Auf nach Unbekannt

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 27. Oktober 2021, 20:20

Das Zeichen für die Rast kam Eleyna gerade recht. Sie würde es wohl nicht sofort zugeben, doch sie fühlte sich angestrengt und musste zumindest sich selber eingestehen, dass sie erschöpfter war, als normalerweise. Ob es am durchwachsenen Schlaf lag oder an ihrer Verletzung, das wusste sie nicht richtig einzuordnen, doch sie spürte, dass ihr Körper noch nicht gänzlich auf dem Niveau war, das sie kannte. So ließ sie das Pferd an der langen Zügel, als sich auch schon Draca mit ihrem Reiter in ihr Gesichtsfeld schob. Eleyna gähnte gerade herzhaft, als seine Worte ihr einen zynischen Konter entlockten. Seine Erwiderung brachte die hellen Augen zum Blitzen, ehe sie schnaubte. Ohne weitere Erwiderung ihrerseits, ließ sie sich aus dem Sattel gleiten und verhinderte erfolgreich, dass er einen Blick in ihr Gesicht werfen konnte, als sie es verzog. Dennoch lief ihr Bewegungsapparat unrund und zeigt auf, dass sie durch den langen Ritt gefordert war. 4 Tage bewusstlos zu sein, machte auch etwas mit den Muskeln und der allgemeinen Fitness. Sie durfte sich nicht gleich wieder in alter Stärke wähnen und doch war sie auch ein Sturkopf, wie ihre Aktion vor ihrem Zusammenbruch bewiesen hatte.
Jetzt aber lief sie vorerst keine Gefahr, sich gleich wieder im Reich der Träume einzufinden, auch wenn sie vermutlich am Abend hundemüde ins Bett fallen würde. Sofern es dazu überhaupt kam. Eleyna erhaschte einen Blick auf seinen eleganten Abstieg und rollte mit den Augen, da ihr bewusst war, dass er es absichtlich vor ihrer Nase getan hatte. Er konnte es halt nicht lassen sie zu necken und vorzuführen, doch sie ließ es unkommentiert, denn er entfernte sich etwas. Nach nur kurzer Zeit, in der sie gerade drauf und dran war, sich etwas abzusetzen, kam er zu ihr zurück. Er drückte ihr ein Stück Fleisch in die Hand und sie richtete ihren Blick darauf. Seine Worte brachten ihm ein Zusammenkneifen der Augen ein, ehe sie wieder hinabsah auf das Stück Pökelfleisch.
Eleyna schluckte bei dem Anblick, doch dann hob sie es zum Mund und aß brav. Es schmeckte sogar richtig gut und so hob sie das angebissene Stück grinsend hoch. „Mensch, kannst du kochen", neckte sie ihn nun ihrerseits noch bevor er sich absetzte.

Auch sie wandte sich ab, versuchte etwas zu erkennen in der Ferne. Noch wusste sie nicht, wo sie eigentlich hin ritten und während sie sich etwas abseits der Gruppe aufhielt, durchdachte sie die Möglichkeiten erneut. Sie kam nicht sehr weit, denn schon wollte die kleine Reisegruppe den Weg fortsetzen und sie war einerseits nicht abgeneigt, andererseits graute ihr ausnahmsweise mal doch vor einem langen Ritt. Doch sie wäre sicher nicht sie, wenn sie das irgendwie verbalisiert oder anders der Gruppe zugänglich gemacht hätte, sodass sie erneut geschmeidig ihren Platz im Sattel von Raik fand. Abermals wartete sie geduldig, bis sie die letzte Position einnehmen und hinter dem Wagen hertrotten konnte. Nach einiger Zeit des stummen Reitens, blickte sie auf und erkannte in der Ferne die sich ändernde Flora. Das satte Grün wich einem Braunton und mischte sich mit gelblichen Nuancen. Diese neue Wendung brachte Eleyna tatsächlich dazu, kurz innezuhalten.
Sie ließ die Gruppe etwas ziehen und überlegte einige Sekunden. Sie selber war noch nie dagewesen, doch sie kannte die Karten. Und sie wusste, dass das Trockenland an das Grasland anschloss. Sie hob den Kopf und der Wind frischte auf, als wolle er sie mahnen. Führte er sie etwa nach Santros? Die Hafenstadt? Bekannt durch die Seemänner die dort eine hervorragende Ausbildung genossen? Eleyna hatte mal aus der Nähe von Santros einen Kurier abgefangen. Doch die Stadt selbst betrat sie nie zuvor. Grübelnd schloss sie wieder auf und passte sich dem Tempo an. Sintos war nur noch Ruine, dort würden sie sicher nicht Unterschlupf finden. Also musste es Santros sein. Was er dort erwartete? Waren seine Informationen verlässlich, dass sich Arrond dort aufhielt? Eleynas Herz machte einen Aussetzer bei dem Gedanken daran. Sie wollte sich nicht an einen Strohhalm klammern, wenn er sich nicht bewahrheitete, doch die Idee davon, ließ sie aufmerksamer werden. So erkannte sie auch, dass sich der Mischling auf dem Wagen bewegte, was ihm sofort einen prüfenden Blick einbrachte. Womit sie aber nicht gerechnet hatte war, dass er sie direkt ansprach und dann auch noch so persönlich wurde. Die Spionin hob nur eine Augenbraue, als wolle sie sagen ‚Oh, es spricht?‘. Dann wandte sie die Augen mit neutralem Ausdruck wieder in die Umgebung. „Was verschafft mir denn die Ehre deiner Fürsorge?“, unterstellte sie mit Absicht, obwohl sie sehr wohl wusste, dass er das sicher nicht im Sinn hatte. Auf Lauryns stumme Nachfrage, schüttelte sie nur knapp den Kopf. Alles in Ordnung, sie würde schon mit ihm fertig werden. „Warum glaubst du, dass es mich kümmert, was er tut?“, sie richtete die Augen glasklar wieder auf den Jüngeren.„Oder sprichst du aus Erfahrung?“, schnurrte sie und funkelte ihn wissend an.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Oktober 2021, 20:52

Als er zu ihr geritten kam und mehr als deutlich beobachten konnte, dass sie drauf und dran war sich zu überanstrengen, überlegte er flüchtig, ob er auch noch eine Unterbrechung am Nachmittag einlegen sollte. Doch noch war er dazu nicht bereit, um nicht zu riskieren, am Abend zu spät zu kommen und vor verschlossenen Toren stehen zu müssen. Also würde sie wohl oder übel durchhalten oder es zugeben und seine starken Arme um sich erdulden müssen.
Trotzdem ließ er sich von seinen Gedanken nichts anmerken, sondern neckte sie viel lieber mit der üblichen Hingabe. Ihr Schnauben ließ ihn fein und zufrieden grinsen. Zugleich aber ließ er sie nicht einen Moment lang aus den Augen und schätzte in etwa ein, wie lange sie wohl noch duchhalten würde, ehe sie aus dem Sattel kippen würde. Schließlich würde das dann in seinem Rücken passieren und er würde erst durch den Aufprall reagieren können. Somit wollte er vorgewarnt sein, soweit es eben möglich war.
Als er sich relativ sicher sein konnte, dass sie auf ihren eigenen Beinen stehen bleiben konnte und auch in seine Richtung sah, führte er ihr vor Augen, wie man elegant absaß. Nein, das wollte er sich natürlich nicht nehmen lassen. Dennoch ging er nicht weiter darauf ein, sondern sorgte viel eher dafür, dass sie nicht unterversorgt blieb. Im Gegensatz zu dem verschnürten Gefangenen, den er mit Absicht hungern lassen würde, holte er zwei Stück Fleisch für sich und die Spionin.
Nachdem sie einen Bissen genommen hatte, brachten ihre Worte ihn zu einem breiten Grinsen. "Ja, vor allem, wenn nicht ich derjenige war, der sich das besorgt hat.", spöttelte er und ließ sie stehen, ohne genauer zu erklären, was er damit meinte. Es lag an ihr, ob sie selbst darauf käme, dass es sich um einen Teil ihres alten, eigenen Vorrats handelte, oder auch nicht.
Im Prinzip war es nicht groß von Bedeutung, sodass er sich kauend und nachdenklich der Beobachtung und Absicherung der Umgebung widmete. Solange, bis er fertig war und zum Aufbruch mahnte. Wieder ritt er voran und tat, als gäbe es gar keine andere Möglichkeit, als ihm ins Unbekannte zu folgen.
Die Umgebung begann sich nach einiger Zeit, allmählich am Horizont zu verändern und gab erste Hinweise darauf, in welche Richtung sie ritten. Noch nicht wirklich darauf, was genau ihr Ziel wäre, jedoch grenzte es die Vielfalt der Orte Celcias allmählich ein. Dennoch blieben zwei Möglichkeiten, einerseits eine belebte Stadt, in der sich ein Dunkelelf eigentlich besser nicht blicken lassen sollte, schließlich gehörte Santros nicht zu den Verbündeten der Dunklen Armee. Und der Schatten würde mit seiner optischen Erscheinung definitiv auffallen, selbst, wenn er nichts Negatives anstellen würde! Andererseits wären da noch die Ruinen von Sintos. Könnte sich dort das ein oder andere Lager entwickelt haben, von dem er wusste und das er deswegen auch anstrebte? Würde sie dort eine Gruppe von Feinden erwarten, unter denen sich ein Dunkelelf frei bewegen könnte, oder wäre es genau das Gegenteil?
Suchte er überhaupt auf diese Weise die Gefahr für sein eigenes Leben oder hatte er noch irgendwelche Tricks in der Hinterhand? Magisch begabt hatte er sich bislang nicht gezeigt, also müsste er sich rechtzeitig verkleiden, um nicht aufzufallen. Und sich vor allem etwas wegen seiner dunklen Haut einfallen lassen! Oder musste er sich eben trotz seiner klaren Zugehörigkeit zu den Dunklen am Zielort nicht fürchten, weil in Wahrheit auch diese Gegend schon von ihnen eingenommen worden war? Aber davon hätte sie doch gehört... oder? Und selbst wenn, was machten sie dann hier, auf der Suche nach Arrond und mit dem Menschen in ihrer Mitte, den sie aus der Gefangenschaft befreit hatten?!
Ihre Gedanken wurden von einer Bewegung auf dem Wägelchen unterbrochen, als sich der Gefangene dazu bequemte, sich ihr endlich einmal zu widmen. Nicht, dass er sonderlich freundlich gewesen wäre oder sich mit einer tatsächlichen Frage an sie gewandt hätte. Nein, er stellte eine Behauptung in den Raum, die sie annehmen könnte oder eben auch nicht.
Als sie seinen Blick erwiderte, schien ihn das nicht sonderlich zu berühren, denn der seine blieb klar und fast schon stechend direkt auf sie gerichtet. Ganz so, als ob sie ihn ohnehin mit nichts beeindrucken oder verscheuchen konnte, wenn er es nicht wollte. Bei ihrer ersten Replik blieb seine Mimik absolut ungerührt und zog es vor, dazu zu schweigen, anstatt irgendwie anderweitig zu kontern. Mochte er auch eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Schatten im Verhalten aufweisen, die Leichtigkeit, mit der dieser für gewöhnlich verbale Gefechte bestritt, schien ihm bei weitem nicht zu eigen zu sein. Im Gegenteil, er schien vielmehr zu der schweigsamen Sorte zu gehören, nicht, weil es angebracht wäre, sondern weil es ihm schwerer fiel, die rechten Worte zu finden.
Die Waldelfe indes warf einen fragenden Blick zurück und erst, als die Spionin ihr bedeutete, dass alles gut wäre, drehte sie sich, offensichtlich zögernd, wieder nach vorne. Noch hatte sie nicht gezeigt, dass sie Lerium problemlos verstand, aber sie würde auf jeden Fall die Ohren spitzen und zuhören, für den Fall, dass sich eine neue Gefahr anbahnte.
Indes wandte die Mischlingselfe sich wieder an den Gefangenen und entlockte ihm einen abfälligen Laut, während er mit den Schultern zuckte. "Dich kümmert viel von ihm.", stellte er lapidar fest, ohne es näher zu begründen, und zeigte, dass er auf derart subtile Art wie einem schnurrenden Timbre nicht ansprang. Ob aus Unerfahrenheit wegen seiner Jugend oder weil es ihn nicht interessierte, blieb dabei offen.
"Aber bitte, reih' dich nur unter die Dummen, die ihm ihr Herz geschenkt haben." Damit lehnte er sich an die Seitenwand des Wägelchens, um seinen verschnürten Körper trotz allem ein bisschen zu entlasten. Seine Muskeln waren längst verspannt und er fühlte sich unendlich steif, doch war ihm klar, dass er keine Aussicht auf Nachsicht hätte. Weswegen er es gar nicht erst versuchte, weder bei der Reiterin, noch bei der den Beiden auf der Sitzbank in seinem Rücken.
Um im nächsten Moment vollkommen unvermittelt und im selben neutralen Tonfall wie bisher ganz konkret zu fragen:"Wie heißt du?"
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 28. Oktober 2021, 00:01

Wenn Eleyna gewusst hätte, dass sich der Meisterspion der Dunkelelfen wie auch immer geartete Sorgen um sie machen würde, sie hätte vermutlich schallend gelacht. Nicht, weil sie es amüsant fand, sondern einfach aufgrund der Abwegigkeit. Natürlich hätte er das nie zugegeben und wenn, dann nur unter dem Deckmantel, dass er keine Verzögerung duldete. Doch die Genauigkeit mit der er sie beobachtete, denn das fiel ihr sehr wohl auf, die prüfenden Blicke und die schlichte Tatsache, dass er sie 4 Tage und Nächte eigenhändig umsorgt hatte, hätten ihr durchaus zu denken geben können. Doch Eleyna war selber so damit beschäftigt eben nicht solche Überlegungen anzustellen, jedenfalls nicht mehr, seit sie wieder klare Gedanken fassen konnte, dass sie es schlicht ignorierte. Zumal sie sich wohl einig darüber waren, dass es keine tiefergehende Bindung geben würde. Die Rast tat ihrem müden Körper gut und sie genoss einen Moment der Ruhe, bevor er sie aufsuchte und ihr kurzerhand demonstrierte, wie man geschmeidig vom Pferd absaß.
Unkommentiert, aber mit einem Rollen der Augen missbilligend, sah sie ihm kurz nach, während er für sie beide etwas Fleisch holte und sie erneut aufzog. Ihre Erwiderung ließ ihn wieder kryptisch werden, doch bei einem weiteren Blick auf das Stück in ihrer Hand, wurde es ihr klar: Das war ihr Proviant. Eleyna rief ihm ein„Das ist Diebstahl", hinterher und grinste flüchtig, während sie tatsächlich genoss, mal für einen Moment alleine zu sein. Sie war zwar nicht unsozial und konnte durchaus auch gesellig sein, aber ihr Leben hatte sich in den letzten Jahren auch vereinsamt, weshalb ihr manchmal die Stille fehlte. Also hing sie im kühlen Wind ihren Gedanken nach, während sich Laogh bereits wieder daran machte, aufzusteigen. Er gab den Befehl weiter zu reiten, sodass sie den letzten Bissen in den Mund schob und zurück zu Raik kehrte.

Dieser war offenbar noch nicht fertig mit grasen, denn er schnaubte empört, ehe sie sich wieder hinaufschwang. Brav und seiner Reiterin verpflichtet, ließ er sich auf die Position zurück führen und trottete weiter den tristen Weg hinter dem Wagen her. Eleyna dachte derweil an alles mögliche, überlegte wohin sie ritten und was sie dort erwartete. Und vor allem: Wie es weiterging. Wenn sie Arrond gefunden hatten, was hatte der Schatten dann vor? Und was wäre mit ihr? Sollte sie Widererwarten mit heiler Haut aus der Sache kommen… wohin würde sie gehen? Eleyna wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass sie keinen weiteren Plan hatte. Wenn Arrond lebte, bestand immer noch die Gefahr, dass er sie für die Verräterin hielt, ebenso wie Rodrick. Das würde Laogh schnell auf ihre Fährte führen und sie wäre ebenfalls geliefert. Die Spionin musste sich eingestehen , dass beide Szenarien übel für sie ausgingen und sie musste sich fragen, wie weit sie gehen würde, um sich selber zu retten.
Die Mischlingselfe folgte brav dem Wagen, bis sich eine Veränderung am Horizont zeigte die sie kurz innehalten ließ. Sofort schlugen ihre Sinne aus und erkannten, dass sie sich bald am Übergang zum Trockenland befanden. Dieses beherbergte die Ruinen Sintos und die Stadt Santros. Beides keine Orte, an denen sie bereits gewesen war. Ob der Schatten sie dahin führte? Ihres Wissens nach, duldete Santros keine Dunklen- wie wollte er das umgehen? Und Sintos.. gab es da überhaupt etwas? Eleyna hatte nichts gehört, dass es dort Rebellenlager oder Dunkelelfen gab. Was nicht hieß, dass dort nichts wäre. Aber wenn sie doch nach Santros reisten.. dann müsste auch sie sich bedeckt halten, denn ein Bündnis mit den Dunklen hatte es bisher nicht gegeben. Doch bei all ihren Überlegungen, bemerkte sie trotzdem die Bewegung im Wagen, sodass sie ihr Augenmerk auf den Mischling richtete. Seine Worte so unvermittelt und persönlich, riefen einen Konter hervor den er mit nur einer lapidaren Antwort bedachte. „Ach? Wie hast du dich denn davon überzeugt?“, hakte sie neutral nach und ließ sich sonst keine Gefühlsregung anmerken. Das nächste was er sagte, entlockte ihr ein Auflachen, trocken und trotzdem amüsiert. „Erleuchte mich! Nur zu, ich bin ganz Ohr! Du scheinst ja eine Menge davon zu wissen.“, antwortete sie sarkastisch und schüttelte lächelnd den Kopf.
Es war skurril, dass er sich auf einmal an sie wandte und mit ihr sprach. Eleyna war gar nicht in der Stimmung für solch Blödsinn, denn sie ahnte, dass er sich lediglich aufspielen wollte. Sie erwartete keine Freundlichkeit und Fürsorge schon gar nicht. Trotzdem hob sie den Blick, als er völlig unvermittelt die Frage nach ihrem Namen stellte. Einen Moment trafen sich die beiden Blicke nicht minder stechend. Schweigen legte sich über die Dunkle, dann schüttelte sie den Kopf. „Wozu? Namen sind Schall und Rauch und ich denke ohnehin nicht, dass du irgendetwas erwarten solltest.“, meinte sie abwehrend und schwieg sich zu ihrem Namen tatsächlich aus. Was er auch damit wollte, es konnte einfach nichts Positives sein und Eleyna würde sicher nicht so einem sturen Bock die Hand reichen. Das hatten sie versucht und er hatte vehement abgelehnt. Trotzdem hob sie den Blick noch mal: „Woher der Sinneswandel? Was geht es dich an wer ich bin oder was ich tue?“, wollte sie von ihm wissen, als fragte sie ihn nach dem Wetter. Auch sie konnte neutral bleiben und scheinbar emotionslos. Wenn sie denn wollte.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. Oktober 2021, 09:17

Ja, echt empfundene, wahre Gefühlsregungen für jemanden außer sich waren mehr als abwegig für den Schatten. Nicht, weil er die Fähigkeit zu Emotionen gegenüber anderen verlernt hätte. Sondern schlichtweg, weil er sich sorgsam davor hütete, es irgendeiner Person zu zeigen, um sich keine Blöße zu geben. Und sehr vieles ließ sich ohnehin mit purem Eigennutz kaschieren, sodass seine erhöhte Aufmerksamkeit auch andere Ursachen haben konnte, die er auch entsprechend so darstellen würde, sollte er darauf angesprochen werden.
Wenigstens war die Mischlingselfe klug genug, um dieses Thema nicht anzuschneiden und so keinen Keil zwischen sie beide zu treiben, während er sie genauestens beobachtete. Schließlich konnte er davon ausgehen, dass sie nicht gleich umkippen würde, sodass er Essen für sie beide holte. Seine Bemerkung sollte ihr zu denken geben und zugleich auch ein wenig ausloten, wie sehr sie sich schon erholt hatte von ihrer Verletzung.
Es dauerte und er war beinahe schon außer Hörweite, als sie ihm ihre Erkenntnis nachrief. Grinsend drehte er sich um, biss demonstrativ ab und erwiderte provokant:"Ist dem so?"
Dann winkte er mit dem restlichen Fleisch in seiner Hand, wandte sich um und besann sich auf seine selbstgewählte Aufgabe. Es dauerte nicht lange und als er fertig war, wollte er weiterziehen, ohne darauf zu achten, ob schon alle soweit waren. Es war schließlich lange genug gewesen und der Weg wurde durch Warten auch nicht kürzer. Somit verließ er sich darauf, dass ihm der Rest würde folgen können, als er aufsaß und Draca in einem gemächlichen Schritt losgehen ließ.
Erst etwas später, als er sich dank seiner guten Ohren davon überzeugen konnte, dass tatsächlich jeder dabei war, steigerte er das Tempo ein wenig. Wäre er allein gewesen, er hätte seiner Stute den Auslauf gelassen und wäre im vollen Galopp einige Zeit lang geritten. Doch das konnte er sich mit dem alten Zelter im Rücken und der verletzten Spionin auf ihrem Rappen bedauerlicherweise nicht erlauben. So mussten sie beide sich auf einen ausgreifenderen Gang begnügen, obwohl er merkte, dass es auch seinem Tier zu langsam war und sie langweilte.
Manchmal klopfte er ihr den Hals deswegen und redete leise auf sie ein, um ihr zu zeigen, wie gut er sie verstand. Wenn das alles vorbei wäre, dann bekäme sie ihren Auslauf, so, wie sie es wollte und brauchte, das versprach er ihr. Und sie kannten einander lange genug, dass sie sich darauf verlassen konnte. Auch wenn sie protestierend schnaubte oder mal den Kopf mit der Mähne schüttelte.
Auf dem Wägelchen indes tat sich etwas anderes, denn der Gefangene hatte sich seinen Plan zurecht gesponnen und ging nun zur Umsetzung über, indem er sich ein wenig regte und dann das Schlusslicht des Zuges direkt ansprach. Im Vergleich zu dem Schatten wirkte es eher plump, er hingegen würde es schlicht als ehrlich und direkt bezeichnen.
Ihre Reaktion fiel nicht so aus, wie er es sich gedacht hatte, ohne ihn zugleich zu verschrecken. So zuckte er gleichgültig mit den Schultern, denn es stimmte durchaus, in Wahrheit interessierte es ihn nicht, was aus ihr wurde oder nicht. Er wollte sie lediglich gegen den Meisterspion aufstacheln und ihm die Suppe versalzen, mehr nicht. Mitleid mit ihr hatte er nicht, geschweige denn, dass er eine Verbündete suchen würde. Wäre er nicht gefesselt, er würde sie genauso ohne zu zögern töten wie Laogh.
"Ich weiß genug, davon kannst du ausgehen. Aber du bist ihm schon viel zu sehr verfallen, da kann ich mir meine Worte auch sparen.", erwiderte er derart ungerührt, dass der Eindruck, er wäre ob ihrer abweisenden Art beleidigt, gar nicht erst entstehen konnte. Stattdessen klang er tatsächlich absolut ehrlich und so, als hätte er schon einiges an der Seite des Schattens erlebt. Die Frage war nur, welche Rolle er dabei eingenommen hatte. Auch wirkte er nicht so, als wäre er eifersüchtig und könnte sie lediglich vertreiben wollen, um ihren Platz an seiner Seite einnehmen zu können. So würde er das Thema auch fallen lassen, sollte sie nicht weiter darauf eingehen.
Dafür wollte er etwas anderes herausfinden. Warum genau, das blieb offen, ihm selbst wahrscheinlich auch, denn seine Frage kurz und ohne Umschweife gestellt worden, während er von dem Wägelchen einen kleinen Schlag erhielt, als ein Rad über einen größeren Stein rumpelte. Seine Mimik verzog sich nicht einen Millimeter, obwohl es sicherlich schmerzhaft gewesen war, aber er richtete sich wieder in eine gerade Sitzposition auf.
Ob er seine Muskeln überhaupt noch spüren konnte nach der langen Verschnürung? War er in den letzten Tagen auch nur einmal kurz ohne Fesselung gewesen?! Nein, höchstwahrscheinlich nicht, denn Laogh war schließlich anderweitig beschäftigt gewesen. Und dieser Mischling schien gefährlich genug zu sein, dass er ihm nicht über den Weg traute. Was wohl wirklich zwischen ihnen vorgefallen war?
Dass er nun nach ihrem Namen fragte, war... unerwartet. Einen Hauch lang zeichnete sich ehrliche Enttäuschung in seinen Zügen ab, als sie ihm keine konkrete, simple Antwort lieferte, dann hatte er sich wieder im Griff und zuckte erneut mit den Schultern. "Dann eben nicht.", meinte er und konnte nun die Neutralität seiner Stimme nicht ganz wahren, sondern offenbarte seine Jugend mit einer Ahnung von Kränkung in seinem Timbre. Auch schien er dadurch genug von dem Gespräch zu haben, denn er drehte sich zur Seite und lehnte sich nun mit dem Rücken doch wieder an das Wägelchen.
Erst, als sie nach einer kurzen Pause den Faden erneut aufgriff, sah er sie noch einmal an. "Er ist ein arrogantes Arschloch und meint, alle müssen nach seiner Pfeife tanzen. Genau, wie du es auch tust.", meinte er, als würde das eine passende Antwort auf ihre Frage geben. Und ungeniert, als könnten dunkle Elfenohren nicht vernehmen, was hinter dessen Träger gesprochen wurde.
Noch zeigte der Schatten nicht, ob er zuhörte und verstehen konnte, was sich in seinem Rücken tat. Stattdessen blickte er weiter nach vorne und seine gesamte Haltung wirkte lässig sowie selbstsicher, wie bisher. Selbst wenn er somit lauschen würde, traf ihn die Beleidigung wohl kaum unvorbereitet genug, dass es an seiner Selbstbeherrschung kratzte.
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 28. Oktober 2021, 13:31

„Aber auf jeden Fall!“ rief sie noch, als er sich winkend wegdrehte und seiner Wege ging. Es war nicht wirklich ernst gemeint und irgendwann musste das Fleisch ohnehin ausgetauscht werden, also war es nichts Schlechtes, dass er ebenfalls davon aß. Und sollten sie tatsächlich endlich eine Stadt erreichen, könnte sie auch die Vorräte auffrischen. Eleyna ließ ihn ziehen und widmete sich ihren eigenen Gedanken. Sie waren ziemlich existenzieller Natur und ungewohnt düster. Die Frage, ob sie beim Schatten bleiben wollen würde, stellte sich ihr jedoch nicht. Für sie gab es dieses Szenario schlicht nicht, denn alles würde darauf hinauslaufen, dass sie enttarnt und somit zum Abschuss freigegeben würde. Doch damit machte sie ihren Frieden, so lange sie ihren Auftrag erfüllen konnte, Arrond zu finden. Und wenn er nicht dort wäre, würde sie weiter suchen. Nun aber galt es ohnehin erstmal sich auf den restlichen Weg zu machen und so steckte sie das letzte Stück Fleisch in den Mund, während sie kauend ihren Rappen ansteuerte.
Laogh war bereits einige Schritte vorgeritten, während sich auch Rodrick mit Lauryn und dem Wagen anschloss. Eleyna ließ sich in den Sattel gleiten, spürte aber ihre Muskeln und wusste, dass sie dieses Mal sicherlich Muskelkater davontragen würde. Sonst war ein stundenlanger Ritt nichts was sie sonderlich forderte, doch war sie erst gestern aus dem Dunkel erwacht und hatte sich seit dem auch nur mäßig geschont. Bald würde sie dafür vielleicht etwas Zeit haben und der Gedanke lockte sie weiter. Es dauerte einige Zeit, bis sie auf die sich verändernde Umgebung aufmerksam wurde und eruierte für sich, dass sie sich dem Trockenland annäherten. Hier gab es zwei Möglichkeiten ihres Ziels: Santros und Sintos. Beides waren nicht die augenscheinlichsten Ziele und sie stellte Überlegungen an, wie sie es wohl schaffen sollten in Santros unerkannt zu bleiben und in Sintos Ruhe zu finden. Betten und Badezuber gab es da jedenfalls nicht.

Während Eleyna die Zeit des schweigsamen Reitens zum Denken nutzte, wurde sie tatsächlich plötzlich abgelenkt. Unerwartet sprach der Mischling sie an und ließ sie skeptisch aufhorchen. Die ersten Worte wehrte sie trocken lächelnd ab und seine Antworten waren die eines Querkopfes, der seinen Willen nicht bekam. „Ja, vielleicht solltest du die Worte wirklich für dich behalten. Hat ja auch keiner danach gefragt, nicht wahr?“, antwortete sie und wandte den Blick wieder ab. Dann fragte er jedoch nach ihrem Namen und ließ sie argwöhnisch aufhorchen. Den wollte sie nun wirklich nicht jemanden anvertrauen, der sich garantiert nichts Gutes in seinem verbohrten Hirn ausmalte. Also wimmelte sie ihn auch hier ab, ehe sie die verräterische Enttäuschung erkennen konnte, die sich von ihm nicht ganz verbergen ließ. Was wohl in seinem Kopf vorging, dass er sich so plötzlich für sie zu interessieren schien. Eleyna lächelte flüchtig und freudlos. Das zog bei ihr auch nicht.
Sich an ihr die Zähne ausbeißend, hatte er offenbar die Segel gestrichen, denn er lehnte sich wieder zurück und wandte sich halbwegs von ihr ab. Doch sie hakte noch mal nach, was ihr eine Antwort bescherte, die sie tatsächlich kurz ehrlich amüsiert auflachen ließ. „Und du fühlst dich nun berufen, mich zu retten? Oh welche Ehre, da danke ich dir sehr.“, Sarkasmus quoll aus ihren Worten und sie brauchte zwei Sekunden, um die Belustigung zu unterdrücken. Es war doch wirklich absurd was er tat. Was erhoffte er sich davon? Was wollte er damit bezwecken und wozu jetzt? Die Spionin wandte sich mit ernstem Ausdruck an ihn und holte sogar etwas mit Raik auf, damit sie neben dem Wagen ritt und nicht dahinter. „Egal was du mit deinen Worten bezwecken willst, ich bin nicht so naiv zu glauben, dass es etwas Gutes ist. Was auch immer euch verbindet und egal ob er deiner Mutter, Schwester oder Tante oder sonst wem das Herz gebrochen hat- es ist mir egal. Ich bin dir weder Rechenschaft noch Erklärung schuldig und… verzeih, aber ich brauche dich garantiert nicht, um meine Ehre zu verteidigen. Also behalte deine sinnfreien Kommentare bei dir, sie führen nicht zu dem gewünschten Erfolg. Darauf kannst du Gift nehmen!“, wimmelte sie ihn ab und auch wenn ihre Stimme nicht laut war, war sie doch scharf und deutlich. Danach ließ sie sich wieder etwas zurückfallen und betrachtete das Gespräch als beendet. Eleyna war sicherlich niemand der grundsätzlich auf Durchzug schaltete, wenn jemand versuchte mit ihr zu reden. Doch der Mischling hatte so unvermittelt begonnen und war vorher überhaupt nicht zugänglich, sodass sie einfach argwöhnisch blieb und ihm nichts aber auch gar nichts abkaufte. Wenn er Informationen haben wollte musste er sie anders herausfinden. Sie würde ihm sicher nicht auf den Leim gehen und Kommentare zu ihrer Verbindung zu Laogh waren ohnehin völlig unangemessen. Sie war durchaus im Stande diese Einschätzung selber zu tun und sich nicht durch einen eingeschnappten Jungspund analysieren zu lassen.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. Oktober 2021, 18:23

Was genau wusste er von ihr, ihrer Vergangenheit und ihrer Gesinnung? Was hatte er in den letzten Tagen, unbemerkt während ihrer Bewusstlosigkeit, mit dem Menschen bereden können? Hatte ihm dieser einiges erzählt und wenn ja, was? Oder hatte er sich nicht dazu herab gelassen, mit einem waschechten Dunkelelfen, einem Mitglied der Gegenseite, überhaupt zu reden, obwohl er ihm das Leben gerettet hatte? Musste er im Prinzip auch nicht, es würde reichen, wenn er Lauryn einige Informationen geben würde.
War sie unter anderem deswegen mit dabei auf dieser langen Reise? Die Beiden schienen sich zu vertrauen, wenngleich sie eben ein Verbindungsglied zu dem Schatten darstellte und das auch nicht verhehlte. Hatte Rodrick sich ihr geöffnet, sodass es Laogh zwangsläufig ebenfalls erfahren musste? Oder hatte sie darüber geschwiegen, um keine unnötigen Gefahren heraufzubeschwören?
Es gab so unendlich viele Möglichkeiten und doch musste auch keine davon zutreffen. Immerhin verhielt der Meisterspion sich ihr gegenüber wie zuvor, neckte und provozierte sie, hatte sich bis zu ihrem Aufwachen um sie gekümmert. Und dennoch... wollte er sie lediglich in trügerischer Sicherheit wiegen und plante in Wahrheit schon ihr Ende? Und welche Rolle spielte der Gefangene in dieser ganzen Farce?
Immerhin schien er ihr noch weit genug über den Weg zu trauen, dass er sie als Schlusslicht reiten ließ, ohne sich ständig nach ihr umzudrehen, ob sie flüchten oder ihn von hinten angreifen versuchen würde. Oder war er sich, in seiner üblichen arroganten Selbstherrlichkeit, schlichtweg zu sicher, dass sie nichts ahnen könnte? Bewegte sie sich gerade ohne Umwege auf eine Falle zu, die in der sich abzeichnenden Trockenen Ebene auf sie wartete? Oder wollte er noch einmal sein körperliches Vergnügen mit ihr finden, bevor er ihr den Hals persönlich umdrehte...?! Es gab unendlich viele, neue Varianten mit all ihren Verwicklungen und keine davon war sonderlich dazu angetan, ihr ein rosiges Bild ihrer nahen Zukunft zu vermitteln.
Bis sich auf einmal der Gefangene regte und tatsächlich die Kontaktaufnahme mit ihr suchte. Wenngleich er sich dabei eher ungeschickt anstellte, was wiederum auch Schlüsse über ihn zuließ. Die Erfahrung mochte ihm fehlen, vielleicht sogar generell im Umgang mit Frauen, oder er war generell gehemmt im Umgang mit anderen. Als Mischling bestimmt nichts Ungewöhnliches in einer Welt der Dunkelelfen, die auch so schon rau und tödlich genug sein konnte, für ein Halbblut umso mehr. Außerdem schien er sie zu unterschätzen. Alles in allem keine gute Mischung, um sie zum Reden zu bewegen oder sie gar etwas zugänglicher zu machen.
Ihre Worte waren für ihn wohl so auch nicht vorhersehbar gewesen, was die Kränkung, die sich in seinen zusammen gepressten, dünnen Lippen abzeichnete, offenbarte. Trotzdem wagte er noch einen Versuch und wollte ihren Namen herausfinden. Warum? Das war nicht klar und beinahe drängte sich sogar die Frage auf, ob es ihm selbst überhaupt bewusst war.
An sein Ziel gelangte er trotzdem nicht, was ihn merklich ärgerte und trotzig reagieren ließ. Er wandte sich halb ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Holz, schien nicht mehr sonderlich interessiert an der Weiterführung ihres Gesprächs zu sein. Seine Gedanken wälzend, hätte er das Schweigen zwischen ihnen wieder einkehren lassen, hätte sie nicht den Faden erneut aufgegriffen.
Verächtlich sah er zu ihr hin und deutete ein Kopfschütteln an. "Dich retten? Pff, wozu?", erwiderte er ungesund ehrlich und wies mit dem Kinn flüchtig in Fahrtrichtung, was als Zeichen reichen musste, wen er in Wahrheit mit seinen folgenden Worten meinte. "Ich will seinen Untergang."
Damit war für ihn alles gesagt... eigentlich. Denn daraufhin holte sie ein wenig auf, kam näher und zwang ihn mit dieser unerwarteten Standpauke dazu, sie noch einmal anzusehen. Die Worte selbst prallten an ihm ab, zumindest an der Oberfläche, denn er zwang sich zu einer ausdruckslosen Miene, als wüsste er, dass er bereits zu viel von sich verraten hatte.
Bis sie zu ihrem letzten Satz kam und diesen in einem Tonfall von sich gab, die etwas änderte. Kaum sichtbar und dennoch vorhanden, zuckte er zusammen und starrte plötzlich mit minimal vergrößerten Augen vor sich direkt auf das Holz. Deutlich begann es hinter seiner Stirn zu arbeiten und irgendetwas war da, das in ihm einige Rädchen ineinander greifen ließ.
Nach scheinbaren Ewigkeiten drehte er schließlich seinen Kopf und sah... nein, starrte ihr regelrecht ins Gesicht, musterte jeden noch so kleinen Millimeter darin, als hätte er sie bislang noch kein einziges Mal richtig angesehen. Es war beinahe schon unheimlich intensiv, wie er so stumm derart intensiv glotzte, ohne einem wirklichen Grund, der diese Reaktion hätte erklären können. Zugleich spiegelte seine Mimik wider, dass in ihm so manch Gefühl miteinander in Konflikt geriet. Da war einerseits das Bestreben nach Kontrolle der eigenen Reaktionen und andererseits eine Erkenntnis, die ihn wahrlich zu schockieren schien. Die Atemzüge schienen sich zu dehnen, wie auch sein Brustkorb sich immer schneller hob und senkte.
Dann plötzlich verdüsterte sich sein Gesicht, als zöge eine Gewitterwolke aus dem Nichts über den blauen Himmel. Abrupt wirbelte er herum und brüllte, dass die beiden Sitzenden und alle drei Tiere erschraken:"Du verdammter Hurensohn!"
Während Raik gegen die lockeren Zügel aufbegehrte und von dieser unerwarteten Lärmquelle wegwollte, die ihm ob dieses Tonfalls in dieser mitunter unheimlichen Sprache merklich Angst einjagte, zur Not auch mit Steigen und regelrechtem Ausbrechen aus der fremden Kontrolle seiner Reiterin, zog Rodrick die Lederriemen des Zelters straff. Dieser hatte sich zwar ebenfalls erschrocken, nutzte aber diese willkommene Gelegenheit prompt aus, um kurzerhand stehen zu bleiben und die mühselige Arbeit des Ziehens einzustellen. Die Waldelfe drehte sich um und blinzelte fragend sowie blass im Gesicht in die Richtung des Übeltäters. Nur der Schatten wirkte absolut unberührt, wie er seine Stute im Griff behielt, die lediglich kurz einmal tänzelte und erst nach einigen weiteren Schritten allmählich verhielt.
Der Gefangene hingegen rappelte sich mühsam soweit auf, dass er trotz Fesselung von dem Wägelchen runter kam und nicht im noch vorhandenen Gras hilflos liegen blieb. "Du verfaultes Stück Dreck unter meinen Schuhsohlen, du bist dir für gar nichts zu schade, was?! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?!", fuhr er dabei schimpfend fort und schien sowohl seine Umgebung, als auch die übrigen Zeugen vollkommen vergessen zu haben.
Einzig der Mensch konnte nicht verstehen, was da über seine Lippen kam, dafür klammerte sich Lauryn an ihn, die es mit einem Mal mit der Angst zu tun bekam. Denn, obwohl der Gefangene ein Mischling war, konnte man ihm gerade mehr als deutlich seine dunkelelfischen Züge ansehen. Indes benutzte der Mischling noch weitere, mitunter sehr phantasievolle, Kraftausdrücke, um seiner Wut freien Lauf zu lassen, während er in die Richtung des Schattens stürmte, mehrmals stolperte und vermutlich mit mehr Glück als Verstand auf den Beinen blieb.
Der so Angesprochene indes ließ langsam sein Reittier wenden und blickte mit absoluter Ruhe in den Augen ebenso wie in seiner gesamten Haltung in die Richtung des Schimpfenden. Zuerst schien es so, als wolle er sonst nichts anderes tun, bis er absolut gemächlich die Zügel locker ließ und vom Pferderücken glitt. Noch immer verfluchte und beflegete der Gefangene ihn lautstark, unbeeindruckt von der Emotionslosigkeit, mit der ihm begegnet wurde.
Bis er äußerst dicht vor dem Meisterspion stand und ausspuckte, nicht in dessen Gesicht, aber zur Seite, sodass Draca mit einem beleidigten Schnauben zur Seite trat. Laogh sah der Bewegung kurz hinterher, als müsse er erst einmal darüber nachdenken, was sich hier vor seinen Augen abspielte.
"Du elende Missgeburt, erzähl mir nicht, dass die dort, die du vögelst, dass die... die...", schimpfte der Mischling weiter.
Plötzlich schoss die Hand des Schattens vor und fand jenen speziellen Punkt zwischen Hals und Schulter, den auch sie schon mehrfach hatte kennenlernen dürfen, bevor der Gefangene seinen Satz zu Ende sprechen konnte. Abrupt verdrehte dieser die Augen und sackte in sich zusammen, sodass er mehr als unsanft auf dem Boden aufschlug.
"Gute Nacht, Käfer.", murmelte der Meisterspion beinahe lautlos und mit scheinbar weiterhin ungerührter Miene. Einige Momente lang starrte er noch auf den nun Bewusstlosen, als müsse er selbst erst einmal tief durchatmen, um diese plötzliche Tirade verdauen zu können.
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 28. Oktober 2021, 22:58

Da waren sie nun, kurz vor ihrem Ende der gemeinsamen wenn auch unfreiwilligen Reise. Eleyna hatte das anders geplant, hatte gedacht sie würde inkognito einen Platz in der Kaserne bekleiden, würde ihren Dienst tun und dabei das eine oder andere über Arrond herausfinden. Sie hatte geglaubt, dass man sie einsetzen würde für Wachdienst oder Beaufsichtigung der Gefangenen, Transportdienst oder irgendetwas in diese Richtung. Dass ausgerechnet der Meisterspion auf sie wartete und sie dann auch noch einsetzte… Eleyna hatte Instinkt genug, dass sie dem ganzen nicht völlig über den Weg traute. Sie glaubte zwar tatsächlich nicht, dass er alles geplant hatte, doch dass er eine Gelegenheit sah, die er nutzte, davon ging sie insgeheim schon aus. Er hatte sie bei ihrer ersten Begegnung direkt auf ihre Eltern, auf ihre Mutter angesprochen. Hatte offenbart, dass er wusste dass sie ebenfalls zu den besseren Spionen und vor allem zu den loyalsten gehörte und somit musste er sich beim Lesen ihres Namens etwas gedacht haben. Was das alles gewesen war, was davon Zufall und was Planung, das wusste sie natürlich nicht.
Doch Eleyna war nicht auf den Kopf gefallen und durchaus in der Lage sich gewisse Dinge zusammenzureimen. Dass sie sich nun körperlich angenähert hatten war … ein kalkuliertes Risiko, zumindest waren die Stimmen dafür laut genug, um etwaige Zweifel an dem Wort ‚kalkuliert' zu übertönen. Für ihn war es das mit Sicherheit und sie wusste auch, dass sie nicht die erste war und nicht die letzte sein würde. Das störte sie bisher auch nicht. Dennoch war es ausgerechnet der Mischling, der sich nun dazu berufen fühlte, ihr diese Dinge aufzuzeigen. Das Gespräch verlief…unschön. Zumindest für ihn. Eleyna war kein kleines Dummchen, das sich Hals über Kopf verliebte und nun nicht mehr vor und zurück wusste, wenn der Angebetete ihr keine Aufmerksamkeit schenkte. Diese Rechnung ging nicht auf für den Gefangenen und sie konnte durchaus erkennen, dass ihn das wurmte. Ihre Worte waren nüchtern und regelrecht abweisend. Sie wies ihn in seine Schranken, zeigte ihm, dass er sich die Zähne an ihr ausbeißen würde, wenn er nicht endlich den Mund hielt. Seine ganze Vorgehensweise war plump, sodass sie ihm diesen Triumph, sie zum Nachdenken zu bringen, nicht gönnte.
Die Spionin lenkte Raik dichter an den Wagen und zischte die nächsten Worte, damit er ein für allemal verstand, dass sie nicht auf seine Mätzchen eingehen würde. Mit Nachdruck sprach sie, aber nicht laut und als sie geendet hatte, erkannte sie, wie sich auf einmal etwas änderte in seiner Mimik.

Das Mienenspiel ließ sie leicht die Stirn kraus ziehen, denn das war definitiv nicht gespielt oder aufgesetzt. Irgendetwas an ihren Worten, hatte ihn offenbar zu einer Eingebung geführt, das war deutlich an den kleinen Hinweisen wie seinen erweiterten Pupillen zu erkennen. Der Blick, der ihr auf einmal zuteil wurde, ließ sie die Stirn weiter senken. Er tat ja fast so, als würde er sie kennen? Intensiv ruhten seine Augen auf ihr, schienen eine Wahrheit zu suchen, die ihn offenbar erschreckte. Etwas ratlos ob dieser Wendung, ließ sie sich dennoch zurückfallen, um ihren eigentlichen Platz einzunehmen und wollte es bereits als Macke abtun, als der Jüngere mit kräftiger, fester Stimme zu brüllen begann. Eleyna's Blick weitete sich für einen Moment, während auch Raik erschrak und wiedermal zu tänzeln begann. Immer wieder hob er den Kopf und schüttelte die Mähne, bis er Anstalten machte, zu steigen. In dem Moment presste sie die Beine an seine Flanken und nahm die Zügel sehr kurz. Sie bellte einen Befehl auf Garmisch, wodurch der Rappe sich langsam wieder beruhigte. Einen Moment lang hatte sie noch zu tun mit ihm, sodass sie erst durch die Bewegung im Augenwinkel mitbekam, wie der Gefangene sich vom Wagen bewegte und unsanft im Gras landete. Angespannt beruhigte sie ihr Tier, bis sie sicher sein konnte, dass er sich nicht verabschieden würde. Dann rutschte sie vom Pferderücken und warf Lauryn, Rodrick und dem alten Gaul einen prüfenden Blick zu.
Immer wieder stolperte der Gefangene und bahnte sich dennoch einen Weg auf eben jenen zu, den er so unflätig angeschrien hatte. Erneut flutete eine Schimpftirade die weitläufige Ebene und prasselte auf den Schatten ein, der als Einziger mal wieder recht unbeteiligt wirkte. Eleyna’s Augen ruhten auf dem Gefangenen während sie ihm langsam zu Fuß folgte, aber vorerst nicht einschritt. Viel zu skurril war dieses Szenario, viel zu… heftig. Sie hatte kein besseres Wort für das was sich abspielte und sie wollte wissen, worum es eigentlich ging. Was hatte ihn so sehr erzürnt, dass er jetzt in Rage jedwede Zurückhaltung vergaß und diese Szene machte? Ihre Ehre konnte es nun wirklich nicht sein, das hatten sie ja hinlänglich geklärt. Also… was dann?

Eleyna blieb stehen, während der Schimpfende sämtliche Kraftausdrücke verwendete die er so aufgeschnappt hatte, bis er vor dem Spion stand und dieser völlig ungerührt dreinblickte. Als er ausspuckte, blieb sie stehen und beobachtete mit verständnisloser Miene das Schauspiel. Die nächsten Worte allerdings, die keine Beschimpfungen darstellten, ließen sie aufhorchen. Eleyna’s Stirn furchte sich noch tiefer denn sie verstand sehr wohl worum es da ging. Doch noch ehe des Rätsels Lösung auf den Tisch kam, beendete Laogh es auf gewohnte Weise. Eleyna zuckte vor, als sie sein Vorhaben erkannte, doch da lag der Jüngere bereits zwischen ihnen. Stille kehrte ein, der Wind fauchte an ihrem Ohr und sie sah ebenso hinab auf ihn, wie der Schatten. Ihr Herz klopfte, ihre Gedanken überschlugen sich. Was hatte er damit gemeint? Was wollte er sagen und wieso… Sie hob den Blick langsam zum Spion. Wieso hatte er unterbunden, dass er weiter sprach?! Was verheimlichte er ihr wirklich? Eleyna’s Gesichtsausdruck war… ernst. Sie sah Laogh mit einer ernsten und eisigen Miene an, die klar machte, dass sie verstanden hatte. Dass es da mehr gab, als er ihr erzählte, sie bewusst im Unklaren ließ. Dass es etwas gab, was den Gefangenen, sie und ihn betraf. Kühl wurde das helle Blau ihrer Augen. „Was hat er damit gemeint?“, kam es klirrend aus ihrer Kehle. Vorbei das Geplänkel und Necken. Vorbei das warme Blitzen in den Augen. Eleyna verlangte jetzt Antworten. „Die was?“, hakte sie noch mal nach. Laogh hatte einen Fehler begangen, als er ihn ausschaltete. Sie wusste nun, dass es etwas gab, was sie nicht wissen sollte. Und dass es sie persönlich betraf- weshalb sie auch ganz und gar nicht mehr zugänglich wirkte.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. Oktober 2021, 12:57

Welche Pläne hatte er ursprünglich in Pelgar verfolgt, als er den ersten Kontakt zu ihr aufgenommen hatte? Hatte da für ihn schon festgestanden, dass er sie mit seinem Körper würde beglücken wollen? Oder hatte er erst einmal abgewartet und dann schlichtweg die Gelegenheit genützt, nachdem es zwischen ihnen beständig geknistert hatte? Und hatte er vorgehabt, mit ihr durch halb Celcia zu ziehen, auf der Suche nach einem Menschen, der sein und offiziell auch ihr Feind sein sollte? Warum überhaupt? Was war mit diesem Arrond, dass er so bedeutend sein mochte, um sogar den Meisterspion auf seine Fährte zu hetzen?
Oder war das schlichtweg ein Vorwand und in Wahrheit gab es noch vollkommen andere Pläne im Hintergrund, die der Schatten verfolgte? Vielleicht würde sie das bald erfahren, denn wie es schien, würden sie bald ein Etappenziel erreichen. In der Trockenen Ebene? Was sollte dort sein und wie gefährlich würde es für sie dadurch werden?
Sie konnte es nur zwangsläufig auf sich zukommen lassen und diese letzten Stunden ebenso abwarten wie bisher. Denn eine Antwort würde sie von dem dunklen Reiter sicherlich nicht erhalten, das brauchte sie nicht einmal zu versuchen. Er hatte seine Geheimnisse und wollte diese auch wahren, das hatte er ihr schon mehr als deutlich gezeigt.
Dafür schien der Gefangene nun beschlossen zu haben, endlich einmal den Mund aufzumachen. Wenngleich zu plump und ungeschickt, um damit wirklich an sein Ziel zu kommen. Schon wollte er frustriert und in seinem Stolz gekränkt aufgeben, als sie sich ihm näherte und etwas ihn aufhorchen ließ.
Sie konnte nicht wissen, was es war, und dass es vielmehr an ihrem Tonfall lag als daran, was genau sie gesagt hatte. Es war dieses Timbre, das in ihm eine Erinnerung weckte und dafür sorgte, das so manches Rädchen in seinem Kopf ineinander griff und einen ungeheuren Verdacht in ihm hochsteigen ließ. Deswegen auch taxierte er daraufhin erst einmal ausführlich ihr Gesicht, suchte nach Bestätigung oder Entkräftung dieses einen Gedankens.
Als ihm die Erkenntnis kam, und er war felsenfest davon überzeugt, dass er richtig lag, wurde er so richtig wütend. Nicht nur das, er warf auch sämtliche Beherrschung über Bord und sorgte damit für einen unfreiwilligen Stopp der ganzen kleinen Gruppe. Trotz seiner Fesselung gelang es ihm, von dem Wägelchen runter zu kommen und sich irgendwie auf den Beinen zu halten, während er schimpfend auf den für ihn einzigen Schuldigen zustampfte.
Dieser hingegen wirkte vollkommen unberührt von diesem Ausbruch, als hätte er ihn erwartet... oder als wäre es ihm absolut gleichgültig. Wie es in Wahrheit hinter seiner Maske aussah, konnte er definitiv erfolgreich verschleiern. Stattdessen provozierte er mit seiner Gelassenheit, mit der er vom Pferderücken glitt und das Unheil auf sich zukommen ließ, den Zorn des anderen umso mehr, obwohl der es besser wissen müsste.
Solange, bis sich der Schatten trotz allem bemüßigt fühlte zu handeln. Die Beschimpfungen hatte er ertragen und so hingenommen, sie waren für ihn sinngemäß weder neu, noch kümmerten sie ihn großartig. Im Gegenteil, er nahm solche Momente durchaus gerne zum Anlass, um deren Berechtigung noch zu unterstreichen.
Als der Gefangene hingegen anfing, anderes auszuplaudern und auch ihm ein Verdacht kam, wohin das Ganze führen könnte, schritt er ein. Es gab Dinge, über die sollte geschwiegen werden, und dafür sorgte er, als er in gewohnter Manier das Löschen sämtlicher Lichter herbei führte.
Innerlich hingegen seufzte er und bedauerte diese Entwicklung, doch wusste er, dass es früher oder später ohnehin soweit hatte kommen müssen. Nicht die Erkenntnis an sich, sondern der Umstand, dass er für einen tiefen Schlaf des Mischlings zu sorgen hatte. Anderweitig würde er ihn wohl auch kaum gefahrlos loswerden können, so, wie er es bereits geplant hatte.
Nach seinem kaum hörbaren Gemurmel starrte er noch einige Moment auf den nun Schlafenden herab, mit seiner neutralen Miene, um niemanden erkennen zu lassen, was in Wahrheit in ihm vorging. Dass er beobachtet wurde dabei, konnte er sich denken und kümmerte sich nicht weiter darum. Ja, er schien sogar die Spionin ignorieren zu wollen, die hinterher gekommen war und nun nach Antworten verlangte.
Schweigend sah er weiterhin herab, als wolle er sich vergewissern, dass sein Griff ausreichende Wirkung zeigte. Erst nach schieren Ewigkeiten hob er langsam seinen Blick und ließ ihn auf jenen der Mischlingselfe treffen. Seiner blieb noch immer gelassen und er wirkte wie die Ruhe selbst, ungeachtet dessen, wie berechtigt ihr Verlangen wäre. Allerdings machte er sich auch keinerlei Mühe, sie mit Worten davon abzulenken und die Situation sonst wie in eine andere Richtung zu führen.
Stattdessen unterbrach er den Blickkontakt wieder, bückte sich und warf sich den Gefangenen wie ein Paket über die Schulter. Wortlos ging er an ihr vorbei und würde, sollte sie nach ihm zu greifen versuchen oder ihm den Weg verstellen wollen, jeweils geschickt ausweichen, denn er wollte sich jetzt nicht fassen lassen. Es hatte sich etwas geändert und wie immer reagierte er nahtlos darauf, wenngleich wie sonst auch ohne es für nötig zu halten, irgendeine Erklärung abzugeben.
Kurz darauf erreichte er das Wägelchen und legte seinen Ballast dort ab, wobei er tatsächlich darauf achtete, dass der Schlafende nicht zu sehr mit dem Hinterkopf auf dem Holz aufschlug. Fast so, als wolle er ihm nicht mehr Schmerzen bereiten, als wirklich erforderlich wäre. Dann kontrollierte er wortlos die Fesselung und als er damit zufrieden war, nahm er eine der Decken und legte sie so über den Körper, dass es wirkte, als hätten sie darunter nichts weiter als ein paar Vorräte, die sie auf diese Weise vor Wind und Wetter schützten.
Die Ruhe selbst bleibend, sah er zu den beiden auf der Sitzbank hin, die ihn ebenfalls beobachtet hatten, der Mensch misstrauisch, die Waldelfe leicht blässlich vor Schreck. "Wenn er sich zu rühren anfängt oder zu wenig Luft bekommt, will ich es wissen.", gab er seine Anweisung. Rodricks Miene verfinsterte sich, während Lauryn leicht nickte und sich in ihren Blick Sorge zu mischen begann.
Der Schatten achtete nicht weiter drauf, sondern wandte sich ab und trat unvermittelt direkt auf die Spionin zu, sofern sie nicht nahe genug gekommen war, dass sie durch seine leichte Drehung bereits aufeinander prallten. So neutral wie bisher sah er zu ihr herab. "Wir ziehen weiter.", verkündete er zwar für alle, aber mit dem Blick direkt in ihre Augen, dass offenkundig war, wem diese Botschaft galt.
Damit nicht genug, pfiff er leise, wenngleich scharf. Raik, der sich wieder beruhigt und zu grasen angefangen hatte, hob mit einem fragenden, leisen Wiehern den Kopf und kam im nächsten Moment gehorsam angetrottet. Wie auch immer Laogh es in den vergangenen Tagen angestellt hatte, er hatte den Rappen definitiv viel stärker an sich gebunden und auf seine Kommandos abgestimmt, als es ihr je gelungen war. Mit einem kleinen Schnauben blieb er nun vor den beiden Zweibeinern stehen und bewegte den Kopf, als wolle er nickend zu verstehen geben, dass er da und bereit war.
Noch kurz hielt indes der Dunkelelf den Blickkontakt mit der Spionin aufrecht, ehe er sich abwandte, zu Draca ging und wieder aufsaß. Scheinbar geschmeidig wie eh und je, nur, wer ihn genauestens aus der Nähe beobachtete, konnte feststellen, dass seine Bewegung einen Hauch hölzerner wirkte. Ganz so, als kostete es ihn immer mehr Beherrschung, um sich nichts von dem Sturm anmerken zu lassen, der in seinem eigenen Inneren tobte. Ohne zurück zu sehen, ritt er an und verließ sich darauf, dass alle ihm folgen würden.
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 30. Oktober 2021, 14:16

Das Gespräch mit dem Mischling nahm eine seltsame Wendung, als sich Eleyna endgültig aus der Debatte zurückziehen wollte. Sie war nähergekommen, hatte eindringliche Worte gefunden und damit offenbar etwas in Gang gesetzt, von dem sie überhaupt keine Ahnung hatte. Völlig unerwartet, änderte der junge Elf seine Haltung von abschätzig zu.. erschrocken? Zweifel flossen in sie hinein. Zweifel darüber, ob das hier gespielt war, ob das eine List seinerseits sein könnte. Es war zu ehrlich, ebenso ehrlich wie die Geringschätzung ihr gegenüber. Das vorabgegangene Geplänkel hatte sie nicht überzeugt, aber das jetzt? Eleyna spürte in sich, dass das echt war. Und sie wollte wissen, wieso. Nachdem sie sich entfernt hatte, war es der heftige Gefühlsausbruch des Jüngeren, der sie erschrocken hochblicken ließ. Raik nahm die laute Stimme zum Anlass, sich auszuspannen, zu tänzeln und sogar Anstalten zu machen zu steigen. Eleyna kannte ihr Tier bereits seit langem und so war es zwar ein wenig Zeitintensiv, aber nicht weiter der Rede wert, dass sie ihn wieder unter Kontrolle brachte. Überhaupt lief das Ganze eher nebenbei ab, denn sie sah die Bewegung in den Körper des Mischlings kommen und beobachtete noch, wie er vom Wagen hinunter und auf den Schatten zu lief. Die Spionin vergewisserte sich, dass ihr Tier die Ruhe behalten würde, ehe sie dem Mann folgte der eine Tirade nach der nächsten auf den Spion am Kopf der Gruppe niederregnen ließ. Offenbar waren alle von der Heftigkeit überrascht, denn auch die beiden auf dem Wagen, blickten etwas bedröpselt drein, während die Spionin sich nur mit einem Blick nach ihnen erkundigte.
Mit langsamen Schritten, die Ohren gespitzt, kam sie hinter ihm her, versuchte ihn weder einzuholen noch aufzuhalten und merkte deutlich auf, als die Beschimpfungen wieder mehr Kontext wichen. Eleyna blieb stehen, beobachtete die Szenerie und ließ sich dieses Mal nicht von dem stoischen Verhalten Laogh’s irritieren. Dieses Mal galt es nicht ihr. Der Mischling war indes kaum aufzuhalten und noch bevor er endlich mit der ganzen Wahrheit herausrücken konnte, schickte der Spion ihn in einen tiefen und bewusstlosen Schlaf. Eleyna hatte gezuckt bei der Erkenntnis und starrte auf den am Boden Liegendem. Stille erfüllte sie und sie war ohrenbetäubend laut. Die Stimme des Anderen, melodisch und trotzdem voller Hass, hallte noch in ihren Ohren nach, während der Wind sich mehr und mehr Gehör verschaffte.

Ihre Miene war wie versteinert, als sie langsam den Blick wandern ließ, hinauf in das Gesicht Laogh’s der scheinbar ungerührt auf den Mischling guckte. Ihre Fragen kamen prompt. Kamen unvermittelt und scharf. Sie wurde nicht laut, aber die klirrende Kälte darin genügte, um klar zu machen, dass der Spaß vorbei war. Ihr ist deutlich bewusst geworden, dass Laogh ihr etwas verheimlichte. Nun, das war nicht die Neuigkeit, doch dass es offenbar etwas ganz persönlich mit ihr zu tun hatte, das war neu. Wie immer in solchen und ähnlichen Situationen, tat der Spion… gar nichts. Er bückte sich lediglich, hievte den Gefangenen auf seine Schulter und trug ihn, ohne auf sie zu achten, zum Wagen. Eleyna rührte sich nicht. Sie stand wie angewurzelt da, wandte nur kurz den Kopf und schaute wieder zurück auf den Boden, wo er eben noch gelegen hatte. Ihr Herz klopfte. Was für ein perfides Spiel wurde gespielt und wieso war sie eine der Figuren darin? Sie wusste es nicht. Sie kannte den Mischling nicht, zumindest dachte sie über diese Möglichkeit nach. Sie hörte, irgendwo am Rande ihres Bewusstseins, dass Laogh mit Lauryn sprach. Sie nahm es kaum wahr. Erst als er wieder in ihre Nähe trat, rührte sie sich. Eleyna wandte sich ihm zu, als er den Blick in ihrem verankerte.
Ihre Miene war ausdruckslos versteinert. Dieses Mal war er zu weit gegangen, das spürte sie einfach. Es war wie eine dieser subtilen Vorahnungen, die sich einem durch Mark und Bein schlichen, um von Innen heraus einzufrieren. Sein Appell an die gesammelte Truppe löste in ihr einen Funken aus, den er deutlich in ihren Augen erkennen konnte. Enttäuschung, Wut und… Ablehnung. Ja, er durfte erkennen, dass dieses Mal nicht der Zeitpunkt gewesen war, sie abzuwimmeln. Der Pfiff ließ nur kurz die Wimpernkränze ihrer Augen aufflackern, doch dann scherte sie sich weder darum, dass er ihr Pferd heranrief, noch wie er dazu überhaupt in der Lage war. Sie scherte sich nicht um seine Wichtigtuerei. Eleyna wartete einen kleinen Moment, ehe er sich abwandte und zu allem Überfluss sie auch noch stehen ließ. Die Spionin hatte bereits ihre Arme verschränkt und sah ihm hinterher. Sie hatte das leise Gefühl, dass er nicht ganz so rund lief, wie man es gewohnt war doch die Tatsache, dass er sie wiedermal nicht einbezog, obwohl es dieses Mal klar auf der Hand lag, dass es um sie ganz persönlich ging, machte sie ablehnend. Eleyna drehte sich ohne weiteren Kommentar herum, schwang sich auf den Sattel und folgte der Truppe, ohne noch ein Wort gesprochen zu haben. Düster war ihre Miene, klirrend der Blick nach vorne. Er war zu weit gegangen. Immer mal wieder richtete sie ihren Blick auf den Gefangenen der dort schlafend den Weg bestritt. Gedanken flossen durch sie hindurch, ließen sie grübeln und doch konnte sie nicht verstehen, was vor sich ging. Was ihren Unmut Laogh gegenüber nur noch mehr schürte. Und je länger sie ritten, je länger er sie ignorierte, desto größer wurde dieser Groll in ihrem Bauch.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 31. Oktober 2021, 22:29

Es gab Dinge in seinem Umfeld, die konnte er haargenau vorhersagen und entsprechend sogar provozieren, als wäre sein Gegenüber nichts weiter als eine Marionette, die nach seiner Pfeife tanzte. Das machte ihm sogar mitunter Spaß, sodass er diese Art des Umgangs durchaus perfektioniert hatte, so wie vieles andere auch von seinen Talenten.
Dann wiederum ereigneten sich Reaktionen, die er zwar in Betracht gezogen hatte, aber nicht ausschließlich, sodass er nicht vollkommen unvorbereitet war und sein Handeln dennoch darauf ausrichten konnte. Auch gab es, wenngleich sehr selten, ab und zu Überraschungen, die auch ihm noch die ein oder andere spontane Antwort abverlangten und durchaus eine gewisse Würze in seinem Dasein geben konnten. Allesamt waren jedoch nicht dazu angetan, um ihn auch nur im Geringsten aus der Bahn zu werfen oder seine Pläne durchkreuzen zu können.
Im Gegensatz zu jenen unliebsamen Wendungen der Ereignisse, zu denen auch die Erkenntnis des Gefangenen gehörte. Zwar konnte der Schatten sich nicht vollkommen sicher sein, ob das, was der Mischling entdeckt zu haben glaubte, wahrlich das war, was er vor ihm hatte verbergen wollen. Jedoch wollte und würde er auch kein unnötiges Risiko eingehen, sodass er, als sich die Heftigkeit der Ausdrücke hin zu mehr Aussagekraft wandelte, schlichtweg eingreifen musste.
Zwar hätte er es bevorzugt, den anderen erst zu einem späteren Zeitpunkt ins Land der Träume zu schicken, um weniger Erklärungen abgeben zu müssen, doch getan hätte er es so oder so. Nun war es eben früher geschehen, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, vielleicht wider besseren Wissens noch einmal mit ihm unter vier Augen reden zu können. Er hätte durchaus einen Versuch starten wollen, um die ein oder andere Angelegenheit zu klären.
So hingegen... war er gezwungen, früher einzuschreiten und den Verrat einer Information zu verhindern. Trotzdem bedauerte er seinen Schritt, ganz gleich, wie notwendig er gewesen war, auch wenn man ihm das nicht ansah. Seine Maske der Ruhe und Neutralität war perfekt, fast schon zu perfekt, und machte zugleich deutlich, dass er jetzt erst recht nicht zugänglich für irgendwelche Fragen war. Weswegen er auch jene der Mischlingselfe ignorierte.
Es war der falsche Zeitpunkt, sowohl für ihn, als auch für sie, auch auf die Gefahr hin, dass sie ihn später, sollte sie es jemals doch erfahren, noch mehr als jetzt hassen würde. Das hätte ihr nach der Zeit, die sie nun miteinander verbracht hatten, eigentlich klar sein sollen. Er unterließ sogar jeglichen Versuch, sie irgendwie davon abzulenken, was mehr als deutlich zu erkennen geben sollte, wie ernst die Lage war.
Stattdessen bückte er sich, wuchtete sich den Schlafenden wie einen Sack über die Schulter und als hätte er absolut kein Gewicht, um ihn zurück auf das Wägelchen zu befördern und dort unter einer der Decken zu verbergen. Daraufhin gab er bekannt, dass sie nach dieser Unterbrechung weiter ziehen würden. Der Mensch blickte finster drein, allerdings waren er und auch Lauryn klug genug, nichts zu sagen, erst recht nicht zu widersprechen.
Dann trat er zu der Spionin hin und machte noch einmal klar, was nun Gebot der Stunde war. Vorbei war jegliches Geplänkel zwischen ihnen oder gar eine aufkeimende Vertrautheit, geschuldet der letzten Tage und der Pflege, die er ihr hatte angedeihen lassen. Es zählte nicht mehr, denn er war gerade mit gänzlich anderen Gedanken beschäftigt. Nicht, dass ihn dieser Ausbruch tatsächlich aus der Bahn hatte werfen können.
Jedoch hatte er diese unliebsame Wendung der Ereignisse nicht für sonderlich realistisch gehalten. Gut, er kannte den Mischling und er konnte ihn einschätzen, allerdings hatte er nicht vermutet, dass durch all die negativen und von noch jugendlichem Überschwang gekennzeichneten Gefühle das Offensichtliche treten konnte. Was auch immer der Auslöser letzten Endes gewesen war, er würde es vorläufig nicht herausfinden können. Also musste er es mit sich selbst ausmachen und noch ein paar andere Dinge.
Da konnte und wollte er sich nicht noch eine Bürde mehr als notwendig aufhalsen, indem er sich Gedanken darum machte, was nun zwischen ihnen beiden alles zerrissen worden war. Es hätte so oder so einmal ein Ende gefunden, auch wenn es dadurch kein ganz so schönes war. Doch spätestens am nächsten Tag hätte es sich sowieso entschieden, also nahm er es hin und widmete sich hinter seiner Maske nicht länger damit.
Als müsste er das ihnen beiden auch noch beweisen, ließ er sie stehen, nachdem er ihr Pferd heran gerufen hatte, saß selbst auf und setzte seinen Weg fort. Ging er wirklich davon aus, dass sie ihnen weiterhin folgen würde? Oder war es ihm egal? Das blieb offen, denn er wandte kein einziges Mal den Kopf, sondern sah stur gerade aus, während sie sich weiter Richtung Trockener Ebene bewegten.


Eleyna wird geführt zu: Ziel oder Zwischenaufenthalt?
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. Juni 2022, 14:47

Eleyna kommt gelaufen von Ein unscheinbares Bürgerhaus


Im Morgengrauen hatte sie durch die Schlupfpforte die Stadt Santros verlassen und war orientierungslos davon gelaufen, getrieben von dem soeben Erlebten. Bis irgendwann, die Mauern weit hinter sich gelassen, ihre Beine nachgaben und sie mit all dem Chaos oder der Leere oder einer Mischung aus beidem in sich an Ort und Stelle liegen blieb.
Ihr Körper holte sich, was er brauchte, und verdammte sie zu einem unruhigen, wenig erholsamen Schlaf, aus dem sie wenig später halb erfroren erwachte.
Würde sie liegen bleiben und sich den Tod herbei sehnen, der bereits die Fingerknöchelchen knacken ließ, in Vorfreude auf seinen Einsatz? Oder würde sie sich aufrappeln und weiter machen, wie sie es Laogh gegenüber versprochen hatte? Und was war das dort für eine Luftspiegelung am Horizont? Einbildung oder Wahrheit? Gefahr oder Rettung?
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 1. Juni 2022, 22:03

Eleyna hatte keine große Mühe damit, sich den Zugang zum Gebäude und anschließend auch zum Innern zu verschaffen. Die Männer unten im Innenhof kamen nicht mal auf die Idee nach oben zu schauen, sodass die Spionin in aller Seelenruhe dem kleinen Wink mit dem Zaunpfahl folgen und durch das Fenster schlüpfen konnte. Ganz ihrem Gewerbe entsprechend, blieb sie dabei lautlos und ruhig, erfasste mit allen Sinnen die Umgebung und lauschte beim Betreten des Innenraumes vorerst in diesen hinein. Eleyna befand sich hinter einem Vorhang und vergewisserte sich, dass sie nicht gleich angegriffen werden würde, sobald sie diesen verließ. Ihre Stiefel legte sie verborgen auf die Erde, blieb barfuß und schob dann mit ruhiger Hand den Vorhang ein Stückchen beiseite. Einen Moment gab sie ihren Augen die Möglichkeit sich an das neue Szenario zu gewöhnen, ehe sie rasch den Quell des Lichtschimmers ausmachen konnte. Rodrick. Ihre Laune wurde mies, während sie den Vorhang nun demonstrativ beiseite wischte und hervortrat. Eleyna’s Haltung war gerade und stark, nichts deutete darauf hin, dass sie eine äußerst miese Nacht gehabt hatte. Außer vielleicht ihr Geruch, doch davon ließ sie sich ihre Würde nicht nehmen. Nein, man hätte denken können, dass sie absolut makellos und adrett gekleidet wäre, wenn man sie so betrachtete. Eleyna kam einige Schritte lauernd auf den Menschen zu, denn sie ahnte bereits, dass seine Anwesenheit für sie selten etwas Gutes bedeutete. Argwöhnisch ließ sie den Blick schweifen und erkannte ohne Umschweife, dass sie sich in Arrond’s Privatgemächer befand. Alles hier erinnerte an den Mann, den sie in ihm sah. Er war tadellos und akkurat, dabei ohne Schnörkel und unnötigen Zierrat. Es passte einfach perfekt. Doch was machte dann Rodrick hier und wieso giftete er nicht gleich wieder los, brüllte nach den Wachen oder versuchte gleich selbst sein Glück, sie zu stellen? Nein, so dumm wäre er nicht, da er genau wusste, dass sie überlegen wäre. Die Spionin musterte Rodrick also vorsichtig und schon konnte er seine giftige Galle nicht mehr bändigen. Seine Selbstherrlichkeit machte Eleyna stutzig.
Nein, hier stimmte etwas nicht und doch folgte sie seinen Anweisungen und kam näher, bis sie die Tür erreichte, die er offenbar bewachte? Stirnrunzelnd betrachtete sie ihn abermals, als sie nähergekommen war. Was zum Henker trieb er hier? Und wo war Arrond? Wieso sollte er Rodrick in seine Gemächer holen, soweit sie wusste, besprach Arrond alles in seinen eigens dafür auserkorenen Zimmern. Niemals in seinen Privatgemächern. Da war er eigen. Doch die Mischlingselfe ließ sich von Rodricks süffisantem Gehabe ablenken und als er ihr nur sehr gerne Platz machte, wandte sie den dunklen Schopf und seufzte leise. „Krieg‘ dich wieder ein, Rodrick, nicht dass du noch anfängst zu sabbern!“, schleuderte sie ihm für seine giftige Freundlichkeit entgegen und wandte sich dann an die Tür. Im Grunde wusste Eleyna, dass sie dahinter nichts erfahren, sehen oder erleben würde, was ihr gefiele. Anderenfalls hätte Rodrick sie nicht so einfach vorbeigelassen. Doch wenn sie immer dem missgünstigen Menschen die Zügel überlassen hätte, dann wäre sie längst nicht an dem Punkt, an dem sie eben war. Also atmete sie noch mal ungesehen durch, versuchte sich für alles zu wappnen was gleich geschehen würde. Rodrick verriet sich abermals, als er ihr zuvorkommend die Tür öffnete und sie sogar berührte, um sie weiterzubewegen. Eleyna zischte ihm unverständlich entgegen, ruckte allerdings untermalend mit ihrem Arm, sodass er sie bloß losließ. Er sollte sich besser hüten, sonst hätte er seine Finger verloren. Doch der Ärger und Zweifel über das Verhalten der rechten Hand verrauchte in dem Moment, als sie über die Schwelle trat.
Eleyna brauchte keine Sekunde, um die Szene vor sich zu erfassen und vor allem einzuordnen. Sie starrte mit klar geöffneten Augen auf das Bett, den warmen Kerzenschein der über nackte Haut leckte und brauchte nicht mal das affektierte Gestöhne der Frau im Bett des Mannes, der alles für sie hätte sein können und gerade zu nichts zerbröselte. Eleyna fror auf einmal und konnte ihre Augen dennoch nicht davonlassen. Alles in ihr schien wie weggeblasen, während sich die beiden Körper miteinander vergnügten und rhythmische Leidenschaft teilten. Ihr Herz hämmerte. Ihre Ohren rauschten, als sich das Schmatzen unheilvoll durch den Raum verteilte. Eleyna wollte sich rühren, schaffte es aber im ersten Anlauf nicht. Dann wollte sie rückwärts wieder hinaus, doch prallte sie beinahe gegen Rodrick, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, zufrieden ins Ohr zu säuseln. Sie sah zur Seite, während er sprach und sein Gift weiter in ihren Wunden verteilte. Es dauerte einen äußerst langen und unangenehmen Moment lang, bis sie überhaupt in der Lage war die Leere in sich zu vertreiben. Es dauerte, bis sie sich überhaupt rühren konnte und so wandte sie sich um, die unheilvolle Szene hinter sich und starrte den Menschen an. Zorn flammte in ihr auf, leckte über ihre hellen Augen und noch ehe der Mensch erkennen konnte, was sie plante, hatte er ihr den Weg freigemacht. Nicht aber freiwillig, auch wenn er in diesem Fall ihrer Bitte sicher nachgekommen wäre, sondern weil er sich die Nase halten musste, die gebrochen und blutend unter seinen Händen schmerzte. Noch ehe er überhaupt begriff, dass sie äußerst schnell und präzise zugeschlagen hatte, war sie bereits, ihre Schuhe in der Hand, durch den Vorhang und über das Dach verschwunden.

Adrenalin pumpte durch ihre Adern, während sie stoisch durch die Gassen lief. Erst war es nur ein schneller Schritt, dann ein Laufschritt, bis sie wirklich rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Sie rannte, rannte die vielen kleinen Gassen entlang, hatte keine Mühe den Weg zu finden und spürte wie sich die Tränen in ihr hochkämpfen und sie überwältigen wollten. Aber nein. Eleyna’s Gesicht war verschlossen, die Lippen aufeinandergepresst und schmal. Ihr Herz blutete, während die Erinnerungen an das eben Erlebte immer wieder aufzuckten. Sie quälten. Es war überhaupt nichts dabei, dass Arrond sich vergnügte. Sie tat nichts anderes und sie hatten einander eben nie irgendetwas versprochen. Aber die augenscheinliche Tatsache, dass er sie so sang und klanglos verstieß, ihr nicht mal eine Erklärung gewährte und sich dann lieber durchvögelte, das war etwas, was sie bis ins Mark traf. Es war ein seltsamer Schmerz, glühend heiß und so verdammt kalt, dass sie spürte, wie Hitzewallungen sie quälten. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie fror oder ihr zu warm war.
So oder so arbeitete ihr Verstand so fieberhaft, dass sie regelrecht aus Santros floh. Sie verließ die Stadt nicht einfach, sie sprintete beinahe den gesamten Weg, bis sie das kleine Tor erreichte, durch das sie vor Kurzem noch zurückkehrte zu ihm. Zu Arrond. Einem Freund, einem Vertrauten wie sie dachte. Ihre Tränen der Wut schwappten über und brannten auf ihrem heißen Gesicht. Sie versuchte mit aller Kraft zu verhindern, dass sie das fertig machte und doch überkam sie eine Welle von Emotionen, die sie kaum imstande war zu verarbeiten. Eleyna wandelte diese Energie, diese negative Energie in etwas um, was sie weitertrieb. Fort von den Mauern, weiter und immer weiter. Sie rannte immer noch und die Sonne ging bereits auf, erhellte die Umgebung und bettete eine desolate Eleyna in das grässliche Tageslicht. Eleyna hätte, wenn man sie fragen würde, nicht mehr sagen können, wie lange sie eigentlich lief. Es war Nacht, als sie aus dem Haus floh und nun helllichter Tag. Sie war so weit gerannt, dass die Mauern nicht mehr als ein dunkler Strich waren, irgendwo hinter ihr und sie wäre weitergerannt, getrieben von dem Gefühl endgültig verlassen zu sein, wenn sie nicht einfach plötzlich strauchelte und ihre Beine schreiend und kreischend zur Ruhe schrien. Sie fiel. Eleyna schlug hart auf dem Boden auf, als ihre Beine, weich wie Milchbrei einfach aufhörten auf das zu hören, was sie wollte. Und sie blieb liegen, denn die Müdigkeit und die Last drückten sie fest in den Boden, sodass sie schlief. Sie schlief und wusste nicht wie lange.
Erst als sie erwachte hatte sie das bittere Bedürfnis gar nicht mehr aufzuwachen. Eleyna öffnete ein Auge, dann das andere. Steife Gräser kitzelten ihre Nase, piekten ihr in die rotumrandeten Augen. Ihr Gesicht brannte nach wie vor, die salzigen Bahnen der Tränen, getrocknet und klebrig, schmerzten im kalten Wind. Sie rührte eine Hand und spürte die Steifheit ihrer Glieder. Sie ächzte. Es brauchte einige Anläufe, bis ihre Extremitäten auf sie hörten. Arme und Beine wollten nicht so recht in die Gänge kommen, doch irgendwie schaffte sie auch dieses Hindernis. Bis sie auf die Knie kam und sich auf die Unterschenkel setzte. Es tat weh, egal was, alles tat weh. Sie bestand nur noch aus Schmerz und wollte sich gerade einfach nur wieder hinfallen lassen, als sie in der Ferne eine seltsame Erscheinung ausfindig machte. Sie tat es vorerst als Trugbild ihrer Sinne ab, ihres müden Verstandes, bis sie das Gefühl hatte, es bewegte sich. Eleyna spürte etwas mehr Leben in sich wiederkehren, denn eventuell war das was da auf sie zukommen sollte weder freundlich gegenüber Dunklen noch besonders zimperlich. Sie schaute sich kurz um, verzog das Gesicht beim Knirschen ihrer Knochen und musste feststellen, dass sie einfach irgendwo war. Sie hatte die Mauern hinter sich gelassen, doch hatte sie in ihrer Flucht gar nicht darauf geachtet, wo sie sich eventuell verstecken konnte. Erst jetzt merkte sie, dass sie noch immer krampfhaft ihre Schuhe in der rechten Hand hielt. Eleyna starrte auf die weißen Fingerknöchel herab und sendete Befehle, dass sie sich öffnen mögen. Doch es geschah nichts. Ihre Hand versagte ihr den Dienst, völlig erkaltet durch den Wind und eingeschlafen durch ihre Lage. Sie ließ davon ab und schaute abermals zu dem verschwommenen Etwas. Dann ließ sie einige Luft aus ihren Lungen weichen, hustete, da ihre Kehle gereizt von der Luft war und entschied sich, einfach sitzenzubleiben und den Dingen zu harren, die da kommen sollten. Schlimmer konnte ihre Lage ja kaum werden.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. Juni 2022, 14:07

Was auch immer sie bei Arrond zu finden gehofft hatte... die Wahrheit war bedauerlicherweise eine vollkommen andere gewesen. Natürlich, es hatte äußerst seltsam angemutet und die Szenerie mit Rodrick erst recht, aber trotzdem... Der Anblick und das Gefühl, verstoßen zu werden, während der Mann, dem sie durchaus Gefühle entgegen gebracht hatte, sich scheinbar mit einer Frau vergnügte, die in nichts ihr zu gleichen schien, war einfach zu viel gewesen.
Es hatte sie erfolgreich vertrieben, nicht nur aus dem Haus, sondern aus Santros... ja, sogar aus dem ganzen Trockenland. Irgendwann hatte ihr Körper beschlossen, dass seine Grenzen erreicht waren, sodass sie schlussendlich irgendwo im Nirgendwo des Graslandes zu Boden ging und erst einmal eine Runde Schlaf nehmen musste.
Erholsam war etwas anderes und als sie aufwachte, war der Begriff "steif gefroren" durchaus passend. Dennoch konnte sie nicht einfach liegen bleiben und zusehen, wie sie tatsächlich erfror, sondern kämpfte sich wenigstens in eine halbwegs sitzende Position. Die Luft selbst war kühl und die blasse Sonne am Himmel beinahe freundlich für diese Jahreszeit, doch vor allem der Wind sorgte dafür, dass das Wetter absolut ungemütlich war und es sich viel kälter anfühlte.
Wenngleich sie inzwischen so eine geringe Körpertemperatur hatte, dass sie dies kaum noch spürte. Wenn sie noch lange hier blieb, wäre es sicherlich nicht verwunderlich, dass ihre Finger- und Zehenglieder anfangen würden, sich ungesund zu verfärben. Und? Was sollte es? Nach dem, was sie vor Stunden... in einer gefühlt anderen Zeit und Welt erfahren hatte, herrschte in ihr derzeit eine gewisse Leere und Gleichgültigkeit allem gegenüber. Auch dem Flimmern am Horizont, das von einem Reisenden... oder mehreren, so genau war das nicht ersichtlich, kündete.
Wer das wohl sein mochte? Freund oder Feind? Nun ja... ersteres höchstwahrscheinlich nicht, denn ihren letzten Freund schien sie verloren zu haben, obwohl sie sich von Andunie über Pelgar bis zu ihm durchgeschlagen hatte. Also bei viel Glück wäre es jemand Neutrales, bei Pech würde sie bald jemandem gegenüber sitzen, der ihr so einiges anzutun vermochte. Nicht, weil sie so leicht zu überwältigen wäre, sondern schlichtweg, weil ihr der Wille zur Gegenwehr im entscheidenden Moment fehlen könnte. Von ihrem lädierten Körper ganz zu schweigen.
Somit wartete sie sehenden Auges auf ihren Untergang... oder ihre Rettung. Was ihr lieber wäre, würde sich noch zeigen. Jedoch trog die weite Ebene bezüglich der Entfernung, denn es dauerte, bis die Schemen am Horizont sich allmählich klärten und als vierbeinig entpuppten, während sie sich gemütlich näherten. Wobei das eine Tier dunkles Fell besaß und somit rascher sichtbar war als das hellfarbige Wesen. Auf diesem befand sich jedoch eine dunkle Gestalt, aufrecht sitzend trotzte sie dem Wind, der mit jeder Haarsträhne unaufhörlich spielte.
Wie lange es wohl noch dauerte, bis ihr umnebelter Geist erkannte, wer sie da gefunden hatte? Würde sie sich darüber wundern oder hatte sie es beinahe schon erwartet? Und was würde sie davon halten, dass ausgerechnet er schon wieder ihren Weg kreuzte?
Würde sie sitzen bleiben die nächste gute halbe Stunde und ihm lediglich entgegen starren, da sie ohnehin an diesem Ort keine Möglichkeit hätte, ihm zu entkommen, selbst wenn sie im Vollbesitz ihrer Beweglichkeit gewesen wäre? Oder würde sie die Zeit nutzen, um sich zumindest in eine stehende Position zu kämpfen? So oder so könnte Laogh auf sie herabblicken, sobald er sie erreichte.
Würde er eine Bemerkung von sich geben, um sie mal wieder vorzuführen oder ihr zu demonstrieren, dass er Recht gehabt hatte und der Sieger blieb? Oder würde sie ihm zuvor kommen mit einem bissigen Kommentar, ganz gleich, was sie damit bezwecken wollen könnte? Leider war die Entfernung noch zu groß und sie als ganzes zu geschwächt, als dass sie seine Mimik bereits erkennen könnte.
Ob sie enttäuscht wäre, wenn sie sehen würde, dass er eine neutrale Miene zur Schau trug, die absolut nichts darüber verriet, was hinter seiner Stirn vor sich ging? Kein feines, überhebliches Grinsen im Mundwinkel, kein spöttisches Blitzen in den Augen oder sonstige Auslöser für eine Explosion ihrerseits. Er war einfach nur ein ausdrucksloser Beobachter, der sich trotz des wiegenden Pferdekörpers kaum zu bewegen schien und viel mehr an eine Statue erinnerte, die stumm in die Welt sah.
Daran änderte sich auch nichts, als er sowohl Draca, als auch Raik in ihrer Nähe zum Stehenbleiben brachte. Ganz so, als wolle er zuerst ihre Reaktion auf sein Erscheinen ausloten, um danach zu entscheiden, mit welcher Maske er ihr begegnen würde.
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 2. Juni 2022, 23:30

Der Aufprall auf der Erde war mehr als nur das Versagen ihres Körpers. Eleyna spürte das ganz deutlich und während der Erdboden ihr die Luft aus den Lungen presste, hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben ebenfalls entwich. Sie hörte auf zu Atmen, eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden… Vor ihrem geistigen Auge sprang ihr wieder und wieder das Bild vom Rücken der Frau entgegen, während sie den Mann bestieg, der Eleyna all die Jahre ein Vertrauter gewesen war. Die Spionin hatte die Augen zwar geöffnet, die Wange auf der kalten Erde abgelegt, doch sie spürte diese nicht. Sie starrte in die Weite, nach innen blickend und spulte in selbstzerstörerischer Art das Erlebte ab. Er hatte sie vertrieben, als wäre sie das was Rodrick immer gepredigt hatte. Als wäre sie nichts… Dann rollte ihr vereinzelt noch eine Träne über die Wange, die irgendwo im Erdreich ihr Ende fand, ehe sie in den unruhigen und durchaus gefährlichen Schlaf fiel. Eleyna fand sich in einem diffusen Konstrukt aus Wahrheit und Lüge wieder. Sie sah sich im Zimmer von Arrond, wie er hämisch grinsend eine ihr unbekannte Frau vögelte, sich dabei genüsslich Zeit ließ, um sie zu quälen. Dann ein schadenfrohes Lachen hinter ihr, was bei näherer Betrachtung Rodrick war. Doch er trug nicht die Sachen, die er immer anhatte, sondern eine Rüstung aus Haut und Blut. Auch er zeigte ihr seine Häme, seine Genugtuung. Sie wollte weglaufen, konnte sich aber nicht rühren. Plötzlich packte jemand von hinten an ihren Hals. Kalte und lange Finger umschlossen ihre Kehle und drückten erbarmungslos zu. Eleyna griff an die Hände, versuchte sich zu wehren, flehte nach Arrond er möge ihr helfen, doch er lachte. Rodrick lachte, und Arvid lachte, beschimpfte sie, während er sie würgte, als Schlampe und sie sah den Wunsch nach ihrem Tod in seinem Blick. Ihr Herz raste. Eleyna hatte das Gefühl sich nur noch in Zeitlupe bewegen zu können, während sie fühlen konnte, dass ihr die Lebensenergie Stück um Stück aus dem Leib wich. Sie rang nach Luft, doch die Kälte kroch unaufhaltsam an ihr hinunter, während Arvid nicht aufhörte und immer weiter zudrückte.
Eleyna ließ den Blick abermals schweifen, als sie in einer hinteren Zimmerecke eine dunkle Gestalt wahrnahm. Sie stand dort nur, rührte sich nicht und das Gesicht blieb verborgen. Sie streckte die Hände aus und wollte die Gestalt um Hilfe bitten, doch nichts geschah. Sie spürte, wie ihr die Energie fehlte, um sich weiter zu wehren und während Rodrick, Arrond und Arvid lachten, sank sie allmählich auf die Knie, benebelt von der fehlenden Luft. Ihr Herz schlug immer langsamer, die Luft wurde dünner und dünner. Die Spionin schaute abermals zu der dunklen Gestalt auf, die sich noch immer nicht rührte. Erst als sie nach vorne überkippte, der nötigen Luft gänzlich beraubt und außerstande sich noch zu wehren, als sie am Boden lag und der letzte Rest Lebensodem aus ihr wich, trat die dunkle Gestalt hervor, neigte sich etwas hinab und …. Hüstelte. Dann schloss sie die Augen… und schreckte plötzlich hoch.

Eleyna keuchte, hustete, als hätte sie soeben wirklich einen Todeskampf geführt. Sie versuchte ihre Finger zu beugen, bereute es aber. Stocksteif waren sie, eiskalt gefroren von der Witterung die unerbittlich war. Eleyna war ohne ihre Habe unterwegs, besaß keinen Mantel oder ähnliches, sodass sie in der dünnen Tunika, durchnässt und ohne Schuhe einfach an Ort und Stelle zusammengebrochen war. Die Last war zu groß gewesen, ihre Beine zu erschöpft, als dass sie hätte weiterlaufen können. Nur langsam wurde ihr bewusst, dass sie sich in einer äußerst schlechten Lage befand. Sie spielte mit dem Tod, dem realen Tod, das erkannte sie und… tat nichts. Sie blieb liegen, starrte und fragte sich, ob es denn so falsch wäre, einfach den Tod durch Erfrieren zu wählen. Erst war es bitterkalt, dann taub, man fühlte nichts mehr und schließlich… schlief man friedlich ein. Nicht so übel. Doch Eleyna wäre nicht sie selbst, wenn sie das wirklich in Erwägung ziehen würde. Also krampfte sie ihre schmerzenden Glieder zusammen, stemmte sich auf dem Boden hoch und kam zumindest in eine sitzende Position. Es tat weh. Doch die Kälte spürte sie nicht mehr, soweit war sie bereits. Wie lange mochte sie geschlafen haben? Ausgeruht fühlte sie sich jedenfalls nicht, sodass sie einfach nur dasaß und starrte. Ihr brannten die Augen und die Wangen, von Tränen verätzt und salzig verschmiert. Sie bemühte sich ihre Hand zu heben, aber sie schaffte es nicht. Sie hatte einfach keine Lust. Eleyna hatte das Gefühl vollkommen verlassen zu sein. Sie kannte diese Dunkelheit bereits gut – so war es auch nach dem Tod ihres Vaters gewesen. Da war eine Schwärze, die sich ihrer bemächtigte und sie ihr suggerierte, dass sie die Freundin sei, die sie brauchte. Sie flüsterte leise, doch penetrant und Eleyna hörte zu, lauschte… beschwor das bekannte Gefühl herauf. Bis sie in der Ferne etwas sah. Es war zu unbestimmt, zu diffus, als dass sie gleich registrierte, worum es sich handelte. Wieder flüsterte die Schwärze… Eleyna konnte das Schemenhafte jetzt besser erkennen und sah sich um. Egal wer da kam, er war sicher kein Freund. Den letzten hatte sie verloren, gerade erst. Also sah sie sich mechanisch um, überlegte, ob es Sinn machte sich einen Unterschlupf zu suchen, doch hier gab es einfach nichts. Sie hatte einfach blind gehandelt und nun zahlte sie den Preis für ihr unüberlegtes Handeln. Sie ließ den Blick sinken und versuchte sich zu rühren. Es ging nicht. Sie war so steifgefroren, dass sie ihre Finger nicht benutzen konnte.
Erneut flüsterte die süße Stimme der Finsternis, lullte sie ein, wollte sie verführen einfach aufzugeben. Damals verlor sich Eleyna in eine Fantasiewelt, Einbildungen von ihrem Vater, der mit ihr sprach. Erneut hob sie den Blick auf das was da kam und erkannte allmählich einige Umrisse, dann endlich konnte ihr müder Verstand sehen, dass es sich um Pferde und einen Reiter handelte. Die Erkenntnis kam wie ein Messer im Rücken. Sie zuckte sogar, als hätte wirklich jemand gerade ihren Körper durchbohrt. Natürlich… Er war es. Er, der sich köstlich amüsierte, sie bei jeder Gelegenheit vor den Kopf stieß und ihr auch noch süffisant grinsend unter die Nase rieb, dass er das Schauspiel genoss. Sie seufzte und sank etwas in sich zusammen. Das Traumbild zuckte vor ihrem Auge auf. Sein leises Hüsteln, selbstzufrieden grinsend. Sie wandte den Blick ab und schloss die Augen. Erneut versuchte die Dunkelheit ihr Glück, redete ihr ein, dass sie mit ihr besser dran wäre. Dass sie niemandem etwas schuldig sei, keinem je davon erzählen müsste, wenn sie nicht wollte. Sie lockte sie, wie sie sie schon mal gelockt hatte… Doch damals war sie ein Kind und heute…? Heute war sie erwachsen, abgeklärter und stärker. Und sie war vor allem noch sturer geworden. Nein, die Schwärze würde sich dieses Mal nicht in ihr einnisten.

Sie hob den Kopf. Es dauerte, bis er den Weg zu ihr überbrückte, doch Eleyna rührte sich erst weiter, als er nähergekommen war. Äußerst ungelenk, umständlich und überhaupt nicht sicher stehend, kämpfte sie sich auf die Beine. Ihr war bitterkalt und der aufkommende Wind verhöhnte sie. Halbwegs aufrecht erwartete sie ihn und die beiden Pferde. Sie musste furchtbar aussehen, doch sie reckte das Kinn und versuchte sich zu bewegen. Ihre Beine gehorchten nicht. Sie versuchte es erneut und schaffte einen schlurfenden Schritt. Sie keuchte, während sich Schmerzen breitmachten. Doch ihre Miene wurde verschlossener, verbissener und so machte sie einen weiteren schlurfenden Schritt, noch einen und noch einen, bis sie bei Raik stand und seine Zügel sowie Mähne mit der Rechten und den hinteren Teil des Sattels mit ihrer Linken ergriff. Sie versuchte sich festzuhalten, ein Bein zu heben und in den Steigbügel zu steigen. Dabei fiel ihr auf, dass sie noch immer keine Schuhe trug. Eleyna wandte den Kopf und schaute zurück auf die Stelle, auf der sie gesessen hatte. Dort lagen ihre Stiefel auf der Erde und sie schloss einen Moment, versteckt hinter Raik, die Augen. Dann jedoch straffte sie die Schultern, ging quälend langsam zurück und bückte sich wackelnd nach dem Schuhwerk, um es im selben Zuge anzuziehen. Danach kehrte sie, etwas besser auf den Beinen, zum Pferd zurück und bemühte sich drei Mal, um auf Raik aufzusitzen. Während der ganzen Prozedur sagte sie kein Wort zu Laogh. Sie sah ihn nicht mal an. Wie könnte sie auch? Sie hatte keine Kraft mehr für seine Häme. Keinen Bedarf an einem ‚ich wusste es doch‘ oder ‚ich hab‘ es dir doch gesagt‘. Sie hatte überhaupt keinen Bedarf an irgendetwas. Mit ausdrucksloser Miene schaute Eleyna zu den Strichen am Horizont zurück, die Santros bildeten. Der Schmerz drohte sie zu zerreißen, wieder mal, sodass sie sich abwandte und Raik wenden ließ. Sie ließ das Tier ein paar Schritte machen, ehe sie kommentarlos auf Laogh wartete und ihm dann folgen würde.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. Juni 2022, 09:36

Sie hatte sich in eine definitiv lebensbedrohliche Situation hinein manövriert. Dabei musste sie ja noch froh sein, dass es wenigstens nicht regnete, auch wenn die blasse Sonne alles andere als wärmend war. Aber wenn sie noch nasser wäre in ihrem Aufzug, ohne schützendem Mantel oder wärmender Decke... ihr Untergang wäre vorprogrammiert. Ja, sie hatte nicht einmal die Möglichkeit, ein kümmerliches Feuer zu entfachen, mit dem sie sich selbst betrügen könnte, dass es ihr etwas spenden würde.
So durchfroren und seelisch gebrochen fand der Meisterspion sie. Seine Miene war vollkommen ausdruckslos und zugleich strahlte er eine Ruhe aus, als könne nichts, was sie ihm nun böte, diese erschüttern. Kein einziger Hinweis darauf, was er von ihrer Erscheinung halten mochte, war in seinem Gesicht abzulesen. Nicht einmal seiner Stimme war ein aufschlussreicher Unterton anzuhören, denn er schwieg.
Stumm beobachtete er lediglich von Dracas Rücken aus die Welt unter sich und wie sie sich abmühte, um zuerst auf die Beine zu kommen und irgendwann sich zu Raik sowie in den Sattel zu kämpfen. Noch immer sagte und tat er nichts weiter, als ihr zu zusehen. Schließlich hatte sie es geschafft und konnte sich etwas ausruhen, während sie ihren Hengst wenden ließ und auf das Signal zum Aufbruch wartete.
Als sie jedoch aufsah, war Draca mit ihrem Reiter plötzlich... weg?! Sie konnte die Beiden nicht sofort ausmachen und ihr Denken lief noch äußerst langsam.
Gerade, als sie auf die Idee kommen mochte, den Kopf zu drehen, legte sich ihr etwas über die Schultern. Würde sie erschrecken und zusammen zucken? Oder eher sich versteifen? Jedenfalls sorgte der Schatten gewissenhaft dafür, dass die wärmende Decke nicht sofort herunter fallen würde, nur, weil sie nicht rechtzeitig reagieren und sie festhalten würde.
Erst danach ließ er, noch immer ungewöhnlich schweigsam, Draca in einen leichten Trab fallen und nötigte somit auch Raik zur Bewegung. Dieser hatte sich nämlich inzwischen so an den Dunkelelf mit dem Herz für Pferde gewöhnt, dass er nicht allein mit seiner eigentlichen Besitzerin zurück bleiben wollte. Und auch die Kehrseite der Stute war noch immer interessant für ihn, wenngleich selbst er lernfähig war und nicht mehr sofort zum Äußersten gehen wollte.
Auf diese Weise führte der Weg der beiden Spione weiter durch das Grasland, einem Ziel entgegen, das sie nicht kannte. Wobei... eigentlich doch, Zyranus. Dorthin hatte er sie locken wollen, ehe sie die Fehlentscheidung getroffen hatte und zurück gegangen war.
Ob sie in dieser Zeit etwas auftaute und das Wort an Laogh richten wollen würde? Oder hüllte sie sich in Schweigen, so wie in die wärmende, nur leicht kratzende Decke, die er ihr um die Schultern gelegt hatte? Ein Zeichen von Fürsorglichkeit? Gerade von ihm?! Andererseits... er hatte sich auch während ihrer Ohnmacht um sie gekümmert, mehr, als für ihn vermutlich notwendig gewesen wäre.
Jetzt indes ritt er voran, weiterhin einer unerschütterlichen Statue gleich, die nichts sagte, sich allerdings auch nicht zu ihr umwandte, um sich zu vergewissern, dass sie noch mithalten konnte. Es war und blieb ihr somit ausreichend Gelegenheit, ihre Gedanken zu wälzen und mit sich und ihrem Schicksal zu kämpfen.
Auf diese Weise verging der kurze, kalte Tag im flachen Grasland. Als sich die Sonne dem Horizont näherte und abzusehen war, dass sie in nächster Zeit keinen geeigneten Rastplatz finden würden, bei dem sie nicht kilometerweit auszumachen wären, ließ Laogh sein Tier anhalten.
Ohne ein Wort der Erklärung saß er ab und überließ sie mehr oder weniger sich selbst, ob sie von allein aus dem Sattel rutschen oder auf seine Hilfe warten würde. Die beiden Pferde nutzten die Gelegenheit, um nach dem spröden Gras zu schnuppern und heraus zu finden, welches davon genießbar für sie wäre, während der Schatten in seiner Satteltasche herum zu kramen begann.
Schließlich holte er Brennholz hervor und machte sich daran, dieses am Boden zu schichten, die Löcher mit dünneren Zweigen, die er ebenfalls mitgebracht hatte, und schließlich auch etwas Gras zu füllen, um am Ende ein wärmendes Feuer zu entzünden.
Danach ging er um Draca herum, holte aus der anderen Tasche eine Decke und breitete sie auf dem Boden, knapp davor aus, sodass die Person darauf von vorne durch die Flamme und von hinten durch die Vierbeiner gewärmt werden würde.
Im Anschluss daran ging er zu Raik und griff auch in eine ihrer Satteltaschen, um eine kleine Ration Essbares heraus zu holen, bestehend aus einem Kanten Brot, ein paar dunklen Beeren und einem größeren Stück Dörrfleisch. Das legte er auf den Rand der Decke, in Griffweite also, ebenso wie einen Trinkschlauch.
Seine Miene war weiterhin neutral, als er nun zu ihr trat. War sie schon abgesessen? Wenn nicht, würde er sie nun herunter ziehen. Wenn doch, würde er ihre Hand nehmen und sie dazu zwingen, die paar Schritte bis zur Decke hin eigenständig zu tun.
Sobald sie saß, würde er sie allerdings auch nicht in Ruhe lassen, denn er nahm ihr einen Moment lang die schützende Decke weg, die sie auf dem Weg bis hierhin gewärmt hatte. Sofort war da wieder die eisige Kälte, nun sogar noch stärker als zuvor, da ihr Körper ein bisschen Wärme zurück gewonnen hatte und obendrein die Sonne kaum noch zu sehen war.
Aber so ewig lange ihr die zwei Sekunden auch vorkommen mochten, sie vergingen und ungefragt wurde ihr gleich viel mehr Wärme zuteil, als sie sich vermutlich hätte ausmalen können. Denn Laogh setzte sich dicht hinter sie und mit seinen Armen schlang er auch die Decke um sie, um dafür zu sorgen, dass sie Kälte allmählich aus ihren Gliedern weichen könnte.
So blieb er und machte mit seiner Haltung zweierlei deutlich: einerseits, dass sie ihm nicht entkommen würde, sollte sie sich wehren, und andererseits, dass er abwartete und es ihr überließ, ob und wann sie zu einem Wort oder einem Essensversuch bereit wäre. Genauso würde er es allerdings auch akzeptieren, sollte sie erschöpft die Augen schließen und einfach einschlafen.
Wie auch immer sie sich entscheiden würde, er hielt sie fest und warm. Wenn sie doch nur wüsste, was das nun wieder zu bedeuten haben mochte!
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 4. Juni 2022, 08:07

Schweigend und beinahe schon abweisend, wartete Eleyna darauf, dass Laogh sich an die Spitze setzen würde, um sie dorthin zu führen, wohin er wollte. Zyranus, Morgeria oder wo auch immer es ihn hin verschlug. Sie würde nichts sagen, sie würde nicht dagegen angehen. Trotzdem wandte sie den Kopf für einen minimalen Schulterblick und musste überrascht feststellen, dass er nicht mehr da war? Eine Frage huschte durch ihr Gesicht, doch noch ehe sie weitersuchen konnte, spürte sie plötzlich ein Gewicht auf ihren Schultern. Sie zuckte, versteifte sich dann aber und Raik spürte ihre Anspannung. Er tänzelte von einem auf das andere Bein, bis sich Laogh vernünftig um ihren Wärmeerhalt gekümmert hatte. Eleyna griff nach den Enden der Decke und hielt sie fest umklammert, damit die Wärme nicht verloren ging. Sie sah Laogh nach, als er an ihr vorbeiritt und Raik sich schon eigenständig in Bewegung setzte. Eleyna schaute hinunter auf die schwarze Mähne und innerlich lachte sie gequält auf. Natürlich, auch ihr Pferd zog es weiter, auch er blieb nur so lange, bis jemand anderes nach ihm rief. Nichts von ihren bitteren Gedanken war in ihrem emotionslosen Gesicht abzulesen. So ritten sie schweigend miteinander und doch jeder für sich. Eleyna sprach nach wie vor kein Wort und zeigte auch sonst nicht das Temperament, was er vielleicht inzwischen erwartet hätte. Sie starrte lustlos auf den Horizont, den Weg vor sich oder die Mähne des Pferdes, doch recht anwesend war sie derzeit nicht. Sie spürte dennoch, dass die Decke ein wenig gutmachen konnte, dass sie die Wärme zurückerhielt und sich ihre Gliedmaßen besser anfühlten.

Eleyna wusste nicht, wie lange sie eigentlich ritten. Raik brauchte von ihrer Seite keine Anleitung, folgte er gehorsam seinem neuen Herrn. Die Spionin hingegen begrüßte die Einfachheit ihrer Reise derzeit, denn ihre Gedanken überschlugen sich, rangelten miteinander, zogen sich auseinander und wieder zusammen, nur um dann im Kreis zu rotieren und wild durcheinander zu schreien. Während sie ritten nagte der Zweifel an ihr. Der Zweifel an dem ganzen Szenario, Rodricks Freundlichkeit, diese Inszenierung des Bettgeflüsters. Doch auch wenn sich gedanklich einige Fragen auftaten, versuchte sie vor dem auslösenden Schmerz zu fliehen und die Gedanken zu vertreiben.
Wieso war sie eigentlich so zerstört? Hatte sie denn ihr ganzes Sein nur auf Arrond aufgebaut? Auf seinen Beistand? Was hatte ihr den Boden weggezogen, sodass sie nun am Liebsten weit weg mit ihren Gedanken wäre? War es die Erkenntnis, dass man sie entsorgt hatte wie Unrat, als sie nicht ganz rund lief? Oder dass er mit einer anderen das Bett teilen wollte, ihr selbst aber nie offen gegenüber gewesen war? Oder war es schlicht die Summe aus allem? War Arronds Verstoßen ihrerseits womöglich nur der sprichwörtliche Tropfen? Eleyna's Blick erfasste Laogh’s Rücken.
Er hatte ihr so viele Geheimnisse offenbart und ihr nicht zuletzt die Chance genommen, Arvid einige Fragen zu stellen. Zu begreifen, dass sie einen Halbbruder hatte. Dass ihre Mutter ein Leben führte, das ihr vollkommen verborgen blieb. Eine Zucht, mehr war sie nicht gewesen, ebenso wie Arvid aber er weitaus effektiver.
Eleyna ertappte sich bei dem Gedanken, ob sie in der Zwischenzeit vielleicht noch mehr Geschwister hatte. Weitere Kreuzungen aus verschiedenen Rassen, um irgendwann den perfekten Kämpfer erschaffen zu haben. Jemanden auf den ihre Mutter stolz sein konnte, der ihre Geschäfte weiterführte. Eleyna brach die Gedanken dazu ab, denn Laogh hielt plötzlich an. Wäre sie mehr bei der Sache, hätte die Spionin sicherlich den Grund schon früher erkannt. So aber saß sie auf Raik und beobachtete, wie der Dunkelelf ein Lager errichtete.

Eine zähe Zeit lang, schaute Eleyna ihm nur zu. Sie verfolgte seine Bemühungen, bis das Feuer gierig die Holzscheite umzüngelte. Erst dann kam auch Bewegung in sie. Eleyna lehnte sich leicht nach vorne, um das Bein über Raik zu schwingen und schließlich auf den Füßen zu landen. Sie spürte wie ihre Glieder brannten, während die Wärme mehr und mehr zurückkehrte. Es war ein fieses Jucken, doch sie schaffte es dieses gekonnt zu ignorieren. Plötzlich, zumindest für ihren müden Geist, stand Laogh neben ihr und griff ungefragt ihre Hand, um sie zum Feuer zu bewegen. Eleyna’s Finger zeigten ihm, dass sie sich im ersten Moment gegen ihn wehren wollte, doch wurden sie wieder lockerer und sie ging wortlos mit. Hier setzte sie sich auf die Decke, die er vorsorglich ausgebreitet hatte. Das Feuer leckte an ihr hoch, sie konnte die Wärme fühlen und spürte, wie allein das schon zu ihrem Wohlbefinden beitrug. Doch plötzlich entzog Laogh ihr ihre Decke, sodass sie widerwillig den Kopf wandte, um sie wiederzuhaben. Die Kälte war unbarmherzig und das gerade erst entdeckte Wohlbefinden verlor sich wieder. Eleyna konnte sich kaum daran erinnern, wann sie das letzte Mal so gefroren hatte und überlegte noch, als sie plötzlich eine neue Art von Wärme empfand.
Wie selbstverständlich setzte sich Laogh hinter sie, sodass sie schon fliehen wollte, bevor er sie in seine Arme einbettete und die Decke ebenfalls zur Hilfe nahm. Eleyna war stocksteif und von Entspannung war nichts zu merken. Was sollte das? Wollte er sie demütigen? Ihr zeigen, wie schwach sie war und dass er alles machen konnte? Dass er sie brechen und dann auffangen konnte? Es dauerte gewiss Minuten, in denen Eleyna ihre Anspannung zeigte und in denen nicht klar war, ob sie nicht jeden Moment aufspringen und fliehen würde. Doch die aufflammenden Gedanken wurden von einem Gefühl der Entspannung besiegt. Eleyna wurde weich und ließ sich in die wärmende Umarmung fallen. Sie lehnte sich an ihn an, legte den Kopf gegen seine Schulter und starrte in das Feuer. So lange, bis ihr ihre Augen brannten und sie blinzeln musste. Die Wärme half beträchtlich ihre Verfassung in eine positivere Richtung zu lenken. Und nach einer gefühlten Ewigkeit, erklang endlich wieder ihre Stimme, weder laut noch besonders betont, doch sie war da: „Hast du vorher gewusst, dass Arrond mich verstößt?“, fragte sie recht neutral doch jedem halbwegs empathischen Wesen dürfte klar sein, dass die Antwort auf diese Frage äußert viel Sprengkraft haben konnte.
Eleyna bewegte sich in seiner Umarmung etwas, machte aber noch keine Anstalten, diese zu verlassen. Ob es nun ein Gefühl von Geborgenheit war, das er ihr bereitete oder aber der pure Nutzen daraus, weil sie wusste, dass ihr das half, blieb ihr Geheimnis. Sie befreite ihren linken Arm aus der Wärme unterhalb der Decke und griff nach dem vorbereiteten Wasserschlauch. Eleyna setzte sich besser hin, trank dann einige Schlucke und verschloss den Schlauch, ehe sie ihn beiseite legte. Danach versteckte sie sich wieder zurück unter die Decke, zog sie etwas höher und lehnte sich zurück an Laogh. Noch zerrte die Kälte an ihr, aber sie wirkte deutlich beweglicher und wacher. Auch wenn die Müdigkeit nicht fort war, würde sie wohl in diesem Moment nicht einschlafen. Viel zu sehr quälten sie die Fragen, wälzte der Verstand die Situation. Und sie fragte sich, wie es weiterging. War das ihr Moment, um mit allem abzuschließen? Sich davonzumachen und nicht mehr zurückzukehren? Wohin sollte sie gehen? Und wenn ihre Mutter davon Wind bekäme, dass sie nicht nach Morgeria zurückkehrte, wäre sie jemals sicher? Eleyna seufzte tonlos und verschob all diese Gedanken, als könnte das ihr Leben besser machen.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Juni 2022, 09:58

Erstaunlicherweise kam von ihm alles nur keine typisch dunkelelfische Arroganz oder gar seine gewohnte, stets zumindest leicht überhebliche Art zum Vorschein. Nein, er schwieg ebenso wie sie und sorgte lediglich dafür, dass sie nicht in seinem Rücken erfror, indem er ihr eine Decke gab und so befestigte, dass sie diese nicht sofort verlieren würde.
So ritten sie gemächlich durch das Grasland, bis sich die Sonne zu verabschieden begann und es Zeit wurde, ein Lager aufzuschlagen. Zwar wäre der Schatten sicherlich in der Lage gewesen, auch die Nacht hindurch zu reiten und dies problemlos zu überleben, aber ob das bei der Mischlingselfe möglich gewesen wäre... Nun, scheinbar wollte er nichts riskieren.
Also blieb er irgendwann stehen und ließ sie noch immer in Ruhe. Stattdessen kümmerte er sich darum, dass es ein Feuer und eine nicht ganz so kalte Unterlage gab, in der Nähe von etwas Verpflegung, ehe er sich ihr zuwandte.
In der Zwischenzeit hatte sie es geschafft, abzusitzen, sodass er sie nicht herunter holen musste. Trotzdem griff er nach ihrer noch immer kühlen Hand und zog sie sanft, wenngleich bestimmt zum Feuer hin. Dort brachte er sie dazu, sich zu setzen, um ihr dann einen quälend langen Moment die Decke wegzunehmen.
Allerdings tat er das nicht, um sie zu ärgern oder weil die Flammen ausgereicht hätten, sondern weil er die Frechheit besaß... oder eher vorausschauend und erfahren handelte, sich hinter sie zu setzen und sie beide dann in die Decke zu hüllen. Sein Körper in ihrem Rücken war und blieb so, wie sie ihn kannte, fest und warm, einen starken Halt bietend, an den man sich lehnen konnte, wenn man denn wollte. Oder wenn er darauf bestand und seine Arme so um einen schlang, dass man gar keine andere Wahl hatte, als sich an ihn zu schmiegen. Noch immer sagte er nichts, sondern handelte lediglich und blieb geduldig.
Natürlich konnte er erahnen und später auch spüren, wie sie sich versteifte und auf Flucht gepolt war. Doch wenn sie es versucht hätte, hätte sie feststellen müssen, dass er sie nicht gehen lassen würde, schlichtweg, damit sie ihm nicht auf Dauer erfror. Erst, als sie sich spürbar entspannte und das länger anhielt, wurde auch seine Umarmung lockerer. Nicht viel, aber für sie beide fühlbar.
Auf diese Weise verging die Zeit, ging der Nachmittag allmählich in den Abend über, und sie saßen in vermeintlich einträchtigem Schweigen beisammen, während die Tiere hinter ihnen grasten und dösten. Solange, bis sie es durchbrach mit einer Frage, auf die sie eine Antwort verdiente. Nur... "Sch...", machte er, als würde sie ihn beim Lauschen stören... oder mit ihrer Stimme ihr Versteck verraten.
Würde sie zu ihm hochsehen, würde sie bemerken, dass er die Augen geschlossen hielt. Warum das? Genoss er etwa ihre Nähe auf eine Weise, die alles andere als angebracht war? Hm... nein, vermutlich nicht, denn seine Arme waren locker um ihre Mitte geschlungen und seine Hände ruhten auf seinen eigenen Unterarmen. Auch in seiner Hüftregion schien sich, soweit sie es spüren konnte, nichts zu regen, das bei allen anderen Männern ein Eigenleben besaß, nur bei ihm so gut wie nicht, da er selbst das unter Kontrolle hatte.
Gefiel es ihm stattdessen, sich den kalten Wind um die Nase blasen zu lassen, da sein Kopf das einzige war, das aus der Decke herausragte? Oder döste er gerade im Sitzen vor sich hin, um Energie zu tanken? Was auch immer genau er da hinter ihr trieb, sie würde es wahrscheinlich nie erfahren.
Dennoch hatte er noch eine Botschaft für sie, ohne die Augen dabei zu öffnen:"Es gibt eine Zeit zu reden und es gibt eine zu schweigen."
Aha... ja, gut, er würde ihr also mal wieder keine Antwort liefern. Wie typisch! Auf der anderen Seite... hatte er vielleicht nicht so unrecht. Sie war noch immer ziemlich mitgenommen und musste ohnehin erst einmal mit sich selbst zurecht kommen. Womöglich wäre das es da tatsächlich ganz gut, wenn sie nicht sofort darüber sprechen würde. Morgen wäre schließlich auch noch ein Tag... So sehr das Warten auch an ihren Nerven zerren würde.
Er hingegen blieb weiterhin die wärmende, stützende Statue in ihrem Rücken und schien zu keiner weiteren Reaktion mehr bereit zu sein. Außer einer, denn irgendwann zog er geschickt, ohne zu viel Kälte eindringen zu lassen, auch die Schüssel mit Essen heran, als Wink mit dem Zaunpfahl für sie, ohne sie dazu wirklich zu drängen.
So verstrichen die Minuten, bis ihr letzten Endes aufgrund der erzwungenen Ruhe und der Wärme allmählich die Augen zufielen.

Der erste Teil ihres Schlafes war tief, traumlos und tatsächlich erholsam, umschlossen von einer Art Kokon, der sie von allem abzuschirmen schien. Erst kurz vor den Morgenstunden, wenn die Nacht am Schwärzesten war, kamen die Träume, vermischt mit Erinnerungen.
Was genau hatte sie in Santros nach ihrem ersten Abgang noch einmal alles erlebt? Warum hatte sie sich über die geänderte Stimmung und das kindische Verhalten der beiden Männer gewundert? Wie hatten so viele Menschen auf der Gasse auf sie warten und auf sie losgehen können? Warum hatte der Meisterspion bereits mit ihrer gepackten Habe in der Nähe der Schlupfpforte auf sie gewartet, ohne sie zum Mitkommen zu zwingen? Ja, er hatte sie tatsächlich zurückkehren lassen an einen Ort, an dem sie nicht länger willkommen gewesen war.
Zuerst war sie am Tor grob wie eine unliebsame Bittstellerin abgewiesen worden, dann hatten dilettantische Patrouillen am Eindringen übers Dach in den Hof gehindert, nur, damit sie daraufhin regelrecht zu einem Fenster gelockt worden war. In einen Raum, in dem ausgerechnet Rodrick auf sie gewartet hatte. An einem Ort, der sonst für ihn kaum erlaubt gewesen wäre, neben einer Tür, die er ihr bereitwillig geöffnet hatte. Um ihr etwas zu zeigen, das ihm nur gefallen konnte, weil es sie quälen würde.
Warum? Hätte er womöglich ihr Eintreten verhindern sollen und mit Absicht das Gegenteil zu tun? Und... sie hatte die Stimme der Frau gehört, die erstaunlich wie aufs Stichwort verräterisch gestöhnt hatte. War da nicht ein Geräusch davor gewesen? Hatte sie einen Blick auf das Gesicht des Mannes unter ihr überhaupt werfen können, ehe die rötlichen Haare wie ein Vorhang alles verborgen hatten? Oder hatte sie es lediglich angenommen, weil alles in ihrer Umgebung Arronds Handschrift getragen hatte? War das womöglich...

Kurz bevor ihr der klärende Faden in die Finger geraten konnte, der all ihre Fragen und die Eindrücke in eine sinnvolle Ordnung gebracht hätte, wachte sie auf. Es war früher Morgen, die Luft war klar und eisig kalt, das Feuer beinahe herunter gebrannt und sie lag alleine in die Decke gewickelt, die noch Laoghs angenehmen Duft verströmte. Doch er war nicht hier, zumindest konnte sie ihn nicht sofort ausmachen. Allerdings befanden sich beide Pferde in ihrem Rücken und oberhalb ihres Kopfes Verpflegung, die fürs Frühstück reichen sollte. Sofern ihr Magen nicht zu sehr rebellierte.
Während sie noch mit den Wirrnissen in ihren Gedanken zu kämpfen hatte, konnte sie spüren, dass unter der Decke noch etwas lag, das nicht zu ihrer Unterlage passte. Sobald sie nachsehen würde, würde sie erkennen, dass es ein leicht vergilbtes Papier war. Nein... nicht nur Papier, es war säuberlich gefaltet, ganz wie ein... ein Brief...?! Was sollte das nun wieder? Und von wem?!
Würde sie ihn gleich auseinander falten oder zögern? Hatte sie eine Ahnung oder war sie vollkommen leer in ihren Gedanken? Irgendwann jedenfalls würde die Neugier siegen und sie die Nachricht öffnen.

Meine dunkle Blume,...
Schriftrolle Fuss
Auch das noch! Die Schrift alleine war schon eindeutig und dazu angetan, ihr gesamtes Chaos wie einen Feuersturm zu entfachen. Dann jedoch auch noch diese seltene, viel zu vertraute Ansprache, die auch Laogh gewiss längst gelesen hatte...
Und sie? Was würde sie nun tun? Würde sie weiter lesen oder vor lauter hoch schießender Wut die Botschaft in die letzten Flammen werfen, um es im Anschluss zu bereuen? War das der Wind, der in ihre Augen biss, oder warum fühlten sie sich schon wieder leicht, aber verräterisch brennend an?
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 7. Juni 2022, 23:20

Einsamkeit war in ihrer Welt etwas, das ihr nicht gut bekam. Eleyna war jemand, der sich in einem anderen Leben sicherlich mit vielen Freunden umgeben hätte. Mit Familie und sich aufopferungsvoll um ihre Lieben gekümmert hätte. Durch das Eingreifen ihrer Mutter änderte sich ihr Lebensweg so nachhaltig, dass kleinere Echos ihrer eigentlichen Bestimmung zeitweise den Boden unter ihren Füßen zum Einsturz brachten. Dann war sie allein, einsam und fühlte sich in einer Weise betroffen, die sie nicht ganz in den Einklang bringen konnte mit dem was sie vordergründig war. Eleyna hatte in jahrelanger Ausbildung anerzogen bekommen, dass Emotionen nicht länger zu ihr gehörten. Dass Beziehungen, egal welcher Art, nicht Teil ihres Lebens sein konnten. Man hatte ihr eingetrichtert, dass nichts wichtiger war, als den Auftrag auszuführen. Eine Zeitlang hatte das funktioniert. Sie war ausgezogen, um sich um die Belange der dunklen Völker zu kümmern. Sie kämpfte, sie spionierte und sie hinterging. Ohne Wenn und Aber. Doch die wahre Natur ließ sich nun mal nicht auf ewig verleugnen. Und eben jene Echos ihrer Vergangenheit, ihres Naturells tief in ihrem Innern waren es, die sie immer wieder heimsuchten. Die ihr Leben durcheinanderwirbelten und sie zerrissen zurückließen. Eleyna brauchte etwas in ihrem Leben, dem sie sich aufopfern konnte. Sie brauchte es wie die Luft zum Atmen und sie musste irgendwohin mit ihrem Wesen. Ihrem inneren Kern, der Essenz ihrer Existenz. Ihrem Herz. Die Spionin hatte in Arrond jemanden gefunden, dem sie ihre Zuneigung entgegenbringen konnte und der es verdient hatte. Doch er entriss ihr dieses Fundament auf eine Weise, wie sie es nicht hatte kommen sehen. Sie hatte die Möglichkeit, die Gefahr dessen einfach ausgeblendet und zahlte nun einen schmerzhaften Preis. Zu allem Überfluss war es ausgerechnet der Schatten, der Teil dieser Tragödie wurde. Der erleben musste oder durfte, wie Eleyna daran zu zweifeln begann, dass sie sich ihr Herz bewahrte. Stur wie sie war und verbissen, wie sie sein konnte. Und wie es ihr gebrochen wurde, wieder und wieder. Die Mischlingselfe hatte nichts zu sagen. Wie konnte sie jetzt auch die richtigen Worte finden? Und ihm gegenüber? Es grenzte an ein Wunder, dass Laogh weder Arroganz noch Häme über sie regnen ließ, sondern sich einfach ihrer annahm. Sich um ihr Überleben bemühte – erneut. Dass er stillschweigend akzeptierte, dass sie jetzt nicht in der Stimmung war, sich mit ihm zu messen. Dass sie Zeit brauchte, sich ihren Verlust bewusst zu machen und sie ihr vor allem gewährte.

Erst als sie Halt machten, hoben sich die blauen Augen von der Mähne ihres Pferdes ab. Sie beobachtete den Mann vor sich wie er sich um ein Lager zur Nacht bemühte. Ihre Augen huschten zum Horizont – wann war es Abend geworden? Erneut blickte sich Laogh hinterher und beobachtete ihn, wenn sie auch durch ihn hindurchschaute. Noch bevor der Spion sie vom Pferd ziehen konnte, war sie bereits auf ihren Füßen und ließ sich von ihm berühren und gleichzeitig führen. Als wäre sie eine leblose Hülle folgte sie und folgte ebenso dem sanften Druck, damit sie sich setzte. Erst jetzt entzog er ihr die Decke und missmutig blickte sie sich nach ihm um. Die Kälte streckte ihre Finger nach ihr aus, wollte sich ihrer bemächtigen, bevor sie vertrieben, wurde von etwas, was sie versteifen ließ. Die Spionin spürte in ihrem Rücken den Dunklen und wollte instinktiv fliehen. Ihr war jetzt gewiss nicht nach Nähe. Doch sie musste schnell feststellen, dass er sich nicht erweichen ließ. Wie ein warmer Fels in der Brandung thronte er hinter ihr und sie konnte das verlockende Angebot seiner Körperwärme auf eine Weise annehmen, die bar jegliches Hintergedankens war. Eleyna sank zurück und berührte seinen Körper mit dem ihren. Steif war sie, ihr fehlte der Mut zur Entspannung und erst nach einer Weile fanden sie gemeinsam ihren Moment der Ruhe. Auch wenn er nach wie vor den Halt bot, den sie nötig hatte, wurde auch er in sich weicher. Sie hatte eine Flucht längst aufgegeben und so saßen sie schweigend am Feuer, in stillem Einverständnis dieser Nähe. Ohne List, ohne Tücke. Wie lange das so ging, konnte Eleyna nicht erfassen, doch irgendwann fühlte sie sich nicht mehr so gelähmt. Sie spürte ein anderes Bedürfnis, als nur in sich hartnäckige Gedanken zu wälzen. Durst. So schob sie ihren Arm hervor, griff nach dem Getränk und nahm einige Schlucke, ehe sie es wieder wegstellte. Das Wasser lockerte sogar ihre Stimme, sodass sie ihn nach seinem Vorwissen fragte. Seine Antwort kam prompt und altbekannt, aber trotzdem nicht so verschlagen wie gewohnt. Eleyna wollte protestieren, auch wenn sie weitaus weniger schlagfertig gewesen wäre und drehte den Kopf leicht. Sie erfasste sein Gesicht und erkannte, dass er die Augen geschlossen hielt. War das etwa Genuss? Unwahrscheinlich. Es würde wohl eher die Gabe eines Überlebenskünstlers sein, sich aus jeder Situation nötige Kraft zu schöpfen. Sie klappte den Mund auf, um etwas zu erwidern, allerdings fiel er ihr ins Wort und seine kryptische Andeutung hätte sie beinahe aufspringen lassen. Doch bevor sie dem Impuls folgte, sickerten ihre Gedanken wieder in den Vordergrund und ließen sie an Ort und Stelle zurück in die wärmende Umarmung sinken, die er ihr bot. Die Spionin drehte den Kopf zurück und… akzeptierte sein Veto. So spürte sie die warmen Flammenspiele auf ihrem Gesicht, bis ihr die Augen brannten und sie sich nicht mehr gegen die Geborgenheit wehren konnte. Ihr Kopf sank etwas zur Seite und rutschte an seine Schulter, ehe sie in einen traumlosen Schlaf fiel. Sie fiel tief hinein in das erlösende Schwarz. Ohne bittersüße Erinnerungsfetzen, ohne verzerrte Fratzen und brennende Häuser. Sie wurde weder von den Dämonen ihrer Vergangenheit noch von jenen aus der Gegenwart heimgesucht. Sie schlief ruhig, tief und erholsam. Und sie spürte währenddessen, dass sie gehalten wurde, dass da etwas war, was ihr Sicherheit versprach. Und ganz leise kratzte die Erkenntnis in ihrem Hinterkopf. Eine diffuse Erinnerung, dass sie seit geraumer Zeit und unter gewissen Umständen besser schlief. Friedlicher. Eleyna verlor diesen Faden allerdings und sank noch etwas tiefer, bis sie plötzlich doch in einer Albtraumwelt erwachte.
Mit einem Mal befand sie sich wieder in Santros. Sie sah Laogh und sie erkannte Arrond. Wie sie sich angifteten, so völlig aus dem Zusammenhang. Sie war dieses Mal gar nicht wirklich Teil des Geschehens. Sie stand nebendran, analysierte und beobachtete die Erinnerung. Was hatte dazu geführt, dass sie sich so verhielten? Der Faden änderte sich und sie stand umringt von Wachen und einem wütenden Mob. Sie konnte sogar sich selbst erkennen, wie sie an der Tavernentür stand und für den Bruchteil einer Sekunde überlegte, was hier plötzlich vor sich ging. Als wäre sie wieder da, doch dieses Mal als eine Beobachterin der Geschehnisse. Erneut wurde sie fortgerissen und hineingeschleudert in eine Situation, die sie nicht für möglich gehalten hatte. Doch etwas nagte an ihr. Nagte an dem was sie sah, es wirkte so… es wirkte so – da! War da nicht etwas, bevor sie durch die Tür trat? Oder von Rodrick regelrecht geschoben wurde? Eleyna versuchte erneut hinzuhören, doch die Frau grätschte dazwischen und stöhnte lustvoll auf. Der Elfe fiel auf, dass die Frau sich so über den Mann zwischen ihren Schenkeln beugte, dass sie, Eleyna, nicht erkennen konnte, dass es Arrond war. Doch wer sollte es denn sonst sein? Alles am Interior schrie Arrond, sodass es keinen Zweifel geben konnte. Oder sollte etwa…

Sie blinzelte. „Nein..“, hauchte sie tonlos und kniff noch mal die Augen zu, als könnte sie das zurückbringen. Es misslang. Eleyna seufzte und rieb sich über das Gesicht. Dann wurde ihr erst bewusst, dass sie inzwischen lag. Da fehlte die Wärme in ihrem Rücken, sodass sie augenblicklich fror. Sein Geruch kitzelte sie in der Nase und sie konnte sich gegen das winzige Lächeln gar nicht wehren, was allerdings sofort wieder verschwand, als sie mehr Herr ihrer Sinne wurde. Eleyna richtete sich langsam auf, sodass ihr die Decke von der Schulter rutschte und sah sich um. Sie sah ziemlich lädiert aus, die Haare etwas ungestüm, die Tunika ruiniert. Die Augen wirkten fahl und ihnen fehlte der Glanz darin. Sie entdeckte das Feuer und sah dann zu den Pferden. Draca stand ebenso wie Raik da, doch Laogh fehlte. Eleyna drehte den Kopf, suchte ihn anhand von Spuren oder Geräuschen, bis ihre Aufmerksamkeit auf das Essen an ihrem Kopf fiel. Ihr Magen knurrte beleidigt auf. Abends hatte sie nichts mehr gegessen und der Alkohol war auch vollkommen raus aus ihrem Körper. Die Spionin richtete sich gänzlich auf und rutschte sich in eine sitzende Position, ehe sie nach dem Essen greifen wollte. Doch da fiel ihr Blick auf etwas unterhalb der Decke. Es lugte nur ein ganz kleines Bisschen unter der Decke hervor, reichte aber, um sie zu fesseln. Eleyna stellte das Essen wieder beiseite und zog mit zwei Fingern das Pergament hervor. In Erwartung, dass Laogh ihr eine Nachricht geschrieben hatte, entrollte sie den Brief stirnrunzelnd. Die ersten drei Worte trafen sie so unerwartet, dass sie das Pergament fallen ließ. Sie starrte darauf, als wäre es Ungeziefer der übelsten Sorte und ihr Herz klopfte augenblicklich. Was zum Henker hatte das zu bedeuten?! Erneut sah sie sich um, ob er sie beobachtete. Ob er in den Schatten lauerte und sich an dem Schauspiel ergötzte. Dann sah sie zurück auf den Brief. Als würde er eigens ihre Finger verbrennen, zögerte sie beim Zugreifen. Sie verstand es einfach nicht und als sie zitternd das Papier in die Finger zurücknahm, spürte sie einen dicken Kloß in ihrer Kehle. Ihre Augen brannten plötzlich und sie musste blinzeln, damit es verschwand. Ihr Herz klopfte wie wild, hin- und hergerissen, was sie von all dem halten sollte. Und ob sie wirklich den Brief lesen sollte. Wut empfand sie derweil nicht, sondern eher eine erneute Form von Verletzbarkeit. Alles was dort stehen könnte, hätte das Potenzial sie in den Abgrund zu stoßen. Sie endgültig über die Klippe zu schicken, sodass sie in einem endlosen Fall ihr gebrochenes Dasein fristete. Noch einmal zögerte sie… Dann entfaltete sie raschelnd das Pergament erneut und begann zu lesen…

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. Juni 2022, 14:41

Wie oft und wie lang wohl der Schatten in seinem Leben schon einsam gewesen war? Körperlich sicherlich bei weitem nicht so lange wie seelisch. Wobei... vielleicht verstand er sich deswegen derart gut mit Pferden, weil sie ihm Nähe gaben, die er durch seine Herkunft und seine Berufung sonst von niemandem je würde erleben dürfen?
Ob er es eigentlich jemals mit der Liebe versucht hatte? Ob daher seine Narbe nahe des Herzens rührte? Wer sie ihm wohl zugefügt hatte? Doch all das war im Moment unwichtig, denn die Mischlingselfe trug an ihren Erinnerungen und Gefühlen so schwer, dass sie kaum in der Lage dazu war, sich davon zu lösen.
Umso erstaunlicher war es, dass er ihr die Zeit zu trauern ließ und mit absolut gar nichts dafür sorgte, dass sie davon abgelenkt wurde. Ja, er kümmerte sich sogar wortlos um ihr leibliches Wohl, als wolle er sie wieder aufpäppeln, sodass sie erst recht die Gelegenheit dazu hatte, ihre eigenen Gedanken zu wälzen.
So ging es während ihres Ritts ebenso wie bei ihrer abendlichen Rast, bei der er obendrein auf weiter andauerndes Schweigen beharrte. Bis sie irgendwann einschlief... und in den frühen Morgenstunden von der Erinnerung erst recht malträtiert wurde.
Als sie erwachte, lag sie allein in ihre Decke gehüllt und von dem Schatten war nichts zu sehen. Jedoch war all ihre Habe noch vor Ort, das Feuer war noch nicht erloschen und auch die Pferde befanden sich in ihrer Nähe. Er hatte sie also nicht verlassen. Aber warum war er dann nicht sichtbar für sie?
Als sie den Brief entdeckte, könnte die Idee sie durchzucken, dass er ihr Raum geben wollte, um sich diesem vollkommen ungestört zu widmen. Oder ihren bohrenden Fragen ausweichen wollte, die zwangsläufig auftauchen würden. Nur... wäre er tatsächlich so feige? Nun ja, das würde sie vermutlich früher oder später noch heraus finden. Jetzt musste sie erst einmal damit klar kommen, dass sie eine Nachricht von Arrond in Händen hielt, jetzt, nachdem sie all diese Demütigungen und emotionalen Schmerzen hatte ertragen müssen.
Am besten wäre es sicherlich, sie würde den Brief gleich ins Feuer werfen. Sicherlich würde die Flamme aufgrund der Falschheit und aller negativen Gefühle regelrecht in die Höhe schießen! Jedoch... vielleicht lohnte es sich, wenigstens einmal die Zeilen zu lesen, die in fein säuberlicher, bekannter Schrift akkurat geschrieben worden waren, trotz einer gewissen Eile, die sich in dem ein oder anderen kleinen Serif am Ende der Worte zeigte. Wer allerdings seine Hand nicht kannte, würde diese Kleinigkeit vermutlich niemals entdecken können.

Meine dunkle Blume,
Wenn du diese Zeilen liest, muss ich diesem vermaledeiten Dunkelelf bedauerlicherweise Recht geben, denn dann hat er deinen Sturkopf richtig eingeschätzt.
Schriftrolle Fuss
Allein diese Formulierung war typisch für Arrond und sicherlich fiel es ihr nicht sonderlich schwer sich vorzustellen, wie er dabei unwillkürlich schmunzeln musste. Würde es ihr ähnlich ergehen? Oder würden ihr schon wieder die Augen so seltsam brennen, weil sie zu lange ins Feuer gestarrt hatte? Wie lange würde es dauern, bis sie in der Lage wäre, weiter zu lesen?

Zu allererst möchte und muss ich mich auf diesem Wege bei dir für dieses unwürdige Schauspiel entschuldigen. Doch lass es mich dir erklären und darauf hoffen, dass du mich danach in nicht ganz so übler Erinnerung behalten wirst.
Ich hatte mit deinem Begleiter ein langes Gespräch und wir sind beide zu dem Schluss gekommen, dass es für deine Gesundheit derzeit besser ist, wenn du dich in seiner und nicht in meiner Nähe aufhältst. Wie du sicherlicher bemerkt hast, bist du nicht sonderlich willkommen und es gibt leider immer wieder Subjekte, die dir Probleme bereiten möchten.
Schriftrolle Fuss
Ob er dabei auch Rodrick mit einschloss? Oder vertraute er zu sehr auf die Loyalität seiner Rechten Hand, dass er dies nicht für möglich gehalten hatte? Auf jeden Fall schien der Mensch geahnt zu haben, dass sie bald Schwierigkeiten bekommen würde. Woher...?

Somit ist es für dich nicht sicher. Wenngleich ich dich nicht einzusperren vermag, auch dann nicht, wenn es für deine Gesundheit zuträglich ist. Deswegen halte ich es für besser, wenn du so schnell wie möglich weiter ziehst und das so weit weg von der Dunklen Armee wie möglich!
Da mir jedoch klar war, dass du dies niemals freiwillig tun würdest, und ich nicht riskieren konnte, dass du mich letzten Endes umstimmst, musste ich mit seiner Unterstützung zu einem Trick greifen, vor dem mir eigentlich gegraut hat. Somit hoffe ich inständig, dass es nicht bis zum Äußersten kommen musste, damit du Santros verlässt, obwohl ich es befürchte. Sollte mein Schicksal es zulassen, werde ich noch lange in dieser Stadt bleiben und alles für die Rettung Pelgars unternehmen. Vielleicht wirst du irgendwann wieder in meine Nähe kommen können und wir führen ein langes Gespräch, so wie früher.
Bis dahin mögen die Götter dich beschützen und behüten, da ich es nicht vermag!

Dein A.V.

Ps.: Bleibe in seiner Nähe, auch wenn er ein arroganter, unmöglicher Mistkerl ist, denn trotz allem ist er ein mächtiger, arroganter Mistkerl, der dein Überleben garantieren kann.
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Ob der Meisterspion diese Nachricht ebenfalls schon gelesen hatte? Blödsinn, selbstverständlich hatte er das längst getan, ja, war wahrscheinlich sogar bei dessen Entstehung anwesend gewesen! Die Frage war lediglich... und nun?
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 10. Juni 2022, 23:33

Vielleicht waren Liebe und Zuneigung einfach nur Hirngespinste in einer ansonsten trostlosen Welt. Vielleicht brauchten all die vielen Individuen verschiedenster Völker diese Trugbilder, um einen Sinn in ihrer Existenz zu finden. Und vielleicht wussten einige besser Bescheid und entzogen sich dem Schein, arrangierten sich mit dem Trostlosen. Vielleicht gehörte Laogh dazu, vielleicht machte er sich auch nur etwas vor. Verbissen wie er war, wäre auch das möglich. Niemals Schwäche zulassen, niemals Wanken. Eleyna war da das Gegenteil. Sie hatte Laogh in den wenigen Wochen bereits so einige Facetten offenbart und ihn gelinde gesagt mit Emotionen überschüttet. Da war Wut, Hass, Verlangen. Verletzbarkeit, Trauer und Zuneigung. Es war ein wahres Wechselbad der Gefühle, ein wahres Feuerwerk an Emotionen, die sie abfeuerte und alles zusammengenommen, machte sie als Person aus. Sie trug das was sie belastete nach außen – im gewissen Maße natürlich und die jetzige Situation war schon besonders. Er durfte Zeuge ihres inneren Dilemmas werden. Wie sie sich nach jemanden sehnte, der ihr gewissen Halt geben konnte. Und was es mit ihr machte, wenn dieser jemand plötzlich Verrat beging. Und sie war sich nicht zu schade dafür, ihn teilhaben zu lassen. Die Spionin erwachte aus ihrem aufwühlenden Traum am Ende der nächtlichen Ruhe und fror aufgrund der fehlenden Körperwärme. Sie wollte zurückkehren, sie ahnte, dass ihre Gedanken ihr etwas zeigen wollten, worauf ihr gepeinigter Stand nicht zugreifen konnte. Allerdings musste sie schnell merken, dass sie wohl nicht mehr einschlafen würde, sodass sie sich erhob und aufsetzte. Eleyna rieb sich das Gesicht, bis sie nach dem Schatten suchte. Er war jedenfalls nicht in der Nähe, sodass sie ihn gleich entdeckt hätte. Ihr Blick fiel auf das vorbereitete Essen und der Hunger meldete sich deutlich. Doch bevor sie die Schüssel zu sich ziehen konnte, fiel ihr Blick auf das Pergament unter ihrer Decke. Stirnrunzelnd sah sie abermals auf, ehe sie die Notiz hervorzog und die ersten drei Worte dazu führten, dass sie das Pergament wieder fallen ließ. Ihr Herz pochte.
Eine Notiz von… Arrond? Eleyna’s Puls beschleunigte sich abermals etwas und das Essen rückte wieder in den Hintergrund. Nach einigem Zögern griff sie doch nach dem Schrieb und entrollte es so langsam, als würde sie es zerbrechen können. Die Anrede hatte Arrond hin und wieder mal benutzt, allerdings selten genug, um die gewisse Gewichtigkeit dieser Zeilen zu unterstreichen. Zügig huschten ihre Augen über das Geschriebene und am Ende angelangt, sah sie auf. Sie blinzelte, runzelte die Stirn und neigte verwirrt den Kopf. Dann sah sie erneut auf das Schreiben zwischen ihren Händen… und las von vorn. Langsam sickerte auch der Sinn hinter den Worten in ihren Verstand und bereits der erste Absatz war alles andere als aufbauend. Sie hielt inne beim Lesen, starrte auf die Zeilen und spürte in sich etwas Brodeln. Laogh hatte also Recht? Er hatte Recht? Sie schnaubte innerlich, doch ihre Miene wurde kühl.

Während sie die nächsten Zeilen, den nächsten Absatz las, begann etwas in ihr zu kochen. Eleyna’s Gesicht spiegelte mehr und mehr ihre Gedanken zu dem Gelesenen. Er entschuldigt sich für… für dieses unwürdige Schauspiel?! Sie musste eine Pause beim Lesen machen und sah erneut auf. Zitternd atmete die Spionin durch und ihr Griff wurde fester. Also war es wahr? Er hatte das alles inszeniert, hatte es…. geplant! Sie atmete erneut tief ein und aus, ehe sie in der Lage war weiterzulesen. Ruhig huschten die eisblauen Augen über die akkurat gefertigten Zeilen und wäre das alles nicht so hinterlistig und unverfroren, sie hätte sicherlich laut aufgelacht. Skurril war das perfekte Wort für das was sie lesen musste. Eleyna schnaubte nicht gerade damenhaft, während Arrond ihr die Lage erklärte. Dann sickerte die Wahrheit vollends in ihren Verstand und Eleyna hätte am liebsten laut aufgeschrien. Vor Wut, vor Schmerz, vor … Scham.
Das Pergament erlitt derweil einige Knicke, so fest hielt sie es zwischen ihren Fingern. Als sie den Brief erneut beendet hatte, dauerte es keine Sekunde länger, bevor sie ihn zusammenknüllte und ins Feuer warf. Sie kam so schnell auf die Beine, dass diese davon überrumpelt waren und sie kurz wankte. Eleyna wirkte verschlossen und dennoch spürte man den Druck in ihr. Die Zeilen rüttelten sie wach, weckten ihre zornige Ader, denn das was Arrond da erklärte war an einem Schlag ins Gesicht kaum zu übertreffen. Nicht nur, dass er diese schmutzige Scharade insziniert hatte, nein er tat es auch noch in Verbindung mit Laogh. Und Rodrick. Und alle amüsierten sich prächtig auf ihre Kosten?! Eleyna tigerte umher und sah dem Brief beim langsamen Verkohlen zu. In ihren Augen brannte es tatsächlich erneut, doch dieses Mal löste der Schmerz nicht Trauer, sondern Wut aus. Sie kam sich furchtbar dämlich vor. Als hätte man eine Schwärmerei eines einfältigen Kindes benutzt, um es ein für alle Mal loszuwerden. Die Spionin sah sich abermals nach Laogh um.
Wo steckte dieser Kerl?! Dieser… Erst war er maßgeblich beteiligt an diesem Dreck und dann nutzte er die Situation aus, um ihr das Gefühl zu geben, er würde… er würde… Eleyna brach den Gedanken ab und stampfte zu Raik. Während sie ging, zog sie ihre Tunika aus und warf diese ebenfalls ins Feuer. So leicht bekleidet beendete sie den Weg zum Tier und zog aus ihren Sachen eine frische Tunika. Zuvor griff sie allerdings noch nach einem eigens dafür gedachten Wasserschlauch und wusch sich das Gesicht, den Hals und das Dekolleté. All das tat sie zügig und frieren war auf einmal kein Begriff mehr für sie. Eleyna trocknete sich notdürftig mit einem kleinen Handtuch aus ihrer Habe ab, ehe sie die neue Tunika anzog. Sie steckte sich den nun wieder weißen Stoff in den Hosenbund, ehe sie ihren Mantel hervorzog und diesen überwarf. Danach spülte sie sich die Haare etwas aus, denn der Geruch war nach wie vor weniger lieblich, aber es half etwas. Sie flocht sich die langen Haare zu einem Zopf und legte damit die spitzen Ohren etwas frei. Allerdings wollte sie somit verhindern, dass sie fror, wie wenn die Haare offen gewesen wären. Das alles dauerte kaum mehr als zehn Minuten. Und noch immer war sie in Rage. Sobald sie Laogh zu Gesicht bekommen würde, würde sie die Distanz eigenständig zu ihm überwinden und ihn mit beiden Händen leicht stoßen, um ihn am Weitergehen zu hindern. „Habt ihr euch das so erhofft, ja?!“, fauchte sie ihn an. „Habt ihr euch in eurer kleinen Kammer köstlich amüsiert?!“, knurrte sie und schubste ihn abermals. „Was hast du gedacht, als du mich da aufgelesen hast?! Ist es dir runtergegangen, wie Öl, dass alles so läuft wie du es dir ausgemalt hast? Ja? Du bist das letzte!“, wütete sie und wollte ihn abermals schubsen. „Ich hoffe du bist zufrieden mit allen Beteiligten!“. Dann schenkte sie ihm zynischen Applaus. „Bitte! Mehr hast du nicht zu erwarten!“, spuckte sie ihm entgegen und die Wut war echt. Wie ein verletztes Tier, gequält und keinen Ausweg sehend.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Juni 2022, 19:16

Sie zeigte ihm Verletzbarkeit und Schwäche in einer Form, die ein gefundenes Fressen für jeden darstellten, der ihr Übles wollte. Selbst Rodrick könnte daraus Kapital schlagen, wenn er es erleben würde. Und der Schatten? Was würde letztendlich er daraus machen? Immerhin bohrte er nicht sofort tiefer in den seelischen Wunden, sondern kümmerte sich kommentarlos darum, sie zumindest körperlich wieder aufzupäppeln.
Doch was würde die Zukunft bringen? Er würde es sich merken, zweifellos, aber... würde er so niederträchtig sein und es irgendwann gegen sie verwenden?
Andererseits... hätte sie eine Wahl gehabt? Die Stunden in Santros hatten sie definitiv mitgenommen, der Alkohol war ihr auch alles andere als bekommen und die Kälte um sie herum hatte ihr den Rest gegeben. Vermutlich sollte sie eher froh darüber sein, dass ausgerechnet er sie aufgegabelt hatte und niemand anderes.
Wie auch immer, er nahm sie mit und kümmerte sich wie selbstverständlich um sie, bis sie einschlief. Ja, darüber hinaus sogar, denn solange sie in einem tiefen, traumlosen Schlummer versunken war, befand er sich innerhalb der Decke hinter ihr und hielt sie beschützend fest. Die Träume begannen erst in den frühen Morgenstunden, nachdem er sich heraus geschält und den Tag begonnen hatte. Auch wenn sie das vermutlich niemals erfahren würde. Er würde sicherlich kein Wort darüber verlieren, es sei denn, es wäre zu ihrem Nachteil und seinem Vergnügen.
Jedoch auch ohne direkten Körperkontakt hatte er dafür gesorgt, dass sie weder hungern, noch weiter sich quälen musste. Nun ja... zumindest nicht auf jene Art der letzten Stunden, denn er hatte ihr eine Botschaft hinterlassen. Nicht von sich selbst, schließlich würde er zurück kehren, von wo auch immer. Nein, der Brief war von... Arrond!
Und es war sowohl eine Entschuldigung als auch der Versuch zu erklären, warum es so enden musste, wie es das getan hatte. Wobei... er hätte es sicherlich auch viel unkomplizierter und schmerzfreier haben können! Fast wäre man versucht zu denken, nachdem auch Laogh an der Planung beteiligt gewesen war: Männer!
Hätte es sie nicht so abgrundtief verletzt, sie hätte erleichtert lachen mögen. Ihr Freund hatte sie nicht verstoßen, nein, im Gegenteil! Er hatte auf diese abstruse Weise nur dafür sorgen wollen, dass sie in Sicherheit wäre. Wovor? Und warum ausgerechnet jetzt, nachdem sie so lange in seinen Diensten erfolgreich gewesen war?! Wussten er und der Schatten schon wieder Dinge, von denen sie keine wirkliche Ahnung hatte?
Es kam Bewegung in die Mischlingselfe und sie fing an, herum zu tigern. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich regelrecht und ihre Gefühlswelt war in höchste Wallungen geraten, wenngleich alles andere als auf eine positive Art und Weise. Sie war so mit sich selbst beschäftigt, dass er sich selbst in dieser weiten Ebene und ohne Sichtschutz nähern konnte, ohne direkt von ihr bemerkt zu werden.
Allerdings beobachtete er genau, was geschah. Wie sie wütend den Brief vernichtete ebenso wie die Tatsache ihrer Katzenwäsche. Auch die Pferde schienen zu spüren, dass etwas nicht stimmte, denn Raiks Ohren zuckten unruhig hin und her und er begann ein wenig zu tänzeln. Draca hingegen tat zwar so, als bekäme sie nichts mit und döste noch vor sich hin, doch ihr Schweif schlug öfter als gewöhnlich. Fast war es so, als hätten die Zweibeiner die perfekten Kopien ihrer Charaktere in der Pferdewelt gefunden.
Schließlich war sie fertig und er trat so in ihre Nähe, dass sie ihn auch sehen konnte. Gerade noch rechtzeitig konnte er den kleinen, mit frischem Wasser gefüllten Kübel aus ihrer Reichweite heben, ehe sie ihn zu schubsen versuchte. Nicht, dass sie ihn damit aus dem Gleichgewicht hätte bringen können, aber er blieb doch stehen und hob eine Augenbraue an.
Schon giftete sie los und erreichte damit... nichts?! Nein, das war so nicht richtig. Er ließ sie erst einmal reden, wobei ihre Worte sowie ihre Wut an ihm abzuprallen schienen. Seine Miene blieb neutral wie seit dem Vortag und nichts zeugte auch nur von der geringsten Regung in seinem Inneren.
Erst, als sie verstummte, trat er von ihr einen Schritt zurück und blickte sie derart stoisch an, als beträfe ihn das alles nicht persönlich. "Ist dem so?", bemühte er seinen Lieblingsspruch und sein Timbre war dabei ungewöhnlich kühl.
Warum? War er etwa gekränkt, weil sie ihm nicht sofort um den Hals vor Dankbarkeit und Freude fiel? Oder hatte sie ihm schon wieder etwas unterstellt, das unter seinem Niveau wäre und ihn damit gegen sich aufgebracht? Schließlich schien er dazu zu neigen, betont gleichmütig zu reagieren, wenn ihm etwas nahe zu gehen drohte.
Im nächsten Moment jedenfalls zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab. "Gut, dann sieh zu, wie du das nächste Mal nicht sehenden Auges in deinen Untergang läufst. Ich halte mich dann raus!" Damit trat er an das Feuer heran und kippte den Inhalt des Eimers, der eigentlich für ihre Reinigung bestimmt gewesen wäre, kurzerhand auf das verkohlende Holz. Es zischte und Rauch stieg auf, dem er sinnierend nachzusehen schien.
Dann allerdings war der Moment vorbei, er wandte sich ab und trat zu Draca, um den Eimer wieder verborgen hinter seiner Satteltasche zu befestigen. Daraufhin trat er erneut zu dem kleinen Lager heran und begann allen Ernstes, es abzubauen, so, als hätte sie ihm keinerlei Vorwürfe gemacht und ihn regelrecht herausgefordert.
Oder vielleicht gerade deswegen? War er tatsächlich gekränkt und zeigte ihr die kalte Schulter, weil er ihr nicht die Genugtuung geben wollte, sich jetzt mit ihr anzulegen? Wobei eine Versöhnung zwischen ihnen beiden wohl heißer als jedes Feuer ausgefallen wäre.
Nur... eigentlich hatte er die Situation gar nicht ausgenutzt in der letzten Nacht! Er hätte es sicherlich leicht gehabt, sie von sexuellen Vergnügungen zu überzeugen, um sie zu wärmen und von ihren Gedanken abzulenken, aber... es war nicht ein einziger Versuch gekommen! Nichts, nada! Warum?
Er war ganz einfach für sie da gewesen, stumm und haltend. Fast so, als wolle er ihr auf diese Weise helfen, die innerlichen Wunden zu lecken... und sich damit mehr in ihr Herz zu stehlen. Dieser Mistkerl!
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 12. Juni 2022, 00:30

Der Brief hatte in ihr etwas verändert. Es war der klägliche Versuch etwas zu rechtfertigen, was für Eleyna persönlich, ganz persönlich, zum Verlust von Vertrauen geführt hatte. Die Halbelfe hatte unter den vorgespielten Gegebenheit so sehr gelitten. Und nun stand jemand aus den Zuschauerrängen auf und rief ihr zu, dass es alles nur ein schlechter Scherz gewesen ist. Nein, nicht jemand… Arrond. Arrond gab zu, dass er hinter der Idee dazu steckte. Und Laogh. Man mochte von ihrer Verbindung halten was man wollte, doch es gab da etwas und band sie aneinander, ohne dass jemand von ihnen ahnte, was es war. Nun zu lesen, dass sowohl Arrond, als auch Laogh daran beteiligt waren sie mit Hilfe dieses unwürdigen Stückes aus der Stadt zu befördern… Eleyna wusste gar nicht wohin mit ihrer Enttäuschung, die sich sehr schnell in Wut äußerte.
Da war sie am Boden zerstört gewesen, glaubte ihren Freund und Vertrauten auf eine unsägliche Weise verloren zu haben und er verfasste diese Zeilen und offenbarte ihr, dass es sehr viel niederträchtiger war? Die giftigen Zeilen verbrannten vor ihren Augen und sie trauerte dem Brief nicht nach. In ihr zerbrach etwas. Es fiel scheppernd zu Boden und wurde unter Schuhsohlen begraben. Arrond hatte sie also hereingelegt. Um was genau zu tun? Sie zu beschützen? Der Gedanke war absurd, sodass sie sich beschäftigen musste.

Sie ging zu ihrem Pferd, achtete nicht auf sein Getänzel, sondern zog lediglich ihre Habe heraus, um notdürftig alles zu reinigen. Beschützen? Weit weg von der dunklen Armee und dann reiten sie nach Zyranus? Was zum Geier stimmte denn nun?! Eleyna flocht sich gerade die Haare, als sich Laogh in ihr Blickfeld schob.
Jetzt, als sie ihn sah, klirrte es abermals in ihr. Und sie sah rot. Die kleinere Halbelfe stampfte auf den Schatten zu und reagierte sich ab. Sie schubste ihn, während er seine Phrase drosch und sie ihn anstarrte, als wolle sie ihn gleich ohne zu kauen verschlingen. Erneut schubste sie ihn. Sie nahm seine fehlende Reaktion durchaus wahr, allerdings juckte es sie nicht. Erst als er ihr sagte, sie solle alleine klarkommen, warf sie die Hände in die Luft.„Wenn ich in mein Verderben renne, dann wenigstens weil ich weiß warum! Und nicht, weil ihr Kindsköpfe euch so ein… ein… dreckiges Schmierentheater ausgedacht habt!“, fuderte sie weiter und drehte auf dem Absatz um. Eleyna wusste nur sehr gut, dass Laogh ihr das Leben mehr als einmal gerettet hatte. Allerdings war er es meist auch, der es erst durcheinander gebracht hatte. „Wieso kann nicht einmal jemand ehrlich sein?! Hm? Wieso müssen sich alle immer hinter Lug und Trug verstecken und in ihren dunklen Kämmerlein die heißesten Suppen kochen?“, regte sie sich weiter auf, während sie Raik’s Sattel kontrollierte.„Reicht es nicht, dass wir schon genug damit zu tun haben?! Müssen jetzt auch schon Freunde“-, sie sah kurz über die Schulter zu Laogh, „oder was auch immer damit um sich werfen?!“, hakte sie nach.
Dann prüfte sie ihre Satteltasche und machte auch sich zum Aufbruch bereit. „Ist denn das zu viel verlangt?! Und mir dann anschließend auch noch die Schuld geben, weil ich zu… willensstark bin, als dass ihr… was… mit mir reden könntet?!“, fragte sie ins Blaue und schien irgendwie mit sich selbst zu reden. Sie erwartete bereits keine Antwort von Laogh. Er hatte ihr bisher noch nie direkt auf etwas geantwortet und so wie er sich gab, würde er das jetzt sowieso nicht tun. „Wovor solltest du mich beschützen können, was Arrond und ich nicht auch zusammen geschafft hätten? Das ergibt doch keinen Sinn!“, dachte sie laut nach und blieb in ihrer wütenden Rolle. „In eurer Welt zählen Ehrlichkeit und Vertrauen in jene die euch mög-… die euch näher stehen, als andere nicht.“, sie saß auf und griff nach ihren Zügeln. „Für euch gibt es immer nur den Schein, den ihr wahren müsst. Das Bild, das man von euch hat.“. Sie sah zu ihm hinunter. „Die wahre Kunst ist es aber, nicht ständig jene zu hintergehen und zu verletzen, die euch … -naja näher stehen!“, umschiffte sie einige vielsagende Klippen in ihrem Wut-Report und atmete geräuschvoll aus. Und war es nicht so? War sie schlicht undankbar oder war die Wahrheit gerade wegen seiner Zuwendung so bitter?

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Juni 2022, 09:43

Es hatte ein Abschied werden sollen, wenngleich einer lediglich auf Zeit. Doch die Männer hatten die Rechnung ohne sie gemacht und sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass dieser Weg viel mehr kaputt machen, denn retten würde. Oder es war ihnen egal gewesen. Oder es hatte jemand genau das erreichen wollen...? Immerhin wäre dadurch ein Konkurrent weniger und er selbst hatte sich nicht anders verhalten als sonst im Gegensatz zu diesem.
Nur... ob der Schatten das tatsächlich so hatte erreichen wollen? Eigentlich hätte er es als Meister seines Fachs viel besser wissen müssen, hatte er sie auf der Reise lange genug beobachten können.
Was war also tatsächlich seine Intention gewesen...? Niedertracht, Eifersucht,... Rache...? Aber warum? Und wieso hatte sich ausgerechnet Arrond darauf eingelassen?! Würde sie jemals Antworten, ehrliche Antworten, denen sie auch glauben könnte, darauf und weitere Fragen erhalten?
Während sie sich körperlich beschäftigte, um ihre Gedanken zu dämpfen, kehrte der Schatten zurück und das auf eine Weise, die typisch für ihn war. Er beobachtete und ließ sich erst entdecken, als auch er das wollte.
Ob er mit dem Wutanfall und dem Angriff auf sich gerechnet hatte? Immerhin, er wich nicht aus, obwohl es ihm durchaus möglich gewesen wäre. Und dennoch blieb seine Miene beinahe schon erschreckend... oder eher provozierend neutral. Nichts gab er ihr, dass sich ihr Zorn hochschaukeln und somit absolut reinigend entladen konnte, wie es ein empathischer Kerl hätte tun sollen. Stattdessen ließ er sie ein wenig ins Leere laufen... und schob auch noch ihr selbst die Schuld zu!
Während er zum Feuer trat und das eigentlich für sie bestimmte Wasser darauf kippte, um es zu löschen, schimpfte sie weiter mit ihm. Danach befestigte er den Eimer noch am Sattel und es schien, als würde er sie betont ignorieren.
Doch weit gefehlt, plötzlich wirbelte er herum, stampfte auf sie zu und packte sie etwas unsanft am Kinn, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte, in denen kaum das leichte, wütende Glimmen auffiel, so gering wusste er es zu halten. "Wenn du weißt, warum du es tust, dann kannst du mir sicher den Maulwurf in Arronds Reihen nennen, der uns in Santros über den Weg gelaufen ist!", zischte er ihr zu und ließ sie abrupt wieder los.
Obwohl er sich weder unnötig echauffiert, noch sie ihn ernstlich angegriffen hatte, zog er demonstrativ sein schwarzes Hemd zurecht, als hätte es Falten bekommen. In dieser Zeit hatte sie die Gelegenheit, Distanz zwischen sie beide zu bringen und sich um ihren Sattel zu kümmern, als wenn er nicht richtig säße.
Dabei wollte sie in weiter zurecht stutzen, aber er hatte sich seinerseits abgewandt und sorgte dafür, dass sämtliche Habe wieder verstaut wurden. Nur einmal warf er ihr diesen seltsamen Blick zu, als er etwas in eine ihrer Satteltaschen stopfte und über Raiks Rücken hinweg sie zu ihm sehen konnte, in dem lediglich bei absolut genauem Hinsehen aus unmittelbarer Nähe der Zorn erkennbar war, ganz so, als könne er diese Gefühlsregung ausnahmsweise nicht vollständig in sich verbergen.
Absicht oder Schwäche? Hatte es einen Grund, dass er seine Maske nicht absolut perfekt tragen konnte? Und wenn ja, welchen?! Oder war dieses Gefühl dieses Mal von einer Art und Weise, das selbst ein Meisterspion nicht in der Lage war, sie vollkommen zu unterdrücken?
Schließlich war der Moment vorbei und nur noch die Schüssel mit der Frühstücksration übrig. Laogh blieb kurz davor stehen und sah darauf herab, während sein Kiefer arbeitete, als müsse er so viele Worte hinunter schlucken, dass selbst er daran schwer zu kauen hatte. Allerdings konnte sie es nicht sehen, sonst hätte er sich diese Entgleisung gewiss nicht erlaubt.
Dann bückte er sich, hob die Schüssel und ging zu Raik, um ihr das Geschirr abrupt in die Hände zu drücken. "Schon mal darüber nachgedacht, dass nicht nur Arrond jemand ist, der Doppelspione einzusetzen und einzuschleusen weiß? Dass Wände rasch Ohren haben und Entdeckung zu schlimmen Folgen führen kann? Allein ein ausgesprochener Verdacht am falschen Ort kann ein Todesurteil sein!", erwiderte er mit derart betont neutraler Stimmlage, dass er damit nur provozieren konnte. Oder seine eigenen Empfindungen verbergen sollte.
Danach wandte er sich ab, stapfte zu Draca und stieg auf eine Weise auf, die der Stute nicht zu gefallen schien. Sie sah von ihrer mickrigen Portion Gras auf und warf ihm einen beinahe schon vorwurfsvollen Blick zu, gemeinsam mit einem vielsagenden Schnauben.
Er ignorierte ihre Reaktion und griff nach den Zügeln, um sie wenden zu lassen. Es passte ihr nicht, doch nach dem merkbaren kurzen Kräftemessen musste sie nachgeben.
Kühl sah Laogh zu der Mischlingselfe und bemühte dabei weiterhin diese furchtbare, neutrale Maske. "Du redest also von Vertrauen, das du in andere setzt? Dann hättest du mir vertrauen sollen, als du das erste Mal Santros verlassen hast. Aber du wolltest es genauer wissen und mir nicht glauben, dass ich einen Grund hatte für den Aufbruch ohne Abschied. Denk darüber einmal nach!", warf er ihr vor und wandte sich ab, um Draca kurzerhand antraben zu lassen.
War das die Möglichkeit? War er nicht nur beleidigt, sondern hatte auch genug von diesem Gespräch, von ihren Vorwürfen? Hatte er es, gemeinsam mit Arrond, etwa wirklich nur... gut gemeint und sie verkannte diese Tatsache in ihrem Gefühlsausbruch?! Nur... warum? Was lag ihm noch an ihr, nachdem er seine eigentliche Mission bereits abgeschlossen hatte?
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 12. Juni 2022, 21:30

Arrond hätte es besser wissen müssen. Das war ein Fakt, den sie in sich trug und der nicht verschwinden würde, weil er ihr einige schockierende Zeilen schrieb. Dieses Mal waren sie zu weit gegangen. Von Laogh war sie bereits einiges gewohnt, nicht zuletzt, dass er ihr die Aussprache mit ihrem Halbbruder verweigerte. Aber von Arrond hatte sie mehr erwartet. Er war so lange jemand in ihrem Leben gewesen, dass er hätte wissen müssen, dass sie für solche Spielchen nicht zu haben war. Dass es vor allem nicht nötig gewesen wäre. Eleyna war stur, daran gab es keinen Zweifel, aber sie war nicht unüberwindbar. Man konnte mit ihr reden und an ihrer Vernunft appellieren. Doch das? Die Mischlingselfe nahm das das erste und einzige Ziel für ihre Wut: Laogh. Er schob sich in ihr Blickfeld und das reichte bereits, dass sie explodierte. Nicht nur verbal, sondern auch körperlich, versuchte sie ihm zu schaden und ihrer Wut die Freiheit zu geben, die sie jetzt meinte zu brauchen. Und er bot ihr eine rutschige Steilküste, an der sie versuchte, emporzuklettern und kläglich scheiterte. Er gab ihr gar nichts. Außer seiner stoischen Neutralität, die ihr wiederum die kleinen Schnüre entzündete und wahre Waldbrände entstehen ließ. In ihrer Wut gelöst, unterzog sie ihm einer Standpauke, die sich gewaschen hatte. Bis er auf sie zukam und sie schon schlimmeres erwartete, er ihr Kinn packte und sie in seine Augen blicken musste. Eleyna’s blauer Blick funkelte in seinem Violetten und doch meinte sie eine Nuance von Wut zu erkennen. Seine Worte rückten erst in ihren Fokus, als er sie unsanft losließ und sie, um nicht gleich wieder in die vollen zu gehen, sich ihrer Satteltasche widmete. „Ein Maulwurf rechtfertigt einfach gar nichts!“, gab sie knapp zurück und führte ihre Tirade fort. Eleyna hatte genug. Ihr Schmerz, nachdem sie Arrond vermeintlich im Bett erwischt hatte, hatte ihr etwas Wichtiges gezeigt: Auch wenn sie etwas investierte, so taten es noch lange nicht die anderen. Man konnte und durfte sich nie sicher sein, das hatte sie schmerzhaft lernen müssen.
Sie wurde abgelenkt, als er an ihren Hengst herantrat und sie ansah mit einem Blick, den sie nicht erwartet hatte. Oder besser, nicht von ihm kannte. In ihr keimte der Verdacht, dass das ausnahmsweise echt war und wenn sie selber nicht so in ihrer Wut gefangen gewesen wäre, dann hätte sie vermutlich darüber gelächelt, dass sie ihn tatsächlich wütend machen konnte. Aber Eleyna hatte derzeit keinen Kopf für so etwas. Sie war gekränkt, sie war verletzte und sie fühlte sich hintergangen. Alles keine gute Kombination, um fortan mit Laogh zu reisen. Als er sich dem letzten Bisschen vom Lager zuwandte, nutzte auch sie diesen kurzen Moment der Ruhe, um durchzuatmen. Noch immer flammte der Zorn in ihren Adern, doch sie schwieg vorerst. Bis er erneut in ihr Sichtfeld trat und sie automatisch die Hände nach dem Teller austreckte, als er ihn ihr schroff anreichte. Erneut brachte er das Argument mit dem Doppelspion. Eleyna runzelte die Stirn und ihre Finger verengten sich um den Teller. Das Essen darauf zitterte gefährlich. „Aber das rechtfertigt doch in keiner Weise, dass ihr mir so eine Lüge auftischt?“, hakte sie ungläubig nach und starrte seinen Rücken an, als er sich abwandte, um zu Draca zu gehen. Sie beobachtete ihn, wie er energischer als gewöhnlich aufsaß und die Stute wenden ließ. Seine Worte prasselten auf sie nieder und badeten sie in blanken Hohn. Eleyna lief es kalt den Rücken hinunter, während er sich mit Draca bereits entfernte. Die Mischlingselfe starrte Laogh nach und vielleicht spürte er den bohrenden Blick, der ihn hätte erdolchen können, wenn es möglich gewesen wäre. Dann saß auch sie auf, drängte den Hengst zur Eile und holte die Stute mit ihrem Herrn so weit ein, um sich vor sie zu schieben und ihn zum Anhalten zu zwingen. Aufrecht saß sie in dem Sattel, seitlich ihm zugewandt und fixierte ihn mit ihrem Blick. „Vertrauen, Laogh? Du tust seit Stunde Eins alles dafür, dass ich mir bei dir niemals sicher sein kann, was deine Motivation, deine Ziele und deine Hintergründe sind und nun beschwerst du dich, weil es zu gut funktioniert?!“. Nun mahlte Eleyna’s Kiefer. „Vertrauen bekommt man nicht einfach so! Man muss es sich verdienen und auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass du bereits so einiges für mich getan hast, bleibt da immer der nagende Zweifel und die Frage nach dem Warum?“, sie forderte ihn heraus. "Verdammt bis vor einigen Stunden wusste nicht nicht mal, dass du Arrond kennst, dass DU es warst, der ihn rettete! Das alles sind Informationen, die eine Vertrauensbasis erschaffen könnten, aber du hälst diese absichtlich zurück. Wie soll das funktionieren?!“ Wenn er ausweichen wollte, würde sie Raik mit lenken, sodass er zumindest Mühe hätte, an ihr vorbeizukommen. „Vertrauen basiert auf mehr als kryptischen Andeutungen und Vorenthalten von Informationen. Du redest davon, dass du mich schützen willst, aber wie soll ich dir einfach blind vertrauen?!“, fragte sie geradeheraus. „Bist du es nicht, der sich damit rühmt, dass niemand ihn durchschauen kann? Also Laogh, ich frage dich abermals: Glaubst du wirklich, dass das hier“- sie machte eine Geste zwischen sich und ihn mit der Hand, „eine vertrauensvolle Basis hat? Oder nicht eher eine Diktatur, in der nur du den Weg kennst in der nur du weißt, was als nächstes kommt? Arrond sagt, ich sei sicher in deiner Nähe. Aber sicher wovor?! Was sollte ausgerechnet mich so wichtigmachen, dass es nötig ist, dass du mich beschützt? Und Arrond es nicht kann. Oder ich selbst? Abgesehen von Doppelspionen?! Die Gefahr bestand schon immer, das ist für mich kein Argument.“. Sie sah ihn fest an und auch er durfte erkennen, dass es ihr Ernst war damit. Eleyna war zwar wütend, aber in ihrer Wut wirkte sie seltsam abgeklärt und zeigte damit eine Seite, die auch er noch nicht erleben durfte. Hier war etwas Wichtiges im Gange, etwas… größeres.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. Juni 2022, 14:26

Was ihr menschlicher Auftraggeber wohl von dem ganzen Plan gehalten haben mochte, als der Schatten ihn darin eingeweiht hatte? Begeistert gewesen schien er nicht zu sein, wie in dem Brief zu erkennen war. Oder vermutlich auch nicht damit, dass er Unrecht gehabt hatte und sie nicht anders hatte vertreiben können. Wenigstens wurden ihr ein paar Dinge erklärt mit den wenigen Zeilen. Aber trotzdem...
Und da Arrond für sie im Moment nicht greifbar war, stürzte sie sich auf den zweiten Urheber all ihrer Schmerzen der letzten Stunden. Wenngleich dieser scheinbar keine Lust hatte, sich darauf einzulassen. Seine Miene blieb neutral, seine ganze Haltung ruhig und regelrecht unbeeindruckt, sodass sich zwischen ihnen nichts hochschaukeln konnte. Noch nicht!
Denn vollkommen unbeteiligt von ihrer Standpauke schien er nicht zu sein. Oder wie sonst ließe sich dieses feine, verräterische Funkeln von Zorn in seinem Blick deuten, das auf die Entfernung hin gut verborgen blieb, jedoch nicht in der dichten Nähe, als er ihr Kinn packte?
Es dauerte ein wenig, bis die Information eines Verräters im Haushalt des Menschen zu ihr durchdrang und dennoch schien sie nicht ganz die richtigen Fäden zusammen spinnen zu können, wie ihre Erwiderung bewies. Dieses Mal allerdings schnaubte er nur verächtlich und wandte sich von ihr ab.
Für ihn hatte dieser Maulwurf anscheinend gereicht, um seinen Plan zu rechtfertigen. Oder war es lediglich ein Vorwand gewesen, damit er sein Revier nicht teilen musste? Hatte trotz allem Eifersucht mitgespielt, weil es zwischen ihr und Arrond etwas gegeben hatte, das so zwischen ihnen beiden nicht bestand... oder je bestehen könnte? Womöglich hatte er nichts weiter als seine Überlegenheit demonstrieren wollen und sie dabei als Spielball benutzt? Oder... war er tatsächlich um ihre Sicherheit besorgt gewesen? Es wäre schließlich nicht das erste Mal!
Nur... wie passte das alles zusammen? Was war das, das dafür sorgte, dass er sie immer wieder aus der Scheiße zog, nachdem er sie erst hinein geritten hatte?
Kurz darauf konnte sie noch einen Blick auf den Riss in seiner Maske erhaschen, ehe er sich abwandte und sie beide einen ruhigen Atemzug machen konnten. Wenig später drückte er ihr das Geschirr in die Hand, stummer Vorwurf und Aufforderung zugleich, endlich etwas zu essen.
Erneut schnaubte er. "Ist dem so?", kam er mit seiner liebsten Phrase, um sich daraufhin abzuwenden und etwas weniger gelassen als sonst aufzusitzen.
Draca spürte, dass etwas nicht stimmte und reagierte nicht gerade begeistert davon. Kurz darauf ließ er sie antraben und überließ die Mischlingselfe sich selbst, als wäre es ihm egal, ob sie ihm folgen würde oder nicht. Oder als ob es ihm klar wäre, dass sie gar nicht anders könnte, als sich an seine Fersen zu heften. Wie sie es schlussendlich auch tat.
Nur zu bald hatte sie ihn überholt und versperrte ihm den Weg. Ein paar Mal versuchte er ihr auszuweichen, doch sie ließ es dieses Mal nicht zu, auch wenn Raik eher widerwillig reagierte und trotz allem auf Abstand zu der Stute blieb, die bissig auf dieses Hindernis zu reagieren begann. Ganz so, als spüre sie, dass diese Laune gerade durchaus erwünscht wäre.
Mit verschlossener Miene und betont aufrechter Haltung, die geradezu aus jeder Pore dunkelelfische Arroganz versprühte, hörte er sich ihre Vorwürfe an. "Bist du jetzt fertig?", gab er mit einer Kühle in der Stimme zurück, gegen die der kalte Wind der Ebene sich wie eine warme Brise anfühlte.
Mit leichtem Schenkeldruck ließ er Draca wieder losgehen, langsam, aber unerbittlich, sodass sie Raik zwang, sich dorthin zu bewegen, wohin der Schatten die Tiere haben wollte. Ein Umstand, der dem Hengst überhaupt nicht gefiel, denn es wirkte bedrohlich. Seine Ohren zuckten nervös, er schlug mit dem Schweif und schüttelte öfters den Kopf, um aus dem Griff der Zügel auszubrechen und seinem Fluchtimpuls nachgeben zu können. Doch es war die Frage, ob Laogh das ebenfalls zugelassen hätte.
So trieb er die Beiden eine gute halbe Minute, also eine gefühlte Ewigkeit, vor sich hin, während er die Mischlingselfe mit seinem kalten Blick regelrecht fesselte. "Und, was tust du, um dir Vertrauen zu verdienen? Du, die nach Pelgar gekommen ist, als dunkelelfische Spionin, um den Feind in Sicherheit zu bringen oder wenigstens betrauern zu können? Was genau sind deine Motivation und Ziele, abgesehen davon, einem Fremden durch halb Celcia auf der Suche nach einem Menschen zu folgen, von dem du nicht wissen konntest, ob er noch lebt oder nicht?", begann er und drehte ihr mal wieder die Worte im Munde um, anstatt ihr konkrete Antworten zu liefern. "Du musst nichts von mir wissen. Es reicht, wenn du endlich erkennst, dass ich trotz allem deinen Hintern immer wieder rette. Das ist etwas, worauf du dich verlassen kannst, da ist das Warum irrelevant!"
Plötzlich gab er Draca die Fersen zu spüren und sie machte mit einem protestierenden Schnauben einen Satz nach vorne. Plötzlich waren die beiden Reiter auf einer Höhe und Raik wieherte erschrocken auf. Was ihm einen tadelnden Schweifschlag von der Stute gegen seine Nüstern einbrachte. Trotzdem wollte er fliehen, doch Laogh griff nach den Zügeln und hinderte ihn mit einem mahnenden Ruck daran.
Dicht befand sich der Schatten nun neben ihr und hielt ihren Blick weiterhin mit dem seinen gefangen. "Maulwürfe gibt es wie Sand am Meer, keine Frage. Aber es gibt nur eine Sorte, die von ihrem wahren Herrn regelrecht stigmatisiert werden, um sie zur Loyalität bis zum Ende zu zwingen. Und gerade vor diesen solltest du dich in Acht nehmen.", offenbarte er ihr, ohne den Bogen soweit zu spannen, dass sie endlich die zündende Idee haben könnte, warum dieser Doppelspion zu einem solchen Verrat geführt haben sollte.
Leise schnaubte er, ließ die Zügel los und erlaubte es den Tieren, ein wenig Abstand voneinander zu gewinnen, was der Hengst auch hastig mit ein paar tänzelnden Schritten tat. Betont von oben herab sah er zu ihr hin. "Wenn ich tatsächlich wollen würde, dass du mir blind folgst wie in einer Diktatur, meinst du nicht, ich würde dir alles so glaubhaft ins Ohr flüstern, dass du mir hechelnd hinterher läufst?", fügte er betont bildlich hinzu.
Damit jedoch schien es für ihn genug zu sein, denn er ließ Draca wenden und würde vermutlich wieder antraben, wenn sie ihn nicht aufhielt. Oder ihm nicht noch etwas eingefallen wäre. Über die Schulter sah er zu ihr zurück. "Ich weiß, der Schlag auf den Kopf war heftig und die Nacht kalt, aber das Denken sollte dir trotzdem immer noch möglich sein!", gab er beinahe schon beleidigend zum Besten und schien damit eine weitere Explosion regelrecht provozieren zu wollen.
Würde es ihm gelingen? Oder würde ihr das Ungewöhnliche daran auffallen, dass er nur selten derart persönlich wurde? Was wiederum bedeuten würde, dass er sie einfach nur platzen lassen wollte... oder sie mal wieder einen wunden Punkt bei ihm getroffen hatte, so wie im Wald auf ihrer Reise, wodurch er tagelang nicht ein Wort mit ihr gesprochen hatte. Was war es denn nun dieses Mal?!
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