Auf nach Unbekannt

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 15. Juni 2022, 23:56

Nie war Eleyna jemandem begegnet der so war wie der Schatten. In ihrem Metier lagen Lug und Trug an der Tagesordnung und doch hatte sie bereits früh ein gewisses Gespür dafür gehabt, wann jemand nicht die Wahrheit sagte. Auch bei Laogh spürte sie dies zeitweise, allerdings war bei ihm das Problem, dass er es meisterlich verstand die Wahrheit weiter zu verschleiern. Dass er es hervorragend umschiffen konnte, wenn sie drohte seinem Geheimnis auf die Schliche zu kommen – egal wie klein es sein mochte. Vermutlich war das der Grund, weshalb sie so oft an die Decke ging. Sie witterte die Finte, konnte aber den Finger nicht darauflegen, sodass sie ungehalten wurde. Und er genoss es zudem sie so zu sehen, was das ganze auch nicht besser machte. Inzwischen wusste Eleyna, dass Laogh so einiges mehr wusste, als er bereit war zu erzählen. Und dass dieses Wissen sie persönlich betraf. Er hatte ihr in den letzten Tagen so viele erschreckende Wahrheiten präsentiert, dass sie kaum mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Da gab es Arvid, ihren Halbbruder. Laut Laogh dazu aufgelegt, sie zu töten. Da gab es das Komplott ihrer Mutter, eine Art… Zucht, die sie durchführte, um den zähesten Mischling zu kreieren. Dann kannte er Arrond und war maßgeblich an seiner Sicherheit beteiligt. Und er war weitaus mehr als ‚nur‘ der Meisterspion der Dunkelelfen. Laogh verbarg eine gewisse Neigung, die Spiele nach seinen Regeln zu spielen. Das konnte sie sich aus seinen Handlungen zusammenreimen. Ob er allerdings auch wahrhaftig die gleichen Ziele verfolgte, wie sie es tat, blieb abzuwarten. Bisher jedoch und das wusste sie genau, war er für sie oder ihre Sicherheit keine Bedrohung, sondern lediglich… nervenaufreibend. So war es auch kaum verwunderlich, dass sie den Sündenbock in ihm sah und fand. Laogh war maßgeblich an ihrem Schmerz beteiligt und es war so einfach ihm für alles die Schuld zu geben. Die Mischlingselfe hatte bereits eindrucksvoll bewiesen, wie leidenschaftlich sie werden konnte und auch jetzt machte dieser Streit zwischen ihnen keinen Hehl daraus. Allein der Umstand, dass sie ruhig und besonnen sprach zeigte dem Anderen, dass sie durchaus an einem Punkt angelangt war, der als kritisch angesehen werden konnte. Eleyna war satt. Satt davon stetig aufs Neue hintergangen zu werden und das auf eine Weise, die ihr tatsächlich Zweifel an ihrem Vorgehen bescherte. Deshalb war das Gespräch auch nicht wie üblich von ihm beendet, als er sie einfach stehen ließ. Nein, Eleyna schaffte es Draca und ihren Reiter einzuholen und die beiden am Weitergehen zu hindern. Fest hielt Eleyna die Hände geschlossen, sodass Raik keine Möglichkeit hatte, dem was da kam auszubrechen.
Auch wenn Laogh ein Händchen für Pferde bewies, so konnte sie allemal reiten und ein bockendes oder ängstliches Pferd führen. Und sie kannte Raik inzwischen lange. Kühl wehten seine Worte zu ihr herüber und sie spürte, wie die Luft klirrte. Sie fröstelte, ließ es sich aber nicht anmerken, sondern blickte direkt und ohne nachzugeben in seine Augen. Die Bedrohung folgte unweigerlich aus seiner Richtung und ließ den schwarzen Hengst weichen. Eleyna gewährte ihm diesen Gang, damit die Situation nicht eskalierte, allerdings behielt sie Raik in fester Hand. Seine Worte allerdings trafen bei ihr einen Nerv. Es war gar nicht so sehr, dass er ihr vorwarf eine Doppelspionin zu sein und demnach kein Vertrauen suggerierte, sondern vielmehr die Frage nach ihrer Motivation. Eleyna blinzelte für einen Moment und senkte für einen Bruchteil einer Sekunde den Blick, ehe er sie wieder hatte und sie stoisch in seine Augen blickte. Er brauchte nicht zu denken, dass sie sich von ihm einschüchtern lassen würde. Nicht mehr. Seinen Nachsatz quittierte sie ihm allerdings mit einem Schnauben. War das sein Ernst? Doch bevor sie noch reagieren konnte, machte seine Stute einen Satz nach vorne und aktivierte den Fluchtreflex von Raik. Sofort griff sie stärker in die Zügel, wurde aber von dem Schatten daran gehindert, als er sich um das ängstliche Tier kümmerte. Sie standen so dicht, dass sich ihre Beine berührten und sie ihn riechen konnte. Eleyna wandte betont gleichgültig den Kopf und hob eine Augenbraue minimal an, als wollte sie ihn fragen, was das nun sollte. Seine Worte waren hart und nach wie vor schnitten sie kleine Löcher in die Luft, so scharf waren sie. Die Spionin ließ ihn daraufhin ziehen. Er wandte Draca, ehe er sich doch noch mal bemüßigt fühlte, ihr eine Beleidigung an den Kopf zu werfen. Das was er sagte war belanglos, das würde sie nicht kleinkriegen. Vielmehr war es aber die Tatsache, dass er beleidigend wurde. Was war das jetzt wieder für ein Schachzug? Überhaupt wirkte Laogh persönlicher in diesem ganzen Streit. Es war inzwischen nicht mehr bedeutungsloses Geplänkel zwischen ihnen, sondern... gewichtiger. Eleyna kam der Gedanke, dass sie etwas übersehen könnte. Dass es – wieder mal – etwas gab, was sie einfach nicht verstand, weil ihr dafür gewisse Informationen fehlten.

Während Laogh sich entfernte, blieb sie einen Moment zurück. Sie seufzte leise, als ihre Anspannung etwas abebbte und senkte den Kopf. Sie dachte über das Gesagte nach und wiederholte es in ihrem Kopf. Sie hatten unterschiedliche Ansichten – logisch, sonst würden sie nicht streiten. Allerdings verstand er einfach nicht, dass sie weitaus weniger Probleme damit hätte, wenn er ihr einfach vernünftig erklärt hätte, dass die Zeit zur Abreise gekommen war. Es hätte einfach andere Wege gegeben und die Tatsache, dass beide Männer lieber so etwas inszenierten, als ihr zum Beispiel eine Notiz zukommen zu lassen – wenn die Wände denn Ohren hatten -, das machte sie wütend und betroffen. Und er verstand es nicht. Er fühlte sich im Recht und würde das vermutlich auch nie ändern. Oder sich überhaupt dafür entschuldigen, was er ihr angetan hatte. Eleyna hob den Blick wieder und erkannte, dass Laogh bereits ein gutes Stück entfernt war. Sie stand da, der Wind zerrte an ihrem Haar, ihrem Mantel und Raik’s Mähne. Er schnaubte, sah seiner Herzensdame nach und wollte offenbar hinterher, denn er trat unruhig von einem Huf auf den anderen. Eleyna wartete. Es gab noch etwas, was Laogh sagte, was ihr schwer im Magen lag. Er hatte Recht: Abgesehen davon, dass sie ihm gefolgt war, um Arrond zu finden… Was jetzt? Jetzt da sie nicht ihre alte Arbeit aufnehmen konnte. Da der Weg offenbar wieder weiterführte. Was wollte sie anfangen mit ihrem Dasein? Eleyna war so in ihrer Gedankenwelt gefangen, dass sie die Zügel lockerließ und Raik sich dies zu Nutze machte, um sich dem Duo anzuschließen.
Er trottete gemächlich hinter ihnen her, ließ sich mal von einem halbwegs saftigen Grasbüschel ablenken, schloss aber ansonsten auf. Eleyna übernahm wieder die Führung ihres Tieres, als sie ein wenig aufgeholt hatten, schwieg allerdings. Sie sah nicht aus, als ob der Streit vorüber wäre, allerdings gab es so etwas wie eine Waffenruhe.
Sie folgte dem Schatten, bis es eine erneute Rast geben würde. Hier würde sie sich am Aufbau des Lagers beteiligen und erst wenn alles fertig war und das Feuer das Einzige, was sie zu hören hatten, dann würde sie den Kopf heben und ihn direkt anblicken. „Wie wichtig Arrond mir ist, wirst du nicht verstehen können, aber meine Motivation ihn zu finden, war das Einzige was mich überhaupt nach dem Angriff auf Pelgar in die Nähe der Dunklen Armee brachte. Ich bin keine Doppelspionin, ich bin Spionin der Menschen und das wird so bleiben. Mir ist es nicht wichtig was aus den Plänen der Armee wird, sondern wie ich verhindern kann, dass die Menschen untergehen. Dass sie als Sklaven gehalten und unterjocht werden. Das ist für mich kein Zeitvertreib und das solltest du nicht in Frage stellen. Verstanden?!“, verlangte sie scharf und stellte ihre Schüssel mit Nahrung, die sie endlich gegessen hatte, beiseite. Sie starrte kurz ins Feuer, während die Schatten auf ihrem Gesicht ihre Härte unterstrichen. „Ich will sie untergehen sehen.“, eröffnete sie kurze Augenblicke später ein weiteres Gespräch und ließ offen, was sie jetzt genau meinte. „Gwyn. Ich will sie untergehen sehen und das wird es sein, worauf ich mich als nächstes konzentriere.“, eröffnete sie ihm und es war klar, dass sie keine Scherze machte. „Sie wird für das bezahlen, was sie getan hat. Und so ganz nebenbei, erleichtere ich den dunklen Herrscher um eine wichtige Schachfigur.“, meinte sie grimmig und erhob sich. „Zyranus – was sollen wir da ausrichten in einem Meer aus dunklen Schergen? - Morgeria aber ist leer. Das ist mein nächstes Ziel.“, offenbarte sie, ehe sie sich vom Feuer absetzen und sich die Beine vertreten wollte. Für sie war es beschlossen. Zyranus lag derzeit im Fokus, Morgeria aber war weitestgehend leergefegt. Warum also nicht ihrer verhassten Mutter einen Besuch abstatten? Eleyna spielte die Rolle der braven Tochter bereits lange. Sie konnte es wieder tun und gleichzeitig einen Plan entwerfen, wie sie zum finalen Schlag gegen ihre eigene Mutter ausholen konnte.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Juni 2022, 15:06

Und wieder einmal tat sich die Frage nach seinem Alter auf. Oder war er in Wahrheit noch gar nicht so reich an Lebensjahren und Erfahrung, sondern lediglich ein absoluter Virtuose in seinem Fach? Nun ja, immerhin einen Anhaltspunkt hatte sie: er war Arvids Lehrer gewesen, somit musste er vor zumindest fünf bis zehn Jahren schon so gut gewesen sein, dass ihre Mutter ihn für diese Position hatte haben wollen. Schließlich hatte er ihr verraten, dass ihr Bruder nicht nur jünger war, sondern in ihrer Sarmaer Zeit das Licht der Welt erblickt hatte.
Wenn man also davon ausging, dass er sich vor mindestens fünf Jahren bereits einen gewichtigen Namen gemacht hatte, für den man ebenfalls gut zehn Jahre veranschlagen konnte, und dann auch noch den jugendlichen Leichtsinn wegrechnete, konnte man ihm mit gutem Gewissen auf jeden Fall plus-minus 40 Lebensjahre auf den Buckel schlagen. Das wäre allerdings für sein ganzes Gebaren, selbst wenn ein Großteil davon nur Schauspielerei wäre, noch zu wenig für einen Elf.
Hinzu kam sein Paukenschlag mit der Bemerkung, er hätte ihren Vater lebend gekannt, was darauf hinwies, dass er gut und gerne mindestens so alt wäre wie sie selbst. Sofern man die Worte nicht so umlegte, dass der Tod dieses nahen Verwandten ihrerseits... Nein, bloß nicht noch eine Baustelle aufschlagen! Sie hatte an den letzten schon genug zu knabbern!
Allen voran derjenigen, dass der Schatten Arrond zu diesem miesen Spiel überredet hatte. Denn sicherlich wäre ihr einstiger Freund niemals auf den Gedanken gekommen, sie dermaßen zu hintergehen, nicht einmal zu ihrem Schutz. Oder...?
Jedenfalls, das stand unweigerlich fest und das sehr zu ihrem Leidwesen, saß der Meisterspion mal wieder auf dem längeren Ast. Er ließ sie ihre Wut ausleben, als wolle er der unbezwingbare Fels in der Brandung bleiben, bis sie dampfend in sich zusammen sackte, um dann die letzten, kümmerlichen Reste zusammen zu klauben und sich als Wohltäter aufzuspielen, indem er sie wieder aufpäppelte. Was nicht nur bildlich erst kürzlich geschehen war. Obwohl er sich dabei ganz anders verhalten hatte, als zu erwarten gewesen wäre.
Und auch der Brief... Bestimmt war es kein Zufall gewesen, dass sie ihn in einem Moment gefunden hatte, als er nicht da gewesen war. Er hatte ihr also Arronds Nachricht freiwillig gegeben. Aber... warum? Wäre es ihm nicht viel gelegener gekommen, diesen Konkurrenten los zu sein? Wieso also ebnete er den Weg für eine Versöhnung... sofern sie diese irgendwann einmal erleben dürfte?
Damit nicht genug, er hatte ihr dadurch sogar eine Erklärung auf einen Teil ihrer Fragen gegeben! Oder... hatte sie im Schlaf gesprochen und dabei erkennen lassen, dass sie bald von allein auf die Lösung käme? Hatte er lediglich der Gute sein wollen, ehe es für diese Rolle aufgrund ihrer eigenen Überlegungen zu spät gewesen wäre? Hatte es jemals eine Zeit in seinem Leben gegeben, in der er nicht die Komplexität auf zwei Beinen gewesen war?!
Immerhin hatte er es dieses Mal weit genug getrieben, dass er nicht so einfach über sie triumphieren und ihr seinen Willen aufzwingen konnte wie bisher. Sofern er nicht gewollt hatte, dass sie ihm folgte. Wer wusste das schon bei ihm? Nur sein Blick... der hatte etwas äußerst Ungewöhnliches darin, fast schon... eine wahre Empfindung? Konnte das sein...?
Auf jeden Fall hatte sie ihn soweit, dass er mit Draca nicht nur körperlich eine Bedrohung wurde, der Raik nur zu gerne entflohen wäre, sondern wählte seine Worte auch bewusst so, dass sie trafen. Nicht unbedingt verletzend, jedoch bestimmt dazu, den eigenen Verstand wieder einzuschalten und zwangsweise die Blickrichtung zu ändern. Dass er sein Ziel erreicht hatte, zeigte sie ihm flüchtig, als der Kontakt ihrer Augen einen kurzen Moment lang abbrach.
Triumphierte er also schon wieder? Wenn er zufrieden mit seiner Wirkung war, ließ er es sich erstaunlicherweise nicht anmerken. Er blieb weiterhin bei seiner neutralen Mimik ohne jene spöttische Herausforderung, die ihn ansonsten wenigstens halbwegs wie ein fühlendes Lebewesen hatte wirken lassen.
Trotzdem waren seine Worte dazu angetan, einen stutzen zu lassen, sofern man ihn schon länger hatte erleben dürfen. Doch selbstverständlich gab er ihr keine rechte Gelegenheit, um entsprechende Fragen zu stellen, die er gewiss niemals gedachte zu beantworten. Stattdessen wurde er noch eine Spur bedrohlicher, ehe er erneut den Rückzug antrat... oder die Marschroute vorgab, je nachdem, wie man es betrachten wollte.
Nach seiner letzten Bemerkung wandte er sich ab und ritt zügig, wenngleich trotz allem gemächlich in kerzengerader Haltung voraus. So, als würde ihn ihr Schicksal nicht länger kümmern.
Auch, als sie nach einigen Momenten ihren Hengst langsam aufholen ließ und sich früher oder später wieder an seiner Seite befand, ignorierte er sie. Kein Blick, ja nicht einmal ein Zucken in ihre Richtung, obwohl er sie im Augenwinkel gewiss wahrnahm. Geschweige denn, dass er auch nur einen Atemzug für ein Wort an sie verschwendete.
Und dennoch... dieses Mal war das Schweigen zwischen ihnen anders, nicht so einvernehmlich und zur Schonung der Kräfte wie am Vortag. Viel mehr hatte es eine Komponente, die nicht wirklich greifbar war. Während Eleyna die Zeit zum Nachdenken nutzen konnte und besser auch sollte, um sich selbst sortieren zu können, wirkte er... einfach nur eingeschnappt. Nicht, dass man es ihm ansehen könnte, dazu war seine ausdruckslose Maske viel zu perfekt.
Es waren eher Kleinigkeiten, wie ein minimales Rucken an Dracas Zügel, wenn diese vermeintlich einen falschen Schritt tat, oder ein stärkerer Schenkeldruck als notwendig, wenn sie an einem Büschel Gras vorbei kamen, das sie sonst wahrscheinlich hätte mitgehen lassen. Auch die Stute selbst, die ihren Reiter vermutlich am besten von ihnen kannte, bemerkte diese Stimmung und wurde dadurch etwas unruhiger, wie ihr zeitweiliges Schnauben und Schlagen mit dem Schweif, vor allem in Raiks Richtung, verrieten.
So verging der Tag und ihr letztes Schnauben, als sie anhalten sollte, klang fast schon wie ein Na endlich!. Wortlos saß Laogh ab, klopfte ihr vernehmlich gegen den Hals, seine Art der Entschuldigung für sein Verhalten, und machte sich daran, das Lager aufzubauen. Dass die Mischlingselfe sich daran dieses Mal beteiligte, quittierte er mit... weiterer Nichtachtung.
Schließlich war alles fertig und eigentlich hätte er sich zu ihr ans Feuer setzen können, um ebenfalls etwas zu essen. Stattdessen wandte er sich bei ihren Worten abrupt ab und trat zu seinem grasenden Pferd, als müsse er unbedingt jetzt den Sattel kontrollieren. Draca legte die Ohren leicht an und beobachtete ihn misstrauisch, als rechne sie damit, dass er ihr auch nun keine Ruhe lassen würde.
Der Schweif schlug schon warnend, es gar nicht erst zu versuchen, sie von ihrem Futter wegzuziehen. Laogh verpasste ihr einen kleinen, warnenden Schnipser gegen die Flanke, was sie mit einem protestierenden Laut quittierte.
"Nein, verstehe ich nicht und will ich auch gar nicht.", erwiderte er kühl, ohne ihr dabei einen Blick zu gönnen. Oha! Was sollte das nun wieder? Diese Antwort beinhaltete die gesamte Breite aller möglichen Interpretationen von absolut wörtlich über die Botschaft, dass er selbst schon einmal in dieser Position gewesen war bis hin zur Eifersucht auf den Platz, den der Mensch in ihrem Herzen noch immer einnahm.
Den Rest ihrer Aussage ließ er indes unkommentiert, indem er sich seinen Wasserschlauch nahm und einen Schluck trank. Danach stöpselte er ihn zu und kontrollierte den Verschluss auffällig genau, während sie ihm ihre nächsten Schritte mitteilte.
Und der Schatten? Was war das für ein seltsamer Laut? Lachte er etwa?! Noch immer drehte er ihr den Rücken zu und kramte in seiner Satteltasche. Schließlich holte er ein frisches Hemd und eine Hose heraus, die er quer über den Sattel legte.
Danach... zog er sich ungeniert vor ihr aus, naturgemäß vorteilhaft beleuchtet von den Flammen, die beinahe schon liebkosend über seine schwarze Haut leckten, als wollten sie ihr das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Ohne sich umzudrehen, sodass sie stets nur seine Kehrseite bewundern konnte, löste er den kleinen Eimer und füllte etwas Wasser ein, um sich, trotz der Kälte, notdürftig zu waschen.
"Und du denkst tatsächlich, deine Mutter sitzt dort wie die Spinne in ihrem Netz und wartet darauf, dass sie etwas zu tun bekommt, während im Rest Celcias alles Spannende abläuft?", spottete er mit einem arroganten Unterton in der Stimme. Immerhin, endlich mal etwas anderes als diese nervenaufreibende Neutralität! Und trotzdem war es bei weitem noch nicht solch harmloser Schalk, wie er ihn ihr sonst stets entgegen gebracht hatte, sondern beißender... verletzender.
Daraufhin zuckte er mit den Schultern und griff nach seinem getragenen Hemd, um es als Handtuch zweckentfremdet einzusetzen. "Aber bitte, tu, was du willst. Schließlich bin ich ja ansonsten wieder nur der Diktator, der dich an der Leine mitführt.", setzte er nach und verwendete ihre eigenen Worte gegen sie.
Wozu? Was bezweckte er jetzt schon wieder damit? Für verkehrte Psychologie, damit sie doch mit ihm ging, war diese Methode viel zu... offensichtlich! Nun ja, zumindest für einen Meisterspion wie ihn. Was also stimmte jetzt schon wieder nicht?!
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 20. Juni 2022, 23:27

Dass sie impulsiv war, das dürfte Laogh bereits hinlänglich erkannt haben. Sie neigte dazu emotional zu werden und schoss manchmal schärfer, als es hätte sein müssen. Allerdings musste die Spionin in den letzten Wochen so einige Brocken hinunterschlucken und verarbeiten. Und nichts davon hatte sie bisher wirklich aufgedröselt und bearbeitet. Keine einzige Enthüllung durch Laogh hatte die Aufmerksamkeit erfahren, die es bedurft hätte und dann hinterging man sie auf eine Weise, die sie nur schwer ertragen konnte. Die ihr regelrecht den Boden unter den Füßen wegzog, sie in ein Loch stürzte, in dem die Wände glatt waren und sie keine Chance auf Entkommen hatte. Eleyna versank in dem Sumpf ihrer Unwissenheit und konnte kein rettendes Ufer erkennen. Und dann erfuhr sie in einem Brief, dass das alles nur Inszenierung gewesen war. Nichts davon entsprach der Wahrheit, die wahrlich schwer genug verdaulich war. Nur ein Scherz. Eine bittere Pille von der ausgegangen wurde, dass sie sie zu schlucken hatte. Das war zu viel und es entlud sich bei ihm. Dem Schatten von Pelgar, seines Zeichens Meisterspion und seit geraumer Zeit ihr ganz persönlicher Quälgeist und Retter. Diese Widersprüche zermürbten Eleyna mehr und mehr und sie fühlte sich in einem Wahnsinn gefangen, dem sie kaum entrinnen konnte. Wieder eine Grube ohne Halt. Sie fiel, langsam, aber kontinuierlich in eine Schwärze, von der sie nicht wusste, ob sie je wieder emporsteigen könnte. Eleyna reagierte verletzt und begann sofort ihre Wut an Laogh abzureagieren. Wie konnte er nur? Für ihn war alles nur ein Spiel und sie sein Ball, sein gefundenes Fressen, sein Zeitvertreib. So stellte es sich für sie dar, denn stets war es Laogh der sich in ihrer Nähe befand, der sich als Initiator herausstellte.
Er entschied über ihren Kopf hinweg und sie? Sie folgte stets seinem Willen. Die Halbelfe sah ihm nach. Er war gerade noch bedrohlich nahegekommen, ritt jetzt allerdings seine erdachte Linie weiter und ließ sie stehen. Eleyna biss sich auf die Zähne, senkte den Blick und ließ Raik seinem geheimen Herrn folgen. Sie musste indes nachdenken. Seine Worte waren scharf gewählt und brachten ihren Berg des Zornes zum Zittern. Das was sie sagte, das war ihre Sichtweise der Dinge und sie würde sie nicht zurücknehmen. Sie stand dazu, denn er tat wirklich alles daran, dass sie sich bei ihm nie sicher sein konnte. Er durfte sich jetzt nicht beschweren, dass sie danach handelte. Dennoch… Während Raik dem Hintern von Draca folgte, musste Eleyna zugeben, dass es auch immer der Schatten war, der sich als Halt erwies. Der sich anbot, wenn sie nicht mehr weiterwusste. Ihr schmeckte dieser Umstand nicht. Eleyna’s Blick flatterte in seine Richtung und die Erkenntnis, dass er nicht nur Verursacher, sondern auch Helfender in ihrer ganz persönlichen Tragödie war, war ebenso bitter wie die Vorstellung, dass Arrond sie aus dem Haus jagte, um rumzuhuren. Aber warum das alles? Wieso sollte Laogh ihr diesen Brief zukommen lassen, wenn es ihn belastete? Wie waren die Worte von Arrond? Sie erinnerte sich… “…mit seiner Unterstützung zu einem Trick greifen…“. Ihr Blick flammte abermals auf, als sie sich die Worte ins Gedächtnis rief. Sie starrte auf seinen kerzengeraden Rücken, griff nach Raiks Zügeln und schloss dann wieder zu ihm auf.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich zum Rasten entschieden. Irgendwie entschieden, denn gesprochen wurde nicht. Eleyna war aufgefallen, dass Laogh deutlich rabiater mit seiner Stute umging. Es war wie ein leuchtendes Signal über seinem Kopf, rot pulsierend und eindeutig, dass er dieses Mal eingeschnappt war. Und nachdem sie beim Lagerbau ignoriert und nicht beachtet wurde, wurde ihre Theorie deutlich bestätigt, als er ihr unwirsch über den Mund fuhr. Eleyna wandte sich kurz über ihre Schulter zu ihm um, ehe sie die Augen rollte. Seine Worte waren kindisch und das wussten sie wohl beide. Allerdings sagte sie auch oft genug Dinge, die äußerst schneidend sein konnten, sodass sie ausnahmsweise mal nicht kommentierte. Danach allerdings wurde sie erneut attackiert, als er was…?! Sie auslachte?! Es war doch ein Lachen? Seine Gegenfrage entlockte ihrer Kehle ein genervtes Schnauben. Als sie sich schwungvoll zu ihm umdrehte, um ihm deutlich zu sagen, was sie von seiner herablassenden Art hielt, wurde sie unverhofft mit nackten Tatsachen konfrontiert. Eleyna klappte den Mund auf und … wieder zu. Ihre Augen wanderten seinen Rücken hinab bis zu seinem… Hintern. Ein Ruck ging durch ihren Körper, sie erhob sich und ging langsam auf ihn zu. Ihre Augen bohrten sich in die schwarze Haut. Sie blieb hinter ihm stehen, dicht und definitiv so, dass die Wärme von ihr auf ihn überging. Ihr Atem strich gegen seine Haut und sie spürte ihr Herz in ihrer Brust. Langsam hob sie ihre Hände und glitt mit diesem über seinen Rücken und über seine Hüften nach vorne. Eleyna schloss die Augen, schmiegte sich an ihn und hauchte einen Kuss auf seine Haut. "Und du denkst tatsächlich, deine Mutter sitzt dort wie die Spinne in ihrem Netz und wartet darauf, dass sie etwas zu tun bekommt, während im Rest Celcias alles Spannende abläuft? Aber bitte, tu, was du willst. Schließlich bin ich ja ansonsten wieder nur der Diktator, der dich an der Leine mitführt."
Die Spionin blinzelte. Sie runzelte die Stirn und blickte sich kurz um. Sie saß nach wie vor am Feuer und ihr Blick zurück zu Laogh zeigte ihr, dass er sich bereits gewaschen und abgetrocknet hatte. Sie räusperte sich etwas verlegen. Offenbar hatte sie ganz kurz mal einen Tagtraum gehabt. Reichlich verzögert, sickerten dann seine Worte in ihren Verstand und sie hob den Blick, dieses Mal aber weitaus weniger lasziv als noch zuvor in ihrem Hirngespinst. Dennoch erhob sich die Mischlingselfe und trat etwas näher, aber immer noch mit genug Abstand zu ihm. „Du weißt genau, dass ihr zu weit gegangen seid. Also kreide mir jetzt nicht an, dass ich mich nicht überschwänglich bei euch bedanke!“, begann sie zu antworten und spielte auf seinen letzten Satz an, der von keiner verzogenen Tochter aus gutem Hause hätte schnippischer klingen können. Eleyna betrachtete ihn einen Moment intensiv, ehe sie wieder auftauchte. „Ich erwarte dann deine Entschuldigung.“, meinte sie und ließ keinen Zweifel daran, dass sie das ernst meinte. „Zum anderen Thema: Natürlich ist mir klar, dass sie nicht dasitzt und abwartet. Allerdings ist sie trotz allem eher diejenige, die die Fäden im Hintergrund zieht.“ Eleyna zuckte die Schultern und ging um Draca herum, um ihn anzusehen und dennoch einen gewissen Sichtschutz zwischen sich zu haben. „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann meine Mutter das letzte Mal Morgeria verlassen hat.“, überlegte sie. Sie sah Laogh über das Tier hinweg in die Augen. Einige Atemzüge vergingen so, ohne dass sie etwas sagte. Es sah beinahe so aus, als wolle sie noch etwas sagen, als gäbe es etwas, was sie mitteilen wollte, doch sie brach den Blickkontakt ab und lächelte freudlos. „Wie auch immer. Laut Arrond soll ich bei dir bleiben…“, wiederholte sie die Worte in seinem Brief. Sie zuckte die Schultern. „Keine Sorge. Das erspare ich dir. Du also Zyranus – ich Morgeria.“ Sie zwinkerte ihm betont lässig zu und wollte Draca kurz streicheln, hielt sich dann aber doch zurück, da sie durchaus davon ausging, dass sie nach ihr schnappte, ehe sie sich von ihm entfernte.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. Juni 2022, 13:56

Ob der Schatten in seiner Sturm- und Drangzeit auch jemals impulsiv und unberechenbar gehandelt hatte, voller Gefühle und Hormone? Irgendwie schwer vorstellbar und doch... war es nicht einfach normal und gehörte zum Erwachsenwerden dazu? Oder war er deswegen so... berechnend, eben weil ihm jegliche Unbedachtheit ausgetrieben worden war, sofern sie überhaupt in ihm existiert hatte? Wieder einmal Fragen, auf die sie höchstwahrscheinlich niemals eine Antwort erhalten würde. Wenn es sie denn interessierte...
Allerdings entwickelte sich ihr Streit in eine Richtung, die den Meisterspion für seine Verhältnisse ebenfalls erstaunlich... emotional werden ließ. Irgendetwas passte ihm nicht und ging ihm sogar derart gegen den Strich, dass er sie ungewöhnlich scharf attackierte mit seinen Worten. Das musste sie schlichtweg stutzig werden lassen und doch fiel es ihr erst im Nachhinein auf, als er die Bedrohlichkeit des Moments bereits wieder aufgelöst hatte und weiter geritten war.
Sie konnte ihm folgen oder auch nicht, das überließ er tatsächlich ihr... mehr oder weniger. Denn natürlich war zwischen ihnen noch viel zu viel offen geblieben, als dass sie es darauf beruhen lassen konnte. Ganz zu schweigen von Raik, der die Hoffnung auf den Ritt seines Lebens noch immer nicht aufgegeben hatte und von sich aus auf eine Verfolgung drängte. Er nutzte die Gelegenheit ihrer schwachen Führung und brachte sie schlussendlich dazu, seine Entscheidung zu akzeptieren und zu unterstützen.
Trotzdem hüllte sich Laogh, als sie merklich an seiner Seite aufgetaucht war, in eisiges Schweigen und demonstrierte ihr die Kunst des vollkommenen Ignorierens. Nur irgendwie... war es anders als sonst. Auf jeden flüchtigen Beobachter, selbst für weniger aufmerksame Weggefährten wäre es kaum ersichtlich, dass seine Fassade dieses Mal Risse bekommen hatte. Für diese Personen wäre er lediglich der stumme Reiter, der aufrecht sitzend die Landschaft im Blick behielt und schlicht und ergreifend mit seinen Gedanken für sich bleiben wollte.
Für jemanden jedoch, der gelernt hatte, Dinge und Verhaltensweisen ständig zu erfragen, wurde offensichtlich, dass es in ihm rumorte. Denn so fürsorglich und innig er sonst mit seiner Stute umging, in diesen Stunden war er eindeutig ein ungnädiger Herr, der sämtliche Macken im Voraus erkannte und ruppig unterband, ehe sie das Licht der Welt erblicken konnten.
Das gefiel Draca überhaupt nicht, aber ihr Reiter saß am längeren... Zügel, sodass sie sich fügen musste. Wenngleich ihnen beiden klar war, dass es dafür noch Vergeltung geben würde. Es hatte durchaus seine Gründe, warum die beiden so gut zusammen passten.
Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte und den viel zu kurzen, kalten Tag beendete, wurde es Zeit für ihr Nachtlager. Noch immer sprach er kein Wort und tat alles, um ihr zu beweisen, dass er sie nicht beachten gedachte. Bis sie schließlich ihre nächsten Pläne offenbarte und ihn... zum Lachen brachte?
Es klang zumindest ganz danach und war zugleich derart untypisch für ihn, dass es keine echte Belustigung sein konnte, die er ihr da präsentierte. Schließlich drückte er sein Amüsement für gewöhnlich vollkommen anders aus, in der leichten Variante mit einem Hüsteln, in der stärkeren mit einem lautlosen, bis in jede Faser dringenden Vibrieren in seinem Brustkorb. Doch noch nie war es... so gewesen!
Sollte ihr das zu denken geben...? Bestimmt! Nur... in welche Richtung?
Dass er sich in der Zwischenzeit ungeniert entblößte, um sich zu reinigen, war die reinste Provokation. Nicht, weil er ernsthaft vorhatte, sie auch nur auf Armeslänge an sich heran zu lassen. Sondern um ihr zu demonstrieren, was sie durch ihr Verhalten eben nicht mehr in nächster Zeit bekommen würde, welch ein Genuss ihr entgehen würde! Von ihrem flüchtigen Tagtraum wusste er zwar nichts, wäre jedoch höchst zufrieden gewesen, ohne sich dadurch in seinem Tun beirren zu lassen.
Er war mit seiner Katzenwäsche so gut wie fertig, als er ihr leises Räuspern in seinem Rücken vernehmen konnte. Wäre er besserer Laune, hätte er ihr einen bezeichnenden, spöttischen Blick über die Schulter zurück geworfen. So hingegen tat er, als hätte er nichts gehört, und machte stur weiter. In seinem Rücken stand sie auf und entlockte ihm ein kaum wahrnehmbares Schnauben.
Sie würde es nicht hören können, Draca hingegen schon, deren Ohren in seine Richtung zuckten. Aufmerksam und warnend zugleich beobachtete sie ihn, um sich zur Not dieses Mal zur Wehr zu setzen, sollte er ihr erneut die Befriedigung ihrer Bedürfnisse verwehren wollen. Indes hörte er der Mischlingselfe schweigend zu, erwiderte ihren Blick auf eine derart ausdruckslose Art, dass absolut unklar war, was er von ihren Worten hielt.
Bis sie fertig war und den Rückzug antrat, klugerweise rechtzeitig, ehe die Stute sich zu gestört fühlte und tatsächlich zugebissen hätte. Laogh schlüpfte in seine Hose, seine Füße fanden daraufhin zurück in seine Stiefel und erst, nachdem er auch sein Hemd übergestreift hatte, ließ er sich zu einer Erwiderung herab. "Oh, entschuldige,..., begann er und seine Stimme troff derart vor Hohn, dass es selbst der Begriffstutzigste hätte verstehen müssen, dass dies keine wahre Entschuldigung werden würde.
Langsam drehte sich der Schatten zu ihr um, da es für sie im Moment gesünder war, eher auf Abstand zu ihm und seinem Reittier zu gehen. Außerdem wurde es allmählich kalt und nur das Feuer versprach derzeit echte Wärme auf der Haut.
Sein Hemd war noch offen geblieben, sodass das Licht der Flammen nun sowohl über den schwarzen Stoff als auch über seine dunkle Haut lecken konnte, als wäre sogar dieses Element seinen Verführungskünsten verfallen und bekäme nicht genug davon ihn zu liebkosen. Zugleich aber hüllte es seine finstere Miene auch in ein düsteres Spiel aus Hellig- und Dunkelheit, während es in seinen Augen unheilvoll funkelte.
"... dass ich lieber ein paar Tränchen um deine große Liebe in Kauf genommen habe, als dich diesem Maulwurf auszuliefern.", beendete er nach einer gefühlten Ewigkeit seinen Satz. Kurz sah er zu der freien Decke mit Proviant und allem, was er sich für das Lager schon zurecht gelegt hatte.
Dann schnaubte er leise, drehte sich um und schwang sich einfach so wieder in den Sattel. Gegen Dracas ausdrücklichen Willen zog er die Zügel straff, sodass die Stute unwillig zu tänzeln begann, da er ihr keine Möglichkeit zum Widerstand gab, und sandte der Mischlingselfe einen letzten, intensiven Blick, der einem durch Mark und Bein ging. Aus vielerlei Gründen, denn er war eine derart verwirrende Mischung aus Gefahr und Anziehung, dass es einem regelrecht schwindelig werden konnte.
"Glaub, was du willst, mir soll es gleich sein." Damit würde er seiner Stute die Fersen in den Bauch drücken und sie aus dem Stand angaloppieren lassen, sollte seine zweibeinige Begleitung nicht schnell genug reagieren und ihn aufhalten. Ob ihr dieses Wunder gelänge...?
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 21. Juni 2022, 21:23

Als wäre ihr Leben nicht bereits kompliziert genug, musste Eleyna natürlich auch noch an jemanden geraten, der diese Kompliziertheit auf ein neues Level hob. Es genügte dem Gott des Schicksals nicht, dass sie mit ihrem Spionage-Dasein haderte, nein er musste ihr auch noch Steine, riesige Brocken, in den Weg legen, an denen sie sich die Zähne ausbiss. Eleyna hatte für ihre jungen Jahre bereits so einiges durchgemacht. Gewiss war sie da nicht die Einzige, allerdings sehnte sie sich aufgrund dessen bereits seit langer Zeit nach etwas mehr Ruhe. Einfachheit und vor allem Ehrlichkeit. Noch immer hatte sie geglaubt, dass Arrond ihr diese Dinge geben konnte. Und sie musste feststellen, dass sie sich geirrt hatte. Die Absicht hinter dieser Farce war für Eleyna kein Grund, als dass sie das ganze als nötig abgetan hätte. Das Vertrauensverhältnis war massiv gestört worden und es gäbe sicherlich eine nachhaltige Konsequenz daraus, die keinem von ihnen jetzt klar wurde. Eleyna sah dem Spion nach, als er sie stehen ließ und schloss erst später zu ihm auf. Noch waren die Dinge nicht geklärt, noch gab es zu viele Fragen und sie würde ihn nicht einfach so vom Haken lassen. Die Stille zwischen ihnen war beinahe greifbar und selbst sie in ihrer Rage spürte, dass es sich dieses Mal um etwas anderes handelte. Laogh war… normal. Er verhielt sich wie sich jeder verhalten würde, wenn er sauer wäre, doch das wiederum war für den Spion völlig untypisch. Und es gab ihr zu denken, das konnte sie nicht leugnen. Dennoch waren seine Antworten mehr als kindisch und entlockten der Spionin lediglich ein Augenrollen oder genervtes Schnauben. Die Fronten waren verhärtet und Eleyna hatte nicht vor von ihrem Standpunkt abzurücken. Erst als sie so unverhofft in einen Tagtraum katapultiert wurde, erweichte sich etwas ihr Gemüt. Die inneren Bilder zeigten ihr ein leises Verlangen, dem sie sich eigentlich entziehen wollte. Und das sie gerade jetzt als mehr als unpassend empfand. Sie war sauer auf ihn und das nicht zu knapp. Dennoch nutzte sie den Schwung und erhob sich von ihrem Platz. Eleyna stellte Laogh abermals zu Rede und nutzte seine Stute, um nicht mehr sehen zu müssen, als sie in ihrer jetzigen Verfassung ertragen könnte. Leider war Laogh deutlich mehr eingeschnappt, als sie es hätte vermuten können. Während sie ihm bereits wieder aus dem Weg ging, wandte er sich an sie, doch sie ahnte bereits, dass er ihr sicherlich nicht entgegenkam.
Ihrem Wink mit dem Zaunpfahl, dass er sich auch einfach entschuldigen könnte, nicht für seine Absicht, sondern für seine Methode, begegnete er mit Spott und das entfachte abermals ihre Wut. Funkelnd blickte sie ihn an als sie sich zu ihm umwandte, während er mit ihr sprach als wäre sie ein naives Dummchen und ihre Züge wurden wieder härter. Vorbei das Gefühl im Innern. Ihr Kieferknochen trat hervor als sie die Zähne aufeinanderbiss und beinahe automatisch verschränkten sich ihre Arme abwehrend vor dem Bauch. Dann ging alles ganz schnell: Laogh entschied sich, dass er sie länger mit Hohn, Spott und dem ganzen Potpourri an abwertenden Gefühlslagen überschütten wollte. Er schnaubte, als empfände er es als lächerlich, sich jetzt in ihrer Nähe aufzuhalten und schwang sich auf Draca.

Eleyna beobachtete das Schauspiel und spürte einen Stich in ihrem Innern der ihr mehr zusetzte, als sie jetzt ahnte. Zu sehr war da die Wut und Unglauben über seine affektierte Art, als dass sie jetzt hätte einlenken können. Ja nicht mal seine Anziehung wirkte so recht und das obwohl er trotz seines Verhaltens verdammt gut aussah. Es war eine seltsame Mischung, die ihr nicht verborgen blieb und die sie kitzelte, allerdings war auch sie ein echter Sturkopf und so perlte dieser Moment, der ihr eigentlich viel hätte über ihr Innenleben hätte verraten können, ungesehen an ihr ab. Stur verschloss sich ihre Miene weiter, als er sie abkanzelte und kein Wort drang über ihre Lippen, das ihn hätten aufhalten können. Er preschte davon. Aus dem Stand im Galopp wurde er bereits kleiner, während sie immer noch dastand und ihm nachsah. Eleyna war außer sich vor Zorn. In ihrem Augenwinkel blitzte verräterisch eine Träne auf, als sie sie unwirsch wegwischte und die Lippen aufeinanderpresste. Es dauerte Sekunden die wie Äonen erschienen. Eleyna stampfte zum Feuer zurück und wollte sich hinsetzen, als sie explodierte: Sie griff nach den Schalen mit Essen und feuerte sie außer sich vor Wut ins Lagerfeuer, ehe sie noch mal nachlegte und gegen seine Schale trat, sodass sie im hohen Bogen einige Meter weiterflog. Sie atmete schwer und starrte in die Flammen. Plötzlich wirbelte sie herum, ging schnurstracks auf Raik zu und sprang auf seinen Rücken. Auch sie ließ ihm dieses Mal keine Freiheiten, sondern verlangte Gehorsam, um ihn den anderen beiden nachsetzen zu lassen.
Sie verfolgte Draca und Laogh im wilden Galopp, bis sie ihnen auf der Spur war und sie schlussendlich irgendwann einholte. Sobald das der Fall war, würde sie ihn entweder auf dem Rücken von Raik stellen oder aber absteigen, sollte er sich irgendwo niedergelassen haben. „Was willst du Laogh?!“, herrschte sie ihn an und hob beide Hände. „Sag es mir, rede mit mir!“ Sie machte eine Geste die die Umgebung einschloss. „Niemand ist hier und sieht dir zu, wenn du dir EINMAL erlaubst die Maske fallen zu lassen. Wovor hast du Angst? Meinst du nicht, wir könnten auf Augenhöhe reden, wenn du dir etwas mehr Mühe geben würdest?!“, fauchte sie ihn an und in ihrem Blick lag ein loderndes Feuer. „Sag mir, was dir quer geht. Sag mir wo ich falsch liege!“, verlangte sie mit fester Stimme und war so in Rage, dass selbst Raik zu tänzeln begann. „Hör auf dich hinter deiner eingeschnappten Art zu verstecken und gib mir etwas, womit ich arbeiten kann!“ Eleyna starrte den Spion an und wartete einen Moment. Dann nickte sie. „Ich kann deinen Beweggrund verstehen, weißt du?“, offenbarte sie ihm plötzlich und wurde dennoch nicht weniger wütend. „Ich habe verstanden, dass du versucht hast, mich vor einem Maulwurf zu beschützen. Stell dir vor, ich bin dir dafür dankbar! Aber was ich einfach nicht gutheißen kann ist, wie du es getan hast!“, unterstrich sie ihre Wut über die Erkenntnis, was sich die Männer ausgedacht hatten. „Du brauchst mir auch nicht mit deiner arroganten, selbstgerechten Art zu kommen – ich bin garantiert niemand, den du zu maßregeln hast. Mag sein, dass dir meine Nase nicht passt oder ich nicht deinen geheimen Ansprüchen genüge, aber das ist alles kein Grund, SO mit mir umzugehen.“ Sie atmete tief durch und fuhr etwas herunter. „Laogh, ich SEHE deine Bemühungen.“, lenkte sie tatsächlich etwas ein. „Ich… alles was ich mir wünsche ist, dass du mir etwas mehr Vertrauen entgegenbringst und mich einweihst. Wir haben inzwischen hinlänglich geklärt, dass wir einander nicht schaden wollen oder?“
Sie wurde noch ruhiger, hielt ihn aber weiterhin mit ihrem Blick gefangen. „Wäre es nicht an der Zeit, dass du mir sagst, was dir nicht passt? Einfach so? Vielleicht probierst du mal etwas Neues?“, neckte sie ihn dann vorsichtig und versuchte, die Wogen ein wenig zu glätten. Sie wartete einen Moment und noch war das Feuer überhaupt nicht aus, aber Eleyna bewies, dass sie trotzdem in der Lage war, um des Frieden willens sich zu versöhnen. „Wieso rechtfertigst du diese Scharade mit der Bewahrung vor diesem Maulwurf?“, wollte sie dann wissen und sah ihn eindringlich an. „Wer ist er, warum bildet er eine solche Ausnahme bei all den Gegenspionen? Was ist besonders an ihm, dass ihr euch anmaßt mir alles zu nehmen, woran ich glaubte?“ Sie wirkte zwar ruhiger, aber ihre Körpersprache verriet ihm, dass sie noch immer sauer war und sich lediglich um ein Miteinander bemühte. Vielleicht ließ er sich endlich umstimmen, vielleicht auch nicht. Ihr war es allmählich wirklich egal. Dafür hatte er den Bogen deutlich zu sehr überspannt und die Sehne ihrer, wenn auch seltsamen, Verbindung, drohte zu zerreißen.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Juni 2022, 14:39

Wie war eigentlich sein Leben bislang verlaufen? Wäre es tatsächlich so geradlinig und erfolgreich gewesen, wie er all sein Handeln stets darstellte? Allein die Beziehung zu Arvid, dessen Mentor er gewesen war, sprach Bände und gab den Hinweis darauf, dass selbst bei einem Mann wie dem Schatten nicht immer alles rund lief. Doch im Gegensatz zu vielen ließ er sich davon weder beirren, noch unterkriegen. Denn normalerweise verwandelte er jeden Stolperstein und jede Falle am Ende zu einem Sieg und einer neuen Wegrichtung.
Aber er war letzten Endes trotz allem auch ein lebendiges Wesen und obwohl er gern so tat, als träfe das auf ihn nicht zu, besaß er tatsächlich Gefühle und einen Geduldsfaden. Letzteren schien sie allmählich spannen bis knapp vorm Zerreißen zu können. Wie sonst war sein Verhalten voller unterdrückter Wut zu erklären?
Etwas nagte an ihm und wenn sie wollte, könnte sie sich glatt dafür loben, diesen Spalt in seiner Fassade genutzt zu haben, um sich hindurch zu zwängen. Ob sie dieses Mal etwas mehr echten Laogh erlebte? Nur... war das am Ende des Tages wirklich gesund für sie? Nun, darüber würde sie sich wohl früher oder später Gedanken machen müssen... sofern sie dazu kommen würde.
Denn er tat etwas, das wiederum so typisch für ihn war: er entzog sich der Situation! Dieses Mal zwar nicht, indem er mit Worten ihre Aufmerksamkeit weg vom eigentlichen Thema lenkte, sondern indem er physisch plötzlich auf Abstand setzte.
Gegen Dracas Willen zwang er sie dazu, ihre wohlverdiente Rast zu unterbrechen und aus dem Stand anzugaloppieren. Etwas, das sie zwar mit Leichtigkeit konnte, jedoch in diesem Moment mit einem lauten, protestierenden Wiehern tat. Schon stobte sie davon und ihre auf den Boden hämmernden Hufe donnerten in die finster werdende Ferne.
Für ihn war alles gesagt und somit zog er von dannen. Oder zumindest... wollte er das tun. In diesem Fall hatte er allerdings die Rechnung ohne der Mischlingselfe gemacht, denn nach einigen kurzen, zuerst verdatterten, dann umso feurigeren Momenten nahm sie tatsächlich die Verfolgung auf. Raik war ebenfalls nicht sonderlich begeistert, doch noch eher dazu bereit in der irrigen Hoffnung, endlich seinen wohlverdienten Belohnungsritt zu ergattern.
So galoppierten beide durch den heranbrechenden Abend und hatten dabei vermutlich gar nicht so wenig Glück, dass sie sich auf einer weiten, leeren Ebene befanden, in der sich ihre Tiere nicht die Beine oder noch schlimmer den Hals brechen würden.
Irgendwann, es war beinahe kein Licht mehr vorhanden, um ihnen eine wirkliche Sicht zu ermöglichen, hatte sie ihn erreicht und machte deutlich, dass sie ihn weiterhin verfolgen würde, bis sie hätte, was sie wollte: Antworten!
Inzwischen ging Draca auch allmählich die Puste aus. Zwar hätte er sie durchaus zuschanden reiten können, wütend genug wäre er gewesen, aber letzten Endes nahm er ihr Keuchen und Schaufen ebenso wie das feuchter werdende Fell wahr, sodass er ihr gestattete, zuerst in einen flotten Trab, dann in einen schnelleren Schritt und schließlich in einen gemächlichen Trott zu verfallen. Schnaubend schüttelte die Stute den hängenden Kopf und setzte einen Fuß vor den anderen. Auch Raik war erschöpft und dachte nicht im Traum daran, sich auch nur noch einen Meter weit zu beeilen. Die beiden Spione hatte der wilde Ritt ebenfalls etwas mitgenommen, sodass sogar jemand wie der Schatten etwas schneller atmete.
Trotzdem sah er sie nicht an und tat, als höre er nichts, während sie ihn mit deutlicher Verzweiflung anfuhr. Stattdessen starrte er stur gerade aus und lenkte über Draca auch den Hengst in die Richtung, die er haben wollte.
Wobei sich nach kurzer Zeit herausstellte, dass seine Flucht weder kopflos, noch wirklich weit weg geführt hatte. Nein, er hatte lediglich einen erstaunlich großen Kreis gezogen, sodass sie sich allmählich, Schritt für Schritt, wieder dem entfachten Feuer näherten, das die Mischlingselfe vorhin mit Essen und Geschirr genährt hatte.
Es schien wahre Ewigkeiten zu dauern, bis sie das vermeintliche Ziel erreicht hatten. Noch immer hatte der Schatten keinen Ton von sich gegeben. Nun hingegen saß er ab, klopfte seiner Stute entschuldigend die Schultern und nahm sogar den Sattel ab, um ihr Erleichterung zu verschaffen. "Es gibt einen speziellen Spion, der all seine Leute kennzeichnet, sie stigmatisiert und damit jeglichen Überlauf zu einem anderen verhindert. Niemand würde so jemanden einstellen, um es sich mit dem Herrn nicht zu verscherzen. Oder besser gesagt... mit der Herrin.", begann er langsam und erstaunlich ruhig, fast schon wie im Halbschlaf, als spräche er im Traum. Vorbei schien der Zorn zu sein oder zu einem derartigen Glimmen verkohlt, dass er sich wieder im Griff hatte.
Weiterhin gönnte er ihr keinen Blick, sondern wandte sich dem Feuer zu und schnappte sich einen verhältnismäßig dünnen Ast, der weit genug herausragte, um sich daran nicht die Finger sofort zu verbrennen. Trotzdem musste das Holz äußerst heiß sein. Damit verkohlte er im Lichtschein der Flammen ein wenig das dürre Gras und fertigte auf der Erde dann eine Zeichnung an. Ein Symbol kam zum Vorschein, zwar stilisiert und dennoch in seinen Grundzügen erkennbar... sofern man näher trat und es sich genauer ansah.
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Und dafür ließ er ihr den Raum, denn sobald er fertig war, warf er das Holz zurück ins Feuer, schnappte sich seine Decke und sorgte erst einmal dafür, dass seine Stute trocken wurde und sich nicht würde verkühlen können. Das gab ihr die Gelegenheit, sich das Bild genauer anzusehen.
Würde sie es sofort erkennen oder würde es dauern, bis sie in ihrer Erinnerung einen Zusammenhang zu einem schmalen, grazilen Nacken herstellen würde, der bei intensiver Betrachtung dieses Symbol offenbarte, sofern die Frisur es nicht verbarg. Etwas, das aber auch in ihrer näheren Umgebung immer wieder dezent aufgetaucht war, mal auf einem Bilderrahmen inmitten von anderen Ornamenten, dann wieder auf einem Möbelstück oder gar in einem Teppichmuster versteckt. Ja, sogar auf Kleidung, am Saum, hatte sie es schon gesehen. Jedoch war das schon eine gewisse Zeit lang her.
Ob sie es überhaupt je bewusst wahrgenommen hatte? Oder sich daran erinnern konnte, jetzt, einfach so?
Wie auch immer, sie hatte Zeit und Raum, um darüber zu sinnieren, während er sich nach Draca auch um Raik kümmerte. Ganz so, als wolle er sich auf diese Weise dafür entschuldigen, die Tiere so durch die Gegend gehetzt zu haben. Was viel mehr war, als er gegenüber seiner Begleiterin tat. Oder...?
"Es ging nicht darum, dir das Herz zu brechen.", begann er nach einer wahren Ewigkeit wieder und nahm den Faden erneut auf. "Es ging darum, dass du sichtlich kopflos wegläufst und somit auch nicht der aufmerksamste Maulwurf eine Idee haben kann, wohin dein Weg dich führt. Denn deine Anwesenheit und deine Verbindung zu Arrond werden als Information ihren Weg ins Netz der Spinne finden, das kann niemand verhindern."
Gleich zwei Hinweise in einem Satz! Einerseits einer zu der Herrin des Verräters und andererseits, dass er etwas nicht so drehen konnte, wie er wollte. Oder...? Hätte er denn die Möglichkeit gehabt, diesen Informationsfluss zu stoppen? Oder gab er gerade, durch die Blume, zu, dass auch seinem Können Grenzen gesetzt waren?
"Und Zyranus..." Er zuckte mit den Schultern, drehte sich langsam zu ihr um und verschränkte seinerseits die Arme vor der Brust. "Wenn du dort hinein kommst, ist das vermutlich erst einmal der sicherste Ort für dein Überleben." Damit war er am Ende seiner kleinen Ansprache angelangt und machte es deutlich mit seinem abwartenden Blick zu ihr hin.
Ob sie in der Zwischenzeit die richtigen Schlüsse gezogen hatte? Was das mit ihr anstellen würde? Oder bräuchte sie weitere Hinweise seinerseits? Und warum, bei allen Teufeln des Harax, konnte er es ihr nicht einfach machen und ihr schlichtweg klipp und klar sagen, zu wem dieses Symbol gehörte?!
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 23. Juni 2022, 00:31

Tief hob und senkte sich ihre Brust, als sie mit feurigen Augen vor ihm stand. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte. Jetzt musste er nachziehen oder aber sie brachen hier und jetzt miteinander. Eleyna gab ihm einen Moment. Zwei Momente… drei. Nichts. Etwas klirrte und sie wusste, dass nur sie es hören konnte. Sie starrte den Schatten an, betrachtete sein Profil denn er widmete ihr nicht einen Blick. Alles was sie ihm eben sagte, alles was sie ihm gab. Es verhallte scheinbar ungehört und kratzte nicht mal ansatzweise an seiner Oberfläche. Eleyna blinzelte. Ihre Körpersprache brach in sich zusammen und ihre Wut verrauchte wie ein böser Geist, den man gebannt hatte. Doch der Eindruck trog den Beobachter, denn im Grunde wurde ihr Feuer lediglich abgelöst von der Erkenntnis, dass er ihr nichts geben würde. Niemals. Wenn er es nicht als nötig empfand. Es war ihm schlicht egal was sie zu sagen hatte. Was sie fühlte. Was sie dachte. Nichts konnte ihn von seinem einsamen Thron stoßen und wer war sie, dass sie glaubte, er würde für sie eine Ausnahme machen? Die Mischlingselfe ließ den Blick von ihm fallen und folgte mit dem ermüdeten Hengst zurück zum Lager. Sie hatten sich alle verausgabt auf die eine oder andere Art. Die Tiere wollten ihre verdiente Ruhe und etwas saftiges Gras, während Laogh offenbar entschieden hatte, dass Eleyna nichts tun konnte, um wieder in einen Dialog mit ihm zu treten. Er spielte mit ihr und zog lachend die Fäden an ihren Armen und Beinen. Und sie? Sie tanzte. Tanzte nach seiner Musik und war nicht mal gut darin. Weshalb kochten ihre Emotionen nur stets so hoch, wenn es um ihn ging? Welche Knöpfe kannte er, die sie so reagieren ließen? Eleyna hatte auch ihre Worte eingestellt und sagte bis zur Rückkehr ins Lager kein Wort.
Schweigend hatte sie seinen Weg registriert, allerdings war das nicht wichtig. Wichtig wäre es vielleicht gewesen, wenn er ihr endlich entgegengetreten wäre. Ihr das Gefühl gegeben hätte, dass er sich auch nur ein Minimum für das offen zeigte, was sie gesagt hatte. Immerhin offenbarte sie ihm durchaus so einiges, doch das zählte nicht für ihn. Und sie akzeptierte das in dem Moment, als er sie wortlos zum Lager zurückführte.

Eleyna glitt von Raik hinunter und tätschelte ihm gedankenverloren den Hals. Auch sie spürte eine leichte Schuld dem Tier gegenüber. Sie löste den Sattel, ebenso wie er es tat und erlöste den Hengst von der Last. Raik senkte schnaubend den Kopf, um sich endlich das verdiente Grasbüschel einzuverleiben. Sie zuckte als Laogh plötzlich das Wort an sie richtete. Eleyna erstarrte in ihrer Bewegung und presste die Lippen aufeinander. Sie kam hinter Raik nicht vor, verbarg sich vor dem Schatten und lauschte dennoch seinen Worten. Er ging zum Feuer und Eleyna wandte sich halb zu ihm um, beobachtete was er tat, rührte sich ansonsten aber nicht. Noch immer ignorierte er sie, zumindest mit seiner Aufmerksamkeit. Sie legte den Sattel beiseite und trat einen Schritt hervor, damit sie zumindest auf Entfernung sehen konnte, was Laogh mit dem Stock vorhatte. Er schien etwas zu zeichnen und erst als er fertig war und den Platz räumte, kam sie von ihrem Pferd hervor und sah distanziert zu dem Muster auf dem Boden. Einen Moment stand sie nur da, ablehnend und nicht gewillt ihm jetzt überhaupt noch zuzuhören. Ihre Augen tasteten die feinen Linien ab, folgten den Bögen, den Zacken und Spitzen. Etwas kribbelte in ihrem Nacken. Wie in Trance brach ihre angespannte Körperhaltung auf, während sie das Bild in der Erde betrachtete. Sie trat einen weiteren Schritt näher und hielt ihre Augen darauf gerichtet, als würde es sie hypnotisieren. Raik, Draca und Laogh verschwammen in ihrem Augenwinkel. Das Feuer knackte und zischte warnend, als sie sich über dem Bildnis befand und noch immer darauf starrte. Wie fremdgesteuert glitt ihre Hand in ihren Nacken. Bilder durchzuckten ihren Geist. Es waren lediglich Fetzen und zusammenhanglos, aber sie wusste, dass sie dieses Zeichen mehr als einmal in ihrem Leben gesehen hatte. Erst war es nur eine vage Beobachtung, als sie noch klein war. Sie hatte sie in einem ungewöhnlich intimen Moment erwischt… Und dabei gesehen, wie im Nacken eben jenes Zeichen auftauchte. Dann waren da Fetzen von Erinnerungen, die sie lange nicht mehr hervorgeholt hatte. Eine Feierlichkeit, ausgetragen von ihr… Geladene Gäste, Musik, festliche Kleidung. Eleyna selbst war bereits erwachsen, aber immer noch ein Kind in den Augen der Elfen. Lachen, Fratzen und überall wirbelte ihr dieses Zeichen entgegen. Die Spionin stand regungslos vor seiner Zeichnung und starrte darauf. Keine Faser ihres Körpers regte sich. Sie war gefangen in der Flut ihrer Erinnerungen, die sich plötzlich zu einem Bild zusammenfügten, das sie bisher nicht gesehen hatte. Im Schein des Feuers wurde sie blass, merkte selbst aber nichts davon. "Es ging nicht darum, dir das Herz zu brechen."… Eleyna blinzelte und wandte den Kopf zu Laogh.
Sie hatte völlig vergessen, dass er da war, und seine Stimme erschreckte sie sogar. „hm?“, machte sie leise, als sich eine verräterische Träne in ihren Augenwinkel stahl. „ "Es ging darum, dass du sichtlich kopflos wegläufst und somit auch nicht der aufmerksamste Maulwurf eine Idee haben kann, wohin dein Weg dich führt. Denn deine Anwesenheit und deine Verbindung zu Arrond werden als Information ihren Weg ins Netz der Spinne finden, das kann niemand verhindern." Eleyna spürte, wie sie sich zurückziehen wollte. Wie all seine Worte wie kleine Nadelstiche waren. Wie sie nicht mehr wollte, wie sie sich einschließen und nichts mehr hören wollte. Er sollte sie wieder ignorieren. Sollte er doch endlich aufhören zu reden. Erneut blinzelte sie, wirkte aber reichlich neben sich. Noch immer fluteten ihre Erinnerungen ihren Verstand und preschten unablässig auf sie ein. "Und Zyranus... Wenn du dort hineinkommst, ist das vermutlich erst einmal der sicherste Ort für dein Überleben." Jetzt. Da war es. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah er sie endlich wieder an. Eleyna hob den Blick nur flüchtig und wich ihm wieder aus. Noch immer wirkte sie unsicher und schwieg. Nach ihrer ganzen Wut, der ganzen Tirade an Emotionen, war das sicherlich kaum zu erwarten gewesen. Sie haderte noch einen Moment mit sich und der Erkenntnis, die sich mit lautstarkem Hämmern Zutritt in ihr Bewusstsein verschaffen wollte. Plötzlich waren da so viele Dinge, die sich einfügten in ein Bild und wiederum neue Teile herauslösten. Eleyna fröstelte mit einem Mal und strich sich über den Arm. „Ich verstehe…“, war die schlichte Antwort auf seine Worte. Ein Nicken bekam er noch, zum Zeichen, dass sie es ernst meinte. Allerdings wirkte sie nicht gerade so, als würde sich dadurch alles in Luft auflösen.

Plötzlich schien die Starre ihrer Erkenntnis aufzubrechen, sodass sie beide Hände hob und sich über die verräterisch glitzernden Augen strich. Sie straffte die Schultern und fuhr mit ihrer Schuhsohle über das Gemalte am Boden. Es verschwand. Ihr Unbehagen aber blieb. Dennoch schluckte sie diesen großen Brocken sinnbildhaft hinunter, ehe sie ihn emotionslos anblickte. „Netz der Spinne?“, hakte sie nach und nickte, um sich selbst zu beantworten. Ein zynisches Lächeln huschte über ihre angespannte Miene. „Dann weiß sie es also.“ Eleyna musste nicht aussprechen was sie dachte. Sie zog bereits die richtigen Schlüsse und sie wusste, dass dieses Symbol nicht einfach nur verspielte Malerei war. Ihre Mutter. Die ganze Zeit ihre Mutter. Eleyna wandte den Blick zum Feuer und starrte hinein. Da gab es so viele Hinweise, jetzt wo sie es wusste. Sie war so unsagbar blind gewesen. „Wer ist der Maulwurf bei Arrond?“, wollte sie wissen und sah ihn dennoch nicht an. Sie hatte inzwischen ihre Arme vor dem Bauch verschränkt. Noch immer rumorten die Gedanken in ihrem Innern. Sie zeigte deutlich die abwehrende Haltung und vermied es, seinen Blick zu kreuzen. Ihr Gesicht war glatt und bildete keine Gefühlsregung ab. Verriet nicht, was sie davon hielt. Allerdings brauchte er wohl keine offensichtlichen Emotionen, um zu bemerken, wie sie versuchte nicht in die Tiefe zu sinken. Wieder mal. Plötzlich ruckte ihr Kopf herum, doch wenn er glaubte, einen erneuten Wutanfall befürchten zu müssen, irrte er sich: „Ich schätze in Anbetracht der Tatsachen, habt ihr alles Nötige getan. Ich muss euch tatsächlich danken.“, meinte sie und wirkte nicht spöttisch dabei. Sie erkannte die Absichten jetzt. Allerdings war das was dahinterstand bei weitem niederschmetternder. „Dann bin ich jetzt wohl auf der Flucht…“, fasste sie seine Informationen zusammen und offenbarte ihm, dass sie sich der Lage bewusst war. Sobald ihre Mutter von ihrer Verbindung zu Arrond erfuhr, würde sie sicherlich ihre Schergen schicken.
Eleyna drehte sich wieder zum Feuer und brach den Blick zu ihm ab. Sie wirkte… leer. Irgendwie war sie viel zu ruhig nach dieser Enthüllung. Auch ihre Worte in Richtung des Spions, dass sie die Beweggründe nun verstand… sie waren ehrlich, aber leidenschaftslos. Als hätte sie ihre Emotionen an nur einem Tag verbrannt. „Gehörst du zu ihrem Netz?“, fragte sie plötzlich und rührte sich ansonsten nicht. „Immerhin warst du Arvid ein Mentor…“, zog sie weitere Schlüsse. Doch plötzlich hob sie die Hand, ohne zu wissen, ob er geantwortet hätte: „Nein… sag es mir nicht. Ich…“ sie holte tief Luft und atmete dennoch nicht richtig durch. „Ich will es nicht wissen.“, schloss sie und flüchtete sich in Aktionismus, als sie die Decken und Schalen einsammelte, um das Lager halbwegs wieder herzurichten.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. Juni 2022, 19:00

Es arbeitete in ihm und das nicht erst, seit sie ihn dieses Mal eingeholt hatte. Doch im Gegensatz zu fast allen anderen Lebewesen sah man es ihm nicht an. Im Gegenteil, je stärker ihn etwas beschäftigte, desto neutraler blieb seine Miene, um eben absolut keinen Schluss darauf zu zulassen, was hinter seiner Stirn vorging. So auch jetzt, als er sich nach dem wilden Ritt wieder etwas mehr beruhigt hatte, und er sie beide langsam zurück zu ihrem Lager führte.
Dass sie auf eine Antwort wartete, war ihm bewusst, aber er war im ersten Moment nicht bereit dazu. Es war ihm selbst viel zu emotional geworden, als dass er nicht zuerst dafür sorgen wollte und musste, sich erneut im Griff zu haben.
Somit dauerte es, bis er endlich wieder den Mund aufmachte und dabei Informationen preis gab, die es in sich hatten. Jedoch gab es auch etwas zu tun, indem er jenes Symbol in den Boden ritzte, das den Maulwurf enttarnt hatte. Und das ihr heftig zu denken gab.
Er ließ ihr etwas Zeit, ehe er fortfuhr und ihr noch einiges zu kauen gab. Zeitgleich kümmerte er sich um die Pferde, um beide, damit diese nicht nach dem anstrengenden, späten Ritt am nächsten Morgen krank und nicht länger einsatzfähig wären. Während Draca leise schnaubte, so, als hätte sie darauf bestanden, dass er diese Art der Wiedergutmachung ausführte, war Raik viel zu müde für etwas anderes als zu fressen.
Als der Schatten fertig war, sowohl mit reden, als auch mit seinen Handlungen, sah er sie wieder an und begann zu beobachten. Ihrer Miene war deutlich anzumerken, dass die Erkenntnis von ihr Besitz ergriffen hatte. Zwar bezweifelte er, dass sie tatsächlich die volle Tragweite erfassen konnte, allerdings würde sie sicherlich einen Teil davon tatsächlich verstehen.
Trotzdem merkte er auch, wie tief sie dieses neue Wissen traf, sodass er lautlos hinter sie trat und... einfach nur da war. Der wärmende Fels in der Brandung, wie schon am Abend zuvor, ohne sie direkt zu berühren oder sich aufzudrängen. Schlicht und ergreifend da, für den Fall, dass sie einen Bedarf danach hätte.
Lautlos schnaubte er bei ihrer Bemerkung, was für sie zwar nicht zu hören, aber durch seine Nähe zu spüren war. "Früher oder später wird die Nachricht sie erreichen, ja.", erwiderte er und deutete damit an, dass es nicht ganz so rasch gehen würde, wie es möglich wäre.
Nur... warum hatte er es dann nicht gänzlich verhindert? Oder waren ihm tatsächlich einmal Grenzen gesetzt, ohne, dass er es aussprechen konnte? Schon zuvor hatte dieser Punkt angeklungen.
Daraufhin zuckte er in ihrem Rücken mit den Schultern, was sie im Augenwinkel durchaus wahrnehmen könnte, wenn sie denn wollte. "Niemand Wichtiges, er hat sich als Tagelöhner eingeschleust. Zu mehr wird er nicht mehr kommen." Was auch immer das bedeutete.
Ob Laogh selbst für einen... tödlichen Ausgang seiner Mission gesorgt hätte? Oder würde er das Arrond überlassen? Wollte sie das überhaupt wissen und würde sie es je erfahren, wenn sie weiter bohren würde?
Ihre nächsten Erkenntnisse beließ er unkommentiert, denn im Moment war nicht der rechte Zeitpunkt für jene Antworten, die ihm sonst auf der Zunge liegen würden. Also zog er es vor zu schweigen. "Wäre zumindest der klügere Weg.", ließ er sich dann doch noch zu einer Bemerkung hinreißen. Wenngleich dieser der flapsige, herausfordernde Ton fehlte, den sie sonst erhalten hätte.
Es dauerte nicht mehr lange, bis sie ihre nächsten Schlüsse zog. Nun war es an ihm, die Arme zu verschränken, und während sie die Distanz suchte, um ihre Hände zu beschäftigen, gab er einen deutlich eingeschnappten Ton von sich. "Also bitte!", beschwerte er sich und klang dabei fast schon wieder so wie sonst auch. "Beschimpf mich, so viel du willst, aber beleidige mich nicht!"
Darauf folgten einige bezeichnende Sekunden, bis er seine Haltung wieder löste und den Kopf schüttelte. "Sie hat es mehrfach versucht, die Sturheit hast du definitiv von ihr.", griff er den Faden auf und ging zu seinem Sattel, um sein altes Hemd heraus zu holen. Dieses legte er dann zum Feuer und setzte sich darauf, da seine eigene Decke schließlich auf Dracas Rücken lag, um diese zu wärmen.
"Unter anderem mit Arvid als Köder.", fuhr er fort, zuckte mit den Schultern und rupfte ein wenig von dem spärlichen Gras neben sich, um es ins Feuer zu werfen. Dorthin hatte er auch seinen Blick gerichtet, der ein weiteres Mal wie seine gesamte Mimik absolut neutral und ausdruckslos war. "Tja, Pech für sie, dass ich mich niemandem unterwerfe."
Er sah kurz zu der Mischlingselfe und der Abglanz seines typischen, frechen Grinsens zuckte flüchtig über seine Lippen. Doch anscheinend beschäftigte auch ihn viel zu viel gerade, als dass er sofort zu seiner alten Form finden konnte. Oder... hatten ihre Worte von vorhin trotz allem etwas bewirkt und ließ er sie mit Absicht einen Hauch von dem hinter der Maske erkennen? Was konnte sie ihm überhaupt glauben?!
"Glück für dich, würde ich jetzt mal behaupten.", fügte er mit einem Hauch Frechheit in seinem Timbre noch an.
Dann sah er wieder ins Feuer und schien selbst seinen eigenen Erinnerungen und geweckten Dämonen nachzuhängen.
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 25. Juni 2022, 14:29

Sie hatte sich verausgabt. Emotional war sie an ihre Grenzen gegangen und hatte alles gegeben. Leider verrauchte das alles gegen eine neutrale Mauer aus Dunkelelf. Dass es in ihm arbeitete, stritt sie nicht mal ab, dass auch er sich ungewöhnlich zeigte, hatte sie registriert, allerdings führte das zu nichts. Denn ihre Wahrheiten blieben unkommentiert und so tat sich in ihrem Innern ein schwarzes Loch auf, das alles verschluckte, was sie noch hätte empfinden können. Eleyna schwieg auf dem Rückweg. Nun musste sie damit leben, dass sie Laogh etwas gegeben hatte, was er nicht hatte annehmen wollen. Sie hatte versucht seine Mauer des Schweigens aufzubrechen und ihm tiefgreifende Antworten zu entlocken. Allerdings hatte sie nicht geahnt, wie sehr er Einzelgänger war. Wie lange er wohl schon nicht mehr so sehr mit Emotionen konfrontiert wurde? Eleyna lieferte Laogh, seit sie sich kannten, ein wahres Spektrum an Emotionen. Was machte das mit jemandem, der es gewohnt war, dass Gefühle kaum eine, bis keine Rolle spielten? Der sich jahrelang abtrainiert hatte zu empfinden oder sich auf Empfindungen von anderen einzulassen? Er jedoch zeigte ihr, dass er nicht so gefühllos oder neutral war, wie er vorgab zu sein. Er besaß Aufopferungsbereitschaft, besaß Leidenschaft, besaß Empathie, auch wenn er es in einem offenen Gespräch sicher leugnen würde. Sie wusste einfach, dass da mehr war als der schweigsame Spion. Und es machte sie wahnsinnig, dass er ihr diesen Zugang verweigerte. Auf der anderen Seite – wieso wollte sie überhaupt mehr? Wieso versuchte sie es so vehement? War sie nun masochistisch veranlagt und lechzte nach dem Schmerz, wenn er ihr wieder und wieder vor den Kopf stieß? Vermutlich lag es einfach an ihrer Selbstzerstörung der sie Jahr um Jahr frönte.
Eleyna hatte bereits vor einigen Jahren für sich festgelegt, dass sie in ihrem Metier sterben würde. Dass ihr Traum von Familienglück und Harmonie eben nur das war: Ein Traum. Eine Art Mantra das sie weitermachen ließ. Einen wahren Ausweg sah sie jedenfalls nicht, weshalb sie sich seit jener Entscheidung Stück um Stück dem Ende entgegenreckte. Und alles was sie erlebte führte dazu, dass dieses Ende wahrscheinlicher wurde. Es mochte düster sein, doch sie gab sich seit langem keinen Illusionen mehr hin. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie sich so geißelte: Das Verlangen nach Echtheit. Nach wahrer Verbundenheit. Festzustellen, dass Arrond das nicht geben konnte und auch Laogh niemand war, der dafür in Frage kam, machte… schlicht einsam. Und Einsamkeit war ihre Achillesferse. Dafür war sie dann doch zu sehr ihres Vaters Tochter. Menschen waren sozial, gesellig. Nicht alle, aber das Gros. Und Elfen? Sie lernten mit dem langen Leben einsam zu werden. Sie waren kühler in ihren Emotionen. Etwas, was ihr verwehrt blieb. Sie war gebeutelt mit einem langen Leben in Einsamkeit. Wer würde da nicht verrückt werden irgendwann. Die Spionin jedenfalls nagte an dem Erlebten und gab die Versuche in Richtung Laogh auf, sodass sie schweigend zurück zum Lager gelangten. Es dauerte, doch plötzlich erfüllte seine Stimme die Nacht. Was er sagte hatte nichts mit ihrem emotionalen Ausbruch zu tun, allerdings war das was er da offenbarte wirklich dazu geeignet ihr abermals den Boden unter ihren Füßen zu nehmen. Zu erkennen, dass ihre Mutter weitaus mehr als eine einflussreiche Person in Morgeria war, die offenbar bereits mit ihrer Geburt ihre … Projekte vorantrieb…, das war ein Schlag ins Gesicht.

Erneut stand die Halbelfe wie vom Donner gerührt da und starrte auf das Zeichen im Sand. Erinnerungsbilder fluteten ihren Verstand, fügten eilig die Teile eines bisher ungekannten Puzzles zusammen. In ihrer eigenen Blase aus Hilflosigkeit spürte Eleyna plötzlich, dass sich etwas anderes beimischte: Wärme. Nähe. Sie rührte sich nicht, als er hinter sie trat. Wie gerne würde sie sich gegen ihn lehnen? Wie sehr sehnte sie sich danach, dass er sie in den Arm nahm? Doch sie konnte nicht. Sie stand nur da und unterdrückte das Atmen. Seine Bemerkung entlockte ihr ein Stirnrunzeln. „Was lässt dich so sicher sein, dass sie es erfährt?“ Aus dem Augenwinkel sah sie sein Schulterzucken, ehe sie sich wieder den Flammen vor sich widmete. „Was habt ihr mit ihm angestellt? Wenn er es nicht mehr weitertragen kann, wieso dann an Flucht denken?“, wollte sie dann doch wissen. Ob sie ihn dem Tod geweiht hatten? Es war kaum wichtig, wenn sie ehrlich war. In ihrem Metier gab es Tod und Mord jeden Tag. Auch wenn sie selbst das äußerst missbilligte, wusste sie auch hier, dass es manchmal einfach nicht anders ging. Und dass die ‚Gegenseite‘ meist weniger Skrupel hatte. Die nächsten Worte aber fanden den Weg ganz allmählich zu altem Schlagabtausch zurück. Sie spürte, wie er versuchte sich wieder sein altes Gebaren zu bedienen. Es misslang noch etwas, auch das hörte sie heraus, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung oder falsche... wie man es auch betrachten wollte.
Er bewegte sich und fand dann seinen Platz am Feuer. Eleyna hatte sich inzwischen in Aktionismus geflüchtet und stellte gerade die Schalen ordentlich zusammen, als er weitersprach. Sie erhaschte den Blick auf seine Züge, während er sich um ein freches Grinsen bemühte. Es lockerte auch kurz ihre Mundwinkel, auch wenn sie sich nur Sekunden zu einem Lächeln hinreißen ließen. Nachdem sie ihre Decke nun ebenfalls Raik spendierte, setzte sie sich ihm gegenüber, das Feuer zwischen sie, auf den Boden. Eleyna blickte durch die Flammen zu ihm. Der Feuerschein funkelte in ihrem Eisblau, hatte aber nichts mit der Wut gemein, die sie ihm vormals zeigte. Es dauerte eine Weile, dann verzog sich ihr Mundwinkel leicht nach oben: „Ist dem so?“, stieg sie leicht mit ein in seinen schwachen Versuch, harmlos zu klingen. Dann brach sie den Blickkontakt wieder ab, denn auch Laogh schien sich mit anderem zu beschäftigen. Eleyna’s Miene wurde wieder ausdruckslos. Plötzlich verzog sie das Gesicht und drückte sich den Arm gegen den Bauch. Ein Stich machte ihr zu schaffen, der sich bald wieder verflüchtigte. Bei all den Informationen war es kaum verwunderlich, dass ihr übel wurde, ihr der Appetit fehlte oder sie leichte Schmerzen verspürte. Die Elfe erhob sich unruhig wieder und streckte sich kurz. All das Schwerverdauliche verhinderte, dass sie sich entspannen konnte. „Was machen wir jetzt?“, wollte sie plötzlich von ihm wissen. „Ich bin mir sicher, dass Zyranus im Innern sicher ist, aber… wie lange? Und wie hineingelangen? Abgesehen davon, dass eine Belagerung stattfindet… Sie werden sicher nicht erfreut sein, eine Dunkle aufzunehmen. Kontakte hin oder her. Und was dann? Verstecken? Das ist nicht so mein Ding, wenn ich ehrlich bin…“, sinnierte sie leise und tigerte an ihrem Platz hin und her. Durch die Bewegung verschwand der Schmerz am Bauch. Das Chaos in ihrem Innern zeigte sich, als sie sprunghaft das Thema wieder wechselte: „Wie hat sie reagiert, als du dich ihrem Einfluss entzogen hast?“, wollte sie wissen und ihr Blick huschte unruhig hin und her. Ihre Gedanken wirbelten und ihre Bewegung spiegelte das wider. Es arbeitete in ihr. Und erneut wanderten die Gedanken sprunghaft. Sie konnte das was sie erfahren hatte nicht gut in Einklang bringen: „Ich frage mich, ob sie bereits so einflussreich gewesen ist, als mein Vater noch lebte… Ob… ob sie damals bereits auf etwas hingearbeitet hatte, abgesehen davon ihre Zucht… voranzutreiben.“

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Juni 2022, 13:54

Wie weit er wohl von seinen eigenen Grenzen noch entfernt sein mochte? Hatte er sich wegen ihr überhaupt ein bisschen aus seiner Komfortzone bewegen müssen? Oder würde es ihr niemals gelingen, ihn auch nur ein bisschen aufzuregen? Nein, das war so nicht ganz richtig, er war gerade erst zornig gewesen. Sogar so viel, dass er es in seinem Blick nicht vollkommen hatte verstecken können.
Nur... war das schon alles gewesen? Würde sie jemals mehr aus ihm herauskitzeln können? Wollte sie das überhaupt? Und wenn ja, warum? Warum kümmerte es sie weiterhin, was er dachte und tat, anstatt dass sie die Gelegenheit nahm und ihrer eigenen Wege ging?
Abgesehen von diesem missglückten Anknüpfen an ihre pelgarer Zeit mit Arrond gab es nichts, absolut gar nichts, das sie noch bei ihm hielt. Oder...? Wieso hatte ihr menschlicher Freund ihr geraten, bei dem Schatten zu bleiben? Weswegen hörte sie darauf, auch jetzt noch, nachdem sie von der Scharade wusste, ganz gleich wie physisch lebenserhaltend sie gewesen sein mochte?
Gab es da Abgründe in ihrem Inneren... oder andere Dinge, die sie so an den Meisterspion banden? Nicht unbedingt jene, dass er unwiderstehlich und unvergesslich wäre, diese Attribute würden sie zwar sicherlich nerven, aber nicht zwangsläufig an seiner Seite halten. Was also war es?
Und auf der anderen Seite... warum ließ er sie eigentlich nicht gehen? Aus welchem Grund tauchte er wieder und wieder auf, um ihr einen neuen Weg zu weisen, dessen Sinn und Ziel nur er kannte?
Jetzt jedenfalls führte er sie erst einmal ins Lager zurück und irgendwann würde sie sich vielleicht fragen, warum er die Hetzjagd in einem Kreis vollzogen hatte und nicht einfach in die Ferne. So wertvoll waren die wenigen Habseligkeiten bei ihrem Lager auch nicht und ein Feuer konnte er sicherlich auch mit Leichtigkeit anderswo entzünden. Was hatte er sich dabei nun wieder gedacht?
Zumindest brach er letzten Endes sein Schweigen und eröffnete ihr Dinge, die ihr regelrecht den Boden unter den Füßen wegzogen. Auch wenn es letztendlich wiederum Sinn ergab und sich vieles in ihren Gedanken zusammen fügten. Es arbeitete in ihr und er konnte sich lediglich vorstellen, welche Gefühle damit alles dranhängen würden.
Doch er ließ sie damit nicht vollkommen allein, sondern bot ihr Wärme und Halt an, wortlos, ohne sich aufzudrängen, wie er anfangs ihre Gedanken stets in eine Richtung gelenkt hatte, um sie um den Finger zu wickeln. Nein, jetzt war er schlichtweg still da und bot sich als Fels in der Brandung an, wenn sie es wollte. Ließ sie allerdings auch ziehen, als sie es nicht haben wollte.
"Weil die Nachricht schon unterwegs ist.", erwiderte er schlicht und schnaubte leise bei ihrer nächsten Frage, während er den Kopf schüttelte. "Wo einer ihrer Männer unterwegs ist, ist die nächste Kontaktstelle nie weit. Informationen finden immer ihren Weg zu ihr, dazu ist ihr Netz zu weit gespannt. Aber man kann es verlangsamen."
Danach zuckte er erneut mit den Schultern. "Wir haben ihm Quartier bei Rodrick gegeben.", erklärte er dann mit einem Hauch seines gespielten Unschuldston, der anzeigte, dass auch er sich allmählich wieder fing.
Während sie also für etwas Ordnung sorgte, machte er es sich leidlich bequem am Feuer und bemühte sich, seine übliche Haltung zurück zu gewinnen. Dass es ihm nicht sofort gelang, sprach Bände... wenn sie denn darauf geachtet hätte.
Erneut schnaubte er leicht und setzte einen Atemzug lang eine beleidigte Miene auf. "Such dir deinen eigenen Spruch!", quengelte er wie ein eingeschnappter Junge.
Vielleicht hätte das Ganze zu einem fast schon normalen Schlagabtausch zwischen ihnen werden können, wenn sie sich nicht an den Bauch gegriffen hätte. Laogh, trotz seines Blickes zum Feuer ein aufmerksamer Beobachter, straffte seine ohnehin schon aufrechte Position und sah direkt zu ihr hin. "Was ist los?", fragte er alarmiert und erwartete auch eine Antwort darauf.
Erst dann würde er sich dazu hinreißen lassen, ihre folgenden Worte überhaupt wahrzunehmen, während er, einem lauernden Raubtier nicht unähnlich, jede ihrer Regungen mit den Augen verfolgte. "Wir?", hakte er schließlich nach und deutete ein Kopfschütteln an. "Du gehst erst einmal schlafen. Ich..." Er stockte kurz und nutzte die Zeit, um wieder ein paar ausgerissene Grashalme ins Feuer zu werfen. "... werde nachdenken."
Damit stand er auf und trat ihr in den Weg, um sie zu stoppen. Sobald sie auswich, würde er ihr folgen, solange, bis er sie genug genervt hätte, um eine andere Reaktion hervor zu rufen, um auf diese zu reagieren. Ihre übrigen Fragen indes beließ er unbeantwortet, fest entschlossen, erst einmal sich alles zurecht zu legen, ehe er am nächsten Morgen das ein oder andere zu verraten. Nun ja, vielleicht eben! Ganz so, wie es auch sonst seine Art war!
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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 27. Juni 2022, 22:42

Ganz im Gegensatz zu ihm war Eleyna nicht darauf aus, sämtliche Emotionen ihres Innenlebens zu verbergen. Sie fühlte. Und ihr Gegenüber durfte das sehen. Nicht immer alles und nicht immer die ganze Wahrheit, aber sie brauchte ihre Gefühle nicht zu verstecken, um sich weniger angreifbar zu wähnen. Nach ihrem Dafürhalten waren es Emotionen, die sie um einiges stärker machten. Sie halfen ihr all die Schrecken in ihrem Leben zu ertragen. Wenn sie alles emotionslos hinunterschlucken würde, dann wäre sie längst in einem Sanatorium untergekommen. Wobei sie sich nicht sicher war, ob sie da nicht ohnehin bald landen würde. Die Heftigkeit seiner Enthüllungen hatte in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen. Ebenso die Frequenz. Sie hatte versucht sich dem zu entziehen und mehrfach wollte sie endlich diese zweifelhafte Verbindung kappen. Leider hielt er sie stets davon ab und immer wieder war er es, der sie auffing, wenn sie drohte tiefer zu fallen, als sie es womöglich ertragen konnte. Das schaffte eine seltsame Abhängigkeit, der sie sich kaum noch entziehen konnte. Er war der Quell der Informationen, die sie anderweitig nur schwer hätte bekommen können. Sie stolperte blind durch ihr eigenes Leben, erinnerte sich an eine Vergangenheit, die erst durch ihn Risse bekam und sie ratlos zurückließ. War er nun wahrhaftig interessiert an ihrem Werdegang? Oder genoss er lediglich die zweifelhafte Macht, die er über sie hatte? Ihm wäre es mit einem Fingerschnippen möglich, sie in den Abgrund zu stoßen und sie könnte nichts dagegen machen, außer zu fallen. Doch er stieß sie immer wieder an, so dass sie wankte und stand im nächsten Moment neben ihr, um sie zu halten. Das für sich genommen war schon ein zweifelhaftes Spiel, doch jetzt, ohne Arrond in ihrem Rücken der seit jeher, wie ein Anker fungiert hatte, war sie verloren. Eleyna stand allein da und sah kein Land in dem schwarzen Meer aus Lügen und Intrigen. Warum also blieb sie bei ihm? Warum also versuchte sie hinter seine Maske zu kommen? Was sollte sie sonst tun? Er war derjenige der sich als Konstante entpuppte und gleichzeitig Messer, Rettungsleine und Anker für sie wurde. Sie befand sich auf einem Pfad der sie nicht zum Glück führen wurde, dessen wurde sie sich mehr und mehr bewusst. Doch wenn sie schon auf dem Weg war, dann wollte sie zumindest die Informationen mitnehmen, die er zu bieten hatte. Deshalb blieb sie. Und wenn ihre Seele nicht derzeit verschüttet gewesen wäre, dann hätte Eleyna vielleicht erkannt, dass etwas in ihr keimte, was sie vermutlich abermals in einen Strudel gerissen hätte.

Seine Antwort lag irgendwie auf der Hand, sodass sie ihm nur einen kurzen Seitenblick schenkte und dann verstehend nickte. Sie beschäftigte weiter ihre Hände, während er sich um einen Platz am Feuer bemühte, an den er sich setzen konnte. Sie brütete derweil darüber, dass sie früher oder später sehr viel vorsichtiger sein musste. Bisher hätte sie sich lediglich vor ihren Befehlshabern in Morgeria rechtfertigen müssen, warum sie seit Wochen nicht einen Auftrag übernommen hatte. Nun allerdings würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie enttarnt und damit zum Abschuss freigegeben würde. Eleyna schluckte den bitteren Kloß hinunter. Sie war zwar nicht die absolut Beste in ihrem Fach, aber sie konnte sich überzeugend zur Wehr setzen, schaffte es unentdeckt zu bleiben und war imstande den Verfolgern, die bald vielleicht folgen würden, zu entkommen. Zumindest für eine Zeit. Aber dann? Sie spulte gedanklich zum Ende vor und konnte nicht umhin düster zu lächeln. Es würde ebenso enden, wie sie es sich selbst prophezeite. Das war nichts Neues. Die Halbelfe kümmerte sich kurz noch um Raik, ehe sie ihm gegenüber Platz nahm. Einen Moment herrschte Ruhe, bevor sie seinen Satz bemühte und er beleidigt aufquakte. Eleyna hätte das zum Anlass genommen, Konter zu bieten, doch sie wurde von einem heftigen Schmerz, so kurz er auch war, abgelenkt. Von jenem in die Höhe getrieben, begann sie sich zu bewegen. Seine Frage hielt sie einen Moment auf, den Blick auf ihn gerichtet. Stirnrunzelnd musterte sie ihn und wunderte sich über sein Interesse. Danach schüttelte sie den Kopf und winkte ab. „Nichts, nur leichte Bauchschmerzen. Das gibt sich gleich wieder.“, versicherte sie ihm abwiegelnd und tigerte weiter.
Die Gedanken waren sprunghaft und fanden ebenso wie ihr Körper keine Ruhe. Immer wieder wechselte sie die Themen, auch wenn alles auf ein und dasselbe zurückzuführen war: Gwyn d’Yaincre. Ihre Fragen erhielten derweil keine Antworten. Laogh hatte also zu seiner alten Form zurückgefunden und auch wenn ihr aufgefallen war, wie schwer es ihm dieses Mal gefallen war, hatte sie kaum Hoffnung etwas von ihm zu erfahren, wenn sie danach gefragt hätte. Zudem war sie erschöpft. Rein psychisch war sie erschöpft und hatte – zumindest für diese Nacht – keinen Bedarf mehr an etwaigen Rangeleien. So in ihren Gedanken versunken, bemerkte sie gar nicht, dass Laogh plötzlich vor ihr stand. Eleyna hob erschrocken den Kopf und blieb wie angewurzelt stehen. Erst verwundert, dann missmutig blickte sie dem Dunkelelf in das glatte Gesicht. Es dauerte eine Sekunde… zwei…, dann brach ihr Gesicht auf und sie lachte ihn unverfälscht an. „Schickst du mich etwa auf mein Zimmer?“, hakte sie nach und amüsierte sich, grotesker Weise, plötzlich. Doch der Moment hielt sich leider nicht lange. Die Last wog weiter schwer und auch wenn sie sich diesen winzigen Moment gönnte und aufzeigte, dass sie auch durchaus anders konnte, wurde sie von ihrer eigenen Gedankenwelt zurück in die dunkle Höhle getrieben. Tatsächlich tigerte sie einfach in die andere Richtung weiter und schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann jetzt nicht schlafen. Das… Laogh das ist nicht mit Schlaf getan.“, meinte sie ehrlich und kam wieder auf ihn zu.

Nach wie vor versuchte er sie aufzuhalten, doch wenn sie stillstand, dann trat sie von einem auf den anderen Fuß und ihr Blick flog umher, als würde sie ein Insekt im Flug verfolgen. Sie knetete ihre Unterlippe, sah ihn gar nicht richtig und achtete nicht auf seinen Einwand. Plötzlich fixierte ihr Blick den Spion wieder, als wäre ihr eben etwas eingefallen. „Wieso kümmerst du dich eigentlich darum? Du könntest überall deine Pläne vorantreiben, wieso bist du dir mit Arrond einig, dass ich in deiner Nähe bleiben sollte?“. Ihr Blick glitt wieder von ihm ab, als hätte er ein Öl verwendet, um sie daran zu hindern, an ihm kleben zu bleiben. „Ich meine, ja meine Chancen sind wohl besser mit deiner Hilfe aber… wozu? Was schert es dich?“, zuckte sie die Schultern und kehrte mit den Schritten wieder in seine entgegengesetzte Richtung. „Ist ja meine Suppe, die ich da auslöffeln muss. Wenn du jede traurige Existenz retten würdest, wärst du wohl der Samariter von ganz Celcia.“, plapperte sie, ohne wirklich mit ihm zu reden.
Sie lief nach wie vor Furchen in den Boden der Graslandschaft und zeigte deutlich, dass sie nicht in der Verfassung war, zu schlafen. Sämtliche Synapsen waren alarmiert und zwangen sie zu den Gedankensprüngen und Übersprunghandlungen. „Gab es vor mir eigentlich weitere Kinder? Oder war ich etwa die erste?“, sinnierte sie weiter und stand mit dem Rücken zu ihm, ehe sie anhielt. Sie redete mit sich selbst, merkte nicht mal, dass sie die Sprache wechselte und blendete ihn vollkommen aus. „Ob Arvid eigentlich von ihren Machenschaften weiß? Würde das etwas ändern? Womöglich nicht. Hassen tut er mich ja offenbar aus anderen Gründen.“, murmelte sie weiter und strich sich seufzend durch das Gesicht. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen, als die kühle Nachtluft ihre erhitzten Wangen umschmeichelte. Sie versuchte durchzuatmen, es gelang ihr aber nicht. Zu sehr blockierte der schwarze Klumpen in ihrem Magen ihre kläglichen Versuche, sich zu entspannen.

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Re: Auf nach Unbekannt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Juni 2022, 13:36

Er wäre nicht an die Spitze seiner Zunft gelangt und stünde nicht dort, wo er nun war, hätte er sich von seinen Gefühlen auch nur im Geringsten beeinflussen lassen. Die Frage war viel eher, wie viel von der Fähigkeit, diese zu zulassen und auszuleben er auf seinem Weg verloren hatte.
Dass er sie besaß, das hatte sie schon des Öfteren miterleben dürfen. Vor allem im Umgang mit Pferden, allerdings auch... bei ihr, bei Lauryn... ja, sogar ein wenig bei Rodrick, der es ihnen auf ihrem Wege definitiv nicht leicht gemacht hatte!
Warum also nicht jetzt? Oder gerade deswegen nicht jetzt, weil er mehr empfand, als er gewillt war zu zeigen? Um nicht angreifbar zu sein? Oder... um sie damit zu ärgern, um sie auf diese Weise etwas bequemer loswerden zu können?
Auf der anderen Seite... er hätte schon so viele Möglichkeiten gehabt, dass sich ihre Wege trennten, ohne sie genutzt zu haben. Wieso? Was war es, dass er sie nicht gehen lassen wollte... oder konnte? Dabei gewährte er ihr dieses Mal tatsächlich Antworten! Zwar Stück für Stück, jedoch dieses Mal nicht, um sie zu ärgern... nun ja, großteils nicht. Sondern hauptsächlich, damit sie den ersten Happen verdauen konnte, ehe der nächste käme und sie nicht daran erstickte.
Zugleich bot er sich als Halt an, sollte sie das wollen. Was derzeit nicht der Fall war, sodass er sie erst einmal hantieren ließ, während er ein paar weitere Brocken lieferte.
Bis sich ihr Körper meldete und es von ihm, naturgemäß, nicht unbemerkt blieb. Direkt fragte er nach und schnaubte leise bei ihrer Abwiegelung, die er ihr nicht einen Moment lang glaubte. Aufmerksam verfolgten seine Augen jede ihrer Regungen, während sie schon wieder herum tigerte.
Solange, bis es ihm reichte, er aufstand und sich ihr in den Weg stellte, um klar zu machen, was er für jetzt als richtig empfand. Dabei sah er ihr direkt ins Gesicht, registrierte jegliches Zucken und hob leicht eine Augenbraue an, als sie plötzlich zu lachen begann.
Ihre Worte sorgten allerdings auch bei ihm für ein feines Schmunzeln. Damit beugte er sich vor und verringerte die Distanz ihrer beider Gesichter, als wolle er sie, wie in gewohnter Manier, küssen. Oder eher, sie glauben machen, dass er das vorhaben würde. "Wenn es hier Zimmer gäbe, ja. Aber nicht nur das, ich würde dich ins Bett schicken und wenn du ganz lieb bitte, bitte sagst, würde ich dich auch zudecken und dir einen Gute-Nacht-Kuss geben!", raunte er und bewies damit, dass er endgültig zu seiner alten Form zurückgefunden hatte.
Fast schon bedauerte er es, dass sie sich der Situation wieder entzog, so verständlich es auch war. Das führte zu seinem Entschluss, den er wenig später in die Tat umzusetzen gedachte.
Zuvor jedoch konnte sie noch ein wenig herum geistern und sich auslaufen, wie er es gedanklich nannte. Auch wenn er ab und zu auf die sanfte Methode versuchte, sie zu etwas mehr Ruhe zu bringen. Was nicht viel half, so wie sie herum trippelte. Nein, so wurde das nichts und es bekräftigte ihn umso mehr in dem, was bald folgen würde.
Vorerst aber hörte er sich noch an, was sie zu sagen hatte, sowohl in der Sprache der Dunkelelfe als auch in jener einiger Menschen. Dabei wurde immer deutlicher, dass sie gar nicht mehr recht mit ihm sprach, sondern nur ihre dringlichsten Gedanken loswerden musste. Somit fühlte er sich der Aufgabe zu antworten auch enthoben und beobachtete sie lediglich.
Solange, bis sie einmal endlich stehen blieb und die Augen schloss. Das war jene Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Auch, wenn sie später jedes Recht der Welt hätte, sich zu beschweren, er kümmerte sich nicht darum, dass er gleich wieder auf jene Art übergriffig wurde, die sie erst vor kurzem angeprangert hatte.
"Nein, so kommst du nicht zur Ruhe.", raunte er in ihrem Rücken leise und dennoch so gut hörbar aufgrund der unmittelbaren Nähe. Bevor sie aber darauf reagieren konnte, wandte er schon jenen speziellen Griff an, den sie beide kannten und den er nicht zum ersten Mal bei ihr benutzte. Plötzlich gingen bei ihr die Lichter aus und sie war absolut machtlos dagegen.
Er hingegen fing sie auf, ließ sie zu Boden gleiten und holte dann sein schmutziges Oberteil, um ihren Kopf darauf zu betten. Dann setzte er sich daneben hin und starrte ins Feuer, um nachzudenken. Allerdings auch, um zu überwachen, dass sie nicht aus ihrem unfreiwilligen Schlummer erwachte und ihrem Körper zu wenig Schonung gönnte.
Indes verzichtete er auf den Schlaf, zuerst, um neue Pläne zu schmieden, und danach, um diese in die Tat umzusetzen. Er legte sich die Mischlingselfe am herandräuenden Morgen auf Dracas Rist, nachdem er die Tiere gesattelt hatte, und setzte sich kurze Zeit später nach dem Abbau des Lagers dahinter, um sie am Herunterfallen zu hindern. So schlug er jenen Weg ein, den er für das Beste für sie hielt und sorgte zugleich dafür, dass sie nicht frühzeitig aufwachen konnte.


Eleyna wird verschifft zu Eine Seefahrt, die ist lustig...
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