Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. Dezember 2022, 14:28

Sarin kommt von Das Grasland -> Wo es endet

Beginn eines Zwischenspiels zwischen Sarin Kasani und Nerélle:
Hinweis an beide Spielerinnen: Eure Mods (Kazel und Madiha) moderieren euch nun beide. Kazel agiert dabei als Erzähler, während Madiha den Account der Gestalt nutzt, um die NPCs zu beschreiben. Bitte berücksichtigt das und gebt uns allen in der Postingreihenfolge Zeit zu reagieren. Madiha und Kazel werden einander absprechen und versuchen, das Zwischenspiel gemeinsam zu moderieren. Sollte an einer Stelle jeweils nur ein Erzähler-/Gestalt-Posting nötig sein, geben sie es am Anfang oder Ende des Postings durch einen Hinweis bekannt oder schreiben eine PN.


Was war nur geschehen? Wie hatte es plötzlich dazu kommen können? Nachtelfe Sarin war so stark in ihr Gebet an Manthala vertieft gewesen, dass sie nicht mehr rechtzeitig mitbekam, wie ihr Gefährte Castus von den grandessarischen Soldaten nahezu überwältig wurde. Sie hielten sowohl ihn als auch die Nachtelfe schließlich für simple Mägde. Zyranische Bauerntöchter, die man in die Rollen von Heilkundigen und Pflegerinnen gedrängt hatte, um die Verletzten des befeindeten Heeres zu versorgen. Aber gerade als solche hatten Sarin und Castus sich schließlich auch ausgegeben. Verkleidet mit schlichten Leinenblusen, langen Röcken, weißen Schürzen und Häubchen, unter denen zumindest der Halbdämon seinen unnatürlich blauen Irokesenschopf verbergen konnte, ließen sie wahrlich unauffällig erscheinen. In einem Lager voller frierender Soldaten, deren Moral nicht höher stand als ihr Ehrgefühl, musste es früher oder später ja dazu kommen, dass man vor zwei hilflosen Frauen nicht Halt machte. Unglücklicherweise war Castus vom Gemüt her alles andere als haraxischer Dämon. So liebevoll und bisweilen naiv schleuderte es ihn nun erneut in eine Lage, deren Gefahr er nicht sah. Er wehrte sich nicht, als der ruppige Soldat Guntbert mit den braunen Bartstoppeln und der blonden Fettfrisur ihn Richtung einiger Zellen brachte. Aber selbst wenn Castus sich nun gewunden hätte, wäre er dem engen Griff des Stärkeren nur schwer entkommen. Außerdem geierten bereits die anderen grandessarischen Männer hinter ihnen her, denn nun schien die Möglichkeit da, sich wenigstens kurzzeitig mit einer Frau von den Strapazen der Belagerung ablenken zu können.
Niemand achtete auf Sarin, die offenbar mit ihrer angbelich zu dürren Gestalt und der blassen Haut nicht ins Beuteschema der Männer passte. Sie alle ringten sich nun um Guntbert und Castus, der den Blick schweifen ließ und mehr wie ein hypnotisierter Hase vor der Schlange wirkte. Er schrie nicht einmal, schaute nur und ließ sich mitziehen. Dass die Männer ihn dabei an die nicht vorhandenen Brüste und den Hintern griffen, nahm er offenbar vor lauter Überrumpelung gar nicht richtig wahr.
"Was hast du mit der Kleinen vor, Guntbert? Warum bringst du sie zu den Zellen?", fragte einer der Gerüsteten, welcher hinter dem Angesprochenen her schritt. Guntbert erreicht die Käfige und blieb stehen. Seine Beute ließ er dabei aber nicht los. Er wandte den Kopf zu seinem Kumpanen um. "Glaubst du, das arme Ding kann es mit uns allen aufnehmen? Nach dem dritten Kerl ist die doch vollkommen ausgefranst und ich will mein Schwert bestimmt nicht eine besudelte Höhle schieben."
"Dann soll sie sich zwischendurch eben waschen."
"Pah!"
Guntbert schnaubte auf. "Und bis der Letzte von uns endlich dran käme, hetzt Asmodeus uns an die Mauern, damit wir wie die anderen dort verpulvert werden. Ohne mich." Er rüttelte an Castus, dass jener mehr damit zu schaffen hatte, sein Häubchen und somit seine Tarnung als Frau aufrecht zu erhalten, als eine Chance zu bekommen, sich nun doch noch zu wehren. "Vorsichtig, bitte", fiepste er mit hoher Stimme, um seine Rolle zu wahren. Guntbert ging nicht auf seine Beute ein. "Wir verfrachten sie zu dem Dünnschiss-Koch in die Zellen und würfeln um sie. Wer gewinnt, darf zuerst ran. Der zweite kriegt ihren Mund, der Dritte die Hintertür und der Rest muss warten oder geht leer aus."
Sein Kamerad schien nicht begeistert, aber andere Soldaten - darunter auch ein breit gebauter, muskulöser Geselle mit roter Nase namens Friedmar - gingen sofort auf den Vorschlag ein. "So machen wir's! Wir spielen um ihre Löcher, ha!" Er war so aufgeregt, dass er nicht nur vergaß, auf Garmisch zu sprechen, sondern ihm jetzt bereits die Rüstung unten herum zu eng wurde. Unruhig bewegte er sich von einem Bein auf das andere. Vielleicht drang nur doch auch zu ihm die Kälte plötzlich durch.
"Damit ist es abgemacht", ließ auch Guntbert sich dazu herab, ins Celcianische zu wechseln. "Er wird gespielt, dann wird gerammt, gestoßen und geleckt. Und du, meine Süße, bist der Hauptgewinn."
"Ihr spielt um mich?" Castus blinzelte. Dann nickte er treuherzig und arglos. "Nagut, darf ich mitspielen?"
"Später, Süße, später. Bis dahin lernst du diesen nervigen Soldaten kennen!" Guntbert schob Castus auf die Zellen zu, in denen er den bereits erwähnten Gefangenen wähnte.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Gestalt » Sonntag 11. Dezember 2022, 12:10

Neri kommt von Ankunft

Die Stunden verflogen. Nein, das stimmte nicht. Sie waren zähflüssiger und quälender als zuvor, denn jetzt hatten sie Freiheit geschnuppert und sie wieder verloren. Die Zellen waren dieselben: Neri’s ein wenig zu niedrig, sodass die große Elfe aus Shyána Nelle nicht ganz geradestehen konnte. Arunn indes war kleiner, zirka einen Kopf kleiner als Neri und passte gut in die Zelle. Aber der Dessarier mit den dunklen Haaren und dem Vollbart, der sicher vor 3 Wochen noch keiner gewesen war, hatte dafür keinen Blick. Er stampfte einem wütenden Tier gleich durch den Zellenkäfig, dessen quadratische Löcher gerade so reichten, um einen Arm hindurchzuschieben. Neri und Arunn konnten sich so zumindest die Hände reichen, denn die Käfige standen nahe beieinander. Es waren nicht viele Zellen, denn offenbar wollte man ursprünglich eher keine Gefangenen machen. 5 dieser Zellkäfige aus geschmiedetem Eisen befanden sich hier in Reih und Glied. Ein kräftiger Troll oder mehrere Orks, könnten sie gewiss auf Fuhrwagen heben, um die Gefangenen mitzunehmen. Der Boden war gefroren und auch so schon hart, ohne die eisernen Streben. Viel Platz war nicht. Arunn konnte sich hier sportlich betätigen, hing sich an die Deckenstreben und machte Klimmzüge oder Kniebeuge, oder Liegestütz. Der Mann war ein Kraftpaket, wirkte aber nicht übermäßig dabei. Man sah ihm die körperliche Arbeit einfach an. Seine Hände wirkten dreckig, auch sein Geruch war… deutlich. Inzwischen hatte er hier knapp 3 Wochen verbracht und ein Bad hatte man dem Menschen, der das Essen mit einigen Kräutern versetzt hatte, damit sämtliche Soldaten die Scheißerei bekamen, gewiss nicht kredenzt. Seine Fingernägel wiesen erdigen Schmutz an den Rändern auf. Zur Strafe hatte er einige Jauchegruben ausheben müssen… Diese befanden sich in einiger Entfernung an einem Waschplatz, wo Neri auch dem Dunkelelf erneut begegnet war, der sich ihr erst vollkommen nackt nach einigen körperlichen Freuden mit einer Menschenfrau präsentiert hatte, bevor er sie dann erneut vorfand, während sie gerade eine Bettpfanne leerte. Leider fiel sie ihm auf, sodass er sie in sein Zelt schleppte, um von ihr zu erfahren, woher sie stammte und was sie vor allem in diesem Lager wollte. Zu allem Überfluss nahm er ihre gesamte Habe an sich und ließ sie durch die beiden Orks „Dumm und Dusselig“ in diese Zelle sperren. Hier harrte Neri Stunden aus, ohne wirklich zu wissen, was ihr Schicksal sein würde, bis der Dessarier ‚Arunn‘ in die Nebenzelle verfrachtet wurde. Die beiden heckten den Plan aus, dass Neri ihre Waffen zurückbekam, während Arunn in die provisorische Schmiede gebracht wurde. Das geschah stets, wenn die Soldaten zum Essen gerufen wurden. Dann versuchte der gelernte Schmied die abgewetzten Schwerter und Bögen halbwegs wieder einsatzfähig zu machen. Das Essen durfte Arunn jedenfalls nicht mehr kochen – dafür hatte sein übler Scherz gesorgt.

Während die Stunden also zähflüssiger als eh und je verrannen, es weiter bitterkalt und absolut langweilig war, wurde der Abend zur Nacht und schließlich brach der frühe Morgen heran. Neri und Arunn hatten eine äußerst unbequeme Nacht erlebt und sollten sie eine weitere in dieser Form verbringen, würden sie entweder beide oder zumindest einer von ihnen an einer beißenden Lungenentzündung sterben. So viel stand fest – rosige Aussichten waren das jedenfalls nicht. Zu allem Überfluss hatten sie bisher nichts zum Essen bekommen. Das war irgendwie untergangen, weil Neri durch den Dunkelelfen erwischt wurde, wie sie sich in sein Zelt schleichen wollte. Arunn war bereits auf den Beinen – oder besser, hatte sie gar nicht erst verlassen. Er hatte weiter Übungen gemacht, um sich warm und in Bewegung zu halten. Tulmult war es, der die eintönige Stille durchbrach, als sich plötzlich eine kleine Gruppe Soldaten auf die Zellen zuschob. In ihrer Mitte hatten die eindeutig als Grandessaner zu erkennenden Soldaten eine Frau. Auch wenn diese sich irgendwie komisch bewegte, jedenfalls sah es merkwürdig aus. Zusätzlich zu diesem Treiben, konnte man am Rande des Geschehens den Ork 'Dumm' ausmachen, der mit der Zunge zwischen den Lippen, auf einem Tablett, zwei Schüsseln mit Dampfendem balancierte und sich sichtlich bemühte, nichts zu verschütten. Offenbar wendete er hierbei so einige graue Zellen auf. Gleichzeitig sah es etwas lustig aus, wie er sich bemühte nicht von den halbwegs rangelnden Soldaten angestoßen zu werden, während sie gehässige Worte austauschten. Die Worte verstand Neri nicht, waren sie doch in Garmisch gesprochen. Aber Arunn verstand sehr gut. Der Dessarier schob seine Unterarme durch die Zellenquadrate und runzelte die Stirn. Missmutig sah er dem Treiben zu, während die Soldaten immer näherkamen. „He ihr Arschgeigen! Lasst die Kleine in Ruhe ihre Arbeit machen!“, versuchte er die Aufmerksamkeit zu erreichen, doch die Männer waren völlig fixiert auf die Aussicht, einige Lanzen zu versenken. Arunn schnaubte und sah zu Neri. „Verdammte Bastarde. Pass bloß auf, dass sie nicht auf dich kommen!“, bemerkte er brummend und zog sich wieder zurück, als die Soldaten soweit gekommen waren, dass sie vor den Zellen standen. Der Dessarier erfasste die Situation und hörte noch, wie die vermeintliche Frau mitspielen wollte. „Mädchen ist das dein Ernst?!“, polterte Arunn los und sah ‚sie‘ ungläubig an. „Die wollen dir an die Wäsche, du dummes Ding! Komm schon, kratz mal deine Würde zusammen!“, schnauzte er in freundlicher Bergarbeiter-Manier und schüttelte den Kopf.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 12. Dezember 2022, 18:33

Was sie wohl gesagt haben?
Die Händlersprache war ihr fremd, doch klang eigentlich recht freundlich. Na wenn sie sich da mal nicht gewaltig täuschte...
Sarin hatte ihre Bitte den Garmisch sprechenden Männern vorgetragen, nur nach Castus Geschmack trat sie wohl etwas zu dicht an die Männer heran, so dass auch er sich nun in Bewegung setzte und an ihre Seite kam. Er fiepste:
"Liebe Freundin, belästigen wir die Männer nicht. Sie müssen kämpfen. Sie sind zwar der Feind, aber sicher auch nicht aus eigenem Antrieb. Wir ... sollten sie nicht provozieren - so wie Mallahall."
Noch einmal der Name, aber dieses Mal richtete die Aufmerksamkeit der Grandessarer sich auf andere Themen aus. Einer der Kerle stapfte vor und packte Castus am Arm. Sein Griff war so fest, dass das Kieksen des Verkleideten echt ausfiel.
"Ihr versorgt Wunden? Dann schaut euch doch mal meine an .. hab da so ein Jucken. Ich wette, in einer warmen, feuchten Umgebung und mit genug ... Reibung geht's aber wieder weg, ha!"
Er zerrte an Castus, so dass dieser überrumpelt Sarin losließ und in Guntberts anderen Arm stolperte.
Oh eine Fuchsmünze...
Sarin bemerkte nicht so recht, was vor sich ging, denn sie hatte sich gerade auf ihr Gebet konzentriert...
Derweil umschlang der Soldat ihre Halbdämonen.
"Na, willst du nicht ein bisschen freundlich zu einem alten Soldaten sein, mein Kind? Danach helfe ich dir auch. Bekommst dein warmes Wasser und deine Freundin kann in die Küche, aber vorher mach ich es euch beiden richtig schön heiß."
Ein weiterer Soldat drängte sich Castus auf. Der Halbdämon wehrte sich nicht. Er glotzte die Männer nur mit großen Augen an. Ein anderer grandessanischer Soldat packte ihm an den Hintern und kniff zu, dass Castus mit einem erneuten Quieken zuckte.
"Lass mir auch noch was übrig, Guntbert."
"Du kannst die Blasse haben. Die Süße hier ist für mich bestimmt, nicht wahr?"
"Äh ... sicher..."

, murmelte Castus. Er lächelte unsicher auf. Castus wirkte deutlich verunsichert.
Sarin bemerkte zu spät was vor sich ging.
Äh... Moment.
Irgendetwas ging gerade mächtig schief...

(Beginn des Zwischenspiels zwischen Sarin Kasani und Nerélle)

Nachtelfe Sarin war so stark in ihr Gebet an Manthala vertieft gewesen, dass sie nicht mehr rechtzeitig mitbekam, wie ihr Gefährte Castus von den grandessarischen Soldaten nahezu überwältigt wurde. Sie hielten sowohl ihn als auch die Nachtelfe für simple Mägde. In einem Lager voller frierender Soldaten, deren Moral nicht höher stand als ihr Ehrgefühl, musste es früher oder später ja dazu kommen, dass man vor zwei hilflosen Frauen nicht Halt machte. Unglücklicherweise war Castus vom Gemüt her alles andere als ein haraxischer Dämon.
Verdammt, was soll ich machen?
Sarin kannte Stresssituationen, aber mehr im Arbeitsleben. Noch nie war es um Leben oder die Unversehrtheit des Leides gegangen. Sie fühlte die lähmende Schwere der Machtlosigkeit in sich aufsteigen. Ihre Füße wurden schwer und so begann sie langsam etwas zurück zu fallen.
Das kann doch nicht wahr sein...
Es fiel noch nicht mal auf, denn alle konzentrierten sich auf 'Cassi' und er wehrte sich nicht einmal. Er wurde von dem blonden mit der Fettfrisur ihn Richtung einiger Zellen gebracht. Niemand achtete auf Sarin, die offenbar mit ihrer angeblich zu dürren Gestalt und der blassen Haut nicht ins Beuteschema der Männer passte. Sie wurde einfach weg gedrängt und gegen die Übermacht hatte sie auch keine Chance. Nicht einmal mal ein kläglicher Versuch die Hand von Castus erneut zu ergreifen, war von Erfolg gekrönt.
MISTMISTMIST!
Alle drängten sich nun um den braun-bärtigen Soldaten und Castus, der den Blick schweifen ließ und mehr wie ein hypnotisierter Hase vor der Schlange wirkte. Er schrie nicht einmal, schaute nur und ließ sich mitziehen. Die garmischen Worte und Rufe die fielen, halfen Sarin ebenfalls nicht das Geschehen zu verstehen. Sarin konnte nur in einigem Sicherheitsabstand folgen. Die Gruppe erreichte die Käfige und blieb stehen und wieder wurde geredet...
Was geht hier vor???
Zwei der Männer schienen sich zu streiten und irgendwann fiel sogar der gewünschte Name...
„... blabla Asmodeus blabla...“
Bringen sie ihn vielleicht zu ihm?
Die Soldaten rüttelten an Castus, dass jener mehr damit zu schaffen hatte, sein Häubchen und somit seine Tarnung als Frau aufrecht zu erhalten, als eine Chance zu bekommen, sich nun doch noch zu wehren.
"Vorsichtig, bitte"
, fiepste er mit hoher Stimme, um seine Rolle zu wahren. Und wieder stritt sich die Gruppe Männer bis ein anderer Soldat, ein breit gebauter, muskulöser Geselle mit roter Nase, einen Einwand in Celcianisch machte:
"So machen wir's! Wir spielen um ihre Löcher, ha!"
Löcher?
Er war so aufgeregt, dass er nicht nur vergaß, auf Garmisch zu sprechen, sondern ihm jetzt bereits die Rüstung unten herum zu eng wurde. Unruhig bewegte er sich von einem Bein auf das andere. Vielleicht drang nur doch auch zu ihm die Kälte plötzlich durch.
"Damit ist es abgemacht"
, ließ auch 'Blondi Braunbart' sich dazu herab, ins Celcianische zu wechseln.
"Erst wird gespielt, dann wird gerammt, gestoßen und geleckt. Und du, meine Süße, bist der Hauptgewinn."
"Ihr spielt um mich?"

Castus blinzelte. Dann nickte er treuherzig und arglos.
"Nagut, darf ich mitspielen?"
"Später, Süße, später. Bis dahin lernst du diesen nervigen Soldaten kennen!"

Blondi schob Castus auf die Zellen zu, in denen bereits Gefangenen saßen. Und Sarin? Sie stand wie gelähmt am Rande der Szenerie und hatten keinen Plan mehr. Fassungslos sah sie zu und hoffte einfach nur von 'außen' im rechten Moment eine Möglichkeit zu sehen, wie sie ihm noch helfen könnte, aber gerade da verselbständigte sich alles und all die Vorsätze, Pläne, das was man hier doch tun wollte... PUFF
Sarins Kopf war leer.

Bzw. er fühlte sich leer an, denn der rote Faden in ihrem Leben hatte sich gerade in tausend kleine Fasern aufgefächert!
So ein MistMISTMIST!
Wie sollte sie Castus da raus holen?
Wie verhindern, dass die Soldaten bald heraus fanden, dass er doch kein Mädchen war.
Und selbst wenn...würde sie das aufhalten?
Sarin versuchte krampfhaft eine Idee zu entwickeln, aber um so mehr sie sich bemühte, um so mehr Fäden entrannen gefühlt ihren Fingern.
Wie soll ich Ian erklären, dass ich Castus verloren habe?
Panik begann ihre Gedanken zu formen.
War ihr Plan zu kompliziert gewesen? Keiner der Männer dachte auch nur im entferntesten daran irgendwelche Gerüchte weiter zu tragen. Sie ließen sich alle nur von ihren Instinkten leiten. Lähmende Angst machte sich in Sarins Herzen breit und ließ es stocken. Doch noch trug sie ein paar kleine Funken Hoffnung in sich...
Wenn sie ihn in ein Zelt bringen, dann könnte er sie sich einzeln vornehmen mit seiner Macht... Aber auf die Idee muss er erst mal kommen und die Männer sind so gierig, dass sie ihn schlimmsten Falls vor aller Augen die Röcke raffen könnten. Und was dann passiert, will ich mir gar nicht ausmalen.
Sarin schaute sich eilig nach einem 'schattigen' Plätzchen um, in dem sie als 'harmlose Magd' sich verbergen, bzw. tarnen konnte.
Warum tun sie das nur...
Sie kämpfte mit ihrem Ekel, denn auch wenn sie die garmischen Worte nicht verstanden hatte, hatte das wenige Verständliche gereicht um zu wissen, worum es hier ging.
Würde es helfen an ihren Verstand zu appellieren... an ihre Herzen? An ihre Frauen, Schwestern und Töchter, die sie zurück gelassen haben und wie sie sich fühlen würden, wenn der Feind ihnen das gleiche antun würde?
Sarin schüttelte ihren Kopf. Sie ahnte einfach, dass es dafür bereits zu spät war. Und dafür hatte ebenfalls Asmodeus gesorgt, in dem er seine Leute auf das Schlechteste behandelte. Die Versorgung der Männer war 'unterirdisch' und Kälte, Hunger und die andauernde Belagerung hatte ihnen alles geraubt. Irgendwann würden diese Männer zurück nach Hause kehren, aber dann wären sie nicht mehr die Ehemänner, die Väter und auch nicht die Brüder, die sie zuvor gewesen waren. Eine solche Tat veränderte die Seele...
Sarin hockte im Schatten eines Zeltes auf der Rückseite der Käfige, wo nur Nachtelfenaugen sie erblicken konnten und vielleicht der ein oder andere Gefangene. Aber von denen ging erst einmal keine Gefahr aus. Sarin musterte den stämmigen Mann in der einen und die Elfe in der anderen Zelle, aber ihre Gedanken hafteten an Castus und seinem Schicksal. Irgendwie tingelten sie von einer Falle in die nächste...
Erst der Überfall von Raikhyn von Blutsdorns Männern in der Nacht, die sie in der Höhle verbracht hatten... dann die missglückte Vorstellung beim Rat in Zyranus, nachdem er in diesen gläsernen Käfig gesperrt worden war und nun... ein echter Käfig inmitten der Belagerung seines Vaters.
Sarin bemerkte es nicht, aber ihr kamen die Tränen. Zwischen all dem Schlimmen hatte sie trotz allem solches Glück erleben dürfen, dass es ihr das Herz sprengte.
Ich liebe dich Castus! Gib nicht auf!
, sandte sie ihm still ihre Gedanken zu. Aber was sollte sie tun? Da waren so viele Soldaten und auch zwei Orks hatte sie bemerkt. Einer trug sogar eine...
Ist das eine Brille?
Vielleicht hatte sie sich auch getäuscht. Ihre erste Begegnung mit einem Ork war durchaus positiv gewesen. Sie waren gar nicht die stinkenden dummen Riesen, die nur für den Kampf geboren waren, für die sie meist dargestellt wurden. Vielleicht waren sie für den Kampf geboren, aber Sarin hatte eben jenen einen als deutlich eloquenter und vor allem schlauer und einfühlsamer erlebt, als dass er nur zwei Gehirnzellen haben konnte. Trotzdem waren auch diese Oks hier lange unterwegs und weit weg von ihrer Heimat. Diese Männer, egal welcher Hautfarbe, waren alle samt eine ernste Bedrohung und um so näher sie Castus auf die Käfige zu schoben, um so mehr sank ihr Mut.
„Was soll ich nur machen?“
, raunte sie sehr leise – zu leise für die Männer, aber vielleicht gerade noch für die beiden Gegangenen zu hören. Ihr Herz wollte helfen, ihr Verstand den Plan weiter verfolgen und ihr Bauch?... der wollte am liebsten, so feige es klang, ganz weit weg laufen und war sogar ein klein wenig froh, dass sie mit ihrer Nachtelfen-Blässe nicht ins Beuteschema dieser Männer passte.
Der gefangene Dessarier unweit ihrer Position, schob seine Unterarme durch die Zellenquadrate und runzelte die Stirn. Missmutig sah er dem Treiben zu, während die Soldaten immer näherkamen.
„He ihr Arschgeigen! Lasst die Kleine in Ruhe ihre Arbeit machen!“
, versuchte er die Aufmerksamkeit zu erreichen, bewirkte, dass Sarin zusammen zuckte, doch die Männer waren völlig fixiert auf die Aussicht, einige Lanzen zu versenken. Er schnaubte und sah zu der Elfe im Nachbarkäfig.
„Verdammte Bastarde. Pass bloß auf, dass sie nicht auf dich kommen!“
, bemerkte er brummend und zog sich wieder zurück, als die Soldaten soweit gekommen waren, dass sie vor den Zellen standen.
...als wenn man sich durch 'aufpassen' davor bewahren könnte.
, dachte Sarin missmutig. Der Dessarier erfasste die Situation und hatte noch gehört, wie die vermeintliche Frau mitspielen wollte.
„Mädchen ist das dein Ernst?!“
, polterte Arunn los und sah ‚sie‘ ungläubig an.
„Die wollen dir an die Wäsche, du dummes Ding! Komm schon, kratz mal deine Würde zusammen!“
, schnauzte er in freundlicher Bergarbeiter-Manier und schüttelte den Kopf. Sarins dummes Herz machte einen kleinen Hüpfer und hoffte natürlich sofort, dass sich die Soldaten von dem Gefangenen überzeugen lassen würden...
...Schwachsinn. Lass du dich doch würdevoll in den Arsch...
So langsam wurde Sarin wütend und das war nicht hilfreich. Sie atmete tief durch, was... ein Fehler war!
Puh, was stinkt hier denn so?!?
War es die Jauchegrube? War es der Kerl oder die Frau? Vielleicht auch die Soldaten oder alles zusammen? Sarin war wohl die einzige, die noch nicht mal vor ganz einem Tag in Rosenwasser gebadet hatte. Der Nase nach, passte sie wirklich nicht hier her! Aber nirgends wo anders wollte sie gerade sein! Hier war ihr Schicksal, auch wenn es nur darum ging 'dabei' zu sein. Aber manchmal ergab sich der ein oder andere Geschichts-Faden an dem man zupfen konnte, ein Muster hier oder da, dass neu gewebt werden konnte. Sarin hatte und konnte nicht aufgeben! Aber jetzt gerade konnte sie nur erst einmal abwarten und hoffen, dass sich ein neuer Plan eröffnen würde, denn er alte... hatte 'PUFF' gemacht.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Dienstag 13. Dezember 2022, 10:15

"Tut mir leid", murmelte sie zu Arunn auf dem Rückweg zu ihren Zellen. Ihr Plan war nicht aufgegangen - und das war eine reine Untertreibung! Neri verspürte eine tiefe Enttäuschung. Sie hatte nicht mal zwei Schritte aus dem Zelt machen können, ehe sie erwischt wurde. Und das auch noch von dem Dunkelelfen persönlich. Sie war so überrumpelt von seinem Auftauchen gewesen, dass ihr nicht einmal eine schlagfertige Antwort eingefallen war. Hatte er absichtlich dort gewartet, weil es so naheliegend war, dass sie jede Chance nutzen würde, um ihr Hab und Gut aus seinem Zelt zurückzuholen? Diese Chance würde jedenfalls nicht wiederkommen. Er verwahrte die Sachen in seiner Nähe, wie er so zweideutig betont hatte. Neriélle war zum Teil sogar froh, dass sie zu überrascht gewesen war, um auf ihn zu reagieren, bevor die Orks, die Arunn Dumm und Dusselig getauft hatte, sie wieder in Gewahrsam genommen hatten. Die beiden hatten ihr wieder die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens verdeutlicht, unbescholten aus dem Lager zu verschwinden. Wegen ihr war auch Arunn wieder vorzeitig in sein Gefängnis gebracht worden, und darüber verspürte sie ehrliches Bedauern. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und ärgerte sich über sich selbst. Hätte sie irgendetwas anderes tun können? Doch der Zeltausgang war die einzige Möglichkeit gewesen. Zähneknirschend hing sie ihren Gedanken nach, die viel zu sehr um den Dunkelelfen kreisten. Sie war nur froh, dass er sie nicht wieder zu sich in sein Zelt beordert hatte. Sie war noch nicht bereit für ein weiteres Aufeinandertreffen und eigentlich wollte sie es auch gar nicht, denn sie fürchtete, in seiner Nähe für nichts garantieren zu können.

"Das war dieser Dunkelelf, der Magier", brachte sie schließlich hervor, als sie wieder allein in den Zellen waren. Aber vermutlich hatte sich Arunn das schon gedacht. "Er sagte, mein Bogen und die anderen Sachen wären in seiner Nähe - was auch immer das heißt. Ich fürchte, so leicht macht er es uns nicht und unseren Plan können wir vergessen." Egal, ob er zufällig vor dem Zelt mit der provisorischen Schmiede im Inneren gestanden hatte oder nicht - spätestens jetzt musste ihm klar geworden sein, dass er sie besser nicht aus den Augen ließ - oder gar aus der Zelle -, da sie jede Chance nutzen würde, um zu entkommen. Nein, sie war keine einfache Gefangene, die einfach den Mund hielt und sich ihrem Schicksal beugte. Obwohl sie genau jetzt diesen Eindruck machte. Den Rückschlag musste sie erst einmal verdauen. Entsprechend wortkarg war sie die restlichen Stunden des Tages. Der Tag war aufgrund der vielen Ereignisse sehr kräftezehrend gewesen. Erst war sie unverhofft in dieses Lager gestolpert, dann hatte sie über Umwege den Dunkelelfen getroffen, der ihr erst ihre Waffen abgenommen hatte und sie dann einsperren ließ. Sie hatte vorgegeben, dass sie die Waffen, die Arunn täglich reparierte, wodurch er etwas Freiheit genießen konnte, magisch verstärken könnte, um so in die Nähe ihres Hab und Guts zu kommen, doch dieser Plan war eben sehr frühzeitig gescheitert und nun waren sie wieder hier. Sie dachte an die kurze Zeit in der Schmiede zurück. Sie hatte festgestellt, dass Arunn ein ganz schöner Angeber war, als er die (für sie sehr viel schwereren) Schwerter leichthändig durch die Luft wirbelte und ihr kleine Kunststücke darbot. Wie mit den Sportübungen in den Zellen, hielt er sich auch dort nicht zurück, um sich zu präsentieren. Dann die kurze unbeabsichtigte Berührung seiner rauen Hand, als er ihr das Schwert abnahm.. vermutlich lag es nur daran, dass sie die einzigen Gefangenen hier waren, dass seine Art sie so beruhigte und ihr in dieser schweren und kalten Zeit Halt gab. Er war da und ein Leidensgenosse, mit dem man sein Leid teilen konnte, wodurch dieses erträglicher wurde.
Sie dachte auch an seine Worte über Dessaria nach, das Drecksloch, das er liebte, so wie er es formuliert hatte. Die Dessarier schienen das Leben sehr pragmatisch zu betrachten. Für sie klang das, was er über den Bergbau erzählte, wenig erstrebenswert und nicht nach einem entspannten Leben. Doch seine Schilderungen waren leidenschaftlich und es wurde deutlich, wie sehr er das Leben dort, das offenbar mit harter Arbeit verbunden war, liebte.
Neriélle war müde, aber aufgrund der Kälte wehrte sie sich lange gegen den Schlaf im eisigen Käfig. Sie hatte tatsächlich Angst, zu erfrieren und nicht mehr aufzuwachen. Sie hatte etliche Nächte im Kapayu verbracht und unter den Bäumen des dicht bewachsenen Dschungels geschlafen. Aber die Umstände hier waren völlig andere. Hier war es sehr viel kälter, was der immer wieder fallende Schnee verdeutlichte. Doch irgendwann übermannte auch die grübelnde Elfe die Müdigkeit und sie schlief ein.

Als Geräusche an ihre Elfenohren drangen, öffnete Neri die Augen. Sie saß zusammengekauert auf dem Boden. Ihr war kalt, einfach nur kalt. Sie brauchte einige Momente, bis ihr wieder einfiel, wo sie sich befand. Die Nacht war schrecklich gewesen und neben der Kälte quälte sie zunehmend der Hunger. Es war fast ein Tag her, seit sie das letzte Mal gegessen hatte. Trotzdem stand sie immer noch hinter ihrer Entscheidung, das protzende Mahl des Dunkelelfen abgelehnt zu haben - auch wenn so langsam die ersten Zweifel in ihrem Hinterkopf nagten.
"Was ist los?", murmelte sie verschlafen und drehte den Kopf, bevor sie in der Bewegung innehielt. "Au." Ihr Nacken und ihre Schultern waren völlig verspannt und so konnte sie nur langsam den Kopf drehen, während sie sich gleichzeitig aufrichtete - so gut es in der zu niedrigen Zelle ging. Sie sah eine Gruppe Soldaten, die eine Frau in ihrer Mitte hielten und geradewegs zu ihnen führten. Unbewusst zog sie die Kapuze über ihre violetten Haare, denn sie wollte intuitiv keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
"Was soll ich nur machen?"
Selbst für ihre geschärften Elfenohren waren die Worte hinter ihr nur leise zu vernehmen. Neri drehte erneut den Kopf und spähte in die morgendliche Dämmerung. Sie kniff die Augen zusammen, als sie im ersten Moment niemanden sah. Doch sie war sich sicher, dass sie die Worte wirklich gehört hatte. Tatsächlich entdeckte sie dann eine schmale Gestalt, die sich offenbar versteckt hielt, aber auch nur durch die helle Kleidung, die sie verräterisch von den Schatten abhob, wenn man genau hinsah und wusste, wo man suchen musste. Neriélle runzelte die Stirn. Dann schaute sie zu Arunn. Hatte er das auch gehört und die Fremde gesehen? Doch er richtete gerade das Wort an die Soldaten, in einer Sprache, die sie nicht verstand. Im nächsten Augenblick warnte er sie vor den Männern. Neri ahnte nichts Gutes und nahm Arunns Worte sehr ernst. Vielleicht wollte sie auch gar nicht wissen, was die Soldaten miteinander sprachen. Doch als sie näher kamen und ihr Gespräch in der allgemeinen Sprache weiterführten, konnte auch die Shyáner Elfe die letzten Worte verstehen. Der Elfe wurde schlecht bei den Worten der Soldaten, die ihre Absichten so ungeniert äußerten, und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter.

Mitfühlend musterte sie die Frau mit dem Häubchen, dem langen Rock und der Schürze, die zwischen den Soldaten stand. Neri stellte fest, dass ihre Kleidung denen der Fremden glich, die sich versteckt hielt. Sie vermutete, dass es sich bei beiden nur um gewöhnliche Mägde handelte, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren. Ihre Freundin hatte ganz offensichtlich entkommen können. Neriélle schaute noch einmal aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber, möglichst unauffällig, um nicht auf sie aufmerksam zu machen. Sie wollte wissen, ob die Fremde etwas vorhatte, doch sie befand sich noch an ihrem Platz. Wenn sie hier war, um ihrer gefangenen Freundin zu helfen, würde sie vielleicht auch Arunn und ihr helfen.
Neriélle selbst fühlte sich machtlos in Anbetracht der Situation. Was sollte sie tun? Sie war hier in dieser Zelle eingesperrt und den Soldaten wäre sie körperlich absolut unterlegen. Arunn hatte Recht. Sie musste sich jetzt in Zurückhaltung üben, auch wenn es ihr furchtbar schwer fiel und sie dem Mädchen wenigstens verbal zur Seite stehen wollte! Doch das wäre sicher töricht. Die Soldaten sahen nicht so dumm aus wie die Orks, über die sie sich einige Male lustig gemacht hatten, ohne dass sie körperliche Konsequenzen befürchten mussten. Mit den Soldaten wollte sie sich jedoch nicht anlegen und auf keinen Fall wollte sie bei ihrem ‘Spiel’ mitmachen.
Dann fiel ihr Blick auf Dumm, der sich im Hintergrund mit zwei dampfenden Schüsseln den Zellen näherte. Neris Magen zog sich hörbar knurrend zusammen, als sie das Essen sah. Gleichzeitig befürchtete sie beim Anblick des Orks, dem es augenscheinlich seine gesamte Konzentration kostete, das Essen zu ihnen zu bringen, gleich eine weitere Enttäuschung erleben zu müssen. Sie schickte ein Stoßgebet an Phaun. Für das fremde Mädchen, das unversehrt bleiben sollte, ebenso für die Fremde in den Schatten, dass der Gott ihr ermöglichen würde, ihnen zu helfen - und auch für den Ork, dass er ihre warme Mahlzeit erfolgreich zu ihnen bringen würde.

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Samstag 17. Dezember 2022, 13:13

Sarin hatte mehr als einen tiefen Einblick in Castus' Seele erhalten. Er war schamlos, liebevoll und gütig. Zwar schrieb sie ihm keinesfalls zu, dumm zu sein, aber er besaß eine kindlich naive Ader, die bei anderen im ersten Moment niemals das Böse vermutete. Er wusste um dessen Existenz und hatte auch angedeutet, dass er den Dämon, der zum Teil sein Vater war, nicht vollends als gut ansehen konnte, dennoch hatte er sich von Sarin dazu überreden lassen, über Asmodeus' Beweggründe noch einmal nachzudenken. Letztendlich hatte Castus sich aber stets als hilfsbereit und freundlich selbst jenen gegenüber dargestellt, die im Gegenzug mit ihm alles andere als zuvorkommend umgegangen waren. Sarin hätte ahnen können, dass der Halbdämon in Frauenverkleidung nicht nur keine Wher leisten würde, sondern zu jedem Angebot mit Hintergedanken lachend zustimmte.
Nicht einmal der Gefangene, den die Nachtelfe von ihrem Versteck aus beobachtete, konnte ihm das klar machen. Er stieß zunächst eine garmische Aufforderung auf, der Sarin nur wenige Wortfetzen von Verständnis entnehmen konnte. Dass der Fremde allerdings die Soldaten damit von Castus ablenken wollte, musste auch ihr klar sein. Sie hingegen sah sich nicht imstande etwas zu unternehmen, außer sich zu verstecken. Jegliche Planung, die sie zusammen mit Castus und den im Zelt zurückgelassenen Dunkelelfen Iryan ausgearbeitet hatte, schien wie eine Seifenblase zerplatzt zu sein und nichts Anderes hinterließ diese Erkenntnis jetzt in ihrem Kopf. Was sollte sie nur unternehmen? Nicht einmal die Frage kam in ihrem Geist auf, dazu war sie plötzlich viel zu perplex. Einzig ihre nachtelfischen Instinkte schienen Sarins Körper wie von allein in einen sicheren Untershclupf zu manövrieren. Glück hatte aber auch etwas damit zu tun. Sie passte nicht in das Beuteschema der grandessarischen Soldaten, so dass man sie zunächst einfach nicht weiter beachtete und dann vergaß. Denn die Aussichten standen mehr als gut, dass mindestens Guntbert heute noch zum Schuss kommen sollte.
Während Sarin in ihrem Versteck also noch im Stillen vor sich hin fluchte und gar nicht bemerkte, dass sie ihrerseits von Neriélle beobachtet wurde, da führten die Soldaten den verkleideten Castus dichter an die Zellen heran. Bis man ausgewürfelt hätte, wer nun zuerst im Schoß der mutmaßlichen Magd versinken durfte, wollte man sie zu dem unbeliebtesten Insassen der Zellen sperren: Arunn. Er war nicht das erste Mal aufgefallen und Schläge, sowie körperliche Arbeit als Strafen hatten nicht verhindert, dass er weiterhin sein vorlautes Mundwerk einsetzte. Asmodeus kümmerte sich nicht um die Belange seiner Soldaten und somit erst Recht nicht darum, ob sie sich von einem Kriegsgefangenen provozieren ließen. Dass sie überhaupt Gefangene machten, war hingegen etwas, das ihm missfiel. Doch er hatte Wichtigeres zu tun. Wenn man ihm nur die als Gerüchte geplanten Worte zukommen lassen würde!
Der Plan schien vergessen zu sein, auch bei Castus. Aber es hatte nur auf den ersten Blick den Anschein. Wie bereits erwähnt, war der Halbdämon vielleicht ein wenig zu gutmütig, aber nicht dumm.Trotzdem blinzelte er Arunn entgegen, als dieser zunächst wütend gen der Soldaten ausrief, ihn in Frieden zu lassen, ehe er sich an Castus selbst wandte: "Mädchen, ist das dein Ernst?! Die wollen dir an die Wäsche, du dummes Ding! Komm schon, kratz mal deine Würde zusammen!"
Castus wandte den Kopf herum. Er betrachtete Guntbert, Friedmar und die anderen beiden nach wie vor namenlosen Grandessarer. In ihrer aller Augen blitzte das Begehren auf und man konnte es ihnen grunsätzlich kaum verübeln. Die Reise von Grandessa durch den Urwald Kapayu bis hierher ins Grasland war lang, beschwerlich und voller Gefahren gewesen. Sie waren nicht nur fern ihrer Heimat, sondern hatten auch Familie zurückgelassen. Die geliebte Frau, mögliche Kinder oder notfalls die eigene Mütter samt jüngerer Geschwister. Seit langem hatte ihnen weder ein geliebter Mensch Wärme durch Worte geschenkt, noch ein geliebtes Wesen durch seinen Schoß. Natürlich sprangen sie auf die ertbeste Gelegenheit an! Dass dies moralisch absolut unverzeihlich war, stand auf einem anderen Blatt geschrieben. Grundsätzlich aber weckten sie zumindest bei Castus Verständnis. Er brauchte nur in ihre vor Lust funkelnden Augen zu schauen, um zu erkennen, dass Arunn hier die Wahrheit sprach.
"Ihr wollt mich besteigen und euch mit mir paaren?" Sie grinsten auf. Friedmar lachte sogar über die Art und Weise, wie Castus es formulierte. "Alle gleichzeitig?" Große, blaue Augen musterten die Männer. In diesem Blick funkelten winzige, silberne Sterne und violett wie schwarz umnebelte Galaxien. Wer sich die Zeit nahm, Castus lange anzuschauen, drohte sich in diesen Augen zu verlieren. Die Soldaten aber hatten dafür keinen Sinn. Sie schauten sich andere Vorzüge der mutmaßlichen Magd an, selbst wenn diese unter einer Haube, einer dicken Leinenbluse und einem langen Rock verborgen sein mochten.
"Mal schön der Reihe nach", grunzte Guntbert. Er trat an Castus heran. "Ich fang allein mit dir an und wenn du ausgeleiert und schmierig bist, können die anderen meinetwegen alle gleichzeitig über dich herfallen, aber jetzt steck ich erstmal meinen mächtige Schw-"
"Hey, Guntbert! Ich dachte, wir würfeln um sie." Friedmars Einwand erhielt rege, gebrummte Zustimmung der anderen. Guntbert engte die Augen. Er ruckte an Castus' Arm, dass diese sich ihm unfreiwillig an die Brust warf, wo er sich mit der freien Hand viel zu liebevoll abstützte. Er musste für die Außenstehenden wirklich als viel zu naives Mädchen aussehen, das die Gefahr der Lage noch immer nicht begriff. Hinzu kam, dass Castus just in diesem Moment Guntbert unter das stoppelige Kinn griff und sein Gesicht herumführte. Er blickte ihm in die kleinen Augen. Guntberts Hose schwoll sofort an vor Bereitschaft.
"Huh? Was'n los hier? Was treiben hier?" Diese an Intelligenz kaum zu unterbietende Frage stammte von einem der Orks, welche Arunn nur als "Dumm und Dusselig" betitelte. Neriélle erkannte inzwischen, dass es sich um Dumm handelte. Er brachte die Mahlzeit für die Gefangenen. Endlich! Tatsächlich verkrampfte sich ihr Magen fast schon, selbst wenn das Aroma der Suppe darauf hindeutete, dass in der heißen Brühe kaum ein Stück Gemüse schwamm. Der Hungrige gab sich aber auch damit zufrieden. Dumm durfte die Schale jetzt nur nicht fallen lassen, was durchaus passieren könnte. Immerhin musste er aktuell zwei Dinge tun! Die Suppe halten und sprechen. Eigentlich kam auch noch die Forderung nach Konzentration für eine dritte Aufgabe hinzu. Auf seine Frage hin erwartete er schließlich Antwort. Konnte dieser minderbemittelte Ork denn eine Schüssel halten, Fragen formulieren und lange genug zuhören, um eine Reaktion darauf zu verarbeiten? Vielleicht, wenn sein Kumpane ihm zu Hilfe kam. Dusselig näherte sich weitaus träger mit einer zweiten Schale und erst als er die Gruppe erreichte, erhob einer von ihnen die Stimme. Dass es Castus war, hatte Dumm nicht erwartet. Während er noch nach dem Quell des Sprechenden Ausschau hielt, drangen die Worte des Halbdämons sehr klar und ohne jeglich weibliches Fiepsen an Guntberts Ohren.
"Das willst du im Grunde nicht. Auch dir ist es wichtig, diese Freude mit jemandem zu teilen, den du liebst." Guntbert blinzelte und zwar ertappt! Nicht jeder, der drohte, böse Dinge zu tun, besaß im Grunde seines Herzens wahrhaft eine böse Seele. Und diese Seele sprach Castus nun an. Nicht nur mit Worten. In seiner Hand formte sich ein diffuses Licht. Es war weiß, besaß am Rand aber einen bläulichen Schimmer. Er drückte es einfach gegen Guntberts Brust, dass es sich durch seine Rüstung in den Körper des Mannes fraß, ohne eine Spur von Verletzung zu hinterlassen. Guntbert versteifte sich. Sein Blick wurde starr, war aber noch immer auf Castus gerichtet. Die Augen der übrigen Soldaten ebenfalls und so fand auch Dumm endlich jenen Sprecher von eben in der Gruppe.
"Was'n hier los?" Dusselig erreichte die Zellen. Er blickte verwirrt. Das tat er immer, jetzt aber im Besonderen. Niemand reagierte zunächst auf ihn. Alle Aufmerksamkeit lag auf der Magd, die soeben ein blauweißes Lichtlein in Guntberts Brust hatte fahren lassen. Erneut erhob sie die Stimme, welche alles andere als weiblich klang, obwohl sie weich und warm war. "Viel lieber möchtest du jetzt in Erfahrung bringen, ob an dem Gerücht etwas dran ist, das du gehört hat. Du möchtest dich mit den anderen Soldaten darüber unterhalten. Stimmt es, dass Mallahall durch das Lager streift und Asmodeus sucht? Es stimmt wohl. Sie will sich mit ihm treffen - allein und auf freiem Feld, wo kein Hinterhalt die beiden in einer Unterhaltung stören könnte. Sie glaubt noch immer an ihn, das gute Herz."
"Was redet die da so komisches Zeug?", fragte einer der Soldaten. Er wagte sich nun aber nicht mehr an Castus heran, da er gar nicht mehr nach dem naiven Mädchen klang, über das sie alle hatten herfallen wollen. Stattdessen schob er Friedmar an sie heran, welcher sich nur widerwillig näherte. Er berührte auch erst Guntbart am Oberarm. "Gunt, was ist mir dir?", fragte er, doch der Soldat mit der blonden Fettfrisur ließ Castus einfach los. Er blickte ins Leere, ehe er brummelte: "Ja, ich sollte mit den Soldaten sprechen. Über Mallahall. Sie ist wirklich im Lager? Weiß Asmodeus davon?" Er wandte sich um, drängelte sich durch siene Gefährten und an den beiden Orks vorbei. Dumm hatte die Schale fallen gelassen. Es war zu viel für ihn. Die Suppe färbte den Schnee, schaffte es aber nicht, in der gefrorenen Erde zu versickern.
"Här?!", ließ Dusselig sich vernehmen. Obwohl er nicht die hellste Kerze im Kronleuchter war, so sprach er doch aus, was die Grandessarer dachten. Sie alle sahen Guntbert nach, der nun einfach davon stapfte in Richtung eines der entfernten Feuer, um welches sich weitere Soldaten ringten.
"W-was ... a-aber..." Friedmar kratzte sich an der Schläfe. Castus trat wie selbstverständlich an seine Seite. "Willst du ihm nicht folgen?", fragte er, ohne seine Tarnung weiter aufrecht zu erhalten. Zumindest kiekste er nun nicht mehr wie ein verängstigtes Reh.
"Was hast du mit ihm gemacht, Hexe?" Friedmar wirbelte herum, ging aber auf Distanz. Dafür fuhr seine Hand sofort zur Klinge an seinem Gürtel. Er zog das Schwert, dessen Spitze er auf den Halbdämon richtete. Das Metall zitterte leicht.
"Zauberei!", keifte einer der verbliebenen Soldaten und folgte Friedmars Beispiel. Castus blickte beiden arglos entgegen.
"Wolltet ihr nicht eben noch meinen Leib besteigen und jetzt geht ihr dazu über, ihn zu zerteilen? Mir wäre es lieber, ihr folgt Guntbert. Er allein kann die Gerüchte nicht streuen." Castus lehnte sich plötzlich nach hinten, den Blick halb über die Schulter gerichtet. Erstmals konnten sowohl Arunn als auch Neriélle in sein Gesicht schauen. Die Züge waren sanft und jung, der Blick einfach nur ... schön. Verträumt, nachdenklich und dennoch stand hinter diesem Zauber aus überwältigendem Blau noch eine Wachsamkeit, welche der Verkleidete mit höchster Selbstbeherrschung im Hintergrund zu halten wusste. "Würdet ihr dabei auch helfen?", fragte er so unsagbar freundlich und ... lächelte. Schließlich winkte er einem der Orks zu. "Würdest du bitte die Zellen öffnen? Das wäre wirklich nett."
Dieses Mal deutete kein blauweißes Licht darauf hin, dass er Magie oder was auch immer einsetzte. Castus versuchte es stets zuerst mit seiner entwaffnenden Freundlichkeit.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Gestalt » Montag 19. Dezember 2022, 09:51

Arunn hatte seine Aufmerksamkeit einzig und allein bei Guntbert, Friedmar und den anderen Soldaten, nachdem er Neri eine Warnung zugeraunt hatte. Im Gegensatz zu der naiven ‚Magd‘ in der Mitte der Grandessaner, hatte der Schmied die Lage sofort erfasst. Er war deutlich zu lange in diesem Loch, um das nicht zu erkennen. Und er war ein Mann, der durchaus in der Lage war, sich in andere Männer hineinzuversetzen. Ob der Dessarier selbst solche Gedanken hatte, blieb allerdings eine offene Frage. Jetzt jedoch zeigte er, dass er sich trotz vieler Strafen und körperlicher Züchtigung nicht den Mund verbieten ließ. Er blökte freischnauze den Soldaten seinen Unmut entgegen und bemerkte dabei nicht, dass sich noch eine zweite Magd versteckt hielt. Der dunkelhaarige hatte sich auf die blonde Fettfrisur und die anderen eingeschossen. Vielleicht war es aber auch Taktik, denn so würde er gewiss die Aufmerksamkeit, wenn sie die Beute in der Mitte mal verließ, sicher auf sich lenken. "Ihr wollt mich besteigen und euch mit mir paaren? Alle gleichzeitig?“ Arunn schnaufte bei den Worten des Mädchens und brummte etwas Unverständliches. Dass er die Naivität nicht nachvollziehen konnte, blieb dabei aber ein offenes Geheimnis. Das Gespräch wurde eindeutiger, sodass es keinen Zweifel mehr geben konnte, woran die Männer dachten. Hilflos in den Zellen eingesperrt, mussten sowohl Neriélle als auch Arunn dabei zusehen, wie sich die Lage zuspitzte. "Hey, Guntbert! Ich dachte, wir würfeln um sie.", kam es aus den eigenen Reihen und Arunn winkte angewidert in Richtung Friedmar ab. „Ach komm‘ schon, du ekelhafter Bastard! Deine Frau wird sich bitterlich rächen! Du hattest eh Glück, eine abzubekommen!“, schnauzte Arunn und hatte sich inzwischen an den Gittern seiner Zelle festgehalten als könne er sie mit bloßen Händen aufstemmen. Offenbar war das, was sich vor ihren Augen abspielte nichts, was Arunn einfach so auf sich beruhen lassen konnte. "Huh? Was'n los hier? Was treiben hier?", lenkte Dumm die Aufmerksamkeit auf sich. Arunn hob beide Augenbrauen und starrte auf die Schüssel, die er trug. „Oh man, jetzt schön langsam, Dumm!“, rief er über das Gegrunze der anderen hinweg. Arunn schaute zu Neri und verzog das Gesicht. „Ich schätze, wir kriegen wieder nichts zu essen!“, prophezeite er düster und sah zum Ork zurück. Bevor er jedoch wieder etwas sagen konnte, geschah etwas anderes: Die naive Magd hatte soeben Guntbert’s vollste Aufmerksamkeit erreicht, indem sie ihm eine Hand an das Kinn gelegt hatte. Sie spielte aber wirklich mit ihrer Würde! Arunn runzelte die Stirn, wobei sich ein Teil seiner Narbe zusammenzog. Diese zog sich von der Augenbraue, über das linke Auge und weiter seinen Hals hinab, bis sie in seinem weinroten, nicht mehr so sauberen Hemd verschwand. Sie war älter und gewiss nicht hier beigefügt. Kurz nur sah Arunn, dass sich auch Dusselig näherte und weitaus vorsichtiger ging, die Augen starr auf seine Suppenschüssel gerichtet, um ja nichts zu verschütten. Noch hatte er sich nicht ablenken lassen, achtete aber auch nicht so auf seine Umwelt. Er war halt beschäftigt.

"Das willst du im Grunde nicht. Auch dir ist es wichtig, diese Freude mit jemandem zu teilen, den du liebst." „Was zum…“, brummte der Dessarier, als die Stimme der vermeintlichen Magd so gar nicht mehr lieblich klang. Allerdings war die Reaktion von Guntbert deutlich interessanter. Denn obwohl die Worte an Unschuld kaum zu überbieten waren, war die Tatsache, dass sie eine Wirkung zeigten, doch erheblich verblüffend. Dann vollführte die falsche Magd einen Trick, Zauber oder sonstiges, sodass das Licht einfach so in der Brust des Geiferers verschwand. Arunn blinzelte perplex und wandte sich kurz an Neri: „Halluziniere ich oder hast du das auch gesehen?!“, wollte er wissen, ehe er zurücksah und verfolgte, was weiter geschehen sollte. "Was'n hier los?", Arunn’s Augenlid zuckte etwas genervt. Er wandte sich an Dusselig und deutete mit dem Daumen auf das Geschehen. „Ernsthaft Dusselig?! Das siehst du doch! Pass du lieber auf, dass du die Suppe nicht verschüttest, sonst kannst du dir deinen hochgestochenen Namen sonst wohin schieben, kapiert?!“, murmelte Arunn und spielte darauf an, dass Dusselig eigentlich ‚Deideus Alanti Gabalius der Dritte‘ hieß. Wie es dazu kam, hatten Neri und er nicht mehr geklärt, doch schaffte es Dusselig sich trotz allem durchaus hochgestochen und gewählt auszudrücken, wenn er wollte. Aber das waren offenbar nur lichte Momente, die nicht immer anhielten. Der Ork Dusslig trug sogar zeitweise eine Brille, jetzt aber nicht. Vielleicht war die Brille auch magisch, wer wusste es schon, sodass er dann zu jemand anderes wurde. Doch das spielte in diesem Moment alles kaum eine Rolle, denn soeben straffte sich Guntbert und starrte an der Magd vorbei, die noch einige Worte mehr für ihn hatte: "Viel lieber möchtest du jetzt in Erfahrung bringen, ob an dem Gerücht etwas dran ist, das du gehört hat. Du möchtest dich mit den anderen Soldaten darüber unterhalten. Stimmt es, dass Mallahall durch das Lager streift und Asmodeus sucht? Es stimmt wohl. Sie will sich mit ihm treffen - allein und auf freiem Feld, wo kein Hinterhalt die beiden in einer Unterhaltung stören könnte. Sie glaubt noch immer an ihn, das gute Herz." „Was zum Berggeist geht hier ab?“, murmelte Arunn jetzt doch, denn das was mit Guntbert und der Magd geschah, verstand er auch nicht.
Allerdings zeigte es Wirkung, sodass Guntbert sich tatsächlich in Bewegung setzte. "Ja, ich sollte mit den Soldaten sprechen. Über Mallahall. Sie ist wirklich im Lager? Weiß Asmodeus davon?" Sichtlich perplex blieben für einen Moment die anderen Soldaten, sowie Neri und Arunn ratlos zurück. Bis ein „Oh… huch..“, die Stimmung versaute und man Dumm sah, der auf das Dilemma blickte. Die Suppe war ihm hinuntergefallen und er tänzelte ein wenig hilflos drumherum, als könne er noch etwas retten. Allerdings war das nun wirklich zweitrangig und sein Bruder, Dusselig, brachte wohl alles auf den Punkt, indem er einfach nur wenig geistreich “Här?!“ machte. Dann ging alles ziemlich schnell, sodass Friedmar vor der Magd mit der gar nicht mehr so weiblichen Stimme stand und das Schwert erhob. „Wooohoo! Friedmar, nimm den Zahnstocher runter! Dein Schwert schafft die Kleine eh nicht, ich muss es wissen, ich habs repariert!“, erhob Arunn seine Stimme und zeigte abwehrend die Handflächen. Einen Mord musste er jetzt nicht haben, denn solche Situationen konnten ganz schnell in ganz blöde Richtungen verlaufen! Und schon eskalierte es, sodass alle verbliebenen Soldaten mit gezogenen Waffen dastanden und die ‚Hexe‘ im Zaum halten wollten.

„Jemand Suppe?“, fragte Dusselig plötzlich und erreichte damit einen genervten Seitenblick von Arunn. „Mit Brille gefällst du mir vielleicht doch besser!“, scharrte er mit leiser Stimme, ehe Castus die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. "Wolltet ihr nicht eben noch meinen Leib besteigen und jetzt geht ihr dazu über, ihn zu zerteilen? Mir wäre es lieber, ihr folgt Guntbert. Er allein kann die Gerüchte nicht streuen.", es war so skurril, das musste der Dessarier eingestehen. Dann konnte er einen Blick auf das Gesicht der ‚Magd‘ werfen. Arunn starrte ihn an "Würdet ihr dabei auch helfen?", wurden sie plötzlich gefragt und Arunn musterte die Wachsamkeit in dem Gesicht, das wohl eher nicht weiblich war. Der Schmied runzelte fragend die Stirn und sah dann zur Neri. Offenbar wusste er selbst nicht, was er von all dem halten sollte. Allerdings hatte er auch nicht vor, in diesen Zellen zu versauern! "Würdest du bitte die Zellen öffnen? Das wäre wirklich nett." Erst dachte Arunn noch, dass er gemeint wäre und wollte gerade eine schnauzende Antwort geben, als Dusselig sich aufrichtet und einmal über jede Schulter schaute, ehe er fragend zu Castus blickte. „Ich jetzt?!“, wollte der Ork wissen und stand reichlich bedröppelt mit seinem Tablett da. „Ehrm.. Wie nee- das kann ich nicht.“, wiegelte er ab und schüttelte etwas zu doll den Kopf. „Dusselig? Du kannst. Stell das Tablett ab und hol den Schlüssel raus.“, meinte Arunn, der auf das Pferd mit aufsprang. Dusselig blinzelte als hätte er eine Fehlfunktion. „Nee!“, wehrte er sich und trat etwas dichter an die Zellen, Castus nicht aus den Augen lassend.
Der Ork lehnte sich etwas zu Arunn und raunte, sodass es dennoch jeder hören konnte: „Was wenn die mich verhext? Ich mag nicht.“, und Arunn grinste lausbübisch. „Ja versteh ich, ist ein Problem. Aber.. Wenn du es nicht tust, tut ‚sie‘ es gewiss…“, flüsterte er ihm ein und nestelte dabei tatsächlich an dem Schlüsselring, am Gürtel. „Ich weiß nicht, ich glaub‘ das ist keine gute Idee!“, zierte sich Dusselig weiter und bemerkte nicht mal, dass Arunn die Schlüssel einfach entwendete. Dusselig hatte sich weiter an dem Tablett mit Suppe festgeklammert. „Dumm?!“, rief er „Dumm, was meinst du? Soll ich? Oder soll ich nicht?“, rief er, doch Dumm kreiste immer noch, die Schüssel in der Hand, um den Fleck am Boden und war drauf und dran einfach den mit Suppe getränkten Schnee in die Schüssel zu schaufeln. Er war nicht verfügbar, wie es aussah. Dusselig seufzte und schüttelte dann doch vehement den Kopf, sodass er erstmal wankte. „Nein. Wer auch immer du bist. Ich mach das nicht.“, rief er Castus entgegen und warf das Tablett wütend zur Seite. So doof der Ork war, er war eben auch ein Ork. Und diese konnten mitunter äußerst gefährlich und kräftig sein. Dusselig funkelte Castus an und war drauf und dran auf ihn zuzustürmen. Allerdings war es Arunn, der das nicht zuließ. Der Dessarier hatte den Ork am Gürtel gepackt und unter größer Anstrengung und mit Hilfe der natürlich Barriere der Zellen, verhinderte er, dass Dusselig sich wütend auf Castus stürzen konnte. Mit der anderen Hand warf er noch zielsicher den entwendeten Schlüssel in Richtung Neriélle, sodass sie ihn nutzen könnte, um sich zu befreien. „Der elfte!“, warf der Schmied noch feixend ein, ehe er auch die zweite Hand nutzte, um den Ork weiter daran zu hindern, sich Castus als Suppenersatz vorzunehmen. „Was auch immer du tust – tu es schnell!“, rief er Castus zu. Und da waren ja auch noch die Soldaten… Nun musste alles schnell gehen, wenn sie nicht alle in den Zellen oder schlimmer enden wollten.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Donnerstag 22. Dezember 2022, 21:17

Neriélle war sichtlich angewidert von den Worten der Soldaten. Solch ein Benehmen war sie weder gewohnt, noch konnte sie es gutheißen. Ihren Worten nach zu urteilen, betrachteten sie das Mädchen in ihrer Mitte nicht als Mensch, sondern als reines Objekt ihrer niederen Begierden. Ihre zusammengekniffenen Augen und die zusammen gezogenen Augenbrauen verrieten den Ärger der Elfe, der sich in ihr anstaute. Sie hatte die kalten Hände unwillkürlich zu Fäusten geballt, während sie dem Gespräch zwischen den Männern und der Magd vor der Zelle folgte. Arunn startete einen neuen Versuch, der Gefangenen Hilfe zu leisten, indem er Friedmars Aufmerksamkeit mit einer Beleidigung auf sich lenken wollte. Doch niemand schien sich für seine Einwände zu interessieren. Neriélle indes hielt sich lieber weiter im Hintergrund, denn für sie war klar, dass sie der Fremden weder mit Worten noch Taten helfen konnten, so gern sie auch wollten.
Dann fiel Neris Blick auf Dumm und Dusselig, die sich mitsamt der dampfenden Suppen näherten. Arunn prophezeite schon, dass sie wieder nichts zu essen bekommen würden. "Das nächste Mal hol ich mir das Essen selbst", raunte sie zurück und konnte die Orks nicht weiter beobachten. Sie wollte gar nicht mit ansehen, wie ihr Essen zu Boden fiel. Denn im Grunde wussten doch alle, dass genau das passieren würde.

Zu ihrer Überraschung sah sie im nächsten Moment, wie sich das Mädchen auch noch um Guntberts Hals warf, anstatt einen Versuch der Gegenwehr zu unternehmen. "Was tut sie da", zischte Neri ungläubig und wütend zugleich und sah fragend zu Arunn, als könnte dieser einschreiten. Doch der schien ähnlich verblüfft zu sein wie sie - und war auch noch genauso eingesperrt und machtlos wie sie.
"Das willst du im Grunde nicht. Auch dir ist es wichtig, diese Freude mit jemandem zu teilen, den du liebst."
Es war vor allem der Tonfall der Worte, aber auch ihre Formulierung, die Neriélle sofort zurück zu der Gefangenen gucken ließ. Ihr Blick fiel auf das Licht, das sich plötzlich blau und weiß aus ihrer Hand formte. War sie eine Lichtmagierin? Mit offenem Mund, unfähig, etwas zu sagen, folgten ihre goldenen Augen dem Licht, das die Frau - oder war sie gar keine, zweifelte sie kurz aufgrund ihrer Stimme - einfach in Guntberts Körper drückte.
So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sie glaubte, dass nicht einmal ihr Vater, der ein sehr fähiger Lichtmagier war, dazu in der Lage war. Noch hatte sie je davon gehört. Entsprechend überrascht, erstaunt und ungläubig verfolgte sie die Szene. Gleichzeitig war da ein kleiner Stich in ihrem Herzen, der an ihrem Ego kratzte. Dazu würde sie niemals in der Lage sein. Die kleine Flamme, die sie erschaffen konnte, würde der Magierin sicher nur ein müdes Lächeln entlocken.
„Halluziniere ich oder hast du das auch gesehen?!“
"Ich fürchte, ich habe das gleiche gesehen", erwiderte sie auf Arunns Frage und war tatsächlich froh, dass er sie gestellt hatte. Sonst hätte auch sie an ihrem Verstand gezweifelt. Zwar war Magie nichts Ungewöhnliches für sie, aber so etwas hatte auch die Shyáner Elfe noch nie zuvor gesehen.

"Was'n hier los?"
"Pscht, nicht jetzt Deideus!", zischte Neriélle in die Richtung des Orks, eine Spur zu unfreundlich, bevor auch Arunn das Wort hob, um den Ork zurechtzuweisen. Er tat ihr fast ein bisschen leid - aber nur fast, denn für Mitleid hatte sie nun wirklich keine Zeit, denn die Magd sprach schon weiter. Die Elfe sah nun genauer hin. Die Stimme konnte nicht zu einer Frau gehören. Da war sie sich sicher. Zumindest das durchschaute sie nun. Die Worte jedoch, die der verkleidete Magier sprach, und Guntberts Reaktion auf diese, ließen sie ratlos zurück. Der Soldat blickte zunächst in die Leere, ehe er die Worte des Fremden wiederholte. Was redete er von einem Gerücht? Wer waren Mallahall und Asmodeus?
„Oh… huch..“ Neriélle wusste bereits, was passiert war, bevor sie zu Dumm blickte, der offensichtlich ihr Essen verschüttet hatte.. und reichlich überfordert von diesem Umstand war. Doch das Geschehen um sie herum ließ keine Zeit für die Welle der Enttäuschung, die sich mit jedem Schritt von den sich nähernden Dumm und Dusselig aufgebaut hatte, um über sie zusammen zu brechen.
"Här?!", hörte sie Deideus vernehmen und musste ihm, in Anbetracht ihrer aktuellen Situation, dieses eine Mal voll und ganz zustimmen.
Guntbert entfernte sich von der Magd.. oder dem Knecht. So wie es der Fremde ihm eingeredet hatte. Neriélle sah zu Arunn rüber und war froh, dass jemand da war, der das alles hier miterlebte. Das würde ihr doch niemand ohne einen Zeugen glauben.
Guntberts Kumpel Friedmar war ebenfalls stutzig geworden und zog kurzerhand sein Schwert. Für einen Moment zog sich Neriélles Herz erschrocken zusammen, bis ihr eines klar wurde: Der Fremde hatte eben ein gleißendes Licht in die Brust seines Peinigers fahren lassen und ihn offenbar verzaubert, sodass dieser seinen Worten willenlos Folge leistete. Der bewaffnete Friedmar war sicher kein würdiger Gegner für ihn - ob mit oder ohne Waffe.
Sie warf Arunn einen Blick zu, der zeigte, dass sie seine Reaktion wirklich schätzte. So aussichtslos es war, als Gefangener in einem verschlossenen Käfig - der Dessarier kämpfte weiter für die Unversehrtheit dieses Fremden. Egal ob Frau, Mann, Magier oder Hexer. Doch der brauchte Arunns Unterstützung gar nicht. Er befahl auch Friedmar und den anderen, Guntbert zu folgen und ebenfalls diese ominösen Gerüchte im Lager zu streuen. Die Gerüchte über Mallahall und Asmodeus. Was ging hier nur vor sich?! Neriélle hatte sich selten so ahnungslos und nutzlos gefühlt.

Plötzlich lehnte sich der Fremde nach hinten und schaute über die Schulter zu Arunn und ihr. Neriélle versteifte sich unter der ihnen zuteil gewordenen Aufmerksamkeit. Was hatte er vor? Und zu was war er imstande? Würde er sie auch verzaubern und so willenlos und wehrlos machen? Bei dieser Vorstellung sträubten sich die kleinen Härchen auf ihren Armen. Sie erkannte nun deutlich die männlichen Gesichtszüge, die jedoch eine seltene Schönheit und Sanftheit ausstrahlten, die so gar nicht in ihre momentane, raue und düstere Umgebung passten. Sie schaute in blaue Augen, in denen es zu glitzern schien und in die sie wie gebannt zurück blickte, unfähig, den Blickkontakt zu beenden. Das war nicht das erste Mal in diesem Lager, dass ihr Blick von einem ansehnlichen Fremden eingefangen wurde.. Da blieb auch kein Blick für Arunn übrig, der den ihren suchte.
"Würdet ihr dabei auch helfen?"
Neriélle war immer noch vollkommen überrumpelt von dem soeben Geschehenen.
"Ich?", fragte sie, als wäre sein Blick nicht eindeutig genug auf sie gerichtet. "Natürlich", sagte sie dann aus einem Reflex heraus, ohne wirklich darüber nachzudenken. Er wirkte so unsagbar freundlich, dass es ihr auf einmal so unendlich schwer erschien, ihm diesen Wunsch auszuschlagen. Als nächstes wandte er sich an den Ork und bat ihn darum, die Zellen zu öffnen.
"Die Zellen öffnen?", wiederholte sie und wirkte in diesem Moment ähnlich geistig lahm und überrascht wie der Ork Dusselig. Doch dieser verneinte die Bitte des Fremden. Wollte der Fremde sie wirklich einfach so befreien? Doch zu welchem Preis? Neriélle fühlte sich unwohl und wollte wachsam bleiben. Doch die Aussicht darauf, dass der Ork die Tür aufschließen würde, machte sie ungeduldig. Arunn sprach Dusselig Mut zu, doch der war sich unsicher und trat sogar einen Schritt näher an den Dessarier heran, um ihn nach Rat zu fragen. Neriélle verlagerte ungeduldig das Gewicht von einem Bein auf das andere und biss sich auf die Unterlippe. Geschah das gerade wirklich? Dusselig diskutierte mit Arunn und Dumm, ob er sie befreien sollte oder nicht. Tatsächlich entschied er sich am Ende jedoch dagegen und schmiss das Tablett wütend aus seinen Händen. Neriélle war ehrlich überrascht. So viel Scharfsinn hatte sie ihm nicht zugetraut - trotz seiner wohlformulierten Worte in der Vergangenheit. Aber offenbar war er doch sehr viel schlauer als er aussah. Außerdem hatte sie erwartet, dass der Fremde nicht wirklich gefragt, sondern ihm vielmehr befehligt hatte, die Zellen aufzuschließen. Doch das war offenbar nicht der Fall. Dusselig war stattdessen drauf und dran, sich auf den Fremden zu stürzen. Doch Arunn hielt ihn an seinem Gürtel fest.

Zweifelnd blickte sie zu dem zwar kräftigen Menschen, der aber den viel stärkeren Ork in Schach hielt und ihr plötzlich etwas zuwarf. Reflexartig fing sie das Ding auf und sah erst dann, was sie in der Hand hielt: den Schlüssel zu ihren Zellen.
„Der elfte!“
Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen, doch ihr Herz hämmerte plötzlich wie wild gegen ihren Brustkorb, als die Erkenntnis sie traf. Die klammen Hände machten es nicht gerade einfacher, einen einzelnen Schlüssel zu greifen. Sie steckte den ersten Schlüssel in das Schloss, doch.. er passte nicht. Sie hatte keine Zeit, nachzuschauen, was Dumm, Dusselig und der Fremde machten - oder ob ihr noch jemand anderes in die Quere kommen wollte. Sie musste jede Sekunde nutzen, die ihr blieb. So nahm sie den ersten Schlüssel vom anderen Ende, steckte ihn ins Schloss, drehte ihn und da sprang tatsächlich die Zellentür auf.
"Du hattest wie immer Recht", rief sie Arunn zu und versuchte dann, die aktuelle Lage um sich herum zu erfassen. Hatte sich Dusselig schon losgerissen? War ihm sein Bruder zu Hilfe geeilt? Was machte der Fremde und was die Soldaten?
Neriélle war voller Tatendrang - vordergründig, um nun auch Arunn zu befreien. Vielleicht war dies hier die einzige Chance, die ihnen noch blieb, um aus diesem Lager zu verschwinden. Sie versuchte abzuschätzen, was die richtige Entscheidung war. Sollte sie Dumm und Dusselig ablenken und dann Arunn den Schlüssel zuwerfen, damit er sich selbst befreien konnte? Oder hatte sie die Möglichkeit, ihm selbst die Tür aufzuschließen?

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 25. Dezember 2022, 11:43

Wer hätte gedacht, dass angesichts einer ganzen Truppe an grandessarischen Soldaten, ausgerechnet ein Ork das größere Problem darstellen würde. Dedeus oder Dusselig besaß jedoch seine lichten Momente. Sie waren seltener als Menschen mit jenen auf dem Kopf ab einem gewissen Alter, aber vorhanden. Einer davon erreichte ihn jetzt und zwar stark genug, dass er im Vergleich zu den weniger dümmlichen Soldaten dennoch misstrauisch blieb.
Die verkleidete Magd hatte ihm aber auch kein Licht in die Brust geschoben, sondern einfach nur freundlich gefragt. Längst hatte sie es ausfgegeben, mit fiepsiger Stimme vorzutäuschen, wirklich eine Frau zu sein. Bei beiden Orks war das auch nicht nötig. Auch für einen gerade klar denkenden Dusselig blieb "sie" eben nur ein Mensch. Der Fremde in Frauenkleidung zeigte sich dafür umso aufmerksamer. Er konnte unmöglich derart naiv und zugleich doch so wachsam sein.
"Dedeus also und du trägst eigentlich eine Brille. Ich bin sicher, sie steht dir auch ausgezeichnet."
Dusselig blinzelte. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass man mit ihm plauderte. Als Ork erhielt er die meiste Zeit von anderen nur Befehle, was er zu tun und wie er sich zu verhalten hatte. Manchmal schnauzte man ihn auch an, dass er die Klappe halten sollte und meistens empfand er es als ungerecht, weil sein als Dumm getaufter Kumpane viel häufiger unbedacht das Maul aufriss. Dass man ihn auf seine Brille ansprach und ihm sogar ein Kompliment machte, brachte den Hünen beinahe aus dem Konzept. Dann aber erinnerte er sich daran, eben noch sehr klug gewesen zu sein. Er hielt daran fest und blieb skeptisch. Schließlich hatte die mutmaßliche Frau ihn gebeten, die Zellen zu öffnen. Das war ihm verboten. Das durfte er nur tun, wenn einer der höheren Dunkelelfen ihn anzu anwies. Dusselig beäugte Castus sehr genau. Er kam sogar mit seinem Schädel immens dicht an den Kopf des anderen heran. Sein Atem kondensierte, so dass Castus sich in einer Wolke aus Dampf und zu wenig Zahnhygiene wiederfand. Er verzog keine Miene, von einem breiteren Lächeln einmal abgesehen.
Auch Arunn brachte sich mit ein. Er versuchte, das Spiel mitzuspielen, denn dessen Ende hielt seine Freiheit in Aussicht. So schlug er Dusselig vor, das Tablett abzustellen, damit er schon einmal den Schlüssel zücken könnte. Das war zu viel. Castus konnte gerade so ausweichen. Beinahe hätte besagtes Tablett ihn einfach aus dem Leben geschlagen. So aber landete es nur mitsamt der zweiten Suppe im Schnee.
"Oh, dumm!", rief Dumm aus, der das Scheppern wenigstens mit seinem eigenen Missgeschick verbinden konnte. Er hob kurz den Kopf an, schaute Dusselig aus einer amüsierten Mitleidsmiene heraus an und schüttelte den platten Schädel anschließen. "Oh, sehr dumm!"
"Halt die Klappe!", blökte Dusselig wenig klug zurück. Er riss die Pranke empor. Wenn er zuschlug, würde er jedoch Castus treffen. Dieser wich auch nicht aus. Er blieb einfach vor dem Ork stehen, hob seinerseits die Hand und wollte sie auf den Unterarm des Großen legen. Er war jedoch bereits von Arunn abgelenkt. Auch wenn er den nächsten hellen Moment erhielt, um mit dem Gefangenen sogar eine knappe Konversation aus ganzen Sätzen zu führen, bemerkte er dadurch nicht, dass man ihm den kostbaren Schlüsselbund schon entwendete. Castus schritt nicht ein. Er beobachtete die Situation nur, ebenso wie Sarin aus ihrem Versteck heraus und Neriélle, die gerade nicht viel unternehmen konnte.
Erst als Arunn ihr den Schlüssel zuwarf, war das Zepter an sie übergeben worden. Sie sollte sich zuerst befreien. Derweil lenkte der unflätige Kerl hinter Gittern den Ork weiter ab. Jener aber wandte sich gerade wieder an Castus: "Nein. Wer auch immer du bist. Ich mach das nicht."
"Das respektiere ich." Castus nickte. Dusselig blinzelte. Er wiederholte das Wort lautlos. In Castus' Züge legte sich eine Milde, die die wenigsten für einen begriffsstutzigen Ork übrig hatten. Er trat sogar dichter an ihn heran und jetzt landete seine Hand auf dem Unterarm des Großen. "Das heißt, dass ich deine Entscheidung annehme, selbst wenn sie mir nicht gefällt. Weil deine Entscheidung wichtig ist, Dedeus."
"NEIN!" Der Ork brüllte. Arunns Blick flog sofort zu den am nächsten gelegenenen Feuerbecken und Zelten. Er konnte nur hoffen, dass jetzt nicht einige der Soldaten alarmiert wären, aber nicht blieb alles ruhig. Die Situation durfte trotzdem nicht aus dem Ruder laufen. Die Magd bewegte sich auf sehr dünnem Eis. Das bemerkte sie auch, als Dusselig ihre Hand von seinem Arm herunter schüttelte. "Du verhext mich nicht! Ich bin klugerererer als die Menschen!"
Falls Castus sich ein Grinsen verkneifen musste, gelang es ihm sehr gut. Er hob beschwichtigend die Hand. "Ja, das ist mir aufgefallen. Ich glaube, du bist der klügste Ork, den ich kennenlernen durfte, Dedeus."
"Warum sagst du immer meinen Namen, hä?!" Ungeduld wuchs im Ork. Er mochte gerade besser denken können, aber dieses Mal musste er seinen großen Moment schon eine ganze Weile aushalten. Langsam bekam er Kopfschmerzen, zumal er es als anstrengender empfand, wenn er dabei seine Brille nicht auf hatte. Sie gab ihm die nötige Sicherheit. "Was jetzt?", fragte er plump, ohne die Antwort zu seiner ständigen Namensnennung abzuwarten. Auch Castus überging das. Er ließ den Blick schweifen. Die Galaxien von Augen huschten dabei auch über Neriélle. Er sah, dass sie sich bereits am Schloss zu schaffen machte. Bevor das leise Klacken aber die Aufmerksamkeit des Orks auf sich lenken konnte, musste Castus sie in andere Bahnen leiten. Er machte einen halben Schritt zur Seite und wies auf den anderen Artgenossen.
Dumm hockte immer noch wie ein verkrampfter Felsen am Boden. Immerhin war es ihm gelungen, die Schale mit genug Schnee zu füllen, dass er geschmolzen die Menge der Suppe ausglich. Geschmacklich wäre es aber wohl eine Katastrophe. In einem Teil des Schnees steckte ein Klumpen gefrorener Erde.
"Menschen haben empfindliche Mägen. Das weißt du bestimmt. Ich bin sicher, du hast schon viele von ihnen hier im Lager wimmern sehen, weil das Essen nicht gut war." Gerüchte streuten sich nicht nur in eine Richtung. Castus und Sarin hatten von Arunns Kochkünsten bereits erfahren. Dusselig ebenso, denn er nickte. Mit seiner Pranke winkte er ab, dass Castus dem Schlag erneut ausweichen musste.
"Menschen sind schwach. Vertragen nichts. Elfen auch nicht. Hab sogar einen mit brauner Hose gesehen." Arunn grinste triumphal im Hintergrund auf. Das war sein Werk! Castus ging weniger auf die Details ein. Er zeigte erneut auf Dumm. Jener stand soeben auf, ganz stolz darüber, die Schale wieder gefüllt zu haben.
"Wenn ihr diese Suppe an eure Gefangenen verfüttert, wird es nicht nur braune Hosen geben. Dann wird der ganze Käfigboden stinken und weißt du, wer das wird saubermachen müssen?"
"Ja, er!" Dusselig deutete auf Arunn. Castus schüttelte den Kopf. "Dieses Mal nicht", meinte er. "Der Gefangene wird Magenschmerzen haben und weinen und wimmern. Dann müssen du und dein Freund seine Hinterlassenschaften wegmachen."
"Hintern ... lassen ... hä?"
"Unsere Scheiße, Dusselig! Und die wird dünn sein, sehr dünn!", rief Arunn. Das half. Dusselig stutzte. Er betrachtete den Zellenboden unter Arunns Füßen. Seine Stirn runzelte sich in Missfallen. Die Käfige waren zwar nicht marode, aber es war schon schwer genug, altes Blut heraus zu bekommen. Andere Körperflüssigkeiten rochen schlimmer. Das bedeutete, er würde sehr lange schrubben müssen. Sowohl Arunn als auch Castus ließen dem Ork Zeit, diese Erkenntnis zu entwickeln.
Dusselig riss plötzlich die Pranke gen Dumm hoch. "Die Suppe ist schlecht! Die können wir nicht verteilen!"
Dumm nahm kurzerhand einen Schluck aus der Schale. Der Erdklumpen wurde dabei auch sofort zerkaut. Er rülpste und nickte. "Schmecken komisch", war sein Kommentar. Dass er Dusselig dadurch besätigte, war Balsam für sein Ego. Er nickte nachhaltig und seine Brust schwoll etwas an. Denn er - er allein! - hatte eine Idee. "Wir holen neue!", verkündete er sowohl Dumm als auch den Gefangenen. Er winkte seinen Gefährten heran und ohne dass er seine eigene Schale wieder aufnahm, stapften beide Orks von dannen.
Castus schaute ihnen nach. Dann wandte er sich den Zellen zu. Neriélle dürfte ihre mittlerweile problemlos geöffnet haben. "Um eure Mahlzeit tut es mir sehr leid", sagte Castus mit einer Aufrichtigkeit, die keinen Zweifel aufkommen ließ, dass er es ernst meinte. "Bitte, verratet mich und meine Gefährtin nicht. Ich muss meinen Vater erreichen, den Feldherrn Asmodeus. Es liegt euch frei, zu helfen oder zu gehen. Ich werde die Dunkelelfen nicht auf eure Verfolgung ansetzen. Nach Zyranus könnt ihr derzeit aber auch nicht gehen."
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Sonntag 25. Dezember 2022, 16:56

Die Elfe trat aus der kleinen Zelle heraus. Erleichtert, aber auch misstrauisch sah sie sich um. Wer hätte gedacht, dass sie ihr Gefängnis so schnell wieder verlassen würden, nachdem die Lage gestern Abend so ausweglos schien. Auch wenn sich ihre geradezu eingefrorenen Gliedmaßen erst einmal wieder an die Bewegungen gewöhnen mussten, die ihr in ganzer Größe endlich möglich waren. Die Soldaten waren weg und Dumm und Dusselig entfernten sich gerade ebenfalls von ihnen. Da waren nur noch der geheimnisvolle Fremde und Arunn. Wie hatte er das angestellt?
"Um eure Mahlzeit tut es mir sehr leid", sagte der Fremde mit den verzaubernden Augen gerade mit ehrlicher Aufrichtigkeit. Doch Neriélle zuckte nur kurz mit den Schultern. Die Aufregung über ihre überraschende Befreiung ließ sie den Hunger gerade vergessen. Außerdem gab es zuerst Wichtigeres zu tun. Schnell lief sie zu Arunns Käfig, während der Fremde weiter sprach.
"Bitte, verratet mich und meine Gefährtin nicht. Ich muss meinen Vater erreichen, den Feldherrn Asmodeus. Es liegt euch frei, zu helfen oder zu gehen. Ich werde die Dunkelelfen nicht auf eure Verfolgung ansetzen. Nach Zyranus könnt ihr derzeit aber auch nicht gehen."
Neriélle nahm nun wieder den anderen Schlüssel, mit dem sie direkt beim ersten Versuch die Tür zu Arunns Zelle öffnete.
"Immerhin stell ich mich ein bisschen geschickter an als die beiden." Sie nickte kurz in die Richtung der abziehenden Orks und lächelte Arunn mit einem ehrlichen Lächeln an. "Willkommen in der Freiheit", sagte sie fröhlich und genoss den Moment der Freiheit. Denn von dieser hatten sie am letzten Tag reichlich wenig genießen dürfen.

Neriélle schaute noch einmal zu Castus hinüber, doch der machte tatsächlich keine Anstalten, sie zu verzaubern oder zu verraten, so wie er es auch gesagt hatte.
Asmodeus, von dem er vorhin gesprochen hatte, war also sein Vater und der Heerführer. Neri überlegte, wieso er nicht einfach zu seinem Vater ging, der der wohl mächtigste Mann in diesem Lager war. Was hatte er zu befürchten? Im Gegenteil, er bat sie sogar darum, ihn und seine Gefährtin nicht zu verraten, während er selbiges auch nicht mit ihnen vorhatte. Er war offenbar aus einem anderen Holz geschnitzt als sein Vater. Ihre Beziehung schien reichlich kompliziert zu sein, wenn er sich verkleidet in das Lager schlich, um ihn zu treffen.
"Was wollt Ihr von Eurem Vater und wieso diese Verkleidung?", fragte sie plötzlich frei heraus. "Und wer ist Mallahall? Was habt Ihr da vorhin mit dem Blonden gemacht? Was war das für ein Licht?" Sie hatte so viele Fragen. Sie konnte natürlich ewig über diese nachdenken, aber sie nutzte lieber die Chance und fragte Castus direkt. Dann fiel ihr wieder seine Gefährtin ein, die er erwähnt hatte. Ihr Blick huschte zu der Stelle, an der sie sie zuletzt gesehen hatte.

Sie dachte über Castus Worte nach. Er konnte offenbar ihre Hilfe gebrauchen. Vor ihrem inneren Auge sah sie erneut dieses blauweiße Licht. Sie dachte an ihren Bogen und den Köcher, an ihr Jagdmesser und ihren Beutel. Vielleicht würde er ihr im Gegenzug dabei helfen, ihr Hab und Gut wieder zu bekommen. Er könnte diesem arroganten Dunkelelfen ein Licht in die Brust jagen, ihm befehlen, ihr ihre Sachen wiederzugeben und ihn im Anschluss willenlos tanzen lassen. Die Vorstellung der Überlegenheit gefiel Neri, was deutlich an dem nachdenklichen Grinsen auf ihren Lippen zu erkennen war.
Sie trat näher an Arunn heran und beugte sich etwas zu ihm hinunter, damit er ihr folgendes Flüstern verstand.
"Wir könnten ihm helfen, zu seinem Vater zu gelangen. Und im Gegenzug könnte er uns helfen, meine Sachen zu holen. Stell' dir vor, was er alles mit den ganzen Dunkelelfen und Orks tun könnte. Er kann uns bestimmt ohne weiteres aus diesem Lager bringen. Was meinst du, Aru?"

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 26. Dezember 2022, 19:14

Die als Heilerin verkleidete Nachtelfe hatte sich zwischen den Zelten versteckt als das Chaos los brach. Cas, Ian,... alle hatte ihr geraten, sich zurück zu halten wenn es brenzlich wurde und daran hielt sie sich. Sie war keine Kriegerin und auch ihre Magie war im Ernstfall wenig hilfreich. Ein Feuerball wäre effektiv gewesen, oder ein Erdrutsch... aber Sarin wob ihre Magie feiner und auch dem entsprechend langsamer. SIE selbst konnte hilfreich sein, aber diese ganze Situation überforderte sie. Castus war drauf und dran schon wieder gefangen genommen zu werden oder womöglich sogar noch schlimmeren ausgesetzt und sie konnte einmal mehr nichts tun um das zu verhindern. Aber wie auch schon in Zyranus war er es selbst, der die Schicksalsfäden neu knüpfe und mit seiner ganz eigenen Magie seine Umgebung verzauberte.
Aus ihrem Versteck heraus beobachtete sie wie er sein Licht in den Soldaten gab...
...und seufzte leise mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ach Cas...
Ihr Herz schlug einen Takt schneller, denn sie war und blieb nun mal ganz furchtbar verliebt in ihn. Das er auch gleich wieder vergaß seine Stimme zu verstellen, ließ sie den Kopf schütteln. Aber es war egal, ob er nun als Magier oder Magierin enttarnt wurde.
Das ist doch nicht schlimm! Als wenn die noch nie einen Lichtmagier gesehen hätten!!!
, echauffierte sie sich still.
Nein, es muss gleich eine Hexe sein! Die Kerle hier... alle.. diese Soldaten sind...vollkommen ÜBERREIZT!
Sarin hielt sich in den Schatten, aus denen nur sie hinaus sehen konnte. So wurde sie auch schlicht übersehen, als der Tross an Soldaten wie durch ein Wunder einfach abzogen. So richtig verstanden hatte sie es nicht, warum das passierte, aber sie würde auch sicher nicht hinterherlaufen und nachfragen.
Cas kann doch immer nur einen beeinflussen dachte ich... In Zyranus an dem Tor meinte er noch zu mir, er würde nicht so viele... ach egal!
Hatte sie falsch gedacht? Nun, Fehler in der Wahrnehmung der letzten Tage waren durchaus möglich. So viel war geschehen! Das flaue Gefühl, dass jedoch die Verpuffung ihres Plans mit sich brachte, das nagte noch ein wenig an ihr. Es beschäftigte ihre Gedanken und als dann die Frau aus dem Käfig es auf den Punkt brachte...
Sie war zu dem anderen Käfig gelaufen, in dem das 'Kraftpaket' saß, während Castus weiter sprach:
"Bitte, verratet mich und meine Gefährtin nicht. Ich muss meinen Vater erreichen, den Feldherrn Asmodeus. Es liegt euch frei, zu helfen oder zu gehen. Ich werde die Dunkelelfen nicht auf eure Verfolgung ansetzen. Nach Zyranus könnt ihr derzeit aber auch nicht gehen."
Sarin hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Sie tat es aber nicht. Sie ließ nur kurz die Schultern hängen.
Ach, Cas. Deine Gutgläubigkeit ist wirklich grenzenlos. Da sitzt jemand im Käfig, also ist er ein Verbündeter - klar soweit. Aber musst du ihnen gleich deine ganze Lebensgeschichte...?!?
Die Frau war nun am Käfig vor ihr und öffnete das Schloss mit dem zugeworfenen Schlüssel.
"Immerhin stell ich mich ein bisschen geschickter an als die beiden."
Sie nickte kurz in die Richtung der abziehenden Orks und lächelte den Insassen mit einem ehrlichen Lächeln an.
Aber vielleicht können sie wirklich helfen... ich weis nicht wie, aber... Aber wenigstens stören sie sich nicht daran, dass Cas Asmodes Sohn ist. Hätte auch anders laufen können... schreiend... wegrennend...
"Willkommen in der Freiheit"
Das Mädchen schaute noch einmal zu Castus hinüber. Ihr Blick galt seinen überirdisch blauen Augen und Sarin konnte nur zu gut verstehen, das man sich schnell darin verlieren konnte. Da purzelten auch schon die Fragen aus ihrem Munde:
"Was wollt Ihr von Eurem Vater und wieso diese Verkleidung?"
, fragte sie plötzlich frei heraus.
Ja... warum noch verkleiden... Warum hatten wir diese ganze Scharade noch mal angefangen?
Sarin war sehr verwirrt. Sie waren mit einem Plan aufgebrochen der gut geklungen hatte und plötzlich... ja... sie hatte wohl den 'Faden' verloren.
Wozu verkleiden, wenn man der Sohn des Heerführers ist. Cas könnte auch einfach offen in sein Zelt gehen und niemand würde ihn abhalten, sobald sie seine blauen Haare sehen...
Haben wir uns zu viel Sorgen gemacht? Ist es ...so einfach?
"Und wer ist Mallahall? Was habt Ihr da vorhin mit dem Blonden gemacht? Was war das für ein Licht?"
Dann fiel ihr wohl seine 'Gefährtin' ein, die er erwähnt hatte. Ihr Blick huschte zu der Stelle, an der sie sie zuletzt gesehen hatte. Sarin stand auf und trat aus den Schatten. Sich noch nach den Orks und den anderen Soldaten umsehend, schloss sie zu Castus auf, nickte ihm zu und nahm seine Hand, wie auch schon zuvor. Von weitem sahen sie einfach wie zwei Sanitäterinnen aus, die sich mit einem Paar unterhielten. Unverfänglich... mitten im Krieg.
Hm... wir sollten hier nicht verweilen.
Die Frau bekam ein nachdenkliches Grinsen und schien insgesamt recht aufgeweckt zu sein, was sie sympathisch machte. Ihr Äußeres war ...ungewöhnlich, aber auch eindeutig elfischer Natur, selbst wenn man die Ohren nicht sofort sehen konnte. Sie trat näher an dem Mann heran und beugte sich etwas zu ihm hinunter, damit er ihr folgendes Flüstern verstand.
"Wir könnten ihm helfen, zu seinem Vater zu gelangen. Und im Gegenzug könnte er uns helfen, meine Sachen zu holen. Stell' dir vor, was er alles mit den ganzen Dunkelelfen und Orks tun könnte. Er kann uns bestimmt ohne weiteres aus diesem Lager bringen. Was meinst du, Aru?"
Sarin räusperte sich, denn Flüstern war immer etwas unhöflich, wenn man damit sein Gegenüber ausschloss. Wie viel sie tatsächlich gehört hatte, dass war von einigen Faktoren abhängig. Er war ein Mensch, es gab Umgebungsgeräusche, sie standen nah beieinander... Aber eigentlich war es auch egal. Bevor Castus die ganzen Fragen und Löcher davon in seinem Bauch beantwortend stopfen konnte, meinte Sarin zu Castus:
„Die Tarnung wird nicht mehr lange etwas nützen, wenn wir hier bleiben. Es wird sich schnell herum sprechen. Als Heilerinnen sehen die uns hier ohnehin nicht an. Die Gewänder sind halt keine 'Uniform', die uns schützt. Das war eine dumme Idee von mir. Wir sind für sie nur Mägde... Löcher, die sie benutzen können. Wir müssen hier weg.“
Ohne 'roten Faden' fühlte sich Sarin haltlos – hoffnungslos und fühlte Angst in sich aufsteigen. Alles was sie so gut durchdacht geglaubt hatte, wofür auch die alte Ethel gestanden hatte, das hatte sich in Luft aufgelöst. Sobald ein Mann einen Rock sah, war es ihm egal, ob die Frau darunter ihm bei seinen Verletzungen oder seinem 'Überdruck' helfen konnte. Sarins Finger krallen sich auf der freien Seite in den Stoff ihres Kleides. Angst und Frustration lagen unter der dünn gewordenen Haut. Und das schlimmste an ihrer Ratlosigkeit war,
sie kam nicht mal darauf sich selbst zu helfen.
Das was ihr seit 88 Jahren immer geholfen hatte, ihr immer Inspiration geschenkt hatte, wenn sie mal nicht weiter wusste... war blockiert.
Was half es, wenn man Runen zeichnen konnte, die Inspiration gaben, aber man nicht drauf kam sie anzuwenden?! Der Anblick von Castus in dieser Männertraube... Es ließ sie zittern.
Sarin war nicht für die Abgründe des Krieges und seiner Gräueltaten gemacht. Sie war erschaffen und geschult darauf, das Schöne zu zu finden und zu sehen. Sie gab jenen ein 'Kleid' die sich selbst nicht sehen konnten. Sarin diente und unterstützte, half und hofierte. Natürlich kannte auch sie Abgründe, Neid, Leid und Verrat. Ihr Leben war voll davon gewesen. Aber KRIEG? Diese Männer hatten alles an Emotionen abgelegt, was sie einst menschlich machte. Zurück blieb nur ein kahles Knochengestell, dass man mit kalter Grausamkeit geschmückt hatte. Selbstsucht, Gier und Hass auf ihre eigenes Dasein vergiftete sie wie ein falsch gewebter Faden das Geflecht verderben konnte. Die Farben ihres Denkens waren verdorben und verbreiteten ihren schimmligen Gestank. Anders konnte sie es kaum bezeichnen, denn wie konnte sonst eine ganze Gruppe an Männern sich am Leid eines einzelnen Wesens derart ergötzen?! Oder war das Gruppendenken das eigentliche Problem? Ein einzelner Mensch war oft noch zu rationalem Denken fähig, aber in der Masse wurden Meinungen zu Wahrheiten und eine Gruppe zum Pöbel.
Sarin bebte innerlich und eine Mischung aus Zorn, Ekel und Angst hatte sich fest gesetzt. Aus eigener Kraft schaffte sie es gerade nicht aus diesem Kreislauf der dunklen Gedanken auszubrechen. Und auch DAS ärgerte sie, denn so war sie wenig hilfreich! Die Hand zu Castus war ihr Anker, ihr Verbund, ihr Band, das sie zusammen hielt. Aber wer half hier noch wem? Wozu war sie gut, wenn sie nicht helfen konnte? Wo war die süße Seele hin, die immer einen Funken Hoffnung in sich trug und sogar einst in ihr ERSTRAHLT war?
Ich fühl mich so leer... und das ausgerechnet jetzt, da er mich doch braucht...
Voller Gewissensbisse schielte sie unter ihren silbrigen Wimpern zu Castus hinüber.
„Was machen wir jetzt?“
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Gestalt » Dienstag 27. Dezember 2022, 14:23

Arunn konnte nicht leugnen, dass es ihm runter wie Öl ging, dass sogar der Fremde von seiner kleinen Tat erfahren hatte! Gute Streiche und hervorragend ausgearbeitete Sabotagen sprachen sich eben herum. Triumphal war daher auch sein Grinsen, während die falsche Magier-Magd versuchte, Dusselig noch vom Gegenteil seines Handelns zu überzeugen. Arunn hatt den Ork soweit festhalten können, dass er nicht gleich auf Castus zustürmte und Neriélle Zeit gehabt hatte, sich zu befreien. Doch der Dessarier bemerkte schnell, dass der scheinbar Hilflose gar nicht so hilflos war! Der Junge hatte eben eine andere Art, die Dinge zu klären und Wogen zu glätten. Nur kurz half der schroffe Schmied aus, während Dusselig einfach nicht verstehen wollte, wovon der Blauschopf da sprach. Arunn war da doch gern zu Diensten, damit auch alle den gleichen Wissensstand hatten. Und es wirkte. Endlich sickerte die braune Erkenntnis in den stumpfen Schädel des Orks, der derzeit keine Brille trug, und er verstand. Die Reaktion war dementsprechend und während die Orks noch ihre Gedanken sortierten, blickte Arunn auf, als sich Neriélle zu seiner Zelle bewegte. Dumm und Dusselig verließen den Schauplatz und Arunn nickte Castus für einen Moment anerkennend zu, dass er es geschafft hatte, die Situation so glimpflich zu lösen. Er hatte geglaubt, dass das hier in einem Massaker enden könnte. Jetzt aber richteten sich die stahlblauen Augen auf Neri. "Immerhin stell ich mich ein bisschen geschickter an als die beiden." Er schnaubte grinsend und hatte die Arme verschränkt, sodass sich die kräftigen Unterarme spannten. „Vielleicht solltest du etwas zu Essen holen.“, schlug er vor und grinste eine Spur breiter. "Du siehst auch besser aus!" Mit einem Klicken und Neri`s warmen Worten, trat Arunn dann ebenfalls in die Freiheit. Er schaute sich vorsichtig um, hoffte, dass jetzt niemand vorbeikommen würde, sodass sie einen Moment die Entspannung genießen konnten. Zusammen mit der Elfe trat er an den Fremden heran. Bevor Arunn aber das Wort ergreifen konnte, sprudelten allerhand Fragen aus dem Mund der Shyáner heraus, sodass er eine Augenbraue anhob und sie fragend musterte. „Neugierig bist du gar nicht, nicht wahr?“, grinste er sie an und spielte gleichzeitig auf ihre offene Art an, während sie nebeneinander in den Zellen saßen. Doch der Schmied wandte sich gerade wieder Castus zu, als er schon wieder unterbrochen wurde, bevor er überhaupt etwas zu ihm hatte sagen können. Aus den Schatten trat eine weitere Gestalt und im Gegensatz zu Neriélle, hatte Arunn nichts davon mitbekommen, sodass er im ersten Moment sich anspannte und schon glaubte, dass sie entdeckt worden wären. Allerdings löste sich die Anspannung, nachdem er Sarin einmal gemustert hatte. „‘ne Nachtelfe, ich werd‘ nicht mehr.“, posaunte er heraus und schaute alle drei einmal an bevor Neri die Aufmerksamkeit auf sich zog. Arunn reckte etwas den Kopf, sodass sie ihm ins Ohr flüstern konnte. "Wir könnten ihm helfen, zu seinem Vater zu gelangen. Und im Gegenzug könnte er uns helfen, meine Sachen zu holen. Stell' dir vor, was er alles mit den ganzen Dunkelelfen und Orks tun könnte. Er kann uns bestimmt ohne weiteres aus diesem Lager bringen. Was meinst du, Aru?".

Der Dessarier wog den Kopf hin und her. Er richtete sich auf und trotzdem wurde seine geringere Körpergröße von etwa 1,70m deutlich, während er neben der hochgewachsenen Neri stand. Arunn besah sich einmal genauer die Lage in ihrer unmittelbaren Umgebung und auch die Nachtelfe schien die gleichen Gedanken zu haben: „Die Tarnung wird nicht mehr lange etwas nützen, wenn wir hierbleiben. Es wird sich schnell herumsprechen. Als Heilerinnen sehen die uns hier ohnehin nicht an. Die Gewänder sind halt keine 'Uniform', die uns schützt. Das war eine dumme Idee von mir. Wir sind für sie nur Mägde... Löcher, die sie benutzen können. Wir müssen hier weg. Was machen wir jetzt?“ Arunn nickte. Dann grinste er auf: „Kommen ´ne Nachtelfe, eine Shyáner, `n Mensch und ein..“, er sah zu Castus, „Was bist du noch gleich? – ist auch egal, ein Magier, in das Heerlager des verrückten Heerführers Asmodeus und schmieden einen Plan!“, er feixte alle Umstehenden einmal an. „Klingt doch nach einer großartigen Idee!“, er wandte sich dann aber endlich an Castus und reckte ihm unvermittelt die Hand entgegen. „Ich bin Arunn“, stellte er sich vor und reichte auch Sarin seine Hand. Sie war schwielig und rau und so gar nicht gewaschen. Naja, die Geste zählte! „Und meine kleine Freundin hier“, er deutete auf Neri (und war sich gewiss bewusst, dass das äußert, provokativ war) mit dem Daumen „und ich sind bereit hier ordentlich für Furore zu sorgen, wenn es sich lohnt!“. Er verschränkte die Arme erneut vor der Brust und stand breitschultrig vor ihnen.
Der Dessarier war dreckig wie kaum ein zweiter, doch besaß er ein lockeres Gemüt- trotz 3 Wochen Gefangenschaft. „Neriélle hat man ihre Waffen entwendet. Die müssen wir zurückholen. Entweder, wenn hier das Chaos ausbricht, oder vorher – da müsst ihr euch mal äußern, was das mit eurem Gerüchte-Kram auf sich hat.“, wedelte er mit der Hand. Im Grunde war es ihm auch egal – sie waren derzeit Verbündete in einer Notlage. Das galt es zu nutzen. „Also – was sollen wir tun und wie kriegen wir dieses Scheißhaus von Heerlager dem Erdboden gleich gemacht?!“, brummte er, ehe er die Hände gegeneinander rieb. Es war schweinekalt! Arunn blickte einmal über die Schulter. Dann fiel ihm offenbar noch etwas ein. „Seid ihr nicht vorhin mit einem Dunkelelfen hier herumgeschlichen? Wart ihr doch, oder? Ist das Zelt `ne Option? Ansonsten weiß ich, dass dort hinten“, er deutete vage in eine Zeltreihe, „ein Zelt frei ist. Der hats nicht geschafft.“, er ließ aber offen, was er genau meinte. Könnte auch an seinem Eintopf gelegen haben.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 27. Dezember 2022, 19:26

Castus überließ es der fremden Elfe, ihren Mitgefangenen aus der Zelle zu holen. Sie hatte den Schlüssel und er war nicht der Typ dafür, ihn jetzt einzufordern, um als strahlender Held dazustehen. Obgleich er mit Leichtigkeit sowohl Guntbert, Friedmar, dessen Spießgesellen als auch die beiden Orks einfach hatte abziehen lassen. Selbst Sarin in ihrem Versteck wunderte sich. Castus hatte doch erwähnt, dass er seinen Willenszauber - seine Gabe - immer nur auf einen einzigen anwenden konnte. Tatsächlich war auch nichts Anderes geschehen. Er hatte nur Guntbert einen Teil seines Seelenlichts übergeben. Die anderen Soldaten waren einfach so gefolgt. Vermutlich hatten sie es mit der Angst zu tun bekommen angesichts der ihnen offensichtlich fremden Magie. Das war jetzt gut, da sie aus dem Weg waren. Hier an den Zellen würden sie allesamt aber nicht lange sicher sein. Mindestens ein Soldat wäre doch schlau genug, alsbald Hilfe zu holen, wenn sie sich nicht bereits mit einigen der dunkelelfischen Magier des Lagers sammelten, um dem Treiben der Mägde Einhalt zu gebieten.
Da könnten selbst mutmaßlich neue Verbündete nichts ausrichten. Castus sah die beiden ehemaligen Gefangenen auf jeden Fall als solche an. Er war so gutmütig, er würde auch einen Drachen von Fessen losbinden und darauf vertrauen, in ihm einen Freund zu finden. Dass er auch gefressen, mit einer Pranke zerteilt oder in Feuer gebraten werden könnte, kam seiner arglosen Seele nicht in den Sinn. Wie konnte so ein herzensgutes Wesen der Sohn eines Mannes sein, welcher ein ganzes Heer mobilisierte, um Zyranus dem Erdboden gleichzumachen? Und warum schlenderte er dann nicht schnurstraks zu seinem Vater, um es zu verhindern? Auch Neriélle stellte sich diese Fragen, sprach sie aber ebenso offen aus - mitsamt einem Dutzend weiterer. Castus ließ sich davon nicht beirren. Er wandte sich aufmerksam der Elfe zu, lauschte ihrem Schwall aus Neugier und wartete ab, bis sie geendet hatte. Als er jedoch endlich antworten wollte, löste Sarin sich aus ihrem Versteck. Sie trat an Castus' Seite, ergriff seine Hand und er verflocht seinerseits sofort die Finger mit ihren. Außerdem schenkte er Sarin ein warmes Lächeln, sowie einen liebevollen Blick.
"Ich bin erleichtert, dass dir nichts geschehen ist", sagte er. Neriélles Fragen blieben weiterhin unbeantwortet. Castus öffnete zwar erneut den Mund, während er seine wunderschönen Augen auf die Befreiten richtete, aber Sarin kam ihm erneut zuvor.
"Die Tarnung wird nicht mehr lange etwas nutzen, wenn wir hier bleiben. Es wird sich schnell herum sprechen. Als Heilerinnen sehen die uns hier ohnehin nicht an. Die Gewänder sind halt keine 'Uniform', die uns schützt. Das war eine dumme Idee von mir. Wir sind für sie nur Mägde ... Löcher, die sie benutzen können. Wir müssen hier weg."
Castus drückte wiederholt die Hand der Nachtelfe. "Sie sind keine schlechten Menschen ... und Elfen. Mein Vater ist es, aber ich bringe das in Ordnung. Vertrau darauf und verzeih mir."
Castus schien zu ahnen, dass Sarin sich etwas verloren fühlte. Der schöne Plan hatte nicht lange gehalten. Wobei er doch irgendwie funktionierte. Guntbert würde das Gerücht um Mallahall streuen, denn es war sein eingetrichterter Wunsch. Die anderen würden es weiter anheizen, bis das Lauffeuer hoffentlich Asmodeus erreichte. Nur als Mägde sollten sie wirklich nicht weiter umher laufen. Da hatte Sarin Recht. Die Verkleidung schützte sie nicht vor den Soldaten, im Gegenteil. Sie zog eher Blicke auf sich.
"Und deine Idee war nicht dumm", setzte er nach. Um ihr Mut zu machen, neigte Castus sich sogar zu ihr herüber. Seine Lippen berührten jedoch lediglich ihre Wange. Für tiefere Romantik schien keine Zeit zu sein. Außerdem mischte Arunn sich gerade ebenfalls ein. Die arme Neriélle musste ihre Neugier noch weiter im Zaum halten.
"Kommen 'ne Nachtelfe, eine Shyánerin, 'n Mensch und ein ... was bist du noch gleich? Ist auch egal, ein Magier, in das Herrlager des verrückten Heerführers Asmodeus und schmieden einen Plan! Klingt doch nach einer großartigen Idee!" Der Gefangene preschte ein wenig vor, streckte Castus die Hand entgegen und dieser ergriff sie ohne zu zögern im größten Göttervertrauen, das ein celcianisches Geschöpf jemals hatte aufbringen können. Er lächelte Arunn freundlich entgegen, nachdem dieser sich und auch Neriélle vorgestellt und den Verlust ihrer Habseligkeiten geplaudert hatte.
"Ich bin Castus, Asmodeus' Sohn und somit ein Halbdämon. Ein gebürtiger, was offenbar auf Celcia eine Besonderheit ist, denn die Zyraner haben mich zu Forschungszwecken in eines ihrer Gästegefängnisse gesteckt, um mehr über mich in Erfahrung zu bringen." Er sagte es so leicht herunter, so heiter und ohne jegliche Rachegelüste. Angesichts der Information müsste man meinen, dass er alles Recht dazu hätte, einen Krieg gegen die Magierstadt anzuzetteln. Er löste seine Hand von Arunn, damit dieser auch Sarin begrüßen konnte. In der Zwischenzeit wandte Castus sich an Neriélle. Endlich, endlich sollte sie ihre Fragen beantwortet bekommen. Castus war ein offenes Buch.
"Ich muss meinen Vater aufhlten. Zyranus darf nicht zerstört werden. Es muss enden." Dann klopfte er auf die Bluse seiner Magdgewandung. "Wäre ich ohne Verkleidung in das Lager gekommen, hätte man mich sofort und direkt zu ihm geführt. Das ... kann ich nicht zulassen. Ich muss ihn allein konfrontieren und am besten mit reichlich Abstand zu anderen." Er sah zu Sarin herüber. "Das ist immer noch das wichtigste an unserem Plan. Es wäre mir am liebsten, wenn wir ihn auf offenes Feld locken können, wo nur er und ich stehen. Wenigstens in mehreren Metern Abstand sollte kein lebendes Wesen in seiner Nähe sein." Seine Augen kehrten zu Neri zurück, streiften dabei aber auch Arunn. "Und erst Recht darf Mallahall nicht in seiner Nähe sein, aber sie hat sich hoffentlich an unsere Bitte gehalten, in Zyranus zu bleiben. Sie ist mein Tantchen ... sie hat mich großgezogen und umsorgt die beiden Jahre lang, die ich schon existiere." Er lächelte auf. Das glaubte ihm doch keiner! "Oh und was ich mich Guntbert getan habe ... das war mein Seelenfeuer. Mein haraxisches Dämonenerbe. Es funktioniert anders als bei meinem Vater, der sich vom Leid der Seelen ernährt. Ich habe Guntbert nur klar gemacht, dass mein Wunsch auch der seine ist. Es wird ihm nicht schaden und wenn er es aus tiefster Seele nicht hätte tun wollen, wäre ich absolut machtlos gewesen. Möchtet ihr es kennen lernen, ehe wir uns erneut verstecken?" Dabei wandte er sich halb um und somit direkt an Arunn. "Unser Dunkelelfenfreund Ian wartet in seinem Zelt. Er hofft darauf, dass wir das Gerücht unter den Dunkelelfen verteilen, dass Tantchen Mall durch das Lager streift und Asmodeus sucht, um mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Wenn du aber ein besseres Zelt kennst, Arunn, dann sollten wir dorthin gehen. Ians ist sehr nah an einem üblichen Pfad der Soldaten. Ständig läuft jemand an dem Zelt vorbei. Wir können uns nicht so offen unterhalten."
Das war Castus. Jetzt fehlte nur noch, dass er sein Lieblingsessen, die schönste Farbe und seine bevorzugte Stellung beim Liebesakt offenbarte, dann wussten Neri und Arunn wirklich alles über ihn!
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 28. Dezember 2022, 21:16

„Vielleicht solltest du etwas zu Essen holen. Du siehst auch besser aus!"
"Heb' dir das für später auf", erwiderte sie frech auf Arunns Worte. Was auch immer das war. Die Neckerei? Die Plauderei? Die Schmeicheleien?
Doch es war keine Zeit, nun über Annehmlichkeiten - welcher Art auch immer - nachzudenken. Zuerst wollte sie herausfinden, mit wem sie es zu tun hatten. Doch erst einmal musste sie sich eine ganze Weile gedulden, bis ihre Fragen beantwortet wurden. Zunächst trat die Gefährtin des Fremden aus den Schatten heraus und kam zu ihnen hinüber.
„‘ne Nachtelfe, ich werd‘ nicht mehr“, brachte es Arunn gewohnt ungeniert auf den Punkt. Neriélle musterte die Elfe unverhohlen, interessiert, aber auch misstrauisch. Sie war noch nie auf eine Nachtelfe getroffen. Sarin war noch kleiner als Arunn und schmal gebaut. Jetzt verstand Neri auch, was in den Erzählungen damit gemeint war, dass die Haut der Nachtelfen wie Porzellan schimmerte. Die andere hatte makellose Haut, um die sie sicher oft beneidet wurde. Neris musternder Blick endete in den purpurnen Augen der Elfe. Doch viel mehr war unter ihrer Verkleidung nicht zu erkennen. Neri erinnerte sich, dass sich diese Elfen in Stoffe hüllten, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen. Normalerweise kamen sie nur des nachts an die Erdoberfläche. Sie galten als geheimnisvoll - quasi zu allem fähig -, doch diese hier wirkte recht friedlich, ja beinahe zurückhaltend. Die Shyáner Elfe runzelte die Stirn und traute dem Ganzen nicht. Immerhin hatten sich diese Elfen einst von den Dunkelelfen abgespalten und das hieß einiges.
Ihr Blick fiel auf die verflochtenen Hände der beiden, bevor sie Castus' Blick sah, den er Sarin zuwarf. Bei dem Anblick der beiden Verliebten konnte einem fast das Herz aufgehen. Und gleichzeitig wirkten die beiden so unschuldig und ..unpassend in diesem Lager. Wobei sie zu letzteren auch Aru und sich selbst zählen musste.
Das Räuspern der Fremden, als sie Arunn etwas ins Ohr flüsterte, überging sie geflissentlich. Sie wollte sich den beiden nicht Hals über Kopf anschließen. Sie kannte sie nicht, es waren Fremde, mit dunkler Herkunft und zweifelhaften magischen Fähigkeiten. Und außerdem war ihr Arunns Meinung wichtig. Es wurde schnell deutlich, dass es sie gerade nur im Doppelpack gab.

„Die Tarnung wird nicht mehr lange etwas nützen, wenn wir hier bleiben. Es wird sich schnell herum sprechen. Als Heilerinnen sehen die uns hier ohnehin nicht an. Die Gewänder sind halt keine 'Uniform', die uns schützt. Das war eine dumme Idee von mir. Wir sind für sie nur Mägde... Löcher, die sie benutzen können. Wir müssen hier weg.“
Neriélle musste Sarin zustimmen und nickte. Eigentlich verweilten sie schon viel zu lange hier. Es wäre schlauer, wenn sie Deckung suchen würden. Selbst, wenn es nicht Guntbert war, der zurückkehrte. Im einfachsten Fall wären es Dumm und Dusselig und wie sich gezeigt hatte, konnte man nicht einmal die beiden Orks so leicht übertölpeln. Im schlimmsten Fall bekämen sie Besuch von dunkelelfischen Magiern. Jede Magie hatte ihre Grenzen und sie vermutete, darunter fielen auch Castus' Fähigkeiten.
Der nahm sich jedoch in Seelenruhe Zeit, seine Gefährtin aufzumuntern und ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Neri fühlte sich beinahe Fehl am Platz, der Liebelei der beiden zuzusehen, doch da ergriff direkt Arunn das Wort und vertrieb jede aufkeimende Romantik.
„Kommen ´ne Nachtelfe, eine Shyáner, `n Mensch und ein.. Was bist du noch gleich? – ist auch egal, ein Magier, in das Heerlager des verrückten Heerführers Asmodeus und schmieden einen Plan! Klingt doch nach einer großartigen Idee!“
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Neri den Dessarier an. "Verlierst du eigentlich auch mal deinen Humor?" Auch wenn sie seinen Witz in Anbetracht ihrer Lage unpassend fand, fand dennoch ein Schmunzeln den Weg auf ihre Lippen aufgrund seiner erfrischenden Persönlichkeit. Spätestens als Arunn zuerst sich selbst und dann sie provokativ als seine kleine Freundin vorstellte, musste sie kurz amüsiert grinsen. Doch er ließ ihr keine Zeit, sich selbst vorzustellen, sondern fasste direkt kurz zusammen, was sie hier zu suchen hatten und was ihr eigentlicher Plan gewesen war. Außerdem wollte er genaueres über diese Gerüchte wissen, von denen Castus gesprochen hatte, und wie man das Lager dem Erdboden gleich machen konnte.

Als eine kurze Pause entstand, ergriff Neri schnell das Wort. "Verzeiht, mir fehlt nicht der Anstand, mich selbst vorzustellen. Mir war nicht bewusst, dass die Dessarier so viel quasseln. Am besten nutzt ihr jede kleine Chance, um selbst einmal zu Wort zu kommen", revanchierte sie sich bei Arunn für seine Provokation zuvor und warf ihm einen schelmischen Seitenblick zu, ehe sie Sarin und Castus ebenfalls die Hand reichte.
„Seid ihr nicht vorhin mit einem Dunkelelfen hier herumgeschlichen? Wart ihr doch, oder? Ist das Zelt `ne Option? Ansonsten weiß ich, dass dort hinten ein Zelt frei ist. Der hats nicht geschafft.“
Unweigerlich folgten Neriélles goldene Augen den Fingerzeig von Arunn. Waren das tatsächlich vorhin Sarin und Castus gewesen? Neriélle hatte die Beobachtung vorhin nicht mit den beiden Fremden in Verbindung gebracht. Doch sie musste zugeben, dass das Sinn ergab.

Doch zurück zu ihrer indirekten Aufforderung an Castus, doch mal das Wort zu ergreifen. Sie hatte sich nun wirklich genug in Geduld geübt. Bisher war er so auf seine Gefährtin konzentriert gewesen - oder Arunn hatte das Wort an sich gerissen- dass sie noch immer keine Antworten hatte. Doch endlich sollte Neris Neugier gestillt werden.
"Ich bin Castus, Asmodeus' Sohn und somit ein Halbdämon. Ein gebürtiger, was offenbar auf Celcia eine Besonderheit ist, denn die Zyraner haben mich zu Forschungszwecken in eines ihrer Gästegefängnisse gesteckt, um mehr über mich in Erfahrung zu bringen."
Bitte was?! Ein Halbdämon? Neriélle blickte kurz zu Arunn. Hatte sie sich verhört? Kurz darauf blitzte die Erinnerung auf.. Wie hatte Arunn gestern den Heerführer genannt? Ja, richtig: eine Missgeburt aus dem Schlund des Harax'. Aber Neri hatte es nur als einen weiteren Ausdruck seiner teils derben Sprache abgetan. Denn dass der Heerführer tatsächlich ein Dämon sein sollte, hätte sie sich niemals vorstellen können. Neri war völlig ahnungslos gewesen. Das erklärte nicht nur ihren Gesichtsausdruck, sondern auch, wieso sie keine Angst vor Castus gezeigt hatte, als dieser offenbart hatte, der Sohn des Heerführers zu sein. Die Shyáner Elfe war sichtlich sprachlos. Auch über die Art, mit der er von seinem bisherigen Schicksal erzählte.
"Das ist ja furchtbar", brachte sie schließlich hervor, ehe ihr klar wurde, wie Castus ihre Worte missverstehen könnte. "Ich meine das mit den Experimenten”, fügte sie daher schnell hinzu, “Nicht das mit dem.. Halbdämon. Wobei das.." Sie biss sich lieber auf die Lippen, bevor ihr etwas über diese kam, das sie bereuen würde.
Sie musterte Castus nun noch einmal genauer, auch wenn es ihr schwer fiel, den Blick von den sonderbaren blauen Augen abzuwenden. Genau genommen wusste sie gar nicht so genau, wie diese Dämonen aussahen. Sie waren nun auch nicht gerade das Gesprächsthema Nummer Eins in Shyána gewesen. Sie hatte eigentlich nur gehört, dass es fürchterliche Wesen mit grausamen Fratzen aus einer anderen Welt waren. Aber dieser Castus hier schien nichts mit den Kreaturen aus den Schauermärchen gemein zu haben. Was sollte sie also von ihm halten?

"Ich muss meinen Vater aufhalten. Zyranus darf nicht zerstört werden. Es muss enden."
Spätestens hier wurde klar, auf welcher Seite Castus stand und welche Ziele er verfolgte. Er wollte diesen Krieg beenden und das konnte Neriélle nur gutheißen. Weiter erklärte er den Grund ihrer Verkleidung und dass er seinen Vater alleine treffen wollte. Dabei betonte er den benötigten Abstand von mehreren Metern zu anderen Lebewesen. Neriélles Neugier meldete sich zwar, aber vielleicht wollte sie gar nicht so genau wissen, wozu dieser Halbdämon nach all den Experimenten, die mit ihm gemacht worden waren, fähig war.
"Und erst Recht darf Mallahall nicht in seiner Nähe sein, aber sie hat sich hoffentlich an unsere Bitte gehalten, in Zyranus zu bleiben. Sie ist mein Tantchen ... sie hat mich großgezogen und umsorgt die beiden Jahre lang, die ich schon existiere."
Neriélle nickte immer wieder bei Castus' ausführlicher Erklärung. Dann änderte sich ihr Blick aber, wieder etwas überraschter, soweit das noch ging. "Die beiden Jahre..?", murmelte sie ungläubig. Doch Castus sprach schon weiter.
"Oh und was ich mich Guntbert getan habe ... das war mein Seelenfeuer. Mein haraxisches Dämonenerbe. Es funktioniert anders als bei meinem Vater, der sich vom Leid der Seelen ernährt. Ich habe Guntbert nur klar gemacht, dass mein Wunsch auch der seine ist. Es wird ihm nicht schaden und wenn er es aus tiefster Seele nicht hätte tun wollen, wäre ich absolut machtlos gewesen. Möchtet ihr es kennen lernen, ehe wir uns erneut verstecken?"
Natürlich, das haraxische Dämonenerbe, was sonst. Man konnte fast befürchten, dass Neriélle gleich bei der Flut an Informationen die Augen ausfallen würden. Hätte sie nicht gesehen, wozu Castus fähig war, sie hätte sich wohl zu Arunn gedreht und eine Andeutung gemacht, dass der Fremde doch ein Irrer war. Doch so hielt sie sich lieber mit Worten und Gesten zurück. Tatsächlich schüttelte sie dann aber den Kopf. "Ich denke, für dein Seelenfeuer haben wir nun keine Zeit. Später vielleicht.." Das blau weiße Licht und seine Fähigkeiten interessierten sie zwar tatsächlich, aber auch nicht so sehr, um sich als leichtes Opfer anzubieten. Außerdem wurde es tatsächlich Zeit, dass sie Schutz suchten.

Castus war wie ein offenes Buch und beantwortete jede ihm gestellte Frage gewissenhaft. Zuletzt beantwortete er Arunns Frage nach dem Dunkelelfen in einem der Zelte. Natürlich war der Dunkelelf auch noch ein Freund von Sarin und Castus. Neriélle hatte plötzlich eine neue Idee, wie Arus Witz von vorhin besser beginnen könnte. Doch sie beschloss, ihm das lieber später vorzuschlagen, wenn sie alleine waren.
„Was machen wir jetzt?“
Neriélle blickte zur fragenden Nachtelfe, dann zu Castus und zu Aru. "Also gut. Ich schätze deine Offenheit, Castus. Auch wenn es sehr viele und teils ..überraschende Informationen waren. Aber wir sollten besser früher als später von hier verschwinden. Ich finde Arus Idee gut, in das freie Zelt dort hinten zu gehen. Das erscheint mir das bessere Versteck, wenn dort nicht alle Soldaten vorbeikommen. Nicht, dass wir ihnen direkt in die Arme laufen. Und vielleicht finden wir dort auch etwas unauffälligere Kleidung für euch.”
Fragend schaute sie in die Runde, ob alle damit einverstanden waren.
“Kommt euer Freund Ian mit? Hat er auch ein verborgenes Talent? Ich schätze, dass auch er nicht dem Abbild eines typischen Dunkelelfen aus dem Bilderbuch entspricht. Meine letzte Begegnung mit einem Dunkelelfen verlief leider nicht so fröhlich." Sie versuchte, ihre Bedenken diplomatisch auszudrücken. Castus war nicht das, was sie sich unter einem Halbdämon vorgestellt hatte. Und auch Sarin wirkte nicht wie eine hinterlistige Nachtelfe, die ihnen nach dem Leben trachtete. Da war nur zu hoffen, dass selbiges auch auf den Dunkelelfen zutraf.
"Und was ist eigentlich mit dir?”, wandte sie sich zuletzt an Sarin, ehe ihr auffiel, dass sie schon wieder so viele Fragen stellte. Sie legte kurz den Kopf mit einem entschuldigenden Lächeln schief. “Ich meine, wenn wir in Deckung sind und die Wartezeit überbrücken müssen, könntest du gerne erzählen, was eine Nachtelfe hier sucht.. und mit hier meine ich oberhalb der Erde und an der Seite eines Halbdämons.”
Sie musste zugeben, ein großer Teil ihres Misstrauens war wegen Castus offener und Sarins zurückhaltender Art von ihr abgefallen, weshalb sie freundlich und offen fragte. Dennoch waren da noch so viel mehr Fragen, die sie der Nachtelfe und den Halbdämon stellen wollte, um letzte Zweifel zu beseitigen.

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Sarin Kasani » Mittwoch 4. Januar 2023, 16:16

Sarin schaute teils sich vollkommen hilflos fühlend, teils super verliebt, als ihr lieber schamloser Halbdämon einfach das tat was er immer tat. Er hielt nichts zurück und erzähle den beiden Fremden in der Runde seine Lebensgeschichte und machte sogar das Angebot, die Elfe zu küssen. Kurz stolperten Sarins Gedanken über diesen Umstand, aber die andere konnte ja nicht ahnen, wie seine Magie funkionierte.
"Ich denke, für dein Seelenfeuer haben wir nun keine Zeit. Später vielleicht.."
Puh...
Einerseits fühlte sie Erleichterung darüber vorerst nicht zusehen zu müssen, dass Castus jemand anderen küsste. DAS sie sich erleichtert fühlte, brachte sie jedoch zum nachdenken.
Ich habe schließlich kein Anrecht auf ihn allein. ER teilt mich ja auch... Warum also... ach egal. Damit beschäftige ich mich später.
Unter anderen Umständen hätte sich in diesem Moment vielleicht ein Funke Eifersucht entzünden können, aber die Dinge standen wie sie nun mal standen. Castus war wie ein offenes Buch und beantwortete jede ihm gestellte Frage gewissenhaft. Zuletzt beantwortete er Arunns Frage nach dem Dunkelelfen in einem der Zelte und auch diese wurde wahrheitsgemäß beantwortet..
„Was machen wir jetzt?“
Neriélle sprach:
"Also gut. Ich schätze deine Offenheit, Castus. Auch wenn es sehr viele und teils ..überraschende Informationen waren. Aber wir sollten besser früher als später von hier verschwinden. Ich finde Arunns Idee gut, in das freie Zelt dort hinten zu gehen. Das erscheint mir das bessere Versteck, wenn dort nicht alle Soldaten vorbeikommen. Nicht, dass wir ihnen direkt in die Arme laufen. Und
vielleicht finden wir dort auch etwas unauffälligere Kleidung für euch.”

...unauffälligere Kleidung für euch.
Dieser kleine Satz pikste wie ein ungebetener Stein im Schuh. Ihre Künstlerseele trauerte dem verworfenen Plan nach und natürlich hatte sie als Meisterin ihres Fachs gern die Kontrolle. Sie war es gewohnt anzuleiten, zu delegieren, zu lenken. Das dies hier nicht funktionierte, wurmte sie natürlich, aber sie hatte lernen müssen, binnen Senkungen umzudenken.
...also auf ein Neues. Mal sehen was für Material zur Verfügung steht. Möge das Schicksal sich neu für uns weben...
Die andere Elfe schaute noch fragend in die Runde, ob alle damit einverstanden waren und erntete Nicken.
“Kommt euer Freund Ian mit? Hat er auch ein verborgenes Talent? Ich schätze, dass auch er nicht dem Abbild eines typischen Dunkelelfen aus dem Bilderbuch entspricht. Meine letzte Begegnung mit einem Dunkelelfen verlief leider nicht so fröhlich."
Castus war nicht das, was sie sich unter einem Halbdämon vorgestellt hatte. Sarin wirkte nicht wie eine hinterlistige Nachtelfe, die jedem nach dem Leben trachtete. Und ihre kurze Antwort passte wohl ebenfalls nicht ins Bild:
„Oh doch, Ian ist genau das was man unter einem Dunkelelfenkrieger versteht. ...nur netter.“
Sie grinste amüsiert und freute sich schon ein bisschen auf das Gesicht der Elfe, wenn sie Ian das erste mal sehen würde. Ihr gegenüber fragte weiter:
"Und was ist eigentlich mit dir?...Ich meine, wenn wir in Deckung sind und die Wartezeit überbrücken müssen, könntest du gerne erzählen, was eine Nachtelfe hier sucht.. und mit hier meine ich oberhalb der Erde und an der Seite eines Halbdämons.”
Sarins Blick wanderte zu Castus.
Wenn ich es nicht erzähle, dann tut er ganz sicher. ...was auch lustig werden könnte. Na mal sehen, wie es sich ergibt.
, dachte sie und antwortete:
„Sobald wir etwas sicherer sind und Zeit haben, beantworte ich dir gern alle deine Fragen. Nur lasst uns jetzt gehen.“
Sie wandte sich zu Castus und schaut zurück zu Ians Zelt.
„Ich glaube es ist soweit sicher, dass ich ihn holen dazu holen kann oder?“
Da sie ihrer eigenen Einschätzung der Lange nicht so recht traute, sah sie sich um und suchte verbal nach Hilfe. Sobald es möglich wäre, würde sie auf eiligen Füßen zu Ian zurück und an seiner Seite gewiss sicher zu den anderen stoßen. Jetzt kannte sie ja den Weg und weit war es nicht, wenn die beiden anderen sie bei ihrer Ankunft beobachtet hatte. War das dann vollbracht, würden sie neue Pläne schmieden und Geschichten ihrer Vergangenheit austauschen können in der Hoffnung, dass es noch eine Zukunft für sie alle gab.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 5. Januar 2023, 12:19

Aus Sarins Sicht mochte sie selbst keine Nachtelfe von besonderer Schönheit sein, vor allem nicht, wenn man ihren Hintergrund bedachte. Wie lange es gebraucht hatte, bis sich überhaupt ein Heiratskandidat fand und dann hatte sich dieser auch noch aus dem Staub gemacht und somit ihr Brautkleid verflucht. Sie war im Reich der Schatten noch tiefer in diese gerückt, dass nicht einmal ein verzweifelt einsamer Nachtelf es bis in ihre Gefilde geschafft hatte. Sie hatte sich so viele Jahrzehnte als graue Maus gesehen, bis zum Zeitpunkt, da die dunkelelfische Adelsfamilie derer von Blutsdorn in ihrer Heimat auftauchte. Von da an hatte sich einiges in ihrem Leben verändert, darunter auch, dass viele Männeraugen auf sie aufmerksam wurden. Aber sie vergaß dabei gern einmal den Faktor des Exotischen. Für all die nicht Nachtelfen Celcias konnte sie die Hässlichste ihres Schlages sein und strahlte doch immer noch diesen fremden Charme aus, der bezauberte. Elfen schafften das ohnehin, ganz gleich aus welcher Richtung sie stammten. Dass sie somit nicht nur Castus und Ian und Dhansair aufgefallen war, sondern jetzt auch Arunn, sollte sie nicht mehr wundern.
Der Dessarier hingegen ließ ein typisches Merkmal seiner Heimat heraushängen, nämlich seine Direktheit. Die Zunge war bei vielen schneller als der Kopf. Bei Arunn schien beides den rechten Rhythmus gefunden zu haben, was ihn jedoch nicht davon abhielt, trotzdem das Offensichtliche sofort auszusprechen. Damit war er allerdings nicht allein. Auch Castus sprach offen, leider manchmal etwas zu sehr. Er war zu gutgläubig, zu unschuldig, zu ... schamlos. Er schämte sich für nichts und so konnte er für alle ein offenes Buch sein, die ihn nur fragten.
Mit der Ehrlichkeit eines Betrunkenen oder Kindes beantwortete er alle Fragen, mit denen Neriélle ihn löcherte. Er ging sogar so sehr ins Detail, dass die Shyánerin beinahe zu viele Informationen erhielt. Sie hatte es nicht darauf angelegt, gleich die ganze Lebensgeschichte des Halbdämons zu erhalten, auch wenn sie irgendwo mehr als faszinierend war. Und erschreckend, in vielerlei Hinsicht. Ein Halbdämon, der von Zyranus gefangengehalten worden war, um an ihm zu experimentieren.
"Das ist ja furchtbar", entkam es der Elfe aus dem Kapayu folglich und rasch setzte sie nach, was sie daran so schlimm empfand. Castus nahm es ihr nicht übel. Konnte er das überhaupt, diese kleine Frohnatur aus Unschuld und Herzensgüte. Er konnte. Er konnte durchaus ernster werden und Neriélle sollte einen Vorgeschmack dazu nun erhalten. Als sein Blick nämlich zur Seite und in die Weite der Zeltreihen glitt, zwischen denen sich die Schatten der Soldaten herum trieben, da veränderte sich etwas an seiner Mimik. Er wirkte ernster, nachdenklicher und ... entschlossener.
"Was hier geschieht, ist furchtbar. Aber es wird enden."
Damit dies endlich in die Wege geleitet werden konnte, sollten sie erst einmal einen neuen Unterschlupf finden. Hier bei den Kerkern stehen zu bleiben, während Dumm und Dusselig jederzeit wieder mit der neuen Portion Suppe aufkreuzen konnten, war zu gefährlich. Das sahen auch Castus und Sarin schnell ein. Sie wollten gar Iryan zur Gruppe hinzuholen. Der Dunkelelf sollte nicht noch länger ständig außen vor bleiben, zumal er sich wohl innerhalb des Lagers problemlos bewegen könnte. Jedenfalls würde er weniger auffallen als selbst die beiden Mägde. Es kränkte Sarin in ihrer Schneider- und Nachtelfenehre, dass dieser Plan nicht so funktioniert hatte wie erhofft. Er war doch so gut gewesen, als sie ihn gedanklich durchgegangen war und die Verkleidung passte so wunderbar! In der zum Lazarett umfunktionierten Taverne des nahen Dörfchens traf das zu. Im Armeelager besaßen zwei Mägde keine Macht, sondern nur ... weibliche Reize inmitten einer Horde aus Männern, die weder Blut, noch Rüstungen noch weitere Männer mehr sehen wollten.
Ein neuer Plan musste her. Zunächst ein Versteck, dann ein neuer Plan. Arunn schlug ein inzwischen unbemanntes anderes Zelt vor. Es befand sich nicht direkt an einem der meist benutzten Trampelpfade des Lagers und eignete sich somit besser für weitere Operationen. Castus nickte ihm und auch Neri einmal zu. Er war einverstanden damit.
"Kommt euer Freund Ian mit? Hat er auch ein verborgenes Talent?"
Sarin beantwortete die Frage bereits und dabei funkelten ihre Augen kurz auf. Sie kannte sämtliche Talente Iryans, aber auch seine Geheimnisse. Diese würde sie nicht preisgeben und konnte nur hoffen, dass Castus es ebenfalls nicht tat. Dennoch beantwortete der Halbdämon erneut mit entgleisender Ehrlichkeit: "Oh, ich weiß nicht, ob man es als Talent bezeichnen kann, dass er Sarin so viele Freuden bereitete, ohne sie mit seinem gewaltigen Glied zu zerreißen. Ich hätte wirklich Bedenken gehabt, einen Pfahl dieser Größe in mir aufzunehmen, aber er war sehr behutsam mit ihr, trotz seiner animalischen Geräusche, die er beim Stoßen von sich gab."
Wie still es doch plötzlich inmitten eines von Dunkelelfen geführten Lagers werden konnte, während im Hintergrund eine ganze Magierstadt angegriffen wurde.
Castus lächelte. "Ja, ich glaube, das ist wirklich ein Talent. Aber wie Sarin schon sagte, ist er darüber hinaus auch sehr freundlich. Er besitzt eine tugendhafte Seele und wird uns alle mit seinem Leben beschützen, ohne auch nur einmal zu zögern." Er lächelte noch etwas breiter. "Ein liebenswerter Elf." Und nichts Anderes schien Castus für ihn übrig zu haben als Liebe. Seine Augen glitzerten ähnlich wie wenn er Sarin anschaute. Dieser Halbdämon war ein Unikat, vermutlich sogar unter seinesgleichen, bedachte man die Gräueltaten, die sein eigener Vater hier beging.
Erneut war es Neriélle, die mit einer weiteren Frage ablenkte. Die Neugier obsiegte einfach. Sie wollte erfahren, was eine Nachtelfe wie Sarin an die Oberfläche und ausgerechnet an die Seite eines Halbdämonen trieb. Doch wieder musste sie sich in Geduld üben, denn Sarin erkannte, dass es nun Neriélle war, die plauderte. Und sie standen noch immer vor den geöffneten Käfigen. Arunn schnappte sich während des Gesprächs übrigens einfach keck die Schlüssel, um die Zellen wieder abzuschließen.
"Das wird diese Bastarde vor neue Herausforderungen stellen", grinste er und hatte nicht Unrecht. Wenn es so aussah, als seien die Gefangenen aus verschlossenen Zellen entkommen, würde man darüber diskutieren und das verschaffte ihnen etwas mehr Zeit, ehe daraus eine Suche und Verfolgungsaktion entspränge. Die Schlüssel behielt der Dessarier im Anschluss auch gleich bei sich. "Sputen wir uns jetzt oder was ist los?", fragte er hingegen und unterstrich damit auf seine übliche Art schon Sarins höflicheres Drängen.
Es wurde Zeit, aufzubrechen. Die Nachtelfe schlug vor, Iryan zu holen, doch da wurde sie von Castus aufgehalten. "Ich mache das. Geht ihr in das Zelt. Wir beiden kommen gleich dazu. Dann kannst du unseren neuen Freunden", - er bezeichnete sie wirklich und mit allem nötigen Ernst als solche, - "schon einmal von dir erzählen. Ich kenne deine Geschichte ja schon etwas." Noch einmal neigte er sich zu ihr herüber, nahe an ihre Lippen. Dann zögerte er und küsste stattdessen zum zweiten Mal ihre Wange. "Pass auf dich auf. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. Ian und ich sind gleich bei euch." Damit machte er sich auf den Weg. Oh, wenigstens schlenderte Castus nicht offen und ein Liedchen trällernd zu Iryans Zelt zurück. Er hatte sich offenbar doch etwas von Sarin abgeschaut oder den Ernst der Lage endlich wieder begriffen. Geduckt huschte er hinter ein anderes Zelt und schlich sich an dessen Rückseite entlang, anstatt den offenen Pfad aus matschigem Schnee und hart getrampelter Erde zu benutzen.
"Wollen wir ihm nachstarren, bis auch sein Duft verflogen ist?", grunzte Arunn. Dann winkte er beide Frauen, ihm zu folgen. Das war das Klügste, was sie nun tun konnten. Ebenfalls geduckt huschten sie in die andere Richtung von den Käfigen fort und es zeigte sich, dass Arunn hierbei der Klobigste von ihnen war. Er führte die kleine Gruppe zwar an, aber die beiden Elfen stachen durch ihre Fähigkeiten heraus, unauffällig zu bleiben und sich spielend leicht in den Schatten zu verstecken, als sei ihnen diese Gabe in die Wiegen gelegt worden. Dennoch erreichten sie alle sicher das Zelt, von dem Arunn gesprochen hatte. Es stand zwischen zwei baugleichen Exemplaren, von denen das rechte jedoch schon etwas in sich zusammengefallen war. Beim linken Zelt hing die Plane halb offen, weil die Lagerkisten nicht komplett ins Innere passten. Man nutzte nun jeden Platz pragmatisch aus. Es gab keine Rücksicht mehr auf die Hinterlassenschaften gefallener Soldaten. So war es auch mit ihrem Unterschlupf. Man hatte ihn ausgiebig geleert, um die Habseligkeiten des einstigen Bewohners für andere zu gebrauchen. Zwar standen hier noch zwei aneinandergereihte Heuballen herum, die dem Soldaten wohl einst als Schlafstatt gedient hatten, aber sie waren schon sehr ausgefranst. Jedoch boten sie mehr Trockenheit und Komfort als der blanke Boden. Decken fanden sich ebenso wenig wie eine Lichtquelle oder Nahrung. Man hatte wirklich nahezu alles geplündert. Nur im festgestampften Erdboden und zwischen Zeltplane uns ausgelegter Bodenmatte schimmerte etwas Kleines hervor.
Arunn entdeckte es als erstes, weil er auch zuerst das Zelt betreten hatte. Er hob es auf, drehte das Kleinod in der Hand und legte es dann wortlos auf einem der Heuballen ab, um ihm keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Es handelte sich um ein eher schlichtes Schmuckstück aus Zinn. Ein Medaillon in Herzform. Arunn klappte es nicht auf, obwohl sofort ersichtlich war, dass sich im Herzen etwas verbergen musste. Neugierige würden eine braunte Haarlocke darin finden, ordentlich zusammengerollt und liebevoll umsorgt, bis der Heger hier irgendwo sein Ende gefunden haben musste. Wem immer das Haar gehörte, würde keine guten Nachrichten mehr erhalten, wenn überhaupt.
Der Krieg traf alle. Warum nur lehnte sich keiner der Soldaten auf? Ihre Moral schien nicht die beste zu sein, das hatte Sarin doch schon in Erfahrung bringen können. Und trotzdem saß sie hier nun mit zwei Kriegsgefangenen allein, wartete auf zwei weitere Gefährten und mehr kämen nicht dazu. Fünf Seelen, die das Schicksal einer ganzen Stadt, eines ganzen Armeelagers und eines dämonischen Heerführers verändern wollten, um etwas Gutes zu schaffen. Warum gab es auf der Welt nur zu wenige, die dazu bereit waren?
Es würde wohl noch einen Moment dauern, bis Castus und Iryan hoffenltich gesund und munter erschienen. Wie der Halbdämon vorgeschlagen hatte, könnten Sarin, Neriélle und Arunn nun einander etwas besser kennenlernen oder sie versuchten sich an Neris neuer Idee, die Mägde und auch sich selbst optisch weniger auffällig erscheinen zu lassen. Hier im Zelt fände sich nichts, aber nebenan gab es ja noch Vorratskisten. Es konnte nicht schaden, sie zu überprüfen und wenn sich lediglich eine Decke oder eine Laterne mit etwas Tran fände, um durch das Licht die Illusion eines warmen Feuers zu schaffen.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 5. Januar 2023, 20:54

Sarin war wahrlich eine Nachtelfe und besonders, doch wie sehr sie das war, das zeigte sich vor allem in ihrem Innersten. Nur ein Wunsch hatte sich alle die Jahre darin gehalten und war zu ihrem innersten Antrieb geworden, den nur Castus kannte und ihr auf so mannigfaltige Weise erfüllt hatte. Doch auch schon kurz zuvor schien das Schicksal endlich einen Blick auf die 'verhältnismäßig' junge Nachtelfe gelegt zu haben, denn es hatte sie in Form eines mehr als ungewöhnlich zukünftigen Verlobten aus ihrer Heimat heraus geholt. Dhansair war der Mann, der einer Frau das Gefühl geben konnte inmitten von lauter Rosen, der Edelstein zu sein, den er eben vom Himmel für sie gepflückt hatte. Aber gewöhnte sich Sarin an solche Aufmerksamkeiten? Nein! Dass sie nicht nur Castus und Ian und Dhan aufgefallen war, sondern jetzt auch Arunn, sollte sie nicht mehr wundern, aber tat es doch. Ihre Mundwinkel hoben sich leicht und sie sah ihn unter ihre silbernen langen Wimpern kurz an, als er sie ansprach. Der Dessarier hingegen ließ ein typisches Merkmal seiner Heimat heraushängen, nämlich seine Direktheit und DAS machte ihn sympathisch, denn der Rest von ihm war ja noch in einer dicken Schickt Dreck verpackt. Diese Geradlinigkeit, diese Eigenschaft liebte sie auch bei Castus, denn sie versprach Ehrlichkeit, die in ihrer Heimat Mangelware war. Neugierig lauschte sie weiter dem Gespräch und behielt etwas nervös dabei die Umgebung im Auge. Da kam das Thema auf Ian. Sie wusste um einiges mehr, als die meisten hier, aber auch Castus hatte natürlich etwas dazu zu sagen:
"Oh, ich weiß nicht, ob man es als Talent bezeichnen kann, dass er Sarin so viele Freuden bereitete, ohne sie mit seinem gewaltigen Glied zu zerreißen. Ich hätte wirklich Bedenken gehabt, einen Pfahl dieser Größe in mir aufzunehmen, aber er war sehr behutsam mit ihr, trotz seiner animalischen Geräusche, die er beim Stoßen von sich gab."
Wie still es doch plötzlich inmitten eines von Dunkelelfen geführten Lagers werden konnte, während im Hintergrund eine ganze Magierstadt angegriffen wurde und wie LAUT ein einzelnes Herz schlagen konnte, ohne aus dem Brustkorb zu springen!
Das... Warum... ausgerechnet... das...?!
Sarin spürte den letzten Rest Scham in sich knirschend zu Boden gehen und Castus lächelte.
"Ja, ich glaube, das ist wirklich ein Talent. Aber wie Sarin schon sagte, ist er darüber hinaus auch sehr freundlich. Er besitzt eine tugendhafte Seele und wird uns alle mit seinem Leben beschützen, ohne auch nur einmal zu zögern... Ein liebenswerter Elf."
Und nichts Anderes hatte Castus für ihn übrig als Liebe... und einen Teil seines Herzens... nicht nur sprichwörtlich, wenn man Lebensenergie in Herzschlägen messen würde.
Aber es wurde Zeit, aufzubrechen. Die Nachtelfe schlug vor, Iryan zu holen, doch da wurde sie von Castus aufgehalten.
"Ich mache das. Geht ihr in das Zelt. Wir beiden kommen gleich dazu. Dann kannst du unseren neuen Freunden schon einmal von dir erzählen. Ich kenne deine Geschichte ja schon etwas."
Noch einmal neigte er sich zu ihr herüber, nahe an ihre Lippen. Dann zögerte er und küsste stattdessen zum zweiten Mal ihre Wange.
Langsam denke ich, er macht das um sich ...abzunabeln... Meint er, wenn er mich nicht mehr küsst, dass es dann weniger weh tun wird? Da täuscht er sich gewaltig. Ich will lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Mit diesem...herum eiern macht er mich ganz ängstlich.
"Pass auf dich auf. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. Ian und ich sind gleich bei euch."
„Du auch!“
, warf sie ihm noch warnend hinterher und war froh, als er dann in den Schatten zwischen den Zelten verschwand. Der Rest der Gruppe machte sich eilig auf den gewiesenen Weg zu folgen und
Arunn entdeckte als erstes das verloren gegangene Kleinod, weil er auch zuerst das Zelt betreten hatte. Sarin war kurz zwischen den beiden Zelte stehen geblieben und verschaffte sich einen Überblick über die Materialien und verschaffte so Nerielle vielleicht Befriedigung ihrer Neugierde was das Medaillon anbelangte. Sie selbst ging derweil zu den Vorratskisten und holte Decken so viel sie konnte. Die Nächte waren grausig kalt und sie sollten nicht kurz vor ihrem Ziel erfrieren. So trat sie nach der auffälligen Mischlingselfe ein. Auffällig war sie allemal mit ihren goldenen Augen und den violetten Haaren. Allein diese Farbkombination zusammen mit der leicht gräulichen Haut brachte Sarins Künstlerseele zum Schwärmen. Was könnte sie nicht alles mit den entsprechenden Mitteln...
Etwas resigniert starrte sie auf die Decken in ihrem Armen und reichte sie den beiden. Dabei fiel auch ihr Blick auf das Kleinod.
Zinn in Herzform, eine braune Haarlocke, ordentlich zusammengerollt und liebevoll umsorgt, bis der Heger hier irgendwo sein Ende gefunden hat...
Sarins Blick wurde schwer. Irgendwo gab es jemanden, der vermutlich niemals erfahren würde, was aus der Liebe seines Lebens geworden war. In diesen Kriegen waren einfache Männer Futter für die Herren, die sich in ihrer Gier an den Kartentischen Machtzuwachs versprachen.
Der Krieg traf alle.
„Wenn ihr es mir gebt, dann bespreche ich es mit einem Seegen Manthalas und bitte sie um einen Traum für den Verlorenen und sein Herz.“
Sie war hier um etwas Gutes zu schaffen und wenn es nur das war. Warum gab es auf der Welt nur zu wenige, die dazu bereit waren? Sie musterte die beiden neuen 'Freunde' wie Castus sie bezeichnet hatte und zuckte die Schultern.
Was hab ich schon zu verlieren... morgen könnten wir bereits alle tot sein.
Sarin versuchte sich an Neris neuer Idee, die 'Mägde', die sie bis eben dargestellt hatten zu verändern und war sich auch nicht zu schade, dabei ggf. das ein oder andere Kleidungsstück abzulegen um es zu verändern...
Nur in was?
Die hiesige Mode, bzw. was dem hier und ihrem Plan unauffällig zu bleiben am besten dienlich sein würde, dass wollte ihr nicht so recht einfallen, denn sie hatte einfach noch nicht genug von der Umgebung und dem Lager gesehen, als dass sie sich sicher da etwas passendes zutraute. Die Laterne brauchte sie als Nachtelfe nicht und hatte sie der Tarnung halber auch nicht mitgebracht. Wenn hier plötzlich Licht brennen würde, würde das wieder Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nähen könnte sie sogar blind. Für die anderen würde hoffentlich das wenige Licht des Lagers, dass herein fiel und die Schatten in den Ecken nur NOCH dunkler machte reichen.
„Was meint ihr? Was würde hier im Lager am unauffälligsten wirken an Kleidungsstücken?“
Sie hob eine der Decken an und drehte sie ein paar mal vor dem Gesicht hin und her. Ihr Nähset lag ebenfalls schon auf dem Strohballen bereit und die kleine Schere blitze kurz in ihrer Hand.
Na dann mal zu meiner Geschichte... , aber kurz halten.
Vielleicht hatte Nerielle ja eine Idee? Oder Arunn? Während sie schon grob den Stoff für eine Hose zurecht schnitt, was schon auffällig schnell ging, begann sie zu einfach erzählen, wobei sie kaum aufsah. Ihre Stimme war fast ein wenig tonlos geworden:
„Ich bin, wie ihr schon erraten habt, eine Nachtelfe und sollte eigentlich dem Wunsch meiner verstorbenen Mutter in ihre Fußstapfen treten und Hohepriesterin der holden Mondgöttin Manthala werden. Mein Vater war einer der neun Nachtfürsten. Durch den Tod meiner Eltern verlor ich jedoch jedes Ziel und auch mein Erbe aus den Augen und landete aber nach einigen kurzen, aber sehr lehrreichen Irrwegen, die mir etwas Runenmagie offerierten, in einer sehr angesehen Schneiderei. Meine Ausbildung bei Hof brachte mich schnell voran und ich so wurde ich am Ende meisterliche Hofschneiderin. Viele Jahre war ich darin wohl sehr erfolgreich aber mein Leben leer. Bis ...vor kurzem ein Heiratskandidat aus Morgeria zu uns gesandt wurde.“
An dieser Stelle hellte sich ihr Blick und auch wieder ihre Stimme auf.
„Dhansair von Blutdorn, ein herzensguter Mann aus unglaublich bösem Hause, der es schaffe mein Herz zu gewinnen und mit mir ausriss um der Knechtschaft seines Vaters zu entgehen, sowie sein Leibwächter Ian zeigten mir die Welt unter den Wolken. Und kurz darauf trafen wir diesen außergewöhnlichen jungen Mann, der mir tief ins Herz sah und der nun versucht einen Krieg zu beenden: Castus.“
Sarin staunte kurz selbst, wie kurz sich doch das Erlebte doch zusammen fassen ließ. Aber genau betrachtet, waren sie ja noch nicht einmal sehr lange unterwegs gewesen. Manchmal, wenn die Tage so erfüllt waren von Leben und von der Liebe, die sie gefunden hatte, da raste die Zeit nur so dahin um im nächsten Augenblick still zu stehen, wenn Lippen einander berührten...
Jaaaa...
Sarin hatte kurz den Faden verloren... nicht den in ihren Händen, dafür war sie zu sehr Profi, aber wohl den in ihren Gedanken. Sie starrte einfach nur sinnlich und mehr als nur verträumt Lächelnd auf den rauen Deckenstoff und gab keinen Ton mehr von sich, bis sie jemand ansprach.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Dienstag 10. Januar 2023, 11:21

Laut Sarin war ihr Gefährte Ian genau das, was man unter einem Dunkelelfenkrieger verstand - nur netter. Die Augenbrauen der Shyáner Elfe hoben sich. Seit wann waren Dunkelelfen nett? Aber gut, Sarin sprach aus der Sicht einer Nachtelfe, die in Begleitung eines Halbdämons reiste. Da war es nicht überraschend, dass ihre Erfahrungen und daraus resultierenden Ansichten schon mal auseinander driften konnten. Die Nachtelfe grinste amüsiert und Neri machte sich unweigerlich gefasst auf die Begegnung mit dem Dunkelelfen. So ganz traute sie dem Dreiergespann nicht und vermutete hinter Sarins amüsiertes Grinsen irgendeine List.
Vermutlich hätte sich die Elfe aus Shyána mit diesen Worten über Ian erst einmal abgefunden. Doch dann antwortete auch Castus auf ihre Frage nach seinen Talenten und der Halbdämon ließ es sich nicht nehmen, diese ganz genau zu beschreiben. Erst spiegelte sich Überraschung auf Neris Gesichtszügen, dann eine leichte Verwirrung. Es folgte eine lange Pause, nachdem Castus ausführlich über den gut bestückten Ian geplaudert hatte.
"Ist das noch so ein schlechter Witz?", fragte sie, als sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte, fest davon überzeugt, dass es genau das sein sollte. Dann schaute sie zu Arunn und raunte: "Tut mir leid, du hast bestimmt noch bessere auf Lager." Denn der Vergleich mit dem schlechten Witz bezog sich eindeutig auf seinen vorherigen.
Sie schaute von Castus zu Sarin, doch diese stand so unbekümmert neben ihm, als hätte sie nicht gehört, was ihr Liebster über Ian erzählt hatte. Ganz so, als hätte er nur darüber geplaudert, dass der Himmel blau war. Vielleicht waren sie ja gar kein Liebespaar? Hatte sie irgendetwas falsch verstanden?
Neri schüttelte kurz den Kopf, nachdem ihre Überlegungen, was sie mit diesen Details anfangen sollte, ins Leere mündeten. Als sie endlich wieder sprach, war sie jedoch gewohnt schlagfertig.
"Guuut, ich hab nach seinem Talent gefragt und darf mich nicht beschweren." Sie hob die Hände, als würde sie sich ergeben, nun auch dieses Wissen zu besitzen. Sie schaute zu Sarin und als ihr bewusst wurde, wie absurd diese Unterhaltung war, musste sie lachen. "Schön, dass er dich zu befriedigen weiß."
Andere wären vermutlich hochrot angelaufen, doch Neri nahm es wie so oft mit Humor. Zuneigung zeigte sich in so vielerlei Arten, sie wäre die letzte, die darüber urteilen würde oder dürfte. Ganz unschuldig war auch die Shyáner Elfe nicht, aber im Gegensatz zu Castus, würde sie dies niemals je einem Wildfremden mit solch unverblümten Worten offenbaren.
Von diesem Talent abgesehen, schien der Dunkelelf zumindest recht umgänglich zu sein, den Worten des Halbdämonen nach zu schließen. Ob dies der Wahrheit entsprach, würde sich dann noch zeigen müssen.

Neri schaute sich nach Arunn um, der Dumm und Dusselig eine Denkaufgabe hinterließ, in dem er ihre Zellen abschloss und den Schlüssel an sich nahm. Das würde ihnen zumindest einige Minuten verschaffen. Und davon konnten sie vermutlich einige gebrauchen.
Castus wollte den Dunkelelfen zu ihnen bringen. Neri bemerkte am Rande, dass er Arunn und sie tatsächlich als Freunde betitelte und das in seiner, selbst ihr nun schon ganz gut bekannten, ehrlichen Art. Sie runzelte kurz die Stirn über den merkwürdigen, um nicht zu sagen handzahmen Halbdämon. Aber es sollte ihre Sorge nicht sein, solange er in ihnen Freunde und keine Feinde sah.
Während Sarin und Castus noch einige für Neri unbedeutende Worte wechselten, wandte sie sich an Arunn, bevor sich dieser im wahrsten Sinne des Wortes davonschleichen konnte.
"Wenn das hier vorbei ist, brauche ich einen Branntwein, oder was auch immer ihr hier trinkt, in Ordnung?" Ihre Worte machten ihm klar, dass sie den nicht alleine trinken würde. Sie sah sich schon weit entfernt am Feuer sitzen, in Arunns Gesellschaft, mit dem sie die hinter ihnen liegenden Strapazen wegtrank. Sie kannte ihn nicht einmal einen ganzen Tag und doch fühlte es sich wie Freundschaft an, was vor allem an dem Humor lag, den sie teilten. Neriélle war es tatsächlich noch nie schwer gefallen, Freundschaft zu schließen und die miese Lage, in der sie beide steckten, hatte sie schnell zu Verbündeten gemacht.

Endlich setzten sich alle in Bewegung. Sarin und sie folgten dem vorauseilenden Arunn. Was für eine seltsame Gruppe sie doch bildeten. Neriélle war gespannt, was dieser Tag noch für sie bereithielt.
Beim Zelt angekommen, sah sie, dass es leer geräumt worden war. Es lagen nur noch Heuballen darin, das war der einzig nennenswerte Komfort. Ihre Augen folgten Arunn, der etwas Glänzendes auf die Heuballen legte und sich dann abwandte. Neriélle trat näher heran und erkannte schließlich das Medaillon in Herzform. Sie nahm es in die Hand und besah sich Vorder- und Rückseite, bevor sie es neugierig, aber behutsam aufklappte. Sie erkannte eine braune, sorgsam zusammen gerollte Haarsträhne darin. Kurz hob sie den Blick und schaute sich abermals im Zelt um, deutlich nachdenklicher. Nichts war mehr übrig von dem Soldaten und seinem Besitz. Nur das Amulett mit dem Haar seiner Liebsten. Er würde nicht zu ihr zurückkehren und sie würde nie erfahren, was genau ihm zugestoßen war. Auch wenn Neri nicht sonderlich romantisch veranlagt war und diese tiefen Gefühle der wahren Liebe nie gespürt und daher auch nicht nachvollziehen konnte, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals. Denn sie war trotzdem empathisch genug, um Traurigkeit über diese tragische Liebe und ihr ungerechtes Ende zu empfinden.
Da trat Sarin zu ihr, auf den Armen hatte sie jede Menge Decken. Neriélle ließ die andere einige Momente das Innere des Medaillons betrachten.
„Wenn ihr es mir gebt, dann bespreche ich es mit einem Segen Manthalas und bitte sie um einen Traum für den Verlorenen und sein Herz.“
Die Elfe schloss das Medaillon behutsam, reichte es der Nachtelfe und nickte. Sie hielt zwar nichts von der Mondgöttin, aber dennoch fand sie die angebotene Geste nett. Auch wenn es ganz und gar nicht ihrem Glauben entsprach, war es doch eine gut gemeinte Geste dem unbekannten und für immer getrennten Liebespaar gegenüber. Es fühlte sich auch für Neri richtig an, im Gegensatz dazu, dass Amulett hier einfach so liegen zu lassen.

Sie nahm Sarin ein paar Decken ab und dachte, dass sie sich mit ihnen wärmen könnten, falls ihr Aufenthalt hier länger dauern würde. Doch die Nachtelfe hatte etwas anderes damit vor.
„Was meint ihr? Was würde hier im Lager am unauffälligsten wirken an Kleidungsstücken?“
"Hm?", fragend hob Neri den Blick. Die Nachtelfe drehte und wendete eine der Decken vor ihrem Gesicht. Sie hatte plötzlich eine Schere in der Hand und ein Nähset neben sich liegen.
"Du bist eine Schneiderin?", folgerte sie, ehrlich überrascht. Sie hatte angenommen, dass sie die Kisten nach mehr oder weniger passender Kleidung durchsuchten und Sarin und Castus so zu neuen Kleidern kamen. Aber die Nachtelfe begann schon zielstrebig, die Decken zu zerschneiden. Ihrem Blick und den Bewegungen nach zu urteilen, wusste sie schon ganz genau, was es werden sollte. Trotzdem fragte sie sie nach ihrer Meinung. Neri überlegte kurz.
"Hauptsache bequem, würde ich sagen. Ihr müsst euch schnell darin bewegen können. Eine Hose und ein langes Hemd bei der Kälte reichen wohl schon. Wenn wir genug Decken finden, wären sicher Mäntel keine schlechte Idee. Arunn wäre dir sicher dankbar für einen." Sie schaute zu dem Dessarier hinüber. Ob er wohl wieder irgendetwas ausheckte? Dann kam ihr noch eine Idee.
"Vielleicht kannst du versteckte Taschen annähen, falls Castus und du Waffen zu verstecken habt? Auch wenn es nur die Schere ist", überlegte sie laut. Sie grinste schief, als ihr bewusst wurde, dass diese Schere wahrscheinlich die einzige Klinge war, die ihnen zur Verfügung stand. "Ich fürchte, ich bin da keine große Hilfe. Ich kann mit Pfeil und Bogen umgehen, aber von der Schneiderkunst habe ich keine Ahnung. Ich weiß aber, dass wir die wohl am schlechtesten ausgerüsteten Aufständischen sind. Es wird Zeit, dass ich meinen Bogen wieder bekomme", murmelte sie zuletzt und ihre Augen funkelten für einen Moment kampfeslustig.
Dann wandte sie sich an Arunn, über den sie noch gar nicht so viel wusste. “Sag mal, mit welchen Waffen kannst du eigentlich kämpfen?” Er war ein Händler, aber seiner Statur nach zu urteilen, traute sie ihm auf jeden Fall zu, auch kämpfen zu können. Vielleicht fanden sie noch eine passende Waffe für ihn.

Als die Nachtelfe begann, über ihre Vergangenheit zu reden, lehnte sich Neriélle an den Heuballen und hörte ihr schweigend zu. Dabei behielt sie den Zelteingang im Auge, um Sarin und Arunn warnen zu können, falls sich jemand näherte. Auch ihr Gehör konzentrierte sich nicht nur allein auf Sarins Worte, sondern teils auch auf die Umgebungsgeräusche.
Neriélle war überrascht, in wie wenigen Sätzen sich eine Vergangenheit zusammenfassen ließ. Dabei klang jene der Nachtelfe sehr ereignisreich und voll mit einigen Abenteuern. Es fielen so einige Worte, die Neri mal wieder nur aus Erzählungen kannte, wenn überhaupt. Sarin beherrschte also die Runenmagie, über die die Elfe aus Shyána ebenfalls nichts wusste. So unscheinbar Sarin wirkte, hatte sie doch schon einiges erlebt und einige Erfahrungen sammeln können. Neri glaubte, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Schließlich waren stille Wasser tief..
Als Sarin nicht mehr weiter sprach, musterte Neri die Nachtelfe. Diese schien sich in ihren Gedanken verloren zu haben und himmelte gedankenversunken die Decken vor sich an.
Neriélle räusperte sich höflich. Sie wollte ja nicht drängeln, aber trotz der Plauderei sollte sich Sarin wohl nicht zu viel Zeit lassen.
“Der Verlust deiner Eltern tut mir leid”, meinte sie zunächst aufrichtig. Sie hatte das Glück gehabt, eine unbeschwerte Kindheit genießen zu dürfen, und verspürte plötzlich Erleichterung darüber, dass ihre Eltern noch lebten. Plötzlich erschien ihr ihre eigene Kindheit und Jugend unglaublich ereignislos im Vergleich zu Sarins Geschichte, die der Feder einer Geschichtenschreiberin entsprungen sein konnte.
Sie hätte gerne mehr über diese Hohepriester und Nachtfürsten erfahren. Schon allein das Wort bot einen Raum für Interpretationen für eine unwissende Elfe wie sie. Aber sie wollte auch keine alten Wunden bei der Elfe aufreißen und vermied daher lieber die Berufe ihrer verstorbenen Eltern.
“Da hast du ja einiges erlebt. Und diese Runenmagie, wie funktioniert das?“, fragte sie stattdessen. Dass sie eine meisterliche Schneiderin war, erklärte auf jeden Fall die schnellen und gekonnten Bewegungen ihrer Finger, als sie die Decken in Kleidung verwandelte.
“Und dieser.. Dhansair?” Sie hoffte, seinen Namen richtig auszusprechen, während vorsichtig die unterschwellige Frage mitschwang, wo er war. Castus und Sarin hatten nur von Ian gesprochen, aber wo war dieser Nachtelf, den Sarin als herzensguter Mann bezeichnete? Sarin schien tatsächlich kein Kind von Traurigkeit zu sein, aber Neri schluckte eine spitze Bemerkung dazu lieber hinunter, da ihr durchaus bewusst war, dass das kein guter Moment für einen unpassenden Spruch war. Dafür war schließlich Arunn zuständig.
Ihr Blick fiel auf die Decken in Sarins Händen und da fiel ihr noch etwas ein, dass sie schon beim ersten Blick aus der Nähe auf Sarin hatte stutzen lassen.
"Ich dachte immer, Nachtelfen scheuen das Sonnenlicht. Schmerzt dich das gar nicht? Manche in Shyána erzählten schon von Nachtelfen, die am Tag in Flammen aufgegangen sind", schmunzelte sie, da sie sich zwar dachte, dass dies nur eine Übertreibung eines Geschichten erzählenden Jungspunds war - aber lag nicht in jeder Geschichte ein Fünkchen Wahrheit?

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 11. Januar 2023, 12:29

"Oh, ich weiß nicht, ob man es als Talent bezeichnen kann, dass er Sarin so viele Freuden bereitete, ohne sie mit seinem gewaltigen Glied zu zerreißen. Ich hätte wirklich Bedenken gehabt, einen Pfahl dieser Größe in mir aufzunehmen, aber er war sehr behutsam mit ihr, trotz seiner animalischen Geräusche, die er beim Stoßen von sich gab." Arunn blinzelte den Halbdämon an. Dann wanderten die stahlgrauen Augen zu Sarin und hefteten sich auf sie. Er konnte nicht mal vermeiden, dass sein Blick über ihre Statur wanderte und an den unteren Gefilden hängen blieb. Dann hob sich eine Augenbraue und er pfiff leise durch die Zähne. „Na wohl bekommt’s!“, meinte er und seine Stimme verriet eine Mischung aus Unglauben und Missbilligung. Denn ebenso wie Neri, war auch Arunn nicht gerade überzeugter Verfechter dunkelelfischer Tugenden. Auch für den Dessarier klang es seltsam, dass jemand so über einen Krieger dieser Brut sprach. Aber Arunn war auch pragmatisch, weshalb er mit einem Schulterzucken nicht weiter darauf eingehen wollte. Zudem war die Lage dringlich genug. Nachdem er die Zellen mit einem hinterhältigen Grinsen verschlossen hatte und selbstzufrieden am Scharnier ruckelte, führte er die beiden Frauen wenig begabt beim Schleichen durch die Zeltreihen, bis sie das Verlassene erreichten. Der Dessarier schob die Planen beiseite und prüfte zuerst vorsichtig die Lage, ehe er nickte und Neri, sowie Sarin Einlass gewährte. Er betrachtete die beiden Frauen und ein Grinsen wollte offenbaren, was er sich dachte, doch dann wurde er abgelenkt von dem glänzenden Kleinod auf dem Boden. Schwerfällig hob er es auf, drehte es in der Hand und warf es auf den Heuballen. Er war nicht so der Romantiker, was man ihm wohl auch nicht übel nehmen würde, wenn man wie Neriélle wusste, dass er seit Wochen hier gefangen war. Jeder Soldat, den das Zeitliche segnete, war gut. Irgendwann würde er nämlich gern seine Heimat wiedersehen! Und mit ihren neuen ‚Freunden‘ hatten sie auch eine echte Chance dazu. Während sich die beiden Frauen ein wenig beschnupperten, kehrte Arunn zu dem Versorgungszelt zurück. Sarin hatte Decken organisiert, doch sie fanden gewiss noch das ein oder andere mehr. Während Arunn noch mal stöberte, hatten Sarin und Neri Zeit, sich ein wenig besser kennenzulernen. Neriélle fand heraus, dass Sarin Schneiderin war und sich offenbar als äußerst kundig beim Bearbeiten von Stoffen erwies.

Arunn betrat das Zelt wieder und wurde prompt von Neri nach seiner Waffenfähigkeit gefragt. Er hatte zwar eine Laterne gefunden, hütete sich aber noch, sie zu entzünden. Nicht, dass sie noch Aufmerksamkeit erregten, wo sie keine gebrauchen konnten. Allerdings hatte er auch zwei Waffen gefunden. Das eine war ein Dolch, kaum beeindruckend und wohl nur noch zum Käse-Schneiden verwendet, das andere war… eine Gabel. Nun, auch nicht beeindruckend, doch besser als nichts. Er hielt Neri die Gabel entgegen und tat so, als bedrohe er sie damit. „Nimm dich in Acht, Weib! Ich bin wahnsinnig gut an der… Gabel.“, er grinste sie an und zuckte dann die Schultern. „Schwert, Hammer, Messer, Gabel, Schere – mir egal, Hauptsache es erfüllt seinen Zweck!“, gab er zurück und grinste noch mal wie ein Lausbub. „Ich bin Schmied. Ein Bisschen was kann ich. Nur mit ´nem Bogen brauchst du mir nicht zu kommen.“, setzte er eine latente Spitze in ihre Richtung. „Weiberkram. Olle Baumknuddler!“, machte er seiner Herkunft alle Ehre und meinte es dennoch nicht so herablassend, wie man denken konnte. Arunn war schroff, aber bisher erwies er sich als netter Mensch, dem das Leben einfach etwas viele Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte. Der Dessarier blickte die beiden Frauen an, bis Sarin ihre Geschichte begann. Er beschäftigte sich noch eine Weile mit seinen ‚Waffen‘ , ehe er überrascht aufsah, während Sarin erzählte. Erneut flogen die Augen über die Hellhäutige und er grunzte. „Hast was aufzuholen, was?“, bemerkte er die Spitze, die Neri lieber geschluckt hatte.
Dabei verurteilte er Sarin gar nicht. Aber er konnte auch nicht schweigen. Dafür saß sein Mundwerk zu locker. Nachdem sie geendet hatte, flogen erneut die unqualifizierten Bemerkungen: „Gut, jetzt wo wir wissen, dass die zarte Blume hier reichlich Bienchen zur Bestäubung anlockt….“, sein Grinsen wurde breiter und zeugte davon, dass er nicht ernst meinte, was als nächstes folgte: „Schon mal einen echten Bergarbeiter gehabt?!“, grunzte er erneut und lachte über seinen eigenen Witz, wenn auch verhalten, um niemanden aufzuscheuchen. Er sah zu Neriélle. „Besser?!“, wollte er wissen und spielte auf ihre Gemeinheit an, seine Witze als unlustig zu bezeichnen! Frechheit. Neriélle aber hatte sehr viel klügere Fragen auf Lager, die sie der Elfe stellte. Arunn widmete sich derweil dem Zelteingang und spähte hinaus. Bisher blieb alles ruhig und niemand befand sich in der Nähe des Zeltes. Sie konnten ein wenig durchatmen. Bei ihrer letzten Frage, zog der Braunhaarige seinen Schopf zurück und sah wieder die Shyáner an. „Das sind Ammenmärchen, Neriélle. Also bitte. Das erzählt man sich bei euch?“ er grinste. „Ganz ehrlich, auch wenn du äußerst unrühmlich hier gelandet bist, es wird dir gut tun, mal unter Leute zu kommen!“, tadelte er sie mit gespielter Empörung. Dann trat er auf die Frauen zu und senkte den Blick auf Sarin’s Schneiderstücke. „Ein Mantel wäre Klasse!“, nickte er auf Neri`s zuvor gemachten Vorschlag. „Ich glaube, ich habe schon Frostbeulen.“, bemerkte er leidend und drehte Neriélle seinen muskulösen Unterarm vor die Nase, damit sie sich das mal ansehen konnte. Bis auf Dreck war da aber nichts. Dreck und kleinere Blessuren. Arunn richtete den Blick auf Neri und kurz funkelte sein Blick. Dann sah er zu Sarin und wieder zurück zu Neri. „Alsoooo…“, dehnte er das Wort und sein Grinsen wurde hinterhältiger, „da die Nachtblume die Decken alle zerschneidet, jemand ´ne Idee, wie wir uns…. Anderweitig warmhalten können?“, wackelte er mit den Augenbrauen und lachte dann tief. Es war erstaunlich, dass er trotz allem noch Witze reißen konnte. Arunn war schrullig aber irgendwie auch… angenehm in trüben Tagen.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Sarin Kasani » Mittwoch 11. Januar 2023, 14:42

"Ist das noch so ein schlechter Witz?"
, fragte Nerielle, als sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte. Sarins Augen weiteten sich.
Wie bitte?
Der Ton war aber auch zum falsch verstehen und Sarins Schultern straffte sich bereits, da schaute Neri zu Arunn und raunte:
"Tut mir leid, du hast bestimmt noch bessere auf Lager."
Denn der Vergleich mit dem schlechten Witz bezog sich auf seinen vorherigen.
Ah.. sie meinte seinen. Hm. Nicht Castus... in Ordnung.
Sie schaute von Castus zu Sarin, doch diese stand so unbekümmert neben ihm, als hätte sie nicht gehört, was ihr Liebster über Ian erzählt hatte. Was in ihrem Innern vor ging konnte die Andere ja nicht sehen. Aber es sollte noch besser kommen!
„Na wohl bekommt’s!“
, meinte da Arunn und seine Stimme verriet eine Mischung aus Unglauben und Missbilligung.
Wie bitte??? Das Sagt man doch beim Essen... ich versteh... meint er? Schlucken? Das ich schlucke...?
Dieses Mal war es allerdings kein Missverständnis, denn die Missbilligung war deutlich. Sarin verkrampfte sich kurz, rollte dann beim Nähen kurz die Schultern und tat, als hätte sie die Spitzte nicht berührt. Sie kannte solche Kommentare nur zu gut von hohen Adeligen, aber noch nie hatte sich jemand ihr gegenüber so …
...das war gemein.
Sie schwieg und etwas in ihrem Magen fühlte sich an wie ein kalter Stein. Sie versuchte sich selbst zu beschwichtigen:
Er macht Witze... es sind nur Witze... Er kennt mich nicht und ...macht Witze! Er macht sich nur über mich lustig... lacht über mich... --- ...nur Witze! Reis dich zusammen Sarin! Er ist es nicht wert.
Das eindeutige Liebespaar verabschiedete sich kurz voneinander und Sarin ging mit den anderen beiden erst einmal vor zu jenem Zelt, was sie sich als Unterschlupf auserkoren hatten. Dort wurden die Kisten untersucht, aber nur Decken gefunden, also bekam Sarin erneut eine Chance ihre Kunst zu wirken. Schnell wandelte sich derbe Wolle in derbe Hosen und Hemden.
Einfach halten... so einfach wie es geht...
Aber ganz so einfach wollten die beiden es dann doch nicht, denn sie fragten nach geheimen Taschen. Sarins Mundwinkel zuckte. Dazu war sie gut und der grobe Klotz wollte ja wenig später auch seinen Mantel. DAFÜR war sie ja quasi Spezialistin bei Hof gewesen. Man konnte einiges am Körper verbergen, wenn man wusste wie. Man musste aber genaustens darauf achten, wo man die kleinen Klingen oder Verstecke anbrachte, denn man sollte sie ja auch in der Bewegung des Stoffes nicht erkennen und nach oben waren einem auch Grenzen gesetzt. Einen Langbogen konnte man einfach nicht verbergen. Arunn brachte auch die Laterne mit, die auch Sarin schon entdeckt hatte.
„Bitte nicht entzünden, das könnte Blicke anlocken.“
Er zückte eine Gabel und drohte damit Neri.
„Nimm dich in Acht, Weib! Ich bin wahnsinnig gut an der… Gabel.“
, er grinste sie an und zuckte dann die Schultern. Sarin arbeitete an der Hose weiter.
„Schwert, Hammer, Messer, Gabel, Schere – mir egal, Hauptsache es erfüllt seinen Zweck!“
, gab er zurück und grinste noch mal wie ein Lausbub.
„Ich bin Schmied. Ein Bisschen was kann ich. Nur mit ´nem Bogen brauchst du mir nicht zu kommen...Weiberkram. Olle Baumknuddler!“
Der Dessarier blickte die beiden Frauen an, bis Sarin ihre Geschichte begann. Er beschäftigte sich noch eine Weile mit seinen ‚Waffen‘ , ehe er überrascht aufsah, während Sarin erzählte. Erneut flogen die Augen über die Hellhäutige und er grunzte.
„Hast was aufzuholen, was?“
, bemerkte er die Spitze, die Neri lieber geschluckt hatte. Sarin schwieg. Die Spitze saß und traf tiefer, als jeder der Anwesenden sich vor stellen konnte.
Er kannte einfach nicht schweigen.
Sie sah auf ihre Nadel und kurz auf seinen Mund. Ungerührt arbeitete sie weiter.
Konzentriere dich auf, das Ziel, auf das was du tust. Er weis es nicht besser, er ist ein albernder Klotz und macht Witze auf meine Kosten, weil man das ja auch so gut kann. Und ich dachte nur der Hochadel wäre so.
Sein Mundwerk saß zu locker. Sarin erzählte weiter und nachdem sie geendet hatte, flogen erneut die unqualifizierten Bemerkungen:
„Gut, jetzt wo wir wissen, dass die zarte Blume hier reichlich Bienchen zur Bestäubung anlockt….“
, sein Grinsen wurde breiter und zeugte davon, dass er nicht ernst meinte, was als nächstes folgte:
„Schon mal einen echten Bergarbeiter gehabt?!“
, grunzte er erneut und lachte über seinen eigenen Witz, wenn auch verhalten, um niemanden aufzuscheuchen. Sarins Herz begann langsam zu schmerzen. Sie wusste, dass das alles nur Scherze waren, aber sie kannten einander nicht. Castus hatte unbedacht etwas getan, dass diesem Mann eine Waffe gegeben hatte um Sarin zu verletzten, denn das taten Menschen, wenn man ihnen etwas verriet, dass zu privat war. Sie nahmen es, machten Witze und verletzten damit. Und Arunn musste schon viel selbst davon zu spüren bekommen haben, denn er teilte nicht nur weiter aus, er schaukelte sich sogar noch an den Kommentaren der anderen Frau weiter hoch. Er sah zu Neriélle und fragte, als sei das jetzt zu einem Wettbewerb geworden:
„Besser?!“
und spielte auf ihre Gemeinheit an, seine Witze als unlustig zu bezeichnen!
Frechheit.
Neriélle aber hatte sehr viel 'klügere' Fragen auf Lager, die sie der stillen Nachtelfe stellte. Arunn widmete sich derweil dem Zelteingang und spähte hinaus. Bisher blieb alles ruhig und niemand befand sich in der Nähe des Zeltes.
“Und dieser.. Dhansair?”
Die unterschwellige Frage, wo er war, schwang mit. Castus und Sarin hatten nur von Ian gesprochen, aber wo war dieser Nachtelf, den Sarin als herzensguten Mann bezeichnet hatte? Das Neri da unbewusst einem Denkfehler erlegen war, bekam aber niemand mit und warum sollte sie es auch berichtigen? Sarin hatte von ihrem: Heiratskandidat aus Morgeria gesprochen, keinem Nachtelfen. Aber die Fragerei ging gleich weiter:
"Ich dachte immer, Nachtelfen scheuen das Sonnenlicht. Schmerzt dich das gar nicht? Manche in Shyána erzählten schon von Nachtelfen, die am Tag in Flammen aufgegangen sind"
, aber auch hier mischte sich Arunn gleich ein, was Sarin um eine Antwort brachte.
„Das sind Ammenmärchen, Neriélle. Also bitte. Das erzählt man sich bei euch?...Ganz ehrlich, auch wenn du äußerst unrühmlich hier gelandet bist, es wird dir gut tun, mal unter Leute zu kommen!“
, tadelte er sie mit gespielter Empörung. Dann trat er auf die Frauen zu und senkte den Blick auf Sarin’s Schneiderstücke. Am liebsten wäre sie zurück gewichen, aber sie blieb still sitzen.
„Ein Mantel wäre Klasse!“
, nickte er auf Neri`s zuvor gemachten Vorschlag.
„Ich glaube, ich habe schon Frostbeulen.“
, bemerkte er leidend und drehte Neriélle seinen muskulösen Unterarm vor die Nase, damit sie sich das mal ansehen konnte. Sarin atmete leise durch, als er wieder auf Abstand ging. Arunn richtete den Blick auf Neri und kurz funkelte sein Blick. Dann sah er zu Sarin und wieder zurück zu Neri. „Alsoooo…“
, dehnte er das Wort und sein Grinsen wurde hinterhältiger.
Was kommt jetzt noch?
„Da die Nachtblume die Decken alle zerschneidet, jemand ´ne Idee, wie wir uns…. Anderweitig warmhalten können?“
, wackelte er mit den Augenbrauen und lachte dann tief. Es war erstaunlich, dass er trotz allem noch Witze reißen konnte. Vor kurzem hatte er noch Castus in Frauenkleidern vor der Horde übergriffiger Männer schützen wollen und nun? Jetzt wollte er selbst rann? Der bitterer Beigeschmack setzte sich langsam fest, kroch Sarin langsam die Kehle hinauf, als er weiter seine Späße machte. Sie blieb weiterhin still, zuckte nur einmal mit den Schultern und hätte ihm am liebsten seine lose Zunge heraus geschnitten um sie ihn in den Arsch zu stecken und dann dieses Loch auch noch zugenäht. Stattdessen schmunzelte sie leicht, nähte aber weiter.
Castus bitte beeil dich...
Sie wusste nicht mehr weiter. Bei Hof konnte sie mit dreierlei Unflätigkeiten umgehen, blieb höflich, da die Kunden am längeren Hebel saßen. Ein schlechtes Wort von jemanden in einer höheren Postion und man konnte nicht nur seinen Lebensunterhalt verlieren. Aber das hier war so gänzlich neu, dass Sarin nicht damit umgehen konnte. Wut kitzelte ihre Nackenhaare, aber das die beiden, besonders dieser Mann gerade viel zu weit gingen, dass konnte sie nicht mal in Worte fassen. Sie blieb still und nähte. Eine Hose und ein Hemd in Castus Größe waren inzwischen fertig, so dass ihr Liebster etwas zum anziehen haben würde, wenn er wieder käme.
Bitte komm schnell wieder. Ich will nicht mit diesem Mann alleine bleiben. Er macht zu viel Witze, aber Scherze tragen auch immer einen Funken Wahrheit in sich. Er ist auch nur ein Mann... und ich könnte mich nicht wehren... bitte beeil dich.
Eine kleinen Moment lang drohte in der Dunkelheit des Zeltes sich genug Angst zu sammeln, dass ein kleiner feuchter Rand auf Sarins unterem Lied entstand. Man hatte sich einfach zu lange zu viel über sie lustig gemacht. Besonders ihre Familie war da stets die treibende Kraft gewesen und jetzt da es von Fremden kam, da konnte sie nicht damit umgehen. Sie fühlte sich so klein und hilflos...
Das... das geht so nicht!!! Ich kann mir das nicht bieten lassen und der Kerl wird immer weiter machen und immer weiter gehen, wenn ich dem nicht Einhalt gebiete! Schluss jetzt! ...Hm... was mach ich?! Meist... meist sind diese Kerle, ja weniger mutig als ihr Mundwerk! Hinter den Gitterstäben hat er ja auch noch große Töne gespuckt! Aber ob er Cas wirklich zu Hilfe geeilt wäre warge ich doch zu bezweifeln... also... hm... eine Idee hätte ich ja, aber die ist riskant. --- Cas bitte komm schnell und bring Ian mit, damit der mich bitte retten kann vor diesem... Flegel.
Ein besseres Schimpfwort fiel ihr einfach für Arunn gerade nicht ein. Aber ein bisschen Mut ließ sich noch zusammen kratzen, auch wenn sie sich den eigentlich für Asmodes aufgespart hatte und nicht an 'Freunde' verschwenden hatte wollen. Sie schniefte einmal leise und atmete tief durch.
Die Nadel wurde sorgfältig in ihr Nähset gesteckt, dann schüttelte sie kurz ihre Hände aus und stand auf. Ihr Rock wurde glatt gestrichen und einen Moment stand sie still da und betrachtete den Dessarier von oben bis unten.
„Stimmt schon, was er sagt. Reibung erzeugt Wärme. Ein bisschen dreckig bist du ja... aber sein wir mal nicht so. Von Frostbeulen ist auch nichts zu sehen, also wärst du einsatzfähig, ja? Ein bisschen Kälte macht doch einem Mann wie dir nichts aus!“
Sie trat einen Schritt näher und musterte mit wiegenden Kopf seine Lenden.
Wenn der mich nur anfasst zerquetsch ich ihm seine Eier.
„Zeig uns doch erst mal was zu hast. Ein Mädchen will ja wissen was sie bekommt.“
Lass die Hose runter. Ich reiß dir schicke Rillen in deine Eichel, du Spinner!
Sarin war sonst eine sehr umgängliche Elfe... sonst... in einem anderen zurück gelassenem Leben. Die ständige Angst in der Taverne um ihre eigene Unversehrtheit, um Castus und Hyazinthus, um die Mädchen die dort arbeiteten... sie nahm sich alles viel zu sehr zu Herzen und dieser Mann machte nun seine Scherze. Kein Wunder, dass sie da ein Kanal öffnete, der nichts gutes hervor bringen konnte.
„Willst du uns gleich hier nehmen? Nerielle macht bestimmt mit, oder? Ihr habt doch so viel Spaß zusammen. Vielleicht willst du ja auch lieber mit ihr anfangen?“
Sarin lächelte so liebreizend, wie sie es seid 8 Jahrzehnten geübt hatte. Gekonnt, wie es nur eine Meisterschneiderin konnte, streifte sie um ihn mit höfischem Abstand herum und drehte ihn mal hier mal dort hin, prüfte das Maß seiner Arme, seiner Brust, seiner Schultern und drehte ihn dann der andern Elfe zu.
„Gemessen...“
Sie umspannte mal prüfend seinen Unterarm.
„...bewogen...“
Sarin entfernte sich und nahm prüfend mit dem Blick eines Profis Maß.
„..und für nicht ausreichend befunden. Danke, ich verzichte. Ich warte lieber auf meine Männer.“

Damit setzte sie sich wieder auf ihren Heuballen und griff nach der Schere, die genauso blitze wie ihre Augen. Dann nahm sie auch wieder die Nadel zur Hand, schenkte einen eher warnenden Blick und nähte weiter.
Mit mir nicht!
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 11. Januar 2023, 21:04

Ihr Vorschlag, die versteckten Taschen betreffend, blieb unbeantwortet. Auch verriet die Nachtelfe nicht, ob sie und Castus über Waffen verfügten. Neri würde sich überraschen lassen müssen.
Arunn, der zwischenzeitlich das Zelt verlassen hatte und eben wieder mit einer Laterne eintrat, war da weitaus redseliger. Irgendwann würde er sich wohl um Kopf und Kragen reden. Aber noch war die Stimmung gut, das empfand zumindest Neri so. Auf einmal fuchtelte Arunn mit einer Gabel vor ihrem Gesicht herum und drohte ihr im Spaß.
"Oh nein, so legt Euren Dreizack beiseite und verschont mich", erwiderte Neri betont trocken und schaute auf den Dessarier hinab. Während Sarin sein Gebaren im Stillen sauer aufstieß, ließ sich Neriélle gerne von seinen Albernheiten mitreißen.
„Schwert, Hammer, Messer, Gabel, Schere – mir egal, Hauptsache es erfüllt seinen Zweck!“
"Tz tz.. weißt du denn nicht - Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Menschen nicht." Damit griff sie flink nach der Gabel und riss sie aus seiner Hand. "Der Dolch sieht so aus, als könnte man gerade noch so ein Brot mit ihm schneiden. Für einen Dunkelelfen reicht es wohl."
Die Neckereien mit Arunn lenkten sie von dem eigentlich sehr gefährlichen Ort, an dem sie sich befanden, und die einhergehenden Umstände ab. Daher ließ sie sich zu gerne von ihm mitreißen und sprach mal wieder schneller, als sie denken konnte.
"Ich meine, außer für Ian natürlich", fügte sie daher schnell hinzu und blickte unschuldig grinsend zu Sarin. Würde Arunn die Gabel wieder haben wollen, würde sie sie ihm freiwillig überlassen.
Als er dann auch noch anfing, ihren Bogen als Weiberkram für Baumknuddler zu bezeichnen, schnappte sie gespielt empört nach Luft.
"Bitte? Pass' besser auf, dass dein Hintern nicht mal aus Versehen zur Zielscheibe wird", erwiderte sie.

Dann widmete sie ihre volle Aufmerksamkeit der Nachtelfe, die ihre Geschichte erzählte. Wie erwartet, nutzte Arunn die Gelegenheit für einen weiteren Spruch, den er ganz direkt an Sarin richtete.
„Hast was aufzuholen, was?“
Doch Sarin reagierte nicht.
„Gut, jetzt wo wir wissen, dass die zarte Blume hier reichlich Bienchen zur Bestäubung anlockt…Schon mal einen echten Bergarbeiter gehabt?!“
Die Nachtelfe schwieg, aber die kurzen Blicke, die sie Arunn zuwarf, sprachen für sich - zumindest wenn man etwas Empathie besaß. Schon zu diesem Zeitpunkt kroch in Neri langsam die leise Ahnung auf, dass Arunn übers Ziel hinaus schoss. Sie versuchte daher noch, Arunn mit ihren Blicken zu bremsen, doch der setzte unbeirrt noch einen drauf und schien nicht empfänglich für Sarins Reaktion zu sein, die ganz offensichtlich nicht ihren gemeinsamen Humor teilte und ebenso wenig mit den Sprüchen umgehen konnte.
Neriélle war fast froh, als Arunn die Situation kurz verließ, um die Lage vor dem Zelt auszukundschaften.
"Überhör' das Plappermaul am besten", versuchte Neriélle an Sarin gerichtet, noch die Wogen zu glätten. "Den darf man nicht zu ernst nehmen."

Die Shyáner Elfe fürchtete, dass das Gespräch in die falsche Richtung lief. Ihre Fragen blieben unbeantwortet, ihre Neugierde ungestillt. Auch die Frage nach der Empfindlichkeit der Sonne gegenüber wurde vorschnell von Arunn beantwortet, der sich wieder den Frauen widmete.
„Das sind Ammenmärchen, Neriélle. Also bitte. Das erzählt man sich bei euch?...Ganz ehrlich, auch wenn du äußerst unrühmlich hier gelandet bist, es wird dir gut tun, mal unter Leute zu kommen!“
Sie drehte den Kopf zu Arunn und streckte ihm wortlos die Zunge raus. Dann schaute sie zu Sarin, an deren Seite Arunn trat. Sie wirkte verkrampft und so, als wäre sie nun lieber ganz woanders. Neriélle überlegte, wie sie die Situation entschärfen oder auflockern konnte und war froh, dass sich Arunn dann wieder zu ihr drehte. Ihr entging jedoch nicht, dass Sarin hörbar ausatmete und sich etwas zu entspannen schien. Neriélle runzelte die Stirn und griff nach Arunns Arm, mit dem er vor ihrem Gesicht herum fuchtelte. Sie wollte gerade etwas zu seinen Frostbeulen sagen, als sie die Muskeln an seinem Oberarm berührte und ihr ein anerkennendes sowie überraschtes "Oh" entkam. Das alles war nicht nur Masse, sondern tatsächlich Muskeln, die sich sehen lassen konnten. Aber darum ging es jetzt ja gar nicht! Eigentlich wollte sie seinen Arm runterdrücken, um ihn in seinen Sprüchen zu bremsen.
Doch Arunn konnte seinen Mund nicht halten und Neri warf immer wieder einen Blick zu der Nachtelfe, die gefährlich still war. Entweder würde Sarin nun einfach aufstehen und gehen.. oder sehr wütend werden.
"Alsoooo… da die Nachtblume die Decken alle zerschneidet, jemand ´ne Idee, wie wir uns…. Anderweitig warmhalten können?“
Neri ahnte ja nicht, welche Gedanken sich Sarin machte und dass sie sich tatsächlich um ihr Wohl sorgte. Natürlich war Arunn auch für sie selbst ein Fremder, aber so wie er sich für den verkleideten Castus eingesetzt und sich ihr gegenüber verhalten hatte, würde Neri ihre Hand für ihn ins Feuer legen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er so skrupellos wie die Söldner war und sich einfach eine Frau gegen ihren Willen nahm. Aber Neri ahnte nichts von Sarins Gedanken.
Sie vernahm aber das Schniefen der Nachtelfe.
"Ich glaube, das sollten wir uns für später aufsparen", meinte sie in einem ehrlichen und gar nicht spaßigen Ton. Diesmal sprang sie nicht auf Arunns Worte an und benutzte sie für eine schlagfertige Antwort. Sie fürchtete, der Mensch war einfach zu weit gegangen. Und sie konnten jetzt keinen Zwist in ihrer Gruppe vertragen!

Neri beobachtete Sarin, die weiterhin auffällig still blieb. Sie steckte die Nadel weg, stand in aller Seelenruhe auf und strich ihren Rock glatt, ehe sie sich vor Arunn aufbaute. Neri bedachte ihn mit einem Blick, der sagte, dass er sich auf was gefasst machen sollte.
„Stimmt schon, was er sagt. Reibung erzeugt Wärme. Ein bisschen dreckig bist du ja... aber sein wir mal nicht so. Von Frostbeulen ist auch nichts zu sehen, also wärst du einsatzfähig, ja? Ein bisschen Kälte macht doch einem Mann wie dir nichts aus! Zeig uns doch erst mal was zu hast. Ein Mädchen will ja wissen was sie bekommt.“
Neriélles Augenbraue hob sich und ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. Schadenfroh in Richtung Arunn und gleichzeitig anerkennend in Richtung Sarin.
„Willst du uns gleich hier nehmen? Nerielle macht bestimmt mit, oder? Ihr habt doch so viel Spaß zusammen. Vielleicht willst du ja auch lieber mit ihr anfangen?“
Da erlosch das feine Grinsen. Bis jetzt stand sie einfach nur still da, doch als sie nun persönlich angesprochen wurde - vor allem wie - wurde sie hellhörig. War das nur eine Spitze, die alleine Arunn treffen sollte? Nein, dafür klang es in den Ohren der Shyáner Elfe zu sehr danach, dass die Nachtelfe Arunn und sie über einen Kamm scherte. Neri musste zugeben, dass sie sich angegriffen fühlte. Schlagartig sank ihre Laune und sie verengte die Augen. Sarins weiterhin ruhige Art und das liebreizende Lächeln auf ihren Lippen ließen sie vorsichtig werden.
Sie überlegte, was sie erwidern sollte. Vielleicht hätte Arunn so die Gelegenheit, zuerst zu antworten. Aber Neri wollte auf keinen Fall, dass Arunn für sie sprach. Sie wollte jetzt aber auch keinen Streit anfangen. Das konnten sie gar nicht gebrauchen. Vor allem nicht, wenn gleich der Halbdämon mit der angsteinflößenden Magie und der kämpferische Dunkelelf zu ihnen stoßen würden. Es war eindeutig, für wen die beiden Partei ergreifen würden. Neri schaute zu Arunn und hatte Sorge, dass das Ganze gleich völlig eskalieren würde.
"Also Spaß würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen, von Dunkelelfen und Orks eingesperrt zu werden, während der Schnee und die Kälte einen um die Ohren weht. Nennen wir es eine willkommene Abwechslung in diesem Drecksloch."
Sarin begann um Arunn herum zu tänzeln, als würde sie Maß bei ihm nehmen.
„Gemessen, bewogen und für nicht ausreichend befunden. Danke, ich verzichte. Ich warte lieber auf meine Männer.“
"Puh.." Die Stimmung war an ihrem Tiefpunkt angelangt. Die letzte Spur von Erheiterung war aus Neri gewichen. Da war nicht einmal mehr Schadenfreude für Arunn übrig, so vorgeführt worden zu sein, was die Shyáner Elfe unter normalen Umständen schon sehr amüsiert hätte.
"Wir sollten uns nicht streiten. Schon gar nicht, bevor wir überhaupt angefangen haben. Ich möchte nur daran erinnern, dass wir gemeinsam höhere Chancen haben, Castus zu Asmodeus zu bringen", versuchte sie ein letztes Mal, das Ganze im passenden Moment zu schlichten.

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 11. Januar 2023, 23:33

Da standen und saßen sie nun in einem Zelt, in dem sich immer mehr eine merkwürdige Stimmung ausbreitete. Neriélle hatte die Anzeichen rechtzeitig bemerkt, aber nicht so weit eingegriffen, als dass sie es hätte verhindern könnten. Arunns Scherze waren bei Sarin einen Schritt zu weit gegangen und schließlich war sie mit der ihr eigenen Art geplatzt. Das meiste behielt sie für sich, konnte es aber nicht länger aufschieben, dem vorlauten Dessarier verbal eins auszuwischen. Laut Castus' Aussage hätte er gegen Iryans Gemächt ohnehin keine Chance. Aber Arunn sollte auch keine Gelegenheit erhalten, sich zu verteidigen oder anderweitig zu reagieren. Jedenfalls im Moment nicht.
Endlich schien Manthala Sarin erhört zu haben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Sie hatte gebeten, Castus möge erscheinen und sie retten. Und Castus erschien. Fast lautlos hob sich die Zeltplane beim Eingang etwas an. Da sie alle drei miteinander beschäftigt gewesen waren, hatte niemand mehr auf mögliche Lauscher, geschweige denn Eindringlinge geachtet. Und nun schob einer von ihnen Castus durch den Zelteingang ins Innere. Der Halbdämon trug nicht länger ein Kleid. Er musste es abgelegt haben oder es wurde ihm weggenommen. Er trug jetzt nur noch die Sachen, die er zuvor schon angehabt hatte und die ihn so schlank, wie drahtig erscheinen ließen. Das Schwarz der Hose und des Hemdes passte unsagbar gut zum Blau seiner Haare, aber diese waren unter einem Tuch verborgen, als hätte er sich vor Schnee und Kälte schützen wollen. Er nahm es auch nicht ab, als man ihn ins Innere brachte. Dafür schaute er viel zu verbissen drein. Sein unschuldig freundlicher Blick war einer ernsten, bisweilen nachdenklichen Miene gewichen. Sie machte ihn erwachsener, konnte aber auch erste Interpretationen für eine Gefahrensituation in den anderen wecken. Denn hinter ihm trat noch jemand ins Zelt und dieser hoch gewachsene Mann musste sich gar etwas ducken, damit sein langes, zu einem Kriegerzopf gebundenes Haar nicht die Zeltdecke erreichte. Es war seidig schwarz, so schwarz wie seine Haut und seine Rüstung. Er war ein gigantischer Schatten von einem Dunkelelfen mit breiten Schultern, welche durch die Rüstung nur noch mehr betont wurden. Einzig seine Augen schienen Farbe zu besitzen und leuchteten blau wie Castus Haarschopf in die Runde, als er jenen vom Kopftuch des Halbdämonen befreite.
Nur Sarin konnte aufatmen, denn sie kannte den dunkelelfischen Hünen, der so schnell ihr Herz erobert hatte. Iryan Ferndall, Leibwächter und bester Freund ihres dritten Liebhabers Dhansair, zog die Plane hinter sich zu. Er warf einen Blick in die Runde und lächelte Sarin an. Castus hingegen schien abwesend und in sich gekehrt. Er grüßte nicht einmal. Aber auch der Dunkelelf ließ alle Fröhlichkeit fahren, nachdem er die Nachtelfe entdeckt hatte. Seine Augen huschten kurz über Arunn und Neriélle. Er nickte beiden zu und neigte das Haupt in höflicher Manier.
"Ihr versteht Celcianisch, hoffe ich. Castus erwähnte bereits, dass Sarin und er neue Verbündete befreit hätten. Ich bin Iryan Ferndall, Leibwächter des Erben aus dem Hause von Blutsdorn. Ich bin auf eurer Seite." Seine Augen hüpften zu Sarin herüber und nahmen einen warmen Ausdruck an. "Ich bin froh, dass es dir gut geht."
Das konnte man von Castus jedoch nicht behaupten. Sarin kannte ihn und hatte ihn nie zuvor derart ernst dreinschauen sehen. Nicht einmal, als sie die Toten ihrer Reisegruppe beerdigen mussten. Irgendetwas beschäftigte ihn. Iryan klärte die Gruppe rasch auf. Er legte Castus eine Hand auf die Schulter und der Halbdämon taute auf. Er schaute zum Dunkeelfen empor, versuchte zu lächeln. Es misslang.
"Wir haben Asmodeus gesehen", berichtete Iryan. "Sarin, du erinnerst dich daran, wie ich ihn beschrieben habe? Das gehört der Vergangenheit an. Er ... hat sich noch mehr verändert."
"Seine Hülle ist so zerstört. Ich weiß nicht, ob der menschliche Teil seiner Seele überhaupt noch existiert", wisperte Castus plötzlich. Seine Stimme war belegt und wirkte halb erstickt. Er bekam kaum einen Ton heraus. Dafür glitzerten sofort Tränen in seinen Augen, ließen die Galaxien darin aufschimmern und von einem zauberhaften Nebel umkreisen. Iryan drückte seine Schulter. Er sprach, wo es der Blauschopf gerade nicht konnte.
"Er ist noch weiter herangewachsen, misst jetzt bestimmt weit über zwei Meter. Ich konnte seine Roben kaum noch von seiner Haut unterscheiden. Alles hängt in Fetzen von ihm. Er hat Teile seiner Gliedmaßen bis auf die Knochen heruntergefressen und gleich mehr einem wandelnden Toten als einem Dämon in einem menschlichen Wirt. Sein Haar brennt, seine Augen glühen und rauchen. Aus den Bisswunden steigt schwarzer Dampf ermpor und verpestet seine Umgebung. Die Ritualmagier, die ihn begleiten, husten unablässig."
"Einer fiel einfach um und blieb liegen, bis er ... bis mein ... Vater..."
Iryan legte nun auch noch die andere Hand auf Castus' Schulter. Tränen fielen über den Rand der Augenlider und suchten sich Wege über seine Wangen hinunter in den Kragen des Hemdes. Der Dunkelelf fuhr fort: "Es stimmt. Wir sahen wie einer der Ritualmagier in einem Hustenanfall zusammenbrach. Das hat Asmodeus erst erzürnt, dann hat er gelacht und einen Ork mit zwei Wargen herbei gerufen. Auf Befehl des haraxischen Heerführers haben sie den Ritualmagier an Ort und Stelle zerrissen. Dann hat er die Überreste mit seinem blauen Feuer verbrannt. Dadurch heilten seine selbst zugefügten Wunden zwar nicht, aber er wirkte energischer, kräftiger. Er wuchs noch weiter heran, so schien es und seine dunkle Aura konnten wir bis zu unserem Zelt spüren."
Iryan warf Sarin einen besorgten Blick zu. "Von den Gerüchten hat noch ni-"
Der Leibwächter würde sich korrigieren müssen. Bislang hatte Asmodeus nicht von den Gerüchten erfahren, aber nun waren sie wohl auch an seine Ohren gelangt. Die Reaktion überzog das gesamte Armeelager. Sein Ausruf war dämonischer Natur, gestärkt von haraxischer Macht, dass er wie ein Windstoß über alle Zelte hinwegfegte und die Planen erzittern ließ.

"WAS?! MALL IST HIER?! RAAAAAAARRRRRRRHHHHHHCCHCHCHCHHHH!!!!"

Castus erbebte und sank auf ein Knie nieder. Iryan zog ihn sofort wieder auf die Beine zurück und stützte ihn. Doch der Halbdämon löste sich von ihm. Er blickte in die Runde. "Es bleibt kaum noch Zeit. Ich muss ihn treffen ... allein ... mit reichlich Abstand zu so vielen Lebenden wie möglich. Bitte. Ihr müsst mir helfen." Er spannte sich an, wischte die Tränen aus den Augen und schaute jeden einzelnen nacheinander an. Bei Sarin blieb sein Blick haften. "Es tut mir leid."
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 12. Januar 2023, 16:50

Nicht nur Nerielle war froh, als Arunn die Situation kurz verließ, um die Lage vor dem Zelt auszukundschaften.
"Überhör' das Plappermaul am besten"
, versuchte Neriélle an Sarin gerichtet, noch die Wogen zu glätten. Ihr gegenüber gelang ihr das auch.
"Den darf man nicht zu ernst nehmen."
Das Problem war, Arunn war hier der Mann im Zelt und seine Muskeln allein ein Argument, dem Sarin sich nicht entziehen konnten. Sie war kleiner und viel schmächtiger. Sie hatte keine Chance. Wenn er etwa beschließen sollte, sich einfach zu nehmen, was er zunehmend andeutete – nein offen herum posaunte - dann hätte die Nachtelfe ihm absolut nichts entgegen zu setzen, außer ihre spitze Zunge und eine kleine Schere. Bisher hatte Nerielle auch nicht den Eindruck gemacht, ihr dann helfen zu wollen. Die andere Frau aber schien langsam zu merken, dass er sich nicht richtig verhielt. Auf seinen 'wärmenden' Vorschlag hin, meinte sie:
"Ich glaube, das sollten wir uns für später aufsparen"
Ihr ehrlicher und gar nicht spaßiger Ton dabei ließ Sarin hoffen, dass sie vielleicht doch in der Frau eine Verbündete sehen konnte, wenn Arunn plötzlich beschließen sollte, auf den sprichwörtlichen Wagen voller Männer bei Sarin mit 'aufspringen' zu wollen. Das sie die Problematik einfach auf 'später' verschieben wollte, nahm zumindest den akuten Druck aus der Situation. Leider hatte das 'Herumgespaßel' auch einen weiteren Nachteil. Keiner von ihnen hatte das Erscheinen von Castus bemerkt und erst als Ian auch durch den viel zu niedrigen Zelteingang trat, atmete Sarin wieder erleichtert auf.
Aber warum schaut Castus so verbissen drein?
...
IAN!
Er zog die Plane hinter sich zu, warf einen Blick in die Runde und lächelte Sarin an. Castus hingegen schien abwesend und in sich gekehrt. Aber auch der Dunkelelf ließ alle Fröhlichkeit fahren, nachdem er die Nachtelfe entdeckt hatte. Seine Augen huschten kurz über Arunn und Neriélle. Er nickte beiden zu und neigte das Haupt in höflicher Manier.
"Ihr versteht Celcianisch, hoffe ich. Castus erwähnte bereits, dass Sarin und er neue Verbündete befreit hätten. Ich bin Iryan Ferndall, Leibwächter des Erben aus dem Hause von Blutsdorn. Ich bin auf eurer Seite."
Seine Augen hüpften zu Sarin herüber und nahmen einen warmen Ausdruck an. Sie streckte ihm ganz automatisch leicht die Hand entgegen, falls er sie ergreifen wollte. In der Enge des Zeltes wäre es gewiss möglich.
"Ich bin froh, dass es dir gut geht."
Sarins sah in seine schönen Augen auf. Dann wanderte ihr Blick zu Castus, den sie noch nie so finster hatte drein schauen sehen. Iryan klärte die Gruppe rasch auf.
"Wir haben Asmodeus gesehen... Sarin, du erinnerst dich daran, wie ich ihn beschrieben habe? Das gehört der Vergangenheit an. Er ... hat sich noch mehr verändert."
"Seine Hülle ist so zerstört. Ich weiß nicht, ob der menschliche Teil seiner Seele überhaupt noch existiert"
, wisperte Castus plötzlich und Sarin lief ein kalter Schauer über den Rücken. Tränen glitzerten sogar in seinen Augen. Iryan drückte seine Schulter. Sarin wusste ja um das Band, dass die beiden miteinander verflocht, seit Castus seine Magie für ihn benutzt hatte. Man sah es aber auch einfach. Ian sprach, wo es der Blauschopf gerade nicht konnte:
"Er ist noch weiter herangewachsen, misst jetzt bestimmt weit über zwei Meter. Ich konnte seine Roben kaum noch von seiner Haut unterscheiden. Alles hängt in Fetzen von ihm. Er hat Teile seiner Gliedmaßen bis auf die Knochen heruntergefressen und gleich mehr einem wandelnden Toten als einem Dämon in einem menschlichen Wirt...“
Sarin suchte seine Nähe um ihn etwas Kraft zu spenden. Gleichzeitig ballte sich einmal mehr diese schreckliche Befürchtung in ihr zusammen, der sie nicht erlaubte, sich auch nur in einen realen Gedanken zu formen. Sarin ahnte schon länger, dass Castus etwas schreckliches bevor stand... das er etwas tun würde... etwas das ihr nicht gefallen würde! Deshalb zog er sich auch so quälend langsam aus ihrem Leben zurück. Sie lauschte weiter der schrecklichen Beschreibung.
„Sein Haar brennt, seine Augen glühen und rauchen. Aus den Bisswunden steigt schwarzer Dampf empor und verpestet seine Umgebung. Die Ritualmagier, die ihn begleiten, husten unablässig."
"Einer fiel einfach um und blieb liegen, bis er ... bis mein ... Vater..."

Iryan legte nun auch noch die andere Hand auf Castus' Schulter und der Dunkelelf an seiner Seite fuhr fort:
"Es stimmt. Wir sahen wie einer der Ritualmagier in einem Hustenanfall zusammenbrach. Das hat Asmodeus erst erzürnt, dann hat er gelacht und einen Ork mit zwei Wargen herbei gerufen. Auf Befehl des haraxischen Heerführers haben sie den Ritualmagier an Ort und Stelle zerrissen. Dann hat er die Überreste mit seinem blauen Feuer verbrannt. Dadurch heilten seine selbst zugefügten Wunden zwar nicht, aber er wirkte energischer, kräftiger. Er wuchs noch weiter heran, so schien es und seine dunkle Aura konnten wir bis zu unserem Zelt spüren."
Iryan warf Sarin einen besorgten Blick zu.
"Von den Gerüchten hat noch ni-"
"WAS?! MALL IST HIER?! RAAAAAAARRRRRRRHHHHHHCCHCHCHCHHHH!!!!"
JETZT ...weis er es.
Castus erbebte und sank auf ein Knie nieder. Iryan zog ihn sofort wieder auf die Beine zurück und stützte ihn. Doch der Halbdämon löste sich von ihm. Er blickte in die Runde.
"Es bleibt kaum noch Zeit. Ich muss ihn treffen ... allein ... mit reichlich Abstand zu so vielen Lebenden wie möglich. Bitte. Ihr müsst mir helfen."
Er spannte sich an, wischte die Tränen aus den Augen und schaute jeden einzelnen nacheinander an. Bei Sarin blieb sein Blick haften.
"Es tut mir leid."
„...ich weiß.“
Sarin schluckte den Rest ihrer Gedanken dazu einfach herunter. Das hier war ein Abschied. Sie wusste es einfach.
„Ich liebe dich!“
Ihre Stimme war zwar leise, aber sie stand nah genug, dass Cas sie in jedem Fall verstehen würde. Dann streckte sie den Rücken durch, so sehr ihr Herz auch schrie etwas ganz anders zu sagen, als das was nun ihre Lippen verließ. Sarin blieb zielorientiert.
„Sie werden uns nun suchen, denn bestimmt wird irgendjemand von den zwei Mägden berichten, die von Mall erzählten. Wir müssen so schnell wie möglich einen freien Platz finden. Ian, kennst du einen geeigneten Ort? Arunn, du kennst dich auch hier aus, oder? Wo ist in der Nähe ein Platz, den die meisten meiden würden?“
Da fiel es ihr auf... vielleicht war der Dessarier ihr auch mitunter deswegen so zu wieder. Er hatte die Jauchegrube ausgehoben als Strafe für irgendetwas, was Sarin gerade nicht mehr einfiel. Deswegen hatte er in den Käfig gemusst. Sie hatte die beiden belauschen können. Deswegen stank er auch so. Einen Menschen 'nicht riechen' zu können, veränderte die Sicht auf ihn. Egal wie nett, oder lustig jemand war, stank er, so wandten sich die Menschen von ihm ab und Sarin hatte nun mal ein feines Näschen.
„Wären die Latrinen ein möglicher Ort für ein Treffen, oder ...besser doch ganz raus aus dem Lager?“
Kopflos los zu stürmen würde sie jetzt nur in Gefahr bringen. Sie brauchten jetzt einen strategisch guten Platz. Ihr fiel kein geeigneter ein. Wie auch. Ihr Instinkt hatte sie kurz auf die Latrinen gebracht, aber kaum es es ausgesprochen, da erschien es ihr auch schon wieder dumm, denn 'müssen' taten sie alle mal und dafür nahm man auch Gestank in kauf. Sie schüttelte schon über sich selbst den Kopf und hoffte, dass die Anderen eine bessere Idee hatten.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Gestalt » Freitag 13. Januar 2023, 10:29

"Oh nein, so legt Euren Dreizack beiseite und verschont mich!“ „Achtung, Weib – ausgewichen!“, setzte er noch mal an und stieß nach vorn als wolle er sie verletzen. Allerdings entwaffnete sie ihn gekonnt, sodass er verdutzt blinzelte. “Tz tz.. weißt du denn nicht - Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Menschen nicht." Er blinzelte abermals und stemmte die Hände in die Hüften als wäre er ein altes Waschweib. „He! Das gehört mir. Gib es zurück!“, maulte er, lachte dann aber brummend und verlor die Albernheit wieder. Sie flammte immer nur mal kurz auf, denn im Grunde hatte der Dessarier in den letzten Wochen kaum etwas zu lachen gehabt. Jeder ging auf seine Art mit den Umständen um. Für Arunn war es eine grobe, manchmal alberne und unflätige Art und Weise, die nicht jedem schmecken musste und konnte. In Neriélle hat er jemanden an seiner Seite, die das durchaus vertragen konnte und das schien er über die kurze Zeit, die sie sich kannten, gespürt zu haben. Dass das nicht auf jeden zutreffen konnte, vergaß der Dessarier offenbar. Nach einer kurzen Pause, kam er erst richtig in Fahrt. Er dachte nicht mal eine Sekunde darüber nach, wie es sich für die beiden Frauen anfühlen könnte, dass sie hier mit ihm allein in einem Zelt waren. Ja, er kam ja nicht mal auf den Gedanken, dass es beängstigend sein konnte! Er kannte die Nachtelfe nicht und wusste nichts über ihr Erlebtes. Man konnte ihm durchaus vorwerfen, dass er nicht nachdachte, aber gewiss traf hier das Sprichwort ‚Hunde, die bellen beißen nicht‘ zu. Arunn machte seine lauten Scherze, gab hier und dort mal an, aber er erschien nicht wie der typische, übergriffige Mann. Gewiss hatte auch er eine ganze Weile nicht mehr die Freuden des Fleisches genossen, aber so sorglos, wie er mit der Situation umging, hätte man ihm auch einfach ein viel zu kopfloses Herz unterstellen können. Ganz in seinem Humor gefangen, bemerkte er nicht mal, dass Neri ihm immer wieder Hinweise geben wollte. Sie hatte ihre Empathie nicht verloren und ahnte, dass die Ruhe der Nachtelfe durchaus in einem Sturm enden könnte. Aber Arunn nicht.
Er ritt sich immer weiter in die Scheiße und ahnte nicht mal etwas von dem Gestank! So grinste er auch nur breit in die Gesichter der Frauen, während er Neri den Arm hinhielt. Sie griff tatsächlich danach und er ließ es zu, bis ihr ein überraschtes „Oh“ entfuhr. Arunn wackelte mit den Augenbrauen „Ja, ja alles echt, Liebchen!“ und lachte kurz ehrlich.

Er nahm sich wohl kaum selbst ernst. Beflügelt davon, sprach er etwas an, das eigentlich nur die Stimmung aufhellen sollte. Und auch wenn die Scherze ein wenig auf Sarin gingen, waren es Scherze von seiner Seite aus. Die gehörig schiefgingen und er das nicht mal bemerkte. "Ich glaube, das sollten wir uns für später aufsparen", glättete Neriélle die Wogen und Arunn hob die Augenbrauen. Sie hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen, sodass er etwas perplex dreinschaute. Aber er kam gar nicht dazu, sich nähere Gedanken zu machen, denn mit einem Mal stand die zierliche Nachtelfe vor ihm und begutachtete seinen Körperbau. „Stimmt schon, was er sagt. Reibung erzeugt Wärme. Ein bisschen dreckig bist du ja... aber sein wir mal nicht so. Von Frostbeulen ist auch nichts zu sehen, also wärst du einsatzfähig, ja? Ein bisschen Kälte macht doch einem Mann wie dir nichts aus! Zeig uns doch erst mal was zu hast. Ein Mädchen will ja wissen was sie bekommt.“ Der Dessarier hob zweifelnd eine Augenbraue. "Nö, macht sie nicht. Genug für alle da!", brummte er unbeeindruckt zurück, aber die Stimmung änderte sich etwas. Selbst ihm kam jetzt wohl der Gedanke, dass etwas hier nicht stimmen konnte. Er beobachtete Sarin dabei, wie sie um ihn herumging und weiter musterte. „Willst du uns gleich hier nehmen? Nerielle macht bestimmt mit, oder? Ihr habt doch so viel Spaß zusammen. Vielleicht willst du ja auch lieber mit ihr anfangen?“ Jetzt aber verlor auch sein Gesicht das Schalkhafte. Er brummte wortkarg als hätte er sich auf die Zunge gebissen. Selbst ihm wurde klar, dass das schnippische Antworten waren. Arunn aber ließ sich davon nicht einschüchtern. Er wartete, bis Sarin wieder in seinem Sichtfeld war und schaute ihr mit gereckten Kinn entgegen, da er etwas kleiner war als sie. Dann folgte der finale Schlag, der das brodelnde Wasser zu Eis verwandelte. „Gemessen, bewogen und für nicht ausreichend befunden. Danke, ich verzichte. Ich warte lieber auf meine Männer.“ Arunn mahlte seinen Kiefer, dass er noch kerniger aussah. „Ich weiß nicht, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, kleine Nachtblume, aber sei dir sicher, dass ich nicht eine Sekunde daran denke, dich anzufassen. Das überlasse ich schön ‚deinen‘ Männern, keine Sorge.“, er warf Neri einen Blick zu und sie entdeckte eine neue Seite an ihm.

Er war tatsächlich ernst und vielleicht erinnerte sie sich daran, dass er durchaus auch wortgewaltig fluchen konnte. Er sah aus als würde da gleich eine ganze Ladung an Schimpftiraden kommen wollen. „Humor gibt es bei Nachtelfen nicht? Schade, täte euch wohl gut!“, giftete er Sarin noch an und brachte dann Abstand zu ihr. Arunn drehte sich in dem Moment um, als sich die Plane des Zeltes anhob. Sofort stand er wieder vor den beiden Frauen in seinem Rücken, um sie notfalls zu schützen. Es war eben nicht immer alles nur ‚schwarz-weiß‘. Auch er nicht. Als sich aber Castus ins Zelt schob, entspannte sich der Dessarier ein wenig, bis der Hüne von Dunkelelf das Parkett betrat. Arunn wich einen Schritt zurück, drängte damit die Frauen auch ein klein Wenig mehr zurück, in der Hoffnung, irgendetwas ausrichten zu können. Im ersten Moment starrte Arunn den Dunklen argwöhnisch an, doch als dieser das Zelt von innen verschloss, ahnte er, wen Castus da mitgebracht hatte. Der Mann war riesig! Arunn mit seinen 170cm hatte Mühe das ganze ‚Sein‘ zu erfassen! Doch dann blitzte eine Erkenntnis in seinem Hirn auf und sein Blick sank über die Statur zu den Lenden. Er hob eine Augenbraue, sah über seine Schulter zu Neri, machte einen bedeutenden Blick und zog den Mundwinkel etwas schiefer. Sarin’s Abfuhr war längst vergessen und er fand zu seinem Spaß zurück. Allerdings war es bezeichnend gewesen, dass er so getroffen auf Sarin’s Ausbruch reagiert hatte.
Die Situation aber veränderte sich nachhaltig, sodass Arunn die Frauen nicht mehr mit seinem Körper zu schützen versuchte, sondern beiseitetrat, um jedem den nötigen Raum zu geben. Er hatte die Arme wieder verschränkt und lauschte den Ausführungen von Castus und Ian. "Er ist noch weiter herangewachsen, misst jetzt bestimmt weit über zwei Meter. Ich konnte seine Roben kaum noch von seiner Haut unterscheiden. Alles hängt in Fetzen von ihm. Er hat Teile seiner Gliedmaßen bis auf die Knochen heruntergefressen und gleich mehr einem wandelnden Toten als einem Dämon in einem menschlichen Wirt. Sein Haar brennt, seine Augen glühen und rauchen. Aus den Bisswunden steigt schwarzer Dampf empor und verpestet seine Umgebung. Die Ritualmagier, die ihn begleiten, husten unablässig." Arunn blinzelte. „Himmel Arsch und Zwirn! Ist das euer ernst?!!“, fragte er und eigentlich war es rhetorisch gemeint. Denn dass sie keine Scherze machten, sah man den beiden ungleichen Männern an! Aber Arunn musste die Information mal verdauen. „Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war der noch anders! Unheimlich, ja und schräg und man konnte sehen, dass er der gottlosen Grotte einer haraxischen Hu…“- er sah zu Neri und Sarin, räusperte sich und brach seinen Fluch ab. „…naja aber nicht SO!“, gab er seinen Senf ab und schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist der Kerl hier deshalb hinüber.“, sinnierte er und meinte damit das verlassene Zelt. „Jedenfalls war der auch ein Magier, glaub‘ ich. Wie auch immer. Was also können wir tun?“, mischte er sich weiter ein, obwohl dieser Kampf gar nichts mit ihm oder Neri zu tun hatte.

Aber Arunn hatte bereits viel Zeit hier verbringen müssen und auch wenn er mit Asmodeus wenig bis gar nichts zu tun hatte, reichten die Gerüchte und der kurze Blick auf den Dämon aus, um den Wunsch nach einem Ende zu schüren. Das und die Tatsache, dass Arunn dem einen oder anderen in diesem Lager gern das Leben zum Harax machen wollen würde, für die Behandlung, die er hier hatte erleiden müssen. Einzig seiner lockeren Art war es wohl zu verdanken, dass er Folter, Erniedrigung, Kälte und Angst so heil überstanden hatte. Und plötzlich übertönte ein grausamer Schrei, der nicht von dieser Welt war, all ihre Gespräche und Gedanken. Arunn duckte sich erschrocken und starrte in die Richtung, aus der der Schrei kommen musste. In seinem Augenwinkel sank der Blauschopf zu Boden, doch der Dunkle richtete ihn bereits wieder auf. Eine feine Gänsehaut hatte Arunn’s Körper überzogen. Er war etwas blass geworden. „Heilige… Bergziege.“, stammelte er und sah zu den anderen. „Euer Gerücht hat den Empfänger erreicht.“, meinte er wieder sichtlich gefasster und mit lockerer Zunge. Sarin meldete sich zu Wort und er blickte sie nickend an. Das, was sie aussprach, war wohl richtig. Sie konnten sich nun nicht länger verstecken. "Arunn, du kennst dich auch hier aus, oder? Wo ist in der Nähe ein Platz, den die meisten meiden würden?“ Der Dessarier überlegte. Dann nickte er grob in die Richtung, die er meinte. „Die haben hinter dem Arztzelt eine Art… Massengrab. Dort bringen sie die ganzen Toten hin, damit die hier im Lager nicht verfaulen und Krankheiten heranschleppen. Es ist das Ende vom Lager, direkt hinter dem Arztzelt. Dumm und Dusselig fahren den Karren mit den Leichen – ich glaube, Neri kennt sich da ganz gut aus mit-“, ja, auch jetzt ließ er sich es nicht nehmen, ein wenig humoristische Würze in die salzige Suppe zu streuen – „hin und her, wenn sich welche ansammeln oder der Doktor das nicht mehr geschissen gekriegt hat. Das wäre weit genug vom Lager entfernt. Und… irgendwie stimmig – oder? Ich mein, was auch immer ihr da eigentlich genau vor habt… Da kommt so schnell niemand freiwillig hin, es sei denn, er ist schon tot!“, schlug er vor und zuckte die Schultern.
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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Neriélle » Samstag 14. Januar 2023, 14:42

Als Sarin beim ersten Mal Arunn gekontert hatte, kommentierte Neriélle das noch mit einem anerkennenden Blick. Aber nun war deutlich sichtbar, dass auch Sarin Arunn an einem wunden Punkt getroffen hatte. Der Dessarier wurde mit einem Mal sehr ernst und wirkte wie ein ziemlich zusammen gefalteter Hund. Die Worte der Nachtelfe verfehlten ihre Wirkung nicht. Neri fing Arunns Blick auf und verzog kurz den Mund. Es war ihr anzusehen, dass sie Sarins Meinung nicht teilte und eine andere Sicht auf den Menschen hatte.

Neriélle drehte sich schnell zum Zelteingang herum, als plötzlich die Plane angehoben wurde, und spannte sich unweigerlich an. Der Streit hatte sie abgelenkt und wurde nun erst einmal zur Nebensache. Als sie Castus erblickte, entspannte sie sich sichtbar. Doch als der riesige Dunkelelf hinter ihm ins Zelt trat, sog die Shyáner Elfe hörbar die Luft ein. Wow, das war ein Hüne, der seinesgleichen suchte. Arunn baute sich vor ihr und Sarin auf, um sie aus einem ersten Impuls heraus im Zweifel zu beschützen, bis ihm klar wurde, dass es Ian sein musste. Neri wollte ihm anerkennend zunicken, doch dann sah sie, wohin Arunns Blick wanderte. Immerhin war ihnen heiß und innig von Ians Lenden und seinem Stehvermögen erzählt worden, da musste sich auch Neriélle seine Vorzüge unverhohlen von nahem ansehen. Und als sie dann Arus bedeutenden Blick sah, mit dem er sich zu ihr herum drehte, hätte sie fast gekichert. Doch es ging mehr oder weniger professionell in einem Räuspern über. Sie war froh, dass Arunn sich nicht unterkriegen ließ und seinen Humor wiedergefunden hatte.
Abgelenkt von Ian und Arunns Reaktion auf ihn, fielen ihr erst jetzt die blauen Haare des Halbdämons auf, die Ian mit einer Bewegung offenbart hatte. Ohne Kopfbedeckung war er wirklich eine deutlich auffällige Erscheinung und sie konnte nachvollziehen, was die Verkleidung bezwecken sollte.

Neri erwiderte Ians Nicken zur Begrüßung und stellte sich nach ihm vor.
"Ich bin Neriélle." Sie war froh, dass der Dunkelelf betonte, auf ihrer Seite zu stehen. Ansonsten hätte sie längst zugesehen, das Zelt zu verlassen. Der Dunkelelfenmagier, dessen Bekanntschaft sie gestern ungewollt gemacht hatte, hatte ihr schon Angst eingeflößt. Doch Ian übertraf das noch um ein weiteres. Den wollte sie nicht zum Feind haben.
Sie verfolgte stumm das Gespräch, das folgte, und in dem Iryan und Castus sie auf den aktuellen Stand brachten. Castus wirkte sehr ernst und ..berührt. Es fiel ihm offenbar sehr schwer, über die Veränderungen seines Vaters zu reden. Doch Ian übernahm das Wort und konnte diese Veränderungen in Worte fassen. Eine Gänsehaut überströmte Neris Haut. Bei der Beschreibung kroch ihr das blanke Grauen durch Mark und Bein.
"Du bist verrückt. Er wird dich umbringen", unterbrach sie plötzlich das Gespräch und sprach aus, was dem angesprochenen Castus schon längst klar sein musste. Das wurde dann auch Neri klar, nachdem die Worte wirkten. Das hier war ein Selbstmordkommando. Sie schaute zu Sarin. Gab es nicht eine andere Möglichkeit? Sollte hier das Schicksal eines weiteren, sich liebenden Paares besiegelt werden und hier sein tragisches Ende finden?

Ian fuhr unbeirrt fort. "Von den Gerüchten hat noch ni-"
Diesmal wurde er von einem dämonischen, grausamen Schrei unterbrochen, der nichts menschliches an sich hatte und der in jede noch so kleine Ecke des Lagers gelangte. Nicht nur die Plane zitterte, auch Neri überkam ein weiterer Schauer, als die Worte des Dämons an ihre Ohren drangen.
Castus fiel auf ein Knie, doch der Dunkelelf half ihm wieder auf.
"Es bleibt kaum noch Zeit. Ich muss ihn treffen ... allein ... mit reichlich Abstand zu so vielen Lebenden wie möglich. Bitte. Ihr müsst mir helfen."
Als er sich bei Sarin entschuldigte, schaute Neri zur Nachtelfe. Unweigerlich bildete sich ein Kloß in ihrem Hals.
"Können wir.. Gibt es nicht eine andere Lösung?", fragte sie. Hoffnungslos, da sie die Antwort schon kannte, aber sie wollte es wenigstens versuchen.
„Ich liebe dich!“
Neri biss sich auf die Unterlippe. Sie wurde von Mitgefühl und Traurigkeit überrannt im Angesicht von Castus' Schicksal. Er und Sarin verfolgten diesen Plan sicher schon sehr lange und hatten Zeit gehabt, sich damit zu arrangieren. Aber Neriélle wollte nicht, dass es so endete. Doch Sarin war schon einen Schritt weiter als die Shyáner Elfe und fragte nach einem geeigneten, abgelegenen Ort, um sich dort zu verstecken und auf ihre Chance zu warten. Neriélle hingegen stand einfach nur da und blickte immer wieder auf die drei ihr gegenüberstehenden Verbündeten.
Arunn schlug das Massengrab hinter dem Arztzelt vor, mit dem Neri schon Bekanntschaft geschlossen hatte. Sie schaute Arunn an, als dieser sie ansprach. Ungewohnt ernst, jeglicher Witz war aus ihrer Stimme verschwunden.
"Ich weiß, was du meinst. Ich war gestern ungewollt im Zelt des Arztes, als ich ankam. Es steht am Rande des Lagers. Dahinter gibt es nur die schneebedeckte, leere Ebene. Viel Platz.. Ich hab die Gruben gesehen, gestern waren sie zumindest noch leer - wer weiß."
Neriélle schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Noch immer haderte sie mit Castus' Vorhaben und seinem scheinbar schon längst besiegelten Schicksal. Das war einfach nur Wahnsinn!

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Re: Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Januar 2023, 14:19

Auch wenn er mit seinen Gedanken eindeutig woanders war, erschien Castus genau zur richtigen Zeit. Ehe die Stimmung zwischen Sarin und Arunn sich noch weiter aufheizen konnte, tauchte er auf. Und er kam nicht allein. Der Dunkelelf Iryan hinterließ sofort Eindruck bei den Anwesenden und das nicht nur ob seiner auch für sein Volk erstaunlichen Größe. Sowohl Arunns als auch Neriélles Blicke wanderten sehr zielgerichtet zu seinem Schritt. Viel zu sehen bekamen sie allerdings nicht. Der Elf, dessen Haut wie Obsidian glänzte, war in eine ebenso schwarze Rüstung gehüllt, die jegliche Fantasie raubte. Es sei denn, man stellte sich unter der Metallbeule über der Hose auch eine ebenso halbrund geformt in der Hose vor. Etwas, das angesichts der Lage seltsam gewirkt hätte. Denn auch wenn Castus die Gemüter vorzeitig beruhigt hätte, war seines von ernsten Gedanken überschattet. Er konnte nicht einmal richtig darüber sprechen und schnell wurde klar, warum.
Hier ging es um seinen Vater, den dämonischen Heerführer Asmodeus. Schenkte man Iryans Aussagen Glauben, so hatte sich jener mehr in ein Scheusal verwandelt als angenommen. Der Aufschrei, der kurz darauf sämtliche Zelte des Armeelagers erzittern ließ, bestätigte es. Asmodeus schien außer sich vor Zorn zu sein und das, obwohl die Gerüchte doch gerade erst gestreut worden waren. Er würde sich im schlimmsten Fall persönlich auf die Suche nach Mallahall machen und dann entdeckte man die kleine Gruppe zwangsläufig. Es blieb kaum noch Zeit für eine ausgeklügelte Planung, so sehr sie es sich wünschten.
Und immer mehr rückte eine unausgesprochene Vorahnung in den Vordergrund. Sie war Sarin schon so lange ein leichtes Pieken in ihrem Bewusstsein. Nun kristallisierte sie sich heraus, auch wenn Castus es niemals offen ausgesprochen hatte. Wenn aber selbst zwei im Grunde völlig Fremde es schon vermuteten, dann lag diese Wahrheit vor Sarin wie ein aufgeschlagenes Buch und die Schrift darin brannte sich in ihre Netzhäute.
Sofort war sie an der Seite des Halbdämonen, den der Aufschrei seines Vaters schon fast in die Knie gezwungen hätte. Wie sollten sie ihn dann aufhalten?
"Du bist verrückt. Er wird dich umbringen." Castus richtete den Blick auf Neri. Er lächelte freundlich mit einem erschreckend wissenden Blick. "Es muss enden", erwiderte er so unendlich ruhig. So jung er auch erschien - hatte Castus nicht sogar erwähnt, erst zwei Jahre alt zu sein?! - er musste diese Erkenntnis schon lange mit sich herum tragen und hatte sich entsprechend darauf eingestellt. Seine Entscheidung stand wahrscheinlich schon eine ganze Weile fest.
"Ich liebe dich!" Auch wenn Sarin sich selbst versuchte, mit diesem Wissen zu arrangieren, welches Schicksal ihr Halbdämon für sich getroffen hatte, so wollte sie ihn auch das wenigstens wissen lassen. Es fühlte sich so sehr nach einem Abschied an. Einen, den sie sich nicht wünschte, den sie aber verstand. Er tat es, um ganz Celcia vor den Auswirkungen zu schützen. Er würde tun, was nötig war und das, ohne auch nur einen Gedanken an sich selbst zu verschwenden. Castus würde es enden lassen, mit einem aufrichtigen Lächeln auf den Lippen.
Selbst jetzt lächelte er, als er nach Sarins Händen griff und sie drückte. Dabei zog er die Nachtelfe dichter an sich heran. "Ich weiß und ... es tut mir unendlich leid, dich in dieses Gefühlschaos geworfen zu haben. Mir tut mein Egoismus leid, aber nicht, was wir teilen." Er hatte sich aus ihrer Reichweite geschlichen, nach und nach. Zwar war er immer noch liebevoll und herzensgut zu Sarin, aber seine Liebesbeteuerungen stellten sich langsam ein. Er küsste sie nicht mehr innig auf den Mund oder schenkte ihr mehr Zärtlichkeit als eine gedrückte Hand. Er versuchte, es nicht zu schwer für sie zu machen, indem er ihe verknüpften Fäden schon voher hatte aufdröseln wollen. Nun aber, da es langsam auf die Konfrontation mit seinem Vater zuging, da konnte selbst Castus sich nicht losreißen. Er bezog zu viel Kraft aus dem, was Sarin ihm gab. Was sie alle ihm gaben. Er brauchte diese Kraft, um sich seiner Aufgabe überhaupt stellen zu können.
"Verzeih mir ein letztes Mal." Die Worte konnten kaum Sarin gelten und doch schaute er sie dabei an. Dann legte er seine Arme um die Elfe, zog sie dicht an sich heran und küsste sie. Ganz warm, ganz innig. Sein blauer Haarkamm richtete sich dabei auf und die Haarspitzen fingen Feuer. Blaues Feuer. Iryans Augen weiteten sich, denn er sah nicht zum ersten Mal diese Frisur mit den blauen Flammen auflodern. Bei Asmodeus war der Effekt nur weitaus schauriger. Hier wirkte das Feuer beruhigend, als würde es in einem Kamin leise vor sich hin knistern. Man saß Arm in Arm davor, streckte die Füße der Wärme entgegen und genoss einen Becher geschmolzener Schokolade oder selbst gebackene Kekse. Castus' Flammen verströmten Frieden, erfüllten die Herzen jener, die sie betrachteten mit Hoffnung, während sein Kuss erneut seinen haraxischen Zauber auf Sarin entließ. Nur dieses Mal war es nicht so, dass er einen Blick in ihre Seele wagte. Er offenbarte seine eigene.

Sarin. Die Stimme war nur in ihrem Kopf. Nein, sie kam direkt aus ihrem Herzen, aber sie gehörte Castus. Sie weckte all die Gefühle, die sich in der Zeit mit ihm hatten entwickeln können. Ich bin nicht aus Liebe entstanden. Ich bin nichts, das geschaffen wurde. Ich wurde ... entrissen und in falscher Annahme geformt, etwas Neues zu sein. Aber ich bin nur ein unvollständiger Teil. Einer der fehlt, eindeutig schon zu lange, um ungeschehen zu machen. Es reicht nur noch aus, es enden zu lassen. Ich weiß das, seit meine Essenz formen konnte, was man Seele nennt. Es war nie mein Schicksal, geschaffen und geboren zu werden. Aber es ist meines, es enden zu lassen. Wie gern würde ich ein anderes wählen. Eines an deiner Seite, eines auf Celcia. Es ist so schön hier. Ich mag das Leben. Ich mag dich und all jene, die ich hab treffen können. Es gibt so viel Unentdecktes für mich und ich werde vermissen, was ich nicht kennen lernen durfte. Am meisten werde ich aber vermissen, was ich aus Egoismus geschaffen habe und dir nun aufbürde. Ich weiß nicht, wen ich darum bitten könnte, es dir leicht zu machen. Ich möchte es dir nicht nehmen. Ich möchte es mir selbst nicht nehmen. Ich hänge sehr daran. Liebe ist wunderschön und ich hab sie auf sie viele Arten erleben dürfen. Ich hab sie dir schenken dürfen. Das möchte ich nicht verschwinden lassen. Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich es so lasse, wie es ist. Ich wollte es anders machen, aber es fällt mir zu schwer. Jedes Mal, wenn du mir sagst, dass du mich liebst, breche ich ein. Ich hoffe, du kannst damit umgehen und siehst, was ich sehe, wenn dein Herz schwer ist: dass ich uns nicht nehmen wollte, dass wir einander lieben.

Castus löste sich langsam von Sarins Lippen. Er gewährte ihr einen warmen Blick in seine Augen, deren Ränder erneut wässrig waren. Darunter lächelte er aufrichtig. Es fiel ihm auch nicht leicht. Langsam trat er von ihr zurück, wischte sich die Tränen fort und spähte in die Runde. Neri, Arunn und Iryan berieten sich bereits über seine Bitte, einen weiten Platz zu finden. Einen, an dem niemand wäre, denn nur dort könnte er sich seinem Vater entgegenstellen - wie auch immer Castus es enden lassen wollte.
Die Shyánerin blieb skeptisch. Für sie kam es einem Himmelfahrtskommando gleich. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Halbdämon mit dem natürliche Charme es gegen einen ungeheuerlichen Dämonenheerführer aufnehmen konnte. Vor allem nicht nach dem, was sie durch Iryan gehört hatte. Asmodeus war zu einem Monster geworden. Wie sollte ein kaum erwachsener Jüngling es nur mir ihm aufnehmen?
"Ein Massengrab ... klingt das wirklich nach einer guten Idee?", meldete Iryan sich plötzlich zu Wort. Er zog so unwillkürlich alle Aufmerksamkeit auf sich. "Ich meine, könnte er die Toten nicht einfach ... naja ... ich kenne mich mit Dämonologie nicht aus, aber."
Castus nickte. Er verstand, was sein Freund sagen wollte. "Haraxwesen brauchen einen Wirt, um auf Celcia zu bestehen. Aber was tot ist, ist tot. Mein Vater ernährt sich vom Leid anderer, von ihrem Seelenschmerz. In toten Hüllen ist nichts mehr, das er fressen kann. Der Platz ist geeignet."
Der Dunkelelf nickte. Da trat Castus nun auch an ihn heran. "Mein Freund", leitete er seine Tat ein, da streckte er sich schon, schlang die Arme um Iryans Nacken und hob sich bis an seine Lippen heran. Eben noch hatte er Sarin geküsst und jetzt klebte er am Leibwächter ihres einst Versprochenen. Iryan riss die Augen auf, aber nur kurz. Dann glätteten sich seine Züge, die Lider sanken auf halbe Höhe herab und er legte Castus sogar beide Hände an die Hüften, um ihm etwas mehr Halt zu geben, während sie einander offensichtlich Zärtlichkeit austauchten.
Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis der Halbdämon sich endlich löste. Iryan nickte ihm langsam zu. "Werde ich tun", murmelte er halb erstickt. Dann strich er Castus über das flammende Haar, ohne das geringste Anzeichen von Furcht, sich zu verbrennen. Der Blauschopf gluckste so herzlich, als seien sie auf einem fröhlichen Volksfest. Draußen aber kehrte Lebens ins Armeelager ein. Etwas geschah. Etwas, das noch nicht genug Aufmerksamkeit erregte, um die Stimmung im Zelt zu stören. Hier lag der Fokus auf Castus. Jener wandte sich nun um. Er legte den Kopf schief und musterte erst Arunn, dann Neriélle. Sein Mundwinkel hob sich an. "Ich glaube, es ist so Brauch, dass man Frauen den Vortritt gewährt."
Was immer er damit sagen wollte, seine Schritte führten ihn an die Shyáner Elfe heran. Seine Augenwinkel funkelten immer noch feucht von einem Rest Tränen. Ungeniert berührte er Neris Hand, umschloss ihre Finger mit seinen und wieder lächelte er. Dieser Bursche war ein Sack voller Glückseligkeit, den man mitten auf einem blutigen Schlachtfeld liegengelassen hatte und der nun den Aasgeiern über ihm entgegen grinste.
"Bitte, erschreck dich nicht. Es geht nur so." Er neigte sich vor und ehe Neriélle auch nur den Gedanken einer Reaktion in ihrem Geist bilden konnte, versiegelte Castus auch ihre Lippen mit den seinen. Was hatte er vor? Sie fühlte eine sanfte Wärme, die sich langsam in ihren Körper stahl und Richtung Herz wanderte. Sie suchte etwas. Sie suchte ihre Seele und fand sie schließlich, um sie mit einem hoffnungsvollen Streicheln zu begrüßen. Auch Neriélle hörte nun Castus Stimme tief aus ihrem Inneren.

Oh. Dein Schicksal ist wirklich interessant. Gern hätte ich mehr Zeit mit dir verbracht. Es lohnt sich, dich kennen und lieben zu lernen. Wirklich! Ich hoffe, es bringt deine Planung für das eigene Schicksal nicht allzu sehr durcheinander, Neriélle. Dein Name gefällt mir übrigens auch sehr! Ich möchte dich bitten, ein Auge auf meine Freunde zu haben. Sarin wird mit ihrer Liebe zu mir kämpfen müssen, sobald ich alles habe beenden können. Sie wird mehr brauchen als unseren Freund Ian. Vielleicht kannst du es einrichten, ein wenig auf sie zu achten. Nur ein bisschen. Es soll dein Schaden nicht sein. Sie ist wirklich liebenswert ... so wie du. Ich danke dir.

Der dunkelelfische Krieger trat an Sarins Seite, während Castus' Lippen an denen von Neriélle hingen. Er räusperte sich und legte Sarin seine Hand auf die Schulter. Er wirkte überhaupt nicht groß überrascht von der Liebelei seines Gefährten, beobachtete das Ganze nur ruhig und blieb an Sarins Seite. Sie würde sich darauf verlassen können, dass er sie schützte. Was Castus seiner Seele wohl mitgeteilt hatte?
Eben löste der Halbdämon sich von Neriélle. Er betrachtete sie kurz, ohne ein Anzeichen von Reue. Seinem Blick fehlte aber auch das Lüsterne, das Sarin zuvor bei Arunn befürchtet hatte. Und wo ein Gedankensprung gerade auf den Dessarier fiel ... Castus wandte sich ihm zu. Er trat an ihn heran, offensichtlich in derselben Absicht wie bei den anderen dreien. "Oh", sagte er jedoch, bevor er Arunn erreichte. Er blieb sogar stehen und wandte den Kopf herum, um die anderen mit einzuschließen. "Ich brauche Pfeil und Bogen. Das ist wichtig." Dann jedoch kehrte sein wunderschöner Blick aus den Tiefen unbekannter Galaxien zum Dessarier zurück. Castus lächelte ihn an. Er kam wieder näher.
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