Wo es endet

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. September 2022, 23:47

Sarin kommt von Die magische Stadt Zyranus -> Der Turm der Magie -> Gäste oder Gefangene?

Dunkelelfen! Sie waren hier, jenseits der noch geschlossenen Holzluke, die Sarin, Castus und Hyacinthus aus dem geheimen Tunnel und in ein namenloses Dorf im Grasland bringen sollte. Das dunkle Volk musste diesen Ort bereits eingenommen und für sich beansprucht haben. Die Nachtelfe erkannte ihre Muttersprache Lerium deutlich, auch wenn sie die kantigen, fast böse klingenden Worte nicht verstand. Aber sie hatte Zeit mit Iryan und Dhansair verbracht und so zumindest den Tonus der dunkelelfischen Sprache aufgeschnappt. Auch Castus schien es nach einer Weile zu erkennen. Seine Ohren waren nicht elfisch, so dauerte es, bis er überhaupt die Stimmen ausmachen konnte. Außerdem mischten sich ständig Wimmern und schmerzhaftes Stöhnen darunter.
"Was geht da oben bloß vor sich?"
"Bitte, seid leise, Hyacinthus. Wir müssen nun sehr vorsichtig sein."
"Oh, ich gebe mein Bestes!", rief er aus und reckte die Faust empor. Dann bemerkte er seinen Fauxpas, duckte sich wie unter einem Schlag und lächelte beschämt zu Castus herüber, der ihm schon die flache Hand auf Mund und Schnäuzerchen presste. Er warf dem Magier einen eindringlichen Blick zu. Dieser nickte und schwieg. Castus schlich bis an die Leiter heran, die zur Luke empor führte. Er wandte sich um und flüsterte in Richtung des Zyraners: "Brauch ich einen Schlüssel? Wohin führt die Luke."
Hyacinthus kam ebenfalls näher geschlichen, so dass sie die Köpfe zusammenstecken und sich leise unterhalten konnten. "Wie schon in Zyranus führt die Luke in ein Gasthaus, dort allerdings nicht in die Vorratsräume, sondern in eine kleine Art ... nun, nennen wir es Abstellkammer und Lager für Bettzeug. Sie ist Teil eines gemeinschaftlichen Schlafsaals für Durchreisende. Glaubt ihr, die Armee übernachtet in einer Taverne? So viele Betten haben sie mit Sicherheit nicht."
Castus musste sich zusammenreißen, nicht zu glucksen. Er schüttelte sacht den Kopf. "Es klingt mehr nach Kranken oder Verletzten. Vielleicht halten sie alle dort gefangen, die sich gegen sie gestellt haben. Wir müssen es herausfinden, ehe wir alle nach oben klettern."
"Dann werde ich als euer Anführer mich heldenhaft der Lage stellen! Sie sollen meinen Degen in ihren dunklen Poperzen spüren. Sie sollen..."
"Du solltest erst einmal leise sein", erinnerte Castus. Er warf Sarin einen Blick zu. Er musterte sie. "Das Volk der Nachtelfen ist vertraut damit, in den Schatten zu leben. Sarin, wie gut kannst du die Klischees deiner Herkunft bestätigen? Ansonsten werde ich nach oben gehen und mich umsehen, ob wir sicher sind."
Ganz gleich, wie gut Sarin im Schleichen und Verstecken auch war, sie musste wohl davon ausgehen, dass sie innerhalb des Trios die beste Wahl war, um einen Blick zu riskieren. Hyacinthus würde den Helden spielen wollen und vermutlich den erstbesten Fremden dort oben zum Haushofmeister erklären, der sein Erscheinen ankündigt. Aber auch von Castus könnte man erwarten, dass er einfach auf die Dunkelelfen zu stapfte, sie anlächelte und ihnen sagte, dass er ihre Armee nun beiseite räumen müsste, um zu seinem Vater zu gelangen. Er hätte noch bessere Chancen als der Zyraner, denn er könnte seinen Willen auch mit der dämonischen Gabe durchsetzen. Allerdings wäre es ihm wohl erneut nur bei einem einzelnen möglich. Die Stimmen von oben klangen nach deutlich mehr Personen. Somit würde er einen lenken können und von allen anderen überwältigt ... und sein Gefängnis auch wieder nur als kleinen Zwischenstopp ansehen. Es schien wirklich das Klügste, Sarin voraus zu schicken, aber noch warteten beide Männer auf ihre Entscheidung.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 13. September 2022, 19:52

Der Weg durch die Tunnel war gespickt mit kleinen heimlichen Fragen und Antworten:
"Nein, du musst ihm verzeihen!"
Sarin führte gerade aus, dass Liebe nicht immer von allen verstanden wurde und er die Liebe seiner Tante zu Asmodeus nicht verstehen brauchte, aber ihr glauben und vertrauen sollte. Das brachte ihren Blauschopf tatsächlich wieder zum Lächeln. Er nickte sanft.
"Du hast Recht. Dhan, Ian und ich lieben dich auch zu gleichen Teilen und das wird ebenfalls nicht jeder verstehen. Aber ich vertraue dir und glaube daran, dass du keinen von uns dem anderen jemals vorziehen würdest. Das macht dich nur noch liebenswerter, Sarin."
Er drückte ihre Hand und seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Auch wenn er nicht alles mit ihr teilte, so vertraute sie ihm trotzdem. Das Band was er aufzudröseln versuchte, es hielt wohl besser als gedacht.
"Ich will versuchen, ihm zu verzeihen. Es wird aber nichts an meinen Plänen ändern, wenn ich ihm gegenüberstehe. Ich bitte dich nur ... mir ebenfalls zu verzeihen."
Er sprach es immer noch nicht an, aber das war ok. Das war er schon gewesen, als Sarin ihn mit diesem unendlich mystischen Blick auf einem Felsen im verschneiten Grasland gesehen hatte, als Mondlicht seine nachdenkliche Miene in ein melancholisches Spiel aus Sehnsucht, Traurigkeit und wundersamen Zauber tauchte.
Ich liebe ihn wirklich!
Natürlich wollte ihr Unterbewusstsein am Abend nach der Schlacht mit ihm in den Sonnenuntergang reiten, aber Sarin war auch Realistin. Manchmal gingen die Geschichten des Lebens nicht wie in ihren Romanen aus. MEISTENS gingen sie schlecht aus, weshalb sie ja auch so gerne die Schnulzen mit den romantischen Helden mochte, die ihre Braut dann für immer und ewig in den Armen hielten... ENDE. Und das war das Problem mit der Realität. Ein Roman endete meist an der schönsten Stelle, aber die Wirklichkeit lief weiter. Nach dem Hoch kam das nächste Tief und der Alltag. Ein Roman, der nach dem Hoch der Liebe auf den ersten 10 Seiten dann über 500 Seiten die Aufzucht der Nachkommen, die Berufe, das Einkaufen und die ersten Streitigkeiten behandelte, den würde niemand lesen. Romane endeten stets im Zenit der Handlung und Sarin ahnte, dass auch Castus etwas in dieser Art vor hatte. Aber was auch immer es war. Er tat es nicht für sich, sondern für andere. Er war selbstlos. Auch ein Grund, warum sie ihn liebte. Egal was er vor hatte, sie würde so lange an seiner Seite bleiben, wie er es zu ließ.
Schweigend nun setzten sie ihren Weg fort. Der Einzige, der hin und wieder sprach, war Hyacinthus. Irgendwann endete der Tunnel vor einer Holzluke und einer Leiter.
Sarin hörte, dass jenseits der Luke etwas vor sich ging. Sie hörte ... Stöhnen. Das Wimmern von Leuten, aber nicht in leidenschaftlicher Ekstase, kurz vor dem erlösenden Höhepunkt. Hier waren Schmerzen und Leid im Spiel. Dann krachte es, entfernt, aber das Geräusch war ihr bereits vertraut.
"Sie greifen auch von hier aus an?"
, entkam es Hyacinthus mit Entsetzen. Unter die Leidenslaute mischten sich Wortfetzen, deren Bedeutung Sarin nur bedingt klar war, aber den Klang erkannte sie. So hatten Dhansair und Iryan sich unterhalten. Hinter der Bodenluke waren also Dunkelelfen. Das dunkle Volk musste diesen Ort bereits eingenommen und für sich beansprucht haben. Auch Castus schien es nach einer Weile zu erkennen. Seine Ohren waren nicht elfisch, so dauerte es, bis er überhaupt die Stimmen ausmachen konnte. Außerdem mischten sich ständig Wimmern und schmerzhaftes Stöhnen darunter.
"Was geht da oben bloß vor sich?"
"Bitte, seid leise, Hyacinthus. Wir müssen nun sehr vorsichtig sein."
"Oh, ich gebe mein Bestes!"

, rief er aus und reckte die Faust empor. Dann bemerkte er seinen Fauxpas, duckte sich wie unter einem Schlag und lächelte beschämt zu Castus herüber, der ihm schon die flache Hand auf Mund und Schnäuzerchen presste. Sarin raunte mit an die Lippen gelegtem Zeigefinger:
„Pssst! Sie sprechen Lerium und ich höre Stöhnen...vielleicht Verletzte...?“
Castus wandte sich um und flüsterte in Richtung des Zyraners:
"Brauch ich einen Schlüssel? Wohin führt die Luke."
"Wie schon in Zyranus führt die Luke in ein Gasthaus, dort allerdings nicht in die Vorratsräume, sondern in eine kleine Art ... nun, nennen wir es Abstellkammer und Lager für Bettzeug. Sie ist Teil eines gemeinschaftlichen Schlafsaals für Durchreisende. Glaubt ihr, die Armee übernachtet in einer Taverne? So viele Betten haben sie mit Sicherheit nicht."

Castus schüttelte sacht den Kopf.
"Es klingt mehr nach Kranken oder Verletzten. Vielleicht halten sie alle dort gefangen, die sich gegen sie gestellt haben. Wir müssen es herausfinden, ehe wir alle nach oben klettern."
"Dann werde ich als euer Anführer mich heldenhaft der Lage stellen! Sie sollen meinen Degen in ihren dunklen Poperzen spüren. Sie sollen..."
"Du solltest erst einmal leise sein"

, erinnerte Castus. Er warf Sarin einen Blick zu. Er musterte sie. Sarin zog fragend die Brauen hoch.
"Das Volk der Nachtelfen ist vertraut damit, in den Schatten zu leben. Sarin, wie gut kannst du die Klischees deiner Herkunft bestätigen? Ansonsten werde ich nach oben gehen und mich umsehen, ob wir sicher sind."
Sarin wurde schnell klar, dass sie innerhalb des Trios die beste Wahl war, um einen Blick zu riskieren. Hyacinthus würde den Helden spielen wollen und vermutlich den erstbesten Fremden dort oben zum Haushofmeister erklären, der sein Erscheinen ankündigt. Aber auch von Castus könnte man erwarten, dass er einfach auf die Dunkelelfen zu stapfte, sie anlächelte und ihnen sagte, dass er ihre Armee nun beiseite räumen müsste, um zu seinem Vater zu gelangen. Er hätte noch bessere Chancen als der Zyraner, denn er könnte seinen Willen auch mit der dämonischen Gabe durchsetzen, aber dann wären seine Kräfte womöglich am Ende aufgebraucht, bevor sie ankämen.
Es ist wohl das Klügste, mich voraus zu schicken...
Begeistert war sie natürlich nicht, aber die anderen Optionen erschienen ihr wenig Erfolg versprechend. Also musste sie erst einmal Hyazinthus zügeln:
„Als unser Anführer seid ihr zu wichtig. Lasst mich eure Kundschafterin sein. Ich bin nur eine Fau und ...kann mich anpassen...“
Damit wanderte ihr Blick zu Castus um seine Frage zu beantworten:
„...selbst wenn ich keine ausgebildete Spionin bin.“
Andererseits... was machen Spione eigentlich den ganzen Tag lang? Sie laufen angepasst unter Feinden umher. Sehr viel anders als der Nachtelfenhofstaat wo jeder jedem an die Kehle wollte kann es auch nicht sein.
, sprach sie sich Mut zu.
Manthala hilf!
Ein kleines Stoßgebet konnte nie schaden. Sarin hatte nie die hohe Kunst des Schleichens, Assassinensprüche oder die Mächte der Schattenmagie gemeistert, aber sie konnte 'unsichtbar' sein wie eine Dienerin, eine Magd, jemand der unbemerkt den Helden der Geschichte zu arbeitete, damit diese besser da standen und im Glanze ihrer Glorie erstrahlten. Das oberhalb dieser Leiter ein Bettenlager sein sollte war ihr Glück.
„Ich bin so schnell zurück wie ich kann. Beibt noch hier unten und ich tippel zwei mal kurz und einmal schlurfen wenn ihr hoch kommen könnt.“
Dann machte sie sich daran die Leiter zu erklimmen. Oben an der obersten Sprosse hielt sie inne und lauschte auf einen Moment, da entweder besonders viel gestöhnt wurde oder jegliche Schritte weit weg waren. Dann öffnete sie die Klappe, die hoffentlich nicht all zu viel Lärm machte und zog sich eilig hinauf um sie gleich wieder zu schließen. Schnell sah sie sich um. Ihr geübter Blick machte eine Bestandsaufnahme ihrer Möglichkeiten. Gab es Laken? Bettzeug, vielleicht Kleidung in der Kammer?
Eine Schürze wäre ein echter Traum! Oder etwas das ich dazu Zweck entfremden kann...
So schnell es ging spähte sie durch einen Spalt oder hatte die Tür zur Kammer ein Schloss? Sie musste sich einen groben Überblick oder auch nur einen kleinen Einblick in ihre Umgebung verschaffen um sich anzupassen. Wenn es ein Krankenlager war wie vermutet, dann würde sie als Heilerin, oder zumindest Pflegerin auftreten. Die wurden in Kriegszeiten oft nicht angefasst und waren tabu, da sie die Armeen zusammen hielten. Ob sie auf Dunkelelf oder Gefangene stieß war Sarin egal. Sie Castus schon in der Stadt zu ihr gesagt hatte, gab es auf beiden Seiten sicher Verletzte denen geholfen werden musste, wenn das hier vorbei war.
Hoffentlich ...ist es dann auch vorbei!
Die größte Angst Sarins war es, dass Castus sich womöglich opferte und es vollkommen umsonst sein könnte. DAS würde sie ihm nicht verzeihen! Alles andere schon. Aber erst einmal würde sie ihrem Schicksal nicht mit leeren Händen gegenüber treten! Sondern voll beladen mit frischen Laken! Eine Hilfskraft eben, die aus der Kammer kam um die Betten neu zu beziehen! Einfach und schlicht. Sarin verwuschelte ihr Haar noch ein bisschen, damit es aussah, als würde sie schon länger angestrengt arbeiten und hatte noch kurz überlegt sich etwas Dreck ins Gesicht zu schmieren, aber das passte womöglich nicht in ihre Rolle, sollte sie sich als Heilerin ausgeben müssen. Der Plan stand soweit, flexibel genug um Details schnell ändern zu können, so wie sie auch bei ihrer Kundschaft manchmal in letzter Sekunde noch ALLES ändern musste.
Auf geht’s!
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Samstag 17. September 2022, 13:15

Wer immer sich da oben auch befand, Sarin besaß sowohl die meisten Informationen zu ihnen als auch die besten Fähigkeiten, einen Blick zu riskieren. Sie hatte Dank ihrer Elfenohren herausgehört, dass das Stöhnen und Wimmern nichts mit Erotik zu tun hatte. Außerdem hatte sie Lerium erkannt. Nicht einmal Castus war es aufgefallen, obwohl auch er eine Zeit lang mit Dhan und Ian gereist war. In seiner Gegenwarten hatten die beiden sich allerdings stets auf das Celcianische beschränkt. Vielleicht erkannte er Lerium flüchtig, aber nicht gut genug, um es als die Sprache der Dunkelelfen deuten zu können. Sarin war das leichter gefallen, allein schon, weil auch ihre Muttersprache Herendia dem Dunkelelfischen recht ähnlich war. Es klang geheimnisvoller und nicht so streng wie Lerium, mehr mystisch, aber beide Sprachen besaßen Wörter, die fast gleich ausgesprochen wurden. Herendia leitete sich aus Lerium ab, so wie sich die Nachtelfen selbst einst vom Volk der Dunkelelfen abgespalten hatten. Sarin konnte sicher sein, wer jenseits der Luke auf sie lauerte. Dennoch würde sie gehen, allein schon, weil Castus' Schlussfolgerungen logisch waren. Es hatte keinen Sinn, ihren selbsternannten Anführer zu opfern. Hyacinthus würde ohnehin noch ein Problem werden, wenn ihn der Heldenmut packte. Castus hingegen war zu wichtig. Er durfte sich nicht mit den Hindernissen auf seinem Weg aufhalten. Er musste zum Ziel gelangen. Sarin würde ihn dorthin führen.
Mit schmeichelnden Worten gelang es ihr auch, Hyacinthus zu überzeugen. "Als unser Anführer seid Ihr zu wichtig. Lasst mich Eure Kundschafterin sein. Ich bin nur eine Frau und ... kann mich anpassen..." Der Zyraner nickte in voller Zustimmung. Wenigstens hatte er inzwischen gelernt, dies nicht auch noch mit einem aussagekräftigen, vor allem aber lauten Ausruf zu untermauern. Ihr Blick wanderte zu Castus. Er griff ihre Hand und neigte seine Lippen dicht an ihr Ohr: "Ich weiß, warum du das gesagt hast, aber glaube niemals an diese Worte. Du bist so viel mehr, nicht nur für mich." Sein Mund streifte ihre Ohrmuschel so sanft, dass es auch nur sein Atem hätte sein können. Sarin fing Castus' Blick auf. Es lag so viel Liebe darin, wenigstens für den Augenblick. Er konnte sich nun nicht auf sie beide konzentrieren und doch nahm er sich die Zeit, Sarin an ihren Wert zu erinnern. Mallahall hatte Recht: Es war gefährlich, ihn nun abzulenken. Sie hatte Sarin gebeten, Castus nicht zu verderben, aber wie mochte sie es gemeint haben?
Mit einem Stoßgebet an Manthala im Kopf wies sie die beiden Männer an, im Gang zu warten, bis sie ihnen ein eindeutiges Zeichen gab. Castus nickte ihr zu und Hyacinthus zwirbelte an seinem Schnurbart herum. Er betrachtete die erdigen Höhlenwände, ehe er mit den Schultern zuckte und sinnierte: "Ein Held muss sich auch Unrat stellen, schätze ich. Nun denn, viel Erfolg!"
Sarin stieg Sprosse um Sprosse die Leiter empor, bis sie die Luke erreichte. Ein Schloss besaß sie nicht, wohl aber einen Riegel, der sich sogar lautlos beiseite schieben ließ. Vorsichtig hob sie das Holz an und warf einen Blick durch den schmalen Spalt. Wie Hyacinthus gesagt hatte, blickte sie in eine Art Abstellkammer. Sie erkannte es auch ohne das wenige Licht, welches durch den Spalt einer angelehnten Tür in die Kammer drang. Ihre nachtelfischen Augen kamen mit Schatten zurecht. So entdeckte sie deutlich die übereinander gestapelten Stühle, einige Kartons und Kisten unter einem sperrigen Tisch und ein Regal, das nur auf den ersten Blick klapprig wirkte, weil es aus so dünnen Stelzen behauen war. Tatsächlich beherbergte es einige Körbe und gestapelte Laken. Davor fand sich ein großer, offener Weidenkorb, aus dem zahlreiche Kopfkissen wie bauschige, zusammengepackte Wolken hervor lugten.
Die Luft in der Kammer roch abgestanden und im wenigen Licht, das herein drang konnte Sarin Staubpartikel tanzen sehen. Das Stöhnen und Wimmern kam jenseits der Tür, ebenso wie sanftes Murmeln, erneut in Lerium. Die Dunkelelfen waren also immer noch anwesend. Sie musste wachsam bleiben!
So lautlos es ihr möglich war, schob Sarin die Klappe auf und kletterte in den Raum hinein. Das erste Stück musste sie kriechen, denn die Luke befand sich unter einem weiteren Regal. Ein dicker Spion hätte kaum hindurch gepasst, ohne das Mobiliar mit zu verschieben. Sie aber konnte darunter entlang schlüpfen wie ein Mäuschen. Dann hockte sie auf dem kalten Holzboden des Raumes. Zwischen all den Behältern, die sowohl mit frischer als auch schmutziger Bettwäsche gefüllt waren, fiel sie kaum auf. Neben der Tür hingen ein Besen, Wischmob und zwei Schürzen an einer Garderobe. Davor stand ein Eimer, über dessen Rand ein Lappen hing. Der Eimer war leer und eine Möglichkeit, ihn hier mit Wasser zu füllen, fand sie nicht. Dafür entdeckte Sarin ein Paar Stiefel aus seltsamem Material. Es handelte sich nicht um Leder, dazu fühlte es sich zu ... es fühlte sich seltsam an. Sie konnte nicht ahnen, dass man solches Schuhwerk als Gummistiefel bezeichnete. Eine neumodische Machart grasländischer Schuster, die den Kautschuk des Kapayu-Waldes für sich entdeckt hatten. Wäre Sarin mehr Zeit vergönnt, vielleicht hätte ihr Schneiderkopf sogar Ideen für Mützen oder Mäntel aus diesem Material entwickeln und sich damit einen Namen in Celcia machen können. Denn diese Stiefel waren mehr als Wasser abweisend. Kleidung daraus zu haben wäre für regenscheue Gesellen eine wahre Offenbarung.
Leider blieb es ihr nicht vergönnt, große Entdeckung auf Schneider-Ebene zu machen. Sie hatte andere Pflichten und musste sich nun als Spionin bewähren. Sie stellte fest, dass sie mit ein wenig Impsorivation, der Schürze und den Stiefeln sogar die Rolle einer Putz- oder anderweitigen Hilfskraft einnehmen könnte. Es fehlte etwas, um ihre nachtelfische Kleidung zu ersetzen, wobei auch das gefährlich war, falls draußen die Sonne schien. Aber der kostbare Stoff fiel auch so schon genug auf. Niemand würde ihr abnehmen, eine einfache Bewohnerin des namenlosen Dorfes zu sein, wenn sie sich so zeigte. Mit Nadel und Faden ließ sich aber gewiss aus all dem Bettzeug etwas machen. Ein Kissenbezug könnte sogar zu einem Häubchen umfunktioniert werden.
Es durfte in der Zeit nur niemand die Kammer betreten, aber Sarin konnte sich in Sicherheit wiegen. Zwar verstand sie das Gemurmel der Dunkelelfen nicht, aber sie hörte wohl, dass sich keine Schritte dem Raum näherten. Dafür nahm sie nun andere Dinge wahr.
"Wird er wieder? Wenn er unter deiner Hand weg stirbt, Weib, bist du die nächste." Eine harsche, militante Stimme, aus der mehr Sorge als Drohung sprach. Es folgte ein männlicher Schmerzenslaut und das Geräusch, als würde jemand ein Pfropfen entfernt. Ein Mann schrie, anschließend die Stimme einer älteren Frau: "Mit dem Tod kannst du mich nicht einschüchtern, im bin bereits am Ende meines Lebens. Aber durch deine Tat wird euch eine weitere Heilkundige fehlen."
Knurren folgte und obgleich Sarin noch nicht sehen konnte, glaubte sie fest daran, dass sich auf dem runzligen Gesicht einer alten Frau ein Schmunzeln formte. "Lass mich meine Arbeit machen, dann hat er vielleicht eine Chance", sprach sie. "Geh raus und spiel Krieg."
"Ha, ein Spiel!" Der Mann schnaubte. Seine Schritte verkündeten, dass er den Raum jenseits der Tür verließ. Daraufhin hörte Sarin zwischen all dem Wimmern und Stöhnen die Alte aufseufzen. "Elvira, siehst du mal nach ihm hier? Ja ... drück das fest auf die Wunde, bis ich das Wasser ausgetauscht habe. Wir müssen das nähen. Danach kümmern wir uns um die beiden Soldaten mit Beinverletzungen." Eine junge Frau bejahte und Sarin hörte sanftere Schritte. Sie musste leichtes Schuhwerk tragen. Es half nichts, sie musste einen Blick riskieren. Zum Glück war die Tür nur angelehnt, doch Sarin konnte von ihrer Position aus nicht viel sehen. Der Weg zur Abstellkammer führte um eine Ecke und von dort erst in den Raum dahinter. Sie musste ihr Versteck wenigstens bis zur Wandkante verlassen. Auf leisen Sohlen und halb geduckt wagte sie es nur, weil eine große Topfpflanze auf einem Holzhocker ihr Deckung bot. Zwischen den fleischigen Blättern spähte sie in einen weiten Gemeinschaftsraum. Dies musste der Schlafsaal des Gasthauses sein, denn an der mit Fenstern bestückten Wand reihten sich zahlreiche Hochbetten auf. Alle unteren waren belegt, teilweise fanden sich aber auch Personen in der oberen Etage. Verletzte Soldaten, allesamt. Sarin erkannte es, weil sie vereinzelt noch Rüstung trugen oder aber man ihnen ihre Panzerung entfern und neben den Betten abgestellt hatte. Blutige Leinen- und Gazestreifen hingen überall über den Bettpfosten oder lagen auf dem Boden. Aus Schalen neben den Schlafstätten stiegen Dämpfe empor und mehrere Frauen in schlichter Bauernkleidung knieten bei den Wimmernden. Sie tupften ihnen die Stirn, erneuerten Verbände und Sarin sah sogar einen, dessen Beinstumpf gerade verödet wurde, während ein junges Ding das abgetrennte Gliedmaß in Tücher wickelte und damit durch eine von zwei Türen aus dem Raum verschwand. Es roch nach verbranntem Fleisch.
Alle im Raum waren beschäftigt und es handelte sich ausschließlich um Frauen. Keine davon war eine Nachtelfe, auch wenn sie ein rothaariges Elfenmädchen sah, das mehr Sommersprossen besaß als sie zählen konnte. Die Alte, welche mutmaßlich gesprochen hatte, war eine runde Großmutter mit hochgesteckten Haaren. Einige Locken hingen ihr lose ins Gesicht und sie musste sich auf einen knorrigen Gehstock stützen, um voranzukommen. Selbst dann schob sie den linken Fuß noch etwas nach. Er wirkte größer als der andere, so dass sie nicht einmal gleiche Schuhe tragen konnte. Links umhüllte ihr klumpiger Fuß nur ein enorm großer Holzpantoffel. Trotzdem nahm das Mütterchen jeden noch so beschwerlichen Weg zu den verletzten Dunkelelfen auf sich. Sarin entdeckte nun sogar einen Ork, weil die Alte auf ihn zu schlurfte. Er war zu groß für die Betten, so dass man ihm ein Lager aus zwei Strohmatratzen und vielen Laken auf dem Boden gebaut hatte. Schweiß stand auf seinem kompletten Körper, der oben herum frei und fast gänzlich verbunden war. Das Leinen wies mehrere blutige Flecken auf. Der Ork scnaufte. Jeder Atemzug schien ihm Schmerzen zu bereiten. Die alte Frau legte ihm mit mütterlicher Fürsorge ein Hand auf die Stirn. "Sein Fieber ist nicht gesunken, aber auch nicht mehr gestiegen. Trotzdem sollte jemand die Wadenwickel erneuern."
"Sollten wir uns nicht eher um den Dunkelelfen kümmern?" Eine Bauersfrau in den Mittvierzigern nickte mit ihrem spitzen Kinn in Richtung des Verletzten, bei dem die Alte eben gewesen war. "Ich vernähe ihn gleich, sobald frisches Wasser da ist, um die verödete Stelle zu reinigen, Annegret. Was wir brauchen, sind mehr helfende Hände. Ich kann nicht überall sein."
"Ha! Hätten sie nicht so viele unserer Männer abgeschlachtet, dann..."
"Weib...!" Die mahnende Stimme des einzigen unverletzten Dunkelelfen warnte die Frau vor einem Fehltritt. Er bewachte die Schar Bäuerinnen eindeutig, denn er hatte sich neben der Tür auf einem Stuhl niedergelassen und die Füße auf einem Tisch über Kreuz gelegt. Seine gepanzerten Stiefel standen darunter. Er trank etwas Dampfendes aus einem Becher und ließ sich von einem Mädchen mit Haube eine Schale Äpfel und Nüsse reichen. "Deine Tochter ist klüger als du. Sie weiß, vor wem sie den Mund zu halten hat! Nicht wahr, Kleines?" Er tätschelte die Haube, die das braune Haar des Mädchens im Zaum hielt. Sie nickte eingeschüchtert, während Annegrets Blick versteinerte.
"Fass mein Kind nicht an", schnarrte sie mit der Stimme einer Mutter, die zu allem bereit war.
"Wenn ich will, besteige ich sie und du kannst nichts dagegen tun", entgegnete der Elf. Dann lachte er, schnappte sich einen Apfel und warf ihn nach der Bäuerin. Annegret konnte nicht ausweichen. Sie wurde an der Brust getroffen. Die Alte neben ihr beobachtete die Szene und meinte dann schlicht: "Wir alle sollten die Gemüter beruhigen. Es trägt nicht zur Genesung der Soldaten bei, wenn hier gestritten wird. Bitte ... da ich niemanden des Raumes verweisen kann, seid wenigstens friedlich."
Der Dunkelelf schnaubte, ließ aber von Annegrets Tochter ab. Nachdem das Mädchen die Schale auf dem Tisch drapiert hatte, huschte sie eilig aus dem Gemeinschafst-Schlafsaal.
Das war die aktuelle Situation, wie Sarin sie einfangen konnte. Bestimmt wäre sie in der Lage, mit den Utensilien aus der Abstellkammer eine Tarnung zu schneidern. Die Frage blieb, ob man sie nicht doch erkannte. Als Nachtelfe fiel sie unter den Menschenfrauen auf. Eine Ausrede musste her oder eine Möglichkeit, den Wächter loszuwerden. Die übrigen Dunkelelfen und auch der Ork waren zu stark in ihrem Leiden gefangen, als dass sie von ihr Notiz nehmen würden, aber der eine Wachhabende stellte ein Problem dar. Ob ihr Plan als Hilfskraft so aufging? Noch hatte Sarin die Möglichkeit, zu überlegen, ob sie nicht etwas anders machen wollte oder ob sie sich mit einer klug ausgelegten Geschichte zu behelfen wusste. Letztendlich konnte sie auch versuchen, auf ihre Runenmagie zurückzugreifen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 19. September 2022, 16:21

So lautlos es ihr möglich war, schob Sarin die Klappe auf und kletterte in den Raum hinein. Das erste Stück musste sie kriechen, denn die Luke befand sich unter einem weiteren Regal. Ein dicker Spion hätte kaum hindurch gepasst, ohne das Mobiliar mit zu verschieben. Sofort stellte sie sich die Frage:
Passen die beiden Männer da durch? Oder muss ich das Regal vorher entfernen, wenn ich sie hoch holen kann?
Ihre Beobachtungsgabe sollte ihr darüber Aufschluss geben. Sie sah sich auch im Raum um und fand allerlei nützliches. Die zwei Schürzen an der Garderobe würden ihr gute Dienste leisten.
Damit könnte ich vielleicht sogar Castus verkleiden...
Sarin entdeckte ein Paar Stiefel aus seltsamem Material.
Huch was ist das denn?
Sie kniete sich hin und befühlte es kurz. Es handelte sich nicht um Leder, dazu fühlte es sich zu ... es fühlte sich seltsam an.
Interessant... bestimmt ordentlich wasserabweisend...
Wäre Sarin mehr Zeit vergönnt, so hätte ihr Schneiderkopf spontan Ideen für Mützen oder Mäntel aus diesem Material entwickelt. So blieb der kleine Moment erst einmal eine interessante Erinnerung, auf die man vielleicht später zurück greifen könnte... in anderen Zeiten. Vorerst hatte sie andere Pflichten und musste sich nun als Spionin bewähren. Trotzdem kamen ihre ihre Fähigkeiten gerade durchaus zu gute. Sie stellte fest, dass sie mit ein wenig Improvisation, der Schürze und den Stiefeln sogar die Rolle einer Putz- oder anderweitigen Hilfskraft einnehmen konnte. Mit Nadel und Faden ließ sich aus all dem Bettzeug schnell etwas machen. Ein Kissenbezug könnte sogar zu einem Häubchen umfunktioniert werden. Ihr Perfektionismus verlangte zwar sauber genähte Säume, doch in diesem Fall drängte die Zeit und ein einfacher Umschlag würde es auch tun. Es durfte in der Zeit nur niemand die Kammer betreten, aber Sarin konnte sich in Sicherheit wiegen. Zwar verstand sie das Gemurmel der Dunkelelfen nicht, aber sie hörte wohl, dass sich keine Schritte dem Raum näherten. Dafür nahm sie nun andere Dinge wahr.
"Wird er wieder? Wenn er unter deiner Hand weg stirbt, Weib, bist du die nächste."
Während ihre Hände schon fast automatisiert handelten und die Verkleidung vervollständigte, lauschte Sarin der harschen, militanten Stimme, aus der mehr Sorge als Drohung sprach. Es folgte ein männlicher Schmerzenslaut und das Geräusch, als würde jemand ein Pfropfen entfernt. Ein Mann schrie, anschließend die Stimme einer älteren Frau:
"Mit dem Tod kannst du mich nicht einschüchtern, im bin bereits am Ende meines Lebens. Aber durch deine Tat wird euch eine weitere Heilkundige fehlen."
Knurren folgte und obgleich Sarin noch nicht sehen konnte, glaubte sie fest daran, dass sich auf dem runzligen Gesicht einer alten Frau ein Schmunzeln formte. Sarin musste ebenfalls grinsen, denn jene Szene hatte sie ja selbst schon in Gedanken durchspielt. Heiler waren in Kriegszeiten Mangelware und somit geschützt. Der Grundgedanke war also schon mal richtig.
"Lass mich meine Arbeit machen, dann hat er vielleicht eine Chance"
, sprach die älter Stimme weiter.
"Geh raus und spiel Krieg."
"Ha, ein Spiel!"

Der Mann schnaubte. Seine Schritte verkündeten, dass er den Raum jenseits der Tür verließ. Daraufhin hörte Sarin zwischen all dem Wimmern und Stöhnen die Alte aufseufzen.
"Elvira, siehst du mal nach ihm hier? Ja ... drück das fest auf die Wunde, bis ich das Wasser ausgetauscht habe. Wir müssen das nähen...“
Sarins Ohren klingelten und ihre Finger zuckten. Sie wäre keine Meisterschneiderin, wenn allein das Wort 'nähen' in ihr nicht das Bedürfnis wecken würde, diese Tätigkeit an sich zu reißen. Aufmerksam lauschte sie weiter:
„Danach kümmern wir uns um die beiden Soldaten mit Beinverletzungen."
Eine junge Frau bejahte und Sarin hörte sanftere Schritte. Sie musste leichtes Schuhwerk tragen.
Es hilft nichts, ich muss einen Blick riskieren.
Zum Glück war die Tür nur angelehnt, doch Sarin konnte von ihrer Position aus nicht viel sehen. Der Weg zur Abstellkammer führte um eine Ecke und von dort erst in den Raum dahinter. Sie musste ihr Versteck wenigstens bis zur Wandkante verlassen. Auf leisen Sohlen und halb geduckt wagte sie es nur, weil eine große Topfpflanze auf einem Holzhocker ihr Deckung bot. Zwischen den fleischigen Blättern spähte sie in einen weiten Gemeinschaftsraum.
Das muss der Schlafsaal des Gasthauses sein...
An der mit Fenstern bestückten Wand reihten sich zahlreiche Hochbetten auf. Alle unteren waren belegt, teilweise fanden sich aber auch Personen in der oberen Etagen. Verletzte Soldaten, allesamt. Sarin erkannte es, weil sie vereinzelt noch Rüstung trugen oder aber man hatte ihnen ihre Panzerung entfernt und neben den Betten abgestellt. Blutige Leinen- und Gazestreifen hingen überall über den Bettpfosten oder lagen auf dem Boden. Aus Schalen neben den Schlafstätten stiegen Dämpfe empor...
Was ist das?
Mehrere Frauen in schlichter Bauernkleidung knieten bei den Wimmernden. Sie tupften ihnen die Stirn, erneuerten Verbände und Sarin sah sogar einen, dessen Beinstumpf gerade verödet wurde. Instinktiv hielt sie sich die Hand vor den Mund. Sie war kein junges Ding von 40 Jahren, dass jetzt aufgeschrien hätte, aber der Anblick war trotzdem verstörend. Eine junge Frau trug das abgetrennte Bein in Tücher gewickelt vor eine von zwei Türen.
Manthala, sei seinem armen Geist gnädig und lasse ihn nicht von diesem Tag träumen.
Alle im Raum waren beschäftigt und es handelte sich ausschließlich um Frauen. Keine davon war eine Nachtelfe, auch wenn sie ein rothaariges Elfenmädchen sah, das mehr Sommersprossen besaß als sie zählen konnte. Ihr Anblick erinnerte sie sofort an jemand anderen mit Sommersprossen und einem solchen Rotschopf. Aber sie war eine Elfe und das Gesicht in Sarins Gedanken ein menschlicher Zyraner in Ausbildung, dem gelegentlich 'Lustblumensamen' aus dem Ohren kamen.
Dann fiel ihr Blick auf eine Alte, welche mutmaßlich gesprochen hatte. Sie war eine runde Großmutter mit hochgesteckten Haaren. Einige Locken hingen ihr lose ins Gesicht und sie musste sich auf einen knorrigen Gehstock stützen, um voranzukommen. Selbst dann schob sie den linken Fuß noch etwas nach. Er wirkte größer als der andere, so dass sie nicht einmal gleiche Schuhe tragen konnte. Links umhüllte ihr klumpiger Fuß nur ein enorm großer Holzpantoffel. Trotzdem nahm das Mütterchen jeden noch so beschwerlichen Weg zu den verletzten Dunkelelfen auf sich. Tiefer Respekt breitete sich in Sarins Herzen bei diesem Anblick aus. Diese Frau war wahrlich eine Heilerin und machte keinen Unterschied zwischen dunkler oder heller Haut. Sogar grüne Haut war ihr wichtig. Sarin entdeckte nun den einen Ork, weil die Alte auf ihn zu schlurfte. Er war zu groß für die Betten, so dass man ihm ein Lager aus zwei Strohmatratzen und vielen Laken auf dem Boden gebaut hatte. Schweiß stand auf seinem kompletten Körper, der oben herum frei und fast gänzlich verbunden war. Das Leinen wies mehrere blutige Flecken auf. Der Ork schnaufte. Jeder Atemzug schien ihm Schmerzen zu bereiten. Die alte Frau legte ihm mit mütterlicher Fürsorge ein Hand auf die Stirn.
"Sein Fieber ist nicht gesunken, aber auch nicht mehr gestiegen. Trotzdem sollte jemand die Wadenwickel erneuern."
"Sollten wir uns nicht eher um den Dunkelelfen kümmern?"

Eine Bauersfrau in den Mittvierzigern nickte mit ihrem spitzen Kinn in Richtung des Verletzten, bei dem die Alte eben gewesen war.
"Ich vernähe ihn gleich, sobald frisches Wasser da ist, um die verödete Stelle zu reinigen, Annegret. Was wir brauchen, sind mehr helfende Hände. Ich kann nicht überall sein."
"Ha! Hätten sie nicht so viele unserer Männer abgeschlachtet, dann..."
"Weib...!"

Die mahnende Stimme des einzigen unverletzten Dunkelelfen im Saal warnte die Frau vor einem Fehltritt. Sarin blieb still und regte sich nicht. Es war offensichtlich. Er bewachte die Schar Bäuerinnen. Er trank etwas Dampfendes aus einem Becher und ließ sich von einem Mädchen mit Haube eine Schale Äpfel und Nüsse reichen.
Hier scheinen drei Generationen anwesend zu sein... die alte Mutter, Tochter... und die Enkelin.
"Deine Tochter ist klüger als du. Sie weiß, vor wem sie den Mund zu halten hat! Nicht wahr, Kleines?"
Er tätschelte die Haube, die das braune Haar des Mädchens im Zaum hielt. Sie nickte eingeschüchtert, während Annegrets Blick versteinerte.
"Fass mein Kind nicht an."
, schnarrte sie mit der Stimme einer Mutter, die zu allem bereit war.
Oh Mist!
"Wenn ich will, besteige ich sie und du kannst nichts dagegen tun"
, entgegnete der Elf.
Das hat ihn noch provoziert.
Sarin wurde eiskalt. Dann lachte er, schnappte sich einen Apfel und warf ihn nach der Bäuerin. Annegret konnte nicht ausweichen. Sie wurde an der Brust getroffen. Die Alte neben ihr beobachtete die Szene und meinte dann schlicht:
"Wir alle sollten die Gemüter beruhigen. Es trägt nicht zur Genesung der Soldaten bei, wenn hier gestritten wird. Bitte ... da ich niemanden des Raumes verweisen kann, seid wenigstens friedlich."
Der Dunkelelf schnaubte, ließ aber von Annegrets Tochter ab. Nachdem das Mädchen die Schale auf dem Tisch drapiert hatte, huschte sie eilig aus dem Gemeinschafst-Schlafsaal.
Puh...
Sarin ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Als Nachtelfe fiel sie unter den Menschenfrauen auf.
Außerdem sind sie teils miteinander verwandt... und kennen sich. Verraten werden sie mich vielleicht nicht sofort, wenn ich mich unter sie mische, aber dem Wächter könnte ich trotzdem auffallen. Ich muss auf jeden Fall bis zum Wachwechsel warten, dann könnte ich als 'die Neue' untergehen auch wenn ich dann den Saal verlasse... Aber wie bekomme ich die Männer hier raus? Als Frauen verkleidet?
Bei Castus könnte das vielleicht noch klappen, aber Cinthus??? Der Gedankengang war vielleicht ein wenig zu abwegig.
Wenn ich still bleibe... hm... vielleicht kann ich die Aufmerksamkeit einer der Frauen irgendwie... muss man doch den Wächter loswerden...
Die übrigen Dunkelelfen und auch der Ork waren zu stark in ihrem Leiden gefangen, als dass sie von ihr Notiz nehmen würden, aber der eine Wachhabende stellte ein Problem dar.
Wenn ich eine der Frauen dazu bewegen könnte dem Wächter ein Getränk oder etwas zu servieren, was ich vorher in die Finger bekommen könnte...
Sie spähte zu dem Tisch wo sein Essen stand.
Mit einer Dreierkombination von Isa, der Ruhe bringenden Rune könnte ich ihn schlafen legen.
In Gedanken hatte sie mit dieser Kombination schon des öfteren in ihrem Alltag früher experimentiert. Eine einfache Isa schlichtete das oft nur das Gemüt. Eine Doppelte ließ einen schon einschlafen, aber eine dreifache... könnte sie auch jemanden narkotisieren?
Wäre das vielleicht schon zu viel?
Einmal mehr hoffte Sarin doch noch die Vorlesung bei Jolanta 'praktische Relevanz im Alltag' noch irgendwann einmal besuchen zu können. Doch noch gab es ganz andere Hürden zu überwinden. Als erstes brauchte es einen Moment, den sie abpassen musste, um eine der Frauen, am liebsten die Großmutter, auf sich aufmerksam zu machen. Aber vielleicht kam auch ganz von selbst irgendwann eine der Bäuerinnen hier her um frische Laken für die Verletzten zu holen. Dann musste sie sowieso schnell improvisieren, aber das würde ihr hoffentlich gelingen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Montag 26. September 2022, 13:03

Sofern Sarin sich in der Abstellkammer bereits sicher fühlte, könnte sie auch die beiden Männer durch die Luke kriechen lassen. Dazu müsste sie nicht einmal das Regal verschieben. Zwar waren weder Castus noch Hyacinthus eine zierliche Nachtelfe, aber ihre schlanke Statur würde ihnen den Vorteil bescheren, dass Sarin nun keine Möbel rücken müsste.
Vorerst hielt sie es aber für besser, sich gehörig umzusehen. Der Eindruck von Sicherheit konnte auch täuschen. So ließ Sarin ihren Blick durch die halbdunkle Kammer wandern. Schnell waren Dinge gefunden, mit denen sich eine passende Tarnung schaffen ließ. Die Schürzen machten schon einiges her, aber gerade für Castus würde sie vermutlich eine Haube brauchen, sofern Sarin ihn als Frau ausgeben wollte. Doch die Schneiderin konnte hier von ihrem Handwerk profitieren. Selbst aus einigen simplen Lagen Stoff könnte sie nähen, was sie brauchte. Zeit war hierbei der wesentlich riskantere Faktor, denn früher oder später würde jemand in die Abstellkammer kommen. Vorerst war das nicht der Fall. So hantierte sie mechanisch bereits an den Verkleidungen, während sie aufmerksam nach Geräuschen lauschte, die sie hätten ein Versteck aufsuchen lassen müssen. Ihr drohte keine Gefahr, wohl aber den Personen in gemeinschaftlichen Schlafsaal. Frauen, die sich um verletzte Soldaten zu kümmern hatten. Mädchen, auf die die unversehrten Soldaten bereits lüsterne Augen warfen. Das Dorf war den dunklen Völkern schon zum Opfer gefallen, auch wenn das nicht zwingend hieß, dass die Dunkelelfen, Orks und andere Verbündete Leichenfelder hinterließen. Sie machten durchaus Gefangene, wenn sie einen Nutzen für diese hatten. Frauen boten mit ihren typisch haushälterischen Fähigkeiten, ihren Körpern und nicht zuletzt ihrer physischen Unterlegenheit gegenüber gestählten Soldaten mehr als das. Männliche Bauernstimmen hatte Sarin noch nicht gehört. Sie entdeckte auch keinen unter den Kriegsgefangenen, als sie endlich einen Blick riskierte. Stattdessen sah sie nur eine dunkelelfische Wache, die einem Mädchen beinahe zu nahe kam. Sie entdeckte eine alte Sprecherin der Frauengruppe und die Mutter des Mädchens, Annegret. Aber Sarin wäre nicht sie selbst gewesen, hätte sie für die leidenden Soldaten nicht wenigstens ein Stoßgebet an ihre Göttin übrig. Diese Männer handelten vermutlich nicht aus eigenen Motiven heraus. Sie folgten in einen Krieg, in dem sie nichts zu sagen hatten. Man konnte ihnen lediglich vorwerfen, sich nicht im letzten Moment aufgelehnt oder abgewandt zu haben, aber wer wusste schon, welche Konsequenzen das bedeutet hätte? Sarin hatte Castus kennengelernt. Mallahall sprach auch gut von Asmodeus, aber skrupellos schien er dennoch zu handeln. Er schickte die Dunkelelfen gegen eine magische Barriere. Ihm müsste bewusst sein, dass er Verluste provozierte. Wie würde er wohl mit Deserteuren umgehen?
Sarin war als simple Schneiderin nicht tief genug im Kriegsgeschäft verankert, um sich überhaupt Antworten vorstellen zu können. Sie konnte nur mit dem arbeiten, das sie sah und sie sah Verletzte - auf beiden Seiten. Einige physisch, andere seelisch, aber niemand blieb unverschont. Umso größer war Sarins Respekt gegenüber der alten Frau mit dem dicken Fuß, denn sie urteilte über niemanden und behandelte die Dunkelelfen ebenfalls mit der Hingabe, die sie sicher auch für Dorfpatienten aufbrächte. Darüber hinaus schickte sie auch niemanden, der ihre Arbeit erledigte, sondern suche die Nähe ihrer Patienten trotz ihrer eigenen Gebrechen. In dieser Hinsicht ähnelte die unbekannte Alte gleich ein bisschen auch Mallahall di Svanwiss. Vielleicht war es natürlich für zyranische Heilerinnen, dass sie mit ganzem Herzen an ihre Berufungen herangingen. Sarins Herz erfüllte es jedenfalls mit Wärme, als sie die Frau so sah. Bestimmt wäre die Alte auch auf ihrer Seite, wenn sie eine Gelegenheit erhielt, sie um Hilfe zu bitten. Sich ihr zu nähern, gestaltete sich aufgrund der vorhandenen Dunkelelfenwache jedoch als schwierig. Eine Idee musste her!
Sarin ging davon aus, gute Chancen bei einem Wachwechsel zu haben - auch, um das Gebäude erfolgreich zu verlassen. Nur dann wäre sie erneut auf sich gestellt, sofern ihr nicht auch noch etwas für Castus und Hyacinthus einfallen wollte. Sie sondierte den Raum und ging noch einmal ihre Möglichkeiten durch. Sie dachte zeitweise sogar daran, ihre Runenmagie auf ein Getränk oder Ähnliches anzuwenden. Der Wächter besaß eines. Noch immer stand auf einem kleinen Sims neben ihm eine Tasse, aus der Dampf aufstieg. Ob es sich um Tee oder ein anderes Heißgetränk handelte, ließ sich selbst mit einer feinen Elfennase nicht ermitteln. Dazu waren die Gerüche von Krankheit und Leid im Raum zu präsent. Gerade das frisch verödete Fleisch stellte eine gewaltige Barriere dar, die keine Nase gern überwinden mochte.
Während Sarin noch überlegte, tauchte der Rotschopf - Elvira hatte die Alte sie gerufen - wieder in den Räumlichkeiten auf. Vorsichtig schritt sie am Wächter vorbei, der sich dieses Mal nicht durch weibliche Vorzüge ablenken ließ. Er hatte sich stattdessen für einen weiteren Apfel entschieden. Diesen warf er allerdings nicht auch noch nach Annegret, sondern biss davon ab. Elviras gemächliche Schritte führten sie derweil zu dem Patienten mit der Amputation herüber. Die junge Frau trug eine Schale. Auch aus ihr entstieg Dampf. Sie und Annegret knieten sofort zu dem Verletzten, während die alte Frau beide beobachtete. Ihr Rücken machte das offensichtlich nicht mehr mit. Trotzdem schlug sie vor: "Wartet einen Moment, dann vernähe ich ihn."
Annegret winkte ab: "Lass mich das machen, Ethel. Ruh dich aus, bitte. Du hast seit Tagen kaum geschlafen." Die Alte schmunzelte und nickte. Dann schlurfte sie zu einem niedrigen Hocker, um sich mit schmerzhaftem Stöhnen niederzulassen. Das Bein, welches in ihrem großen Klumpfuß endete, streckte sie etwas ab. "Denkt jemand an die Wadenwickel?" Sie seufzte. Die Frauen waren zu beschäftigt und natürlich ging ihr der Wächter nicht zur Hand. Erneut ächzte Ethel, als sie sich wieder erhob. Sie kam direkt auf Sarins Versteck und die Abstellkammer zu. Der Nachtelfe passte das ideal in den Kram. Trotzdem war es besser, sich in die Kammer zurückzuziehen. Nicht, dass er Wächter ihr Gespräch noch bemerkte und frühzeitig auf sie aufmerksam wurde. Im Schutz des Zwielichts wartete die Elfe darauf, dass die Alte den Raum betrat. Es dauerte geraume Zeit, denn mit ihrem Fuß war Ethel wirklich nicht die Schnellste. Endlich betrat sie die Abstellkammer und wandte sich einem der Regale zu, in dem Leinen ordentlich gestapelt auf seinen Einsatz wartete. Beim Herausziehen der Stoffe rutschte der Frau ihr Stock aus den Händen und fiel mit hölzernem Gepolter zu Boden.
"Alte, mach keinen Krach da drinnen!", blökte der Wächter vom Saal aus.
"Ich bemühe mich", entgegnete Ethel vollkommen unbeeindruckt. Die schwerere Aufgabe für sie war es, wieder ihren Stecken zu erlangen. Sie blickte auf das Holz herab, griff sich ins Kreuz und raffte ihren Mut zusammen. "Nur zu, Ethel. So weit ist es nicht. Das packst du schon", spornte sie sich selbst an und ächzte, als ihr Rücken schon bei der kleinsten Bewegung in Richtung Boden zu knacken begann.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 26. September 2022, 15:20

Die Nachtelfe hatte aus gutem Grund noch nicht die Männer hinauf geholt, denn gerade Hyacinthus traut sie da noch nicht so ganz über den Weg, dass er dann keine Dummheiten beging. Es war auch besser so, wie sich bald heraus stellen sollte.
Sarin hatte den Treiben im Schlafsaal eine Weile zugesehen und ihr Respekt gegenüber der Alten wuchs von Sekunde zu Sekunde. Da war eine Frau die trotz Leid und Gebrechen immernoch ihrer Berufung folgte. Das war schon bewundernswert! Sie kannte viele, vorrangig Angehörige des nachtelfischen Hofstaats, die beim kleinsten Wehwehchen schon 'den Bestatter' bestellten. Vor allem war es bei den feinen Damen der Gesellschaft oft die übertriebene Furcht von einer Verletzung eine Narbe auf der makellosen Haut davon zu tragen. Nachtelfen hatten schließlich wirklich von allen Völkern Celcias die schönste Haut! Kein einziges Härchen verunstaltete den Seidenschimmer und da störte jede Delle, jede Falte, jeder Schatten. Sarins Aufgabe war es oftmals gewesen solche winzigen Makel gekonnt zu verstecken. Und hier? Ethel bestand quasi nur noch aus Falten und dem blanken Willen nicht auseinander fallen zu wollen.
Woher nimmt sie diesen Willen?
Sarin beobachtete leidend die schweren Schritte, das Humpeln der Alten und fühlte wie sich ihr eigener Körper beim bloßen Anblick verkrampfte. Diese Frau war eine Heldin! Eine Heldin des Alltags, der kleinen Leute und vor allem für ihre Familie. So wie sie das Kind vor dem Übergriff des Wächters geschützt hatte, allein dafür wuchs sie noch mehr in Sarins Ansehen. Worte waren halt doch noch manchmal mächtiger als das Schwert.
Aber wie sollte es hier für Sarin und ihre versteckten Begleiter weiter gehen?
Während sie noch überlegte, tauchte die Enkelin Elvira wieder in den Räumlichkeiten auf. Vorsichtig schritt sie am Wächter vorbei, der sich dieses Mal nicht durch weibliche Vorzüge ablenken ließ. Er hatte sich stattdessen für einen weiteren Apfel entschieden. Diesen warf er allerdings nicht auch noch nach der Tochter Annegret, der mittleren in der Dynastie der Familie, sondern biss davon ab. Elviras gemächliche Schritte führten sie derweil zu dem Patienten mit der Amputation herüber. Die junge Frau trug eine Schale. Sie und Annegret knieten sofort zu dem Verletzten, während die alte Frau beide beobachtete. Ihr Rücken machte das offensichtlich nicht mehr mit. Trotzdem schlug sie vor:
"Wartet einen Moment, dann vernähe ich ihn."
...ich könnte...
Sarin erwischte sich dabei wie ihr Körper nach vorne zuckte und ermahnte sich sofort zu Ruhe. Stichworte wie 'Nähen' ließen ihre Schneiderseele erbeben.
Kann doch nicht so schwer sein... Haut ist wie Leder...oder?
, dachte sie still bei sich und beobachtete mit leicht geballten Fäusten weiter die Situation. Annegret winkte ab:
"Lass mich das machen, Ethel. Ruh dich aus, bitte. Du hast seit Tagen kaum geschlafen."
Die Alte schmunzelte und nickte. Dann schlurfte sie zu einem niedrigen Hocker, um sich mit schmerzhaftem Stöhnen niederzulassen. Das Bein, welches in ihrem großen Klumpfuß endete, streckte sie etwas ab.
"Denkt jemand an die Wadenwickel?"
Sie seufzte.
Oh jeh...war nix mit ausruhen.
Die Frauen waren zu beschäftigt und natürlich ging ihr der Wächter nicht zur Hand. Erneut ächzte Ethel, als sie sich wieder erhob. Sie kam direkt auf Sarins Versteck und die Abstellkammer zu.
Ui... ja komm... das ist es.
Der Nachtelfe passte das ideal in den Kram. Trotzdem war es besser, sich in die Kammer zurückzuziehen, was sie auch flink tat. Der Wächter durfte ihr Gespräch nicht bemerken, also zog sie sich in das Versteck zurück. Im Schutz des Zwielichts wartete die Elfe darauf, dass die Alte den Raum betrat. Es dauerte geraume Zeit, denn mit ihrem Fuß war Ethel wirklich nicht die Schnellste. Endlich betrat sie die Abstellkammer und wandte sich einem der Regale zu, in dem Leinen ordentlich gestapelt auf seinen Einsatz wartete. Beim Herausziehen der Stoffe rutschte der Frau ihr Stock aus den Händen und fiel mit hölzernem Gepolter zu Boden.
"Alte, mach keinen Krach da drinnen!"
, blökte der Wächter vom Saal aus.
"Ich bemühe mich"
, entgegnete Ethel laut und vollkommen unbeeindruckt. Die schwerere Aufgabe für sie war es, wieder ihren Stecken zu erlangen. Sie blickte auf das Holz herab, griff sich ins Kreuz und raffte ihren Mut zusammen.
"Nur zu, Ethel. So weit ist es nicht. Das packst du schon."
, spornte sie sich selbst an und ächzte, als ihr Rücken schon bei der kleinsten Bewegung in Richtung Boden zu knacken begann und das konnte Sarin nicht mit ansehen.
...
Manchmal gingen unbewusste Wünsche in Erfüllung und dieses Mal war es eine Nachtelfe die hier die Fee spielte, sich lautlos hinter der Alten hin gekniet hatte, das Ende des Stocks umfasst hatte und nun den Knauf langsam aus dem toten Winkel der wünschenden Hand entgegen hob. Für Ethel musste es im ersten Moment so aussehen, als ob sie plötzlich telekinetische Fähigkeiten entwickelt hätte auf ihre alten Tage. Aber folgte ihr Blick dem sich langsam hebenden Stock, würde sie unweigerlich die zierliche Hand am Ende sehen, die dem Holz half sich zu erheben. Um die Alte nicht zu erschrecken hatte Sarin diese Form der Annäherung gewählt, da eine plötzliche Stimme aus dem Dunkel sie vielleicht hätte erschrecken können. So wartete Sarin bis zu dem Moment, da sich erkennend Ethels Augen weiteten und bat dann leise:
„Bitte nicht schreien.“
Erst dann erhob sie sich und trat sie mit langsamen fließenden Bewegungen aus dem Dunkel.
„Ich...wir brauchen eure Hilfe! Bitte!“
, übergab sie den Stock und sah die alte Frau mit den größten und flehensten Augen an, die Celcia je gesehen hatte. Welpen und sogar Katzenbabys hatten dagegen nix gegen drauf! Es ging um so viel und jeder kleine Fehler könnte ein Scheitern für den gesamten Plan bedeuten. So appellierte arbeitete jede Zelle ihres Körpers an dem Appell in ihr an die Großmutter. Ihre Nachtelfenaugen schimmerten im Halbdunkel meist wie die einer Katze, was erschreckend sein konnte, also schlug sie ihre langen Wimpern fächer erst hoch, wenn sie nah genug war um Ethel aufrichtig in die Augen sehen zu können. Ihre Hände legte sie in bittender Geste zusammen, dass sich die Fingerspitzen berührten. Auch hielt sie ihre Schultern gesenkt und machte ihren Körper instinktiv etwas kleiner. Gleichmaßen ließ sie ein bisschen Anmut in ihre Bewegungen einfließen. Es waren eben die hübschen Kleinigkeiten die das Gesamtbild erst perfekt machten und von Gefallen bis Entzücken, alles hervor rufen konnten. Sarin tat das noch nicht mal wirklich bewusst, denn es ihr einfach zur Notwendigkeit geworden. Das hier musste gut werden und so war es einfach ihre Intension die sie leitete. Ihr Herz sagte ihr, dass diese Frau 'gut' war im reinsten Sinne des Wortes und ein guter Mensch wandte sich nicht von Hilfsbedürftigkeit ab. Also wagte sie sich etwas weiter vor und erklärte mit gedämpfter stimme:
„Bitte!... Helft uns. Wir müssen hier irgendwie unbemerkt raus. 'Wir' sind ich und zwei junge Männer. Sie warten in einem Versteck hier unterhalb des Regals.“
Sarin ließ mit Absicht offen, ob sie schon einen festen Plan hatte, denn die Erfahrung Ethels konnte vielleicht etwas hilfreiches beisteuern, wonach sie sich gern orientieren würde. Sie alle als Frauen unter die Heilerinnen zu mischen, war ihre erste Idee gewesen und vielleicht nicht die beste. Die Frauengruppe hatte hier überlebt und kannte die äußeren Gegebenheiten besser. Sofern Ethel sich hilfsbereit zeigte, würde Sarin auch ihren noch etwas unausgegorenen Plan unterbreiten, sowie sicher einige Fragen der alten Frau beantworten. Sie musste schließlich zum weiteren planen wissen, dass ihr Weg sie nicht aus dem Lager hinaus, sondern tiefer hinein führen sollte. Hoffentlich half sie ihnen auch dann noch, wenn sie sie für wahnsinnig hielt. Denn nichts anders war das hier! Ein Strang Hoffnung, gebunden an Wahnsinn und den Willen sich allen Ängsten zu stellen.
...was es auch kostet.
In Cinthus Fall sicher seinen Hochmut, wenn er sich als Frau verkleiden sollte. Welchen Preis Sarin und Castus tragen mussten um ihr Abenteuer zu bestehen, würde sich noch zeigen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Freitag 30. September 2022, 16:10

Jüngere Personen bestiegen in ihrer Freizeit Berge oder rannten Strecken durch das Grasland, um über Stunden hinweg einem stolzen Hirsch nachzujagen. Keiner von ihnen konnte nachvollziehen, welche Kraft es einmal erfordern könnte, sich nur bis zum Boden zu beugen, um einen Gehstock aufzuheben. Aber wenn man erst einmal ein Alter erreicht hatte, bei dem der regelmäßige Schmerz nur noch ein Beweis war, nicht schon gestorben zu sein, da wurde selbst diese winzige Aufgabe zu einem Tagesprojekt.
Ethel stützte eine Hand in ihrem Kreuz ab, um sich der Illusion hinzugeben, das schmerzende Knacken dadurch zu unterdrücken. Mit der anderen streckte sie sich dem Stock entgegen. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Finger noch vom Holz und trotzdem war es eine nahezu unmögliche Entfernung für die alte Frau. Sie holte sehr hörbar Luft, dass ihr Nasenloch pfeifte. Dann senkte sie sich beim Ausatmen etwas tiefer, nur um in ihre Anfangsposition zurück zu zucken, als ihre Knochen rebellierten.
"Oh, Ethel, alles gut! Nur kurz ausruhen, dann versuchst du es nochmal", munterte sie sich selbst auf. "Mit Luftmagie wäre es leichter." Plötzlich stutzte sie, blinzelte und rieb sich die Augen. Hatte der Stock sich soeben ohne ihr Zutun bewegt? Ethel neigte den Kopf wieder etwas tiefer, um genauer hinschauen zu können. Der Gehstock hob sich ihr entgegen wie zu ihrer Blütezeit zahlreiche Mannesorgane. Vor Äonen, als sie noch schön, schlank und flexibel war. Inzwischen wirkte sie so knorrig und knotig wie der Stock, welcher endlich ihre Finger erreichte. Obgleich sie gebrechlich war, umfasste sie das Holz mit fester Hand. Außerdem entdeckte sie eine weitere davon am unteren Ende. Eine Hand, die nicht ihr gehörte.
Ethel sagte nichts. Sie zog behutsam ihren Gehstock aus den fremden Fingern und stützte sich kurz darauf auf ihrer Hilfe ab. Dann wandte sie sich dem Regal zu, als hätte sie Sarins Hand überhaupt nicht bemerkt. Sie schien sich nicht in Gefahr zu fühlen, aber handelte auch nicht arglos. Die Vettel war wachsamer, gab lediglich vor, nichts bemerkt zu haben. Als Sarin sich jedoch regte, um das Wort an sie zu richten, wandte Ethel den Kopf, schaute über die Schulter und musterte die Nachtelfe in ihrem Rücken. Ihr Blick weitete sich kurzfristig, aber nicht vor Schreck.
"Bitte, nicht schreien."
Die Alte gluckste wie eine gebrechliche Henne. Sie winkte ab und griff nach dem Leinen, das sie schon zuvor hatte nehmen wollen. "In meinem Alter schreit man nur noch, wenn der Tod einen erschreckt - ha! Schließlich rechnet man ja noch nicht mit ihm. Man hat ja noch so viel zu erleben." Sie lächelte. Dann wartete sie geduldig, dass Sarin sich vorstellte oder ihre Anwesenheit erklärte. Die Erfahrung sagte ihr, dass es darauf hinauslaufen würde. Und tatsächlich: "Ich ... wir brauchen eure Hilfe! Bitte!"
Ethel betrachtete das flehende Häuflein Elend, das Sarin nun darstellte. Die Nachtelfe bräuchte nicht einmal den treutraurigen Blick eines jeden Tierbabys aufsetzen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie berührte damit zwar Ethels Herz, aber die Alte hätte ihr wohl auch so geholfen. Sie pflegte immerhin jene, die ihr Dorf überfallen hatten und sogar drohten ihre Helferinnen zu vergewaltigen, wenn sie sich nicht an Befehle hielten. Trotzdem hatte man von der Alten noch kein böses Wort über die Dunklen sprechen hören. Und auch jetzt verurteilte sie nicht. "Kindchen", sprach sie Sarin an und tätschelte die Luft zwischen ihnen, als wäre dort ein Kopf, den sie streicheln könnte. "Bist du deinem liebsten Soldaten nachgereist, um ihn aus diesem Wahnsinn zu holen? Das ist mutig, aber auch etwas töricht. Du bringst dich und ihn in Gefahr ... trotzdem werde ich natürlich helfen, wenn ich kann. Glaubst du, ich weise dich ab, hm?"
"Wir müssen hier irgendwie unbemerkt raus. 'Wir' sind ich und zwei junge Männer. Sie warten in einem Versteck hier unterhalb des Regals."
Die Alte nickte, weil sie Anderes in diese Aussage interpretierte. Sie erwartete Dunkelelfen oder mindestens Nachtelfen, vielleicht sogar einen Ork. Im Grunde war es für Ethel aber nicht wichtig. Sie nickte noch einmal. "Deserteure", raunte sie leise mit einem Blick zur Tür. Der Wächter ließ sich nicht blicken und rief auch nicht zu ihr herüber. Offenbar ging er davon aus, dass Ethel ohnehin lang für die kleinste Aufgabe brauchte.
Tatsächlich musste man bei ihr mehr Zeit einrechnen. So dauerte es ewig, bis sie an Sarin vorbei zum Regal geschlurft war. Sie beugte sich zwar etwas vor, konnte dennoch nicht einmal ansatzweise darunter blicken. Trotzdem hatte sie auf Anhieb das richtige Mobiliar ausgesucht. Sie kannte den geheimen Gang.
"Von hier aus wird es schwierig, weil die Dunkelelfen ihre verletzten Soldaten sehr gut bewachen. Werden deine Männer im Lager schon vermisst? Müssen sie sich nicht vor einem Vorgesetzten melden?" Die Großmutter schaute sich um, überflog mit ihren alten Augen die gleichen Stellen, die Sarin sodniert hatte, um Material für eine Verkleidung zu finden. Dann schüttelte sie den Kopf. "Warum erst etwas nähen, wenn wir es schon im Haus haben, Ethel? Das kriegst du hin", sprach sie erneut mit sich selbst. Anschließend wandte sie sich Sarin zu. "Ich könnte Kleidung und Häubchen auftreiben und euch zumindest aus dem Gebäude schmuggeln. Vielleicht schafft ihr es so auch aus dem Dorf, aber Pferde wird euch niemand zur Verfügung stellen können, ohne dass ihr entdeckt werdet. Hinter Gustavs Hofs gibt es eine Gartenhecke mit Loch, durch die ihr in die Freiheit schlüpfen könntet. Aber sag doch vorab, Kind, wohin wollt ihr fliehen? Wir hörten, ganz Celcia steht unter dunkelelfischer Knute. Es gibt kein Entkommen."
Die Alte klang nicht wie jemand, der aufgrund dieser Information aufgab. Vielmehr wies sie zwischen den Zeilen darauf hin, sich lieber mit dem Feind gut zu stellen, bis man eine Chance für einen Gegenschlag ergreifen konnte. Wie auch immer eine solche Chance in den Augen einer altersschwachen Greisin aussehen mochte. "Ich wusste, dass sie nicht alle bösartig sind. Tatsächlich gibt es viele Soldaten, die unter Tränen ihren Familien und Liebsten schreiben oder sogar schon zu anderen Göttern beten, sie mögen wieder nach Hause kehren können und den Krieg hinter sich lassen. Die einzigen, die hiervon profitieren, dass sind jene, die am weitesten vom Schlachtfeld fort sind."
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 4. Oktober 2022, 18:14

Ethel entdeckte eine weitere Hand am unteren Ende ihres Stockes - Eine Hand, die nicht ihr gehörte. Sie sagte nichts, schrie nicht, zuckte nicht mal zusammen.
Respekt!
Die Großmutter war wachsamer, gab lediglich vor, das Offensichtliche nicht bemerkt zu haben. Als Sarin sich jedoch regte, um das Wort an sie zu richten, wandte Ethel den Kopf, schaute über die Schulter und musterte die Nachtelfe in ihrem Rücken. Ihr Blick weitete sich kurzfristig, aber nicht vor Schreck.
"Bitte, nicht schreien."
Die Alte gluckste wie eine gebrechliche Henne. Sie winkte ab und griff nach dem Leinen, das sie schon zuvor hatte nehmen wollen.
"In meinem Alter schreit man nur noch, wenn der Tod einen erschreckt - ha! Schließlich rechnet man ja noch nicht mit ihm. Man hat ja noch so viel zu erleben."
Sie lächelte und Sarin kam nicht umhin die Alte ehrlich zu mögen. Ihre Art von trockenem Humor war einfach charmant. Sarin stellte sich vor und erklärte ihre Anwesenheit. Ethel betrachtete das flehende Häuflein Elend, das Sarin nun darstellte. Die Nachtelfe hätte nicht einmal den treu traurigen Blick eines jeden Tierbabys aufsetzen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie berührte damit zwar Ethels Herz, aber die Alte hätte ihr wohl auch so geholfen... was sie gleich noch mal so sympathisch machte. Solche Einstellung zum Leben war nicht gerade häufig dort anzutreffen, wo die Nachtelfe her kam.
"Kindchen"
, sprach sie Sarin an.
"Bist du deinem liebsten Soldaten nachgereist, um ihn aus diesem Wahnsinn zu holen?“
Sarin nickte ein bisschen kreuz und quer. Irgendwie stimmte das ja, was die Alte vermutete. Sie Wollte auch Ian aus dem Lager der Dunkelelfen holen und am liebsten mit ihm durchbrennen.
„Das ist mutig, aber auch etwas töricht. Du bringst dich und ihn in Gefahr ... trotzdem werde ich natürlich helfen, wenn ich kann. Glaubst du, ich weise dich ab, hm?"
Sarin schüttelte leicht den Kopf wie ein gescholtenes dummes Kind, das der lieben Oma unterstellt hatte, sie wäre der böse Wolf. Nein – Ethel war das, was man einen von Grund auf guten Menschen nennen würde. Trotzdem musste sie noch ihre Situation erklären, was sie dann auch gleich tat.
"Wir müssen hier irgendwie unbemerkt raus. 'Wir' sind ich und zwei junge Männer. Sie warten in einem Versteck hier unterhalb des Regals."
Die Alte nickte, weil sie etwas Anderes in diese Aussage interpretierte.
"Deserteure"
, raunte sie leise mit einem Blick zur Tür und Sarin neigte vage den Kopf. Nein, so war es dann doch nicht. Auf Anhieb ging Ethel derweil zum richtigen Mobiliar. Sie kannte also den geheimen Gang.
"Von hier aus wird es schwierig, weil die Dunkelelfen ihre verletzten Soldaten sehr gut bewachen. Werden deine Männer im Lager schon vermisst? Müssen sie sich nicht vor einem Vorgesetzten melden?"
Sarin schüttelte verneinend den Kopf. Die Großmutter schaute sich um, überflog mit ihren alten Augen die gleichen Stellen, die Sarin sondiert hatte, um Material für eine Verkleidung zu finden. Dann schüttelte sie den Kopf.
"Warum erst etwas nähen, wenn wir es schon im Haus haben, Ethel? Das kriegst du hin"
, sprach sie erneut mit sich selbst. Anschließend wandte sie sich Sarin zu.
"Ich könnte Kleidung und Häubchen auftreiben und euch zumindest aus dem Gebäude schmuggeln.“
, sinnierte die Alte und war damit glücklicher Weise genau auf Sarins erste Idee eingegangen.
„Das wäre sehr hilfreich. Ich kann gut nähen, Änderungen schnell anpassen, flink und sodass es nicht jedermann sofort als Flickwerk erkennen würde. Die Stoffe müssen nur lang genug sein, damit wir die Stiefel verstecken können, denn die sind schwerer zu tarnen.“
...vielleicht war es doch keine ganz schlechte Idee, wenn sie sie gut findet...
Das Vertrauen in die Alte wuchs. In Gedanken passte Sarin schon zwei aus Laken geschneiderte Schürzen an, die die bestimmt zu kurzen Röcke der Männer kaschieren könnten. Mit ein bisschen Blut und Staub darauf würden sie richtig echt aussehen und dies war eine Aufgabe die sie schnell erledigen konnte. Sarin spürte ihren Tatendrang erwachen und ihre Finger zuckten. Sie griff auch nach dem Stoffstück mit dem sie beim warten auf den rechten Moment schon begonnen hatte und zeigte es beiläufig der Großmutter.
„... Vielleicht schafft ihr es so auch aus dem Dorf, aber Pferde wird euch niemand zur Verfügung stellen können, ohne dass ihr entdeckt werdet.“
Sarin schüttelte leicht den Kopf.
Pferde wären viel zu auffällig.
„... Hinter Gustavs Hofs gibt es eine Gartenhecke mit Loch, durch die ihr in die Freiheit schlüpfen könntet.“
Nur weis ich nicht welcher Hof dem Gustav gehört... oder wie dieser heilst, auf dem wir hier sind...
Sarin schaute zu ihren Gedenken passend etwas unsicher.
„Aber sag doch vorab, Kind, wohin wollt ihr fliehen? Wir hörten, ganz Celcia steht unter dunkelelfischer Knute. Es gibt kein Entkommen."
Sarin schüttelte nur abermals leicht den Kopf.
„Das glaube ich nicht...“
Außerdem wollten sie ja gar nicht fliehen, aber wie erklärte man das auf die schnelle? Sie wollten gemeinsam den Krieg verhindern. War das ...vielleicht ...unmöglich? Aber die Alte klang nicht wie jemand, der einfach aufgab und Sarin konnte und wollte ohne Hoffnung nicht leben. Vielmehr wies Ethel zwischen den Zeilen darauf hin, sich lieber mit dem Feind gut zu stellen, bis man eine Chance für einen Gegenschlag ergreifen konnte, was ihre kämpferische Ader ausmachte. Dabei war es gleich, wie auch immer eine solche Chance in den Augen einer altersschwachen Greisin aussehen mochte. Jeder kämpfte auf seine Weise. Sarin mit Nadel und Faden, Cinthus mit Schauspiel und Attitüde und Castus … mit der Liebe zu seinem Vater. Und die Gegenseite behauptete, ganz Celcia schon unterjocht zu haben. Nein!
...politisch haben die Besatzer da wohl 'leicht' übertrieben...
Sarin lächelte zart auf diese Äußerung hin und ließ die alte Frau ausreden. Was dann folgte versetzte sie dann doch leicht in Erstaunen.
"Ich wusste, dass sie nicht alle bösartig sind. Tatsächlich gibt es viele Soldaten, die unter Tränen ihren Familien und Liebsten schreiben oder sogar schon zu anderen Göttern beten, sie mögen wieder nach Hause kehren können und den Krieg hinter sich lassen. Die einzigen, die hiervon profitieren, dass sind jene, die am weitesten vom Schlachtfeld fort sind."
Sarins Stirn zierte eine kleine nachdenkliche Falte. Irgendwann hatte sich wohl ein Weltbild geprägt, in dem 'alle' Dunkelelfen abgrundtief böse waren und 'wahre Freude' am Krieg hatten. Auf viele mochte das zutreffen, aber anscheinend gab es auch doch eine Menge andere, die genau wie jedes andere lebende Wesen sich nach der Sicherheit seiner Heimat sehnten. Waren nicht auch Dunkelelfen irgendwann des Kämpfens müde und sehnten sich nach Ruhe? Ein irrwitziger Gedanke keimte in Sarins Köpfchen. Sie malte sich ein leeres Schlachtfeld aus, auf dem ein einsamer Mann stand mit blauem Haarschopf und zum Angriff rief... und niemand kam.
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.
Der schöne Gedanke war aus den einfachen Worten der Alten geboren – nur leider – etwas unrealistisch. Sarins Gedanken jonglierten noch mit den neuen Informationen und überflogen die Weltkarte... Erst war Pelgar gefallen, dann Andunie und nun kampierten sie vor Zyranus... Im Norden sah es tatsächlich gerade nicht gut aus. Wie weit hatte das dunkle Volk noch seine Finger ausgestreckt?
...aber sie können auch nicht überall auf der Welt sein! Das geht gar nicht. Dazu bräuchten sie unerschöpfliche Armeen die ihre Heimat gar nicht her geben kann... die müsste versorgt werden und wollen Krieger auch ihren Sieg nicht genießen? Immer nur bluten und kämpfen... Was wurde aus den besiegten Reichen? Was aus den Städten? Das Leben geht doch weiter...
Sarin sah vor ihrem inneren Auge die Weltkarte, die sie im Palast gesehen hatte. Die 'tote Ebene' hinter den Drachenbergen war die Heimat des dunklen Volkes und selbst wenn sie die Völker der Orks, Trolle, Goblins und noch einige mehr unter sich vereint hatten, so war es trotzdem eine Unmöglichkeit überall gleichermaßen Krieg zu halten. Aber es passte, dass die hiesige Belagerungsarmee so über sich selbst sprach und damit die Moral der Gegner niedrig hielt. Doch noch wollte Sarin einfach kein Argument einfallen, dass eine ganze Armee dazu bewegen könnte einfach wieder nach Hause zu marschieren...
...außer man würde sie in ihrem eigenen Reich angreifen.
Nur erschien gerade DAS gerade fast unmöglich. Die Welt wurde von ihrer eigenen Angst im Würgegriff gehalten. Solange man sich fragte, wo das Unheil als nächstes zuschlagen würde, sich versteckt hielt und den Kopf unter die Decke steckte, da hätte das Böse leichtes Spiel. Aber so oft Sarin auch den hohen Herrn beim Ankleiden und Maß nehmen gelauscht hatte, so war sie kein Stratege der an den Bewegungen von Armeen ihre Ziele erkennen, geschweige den lenken konnte.
Ihre Phantasie malte sich bei der Vorstellung einer Armee, die so weit nach Celcia vorgedrungen war eine einfache Tatsache aus und in dem Wissen, dass Castus und Cinthus unter ihnen sicher alles mitanhörten sprach sie ihre Gedanken einfach mal aus:
„Morgeria muss ja quasi leer und ungeschützt sein, wenn alle dunklen Völker hier oder anderswo unterwegs sind. Bestimmt sitzen da nur noch Reden schwingende Politiker …
wie Fürst Raikhyn von Blutsdorn
...und spinnen ihre Fäden, während die wahren Helden der Schlacht weit weg von Zuhause ihr Blut vergießen. Wenn jemand auf die Idee käme Morgeria anzugreifen... würden sie vielleicht abziehen? Ach ...ich weis nicht. Wäre es nicht schön, es wäre Krieg und keiner geht hin?“
Sarin lächelte etwas schief, da dieser Wunsch wohl unerfüllbar war.
„Aber Ethel, ich danke euch schon jetzt für eure Hilfe. Meine Begleiter und ich... wir müssen erst noch tiefer ins Lager um einen Freund zu finden, bevor wir fliehen können oder das alles ...endet. Als Frauen und Heilerinnen verkleidet gelingt uns das sicher viel besser, als wenn wir offen auftreten. Ich könnte als Nachtelfe auch eher behaupten, die beiden 'großen' Mädchen seinen meine starken Gehilfinnen... Pflegerinnen, die mir zur Hand gehen.“
, beantwortete sie Ethels Frage und erklärte gleichermaßen den wartenden Männern unter ihnen den Plan. Dabei hatte sie sich kurz hin gehockt und die Klappe am Boden einen kleinen Spalt geöffnet um so hoffentlich kurz einen Blick in Castus schöne blauen Augen werfen zu können. ER machte ihr dabei am wenigsten Sorgen. Hyazinthus war da sicher eher ein Problem.
Vielleicht sollten wir ihn hier zurück lassen... aber das wird er nicht wollen.
Aber vielleicht konnte sie ihn in seinem Heldenmut wenigstens überzeugen, dass es nötig war sich zu verkleiden um sein Ziel zu erreichen. Sie raunte in die Schatten hinunter:
„Bitte wartet noch. Wir haben hier Hilfe, aber ich brauche etwas Zeit um uns einen Weg durchs Lager zu bereiten.“
Dann wartete sie auf Antworten, bzw. auf Aufträge seitens Ethel. Sie sah zu ihr auf und ergänzte noch:
„Ich denke nach einem Wachwechsel könnte ich mich schon mal unter die Pflegerinnen mischen und helfen wo ich kann. Wie gesagt... gebt mir eine Nadel und ich schneidere unser Schicksal neu.“
Die Worte waren mit Nachdruck und voller Hingabe gesprochen worden. Sarin würde nicht so schnell aufgeben, egal was das Schicksal ihr in den Weg warf.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Oktober 2022, 13:36

Ethel schien nicht nur das Herzstück einer Gruppe verschreckter Frauen zu sein, die verletzte Soldaten zu pflegen hatte. Mit ihrer eigenen, altersbedingten Ruhe sorgte sie ebenfalls dafür, dass niemand in ihrem Umfeld in Panik geriet. Sie strahlte die gleiche Aura aus, die ein Fels in reißender Strömung bei einem Ertrinkenden erweckte: Hoffnung und Halt. Selbst Sarin spürte, dass sie sich von diesem Gefühl umwerben ließ. Sie mochte Ethel auf Anhieb. Dass aber auch sie keine Heilige mit gottgleichen Fähigkeiten war, zeugte nicht nur von ihrem dicken Humpelfuß, sondern auch darin, dass sie bei Sarins Aussagen die falschen Schlüsse zog. So hielt sie die beiden im Versteck befindlichen Männer direkt für Deserteure. Wahrscheinlich, weil sie Sarin aufgrund ihrer nachtelfischen Herkunft sofort einen Bezug zu den dunklen Angriffsvölkern zuschrieb. Sarin überging das zunächst. Man würde schon noch Gelegenheit erhalten, es aufzuklären und wenn nicht, war es vielleicht nicht einmal nötig. Es reichte, dass die Alte ihr und ihren Begleitern helfen wollte. Sie griff sogar von sich aus einen ähnlichen Plan auf, wie Sarin ihn hatte. Man wollte das Trio verkleidet aus dem improvisierten Lazarett schmuggeln.
Sarin war sofort dabei und bestätigte den Plan. Sie erklärte, welche Art von Stoff sie brauchte und dass er nur lang genug sein musste, um auch das Schuhwerk der Männer darunter verstecken zu können. Ethel deutete zu den Regalen und lächelte. "Wir haben noch weitere Lager. In Kriegszeiten finden sich Stoffe immer dort, wo man Verletzte verbinden muss." Die beiden Frauen waren auf einer Wellenlänge. Ethel musste sich bei dem Fluss ihrer Informationsvergaben nur etwas bremsen. Sie war gedanklich schon auf halbem Weg durch die Hecke in Gustavs Hof, noch ehe ihr Gegenüber überhaupt wusste, wo dieser zu finden wäre. Ethel klärte sie auch nicht auf, sondern plauderte munter, aber im Flüsterton weiter. Sarin erfuhr eine Menge von der Alten, die sie immer tiefer ins Herz schloss. So bekam ihr Weltbild über Dunkelelfen einen Knacks, als sie erfuhr, dass unter deren Soldaten auch genug waren, die den Krieg lieber beendet sahen. Dass einige sogar mit Tränen in den Augen Briefe nach Hause schrieben, erschien im ersten Moment mehr als unglaubwürdig, auf den zweiten Blick aber schlüssig. Dunkelelfen waren nicht von Grund auf böse. Niemand war das! Wenn sie diese Haltung hätte, dann hätte sie sich niemals in Castus verlieben können, sondern sich an den langen Tisch des Hohen Rats der Magier einreihen müssen. Er war das beste Beispiel dafür, dass man Klischees und Vorurteile nicht auf alle Geschöpfe einer bestimmten Region, Gruppierung, Kultur oder Religion münzen konnte. Selbst unter den Magiern gab es genug, die Sarin geholfen hatten, nachdem sie vor deren gewähltem Rat mit dem freien Geleit ihres geliebten Halbdämons gescheitert waren. In der Masse durfte man die Individuen niemals vergessen. Leider taten es viel zu viele und viel zu regelmäßig, obwohl ihre Zahl genauso hoch war wie die der Anwesenden.
Ach, würden sie alle doch nur in ihre Heimat zurückkehren und versuchen, friedlich miteinander auszukommen! In Sarins Geist sponn sie utopische Lösungen, weil ihr keine realistische einfallen wollte, die man hätte umsetzen können. Einen Krieg zu beginnen war leicht. Einen zu beenden erschien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, aber sie würde nicht aufgeben. Castus tat es auch nicht. Er wartete geduldig auf seinen Moment.
Auch Ethel riet ihr, geduldig zu sein. Es war leichter, wenn der Feind keinen Verdacht schöpfte. Man musste das Spiel mitspielen, bis man seine Gelegenheit sah. Das war der Weg der alten Frau und bislang war sie ihn offensichtlich auch mit einem Humpelfuß gut gelaufen. Sie hielt daran fest.
"Wenn jemand auf die Idee käme, Morgeria anzugreifen ... würden sie vielleicht abziehen? Ach ... ich weiß nicht. Wäre es nicht schön, es wäre Kriegt und keiner geht hin?"
"Schöner wäre es, es herrschte gar kein Krieg", lächelte die Alte. Sie verstand Sarin, hatte aber auch keine Lösung parat. Sie machte weiter, verlor nicht die Hoffnung. Das war das Einzige, was ihr blieb. "Morgeria ... die Dunkelelfen sprechen ständig davon. Ich bin nicht viel herumgekommen in der Welt. Aber wenn es ihre Heimat ist und sie alle hier sind, dann ist sie schutzlos. Leider müssen die Fähigen hier bereits ihre Mauern verteidigen. Es ist niemand übrig, der an einer anderen Front kämpfen könnte. Ich glaube auch nicht, dass weiterer Krieg die Lösung ist."
"Ist es nicht. Es muss hier enden." Castus' Stimme. Zumindest er hatte zugehört und sich offenbar inzwischen ein Bild von der alten Ethel gemacht. Er vertraute ihr weit genug, dass er sich offenbarte. Die Großmuttert neigte sich etwas vor. Als ihr Rücken aber knackte, akzeptierte sie, den Sprecher nicht sehen zu können und hörte lieber hin.
"Meine Begleiter und ich ... wir müssen erst noch tiefer ins Lager, um einen Freund zu finden, bevor wir fliehen können oder das alles ... endet."
Ethel nickte. "Ich verstehe und ich werde euch meine Hilfe nicht verwehren. Stellt euch aber darauf ein, den dunklen Völkern dienen zu müssen, um nicht aufzufallen. Ich rate das all meinen Mädchen. Es hilft nicht immer. Wir ... haben zwei Töchter verloren. Aber die übrigen kämpfen weiter."
Castus schob von unten das Regal beiseite, so gut es ihm möglich war. Dann schlupfte auch er in den Vorratsraum und half anschließend Hyacinthus hinauf. Beide Männer wirkten ein bisschen staubig. Dem Zyraner hatte es die Frisur zerzaust, in der sogar einige Erdkrümel zu finden waren. Interessanterweise verzichtete er darauf, sich den Makel zu entfernen. Trotzdem nahm er sich die Zeit, eine höfliche Verbeugung vor Ethel zu machen. "Ich, Hyacinthus Pomponius Filipek aus dem Hause Marcaundt, danke Euch, werte Frau, für Eure Hilfsbereitschaft. Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen und..."
"...leiser sein", mahnte die Alte unter einem Lächeln, ehe sie wieder zur Tür blickte. Noch schien der Wächter nichts bemerkt zu haben. Sie deutete auf die beiden Männer, wobei sie Castus deutlich länger musterte. Da er ihren Blick mit einem warmen Lächeln erwiderte, quittierte Ethel ihn als keine Gefahr. "Versteckt euch hinter dem anderen Regal unter einigen Decken", riet sie. "Ich bringe euch Wasser, falls ihr durstig seid. Nahrung würde auffallen." Dann wandte sie sich an Sarin. "Ihr könntet direkt mitkommen. Ich habe schon eine Idee, wie ihr selbst als Nachtelfe nicht auffallt." Sie zwinkerte ihr zu. Dann räusperte sie sich und schaute, ob Castus und Hyacinthus sich bereits versteckt hatten. Schon ging die Schau los. Sie packte Sarin am Stoff ihres Unterarmes und zupfte sie mit sich.
"Soso, jetzt wirst du das ausbaden müssen, junges Fräulein! Sich einfach in den Vorratsräumen des Gasthauses verstecken, um in Zyranus den Unterricht für ein Stelldichein zu schwänzen! Nanana ... und dann auch noch stundenlang einschlafen. Du hast doch spitze Ohren und da hörst du den Krieg nicht, wenn er um dich tobt? Wieviel hast du getrunken, Liebes? Na, ist ja auch egal. Jetzt wirst du die Suppe auslöffeln müssen." Sie zog Sarin schlichtweg wie sie war in den zum Lazarett umfunktionierten Schlafsaal.
Sofort ruhte der Blick des dunkelelfischen Wächters auf ihr, huschte dann aber mit gerunzelter Stirn zu Ethel. Die Alte deutete hektisch eine unterwürfige Verbeugung an - bis ihr Rücken erneut knackste. "Ich hab das junge Ding im hinteren Teil der Kammer gefunden. Sie hat ihren Rausch ausgeschlafen und jetzt kommt sie natürlich nicht so einfach in ihre Stadt zurück. Sie muss eine Elevin der Magierakademie sein. Ist es nicht so, Liebes?" Ethel zwickte in Sarins Unterarm. Der Wächter bemerkte es nicht. Er musterte Sarins weibliche Vorzüge, erhob sich dann und kam auf sie zu.
"Eine Nachtelfe...", raunte er und grinste auf. Als er jedoch seine gerüstete Hand schon nach ihrer Brust ausstreckte, erhielt er einen heftigen Klaps von der Alten. "Nana", schimpfte Ethel. "Sie mag nun ebenfalls Kriegsgefangene sein, aber damit steht sie wie die anderen unter meinem Schutz. Sie fasst ihr Dunkelelfen nicht an, verstanden? Sie wird arbeiten, wie alle anderen Frauen."
"Kann sie das denn?", erwiderte der Elf. Er besaß nicht annähernd so viel Charme wie Ian. Sein Blick war kalt und emotionslos. Es konnte unmöglich sein erster Krieg sein. Er wandte sich direkt an Sarin: "Wie heißt du und was kannst du? Wenn du nichts taugst, nehm ich dich mit in mein Zelt und zeige dir eine Sache, wofür jede wie du noch immer ausreicht. Hab gehört, nachtelfische Schöße sind so glatt und weich wie eure Titten."
"Etwas mehr Manieren, bitte. Wir sind im Krieg, aber wir müssen unsere gute Erziehung nicht vergessen."
"Du wagst es, Alte?!" Der Dunkelelf ließ von Sarin ab und hob seine Hand für einen Schlag auf Ethel. Die zeigte sich unbeeindruckt. "Ich wage es", meinte sie nur ruhig. Dann traf sie die flache Hand, dass ihr Kopf herumschwang und sie taumelte. Sofort waren andere Frauen, unter ihnen auch Annegret und Elvira, bei ihr, um sie zu stützen. Ethel rieb sich die getroffene Wange, welche unter der Kraft des Schlages aufgeplatzt war und blutete. Ihrer inneren Ruhe tat das keinen Abbruch. "Wenn du nicht willst, dass wir aufhören, eure Männer zu pflegen und ich deinen Vorgesetzten mit dieser Lapalje belästige, dann machst du jetzt lieber Schluss für heute. Schichtwechsel, Soldat."
Er wollte schon rebellieren, da grunzte der unter Fieber und Schweiß leidende Ork von seiner Lagerstatt aus: "Rithis ... wir brauchen sie wirklich ... scheiße, ich verrecke hier ... reiß dich zusammen, urgh."
Der Dunkelelf spannte sich an. Er knurrte, blickte dann aber doch zu dem Ork und anschließend zu einem der Betten. Dort lag der Elf, dem man inzwischen ein Gliedmaß entfernt hatte. Der Soldat seufzte unter einem Schnarren. "Die Nachtelfenschlampe soll sich umziehen, damit sie als helfende Hand erkannt wird. Ich gebe euch eine halbe Stunde dafür. Anschließend macht ihr hier Meldung und mit Glück verschwinde ich, ohne mir eine Kleine zum Ficken mitzunehmen."
"Danke", erwiderte Ethel ungerührt. Sie ließ sich auf die harschen Worte und die Provokationen gar nicht erst ein. Stattdessen winkte sie die rotgelockte Pflegerin heran, die etwa so alt sein könnte wie Sarin, wenn man ihre Reife in Menschenjahre umrechnete. "Elvira, Liebling, würdest du bitte Kleidung auftreiben? Oh, nimm unseren Neuzugang am besten gleich mit, dann könnt ihr direkt von den Stoffen abmessen. Sie kann nähen und wird dir dabei gleich zur Hand gehen."
Die Rothaarige nickte und winkte Sarin heran. Sie war von dem Dunkelelfen deutlich mehr eingeschüchtert als Ethel. "I-ich bin Elvira", stellte sie sich vor. "B-bitte k-komm m-mit." Dann deutete sie zu einer von beiden Türen, während der Wächter sich genau dazwischen wieder auf seinen Hocker parkte. Er würde erst verschwinden, wenn Sarin in Pflegerinnenkluft hier antanzte und wenn sie nicht mehr als die festgelegten dreißig Minuten bräuchte. Für eine Runde durch das Dorf reichte die Zeit noch nicht. Sie würde es wie Ethel tun und auf ihre Gelegenheit warten müssen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 9. Oktober 2022, 11:28

Castus schlüpfte in den Vorratsraum und half anschließend Hyacinthus hinauf, der eine höfliche Verbeugung vor Ethel machte.
"Ich, Hyacinthus Pomponius Filipek aus dem Hause Marcaundt, danke Euch, werte Frau, für Eure Hilfsbereitschaft. Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen und..."
"...leiser sein“

, mahnte die Alte unter einem Lächeln, ehe sie wieder zur Tür blickte. Ein paar Herzschläge vergingen in denen Sarin angestrengt lauschte, aber es kam niemand. Ethel deutete auf die beiden Männer, wobei sie Castus deutlich länger musterte.
Ob sie Asmodes schon mal gesehen hat und Castus als seinen Sohn erkennt?
Da er ihren Blick mit einem warmen Lächeln erwiderte, quittierte Ethel ihn aber anscheinend als keine Gefahr.
Das die beiden keine Deserteure sind, ist spätestens jetzt auch klar.
Ethel sprach weiter:
"Versteckt euch hinter dem anderen Regal unter einigen Decken. Ich bringe euch Wasser, falls ihr durstig seid. Nahrung würde auffallen."
Dann wandte sie sich an Sarin.
"Ihr könntet direkt mitkommen. Ich habe schon eine Idee, wie ihr selbst als Nachtelfe nicht auffallt."
Sie zwinkerte ihr zu. Dann räusperte sie sich und schaute, ob Castus und Hyacinthus sich bereits versteckt hatten. Schon ging die Schau los. Sie packte Sarin am Stoff ihres Unterarmes und zupfte sie mit sich.
"Soso, jetzt wirst du das ausbaden müssen, junges Fräulein! Sich einfach in den Vorratsräumen des Gasthauses verstecken, um in Zyranus den Unterricht für ein Stelldichein zu schwänzen! Nanana ... und dann auch noch stundenlang einschlafen. Du hast doch spitze Ohren und da hörst du den Krieg nicht, wenn er um dich tobt? Wie viel hast du getrunken, Liebes? Na, ist ja auch egal. Jetzt wirst du die Suppe auslöffeln müssen."
Sie zog Sarin schlichtweg wie sie war in den zum Lazarett umfunktionierten Schlafsaal und die Nachtelfe hätte fast gegrinst, wäre die Situation eine andere. In das Spiel konnte sie schnell einsteigen, also taumelte sie noch leicht schlaftrunken hinter Ethel her. Sofort ruhte der Blick des dunkelelfischen Wächters auf ihr, huschte dann aber mit gerunzelter Stirn zu Ethel. Die Alte deutete hektisch eine unterwürfige Verbeugung an - bis ihr Rücken erneut knackste.
"Ich hab das junge Ding im hinteren Teil der Kammer gefunden. Sie hat ihren Rausch ausgeschlafen und jetzt kommt sie natürlich nicht so einfach in ihre Stadt zurück. Sie muss eine Elevin der Magierakademie sein. Ist es nicht so, Liebes?"
Ethel zwickte in Sarins Unterarm und diese nickte beschämt den Kopf dabei senkend.
„Verzeihung!“
, murmelte sie leise an Ethel gewandt.
Hm... wenn Ethel diese Ausrede als wirksam einstuft, dann kann der Hof hier noch nicht lange unter der dunklen Armee besetzt sein. Also ...bin ich jetzt Austausch-Schülerin aus dem Nachtelfenreich. Elevin der Magierakademie – das passt gut.
Der Wächter musterte Sarins weibliche Vorzüge, erhob sich dann und kam auf sie zu.
"Eine Nachtelfe..."
, raunte er und grinste auf. Als er jedoch seine gerüstete Hand schon nach ihrer Brust ausstreckte, erhielt er einen heftigen Klaps von der Alten.
Oh oh...
"Nana"
, schimpfte Ethel.
"Sie mag nun ebenfalls Kriegsgefangene sein, aber damit steht sie wie die anderen unter meinem Schutz. Sie fasst ihr Dunkelelfen nicht an, verstanden? Sie wird arbeiten, wie alle anderen Frauen."
"Kann sie das denn?"

, erwiderte der Elf und Sarin nickte schon wieder eifrig, als ginge es um ihr Leben...
...was ja auch irgendwie stimmt.
Sarin musterte den Dunkelelfen und aus Ermangelung von Erfahrung konnte sie ihn nur mit Ian vergleichen...und verlor! Er besaß nicht annähernd so viel Charme wie Ian. Sein Blick war kalt und emotionslos. Es konnte unmöglich sein erster Krieg sein. Man hatte ihn hier zur Bewachung der pflegenden Frauen abgestellt und anscheinend langweilte ihn diese Aufgabe, denn er widmete sich den Frauen hier viel zu sehr, für Sarins Geschmack. Instinktiv suchte sie nach einem 'Angriffspunkt' einer 'Schwachstelle' die sie nutzen konnte um ihn entweder zu besänftigen, abzulenken oder ...auszuschalten. Er wandte sich direkt an Sarin:
"Wie heißt du und was kannst du? Wenn du nichts taugst, nehm ich dich mit in mein Zelt und zeige dir eine Sache, wofür jede wie du noch immer ausreicht. Hab gehört, nachtelfische Schöße sind so glatt und weich wie eure Titten."
Sarin verkrampfte sich, was gut in ihre Rolle passte, aber ihre Gedanken waren frei. Gern hätte sie erwidert:
… oh, dann hast du nur die halbe Wahrheit gehört. Wir haben an unter unseren glatten Lippen, oben wie unten auch Zähne, mit denen ich dir deine schrumplige Eichel abbeiße und danach nähe ich dir die Vorhaut zu, damit du bei jedem Anflug von Lust vor Schmerzen nicht mehr denken kannst! Aber das tust du ja sowieso nicht...
Sarin fühlte die Wut in sich aufsteigen, denn dieser Mann war eine Gefahr für jede Frau. So wie er Ethels Enkelin angesehen hatte, lauerte er nur auf seine Chance. Sarin nahm sich vor, wenn es Zeit und die Situation erlaubte, den Frauen hier irgendwie zu helfen... sie vor ihm zu schützen.
"Etwas mehr Manieren, bitte. Wir sind im Krieg, aber wir müssen unsere gute Erziehung nicht vergessen."
"Du wagst es, Alte?!"

Der Dunkelelf ließ von Sarin ab und hob seine Hand für einen Schlag auf Ethel. Die zeigte sich unbeeindruckt, was Sarin um so mehr beeindruckte...
Sie wird doch nicht...?
"Ich wage es."
, meinte sie nur ruhig. Dann traf sie die flache Hand, dass ihr Kopf herum schwang und sie taumelte. Sarins Hand griff ebenso zu wie die der anderen Frauen, unter ihnen auch Annegret und Elvira, um sie zu stützen. Ethel rieb sich die getroffene Wange, welche unter der Kraft des Schlages aufgeplatzt war und blutete. Sarins leises Wispern kam automatisch ohne nachzudenken:
„Ich kann das nähen.“
Ethel sprach weiter mit dem Elfen, während sich die Frauengruppe um sie scharte, wie eine Wand.
"Wenn du nicht willst, dass wir aufhören, eure Männer zu pflegen und ich deinen Vorgesetzten mit dieser Lappalie belästige, dann machst du jetzt lieber Schluss für heute. Schichtwechsel, Soldat."
Ein Knick in seinem Stolz... gefährlicher Weg. Ob die Drohung hilft?
Er wollte schon rebellieren, da grunzte der unter Fieber und Schweiß leidende Ork von seiner Lagerstatt aus:
"Rithis ... wir brauchen sie wirklich ... scheiße, ich verrecke hier ... reiß dich zusammen, urgh."
Der Dunkelelf spannte sich an. Sarin hatte die Laute des Orks zwar als Sprache erkannt, aber verstand natürlich kein Wort. Wohl aber der angesprochene Elf. Er knurrte, blickte dann aber doch zu dem Ork und anschließend zu einem der Betten. Dort lag der Elf, dem man inzwischen ein Gliedmaße entfernt hatte. Der Soldat seufzte unter einem Schnarren.
"Die Nachtelfenschlampe soll sich umziehen, damit sie als helfende Hand erkannt wird. Ich gebe euch eine halbe Stunde dafür. Anschließend macht ihr hier Meldung und mit Glück verschwinde ich, ohne mir eine Kleine zum Ficken mitzunehmen."
Interessant.. er hat noch ein oder zwei Zahnrädchen im Kopf, die zusammenarbeiten.
"Danke"
, erwiderte Ethel ungerührt. Sie ließ sich auf die harschen Worte und die Provokationen gar nicht erst ein. Stattdessen winkte sie die rot gelockte Pflegerin heran, die etwa so alt sein könnte wie Sarin, wenn man ihre Reife in Menschenjahre umrechnete.
"Elvira, Liebling, würdest du bitte Kleidung auftreiben? Oh, nimm unseren Neuzugang am besten gleich mit, dann könnt ihr direkt von den Stoffen abmessen. Sie kann nähen und wird dir dabei gleich zur Hand gehen."
Die Rothaarige nickte und winkte Sarin heran. Sie war von dem Dunkelelfen deutlich mehr eingeschüchtert als Ethel.
"I-ich bin Elvira...B-bitte k-komm m-mit."
Dann deutete sie zu einer von beiden Türen, während der Wächter sich genau dazwischen wieder auf seinen Hocker parkte. Er würde erst verschwinden, wenn Sarin in Pflegerinnenkluft hier antanzte und wenn sie nicht mehr als die festgelegten dreißig Minuten bräuchte, also beeilte sich Sarin so schnell es ging Elvira zu folgen.
Zum Glück sind seine Fragen im Hin und Her unter gegangen. Jetzt muss ich schnell hier raus, sonst erinnert er sich, dass ich nicht geantwortet habe...
Die Eile konnte man gut als verängstigte Sorge tarnen, also huschte Sarin durch die gewiesene Tür und war erst einmal auch tatsächlich froh, diesem Mann entkommen zu sein.
So einer sollte keine Frauen bewachen! Was hat sich sein Vorgesetzter dabei nur gedacht? So kann man doch nicht arbeiten!
Das Furcht ein gängiges Mittel war um Gefangene zu allem möglichen zu bewegen, war Sarin irgendwie schon bewusst, aber eben kein Denkmuster von ihr. So kam halt der Gedanke auf, sich wirklich bei seinem Vorgesetzten zu beschweren und zu versuchen mit logischen Argumenten Gehör zu verschaffen... bloß ob das eine gute Idee in Kriegszeiten war? Als Gefangene? Wohl eher nicht. Jetzt galt es aber ohnehin erst einmal Kleidung zu besorgen. Sarin nahm sich gern Aufgaben an, die sie sich selbst stellte, aber dringlicher war es einfach Castus zu seinem Vater zu bringen. Denn WENN sie dort gemeinsam erfolgreich wären, dann würde das auch auf längere Sicht den Frauen hier helfen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. Oktober 2022, 14:22

Ethel hinterließ nicht nur bei dem Soldaten der Dunkelelfen Eindruck. Auch Sarin konnte nur mehr und mehr über die Frau staunen. Ohne laut zu werden oder wirklich gewalttätig vorzugehen - im Vergleich zur Ohrfeige des Soldaten war ihr Klaps ein Witz - wich die Alte des Graslandes keinen Schritt zurück, wenn es um die Sicherheit all der Frauen des Dorfes ging. Selbst Sarin stand bereits unter ihrem Schutz. Sie wurde Elvira an die Hand gegeben, ohne dass Ethel auf ihr Angebot die Wange zu nähen eingegangen wäre. Sie würde schon wissen, was sie tat. Jetzt ging es darum, dass Sarin sich in das Schauspiel einfügte. Nur so konnte sie wirklich mehr tun und vor allem weitreichender agieren, ohne aufgehalten zu werden.
Gemeinsam mit der Rothaarigen huschten sie am Soldaten vorbei, der sich wieder zwischen beiden Türen niedergelassen hatte. Er kommentierte es nicht weiter, blickte nur mürrisch drein. Einzig echte Sorge lag in seinen Augen, wenn er zu dem Bett mit dem frisch Amputierten schaute. Sein Herz war nicht frei von Emotionen, sie trafen lediglich nicht genug Lebende. Er musste aus diesem Saal entfernt werden. Für all die Pflegerinnen war er eine Gefahr. So sah Sarin es. Doch zunächst sah sie nur den Raum hinter der Tür, der sich als Flur mit weiteren Türen entpuppte. Elvira deutete auf die geschlossenen Pforten. "D-das sind e-eigentlich die Einzelz-zimmer für die G-Gäste des Gasthauses. A-aber im Moment schlafen wir j-jeweils zu viert in diesen b-beiden." Sie zeigte auf zwei Türen zu ihrer Linken. Dann deutete sie auf die letzte in der Reihe und auf die drei gegenüber. "Darin s-sind die schweren Fälle untergebracht." Man hörte nichts. Die Verletzten in diesen Räumen mussten so schlimm dran sein, dass sie nicht einmal mehr Kraft hatten, um ihren Schmerz in die Welt zu winseln.
Elvira führte Sarin durch den Flur, an dessen Ende ein dicker Vorhang in einem Torbogen den Weg zum Raum dahinter verbarg. Die junge Frau schob ihn beiseite und zeigte Sarin, dass es noch nicht aus der Taverne hinausging, sondern erst einmal in die geräumige Schankstube. Mittig befand sich der Tresen aus dunklem Holz und in U-Form zur Eingangstür ausgerichtet. Die Rückseite bildete ein großes, doppelseitiges Regal, in dem zahlreiche Spirituosen ihren Platz gefunden haben mussten. Jemand hatte das Regal geplündert und was nicht zerbrochen am Boden lag, hatte man sicher auf die Wirtsseite des Tresens in Schränke und Fächer gestapelt.
Tische und Stühle waren größtenteils umgeworfen. Man hatte den Schankraum schlichtweg verwüstet. Nur eine kleine Ecke war wieder hergerichtet worden. Dort saßen gerade auch zwei Frauen, die Hände um dampfende Tassen verkrampft. Sie wagten nicht aufzusehen. An der Tür schlief ein weiterer dunkelelfischer Soldat. Er hatte es sich auf einer dort hingeschobenen Polsterbank bequem gemacht. Sein Bein war verbunden und sein Arm lag in einer Schlinge. Um Wache zu halten reichte es aber noch.
"Die übrigen Dunkelelfen kämpfen an der Front bei Zyranus", murmelte Elvira mit Blick auf den Schlafenden. Als dieser nicht einmal ein Schnarchen von sich gab, atmete sie aus und führte Sarin an den beiden fremden Frauen vorbei und wieder durch einen Türbogen. Hier fand sich die Küche der Taverne. Es roch nach Kräutertee, denn der Kessel stand noch auf der Ofenplatte. Elvira ging zu einem hohen Schrank und öffnete ihn. "Hier haben wir Hauben und Schürzen. Such dir aus, was dir passt. Um dein Kleid kümmern wir uns dann. Stoffe haben wir genug da, aber wir werden den Rocksaum sicher kürzen müssen. Du bist etwas kleiner als der Durchschnitt." Die Furcht war gewichen. Fernab von dem kalten Elfen im Schlafsaal taute auch Elvira langsam etwas auf. Sie deutete zu dem Kessel. "Du kannst auch Tee haben, bis ich die Kleider geholt habe. Setz dich ruhig." Zuvorkommend zog sie einen Holzstuhl von einem kleinen Tisch fort, an dem sonst wohl die Zutaten für ein Abendessen geschnitten wurden. Brettchen und Messer lagen bereit. "Ich bin sofort zurück!", verkündete die Rothaarige und huschte aus dem winzigen Küchenraum. Sarins feine Ohren konnten noch vernehmen, wie sie die beiden Pflegerinnens - Agnes und Mathilda - grüßte, sich dann aber eilte, ihre Aufgabe zu erfüllen. Es blieb nicht allzu viel Zeit.
Sarin konnte sich umschauen. Die Küche hatte man weitreichend ind Frieden gelassen. Entweder, weil man sie gänzlich ignoriert hatte oder weil selbst Dunkelelfen einsahen, dass sie gebraucht würde. Sie schienen sich ihrer Sache sicher zu sein. Hier gab es noch immer einen voll bestückten Messerblock und auch andere Utensilien, die man als Waffe zweckentfremden könnte. Allein die gusseisernen Töpfe könnten mit genug Kraft und Schwung einen Schädel zerbersten. Aber auch der volle Sack Kartoffeln könnte ausreichen, um jemanden damit zu erschlagen. Vorräte gab es hier reichlich. Beinahe sah es so aus, als hätte man zusätzlich noch einige Körbe mit Rüben und Pastinaken herangeschafft. Aus einem abgedeckelten Korb roch es stark nach Zwiebeln, Kräuter und Räucherfleisch hingen unterhalb der Decke, um sie vor den listenreichen Mäulern hungriger Ratten und Mäuse zu schützen. In einer friedlicheren Ecke, die kaum etwas vom Krieg selbst zu ahnen schien, stand ein Glas mit kunterbunten Plätzchen neben einer Schale mit Sonnenblumenmuster und einem kleinen Topf, aus dem eine wunderschöne, vioette Blume ihren Kopf aus der Erde streckte. Nur wahrlich fürsorgliche Pflege hielt das Pflänzchen selbst jetzt im Winter am Leben. Das und die Wärme des Ofens, neben dem genug Feuerholz gestapelt war, dass er den Raum noch für einige Zeit würde beheizen können.

Elvira kehrte wenig später zurück. Viel Zeit blieb jedoch nicht mehr. Sie brachte einen ganzen Stapel an Kleidung mit. Braune Röcke und cremefarbene Blusen, die sich nur in ihren Größen unterschieden. Das Mädchen breitete die Sachen vor Sarin auf dem Tisch aus. Außerdem stellte sie noch ein paar hölzerne Schuhe dort ab. "Wir alle müssen sie tragen", teilte sie Sarin mit und zeigte auf ihre eigenen. Erst jetzt musste der Nachtelfe auffallen, dass bei den Schritten der Frauen stets ein wahrgenommenes, aber vernachlässigte Klacken erklungen war. Holz auf Holzboden. Holz auf Stein. Holz auf Kacheln. Auf jeden Fall ein Garant dafür, sich nicht heimlich an dem Soldaten vorbei schleichen zu können. Wenn aber ein Rock lang genug wäre, dass man die Füße nicht sah...
"Ich hoffe, du passt hinein. Versuch sie am besten gleich einmal an. Äh ... ich kenne deinen Namen noch nicht. Du kommst aus Zyranus?" Das Mädchen plauderte, wenngleich man ihr anmerkte, dass sie damit nicht die Zeit, sondern nur ihre Unsicherheit vertreiben wollte. Sie prüfte bereits mit dem Blick einer Erfahrenen, ob die Kleidungsstücke der Nachtelfe auch passen würden. Zwei von drei Blusen müsste sie umnähen, aber die letzte könnte ihr passen, von der Länge der Ärmel einmal abgesehen. Glücklicherweise ließen sich die Säume am Handgelenk mit einem Knopf verschließen, so dass lediglich die Ärmel selbst etwas aufgebauscht aussehen würden. Bei den Röcken fände Sarin die perfekte Größe für ihre Hüfte. Elvira hatte da ein aufmerksames Auge bewiesen. Jetzt kam es nur noch darauf an, welche Länge der Elfe zusagte. Bis knapp über die Knie reichte der kürzeste. Der mittlere Rock würde ihr bis zu den Knöcheln reichen, so dass sie nichts darunter verbergen könnte, allerdings auch nicht Gefahr lief zu stolpern. Der letzte Rock war nämlich ein wenig zu lang, so dass der Stoff ihr beim Anprobieren über den Boden reichte, dass es sie an die Schleppe ihres alten, verfluchten Brautkleides erinnern könnte. Aber Sarin war Schneiderin. Sie besaß das Talent, sich die Kleidung zurecht zu werkeln. Alles was fehlte, waren Zeit und ...
"Nadel und Faden hab ich auch gleich besorgt." Elvira legte das Handwerkzeug auf den Tisch. Sie schaute zum Türrahmen, aber der Wächter am Eingang hatte sich immer noch nicht gerührt und die beiden Frauen waren in ein leises Gespräch vertieft. Trotzdem senkte das rothaarige Mädchen die Stimme etwas: "Wenn wir leise genug sind, können wir reden. Falls du gehofft hast, aus Zyranus sicher fliehen zu können, muss ich dich enttäuschen. Unser Dorf wurde letzte Nacht eingenommen. Viele sind gestorben und Dunkelelfen laufen durch all unsere Gassen. Es ist so unheimlich! Papa ist auch tot und meinen Bruder haben sie in unserem Schuppen aufgehängt ... am Fleischerhaken." Elvira begann zu schluchzen, dann brach sie in Tränen aus. "Ich hab so-solche Angst!"
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 9. Oktober 2022, 17:29

Die kleine Wanderung durch die Schenke war vor allem informativ. Das die Frauen alle zusammen in zwei Zimmer gezogen waren, war nicht nur Platz sparend, sondern es bot auch Sicherheit. Schlich sich dort einer der Belagerer ein, so würde er keine der Mädchen allein erwischen. Die Angst hielt sie zusammen. Als Elvira Sarin dann in den letzten Raum führte, wo ein weiterer Dunkelelfenwächter vermeintlich schlief, musterte sie den Mann ausführlicher. Seine Verletzungen banden ihn, aber er konnte immer noch Alarm schlagen, wenn eine der Frauen zu fliehen versuchte.
"Die übrigen Dunkelelfen kämpfen an der Front bei Zyranus"
, murmelte Elvira mit Blick auf den Schlafenden. Sie führte Sarin an den beiden fremden Frauen vorbei und wieder durch einen Türbogen. Hier fand sich die Küche der Taverne. Es roch nach Kräutertee, denn der Kessel stand noch auf der Ofenplatte. Elvira ging zu einem hohen Schrank und öffnete ihn.
"Hier haben wir Hauben und Schürzen. Such dir aus, was dir passt. Um dein Kleid kümmern wir uns dann. Stoffe haben wir genug da, aber wir werden den Rocksaum sicher kürzen müssen. Du bist etwas kleiner als der Durchschnitt."
Die Furcht war gewichen. Fernab von dem kalten Elfen im Schlafsaal taute auch Elvira langsam etwas auf, was man auch an ihrer Aussprache hörte. Sarin sah sich sofort das benötigte Material an und begann abzuschätzen, wie sie was verwenden konnte.
"Du kannst auch Tee haben, bis ich die Kleider geholt habe. Setz dich ruhig."
Zuvorkommend zog sie einen Holzstuhl von einem kleinen Tisch fort, an dem sonst wohl die Zutaten für ein Abendessen geschnitten wurden. Brettchen und Messer lagen bereit.
"Ich bin sofort zurück!"
, verkündete die Rothaarige und huschte aus dem winzigen Küchenraum. Sarins feine Ohren konnten noch vernehmen, wie sie die beiden Pflegerinnens - Agnes und Mathilda - grüßte, sich dann aber eilte, ihre Aufgabe zu erfüllen. Es blieb nicht allzu viel Zeit.
Beeil dich bitte...
Sarin konnte sich einen Moment lang in Ruhe umschauen. Die Küche hatte man weitreichend in Frieden gelassen. Hier gab es noch immer einen voll bestückten Messerblock und auch andere Utensilien, die man als Waffe zweckentfremden könnte. Auch Vorräte gab es hier reichlich. In einer friedlicheren Ecke, die kaum etwas vom Krieg selbst zu ahnen schien, stand ein Glas mit kunterbunten Plätzchen neben einer Schale mit Sonnenblumenmuster und einem kleinen Topf, aus dem eine wunderschöne, violette Blume ihren Kopf aus der Erde streckte.
… so schön.
Sarin dessen Herz nun mal dem Schönen verfallen war, seufzte leise bei dem Anblick stillen Friedens inmitten von Krieg und Angst. Elvira kehrte zurück. Viel Zeit blieb nicht mehr. Sie brachte einen ganzen Stapel an Kleidung mit und Sarin nickte dankbar.
Gut.
Braune Röcke und cremefarbene Blusen, die sich nur in ihren Größen unterschieden. Das Mädchen breitete die Sachen vor Sarin auf dem Tisch aus. Außerdem stellte sie noch ein paar hölzerne Schuhe dort ab.
"Wir alle müssen sie tragen"
, teilte sie Sarin mit und zeigte auf ihre eigenen.
Oh... daher der Lärm.
Der 'Trick' mit den Holzpantoffeln kam ihr sogar irgendwie bekannt vor, aber sie erinnerte sich nicht woher. Vielleicht hatte sie mal etwas in der Art gelesen. Auf jeden Fall war es hinderlich, besonders wenn die Frauen bei jedem Schritt Lärm machten. Auf jeden Fall ein Garant dafür, sich nicht heimlich an dem Soldaten vorbei schleichen zu können. Wenn aber ein Rock lang genug wäre, dass man die Füße nicht sah...
...dann könnte man mit Holzplättchen den gleichen Effekt an normalen Schuhen hervorrufen. Sie werden ganz bestimmt keine Holzschuhe in der Größe der Männer haben. Wir brauchen lange Röcke!
, dachte Sarin sofort bei dem Anblick. Irgendwann musste sie ja nicht nur sich selbst, sondern auch die Männer glaubhaft in Pflegerinnen verwandeln und dazu gehörte also auch Holzgeklapper.
"Ich hoffe, du passt hinein. Versuch sie am besten gleich einmal an. Äh ... ich kenne deinen Namen noch nicht. Du kommst aus Zyranus?"

Sarin nickte bei der letzten Frage und sagte lächelnd:
„Ich heiße Sarin.“
Das Mädchen prüfte bereits mit dem Blick einer Erfahrenen, ob die Kleidungsstücke der Nachtelfe auch passen würden. Zwei von drei Blusen müsste sie um nähen, aber die letzte könnte ihr passen, von der Länge der Ärmel einmal abgesehen. Glücklicherweise ließen sich die Säume am Handgelenk mit einem Knopf verschließen, so dass lediglich die Ärmel selbst etwas aufgebauscht aussehen würden. Bei den Röcken fände Sarin die perfekte Größe für ihre Hüfte. Elvira hatte da ein aufmerksames Auge bewiesen.
Sie wäre eine gute Schülerin. Hat ein gutes Auge. Hm.. ob der hier auch bei Castus passen würde? Hier müsste ich.... und da...
Bis knapp über die Knie reichte der kürzeste.
Oh... da muss eine lange Schürze viel verstecken!
Der mittlere Rock würde ihr bis zu den Knöcheln reichen, so dass sie nichts darunter verbergen könnte, allerdings auch nicht Gefahr lief zu stolpern. Der letzte Rock war nämlich ein wenig zu lang. Aber Sarin war Schneiderin. Sie besaß das Talent, für sich und die anderen die Kleidung zurecht zu werkeln. Alles was fehlte, waren Zeit und ...
"Nadel und Faden hab ich auch gleich besorgt."
Elvira legte das Handwerkzeug auf den Tisch. Sarin lächelte und zog das kleine Mäppchen von Mall hervor. Nadel und Faden waren etwas, wovon sie sich niemals trennen würde. Lächelnd sahen sich die beiden jungen Frauen an...
...vereint in der Aufgabe...
Elvira schaute zum Türrahmen, aber der Wächter am Eingang hatte sich immer noch nicht gerührt und die beiden Frauen waren in ein leises Gespräch vertieft. Trotzdem senkte das rothaarige Mädchen die Stimme etwas:
"Wenn wir leise genug sind, können wir reden. Falls du gehofft hast, aus Zyranus sicher fliehen zu können, muss ich dich enttäuschen. Unser Dorf wurde letzte Nacht eingenommen. Viele sind gestorben und Dunkelelfen laufen durch all unsere Gassen. Es ist so unheimlich! Papa ist auch tot und meinen Bruder haben sie in unserem Schuppen aufgehängt ... am Fleischerhaken."
Elvira begann zu schluchzen, dann brach sie in Tränen aus.
"Ich hab so-solche Angst!"
Sarin hatte bisher kaum ein Wort gesagt, aber nun griff sie sanft nach Elviras Hand. Sie streichelte die Finger. Mehr brauchte es manchmal nicht. Hier konnte sie auch nicht mehr tun, als durch eine einfache Berührung etwas Trost zu spenden. Aber unterhalten wollte sie sich im Beisein des 'schlafenden' Dunkelelfen auch nicht. Zumindest nicht über wichtige Dinge. Auch wenn Elfenohren 'spitz' waren und nicht so gut, wie die einer Katze z.B., so hörten sie doch mehr als manch ein Mensch. Das der Mann da lag und still war, hatte nicht zu bedeuten, das er auch unaufmerksam war. So weit traute Sarin der Situation nicht. Also schlug sie vor:
„Wir haben wenig Zeit. Lass uns die Sachen einfach mitnehmen. Nähen können wir in unseren Pausen hinten bei den Verletzten. Du weist, ich muss gleich zurück sein, sonst bekomme ich Schwierigkeiten, wie der Wächter gesagt hat. Das jetzt hier zu machen kostet zu viel Zeit. Lass mich nur schnell...“
Sarin hatte sich schon die für sie passenden Sachen ausgesucht, an denen man am wenigsten ändern musste und sammelte sie aus der Auswahl heraus. Auch die Holzschuhe nahm sie an sich, denn wenn sie jemand intensiver musterte, dann sollen sie mindestens ein paar dieser 'Folterwerkzeuge' an den Füßen der 'neuen Pflegerinnen' sehen. Also hatte sie auch den Rock gewählt, wo man ihre Schuhe sehen würde. Bei den beiden Männern müsste sie schon genug tricksen. Da war es sicherer, wenn sie laut klappernd voran ging um 'nicht' aufzufallen.
„Gut... das sollte gehen. Kann ich mich in euren Schlafzimmer umziehen?“
Da würde sie dann auch versuchen ein zwei Kleinigkeiten ihrer versteckten 'Reserven' in neue Verstecke umzuschichten. Die Situation erforderte einfach, dass sie sich von vielem trennte, was eigentlich zum 'Überleben' gedacht gewesen war. Ein paar der Rubine hatte sie noch und diese hier zu lassen war kein Verlust. Selbst wenn sie …nicht mehr hier her zurück kommen sollte, so waren sie bei diesen Frauen sicher gut angelegt. Sarin war sich durchaus bewusst, dass die Möglichkeit bestand, dass sie dieses Abenteuer nicht überleben würde. Und Rubine, auch wenn sie persönlich diese Juwelen am liebsten hatte, konnte man nicht mitnehmen, wenn einen der Gevatter holte. Alles weltliche blieb nun mal zurück. Aber diese dunklen Gedankengänge durfte sie jetzt nicht zu weit denken, denn es gab sie sehr wohl... die 'sich selbst erfüllenden Prophezeiungen'! Als Tochter einer Hohepriesterin Manthalas war es ihr quasi in die Wiege gelegt worden. Sie wusste, wenn man sich etwas nur immer wieder einredete, dann geschah es auch. Eine Seele die das Schlimmste befürchtete, die fand es auch. Wenn sich jemand nur stark genug auf seine Angst vor Mäusen konzentrierte, dann sah er sie überall. Also war Sarins Hoffnung, dass wenn sie sich dem Guten zuwandte und dem was ihr möglich war, dass sie dann, wenn auch im Kleinen, etwas erreichen konnte. Sie musste es einfach versuchen. Das hatte sie nicht nur Castus versprochen, sondern vor allem sich selbst. Sie würde nicht aufgeben. Und als sie so die vollkommen verängstigte Elvira neben sich sah, da wurde ihr noch etwas bewusst. Diesen Frauen hier wurde bewusst Angst gemacht. Man drohte ihnen ständig und unterschwellig mit Vergewaltigung und Tod. Doch... so merkwürdig es war, fühlte sich Sarin da sogar ...irgendwie sicher? 'Sicher' war nicht das richtige Wort, aber durch ihre Erfahrungen, die Liebe dieser drei unglaublichen Männer, war sie kein erstarrtes Kaninchen im Angesicht des Wolfes. Sie konnte das 'Kaninchen' spielen, so dass es in die Rolle hier passte, aber Castus, Ian und Dhan hatten ihr da einen großen Dienst erwiesen. Sarin war bei solchen Gedanken nicht gelähmt vor Angst. Diese innere Ruhe versuchte sie nun ohne Worte auf Elvira zu projizieren.
„Komm, lass uns gehen.“
Sie ergriff noch einmal ihre Hand und drückte sie leicht, bevor sie sich den Stapel Kleidungsstücke griff und so geplant, gut beladen sich auf den Rückweg machte. Eine halbe Stunde war zu kurz um die Kleider hier fertig zu kriegen, zumal sie sie ja auch an Castus und Cinthus Körper anfertigen musste. Das Elvira zu übertragen ging nicht, ohne sich abzusprechen, ...aber vielleicht hatte sie sich auch in der Zeit verschätzt.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Montag 10. Oktober 2022, 01:26

Manchmal halfen Worte nicht. Natürlich musste man Verständnis dafür zeigen, dass sich viele in schrecklichen Situationen als Außenstehende hilflos fühlten, besonders wenn es darum ging, ihr Beileid auszusprechen oder wenn sie irgendwie versuchten, den Betroffenen Mut zu machen. Aber oft genug bewirkten Floskeln wie "Die Zeit heilt alle Wunden", "Kopf hoch!" oder auch "Anderen geht es schlimmer als dir, du stehst das durch" genau das Gegenteil. Manchmal war es besser, einfach nichts zu sagen. In Elviras Fall war die winzige Geste von Sarin genau das, was das zur Frau heranreifende Mädchen nun brauchte. Eine sanfte Berührung ihrer Hand, ein zärtliches Streicheln und vor allem stiller Beistand. Tapfer schniefte sie die letzten Tränen weg, schöpfte Kraft aus dem miteinander Schweigen und schaffte es, ihre Fassung zurückzugewinnen.
Dass die beiden Frauen Agnes und Mathilda nicht mit Neugier in die Küche kamen, um nach der Weinenden zu sehen, konnte nur bedeuten, dass sie Angst hatten. Angst vor den Dunkelelfen, vor Strafe oder Sorge um das eigene Leben. Vielleicht besaßen die beiden auch längst nicht mehr die Kraft, Beistand zu leisten. Elvira hatte Sarin die Information gegeben, dass ihr namenloses Dorf noch keinen Tag lang unter dunkelelfischer Kontrolle stand. Die Nerven der Gefangenen lagen somit blank und erneut konnte man dann nur Bewunderung für die alte Ethel besitzen, die mit einer solchen Ruhe dafür sorgte, dass die Frauen unter ihren Fittichen sicher waren.
Sarin versuchte, eine ähnliche Ruhe für Elvira auszustrahlen. Das Mädchen nahm es dankbar an und vereint durch ihr Nähzeug schaffte sie es sogar, schwach zu lächeln. Auf den Vorschlag hin, die Kleidung im Gemeinschaftsschlafsaal entsprechend umzuarbeiten, nickte die Rothaarige, dass ihre Locken ähnlich wippten wie bei Clem. "Ja, das wird besser sein. Ich möchte nicht, dass du Ärger bekommst. Du wirkst sehr freundlich."
Gemeinsam verließen sie die Küche. Sarin trug ihre ausgesuchten Stücke, sowie zwei extra Paar Holzschuhe, was Elviras Brauen in die Höhe wandern ließ. Als beide den Flur erreichten und die Nachtelfe fragte, ob sie sich direkt in einem der Schlafzimmer umziehen könnte, hoben sich die Brauen der anderen noch einmal. "Äh ... ja gut. Oh, ich verstehe. Du möchtest dann direkt am Körper nähen. Meine Oma hat das auch immer gemacht, bis ihre Augen zu schwach wurden für diese Arbeiten." Sie konnte unmöglich Ethel damit meinen. Sarin hatte deren Augen gesehen. Die Alte war eine wachsame Eule. Also schien ihre Mutmaßung falsch zu sein, dass es sich bei Elvira um Ethels Enkelin handelte. Und wenn sie genauer hinschaute, erkannte sie auch keine Ähnlichkeiten zwischen beiden Frauen. Elvira glich ein wenig Annegret, doch selbst dieser Eindruck mochte täuschen.
"Soll ich die die übrigen Kleider wieder verstauen, während du dich umziehst, Sarin?", fragte das Mädchen. Natürlich! Sie wusste nichts von den versteckten Begleitern. Sie konnte nicht wissen, dass die übrigen Röcke und Blusen noch gebraucht wurden. Da öffnete sich die Tür zum Gemeinschaftssaal und Ethel spähte hinaus. "Ah, wusst ich's doch, dass ich euch beide gehört habe. Meine Ohren spielen mir also nicht immer einen Streich."
Hinter der Großmutter lugte der Dunkelelfensoldat Rithis ebenfalls in den Gang. "Steht da nicht nutzlos herum, ihr Weibsbilder", knurrte er. Ethel ignorierte ihn. Sie winkte Elvira heran. "Bring die Sachen bei uns in die Abstellkammer. Du hörst ja, wir werden gebraucht. Wir können die Kleider dort verwahren, vielleicht findet sich noch eine Trägerin. Ansonsten dienen sie als Ersatz. Du weißt ja, wie blutig es in den letzten Stunden zuging."
Das Mädchen nickte. Dann verabschiedete sie sich mit einem erneuten Lächeln in Sarins Richtung und schob sich an Ethel und dem Soldaten vorbei zurück in den Saal. Die Alte musterte Sarin aufmerksam. "Nimm den mittelren Raum auf der linken Seite, Liebes. Komm anschließend zu uns. Ich kann ein Paar Hände mehr gut gebrauchen."
"Ich auch, harhar!", lachte der Soldat. Ethel ignorierte ihn erneut, indem sie einfach rückwärts humpelte und dabei gegen ihn rempelte. Ohne eine Entschuldigung zu äußern zog sie die Tür hinter sich zu. Sarin stand nun allein im Gang. Da man sie jedoch bald erwartete, blieb noch immer keine Zeit für weitreichende Erkundungsgänge. Außerdem musste sie sich wirklich umziehen, um keinen Verdacht zu schöpfen.
Dass das Einzelzimmer gleich von mehreren Personen bewohnt wurde, erkannte man an den provisorisch zusammengestellten Schlafstätten. Die Frauen erhielten nicht viel Zeit, sich häuslich einzurichten. Das Bett war nicht gemacht und auf dem Boden verteilten sich mehrere Matratzen, Decken und Laken aus mutmaßlich anderen Räumen. Teilweise recht schöne Kleidungsstücke waren achtlos auf mehrere Haufen verteilt. Sarin stach ein handgestrickter Schal ins Auge, dessen niedliches Muster aus Kühen und Schweinen mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden war. Neben der Tür reihten sich gleich mehrere Paar Schuhe auf. Bequeme Bauernstiefel, simple Hausschuhe, aber auch gute Lederschuhe, die bequem waren und trotzdem vor dem unliebsamen Wetter schützten. Mehrere Überwürfe, Mäntel, Mützen und weitere Schals lagen kreuz und quer auf dem schlichten Mobiliar aus Kommode, Kleidertruhe und einem Schreibtisch für eine Einzelperson verteilt. Auf einem Fenstersims standen zwei vergessene Tassen, sowie ein Teller mit den Resten einer Mahlzeit. Man gestand den Frauen nicht viel zu oder aber sie bekamen kaum Gelegenheit zum Durchatmen. Wie auch, wenn erst ihr Dorf und anschließend Zyranus angegriffen wurde? Ihr Heim wurde eindeutig als Rückzugsort für die verletzten Soldaten genutzt. Ein näherer Sammelpunkt als das Lager der Armee. Die noch lebenden Dorfbewohner hatten sicherlich alle Hände voll zu tun, sich um die Invasoren zu kümmern. Das bedeutete aber auch, dass Sarin sich möglicherweise bald unter einem Vorwand davonstehlen könnte oder dass man nicht so genau auf Castus und Hyacinthus achten würde. Vorausgesetzt, es kam Hektik ins Dorf. So wie in dem Moment, als die Nachtelfe beinahe mit Umziehen fertig war.
Von draußen wurden Stimmen laut. zum Glück besaß das Einzelzimmer ein Fenster, so dass Sarin einen Blick hinaus werfen konnte. Sie erkannte zunächst zwar nur die Seitenfassade eines gegenüber liegenden Bauernhauses und dazwischen den schlammigen, teils verschneiten Trampelpfad, aber rasch donnerte ein Karren genau dort hindurch. Er wurde von mehreren Bauern und einigen Soldaten gezogen. Auf der Ladefläche lagen weitere der Gerüsteten, drei an der Zahl. Einer davon war ein Ork. Er blutete am Kopf und hielt sich die rechte Schulter. Neben ihm lehnte ein Dunkelelf mit zwei Pfeilen, die ihm aus Schulter und Oberarm ragten. Den größten Bereich des Karrens nahm aber der liegende Dunkelelf ein, der Sarins Blut in den Adern gefrieren ließ. Er trug keinen Helm, so dass sie sofort auf das vertraute Gesicht starren konnte, das da gerade an ihrem Fenster vorbei rollte. Die markanten Züge im obsidianfarbenen Gesicht waren zu einer von Schmerz verzerrten Maske verzogen. Das sonst so seidige schwarze Haar wirkte stumpf und hatte sich teilweise mit Blut vermischt. Sie erkannte bei dem flüchtigen Blick keine Verwundung an dem Mann, trotzdem schien er arg zu leiden. Sarin konnte ahnen, woran es lag. Iryan vertrug keine Magie. Er musste zu nah an die zyranischen Mauern geraten sein oder schlimmer noch: von der schützenden Magie getroffen worden sein. Jetzt karrte man ihn und die beiden anderen Verletzten um die Ecke und wenig später hörte sie schon die Türen zur Taverne, wie sie aufgestoßen wurden.
"HEILER!", rief eine männliche Stimme lauthals in den Raum. Ein weiterer Mann schimpfte auf Lerium über den schlafenden Wächter und dass man ihn hart bestrafen würde, weil er so arglos gewesen war. Dann schrie eine Frau auf - Agnes oder Mathilda. Holz polterte. Vermutlich war ein Stuhl umgeworfen worden.
"Hör auf zu plärren, Schlampe!", keifte ein weiterer Mann. "Schaff deine Huren herbei, wir haben Verletzte! Na los!" Das heftige Klackern der hölzernen Schuhe über Steinboden, dann Dielen stob an Sarins Zimmer vorbei. Sie hörte, wie jemand die Tür zum Schlafsaal öffnete. "Ehtel, wir brauchen Hilfe", rief eine Frauenstimme. Dann schrie sie auf, als der schallende Klaps einer Hand auf zarte Wangen zu vernehmen war. "Schaffst du das nicht allein? Nerv nicht rum!"
"Ich schaue nach. Elvira, bitte sieh nach dem Patienten. Agnes, geht es dir gut?" Ethel blieb die Ruhe selbst. Ihre Stimme wurde lauter, als sie den Flur betrat. Sarin erkannte ihren Gang am ungleichmäßigen Humpeln. "Was ist geschehen?", fragte sie Agnes, die sie offenbar begleitete.
"Ich weiß es nicht. Sie haben mich sofort losgeschickt und Mathilda zu Boden gezerrt. Ich hoffe, sie fallen nicht über sie her."
"Wenn sie Verletzte haben, bleibt für ihr Vergnügen erst einmal keine Zeit", beruhigte die Alte. Ihre Stimme und auch ihre Schritten wurden ein wenig leiser, als sie den Flur durchquerten und gen Schankstube schritten.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 10. Oktober 2022, 10:33

Auf den Vorschlag hin, die Kleidung im Gemeinschaftsschlafsaal entsprechend umzuarbeiten, nickte die Rothaarige, die von der Haarfarbe her, glatt Clems Schwester hätte sein können.
"Ja, das wird besser sein. Ich möchte nicht, dass du Ärger bekommst. Du wirkst sehr freundlich."
Sarin antwortete mit einem warmen Lächeln und einem leisen:
„Du auch.“
Gemeinsam verließen sie die Küche. Sarin trug ihre ausgesuchten Stücke, sowie zwei extra Paar Holzschuhe, die besonders groß gewirkt hatten.
Mal sehen ob sie den beiden passen...
Elviras fragenden Blick ließ sie erst einmal unbeantwortet. Als beide den Flur erreichten und die Nachtelfe fragte, ob sie sich direkt in einem der Schlafzimmer umziehen könnte, hoben sich die Brauen der anderen noch einmal.
"Äh ... ja gut. Oh, ich verstehe. Du möchtest dann direkt am Körper nähen. Meine Oma hat das auch immer gemacht, bis ihre Augen zu schwach wurden für diese Arbeiten."
Sie konnte unmöglich Ethel damit meinen, obwohl ja jedes Wesen 'mindestens' zwei Oma's hatte. Sarin hatte aber Ethels Augen gesehen und die Alte war eine wachsame Eule.
Hm... vielleicht doch nicht ihre Enkelin?
So richtig blickte Sarin bei den Familienverhältnissen nicht durch, aber es gab auch wichtigeres.
"Soll ich die die übrigen Kleider wieder verstauen, während du dich umziehst, Sarin?"
, fragte das Mädchen.
Ups... Erklärungsnot.
Sie konnte nicht wissen, dass die übrigen Röcke und Blusen noch gebraucht wurden. Da öffnete sich aber schon zum Glück die Tür zum Gemeinschaftssaal und Ethel half bald aus:
"Ah, wusst ich's doch, dass ich euch beide gehört habe. Meine Ohren spielen mir also nicht immer einen Streich."
Hinter der Großmutter lugte der Dunkelelfensoldat Rithis ebenfalls in den Gang.
"Steht da nicht nutzlos herum, ihr Weibsbilder"
, knurrte er. Ethel ignorierte ihn. Sie winkte Elvira heran.
"Bring die Sachen bei uns in die Abstellkammer. Du hörst ja, wir werden gebraucht. Wir können die Kleider dort verwahren, vielleicht findet sich noch eine Trägerin...“
Sie warnt sie indirekt vor, dass sich dort jemand verstecken könnte... ob Elvira das verstanden hat?
„... Ansonsten dienen sie als Ersatz. Du weißt ja, wie blutig es in den letzten Stunden zuging."
Das Mädchen nickte. Dann verabschiedete sie sich mit einem erneuten Lächeln in Sarins Richtung und schob sich an Ethel und dem Soldaten vorbei zurück in den Saal. Die Alte musterte Sarin aufmerksam.
"Nimm den mittelren Raum auf der linken Seite, Liebes. Komm anschließend zu uns. Ich kann ein Paar Hände mehr gut gebrauchen."
"Ich auch, harhar!"

, lachte der Soldat.
Der Kerl fängt mich an zu nerven...
Ethel ignorierte ihn erneut, indem sie einfach rückwärts humpelte und dabei gegen ihn rempelte. Ohne eine Entschuldigung zu äußern zog sie die Tür hinter sich zu. Sarin stand kurz allein im Gang, also beeilte sie sich umzuziehen. Dass das ihr dafür zugewiesene Einzelzimmer gleich von mehreren Personen bewohnt wurde, erkannte man an den provisorisch zusammengestellten Schlafstätten. Die Frauen hatten nicht viel Zeit erhalten, um sich häuslich einzurichten, aber ihre Spuren waren überall zu sehen. Alles sah sehr eilig hingeworfen aus...
..., keine Zeit, keine Zeit.
Die noch lebenden Dorfbewohner hatten sicherlich alle Hände voll zu tun, sich um die Invasoren zu kümmern. Das bedeutete aber auch, dass Sarin sich möglicherweise bald unter einem Vorwand davonstehlen könnte oder dass man nicht so genau auf Castus und Hyacinthus achten würde. Vorausgesetzt, es kam Hektik ins Dorf... so wie in dem Moment, als die Nachtelfe beinahe mit Umziehen fertig war.
Was ist da los?...
Von draußen wurden Stimmen laut. Zum Glück besaß das Einzelzimmer ein Fenster, so dass Sarin einen Blick hinaus werfen konnte. Ein Karren donnerte gerade vorbei. Er wurde von mehreren Bauern und einigen Soldaten gezogen. Auf der Ladefläche lagen weitere der Gerüsteten, drei an der Zahl. Einer davon war ein Ork. Er blutete am Kopf und hielt sich die rechte Schulter. Neben ihm lehnte ein Dunkelelf mit zwei Pfeilen, die ihm aus Schulter und Oberarm ragten. Den größten Bereich des Karrens nahm aber der liegende Dunkelelf ein, der Sarins Blut in den Adern gefrieren ließ.
Nein!

Er trug keinen Helm, so dass sie sofort auf das vertraute Gesicht starren konnte, das da gerade an ihrem Fenster vorbei rollte. Die markanten Züge im obsidianfarbenen Gesicht waren zu einer von Schmerz verzerrten Maske verzogen und ihr Herz tat es ihm gleich, verzog sich, krampfte und am liebsten hätte sie geschrien. Sarin hielt sich spontan die Hände vor den Mund und starrte dem Wagen hinterher. Ihr Atem stockte.
Er... IAN!
Das sonst so seidige schwarze Haar wirkte stumpf und hatte sich teilweise mit Blut vermischt. Sie erkannte bei dem flüchtigen Blick keine Verwundung an dem Mann, trotzdem schien er arg zu leiden. Sarin konnte ahnen, woran es lag. Iryan vertrug keine Magie. Er musste zu nah an die zyranischen Mauern geraten sein oder schlimmer noch: von der schützenden Magie getroffen worden sein. Jetzt karrte man ihn und die beiden anderen Verletzten um die Ecke und wenig später hörte sie schon die Türen zur Taverne, wie sie aufgestoßen wurden.
"HEILER!"
, rief eine männliche Stimme lauthals in den Raum. Sarin war froh, sich beeilt zu haben, denn sie durfte sie sich ebenfalls spontan angesprochen fühlen. Ein weiterer Mann schimpfte auf Lerium über den schlafenden Wächter und dass man ihn hart bestrafen würde, weil er so arglos gewesen war. Dann schrie eine Frau auf - Agnes oder Mathilda. Holz polterte. Vermutlich war ein Stuhl umgeworfen worden.
"Hör auf zu plärren, Schlampe!"
, keifte ein weiterer Mann.
"Schaff deine Huren herbei, wir haben Verletzte! Na los!"
NOCH so ein Troll... aber vielleicht wäre ein Troll klüger...
Das heftige Klackern der hölzernen Schuhe über Steinboden, dann Dielen stob an Sarins Zimmer vorbei. Sie hörte, wie jemand die Tür zum Schlafsaal öffnete.
"Ehtel, wir brauchen Hilfe!"
, rief eine Frauenstimme. Dann schrie sie auf, als der schallende Klaps einer Hand auf zarte Wangen zu vernehmen war.
"Schaffst du das nicht allein? Nerv nicht rum!"
"Ich schaue nach. Elvira, bitte sieh nach dem Patienten. Agnes, geht es dir gut?"
Ethel blieb die Ruhe selbst. Ihre Stimme wurde lauter, als sie den Flur betrat. Sarin erkannte ihren Gang am ungleichmäßigen Humpeln.
"Was ist geschehen?"
, fragte sie Agnes, die sie offenbar begleitete.
"Ich weiß es nicht. Sie haben mich sofort losgeschickt und Mathilda zu Boden gezerrt. Ich hoffe, sie fallen nicht über sie her."
"Wenn sie Verletzte haben, bleibt für ihr Vergnügen erst einmal keine Zeit"

, beruhigte die Alte. Ihre Stimme und auch ihre Schritten wurden ein wenig leiser, als sie den Flur durchquerten und gen Schankstube schritten. Sarin, zog ihre Haube fest, reihte sich mit den Holzschuhen klappernd hinter ihnen ein und betete ein stilles Mantra:
Heilige Manthala, verleih mir den Mut und die Kraft das zu überstehen, schenke mit Geduld im Angesicht meiner Feinde und bitte, lass Ian nicht sterben.
Den Preis für ihr Bitten würde sie wohl später verhandeln müssen. Sarin war fast ein wenig über sich selbst erschrocken, wie wehleidig sie in ihren Gedanken klang. Aber Ian so zu sehen, hatte etwas in ihr aufgerissen. Es fühlte sich an, als würden winzige heiße kleine Blutstropfen über ihre Brust rollen – was natürlich Unsinn war. Leid konnte die merkwürdigsten Empfindungen erschaffen. Trotzdem bemühte sich ihr Verstand um Ruhe.
Konzentration! Mach jetzt nichts dummes! Du musst schlau sein, Sarin! Du musst ihm helfen!
, beschwor sie sich selbst und lief hinter Ethel her. Sie würde sich herum kommandieren lassen, schlagen lassen, aber im Hinterkopf versuchte sie einen Plan zu schmieden...
Ich muss ihn irgendwie von den anderen trennen... vielleicht eine ansteckende Krankheit vortäuschen? Wenn ich Ethel sage, dass ich seine Symptome kenne und er isoliert werden muss, wird sie bestimmt mitspielen... Ob noch eines der Einzelzimmer frei ist? Aber grundsätzlich muss ich... helfen!
Mit entschlossenem Gesichtsausdruck trat hinter Ethel in den Raum. Erst einmal mussten sie sich einen Überblick verschaffen. Wenn sich die Möglichkeit bot, so würde sie ihren Wert gleich hier und jetzt unter Beweis stellen. Noch hatte sie einen Vorteil, den die anderen nicht hatten. Sie hatte schon einen Blick auf die Verletzten werfen können und konnte so mit fast 'überirdisch schneller Auffassungsgabe' zusammen fassen, was die offensichtlichsten Verletzungen waren. Eine Einteilung nach Dringlichkeit oblag dann Ethel, also huschte sie flink zum Wagen und rezitierte:
„Ein Ork. Er blutete am Kopf und die rechte Schulter ist ...vielleicht ausgekugelt. - Ein Dunkelelf mit zwei Pfeilen, einer in der Schulter und einer im Oberarm. Große Gefäße könnten verletzt sein. Könnt ihr eure Hand bewegen?“
Die kleinen angefügten Mutmaßungen hatte sie mal in einem Arztroman gelesen und riet ins Blaue hinein. Besonders auf den letzten Satz war sie besonders stolz. Der Heiler im Roman fragte auch immer, ob der Patient dies oder das noch bewegen konnte.
„Der dritte krampft. Massive Schmerzen... vielleicht... eine Infektion? Irgendwas giftiges? Soll ich ihn isolieren?“
Sarin sah mit 'ängstlichem' Gesicht zu Ethel und ließ im Blickkontakt ein kleines Flehen durch ihren Blick huschen. Sie konnte nach keinem Einzelzimmer fragen, denn dann würde zu schnell deutlich werden, dass sie eigentlich nicht zum 'Stamm' dieser Frauen dazu gehörte und sich hier nicht auskannte. Sarin hoffte auch, dass Ethel Recht behalten hatte und die Soldaten Mathilda nicht vor aller Augen schändeten.
Es ist nicht hilfreich uns aufzureißen, wenn wir euch zusammen flicken sollen!...
, dachte sie noch still für sich. Auch waren verletzte Heilerinnen weniger effektiv. Dass die Soldaten frustriert waren und ihren Zorn irgendwo lassen mussten, verstand sie sogar irgendwie. Sarin hatte die gut ausgestattete Küche gesehen und ihr kam eine Idee. Es war ein Wagnis, aber vielleicht erreichte sie die ein oder andere Gehirnzelle:
„Wir brauchen bald mehr Feuerholz um Wasser abzukochen. Sonst haben bald alle Fieber.“
Auch ein Satz aus dem Roman.
Sarin grinste in sich hinein.
„Hat irgendwer von den Herren noch genug Kraft, sich darum zu kümmern? Wir brauchen jede Hand und müssen schnell die Wunden nähen...“
Sie hatte niemand direkt angesehen, aber hoffte das wenigstens einer der Neuankömmlinge so etwas wie logisches Denkvermögen besaß und seine Kumpanen zurück hielt weiter auf die helfenden Hände los zu gehen.
„Ethel, wer muss zuerst versorgt werden?“
Damit übergab sie das Zepter wieder der Alten.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Oktober 2022, 01:49

Sarin wünschte sich womöglich langsam, sie besäße Ethels Geduld. Die Alte war erfüllt von innerer Ruhe, so dass sie sich nicht durch die Provokationen des dunkelelfischen Soldaten reizen ließ. Sie schaffte es sogar, die Kommentare soweit auszublenden, dass sie nur wirklich wichtige Aussagen des Mannes zu hören schien. Sarins Nerven hingegen waren bereits mehr als strapaziert. Sie musste sich sehr zusammenreißen, eben nicht auf Rithis zu reagieren. Zum Glück bot Ethel ihr sofort eines der Zimmer zum Umziehen an. Auf diese Weise gelangte sie außer Reichweite des Soldaten. Das war besser für sie beide.
Für einen Moment konnte die Nachtelfe durchatmen. Ihre Augen gönnten sich allerdings keine Pause. Rasch sondierte sie den Raum und nahm alle Informationen in sich auf, an die sie herankam. Die eilig zusammengeworfenen Schlaflager zeugten davon, dass sie Dunkelelfen ihren Gefangenen auch keine Pause gönnten. Oder aber es bewies, mit wieviel Nächstenliebe die Frauen trotz aller Umstände an ihre Aufgaben gingen. Schon im gemeinschaftlichen Schlafsaal hatte Sarin den Eindruck gewonnen, dass sie keinen der Verletzten seinem Schicksal überließen. Selbst der unheimliche Ork wurde gepflegt. Nicht alle besaßen dabei eine Geduld wie Ethel ... Ethelsgeduld, diesen Begriff sollte man im Dorf wohl etablieren. Annegret kämpfte ähnlich hart wie Sarin, die unflätigen Kommentare auszublenden. Vor allem, wenn es um Elvira ging, die die Tochter der Älteren, nicht aber Ethels Enkelin zu sein schien. Da hatte Sarin grundlegend etwas Falsches angenommen, einfach weil die Großmutter zu jedem ungemein freundlich war. Auch zu ihr! Sie würde vermutlich die wichtigste Verbündete im Dorf darstellen, bis Castus zu seinem Vater bugsiert worden war. Ob er sich überhaupt im Dorf aufhielt oder würden Sarin und Castus bis hinüber ins feindliche Armeelager gelangen müssen? Das würde sich nur noch schwerer gestalten. Über Hyacinthus' Rolle in diesem Spiel hatte sie bislang auch noch nicht nachgedacht. Wenigstens schien der Zyraner den Ernst der Lage zu verinnerlichen. Noch hatte sie nichts davon gehört, dass er lauthals seine Herkunft und sein heroisches Vorhaben heraus posaunte. Dafür nahmen die feinen Spitzohren schnell andere Dinge wahr. Bis sie den Karren mit neuen Verletzten überhaupt sah, hatte Sarin bereits die Rufe vernommen.
Von Neugier gepackt warf sie einen Blick aus dem Fenster und erstarrte sprichwörtlich erst einmal zur Salzsäule. Iryan lag auf dem Karren! Natürlich! Er musste viel zu nahe an Zyranus herangekommen sein, so dass sich seine Unverträglichkeit für Magie gemeldet hatte. Oh, sie musste ihm helfen, irgendwie! Ihr Herz ertrug den Anblick kaum, hatte sie doch auf ein harmonischeres Wiedersehen gehofft. Nun lag er da auf der Ladefläche des Karrens und sah wirklich nicht gut aus. Sarin konnte sich nur mäßig über einen weiteren Idiot von Soldaten echauffieren, der nichts Besseres zu tun hatte, als eine der Frauen im Schankraum anzukeifen. Sie sorgte sich zu sehr um Ian, als dass sie sich nun mit dem Kampf gegen Windmühlen auseinandersetzen wollte. Denn das war es. Viele der Soldaten nahmen sich zu viel heraus. Man mochte es nachvollziehen können angesichts eines harten Kriegsalltags, vielen Toden, die sie mitansehen oder selbst verusachen mussten, aber das bedeutete nicht, dass man solches Verhalten auch tolerierte. Doch Sarin würde nur in Schwierigkeiten geraten, wenn sie sich jetzt einmischte. Schwierigkeiten, die sie sich angesichts weitaus größerer Probleme nicht leisten konnte. Es würde nicht enden, wenn Castus seinem Vater nicht Einhalt gebot. Alles andere legte sich mit etwas Glück vielleicht im Anschluss. Sie mussten zu Asmodeus gelangen.
Sarin hörte bereits Ethels Humpeln und ihre Stimme zusammen mit der besorgten Agnes auf dem Flur. Beide Dorfbewohnerinnen wechselten in den Schankraum. Auch die Elfe eilte sich, schob ihre Haare unter das Häubchen und richtete noch einmal die neu angelegte Kleidung. Das Klappern ihrer eigenen Holzschuhe fügte sich in die Schritte ihrer Vorgängerinnen ein und so zeigte Sarin sich wie selbstverständlich. Sie musste den Schein wahren, von Anfang an hierher zu gehören. Dann schöpften auch die neuen Soldaten keinen Verdacht und sie könnte vielleicht nah genug an Iryan heran gelangen. Dennoch entschied sie, sich nicht wie ein Stück wertlosen Unrats behandeln zu lassen. Ob sie Befehle befolgte, würde sich noch zeigen müssen, aber eine erhobene Hand gegen sie und Sarin könnte wohl nicht an sich halten. Zum Glück war Ethel noch da. Sie würde das meiste abschirmen. Das hatte sie bereits getan. Sie nahm die Schläge hin, sammelte all den Hass auf sie in ihrem Inneren und ... wartete. Es würde zurückkommen, wie auch immer die Karma-Keule einer Ethel aussehen mochte.
Die Alte lächelte zu Sarin empor, als diese sich zu ihr gesellte. Mathilda hatte sich mit Agnes' Hilfe inzwischen wieder aufgerappelt. Beide Frauen versteckten sie ebenfalls halb hinter der Ältesten im Raum. Ethel schien dadurch nur an Größe zu gewinnen. Obwohl sie nicht ansatzweise die Optik besaß und keine Krone trug, strahlte sie etwas Majestätisches aus, als sie ihre wachsamen Augen über die Soldaten gleiten ließ. Die Verletzten mussten noch immer draußen auf dem Karren liegen.
Sarin ließ sich nicht aufhalten. Sie huschte schon gen Tür. Einer der Dunkelelfen wollte nach ihr packen, aber zum einen war sie sehr flink, zum anderen meldete Ethel sich zu Wort: "Lasst sie ihre Arbeit machen. Keine von uns hat vor, zu fliehen. Wir respektieren auch das Überleben eurer Leute." Das hielt den Elfen tatsächlich zurück, auch wenn er Sarin skeptisch hinterher schaute. Der Ork war der Erste, dessen Blick sich mit ihrem kreuzte. Er stupste den mit Pfeilfen gespickten Mann an seiner Schulter an. Er rührte sich kaum, winselte nur unter Schmerzen.
"Den ... zuerst", grunzte er mit tiefer Stimme. Dann schnaufte er und spuckte Blut. Auch ihm ging es nicht gut. "Verdammte Magie. Dagegen haben einfache Soldaten keine Chance! Wo sind die richtigen Kämpfe, Ork gegen Mickerling? Wo die Waffen? Oh, ich hasse diese weinerlichen Robenträger!"
"Beruhige dich"
, erwiderte einer der Soldaten, die den Karren gezogen hatten. Der Ork nickte ihm zu. "Unser Heerführer verpulvert seine Ressourcen", knurrte er so erbost, dass er glatt vergaß, in seiner Muttersprache zu kommunizieren. Er erhielt ein mahnendes Zischen vom gleichen Dunkelelfen und hielt dann das mit Hauern gespickte Maul.
Sarin gab derweil Auskunft über die Art der Verletzungen. Mathilda und Agnes hatten sie inzwischen erreicht und staunten über die mutmaßlich schnelle Auffassungsgabe der neuen Helferin. Ethel war gerade einmal bis zum Eingang gehumpelt. Mit ihrem Fuß wäre es ohnehin besser, wenn sie nicht über den vereisten Boden und durch den schlammigen Schneematsch gehen müsste.
Sarin wandte sich an den verletzten Dunkelelfen. Die Pfeile steckten tief und die Gefiederung zeugte von magischen Projektilen. Die zurecht gestutzten Federn leuchteten nämlich und winzige Blitze zuckten über den metallischen Pfeilschaft. Sarin hatte diese Form von Magie schon einmal gesehen. Der Große Avatar hatte mit ähnlichen Blitzen Mallahall und ihre Mutter Gundula di Svanwiss ausgeschaltet. Auch der Dunkelelf war nahezu weggetreten. Er war weder in der Lage, die Hand zu bewegen, noch zu antworten. Der Ork hatte Recht: Ihm ging es definitiv schlechter. Aber auch Iryan machte keinen guten Eindruck. Er blutete zwar nicht - die Verfärbungen seiner Haare stammten eindeutig von fremdem Blut -, aber auch er krampfte und hatte offensichtlich heftige Schmerzen. Jetzt erkannte Sarin auch, dass er seinen Unterarm fest an den Rumpf presste. Das machte ihr Aussage eines Giftes nur glaubwürdiger ... wäre es nicht um Zyranus gegangen.
"Eher Magie", murmelte einer der weniger harschen Dunkelelfensoldaten. Sarin wechselte einen flehenden Blick mit Ethel. Die Alte schaute über ihre Schulter zurück. "Im Gemeinschaftssaal bekommen wir vielleicht den einen Dunkelfen noch unter, aber für die beiden anderen ist da kein Bett mehr frei."
"Brauch keines", grunzte der Ork wieder. Er spielte tatsächlich nicht den starken Mann, sondern zeigte Erfahrung. Seine Schulter war ausgekugelt. Er trug eine Platzwunde am Kopf. Bei beidem handelte es sich um geringfügige Verletzungen im Vergleich. Ethel erkannte es ebenfalls. "Um die Schulter einzurenken, braucht es kräftige Männer. Ich werde Anweisung geben, wie es getan werden muss. Die Platzwunde am Kopf muss jemand nähen." Sie schaute Sarin an. So konnte die Elfe ihre Fähigkeiten gleich beweisen. Leider würde sie das nicht mit Iryan zusammenbringen. Auf ihn zeigte Mathilda nun. "Er ist ebenfalls nicht ansprechbar und krampft."
"Die Einzelzimmer sind noch frei", entgegnete Ethel. Wenigstens das. Sofort traten Soldaten heran, um Iryan vom Karren zu hieven. Er hielt sich halbwegs gut in ihren Armen, konnte teilweise schlurfen. Wieviel er von seiner Umgebung aber wirklich mitbekam war fraglich. Den Elf mit den Pfeilen mussten seine Kameraden vorsichtiger transportieren. Ethel veranlasste, eine Trage zu holen. Der Ork konnte eigenständig den Holzwagen verlassen. Er trat nun an Sarins Seite, beugte sich ein wenig zu ihr herab. Er roch nach Blut und mangelnder Zahnhygiene. "Nachtelfe, hrm? Du nähst mich." Es war keine Frage. Es war ... ein Angebot. "Ich holf Feuerholz."
"Mit ausgerenkter Schulter?", ließ Agnes sich besorgt vernehmen. Der Ork lachte auf und winkte mit der gesunden Hand ab. Sie war groß genug, dass er Sarins Hüfte damit hätte entzwei brechen können. "Sag mir einfach, wo ich welches finden kann." Man sollte Bücher niemals nach dem Einband beurteilen und auch bei diesem Ork war die Redewendung anwendbar. Er schien unter all den Soldaten tatsächlich der Umgänglichste zu sein. Agnes zeigte ihm, wo sie das Holz lagerten. Sarins Trick ging nicht ganz auf. Sie hörte die Frau davon sprechen, dass noch genug Heizmaterial im Schuppen hinter der Taverne sei. Der Ork solle nur darauf achten, auch ja trockene Scheite zu nehmen, sonst würden sie nicht brennen. Wenigstens nahm er sich noch einen weiteren Solaten mit. Die übrigen Dunkelelfen wurden gebraucht, die Verletzten in die Taverne zu bringen.
Sarin konnte nun auch erstmals den Namen der Gaststube auf einem mit Blut verunstalteten Schild über de Tür erkennen. "Zum taumelnden Grashalm", das passte. Der Einzige, der im Moment jedoch taumelte, war Iryan. Er schwankte zwischen den Armen von ganzen drei Männern. Ethel humpelte hinter ihnen her ins Innere. Sie hatte Sarin ihre Aufgabe gegeben, die leider nicht die Versorgung ihres geliebten Dunkelelfen beinhaltete. Da würde die Nachtelfe nun durchhalten müssen.
Iryan brachte man in das Einzelzimmer neben der Kammer, in der Sarin sich umgezogen hatte. Den mit Pfeilen gespickten Elfen trug man wenig später in den gemeinschafltichen Schlafsaal. Elvira tauchte auf, um Wasser heiß zu machen und teilte Sarin mit, dass sie den Ork im Schankraum behandeln sollte. Sie brachte ihr Verbände und einen kleinen Tiegel mit Wundsalbe. Auch fragte sie, ob ihre neue Kollegin denn über das Nähen hinaus wusste, wie sie den Patienten zu behandeln hätte. Elvira lächelte sacht: "Mutter hat mir in der kurzen Zeit unheimlich viel beigebracht. Trotzdem werde ich keine Heilkundige, sobald das durchgestanden ist. Ich ... ich möchte das Grasland verlassen. Hier ist es nicht mehr sicher." Ihr Blick wanderte zur Tür, aber dieses Mal hielt sie sich tapfer und begann nicht mehr zu weinen.
Da kam der Ork in den Schankraum. Er trug einen Weidenkorb, gefüllt mit mehreren Holzscheiten. "Sollten erstmal reichen", grunzte er. Als er Sarin entdeckte, kam er zu ihr herüber. Der Stuhl, auf dem er sich niederließ, ächzte unter seinem Gewicht. "Die Schulter machen meine Leute. Aber as da oben kannst du nähen." Er shielt zu seiner Platzwunde. Sie blutete noch immer, aber das war normal. Die harmlosesten Verletzungen neigten dazu, besonders dramatisch zu bluten. Umso mehr Sorgen konnte man sich um Iryan machen. Wie auch immer es ihm ging, Sarin würde es vermutlich erst später erfahren.
Elvira setzte sich zu ihr und dem Ork. "Wusstest du, dass du nicht allein warst?", plauderte sie dann. Für sie war das Verarzten von Soldaten bereits Routine geworden und solange niemand nach ihr grabschte, schien es ihr gut zu gehen. "Wir haben noch zwei Mädchen entdeckt. Die eine ist bitter hässlich, sag ich dir. Ich wusste nicht, dass zyranische Magierschülerinnen so hässlich sein können."
"Hässlich? Ein Unfall! Das habe ich doch bereits ausführlich kundgetan!" Hyacinthus melodische Stimme erfüllte zuerst den Schankraum. Dann trat er auf die Bühne aus Blut und Alkohol besudelten Dielen. Auch er hatte sich umgezogen. Er trug den langen Rock, den Sarin ausgesucht hatte, zusammen mit einer der Blusen und einer Schürze. Darin unterschied er sich nicht von den anderen Frauen, sah man von seiner mangelnden Oberweite einmal ab. Von Vorteil war nun sein langes, goldenes Haar, das er sich nicht unter die Haube gestopft hatte, sondern als Zopf trug. Es schenkte ihm etwas Feminines. Nur ...
"Oh, entschuldige. Ich wollte nicht ... wirklich hässlich bist du ja nicht. Nur ... das kann man kaum noch Damenbart nennen, nicht?", plapperte Elvira. Hyacinthus hatte sich nicht von seinem Schnurbart getrennt. Wie eine buschige Raupe räkelte er sich auf seiner Oberlippe, als er missbilligend den Mund verzog. Der Ork musterte ihn. "Ich wiederhole es gern noch einmal für die weniger mit Verstand Gesegneten."
"Hey!", murrte Elvira kindlich auf.
"Es war ein magischer Unfall mit einem präparierten Haarwuchsmittel. Einer meiner Kommilitonen erquickte sich gar schrecklich daran, mit die Oberlippe einzupinseln und nun wächst es ständig nach. Ich wollte dein Großmütterchen um ein Hausmittel bitten, deshalb bin ich hier. Bis es behoben ist, bitte ich darum meinen optischen Fauxpas zu ignorieren. Ich leide schon genug unter diesem außerordentlichen Missgeschick!"
"BARHARHAHRAHRHARRRRRR!" Das bassige Auflachen des Orks ließ sämtliche heil gebliebenen Flaschen und Gläser im Schankraum erzittern. Er klatschte sich mehrfach den Oberschenkel und grinste über's ganze Gesicht. Dann zeigte er auf Hyacinthus. "Was für'ne Geschichte und das mitten im Krieg. Na, wenn dir sonst nichts fehlt. So hässlich bist du aber nicht. Dich würde ich so immer noch von der Bettkante schubsen. Ich nehm mir nur die schönen, molligen Frauen vor, die ordentlich Haare auf'n Zähnen haben. Lächle mal für mich, harharhar! Wie heißt du?"
Hyacinthus blinzelte. Dann rafft er den Rock soweit, dass man die Holzschuhe darunter sehen konnte. Er hatte sich wirklich hinein gezwängt. Unter einem Räuspern mit folgendem, nahezu perfektem Hofknicks stellte er sich vor: "Hyacintha Pomponella Filipenia aus dem Hause Marcaundt. Da das in Kriegszeiten wohl zu lang zu verkünden ist, muss ich das große Opfer bringen und mich bei einem Spitznamen rufen lassen."
"Ich nenne dich Cintha, in Ordnung?" Elvira lächelte. "Mehr hab ich mir nicht merken können."
"Blasphemie!", echauffierte sich die falsche Magierin, dass ihr Oberlippenbärtchen zitterte. Aber als sowohl Elvira als auch der Ork herzlich auflachten, zwinkerte er Sarin vielversprechend zu. "Nun, wobei kann ich behilflich sein? Ich hab keine Medici-Ausbildung, aber ich könnte .. Nadel und Faden halten?"
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 13. Oktober 2022, 11:15

Sarin huschte schon gen Tür. Einer der Dunkelelfen wollte nach ihr packen, aber zum einen war sie sehr flink, zum anderen meldete Ethel sich zu Wort:
"Lasst sie ihre Arbeit machen. Keine von uns hat vor, zu fliehen. Wir respektieren auch das Überleben eurer Leute."
Das hielt den Elfen tatsächlich zurück, auch wenn er Sarin skeptisch hinterher schaute. Der Ork war der Erste, dessen Blick sich mit ihrem kreuzte. Sarin hatte, bis aus der Ferne den verletzten Ork im Schlafsaal, bisher keinen dieser Volksvertreter aus der Nähe gesehen. Orks besuchten selten das Nachtelfenreich und bei Hof hatte sie noch nie einen gesehen. So blieb es einfach nicht aus, dass ihr einen Moment staunend den Unterkiefer nach unten sackte, sie ihn schnell wieder zu klappte und sie ihn mit großen Augen ansah. Er stupste gerade den mit Pfeilen gespickten Mann an seiner Schulter an, was ihre Kontzentration ebenfalls 'anstupste'.
Gewaltig! Riesig... soo....
Ihr Blick folgte seiner Geste zu dem Schwerverletzten. Er rührte sich kaum, winselte nur unter Schmerzen.
"Den ... zuerst"
, grunzte der Ork mit tiefer Stimme. Er sagte etwas unverständliches auf Krzner und einer der Soldaten, die den Karren gezogen hatten, erwiderte etwas. Der Ork nickte ihm zu.
"Unser Heerführer verpulvert seine Ressourcen"
, knurrte er so erbost, dass er glatt vergaß, in seiner Muttersprache zu kommunizieren. Sarin konzentrierte sich darauf die Wunden zu begutachten und tat, als hätte sie nichts gehört.
Interessant... Auch die Soldaten sind tatsächlich nicht alle zufrieden...
Geflissentlich gab sie dann Auskunft über die Art der Verletzungen. Mathilda und Agnes hatten sie inzwischen erreicht , während Ethel war gerade einmal bis zum Eingang gehumpelt war. Sarin wandte sich an den verletzten Dunkelelfen. Die Pfeile steckten tief und die Befiederung zeugte von magischen Projektilen.
Wie beim großen Avatar...
Die zurecht gestutzten Federn leuchteten und winzige Blitze zuckten über den metallischen Pfeilschaft.
Der Mann muss schreckliche Schmerzen erleiden...
Der Dunkelelf war nahezu weggetreten. Er war weder in der Lage, die Hand zu bewegen, noch zu antworten. Der Ork hatte Recht: Ihm ging es definitiv schlechter. Aber auch Iryan machte keinen guten Eindruck. Er blutete zwar nicht - die Verfärbungen seiner Haare stammten eindeutig von fremdem Blut -, aber auch er krampfte und hatte offensichtlich heftige Schmerzen. Jetzt erkannte Sarin auch, dass er seinen Unterarm fest an den Rumpf presste. Das machte ihr Aussage eines Giftes nur glaubwürdiger ... wäre es nicht um Zyranus gegangen.
"Eher Magie."
, murmelte einer der weniger harschen Dunkelelfensoldaten.
„...vielleicht ein magisches Gift?...eine magische Krankheit...“
, murmelte Sarin nachdenklich drein schauend. Dann wechselte sie einen flehenden Blick mit Ethel.
"Im Gemeinschaftssaal bekommen wir vielleicht den einen Dunkelelfen noch unter, aber für die beiden anderen ist da kein Bett mehr frei."
"Brauch keines."

, grunzte der Ork wieder. Er spielte tatsächlich nicht den starken Mann, sondern zeigte Erfahrung. Seine Schulter war ausgekugelt. Er trug eine Platzwunde am Kopf. Bei beidem handelte es sich um geringfügige Verletzungen im Vergleich. Ethel erkannte es ebenfalls.
"Um die Schulter einzurenken, braucht es kräftige Männer. Ich werde Anweisung geben, wie es getan werden muss. Die Platzwunde am Kopf muss jemand nähen."
Sie schaute Sarin an und diese nickte sofort eifrig. Ja, sie war es gewohnt Befehle zu befolgen und bei Ethel fiel ihr das sogar sehr leicht, denn die Alte wusste die Situationen hier tausend mal besser einzuschätzen, als sie. Es war schlicht weg klüger ihr zu vertrauen und ihrer Weisung zu folgen, als seinen eigenen Kopf durchsetzten zu wollen. Außerdem konnte Sarin so gleich ihre Fähigkeiten beweisen. Leider würde sie das nicht mit Iryan zusammenbringen. Auf ihn zeigte Mathilda nun und wiederholte:
"Er ist ebenfalls nicht ansprechbar und krampft."
"Die Einzelzimmer sind noch frei"

, entgegnete Ethel. Wenigstens das funktionierte, denn Ian musste so schnell wie möglich vor allem von dem Kerl mit dem magischen Pfeil weg. Allein seine Nähe würde ihm noch zusätzlich zu seiner eigenen 'Verletzung' Schaden bereiten. Die Soldaten traten heran, um Iryan vom Karren zu hieven. Er hielt sich halbwegs gut in ihren Armen, konnte teilweise schlurfen. Wie viel bekam er von seiner Umgebung nicht mit. Den Elf mit den Pfeilen mussten seine Kameraden vorsichtiger transportieren. Ethel veranlasste, eine Trage zu holen. Der Ork konnte eigenständig den Holzwagen verlassen. Er trat nun an Sarins Seite, beugte sich ein wenig zu ihr herab. Er roch nach Blut und mangelnder Zahnhygiene.
"Nachtelfe, hrm? Du nähst mich."
Sarin sah zu ihm auf. Etwas merkwürdiges keimte in ihr... Ein kleines Lächeln zuckte über ihren Mundwinkel. Es war keine Frage, die der Riese da ihr stellte... Es war ... ein Angebot?
Verhandelt er mit mir? Holz gegen Heilung? Manthala... DANKE!
"Ich hol Feuerholz."
"Mit ausgerenkter Schulter?"

, ließ Agnes sich besorgt vernehmen. Der Ork lachte auf und winkte mit der gesunden Hand ab. Sie war groß genug, dass er Sarins Hüfte damit hätte entzwei brechen können.
"Sag mir einfach, wo ich welches finden kann."
Man sollte Bücher niemals nach dem Einband beurteilen und auch bei diesem Ork war die Redewendung anwendbar. Er schien unter all den Soldaten tatsächlich der Umgänglichste zu sein. Die Redewendung 'den starken Mann markieren' passte bei ihm nicht so recht, denn er WAR EINFACH ein starker Mann. Ein bisschen Holz, trug er sicher mit dem anderen Arm, wie Sarin ein Paket Füllwatte für ein Wams. Agnes zeigte ihm auch gleich, wo sie das Holz lagerten.
Sarin atmete einmal tief durch, genoss die frische Luft hier draußen und hob kurz den Blick. Dabei konnte sie das Schild über de Tür erkennen.
"Zum taumelnden Grashalm"
, las sie. Der Einzige, der im Moment jedoch taumelte, war Iryan. Er schwankte zwischen den Armen von ganzen drei Männern, denn unter seinesgleichen war auch er ein Riese. Ethel humpelte hinter ihnen her ins Innere. Sie hatte Sarin ihre Aufgabe gegeben, die zwar leider nicht die Versorgung ihres geliebten Dunkelelfen beinhaltete, aber ihn wenigstens in Sicherheit brachte.
Ich werde noch zu ihm kommen... ich muss nur 'Ethelsgeduld' haben.
Iryan brachte man in das Einzelzimmer neben der Kammer, in der Sarin sich umgezogen hatte. Den mit Pfeilen gespickten Elfen trug man wenig später in den gemeinschaftlichen Schlafsaal. Elvira tauchte auf, um Wasser heiß zu machen und teilte Sarin mit, dass sie den Ork im Schankraum behandeln sollte, also suchte Sarin sich da ein Behandlungsplätzchen. Elvira brachte ihr Verbände und einen kleinen Tiegel mit Wundsalbe. Auch fragte sie, ob ihre neue Kollegin denn über das Nähen hinaus wusste, wie sie den Patienten zu behandeln hätte. Elvira lächelte sacht:
"Mutter hat mir in der kurzen Zeit unheimlich viel beigebracht. Trotzdem werde ich keine Heilkundige, sobald das durchgestanden ist. Ich ... ich möchte das Grasland verlassen. Hier ist es nicht mehr sicher."
Ihr Blick wanderte zur Tür, aber dieses Mal hielt sie sich tapfer und begann nicht mehr zu weinen. Da alle drum herum gerade beschäftigt waren, wagte Sarin es leise zu antworten:
„Ich kann sehr gut nähen, aber mit Wundheilung und Verbänden... oder welchen Kräutern... sag mir einfach was ich machen muss. Ich flicke ihn zusammen und du machst die Nachbehandlung, in Ordnung?“
Da kam der Ork auch schon in den Schankraum. Er trug einen Weidenkorb, gefüllt mit mehreren Holzscheiten.
"Sollten erstmal reichen."
, grunzte er. Als er Sarin entdeckte, kam er zu ihr herüber und warum auch immer, musste Sarin schon wieder ein Lächeln unterdrücken. Der Stuhl, auf dem er sich niederließ, ächzte unter seinem Gewicht.
"Die Schulter machen meine Leute. Aber das da oben kannst du nähen."
Er schielte zu seiner Platzwunde und Sarin packte einfach mal seinen Kopf und zog ihn näher zu sich runter, damit sie sich das genau ansehen konnte. Die Wunde blutete noch immer. Die Ränder waren zerfasert.
„Hm...“
...der der Hexenstich eignet sich hier sehr gut... um dickere Stoffe zusammenzufügen ohne dass sie überlappen. Das macht sich z.b. bei Leder sehr gut, aber auch bei dicker Vlieseline oder Wolle. Also muss es bei Haut auch gut funktionieren...
Elvira setzte sich zu ihr und dem Ork.
"Wusstest du, dass du nicht allein warst?"
, plauderte sie dann. Sarin sah auf und nickte leicht.
"Wir haben noch zwei Mädchen entdeckt. Die eine ist bitter hässlich, sag ich dir. Ich wusste nicht, dass zyranische Magierschülerinnen so hässlich sein können."
"Hässlich? Ein Unfall! Das habe ich doch bereits ausführlich kundgetan!"

Hyacinthus melodische Stimme erfüllte zuerst den Schankraum und Sarin hielt für einen Moment den Atem an.
Hoffentlich geht das gut.
Aber sie sollte sich umsonst sorgen, wie sich bald zeigen würde. Hyacinthus trat auf die Bühne aus Blut und Alkohol besudelten Dielen. Auch er hatte sich umgezogen und fügte sich unter den Frauen der Kleidung nach ins Gesamtbild ein. Von Vorteil war nun sein langes, goldenes Haar, das er sich nicht unter die Haube gestopft hatte, sondern als Zopf trug. Es schenkte ihm etwas Feminines. Nur ...
"Oh, entschuldige. Ich wollte nicht ... wirklich hässlich bist du ja nicht. Nur ... das kann man kaum noch Damenbart nennen, nicht?"
, plapperte Elvira. Hyacinthus hatte sich nicht von seinem Schnurrbart getrennt. Wie eine buschige Raupe räkelte er sich auf seiner Oberlippe, als er missbilligend den Mund verzog. Der Ork musterte ihn.
"Ich wiederhole es gern noch einmal für die weniger mit Verstand Gesegneten."
"Hey!"

, murrte Elvira kindlich auf.
"Es war ein magischer Unfall mit einem präparierten Haarwuchsmittel. Einer meiner Kommilitonen erquickte sich gar schrecklich daran, mit die Oberlippe einzupinseln und nun wächst es ständig nach. Ich wollte dein Großmütterchen um ein Hausmittel bitten, deshalb bin ich hier. Bis es behoben ist, bitte ich darum meinen optischen Fauxpas zu ignorieren. Ich leide schon genug unter diesem außerordentlichen Missgeschick!"
"BARHARHAHRAHRHARRRRRR!"

Das bassige Auflachen des Orks ließ sämtliche heil gebliebenen Flaschen und Gläser im Schankraum erzittern und auch Sarin, die ja nah bei ihm stand und bis eben noch seinen Kopf gehalten hatte. Jetzt hielt sie sich teils vor leichtem Schreck über die heftige Reaktion, teils vor innerem Lachen an einer seiner monströs maskulinen Schultern fest, bis er sich mehrfach auf den Oberschenkel schlug. Dann zeigte er auf Hyacinthus.
"Was für'ne Geschichte und das mitten im Krieg. Na, wenn dir sonst nichts fehlt. So hässlich bist du aber nicht. Dich würde ich so immer noch von der Bettkante schubsen. Ich nehm mir nur die schönen, molligen Frauen vor, die ordentlich Haare auf'n Zähnen haben. Lächle mal für mich, harharhar! Wie heißt du?"
Hyacinthus blinzelte.
Jetzt ist er bestimmt glücklich nicht mollig zu sein, hihihihii...
Dann rafft er den Rock soweit, dass man die Holzschuhe darunter sehen konnte.
Er hatte sich wirklich hinein gezwängt.
Unter einem Räuspern mit folgendem, nahezu perfektem Hofknicks stellte er sich vor:
"Hyacintha Pomponella Filipenia aus dem Hause Marcaundt. Da das in Kriegszeiten wohl zu lang zu verkünden ist, muss ich das große Opfer bringen und mich bei einem Spitznamen rufen lassen."
"Ich nenne dich Cintha, in Ordnung?"

Elvira lächelte.
"Mehr hab ich mir nicht merken können."
"Blasphemie!"

, echauffierte sich die falsche Magierin, dass ihr Oberlippenbärtchen zitterte. Aber als sowohl Elvira als auch der Ork herzlich auflachten, zwinkerte er Sarin vielversprechend zu.
"Nun, wobei kann ich behilflich sein? Ich hab keine Medici-Ausbildung, aber ich könnte .. Nadel und Faden halten?"
„Na dann komm her, Cinni.“
Sarin konnte einfach nicht anders. Sie grinste von einem Ohr zum anderen. Seinen Namen noch weiter zu verniedlichen musste einfach sein. Es passte so schön in die angespannte Situation und lockerte ihr die Muskeln.
„Wenn dir ihre Geschichte gefallen hat, dann erzähl ich dir meine, wenn ich mit nähen fertig bin. Hihi. Cinni, nimm dir die kleine Schere da und wenn ich 'Schnitt' sage, dann schneidest du den Faden zwei Millimeter über dem Knoten ab. Elvi, kannst du bitte die Wunde bitte vorbereiten und die Ränder leicht zusammen drücken, wenn ich nähe?“
Dann wandte sie sich an den Ork:
„Und du mein Großer, du hältst jetzt ganz still, bis ich fertig bin. Bitte nicht herumschreien, oder was fieses machen! Denn wenn mir die Hände vor Angst zittern, wird sich das anfühlen als würde ein rolliger Igel deinen Schädel rammeln.“
Damit hatte sie sogar in verpacktem Spaß eine 'Subtext' Botschaft untergebracht, die vielleicht nicht sofort als Saat aufging, aber vielleicht auf längere Sicht wirkte. Wenn man ihnen Angst machte, konnten sie nicht gut arbeiten und die Frauen hier brauchten Verbündete, die sich für sie stark machten... und was wäre besser als ein 'netter' Ork, der auf sie aufpasste. Sobald Elvi/Elvira dann soweit war, machte Sarin sich daran die Platzwunde zu nähen. Haut war nicht viel anders als Leder, nur das Blut war neu. Es war ein bisschen so wie, wenn sie Lederbroschen herstellte und das eingeweichte Material dann in Form bringen musste. Und wenn sie damit fertig war und man wirklich noch nach ihrer Geschichte fragte, bzw. noch Zeit dafür war, dann gab sie Ethels für sie erdachte Geschichte zum besten, nur mit dem Zusatz, dass sie mit ihren Freundinnen hier her gekommen war um ein bisschen zu feiern, dass sie einen Verehrer hier hatte treffen wollen, einen feurigen rothaarigen jungen Mann mit gar wunderbaren Natur-magischen Fähigkeiten und leider versetzt worden war. Darauf hin hätte sie sich vor lauter Trauer ordentlich besoffen und war dann eingeschlafen... hätte fast den Krieg verschlafen..., aber jetzt war man nun mal hier und half wo man konnte.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Oktober 2022, 22:36

Trolle. Sarin hatte in ihrem Leben schon Trolle gesehen oder vielmehr Überreste von ihnen. Normalerweise hielten die riesigen Bewohner des Untergrunds das Reich der Nachtelfen in Frieden. Trolle lebten auch in ganz anderen Regionen, aber manchmal verbanden sie ihre hallenartigen Höhlengänge mit den Erkundgspassagen ihres Volkes. Sie selbst als Schneiderin war natürlich nie bei einer solchen Expedition dabei gewesen, aber sie hatte schon die noblen Anwesen mancher nachtelfischen Adelsfamilie besuchen dürfen, um für ein bevorstehendes Fest Maß an Mann oder Frau zu nehmen. Dann erfuhr sie von ältesten Sohn, der mutigen Tochter oder der ganzen Familie, die regelmäßig ausströmte, um sich durch die unterirdische Welt zu wühlen. Und schon mehr als einmal hatte sie Trophäen solcher Expeditionen an den Wänden oder in Vitrinen solcher Adelshäuser sehen dürfen. Darunter hatte sich auch mal eine ganze Trollhand und sogar ein abgetrennter Kopf befunden, der überdimensional erschreckend ausgesehen hatte, wie er da über dem nachtelfischen Kamin gehangen hatte. Sie wusste auch aus vielen Malereien des Hauses der Stadtherrin oder Büchern aus ihrer Bibliothek, dass Troll monströse Wesen waren.
Ein Ork kam an deren Größe nicht ganz heran, aber der viel zu muntere Soldat vor ihr hinterließ dennoch einen besonderen Eindruck. Seine graugrüne Haut spannte sich über ausgeprägte Muskeln und hervorstechende Aderstränge, die so dick waren wie Sarins kleiner Finger! Mit seinen riesigen Pranken könnte er problemlos ihren Kopf zerquetschen. Oder aber er klemmte sie in seine Achselhöhle und drückte zu. Sarins Köperfülle entsprach in etwa der Dicke seines Oberschenkels und ein flüchtiger Gedanke zur zentraleren Stelle mochte Überlegungen anstellen, dass Iryan diesem Ungetüm von Ork mit seiner Größe nicht das Wasser reichen konnte.
Sarin konnte von Glück sagen, dass dieser Ork hier offensichtlich ein heiteres Gemüt besaß, kaum vorstellbar angesichts der aktuellen Umstände. Aber er verlor seinen Humor dadurch nicht, was ihm sicherlich mentale Stärke verlieh. Er war freundlicher als sein unheimliches Äußeres den Anschein machte. Allein schon, dass er nicht jedem Rock hinterher grabschte und weder ihr noch Elvira drohte, sich von ihren Körpern zu nehmen, wonach ihm der Sinn stand, hob ihn von einigen der dunkelelfischen Wächter ab. Nicht alle waren so, aber ungemein viele hielten sich in der Taverne auf. Vielleicht hielten es die Kameraden mit solchen Männern auf dem Schlachtfeld auch nicht aus.
Sarin erhielt keine Gelegenheit zum Philosophieren. Sie hatte von Ethel die Aufgabe bekommen, den bis dahin noch namenlosen Orksoldaten zu behandeln. Die Platzwunde zu reinigen und zu vernähen würde ihr noch gelingen. Vor allem mit Letzterem kannte sie sich aus und konnte Vergleiche zu dünnen Lederlappen anstellen. Hätte sie gewusst, dass richtige Mediziner während ihrer Lehrzeit mit Schweinehaut übten, wäre ihr vermutlich ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Denn wer Leder verarbeiten konnte, der war auch in der Lage, mit Haut zu hantieren. Sie würde sich nur daran gewöhnen müssen, das "Material" nicht über ihre Knie oder auf eine Arbeitsfläche legen zu können. Außerdem fühlte selbst die harte Haut des Orks sich warm an. Sie war rau. Soldatenhaut.
Evlira brachte Sarin eine Schale mit erhitztem Wasser, in der gleich zwei Tüchter lagen, um das Blut abzutupfen. Sie erklärte ihr auch sogleich, dass man immer von innen nach außen tupfen sollte, damit man nichts in die Wunde brachte. Und niemals wischen! Das Mädchen mochte keine Heilerin werden, aber einige Dinge hatte sie gelernt. Sie war nicht die Einzige. Hyacinthus schien einige Lehrstunden in der Schauspielerei hinter sich zu haben oder aber er hatte sich Frauen intensiver angeschaut als es gesund war, denn er imitierte die höfliche Magie-Elevin sehr gekonnt. Einzig sein Schnauzbärtchen macht ihm einen Strich durch die Rechnung, denn seine goldene Mähne schenkte ihm ein glaubwürdig weibliches Äußeres. Zum Glück hatte er Dank Elviras Geschichte eine Ausrede parat, die den Ork nicht einmal stutzen ließ. Dabei kannte er Zyranus doch nicht und konnte sich magische Unfälle wahrscheinlich weniger gut erklären als andere. Aber er lachte nur, dafür herzlich. Die Geschichte gefiel ihm so sehr, dass er mit Hyacinthus sogar mit witzelte. Wenigstens dieser Trick funktionierte. Jetzt musste man nur noch Castus glaubhaft als Frau darstellen ... und er durfte darüber hinaus ehrlich sein. Wo steckte er eigentlich? Er war nicht an Hyacinthus' Seite - oder Cinni, wie es Sarin sofort spontan heraus rutschte. Jeder erhielt seinen Spitznamen bei ihr. Der Zyraner reagierte nun aber etwas pikiert.
"Cintha ist ja schon beleidigend, aber Cinni..."
"Es klingt noch niedlicher. Dann passt es zu dir", versuchte Elvira zu beschwichtigen. Ihr Charme war entwaffnend, wirkte aber nicht bei ihm. Cinthus verschränkte die Arme. "Eben sagtest du noch, ich sei hässlich!", beklagte er sich. Der Orksoldat lachte, dass Sarin aufpassen musste, ihn nicht mit der Nadel zu stechen. "Nicht so zickig. Spitznamen sind toll. Cintha, Cinni ... ich nenn dich Bärtchen."
Jetzt klappte Hyacinthus die Kinnlade herunter. Sprachlos brachte er nur ein paar gestotterte Laute hervor. Da blökte der Ork noch einmal los, klatschte sich auf den Schenkel. Sarin erschreckte sein donnerndes Lachen derart, dass sie Halt an der Schulter suchte. Daraufhin verstummte das Lachen und wich einer ernsten Miene. Er beherrschte es, keinen Schmerz zu zeigen, aber ganz konnte er nicht verbergen, dass eine ausgerenkte Schulter auch ihm weh tat. "Vorsicht, Elfe", brummte er. Trotz seiner basslastigen Stimme und der unterdrückten Pein klang er nicht halb so bedrohlich wie die Dunkelelfenwächter, denen man zutrauen konnte, dass sie wirklich irgendwann über die Frauen herfielen. Der hünenhafte Soldat jedoch war einfach nur ... groß. Ein großer, mit Hauern versehener, unheimlich, aber ungemein freundlicher Geselle.
Er schob Sarins Hand behutsam von seiner Schulter und deutete an seine Stirn. "Mach mal fertig, damit ich bald zurück auf's Schlachtfeld kann. Meine Jungs riskieren da draußen ihr Leben."
Elvira ging sofort auf den Hinweis ein. Da Sarin noch nähte, konnte sie noch keine mit Wundsalbe bestrichene Kompresse aufdrücken, aber das Mädchen nutzte die Zeit, um eine solche vorzubereiten. Doch auch "Cinni" durfte helfen. Sarin spannte ihn sofort ein, winkte ihn heran. Hyacinthus zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Er war versucht, die Beine übereinander zu schlagen, unterließ es angesichts seines unförmigen Rockes allerdings. Damit beeindruckte er nur, wenn er sich nicht im eigenen Stoff verfing. Außerdem sollte er nicht schön aussehen, sondern helfen. Sarin reichte ihm die Schere. Von da an wartete er auf die Anweisung zum Schnippeln. Elvira blieb ebenfalls in der Nähe. Sobald die Kompresse fertig war, unterstützte sie Sarin dabei, die Wundränder zu halten.
Zu dritt kümmerten sie sich um den Ork. Sarin erzählte dabei ihre Geschichte, die nicht komplett ausgedacht war. Sie dichtete lediglich eine glaubhafte Logik hinein, damit ihre kleine Lüge einer Schülerin auf Abwegen nicht verdächtig erschien. Zwei-, dreimal wurden ihre Erzählungen von Schreien aus den hinteren Räumen unterbrochen. Einmal hörte sie eindeutig Ian. Er schrie vor Schmerz. Dann war es still. Die beiden anderen Momente mussten dem Dunkelelfen mit den Pfeilen im Körper gehören. Vermutlich hatte man sie ihm entfernt, denn sie abzubrechen ließ die darauf wirkende Magie nicht schwinden. Sie mussten zwangsläufig hinaus und die Wunden schnell versorgt werden. Das sollte deutlich länger dauern als die Kleinigkeit bei Sarin und ihren beiden Helferinnen. Trotzdem erhielt sie nach Bewältigung ihrer Aufgabe keine Gelegenheit, nach ihrem Iryan zu schauen. Überhaupt schaffte sie es nicht einmal mehr zu Ethel in den Schlafsaal zurück und wie es Castus ging, erfuhr sie auch nur beiläufig durch Cinthus.
"Er gibt sich scheu und behauptet, sich ohne dich nicht aus der Kammer zu trauen. Er wartet dort auf dich", wisperte der Zyraner ihr in einem ruhigen Moment zu. Viele davon erhielt sie nicht. Sobald der Ork nämlich vernäht war und sich für seine Schultereinrenkung verabschiedete, dauerte es keinen Wimpernschlag, da fuhr ein neuer Karren vor der Taverne vor. Weitere Verletzte von den Mauern wurden herangeschafft. Einige waren nur leicht verletzt. Um diese - hauptsächlich Dunkelelfen und grandressarische Soldaten - konnten Sarin, Elvira und Hyacinthus sich kümmern. Meistens ging es ohnehin nur darum, etwas zu vernähren. Die schwereren Fälle wurden zu Ethel geschickt und im Laufe des Tages auf die Zimmer und den Schankraum verteilt. Manche Soldaten trug man wieder hinaus und in Nachbarhäuser, weil sie eben liegen sollten, damit sie eine Chance hatten, die Nacht zu überstehen. Glücklicherweise musste Sarin nicht so lange schuften. Trotzdem war es draußen schon wieder dunkel, als sie vom letzten Soldaten abließ und Elvira sich unter einem Gähnen streckte. "Ich mache uns eine Kleinigkeit zu essen." Sie nickte gen Küche. Dann fiel ihr Blick auf Cinthus. Der Zyraner hatte sich alle Mühe gegeben, aber er war nun einmal ein Mensch des Geistes. Die handlichen Arbeiten hatten ihn erschöpft. Er hing auf seinem Stuhl, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Leise schnarchte er in sein Schnäuzerchen. "Uns dreien", korrigierte sich das Mädchen. "Willst du hier warten oder dich in einem der Zimmer ausruhen? Du kannst mein Bett haben, solange ich nicht schlafe. Wir machen das im Moment alle so." Deshalb kamen so viele Frauen in nur zwei Zimmern unter. Sie arbeiteten in Schichten und ein warmes Bett wurde einfach an die nächste weitergereicht. Außer heute Mittag, als sie alle zu tun hatten und keine Zeit für Schlaf blieb.
Im Schankraum fanden sich langsam die ersten Frauen ein. Sie nickten einander nur wortlos zu. Sie alle wirkten erschöpft und augelaugt. Einer der Wächter folgte ihnen und setzte sich an einen Nebentisch. Auch er gähnte. Sarin erkannte, dass seine Rüstung blutbefleckt war. Offensichtlich hatte er im Gemeinschaftssaal ausgeholfen. Im Laufe des Tages war der andere Ork unter hohem Kraftaufwand hinausgetragen worden. Er hatte es nicht geschafft. Dafür fanden seine Matten Platz für neue Patienten.
Alle waren müde und größtenteils mit sich selbst beschäftigt. Elvira verschwand in der Küche. Hyacinthus schlief. Von Ethel war nichts zu sehen. Vermutlich fand sie sie noch in den hinteren Räumlichkeiten. Castus schien sich nach wie vor zu verstecken. Niemand würde groß auf Sarin achten. Jedenfalls niemand außer Elvira, die ihr etwas Essbares würde bringen wollen. Aber wo sollte sie Sarin später auffinden? Sie hatte Möglichkeiten, sich zumindest innerhalb der Taverne frei zu bewegen. Oder sollte sie es wagen und einen Blick nach draußen riskieren?
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Samstag 15. Oktober 2022, 17:37

Sarins Gedankengänge gingen beim Anblick des Orks auf Inspirationsreise...
Trolle...
ja die hatte sie schon mal gesehen, aber diese grün gräuliche Art von Kriegern waren ihr neu.... und somit naturgemäß interessant. Ein Ork kam an die Größe eines Trolls nicht ganz heran, aber der viel zu muntere Soldat vor ihr hinterließ dennoch einen besonderen Eindruck.
Nett... er wirkt einfach nett. Natürlich könnte ich mich täuschen und er hat Spaß daran mich unter seiner Achselhöhle zu Sülze zu zerquetschen... aber... nein. Er wirkt einfach nett.
Sarins Körperfülle entsprach an der breitesten Stelle in etwa der Dicke seines Oberschenkels und ein flüchtiger Gedanke zur zentraleren Stelle stellte Überlegungen an, dass …
...Iryan würde diesem Ungetüm von Ork mit seiner Größe nicht das Wasser reichen können...
Allein, dass sie auch nur kurz an so etwas gedacht hatte, ließ sie leicht erröten. Das schlimme an solchen Gedanken war, waren sie einmal da, setzten sie sich fort und wuchsen.
Auweia!... der würde mich zerr... nein! Hm... da müsste ich mir echt was einfallen lassen um ihn... vielleicht mit dem Mund und beiden Händen am Schafft...? Schluss!
Sarin biss sich kurz auf die Lippe und der kleine Schmerz holte sie aus der Spirale heraus. Castus... nein eigentlich durfte sie ihm nicht allein die Schuld an ihren überaus schönen Erfahrungen geben..., aber er, sowie Ian und auch Dhan hatten sie schon stark ...verändert und ihre Spuren in ihrem Denken hinterlassen. Sie schmulte kurz zu Cinni und musste fasst lachen.
Heilige Manthala, wenn DER wüsste!!! Für ihn bin ich ein kleines unerfahrenes Weibchen...
Sarin konnte von Glück sagen, dass dieser Ork hier offensichtlich ein ebenso heiteres Gemüt besaß wie sie selbst. Auch er verlor seinen Humor nicht, was ihm sicherlich mentale Stärke verlieh. Er war freundlicher als sein martialisches Äußeres den Anschein machte. Aber seine Andersartigkeit machte ihn halt auch interessant. Allein schon, dass er nicht jedem Rock hinterher grapschte und weder ihr noch Elvira drohte, sich von ihren Körpern zu nehmen, wonach ihm der Sinn stand, hob ihn von einigen der dunkelelfischen Wächter ab.
Sympathisch!
Aber Sarin hatte von Ethel die Aufgabe bekommen, den bis dahin noch namenlosen Orksoldaten zu behandeln und dem kam sie auch nach! Die Platzwunde zu reinigen und zu vernähen sollte ihr gelingen. Elvira brachte Sarin eine Schale mit erhitztem Wasser, in der gleich zwei Tücher lagen, um das Blut abzutupfen. Sie erklärte ihr auch sogleich, was es damit auf sich hatte und Sarin versuchte sich alles so schnell wie möglich einzuprägen. Auch die Geschichte von Cinni und ihrem Bart gefiel dem Ork so sehr, dass er mit Hyacinthus sogar mit witzelte. Jetzt musste man nur noch Castus glaubhaft als Frau darstellen.
Wo steckte er eigentlich?
Er war nicht an Hyacinthus' Seite. Dieser kabbelte sich gerade mit Elvira.
"Eben sagtest du noch, ich sei hässlich!"
, beklagte er sich. Der Orksoldat lachte, dass Sarin aufpassen musste, ihn nicht mit der Nadel zu stechen.
"Nicht so zickig. Spitznamen sind toll. Cintha, Cinni ... ich nenn dich Bärtchen."
Jetzt klappte Hyacinthus die Kinnlade herunter. Sprachlos brachte er nur ein paar gestotterte Laute hervor. Da blökte der Ork noch einmal los, klatschte sich auf den Schenkel. Sarin erschreckte sein donnerndes Lachen derart, dass sie Halt an der Schulter suchte. Daraufhin verstummte das Lachen und wich einer ernsten Miene. Er beherrschte es, keinen Schmerz zu zeigen, aber ganz konnte er nicht verbergen, dass eine ausgerenkte Schulter auch ihm weh tat.
Wird Zeit, dass sie ein gekugelt wird.
"Vorsicht, Elfe"
, brummte er.
„Entschuldige!... Darf...ich dich denn irgendwie nennen? Also.. außer 'Großer'?“
Seine basslastige Stimme klang er nicht halb so bedrohlich wie die Dunkelelfenwächter, denen man zutrauen konnte, dass sie wirklich irgendwann über die Frauen herfielen. Der hünenhafte Soldat jedoch war einfach nur ... groß. Ein großer, mit Hauern versehener, unheimlich, aber ungemein freundlicher Geselle.
Das gibst doch nicht... schon wieder ein Kerl den ich mag!
Er schob Sarins Hand behutsam von seiner Schulter und deutete an seine Stirn.
"Mach mal fertig, damit ich bald zurück auf's Schlachtfeld kann. Meine Jungs riskieren da draußen ihr Leben."
Elvira ging sofort auf den Hinweis ein. Da Sarin noch nähte, konnte sie noch keine mit Wundsalbe bestrichene Kompresse aufdrücken, aber das Mädchen nutzte die Zeit, um eine solche vorzubereiten. Doch auch "Cinni" durfte helfen. Sarin spannte 'sie' sofort ein. Zu dritt kümmerten sie sich um den Ork und begannen so ihre Zusammenarbeit zu perfektionieren. Das war wichtig, wenn sie weiter glaubhaft gute Arbeit leisten sollten. Sarin erzählte dabei ihre Geschichte, die nicht mal komplett ausgedacht war. Sie dichtete lediglich eine glaubhafte Logik hinein, damit ihre kleine Lüge einer Schülerin auf Abwegen nicht verdächtig erschien. Zwei-, dreimal wurden ihre Erzählungen von Schreien aus den hinteren Räumen unterbrochen, die Sarin in ihrer Erzählung sorgenvoll stocken ließen, aber dann machte sie weiter. Einmal hörte sie eindeutig Ian.
Ich muss zu ihm...
Er schrie vor Schmerz, was an ihrem Herzen riss, aber würde sie jetzt dumm und unüberlegt handeln, dann könnte sie niemanden mehr helfen. Dann hörten die Schreie auf, was fast noch schlimmer war. Sarin klammerte sich an ihre Hoffnung und die Nadel, die sie in den Händen hielt. Die vertraute Tätigkeit war das gerade das einzige was sie noch hielt. Leider erhielt sie nach Bewältigung ihrer Aufgabe keine Gelegenheit, nach ihrem Iryan zu schauen. Überhaupt schaffte sie es nicht einmal mehr zu Ethel in den Schlafsaal zurück und wie es Castus ging, erfuhr sie auch nur beiläufig durch Cinthus.
"Er gibt sich scheu und behauptet, sich ohne dich nicht aus der Kammer zu trauen. Er wartet dort auf dich."
, wisperte der Zyraner ihr in einem ruhigen Moment zu. Sarin nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
Gut so... es ist unauffälliger nach und nach 'mehr Mädchen' hier auftauchen zu lassen. Alle auf einmal wäre zu riskant.
Sobald der immernoch namenlose Ork vernäht war und sich für seine Schultereinrenkung verabschiedete, dauerte es keinen Wimpernschlag, da fuhr ein neuer Karren vor der Taverne vor. Weitere Verletzte von den Mauern wurden herangeschafft. Einige waren nur leicht verletzt. Um diese - hauptsächlich Dunkelelfen und grandressarische Soldaten, wie sie nebenbei erfuhren - konnten Sarin, Elvira und Hyacinthus sich kümmern. Meistens ging es ohnehin nur darum, etwas zu vernähen.
Langsam bekomme ich Übung...
, dachte Sarin bei sich, als sie gerade einen weiteren tiefen Schnitt auf der Brust eines Mannes vernähte. Die schwereren Fälle wurden gleich weiter zu Ethel geschickt und im Laufe des Tages auf die Zimmer und den Schankraum verteilt.
„Bitte ...wer kann, der schafft hier ein bisschen mehr Platz. Die Stühle die noch nicht zerschlagen sind, bitte dort hin und die Tische in eine Reihe für jene die liegend kommen. Danke.“
, wies sie einmal ohne nachzudenken jemanden an, der scheinbar traumatisiert da stand und in die Weltgeschichte starrte. Eine Aufgabe klärte den Geist und half den ersten Schock zu überstehen.
Manche Soldaten trug man wieder hinaus und in Nachbarhäuser, weil sie nach der ersten Behandlung eben liegen sollten. Glücklicherweise musste Sarin nicht so lange schuften. Trotzdem war es draußen schon wieder dunkel, als sie vom letzten Soldaten abließ und Elvira sich unter einem Gähnen streckte.
"Ich mache uns eine Kleinigkeit zu essen."
Sie nickte gen Küche und Sarin meinte nur:
„Danke.“
, bevor sie sich die blutigen Hände an der Schürze abwischte. Dann fiel ihr Blick auf Cinthus. Der Zyraner hatte sich alle Mühe gegeben, aber er war nun einmal ein Mensch des Geistes. Die handwerklichen Arbeiten hatten ihn erschöpft. Er hing auf seinem Stuhl, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Leise schnarchte er in sein Schnäuzerchen.
"Uns dreien."
, korrigierte sich das Mädchen, bei dem Anblick.
"Willst du hier warten oder dich in einem der Zimmer ausruhen? Du kannst mein Bett haben, solange ich nicht schlafe. Wir machen das im Moment alle so."
Deshalb kamen so viele Frauen in nur zwei Zimmern unter. Sie arbeiteten in Schichten und ein warmes Bett wurde einfach an die nächste weitergereicht. Außer heute Mittag, als sie alle zu tun hatten und keine Zeit für Schlaf blieb. Im Schankraum fanden sich langsam die ersten Frauen ein. Sie nickten einander nur wortlos zu. Sie alle wirkten erschöpft und ausgelaugt. Einer der Wächter folgte ihnen und setzte sich an einen Nebentisch. Auch er gähnte. Sarin erkannte, dass seine Rüstung blutbefleckt war. Offensichtlich hatte er im Gemeinschaftssaal ausgeholfen, was ihm gleich ein paar Pluspunkte einbrachte. Im Laufe des Tages war der andere Ork unter hohem Kraftaufwand hinausgetragen worden. Er hatte es nicht geschafft. Gevatter Tod hatte dieser Tage wirklich viel zu tun!
Ruhe in Frieden.
Alle waren müde und größtenteils mit sich selbst beschäftigt. Elvira verschwand in der Küche. Hyacinthus schlief. Von Ethel war nichts zu sehen. Niemand würde groß auf Sarin achten. Jedenfalls niemand außer Elvira, die ihr etwas Essbares würde bringen wollen, also ging die Nachtelfe an der Küchentür vorbei und sprach leise um die anderen Erschöpften nicht zu stören:
„Ich mach eine letzte Runde. Bin gleich wieder da. Dann essen wir. Schlafen kann ich später noch... hoffe ich. Ich bin eh eher nachtaktiv.“
, erinnerte sie an ihre Nachtelfenabstammung.
Inzwischen hatte Sarin die Möglichkeiten, sich innerhalb der Taverne frei zu bewegen. Sollte sie es wagen und einen Blick nach draußen riskieren? Wenn dann nur aus einem der Fenster, denn an den Wächtern kam man sowieso nicht so einfach vorbei.
Holzschuhe... Geklapper... selbst wenn sie schlafen.
Also entschied Sarin ihrem Herzen zu folgen und suchte nach Ian. In einem der Einzelzimmer sollte sie schließlich hoffentlich fündig werden. Gleich nachdem sie nach ihm gesehen hätte, wollte sie, wenn sich die Gelegenheit ergab, nach Castus sehen um ihn auf dem Laufenden zu halten und sich auch mit Ethel absprechen, für den Fall dass es Änderungen zu ihrem Plan gab. Wie immer musste sie also aus dem Moment heraus flexibel entscheiden und auf den rechten Moment warten... mit 'Ethelsgeduld' und Hoffnung im Herzen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. Oktober 2022, 19:41

Der Ork, welcher sich bei Sarin als Xot Hau'r vorgestellt hatte, war wirklich der freundlichste Patient an diesem Abend. Ob es an seiner Herkunft lag, ließ sich nicht genau sagen. Die übrigen Eingelieferten waren aber entweder Dunkelelfen oder Menschen. Grandessarischer Soldaten, um genau zu sein. Sie hatten sich der dunklen Armee und Heerführer Asmodeus angeschlossen, aber nicht alle schienen freiwillig seiner Führung zu folgen. "Für den König" und "Grandessa hat einen Vertrag mit den Dunklen" waren Sätze, die Sarin während des restlichen Tages hatte aufschnappen können. Die Stimmung allgemein schien auch eher schlecht. Asmodeus schickte seine Soldaten offenbar recht willkürlich und ohne Rücksicht auf deren Verluste an die Front, obwohl sie gegen die magischen Schutzvorrichtungen der Stadt nur bedingt eine Chance hatten. Ohne ihre Ritualmagier und dunkelelfische Nekromanten in den Reihen würde es wohl weitaus schlimmer sein, so der Stand der Dinge. Dabei war es schon schrecklich genug, wie viele neue Verletzte in die Taverne "Zum taumelnden Grashalm" gebracht wurden. Man konnte sagen, dass das Gasthaus von ihnen schlichtweg geflutet wurde. Zwar mochte der Großteil der Soldaten nur leicht verletzt sein, aber auch sie brauchten Behandlung. Kein Wunder also, dass die Arbeiten bis weit nach Sonnenuntergang anhielten und sämtliche Frauen am Ende des Tages nur noch erschöpft waren. Sogar der unflätige Dunkelelf Rithis zeigte sich erschöpft. Er hatte offenbar in den hinteren Zimmern mitgeholfen. Genutzt hatte es nichts. Der verletzte Ork dort war seinen Wunden erlegen. Xot hatte es wenigstens geschafft, wobei Sarin auch nicht wusste, ob er seine Schulter inzwischen wieder hatte einrenken lassen können. Seine Art war erheiternd gewesen und hatte die Nachtelfe ablenken können. Jetzt aber war er nicht mehr hier. Ruhe kehrte in das wirtslose Gasthaus ein und ihre Gedanken schweiften zu einem anderen Mann. Iryan Ferndall lag in einem der Einzelzimmer und musste Schmerzen haben. Sein Schrei hallte Sarin noch immer in den Knochen nach und die Sehnsucht, nach ihm zu schauen, war größer als ihr Hunger. Da sie ohnehin noch darauf warten musste, dass Elvira eine Mahlzeit zubereitete, entschied sie sich, ihrem Herzen zu folgen.
"Ich mach eine letzte Runde. Bin gleich wieder da. Dann essen wir", teilte sie Elvira mit. Sie konnte das Mädchen nicht sehen, aber wohl hören, als es aus der Küche antwortete: "Ist gut. Ich stell dir alles an einem der Tische bereit und halte die Töpfe warm. Du kannst dich auch etwas hinlegen, wenn du möchtest."
"Schlafen kann ich später noch ... hoffe ich. Ich bin eh eher nachtaktiv."
"Ohja, richtig." Elvira kicherte. Aber eine der anderen Frauen - Mathilda hieß sie - hob den Kopf an. "Natürlich, du bist ja 'ne Nachtelfe", sagte sie, ohne auf jegliche Manieren zu achten. In einem Bauerndorf blieb für Etikette keine Zeit. Da waren die Leute direkter, dafür auch ehrlicher. Das Herz lag ihnen meist auf der Zunge. "Wie wäre es, wenn wir das ausnutzen? Du übernimmst die Nachtschichten und kannst am Tag schlafen? Dann haben wir alle was davon."
Das sollte sich einrichten lassen, vorausgesetzt, Sarin blieb lang genug, um noch weiter als Pflegerin zu dienen. Eigentlich hatte sie dafür keine Zeit. Eigentlich müsste sie auch mal nach Castus schauen, obwohl sie so ein Gefühl hatte, dass es ihm gut ginge. Er kam zurecht. Er war auch im Gefängnis des Magierturms nicht wirklich in Gefahr gewesen. Lediglich der Hunger könnte ihm irgendwann zum Feind werden, aber auch da ließ sich Abhilfe schaffen. Vor allem, wenn die Heilerinnen des nachts schliefen und Sarin die hoffentlich alleinige Aufsicht besaß. Das würde sie noch herausfinden. Jetzt aber sehnte sie sich danach, Iryan zu sehen. So betrat sie den Flur mit den vielen Türen. Alle führten in Einzelzimmer, abgesehen von der am Ende des Ganges. Sie hatte sich auf der linken Seite mittig umgezogen. Im Einzelzimmer daneben sollte Iryan untergebracht sein. Nun gab es dort zu jeder Seite eine Tür, aber nur aus einem drang Licht unter der Türritze hindurch. Dort musste ihr geliebter Dunkelelf sein!
Ihre Schritte kündigten sie ja bereits an. Solange sie die Holzschuhe nicht auszog, würde man sie immer vorab hören können. Trotzdem öffnete sie die Tür zum Raum behutsam. Er war nicht so vollgestopft mit improvisierten Lagern wir der Schlafraum der Frauen. Hier erkannte man tatsächlich sofort, dass man das Zimmer für Einzelpatienten nutzte. Auf dem Nachttisch neben dem Bett stand noch immer die Wasserschale. Sie dampfte nicht mehr und der Lappen darin hatte das Wasser rosig gefärbt. Verbände lagen daneben und eine Rolle war zu Boden gefallen.
Auf einem kleinen Tisch für Einzelpersonen stand eine Laterne. Drei Kerzen brannten in einer Keramikschale auf der Kommode. Ihr flackerndes Licht wirkte beruhigend. Ein Hemd hing über der Rückenlehne des einzigen Stuhls. Es war blutig. Daneben, am Boden, lagen die schwarzen Rüstungsteile morgerianischer Herkunft. Sie waren noch intakt. Iryan war durch keine Waffe verletzt worden. Sarin wusste, was ihm fehlte.
Er lag im Bett und obwohl er gehört hatte, dass jemand kam, hatte er gewiss nicht mit ihr gerechnet. So weiteten sich seine Augen bei ihrem Eintreten und er stieß ein halb gekeuchtes "Sarin!" heraus. Ihr Name klang härter in der Sprache der Dunkelelfen, aber aus seinem Munde auch irgendwie ... schön. Es beruhigte, dass es ihm gut genug ging, dass er sprechen konnte. Und dass er Sarin erkannte! Aber Iryan hatte sich aufrichten wollen. Das war zu viel für seinen Körper. Unter einem unterdrückten Schmerzenslaut sank er zurück in das Kissen und legte sich sofort eine Hand an die Brust. Er hustete. "W...", bat er, brachte aber in seinem sich steigernden Anfall nicht mehr heraus.
Sobald Sarin ihm Flüssigkeit eingeflößt hatte - sie fand eine Kanne Wasser und einen Becher ebenfalls auf dem Nachttisch - milderte sich die Lage. Iryan fand Zeit, sich zu beruhigen. Er blieb liegen, lächelte jetzt sogar, wenn auch matt, und streckte die Hand nach Sarin aus. "Du bist es wirklich. Was machst du denn hier? Solltest du nicht im Schutz der Mauern sein?" Ian konnte nicht anders. Er musste sie berühren, seine Finger an ihr Gesicht legen und anschließend ihre Hand greifen. "Sofort geht es mir besser", raunte er. "Verzeih. Ich habe keine Möglichkeit gefunden, die Armee zu sabotieren. Stattdessen hat man mich eingezogen und an die Front geschickt." Er seufzte. "Ich habe noch nie so viel Magie auf einmal gespürt. Es war, als würde sich mein Herz zusammenziehen, bis der Schmerz sich im ganzen Brustkorb ausbreitete. Mein linker Arm hat gekribbelt, dann gebrannt wie Feuer und dann wurde mir schwarz vor Augen. Alles, was ich noch bis in die Bewusstlosigkeit habe spüren können, war der Schmerz. Aber inzwischen geht es mir besser. Ich muss mich nur noch ausruhen. Diese alte Frau hat mich gut versorgt." Soviel zum Rapport, um seine Liebste zu beruhigen. Jetzt war es an Sarin, für ihn dasselbe zu tun: "Wie geht es dir? Wo sind Castus, Mall und Cadren? Wir müssen ... diesen Angriff beenden, bevor es zu viele Tote auf beiden Seiten gibt." Oder bevor ihr etwas passierte. Seine Augen sagten mehr als seine Worte. Er sehnte sich nach Sarins Nähe, dass es aus seinem Blick heraus leuchtete wie Kerzen seiner Seele.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 24. Oktober 2022, 09:57

"Schlafen kann ich später noch ... hoffe ich. Ich bin eh eher nachtaktiv."
"Ohja, richtig."

Elvira kicherte. Aber eine der anderen Frauen - Mathilda hieß sie - hob den Kopf an.
"Natürlich, du bist ja 'ne Nachtelfe"
, sagte sie, woran nichts auszusetzen war, war Sarin doch eine Nachtelfe.
"Wie wäre es, wenn wir das ausnutzen? Du übernimmst die Nachtschichten und kannst am Tag schlafen? Dann haben wir alle was davon."
„Klar, mach ich gerne.“
...vorausgesetzt ich bin so lange noch hier...
Eigentlich hatte sie dafür keine Zeit. Eigentlich müsste sie auch mal nach Castus schauen, obwohl sie so ein Gefühl hatte, dass es ihm gut ging.
Vielleicht kann ich zu ihm wenn ich die alleinige Aufsicht hab...
Das würde sie vielleicht noch herausfinden. Jetzt aber sehnte sie sich danach, Iryan zu sehen. So betrat sie den Flur und bald fand sie sein Zimmer. Ian lag im Bett und obwohl er gehört hatte, dass jemand kam, hatte er gewiss nicht mit ihr gerechnet. So weiteten sich seine Augen bei ihrem Eintreten und er stieß ein halb gekeuchtes:
"Sarin!"
aus. Es beruhigte sie, dass er sprechen konnte dass er sie erkannte! Ein warmes Lächeln breitete sich ganz automatisch auf ihrem Gesicht aus. Aber Iryan hatte sich aufrichten wollen.
Halt stopp!
Das war zu viel für seinen Körper. Unter einem unterdrückten Schmerzenslaut sank er zurück in das Kissen und legte sich sofort eine Hand an die Brust. Er hustete. Sofort war sie an seiner Seite.
"W..."
, bat er, brachte aber in seinem sich steigernden Anfall nicht mehr heraus.
„...Wasser...klar.“
Sie fand eine Kanne der ersehnten Flüssigkeit und einen Becher ebenfalls auf dem Nachttisch. Sie reite ihm das gewünschte an. Schnell milderte sich sein Husten Iryan fand Zeit, sich zu beruhigen. Er blieb liegen, lächelte jetzt sogar, wenn auch matt, und streckte die Hand nach Sarin aus und sie trat nah zu ihm.
"Du bist es wirklich. Was machst du denn hier? Solltest du nicht im Schutz der Mauern sein?"
Ian konnte nicht anders, genau sowenig wie sie. Er musste sie berühren, seine Finger an ihr Gesicht legen, eine Berührung in die sie sich kurz schmiegte, bevor er anschließend ihre Hand ergriff.
"Sofort geht es mir besser."
, raunte er und ihr ging das Herz auf. Sarins Augen funkelten in der spärlichen Dunkelheit wie Katzenaugen aus einem Dickicht heraus. Sie hob seine Hand um seine Fingerspitzen zu küssen.
"Verzeih. Ich habe keine Möglichkeit gefunden, die Armee zu sabotieren. Stattdessen hat man mich eingezogen und an die Front geschickt."
Er seufzte und sie nickte verstehend.
"Ich habe noch nie so viel Magie auf einmal gespürt. Es war, als würde sich mein Herz zusammenziehen, bis der Schmerz sich im ganzen Brustkorb ausbreitete. Mein linker Arm hat gekribbelt, dann gebrannt wie Feuer und dann wurde mir schwarz vor Augen. Alles, was ich noch bis in die Bewusstlosigkeit habe spüren können, war der Schmerz. Aber inzwischen geht es mir besser. Ich muss mich nur noch ausruhen. Diese alte Frau hat mich gut versorgt."
Soviel zum Rapport, um seine Liebste zu beruhigen. Jetzt war es an Sarin, für ihn dasselbe zu tun:
"Wie geht es dir? Wo sind Castus, Mall und Cadren? Wir müssen ... diesen Angriff beenden, bevor es zu viele Tote auf beiden Seiten gibt."
Oder bevor ihr etwas passierte. Seine Augen sagten mehr als seine Worte. Er sehnte sich nach Sarins Nähe und sie nach seiner, also gab sie dem Impuls nach und beugte sich über ihn. Hatte sie ihn je sanft geküsst? Oder hatten im Sturm ihrer leidenschaftlichen Verbindung ihre Lippen wild miteinander gerungen? Sarins Geist wusste es nicht mehr, oder mit welchem der drei Männer sie genau welches Erlebnis wie intensiv geteilt hatte, aber genau jetzt war es einfach richtig ihn zu küssen. So ließ sie seine Hand kurz los, legte beide Flächen an seine Wangen, lehnte ihren Körper an seine Schulter und ließ den Beweis ihrer Liebe zart wie Morgentau auf seine Lippen regnen. Unter der sanften Berührung lag warm ihr Blut, wie die heißen Quellen tief im Innern ihrer Heimat. Ein Kuss – eine kleine Geste der Liebe, die sie für ihn empfand – ein Beweis, dass alles was sie verband noch da war. Sarin ließ ihn nicht zu lange werden und hob ihr Gesicht bald von seinem. Sie drehte leicht ihren Körper und schob ihren kleinen Hintern auf die Bettkante und schmiegte ihren Schenkel vorsichtig an seine Seite. Während sie sich aufsetzte und ihre Hände auf seiner Brust Ruhe und Frieden fanden, fand ihr Blick den seinen. Seinen Herzschlag unter den Fingern, lächelte sie und begann zu erzählen:
„Wir mussten improvisieren. Mall brachte und zwar hinein, aber danach sind wir recht schnell 'eingefangen' worden. Es gab einen Prozess vor dem Hohen Rat...“
Hier trübte sich Sarins Blick, doch Ian musste alles wissen. Sie enthielt ihm nichts vor:
„Mall und ihre Mutter stritten sich furchtbar. Da gab es diesen Mann, den sie den großen Avatar nennen... er lähmte sie mit Blitzen...und ...Castus wurde wegen seiner Abstammung in Arrest gesetzt. Cadren hat versucht dem Rat zu zeigen, dass Castus nicht böse ist, jedoch... dabei erfüllte Castus ihm seinen sehnlichsten Wunsch.“
Schatten hatten sich über Sarins Augenlichter gelegt.
„Cadren starb und ging zu seinem Bruder. Er wollte es so.“
Auch wenn es der Wunsch des Zwillings gewesen war, so glitzerte jetzt eine Träne in Sarins Augenwinkel. Es war einfach schade, dass die beiden viel zu früh diese Welt verlassen hatten. War der Tod nicht immer sinnlos? ...zumindest für die Lebenden? Als zurück gebliebener, als Überlebender, da blieb einem immer nur der Verlust und die Leere auch wenn das Leben stets dafür sorgte, dass an anderer Stelle dafür Neues entstand. Vermochte dieser Umstand das Leid zu lindern? Eher nicht. Sarin litt um Cadrens Verlust, genauso wie um den seines Bruders, aber sie hielt den Blick auch auf das gerichtet was vor ihr lag und nicht nur in der Vergangenheit. Ihre Finger spielten kurz in Gedanken versunken mit dem Stoff der Iryans Brust bedeckte. Dann sprach sie weiter:
„Danach brachte man Castus in eine Zelle... und mich zu einer der Vorsitzenden des Rates. Man behandelte mich gut und ich traf auf eine Freundin von Mall, Professor Synapse, die mir half zu ihm zu gelangen.“
Sarin dachte kurz nach, aber da sie nicht wusste wie viel Zeit ihnen beiden so in trauter Zweisamkeit blieb, beschränkte sie sich auf die wichtigsten Eckpunkte der Geschichte und ließ ein paar Details weg. Das sie in Rosenwasser gebadet hatte und einen jungem Naturmagier einige florale Ergüsse beschert hatte, waren Details, die jetzt nicht wichtig waren. Sollte sie Gelegenheit bekommen, so würde sie auch nichts verheimlichen wollen, aber jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt für die 'lustigen' Geschichten. Ian hatte Rapport abgegeben, also war sie jetzt dran. Die Zeit drängte.
„Castus befreite sich quasi selbst und ich begleitete ihn mit einem neu gewonnenen...'Bekannten' aus der Stadt.“
Hyacinthus zu umschreiben war nicht einfach... nicht mal in Gedanken, also ließ sie es einfach.
„Sie verkleiden sich beide gerade als Pflegerinnen,...Cinni und...Cassi...“
...'Castus' verweiblicht und Kurzform...
„... damit wir zu Asmodes gelangen können. Die Verkleidungen sind fast fertig. Wenn es dir besser geht, dann könntest du uns begleiten... geht es dir besser? Kann ich noch irgendetwas für dich tun, mein dunkler Ritter?... was dir hilft schneller zu heilen? Liebe? ...**schmunzeln** ...Was zu Essen? Eine Antimagierune oder sowas?“
Noch immer ruhte eine Hand über seinem Herzen und streichelte die Brust des Dunkelelfen.
„Hier gibt es leider sehr viele Augen und Ohren.“
Weswegen sie auch die ganze Zeit über sehr leise gesprochen hatten.
„Wir planen einen Wachwechsel abzuwarten und uns dann ins Lagerleben zu mischen. Castus muss zu seinem Vater und wartet in einem Versteck. Ich muss ihm bescheid sagen, dass du auch hier bist. Ethel, die alte Frau die dich behandelt hat, ist unsere Verbündete und hilft bei der Organisation. Das blonde hässliche 'Mädchen'“ mit dem Damenbärtchen ist Cinni... Hyacinthus. Außerdem gibt es noch eine Pflegerin, Elvira, die inzwischen bescheid weis.“
Sarin hoffte diese ganzen guten Frauen hier nicht durch ihr Handeln in Gefahr gebracht zu haben, aber sie waren hier so oder so in größter Gefahr und noch mehr um so länger dieser Krieg dauerte. Die dunkle Epoche wütete jetzt schon einige Jahre und kein Ende war in Sicht. Es durfte nicht einfach immer so weiter gehen. Das Land brauchte auch mal eine Pause um sich zu erholen. Der Tod hatte viel zu viel zu tun und das Gleichgewicht musste wirklich bald mal wieder zur anderen Seite der Waagschale ausschlagen. Dramen, Krieg, Verbrechen, Gewalt und Tod mussten dem Leben, Frieden, Harmonie und der Liebe weichen, damit diese Welt nicht aus dem Gleichgewicht kam. Die dunklen Jahre mussten auch mal enden! Hier und jetzt beginnend mit einem Sieg gegen Asmodes und überall auf der Welt mit Widerstand, Mut und Hoffnung!
Das Leben war ein Kreis und brauchte Gleichgewicht. Es mussten Kinder geboren werden, neue Geschichten erstehen und die Natur brauchte Zeit um die Wunden der Schlachtfelder zu überwuchern. Neue Kriege, neue Probleme, neue Katastrophen würde es immer wieder geben. Vielleicht fielen auch eines Tages die Götter vom Himmel, wer wusste das schon?!?
Aber hier und heute liebte eine kleine Schneiderin den Sohn eines Dämons und setzte alles auf die Hoffnung, dass dieser einen neuen Weg in eine bessere Zukunft zeichnen konnte. Das Schicksalsgewebe der Welt war dunkel geworden, verdorben und hässlich. Es brauchte Menschen wie Castus....bzw. Halbdämonen, die Gutes in sich trugen, damit das Böse nicht Überhand gewann. Daran glaubte Sarin. Sie folgte ihrem Traum von einem guten Ausgang der Geschichte...
Jedes Wesen träumte. Wer wusste das besser als Manthala. Und aus diesen Träumen entstanden Wünsche, Begierden und Motive. Aus diesen erwuchs der Wille sein Leben zu formen. Und was gab es mächtigeres als des 'Menschen' Wille?! Eine Entscheidung konnte Königreiche erstehen oder fallen lassen, ein Leben beenden oder erschaffen. Als treu Dienerin der Traumgöttin, des Handels, der mystischen Schönheit, da wusste Sarin um die Macht der Träume - der Wünsche und das sie eben doch manchmal wahr werden konnten – wenn man es denn wollte und daran arbeitete!
Apropo...
„Ich muss wieder an die Arbeit, sonst fällt es auf, dass ich weg bin.“
Einen Moment wartete Sarin natürlich, ob sie Ian noch einen Wunsch erfüllen konnte. Ihn lebend, wenn auch angeschlagen wieder zu sehen, hatte sie jedoch schon glücklich gemacht. In Kriegszeiten musste man für jeden weiteren Tag Glück dankbar sein und es war Glück, dass sie Ian wieder gesehen hatte. Viele andere würden dieses Glück mit ihren Liebsten nie wieder haben.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. Oktober 2022, 06:33

Iryan schien es den Umständen entsprechend gut zu gehen. Wenigstens musste ihm keine Gliedmaße entfernt werden und fiebrig wirkte er ebenfalls nicht. Er war sogar bei Bewusstsein, konnte kommunizieren ... und er erkannte Sarin. Trotzdem hatte sein Körper einiges mitgemacht. Er war zu schwach, um jetzt wieder selbstständig herum zu toben, geschweige denn sich aufrecht hinzusetzen. Das erkannte auch Sarin, dazu war keine heilerische Ausbildung notwendig. Um ihren liebsten Dunkelelfen also daran zu hindern, sich Schmerzen und Anstrengung auszusetzen, beschaffte sie ihm das Wasser, um das er gebeten hatte. Der Hustenanfall legte sich sofort. Seine Kehle musste sehr trocken gewesen sein, aber jetzt ging es. Sichtlich zufrieden seufzte er aus. Die Dankbarkeit sah man aber auch in seinen Augen, zusätzlich zur Erleichterung und einem warmen Glimmen, das er nur für Sarin in seinen Blick legte.
Sie berührten einander und es tat beiden gut. Versunken in der Nähe erzählte zunächst der Dunkelelf, was ihm widerfahren war. Der Grund für seinen Zustand war also wirklich die Magie gewesen. Zum Glück hatte er die Gruppe nicht nach Zyranus hinein begleitet. Wenn bereits die Mauern ihn nahe an einen Herzinfarkt getrieben hatten, würde er die Stadt der Magier von innen keinesfalls überleben. Sarins Zuwendung wirkte dafür wie Balsam auf ihn. Er empfing ihren Kuss mit ähnlicher Zärtlichkeit, denn es war genau das, wonach sich beide nun sehnten. Sie hatten Leidenschaft hinter sich gebracht und dadurch die Herdfeuer ihrer beider Herzen entflammt. Nun genossen sie die Wärme der glimmenden Kohlen und mit jeder kleinen Form an Zuwendung wurde ein Holzscheit nachgelegt. In diesem Augenblick war das, was sie teilten, genau richtig.
Aber Sarin teilte nicht nur Wärme und Nähe, sowie ihre Liebe mit Iryan. Sie musste ihn auch auf dem Laufenden halten. Selbst wenn er jetzt nicht in der Lage war, aktiv am Geschehen teilzunehmen, so musste er doch wissen, wie weit der Rest seiner Gruppe gekommen war und auch dass es temporär neue Gefährten gab ... und andere auf immer gegangen waren. Die Kunde von Cadrens Tod durch Castus' Hand ließ Iryan die Stirn runzeln. Darüber hinaus kommentierte er es nicht. Er zweifelte Sarins Worte nicht an. Wenn der Elf aus den Shyáner Wäldern seinen Bruder so sehr vermisst hatte, dass er ihm in den Tod folgen wollte, dann würde Iryan nicht über ihn urteilen. Ebenso wenig würde er das über Castus tun. "Er folgt nicht Faldors Weg. Ein Mord, um seinen Blutdurst zu stillen, traue ich ihm nicht zu", murmelte er und verzieh dem Halbdämon diese Tat zwischen den Zeilen. Wahrscheinlich war es für Iryan leichter als für andere. Er mochte kein Soldat sein, der sich regelmäßig in eine Schlacht stürzte, aber als Leibwächter eines dunkelelfischen Adligen hatte er gewiss selbst mehr als ein Leben auf dem Gewissen. In seiner Position lernte man, wie schnell es vorbei sein konnte und man lernte, damit zu leben - wenn man überlebte.
Er lauschte Sarins Ausführungen weiter, ohne sie noch einmal zu unterbrechen. Nicht einmal dann, als sie auf Hyacinthus zu sprechen kam, löcherte er sie mit Fragen. Er hörte zunächst und stattdessen lieber aufmerksam zu. Erst als sie die Spitznamen und die damenhafte Verkleidung erwähnte, konnte der Elf sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Cassi?", fragte er belustigt. "Jetzt würde ich ihn gern sehen. Euch alle. Am liebsten in Sicherheit, aber bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg." Er nickte sacht. "Ich sehe, ihr tut das Richtige. Wagt euch nur nicht zu nah an die Front selbst. Dort herrscht ein Blutvergießen, dass es Faldor bis ins göttliche Mark entzücken muss. Asmodeus nimmt keine Rücksicht auf Verluste." Plötzlich kam wieder etwas Bewegung in Iryan, ehe er sich der Schmerzen erinnerte und sogleich zurück in die Kissen sank. "Hast du Castus' Dämonenvater schon gesehen? Er ist ... dieses Bild vergisst du nicht. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht wie unser Freund ihn noch retten will. Er sieht nicht einmal mehr ansatzweise menschlich aus ... also sein menschlicher Teil. Wer weiß, ob von seinem Wirt überhaupt noch mehr vorhanden ist als einige Haut- und Fleischfetzen, die ihm von den Knochen hängen." Ian musste nicht ins Detail gehen, um ein schauriges Bild von Asmodeus zu erschaffen. Eine Sache wollte er aber nicht unerwähnt lassen: "Er hat einen Haarkamm wie Castus, aber aus blauem Feuer. Und einen brennenden Spitzbart. Außerdem rauchen seine schwarzen Augen unablässig. Ihn umgibt eine Aura, dass es dich schauern macht und er ist ... groß. Unnatürlich groß." Iryan griff wiederholt nach Sarins Hand, drückte sie mit seiner verbliebenen Kraft, aber ohne sie zu zerquetschen. Es war eine eindringliche Geste und ähnlich schaute er seine Liebste auch an. "Komm ihm bitte nicht zu nahe. Er strahlt so viel ... Unheil aus. ich weiß, du möchtest helfen, aber ich ... wir wollen dich alle nicht verlieren, Sarin. Denk an Dhan. Er möchte dich bestimmt ebenfalls wiedersehen." Selbst jetzt blieb der Wächter loyal. Er hatte seinen Herrn, seinen Freund, nicht vergessen. Wo auch immer Dhansair steckte, ihn zurückzuholen, stünde der Gruppe auch noch bevor. Zunächst aber mussten sie Vater und Sohn wieder vereinen, um Zyranus zu retten.
"Wenn es dir besser geht, dann könntest du uns begleiten ... geht es dir besser?" Sarin löcherte ihn sofort mit Fragen und bot ihm alles, wirklich alles an, um seine Genesung zu beschleunigen. Er schmunzelte leidlich. "Liebe klingt wunderbar, aber ich fürchte, dieser Aufgabe bin ich noch nicht wieder gewachsen." Verliebtheit legte sich auf seine Züge und er strich mit dem Daumen über Sarins Handrücken. "Du bist so unendlich schön." Vielleicht hätte er sie jetzt geliebt. Anders als bei ihrem ersten, gemeinsamen Mal, aber doch mit gleicher Behutsamkeit, Leidenschaft und Liebe, doch Sarin verwies darauf, dass sie sich in einem umfunktionierten Lazarett befanden. Ian mochte ein Einzelzimmer erhalten haben, aber wenn die Nachtelfe zu lange bei ihm bliebe, würde es ebenso auffallen wie lautes, inniges und vor allem schmerzfreies Stöhnen aus seinem Raum. Sie würden es auf ein anderes Mal verschieben müssen. Für Iryans Körper war das ebenfalls die beste Entscheidung. Er brauchte noch Ruhe.
Die Nachtelfe wollte ihm genau diese schenken. "Ich muss wieder an die Arbeit, sonst fällt es auf, dass ich weg bin."
Iryan verstand. Er nickte, drückte ihre Hand noch einmal und ließ sie dann los. "Ich schlafe, bis du mich wieder besuchst. Vielleicht kannst du mir dann etwas zu Essen bringen? Ich will schnell wieder Teil des Widerstands sein." Er lächelte. Irgendwo war es trotz all der Gefahren doch aufregend, etwas bewegen zu wollen. "Und ich will dich beschützen." Damit schloss er die Augen, um sich selbst noch etwas Zeit zu gönnen. Dass Sarin hier und wohlauf war, würde ihm helfen. Es beruhigte den Geist, so dass der Körper sich anschließen konnte. Solange Iryan nicht erneut Magie ausgesetzt würde, sollte er ohnehin wieder schnell auf die Beine kommen. Sarin verließ ihn nach einer Weile wieder. Kaum, dass sie auf den Flur zurückkehrte, stand sie der kleineren Ethel gegenüber. Die Alte hob den Blick zu Sarin und zwinkerte. "So viele Liebschaften", wisperte sie. "Das erinnert mich an meine Jugend." Mit mehr Professionalität, immerhin gaben sie hier alle die Heilerinnen, hakte Ethel nach: "Hast du herausgefunden, wie wir seinen Zustand bessern können? Ich war mir nach der ersten Untersuchung tatsächlich unsicher. Ihm fehlt nichts. Er besitzt ein kräftiges, gesundes Herz. Dass er Anzeichen eines Stillstandes zeigte, wirkt auf mich sehr ... befremdlich. In all den Jahren meiner Tätigkeit habe ich das noch nicht erlebt." Sie schüttelte den Kopf. "Wenn er wieder auf die Beine kommt, ist es gut." Dann winkte sie die Nachtelfe mit sich. "Mathilda sagte, du übernimmt die Nachtschicht? Dann komm. Ich habe Aufgaben für dich. Eine in der Vorratskammer." Ethel bereitete es offensichtlich enormen Spaß, Teil eines heimlichen Verbundes zu sein. Sie führte Sarin wieder in den gemeinschaftlichen Schlafsaal. Der Ork war wirklich fort. Seinen Platz hatte man soweit aufgeräumt, dass dort nun drei weitere Verletzte Platz fanden. Pflegerinnen waren aktuell keine vor Ort, denn die Patienten schliefen und so lange Ethel über sie wachte, genügte es, dass nur die Alte hier war. Sie deutete zu der Abstellkammer, sagte aber nichts.
Als Sarin dort ankam, fand sie Castus dort vor. Er hatte sich inzwischen verkleidet und konnte so auch offen auf einem der Säcke Platz nehmen und warten. Den Raum verlassen hatte er offenbar noch nicht. Er trug jetzt einen der Röcke, die Sarin ausgesucht hatte, darunter die hölzernen Schuhe und darüber die Schürze. Sie verbarg seine flache Oberweite, die dennoch ausladender war als es einem Mann zustand. Castus musste sich irgendetwas unter die Bluse gestopft haben. Das blaue Haar verbarg sich gänzlich unter dem Häubchen, das er trug und sein jugendliches Äußeres verlieh ihm so nur mehr den Schein einer unschuldigen Pflegerin. Sarin kann ihn besser als jeder andere in der Taverne und selbst sie fiel beim ersten Anblick auf die Scharade herein. Es lag an Castus' Blick. Er sah immer so unschuldig drein, dass niemand auch nur ein Quäntchen Übles in ihm sehen konnte. Das unterstrich die Annahme, es handelte sich hier um ein armes Bauernmädchen mitten im Krieg, das man zur Pflegerin abberufen hatte. Er erhob sich, als Sarin eintrat und lächelte ihr entgegen, sobald er sie erkannte.
"Sind wir aufbruchbereit?", fragte er. So viel Geduld er auch nach außen verströmte, selbst er war nervös. Ihnen lief die Zeit davon. Er hatte schon im Turm der Magie höflich dazu gedrängt, seinen Vater treffen zu müssen. Sie durften nicht mehr länger warten.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Mittwoch 2. November 2022, 09:36

"Cassi?"
, fragte Iryan auf Sarins Bericht belustigt.
"Jetzt würde ich ihn gern sehen.“
Sarin schmunzelte verzückt, denn sie selbst hatte 'Cassi' noch nicht gesehen und war sehr gespannt.
„... Euch alle. Am liebsten in Sicherheit, aber bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg... Ich sehe, ihr tut das Richtige. Wagt euch nur nicht zu nah an die Front selbst. Dort herrscht ein Blutvergießen, dass es Faldor bis ins göttliche Mark entzücken muss. Asmodeus nimmt keine Rücksicht auf Verluste."
Das Thema nahm wieder an Ernst zu.
"Hast du Castus' Dämonenvater schon gesehen?“
Sarin schüttelte den Kopf, hörte aufmerksam zu und streichelte mit dem Daumen über Ians Handrücken, während ihre andern Finger sich eng umschlungen hielten.
„Er ist ... dieses Bild vergisst du nicht. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht wie unser Freund ihn noch retten will. Er sieht nicht einmal mehr ansatzweise menschlich aus ... also sein menschlicher Teil. Wer weiß, ob von seinem Wirt überhaupt noch mehr vorhanden ist als einige Haut- und Fleischfetzen, die ihm von den Knochen hängen."
Ian musste nicht ins Detail gehen, um ein schauriges Bild von Asmodeus zu erschaffen.
...kaum noch vorhanden...
Ein unbestimmtes und sehr ungutes Gefühl machte sich in der Nachtelfe breit.
"Er hat einen Haarkamm wie Castus, aber aus blauem Feuer. Und einen brennenden Spitzbart. Außerdem rauchen seine schwarzen Augen unablässig. Ihn umgibt eine Aura, dass es dich schauern macht und er ist ... groß. Unnatürlich groß. ...Komm ihm bitte nicht zu nahe. Er strahlt so viel ... Unheil aus. ich weiß, du möchtest helfen, aber ich ... wir wollen dich alle nicht verlieren, Sarin. Denk an Dhan. Er möchte dich bestimmt ebenfalls wiedersehen."
Sarin nickte sanft lächelnd.
„Ich verspreche vorsichtig zu sein. Ich will ihn auch wieder sehen.“
Wo auch immer Dhansair steckte, ihn zurückzuholen, stünde der Gruppe auch noch bevor. Zunächst aber mussten sie Vater und Sohn wieder vereinen, um Zyranus zu retten.
"Wenn es dir besser geht, dann könntest du uns begleiten ... geht es dir besser?"
Sarin löcherte ihn sofort mit Fragen und bot ihm alles, wirklich alles an, um seine Genesung zu beschleunigen. Er schmunzelte leidlich.
"Liebe klingt wunderbar, aber ich fürchte, dieser Aufgabe bin ich noch nicht wieder gewachsen."
Verliebtheit legte sich auf seine Züge und er strich mit dem Daumen über Sarins Handrücken. Ihn so zu necken war noch völlig neu und kitzelte Sarins Selbstbewusstsein hervor. Beide wussten, dass es hier gerade nicht tatsächlich um Beischlaf ging, aber der Gedanke daran wärmte ihre Herzen.
"Du bist so unendlich schön."
Er brauchte ganz offensichtlich noch Ruhe, wenn er solchen Unsinn redet...
, dachte die Nachtelfe, aber wollte ihm genau diese schenken. Sarin war nicht hässlich, aber 'unendlich' schön nun nach ihrer Ansicht auch wieder nicht. Sie winkte also leicht ab, auch wenn das Kompliment ihre Seele streichelte und meinte:
"Ich muss wieder an die Arbeit, sonst fällt es auf, dass ich weg bin."
Iryan verstand. Er nickte, drückte ihre Hand noch einmal und ließ sie dann los.
"Ich schlafe, bis du mich wieder besuchst. Vielleicht kannst du mir dann etwas zu Essen bringen? Ich will schnell wieder Teil des Widerstands sein."
Er lächelte.
Widerstand... sind wir das? Teil des Widerstandes? So hab ich das noch gar nicht gesehen...
Bisher hatte sie das ganze eher als 'Familien Zusammenführung' gesehen, aber jetzt war es trotz all der Gefahren doch aufregend, etwas bewegen zu wollen...
Ich bin im Widerstand.
"Und ich will dich beschützen."
Damit schloss er die Augen, um sich selbst noch etwas Zeit zu gönnen. Solange Iryan nicht erneut Magie ausgesetzt würde, sollte er ohnehin wieder schnell auf die Beine kommen. Sarin verließ ihn nach einer Weile wieder. Kaum, dass sie auf den Flur zurückkehrte, stand sie der kleineren Ethel gegenüber. Die Alte hob den Blick zu Sarin und zwinkerte.
"So viele Liebschaften."
, wisperte sie.
„Die Liebe treibt uns an.“
, antwortete Sarin lächelnd.
"Das erinnert mich an meine Jugend."
Mit mehr Professionalität, immerhin gaben sie hier alle die Heilerinnen, hakte Ethel nach:
"Hast du herausgefunden, wie wir seinen Zustand bessern können? Ich war mir nach der ersten Untersuchung tatsächlich unsicher. Ihm fehlt nichts. Er besitzt ein kräftiges, gesundes Herz.“
...und ein großes!
„Dass er Anzeichen eines Stillstandes zeigte, wirkt auf mich sehr ... befremdlich. In all den Jahren meiner Tätigkeit habe ich das noch nicht erlebt...“
„Er braucht nur Ruhe. Schlaf ist jetzt die beste Medizin.“
, kommentierte Sarin leise, denn sie würde Ians Allergie gegen Magie nicht ohne sein Einverständnis einfach Preis geben.
„... Wenn er wieder auf die Beine kommt, ist es gut."
Dann winkte sie die Nachtelfe mit sich.
"Mathilda sagte, du übernimmt die Nachtschicht? Dann komm. Ich habe Aufgaben für dich. Eine in der Vorratskammer."
Ethel bereitete es offensichtlich enormen Spaß, Teil eines heimlichen Verbundes zu sein. Sie führte Sarin wieder in den gemeinschaftlichen Schlafsaal. Der verstorbene Ork war fort. Seinen Platz hatte man soweit aufgeräumt, dass dort nun drei weitere Verletzte Platz fanden. Pflegerinnen waren aktuell keine vor Ort, denn die Patienten schliefen und so lange Ethel über sie wachte, genügte es, dass nur die Alte hier war. Sie deutete zu der Abstellkammer, sagte aber nichts. Sarin nickte ihr nur zu und zwinkerte einmal verschwörerisch, aber abgewandt von den Patienten. Dann huschte sie zu 'Cassis' Versteck. Als sie dort ankam, fand sie ihn verkleidet vor. Er trug jetzt einen der Röcke, die Sarin ausgesucht hatte, darunter die hölzernen Schuhe und darüber die Schürze. Sie verbarg seine flache Oberweite, die dennoch ausladender war als es einem Mann zustand. Castus musste sich irgendetwas unter die Bluse gestopft haben. Das blaue Haar verbarg sich gänzlich unter dem Häubchen, das er trug und sein jugendliches Äußeres verlieh ihm so nur mehr den Schein einer unschuldigen Pflegerin. Sarin kann ihn besser als jeder andere in der Taverne und selbst sie fiel beim ersten Anblick auf die Scharade herein.
Wie süß! Einfach herrlich...
Es lag an Castus' Blick. Er sah immer so unschuldig drein, dass niemand auch nur ein Quäntchen Übles in ihm sehen konnte. Das unterstrich die Annahme, es handelte sich hier um ein armes Bauernmädchen mitten im Krieg, das man zur Pflegerin abberufen hatte. Er erhob sich, als Sarin eintrat und lächelte ihr entgegen, sobald er sie erkannte.
"Sind wir aufbruchsbereit?"
, fragte er. So viel Geduld er auch nach außen verströmte, selbst er war nervös. Ihnen lief die Zeit davon. Er hatte schon im Turm der Magie höflich dazu gedrängt, seinen Vater treffen zu müssen. Sie durften nicht mehr länger warten. Sarin musste ihn aber erst einmal bei den Händen nehmen und zog ihn mit sich zurück auf die Sitzsäcke. Dann musterte sie ihn noch einmal und flüsterte:
„Du sieht toll aus, richtig süß.“
Sie lächelte und ein kleiner Schalk huschte über ihr Antlitz.
„Wenn die Situation eine andere wäre, würde ich Lust bekommen unter deinen Rock zu schauen und dir die vermeintliche Unschuld rauben... so ein süßes Mädchen!“
Sarin fühlte sich von seiner ihr geschenkten 'Schamlosigkeit' und voller Liebe zu diesem Mann, dass es einfach war sich diesem Moment einfach ein wenig zu amüsieren. Aber nachdem sie dann die Lippen aufeinander presste und sich zur Ordnung rief, berichtete sie ihm eilig, was sich neues ergeben hatte:
„Ian... Iryan ist auch hier. Er liegt in einem der Einzelzimmer, zweite Tür links, neben dem Schlafraum der Frauen. Es geht ihn noch nicht gut, aber er wird sich jetzt sicher schnell erholen, da er von der Front weg ist...“
Sie überlegte und fragte dann einfach direkt:
„Ich weis, du hast es eilig. Ich will ihm noch etwas zu essen bringen. Oder du machst das wenn die Nachtschicht beginnt. Dann kannst du mir dabei 'helfen' und nach ihm sehen.“
Sarin grübelte angestrengt.
„Wenn wir tiefer ins Lager kommen, wäre es von Vorteil einen 'leicht verletzten' Soldaten dabei zu haben, der uns eskortiert und auf uns aufpasst. Es wäre sicherer. Ich bring dich zu ihm und ihr sprecht miteinander, ja? Dann können wir besser entscheiden wie wir weiter vorgehen.“
Sarin sah Castus in seine feurig blauen Augen und streichelte seine Hände.
„Ich weis, es eilt, aber es bringt nichts, wenn wir auf dem Weg zu deinem Vater sterben. Es sind zu viele Gefahren da draußen. Wir müssen durch ein Heerlager. Wenn es geht, dann lass uns Ian mitnehmen. Dann begleiten wir einen 'Verletzten' und machen unsere 'Runde' um hier und da zu helfen. So könnten wir uns freier bewegen und er kennt sich besser im Lager aus. Außerdem... Er hat deinen Vater schon gesehen.“
An dieser Stelle schluckte sie einmal. Das Bild was Ian ihr in den Kopf gesetzt hatte, machte ihr zu Recht Angst. Aber für Castus wollte sie mutig sein.
„Sprecht ihr beide das ab und wenn es nicht geht, dann wagen wir es alleine. Aber lass uns nur einen guten Zeitpunkt zum Verschwinden abwarten. Ethel wird uns helfen, da bin ich mir sicher. Ich glaube, der Wachwechsel zur Frühschicht wäre gut, denn dann glauben alle die 'Nachtschicht' also ich und ein paar andere Pflegerinnen, schlafen dann und man vermisst uns nicht. Ich will nicht, dass die anderen Frauen wegen uns in Schwierigkeiten geraten.“
Soweit so gut...
Jetzt mussten sie noch 'Cassi' unter die Pflegerinnen der Nachtschicht mischen und hoffen, dass Ian sich wirklich schnell erholte. Ethel hatte gemeint, sein Herz wäre stark und das glaubte auch Sarin. Der Magie-schock würde hoffentlich nicht all zu lange vorhalten und wenn man für den äußeren Anschein zum Beispiel Ian einen Verband um den Arm wickelte, dann könnte er als 'invalider' Wächter der Pflegerinnen fungieren. Diese Idee musste noch mit der alten Heilerin besprochen werden und etwas Essen wäre auch nicht schlecht. Danach hieß es auf den rechten Moment lauern und Ethelsgeduld beweisen.
Soweit so gut... der Plan steht. Auf Details müssen wir flexibel reagieren.
Jetzt lag aber vor allem an Castus Entscheidung, ob er bereit war noch die Nacht abzuwarten, vielleicht mit Ian zusammen in das nächste Kapitel aufzubrechen, oder ob sie die Ruhe der Nacht nutzen wollten. Beides hatte vor und Nachteile, da war sich Sarin sicher.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. November 2022, 14:07

Iryan musste nicht näher ausführen, wie Asmodeus sich offenbar verändert hatte, um in Sarin Unbehagen zu wecken. Ihre Fantasie schuf Bilder, die im Realen wohl kaum schlimmer sein konnten. Ein Satz aber prägte sich tief in ihr Gedankengut ein: Vom Wirt, den der Dämon bewohnte, schien kaum noch etwas vorhanden zu sein. Ein flaues Gefühl breitete sich in Sarins Magen aus. Ob Castus' Vater überhaupt noch zu retten wäre? Sein haraxischer Part bestimmt, aber auch der Wirt hatte bei der Zeugung dieser wandelnden Unschuld und Güte auf zwei Beinen mitgewirkt. Er wollte doch beide retten oder nicht?
Es war Zeit, das herauszufinden. Dies würde aber nur gelingen, wenn Castus endlich seinem Vater würde gegenübertreten können. Sarin verabschiedete sich also vorerst von Ian. Ihr liebster Dunkelelfenleibwächter brauchte ohnehin noch Ruhe. Im Flur traf sie sogleich auf Ethel, die man trotz ihres Humpelfußes nicht gehört hatte und das, obwohl Sarin als Nachtelfe doch die passenden Sinne dafür besitzen sollte. Wie lange stand die Alte wohl schon auf dem Flur? Hatte sie gelauscht und wieviel mochte sie mitbekommen haben? Aber Ethel war eine Verbündete, mehr noch als andere. Sie war nicht Teil des Widerstands, von dem Ian gesprochen hatte: Sie war der Widerstand! Sie agierte nämlich mit so viel Ruhe und Besonnenheit, dass bei ihr niemand darauf käme, dass sie im Hintergrund wohl bereits ein weites Netz aufgebaut hatte. Sie war wie eine fette, alte Spinne, die nun die Kokons ihre heimatlichen Netzes öffnete und Scharen ihrer Kinder losschickte, um ihre Arbeit zu erledigen. Sarin durfte sich wohl bereits zu einem dieser Kinder zählen. So war sie bereit, ihr zu folgen, solange es Castus' Plänen nicht im Weg stand. Zunächst einmal führte sie Sarin aber genau zu ihm. Beide betraten den in Nachtruhe gelegenen Schlafsaal. Die Verletzten atmeten schwer, aber ruhig. Keiner wand sich in so starken Schmerzen, dass er die Nacht nicht würde nutzen können.
Ethel wandte sich wieder ihrer Nachtwache über die Patienten zu und deutete zum Abstellraum. Dort verbarg sich Castus immer noch. Sarin huschte fast lautlos hin und durch die Tür. Verkleidet wartete der Halbdämon schon auf ihre Ankunft. Auch als Frau sah er anziehend und geheimnisvoll aus. Das konnte nicht einmal sein Häubchen verbergen, aber wenigstens hielt es den blauen Schopf im Zaum, so dass niemand sofort eine Verbindung zu Asmodeus würde deuten können.
Je leichter sie sich durch die feindlichen Reihen würden bewegen können, desto eher erreichten sie auch ihr Ziel. Castus war bereit. So sehr, dass Sarin es dieses Mal war, die ihn ein wenig bremsen musste. Sie griff nach seinen Händen und deutete ihm an, sich noch einmal zu setzen. Ohne es in Frage zu stellen, folgte er ihrer stummen Aufforderung.
„Du sieht toll aus, richtig süß. Wenn die Situation eine andere wäre, würde ich Lust bekommen unter deinen Rock zu schauen und dir die vermeintliche Unschuld rauben... so ein süßes Mädchen!“
Castus blinzelte, dann kicherte er. Es klang sogar etwas mädchenhaft. Er neigte sich zu ihr, berührte ihr Wange mit seinen Lippen und zog sich dann überraschend schnell wieder zurück. "Verzeih mir", hauchte er. "Ich lenke dich ab."
Er hatte Recht. So sehr es beide wohl auch reizte, sie konnten sich nun der Verlockung nicht hingeben. Die Dinge, die sie sich selbst aufgebürdet hatten, besaßen eine Wichtigkeit für ganz Celcia. Würde Zyranus fallen, bedeutete es, dass auch ein Symbol des westlichen Celcias fiele. Weder Castus noch Sarin ahnten, wie weit die dunklen Völker bereits in anderen Teilen der Welt Städte erobert haben mochten, aber hier durfte es nicht geschehen. Von ihrem Handeln hing mehr ab als sie glaubten, aber sie erkannten die Wichtigkeit zu handeln. Vielleicht ergab sich danach Zeit für persönliche Bedürfnisse, für die Liebe und auch die Rettung derer, die sie auf ihrem Weg hatten zurücklassen müssen.
Einen von ihnen hatten sie wenigstens schon wiedergefunden. Sarin berichtete von Ian und das erhellte sofort Castus' Züge. Er lächelte. "Ja, ich würde ihn gern wiedersehen. Er fehlt mir." Castus sprach es so offen aus, schlicht und aufrichtig. Er versteckte seine Gefühle nicht und man konnte ihm glauben, dass sein Herz auch Ian vermisst hatte. "Lass ihn uns nachher gemeinsam aufsuchen. Jetzt sollten wir zunächst noch besprechen, was darüber hinaus zu tun ist." Er ließ sich von Sarin weiter berichten. Er hörte sich auch ihre Ideen an, nickte zu ihrem Vorschlag, wartete aber nun ab, bis sie geendet hatte. Erst dann wägte er ab, wie sie sich ein Vorankommen bis zum Ziel vorstellte. Schließlich nickte Castus wieder.
"Ich hatte vor, einfach loszugehen, aber deine Idee klingt besser." Er schmunzelte und kratzte sich die Wange. "Mein Vorhaben erscheint mir jetzt sogar sehr naiv. Versuchen wir es mit unserem verletzten Soldaten. Ich schätze, du hast dabei an Ian gedacht? Wenn er schon eine Unterkunft besitzt - also eines der Zelte - könnten wir das als Vorwand verwenden." Castus beugte sich leicht vor, um zur Tür zu schauen. Es war nichts zu hören. Er wirkte auch nicht alarmiert. Vielmehr wollte er seinen Worten durch die unbewusste Geste wohl mehr Ausdruck verleihen. "Ich habe aufmerksam gelauscht. Es sind viele neue Verletzte in den Schlafraum gebracht worden. Wir könnten behaupten, dass für Ian einfach kein Platz ist. Es ginge ihm gut genug, in seinem Zelt unterzukommen, aber noch nicht gut genug, um wieder mitzukämpfen. Was hältst du von der Idee?" Dann drückte er Sarins Hände, zog sie an sein Herz und hielt sie so. "Ich lass dich nicht sterben." Es klang nicht wie die heroischen Bekundungen eines Abenteuers an die Prinzessin, ehe er sich dem Drachen stellte. Es klang nicht einmal nach einem Versprechen. Aus Castus' Mund war es eine schlichte Tatsache. Es würde nicht passieren ... und man glaubte ihm das.
"Hat Ian etwas zu meinem Vater gesagt? Wie es ihm geht? Wie er sich benimmt?" Daran war der Halbdämon deutlich interessiert, wenngleich sein Blick von wissender Sorge überschattet wurde. Sarin brauchte ihm nicht erst zu erzählen, was sie selbst gehört hatte. Er ahnte bereits, dass es um Asmodeus schlecht stand. Er wartete nur noch darauf, dass es bestätigt wurde. Er seufzte aus. Castus war nicht verzweifelt. Er gab die Hoffnung nicht auf. Er erkannte nun nur offenbar, selbst mit seiner unschuldigen Art, dass die Lösung aller Probleme weitaus schwerer würde als er es sich wünschte. Trotzdem war er bereit, den Weg weiterzugehen.
"Sprecht ihr beide das ab und wenn es nicht geht, dann wagen wir es allein. Aber lass uns nur einen guten Zeitpunkt zum Verschwinden abwarten." Castus nickte. "Wird es für dich möglich sein, am Tage nach draußen zu gehen? Das Häubchen schützt deinen Kopf, aber nicht ganz dein Gesicht. Ich möchte, dass auch du sicher bist, liebenswerteste Sarin." Sie war für ihn genauso wertvoll wie all die Frauen, die die Nachtelfe nicht in Gefahr bringen wollte. Wahrscheinlich sogar noch mehr, denn er hatte ihr sein Herz geschenkt.
Mit einem Mal stand Castus auf. "Die Patienten schlafen alle, oder? Wenn es mir gelingt, mich ungesehen zu Ian ins Zimmer zu schleichen, könnte ich dort oder aus einem der Nachbarräume vielleicht durch ein Fenster entkommen. Du könntest unter einem Vorwand nach draußen gehen und mich dann ... als Hilfe mitbringen. Damit wäre ich für die Nachtschicht unverdächtig und beim Schichtwechsel achtet niemand mehr auf uns." Er grübelte kurz. "Ich brauche Pfeil und Bogen. Das ist wichtig." Er würde nach beidem suchen oder mit Sarin gemeinsam, sobald sie Iryan zum Armeelager geleiteten, weil der verletzte Soldat in sein Zelt zurück musste. Warum er bewaffnet sein wollte, behielt er für sich, aber es war ihm derart wichtig, dass Sarin darüber informiert werden musste.
Der Halbdämon erhob sich. Dann zog er die Holzschuhe und klemmte sie sich unter den Arm. Mit einem Finger an den Lippen wisperte er: "Ich schleiche mich hinaus. Die alte Ethel kennt mich bereits und wird schon nicht Alarm schlagen. Ich gehe zu Ian ins Zimmer und du ... holst mich nachher von draußen ab, ja?" Gesagt, getan.
Sofern Sarin ihm nichts mehr mitzuteilen hatte, verließ Castus auf leisen Sohlen endlich die Abstellkammer. Ethel warf ihm einen Blick zu und erhob sich plötzlich. Auch sie bewegte sich leise, doch nun hörte man ihr Gehumpel. Sie sagte kein Wort, als sie zur Tür schritt und diese öffnete. Ein Blick in den Flur, dann winkte sie Castus heran. Sie wusste offenbar genau, was er vorhatte. Kaum, dass er im Flur verschwunden war, schloss die Alte die Tür wieder und humpelte in den Abstellraum.
"Ihr habt euch besprochen?", fragte sie nicht ganz so leise wie die Tuschelnden bisher. "Wenn ich helfen kann, lasst es mich wissen. Du wirst mir nun mit der Nachtschicht helfen, ja? Was machen deine Freunde? Die bärtige Cinthi braucht auch eine Aufgabe, sonst könnte sie in ihrem ... Eifer ... Schwierigkeiten bedeuten. Oder euch folgen wollen. Ich bin alt, aber meine Sinne sind noch munter genug, dass ich weiß, wer das Zünglein an der Waage sein könnte. Du kennst ihn ... äh sie ... aber besser als ich. Womit ließe sie sich beschäftigen, um nicht euer Problem zu werden?"
Es wäre nur zu Hyacinthus' Bestem. Der zyranische Heldenmagier sollte schließlich keinen Helfentod sterben. Vor allem aber sollte er keine Schwierigkeiten verursachen, falls er bemerkte, dass Sarin ohne ihn losgezogen wäre. Mit Sicherheit würde er lauthals nach ihr suchen und im schlimmsten Fall noch herum blöken, dass er doch helfen wolle, den finsteren Heerführer zu schlagen. Das ginge weder in diesem noch in möglichen Paralleluniversen gut aus. Ethel dachte an alles, selbst an ihn und er musste noch so in den Plan integriert werden, dass er nicht zum Problem würde. Sarin hätte bis zum Morgengrauen Zeit, sich etwas auszudenken. Bis dahin musste sie aber auch Castus in die Taverne gebracht haben. Die nächste Stunde half sie aber erst einmal Ethel aus, auch um den beiden Männern ihres Herzens Zeit zum Reden zu geben. Irgendwann schickte die Heilkundige Sarin jedoch in den Schankraum. Sie sollte ihr Wasser für eine Tasse Tee heiß machen und sich dann um "ihre Pflichten" kümmern. Dies teilte sie ihr mit einem Zwinkern mit.
Im Schankraum war es ruhig geworden. Die meisten Frauen hatten sich in die Einzelzimmer zurückgezogen. Für Hyacinthus war dort kein Platz gewesen, so hatte er sich offenbar eine bequeme Bank hier gesucht. Er schlief seelenruhig und bemerkte so nicht, was Sarin sofort auffiel. Rithis, der dunkelelfische Wächter, näherte sich dem schlafenden Zyraner gerade. Er griff nach dessen Rock und war schon dabei ihn anzuheben, um seine Hand unter den Stoff gleiten zu lassen. Was immer ihn dazu bewog - Lust oder der Verdacht, dass es sich um keine bärtige Frau handelte - er würde spätestens bei einem Kontrollgriff bemerken, dass es sich um einen Mann handelte. Sarin musste das verhindern und zwar so schnell als möglich.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 6. November 2022, 15:07

"Sprecht ihr beide das ab und wenn es nicht geht, dann wagen wir es allein. Aber lass uns nur einen guten Zeitpunkt zum Verschwinden abwarten."
, meinte Sarin und Castus nickte.
"Wird es für dich möglich sein, am Tage nach draußen zu gehen? Das Häubchen schützt deinen Kopf, aber nicht ganz dein Gesicht. Ich möchte, dass auch du sicher bist, liebenswerteste Sarin."
„Das wird schon gehen. Ist ja nicht gerade Sommer und der Himmel hängt voller ...diesem weißen Zeu...Schnee? Ja Schnee. Im Sommer wäre es ein Problem, aber jetzt sind die Tage kurz und selbst um die Mittagszeit kaum hell genug um mir zu schaden. Also mach dir keine Sorgen. Das Häubchen wird reichen und ich habe mir noch eine Art Mundschutz gebastelt - gegen die Wundgerüche, der zum Gesamtbild passt, sollte doch mal die Sonne heraus kommen.“
Dann stand Castus auf.
"Die Patienten schlafen alle, oder? Wenn es mir gelingt, mich ungesehen zu Ian ins Zimmer zu schleichen, könnte ich dort oder aus einem der Nachbarräume vielleicht durch ein Fenster entkommen. Du könntest unter einem Vorwand nach draußen gehen und mich dann ... als Hilfe mitbringen. Damit wäre ich für die Nachtschicht unverdächtig und beim Schichtwechsel achtet niemand mehr auf uns."
Er grübelte kurz und auch Sarin tat das.
„Dazu sollten wir mit Ethel reden. Sie kennt sich am besten mit den Abläufen hier aus, wann und wie wir am besten und am unauffälligsten dich einfügen können. Bei Cinni hat es ja auch geklappt. Dafür musste du vielleicht gar nicht nach draußen und ich nicht über den Hof schleichen.“
Die einfachsten Pläne waren oft die besten, denn jedes zusätzliche Detail barg ein Risiko, dass etwas schief ging.
„Geh zu Ian. Da geht kaum jemand rein. Und wenn dich da jemand findet, dann hat dich halt Ethel für seine Pflege abgestellt.“
Aber auch andere Sachen schienen Castus noch zu beschäftigen.
"Ich brauche Pfeil und Bogen. Das ist wichtig."
Sie sah ihn nur kurz fragen an, aber er ging nicht darauf ein, also beließ sie es dabei. Der Halbdämon erhob sich. Dann zog er die Holzschuhe und klemmte sie sich unter den Arm. Mit einem Finger an den Lippen wisperte er:
"Ich schleiche mich hinaus. Die alte Ethel kennt mich bereits und wird schon nicht Alarm schlagen. Ich gehe zu Ian ins Zimmer und du ... holst mich nachher von draußen ab, ja?"
Gesagt, getan. Castus verließ auf leisen Sohlen die Abstellkammer. Ethel warf ihm einen Blick zu und erhob sich plötzlich. Auch sie bewegte sich leise, doch nun hörte man ihr Gehumpel, was gut war, schluckte es doch etwaige andere verräterische Geräusche, die die ruhenden oder Schlafenden stören könnten. Sie sagte kein Wort, als sie zur Tür schritt und diese öffnete. Ein Blick in den Flur, dann winkte sie Castus heran. Sie wusste offenbar genau, was er vorhatte. Kaum, dass er im Flur verschwunden war, schloss die Alte die Tür wieder und humpelte in den Abstellraum.
"Ihr habt euch besprochen?"
, fragte sie nicht ganz so leise wie die Tuschelnden bisher.
Anscheinend kann uns hier keiner belauschen?
Sarin nickte nur.
"Wenn ich helfen kann, lasst es mich wissen. Du wirst mir nun mit der Nachtschicht helfen, ja? Was machen deine Freunde? Die bärtige Cinthi braucht auch eine Aufgabe, sonst könnte sie in ihrem ... Eifer ... Schwierigkeiten bedeuten. Oder euch folgen wollen. Ich bin alt, aber meine Sinne sind noch munter genug, dass ich weiß, wer das Zünglein an der Waage sein könnte. Du kennst ihn ... äh sie ... aber besser als ich. Womit ließe sie sich beschäftigen, um nicht euer Problem zu werden?"
Da hatte Ethel Recht. Sarin stand einen Moment lang ratlos in dem stillen und verlassenen Flur mit ihr. Castus war in Ians Zimmer verschwunden und Hyacinthus war im vorderen Hauptbereich der Taverne. Sein Temperament könnte ihm hier wirklich zum Verhängnis werden, aber für vollkommen dumm hielt sie den Magus dann auch wider nicht. Sie überlegte ein paar Atemzüge lang einfach still und sprach dann doch wieder mit gedämpfter Stimme, denn ganz sicher durfte man sich nie sein:
„Ja, Cinni könnte sich...in Schwierigkeiten bringen. Am besten beschäftigt man sie in dem man ihr eine Aufgabe von größer Wichtigkeit gibt. Nur will mir gerade keine einfallen. Es muss etwas, das zu ihren Fähigkeiten passt.“
Aber leider weis ich nicht mal so genau, was Cinthus Fähigkeiten sind, außer die, für eine Ablenkung zu sorgen... hm... genau DAS kann ihm ...ihr aber gefährlich werden! Verflixt!
Sarin benutzte bewusst die weibliche Formulierung für ihn, da Ethel sich selbst noch versprochen hatte und sie das dingend üben mussten. So ein Versprecher könnte sie alle in arge Bedrängnis bringen. Sarin hätte bis zum Morgengrauen Zeit, sich etwas auszudenken. Bis dahin musste sie aber auch Castus ganz offiziell in die Taverne gebracht haben.
„Ethel, ich muss 'Cassi' noch als neue Hilfskraft einfügen... hast du eine Idee, oder einfach den Wachwechsel abwarten. Dann kennen sie die neuen Gesichter ja nicht. Eine andere Idee war, dass er bei dem Zimmer dort...“
Sie wies auf Ians Zimmer.
„...aus dem Fenster steigt und ich ihn unter einem Vorwand dann aus der Seitengasse abholen und rein bringen kann. Geht das irgendwie? Hast du einen Vorwand für mich, oder eine andere Idee? Der Mann...also der Patient... er gehört zu uns. Ich... ich liebe ihn. Wir wollen ihn mitnehmen, wenn wir gehen. Er belegt hier nur die Betten und ...muss vielleicht in sein Zelt zurück?“
Sarin schmunzelte fragend die Frau an und erhoffte sich noch den ein oder anderen Hinweis. Die nächste Stunde half sie aber erst einmal Ethel aus, auch um den beiden Männern ihres Herzens Zeit zum Reden zu geben. Irgendwann schickte die Heilkundige Sarin jedoch in den Schankraum. Sie sollte ihr Wasser für eine Tasse Tee heiß machen und sich dann um "ihre Pflichten" kümmern. Dies teilte sie ihr mit einem Zwinkern mit.
Im Schankraum war es ruhig geworden. Die meisten Frauen hatten sich in die Einzelzimmer zurückgezogen. Für Hyacinthus war dort kein Platz gewesen, so hatte er sich offenbar eine bequeme Bank hier gesucht. Er schlief seelenruhig und bemerkte so nicht, was Sarin sofort auffiel. Rithis, der dunkelelfische Wächter, den sie eh schon auf dem Kieker hatte, näherte sich dem schlafenden Zyraner gerade. Er griff nach dessen Rock und war schon dabei ihn anzuheben, um seine Hand unter den Stoff gleiten zu lassen. Was immer ihn dazu bewog - Lust oder der Verdacht, dass es sich um keine bärtige Frau handelte - er würde spätestens bei einem Kontrollgriff bemerken, dass es sich um einen Mann handelte. Sarin musste das verhindern und zwar so schnell als möglich, als ging laut scheppernd die Tasse Tee für Ethel zu Boden und zerbrach in tausend kleine Teile. Der plötzliche Krach sollte zumindest alle hier vorne aufschrecken lassen. Vor allem 'Cinni', damit Hyazinthus noch rechtzeitig dem Übergriff entgehen konnte. Sarin wusste, dass sie somit einigen Unmut auf sich ziehen und vielleicht sogar einen Schlag kassieren würde, also begann sie sofort leise Entschuldigungen zu stammeln und die Scherben einzusammeln, die wie kleine Dolche sich in ihrer Hand anfühlten.
„Verzeihung! Verzeihung... bitte schlaft weiter! Ich räum das schnell auf und bin gleich wieder ganz leise... Verzeihung!“
, raunte sie gedämpft aber hörbar.
„Ich muss Ethel doch ihren Tee bringen... ich ungeschicktes Ding! Sie braucht ihren Schlaf, sonst kann sie nicht arbeiten...“
, murmelte sie weiter und schlich sich entschuldigend und immer wieder nickend an den im Schlaf gestörten vorbei.
„Entschuldigung...“
Dann winkte sie Cinni zu, ihr in der Küche zu helfen.
„Komm... Bitte...“
In der Hoffnung ein wenig später kurz mit Hyacinthus allein und irgendwo unbelauscht zu sein, wollte sie ihm etwas sagen:
„Nimm dich vor den Wächtern in Acht! Besonders dieser Rithis... Er hatte versucht dir unter den Rock zu fassen. Die Frauen hier leben gefährlich. Jemand muss sie beschützen! Wenn du enttarnt wirst, ...!“
Sarin ließ das Ende des Satzes bewusst offen und somit Raum für Fantasie, was alles passieren könnte.
Beschützen... das ist vielleicht ein guter Weg um ihn hier zu fesseln...
„Bitte! Ihnen darf nicht passieren! Du bist schlau und gewitzt. Du hast dir so eine gute Geschichte für den Bart einfallen lassen! Ich bin ganz beeindruckt! Aber... die Frauen hier sind... schwach.und sagen wir... schlicht.“
Abermals ließ sie eine kleine Pause, damit Hyacinthus sich seinen Teil dazu denken konnte, wie intelligent er doch im Gegensatz zu diesen armen Geschöpfen war.
Blödsinn... na ja... ein bisschen schon, gegen die Übermacht an Feinden sind sie schwächer, aber darum geht es jetzt nicht. Er muss glauben, dass er hier mehr gebraucht wird, als im Angesicht des Feindes.
„Ich glaube, wir können nicht zusammen weiter. Einer muss hier bleiben und auf sie Acht geben.“
Sie sah an sich hinunter.
„Mir glaubt man...“
Damit sah sie ihn an und presste die Lippen zusammen.
Noch einen Funken Zweifel...
„Ich weis nicht... wenn du durch ein Lager voller Männer spazierst... Hier im kleinen Kreis glauben sie dir. ...Verflixt. Ich hab Angst um die Mädchen!“
...und jetzt den Beschützer in ihm wecken.
„Wärst du …würdest du es schaffen auf sie Acht zu geben? Kannst du sie beschützen?“
Subtext: Kannst du ihr Held sein?
Und sollte er einwilligen, würde ein:
„Ich bin dir so dankbar! Dafür lade ich dich sogar zum Essen ein ...mit Nachtisch, wenn wir uns wieder sehen, ja?“
Wobei 'Nachtisch' dabei leicht doppeldeutig zu verstehen war, aber auch einfach eine Süßigkeit bedeuten konnte. Dann ließ sie einen Schatten über ihr Gesicht fallen um zum Ernst der Situation zurück zu kommen.
„Ich habe keine Ahnung, wie weit ...Cassi und ich es überhaupt schaffen werden. Aber hier kann man etwas gutes bewirken!“
Wenn sie wirklich unbeobachtet wären, würde sie sich vielleicht sogar zu einer Umarmung hinreißen lassen. Man wusste schließlich nie, ob man den anderen in diesen Zeiten wieder sah. Und Sarin brauchte mal kurz eine Umarmung...vielleicht ja Cinni auch? In der Nachtelfe schwelte seit geraumer Zeit das Gefühl, dass sie …
Werde ich Castus auf dieser Reise verlieren?...
Er hatte schon bevor sie sich kennen gelernt hatten seinen Weg gewählt, aber nun war sie an seiner Seite. Sie wusste nicht, was alles noch geschehen würde, aber ihr Bauch rumorte als ahnte er einen Abschied. Auch von Hyacinthus musste sich Sarin nun langsam verabschieden. Der Magier war viel zu bunt, nervig, laut, exzentrisch, übertrieben, aber hatte auch das Herz am rechten Fleck. Er war mutig und ehrenhaft, was nicht viele von sich sagen konnten.
„Ich muss den Tee nach hinten bringen...“
, brach sie irgendwann ihr Gespräch ab in der Hoffnung, dass das Gespräch mit dem Zyraner Früchte getragen hatte. Sie musste sich nun um Castus kümmern, ihn als Hilfskraft hier unter die andern Pflegerinnen mischen und ...vor Typen wie Rithis schützen. Wenn das getan war, dann konnten sie an die Umsetzung ihres eigentlichen Plans gehen, Castus zu seinem Vater zu bringen... an den Ort ...

...wo es endet...

...auf die ein oder andere Weise.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. November 2022, 01:54

Sarin wollte Castus' Idee nicht vollends gefallen. Sie klang schlüssig, beinhaltete aber viele Details und in diesen konnten sich schnell Fehler einschleichen. Das kannte sie vom Sticken. Wenn ein ausgefallenes Stück Stoff mit einer schönen Borte versehen werden sollte, stickte sie sich manchmal Nächte lang die Finger wund, nur um am Ende alles wieder aufdröseln zu müssen, weil sie bei einem der ziselierten Rosensträucher, kleinen Spinnenbeinchen oder anderer Muster den Faden falsch eingestickt hatte. Den Kunden fiel es selten auf oder es kümmerte sie nicht, aber für den Künstler war es stets ein Zeichen von mangelnder Qualität. Da waren auch Schneiderinnen keine Ausnahme. Auch Sarin nicht. Sie bevorzugte, simple, aber effektive Lösungen. Letztendlich überließ sie es allerdings Castus zu entscheiden und dieser hielt zumindest an dem Teil des Planes fest, nach einem Gespräch mit Iryan aus dem Fenster zu klettern.
Nachdem er barfuß die Abstellkammer und auch den gemeinschaftlichen Schlafsaal verlassen hatte, wandte Sarin sich an die alte Ethel. Da diese nicht im Flüsterton sprach, war es aktuell wohl sicher. Trotzdem konnte die Nachtelfe ihre Wachsamkeit nicht vollends ablegen. Sie blieb weiterhin leise und berichtete vom ausgeheckten Plan. Dabei brachte die Alte eine weitere Komponente mit ins Spiel. Sarin hatte nicht mehr an Hyacinthus gedacht. Er mochte das Herz am rechten Fleck haben, ging aber zu impulsiv und vor allem mit zu viel heroischem Gebaren an Dinge heran, dass es nur in einer Katastrophe enden konnte. Man musste ihn irgendwie ablenken, dass er gar nicht erst wagte, die Taverne zu verlassen. Nur wie? Sarin wollte auf die Schnelle nichts einfallen, aber vielleicht ergab sich ja noch etwas. Vorerst musste sie von Ethel Hilfe erhalten, damit der Teil des Plans aufging, Castus als neue Hilfskraft in der umfunktionierten Taverne einzuschleusen. Die alte Frau nickte nur. "Überlass das mir, Kindchen." Sie tippte sich an die Schläfe. "In der Birne mögen manche Erinnerungen nicht mehr abrufbar sein, aber Ideen hat sie immer noch, haha!" Sie gluckste vergnügt und strich anschließend einem der Patienten fast liebevoll über die Stirn, als er sich im Schlaf ein wenig regte. Danach führte sie Sarin zur Tür und nahm dort ihre filigranen Finger in beide Hände. Sanft drückte sie zu. Ihre eigenen Hände waren schwielig, aber angenehm warm. "Hachja, die Liebe ... du bist weit für ihn gegangen, da wäre es doch schade, jetzt ohne ihn weiterzuziehen. Lass mich nur machen. Hilf erst einmal etwas aus und bring mir dann einen Tee. Bis dahin hat mein Kopf etwas für dich ausgeklügelt."
Ethel war eine gute Frau. Sie lehnte nichts ab und half allen. Das musste man einigen Zyranern lassen. Zwischen all ihren ignoranten, hochnäsigen Roben gab es hier und da doch noch Sonderfälle und Sarin konnte von Glück sagen, sie wie Nadeln aus einem Heuhaufen zu picken. Als Schneiderin hatte man dafür offenbar ein Gespür.
Im Laufe der nächsten Stunde ging Sarin im Taumelnden Grashalm jedem zur Hand, der ihre Hilfe benötigte. Vordergründig war das Ethel. So kam die Elfe nicht nur langsam etwas zur Ruhe, sondern gab auch Castus und Iryan Zeit, sich auszutauschen. Was die beiden Männer besprachen, bekam sie nicht mit. Sie war ohnehin beschäftigt, trotz der vorherrschenden Nachtruhe. Immer wieder gab es einen der Verletzten, welcher ihrer Aufmerksamkeit bedurfte. Meistens begann eine Wunde neu zu bluten und Sarin musste sich nicht nur einmal daran üben, Haut neu zu vernähen. Viele der Soldaten ereilte in der Nacht aber auch schweres Wundfieber, so dass Wadenwickel die letzte Möglichkeit blieben, ihre Temperatur einigermaßen im akzeptablen Bereich zu halten. Ethel, Sarin und zwischendurch auch die geweckte Mathilda gaben ihr Bestes. Die Arbeit forderte einiges, vor allem Konzentration. Irgendwann endlich fand Sarin Zeit, auch mal nach dem Tee der Alten zu schauen. Dabei stieß sie auf Rithis, der dem schlafenden Hyacinthus näher kam als gut für beide gewesen wäre. Nun erfasste auch Sarin das Fieber, denn sie musste sich rasch eine Lösung einfallen lassen, damit Cinthus' wahre Identität nicht entdeckt würde. Sie entschied sich dazu, nicht nur Ethels Tee, sondern auch deren Tasse zu opfern. Mit einem Klirren ging beides zu Boden und die Keramik zerbrach. Scherben verteilten sich über den Boden, während der heiße Tee sich zu einer traurigen Lache ausbreitete.
Rascheln und Schritte kündeten von Sarins Erfolg. Rithis kam sofort gen Küchentür gelaufen. Hyacinthus schlief weiter. Manthala hatte ihn fest in ihren Fängen. Der dunkelelfische Soldat jedoch war nun hellwach. Alarmiert und finster blickte er in den kleinen Raum. Sofort hefteten sich seine kalten Augen auf Sarin. Diese schnitt sich bereits die Finger auf im Versuch, die Scherben einzusammeln. Von Rithis konnte sie natürlich keine Hilfe erwarten. Im Gegenteil, der Soldat trat sogar nach ihr und traf dabei ihren Unterarm mit seiner gepanzerten Stiefelspitze. Schmerz durchzuckte Sarins kompletten Arm.
"Verdammte Schnepfe, kannst du nicht aufpassen?", schnarrte der Elf. "Du hast mich fast zu Tode erschreckt. Dir sollte ich Manieren beibringen." Er zog nicht sein Schwert, aber löste bereits die Schnalle seines Gürtels. "Na los, räum schneller auf. Danach bin ich dran, etwas an dir zu zerbrechen. Deinen Willen ... und vielleicht deine Jungfräulichkeit, haha!" Er lachte auf. "Oder auch nicht. So eine Schlampe wie du hat sich doch bestimmt schon von jedem dahergelaufenen, zyranischen Tattergreis den Zauberstab ins Loch schieben lassen, was?"
Rithis kam Sarin bedrohlich näher. Er baute sich vor ihr auf, bereit, ihr einen weiteren Tritt zu verpassen, sollte sie jetzt auch nur ein falsches Wort ihm gegenüber erheben. Aber es war nicht die Nachtelfe, die laut wurde. Mit hörbaren Humpelschritten tauchte die alte Ethel im Schankraum auf, den Blick gen Küch gerichtet.
"Oh, was war das für ein Krach? Das haben ja sogar meine alten Ohren vernommen!" Dass Ethel deutlich besser hören konnte als sie vorgab, hatte Sarin bereits herausgefunden. Das hier war gespielt. Vermutlich hatte sie auch Rithis gehört. Jetzt schlug sie in geheucheltem Entsetzen die Hand vor den Mund und wimmerte: "Oh, meine kostbare Tasse!"
Der Soldat trat zurück, um ihr Platz zu machen. Verstimmt warf er Sarin dabei einen Blick zu. Er würde sich wohl später um sich kümmern wollen. Vor der Alten wagte er es tatsächlich nicht. Doch Ethel hatte ja eine Stunde Zeit zum Nachdenken. "Kind, das bekommst du nicht mehr repariert. Lass mich mal machen. Im Aufräumen bin ich gut. Du wirst bei unserem speziellen Patienten gebraucht." Sie warf Sarin einen wachsamen Blick zu. "Im Einzelzimmer. Ich fürchte, es geht ihm noch nicht gut genug, um zurück an die Front zu kommen, aber auch nicht mehr so schlecht, dass er unsere Betten belegen sollte. Die werden gebraucht. Mein Kindchen, glaubst du, du bist in der Lage, ihn zum Armeelager zu bringen? Er hat dort ein eigenes Zelt. Such dir Hilfe, falls du es nicht allein schaffst. Es gibt noch weitere Mädchen im Dorf, die dich unterstützen könnten." Provokativ lächelte sie Rithis zu. "Oder ich lasse dich von unserem Soldaten begleiten."
"Vergiss es, Alte! Du weißt, ich hab meine Befehle."
"Besagen diese auch, dass du dich an den Pflegerinnen vergehen darfst, während dein kleiner Bruder schweißnass vom Fieber ist?" Jetzt traf sie ins Schwarze. Rithis zuckte sichtlich zusammen und erstmals trat etwas in seinen Blick, das jenseits von seiner Eiseskälte war: Sorge. "Fieber?", fragte er sofort nach und Ethel nickte. "Vielleicht gehst du in den Schlafsaal zurück auf deinen Posten. Von dort kannst du mich beobachten, wie ich um sein Leben kämpfe."
"J-jawohl." Ganz kleinlaut war er plötzlich geworden und bereit, Ethel zu dem Verletzten zu folgen. Er hatte also einen Bruder. Dass dieser nun ebenfalls fieberte, war nicht nur Sarins Glück. So würde Rithis vorerst auch die Hände von Hyacinthus lassen. Er verschwand zusammen mit Ethel in die Hinterzimmer. Sarin erhielt Gelegenheit, den Zyraner zu wecken und auch eine Warnung auszusprechen. Außerdem war es Zeit, ihn ebenfalls an diesen Ort zu binden. Das gestaltete sich leichter als gedacht. Man musste Cinthus wirklich nur genug Honig unter sein Bärtchen schmieren, damit er sich geschmeichelt genug fühlte, jeder Manipulation zu folgen.
Die Hand wie zum Schwur gehoben erwiderte er auf Sarins Bitte, vorsichtig zu sein: "Macht Euch keine Sorgen. Ich, der große Hyaci... äh ... Ich meine: Ich, Cinni - und diesen Namen verzeihe ich Euch nicht! - werde jede holde Maid des Hauses mit meinem Leben verteidigen. Ihr könnt Euch voll und ganz darauf verlassen, dass ich hier sein werde, wenn Ihr zurückkehrt ... und alle meinen Namen mit schwärmerischem Ausdruck in den Augen aussprechen werden. Man wird Legenden über mich schreiben! Ich werde alle verzaubern und das ganz ohne Magie, haha!"
Wie gut, dass alle hinten beschäftigt waren oder schliefen. Hyacinthus hatte es nicht so sehr damit, leise zu sein. Umso besser, dass er auf Sarins Trick hereinfiel und zurückbleiben würde. Im Armeelager hätte er allein mit einer Antwort auf ihr Flüstern sämtliche Feinde aufscheuchen können wie die Hühner.
„Ich bin dir so dankbar! Dafür lade ich dich sogar zum Essen ein ...mit Nachtisch, wenn wir uns wieder sehen, ja?“
Nun war es an Sarin, voll ins Schwarze zu treffen. Hyacinthus Schnurbart zuckte unter seinem Lächeln. "Ich bin entzückt und bereit, jede Form von Nachtisch mit Euch einzunehmen. Mir gefallen mitternächtliche ... Betthupferl." Oh, er war nicht besser als Rithis, aber höflicher. Mit einer charmanten Verbeugung beteuerte er noch einmal, auf die Frauen der Taverne achtzugeben. Dann war es schon an Sarin, sich zu verabschieden. Ethel hatte ihr einen perfekten Plan zurecht gelegt. Sie konnte Iryan wie vorgeschlagen nun zum Armeelager begleiten und draußen Castus aufschnappen. Sie brauchte ihn nicht einmal mehr in die Taverne zu holen, wenn sie vorgab, ihn aus einem der Bauernhäuser geholt zu haben. Rithis hatte Ethels Worte gehört und so würde niemand Verdacht schöpfen.
Es ging perfekt voran, die Planungen verliefen gut. Einzig ein dunkler Gedanke machte sich in Sarins Kopf breit wie eine Vorahnung von Unheil. Castus hatte bereits Dinge angedeutet und entschuldigte sich inzwischen sogar dafür, wenn er Sarin näher kam. Beinahe, als täte es ihm leid, was sie füreinander empfanden. Sarin konnte nicht genau benennen, wo es hinführen würde, aber sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Trotzdem durften weder sie noch die anderen jetzt Halt machen, geschweige denn umkehren. Castus hatte seinen Weg schon lange vor ihrem Zusammentreffen gewählt gehabt. Sie erinnerte sich nur zu gut an seinen Ausdruck, wenn er wie geistesabwesend in die Ferne blickte. Nachdenklich, schön, aber auch traurig. Alles davon war anziehend gewesen. Jetzt erfüllte es Sarins Herz zu einem gewissen Teil mit Kummer. Trotzdem wollte sie ihm weiterhin beistehen - bis zum Ende, ganz gleich wie es aussähe.
Wie in Iryan Zimmer durfte sie feststellen, dass ihr liebster Halbdämon wirklich durch das Fenster getürmt war. Ethel musste Iryan auch schon Bescheid gegeben haben. Er saß aufrecht auf dem Bett und legte sich die letzten Rüstungsteile an. Als Sarin eintrat, schenkte er ihr einen beruhigten Blick. "Der Krach hat mich erschreckt, aber dir geht es offenbar gut." Er hatte ja noch nicht die kleinen Schnitte an ihren Fingern bemerkt. Das würde jedoch zwangsläufig passieren, sobald Sarin ihm zur Hand ging. "Hilfst du mir, die Lederriemen der Armschienen zu schließen?" Damit hatte jeder Soldat Schwierigkeiten und Iryan in seinem jetzigen Zustand besonders. Er sah erholt aus, aber wer wusste schon, welche Nachwirkungen so viel Magie auf seinen allergischen Körper besaß? Von einigen Stunden Schlaf konnte es ihm unmöglich restlos besser gehen. "Ethel meinte, ich sollte weiterhin den Verletzten spielen", raunte er. "Und dass wir nun ins Armeelager gehen werden." Nachdem die Riemen verschnürt waren, erhob er sich. "Lass uns gleich aufbrechen. Ich möchte nur noch..." Iryan ging zum Nachttisch und schnappte sich einen der Gazeverbände. Mit einer Schere halbierte er eine Bahn, so dass dünne Streifen entstanden. "Lass mich deine Finger verbinden. Du blutest", sagte er und würde nicht eher Ruhe geben, bis Sarin versorgt wäre. Erst dann war er wirklich aufbruchbereit. Das Schwert an der Hüfte legte er seiner Nachtelfe einen Arm um und spielte den armen Soldaten, der gestützt werden musste. Innerhalb der Taverne wäre es gar nicht nötig gewesen. Alle schliefen entweder oder waren hinten. Niemand nahm von den beiden Notiz, bis die kalte Nachtluft sie vor der Tür begrüßte. Noch immer herrschte Dunkelheit. Schneematsch türmte sich an den Hauswänden empor, aber die Pfade zwischen den Gebäuden waren frei, von einigen gefrorenen Pfützen abgesehen. Die Nacht zeigte sich heute sternenklar, so dass es nicht ganz so finster war. Iryan schlug dennoch vor, sich eine Laterne mitzunehmen. Er war auch bereit sie zu tragen. Draußen aber wurde er sofort darauf angesprochen.
"Ist es nicht verdächtig, wenn der Verletzte das Licht trägt?" Castus säuselte mit hoher Stimme. Sie stand ihm, ebenso wie die Verkleidung. Er gäbe eine gute Frau ab. Mit ausgestreckter Hand kam er zu den beiden Freunden. "Lass mich die Laterne tragen und ein Stück voraus gehen." Er schaute sich verstohlen um, dann meinte er etwas lauter, damit mögliche Lauscher es auch mitbekamen: "Oh und ich werde die Fernwaffe des Herrn Soldaten tragen. Das ist doch viel zu schwer für Euch!" Dabei hatte er den vollen Pfeilköcher und den Bogen doch schon vorab geschultert gehabt. Gemeinsam ging es dann Richtung Dorfausgang. Iryan gab den Weg vor, aber Castus war es, der leuchtete. Sie mussten einige Meilen weit gehen. Das Dorf lag nicht direkt neben dem Armeelager, welches man in der verschneiten Landschaft und bei Nacht nur durch die brennenden Feuer ausmachen konnte. Die Flammen loderten in schaurigem Blau. Dämonenblau, so wie Castus' Feuer oder sein Haar, aber irgendwie wirkte es aus dem Lager beängstigend. Der Halbdämon wurde ganz still, je näher sie den weißen Zeltreihen kamen. Kalter Wind blies ihnen entgegen und der Schnee schluckte ihre Schritte, nicht aber ihre Spuren darin.
Doch noch war es ein Stück und sie konnten endlich noch einmal ungestört sprechen. Iryan nutzte die Gelegenheit. "Castus..."
"Du solltest mich Cassie nennen, gib unsere Tarnung nicht auf", erwiderte der Halbdämon mit mädchenhafter Stimme. Iryan nickte.
"Dann also Cassie ... hast du dir schon überlegt, wie es ab dem Lager weitergeht? Ich kann euch zwar bis an das Zelt deines Vaters bringen, aber ich bezweifle, dass du einfach hinein gelangen wirst. Grandessarische Ritualmagier halten Wache, obgleich Asmodeus ohnehin selten in seinem Zelt ist. Meistens läuft er, ebenfalls von Magiern flankiert, durch das Lager. Ich konnte nie sonderlich nah an ihn heran."
Das war vor allem den Magiern verschuldet. Iryan sah man den Ärger über sich selbst an, in dieser Situation doch recht nutzlos zu sein.
"Ich habe nicht vor, ihm direkt im Lager zu begegnen. Das geht nicht", erwiderte Castus, ohne zum Leibwächter herüber zu schauen. Sein Blick war nach vorn gerichtet, seine Gedanken nach innen gekehrt. Oh, jetzt besaß er wieder diese tiefgründige Nachdenklichkeit, die ihn so traurig erscheinen ließ. "Es ist zu gefährlich. Wir müssen meinen Vater fernab von allen konfrontieren. Auch fern von euch. Ich ... weiß nicht, wie er reagieren wird und es ist besser, euch dann in sicherem Abstand zu wissen."
"Aber wie stellen wir das an?", hakte Iryan nach. Castus hob die Schultern. "Das überlege ich schon die ganze Zeit. Im Zweifelsfalls werde ich ihn wohl einfach herauslocken müssen, indem ich ihn rufe und darum bitte, sich mir zu stellen. Auch wenn ich Bedenken habe, dass dieser Plan funktioniert." Plötzlich lächelte er sowohl Iryan als auch Sarin mit aller Wärme seines Herzens an. "Ich bin für alle Vorschläge offen", meinte er.
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