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von Gestalt » Montag 19. Dezember 2022, 09:51
Arunn hatte seine Aufmerksamkeit einzig und allein bei Guntbert, Friedmar und den anderen Soldaten, nachdem er Neri eine Warnung zugeraunt hatte. Im Gegensatz zu der naiven ‚Magd‘ in der Mitte der Grandessaner, hatte der Schmied die Lage sofort erfasst. Er war deutlich zu lange in diesem Loch, um das nicht zu erkennen. Und er war ein Mann, der durchaus in der Lage war, sich in andere Männer hineinzuversetzen. Ob der Dessarier selbst solche Gedanken hatte, blieb allerdings eine offene Frage. Jetzt jedoch zeigte er, dass er sich trotz vieler Strafen und körperlicher Züchtigung nicht den Mund verbieten ließ. Er blökte freischnauze den Soldaten seinen Unmut entgegen und bemerkte dabei nicht, dass sich noch eine zweite Magd versteckt hielt. Der dunkelhaarige hatte sich auf die blonde Fettfrisur und die anderen eingeschossen. Vielleicht war es aber auch Taktik, denn so würde er gewiss die Aufmerksamkeit, wenn sie die Beute in der Mitte mal verließ, sicher auf sich lenken. "Ihr wollt mich besteigen und euch mit mir paaren? Alle gleichzeitig?“ Arunn schnaufte bei den Worten des Mädchens und brummte etwas Unverständliches. Dass er die Naivität nicht nachvollziehen konnte, blieb dabei aber ein offenes Geheimnis. Das Gespräch wurde eindeutiger, sodass es keinen Zweifel mehr geben konnte, woran die Männer dachten. Hilflos in den Zellen eingesperrt, mussten sowohl Neriélle als auch Arunn dabei zusehen, wie sich die Lage zuspitzte. "Hey, Guntbert! Ich dachte, wir würfeln um sie.", kam es aus den eigenen Reihen und Arunn winkte angewidert in Richtung Friedmar ab. „Ach komm‘ schon, du ekelhafter Bastard! Deine Frau wird sich bitterlich rächen! Du hattest eh Glück, eine abzubekommen!“, schnauzte Arunn und hatte sich inzwischen an den Gittern seiner Zelle festgehalten als könne er sie mit bloßen Händen aufstemmen. Offenbar war das, was sich vor ihren Augen abspielte nichts, was Arunn einfach so auf sich beruhen lassen konnte. "Huh? Was'n los hier? Was treiben hier?", lenkte Dumm die Aufmerksamkeit auf sich. Arunn hob beide Augenbrauen und starrte auf die Schüssel, die er trug. „Oh man, jetzt schön langsam, Dumm!“, rief er über das Gegrunze der anderen hinweg. Arunn schaute zu Neri und verzog das Gesicht. „Ich schätze, wir kriegen wieder nichts zu essen!“, prophezeite er düster und sah zum Ork zurück. Bevor er jedoch wieder etwas sagen konnte, geschah etwas anderes: Die naive Magd hatte soeben Guntbert’s vollste Aufmerksamkeit erreicht, indem sie ihm eine Hand an das Kinn gelegt hatte. Sie spielte aber wirklich mit ihrer Würde! Arunn runzelte die Stirn, wobei sich ein Teil seiner Narbe zusammenzog. Diese zog sich von der Augenbraue, über das linke Auge und weiter seinen Hals hinab, bis sie in seinem weinroten, nicht mehr so sauberen Hemd verschwand. Sie war älter und gewiss nicht hier beigefügt. Kurz nur sah Arunn, dass sich auch Dusselig näherte und weitaus vorsichtiger ging, die Augen starr auf seine Suppenschüssel gerichtet, um ja nichts zu verschütten. Noch hatte er sich nicht ablenken lassen, achtete aber auch nicht so auf seine Umwelt. Er war halt beschäftigt.
"Das willst du im Grunde nicht. Auch dir ist es wichtig, diese Freude mit jemandem zu teilen, den du liebst." „Was zum…“, brummte der Dessarier, als die Stimme der vermeintlichen Magd so gar nicht mehr lieblich klang. Allerdings war die Reaktion von Guntbert deutlich interessanter. Denn obwohl die Worte an Unschuld kaum zu überbieten waren, war die Tatsache, dass sie eine Wirkung zeigten, doch erheblich verblüffend. Dann vollführte die falsche Magd einen Trick, Zauber oder sonstiges, sodass das Licht einfach so in der Brust des Geiferers verschwand. Arunn blinzelte perplex und wandte sich kurz an Neri: „Halluziniere ich oder hast du das auch gesehen?!“, wollte er wissen, ehe er zurücksah und verfolgte, was weiter geschehen sollte. "Was'n hier los?", Arunn’s Augenlid zuckte etwas genervt. Er wandte sich an Dusselig und deutete mit dem Daumen auf das Geschehen. „Ernsthaft Dusselig?! Das siehst du doch! Pass du lieber auf, dass du die Suppe nicht verschüttest, sonst kannst du dir deinen hochgestochenen Namen sonst wohin schieben, kapiert?!“, murmelte Arunn und spielte darauf an, dass Dusselig eigentlich ‚Deideus Alanti Gabalius der Dritte‘ hieß. Wie es dazu kam, hatten Neri und er nicht mehr geklärt, doch schaffte es Dusselig sich trotz allem durchaus hochgestochen und gewählt auszudrücken, wenn er wollte. Aber das waren offenbar nur lichte Momente, die nicht immer anhielten. Der Ork Dusslig trug sogar zeitweise eine Brille, jetzt aber nicht. Vielleicht war die Brille auch magisch, wer wusste es schon, sodass er dann zu jemand anderes wurde. Doch das spielte in diesem Moment alles kaum eine Rolle, denn soeben straffte sich Guntbert und starrte an der Magd vorbei, die noch einige Worte mehr für ihn hatte: "Viel lieber möchtest du jetzt in Erfahrung bringen, ob an dem Gerücht etwas dran ist, das du gehört hat. Du möchtest dich mit den anderen Soldaten darüber unterhalten. Stimmt es, dass Mallahall durch das Lager streift und Asmodeus sucht? Es stimmt wohl. Sie will sich mit ihm treffen - allein und auf freiem Feld, wo kein Hinterhalt die beiden in einer Unterhaltung stören könnte. Sie glaubt noch immer an ihn, das gute Herz." „Was zum Berggeist geht hier ab?“, murmelte Arunn jetzt doch, denn das was mit Guntbert und der Magd geschah, verstand er auch nicht.
Allerdings zeigte es Wirkung, sodass Guntbert sich tatsächlich in Bewegung setzte. "Ja, ich sollte mit den Soldaten sprechen. Über Mallahall. Sie ist wirklich im Lager? Weiß Asmodeus davon?" Sichtlich perplex blieben für einen Moment die anderen Soldaten, sowie Neri und Arunn ratlos zurück. Bis ein „Oh… huch..“, die Stimmung versaute und man Dumm sah, der auf das Dilemma blickte. Die Suppe war ihm hinuntergefallen und er tänzelte ein wenig hilflos drumherum, als könne er noch etwas retten. Allerdings war das nun wirklich zweitrangig und sein Bruder, Dusselig, brachte wohl alles auf den Punkt, indem er einfach nur wenig geistreich “Här?!“ machte. Dann ging alles ziemlich schnell, sodass Friedmar vor der Magd mit der gar nicht mehr so weiblichen Stimme stand und das Schwert erhob. „Wooohoo! Friedmar, nimm den Zahnstocher runter! Dein Schwert schafft die Kleine eh nicht, ich muss es wissen, ich habs repariert!“, erhob Arunn seine Stimme und zeigte abwehrend die Handflächen. Einen Mord musste er jetzt nicht haben, denn solche Situationen konnten ganz schnell in ganz blöde Richtungen verlaufen! Und schon eskalierte es, sodass alle verbliebenen Soldaten mit gezogenen Waffen dastanden und die ‚Hexe‘ im Zaum halten wollten.
„Jemand Suppe?“, fragte Dusselig plötzlich und erreichte damit einen genervten Seitenblick von Arunn. „Mit Brille gefällst du mir vielleicht doch besser!“, scharrte er mit leiser Stimme, ehe Castus die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. "Wolltet ihr nicht eben noch meinen Leib besteigen und jetzt geht ihr dazu über, ihn zu zerteilen? Mir wäre es lieber, ihr folgt Guntbert. Er allein kann die Gerüchte nicht streuen.", es war so skurril, das musste der Dessarier eingestehen. Dann konnte er einen Blick auf das Gesicht der ‚Magd‘ werfen. Arunn starrte ihn an "Würdet ihr dabei auch helfen?", wurden sie plötzlich gefragt und Arunn musterte die Wachsamkeit in dem Gesicht, das wohl eher nicht weiblich war. Der Schmied runzelte fragend die Stirn und sah dann zur Neri. Offenbar wusste er selbst nicht, was er von all dem halten sollte. Allerdings hatte er auch nicht vor, in diesen Zellen zu versauern! "Würdest du bitte die Zellen öffnen? Das wäre wirklich nett." Erst dachte Arunn noch, dass er gemeint wäre und wollte gerade eine schnauzende Antwort geben, als Dusselig sich aufrichtet und einmal über jede Schulter schaute, ehe er fragend zu Castus blickte. „Ich jetzt?!“, wollte der Ork wissen und stand reichlich bedröppelt mit seinem Tablett da. „Ehrm.. Wie nee- das kann ich nicht.“, wiegelte er ab und schüttelte etwas zu doll den Kopf. „Dusselig? Du kannst. Stell das Tablett ab und hol den Schlüssel raus.“, meinte Arunn, der auf das Pferd mit aufsprang. Dusselig blinzelte als hätte er eine Fehlfunktion. „Nee!“, wehrte er sich und trat etwas dichter an die Zellen, Castus nicht aus den Augen lassend.
Der Ork lehnte sich etwas zu Arunn und raunte, sodass es dennoch jeder hören konnte: „Was wenn die mich verhext? Ich mag nicht.“, und Arunn grinste lausbübisch. „Ja versteh ich, ist ein Problem. Aber.. Wenn du es nicht tust, tut ‚sie‘ es gewiss…“, flüsterte er ihm ein und nestelte dabei tatsächlich an dem Schlüsselring, am Gürtel. „Ich weiß nicht, ich glaub‘ das ist keine gute Idee!“, zierte sich Dusselig weiter und bemerkte nicht mal, dass Arunn die Schlüssel einfach entwendete. Dusselig hatte sich weiter an dem Tablett mit Suppe festgeklammert. „Dumm?!“, rief er „Dumm, was meinst du? Soll ich? Oder soll ich nicht?“, rief er, doch Dumm kreiste immer noch, die Schüssel in der Hand, um den Fleck am Boden und war drauf und dran einfach den mit Suppe getränkten Schnee in die Schüssel zu schaufeln. Er war nicht verfügbar, wie es aussah. Dusselig seufzte und schüttelte dann doch vehement den Kopf, sodass er erstmal wankte. „Nein. Wer auch immer du bist. Ich mach das nicht.“, rief er Castus entgegen und warf das Tablett wütend zur Seite. So doof der Ork war, er war eben auch ein Ork. Und diese konnten mitunter äußerst gefährlich und kräftig sein. Dusselig funkelte Castus an und war drauf und dran auf ihn zuzustürmen. Allerdings war es Arunn, der das nicht zuließ. Der Dessarier hatte den Ork am Gürtel gepackt und unter größer Anstrengung und mit Hilfe der natürlich Barriere der Zellen, verhinderte er, dass Dusselig sich wütend auf Castus stürzen konnte. Mit der anderen Hand warf er noch zielsicher den entwendeten Schlüssel in Richtung Neriélle, sodass sie ihn nutzen könnte, um sich zu befreien. „Der elfte!“, warf der Schmied noch feixend ein, ehe er auch die zweite Hand nutzte, um den Ork weiter daran zu hindern, sich Castus als Suppenersatz vorzunehmen. „Was auch immer du tust – tu es schnell!“, rief er Castus zu. Und da waren ja auch noch die Soldaten… Nun musste alles schnell gehen, wenn sie nicht alle in den Zellen oder schlimmer enden wollten.