Schneetreiben

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 10. November 2021, 13:04

Die Worte des Fürsten, die sie eigentlich mit eisig kalten Stichen durchbohren sollten, berührten Sarin nicht. Sie schmolzen direkt an ihrer Aura aus Hass, die sie umgab und die die Nachtelfe kontinuierlich nährte. Vielleicht hätte sie den Hass in eine Tat umgewandelt. Eine Tat, die ihr am Ende das Leben gekostet haben könnte. Doch da war eine andere Aura, die sie davon abhielt, als sie sich in ihr Wahrnehmungsfeld schob. Castus hatte nie zuvor ein solches Gefühl bei ihr ausgelöst. Irgendwie unbehaglich hinterließ diese unsichtbare Präsenz neben ihr sie frösteln. Etwas lauerte tief in Castus' Innerem. Etwas Bedrohliches und Dunkles. Seine geflüsterten Worte unterstrichen, wieviel Unbehagen es auch ihm selbst bereiten musste.
"Ich will das nicht tun müssen."
Niemand sonst hatte die Worte vernommen. Sarin konnte sich nicht einmal bewusst sein, ob Castus sich selbst hatte sprechen hören, aber ihre feinen Ohren nahmen die Schwingungen auf und das leise Flehen an wen auch immer erreichte sie. Er stand wie sie kurz vor einer Entscheidung, aber im Gegensatz zu ihr, die nur zu gern das Leben aus Fürst Raikhyn von Blutsdorn herausgekratzt und sich ihrem Hass ganz hingegeben hätte, zögerte der Blauschopf. Was immer er im Begriff war zu tun, er sträubte sich dagegen. Es behagte ihm nicht und die Aura, die er dabei ausstrahlte, untermalte seine Unwilligkeit.
Sarin griff nach seiner Hand und so wie er sie durch sein Wispern aus dem Dunst düsterer Gedanken geholt hatte, schien er durch die Berührung aus seiner eigenen Finsternis zu erwachen. Er zuckte nicht, nur sein Blick huschte in den Augenwinkel, damit er sie betrachten konnte. Das Blau seiner Augen nahm Milde an. Seine Züge wurden leicht, sein Griff dafür etwas fester. Er drückte Sarin Hand leicht.
Hoffnung keimte in ihr auf, dass der im Grunde viel jüngere Mann neben ihr wie immer eine Lösung parat hätte. Eine sanfte, friedliche Lösung, die kein weiteres Blutvergießen erforderte. Doch er stand nur wie sie da, betrachtete die Reihen aus schwarz gerüsteten Elfen, die langsam eine Lücke formten, damit der verlorene Prinz seinen alten Schicksalpfad wieder würde aufnehmen können. Der Umhang, den man ihm übergeworden hatte, hing schlaff und schwer von seinen Schultern. Er schien sie gar noch etwas herunterdrücken zu wollen. Ein Gewand aus bleischwerem Pech und doch bürdete Dhansair sich diesen Weg auf - den Überlebenden zuliebe, an denen ihm so viel lag. Sie kannte einander kaum länger als einige Tage und doch hatte er nicht nur Sarin, sondern auch Castus sein Herz geschenkt. Ein Herz, das durch Iryans Tod gebrochen war. Ein Herz, das nur noch so lange schlagen wollte, bis er den Wünschen seines Vaters gefolgt wäre. Dann könnte er zu seinem Freund, seinem Leibwächter und Liebsten gehen. Wahrscheinlich war er in Gedanken längst dort.
Ein Ruf. Sein Name. Ein letzter Wink, sich selbst noch nicht aufzugeben.
"Dhan!!!..."
Er blieb stehen. Nicht durch ihn zuckte die Wachsamkeit, sondern durch seinen Vater, sowie sämtliche der versammelten Dunkelelfen. Dhansair hingegen blieb einfach nur stehen, als hätte man ein goblinisches Spielzeug aufgezogen, deren verborgene Mechnik nun zum Stillstand gekommen war. Allerdings lauschte er. Er hörte Sarins Worte, so wie alle anderen sie hörten. Die Krieger nahmen sie kommentarlos zur Kenttnis. Fürst Raikhyn verzog das Gesicht voller Verachtung. Er schenkte Sarin einen tödlichen Blick.
"Ich liebe dich!"
"Wir alle!", fügte Castus an. Seine Stimme klang fest und doch so ruhig. Eine Woge aus reinstem Balsam, die nicht nur über Sarin hinweg schappte, sondern auch den Erbprinzen erreichte. Kurz hatte es den Anschein, als wollte Dhan den Kopf drehen. Letztendlich unterließ er diese Geste und antwortete nur mit einem tonlosen "Ja" in die Stille hinein. Seinen Vater verließ die Geduld. Er schnaufte in Richtung seiner Männer und Frauen, so dass diese Dhansair nun mit bestimmtem Schieben durch die Lücke aus Rüstungen beförderten. Jene schloss sich, als die Soldaten abdrehten. Fürst von Blutsdorn folgte ihnen. Er hatte kein Wort des Abschieds für die verlassenen Seelen übrig.
Da standen sie nun. Nackt. Allein gelassen.
Castus lehnte sich leicht zu Sarin herüber, bis ihre Schultern einander berührten. Er war kalt. So langsam drang das Gefühl in den gesamten Körper der Nachtelfe. Sie fror. Sie würde erfrieren - sie beide! - wenn sie nicht rasch wieder in ihre Kleidung schlüpften. Und sie mussten ihr Versprechen einlösen...
Es fiel schwer zu dem Hünen zurückzuschauen, seinen muskulösen Körper reglos am Boden liegen zu sehen. Tot.
Neben Sarin atmete Castus tief durch. Er klang erleichtert, als fiele eine endlos schwere Last von seinen Schultern. Seine Augen waren geschlossen bis zu dem Moment, in dem er neue, frische und kalte Luft in sich aufnahm. Sie füllte seine Lungen und seine Lider hoben sich. Er wandte Sarin das Gesicht zu. Wie ernst er dreinschauen konnte. Es machte ihn auf eine geheimnisvolle und zugleiche traurige Art wunderschön.
"Es tut mir leid, Sarin, aber du kannst dein Versprechen nicht einhalten." Noch ehe sie überrascht, entsetzt oder fragend reagieren konnte, fuhr er fort: "Wir sollten ihn nicht unter die Erde bringen, wenn er noch zu retten ist." Rasch hob Castus seine freie Hand, bevor in der Nachtelfe zu viel Hoffnung aufkeimen konnte. "Ich ... weiß nicht, ob es funktionieren wird. Ich habe das noch nie versucht, aber ... oh, es ist schwer zu erklären! Irgendwie spüre ich, dass ich ..." Er suchte nach Worten, die sie nicht vollkommen verwirren würden. Allerdings wollte Castus nun auch nicht ausschweifend werden. "Ich kann es - glaube ich. Nein, ich weiß es. Ich ... hab nur keine Übung darin." Er lachte auf, aber es klang nicht so unbeschwert und fröhlich wie sonst, sondern eher hilflos. Am liebsten hätte er nun wohl auch seine Tante Mallahall gehabt, die ihn an der Hand nahm und beteuerte, dass es gelingen würde. Doch sie war nicht hier, noch wusste sie, was er vor hatte. "Zu oft sollte man Teile seiner Seele wohl auch nicht trennen, um sie als Lebensglut für andere einzusetzen. Ich ... das habe ich vor." Er schaute Sarin wieder an, wandte sich ihr ganz zu und griff nun auch nach ihrer anderen Hand. Seine Finger waren so kalt. Er zitterte wie die Nachtelfe wohl auch. "Das Feuer, das mein Vater mir gab, ist mächtig. Ich könnte versuchen, einen Teil davon abzuspalten, um Iryans Seele wieder Leben einzuhauchen. Ich weiß nur nicht, ob es gelingt und welche Konsequenzen es für mich hätte. Sarin ... ich bin unsicher. Ich war noch niemals so ... ungewiss. Soll ich es tun? Ich kann das nicht allein entscheiden."
Sein Blick fiel auf Iryans leblosen Körper. Castus presste die Lippen aufeinander. "Wieviel Gutes könnte ich tun, wenn ich diesen kleinen unbedeutenden Teil von mir selbst aufgebe?", murmelte er und klammerte sich fester an Sarin Finger.
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Sarin Kasani » Samstag 13. November 2021, 15:31

Sarin griff nach Castus Hand und so wie er sie durch sein Wispern aus dem Dunst düsterer Gedanken geholt hatte, schien er durch die Berührung aus seiner eigenen Finsternis zu erwachen. Er zuckte nicht, nur sein Blick huschte in den Augenwinkel, damit er sie betrachten konnte. Das Blau seiner Augen nahm Milde an. Seine Züge wurden leicht, sein Griff dafür etwas fester. Er drückte Sarin Hand leicht.
Ja...halt dich an mir fest... ich bin für dich da...
Das Grauen in der verborgenen Tiefe glättete sich wie Wellen auf einer aufgepeitschten See. Hoffnung keimte in ihr auf, dass es eine sanfte, friedliche Lösung geben könnte, die kein weiteres Blutvergießen erforderte. Sarin sah wieder nach vorne und betrachtete den verhüllten Rücken ihres dunklen Prinzen, der seinen alten Schicksalspfad wieder aufnahm - den Überlebenden zuliebe, an denen ihm so viel lag. Sie kannte einander kaum länger als einige Tage und doch hatte er nicht nur Sarin, sondern auch Castus sein Herz geschenkt. Ein Herz, das durch Iryans Tod gebrochen war.
"Dhan!!!..."
Er blieb stehen. Er hörte Sarins Worte, so wie alle anderen sie hörten.
"Ich liebe dich!"
"Wir alle!"

, fügte Castus an. Seine Stimme klang fest und doch so ruhig. Eine Woge aus reinstem Balsam, die nicht nur über Sarin hinweg schwappte, sondern auch den Erbprinzen erreichte. Kurz hatte es den Anschein, als wollte Dhan den Kopf drehen. Letztendlich unterließ er diese Geste und antwortete nur mit einem tonlosen
"Ja"
in die Stille hinein, was Sarin mehr bedeutete, als die einzelne Silbe vermuten ließ.
Ja – er liebt uns auch. Ja – er wird uns auch vermissen. Ja – es zerreißt ihn ebenfalls...
In Sarins Augenwinkeln brannten heiße Tränen. Ihre Sicht schwamm etwas, aber sie verbot es sich sie fließen zu lassen. Eben hatte sie ihren dunklen Ritter verloren, jetzt verlor sie ihren dunklen Prinzen gleichermaßen. Aber sie war keine Frau, die um ihrer selbst, oder ihre Einsamkeit weinte. Sie kannte Verlust und dieser hier, dieser Verlust war selbst gewählt. Ian hatte gewählt und Dhan ebenso. Sie hatten aus Liebe das getan, was geschehen war und Sarin akzeptierte ihre Wünsche – ihren Willen. Sie bewunderte Dhan sogar ein wenig für seine Willenskraft, sich letztendlich doch seinem verhassten Schicksal zu stellen. Dhansair wurde nun mit bestimmtem Schieben durch die Lücke aus Rüstungen beförderten. Jene schloss sich, als die Soldaten abdrehten. Fürst von Blutsdorn folgte ihnen. Sarin und Castus blieben zurück in der Kälte.
Da standen sie nun. Nackt. Allein gelassen.
Castus lehnte sich leicht zu Sarin herüber, bis ihre Schultern einander berührten. Er war kalt. So langsam drang das Gefühl in den gesamten Körper der Nachtelfe. Sie fror. Sie würde erfrieren - sie beide! - wenn sie nicht rasch wieder in ihre Kleidung schlüpften. Sarin wirbelte an cas heran und schlang ihre Arme um ihn.
Ich...mmm---mussssss mein... Versprrrrechen einlösen...
Es tat so weh zurückzuschauen, Ians muskulösen Körper reglos am Boden liegen zu sehen. Tot. Es war als streue man ihr Rasierklingen in die Augen und plötzlich brach der Damm. Lautlos, ohne ein Schluchzen flossen die Tränen ohne Halt ihre bleichen Wangen hinunter, ohne dass sie es selbst bemerkte. Dhan war nun ebenfalls fort und einzig Castus blieb mit ihr hier zurück. Ein merkwürdiger einzelner kleiner 'Hiks' entrang sich ihrem Körper und ließ sie erbeben. Mehr geschah nicht. Neben Sarin atmete Castus tief durch. Seine Augen waren geschlossen bis zu dem Moment, in dem er neue, frische und kalte Luft in sich aufnahm. Seine Lider hoben sich. Er wandte Sarin das Gesicht zu. Sein Ernst machte ihn auf eine geheimnisvolle und zugleich traurige Art wunderschön. Sie hob die zitternde Hand zu seinem Gesicht und streichelt seine Wange...
"Es tut mir leid, Sarin, aber du kannst dein Versprechen nicht einhalten."
Ihre Augen weiteten sich und sie blinzelte verstört.
W...wieso?
Noch ehe sie fragend reagieren konnte, fuhr er fort:
"Wir sollten ihn nicht unter die Erde bringen, wenn er noch zu retten ist."
Was??? Ich ...dachte...
Sie sah zu Ian und suchte nach Zeichen von Leben, aber sie war keine Heilerin.
Habe ich etwassss übersehen? Das viele Blut... Vorhin hat e...er doch den Ko...Kopf geschütttttelt...
Rasch hob Castus seine freie Hand, bevor in der Nachtelfe zu viel Hoffnung aufkeimen konnte.
"Ich ... weiß nicht, ob es funktionieren wird. Ich habe das noch nie versucht, aber ... oh, es ist schwer zu erklären! Irgendwie spüre ich, dass ich ..."
...w...was?
Er suchte nach Worten und Sarin sah ihn nur fragend an. Ihre Überlegungen zu Leben und Tod verstrickten sich zu einem dicken Knoten in ihrem Kopf und ergaben keinen rechten Sinn. Dieses seltsame Strickmuster zu entwirren, wollte Sarin nicht so recht gelingen. Fragend sah sie zu ihm auf.
"Ich kann es - glaube ich. Nein, ich weiß es. Ich ... hab nur keine Übung darin."
Er lachte auf, aber es klang nicht so unbeschwert und fröhlich wie sonst, sondern eher hilflos.
Www..was meinst dddd...du?
"Zu oft sollte man Teile seiner Seele wohl auch nicht trennen, um sie als Lebensglut für andere einzusetzen. Ich ... das habe ich vor."
Lebbb...bbbensglll...llut....
Er schaute Sarin wieder an und griff nun auch nach ihrer anderen Hand. Seine Finger waren so kalt wie ihre. Er zitterte. Sie blinzelte heftig, da das Denken immer schwerer wurde, sah an sich und ihm hinunter. Sie standen auf den Fellen, die sie mitgebracht hatten. Sarin ließ sich kraftlos auf die Knie fallen, zog ihn mit sich und zerrte den weichen Schutz um sie beide. Sie konnte nicht klar denken, wenn ihr Gehirn immer mehr abschaltete und die Eiseskälte ihr zu raunte, dass Schlaf eine selige und sehr endgültige Lösung wäre, wie sie nun wusste. Sie zog Castus näher an sich und hoffte, dass ihrer beider Herzen Schläge ausreichen würde um sie soweit zu wärmen, dass sie wieder denken konnte. Castus sprach derweil weiter:
"Das Feuer, das mein Vater mir gab, ist mächtig. Ich könnte versuchen, einen Teil davon abzuspalten, um Iryans Seele wieder Leben einzuhauchen. Ich weiß nur nicht, ob es gelingt und welche Konsequenzen es für mich hätte...“
...oddder für ihn...
„... Sarin ... ich bin unsicher. Ich war noch niemals so ... ungewiss. Soll ich es tun? Ich kann das nicht allein entscheiden."
Sein Blick fiel auf Iryans leblosen Körper. Castus presste die Lippen aufeinander.
"Wie viel Gutes könnte ich tun, wenn ich diesen kleinen unbedeutenden Teil von mir selbst aufgebe?"
, murmelte er und klammerte sich fester an Sarin Finger. Sarin musste sich einmal räuspern, bevor sie sprechen konnte. Dann klang sie etwas heiser, als sie flüsterte:
„Kein Ttt...Kein Teil von dir ...is...ist unbedeutend!!!“
Sie schmiegte sich an ihn wie eine Katze und betrachtete dabei in Gedanken versunken den toten Leibwächter.
Die Endgültigkeit des Todes war ihr immer bewusst gewesen. Wann immer der Gevatter seinen Arm nach einer Seele ausstreckte, so bekam er was er wollte. Sarins Eltern waren viel zu früh zu ihm gegangen und doch hatte Sarin niemals an diesem Handel gezweifelt. Manthalas Jünger wussten, dass dieser Pakt noch vor einer Geburt geschlossen wurde. Man bekam seine Zeit geschenkt und erhielt dafür die Gewissheit, dass am Ende von ihm aufgenommen wurde. So war das Leben nun mal. Es endete. Nichts wäret ewig und jene die sich dagegen auflehnten, waren entweder Nekromanten … oder Dämonen?
Sarin streichelte sanft über Castus Herz und langsam kamen die Gedanken wieder ins fließen, so wie die Wärme langsam in sie eindrang. Sie fühlte wie ihr Glaube hier auf eine harte Probe gestellt wurde. Wenn es dieser Mann, den sie für sein gutes Herz so sehr liebte, schaffte eine Seele zurück zu bringen…
Ist das richtig?
Diese Frage war wohl berechtigt, also lauschte sie in sich selbst hinein.
Ja ...mein Herz wünscht sich Ian zurück...so sehr!!! Genauso wie Dhan... Aber... Ian ist tot... ist das nicht wieder der Natur? Nicht wieder des Gevatters Willen? Versündigen wir uns nicht am Lauf des Schicksalsgewebes wenn wir ihm ...ein neues Leben geben?
Allein der Gedanke machte ihr Angst und doch Hoffnung zugleich. Es fühlte sich so zwiespältig an, dass es an Schizophrenie grenzte. Allein, dass Castus einen Teil von sich selbst in diesen Handel geben wollte, zeugte von seiner großen Liebe. Doch tat er das aus Liebe zu Ian oder zu ihr?
„Cas... warum würdest du das tun wollen?“
, fragte sie deswegen schlicht und fügte gleichzeitig an:
„Ich hoffe, du willst das nicht nur tun, weil mein Herz sich danach sehnt. Wenn dann musst DU es genauso wollen, weil...weil du Ian liebst! Aus keinem anderen Grund! Nicht aus Mitleid, nicht aus Trauer oder Sehnsucht... und ich weiß auch nicht,... ob das ...'gut' ist.“
Sie schluckte, denn die Worte schmerzten beim aussprechen:
„Ich weis nicht, ob es 'gut' ist einen... Toten mit deiner 'Lebensglut' zu wecken. Ich weiß, dass DU gut bist, aber ich habe auch Angst davor. Keiner kann die Folgen für dich...oder für ihn abschätzen, deshalb bin ich mir genauso unsicher wie du,... denke ich.“
Und Sarin wäre nicht sie, wenn ihr Gehirn nicht noch andere Wege einschlagen würde:
Was wenn es gelingt? Was wenn Ian lebt und was wird er darüber denken, dass Dhan gegangen ist? Wird er ihn zurück holen wollen?...sicher! Und dann wird er gleich wieder sterben. Und was wenn er bei uns bleiben will und dann doch sein Herz sich nach ihm sehnt – wenn er uns Vorwürfe macht, dass wir ihn ziehen ließen...
Einmal mehr 'dachte' sich Sarin um Kopf und Kragen.
Was wenn Castus Lebensfunke ihn verändert oder Castus selbst sich verändert? Beides wäre nicht...'gut'!
Ja, Sarin hatte Angst vor dieser neuen Möglichkeit, aber sie lehnte auch an ihrem Halbdämon und so verwandelten sich all diese Risiken auch in Chancen, die sie sich kaum eingestehen wollte.
Was wenn mein egoistisches kleines Herz ohne ihn nicht leben will? Was wenn ich zu Castus sage, dass er es nicht versuchen soll und ihm dann irgendwann Vorwürfe mache, es nicht getan zu haben. Nein, das würde ich nicht... aber was wenn ...Ach das führt zu nichts!
Sie rieb ihre kühle Wange an seiner Schulter und hielt ihn fest im Arm. Es war fast ein Wenig wie Tage zuvor unter der Trauerweide, wo sie sich das erste Mal geküsst hatten. Auch jetzt sehnte sie sich nach diesem Gefühl, wenn auch aus anderen Gründen.
„Cas... bitte küss mich und schau in meine Seele. Vielleicht hilft es dir eine Antwort zu finden. Ich selbst... finde keine.“
Sie seufzte kurz und schloss in Erwartung seiner Lippen die Augen. Ihre Wangen funkelten von den Tränen und ihr Herz rief nach ihm. Sie flüsterte:
„Was auch immer du tust, ich bin für dich da.“
Sie hatte binnen weniger Stunden zwei von drei Männern verloren, die sie aufrichtig liebte. Ihr Herz trug schwer daran, aber es umschlang auch innig den verbleibenden Teil. Auch wenn ihr Unterbewusstsein irgendwann ihr zuflüstern könnte, dass auch Castus sie verlassen würde, vielleicht sogar schon damit rechnete, so hielt sie ihn jetzt noch fest in sich umarmt, als müsse er niemals gehen. Irgendwann würde vielleicht sein Vater ihr ihn entreißen, aber selbst dann würde Sarin ihn weiter lieben. So wie sie Ian immer noch liebte. So wie sie Dhan immer noch liebte. Sie liebte jede kleine Sekunde, die ihr das Schicksalsgewebe mit diesen Männern geschenkt hatte und war dankbar dafür. Wenn Castus sich dazu entschloss, sein Geschenk, seinen Lebensfunken weiter zu geben, so liebte sie ihn auch dafür, aber sie würde ihn auch lieben, wenn er ihr Leid mit ihr teilte und sie letztendlich ebenfalls verließ. Dieses Gefühl wollte sie ihm vermitteln, ihm schenken, damit er seine Entscheidung treffen konnte. Und sie würde für ihn da sein – mit allem was sie hatte.
Geheiligt sei Manthalas Handel,
selig jene
die ihn reinen Herzens schließen.
Dein Vertrag bindet,
dein Zoll sei gegeben.
Wie im Schatten,
also auch im Licht.
Amen.

Es war mehr ein unbewusster Impuls gewesen, dieses kleine Gebet zu sprechen, doch ihrer weinenden Seele war es ein Bedürfnis. Sarin fand Trost in diesen kleinen Dingen, die sie an eine glückliche Kindheit erinnerten. Manthala begleitete sie in diesen Tagen mehr mit ihren Träumen und Zeichen, als dass Sarin ihr es hätte begleichen können. Irgendwann würde sie ihr ein weiteres Opfer darbringen, doch heute, ...war es genug der Opfer.
So war das mit den Göttern... sie warnten, aber doch verstand der sterbliche Geist oft die göttlichen Worte nicht, oder nicht gleich ihren rechten Inhalt. Sterbliche machten Fehler. Es war der Sinn der Sterblichkeit. So war nun mal das Leben und es ...endete auch manchmal vor seiner Zeit. Stellte sich nur die Frage, ob das Stundenglas für Ian wirklich schon leer gewesen war, oder ob es hier noch einen Schicksalsfaden gab, den Castus oder Sarin aufheben konnte. Gab es ein Gewebe, dass man neu spinnen konnte?
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Montag 15. November 2021, 13:24

Nun waren sie fort. Die Verfolger hatten die Jagd beendet, denn sie hatten Beute gemacht. Dhansair war fort. Castus und Sarin blieben allein zurück. Ohne den Erbprinzen. Ohne den Leibwächter, denn er hatte sein Leben gegeben. Leider hatte es nichts genutzt. Dhansair würde das Schicksal antreten, das sein Vater für ihn bestimmt hatte. Er würde denen von Blutsdorn einen oder mehrere Nachfahren zeugen und dann abtreten, um die Erbfolge ebenfalls nach den Vorstellungen seines Vaters abzugeben. Er bereitete den Weg und das Schicksal eine Ungeborenen. Dann würde er sterben.

Der Gevatter Tod gab keinen Kommentar dazu ab. Obgleich er in letzter Zeit einen Sinn für Humor zu entwickeln schien, was sicherlich seinem Lehrling geschuldet war, der durch sein eigenes Schicksal strauchelte, so gab sich das zeitlose Wesen besondere Mühe, professionell zu wirken, wenn sein Schützling nicht anwesend war. Dann verfiel er in Äonen alte Muster zurück. Es war schwer, Gewohnheiten abzulegen.
Tod stand am Rand der Szenerie und betrachtete, was noch lebte. Er betrachtete, was gestorben war. Vor allem aber betrachtete er...
"Willst du meinen Namen erhalten?" Eine Stimme. Weiblich, sanft und lieblich. Sie konnte jeden noch so trostlosen Ort mit Leben anreichern und erfüllen. Tod wusste, wer da zu ihm sprach. Er brauchte den skelettierten Schädel nicht einmal drehen. Er wusste, dass sie zuhören würde. Sie hörte ihm immer zu. Das gefiel ihm.
"Nein", antwortete er mit der schlichten Tonlosigkeit der Ewigkeit.
"Ach nein? Dabei machst du meine Arbeit in letzter Zeit doch wunderbar!" Sie lachte. Tod schwieg. Die Frauenstimme fügte an: "Du musst zugeben, dass du in letzter Zeit mehr Seelen hast zurückkehren lassen als in den vorherigen Jahren."
"Ich folge keinem Schema."
"Du wirst weich."
"Nein." Wieder antwortete er schlicht, doch dieses Mal schwang eine Spur von Entschlossenheit in der von einem Verwesungsecho durchzogenen Hohlstimme seines Schädel. Tod wandte sich um. Er sah dem Leben direkt in das bezaubernde Antlitz, folgte dem Schimmer ihrer Haut hinunter zu der Laterne in ihren Händen. Das kleine Licht darin flackerte und tanzte. Eine Motte schwirrte immer wieder gegen das Glas. Sie war bereit gewesen zu gehen. Sie hatte sich für einen Freund und seine Pflicht ihm gegenüber geopfert.
"Ich diene dir", antwortete der Gevatter. Es brachte Leben zum Schmunzeln. Sie nickte sanft. "Und diese kleine Seele diente auch jemanden. Jemand, der bald sterben wird."
"Ja."
"Du klingst unzufrieden, mein Diener."
"Du weißt, warum."
Erneut schmunzelte das Leben. Tod gefiel dieser Anblick. "Du darfst nichts unternehmen, mein Freund", sagte sie, erinnerte ihn an seine Pflicht und war gespannt, wie er nun wohl reagieren würde. Der Gevatter bewahrte seine Schlichtheit: "Ich diene dir."
"Das heißt, du wirst wieder deine eigenen Regeln unter diesem Deckmantel schreiben?"
"Nein. Die schreibt ein anderer."
"Ja, ich weiß." Das Leben neigte sich an der Kutte reinster Vergänglichkeit vorbei. Sie erhaschte keinen besonders guten Blick auf die Szenerie, aber den blauen Haarkamm schnappte sie auf.


Die Arme in gemeinsamer Trauer umeinander geschlungen, aber auch um nicht zu frieren, knieten Castus und Sarin auf den verteilten Fellen. Iryans Leib lag reglos in ihrer Nähe. Das Blut aus der Schusswunde hatte inzwischen eine dunkle Lache am Boden gebildet. Das Gesicht des Dunkelelfen war blasser als sonst, die Züge glatt, der Blick aber starr. Leblos.
Sarin kostete es Überwindung, zu ihm hinzuschauen, aber sie musste es tun. Castus hatte davon gesprochen einen Teil von sich selbst an Iryan zu geben, damit dessen Lebensglut wieder entfacht würde. Ein Blick in diese leeren Augen ließ daran zweifeln. Sein letzter Lebensfunke war erloschen und kein Feuer könnte ihn mehr so entflammen wie einst. Gedanken wirbelten durch den kleinen Kopf der Nachtelfe. Hoffung und Furcht tanzten einen Reigen wie einst sie zusammen mit Dhansair. Wenn Iryan doch wieder lebendig werden könnte, wie würde er auf die Information reagieren, dass sein Herr und Freund sich selbst in die Hände des Vaters zurückbegeben hätte? Wie würde er überhaupt auf alles reagieren? Wäre Iryan er selbst oder lebte nur der Körper mit einer Spur von Castus' Seele?
Der Halbdämon bot es an. Es wäre ein erneutes Opfer, dieses Mal durch ihn dargebracht. Nur er allein wüsste, wann und wobei ihm dann die seelische Kraft fehlen könnte. Wenn er seinem Vater gegenübertrat, um Zyranus zu retten? War es moralisch verwerflich, dieses Risiko aufzunehmen, damit Iryan leben könnte? Vorausgesetzt, dass er es auch wäre. Es gab so viele Faktoren, die in jeglicher Art und Weise schiefgehen könnten und Castus wusste selbst auch nicht, ob seine Idee Früchte tragen würde. Das Einzige, was seine und Sarins Unsicherheit verband und somit auch über jeglichem Zweifel, jedem Gedanken an Risiko, stand, war Hoffnung. Sie hofften, dass es gut ginge. Sie hofften, Iryan zurückzubekommen und dann vielleicht auch einen Weg für Dhansair zu finden. Man hoffte immer.
Sarin hätte ihrem blauhaarigen Liebsten gern diese Hoffnung gespendet, indem sie seine Unsicherheiten beiseite schob, aber sie selbst war sich nicht im Klaren, welche Entscheidung die richtige wäre. Ihr Kopf verwandelte sich nach all den Schrecken wieder in einen Wirbel aus wilden Gedanken, so dass sie letztendlich nicht mehr handelte. Oft genug hatte sie es in ihrem Leben getan. Es brauchte nur eine kleine Unsicherheit, um ihren Mut zu verdrängen und sie an einen Platz der Zurückhaltung zu befördern. Sie hatte gelernt, zu beobachten und sich aus Situationen herauszuhalten. So verschlimmerte sie jene nicht weiter. Andererseits ... hätte sie sich damals zurückgehalten und wäre nicht zum Ball gegangen. Hätte sie nicht ihr Kleid getragen, sich nicht von Dhansair auffordern lassen. Hätte sie nicht mit ihm getanzt ... Ja, es waren schreckliche Dinge geschehen. Sie hingen jetzt noch wie ein schwarzer Schatten über ihrem Gemüt. Sie belasteten sie mit Trauer und dem Gefühl von Verlust, kaschiert mit der Akzeptanz, dass jeder seine Entscheidung getroffen hatte, so endgültig sie auch war. Aber sie hatte auch so viel Schönes erlebt. Liebe. Mit drei Männern, die aufrichtig zu ihr waren.
Sarin hätte sich gern entschieden. Sie hätte Castus gern die Entscheidung abgenommen, aber sie ebenso wenig ihre Unsicherheit abschütteln wie er.
"Cas ... warum würdest du das tun wollen? Ich hoffe, du willst das nicht nur tun, weil mein Herz sich danach sehnt." Sie begann zu stammeln, während die Tränen an ihren Wangen entlang wanderten. Beides ließ sich nicht verhindern, ebenso wenig wie das Zittern ihres Körpers. Die Kälte drang nun mehr und mehr in die Höhle ein. Da half auch gegenseitiges Umarmen nichts. Für den Bruchteil einer Sekunde meldete sich der Wunsch, Castus möge ihr diese Lebensglut einhauchen, damit sie sich daran wärmen könnte.
"Cas ... bitte küss mich und schau in meine Seele. Vielleicht hilft es dir, eine Antwort zu finden. Ich selbst ... finde keine."
Er folgte ihrem Wunsch, nicht nur für sie, sondern auch für sich selbst. Warum wollte er es tun? Warum wollte er diesen beinahe fremden Dunkelelfen mit einem Teil seiner Selbst wiedererwecken? Warum wollte er den Versuch wagen und somit etwas von sich opfern? Für sie? Für Sarin?
Castus strich an ihrer Wange entlang und aus Respekt vor der Trauer, die sie beide für den Verlust empfanden, zerstörte er die Tränenbahnen dabei nicht. Er neigte sich ihr mit leicht schief gelegtem Gesicht entgegen. Noch ehe seine Lippen die ihren berührten, glommen die blauen Spitzen seines Haares. Dann entfachte sich dieser zauberhafte Schimmer über den gesamten Kamm, wanderte als züngelnde Flammen bis zu Castus' Mund und ging auf Sarin über. Nichts verbrannte, aber sie spürte die Wärme wenig später. Castus sah in ihre Seele. Er suchte die Antwort und hinterließ dort seine Spuren wie schon beim ersten Mal.
Er merkte gar nicht, dass er bei jedem Kuss einen Teil von sich an andere gab. Er streichelte Sarins Herz und ihre Seele. Er schenkte ihr Zuversicht und nahm alle Sorgen. Seine Flammen brannten sie nieder, hinterließen trostlose Erde auf ihrem Herzen und schenkten zugleich Wärme und Licht, damit ihre eigene Seele als kleiner Spross emporkriechen und sich neut entfalten konnte. Castus opferte mit jedem Kuss einen Teil von sich. Er schenkte Seelenheil. Es besaß ähnliche Eigenschaften wie Glück: Es vermehrte sich, wenn man es teilte. Er wurde ruhig.
Ohne die Lippen von Sarin zu lösen, ließ der sanfte Druck des Kusses nach. Sein Mund ruhte noch an ihrem, als wollte er die Verbindung nicht abbrechen. In Sarins Herz glomm Wärme. Kein Schneesturm könnte diese ersticken. Sie würde nicht erfrieren, solang sie Castus' Seelenfeuer im Herzen spürte.
"Warum ich es tun werde?" Er hatte sich bereits entschieden. "Weil alles andere nicht richtig wäre. Es brachte Leid. Ich leide ... weil ich eure Seelen leiden sehe. Ich kann so nicht atmen. Wie soll ich so tun, was ich tun muss?" Er lachte auf. Sein warmer Atem traf Sarins Gesicht. "Ich bin egoistisch", gestand er. Dann löste sich Castus von ihr und stand auf. "Tantchen wird das nicht gefallen", murmelte er vor sich her, während er Kleidungsstücke vom Boden aufhob. Er schlüpfte auch endgültig in seine Hose hinein. Dann reichte er Sarin, was sie zuvor getragen hatte. "Ich tue es für mich. Es zerreißt mich sonst. Ich ertrage es nicht." Seine Stimme klang rau und voller Reue. "Lysanthor wird es nicht gutheißen", raunte er. Dann berührte er die Tätowierung an seinem Kopf. Das Zeichen des Lichtgottes. Er wischte darüber, als könnte er es lösen, doch es blieb sichtbar.
Castus kniete sich vor Iryan. Er drehte ihn auf den Rücken und zog endlich den Armbrustbolzen unter seinen Rippen hervor. Blut lief keines mehr. Mit einem Wink deutete er Sarin an, sich zu ihm zu setzen und den Kopf des Toten auf ihren Schenkeln zu betten. Natürlich, nachdem sie sich bekleidet hätte. Dabei hielt er unentwegt das Zwiegespräch mit seinem Gewissen ... oder seiner Seele. "Die Erwartungen an mich sind hoch und ich werde sie erfüllen. Ich habe mich nur einmal auf meine Wünsche bezogen." Sein Blick blitzte hoch und erfasste Sarin. In seinen Augen strahlte Liebe auf. Dann fokussierte er sich darauf, Iryans Brust seine Hände aufzulegen. "Ich will es ein zweites Mal tun. Eigennützig sein. Egoistisch sein. Leben..."
Eine einzelne Flamme entsprang seinem Haarkamm. Sie loderte blau auf, wanderte a Castus entlang und seinen Arm herunter, bis sie als tanzender, blauer Glutball in seiner Hand lag. "Hiermit stelle ich mich gegen Lysanthors Gesetze als der halbe Dämon, der ich bin. Hiermit erlaube ich mir, diesen Teil meiner Selbst zu akzeptieren und damit das Chaos, das in meiner Seele ruht. Ich schaffe Ordnung durch Chaos." Er sprach es wie ein Mantra, ehe Castus den kleinen Glutball in die Wunde drückte, die zu Iryans Ableben geführt hatte.
Es zischte. Rauch züngelte blaugrau empor. Die Wundränder schlugen Blasen, welche unter weiterem Zischen und Rauchen aufplatzten. Dann verkrustete jene Stelle, wurde erst braun, schließlich schwarz. Der Schorf bröselte ab und hinterließ eine keilförmige, hellrosa leuchtende Stelle junger Haut. Castus behielt die Finger auf Iryans Leib.
"Komm schon...", murmelte er. "Atme... lebe ..." Er presste seine Fingernägel in das Fleisch des Leichnams, biss die Zähne aufeinander. Sarin spürte jedoch als erste die Wärme, die von dem toten Körper ausging. Warm und nicht mehr so schwer lag der Kopf auf ihrem Schoß. Etwas veränderte sich. Plötzlich zuckten von Iryans gesamten Leib blaue Flammen hoch. Sie verbrannte nicht und vergingen dafür auch viel zu schnell, selbst wenn sie Verletzungen hätten hervorrufen können. Vielmehr fuhren sie durch ihn hindurch wie ein gewaltiges Zucken. Der Körper stemmte sich einmal dagegen und fiel anschließend schlaff in sich zusammen. Doch nicht nur er, auch Castus kippte nun zur Seite. Er schrie, als hätte man heißes Öl über ihm ausgegossen. Er hielt sich die rechte Seite des Kopfes. Er presste seine Hände auf Lysanthors Siegel und zuckte wie unter einem Anfall. All seine Muskeln verkrampften. Er rang um Atem, japste und ...
Unter vor Schreck geweiteten Augen japste auch Iryan. Er sog die Luft mit einer Schnappatmung in seine Lungen, die wieder zu arbeiten begannen, während das Herz mit neuer Kraft wild und rasend schlug, ehe sich der vertraute Rhythmus wieder einpendelte. Auch er schrie auf, bei ihm klang es jedoch eher wie das wilde Drohen eines Tieres, bis der Dunkelelf den Fokus auf Sarins Gesicht fand und erstarrte. Er betrachtete sie, zunächst voller Angst, dann beruhigte sich etwas in seinem Blick. Er sank zurück, atmete endlich gleichmäßig und bewegte dabei die Finger unstet über dem felsigen Grund.
Seine Lippen teilten sich, dass seine Zunge zum Vorschein kam. Er sprach, aber es ging unter Castus' Schmerzensschreien unter, der sich nach wie vor neben dem wiedergeborenen Elfen am Boden krümmte.

Vom Rand der Höhle beobachteten der Gevatter und Leben die Szenerie. Letztere strich am Glas ihrer Laterne entlang. Die Motte war verschwunden. Der Zeitlose senkte die Hand mit dem Stundenglas, in dem nun neuer Sand rieselte. "Welch ein Chaos", sagte er schlicht.
"Dämonen sind Chaos. Sie halten sich nicht an Gesetze", entgegnete das pure Leben und lächelte.
"Ja", erwiderte Tod. "Da haben wir noch einmal Glück gehabt."
"Warum? Weil du dich an Gesetze hältst, du Herr der Toten, der seine Arbeit in letzter Zeit viel zu nachlässig erledigt?" Sie verpasste ihm einen Rüffel. Tod reagierte nicht darauf. Er betrachtete weiterhin die Szenerie. Schließlich meinte er: "Ich werde alt. Ich genieße es viel zu sehr, vor meinem Spiegel zu sitzen und diesen aufgepufften Mais zu essen."
"Du entwickelst Geschmack, mein Freund."
"Du solltest ihn probieren. Nichts geht über Puffmais."
"Vielleicht werde ich das eines Tages. Bis dahin halte ich mich an meine Gesetze."
"Ja. Das ist gut."
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 18. November 2021, 09:42

Castus folgte ihrem Wunsch, nicht nur für sie, sondern auch für sich selbst und das war Sarin eine große Erleichterung. Castus strich an ihrer Wange entlang und aus Respekt vor der Trauer, die sie beide für den Verlust empfanden, zerstörte er die Tränenbahnen dabei nicht. Es war nur eine Geste, aber sie berührte ihr Herz tief. Noch ehe seine Lippen die ihren berührten, glommen die blauen Spitzen seines Haares. Dann entfachte sich dieser zauberhafte Schimmer über den gesamten Kamm, wanderte als züngelnde Flammen bis zu Castus' Mund und ging auf Sarin über. Nichts verbrannte, aber sie spürte die Wärme wenig später. Sarin schloss ihre Augen und genoss den Zauber. Er schenkte ihr Seelenheil. Es besaß ähnliche Eigenschaften wie Glück: Es vermehrte sich, wenn man es teilte und Sarin war in ihrer Trauer trotzdem glücklich. Sie gab es in gleichem Maß wie sie empfing und hielt nichts zurück. Sie gab immer mit offenem Herzen.
Wie sehr ich ihn liebe!...
Ohne die Lippen von Sarin zu lösen, ließ der sanfte Druck des Kusses irgendwann nach. Sein Mund ruhte noch an ihrem, als wollte er die Verbindung nicht abbrechen. In Sarins Herz glomm Wärme.
Ich liebe dich!
"Warum ich es tun werde?...Weil alles andere nicht richtig wäre. Es brachte Leid. Ich leide ... weil ich eure Seelen leiden sehe. Ich kann so nicht atmen. Wie soll ich so tun, was ich tun muss?"
Er lachte auf und auch Sarins Mund zuckte zu einem Lächeln. So war er, ihr liebster Dämon. Er war so rein, so warm, so gut. Sein warmer Atem traf Sarins Gesicht und sie lächelte. Sie verstand was er meinte.
"Ich bin egoistisch"
, gestand er. Sie nickte, verstand. Dann löste sich Castus von ihr und stand auf. Sie sah ihm nach, wärend sie sofort ihre kalten Hände unter ihre Achseln steckte.
"Tantchen wird das nicht gefallen."
, murmelte er vor sich her, während er Kleidungsstücke vom Boden aufhob. Der Gedanke an Mallhall war ihr garnicht gefallen, aber Castus musste seine eigenen Entscheidungen treffen in dieser Sache. Er schlüpfte in seine Hose hinein. Dann reichte er Sarin, die Felldecke, in der sie Ian eingewickelt hier her getragen hatte. Sarin nickte ihm dankbar zu, hörte weiter zu und zog das Fell dichter um ihre schmalen Schultern.
"Ich tue es für mich. Es zerreißt mich sonst. Ich ertrage es nicht."
Seine Stimme klang rau und voller Reue.
"Lysanthor wird es nicht gutheißen"
, raunte er. Dann berührte er die Tätowierung an seinem Kopf. Das Zeichen des Lichtgottes. Er wischte darüber, als könnte er es lösen, doch es blieb sichtbar.
Wenn es nicht geschehen soll, dann wird er es verhindern, denke ich.
Castus kniete sich vor Iryan. Er drehte ihn auf den Rücken und zog endlich den Armbrustbolzen unter seinen Rippen hervor. Blut lief keines mehr. Mit einem Wink deutete er Sarin an, sich zu ihm zu setzen und den Kopf des Toten auf ihren Schenkeln zu betten. Sie kam dem sofort nach und streichelte Ians Wangen.
"Die Erwartungen an mich sind hoch und ich werde sie erfüllen. Ich habe mich nur einmal auf meine Wünsche bezogen."
Sein Blick blitzte hoch und erfasste Sarin. In seinen Augen strahlte Liebe auf und ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Das war Glück. So tief ihr Leid auch war, sie konnte immernoch Glück in allem finden. Dann legte Cas seine Hände auf Iryans Brust. Sarin nickte. Es war sein Wille, seine Entescheidung und sie war für ihn da. Also legte sie eine Hand liebevoll an Ians klamme Schläfe und eine oben auf Castus gekreutzten Hände, wie um ihn zu unterstützen.
"Ich will es ein zweites Mal tun. Eigennützig sein. Egoistisch sein. Leben..."
Sie nickte leicht. Es war in Ordnung. Eine einzelne Flamme entsprang seinem Haarkamm. Sie loderte blau auf, wanderte a Castus entlang und seinen Arm herunter, bis sie als tanzender, blauer Glutball in seiner Hand lag. Es war ein seltsam schöner Anblick. Entrückt betrachtete Sarin die Szenerie und lauschte seinen Worten.
"Hiermit stelle ich mich gegen Lysanthors Gesetze als der halbe Dämon, der ich bin. Hiermit erlaube ich mir, diesen Teil meiner Selbst zu akzeptieren und damit das Chaos, das in meiner Seele ruht. Ich schaffe Ordnung durch Chaos."
Er sprach es wie ein Mantra, ehe Castus den kleinen Glutball in die Wunde drückte, die zu Iryans Ableben geführt hatte. Es zischte. Rauch züngelte blaugrau empor. Die Wundränder schlugen Blasen, welche unter weiterem Zischen und Rauchen aufplatzten. Dann verkrustete jene Stelle, wurde erst braun, schließlich schwarz. Der Schorf bröselte ab und hinterließ eine keilförmige, hellrosa leuchtende Stelle junger Haut. Castus behielt die Finger auf Iryans Leib und Sarin sah atemlos zu. Sogar ihre Gedanken schienen die Luft anzuhalten...
"Komm schon..."
, murmelte er.
"Atme... lebe ..."
Er presste seine Fingernägel in das Fleisch des Leichnams, biss die Zähne aufeinander.
Da verändert sicht etwas...
Sarin spürte jedoch als erste die Wärme, die von dem toten Körper ausging. Warm und nicht mehr so schwer lag der Kopf auf ihrem Schoß. Diesmal nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung zitternd hielt sie Ians Kopf auf ihren nackten untergeschlagenen Schenkeln, während ihr Rücken, Schultern und Teile ihrer Arme vom Fell geschütz über ihm fast so etwas wie ein Zelt bildeten.
Was...
Etwas veränderte sich. Plötzlich zuckten von Iryans gesamten Leib blaue Flammen hoch. Sarin riss die Augen weit auf, zucke ein bisschen zurück, aber erlaubte sich nicht ihn los zu lassen! Die Flammen verbrannte ihn nicht und vergingen dafür auch viel zu schnell, selbst wenn sie Verletzungen hätten hervorrufen können. Vielmehr fuhren sie durch ihn hindurch wie ein gewaltiges Zucken.
Ohhh.... ach du meine...
Sie hielt ihn instinktiv fest, damit er sich nicht verletzte...was Unsinn war, doch tat man so etwas einfach in solchen Situationen. Sein Körper bäumte sich einmal auf und fiel anschließend schlaff in sich zusammen. Doch nicht nur er, auch Castus kippte plötzlich zur Seite. Er schrie, als hätte man heißes Öl über ihm ausgegossen. Auch Sarin schrie kurz auf, vor Schreck und Angst.
Was passiert hier nur???!!!
Sie wollte helfen, aber wusste nicht wie. Castus hielt sich die rechte Seite des Kopfes, dort wo sein Siegel prangte und zuckte wie unter einem Anfall. All seine Muskeln verkrampften. Er rang um Atem, japste und ... Sarins Blick jagdte den Schreien hinterher, doch konnte sich kaum lange irgendwo halten. Alles geschah so schnell.
Was kann ich tun??? Was kann ich tun?...
Unter vor Schreck geweiteten Augen japste auch Iryan und riss ihre Aufmerksamkeit wieder zu sich zurück, während eine Hand noch zu Castus gewandert war um ihn zu fassen, zu streicheln... oder irgendwie anders zu ...trösten, ihm zu helfen... ihn zu beruhigen ...unwissendlich wie.
Die beiden liebsten Männer litten. Es war kaum auszuhalten. Sarin fühlte sich in diesem Moment so unsagbar nutzlos, aber auch dieses Gefühl verpuffte in der allumfassenden Sorge und Liebe für diese Männer. Ian sog plötzlich die Luft mit schnappend klingender Atmung in seine Lungen. Auch er schrie auf, bei ihm klang es jedoch eher wie das wilde Drohen eines Tieres, bis der Dunkelelf den Fokus auf Sarins Gesicht fand und erstarrte. Er betrachtete sie, zunächst voller Angst, dann beruhigte sich etwas in seinem Blick. Sarin sah tief in seinen Augen das Erkennen und ein kleiner Freudenhüpfer entzündete ihr Herz. Er war immernoch er. Ihr dunkler Ritter sank zurück, atmete endlich gleichmäßig und bewegte dabei die Finger unstet über dem felsigen Grund, so dass sie sie mit einer Hand ergriff um ihm Halt zu geben.
Seine Lippen teilten sich, dass seine Zunge zum Vorschein kam. Er sprach, aber es ging unter Castus' Schmerzensschreien unter, der sich nach wie vor neben dem wiedergeborenen Elfen am Boden krümmte. Zerrissenheit erfüllte Sarin. Kein Wesen konnte an zwei Orten gleichzeitig sein, außer vielleicht der Tod selbst, denn dieser schaffte es immer und überall sein Werk zu tun. Aber Sarin war nur eine winzige sterbliche Seele in diesem Gefüge und sie musste sich entscheiden. Sie tat einfach instinktiv was sie für richtig hielt. Ian schrie nicht mehr, also rutschte sie ein bisschen herum, küsste sie ihn schnell wie zu einem 'Willkommen im Leben zurück' auf seine wieder warmen Lippen und beugte sich dann über Castus. Dabei hielt sie Körperkontakt zu dem frisch Erwachten mit den Beinen, bzw. versuchte irgendwie ihn mit sich zu ziehen. Doch Cas brauchte sie jetzt auch, also griff sie nach seinem Kopf und legte ihre Hände an seine Schläfen, somit auch mit einer über sein Sonnensymbol und küsste sein Gesicht, seine Lippen seine Augen, flehte innerlich, dass sie ihn irgenwie erreichen könnte, dass sie ihm etwas von dem Schmerz vielleicht abnehmen konnte...
*Kuss*
"Cas..."
*Kuss*
„Bitte...“
*Kuss*
„...komm zu..“
*Kuss*
„...uns zurück.“
*Kuss*
Sie rieb ihre Stirn an seiner.
„Ich liebe dich! Cas, Ian ist wach. Es hat geklappt. Du hast es geschafft! Bitte... Kann ich dir helfen? Irgendwie?...Bitte...“
Ihr Unterbewusstsein kramte schon wieder nach Möglichkeiten im Hintergrund um ihm zu helfen. Das war ihre Natur. Sie war eine helfende Seele, jemand der nicht zusah, sondern handelte, wenn sie konnte.
...Nauthiz, Bedeutung: Leid und Erlösung, Wirkung: hilft bei Trauer, Krankheit, Seelenschmerz ...oder Algiz? Bedeutung: Schutz, Wirkung: Schutz vor Verletzung, Magie, Gift... könnte beides helfen...Womit beginne ich?
Sarins Gedanken rasten.
Ach Lysanthor, warum strafst du deinen Jünger der doch nur Gutes tun will. Du hast zugelassen dass er sein Werk vollbringt, aber nun quälst du ihn...weil er ungezogen war? Weil es nicht in deine Ordnung passt? Ach, ich Götter...
Sarin ärgerte sich weil sie mit Castus litt, aber nur einen Gedanken lang.
Ian lebte, dafür war sie dankbar und wenn Lysanthor sein Siegel dafür jetzt als Strafe nutzte, aber ihr Castus nicht nahm, dann wäre sie auch dafür dankbar. Dann schwang ihr Denken um:
Manthala, bitte gib mir Kraft sein Leid zu mildern.
Damit schob sie sanft aber bestimmt Cas Finger beiseite, die das Symbol des Sonnengotts bedeckten um es anzusehen und küsste dann sanft die Haut darunter. Direkt übermalen wollte sie es gar nicht, aber wenn es ihm so viel Schmerz bereitete, dann könnte Nauthiz den Seelenschmerz vielleicht ein bisschen eindämmen? Ihre Intension war klar und so begann sie einen Kreis aus kleinen Runen um die Tätowierung zu zeichnen, sofern Castus es zuließ und sie das Gefühl gewann, dass es ihm gut tat.
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. November 2021, 06:54

Dass das verbliebene Trio Zuschauer der besonderen Art hatte, bemerkte keiner von ihnen. Sie waren ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt. Um sie herum herrschte Chaos, denn jenes war es, das seine Energien nutzte, um zumindest einen von ihnen zurück ins Leben zu befördern. Iryan war tot, da bestand laut der Logik nach kein Zweifel. Der Armbrustbolzen hatte zwar sein Herz, nicht aber seine Lunge verfehlt, als er genau zwischen seinen Rippenbögen eingetaucht und eine kleine Wunde gerissen hatte. Jeder Atemzug hatte dafür gesorgt, dass sie weiter aufriss, bis der Lungenbeutel sich nicht mehr hatte füllen können und der Dunkelelf binnen Momenten einfach erstickt war. Ein schreckliches Ende.
Dämonisches Chaos war allerdings dafür bekannt, genau das zu sein: Chaos. Was scherte sich diese Mentalität schon um Regeln, Gesetze oder Logik. Dem einzigen Gesetz, dem Chaos letztendlich folgte, war es, sich keinem Gesetz zu unterwerfen. Und so arbeitete die von Castus eingespeiste Dämonenenergie - geboren aus einem kleinen Teil seiner eigenen Seele - gegen alles an, was Iryan tot hielt. Da es sich um dämonische Seelenkräfte handelte und somit nicht zur Magie Celcias gezählt wurde, funktionierte es besser als erwartet. Der Magie unverträgliche Dunkelelf öffnete die Augen und das erste, was er sah, war...
"Schöne Sarin..." Iryans Wispern war noch leiser als ein Windhauch. Ohnehin ging es in den gepeinigten Schreien unter, die Castus von sich gab. Er krümmte sich neben dem Wiedererweckten unter Schmerzen, hielt dabei das Mal Lysanthors an seiner rasierten Stirn, welches zwischen seinen Fingern golden pulsierte. Nicht alle waren damit einverstanden, dass Chaos sich nicht an Gesetze hielt. Castus zahlte nun den Tribut dafür.
Sarin war in diesem Chaos ebenfalls gefangen. Als Zuschauerin musste sie zunächst die Szenerie ertragen. Auf der einen Seite ließ der Anblick eines wieder lebenden Iryan Ferndall ihr Herz wilder schlagen, auf der anderen Seite wollte es sich ebenso schmerzlich zusammenkrampfen wie Castus, bei jedem Schrei, den ihr Halbdämon von sich gab. Sie spürte den inneren Drang, etwas zu unternehmen, aber fühlte sich schrecklich hilflos. Was konnte sie schon tun? Was sollte sie in dieser Situation tun? Niemand hatte eine Antwort parat, denn wie oft kam es schon vor, dass eine Seele den kalten Händen des Todes entrissen wurde? Häufiger, als Sarin vielleicht annahm, doch für sie zählte das nicht. Sie brauchte dieses Wissen nicht. Es genügte, dass Iryan wieder atmete. Jetzt musste sie sich um seinen Retter kümmern. Er durfte für diese Tat nicht bestraft werden, auch nicht von einem Gott!
Iryan wollte sie allerdings auch nicht vernachlässigen. Auch er hatte aufgeschrien und im ersten Moment vollkommen orientierungslos, ja gar ängstlich, gewirkt. Um ihn zu beruhigen, griff sie nach seiner Hand. Sofort fand sein Griff dort Halt. Sarin konnte bereits an der mangelnden Kraft seines Händedrucks erkennen, dass der Elf zwar lebte, aber sehr geschwächt war. Er hatte viel Blut verloren. Sie schenkte ihm die nötige Aufmerksamkeit, so lang es ihr möglich war. Die Schreie unterbrachen den Moment. Iryan hörte sie ebenfalls. Was er bislang nicht hatte einordnen können, veränderte sich nun, als Sarin sich nach einem flüchtigen Kuss von ihm abwandte. Er verfolgte sie mit den Augen. Er sah, wie sie sich über Castus beugte. Der Halbdämon versuchte, sich nicht von einer Seite auf die andere zu rollen. Er hielt das lysanthorische Siegel und unter seinen Fingern qualmte es, stach mit goldenem Schein hindurch. Sein panisches Japsen, der Versuch, den Schmerz zu ertragen und der Anblick all dessen, war zum Herz zerreißen. Kein Wunder also, dass Sarin sich kümmern musste. Sie konnte nicht anders. Niemand mit einem Herzen hätte das gekonnt. Und so war es auch Iryan, der sich unter Anstrengung langsam in eine sitzende Position drückte. Er schwankte noch immer leicht. Sein Blick huschte zunächst wirr umher, bis der Schwindel nachließ. Dann fokussierte auch er den gepeinigten Halbdämon.
Sarin hatte Castus inzwischen erreicht. Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, strich mit den Daumen an seinen Schläfen entlang. Sie fühlte, dass Lysanthors Zeichen brennend heiß sein musste, denn Castus' gesamter Kopf glühte. Mit geweiteten Augen und panisch hüpfenden Pupillen suchte er ihren Blick. Sein Japsen dauerte an und auch das Zucken seines Körpers konnte er kaum unterdrücken. Mit einer Hand umfasse er eines von Sarins Handgelenken. Wie kräftig auch er zupacken konnte! Seine Fingernägel gruben sich in ihre zarte Haut, würden brennende sichelmindförmige Abdrücke hinterlassen.
Er beruhigte sich nicht. Küsse halfen nicht. Worte halfen nicht. Was bisher nur ein wenig half, war ihre Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte. Castus konzentrierte sich auf sie. Er versuchte, den strafenden Gottesschmerz auszublenden, so gut es ging. Es gelang nicht wirklich, aber immerhin hielt er den panischen Blick auf Sarin gerichtet. Für Antworten auf ihre Fragen, reichte es aber nicht. Castus gab nur gequälte Laute von sich, während er die Zähne zusammenbiss - für sie, damit sie diesen Anblick nicht weiter ertragen musste.
Wie Sarin es schaffte, in dieser Situation einen halbwegs klaren Kopf zu bewahren, wusste sie vermutlich selbst nicht. Vielleicht war es eine Form des Selbstschutzes, damit sie nicht verzweifelte. Sie konzentrierte sich auf ein Problem und arbeitete fieberhaft daran, um nicht all den Schrecken ihrer Umgebung verarbeiten zu müssen. Sie lagerte ihre geistigen Ressourcen auf die Problembewältigung aus und hatte somit keine Zeit, sich der Verzweiflung hinzugeben. So ging sie im Kopf gerade all ihr Wissen über die Runenkunde durch, stöberte in den Erfahrungen, die sie als Schneiderin mit den Runen gemacht hatte und klapperte die Eigenschaften einer jeden einzelnen ab auf der Suche nach einem Heil für Castus.
Ihre Wahl fiel auf Nauthiz, während sie die krampfenden Finger des Blauschopfes beiseite schob. Das Siegel darunter glomm wie flüssiges Gold auf seiner Haut und es brannte, als Sarins Lippen es für einen Kuss berührten. Castus umschlang ihren Arm. Er klammerte sich daran, versuchte zu sprechen. Es misslang erneut. Stattdessen gab er nur weiteres Japsen von sich.
Da rückte der Erweckte an seine Seite. Noch immer kraftlos musste er sich mit all seinem Gewicht an Sarin lehnen. Iryan war schwer. Dennoch erdrückte er die Nachtelfe nicht damit, sondern ließ sie die Schwere des Lebens spüren. Er war wie ein geistiger Rettungsanker, der die Nachtelfe nicht zum Opfer eines erzürntes Gottes machte. Seine Schwere gab ihr die Kraft, ihre Lippen aus dem brennenden Schlund des lysanthorischen Siegels zu lösen und sich ihrem Vorhaben zu widmen. Etwas wacklig, denn auch an ihr war die strafende Hitze nicht konsequenzlos vorübergegangen, zeichnete sie die Nauthiz-Rune auf Castus' Stirn. Sie brauchte dafür weder Farbe noch Blut. Ihr Finger wischte durch den Schweißfilm des Halbdämonen und schon setzte die magische Wirkung ein.
Erlösung von Trauer, Krankheit und Seelenschmerz. Castus mochte um Dhansairs Verlust getrauert haben. Um Iryan nicht, denn er wusste, dass er ihn zurückgeholt hatte. Aber diese kleine Spur Trauer brauchte ihn angesichts seines derzeitigen Problems nicht zu kümmern. Die Rune entfaltete sich also für den Seelenschmerz, denn krank war der Jüngling nicht. Doch konnte eine Rune gegen die Macht eines Gottes antreten?
Konnte sie. Unter Bedingungen.

Zwei weitere Zuschauer drängten sich auf die Plätze der höheren Wesenheiten. Der eine sandte goldenes Glühen aus seinem Symbol hinaus und es ärgerte ihn, dass er im Moment nicht auf die Macht der Sonne zurückgreifen konnte. Aber es war nicht seine Zeit und jemand hatte seine jüngere Schwester angerufen. Auch sie war Teil des Spiels. Obgleich ihr Mondlächeln bereits über der schicksalhaften Höhle und den drei Sterblichen darin hin, schickte sie noch einmal den Ruf ihrer weißen Eule in die Nacht hinaus. Ihr goldener Bruder verdrehte die Augen.
"Shhh!", mahnte die nebulöse Schwester. Wie immer zeigte sie sich nackt, bleich und schön. "Stör mein Handeln nicht."
"Störe meines nicht", erwiderte der Goldene. "Dieses Wesen wandelt zu unrecht auf Ce-"
"... auf Celcias Boden mit deiner strafenden Sonnenhitze", beendete sie den Satz. Dann verpasste sie ihrem Bruder ein Streicheln über den Kopf, das in all ihrer göttlichen Macht sein Haupt in den Grund drängte. "Jetzt ist meine Zeit", wiederholte sie. Manthala war in der Nacht mächtiger. Sie lächelte auf die Sterblichen herab. Eine nahm sie dabei mehr in Augenschein als die beiden anderen. "Ist es nicht niedlich, wie sie glaubt, Runenmagie könnte dich bezwingen? Aber sie hat gebetet und ich höre sie. Ich bin gespannt, was sie zum Tausch anbietet. Es ist immer ein Handel, verstehst du? Natürlich tust du das ... und jetzt mach dein Licht aus. Das kleine Seelchen hat genug gelitten."
Der Goldene schnaubte unwillig.
"Du kennst doch sein Schicksal." Damit war Manthalas Handeln vollzogen.

Das Glühen des Siegels ließ nach, als hätte sich Lysanthos Zorn der Rune Nauthiz gebeugt. Sie verblasste bereits wieder, da sich neuer Schweiß auf Castus' Haut bildete. Aber er beruhigte sich endlich. Seine Muskeln erschlafften. Er lag erschöpft auf dem kalten Stein, presste den Kopf mit der Siegelstelle dagegen und atmete durch. Wie gut Kälte doch tat!
"Was ist geschehen?" Iryans Stimme klang nicht nur brüchig, sondern auch viel zu laut in der nun hereingebrochenen Stille. Außerhalb ihres Unterschlupfes herrschte nach wie vor die Ruhe einer kalten Winternacht. Schnee rieselte, ohne von Wind aufgewirbelt zu werden. Gelegentlich knackte er oder rutschte von einem der anderen Felsen des Graslandes. Er mischte sich unter die sanfte Geräuschkulisse der Lebenden, die atmeten und durch die harmonische Stille endlich zur Ruhe kamen.
Castus zitterte, jetzt nicht mehr ob seiner Schmerzen, sondern weil die Kälte über seinen verschwitzten Körper strich und ihn für den Bruchteil einer Sekunde nach der Hitze Lysanthors sehnen ließen. Er drehte den Kopf, schaute zu Sarin empor. Endlich lächelte er, wenngleich schwach. Seine Hand musste irgendwann ihr Gelenk losgelassen haben. Jetzt suchte er wieder nach ihren Fingern. Dann wuchs sein Lächeln, als er Iryan entdeckte. Dieser erwiderte es mit einem ernsten Blick. Er schaute noch immer besorgt drein, unwissend ob der Ereignisse. Schließlich hob er eine Hand, um Sarins Gesicht am Kinn in seine Richtung zu drehen, sofern sie es zuließ.
"Dir ist nichts geschehen?", fragte er langsam, als hätte er noch Schwierigikeiten, Worte zu bilden. "Wo ist Dhansair und ... was ist mit deinen Lippen passiert?" Verbrannt. Sie hatte sich an Lysanthors Siegel verbrannt, dass es Teile ihrer Lippen hatte aufspringen lassen. Das Blut rann schon nicht mehr, aber die rötlichen Risse klafften sichtbar auf ihrer Haut. Iryan stricht behutsam mit einem Finger unterhalb ihrer verletzten Lippen entlang. Gern hätte er sie geküsst, wollte Sarin jedoch keinen Schmerz zufügen. Er hielt sich zurück.
Da streckte Castus die Hand nach beiden aus. "Tante Mall...", brachte er hervor, ehe er langsam die Augen schloss und kraftlos die Luft aus seinen Lungen entließ. Das lysanthorische Siegel prangte nach wie vor auf seiner rechten Kopfhälfte, aber das Glühen hatte nachgelassen. Das Mal war nun schwarz.
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 2. Dezember 2021, 09:37

Wie genau Sarin es schaffte, in dieser Situation einen halbwegs klaren Kopf zu bewahren, wusste sie selbst nicht. Sie konzentrierte sich auf ein Problem nach dem anderen und arbeitete fieberhaft daran, um nicht all den Schrecken ihrer Umgebung verarbeiten zu müssen. Sie lagerte ihre geistigen Ressourcen auf die Problembewältigung um und hatte somit keine Zeit, sich der Verzweiflung hinzugeben, die ohnehin noch weniger zielführend gewesen wäre. Sarin war stets eine pragmatisch denkende Handwerkerin gewesen und auch in Extremsituationen in der Lage, die Kontrolle über ihr eigenes Handeln zu behalten. Hatte sie der Stress des Arbeitsleben so also auch auf diese Situation vorbereitet? …Vielleicht ein wenig.
Viel später vielleicht, wenn nicht neue Veränderungen in ihrem Leben all ihre Aufmerksamkeit in Beschlag nehmen würden, würde der Fall in das Loch aus Angst und Verzweiflung folgen und sie sich gewiss martern, was alles schief gegangen war, aber jetzt verdrängte sie die Zweifel und blieb ganz und gar bei ihren Liebsten.
Die Wahl ihrer Rune fiel auf Nauthiz, während sie die krampfenden Finger des Blauschopfes beiseite schob. Das Siegel darunter glomm wie flüssiges Gold auf seiner Haut und es brannte, als Sarins Lippen es für einen Kuss berührten.
Autsch...egal...
Castus umschlang ihren Arm. Er klammerte sich daran, versuchte zu sprechen. Es misslang erneut. Ihr Finger wischten die Runen zeichnend durch den Schweißfilm des Halbdämonen und schon setzte die magische Wirkung ein. Die Rune entfaltete sich für den Seelenschmerz, den Castus erlitt. Doch konnte ihre Magie gegen die Macht eines Gottes antreten?
Konnte sie. Unter Bedingungen... Noch einmal erklang der Ruf Manthalas weißen Eule in der Nacht und Sarins Herz erzitterte vor Ehrfurcht!!!
Kein klarer Gedanke konnte beschreiben was in ihr vor ging. Es war eben jenes Gefühl, wie wenn man das erste Mal als Nachtelfe den sternenklaren Himmel sah, die hell leuchtende Scheibe des Mondes auf einen nieder lächeln spürte und ganz und gar in der Seligkeit des Momentes aufging. Sarin war DANKBAR!
Wie auch immer ihr eigenes Handeln dazu geführt hatte, dass sich vielleicht die Magie oder einfach der Segen der Göttin, oder beides, sich positiv auf Castus Leiden auswirkte, sie war DANKBAR!
Oh Manthala, ich danke dir!
Das Glühen des Siegels ließ nach und der Halbdämon beruhigte sich endlich.
Mein Liebster...
Sanft streichelte sie sein blaues Haar. Sarin war sich nicht wirklich bewusst, was die Veränderung hervor gebracht hatte. Aber sie hatte den Ruf der Eule gehört und ob es nun Segen oder Magie, oder beides gewesen war, sie war gläubig genug um für sich tief in ihrer Seele zu wissen, wer ihr in dieser Nacht zur Seite gestanden hatte. Sie ließ den Blick über beide Männer schweifen.
Mein Liebster leidet nicht mehr... mein Liebster lebt...
Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals und unter ihren Fingern konnte sie spüren, wie Castus Muskeln erschlafften. Er lag erschöpft auf dem kalten Stein, presste den Kopf mit der Siegelstelle dagegen und atmete durch. Wie gut Kälte doch tat!
"Was ist geschehen?"
Iryans Stimme klang nicht nur brüchig, sondern auch viel zu laut in der nun hereingebrochenen Stille. Castus zitterte und Sarin hob zum Zeichen des Wartens kurz die Hand in Richtung Ian und berührte ihn. Castus drehte den Kopf, schaute zu Sarin empor. Endlich lächelte er, wenngleich schwach. Seine Hand musste irgendwann ihr Gelenk losgelassen haben und die Mondsicheln zeichneten sich auf ihrer Haut ab. Fast musste sie bei diesem Anblick lächeln...
Jetzt suchte Cas wieder nach ihren Fingern. Dann wuchs sein Lächeln, als er Iryan entdeckte. Dieser erwiderte es mit einem ernsten Blick. Er schaute noch immer besorgt drein, unwissend ob der Ereignisse. Schließlich hob er eine Hand, um Sarins Gesicht am Kinn in seine Richtung zu drehen.
"Dir ist nichts geschehen?"
, fragte er langsam, als hätte er noch Schwierigkeiten, Worte zu bilden. Sarin schüttelte den Kopf und lächelte zur Antwort. Ihr ging es nach diesen aufwühlenden und zugegebenermaßen sehr extremen Ereignissen erstaunlich gut. Sie hatte rein körperlich nichts abbekommen. Nicht mal der Gebrauch ihrer Magie hatte sie erschöpft. Die Nacht war voran geschritten, als hätte es sie das alles fast nichts gekostet - Außer ihrer Jungfräulichkeit. Es war unglaublich.
"Wo ist Dhansair und ... was ist mit deinen Lippen passiert?"
Verbrannt. Na ja, zugebender Maßen, es hatte ihr doch ein paar kleine Blessuren eingebracht. Sie hatte sich an Lysanthors Siegel verbrannt, dass es Teile ihrer Lippen hatte aufspringen lassen. Vorsichtig tastete sie mit der Zunge über das wunde Fleisch. Das Blut rann schon nicht mehr, aber die rötlichen Risse klafften sichtbar auf ihrer Haut. Iryan stricht behutsam mit einem Finger unterhalb ihrer verletzten Lippen entlang. Da streckte Castus die Hand nach beiden aus.
"Tante Mall..."
, brachte er hervor, ehe er langsam die Augen schloss und kraftlos die Luft aus seinen Lungen entließ. Das lysanthorische Siegel prangte nach wie vor auf seiner rechten Kopfhälfte, aber das Glühen hatte nachgelassen. Das Mal war nun schwarz und Sarin sah es fast liebevoll an. Der Schatten der Nacht hatte ihren Liebsten gesegnet. Dann glitt ihr Blick zwischen den beiden Männern und kurz in der halboffenen Höhle umher.
...Hm...
Ihre Gedanken überschlugen sich und erfassten die Situation. Cas lag halb ohnmächtig am Boden, Ian war noch viel zu schwach um Hilfe zu holen und Hilfe brauchten sie. Mallahall war nicht all zu weit, aber Sarin selbst war hier her getragen worden und das nur eingewickelt in ein Fell. Sie sah zu Ian:
„Castus hat dir einen Funken seines Seelenfeuers gegeben, damit du leben kannst.“
, war Sarins schlichte geflüsterte, aber wohl treffende Antwort.
„Ich muss Mall her holen. Kannst du dich bitte zu ihm legen, damit ihr beide nicht erfriert?“
Damit rappelte sich Sarin so entschlossen auf, wie es ihr gerade nur möglich war. Ihre Beine waren immer noch ein bisschen klapprig, aber sie konnte laufen. Im Gegensatz zu den beiden Männern schätzte sie sich selbst noch am fittesten ein. Sie konnte Hilfe holen, wenn sie …
„Ich nehme Cas Stiefel.“
, sagte sie und tat es. Sie waren gewiss zu groß, aber es würde besser sein, als dass sie unterwegs ein paar Zehen verlor, wenn sie barfuß durch den Schnee stapfte.
„Wo muss ich lang?“
In der Hoffnung, dass einer der beiden ihr wenigstens die richtige Richtung zurück zum Lager weisen würde, zog sie sich die Felldecke eng um die Schultern und stapfte so halbwegs geschützt gegen die Kälte los. Hoffnung war eine mächtige Kraft und Sarin wusste, dass irgendwo die Zwillinge, die Bardin und Mall waren. Sie würden sie finden, wenn sie es nicht mit ihnen tat. Sarin musste Hilfe holen und das würde sie! Mall würde sicher eine Erklärung über die Geschehnisse dieser Nacht fordern und Sarin würde sie ihr geben. Aber jetzt brauchte Cas erst mal ihre Hilfe. Entschlossen stapfte sie in den Schnee hinaus. Erst als sie mit sich und ihren Gedanken allein war, erlaubte sie sich ein tiefes Seufzen.
Manthals... Herrin des Nachhimmels...
Sarin sah hinauf zu ihrem Symbol und badete ihr Gesicht im Mondschein.
...was für eine Nacht... so viel... so VIEL ist geschehen! Wie soll ich das nur alles... Unfug! Ich bin hier nicht die Leidtragende! Selbstmitleid hilft hier nicht! Cas und Ian haben so viel gegeben und ich muss stark sein um ihnen zur Seite zu stehen! Also Sarin! Lauf und hol Hilfe! ...
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Dezember 2021, 14:24

Erst jetzt, da sich der Stress etwas legte, herrschte genug Raum, um auch nach dem eigenen Befinden sehen zu können. Sarin nahm den Schmerz ihrer Lippen wahr, schmeckte nicht nur die verbrannte Oberfläche ihrer sonst so zarten Haut, sondern auch diverse Kluften darin. Ihre Zungenspitze fuhr über Risse, als die Lippen unter der Wucht lysanthorischer Vergeltung beim Kuss seines Siegels geborsten waren. Doch es blieb aushaltbar und sicherlich schaute es schrecklicher aus als es war. Mit ein bisschen Fettsalbe würde das im Nu heilen. Außerdem ging es der Nachtelfe doch noch verhältnismäßig gut. Den Schaden, den Iryan und Castus davongetragen haben mochten, könnte größer sein. Aufmerksam musterte sie beide.
Ihr Dunkelelf schien tatsächlich wieder vollends genesen zu sein. Eine kleine helle Narbe unterhalb seiner Rippenbögen würde zurückbleiben und ihn daran erinnern, dass er dem Tod nur mit Hilfe dämonischer Mächte entkommen war, aber er lebte. Und auch ihr geliebter Blauschopf atmete inzwischen wieder ruhig. Die Rune half, linderte den Schmerz, den Lysanthor ihm auferlegt hatte. Warum auch immer der Gott sich strafend einmischte, dass Castus einen Teil seiner Seele selbtlos opferte, um ein anderes Leben zu retten, blieb ihr schleierhaft. Allerdings war Lysanthor der Gott des Lichts und Sarin wusste, wie sehr er ihr Leid zufügen konnte, nur weil sie existierte.
Nachtelfen und Halbdämonen fielen nicht in den Gunstbereich dieses höheren Wesens. Dafür sah es ganz danach aus, als hätte Manthala - ihre Mondgöttin! - beide lieb gewonnen. Noch immer klang der sanfte Ruf der weißen Eule in Sarins Ohren nach. Sie hatte das Tier nicht gesehen. Mittlerweile war die gesamte Umgebung auch selbst in ein so weißes Kleid gehüllt, dass es sowohl Schneeeulen als auch -hasen leicht hatten. Jäger und Gejagte nutzten den Wandel der Welt zu ihrem Vorteil aus.
Castus' Züge wandelten sich ebenfalls. Aus der vor Schmerz und Pein verzerrten Miene entwuchs nun ein Lächeln. Es war matt, doch zeugte es davon, dass das Leid geendet hatte. Sarin griff beherzt nach seinen Fingern. Sie besaß aber kaum Zeit, sich länger um ihn zu kümmern. Iryan lebte und er war ob der gesamten Situation verwirrt. Vor allem sorgte er sich nicht nur um den Halbdämon, sondern auch um Sarin und nicht zuletzt um seinen verlorenen Herrn, seinen Freund. Dhansair. Nicht ein einziges Mal begutachtete er sich selbst. Er stand, das genügte ihm. Solange er stand, konnte er kämpfen, verteidigen und beschützen. Sein Leben geben.
Nein, nicht noch einmal!
Sarin bemerkte das Zittern beider Männer, aber sie spürte die Kälte auch unter ihren Fellüberwurf wandern. Sie mussten in einen wärmeren Unterschlupf gelangen oder an ein Feuer. Alles andere wäre tödlich. Castus erkannte es ebenfalls. Seine Lippen formten nach wie vor schwach den Namen seiner Ziehtante. Dann drohte er bereits wieder in eine Ohnmacht abzugleiten. Sie durften nicht länger warten. Fragen könnten später noch immer geklärt werden. Wichtig war es nun, dafür zu sorgen, dass sie alle ein später auch erlebten.
Sarin hielt sich somit nicht für ausschweifende Antworten auf. Mit wenigen Worten gab sie Iryan zu verstehen, wie dieser seinen eigenen Tod hatte überstehen können. Dann erhob sie sich bereits und spürte noch einmal die eisige Kälte unter den Schutz ihres Fells dringen. Sie krabbelte von ihren nackten Beinen her empor zu ihrem Schoß, der noch immer leicht pochte und sich etwas taub anfühlte. Das hatte allerdings andere Gründe.
"Ich muss Mall her holen. Kannst du dich bitte zu ihm legen, damit ihr beide nicht erfriert?", wies sie den Dunkelelfen an und deutete zu Castus. Dieser regte sich kaum mehr, schien aber nicht länger in Lebensgefahr zu sein. Er war nur erschöpft. Doch er würde erfrieren, wenn nun niemand zu Hilfe käme. Sarin musste sich beeilen. "Ich nehme Cas' Stiefel. Wo muss ich lang?"
Iryan mochte die Lage noch nicht ganz verstehen, erinnerte sich aber besser an die Richtung, in der ihr Rastplatz wartete. So deutete er Sarin den Weg und schaute ihr dann nach. Anschließend straffte er die Schultern, knurrte leise und ging vor Castus in die Hocke.
Inzwischen hatte die Nachtelfe den Schutz des Liebesnestes verlassen. Ohne die Felsen spürte sie eine Eisnacht noch mehr. Der Wind fegte ihr zwar nicht entgegen, sondern war so ruhig wie das Rieseln der Schneeflocken, aber die Luft nahm die Kälte des Nachthimmels auf. Es war so frostig wie im Reich der Nachtelfen, wenn man sich ohne Schutzkleidung zu sehr aus den von Feuern beheizten Bereichen der Stadt hinaus in die felsigen Höhlengänge wagte. Zugleich fehlte dort die Dicke der Luft. An Celcias Oberfläche konnte sie frei umherziehen und mehr Frost mit sich nehmen. Der Schnee trug ebenfalls dazu bei, jegliche Wärme unter seiner weißen Decke zu begraben. Er sank zwar mit der Gemächlichkeit eines Waldspaziergangs auf die Welt, aber inzwischen hatten die Flocken an Menge zugenommen. Fast rauschte es vor Sarins Augen, so dicht war der Schneefall inzwischen geworden. Die weißen, kleinen Sterne legten sich auf ihren Pelz und den Kopf. Sie hinterließen neben Kälte auch eine unangenehme Feuchtigkeit.
Die Nachtelfe stapfte entschlossen voran, den Glauben im Herzen, dass Manthala sie nicht hier draußen würde erfrieren lassen. Nicht jetzt, nachdem sie sich bereits gezeigt und sie unterstützt hatte. Ein so sadistisches Spiel war nicht ihre Domäne, sondern die ihres Zwillingsbruders Faldor. Ein Gott, den Sarin kannte, aber wie die meisten Nachtelfen nicht anbetete. Er gehörte zu den Dunkelelfen. Ob Iryan Stoßgebete zu ihm schickte? Was sollte Faldor ihm bieten? Vielleicht heiß wallendes Blut in seinen Adern, um sich an all jenen rächen zu können, die Dhansair mitgenommen hatten.
Fast schon glaubte Sarin, die schweren Schritte des Leibwächters hinter sich zu hören, je länger ihr Kopf die Gedanken um den blutrünstigen Gott und eine mögliche Glaubensrichtung ihrer dunkelelfischen Freunde wälzte. Dann aber zuckten ihre Spitzohren. Sie hatte wirklich etwas gehört! Sie stapfte nicht allein durch den Schnee und ja, die schweren Schritte hinter ihr, waren vertraut. Außerdem nahm sie zwischen der Stille des Schneefalls nun auch ein Schnaufen wahr. Obwohl er einmal so intensiv wahrgenommen, würde sie es niemals wieder vergessen. Es kam dem Keuchen gleich, das sie hinter sich vernommen hatte, zusammen mit dem heißen Atem in ihrem Nacken und den willigen Stößen in ihren Leib, als Iryan sie genommen hatte.
Iryan.
Der Dunkelelf folgte ihr mit stoischer Entschlossenheit. Er hatte sich die Zeit genommen, alles Kleidung anzuziehen und überzuwerfen. Auch Castus hatte er mit einem Teil von Dhansairs verbliebenen Kleidungsstücken dicker eingepackt. Er trug den Blauschopf auf beiden Armen, so wie er Sarin schon getragen hatte. Der dunkle Ritter und seine halbdämonische Prinzessin...
Castus zu tragen kostete ihn Kraft, die er trotz des gespendeten Seelenlichts nicht mehr vollauf besaß. Trotzdem stapfte er weiter, schob den Schnee mit jedem Schritt beiseite und holte Sarin langsam ein. Er sagte nichts, als ihre Blicke sich trafen. Doch die gerunzelte Stirn und der Wille in seinen Augen verrieten ihr, dass sie ihn nicht zur Umkehr würde bewegen können. Er begleitete sie. Wenn er es schaffte, war es gut, weil Castus so schneller wieder an einem warmen Lagerfeuer wäre ... glaubte sie. Die Wahrheit sah anders aus.

Bereits von weitem konnten Sarin und Iryan den Feuerschein ausmachen. Er begrüßte sie als orangeroter Fleck inmitten von rauschendem Weiß. Doch sie entdecken auch andere Flecken, die den Schnee rot färbten und nur schwach von der neu hrab rieselnden Weiße ausgewaschen wurden. Außerdem bemerkten sie Leiber, welche in der Nähe wie längliche, schwarze Felsen sich von der Landschaft abhoben. Der Schnee hüllte die schwarzen Rüstungen langsam in einen kontrastreichen Todesschleier ein. Der Glanz des Metalls war verblasst und hinterließ ein noch intensiveres Bild von Tod und Kälte.
"Von Blutsdorns Männer", brachte Iryan schnaufend hervor. Er klang nicht nur erschöpft, sondern auch alarmiert. Und er sollte Recht behalten. Es war nicht das Heulen des Windes, welches vom Feuerschein her zu dem Trio getragen wurde. Dort weinte jemand. Klagegesänge der Hinterbliebenen erreichten Sarins Ohren. Sie nahm nur eine einzige Stimme wahr, eine männliche. Codrin? Cadren?
Mallahallas goldene Mähne leuchtete fast noch heller als das Feuer, kaum dass Sarin, Iryan und Castus endlich den Lagerplatz erreichten. Die Lichtmagierin saß vor den Flammen, wärmte sich daran und wiegte sanft eine weitere Gestalt in ihrem Arm. Der Kopf der anderen Figur war halb unter einem gestrickten Überwurf verborgen. Von ihr gingen das Winseln, Schluchzen und Wimmern aus. Dahinter war nur noch ein Zelt zu erkennen, das stabil den Witterungen trotzte. Das andere zeigte sich als halb eingerissene Ruine mit blutiger Plane. Daneben im Schnee fanden sich wieder zwei länglich, ovale Hügel, umwickelt von Decken, so dass man nur noch ihre humanoide Form ausmachen konnte.
Iryan knurrte, griff bei Castus nach und stapfte dann energischer auf die Szenerie zu. Noch ehe er Mallahall erreichte, hob sie den Kopf. Ihre saphirblauen Augen leuchteten vor Hoffnung. "Ihr lebt. Castus! Oh mein Liebchen! Mein Junge!" Sie löste sich aus dem gestrickten Überwurf, kam auf die Beine und war schneller bei ihrem Neffen als Iryan ihn am Feuer abladen konnte. Dankbar ob der Wärme seufzte Castus auf. Mallahall schloss ihn sofort unter Tränen in die Arme. Nun wiegte sie ihn und nicht den anderen jungen Mann, der sich nicht erhoben hatte. Wie ein Häuflein Elend hockte er weiterhin am Feuer, eingehüllt in die verarbeitete Wolle. Er hob lediglich den Kopf, um zu sehen, wer überlebt hatte. Codrin oder Cadren?
Sarin entdeckte den hölzernen Ohrring unter dem nussbraunen Haar. Ein Schmuck im rechten Ohr. Cadren. Es war Cadren. Er hielt den Ohrring seines Bruders wie einen Talisman zwischen den Fingern und dicht an sich gepresst. Der Schalk war aus seinen Zügen verschwunden, zusammen mit seiner anderen Seelenhälfte. Und auch die alte Nhi'on war nirgends zu sehen.
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 19. Dezember 2021, 13:46

Iryan deutete er Sarin den Weg und schaute ihr dann nach. Inzwischen hatte die Nachtelfe den Schutz des Liebesnestes verlassen. Ohne die Felsen spürte sie eine Eisnacht noch mehr.
...dd....das ist sooo kalt!!!...
Der Schnee trug ebenfalls dazu bei, jegliche Wärme unter seiner weißen Decke zu begraben. Er sank zwar mit der Gemächlichkeit eines Waldspaziergangs auf die Welt, aber inzwischen hatten die Flocken an Menge zugenommen. Fast rauschte es vor Sarins Augen, so dicht war der Schneefall inzwischen geworden. Die weißen, kleinen Sterne legten sich auf ihren Pelz und den Kopf. Sie hinterließen neben Kälte auch eine unangenehme Feuchtigkeit.
Ich muss mich beeilen! Nicht stehen bleiben!
Die Nachtelfe stapfte entschlossen voran. Dann aber zuckten ihre Spitzohren. Sie hatte wirklich etwas gehört! Sie stapfte nicht allein durch den Schnee und ja, die schweren Schritte hinter ihr, waren vertraut. Außerdem nahm sie zwischen der Stille des Schneefalls nun auch ein Schnaufen wahr. Einmal so intensiv wahrgenommen, würde sie es niemals wieder vergessen.
Iryan. Warum... ich glaube, ich könnte sagen was ich wolle, er hätte doch seinen eigenen Kopf.
, dachte sie liebevoll sich teils ein bisschen über ihn ärgernd, aber gleichermaßen und doch viel mehr von seiner Kraft und seinem Willen beeindruckt. Sarin blieb stehen und ließ ihn aufholen. Der Dunkelelf folgte ihr mit stoischer Entschlossenheit. Er hatte sich die Zeit genommen, seine Kleidung anzuziehen. Auch Castus hatte er mit einem Teil von Dhansairs verbliebenen Kleidungsstücken dicker eingepackt. Er trug den Blauschopf auf beiden Armen, so wie er Sarin schon getragen hatte.
Der dunkle Ritter und seine halbdämonischer Prinz...
Sarin konnte nicht anders als ihm entgegen zu lächeln. Verflogen war jeder noch so kleine Groll. Castus zu tragen kostete Ian Kraft, die er trotz des gespendeten Seelenlichts nicht mehr vollauf besaß. Trotzdem stapfte er weiter, schob den Schnee mit jedem Schritt beiseite und holte Sarin langsam ein. Er sagte nichts, als ihre Blicke sich trafen. Doch die gerunzelte Stirn und der Wille in seinen Augen verrieten ihr, dass sie ihn nicht zur Umkehr würde bewegen können. Also lächelte die Nachtelfe nur, nickte und lief an seiner Seite weiter. Wenn sie es schafften, war es gut, weil Castus so schneller wieder an einem warmen Lagerfeuer wäre ... glaubte sie. Die Wahrheit sah anders aus.

Bereits von weitem konnten Sarin und Iryan den Feuerschein ausmachen. Er begrüßte sie als orangeroter Fleck inmitten von rauschendem Weiß. Doch sie entdecken auch andere Flecken, die den Schnee rot färbten und nur schwach von der neu herab rieselnden Weiß ausgewaschen wurden. Außerdem bemerkten sie Leiber, welche in der Nähe wie längliche, schwarze Felsen sich von der Landschaft abhoben. Der Schnee hüllte die schwarzen Rüstungen langsam in einen kontrastreichen Todesschleier ein. Der Glanz des Metalls war verblasst und hinterließ ein noch intensiveres Bild von Tod und Kälte. Sarin erstarrte nicht vor Kälte, es war der Anblick des Todes, des Blutes, der Grausamkeit.
"Von Blutsdorns Männer"
, brachte Iryan schnaufend hervor. Er klang nicht nur erschöpft, sondern auch alarmiert. Und er sollte Recht behalten. Es war nicht das Heulen des Windes, welches vom Feuerschein her zu dem Trio getragen wurde. Dort weinte jemand. Klagegesänge der Hinterbliebenen erreichten Sarins Ohren. Sie nahm nur eine einzige Stimme wahr, eine männliche. Codrin? Cadren?
Mallahallas goldene Mähne leuchtete, kaum dass Sarin, Iryan und Castus endlich den Lagerplatz erreichten. Die Lichtmagierin saß vor den Flammen, wärmte sich daran und wiegte sanft eine weitere Gestalt in ihrem Arm. Der Kopf der anderen Figur war halb unter einem gestrickten Überwurf verborgen. Von ihr gingen das Winseln, Schluchzen und Wimmern aus. Dahinter war nur noch ein Zelt zu erkennen, das stabil den Witterungen trotzte. Das andere zeigte sich als halb eingerissene Ruine mit blutiger Plane. Daneben im Schnee fanden sich wieder zwei länglich, ovale Hügel, umwickelt von Decken, so dass man nur noch ihre humanoide Form ausmachen konnte. Sarin hatte unwillkürlich ihre Hände vor den Mund gehoben und starrte das Bild des Leidens an.
Iryan knurrte, griff bei Castus nach und stapfte dann energischer auf die Szenerie zu. Sarin folgte ihm ohne einen Gedanken in ihrem Kopf. Sie war wie leer gefegt. Noch ehe er Mallahall erreichte, hob diese den Kopf. Ihre saphirblauen Augen leuchteten vor Hoffnung.
"Ihr lebt. Castus! Oh mein Liebchen! Mein Junge!"
Sie löste sich aus dem gestrickten Überwurf, kam auf die Beine und war schneller bei ihrem Neffen als Iryan ihn am Feuer abladen konnte. Dankbar ob der Wärme seufzte Castus auf. Mallahall schloss ihn sofort unter Tränen in die Arme. Nun wiegte sie ihn und nicht den anderen jungen Mann, der sich nicht erhoben hatte. Wie ein Häuflein Elend hockte er weiterhin am Feuer, eingehüllt in die verarbeitete Wolle. Er hob lediglich den Kopf, um zu sehen, wer überlebt hatte. Sarin ging auf ihn zu.
Codrin oder Cadren...?
Sie entdeckte den hölzernen Ohrring unter dem nussbraunen Haar. Ein Schmuck im rechten Ohr.
Cadren.
Es war Cadren. Er hielt den Ohrring seines Bruders wie einen Talisman zwischen den Fingern und dicht an sich gepresst. Der Schalk war aus seinen Zügen verschwunden, zusammen mit seiner anderen Seelenhälfte. Und auch die alte Nhi'on war nirgends zu sehen. Sarin musste nicht fragen, nicht ein Wort sagen um zu begreifen, was geschehen war. Das Leid war allgegenwärtig und sie überlegte auch nicht, ob es angemessen war, was sie tat. Sie setzte sich einfach zu dem Waldelfen, der seinen Zwilling verloren hatte und umarmte ihn. Sie öffnete nur kurz die Felldecke dafür und erschauderte ob der eisigen Luft, schob sich nah an ihn heran und legte ihren Kopf an seine Schulter, damit auch er sich anlehnen konnte. Wenn er Halt bei ihr suchte, dann würde sie ihm geben was er brauchte. Kein Wort verließ ihre Lippen. Sie sah nur fragend auf zu Mallhalla, die sich um ihren Jungen kümmerte. Der Hoffnungsschimmer in ihren Augen, hatte sie aus ihrem stillen Leid erlöst und gab ihr eine Aufgabe. Im Angesicht des Todes versagte jede Aufgabe, aber ihr war gerade Hoffnung zurückbegeben worden. Ihr Halbdämon lebte und bald würden sie einander erzählen was vorgefallen war...
Bald...
Sarin streichelte Cadrens Nacken. Sie ließ ihn trauen, weinen, wenn er wollte, hielt ihn, spendete etwas Trost dem Untröstlichen. Sie wollte ihn noch nicht allein lassen, aber die Kälte zwang sie irgendwann den Schutz des wärmenden Körpers neben sich wenigstens zeitweise aufzugeben. So flüsterte sie zu ihm, nah an seinem Ohr und wärmte mit ihrem Atem seine Haut:
„Ich muss … kurz weg. Bin gleich wieder da.“
Sofern er es zu ließ, stand sie auf und ging zu den Zelten. Auf dem Weg dort hin hockte sie sich kurz neben die beiden eingewickelten Leiber, berührte sie zaghaft, zollte Respekt und trauerte still. Dann raffte sie sich auf und suchte wie in Watte gehüllt nach ihren Sachen. Welches der beiden Zelte war zerstört worden? Das mit der Rune oder das ohne?
Was ist hier nur geschehen?
Sarin hockte sich hin und suchte zusammen was sie finden konnte, zog sich an und wusste, dass sie bestimmt nicht mehr lange hier bleiben würden. Die Bedrohung war zwar vorüber, aber in Sicherheit waren sie deswegen sicher noch lange nicht. Sie mussten Kräfte sammeln und weiter ziehen, fort von diesem Ort des Leidens. Aber dafür mussten Ian und Cas zu Kräften kommen. Wie es Cadren ging, war noch nicht abzuschätzen. Nur Mall hatte gezeigt, dass sie zum Handeln fähig war. Zumindest im gewissen Maße.
Sarin sorgte sich um alle. Sie half wo sie konnte, wie auch immer sie gebraucht wurde. Ein Begräbnis wäre zum rechten Zeitpunkt sicher angemessen und ihre Magie würde den Gefallenen vielleicht den Übergang erleichtern. Auch sie sollten Ruhe und Frieden finden. Dass sie selbst weinte, bemerkte sie nicht einmal. Sie arbeitete, half und dabei liefen silbrig glänzende Flüsse über die perlmuttfarbenen Ebenen ihrer Wangen. Solange ihre Hände beschäftigt waren, konnte sie funktionieren. Solange sie Mall vielleicht erzählen konnte, was ihnen geschehen war, so würde sie es tun.
Dhan... wir haben ihn verloren...vielleicht nicht so endgültig... Codren...
...und die Bardin, die Sarin auf so vielfältige Art gequält hatte. Nun vermisste sie sie! Das Grauen fraß sich tief in ihre Seele, aber Sarin ließ nicht zu, dass es sie lähmte. Die Zurückgelassenen litten. Sie mussten weiter leben, allein... Sie erinnerte sich an eine schwere dunkle Stimme:
„...Hab keine Angst... sterben ist einfach … Das Leben ist die wahre Herausforderung!“
Vielleicht war es die Stimme ihres Vaters gewesen, die sich da in ihr Unterbewusstsein schlich. Sarin wusste nicht mehr wann oder in welchen Zusammenhang er es gesagt hatte, aber es trug Weisheit in sich.
Leben... ist anstrengend – zäh – schmerzhaft und grausam. Jeder Tag, jede Nacht ein neuer Kampf. Jede Aufgabe ein Sieg oder Scheitern. Der Tod, er ist die Stille Seite des Traumes, der niemals endet, das Ende jedes Wütens, jedes Sehnens und der Anfang der Einsamkeit.
Damit sah sie Cadren an und sein Leid war auch ihres. Er hatte seine Hälfte verloren, so wie sie ihre Eltern. Verlust einte sie. Irgendwann fand sie ganz selbstverständlich wieder an seine Seite, jene die nun für immer leer sein würde. Sie ergriff seine Hand und lauschte den Gesprächen. Es gab viel zu berichten, doch Sarin hielt sich erst einmal zurück. Das Leben ging weiter, aber dass es das tat war in manchen Herzen manchmal noch grausamer als die Gnade des Todes. Sarin sah zu Ian, der lebte, weil Cas dieses Leid nicht hatte ertragen wollen und doch war es über sie gekommen, nun nur auf einem anderen Wege. Verlust und Trauer gehörten zum Leben, nicht zum Tod. Diese Gefühle waren für jene bestimmt, die weiter leben durften. Sarin konnte nur helfen indem sie da war, zuhörte oder schwieg, eine Hand hielt und verstand. Das konnte sie.

Doch das Leben verlangte Handeln, verlange Fortschreiten und das sich Lösen von Verlusten. Sarin konnte das begleiten. Es erforderte einen beherzten Moment des Mutes um einen Trauernden abzuwenden, von dem was er verloren hatte. Es war wie wenn die Hebamme die Nabelschnur durchschnitt, die Mutter das Kind an der Hand das erste Mal ins tiefe Wasser zog, ohne zu wissen ob es schwimmen würde. Es war wie der erste tiefe Atemzug, nachdem die Trauer die Seele nieder gewalzt hatte. Man glaubte es wäre unmöglich, aber doch funktionierte es immer. Die Lebenden atmeten weiter, liefen weiter, handelten weiter. Handeln zwang die Sterblichen weiter zu leben,war es noch so schwer. Sarin war gut im Handeln also leitete sie mit sanfter Hand mal hier mal da das Leben in neue Bahnen, sei es noch so klein. Sie packte mit Cadren Codrens Sachen zusammen, sorgte dafür, das Gräber ausgehoben wurden und bestattete die Toten. Es waren wenige Worte, laut gesprochen oder nicht, aber sie waren erfüllt von ehrlichen Segenswünschen:
Mögen eure nun immer währenden Träume erfüllt sein von Liebe.
„Mögen eure nun immer währenden Träume erfüllt sein von Liebe.“
Damit zeichnete sie die Gräber, wie schon zuvor mit 'Isa', die Ruhe und Stillstand in die Welt brachte.

Erst als das alles getan war, da brach sie für einen stillen Moment selbst zusammen. Leid war etwas ansteckendes und in dem es sich fort pflanzte, wuchs es und bohrte sich in die Herzen. Mit-Leiden war wie ein Gift, das flüchtig wie Nebel sich verbreitete und das atmen erschwerte. Sarin erlaubte sich einen Moment dieser Schwäche...
Bald... bald wird es leichter... nie vergehen... aber leichter...
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Freitag 31. Dezember 2021, 07:00

In den dunklen Fantasien des Fürsten von Blutsdorn hatten sich rote Flecken Jungfrauenblut auf die unschuldige weiße Seide eines Hochzeitskleids gelegt, es gesprenkelt unter der Tat, die ihm nicht nur im Kopf umher gegeistert war, sondern auch in seinen gierigen Augen gefunkelt hatte, jedes Mal, wenn er Sarin betrachtet hatte. In gewisser Weise waren diese Fantasien nun zur Wirklichkeit geworden. Kein Jungfrauenblut war vergossen worden - nicht von ihm! - und das Brautkleid war weit fort. Jedoch schien sein Fluch sich in veränderter Form über Sarin gelegt zu haben. Der Schnee ringsum bildete ihr neues Gewand und das Rot, das ihn sprenkelte, hatte viele unschuldige Leben zu verantworten. Ja, unschuldig! Denn die Soldaten, die hier gefallen waren, hatten in ihrer Loyalität nur einem Mann gedient, der bereit gewesen war, über ihre Leichen zu gehen, nur damit er einen Sohn zurückerhielt, den er ebenfalls sterben lassen wollte. Zuvor sollte dieser aber noch seine Pflicht erfüllen, um einen Erben ins Haus zu setzen. Ein besseres Mündel als er selbst, aus Sicht des Vaters. Dafür war Blut vergossen worden. Dafür waren nun auf beiden Seiten Elfen gestorben.
Sarins Herz verkrampfte sich bereits beim Anblick der abgedeckten Körper. Es setzte einen Schlag lang aus, als sie einen der Zwillinge ohne den anderen am Feuer sitzen sah und es stimmte den Rhythmus eines Trauerliedes an, als ihr bewusst wurde, wer in ihren Reihen fehlte. Sie hatten nicht nur Dhansair verloren. Er mochte noch leben. Hier waren zwei Seelen gefallen.
Sarin schenkte Mallahall und ihrem Neffen einen Moment der erleichterten Wiedersehensfreude. Iryan würde über beide wachen, während sie zu dem verbliebenen Shyáner herüber schritt. Cadren. Sein Blick hatte jeglichen schalkhaften Glanz verloren. Er sah in eine Welt hinein, die er nun ohne seinen Bruder würde bestreiten müssen. Sarin aber wollte ihm zeigen, dass er trotzdem nicht allein war. So ließ sie sich neben dem Elfen nieder, schlang ihre Arme um ihn und zog ihn an sich. Er ließ es geschehen. Die Finger seiner Linken fanden sogar den Weg an ihre Hüfte, klammerten sich dort aber nur kraftlos fest. Umso enger drückte er den Codrins Ohrring an seine Brust.
"Schau nur, Bruder. Ich hab sie zuerst gekriegt...", murmelte er tonlos. Dann verbarg er sein Gesicht an Sarins Hals. Er weinte nicht, vielmehr versteckte er sich dort vor der Wahrheit.
"Mit Nhi'on haben wir unsere einzig richtige Verbindung zu Cadren verloren." Mallahall trat an das Feuer heran, gefolgt von Iryan, der Castus immer noch in den Armen hielt. Die Magierin deutete auf einige mit Fellen abgedeckte Felsen, wo der Dunkelelf seine Last behutsam absetzen konnte. Castus lehnte sich sofort an ihn heran. Er war wieder bei Bewusstsein, wirkte aber noch sehr erschöpft. Mallahall kümmerte sich sofort um ihn. Sie suchte die letzten Vorräte zusammen und begann damit, an Castus, Iryan, aber auch Sarin einige Nüsse und getrocknete Stücke Fleisch zu verteilen. Dabei setzte sie ihre Erklärung fort: "Dunkelelfen griffen das Lager an. Noch immer wissen wir nicht, was sie hier wollten. Wir konnten es nur erahnen." Ihr Blick fiel auf Iryan. Selbst ihr war nicht entgangen, dass Dhansair fehlte, aber sie unterbrach ihren eigenen Bericht nicht, um nach ihm zu fragen. Offenbar erwartete sie, Antworten zu erhalten, sobald die Wiedergekehrten ihrerseits von dem Geschehen erzählen würden. "Sie griffen schnell und fast lautlos an, zerrten uns aus den Zelten und brachten uns ans Feuer. Da die Zwillinge uns verteidigten, fackelten sie nicht lange und ... Nhi'on tobte, als Codrin zu Boden ging. Sie setzte sogar Magie ein, konnte der gerüsteten Mauer aber nicht viel entgegenbringen. Cadren und ich kämpften verbissen, bis sie endlich von uns abließen. Ich weiß nicht genau, warum. Einer der Soldaten rief etwas und zeigte auf den Schnee. Später erkannte ich die Spuren nackter Füße. Angesichts unserer Lage blieb mir aber keine Zeit, ihnen zu folgen." Sie griff nach Castus Hand und drückte diese. Ihr Neffe lächelte matt auf.
"Die alte Elfe und auch Codrin sind also tot?", sprach er es frei heraus und klang so voll Trauer, als hätte er eigene Familienmitglieder verloren. Mallahall nickte unter einem tiefen Seufzen. "Nhi'on konnte den Zwillingen immer alles übersetzen, was wir von ihnen wünschten. Ich habe es so selbstverständlich genommen, dass mir im Moment nicht einmal klar ist, wieviel Cadren von dem versteht, was wir sprechen. Auf Celcianisch verständigen kann er sich nicht."
"Ich verstehe ein paar Dinge. Mein Bruder hat die Lücken dazwischen immer ausgefüllt." Alle schauten sie zu dem Shyáner Elfen herüber. "Bitte benutzt ... mh... eingefachte Sprech."
"Ja. Tun wir", erwiderte Iryan. Dass er dabei lauter und langsamer sprach als üblich, bemerkte er gar nicht. Es schien ein natürlicher Reflex zu sein, dass man glaubte, man müsse Tempo und Lautstärke verändern, damit man von einem Fremdsprachigen besser verstanden würde. Cadren war schließlich nicht taub. Er nickte zögernd. Wieviel er letztendlich wirklich verstand, konnte er ihnen nicht mitteilen.
"Tantchen, sie haben Dhansair gesucht ... und mitgenommen." Unter Castus' Worten spannten sich Iryans Muskeln an. Er biss die Zähne zusammen und sein Ausdruck nahm etwas Rachedüstiges an. Mallahall reagierte schnell, indem sie an Castus vorbei zu ihm herübergriff und seine Hand berührte. "Nur Mut", sagte sie. Nicht mehr, aber es schien zu helfen. Iryan entspannte sich wieder etwas. Seine Miene blieb jedoch ernst.
Anschließend erzählte Castus, was ihnen widerfahren war. Er ließ das kleine Liebesspiel unter den Vieren allerdings aus, log seine Tante aber auch nicht an. Vielmehr schmückte er die Worte mit einem allgemeinen Beisammensein im Schutz einiger Felsen aus. Mallahall fragte nicht genauer nach. Es ging auch nicht darum, sondern vielmehr um zu erfahren, was sie nun wissen mussten. Nur so konnte man das weitere Vorgehen planen.
"Ich müsste ihnen nachreisen", meinte der Dunkelelf schließlich, schüttelte aber bereits den Kopf, ehe andere ihm widersprechen konnten. Mittlerweile saß Castus wieder aufrecht, hatte sich in eine der Decken gekuschelt und nahm wieder etwas mehr Farbe an. Zu seinem geschwärzten Lysanthorsymbol hatten weder er noch Mallahall bisher etwas gesagt, wenngleich die Lichtmagierin es mit einem düsteren Blick beäugte.
"Ich werde es nicht tun. Noch nicht. Allein schaffe ich das nicht", setzte Iryan fort. Er blickte Sarin hinterher, die sich endlich von Cadren gelöst hatte. Sie war zu dem letzten heilen Zelt zurückgekehrt. Es war jenes, in dem sie mit Mallahall die Nacht verbracht hätte. Mit ihr und Nhi'on. Die alte Elfe lag unter einem Tuch, zusammen mit Codrin, neben dem Zelt. Bereits jetzt nahm man den Geruch von Tod wahr. Noch hatte man beide nicht beerdigen können. Der Schock saß bei Cadren noch zu tief und Mallahall hatte ihn wohl erst trösten wollen, ehe sie sich der bitteren Pflicht zugewandt hätte. Diese würde nun wohl Iryan übernehmen. Vielleicht halfen Cadren und Castus, sofern beide sich mental wie physisch mehr hatten erholen können. In dieser Nacht würde niemand von ihnen mehr ein Auge zu machen.

Umso anstrengender waren die Stunden später, als der Morgen graute. Tatsächlich begrüßte sie die Sonne nicht, so dass Sarin sich nicht übermäßig gegen das Tageslicht schützen musste. Gemeinsam hatten sie das weitere Vorgehen besprochen. Die Nacht lang war heiß diskutiert worden. Mit dem ersten Licht des neuen Tages war man daran gegangen, das Lager abzubrechen und auch die Leichen der Verlorenen zu bestatten. Iryan bestand darauf, auch für die toten Dunkelelfen ringsum ein Grab auszuheben - zwei von ihnen hatte er gekannt. Er schuftete hart, um seinen eigenen Wunsch zu erfüllen. Cadren half ihm sogar dabei, als er sah, was der einzige Dunkelelf hier tat, den er mit neutraler Miene betrachten konnte. Der Shyáner wirkte rastlos und suchte inneren Frieden in Arbeit. Darin ähnelten er und Sarin sich ungemein, denn auch sie half ehrgeizig dabei mit, alles für die Weiterreise vorzubereiten. Nur Castus ruhte sich die ganze Zeit über am Feuer aus. Widerwillig, aber Mallahall hatte nichts Anderes zugelassen. Nach kurzer Untersuchung war sie zu dem Schluss gekommen, dass seine Seelenspende an Iryan ihn vollkommen ausgelaugt hatte und so hatte sich auch sein Angebot niedergeschmettert, den toten Zwilling und Nhi'on auf ähnliche Weise zurückzuholen. Das würde ihren geliebten Neffen in den Tod treiben! Ganz davon abgesehen, dass sie seine Opferung eines Seelenteils nicht vorausschauen konnten. Bei Iryan mochte es funktioniert haben. Der Leibwächter war wohlauf, verhielt sich nicht anders und auch Castus schien in seiner Persönlichkeit nichts eingebüßt zu haben.
"Dennoch hast du einen Frevel gegenüber Lysanthor begangen ... das geschwärzte Siegel ist der Beweis. Oh, mein Junge, du machst es mir nicht leicht, dich vor Zyrnus zu schützen", hatte sie gesagt. Das war aber auch den einzigen Vorwurf, den sie Castus vorhielt. Es würde sich noch zeigen müssen, welche Konsequenzen seine Entscheidung mit sich zöge. Bisher war es nur Erschöpfung, so dass er fast die ganze Nacht am Feuer döste und am Morgen sogar schlief, als Cadren zu ihm trat und ihn mit einem sanften Rütteln weckte. Auch mit Castus konnte er sich nicht verständigen. Trotzdem hockten beide geraume Zeit zusammen, während die anderen die letzten Vorbereitungen trafen.
Schließlich brachen sie gemeinsam auf, ließen die zerstörte Lagerstelle mit dem blutbefleckten Schnee und drei neuen Gräbern zurück, von denen eines gleich mehrere Dunkelelfen beherbergte. Sarin und Mallahall hatten Segnungen in ihrem Glauben über die Verstorbenen gesprochen. Die Lichtmagierin hatte sogar ein paar glitzernde Funken über den Gräbern tanzen lassen, von denen Iryan sich jedoch mit einem Zucken abgewandt hatte. Dann waren sie aufgebrochen.

Zyranus lag vor ihnen und mit der Stadt der Magier reichlich neue Probleme. Es ging längst nicht mehr darum, dass Castus seinen dämonischen Vater zur Besinnung brächte. Er trug nun das Stigma eines Gottes auf seiner Stirn, der seinen Taten nicht wohlgesonnen war. Denn es war die Kraft des haraxischen Dämonenreiches, mit der der Blauschopf einer Seele eine zweite Chance gegeben hatte. Diese Seele brachte ihre eigene Problematik mit, würden sie Zyranus erst einmal erreichen und nur er und Sarin wussten davon. Könnte Iryan die Stadt überhaupt betreten oder ging er mit Brandblasen in Flammen auf wie Sarin, wenn die Sonne ihre Haut beschien? Somit hatte auch sie selbst eine eigene Last zu tragen. Cadren war ebenfalls gezeichnet. Er stapfte mutig mit der Gruppe mit, versuchte durch Nicken oder Kopfschütteln sich mit ihnen zu verständigen, schien aber nicht sehr motiviert zu sein, sich mitzuteilen.
Den Holzring seines Bruders trug er nicht im anderen Ohr, sondern an einem Lederband um den Hals. Wann immer die Gruppe rastete, umklammerte er das Kleinod, drückte es an seine Brust und schloss dabei die Augen. Er wirkte wie ein Schatten, der der Gruppe folgte und kein einziges Mal machte er ein fröhliches Gesicht. Er trug Trauer in einer Welt, deren Sprache er nicht beherrschte. Wie allein konnte man sein? Wie einsam?
Auch Mallahall schien in gewisser Weise mit sich allein zu sein. Sie ließ es sich im Gegensatz zum Rest der Gruppe aber nicht anmerken. Sie verschloss ihre eigenen Sorgen und Probleme tief in ihrem Herzen, dass nur noch hoffnungsvolle Blicke, liebe Worte und Geduld an die Oberfläche drangen. Damit spendete sie den übrigen ihrer Gruppe neuen Mut. Wie eine Anführerin schritt sie voran, kannte sie doch den Weg durch das verschneite Grasland gen ihrer Heimat. Und irgendwann sah man schon in der Ferne die hohen und vielfältig gestalteten Türme der Magierstadt, aus deren Zentrum vor allem ein Turm wie ein langer Finger gen Himmel ragte. Zyranus lag vor ihnen. Sie hatten es beinahe geschafft. Doch dann tauchte ein weiteres Bild zwischen den Schnee gesäumten Hügeln der Landschaft auf. Wie ein dreieckiger Zackenwald ragten die mit frisch gefallenem Schneel gesprenkelten schwarzen Zelte einer Armee vor der Stadt auf. Asmodeus hatte mit den Truppen aus Grandessanern und Dunkelelfen die Stadt der Magier bereits erreicht!
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 4. Januar 2022, 19:49

Die Finger Cadrens Linken fanden den Weg an Sarins Hüfte, klammerten sich dort aber nur kraftlos fest. Sarin zuckte nicht einmal, sondern ließ es geschehen. Im Sturm ihres Mitgefühls hätte sie ihm sicher noch viel mehr erlaubt, ohne wirklich darüber nachzudenken. Sie selbst fühlte sich wie eine winzige weiße Eulenfeder im Wind des Schicksals, trudelnd, aber doch verbunden nur durch hauchzarte Spinnenfäden mit den Schicksalen der Anderen. Der Waldelf drückte den Ohrring seines Bruders an seine Brust.
"Schau nur, Bruder. Ich hab sie zuerst gekriegt..."
, murmelte er tonlos. Sarin verstand keines der Worte, aber wohl die Stimmung dahinter. Trostlosigkeit sickerte daraus hervor, vermischt mit einem Hauch etwas anderem... Sarkasmus einer ungerechten Welt gegenüber? Dann verbarg er sein Gesicht an Sarins Hals. Er weinte nicht, vielmehr versteckte er sich dort vor der Wahrheit und Sarin umarmte ihn so fest sie konnte – was nicht all zu heftig war, aber sie bot ihm Schutz durch ihre Anwesenheit.
"Mit Nhi'on haben wir unsere einzig richtige Verbindung zu Cadren verloren."
Ach ja... Nhi'on übersetzte ja immer... oder meint sie die ...äh...körperliche... Waren sie ein Paar? Sie waren ja so eine Art Triqueta...
Mallahall trat an das Feuer heran, gefolgt von Iryan, der Castus immer noch in den Armen hielt. Die Magierin deutete auf einige mit Fellen abgedeckte Felsen, wo der Dunkelelf seine Last behutsam absetzen konnte. Sarin beobachte das Treiben mit traurigen Augen und streichelte Cadrens Nacken. Castus war wieder bei Bewusstsein, wirkte aber noch sehr erschöpft. Mallahall kümmerte sich um ihn. Sie suchte die letzten Vorräte zusammen und begann damit, an Castus, Iryan, aber auch Sarin einige Nüsse und getrocknete Stücke Fleisch zu verteilen, die alle dankbar entgegen nahmen. Dabei setzte sie ihre Erklärung fort:
"Dunkelelfen griffen das Lager an. Noch immer wissen wir nicht, was sie hier wollten. Wir konnten es nur erahnen."
Ihr Blick fiel auf Iryan. Dhansair fehlte offensichtlich, aber sie unterbrach ihren eigenen Bericht nicht, um nach ihm zu fragen. Es war klar, dass auch bei den „Wiedergekehrten“ etwas geschehen sein musste. Mallahallas Stimme trug weiter die schlechten Nachrichten in die eisige Nacht hinaus:
"Sie griffen schnell und fast lautlos an, zerrten uns aus den Zelten und brachten uns ans Feuer. Da die Zwillinge uns verteidigten, fackelten sie nicht lange und ... Nhi'on tobte, als Codrin zu Boden ging.“
Sarin erzitterte einen Moment und hielt Cadren noch ein bisschen fester. Auch wenn dieser vielleicht nichts verstand, so erkannte er doch sicher den Namen seines Zwillings und wüsste, dass sie über das Geschehen sprachen.
„...Sie setzte sogar Magie ein, konnte der gerüsteten Mauer aber nicht viel entgegenbringen. Cadren und ich kämpften verbissen, bis sie endlich von uns abließen. Ich weiß nicht genau, warum. Einer der Soldaten rief etwas und zeigte auf den Schnee. Später erkannte ich die Spuren nackter Füße.“
...nackter Füße...Hm... Nicht meine...Ich wurde doch getragen...Seltsam...
„Angesichts unserer Lage blieb mir aber keine Zeit, ihnen zu folgen."
Sie griff nach Castus Hand und drückte diese. Ihr Neffe lächelte matt auf.
"Die alte Elfe und auch Codrin sind also tot?"
, sprach er es frei heraus und klang so voll Trauer, als hätte er eigene Familienmitglieder verloren. Auch Sarins Herz krampfte. Mallahall nickte unter einem tiefen Seufzen.
"Nhi'on konnte den Zwillingen immer alles übersetzen, was wir von ihnen wünschten. Ich habe es so selbstverständlich genommen, dass mir im Moment nicht einmal klar ist, wie viel Cadren von dem versteht, was wir sprechen. Auf Celcianisch verständigen kann er sich nicht."
"Ich verstehe ein paar Dinge. Mein Bruder hat die Lücken dazwischen immer ausgefüllt."
Alle schauten sie zu dem Shyáner Elfen herüber.
"Bitte benutzt ... mh... eingefachte Sprech."
"Ja. Tun wir"
, erwiderte Iryan, Sarin nickte und nahm sich vor, vor allem langsam zu sprechen.
"Tantchen, sie haben Dhansair gesucht ... und mitgenommen."
Unter Castus' Worten spannten sich Iryans Muskeln an. Er biss die Zähne zusammen und sein Ausdruck nahm etwas Rachedurstiges an. Mallahall reagierte schnell, indem sie an Castus vorbei zu ihm herübergriff und seine Hand berührte.
"Nur Mut."
, sagte sie. Nicht mehr, aber es schien zu helfen. Iryan entspannte sich wieder etwas. Seine Miene blieb jedoch ernst. Anschließend erzählte Castus, was ihnen widerfahren war. Er ließ das kleine Liebesspiel unter den Vieren allerdings aus, log seine Tante aber auch nicht an. Vielmehr schmückte er die Worte mit einem allgemeinen Beisammensein im Schutz einiger Felsen aus. Mallahall fragte nicht genauer nach.
"Ich müsste ihnen nachreisen"
, meinte der Dunkelelf schließlich.
WAS? NEIN! Du bist doch noch schwach und sie sind zu viele...
Ian schüttelte aber bereits den Kopf, ehe andere ihm widersprechen konnten. Mittlerweile saß Castus derweil wieder aufrecht und Mallahall beäugte sein gedunkeltes Mal mit düsteren Blick.
"Ich werde es nicht tun. Noch nicht. Allein schaffe ich das nicht"
, setzte Iryan fort. Er blickte Sarin hinterher, die sich endlich von Cadren gelöst hatte. Sie war zu dem letzten heilen Zelt zurückgekehrt. Es war jenes, in dem sie mit Mallahall die Nacht verbracht hätte. Mit ihr und Nhi'on. War es jenes dass die Rune trug? Das wäre für ihre Weiterreise wichtig, vor allem für Ian, doch in dieser Nacht würde niemand von ihnen mehr ein Auge zu machen. Sie begruben die Toten, segneten die Gräber und Sarin gab nur einmal leise eine Anmerkung in die Runde, als es um das Begraben der Dunkelelfen ging. Sarin war schon immer pragmatisch veranlagt und fürchtete sich ein wenig davor:
„..ähm... Könnten ihre Rüstungen uns vielleicht noch hilfreich sein? Ich meine... eine Armee der dunklen Völker ist unterwegs. Vielleicht müssen wir uns verkleiden? Nur so ein Gedanke...“
Ob darauf eingegangen war, bzw. ob man den Dunkelelfen ihre Rüstung genommen hatte, blieb in Sarins Augen, Ians Entscheidung.

Mit dem ersten Licht des neuen Tages war man daran gegangen, das Lager abzubrechen. Mall schimpfte leise mit Castus:
"Dennoch hast du einen Frevel gegenüber Lysanthor begangen ... das geschwärzte Siegel ist der Beweis. Oh, mein Junge, du machst es mir nicht leicht, dich vor Zyrnus zu schützen"
, hatte sie gesagt. Das war aber auch den einzigen Vorwurf, den sie Castus vorhielt. Sie ließen die zerstörte Lagerstelle mit dem blutbefleckten Schnee und drei neuen Gräbern zurück, von denen eines gleich mehrere Dunkelelfen beherbergte. Sarin und Mallahall hatten Segnungen in ihrem Glauben über die Verstorbenen gesprochen. Die Lichtmagierin hatte sogar ein paar glitzernde Funken über den Gräbern tanzen lassen, von denen Iryan sich jedoch mit einem Zucken abgewandt hatte.
Dann hat sich auch bei seiner Allergie nichts geändert.
Irgendwie beruhigte das Sarin sogar ein bisschen, obwohl sie immer noch ein Problem darin sah. Der dämonische Lebensschub, schien Ian nicht verändert zu haben.
Dann waren sie aufgebrochen.
Ihr Ziel Zyranus lag nicht mehr all zu weit vor ihnen und mit der Stadt der Magier reichlich neue Probleme. Es ging längst nicht mehr darum, dass Castus seinen dämonischen Vater zur Besinnung brächte. Er trug nun das Stigma eines Gottes auf seiner Schläfe, der seinen Taten nicht wohlgesonnen war. Denn es war die Kraft des haraxischen Dämonenreiches, mit der der Blauschopf einer Seele eine zweite Chance gegeben hatte. Diese Seele brachte ihre eigene Problematik mit, würden sie Zyranus erst einmal erreichen. Und könnte Iryan die Stadt überhaupt betreten oder ging er mit Brandblasen in Flammen auf wie Sarin, wenn die Sonne ihre Haut beschien?
Wie soll das nur weiter gehen?
, fragte sich Sarin ein ums andere mal. Somit hatte auch sie selbst eine eigene Last zu tragen. Cadren war ebenfalls gezeichnet. Er stapfte mutig mit der Gruppe mit, versuchte durch Nicken oder Kopfschütteln sich mit ihnen zu verständigen, schien aber nicht sehr motiviert zu sein, sich mitzuteilen. Den Holzring seines Bruders trug er nicht im anderen Ohr, sondern an einem Lederband um den Hals. Wann immer die Gruppe rastete, umklammerte er das Kleinod, drückte es an seine Brust und schloss dabei die Augen. Er wirkte wie ein Schatten, der der Gruppe folgte und kein einziges Mal machte er ein fröhliches Gesicht. Er trug Trauer in einer Welt, deren Sprache er nicht beherrschte. Wie allein konnte man sein? Wie einsam? Sarin zerriss es förmlich das Herz und wann immer es ihre Zeit zu ließ gesellte sie sich zu dem Trauernden, blieb aber still und drängte ihm kein Gespräch auf, dass ohnehin zu schwierig gewesen wäre. Wenn er sich mitteilen wollte oder Fragen hätte, dann wäre sie da.
Auch Mallahall schien in gewisser Weise mit sich allein zu sein. Sie ließ es sich im Gegensatz zum Rest der Gruppe aber nichts anmerken. Sie verschloss ihre eigenen Sorgen und Probleme tief in ihrem Herzen, dass nur noch hoffnungsvolle Blicke, liebe Worte und Geduld an die Oberfläche drangen. Damit spendete sie den übrigen ihrer Gruppe neuen Mut. Wie eine Anführerin schritt sie voran, kannte sie doch den Weg durch das verschneite Grasland gen ihrer Heimat.
...Ich bewundere sie dafür. Ihre Stärke hält uns alle zusammen.
Und irgendwann sah man schon in der Ferne die hohen und vielfältig gestalteten Türme der Magierstadt, aus deren Zentrum vor allem ein Turm wie ein langer Finger gen Himmel ragte. Zyranus lag vor ihnen. Sie hatten es beinahe geschafft. Doch dann tauchte ein weiteres Bild zwischen den Schnee gesäumten Hügeln der Landschaft auf. Wie ein dreieckiger Zackenwald ragten die mit frisch gefallenem Schnee gesprenkelten schwarzen Zelte einer Armee vor der Stadt auf. Asmodeus hatte mit den Truppen aus Grandessanern und Dunkelelfen die Stadt der Magier bereits erreicht! Fassungslos blickten sie auf das Bild hinab und Sarin bemächtigte sich eine diffuse Furcht, die sich tief in ihr Herz grub.
Manthala steh uns bei!
, war ihr erster unkontrollierter Gedanke. Dann rasten wie gewöhnlich auch andere Fragen durch ihren Kopf, die sie aber auch unwillkürlich flüsternd leise an Mall, bzw, an die Gruppe richtete:
„Wie sollen wir da nur durch kommen??? Oder... wollen wir da überhaupt durch?“
Sie sah kurz Mall fest in die Augen und sie wechselte zu Ian. Die unausgesprochene Frage nach einem 'Einschleichen' lag darin, was sie ja schon zuvor durch die Frage nach den Rüstungen angedeutet hatte. Als Schneiderin ließ man nie gern ein ungenutztes Kleidungsstück zurück. Aber war es möglich gleich zum Zelt des dämonischen Vaters Asmodeus zu gelangen? War das nicht ihr eigentliches Ziel? War das ein Himmelfahrts-Gedanke? Oder musste es Zyranus sein? Wäre die Stadt das bessere Ziel? Sarin fühlte sich hilflos in diesem Moment. Sie war weder in der Kriegskunst geschult, noch wusste sie etwas über diese Stadt... Mallahallas Pläne lagen für sie noch nicht recht offen, aber sie würde sie unterstützen wo sie konnte.
...obwohl ich sogar ein paar Brocken Melongiar spreche... Dank, meiner alten Freundin! Das könnte vielleicht noch hilfreich sein...zumindest wenn sie sich unbeobachtet fühlen...
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Januar 2022, 12:13

Um die Rune brauche Sarin sich wohl kaum Gedanken zu machen. Zwar besaß das heil gebliebene Zelt jenes Zeichen immer noch, aber Iryan hatte auch schon auf der bisherigen Reise im Schutze ihrer Magie in den Zelten genächtigt. Falls er sich dadurch verletzt hatte, so war es nicht aufgefallen und auch bei ihrem Stelldichein hatte die Nachtelfe nichts erkennen können. Allerdings hatte sie angesichts der sie umgebenden Männlichkeit sicherlich auch nicht groß darauf geachtet.
Ihr Vorschlag, die dunkelelfischen Rüstungen zu verwenden stieß zunächst auf Zustimmung, bis Iryan sich erneut dazu meldete. Die Idee sei grundsätzlich gut, würde aber spätestens an ihrer aller Hautfarbe scheitern und jene erkannte man auch mit der Rüstung recht schnell. Vielleicht sogar noch besser, da sich vor allem Mallahalls und Sarins zarter Teint stark von dem schwarzen Metall abhoben. Darüber hinaus wogen die Rüstungen mehr als sie zunächst den Anschein machten. Sie allein am Körper zu schleppen dürfte für die wenigsten der Gruppe gewohnt sein. Eine Flucht bei Entdeckung wäre dadurch unmöglich. Castus stimmte mit schwachem Nicken zu. Er würde es lieber damit halten, sich besonders gut zu verstecken. Das könnte er besser und traute es auch Cadren zu. Mallahall konnte diesbezüglich kaum etwas beitragen, außer zu versprechen, sie so sicher und vor allem schnell wie möglich hinter Zyranus' schützende Mauern zu bringen.

Und dann lagen sie vor ihnen. Nicht weit entfernt, aber dennoch durch eine Linie Belagerungszelte der feindlichen Armee abgeschnitten. Sie würden entweder mitten durch das Lager marschieren oder sich an dessen Ausläufern vorbeischleichen müssen. Beides wäre ein Wagnis und für einen kurzen Herzschlag erhofften sich alle in der Gruppe wohl, Sarins Vorschlag mit den Rüstungen zugestimmt zu haben. Vorwürfe halfen nun aber nicht weiter. Sie mussten irgendwie in die Stadt der Magier gelangen.
"Wie sollen wir da nur durchkommen? Oder ... wollen wir da überhaupt durch?", hauchte Sarin ihre Frage in die Kälte hinaus. Eigentlich hätten ihre vor Schrecken gewisperten Worte sofort vom Wind davongetragen werden müssen, aber aller Augen richteten sich sofort auf sie. Jeder hatte sie gehört. Selbst Cadren schaute sie an. Er murmelte etwas, das natürlich niemand verstand: "Wenn wir versagen, bin ich wieder mit dir vereint, Bruder." Seine Hand umschloss Codrins Kleinod enger. Irgendwann würde es sich noch in die Handinnenfläche selbst pressen, wenn der Elf so weiter machte. Doch die übrigen achteten nicht auf ihn. Die allgemeine Aufmerksamkeit schwenkte nun auf Iryan herüber. Der Dunkelelf sollte hier wohl noch vor Mallahall eine Entscheidung treffen. Nun, zumindest traute auch sie ihm zu, die dunkle Armee einschätzen zu können. Iryan verstand, denn er nickte sacht.
"Wir alle kommen niemals durch das Lager hindurch. Dort werden sich nur Dunkelelfen tummeln, vielleicht einige Orks und versklavte Goblins, die Kriegsmaschinen konstruieren sollen." Er löste sich von seiner eigenen Gruppe, sah zuerst zu Mallahall, dann aber mit festem Blick zu Sarin. Er sprach die Elfe direkt an, obwohl er sie alle meinte: "Ich bin innerhalb der Truppen sicher, kann mich problemlos einschleichen und ein Soldat von vielen sein. Ich kann mich umhören, was sie vorhaben. Und ich kann ein Ablenkungsmanöver starten, damit ihr es sicher in die Stadt der Magie hinein schafft." Vor allem das Wort Magie betonte er. Sarin wusste Bescheid. Iryan drohte wohl innerhalb der dunklen Armee weniger Gefahr als in einer ganzen Stadt, gegen die er allergisch reagierte. Zumal er als Dunkelelf dort vielleicht nicht Willkommen wäre. Sarin hatte Zyranus nie betreten und Mallahall bisher nichts zu Vorurteilen gesagt. Sein Plan klang selbst in den Ohren der Lichtmagierin plausibel. "Gäbe es eine Möglichkeit, dich zu kontaktieren. Niemand von uns möchte dich an die Armee verlieren."
"Die wird es schon geben", mischte Castus sich ein. Er war inzwischen wieder wohlauf, konnte selbstständig gehen und schaute abgesehen von dem verdunkelten Hautbild nicht anders aus als sonst. "Spätestens dann, wenn wir nach meinem Vater suchen."
"Das übernehme ich im Vorfeld", bot Iryan an. "Ich werde versuchen, sein Tagesmuster zu studieren und euch alle Informationen zukommen lassen, die ich erhalten kann."
"Dann ist es beschlossene Sache. Du, Iryan, lenkst die Truppen ab und wir betreten sicheren Fußes die Magierstadt. Es heißt nun wohl vorerst Abschied zu nehmen." Iryan nickte Mallahall auf die Feststellung hin zu. Er verneigte sich vor ihr wie der treue Soldat vor seinem Lehnsherren. Dann reichte er Castus per Kriegergruß die Hand. Der junge Mann erwiderte unbeholfen, entschied sich schließlich aber für eine brüderliche Umarmung. Iryan ging sogar darauf ein. Einzig bei Cadren zögerte er, aber der Elf hatte offenbar nicht alles verstanden. Beide schauten einander nur an und Iryan nickte zum Abschied. Schließlich trat er vor Sarin.
So groß und stämmig, so stark. Ein hünenhafter Ritter und doch wirkte er nun ganz hilflos, besorgt und klein, als er vor der Frau seines Herzens stand. "Sarin..." Ihr Name klang nach wie vor zauberaft, wenn er ihn aussprach. Damit sie in etwa auf einer Augenhöhe waren, sank er vor ihr auf ein Knie. Der Schnee knisterte unter seiner Rüstung. Iryan seufzte. Er wagte nicht einmal, sie zu berühren.
"Gewähre mir eine Geste des Abschieds, aus der ich Kraft zehren kann."
Nein, er wagte nichts, wenn andere zusahen. Die wilde, ungezähmte Bestie, die sie packte und sich in aufbrausender Leidenschaft von ihr nahm, was er gleichermaßen zu geben bereit war, existierte nur, wenn alle Liebenden unter sich waren. Und hier fehlte eindeutig Dhansair.
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 14. Januar 2022, 14:27

Eigentlich hätten ihre vor Schrecken gewisperten Worte sofort vom Wind davongetragen werden müssen, aber aller Augen richteten sich sofort auf sie. Jeder hatte sie gehört. Selbst Cadren schaute sie an. Er murmelte etwas, das natürlich niemand verstand und seine Hand umschloss Codrins Kleinod enger. Wann immer Sarin diesen Blick bei ihm sah, in dem sein Leid ihn in weite Ferne trug, da schenkte sie im wenn möglich eine kleine Berührung ihrer Hand, einen verstehenden Blick oder schlicht ihre Nähe. Sie wusste, dass ein Teil von ihm gestorben war in dieser verhängnisvollen Nacht. Irgendwie fühlte sie sich mit ihm dadurch verbundener und auch ein klein wenig schuldig in jenem Glück, dass ihr zu gleicher Zeit widerfahren war, auch wenn das gewiss Unsinn war. Aber war sie für ihn da. Um seine Lebensgeister neu zu wecken war es noch zu früh, aber Sarin war mit Hoffnung gesegnet worden und dieses Licht trug sie tief in sich.

Die allgemeine Aufmerksamkeit schwenkte im Gespräch zu Iryan herüber. Der Dunkelelf sollte hier wohl noch vor Mallahall eine Entscheidung treffen. Natürlich, er war ja schließlich der 'Spezialist'.
"Wir alle kommen niemals durch das Lager hindurch. Dort werden sich nicht nur Dunkelelfen tummeln, vielleicht auch einige Orks und versklavte Goblins, die Kriegsmaschinen konstruieren sollen."
Er sah zuerst zu Mallahall, dann aber mit festem Blick zu Sarin.
Oh bitte... ich ahne... ich will ihn nicht schon wieder verlieren... Er wird sich von uns trennen wollen!
Angst schnürte der Elfe die Kehle zu und ließ sie schweigen. Er sprach die Sarin direkt an, obwohl er sie alle meinte und wollte sie damit vielleicht auch ein bisschen beruhigen:
"Ich bin innerhalb der Truppen sicher, kann mich problemlos einschleichen und ein Soldat von vielen sein. Ich kann mich umhören, was sie vorhaben. Und ich kann ein Ablenkungsmanöver starten, damit ihr es sicher in die Stadt der Magie hinein schafft."
Vor allem das Wort Magie betonte er. Sarin wusste Bescheid. Iryan drohte wohl innerhalb der dunklen Armee weniger Gefahr als in einer ganzen Stadt, gegen die er allergisch reagierte. Zumal er als Dunkelelf dort sicher nicht Willkommen wäre. Mall fragte:
"Gäbe es eine Möglichkeit, dich zu kontaktieren. Niemand von uns möchte dich an die Armee verlieren."
"Die wird es schon geben"

, mischte Castus sich ein und Sarin sah ihn fragend an.
Wie denn? ...oder gibt es jetzt da du ihm einen Teil von dir...
Sie hatte kaum Zeit den Gedanken zu ende zu bringen.
"Spätestens dann, wenn wir nach meinem Vater suchen."
Natürlich.
Ja, sie mussten ja früher oder später auch in dieses Lager um Asmodes zu finden. Ein schwerer Klos bildete sich immer deutlicher in Sarins Magengegend.
"Das übernehme ich im Vorfeld"
, bot Iryan an.
"Ich werde versuchen, sein Tagesmuster zu studieren und euch alle Informationen zukommen lassen, die ich erhalten kann."
"Dann ist es beschlossene Sache. Du, Iryan, lenkst die Truppen ab und wir betreten sicheren Fußes die Magierstadt. Es heißt nun wohl vorerst Abschied zu nehmen."

...
Nicht mal Sarins Gedanken fanden dazu Worte. Iryan nickte Mallahall auf die Feststellung hin zu. Er verneigte sich vor ihr wie der treue Soldat vor seinem Lehnsherren. Dann reichte er Castus per Kriegergruß die Hand. Der junge Mann erwiderte unbeholfen, entschied sich schließlich aber für eine brüderliche Umarmung. Sarin schluckte schwer. Abschied tat immer weh und Ian war ihr sehr ans Herz gewachsen. Einzig bei Cadren zögerte er, aber der Elf hatte offenbar nicht alles verstanden. Beide schauten einander nur an und Iryan nickte zum Abschied. Schließlich trat er vor Sarin, dessen Herz ihr inzwischen bis zum Halse schlug. Sie wusste, dass jetzt sie an der Reihe war.
So groß und stämmig, so stark. Ein hünenhafter Ritter und doch wirkte er nun ganz hilflos, besorgt und klein, als er vor der Frau seines Herzens stand. Sarins Atmung ging unstet und stoßweise.
"Sarin..."
Ihr Name klang nach wie vor zauberhaft, wenn er ihn aussprach und sie erzitterte, nur dieses Mal nicht vor Kälte. Damit sie in etwa auf einer Augenhöhe waren, sank er vor ihr auf ein Knie. Der Schnee knisterte unter seiner Rüstung. Iryan seufzte. Er wagte nicht einmal, sie zu berühren.
"Gewähre mir eine Geste des Abschieds, aus der ich Kraft zehren kann."
Die wilde, ungezähmte Bestie, die sie packte und sich in aufbrausender Leidenschaft von ihr nahm, was er gleichermaßen zu geben bereit war, existierte nur, wenn alle Liebenden unter sich waren.
Oh bitte bleib...
, war ihr unbeholfener wenig zielführender Gedanke, den sie nicht wagte auszusprechen, denn das wäre egoistisch und das war sie nie gewesen. Doch jetzt da sie liebte, da kamen ihr plötzlich solch Besitz ergreifende Gedanken. Sie presste die Lider aufeinander, damit die Tränen nicht kamen. Sarin schob ihre bebenden Arme unter seinen hindurch und umfing seine breite Brust mit aller Kraft die ihr zur Verfügung stand. Selbst kniend war er immer noch groß und nun mit seiner Wange in Reichweite ihrer Lippen. Sie zog sich an ihn und ließ sich von ihm in seine Arme schließen. Für einen Moment war er ihr Schild vor der Welt und sie sein kleines Licht der Hoffnung. Irgendwie versuchte ihr Körper in seinen hinein zu kriechen, auch wenn es nicht gelang. Ihr Herz raste und die Tränen standen ihr in den Augen. Eine diffuse Angst ergriff ihre Seele, als er sie so umfing und sie sah an seiner Schulter vorbei hinauf in den Himmel.
Oh bitte, lass es nicht hier enden...
An seiner Wange flüsterte sie:
„Ich gewähre dir mein Herz und will, dass du es mir wieder bringst... wir uns wieder sehen!!!“
, sprach sie mit belegter Stimme, doch mit Nachdruck!
Sie zog etwas den Kopf zurück, streichelte seine Wange mit ihrer, damit sie ihm mit großem flehenden Blick in die Augen sehen konnte, ohne sich zu lösen. Ihre Iriden schimmerten von zurück gehaltenen Tränen.
„Ich lasse dich mit nur mit der Hoffnung gehen, dass du heil zu 'uns' zurück kehrst...“
Damit schloss sie Castus und irgendwie auch Dhansair mit ein, auch wenn dieser nicht da war. Ebenso lag eine gewisse 'Drohung' in ihrer Stimme, dass sie versuchen würde etwas dummes zu tun, wie ihm zu folgen, wenn er nicht zurück kommen würde, oder sie ihn nicht mehr fanden. So musste er wohl oder übel auf sich aufpassen, wenn er sie in Sicherheit wissen wollte. Ein 'Pass auf dich auf' wäre zu platt und zu wenig gewesen.
„...in meine Arme. Wo du hin gehörst!“
, fügte sie bebend an, dann hob sie ihren Kopf und fand seine Lippen. Es war ihr egal wer alles zusah. Über diese Hürde war sie längst hinweg und Moral oder Scham würden sie nicht mehr zurück halten ihm diesen Wunsch nach der Geste des Abschieds zu erfüllen. Und so seltsam es für sie auch war, in ihrer Umarmung fühlte sie auch das Fehlen Dhansairs, genauso wie Castus. Aber dieser Moment gehörte ganz Ian. Warm vor Liebe und weich vor Sehnsucht schmiegte sie sich an ihn, gab ihm alles was er brauchte um Kraft zu finden, das zu tun was getan werden musste. Und erst als sich sein Fleisch langsam wider von ihrem löste flüsterte sie, gleich einem Hauch:
„Ich liebe dich.“
Dann ließ sie ihn frei.

Nach solchen Momenten der Nähe fühlte man sich steht's einsam im eigenen Körper und so erging es auch Sarin in diesem Augenblick. Die Leere um sie herum war fast greifbar, sobald er seine Arme um sie löste. Sie schluckte schwer, aber hatte auch die Hoffnung, ihn wieder zu sehen. Sein Plan musste einfach gelingen, denn ihr fiel auch nichts besseres ein. Er war dieses Leben gewohnt – ein Teil davon. Er konnte unter den Feinden wandern und ihnen helfen, wo es sonst niemand vermochte. Jeder hatte seine Aufgabe in diesem Spiel, auch wenn sie selbst noch nicht so recht erkannt hatte, zu was sie gut war. Aber das Schicksal, Manthala oder schlicht ihr Weg würde mit der Zeit sicher offenbaren, was sie in diesem Moment noch nicht sah. Für sie reichte es im Moment auch vollkommen aus, für andere da zu sein. Im Angesicht der dunklen Armee vor den Toren Zyranus fiel es ihr zwar schwer einen Sinn im Leben zu finden, aber einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es immer und überall zu finden. Davon war sie fest überzeugt.
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Re: Schneetreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. Januar 2022, 10:44

Für die gesamte Gruppe war es die einzige Möglichkeit: Iryan würde sich in Asmodeus' Armeelager einschleichen, dort irgendwie für eine Ablenkung sorgen und so für seine Freunde den Weg nach Zyranus bereiten. Mit Mallahalls Hilfe würden sie in die Stadt der Magier gelangen, sie konnte also nicht gehen. Obgleich ihr Blick zu den feindlichen Zelten etwas Anderes sagte. Sie kannte Asmodeus. Er war nicht nur der Vater ihres Zöglings, sondern auch ein Freund, den sie vor einem schweren Fehler bewahren wollte. Wenn er nicht auf sie und Castus hörte, auf wen dann? Vielleicht gelänge es ihr sogar, als strahlende Lichtgestalt, die sie nun einmal war, einfach in das Lager herein zu spazieren und vor den Dämon zu treten. Vielleicht sah er in ihr inzwischen aber ebenfalls einen Feind. Dann würde er sie eiskalt mitten in seinen Kreisen massakrieren lassen. Das durften sie nicht riskieren. Zumal Castus immer noch nicht wieder auf voller Höhe war. Er brauchte etwas Ruhe. Sie alle brauchten das. Vor allem aber wäre eine anständige Mahlzeit nun genau das Richtige.
Lediglich Iryan käme nicht in den Genuss. Er würde zurückbleiben und sich als Dunkelelf unter Dunkelelfen begeben. Nun hieß es Abschied nehmen. Nach und nach wandte er sich an die Mitglieder der Gruppe und löste sich in unterschiedlicher Weise wieder von ihnen. Zwischen ihm und Castus wurden wortlose, aber bedeutungsvolle Blicke getauscht, bis die Reihe an Sarin war. Von ihr erbat er sich ein Zeichen der Kraft, um sie alle nicht zu vergessen. Kein magische Runenzeichen, das verstand sie. Nein, er erflehte von ihr ein Stück Zuneigung, das ihn durchhalten lassen würde. Dass sie ihm mehr als das gab, zeigte sich deutlich. Seine Knie wurden weich, kaum dass Sarin sich nach ihren Worten und dem hauchzarten Liebesgeständnis wieder von ihm löste. Iryan blieb nämlich sitzen. Er schaffte es nicht zurück auf die Beine, noch nicht. Stattdessen erwiderte er den Blick der Nachtelfe, aus dem sie deutlich lesen konnte, dass ihr schwarzer Ritter nun nicht gehen wollte. Noch weniger als schon zuvor.
Tatsächlich musste jemand von außen einschreiten, sonst wäre Iryan vermutlich auf ewig dort im Schnee hocken geblieben. "Du musst gehen, Freund, wenn wir alle eine Chance haben wollen", richtete Mallahall das Wort in ruhigem Tonfall an ihn. Dann erhob sich der Elf endlich. Er schwankte, seufzte und brauchte mehr als einen Blick in die Umgebung, um sich erneut orientieren zu können. Castus warf ihm einen besorgten Blick zu, doch Iryan schüttelte sacht den Kopf.
"Wartet auf ein eindeutiges Zeichen", sagte er nur, hob ein letztes Mal die Hand zum Abschied und drehte sich schließlich um. Der beschützerische Berg, der neben einem Menschen oder gar einem Mantroner doch nur schlank ausgesehen hätte, drehte sich ab. Für Sarin blieb er ein Massiv, eine Schutzmauer gegen jede Gefahr, die ihr drohte. Er durfte nicht fallen!
Aber Sarin blieb nicht allein zurück. Dieses Mal war es Cadren, der sie flüchtig berührte. Sein kleiner Finger streifte ihre Hand nur einmal, ehe er in den Hintergrund zurücktrat und wieder zum Schatten der Gruppe wurde. Aber es gab auch noch Castus und natürlich Mallahall. Die Magierin ergriff ihre Hand wie es eine enge Freundin oder Schwester tun würde. Der sanfte Druck ihrer weichen Finger fühlte sich warm an. "Komm. Warten wir nahe der Mauer auf sein Ablenkungsmanöver."
Und schweigend marschierte die Gruppe durch den Schnee, gelegentlich verborgen durch einen Felsen, bis sie in einem weiten Bogen die hintere Stadtmauer von Zyranus erreichten.

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