Wo es endet

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Sarin Kasani
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 11. November 2022, 11:25

"Oh, was war das für ein Krach? Das haben ja sogar meine alten Ohren vernommen!"
Sarins Plan war aufgegangen. Rithis hatte Cinnis Geheimnis nicht entdeckt, aber dafür hatte sie selbst bluten müssen und noch viel mehr, wenn es nach dem sadistischen Dunkelelfen ging. Der Tritt an ihren Oberarm hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben und ihr kribbelnde Finger beschert. Sie rieb sich gerade vorsichtig den Arm, als Ethel herein kam und das Zepter übernahm. Jetzt schlug sie in geheucheltem Entsetzen die Hand vor den Mund und wimmerte:
"Oh, meine kostbare Tasse!"
Der Soldat trat zurück, um ihr Platz zu machen.
„Tu...tut mir leid.“
, murmelte Sarin mit gesenktem Haupt. Rithis würde sich wohl später um sich kümmern wollen. Vor der Alten wagte er es tatsächlich nicht. Doch Ethel hatte ja eine Stunde Zeit zum Nachdenken gehabt und so sollte dem Mann wohl seine Gelegenheit zu vergewaltigen entgehen.
"Kind, das bekommst du nicht mehr repariert. Lass mich mal machen. Im Aufräumen bin ich gut. Du wirst bei unserem speziellen Patienten gebraucht."
Sie warf Sarin einen wachsamen Blick zu und Sarin nickte folgsam.
"Im Einzelzimmer. Ich fürchte, es geht ihm noch nicht gut genug, um zurück an die Front zu kommen, aber auch nicht mehr so schlecht, dass er unsere Betten belegen sollte. Die werden gebraucht. Mein Kindchen, glaubst du, du bist in der Lage, ihn zum Armeelager zu bringen? Er hat dort ein eigenes Zelt. Such dir Hilfe, falls du es nicht allein schaffst. Es gibt noch weitere Mädchen im Dorf, die dich unterstützen könnten."
Sarin nickte eifrig.
"Oder ich lasse dich von unserem Soldaten begleiten."

Fragend sah die Nachtelfe zu Rithis und wieder zu Ethel.
"Vergiss es, Alte! Du weißt, ich hab meine Befehle."
"Besagen diese auch, dass du dich an den Pflegerinnen vergehen darfst, während dein kleiner Bruder schweißnass vom Fieber ist?"

Jetzt traf sie ins Schwarze. Sarin hatte ebenfalls den besorgten Blick zu dem einen Soldaten im Schlafsaal bemerkt, aber eben nichts von der Verwandtschaft gewusst. Gut, dass Ethel über solche Informationen verfügte und sie an passender Stelle einzusetzen wusste.
"Fieber?"
, fragte er sofort nach und Ethel nickte.
"Vielleicht gehst du in den Schlafsaal zurück auf deinen Posten. Von dort kannst du mich beobachten, wie ich um sein Leben kämpfe."
"J-jawohl."

Ganz kleinlaut war er plötzlich geworden und bereit, Ethel zu dem Verletzten zu folgen. Sarin erhielt Gelegenheit, den Hyazinthus zu wecken und auch eine Warnung auszusprechen. Außerdem war es Zeit, ihn ebenfalls an diesen Ort zu binden. Das gestaltete sich leichter als gedacht. Die Hand wie zum Schwur gehoben ging er auf Sarins Bitte ein und versprach die Frauen zu schützen. Sarin konnte es ihm nicht einmal verübeln, dass er sie da als 'mitternächtliches ... Betthupferl' bezeichnete. Dann war es schon an Sarin, sich zu verabschieden.
Ethel hatte ihr einen perfekten Plan zurecht gelegt. Sie konnte Iryan wie vorgeschlagen nun zum Armeelager begleiten und draußen Castus aufschnappen. Sie brauchte ihn nicht einmal mehr in die Taverne zu holen, wenn sie vorgab, ihn aus einem der Bauernhäuser geholt zu haben. Rithis hatte Ethels Worte gehört und so würde niemand Verdacht schöpfen.
Es ging perfekt voran, die Planungen verliefen gut.
In Iryans Zimmer durfte sie feststellen, dass ihr liebster Halbdämon bereits durch das Fenster getürmt war. Ethel musste Iryan auch schon Bescheid gegeben haben. Er saß aufrecht auf dem Bett und legte sich die letzten Rüstungsteile an. Als Sarin eintrat, schenkte er ihr einen beruhigten Blick. "Der Krach hat mich erschreckt, aber dir geht es offenbar gut...Hilfst du mir, die Lederriemen der Armschienen zu schließen? ...Ethel meinte, ich sollte weiterhin den Verletzten spielen...Und dass wir nun ins Armeelager gehen werden."
Natürlich half sie ihm und nachdem die Riemen verschnürt waren, erhob er sich.
"Lass uns gleich aufbrechen. Ich möchte nur noch..."
Iryan ging zum Nachttisch und schnappte sich einen der Gazeverbände. Mit einer Schere halbierte er eine Bahn, so dass dünne Streifen entstanden.
"Lass mich deine Finger verbinden. Du blutest"
, sagte er. Sarin sah auf ihre Finger. Sie hatte sich in ihrem Leben schon so oft in die Finger gestochen, das sie die winzigen schnitte kaum bemerkt hatte. Sie betrachtete einen Moment lang die purpurnen Tropfen Farbe und nutzte den einen Moment, den sie noch hatten um Ian etwas vorzuschlagen, von dem sie hoffte, dass es ihm helfen würde:
„Ian, warte. Ich hab da eine Idee über die ich schon länger nachdenke... Ich hatte doch mal eine Rune auf deine Haut gemalt...“
Das erschien plötzlich schon so lange her.
„Entschuldige dafür noch mal! Aber... also später hattest du in dem mit Antimagie-Runen geschützten Zelt geschlafen und das hat dich nicht gestört. Wäre es da nicht vielleicht hilfreich wenn ich dir diese Hilfe auf deine Rüstung male? Wir gehen wieder näher an Zyranus ran und machte mir furchtbar Sorgen, dass du abermals zusammen brichst.“
Ging er auf ihren Vorschlag ein, so würde sie mit ihrem eigenen Blut – Blut voller Liebe zu ihm – die Rune 'Algiz' auf seine Rüstung an gut geschützten Stellen auftragen. Sie würde nicht ewig halten und Blut war nun auch nichts ungewöhnliches bei einem Soldaten. Solange es nicht anfing in Strömen zu regnen, könnte sie ihm vielleicht so ein bisschen Erleichterung verschaffen.
Dann waren sie aufbruchsbereit.
Das Schwert an der Hüfte legte er seiner Nachtelfe einen Arm um und spielte den armen Soldaten, der gestützt werden musste. Sarin genoss es. Sie schmunzelte zu ihm hinauf und kuschelte sich an seine Seite. Dann schaute sie wieder ernst und 'führte' ihn zur Zimmertür.
Es beginnt...
Niemand nahm von den beiden Notiz, bis die kalte Nachtluft sie vor der Tavernentür begrüßte. Noch immer herrschte Dunkelheit. Draußen aber wurden sie dann auch gleich angesprochen.
"Ist es nicht verdächtig, wenn der Verletzte das Licht trägt?"
Castus säuselte mit hoher Stimme, die doch unverkennbar seine war. Sarin hätte am liebsten gelacht, aber begrüßte ihre Mitverschworene mit einem Lächeln.
"Lass mich die Laterne tragen und ein Stück voraus gehen."
Er schaute sich verstohlen um, dann meinte er etwas lauter, damit mögliche Lauscher es auch mitbekamen:
"Oh und ich werde die Fernwaffe des Herrn Soldaten tragen. Das ist doch viel zu schwer für Euch!"
Gemeinsam ging es dann Richtung Dorfausgang. Iryan gab den Weg vor, aber Castus war es, der leuchtete. Sie mussten einige Zeit gehen. Doch noch war es ein Stück und sie konnten endlich noch einmal ungestört sprechen. Iryan nutzte die Gelegenheit.
"Castus..."
"Du solltest mich Cassie nennen, gib unsere Tarnung nicht auf"
, erwiderte der Halbdämon mit mädchenhafter Stimme. Iryan nickte.
"Dann also Cassie ... hast du dir schon überlegt, wie es ab dem Lager weitergeht? Ich kann euch zwar bis an das Zelt deines Vaters bringen, aber ich bezweifle, dass du einfach hinein gelangen wirst. Grandessarische Ritualmagier halten Wache, obgleich Asmodeus ohnehin selten in seinem Zelt ist. Meistens läuft er, ebenfalls von Magiern flankiert, durch das Lager. Ich konnte nie sonderlich nah an ihn heran."
Das war vor allem den Magiern verschuldet. Iryan sah man den Ärger über sich selbst an, in dieser Situation doch recht nutzlos zu sein, was aber so gar nicht stimmte, denn ohne sein Wissen, wären sie vollkommen blauäugig dort hinein geraten.
"Ich habe nicht vor, ihm direkt im Lager zu begegnen. Das geht nicht"
, erwiderte Castus, ohne zum Leibwächter herüber zu schauen. Sein Blick war nach vorn gerichtet, seine Gedanken nach innen gekehrt. Oh, jetzt besaß er wieder diese tiefgründige Nachdenklichkeit, die ihn so traurig erscheinen ließ.
"Es ist zu gefährlich. Wir müssen meinen Vater fernab von allen konfrontieren. Auch fern von euch. Ich ... weiß nicht, wie er reagieren wird und es ist besser, euch dann in sicherem Abstand zu wissen."
"Aber wie stellen wir das an?"
, hakte Iryan nach.
Gute Frage...
Castus hob die Schultern.
"Das überlege ich schon die ganze Zeit. Im Zweifelsfalls werde ich ihn wohl einfach herauslocken müssen, indem ich ihn rufe und darum bitte, sich mir zu stellen. Auch wenn ich Bedenken habe, dass dieser Plan funktioniert....Ich bin für alle Vorschläge offen"
, meinte er hoffnungsvoll lächelnd.
„Hm...“
, machte Sarin vielsagend und rollte die verspannten Schultern. Seit dem sie Zyranus verlassen hatten und auch davor hatte sie kaum... oder nicht? Sie erinnerte sich nicht mehr... irgendwann geschlafen. Gegessen hatte sie, aber die schwere Arbeit, auch wenn sie sie grundsätzlich gewohnt war, und die Hilfe an den Verletzten die sie geleistet hatte, zeigten langsam ihre Spuren an ihrem Körper. Da half auch der lange 'Spaziergang' zum Lager gerade nicht. Trotzdem versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, aber löste sich nun betont aus Ians Umarmung um sich mal ausgiebig zu strecken. Das half auch manchmal beim Nachdenken. Sie klappte abwechselnd die Arme gestreckt vor den Körper und dehnte damit die Schulterblätter. Dann rollte sie langsam den schlanken Nacken und murmelte dabei mit halb geschlossenen Augen:
„Die Frage ist, was will ein Heerführer unbedingt wissen, was braucht er, was will er und noch besser, was möchte er nicht mit anderen teilen?“
Stellte sie die Frage in den Raum zwischen die beiden Männer, die sie so sehr liebte. Dann schüttelte sie die Arme aus und kam wieder näher.
„...Informationen.“
Sie lächelte so schmal, so klein, dass es kaum die Mundwinkel hob und sich nur ihre Nase ein klein wenig kräuselte. Sie wusste, dieser Ausdruck gab ihr etwas 'gewitztes', dass viel die Nachtelfen-Spione nutzen, wenn sie sich untereinander austauschten. Beobachtet hatte sie in ihrem Leben derer viele, aber sich ihnen nie angeschlossen. Aber – spielen – könnte sie vielleicht eine.
„Eine Idee wäre vielleicht.... ihm einen geheimen Weg nach Zyranus rein verkaufen zu wollen, aber der 'Spion' der die Information verkauft, will ihn nur allein treffen.“
Sie sah zu Castus.
„Ihm eine solche Nachricht zukommen zu lassen, wäre nicht all zu schwierig. Er hat sicher genug Leute um sich, die sich profilieren möchten. Überbringer von vermeintlichen guten Nachrichten zu sein, dass ist ein Garant um aufzusteigen und sicher gibt es viele die sich bei ihm 'lieb Kind' machen wollen.“
Dabei sah sie zu Ian, der vielleicht dazu schon eine Idee hatte, oder eine Person kannte auf die dieses Profil passen würde. Schließlich hatte er Asmodeus Umfeld ein wenig beobachten können.
„Natürlich wird er zu so einer Einladung nicht wirklich allein kommen. Aber wenn er am ersten Treffpunkt eine zweite Nachricht findet... einen weiteren Boten, der ihn weiter schickt, dann könnten wir die Verfolger ausdünnen und am ende findet er eine junge Magd...die sich als sein Sohn entpuppt.“
Als Schneidermeisterin hatte sie selbst nie solche Spionage-Tricks angewandt, aber doch mehr als eine vergessene Botschaft im Saum eines Mantels gefunden, den sie ändern sollte. Sarin schaute von einem zum anderen und las in ihren Gesichtern, was sie von der Grundidee hielten. Sicher gab es noch Details an denen man feilen konnte, oder vielleicht gefiel ihnen die Idee auch überhaupt nicht, da sie auch Risiken barg. Aber ohne sich der ein oder anderen Gefahr auszusetzen, würden sie wohl nicht an Asmodes heran kommen.
Sarin überlegte schon, wie sie seine Aufmerksamkeit fokussieren könnte, so dass er wirklich allein zum End-Treffpunkt kommen würde und fragte Castus dazu:
„Sag mal, gibt es etwas von dem nur Mall und er wissen könnten? Etwas was ihn annehmen lassen würde, dass SIE sich mit ihm treffen will? Wenn wir in die erste Nachricht schreiben, dass es um einen Geheimweg geht und der 'Spion' sich allein treffen will, dann sollte in der nächsten Nachricht - oder der nächste Überbringer - dann ihm die Identität und Wissen übermitteln, dass es jemand vertrautes ist, den er selbst wirklich allein treffen will. Also wäre Mall da wohl die beste Wahl...“
Sarin vervollständigte ihre Gedanken laut ausgesprochen um die beiden daran Teil haben zu lassen:
„Ich denke, Ian könnte den ersten Hinweis überbringen und einem von Asmodes Vertrauten übergeben... vielleicht einem dieser Magier. Selbst wenn sie Ian überprüfen, oder befragen, dann ist er als Dunkelelf da am besten geeignet. Danach treffen sie dann auf mich, die als 'Freundin' von Mall Asmodes weiter zu ihr schickt, nur dass er sich dann bei Castus wieder findet. Die zweite Nachricht MUSS eine persönliche Note haben, sonst lässt er seine Gefolgschaft nicht zurück. ...Was meint ihr dazu? Umsetzbar?“
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Montag 14. November 2022, 01:21

So unausstehlich, eiskalt und abgebrüht der Soldat Rithis auch mit Nicht-Dunkelelfen umgehen mochte, sein Herz war nicht vollkommen verdorben. Es schlug wenigstens für den kleinen Bruder und das reichte aus, um Sarin vor seinen Racheplänen zu retten. Bis Rithis nämlich wieder Zeit und Ruhe fände, sollte die Nachtelfe längst fort sein - mitsamt Iryan und Castus als Helferin des mutmaßlich verletzten Soldaten. Ethel hatte da wirklich eine gut zusammenhängende Geschichte ausgeheckt, die zumindest hier im Gasthaus auf keinen Verdacht stieß. Sarin musste nur noch ihren Anweisungen folgen und ihren liebsten Leibwächter hinausschaffen. Selbst Hyacinthus stellte kein Hindernis mehr dar.
Sie kehrte zu Iryan in das Einzelzimmer zurück, um erst einmal festzustellen, dass Castus nicht mehr anwesend war. Er wartete draußen irgendwo auf die beiden. Iryan ließ sich beim Anlegen seiner Rüstung helfen und packte noch ein paar Dinge ein. Sarin musste weiterhin die Pflegerin vorgeben, also war es sinnvoll, ihr eine Tasche umzuhängen, in der sich allerlei Utensilien einer Heilerin finden ließen. Ohnehin war es klug, diese mitzunehmen. Wer wusste schon, welche Probleme und weiteren Hindernisse sie im Armeelager des Asmodeus erwarten könnten? Sarin sah vor allen Dingen Schwierigkeiten, was Iryans Reaktion auf Magie anging. Sie erinnerte ihn an die Zeltrunen, die sie bei jeder Rast im Dreieck um das Lager gezeichnet hatte und dass er bei ihnen nicht gewirkt hatte, als litt er.
Iryan schmunzelte schwach, als sie vorschlug, ihm eine solche Schutzrune auf die Rüstung zu malen. Er schüttelte den Kopf. "Ich stamme aus Morgeria. Da wird einem schon über die Erziehung mitgegeben, seine Gefühle, aber auch seinen Schmerz nicht nach außen zu tragen, solang er erträglich ist." Er schaute ihr lang in die Augen. "Ich möchte weder magische Runen auf meiner Rüstung noch auf meiner Haut haben. Ich werde es so schaffen." Er ließ es nicht zu. Es hatte nichts mit Stolz zu tun. Er mochte die Magie nicht und würde sie nicht in seine Nähe lassen, wenn es eine andere Wahl gab. Dass er Verdacht erweckt hätte, wäre er als Soldat nicht mit an die Front gegangen, hatte er nicht riskieren können. Hier aber besaß er die Wahl und er entschied sich gegen jegliches Arkane. Das musste Sarin akzeptieren.
Dafür durfte sie seine Nähe genießen, als er weiterhin den verletzten Soldaten spielte und sich auf sie stützte. Gemeinsam und ohne Vorkommnisse von Bedeutung verließen sie das Gasthaus. Draußen konnten beide schnell Castus aufgabeln. Er hatte sich Pfeil und Bogen von wo auch immer beschafft, trug sie offen und gab vor, dass er des Patienten Waffen mit sich führte. Iryan schien damit einverstanden, denn er sagte dazu nichts. Außerdem nahm er Iryan die Laterne ab und ging ein Stück voraus, um ihm und Sarin zu leuchten. Letztere hatte es nicht unbedingt nötig. Sie war die Dunkelheit gewöhnt und auch die Nacht stellte kein Problem für sie dar. Vor allem nicht, weil das Grasland noch zu großen Teilen von Schnee bedeckt war, der das Mondlicht hell reflektierte.
Während die drei also mit ihrem kleinen Licht durch den Schnee Richtung Armeelager stapften - im Hintergrund vereinzelt mal Rufe von den zyranischen Mauern aus, wo noch immer gekämpft wurde, wenn auch halbherzig - da besprach man sich über die Möglichkeiten, an Asmodeus heran zu kommen. Einen wirklichen Plan hatten sie nicht. Castus wusste zwar, was er wollte, dachte aber wenig darüber nach wie er es erreichen könnte. Er war zu gutgläubig, zu blauäugig. Manche nannten es Naivität, mit der er durch die Welt ging, doch seine Miene zeugte im Moment keineswegs von dieser unschuldigen Arglosigkeit. Etwas in ihm arbeitete. Er wälzte Gedanken, so wie seine Stiefel den Schnee ihr ihm her schoben.
Sarin nutzte die Stille nicht nur, um ihre Glieder zu strecken, sondern auch um über Asmodeus nachzudenken. Sie griff auf ihr Wissen zurück, das sie im Laufe ihrer Zeit als Schneiderin durch Kunden aufgeschnappt hatte. Weniger Soldaten, aber vielmehr Spione gaben ab und zu etwas preis - wenn sie sich ungehört fühlten und Sarin hatte es schon immer verstanden, unscheinbar zu sein, während sie ihre Arbeit am Mann tat. Auch sie wäre eine hervorragende Spionin, was das betraf. So schlussfolgerte sie, dass Asmodeus am meisten im Moment an Informationen interessiert wäre.
"Die Richtigen können einen Krieg entscheiden", stimmte Iryan zu, aber Castus betrachtete beide skeptisch.
"Ihr geht von einem Heerführer aus wie man ihn aus Schlachten der Menschen, aus Sagen und Legenden her kennt. Aber das hier ist mein Vater. Ein Dämon im Körper eines Medicus. Beide haben keine Kriegskenntnisse und einer von ihnen trägt das Chaos in sich."
"Unter diesen Umständen überrascht es mich, dass er die Armee halten konnte." Castus nickte auf Iryans Kommentar hin, hatte dazu aber auch keine Antwort parat. Beide waren während des Zuges von dunkelelfischen und grandessarischen Soldaten nicht dabei gewesen. Sie wussten aber allesamt, dass die Stimmung schlecht stand. Seit dem direkten Angriff auf Zyranus bröckelte die Moral. Dazu konnte Iryan die besten Informationen liefern. "Die Soldaten sind zum Großteil unzufrieden", sagte er. "Die Grandessarer murren, weil es nicht ihr Krieg ist und ihr König weit weg, der sie per Befehl in die Hände eines Dämons gegeben hat. Aber auch die morgerianischen Soldaten unterhalten sich. Sie sind schon zu lange unterwegs. Von Morgeria durch das Drachengebirge gen Pelgar, Andunie oder Kosral. Einige von ihnen marschierten gleich zwei Mal durch einen gnadenlosen Urwald. Er hin, um nach Grandessa zu gelangen, nun zurück, um vor Zyranus zu kämpfen. Selbst die größten Veteranen unter ihnen haben es langsam satt zu kämpfen. Sie wollen sich endlich in einer der eroberten Städte niederlassen ... und die meisten sehnen sich nach einer Frau." Er warf Sarin einen vielsagenden Blick zu. Man würde auf sie aufpassen müssen. Rithis schien noch harmlos gewesen zu sein. "Vielleicht lässt sich ein Aufstand anzetteln, wobei ich nicht sagen kann, ob es Asmodeus kümmern wird, solange er noch genug Soldaten hat, um sie an den Mauern zu verpulvern."
Castus bleckte die Zähne. "Ein Aufstand erregt zu viel Aufsehen", meinte er. "Informationen klingen nicht schlecht. Die Frage ist, welche ihn interessieren könnten."
"Eine Idee wäre vielleicht ... ihm einen geheimen Weg nach Zyranus rein verkaufen zu wollen, aber der 'Spion', der die Informationen verkauft, will ihn nur allein treffen."
Castus wiegte den Kopf von einer auf die andere Seite und auch Iryan zeigte sich ein wenig skeptisch. "Für solche Momente schickt ein Herrführer seine Offiziere. Lehnt der Informant ab, wird er eben nicht angehört ... oder nach morgerianischer Manie abgefangen und gefoltert, bis er sie ausplaudert. Danach folgt Exekution."
"Es müsste also eine Information sein, die für ihn von so großem Interesse ist, dass er sie auch persönlich hören will", warf Castus ein und Sarin konnte erneut auf ihr Wissen zurückgreifen, das sie vom nachtelfischen Adel kannte. Zwar waren dort selten Soldaten am Hofe, aber wenn es um Prahlerei ging, waren viele bereit, etwas zu riskieren. Das würde hier nicht anders sein.
"Jemanden zu finden, der die Information bis an Asmodeus heranbringt, sollte nicht zu schwierig sein", meinte Iryan. "Notfalls streuen wir Gerüchte und warten, bis sie von allein die Runde machen. Wenn es wirklich heiße Informationen sind, verbreiten sie sich auch schnell."
Jetzt blieb nur noch die Frage, welche Art Gerücht die Gruppe am besten streuen sollte. Ein geheimer Weg nach Zyranus hinein klang verlockend, war aber einem Heerführer wohl wichtiger als einem Dämon. Castus kannte seinen Vater wohl am besten. Er glaubte nicht daran, dass es Asmodeus so sehr selbst hören wollte, dass er sich mit einem Informanten persönlich treffen würde. Etwas Anderes musste her. Etwas, das für den Haraxier noch wichtiger wäre.
Sarin musste hierbei erkennen, dass ihre Ideen nur in der Theorie gut klangen und es viele Faktoren gab, die sie zum Scheitern verurteilten. Sie war eben weder Strategin noch selbst ausgebildete Spionin und konnte somit nicht alles sofort überblicken, was es zu berücksichtigen galt. Aber sie half den Männern dabei, in die richtigen Bahnen zu denken. Ihr jüngster Einwurf band Mall als Komponente ein. Das ließ sogar Castus hellhörig werden.
"Sag mal, gibt es etwas, von dem nur Mall und er wissen könnten? Etwas, was ihn annehmen lassen würde, dass SIE sich mit ihm treffen will?"
"Wenn es etwas zwischen beiden gibt, dann wissen auch nur mein Vater und Tantchen davon", lächelte er Sarin an. Er kannte Mallahall auch länger als sie. Die Lichtmagierin verriet ihre Freunde nicht, selbst wenn sie auf Abwege gerieten. So plauderte sie auch nicht deren Geheimnisse aus. Aber ihr Name allein setzte einen Denkprozess bei Castus in Gang. Er erzählte: "Tantchen Mall war eins von Asmodeus zu seiner Herrin auserkoren worden. Es war kein Verhältnis wie man es von Versklavten kennt, aber er hat sich ihr in mancher Hinsicht untergeordnet. Sie erzählte mir einmal, dass sie ihm befehlen konnte, sich zu setzen und er hat wie ein Hund Platz gemacht." Castus musste grinsen, während er von Iryan einen ungläubigen Blick erntete. "Wenn sie so viel Macht über ihn hat, warum ist sie nicht längst vor ihn getreten, um diese Belagerung zu beenden?", fragte er.
"Da liegt das Problem. Sie hatte diese Macht über ihn, aber er nahm sie ihm, als er sie in Grandessa allein zurückließ. Sie ist nicht länger seine erwählte Herrin. Tantchen fürchtet, dass sie nie wieder sein Vertrauen auf diese Weise gewinnen könnte, würde ihn aber dennoch wieder Willkommen heißen, wenn er nur an sich arbeiten wolle. Das könnten wir als Angebot und Gerücht streuen. Ich weiß nur nicht, ob es reicht, dass er aufmerksam wird. Wenn er glaubt, Mall treffen zu können ... ich weiß nicht, ob er auftauchen würde."
"Verstehe", Iryan kratzte sich das Kinn. "Es reicht noch nicht."
"Es reicht noch nicht aus", stimmte Castus zu. Auch er grübelte. Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihnen nicht mehr. Denn natürlich waren sie stetig weiter gestapft, um keinen Verdacht zu erregen. Inzwischen näherten sie sich schon den äußeren Lichtkreisen der nahen Zelte. Soldaten blickten bereits in ihre Richtung und Castus zog es nicht nur vor, wieder mit hohem Mädchenstimmchen zu sprechen, sondern auch gedämpft genug, dass sie noch rasch einige Informationen austauschen konnten, ehe der erste Dunkelelf sich ihnen nähern würde.
"Ich bin dagegen, dass wir als aktive Knotenpunkte agieren, bis er mich erreicht. Das ist zu gefährlich. Mir gefällt die Idee besser, ein Gerücht zu streuen. Gerne eines über Tantchen, aber ein alleiniger Wunsch von ihr, mit meinem Vater zu sprechen ... nein, es reicht einfach nicht."
"Soldaten kommen", wies Iryan auf die düsteren Gerüsteten hin, die sich in ihre Richtung bewegten. Er stützte sich wieder auf Sarin, um erneut den Verletzten zu spielen. "Bringt mich in mein Zelt, ihr Weibsbilder", knurrte er sie laut genug an, um bereits von den anderen Dunkelelfen gehört zu werden. Wesentlich leiser an seine Gefährten raunte er dann: "Besprechen wir Weiteres bei mir im Zelt."
Schon tauchten zwei stattliche Dunkelelfen in schwarzen Rüstungen auf. Einer trug eine Fackel und beide wirkten etwas durchgefroren. Das Metall musste eiskalt sein. Entsprechend grimmig blickten sie bei der Ankunft des Trios drein. Einer musterte erst Castus, der den Kopf unter einem gespielten Schreck rasch senkte. Dann wurde Sarin betrachtet.
"Na, das wird unser Heerführer aber gern sehen. Statt dich an der Front zu opfern, schleppst du Menschenhuren zurück ins Lager, Soldat?"
"Dir ist klar, dass du sie wirst teilen müssen"
, brummte der andere Soldat, der die Augen nicht von Sarin lassen konnte. Schließlich bemerkte er, was ihn störte. "Moment! Die eine da ist keine Menschin. Das ist 'ne Nachtelfe. Was macht so ein unreines Elfenluder hier?"
"Irgendeine zyranische Pflegerin, die nehmen es da nicht so mit der Herkunft. Ich habe sogar Dunkelelfen auf den Mauern gesehen, die gegen ihresgleichen gekämpft haben"
, ächzte Iryan. Er musste schließlich nach wie vor den Verletzten geben. "Und die beiden hier kann ich nicht teilen. Jedenfalls vorerst nicht. Sie bringen mich nur ins Lager. Ich hatte mehr Glück als andere. Gebt mir eine Nacht und die magischen Hände dieser Frauen, dann bin ich wieder auf den Beinen."
Die beiden Soldaten schauten einander an. Einer von ihnen hob die Schultern, der andere winkte ab. Dann machten sie dem Trio Platz. "Ist ja nicht an uns, das zu entscheiden. Wenn dein Hauptmann dir's befohlen hat, dann ruh dich aus. Aber verzichte besser auf das Essen. Ist von diesem Menschen, der hier schon seit mehreren Wochen rumblökt."
"Ja, der durfte jetzt auch mal kochen und muss irgendwas ins Essen gegeben haben. Unser Heerführer war so wütend, dass wir ständig zum Donnerbalken rannten, dass er den kleinen Widerling hat 'ne neue Jauchegrube ausheben lassen - mit den Händen!"
"Hoffenltich frieren dem Bastard die Finger ab, ha!"

Beide Soldaten ließen Iryan und die mitgebrachten Pflegerinnen passieren. Er nickte seinen mutmaßlichen Kameraden nur zu und ließ sie reden. Zu dritt ging es also mitten hinein, ins Lager der dunklen Armee. Sich hier zu unterhalten stellte ein beträchtliches Risiko dar. Überall fanden sich Soldaten. Die meisten von ihnen scharten sich um Feuerbecken und schlotterten, aber alle musterten die drei Neuen aufmerksam, wenn sie vorbei stapften. Der Schnee war hier vollkommen verschwunden und hartem Erdboden gewichen, aus dem vereinzelt totbraune Halme hingen.
Iryan wies Sarin und Castus bis zu einem von vielen Zelten. Dass er das seine überhaupt fand, konnten beide nicht nachvollziehen. Es gab keine Anzeichen, es wiederzuerkennen, aber Iryan führte sie mit viel Selbstsicherheit. Sobald die Zeltplane hinter ihnen zugefallen war un Castus die Laterne im Inneren auf den einzigen Holzhocker abgestellt hatte, ließ Iryan sich mit übertriebenem Ächzen und falschen Schmerzenlauten auf das Lager fallen. Es war ranzig. Altes Stroh, das bereits faulig roch, sowie eine viel zu dünne Decke bildeten seine Schlafstatt. Die Situation mochte in den anderen Zelten wohl nicht anders aussehen. Hin und wieder bewegte sich ein Schatten an der Zeltplane vorbei. Sie mussten nun sehr vorsichtig sein. Das hielt sie aber nicht davon ab, weiter den Plan auszuhecken. Das hieß, sollte ihnen überhaupt noch etwas einfallen. Ansonsten ging es nun darum, erste Gerüchte über Mallahall zu streuen - dass sie gesehen worden war oder sogar in der Nähe wäre. Dass sie mit Asmodeus reden müsste. Worum, das blieb noch im Dunkeln, bis die drei eine gute Idee hatten, den Heerführer aus dem Lager zu locken.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 28. November 2022, 09:27

Sarins Vorschlag wurde angehört und die emotionale Komponente auch für gut befunden, doch es reichte den beiden noch nicht. Ihre Gegenargumente waren plausibel, aber eine Lösung war weiterhin nicht in Sicht. Viel mehr konnten sie auch nicht besprechen, denn sie bekamen Gesellschaft:
"Na, das wird unser Heerführer aber gern sehen. Statt dich an der Front zu opfern, schleppst du Menschenhuren zurück ins Lager, Soldat?"
"Dir ist klar, dass du sie wirst teilen müssen."

, brummte der andere Soldat, der die Augen nicht von Sarin lassen konnte. Seine Aufmerksamkeit lag auf ihr, während er weiter sprach und Sarin konnte erraten, dass es um sie ging und die folgenden Worte nicht besonders nett waren dem Klang nach. Ein wenig Lerium, ein paar Brocken mochte sie inzwischen gelernt haben, aber so viel und so schnell konnte sie nicht verarbeiten. Die Wächter unterhielten sich mit Ian...
Die beiden Soldaten schauten einander an. Einer von ihnen hob die Schultern, der andere winkte ab. Dann machten sie dem Trio noch irgendetwas mosernd Platz. Beide Soldaten ließen Iryan und die mitgebrachten Pflegerinnen passieren.
Was er ihnen wohl gesagt hat?
Sarin schwieg aber. Sich hier zu unterhalten stellte ein beträchtliches Risiko dar. Überall fanden sich Soldaten. Die meisten von ihnen scharten sich um Feuerbecken und schlotterten, aber alle musterten die drei Neuen aufmerksam, wenn sie vorbei stapften. Iryan wies Sarin und Castus bis zu einem von vielen Zelten. Sobald die Zeltplane hinter ihnen zugefallen war und Castus die Laterne im Inneren auf den einzigen Holzhocker abgestellt hatte, ließ Iryan sich mit übertriebenem Ächzen und falschen Schmerzenslauten auf das Lager fallen. Er war ein guter Schauspieler und Sarin sich nicht ganz sicher, ob seine magische Verletzungen wirklich schon komplett abgeklungen war. Also setzte sie sich mit besorgtem Gesicht zu ihm und berührte sanft sein Herz. Halb laut, also auch gut hörbar, falls jemand vorbei lief und lauschte sagte sie:
„Still halten! Ich muss nach dem Verband sehen.“
Dann lehnte sie ihre Wange an seine Schulter und grinste. Hin und wieder bewegte sich ein Schatten an der Zeltplane vorbei. Alle wussten, sie mussten nun sehr vorsichtig sein. Eine Zeltplane hielt kaum Geräusche ab, wohl aber Blicke. Also konnten sie die Köpfe zusammen stecken und so leise sich besprechen, dass selbst neugierige Elfenohren nichts hören würden.
Es galt, weiter den Plan auszuhecken, nur wollte ihnen anscheinend erst einmal nichts weiter so auf die Schnelle einfallen. Also ging es erst einmal nun darum, erste Gerüchte über Mallahall zu streuen. Sarin flüsterte in die nahen Ohren ihrer Begleiter:
„Was haltet ihr von so etwas in der Art: ... 'Hast du auch schon gehört? Diese neue Heilerin muss doch verrückt sein! Sie will mit diesem dämonischen Heerführer reden. - Meinst du die Blonde? - Ja, Mallhall heißt sie, glaube ich. Sie kommt aus Zyranus. - Die muss doch Lebensmüde sein!'... Worum es dabei geht, wissen wir natürlich nicht. Meint ihr, dass das für den Anfang reicht?“
Sarin sah zwischen den beiden ihr lieb gewordenen Gesichtern hin und her und hoffte, dass einer der beiden vielleicht noch einen gute Idee hätten, denn mit ihren Spionage-Fähigkeiten war es nicht so weit her. Irgendwie hatte sie die Inspiration verlassen und sie malte mehr unbewusst, als wirklich darauf zurück greifend kleine sich wiederholende Runen in ihre ineinander verschlungenen Handflächen. 'Ansuz' war ihr über viele Jahre eine gute Begleiterin gewesen und half ihr oft ihre Ispiration bei neuen Entwürfen für die Kleider des Hochadels zu erschaffen, aber hier... das hier war anders und doch arbeitete ihr Unterbewusstsein auf die gleiche Weise, wie wenn sie ein Kleid erschuf. Ein Schnittmuster/Plan musste her, aber dafür brauchte es erst einmal eine Idee. Doch da war Sarin gerade das rote Garn ausgegangen...
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Dezember 2022, 07:03

Ein Teil des Seufzens war nicht gespielt, als Iryan sich trotz mangelnder Zuschauer, die getäuscht werden sollten, mit reichlich Wehklagen auf sein Lager niederließ. Das Zelt besaß nur dünne Planen und Lauscher gab es überall. Aber auch die Kälte der Zeit des Übergangs drang durch den Stoff. Sarin als Schneiderin musste das Herz bluten. Wer so dünnes Material für die Zelte einer Armee nutzte, dem lag nichts an der Unversehrtheit seiner Soldaten. Wie viele wohl keiner Klinge, aber einer Lungenentzündung zum Opfer fallen würden?
Iryan wäre nicht betroffen. Er war ein kräftiger, gesunder Dunkelelf. Ihn würde nichts so schnell zu Fall bringen - nichts, das nicht mit Magie zu tun hatte, aber er sah wieder wesentlich besser aus als letzte Nacht, da man ihn auf einen Karren vor die Taverne gefahren hatte. Er lächelte sogar, als Sarins Hand auf seiner Brust landete, direkt über dem Herzen.
"Still halten! Ich muss nach dem Verband sehen."
"Maß dir nicht zu viel an, unreine Elfe", fuhr er sie dunkel an und hätte er dabei nicht gezwinkert, könnte man ihm die Gefühlskälte durchaus abkaufen. Dunkelelfen besaßen allesamt eine unheimliche Aura, die sich durch ein bedrohliches Wort nur verstärken konnte. Castus musterte Iryan schweigend und mit ernstem Blick. Dann richtete er eben jenen zum Zelteingang, als zwei Schatten unter dem sanften Scheppern von Rüstung vorbei marschierten. Das Lager war belebt. Längst nicht alle Soldaten kämpften an der Front. Sobald die Schritte verklungen waren, atmete der Leibwächter tief durch und vollführte eine Geste der Entschuldigung in Sarins Richtung. Sie verstand wohl eher als Castus, doch jener musterte das Geschehen nur schweigend.
Sobald sie alle das Gefühl hatten, die Luft sei rein, steckten sie die Köpfe zusammen. Lediglich der Halbdämon behielt immer wieder den Eingang des Zeltes im Auge, damit sie nicht überrascht würden. Ebenso aufmerksam lauschte er aber auch Sarin. Sie wisperte so leise, dass beide Männer sich vollauf auf ihre Stimme konzentrieren mussten. Iryan gelang es nicht, so leise auf ihre Worte zu antworten, aber sie brauchten wohl nicht fürchten, dass jemand von außen sie belauschen könnte. Dazu war das Armeelager selbst zu laut. Man hörte hier sogar die dumpfen Kampfgeräusche nahe der zyranischen Mauern. Es war sicher, solange sie sich nur im Flüsterton unterhielten.
"Jetzt wünschte ich mir fast schon, wir drei beherrschten eine Geheimsprache", gluckste Castus. Iryan aber schüttelte den Kopf. "Auch das wäre zu verdächtig", erwiderte er. Anstatt also Wunschträumen nachzuhängen, gingen sie weiter ihren Plan durch. Die Gerüchte mussten gestreut werden, dass Mallahall di Swanviss das Lager aufsuchen wollte, um mit Asmodeus persönlich zu sprechen.
Sarins Vorschläge, wie man es bewerkstelligen könnte, stießen dabei auf hellhörige Ohren. Castus grinste sie an und nickte begeistert. "Das könnte funktionieren. Jetzt müssen wir nur noch einige Dunkelelfen finden, die uns auch belauschen und zwar ganz offiziell."
"Im Grunde könnt ihr beiden euch nahezu ungestört in den zugänglichen Bereichen des Lagers bewegen"
, meinte Iryan wiederum mit einem Schulterzucken. "Wenn jemand fragt, sucht ihr Utensilien, um mich zu versorgen. Stellt mich ruhig ungehalten und Furcht einflößend dar. Dann glaubt man euch, dass ihr das schaurige Lagerleben meinem eigenen Unmut vorzieht."
Das brachte Castus erneut zum Glucksen. Geradezu warmherzig legte er dem anderen eine Hand auf die Schulter. "Du bist alles andere als Furcht einflößend. Du kannst kein Wässerchen trüben mit deiner herzensguten Seele."
Im ersten Moment blinzelte Iryan. Dann räusperte er sich verlegen. Castus besaß wirklich eine Gabe, den Kern einer jeden Person schnell zu ergründen und sogar das offen auszusprechen, was diese nicht unbedingt nach außen tragen wollten. Vor Sarin und ihm hätte Iryan das natürlich problemlos gekonnt, aber in der allgemeinen Öffentlichkeit wahrte er wohl das Klischeebild eines klassischen Dunkelelfen. Natürlich! Er war so erzogen worden, wie vermutlich sehr viele andere, die aktuell im Lager den starken Mann spielten. Hinter wie vielen von ihnen sich wohl ein unsicherer, freundlicher, warmer Charakter verbarg, der um seiner Männlichkeit Willen nun den abgebrühten, faldorgefälligen Mörder geben musste? Es traf gewiss nicht auf alle zu. Jedes Volk besaß auch seine blutrünstigen Charaktere, denen es eine wahre Freude war, andere leiden zu lassen. Castus aber glaubte immer an das Gute im Menschen, im Elfen, in jedem.
"Versprich mir, dass du deine Rolle spielst", erinnerte ihn Iryan. Der Halbdämon durfte sich nicht verraten, weil er zu freundlich war. Ein Blick des Elfen zu Sarin herüber deutete an, dass sie darauf achten sollte. Castus schien es nicht immer zu bemerken, dass er vollkommen scham- und arglos reagierte. Das hatte sich schließlich auch schon im Turm der Magie gezeigt, wo er ganz offen und schlicht angesprochen hatte, seine Haft verlassen zu müssen. Er war eben etwas anders gestrickt, aber genau das hatte bei Sarin seiner Zeit die Faszination für den Blauschopf geweckt.
Iryan winkte seine Gefährten dichter an sich heran, um auf sich aufmerksam zu machen. Genug der Albernheiten und Überlegungen. Jetzt ging es darum, in die Tat umzusetzen, weshalb sie alle das Risiko auf sich nahmen. Erneut steckten sie die Köpfe zusammen. "Ihr müsst ins Lager gehen. Sucht euch einen guten Platz, an dem die Wachen ein mutmaßlich unbedachtes Gespräch zwischen euch gut belauschen können. Fragt vielleicht auch herum, wo ihr heißes Wasser oder andere Dinge für eine Wundverpflegung erhalten könnt und zögert nicht, sie mitzunehmen. Es kann nicht schaden, wenn wir uns wirklich ein wenig bedienen." Er tippte sich gegen das Kinn. "Die Dunkelelfen vorhin haben einen Gefangenen erwähnt, der das Essen versetzt hatte, so dass sie alle Magenprobleme bekamen. Jetzt musste er die Jauchegrube mit den Händen ausheben. Vielleicht erweist er sich als Verbündeter, der die Gerüchte weiter verbreiten könnte."
"Eine gute Idee, nur wo könnten wie ihn finden?"
"Das Kriegsgeschehen ist nicht deine Welt, Castus."
Iryan schmunzelte. "Entweder schaufelt der arme Tropf noch immer die steinharte Erde aus oder er sitzt in irgendeiner transporfähigen Zelle. Haltet nach Gefängniswägen oder rasch errichteten Zellen Ausschau. Aber konzentriert euch nicht unmittelbar darauf. Unsere Mission sieht anders aus."
Jetzt veränderte sich Castus' Mimik erneut. Der bittere Ernst kehrte in seine Züge zurück und seine gestraffte Haltung zeugte davon, dass er sich für die Konfrontation mit seinem eigenen Vater wappnete. Aber das würde wohl noch etwas dauern. So wie es aussah, kam man auch dann nicht so leicht an Asmodeus heran, selbst wenn er durch das eigene Lager schlenderte. Ohne die vorher gut gesetzten Gerüchte um Mallahalls Ersuch würde man sein Interesse gar nicht erst wecken.
"Ich lasse euch beide jetzt nur ungern umher streifen", murmelte Iryan. Oh, man sag ihm die Verärgerung an, dass er nicht mit ihnen gehen und sie beschützen konnte. Seinem inneren Leibwächter, der Jahre lang genau das für Dhansair getan hatte, blutete das Herz. Aber hier durfte er sich ebenso wenig eine Blöße geben wie Castus. Sie mussten in ihrer Rolle bleiben und Iryan spielte nun einmal den verletzten Soldaten.
Sofern niemand mehr eine Frage oder eine letzte Sache zu besprechen hatte, stand die Aufgabenverteilung nun fest. Der Dunkelelf initiierte die Situation, indem er sich erhob und betont schwerfällig zum Zelteingang schlurfte. Er schob die Plane beiseite und gab Castus einen Schubs, dass dieser beinahe über seinen Rock stolperte, als er nach draußen in die Kälte befördert wurde. Deutlich lauter fauchte Iryan ihn nun an: "... und nimm die andere Schlampe auch gleich mit. Zu zweit wird euch schon niemand antatschen. Bringt endlich alles herbei, was ihr für meine Wundversorgung braucht ... und keine Trödelei. Habt ihr verstanden? Pah, wie es mich anwidert, mit euch auf celcianisch zu sprechen. Nachher im Zelt werde ich euch eine andere Sprache beibringen!" Dabei stieß er sein Becken einmal vor und griff sich demonstrativ in den Schritt. Es zeigte Wirkung. Einige Soldaten von einem anderen Zelt her schauten herüber. Einer stieß den anderen an und sie grunzten amüsiert. Jedenfalls so lange, bis Iryan ihnen einen finsteren Blick zuwarf.
"Wagt es nicht, die Huren anzufassen, bis sie mich versorgt haben!", bellte er zu den Soldaten herüber. Beide nickten, schauten aber verärgert drein. Iryan warf Castus und Sarin einen letzten Blick zu. "Es wird Zeit", brummte er. Dann zog er die Zeltplane wieder zu, so dass man seinen Schatten durch den Stoff sehen konnte, wie er sich zurück auf sein Lager schleppte.
Castus schob sich dicht an Sarin heran. Er umfasste ihren Oberarm mit beiden Händen und drückte sich zum Flüstern so dicht an sie heran, dass der Eindruck der ängstlichen Menschenfrau geradezu perfekt war. "Suchen wir nach diesen Gefängniszellen und fragen uns unterwegs ein bisschen durch. Wir sollten immer dann Mallahall erwähnen, wenn die Möglichkeit besteht, belauscht zu werden."

Die Umsetzung des Planes erwies sich als etwas schwieriger als erwartet. Sarin und Castus mussten mehr als einmal eher darauf hinweisen, dass sie sich beeilen mussten, weil ein verletzter Soldat ansonsten in Lebensgefahr geriet oder "die Scheiße aus uns herausprügeln wird", wie Castus in einem furchtsamen Quieken betonte. Mallahall konnten beide in Gegenwart der dunkelelfischen Soldaten kaum erwähnen.
Bei einer Gruppe gerüsteter Menschen jedoch sahen sie ihre Chance. Die grandessarischen Soldaten waren dazu abkommandiert worden, den Rand des Armeelagers im Auge zu behalten. Man fürchtete hier weniger einen Hinterhalt von feindlichen Truppen, als vielmehr die Flucht von Gefangenen. Tatsächlich fanden sich einige aus Eisengittern bestehende Zellen in der Nähe. Und auch die ausgehobene Jauchegrube befand sich hier irgendwo. Auch wenn der Kriegsgefangene sie mit Händen ausgehoben hatte, musste er schnell gearbeitet haben. Dem Gestank nach zu urteilen, war sie bereits benutzt worden - vermutlich von Orks. Niemand sonst setzte so viel Dunst binnen kürzester Zeit frei.
"Nähere dich denen bitte auch nicht zu sehr, meine Liebe", erweckte Castus nun ganz bewusst die Aufmerksamkeit der grandessarischen Männer. "Nur weil sie keine Dunkelelfen sind, heißt es nicht, dass sie nicht auch übergriffig werden könnten. Oh, ich verstehe nicht, wie man freiwillig dieses Lager aufsuchen kann ... das ist doch Wahnsinn." Er japste mit fiepsiger Stimme und duckte sich ängstlich unter den Blicken der Soldaten weg. Diese musterten sowohl ihn als auch Sarin nun sehr wachsam. Die Gelegenheit war da, Mallahall endlich zu erwähnen und das Gerücht um ihren Wunsch nach einem Treffen mit Asmodeus zu verbreiten. Fraglich blieb, ob es sich anschließend nur unter den Menschen verteilte oder auch zu den Dunkelelfen herüber schwappte. Letzten Endes war das aber irrelevant, denn nur einer musste wirklich davon erfahren: Asmodeus - wo auch immer er gerade steckte.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 5. Dezember 2022, 18:45

"Still halten! Ich muss nach dem Verband sehen."
"Maß dir nicht zu viel an, unreine Elfe!"

, fuhr Yran Sarin dunkel an und hätte er dabei nicht gezwinkert, könnte man ihm die Gefühlskälte durchaus abkaufen. Castus musterte den Dunkelelfen schweigend und mit ernstem Blick, während Sarin ihm eine Hand beruhigend auf den Arm legte. Sie ließ das Bild zweideutig wirken, denn die Zeltplan war dünn. Es könnte von außen so wirken, als ob sie bei ihrer Freundin Schutz suchte, aber in Wahrheit gab sie Castus damit die Sicherheit, dass es ihr gut ging. Dass das alles nur ein Spiel war, musste für ihn sehr ungewohnt sein. Dann besprachen sie ihr weiteres Vorgehen.
"Das könnte funktionieren. Jetzt müssen wir nur noch einige Dunkelelfen finden, die uns auch belauschen und zwar ganz offiziell... Im Grunde könnt ihr beiden euch nahezu ungestört in den zugänglichen Bereichen des Lagers bewegen... Wenn jemand fragt, sucht ihr Utensilien, um mich zu versorgen. Stellt mich ruhig ungehalten und Furcht einflößend dar. Dann glaubt man euch, dass ihr das schaurige Lagerleben meinem eigenen Unmut vorzieht."
Das brachte Castus zum Glucksen.
"Du bist alles andere als Furcht einflößend. Du kannst kein Wässerchen trüben mit deiner herzensguten Seele."
Im ersten Moment blinzelte Iryan. Dann räusperte er sich verlegen und Sarin musste sich kurz den Mund zu halten um nicht zu lachen.
Dieser Blick! ...so süß! Wie kann ein so großer starker Mann so süß gucken!! Hahahaha....
In diesen kleinen kostbaren Augenblicken quoll ihr Herz über vor Liebe für diese Männer! Vergnügt saugte sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne und hörte aufmerksam zu.
"Versprich mir, dass du deine Rolle spielst!"
, erinnerte Iryan Castus.
...sooo streng!...hihihihi
Der Halbdämon durfte sich nicht verraten, weil er zu freundlich war, aber er war auch nicht dumm. Ein Blick des Elfen zu Sarin herüber deutete an, dass sie darauf achten sollte und sie nickte eifrig grinsend. Doch genug der Albernheiten und Überlegungen. Jetzt ging es darum, in die Tat umzusetzen, weshalb sie alle das Risiko auf sich nahmen getötet zu werden.
"Ihr müsst ins Lager gehen. Sucht euch einen guten Platz, an dem die Wachen ein mutmaßlich unbedachtes Gespräch zwischen euch gut belauschen können. Fragt vielleicht auch herum, wo ihr heißes Wasser oder andere Dinge für eine Wundverpflegung erhalten könnt und zögert nicht, sie mitzunehmen. Es kann nicht schaden, wenn wir uns wirklich ein wenig bedienen."
Sarin nickte.
Das bekommen wir hin.
"Die Dunkelelfen vorhin haben einen Gefangenen erwähnt, der das Essen versetzt hatte, so dass sie alle Magenprobleme bekamen. Jetzt musste er die Jauchegrube mit den Händen ausheben. Vielleicht erweist er sich als Verbündeter, der die Gerüchte weiter verbreiten könnte."
"Eine gute Idee, nur wo könnten wie ihn finden?"

"Das Kriegsgeschehen ist nicht deine Welt, Castus."
Iryan schmunzelte und Sarin stellte gedanklich fest, dass es auch nicht die ihre war. Sie hatte auch keine Ahnung, wo sie suchen sollte, aber Ian half da aus der Patsche:
"Entweder schaufelt der arme Tropf noch immer die steinharte Erde aus oder er sitzt in irgendeiner transportfähigen Zelle. Haltet nach Gefängniswägen oder rasch errichteten Zellen Ausschau. Aber konzentriert euch nicht unmittelbar darauf. Unsere Mission sieht anders aus."
Der bittere Ernst kehrte zurück und Sarin nickte. So wie es aussah, kam man nicht so leicht an Asmodeus heran, selbst wenn er durch das eigene Lager schlenderte. Ohne die vorher gut gesetzten Gerüchte um Mallahalls, würde man sein Interesse gar nicht erst wecken.
"Ich lasse euch beide jetzt nur ungern umher streifen"
, murmelte Iryan. Oh, man sag ihm die Verärgerung an, dass er nicht mit ihnen gehen und sie beschützen konnte, aber die Aufgabenverteilung stand nun fest. Der Dunkelelf initiierte die Situation, indem er sich erhob und betont schwerfällig zum Zelteingang schlurfte. Er schob die Plane beiseite und gab Castus einen Schubs, dass dieser beinahe über seinen Rock stolperte, als er nach draußen in die Kälte befördert wurde. Deutlich lauter fauchte Iryan ihn nun an:
"... und nimm die andere Schlampe auch gleich mit. Zu zweit wird euch schon niemand an tatschen. Bringt endlich alles herbei, was ihr für meine Wundversorgung braucht ... und keine Trödelei. Habt ihr verstanden? Pah, wie es mich anwidert, mit euch auf celcianisch zu sprechen. Nachher im Zelt werde ich euch eine andere Sprache beibringen!"
Dabei stieß er sein Becken einmal vor und griff sich demonstrativ in den Schritt. Sarin schaute ängstlich und zwängte sich mit größtmöglichem Abstand an ihm vorbei. Dabei duckte sie sich in den niedrigsten Winkel des aufgeschlagenen Eingangs und koch halb auf allen Vieren aus den Schatten hervor. Für den Bruchteil einer Sekunde nahm sie dabei ein Blitzen wahr und stützte sich mit der Hand darauf. Sie spürte Schnee, Matsch und Kälte, aber auch etwas hartes in ihrer Hand und richtete sich eilig auf um mit der anderen Castus an die Hand zu nehmen. Das Schauspiel zeigte Wirkung. Einige Soldaten von einem anderen Zelt her schauten herüber. Einer stieß den anderen an und sie grunzten amüsiert. Jedenfalls so lange, bis Iryan ihnen einen finsteren Blick zuwarf und in Lerium etwas zu ihnen hinüber rief, das böse klang. Beide nickten, schauten aber verärgert drein. Iryan warf Castus und Sarin einen letzten Blick zu.
"Es wird Zeit!"
, brummte er. Dann zog er die Zeltplane wieder zu, so dass man seinen Schatten durch den Stoff sehen konnte, wie er sich zurück auf sein Lager schleppte. Castus schob sich dicht an Sarin heran. Er umfasste ihren Oberarm mit beiden Händen und drückte sich zum Flüstern so dicht an sie heran, dass der Eindruck der ängstlichen Menschenfrau geradezu perfekt war.
"Suchen wir nach diesen Gefängniszellen und fragen uns unterwegs ein bisschen durch. Wir sollten immer dann Mallahall erwähnen, wenn die Möglichkeit besteht, belauscht zu werden.“
Sarin nickte ihm eifrig zu und geduckt schlichen sie von Dannen. Derweil steckte Sarin ihre geballte Rechte in ihre Rocktasche, wo der Stoff schnell den Schneematsch schmelzen sollte. Mit jedem weiteren Schritt offenbarte sich tastbar eine kleine Münze zwischen ihren klammen Fingern.
Ein kleiner Fuchs vielleicht... ich hoffe, du gibst uns deine gewitzte Schläue.

Die Umsetzung des Planes erwies sich dann doch als etwas schwieriger als erwartet. Sarin und Castus mussten mehr als einmal eher darauf hinweisen, dass sie sich beeilen mussten, weil ein verletzter Soldat ansonsten in Lebensgefahr geriet oder "die Scheiße aus uns heraus prügeln wird", wie Castus in einem furchtsamen Quieken betonte. Mallahall konnten beide in Gegenwart der dunkelelfischen Soldaten kaum erwähnen, da sie mehr vor ihnen auf der Flucht waren. Bei einer Gruppe gerüsteter Menschen jedoch ergab sich dann eine Chance. Die grandessarischen Soldaten waren dazu abkommandiert worden, den Rand des Armeelagers im Auge zu behalten.
Man fürchtete hier weniger einen Hinterhalt von feindlichen Truppen, als vielmehr die Flucht von Gefangenen... oder gar Deserteuren?
, dachte Sarin und betrachtete die müden und oft mürrischen Gesichter der Männer. Dann fanden sie einige aus Eisengittern bestehende Zellen in der Nähe. Und auch die ausgehobene Jauchegrube befand sich hier irgendwo. Auch wenn der Kriegsgefangene sie mit Händen ausgehoben hatte, musste er schnell gearbeitet haben. Dem Gestank nach zu urteilen, war sie bereits benutzt worden - vermutlich von Orks. Niemand sonst setzte so viel Dunst binnen kürzester Zeit frei.
"Nähere dich denen bitte auch nicht zu sehr, meine Liebe."
, erweckte Castus nun ganz bewusst die Aufmerksamkeit der grandessarischen Männer.
"Nur weil sie keine Dunkelelfen sind, heißt es nicht, dass sie nicht auch übergriffig werden könnten. Oh, ich verstehe nicht, wie man freiwillig dieses Lager aufsuchen kann ... das ist doch Wahnsinn."
Er japste mit fiepsiger Stimme und duckte sich ängstlich unter den Blicken der Soldaten weg. Diese musterten sowohl ihn als auch Sarin nun sehr wachsam. Die Gelegenheit war günstig und Castus hatte ihr eine hervorragende Vorlage gegeben um einzusteigen:
„Du sagst es! Das ist WAHNSINN! Ich kann nicht verstehen, wie Mallahall hier freiwillig hin wollte! Weist du, was sie gesagt hat? Sie suche jemanden! Und nicht irgendwen! Er soll wichtig sein!“
Sarin ließ eine kleine Kunstpause in der auch Castus mit einem Kommentar vielleicht 'neugierig' die Stimmung steigen lassen konnte. Dann antwortete sie ihrer Freundin:
„Asmodeus, soll er heißen... bestimmt ein Offizier... ein Hauptmann, oder so. Ich kenne diese ganzen Ränge nicht.“
Ein leichthin gesprochener Name (aber laut und deutlich), der alle im 'Lauschumkreis' aufhorchen lassen sollte und ganz nebenbei nur wie unwissend erwähnt, damit man annehmen könnte, die beiden Mädchen wären einfach ein bisschen dumm, bzw. hatten einfach keine Ahnung.
„Ist doch verrückt in so einem großen Lager voller... „
Sie sah sich etwas ängstlich um und erwartete schon einige neugierige Blicke, die sich jetzt in diesem Moment dann ganz beiläufig abwandten. Doch gerade diese waren dann ein Zeichen, dass ihr Plan erste Früchte trug.
„... voller 'verfrorener' Männer, ...die einen warmen Schoß suchen, …einen einzelnen Soldaten zu finden!“
Sarin hoffte, dass Castus nun mitspielte und vielleicht nachfragte, was sie denn von ihm wolle.
„Das hat sie mir nicht verraten, nur ...das sie ihn von früher kennt. Aber im Ernst! Mallahall muss den Verstand verloren haben! ...Vielleicht sollten wir ihr helfen und uns umhören, ob man hier jemanden mit dem Namen Asmodeus kennt. Ihr wird noch was passieren, wenn sie hier allein herum läuft... “
Noch mal beide Namen, damit alle es auch gut mitbekommen haben... und eine kleine drohende Gefahr, damit ein bisschen Eile und Dringlichkeit in die Geschichte einfließen kann...
„Aber wir müssen auf uns Acht geben! Heilerinnen sind selten und wir müssen doch zusammen halten.“
Damit nahm sie wieder Castus Hände und sah mit großen runden Augen zu ihm auf. Ein winziges zucken ihrer Mundwinkel kaschierte sie sogleich mit der für sie beide sehr widersprüchlichen Aussage:
„So und nun komm! Nicht verzagen!“
, sprach sie ihnen beiden Mut zu und wurde dann sehr ernst:
„... Der Kerl, den wir versorgen müssen, der ist ...ein Fleisch gewordener Alb-Traum! Ich will auf keinen Fall, dass der mich anfasst!“
Ihre Augen sprachen dabei aber das genaue Gegenteil.
„Irgendwo müssen wir doch heißes Wasser her bekommen!“
Abermals sah sie sich nach Hilfe suchend um und entdeckte dabei auch in einiger Entfernung die Käfige.
„Oh... der arme Tropf!“
, seufzte sie gut hörbar.
„ Ach, hoffentlich ist das alles bald vorbei, sonst sterben hier alle noch an Seuchen und Lungenentzündung anstatt durch Pfeile oder Klingen!“
...und sprach damit sicher einigen hier aus dem Herzen. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck nahm sie Castus bei der Hand und lief auf den versteckt 'Neugierigsten' in der Umgebung zu, den sie zwischenzeitlich beobachten konnte.
„Entschuldigung werter Herr. Bitte könnt ihr mir sagen, wo wir hier heißes Wasser oder Verbandsmaterial für die Versorgung von Wunden finden können? Eine Kochmöglichkeit vielleicht? Es eilt und der Patient ist... er hat schlechte Laune. Verzeihung.“
Hatte Ian nicht etwas von einem Mann erzählt der das Essen verdorben hatte? Ein Koch? Dann müsste es auch eine Lager-Küche geben...
Sarin neigte devot ihr Haupt und spähte unter ihren silbrigen Wimpern hervor. Jetzt konnte sie nur beten, dass ihr Plan bald Früchte trug, was sie auch tat:
Göttliche Manthala, geliebte Nacht.
Erlaube uns Erfolg in unserem Streben, denn hat dein Bruder nicht schon genug Blut deiner Jünger vergossen und dir deine Macht geraubt? Einst lagen dir all diese dunklen Seelen zu Füßen und nun überlässt Faldor sie dem Tode... Einem sinnlosen Tod, der kein Gewinn bringt, nur Blut!

Jeder der sich in seinem Glauben an Manthala tiefer vor gewagt hatte wusste, dass einst das Machtverhältnis zwischen den Zwillingen ausgeglichener war. Gerade Dunkelelfen hatten in ihrem Glauben der dunklen Göttin gehuldigt, bis sie sie an ihren Bruder verloren hatte. Es war einfacher, einem Gott zu huldigen, dem man nichts anbieten musste. Fast alle Götter gaben sich mit einfachen Gebeten und Opfergaben zufrieden, wenn sie ihre Anhänger dann mit ihren Wundern beschränkten. Manthala verlangte immer etwas im Ausgleich, so hatte es Sarin gelernt. Sie war die göttliche Händlerin und der Wert eines Ding ging niemals verloren. Manchmal wandelte sich die Bedeutung, wusch oder verändert sich, aber wie Energie, verging etwas nie gänzlich. So hatte es Sarin von ihrer Mutter gelernt. So spielte sie nun mit ihren Fingern in ihrer Rocktasche mit der kleinen Münze. Dabei war es egal ob sie kupfern, silbern oder doch golden war. Sarin hatte es im Matsch nicht erkennen können. Der Plan war einfach. Sie würde sie fallen lassen – für Manthala ein Opfer. Und falls der Mann vor ihr oder ein anderer sie aufnehmen würde, so wäre es abermals ein ihrer Göttin gefälliges Geschäft, denn Sarins Glaube hing nun daran.
Schenke jemandem die Eingabe, dass er unseren Zwecken dienlich ist.
Bitte erhöre meinen Handel. Amen.

, beendete sie ihr Gebet und ließ die Münze aus der Rocktasche kullern, als sie die Hand heraus zog um sie in flehentlicher Geste den Mann vor ihr zuzuwenden.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. Dezember 2022, 14:29

Wieviel der Scheu wirklich gespielt war, wusste nur Sarin. Sie gab sich Mühe, das verängstigte zyranische Mädchen zu spielen, das nur unfreiwillig in diese Situation geraten war, während Castus allein durch seine ohnehin eher arglose und gutmütige Art mehr denn je die naive Bauerntochter imitieren konnte. Er schaute sich immer wieder um, mied den Blick der Dunkelelfen, aber spähte ihnen nach, sobald sie weiterzogen. Dass hinter seinem furchtsamen Schauen durchaus Wachsamkeit stand, erkannte man nur, wenn man direkt neben ihm einher ging und gelegentlich einen Blick auf die Galaxien in seinen Augen werfen konnte. Sie kreisten und taumelten umher, jedes Mal, wenn der Halbdämon sich einen neuen Fokus suchte. Er hielt trotz des Planes weiterhin nach seinem Vater Ausschau. Leider war Asmodeus nirgends auszumachen, was durchaus seltsam erschien. Wenn er auch nur ansatzweise so blaues Haar wie sein Sohn hätte, müsste er unter den Soldaten definitiv auffallen. Sie allte waren allein durch die Rüstungen eher in den blassen und dunklen Farben unterwegs. Etwas, das sie in der Nacht noch schwerer zu erkennen machen würde, läge nicht überall Schnee. Wobei so mitten im Lager auch das natürliche Weiß nicht sehr aushalf. Hier war der Schnee plattgetrampelt, geschmolzen und hatte sich zu einem dunklen Matsch entwickelt. Dafür hatte man in unregelmäßigen Abständen Feuerschalen aufstellen lassen. Es ging hierbei weniger um bessere Lichtverhältnisse als vielmehr darum, dass die Soldatenmoral halbwegs hochgehalten wurde. Wer fror, war eher bereit zu desertieren. Die allgemeine Laune schien ohnehin derzeit einen Tiefpunkt erreicht zu haben. Zwar konnten Castus und Sarin das Lerium der Dunklen nicht verstehen, wohl aber hörten sie den Groll in ihren Stimmen. Die meisten wirkten unzufrieden und anhand ihrer Gesten und ihres Gebarens zeigte sich, dass ihnen die Wetterbedingungen zu schaffen machten. Jeder wünschte sich ein warmes Plätzchen am Feuer, so auch die Gruppe Grandessarer, auf die die Nachtelfe und ihr Gefährte nun zuhielten. Es wurde Zeit, ein paar Gerüchte zu streuen. Sarin ging das Problem sofort an und fackelte nicht lange dabei, Mallahalls Namen in den Raum zu werfen. Sie ging dabei auch sogleich auf Castus ein, der ihr eine gute Vorlage bot, um einen Einstieg zu finden.
"Du sagst es! Das ist WAHNSINN!" Allein mit ihrem Ausruf erregte sie dabei schon genug Aufmerksamkeit, dass die Grandessarer zu ihr herüber schauten. Vielleicht reichte es auch schon, dass sie sich auf Celcianisch unterhielt. Die Dunkelelfen ließen sich dazu nur herab, wenn es nicht anders ging und die Orks sprachen lieber gar nichts - einigen von ihnen fiel es ohnehin schwer, in ihrer Muttersprache einen geraden Satz herauszubringen.
Sarin nutzte den Moment, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen und setzte den Plan endlich in die Tat um. "Ich kann nicht verstehen, wie Mallahall hier freiwillig hin wollte! Weißt du, was sie gesagt hat? Sie suche jemanden! Und nicht irgendwen! Er soll wichtig sein?"
"Glaubst du, hier wird ein entführtes Familienmitglied gefangen gehalten", ging Castus auf Sarins Aussagen ein. "Einen anderen Grund sähe ich nicht, mich hierher zu wagen ... und auch dann nur, wäre ich so tapfer, groß und stark wie ... äh ... mein Bruder." Er nickte und fiepste noch etwas höher mit seinem Stimmchen, damit man ihm das Mädchenhafte auch abnahm. Die Soldaten behielten ihre Blicke auf beiden und lauschten deren Gespräch ganz offen. Der Moment war perfekt. Erneut ließ Sarin sowohl Mallahalls Namen fallen, als auch den von Asmodeus. Schließlich musste sie zum einen auch auf ihn aufmerksam machen, zum anderen wollte sie die Soldaten glauben lassen, dass sie ihrerseits keine Ahnung hatte, wer die Armee anführte.
"Asmodeus ist aber ein spezieller Name. Ist er auch Zyraner?", setzte Castus das Spiel fort. "Nur die Magier in Zyranus klingen so seltsam. Mallahall heißt ja auch nicht jeder." Und wieder fielen beide Namen. Inzwischen musste es genügen, dass die Grandessarer wissen, worum es ging. Eine Frau namens Mallahall, offenbar Zyranerin, suchte Asmodeus und die beiden Bauerngören hier ahnten nicht, dass es sich dabei um ihren Heerführer handelte. Oh, wie groß Augen doch wurden, wenn man ein brisantes Thema anschnitt. Die Soldaten räusperten sich und beugte sich sogar ungeniert zu den Frauen hin, um alles besser verstehen zu können.
"Was sind das für Schnepfe, Guntbert? Ihre Stadt wird angegriffen und sie wissen nicht einmal, von wem."
"Schau sie dir doch an. Das sind nur Mägde: nett anzusehen, aber dumm wie Stroh. So wie die Weiber bei uns zu Hause."

Der Soldat namens Guntbert grunzte anzüglich. Er nickte seinem Kumpanen zu. "Und dürr, besonders die Blasse da. Am Ende würde ich aber keine von beiden vom Feldbett stoßen." Er lachte leise auf, damit er sich weiter unterhalten konnte, ohne die Mädchen scheu abziehen zu lassen. Sein Blick wanderte über Castus. "Die da wirkt feiner. Ich frag mich, ob ihr Schoß so eng ist wie ihre Früchtchen klein."
"Find's doch raus. Ich wette, die hat noch keinen Grandessarer an sich rangelassen!"
"Wahrscheinlich noch überhaupt niemanden. Weißt du's denn nicht? Die Zyraner sind allesamt nur auf ihre Ziegen scharf, weil deren Hörner größer als ihre eigenen Schwänze sind."
Jetzt lachte Guntbert auf und sein Kumpane stieg mit ein. Sie klopften einander die Schultern. Castus sah ganz offen zu ihnen herüber, verpasste auf diese Weise nun aber seinen Einsatz. So war es Sarin, die sich den Männern näherte. Sie versuchte, an ihnen vorbei zu den nahen Zellen zu schauen. Anschließend aber sprach sie ein Thema an, das neben Mallahall andere Gerüchte schüren könnte. Das Wetter würde für Krankheiten sorgen, vielleicht sogar Seuchen. Sie appellierte an den Selbsterhaltungstrieb der Soldaten, deren Moral ohnehin nicht die beste zu sein schien. Die Blicke der Männer verengten sich, als sie Seuchen und Lungenentzündungen erwähnte.
"Was weißt du schon, Frau?", knurrte einer der Männer, der sich dazu hatte hinreißen lassen. Er kassierte einen forschen Rüffel seines Kameraden.
"Sprich die doch nicht an oder willst du was von denen?"
"Ich nicht, aber ich glaube, Guntbert und Friedmar wollen heute lieber mit den Lanzen stoßen als mit den Schwertern hauen."
Der namenlose Soldat warf einen Blick zu Guntbert und seinem Nebenmann, welcher nur Friedmar sein konnte. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Beide Männer waren lang marschiert, hatten ebenso viel durchgemacht wie der Rest der Truppe. Friedmar hatte überdies hinaus auch noch seinen besten Freund an ein Raubtier des Urwalds verloren. Natürlich wollten sie sich ablenken von all den Strapazen. Da nahm man jede Gelegenheit wahr. Vor allem dann, wenn sie sich bereitwillig näherte.
"Entschuldigung, werter Herr. Bitte, könnt Ihr mir sagen, wo wir hier heißes Wasser oder Verbandsmaterial für die Versorgung von Wunden finden können? Eine Kochmöglichkeit vielleicht? Es eilt und der Patient ist ... er hat schlechte Laune. Verzeihung." Castus engte die Augen. Sarin trat ihm nun doch etwas zu dicht an die Männer heran, so dass auch er sich nun in Bewegung setzte und an ihre Seite kam. Er musste sich beherrschen, um seine Rolle zu spielen und weiterhin die Stimmlage etwas höher zu halten. Er fiepste: "Liebe Freundin, belästigen wir die Männer nicht. Sie müssen kämpfen. Sie sind zwar der Feind, aber sicher auch nicht aus eigenem Antrieb. Wir ... sollten sie nicht provozieren - so wie Mallahall." Noch einmal der Name, aber dieses Mal richtete die Aufmerksamkeit der Grandessarer sich auf andere Themen aus. Guntbert stapfte vor. Sein Kiefer besaß braune Stoppeln und war somit dunkler als das blonde Haar, das ihm fransig und fettig unter dem Helm hervor lugte. Es gab nicht viele Möglichkeiten, sich auf einem Marsch und im Lager einer Armee besonders reinlich zu halten. Der Kerl benötigte nicht nur ein Bad. Er brauchte dazu auch noch eine Rasur, mehrere Kräuter gegen den Geruch und die schorfe Haut, sowie etwas Fürsorge. Letztere wollte er sich nun erzwingen, als er Castus am Arm packte. Sein Griff war so fest, dass das Kieksen des Verkleideten echt ausfiel.
"Ihr versorgt Wunden? Dann schaut euch doch mal meine an .. hab da so ein Jucken. Ich wette, in einer warmen, feuchten Umgebung und mit genug ... Reibung geht's aber wieder weg, ha!" Er zerrte an Castus, so dass dieser überrumpelt Sarin losließ und in Guntberts anderen Arm stolperte. Der Soldat umschlang ihn sofort, wobei er keinen Hehl daraus machte, nach der nicht vorhandenen Brust des Halbdämonen zu grabschen. Dass er kaum etwas zu greifen bekam, störte ihn angesichts der Tatsache nicht, dass er seiner Beute ganz nahe war. "Na, willst du nicht ein bisschen freundlich zu einem alten Soldaten sein, mein Kind? Danach helfe ich dir auch. Bekommst dein warmes Wasser und deine Freundin kann in die Küche, aber vorher mach ich es euch beiden richtig schön heiß."
Ein weiterer Soldat drängte sich Castus auf. Der Halbdämon wehrte sich nicht. Er glotzte die Männer nur mit großen Augen an. Entweder war er von dessen ruppiger Art mehr als überwältigt oder er nahm Iryans Warnung etwas zu ernst, in seiner Rolle zu bleiben. Der andere Grandessarer packte ihm an den Hintern und kniff zu, dass Castus mit einem erneuten Quieken aufzuckte. "Lass mir auch noch was übrig, Guntbert."
"Du kannst die Blasse haben. Die Süße hier ist für mich bestimmt, nicht wahr?"
"Äh ... sicher...", murmelte Castus. Er lächelte unsicher auf. Wieviel davon war gespielt? In einer solchen Situation konnte der Halbdämon sich unmöglich bereits befunden haben. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Gegen Magier, die ihn einsperren wollten, blieb er ruhig. Leider war das auch hier der Fall, aber er wirkte deutlich verunsicherter, wie er mit der Situation am besten umgehen sollte. Keiner der Magier hatte ihn unsittlich berührt. Keiner von ihnen hielt ihn gewaltsam fest. Keiner drängte ihn zu den Zellen herüber. Was hatten die Männer nur mit ihm vor?
Sarin bemerkte es zu spät. Sie hatte mit der gefundenen Fuchsmünze zwischen den Fingern ein stilles Gebet an Manthala gerichtet. Einen Handel, der nun offenbar nicht aufging. War ihr Gebet zu schwach? Wollte die Göttin sie nicht erhören, weil sie vielleicht auf mehr Gläubige hoffte, wenn ihr Bruder Faldor nur seinen Willen erhielt? Hatte sie mit ihrem göttlichen Zwilling einen Handel um die Seelen Celcias geschlossen? Letztendlich konnte niemand der Sterblichen es wissen. Nur dass Manthala aktuell nicht eingriff, war deutlich. Sie hätte doch nicht zugelassen, dass man Castus erneut einsperrte! Oder etwa doch?

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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 27. Januar 2023, 18:57

Sarin kommt von Von dunklen Gesellen an dunklen Zellen

Eine zweite Druckwelle erfasste Sarin, riss an dem improvisierten Schild, den Ian mit aller Kraft fest hielt. Wäre er nicht da gewesen, so wusste sie, wäre sie wie Arunn einfach weg gefegt worden, zerrissen und ...tot. Sie war sich fast sicher, dass er das nicht überlebt haben konnte. Sie hatte keine Zeit gehabt ihn oder irgendwen zu schützen. Das Schicksal hatte einmal mehr ein Loch in ihr Gewebe gerissen... Doch Mitleid konnte sie in diesem Moment nicht empfinden. Sie konnte gar nichts empfinden, außer Angst. Ihr Herz raste.
Ich muss ruhig bleiben.
Leichter gesagt als getan. Sarin versuchte gleichmäßig zu atmen und ihre Umgebung wahrzunehmen. Sie sah irgendwo schwarzen Rauch aufsteigen. Man hörte Männer und Frauen unter Schmerzen aufschreien, aber man hörte auch Asmodeus nach der Lichtmagierin brüllen. Ein eisiger Schauer überlief ihre Haut, als wenn der Tod an ihr vorbei geschritten wäre... Sarin konnte kaum etwas sonst erkennen, so wie sie mit Ian zwischen den Trümmern lag. Sie wusste nur, sie mussten Abstand gewinnen, aber sie konnte sich vor lauter Schock nicht einmal richtig bewegen.
"Deckung..."
, war das einzige, was Sarin in diesem Moment herausbrachte. Sie wusste es. Tief in ihrem Inneren lauerte die Gewissheit, dass sie hier und heute etwas verlieren würde. Jemanden. Die Welt würde heute eine ihrer reinsten, wenn nicht DIE reinste Seele verlieren. Einen Moment lang war sie wie gelähmt, aber Iryan hatte sie gehört. Er warf den hölzernen Schild beiseite, um unter Sarins Körper zu greifen. Wie eine Braut hob er sie auf seine Arme und rannte. Wie oft hatte sie sich in den letzten acht Jahrzehnten gewünscht, genau so getragen zu werden um eine Schwelle zu übertreten, aber ein Fluch hatte das verhindert. Und jetzt?
Jetzt war das Bild so richtig und gleichermaßen so falsch wie es nur sein konnte. Die Asche um sie herum waren keine Blütenblätter, Der Bräutigam rannte, anstatt ehrfürchtig zu schreiten, schüttelte sie ordentlich durch und das was sie am Leibe trug, war bei weitem kein Brautkleid!
Zwischen einigen umgestürzten Zelten und zertrümmerten Vorräten fand Ian endlich einen Platz, um die Nachtelfe abzusetzen. Sie waren nun auf der anderen Seite an der Grenze zum Totenacker und hatten klare Sicht auf Castus. Ganz im Stich lassen konnte Iryan ihn nicht. Er war Leibwächter und riss sich im Moment immens zusammen, den Leib des Blauschopfes nicht auch zu schützen. Außerdem fasste auch er einen Entschluss.
"Ohne Magie funktioniert es nicht. Sarin!"
Er blickte die Elfe seines Herzens an, griff nach ihrer Hand.
Was meint er?
"Es geht nicht anders. Wir werden hier sterben oder müssen fliehen und ... das kann ich nicht... „
Du willst kämpfen für das was du liebst...
Sarin Verstand diesen Impuls, auch wenn sie keine Kriegerin war.
„Wenn du es selbst nicht kannst, dann lass mich hier zurück.“
Kurz stolperten ihre Gedanken, aber fingen sich dann wieder.
Er meint … wenn ich nicht hier bleiben kann... Ich … ich muss aber sehen was passiert. Ich kann nicht anders. Genau sowenig wie er. Nur... Ian kann vielleicht wirklich etwas tun. Er ist stark...
„... Ich weiß dich lieber in Sicherheit als tot, aber ich muss hierbleiben. Doch ohne Schutz schaffe ich es nicht. Sarin …“
Magie...
„... du musst Runen auf mich wirken. Irgendetwas, dass ich Asmodeus im Zweifelsfall ein Hindernis sein kann.“
Aber...
„... Ich weiß, was das bedeutet. Ich halte es schon aus. Du musst es tun, bitte! Für uns alle."
Er hob ihre Hand an seine Lippen, um jene Finger zu küssen, die auf sein Geheiß hin magische Runen zeichnen sollten.
"Und wenn es vorbei ist, musst du uns holen. Lass niemanden hier liegen, ja?“
Natürlich!
Sarin nickte ernst.
„Dafür wäre ich dir dankbar. Denn ich muss mich rasch wieder erholen, weil ... wir dürfen auch Dhan nicht vergessen."
Sie nickte noch mal.
„Aber wehe du stirbst! Ich zerre deine Seele wieder aus der dunkelsten Ecke des Harax. Wenn nötig geh ich sogar selbst dort hinab, verstanden! Also lass dich nicht umbringen! Noch einen Verlust kann ich nicht ertragen!“
, meinte sie todernst.
Aber alles musste jetzt schnell gehen.
Sarin schaute zu Castus. Ihn konnten sie nicht vielleicht nicht retten, aber Ian sich einfach auch noch opfern zu lassen, kam nicht in frage. Cas hatte seinen Frieden gemacht und bereute nichts. Er lächelte seiner letzten Aufgabe auf Celcia entgegen, weil er wusste, dass es alle retten würde. Dafür gab er gern, was ihn ausmachte. Er wurde von Hoffnung und der Güte seines Herzens geleitet. Sarin musste sich nun von ihm lösen.
Aber sie hatte noch nicht alles gegeben und es lag in ihrer Hand, ob Ian und sie vielleicht auch sie selbst das hier überleben würden. Was wenn etwas schief ging, was wenn...
Konzentriere dich. Denk an das Schnittmuster. Einen Faden nach dem anderen, einen Stich nach dem anderen...
Sarins Gedanken überschlugen sich. Es musste schnell gehen und sie hatte keine Zeit ihre Farbe an zumischen und den Pinsel zu befeuchten. Es musste schneller gehen. Also nahm sie das Skalpell in die Hand.
Die Runen... was passt?
Es lag nun an Castus allein, aber Sarin würde noch ein letztes Mal all ihre Kunst zusammen nehmen und ihr Herz...ihr Blut in diese Zeichen legen. Ob es nun klappte oder nicht, wie aussichtslos und lachhaft es doch erschien. Vielleicht sollte sie sich auch einfach irgendwo zusammenkauern und auf den Tod warten. Vielleicht wäre es besser, sie nähme die Beine in die Hand, um die letzten Moment auf Celcia so lebendig wie möglich zu genießen, aber das hier war keine wirkliche Entscheidung. Sarin und Ian waren da im Herzen einig. Sie würden hier gemeinsam sterben, oder überleben. Nur was mit Castus geschah, darauf hatten sie keinen Einfluss mehr... oder?
Ian zu schützen, bedeutete vielleicht auch den wirklich allerletzten Funken Hoffnung zu schützen, den es ganz vielleicht gab, um Castus vielleicht nicht zu retten, aber seinen Plan eben 'nicht scheitern zu lassen'.
Sarin hatte Angst!
Sie hatte keine Angst vor Asmodes... was schon merkwürdig genug war. Sie hatte Angst, dass sie abermals ihre Magie wirken würde, in bester Absicht, aber die Schicksalsfäden einmal mehr dann sich dann gegen sie verwirren würden. Sie hatte Angst zu versagen. Ein kleines Zupfen am Geflecht konnte über Leben und Tod entscheiden und irgendwo in ihrem Hinterkopf, gab sich Sarin ...bzw. ihrer Magie die Schuld, dass die Zwillinge gestorben waren. Ihr magisches Dreieck hatte damals seine Magie nach außen gerichtet um die Personen darin gegen Entdeckung durch den Feind zu schützen. Deshalb hatte auch Ian darin schlafen können. Doch man hatte sie trotzdem entdeckt und der erste Bruder war dem Feind zum Opfer gefallen. Seit diesem Tag nagte es klamm heimlich an Sarin, dass sie die Gunst der Runen verloren hatte. Hatte sich der Fluch ihrer Vergangenheit gewandelt und von ihr selbst auf ihre Magie gelegt? Jetzt da sie endlich geliebt wurde, wandte sich das Geflecht des Schicksals, dass sie gelernt hatte hier und da ein wenig zu beeinflussen, gegen sie? Sarin war unsicher und das passte nicht zu der Meisterschneiderin, die sonst alles kontrollierte. Sie fühlte sich so zerrissen wie das Gewebe ihres Lebens. Seit dem sie den Nachtelfenpalast verlassen hatte, bildeten sich überall Risse, Laufmaschen und Knoten, die sie nicht entwirren konnte. Aber hier und jetzt hoffte sie ein mal mehr, vertraute einmal mehr auf ihre Magie, auf ihre Fähigkeiten, und auf Manthala, denn wenn sie dieses Mal versagte, dann war es ihr letzter Fehler. Danach würde es kein weiteres Mal geben. Eine gewisse Kälte zog sich über ihre Haut, ließ sie noch einmal erschaudern und dann schnitt sie sich in die Fingerbeere ihres linken kleinen Fingers. Das Blut würde lange dort pulsieren und es tat weh, aber das brauchte sie jetzt auch um das Leid in sich zu übertünchen. Sie brauchte ihre Konzentration um die Runen miteinander zu verweben, den Schicksalsfaden aufzunehmen und das Muster zu verändern. Der Schmerz half und sie sah auf in Iryans dunkle Augen. Ihr Blick war fast kalt, hoch konzentriert und alles andere rückte in den Hintergrund. Sie ballte die linke Hand zur Faust, drückte so an ihrer Wunde und warm floss Blut in ihre Hand. Mit der anderen nahm sie die warme rote Farbe auf und zeichnete sie auf Ians Stirn.

Einen Moment lang hatte sie überlegt ihren ursprünglichen Plan, Ian einfach grundsätzlich vor Magie zu schützen umzusetzen. Doch würde das hier wirtlich helfen? Sie trug diese Idee schon so lange in sich, aber war jetzt der rechte Zeitpunkt? Sarins Zweifel hatten ein neues Netz aus Spinnenseide gewoben...
Diesen Gedanken hatte sie schon lange in sich ausgebrütet, aber er war nicht richtig ausgereift, hatte sich verknotet und sie kam nicht weiter. Sie hatte überlegt gehabt ihn selbst, also auch seine Allergie mit der Initiationsrune aufzubrechen und dann mit einer machtvollen Kombination aus
Hagalaz
Bedeuung: Elemtargewalt
Wirkung: Schutz gegen Magie
und
Algiz
Bedeutung: Schutz
Wirkung: Schutz vor Verletzung, Gift und ebenfalls Magie
zu schützen. Vielleicht wäre dies tatsächlich eine Heilung gegen seine Allergie gewesen, aber hier und jetzt fühlte es sich nicht richtig an.
Asmodes ernährt sich von Angst. Er nimmt sie wahr und es mach ihn stärker.
Ein verrückter Gedanke hatte sich in ihr breit gemacht. Wenn Castus all das in sich trug, was seinen Vater zu Fall bringen konnte, dann brauchte auch Ian mehr davon. Vielleicht konnte Ian dann Castus doch noch eine Hilfe sein. Selbst wenn es nur bedeutete, dass er nah genug an Asmodes heran kommen würde um ihn vielleicht einen Schlag mehr zu versetzten, damit sie alle eine Chance bekämen...
Sarin wusste, die beiden hatten ein starken Band. Mehr als jemand sich überhaupt vorstellen konnte. Ian trug einen Teil von Castus in sich, seid dem dieser ihn wieder belebt hatte. Diesen kleinen Teil war sie nicht gewillt auch noch zu verlieren! Genause wenig wie Ians kostbare Seele. Nichts wollte sie mehr verlieren. Es reichte! Zu viel Blut war geflossen, zu viel Tod tränkte dieses Zeitalter. Castus machte es ihr vor, also entschied sie sich, eben SEINEN Weg zu gehen. Und weil sie eben wollte, dass ihre Magie auf Asmodes zurück strahlte, malte sie sie spiegelverkehrt herum.
Sie lächelte, dachte an alles was sie im Leben glücklich gemacht hatte und ihre Finger zeichneten:
Wunjo
Bedeutung: Freude
Wirkung: Hilft bei aufkeimendem Streit, Trauer
und verknüpften sie mit:
Raidho
Bedeutung: Ordnung, Versöhnung
Wirkung: hilft bei Streit, Chaos
, da dies allem entgegen stand, was Asmodes ausmachte und verknüpften sie dann mit:
Mannaz
Bedeutung: Menschlichkeit
Wirkung: Beschwichtigung
Diese drei verband sie sicher miteinander und da sie nichts mehr zu verlieren hatte, wenn dies hier misslang, dehnte sie noch ihre Magie einmal weiter aus und gab damit zu viel von sich mit hinein: ihr Inneres Feuer, dass auch einst Ian nicht verletzt hatte, als er sie umgeworfen hatte, fand über ihre Blut in Form des Zeichens:
Kenaz
Bedeutung: Inneres Feuer
Wirkung: hilft bei Angst, Verzagen
auf seine Brust.
Dann setze schlagartig die Erschöpfung ein.
Es ist getan.
Mehr konnte sie nicht tun. Was jetzt geschah, lag nicht mehr in ihrer Hand, aber was es auch war, wenn sie weiter leben durfte, dann würde sie das in dem Wissen, dass sie alles versucht hatte.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. Januar 2023, 15:43

Wo eben noch ein Ehrfurcht gebietendes Armeelager einer Gruppierung aus dunklen Völkern und grandessarischen Soldaten eine Gefahr für ganz Zyranus darstellte, da lag nun ein Trümmerfeld aus hölzernen Zeltstangen, umgestoßenen Kohlebecken samt brennenden Kohleresten, verteilten Waffen, Rüstungen und nicht zuletzt Toten. Und das alles hatte nicht die Armee geschaffen. Deren Anhänger litten aktuell am meisten unter dem Resultat einer haraxischen Druckwelle, wobei jene an der Front davon sicher nur am Rande etwas mitbekommen hatten. Dies alles hatte ein Mann - nein, ein Wesen - geschafft und ausgerechnet dieses Wesen war es, das erst den Untergang der Magierstadt anstrebte und dann die Unterjochung ganz Celcias. In seinem herangewachsenen Größenwahn gab es für Asmodeus weder Freund noch Feind mehr. Es gab nur noch ihn und die anderen. Und was nicht er selbst war, galt es, zu unterdrücken oder zu töten.
Um ein solches Schicksal für Celcia zu verhindern hatt Castus sich entschieden, sich selbst zu opfern. Nun war aber auch Iryan dazu bereit. Er glaubte an den Halbdämon, folgte dessen Idealen inzwischen mit gleichem Herzblut wie Sarin und alle anderen, die ihn hatten kennen lernen dürfen. Selbst die beiden Fremden Neriélle und Arunn hatten helfen wollen. Einer von ihnen schien bereits sein Ende gefunden zu haben, während die andere losgelaufen war, um ihr Leben als Köder für den Dämon zu riskieren und ihn zu Castus hinüber zu locken. Und tatsächlich hatte Neriélle damit wirklich Erfolg. Asmodeus war ihr bereits auf den Fersen. Er wurde nicht langsamer. Man sollte meinen, der geschundene Wirtskörper müsste in die letzten Einzelteile zerbrechen, die noch nicht vom Dämonen selbst abgenagt worden waren, aber haraxisches Gewebe aus schwarzen Muskelsträngen, verdorbenen Sehnen und dämonenblauen Adern hielten alles zusammen. Erschreckend gut, sogar. So hechtete das Monstrum weiterhin hinter Neriélle her und der Abstand wurde immer kleiner.
Aus ihrem gemeinsamen Versteck heraus konnten Iryan und Sarin beobachten, wie die Shyáner Elfe an Castus vorbei zog. Er wiederum stand vollkommen ruhig da, den Bogen bereits angehoben, aber noch nicht zum Schuss gespannt. Zwischen beiden erfolgte ein kurzer Blickabtausch, dann floh die Elfe geradezu grotesk leichtfüßig davon. Es lag nun nicht mehr an ihr. Sie hatte alles getan, was nötig gewesen war. Sie hatte einen perfekten Lockvogel abgegeben. Und nun war der Halbdämon bereit, ein Opfer zum Wohle Celcias zu geben.
Asmodeus hatte jedoch ein anderes Opfer im Sinn. Er ließ nicht von Neri ab, selbst als sie am Blauschopf schon vorbei geeilt war. Das monströse Haraxwesen fokussierte in seinem Tunnelblick aus Hass und Wahnsinn nur noch sie. Es stürmte schneller heran, hinterließ Schlieren aus giftigem Speichel und schwarzem Rauch in der Luft. Dann spannte Castus den Bogen und mit einem leisen Sirren löste sich der erste Pfeil von der Sehne. Der junge Mann senkte die Waffe, griff aber schon nach dem zweiten Pfeil. Sein Blick aber ruhte auf dem ersten Geschoss. Es durchschnitt die Luft und ... nur das. Der Pfeil zog haarscharf an Asmodeus vorbei, ohne ihn zu berühren. Einzig sein Luftuzg riss den Dämon aus seiner Starre.
Dies war der Moment, da Iryan erkannte, dass er seine gelebte Rolle als Leibwache nicht einfach ablegen konnte. Er musste etwas unternehmen. Er musste Castus zu Hilfe eilen, irgendwie. Allerdings blieb er vernünftig genug, sich selbst vorher schützen zu wollen. Also bat er Sarin trotz seiner fatalen Reaktionen auf alles Magische darum, ihm ihre Runenkunst auf den Körper zu zeichnen. Er musste sich vor Asmodeus schützen und einschreiten können, sollte Castus es wider Erwarten doch nicht schaffen.
Sogar Sarin sah das ein, wenngleich sich in ihr ein gewisser Widerwille meldete. Castus würde sich opfern. Das musste sie akzeptieren und hatte es inzwischen auch. Sie wusste, dass er schon lange vor ihrem Kennenlernen dieses Ende für sich gesehen hatte. Er hatte es ihr mitgeteilt. Er war nie geschaffen worden, um zu leben. Wie fühlte man sich wohl, wenn man sich des eigenen Lebens bewusst wurde und feststellte, dass man es nicht auskosten dürfte? Castus hatte sich zurückgehalten. Er hatte sich geweigert, die Empfindungen anzunehmen, die sich zwischen ihm und Sarin aufgebaut hatten ... nicht, weil er sie nicht hatte lieben wollen. Er hatte es sich versagt, weil er das Ende kannte. Er hatte kein Band knüpfen wollen, das nur in Schmerz, Trauer und Verlust endete. Aber die Nachtelfe hatte sein Herz erreicht, es berührt und ihm geraten, dieses eine Mal in seinem vorbestimmten Leben egoistisch genug zu sein, zu lieben. Sie zu lieben!
Castus bereute nichts und auch Sarin bereute nichts. Der Kummer würde sie ereilen, sobald es endete, aber er reichte nicht aus, sich alles ungeschehen zu wünschen. Sie wusste, wofür Castus sein Leben gab und wie wichtig es war. Anstatt zu lamentieren, hatte sie all die Zeit genossen, die ihr mit ihm noch geblieben war. Jetzt aber auch Iryan - ihre zweite von drei Liebschaften - verlieren zu können, wäre zu viel.
"Aber wehe du stirbst! Ich zerre deine Seele wieder aus der dunkelsten Ecke des Harax. Wenn nötig geh ich sogar selbst dort hinab, verstanden! Also lass dich nicht umbringen! Noch einen Verlust kann ich nicht ertragen!"
Der Dunkelelf betrachtete sie. Seine Augen schimmerten nicht so blau wie das Feuer des Dämons oder Castus' Haarschopf, aber mit einer Intensität, dass es Sarin in den Bann schlug. Er neigte sich zu ihr und küsste sie - innig, warm. Er sagte nichts. Es war seine Antwort, sein stummes Versprechen. Er würde hier und heute nicht sterben. Als er sich wieder von den Lippen der Nachtelfe löste und die eigenen öffnete, um es nun auch noch einmal in Worten auszudrücken, rauschte das finstere Grollen des dämonischen Herrführers über sie hinweg, als hätte eine neue Druckwelle beide erfasst.
"WAAAAAAAHHHRRRSSSSS WARRR DASAAAAAAAASSSSSSSSHHHHH?!?!?" Asmodeus wirbelte mit dem Kopf herum, als Castus' abgschossener erster Pfeil haarscharf an ihm vorbei zog. Erstmals stutzte er seit seinem mordlüsternen Ausbruch. Er kannte den Jungen nicht, der ihm da auf dem freien Platz so arglos entgegen blickte. Er wusste nicht, warum dieser nicht floh, ja nicht einmal Furcht zu haben schien. Und dann entdeckte er den blauen Haarschopf. Ein Bürstenkamm wie er ihn selbst besaß, nur dass er bei Asmodeus längst nicht mehr aus Haar bestand. Schwarzblaues Feuer loderte gen Himmel und das in größerem Ausmaß als seine eigene Gestalt. Die samtenen, blauen Haare von Castus wirkten da fast schon lächerlich im Vergleich.
"Mein .... SOHN!!!! HAAAARRRRRHHHHH!!!!"
"Vater...", erwiderte Castus und hob den zweiten Pfeil an, um dessen metallene Spitze zu küssen. Seine Lippen hinterließen einen ganz schwach bläulichen Schimmer, der sich wie eine Ummantelung langsam um die gesamte Pfeilspitze legte. Asmodeus achtete nicht darauf. Er bäumte sich auf die Füße auf, riss die Klauen, die einst seine Hände waren, gen Himmel und schrie in Richtung der Wolken: "WO IST MAAAAAALLLLLHHHRHRHRHRHRHRRRR???"
Dann stutzte er ein zweites Mal und fiel auf alle Viere zurück, als Castus ihm mit der Ruhe ganzer Welten antwortete: "Sie ist nicht hier, Vater. Sie war es nie. Ich bin es, der auf dich gewartet hat. Und ich werde es sein, der uns wieder eint."
"Was immer er tut, das kann doch noch nicht alles sein. Castus..." Iryan war nervös. Er blickte zu Sarin herüber, die im Kopf rasch die Runen durchgegangen war, welche sie ihm auf den Leib zeichnen wollte. Außerdem hatte sie sich eine winzige Verletzung zugezogen, um überhaupt Material zum Zeichnen zu haben. Ihr eigenes Blut würde zusätzliche Wirkung zeigen, auch wenn sie von Zweifeln erfüllt wurde. Schon im Grasland hatte ihre Runenzauber auf das Lager nicht gewirkt. Es hatte ihre Gruppe nicht vor Raikhyns Angriff schützen können. Ihre Gefährten hatten dafür mit dem Leben gebüßt und irgendwo gab Sarin sich selbst die Schuld dafür. Warum ihre arkanen Kräfte nichts bewirkt hatten, konnte sie sich nicht erklären. Ihr kam auch nicht in den Sinn, dass es auch in den Reihen des Fürsten von Blutsdorn Magier hätte geben können, die möglicherweise gezielt nach Anzeichen von Magie gesucht hatten, um sie zu finden und diese dann zu bannen. Nein, Sarin fürchtete, dass mit ihr etwas nicht stimmte und diese Sorge umwaberte sie nun, während sie eilig, aber dennoch mit Sorgfalt die erste Rune auf Iryans Stirn auftrug.
Sie sah schon die Anzeichen seiner Unbefindlichkeiten. Er presste die Lippen aufeinander, während Schweiß drohte, die frisch gezeichnete Rune zu durchdringen. Sie allein kostete ihn schon Kraft, aber er riss sich zusammen. Die nächste Rune landete auf seiner Stirn, die dritte ebenfalls. Sarin unterbrach ihr Werk nicht, bis sie hoffte, dass die Kombination aus Wunjo, Raidho und Mannaz ihn nicht auszehren würde, sondern stärken und zwar mit der Freude der Ersten. Sie hoffte darauf, dass die zweite Rune für Ordnung sorgte, nicht nur bei Iryan, sondern auch als zusätzliche Kraft für Castus, dem auch Lysanthor so wichtig war. Stand der Lichtgott nicht ebenfalls für Ordnung? Vielleicht würde es sogar helfen, dass Vater und Sohn sich versöhnten, auch wenn es angesichts des schaurigen Abbildung unwahrscheinlich war. Asmodeus bestand nur noch aus Furcht und Schrecken. Die letzte Rune, Mannaz, sollte dennoch all die Menschlichkeit hervorheben, die einst im Wirt gesteckt hatte. Mit Glück ging etwas davon auf den Dämon über. Alles übrige Menschliche steckte in Castus. Keiner war so viel Mensch wie er, in Sarins Augen. Keiner war so ... liebenswert. Das hatte er auch zu ihr gesagt in all seiner Schamlosigkeit. Wenn Iryan nur ein bisschen dieser Kräfte in sich trug, könnte er sicherlich auch gegen Asmodeus bestehen - für einen Moment. Für den entscheidenden Moment.
Der Dunkelelf aber kämpfte. Er krümmte sich bereits, rang mit all seiner Beherrschung, sich von der Magie nicht erdrücken zu lassen. Und doch musste nach dieser Dreier-Kombination noch eine vierte Rune her. Sarin zeichnete sie allein. Kenaz als Symbol für sein inneres Feuer und gegen jegliche Angst, die mit Blick auf Asmodeus aufkommen könnte, sollte ihn leiten. Sie sollte das Herz beflügeln, welches hinter der gerüsteten Brust schlug. Sarin steckte über ihr Blut auch einen Teil ihres eigenen Feuers mit hinein. Sie könnte vielleicht nicht den Mut aufbringen, sich zwischen Asmodeus und Castus zu stellen, aber sie konnte Iryan diesen Mut mitgeben. Er wollte es tun ... und er wollte nicht sterben. Das hatte er ihr still versprochen.
Beide konnten nur hoffen, dass es Castus' Plan nicht zerstörte. Er hatte Sarin gebeten, alles und jeden von ihm fernzuhalten. Nun kristallisierte sich heraus, warum.
Asmodeus schnaubte. Für mehr reichte es nicht, denn sein Sohn hatte den zweiten Pfeil angelegt. Er spannte erneut den Bogen und ließ die Sehne knallen. Auch jenes Geschoss löste sich mit einem Sirren, wobei es dieses Mal allerdings einen Schweif aus dämonenblauem Licht hinter sich herzog, der so mancher verängstigten Seele des in Trümmern liegenden Armeelagers wie ein Silberstreift am Horizont vorkommen musste. Der Anblick allein löste kurzzeitig das Zittern von Iryans Körper. Er hielt den Atem an. Castus hatte erneut perfekt gezielt. Wo der erste Pfeil Asmodeus niemals hatte treffen sollen, sondern nur seine Aufmerksamkeit umlenken, fand der zweite sein Herz als Ziel. Mit blau auflodernen Flammen, jenen des Dämonen nicht unähnlich, versenkte sich die Spitze in dessen Brust. Asmodeus bäumte sich ein zweites Mal auf, schrie und brüllte. Er packte nach dem Pfeilschaft, aber seine Klauenhände waren längst nicht mehr zu feinmotorischen Handlungen in der Lage. Er brach den Schaft ab. Die Pfeilspitze blieb stecken. Das Blau breitete sich in seinem Körper aus.
Castus ließ den Bogen fallen. Er streckte die Arme von sich und bot seinen Leib einladend dem Vater an. "Dein Wirt stirbt!", rief er ihm zu. "Er ist auch trotz haraxischen Mächten nicht gegen eine Verletzung seines Herzens gefeit. Und mein Seelenfeuer attackiert dich. Wir wissen beide, dass du es nicht verträgst." Er hatte Recht. Castus' reine Herzensgüte war das komplette Gegenteil zu Asmodeus' aggressivem Chaos. Er konnte es nicht ertragen. Aber es gab noch jemanden, der mit etwas kämpfte, das er normalerweise nicht ertrug. Iryan brach halb neben Sarin zusammen. Er keuchte, schwitzte und offenbar war es nur der Rune Kenaz zu verdanken, dass das innere Feuer nicht erneut ein Krampfen seines Herzens auslöste. Tortzdem tat ihm die Magie nicht gut. Es hatte auch nicht geholfen, dass Sarin die Runen spiegelverkehrt aufgezeichnet hatte. Dass sie dennoch wirkten, zeigte sich an Irynas Zustand. Es hätte auch gar nichts passieren können, aber etwas geschah mit ihm. Nicht nur mit ihm.
Asmodeus' Kopf ruckte empor. Auch Castus' Blick wirbelte herum. Beide sahen so zielsicher in Sarins und Iryans Richtung, dass kein Zweifel bestand, dass auch sie die Magie spüren konnten. Wo der junge Blauschopf allerdings die Augen vor Schreck weitete und mit Bewegungen seiner Arme versuchte, die Aufmerksamkeit des Vaters zurückzugewinnen, da hatte Asmodeus plötzlich nur noch Augen für den Dunkel- und die Nachtelfe. Die Runen waren es, die sein tödlicher Blick aus einem riesigen schwarzen Auge erfasste, wohingegen das andere milchig weiß war. Asmodeus war bereits einseitig blind. Das andere Auge kniff er nun zusammen, just in dem Moment, da die blutigen Runen auf Iryans Stirn aufblitzten. Der Elf schrie. Asmodeus schrie. Er bäumte sich auf, riss den Leib herum, den er sich als Nest für seine Existenz auserkoren hatte. Ein Armknochen löste sich und flog über den Acker. Dann biss der Dämon sich in ein Bein und zerrte daran, bis er es unter der Kniescheibe amputierte und im Maul wie eine Keule schwang. Er brach auf die Seite, stürzte auf den gefrorenen Erdboden. Schwarzer Rauch stieg von ihm auf, während das Blut seines Wirtes sich ausbreitete. Die Erde war zu fest, als dass es versickern konnte. "RHRHRRHHRRRAAAAAAAAHHHHRHRHR!!!!", brüllte der Vater auf.
In ihrem gemeinsamen Versteck brüllte auch Iryan. Es ging nicht. Es funktionierte so nicht. Er hatte sich geirrt. Er konnte die Magie der Runen nicht tragen und das bedeutete, dass sie fort mussten. Trotz seiner allergischen Reaktion wirkten sie dennoch. Kenaz schien ihm Mut zu spenden oder sein Feuer genug brennen zu lassen, dass er mit der Hand empor griff und sich die Dreierkombination von der Stirn wischte. So schnell konnte Sarins Werk zerstört werden, aber niemals hätte Iryan es auf diese Weise zu Castus geschafft, um ihm zu helfen. Dafür gab es nun keine Magie mehr, die ihn vor dem Blick des Dämons schützte. Asmodeus streckte den Arm vor. Er robbte den beinamputierten Körper über den Grund, hinterließ eine Schliere aus rotem Blut, schwarzem Speichel und noch schwärzerem Rauch. Er wälzte sich voran, weg von Castus und hin zu Sarin und Iryan. Sein Sohn erkannte das und es wäre wohl mehr als fatal, wenn sein Vater sich nun einen der beiden als neuen Wirt aussuchte. Er musste etwas unternehmen. Er musste ihn aufhalten. "Komm zu mir!", lud ihn der Sohn ein. "Ich bin das einzige Leben, das du erreichen kannst."
Wer sich weit genug mit dem Harax und seinen Bewohnern auskannte, wusste, dass es ihnen ohne Wirt nicht möglich war, eine Existenz auf Celcia zu führen. Castus hatte es geschickt eingerichtet, sich für einen weiten Platz fernab von jeglichem Leben außer ihm selbst zu entscheiden. Sein Körper war der einzige Wirt, der Asmodeus nun noch zur Verfügung stand, selbst wenn er nun auf Sarin und Iryan zu hielt. Er würde sie nicht erreichen. Dafür hatte er in seinem eigenen Chaos selbst gesorgt. Mit beiden Beinen wäre es gefährlich geworden. So aber würde er vergehen, bevor er auch nur den Rand des Totenackers erreichte. Wenn er sich selbst nicht vernichten wollte, musste er Castus' Angebot annehmen.
"Wenn du dich sträubst, wirst du vernichtet und der letzte Teil von dir - der gute Teil, all das, was dir entrissen wurde, um sich selbst zu formen - wird überleben. Ich werde leben, aber du würdest vernichtet! Vater! Lass uns wieder eins werden, denn ohne dich fehlt auch mir etwas, so wie dir etwas fehlte ... und dich zu dem machte, was du jetzt bist. Bitte!"
"Nein!", keuchte Iryan auf, aber seine Stimme war ein unterdrückt hervorgepresster Laut, der gerade so Sarins Ohren erreichte. "Asmo.... deus ... wird auch ohne ... ihn vernichtet ... wir müssen .... wir dürfen ... ihn nicht ... verlieren." Er brach zusammen, begrub die letzte verbliebene Rune unter sich. Ob sie dadurch verwischte, ließ sich nun nicht mehr feststellen, aber sie hatten ihn außer Gefecht gesetzt. Iryan schwebte nicht in Lebensgefahr, doch war er nun endgültig erschöpft. "Rette ihn ...", keuchte er mit kratziger Stimme. "Er braucht ... Asmodeus nicht ... er ist auch so ... vollkommen. Sar~" Iryans Kopf kippte nach vorn. Sein Körper gab auf, aber er hielt sein stilles Versprechen. Auf diese Weise, in der Bewusstlosigkeit gefangen, würde er nicht sterben. Und wenn Asmodeus weiter auf ihn und Sarin zuhielt, würde auch dieser vernichtet. So wie der Dunkelelf es sich wünschte. Er wünschte es sich für das Überleben eines Freundes, den er tief ins Herz geschlossen hatte. Aber war es das, was Castus sich wünschte?
Es stand fest, Castus wollte sich opfern. Aber eben hatte er noch davon gesprochen, dass er überleben würde, selbst wenn Asmodeus hier nun vernichtet würde. Alles, was der Dämon brauchte, war ein Wirt. Wenn Sarin nun einschritt, zu nahe kam, hätte er genau das. Andererseits ... würde Castus überleben. Kehrte Asmodeus jedoch um und hörte auf das Angebot seines Sohnes, bekäme er ebenfalls einen Wirt. Wenn Castus' Plan so funktionierte wie erdacht, würden sie beide dadurch zugrunde gehen. Es blieb kaum noch Zeit, zu handeln. Die Frage war, ob es an Sarin war, zu handeln.
Der Dämon kauerte sich zusammen. Immer mehr Rauch stieg aus seinem Wirt heraus, der langsam die schwarzblauen Gewebestränge einbüßte. Immer weniger blieb an dem Körper zurück, bis es nur noch der Wirt war, der da in einer Lache aus seinem eigenen Blut lag. Wie wenig doch noch von ihm übrig war, von Asmodeus dem Medicus. Knochen, ein Schädel und vereinzelte schwarz gewordene Hautfetzen. All das hatte den Zenit eines Menschen schon lange überschritten und war nur durch haraxische Kräfte daran gehindert worden, endlich zu sterben. Castus schenkte den Überresten dieses Mannes, der längst nicht mehr war, nun die ewige Ruhe. Er schenkte sie in dem Wissen, dass auch er schwinden würde, sobald sein Vater sich ihn als Wirt auserkor. Sie würden sich vereinen. Das herzensreine, das gute Stück eines Dämons würde in all dem Übel, dem Chaos und Schlechten, das Asmodeus ausmachte, vergehen. Aber würde es ausreichen, dass der Junge sich opferte? Würde ein außer Kontrolle geratenener Dämon wieder ... umgänglich genug werden, um das Ende von allem zu verhindern und doch ein Ende zu setzen?
Der schwarzblaue Rauch, zu dem Asmodeus geworden war, besaß noch immer seine Konturen. Er formte einen Rauchleib mit Klauen und Krallen, mit brennenden Haaren und einem langen Schweif, an dessen Spitze das dämonenblaue Seelenfeuer loderte, das so viele Opfer sogar in den eigenen Reihen gekostet hatte.
"Komm, ich bitte dich", sprach Castus seine letzte Einladung, sprach er seinen Abschied an die Welt.
Und Asmodeus kam...
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 31. Januar 2023, 18:05

Iryan konnte seine gelebte Rolle als Leibwache nicht einfach ablegen. Also hatte er Sarin trotz seiner fatalen Reaktionen auf alles Magische darum gebeten, ihm ihre Runenkunst auf den Körper zu zeichnen, wenngleich sich in ihr sofort ein gewisser Widerwille dazu meldete.
Ist das vernünftig?
Castus würde sich opfern. Das musste sie akzeptieren und hatte es inzwischen auch....irgendwie, aber warum musste Ian damit jetzt auch anfangen?!?
Leibwächter... grrrummmlll...
Auch er bat sie um das unmögliche und sie... Sarin half wieder einmal, aber langsam entwickelte sich das zu einem Muster. Ein winziger Funke Widerwillen glomm in ihr auf. Die Männer die sie liebte, wollten sich über kurz oder lang immer für irgendetwas opfern.
Und sie sollte zurück bleiben, lebendig und gut geschützt. Ihre verbale Drohung zum 'Abschied', denn auch das konnte durchaus einer werden, wurde gehört und mit einem innigen Kuss beantwortet und - zugegebener maßen sehr effektiv - zum schweigen gebracht. Ian wollte genau sowenig sterben wie Castus, aber sie folgten trotzdem ihrem vorgegebenen Pfad. Castus zweiter Pfeil traf alsdann das Herz des Dämons und Sarins machte einen kleinen Hüpfer. Konnte es sein, dass das ausreichen würde?
Stirbt er jetzt?
Sie hielt die Luft an. Noch nie hatte sie das Ende irgendeines Wesens herbei gesehnt, aber nun tat sie es.
"Was immer er tut, das kann doch noch nicht alles sein. Castus..."
Iryan war genauso nervös wie sie. Und gemeinsam sahen sie, dass es eben nicht reichte. Das Ding, was Asmodes inzwischen war, stand immernoch. Iryan blickte zu Sarin herüber, die im Kopf rasch die Runen durchgegangen war, welche sie ihm auf den Leib zeichnen sollte. Sie hatte ja auch Verständnis, dass er diesen Weg gehen wollte, leider stellte sich auch jetzt heraus, dass Ians Idee nicht wirklich klug gewesen war. Eilig, aber dennoch mit Sorgfalt zeichnete sie gerade die erste Rune auf Iryans Stirn und schon sah sie die Anzeichen seiner Überempfindlichkeit.
Bitte halte durch! Es muss doch...
Er presste die Lippen aufeinander, während Schweiß drohte, die frisch gezeichnete Rune zu durchdringen.
Mistmistmist...
Sie allein kostete ihn schon Kraft, aber er riss sich zusammen. Die nächste Rune landete auf seiner Stirn, die dritte ebenfalls. Sarin unterbrach ihr Werk nicht, bis sie hoffte, dass die Kombination aus Wunjo, Raidho und Mannaz ihn nicht auszehren würde. Wenn Iryan nur ein bisschen dieser Kräfte in sich übernehmen und aushalten würde, könnte er sicherlich auch gegen Asmodeus bestehen - für einen Moment. Der Dunkelelf aber kämpfte. Er krümmte sich bereits, rang mit all seiner Beherrschung, sich von der Magie nicht erdrücken zu lassen.
Mist...warum mach ich das? Warum verlangt er das von mir... Mist!
Und doch musste nach dieser Dreier-Kombination noch eine vierte Rune her. Sarin zeichnete sie allein. Kenaz als Symbol für sein inneres Feuer und gegen jegliche Angst, die mit Blick auf Asmodeus aufkommen könnte, sollte ihn leiten.
...aber was ist, wenn es Castus' Plan zerstört?
Er hatte Sarin gebeten, alles und jeden von ihm fernzuhalten. Zweifel fraßen sich in Sarins Herz. Gab es überhaupt noch Hoffnung, oder verschwendeten sie hier nur kostbare Sekunden, die sie für die Flucht bräuchten? Schon jetzt war klar, Sarins Handeln würde Ian eher behindern als beflügeln.
"Dein Wirt stirbt!"
, rief Castus über den Totenacker seinem Vater zu.
Jaaa!
Sarin sah kurz auf.
"Er ist auch trotz haraxischen Mächten nicht gegen eine Verletzung seines Herzens gefeit. Und mein Seelenfeuer attackiert dich. Wir wissen beide, dass du es nicht verträgst."
Iryan brach halb neben Sarin zusammen.
Mistverdammt! Bin ich denn zu nichts nutze? IAN! Bitte stirb du nicht auch noch!
Er keuchte, schwitzte und offenbar war es nur der Rune Kenaz zu verdanken, dass das innere Feuer nicht erneut ein Krampfen seines Herzens auslöste. Trotzdem tat ihm die Magie nicht gut. Etwas geschah mit ihm. Nicht nur mit ihm.
Asmodeus' Kopf ruckte empor. Auch Castus' Blick wirbelte herum. Beide sahen so zielsicher in Sarins und Iryans Richtung, dass kein Zweifel bestand, dass auch sie die Magie gespürt hatten.
MIST!
Wo der junge Blauschopf allerdings die Augen vor Schreck weitete und mit Bewegungen seiner Arme versuchte, die Aufmerksamkeit des Vaters zurückzugewinnen, da hatte Asmodeus plötzlich nur noch Augen für den Dunkel- und die Nachtelfe. Die Runen waren es, die sein tödlicher Blick aus einem riesigen schwarzen Auge erfasste, wohingegen das andere milchig weiß war.
Sarin erstarrte vor Schreck.
Ian schrie.
Asmodeus schrie.
Er bäumte sich auf und riss den Leib herum. Ein Armknochen löste sich und flog über den Acker. Dann biss der Dämon sich in ein Bein und zerrte daran, bis er es unter der Kniescheibe amputierte und im Maul wie eine Keule schwang. Warum er das tat, war nicht ersichtlich.
Warum...??? Oh Gott!!!...
Es war zu schaurig um mit anzuschauen, aber auch zu schaurig um weg zu sehen. Der Dämon brach auf die Seite, stürzte auf den gefrorenen Erdboden. Schwarzer Rauch stieg von ihm auf, während das Blut seines Wirtes sich ausbreitete.
"RHRHRRHHRRRAAAAAAAAHHHHRHRHR!!!!"
, brüllte der Vater auf. In ihrem gemeinsamen Versteck brüllte auch Iryan. Es ging nicht. Es funktionierte so nicht. Er hatte sich geirrt. Sarin hatte sich geirrt. Wieder einmal hatte sie geholfen und alles ging schief. Man könnte meinen, sie wäre mit einer schwarzen Katze verwand, die steht jenen Unglück brachte, die ihren Weg kreuzten!
Verdammt!
Es war weniger Angst, die sie erfüllte, auch wenn Asmodes Anblick schrecklich war, es war ohnmächtige Hilflosigkeit. Nichts half!
Ian griff mit der Hand empor und wischte sich die Dreierkombination von der Stirn. Niemals hätte Iryan es auf diese Weise zu Castus geschafft. In diesem Moment robbte Asmodeus los. Er wälzte sich voran, weg von Castus und hin zu Sarin und Iryan. Sein Sohn erkannte das und es wäre wohl mehr als fatal, wenn sein Vater sich nun einen der beiden als neuen Wirt aussuchte. Er musste etwas unternehmen. Er musste ihn aufhalten.
"Komm zu mir!"
, lud ihn der Sohn ein.
"Ich bin das einzige Leben, das du erreichen kannst."
Ohne Wirt ist eine Existenz auf Celcia für einen Dämon nicht möglich.
Das hatte Sarin bei ihrem bisherigen Abenteuer mit Castus gelernt. Deshalb auch der weite Platz. Castus Körper war der einzige Wirt, der Asmodeus nun noch zur Verfügung stand, selbst wenn er nun auf Sarin und Iryan zu hielt.
Mit nur einem Bein wird er uns nicht erreichen... hoffe ich! Er wird doch nicht... Ich kann Ian nicht anheben oder hab auch nicht genug Kraft ihn weg zu zerren... ach verdammt!
"Wenn du dich sträubst, wirst du vernichtet und der letzte Teil von dir - der gute Teil, all das, was dir entrissen wurde, um sich selbst zu formen - wird überleben. Ich werde leben, aber du würdest vernichtet! Vater! Lass uns wieder eins werden, denn ohne dich fehlt auch mir etwas, so wie dir etwas fehlte ... und dich zu dem machte, was du jetzt bist. Bitte!"
"Nein!"

, keuchte Iryan auf und Sarins Blick fiel auf ihn.
“Asmo.... deus ... wird auch ohne ... ihn vernichtet ... wir müssen .... wir dürfen ... ihn nicht ... verlieren."
Er wird auch so vergehen? Er... ja............. er wird auch so sterben. Castus muss sich nicht opfern.
"Rette ihn …"
, keuchte er mit kratziger Stimme.
"Er braucht ... Asmodeus nicht ... er ist auch so ... vollkommen. Sar~"
Iryans Kopf kippte nach vorn. Sein Körper gab auf, aber er hielt sein stilles Versprechen. Auf diese Weise, in der Bewusstlosigkeit gefangen, würde er nicht sterben und auch der Dämon verlor sein Interesse an ihm, denn mit der Ohnmacht erloschen auch Ians Emotionen.
Wenn Asmodeus weiter auf ihn und ...mich zuhält...
...würde Ian vielleicht trotzdem vernichtet.
Wieder dieses dumme Opferthema... ach Mistmistmist...
Sarin stand auf.
Ian hätte sich geopfert.
Castus wollte sich opfern.
Aber eben hat er noch davon gesprochen, dass er überleben würde, selbst wenn Asmodeus hier nun vernichtet würde. Er muss doch nur Abstand halten... er stirb doch schon... Alles, was ein Dämon braucht, ist ein Wirt. Es braucht nur ...Zeit!
Sarins Gedanken rasten!
Castus denkt, er muss sich mit ihm verbinden, aber das ist doch... dumm! Außerdem ist es falsch!
Sarin starrte ungewöhnlich still das zuckende Rauchmonster an, das Asmodes langsam wurde. Sie sah aber quasi durch ihn hindurch zu Castus. Langsam setzte sie sich ebenfalls in Bewegung, allerdings in einer Spiralförmigen Route um einerseits den Abstand zum Dämonenvater zu halten, ihn von Ian weg zu locken und gleichermaßen langsam 'hinter Castus zu gelangen... was aber etwas dauern würde, denn weder war sie sonderlich sportlich, doch war das Gelände besonders eben.
Wenn Castus' Plan so funktioniert wie er ihn erdacht hat, würden sie beide dadurch zugrunde gehen... Aber...
Der Dämon kauerte sich zusammen. Immer mehr Rauch stieg aus seinem Wirt heraus. Immer weniger blieb an dem Körper zurück, bis es nur noch der Wirt war
Aber gleichermaßen weis er, dass er verschwinden wird, sobald sein Vater sich ihn als Wirt nimmt, aber dann... das ist ein Widerspruch in sich. Wie will er denn seinen Vater besiegen wenn sein Opfer nicht nutzt? Er will sich einfach NUR opfern!!!
Sie würden sich vereinen. Das herzensreine, das gute Stück eines Dämons würde in all dem Übel, dem Chaos und Schlechten, das Asmodeus ausmachte, vergehen.
...vergehen.
Nur Außerhalb von Asmodes war Castus doch stark genug um ihm etwas entgegen zu setzten! Wenn er sich auflöste, war doch wieder nur die 'böse' Seite übrig und wie hieß es so schön: 'Das Böse obsiegt, wenn das Gute nicht tut.' Sich zu opfern ging gleich mit nicht zu tun.
Das ist doch... irrsinnig!
Wut flammte in Sarin auf. Jetzt da es soweit war, begriff sie, dass der ach so tolle Plan seines Lebens, Castus überhaupt nicht helfen würde, er konnte nicht funktionieren. Warum mussten auch alle Männer immer Helden spielen und hoch dramatisch sich für irgendwas opfern!?!
Das ist doch dumm!
Der schwarzblaue Rauch, zu dem Asmodeus geworden war, besaß noch immer seine Konturen. Er formte einen Rauchleib mit Klauen und Krallen, mit brennenden Haaren und einem langen Schweif, an dessen Spitze das dämonenblaue Seelenfeuer loderte. Merkwürdig war, dass sie vor dieser Gestalt sogar weniger Angst hatte, als vor dem zombiehaften Ding, das er vorher gewesen war.
"Komm, ich bitte dich"
, sprach Castus seine letzte Einladung, sprach er seinen Abschied an die Welt.
Und Asmodeus kam...
„SCHWAAACHSINN!!!“
, brüllte Sarin über das Feld und stampfe mit geballten Fäusten lautstark mit einem Fuß auf. Noch über ein viertel fehlte, als dass sie Castus hätte erreichen können. Sie riss den Blick von Asmodes, ignorierte ihn damit geflissentlich und stapfte wütend weiter.
„Das bringt nichts! Dein Plan funktioniert nicht! Du löst dich nur auf und dann haben wir ihn hinterher trotzdem an der Backe!“
Sarin vergaß gerade jegliche gute Erziehung und nutzte die Sprache, die sie in den einfachen Fluren der Diener bei den Angestellten des Palastes gelernt hatte. Für Höflichkeiten war jetzt keine Zeit!
„Das funktioniert - so – nicht!!!“
Mit den Armen rudernd bewegte sie sich nun schneller vorwärts. Ihr Kurs hielt auf Castus zu, aber wahrscheinlich würde sie ihn nicht vor seinem Vater erreichen, wenn sein Sohn sich nicht endlich...
„LOS! Halt ihn auf Abstand! Geh einfach weg von ihm! Er stirbt doch sowieso.“
Wir müssen ihn nur aushungern lassen, dann erlischt er von selbst!
Sarin hob die Chirurgen-schürze, da sie auf ihrem Weg über ein herum liegendes 'Wrack-Teil' steigen musste, dass früher mal vielleicht ein Stück von einem Leichenkarren gewesen war, bevor Asmodes seinen Tobsuchtsanfall gehabt hatte. Überall lagen Trümmerteile herum.
„Du musst ihn doch nur verhungern lassen!“
Da verfing sich das lange Band der Schürze. Es ruckte an Sarins Rücken, die kunstfertig gebundene Schleife öffnete sich und der Stoff lockerte sich um Sarins schmale Hüften. Da der Arzt deutlich größer gewesen war, rutschte nun der geraffte Stoff wieder herab und damit vor Sarins Füße. Ein Scheitern war auf ihrem Weg nun vorprogrammiert. Ihre Zehen traten auf den Saum, der Stoff straffte sich und das Band in ihrem Nacken riss sie nach vorne.
...mist...
Sarin stürzte mit den Armen rudernd dem Boden entgegen.
Warum...
...passierte ihr das immer wieder?! Es hatte schon fast etwas von einem Bühnenstück, dass sie das erste Mal, als sie Castus erblickt hatte, gefallen war und nun, da sie ihn vielleicht das letzte Mal ansehen durfte, es wieder tat. Sie versuchte noch sich seitlich aus der Stofffalle heraus zu drehen, gab damit ihrem Sturz nur noch mehr 'Eleganz'. Eine Pirouette drehend küsste ihr Allerwerteste den gefrorenen Boden.
Autsch...
„Autsch!“
...wieder ein mal. Sofort versuchte sie sich das Band um ihren Hals über den Kopf zu zerren um dann eilig aufzustehen. Sie musste schließlich darauf achten, Asmodes nicht zu nahe zu kommen.
. . .
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. Februar 2023, 12:00

Drei Pfeilfe, um sich einem wild gewordenen Dämon zu stellen, der nicht nur sich selbst, sondern auch Celcia zerstören wollte. Das klang wahnsinniger als das Haraxwesen Asmodeus selbst war und doch hatte Castus sich ihm mit nur drei Pfeilen bewaffnet gestellt. Drei Pfeile reichten aus. Wenn man einen Plan hatte und auf seine Fähigkeiten vertraute, waren drei Pfeile genau die richtige Anzahl. Der erste hatte Asmodeus ablenken sollen. Der zweite Pfeil war für das malträtierte Herz seines Körpers, um den Dämon vom Wirt zu trennen. Den dritten aber hatte der Sohn für sich selbst vorgesehen. Er hätte auch eine Klinge mitnehmen können, doch wäre das eine zusätzliche Waffengattung gewesen. Castus wollte so wenig Aufmerksamkeit auf die durchführung seines Plans ziehen wie möglich. Niemand glaubte, dass ein einzelner - ein dritter - Pfeil das Zünglein an der Waage sein könnte, aber für den jungen Halbdämonen reichte es aus. Sein Plan hatte bisweilen wunderbar funktioniert. Asmodeus half unbewusst sogar mit aus, indem er aus blanker Wut den eigenen Wirtskörper dermaßen demolierte, dass er niemals den Rand des weiten Totenackers erreichen könnte, um gegebenenfalls einen anderen Wirt auszuwählen. Iryan oder Sarin, zum Beispiel. Beide standen in der Nähe, schauten zu. Castus hatte die Runenmagie ebenso gespürt wie sein Vater. Asmodeus aber hatte vor allem das Leid des Leibwächters gespürt, geboren aus der magischen Unverträglichkeit. In seinem Chaos reifte der Wille heran, sich dieses starken Wirtskörpers zu bemächtigen und er war losgekrochen wie eine blutige Made durch das tote Gewebe dieses Ortes. Aber er würde weder Iryan noch Sarin etwas anhaben können. Der Platz war groß genug. Trotzdem drohten beide, Castus' Plan einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er hatte vorgesehen, dass Vater und Sohn sich vereinten und zwar in seinem eigenen Leib. Sie sollten wieder eins werden, damit sie in einem Stück würden sterben können. Nein, nicht sterben. Das brächte die Möglichkeit, dass sie auf irgendeine Weise zurückkehren und Celcia erneut heimsuchen könnten. Für Castus war der Tod ebenso wenig vorgesehen wie das Leben. Das hatte er erkannt und akzeptiert. Sterben genügte nicht. Er musste sich und seinen Vater vernichten. Das würde nur funktionieren, wenn nicht rechtzeitig ein Wirt zur Verfügung stünde. Wähnte Asmodeus sich aber im Leib des Sohnes in Sicherheit und würde dieser tödlich verletzt, wäre es aus mit ihnen beiden. Ein einziger Pfeil, tief genug ins Herz gerammt, reichte aus. Er hätte gereicht, aber Castus konnte unmöglich alle Faktoren von außen berücksichtigen. Einer davon löste sich von dem bewusstlos gewordenen Leibwächter und stampfte wie eine zierliche kleine Walze aus Niedlichkeit über die Grenze des Totenackers hinweg.
Castus sah Sarin nicht kommen. Er richtete den Blick in die entgegen gesetzte Richtung, aus Asmodeus. Auch das Haraxwesen kam heran. Der Junge breitete ihm einladend die Arme aus. Nimm mich, rief er stumm. Nimm diesen Körper, verein dich mit mir. Vergehe mit mir. Castus lächelte sanft, als hieße er den Dämon mit aller Liebe Willkommen. Tatsächlich aber machte er seinen Frieden mit sich und der Welt. Ein letzte Mal. Er zog ein letztes Mal bewusst Luft in seine Lungen. Ein letztes Mal betrachtete er den celcianischen Himmel und die in der Zeit des Übergangs karg wirkende Vegetation des Graslandes, die Reinheit des Schnees. Er spürte ein letztes Mal die frische, fast eisige Kälte, die der Wind mit sich brachte. Er schmeckte die eigene Haut, als er mit der Zunge über seine Unterlippe fuhr, um sie zu befeuchten. Es war soweit. Um das Abschiedsorchester der Sinne vollkommen zu machen, fehlte nur noch sein Hören. Castus lauschte.
"SCHWAAACHSINN!!!"
Der Halbdämon zuckte zusammen. Er wusste, es könnte veheerend sein, Asmodeus nun aus den Augen zu lassen und doch obsiegte die Neugier einer jungen Seele, welche sich in Celcia verliebt hatte und im Grunde noch so viel hatte lernen und sehen wollen. Castus drehte sich halb ab, um hinter sich zu schauen. Vor Überraschung senkte er die Arme, doch Asmodeus benötigte nicht länger diese Einladung. Er ignorierte Sarin einfach, die da Wut schnaubend auf den Totenacker gestürmt kam. In seinem eigenen Chaos ignorierte er sie aus blankem Trotz heraus und war bereit, sich Castus' Seele einzuverleiben, wenn er erst einmal seinen Körper erobert und unter Kontrolle gebracht hätte. Dann könnte er den Sohn in sich selbst schwinden lassen und mit neuer Kraft wieder auf Zyranus losgehen. Erst die Magierstadt, dann ganz Celcia. Er würde alles dem Erdboden gleich machen!
Castus aber schaute seinem Untergang nicht entgegen. Er blickte zurück. Sein Fokus lag auf...
"Sarin! Was ... tust du denn da?"
mit ausholenden, stampfenden Schritten vermochte Sarin nicht, den gefrorenen Grund zu glätten, wohl aber über ihn hinweg zu schreiten. Sie kam stetig näher und ihr Zorn schien bei jedem Schritt nur noch zu wachsen. Schamlos - so wie Castus es ihr gezeigt und vorgelebt hatte - ließ sie jegliche Manieren fallen. Sie schämte sich nicht ihrer Gefühle und Gedanken. Sie lebte diese aus und im Moment herrschte eben Zorn vor. So donnerten ihre Worte auch schon gegen den blauen Schopf des Halbdämons, ehe sie ihn überhaupt erreicht hatte. Sie hielt nichts von dem Plan. Sie hielt nichts davon, dass Castus sich opferte und in Asmodeus selbst verging, nur damit dieser vielleicht gewinnen und dann weitermachen konnte. Sie hatte den dritten Pfeil als entscheidenden Faktor übersehen. Aber sie hatte auch etwas überhört.
Castus würde weiterleben, aber ihm würde etwas fehlen. So wie Asmodeus derzeit etwas fehlte und was es war, konnte man deutlich sehen. Er hatte alles Gute aus sich verbannt und war es auch noch so klein. Dieser Dämon war zu blanker Schlechtheit mutiert. Er sah schaurig aus. Die Überreste, mit denen er sich geschmückt und sie als Wirt verkauft hatte, sahen schaurig aus. Ganz Celcia würde seinem Beispiel folgen, wenn er über es hinweg rollte. Gleichermaßen sah Castus geradezu lieblich aus. Liebenswert. Ihm fehlte selbst der geringste Anteil an Bosheit, der jedem Geschöpf innewohnte. Niemand war ausschließlich rein. Niemand außer Castus vielleicht und dass es auch ihn in Schwierigkeiten brachte, hatten viele Momente schon gezeigt, die Sarin mit ihm hatte verleben dürfen. Das hieß nicht, dass sie ihn nicht noch liebenswerter machten oder einfach nur bezaubernd waren. Castus hatte vier Seelen zueinander geführt und sie hatten einander im Schutz winterlicher Felsen geliebt. Rein und ehrlich. Schamlos. Ihm fehlte das kleine bisschen Bosheit, das allen innewohnte. Eine Schelmigkeit, damit er auch einmal aus Schadenfreude albern war, damit er flunkerte oder einen Streich ausheckte. Es musste nicht viel sein, aber wenn es gänzlich fehlte, fiel das ebenso auf.
"Das funktioniert - so - nichtt!!!"
Castus erkannte es. Jetzt, da er seinem Vater so nahe war und der Rauch ihn schon weit genug umwaberte, dass er den Geschmack von Eogismus und Dunkelheit auf die Zunge gelegt bekam, erkannte er es. "Ja", rief er Sarin entgegen und seine Mimik veränderte sich. Trauer überschattete seinen Blick. Kummer. Reue. "Ich hab gelogen! Ich will nicht gehen!" Er hatte auf Sarins Bitten hin einmal eogistisch gehandelt und sich in sie verliebt. Er hatte damit ein Körnchen Selbstlosigkeit aufgegeben und nun schmeckte er eine Prise. Sie ließ ihn zweifeln. Sie machte ihm Angst. Er wollte nicht verlieren, was er bisher hatte sehen und erleben dürfen. Er wollte dies weiterführen. Es hatte doch solchen Spaß gemacht und sein Herz schlug nicht nur für diese Welt. Es schlug auch für Sarin. Er wollte nicht gehen. Er hatte es nie akzeptiert.
"LOS! Halt ihn auf Abstand! Geh einfach weg von ihm! Er stirbt doch sowieso."
Castus sah zu seinem Vater zurück. Jener tat sich schwer, sich ihm zu nähern. Er hatte den Wirtskörper abgelegt und sich in einen dämonischen Schatten gewandelt, aber die Kraft verließ ihn. Er brauchte einen neuen Leib. Somit waberte er schwach wie ein Lüftchen voran, das versuchte, gegen einen Sturm anzukämpfen. Er würde den Körper des Halbdämonen nur erreichen, wenn Castus absolut still stünde. Der junge Mann machte einen Schritt weg von ihm. Gleichzeitig schaute er zu Sarin zurück, seine Miene in Konflikt aus dem Wissen, selbstlos zu sein und dem Wunsch er selbst zu sein mit dieser kleinen Spur Eogismus, die ihn hierbleiben lassen wollte. "Ich weiß nicht, was dann passiert. Was wenn er doch zurückkommt und - SARIN!"
Castus brach ab und stürzte nach vorn just in dem Moment, als auch Sarin taumelte. Die große Schürze des verstorbenen Mediziners hatte sich unglücklich um ihre Beinde gelegt und ließ sie nun stolpern. Sie taumelte, aber Castus sah sofort, dass sie auch fallen würde. Und er blieb nun einmal er. So verließ er seinen Posten, ließ Asmodeus hinter sich, ließ den Plan hinter sich, um einer Nachtelfe zur Seite zu stehen. So wie das Haraxwesen aber ihn nun definitiv nicht mehr erreichte, so kam auch Castus zu spät. Sarin landete wie schon bei ihrer ersten Begegnung auf dem Hintern. Der Halbdämon konnte nur noch an ihre Seite eilen und sich auf ein Knie sinken lassen, um ihr eine helfende Hand zu reichen.
"Hast du dir wehgetan? Na komm, ich bring dich wieder auf die Beine. Vorsichtig, ja? Der gefrorene Boden hat glatte Stellen." Er lächelte. So kannte sie ihn. Vollkommen liebreizend, ohne eine Spur Dunkelheit. Er war wieder weit genug von seinem Vater entfernt. Er hatte die Reue aus dem Blick verloren. Zurück kehrte Selbstlosigkeit. Castus schaute auf. "Ich muss mich opfern. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn ich weiterlebe. Ich will ihm keine Gelegenheit geben, um zurückzukehren oder ..." Castus kniff ein Auge zusammen und zuckte. Er zog die Hand zurück, die er Sarin gereicht hatte, schlang sie samt ihres Bruders um den eigenen Leib und krümmte sich etwas. Sein Lächeln verlor er nicht, auch wenn er Mühe hatte, es aufrecht zu erhalten. "Jetzt ... finden wie es ... heraus ... autsch..." Castus riss sich zusammen. Er hatte eindeutig Schmerzen, versuchte aber, sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Dass er sich mit Asmodeus nun noch vereinen könnte, dafür war es zu spät. Sein Blick flog hinüber zu der Rauchgestalt. Von ihr war nicht mehr viel übrig. Selbst das dämonenblaue Feuer an der schattenhaften Schwanzspitze glomm nur noch als mattes Lichtsternchen. Es endete. Es endete tatsächlich und es ging schneller als erwartet.
Asmodeus bäumte sich nicht mehr auf. Er schrie nicht einmal mehr. Er verblasste, wobei es den Rauch mehr und mehr zerriss, bis er sich in sich selbst auflöste. Die Flammen, die einst so hoch gelodert hatten, sanken nieder wie am letzten Stück Docht einer Stummelkerze. Die Schattengestalt verlor immer mehr an Kontur. Dann war es vorbei. Nichts blieb von dem einst so Furcht einflößenden Dämon übrig, als hätte es ihn nie gegeben. Celcia würde weiter bestehen, aber ohne Asmodeus. Und nur jene, die unmittelbar mit ihm zu tun hatten, würden sich erinnern. Aber wenn auch ihre Zeit käme, würde man vergessen. Der Dämon war all dessen beraubt, was er angestrebt hatte. Wieviel Macht besaß man, wenn sich niemand an dich erinnerte?
Castus ächzte auf. Dann keuchte er. "Es ist vorbei. Es ... es ist zu Ende und ... ich lebe noch. Ich lebe noch!" Ein Schleier aus glitzerndem Nass verteilte sich als Grenze um die Galaxien seiner Augen, wurde fortgeblinzelt und tanzte dann als nebelhafter Staub an seinen Wimpern. "Ich bin noch da", lachte er auf. Dann umarmte er Sarin, die noch immer auf dem kühlen Untergrund hockte. Er drückte sie eng an sich, dass sein noch immer lebender Körper sie warm und weich umfing. "Das verdanke ich dir. Oh Sarin!" Noch einmal drückte er, bevor er die Umarmung löste. Er wollte sie ansehen, sie anlächeln und schließlich küssen. Dass sie beide am Boden saßen, kümmerte ihn nicht. Er war noch immer er selbst. Liebenswert und schamlos und am Leben. Ein weiterer Kuss folgte, innig und warm. "Ich liebe dich so sehr, Sarin. Mein Herz schlägt nur für dich."
Das sah sie. Sie konnte es sehen, wie es kräftig und lebendig pochte. Sie konnte es durch Castus Körper sehen ... weil jener durchscheinender wurde. Selbst die Kleidung verbarg nichts mehr. Dafür nahm seine Haut die Farbe von Sternennebel an, so dass sie einzelne Blutstropfen darin umher fliegen sah wie Sterne in einem solchen Wirbel. Auch Castus bemerkte es plötzlich, wich zurück und starrte an sich herab. Er berührte sich. "Nein", keuchte er, riss den Kopf hoch, suchte Sarins Blick. Keine Angst erfüllte ihn. Kein Egoismus, bleiben zu wollen. Keine Reue. All das war längst fort. Es fehlte, so wie nun Asmodeus fehlte. Solange er lebte, hatte auch die aus ihm geschaffene, eigenständige Essenz alles Guten von ihm Beständigkeit gehabt. Nun aber war er nicht mehr und so ... verging alles. Castus brauchte es nicht aussprechen. Die Nachtelfe konnte es in seinem Blick sehen, der so kummervoll für andere sein konnte, denn ihm fehlte jeglicher Wunsch, bleiben zu wollen. Sein liebendes Herz akzeptierte einfach, dass es endete. Castus besaß nichts Dunkles, keinen einzigen Gedanken, der nicht selbstlos wäre.
Er wurde ruhiger, setzte sich zurück, griff mit seiner durchscheinenden Hand aber nach Sarins. Er lächelte sie an, wie er es immer tat. Allerdings wirkte er auch erleichtert. "Er wird nicht zurückkommen, dieser große, große Teil haraxischer Finsternis." Das beruhigte ihn, denn es würde nie wieder einen Asmodeus auf Celcia geben. Falls noch etwas von ihm übrig wäre, würde es in den Harax zurückkehren und sich dort zu etwas Neuem formen. So wie Energie der Lebenden auf Celcia freigegeben wurde, damit sie sich in schwarzen Sandkörnern an einem nicht natürlich erreichbaren Strand sammeln udn formen konnte, bis mehrere davon ein neues Schicksal im Gefüge der Zeit bildeten.
Auch für Castus wurde es Zeit. Er löste sich immer mehr auf, bis er nur noch geisterhafte Züge besaß. Auch er wandelte sich in ein Wesen aus Rauch. Nein, aus Nebel, in dem Galaxien aus Hoffnung, Glückseligkeit, Liebe und Freude tanzten. Zuletzt konnte Sarin nur noch das tiefe, das gute Dämonenblau seiner Seele in den Augen erkennen, bevor auch diese verblassten. "Ich liebe dich, Sarin."
Seine Stimme hing wie nicht schwinden wollender Tau in der Morgenluft, hallte sanft über das Feld des Totenackers, auf dem sie plötzlich allein saß. Er war fort. Es hatte geendet. Celcia war frei.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 6. Februar 2023, 10:33

Castus sah die zierliche 'kleine Walze aus Niedlichkeit' nicht kommen, aber sie war laut genug um sein Vorhaben nieder zu walzen. Wenn nicht mit ihren Argumenten, dann tat sie es doch mit ihrer Unachtsamkeit.
"Sarin! Was ... tust du denn da?"
Wut leitete ihre Schritte und sie konnte auch nichts von einem dritten Pfeil wissen, denn Castus hatte ihr nie offenbart, was er genau mit dem Bogen vor hatte, den er erwähnt hatte zu brauchen. Sie wusste nichts von einem dritten Pfeil als Notfallplan um sein eigenes Herz zum Stehen zu bringen, also nahm sie das womit sie arbeiten konnte, wob ihr Wissen hinein und handelte, so wie sie es für richtig empfand.
"Das funktioniert - so - nichtt!!!"
Castus erkannte es auch. Jetzt, da er seinem Vater so nahe war und der Rauch ihn schon weit genug umwaberte, dass er den Geschmack von Eogismus und Dunkelheit auf die Zunge gelegt bekam, erkannte er es.
"Ja"
, rief er Sarin entgegen und seine Mimik veränderte sich. Trauer überschattete seinen Blick. Kummer. Reue.
"Ich hab gelogen! Ich will nicht gehen!"
Sarins Gesicht bekam unwillkürlich ein sanftes Lächeln.
Das weis ich doch.
Castus hatte schlecht gelogen. Er wollte nicht verlieren, was er bisher hatte sehen und erleben dürfen, aber niemand hatte ihn gelehrt, seinen Egoismus auch auszuleben, oder ganz im Gegenteil, dass er gesund und sogar richtig war.
"LOS! Halt ihn auf Abstand! Geh einfach weg von ihm! Er stirbt doch sowieso."
Castus sah zu seinem Vater zurück. Jener tat sich schwer, sich ihm zu nähern. Der junge Mann machte einen Schritt weg von ihm.
"Ich weiß nicht, was dann passiert. Was wenn er doch zurückkommt und - SARIN!"
Castus brach ab und stürzte nach vorn just in dem Moment, als auch Sarin fiel. So verließ er seinen Posten, ließ Asmodeus hinter sich, ließ den Plan hinter sich, um einer Nachtelfe zur Seite zu stehen. Sarin landete wie schon bei ihrer ersten Begegnung auf dem Hintern. Der Halbdämon eilte an ihre Seite.
"Hast du dir wehgetan? Na komm, ich bring dich wieder auf die Beine. Vorsichtig, ja? Der gefrorene Boden hat glatte Stellen."
Er lächelte und für einen Moment war die Welt in Ordnung.
„Danke... Oh, schau... er vergeht schon.“
Sarins Blick wies auf das sterbende Elend, das einst Asmodes gewesen war. Castus schaute auf.
"Ich muss mich opfern. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn ich weiterlebe. Ich will ihm keine Gelegenheit geben, um zurückzukehren oder ..."
Fast hätte er noch einmal die alte Leier vom Opfern fortgeführt, doch Castus kniff in diesem Moment ein Auge zusammen und zuckte. Sarin war sofort alarmiert und verfolgte seine Bewegungen. Er zog die Hand zurück, die er Sarin gereicht hatte, schlang sie samt ihres Bruders um den eigenen Leib und krümmte sich etwas. Sein Lächeln verlor er nicht, auch wenn er Mühe hatte, es aufrecht zu erhalten.
"Jetzt ... finden wir es ... heraus ... autsch..."
Er hatte eindeutig Schmerzen.
Es endet...
Es endete tatsächlich und es ging schneller als erwartet. Asmodeus verblasste, wobei es den Rauch mehr und mehr zerriss, bis er sich in sich selbst auflöste. Dann war es vorbei. Castus ächzte auf.
"Es ist vorbei. Es ... es ist zu Ende und ... ich lebe noch. Ich lebe noch!"
Ein Schleier aus glitzerndem Nass verteilte sich als Grenze um die Galaxien seiner Augen, wurde fort geblinzelt und tanzte dann als nebelhafter Staub an seinen Wimpern. Sarin bemerkt wohl den höchst unnatürlichen aber wunderschönen Effekt, aber wo ihr Herz schon ahnte, was geschehen würde, da weigerte sich ihr Verstand es zu verstehen.
"Ich bin noch da"
, lachte er auf und Sarin mit ihm. Ihr Herz weinte bereits, aber SIE strahlte für ihn in diesem Augenblick! All ihre Liebe strahlte aus ihr heraus, damit er sie mitnehmen konnte...
„Ja!! ..und du hast dich nicht in der Dunkelheit und Finsternis deines Vaters verloren, sondern bist immernoch so rein und perfekt. Du bist noch du! Ich liebe dich so sehr!“
Dann umarmte er Sarin und die ihn. Er drückte sie eng an sich, dass sein noch immer lebender Körper sie warm und weich umfing. Sarin zitterte – nicht vor Kälte.
"Das verdanke ich dir. Oh Sarin!"
Noch einmal drückte er, bevor er die Umarmung löste. Ein Kuss folgte, innig und warm. Es war der schönste Kuss, den sie je erfahren hatte und so schön es war, so tief berührte es sie auch, was es bedeutete.
Es endet...
So weiche Lippen, so viel Liebe, so viel Gefühl! Sarins Augen flossen über und sie merkte es nicht mal. Silbrige Streifen aus einem glitzerndem Strom von Diamanten ergossen sich über den fast weißen Samt ihrer Wangen. Castus löste sich von ihr und sie sah ihn an.
"Ich liebe dich so sehr, Sarin. Mein Herz schlägt nur für dich."
Das sehe ich.
Sie konnte es sehen, wie es kräftig und lebendig pochte. Sie konnte es durch Castus Körper sehen, weil jener durchscheinender wurde. Erst jetzt ließ sie das Leid zu, dass sein Gehen mit sich brachte. Ja, sie litt, sie lächelte, sie weinte und sie liebte.
Castus Haut nahm die Farbe von Sternennebel an. Auch Castus bemerkte es plötzlich, wich zurück und starrte an sich herab. Er berührte sich.
"Nein"
, keuchte er, riss den Kopf hoch, suchte Sarins Blick.
Doch. Es endet... auch so.
Sarin hatte verstanden und das konnte auch Castus in ihrem Blick sehen. Solange Asmodes gelebt hatte, hatte auch Castus Beständigkeit gehabt. Nun aber war er nicht mehr und so ... verging alles.
Er wurde ruhiger, setzte sich zurück, griff mit seiner durchscheinenden Hand aber nach Sarins. Er lächelte sie an, wie er es immer tat und sie war einfach nur für ihn da.
"Er wird nicht zurückkommen, dieser große, große Teil haraxischer Finsternis."
Auch das war beruhigend. Es war wichtig, dass aus Castus Mund zu hören, denn dann war das alles nicht vergebens gewesen. Doch nun wurde es auch für Castus Zeit zu enden.
„Ich werde unsere Liebe immer in meinem Herzen tragen. Du allein wirst nie vergessen sein!“
Er löste sich immer mehr auf, bis er nur noch geisterhafte Züge besaß.
„Ich liebe dich, Castus.“
Zuletzt konnte Sarin nur noch das tiefe, das gute Dämonenblau seiner Seele in den Augen erkennen, bevor auch diese verblassten.
"Ich liebe dich, Sarin."


Er war fort. Es hatte geendet. Celcia war frei.


Es hat geendet...
Und erst jetzt erlaubte sie sich zu leiden!
Sarin barg ihr Gesicht in ihren Händen und weinte hemmungslos, bis ihr Schluchzen ihr den Atem nahm. Ihr Herz zog sich zusammen, blutete und ihr Körper sträubte sich gegen den Gedanken jetzt ohne ihn weiter existieren zu müssen. Sie riss ihren Kopf nach hinten. Ohne jegliche Scham schrie sie tonlos ihr Leid heraus. Mit weit geöffnetem Mund reckte sie ihr Antlitz dem Himmel entgegen und selbst wenn die Sonne sie in diesem Moment verbrannt hätte, der Schmerz in ihrem Herzen hätte alles überstrahlt. Sie konnte keinen Ton von sich geben, keinen Laut, konnte kaum atmen, so sehr schmerzte es, dass sie Castus verloren hatte. Er hatte seinen Teil aus ihrem Herzen heraus gerissen und mit sich genommen, als er ging und dieser Teil gehörte nun für immer zu ihm. Er war dort, wo er jetzt war gut aufgehoben, denn auch Castus würde Sarin bestimmt nicht vergessen. Das allein ließ Sarin in diesem Augenblick die Qual überstehen.
Ein erster quälender Atemzug riss ihre Lungen auf und füllte sie mit schmerzendem Leben... denn das war es, was denen blieb, die am Leben blieben. Sarin blieb zurück, am Leben und DAS schmerzte! Leben tat weh! Leben war Kampf und so kämpfte die Nachtelfe sich wieder japsend auf die Beine. Die Gelenke taten weh, die Muskeln taten weh, … ihr Herz tat weh. Ihre Hände stemmten sich auf ihre Oberschenkel und drückten sie in die Höhe.
Ich... ich habe ein Versprechen gegeben...
Sarin würde weiter leben für die, die sie liebten. Und eben eines dieser an sie verlorenen Herzen lag nicht unweit von ihr im Matsch des zerstörten Feldlagers einer besiegten Armee. Sarin atmete ein paar Mal stockend ein und aus, wie um sich davon zu überzeugen, dass atmen noch funktionierte. Dann wandte sie sich zu Ians Position und ging zu ihm zurück. Bald würde sie ihm erklären müssen, was geschehen war... aber vielleicht würde er auch so wissen, was passiert war, denn es war Castus Magie mit der der Dunkelelf verbunden gewesen war. Auch Ian würde gewiss spüren, dass der beste Teil Celcias geendet hatte.
So schritt die Nachtelfe durch Trümmer und Schlamm, halb blind von den Tränen, die ihr ununterbrochen vom Kinn rannen. Bei Iryan angekommen kniete sie sich zu ihm, hob seinen Oberkörper auf ihren Schoß und zog ihn so fest an sich, wie sie nur konnte. Sie brauchte seine Nähe um nicht zu zerbrechen. Sie brauchte das Gefühl sich um ihn zu kümmern zu müssen, damit ihr Herz nicht ganz so sehr schmerzte. Sie wiegte seinen Kopf an ihrem Bauch und streichelte sein Haar. Ihr Blick wanderte unbestimmt umher und nahm doch nichts richtig wahr. Sarin brauchte einfach diesen Augenblick voller Leid, damit sie ...weiter leben konnte.
Irgendwo tief in sich, wusste sie, dass es weiter gehen würde... irgendwie. Nur im Moment... fühlte sie sich leer und eines wichtigen Teils ihrer selbst beraubt. Trotzdem war sie dankbar für jede noch so kleine Erinnerung. Mit stockendem Atem, leisem Schluchzen und kleinem Schniefen wimmerte sie immer wieder leise:
„...es ist vorbei... Es ist vorbei...“
Irgendwo sah sie Schatten vorbei ziehen. Sprachen sie mit ihr? Vermutlich waren es vereinzelte Überlebende, die nach Verletzten suchten. Sie musste Ian schützen, also redete sie mit ihm, als wenn er wach wäre. Den großen Dunkelelfen auf ihrem Schoß raunte sie:
„Ian... wir können... nach Hause.“
Wo auch immer das für uns einmal auch sein möge...
Nach Hause... in die Heimat. Das war das Schlüsselwort, dass jetzt wichtig war. 'Nach Hause' war jetzt die Idee, die sich im Kopf der gefallenen Armee entfalten musste. Das war es was sie hören mussten, denn bald würde Zyranus Soldaten senden um die Umgebung zu säubern. Dann sollte man entweder fort sein, oder sich sehr kooperativ zeigen. Langsam wurden Sarins Gedanken wieder klarer und sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel fort. Sie sah Ian an. Sie konnte ihn unmöglich alleine bewegen, denn nach Zyranus hinein konnte ER nicht.
Kann ich Soldaten rufen um ihn zum Hof bringen zu lassen? Werden sie mir helfen, jetzt da die Armee sich selbst besiegt hat?
Sarin wusste nicht viel über das Volk der Dunkelelfen oder das der Grandessarer... oder Orks. Doch waren sie am Ende nicht alles nur Seelen, die gelitten hatten und nun gesunden wollten? Noch immer sah sie wie eine Heilerin aus und das würde sie auch sein für jeden, der sie um Hilfe bat. Das Gewebe des Schicksals hatte heute einen tiefen Riss erhalten und wer könnte es besser flicken, als eine Meisterschneiderin.
Sarins Lächeln war wehmütig, traurig und voller Schmerz, aber sie lächelte Ian an.
„Werd wach! Komm schon! Ich brauche dich!“
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. Februar 2023, 12:06

Es endete. Die Welt gewann ihren Frieden zurück. Gleichzeitig verlor sie, was herzensgut und beinahe gänzlich selbstlos gewesen war. Das war der Preis und zurück blieb nur der Schmerz, den sein Quäntchen Egoismus hinterlassen hatte. Ein Schmerz, den Sarin versuchte, zu akzeptieren. Sie und Castus hatten das Beste aus ihrer gemeinsamen Zeit gemacht. Tatsächlich milderte das Wissen etwas ab, dass sie nichts von dieser Zeit bereuen musste. Überhaupt nichts. Der Schmerz war auch nicht das Problem. Sie würde mit einem Lächeln und Wärme im Herzen an Castus zurückdenken können. Was sich als schrecklicher herausstellte, war die immense Leere, die sein Fehlen hinterließ. Nichts war ihr geblieben von ihn, absolut nichts. Dafür fühlte es sich an, als hätte er einen gigantischen Teil ihrer Kraft mit sich genommen. Die Nachtelfe sah sich nicht einmal in der Lage, zu schreien. Sie reckte den Kopf in den Nacken, dass ihre Augen zum ersten Mal den Himmel sahen, wenn die Sonne aufging. Sie spürte die Wärme eines herannahenden Tages auf sie zukommen und doch kümmerte es sie heute nicht. Jene Wärme erreichte nicht ihr Herz. Jene Wärme wäre nicht einmal in der Lage, sie zu verbrennen oder den Schnee zu tauen oder sie von dem Loch zu befreien, das sich tief in ihrer Seele ausbreitete. Castus hatte dort mehr eingenommen als Sarin sich bisher eingestanden hatte. Es tat weh. Es tat schrecklich weh und sie war nun gänzlich allein, während um sie herum ein ganzes Armeelager im Chaos versank. Wild wuselten die Überlebenden umher, rannten über gefrorene Erde und durch schlammigen Schnee. Sie suchten ach Überlebenden. Sie suchten nach dem Arzt und fanden doch nur den Flecken vor, an dem sein Zelt gestanden hatte. Niemand schaute auf dem Totenacker nach der Nachtelfe mit dem roten Kreuz auf ihrer Armbinde. Zu weit vom Geschehen entfernt war sie, so wie Castus es hatte haben wollen. Zwar rannten bereits die ersten Soldaten auch bei dem Bereich für die Massengräber vorbei, doch nur wenige schenkten Sarin überhaupt einen kleinen Rest Beachtung. Sie saß dort, eine ganze Weile, den Blick nach oben gerichtet und weinte, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Sie war in der Tat eine von vielen.
Nachdem Asmodeus erst das eigene Lager ins Chaos gestürzt, dann einen haraxischen Sturm heraufbeschworen und nun vernichtet war, blieb noch immer Leid zurück. An der Front wurde weiterhin gekämpft, aber es könnte jetzt enden, da es keinen Grund mehr für einen Angriff auf Zyranus gäbe. Die Magier könnten sogar zurückschlagen und nicht magische Soldaten spielend leicht dem Erdboden gleich machen. Die meisten von ihnen hatten ohnehin nicht nur ihren Heerführer, sondern auch ihre Disziplin verloren. Sie liefen hektisch und recht planlos umher, während die Veteranen unter ihnen erste Gruppen bildeten, um dem Chaos zu trotzden ... sowie sich auf einen möglichen Gegenschlag vorzubereiten.
Was aus ihren Gefährten geworden war, konnte Sarin nicht sagen. Arunn hatte es im Wirbelsturm in die Lüfte gerissen und ihrer Einschätzung nach dabei wohl auch zerrissen. Neriélle war aus dem Lager hinaus geflohen. Mit Glück träfe man sich in der zum Lazarett umfunktionierten Taverne und bei Ethel wieder, wenn beide noch standen. Aber wer wusste schon, ob das Ende nicht auch noch mehr Opfer gefordert hatte. Castus hatte nicht gehen wollen. Ganz am Schluss hatte er die Freude gezeigt, bleiben zu dürfen, bis die Erkenntnis eintrat, dass es ihm nicht vergönnt war. Er war gegangen wie er auf Celcia aufgetaucht war: mit dem Wissen, nur ein Teil eines anderen Geschöpfes gewesen zu sein, das er vernichten musste, um die Welt zu retten, in die er sich verliebt hatte. Er hatte es von Anfang an gewusst und war niemals daran verzweifelt. Er hatte auch seinen Kummer niemals nach außen getragen, abgesehen von diesen minimalen Momenten, in denen Sarin ihn still und nachdenklich erlebt hatte. Selbst dann hatte Castus immer Zeit und Kraft gefunden, ihr ein echtes Lächeln zu schenken. Er hatte gekämpft. Nun war es an Sarin, das gleiche zu tun.
Sie erhob sich. Ihre Knochen schmerzten, doch es ließ sich ausblenden. Ihr Herz wog schwerer, obwohl es nun so leer war. Leere konnte Tonnen schwer sein. Sie schaffte es trotzdem. Sie stämmte ihren trauernden Körper nicht nur in die Höhe, sondern es gelang ihr auch, diesen bis zu dem einzig verbliebenen Freund in unmittelbarer Nähe zu bringen.
Auch Iryan hatte gekämpft. Bei seinem letzten Versuch, etwas zu unternehmen, mochte er seine eigenen Fähigkeiten unterschätzt und sich geirrt haben, aber daran durfte er nun nicht zugrunde gehen. Jeder machte einmal Fehler. Seiner sollte nicht damit enden, dass er endete. Sarin musste sich jedoch keine Sorgen machen. Er sah bei weitem nicht so schlimm aus wie an dem Tag, als man ihn auf dem Karren ins die Lazarett-Taverne verfrachtet hatte. Tatsächlich wirkten seine Züge sogar entspannt, als sie seinen Oberkörper auf ihre Beine zog und seinen Kopf an sich drückte. Die Rüstung war kalt, er nicht. Trotzdem würde Wärme ihnen beiden gut tun. Er musste nur wach werden, damit Sarin Ablenkung darin fand, sich um ihn zu kümmern. Damit sie beide nach Hause konnten, doch wo war das? Sollte sie zurück ins Nachtelfenreich oder wieder nach Zyranus? Nein, dort konnte Ian sie nicht mit begleiten, unmöglich! Selbst die spiegelverkehrten Runen auf seiner Stirn hatten ihm Schaden zugefügt. Eine ganze Stadt voll Magie wäre sein Untergang.
Sarin grübelte bereits darüber nach, ihren liebsten Dunkelelfen vorerst in der Taverne bei Ethel einkehren zu lassen. Das dürfte nun auch ein sicherer Ort werden, so blieb es zu hoffen. Ob die dunklen Völker und Grandessas Soldaten nun rebellierten, blieb anzuwarten. Bisher hatte sich keine beider Parteien ihr genähert. Sie waren mit sich selbst beschäftigt und so blendete auch Sarin in ihrer Trauer und Sorge alles aus, was nicht in ihrer unmittelbaren Nähe stattfand. Der Tränenschleier, der an ihren Wimpern hing, unterstützte sie dabei. Der Lärm des gesprengten Armeelagers stumpfte zu einer Suppe aus verwaschenen Klängen ab, so dass auch ihr feines Gehör nur noch Laute an sich ausmachte. Ihr Fokus richtete sich auf den Dunkelelfenkrieger auf ihrem Schoß. Sie streichelte sein Haar, das skurrilerweise jetzt besonders schön glänzte. Es entlockte ihr ein schwermütiges Lächeln.
"Werd wach! Komm schon! Ich brauche dich!"
Iryan war immer für sie da gewesen. Dhansair schätzte ihn nicht umsonst als Freund, sondern auch als Leibwächter. Er war zuverlässig und loyal. So schlug er auch nun die Augen auf, da Sarin nach ihm rief. Langsam hoben sich die Lider und gaben einen Blick auf seine tiefblauen Augen, die allein durch die dunklen Farben von Haut und Haar nur noch intensiver hervorstachen. Sie waren nicht so schön wie Castus' Augen, keine Galaxien mit Sternen und nebligen Wirbeln darin, aber sie besaßen ihren ganz eigenen Charme. Und sie richteten sich sofort auf Sarin aus. Ohne dass er auch nur ein Wort an sie richtete, konnte sie die Frage in seinem Blick lesen. Eine ungestellte Frage, ob es vorbei war. Und ohne dass Sarin ihm antworten musste, erhielt er die Erkenntnis. Es flackerte in seinem Blick, ehe ein feuchtes Glitzern in die Augenwinkel trat. Auch er wusste es. Sie brauchten nicht darüber sprechen. Iryan nickte ganz sacht. Dann blinzelte er die aufkommenden Tränen weg. Er gab sich solchen Emotionen nicht hin, um für andere die Stärke auszustrahlen, die sie brauchten. Er blieb sich treu, als Fels in der Brandung aus Schmerz und Kummer. Man würde immer an ihm Halt finden können, selbst wenn es sein eigenes Herz zerriss.
Iryan konzentrierte sich stets darauf, Dinge zu finden, die stärkten und beruhigten. So huschte sein Blick nun auch über Sarin, dass sich seine Lippen leicht kräuselten. Er lächelte. "Oh...", brachte er hervor, musste sich räuspern, um den Hals etwas geschmeidiger zu bekommen. Beim zweiten Versuch gelang es. "Trotz allem strahlst du wieder. So wunderschön. Du leuchtest ... so wunderschön blau." Dann aber runzelte Ian die Stirn. "Nein. Das bist nicht du. Sarin ... was ... ist das?"
Er hob die Hand an. Seine Muskeln zitterten etwas, aber es gelang. Er deutete neben die Nachtelfe, aber nicht empor zum Himmel, wo die Dämmerung Wolken und Horizont in ein blasses Gelb rauchte. Er sah kein Gelb. Er sah Blau und sobald Sarin den Kopf wandte, würde sie es ebenfalls sehen. Das Leuchten und Strahlen, welches ihr Leibwächter angesprochen hatte, entsprang nicht ihr selbst. Es war nicht diese Aura, die er bei ihrem ersten Zusammentreffen gesehen hatte. Es war etwas Eigenes, klein und doch so intensiv, dass man es nicht ignorieren konnte. Nicht größer als Kirschkern, durch sein Licht aber das Ausmaß einer kleinen Melone annehmend schwebte neben Sarin auf Kopfhöhe ein Licht. Es waberte unablässig, mit sanftem Wogen auf und ab. An den Rändern weiß verfloss es mit der Umgebung, aber im Kern war es tiefblau, hell und strahlend. Schaute man zu lange hinein, tanzten kleine weiße Sterne darin, bis sie sich auf die eigene Netzhaut legten und es einen Moment dauerte, bis man wieder klar sehen konnte. Mit hypnotischer Ruhe schwebte das Licht neben Sarin, würde sich mit ihr zusammen erheben oder senken, einem magischen kleinen Gefährten gleich, der sie nicht verließ.
"Was ... ist das?", fragte Iryan, als auch er versuchte, sich aufzusetzen.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Mittwoch 15. Februar 2023, 15:25

Ohne dass auch nur ein Wort gesprochen wurde, fanden Iryans und Sarins Herzen ineinander die Erkenntnis, dass nun ein wichtiger Teil von ihnen fehlte. Sie beide weinten um Castus. Das Alleinsein, wenn ein geliebter Mensch ging, war für jene die zurück blieben am schwersten. So saßen sie einen Moment still beisammen, Ian den Kopf auf Sarins Schoß gebettet und vergingen in Sehnsucht und Trauer. Solche Momente mussten sein, damit mal los lassen konnte.
Sarin fand Stille und Frieden im Blick ihres dunklen Begleiters, ehe ein feuchtes Glitzern in seine Augenwinkel trat. Sanft beugte sie sich über ihn, küsste je ein salziges Augenlid. Es war nur eine kleine Geste, aber Liebe konnte Trauer überwinden, da war sich Sarin ganz sicher. Sie wollte Ian die zwei Sekunden schenken, in denen er sich erlauben würde zu trauern.
Dann... Iryan nickte ganz sacht und war wieder ganz ihr Beschützer. Er blinzelte die Tränen weg. Sarin spürte seinen Kampf und wie er sich an seiner eigenen Stärke fest hielt.
Ja.. das muss ich jetzt auch tun...
Und so half er ihr schon wieder, ihr starker Beschützer. Ian gab sich solchen Emotionen nicht hin, um für andere die Stärke auszustrahlen, die sie brauchten. Er blieb sich treu, als Fels in der Brandung aus Schmerz und Kummer. Man würde immer an ihm Halt finden können, selbst wenn es sein eigenes Herz zerriss. Er lebte es ihr vor und Sarin konnte es ihm nachmachen.
Sein Blick huschte über Sarin, dass sich seine Lippen leicht kräuselten. Er lächelte.
"Oh..."
Sarin hob leicht die Brauen, als er sich räusperte. Er sprach weiter:
"Trotz allem strahlst du wieder. So wunderschön. Du leuchtest ... so wunderschön blau...Nein. Das bist nicht du. Sarin ... was ... ist das?"
Er hob die Hand an. Er deutete neben die Nachtelfe. Sarin folgte seinem Blick.
Was?
Das Leuchten und Strahlen war klein und doch so intensiv, dass man es nicht ignorieren konnte. Nicht größer als ein Kirschkern im Innern, doch durch sein Licht das Ausmaß einer kleinen Melone annehmend, schwebte neben Sarin auf Kopfhöhe ein Licht.
Was... ist das?
Es waberte unablässig, mit sanftem Wogen auf und ab. An den Rändern weiß verfloss es mit der Umgebung, aber im Kern war es tiefblau, hell und strahlend. Schaute man zu lange hinein, tanzten kleine weiße Sterne darin, bis sie sich auf die eigene Netzhaut legten und es einen Moment dauerte, bis man wieder klar sehen konnte. Mit hypnotischer Ruhe schwebte das Licht neben Sarin, würde sich mit ihr zusammen erheben oder senken, einem magischen kleinen Gefährten gleich, der sie nicht verließ.
"Was ... ist das?"
, fragte Iryan, als auch er versuchte, sich aufzusetzen und damit Sarins Schoß frei gab.
Ich weis es nicht...
So konnte sie sich aber dem Licht zuwenden und streckte langsam die Hand danach aus.
„Cas...tus?...?“
, hauchte sie kaum hörbar. Was auch immer es war, was es bewirken mochte. Sarin erkannte darin das größte Geschenk, dass ihr der Halbdämon hatte machen können. Ein kleiner Teil war hier geblieben... für sie.
...für mich???
Und schon wieder, nein... immernoch liefen unablässig die Tränen über ihre hellen Wangen, aber dieses Mal war es nicht nur Trauer, sondern auch Freude und Liebe, die die Kanäle fluteten. Sie schniefte leise und wischte sich hektisch die Augen. Konnte sie es berühren? Ihre Sehnsucht wünschte es sich, auch wenn es nur aus Licht zu bestehen schien. Sie wollte es an ihr Herz drücken, aber hatte fast ein bisschen Angst davor, es dadurch zu zerstören. Trotzdem war es …
„...wunderschön!“
Ein zögerliches Lächeln breitete sich auf ihren feuchten Wangen aus und sie knabberte nervös an ihrer Unterlippe. Wie ein Kind fühlte sie die Freude, die dieses kleine Geschenk in ihr ausgelöst hatte. Sie erhob sich vorsichtig, wollte aber eigentlich tanzen und springen. Die Trauer war nicht fort, aber das Glück was Cas für sie zurück gelassen hatte, das fühlte sich warm und wunderschön an. Sarin griff Ians Hand und trat näher. Die andere Hand streckte sie aus, mit der Handfläche nach oben. Es fühlte sich einfach richtig an. Aber selbst wenn es sie nun nur umherschwirren würde, war es...
„Wunderschön!“
Sarin war noch ganz gefangen von dem Anblick, aber machte sich bereits Gedanken darum, wie sie wirken mochten und vielleicht stellte sich Ian auch die Frage, wie sie unbemerkt das Lager verlassen konnten, mit einem blauen Leuchten im Schlepptau. Sarin sah sich um. Beobachtete sie schon jemand? Jegliches Blaues Leuchten wäre im Moment wohl eher gefährlich, führ jene die es bei sich hatten. Asmodes hatte mit seinem Handeln so viel Tod und Leid hervorgebracht, da würde der kleine Funke, der für Sarin die reinste Freude beinhaltete, schnell zur Gefahr werden. Wer litt sann nach Rache, oder zumindest nach jemandem, den er Schuld und sein Leid auferlegen konnte, damit es nicht so schwer auf den eigenen Schultern lastete. Trauernde handelten oft irrational. Wie oft hatte sich die Schneidermeisterin früher eine Schelte eingefangen, wenn es sich um trauernde Kunden handelte. Nichts was man tat war gut genug und machte man einen Fehler, so missachtete man gleich den Toten. Doch hier, auf dem Feld des Leidens, da kam noch das Gefühl der 'Niederlage' hinzu, dass bald die Überlebenden erfassen würde. Viele würden einfach fliehen, aber das Gefühl des 'besiegt worden zu sein' würde noch ganz andere Abgründe in mancher Seele öffnen. Wer getreten worden war, der trat auch oft weiter nach unten.
„Wir sollten hier weg.“
, flüsterte Sarin und sah sich noch einmal etwas ängstlich um. Wie sollte sie aber dieses Leuchten verstecken? Kurzerhand öffnete sie ihr Hemd oben am Ausschnitt und lockte mit dem Finger.
„Bitte, versteck dich.“
Ian bekam aus seiner erhöhten Perspektive so einen kurzen Ausblick geschenkt, der ihn ein wenig Leid vergessen machen könnte. Doch ließ sich das Leuchten auch dort hinein locken?
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Februar 2023, 14:57

Auch wenn Iryan sich nicht lange Zeit gab, Tränen für Castus zu vergießen, bedeutete das nicht, dass sein Herz nicht ebenso voll von Trauer war. Er ließ es nur nicht zu, sie nach außen zu tragen. Er würde dieses Gefühl mich sich selbst ausmachen, im Stillen. Vielleicht hätte er sich in einem intimen Moment auch Dhansair anvertraut als seinen Herrn und engsten Freund, doch der Dunkelelf steckte irgendwo selbst bis zum Hals in Problemen. Was er zu Castus' Ableben sagen würde oder dass jener zuvor noch den zweiten, den verlorenen Elfenzwilling zu seinem Bruder gesandt hatte? Oder dass das feindliche Armeelager aus dunklen Völkern und grandessarischen Soldaten nun gesprengt war; ihr Heerführer vernichtet für alle Zeit? Er wusste nichts davon, kämpfte möglicherweise längst an einer ganz anderen Front, weit weg von hier. Es stand fest, dass Sarin und Iryan ihren Freund würden retten müssen, allein schon um ihm alles zu erzählen, was er verpasst hatte. Doch noch war es nicht soweit. Sie mussten sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Deshalb gab Ian sich auch nicht seinem Kummer hin, aber Sarin tat es. Sie musste es tun, um loslassen zu können. Sie hatte gewusst, dass es auf dieses Ende hinauslief. Das machte es aber nun nicht leichter. Ihr Herz pochte mit schweren Schlägen, während sie den Kopf ihres dunklen Wächters auf ihren Schenkeln gebettet hielt und kleine Tränen auf ihn herab weinte. So lange, bis er das Licht erwähnte, das nicht aus ihr heraus, sondern neben ihr erstrahlte. Dann entdeckte sie es auch.
Die Farbe allein verband sie bereits instinktiv mit Castus, noch ehe sie seinen Namen wisperte. Nicht einmal Iryan vernahm es trotz elfisch geprägtem Gehörsinn. Er sah allerdings, was dieses Licht bei der Nachtelfe bewirkte. Sie weinte nur umso mehr Tränen, aus Kummer, verlorener Liebe, aber auch Dankbarkeit. Denn sie glaubte fest daran, dass Castus ihr dieses bläuliche Glimmen als Geschenk hinterlassen hatte. Was immer es war, es sollte sie an ihn erinnern und auch daran, dass er in ihrem Herzen auf ewig einen Platz haben würde.
So wie die Tränen sich unablässig Bahn brachen, flutete Sarin nun auch eine Sehnsucht, das kleine Licht wenigstens berühren zu dürfen. Sie wollte es tun, hatte aber auch Angst, es dadurch zerstören zu können. Hin- und hergerissen stand sie da mit feuchten Wangen unter zitternder Unterlippe. Trotz allem obsiegte die Freude ob Castus' letzter Tat für sie.
Iryan störte sie auch nicht dabei, das Licht zu entdecken. Er war ganz der Leibwächter, der sich stets wie ein Schatten im Hintergrund hielt, aber sie beschützen würde, sobald sie ihn bräuchte. Bei einem Lichtgeschenk von Castus jedoch wusste Sarin tief in ihrem Inneren, dass es keinen Grund für Gefahr gab. Nie hatte er ihr oder irgendeinem anderen sonst etwas Böses gewollt. Lediglich bei Asmodeus hatte er seine Prinzipien fallen lassen, um seinem Wirtskörper ein Ende zu setzen. Da hatte er verletzt und das ganz bewusst, denn es hatte enden müssen. Und alles, was Sarin blieb, war ein kleines, dämonenblaues Leuchten.
Zeitgleich mit Iryan kam ihr plötzlich die Erkenntnis, dass nicht nur sie beide von dem Licht wie die Motten angezogen würden. Rasch schaute sie sich um, ob jemand aus dem Armeelager Castus' Geschenk bereits entdeckt hätte. Tatsächlich! Einige Soldaten, Dunkelelfen wie Menschen, standen am Rand des Totenackers und blickten zu den beiden Elfen herüber. Jemand zeigte mit dem Finger zum blauen Leuchten hin, aber niemand wagte sich heran. Trotzdem war erkennbar, wie sie nun mit zwei Elfen verfahren würden, die nach diesem dämonischen Tötungsdelikt mit einem Licht hantierten, das seine Farbe besaß. Die Hände lagen nahe an den Waffen, wenn sie nicht bereits gezogen waren. Iryan erkannte das als erstes und auch er legte seine Finger auf den Knauf der Klinge.
"Mach dir keine Gedanken. Ich beschütze dich", versicherte er Sarin. "Kümmere du dich um dieses ... Licht."
"Wir sollten hier weg." Iryan nickte und legte Sarin einen Arm um die Schultern. Die fernen Soldaten sahen es. Sie sahen, dass sie erst an ihm vorbei müssten, um die Nachtelfe und ihr Leuchten zu erreichen. Denn jene versuchte gerade, das blaue Glühen zu sich zu locken. "Bitte, versteck dich." Ob das Licht sie hören konnte und ihrer Bitte überhaupt folgen würde? Noch waberte es an Ort und Stelle auf Kopfhöhe auf und ab. Mal glomm es schwach wie ein letzter Funke, dann breitete sich sein Lichtschein wieder weiter aus. Es pulsierte gleich zu Sarins Herzschlag. Vielleicht fühlte es sich deshalb von der Einladung beflügelt, nahe an ihrem Busen und verdeckt vom Stoff ihrer Kleidung zu sein. Dort, wo auch ihr Herz pochte. Sacht schwebte es auf sie zu und unter den Hemdsstoff. Er war kaum in der Lage, das Licht zu verbergen. Noch immer drang ein bläuliches Glühen durch den Stoff hindurch. Sarin hingegen spürte die Wärme, die von ihrem neuesten Begleiterchen ausging.
Wo schon allein die Farbe sie an Castus erinnert hatte, fegte nun eine an Emotion gebundene Erinnerung über sie hinweg. Nein, vielmehr drang sie in Sarin ein und erinnerte jede Faser ihres Körpers an die zärtlichen Berührungen, die Castus ihrer Haut sowohl mit den Fingern als auch seinen Lippen beschert hatte. Sein kleines Lichtgeschenk verwöhnte sie mit der Erinnerung seiner Körperwärme und einem sanften Druck gegen ihr Herz, wenn es zum gleichen Schlag puslierte. Fast fühlte es sich an, als legte der Halbdämon seine Hand schützend darüber. Dieses Gefühl wurde von einer Zuversicht begleitet, dass alles gut würde, was immer ihr auch noch bevorstünde. Es bestand kein Zweifel mehr, dass Castus dieses Licht hinterlassen haben musste. Es fühlte sich an wie er. Es war wie sein Gemüt, sein liebevoller Charakter, der noch immer nah an Sarins Herzen saß und mit ihr kuscheln wollte. Es beflügelte, inspirierte und schenkte ihr Mut.
Nicht einmal Iryan, der so viel Ruhe und Kraft ausstrahlte, konnte ihr diese Zuversicht spenden. Doch er war ebenfalls da, ließ sie nun nicht los, hielt den Blick jedoch unablässig auf die nahen Soldaten gerichtet. "Wohin willst du gehen?", fragte er Sarin, ohne sie anzuschauen. "In das Dorf und die Lazarett-Taverne zurück oder direkt nach Zyranus, zu Mallahall? Sie wird erfahren wollen, was ihrem Neffen widerfahren ist." Selbst jetzt, nachdem die wenige Runenmagie Sarins auf seiner Haut ihm so zugesetzt hatte, zögerte der Leibwächter nicht, sie inmitten einer Stadt bringen zu wollen, die ihn auslaugen könnte. Oder schlimmer. "Wir könnten uns auch auf die Suche nach Neriélle und Arunn begeben. Irgendwo müssen die beiden ja sein." Dass dies auch bedeuten konnte, ihre Leichen zu finden, sprach Iryan nicht offen aus. Er würde es allerdings ganz Sarin überlassen, welchen Weg die beiden nun einschlagen wollten. Und er bliebe an ihrer Seite, auf Gedeih und Verderb.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 24. Februar 2023, 06:58

Alles, was Sarin von Castus geblieben war, war ein kleines, dämonenblaues Leuchten, aber das war mehr, als ihr Herz gerade fassen konnte. Es war ein 'Wunder' und Sarin nahm es mit all seinen Fassetten an. Die Freude in ihrem Herzen glättete die Narben, die die Leere hinterlassen hatte und Cas Magie allein zu sehen...
Sarin weinte nicht mehr des Leidend wegen, sie weinte vor Freude!
Jedoch zeitgleich mit Iryan kam ihr die Erkenntnis, dass nicht nur sie beide von dem Licht wie die Motten angezogen würden. Tatsächlich! Einige Soldaten, Dunkelelfen wie Menschen, standen am Rand des Totenackers und blickten zu den beiden Elfen herüber. Jemand zeigte mit dem Finger zum blauen Leuchten hin, aber niemand wagte sich heran.
Oh. Schnell weg!
"Mach dir keine Gedanken. Ich beschütze dich"
, versicherte Ian Sarin.
"Kümmere du dich um dieses ... Licht."
"Wir sollten hier weg."

Sarin versuchte gerade, das blaue Glühen zu sich zu locken.
"Bitte, versteck dich."
Vielleicht fühlte es sich von der Einladung beflügelt, nahe an ihrem Busen und verdeckt vom Stoff ihrer Kleidung zu sein. Dort, wo auch ihr Herz so wild pochte. Sacht schwebte es auf sie zu und unter den Stoff. Sarin spürte sofort die Wärme, die von ihrem neuesten Begleiterchen ausging.
Wow!
Wo schon allein die Farbe sie an Castus erinnert hatte, fegte nun eine an Emotion gebundene Erinnerung über sie hinweg. Nein, vielmehr drang sie in Sarin ein und erinnerte jede Faser ihres Körpers an die zärtlichen Berührungen, die Castus ihrer Haut sowohl mit den Fingern als auch seinen Lippen beschert hatte.
Wwww...oooohhhhooow!
Sarins Knie zitterten kurz und die Welle, die dies erste kleine Berührung frei gesetzt hatte, ließ Säfte sprudeln, wo es gerade für Sarins Kopf nun nicht wirklich angemessen war. Zitternd stand sie kurz steif da und jeder Mann hätte jetzt eine ausgewachsene 'Latte' vor sich her getragen. Aber Sarin war nun mal ganz 'Frau' und fühlte deswegen 'nur' die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen heiß und gleitend ihren Schritt verändernd. Jedes Tier würde ihre 'Rolligkeit' wittern, die beim Anblick des Totenackers und der wachsenden Bedrohung durch ihre Beobachter, gerade mehr als unangemessen war. Aber so war Castus immer gewesen – schamlos. Und deswegen konnte Sarin auch nicht verhindern, dass sie plötzlich breit grinste und fast los gelacht hätte. Glucksend presste sie nicht nur ihre oberen Lippen und rieb die Knie aneinander.
Das war ja so typisch! Hihiii....
Cas brachte ihre Seele sogar jetzt noch zum Strahlen. Schnell versuchte sie ihre Haltung wieder zu finden, dass es für Ian vielleicht nur so aussah, als hätte das Begleiterchen sie nur 'gekitzelt'.
Ohh,....
Sarin atmete lang aus. Cas kleines Lichtgeschenk verwöhnte sie mit der Erinnerung seiner Körperwärme und einem sanften Druck gegen ihr Herz, wenn es zum gleichen Schlag pulsierte. Es war schwer sich dem zu entziehen und auf die Umwelt zu konzentrieren. Nur wenig mehr und Sarin hätte vor allen Zuschauern einen Orgasmus bekommen. Fast fühlte es sich so an, als legte der Halbdämon seine Hand schützend auf sie. Es bestand für die Nachtelfe kein Zweifel mehr. Es fühlte sich an wie er. Es war wie sein Gemüt, sein liebevoller Charakter, der noch immer nah an Sarins Herzen saß und mit ihr kuscheln wollte.
Kuscheln... ja ja... so nannte er es mir die Sinne zu rauben! Puh...
Trotz der winterlichen Umgebung, hatte Sarin plötzlich eine sehr gesunde Gesichtsfarbe und ihr war auch irgendwie nicht mehr kalt. Aber das Leuchten hatte nicht nur ihre körperlichen Empfindungen gehörig durcheinander gebracht. Es schenkte ihr Mut.
Iryan hielt den Blick jedoch unablässig auf die nahen Soldaten gerichtet und fragte:
"Wohin willst du gehen?... In das Dorf und die Lazarett-Taverne zurück oder direkt nach Zyranus, zu Mallahall? Sie wird erfahren wollen, was ihrem Neffen widerfahren ist... Wir könnten uns auch auf die Suche nach Neriélle und Arunn begeben. Irgendwo müssen die beiden ja sein."
Sarin ah zu Ian hoch und wusste er bliebe an ihrer Seite, auf Gedeih und Verderb. Das war die nächste Warme Welle, die sie erfasste. Wie konnte man nach so viel Leid, gleich so viel Glück erfahren?! 'Fast' – wäre es ihr ein bisschen peinlich gewesen, aber sie liebte dieses Gefühl einfach zu sehr. Schamlos nahm sie alles Glück, was sie geschenkt bekommen hatte an. Ganz ergriffen hielt sie mit einer Hand das Leuchten über ihrem Herzen verborgen und mit der anderen berührte sie Ians.
„Wir sollten wie besprochen schnell zur Taverne und Ethel zurück. Die beiden anderen wollten uns ja auch dort treffen. Dort könntest du dann auch auf mich warten, bis ich Mall informiert habe und ich kenne von dort aus einen sicheren Weg nach Zyranus hinein.“
Soweit der Plan: Erst Taverne, wo Ian in Ruhe heilen könnte, denn auch wenn er stark war und sich mutig allem entgegen stellte, so war er auch nicht vollkommen wieder hergestellt. Erst der magische Angriff auf sein Herz, dann ihre Runen... Er brauchte auch mal Ruhe! Und die Taverne hatte noch einen anderen 'Gast' der ihr sicher 'mehr oder weniger' freiwillig helfen würde, nach Zyranus hinein zu kommen. Aber da machte Sarin sich weniger Sorgen. Bei ihm wusste sie, welche Hebel sie in Bewegung bringen musste.
... Wie war das noch mal gewesen? Hyazinthus hatte da diese Reihenfolge. Das... ist wie beim Klöppeln von Spitze. Da muss man sich nur das Muster merken... Ich brauch nur den Schlüssel nach Zyranus einmal nach rechts, dann so weit nach links, dass er fast eine ganz Umdrehung machte, und wieder nach rechts, bis er in einem 45-Grad-Winkel plötzlich in etwas Unsichtbares einrastete und halb verschwand. Und schon wäre ich wieder drin.
Zuversichtlich und erfüllt von Mut und Liebe machten Sarin die nächsten Schritte auf ihrem Schicksalsweg. All die Hoffnung die sie in ihr Gebet gelegt hatte, war auch wieder zu ihr zurück gekommen, denn manches verdoppelte sich sogar, wenn man es teilte... so wie die Liebe. Jetzt mussten sie nur noch unauffällig hier verschwinden.
...und das ohne zu lachen!
Was nicht einfach war, bei dem ganzen warmen kitzelnden Gefühlen. Gerade wenn das Lichtgeschenk ihren Schlüsselbeinen zu nahe kam, war es kaum auszuhalten. Sanfte Küsse dort konnten sie auf Wolken versetzten und ein Kitzeln war dort besonders schwer zu ertragen. So versuchte Sarin das Begleiterchen eher dazu zu animieren etwas tiefer zu rutschen, denn sie wollte auf keinen Fall lachend über einen Totenacker laufen, kurz nach dem das 'Blaue Leuchten' sie berührt hatte.
Das würde keinen guten Eindruck machen!!!
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Februar 2023, 12:54

Castus hatte im Leben ihr Herz berührt. Im Tode berührte er ... ihren Schoß. Was immer es war, was das kleine Licht mit ihr anstellte, es fühlte sich unsagbar wunderbar an. All die Erinnerungen an Emotionen und Zärtlichkeiten, die seine Nähe zu Sarins Herzen auslösten, reizten auch ihren Körper. Ihre gesamte Haut wandelte sich in eine erogene Zone, deren Quell eindeutig zwischen ihren weichen Schenkeln lag. Dort sprudelte er mit solcher Intensität hervor, dass er ganze Dämme hätte einreißen können. Sie spürte die Wärme ihrer eigenen Lust, das Verlangen nach Castus' Körper und seinen Liebkosungen, sowie die Illusion, dass er es gerade tat. Sie glaubte, im pulsieren Prickeln ihres Schoßes noch einmal die tiefen, aber behutsamen Stöße seines Leibes zu erkennen, der sich dem ihren entgegen drängte so wie damals, während Iryan sie an der Hinterpforte verwöhnt und sie Dhansairs Manneskraft gekostet hatte. Die Bilder flackerten nicht vor ihrem geistigen Auge auf, sie erlebte sie noch einmal. Jede Faser ihres Körpers erinnerte sich, lebte es für mehrere Hezrschläge in diesem feuchtheißen Traum, der die Winterkälte vertrieben hatte.
Und während um sie herum ein Chaos aus Trümmern, Verletzten und auch Leichen vorherrschte, erlebte Sarin den zweitbesten Orgasmus ihres im Verhältnis noch jungen Elfenlebens. Wie gut, dass sie nichts Knappes oder Reizvolles trug, sonst hätten ihre bis zur Anspannung verhärteten Knospen den Stoff zerrissen, während man ihr einen Eimer hätte zwischen die Beine stellen wollen. Unter den klobigen Gewändern und in der Tarnung einer medizinisch Kundigen blieb das süße, nasse Geheimnis gewahrt. Nicht einmal Iryan bemerkte, wie viel Flüssigkeit ihr zuckender Schoß gerade produzierte. Er sah lediglich Sarins verklärten Blick, die vor Lust halb verdrehten Augen unter den fats geschlossenen Lidern, die Röte ihrer Wangen und ihr gepresstes Atmen, das bald schon einem Stöhnen gleichkam. Hätte sie dabei nicht gleichzeitig so voller Wonne geschaut, er hätte sich ernsthafte Sorgen gemacht. So aber fragte er nur mit reichlich Verunsicherung in der Stimme: "Ist alles .. in Ordnung?"
Der Höhepunkt war vorbei und mit weichen Knien schwelgte Sarin noch im Nachhall, durch den die Stimme ihres verbliebenen Liebhabers nur dumpf hindurch drang. Es genügte jedoch, dass sie sich ihrer Lage wieder bewusst wurde und nach diesem Erlebnis versuchte sie, sich erneut zu fangen. Das beruhigte auch den Dunkelelfen, so dass er sich erneut auf die Umgebung konzentrieren konnte. Noch immer standen einige Soldaten in der Nähe. Das kleine Grüppchen aus etwa einem Dutzend Dunkelelfen wie Grandessarern beriet sich offensichtlich. Einer von ihnen deutete noch immer in Richtung des Totenackers, was Iryan deutliches Unbehagen bereitete. Sie hatten das dämonenblaue Licht gesehen und wie es sich bei Sarin unter den Stoff geschoben hatte. Wenn sie es falsch interpretierten, könnten sie Gerüchte streuen, Asmodeusi lebte noch und zwar in Sarins Körper, weil seine haraxische Unseele in sie gefahren war. Auch die Nachtelfe dachte darüber nach. Sie versuchte, nicht vor Glück loszulachen, denn das gäbe ein gänzlich falsches Bild ab. Man würde sie für wahnsinnig halten oder für Asmodeus selbst. Das könnte im Grunde keine schlechte Idee sein, weil sie sich dann als Heerführerin ausgeben könnte, aber der Plan bot auch genug Risiken, dass er nach hinten losging. Asmodeus hatte hier ein Massaker angerichtet und sicherlich seine halbe Armee auf dem Gewissen - nun, die Hälfte von denen, die im Lager geblieben waren. Ob man an den Mauern bei Zyranus überhaupt etwas davon mitbekommen hatte, dass das Armeelager nun zerstört war?
Sicher würden sie es herausfinden. Jetzt aber galt es, sich neu zu sammeln. Sarin setzte auf den Plan, den sie zusammen mit Neriélle und Arunn abgesprochen hatten. Von Letzterem ging sie aus, dass er Asmodeus haraxischen Ausbruch nicht überlebt hatte. Sie hatte dne Wirbelsturm gesehen und wie es den Dessarier in die Luft gerissen hatte, ehe ein Blutregen auf das Grasland niedergeprasselt war. Nein, das hatte niemand überleben können. Aber es blieb die Hoffnung, dass die Shyáner Elfe rechtzeitig in Sicherheit gekommen war und nun in der Lazarett-Taverne des namenlosen Dorfes auf sie alle wartete.
"Wir sollten wie besprochen schnell zur Taverne und Ethel zurück. Die beiden anderen wollten und ja auch dort treffen. Dort könntest du dann auch auf mich warten, bis ich Mall informiert habe und ich kenne von dort aus einen sicheren Weg nach Zyranus hinein."
"Du verlangst viel von einem Leibwächter, wenn du ihn bittest, zurückzubleiben und zum Warten verdammt zu sein", knirschte der Elf. "Aber ich verstehe es. Es hat keinen Sinn für mich, meine Gesundheit auf's Spiel zu setzen, indem ich dich in die Magierstadt begleite. Ich werde mich in der Taverne ausruhen, damit wir anschließend für neue Pläne bereit sind." Wie diese aussahen, würden sie beide wohl erst mit der Zeit herausfinden. Es war gerade so viel geschehen, das es erst einmal zu verarbeiten galt. Und wie es nun mit der Belagerung durch die dunklen Völker weiterging, blieb ebenfalls ungewiss. Das Lager war zersprengt. Sie hatten ihren Anführer verloren. Was unternahm ein Soldat, wenn er von seinen Befehlshabern in einem Krieg allein gelassen wurde, auf dem er nun offensichtlich auf der falschen Seite war? Eines stand fest: Er war nicht länger Soldat. Entweder wurde er zum Schutzsuchenden, zum Kriminellen, Ausgestoßenenen oder er blieb Soldat, bis man ihn aufgriff und tötete. Niemand konnte so mehr seinem Land oder Idealen dienen. Es wurde Zeit, diesen sinnlosen Angriff zu beenden! Aber das lag nun nicht bei Sarin oder Iryan. Beide hatten ihre eigene Geschichte zu erleben, damit sie sie eines Tages bei knisterndem Lagerfeuer würden erzählen können.
"Kannst du gehen?" Ihr Leibwächter steckte schon wieder viel zu tief in seiner Pflicht, als er Sarin den Arm umlegte, um sie gegebenenfalls zu stützen. In der Rechten hielt er seine Klinge bereit. Ganz gleich, welchen Pfad vom Totenacker sie einschlugen, sie mussten zwangsläufig die Gruppe aus Soldaten passieren. Skeptische Blicke trafen sie, als Iryan in etwas Abstand auf sie zu stapfte. Er bewegte sich so, dass er immer ein Hindernis zwischen ihnen und Sarin darstellte, aber niemand der Soldaten wagte einen Angriff. Im Gegenteil. Ein Grandessarer, der aus einer Wunde am Arm blutete und dem die Unterlippe halb in Fetzen hing, näherte sich. Es war schwer ihn zu verstehen, weil er jedes Mal blutigen Speichel gurgelte, wenn er sprach.
"Waff ... ifft da auf'm Acker geffehen?", fragte er. Überraschenderweise trat ein weiterer Soldat an seine Seite. Ein Dunkelelf, nicht so breit wie Iryan, aber von gleicher Hautfarbe mit einem durchdringenden, stahlgrauen Blick. "Er will wissen, was passiert ist. Asmodeus ... das Licht ... diese Elfe dort..."
Iryan festigte seinen Griff um Sarin. Unter ihrem Hemdsstoff schimmerte Castus' Dämonenleuchten hindurch. Es hielt die übrigen Soldaten eindeutig zurück. Misstrauen zeigte sich auf ihren Mienen. "Der Krieg ist vorbei", sagte Iryan schlicht. "Versucht, nach Hause zu gehen. Zu euren Familien. Heute wurde genug Blut im Namen Faldors vergossen. Geht den Handel mit Manthala ein: euer Leben für die Chance, dass eure Mütter, Brüder und Kinder euch wiedersehen dürfen. Geht jetzt." Dann wandte er sich ab, um mit Sarin den Weg am Rand des zerstörten Armeelagers zu gehen. Er ließ eine Gruppe starrender Soldaten zurück, die wenig später damit begannen, in den Überresten nach Nützlichem für eine Heimreise und Überlebenden zu suchen, denen Manthala ebenfalls eine Chance geben wollte. Iryan hatte kluge Worte gewählt. Viel zu viele Dunkelelfen, die in Kriege zogen, waren faldorgläubig. Sie agierten mit dem bloßen Glauben daran, ihrem Gott gefällig zu sein, je mehr Blut sie vergossen. Ihnen nun eine nicht ganz priesterliche Absolution zu erteilen, indem man behauptete, Faldor wäre mit dem Opfer in ihren eigenen Reihen zufrieden genug, dass sie rechtmäßig vor dem Krieg würden fliehen können, musste für viele eine Erleichterung darstellen. Natürlich spränge nicht jeder darauf an, aber diese Soldaten taten es. Sie waren nicht blutrünstig, sie wollten nur noch nach Hause.
Das Zuhause des Leibwächters und der Schneiderin stellte für den Moment die Taverne Zum taumelnden Grashalm dar. Dorthin zog es sie, aber es war noch ein recht weiter Weg. Sie mussten an einem Großteil des einstigen Lagers vorbei. Interessanterweise behelligte sie nur noch einmal eine Gruppe Dunkelelfen, die glaubten, in Sarin gefundene Ablenkung von den Schrecken zu haben. Iryan machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er schaffte es, sie genug einzuschüchtern, ohne seine Klinge wirklich ziehen zu müssen. "Sehe ich auch nur einen von euch eine arme Seele hier vergewaltigen, sorge ich dafür, dass ihr an euren eigenen Schwänzen ersticken werdet", knurrte er, froh darum, dass die Elfe an seiner Seite das Lerium nicht verstand. Daraufhin zogen die Soldaten ab. Aber es musste nicht immer direkt jemand auf sie zukommen, um die Schrecken zu sehen, die hier zwischen den Trümmern herrschten. Leichen, zahlreiche. Verletzte, die im Sterben lagen - allein oder begleitet von ihren Kameraden, die in ihren letzten Atemzügen nicht mehr von der Seite weichen wollten. Sie saßen da zwischen niedergerissenen Zelten, deren Stangen gleich leblosen, kahlen Bäumen in einen gelblich grauen Morgenhimmel ragten. Hier und dort schwelten Feuer. Gesprengte Felsen und Überreste zerstörter Vorratsbehältnisse lagen verstreut. Einige klaubten die Inhalte zusammen, während eine Gruppe aus Elfen und Goblins versuchte, einen Wagen zu reparieren, um ihn als Transportmittel einzusetzen. Von Schmerzen begleitete Klagelaute, das Weinen Zahlreicher oder ängstliche Rufe verstreuter Soldaten erfüllte die Umgebung. Gefrorener Erdboden wie Überreste gefallenen Schnees hatten eine rötliche Färbung angenommen. Nicht jedes Fleisch, das dazwischen lag, war zum Verzehr gedacht.
Einmal ließ Iryan Sarin los, um zu einigen Trümmern zu laufen und diese hochzustämmen. Er befreite so eine Soldatin, deren Bein zerquetscht worden war, konnte ansonsten aber nicht mehr für sie tun, als sie aufzuheben und wie Sarin sonst ein Stück weit zu tragen, bis er eine Gruppe erreichte, die bereits mit Bandagen dabei war, sich zu versorgen. Die Soldatin schenkte sowohl Iryan als auch Sarin einen dankbaren Blick. Dann ging es auch schon weiter und irgendwann befand sich das zerstörte Lager hinter ihnen. Von Arunn oder Neriélle war bisweilen keine Spur zu sehen. Dafür erkannten Leibwache und Schneiderin, dass sie nicht die einzigen waren, die die Armee hinter sich ließen. Einzelne Gestalten oder kleine Gruppen aus zwei bis acht Personen schleppten sich durch das verschneite Grasland. Sie all waren in Richtung der Magierstadt oder des namenlosen Dorfes unterwegs und hatten teilweise mit ihren Vorgängern schon einen kleinen Pfad in den Schnee geschritten. Das machte ein Vorankommen etwas leichter.
Ehe das Dorf jedoch überhaupt in Sicht kam, verzogen sich die Wolken. Die Sonne ging auf. Sarin spürte ein leichtes Kribbeln überall auf ihrer Haut, wo sie keinen nachtelfischen Schutzstoff mehr besaß. Noch war es erträglich, wenn sie aber bei Mittag keinen schattigen Unterschlupf fände, würde sie Pusteln oder schlimmer noch Brandblasen bekommen. Es war Eile geboten. Sie mussten jedoch noch ein wenig schneller sein!
Plötzlich erfüllte der helle Klang eines Horns die Umgebung, gefolgt von einem weiteren, das einen etwas tieferen Ton besaß. Vor ihnen, zwischen Felsen und verschneiter Landschaft, tauchte eine Fahne auf. Sie wehte sanft im Wind und zeigte ein rotes Kreuz auf schwarzem Grund, wobei allerdings weiße Anteile den Stoff zusammenhielten. Das Kreuz war auch weder aufgenäht, noch mit roten Stoffen in das Banner eingearbeitet worden. Jemand hatte es mit Blut direkt darauf gemalt, so dass es auf dem dunklen Grund erst beim zweiten Hinsehen besser zu erkennen war. Das Symbol aber glich jenem, welches Sarin noch immer am Arm trug. Wenig später tauchten am Fuß des Banners nicht nur dessen Träger, sondern auch zwei Karren auf. Einer davon wurde von einem Ochsen gezogen, beim anderen war ein Ork vorgespannt. Sarin erkannte ihn wieder. Er hatte ihr zwar seinen Namen nicht genannt, aber diesen Patienten vergaß sie nicht so schnell. Es war der freundliche Ork gewesen, den sie versorgt hatte. Jetzt zeigte er sich erneut hilfsbereit, indem er einen der Holzwägen zog. Aufgeladen waren ... Menschen, Dunkelelfen, andere Orks. Man sammelte entweder Verletzte oder Tote ein. Und auf dem zweiten Karren, hoch zu Ross - oder zu Ochse - saß eine weitere Sarin bekannte Gestalt. Sie blies in ein Horn und ein Mann, der neben ihm marschierte, erwiderte es durch einen zweiten Ton - den tieferen.
Dann erklang auch schon die Stimme des Ochsenreiters: "Höret, höret! Wir sind hier, um zu helfen, ganz gleich auf welcher Seite des Angriffs ihr euch befandet! Nun sind wird alle gleich! Kommet und erhaltet Gnade, Heilung, Nahrung und Wärme. Im Namen der Heilkundigen Ethel bringe ich euch in Sicherheit. ICH, Hyazinthus Pomponius Filipek aus dem Hause Marcaundt. Held aller Gefallenen!"
Er reckte sein Kinn schaustellerisch nach vorn, während sein goldenes Haar wie ein Umhang hinter ihm her wehte. Er trug keine Frauenkleidung mehr, so dass es auch keinen Grund mehr gab, eine Ausrede für sein Oberlippenbärtchen zu finden. Hyazinthus hatte sich gänzlich weiß gekleidet und ein rotes Kreuz sowohl auf die Brust als auch auf die Oberarme gemalt. Der Stoff seiner Gewänder besaß allerdings auch schon anderweitig rote Flecken. Er war sich nicht zu fein, die blutenden Verletzten mit auf den Wagen zu hieven. Schließlich bedeutete es auch, als Held der Stunde besser dazustehen, wenn man auch selbst einmal Hand anlegte.
Er wurde in seinen Kundgebungen unterbrochen, als der vor den Wagen gespannte Ork plötzlich mit ausgestrecktem Finger auf Sarin und Iryan deutete. "KLEINE HEILERIN!", rief er laufhals und grinste von einem spitzen Ork-Ohr zum anderen. "HAHA, DU LEBST JA NOCH! ICH HAB DIR REICHLICH ZU ZUN MITGEBRACHT. KOMM HER, KLEINE!"
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 27. Februar 2023, 17:03

Das es mal eine Nachtelfe geben würde, die beim Kontakt mit Licht einen Orgasmus kriegen würde...???
Nun – nichts war mehr unmöglich und Sarins Seele sang vor Freude. So Himmel hoch jauchzend, so zu Tode betrübt, glücklich allein war die Seele die liebt. So wanderte sie mit ihrem Liebsten wenig später über das Feld des Todes und ihr Herz stürzte abermals in den Abgrund der Trauer.
So viel Leid...
Es saugte an ihr. Überall sah sie es und vielleicht war es Castus Einfluss, dass sie mal um mal fast flehend an Yrans Arm zog um jemanden helfen zu wollen. Ihm allein war zu verdanken, dass Sarin durch ihre Helferinstinkte nicht in die nächste Gefahr blind hinein stolperte. Schon als der erste Verletze einfach nur hatte fragen wollen, was geschehen sei, da hätte sie fast vorschnell brav geantwortet, was ihr in den Sinn gekommen wäre, aber Ian war schneller gewesen und fand auch die besseren Worte für seine Landmänner. Blut war eine Schuld, die Faldors Anhänger am heutige Tag zu genüge vergossen hatten. Der Gevatter würde wohl Überstunden machen müssen.
Aber Sarins Herz war schon immer zu weich, zu nett, und nun durch Castus Berührung zu übersprudelnd in ihren Gefühlen gewesen. Ihr Beschützer hatte gut zu tun, sie eilig an den Verletzten vorbei zu bringen, denn sie konnte nicht jeden retten.
Einmal kam eine Gruppe Dunkelelfen, die glaubten, in Sarin gefundene Ablenkung von den Schrecken zu haben und Sarin sah ihnen offen lächelnd entgegen, denn sie freute sich einfach zwischen all den blutigen Gesichter auch jene noch zu sehen, den es besser ging. Doch Iryan machte den Plänen der Männer einen Strich durch die Rechnung.
"Sehe ich auch nur einen von euch eine arme Seele hier vergewaltigen, sorge ich dafür, dass ihr an euren eigenen Schwänzen ersticken werdet"
Daraufhin zogen die Soldaten ab.
„Was hast du da eben gesagt?“
, fragte Sarin aber, denn der Klang der Sprache war so düster, wie er auch aus Ians Munde schön war. Und Neugierde sowie Wissensdurst war Sarins ureigenstes Wesen. Sie wollte die Sprache ihres Liebsten lernen, also plapperte sie den Klang nach:
„Sehen auchur eivoneu ..armseeler ve gewaltigen, sorgidafür, dassi eige Schwänzeticket?“
Lerium und Herendia waren an sich miteinander verwand, weswegen es nicht zu schwer werden dürfte die fremde Sprache zu erlernen, doch war der Klang aus Sarins süßem Munde... ANDERS! Heller, freundlicher und ….süß! Sie versuchte es mit der Intension freundlich zu sein auszusprechen, was in Worten eine Drohung gewesen war. Was heraus kam, war einfach nur … lachhaft. Zum lachen. Und das auf dem Feld des Todes.
Aber die Schrecken zu sehen, die hier zwischen den Trümmern herrschten, ließen jede Freude wie eine Seifenblase zerplatzen und stürzten Sarin mal um mal in diesen Taumel aus auf und ab. Leichen, zahlreiche. Verletzte, die im Sterben lagen - allein oder begleitet von ihren Kameraden, die in ihren letzten Atemzügen nicht mehr von der Seite weichen wollten. Von Schmerzen begleitete Klagelaute, das Weinen zahlreicher oder ängstliche Rufe verstreuter Soldaten erfüllte die Umgebung.
„Da...schau! Sie ist nur eingeklemmt. Wenn sie so liegen bleibt, stirbt sie, aber wenn du sieh befreist, dann kann sie leben! Bitte Ian!“
Sie nahmen die befreite Soldatin, deren Bein zerquetscht worden war, ein Stück weit mit, bis sie eine Gruppe erreichten, die bereits mit Bandagen dabei war, sich zu versorgen. Die Soldatin schenkte sowohl Iryan als auch Sarin einen dankbaren Blick, der ihre Seele wieder etwas aufwärmte. Das merkwürdige und seltsam 'Wundervolle' am Verlust, Krieg und Leid war, es schweißte jene zusammen, die man als 'Überlebende' betiteln konnte. Immer häufiger sah Sarin auch das Gute und lächelte sanft, wenn sie die anderen einander helfen sah. Doch ihr Trödeln hatte sie wichtige Zeit gekostet und der Tag versprach noch weiter aufzuklaren, was Sarin an ihrer kribbelnden Haut sehr bald merkte. Bald würde sie sich etwas von Boden aufklauben müssen, Fetzen, vielleicht einen verlorenen Mantel, Teile von Rüstungen, irgendwas um sich zu schützen, doch da...
...erfüllte der helle Klang eines Horns die Umgebung, gefolgt von einem weiteren, das einen etwas tieferen Ton besaß und vor ihnen tauchte eine Fahne mit einem roten Kreuz auf. Die allgemein gültige Flagge, das Zeichen der Heiler-Zunft wehte verheißungsvoll im Wind. Wenig später tauchten am Fuß des Banners nicht nur dessen Träger, sondern auch zwei Karren auf. Einer davon wurde von einem Ochsen gezogen, beim anderen war ein Ork vorgespannt.
Das ist doch... Xot Hau'r!
Sarin erkannte ihn wieder und hüpfte vor Aufregung leicht auf und ab. Er hatte ihr zwar seinen Namen nicht direkt genannt, aber diesen Patienten vergaß sie nicht so schnell. Es war der freundliche Ork gewesen, den sie versorgt und sogar vielleicht unbewusst einige der Mädchen vor Übergriffen geschützt hatte. Jetzt zeigte er sich erneut hilfsbereit, indem er entweder Verletzte oder Tote einsammelte. Und auf dem zweiten Karren, hoch zu Ross - oder zu Ochse - saß eine weitere Sarin bekannte Gestalt.
Himmel! Cinthia!!!
, schoss es Sarin freudig durch den Kopf, auch wenn der Magus nun keine Frauenkleider mehr trug. Da erklang auch schon seine glorreiche Stimme und ließ Sarins Herz hüpfen:
"Höret, höret! Wir sind hier, um zu helfen, ganz gleich auf welcher Seite des Angriffs ihr euch befandet! Nun sind wird alle gleich! Kommet und erhaltet Gnade, Heilung, Nahrung und Wärme. Im Namen der Heilkundigen Ethel bringe ich euch in Sicherheit. ICH, Hyazinthus Pomponius Filipek aus dem Hause Marcaundt. Held aller Gefallenen!"
Er reckte sein Kinn nach vorn, während sein goldenes Haar wie ein Umhang hinter ihm her wehte.
Du Angeber! Haha... aber ich bin so stolz auf dich!
, lachte Sarin innerlich auf. Der Magus war auf seine ganz eigene Art ein 'Goldstück'! Aber er hatte Recht. Die Überlebenden brauchten jetzt einen Lichtblick in all dem Leid und er redete nicht nur von Hilfe, er brachte sie ja wirklich mit. Er war sich auch nicht zu fein, die blutenden Verletzten mit auf den Wagen zu hieven, was Sarin wohlwollend bemerkte, nur wurde er in seinen Kundgebungen unterbrochen, als der vor den Wagen gespannte Ork plötzlich mit ausgestrecktem Finger auf Sarin und Iryan deutete.
"KLEINE HEILERIN!"
, rief er lauthals und grinste von einem spitzen Ork-Ohr zum anderen. Sarins aufgeregtes Hüpfen an Ians Arm war anscheinend entdeckt worden.
"HAHA, DU LEBST JA NOCH! ICH HAB DIR REICHLICH ZU ZUN MITGEBRACHT. KOMM HER, KLEINE!"
Da riss sich Sarin los. Ihr vor Liebe und Freude übersprudelndes Herz hüpfe und ihre Beine folgten den wilden Klang. Lachend sang ihr Herz:
„OOOoooh! Ihr leeeebt! Ich freueee....“
Weiter kam sie nicht, denn sie sprang den Ork an um sich ihm an den Hals zu werfen. War sie durchgedreht? Ein bisschen...!
„Xot Hau'r!“
Sarin drückte den Ork, dessen Namen sie durch das Gespräch in der Taverne mitbekommen hatte einen dicken Schmatzer knapp den Mundwinkel erwischend auf die Wange, ließ los und kletterte dann eilig zu:
„Cinni!“
...den Wagen hinauf. Sie nahm die Wangen des Helden in ihre Hände und schmatzte ihm einen Kuss auf den Mund.
...ups.
Ihre Ellenbogen streckten sich, schoben sie von dem sicher ebenfalls erstaunten Magus weg --- Erst dann begriff sie, dass es etwas mit ihr durchgegangen war... etwas... jemand... ein Leuchten... Cas Leuchten? Nun man mochte ihr verzeihen, der Stress und die Angst der vergangenen Tage waren ein wenig viel gewesen und brach jetzt frei.
„Verzeihung...“
, nuschelnd sprang sie eilig wieder vom Wagen, staubte sich nun deutlich verlegener die Heilerschütze ab, aber konnte ihre Freude immernoch kaum im Zaum halten. Schon sprudelten die Fragen aus ihr heraus:
„Es ist SOOO schön, dass ihr auch überlebt habt!!! Manthala sei dank, euch geht es gut! Sind noch mehr... Äh... Sind vielleicht eine junge Elfe mit violetten Haaren und …“
Sarin stockte kurz. Sie hatte gesehen, wie es Arunn fort geweht hatte. Es war grausam gewesen und nur mit einem Wunder zu überleben, aber berührt von Castus Licht wollte sie die Hoffnung einfach noch nicht aufgeben.
„...ein stämmiger Dessarier mit furchtbar losem Mundwerk hier angekommen? Sie heißen Neriellé und Arunn. Ich schickte sie zu Ethel. Wir wollten uns hier treffen. ...Und geht es den Mädchen gut? Wo sind Mathilda und Elvira? Sind sie in der Taverne geblieben? Natürlich... oh sie werden sich die Hände wund arbeiten. Komm Ian! Wir müssen helfen!!!“
Und schon huschte sie wieder zu ihrem Lieblingselfen und zog ihn hinter sich her. Auf Sarin aufzupassen war schlimmer als ein Sack Flöhe zu hüten. Woher nahm sie nur diese Energie? Irgendwann würde sie sicher einfach irgendwo stehend einschlafen, umfallen oder in sich zusammen sacken, aber noch war diese Stunde nicht gekommen und ihr Herz schlug schnell, hell und voller Freude. Ihr Körper summte vor Tatendrang und... dem leisen Echo ihrer Erregung und ihr Herz leuchtete!
Nicht nur dem Sprichwort nach!
Unter ihrer Bluse leuchtete Castus Geschenk. Ein etwas besserer und vor allem Lichtdichter Stoff musste her, oder ein anderer Ort zum verstecken. Aber gerade dachte Sarin nicht einmal daran. Wippend stand sie neben Ian und lächelte alles so glücklich an, wie es Castus immer getan hatte. Sie schob ihre Finger in die Handfläche des Dunkelelfen und es zog an ihr auch Ethel zu finden und mindestens genauso herzlich zu begrüßen. Es stand sicher nun auch viel blutiges und schweres ihr bevor. Viele Verletzte warteten auf Heilung, und nach diesen Tagen voller Leid war ein Lächeln und ein bisschen Hoffnung, das was die Leute dringend brauchten. Selbst einem Sterbenden konnte man so ein wenig Frieden geben und Sarin war voll davon. Sarin war trotz all des Leides, trotz der Trauen ...oder gerade deswegen einfach nur glücklich! Dieses Gefühl setzte sich aus der Dankbarkeit über Castus Geschenk, dem Überleben von Ian und auch ihrem eigenen zusammen. Jetzt fehlte nur noch das Gefühl, jemandem helfen zu können und dazu gab es hier und heute reichlich Möglichkeiten. Selbst wenn das Leben endete und der Tod durch die Reihen schritt, so konnten die Lebenden, jenen die gingen, es leichter machen. Sie hatte selbst im Schlachtfeld des Lagers es gesehen, wenn Überlebende den Sterbenden einen schnellen Tod schenkten. Und ob es nun ein Befehl war dem sie folgten, oder aus eigenem Antrieb geschah, vielen wurde damit Frieden geschenkt, den sie im Leben nicht mehr finden würden. So wurde manchmal aus etwas grausamen auch etwas gutes. Leid musste enden.
Sarin sah zu den Verletzten auf dem Wagen und ob sie jemandem sofort helfen müsste. Sie kannte bei weitem sich nicht so gut aus wie Ethel und war in ihrer 'Rolle' als Heilerin noch jung und unerfahren, aber eine sprudelnde Wunde könnte sie auch gleich hier und jetzt nähen. Besser wäre es sicher sie in die Lazarett-Taverne zu bringen.
Wie weit es noch sein mag?
Sarin streckte sich und versuchte in die Richtung zu spähen, wo sie die Taverne vermutete. Gerade blendete sie wieder ein Sonnenstrahl, der sich in den letzten Schneeresten brach. Sie zuckte leicht und zog Ian am Ärmel zu sich herunter:
„Ich muss aus der Sonne.“
, flüsterte sie ihm zu.
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. März 2023, 14:51

Castus' verbliebenes Lichtlein an Sarins Brust schien das einzige Stückchen Hoffnung zu sein, das im zerstörten Armeelager zurückgelieben war und so fröhlich sie auch über die Erfahrung mit dem blauen Leuchten war, so betrübt zeigte sie sich beim Anblick der Nachwehen des Asmodeus. Er musste ja ein Trümmerfeld hinterlassen, ganz nach dem Motto: Nach mir die Sintflut. Nur war hier im Grasland keine überdimensionale Welle über eine ganze Armee hinweg geschwappt, sondern das auszehrende Dämonenfeuer, das viele Körper mit erschreckendem Äußeren zurückließ. Ausgedörrt sahen ihre Leiber aus. Der Dämon hatte nicht nur an ihrem Seelenheil genascht. Er hatte gefressen und war nach der Seele auf die Lebenskraft der Individuen übergegangen.
Niemand trug die Toten zusammen, denn es waren so viele und ohnehin schien alles zerstört. Ob man sie nun liegen ließ oder von einem Fleck zu einem anderen bewegte, war sinnlos. Die Überlebenden mussten sich jetzt erst einmal sammeln. Das einzige Gute, was man aus dieser Situation herausziehen könnte, war die schwindende Feindesligkeit. Zwar begrüßte man Sarin beim Vorbeigehen nicht mit Handkuss oder war überschwänglich freundlich zu ihr, aber man ließ sie unbehelligt passieren. Einzig neugierige Blicke auf ihren Busen gestatteten sich die abgebrühten Veteranen unter den Soldaten und ausnahmweise einmal nicht der Weiblichkeit wegen. Das kleine Licht schimmerte bläulich warm durch den Stoff. Iryan bemerkte die Blicke eher als Sarin und schirmte seine Nachtelfe ab, wo er nur konnte. Es sei denn, sie schickte ihn los, einer verletzten Seele zu helfen. So manchen Dunkelelfen oder Grandessarer brachte Iryan auch diese Weise halbwegs in Sicherheit. Nur konnte er nicht bleiben, um sie zu versorgen. Er und Sarin mussten weiter, schließlich wollten sie sich mit Arunn und Neriélle in der Dorftaverne treffen. Hoffentlich hatten beide diese erreicht. Ethel würde sich um sie kümmern. Dann wären sie sicherer als es Sarin war, die durchaus auch sexualisiert wurde und für eine offenbar nun als gute Ablenkung galt. Ohne Iryans Einschreiten wussten nur die Götter, was ihr widerfahren wäre, denn die Schneiderin gab sich auch noch weiterhin hilfsbereit naiv. Sie ahnte nicht, mit welcher Schärfe ihr Leibwächter potenzielle Schänder vertrieb.
Sie blieb sogar neugierig genug, ihn zu fragen, welche Worte er eingesetzt hatte, die Männer zum Gehen zu bewegen. Aus ihrem Munde klang der Versuch einer Wiederholung geradezu niedlich. Iryan jedoch verzog das Gesicht. Er griff Sarin unter's Kinn, neigte sich ihr zu wie zum Kuss, hielt knapp vor ihren Lippen aber inne. Stattdessen schaute er ihr tief in die Augen. "Wenn du jemals erfährst, was ich sagte, wirst du mich verlassen. Ich bitte dich, nicht zu versuchen, so unflätig daherzusprechen wie ich es tat. Sei dir einfach versichert, dass ich dich beschützen werde - auch um meinetwillen." Gerade der Nachsatz ließ tief blicken. Iryan hatte mit Dhansairs Verschwinden nicht nur einen Freund verloren, sondern auch die Person, die er Zeit seines Lebens beschützt hatte. Ein Wächter ohne Leib, auf den er achten sollte, war nun nichts mehr. Zwar verband ihn und Sarin wesentlich mehr als nur dieser kleine Umstand, doch für ihn war es wichtig, dass er jemanden zum Beschützen hatte. Ansonsten bliebe ihm wohl nur, sich in die Reihen der Soldaten zu einzufinden. Eine schreckliche Vorstellung.
Aber für die Nachtelfe war es ohnehin wichtig, dass er an ihrer Seite blieb. Gerade jetzt, nachdem sie auch noch Castus verloren hatten, musste er bleiben. Sobald sie wirklich in Sicherheit wären, würde auch Sarin alles noch einmal verarbeiten müssen und dann war es gut, bei ihrem Ian Trost zu finden. Sie brauchte ihn gleichermaßen wie umgekehrt. Dass sie darüber hinaus weitere Hilfe erhalten sollte, kam überraschend, erfüllte ihr Herz aber mit einer warmen Woge.
Unter dem Klang zweier Hörner, von denen eines er selbst ertönen ließ, erschien doch tatsächlich Hyacinthus auf dem Trümmerfeld. Nicht nur das! Er wurde von dem Orkhauptmann Xot Hau'r begleitet, der Sarin sofort erkannte und lauthals grüßte. Seine Art brachte sofort eine bessere Stimmung mit sich und der Anblick beider Männer verbreitete Hoffnung. Sie konnte nicht länger stillstehen. Selbst das Hopsen an Iryans Seite reichte nicht mehr aus. Sarin löste sich vom Arm ihres Wächters und sprintete das letzte Stück Wegstrecke zwischen sich und dem Ork. Mit reichlich Schwung sprang sie ihn an. Wäre sie selbst eine Orkin gewesen, hätte sie ihn vielleicht umreißen können, aber so ließ es sich nur mit dem leidlichen Versuch einer Fliege vergleichen, die ein menschengemachtes Monument mit dem Kopf voran einreißen wollte. Glücklicherweise fing Xot die kleine Schneiderin auf, so dass sie sich ihren Schädel nicht an seiner Rüstung platt drückte. Er umarmte sie wie eine alte Freundin, knuddelte und drückte sie herzlich, ehe er sie absetzte. Es konnte ihr gar nicht schnell genug gehen, denn auch Hyacinthus musste mit aller Freude in ihrem Herzen begrüßt und liebkost werden. Fast schon eine Spur zu viel wie sie erkannte, als ihre Lippen sich in einer Schrecksekunde der Erkenntnis von den seinen lösten. Er hatte gar versucht, den Kuss zu erwidern und sah nun reichlich tölpelhaft aus, als sie ihn von sich schob.
"Verzeihung..."
"Nicht doch", säuselte Hyacinthus, als er sich wieder näher neigte. "Du kannst jederzeit Zerstreung in meinen Armen und Ablenkung an meinen Lippen suchen. Sie haben dir viel zu erzählen, wenn du dich so sehr nach mir sehnst." Er ließ seine Wimpern verführerisch flattern und neigte sich mit erneut gespitzten Lippen noch näher. Dann aber hielt er inne. "W-was ist das für eine Art von Magie?" Schon deutete er gen Sarins Hemd. Er sollte seine Frage noch nicht beantwortet bekommen, denn Sarin sprudelte ihrerseits los und überhäufte ihn mit eigenen. Sie hatte noch nicht einmal fertig geplappert, als Iryan wieder an ihre Seite trat, dem Ork einen knappen Blick zuwarf und diesen mit einem Nicken erwidert bekam. Beide hatten einander ja schon vor Ankunft in der Taverne kennen gelernt.
Derweil sortierte Hyacinthus gedanklich ihre Fragen. Letztendlich musste er jedoch mit dem Kopf schütteln. Sein kastanienbrauner Blick wanderte zu Xot herüber. Jener hob die Schultern. "Wir haben zwar einige schon ins Dorf gebracht, aber violette Haare wären mir aufgefallen. Die Namen sind mir ebenfalls nicht geläufig."
"Eine Elfe namens Neriélle und ein Dessarier namens Arunn", wiederholte Hyacinthus nachdenklich. "Was sollte denn auch noch ein Dessarier hier machen? Die verschanzen sich doch da oben in ihren Schattenbergen wie die Brocken Eisen, die sie schürfen. Jedenfalls hab ich das so gehört."
"Wir wollen noch ein paar einsammeln, vielleicht stoßen wir ja auch deine Gesuchten, Frau Heilerin." Xot deutete mit dem Daumen hinter sich, zurück zum Trümmerfeld, aus dem Sarin und Iryan gerade kamen. "Aber nicht mehr lang. Die Verletzten hier brauchen Hilfe und wir dürfen sie nicht noch länger leiden lassen."
Auch Sarin war energisch, mit anzupacken. Sie zog zunächst Iryan mit sich, bereit bei allen Aufgaben zu helfen, die anstünden. Xot und "Cinni" nahmen es wohlwollend auf. Die beiden gaben ein irsinniges Gespann ab, aber gingen mit guter Laune an die Arbeit. Das half auch jenen, die sie retten wollten. Es schenkte Zuversicht, dass noch nicht alles verloren war, wenn die Helfer noch frohen Mutes waren. Nun packte auch Iryan mit an und während die Männer in den nächsten Stunden Verletzte, aber auch Tote bargen, kümmerte Sarin sich um jene, bei denen sie schon einmal helfend einschreiten konnte.
Hyacinthus besaß einen halbwegs gut ausgestatten Tornister im Karren, in dem Sarin nebst Wundalkohol und Verbänden auch einige Kräuter fand, um kurzfristig die Schmerzen ein wenig zu lindern. Nicht allen konnte sie helfen, aber vielen unterstützend zur Seite stehen, bis man sich schließlich dazu entschied, zum Dorf zurückzukehren. Und nicht nur Verletzte schlossen sich an. Mittlerweile hatte es die Runde gemacht, dass die Heilkundigen des Dorfes, die vorher von den Dunkelelfen durch Furcht und Drohungen unterdrückt worden waren, nun ein Anlaufpunkt für alle boten - freiwillig, aus reiner Passion zu ihrer Berufung heraus und dem Wunsch, nicht noch mehr grasländischen Boden mit Blut zu tränken. Viele Soldaten nahmen dieses Angebot nun an, ganz gleich ob sie Grandessarer, Dunkelelfen, Orks oder Goblins waren. Eine bunte Mischung schritt neben den Karren einher und dass niemand von ihnen streitlustig wurde, war einzig Xot zu verdanken. Als Hauptmann wusste er es, wenigstens kleinere Truppen zu führen und konnte so eine laute Stimme sein, die jeglichen Groll zum Schweigen brachte.
Wer auch schwieg, war Sarin. Sie bekam schon längst nicht mehr mit, was um sie herum geschah und so würde sie sich auch nicht an die Ankunft im namenlosen Dorf mehr erinnern. Ihre letzten Worte hatten Iryan gegolten mit der Bitte, sie aus der Sonne zu bringen. Dann war irgendwie alles in Nebel getaucht.

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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. März 2024, 20:45

Sarin kommt von Sonstige Orte Celcias -> Dämonenwelt Harax -> Wie ein Dorn im Fleisch des Chaos

Celcia war ... hart. Vor allem, wenn man mit dem Gesicht voran auf dem Grund aufkam. Es stellte zwar eine Abwechslung zu Sarins sonstigen Landungen auf ihrem Sitzfleisch dar, aber dafür tat es deutlich mehr weh. Ihre kleine Nase wurde ordentlich in den Boden gedrückt. Hoffentlich brach sie sich nichts! Nein, dazu war der Sprung durch das von Dunkelelf Vikreth geöffnete Portal in den Harax dann doch nicht schwungvoll genug gewesen. Außerdem hatte sie Glück, nicht auf durch Frost und Kälte verhärteten Boden zu treffen.
Schon nach wenigen Momenten, in denen der Schmerz in ihrem Gesicht langsam nachließ, durfte Sarin feststellen, dass der Grund unter ihr relativ weich war. Vor allem aber fühlte er sich alles andere als gefroren an. Ihr Gesicht hatte einen angenehmen Teil Celcias geküsst. Zwar war sie von Erde begrüßt worden, aber diese fühlte sich verhältnismäßig weich an. Sie roch kräftig nach den fruchtbaren Anteilen, die sich im Boden versteckten. Winzige, aber sattgrüne Gräser umspielten ihre Wangen, kitzelten ihre Haut. Die Nase funktionierte auch noch, denn sie konnte den Duft junger Krokusse, Glockenblümchen und Narzissen wahrnehmen. Sie hörte das Summen erste Insekten, die die Blüten ansteuerten. Ein Zitronenfalter schlug mit seinen mattgelben Flügeln und zog an ihr vorbei. Unter ihr befand sich ein Teppich aus jungem Gras, Blumen und frischer Erde. Um sie herum erkannte sie die Felsformation, die sie im Grasland zurückgelassen hatte, als sie mit Iryan durch Vikreths Portal in den Harax gelangt war. Doch im Gegensatz zu der Nacht vorher, die sie für ihr Vorhaben gewählt hatten, fand sich nirgends der kahle Stein. Der Schnee war fort. Er war jungem Grün gewichen, das sich als Gräser, Moose und kleine Rankengewächse von Unkraut und Blumen um die Steine herum gen Himmel streckte. Und was für ein wunderschöner Himmel es war. Azurblau, nahezu wolkenfrei. Die Sonne schien mit den ersten warmen Strahlen eines jungen Tages auf sie herab. Sarin fühlte bereits das Kribbeln auf ihrer Haut. Dann fühlte sie den seichten Schmerz. Im nächsten Moment lag sie im Dunkeln. Jemand hatte ihr etwas über den Kopf geworfen. Anschließend hob eine Hand den Stoff etwas an und sie konnte in Iryans dunkles Gesicht schauen. Seine Augen funkelten in einem anderen Blau als dem des Himmels, aber nicht minder schön.
"Das ist Nachtelfenstoff, er wird dich schützen, hoffe ich." Ein Umhang aus Nachtelfenseide. Er hatte ihn mitgebracht, als wusste er, dass sie auftauchen würde. "Lass mich dir aufhelfen ... und dir auch, Castus. Ha, du bist es wirklich ... o-oder? Was .. was ist mit deinen Haaren passiert?"
Sie waren zurück. Sie und Castus!
Sobald Sarin wieder auf den Beinen war und den Umhang sicher um sich geschlungen hatte, dass sie die Sonne nicht fürchten musste, durfte sie erkennen, dass auch Castus es durch das Portal geschafft hatte. Er war noch immer etwas schleimig. Das meiste klebte ihm allerdings an der Kleidung und nun konnte sie deutlich sehen, dass das Dämonenblau sein Haar verlassen hatte. Der Bürstenschnitt war etwas länger, so dass er sich leicht nach vorn und seitlich in seine Stirn neigte. Er benötigte einen Haarschnitt! Aber die Strähnen waren so tiefschwarz wie seine Brauen. Wäre seine Haut so dunkel wie die von Iryan gewesen und hätte er wie jener spitze Ohren, man könnte ihn glatt für seinen jüngeren Bruder halten. Alles Haraxische schien von ihm gewichen, abgesehen von seinen zauberhaften Augen. In ihnen wanden sich nach wie vor zahlreiche Galaxien, Sternenstaub und funkelnde einzelne Sterne, die alles zu einem blauen Gemisch formten, in das man sein restliches Leben lang hineinstarren wollte. Er strich sich die Haare ein wenig zurück und lächelte Sarin an. Dann blickte er sich um, grinste und sprang wie ein kleines Kind freudig durch die Wiesen. Er jauchzte, drehte sich um sich selbst und lachte. "Ich bin zurück! Wir haben es geschafft! Celcia ist wunderbar und so schön warm! Ich rieche das Leben! Ich fühle Lysanthors Sonnenstrahlen! Es ist wundervoll!"
Seine Freudensprünge steckten an. Iryan hüpfte ihm zwar nicht hinterher, aber er lächelte und freute sich daran, Castus so glücklich zu sehen. Er blieb allerdings neben Sarin stehen. Schließlich schaute er zu ihr hin. "Geht es auch dir gut? Bei ihm sehe ich es ja. Du ... du bist endlich wieder hier bei mir. Ich habe nicht aufgegeben zu hoffen."
"Wirklich nicht", knirschte Vikreth, der an die beiden heran trat, während Castus noch immer seinem Freudentaumel frönte. Der einäugige Dunkelelf wirkte erschöpft. Er trug eine kurzärmelige Robe aus purpurnem Samt mit dunkelgrünen Ornamenten. Sein Haar wirkte ungekämmt und etwas länger. Seine Miene zeugte von Grimmigkeit. Er betrachtete Sarin, blickte dann zu Castus herüber und zurück zu Iryan. Auf jenen zeigte er: "Ein Mond", knurrte er ihn an. Iryan nickte langsam. "Eigentlich mehr", erwiderte er. Dann wandte er sich an Sarin, ergriff ihre Hände und drückte sie. "Ich habe über einen Monat gewartet und gehofft, wenigstens du findest zurück. Glaub mir, es war nicht leicht, Vikreth dazu zu überreden, wenigstens einmal die Woche ein Portal zu öffnen."
"Mehr als ich kann", knurrte der andere Elf wieder. Iryan nickte ihm zu. "Und ich stehe tief in deiner Schuld", erwiderte er. Dann schaute er zu Sarin. "Wie hast du im Harax all die Zeit überleben können? Ich habe wirklich geglaubt, dich verloren zu haben. Du ... du warst einfach nicht von diesem Nachtelfenmädchen zu lösen gewesen. Sie hat dich umgarnt, bis du überhaupt nicht mehr auf mich reagiert hast. Erst hast du deinen Blick abgewandt. Dann hast du meine Berührungen ignoriert und schließlich meine Stimme. Ich ... ich glaubte, dich verloren und als Vikreths Gesicht durch ein Portal erschien, blieb mir nichts Anderes übrig als ... oh, ich bin so froh, dass du zurück bist. Und Castus hast du auch gerettet. Sarin! Du hast ein Wunder bewirkt!" Er konnte nicht länger an sich halten. Wenn es stimmte, was Iryan sagte, dann war sie über einen Monat fort gewesen. Dann hatte er lange auf sie verzichten und sich sorgen müssen. Doch es könnte stimmen, denn das gesamte Grasland bewies es ihr. Die Zeit des Erwwachens war angebrochen. Die Umgebung grünte und blühte. Leben war in diesen Teil Celcias zurückgekehrt und mehr als Hoffnung in Iryans Herz. Er war glücklich. Er hatte so lange gewartet und gehofft. Jetzt aber schloss er seine Sarin in eine enge Umarmung und schmiegte sich innig an sie. Einen Kuss wagte er noch nicht, denn unter dem schützenden Umhang aus Nachtelfenseide war auch Sarin nach wie vor vom haraxischen Schleim besudelt. Sie brauchte dringend ein Bad!
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Re: Wo es endet

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 11. März 2024, 08:44

Celcia war ... hart.
Vor allem, wenn man mit dem Gesicht voran auf dem Grund aufkam. Auch wenn an der Nachtelfe nicht wirklich viel dran war, so war ihr Hintern doch besser gepolstert als ihre Nase und diese hatte Kontakt mit der harten Realität bekommen.
„Autsch.“
Ian hatte zwar eben noch seine Arme dem Portal entgegen gestreckt, aber sie leider nicht aufgefangen. So lag sie erst einmal eine Sekunde da, atmete, lebte und genoss ihre Sinne. Den Harax hinter sich zu lassen, war schon eine besondere Erfahrung gewesen.
Aber Sarin stellte schnell etwas viel interessanteres fest und wunderte sich doch sehr. Sie roch den erdigen Boden, sah winzige, aber sattgrüne Gräser. Der Duft junger Krokusse, Glockenblümchen und Narzissen hing in der Luft. Sie hörte das Summen erste Insekten. Ein Zitronenfalter schlug mit seinen mattgelben Flügeln und zog an ihr vorbei, als sie den Kopf drehte. Mit großen staunenden Augen stemmte sie sich hoch und betrachtete ihre Umgebung.
Auch die Felsformation, die sie im Grasland zurückgelassen hatte, als sie mit Iryan durch Vikreths Portal in den Harax gelangt war hatte sich verändert und war von zart grünen Ranken umwachsen.
Der letzte Schnee ist fort.
Und was für ein wunderschöner Himmel es war! Auch wenn er in den Augen schmerzte. Die Sonne schien.
Das kribbelt...
Dann fühlte sie den ersten seichten Schmerz. Im nächsten Moment lag sie im Dunkeln und das Gefühl ließ nach. Jemand hatte ihr etwas über den Kopf geworfen. Anschließend hob eine Hand den Stoff etwas an und sie konnte in Iryans dunkles Gesicht schauen. Sarin strahlte seinem entgegen und streckte die Hände nach ihm aus.
"Das ist Nachtelfenstoff, er wird dich schützen, hoffe ich."
Er hatte ihr einen Umhang aus Nachtelfenseide mitgebracht Sarin griente.
"Lass mich dir aufhelfen ... und dir auch, Castus. Ha, du bist es wirklich ... o-oder? Was .. was ist mit deinen Haaren passiert?"
"Sie sind schwarz."
, sprach sie das Offensichtliche aus und grinst breit. Ihr war es egal, wie Castus ausah, solange es seine unbeschwerte Seele war. Trotzdem konnte sie sich nicht ein leises:
"Schick oder?"
, verkneifen. Eilig zog sie den Umhang fester um sich. Sie beide waren noch immer etwas schleimig und rochen sicher wie Kanalratten. Sarin streckte sich kurz, atmete die frische Frühlingsluft ein und ging zu Castus, ihrem liebsten Halbdämon.
Ist er denn überhaupt noch halb dämonisch?
, fragte sie sich still und betrachtete ihn eingehender.
"Er benötigt einen Haarschnitt!"
Alles haraxische schien von ihm gewichen, abgesehen von seinen zauberhaften Augen. In ihnen wanden sich nach wie vor zahlreiche Galaxien, Sternenstaub und funkelnde einzelne Sterne, die alles zu einem blauen Gemisch formten, in das man sein restliches Leben lang hinein starren wollte. Er strich sich die Haare ein wenig zurück und lächelte Sarin an. Dann blickte er sich um, grinste und sprang wie ein kleines Kind freudig durch die Wiesen. Er jauchzte, drehte sich um sich selbst und lachte. Sarin lachte mit.
"Ich bin zurück! Wir haben es geschafft! Celcia ist wunderbar und so schön warm! Ich rieche das Leben! Ich fühle Lysanthors Sonnenstrahlen! Es ist wundervoll!"
Sie lief ihm hinterher und dachte nur leise:
Zu 50% geb ich dir da so was von Recht!
Iryan blieb bei Sarin und sie griff nach seiner Hand. Übervoll mit Glück beobachten sie eine kleine Weile Castus. Ihr Herz schlug bei seinem Anblick höher. Schließlich schaute er zu ihr hin.
"Geht es auch dir gut? Bei ihm sehe ich es ja."
Sie nickte eifrig und rieb sich nur noch mal die Nase.
"Du ... du bist endlich wieder hier bei mir. Ich habe nicht aufgegeben zu hoffen."
"Wirklich nicht"

, knirschte Vikreth dazwischen. Der einäugige Dunkelelf wirkte erschöpft.
"Einen Mond!"
, knurrte er Ian an. Sarin hatte durchaus die Veränderung bemerkt, aber es noch mal ausgesprochen zu hören und bestätig zu bekommen war noch mal etwas anders.
"So lange waren wir weg?"
"Eigentlich mehr"
, erwiderte ihr dunkler Ritter. Dann wandte er sich an Sarin, ergriff ihre Hände und drückte sie.
"Ich habe über einen Monat gewartet und gehofft, wenigstens du findest zurück. Glaub mir, es war nicht leicht, Vikreth dazu zu überreden, wenigstens einmal die Woche ein Portal zu öffnen."
"Mehr als ich kann!"
"Und ich stehe tief in deiner Schuld"

Hoffendlich hat Ian nicht gleich wieder seine Seele als Dank versprochen...
Sarin blickte den Einäugigen an und hätte ihn wohl in den Arm genommen, wenn sie sich ihrer aktuellen 'Wiederlichkeit' weniger bewusst gewesen wäre.
"Ich danke dir!"
, meinte sie stattdessen absolut ehrlich.
"Wie hast du im Harax all die Zeit überleben können?"
, ging seine Frage und die Aufmerksamkeit wieder an sie zurück.
...na jaa....
Aber Ian grätschte dazwischen:
"Ich habe wirklich geglaubt, dich verloren zu haben. Du ... du warst einfach nicht von diesem Nachtelfenmädchen zu lösen gewesen. Sie hat dich umgarnt, bis du überhaupt nicht mehr auf mich reagiert hast. Erst hast du deinen Blick abgewandt. Dann hast du meine Berührungen ignoriert und schließlich meine Stimme. Ich ... ich glaubte, dich verloren und als Vikreths Gesicht durch ein Portal erschien, blieb mir nichts Anderes übrig als ... oh, ich bin so froh, dass du zurück bist. Und Castus hast du auch gerettet. Sarin! Du hast ein Wunder bewirkt!"
Ein Wunder?...Ich würde sagen, wir haben das geschafft, was wir uns vorgenommen haben.
Ihre rationale Seite formte ihre Tat kleiner, als Ian sie darstellte. Aber Castus wieder in dieser Welt zu haben... das war schon ein Wunder – egal wie es zustande gekommen war.
... über einen Monat waren wir fort.
Sarin sah zu ihrem Lieblings-Dunkelelfen hoch, aber beantwortete noch Vikreths Frage:
"Für mich hat es sich nur wie ein paar Stunden angefühlt."
Dann hatte er wirklich lange auf sie verzichten und sich sorgen müssen. Es erklärte auch die sich wandelnden Gefühle die Castus von ihm empfangen hatte. Doch es stimmte, denn das gesamte Grasland bewies es ihr. Die Zeit des Erwachens war angebrochen. Die Umgebung grünte und blühte. Das Leben war in diesen Teil Celcias zurückgekehrt und mehr als Hoffnung in Iryans Herz. Er war glücklich, dass war ihm anzusehen und sie drückte seine Hand. Er hatte so lange gewartet und gehofft. Jetzt aber schloss er seine Sarin in eine enge Umarmung und schmiegte sich innig an sie, egal wie sehr sie stank.
"Ich braucht ganz dringend ein Bad!"
, murmelte sie überglücklich an seiner breiten warmen Brust. Dann sah sie zu Castus und fügte an:
"...wir! Wir brauchen ein Bad!"
und lachte. Es war ein Kichern, dass zu einem herzlichen Lachen anwuchs, der all den Stress und die Angst der letzten Zeit fort wischte. Sie hatten es geschafft. Sarin war es nicht allein gewesen. Sie und ihre Freunde hatten es zusammen geschafft.
Apropo...
"Wo ist Hyazinthus?"
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Re: Wo es endet

Beitrag von Erzähler » Montag 11. März 2024, 14:15

Sarins Nase schmerzte etwas vom ersten Wiedersehen mit Celcias Boden, aber selbst die leichte Taubheit, die sich über den Knorpel ihres Riechorgans legte, konnte die Zeit des Erwachens nicht ausschließen. Das Grasland stand in voller Blüte und die Luft war regelrecht geschwängert von den Aromen der Blumen. Viele von ihnen ließen die Köpfe unter der Schwere ihres pollen- und nektarreichen Angebots fast schon etwas hängen. Bienen und andere Insekten schwirrten von einer Blüte zur nächsten, dass ein chorales Summen den vom Wind getragenen Duft begleitete. Zwischen den jungen Gräsern mit ihrem hellen Grün lugten mehrere braune Ohren hervor. Dann sprang eine Gruppe Hasen in alle Richtungen davon, um Schutz vor dem Raubvogel zu suchen, der sie bei seinem Sturzflug gerade so verfehlt hatte. Wiesenvögel sangen ihre Lieder und tatsächlich mischte sich auch ein heiteres Fiepen darunter. Zwischen einigen Gräsern wanderte eine kleine Sippe Meerschweinchen durch das Gras, so dass sie in ihrem Entenmarsch-Spaziergang eine sanfte Schneise durch das Bild zogen. Schwarz, weiß und mit beiden Farben befleckt huschten sie in einer Reihe zu einer kleinen Ansammlung von Sträuchern. Sie quiekten etwas lauter, als Castus ihnen in seinen Freudensprüngen zu nahe kam. Doch er tat ihnen kein Leid an, dazu war er viel zu glücklich wieder auf Celcia zu sein. Ohnehin hätte er diesen winzigen Pelznagern sowieso kein Haar gekrümmt. Dafür besaß der Halbdämon von Natur aus ein zu freundliches Gemüt.
Sarin beobachtete ihn aus dem Schutz der Decke au Nachtelfenseide heraus, die sie nun wie einen Kapuzenumhang trug. Das Grasland war schön anzusehen bei Tage, aber sie konnte das Sonnenlicht nicht so genießen wie andere. Trotzdem blieb auch ihr Herz nicht unberührt von der Aussicht. Sie war so anders als das, was sie im Harax gesehen hatte, aber Natur besaß seine eigene faszinierende Ader. Vor allem jedoch neigte sie dazu, Celcianer aus jegliche Ecke dieser Welt durch ihren bloßen Anblick glücklich zu machen. Die frische Luft regte den Kreislauf an, der Blumenduft machte gerade leicht genug benommen, um sich seiner Sinnlichkeit hinzugeben, ohne aber die Konzentration zu verlieren. Die junge Helligkeit eines erst angebrochenen Jahres lockte dazu, sich mit Elan in neue Dinge zu stürzen. Das Gesamtbild aber ließ auch ein wenig nachdenklich über jene Dinge werden, die man in jüngster Vergangenheit bewältigt hatte. Für Sarin zählte hier eindeutig Castus' Rettung dazu. Sie beobachtete ihren Freund, wie er jauchzend durch die Wiesen sprang und fragte sich, wieviel Halbdämon noch in ihm vorhanden war. Denn nicht nur ihr war die neue Haarfarbe aufgefallen.
"Schick, oder?", raunte sie Iryan leise zu, der trotz all des Schleims auf ihrem Körper und dem damit verbundenen Gestank die Nähe der Nachtelfe suchte. Er hatte so lange warten, hoffen und nicht aufgeben müssen. Kein Geruch des Harax konnte nun verhindern, dass er dicht bei ihr stehen und ihre Rückkehr genießen wollte.
"Langsam sehe ich ein Muster in dem, was du liebst", merkte er an. Denn nicht nur Castus war schwarzhaarig und blauäugig, wenngleich es Iryans tiefgründige Iriden nicht mit den wirbelnden Galaxien des anderen aufnehmen konnten. Beide Männer besaßen für Sarin aber sehr wohl ihre Reize. Sie liebte sie nahezu bedingungslos. Die Grenze zog sie lediglich in Hinsicht auf eine mögliche Ehe. Iryan hatte das begriffen und sogar für sich selbst lange vor Sarin diese Grenze geschaffen. Die Beziehung zu ihm würde niemals gefährdet durch den Wunsch, einen weiteren Schritt zu gehen. Und Castus? Er war von Anfang an bereit gewesen, Sarin nicht vollends für sich einzunehmen. Dabei ließ er keinen Zweifel an seiner Liebe für sie aufkommen, im Gegenteil. Er wollte, dass auch andere die Chance erhielten, Sarins Liebenswürdigkeit zu entdecken. Offener hätte eine Seele nicht sein können. Castus war frei und wünschte sich diese Freiheit auch für jene in seinem Umfeld. Mit einem breiten Grinsen huschte er an Iryan und Sarin vorbei, schlug dann ein Rad, knickte weg und landete im Gras. Sein Lachen wurde nur noch lauter. Er hatte sich nicht verletzt. Schon wetzte er auf allen Vieren umher, dass er wie ein kleines Tier aussah. Es war reichlich albern, aber auch vollkommen ungezwungen. Hier tobte reines Glück durch grasländische Wiesen.
"Er benötigt einen Haarschnitt!", bemerkte Sarin. Iryan nickte beipflichtend. "So sehr mit das Schwarz seiner Haare zusagt, die Frisur ist außer Form geraten", stimmte er zu. "Cinnis Helfer aus der Maske können da sicher etwas tun." Ehe Sarin die Möglickeit erhielt, nach dem magisch unbegabten Zyraner zu fragen, musste sie sich erneut damit konfrontiert sehen, wie lange sie fort gewesen war. Über einen Monat sollte es her sein, dass sie den Harax betreten hatte? Es von Vikreth zu hören und noch einmal von Iryan bestätigt zu bekommen, war eben doch etwas Anderes als es durch die naturelle Veränderung ihrer Umgebugn festzustellen. Doch die Fakten lagen auf dem Tisch. Sarin war lange fort gewesen.
Als Iryan ausführte, wie er um sein eigenes Wohlergehen Willen hatte aufgeben und sie zurücklassen müssen, konnte die Nachtelfe nun ebenfalls die Gefühlswelt nachvollziehen, die Castus ihr im Reich der Dämonen beschrieben hatte. Verzweiflung, Wut, Sorge, aber auch der Mut, nicht aufzugeben hatten Iryan all die Wochen begleitet. Er musste sich lange Zeit auch sehr hilfslos gefühlt haben. Bestimmt hatte sein Gewissen ihn geplagt. Ob das allein aber für seinen Zorn gesorgt hatte, ließ sich nicht sagen, solange er es nicht offen erklärte. Man konnte ebenfalls spekulieren, dass seine Wut in den vielen Versuchen begründet lag, bis es ihm gelungen war, Vikreth zur Wiederhoiung des Rituals zu bewegen. Dass auch der Einäugige noch hier war, kam einem Wunder gleich. Iryan sah jedoch jenes Wunder vielmehr darin, dass Sarin nicht nur wohlbehalten zurückgekehrt war, sondern auch Castus mit sich gebracht hatte. Sie hingegen spielte ihre eigenen Erfolge gedanklich deutlich herunter.
"Ich brauche ganz dringend ein Bad ... wir! Wir brauchen ein Bad!", wechselte sie das Thema. Castus konnte vielleicht trotz all des Schleims am Körper vergnügt durch die Wiesen springen. Sarin würde es jedoch erst wieder wirklich gut gehen, wenn sie sich gewaschen hätte. Außerdem schrien ihre Muskeln plötzlich nach der Entspannung in heißem Wasser. Sie konnte tatsächlich nicht nur für Stunden in der eher ungesunden Schneiderhaltung gehockt und für die Dämonin gearbeitet haben. So langsam kroch ihr die Realität zurück in die Glieder und ließ sie erkennen, dass sie vollkommen verspannt war. Derlei knotige Schmerzen kannte sie von ihren kürzesten Nächten im Reich der Nachtelfen, wenn sie unbedingt eine Kollektion für den nächsten Tanzball fertig kriegen musste oder kurz vor Fristablauf noch ein Notfall herein kam. Dann hatte sie keine Mühen gescheut, sondern eher den Schlaf, nur um ihre Kunden zufriedenzustellen und während jene anschließend in ihren schönsten Werken über das Parkett schwebten, hatte Sarin ihre Glieder im heißen Wasser eines Badezubers ausgestreckt. Wie sehr sich ihr Körper gerade danach sehnte, konnte sie nicht beschreiben.
Iryan aber wusste Abhilfe. Erneut sprach er ihren gemeinsamen Freund an: "Cinni könnte dir in seinem Stübchen vielleicht den Zuber voll machen, allerdings-"
"Wo ist Hyacinthus?", warf Sarin ein, ehe die ungestellte Frage erneut keine Chance erhielt. Iryan brach ab und musterte sie. Dann schmunzelte er. "Cinni hat weder schwarze Haare noch blaue Augen." Feixend drückte er Sarin an sich, um zu verdeutlich, dass es rein als Scherz gemeint war. Da näherte Castus sich. Er atmete schwer, aber strahlte bis über beide Ohren. "Ich möchte ihn auch wiedersehen!", verkünderte er. Im Grunde lächelten alle, abgesehen von Vikreth. Der Dunkelelf stand eher am Rande, beobachtete die Gruppe und schwieg.
"Ihr werdet ihn beide noch früh genug wiedersehen können", meinte Iryan. "Cinni konnte sein Theater fertigstellen und ist vollauf mit den Proben für seine nächste große Aufführung beschäftigt. Aber das Theater der Gefallenen hat sich in der neuen Siedlung vor Zyranus etabliert. Die Besucher bleiben nicht aus und Cinni ist sogar aus seinem Elternhaus aus- und in die neue Siedlung eingezogen, damit er für seine Schaustellertruppe leichter erreichbar ist. Er wohnt nun direkt im Theater." Iryan sprach voller Stolz über den gemeinsamen Freund. Hyacinthus hatte dem Anschein nach keine Mühen gescheut, sich von Sarins Verlust abzulenken. Doch der Schein trügte.
"Er war besorgt und zutiefst bestürzt, als ich allein aus dem Harax zurückkehrte", fuhr Iryan fort, den Blick auf Sarin gerichtet. "Er konnte das nur schwer überwinden. Ihn hatte sogar ein mehrtägiges Fieber ins Bett gezwungen. Doch ihm habe ich es zu verdanken, dass ... oh! Das kann ich dir ja nun sogar zeigen. Sarin! Castus!" Der Dunkelelf ergriff jeweils eine Hand der beiden und zog sie mit sich.
"He!", rief Vikreth, welcher einfach stehengelassen blieb. Unter einem Knurren folgte er dem Trio. Iryan marschierte zügig, dass Castus an seiner Hand etwas nachhüpfen musste. "Was ... was ist denn?", lachte er.
"Ihr könnt nicht bei Cinni baden. Ich habe eine bessere Idee." Iryan gab sich geheimnisvoll und verriet auch nicht ein Sterbenswort, bis er mit Sarin und Castus ihr Ziel erreichte.

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