist du … irre?“
Jaaaa... Raz machte das ECHT GUT!!! Jetzt stritt er sich also mit Cris, weil sie ihm erst einen Schreck eingejagt hatte indem sie ihren Tod vorgetäuscht hatte und dann warf er ihr vor den Verstand verloren zu haben, weil sie ihn hatte retten wollen! Lief doch Supi!
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