Verwirbelungen des Lebens

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Erzähler » Montag 30. Oktober 2023, 21:53

Kyano kommt von: Die Universität

Er musste raus. Musste weg. Die Informationen waren zu viel gewesen, obwohl ihr Inhalt so einfach war. Alles, was danach aber käme, das würde schwer werden. Schwer wie Blei und klebrig wie Teer. Es würde ihn, einen Luftmagier, am Boden halten und er würde sein sicheres Netz verlieren, wenn er zu weit aufstieg. Kyano kannte nur eine Medizin, die das, was ihn gerade umtrieb, heilen könnte. Erion… er war nun die einzige Konstante, die er jetzt brauchte und ertragen konnte. Rubina hatte versprochen, dass sie sich kümmern würde, und sie hatte ihn gehen lassen. Nicht, weil er ihr egal war oder sie die Dinge nicht besprechen wollte, sondern weil sie ihn kannte. Und weil sie ihn so nahm, wie er war. Jetzt war die Zeit für ihn, den Kopf freizubekommen, bevor er wieder ansprechbar wäre. Und wo konnte Kyano besser für das Durchpusten seines Gehirns sorgen, wenn nicht bei einem wilden Ritt auf seinem Hengst? Den Weg zum Stall fand er mühelos und das auch selbst in Anbetracht seines Zustandes. Tatsächlich sah sein Hengst freudig wiehernd auf, als er Kyano erkannte. Erion sah gut aus. Die Kosten für das Unterstellen und Einstreuen waren gut angelegt gewesen, denn sein Hengst war im tadellosen Zustand. Der Stallwirt, Kerren, hatte nicht zu viel versprochen und das Geld von Kyano beziehungsweise seiner Eltern gut angelegt. Es dauerte kaum mehr als ein paar Minuten, da stand der Hengst gesattelt und kräftig vor dem großen Stadttor. Normalerweise war es geschlossen und ein magischer Schutz scannte jeden Neuankömmling. Das reinigte die Stadt vor unliebsamen Eindringlingen. Nun aber standen die Tore weit offen und vor der Stadt erstreckte sich ein gewaltiges Trümmerfeld. Hier hatte es eine Explosion gegeben, die alles von der Belagerung zerstört hatte. Es lagen lediglich nur noch vereinzelte Fragmente einer ansonsten vernichteten Belagerung auf dem Grasland. Zudem war ein Krater entstanden, dort, wo die Explosion ihr Zentrum gehabt hatte. Kyano konnte unbehelligt durch das Tor, musste aber einen immens weiten Bogen um die zerstörte Zeltstadt reiten, wenn er das Grasland mit seinem Frostboden erreichen wollte. Hier und dort sah er vereinzelte Grüppchen verschiedenster Herkünfte, die entweder in den Trümmern nach etwas suchten oder aber einander stützten, um den Weg in die Stadt zu gehen. Die Belagerung war nun ein paar Tage schon beendet, aber erst jetzt war klar, das Zyranus erstmalig in seiner Geschichte, die Tore öffnete für Fremde. Ob magisch oder nicht. Erion aber wurde nur kurz unruhig bei den Gerüchen, dem Anblick von verbrannter Erde und den vielen, ungewohnten Flüchtlingen. Dann aber, sobald sich das Trümmerfeld allmählich aus ihrem Sichtfeld zu schieben begann, spitzte der Hengst nur die Ohren und Kyano konnte fühlen, wie die Kraft seines Tieres nur darauf wartete, endlich lospreschen zu können.
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Kyano » Dienstag 31. Oktober 2023, 12:52

Es hatte ihm und seinem verletzten Ego gut getan, dass seine Freundin genauso wenig begeistert von dieser Neuigkeit gewesen war wie er. Ja, am Rande seines Blickfeldes hatte er sich sogar ein paar Rauchwölkchen eingebildet, wie so oft, wenn sie wirklich wütend war und im ersten Moment dadurch ihre Kräfte nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Aber im Endeffekt half ihm auch das nicht weiter, gleichfalls wie der Kuss, den er ihr auf die Lippen gedrückt hatte. Oh, was hatte er sich diesen Moment schon so oft in seinen Gedanken ausgemalt und nie war es in solch einer Situation oder derart dilettantisch gewesen! Schließlich hatte er seine Erfahrungen und bildete sich auf sein Können durchaus etwas ein. Nein, wenn er sie küssen würde, wollte er es für sie intensiv, stürmisch und absolut unvergesslich gestalten! Doch was hatte er getan? Er hatte sie überrumpelt, gepackt und ihnen beiden nicht mal die Gelegenheit gegeben, auch ihre Zungen daran zu beteiligen. Das hatte er also auch gehörig versemmelt, noch ein Grund mehr, um von hier zu flüchten.
Auf Rubina konnte er sich verlassen, das wussten sie beide, und auch auf ihren Verstand. Sie würde schon wissen, was zu tun wäre mit seinen Sachen, viel besser, als es ihm mit der allergrößten Konzentration jemals möglich wäre. Somit gab es nichts und niemanden mehr, der ihn aufgehalten hätte, obwohl er ihr noch einige Antworten schuldig blieb, weil er die Fragen schlichtweg überhört hatte, als er vom Gelände der Universität eilte.
Seinen Hut hatte er längst verloren und konnte dieses Mal auch getrost darauf verzichten, einen Ersatz zu besorgen. Die Studentenrobe selbst legte er, wie üblich, bei jenem Stall ab, in dem Erion ungebracht war. Dort gab es eine kleine Garderobe für solche Fälle und Hose wie Hemd trug er sowieso immer darunter, weil er nie wissen konnte, wann er eine Pause hätte, die er für einen Ausritt würde nutzen können. Außerdem mochte er es nicht, wenn sich der Stoff der Robe, der ihm stets zu kratzig gewesen war, an seinem besten Stück herum rieb. Auf diese Weise ersparte er sich wenigstens einen lästigen Gang in sein ehemaliges Zimmer oder gar in sein altes Zuhause, und konnte gleich losreiten.
Sein Hengst freute sich über seinen Anblick und auch Kyanos Miene hellte sich einen Moment lang auf, als er sehen konnte, wie prächtig es seinem Tier ging. Das Fell glänzte, der Körper strotzte vor Energie und Kraft und auch Mähne wie Schweif wiesen keine Spuren von Vernachlässigung auf. "So, du kleiner Halunke!", begrüßte er Erion und zupfte ihn am seinem Ohr, ehe er ihm den langen, schön geschwungenen Hals klopfte. "Bereit für ein Abenteuer? Heute kannst du mich fertig machen!", murmelte er und konnte nicht verhindern, dass sich dabei Bitterkeit in seine Stimme mischte.
Rasch schüttelte er den Kopf und holte Sattel mitsamt Zaumzeug. Als geübter Reiter und Pferdebesitzer war es ihm wichtig gewesen, diese Handgriffe ebenfalls zu lernen, ausnahmsweise mit viel Ernst und Gewissenhaftigkeit. Zwar genoss er es auch sehr, einfach nur mit einer Decke zwischen sich und dem Tierleib zu reiten, aber wenn es um viel Tempo ging, war ein Sattel eindeutig seine erste Wahl.
Es dauerte lediglich ein paar Minuten, dann konnte er aufsitzen und seinen Hengst allein mit Schenkeldruck aus der Box und dem Stall hinaus zu leiten. Noch hielt er die Zügel lose in der Hand und obwohl er wusste, dass das keine gute Idee war, hob er den Blick in Richtung der Universität. Sofort fühlte er einen Klumpen im Magen, Frust und Wut und Enttäuschung stiegen in ihm auf und verleiteten ihn dazu, den Mittelfinger der freien Hand dorthin zu halten. "Saftladen, elendiger! Erstickt an eurem eigenen Staub, ihr alten Kuttenträger!", grollte er und hätte vermutlich noch mehr von sich gegeben, das mitunter auch andere hätte hören und verstehen können, was zu weiterem Ärger geführt hätte, hätte sein Hengst nicht irritiert geschnaubt und den Kopf geschüttelt.
Automatisch klopfte er ihm den Hals und ließ sich bereitwillig ablenken. "Schon gut, mein Dicker. Du hilfst mit schon, mich wieder zu beruhigen.", sprach er ihm begütigend zu und lenkte ihn zum großen Tor der Stadt. Dabei half ihm die Ablenkung um ihn herum erstaunlich wenig. Zu gewichtig, zu Weg entscheidend war dieser Rauswurf gewesen, dass nicht einmal dieser Luftikuss und Träumer es schaffte, nicht daran zu denken.
Darauf bauend, dass Erion von allein wusste, wo er hinzugehen hatte, ehe es mit dem Galopp losgehen könnte, versank er in seinen Gedanken und ließ das Gespräch mit dem Professor noch einmal Revue passieren. Was zwar hilfeich sein mochte, um sich etwas klarer darüber werden zu können, nicht aber, wenn man einen empfindsamen Hengst zu reiten versuchte. Sobald sich Kyanos Körper mehr anspannte, als dass er die Lippen aufeinander presste, zuckten die Pferdeohren nervös hin und her. Und als er auch noch einen deftigen Fluch zischte, schnaubte Erion hörbar irritiert. So kannte er seinen Reiter nicht und reagierte beunruhigt darauf. Oder lag es an der ungewohnten Umgebung draußen, direkt vor dem Tor? Der junge Mann wusste es nicht und konnte sich darum ausnahmsweise auch nicht kümmern, weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Weiter ließ er seinem Tier freie Hand und merkte erst auf, als er spürte, wie sich der Körper unter ihm anzuspannen begann, wie ein Flitzebogen. Das war stets das Signal für sie beide, dass es gleich losgehen würde, und darauf reagierte auch Kyano. Blinzelnd kehrte er in die Wirklichkeit zurück, atmete einmal tief durch und griff die Zügel fester.
Dann gab er dem Tier mit einem leichten Schenkeldruck zu verstehen, dass er loslegen konnte. Kaum lief Erion los, da begab sich dessen Reiter in den Leichten Sitz. Dabei drückte die Füße fest in die Steigbügel und presste die Knie gegen den Sattel, um seinen Hintern in der Luft halten und sich dabei, zum Ausbalancieren, auch vorbeugen zu können. Das entlastete den Rücken seines Hengstes und bot dem starken Luftstrom zusätzlich Fläche, um dagegen zu drücken. Er genoss es und schob das Brennen seiner Augen dem scharfen Wind zu, der ihn traf, während er gleichzeitig das Gefühl von Freiheit erlangen konnte.
Im Gegensatz zu sonst stellte es sich zwar nicht sofort ein, aber nach einer guten halben Minute konnte er spüren, wie sein Hirn allmählich durchgepustet wurde. Sein Griff um die Zügel wurde fester, die Knie presste er härter gegen den Sattel und den Oberkörper beugte er noch eine Nuance tiefer über den Hals des Tieres. "Los, du Halunke, gib alles! Zeig mir, zu was du fähig bist!", spornte er den Hengst an und jubelte auf, als auch dieser noch einmal alles aus sich heraus holte.
Ewig würden beide das Tempo nicht halten können, dessen war es sich bewusst. Aber bis dahin wollte er jeden Atemzug und das Prickeln in seinem Mund ob des darin schneidenden Windes genießen.
Irgendwann jedoch war es vorbei, keuchend wurde Erion langsamer, verfiel zuerst in einen gemütlicheren Kanter, dann in einen leichten Trab und schließlich in einen gemächlichen Schritt. Beide waren ausgepumpt, das konnte man hören, der Schweiß war ihnen ausgebrochen und die Glieder fühlten sich schwer an. Kyano plumpste zurück in den Sattel, löste seine Füße aus den Bügeln, um sie entspannt herab baumeln lassen zu können und ließ die Zügel lockerer, während er seinem tierischen Freund den Hals klopfte. "Gut... gemacht... mein Di...cker...", schnaufte er und schloss vertrauensvoll die Augen.
Oh, wie hatte das gut getan! Er fühlte sich leicht, befreit und einfach nur... erschöpft.
Plötzlich blieb das Pferd stehen und beugte sich vor, sodass er ihn in die derzeitige Realität zurück holte. Der junge Mann schnaubte leise und schüttelte mit einem tadelnden Laut den Kopf. "Du alter Vielfraß! Nach dem bisschen Laufen schon wieder fressen! Wieso wusst' ich das?", schimpfte er grinsend und klopfte erneut den verschwitzten Hals. Unten wurde gegen das Gras geschnaubt, das als Leckerbissen dienen sollte.
Doch jetzt und hier schon stehen bleiben, wollte Kyano nicht, weswegen er an den Zügel leicht zog. Normalerweise half das immer, um seinen Willen durchzusetzen. Dieses Mal allerdings schaltete Erion auf stur. "Was zum...?", entkam es dem Luftmagier erstaunt, ehe sich seine Miene verfinsterte. Nein, er war noch immer nicht guter Laune und schon gar nicht wollte er jetzt noch mehr Ungemach haben, indem er seinem Tier dessen Willen ließ. "Du dicker Bock, los, beweg dich!", schimpfte er ungewöhnlich dünnhäutig und zog fester an den Zügeln, drückte gleichzeitig auffordernd mit den Schenkeln.
Im selben Moment erklang in der Nähe ein undefinierbares Geräusch, das sie beide zusammen fahren ließ. Mehr noch, während Kyano lediglich zusammen zuckte und sich umsehen lassen wollte, da schoss Erions Kopf hoch. Zum Leidwesen seines Reiters, der sich ob des Kampfes um die Kontrolle vorgebeugt hatte und dadurch unangenehm fest gegen den Oberkörper getroffen wurde. Scharf sog er den Atem ein, während die Ohren seines Pferdes zuckten.
Und als wäre sein Tag nicht schon scheiße genug verlaufen... sprang der Hengst mit einem lauten Wiehern plötzlich auf die Seite. Das war zu viel für seinen Gleichgewichtssinn, denn durch den Schwung kippte er gefährlich nach links. Normalerweise hätte er das gut ausgleichen können, die Steigbügel hätten seinen Füßen Halt geboten und vor allem im gestreckten Galopp war sein Körper angespannt genug, um sich zu halten. Jetzt jedoch...
Das Ende vom Lied war, dass Kyano mit einem dumpfen Laut schmerzhaft im Gras landete, während Erion ein paar Schritte weiter erst zur Ruhe kam und sich nervös umsah. "Bei Feylins vollgeschissenen Windeln!", schimpfte der junge Mann ächzend und kämpfte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Seite, um am Ende so wieder auf die Beine kommen zu können.
"Erion, was zum...", begann er, auf seinen Unterarm gestützt, während vor allem sein Hintern weh tat, und dennoch noch nahe genug am Boden, um direkt durch das Gras einen kleinen, pelzigen, braunen Körper mit langem Schwanz zu sehen. Er hielt inne und starrte einige Atemzüge lang auf die große Feldmaus, ehe diese von sich aus die Flucht ergriff.
Kyano sah ihr nach, um schließlich den Blick auf seinen Hengst zu richten. "Du Klappergestell von einem Angsthasen! Echt jetzt?! Du wirst mich ab wegen einer Maus?!", warf er ihm vor und schickte ihm einen Luftstrom, der die Mähne kräftig durcheinander wirbelte. Ein beleidigtes Schnauben war die Folge und ließ ihn ein wenig grinsen. Er wusste schließlich, dass es sein Pferd überhaupt nicht mochte, wenn er seine Magie bei ihm anwandte.
Das versöhnte ihn beinahe, während er sich nun wirklich auf die Füße rappelte und sich seine schmerzende Kehrseite rieb. "Großartig! Und wie soll ich die nächsten Tage sitzen?", murrte er und ging langsam auf seinen Hengst zu, wollte wieder aufsitzen.
Auch wenn er sich fragte, wie er den Rückweg bei diesen lästigen Schmerzen überstehen sollte. Na, dieser Ausritt hatte sich ja gelohnt...
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. November 2023, 13:59

Es war dieses Gefühl von Freiheit, das Kyano seit seinem ersten Ausritt nicht mehr vergessen konnte. Er hatte damals den Wind gespürt, wie er ihm durch das Gesicht peitschte, kalt und scharf. Er hatte gespürt, wie seine Gedanken sich lösen und alles um ihn herum nur noch verwischte Spuren wurde. Wie er nichts mehr denken, fühlen und wälzen musste. Es war der perfekte Ausgleich zu den staubtrockenen Lektionen, die ihm immer wieder die Laune verhagelten. Hier, hier im Grasland, auf dem Rücken von Erion, da konnte er einfach nur er selbst sein. Sein Hengst tadelte ihn nicht, sah ihn nicht mit dieser erdrückenden Erwartungshaltung an. Er verlangte nichts von ihm – oder besser: Nicht mehr, als Kyano in der Lage war zu geben. Der Luftmagier war eben noch nicht soweit. Er wusste eben noch nicht, was er vom Leben eigentlich erwartete und er wusste vor allem nicht, wie er dahinkommen sollte, es zu wissen. Er wollte seine Jahre genießen, nicht hinter staubigen Bücherbergen verbringen, um am Ende ebenso monoton und leidenschaftslos, wie das Schleifpapier zu werden. Dabei war es gar nicht so, dass es ihn sonderlich in die Ferne zog. Er hatte keine Ambitionen Sarma oder Grandea zu besuchen. Er wollte Morgeria nicht sehen oder im Bergbau in Dessaria mal vorbeischauen. Kyano zog es nicht irgendwohin, sodass man meinen könnte, er bräuchte einfach nur ein Ziel. Er wollte keines haben, das war es doch! Er wollte in den Tag hineinleben und ganz gezielt das tun, wonach ihm dann auch der Sinn stand. Dass er damit in einer Gesellschaft schlecht beraten war, hatte er nun erfahren müssen. Nicht mal seine Eltern hatten ihm etwas verraten. Wieso? Sie hegten guten Kontakt, obwohl er aufgrund seiner Strafen nun schon länger nicht vor Ort gewesen war. Er hatte in der Universität bleiben und lernen müssen, Zusatzaufgaben und praktische Übungen hielten ihn davon ab, sein Elternhaus zu besuchen. Kyano aber hatte es ohnehin nicht eilig damit. Er wehte mal herein, wenn er es für nötig betrachtete. Ansonsten hatte er auch gerne die Freiheit, seine Eltern nicht zu sehen. Nicht eventuell Rede und Antwort stehen zu müssen, wenn sie ihn erneut fragten, wie das Studium denn so lief. Nun… jetzt lief es eben gar nicht mehr. Dass sie den Geldhahn abdrehten, das war dann doch ein ordentlicher Brocken, der sich seiner bemächtigte. Im Strudel seiner Gedanken, beachtet KYano nicht mal die große Zerstörung vor den Toren seiner Heimatstadt. Ihm war es ohnehin kaum wichtig gewesen, hatte ihn persönlich so gut wie gar nicht betroffen und jetzt, da er hätte ernsthafte Berührungspunkte damit bekommen können, war eh alles dahin. Er musste nicht mehr Verbände trocknen oder etwaige Wäsche föhnen. Auch diese Pflicht erließ man ihm, obwohl er wohl eingestehen musste, dass es ihm anders lieber gewesen wäre. Wenn er nörgelnd Ausreden hätte finden können, wieso er gerade da nicht sein konnte, um seinen Mitstudenten zu helfen. Jetzt keine dafür finden zu müssen, war einfach… Er spürte Erion, der sich ebenso auf den bevorstehenden Ausritt freute. Der Hengst strotzte vor Kraft und schon kurz darauf, donnerten die Hufen des Tieres über den gefrorenen Boden.
Oh, wie hatten sie beide einander vermisst! Erion legte ordentlich Tempo vor und Kyano musste sich gut festhalten. Er spürte, dass er ein klein wenig eingerostet war, doch nach einigen Metern, waren sie wieder eine Einheit. Und weil es genau das war, was er jetzt brauchte, spornte er seinen Hengst immer weiter an, bis sie beide leergepumpt und schnaufend in einen eher gemütlichen Trab und schlussendlich Schritt verfielen. Der kalte Wind des noch recht frühen Tages aber kühlte die geröteten Wangen, bis er tatsächlich dafür sorgte, dass Lippen brannten und Nasen liefen. Ihre Atem stießen kleine Wölkchen in die Luft und machten jenes Element sichtbar. Erion nutzte die Entspannung seines Reiters sofort aus. Kyano hatte ihm lange nicht mehr gezeigt, wer der Boss hier war, sodass der Hengst seine Chance witterte und zum Grasen ansetzte. Er hatte nicht sonderlich viel Glück, denn eine sanfte Frostschicht machte es schwer, an das saftige Gras zu kommen. Jetzt aber suchte er und schnaufte zufrieden, bewegte sich nur langsam und fand doch tatsächlich ein widerstandsfähiges Büschel, dass er mit den Zähnen auszurupfen gedachte. Leider aber war dies das Versteck einer Feldmaus, vor der sich Erion erheblich erschreckte und zur Seite sprang. Kyano musste Feylin heute besonders geärgert haben und so plumpste der Magier mit samt seiner vier Buchstaben auf den harten Boden. Schmerz durchzuckte sein Hinterteil, während Erion nervös die Ohren drehte und auf die davonspringende Maus achtete.

Der Windstoß aber brachte Erion dazu, sich mit einem Heben und Senken des Kopfes zu beschweren, während Kyano in den Stand kam und wieder aufsitzen wollte. Doch dieses Mal erhielt er eine Retourkutsche und Erion tänzelte zur Seite, als Kyano einen Fuß im Bügel hatte und mit ihm hinken musste, wollte er nicht erneut zu Boden fallen. Erion schnaubte abermals, schnappte sogar nach seinem Reiter, obwohl er nicht beißen würde. Aber auch das Tier hatte seine Marotten und gewiss seinen Dickkopf! Erneut tänzelte er, bis er dann doch gnädig stehenblieb und aufsitzen ließ. Nachdem sich die beiden ausbaldowert hatten und Kyano aber mit Schenkeldruck wieder weiterreiten wollte, da rührte sich Erion erneut nicht. Der Hengst hatte den Kopf gehoben und die Ohren gespitzt. Er stand vollkommen regungslos da und starrte auf eine Stelle, einige Meter vor ihnen. Unweit ihrer eigenen Position befand sich noch ein kleines Wäldchen, doch das war nicht Teil der Aufmerksamkeit des Pferdes. Erion’s Ohren zuckten unruhig. Sobald Kyano aber dem Blick des Tieres folgte, konnte auch er eine Anomalie in der ansonsten recht eintönigen Landschaft ausmachen. Offenbar lag nur auf einem einzigen Flecken im gesamten Grasland … Schnee. Allerdings wirkte der Schnee bereits auf Entfernung reichlich seltsam. Erion’s Flanke zuckte unruhig. Kyano musste näher heran, wenn er erkennen wollte, was da diese Anomalie genau ausmachte. Und nur zögerlich schritt der Hengst heran.
Nach einigen Schritten aber wurde Kyano bewusst, dass dort kein Schneehaufen lag. Ganz im Gegenteil. Auf dem Boden lag tatsächlich ein Mädchen. Das, was wie Schnee anmutete, waren ihre langen, welligen und dichten Haare, die sich überall um sie herum verteilt hatten. Sie waren schlohweiß. Sie rührte sich zudem nicht. Sie lag dort, mit ausgestreckten Armen und Beinen und … rührte sich einfach nicht. In der näheren Umgebung gab es keine Hinweise darauf, wie und woher das Mädchen gekommen war. Sie trug eine enge Garderobe, die irgendwie an eine Art Uniform erinnern könnte und doch reichlich Bewegungsfreiheit ließ. Der Stoff war türkis und abgeteilt mit silbernen Verzierungen. Hier und dort durchzogen diese den Stoff und hatten ein ihm unbekanntes Emblem auf dem Oberarm. Die Kleidung wirkte verdreckt, hier und dort zerrissen. Unter ihnen schimmerte eine helle Haut hervor, die teilweise von roten Striemen verunstaltet wurde. Die Augen des Mädchens waren geschlossen und verliehen ihr dennoch einen äußerst liebreizenden Anblick. Eine schmale Nase, volle, rote Lippen sorgten dafür, dass sie einfach nur als schön bezeichnet werden konnte. Sie musste ungefähr im Alter von Kyano selbst sein, doch ansonsten gab nichts Aufschluss darüber, wer sie war. Eine Studentin jedenfalls nicht, sie trug keine typische, zyraner Kleidung. Zudem wachte sie nicht auf. Sie schien verletzt zu sein und doch fand Kyano keine besonders lebensbedrohliche Wunde. Noch während Kyano das Gesehene verarbeiten musste, hörte Erion etwas aus dem nahegelegenen Wäldchen, die dann auch Kyano erreichten. „Wenn ich’s dir sage! Hab sie gesehen! …Die muss hier irgendwo sein!“ „Du spinnst. Du bildest dir das ein, weil nach der Belagerung dein Hirn nicht weiß, was es tun soll!“ "Doch! Die ist einfach so runtergeplumpst!", die Stimmen klangen quietschend und tatsächlich traten dann kurz darauf ein Ork und ein Goblin aus dem Wäldchen. Noch hatten sie Kyano und Erion und die Unbekannte nicht bemerkt.
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Kyano » Mittwoch 1. November 2023, 20:19

Seine Mutter hatte ihm so einiges im Leben gezeigt und dabei geholfen, es zu lernen. Neben den Grundbedürfnissen einer Person wie essen, laufen und reden, hatte sie ihm so manches gezeigt. Wie im Übrigen natürlich auch sein Vater und seine Geschwister. Wofür er aber am Dankbarsten war und bei dem vermutlich niemand mit einem gewissen Ehrgeiz bei ihm gerechnet hätte, war das Reiten.
Diese Fortbewegungsart, viel schneller, als er selbst jemals würde rennen können, war ein wahrer Segen für ihn. Der Wind wehte ihm dabei um die Nase, sein Körper konnte seine Energie verbrauchen und sein Kopf fühlte sich dann stets wie leer gefegt an, was durchaus zu Glücksmomenten führen konnte. Vor allem an Tagen wie diesen...
Hatte er eigentlich jemals eine derartige Enttäuschung und Zurückweisung erlebt? Er konnte sich an nichts Vergleichbares erinnern, nichts, das ihm dermaßen den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Umso wichtiger war es, dass er sich auf seine beste, langjährige Freundin verlassen konnte und somit nichts weiter tun musste, als Erion aus der Stadt zu führen und angaloppieren zu lassen.
Was hatte er für ein Glück, dass sich die Wege dieser kleinen Feuerhexe mit den seinen einst gekreuzt hatten! Und nun würden sie sich unweigerlich trennen... vielleicht nicht sofort, aber zwangsläufig, weil sie letzten Endes mit einem Versager wie ihm nichts mehr zu tun haben wollen würde... Von dem misslungenen Kuss ganz zu schweigen!
Ob er zumindest das noch zu kitten versuchen sollte? Womöglich eine letzte, unvergessliche Nacht gemeinsam herbei führen, damit sie wenigstens etwas hatten, dessen Fehlen sonst nur ein ferner Traum sein würde? Nun ja, bei ihm, denn wie es um ihre Gefühle stand, war ihm nicht so klar. Gut, das waren ihm die Eigenen auch nicht, aber da bestand die vage Hoffnung, dass sich dies irgendwann ändern würde.
Hatte sie überhaupt in den letzten Jahren mal Männerbesuch gehabt, womöglich einen festen Freund? Kyano musste sich eingestehen, dass er es nicht wusste. Es hatte ihn nicht interessiert oder wohl eher, er hatte es nicht wissen wollen, sodass sie beide dieses Thema stets umschifft hatten. Sie hingegen hatte durchaus mal die ein oder andere Flamme an seiner Seite gehen, einfach deswegen, weil sie gemeinsam unterwegs gewesen waren und er die jeweiligen Mädchen bei diesen Gelegenheiten kennen gelernt hatte. Oder weil er sich ausgekotzt hatte in Rubinas Gegenwart darüber, dass mal wieder eine die Klette hatte spielen müssen. Nur eben sie beide hatten dieses Thema eigentlich nie zwischen sich besprochen. Aber ja, vielleicht hatte er eben noch diese eine letzte Chance bei ihr.
Was hatte sie ihm zum Abschied noch mal gesagt? Wo sollten sie sich später treffen? Er hatte mal wieder nicht zugehört und trotzdem standen die Chancen gut, dass er den richtigen Ort finden würde. Schließlich gab es da ein paar Plätze in der Stadt, an denen sie sich immer wieder verabredet hatten, um Zeit miteinander verbringen zu können. Er würde sie schon finden... oder eher sie ihn, sollte er sie zu lange warten lassen. Um ihm Feuer unterm Arsch zu machen, hatte sie schon so manchen Weg auf sich genommen!
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, während Erion endlich loslegen konnte und ihm dabei half, auf andere, nämlich keine Gedanken zu kommen. Leider währte diese Art von Ritt nicht lange, denn es kostete auch beiden viel Kraft. Trotzdem hielten sie so lange wie möglich durch und waren am Ende einfach nur erschöpft. Kyano schwitzte, seine Haut glühte und seine Nase lief, doch ihm war nicht kalt, zumindest noch nicht.
Bevor er sich allerdings in der Hinsicht um sein Wohl gekümmert hätte, hätte er erst einmal dafür gesorgt, dass sein Hengst nicht krank wurde. In dem Punkt zeigte sich, dass er durchaus auch eine fürsorgliche Ader besaß. Nur ließ er diese nicht sonderlich oft heraushängen und es traute ihm wohl auch kaum jemand zu.
Na und? Was scherte es ihn schon, was andere von ihm dachten? Er wollte lediglich frei sein und tun und lassen, was er wollte, Punkt, aus, basta! Wahrscheinlich passten auch deswegen Erion und er so gut zusammen, denn beide taten sich schwer damit, sich anderen klaglos unterzuordnen. Was auch regelmäßig zu kleinen Machtkämpfen bei den Ausritten führten.
Normalerweise war der junge Mann dafür gewappnet und konnte schon anhand der Bewegungen erahnen, wann er rechtzeitig fester zugreifen musste. Dieses Mal aber war alles anders und führte nach einer kurzen Rangelei und einer plötzlich auftauchenden Maus doch tatsächlich dafür, dass Kyano äußerst unsanft auf dem Boden landete. Wie gut, dass das niemand gesehen hatte! Und wie gut, dass sein Pferd nicht lachen konnte...
Sein Reiter schimpfte mit ihm, ließ ihn sogar flüchtig seine Magie spürte und kämpfte sich wieder hoch. Allerdings hatte er die Rechnung ohne Erion gemacht, der nun offensichtlich beleidigt war und es ihm erschwerte, sich wieder in den Sattel zu schwingen. "Jetzt komm schon, du Halunke. Du benimmst dich wie eine Zicke. Ich dachte, ich hätte einen strammen Hengst vor mir!", maulte er nicht weniger schmollend und musste weiter daran arbeiten, um sich endlich hochschwingen zu können.
Sogar den kräftigen, großen Zähnen musste er dabei ausweichen und grollte:"Komm du mir nach Hause, Bürschchen! Die Äpfel für heute kannst du dir abschminken!" Diese Drohnung schien zu helfen und kaum hielt sein Tier still, war Kyano auch schon oben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er sich in den Sattel und rutschte ein wenig herum, um eine halbwegs erträgliche Position zu finden. Dabei hielt er die Zügel strammer als gewöhnlich und drückte, kaum, dass er gut Halt hatte, mit den Schenkeln als Aufforderung, sich zu bewegen.
Normalerweise reichte viel weniger von seiner Seite, damit Erion sich rührte. Diesmal jedoch... Seufzend verdrehte er die Augen. "Was ist jetzt wieder? Bist du festgefroren oder was?!", schimpfte er und gab beide Zügel in eine Hand, um mit der dadurch freien Rechten einen festen Klaps gegen die Schulter seines Hengstes zu geben.
Das war nichts, was er gerne tat, doch in den seltenen Fällen, in denen er das getan hatte, war es als Bestrafung wahrlich ausreichend gewesen. Es sollte auch nicht weh tun, sondern nur verdeutlichen, wer hier das Sagen hatte. Doch ehe es zu dieser Methode kommen konnte, fiel sein Blick auf etwas, das vermutlich die Ursache für Erions Weigerung sein mochte.
Seine Braue hob sich und er verengte die Augen ein wenig, um schärfer sehen zu können. All diese verdammten Stunden des Studiums für nichts und wieder nichts hatten seine Sehkraft offensichtlich beeinträchtigt, auch wenn er sich dessen bislang nicht bewusst gewesen war. Oder wie konnte es sein, dass da, an einer untypischen, ungeschützten Stelle, Schnee lag? War dieser Flecken das Problem?
Anstatt seinem Pferd also einen Rüffel zu verpassen, nutzte er die freie Hand, um ihm beruhigend den Hals zu tätscheln. "Komm, mein Dicker. Lass uns das genauer ansehen.", raunte er ihm zu und schaffte es schließlich doch noch, dass sie sich langsam, zögerlich dem ungewöhnlichen Phänomen näherten.
Als er allmählich erkennen konnte, um was... oder eher, wen es sich handelte, zog er unwillkürlich am Zügel, dass sein Hengst zum Stehen kam. "Bei Feylins Eiern...", keuchte er und schwang sich bereits wieder aus dem Sattel.
Neugierig und fasziniert zugleich von diesem Anblick trat er heran und besah sich als erstes dieses Geschöpf. Es... na ja, nein, sie war hübsch, eindeutig hübsch, nicht nur im Gesicht, sondern auch, was die Figur betraf. Jedenfalls keine, die er sofort von der Bettkante schubsen würde. Aber sie wirkte auch mitgenommen und sah aus, als wäre sie verletzt. Hinzu kam, dass sie offensichtlich schlief oder nicht bei Bewusstsein war. Oder war sie schon tot? Hm... Es wirkte schon so, als ob sie atmen würde, flach wenigstens.
Der junge Mann sank in die Hocke und beugte sich etwas vor, um die Hand auf ihren Brustkorb zu legen und nach ihrem Herzen zu tasten. Dabei kam er auch der Brust naturgemäß recht nahe und als er das regelmäßige Pochen gefühlt hatte, konnte er nicht widerstehen. Ohne groß darüber nachzudenken, griff er nach der linken Brust und begrapschte sie kurz, drückte auch ein wenig daran herum, neckte die Knospe und zog seine Hand schließlich mit einem kleinen Grinsen wieder zurück. Nicht übel, lag gut in der Hand und war schön fest und prall. Wenn er ihr also helfen, sie von hier weg und ins Warme bringen würde, vielleicht würde sie ja bald aufwachen und sich dann bei ihm bedanken...
Wie das aussehen sollte, nach seiner Vorstellung, zeigte sich an seiner Hose, die sich etwas zu spannen begann. Er schnaubte, belustigt über sich selbst, und wollte sich wieder erheben, um sich den Schritt richten zu können. Nichts war unangenehmer, als wenn der Stoff an seinem Kolben kniff! Aber soweit kam er nicht mehr.
Sein Hengst nahm die seltsamen Stimmen zuerst wahr und reagierte, wie üblich, ziemlich nervös darauf mit einem Schnauben. Das ließ auch Kyano aufmerksam auf seine Umgebung werden und als es soweit war, dass er etwas verstehen konnte, war ziemlich schnell ziemlich deutlich, dass hier Ärger auf ihn zukam. Mochte sein, dass er sich täuschte und es nichts mit dem Mädchen vor ihm zu tun hatte, jedoch... Nein, an diesen Zufall glaubte er nicht.
Und was sollte er jetzt tun? Er war kein großer Held, kümmerte sich größtenteils nur um sich und scherte sich schon gar nicht um alle Nicht-Zyraner, oftmals nicht mal um das Gros der Zyraner selbst. Hier allerdings... Was auch immer ihn da ritt, er überlegte nicht lange, sondern packte die Weißhaarige unter den Achseln.
"Erion, komm her!", wisperte er seinem Hengst zu und warf ihm einen mahnenden Blick zu. "Wir lassen die nicht hier. Komm schon, alter Freund, sei nicht so ein Feigling!" Damit richtete er sich auf und versuchte, das Persönchen auf den Pferderücken zu hieven, vor seinen Sattel.
Nicht gerade einfach unter diesem Zeitdruck, aber dank seiner ständigen Kletterei war er körperlich wenigstens ein bisschen kräftiger als die meisten anderen Studenten. Und seine Magie war nützlich, denn mit einem kleinen Windstoß gab er noch ein wenig mehr Schwung.
Als es geschafft war, schwang er sich hastig in den Sattel und griff die Zügel fest in eine Hand, um mit der anderen das Mädchen ein bisschen halten zu können. Er hoffte, dass das klappen würde!
Bevor er jedoch Erion losrennen ließ, warf er noch einen Blick in jene Richtung, aus der die Stimmen kamen. Was er sah, sorgte dafür, dass sich seine Miene angeekelt verzog und er das Gefühl hatte, hier das Richtige zu tun. "Los, du Halunke, ich weiß, du hast wieder Kraft in dir. Beweg dich, so schnell du kannst!", spornte er ihn verbal an, während er mit den Schenkeln bereits auffordernd gegen den Bauch des Hengstes drückte. "Lass mich jetzt nicht im Stich!", murmelte er noch unbewusst und hoffte, dass er sich nicht gerade gehörigen Ärger eingebrockt hatte.
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. November 2023, 14:06

Es war schon eine wahre Fähigkeit, sich von erheblichen Problemen so sehr ablenken zu können, dass man sie schlicht wieder vergaß. Dass sich völlig neue Dinge ins Hirn einnisteten und die Kontrolle übernahmen. Kyano’s Aufmerksamkeit wurde mit neuen Informationen gefüttert, nachdem er all den Rotz der letzten Stunde vergessen hatte. Oder verdrängt. Gleichwohl aber half ihm Erion dieses Mal dabei, dass die Neugierde auch wirklich groß genug war dem seltsamen Wetterphänomen auf den Grund zu gehen. Dass es sich als etwas völlig anderes entpuppte, überraschte dann auch Kyano. Seltsam war der Umstand, dass sich dort, einfach so ohne erkennbaren Grund, ein Mädchen im Alter von Kyano selbst wiederfand. Ihr schlohweißes Haar war aus der Ferne mit Schnee kaum auseinanderzuhalten, doch ihre Wangen und vor allem die Lippen hatten einen schönen, roten Teint. Ohnehin konnte man trotz gewisser Blessuren nicht leugnen, dass das Mädchen und dessen Figur äußerst ansprechend waren. So ansprechend, dass Kyano sogar alles Gute an Erziehung vollkommen vergaß und so verzaubert wurde, von der Situation und der Erscheinung, dass er sich hinreißen ließ, erstmal für seinen Geschmack Überprüfungen anzustellen, anstatt dem armen Ding zu helfen. Und was fühlte seine Hand? Festes, wohlgeformtes Fleisch. Auch reagierte die süße Knospe auf seine Frechheit und reckte sich seinem Tun entgegen. Das Mädchen selbst allerdings rührte sich noch immer nicht. Seine seltsame Art Avancen zu machen, kam bei der Bewusstlosen nicht an, sodass er sich überlegen musste, was er nun mit ihr tat. Die Entscheidung wurde ihm alsbald abgenommen, denn zwei versprengte Schergen aus dem Belagerungstrupp traten aus dem Wäldchen in unmittelbarer Nähe. Ihre Stimmen drangen bis zu Kyano, sodass er durchaus wusste, nach wem die beiden suchten. Da seine Hand ihm aber so einige süße Dinge versprochen hatte und er ohnehin viel zu viel abbekommen hatte, um jetzt auch noch einen Leckerbissen einfach so liegenzulassen, da rief er seinen Hengst heran, damit er das Mädchen auf den Rumpf des Tieres legen konnte. Sie war bei weitem nicht schwer, aber ein bewusstloser Körper wog gleich doppelt so viel. So hatte er hier und dort Mühe, das Mädchen über den Widerrist zu bekommen, sodass er mit einem kleinen Schwung nachhalf.
In seiner Eile wäre die Gute beinahe direkt wieder auf der anderen Seite hinuntergerutscht, doch er stieg gerade noch rechtzeitig auf und stützte ihren wehrlosen Körper. Die ganze Zeit über, regte sich die Unbekannte nicht und man hätte gut glauben können, dass sie das nie wieder tun würde. Allerdings war ihr Körper warm – was Kyano durchaus hatte spüren können mit seiner unorthodoxen Art und Weise. Noch bevor die beiden Halunken aus dem Wald, das neue Dreiergespann entdeckt hatten, gab Kyano Erion die Sporen und der Hengst ließ sich dieses Mal nicht lange bitten. Erion hatte zwar seinen Dickschädel, aber er war auch sehr sensibel. Er reagierte auf minimale Anweisungen und somit auch auf winzige Stimmungsschwankungen, die Kyano durchlebte. Dass sein Besitzer alarmiert war, merkte der Hengst und galoppierte aus dem Stand los. Mit der Bewusstlosen zu reiten, war auf jeden Fall eine andere Erfahrung. Kyano musste zusehen, dass sie ihm nicht hinunterfiel, denn sie konnte sich selbst ja nicht halten. Auch hatte Erion ein wenig mehr Mühe. So kraftvoll er auch war, zwei Personen, davon eine ohne Spannung im Körper, war dann doch eine neue Erfahrung für ihn. Doch sollte der Luftmagier einen Blick zurück riskieren, konnte er nur noch sehen, wie sich der Ork und der Goblin achselzuckend und auf ihn deutend unterhielten, dann aber im nächsten Moment wieder verschwunden waren. Was das nun zu bedeuten hatte, würde in Vergessenheit geraten oder aber Kyano irgendwann wieder einholen. Das blieb abzuwarten.

Erion nahm den Weg direkt in Richtung Stadt und galoppierte zügig zurück. Erneut passierten sie das Trümmerfeld vor den Toren, ehe sie durch das Haupttor ritten. Eine der Wachen beschwerte sich noch, dass er mal langsam machen sollte, bevor er sich wieder anderem zuwandte. Im Stall angekommen, schnaubte Erion und sein Fell glänzte. Noch bevor Kyano hatte absteigen können, trat aus der Boxengasse ein etwas dicklicher Junge, der ein wenig jünger als Kyano war. Er lief mit roten Wangen zu ihnen herüber und wirkte ganz aufgeregt. Kyano kannte ihn bereits als Sohn des Stallmeisters. Und irgendwie hatte der Junge einen erheblichen Narren an dem Magier gefunden, denn er hing ihm an den Lippen, wie sonst keinem. „Kyano! Kyano!“, rief er lauthals, dass Erion schnaubte. „Hier ich helfe dir!“, ereiferte er sich und griff nach den Zügeln, sodass Kyano absteigen konnte. „War’n krasser Ritt?“, fragte er, als er sich bewusstwurde, wie sehr Erion schnaufte und schwitzte. Erst dann fielen die runden, dunklen Augen auf das Mitbringsel. Ihm klappte der Mund auf, als er den Blick über die Gestalt wandern lief. Dann wurde er hochrot und grinste mit schiefen Zähnen auf. „Wie heiß ist DIE denn?? Deine?“, fragte er, als wären sie gute Kumpel, die so etwas besprachen. Noch immer regte sie sich nicht und Kyano musste sie wohl oder übel tragen, wenn er sie nicht dem Stalljungen überlassen wollte. Jener, wie hieß er eigentlich noch mal, betrachtete das Mädchen, sofern Kyano sie von Erion heruntergeholt hatte. „Man, die ist aber besonders gei… hübsch.“, korrigierte sich, weil soeben der Stallmeister aus der Gasse trat. „Was ist hier los?“, fragte er und richtete sich die lederne Schürze, mit der er gerade seine Kleidung vor den Hufen eines anderen Pferdes geschützt hatte. „Was geht hier vor?“, fragte er mit tiefer Stimme und sein Blick fiel auf seinen Jungen. „Baggo! Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass du erstmal die Boxen ausmistest, bevor du dich um anderes kümmerst!“, schnaufte er und Baggo hörte gar nicht, sondern blickte auf die Unbekannte. „Baggo!“, mahnte der Stallbesitzer und hob die Hände. „B.A.G.G.O.!“, wiederholte er und erst jetzt riss sich der Junge los. „Aber Paps, sieh mal!“, deutete er auf die Hübsche und nun trat auch der Pferdewirt heran.
„Mensch Junge, woher kommt sie?“, fragte er und auch in seinem Blick lag das Anerkennen der Apartheit des Mädchens. Nun musste Kyano sich überlegen, wohin er die Unbekannte denn bringen wollte. Ihm standen so einige Optionen offen: Zu seinen Eltern, zu Rubina, oder in die Schenke, wo sie sich treffen wollten, vielleicht gab es da ein Zimmer? Oder kannte er im Grasland einen Flecken, an dem man sich verstecken könnte? Gab es einen Ort, den er im Sinn hätte? Oder aber überließ er die Weißhaarige dem Stallmeister und dessen einfältigen Sohn? Wenn er sie fortschaffen wollte, dann musste er sie tragen. Wenn er sie loswerden wollte, könnte er sie einfach hierlassen und wieder seiner Wege gehen. Allerdings würde dann seine Vorstellung vermutlich niemals wahrwerden können.
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Kyano » Mittwoch 15. November 2023, 17:14

Er war schon immer gut darin gewesen, jene Dinge seines Alltags zu verdrängen, die ihm nicht gefielen oder andere negative Gefühle bescherten. Außerdem war er der Neugier absolut verfallen. Diese Kombination war es, die ihn sofort im vollkommenen Ausmaß für die neue Wendung in seiner direkten Umgebung einnahm.
Und die Sache entpuppte sich als durchaus interessant... besser gesagt, als kleiner Augenschmauß, bei dem er sich geärgert hätte, wenn er ihn einfach so verpasst hätte. Was dieses hübsche Ding hier machte? Und wieso war sie offensichtlich bewusstlos und verletzt?
Dass sie noch lebte, konnte er ertasten, so, wie auch etwas anderes, das ihm durchaus gefiel. Er war schon gespannt darauf, wie sie sich erkenntlich zeigen würde, wenn er ihr nun half.
Dass er das vorhatte, davon war auszugehen, denn sie hatte sein Interesse allein mit ihrem Äußeren geweckt. Ansonsten würde er sich nicht weiter an ihr vergreifen, derart hinterhältig und gemein war er schließlich auch nicht. Das hätte er auch gar nicht nötig! Immerhin gab es genug Mädchen und auch reifere Frauen, die freiwillig und mit Hingabe zu ihm unter die Decke kriechen oder sich ins Heu ziehen lassen würden. Für ihn kam es demnach gar nicht infrage, weiter zu gehen als das Bisschen an Tasten, zu dem er sich hatt hinreißen lassen.
Hinzu kam, dass mit einem Mal Geräusche bis zu ihm drangen und er recht schnell den Eindruck gewann, dass es mit der Kleinen zu tun hatte. Also entschied er sich kurzerhand für eine gute Tat, indem er das Mädchen schnappte und auf Erions Widerrist vor dem Sattel hievte. Das war gar nicht so einfach und er brauchte ein wenig magische Unterstützung, aber dann hatte er es geschafft. Kurzerhand schwang er sich hinter ihr auf den Pferderücken und gab seinem Hengst zu verstehen, dass nun Eile geboten war.
Aus dem Stand galoppierte sein vierbeiniger Kumpel los und hängte alles hinter sich ab. Daraufhin kam die nächste Herausforderung für ihn. Einerseits musste er die Zügel halten und seinem Reittier zeigen, wer hier das Sagen hatte und wo es lang ginge. Andererseits musste er darauf achten, dass die Kleine ihm nicht einfach herab fiel und ihm somit verloren ging. Also musste er wohl oder übel die Zügel in eine Hand geben und darauf bauen, dass Erion keine Dummheiten anstellte, während er sich mit seinen Schenkeln umso fester an den kräftigen Leib drückte und die freie Linke auf den Rücken seiner neuen Bekanntschaft legte.
Mehr als einmal griff er fester in ihre Kleidung, um ein Abrutschen zu verhindern. Dadurch hatte er auch keine Muße, um hinter sich zu sehen und zu prüfen, ob, von wem und wie effektiv sie verfolgt wurden. Außerdem kam ihm der Weg zurück in die Stadt länger vor als sonst.
So atmete er auf, als die Mauern spürbar näher und das Tor in Reichweite kamen. Inzwischen war er ebenso verschwitzt und außer Atem wie sein Begleiter, der noch immer rannte, als wäre eine Bande stinkender Orks hinter ihm her, die Hunger auf Pferdefleisch hatten. Geschickt und geschwind wich er möglichen Hindernissen aus und galoppierte auch durch das Tor.
Die Beschwerde des Wächters sorgte für ein schiefes Grinsen bei Kyano, der die Schultern anhob, als wolle er damit sagen, dass er ja nichts dafür könne, dass in seinem Hengst dermaßen viel Energie steckte. Doch umsehen oder sein Tier bremsen tat er nicht, denn seine neue Bekanntschaft wäre in diesem Moment wieder einmal beinahe runtergefallen.
Endlich erreichten sie den heimischen Stall und beide Jungs waren sich ohne großer Verständigung einig, dass es an der Zeit wurde, stehen zu bleiben. Keuchend und leicht zitternd vor Anstrengung lockerte der junge Mann seine Haltung und versuchte, durchzuschnaufen. Groß Gelegenheit dazu hatte er nicht, denn sie waren gehört worden.
Schon eschien Baggo, der Stalljunge, mit dem er sonst durchaus gern den ein oder anderen Schabernack trieb. Doch nicht heute, dazu war er gerade zu ausgepumpt und irgendwie auch noch immer durch den Wind. Trotzdem schenkte er ihm ein, wenngleich zerstreutes, Lächeln, als der Junge herbei lief und ihm seine Hilfe anbot.
Kyano ließ die Zügel los und klopfte seinem treuen Begleiter anerkennend den Hals. "Gut gemacht, mein Dicker.", lobte er ihn murmelnd und rutschte aus dem Sattel. Beinahe wäre er hingefallen, derart verkrampft fühlten sich seine Beinmuskeln an, als er nun wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Kurz musste er sich an den feuchten Pferdebauch lehnen, um sich zu beruhigen, während ihm der Schweiß in feinen Bächen das Gesicht und den Rücken herab lief. Es wäre klug, sich bald möglichst umzuziehen, um nicht zu sehr auszukühlen und krank zu werden.
Indes plapperte der Stalljunge auf ihn ein, ohne, dass er dem gewachsen wäre. Er grinste nur schief und fuhr sich durch die, noch zerzausteren Haare, ein sinnloses Unterfangen, um Ordnung hinein zu bringen. Wie gut, dass der Vater des Bengels auftauchte und diesen ein wenig zur Zurückhaltung mahnte.
Endlich hatte er wieder genug Luft in seinen Lungen und Kraft in seinen Beinen, um sich aufzurichten und einen Blick zu der Kleinen zu werfen. "Tja... also... joa...", murmelte er unschlüssig und kratzte sich am Hinterkopf.
Was sollte er mit ihr anfangen? Also, was er mit ihr hätte treiben wollen, wenn sie bei Besinnung gewesen wäre, das stand ihm klar vor Augen. In diesem Zustand hingegen... Nein, da brauchte er Hilfe und es gab nur eine Person, die dafür geeignet wäre.
Noch einmal schenkte er Vater und Sohn ein schiefes Grinsen und zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wer das ist. Hab' ich gefunden. Mal sehen, ob ich was rausfinden kann." Damit klopfte er dem Stallmeister kameradschaftlich auf die Schulter und wuschelte dem Jungen durchs dunkle Haar, ehe er sich abwandte und sich abmühte, die Unbekannte sich aufzuladen.
Eigentlich hatte er vorgehabt, sie auf Händen zu tragen, auch, um Eindruck zu schinden, sollte sie allmählich zu sich kommen. Doch schon bei der Haltung, als ihr ganzes Gewicht auf seinen Unterarmen lag, wurde ihm bewusst, dass das keinen wirklichen Sinn machen würde. Und der Weg, den er beschreiten wollte, war auch etwas weiter, sodass er ummodeln musste.
Also stellte er sie ab, hielt sie fest und drehte sie zugleich so, dass er sie schließlich wie einen Sack Mehl über die Schulter werfen konnte. Dass ihre Hände dabei auf Höhe seines Hinterns baumelten und ihn manches Mal berühren würden, hätte ihm unter anderen Umständen durchaus gefallen können.
So aber schob er sie lediglich so zurecht, dass sie nicht zu unangenehm drückte, und klopfte Erion noch einmal den Hals. "Reib ihn ordentlich trocken, Baggo. Und heut' kannst ihn so richtig mästen. Er hat gute Arbeit geleistet.", wandte er sich an den Jungen, während es neben ihm zustimmend schnaubte, und zwinkerte ihm zu.
Danach wandte er sich an den Stallmeister. "Sie lag draußen, eine gute halbe Stunde oder gar Stunde vor den Stadttoren. Wenn Ihr was hört, gebt mir Bescheid. Ich bin in der Fliegenden.", bat er den Älteren und nickte ihm grüßend zu. Dann drehte er sich um und machte sich mit seiner Last auf den Weg.


Kyano stapft zu Der Schankraum
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Februar 2024, 20:19

Kyano kommt von Bei Mutter schmeckts am Besten

Ob Kyano Schlaf hatte finden können oder doch eher Gedanken wälzte, irgendwann hatte Manthala ein Einsehen mit ihm gehabt. Er fand in einen ruhenden Schlaf und fühlte sich am nächsten Tag ein wenig erfrischt. Ob er nun gleich eingeschlafen war oder die Nacht kurz war, würde er wohl in sich hineinhören müssen, doch schließlich, nachdem er sich gewaschen, gestärkt und tatsächlich einen Beutel mit reichlich Münzen erhalten hatte, war es Zeit aufzubrechen. Kira hatte sich auch endlich eingefunden. Sie wirkte erfrischt, hatte sich das weiße Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und trug eine Auswahl von Kyano’s Schwester. Sie hatte ihr eine dunkelbraune Reithose gegeben, dazu ein weißes, lockersitzendes Hemd mit Ausschnitt und ein Unterbrustkorsett, das ihre schmale Silhouette betonte. Sie hatte einen wärmenden Mantel erhalten, mit einer Kapuze, die ihren Kopf gut verbergen würde. Und tatsächlich ein Paar Stiefel im selben Braunton, wie die Hose. Um ihre Hüften hing ein Gürtel, der Platz für einen Dolch bot. Auch trug sie einen Rucksack und hatte wohl eigene Wechselsachen dabei und eine Karte, so wie Kompass. Alles in allem sah sie gut gekleidet aus und die Sachen passten ihr tatsächlich gut. Einige Haarsträhnen hatten sich aus dem Zopf gelöst und umspielten das feine Gesicht. Sie lächelte, als sie erwartungsvoll in sein Gesicht blickte. „Ich bin soweit.“, versicherte sie ihm und hielt den Rucksack lässig mit einer Hand fest. Kyano’s Familie war bereits früh aus dem Haus, sodass er mit Kira alleine hier war. Aber sie hatten auch alles gesagt, nicht wahr? Jetzt wurde es Zeit, endlich den Plan in die Tat umzusetzen. Auf nach Hymlia… wo auch immer dieser sagenumwobene Ort lag!
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Kyano » Montag 5. Februar 2024, 13:20

So leichtfüßig und scheinbar unbeschwert er bislang auch durchs Leben gewirbelt war, so schwer fiel ihm nun dieser Abschied. Sonst hing er kaum an Freundschaften, hatte schon einige davon kommen und gehen lassen, ohne sich wirklich viel damit beschäftigt zu haben. Bei Rubina war das anders, er kannte sie seit dem Beginn seiner Schulzeit und seine Gefühle für sie waren äußerst gut in seinem Herzen verwurzelt. Unendlich viele, lange Jahre über hatte er sie begehrt und sie ins Bett bekommen wollen, weit entfernt von einem Erfolg. Aber noch viel länger war sie anderweitig, als Freundin und Stütze, an seiner Seite gewesen.
An seinen Gefühlen für sie als diese Art von Gefährtin würde sich auch in Zukunft so schnell nichts ändern. Jedoch müsste er sich in der nächsten Zeit erst einmal daran gewöhnen, sie nicht mehr jeden Tag sehen und zu Hilfe rufen zu können, wenn es für ihn eng wurde. Von nun an wäre er mehr auf sich gestellt und müsste Dinge... ernster nehmen, ob es ihm passte oder nicht.
Dieser Schritt war alles andere als leicht und wäre es nach ihm gegangen, hätte er gerne die Illusion aufrecht erhalten, der Abschied läge noch fern. Indem seine Feuerhexe vor ihm weglief, verhinderte sie dies und gab ihm zugleich den letzten, verdienten Tritt in seine knackige Kehrseite, den er brauchte, um nicht zu kneifen.
Der andere, weitaus gewohntere Schubs folgte wenig später in Form seines Vaters, der ein letztes, klärendes Gespräch mit ihm anstrebte. Kyano mochte solche Situationen nicht und dennoch war ihm klar, dass es sein musste. Außerdem war sein Vater seine engste Bezugsperson, derjenige, von dem er stets irgendwie noch Verständnis bekommen hatte, wenn alle anderen nur noch die Köpfe über ihn geschüttelt hatten. Er war seine Erdung und die brauchte selbst ein Luftikuss wie er manchmal.
Entsprechend war er wegen seines Rauswurfs auf ihn weitaus weniger wütend als auf seine Mutter. Dadurch fand er auch rascher zu seinem üblichen, frechen Grinsen zurück, als es um seinen Fund ging, nachdem er zu den vorherigen Worten lediglich mit den Schultern gezuckt hatte. "Du hast sie noch nicht gesehen, sonst würdest du das nicht fragen.", scherzte er und hob seine Augenbrauen mehrfach bezeichnend an. Ebenfalls etwas, das er mit seiner Mutter niemals teilen würde. Mit seinem Vater hingegen über Frauen und deren Qualitäten zu reden, selbstverständlich in einer nicht zu derben Sprache, war ihm schon lange möglich.
Dann jedoch zuckte er schief grinsend mit den Schultern und strich sich das Haar zurück, als ob es dadurch an seinem Platz halten würde. Was es natürlich nicht tat! "Außerdem braucht sie wirklich Hilfe und sie scheint was mit Hymlia zu tun zu haben.", führte er schon etwas ernster aus und müsste vermutlich nicht noch mehr erklären.
Hymlia, die sagenhafte Stadt in den Wolken, von nichts weiter als Luft umgeben. Welcher Luftmagier würde da keine Sehnsucht danach verspüren, wenn sich ihm die Möglichkeit zu einem Besuch böte?! Dass da seine Mutter nicht mehr darauf angesprungen war, verstand er bislang noch immer nicht.
Im Anschluss daran offenbarte ihm sein Vater, wie gut er den Sohn kannte, besser, als dieser sich selbst. Seine Lippen kräuselten sich zu einem verlegenen Lächeln und er räusperte sich mehrfach, während er weiter an dem Verwursteln seiner eigenen, nicht vorhandenen Frisur arbeitete. Nur zwischendurch übertünchte er mit einem Hüsteln ein belustigtes Schnauben. "Besser nicht richtig am Ort als im Kopf...", murmelte er in sich hinein.
Indes wurde seine Hand getätschelt und lenkte seine Aufmerksamkeit zurück zu seinem Gegenüber, der weiter mit Erkenntnissen um sich warf, dass der junge Mann sein nächstes Schnauben nicht mehr verbergen wollte. Na toll, wenn seinem Vater das schon so lange klar war... warum rückte er erst jetzt damit raus?! Kyano war sich dessen überhaupt nicht bewusst gewesen... besser gesagt, hatte es nicht sein wollen. Für ihn war das alles erst an diesem Tag mehr oder weniger auf ihn eingeprasselt!
Trotzdem musste er grinsen und konnte sich einen weiteren Kommentar nicht verkneifen:"Oh, ich lasse aber Bücher gerne fliegen und verteile deren Staub überall!" Ja, das machte ziemlich deutlich, für was er die Wälzer in der Universität für tauglich erachtete. Ähnlich wie bei seinem Ausbruch in der Bibliothek vor einiger Zeit.
Was ihn zu einer weiteren Frage brachte, die einfach geklärt werden musste, ehe er aufbrechen könnte. Als der andere anfing, musste er den Kopf zur Seite drehen, um das Verdrehen seiner Augen nicht zu deutlich zu zeigen. Seine Mutter hatte sich schon oft darüber geärgert, dass er nicht so streberte wie andere. Nur hatte das bislang noch nie derartige Ausmaße angenommen. Warum dann jetzt? Na ja... war das überhaupt wichtig? Ändern wollte er es ja ohnehin nicht. Da hatte sein Vater schon recht, im Endeffekt, war dieser Stoß in die Freiheit das gewesen, was er gebraucht hatte. Und trotzdem...
"Eine Vorwarnung wäre nett gewesen oder dass ihr mir das persönlich sagt.", brummelte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ein weiteres Mal hob er die Schultern an und murrte bei der Versicherung:"Weiß ich doch." Denn es stimmte, an der Liebe seiner Eltern zu all ihren Sprösslingen hatte er nie wirklich gezweifelt. Sonst säße er ja auch nicht mehr hier und würde sich von allen verabschieden wollen, anstatt einfach davon zu laufen.
Danach erhob sich sein Vater und gab ihm noch einige Ratschläge mit auf den Weg, die er sich versuchen würde zu merken. Mehrmals nickte er und stand schließlich ebenfalls auf. Mit einem frechen Grinsen verkündete er:"Ich werd' nach Hymlia gehen, irgendwie dort hoch fliegen und wenn ich das geschafft habe, schick' ich euch eine Wolke. Wenn sie sich über euch dann mit einem Regenguss entleert, ich sag's gleich, ich war's nicht!" Ja, er fand allmählich zu seiner gewohnten, lockeren Art zurück.
Trotzdem ließ er sich einen Moment länger als sonst von seinem Vater drücken. Dieser verwirbelte dann noch sein Haar, was ihn naturgemäß empört aufjaulen ließ. "Hey, Finger weg, das ist mein Privileg!", beschwerte er sich lachend.
Danach ging der Ältere und Kyano machte sich daran, seine Sachen zu packen, um möglichst wenig von dem zu vergessen, was sein Vater ihm geraten hatte. Im Anschluss daran aber ließ er sich noch einmal unten blicken, um sich auch von seinen Geschwistern zu verabschieden. Diese umringten ihn und bedauerten seinen Rauswurf, jammerten, warum er deswegen gleich Zyranus verlassen müsste und was sie ohne ihn nur machen sollten. Solange, bis er grinsend darauf bestand, dass sein Zimmer seines blieb und während seiner Abwesenheit keinen anderen Nutzer finden sollte. Schlagartig beschlossen alle, beleidigt zu sein und ihn betont zu ignorieren.
Doch Kyano nahm es ihnen nicht übel, er wäre genauso gewesen, wenn es einen anderen von ihnen getroffen hätte. Und im Endeffekt verging auch dieser Moment, sodass sie noch ein wenig über alltägliche Banalitäten quatschten und er auch seine Behandlung des Drachen zum Besten gab. Nicht gerade zum Gefallen seiner Mutter, dafür grinsten seine Geschwister umso mehr.
Aber diese Zeit ging ebenfalls vorüber und knapp vor Mitternacht fiel schließlich auch er ins Bett. Sein Schlaf war ungewöhnlich tief und traumlos, vielleicht eine Nachwirkung seiner Kopfverletzung. Bis zum Morgen, denn da lichtete sich das Dunkel und er erlebte noch einmal jene Situation von damals, als er das erste Mal auf Rubina gestoßen war. Darauf, wie sauer sie gewesen war und wie sehr sie sich auf das Wirken ihrer Magie hatte konzentrieren müssen, um ihm eine Rauchfrisur verpassen zu können.
Als er jedoch aufwachte, war er deswegen nicht betrübt und wehmütig, sondern lachte leise. Nur mit der kurzen Hose, die er zum Schlafen gerne trug, bekleidet, trat er zum Fenster, öffnete dieses und beugte sich hinaus. Mit Blick in Richtung Universität sprach er leise und versuchte, diese Worte vom Wind bis zu dem gewünschten Ohr tagen zu lassen. Nicht, dass er wirklich daran glaubte, dermaßen gut seine Kräfte lenken zu können, aber es war ihm ein Bedürfnis. "Du hast viel gelernt, Rauchfähnchen, trotz mir an deiner Seite. Ich bin stolz auf dich!"
Er blieb noch einige Momente lang so stehen und wollte sich vorstellen, dass sie diese Botschaft erhielt. Wo sie wohl gerade war? So, wie er sie kannte, wälzte sie bereits kauend mindestens das dritte Buch für diesen Tag! Leicht schüttelte er den Kopf und zog sich schließlich ins Zimmer zurück, als ihm allmählich kalt wurde.
Nachdem er das Fenster wieder geschlossen hatte, schnappte er sich seine Reisekleidung und tappste bloßfüßig und kaum bekleidet in all seiner Pracht den Gang entlang zum Badezimmer. Ein kleiner Raum über der Küche, sodass dieser immer beheizt war, mit stets frischem Wasser vorrätig. Kyano wusch sich rasch und zog sich um, denn er wollte so wenig Tageslicht wie möglich vergeuden, um eine gute Wegstrecke zurück legen zu können.
Dabei fiel ihm ein, dass er seinen Vater gar nicht gefragt hatte, wo und wie er unterwegs am besten übernachten sollte. Würde er immer ein Gasthaus zum Einkehren finden oder auch mal unter freiem Himmel schlafen müssen? Während er nach wenigen Versuchen mit dem Kamm es aufgab, sein Haar zu entwirren, versuchte er die Erinnerung hervor zu kratzen, als seine erdmagische Schwester darauf bestanden hatte, dass sie alle draußen im Garten zelteten. Was hatten sie da noch mal alles hinaus geschleppt? Wobei... hatte er überhaupt etwas geschleppt oder war er nur in seinem Ast gesessen, hatte die Beine baumeln lassen? Gut möglich...
Mit einem kleinen, verschmitzten Grinsen auf den Lippen ging er runter, um sich noch einmal kostenlos und unbesorgt vollzustopfen. Dabei fiel sein Blick auf das Sofa und den Sessel daneben, auf dessen Armlehne eine Decke zusammengelegt war. Hm... vielleicht sollte er die noch mitnehmen. Platz hatte er noch und schaden würde es vermutlich nicht.
Nach seinem Frühstück holte er seine Sachen, die er sich über beide Schultern legen konnte, und erhielt einen Geldbeutel. Dieser wirkte ganz schön schwer und ein Blick hinein verriet auch, warum. Der Großteil darin waren Füchse, die zwar den geringsten Wert hatten, dafür jedoch bestimmt am Brauchbarsten waren auf seiner Reise. Nickend verstaute er den Beutel in einer der Satteltaschen, nachdem er eine kleine Menge für einen allfälligen Tagesgebrauch in seinen eigenen, viel kleinere, unauffälligeren Beutel gegeben hatte.
Dieser war am Gürtel seiner hellbraunen Hose befestigt, deren Beine in seinen dunkelbraunen Reitstiefeln endeten. Obenrum trug er ein locker fallendes Leinenhemd in einem dunklen, erdigen Grünton und darüber einen schwarzen, schützenden Mantel. Dass er sich für diese Art von Farben entschieden hatte, lag nicht an seiner persönlichen Präferenz oder daran, dass er seinem Vater und dessen Magie nacheifern wollte. Nein, es war ein Teil seiner üblichen Garderobe für seine Ausritte, auf der man Flecken nicht dermaßen schnell und störend sehen würde, als wenn er Blautöne an sich hätte.
Endlich tauchte auch Kira auf und er konnte nicht anders, als ihre Erscheinung offenkundig zu mustern, von oben bis unten und wieder zurück. Dabei grinste er leicht, räusperte sich dann jedoch und nickte ihr grüßend zu. "Gut geschlafen?", fragte er und reichte ihr noch ein Stück von dem Brot, das noch angenehm warm war und herrlich duftete.
Sobald sie es genommen hätte, nickte er zu ihren Worten und führte sie in Richtung Tür. Als er die Hand auf den Griff gelegt hatte, zögerte er allerdings einen Moment lang. "Eine Sache noch...", begann er und drehte sich wieder zu ihr um, stand nun so, dass sie ihn beiseite schieben müsste, um hinaus gelangen zu können.
Ungewohnt ernst sah er sie an und bemühte sich, dabei nur ihre Augen im Blick zu haben und nicht tiefer zu rutschen. "Ich weiß, ich bin umwerfend, attraktiv und dein fleischgewordener Traum!", behauptete er im Brustton der Überzeugung und flüchtig flackerte der Spott in seinem Blick auf. Ehe die Ernsthaftigkeit zurückkehrte und er einen Schritt auf sie zumachte.
Direkt, aus nächster Nähe, sah er sie nun an, sein Gesicht dicht vor ihrem. "Aber wenn was zwischen uns läuft, dann nur, weil wir beide das wollen und nicht, weil du glaubst, das machen zu müssen. Nur, damit das klar ist, mein Wölkchen!" Nein, er konnte nicht auf Dauer ernst bleiben, es war einfach nicht möglich!
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Erzähler » Montag 5. Februar 2024, 21:10

Abschiede waren niemals leicht und sollten es auch nicht sein. Sie untermauerten, was man mitunter auch mal vergessen konnte: Wie wichtig etwas und jemand einem war. Kyano lernte in diesen Stunden mit seiner Familie, dass er etwas besaß, worauf er bauen konnte. Was ihm dabei half, seinen Weg finden zu können und überhaupt suchen zu wollen. Er wusste, er würde immer dieses unsichtbare Sicherheitsnetz haben, sollte er jemals fallen. Hier in Zyranus ließ er zwar Familie und Freunde zurück, aber sie würden auf ihn warten, bis er zurückkehrte. Wann auch immer das wäre, wer auch immer aus ihm geworden war… Hier war seine Heimat, seine Wurzeln. Jetzt aber wurde es Zeit für ihn und das himmlische Mädchen aus der Stadt in den Wolken. Natürlich faszinierte ihn dieses Ziel, denn wenn Hymlia nur halb so war, wie in den Büchern beschrieben, dann wäre dies der Ort, an dem Kyano wahrlich seine Bestimmung finden könnte. Doch bis es soweit war, würden einige Tage vergehen und er musste zusehen, dass er sich auf der Reise auch entsprechend wappnete. Er steckte vorsichtshalber noch eine weitere Decke ein und verstaute sie ebenfalls noch zusammengerollt an seinem Rucksack. Auch ließ er es sich nicht nehmen, eine ausreichende Stärkung zu sich zu nehmen. Wer wusste, wie entbehrlich die Reise überhaupt werden würde? Gasthäuser gab es hier wie Sand am Meer, aber vielleicht würde es dann und wann schwierig werden, gleich irgendwo einzukehren, wenn er den Wunsch danach verspürte. Bisher war der Luftikuss nicht lange verreist und hatte im Grunde keine Ahnung, wie es genau werden würde. Einen ausreichenden Sack mit Füchse hatte er von seinen Eltern erhalten und war klug genug den Großteil sicher zu verstauen, während er nur ein paar davon gut greifbar verstaute. Zudem musste er Unterkunft für sich, Kira und Erion kaufen, wenn sie die erste Rast einlegten. Er musste etwas haushalten und dann würde das alles schon gut gehen! Kyano war da zuversichtlich oder blauäugig, das würde sich gewiss herausstellen. Nun aber war er nicht länger mit sich und seinen Gedanken allein, denn Kira gesellte sich zu ihm. Sie lächelte leicht in seine Richtung und griff sich etwas von dem Brot, das er ihr anbot. Sie roch daran und zeigte ihm, dass es ihr gut schmeckte. Dann ging es los.
An der Tür aber drehte sich Kyano noch mal um und Kira stutzte. "Eine Sache noch...“, sie hob die Augenbrauen fragend an, Ich weiß, ich bin umwerfend, attraktiv und dein fleischgewordener Traum!", und senkte sie wieder leicht bei seinen Worten. "Aber wenn was zwischen uns läuft, dann nur, weil wir beide das wollen und nicht, weil du glaubst, das machen zu müssen. Nur, damit das klar ist, mein Wölkchen!" Ihre Gesichter waren so dicht beieinander, dass es nur einem winzigen Vorlehnen bedurft hätte, um sich zu küssen. Kira hielt seinem Blick mühelos stand. Dann aber leuchtete das saftige Grün im Licht des Schalks auf und sie hob elendig langsam ihre Hand zwischen ihnen an. Dabei behielt sie seinen Blick gefangen, bis sich das Brot zwischen ihre Gesichter schob und sie genüsslich und fast schon lasziv davon abbiss. Eine feine Mehlschicht verteilte sich auf den roten Lippen und ein Grinsen etablierte sich in ihrem Mundwinkel, während sie anfing zu kauen. Dann löste sie das Knistern auf und ging, ihm auf die Schulter klopfend, an ihm vorbei. „Keine Sorge, ich schätze, darüber sind wir hinaus…“, bemerkte sie salopp und lachte dann jedoch.

Sie konnte Kyano nicht von der Tür wegschieben und drückte sich viel mehr zwischen seinen Rücken und dem Holz des Ausganges. Langsam leckte sich Kira ihre Lippen und das Mehl verschwand, dafür trat ein verführerischer Glanz an dessen Stelle. „Wenn du die Finger nicht von mir lassen kannst, musst du es doch nur sagen!“, drehte sie den Spieß wieder um und lachte erneut, bevor sie mit ihrer Hand in ihrem Rücken den Türgriff zufassen bekam und die Flucht ins Freie ermöglichte. Sie kicherte als sie ins Freie trat und wartete dann an der kleinen Pforte auf Kyano, damit er mit ihr gemeinsam den Weg in Richtung Stallungen nehmen konnte. Kira wirkte etwas ausgelassener als noch am Abend zuvor. Sie hatte einen Tatendrang an sich, der erfrischend sein könnte und nach einigen Schritten durch die Straßen Zyranus‘ erklärte sie auch wieso: „Ich habe geträumt, weißt du?“, leitete sie ein. Sie griff nach beiden Lederriemen ihres Rucksacks und zog die Schultern hoch. Leichtfüßig drehte sie sich zu ihm um, ging einige Schritte rückwärts, ehe sie wieder an seine Seite trat. „Da waren… Wolken, überall… weiß und weich… ich habe das Gefühl gehabt, im Traum zu schweben, der Wind rauschte an meinen Ohren und ich befand mich plötzlich im freien Fall… Ich habe meine Arme ausgebreitet“, sie tat es nun ebenfalls, „und die Augen geschlossen. Dann fühlte sich mich so unendlich frei und dem Himmel so unfassbar nahe….“, berichtete sie von ihrem Traum. „Ich habe gestern mich nicht erinnern können, ob ich wirklich aus Hymlia stamme. Sicher, die Beweise sprechen dafür aber… ich habe es nicht gefühlt, verstehst du?“, fragte sie ihn und blickte ihn erneut an. „Aber jetzt weiß ich es… es ist mein Zuhause, mein… meine Familie wartet gewiss auf mich dort…“, sie strahlte regelrecht und zog sogar hier und dort einige Blicke auf sich, bei ihren Worten. Kira schaffte es die Bilder greifbar zu machen. Sie konnte das Gefühl dieser Freiheit gut verpacken und vermitteln. Nur kurz darauf, kamen sie beim Stall an. Baggo war da und hob den Kopf, nachdem er gerade eine ordentliche Ladung Mist auf den dafür vorgesehenen Haufen geschaufelt hatte. Sofort ließ er die Gabel fallen und eilte auf Kyano zu. „Reitest du wieder aus??“, fragte er ganz enthusiastisch und stutzte plötzlich, als er sich Kira’s Anwesenheit bewusst wurde.
„Der Knackarsch!“, stieß der leicht einfältige Junge aus und grinste schweinisch. Allerdings meinte er das gar nicht böse, er schaffte es nur nicht, sich im Zaum zu halten. Dann rempelte er Kyano mit seinem leicht verschmierten Ellbogen an und wackelte mit den Augenbrauen. Kira blinzelte fragend, entschied sich dann aber offenbar dafür, darauf nicht näher einzugehen. Ihre Augen suchten die Boxen ab. „Also? Welcher ist deiner? Erion richtig?“, fragte sie und erinnerte sich daran, dass Kyano den Namen erwähnt hatte. Baggo übernahm das Reden manchmal schneller als sein Denken zulassen sollte: „Der dritte von“, er hob die Hände und schien zu überlegen welche links und welche rechts war, dann hob er die Rechte an „reheeechts!“, beendete er stolz seinen Satz. Kira schmunzelte und blickte dann zu dem Tier, das Kyano’s ganzer Stolz war. Langsam ging sie auf ihn zu und Erion schnaubte nervös. „Shh… du bist also Erion, hm?“, lächelte sie und ließ den Hengst vorsichtig an sich schnuppern, ehe sie ihre Hände nach ihm ausstreckte und sanft über seine Nüstern fuhr. Offenbar war sie bereits mit Pferden in Berührung gekommen, denn auch Erion schien irgendwie zu merken, dass sie keine Stümperin war. Dann wandte sich Kira zu Kyano um und lächelte erneut. „Dann zeigt mal, was ihr könnt!“, forderte sie spielerisch und Baggo wischte sich einen Sabberfaden aus dem Mundwinkel.
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Kyano » Montag 12. Februar 2024, 21:54

Bislang war es ihm nie derart bewusst gewesen, welch Basis er in seiner Familie besaß. Natürlich hatte er gewusst, dass er allen Mitgliedern verbunden war, auch seinen Geschwistern, egal, wie sehr sie ihn nerven mochten... oder er mit Hingabe sie. Aber bislang war es nie ein Thema gewesen, dass sie sich über längere Zeit nicht sehen könnten, einer von ihnen nicht in Zyranus greifbar sein würde.
Nun war er selbst es, der ausziehen und sich in der Fremde das Haar durcheinander wirbeln lassen würde. Dieser Schritt fühlte sich gut und richtig an, er merkte die freudige Erregung und kaum Furcht vor dem Unbekannten. Jedoch war auch ein bisschen Wehmut dabei und besonders großes Bedauern wegen dem, was zwischen ihm und Rubina nicht hatte entstehen können. Trotzdem konnte ihn das nicht aufhalten und nach einer letzten Nacht in seinem eigenen Bett war er morgens bereit zum Aufbruch.
Kurz war er sogar versucht, halbnackt, wie er eben bevorzugt schlief, an die Tür des Gästezimmers zu klopfen und sich zu überzeugen, dass auch Kira bald soweit wäre, allerdings könnte sie dann bei seinem Anblick dahin schmachten und das ihren Aufbruch verzögern. Das wiederum wollte er nicht, sich dessen sicher, dass es auf der Reise bestimmt ebenfalls passende Momente für traute Zweisamkeit geben würde.
Also tappte er in das Badezimmer, machte sich dort frisch und ging angezogen hinunter zum Frühstück. Bald waren auch die letzten Kleinigkeiten sowie das Geld eingepackt und im Endeffekt konnte es losgehen. Musste nur noch seine Begleitung auftauchen!
Was zu seiner Erleichterung auch bald geschah, sodass er gar nicht dazu kam, groß ungeduldig zu werden. Stattdessen war er aufmerksam genug, ihr noch etwas Stärkung zu reichen, ehe sie das Haus seiner Familie verlassen konnten. Und, dass sie zuvor etwas klären mussten, etwas, das ihm wichtig war.
Also versperrte er ihr, obwohl beide abmarschbereit waren, den Weg und sprach sein Anliegen direkt aus. Mit ein wenig Eigenlob garniert versuchte er ihr zu verdeutlichen, dass sie sich nicht dazu verpflichtet fühlen sollte, sich ihm hinzugeben. So, nun war es raus, er hatte seinen Standpunkt deutlich gemacht. Und jetzt? Was erwartete er eigentlich als Reaktion von ihr? Erleichterung? Dank? Freiwillige Hingabe? Oh ja, vor allem letzteres würde ihm gefallen!
Schon waren sie sich wieder so nahe, dass es ihm enger in der Hose wurde. Leicht wie eine Brise nahm er den Duft ihrer Haut wahr und konnte ihrem Blick nicht einmal ausweichen, wenn er es gewollt hätte. Allmählich wähnte er sich am Ziel, denn sie konnte ihm schließlich nicht widerstehen, das konnte keine Frau. Erst recht nicht nach dem, was sie gestern in der Bibliothek zu fühlen bekommen hatte. Bestimmt hatte sie von ihm und seinem Können geträumt!
Ein feines, verwegenes Grinsen schlich sich in seinen Mundwinkel. Allerdings hob sie das Stück Brot an, bis auch er es wahrnehmen konnte, und... biss direkt vor ihm davon ab. Erste Zweifel wollten in ihm hochsteigen, das Grinsen fing an zu zerfasern.
Und dann... die vernichtende Reaktion! Sie kaute, klopfte ihm auf die Schulter und gab ihm Worte zu hören, die seine Augenbraue in die Höhe schießen ließ, als wolle sie nach einer seiner, wie üblich in die Stirn hängenden Strähnen haschen. Hatte sie das jetzt wirklich getan? Ließ sie ihn tatsächlich stehen, einfach so?!
Ihr Lachen klingelte regelrecht in seinen Ohren und in seinem Schritt wäre ein enttäuschtes Jaulen erklungen, hätte sein Mini-Kyano eine Stimme besessen. Wie von weiter Ferne spürte er, wie sie sich an ihm vorbei drängte, ohne, dass er sie aufhalten konnte. Mehr noch, ihre folgenden Worte drohten, an ihm vorbei zu rauschen. Erst ihr wiederholtes Lachen schien das Leben in ihn zurück fließen zu lassen.
Spielchen... sie wollte also Spielchen spielen? Nun, das konnte sie haben! Seine Lippen kräuselten sich zu jenem Grinsen, dem für gewöhnlich die Frauen reihenweise erlegen waren bisher. Kira würde das auch noch, dessen war er sich sicher! Und bis dahin... würde er mitmachen.
So drehte er sich mit neuer Siegesgewissheit um und kam näher. "Ich und die Finger nicht von dir lassen können? Also, wer hat es sich hier gestern auf wem bequem gemacht?", konterte er und schaffte es gerade noch, ihr einen Klaps auf den knackigen Hintern zu geben, ehe sie aus dem Haus flüchten konnte. Ihr Kichern war Musik in seinen Ohren und hob seine Stimmung nach dem kurzen Tal der Enttäuschung wieder.
So gesellte er sich neben sie und gemeinsam verließen sie sein Elternhaus, um sich auf den Weg zu den Stallungen zu machen. Dieser war nicht besonders kompliziert, der ein oder andere Fingerzeig würde oft reichen, um mal hier und mal dort abzubiegen oder eben geradeaus zu gehen. Somit konnte er sich auf ihre Worte konzentrieren, denn Kira blieb dabei nicht stumm. Schon bei ihrer Eröffnung grinste er wieder breit und selbstsicher. "Natürlich, ich bin ja auch ein Traumtyp!", brüstete er sich.
Da drehte sie sich bereits zu ihm um und fuhr fort, wobei er nur zum Teil einen Hauch von Unzufriedenheit spürte, weil es doch nicht um ihn gegangen war. Aber andererseits war es durchaus interessant, was sie erzählte. Er nickte mehrfach, unterbrach sie nicht und unter all seiner Spielerei freute er sich auch für sie, dass sie sich wieder wohler in ihrer Haut fühlen konnte. "Gut, dann haben wir diesen Punkt abgehakt. Für den nächsten Traum bestelle ich noch eine Wegbeschreibung und für den danach eine Erklärung, was passiert ist.", neckte er sie und bemerkte durchaus die Blicke, die ihr zugeworfen wurden.
Er konnte nicht anders, es blitzte voller Schalk in seinen Augen auf und er legte ihr kurzerhand den Arm um die Schultern, auch wenn es wegen ihres Rucksacks nicht ganz so bequem war. Frech grinsend beugte er sich zu ihr und raunte ihr ins Ohr mit einem Tonfall, der ihr einen wohligen Schauder bescheren sollte:"Und wenn das erledigt ist, erzähle ich dir ein paar Dinge von mir, von denen du auch mit offenen Augen wirst träumen können. Rrrr!" Kurzerhand schnappte er nach ihrem Ohrläppchen und ließ sie sanft seine Zähne spüren, ungeniert und ungeachtet dessen, wie seine Umgebung reagieren würde.
Obwohl er damit nur bestätigte, was sie vorhin so frech gegen ihn verwendet hatte. Er konnte nicht die Finger von ihr lassen und solange sie es nicht verlangte, würde er das auch nicht tun! Allerdings bedeutete das nicht, dass er nicht auch ihren Appetit wecken wollte, damit es ihr ebenso erging, sollte sie das vergessen haben.
Bevor sie sich ihm jedoch entwinden oder ihn gar schlagen konnte für seine Frechheit, ließ er sie schon wieder los und deutete, als wäre nichts gewesen, nach rechts. "Noch eine Ecke, dann sind wir da.", plauderte er mit Unschuldsmiene.
Tatsächlich war es nicht mehr weit, dann hatten sie den Mietstall erreicht, in dem sich Erion wohl fühlen konnte und gut versorgt wurde. Der Stallmeister war nirgends zu sehen, dafür dessen Sohn, der ihn auch prompt entdeckte und die Arbeit vergaß, um zu ihm zu laufen. Kyano grinste schief bei der Frage. "Ja, so in etwa.", erwiderte er und hätte wohl noch mehr gesagt, wenn der Junge seine Begleitung nicht entdeckt hätte.
Was folgte, war... peinlich. Er seufzte leise und fuhr sich durchs Haar, weil ihm klar war, dass sein Gegenüber nicht böse gemeint hatte. Doch das Kira zu erklären, wäre nicht ganz so einfach, damit sie ihm die Wahrheit auch abkaufen würde. Wie gut, dass sie erstmal dazu schwieg und stattdessen ablenkte. Schon wollte er sie hinbringen, da war der Bursche erneut schneller als er und zeigte somit recht gut, warum ihm solch eine Bemerkung entfleucht war. Vielleicht wäre eine Erläuterung später überflüssig.
Trotzdem gab er dem Jungen eine leichte Kopfnuss und brummelte:"Der Knackarsch hat Ohren. Und jetzt troll dich und hol' mir deinen Vater." Dennoch war er ihm nicht wirklich böse, wie ein kurzes wuscheln durchs Haar zeigen sollte. Wobei er gegen den Hinterkopf drückte, als Zeichen, dass der andere sich sputen sollte. Zwar würden seine Eltern alle Formalitäten übernehmen, aber Kyano hätte es als unhöflich empfunden, dem Stallmeister nicht persönlich davon zu erzählen, dass Erion vorerst nicht zurück kommen würde und die Box bald ein anderes Tier beherbergen könnte.
Als das erledigt war, folgte er seiner Begleiterin, die inzwischen sein edles Ross erreicht und begrüßt hatte. Erion schnaubte leicht, als er sich dazu gesellte und ihm die Unterlippe kraulte, dass sein vierbeiniger Kumpel wie gewohnt zu sabbern begann. "Na, mein Dicker, hast du genug Fett angefuttert für eine weite Reise?", neckte er ihn in gewohntem Tonfall.
Daraufhin forderte Kira ihn zum Aufbruch auf, dass er leise lachte und seinem Hengst den Hals klopfte. "Gemach, gemach, mein Wölkchen.", sprach er genauso mit ihr wie mit seinem Reittier und zwinkerte ihr zu. "Wie du siehst, fehlen hier noch Sattel und Zaum. Und du hast keine Scheu gezeigt, also geh' ich mal davon aus, dass du was von Pferden verstehst. Wie wär's, jetzt darfst du mal arbeiten." Er zeigte ihr frech die Zunge und deutete hinter sich. "Ich klär' den Stallmeister noch schnell auf, dann sind wir soweit."
Damit würde er sie machen lassen, sollte sie keine Einwände hegen.
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Re: Verwirbelungen des Lebens

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Februar 2024, 07:27

Mit der Aussicht auf ein Wiedersehen mit ihrer Familie, schien sich auch Kira’s Stimmung merklich zu heben. Zwar war sie nie wirklich unfreundlich gewesen, aber doch auch recht zurückhaltend. Nun, man konnte es jemandem sicher nicht verdenken, der sich an nichts erinnerte und überhaupt nicht wusste, wo und wer er war. Kira bewies am Anfang, direkt nach ihrem Erwachen aus der Bewusstlosigkeit, dass sie durchaus schlagfertig und souverän auftreten konnte. Danach verlor sich das etwas, da sie eher hilflos und unstet wirkte. Jetzt aber, als Kyano sich bemüßigt fühlte, ihr auf den Hintern zu hauen, weil er es für ein Spiel hielt, da traf ihn ein wachsamer Blick. Sie sagte nichts dazu, aber sie war nicht gänzlich amüsiert darüber. Doch um die Stimmung nicht zu trüben, ließ sie es zu, dass sich Kyano auf dem Weg zum Stall einen Jux daraus machte und einen Arm um sie legte. Seine Worte zuvor hatten Kira lachen lassen, nachdem sie von ihrem Traum erzählte. „Ja, das wäre wohl gar nicht so schlecht.“, bestätigte sie sein Vorhaben, eine Erklärung für das alles heraufzubeschwören. Kira’s Blick glitt zum Himmel und eine stumme Sehnsucht erfasste sie. Die aber währte nur kurz, denn tatsächlich fanden sie sich alsbald beim Stall ein und Baggo kam zu ihnen. Seine ‚charmante‘ Art war etwas peinlich, da Kyano zwar selbst gerne mal so über Frauen und deren Attribute sprach, aber gewiss nicht, wenn sie daneben standen und zuhörten. Der Klaps auf Baggo’s Hinterkopf war verdient, während Kira sich bereits absetzte und sich mit Erion bekanntmachte.

"Na, mein Dicker, hast du genug Fett angefuttert für eine weite Reise?", fragte er und Erion schnaubte abermals zufrieden. Die Anwesenheit seines Reiters stimmte Erion zufrieden und der Rappe schlug mit dem Huf gegen die Boxentür als Zeichen, dass er aufbrechen wollte. Kira schmunzelte leicht und beobachtete Kyano dabei, wie er mit seinem Tier umging. Sie selbst wirkte tatsächlich nicht schüchtern im Umgang mit Erion. Sie schuf Vertrauen, wie es aussah. “Gemach, gemach, mein Wölkchen.“, Kira hob die Augenbrauen an, „Wölkchen?“, hakte sie nach und Kyano war schon weiter: “Wie du siehst, fehlen hier noch Sattel und Zaum. Und du hast keine Scheu gezeigt, also geh‘ ich mal davon aus, dass du was von Pferden verstehst. Wie wär’s, jetzt darfst du mal arbeiten.“ Kira blinzelte und sah von Kyano zu Erion und zurück. „Wieso gehst du davon aus, dass ich etwas von Pferden verstehe?“, wollte sie wissen doch letztendlich war es auch egal. Sie würde den Sattel schon auf das Tier bekommen und Kyano verabschiedete sich nun, um dem Stallmeister noch mal seine Aufwartung zu machen. Tatsächlich kam Baggo gerade aus dem Haupthaus und hatte den Menschen im Schlepptau. Während Kyano sich also mit Baggo’s Vater unterhielt, schaffte Kira es durch Ruhe und gutem Zureden, dass Erion alsbald aufgetrenst und gesattelt auf seinen Besitzer wartete.
Der Stallmeister hatte sich Kyano’s Worte angehört und versichert, dass er und Erion nur an seine Tür zu klopfen brauchten, wenn sie wieder in der Stadt wären. Baggo winkte seinem Idol noch, als es dann auch endlich losging. Kira stand, die Arme vor der Brust verschränkt, neben Erion und wartete geduldig, bis Kyano sein Gespräch beendet hatte. Erion wirkte zufrieden und auch das Satteln sah gut aus. Kira hatte offenbar dich etwas Sachverstand, auch wenn sie selbst sich dessen nicht bewusst war. „Sollen wir den ganzen Weg etwa zu zweit auf Erion reiten? Wird ihm das nicht zu viel?“, fragte sie und lockerte ihre Haltung etwas. Daraufhin folgte sie Kyano und dem Tier bis vor die Stadt. Nun hieß es wahrlich Abschied nehmen. Zyranus war sein zu Hause, seine Heimat. Doch vor ihm lag die Weite des Unbekannten. Direkt vor ihm allerdings auch die Mahnung, dass das Leben außerhalb nicht immer rosig sein würde. Der Krater, der durch die Detonation des Dämons entstanden war, war noch immer gut sichtbar. Unweit von ihrer Position hatte sich inzwischen ein kleines Dorf-ähnliches Gebilde entpuppt, das für die Flüchtlinge herhalten sollte. Doch davon waren sie weit genug entfernt, um nicht in etwaige Plaudereien zu geraten. Und dann? Dann hieß es aufsteigen und die Weite des Graslandes zu genießen, wie er es immer mal wieder auf dem Rücken seines Pferdes getan hatte. Dieses Mal in angenehmer Gesellschaft und weiter als jemals zuvor. Es kam unweigerlich der Punkt, da Kyano noch nie so weit geritten war. Jetzt war er wirklich auf reisen. Noch ein Schritt von Erion und es wäre der endgültige Abschied für lange Zeit. Zyranus war längst nicht mehr gut zu sehen. So flach das Grasland auch sein mochte, es war dennoch hier und da hügelig.

Kyano weiter bei: Der Weg wird steinig
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