Das Umland von Zyranus

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Maruka
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Re: Das Umland von Zyranus

Beitrag von Maruka » Sonntag 21. April 2024, 18:30

„Was… ich denke?“
, fragte er etwas gezogen nach und betrachtete ihr Gesicht weiter.
„Wenn du was ins Auge bekommen hast solltest du von außen nach innen reiben!“
, meinte er noch, ehe er seinen Blick auf die Straße wandte.
Hm... das mit dem Necken muss ich noch üben. Muss ich offensiver werden? Aber ich weiß nicht wie ich das anstellen soll?
Maruka nahm sich vor, vorsichtig noch mal es zu versuchen... necken...
Einige Momente vergingen, bis sich in seine Mundwinkel ein fast nicht merkbares, verräterisches Schmunzeln schlich. Es war nur für einen Augenblick zu sehen, ehe er wieder seine Maske auflegte.
Maruka hatte es nicht bemerkt, doch so oder so ging ihr Gespräch weiter und sie setzte da an, wo sie aufgehört hatte und erzählte ihre schöne Erinnerung. Dabei lächelte sie selig.
„Klingt so und du kannst dann umso stolzer auf dich sein! Es sind ja in der Regel die kleinen Dinge, die das Leben besonders machen. Daraus kann dann etwas Großes entstehen!“
, sagte der Bandit plötzlich und ein kleines Lächeln ließ seine Züge sanfter wirken.
ER weis die kleinen Dinge also auch zu schätzen! Das ist schön! Meist sind es die kleinsten und winzigsten Dinge die von größtem Wert sind... gerade unter uns Juwelieren... hihi.
„Das Ist doch eine schöne Sache. Nur… willst du das denn aufgeben, nur um mit uns mitzukommen? Wir können dir nichts über die Steinbearbeitung beibringen!“
Maruka nickte nachdenklich vor sich hin, was keine Antwort war. Sie gab damit nur zu, dass es eine gute Frage war.
„Bamus gegenüber hast du erwähnt, dass du ein Lehrling von … ich hab den Namen vergessen… bist.“
„Meister Faber'Je.“
, warf sie kurz hilfreich ein.
„Und es scheint dich glücklich zu machen, so zu arbeiten. Auf der Reise wirst du dafür kaum… eigentlich wenig bis gar keine Möglichkeiten haben!“
Maru gewann langsam den Eindruck, dass Eren ihr nicht glaubte, dass sie verstand, wenn er sie vor den Umständen und drohenden Gefahren warnte. Sie war nicht dumm und auch nicht schwer von Begriff. Wollte er sie vielleicht doch nicht dabei haben? Aber sicher meinte er es nicht so, selbst wenn er es immer wieder sagte.
„Andererseits… ich kenne mich damit nicht aus. Ich bin nur davon ausgegangen, dass man dafür viel Zeit und Ruhe an einer Werkbank braucht.“
„Ich hab viel Ruhe und Zeit an der Werkbank verbracht, aber ...wir Zyraner leben auch recht lange und haben es nicht so eilig. Ich kann meine Ausbildung auch eine Weile unterbrechen, denke ich. Ich sehe das eher als Studienreise für neue Fundstücke...“
Auch sie zuckte mit den Schultern.
„Es ist schön, dass du solche Erfahrungen machen konntest!“
Er schien Marukas Momente verstanden zu haben und sich für sie freuen zu können. Doch dann forderte Maruka auch eine Erwiderung und hoffte, Eren würde ihren Beispiel folgen, denn irgendwie ging sie davon aus, dass wenn man etwas gab, dass man auch dafür etwas zurück bekam.
...
Wie sehr ich mich doch geirrt habe!
Eren wich aus. Seine Antworten streiften nicht mal die Oberfläche und Maruka bereute schon etwas, dass sie sich eben so offen gezeigt hatte. Sie war mutig gewesen und hatte etwas mit ihm geteilt. Jetzt kroch ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Er wäre sogar ganz sicher körperlich weg gerückt, hätte Maru ihn nicht festgehalten. Ob sie damit etwas falsches tat, konnte sie nicht erkennen. Kilians Einwurf von vorne verwirrte sie mehr, als dass sie ihn verstand. Das mit dem Arm-Anheben verstand sie auch nicht. Maru hatte gerade das Gefühl, Eren würde die Mauer zwischen ihnen gerade noch höher bauen. Sie blinzelte unsicher und schaute langsam schon fast ein wenig ängstlich. Sie konnte nicht verstehen was vor sich ging.
Eren ist glücklich über jeden friedlichen Moment und ...wenn sein Vogel bei ihm ist? Ist das alles??? Das klingt so ...platt?!? Er weicht mir schon wieder aus.
Eren hatte nur oberflächliche Dinge von sich gegeben. Mit einem Seufzen sah er sie an und versuchte trotzdem alles ein wenig zu relativieren:
„Sollte nicht jeder Moment, der einen zum Lächeln bringt ein Schöner sein?“
Maruka nickte, doch ihre Mundwinkel hoben sich nicht mehr. Er hatte damit abermals eine ausweichende Antwort gegeben. Sie hatte nur einen einzigen von vielen schönen Momenten von ihm kennen lernen wollen, aber er war nicht gewillt zu teilen... so wie sie es getan hatte.
„Ich bin nicht der Typ, der sich jemand anderem anvertraut oder viel über sich spricht…!“
Als Empath sollte er aber wissen, dass das keinen guten Eindruck macht. Das weis ja selbst ich. Deswegen hab ich ja auch keine Freunde.
Maru war selbst auch nie anders gewesen, doch die Situation erforderte es jetzt nun mal, dass man eine Gemeinschaft bilden wollte. Dazu gehörte auch, dass man sich anfreundete, zumindest ein bisschen.
Was mach ich, wenn er sich aber nicht anfreunden will?
Eren wollte, dass sie über die Risiken nachdachte und das hatte sie. Sie dachte über IHN nach und wie sie ihm soweit vertrauen sollte, ohne ihn zu kennen, dass sie eine Reise mit ihm beginnen wollte. War er das Risiko?
Ich will doch... aber... wie soll ich ihm vertrauen, wenn er so dicht macht?
Und doch bat er sie still, es einfach still zu akzeptieren. Konnte sie das? Mit schräg geneigtem Kopf sah sie ihn nachdenklich an.
Maru war neugierig auf die Welt da draußen! Sehr sogar! Es hatte sich das erste Mal in ihrem Leben eine Möglichkeit eröffnet, ein echtes Abenteuer zu erleben, sie brannte darauf und das sogar in relativierter Sicherheit einer kleinen Gruppe mit zwei wirklich interessanten Männern. Wenn Maruka nun aufgab – aufgeben musste, dann würde es gewiss noch Jahre dauern, bis sie sich noch einmal traute ALLEIN auf Reisen zu gehen! Denn inzwischen wusste sie felsenfest, dass es dazu kommen würde. Aber war das hier jetzt der richtige Weg? ...für sie beide? Für sie drei?
Sie sah ihren Wärme spendenden Peridot tief in die Augen. Sie selbst hatte damit kein Problem. Sie war ein offenes Buch und er eines mit siebenhundertundsiebenundzwanzig Siegeln.
„So bist du eben...“
, wiederholte sie noch einmal leise seine Worte und schüttelte dann verneinend zu seiner Frage den Kopf.
„Ich bin nicht verärgert.“
, meinte sie nachdenklich. Das Gefühl was sie spürte war anders. Sie hatte sich gefreut mit den beiden auf die Reise zu gehen, gefreut Lebenszeit miteinander zu teilen mit Menschen die man wenigstens mochte, doch nun gab es Hindernisse zu überwinden. Soziale Probleme, stellten sich in den Weg, mit denen sie noch nie gut hatte umgehen können. Ihr Instinkt riet ihr sich einfach zurück zu ziehen und Eren halt eben so sein zu lassen, wie er eben war und wie er es sich doch von ihr wünschte. Viele Menschen waren eben 'wie sie waren' und hatten auch keine Ansprüche an das Leben oder an die Leute um sie herum, um sich zu ändern oder anzupassen. Das Leben war jedoch stetige Veränderung. Wenn es also darauf hinaus laufen sollte, dass sie ihn so akzeptieren sollte wie er eben war, dann musste sie daraus ihre Konsequenzen ziehen.
„Ich bin … ein wenig traurig... enttäuscht, könnte man sagen. Aber...“
Maruka kaute auf der Innenseite ihrer Wange und grübelte.
Es muss doch eine Möglichkeit geben...
Entweder war das hier eine Einbahnstraße, die in einer Sackgasse endete, oder... vielleicht gab es noch Hoffnung, wenn sie auf 'die Zeit' setzte? Da sie von Eren keine Antwort oder Erklärung mehr in dieser Richtung erwartete, drehte sie den Kopf nach hinten über die Schulter und rief Kilian zu:
„Ist er immer so? Du kennst ihn doch länger! Wird das immer so bleiben, oder ist zu erwarten, dass er auch mal irgendwann den Mund auf macht? Ich will nur wissen, ob das so ein Dauerzustand bleibt, oder ob sich daran noch mal was ändern könnte.“
DAS war direkt!
Aber Maruka wusste sich nicht anders zu helfen. Kilian kannte Eren einfach besser und wenn er sagte, dass bei dem Banditen noch nicht alle Hoffnung verloren war, dann konnte Maruka auch genügend Geduld aufbringen und warten, bis Eren endlich auftaute, bzw. ihre Freundschaft ins Rollen brachte. Doch wenn Kilian der Meinung war, das würde nicht passieren, dann fragte sich Maruka natürlich, ob es eine gute Idee wäre mit ihnen mit zu reisen. Jemanden in der Gruppe zu haben, der nur schweigend daneben saß … nun das kannte sie von sich selbst zu gut. Zwei Eigenbrötler zu ertragen wäre gewiss auch für den munteren Elfen zu viel. Mit ihrer Frage hatte sie vielleicht einen Wendepunkt in der Geschichte provoziert, vielleicht sogar einen Abbruch dieser geplanten Reise, aber Eren hatte es selbst so gewollt. Sie sollte über alle Konsequenzen nachdenken und das tat sie. Sie dachte über sie drei sehr ernsthaft nach, gründlich und sorgsam, wie wenn sie einen Stein von allen Seiten betrachtete und jede Fassette kontrollierte, damit dieser auch perfekt in seine Fassung passen konnte. Wie bei einem Schmuckstück konnte nicht jede Seite gehalten werden und es gab offene Flächen an der Oberfläche die für die Bewunderung frei gelassen werden mussten und damit sich die Magie des Lichtspiels darin entfalten konnte. Doch es musste auch feste Punkte geben, Verankerungen, die den Stein hielten, im Sicherheit boten und verhinderten, dass er verloren ging. Für Maruka galt dies wie für jedes Juwel. Sie brauchte das gute Gefühl, dass die beiden Männer mit ihr und sie auch mit ihnen gut zurecht kommen würde. Und zu guter Letzt, brauchte sie Jolantas Einwilligung, da sie sie aufgezogen hatte. Bei zwei von drei Dingen war sie sich fast sicher. Nur der Umgang mit Eren bereitete ihr etwas Sorge. Aber die Einschätzung konnte sie Kilian überlassen und ein wenig Zeit hatten sie ja noch bis Zyranus um das ein oder andere zu klären.
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Re: Das Umland von Zyranus

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. April 2024, 13:04

Maruka freute sich über die Gelegenheit mit Eren zu sprechen. Dass Barus sie bis nach Zyranus mitnahm war darüber hinaus ein komfortables Extra. So konnte sie sich voll und ganz auf das Gespräch konzentrieren und teilte mit ihm eine ihrer schönen Erlebnisse. Sie sprachen entspannt und die junge Frau erfuhr, dass der Bandit auch die kleinen Momente und Dinge im Leben zu schätzen wusste. Doch als es darum ging eine solche Erinnerung mit ihr zu teilen, blockte er ab – machte dicht und schien sich nicht erweichen zu lassen. Maruka verstand es nicht. Sie hatte noch nichts Unverschämtes oder Unmögliches von ihm verlangt. Nur einen kleinen Moment, den sie miteinander teilen würden.
Es war kein Wunder, dass sich in ihr Frustration und Zweifel aufbauten. Wollte Eren sie wirklich bei ihrer Reise dabei haben? Wieso hielt er sie in diesen Punkten auf Abstand?
Kílían beobachtete die beiden und lauschte dem Gespräch mit nachdenklicher Miene. Wenn es jemanden gab, der etwas über den brünetten Stoffel wusste, war es der Elf. Vielleicht sollte sie ihn darauf ansprechen? Ihre Zweifel wegräumen?
Wenn sie Erens Verhalten jedoch selbst noch einmal näher betrachten würde, würden ihr vielleicht ein paar kleine Details auffallen. Er wirkte nicht so, als würde er sie vollkommen schneiden, nicht leiden können, oder den Gedanken mit ihr gemeinsam weiterzureisen ablehnen. Vielleicht lagen in den oberflächlich wirkenden Aussagen, dass er sich über jeden Moment mit Kílían und Khai freute, mehr als es den Anschein hatte?
Maruka war noch jung und musste im sozialen Bereich noch viele Erfahrungen machen. Sie war offen, neugierig, aber dadurch auch ein wenig ungeduldig. Eigentlich wusste sie, für ihre kurze, gemeinsame Zeit schon einiges über die Beiden. Doch natürlich ging dies in der Frustration und Enttäuschung des Moments ein wenig verloren.
Eren schien zu bemerken, dass er ihr mit seiner Antwort keinen Gefallen getan hatte. Er musterte ihr Profil kurz, ehe er seufzte und sich durch die Haare rieb. Doch nach wie vor lenkte er nicht ein.
„So bist du eben...“, hörte er sie murmeln und nickte leicht. Nicht, um sie damit zu ärgern, sondern um nicht erneut Hoffnungen zu schüren. Eren schien kein Mensch zu sein, der sich für das Gefallen eines anderen zu etwas zwang. Machte ihn das unsensibel? Obwohl er ein Empath war?
„Ich bin nicht verärgert. Ich bin … ein wenig traurig... enttäuscht, könnte man sagen. Aber...“ Maruka unterbrach sich und dachte über ihre Gefühle nach und was diese für ihre nähere Zukunft und ihren Plan sich den beiden Männern anzuschließen, bedeuten würde.
In ihr brodelte die Neugierde, aber auch die Suche nach einer Basis auf der sie ihr Vertrauen in die beiden begründen könnte. Das schien ihr wichtig zu sein. Doch es vertrug sich nicht mit Erens Ansicht, dass die Zeit sie einander schon näher kennen lassen würde.
Ihrer Ansicht nach gab es derzeit nur einen Lichtblick – einen Versuch, um noch an Antworten zu kommen. Ihr Blick richtete sich nach hinten, wo aus ihrer Position der Kutschbock lag, auf dem der Elf neben Bamus saß.
„Ist er immer so? Du kennst ihn doch länger! Wird das immer so bleiben, oder ist zu erwarten, dass er auch mal irgendwann den Mund aufmacht? Ich will nur wissen, ob das so ein Dauerzustand bleibt, oder ob sich daran noch mal was ändern könnte.“
Eren musterte sie, als sie Kílían ansprach und verengte leicht die Augen. Er zog seine Hand zurück und stand kurz auf, um sich neben eine Kiste an die Planenwand des Wagens zu setzen. Er schob sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf, so dass dieser sein halbes Gesicht verdeckte, verschränkte die Arme und schien entschlossen zu sein nun ein Nickerchen zu machen. Vielleicht besser, als wenn er aus dem Wagen gehopst wäre.
Kílían sah dem kleinen Schauspiel zu und seufzte. Er entschuldigte sich bei dem netten Händler, wandte sich auf dem kleinen Sitz um und kletterte in den Innenbereich des Planwagens, während er Maruka näher heranwinkte.
Er setzte sich zu ihr. Auf seinen Lippen lag ein schmales, aber mildes Lächeln.
„Würde es mit ihm immer so sein und bleiben, würde auch ich nichts über Eren wissen, Maruka.“, begann er ihre Frage zu beantworten. Sein Blick huschte kurz zu dem Banditen. Der Elf schien in seiner Funktion als Beobachter die Situation recht gut durchschauen zu können, doch das hieß nicht, dass er auf alles eine Antwort oder Lösung hatte.
„Ich will mich, was Eren angeht, aber auch nicht zu stark in euer Kennenlernen einmischen. Er ist nicht die offenste Person, aber ich finde, dass das nichts Schlechtes ist. Jeder hat eben sein eigenes Tempo und auch eigene Gründe offen oder verschlossen zu sein.“ Kílís Stimme war noch immer warm und sanft, doch lag eine gewisse Ernsthaftigkeit in ihr, dass Maruka bemerken würde, dass er das, was er sagte auch so meinte. Kein spielerisches Sticheln gegen Eren war seinen Worten zu entnehmen, was wohl bedeutete, dass er die Entscheidung des anderen Mannes respektierte.
„Sieh es einfach mal aus dieser Perspektive. Wenn ein Vogel in deiner Nähe landet, wird dieser auch nicht sofort auf deine Hand flattern, nur weil du sie ihm hinhältst. Auch nicht, wenn du ihm Körner darbietest.
Du kannst nun aufgeben, oder es mit der Zeit weiterversuchen. Du kannst dir natürlich auch einen anderen Vogel oder ein anderes Tier suchen, wo es einfacher ist. Die Entscheidung liegt bei dir. Eine Beziehung aufzubauen ist nicht immer leicht, aber mein Ratschlag an dich wäre… die Schwierigeren nicht zu scheuen, denn oftmals sind es eben diese, die dann Bestand haben und … Aufrichtiger sind, als die anderen.“ Kílí hatte nicht sehr laut gesprochen. Vermutlich, weil er nicht wollte, dass Bamus und vielleicht auch Eren mithörten.
„Was Eren angeht… er wird dich sicher noch oft enttäuschen! Und vieles, was er tut oder sagt, wird teils erst viel später einen Sinn ergeben. So erging es zumindest mir über mehrere Monate! Die ersten 7 Wochen unseres Kennenlernens haben wir… puh lass mich nicht Lügen… vielleicht 20 Sätze miteinander gewechselt?!“ Ein amüsiertes Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Elfen, als er sich an die Anfangszeit erinnerte. Dagegen schien Eren momentan geradezu gesprächig zu sein.
„Heute Nacht nannte er dich bereits einmal Kameradin! Wenn du beschließt all dem eine Chance zu geben, wirst du vielleicht irgendwann verstehen, was das bereits bedeutet.“ Nun lag es an Maruka das Gesagte für sich zu bewerten und daraus Schlüsse zu ziehen. Kílían ließ seinen Blick nun im Innenbereich der Plane herumwandern und schien nicht wirklich weiter auf das Thema einzugehen. Er hatte in seinen Augen der jungen Frau einen kleinen Stups – eine Anregung zum Nachdenken gegeben, doch alles Weitere würde sie für sich herausfinden müssen.

Der Wagen rollte weiter die Straße hinunter und ließ den Schotterweg unter seinem Gewicht knirschen. Bamus hatte begonnen ein Lied zu summen und sollte Maruka nicht weiter mit ihm sprechen wollen, würde der Elf zurück zu diesem auf den Kutschbock klettern.
Maruka konnte entscheiden, was sie nun tun wollte. Sie könnte jeden der Drei ansprechen – auch Eren, bei dem nicht ganz klar war, ob er nun schlief oder wach war. Die Zeit würde auf jeden Fall verstreichen und sie Stück für Stück ihrer Heimatstadt näherbringen.
Am Abend würden sie an einem neu entstehenden Dorf vorbeikommen. Mittlerweile schien die Arbeit für den Tag niedergelegt worden zu sein, doch man konnte gut viele Hütten und Häuser erkennen, die sich noch im Entstehungsprozess befanden. Doch obwohl Maruka erfahren würde, dass dieses mitunter von Söldnern, die zu den Angreifern Zyranus zählten, erbaut wurde geschah ihnen nichts. Der Wagen wurde weder aufgehalten noch von irgendwelchen Gestalten bedrängt. Und nun war der Weg bis zu ihrem Ziel nur noch eine Stunde entfernt.
Maruka würde irgendwann die Lichter der Magierstadt erkennen können. Das große Tor wurde vom Feuerschein angeleuchtet, so dass es im Dunkeln imposant erstrahlte. Da war sie nun wieder: Zyranus!
Die Wachen würden sie vermutlich passieren lassen und auch Bamus besaß einen Passierschein der Händler. Er würde sie innerhalb der Stadt nur ein kleines Stück noch mitnehmen, ehe sich ihre Wege trennen würden.
„Da paschts aufanander uff! Gahabt euch wohl!“, rief er ihnen mit einem breiten Lächeln zu. Eren sah sich aufmerksam um. Er war das erste Mal in Zyranus, wie Maruka von Kílí erfahren würde.
„Nun denn, was als nächstes? Eren und ich sollten uns ein Gasthaus suchen, in dem wir unterkommen können.“, schlug Kílían vor, ehe sich Eren zu Wort meldete.
„Wir sollten erst einmal Maruka nach Hause bringen und sicherstellen, dass sie keine unkontrollierten Erdreisen unternimmt. Danach können wir noch immer eine Bleibe suchen.“ Er sah die junge Frau an, denn diese würde am Ehesten den Weg kennen. Auf der Schulter des Diebs saß mittlerweile wieder Khai, der sich auszuruhen schien.
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Re: Das Umland von Zyranus

Beitrag von Maruka » Montag 29. April 2024, 17:57

„So bist du eben...“
Eren nickte leicht, um nicht erneut Hoffnungen zu schüren, dass zu diesem Thema noch von ihm etwas kommen würde. Eren schien kein Mensch zu sein, der sich für das Gefallen eines anderen zu etwas zwang. Er war niemand der sich gern verbog. Machte ihn das unsensibel? Nein, sicher nicht. Emphatisch war er ja. Es machte ihn eher unflexibel und da traf er auf ein Echo in der jungen Maga. Was man bei sich selbst nicht mochte, konnte man bei anderen noch viel schwerer akzeptieren, das war ein Grundgesetz. Ein Beispiel dafür... Der der Fremd ging, war chronisch eifersüchtig und jemand der sich eben schwer mit Veränderungen tat, der konnte mit einem unflexiblen Geist nicht gut umgehen. Maruka hatte etwas geteilt, was sie sonst nicht getan hätte und gehofft, dafür auch etwas zurück zu bekommen, doch sie wurde entäuscht.
„Ich bin nicht verärgert. Ich bin … ein wenig traurig... enttäuscht, könnte man sagen. Aber...“
Das Leben unterlag ständigen Änderungen und selbst eine Erdmaga wie Maru versuchte sich anzupassen und neue Wege zu probieren. Sie war ebenso ein Sturkopf wie er, wagte aber wenigstens den Versuch sich anzupassen. Aber Eren schien es eher mit der Einstellung zu halten, dass man ihn halt akzeptieren müsse, so wie er eben war. Gut. Dabei vergaß er nur, dass er damit auch das Risiko einging, dass man sich eben gegen einen gemeinsamen Weg mit ihm entschied. Von dem Faktor Zeit war dabei bisher keine Rede gewesen und noch bestand Hoffnung, also fragte Maruka Kilian:
„Ist er immer so? Du kennst ihn doch länger! Wird das immer so bleiben, oder ist zu erwarten, dass er auch mal irgendwann den Mund aufmacht? Ich will nur wissen, ob das so ein Dauerzustand bleibt, oder ob sich daran noch mal was ändern könnte.“
Eren zog in diesem Moment seine Hand zurück und stand kurz auf, um sich neben eine Kiste zu setzen. Er schob sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf, so dass dieser sein halbes Gesicht verdeckte, verschränkte die Arme und schien entschlossen zu sein nun ein Nickerchen zu machen. Die Geste war eindeutig und Maruka zitterte. Vielleicht war es besser, als wenn er aus dem Wagen gehopst wäre, aber die Zurückweisung stach trotzdem in ihr junges Herz. Man sah ihr ihre Verwirrung und auch den Schmerz an.
War das so falsch? Hätte ich das nicht fragen sollen? Wie soll ich denn sonst...
Kílían sah dem kleinen Schauspiel zu und seufzte. Er erkannte als erster das Problem. Die sprichwörtliche Schlange biss sich in den Schwanz. Er entschuldigte sich bei dem netten Händler, wandte sich auf dem kleinen Sitz um und kletterte in den Innenbereich des Planwagens, während er Maruka näher heranwinkte. Sie kroch näher, aber behielt Eren im Auge. Der Bandit mochte rein äußerlich eine fast magische Anziehung auf sie auswirken, aber sein Verhalten gab ihr mehr und mehr Rätsel auf, so dass die Faszination langsam ins Flackern geriet, wie eine Flamme, die vom Wind zu erlöschen drohte. Eren wich dem Gespräch aus, aber wenigstens Kilian versuchte sich an einer diplomatischen Lösung:
„Würde es mit ihm immer so sein und bleiben, würde auch ich nichts über Eren wissen, Maruka.“
Ja, aber du hattest Zeit ihn kennen zu lernen. Ich soll ihm ...euch... einfach blind vertrauen und mit euch kommen? Und jetzt so eine Reaktion?? Das ist doch merkwürdig... und auch irgendwie unhöflich. Ich breite mein Herz aus und er... erst motiviert er mich was zu erzählen durch sein Nachfragen und jetzt... Jetzt herrscht das große Schweigen. Das fühlt sich an wie eine Ohrfeige. Dann hätte er doch einfach sagen können, er macht bei diesem Spiel nicht mit und gut. Er lässt mich erzählen, was mich berührt und gibt aber nichts zurück. Das... das ist so unfair!
Maruka verschränkte die Arme unter der Brust und machte einen etwas bockigen Gesichtsausdruck in der Flut ihrer Gedanken. Sie war zwar kein Kind mehr, aber noch immer keine erfahrene Erwachsene und soziale Gefüge verstand sie nicht gut. Während Kilian weiter redete, schaute Maruka auf einen Zipfel ihres Halstuches und drehte es um ihren Finger.
„Ich will mich, was Eren angeht, aber auch nicht zu stark in euer Kennenlernen einmischen. Er ist nicht die offenste Person, aber ich finde, dass das nichts Schlechtes ist. Jeder hat eben sein eigenes Tempo und auch eigene Gründe offen oder verschlossen zu sein....Sieh es einfach mal aus dieser Perspektive. Wenn ein Vogel in deiner Nähe landet, wird dieser auch nicht sofort auf deine Hand flattern, nur weil du sie ihm hinhältst. Auch nicht, wenn du ihm Körner darbietest.“
Vögel? Konnte ich noch nie mit was anfangen...
Leider wählte der Elf nicht den besten Vergleich, aber Maruka hörte trotzdem aufmerksam zu.
„Du kannst nun aufgeben, oder es mit der Zeit weiter versuchen. Du kannst dir natürlich auch einen anderen Vogel oder ein anderes Tier suchen, wo es einfacher ist.“
Wie wäre es mit einem Maulwurf, einer Wühlmaus oder... einem Regenwurm?
Sie merkte selbst, dass sie abschweifte und konzentrierte sich neu. Es ging nicht um die Tierarten, sondern darum Eren zu verstehen. Aber... wer versuchte SIE zu verstehen?
„Die Entscheidung liegt bei dir. Eine Beziehung aufzubauen ist nicht immer leicht, aber mein Ratschlag an dich wäre… die Schwierigeren nicht zu scheuen, denn oftmals sind es eben diese, die dann Bestand haben und … Aufrichtiger sind, als die anderen.“
Heißt das, weil du offener bist, bist du dann im Umkehrschluss weniger ehrlich mit mir?
Maruka war knatschig. Sie verstand zwar was Kilian sagen wollte, doch sie war auch verletzt und brauchte ebenfalls Zeit um zu verstehen und zu entscheiden, was das alles für sie bedeutete. Wenn man immer wieder auf das negative in einem Vorhaben hingewiesen wurde, dann sah man eben nur noch das und nicht die guten Möglichkeiten. Deshalb hatte sie etwas schönes hören wollen und das wurde ihr verweigert. Nicht einmal der Elf ging auf sie ein, sondern verteidigte eher das Verhalten seines Freundes. Selbst Kilian erzählte nichts. Das war frustrierend. Maruka gewann den Eindruck, sie gehöre nicht dazu. Das wurde ihr deutlich. Der Faktor Zeit, der das ändern könnte, war zu klein und noch nicht für sie sichtbar.
„Was Eren angeht… er wird dich sicher noch oft enttäuschen!“
Na super!
Maruka presste die Kiefer aufeinander. Kilian verstand es gerade nicht wirklich ihr Mut zu machen.
„Und vieles, was er tut oder sagt, wird teils erst viel später einen Sinn ergeben. So erging es zumindest mir über mehrere Monate! Die ersten 7 Wochen unseres Kennenlernens haben wir… puh lass mich nicht Lügen… vielleicht 20 Sätze miteinander gewechselt?!“
Ein amüsiertes Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Elfen, als er sich wohl der Anfangszeiten ihrer Bekanntschaft erinnerte. Der Vergleich stand im Raum, dass Eren momentan geradezu gesprächig war.
Soll mich das jetzt beruhigen, oder ehren? Ich versteh es nicht.
„Heute Nacht nannte er dich bereits einmal Kameradin! Wenn du beschließt all dem eine Chance zu geben, wirst du vielleicht irgendwann verstehen, was das bereits bedeutet.“
...also ehren.
Etwas verwirrt betrachtete sie Kilian, Eren, auch mal den Vogel, der ab und an die Nähe des Banditen suchte und hinter dem Wagen her flog. Das flatterhafte Gefühl in ihrem Magen, welches seinem Flügelschlag glich, hatte sich etwas gelegt, denn Kilian hatte in der Tat eine gute Art mit ihr zu reden und ihr die Welt zu erklären. Es lag vielleicht auch einfach an seiner Stimme. Ihr Klang war angenehm und beruhigend.
Es lag jetzt aber an ihr eine Entscheidung zu treffen, aber in ihrem Kopf schwirrten Vergleiche von Flattertieren, Flügel schlugen hektisch und trieben zur Eile, die ihr nicht lag. Maruka hob beide Hände vors Gesicht und rieb sich jenes ausgiebig. Der Elf war inzwischen zum Händler auf den Kutschbock zurück gekehrt. Eren tat so als ob er schliefe und versteckte sich unter seiner Kapuze und Maruka fühlte sich ...überfordert und auch ein bisschen einsam, also ließ sie ihren Blick lieber weg von den Problemen, fort über die weite Landschaft schweifen.
Der Wagen rollte weiter die Straße hinunter und ließ den Schotterweg unter seinem Gewicht knirschen. Jeder kleine Stein gab dabei seinen eigenen Ton von sich und gemeinsam sangen sie Marukas Lied. Bamus hatte ebenfalls begonnen ein Lied zu summen. Ohne zu wissen, wie gut ihr die ruhige Melodie tat, tat der Mann einiges dazu, dass die Erdmaga sich wieder beruhigte. Die sonoren Frequenzen, das dunkle Brummen erdete die junge Frau und bald begann sie leise mit zu summen.
Maruka konnte sich nicht entscheiden, was sie nun tun wollte, also schon sie die Entscheidung noch ein Weilchen auf. Die Zeit verstrich in Schweigen und brachte sie Stück für Stück ihrer Heimatstadt näher. Sie stellte keine Fragen mehr, keine Forderungen. Sie ließ das Gesagte sacken und sortierte in Gedanken die Informationen. Am Abend kamen sie an einem neu entstehenden Dorf vorbei und sie sah einige der vielen neuen Gesichter, die sich um Zyranus angesiedelt hatten. Roan hatte ihr davon berichtet, aber da war Maruka wohl eine waschechte Zyranerin. Sie hatte sich bisher kauf für die Welt außerhalb der Magierstadt interessiert, bis auf den kurzen Exkursionen die eher der Messung und Dokumentation ihrer Fähigkeiten gegolten hatten. Doch das hatte sich geändert!
Jetzt sah sie die Menschen, dunkle Elfen, sogar Orks, die friedlich sich hier gemeinsam eine Heimat aufzubauen versuchten. Man konnte viele Hütten und Häuser erkennen, die sich noch im Entstehungsprozess befanden. Sie wurden von Söldnern bewohnt, die einst zu den Angreifern Zyranus zählten, doch der Krieg hatte jäh geendet.... mit einer dämonischen Explosion, einer Welle der Grausamkeit, die so verehrend gewesen sein musste, dass keiner dieser Seelen hier noch Lust auf Krieg hatte. Man sah es den Übriggebliebenen an. Alle richteten sie ihren Blick nach vorne, nicht zurück. Es war fast ein... schicksalshafter... Augenblick.
Selbst wenn das mit Eren und Kilian nicht klappen sollte, dann kann ich hier vielleicht einen ersten Schritt in ein neues Leben... in ein neues Schicksal wagen. Hier gibt es sicher viele neue Geschichten zu erleben. Dieser Ort scheint gut zu sein für einen Anfang...
Aufmerksam betrachtete sie die vorbei ziehende Szenerie voller Neugierde und wenn sie nicht so müde gewesen wäre, die Situation eine andere, sie nicht schnell nach Zyranus gemusst hätte um ihr Halstuch reparieren zu lassen... wer weiß. Vielleicht wäre SIE einfach vom Wagen gesprungen um sich unter dieses neue Leben zu mischen. Hier könnte sie helfen. Sie könnte den Menschen sagen, wo sie ihre Häuser bauen konnten, wo das Erdreich guten Halt für feste Fundamente bot und wo nicht. Sie packte gerne mit an. Aber... sie wollte auch weiter... Die Ferne rief nach ihr.
Maruka hatte dieses neue Gefühl gekostet, noch nicht erfahren was Fernweh wirklich bedeutete, aber sie hatte Lust auf ein Abenteuer und sich eigentlich schon längst entschieden gehabt. Doch jetzt...
Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter zu Eren.
Ich soll ihm Zeit geben. Ich hab auch keine Zeit. ER will dass ich abwäge, stößt mich auf all die Gefahren hin, soll sie erkennen. Das tu ich. Bin nicht dumm. Ich bin jung und unerfahren, aber ...sie wollen doch etwas von mir, oder? Ich soll sie zu irgendwelchen Bruchstücken führen. ...Ich weiß aber immer noch nicht, ob er mich nun dabei haben will oder nicht. Seine Signale sind so...
Maruka schüttelte sich.
Ach verflixt!
Es war einfach schwierig. Maruka mochte diese ganzen neuen Gefühle nicht wirklich. Zumindest nicht alle. Manche waren aufregend und schön, andere verwirrend und weniger schön.
...Könnte ich ihn einfach ignorieren, solange er seine 'Zeit' braucht?... Wäre das nicht unhöflich? Muss man nicht zusammen arbeiten, wenn man zusammen reist?
Sie kam auf keine Lösung und Zyranus war nur noch eine Stunde entfernt. Maruka konnte irgendwann die Lichter der Magierstadt erkennen können. Das große Tor wurde vom Feuerschein angeleuchtet, so dass es im Dunkeln imposant erstrahlte. Der größte Unterschied zu früher war, dass es weit offen stand. Der Anblick war für sie wirklich ungewohnt und genauso schicksalshaft wie der Anblick dieses kleinen Dorfes, an dem sie vorbei gekommen waren. Beides lud ihren Geist ein sich offen der Veränderung zuzuwenden. Warum scheute Eren sie so seht, oder irrte sie sich? Nur er könnte es aufklären. Erwartete er nur das Schlechte? Wollte er sie alle vor dem was er schlechtes erlebt hatte beschützen? Aber... wo blieb dann das Leben, wenn er Maruka quasi durch sein Verhalten rief zuhause zu bleiben. War er vielleicht genauso hin und her gerissen wie sie?
Wenigstens kann ich mich auf Kilian verlassen... in diesem sozialen Knäuel aus Verwirrungen. Er scheint zumindest zu wissen, wie er mir einiges erklären kann. Solange er dabei ist... könnte ich Eren ertragen, egal ...wie er ist. Ertragen... Hihi... Genau ich 'erdulde' seine Eigenheiten. Ich muss... muss vielleicht einfach lernen damit umzugehen? Ich bin ja auch nicht ganz einfach.
Sie starrte auf die sich verjüngende und dahin gleitende Straße. Es war merkwürdig rückwärts zu fahren, wenn der Weg sich dabei von einem entfernte, wo sich doch alles in ihr sehnte vorwärts zu schreiten. Maruka war, als sollte sie noch einmal einen Blick auf das Vergangene werfen, aber wollte doch nur voran kommen. Der Drang einfach vom Wagen zu springen, fort zu laufen, einfach irgendetwas zu machen... zu tun... Er war groß. Also tat sie es.
Vielleicht war es auch ihrer Müdigkeit geschuldet und dem Wunsch sich wieder zu bewegen, als sie sich vom Wagen rutschen ließ und dahinter auf den Füßen landete. Einen Moment lang fühlte sie sich wackelig, einen Atemzug gab sie sich um zu träumen, laufend durch Felder, dann riss sie sich zusammen und dreht sich um. Der Wagen war weiter gerollt, aber nicht weit. Sie eilte sich aufzuschließen und lief dann einfach neben ihm her. So konnte sie sich mit der Landschaft ablenken. Vielleicht wurden ihre Beine auch schnell wieder müde, aber in diesem Moment brauchte sie den Abstand sowie die Bewegung um den Kopf frei zu bekommen. Sie war wie ein Stein ins Rollen geraten und das Gespräch mit Eren war stagniert und zum liegen gekommen. Es gefiel ihr nicht, aber sie beschloss es zu akzeptieren. Wie die Geschichte sich weiter entwickeln würde, war noch nicht geschrieben. Vielleicht sprang sie auch nach einer Weile wieder hinten auf, aber sie sprach nicht mehr. Nachdenklich folgte sie den Weg und bald waren sie wieder dort, wo alles begonnen hatte.
Zyranus!
Es war ihre Heimat, auch wenn manch einer mehr die Nachteile der Stadt, die Verbohrtheit der magischen Menschen dort nicht schätzte. Zyraner waren alle etwas eigen und so auch Maruka. Auch sie musste man wohl 'nehmen wie sie war'. Es blieb noch offen, ob die drei zufälligen Bekannten zusammen bleiben würden oder nicht. Ob sie einander ertrugen. Wie zufällig ihr Zusammentreffen wirklich war, war auch noch ein Geheimnis. Vielleicht hatte Marukas Fähigkeit sie zu Eren geführt, vielleicht war es ein Versehen gewesen? Es wäre schon fast komisch, wenn sich einer von ihnen dagegen entschied zusammen zu bleiben und Maru nach dem nächsten Schlafen abermals in seinen Armen erwachen würde... was für ein abstruser Gedanke!
Die Wachen ließen sie nach einer kurzen Kontrolle passieren und innerhalb der Stadt trennten sie sich bald von dem Händler.
„Da paschts aufanander uff! Gahabt euch wohl!“
, rief der sympathische Mann ihnen mit einem breiten Lächeln zu.
„Vielen Dank noch mal fürs Mitnehmen!“
, rief auch Maruka ihm zu und winkte. Eren sah sich derweil aufmerksam um. Er war das erste Mal in Zyranus, wie Maruka von dem Elfen erfahren durfte, denn Eren erzählte es nicht selbst, sondern es war wieder Kilian der sprach. Ob der Elf schon einmal hier gewesen war, wurde nicht erwähnt.
„Nun denn, was als nächstes? Eren und ich sollten uns ein Gasthaus suchen, in dem wir unterkommen können.“
, schlug Kílían vor, ehe sich Eren zu Wort meldete. Maruka war schon im Nicken begriffen.
„Wir sollten erst einmal Maruka nach Hause bringen und sicherstellen, dass sie keine unkontrollierten Erdreisen unternimmt. Danach können wir noch immer eine Bleibe suchen.“
Er sah die junge Frau an, denn diese würde am Ehesten den Weg kennen. Auf der Schulter des Diebs saß mittlerweile wieder Khai, der sich auszuruhen schien und sich an dem bunten Trubel um ihn herum nicht zu stören schien.
Sind Vögel nicht normalerweise schreckhafter?
Maruka konnte mit diesen Tieren einfach nichts anfangen. Der Anblick des kleinen Raubvogels mit dem gefährlich aussehenden kleinen Schnabel mitten in Zyranus war schon etwas ungewöhnlich. Normalerweise hielten sich Tiere von zu vielen Menschen fern und in Zyranus war es nun mal gerade mehr als voll. Maruka sah die beiden einen Moment schweigend an, dann hob sie eine Augenbraue.
„Ist ja nett, dass du mich beschützen willst, du meinst es sicher gut. Ihr seid jetzt aber in meiner Stadt. Das hier ist mein 'Revier'. Mein 'Zuhause' könnt ihr ohnehin nicht einfach so betreten, denn die Akademie ist nur für Schüler und Lehrpersonal. Sie ist eine eigene kleine Stadt in sich. Besucher müssen sich dort offiziell anmelden. Entweder ich bringe euch zur Taverne und gehe dann sofort zu Professor Synapse und für den Fall, dass sie nicht da sein sollte, komme ich zu euch zurück, versprochen, oder... ihr begleitet mich zu ihr. Das könnte dann aber etwas länger dauern, denn der Magierturm, wo sie ihr Büro hat, öffnet sich nicht für jeden. Helfen könnt ihr da meiner Meinung nach ohnehin nicht viel. Ist also eure Entscheidung.“
Das Zentrum aller Magie in Zyranus hatte seine ganz eigene Sicherungen. Es gab Medaillen, die die Lehrmeister trugen und sie für die unterschiedlichen geheimen Bereiche frei schalteten. Auch die Schüler der Akademie hatten nicht überall Zugang, auch wenn ihre magische Signatur gespeichert war. Wollte man zu einer Lehrkraft musste man einige Barrieren überwinden. Allein wäre Maruka gewiss schneller da sie hier hin gehörte, aber sie gab auch zu, dass besonders Kilians Anwesenheit vielleicht hilfreich sein könnte um die Ereignisse zusammenfassend Jolanta zu schildern. Allerdings fragte sich auch Maruka, ob Jolanta sich gestört fühlen könnte, denn normalerweise frequentierte sie sie nur einmal im Jahr, oder eben bei besonderen Vorkommnissen.
Dies ist wohl ein besonderes Vorkommen.
Mit den Schultern zuckend und verschränken Armen stand sie da und betrachtete die Männer. Die Notwendigkeit der Erneuerung der Rune brannte ihr unter den sprichwörtlichen Nägeln. Ohne sie könnte es schwierig werden eine ruhige Nacht zu bekommen. Die bereits durchgemachte nagte an Marukas Knochen und an ihrer Geduld, was ihren Fuß wippen ließ und sie langsam unleidlich machte. Unausgeschlafen war die Erdmaga eben nicht ganz so leicht zu ertragen. Sie sehnte sich nach ihrem Bett! Sehr! Nicht mal etwas warmes zu Essen konnte sie noch locken. Maruka wollte nur noch so schnell wie möglich zu Jolanta, ob die beiden nun mitkamen oder nicht und dann schlafen. Die letzten zwei Tagen lagen ihr schwer in den Knochen.
„Also? Zur Taverne oder in die Akademie und zum Turm der Magie?“
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"Ich schreibe so lange, wie der Leser davon überzeugt ist, in den Händen eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein."
Stephen King

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