Am Ende fängt alles an...

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Neriélle
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Dienstag 11. Juli 2023, 22:25

Neriélle versuchte, sich vor der Stimme zu verschließen, die ihr so verführerisch Macht versprach. Sie versuchte es mit gedanklicher Gegenwehr und biss die Zähne zusammen. Sie hatte Angst vor dieser Stimme, vor den Versprechungen, die sie ihr machte, und am meisten Angst hatte sie, diesen nicht widerstehen zu können. Nach all den Jahren, in denen sie versucht hatte, sich weitgehend anzupassen und die dunklen Gefühle in ihrem Inneren zu verdrängen, hatten die letzten Wochen ihr so langsam die Augen geöffnet und sie näher an das gebracht, was sie wirklich fühlte und wollte. Die Sehnsucht nach der Welt und vor allem die Sehnsucht nach den Schatten, die sie in Calhouns Arme getrieben hatte. Und nachdem sie sich dem zweifelhaften Schattenmagier hingegeben hatte, hatte Neri nun Angst, für nichts mehr völlig garantieren zu können. Sie hätte Calhoun widerstehen müssen - wenn sie in das Bild der Bilderbuch-Shyánerin hätte passen wollen. Doch die Reise hatte ihr Innerstes geöffnet, sie hatte das behütete Tal Shyána Nelle und mit ihm die Werte hinter sich gelassen, von denen ihr einige doch nur aufgedrängt worden waren und hinter denen sie nicht oder nicht vollständig stand. Und wenn sie schon dem ersten Dunkelelfen nicht widerstehen konnte, dem sie begegnete, wie mochte es da mit ihrem Widerstand einem Dämon gegenüber aussehen, der aus reinen Schatten und der Hoffnungslosigkeit selbst bestand?

Neri suchte die Flucht vor dem Dämon und seinen verlockenden Worten. Sie musste etwas tun. Sie musste sich ablenken und gleichzeitig wollte sie beweisen, dass in ihr kein Platz für einen Dämon war. Sie wollte sich nützlich machen und sie wollte hier unbescholten herauskommen. Sie wollte, dass Avalinn lebte und dass sie Arunn heilte. Im Grunde wollte sie doch nur weg von hier. Sie umgriff die kalte Hand Avalinns und versuchte, ihr mit ihrer Magie Hoffnung, Wärme und Leben zu schenken, damit sie nicht starb. Flehend sah sie von ihrer Hand hinauf in Avalinns Gesicht, weil zunächst nichts passierte, um dann zusammen zu zucken, als doch noch ein Hauch von Leben durch die Heilerin ging. Diese erwiderte ihren Griff überraschend stark. Als die Heilerin dann plötzlich noch die trüben Augen öffnete und den Mund zu einen stummen Schrei öffnete, ergriff Neri ein Schauer. Den Kopf unnatürlich verrenkt, erwiderte die Elfe ihren Blick fröstelnd und ihr kam mit einem Mal der Gedanke, dass sie vielleicht einen Fehler begangen hatte. Plötzlich entfaltete sich ihre Lichtmagie wie von selbst, sie spürte sie durch ihre Adern pulsieren, aus denen sie aber alsbald auch wieder verschwand. Das Gefühl erinnerte sie an eine Wunde, aus der Blut austrat. Es war ähnlich, aber doch ganz anders. Sie merkte deutlich, dass ihre Magie nicht zu Avalinn hinüber sprang, sondern nur durch sie hindurch floss und letztendlich zu einem anderen Empfänger gelangte. Ein stetig wiederkehrendes Pulsieren, das ihr ihre Magie und mit ihr ihre Lebenskraft entzog. Diese Erkenntnis erschrak Neriélle und sie versuchte augenblicklich und beinahe panisch, ihre Hand von der Heilerin zu lösen. Doch es schien, als wären ihre Hände unwiederbringlich miteinander verschmolzen, was die Panik nur steigerte. Dass sie zumindest Avalinn damit einen Teil ihrer Bürde abnahm und somit, wie beabsichtigt, zumindest ihr half, registrierte sie kaum noch. Viel zu groß war plötzlich die Angst um ihr eigenes Leben.

“Rhuna, ich kann sie nicht loslassen. Es frisst meine Magie. Beeile dich!”, versuchte sie, bereits mit gedämpfter Stimme, ihre Lage kurz und knapp zu erklären, ehe sie die andere Elfe um Eile bat. Auch wenn sie im Grunde wusste, dass es kontraproduktiv sein könnte, jetzt zusätzlichen Druck aufzubauen, war doch gerade an diesen Worten klar zu erkennen, dass Neriélle blanke Angst empfand und heillos überfordert mit der Situation war. Sie bemerkte nicht einmal, dass Rhuna schon nicht mehr empfänglich für ihre Worte war, da ihr Fokus ganz auf Avalinn und darauf lag, ihre Hand von ihrer zu befreien. Neri keuchte bald vor Anstrengung. Es fiel ihr immer schwerer, sich an der Ranke festzuhalten und auch ihre Gegenwehr schwächte jeden weiteren Augenblick ab. Sie fühlte, dass die Kräfte sie Stück für Stück verließen, dass sie müder wurde und der Dämon sich von ihren letzten Kraftreserven ernährte. Sie stöhnte, als ihr Körper überall zu schmerzen begann und realisierte, dass ihre letzten Atemzüge einen Dämon nähren würden, der erst Unheil über das Dorf der Waldmenschen und dann über den Rest Celcias bringen würde. Würde er auch Shyána Nelle vernichten? Ihre Familie und ihre Freunde töten? Neri konnte nur hoffen, dass ihn jemand aufhalten würde. Rhuna vielleicht oder Calhoun..? Keuchend schloss sie die Augen, weil selbst das Heben ihrer Lider zu anstrengend war. Und dann fiel sie.

Der Schmerz des Aufpralls unterschied sich noch einmal von den Erschöpfungsschmerzen in ihrem gesamten Körper und sie quittierte ihn mit einem weiteren Stöhnen. Für einen Moment lag sie reglos auf der dunklen Erde des Waldbodens. Ich lebe noch, schoss es ihr durch den Kopf, auch wenn es sich kaum so anfühlte und sie wenig Hoffnung darüber verspürte, dass das noch lange so bleiben würde. Alles war so anstrengend, selbst das Atmen. Am liebsten wäre sie einfach nur liegen geblieben, um sich auszuruhen.
„Neri…?“, hörte sie dann Rhuna und war sich noch immer nicht bewusst, dass jene nicht mitbekommen hatte, was sie getan hatte.
"Lebe noch", antwortete sie daher nur mit gepresster Stimme und es gelang ihr unter weiterer Anstrengung, sich mit den Händen vom Boden abzustützen und sich etwas aufzusetzen. Ihr war schwindelig - das dachte sie zumindest zuerst, denn dann realisierte sie, dass die Erde unter ihrem Körper und den Händen zitterte. Neri hob den Blick zu dem riesigen Baum, der unter einem gewaltigen Dröhnen ebenfalls zitterte und Risse bekam. Ungläubig weiteten sich ihre Augen, sie war viel zu geschockt und geschwächt, um sich zu bewegen, und sah dem Geschehen hilflos zu. Erst als Yedan Vorsicht gebot, wurde ihr die Gefahr bewusst und sie machte sich wieder klein und senkte schnell den Kopf, um ihn mit ihren Händen zu schützen, als der Baumstamm krachend aufbrach. Nachdem die Splitter zu Boden gefallen waren, hob sich der violette Haarschopf wieder und die goldenen Augen sahen ein Wesen, das nicht in diese Welt gehörte.

"Großer Gott", keuchte sie und betrachtete verstört den Schattendämon, der sich aus dem Baum geschält hatte. Neri begann zu zittern, als sich das Grauen in Bewegung setzte. War es das, was die Elfen und Menschen in der Höhle im letzten Augenblick ihres Lebens gesehen hatten?
„Ihr habt mich befreit. Ich fühle mich stärker denn je. Und ihr… war sehr hilfreich.“ Entsetzt schaute Neriélle auf die entblößten spitzen Zähne, mit denen es ihnen entgegen grinste und hinter denen Glut und Asche hervortraten, als es zu ihnen sprach.
"Nein", hauchte Neri mit erstickter Stimme. "Ich wollte doch nur helfen. Ich wollte Avalinn helfen. Ich wollte ihr.. Kraft geben, damit sie überlebt." Sie blickte gequält zu Rhuna und es war ihr deutlich anzusehen, dass sie das nicht gewollt hatte. Sie hatte helfen wollen - und zwar Avalinn!
Ich dachte, die Magie würde Avalinn dabei helfen, ihren Widerstand aufrecht zu erhalten.
Stöhnend richtete sich Neri langsam auf und versuchte, ihren schmerzenden und erschöpften Körper zu ignorieren. War sie zu töricht gewesen? Zu naiv? Es war nicht das erste Mal, dass Neriélle den Ernst der Lage verkannte und in ihrer Naivität alles nur verschlimmerte. Ihr Herz war wohl nicht zu gut, sondern einfach zu naiv, da es jedem - egal ob Dunkelelf oder Ritualmagier - Einlass gewährte und damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr brachte.

In diesem Moment hob der Dämon eine seiner Klauen und als Neri aufgrund von Rhunas folgendem Wimmern eben jene ansah, sah sie, wie auch sie die Hand hob - wie eine Marionette. Beeindruckend wie der Dämon fand Neri das Schauspiel aber auf keinen Fall. Das Wissen, dass der Dämon allein durch die Markierung auf Rhunas Haut solche Macht über sie hatte, stellte ihr die Nackenhaare auf, während sie hilflos und regungslos das Geschehen verfolgte. Zu was konnte er sie so bringen? Doch bevor sie darüber nachdenken konnte, wandte sich der Dämon ihr zu und es gab kein Entkommen.
„Ahhhh…. Süße Neriélle. Willst du jetzt sehen, was ich in der Lage bin dir zu geben?“
Im nächsten Augenblick sah sie sich selbst auf einem Thron sitzend, mit der Gewissheit im Herzen, die Magie wie keine Zweite zu beherrschen und mit ihr alles bewirken zu können, wonach ihr der Sinn stand. Lächelnd schaute sie auf die anderen hinab, die sie einst unterschätzt hatten und nun fürchteten. Nun, da sie mächtig war und tun und lassen konnte, was sie wollte. Rhunas Ansprache hörte sie gar nicht, erst als die Worte des Dämons an ihre Ohren drangen, verflog die Illusion augenscheinlich.
„Lass es uns gemeinsam beginnen, Neriélle.“
Das Lächeln auf ihren Lippen, das ihr aus der Illusion geblieben war, erstarb. Sie blinzelte und die Illusion war fort. Sie sah keine Bilder mehr in ihrem Kopf, die geweckten Gefühle aber waren noch da und greifbar. Neri musste zugeben, dass ihr der Gedanke, endlich Macht über ihre Magie zu besitzen und etwas Großes damit bewirken zu können, gefiel. Sie wollte sich von den anderen abheben, wie sie es schon immer gewollt hatte. Ihre eigene, momentane Schwäche verstärkte den Wunsch nach Macht nur noch. So sehr, dass die Worte des Dämons verführerisch klangen und die Illusion, die er vor ihren Augen schuf, tatsächlich drohte, zu einer Alternative für Neriélle zu werden.
Sie hing der Illusion noch nach und war zu keiner Erwiderung fähig, da spürte sie etwas Warmes auf ihrer Schulter und hob den Blick, direkt in Rhunas violette Augen, die ihr schweigend zur Seite stand. Welchen Preis würde sie bezahlen? Dann würde dieser Dämon wegen ihr Unheil über das Dorf bringen, Unheil über ihre Heimat und ihre Freunde und Familie. Das konnte sie nicht zulassen. Neri erwiderte einen Moment Rhunas Blick und die andere Elfe konnte den Kampf in Neris Inneren erkennen. Sie trat einen Schritt zurück, um Abstand zwischen sich und dem Dämon und seinen Versprechungen zu gewinnen. Dromar hatte sie auserwählt, also musste sie verhindern, dass der Dämon Besitz von ihr ergriff.
"Du musst dir jemand anderen für deine Zwecke suchen!", rief sie dann plötzlich dem Dämon entgegen, ganz so, als müsste sie es laut aussprechen, um sich selbst davon überzeugen. "Du kannst mir noch so schöne Illusionen zeigen, aber die Wahrheit bleibt, dass du nur Unheil über die Welt bringst. Über unsere Welt und über unsere Familie und unsere Freunde. Nichts könnte so viel Wert sein, um das zu verantworten!"

Im nächsten Moment glaubte sie, Dromars Stimme in der Ferne zu hören und spitzte die Ohren. Der Dämon bestätigte, dass es sich um den Mann handelte, der so hell wie das Licht strahlte und so viel Dunkelheit über das Dorf der Waldmenschen gebracht hatte. Die Freude des Dämons widerte Neriélle an und sie versuchte, sich das Grauen dieser Kreatur und ihre bösen Absichten bewusst zu machen, um ihm widerstehen zu können.
„Diener… treue Diener… sie sind wertvoll, wisst ihr? Oh, er ist ein guter. Er weiß was er tut und er tut es schnell. Bald steige ich aus meinem Reich empor und verbreite meine Botschaft.“
Neri schauderte es erneut, als sie sah, wie die grauenhafte Gestalt weiter wuchs. Das knackende Geräusch dabei fuhr ihr durch Mark und Bein. Als würde es durch das Ritual weiter gefüttert werden und wachsen. Aber nicht nur durch das Ritual erlangte es mehr und mehr Macht. Nein, auch ihre Lichtmagie hatte dazu beigetragen. In der Absicht, etwas Gutes tun zu wollen und durchaus auch um ihre eigene Haut zu retten und den Dämon auf Abstand zu halten, hatte sie das genaue Gegenteil erreicht, als sie nach Avalinns Hand gegriffen hatte.
"Es ist alles meine Schuld", entwich es Neri und sie erschrak, als sie merkte, dass sie den Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sie zögerte einen Moment, ehe sie weitersprach. "Wir hätten nicht herkommen dürfen. Ich hätte Dromar nicht einfach so glauben dürfen. Hätten wir das Dorf doch nie betreten.." Erneut blickte sie zu Rhuna und bat stumm um Entschuldigung, während ihre Worte vor Hoffnungslosigkeit troffen. Passend zu den folgenden Worten des Dämons: „Entsagt der Hoffnung. Frönt der Hoffnungslosigkeit!“

Was würde jetzt folgen? Neri sah zu Rhuna, die gerade nach der Hand des Halbelfen griff und sich, scheinbar neuen Mut daraus ziehend, wieder aufrichtete. Es war ihr anzusehen, dass sie irgendetwas vorhatte. Aber was?
„Du suchst dir immer den einfachsten Weg, nicht wahr? Was für ein Dämon….!“
Neri wechselte einen überraschten Blick mit Yedan und schaute dann wieder zu Rhuna, die sich Schritt für Schritt von ihnen entfernte. Offenbar versuchte sie, den Dämon zu provozieren und gleichermaßen abzulenken. Hatte sie etwas mit Yedan vereinbart? Erneut sah sie, diesmal fragend, zu dem Halbelfen. Rhuna indes provozierte den Dämon weiter und Neri raunte ihr ein einfaches, aber mahnendes “Rhuna..” entgegen, das sie daran erinnern sollte, was sie gerade provozierte - einen Schattendämon aus dem Harax.
Immer wieder drangen dabei Dromars gemurmelte Worte aus der Ferne an ihre Ohren. Sie konnte nur hoffen, dass Calhoun die Sache rechtzeitig erledigen würde. Oder würde Yedan..? Neris Augenbrauen hoben sich. War das Rhunas Plan? Nun, da der Dämon sich manifestiert hatte, schien die einzige Chance, die blieb, tatsächlich das Beenden des Rituals zu sein. Neri überlegte kurz, befand die Idee für gut - falls sie sie denn richtig interpretierte - und bedeutete dem Halbelfen unauffällig, in die Richtung zu gehen, aus der Dromars Worte zu ihnen hinüber drangen. Sollte sie Zweifel oder Sorge um Rhuna in Yedans Augen erkennen, würde sie ihm zunicken, als Zeichen, dass sie alles dafür tun würde, um Rhuna zu beschützen. Die wagemutige Elfe, der sie schon allein für den Versuch dankbar war, den Dämon von sich abzulenken. Neri hoffte inständig, dass Rhuna, die ordentlich austeilte, Erfolg haben würde und etwas Zeit für die gewann. Neri indes hielt sich bewusst schweigend im Hintergrund, um die Aufmerksamkeit des Dämons, für den sie als Wirt fungieren sollte, nicht mehr als nötig auf sich zu ziehen. Dabei ließ sie Rhuna jedoch nicht aus den Augen, um ihr im Zweifelsfall zur Seite zu stehen, so wie sie ihr zur Seite stand - um dem Schattenwesen gemeinsam die Stirn zu bieten.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Juli 2023, 09:46

Am Ende fing alles an. So sagte man doch. Aber stimmte das? Sollte das Ende nicht auch… das Ende sein? Sie standen mit den Rücken gegen die Wand und alles, was sie sich innerhalb kürzester Zeit ausdenken konnten, war scheinbar stets zum Scheitern verurteilt. Rhuna hatte erwartet, dass zumindest eine ihrer Magiearten mit einem Knall aus ihr herausstrahlen würde, um sie zu retten. Doch das geschah einfach nicht. Stattdessen sandten die Götter ihr ein ungleiches Paar aus Shyanér Elfe und Schattenmagier. Und letzterer war es dann, der ihr mit scharfen Worten einbläute, dass sie auf sich selbst vertrauen musste. Neri hatte das schon oft so gehalten: Sie vertraute sich selbst und im Zweifel ging es um sie. Sie würde nicht ihre Haut riskieren, wenn sie es nicht musste. Und doch fand sie sich mittendrin in diesem grotesken Schauspiel. Wie war das eigentlich passiert? Immerhin ging es ihr vordergründig nur um Arunn und seiner Genesung. Dass die Wege sie hierhergeführt hatten, war das eine, doch wie konnte sie auf einmal Auge im Auge mit einem Dämon stehen, der ihr die Welt zu Füßen legen wollte? Neri hörte den Worten zu. Und sie begannen langsam in ihren Verstand zu sickern. Rhuna indes wurde nicht von der Aufmerksamkeit des Dämons verschont. Er zeigte ihr mühelos, welch Schicksal sie erwarten würde, wenn er es nur wollte. Eine Marionette an unsichtbaren Fäden, zu einem Schicksal bestimmt, dass sie sich kaum ausmalen konnte. Wenn sie versagten, dann betraf das nicht nur sie selbst. Es betraf alle und bald auch ganz Celcia. Neri hatte nun bereits binnen kürzester Zeit das zweite Mal mit einem Dämon zu tun. War das nun Pech? Oder steckte mehr dahinter? Ihr blieb keine Zeit, solche Überlegungen anzustellen. Durch Rhuna’s Selbstvertrauen war es ihr gelungen, nicht nur ihre Naturmagie zu finden, sondern sie sogar zu benutzen. Rhuna war in der Lage gewesen, die Schmerzen des dunklen Baumes zu empfinden und fragte sich, ob die Naturmagier in diesem Dorf das nie empfunden hatten. Fakt war wohl, dass es stets sehr viel leichter war, einfach die Augen zu verschließen. Und der Baum war wie eine drohende Mahnung an jeden gewesen, sich nicht zu nähern. Auch Rhuna hatte dieses schlechte Gefühl empfunden. Jetzt nach dem Warum zu fragen, war ohnehin ein schlechtgewählter Zeitpunkt.
Der Dämon der Hoffnungslosigkeit erhielt mit jeder Sekunde mehr Substanz und zeigte sich den beiden Elfinnen als groteske Figur aus Manthala’s schlimmsten Reichen. Beiden Frauen stand das Entsetzen maskenlos ins Gesicht geschrieben und auch Yedan und Kayon starrten ungläubig auf das Ding dort in ihrer Mitte. Noch befanden sie sich im Reich des Dämons. Um sie herum hatte sich nichts geändert, außer, dass der Baum nicht mehr sichtbar war. Jetzt aber konnten sie sehen, dass das Wesen aus derselben Masse bestand, wie der Boden zu ihren Füßen. Klebrig, teerig und dunkel, triefte alles um sie herum. Und mit jedem Wort, das echoartig um sie herum ertönte und dessen Sprache sie nicht verstanden, wuchs der Dämon heran. Dromar hatte über 20 Jahre darauf gewartet, diesen Dämon auf die Welt zu holen und eine neue Ära zu gebären. Sollten sie nun Zeuginnen dessen werden? Während Rhuna sich noch fragte, was der Dämon alles mit ihr anstellen wollte, wenn er sie bereits durch eine einfache Markierung zur Marionette machte, war Neri weitaus weniger aktiv. Sie hatte mit ihrem Tun das letzte bisschen Leben in der Heilerin gehalten. Hatte sich und ihre Lebensenergie geopfert, damit Avalinn weiterlebte. Eine ihr vollkommen unbekannte Frau. Jetzt aber spürte sie die Auswirkungen dessen und fühlte sich müde, abgekämpft und… verwundbar. Ihre Gedanken flossen träge dahin, bildeten kaum einen vernünftigen Strang, den man zu einem brauchbaren Plan hätte machen können. Doch bisher zeigte sich noch immer ihre schnelle Auffassungsgabe. Und so konnte sie sich erneut auf sich selbst verlassen, als Rhuna mit einem Mal das Wort an den Dämon richtete.

Todesmutig stand die zierliche Brünette da und bot der triefenden Hoffnungslosigkeit die Stirn. Sie weigerte sich, sich dieses Mal einfach dem Gefühl, das auf ihr Gemüt drücken wollte, nachzugeben. Rhuna hatte nach ihrer Ansicht bisher nicht viel bewirken können. Aber es waren nicht immer die allumfassenden, heroischen Taten, die es wert waren, besungen zu werden. Rhuna kämpfte. Kämpfte, wie eine Löwin um ihre Jungen und tat alles was sie aufbringen konnte, um diesem Dorf das Leben zu retten. Um ganz Celcia zu retten. Neri war beeindruckt von diesem Mut und er stachelte sie an. Trotz ihres desolaten Zustandes, konnte sie Anerkennung empfinden. Und Dankbarkeit. Denn als Rhuna sich erhob und zu sprechen begann, richtete sich der glühende Blick auf sie und entließ Neri aus diesen Verlockungen, vor denen sie sich so fürchtete. Ja, Neri spürte deutlich, dass sie eine hohe Affinität zu dem Dunklen hatte. War sie denn nun schlechter als andere? War es das, was es ihr so schwermachte, sich anzupassen in ihrer ‚sauberen‘ Heimat? Rhuna war viel eher das Bild einer typischen, Shyaner Elfe oder? Und dazu noch mutig und aufrichtig. Und … nicht so blind gegenüber den Schrecken, die es hier draußen gab. …„Ich dachte du hättest es auf mich abgesehen. Aber offenbar habe ich dir zu viele Probleme bereitet. Kein Wunder, dass du aufgegeben hast, immerhin habe ich dir mehr als einmal auf dem Friedhof widerstanden, und selbst in deinem Reich aus Schatten und Verzweiflung, indem du mich in mir selbst gefangen hieltest, hast du mich nicht brechen können.“ Der Dämon starrte Rhuna an. Für einen Moment, starrte jeder sie an. Yedan hatte noch eine Warnung gezischt und versucht, die am Arm aufzuhalten, doch ihr Blick verriet ihm, dass sie einen Plan hatte. Der Halbelf runzelte die Stirn, dann aber nickte er kaum merklich. Und auch Neri hatte verstanden. Rhuna opferte sich… für die anderen. Yedan war angespannt, während der Dämon Rhuna einfach nur musterte. Der Halbelf würde sich augenblicklich zwischen sie werfen, wenn es nur den kleinsten Verdacht gäbe, dass er Rhuna ein Haar krümmen würde. Doch der Angriff erfolgte nicht. Stattdessen, ertönte ein schneidendes, boshaftes Lachen aus der Kehle des Dämons. „Kind… was soll das werden? Zwergenaufstand?“, fragte er belustigt und drehte sich Rhuna nun vollends zu. „Kannst du es nicht abwarten, dich mit mir zu vereinen?“, er sog geräuschvoll die Luft ein. „Rieche ich etwa Eifersucht?“, grinste er hämisch. „Keine Sorge Kind. Für dich wird genug übrigbleiben, wenn ich mit deiner kleinen Freundin fertig bin…“, gurrte er beinahe lasziv und verlieh dem gesagten eine unterschwellige Note.
„Sag mir, woran machst du deine Opfer fest? Oder ist es gar Dromar, der die Entscheidungen hier trifft? Ist er der eigentliche Herrscher, dem du dienst, wenn du einmal auf der Welt wandeln kannst?“ Es bebte. Dann ließ ein scharfer Windhauch Rhuna erzittern, als der Dämon pfeilschnell auf sie zu schnellte und sein Gesicht nur Zentimeter vor ihrem auftauchte. „Ich entscheide. Meine Regeln, mein Diener!“, schrie er sie an. Ungeachtet der Nähe zu Rhuna, schrie er die Elfe an. Yedan zuckte vor lautet Anspannung in den Stand. Sein Blick lies Rhuna nicht aus den Augen, doch der Dämon hob einen Finger. „Keine Sorge, Halbelf – deine Süße will spielen und…. Ich beiße nicht“, grinste er süffisant und zeigte Rhuna mehr als nah, wie spitz die Zähne waren, die er hatte. Yedan’s Blick fiel hilflos auf Neriélle. Er fing ihren auf und erkannte darin das stumme Versprechen, auf Rhuna aufzupassen. Das warme Braun seiner Augen suchte für einen Moment einen Schwindel im Gold. Er hatte noch nicht so viel Vertrauen in die Elfe und sah ihr zudem an, dass sie reichlich lädiert wirkte. Aber auch ihm war klar, dass es hier nicht um sie allein ging. Neri konnte sehen, dass er wusste, dass er gehen musste, es ihm aber sehr schwerfiel, Rhuna zurückzulassen. Yedan schluckte und ballte die Hände zu Fäusten. Er wandte sich nach Rhuna um und suchte ihren Blick. Der Dämon hatte ihm den Rücken zugewandt und konzentrierte sich einzig und allein inzwischen auf Rhuna. Yedan stieß einen geräuschlosen Atemzug aus und nickte Neri bedeutungsschwer zu. Sie hatte ein Versprechen gegeben. Er würde sie daran erinnern. Dann aber entfernte sich der Halbelf und ließ die Frauen allein, um nach Dromar zu suchen. „Sag mir, wer ist mächtiger? Der Ritualmagier, oder das Wesen, das er durch ein Ritual beschworen hat?“ Hitze stieg Rhuna ins Gesicht, als die Augen des Dämons Feuer spuckten. Seine Fratze wurde aufgerissen und es schrie sie abermals ohrenbetäubend laut an. „Was glaubst du wohl, du dummes Ding?!?!“, keifte es zornig.

Dann drehte es sich wie ein huschendes Ungetüm weg und hob beide Arme. Sofort veränderte sich die Umgebung um sie herum. Mit einem Mal war das Dorf nicht mehr zu erkennen, sondern wich einer Lavalandschaft. Überall sickerte kochend heiße Lava über den Boden, machte die Luft trocken und heiß gleichermaßen. Hier und dort stiegen kleinere Feuerbälle empor und zerplatzten zischend. Ihnen war beiden sofort klar, dass sie besser nicht die Spritzer abbekommen sollten. Schwarz und teerig war weiterhin der Pfad zwischen den Lavaströmen und Becken. „Ich erschaffe ein ganzes Reich nur aus meiner Vorstellungskraft!“, verkündete der Dämon herablassend und wandte sich wieder an Rhuna. „Und was würde mit mir geschehen, wenn ich dein Angebot doch annehmen würde? Wäre ich ein Spielball deines oder Dromars Willen, wenn ich mich dir und der Dunkelheit hingeben würde?“ Erneut war er pfeilschnell bei ihr, doch dieses Mal wahrte er keinen Abstand. Er packte ihren Arm und riss ihn schmerzhaft nach oben, sodass das Mal deutlich sichtbar für alle war. Es glühte und brannte sich noch stärker in ihre Haut. „Du bist in meiner Welt, kleine Elfe!“, zürnte er Rhuna. „Benimm dich dementsprechend und hör auf mich zu beleidigen!“, warnte er sie grollend. Dann zog er Rhuna so dicht zu sich, dass sie den klebrigen Körper berühren musste, wenn sie ihn nicht umarmen wollte. Es war, als würde man ihr schlagartig jedwede Hoffnung rauben… nichts würde ihr je wieder gelingen. Sie würden es nicht schaffen. Das war ihr schlagartig klar. Der Dämon griff mit der freien Hand nach ihrem Gesicht und Rhuna spürte wie zuvor an ihrem Arm, dass sich die Hoffnungslosigkeit in ihr einbrannte. „Ich würde dich nehmen, immer wieder, würde dich auslaugen und weiter nehmen, bis ich genug von dir habe. Du würdest mich anflehen aufzuhören und gleichzeitig würdest du dich danach verzehren, dass ich niemals beende, was ich dir gebe!“, zischte er drohend. „Aber du würdest nicht standhalten. Du würdest dich wehren, würdest Zanken und Streiten und du würdest vergehen, weil du viel zu schnell deine Reserven verbrennst!“, spie er ihr ins Gesicht und schubste sie unsanft von sich, sodass sie strauchelte. Der Schmerz an ihrem Arm und ihrem Gesicht war enorm und wurde lediglich durch das Adrenalin gemindert. Dann aber wandte sich der Dämon Nerielle zu. Er kam mit langsamen Bewegungen auf sie zu und reichte ihr zuvorkommend eine Hand, die sie ergreifen konnte. „Sie hingegen trägt es in sich. Das Streben nach Macht, nach Respekt und Anerkennung.“, verriet er beinahe schon lieblich. Als wäre sie seine Auserwählte. „Der Magier hat sie mir gefunden. Er wird sie an mich binden und wir werden gemeinsam herrschen.“, beteuerte er zuckersüß und lächelte schaurig auf Neri herab. Trotzdem konnte sie erkennen, dass der Dämon anders mit ihr umging. Warum glaubte er nur, dass sie seine Gunst haben wollte?

„….Ich rufe dich, Dämon der Angst. Dämon der ruhelosen Nächte, des Wälzens und der Aufgabe. Komm in unsere Welt, zeige uns deinen Pfad und lass uns vergehen in deiner Herrlichkeit….“, die Worte waren unheimlich. Sie hörten sie, verstanden sie aber nicht. Diese Sprache kannte keine von ihnen.. aber das brauchten sie auch gar nicht. Es war klar, dass das Dromar war, der bedeutend klarer klang und offenbar das Ritual noch immer fortführte. Er wirkte näher. So als kämen sie in seine Richtung, auch wenn sie sich nicht bewegten. Der Dämon allerdings lauschte ebenfalls auf die Worte. Er grinste zufrieden. Alles lief nach Plan, so wie es aussah und… Der Dämon stutzte. Sein flammender Blick huschte über den Boden und er drehte sich einmal um. Dann grollte er unheilvoll und schrie Rhuna wieder an. „Du hast mich abgelenkt, damit dein Stecher sich verpissen kann!“, schnauzte er vulgär und so etwas ähnliches wie Spuckefetzen, verließen mitsamt der Worte seinen Mund. „Du Miststück!“, fauchte er und drehte sich abermals suchend um. Doch Yedan hatte sich aus dem Staub gemacht. Der Dämon drehte den Mädchen den Rücken zu und stand einen Moment da. Als sähe er sehnsüchtig in die Ferne. Doch dann wurde sein teeriger Körper von einem grauenhaften Lachen geschüttelt. „Er entkommt nicht.“, waren seine Worte und er lachte erneut. „Er entkommt meinem Willen nicht.“, verkündete er abermals und drehte sich zu Neri und Rhuna um. „Ihr seid in meiner Welt! Habt ihr das vergessen?“, fragte er und wurde nun regelrecht herablassend. „Dein kleiner Halbelf mit schlechtem Frauengeschmack wird hier nicht herauskommen!“, knurrte er süffisant grinsend. Und tatsächlich hörten sie abermals Dromar und sein Gebet wurde immer lauter und klarer. Als würde er selbst näherkommen. Der Dämon sog die Luft ein. „Ich kann ihn riechen. Den Elfenmann. Brät er gar in einem meiner feinen Lavabecken?“, frohlockte er hämisch. In dieser neuen Welt gab es tatsächlich nicht viele Versteckmöglichkeiten. Mal ein höherer Felsen oder Gesteinsbrocken. Aber es war nicht länger eine Adaption des Dorfes. Wohin war Yedan also geflohen, als der Dämon die Umgebung in eine Lavalandschaft verändert hatte? Er wird doch nicht… ? Nein! Der Dämon will, dass Rhuna ihre Gedanken auf solche Möglichkeiten lenkte, um sie zu schwächen. Oder? Er war durchtrieben und hinterhältig. Und er war dabei zu gewinnen…
Dromar’s schauriges Gebet wurde zum Singsang. Immer wieder wiederholte er dieselben Worte und Klänge und der Dämon schwoll weiter an. Ein Gackern in tiefen Tönen verließ seine Kehle und aus seinen Augen traten Rauchschwaden. „Gleich… gleich…“, er legte den Kopf in den Nacken und breitete die Arme aus. „Öffne dich, Neriélle. Du wirst mich in dir spüren, wie kein Zweiter. Du wirst es sein, denn gemeinsam werden wir herrschen und diese Welt zu unserer machen! Lass mich herein… Liebe mich…“, säuselte er lieblich und fast wie ein Verehrer. Und mit einem Mal, sah Neriélle, wie sich vor ihren Augen Schatten ausbreiteten und sie einhüllten. Auch Rhuna war mitten in Schatten gehüllt und wo Neri sich wohlfühlen und Sicherheit empfinden könnte, war es für die Brünette doch ungewohnt. Urplötzlich lagen schwere, dunkle Hände auf ihren Schultern und eine ihr wohlvertraute Stimme drang an ihre feinen Elfenohren, die auch Rhuna hören konnte: „Tut es… wir können das Ritual nicht rechtzeitig stoppen. Einer von Euch muss ihn aufnehmen… wir befreien euch und Celcia von ihm, aber vorerst müsst ihr…“, Calhouns Stimme verblasste und die Schatten waren ebenso schnell wieder fort, wie sie gekommen waren. Von dem Dunkelelfen war keine Spur. „Was war das?!“, grollte der Dämon zornig und sah sich suchend um. „Wer wagt es, mein Reich ohne Einladung zu betreten?!“, fauchte er, spie dabei seine giftige Galle umher. Nun war guter Rat teuer. In diesem Falle würde er ein Leben fordern – nur… welches?



Rhuna ist

- bitte im Profil aktualisieren

Falls ihr eine Entscheidung treffen wollt, dann sprecht euch gern vorher auch ab. In welcher Reihenfolge geantwortet wird, ist mir einerlei :)
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 15. Juli 2023, 08:47

Vor ihrem Aufbruch aus Shyána Nelle hätten sich wohl weder Neriélle noch Rhuna ausmalen können, in welche Abenteuer sie hineinstolpern würden. Ihre Heimat war wie eine gut geschützte Blase gewesen, in der das Leben einfach ein wenig anders verlief, als bei den Völkern, die sich nicht so abschotteten. Von daher waren sie vielleicht mit naiven und blauäugigen Gedanken und Vorstellungen losgestiefelt. Doch wie das Leben nun einmal war, kannte es keine Schonfrist – auch nicht für Hinterwäldler.
Sie beide hatten ihre Erfahrungen machen müssen – Gute, wie auch Schlechte. Es gab Zeiten, in denen sie sich von den Ereignissen, die häufig Schlag auf Schlag folgten und ihnen kaum Zeit zum Durchatmen gewährten, häufig überrannt und ausgelaugt fühlten. Doch bisher hatten sie all dem, was ihnen wiederfahren war die Stirn geboten und daran wachsen konnten. Die Situation, in der sie sich allerdings nun befanden war anders und schien ihren schlimmsten Alpträumen entsprungen zu sein!
Trotz aller Anstrengungen und Bemühungen war es ihnen bisher nicht gelungen Dromars Ritual zu unterbrechen. Der kleine Triumpf, Avalinn aus den Fängen des toten Baumes befreit zu haben, verblasste bei dem Anblick, wie sich der Dämon gewaltsam seinen Weg aus dem Harax auf diese Seite der Welt brach. Hatten sie wirklich versagt? Die Situation falsch eingeschätzt? War ihnen der Sand der Zeit erneut unaufhaltsam durch die Finger geronnen? War dies nun … das Ende?
Es war schwer nicht der Verzweiflung zu erliegen und der Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Erst recht, wenn man kaum über besondere Kräfte oder Möglichkeiten verfügte das Blatt noch zu wenden. Der Dämon frönte sich an ihrem Ringen und gab sein Bestes sie weiter zu demoralisieren und jegliche Hoffnungsreste zu ersticken.
Der Widerstand von Neriélle, die bei dem Rettungsversuch Avalinns einiges hatte durchmachen müssen, schien unter den Worten des Dämons zu bröckeln. Und mit Schrecken erkannte Rhuna den Grund, der ihr bisher entgangen war:
Bei Florencia… er hat Neriélles Kräfte durch Avalinn entzogen und sich so daran genährt!? Die Erkenntnis schockierte die Brünette, doch weitaus belastender fand sie, dass sich Neri nun für die Auferstehung des Dämons verantwortlich sah und sich mit Vorwürfen quälte. Dabei hatte sie nichts falsch gemacht! Sie hatte helfen wollen und wäre Rhuna an ihrer Stelle gewesen, wäre sie der List des Dämons ebenfalls erlegen. Keiner von ihnen hatte Schuld!
Doch obwohl Rhuna der Älteren mit ihren Blicken eben genau dies sagen wollte, schien die Botschaft nicht zu Neri durchdringen zu können. Wie konnte sie auch ahnen, was in der anderen vor sich ging, welche Gedanken, Sorgen… Befürchtungen sie schon des Längeren mit sich herumtrug und mit denen sie haderte und rang.
Hätte die violetthaarige Elfe Rhuna gesagt, dass sie die Sorge in sich trug kein gutes Herz in sich zu tragen, hätte diese ihr vehement widersprochen und sie versucht vom Gegenteil zu überzeugen. Sie kannten einander nicht lange – vielleicht kaum mehr als 1-2 Stunden. Doch in dieser kurzen Zeit hatte Neriélle mit ihnen gekämpft und alles gegeben, das Unglück, das sie doch eigentlich gar nicht wirklich betraf, vom Dorf abzuwenden. Nur durch sie hatte Rhuna den Zugang zu ihrer Lichtmagie finden können. Wie sollte also jemand, der eine so reine Magie in sich trug, ein unreines Herz besitzen?
Auch der Dämon behauptete etwas Dunkles in Neriélle zu sehen und versuchte sie mit süßen, jedoch giftigen Worten auf seine Seite zu locken. In ihrem geschwächten Zustand war die Elfe vielleicht gefährdeter den Verlockungen anheimzufallen. Zumindest Rhuna beobachtete mit sorgengetränkten Blick, wie sich der Zustand ihrer Mitstreiterin weiter zu verschlechtern schien.
In Rhuna brodelte es schon die ganze Zeit. Doch nun kochte die Wut regelrecht in ihr hoch. Ihre ausweglose Situation war wie Nährfutter und kitzelte ihren Trotz hervor, der die, eigentlich recht friedliebende Elfe, zu einer Kämpferin machen konnte. Ja, auch sie hatte die Verführungskünste und das sehnsuchtsvolle Gefühl nach Macht am eigenen Leibe erfahren! Sie kannte die Sehnsucht nach Kräften, mit denen sie das Schicksal beeinflussen und schlimme Ereignisse von sich und ihren Lieben abwenden konnte, nur zu gut! Die Verzweiflung über ihr Nichtkönnen und ihre unzulänglichen Fähigkeiten, sowie die Tatsache, dass sie die verlorene Zeit nicht einfach rückgängig oder innerhalb eines Tages aufholen konnte, quälten sie seit Tagen. Ihr neuer Lebensweg hatte sie gelehrt, dass kein Tag verschwendet werden sollte – denn die Zeit war kein zu kontrollierender Faktor! In Notlagen war sie oftmals ein kostbares Gut, das einem unaufhaltsam durch die Finger rann, egal wie sehr man sich bemühte sie aufzuhalten. Sie konnte zu einem reißenden Fluss werden, gegen dessen Strömung man ankämpfen musste, um nicht unterzugehen. Und manchmal sah es so aus, als würde man den Ereignissen und Rückschlagen, die wie Wellen über dem Kopf zusammenschlugen, erliegen.
Rhuna hatte diesen Kampf unzählige Male mit sich selbst ausgemacht. Dass sie nun doch noch aufrecht stand und gerade drauf und dran war dem Dämon die Stirn zu bieten, war das Werk von Yedan, Avalinn, Ajak, Kaja, Kayon und auch von Neriélle und ihren beiden sonderlichen Begleitern.
Rhuna hatte durch ihre Hilfe gelernt und verstanden, dass es nichts brachte, sich mit Vorwürfen und dem Beklagen noch nicht erreichbarer Ziele aufzuhalten. Das Leben besaß Höhen und Tiefen und jede Entscheidung führte auf einen unterschiedlichen Weg. Der eine war ebenmäßig und leicht zu beschreiten, der andere war steinig und brachte einen ins Stolpern. In Shyána Nelle hatte die junge Elfe nur einfache Wege beschritten und war mit kaum einer großen Herausforderung oder Gefahr konfrontiert worden. Doch beim Verlassen dieses geschützten Nests hatte sich das verändert. Rhunas Weg war wie durch das eines großen Kornfeldes. Anfangs ragten die scharfkantigen Gräser unüberschaubar in die Höhe und zerkratzten und zerschnitten einem beim durchkämpfen die Haut. Man stolperte, fiel hin, doch im Grunde war die Essenz all dessen, dass man wieder aufstand und weiterging. Mit der Zeit und wachsenden Erfahrung, würden sich kleine Trampelpfade bilden und das durchqueren des Feldes würde von Mal zu Mal einfacher werden. Und irgendwann würden aus diesen Pfaden sichere Wege entstehen, die einen nicht mehr stolpern lassen würden.
Rhuna hatte für sich diese Philosophie gewonnen. Das hieß zwar nicht, dass sie plötzlich mit sich zufrieden war, aber sie konnte sich in ihrem momentanen Sein akzeptieren. Sie wollte sich noch immer ändern und stärker werden. Aber sie wusste auch, dass sie auf diesem Weg nicht alleine war! Und das machte den entscheidenden Unterschied.

Dennoch waren sie nun alle im Zugzwang. Der Dämon gewann von Sekunde zu Sekunde durch Dromars Ritual an Stärke und Rhuna sah mit Sorge, wie sein Einfluss Neriélle plagte und sie ihr Herz zusätzlich zu ihren verborgenen Gefühlen, noch mit Vorwürfen beschwerte.
Anfangs schien die violetthaarige Elfe standzuhalten – ja ihm ebenfalls die Stirn zu bieten. Und ihre Worte bestätigten Rhunas Vermutung, mit welch schmutzigen Tricks das Haraxwesen seine Ziele erreichen wollte: „Du musst dir jemand anderen für deine Zwecke suchen! Du kannst mir noch so schöne Illusionen zeigen, aber die Wahrheit bleibt, dass du nur Unheil über die Welt bringst. Über unsere Welt und über unsere Familie und unsere Freunde. Nichts könnte so viel Wert sein, um das zu verantworten!"
Doch je näher sich das Ritual der Vollendung näherte, je überwältigender drückte die dunkle Macht auf ihre Gemüter. Und wie es aussah, zerbrach Neris Schutzschild unter den andauernden Einwirkungen der Hoffnungslosigkeit.
„Es ist alles meine Schuld“, rief die Ältere und ihr Blick fand den von Rhuna. „Wir hätten nicht herkommen dürfen. Ich hätte Dromar nicht einfach so glauben dürfen. Hätten wir das Dorf doch nie betreten…"[/i], folgten Worte der Reue, die die Brünette kaum ertragen konnte. Doch es war Neris, um Entschuldigung bittender Blick, der in Rhuna einen Schalter zum Kippen brachte. Sie musste etwas tun! Sie musste irgendwie einen Weg finden ihre ausweglos wirkende Lage zu verbessern und vor allem den Fokus des Dämons von Neriélle abzuwenden.
Tatsächlich kam ihr nur eine Idee und ohne groß die Vor- oder Nachteile abzuwägen, stand sie auf und zog die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich, indem sie begann ihn zu provozieren. Sie wollte ihn ablenken und dadurch vielleicht sogar Yedan die Chance zur Flucht ermöglichen, der dann eventuell Calhoun unterstützen könnte.
Und als würde ihr Flehen um Beistand an Florencia erhört werden, spürte sie, wie sich schon während ihrer ersten schneidenden Worte, der brennende Blick des Haraxwesens auf sie fixierte. Dass sich Rhuna opferte, war ihr in diesem Moment gar nicht so recht bewusst. Ihrer Einschätzung nach, war sie die Einzige der Runde gewesen, die solch ein Manöver mit Aussicht auf Erfolg ausprobieren konnte. Denn Neri drohte gerade unter dem hoffnungsraubenden Einfluss einzuknicken und weder Yedan, noch Kayon hatten für den Dämon eine größere Bedeutung. Rhuna hingegen hatte bereits eine Art Geschichte mit ihm.
Ihre Wut dem Dämon gegenüber gewährte der jungen Elfe die Gnade eines blasenähnlichen Zustands, in der sie einfach nur ihr Ziel verfolgte und nicht von ihren, sicher irgendwo existierenden Gefühlen von Angst, abgelenkt wurde. Und so verhärtete sich lediglich ihr Blick, als der Dämon auf ihre Worte in ein boshaftes Lachen verfiel.
„Kind… was soll das werden? Zwergenaufstand?“, fragte er mit deutlich heraushörender Belustigung in der Stimme. Er schien die junge Elfe natürlich nicht ernst zu nehmen. Doch das war Rhuna egal, denn ihr war nur wichtig, dass sich seine Aufmerksamkeit nicht von ihr löste. Und genau das trat ein.
„Kannst du es nicht abwarten, dich mit mir zu vereinen? Rieche ich etwa Eifersucht?“ Die bloße Annahme war abwegig, doch tatsächlich brachte sie Rhuna auf die Idee diese mit ihren Worten vielleicht sogar zu bedienen und dadurch ihre Absichten noch undurchsichtiger zu machen. Dennoch stieg in ihr bei der bloßen Vorstellung reine Übelkeit empor, die sie sich allerdings nicht anmerken ließ. Zu dieser Unterstellung schwieg sie, als würde sie es unterbewusst nicht gänzlich ausschließen, woraufhin das Schattenwesen mit einem beinahe zufriedenen Gurren meinte: „Keine Sorge Kind. Für dich wird genug übrigbleiben, wenn ich mit deiner kleinen Freundin fertig bin…“
Ohne wahrzunehmen, wie schnell ihr Herz durch das Adrenalin tatsächlich schlug, überlegte Rhuna, wie sie weiter dafür Sorgen konnte, dass dieser Alptraum sich nun nicht zu Neri umwandte, wo er sie sich gerade wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. Der aussichtreichste Weg hierzu schien ihr das Anzweifeln seiner Macht zu sein. Und so wagte es die junge Elfe seine Macht im Vergleich mit der von Dromar, den der Dämon als seinen Diener betitelte, in Frage zu stellen.
Dass dieser Zug gewagt war, erfuhr Rhuna nur einen Wimpernschlag später. Wo zuvor noch einige Meter Abstand zwischen ihr und dem Schattenwesen gelegen hatte, sah sie sich ihm nun direkt gegenüberstehend.
Zu nah!, schoss es der Brünetten vor Schreck durch den Kopf, als der Dämon sich blitzschnell bewegte und plötzlich so dicht vor ihr stand, dass sie seinen heißen und schwefelgetränkten Atem auf ihrem Gesicht spürte.
„Ich entscheide. Meine Regeln, mein Diener!“, wurde sie angeschrien und tatsächlich brauchte Rhuna in diesem Moment all ihren Mut und Selbstbeherrschung, um nicht unter dem wutspeienden Blick ängstlich zurückzuweichen. Natürlich hatte sie Angst! Doch der Grund, warum sie diesen Irrsinn überhaupt wagte, war die Erhöhung der Chance auf ein Überleben. Sie beschützte gerade das, was sie liebte! Und dafür war die wagemutige Elfe bereit alles zu tun.
Nicht… zurückweichen…!, redete Rhuna gedanklich selbst auf sie ein und wuchs noch ein wenig über sich hinaus. Entgegen der anzunehmenden Erwartung des Dämons verzog sie den Mund in einer trotzigen Geste und funkelte ihm düster entgegen. Trotz der Angst war da noch immer diese Wut in ihr. Die Wut und keimender Hass, auf ein Wesen, das das bedrohte, was sie liebte.
Vielleicht war das der momentan entscheidende Unterschied zwischen den Shyáner Elfen. Neriélle hatte zu diesem Ort – zu den Leuten hier, keinen großen Bezug. Sie war nur hergekommen, damit ihr Freund durch Avalinn geheilt wurde. Umso beeindruckender war es eigentlich, dass sie sich überhaupt auf diesen Kampf eingelassen hatte – auch wenn ihr von Seiten Dromars und des Schattenwesens, kaum eine Wahl geblieben wäre.
Rhuna hingegen besaß eine ganz andere Grundlage, die einen weitaus größeren Antrieb bot: Denn hier in diesem Dorf lebten ihre Freunde. Der Sarius und die ganz eigene Art der Sarier war ihr ans Herz gewachsen. Und nicht zu vergessen war dies die Heimat des Mannes, in den sie sich verliebt hatte. Sie war in diese Affäre überhaupt erst gestolpert, weil sie dafür kämpfen wollte, dass er ins Dorf und zu seiner Familie zurückkehren durfte! Das Ziel hatte sich also nie geändert – nur die Umstände.
Rhuna wusste schon länger, dass ihr Leben auf dem Spiel stehen könnte. Und tatsächlich hatte sie mit diesem Gedanken irgendwo Frieden geschlossen, wenn das bedeuten würde, dass Yedan und die anderen überleben konnten. Doch das hieß nicht, dass sie den Tod mit offenen Armen empfangen würde. Die junge Elfe wollte leben und sie würde darum kämpfen. Allerdings stellte sie ihre eigene Sicherheit eben hinter die, die sie liebte. Bei Neri konnte sie nicht wissen, wie es war. Dafür kannten sie einander einfach zu wenig – doch lang genug, so dass ihr Einsatz Rhunas sie zu ihrem Schutzkreis dazuzählte.
Trotz des Größen- und Machtunterschieds hielt Rhuna dem Blick des Dämons stand. Doch im Augenwinkel war auch ihr die Bewegung aufgefallen, als Yedan von seiner hockenden Position in die Höhe schoss. Sorge, dass der Sarier sich zu ihrem Schutz einmischen könnte, wallte in ihr auf und sie war drauf und dran ihren Blick von der grotesken Fratze vor sich zu lösen und dem seiner braunen Augen zu begegnen. Doch bevor es dazu kam erklang plötzlich wieder die Stimme des Dämons: „Keine Sorge, Halbelf – deine Süße will spielen und…. Ich beiße nicht“
Rhuna gefror das Blut in den Adern und sie konnte nicht verhindern für den Moment zu erstarren.
Heißt das… auch wenn Yedan gar nicht in seinem Sichtfeld ist, kann er ihn sehen? Hatte sie die Fähigkeiten des Haraxwesens unterschätzt? War sie zu naiv gewesen zu glauben, es ablenken und täuschen zu können? Bei dieser Befürchtung schwindelte sie. Denn dann sah sie wirklich keine Hoffnung mehr.
Den stummen Blickwechsel zwischen Yedan und Neriélle bekam die Brünette nicht mit, doch nach ein paar Sekunden spürte sie den Blick des Sariers suchend auf sich, was sie dazu bewegte ihr violettes Augenpaar von dem teerigen Gesicht zu lösen und sich beinahe erleichternd in Yedans Braun zu flüchten. Sofort änderte sich ihre Miene und dagegen konnte sie gar nichts tun. Ihr Blick tastete den seinen und seine Gesichtszüge ab, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie noch viele Gelegenheiten dazu bekommen würde. Der Dämon würde wahrlich seine Freude daran haben, diese Veränderung zu betrachten.
Ein feines, liebevolles Lächeln legte sich auf ihre Lippen, das sie Yedan schenkte und in dem es wahrscheinlich einen Triumpf der Schwäche erkennen könnte. War sich diese lästige, kleine Elfe ihrer Sache vielleicht doch nicht so sicher?
Tatsächlich wollte Rhuna Yedan mit ihrem Blick beruhigen. Obwohl sie einander noch nie die Worte ich liebe dich gesagt hatten, wussten sie, um ihre Gefühle füreinander. Und seit dem Streit vor ihrer gemeinsamen Nacht wusste sie auch, dass der Sarier große Schuldgefühle und Ängste in sich trug. Ihre Zuneigung füreinander war einerseits ihre größte Stärke, doch bot sie natürlich auch Schwachpunkte. Beide wollten einander beschützen und Rhuna wusste, dass der Jäger sein Leben sofort für ihres opfern würde. In diesem Punkt waren sie einander einfach zu ähnlich! Einer ihrer größten Sorgen, die an ihrem Herzen nagten war jedoch, dass er… im Fall, dass ihr wirklich etwas passierte, diesem Umstand nicht ertragen könnte. Er hatte Alyisas Tod und die ganze Situation nie wirklich verarbeiten können. Wie denn auch, wo er sich über all die Jahre selbst die Schuld an allem gegeben hatte?
Vielleicht war Yedan sogar erleichtert, dass der Dämon nicht mehr vorrangig Rhuna, sondern Neriélle zum Ziel hatte. Andererseits änderte sich durch die Änderung des Wirts nicht die Tatsache, dass dadurch ein mächtiges und zerstörerisches Haraxwesen auf die Welt kam und die Sicherheit von ganz Celcia auf dem Spiel stand. Von daher war ihrer aller Ziel das Ritual schnellstmöglich zu unterbrechen. Und als Rhuna Yedans Erkenntnis darüber in seinem Blick entdeckte, atmete sie gedanklich auf. Er hatte verstanden …!
Im selben Moment, als sich die Blicke des Paares voneinander trennten und Yedan sich mit dem Ziel Dromar zu finden aus dem Staub machte, fragte Rhuna den Dämon absichtlich provokant: „Sag mir, wer ist mächtiger? Der Ritualmagier, oder das Wesen, das er durch ein Ritual beschworen hat?“ Die wütende Reaktion zuvor ließ Rhuna glauben, … und in diesem Fall hoffen, dass sie seinen Zorn mit diesen Worten erneut auf sich zog und er dadurch wirklich das Augenmerk auf Yedan verlieren würde.
In einer solchen Situation so schnelle und wagemutige Entscheidungen zu treffen war für Rhuna geradezu untypisch und mental spürte sie den wachsenden Stress. Doch tatsächlich schien sie das Glück noch nicht verlassen zu haben. Wie, als hätte sie Öl in Feuer gegossen, schlug ihr erneut die kochende Wut des Dämons entgegen.
„Was glaubst du wohl, du dummes Ding?!?!“, schrie er sie mit ohrenbetäubender Lautstärke an, so dass ihre sensiblem Ohren schmerzhaft klirrten. Und mit einem Mal – mit einer einzigen Bewegung seiner Arme, erschuf das Ungetüm eine Landschaft Feuer, Teer, und kochend heißer Lava. Alles um sie herum hatte sich in eine lebensunfreundliche, ja lebensbedrohliche Umgebung verwandelt – wie ein todbringendes Gefängnis.
„Ich erschaffe ein ganzes Reich nur aus meiner Vorstellungskraft!“, unterstrich der Dämon verbal seine Machtposition. In Rhunas Händen wollte sich ein Zittern lösen. Die Demonstration seiner Fähigkeiten war einschüchternd – gleichzeitig schoss die Sorge um Yedan in ihr Bewusstsein, denn er war nun außerhalb ihres Sichtfelds.
Sei… wohlauf! Florencia, bitte beschütz ihn!, dachte die junge Elfe verzweifelt im Kampf ihre Nerven zu behalten. Sie durfte jetzt nicht nachgeben oder schwächeln! Sie musste alles dafür tun die Aufmerksamkeit des Dämons nicht zu verlieren. Und bevor sie registrierte, dass es ihre eigene Stimme war, die diese Worte aussprach, sagte sie: „Und was würde mit mir geschehen, wenn ich dein Angebot doch annehmen würde? Wäre ich ein Spielball deines oder Dromars Willen, wenn ich mich dir und der Dunkelheit hingeben würde?“
Mittlerweile geschah alles beinahe viel zu schnell. Der Dämon schoss erneut dicht an die heran, packte ihren Arm und riss ihn mit unglaublicher Stärke nach oben. Der Ruck zuckte durch ihren Körper und zwang sie beinahe auf die Zehnspitzen. Ein stechender Schmerz durchschoss erst ihre Schulterpartie, ehe er von einem viel schlimmeren Brennen überschrieben wurde. Rhuna war tapfer gewesen und hatte versucht sich weder Angst noch Schmerz ansehen zu lassen. Doch nun …! Ein deutlicher Schmerzenslaut entwich ihren Lippen. Das Mal auf ihrer Haut glühte wie ein heißes Brandeisen auf und war noch deutlicher zu sehen.
„Du bist in meiner Welt, kleine Elfe! Benimm dich dementsprechend und hör auf mich zu beleidigen!“, warnte der Dämon sie mit deutlichem Zorn und grollender Stimme. Vom Schmerz provoziert schüttete ihr Körper noch mehr Adrenalin aus, das ihr Bewusstsein in zweifelhafte Klarheit tauchte. Doch gegen den nächsten Angriff schien sie dieser Umstand trotzdem nicht schützen zu können.
Das teerartige Wesen zog die junge Elfe plötzlich an sich, als würde es sie in eine Umarmung zwingen. Erschrocken und dank ihres gerade durch die Angst geschärften Verstand reagierte sie so schnell es ihr möglich war. Ihre Hände versanken an dem klebrigen Oberkörper des Dämons, als sie sich mit aller Kraft gegen ihn stemmte, um der erzwungenen Nähe zu entgehen. Die Körpermasse dieses alptraumhaften Wesens schien sich, wie zähe Fesseln, um jeden ihrer Finger, zu winden und sie zu fixieren. Rhuna wollte Abstand – wollte sich wegstoßen, doch sie musste ohnmächtig erkennen, dass sie wie ein Schmetterling in einem Spinnennetz gefangen war. Panik wollte in ihr aufsteigen, doch dann traf sie mit voller Wucht ein niederschmetterndes Gefühl, dass sie keinen Ausweg mehr erkennen ließ.
Was hatte sie denn erwartet? Einem Wesen aus dem Harax tatsächlich die Stirn bieten zu können? So etwas würde ihr nie gelingen… so etwas konnte sie nicht schaffen … nein, sie konnte überhaupt nichts schaffen!
In Rhunas Augen spiegelte sich der innere Kampf, den sie gerade zu verlieren drohte. Das Violett ihrer Augen, dass zuvor, entweder durch Wut oder Angst gefunkelt hatten, wurde immer stumpfer und selbst als die klebrige Hand des Dämons ihr Gesicht berührte und erneut eine Welle des Schmerzes durch ihren Körper schickte, war von ihrer Seite kaum eine sich wehrende Reaktion zu erkennen. Es brachte doch sowieso nichts…!
„Ich würde dich nehmen, immer wieder, würde dich auslaugen und weiter nehmen, bis ich genug von dir habe. Du würdest mich anflehen aufzuhören und gleichzeitig würdest du dich danach verzehren, dass ich niemals beende, was ich dir gebe!“, zischte der Dämon drohend an ihr empfindliches Ohr und Rhuna war sich nicht sicher, ob sie die Bedeutung hinter den Worten richtig verstand. Doch war das nicht egal? Die Worte zeigten ihr doch nur auf, was unvermeidbar geschehen würde. Der Druck ihrer Hände gegen den hageren Oberkörper des Monsters schwächte ab. Sie sanken aus der Masse heraus, so dass Rhunas Arme an ihre Seiten fielen.
Ihre, unter diesen Umständen, bis dahin beeindruckende Gegenwehr schien in sich zusammenfallen zu wollen. Doch bevor sie tatsächlich brach beging der Dämon einen Fehler:
„Aber du würdest nicht standhalten. Du würdest dich wehren, würdest Zanken und Streiten und du würdest vergehen, weil du viel zu schnell deine Reserven verbrennst!“ Ein unsanfter Schubs brachte bitter nötigen Abstand zwischen die Elfe und den Unhold. Ihre Beine sanken unter ihrem plötzlichen Gewicht in sich zusammen, doch als ihre Arme den Sturz abfingen, schien sie aus dem Zustand der Hoffnungslosigkeit aufzuschrecken. Als hätte man sie in die tiefen eines dunklen Gewässers gedrückt, aus dem sie auftauchte, schnappte sie keuchend nach Luft. Ihre Lungen brannten, als hätte sie vergessen zu atmen und würden nun den bitter nötigen Sauerstoff krampfhaft an sich ziehen. Der beißende Schmerz in ihrem Arm und Gesicht entfaltete durch ihr wiederkehrendes Bewusstsein, sein volles Potenzial und führte dazu, dass sie in diesem Moment nicht einschreiten konnte, als sich der Dämon abwandte und zu Neriélle schritt. Mit dargebotener Hand blieb er vor der anderen Shyánerin stehen und schien vollster Entzücken für sie zu sein.
„Sie hingegen trägt es in sich. Das Streben nach Macht, nach Respekt und Anerkennung. Der Magier hat sie mir gefunden. Er wird sie an mich binden und wir werden gemeinsam herrschen.“ Rhuna zwang sich zitternd den Kopf zu heben und ihr Schmerz verschwamm mit dem Adrenalin und dem, durch die physischen Qualen, getriggerten Gefühl des Hasses. Die Elfe fand sich das erste Mal mit diesem Gefühl konfrontiert und tatsächlich war sie überrascht wie klar, kraftvoll… und abgrundtief es sich anfühlte. Es begann wie ein Feuer in ihr zu toben und zerfraß … verbrannte die, wie ein Gift in sie injizierte Hoffnungslosigkeit und ließ aus der Asche eine unerwartete und seltsame Stärke wachsen.
Und wenn es das Letzte ist, was ich tue – ich werde dich aufhalten und in die Tiefen des Harax zurückwerfen, aus denen du stammst! Der vorhin beinahe gänzlich zerstörte Widerstand flammte in einer unglaublichen Intensität und Handelsbereitschaft wieder auf. Drohte Rhuna nun einer Form des Wahnsinns zu verfallen?
Unheimliche Worte in einer fremden Sprache surrten wie ein, sich endlos wiederholendes Gebet durch die, vor Hitze flackernde Luft. Rhuna richtete sich wieder auf und während sie der Stimme entgegen gen Himmel sah, entdeckte sie in sich die erschreckende Bereitschaft Dromar zu töten, solle sie die Möglichkeit dazu erhalten. Das Ritual musste unterbrochen werden… sie mussten Meister und Diener aufhalten – unter allen Umständen! Und wenn es ihr Leben kosten würde, war die Elfe an dem Punkt ihn zu bezahlen.
Rhunas Blick suchte den von Neriélle. Sie hatte es nicht geschafft ihre neue Freundin und Mitstreiterin lange aus dem Fokus des Dämons zu ziehen. Er gierte noch immer nach ihr und ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie für ihn die Auserwählte war.
Der Ausdruck auf dem Gesicht des Dämons sprach von purer Genugtuung und Zufriedenheit, weil er seine Auferstehung in keinster Weise bedroht sah. Doch dann… bemerkte Rhuna im Augenwinkel ein Stutzen seinerseits. Und als sich ihr Violett wieder auf die groteske Fratze legte, konnte sie das gehetzte Abtasten der Umgebung beobachten.
Ein düsteres Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der jungen Elfe und nun war sie es, die den Genuss der Gehässigkeit und Genugtuung empfand, als sie der wutentbrannte und alarmierte Blick, des lodernden Augenpaar traf.
„Du hast mich abgelenkt, damit dein Stecher sich verpissen kann!“ Wieder wurde Rhuna angeschrien. Doch dieses Mal kitzelten die wutgespeiten Worte beinahe ein kleines Lachen aus ihr heraus. Der Anblick des in Aufruhr versetzten Dämons erfüllte sie und war wie Balsam für ihre in Mitleidenschaft gezogene Seele. „Du Miststück!“
Die Beschimpfung war wie ein Kompliment an dem sich Rhuna labte. Zumindest bis der teerartige Unhold plötzlich aus seiner Starre erwachte und in ein, für ihre Ohren wahnsinniges Gelächter ausbrach.
„Er entkommt nicht. Er entkommt meinem Willen nicht. Ihr seid in meiner Welt! Habt ihr das vergessen? Dein kleiner Halbelf mit schlechtem Frauengeschmack wird hier nicht herauskommen!“ Bei der Erwähnung Yedans schien Rhuna wieder kurz zu sich zurückzufinden. Ihre Gesichtszüge verloren jegliches Anzeichen von Humor und der Samen der Sorge, den der Dämon pflanzte schien aufzugehen.
„Ich kann ihn riechen. Den Elfenmann. Brät er gar in einem meiner feinen Lavabecken?“ Die implizierte Gräueltat traf die Brünette wie ein Schlag ins Gesicht und sie zuckte leicht zusammen. Würde Yedan etwas geschehen würde für sie wortwörtlich eine Welt zerbrechen!
Das hämische Lachen gesellte sich zu den gebetsmühlenartig, sich ständig wiederholenden Worte von Dromar. Ein kalter Schauder lief Rhuna über den Rücken und ihr Blick suchte hastig die sichtbare Umgebung ab. Bis… sie plötzlich ins Stocken geriet.
Nein! Yedan geht es gut. Wäre ihm wirklich etwas passiert, hätte er mir seinen Anblick nicht erspart! Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Hoffnung… – Avalinns Stimme erklang in ihrem Kopf und erinnerte die Jüngere, dass sie diese unter allen Mitteln festhalten musste. Die in der Luft surrenden Stimmen waren Beweis, dass sie noch eine Chance hatten, so klein sie auch sein mochte. Neri und sie schienen den Launen des Dämons völlig ausgeliefert zu sein, doch sie waren nicht alleine! Sie konnte sich sicher sein, dass Yedan einen Weg suchte Dromar aufzuhalten. Doch auch ihr Glaube in Calhoun war noch nicht erloschen, auch wenn sie von diesem schon länger kein Lebenszeichen mehr gehört hatten. Neri und sie mussten Vertrauen in die beiden Elfenmänner haben. Noch war nicht alles verloren.
Den Blick auf die Violetthaarige richtend, zwang sie ihre Füße sich zu bewegen und sank wenig später neben Neri. Ihre Hand ergreifend übte sie in einer Geste stummen Beistands einen sanften Druck auf sie aus.
„Nicht aufgeben...!“, flüsterte sie leise und wiederholte ihre Worte noch zwei Mal, als würde sie sie selbst noch ein paar Mal hören müssen.
Ein fieses Stechen zog bei all diesen Gedanken durch ihren Kopf und erst jetzt bemerkte sie, dass ihr der Schweiß die Schläfe hinabtropfte. Rhuna stand unter der Wirkung einer großen Menge Adrenalin und ihr Bewusstsein, wie auch Unterbewusstsein arbeiteten unter Dauerstress daran gegen die Versuche des Dämons sie zu brechen. Geriet ihr Körper nun an seine Grenzen, wo sie doch krampfhaft alles dafür tat, dass ihr Geist nicht erlag?
Wie war das noch…? Ich verbrenne zu schnell meine Reserven…?, dachte sie in einem Anflug von erschöpfter Selbstironie. Plötzlich intensivierte sich der Singsang von Dromars Stimme, so dass sie Luft zu vibrieren begann.
„Gleich… gleich…“, erklang die ungeduldige Stimme ihres Alptraums und als er den Kopf in den Nacken legte und die Arme ausbreitete, wurde Rhuna klar, dass ihre Zeit fast abgelaufen war.
„Öffne dich, Neriélle. Du wirst mich in dir spüren, wie kein Zweiter. Du wirst es sein, denn gemeinsam werden wir herrschen und diese Welt zu unserer machen! Lass mich herein… Liebe mich…“, säuselte er lieblich wie ein Verehrer. Rhunas Blick wanderte wieder zu Neriélle, deren Reaktion sie unter dem Einfluss des Dämons nicht abschätzen konnte. Sie schien definitiv anfällig für die Dunkelheit zu sein – vielleicht anfälliger als Rhuna es war. Doch egal was das Wesen in seinem Wahn plapperte, die Brünette war noch immer davon überzeugt, dass Neri ein gutes Herz hatte und weder die Fessel eines Dämons werden wollte, noch nach dieser boshaften und zerstörerischen Macht gierte.
Dromars Worte hallten immer lauter in ihren Ohren wider und unbewusst verstärkte sie den Druck ihrer Finger, um die Hand der Älteren. Trotz dem Anschein, dass nun das Ende folgte, wollte Rhuna die Hoffnung noch immer nicht sinken lassen. Das hatte auch Avalinn nicht getan und sie war weit über ihre Grenzen und durch unsagbar quälende Schmerzen getrieben worden. Noch dazu … loderte die Flamme des Hasses in ihr unauslöschbar.
Und gerade als sich ihr Blick düster auf die hagere Gestalt des Dämons legte, verdunkelte sich alles und die beiden Shyánnerinnen wurden in eine Art Kokon aus Schatten gehüllt. Für Neriélle war dies vielleicht ein bekanntes und hoffnungsschenkendes Gefühl, doch Rhuna begriff erst, dass dies nicht das Werk der Bestie war, als eine ihr mehr oder weniger bekannte Stimme an ihr Ohr drang.
„Tut es… wir können das Ritual nicht rechtzeitig stoppen. Einer von Euch muss ihn aufnehmen… wir befreien euch und Celcia von ihm, aber vorerst müsst ihr…“ Wildes Geschrei unterbrach die körperlose Stimme und die Schatten, die wie aus dem Nichts gekommen waren, lösten sich plötzlich in Luft auf. Was war das? Wer wagt es, mein Reich ohne Einladung zu betreten?“, grollte der Dämon, der offenbar nicht fähig war den Eindringling ausfindig zu machen.
Aber auch Rhunas Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte die Stimme von Calhoun ohne Zweifel erkannt. Doch das anfänglich aufkeimende Gefühl der Freude, im Glauben, dass sie das Ritual doch noch unterbrechen konnten, wich nach und nach und löste sich wie die Schatten auf, als ihr die Bedeutung seiner Worte klar wurden.
Die Erkenntnis war wie ein Schlag. Der Dämon würde sein Ziel erreichen! Trotz all ihrer Bemühungen hatten sie keine Möglichkeiten das Unheil noch abzuwenden. Im ersten Moment mochten Calhouns Worte so wirken, als wäre jegliche Hoffnung verloren. Doch zumindest bei Rhuna sickerte langsam durch, dass der Schattenmagier ihnen geradezu den Auftrag erteilt hatte. Hieß das, es gab doch noch eine Chance das Chaos abzuwenden?
Rhuna musterte Neris Gesicht. Ihre neue Freundin sah so aus, als würde ihr schlimmster Alptraum wahrgeworden sein. Sie glaubte eine große Unsicherheit, ja vielleicht sogar Misstrauen gegenüber Calhouns Worten in ihrem Blick zu entdecken, die aus der puren Angst geboren zu sein schienen. War es so, konnte Rhuna ihr diese Gefühle nicht verdenken. Tatsächlich lag auf der Hand, dass derjenige, der sich dem Dämon als Opfer darbot, schlechte Karten hatte lebendig aus der ganzen Sache herauszukommen.
Eine merkwürdige Ruhe kehrte in Rhuna ein. Seit der Dämon sie markiert hatte, stand die Möglichkeit ihres Todes im Raum und sie hatte viel mehr Zeit als Neri gehabt, sich mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen. Gleichzeitig hatte sie trotz aller Rückschläge ihre ganz eigene Stärke in diesem Kampf entwickelt. Und diese hatte noch nicht einmal etwas mit ihren magischen Tendenzen zu tun. Rhuna wusste nicht, wie es in Neriélle aussah. Doch ihnen lief die Zeit weg und momentan wirkte es für die Brünette nicht so aus, als würde sich Neri mit der Situation so gut anfinden können, wie sie.
Der Druck um Neris Hand wurde für einen kurzen Moment fester, ehe er sich gänzlich löste. Dann erklang plötzlich ein dumpfer, jedoch deutlich vernehmbarer Laut.
„Wieso...???“, rief Rhuna plötzlich und schlug ein zweites Mal mit ihrer Faust auf den Boden ein. Ein drittes Mal folgte, ehe sie in ihrer Bewegung verharrte und mit den Armen tiefer zu Boden zu sinken drohte.
Tatsächlich fiel es ihr nicht schwer es so darzustellen, als würde sie nun doch der Verzweiflung verfallen. All diese Gefühle waren echt, nur hatten sie einen anderen Grund, als den sie vorgab. Rhuna wollte Schreien, weil all ihre Bemühungen den Dämon aufzuhalten vergeblich gewesen waren. Die Sorge um Yedan und ihre Freunde schnürten ihr die Kehle zu, doch die tat so, als würde dies von dem Erkennen ihrer Machtlosigkeit ausgelöst werden
„Ich habe doch … alles versucht. Habe versucht die Hoffnung nicht aufzugeben. Wieso also? Wieso hat nichts gewirkt?“ Es sah so aus, als würde sie diese Fragen nur an sich richten, doch so narzisstisch der Dämon war, würde er sich an ihrem Leid sicher ergötzen. Hatte er es doch augenscheinlich endlich geschafft, ihre Gegenwehr zu brechen.
„So darf es nicht enden. Nein… ich kann doch nicht…“ Der Schopf der Brünetten hob sich und ihr violetter Blick, der von Tränen umrahmt war, wanderte – echte Verzweiflung dabei spürend - über Avalinns reglosen Körper, ehe er sich auf das groteske Gesicht des Unholds richtete. Doch dann, als würde sie aus ihrem Zustand erwachen, blickte sie sich hastig um, doch das, was sie suchte, schien sie nicht entdecken zu können. Rhuna wankte leicht, doch dann richtete sich ihr Blick auf die Stelle ihres Mals.
„Du hast… mich markiert...!“ Als würde sie eine Erkenntnis treffen, richteten sich ihre Augen wieder auf das Haraxwesen, ehe sie den Arm hob und dem Dämon sein Werk entgegenhielt.
„Du… hast mich markiert! Nicht Neriélle!“, wiederholte Rhuna nun deutlich lauter mit einer Mischung aus Vorwurf und Verzweiflung. Und dann sprach sie die Worte aus, die der Dämon sich zumindest nahe den Anfängen, von ihr gewünscht hatte.
„Nimm mich…! Ich nehme dich auf, wenn dafür… das Scheitern endlich ein Ende hat. Ich will das nicht mehr.“ Sie ging ein paar Schritte auf den Dämon zu und streckte mit wild klopfendem Herzen ihre Hand nach ihm aus.
„Dromar hat erst Alyisa und dann Neri ausgewählt. Aber du… du hast mich gewählt, oder täusche ich mich?“ Tatsächlich glaubte Rhuna wirklich, dass dies der feine kleine Unterschied im Wahlverfahren gewesen war. Denn sie war ungeplant ins Dorf gekommen und war so über die dunklen Machenschaften gestolpert. Dromar dagegen war zu dieser Zeit nicht mal in der Gegend gewesen.

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Neriélle
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Sonntag 16. Juli 2023, 22:43

Neri versuchte mit allen Mitteln, ihr Innerstes vor den Worten des Dämons zu verschließen und sich zu isolieren. Sie fühlte sich schwach, ausgelaugt und.. anfällig. Sie spürte Furcht davor, weiteren verführerischen Versprechungen nicht standhalten zu können und sie spürte förmlich, wie ihr innerer Widerstand bröckelte. Sie versuchte, sich an Rhunas Worte zu erinnern und sich von ihrem Blick und ihrer Berührung bestärken zu lassen. Ich darf ihm nicht glauben. Ich darf ihm nicht verfallen. Neri wusste das, sie wusste es eigentlich ganz genau. Doch der Dämon berührte einen Teil von ihr, der nur auf solch eine Einladung zu warten schien. Und so war alles, was Neri versuchte, nicht die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich zu ziehen. Wenn sie keine Angriffsfläche bot, würde sie auch nicht mit einem Angriff, der eher wie das Flüstern eines Liebhabers klang, zu kämpfen haben.

Daher war sie froh und dankbar, als Rhuna den Dämon von ihr ablenkte. Zunächst funktionierte das überraschend gut und während Rhuna Worte an den Dämon richtete, bekam Neri das Gefühl, langsam wieder atmen zu können und sich gedanklich von den Versprechungen lösen zu können. Jede Minute, die verstrich, fand Neri zu sich selbst und ihrem Vorhaben zurück.
„Kind… was soll das werden? Zwergenaufstand? Kannst du es nicht abwarten, dich mit mir zu vereinen? Rieche ich etwa Eifersucht? Keine Sorge Kind. Für dich wird genug übrigbleiben, wenn ich mit deiner kleinen Freundin fertig bin…“, durchdrangen die Worte, die der Dämon an Rhuna richtete, den Schutzwall, an den sich Neri hilflos versuchte zu klammern.
Nein, ich will das nicht, schoss es ihr durch den Kopf und sie versuchte, nicht zu genau darüber nachzudenken, was genau das hieß 'mit ihr fertig zu sein'. Was würde er mit ihr machen? Wie würde es sich anfühlen, einen Dämon in sich zu tragen? Wäre sie dann seinem kompletten Willen ausgesetzt und nur noch eine seelenlose Hülle, die er wie Rhuna vorhin wie eine Marionette lenkte und benutzte? Neri wurde klar, dass das Wesen Rhuna ebenso brauchte, wie er sie selbst für seinen gefassten Plan brauchte. Tot würden sie ihm nichts nützen - zumindest noch nicht. Trotz des Gedankens wollte sich jedoch keine Erleichterung einstellen. Vielleicht war der Tod sogar gnädiger?

Rhunas Worte gewannen an Schärfe, sie zweifelte die Entscheidungsmacht des Dämons an, und Neri zuckte kurz zusammen, als das Haraxwesen von einem auf den nächsten Moment plötzlich vor Rhuna stand. Sie befürchtete schon das Schlimmste, als es urplötzlich die andere Elfe anschrie und selbst Neri in einiger Entfernung dabei das blanke Grauen in die Glieder kroch.
„Ich entscheide. Meine Regeln, mein Diener!“
Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Yedan sich bewegte und auch dieses ungeheuerliche Wesen schien es zu sehen.. oder zu merken.
„Keine Sorge, Halbelf – deine Süße will spielen und…. Ich beiße nicht“
Neriélle blickte zu dem angesprochenen Elfen, dem es ganz offensichtlich schwer fiel, nicht einzuschreiten. Neri sah die Angst und Sorge um Rhuna in Yedans Augen. Doch es war nun wichtiger, das Ritual zu unterbrechen. Durch Rhunas Worte gewannen sie zwar Zeit, aber mehr als das konnten sie nicht tun. Unbarmherzig floss die Zeit dahin und irgendwann würde die Aufmerksamkeit des Dämons wieder auf ihr liegen. Wenn Yedan das Ritual nicht unterbrach, würde das die ganze Welt in Gefahr bringen! Das schien auch der Halbelf schließlich einzusehen und Neri nickte ihm ein letztes Mal zu. Er tat das einzig Richtige - und sie würde auf Rhuna aufpassen.

Falls der Dämon sie nicht gleich einen Kopf kürzer machen würde, da sie es wagte, seine Macht in Frage zu stellen. Die Elfe provozierte den Dämon bis aufs Blut, sodass seine Augen Feuer spuckten. Erneut schrie er Rhuna an, sodass es selbst in Neris Ohren klingelte. Dann hob es zornig seine Hände und Neri stockte der Atem, als sich die Welt um sie herum plötzlich wandelte. Nun standen sie inmitten einer Lavalandschaft, wodurch die Gesamtsituation noch um einiges dramatischer wirkte. Plötzlich waren sie umgeben von Lavaströmen, Becken aus Feuer und einer unglaubliche Hitze, die zusätzlich an ihren Kräften zerrte und das Atmen gefühlt erschwerte. Es war eine beeindruckende Machtdemonstration.
Neriélle fragte sich, wie Rhuna es schaffte, dem Dämon so zu trotzen. Sie bewegte sich kein Stück und, falls er ihr Angst einjagte, war sie gut darin, sich von dieser nichts anmerken zu lassen, was den Dämon vielleicht noch zusätzlich anstachelte. Neri verweilte noch immer in einigen Schritten Entfernung und war trotz des Abstands wie erstarrt vor Angst - vor dem Dämon, aber auch vor seinen Absichten und ihrer eigenen möglichen Reaktion darauf.
Rhuna ließ nicht locker und erneut stürzte sich der Dämon auf sie. Diesmal machte er aber nicht Halt vor ihr, sondern packte ihren Arm, was Neri dazu veranlasste, zumindest einen Schritt auf die beiden zuzumachen. Sie sah das Mal auf Rhunas Handgelenk, das sich nun deutlicher denn je von ihrer Haut abzeichnete, und sich dort offensichtlich schmerzhaft einbrannte. Als er sie dann zu sich heranzog, machte Neri einen weiteren Schritt auf die beiden zu.
"Lass sie in Ruhe! Lass sie gehen!" Ihre Stimme troff vor Hilflosigkeit und vor Hoffnungslosigkeit, die auch Rhuna in jenem Moment einnahmen. Was sollten ihre Worte noch ausrichten? Er würde sich wohl kaum etwas von ihr sagen lassen. Alles in allem war es doch nur ein kläglicher Versuch, einzuschreiten. Neri stockte der Atem, als Rhuna für einige Momente mit der Gestalt des Dämons zu verschmelzen schien, ehe er sie grob im Gesicht packte, und ihr ein erschrockener Laut entwich.
„Ich würde dich nehmen, immer wieder, würde dich auslaugen und weiter nehmen, bis ich genug von dir habe. Du würdest mich anflehen aufzuhören und gleichzeitig würdest du dich danach verzehren, dass ich niemals beende, was ich dir gebe! Aber du würdest nicht standhalten. Du würdest dich wehren, würdest Zanken und Streiten und du würdest vergehen, weil du viel zu schnell deine Reserven verbrennst!“
Seine Prophezeiung klang einfach nur grauenhaft in Neriélles Ohren und ihr schoss für einen Moment der Gedanke durch den Kopf, ob dieses Schicksal auch ihr blühen würde. Als er endlich von Rhuna abließ, sie von sich stieß und die Jüngere strauchelte und ganz offensichtlich all den Schmerz verspürte, den er ihr zugefügt hatte, wollte Neri zu ihr laufen, doch sie blieb abrupt stehen, als der Dämon plötzlich wieder sie fokussierte und auf sie zukam. Unsicher huschten ihre Augen von einem Punkt zum nächsten, wie ein Tier in der Falle, das einen Ausweg suchte.
„Sie hingegen trägt es in sich. Das Streben nach Macht, nach Respekt und Anerkennung. Der Magier hat sie mir gefunden. Er wird sie an mich binden und wir werden gemeinsam herrschen.
Er klang nicht mehr voller Hass und Hitze wie zuvor Rhuna gegenüber. Zu ihr sprach er, wie zu seiner Geliebten, der er jeden ihrer Wünsche erfüllen wollte. Neris Blick fiel auf die dargebotene Hand und der Ausdruck in den goldenen Augen wurde weicher, als sich die Bilder der Erinnerung vor ihr geistiges Auge schlichen.
Wie sich das anfühlen würde? Endlich die Macht zu wirken, die mir zusteht? Vergessen wären all die Rückschläge der kleinen Neri. Ich könnte machen, wonach mir der Sinn steht, ohne diese Herablassung der anderen in ihren Augen sehen zu müssen. Sie werden mich nicht mehr verurteilen, wenn sie sehen, wozu ich wirklich fähig bin.
Kurz dämmerte Neriélle in ihren Gedanken dahin, die der Dämon ihr eingepflanzt hatte und nun mit seinen Worten erneut hervor lockte. Nein, mit ihr würde er nicht so umgehen, wie er es Rhuna eben noch prophezeit hatte. Er würde sie auf Händen tragen und ihr die Welt zu Füßen legen. Ihr Blick klärte sich und die Konturen seiner klauenhaften Hand vor ihren Augen wurden wieder deutlicher. Sie müsste nur ein paar Schritte auf ihn zu machen und sich die Hand samt all seiner Versprechungen nehmen. Neriélle schluckte leer. Dann sah sie, wie sich Rhuna hinter dem Dämon unerbittlich wieder aufrappelte und für einen Moment trafen sich die Blicke der Shyánerinnen.
"Ich kann das nicht", flüsterte sie kaum hörbar, weil ihr die Stimme fast versagte, völlig ungewöhnlich für die schlagfertige Elfe. Doch von ihrer zäher Art und dem losen Mundwerk war nun nichts mehr übrig. Neriélle sank auf den Boden, weil der Widerstand sie an ihre körperlichen Grenzen brachte. Ich kann ihm nicht widerstehen. Ich kann ihn nicht aufnehmen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie spürte, wie ihre Hand nach ihm greifen wollte, um sich das zu nehmen, was ihres war. Und gleichzeitig wusste sie, dass das die Welt ins Unheil stürzen würde und dafür wollte sie nicht verantwortlich sein. Es war kräftezehrend, die Worte des Dämons nicht in ihr Innerstes zu lassen, wo sie schon längst auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Sie fühlte sich erdrückt, erdrückt von der riesigen Last, die sie innerlich erstickte und gleichermaßen freigelassen werden wollte. Sie verschloss die Augen vor dem Dämon, denn wenn nur noch ein Funken seiner Absichten in ihr Bewusstsein sickern würde..

„Du hast mich abgelenkt, damit dein Stecher sich verpissen kann! Du Miststück! Er entkommt nicht. Er entkommt meinem Willen nicht. Ihr seid in meiner Welt! Habt ihr das vergessen? Dein kleiner Halbelf mit schlechtem Frauengeschmack wird hier nicht herauskommen!“
Neriélle wagte einen Blick auf den wütenden Dämon und nun, da er sich abgewandt hatte, wagte sie, wieder geräuschvoll zu atmen und einen Blick in seine Richtung zu werfen. Auch wenn sie mit Wohlwollen hörte, dass Yedan es geschafft hatte, sich davon zu schleichen, konnte das keine Hoffnung mehr entzünden. Der Dämon wuchs und wuchs. Jetzt drangen Dromars Worte auch an ihre Ohren, viel zu deutlich und viel zu nah. Der Dämon prophezeite sogleich, dass Yedan nicht lange überleben würde und vermutlich würde es wirklich ein Leichtes für ihn sein, ihn auszuschalten. Erst Yedan, dann Calhoun, Kayon, Rhuna und am Ende.. sie?
Sie sah zu Rhuna, die sich unermüdlich zeigte und hier als Einzige dem Dämon offen die Stirn bot, während Neri still im Inneren kämpfte. Die Jüngere sank neben sie und Neri ließ den Griff um ihre Hand zu.
„Nicht aufgeben...!
“Wie kannst du nur so.. hoffnungsvoll sein”, murmelte Neri verwundert und es zeigte sich für einen kleinen Moment ein schwermütiges Schmunzeln, das ihre Worte fast tadelnd klingen ließ. Unter anderen Umständen hätte es für einen sarkastischen Spruch gereicht, doch nun war das alles, was Rhunas Beistand hervorzulocken vermochte. Dromars Worte, die schon eher zu einem monotonen Hintergrundgeräusch geworden war, änderten sich nun und wurden zu einem Singsang, der den Dämon weiter wachsen ließ.
„Gleich… gleich… Öffne dich, Neriélle. Du wirst mich in dir spüren, wie kein Zweiter. Du wirst es sein, denn gemeinsam werden wir herrschen und diese Welt zu unserer machen! Lass mich herein… Liebe mich…“
Zitternd blickte Neriélle zu dem Dämon hinauf. In ihren Augen stand Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Ihre kalten Finger schlossen sich fest um Rhunas Hand, so fest, dass es durchaus schmerzen konnte. Sie suchte Halt. Sie brauchte etwas, das sie an das Gute in dieser Welt erinnerte, und nichts konnte das in diesem Moment mehr als Rhunas Wesen.

“So endet es..”, flüsterte sie unheilvoll, als würde sie sich dem Schicksal ergeben, entweder sofort oder als Wirt eines Dämons zu sterben, als sich plötzlich alles um sie herum in Schatten hüllte. Neri zuckte zusammen und ihr Herz klopfte wie wild, als sie plötzlich Hände auf ihren Schultern fühlte. Sie erwartete, dass sich die Fratze des Dämons aus den Schatten schälte und er ihr so nah kam, wie Rhuna zuvor, um sich ihren Körper einzuverleiben. Doch das geschah nicht und als sie Calhouns Stimme erkannte und ihr klar wurde, dass es seine Hände und Schatten waren, fühlte sich die Bürde auf ihrer Seele nicht mehr ganz so schwer an.
„Tut es… wir können das Ritual nicht rechtzeitig stoppen. Einer von Euch muss ihn aufnehmen… wir befreien euch und Celcia von ihm, aber vorerst müsst ihr…“
Neri blinzelte, als seine Berührung und seine Worte so abrupt endeten. Der Sinn seiner Worte sickerte nur langsam zu ihr hindurch. Immerhin schien Yedan tatsächlich bei ihm zu sein, doch das war nun unwichtig. Sie schafften es nicht. Sie blinzelte, als die Schatten verschwunden waren und merkte, dass sich ein Tränenschleier vor ihre Augen gedrängt hatte. Wieso war jeder der Meinung, sie wäre als Wirt für diesen Dämon geeignet? Zwar hatte Calhoun Rhuna und sie augenscheinlich vor die Wahl gestellt, aber er hatte vor ihr gestanden und die Worte doch primär zu ihr gesagt?! Zu ihrer Überraschung verspürte sie einen Funken Verärgerung darüber, dass er sie auch in Betracht zog. Wieso sollte sie sich opfern? Sie war nur hier, um Arunn heilen zu lassen, und dafür brauchte sie Avalinn. Von der Sympathie Rhuna gegenüber abgesehen, verband sie, nüchtern betrachtet, nichts mit diesem Dorf und diesen Menschen.
Wieso ich, wieso nicht… Rhuna?!
Sie spürte Rhunas Blick auf sich und sah die Andere an. Dann spürte sie den Druck auf ihrer Hand, die sie im nächsten Moment losließ, und Neri hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag für einen Moment aussetzte. "Nicht..", flüsterte sie mit zittriger Stimme und sah sie flehend an, weil sie augenblicklich verstand, dass Rhuna schon längst eine Entscheidung gefällt hatte, während sie noch haderte. Wieso gab es keinen anderen Ausweg?!
„Wieso...???“
Neriélle zuckte zusammen wie ein geschlagener Hund. Sie sah dabei zu, wie sich Rhuna dem Löwen zum Fraß vorwarf. Sie opferte sich aus Gründen, die Neri verschlossen blieben und dachte nicht einmal darüber nach. Sie opferte sich für ihre Lieben. Mit Tränen in den Augen starrte sie Rhuna fassungslos hinterher und schaffte es unter Anstrengung, sich immerhin aufzurichten. Sie wusste, dass es keinen anderen Ausweg gab. Eine von ihnen musste es tun. Und Neri konnte sich nicht überwinden. Ihre Kehle schnürte sich zu, als sich Rhuna dem Dämon näherte.
„Ich habe doch … alles versucht. Habe versucht die Hoffnung nicht aufzugeben. Wieso also? Wieso hat nichts gewirkt? So darf es nicht enden. Nein… ich kann doch nicht…“
Neri glaubte, dass Rhuna ihre Worte ganz bewusst so wählte, um sich dem Dämon schmackhaft zu machen. Und gerade deswegen trieben sie ihr die Tränen in die Augen. Sie klang so verzweifelt und vermutlich war das nicht einmal gespielt, was es umso schwerer machte, das Ganze zu ertragen. Neri schlang die Arme um ihren geschwächten Körper. Sie hätte so gerne etwas getan, aber sie konnte es nicht. Nicht mit dieser Entschlossenheit, die Rhuna zu diesem Haraxwesen führte. Neri verspürte nicht einmal den Drang, sich heldenhaft dazwischen zu werfen, auch wenn sie hin und hergerissen war. Doch es gab keine Alternative und in ihren Augen nichts, was sie tun konnte. Sie konnte und wollte nicht dafür garantieren, was passieren würde, wenn der Dämon in sie fuhr. Sie wollte die Welt nicht in den Abgrund führen. Und Rhuna.. Sie trug sogar zwei Magiearten in sich. Sie war stärker als sie. Sie hatte in den letzten Minuten so viel Stärke bewiesen! Sie hatte dem Dämon schon so lange widerstanden und vielleicht wäre es ihr sogar noch möglich, ihm als Wirt etwas entgegenzusetzen? Ein Szenario, das Neri kaltes Grauen über den Rücken jagte - so abwegig und doch unvermeidbar. Neri sah, wie Rhuna wankte und machte einen Schritt in ihre Richtung.
„Du hast… mich markiert...! Du… hast mich markiert! Nicht Neriélle! Nimm mich…! Ich nehme dich auf, wenn dafür… das Scheitern endlich ein Ende hat. Ich will das nicht mehr. Dromar hat erst Alyisa und dann Neri ausgewählt. Aber du… du hast mich gewählt, oder täusche ich mich?“
Neri stand wie versteinert an ihrem Platz, während ihre Augen unentwegt zwischen dem Dämon und der Elfe hin und her sprangen und ihr Herz in ihrer Brust zu zerspringen drohte. Sie konnte nicht glauben, was Rhuna da tat. Sie konnte nicht glauben, dass das hier gerade wirklich passierte. Es tat ihr in der Seele weh, Rhuna dabei zu beobachten, wie sie ins Unheil rannte und ihr Schicksal besiegelte, während sie selbst tatenlos dabei zusah. Nach ihrer letzten Begegnung mit einem Dämon hatte sie sich geschworen, nie wieder den Lockvogel für solch einen zu spielen. Und dieses Versprechen an sich selbst wog mehr als das stumme Versprechen an Yedan, das Neri viel zu leichtfertig gegeben hatte.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Montag 17. Juli 2023, 12:55

Wie oft wurden Geschichten mit einem einzelnen und doch sehr endgültigen Wort beendet?
Ende.
Es ließ den Leser manchmal belustigt, manchmal fröhlich und gutgestimmt oder entsetzt zurück. Das Ende? Konnte es das denn sein? Ging eine Geschichte nicht stets weiter, immer und immer weiter? Das Leben war berauschend, intensiv und manchmal explosiv. Es wirbelte einen, einem Sturm gleich, herum und änderte schlagartig die Richtung. Es ließ einem manchmal keine Luft zum Atmen und dann plätscherte es wieder dahin, ruhig und geordnet.
Pitt’s Leben war nie geordnet verlaufen. Das kleine Ottsel mit der sehr viel größeren Klappe wuchs in einem Chaos von zwölf Geschwistern auf und biss sich stets so durch. Doch seit er dieser violett-haarigen Zweibeinerin begegnet war, trudelte er von einem Unheil in das nächste. Er mochte das Chaos – er ging darin auf, doch das hier war fernab von dem, was seine Abenteuerlustigkeit vertragen konnte. Während Rhuna und Neri verzweifelt versuchten dem Unheil die Stirn zu bieten, ob nun im inneren oder äußeren Kampf, da stand Pitt am Rande und beobachtete. Niemand nahm Notiz von ihm, denn die Belange der Welt waren doch weitaus größer als er. Im Arm hielt er einen weiteren kleinen Freund: Das Eon, das Rhuna liebevoll Jún taufte und seitdem für sie und Yedan eine kleine Konstante geworden war. Pitt hielt Jún fest und sah mit entsetztem Gesicht auf die Szene, die sich abspielte. Der Halbelf hatte sich dank des mutigen Einsatzes seiner Elfenfreundin davonschleichen können, bevor das Monster diese Ebene veränderte. Da war Pitt ins Spiel gekommen. Als Tierwesen unterlag er nicht dem Willen des Dämons. Er war viel zu unbedeutend. Allerdings übersah der Dämon auch etwas Essentielles: Er war eine Brücke. So hatte er, während Rhuna den Zorn des Dämons auf sich zog, Yedan beim Übertritt in die wirkliche Weltebene geholfen. Es war ganz leicht gewesen, denn das Ottsel konnte einfach zwischen ihnen hin und hergehen. Er führte Yedan hinüber und der Halbelf spurtete los, um Calhoun und vor allem Dromar zu suchen. Nach seiner Rückkehr in die Dämonen-Ebene, hätten Pitt und Jún beinahe ein unfreiwilliges, letztes Bad in einem der Lavabecken genommen, doch er hatte dem Eon rechtzeitig die kleine Patschehand gereicht und es gerettet. Nun hockten sie hier. Pitt`s Blick fiel auf Neriélle. Sie wirkte nicht so, als würde sie sich noch lange gegen das Drängen des Wesens wehren können. Konnte es denn stimmen, dass sie für das Dunkle so affin war? Wieso? Stammte sie nicht auch aus Shyáná Nelle? Er ließ ihn zu Rhuna wandern. Sie war stark, wirklich stark. Es war beeindruckend zu sehen, wie sie immer wieder aufstand und bereit war, alles für ihre Sache zu geben. Selbst ihr Leben würde sie geben. Das konnte man sehen. Pitt runzelte die kleine Stirn und sah Jún an. Das Eon glubschte mit großen Augen zu Rhuna, verkroch sich dann aber auch wieder im Fell des Ottsels. „Weißt du was, Kumpel? Wir müssen was tun!“, entschied der vorlaute Pitt rigoros. Jún blinzelte, als wartete er ab und wurde von Pitt mitgezogen als der Dämon gerade Rhuna drangsalierte.

Im Leben verlief selten etwas nach Plan. Das Leben war launenhaft und zeigte es offen. Wer zu viel erwartete, wurde meist bitter enttäuscht. Was dem Leben aber zugutekam, war die Gläubigkeit derer, die lebten. Die Götter ertrugen den Unmut der Lebenden, denn im Umkehrschluss konnten sie auch die Gebete und Gaben einstreichen. Götter lebten durch ihre Gläubigen. Das Leben… war immer da. Keiner musste an es glauben, damit es Bestand hatte. Leben war ein Fakt, ebenso wie der Tod. Für Rhuna und Neri rann dieser Fakt mehr und mehr durch die weitgespreizten Finger. Sie konnten nicht aufhalten, was sich anbahnte. Dafür waren diese Schicksalsfäden vor viel zu langer Zeit geknüpft worden. Und doch standen sie hier und boten dem Unheil die Stirn. Sie wollten verhindern, dass die Schatten sich für alle anderen manifestierten. Sie kämpften nicht nur für sich und ihre Nächsten. Sie kämpften für das große Ganze. Hier unterschieden sich die beiden Elfinnen nicht. Keine von ihnen wollte, dass andere zu Schaden kamen. Doch wo Rhuna bereits durch eine gewisse Schule hatte gehen müssen, war Neri noch nicht ganz so weit. Für sie hatte das Abenteuer doch gerade erst begonnen. Sollte es nun wieder beendet sein? Endgültig?

Der Singsang begann nervtötend zu werden. Da war es eine Willkommene Abwechselung, dass sich dieser vorlaute, kleine Pelz mit Beinen plötzlich einzumischen begann. Rote Augen fixierten das Tier, welches mit dem Eon im Schlepptau angewuselt kam. Calhoun bedeutete den beiden, dass sie gefälligst leise zu sein hatten, denn unweit seines Versteckes, saß Dromar in einem glühenden Kreis aus ‚ritualmagischer Schrottverwertung‘ (so hatte es Calhoun Yedan gegenüber zumindest beschrieben) und beschwor den Dämon unablässig. Zeit war hier ein wichtiger Faktor, doch der weißhaarige Zyraner hatte die letzten Jahre daran gearbeitet, diesen Dämon zu beschwören. Und er war kein niederer. Ebenso wie Asmodeus war der Dämon mächtig und so dauerte auch seine Beschwörung einige Zeit. Zudem waren Ritualmagier – wie zumindest Yedan wusste – keine ‚Dummköpfe‘, denn sie wussten auch, dass so ein Dämon eine gute Fessel brauchte, um als Diener zu fungieren. Dass sie stets nach Macht und Herrschaft strebten, wusste ein jedes Kind. Yedan hockte neben Calhoun und auch er blickte zu den beiden Tieren. „Den Damen dieses Selbstmordkommandos gehen die Optionen aus. Neri wird nicht mehr lange durchhalten zu widerstehen! Und Rhuna legt es darauf an, dass er Dämon sie gleich frisst.“, offenbarte Pitt und Calhoun brummte missmutig, während Yedan eher besorgt schaute. Er sah zurück, als würde er direkt in die Ebene des Dämons blicken können. „Sie müssen noch etwas durchhalten.“, knirschte er und sah zu Dromar zurück. „Wir können nicht zu ihm gelangen, er hat für einen Schutz gesorgt.“, murmelte Yedan und fluchte leise. Zeit floss dahin… kostbare Zeit. Zeit, die man auch mit seinen Liebsten verbringen könnte. Und zusammen beendete. Es wirkte alles so ausweglos. Die Auswirkungen des Dämons waren bereits jetzt zu sehen. Dromar hatte sich aus dem Staub gemacht und fernab vom Dorf niedergelassen, um zu vollenden, was er vor Jahren begonnen hatte. Damals war Alyisa sein Opfer für den Dämon gewesen, wie Yedan bereits wusste. Jetzt sollte sich die Geschichte wiederholen und er würde gleich zwei mit in den Tod schicken. Das durfte nicht sein. „Wir müssen endlich handeln!“, schnauzte der Halbelf unzufrieden und blickte zum Dunklen. Seltsam mit ihm zusammen auf einer Seite zu stehen… Sie hatten gar keine Zeit darüber nachzudenken und insgeheim war Yedan froh, dass er zu seinen Verbündeten zählte. Zumindest jetzt. Calhoun aber war ruhig geworden. Der Dunkle musterte den Ritualkreis, der seinen Magier im Innern vor allen äußeren Einflüssen schützte. „Sie müssen es tun.“, kam es dann von ihm und Yedan verstand nicht gleich. „Sie müssen ihn aufnehmen – egal wer von ihnen.“ Der Halbelf wäre fast explodiert, doch Calhoun packte ihn mahnend am Arm und hielt ihn fest. Eindringlich sah er ihm in das warme Braun, das so viel Sorge enthielt. „Es muss sein! Wir können Dromar nicht stoppen. Und wenn Neri erstmal einknickt oder Rhuna getötet wird, weil sie frech genug gewesen war, haben wir keine Handhabe mehr!“. Yedan wollte protestieren, doch Calhoun setzte einen Schmerzreiz an seinem Arm, indem er noch fester zupackte und ihn dichter zu sich zog. „Wenn der Dämon in einer von ihnen steckt, kann er auch ausgetrieben werden. Dann beendet Dromar seinen Kreis und ist wieder zugänglich.“, beschwor er Yedan, der sichtlich mit sich rang. Sollte das der einzige Plan sein?! Pitt sah von einem Mann zum anderen und beobachtete weiter. Jún schmiegte sich traurig an Yedan. Offenbar verstand das Eon, auch wenn es nicht sprechen konnte. „Aber wie wollt ihr den Dämon austreiben?“, fragte Pitt dann und eine Stille entstand. Yedan und Calhoun sahen sich schweigend an. Und sie wussten, was zu tun war…

Pitt gefiel das nicht. Der ganze Plan verlief… scheiße. Er scherte sich gewiss nicht um die Belange der Zweibeiner, doch wenn er sich so umsah, dann geriet hier alles aus dem Ruder. Und wer versprach ihm denn, dass er nicht auch darunter leiden würde, wenn dieses Dämonenvieh plötzlich den Hammer schwang? Dass dieser Magier mit allen Mitteln und einer immensen Ausdauer versuchte, Herr über den Dämon der Hoffnungslosigkeit zu werden, verstand Pitt nicht. Musste er auch nicht, denn für ihn zählten nur die Konsequenzen. Jedes Handeln hatte Konsequenzen. Dadurch, dass er diese Bärin angelockt hatte, um die Elfentante zu erschrecken, hatte er sie und sich in Gefahr gebracht. Und sie hatte nicht gezögert, ihm zu helfen. Pitt blickte aus sicherer Entfernung auf das Häufchen Elend, das Neriélle darstellte. Am liebsten hätte er ihr seine Patschehand gereicht und wäre mit ihr einfach in die echte Ebene gewechselt. Hätte sie aus diesem heißen Haraxschlung befreit. Doch das durfte er nicht. Noch nicht… Sie alle hatten eine Aufgabe und er würde seine erfüllen – das hatte er versprochen. Neri war tapfer, wie er fand. Schließlich sagte man Ottseln allgemein nach, dass sie recht widerspenstig werden konnten – Weiber halt – aber nicht er und auch nicht seine Brüder. Sie waren das pure Chaos, doch wenn sie jemand mutiges trafen, dann konnten sie treue Gesellen werden. Pitt musste dem Dunklen und dem Halbelfen versprechen, dass er sich an die Abmachung hielt. Und so wie es aussah, bahnte sich sein Moment sehr viel schneller an. Er beobachtete, wie der Schattenmagier sich anschlich und die Aufmerksamkeit der Frauen erlangte, indem er die Schatten dafür nutzte, sich auch kurz vor dem Blick des Dämons zu verhüllen. Pitt grinste schief. Ein wenig theatralisch, wie er fand, doch da war auch schon alles vorbei und der Dämon entdeckte den Eindringling. Tja. Mich bemerkst du nicht, Arschgeige., dachte er und beobachtete, wie Rhuna und Neri die Information, die sie erhalten hatten, für einige Sekunden verdauen mussten. Einer von ihnen… Pitt schluckte. Wer würde es sein? Ganz egal. Das Ende war das Ende und einer von ihnen würde sehr viel früher als geplant mit leeren Händen dastehen.
Während Rhuna einen Entschluss fasste, Neri mit sich rang und Pitt das ganze beobachtete, lief Yedan nervös auf und ab. Er hatte mit Calhoun einen Plan gefasst, der sämtliche Möglichkeiten zum Scheitern bot. Und was dann? Wenn sie scheiterten… wiedermal? Er blieb stehen und musterte den Magier, der noch immer sein Ritual durchführte. Yedan verspürte Hass auf diesen Mann. Ein einzelner Mann, der sein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat. Ein einzelner Mann, der für seine egoistischen Belange alles auf seinem Weg zerstörte. Erst Alyisa… und nun Rhuna? Der Halbelf legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Florencia… Phaun… ich flehe euch an, dass ihr gut auf uns achtet. Helft uns, steht uns bei… wir brauchen euch… Dann öffnete er entschlossen seine Augen und bezog Stellung. Es würde keinen Spielraum für Fehler geben, sobald das Unheil über sie alle hereinbrechen würde.

Auf der gänzlich anderen Seite und im Dorf selbst, herrschte ein anderes Bild. Hier waren bereits sämtliche Elfen und Menschen in ihre Häuser oder zu Freunden und Verwandten geflohen. Niemand befand sich derzeit auf den Pfaden unterwegs. Der Dunkelelf stand mit dem Rücken gegen den zentralen Baum gelehnt und betrachtete stoisch den abgestorbenen Baum. Er lag in Splittern dort und zeugte von der brachialen Gewalt, die der Dämon mobilisiert hatte, um seinem Gefängnis zu entkommen. Der Baum war nicht mehr. Pitt hatte ihm geholfen die Ebene zu wechseln und er hatte seine Botschaft vorgetragen. Nun lag es an den Frauen und was auch immer sie daraus machten – sie mussten es schnell tun. Und er, er würde es dann beenden. So war der Plan. Calhoun löste die Verschränkung seiner Arme und stieß sich vom Baum ab. Er dehnte seinen Nacken, kreiste die Schultern und brachte sich in Position. Wie war er eigentlich hier hereingeraten? Achja… die kleine Elfe. Neriélle. Er musste diesem Weibsbild aus dem Weg gehen. Sie brachte nichts als Ärger, wie es schien. Kurz sah er zur Taverne, in der inzwischen ein Lager für Verletzte war. Calhoun hatte gesehen, wie man sich dort um Arunn und all die anderen bemühte. Es musste jetzt etwas passieren, sonst waren sie alle verdammt. Und er hatte noch etwas zu tun, bevor sein Part käme. Und so zog er sich etwas zurück und beschwor die Schatten erneut. Dann betete er, ähnlich wie Yedan um Beistand.
Die Hitze wurde unerträglich. Je länger sie aufrechterhalten wurde, desto stickiger wurde es. Sowohl Neri als auch Rhuna begannen zu schwitzen und ihre Kleider klebten unangenehm an ihren Körpern. Die Entscheidung, die Rhuna getroffen hatte, stand wie ein Schwert über ihren Köpfen. Calhouns Anweisungen waren unmissverständlich gewesen. Sie mussten es tun! Dass sie dabei beobachtet wurden, bekam keine von ihnen mit. Viel zu präsent war der Dämon und seine Launen. Auch erfuhren sie nichts darüber, wie es den anderen ging. Sie mussten weiter machen, immer weiter. Aber wo Neri massive Schuldgefühle hegte und sich dennoch nicht überwinden konnte, den letzten Schritt zu tun, da wurde Rhuna ruhiger. Klarer. Die Elfe hatte viel gekämpft und sie würde jetzt nicht verlieren. Ihre Aufgabe war es, zu beenden, was sie begonnen hatte. Für Yedan. Für Kayon. Für Ajak und Kaja und für alle, die in diesem Dorf lebten. Rhuna wusste, sie musste diesen Weg gehen und sie hatte keine Angst mehr. Jetzt war der Moment gekommen, an dem sie aufhören konnte zu kämpfen. An dem sie bereit war und an dem sie ihre ganze gezeigte Stärke zusammennehmen und aufwenden konnte, für eine einfache Zustimmung: „Nimm mich…! Ich nehme dich auf, wenn dafür… das Scheitern endlich ein Ende hat. Ich will das nicht mehr. „Dromar hat erst Alyisa und dann Neri ausgewählt. Aber du… du hast mich gewählt, oder täusche ich mich?“ Pitt spitzte die Ohren. Er war angespannt, wie sie alle. Jetzt war es gleich soweit und auch Jún blickte mit großen, besorgten Augen zu den Elfinnen. Sein Fokus lag auf Rhuna. Er wollte zu ihr, ihr Beistand geben. Doch Pitt hielt das Eon zurück. „Denk an den Plan!“, zischte Pitt und schluckte, doch seine Schnauze war ganz trocken geworden. Sein Herz klopfte in seiner Brust und dann… dann veränderte sich die Welt.

Hoffnungslosigkeit war schleichend. Sie war nicht sofort da, aber sie begleitete einen stets. Das hatten auch Rhuna und Neri erfahren dürfen. Immer wieder mussten sie aktiv sich aus dem Zweifel befreien und auftauchen. Doch das hatte alles nichts geholfen. Rhuna war am Ende ihres Kampfes angelangt und auch Neri schaffte nicht mehr. Sie hatten alles gegeben. Der Dämon ruckte mit seinem Kopf zu der Elfe mit den violetten Augen herum. Er grinste süffisant und verengte seine Augen. „Sieh an, sieh an.“, murmelte es und blickte zu Neriélle. Er schien über Rhuna’s Worte nachzudenken und offenbar ging er ihren Gedankengang mit. Er hatte weder Alyisa noch Neriélle auserkoren. Sondern… Sein Blick wanderte wieder zu Rhuna. „Dich… dich wollte ich. Dich…“, er hob eine Klaue und Rhuna hob den Arm mit der Markierung. „dich habe ich markiert.“. Der Dämon klatschte in die Hände und tänzelte groteskerweise einmal um sich selbst. „Du hast Recht, Elfe.“, knurrte er dann und kam er wieder nahe. „Weil du mir auf die Nerven gingst.“, säuselte er. „Weil du nicht aufhören konntest. Du widerspenstiges, kleines Ding!“, feixte er und Hohn troff ihm aus dem Mund. „Dann bist du also bereit ja? Gibst du deinen Widerstand auf? Nun… wenn es so ist…“, kicherte er kaltherzig und trat noch näher auf sie zu. Der Dämon überragte Rhuna über mehr als zwei Köpfe. Er trat so dich an sie heran, dann ihre Sicht nach vorne genommen wurde. Sie könnte einen Blick zur Seite werfen, doch dieser würde kaum mehr als eine Sekunde anhalten. Dann durchzog sie unbarmherziger Schmerz und hielt sie dennoch auf den Beinen. Sie konnte sich nicht bewegen, aber auch nicht fallen. Ohnmacht ließ das Haraxwesen nicht zu während er Besitz von ihr ergriff. Rhuna spürte, wie alles, was sie ausmachte, zurückgedrängt wurde. Sie wurde in ihrem eigenen Körper zurückgedrängt und beiseitegeschoben, als wäre sie nichts wert. War sie auch nicht. Der Dämon fraß sich durch ihre Sehnen, ihre Gefäße, ihre Organe. Überall verdrängte er sie, Rhuna, und nistete sich ein. Ihr blieb kaum Zeit, sich noch mal gedanklich zu verabschieden. Einfach weg… fort. Für immer ausgelöscht.
Für Neri sah es anders aus. Neri konnte sehen, wie der Dämon Rhuna überragte und dann seine Arme nach ihrem schlanken Körper fassten, um sie an sich heranzuziehen. Binnen Sekunden versank Rhuna in dem Dämon, der sich mehr und mehr auflöste. Schmerzen ließen den Frauenkörper erzittern, während der Dämon zufrieden ausatmete und selig in sie sank. Dann war alles vorbei… Rhuna stand dort und sah aus wie.. Rhuna. Aber etwas hatte sich doch verändert. Denn die Elfe wirkte irgendwie… blasser. Ihre Bewegungen waren mechanischer und teilweise abstrakt. Und Neri hatten mitangesehen, wie der Dämon in ihr verschwand. Pitt japste und bemerkte erst als sein Körper rebellierte, dass er keine Luft mehr geholt hatte. Zudem quietschte Jún, denn er hatte das Eon zu fest gedrückt. „Sie hats getan… sie… ist fort.“, keuchte er ungläubig. Es war das eine es zu planen. Aber etwas vollkommen anderes, wenn es dann auch wirklich geschah. Rhuna fühlte sich… mächtig. Tatsächlich ebbte der Schmerz ab und sie fühlte eine seltsame Ruhe in sich. Keine Schmerzen. Kein Kämpfen. Da waren keine Gedanken mehr an ihre Lieben. Da war nichts mehr, was sie interessierte. Doch… so ganz stimmte das nicht. Da waren Bedürfnisse. Sie waren dunkel und sie bezogen ganz Celcia ein. Der Dämon in ihr war hungrig. Und er wollte das Leid verkünden, wie der Priester das heilige Wort. Aber da war auch etwas anderes. Der Dämon wollte Freiheit und sehnte sich nach dieser, sodass man denken konnte, innerlich zu verglühen. Er verzehrte sich ebenso so, wie er Rhuna verzehrte. Zu spät. Sie haben versagt, das war es, was der Dämon gewollt hatte und er nistete sich zufrieden in ihrem Körper ein. Niemand konnte ihn jetzt noch aufhalten.

Während Rhuna mit der neuen Situation klarkommen musste und kaum eigene Gedanken zufassen bekam oder zumindest keinen Handlungsspielraum mehr hatte, veränderte sich für Neri die Welt. Die heißen Lavabecken verschwanden, die Dunkelheit wurde getilgt. Die Zwischenwelt in der sie und Rhuna gefangen gewesen waren, verschwand. Dafür fühlte sie eine kleine, pelzige Hand auf ihrer. „Komm..“, bestand auf einmal Pitt darauf und führte Neri rein gedanklich in die echte Welt zurück. Weg von Rhuna, denn diese konnte sie dann nicht mehr sehen. Was Neri allerdings erkennen konnte, war das Dorf. Leergefegt und so, wie sie es kurz hatte kennenlernen dürfen. Neriélle fühlte den leichten Wind, der ihren erhitzten Körper kühlte. Sie hörte das Rauschen der Baumkronen und alles wirkte… friedlich. Doch sie wusste, es würde nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Denn sie hatte gesehen, wie die andere Elfe verschwand und zu dem wurde, was sie so verzweifelt bekämpft hatte. Und sie wusste, dass sie es hätte sein sollen. Sie wusste, dass es ihre Aufgabe gewesen wäre. Doch bevor sie sich darin verlieren konnte, verdunkelte sich ihr Augenwinkel. Mit einem Blick hinauf erkannte sie Calhoun und wie er sie argwöhnisch musterte. Prüfend ruhte sein Blick auf ihm, dann strahlte er Erkennen aus. „Du nicht…“, murmelte er und hob den Blick von ihr. „Pitt! Schaff sie zur Taverne.“, befahl er barsch und das Ottsel bemühte sich redlich, doch die Zeit reicht erneut nicht. Mit einem Mal stand Rhuna vor ihnen. Doch man sah der Elfe an, dass nichts von ihr, Vorherrschaft hatte, was sie einst ausgemacht hatte. Ihre Mimik war zu einem kalten Lächeln verformt. Ihr Blick enthielt Sprenkel ihres Brauns, doch gleichwohl die Glut des Dämons. Rhuna selbst konnte alles mitansehen. Sie bekam alles mit, konnte aber nichts tun. Sie war gefangen. In sich selbst. Ein ewiges Gefängnis. Alles geschah so schnell, wie Neri miterleben musste. Vielleicht waren ihre Gedanken auch noch träge, doch mit einem Mal war Calhoun nicht mehr da. Er war bereits vor dem Auftauchen von Dämonen-Rhuna verschwunden. Vergangen in den Schatten. Pitt zerrte an Neri’s Hand, wollte sie fortschaffen. Doch der Flammenblick ruhte auf ihr. „Schade, Neriélle. Ich wünschte wirklich, du hättest dich mir hingegeben. Aber weißt du was? Keine Sorge… Mein neuer Körper wird mich weittragen und wenn sie verbraucht ist, dann finde ich dich.“, grinste der Dämon mit Rhuna’s Antlitz. Er machte einen Schritt auf Neri zu und wollte sie gerade am Arm packen, um sie ebenfalls zu markieren, da zuckte der Dämon plötzlich zurück. Kreischen ruckte sein Kopf herum, schien etwas zu suchen und dann tauchte mit einem Mal Yedan am Rande des Geschehens auf. Er war außer Atem, als er sich an einem Baum abstützte. Sein Oberkörper war mit Blut besprenkelt und in seiner Hand befand sich ein Messer. Er erfasste für einige Sekunden die Lage. Sah Neri am Boden und Rhuna über ihr. Dann riss er die Augen auf und erkannte, wer sich geopfert hatte. „Nein!“, keuchte er und trat vor. Sein Blick aber glitt von Rhuna auf etwas hinter ihr. „NEIN!“, brüllte Yedan noch mal und stürzte panisch vor, doch in diesem Moment löste sich aus einer Schattenwolke Calhoun und trat von hinten an Rhuna heran. Es blieb keine Zeit… dann folgte ein Schmerz.

Rhuna spürte, wie ein scharfer Gegenstand ihren Hals zerschnitt. Sie spürte wie die Haut aufklaffte und der warme Lebenssaft in strömen floss. Sie spürte es. Doch reagieren tat der Dämon. Er kreischte, wandte sich aus dem tödlichen Griff des Dunkelelfen und hielt sich panisch die Kehle. Ungläubig starrte er Calhoun aus Rhuna’s Augen an. Dann sah er zu Yedan, der kreidebleich geworden war und heftig atmend dabei zusehen musste, wie seine Liebste starb. Dann sah der Dämon zu Neri. Pitt hielt noch immer ihre Hand und Jún fiepte traurig. Keiner sagte ein Wort, denn der Dämon wehrte sich mit Schreien und Fluchen. Er grollte und zürnte, kämpfte gegen den verlust des Blutes an, doch es half nichts. Rhuna’s Beine gaben nach und sanken zu Boden. „Rhuna!“, schrie Yedan mit Tränen in den Augen. Dann stürzte er vor, wurde aber von Calhoun gehalten. „Es ist noch nicht vorbei!“ Rhuna’s Blut verteilte sich auf Yedan’s Haut. Der Dämon kreischte weiter und weiter, doch er wurde leiser. Wenn der Dämon keinen Wirt hatte… dann konnte er nicht bestehen. „Nicht schon wieder…“, keuchte Yedan entsetzte und wandte sich aus dem Griff des Dunklen. Jener trat zurück und blickte auf die Szene, die sich abspielte, in der Hand den Dolch, den er dazu nutzte, um Rhuna zu töten. Der Dämon aber konnte noch so kämpfen. Dromar war nicht mehr und somit band ihn auch nichts mehr an diese Welt. Keiner der Anwesenden sagte zu ihm ‚ja‘, sodass er ein äußerst kurzes Dasein fristete und zurückkehrte in eine unbekannte Welt. Der Harax war sein Gefängnis. Dort würde er bis in alle Ewigkeit bleiben… Dann wurde es totenstill. Yedan schlitterte auf die Knie und griff nach Rhuna’s blutverschmierten Körper. Er umklammerte ihre Schultern und bettete sie auf seinen Schoß. Er weinte bitterlich und zeigte hemmungslos, wie sehr ihn dieser Ausgang niederschmetterte. Vielleicht hatte er gedacht, Neriélle würde den Zuschlag geben. Vielleicht hatte er gehofft, sie würde es tun. Doch dass er jetzt Rhuna da liegen sah… tot… Es brach ihm das Herz so immens, dass er sein Gesicht im braunen Haar vergrub und sich mit ihr gemeinsam hin und herwiegte.

Zeit war schwierig zu beschreiben… Ein jeder hatte eine gewisse andere Vorstellung davon, wie er sie gestalten wollte. Wie er seine, von den Göttern gegebene Zeit verbringen wollte. Abenteuer und Spaß standen hoch im Kurs. Beschaulichkeit und Bodenständigkeit eher weniger. Schneller, weiter, höher. Alle wollten etwas erleben und keiner etwas verpassen. Rhuna gab ihr Leben für all jene, die zurückgeblieben waren. Rhuna’s Sand der Zeit wurde unter ihnen aufgeteilt. Ihr Mut verhalf den anderen zu neuen Chancen. Würden sie sie nutzen? Würden sie verstehen, dass man jeden Tag leben musste, weil man nie wusste, wann es endete? Für den Moment schien die Zeit stillzustehen, in der Yedan einen erneuten Verlust ertragen musste und es augenscheinlich nicht konnte. Pitt holte tief Luft. Er tätschelte Neri’s Hand weiterhin und war eine kleine aber feine Stütze. „Sie war sehr tapfer. Sie hat uns alle gerettet…“, murmelte das Ottsel und kraulte Jún, das gurrend auf dem Boden lag und ebenfalls trauerte. Calhoun schaute jedoch nicht auf die Szene. Sein Blick war auf das Dorf gerichtet. Die Hoffnungslosigkeit war… anders als zuvor. Es war die Trauer, die sich nun manifestierte, doch die Auswirkungen des Dämons waren vorbei.
Dort wo das Leben des Dämons wich und Rhuna’s mit sich nahm, erblühte das Dorf allmählich wieder. Die Tavernentür wurde geöffnet und langsam traten die Bewohner heraus. Vorsichtig lugten sie umher, spürten wohl selbst die Veränderung. Die Sonne blitzte durch das Blätterdach und versprach einen milden Tag. Doch nach und nach wurden sich die anderen bewusst, dass ihre Rettung ein Leben gefordert hatte. Und so baute sich Stück um Stück ein Ring aus Bedauern um Yedan und Rhuna, Neriélle, Pitt, Jún und Calhoun auf. Allen voran natürlich Ajak und Kaja, die entsetzt auf die Szene starrten. Ajak weinte stumm. Auch Farun trat hervor und blickte auf das Elend, das er mitzuverschulden hatte. „Sie hat uns alle gerettet… ihr beide habt das…“, flüsterte er ehrfürchtig und sah auch Neri kurz an dabei. „Sie wird einen Ehrenplatz erhalten…“, sprach er weiter und zog damit den Zorn von Yedan auf sich. Jener blickte ihn aus blutverschmiertem Gesicht und funkelnden Augen entgegen. Das Sanfte war gewichen. Die Wut über seinen – erneuten – Verlust fraß sich Bahnen. „Sei still!“, spie er ihm entgegen und funkelte dann auch Calhoun an. „Ihr wart das! Ihr habt sie auf dem Gewissen! Ich werde euch das niemals verzeihen!“, schrie er in eine betretene Stille hinein. Farun wich seinem Blick aus. Er wusste, er trug eine erhebliche Schuld daran. Lorna, Farun’s Frau kam ebenfalls hinzu und schlug die Hände vor’s Gesicht, als sie sich bewusstwurde, was geschehen war. Kayon aber löste sich humpelnd aus der Menge und trat auf seinen Sohn zu. Er beugte sich umständlich hinab und tätschelte seine Schulter. „Ihr Mut… lebt weiter.“, versuchte er ihn zu trösten. „In uns…“, murmelte er und schluckte ebenfalls ergriffen. „Ich will das nicht.“, fauchte Yedan. „Keiner von euch kann das verstehen! Ich will nicht ihr Andenken! Ich will SIE!“, rief er verletzt und baute sich vor den Umstehenden auf. Und auch Neri traf der wütende Blick. „Es war DEINE Aufgabe!“, blaffte er sie an, doch da baute sich Calhoun auf und schob sich wie eine muskelbepackte Schutzwand zwischen Neri und Yedan. „Sie kann nichts dafür. Reg dich an mir ab.“, bot er kühl an und wirkte von allen am wenigsten betroffen. Und während Yedan sich hochfuhr und das Angebot anzunehmen drohte, spürte Neriélle ein bekanntes Kribbeln.
Es war nicht so, wie diese unsägliche Stimme des Dämons, es war… vertrauter. Irgendwie… wärmer und anders. Ganz konnte sie vermutlich nicht bestimmen, was sie davon hielt, doch sie spürte einen Schauer über ihren Körper jagen und ein Raunen ging kurz darauf durch die Menge. Calhoun hatte sich für Yedan’s Angriff gewappnet. Doch dann nickte er zur leblosen Rhuna und lenkte die Aufmerksamkeit dort hin. „Sieh selbst…“, murmelte er und Yedan wirkte verwirrt. Dann sah er aber, was alle anderen auch sehen konnten.

So wie das Blut aus ihrem Körper floss, floss ihre Seele auf einem Zeitstrang dahin. Sie spürte, dass nichts mehr wichtig war. Dass die Verbindung mit dem Dämon sich löste und ihre Seele freigab. Was auch immer in der Welt geschah, es betraf sie nicht mehr. Sie war… überall. Und ihre Gedanken waren nicht länger von Kampf und Schmerz erfüllt. Es fühlte sich wie schweben an und so floss sie dahin und fand sich alsbald an einem Strand wieder. Hier rauschten die Wellen in sanften Wogen gegen den Sand und nahmen immer wieder einen Teil mit sich. Barfuß stand sie da und schaute auf unendliche Weiten. Sie fühlte keine Kälte, keinen Hunger oder Müdigkeit. Sie war frei und … rein. Ihr Opfer hatte die Welt gerettet, das wusste sie. Sie wusste auch, dass Yedan leiden würde. Aber sie war sich sicher, dass die Zeit es richten würde. Ein Echo aus ihrem Leben auf Celcia erreichte sie. Sie hörte, wie um sie getrauert wurde. Wie man sie vermisste. Aber sie alle lebten und waren in Sicherheit. Das war ihr Verdienst. Ihr Mut hatte das bewirkt. Nur ihr Streben nach Sicherheit für ihre Lieben, führte am Ende dazu, dass es auch eintraf. Natürlich hatte sie sich einen anderen Ausgang gewünscht. Aber… das war ein Denken, das sie fortan nicht mehr quälen würde. Rhuna spürte, dass sie hier ihre Ewigkeit verbringen würde. Und es war gut. Oder? Während sich die Emotionen im Dorf der Waldmenschen zu vermischen begannen, spürte Rhuna mit einem Mal einen Sog. Erst nur ganz leicht, doch dann immer stärker. „Noch nicht, meine Liebe. Jemand hat für dich bezahlt…“, flüsterte eine Stimme nahe ihrem Ohr, doch war es mehr ein Hauchen und kaum zuzuordnen. Die Worte aber klangen lieblich und gnädig. Dann kehrte Rhuna zurück und mit ihr all das Bewusstsein um die Situation, die erfolgt war. Sie kehrte in ihren Körper zurück und öffnete die Augen.

Yedan war der erste, der wieder bei ihr kniete und sie hielt. Sanft strich er mit tränenverschmiertem Blick ihre Haare beiseite und sah sie erschrocken an. „Rhuna! Rhuna… Wie… wie ist das…“, er suchte nach einer Erklärung. Sie war tot gewesen. Und während alle Freunde sich um die Elfe scharten und aufatmeten, weil sie lebte, trat Calhoun zurück und überließ ihnen das Feld. Er musterte die Szene schweigsam. „Sie ist gar nicht verletzt…“, hörte man Kaja staunend ausrufen und als wäre das ein Stichwort, wandte sich der Dunkle zum Gehen. Allerdings ging er nur ein paar wenige Meter und kniete sich hin. Er schob die Arme unter den Körper der Heilerin, die die ganze Zeit kein Lebenszeichen mehr gegeben hatte und trug sie ebenfalls in den Ring der Dorfbewohner. Neben Neriélle legte er sie ab und warf der Elfe mit den goldenen Augen einen Blick zu. Lange musterte er sie schweigsam. Sein Gesicht verriet nichts über seine Gedanken, doch er tastete ihr Gesicht genau ab. Dann strich er ihr eine Strähne von der verklebten Stirn und hielt ihr Kinn mit sanften Druck umklammert, damit sie ihn ansehen musste, selbst wenn sie nicht wollte. Schließlich wusste er nicht, wie ihre Haltung zu ihm war. „Du hast es geschafft. Ruh dich aus.“, murmelte er und entließ sie. Avalinn lebte noch… aber sie würde Zeit brauchen. Viel Zeit. Wie sie alle….
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Dienstag 18. Juli 2023, 19:46

Neri fragte sich, wieso die Welt so grausam war. Kaum hatte sie die heimischen Wälder verlassen und war auf andere Völker getroffen, da hatte sie die zweifelhafte Bekanntschaft mit Orks und Dunkelelfen geschlossen. Sie war in einen Krieg gestolpert, von dem sie nichts geahnt hatte. Sie war übertölpelt, entwaffnet und eingesperrt worden. Sie hatte einen Halbdämonen kennengelernt und seinen Vater, ein reinblütiger Dämon durch und durch, in seinen Tod gelockt. Sie hatte sich einem Dunkelelfen hingegeben, der sie anschließend bloßgestellt und gezwungenermaßen seine Ehe zugegeben hatte. Anschließend hatte sie erneut falsches Vertrauen in einen Menschen gesetzt, der sich als Ritualmagier entpuppte und nun ein grauenhaftes Haraxwesen beschworen hatte. Die schlechten Seiten in dieser Welt überwogen scheinbar, sodass sie all die kleinen Lichtblicke ihrer kurzen Reise überdeckten. Ihre Heimat war wie ein schützender Kokon gewesen, der sie umgeben hatte. Ein Kokon, der sie von der harten Realität abschottete, die sich ungesehen von den Shyáner Elfen in Celcia ausgebreitet hatte. Ihre Eltern hätten sie niemals gehen lassen, wenn sie doch von dieser neuen Realität gewusst hätten, die sich inzwischen deutlich von jener in ihrer eigenen Jugend unterschied. Die kalte, dunkle Realität, mit der sich Neriélle nun konfrontiert sah.

Noch immer stand sie reglos da, die Arme um sich geschlungen und beobachtete den Dämon und Rhuna. „Sieh an, sieh an.“ Am liebsten hätte sich Neri ganz klein gemacht, als der Dämon nach Rhunas Worte zu ihr blicke, offenbar darüber nachdenkend, was er von ihrem Angebot halten sollte. Neri hoffte inständig, dass er Rhunas Worten Glauben schenkte und nicht doch noch auf die Idee kam, Besitz von ihr zu ergreifen. Sie hatte keine Ahnung, was Calhoun und Yedan planten - und auch dass Pitt maßgeblich an diesem Plan beteiligt war und er und die Männer sie beobachten konnten, wusste sie nicht. Aber sie hoffte inständig, dass sie sich ihrer Sache sicher waren und wussten, was sie taten.
„Dich… dich wollte ich. Dich… dich habe ich markiert.“
Hilflos schaute Neriélle zu, wie der Dämon seine Klaue hob und mit ihm gefolgsam Rhuna ihren entsprechenden Arm, ohne etwas dagegen tun zu können. Beim Klatschen des Dämons zuckte Neriélle erneut zusammen und ihr jagte ein Schauer über den Rücken, als er sich grotesk und für diese Situation völlig unpassend einmal um seine eigene Achse drehte, so als wäre das alles nur ein Spiel. Doch das hier war die harte Realität.
„Du hast Recht, Elfe. Weil du mir auf die Nerven gingst. Weil du nicht aufhören konntest. Du widerspenstiges, kleines Ding! Dann bist du also bereit ja? Gibst du deinen Widerstand auf? Nun… wenn es so ist…“
Trotz der unglaublichen Hitze, die den Schweiß, Haare und Kleider schwer an ihre Haut kleben ließ, wurde Neri kalt. Sie biss sich auf die Unterlippe und sah zitternd dabei zu, wie sich der Dämon kichernd vor Rhuna aufbaute, ehe er sie einfach in sich hinein zog und sie wortwörtlich verschlang, bis die dämonische Gestalt verblasste und am Ende nur noch Rhuna dort stand. Es war augenscheinlich ganz leicht und schnell vorbei. Neri starrte Rhuna einfach nur an und konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war. Eine kalte Hand hielt ihr Herz umklammert. Wenn es nur die geringste Chance gegeben hätte, noch etwas zu unternehmen, dann war diese jetzt endgültig verstrichen. Rhuna war jetzt der Dämon.

Einen Wimpernschlag später änderte sich die Welt um sie herum. Die brennende Lavalandschaft löste sich auf und auch die triefenden Schatten waren nicht mehr da. Der Dämon hatte nun seinen Wirt gefunden und konnte nun seine eigene Welt verlassen. Er war jetzt frei und konnte in ihrer Welt wandeln. Entgeistert und fassungslos starrte Neri auf die jüngere Elfe. Sie erwartete schon, dass sie um sich wütete und alles mit einer Handbewegung zerstören würde.
Wo bleiben bloß Yedan und Calhoun mit ihrem Plan?, fragte sich Neri. Suchend sah sie sich um, doch an Stelle der Männer war da plötzlich das Ottsel an ihrer Seite. „Pitt?!”, stieß sie überrascht aus. Sie befühlte das flauschige Fell seiner kleinen Pfote, als könne sie nicht glauben, dass er wirklich hier war. Wo kam er her? Wieso war er so ruhig? Und wieso wusste er scheinbar, was zu tun war? Sie schaute hinüber zu Rhuna, doch diese war nicht mehr da. Stattdessen stand sie nun wieder mitten im Dorf. „Wie..? Du..?”, fragte sie nur und wusste nicht einmal, wie sie all die Fragen in ihrem Kopf sortieren und formulieren sollte. Sie verstand nicht, was hier geschah. Aber sie war mehr als erleichtert, als sie realisierte, dass sie nicht mehr in der Schattenwelt war. Sie war entkommen! Aber mit ihr auch der Rhuna-Dämon?! Der vertraute Wind und Klang der Natur wehte um sie herum und sie bemerkte erst, wie sehr ihr diese Unbekümmertheit und Freiheit der Natur gefehlt hatte, doch ihr war auch klar, dass der Schein trügte. Dann sah sie Calhoun im Augenwinkel auftauchen. Sie erwiderte den Blick des Dunkelelfen, sie ahnte, wonach er in ihren Augen suchte und wartete ab, bis er sich davon überzeugt hatte.
„Du nicht…“ Erst dann senkte sie den Blick und schüttelte den Kopf. „Nein”, erwiderte sie nur. Er forderte Pitt auf, sie zur Taverne zu bringen, doch Neri entzog sich der pelzigen Hand. „Nein, ich bleibe hier”, sagte sie und blieb stehen, wo sie war. Schlimm genug, dass Rhuna sich geopfert hatte. Sie würde sich jetzt nicht noch verstecken. Sie wollte helfen, Rhuna wieder zu befreien. „Was habt ihr vor?! Ihr müsst schnell handeln. Der Dämon.. er hat.. er ist in Rhuna. Sie..”, wollte sie Calhoun zur Eile drängen und gleichzeitig erklären, was geschehen war, da sie ja nicht ahnen konnte, dass Pitt sie auf dem Laufenden gehalten hatte. Doch ihre Worte überschlugen sich in der Eile und mit einem Mal stand das Haraxwesen in Rhunas Körper vor ihnen. Neri riss die Augen auf und auch wenn er nun wie Rhuna aussah, fehlte es ihm an Wärme und Gutmütigkeit, die die Jüngere die ganze Zeit während ihres kurzen Zusammenseins ausgestrahlt hatte. Sie sah das kalte Lächeln und die ihr bekannte Glut in den Augen. Nichts davon passte zu der gutmütigen Rhuna. Mit einem kurzen Seitenblick merkte sie, dass Calhoun verschwunden war, und runzelte die Stirn. Doch sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn wieder spürte sie Pitts drängendes Ziehen an ihrer Hand, und wieder entzog sie ihm ihre Hand. Sie würde nicht weichen. Stattdessen richtete sie das Wort an die besessene Elfe. „Rhuna, falls du mich hörst: Bitte halte durch. Bleib so mutig und kämpfe." Sie versuchte, zu Rhuna durchzudringen und ihr Mut zuzusprechen, wusste aber nicht mal, ob überhaupt noch ein Teil von ihr sie hören konnte. Im Inneren fragte sie sich aber, wo Yedan und Calhoun blieben. Sie hoffte inständig, dass sie schon dabei waren, ihren Plan in die Tat umsetzen, damit dieser Albtraum schnell ein Ende fand.
„Schade, Neriélle. Ich wünschte wirklich, du hättest dich mir hingegeben. Aber weißt du was? Keine Sorge… Mein neuer Körper wird mich weittragen und wenn sie verbraucht ist, dann finde ich dich.“
Neri wich den Schritt zurück, den der Dämon auf sie zumachte, während er die Hand nach ihr ausstreckte. Erschrocken keuchte Neri auf. Es traf sie völlig unvorbereitet, als der Dämon in der nächsten Sekunde zusammen zuckte und kreischend sein Kopf herum ruckte. Neri fuhr zusammen und erkannte in der Ferne Yedan. Sie sah das ganze Blut auf seiner Kleidung und ein Messer in seiner Hand. Hatte er Dromar getötet? Das würde seinen Anblick und die Reaktion des Dämons erklären, der selbst noch nicht angegriffen wurde. Yedan und ihr Blick trafen sich für einen Bruchteil, in dem er erkannte, wer sich geopfert hatte.
„Nein!“ Neris Gesicht spiegelte seinen Schmerz, den er hinaus schrie. Es tat ihr unendlich leid, was sie getan hatte - oder eher nicht getan hatte. Sein Anblick verstärkte ihr schlechtes Gewissen. Abermals schrie der Halbelf verzweifelt auf und in dem Moment ruckte Neris Blick zurück zu Rhuna.

Erschrocken schnappte sie nach Luft und im ersten Moment realisierte sie gar nicht die volle Tragweite dessen, was sie sah. Sie sah die Klinge an Rhunas Hals und dann sah sie nur noch Blut. „Nein!”, entwich es ihr dann verzweifelt und sie sah schockiert zu Calhoun, der hinter Rhuna stand und den Dolch hielt. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was die beiden geplant hatten und sie hatte sich auch keine Gedanken gemacht, wie man den Dämon noch stoppen konnte. Daher traf sie dieses Bild so völlig unvorbereitet. Für einen Moment blickten sie alle stumm auf Rhuna, die tobte und wütete und die Hände an ihre aufgeschlitzte Kehle legte. „Was tust du da?! Das war dein Plan?!”, schrie sie Calhoun fassungslos an, während sie zurück taumelte und zu Boden fiel. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Yedan davon gewusst hatte und diesem Teil des Plans jemals zugestimmt hätte. Wieso brachte er sie um? Er hatte sie regelrecht hingerichtet. Neri hatte noch nie gesehen, wie eine Elfe so sterben musste. Und dann ausgerechnet Rhuna. Das Bild, das sich ihr bot, war einfach nur makaber und auch wenn sie ganz genau wusste, dass Calhoun den Dämon töten wollte, so war es doch Rhunas Hals, den er aufschlitzte! Das Kreischen und Fluchen des Haraxwesen übertönte ihr eigenes Schluchzen. Sie schlug die Hände vor den Mund und fing Rhunas Blick auf, aus dem langsam das Leben sickerte wie das Blut aus dem Schnitt. Es war ein furchtbares Bild, das sich in ihr Innerstes brannte. Übelkeit brandete auf und ihr Körper zitterte unkontrolliert. Sie kannte diesen Anblick von der Jagd, aber nur von Tieren, aber vielleicht war das auch der Grund, wieso sie sich nicht auf der Stelle übergab. Calhoun hielt Yedan mit stoischer Ruhe zurück, die selbst Neriélle verzweifeln ließ. Das dämonische Kreischen wurde leiser und letztendlich stürzte Rhuna zu Boden und ihr Blut besudelte den Waldboden und Yedan, den der Dunkelelf endlich zu seiner toten Liebe ließ. Die Stimme des Dämons erstarb und mit ihm Rhunas Körper. Es wurde still. Ihr noch immer fassungsloser Blick fiel auf den Dolch in Calhouns Hand und dann in das Gesicht des Elfen. Neri konnte nur leise weinend dort sitzen und beobachten, wie Yedan um seine Gefährtin trauerte, während der Anblick ihr Herz zerriss. Es war einfach nur furchtbar. Niemand sollte das durchmachen. Neri hielt sich zurück, sie hielt Abstand und ließ Yedan die Zeit, die er brauchte. Wenn sich Rhuna nicht so stark für sie eingesetzt hätte, dann würde sie dort jetzt liegen. Dromar und der Dämon hatten sie für diese Aufgabe auserwählt und ihr war klar, dass auch Yedan davon ausgegangen war. Immerhin hatte sie ihm versprochen, auf Rhuna aufzupassen. Doch sie wusste nicht, was sie getan hätte, wenn der Dämon in sie gefahren wäre. Wenn sie so viel besser geeignet wäre, vielleicht wäre sie einfach auch gefährlicher als Wirt geworden? Sie würde es nie erfahren - zu ihrem eigenen Glück. Ruhna hatte sich ohne Zögern geopfert. Doch dass am Ende der Tod lauerte, damit hatte keine der beiden Elfinnen gerechnet.

Nur einmal schaute sie zu Calhoun hinüber und sah, dass er sich von der Szene abgewandt hatte, als würde ihn das gar nicht tangieren. Als hätte er nicht gerade eine junge Elfe brutal ermordet. Vordergründig den Dämon, aber der leblose Körper, der vor ihnen lag, war Rhunas. Calhoun wirkte verschlossen und unberührt wie eh und je. Aber vielleicht ertrug er den Anblick auch einfach nicht?
„Sie war sehr tapfer. Sie hat uns alle gerettet…“, durchdrang irgendwann Pitts Stimme ihre dunklen Gedanken. Neri entzog sich seiner Hand und schaute auf Pitt hinab, wobei sie kurz stutzte, als sie das Tier neben ihm sah, das wie eine Miniaturkatze aussah. Doch dafür war keine Zeit. Neris Verzweiflung schlug in Wut um. „Du hast keine Ahnung!”, warf sie Pitt unwirsch an den Kopf und erhob sich mit roten Augen. Seine Worte wurden Rhunas Tat nicht im geringsten gerecht. Er hatte keine Ahnung, was Rhuna getan hatte - zumindest nahm Neri das an, sie wusste ja nicht, dass die drei sie beobachtet hatten. Später würde sie es sicherlich bereuen, aber nun stieß sie das Ottsel gedanklich von sich und Pitt musste erst einmal einstecken.
Nach und nach kamen die Leute aus dem Dorf aus ihren Häusern und es bildete sich eine Traube um die ermordete Rhuna und dem trauernden Halbelfen. Stumm stand Neri da, unfähig, etwas zu tun. Sie verspürte den Drang, sich neben Rhuna zu knien, weil sie ebenfalls um die Elfe trauerte. Doch sie wagte nicht, Yedan zu nahe zukommen. Sie wusste, dass sie das nicht mehr wieder gut machen konnte. Niemals.
„Sie hat uns alle gerettet… ihr beide habt das…“, hörte sie dann Faruns ehrfürchtiges Flüstern. Neri fixierte ihn mit wütendem Blick.
„Ich habe gar nichts getan”, stellte sie klar. „Rhuna hat sich geopfert. Sie hat gekämpft wie eine Löwin. Sie hat dieser Kreatur unermüdlich die Stirn geboten und stets gekämpft, so aussichtlos es auch war. Sie hat sich ohne Zögern geopfert, für euch alle! Sie hat euch gerettet”, sprach sie eindringlich und ihr Blick flog über die Elfen und Menschen, die um sie herum standen. Ihre Stimme war voller Ehrfurcht und Anerkennung.
Ich habe gar nichts getan. Ich stand daneben und habe mit den Versprechungen des Dämons geliebäugelt. Sie spürte erneut das Brennen in ihren Augen, während Farun etwas von einem Ehrenplatz redete.
„Sei still!“ Sie sah zu Yedan, dessen Wut sie gut nachvollziehen konnte, doch da endeten die Gemeinsamkeiten auch schon wieder. Er funkelte auch Calhoun an und Neri wappnete sich für den Angriff gegen sie. „Ihr wart das! Ihr habt sie auf dem Gewissen! Ich werde euch das niemals verzeihen!“ Neri schluckte leer und ihr Herz zog sich abermals zusammen, als Yedan ihnen seinen Schmerz entgegen warf. Und seine Vorwürfe trafen auf fruchtbaren Boden. Es tat Neri so leid und die Selbstvorwürfe schnürten ihr die Kehle zu! Er hatte seine Geliebte verloren. Es war zwar Rhunas Wille und eigene Entscheidung gewesen, aber sie hatten Dromar in das Dorf geführt. Sie hatte ihm Glauben geschenkt..
Yedans Vater wollte ihn beruhigen und sprach Worte, die sich in Neris Ohren ebenfalls nur wie leere Floskeln anhörten. Sie machten sie wütend, ebenso wie sie Yedan wütend machten. Sie hatte das Gefühl, dass keiner verstand, was für eine Elfe da gestorben war.
„Es war DEINE Aufgabe!“ Neriélle zuckte innerlich zusammen, äußerlich war sie jedoch erstarrt. Da war er endlich: Der Vorwurf, auf den sie gewartet hatte. Sie erwiderte seinen wütenden Blick hilflos und ohne Gegenwehr, zumindest für einen Moment, ehe sich plötzlich Calhoun vor sie schob. „Sie kann nichts dafür. Reg dich an mir ab.“
„Lass ihn”, murmelte sie in Calhouns Rücken, leise, getroffen, aber seine Elfenohren mussten sie hören. Sie trat hinter Calhoun vor und an seine Seite. Sie wollte sich nicht verstecken. „Yedan hat Recht. Ich sollte das sein. Der Dämon wollte, dass ich mich opfere. Das wolltet ihr doch alle”, wurde ihr das wieder schmerzlich bewusst. Offensichtlich waren hier alle der Meinung, dass sie wie geschaffen für das Dunkle und den Dämon war. Und nun strafte man sie mit Abneigung, weil sie sich dem Dämon nicht einfach in die Arme geworfen hatte. Dabei hatte sie das vor allem nicht getan, weil sie Angst hatte, was dann mit diesem Dorf und der restlichen Welt passieren würde. Sie hatte nicht nur um ihrer selbst Willen widerstanden, sondern auch zum Schutze der Bewohner. Und es hatte sie so viel Kraft gekostet, weil sie noch nie verführerischere Worte gehört hatte, doch das sah niemand und sie behielt es für sich. Trotzdem konnte Yedan erkennen, dass er sie getroffen hatte. Er würde sich wohl kaum körperlich an ihr abreagieren, wie es Calhoun ihm gerade angeboten hatte. Aber sie würde nicht weichen, wenn er sie verbal niedermachen wollte. Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie sich als Wildfremde geopfert hätte. Das brauchte er nicht sagen, es war ein offenes Geheimnis, und vielleicht hatte er auch deshalb dem Plan zugestimmt, weil er erwartet hatte, dass Calhoun am Ende sie töten würde.

Ein plötzliches Kribbeln lenkte sie von ihrem Selbstmitleid und von der sich anbahnenden Auseinandersetzung ab. Im ersten Moment befürchtete sie, dass der Dämon doch noch irgendwo war und nach ihr greifen wollte. Doch dann spürte sie die Vertrautheit und die Wärme, die nichts mit dem Gefühl, das der Dämon heraufbeschworen hatte, gemein hatte. Sie spürte einen Schauer durch ihren Körper jagen und im gleichen Moment hörte sie das Raunen der Menge. Spürten sie das alle?
„Sieh selbst…“ Calhoun lenkte die Aufmerksamkeit zurück auf Rhuna, zu der auch Neri sah. Neri stockte der Atem, als Rhuna die Augen öffnete, als wäre nichts geschehen. Sie lebte!? Das konnte nicht sein!? Woher wusste er..? Neriélle blickte an seiner Seite zu Calhoun hinauf und runzelte die Stirn. Die Aufmerksamkeit der anderen richtete sich auf Rhuna, während Neri sah, dass der Dunkelelf zurück trat und sich aus dem Geschehen nahm. Neri erhaschte einen Blick auf Yedan, der ungläubig nach einer Erklärung suchte. Auch Neri war verwundert, aber mehr noch überwog die Erleichterung. Rhuna lebte! Auch wenn sie nicht verstand, wie das möglich war, legte sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen, während sich die anderen an ihr vorbei drängten und sich noch näher um Rhuna sammelten. Neriélle aber machte ihnen Platz, sie trat aus dem Kreis der Dorfgemeinschaft heraus und entfernte sich ein paar Schritte. Sie hatte das Gefühl, von Yedan nicht erwünscht zu sein und dass es ihr unter diesen Umständen nicht zustand, sich um Rhuna zu kümmern - nicht jetzt. Sie wollte nicht im Weg stehen und sie wollte Yedan seinen Moment mit Rhuna lassen, ohne dass Ärger in der Luft schwebte. Auch wenn seine Vorwürfe immer noch deutlich in ihrem Kopf hallten und neben den Erlebnissen mit dem Dämon weitere Spuren hinterlassen hatten.

Neri beobachtete Calhoun grübelnd dabei, wie er Avalinn in die Mitte der Leute trug. Dann verließ auch er den Kreis wieder und kam zu ihr. Sie wollte ihn fragen, ob Avalinn noch am Leben war, doch die Stimme versagte ihr, als sie sah, dass er sie musterte. So lange und so still. Während aller Augen auf Rhuna lagen, lagen seine nur auf ihr. Reglos stand sie da. Was er wohl dachte? Ob er erwartet hatte, dass sie dieses Schicksal wählte? Und ob er sie dann auch so seelenruhig umgebracht hätte? Neri gingen einige Gedanken und Fragen durch den Kopf, deren Antwort sie vielleicht lieber gar nicht wissen wollte. Nicht jetzt. Stumm erwiderte sie seinen Blick. Nur ihr Herzschlag beschleunigte sich und die Augenlider senkten sich, als er die Hand hob und eine ihrer Strähnen zurück strich. Sie wollte seinem Blick tatsächlich ausweichen, doch Calhoun ließ ihr keine Wahl und sie musste dem Druck seiner Hand nachgeben. Sie schaute in seine roten Augen. Müde und abgeschlagen, jegliche Freude und unterschwellige Provokation war aus den ihren gewichen.
„Du hast es geschafft. Ruh dich aus.“
Sie senkte erneut die Lider und merkte, wie die Tränen wieder in ihre Augen stiegen.„Du meinst, dass ich der unschuldigsten Elfe im ganzen Dorf den Vortritt gelassen habe? Ich habe gar nichts geschafft”, hauchte sie und versuchte, den Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken. Rhuna hatte sich geopfert, Yedan hatte Dromar getötet und Calhoun hatte den Dämon getötet. Und sie? Sie hatte nichts gemacht, auch wenn das vielleicht genau das Richtige gewesen war. Sie fühlte sich wie Ballast, der nichts zum guten Ende beigetragen hatte. Stattdessen war sie es, die den Beschwörer des Dämons hergebracht hatte. Neri blickte zurück in Calhouns Augen und sie versuchte, die Tränen wegzublinzeln, damit er nicht sah, wie kläglich sie sich fühlte und wie verletzt sie war. Doch sie konnte es nicht verbergen. Die Tränen liefen ihr die Wangen hinab und sie schluchzte. „Ich war zu feige und zu schwach”, gestand sie dann, als wäre es ein Wettkampf um die Gunst des Dämons gewesen. Obwohl Rhuna wieder lebte - wie auch immer das möglich war, das würde sie ihn später fragen - quälten sie die Schuldgefühle. Und viel zu präsent waren da noch die Bilder, wie Calhoun ihr eben erst die Kehle aufgeschnitten hatte und sie verblutet war und der Gedanke daran, dass sie das hätte sein sollen. Gleichzeitig fiel all der Druck mit einem Mal von ihr ab und ihr Körper ließ wieder andere Emotionen als die dunkle Hoffnungslosigkeit zu, die sich vorerst in Form von Tränen ihren Weg an die Oberfläche bahnten. Neri wusch sich mit der Hand die Tränen von den Wangen, die sogleich von neuen Tränen benetzt wurden, und zog die Nase hoch. Die goldenen Augen huschten zu Calhouns Lippen und für einen Moment war da der Impuls, ihn zu küssen. Das versammelte Dorf in seinem Rücken war zwar abgelenkt, aber immer noch präsent, daher zwang sie sich schnell dazu, Abstand von dieser Idee zu nehmen. Sie sehnte sich jetzt auch nicht nach der Leidenschaft, die neben hitzigen Diskussionen, die Verbindung zu dem Dunklen bisher ausgemacht hatte. Sie brauchte etwas anderes. Auch sie war verletzt. Auch wenn sich das nicht in einer offenen Wunde und strömendem Blut widerspiegelte. Aber innerlich hatte auch sie Wunden davon getragen.
„Kannst du mich einfach halten?”, fragte sie zaghaft und streckte schon ihre Arme aus, um Calhoun zu umarmen, wappnete sich jedoch gleichzeitig für eine Abfuhr. Sie brauchte Halt und sie brauchte die Sicherheit, jetzt nicht alleine zu sein. Während sich alle um Rhuna kümmerten, brauchte auch Neri Zuwendung. Auch wenn die Angst blieb, dass sie dafür den Falschen fragte und er sie zurückwies. Aber falls er es zuließ, legte sie den Kopf seitlich an seine Halsbeuge und verharrte so. Sie schloss die Augen, als unter all den Nuancen sein Geruch in ihre Nase drang. Ihre Atmung beruhigte sich, als sie einfach nur so an ihn gelehnt da stand. Endlich gelang es ihr, all die wirbelnden und beängstigenden Gedanken zur Seite zu schieben. Wenigstens für einige Momente kamen ihr Körper und Geist zur Ruhe, während alles und jeder ausgeblendet wurde. Wie von selbst legte sie die rechte Hand auf seine Brust und fühlte seinen Herzschlag darunter. Ihr kam in den Sinn, wie allergisch er auf die Idee reagiert hatte, Dromar zu töten und wie er sie angefunkelt hatte, als sie so unbedacht bezweifelt hatte, ob ihm das wirklich etwas ausmachen würde. Bei dem Thema Töten war er immer auf Abstand gegangen und nun hatte er Rhuna ermordet, mit einer Ruhe, die einem Angst und Bange machen konnte. Doch nur durch diese Tat war der Dämon aus Rhuna ausgetrieben worden. Vielleicht war das die einzige Möglichkeit gewesen? Und er hatte sie durchgezogen, weil es sonst keiner getan hätte und das, obwohl er sich gegen das Töten sträubte, wie sie inzwischen wusste. Neri sog erneut seinen Duft an seinem Hals ein. „Du hast das Richtige getan, glaube ich.." flüsterte sie und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals, nahe der Halsschlagader. Vielleicht wollte er es auch gar nicht hören? Aber vielleicht eben doch? So wie sie jetzt seinen Halt brauchte, vielleicht brauchte sein dunkles Herz es auch? Sie wollte ihm keine Absolution erteilen und über das Wie des Mordes ließ sich sicherlich streiten. Sie wusste es natürlich nicht, ob er vollkommen richtig gehandelt hatte, aber das Ergebnis war das Richtige. Der Dämon war gebannt und Rhuna lebte. Wäre Letzteres nicht eingetroffen, würde sie das Ganze vermutlich anders sehen. Einen Moment später erstarrte sie und ihre goldenen Augen öffneten sich, als ihr klar wurde, was sie gerade getan hatte. Sie starrte auf seine dunkle Haut vor ihren Augen, die sie geküsst hatte, ehe sie langsam den Kopf von seiner Haut löste und zu ihm hinauf schaute. War das in Ordnung? Während sie unter seinen leidenschaftlichen Berührungen nicht einmal auf den Gedanken gekommen war, sich für irgendeine ihrer Berührungen rückzuversichern, da war sie sich nun nicht mehr so sicher, was erlaubt war und was nicht. Sie schaute zu Calhoun hinauf.
Was soll's. Ich bin gerade einem Dämon entkommen und hätte tot sein können, wenn irgendetwas schief gegangen wäre. Wenn sie alle das Dunkle in mir sehen, dann ist ein Kuss von einem Dunkelelfen mein kleinstes Problem. Ich habe nichts mehr zu verlieren.
Calhoun konnte sehen, wie der Ausdruck der Verunsicherung plötzlich aus den goldenen Augen wich. Ganz sacht nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und zog ihn mit leichtem Druck zu ihren Lippen hinab, um ihn vorsichtig und sanft zu küssen.

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Rhuna Bláidyaét
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 24. Juli 2023, 00:58

Die Luft war zum Schneiden dick, als Rhunas Worte verklungen und sich die Aufmerksamkeit des Dämons wieder vollends auf sie konzentrierte. Würde ihr Plan funktionieren? Würde sie ihn davon abbringen können Neriélle als Wirt zu wählen und stattdessen sie nehmen?
Rhuna hatte nun all ihre Karten ausgespielt. Der letzte Trumpf war ihre Annahme gewesen, dass sie als Einzige der Auserwählten vom Dämon selbst, anstatt von Dromar gewählt worden war. Läge sie mit dieser Vermutung falsch, würde sie kaum mehr gewichtiges Argumentationsmaterial besitzen.
Der Herzschlag der Elfe schlug so schnell und kräftig gegen ihre Brust, dass sie glaubte, dass er unmöglich zu überhören war. Es tat weh, doch der Schmerz war nichts im Vergleich gegen das Leid, das sie bereits empfand. Sie wusste, was sie hier riskierte und wahrscheinlich verlieren würde. Doch sie wusste auch wofür… für wen sie es tat! Und das war alles wert, solange ihr Vorhaben mit Erfolg gekrönt war und die Ausgeburt des Harax von den anderen aufgehalten werden konnte.
Von Calhouns und Yedans Plan wusste Rhuna nichts. Sie wusste nicht einmal, ob sie eine aussichtsreiche Lösung gefunden hatten. Oder ob es überhaupt eine gab. Das Einzige, was sie tun konnte war, ihnen zu vertrauen.
„Sieh an, sieh an.“, murmelte der Dämon und Rhuna konnte beobachten, wie sein Blick zwischen ihr und Neri hin und herwanderte. Hieß das, er überdachte ihren Gedankengang und sie hatte recht gehabt, dass sie…
„Dich… dich wollte ich. Dich … habe ich markiert.“ Das Gefühl, das der jungen Elfe mit diesen Worten durch den Körper fuhr, war kaum zu beschreiben. Sie spürte, wie ihr Arm sich unkontrolliert hob, so dass ihr Mal für alle sichtbar präsentiert wurde. Ein Schauder durchlief ihren Körper und all ihre Instinkte schrien warnend auf und geboten ihr zur Flucht. Doch es gab ein anderes Gefühl, das diesen Instinkt wirksam niederrang: Erleichterung.
Es mochte Schizophren wirken, aber Rhuna spürte, wie eine große Last von ihrem Herzen fiel, als sie begriff, dass der Dämon drauf und dran war, sie tatsächlich zu wählen.
Dann ist Neri außer Gefahr!, dachte sie erleichtert und spürte, wie neben einer merkwürdigen Ruhe, die ihre Angst betäubte, sich etwas in ihr für den folgenden Kampf bereit machte. Und als der Dämon auf groteske Weise in die Hände klatschte und einmal um sich selbst tänzelte, wusste Rhuna, dass es reiner Hass war, der sie in ihrem Entschluss stählte und für das Kommende wappnete. Was auch immer geschehen würde – sie würde nicht aufgeben und weiterkämpfen!
„Du hast Recht, Elfe.“, sprach der Dämon nun knurrend und war innerhalb eines Wimpernschlags wieder so nah vor der Brünetten, dass sie seinen schwefelartiger Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Pure Abneigung stieg in ihr empor, doch von außen betrachtet schien sie all ihre Kraft verloren zu haben.
„Weil du mir auf die Nerven gingst. Weil du nicht aufhören konntest. Du widerspenstiges, kleines Ding!“ Dem Wesen aus dem Harax wurde wohl bewusst, dass seine Wahl auf Rhuna einen zusätzlichen Triumpf ihr gegenüber beinhaltete. Sie hatte sich ihm immer und immer wieder in die Quere gestellt, war ihm ausgewichten, hatte sich ihm verwehrt und ihn abgewiesen. Doch nun kauerte sie hier mit gebrochenem Willen vor ihm und war bereit ihn aufzunehmen. Ihm also genau das zu geben, was er von Anfang an gewollt hatte! Das Gefühl des Wissens, dass dies alles sein Werk war, schien den Dämon mit Befriedigung zu erfüllen.
„Dann bist du also bereit ja? Gibst du deinen Widerstand auf? Nun… wenn es so ist…“
Ich werde dich mit all meinem Sein bekämpfen! Ich halte mein Versprechen… sie werden dich aufhalten! Der Harax wartet schon auf dich!, sprach sie wohl ihre letzten eigenen Gedanken aus, die sie nicht mit dem Dämon gezwungenermaßen später teilen müsste. Da stand sie nun vor ihm, musste den Kopf weit in den Nacken legen, um ihm in seine groteske Fratze blicken zu können, die sie zweifelsfrei verhöhnte. Ihre Instinkte schrien erneut auf. Ihr Körper schien die nahende Bedrohung zu spüren, doch bevor sich ihr Überlebensinstinkt mit einem Reflex ins Bewusstsein kämpfen konnte, wurde Rhuna gepackt. Erneut spürte sie, wie sie gegen den teerigen und klebrigen Leib gedrückt wurde. Dann ging mit einem Mal alles viel zu schnell:
Sie spürte einen unglaublichen Druck, als würde sie in eine wasserähnliche Masse gedrückt werden, die sich anfangs perfekt ihren Körperkonturen anpasste. Doch nur wenig später, nachdem es sie vollends umschloss, drängte die Masse immer weiter und schien sich in jede ihrer Poren zu stechen und zu quetschen. Der damit verbundene Schmerz war nicht von dieser Welt. Rhuna wollte Schreien, doch sie hatte schon längst keine Kontrolle mehr über ihren Körper, der von außen betrachtet nur unter den Schmerzen erzitterte.
Der Dämon stach und fraß sich wie ein Gift durch ihren Körper und die junge Elfe hatte das Gefühl als würde jedes Blutplättchen in ihrem Körper zerplatzen. Es brannte und für mehrere quälende Momente, die sich nach einer Ewigkeit anfühlten, schien nichts mehr zu existieren, außer purem Schmerz. Für Rhuna veränderte sich plötzlich alles. Ihre Sichtweise war wie nach innen gekehrt. Als wäre sie, wie damals in sich selbst gefangen. Sie versuchte vor dem Dämon zu fliehen, doch sie sah um sich herum nichts als Schwärze. Sie stolperte und geriet immer wieder ins Taumeln. Dann wurde sie plötzlich wieder gepackt. Und in diesem Moment begriff Rhuna, dass der Dämon ihre Seele erreicht hatte.
Ein Ruck riss an ihr und als würde sie in ein tiefes dunkles Gewässer gezogen werden und versinken, konnte sie plötzlich ihren Körper kaum noch spüren. Sie schwebte, reglos, in völliger Dunkelheit und spürte, wie es ihr immer schwerer fiel einen Gedanken zu bilden. Hieß das, dass sie verloren hatte? Wie sollte sie sich so gegen den Dämon wehren? Hier gab es… nichts…! Ihr Köper reagierte nicht auf sie, als hätte sie verlernt, wie sie ihn bewegen konnte. Würde sie nun einfach verschwinden? Oder in dieser Dunkelheit für Ewig gefangen sein?
Rhuna hatte sich das alles völlig anders vorgestellt. Irgendwie, als würde sie ihren Körper plötzlich mit dem Wesen teilen und sich weiter gegen ihn behaupten können. Als würden sie in ihr miteinander reden, ihre Gedanken hören und um die Vorherrschaft über ihren Körper kämpfen können. Doch nun wusste die junge Elfe, dass es völlig anders war.
Wo… ist er…?, fragte sie sich mit erschöpften Gedanken. Und wie, als würde der Dämon sie weiter verhöhnen und stumm antworten, erfasste das wenige Etwas, das von ihr noch übrig war, ein Beben. Plötzlich brach Licht durch die Dunkelheit und sie sah vor ihr das Dorf, als würde sie mitten auf dem Marktpatz stehen.
Was ist hier los? Erschrocken wollte sie sich umsehen, doch obwohl sie, wie durch ihre Augen sah, konnte sie ihren Körper nicht lenken. Dafür drängten sich plötzlich Empfindungen zu ihr durch, die sich mit ihren eigenen vermischen wollten, wie Blut, das Tropfen um Tropfen in ein Glas mit Wasser fiel. Und ihr wurde bewusst, dass dies die Gefühle des Dämons sein mussten. Dieser fühlte sich mächtig … und eben dieses Gefühl wollte sich auf sie übertragen. War dies nun der Teil, wo er auch noch den letzten Rest von ihr verschlingen würde? Würde sie doch nicht einfach verschwinden, sondern mit ihm… verschmelzen?
Dieser Gedanke jagte ihr Angst ein und doch war es nicht so, als würde dieses Gefühl noch wichtig sein.
Ich kann mich… nicht wehren. Hatte Neri etwas ähnliches empfunden? Das Schwinden allen Widerstandes gespürt? Gab es überhaupt noch Hoffnung?
„Rhuna!“ Aus den tiefen ihrer Erinnerung hörte sie, wie jemand nach ihr rief. Anfangs fiel es ihr schwer sich an die Stimmen zu erinnern, doch als sie sich diese noch einmal in Erinnerung rief, sah sie Avalinn und Yedan vor sich.
Und plötzlich wusste Rhuna, dass es noch Hoffnung gab. Auch wenn sie gerade nichts tun konnte, außer zu versuchen das kleine bisschen ihres Selbst vor dem Dämon zu schützen.

Mit einem Mal veränderte sich ihre Sicht und Rhuna spürte, wie ihr Körper sich in Bewegung setzte. Ihre Bewegungen fühlten sich fremdartig an und für sie war es so, als würde sie wie eine Marionette gelenkt werden. Sie spürte, wie der Dämon kurz innehielt und sich dann ihre Lippen zu einem schmalen und gehässigen Lächeln verzogen. Und dann… als hätte sie sich kurz in Luft aufgelöst, stand Rhunas Körper plötzlich vor Neriélle, die erschrocken die Augen aufriss.
Eine diebische Freude keimte in der jüngeren Elfe auf, die nicht die ihre war. Der Dämon genoss sein Spiel und die Übermacht, die er Rhunas Freunden gegenüber empfand. Rhuna konnte zwar nicht direkt seine Gedanken hören, doch sie wusste irgendwie doch, was dieser vorhatte. Und nun schien er seinen Hohn an Neri auslassen zu wollen, um weiter Hoffnungslosigkeit zu sähen.
Die Shyánerin sah die besessene Elfe an, als würde sie einen Geist sehen. Das Ringen und das Suchen nach einem Hinweis darauf, dass Rhuna noch irgendwo in ihr selbst zu finden war, schien auch der Dämon zu registrieren. Amüsiert lauschte er den verzweifelten Worten seines letzten Opfers, die versuchte zu seinem Wirt durchzudringen.
„Rhuna, falls du mich hörst: Bitte halte durch. Bleib so mutig und kämpfe." Angesprochene spürte ein aufkeimendes Lachen, das sich in ihrer Brust lösen wollte. Wieder war es keine ihrer eigenen Reaktionen.
Neri…, traurig sah Rhuna durch den Blick des Dämons auf ihre Freundin. Ich… versuche es. Aber ich habe alles …völlig falsch eingeschätzt… Ein erneutes Hochgefühl, das das Haraxwesen empfand durchlief ihren Körper und ein gemeines Grinsen verzerrte Rhunas normal recht sanft wirkendes Gesicht.
„Schade, Neriélle. Ich wünschte wirklich, du hättest dich mir hingegeben. Aber weißt du was? Keine Sorge… Mein neuer Körper wird mich weittragen und wenn sie verbraucht ist, dann finde ich dich.“ Rhuna erschrak erst über ihre eigene Stimme, dann über die Bedeutung der Worte. Sie verstand mit einem Mal, dass der Dämon zu mächtig für einen irdischen Körper war und ihn früher oder später zerstören würde. Und um für diesen Fall bereits einen Folgekörper zu haben, wollte er nun Neriélle markieren.
Eine dunkle Kraft, die Rhuna in sich noch nie zuvor verspürt hatte sammelte sich in ihrer rechten Hand mit der ihr Körper nach dem Arm ihrer Freundin Griff. Doch bevor sie diesen packen konnte, durchfuhr ein neuer Schmerz durch Rhunas Körper. Der Schmerz unterschied sich von dem zuvor. Wie ein Blitz war er durch sie geschossen und hatte etwas in ihr zerrissen. Ein Band … das ihr zuvor nicht aufgefallen war. Doch nun, wo es zertrennt war, konnte sie durch die Empfindungen des Wesens verstehen, dass er den Anker seiner Macht verloren hatte.
Dromar…!, schoss der Name des bleichen Ritualmagiers durch ihr Bewusstsein. Hatten Calhoun und Yedan es etwa geschafft ihn zu töten?
Der Dämon schrie durch sie auf und Rhuna spürte, wie ihr Kopf herumruckte und nach etwas… oder jemanden suchte. Ihr Blick rollte auf fremde Weise umher, bis er sich auf eine Bewegung fixierte.
Yedan! Der Anblick ihres Liebsten ließ den Funken Hoffnung, den sie bewahrt hatte, anschwellen. Sie konnte die aufkeimende Wut des Dämons spüren, der einen herben Rückschlag erlitten hatte. War doch noch nicht alles verloren?
Das Blut auf dem Oberkörper des Halbelfen und das Messer in seiner Hand waren Beweis genug, dass dieser Dromars Leben beendet hatte. Und genau deshalb konzentrierte sich nun jeglicher Vergeltungsgedanke des Haraxwesens auf ihn.
Die junge Elfe wusste, dass der Dämon Yedan töten würde, wenn man ihn nicht aufhielt. Trotz all der Schwierigkeiten, die sie hatte ihre Gedanken zu bilden, keimte Panik in ihr auf und sie wollte nach ihm rufen. Doch ihr Körper gehörte nicht mehr ihr…
Verschwinde… verschwinde hier! Ich flehe dich an!, schrie Rhunas kleiner Seelenrest, der noch in ihrem Körper vorhanden war, während sie beobachtete, wie Yedan mit Schock verstand, wer der Wirt des Dämons geworden war.
„Nein!“, keuchte er und trat vor. Dann schlich sich auch in seinen Blick Panik, die weder der Dämon, noch Rhuna richtig einsortierten.
„NEIN!“, brüllte der Halbelf, auf dem der violette Blick brünetten Elfe gerichtet war. Yedan stürzte vorwärts, was Rhuna in ihrem Innern zum Aufschreien brachte. Wieso lief er nicht fort? Verstand er nicht die Gefahr, die von ihr ausging, oder…
Ein merkwürdiger Klang drang an Rhunas empfindliche Ohren und ein brennender Schmerz fuhr über ihre Kehle. Über ihre Haut am Hals begann etwas Warmes und Nasses zu laufen und plötzlich rissen sie und der Dämon die Augen im grausamen Verstehen der Tat auf.
Der eiserne Geschmack von Blut sammelte sich im Mund der jungen Elfe und ein röchelndes Husten löste sich, dass den brennenden Schmerz auf qualvolle Weise durch ihren Körper verteilte. Rhunas Hände gelangten an ihren Hals, die versuchten die blutende Wunde abzudrücken, während ein entsetzliches und gurgelndes Kreischen ihre Kehle verließ. Ihr Herz pumpte das Blut, durch die Todesangst angefacht, nur noch schneller durch und … aus ihrem Körper hinaus. Der Blick des Dämons, der gleichzeitig der der brünetten Elfe war, starrte nun in das ausdrucklose Gesicht von Calhoun, der sein Schicksal besiegelt hatte. Sie würde sterben – das wusste Rhuna plötzlich. Und sie würde den Dämon mit sich nehmen.
„Was tust du da?! Das war dein Plan?!”, hörte Rhuna Neriélles aufgebrachte Stimme, die auf den Dunkelelfen einschrie. Ja, auch ihre Freundin hatte wohl nicht mit dieser Art Ende gerechnet.
Irgendwo tief in sich, hatte die junge Shyánerin mit diesem Ausgang gerechnet. Doch auf diese Weise getötet zu werden, war dann doch fernab ihrer Vorstellung. Sie hatte irgendwie geglaubt, dass ein Pfeil sich durch ihr Herz bohren würde. Vielleicht, weil ihr Ajak das Versprechen gegeben hatte, sie im Fall der Fälle aufzuhalten. Doch nun… musste sie wachen Bewusstseins miterleben, wie das Leben sie Tropfen um Tropfen mit dem Blut aus ihrem Körper verließ und ihre Lungen keinen Sauerstoff mehr zu fassen bekam.
Ihr Blick, vom Dämonen kontrolliert huschte von einem Gesicht ihrer Freunde zum nächsten, auf der Suche nach einer Lösung… einem Ersatzwirt. Doch diesen gab es nicht, denn dafür benötigte das Haraxwesen jemanden, der ihn freiwillig aufnahm und zudem noch einen Ritualmagier.
Yedans entsetzter und panischer Blick ließ sie einen andersartigen Schmerz spüren, der in ihrer Seele widerhallte. Das hatte sie nicht gewollt. Nicht so…! Sie konnte ihm nichts mehr geben – keinen Blick, keine tröstenden Worte… keine liebevolle Berührung… nichts! Und neben dem Gefühl auszubluten und zu ersticken, war dieser Gedanke, sich nicht einmal von ihrer Liebe verabschieden zu können, das Qualvollste. Das Einzige, was sie trösten konnte war, dass die anderen nun in Sicherheit waren. Doch verstand sie auch, dass sie Yedan etwas Furchtbares angetan hatte.
Ihre Beine gaben unter ihrem Gewicht nach und sie spürte, wie selbst der Dämon nichts dagegen ausrichten konnte, dass sie fielen. Noch immer kreischte er, doch das Kreischen erstarb immer wieder im Gurgeln, der mit Blut gefüllten Lungen.
Die Versuche des Dämons sich gegen den Tod seines Wirtkörpers zu wehren verebbten langsam. Rhuna spürte nun die warmen Hände von Yedan, die ihren Körper auf seinen Schoß betteten. Noch immer hatte sie keinerlei Kontrolle über ihren Körper und so blieb ihr sogar der Wunsch verwehrt, ihn noch ein letztes Mal von sich aus berühren zu können. Ihre Sicht verschwamm und die Dunkelheit wuchs, wie Eiskristalle an einer Scheibe, durch ihren Blick.
Ich … wünschte… du hättest das nicht… mit ansehen müssen…, bildeten sich ihre letzten Gedanken, bevor ihr Herz seinen letzten Schlag tat und ihr qualvoller Todeskampf ein Ende fand.

Aus einem endloserscheinenden Nichts erwachte Rhuna dann. Ähnlich wie in ihrem Körper, schien sie zu schweben, nur war dieses Mal kein Körper mehr vorhanden. Sie fühlte sich leicht, schwerelos und schien endlich loslassen zu dürfen.
Sie wusste, dass der Dämon verschwunden war. Kein Schmerz quälte sie und keine Last drückte auf ihr Herz. Die Erschöpfung, die ihren Körper und Geist befallen hatte, löste sich Stück für Stück auf. Hier gab es nur sie und für eine Weile durfte sie sich selbst einfach nur spüren und zu sich zurückfinden.
Ein warmes Gefühl umhüllte ihre Seele und als hätte diese einen eigenen Körper bekommen, kehrten langsam irdische Sinne zurück, mit denen sie sich orientieren konnte.
Rhuna nahm sanftes Wellenrauschen wahr und als würde sie ihre Augen öffnen, fand sie sich an einem Strand mit feinem weißen Sand wieder. Wo dieser Ort war, war nicht von Bedeutung. Sie wusste nur eines: Es war friedlich.
Ihr Blick fiel auf den Boden und sie erkannte, sie tatsächlich eine Art Körper besaß. Ihre Füße waren von weichem Sand umrandet, der bei der kleinsten ihrer Bewegungen in feinen Rinnsalen über ihre Haut zu laufen begann. Als sie den Blick hob sah sie auf eine unendlich weite See, die beruhigend in sanften Wogen mit dem Ufer spielte.
Je länger sie diesem Spiel der Wellen zusah, je klarer wurde ihr Bewusstsein über das Leben, das sie gerade verlassen hatte? Oder war doch bereits mehr Zeit vergangen, als sie glaubte?
„Yedan…“, flüsterte sie leise den Namen des Sariers, dem sie das Herz gebrochen hatte. Sie wusste, dass er leiden würde. Und eine Art von Bedauern keimte in ihr auf. Würde er über ihren Verlust hinwegkommen? Er hatte sie verloren, doch dafür hatte er seine Heimat zurückbekommen.
Die Erinnerung an seine warmen braunen Augen ließen sie ihre eigenen schließen. Der Sarier hatte im Leben so viel Leid durchlebt und doch immer einen Weg gefunden weiter zu leben. Und das wünschte sie sich auch jetzt: Er sollte endlich Leben und sein Glück finden.
„Ich wünsche dir nur das Beste!“, flüsterte sie erneut, ehe sich im Klang der Wellen weitere Laute wiederfanden. Am Anfang waren diese für Rhuna kaum zu verstehen, doch nach und nach kristallisierten sich die Klangfarben heraus und sie erkannte die Stimmen, deren Worte immer deutlicher zu verstehen wurden:
„Sie war sehr tapfer. Sie hat uns alle gerettet…“
„Du hast keine Ahnung!”
„Sie hat uns alle gerettet… ihr beide habt das…“

„Ich habe gar nichts getan. Rhuna hat sich geopfert. Sie hat gekämpft wie eine Löwin. Sie hat dieser Kreatur unermüdlich die Stirn geboten und stets gekämpft, so aussichtlos es auch war. Sie hat sich ohne Zögern geopfert, für euch alle! Sie hat euch gerettet”
„Sie wird einen Ehrenplatz erhalten…“
„Sei still!“

„Ihr wart das! Ihr habt sie auf dem Gewissen! Ich werde euch das niemals verzeihen!“
„Ihr Mut… lebt weiter. In uns…“
„Keiner von euch kann das verstehen! Ich will nicht ihr Andenken! Ich will SIE!“

„Es war DEINE Aufgabe!“
„Sie kann nichts dafür. Reg dich an mir ab.“
„Lass ihn. Yedan hat Recht. Ich sollte das sein. Der Dämon wollte, dass ich mich opfere. Das wolltet ihr doch alle.”

Die Stimmen umschwirrten sie wie ein Echo und die mitschwingenden Gefühle der Trauer entfachten erneut großes Bedauern. Rhuna hätte sich auch einen anderen Ausgang gewünscht. Sie hatte noch nicht sterben wollen. Doch sie hatte ihr Leben für die Sicherheit ihrer Lieben eingetauscht und das… war gut so! Das war es allemal wert gewesen.
Sie hörte Neris Schuldgefühle und wollte widersprechen. Hörte Yedans Schmerz, mit dem er nicht umgehen konnte und wollte ihn trösten. Doch nichts von alldem lag in ihrer Macht oder Reichweite. Und das alles gehörte zum Prozess des Trauerns dazu und auch das war… wichtig und in Ordnung. Mit der Zeit würde der Schmerz abebben und sie würden weitermachen können. Das wünschte sie sich für sie alle!
Im Nachhinein war Rhuna froh, dass es nicht Ajak gewesen war, der ihr Leben beendet hatte. Sie hörte sein stummes Weinen und erkannte, wie wenig Zeit ihr mit allen vergönnt gewesen war. Doch trotz all der schlimmen Ereignisse, trotz des furchtbaren Ausgangs für sie, war sie froh von Shyána Nelle aufgebrochen zu sein. Sie war froh ihnen allen begegnet zu sein und über das Wissen, dass ihr Leben weitergehen würde. Mit ihrem Opfer hatte sie die Leben der Anderen beschützen können… nicht wahr? Also war alles gut.
Sie würde hier an diesem friedvollen Ort bleiben und … auch das war gut so!
Rhuna spürte plötzlich etwas Warmes über ihre Wangen laufen. Und sie wusste plötzlich, dass sie neben ihrem Leben und ihren Liebsten noch etwas Anderes wertvolles verloren hatte. Etwas, das ihr im Weiterleben erst viel, viel später bewusst geworden wäre.
Der Schmerz des Verlustes, den sie hier gar nicht mehr verspüren sollte, keimte aus den Tiefen ihrer Seele als Echo ihres verlorenen Lebens hervor und erfasste sie für einige Momente. Aber vielleicht war auch das gut und auch für sie wichtig…!

Die Stimmen und Emotionen der Hinterbliebenen vermischten sich und der sanfte Wind, der beinahe tröstend ihre Wangen entlangstreichelte, gewann an Kraft. Rhuna fühlte mit einem Mal einen Sog, der sie vorwärtsdrängte, so dass sie ein paar kleine Schritte im weichen Sand nach vorne gehen musste.
„Noch nicht, meine Liebe. Jemand hat für dich bezahlt…“, flüsterte plötzlich eine Stimme nahe ihrem Ohr, die sich von denen der anderen völlig unterschied. Rhuna konnte sie niemandem zuordnen, doch wurde ihr klar, dass sie hier aus dieser neuen Welt stammte und kein Echo ihres Verlorenen Lebens war. Doch länger konnte sie nicht mehr darüber nachdenken. Denn mit einem Mal verschwamm alles vor ihren Augen und sie spürte, wie ihre Seele zurückgeschickt wurde.
Es war das erste Mal, dass sich Rhuna der Schwere ihres eigenen Körpers so intensiv bewusst wurde. Sie konnte ihr Herz schlagen spüren und merkte, dass ihre Lungen sie zwangen Luft einzuatmen. Das Leben, das in ihren Körper zurückkehrte fühlte sich für die ersten Momente beinahe völlig fremd an. Der Untergrund auf dem sie lag drückte im Gegensatz zu dem Sand hart gegen ihren Leib. Und in den Stimmen, die sie hörte, hallte kein Echo wider.
Was ist… passiert?, fragte sie sich träge, als sie langsam und mich wachsendem Bewusstsein erwachte und die Augen öffnete. Sie sah das Blätterdach der Sariannenbäume, durch die die Sonne brach. Und für einen Moment schien Rhuna diese Information nicht verarbeiten zu können.
„Sieh selbst…“, drang eine bekannte Stimme an ihr Ohr und mit einem Mal schob sich Yedans Gesicht vor ihre Sicht und sie spürte, wie sich sein Arm sachte unter ihren Kopf schob, um sie zu stützen. Seine warme Hand strich ihr einige Strähnen beiseite, während er erschrocken und mit tränenverschmierten Blick ihr Gesicht abtastete.
„Rhuna! Rhuna… Wie… wie ist das…“ Während er nach einer Erklärung für das Unmögliche suchte, schien die Wiedergekehrte erst zu begreifen, wo sie war.
„Yedan…?“, sprach sie seinen Namen aus, als würde sie selbst nicht glauben können, den Sarier vor sich zu sehen. Ihre Atmung erhöhte sich und mit dem Erkennen, dass er es wirklich war, stiegen unzählige Emotionen in ihr auf.
Ich… ich war doch tot! Wie kann ich dann wieder hier sein?, fragte sie sich in Gedanken und griff mit ihrer Hand plötzlich erschrocken nach ihrer Kehle, wo … keine Wunde mehr zu spüren war.
„Sie ist gar nicht verletzt…“, hörte sie Kaja ihre eigenen Erkenntnisse bestätigen, was erneut eine Woge der Verwirrung in ihr auslöste. Wie konnte das sein? Ihre Kehle war durchtrennt worden! Und ihr Blut bedeckte noch immer ihre und Yedans Kleidung, so wie den Boden.
War dies… ein Traum? War sie doch noch in der Gewalt des Dämons, der ihr ihre innigsten Wünsche vorgaukelte? Sie hob zitternd die Hand und legte sie auf Yedans Wange. Unter ihren Fingern spürte sie die Feuchtigkeit der Tränen, die er ihretwegen vergossen hatte und die Wärme seiner Haut. Und als sich ihre Blicke trafen, begann sich die Erkenntnis zu festigen: Sie war tatsächlich … am leben!
Wie kann das nur sein? Wer… wer hat mich zurückgeschickt?, fragte sie sich mit aufkeimender Erleichterung und Dankbarkeit. Aus ihrem Unterbewusstsein erklang die Erinnerung an die Stimme: Noch nicht meine Liebe! Jemand hat für dich bezahlt…!“
In den Augen der Elfe sammelten sich Tränen und obwohl ihre Muskeln bei jeder Bewegung ganz leicht schmerzten, zog sie Yedan in eine Umarmung und fing still, aber bitterlich an zu weinen.
„Es tut mir so leid!“, brachen die Worte leise aus ihr heraus, die ihre Seele im Grund die ganze Zeit umgetrieben hatten. Rhuna klammerte sich an den warmen Körper des Halbelfen, den sie eigentlich vor allem Schmerz hatte bewahren wollen und dem sie dann am Schluss selbst großen Schmerz zugefügt hatte. „Ich… dachte ich würde dich nie wiedersehen!“, gestand sie mit hörbarem Scherz in der Stimme, während sie ihre Umarmung lockerte und ihren Blick nun auch in die versammelte Menge richtete. „… ich dachte ich würde euch alle nie wiedersehen!“
Es war deutlich zu sehen, dass Rhuna noch nicht so recht mit all diesen Emotionen umzugehen wusste und noch immer nicht ganz verstand, wie sie am Leben sein konnte. Sollten die anderen es zulassen, würde sie auch ihre anderen Freunde umarmen. Doch man konnte schnell erkennen, dass Rhuna die Menge um sie herum, schnell einige Schwierigkeiten bereitete und sie Probleme hatte sich zu fokussieren. Sie war gerade erst von den Toten zurückgekehrt. Und rätselte noch immer mit dem… wie?
Sie sah sich nach Neriélle um und konnte sie in einiger Entfernung bei Calhoun stehen sehen. Nachdem sie das Echo ihrer Schuldgefühle gehört hatte, wollte sie diese, jetzt wo sie es konnte, zerstreuen. Doch dann sah sie, wie nah sich die beiden kamen und erkannte, dass ihr Einmischen gerade völlig fehl am Platz wäre.
Erschöpft wandte sie den Blick von den beiden ab. Ihr Körper, wie auch Geist waren, trotz der wundersamen Heilung schnell erschöpft. Erneut geisterten ihr die Worte der rätselhaften Stimme durch den Kopf, bis sich ein furchtbarer Gedanke bildete und sie erschrocken herumfuhr und sich suchend umsah.
„Avalinn! Wo ist Avalinn?“, fragte sie voller, erneut aufwallender Sorge. Ajak zog ihren Blick auf die noch immer bewusstlose Heilerin, die Calhoun zu ihnen in die Mitte getragen hatte. Mit etwas Hilfe gelangte Rhuna zu ihrer Freundin und spürte erneut Tränen in sich aufsteigen, als sie bemerkte, dass sie am Leben war.
„Florencia… Phaun…! Ich danke euch!“, flüsterte sie und sank leicht in sich zusammen. Hatten sie es… wirklich überstanden? Doch wer… wer hatte für ihr Leben bezahlt? Ein flötenartiges Fiepen erklang und zog die Aufmerksamkeit der jungen Elfe auf sich.
„Jún!“, rief die Brünette voller Freude, als ihr kleiner Gefährte an ihr hochsprang und sich mit seinen niedlichen Tönen an ihren Hals schmiegte. Dann suchte sie den Blick von Yedan, an den sie sich einfach nur noch anlehnen wollte.
"Ist... es wirklich überstanden?", fragte sie und erneut begann ihre Stimme zu zittern.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Montag 24. Juli 2023, 10:35

Hoffnung war etwas Trügerisches. Sie lebte in einem fort. Noch einen Schritt weiter, noch ein kleines Bisschen. Sie gaukelte dem sehnenden Herzen vor, dass es immer ein ‚Danach‘ gab. Wenn man nur härter kämpfte, härter arbeitete, sich härter anstrengte. Hoffnung war wichtig und doch war sie auch grausam. Denn sie konnte nicht immer ihr vehementes Versprechen halten. Irgendwann wurde sie ausgemerzt und vernichtet, schlagartig und dann meist vollkommen unvorbereitet. Neri musste diese Erfahrung machen. Neri hatte bis zum allerletzten Moment gehofft, dass sich alles zum Guten wenden würde. Sie hatte geglaubt, dass dieser Albtraum vorüberzog und sie – so wie alle anderen – daraus erwachten. Doch sie hatte sich geirrt. Sie hatte sich so sehr an die Hoffnung geklammert, dass sie keine Möglichkeit des Scheiterns gesehen hatte. Und so wachte sie vollkommen unvorbereitet daraus auf und starrte auf das Ende von allem. Das Ende der eigenen Hoffnung. So wie das Blut aus Rhuna wich, so wich aus Neri der Glaube an ein gutes Ende. Und schaffte Platz für das Danach. Das klamme, kalte Gefühl von Versagen. Der Geruch von Niederlage, die weitaus mehr beinhaltete als einen Kampf zu verlieren. Denn den hatten sie gewonnen, wie sie erkennen konnte. Der Dämon starb und hinterließ die wohl tapferste und reinste Seele, die Celcia derzeit zu bieten hatte. Der Dämon triumphierte, doch anders als sie noch vor wenigen Sekunden geglaubt hatte. Neriélle konnte das Gefühl der Übelkeit kaum aufhalten. Unkontrolliert zitterte sie am ganzen Körper und musste mit so vielen Gedanken und Gefühlen klarkommen, die sie nicht verarbeiten konnte. Rhuna tot. Der Dämon besiegt. Calhoun der Mörder von Rhuna und gleichwohl derjenige, der es beendet hatte. Yedan, den sie kaum kannte und trotzdem so viel Mitgefühl für seine Situation hegte, dass sie sich übergeben wollte. Die leise Erkenntnis, dass man davon ausging, dass sie es gewesen wäre. Die Erkenntnis, dass Calhoun sie ebenso hätte ermorden müssen. Und ob er es getan hätte? Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr… nichts. Der Dunkle hatte die Tat getan und schien nichts dabei zu empfinden. Er zog sich zurück und überließ denjenigen das Feld, die nun trauern mussten. Die Worte, die nach einer Schrecksekunde folgten, konnte Neri kaum richtig aufnehmen. Dennoch lösten sie Wut in ihr auf. Und ausgerechnet der Kleinste bekam jene Wut ab. Pitt sah Neri an und zog eine Schnute. Auch er wusste, dass dies kein Moment für Schabernack war. Er ließ Neri`s Hand los und nestelte betreten an seinen Fingern herum. Doch Neri war noch nicht fertig. Als sich auch noch Farun anschickte, gute Worte für Rhuna finden zu wollen und maßgeblich an allem beteiligt war, platzte es aus Neri heraus. Niemand sollte so lapidar mit ihrem Mut umgehen! Keiner sollte sie kleinreden. Das, was Rhuna in den Augen Neri’s getan hatte, war kaum zu überbieten! Und sie meinte jedes Wort ehrlich.
Doch das öffnete auch Tür und Tor für einen Blick auf sich selbst. Und jenem hielt Neri nicht stand. Das, was sie getan hatte – hätte tun sollen – war… nichts. Sie war nichts. Neriélle musste erkennen, dass sie lediglich durchgehalten hatte, nicht auf die Versprechungen des Dämons hereinzufallen. Und das war einfach… nichts. Und dann folgten die Anschuldigungen, mit denen sie sich selbst bereits geißelte. Doch aus dem Mund des Halbelfen, wogen sie noch mal schwerer. Er hatte ja recht! Sie hätte das sein sollen. Sie hätte doch den Dämon in sich aufnehmen und jetzt dort liegen sollen. Es war nicht fair. Ihr Handeln war doch egoistisch gewesen, nicht wahr? Neri erhielt kaum Unterstützung. Einzig einer blieb seltsamerweise auf ihrer zweifelhaften, unehrenhaften Seite. Calhoun schob sich als Schutzwand zwischen Yedan’s giftige Worte und ihrem Herzen. Doch zu spät, Neri dachte ja selbst so. Und sie hatte es verdient, diesen Hass zu spüren. „Yedan hat Recht. Ich sollte das sein. Der Dämon wollte, dass ich mich opfere. Das wolltet ihr doch alle” Sie sah es doch ein! Sie verteidigte nicht, was sie war. Sie wusste es doch selbst! Yedan’s einst so brauner Blick funkelte sie wütend an und ignorierte Calhoun. Jener wandte lediglich den Kopf in ihre Richtung und… schwieg. Yedan aber funkelte noch einen Moment weiter und man sah ihm an, dass er mit sich rang, ihr alles an den Kopf zu werfen. Die ganze Wut richtete sich gegen Neriélle. Alles, was er erdulden musste, alles, was er erfahren hatte. Der sonst so sanfte Yedan, weise und beherrscht, verlor die Kontrolle.

Es brach Rhuna das Herz, während sie losgelöst von allem irdischen mitanhören musste, wie die Verzweiflung und Wut sich Bahnen brachen. Sie hinterließ eine Lücke. Sie fehlte und sie würde nicht einfach ausgetauscht werden können. Hier, am ewigen Strand, fühlte sie keine Verzweiflung. Aber sie erinnerte sich sehr wohl an ihr Mitgefühl. Es war stets ihr Antrieb gewesen. War ihre Sprungfeder, die sie weitermachen ließ. Nicht für sich, aber für alle um sie herum. Das Herz, das nun aufgehört hatte zu schlagen, war groß genug für alle. Wie gern hätte sie jedem von ihnen Trost gespendet? Wie gern hätte sie einen letzten Atemzug gegeben, um ihrem Yedan zu sagen, dass es gut so war. Dass sie Frieden finden und ihn auf ewig lieben würde. Wie gern hätte sie Neriélle diese Zweifel genommen. Dass es nicht ihre Schuld wäre, nicht ihr Versagen. Dass die Dinge einfach manchmal aus dem Ruder liefen und nichts, aber auch nichts geändert hätte werden können. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, Ajak, Kaja und Kayon zu sehen, um ihnen zuzulächeln und sich zu verabschieden. Das Dorf der Waldmenschen war gerettet und ihr Mut war dafür verantwortlich gewesen. Ihr Mut und ihre Bereitschaft, sich für sie alle herzugeben. Damit sie ihr Leben wieder aufnehmen und weiterleben konnten. Für Rhuna war die Reise hier zu Ende. Aber sie fühlte kein Bedauern. Sie war aus Shyáná Nelle weggegangen und hatte nicht lange bestehen können. Aber sie war zum rechten Moment an der richtigen Stelle gewesen. Sie hatte Yedan nicht ohne Grund kennengelernt – nicht wahr? Was er ihr geschenkt hatte, war doch erst der Keimling, der sie bis hierhergeführt hatte. Natürlich gab es einen Wehmutstropfen. Sie hatte nicht sterben wollen. Sie hatte sie nicht verlassen wollen. Und natürlich hatte sie nicht Yedan verlieren wollen. Aber sie hatte eine Entscheidung zu treffen gehabt. Und sie hatte sich richtig entschieden. Und das nur, weil ein Sarier seinen Tiger davon abgehalten hatte, sie zu fressen. Und sie in sein viel zu verletztes Herz gelassen hatte…
Diese Verletzungen waren der Grund, weshalb Yedan nun nicht mehr besonnen und weise reagieren konnte. Sie waren der Grund, weshalb Neriélle sich lieber zurückzog und Platz machte für ein halbes Dorf, dass sich um den toten Körper einer Heldin scharrte. Sie stand außenvor. Allein. Niemand würde sich um sie kümmern, obwohl sie ebenso gelitten hatte. Und litt. Sie fühlte sich furchtbar einsam und allein, wusste nicht wohin mit ihren Emotionen. Auch sie hatte immens viel durchgemacht und das seit sie einen Fuß in diese Welt gesetzt hatte. Ihre düsteren Gedanken wurden jäh abgelenkt als das Kribbeln sich ihrer bemächtigte. Es war wie ein leises Versprechen, dass alles gut würde. Vollkommen diffus und flüchtig wirkte das Gefühl nach, ehe es verschwand. Doch ihr blieb keine Zeit genauer darüber nachzudenken, denn mit einem Mal erfasste auch sie, was sich abspielte.

Rhuna erwachte. Verwirrt und noch nicht wieder Herrin ihrer Sinne, spürte sie die Schwere ihres Körpers. Wo sie eben noch losgelöst von allem war und nur dem Echo ihres Lebens lauschte, da fühlte sich plötzlich alles wieder sehr real an. Das Atmen war schwerfällig. Das Bewegen schien ihr irgendwie unmöglich und surreal. Es war ein seltsames Gefühl auf einmal wieder mit ihrem eigenen Körper verbunden zu sein. Es war, als hätte man sie an sich selbst genäht und sie müsste nun erstmal wieder damit zurechtkommen, stofflich zu sein. Mit Einkehr in ihren Körper aber, kamen auch die Emotionen. Ihre Seele verband sich mit der Erinnerung an all das Erlebte. Sie wusste alles, hatte nichts vergessen und sie spürte die immense Last, den Druck all dessen, was sie empfunden und gesehen hatte. Leben war anstrengend. Leben war schwer und Leben konnte einen fertigmachen. Man musste sich stets mit allem auseinandersetzen. Man musste aufpassen, wem man was antat, denn alles fiel auf einen zurück. Irgendwann. Und Rhuna spürte, dass sie eine Menge getan hatte, seit sie den verletzten Yedan in dieses Dorf zurückgebracht hatte. Müdigkeit, Erschöpfung. Alles floss zu einem seltsamen Gemisch, dass sie dennoch auf wachhielt. Als erstes musste sie Yedan berühren. Musste sich vergewissern, dass sie nicht träumte, dass es kein Schauerstück des Dämons war. Es brauchte etwas, bis sie sich selbst wieder vertrauen konnte. Doch die Reaktion des Sariers unterstützte sie dabei. Ihre Hand berührte seine Wange und er schluchzte ergeben auf, zog sie zeitgleich mit ihrer Intention an sich heran und drückte sie so fest an sich, dass sie glaubte, nie wieder fallen zu können. Er würde sie festhalten, würde sie niemals wieder hergeben. Yedan tat ihr nicht weh, aber die Umarmung war so viel mehr als eine bloße Geste. Es war Absolution. Für eine Seele, die viel zu viel gelitten hatte. “Es tut mir so leid!“, weinte nun Rhuna, die erkannte, wie sehr Yedan unter ihrem Mut gelitten hatte. Yedan vergrub sein Gesicht an ihrem braunen Haar, das noch Spuren von Calhoun’s Tat aufwies. Der Sarier schüttelte den Kopf. „Du bist hier. Du bist zurück. Rhuna, das ist das Wichtigste. Es …“, „Ich… dachte ich würde dich nie wiedersehen!“ Er stockte, denn seine Stimme brach. „Ich wäre dir gefolgt…“, flüsterte er und meinte jedes Wort erschreckend ernst. Sicher, mit etwas Abstand hätte er gewiss noch mal revidiert, aber jetzt, jetzt in diesem Moment mit all den Emotionen geladen, war jedes Wort ernst gemeint. Noch einmal festigte sich sein Griff, dann entließ er Rhuna etwas daraus, sodass sie sich zu den anderen drehen konnte. Kaja, Ajak und Kayon standen mit tränennassen Augen und lächelnden Mündern vor ihr. „… ich dachte ich würde euch alle nie wiedersehen!“ Kaja war es, die sich nicht halten konnte und sich ihrer neuen Freundin entgegenwarf. Sie umarmte Rhuna heftig und überschwänglich, wie man es von ihr gewohnt war. Die rothaarige Schwester von Ajak schluchzte und lachte gleichermaßen. Sie roch etwas streng, hatte offenbar in der Taverne ihr Bestes gegeben, Verletzte zu behandeln oder sich zumindest um deren Seelenheil bemüht, das der Dämon angegriffen hatte. „Ich wusste immer, Unkraut vergeht nicht!“, japste sie zwischen Lachen und Schniefen. „Schön, dass du wieder da bist!“, flüsterte sie dann und entließ Rhuna. Dann trat Ajak näher und sein Blick ruhte fest auf ihr. Auch er hatte feuchte Augen, doch versuchte er sie nicht so unverblümt herauszulassen. Dann sank auch er auf die Knie vor ihr und verneigte sich vor ihr. „Ich habe nie jemand Stärkeres gesehen.“, schmeichelte er ihr, neigte sich vor, als wollte er sie küssen, doch er hob das Kinn und platzierte einen langen Kuss auf ihrer Stirn. Bevor auch Kayon sich zu ihr in den Dreck hockte, stand Rhuna auf und erhielt von dem alten Mann eine feste Umarmung. Er lächelte erleichtert. „Du bereitest uns Freude, Rhuna.“, sagte er ehrlich und drückte ihre Schultern, bevor er sie wieder Yedan übergab. Jener trat an ihre Seite und griff ihre Hand. Die kleine Traube wurde umrahmt von all den anderen, die mit einem Mal applaudierten und jubelten.

Neriélle hatte sich zurückgezogen. Ihre Freude, über Rhuna’s Wiederkehr war unbestritten ehrlich und doch… Es tat weh. Es tat weh zu sehen, wie sehr sich alle ihr zuwandten und sie umjubelten. Gerade brandete der Applaus auf und unterstrichen noch mal die Gefühle, die Neri hatte. Sie verspotteten sie. Hatte sie nicht auch einiges durchmachen müssen? Und auch wenn den letzten Schritt Rhuna getan hatte… er war auch Neri vor Augen geführt worden, dass sie das hätte sein können, mit nur einer einzigen Entscheidung. Zumindest einer beteiligte sich nicht an dem Freudentaumel. Ihr brennender Blick wurde jäh unterbrochen, als sich Calhoun vor sie hockte und sie zwang, ihn anzusehen. In seiner stoischen Art klopfte er ihr verbal auf die Schulter. Doch das konnte Neri nicht beruhigen. „Du meinst, dass ich der unschuldigsten Elfe im ganzen Dorf den Vortritt gelassen habe? Ich habe gar nichts geschafft. Ich war zu feige und zu schwach.” Er schnaubte und entließ ihr Kinn aus seinem Griff. Er blieb aber an Ort und Stelle hocken. Bis sie den Blick hob und sich so sehr bemühte, nicht allen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Calhoun griff ihre Hand und zog sie auf die Füße. Sie hatte gar keine Wahl, sie musste folgen. Aber sie hatte ohnehin keine Ambitionen mehr zu kämpfen. Sie suchte seinen Blick. Dann brachen sich die vielen, angestauten Emotionen ihren Weg und Neri konnte nicht mehr verhindern, dass ihre Wangen mit salzigen Zeugen ihres Gemütszustandes benetzt wurden. Sie schniefte, versuchte sie wegzuwischen, aber es gelang ihr nicht. Sie schluchzte und stand von Calhoun abgeschirmt da. Er bildete eine Barriere zu den anderen, während in ihrem Rücken ein Baum Halt versprach, wenn sie ihn denn brauchte. Neri wurde von beiden Seiten geschützt, während sich in ihrer Verzweiflung alles zu überschlagen drohte. Calhoun stand einfach da, wie ein Fels in der Brandung und bot auf eine seltsame Art und Weise Halt. Und Schutz. Er rührte sich nicht, während sie überlegte, sich hier und jetzt einfach die Ablenkung zu nehmen, die ihr guttun würde. Doch Neri konnte in seinem Rücken die Dorfgemeinschaft wahrnehmen. Sie wollte gewiss nicht noch mehr Unmut herbeirufen und so verblasste die Idee. Ohnehin merkte sie, wie sie etwas vollkommen anderes brauchte. Aber war er dafür geeignet? Er war allerdings der Einzige, der hier bei ihr war. Nur er. „Kannst du mich einfach halten?” Seine roten Augen sanken über ihren Schopf hinab zu ihrem Gesicht. Es dauerte. Er haderte. Neri glaubte schon, dass ihre Arme ins Leere griffen, als er einen Schritt auf sie zutrat und die letzte Distanz überbrückte. Calhoun legte einen Arm um sie und zog sie zu sich, ließ ihren Kopf an seinem Hals ruhen und gab ihr den so dringend benötigten Halt. Warm fühlte er sich an. Ganz im Gegensatz zu seinem eher kühlen Gebaren. Neri konnte spüren, wie ruhig sein Atem ging. Und hören, wie regelmäßig und ruhig sein Herzschlag war. War es nun vollkommene Gleichgültigkeit? Nach allem, was er getan hatte? „Du hast das Richtige getan, glaube ich…", bemerkte sie leise und er schnaubte erneut. Doch dann ließ sich Neri hinreißen und hauchte einen Kuss auf seine Haut am Hals. In dem Moment konnte die Elfe unter ihrer rechten Hand an seiner Brust einen flüchtigen Moment zwei Takte schneller den Herzschlag fühlen, bevor er wieder so ruhig wie eh und je dahinplätscherte. „Es war das Einzige, was blieb.“, korrigierte er und spürte, wie Neri unter seinem Griff erstarrte.
Ihr wurde soeben bewusst, was sie getan hatte. Als sie sich löste und zu ihm sah, senkte er seinen Blick in ihre Augen herab. Er konnte erkennen, dass sie eine Entscheidung traf und dass das Erlebte mit dem Dämon auch etwas verändert hatte. Neri ergriff die Chance und dirigierte sein Gesicht zu ihrem. Er wehrte sich nicht, sondern ließ es zu. Um schlussendlich ihre Lippen mit den seinen zu empfangen. Er ließ Neri das Ruder übernehmen und gab ihr, was ihr derzeit fehlte. Die impulsive Leidenschaft fehlte dieses Mal, denn sie war nicht gefordert. Dennoch war der Kuss, den sie teilten, intensiv und er hielt auch nicht einfach nur still.
Nach einem Moment des Herantastens wurde sein Druck etwas größer und er liebkoste ihre salzigen Lippen eingängig. Nach einem Moment Innigkeit jedoch, löste er sich langsam von ihr, hielt ihr Gesicht mit seiner Rechten fest und zwang sie abermals, ihn anzusehen. „Lass dir nicht einreden, du hättest versagt.“, mahnte er sie eindringlich und sein Daumen streichelte eine Träne beiseite. „Und bürde dir keine Schuldgefühle auf, die nicht dir gehören.“, sagte er weiter. Calhoun fixierte ihre gelben Augen mit seinen Roten. „In so einem Moment gibt es weder richtig noch falsch. Es gibt Entscheidungen, die getroffen werden. Und du hast dich entschieden, dem Drängen des Dämons nicht nachzugeben, was genau so viel wert ist, wie sich dafür zu entscheiden, sein Leben für andere zu geben!“, versuchte er ihr einzubläuen. „Der Dämon ist fort. Rhuna lebt. Du lebst. Ihr habt es geschafft – gemeinsam!“, beschloss er das Thema. Dann neigte er sich abermals vor und küsste sie erneut, dieses Mal aber bestimmend. Danach neigte er sich an ihrem Mund vorbei zu ihrem Ohr. „Vergiss das nicht.“, raunte er und richtete sich wieder auf. Er verließ die Innigkeit zu ihr und bedachte sie mit einem Blick, der nicht einzuordnen war. Bis er den Kopf wandte und zu den Bewohnern zurücksah. „Sieht aus, als hätte der Schrecken Sendepause.“, bemerkte er wieder trocken und kühl wie eh und je.

Während Neri sich ein wenig Streicheleinheiten für ihre geschundene Seele holte, hatte Rhuna bereits erfahren, dass Avalinn lebte. Die Heilerin sah ausgemergelt und schwer gebeutelt aus. Doch sie lebte. Gerade machten sich einige Umstehende daran, die Elfe in ihr Haus zu bringen, um dort gesund zu werden. Avalinn brauchte Zeit und sie würde gewiss einige Blessuren davontragen. Aber die Gefahr war nun vorerst endgültig gebannt. Überhaupt spürte Rhuna und auch Neri konnte es erkennen, sobald sie bereit war, sich wieder mit dem Dorf zu beschäftigen, dass sich die Dunkelheit gänzlich verflüchtigte. Es fühlte sich… friedlich an. Der tote Baum existierte nicht mehr. Er war von dem Dämon auch tatsächlich gesprengt worden. Doch dem Aufmerksamen fiel vielleicht auf, dass an eben jener Stelle ein kleiner Keimling die Blätter streckte. Es würde ein neuer Baum wachsen und den Kreislauf des Lebens einhalten. Jetzt aber wurde es Zeit, sich endlich um all die Trümmer zu kümmern. Farun wurde tatsächlich von einigen Naturmagiern, darunter auch Ajak, abgeführt. Man würde ihm nun denselben Prozess machen, wie Yedan ihn einst erlebte. Später. Nicht jetzt. Jetzt stellte man Farun unter Arrest und auch Lorna begrüßte diesen Umstand offenbar. Auch wenn der Schmerz über seine Taten anzusehen war, so wusste die Pelgarerin, dass seine Taten nicht ungesühnt bleiben konnten. Allmählig löste sie die Traube aus Dorfbewohner auf und in Grüppchen begann die Zeit des Verarbeitens. Kayon trat an Rhuna heran und sah sie lächelnd an. „Man wird ein Fest feiern.“, sagte er und auch wenn es früh war, so zeigte es doch, wie erleichtert alle waren. „Sie werden es vorbereiten. Ruht euch aus. Mein Haus steht euch zur Verfügung.“, sagte er und blickte dann auf Calhoun und Neri. Sollten sie noch abseitsstehen, würde er nun auf sie zu kommen und Neri zunicken. „Sei unser Gast, Neriélle.“, sein Blick glitt zum Dunklen. „Ihr beide.“, fügte er an und zeigte dennoch, dass Dunkelelfen nach wie vor im Zwielicht standen. Dann humpelte der alte Mann ebenfalls fort. Und schließlich blieben Rhuna, Neri, Calhoun und Yedan zurück. Pitt und Jún spielten ausgelassen fangen, um den großen Baum in der Dorfmitte und alles schien sich allmählich wieder zu normalisieren. Alles? Zwischen den vieren stand so viel, dass es gewiss schwierig war, überhaupt einen Anfang zu finden… Würden Neri und Calhoun das Angebot überhaupt annehmen können, zu bleiben? Calhoun war allenfalls geduldet. Bisher blieb er von Anschuldigungen verschont, doch das bedeutete nicht, dass es jene nicht gab. Er hatte den Dämon besiegt. Aber zu welchem Preis? Welchen Preis hatte er in Kauf genommen? Wie in einem Duell standen sich die vier gegenüber und das Schicksal wartete darauf, wie es weitergehen würde…
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Montag 24. Juli 2023, 22:04

Neriélle wandte sich von den Dorfbewohnern ab, die sich um Rhuna geschart hatten. Sie suchte sich ein ruhiges Plätzchen abseits, um ihre Wunden zu lecken - oder eher, ihre Gefühle mit sich selbst auszumachen. Mit verbissener Miene saß sie im Gras und beobachtete Calhoun bei seinem Tun, während sie versuchte, den Applaus und Jubel der anderen zu ignorieren, die ihr einen Stich ins Herz versetzten, der sich wiederum nicht ignorieren ließ. Schweigend und darum bemüht, all die Gefühle in ihrem Inneren nieder zu kämpfen, versuchte sie, wenigstens mit sich selbst ins Reine zu kommen, damit sie die zusätzliche Ablehnung der anderen besser ertragen konnte. Doch es gelang ihr nicht.
Sie erwiderte gezwungenermaßen Calhouns Blick, als dieser sich vor sie hin hockte und ihr Gesicht in seine Richtung lenkte. Seine Gegenwart entlockte ihr das leise und verzweifelte Eingeständnis, dass sie gar nichts geschafft hatte. Sie hörte an seinem Schnauben, dass er ihre Ansicht nicht teilte. Oder irrte sie sich? Irritiert blickte sie für einen Moment auf seine Hand, die ihre umfasste, und ließ sich dann auf die Füße ziehen, als fehle ihr jede Kraft zur Gegenwehr. Wobei es nicht das war, das sie in diesem Moment gefügig machte, sondern vielmehr der Wunsch nach Trost und Zuwendung. Der Umstand, dass Calhoun einfach nur hier bei ihr war, ließ die Mauern um die Elfe herum bröckeln und die Tränen suchten sich ihre Bahnen, ohne dass sie imstande war, sie noch aufzuhalten. Neri fühlte sich so nutzlos und so verzweifelt, dass sie nicht wusste, wohin mit all den Emotionen, die sie plötzlich übermannten. Zwischen all den Elfen und Menschen fühlte sie sich so alleine und ausgerechnet der einzige Dunkelelf weit und breit schenkte ihr nun Beachtung und konnte dieses klamme Gefühl etwas mildern. Wie ein Fels stand er vor ihr und strahlte mit einem Mal den Halt aus, den sie brauchte. Beinahe kleinlaut fragte sie nach dem, was sie brauchte und bereute es sogleich, als sie sein Zögern bemerkte. Sie wappnete sich für eine Abfuhr, noch während ihre Arme den Weg um seinen Körper suchten, solange er nicht zurückwich. Dann aber zog er sie zu sich heran. Neri lehnte sich an ihn, entließ den unbewusst angehaltenen Atem und ihr Körper entspannte sich in seiner warmen Umarmung. Wo seine Unnahbarkeit sie schon mehrmals zur Weißglut gebracht hatte, war seine Abgeklärtheit nun genau das, was sie brauchte und sie runter holte. Sein ruhiger Atem und der gleichmäßige Herzschlag beruhigten sie. Ihr Schluchzen wurde leiser, das Beben ihres Körpers weniger und schließlich schniefte sie nur noch. Er ließ sie zur Ruhe kommen und entspannen, während sie an seiner nackten Brust lehnte, was sie vielleicht zusätzlich dazu verführte, ihm einen Kuss auf den Hals zu hauchen. Sie war ihm so nah, dass sie zumindest glaubte, zu spüren, wie sich sein Herzschlag unter ihrer Hand für den Moment beschleunigte, ehe es zurück zu seinem ruhigen Takt fand. Sie nahm es jedoch nur am Rande wahr, denn ihr eigenes Herz wummerte nun vor Aufregung.
„Es war das Einzige, was blieb.“ Zumindest äußerlich schien Calhoun der Kuss nicht aus dem Konzept zu bringen, denn er konnte ihre Worte noch richtig stellen, während Neri plötzlich ganz andere Gedanken hatte. Sie löste sich von ihm, suchte zuerst nur seinen Blick, und folgte dann dem Impuls, sein Gesicht zu sich zu führen, um ihn zu küssen. Nun war es ihr Herzschlag, der aus dem Takt geriet, als ihre Lippen erst vorsichtig auf seine trafen, um abzuwarten, ob er sich dem Kuss entzog oder ihn erwiderte. Dann fühlte sie seine Lippen weich auf ihren und als er begann, ihre zu liebkosen, wie sie es mit seinen machte, schlug ihr Herz einige Momente schneller und die Wangen im bisher blassen Gesicht bekamen etwas Farbe. Neri schloss die Augen und intensivierte den Kuss. Wenigstens für diesen Moment konnte der Dunkle ihr geben, was sie brauchte, und für einige Augenblicke nahmen seine Nähe und ungewohnt sanften Berührungen die Selbstzweifel und das Selbstmitleid von der Elfe. Dann löste er den Kuss auf, hielt ihr Gesicht zu ihrer Überraschung aber erneut fest, sodass sie der Bewegung nicht gänzlich nachkommen konnte und sie einige Zentimeter vor seinem Gesicht verharrte.
„Lass dir nicht einreden, du hättest versagt. Und bürde dir keine Schuldgefühle auf, die nicht dir gehören. In so einem Moment gibt es weder richtig noch falsch. Es gibt Entscheidungen, die getroffen werden. Und du hast dich entschieden, dem Drängen des Dämons nicht nachzugeben, was genau so viel wert ist, wie sich dafür zu entscheiden, sein Leben für andere zu geben!“
Als er die Träne von ihrer Wange strich, blieb für ein paar Momente ein warmes Gefühl auf ihrer Haut zurück, das auch die Zweifel in ihrem Inneren etwas verdrängte. Ihr Herz fühlte sich zumindest etwas leichter an und sie fühlte sich nicht mehr ganz so gefangen in ihren Zweifeln. Seine Augen hielten sie gefangen, so als würde ihm nichts ernster sein, und diesmal wich sie seinem Blick nicht aus, während sie ihm still lauschte. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, offenbar darüber nachdenkend. Doch die Tränen versiegten und sie nahm sich seine Worte tatsächlich zu Herzen. Calhoun war niemand, der leere Worte sprach. Neri war sich sicher, dass er es nicht nur sagte, um sie leichthin zu trösten, sondern dass er sie auch genauso meinte. Sie wollte seine Worte annehmen, aber sie konnte auch nicht von jetzt auf gleich ihre Gefühle abschalten. Doch sie würde es zumindest versuchen.
„Der Dämon ist fort. Rhuna lebt. Du lebst. Ihr habt es geschafft – gemeinsam!“
Neriélle nickte und wagte sich an ein sachtes Lächeln. Als er sich zu ihr hinab beugte, um sie erneut zu küssen, erwiderte sie den Kuss eindringlich, weil sie bereits ahnte, dass ihre Unterhaltung hier bald ihr Ende fand. Als er sich dann noch etwas vorlehnte, um ihr ein „Vergiss das nicht.“ ins Ohr zu raunen, löste sein Atem an ihrem Ohr ein Kribbeln aus, das sich bis zu ihrer Brust zog. Dann löste er tatsächlich die Nähe zwischen ihnen auf. Neri erwiderte seinen folgenden Blick und seufzte, als wüsste sie selbst nicht, was da gerade in sie gefahren war.
"Danke, Calhoun", gab sie dann dem plötzlichen Drang nach, ihm leise zu danken, auch wenn es ihr im nächsten Moment wieder etwas albern erschien. Dafür, dass er einfach hier war und sie nicht weggestoßen hatte, als sie jemanden - ihn - an ihrer Seite gebraucht hatte. Dafür, dass er ihr Mut zusprach, anstatt sie kalt abzuservieren und mit sich allein zu lassen. Sie hatte sich ihm in einem Moment der Schwäche geöffnet und er hatte sie so angenommen.
Dann folgte sie seinem Blick zurück zu den Dorfbewohnern und sie sah, dass sich das Getümmel nach und nach auflöste. „Sieht aus, als hätte der Schrecken Sendepause.“ Neriélle schmunzelte kurz aufgrund seiner plötzlich wieder gewohnt kühleren Art, die sich merklich von der Seite unterschied, die sie gerade erlebt hatte. Doch jetzt ging es offenbar zurück zum Normalzustand. Für sie alle. Neriélle strich sich mit beiden Händen die Haare zurück und dann über das Gesicht, um die letzten Spuren ihrer Tränen zu verwischen. Sie musste furchtbar aussehen. Dann atmete sie einmal tief ein und wieder aus. "Lass uns zu ihnen gehen.. und uns einen Schwung Vorwürfe anhören." Sie schaute mit einem leichten Grinsen zu dem Elfen hinauf, das zumindest erahnen ließ, dass seine Worte Gehör gefunden hatten, und lief zurück zu den anderen.

Da waren nur noch Rhuna, Yedan und Kayon. Neri kam zusammen mit Calhoun langsam näher und hörte Yedans Vater von einem Fest reden. Der Tod eines Dämons und die Auferstehung der gutherzigen Elfe waren ein Fest allemal Wert. Neri fragte sich, was mit Calhoun und ihr war. Würde man sie fortschicken, würde man ihnen wenigstens eine Verschnaufpause gönnen und sie für die Dauer hier tolerieren oder würde man sie einladen, zu bleiben? Kayon gab Neriélle sogleich eine Antwort auf ihre stillen Überlegungen.
„Sei unser Gast, Neriélle. Ihr beide.“
Sie nickte Kayon zu und rang sich ein pflichtbewusstes Lächeln ab. "Danke. Ich würde gerne bleiben, bis Arunn genesen ist. Wenn das in Ordnung ist", richtete sie noch an den alten Mann, ehe er sie vier alleine ließ.
Neriélle sah fragend zu Calhoun hinauf. Würde er noch bleiben? Zumindest Neri nahm die Einladung gerne an. Sie brauchte dringend ein Bad, ein Bett und neue Kleider. Und spontan wusste sie gar nicht, wie es nun weitergehen sollte. Was sie tun und wohin sie gehen wollte. Im Moment hatte sie aber auch nicht den klaren Kopf dafür, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie fragte sich einen Moment, ob Calhoun schon Pläne hatte, schob diesen Gedanken jedoch beiseite und hoffte, dass er zumindest nicht sofort aufbrach - wohin auch immer. Während sie kurz darüber nachdachte, fiel ihr Blick unbewusst auf die Miniaturkatze und Pitt, die fangen spielten. Sie vermittelten den Eindruck, als wäre hier nie etwas derart Schreckliches geschehen und als wären sie an dieser Stelle nicht eben noch in einer dämonischen Schattenwelt gewesen. Insgesamt wirkte alles mit einem Mal so vollkommen friedlich. In ihrem Kopf aber blitzte plötzlich das Bild von Pitt auf, den sie vorhin zurechtgewiesen hatte, als er sie trösten wollte. Sie dachte an das beleidigte und zugleich betretene Ottsel zurück, woraufhin sie ein schlechtes Gewissen bekam.
Da ist noch eine Entschuldigung fällig..
Doch zuerst blickte sie auf Rhuna und ihre Züge wurden weicher. Yedan hingegen ignorierte sie ganz bewusst, sofern er sie nicht ansprach, und die beiden konnten eine Spur Trotz in Neris Miene erkennen, die zeigte, dass dies kein Zufall war. Calhouns Worte hatten sie aufgebaut und ihr neuen Mut zugesprochen. Neri nahm an, dass Yedans erste Wut vielleicht nicht direkt verraucht war, aber vermutete, dass die Erleichterung über Rhunas Rückkehr ins Reich der Lebenden im Moment überwog. Und wenn sie sich irrte, so war dies in ihren Augen nun nicht mehr der passende Moment, um sich Vorwürfe an den Kopf zu werfen und, in ihrem Fall, werfen zu lassen. Yedan hatte seine Chance gehabt, die sie ihm bereitwillig gegeben hatte und er hatte sie verstreichen lassen. Calhoun hatte das große Gefühl der Verzweiflung in ihrem Inneren zumindest ein kleines Stück abgebaut und es war anzunehmen, dass Neri nun nicht mehr ganz so reglos einen Angriff an sich abprallen lassen würde.
Zuerst wusste sie nicht recht, was sie sagen sollte. Sie konnte die Spannung zwischen sich und Yedan momentan zwar aushalten, aber leugnen ließ sie sich nicht. Da waren Rhuna und Yedan auf der einen Seite und Calhoun und sie auf der anderen. Doch Neri dachte nicht nur in Schwarz und Weiß. Auch wenn ihr Yedan im Moment unsympathisch war, war doch Rhuna zu ihrer Freundin geworden. Ebenso wie sie Calhoun küssen konnte, aber nicht für ihn entscheiden konnte, ob er in ihrer Nähe blieb oder nicht.
"Wie geht es dir? Wie geht es Avalinn? Wird sie es schaffen?", brach sie endlich leise das Schweigen, auch wenn es etwas hölzern klang, weil sie nicht wusste, wie sie am besten ein Gespräch beginnen sollte. Dann aber, ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie noch einen Schritt auf Rhuna zu und umarmte sie ungefragt. "Ich bin so froh, dass du lebst." Sie drückte sie fest an sich. Sie hatten diese grausame Erfahrung gemeinsam durchlebt und es hatte sie eng zusammen geschweißt. Und es lastete noch mehr auf Neris Seele. Sie merkte, wie die Tränen erneut aufstiegen und ihre Stimme erstickt klingen ließen, als sie nahe an ihrem Ohr flüsterte, sodass nur Rhuna sie hören konnte: "Danke, dass du mich beschützt hast. Ich bin froh, dass ich dir das noch sagen kann." Diese Worte waren nur für sie bestimmt. Neriélle drückte Rhuna noch einmal eng an sich, als müsste sie sich davon überzeugen, dass sie wirklich lebte. Dann atmete sie noch einmal tief ein, schloss für einen Moment die Augen und löste sich dann von der Jüngeren. Ihre Augen schimmerten gerührt, doch diesmal hatte sie sich besser im Griff und die Tränen verließen nicht ihre Augen. Dann schwieg sie, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Aus Sorge und ihrer natürlichen Neugierde nachgebend, hätte sie einerseits gerne gefragt, wie es ihr als Wirt ergangen war und ob sie Schmerzen gehabt hatte. Andererseits wollte sie Rhuna Zeit geben, das Erlebte zu verarbeiten, und keine Schrecken heraufbeschwören. Und schon gar nicht wollte sie alle Beteiligten an die Art ihres Todes erinnern - und an ihren Mörder, der neben ihr stand.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Donnerstag 27. Juli 2023, 20:31

Leben war tatsächlich nicht einfach. Es wog schwer und Rhuna konnte die Last eines Körpers so gut spüren, wie noch nie zuvor. Das leichte, schwerelose Gefühl, das sie auf der anderen Seite erfüllt hatte, löste sich mit der Rückkehr all der Erinnerungen und Empfindungen ihres fast verlorenen Lebens, Stück für Stück auf. Es tat weh, es engte ein, es raubte einem die Luft. Doch es war auch wahrhaftig, mitreißend und erfüllend.
Die Wärme von Yedans Haut drang durch ihre kühlen Finger. Sie spürte sein Aufschluchzen, hörte die Qual in seiner Stimme, die sich in aufkeimender Erleichterung aufzulösen begann. Sie sah den Hoffnungsschimmer, der zurück in diese tiefen, braunen Augen kehrte, die für sie eine ganze Welt bedeuten konnten.
Als Yedans Arme sie umschlossen und sie an seinen starken und warmen Körper drückten, wusste sie, was sie beinahe für immer verloren hatte. Sie spürte das Echo der Schmerzen, die sie durchlitten hatte und doch konnte sie gerade nichts anderes empfinden, als reines Glück und tiefe Dankbarkeit. Das Leben war vielleicht nicht leicht! Und sie hätte es bereitwillig hergegeben. Doch sie war glücklich es zurückbekommen zu haben, alleine weil sie hier, in diesen Armen spürte, welches Leid sie mit ihrem Opfer über diesen wunderbaren Mann gebracht hatte.
„Yedan…! Yedan…!“, rief sie ihn leise, einfach weil sie seinen Namen aussprechen musste. Er war hier… nein! Sie war hier und wieder bei ihm. Es war ein Wunder, das nur schwer zu begreifen und schon gar nicht zu erklären war. Doch das wie und warum war im Moment nicht wichtig. Und das empfand wohl auch Yedan so:
„Du bist hier. Du bist zurück. Rhuna, das ist das Wichtigste. Es …“ Seine Worte ließen sie aufschluchzen. Sie umarmte ihn noch ein wenig fester, so dass sie es wohl gerade war, die drohte ihm ein wenig wehzutun. Doch es war eben diese Nähe, die sie gerade mehr als alles auf der Welt brauchte. „Ich… dachte ich würde dich nie wiedersehen!“, flüsterte sie im Glück über das Bewusstsein, dass es nicht so gekommen war.
Doch auf ihre Worte hin hielt ihr Sarier inne und sie spürte, dass sie etwas in ihm ausgelöst hatte. „Ich wäre dir gefolgt…“, flüsterte er nach einem Moment der Stille, woraufhin sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog.
Rhuna lockerte die Umarmung und löste sich soweit, dass sie ihm in die Augen sehen konnte.
Nein…! Nein, das würde ich nie wollen!, dachte sie bedrückt und suchte in seinem Braun nach einem Anzeichen, dass er seine Worte nicht so gemeint hatte. Sie fand sie nicht – doch dafür etwas anderes.
Die Lippen der jungen Elfe begannen zu zittern und ihre Finger krallten sich in den Stoff seines Hemdes. Sie wollte ihn anfahren diese Worte niemals wieder in den Mund zu nehmen oder gar an sie zu denken. Doch ihre Stimme fand keine Kraft. In seinem Blick spiegelten sich die Schmerzen, die er durchlitten hatte – aber auch seine Gefühle für sie. Und eben durch diese verstand Rhuna, wieso er so etwas gesagt hatte. Und sie wusste, wäre die Situation umgekehrt, hätte auch sie so empfunden.
Stumm beugte sie sich vor und küsste ihn. Und auch wenn der Kuss, aufgrund all der Beobachter nicht lange anhielt, lagen doch all ihre Gefühle für ihn in dieser kleinen Berührung. Ich liebe dich, sprach ihr tränenverhangener Blick, als sie sich mit einem kleinen Lächeln von ihm löste und sich den anderen zuwandte.
Kaja fiel Rhuna um den Hals, die aufgrund ihrer noch etwas steifen Glieder Mühe hatte nicht mit der Rothaarigen umzufallen. Ein Lachen löste sich von ihrem Herzen und stimmte in das Schluchzene von Kaja ein.
„Ich wusste immer, Unkraut vergeht nicht. Schön, dass du wieder da bist!“ hörte sie ihre Freundin flüstern, woraufhin Rhuna sie ein wenig fester an sich drückte. „Danke Kaja! Für alles!“, flüsterte die Brünette zurück, die ohne es gesehen zu haben wusste, was die anderen ebenfalls geleistet hatten.
Als sich Kaja löste, um für ihren Bruder Platz zu machen, konnte man sehen, das der Anblick des Elfen sie ein wenig aufwühlte. Ajak war ihr noch immer lieb und teuer und als sein Blick fest auf ihr ruhte, suchte ihrer seine Gestalt nach Verletzungen ab.
„Wie geht es dir…?“, fragte sie mit besorgter Stimme. Der Kampf gegen den Dämon hatte es ihr unmöglich gemacht nach den Geschwistern zu schauen, doch als die Barriere aus Naturmagie gefallen war, hatte sie Angst gehabt, dass ihm dasselbe Schicksal ereilt hatte, wie Avalinn. Ihn hier nun stehen zu sehen, nahm ihr einen großen Stein vom Herzen.
Ein wenig angespannt wartete sie auf seine Antwort, doch anstelle der erwarteten Worte, sank er plötzlich zu ihr auf die Knie und verneigte sich vor ihr.
„Ich habe nie jemand Stärkeres gesehen.“, schmeichelte er ihr und brachte Rhuna damit in aufgeregte Verlegenheit. Ihre Wangen verfärbten sich rot und sie rang mit einer Idee, den stolzen Elfen dazu zu bewegen, sich wieder aufzurichten. Sie hatte in ihren Augen nichts getan, was solch eine Geste der Ehrerbietung verdient hatte.
„Ajak…!“, murmelte sie seinen Namen und wollte gerade ihre Hände auf seine Schultern legen, um ihn leicht zu schütteln, als er den Kopf von sich aus wieder hob und ihr mit einem Mal sehr nah kam. Doch bevor sich der Gedanke bilden konnte, dass er sie vielleicht küssen wollte, spürte sie seine Lippen bereits auf ihrer Stirn. Der überraschte Ausdruck auf ihrem Gesicht war deutlich zu sehen. Die Anerkennung, die ihr entgegengebracht wurde, überrumpelte die junge Elfe und obwohl sie sich natürlich freute, spürte sie ein aufkeimendes Gefühl des Unbehagens.
Verlegen drückte sie Ajak zurück, ehe sie ihn mit einem „Nun komm schon her…!“, in eine Umarmung zog.
Verhalt dich nicht so komisch…!, dachte sie noch, als sie ihn etwas drückte und anschließend losließ. Ihr Blick fiel auf Kayon und Rhuna beeilte sich damit sich aufzurichten, weil der unvernünftige Mann bereits drauf und dran gewesen war sich zu ihr zu hocken. Tatsächlich schwindelte es sie einen Moment vom raschen Erheben, doch die erstaunlich feste Umarmung von Kayon stützte sie.
„Du bereitest uns Freude, Rhuna.“, hörte sie seine Worte, woraufhin sich ein warmes Lächeln auf ihren Lippen bildete. Ihr Blick wandte sich zu Yedan um, der an ihre Seite trat und sie bei der Hand nahm, die sie ganz sanft drückte. Als Kayon im Kampfgetümmel und als Dromars Geisel erschienen war, wäre der brünetten Elfe das Herz beinahe stehengeblieben. Einer ihrer größten Wünsche war gewesen Vater und Sohn wieder vereint zu sehen und für einen Moment hatte es so ausgesehen, als würde sie dieses Ziel niemals erreichen oder miterleben können.
Die Beine von Rhuna zitterten ganz leicht und sie lehnte sich ein wenig mehr an Yedan, um Halt zu suchen. Sie erschöpfte schnell, was zeigte, dass sie wie Avalinn Zeit brauchen würde, um das alles zu verarbeiten. Ihr Körper zeigte zwar nicht länger sichtbare Spuren ihrer erlittenen Wunden, doch auch wenn man sie nicht mehr sah, hieß das nicht, dass sie nicht noch irgendwo da waren. Der Schmerz und das Erlebte hatten die Seele der jungen Elfe schwer gebeutelt und in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Erleichterung war sich Rhuna dieser unsichtbaren Narben noch nicht bewusst, doch früher oder später würde sie das alles noch einmal einholen. Insgeheim hatte sie gerade einfach nur den Wunsch sich ausruhen zu dürfen. Von ihrem Herzen fiel so viel Kummer und von ihren Schultern die Last so vieler Ängste.
Wir haben es… tatsächlich geschafft!, registrierte sie noch einmal, obwohl es sich noch immer wie ein Traum anfühlte, dem sie noch nicht recht vertrauen konnte.
Plötzlich brach Beifall und Jubeln unter den Dorfbewohnern um sie herum aus, was Rhuna, die kurz in ihren Gedanken versunken war, einen kleinen Schreck verpasste, durch den sie zusammenzuckte. Sie sah in all die glücklichen und dankbaren Gesichter, die ihren Blick auf sie gerichtet hielten. Und irgendetwas dabei fühlte sich … falsch an.
Ich habe doch eigentlich gar nichts getan…!, dachte sie und sah sich nach Neri und Calhoun um. Auch ihnen galt dieser Jubel, auch ihnen musste die Anerkennung gelten.
Etwas Abseits entdeckte sie die Beiden, die außerhalb der Aufmerksamkeit der Sarier beieinanderstanden. In ihr stieg der Drang empor die andere Shyánerin zu rufen, doch als sie gerade Luft holte, um die Stimme zu heben, sah sie, wie Neri den Dunkelelfen küsste. Ihre Worte blieben unausgesprochen, obwohl Rhuna das Gefühl hatte, dass die beiden gerade hier bei ihnen stehen müssten.
Dann … hat mich mein Gefühl wohl doch nicht getäuscht und die beiden sind ein Paar., dachte sie und wandte langsam den Blick ab, um ihnen die Privatsphäre zu gönnen. Ihr kam der Gedanke, wie schwer … nein, dass es Calhoun vielleicht unmöglich gefallen wäre den Dämon zu vernichten, in dem er Neri wie ihr…
Die Erinnerung, wie Calhoun ihr die Kehle aufschlitzte fuhr durch sie wie ein Blitz und ohne es zu merken drückte sie Yedans Hand so fest, dass diese beinahe weiß wurde. Der Blick auf Rhunas Gesicht war durch ihre Haare verdeckt, da sie den Kopf gen Boden richtete und die Strähnen über ihre Schultern fielen. Übelkeit stieg in ihr auf.
Reiß dich zusammen. Er hatte keine Wahl! Er hat nicht mich, sondern den Dämon getö...tet… Zitternd holte Rhuna Luft und sie suchte mit ihrem Blick nach irgendetwas, was sie abzulenken vermochte. Yedan sah sie ganz bewusst nicht an und so blieb ihr Blick bei Farun hängen, der gerade von Ajak und ein paar anderen Dorfbewohnern in Gewahrsam genommen und abgeführt wurde. Die gutherzige Lorna sah dem ebenfalls zu und Rhuna konnte nur erahnen, wie schwer ihr dieser Anblick fallen musste.
Vielleicht hatte Rhuna Glück und Yedan verband ihr plötzlich merkwürdiges Verhalten mit diesen beiden. Denn anders als ihr Liebster, hegte sie weder gegen Neri, noch… gegen Calhoun einen Groll.

Langsam aber sicher verstreuten sich die Dorfbewohner, denn das Leben ging nach dem Schrecken damit weiter, die Schäden zu beheben und den Wunden beim Heilen zu helfen. Kayon wandte sich Rhuna zu, die ihm ein erschöpftes Lächeln entgegenbrachte.
„Man wird ein Fest feiern. Sie werden es vorbereiten. Ruht euch aus. Mein Haus steht euch zur Verfügung.“, sagte er und löste damit in der Jüngsten ein merkwürdig widersprüchliches Gefühl aus. Auf der einen Seite fühlte sich Rhuna gerade absolut nicht in der Lage ein Fest zu feiern. Sie hatte das Gefühl, als würden ihre Füße sie bald nicht mehr tragen und ihr Körper, wie auch ihre Seele sehnten sich nach Ruhe, Schlaf und … Yedan. Zeit mit ihm alleine – nur ein paar Stunden, in denen sie sich der Schwäche, die sie fühlte hingeben könnte. Doch gleichzeitig löste die Äußerung auf ein Fest große Vorfreude in der jungen Elfe aus. Denn insgeheim hatte sie sich schon länger gewünscht ein solches Fest mit ihm zu erleben. Um genau zu sein, seit Yedan dank Avalinn geheilt worden und Rhuna sich in der darauf folgenden Nacht ihrer immer stärker werdenden Gefühle für ihn bewusst geworden war. Doch seitdem war so viel passiert, dass sich dieser mädchenhafte Wunsch in ihren Gedanken vollständig verloren hatte.
Nun keimte er wieder auf und wurde von einer Frage begleitet, die ihr Herz nervös zum Schlagen brachte:
„… Yedan er… nach all dem darf er doch bleiben, nicht wahr? Er muss doch kein Verfahren mehr durchstehen?“ Erneut wurde ihr Griff um seine Hand fester und sie sah abwechselnd von Kayon zu Yedan. Die Angelegenheit mit seiner Verbannung war für sie hinfällig. Doch hatten die Sarier ihre eigenen Regeln, Traditionen und Verfahren. Und woher sollte Rhuna wissen, was die anderen Dorfbewohner mitbekommen hatten? Und wer… dies am Schluss entscheiden würde? Für sie stand nur eines fest und war unumstößlich: Sie würde dort hingehen, wo ihr Sarier war – egal wie groß ihre Erschöpfung war.
Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Neri und Calhoun waren auf sie zugekommen und blieben nun in der Nähe von Kayon stehen. Der in die Jahre gekommene Bogenbauer wandte sich den beiden zu und zeigte, dass die Sarier, auch wenn sie vielleicht ein misstrauisches Völkchen gegenüber Fremden waren, Gutes mit Gutem vergalten.
„Sei unser Gast, Neriélle. Ihr beide.“, sprach er den anderen beiden Helden eine Einladung aus, die die violetthaarige Elfe glücklicherweise annahm.
„Danke. Ich würde gerne bleiben, bis Arunn genesen ist. Wenn das in Ordnung ist.“, sagte Neri und bekam, vielleicht unpassender Weise von Rhuna ein: „Natürlich, ist das in Ordnung!“ zu hören. Dabei war die brünette Shyánerin wohl die Letzte, die über das Kommen und Gehen im Dorf entscheiden durfte. Dennoch hatte sie nicht das Gefühl, als würde sie gegen Kayons und damit auch den Vorstellungen der anderen Waldmenschen sprechen. Bis auf eine Ausnahme vielleicht.
Rhunas Blick hob sich zu Yedan, der nicht wissen konnte, dass sie auf der anderen Seite seinen Ausbruch von Wut und Trauer hatte miterleben können. Erneut zog sich ihr Herz vor Schmerz zusammen und als sie Neri ansah, erkannte sie den tiefen Graben, der zwischen den beiden entstanden war. Von Neris Versprechen, dass sie auf Rhuna hatte achten wollen, hatte diese durch das Ablenkungsmanöver für den Dämon nichts mitbekommen. Deshalb erfasste sie dahingehend nicht die ganze Situation. Doch so oder so… ihr gefiel die Spannung nicht.
Wäre es Neri gewesen… hätte Yedan sie verschont, wenn er durch ihren Tod uns alle und das Dorf hätte retten können?, fragte sie mit einem erschöpften und traurigen Gedanken. In ihren Augen hatte es kaum einen Unterschied gemacht, wer der Wirt des Dämons geworden wäre. Rhuna hatte mehr Gründe gehabt sich zu opfern, denn sie hatte eine Beziehung zum Waldmenschendorf, ganz anders als die gerade erst in den Sarius gekommene Neriélle.
Natürlich verstand sie Yedans Groll und dass er die Angelegenheit nicht rational oder objektiv hatte betrachten können. Rhuna wusste besser, als jeder andere, was für ein gutes Herz in dem Halbelfen schlug. Doch hatte er in seinem jungen Leben schon viel zu viel Leid erfahren und Verluste ertragen müssen, so dass der Anblick, wie Calhoun ihr – Rhuna die Kehle vor seinen Augen durchschnitt, zu viel gewesen war.
Die Erinnerung an seinen verzweifelten Blick quälte sie. Sie konnte seine Gefühle so gut verstehen und doch… galt sein Groll den Falschen. Sein Schmerz und seine Trauer hatten das größere Ganze überdeckt, das unterm Strich ihrer aller Rettung gewesen war. Und diesen jemand, der diese Tat vollbracht hatte, konnte Rhuna gerade selbst nicht einmal ansehen.
Ich will nicht, dass sich Neri weiter Vorwürfe macht! Sie hat so viel mehr getan, als sie hätte tun müssen. Ohne sie hätte ich Yedan und Kayon niemals aus ihrem alptraumartigen Zustand erwecken können. Ohne sie wäre Avalinn gestorben. Ohne sie wären wir alle nun nicht mehr!
Rhuna sah ihre Freundin an und kurz darauf trafen ihre Blicke aufeinander. Beide schienen ein wenig angespannt zu sein, doch dann durchbrach Neri die Stille:
„Wie geht es dir? Wie geht es Avalinn? Wird sie es schaffen?", fragte die Ältere mit leiser und etwas steifer Stimme, die ihre Unsicherheit zeigte. Rhunas Blick wurde augenblicklich weich und ein sanftes Lächeln, das ihre Verbindung zu der anderen Shyáner-Elfe ausdrückte, legte sich auf ihre Lippen. Doch bevor sie antworten konnte, hatte Neri auch schon einen Schritt auf sie zugemacht und schloss sie in ihre Arme.
„Ich bin so froh, dass du lebst." Rhuna spürte an ihrer Hand ein Zucken und drückte Yedans Hand kurz, ehe sie ihn losließ und die Umarmung von ganzem Herzen erwiderte. Rhuna verbarg ihr Gesicht an Neris Schulter und doch spürte sie, wie die andere mit den Tränen kämpfte. „Es geht mir gut! Und Avalinn wird auch wieder gesund...!“, versicherte die Jüngere ihr mit, durch die Umarmung gedämpften Worten. „Ich bin einfach froh, dass es dir gut geht! Nur…“, begann Rhuna und wollte schon ansetzen ihr die Schuldgefühle auszureden, als sie plötzlich vertraut klingende Laute an ihrem Ohr vernahm und innehielt:
„Danke, dass du mich beschützt hast. Ich bin froh, dass ich dir das noch sagen kann." Die Worte in ihrer Muttersprache erreichten sofort ihr Herz und nun brannten auch Rhunas Augen durch aufsteigende Tränen. Für einen Moment wusste die Jüngere nicht, was sie sagen sollte, daher ließ sie einfach ihr Herz sprechen.
„Wir haben zusammengehalten! Ohne dich hätte ich gar nichts geschafft! Und deshalb…Neri, denk nicht, dass du irgendeine Schuld an dem hattest, was mir am Schluss passiert ist! Denk nicht, dass es deine Aufgabe oder Schicksal gewesen wäre, nur weil der Dämon und Dromar mehr Affinität zur Dunkelheit in dir gesehen haben. Du bist Gut Neri! Du hast ein reines und warmes Licht und ein so gutes Herz, dass du sogar bereit warst dein Leben für völlig Fremde herzugeben. Ich habe es gespürt, ich habe es gesehen! Lass dir gar nichts anderes einreden! Und zweifle nicht an dir! Die Dunkelheit ist immer verstärkt dort zu finden, wo das meiste Licht ist! Und … ich glaube auch nicht, dass jede Dunkelheit automatisch etwas Schlechtes bedeutet!“ Auch ihre Worte waren ganz alleine für Neriélle gedacht und doch sprach sie so, dass die anderen sie verstehen könnten, wenn sie zuhören würden. Zögerlich sah Rhuna dann auch auf und kämpfte ihren Blick bis zu Calhouns Gesicht empor, so dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Für einen kurzen Moment verkrampfte sich der Körper der Brünetten ganz von selbst. Denn egal aus welch edlem Motiv die Tat des Dunkelelfen entstanden war, konnte man doch nicht an der Tatsache feilen, dass er Rhuna, auf nicht besonders schonende Weise, umgebracht hatte. Ihr Körper, der zu diesem Zeitpunkt nicht einmal in ihrer Gewalt gewesen war, reagierte daher ganz von selbst und schickte alarmierende Warnsignale durch ihren jede Faser. Und dennoch…
„Ihr beide habt uns geholfen alle zu retten! Vergiss das nicht und… bitte verzeih Yedan seine Worte. Für ihn ist das alles auf einer anderen Ebene noch schwer!“ Diese Worte flüsterte sie Neri dann doch so leise ins Ohr, dass wirklich nur sie sie verstehen konnte und als sie sich dann voneinander lösten griff sie kurz die Hände ihrer Freundin und drückte sie mit bittendem Blick. Man sah ihr an, wie wichtig es ihr war, dass ihr Liebster nicht völlig falsch verstanden wurde.
Als Rhuna wieder für sich selbst stand, sah sie Yedan einmal kurz an und ahnte, dass sie seine Nerven erneut auf eine harte Probe stellen würde. Sie versuchte ihn mit ihrem Blick um Vertrauen zu bitten und ihn gleichzeitig zu beruhigen. Dann atmete sie tief ein und trat auf Calhoun zu.
Rhuna spürte, dass ihr Herz wie wild anfing zu schlagen. Der Vorfall hatte unterbewusst in ihr eine instinktive Angst vor dem Dunkelelfen verursacht. Doch wollte die junge Shyánerin diese nicht zulassen. Und deshalb blieb sie vor ihm stehen, zwang tapfer alle Gefühle nieder und begegnete dem Blick der roten Augen. Dann streckte sie ihm die Hand entgegen.
Tatsächlich zermarterte sie sich gerade den Kopf darüber, was sie sagen sollte. Sie wollte sich bedanken und doch erschien ihr ein Danke in diesem Fall irgendwie… merkwürdig. Calhoun hatte eine merkwürdige Rolle – vielleicht wie auch sie. Denn da wo sie Opfer und Täter zugleich gewesen war, stand der Dunkelelf nun gleichermaßen hier als Held und Mörder.
„… ich finde irgendwie nicht … die rechten Worte…“, begann Rhuna ehrlich, doch da, wo sie ihre Worte verließen, sprach ihr Blick eigentlich aus, was sie sagen wollte.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Juli 2023, 12:14

Das Dorf der Waldmenschen hatte nicht die erste Krise dieses Ausmaßes erlebt. Rhuna hatte während ihrer Recherchen erfahren, dass das Dorf erst vor ein paar Monaten von einem Tross Dunkelelfen überfallen worden war und einige ihren Tod gefunden hatten. Sie hatte erfahren, dass Yedan’s Mutter bei diesem Überfall ihr Leben verlor und dass er nicht hatte bei ihr sein können. Hier und dort konnte man im Dorf noch erkennen, dass die Aufräumarbeiten eher mäßig vorangingen. Doch alles in allem war der Schrecken überstanden und nun hatte das Dorf erneut mit etwas zu kämpfen gehabt, das übermächtig und dunkel hereinbrach. Umso erstaunlicher war es doch, dass man Calhoun nicht gleich anfeindete. Dass er irgendwie geduldet war, obwohl niemand außer Kayon mit ihm sprach. Selbst Ajak und Kaja mieden den Dunklen und keiner brachte ein Wort des Dankes über die Lippen. Man akzeptierte, dass er als Neriélle’s Begleiter fungierte. Wie auch immer sie zueinander standen. Spätestens seit dem öffentlichen Kuss aber, konnte der Aufmerksame hier und dort Getuschel erkennen und auch Rhuna glaubte an eine tiefergehende Verbindung der beiden. Was sie gedanklich zu ihrer eigenen, tiefergehenden Verbindung brachte. „… Yedan er… nach all dem darf er doch bleiben, nicht wahr? Er muss doch kein Verfahren mehr durchstehen?“, fragte sie hoffnungsvoll in Kayon’s Richtung und der Alte musterte sie. „Ich glaube, das Dorf versteht nicht die Zusammenhänge aber, dass es dieser Dromar und Farun waren, die Übel gebracht haben – das erkennen sie. Und das Yedan geholfen hat, das Dorf zu schützen wissen sie auch. Er wird gewiss noch offiziell rehabilitiert und darf fortan bleiben“, antwortete er. Man sah ihm die Erleichterung deutlich in den Augen an und ein feines Lächeln legte sich auf seine Züge. Endlich hatte der Alte auch wieder etwas zum Freuen. So lud er auch Neri ein, bei ihnen zu bleiben. Und verzögert erhielt selbst Calhoun dieses Angebot. Es war nicht ganz so selbstverständlich, das konnte jeder spüren, aber es gebot der Höflichkeit, eben jenen Mann – ganz gleich welcher Herkunft – zumindest einzuladen. Neri würde gerne bleiben wollen, denn über all der ganzen Aufregung, gab es immer noch Arunn, der gesund werden musste. Doch das rückte in den Hintergrund, als sich Neri, Rhuna, Yedan und Calhoun gegenüberstanden. Yedan selbst trat einen Schritt zurück und hielt seinen Blick auf Rhuna gerichtet, während Neri nach den richtigen Worten suchte. Ihr war es wichtig, dass Rhuna wusste, wie erleichtert sie war und dass es ihr so unsagbar leidtat. Rhuna allerdings verstand nicht recht, weshalb sich Neriélle überhaupt schämte. Für sie war sie ebenso an der Rettung beteiligt gewesen, wie alle anderen auch. Jeder hatte gekämpft, jeder sein Bestes gegeben. Die beiden Elfenfrauen standen sich in ihren Gefühlen in nichts nach. Sie hatten ob der Ereignisse in der jeweils anderen eine Freundin gefunden und zeigten dies auch als sie sich in den Armen lagen. Warme Worte waren es, die die Seelen der Frauen streichelten, nachdem sie so viel hatten durchmachen müssen. Es würde Zeit brauchen, bis alles verarbeitet und verheilt wäre.

Rhuna wollte Neri den Anfang leichter machen, die Schuld nicht bei sich zu suchen. Und sie wählte die Worte so, dass auch Yedan sie hören konnte. Jener Halbelf ließ sich äußerlich kaum anmerken, was er dachte, doch er hörte zu. Und auch wenn sein Äußeres noch von Brutalität und schwierigen Entscheidungen sprach, wurde er weicher in seiner Haltung. Yedan war kein Schlechter, das wollte Rhuna auch Neri beibringen. Sie wollte ihrer neuen Freundin klarmachen, das sehr viel mehr dahintersteckte. Auch er würde Zeit brauchen und vielleicht würden selbst Neri und Yedan irgendwann so etwas wie Freundschaft pflegen. Und noch jemanden könnte man nachsagen, dass er unnötig hart und abweisend wäre. Rhuna aber spürte das unterschwellige Kribbeln in sich, wenn sie das Gesicht des Dunklen nur ansah. Ihr Körper reagierte instinktiv darauf, dass er sie angegriffen und vernichtet hatte. Ein Echo hallte in ihr wider. Es fiel schwer das exakt zu trennen und so musste sie alles aufbringen, um auf ihn zu zugehen und die Hand auszustrecken. Der Dunkle musterte sie nur. „… ich finde irgendwie nicht … die rechten Worte…“ Einen Moment schien es, als ließe Calhoun sie abprallen an seiner kühlen Art. Als ließe er ihre Hand fallen und in ihrem Rücken spürte Rhuna, während Neri beste Sicht darauf hatte, wie Yedan unruhig wurde. Er hatte Calhoun fest fixiert und die Hände geballt. Sein Körper war angespannt, als erwarte er einen Angriff. Plötzlich kletterten die roten Augen über Rhuna hinweg und trafen auf helles Braun. Calhoun musterte Yedan ungerührt für eine Weile, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf Rhuna richtete. Er ergriff ihre Hand und drückte kurz. Er rechtfertigte sich nicht, er bat nicht um Verzeihung. Er schüttelte langsam ihre Hand und nickte nur stumm. Dann entließ er Rhuna’s Hand wieder. Er blieb der Eisklotz, der er eben war. Obwohl er sich als außerordentlich hilfreich herausgestellt hatte. Überschwang oder Euphorie sah man jedoch nicht an ihm. Als wäre es ein ganz normaler Tag gewesen. Es würde sich zeigen müssen, ob sich das irgendwann ändern würde… Niemand konnte sagen, was die Zukunft brächte… Aber vorerst brauchten weder Rhuna noch Neri irgendwelche Pläne für eine Zukunft zu schmieden. Nun hieß es… Ausruhen. Für beide und für jene, die sich dem Kampf auf anderer Ebene gestellt hatten.

Nachdem zumindest Neri und Rhuna für sich die Fronten geklärt hatten, war es Kaja, die zu ihnen zurückkehrte. Sie lächelte schon wieder mehr und fand schnell zu ihrer nonchalanten Art zurück. „Ich hab mit meinem Holzkopf-Bruder gesprochen. Er fühlt sich sehr ausgelaugt, wegen der Magie, die er hatte wirken müssen, aber ansonsten hat er sich bereiterklärt, dass ihr vorerst unsere Hütte nehmen könnt.“, teilte sie den vieren mit. „Oder aber zwei nehmen die Hütte von Ajak und mir und zwei können bei Avalinn unterkommen.“, meinte sie und sah Rhuna und Yedan fragend an. Rhuna wusste, dass es in Avalinn’s Häuschen einen Schlafbereich gab, während es bei Ajak und Kaja zwei gäbe. Neri und Calhoun könnten auch getrennt unterkommen, während sich Rhuna und Yedan ein Bett teilten. Oder aber sie teilten sich jeweils ein Bett und kämen allesamt bei den Geschwistern unter. So oder so, würde es nun erstmal Zeit geben, die Wunden zu lecken, sich frisch zu machen, etwas zu essen und zu trinken.
Egal wer mit wem in welchem Haus unterkam, es war für die Vier alles vorbereitet worden. Es gab Obst und Brot, sowie Fleisch, das bereitstand vertilgt zu werden. Es gab jeweils einen Badezuber, der frisch gefüllt und dampfend darauf wartete, all das Schlechte von den Leibern zu waschen. Avalinn war nicht da. Die Heilerin war in das Haus von Farun gebracht worden, wie Kaja zu berichten wusste, und wurde dort von den beiden Geschwistern umsorgt. Auch Arunn fand dort seinen Platz und so wurde das Haus des einstigen Dorfmagiers zu einer Art Hospital. Ajak und Kaja hatten sich bereiterklärt nun erstmal bei Lorna, der Frau von Farun, zu bleiben und ihr somit auch Beistand zu leisten in dieser schweren Zeit. Somit war ihre gemeinsame Hütte frei und bot Platz für die Gäste.
Es stand Neri und Rhuna frei zu tun, wonach ihnen war. Sie konnten sich ausruhen, oder aber das Dorf erkunden. Niemand würde sie aufhalten nach all den Strapazen Zerstreuung zu suchen und zu finden. Wer durch das Dorf wandelte würde feststellen, dass es tatsächlich Vorbereitungen gab, ein Fest zu feiern. Allerdings würde dieses nicht sofort stattfinden. Sie hatten Zeit… Und sie würden Zeit brauchen. Sollten Rhuna und Neriélle den Wunsch verspüren, die Kranken zu besuchen, konnten sie auch das tun. Während Avalinn bewusstlos in ihrem Bett lag und man deutlich die Spuren ihres kräftezehrenden Kampfes erkannte, hatte man Arunn gebadet und ebenfalls in das Bett gelegt, in dem auch Yedan bereits Heilung gefunden hatte. Der Dessarier wäre noch immer bewusstlos und bleib, allerdings wäre seine Wunde deutlich besser, die schwarzen Schlieren nun fort, wo der Dämon getilgt war, und das Fieber hatte sich auch nicht mehr gezeigt. Er war auf dem Weg der Besserung und würde gewiss schon bald die Augen aufschlagen. Bei Avalinn war das nicht sicher. Keiner wusste, ob die Heilerin noch genug Reserven aufbringen konnte, diesen Kampf auch noch zu bestehen. Und Heilerinnen gab es eben nicht wie Sand am Meer und Blätter im Wald. Alles in Allem gab es nun eine Zeit des Kräftetankens. Und sie alle hatten das bitter nötig. Jeder auf seine Weise.


Ihr dürft in den folgenden Posts beschreiben, wie sich Neri und Rhuna nun ausruhen und entspannen wollen. Ihr dürft euch frei bewegen und entscheiden, ob und mit wem ihr interagieren wollt. Reaktionen beschreibe dann wieder ich, aber ihr habt nun etwas Zeit, eure Wunden zu lecken.
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Freitag 28. Juli 2023, 20:46

Neri ahnte nicht, dass das Dorf erst vor ein paar Monaten Opfer von Dunkelelfen geworden war und dabei sogar Yedans Mutter getötet worden war. So konnte sie nicht ahnen, dass dieser Vorfall zusätzlich das Misstrauen schürte, das Calhoun zu spüren bekam - und auch sie. Sie sah die Blicke und die Tuschelnden, doch für den Moment war ihr das egal. Sie wusste im Grunde, dass es falsch gewesen war, den Elfen vor aller Augen zu küssen. Während sie sich vor ihrem Eintreffen im Dorf noch vorgenommen hatte, die Sache mit dem Elfen für sich zu behalten und vor den anderen nichts zu zeigen, hatten die Gefühle sie einfach übermannt und sie hatte sich das genommen, was sie in dem Moment gebraucht hatte. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken - wie so oft in ihrem Leben. Im Moment waren ihr diese Blicke jedoch tatsächlich egal. Calhoun hatte sie etwas aufgebaut. Und sie kannte die Dorfbewohner nicht und sie war auch nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Sie hatte zum zweiten Mal einem Dämon die Stirn geboten, sie hätte sterben können. War es dann falsch, das zu genießen, was einem gut tat?
Wenn Arunn wieder gesund ist, bin ich hier weg, dachte sie noch. Aber sie war froh, dass sie hier wenigstens für eine Weile geduldet war und sie würde das mit Zurückhaltung respektieren, ohne Probleme zu machen. Als Rhuna ihr erlaubte, so lange hierzubleiben, wurden Neris Züge weicher und sie lächelte sie ehrlich an. Sie nahm an, dass Rhuna hier schon lange mit Yedan lebte und daher ein fester Teil der Dorfgemeinschaft war, weshalb sie durchaus glaubte und es in ihren Augen legitim war, dass Rhuna das mitbestimmen konnte. Neri erkundigte sich nach ihrem und Avalinns Zustand, ehe sie es nicht mehr aushielt, und die Jüngere ungefragt umarmte. Sie war schlecht im Reden und ihre Gefühle brachen sich doch eher impulsiv und situativ ihre Bahnen. So wie eben Calhoun, nun auch Rhuna gegenüber, als sie diese fest an sich drückte, was ihre Erleichterung über ihre Rückkehr viel mehr ausdrückte als ihre Worte. Sie war froh, dass es ihr gut ging und sehr erleichtert, dass auch Avalinn lebte und es überstehen würde. Damit war auch eine Heilung für Arunn gesichert.
Still lauschte sie Rhunas folgenden Worten, die ihr allein schon ans Herz gingen, weil sie in ihrer Muttersprache redete und sie an ihre behütete Heimat erinnerte.
„Wir haben zusammengehalten! Ohne dich hätte ich gar nichts geschafft! Und deshalb…Neri, denk nicht, dass du irgendeine Schuld an dem hattest, was mir am Schluss passiert ist! Denk nicht, dass es deine Aufgabe oder Schicksal gewesen wäre, nur weil der Dämon und Dromar mehr Affinität zur Dunkelheit in dir gesehen haben.
"Doch, es war meine Aufgabe. Ich hab es ihm versprochen"
, flüsterte sie mit erstickter Stimme zurück. Sie mied noch immer den Blick zu Yedan und das auszusprechen, wog dann doch nochmal schwerer in ihrem Herzen, als das Versprechen, das stumm zwischen Yedan und ihr stattgefunden hatte.
„Du bist Gut Neri!“
An dieser Stelle musste sie dann doch schlucken und eine Träne kullerte ihre Wange hinab. Sie drückte Rhuna kurz noch etwas fester an sich, ehe sie den Griff wieder lockerte. Es tat gut, es zu hören. Auch wenn es im völligen Widerspruch mit den Worten Dromars und des Dämons stand und sie noch nicht wusste, wer von ihnen allen die Wahrheit sprach. Aber dass sie sich bemühte, sie so sehr aufzubauen, berührte ihr Herz.
„Du hast ein reines und warmes Licht und ein so gutes Herz, dass du sogar bereit warst dein Leben für völlig Fremde herzugeben. Ich habe es gespürt, ich habe es gesehen! Lass dir gar nichts anderes einreden! Und zweifle nicht an dir! Die Dunkelheit ist immer verstärkt dort zu finden, wo das meiste Licht ist! Und … ich glaube auch nicht, dass jede Dunkelheit automatisch etwas Schlechtes bedeutet!“
Neri musste am Ende unweigerlich an Calhoun denken und sie merkte, dass Rhuna diese Worte bewusst wählte und den Blick zum Dunkelelfen hob. Sie merkte auch, wie sich ihr Körper zwischen ihren Armen verkrampfte.
"Er hat das Einzige getan, das getan werden konnte.. und musste. Ich kann mir vorstellen, wie furchtbar das für dich sein muss. Aber ich möchte mir auch nicht vorstellen, was aus dir geworden wäre, wenn er es nicht getan hätte", raunte sie Rhuna ins Ohr, wohl wissend, dass diese damit kämpfte, ihren Mörder anzusehen. Er hatte den Dämon getötet, aber Neri fühlte mit Rhuna, denn selbst für sie war der Anblick nur schwer zu ertragen gewesen, wie Rhuna dort mit aufgeschlitzter Kehle stand. Auch jetzt war die Erinnerung daran nur schwer für sie auszuhalten. Da war es gut, sich daran klammern zu können, dass es seinen Zweck erfüllt hatte.
„Ihr beide habt uns geholfen alle zu retten! Vergiss das nicht und… bitte verzeih Yedan seine Worte. Für ihn ist das alles auf einer anderen Ebene noch schwer!“
"Ich hoffe, dass er mir irgendwann verzeiht", erwiderte sie noch leise, ehe sie sich voneinander lösten, wobei Neris Blick kurz auf Yedan fiel. Andere Worte, die einer Entschuldigung noch näher kamen, durfte er wohl nicht erwarten. Aber es war immerhin ein kleiner Schritt, den Neri auf ihn zumachte. Dann sah sie zurück zu Rhuna und lächelte sacht, weil sie sich wünschte, dass sie es nicht zu ihrem Problem machte. Das war etwas zwischen Yedan und ihr. Und sagte man nicht, dass die Zeit alle Wunden heilte? Hoffentlich bekamen sie viel Zeit..
Als sie sah, wie sich Rhuna an Calhoun wenden wollte, trat sie einen Schritt zurück an seine Seite, um ihr Platz zu machen. Es war ihr anzusehen, wie viel Mut es sie kostete, während Neri einen Blick darauf erhielt, wie sich Yedan in Zurückhaltung übte. Er wirkte jederzeit bereit, dazwischen zu springen, wenn Calhoun eine falsche Bewegung machte. Neri hob ebenfalls den Kopf zu Calhoun hinauf und musterte ihn, während er wiederum den Halbelfen musterte. Sie fragte sich, was in dem Elfen vorging und hätte viel dafür gegeben, endlich einmal hinter die Stirn des Dunklen blicken zu können. Nach einer grenzwertig langen Pause nahm er endlich Rhunas Hand und Neri merkte erst, wie angespannt die Situation gewesen war, als sie nun ihren angehaltenen Atem leise entließ. Es kam ihm keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung über die Lippen. Aber vielleicht war dieser Handschlag trotzdem ein Anfang.

Die Elfe blickte zu der Rothaarigen, die zu ihnen hinüberkam und erinnerte sich wieder an sie. „Ich hab mit meinem Holzkopf-Bruder gesprochen. Er fühlt sich sehr ausgelaugt, wegen der Magie, die er hatte wirken müssen, aber ansonsten hat er sich bereiterklärt, dass ihr vorerst unsere Hütte nehmen könnt.“ Neris Augenbraue hob sich, als sich plötzlich das Bild manifestierte, dass sie zu viert in einem Haus unterkommen sollten. Verstand sie das richtig? Ob das eine gute Idee war? „Oder aber zwei nehmen die Hütte von Ajak und mir und zwei können bei Avalinn unterkommen.“
Das hörte sie dann doch mit einer gewissen Erleichterung. Sie glaubte, dass ihnen allen im Moment etwas Abstand zueinander gut tun würde und wollte für nichts garantieren, wenn sie zu viert in einem Haus auskommen müssten. Zumindest ging es ihr so. Yedan und Rhunas hingegen.. sie würden bestimmt ihre Zweisamkeit genießen. Wieso haben die beiden kein Haus? Vielleicht kennen sie sich doch noch nicht so lange, wie ich dachte? Neri blickte fragend zu Rhuna. Sie würde ihr die Entscheidung überlassen, schließlich waren sie nur Gäste hier im Dorf. Allerdings hoffte sie innerlich, dass sie die Hütte der Geschwister mit Calhoun beziehen könnte. Dort gab es getrennte Zimmer und Neri hatte schon mehrmals zu spüren bekommen, dass Calhoun seine Ruhe ebenso sehr brauchte wie sie. Neriélle war daher froh, dass Rhuna sich für Avalinns Hütte entschied.
"Das ist sehr freundlich von dir und deinem Bruder. Vielen Dank", sagte sie zu Kaja mit ehrlicher Dankbarkeit. Sie konnte nur ahnen, wie schwer es ihr fallen musste, einem Dunkelelfen ihr Heim zu überlassen. Aber sie war froh, dass sie nicht unter freiem Himmel schlafen musste, was ihr sonst nichts ausmachte, aber jetzt sehnte sie sich nach dem Komfort, der sie erwartete und den sie zuletzt vor einer gefühlten Ewigkeit in Shyana Nelle genossen hatte.
"Lass uns später reden, ja?", schlug sie Rhuna vor. Sie sehnte sich nach einer Pause von allen und jeden. Der Dämon hatte auch sie entkräftet und die Auseinandersetzungen und das unterschwellige Misstrauen taten ihr übriges. Aus dem Dunstkreis des Dorfes zu verschwinden und sich zurück zu ziehen, war jetzt genau das, was sie brauchte.

In der Hütte verschaffte sich Neriélle einen kurzen Überblick, konnte dann aber nicht länger widerstehen und schlug sich den Bauch mit dem dargebotenen Essen und Wasser voll. Dabei blickte sie zu Calhoun, der so still wie immer war.
"Wie lange wirst du bleiben?", fragte sie irgendwann und knabberte das restliche Fleisch von einem Hühnerflügel ab. "Musst du irgendwann zurück nach Zyranus?", wollte sie wissen. Oder zu deiner Frau? Sie hatte so viele Fragen an den Elfen. Doch jetzt gerade fühlte es sich schwer an, ein richtiges und aufrichtiges Gespräch mit ihm zu führen. War er noch in sich gekehrter als sonst schon oder bildete sie sich das nur ein? Vielleicht fühlte es sich so an, weil sie selbst so entkräftet war? Neriélle dachte an ihren Kuss zurück. War sie vielleicht doch zu weit gegangen? Bereute er es? Bereute er überhaupt irgendetwas? Bisher machte er nicht den Eindruck auf sie. Vielleicht fühlte es sich zwischen ihnen auch gerade nur kühler an, weil er sich so warm angefühlt hatte, als sie in seiner Umarmung gestanden hatte? Sie beobachtete ihn eine Weile.
Sei nicht töricht, Neri, rief sie sich selbst zur Vernunft. Irgendwie fiel ihr das Zusammensein mit ihm gerade schwer. Dieses Ungewisse und die Unklarheiten, die zwischen ihnen schwebten.
"Ich nehme ein Bad", informierte sie ihn dann nur und erhob sich. Inzwischen hatte das Wasser eine, zwar immer noch sehr warme, aber erträgliche Temperatur erreicht. Calhoun hatte sich bisher nicht vor den eiskalten Flüssen im Winter gescheut, also konnte er sicherlich noch warten. Nackt ließ sie ihren überanstrengten und ausgelaugten Körper in den Badezuber sinken und seufzte, als die Wärme ihren Körper umfing. Sie schloss die Augen und ließ sich einfach treiben. Das Bad tat so unglaublich gut und sie genoss es in vollen Zügen. Das letzte Mal hatte sie sich in Shyana gründlich gewaschen. Sie genoss die Wärme und die Ruhe, die sie hier umgab. Doch damit kehrten auch all die Bilder und Gefühle der vergangenen Geschehnisse in ihren Geist zurück. Dromars Worte, der irgendetwas in ihr gesehen hatte, das sie als Wirt für den Dämon auszeichnete.. besser noch als die bereits markierte Rhuna. Calhoun, der der Meinung war, dass etwas in ihr die Dunkelheit sehen könne. Sie hörte die Worte des Dämons, der wollte, dass sie ihn liebte und der ihr die Welt zu Füßen gelegt hätte. Sie dachte an das Gefühl zurück, als sie in der Illusion diese Macht gespürt hatte. Es hatte ihr gefallen. Die Erinnerungen umspülten sie und es wurde ihr alles zu viel. Sie wusste nicht zu unterscheiden, ob es nur Verlockungen, Lügen oder einfach die Wahrheit war, die jeder für sich ausgesprochen hatte? Rhuna hingegen hielt sie für eine gute Seele. Doch Neri selbst fühlte sich nicht so. Sie hatte sich noch nie reinen Herzens gefühlt. Sie fühlte sich zu den Schatten hingezogen, sie bandelte mit einem verheirateten Dunkelelfen an und sie hätte fast nach der dunklen Macht gegriffen, die ein Dämon ihr angeboten hatte. Wie konnte sie da gut sein? Oder konnte man gut sein und trotzdem böse Sachen mögen? Neri rutschte weiter in den Badezuber hinunter, bis ihr Kopf unter Wasser tauchte. SIe wollte diese zwiespältigen Gedanken nur noch wegspülen. Sie blieb so lange unter Wasser, bis sie keine Luft mehr bekam, und tauchte dann wieder auf. In tiefen Atemzügen atmete sie die warme Luft ein, die den Raum schwängerte. Dann strich sie sich die nassen Haare zurück, die nur noch einen Schimmer der ehemaligen violetten Haarfarbe in sich trugen, und lehnte sich mit den Hinterkopf gegen den Rand des Beckens.
Mit einem Stück Seife wusch sie sich schließlich gründlich Körper und Haare und stieg irgendwann aus dem Badezuber. Dann wickelte sie sich ein Handtuch um den Körper und verließ den Raum. Sie spähte in den Wohnbereich, um Calhoun zu sagen, dass er nun baden könnte, doch er war weder dort noch in einem der hergerichteten Zimmer. Er musste während ihres Bades gegangen sein. Neri seufzte und merkte, dass sie enttäuscht war. Vielleicht hatte sie ein ganz kleines bisschen auf die Möglichkeit gehofft, dass der Dunkelelf all ihre Zweifel mit ein paar leidenschaftlichen Berührungen zerstreuen würde. Doch er war weg und Neri blieb sich selbst überlassen.

Seufzend betrat sie Kajas Zimmer und sah sich ein wenig genauer um. Neugierig, wie sie war, glitten ihre Augen über die Ausstattung und waren auf der Suche nach persönlichen Details. Allerdings schnüffelte sie nicht. Was nicht offensichtlich herumlag, bekam sie auch nicht zu Gesicht. Ihr war bewusst, dass sie allenfalls hier geduldet waren und da wollte sie wenigstens den Anstand zeigen, den sie noch aufbringen konnte.
Auf dem Bett entdeckte sie ein paar verschiedene Kleidungsstücke und nahm diese genauer in Augenschein. Von ihren eigenen Sachen taugten, von ihren Stiefeln abgesehen, höchstens noch die Hose, ihre luftige Jacke und der Wollmantel etwas, doch diese Sachen wollte sie erst waschen, bevor sie sie erneut anzog. Daher war sie froh um die kleine aber feine Auswahl an Kleidungsstücken, die Kaja ihr bereit gelegt hatte. Sie entschied sich für ein einfaches dunkelgrünes Kleid, dessen lange Ärmel eng an den Handgelenken endeten. Da sie so groß war, fiel es etwas kürzer aus, aber an der Rückseite war es länger geschnitten und endete immerhin knapp über den Kniekehlen. Darunter zog sie sowieso eine braune Hose an. Um die Taille band sie sich einen Gürtel, der so lang war, dass sie ihn gleich dreimal im ihre Taille wickeln konnte, wodurch diese besonders betont wurde. Danach legte sie sich ein braunes Cape mit Kapuze um die Schultern und band es vor dem Hals zusammen. Es war so kurz, dass es nur die Oberarme bedeckte. Die Haare blieben nass und offen, wie sie waren. Neri wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden, denn sie wollte unbedingt zu Arunn. Auf dem Weg nach draußen fiel ihr auf, dass Calhouns und ihr Gepäck wieder aufgetaucht und neben der Tür abgestellt worden war. An ihrem Beutel hing noch immer ihr zerstörter Bogen. Neri dachte an Kayon, über dessen Haus ein Schild hängte, das entweder ihn oder einen anderen Bewohner als Bogenbauer auszeichnete. Also nahm sie die zerstörte Waffe und verließ die Hütte.

Die kalte Winterluft schlug ihr entgegen, tat nach dem heißen Bad aber gut und weckte ihre Lebensgeister auf eine andere Art und Weise. Mit erhobenen Haupt lief die Elfe durch das Dorf und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Falls man sie ansah, sah sie mit neutraler Miene zurück. Sie musste sich zunächst zu Arunn durchfragen, doch schnell verwies man sie an Faruns Haus, vor dem sie am Ende stand. Sie klopfte höflich an die Tür und wartete, bis man ihr öffnete.
"Ich bin wegen Arunn hier. Kann ich nach ihm sehen?", fragte sie und bemühte sich um Freundlichkeit. Glücklicherweise ließ man sie anstandslos herein und erzählte ihr, dass es dem Menschen besser ging. Auch ihre genauen Nachfragen wurden beantwortet und Neri erfuhr, dass das Fieber und die schwarzen Striemen verschwunden waren, was ihr große Hoffnungen machte. Sie fühlte förmlich einen ganzen Stein von ihrem Herzen fallen. Neri bedankte sich ehrlich für die Hilfe und konnte dann noch etwas alleine an seinem Bett sitzen bleiben. Erst jetzt griff sie nach seiner Hand und strich ihm eine Strähne aus der Stirn, die nicht mehr glühte. Er sah friedlich aus. Und viel besser als noch Stunden zuvor.
"Ich bin so froh, dass es dir besser geht. Endlich", murmelte sie leise und drückte seine Hand. "Und dass sie dich endlich gewaschen haben", schmunzelte sie über die Neckerei, die sie wiederholen würde, wenn er wieder wach war. Neri blieb noch eine Weile bei ihm, ehe sie sich wieder erhob, und sich an die Elfe wandte, die hier half.
"Ruft ihr mich bitte, wenn er wach wird? Egal, wie spät es ist", bat sie eindringlich. Sie wollte sich schon abwenden, ehe ihr noch etwas einfiel. "Noch eine Frage.. könnt Ihr mir sagen, was Ottsel gerne essen?"

Im Anschluss kehrte Neriélle noch einmal in die leere Hütte zurück, nahm etwas von dem reichlich gedeckten Tisch und schlenderte dann erneut durch das Dorf. Diesmal ließ sie sich mehr Zeit. Die goldenen Augen versuchten, alle Eindrücke und Eigenarten des Dorfes in sich aufzunehmen. Die Vorbereitungen für das Fest waren schon in vollem Gange. Doch sie suchte etwas bestimmtes. Es dauerte eine Weile, bis sie Pitt am Rande des Dorfes erspähte.
"Hey, Pitt", begann sie kleinlaut und zeigte ihm den Apfel und das gekochte Ei. "Ich weiß jetzt, was Ottsel gerne essen. Kürbis ist laut einer Elfe hier nicht die erste Wahl, mh?" Sie hockte sich hin und hielt ihm das Essen vor die Nase. "Ich war eine taktlose Hexe vorhin. Es tut mir leid, ja?" Sie sah ihn entschuldigend und aufrichtig an. Sie hatte ja noch immer keine Ahnung, welche Aufgabe das Ottsel in dem ganzen Desaster übernommen hatte und wie viel Dankbarkeit er eigentlich verdient hatte. Neri wusste nicht, dass er nicht die ganze Zeit in der Schattenwelt gewesen war. Irgendwann hatte sie ihn aus den Augen verloren. "Ich hoffe, es geht dir gut? Schön, dass der Dämon deinen kleinen Hintern nicht verbrannt hat", versuchte sie es mit etwas frecheren Worten. Sie hoffte, dass das die Wogen zwischen ihnen glättete. Und vielleicht erzählte er ihr ja sogar ungefragt etwas über das Geschehene? Irgendwann brach sie jedoch zu Kayons Haus auf und lud das Ottsel dazu ein, sie zu begleiten, wenn er wollte. Sie klopfte kräftig an Kayons Tür und hoffte, dass jemand anwesend war, sodass sie mit einem Blick auf ihren zerbrochenen Bogen nach dem Bogenbauer fragen konnte.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 30. Juli 2023, 14:54

Es war eine unwirkliche Situation, der Rhuna gegenüberstand. Calhoun hatte den Dämon wieder zurück in den Harax geschickt. Er war eigentlich einer der Helden und doch hatte ihn das Mittel zum Zweck gleichzeitig zum Mörder von Rhuna gemacht. Und doch, stand sie nun hier, lebendig vor ihm, weil sie jemand zurückgeschickt hatte.
Wie das alles sein konnte, wusste und verstand die junge Elfe auch nicht. Die Erinnerungen waren klar und realistisch abrufbar, so dass sie meinte die Klinge, die ihre Kehle durchschnitten hatte noch immer spüren zu können. Und doch… trug sie keine derartige Wunde oder überhaupt eine Narbe an ihrem Körper, die von solch einem Ereignis zeugte. Konnte Calhoun überhaupt als Mörder bezeichnet werden?
Rhuna hatte für sich selbst beschlossen ihn nicht so betrachten zu wollen. Doch war das alles komplizierter, als sie es sich wünschen würde. Die Erinnerungen des Erlebten ließen ihren Körper und ihre Seele instinktiv vor dem Dunklen zurückschrecken. Es war ein Trauma, das sie zwar überwinden wollte, was jedoch Zeit und Kraft benötigen würde.
Und doch wollte sie Calhoun nicht das Gefühl geben, dass er jemand Schlechtes war, ob es ihn nun interessierte, oder nicht. Seine Tat hatte das Leben ihrer Lieben geschützt und dafür war ein Dank fällig. Irgendwie…!
Das Danke auszusprechen war jedoch genauso komisch, wie die ganze Situation. Von daher hoffte Rhuna einfach, dass er verstand, was sie ihm mitteilen wollte. Ob und wie feinfühlig er war, konnte sie natürlich nicht wissen. Doch sie vermutete, dass hinter seiner eisigen Art ein schlauer Kopf, ein Stratege und … wenn sie sein Verhalten Neri gegenüber bedachte, auch ein guter Kern steckte.
Im Augenwinkel konnte die Brünette Yedans Anspannung erahnen und es tat ihr erneut leid, ihrem Liebsten noch keine Ruhe zu gönnen. Doch das hier… war ihr wichtig und sie wollte es für sich tun.
Für einen Moment sahen sich Dunkelelf und Shyánerin nur an und es sah so aus, als würde Calhoun ihre Hand nicht greifen. Sein Blick kletterte viel mehr zu Yedan, so dass sie befürchtete, dass dessen Reaktion erneutes Öl für das Feuer war, das seine, in Trauer und Wut gesprochenen Worte vor ihrer Rückkehr möglicherweise entfacht hatte. Doch zu ihrer Überraschung kehrte sein Fokus auf sie zurück und dann spürte sie eine warme Berührung an ihrer Hand, die in einen kurzen aber deutlich spürbaren Druck mündete.
Das aufkommende Zucken ihres Körpers unterdrückte sie erfolgreich und ein kleines ehrliches Lächeln erhellte ihr Gesicht. Dass er nichts sagte, war für sie dabei vollkommen in Ordnung. Immerhin hatten auch ihr die Worte gefehlt und eine Entschuldigung war nie ihr Ansinnen gewesen.
Sie nickte Calhoun ebenfalls zu, ehe sie wieder auseinandergingen. Rhuna sah Neri lächelnd an, ging dann aber zu Yedan, dessen Hand sie wieder nahm und zu ihren Lippen führte, um auf seine Finger einen Kuss zu hauchen.
„Es ist alles gut!“, flüsterte sie ihm entgegen und meinte jedes ihrer Worte ehrlich, doch spürte sie, wie viel Kraft und innere Anspannung sie für diese kleine Geste hatte aufbringen müssen. Ihre Beine kribbelten und es fühlte sich so an, als würde sich schleichend eine Betäubung ausbreiten, wodurch sie bald das Gespür für diese verlieren würde.
Ihr Körper forderte vehement Ruhe ein und der Gedanke, sich dies wirklich erlauben zu können, verleitete sie dazu sich an Yedan zu lehnen, ihr Gesicht an seine Brust zu schmiegen und die Augen zu schließen. Sie nahm seinen Geruch wahr, der stets eine beruhigende Wirkung auf sie hatte, doch wurde dieser leider von dem Geruch nach Blut und Tod begleitet. Sie öffnete die Augen. Ihr Violett fokussierte sich, so dass sie die feine Webstruktur seines Hemdes sehen konnte, in dessen helle Farbe sich verschiedene Abstufungen von Rot hineingefressen hatten. Der rote Lebenssaft fing bereits an zu trocknen und härtete den Stoff an einigen Stellen aus, so dass der Stoff sich nicht mehr so fließend bewegte, wie es das Material normalerweise zuließ.
Das meiste davon… ist mein Blut…!, registrierte Rhuna, die dasselbe hartverklebte Gefühl in ihren Haaren und auch am Stoff ihres Kleides spüren konnte. Erneut schickte ihr Körper ein instinktives Warnsignal durch ihren Körper. Doch ihr Herz fand genug Blut, das es durch ihren Körper pumpen konnte, so dass sich das Empfinden erneut als eine Art Phantomgefühl herausstellte. Bedrückt verstand Rhuna, dass sie trotz der wundersamen Heilung Wunden erlitten hatte, dessen Ausmaß sie noch nicht abschätzen konnte. Doch das einzige, was für sie zählte war, dass sie am Leben und hier sein durfte.
Ihr Blick hob sich und suchte Yedans Braun. Wie gerne hätte Rhuna ihm gesagt, dass sie mit ihm zurück in sein kleines Lager im Sarius gehen wollte, doch sie glaubte, dass ein richtiges Bett und die Möglichkeit eines anständigen Bades für den Moment die bessere Entscheidung wäre. Ob sie zu Kayon gehen sollten? Und wo würden Neri und Calhoun unterkommen?
Die Antwortsuche blieb der brünetten Elfe erspart, denn plötzlich tauchte Kaja wieder auf, die ihnen verschiedene Optionen anbot.
„Ich hab mit meinem Holzkopf-Bruder gesprochen. Er fühlt sich sehr ausgelaugt, wegen der Magie, die er hatte wirken müssen, aber ansonsten hat er sich bereiterklärt, dass ihr vorerst unsere Hütte nehmen könnt.“, bot die rothaarige Jägerin an, woraufhin Rhuna von Calhoun zu Neri und von ihnen wieder zu Yedan sah.
… ich weiß nicht, ob das so gut wäre…! Es ist zwar eine Lösung, nur… Zwar war Yedans Miene ihres Erachtens nach beherrscht, doch glaubte sie zu wissen, dass ihm diese Option nicht gefallen würde. Sie alle brauchten Ruhe, etwas Zeit für sich und so nah sich Rhuna Neri auch fühlte, glaubte sie, dass sie einer Meinung sein würde, wenn sich ihre Wege für die nächsten Stunden und die Nacht trennen sollten.
Calhoun und Neri sollten dann zu Kaja und Ajak. Dort haben sie auch mehr Ruhe, als sie in einem Wirtshaus hätten., dachte sie und überlegte schon, wo sie und Yedan unterkommen sollten, als Kaja erneut eine Lösung anbot:
„Oder aber zwei nehmen die Hütte von Ajak und mir und zwei können bei Avalinn unterkommen.“ Lächelnd sah sie ihre rothaarige Freundin an. Sie und Ajak hatten wohl an alles gedacht.
„Danke Kaja. Kannst du mir noch sagen… wie es Avalinn geht? Kann ich sie noch besuchen, oder sollte sie Ruhe haben?“, fragte Rhuna mit nach wie vor großer Sorge um die Heilerin.
Zusammen beschlossen sie, dass es für den Moment besser wäre, wenn sie nicht kämen, denn auch die Geschwister und auch Lorna, die viel zu verarbeiten hatte, würden Ruhe und Schlaf brauchen. Es war so viel passiert und jeder musste auf seine Weise einen Weg finden zu verarbeiten.
„Dann komme ich morgen. Aber sagt bitte, wenn wir etwas tun können!“, bat die Elfe erneut und spürte selbst eine kleine Erleichterung nicht noch verschiedene Orte aufsuchen zu müssen. Nun blieb nur noch die Entscheidung, wie sie einander aufteilen würden. Neris Blick lag bereits fragend auf ihr und Rhuna meinte, dass darin noch eine weitere Frage verborgen lag, die sie allerdings nicht erkannte.
„Ich würde sagen ihr geht zu Ajak und Kaja.“, schlug Rhuna vor und erklärte den beiden dann noch den Weg zu dem Häuschen.
„Lass uns später reden, ja?", sagte Neri noch, woraufhin sie ein Nicken seitens der Brünetten erhielt. „Ruht euch aus!“, rief Rhuna ihnen zu, ehe sich ihre Wege dann trennten.
Ein erschöpfter Atemzug verließ ihre Lippen und sie schloss kurz die Augen. Nun blieb nur noch die Frage, wohin Yedan und sie gehen würden. Bei dem Gedanken bei Avalinn unterzukommen, machte sich ein komisches Gefühl breit. Und bei Kayon war sie sich nicht ganz sicher, ob sie die Ruhe bekommen würde, nach der sie sich so sehr sehnte.
Kayon wird Yedan sehen wollen. Ich sollte nicht so egoistisch denken…, rügte sie sich und hob dann den Blick zum Halbelfen.
„Kannst du entscheiden? Ich will einfach nur da sein, wo du bist! Nur…“ Ihr Blick wanderte über seine und ihre eigene Kleidung. „…sollten wir zusehen wo wir ein Bad und neue Kleider bekommen. Ich… würde mich gerne… waschen!“. Das trocknende Blut hinterließ ein gespanntes Gefühl, das sie einfach nur loswerden wollte. Tatsächlich wollte sie viel loswerden. Sie hatte das Gefühl, dass auch einiges zwischen ihr und Yedan stand und dieses Gefühl war für sie tatsächlich in ihrem Zustand kaum zu ertragen.
„Ich… wäre einfach gerne mit dir… allein!“, flüsterte sie in einem Anflug der Schwäche, der sie sich noch immer nicht ganz ergeben wollte.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Montag 31. Juli 2023, 00:54

Es würde seine Zeit brauchen, bis alle Beteiligten die Vorkommnisse in diesem Wald verstehen würden. Vielleicht gelänge ihnen das nur im Ansatz, vielleicht gar nicht – irgendwann aber wurde das Erlebte ein wenig in den Hintergrund gerückt, um Platz zu schaffen für all das Neue und schöne, das da in der Welt auf sie warten würde. Rhuna und Neri aber hatten beide das Bedürfnis, sich ein wenig zurückzuziehen. Keine von ihnen schloss die andere aus, doch kannten sie einander nicht wirklich und nun galt es erstmal, ihre Wunden zu lecken. Bis sie sich wiedersehen würden, um vielleicht noch einmal in Ruhe über alles sprechen zu können. Und sich kennenzulernen. Dass die Chemie zwischen ihnen stimmte, hatte der Ausgang dieses Dramas gezeigt. Neri hatte sich nicht abwenden können, als Rhuna Hilfe am nötigsten hatte. Die sonst eher sprunghafte Elfe hatte Verantwortung gezeigt und sich nicht einfach aus dem Staub gemacht. Obwohl ihre Verantwortung streng genommen fehlte. Nun aber erlebte Neri, dass es nicht immer auch etwas Gutes war, wenn man seine Ängste überwand und über seinen Schatten sprang. Sie wurde gemieden. Von Yedan. Der Halbelf strafte die andere Elfe mit Nichtbeachtung. Zwar hörte er die Worte und sicher berührten sie ihn auch, aber auch er würde Zeit benötigen. Und Rhuna wusste warum. Calhoun war… Calhoun. Er wirkte unbeteiligt – zumindest auf der Empathieebene. Es war mitunter auch beeindruckend, dass er sich nicht dem Ansehen eines ganzen Dorfes beugen würden, dass es an ihm abperlte, was andere von ihm halten konnten. Er fiel zurück auf seine stoische Gelassenheit und hatte nicht mal etwas einzuwenden, als Neri entschied, dass sie mit ihm das Haus der Geschwister bezogen. Rhuna und Yedan würden in Avalinn’s Hütte ein gemütliches Heim finden, an dem sie die Präsenz der Heilerin finden konnten, wohin sie auch schauten. Sie würde ihnen Trost spenden und einen Segen, der ihre Gemüter entspannen ließ.

Neriélle:
Für Neri aber war der Gang zum Haus der Geschwister Ajak und Kaja ein wenig wie ein Spießrutenlauf. Sie sah die Blicke, sie hörte das Tuscheln. Sie konnte nicht ausmachen, worin diese begründet lagen, doch dass es etwas mit dem Dunkelelfen in ihrem Rücken zu tun hatte, das konnte sie durchaus erkennen. Und sie verübelte es ihnen nicht mal. Auch sie hegte Vorurteile. Dass es nun ausgerechnet dieser Mann war, der sie trotz ihrer Antipathie dem dunklen Volk gegenüber, an eben jenes Band… wer hätte es ahnen können? Vielleicht wäre sie ja doch mit dem Dämon im Innern so viel besser klargekommen als Rhuna. Einfach, weil sie… Dunkelheit im Herzen trug? Neri brauchte Abstand. Ajak und Kaja’s Hütte lag oberhalb des Waldbodens. Neri musste an dem großen Baum, der imposant das Dorfzentrum bildete, die in die Rinde geschlagene Treppe nehmen, um auf das erste Plateau zu kommen. Die Elfen hatten in diesem Dorf die Plateau’s der großen Eiche bebaut und sich kleine, niedliche Waldhütten errichtet. Sie waren freundlich gestaltet, mit moosbedeckten Dächern und bunten Blumenkästen vor den Fenstern. Neriélle konnte sehen, dass diese Plateaus sich über mehrere Ebenen erstreckten. Von einem zentralen Plateau aus ging es stets über eine weitere Holzstiege höher oder es führte eine Hängebrücke hinauf. Nach zwei weiteren Ebenen erkannte man das gewaltige Blätterdach dieses Baumes. Es war imposant und atemberaubend. Die dicke der jeweiligen, tragenden Äste glich der von anderen Baumstämmen. Die Eiche stand wie ein Fundament im Zentrum des Dorfes und bildete den Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft. Dort, wo Neri und Calhoun ins Dorf gelangt waren, gab es in einem Halbrund Hütten. Es waren allerdings eher die der Menschen oder aber Geschäfte. So, wie die Taverne, das Haus von Farun oder aber auch das des Bogenbauers Kayon. Neriélle aber brauchte nun erstmal einen Moment und sah sich im bezogenen Haus um. Auf dem Tisch hatte Kaja ihnen etwas Leckeres zu Essen hingestellt, an dem sich Neri auch gleich gütlich tat. Frisches Obst, herzhaftes Fleisch und Brot gab es. Dazu einen Krug klaren Wassers und Honigwein. Die Hütte selbst wirkte ein wenig chaotisch und spiegelte das ungleiche Geschwisterpaar wieder. Hier und dort lagen Sachen herum, die offene Wohnküche verband sich mit dem Tisch, auf dem das Essen stand und dem Wohnzimmer zu einem einzigen Raum. Rechts von der Couch ging Kaja’s Zimmer ab. Das Bett stand linker Hand, darüber ein Bücherregal. Neben der Tür gab es eine kleine Kommode, schräg gegenüber noch ein kleiner Tisch. Platz war in der kleinsten Hütte, aber das Bett sah frisch bezogen aus und darauf lagen einige Kleidungsstücke, die offenbar für Neriélle bereitlagen. Nebenan befand sich das Zimmer von Ajak. Er war bedeutend aufgeräumter, nicht so chaotisch wie seine Schwester. Ajak war ein blonder, gutaussehender Waldelf und übte sich in der Naturmagie. Kaja hingegen war eine rothaarige, sommersprossige Elfe mit einem kessen Mundwerk und reichlich Energie. Trotzdem wirkte es heimelig hier.
Nachdem Neriélle etwas zu sich genommen hatte, wollte sie das Bad nehmen, von dem sie bereits seit Tagen träumte. Calhoun blickte auf und nickte nur stumm. Auf ihre Fragen hatte er vage wie er war geantwortet: „Nicht lange“ und „Zyranus war ein Desaster. Auf mich warten andere Aufgaben“, waren trockene Kost. Er blieb regelrecht verschwiegen und schien alles mit sich selbst auszumachen. Er war ihr keine Hilfe. Bevor die Frustration zu groß wurde, verschwand Neri in dem letzten Zimmer dieser Hütte. Das Bad war klein. Es passte gerade der Zuber herein, doch offenbar pflegte hier Ajak die Hand des Hausherrn. Es war sauber, aufgeräumt und es stand sogar eine kleine Pflanze auf dem winzigen Fenstersims, durch dessen Glas ab und an etwas Sonne einfiel. Das Wasser war inzwischen etwas abgekühlt, sodass Neri sich nicht verbrühen würde. Mit der Ruhe kamen aber auch die Gedanken zurück und begannen Neri zu quälen. Es war alles so verwirrend und erschreckend. Sollte sie wirklich die Dunkelheit in sich tragen? Und was würde das bedeuten? Für sie und für ihre Zukunft? Um sich und die trudelnden Gedanken zu beruhigen, tauchte sie unter. In dem Moment bekam sie nicht mit, wie die Tür nebenan ins Schloss fiel und ein gewisser Elf sich aus dem Staub machte. Das Bad klärte ihr Gemüt und lockerte ihren Körper. Es war eine Wohltat, doch irgendwann musste sie wieder entsteigen, wenn sie nicht schrumpelig werden wollte. Erst beim Herauskommen bemerkte sie, dass Calhoun nicht anwesend war. Enttäuscht und einer möglichen Zerstreuung beraubt, suchte sie sich etwas anderes zum Ablenken.

Rhuna:
Wie lange war sie nun von zu Hause fort? Es waren erst ein paar Tage, wenige Wochen vielleicht. Doch Rhuna hatte das Gefühl bereits ein ganzes Leben gelebt zu haben. Ihre neue Welt war intensiv und brachte sie bis zum Ende. Das Ende… Dass sie es so schnell gefunden hatte, hätte sie wohl nicht geglaubt. Aber sie erinnerte sich daran. An das leichte Gefühl, den Strand und die Wellen. Es war friedlich dort, wo sie alle einmal hingingen. Das Leben allerdings war schwer und rau. Rhuna schwankte und wurde von Yedan gehalten. Der Sarier wich ihr nicht von der Seite und spendete Halt, wo sie ihn zu verlieren drohte. Tapfer hatte sie gekämpft, doch jetzt sehnte sie sich nach Entschleunigung. Sie brauchte dringend Ruhe. Ihr Körper signalisierte es ihr, schrie danach, sich endlich ausruhen zu dürfen. Zum Glück war es Kaja, die für Abhilfe sorgte und ihr die Entscheidung, die sie gerade nicht treffen konnte, abnahm. Dabei war es weder für Rhuna noch für Neri eine Frage, ob sie zusammen in eine Hütte wollten. Nein – Abstand. Das war nötig. Und so entschieden sich die neuen Freunde für die Hütte der Geschwister. Man würde sich wiedersehen und es würde Gelegenheit geben, miteinander endlich ein vernünftiges Gespräch zu führen. Doch jetzt noch nicht. Nachdem Neri und Calhoun gegangen waren, lehnte sich Rhuna an Yedan und gab das erste Mal dem schwachen Gefühl in ihren Beinen nach. Sofort konnte sie seinen Arm spüren, der sich um ihre Schulter legte und sie hielt. Hier war sie sicher. Hier fand sie Geborgenheit. Doch etwas störte… Der metallische Geruch von Blut hing ihr in der Nase und raubte ihr das Gefühl von Entspannung. Es lockte die schlimmen Gedanken hervor und triggerte das Trauma, das ihre Seele erlitten hatte. Ihr Halbelf schien das zu spüren, denn er strich ihr liebevoll über den Kopf. „Kannst du entscheiden? Ich will einfach nur da sein, wo du bist! Nur… …sollten wir zusehen wo wir ein Bad und neue Kleider bekommen. Ich… würde mich gerne… waschen! Ich… wäre einfach gerne mit dir… allein!“, gestand sie und spürte eine unsichtbare Barriere, die sie nicht hier klären konnte und wollte. Yedan nickte und stützte Rhuna. Er würde ihr den Weg über helfen und nicht von ihrer Seite weichen. „Wir werden zu Avalinn gehen.“, entschied er. Es war eine gute Entscheidung, denn Rhuna würde sich nach etwas Ruhe daran erinnern, dass der alte Mann nur ein Bett und einen Raum gehabt hätte. Es war einfach besser, sich zurückzuziehen. Und so führte Yedan seine Rhuna zielstrebig zum Haus von Avalinn. Anders als Rhuna vielleicht erwarten könnte, befand sich das Haus in einem vertrauten Zustand. Es war heimelig, gemütlich und strahlte trotz Fehlen der Heilerin, Wärme aus. Avalinn war nicht fort… sie würde Zeit benötigen, aber sie wäre noch bei ihnen… Es war nicht das Heim einer Toten. Und so führte Yedan Rhuna zu der bepolsterten Sitzmöglichkeit, auf der sie bereits erwacht war und reichte ihr etwas Wasser. „Ich bereite den Zuber vor und du ruhst dich einen Moment aus, in Ordnung?“, fragte er. Doch er erwartete gar keine Antwort. Er tat es einfach. Es dauerte nicht lange, da hatte er das Bad vorbereitet und sogar einige hübsche Blüten ins Wasser gelassen. Dann ergriff er ihre Hände, zog sie auf die Füße und führte Rhuna in den abgetrennten Bereich. Hier gab es nur einen Vorhang als Sichtschutz, doch sie waren unter sich. Das Dorf wusste, dass Avalinn eine Weile ausfallen würde. Es würde sie also keiner stören. Dann trat Yedan hinter Rhuna und half ihr mit sanften Berührungen, ihre Kleider zu entfernen. Dabei ließ er seine Fingerkuppen sanft über ihre Haut fahren. Er sprach nicht. Wirkte sogar etwas verschlossen. Doch seine Berührungen versprachen Rhuna, dass sich an seinen Gefühlen überhaupt nichts geändert hatte. Bevor sie das letzte Kleidungsstück fallenlassen konnte, senkte er seine Lippen auf die Stelle zwischen Nacken und Schulter. „Ich dachte, ich hätte dich verloren…“, flüsterte er und sie spürte, wie er mit der Fassung rang. Er schloss die Augen, schob seinen Arm über ihren Bauch und drückte die an sich. „Lass uns so etwas nie wieder machen…“, murmelte er nicht ganz ernstgemeint und tatsächlich zuckte ein Schmunzeln auf. Danach entließ er sie aus seinem Griff und würde ihr beim Einsteigen in den Zuber helfen, falls sie das wollte. „Willst du allein sein? Oder…“, sein Blick fiel auf das Wasser. Sie könnten auch gemeinsam baden, doch er würde akzeptieren, wenn sie etwas Zeit für sich bräuchte.

Neriélle:
Auf der Suche nach Ablenkung fand Neri den Weg mit etwas Hilfe zu Farun’s Haus. Es war hübsch anzusehen, wirkte liebevoll und warm von außen. Die Elfe fand sogar schnell Einlass, als sie nach Arunn fragte. „Ihm geht es deutlich besser.“, sagte Kaja und führte Neri nach oben. Ein langer Flur führte zu einer Art Galerie, an der eine kleine Frau mit dem Rücken zu ihr saß. Sie schien etwas auf einer Staffelei zu malen und in Gedanken versunken. „Das ist Lorna. Die Frau von Farun…“, murmelte Kaja und zog die Nase kraus. „Sie ist vollkommen in sich gekehrt, seit er abgeführt wurde.“, erklärte die Rothaarige und nickte zu einer Tür rechts von ihnen. „Hier ist es. Geh ruhig rein. Wenn du was brauchst, sags ruhig.“, bot sie an und ließ Neri dann allein. Die Elfe hatte Zeit zu erkennen, dass es ihm besser ging. Er sah deutlich besser aus und auch wenn sein dunkler Bart etwas voller geworden war, so hatte sich sein Erscheinungsbild deutlich gebessert. Zudem war er gewaschen worden! … " Ich bin so froh, dass es dir besser geht. Endlich… Und dass sie dich endlich gewaschen haben" Fast hätte sie sein kesses Grinsen vermutet, doch er regte sich nicht. Es würde vielleicht noch etwas dauern, aber er wurde gesund. Jetzt, wo die schwarzen Schlieren nicht mehr waren und die Infektion wohl zurückging. Kaja erklärte, dass sie vermuteten, dass die schwarzen Schlieren, die Neri auch auf den entsetzten Gesichtern der Leichen in der Höhle gesehen hatte, scheinbar mit dem Dämon zusammenhingen. Jetzt konnte Arunn’s Seele besser heilen, da seine Wunde nicht mehr von Hoffnungslosigkeit korrumpiert wurde. "Ruft ihr mich bitte, wenn er wach wird? Egal, wie spät es ist.“ Kaja nickte. "Noch eine Frage... könnt Ihr mir sagen, was Ottsel gerne essen?" Mit einem Mal schob sich der blonde Elf aus dem Zimmer in dem vermutlich Avalinn lag. Er sah Neri aus dunklen, braunen Augen an und lächelte entwaffnend. Ajak sah etwas blasser als gewöhnlich aus, war aber charmant, wie man ihn kannte. Kaja rollte schon die Augen, bevor er den Mund aufmachte. „Was denn?“, wollte der Elf wissen und Neri wurde Zeugin echter Geschwisterliebe. „Du bist unverbesserlich! Sie besucht ihren Freund und du… setzt deinen Flirtblick auf!“, schnauzte Kaja zischend. Ajak lachte tief brummend. „Quatsch! Ottsel mögen unterschiedliche Dinge. Frag es doch einfach oder probier es aus.“, beantwortete er Neri’s Frage. Dann verschwand er wieder im Zimmer. Kaja schüttelte den Kopf und sah Neri halbernst an. „Er nun wieder. Er macht das fast bei jeder… Obwohl… in letzter Zeit nicht mehr so. Naja. Ich weiß, dass Ottsel nicht gerne Kürbis essen. Versuchs mit Apfel oder… hier, ein Ei.“, sie grinste und verabschiedete sich dann von Neriélle. Jene fand das Ottsel mit Jún im Gepäck durch das Dorf schlendern. "Hey, Pitt! "Ich weiß jetzt, was Ottsel gerne essen. Kürbis ist laut einer Elfe hier nicht die erste Wahl, mh?". Pitt blieb stehen und musterte Neri argwöhnisch. „Kann sein.“, maulte er dann und zuckte die winzigen Schultern. "Ich war eine taktlose Hexe vorhin. Es tut mir leid, ja?", er sah auf das Essen vor seiner Nase. Er schielte sogar etwas. Dann aber warf er Neri einen argwöhnischen Blick zu und rümpfte die Nase. „Ach, gib schon her!“, maulte er und griff sich das Ei und den Apfel. Mit vollen Wangen und schmatzend winkte er ab. „vergeben und … nee, das merk ich mir.“, grinste er dann mit reichlich Gekautem zwischen den Zähnen. "Ich hoffe, es geht dir gut? Schön, dass der Dämon deinen kleinen Hintern nicht verbrannt hat" „So schnell brennt das mich nicht aus dem Leben!“, grinste er und leckte sich alle Finger ab. „Was treibste so?“, wollte er wissen. Als Neri erwähnte, zum Bogenbauer gehen zu wollen, kam Pitt einfach mit. Natürlich erste Klasse auf ihrer Schulter. Jún trollte sich und flitzte um den nächsten Baum. Vor der Hütte des Bogenbauers saß der alte Mann und starrte vor sich hin. Als er Neri kommen sah, hob er den Blick. Er sah sofort ihren Bogen und seufzte. „Kind… ich habe seit langem keinen Bogen mehr repariert… und jener sieht nicht zu retten aus…“, meinte er und klopfte neben sich auf die kleine Bank vor dem Haus. „Wie ist das passiert?“, wollte er dann wissen und betrachtete den lädierten Bogen in ihren Händen.
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Montag 31. Juli 2023, 12:23

Mit großen Augen schritt Neri die in den Baum geschlagene Treppe zu ihrer Unterkunft auf unbestimmte Zeit hinauf. Die Elfe hatte erwartet, dass Ajak und Kaja in einer Hütte auf dem Boden wohnten. Dass sie jetzt aber die Gelegenheit bekam, auf dem riesigen Baum unterzukommen, erfreute ihr Herz. Ehrfürchtig legte sie die Hand an den Stamm des uralten Baumes, während sie ihn hinauf schritt. Die angelegten Plateaus, Brücken und Häuser kamen ihr beinahe unwirklich vor. Wie lange musste es gedauert haben, um all das zu errichten? Einen Moment verharrte Neri noch vor der Hütte und genoss die Aussicht, die sich ihr bot. Dann blickte sie nach oben, zu dem letzten Plateau. Dorthin muss ich später auf jeden Fall mal hin. Sie war sich sicher, dass man den ganzen Sarius von dort oben sehen konnte. Vielleicht würde sie auch bis zum Kapayu sehen können? Doch erst einmal brauchte sie eine Pause! Von Dämonen, von den Blicken der Dorfbewohner, die überraschend offen ihr Misstrauen zeigten, und von all den Gedanken, die sie seit den neuesten Geschehnissen vermehrt beschäftigten. Calhoun erweckte den Eindruck, dass er alles mit sich alleine ausmachen wollte - oder ihn das alles gar nicht berührte, sodass es da gar nichts gab, was es mit sich oder jemanden auszumachen galt. Der Elf schien jedenfalls nicht für ein Gespräch offen zu sein. Er antwortete nur wortkarg, dass er nicht lange bleiben würde. Neriélle hatte eigentlich nichts anderes erwartet, trotzdem zerrten seine wortkargen Antworten schon wieder an ihren Nerven.
„Zyranus war ein Desaster. Auf mich warten andere Aufgaben.“
"Das war es", pflichtete sie ihm nachdenklich bei. Sie ließ das dort Geschehene noch einmal Revue passieren. Auch sie hatte sich den Besuch Zyranus' ganz anders vorgestellt. Ihre Absicht war tatsächlich nicht gewesen, in die Arme des Dunklen Volks zu rennen - und auch nicht in Calhouns Arme, der Dunkelelf, der sie festgesetzt hatte. Was er wohl gemacht hätte, wenn sich Arunn und ihr nicht die Gelegenheit geboten hätte, sich zu befreien? Die Fragen beschäftigten Neri nun schon eine Weile und lagen ihr auf der Zunge. Doch sie vermutete, in welche Richtung sich das Gespräch entwickeln würde. Nein, sie brauchte jetzt nicht noch einen Streit, der an den Nerven zerrte. Dafür war sie nun wirklich zu ausgelaugt. Sie brauche ihre Ruhe, auch vor ihm, sodass sie sich aus dem Geschehen nahm.

Nach ihrem erholsamen Bad nutzte Neri die Zeit, um Arunn zu besuchen. Sie war zwar auch müde und ein Stündchen Schlaf hätte sicher gut getan, aber ihr Freund ging vor. Neri zögerte an der Tür etwas, stellte dann aber positiv überrascht fest, dass Kaja sie recht freundlich empfing. Immerhin war ihr nicht entgangen, wie sie und ihr Bruder Calhoun gemieden hatten, aber vielleicht galt das ja zum großen Teil tatsächlich nur ihrem dunkelelfischen Begleiter? Trotzdem war Neri auf der Hut. Sie rechnete mit Misstrauen und Zurückweisung und ließ sich dann lieber positiv überraschen, wenn ihr jene nicht entgegen schlugen. Im Vorbeigehen musterte sie Lorna, die Frau von Farun. Sie hatte nur am Rande mitbekommen, dass der Naturmagier abgeführt worden war. Neriélle konnte die Personen und ihre Zuständigkeiten in dem Dorf noch nicht so ganz zuordnen, versuchte sich jedoch, alles zu merken, was man ihr erklärte, um sich in dem Dorf und der Gemeinschaft zurechtzufinden und die Strukturen nachzuvollziehen. Bevor Kaja sie mit Arunn alleine ließ, wandte sie sich noch einmal an sie.
"Hab' Dank für deine Sachen, Kaja. Ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Ich würde mich gerne revanchieren. Ich kann mit anpacken, wenn du bei irgendetwas Hilfe braucht. Oder ich vergelte es dir mit Münzen?", bot sie der Rothaarigen an.
Dann war sie mit Arunn alleine. Sie war froh, dass er noch lebte und dass es ihm deutlich besser ging! Gleichzeitig machte sein Zustand sie etwas traurig, da sie unbewusst mehr erhofft hatte. Natürlich war ihr klar, dass er diese Verletzung nicht mit einem Fingerschnippen überstehen würde. Aber sie merkte, wie sehr sie seine fröhliche Art und seinen Witz vermisste. Die konnte sie nun nach all den dunklen Geschehnissen gut gebrauchen.
Kaja erklärte ihr später, dass die dunklen Schlieren tatsächlich mit dem Dämon in Zusammenhang standen, denn nach seinem Ableben waren nun auch sie nicht mehr da. Neri dachte an die entstellten Elfen und Menschen in der Höhle zurück. Sie überlegte, mit wem sie reden konnte, um ihre Bergung und Begräbnisse zu veranlassen. Doch darum würde sie sich später kümmern. Zunächst musste sie sich dringend bei Pitt entschuldigen und dafür wollte sie ihm seine Leibspeise anbieten. Die Frage war nur, was Ottsel gerne mochten? Neri blickte kurz überrascht zu Kajas Bruder, der so unvermittelt und ungefragt aus dem Nebenzimmer auftauchte. Grüßend nickte sie ihm zu und erwiderte den Blick aus den braunen Augen offen. Sie bemerkte durchaus das Lächeln, das sein gutes Aussehen unterstrich, allerdings hätte sie da nicht zu viel hinein interpretiert, wenn Kaja seinen 'Flirtblick' nicht noch einmal extra erwähnt hätte. Daraufhin schaute Neri erneut zu dem Sarier und suchte unverhohlen seinen Blick aus goldenen Augen. Neri verfolgte das lockere Gespräch der Geschwister mit einem Schmunzeln, ehe Ajak dorthin verschwand, wo er hergekommen war.
„Er nun wieder. Er macht das fast bei jeder… Obwohl… in letzter Zeit nicht mehr so. Naja. Ich weiß, dass Ottsel nicht gerne Kürbis essen.
"Gut zu wissen. Danke", antwortete Neri mit neutraler Stimme und ließ damit offen, welche der beiden Informationen sie meinte. Aber Neriélle wäre nicht Neriélle, wenn diese kleine Info über Ajak nicht wie von selbst in ihrem Kopf abgespeichert werden würde. Dann verabschiedete sie sich jedoch von seiner rothaarigen Schwester, um Pitt aufzusuchen. Das Ottsel reagierte wie erwartet erst einmal etwas argwöhnisch auf sie. Doch so schnell gab Neri nicht auf. Im Grunde glaubte sie nicht, dass Pitt ernsthaft lange schmollen konnte, denn bisher war er doch ziemlich sorglos und chaotisch gewesen. Auffordernd hielt sie ihm den Apfel und das Ei entgegen und bemerkte schmunzelnd sein Zögern.
„Ach, gib schon her! Vergeben und … nee, das merk ich mir.“ Neriélle erwiderte erleichtert sein Grinsen und war froh, dass sie die Sache aus der Welt räumen konnten. Sie ertrug jetzt nicht noch jemanden, der schmollte und sich in Schweigen hüllte. Kurzerhand nahm sie das Ottsel mit zum Bogenbauer. Pitts lockere Gesellschaft würde sie sicher einige Zeit von allen hier ablenken. Doch ehe sie sich in Bewegung setzte, schaute sie für einen Moment dem kleinen Katzentier hinterher.
"Wer oder was ist das eigentlich?", fragte sie dann, denn sie hatte solch ein Geschöpf noch nie zuvor gesehen.

Aus der Ferne sah sie Kayon vor seiner Hütte sitzen. Sie musste ihm nicht einmal erklären, wieso sie hier war, denn sein fähiger Blick erfasste sofort ihr Begehren.. und die Hoffnungslosigkeit ihres Vorhabens.
„Kind… ich habe seit langem keinen Bogen mehr repariert… und jener sieht nicht zu retten aus…“
Neriélle verzog kurz missmutig das Gesicht. Sie hatte es befürchtet und eigentlich hatte sie es gewusst. Doch sie hatte es nicht geschafft, ihren Bogen irgendwo bei Zyranus zurückzulassen. Sie hatte die Hoffnung nicht aufgeben können, dass ein fähiger Bogenbauer den Bogen retten könnte. Dabei war ihr schon längst klar, dass es nicht am Können eines Bogenbauers scheitern würde, sondern am Bogen selbst, von dem wirklich nicht mehr viel übrig war. Neriélle seufzte, haderte kurz und setzte sich dann neben Kayon, der wissen wollte, wie das geschehen war. Für einige Momente betrachtete sie den zerstörten Bogen, den sie auf ihrem Schoß ablegte. Die Frage nach dem Wie hätte sie eigentlich nicht überraschen dürfen, doch Neriélle hatte ausgeblendet, dass sie unweigerlich kommen musste. Die Elfe musste erst einmal darüber nachdenken, wie sie Kayon davon erzählen sollte, ohne ihm.. alles zu erzählen. Sie konnte wohl kaum darüber sprechen, dass sie in einen Krieg gestolpert war, den der Anführer des Dunklen Volkes selbst zerschlagen hatte - ein Dämon, der in seinem Wahn das eigene Zeltlager in die Luft gehoben und völlig zerstört hatte.
"Arunn, Calhoun und ich sind uns vor Zyranus begegnet. Wir sind in einen Kampf geraten", begann sie dann wohl überlegt. Sie sah die Bilder wieder vor sich, wie ihr Bogen in Arunns Brust festgesteckte und der Dunkelelf das andere Ende hielt. Sie hatte vermutet, dass Calhoun ihn Arunn ins Herz gerammt hatte, aber stattdessen hatte er dem Dessarier helfen wollen. Reichlich melancholisch strich Neri mit dem Daumen über das edle Holz ihres ehemaligen Bogens. "Es herrschte ziemliches Chaos und dabei wurde er leider so zugerichtet." Erst jetzt hob sie den Blick und schaute den Alten an. "Da ist nichts zu machen, mh?", vergewisserte sie sich erneut und atmete unzufrieden aus. Er konnte sehen, wie sehr sie an diesem Stück hing. Wieso sonst sollte sie die zerstörte Waffe den ganzen Weg von Zyranus bis hierher mit sich tragen, wo doch von Anfang an klar gewesen war, dass er seinen eigentlichen Zweck nie wieder erfüllen würde. Doch sie verband so viel mit ihm. Er erinnerte nicht nur an ihre Heimat, er erinnerte sie auch an ihre Eltern, von denen sie ihn geschenkt bekommen hatte. Er erinnerte sie an den Kapayu, durch den sie gestreift war, um Beute zu machen. Er erinnerte sie an die Freiheit. Neriélle verfiel in Schweigen. Was sollte sie nur tun?
"Ich bin Jägerin, müsst Ihr wissen. Er ist.. war wie mein dritter Arm." Genau genommen war er wie ein stummer Freund, der einfach immer an ihrer Seite gewesen war, egal wie kompliziert und dunkel die Zeit gewesen war. Sie vermutete, dass Kayon jede Menge Bögen in seinem Haus hatte. Doch Bögen waren teuer und sie hatte sicher nicht so viel Geld bei sich, um für einen zu bezahlen, der auch noch ihren Ansprüchen gerecht werden würde. Andererseits konnte sie sich einfach nicht vorstellen, ihre Reise ohne einen Bogen anzutreten. Neri haderte mit sich und überwand sich schließlich.
"Ich möchte nicht dreist sein. Ich weiß, wie wertvoll ein Bogen ist, wie viel harte Arbeit, Zeit und Liebe in seiner Erschaffung steckt. Ich werde das nicht mit meinem Geld aufwiegen können. Aber vielleicht könnte ich dafür für Euch jagen? Für Euch und Eure Familie?", schlug sie vorsichtig vor. Sie wollte ihm nicht auf die Füße treten und ihn nicht mit ihrem Vorschlag kränken. Aber er war der einzige Bogenbauer weit und breit. Und sie brauchte einfach einen Bogen! Was war das Leben ohne einen?!
Sie würde auch für seine Frau jagen, wenn eine gab, für seinen Sohn Yedan und für Rhuna. Für seine gesamte Familie eben. Neri ahnte ja nichts von den zerrütteten Verhältnissen. "Oder ich helfe Euch bei etwas anderem - was immer Ihr braucht?"

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 31. Juli 2023, 21:07

Den Aufstieg zu dem kleinen Heim hatte die Elfe dank Yedan ohne große Schwierigkeiten bewältigt. Die Aussicht auf baldige Ruhe schien ihren Körper noch einmal dazu zu bewegen ihr die nötige Kraft zu geben, so dass sie ihre Füße am Schluss wieder sicher trugen. Oben auf dem Plateau ließ Rhuna ihren Blick über das Dorf schweifen und das erste, was ihr auffiel war, dass die Aussicht auf den toten Baum fehlte. Der Aufstieg des Dämons hatte diesen wortwörtlich zersprengt, so dass nicht einmal ein Stumpf mehr übrig war.
Die Luft… die ganze Atmosphäre fühlt sich plötzlich viel reiner… und leichter an. Schon komisch… dass wir uns vorher der drückenden Dunkelheit gar nicht so bewusst waren, dachte sie und strich sich eine, vom Wind umspielten Strähne hinter ihr Ohr. Der Gedanke, dass der Ort, an dem Yedans Leben eine schlimme Wendung genommen hatte, nun nicht länger existierte, empfand Rhuna als ebenso erleichternd. Der Keimling am Boden, der in einigen Jahrzehnten vielleicht ein ähnlich imposanter Baum werden würde, wirkte dabei wie ein Symbol für einen Neuanfang. Er spiegelte Hoffnung wieder – Heilung und wie ein Gruß ihrer aller geliebten Gottheit Florencia.
Ihr Blick wanderte zu Yedan und zusammen gingen sie dann zu ihrer kleinen Gastunterkunft.
Im Haus von Avalinn erwartete Rhuna ein vertrauter Anblick. Im kleinen Kamin prasselte ein wärmespendendes Feuer, dessen Licht sich in all den kleinen Fläschchen und Behältern wiederspiegelte, in denen ihre Freundin heilende Essenzen und Kräuter aufbewahrte. Eben diese verströmten einen angenehmen Duft, der Rhuna dazu bewegte tief ein und aus zu atmen. Das Dorf war vom Angriff des Dämons glücklicherweise weitestgehend verschont geblieben. Und dass dem so war, hatten sie wohl Avalinn, Ajak und den anderen Naturmagiern zu verdanken.
Ich bin froh, dass sich der Schaden in Grenzen hält, dachte sie, als Yedan sie zu der kleinen Sitzecke führte, auf der sie sich niederließ.
„Ich bereite den Zuber vor und du ruhst dich einen Moment aus, in Ordnung?“, fragte Yedan, woraufhin die Elfe nickte und das angebotene Wasser entgegennahm. Ihre Finger verließen sich streichelnd und für einen Moment sah Rhuna ihm einfach nur zu. Es wirkte fast so, als hätte es den Kampf nie gegeben. Ja, es wirkte fast surreal, dass der Halbelf gerade warmes Wasser in den Zuber füllte und seine Miene keine Anzeichen einer drohenden Gefahr beschrieben.
Man könnte meinen, Avalinn würde gleich durch die Türe kommen und mich mit ihrem warmen Lächeln begrüßen. Rhuna nahm sich vor ihre Freundin sofort zu besuchen, sobald sie sich selbst ein wenig ausgeruht hatte. Denn das hatte sie bitter nötig und ihr Geist war beruhigt, da sie wusste, dass sich Kaja und Ajak um sie kümmerten.
Für ein paar Sekunden entspannte sie ihre Gedanken, indem sie an nichts Konkretes dachte, sondern einfach nur den Klängen im Raum lauschte und die Gerüche von Kräutern und Kaminholz auf sich wirken ließ. Wäre Yedan nach getaner Arbeit nicht wieder zu ihr gekommen und hätte eine Hand auf ihre Schulter gelegt, wäre sie vermutlich darüber eingeschlafen. Doch so öffnete sie wieder ihre Augen und lächelte ihren Sarier an, der sie bei der Hand nahm, auf die Füße half und anschließend zum Zuber führte.
Als sie die Blüten im Wasser entdeckte, konnte Rhuna gar nicht anders, als an ihren gemeinsamen Abend vor dem Kampf zu denken. An sie Blüten, die ihr als Wegweiser zu seinem Lagerplatz gedient hatten… und an die leuchtenden Blumen, die den ganzen Grund des Sees wie hunderte von Glühwürmchen erstrahlen ließen.
In ihren Erinnerungen versunken stand sie eine Weile nur so da, bis Yedan von hinten an sie herantrat und sie mit einer sanften, warmen Berührung daran erinnerte, dass sie sich für das Bad ausziehen sollte. Stück für Stück half er ihr beim Entkleiden und Rhuna spürte das befreiende Gefühl, als die blutgetränkten Sachen zu Boden sackten. Seine Finger strichen über ihre Haut und hinterließen ein weiches und feines Kribbeln, das sie wohlig aufseufzen ließ.
Keiner von ihnen ergriff in diesem Moment das Wort. Das war gar nicht nötig, auch wenn noch vieles ungesagt und unbesprochen war. Dieser Augenblick gehörte ganz alleine ihnen und war der erste kleine Schritt in Richtung Heilung. Auch Rhuna berührte ihn, streichelte über seine Hände und Finger, die ihre Bewegungen beim Auskleiden begleiteten. Jede noch so kleine Berührung wärmte ihre Haut und umschmeichelte ihre Seele, wie ein heilsamer Verband.
Als das letzte Kleidungsstück zu Boden fiel, spürte Rhuna, wie Yedan von hinten seinen Arm um ihren Bauch schlang, sie nah an sich drückte und ihr einen Kuss auf die Stelle zwischen Nacken und Schulter drückte.
„Ich dachte, ich hätte dich verloren…“, hörte sie ihn nahe ihres Ohres Flüstern und spürte einen aufsteigenden Kloß in ihrem Hals. Sein Griff um sie verstärkte sich noch ein wenig und die Elfe wusste, dass er mit der Fassung rang. Ihr sonst stets so starker Yedan zeigte ganz offen, wie sehr ihn ihr Opfer verletzt und erschüttert hatte und - Florencia möge ihr beistehen, Rhuna schwor, dass sie ihm dies niemals wieder antun wollte. Seine Worte, dass er ihr gefolgt wäre, hallten noch immer in ihren Ohren und das beklemmende Gefühl abschüttelnd, legte sie ihre Hände auf seinen Arm.
„Du wirst mich niemals verlieren.“, versprach sie ihm und wandte ihr Gesicht so, dass sie ihn einander ansehen konnten.
„Lass uns so etwas nie wieder machen…“, murmelte er und erleichtert begann ihr Herz schneller zu schlagen, als sie das kleine Zucken in seinen Mundwinkel entdeckte, das ihn Schmunzeln ließ. Genau das wollte sie! Sie wollte ihn glücklich sehen. Denn dieser Mann hatte schon genug Leid erfahren.
„Ich finde auch, dass eine Begegnung mit einem Dämon fürs Leben ausreichend ist!“, erwiderte sie auf seine Worte und schenkte ihm eines ihrer schönsten Lächeln. Er entließ sie aus seinem Griff, so dass sie sich ihm zuwandte und in ihrer ganzen Natürlichkeit vor ihm stand. Dass er ihren nackten Körper betrachten konnte machte ihr nicht das Geringste aus. Im Gegenteil. Sie sehnte sich nach seinem Blick auf ihr, sie wollte all die kleinen Mienenspiele bei ihm entdecken und wiederfinden, die ihr Herz zum höherschlagen brachte. Vielleicht lag es an ihrer Todeserfahrung, doch sie wollte sich noch lebendiger spüren. Und das konnte sie am besten durch ihn.
„Willst du allein sein? Oder…“, fragte er plötzlich und richtete seinen Blick auf das Wasser, dem Rhunas folgte. Der Zuber bot genug Platz für Zwei, doch von vornherein, hatte es gar keine andere Option für sie gegeben:
„Ich will bei dir sein!“, wiederholte sie ihre Worte von zuvor noch einmal, während sie ihre Hände auf seinen Oberkörper legte und mit diesen sanft hinab zum Saum strich. Als ihre Finger diesen Umschlossen, schob sie den Stoff hinauf, so dass Yedan sein Hemd mit nur einer kurzen Bewegung loswerden konnte.
Obwohl Rhuna völlig erschöpft war und sie mit ihrem Sarier über all das Erlebte sprechen wollte, war sie sich schnell bewusst, dass sie gerade noch etwas ganz Anderes brauchte. Sie wollte… musste sich lebendig fühlen. Lebendiger als in diesem Moment. Um sich zu beweisen, um sich zu versichern, dass dies alles kein Traum war und sie tatsächlich bei ihm war!
„Yedan…?“, sprach sie ihn mit leiser Stimme plötzlich an und begann mit ihren Finger über seine straffe und muskulöse Haut zu streichen, als würde sie ihn das erste Mal so sehen und berühren können. Ihre Finger fühlten sich noch immer kalt an, was ungewohnt war, da sie normalerweise immer warme Hände hatte, doch dieser Umstand fiel ihr nur unterbewusst auf.
„Ich dachte… ich würde dich nie wieder berühren können. Als du mich in deinen Armen hieltst ... da wollte ich dich trösten, mit dir sprechen und dich ein letztes Mal berühren! Aber ich... konnte nicht!“, erklärte sie mit der Erinnerung an ihre Verzweiflung. Sie tastete seinen Körper mit ihren violetten Seelenspiegeln ab - über all die Narben, die von all den Prüfungen seines Lebens zeugten. Auch Rhuna trug nun eine Narbe auf ihrem Körper, die wahrscheinlich nie wieder verschwinden würde. Ob diese den Halbelfen nun für immer an dieses schreckliche Ereignis erinnern würde? Und sie selbst?
Bedrückt senkte sie kurz den Blick, ehe sie den Gedanken beiseiteschob. Daran lässt sich nichts mehr ändern. Es ist auch ein Zeichen, dass nun alles vorbei ist und dass ich… noch hier bin!, dachte sie und hob das Kinn wieder. Ihr fiel der musternde Blick von Yedans braunen Augen auf, der sie entschuldigend lächeln ließ. Sie half ihm aus den letzten Sachen und versicherte sich, dass er keine neuen Verletzungen dazubekommen hatte. Zumindest keine sichtbaren…! Dass auch sein Herz Wunden erlitten hatte, war ihr schmerzlich bewusst.
„Bin ich… wirklich wieder hier?“, fragte sie plötzlich mit leicht zitternder Stimme, während sie seine Wange sachte mit ihrer rechten Hand berührte. Es war so, als würde sie es langsam registrierten und doch nicht wahrhaben können.
„Ich habe dich nur verletzt! Dabei wollte ich dich beschützen!“ Mit diesen Worten, die erneut um Verzeihung baten, beugte sich Rhuna vor und küsste Yedan. Ihre Sehnsucht gewann die Überhand. Wie sollte sie auch nicht? Sie hätte ihn beinahe verloren. Selbst jetzt wusste sie nicht, ob es ein Wiedersehen auf der anderen Seite gegeben hätte. Der Stand war wunderschön gewesen. Doch hatte sie dort niemanden gehabt…

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 1. August 2023, 21:44

Neriélle:
Es war schon eine immense Erleichterung zu erfahren, dass es Arunn bedeutend besser ging. Offenbar war seine Wunde und die damit verbundene, schleichende Hoffnungslosigkeit auf Rettung der Grund, warum es ihm immer schlechter ging. Das Gift des Dämons wurde durch die schwarzen Schlieren sichtbarer und hatte ihn infiziert. Sie hatten also nicht nur dem Dorf das Leben gerettet, sondern auch Arunn. Nun konnte Kaja ihn mit Tinkturen und Kräutersud aus Avalinn’s Bestand versorgen. Ob die Heilerin allerdings in naher Zukunft zu sich käme und gleichzeitig in der Lage wäre, die Wunde sofort zu heilen, blieb abzuwarten. Kaja machte Neri dahingehend nicht viele Hoffnung, war aber guter Stimmung und das zeugte doch davon, dass sich alles etwas beruhigte. Es war Zeit, dass sich auch die Jägerin ein wenig in ihrem vorübergehenden Zuhause umsah und das Dorf auf sich wirken ließ. Hier war tatsächlich alles sehr friedlich. Es war dem Tal der Shyáner nicht ganz unähnlich, denn auch sie liebten die Natur. Doch es war bei weitem nicht so farbenfroh. Auch wuchsen kaum Exoten hier, die Neri nicht kennen würde. Das satte Grün in verschiedenen Tönen aber war Balsam für müde Augen. Der Wind rauschte mit sanftem Rascheln durch die Wipfel der meterhohen Bäume und die Luft wirkte hier klar und belebend. Im Dorf der Waldmenschen herrschte grundsätzlich reges Treiben, auch wenn alles ein wenig gemütlicher von statten ging. Hier und dort hatten einige wieder ihr Tagwerk aufgenommen. Anderswo konnte Neri Grüppchen sehen, die sich angeregt unterhielten – wohl über die Vorkommnisse. Was sie nicht erkennen konnte, war der Verbleib von Farun und Dromar. Sie ging davon aus, dass Yedan ihn getötet hatte. Und gewiss hatte man den Hellhäutigen nicht einfach liegengelassen. Ob sich darum bereits gekümmert wurde? Und über diese Gedanken kam Neri auch zu den Leichen in der Höhle. Auch sie verdienten anständige Begräbnisse und vermutlich war es klug, wenn sie bald jemanden davon erzählte, damit nicht nur noch aaszerfressene Körperteile geborgen werden konnten. Wenn Neri darüber nachdachte, dann käme ihr vielleicht in den Sinn, dass diese Menschen und Elfen Versuchskaninchen gewesen waren. Dromar hatte sie wohl ausgewählt, um Wirtsköprer für den Dämon darzustellen. Doch die Versuche schienen gescheitert – oder waren sie vorher bereits tot gewesen? Wie auch immer. Hätte ihr dieses Schicksal auch blühen können? Neri wollte sich von solchen Gedanken nicht einlullen lassen. Auch sie verdiente Ruhe, sowohl Körper als auch Geist.

Rhuna:
Und die Seele würde ebenso Ruhe benötigen. Rhuna fühlte sich ausgelaugt, aber glücklich am Leben zu sein. Wie könnte sie auch nicht? Sie wusste, was sie zurückgelassen hatte und was ihr so sehr ans Herz gewachsen war, dass sie die Aufgabe dessen vielleicht etwas leichtfertig angenommen hatte. Zwar waren ihre Motive durchaus edel gewesen und nur zum Schutz aller gedacht, doch erst jetzt, in ihrem ‚neuen‘ Leben wurde ihr bewusst, was sie zurückgelassen hätte. Und das tat ihr von Herzen weh, denn Yedan schien wahrlich geprägt von diesem Erlebnis zu sein. Der Sarier aber versuchte sich in altbekanntem. Er umsorgte Rhuna, wie er es von Anfang an getan hatte, um es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Als ihr Blick auf die Blüten fiel, fühlte sie sich an die schönen Stunden vor dem Desaster erinnert. Und allein der Blick auf dieses liebevolle Detail vermochte sie schon ein wenig zu heilen. Es hatte sich nichts geändert… Sie waren hier, ihre Gefühle, die sie sich erst kurz zuvor gestanden hatten, waren hier und selbst die Luft roch für Rhuna reiner und belebender. Das ganze Dorf war von einer Last befreit, sodass selbst ihr Herz ein wenig freier schlagen konnte. Und sie sich die Auszeit auch ganz bewusst einräumte. Im Moment warteten auf sie keine neuen Katastrophenmeldungen. In den letzten Tagen stolperte sie ja geradezu von einer in die nächste und kam kaum dazu, mal durchzuatmen. Allerdings ging das Neri auch so. Beide Frauen hatten sich äußerst schwierigen Bedinungen ausgesetzt gefühlt, seit sie ihre ‚sichere Blase‘ im Tal von Shyáná Nelle verlassen hatten. Vielleicht kam es ihnen auch nur so vor, weil sie bis dahin eben äußerst behütet aufgewachsen waren. Behütet fühlte sich Rhuna auch jetzt. Yedan stand hinter ihr, erfüllte ihre Nähe mit Wärme und gleichzeitig spürte sie den Halt, der er zu geben verstand. Mit sanften Berührungen, die Gänsehaut erzeugen konnten, streifte er ihre Kleidung ab und ließ jene achtlos u Boden sinken. Sie würden nicht mehr gebraucht werden. Yedan hätte damit etwas anderes vor, doch das hatte Zeit. Jetzt ruhte sein warmer Blick auf ihrer Schulter und dem langen Haar. Er atmete aus und strich damit zärtlich über ihre Haut. Für einen Moment hielt die Welt den Atem an, denn diese Sekunden waren so wertvoll für das frische Paar. Yedan lächelte leicht bei ihren Berührungen, während er sich schlussendlich hinabneigte und ihr sanft einen Kuss aufdrückte. Und Rhuna konnte noch mehr aufatmen: Yedan schien zu seiner alten Form zurückzufinden. Er machte einen kleinen Scherz und sie stieg mit Genuss darauf ein. „Ich finde auch, dass eine Begegnung mit einem Dämon fürs Leben ausreichend ist!“ Er lachte leise und brummend, ehe sie sich umwandte und er seine Augen kurz in ihren hielt. Dann aber kletterte er ganz offensichtlich an ihr herab. Er seufzte leise, bevor er wieder in ihr Gesicht sah. Yedan strich ihr das dunkle Haar zurück und führte seine Fingerspitzen über ihre Kieferpartie zu ihrem Kinn. „Ich will bei dir sein!“, antwortete sie auf seine Frage hin und erntete ein freudiges Blitzen in seinen Augen. Sie ruhten schon nicht mehr ganz so schwer auf ihr. Auch ihn heilte dieser Moment. Yedan trat einen halben Schritt auf Rhuna zu und sie half ihm mit sanften Fingern aus seinem Hemd heraus. Auch dieses landete neben ihnen auf Rhuna’s Kleidung. Yedan hatte eine minimale Verletzung an der linken Brust, doch das war nur ein Kratzer. Hier und dort gab es einen kleineren blauen Fleck, ansonsten ging es ihrem Yedan gut. Er hatte den Kampf gegen Dromar gewonnen. Aber er hatte offenbar auch ein Leben genommen, um das von ihnen allen zu retten. War er denn damit besser als Calhoun?

Neriélle:
„Das ist ein Eon!“, antwortete Pitt Neri, als jene nach Jún fragte. „Sieht doch wirklich jeder, du doofe Elfe!“, foppte der kleine Quälgeist die Jägerin und sah schleunigst zu, sich unter einem Klaps hinwegzuducken, falls es denn einen gab. Dann grinste Pitt und streckte Neri die Zunge heraus. Er hatte das alles ganz offensichtlich gut verarbeitet. Ohne nicht genug Hirnschmalz, um die Potenziellen Gefahren zu bedenken, die dieses Unterfangen hätte heraufbeschwören können. „Das war ‚ne ganz schöne Scheiße, was?“, murmelte das Tier dann aber und schüttelte sich einmal. „Nu‘ ists ja vorbei!“, wiegelte er ab und folgte Neri zum Bogenbauer. Kayon empfing die Elfe mit einem Lächeln und machte ihr sogleich Platz. Er wusste, weshalb sie ihn aufsuchte, noch bevor sie sich hatte erklären können. Und er raubte ihr gleich jegliche Hoffnung, denn mit seinem Fachwissen, bestätigte er nur, was Neri doch schon ahnte. Allerdings fragte er nach, wie der Bogen einen so unschönen Zustand gewonnen hatte und Neri musste sich gut überlegen, was sie alles erzählte. Noch wusste sie nicht, wie weit sie hier gehen durfte… "Arunn, Calhoun und ich sind uns vor Zyranus begegnet. Wir sind in einen Kampf geraten. Es herrschte ziemliches Chaos und dabei wurde er leider so zugerichtet. Da ist nichts zu machen, mh?" Kayon schwieg für einen Moment und wandte den Blick von Neri auf das Treibe vor seiner Hütte. Einen Moment dauerte es, dann aber seufzte er ächzend und streckte seine müden Knochen aus. „Ich habe auf dieser Bank seit fast 20 Jahren nicht mehr gesessen.“, erzählte er zusammenhanglos. Aber er schmunzelte. „Habe seit fast 20 Jahren nicht mehr den Kindern des Dorfes beim Spielen zugesehen und mich an ihrem Lachen erfreut…“, sinnierte er. Kayon seufzte. Auch er hatte so einiges auf seinen Schultern zu tragen. „Und nun sieh‘ mich an! Ein alter Narr, der sich wieder etwas aus dem Leben machen will.“, lachte er hustend und schüttelte den Kopf. Er musste sich etwas zurücknehmen. Immerhin hatte er einen kleinen Herzinfarkt erlitten, bei dem Rhuna helfend eingegriffen hatte. „Wir haben wohl die schlimmste Phase seit langem durchlebt.“, erklärte er weiter und schloss für einen Moment die Augen. "Ich möchte nicht dreist sein. Ich weiß, wie wertvoll ein Bogen ist, wie viel harte Arbeit, Zeit und Liebe in seiner Erschaffung steckt. Ich werde das nicht mit meinem Geld aufwiegen können. Aber vielleicht könnte ich dafür für Euch jagen? Für Euch und Eure Familie?" Kayon öffnete ein Auge und musterte Neriélle. Dann schloss er wieder beide. „Es gibt einen Weg…“, begann er dann aber und holte tief Luft. Er öffnete seine Augen und nickte zur Linken, aus dem Dorf hinaus. Neri konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. „In dieser Richtung liegt das überflutete Gebiet des Sarius. Dort stehen die Sariannenbäume mit Wurzeln so dick wie mein Haus.“, erklärte er ehrfürchtig. „Das Holz dieser Bäume ist ungemein strapazierfähig, edel und leicht. Es hat etwas magisches. Wenn du es schaffst, Holz von einem dieser Bäume zu… erbitten – dann besteht noch eine Chance für deinen Bogen.“, erklärte er ihr. Doch bevor Neri aufspringen konnte, hielt er sie am Arm zurück. „Die Bäume in diesem Wald erwarten Respekt. Du wirst den Baum bitten müssen, dir etwas von seinem Holz zu geben. Ansonsten wirst du dort vermutlich nur eine Tracht Prügel beziehen…“, Kayon schmunzelte gutmütig. „Morgen Abend feiern wir ein Fest. So lange hättest du Zeit, oder aber du gehst danach.“, meinte er und überließ es ihr, diese Entscheidung zu treffen. Dann rutschte sein Blick an ihr vorbei und seine Mimik wurde etwas kühler. Er ließ ihren Arm los und nickte mit dem Kopf. „Vielleicht lässt du ihn das holen. Die Tracht Prügel schadet ihm sicher nicht. Arroganter Fatzke.“, murmelte er ohne zu wissen, wie Neri und Calhoun zueinander standen. Doch dass der Dunkelelf Ziel seines herben Wortlauts war, durfte Neri selbst erkennen. Der Dunkle wirkte erhaben und würdigte niemanden eines Blickes. Er schritt an dem Haus des Bogenbauer in einiger Entfernung vorbei, ohne Notiz von ihr oder Kayon zu nehmen. „Sei vorsichtig, Kind. Sie sind verschlagen und nicht vertrauenswürdig.“, erteilte ungefragt einen Ratschlag und streckte sich abermals. „Komm wieder, wenn du etwas Holz hast ergattern können. Für die Retterin von unserem Dorf, will ich die alten Finger mal wieder tanzen lassen und sehen, ob sie noch das Bogenbauer-Handwerk vertragen!“, lachte er brummig und ließ Neri dann auf der Bank allein.

Rhuna:
Allein wollte Rhuna derzeit nicht sein, weshalb sie Yedan auch nicht fortließ. Sie entkleidete ihn ebenso, wie er es bei ihr getan hatte. Mit sanften Berührungen, zärtlichen Blicken und einer sich stetig füllenden Erwartung, standen sie einander gegenüber und betrachteten sich. „Ich dachte… ich würde dich nie wieder berühren können. Als du mich in deinen Armen hieltst ... da wollte ich dich trösten, mit dir sprechen und dich ein letztes Mal berühren! Aber ich... konnte nicht! Bin ich… wirklich wieder hier?“ Er ließ sie ihn berühren und schloss die Augen. Ich habe dich nur verletzt! Dabei wollte ich dich beschützen!“ Dann trafen ihre Lippen einander und Yedan zog seine Rhuna eng an sich. Seine starken Arme konnten sie mühelos in Sicherheit wiegen, sodass der Kuss länger anhielt, als vielleicht beabsichtigt. Erst nach einigen intensiven Küssen, ließ er sie wieder los und seine Hände an ihren Armen hinauf zu ihren Schultern wandern. „Wir schützen einander!“, raunte er ihr zu und strich mit seinem Daumen über ihre Kehle. Dort war keine immens lange Narbe zu sehen. Sobald das Blut ein wenig fortgewaschen wäre, würde eine ungefähr 2cm große Narbe sichtbar bleiben und bestimmt in die nächsten Monaten noch verblassen. Es war ihre erste Narbe und sie würde sie immer an diesen Moment erinnern. Und an denjenigen, der ihr das angetan hatte. Doch das zählte in diesem Moment nicht. „Lass uns nach vorne sehen, Rhuna. Du bist wieder hier und nur das zählt für mich. Ich will keinen Augenblick verschwenden, keine Sekunde vermissen müssen!“, flüsterte er und drängte sich mit seinem Körper näher an das Bad. Yedan half ihr einzusteigen und Rhuna konnte das wohlig warme Bad spüren. Dann glitten seine Hosen von seinem strammen Hintern und entblößten, was Rhuna bereits einmal hatte spüren dürfen. Dann stieg er zu ihr in den Zuber und beide fanden bequem Platz. Yedan aber rutschte in die Mitte und zog Rhuna zu sich, dann sie zwischen seinen Beinen saß. Er fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar und legte seine Hand an ihre rechte Wange. „Du bist die mutigste, wundervollste Elfe, die ich kenne, Rhuna…“, hauchte er und sein Blick flammte auf. „Vergiss das nie, hörst du?“, dann senkte er sich ihr entgegen und küsste sie abermals voller Innigkeit und Gefühl. Yedan war so froh, dass sie hier bei ihm war, dass er ihr das auch zeigen wollte. Intensiv waren seine Lippen und forderten ihren das Leben ab, das sie beinahe verloren hätte. Oh, er würde sie daran erinnern, dass sie wieder da war. Dass es echt war. Denn was war echter, als die Liebe selbst? Denn während er sie küsste, das warme Wasser ihre beiden Körper umspülte und die Blumen einen angenehmen Duft beschworen, da wanderte seine freie Hand über ihre Hüfte unter neckisch weiter zu ihrem Heiligtum, um ihr zu zeigen, wie sehr das Leben wieder in ihr steckte…
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 2. August 2023, 20:14

Pitt klärte sie auf, dass es sich bei seinem neuen Freund um ein Eon handelte - und nutzte die Gelegenheit, um ihre Intelligenz in Frage zu stellen. Daraufhin blieb Neri stehen und sah Pitt bedeutungsvoll mit einer gehobenen Augenbraue an. Statt einem handlichen Klaps gab es aber einen verbalen für seine Ohren.
"Celcia bringt seltsame Wesen hervor. Den Göttern muss bei deiner Erschaffung wirklich langweilig gewesen sein." Dann wurden ihr kleiner Freund und sie wieder ernster. Zu seinem Kommentar zu den Geschehnissen brummte Neri aber nur zustimmend.
Wenig später saß sie neben Kayon auf der Bank, versuchte zu verdauen, dass ihr Bogen nicht mehr zu retten war, und erklärte zurückhaltend, wie es überhaupt dazu gekommen war. Während sie noch mit der Enttäuschung zu kämpfen hatte, begann der Alte plötzlich aus dem Zusammenhang heraus zu reden.
„Ich habe auf dieser Bank seit fast 20 Jahren nicht mehr gesessen. Habe seit fast 20 Jahren nicht mehr den Kindern des Dorfes beim Spielen zugesehen und mich an ihrem Lachen erfreut… Und nun sieh‘ mich an! Ein alter Narr, der sich wieder etwas aus dem Leben machen will. Wir haben wohl die schlimmste Phase seit langem durchlebt.“
Neri beobachtete das faltige Spiel seiner Mimik, während er erzählte, wie lange er nicht mehr hier gewesen war. 20 Jahre hatten Dromar und Farun an ihrem Plan gefeilt, um den Dämon zu beschwören. Aber was war mit Kayon? Neri dachte angestrengt nach, ob Rhuna ihr das in der Schattenwelt erzählt hatte und sie es über all die Geschehnisse vergessen hatte. Doch wenn sie sich richtig erinnerte, war Kayon in den Schilderungen nicht vorgekommen.
"20 Jahre? Wo wart Ihr in der Zeit?", fragte sie ihn schließlich interessiert. Nach längerem Zögern rang sie sich dann doch dazu durch, ihn nach einem neuen Bogen zu fragen. Sie würde fast alles dafür tun, das konnte er ihr ansehen!
„Es gibt einen Weg…“ Daraufhin spiegelte sich Hoffnung in den goldenen Augen wider. Sie folgte seinem Nicken mit den Augen, doch konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Das Ziel musste sich wohl im Wald befinden.
"In dieser Richtung liegt das überflutete Gebiet des Sarius. Dort stehen die Sariannenbäume mit Wurzeln so dick wie mein Haus. Das Holz dieser Bäume ist ungemein strapazierfähig, edel und leicht. Es hat etwas magisches. Wenn du es schaffst, Holz von einem dieser Bäume zu… erbitten – dann besteht noch eine Chance für deinen Bogen.“
Neri kannte viele Erzählungen über die Hüter des Waldes. Wer solch einen Baum fällte, nahm ein Leben. Sie wachten über den Wald und man musste ihnen zwingend mit Respekt begegnen. Ganz einfach klang das Ganze nicht. Aber die Aussicht auf einen neuen Bogen rückte die Sorgen in den Hintergrund und Kayons Worten nach war das der einzige Weg, den es gab. Sie hatte sowieso gerade nichts anderes vor.. und sie wäre nicht Neri, wenn sie nicht jede Ablenkung vor ihren Gedanken ergreifen würde, die sich ihr bot. Kayon sah wohl den Tatendrang in ihrem Gesicht, weshalb er sie noch zurückhielt.
„Die Bäume in diesem Wald erwarten Respekt. Du wirst den Baum bitten müssen, dir etwas von seinem Holz zu geben. Ansonsten wirst du dort vermutlich nur eine Tracht Prügel beziehen…“
"Ich verstehe", sie nickte und lächelte hoffnungsvoll. Dann bemerkte sie, dass er etwas hinter ihr entdeckt hatte, das ihn offensichtlich weniger erfreute. Sie drehte sich herum und erblickte zu ihrer Überraschung Calhoun.
„Vielleicht lässt du ihn das holen. Die Tracht Prügel schadet ihm sicher nicht. Arroganter Fatzke.“
Der Fatzke könnte dich töten, wenn er wollte, schoss der Gedanke plötzlich durch Neris Kopf. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, während sie den Blick auf Calhoun gerichtet hielt. Sie konnte nur hoffen, dass das Misstrauen der Dorfbewohner weiterhin so ungerührt an den Dunkelelfen abprallten. Ansonsten hätten sie bald ein neues Problem.
„Sei vorsichtig, Kind. Sie sind verschlagen und nicht vertrauenswürdig.“
Neri rollte, für den alten Mann ungesehen, mit den Augen, schwieg jedoch zunächst, auch wenn ihr das nicht leicht fiel. Bis Kayon weitersprach und ihr die herrschende Ungerechtigkeit unter die Nase rieb.
„Komm wieder, wenn du etwas Holz hast ergattern können. Für die Retterin von unserem Dorf, will ich die alten Finger mal wieder tanzen lassen und sehen, ob sie noch das Bogenbauer-Handwerk vertragen!“
Sie hatte die ganze Zeit den Dunkelelfen beobachtet. Doch jetzt löste sie den Blick von Calhoun, um Kayon anzusehen.
"Und doch kämpfen manche von ihnen an der Seite von zwei Lichtmagierinnen und beenden das Leben eines Dämons, bevor dieser alles zerstört", griff sie nun doch seine vorherigen Worte auf und erinnerte Kayon mit fester Stimme daran, dass der Dunkelelf nämlich genau das getan hatte. Er hatte den Dämon getötet und wurde als Mörder ausgegrenzt. Sie hingegen hatte nichts getan und wurde als Retterin betitelt. Sie sah sich nicht dafür verantwortlich, Calhoun zu verteidigen. Vielmehr war es diese offene Ungerechtigkeit, gepaart mit seinem ungefragten Ratschlag, von denen sie in ihrem Leben schon viel zu viele erhalten hatte, die sie dazu brachten, auf Abwehr zu gehen.
"Es ist nicht alles Schwarz oder Weiß. Danke für Eure Hilfe. Ich will mein Glück versuchen", versuchte sie am Ende ihres Gesprächs die Wogen halbherzig zu glätten. Schließlich wollte sie etwas von dem Bogenbauer. Aber vielleicht würden ihre Worte den Alten zum Nachdenken bewegen. Sie nickte Kayon zu und blickte dem alten Mann noch kurz nach.

"Meinst du, du kannst dich in Gegenwart der Bäume benehmen - oder sie wenigstens nicht verärgern, damit sie mir gnädig gesinnt sind?" Sie sah Pitt frech an, doch der Kern ihrer Worte war eine ehrliche Bitte an ihn. Sie überließ dem Ottsel, ob er das hinbekommen würde und somit mitkommen dürfte, falls er überhaupt wollte. Neri jedenfalls erhob sich, mit dem zerstörten Bogen in ihrer Hand, denn hier liegen lassen wollte sie ihn auch nicht, und ging zielstrebig in den Wald, in die Richtung, in die Kayon gedeutet hatte. Falls Calhoun sie bemerkte, würde sie seinen Blick erwidern, sie würde jedoch nicht als Erste das Wort ergreifen, war einem Gespräch aber grundsätzlich nicht abgeneigt. Nur der letzte Wortwechsel vorhin in der Hütte und dass er das Weite gesucht hatte, hatten ihr deutlich gezeigt, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte - oder an ihr. So nah sie ihm vorhin gewesen war, so abseits fühlte sie sich nun. Das Letzte, das sie jetzt brauchte, war ein Begleiter, der sich alles aus der Nase ziehen ließ und ihre Nerven strapazierte. Da war ihr das redselige Ottsel gerade lieber. Genau genommen schuldete der schweigende Elf ihr eigentlich diesen Bogen und ihr gefiel auch der Gedanke, dass ihm mal jemand etwas über den Kopf zog - vielleicht würden ja sogar ein paar Worte dabei aus seinem Mund purzeln. Andererseits hatte sie auch die Sorge, dass der Dunkelelf die Bäume verärgern könnte - entweder durch seine bloße Anwesenheit oder seinen zuweilen pragmatischen Äußerungen. Und Neri brauchte wirklich dringend einen Bogen, denn sonst war sie einfach nicht vollständig.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. August 2023, 08:19

Alles, was Neriélle erlebt hatte, zerrte an ihren Nerven. Sie spürte, wie sie langsam überreizt wurde und so wurde sogar der alte Bogenbauer Ziel ihrer spöttischen Gedanken. So, wie sich Kayon über Calhoun äußerte konnte sie nicht anders als festzustellen, dass eben jener ‚Fatzke‘ sehr wohl einen Beitrag geleistet hatte. Und sie ertappte sich dabei, dass sie für jenen Dunklen in die Bresche sprang. Wenn auch nur hinter ihrer Stirn. Die Vorurteile gegenüber dem Volk des Elfen waren allgegenwärtig und hinterließen bei Neriélle einen bitteren Geschmack. In ihren Augen hatte sie nichts dafür geleistet, dass man sie als eine Art Heldin ansah. Sie war es nicht gewesen, die sich mutig in den Weg gestellt hatte. Ja, sie hatte sogar noch geliebäugelt! Für Neri war die Sache klar und sie nicht mehr wert als Calhoun. Jener hatte zumindest den zweifelhaften Mumm gehabt, Rhuna zu töten, um den Dämon zu bannen. Hatte er nicht noch pikiert auf ihren Vorschlag reagiert? War er nicht sogar … beleidigt gewesen? Hinter die Stirn des Dunklen konnte sie nicht sehen. Es strengte sie an, ständig dem Rätsel hinterher zu jagen und so sehnte sich ihr Geist nach Ruhe… Keine Vorurteilte, keine Verschwiegenheit. Sie brauchte etwas, worauf sie sich nun konzentrieren konnte! Sie musste endlich etwas Ruhe finden. Und für sich überlegen, wie es nun weitergehen würde. Und was wäre dafür besser geeignet als die Suche nach einer Rettung für ihren Bogen? Offenbar war es nicht vollkommen aussichtslos, wie Kayon erwähnte. Sie würde also diese Sariannenbäume finden und ihren Respekt zeigen müssen. Wie, das erwähnte Kayon nicht. Aber Neri musste auch gar nichts mehr hören, denn es ging um ihren geliebten Bogen! Da fackelte sie nicht lange. Den Rest würde sie schon improvisieren. Zudem lockte sie die Aussicht auf ein wenig Frieden im fremden Wald. Natürlich liebte sie die Natur und fand Stärke und Erdung darin. Ob es nun der Kapayu, Arus oder Sarius war, spielte dabei erstmal keine Rolle. Wald war Wald und so ließ sie Kayon vorerst ziehen, während sie Pitt betrachtete. "Meinst du, du kannst dich in Gegenwart der Bäume benehmen - oder sie wenigstens nicht verärgern, damit sie mir gnädig gesinnt sind?" Pitt sah erstmal empört aus. „Entschuldige mal, Elfe! Ich bin ja wohl liebensgewürzig überhaupt. Ich kann keiner Fliege was zur Leibe tun! Ich bin ein… Waldfreund… durch und durch!“, grinste er dann und kringelte sich selbst vor lachen. „Bäume sind mein Steckenpferd!“, kicherte er und klopfte sich auf die winzigen Schenkel. Dann wurde er schlagartig ernst und wuselte an Neri hoch. „Nee, aber mal ernsthaft… Bäume, die Respekt erwarten?? Noch nie gehört…“, gab er zu und machte eine eindeutige Geste, dass er den alten Bogenbauer für einen Spinner hielt. Doch Neri war bereits abgelenkt… Ihr Blick fiel auf den Dunkelelfen, der unweit des Bogenbauers entlangging und ihren Blick auffing. Er blieb kurz stehen, doch Neri hatte keine Lust, sich nun mit ihm eingehender zu befassen und dann wieder nichts zu verstehen. Calhoun aber sah ihr nach, wie sie immer weiter das Dorf hinter sich ließ und schließlich im Dickicht verschwand…

Neri weiter bei: „Ein Schimmer voller Hoffnung“
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 6. August 2023, 13:00

Rhuna schloss die Augen und konzentrierte sich einzig und alleine auf Yedans warme Lippen, die ihre eigenen liebkosten. Die Bewegungen waren sanft und doch deutlich zu spüren, so dass sie sich in dem Kuss völlig verlieren konnte. Gerade gab es einfach nur sie zwei und nichts Anderes. Und das war gut so. Es war genau das, was sie brauchte.
Ihre Beziehung war noch jung und nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht zusammen, war durch Dromar und den Dämon direkt Chaos ausgebrochen. Die Zeit schien für die junge Elfe alle Strukturen verloren zu haben und unterschiedlich schnell zu vergehen. Einmal wirkte es so, als würde sie viel zu schnell laufen, dann wieder, als wären seit ihrem Aufbruch aus Shyánan Nelle mehrere Monate vergangen. Wie lange war das überhaupt her? Tatsächlich konnte sie die genaue Anzahl der Tage nicht zusammenbekommen.
Manchmal sehnte sich Rhuna zurück in die Wälder, wo Yedan ihr irgendwie ganz alleine gehört hatte. Doch von diesem Gefühl, das durchaus egoistisch war, wollte und musste sie Abstand nehmen. Und das aus einem schönen Grund: Yedan hatte seine Heimat zurückbekommen! Zwar würde noch ein offizieller Prozess erfolgen, doch Kayon war zuversichtlich gewesen, dass die Verbannung seines Sohnes aufgehoben wurde. Das alles und was dies mitunter bedeuten könnte, erfasste Rhuna zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Sie verlor sich einfach in der Erleichterung, dass gerade alles soweit in Ordnung zu sein schien.

Die Gegenwart des Halbelfen wurde ihr immer bewusster und sowohl ihre Seele, als auch ihr Körper begannen auf ihn zu reagieren. Sie suchte seine Nähe, suchte seine Berührungen und das Gefühl tatsächlich zu leben und zu spüren. Rhuna hatte noch immer viel, über das sie mit Yedan reden wollte. Sie wollte seine Gedanken hören und ihn noch viel besser kennenlernen. Doch in diesem Moment schienen sie einander durch eine andere ‚Sprache‘ besser zu verstehen.
Ihre rechte Hand fand ihren Weg zu Yedans Nacken, wo ihre Finger durch sein weiches Haar strichen. Ihre andere Hand ruhte auf seiner Schulter, doch auch diese konnte nicht lange stillhalten. Der Kuss weckte eine Sehnsucht in ihr, die ihr vor ein paar Tagen noch völlig unbekannt war. Und trotz ihrer Erschöpfung schien sie dieser nachgeben zu wollen. Die Küsse gewannen an Intensität, an der sie nicht ganz unschuldig war und wie so oft gab der Halbelf ihr genau das, was sie brauchte. Als würde er sie lesen können wie ein Buch, verstand er, was sie brauchte.
Als sich ihre Lippen trennten, ging Rhunas Atmung ein wenig schneller und ihre Wangen waren ein wenig gerötet. Seine Hände, die auf ihren Schultern zum Liegen kamen fühlten sich so unglaublich warm an, dass sie sie am lieben überall spüren wollte. Doch das konnte sie dann wirklich noch nicht aussprechen.
„Wir schützen einander! Lass uns nach vorne sehen, Rhuna. Du bist wieder hier und nur das zählt für mich. Ich will keinen Augenblick verschwenden, keine Sekunde vermissen müssen!“, raunte Yedan ihr zu, woraufhin sie leicht nickte. Sie spürte, wie er ihr über die Kehle strich und sein Blick verriet ihr, dass auch er nicht ganz verstand, wie das alles möglich sein konnte. Doch das wie, schien egal zu sein und nur das Resultat hatte Gewicht für ihn.
Dabei ist er es, der mich immer beschützt. Auch jetzt… schützt er mich vor meinem schlechten Gewissen., dachte sie gerührt und wischte sich die Tränen fort, die noch immer in ihren Wimpern hingen. Seine Worte nahmen ein wenig die Last, die in diesem Fall auf ihr Herz drückte, doch spürte sie auch eine Sorge in sich aufkeimen. Yedan war jemand, der alles von sich gab… und dabei nicht genug auf sich selbst achtete. Und Rhuna wusste, dass es doch noch etwas gab, das sie loswerden musste!
„Versprich mir…“, begann die Elfe daher und hob das Kinn, um ihn ansehen zu können:
„…, dass du mir sagst, wenn dir etwas auf der Seele liegt!“ Ihr magentagesprenkeltes Violett suchte in seinem Braun nach einer Reaktion auf ihre Bitte und sie hatte das Gefühl sich doch noch etwas genauer erklären zu müssen.
„Du machst immer alles mit dir alleine aus! Was ich verstehe nach all dem, was passiert ist - auch wenn ich nicht weiß, ob du über all die letzten Jahre nicht doch jemanden an deiner Seite hattest, mit dem du deine Gedanken teilen konntest… “ Den letzten Teil hatte sie gemurmelt und ihr war anzusehen, dass ihr die Vorstellung von einer Anderen an Yedans Seite nicht gänzlich gefiel. Einerseits Seite wünschte sie sich, dass er jemanden gehabt hatte, doch gleichzeitig… arbeitete sich das einfältige Gefühl von einer leichten Eifersucht empor, der sie jedoch keinen wirklichen Platz gewähren wollte.
„Ich will nur, dass du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst. Immer und ohne Rücksicht. Du bist immer da, wenn ich dich brauche und auch jetzt … glaube ich, dass du dich und das, was du willst wieder für mein Wohl zurückstellst.“ Sie hob eine Hand und strich ihm liebevoll eine seiner längeren Strähnen aus der Stirn zurück.
„Sei ruhig egoistischer! Das ist glaube ich das, was ich dir sagen wollte.“ Ein etwas verlegenes Lächeln zog an ihren Lippen. „Leider weiß ich oft nicht, was du denkst, oder wie du dich gerade fühlst. Daran muss ich noch arbeiten…!“

Sie folgte seinen Bewegungen und griff seine Hand, um in den Zuber zu steigen. Das warme Wasser, das sich um ihre Beine schmiegte fühlte sich unbeschreiblich an und lud ein sich tiefer in diese sanfte Wärme zu tauchen. Die Blüten, die sich durch die plötzliche Bewegung auf der Oberfläche drehten, verströmten einen angenehmen und entspannenden Geruch und Rhuna zweifelte nicht daran, dass Yedan diese bewusst gewählt hatte. Immerhin kannte er sich in und mit der Natur aus, wie kein Zweiter.
Das Geräusch von zu Boden fallender Kleidung führte ihren Blick zurück zum Halbelfen, der nun ebenfalls nackt und wie die Götter ihn geschaffen hatten vor dem Zuber stand. Die sanfte Röte kehrte in ihre Wangen zurück und für einen Moment erlaubte sie sich, ihn stumm zu betrachten, bis er zu ihr ins Wasser stieg und sie beide in eine gemütliche Position lotste.
Das wärmende Wasser umspielte ihren Oberkörper und für einen Moment lehnte sie sich gegen die Brust des Sariers, lauschte seinem Herzschlag, dem Klang der Tropfen und Wasserbewegung und gab sich schlicht und einfach dem Moment hin. Die Erinnerung an die Kälte, die mit dem schleichenden Tod gekommen war, der ihren Körper gelähmt hatte, rückte in weitere Ferne. Yedans Finger begannen durch ihre Haare zu streichen und ein wohliger und tiefer Atemzug löste sich von ihrer Kehle. Ja, so könnte sie Stunden verbringen… doch so sehr sie sich nach Ruhe und Entspannung sehnte, spürte sie in sich noch eine Unruhe, die nicht auf diese Weise fortgehen würde.
Sie öffnete die Augen, die sie für einen Moment geschlossen gehalten hatte und spürte plötzlich Yedans Hand, die sich an ihre rechte Wange schmiegte und ihren Blick zu dem Seinen führte.
„Du bist die mutigste, wundervollste Elfe, die ich kenne, Rhuna…Vergiss das nie, hörst du?“ Seine Worte kamen überraschend und sie so ausgesprochen zu hören, berührte die junge Elfe tief in ihrem Herzen. Sie hatte so sehr mit sich und ihrem Können zu kämpfen gehabt, hatte mit Entscheidungen gerungen und sich bis zum Schluss völlig überfordert gefühlt. Und doch hatte sie diese schwierige Zeit überstanden, hatte an den Herausforderungen wachsen und sich selbst neu kennenlernen können. Das Gefühl nichts zu können, ja nutzlos zu sein, war vielleicht noch nicht gänzlich verschwunden, doch Rhuna wusste, was sie erreicht hatte und was sie, wenn sie weiter an sich arbeitete und lebte, noch erreichen wollte.
„Danke…!“, flüsterte sie noch, ehe seine Lippen erneut auf ihre trafen. Der Kuss entfachte die kleine Unruhe in ihr und wurde zu einem Feuer, von dem sie plötzlich wusste, wie sie es löschen könnte.
Rhunas Hand legte sich auf Yedans Nacken und hielt ihn so bestimmt dort, wo er war. In diesem Kuss war kein Herantasten oder Zögern zu spüren. Sie wussten beide, was sie brauchten und wollten und Rhuna wagte sich weitaus sicherer vor, als sie es von sich selbst gedacht hätte. Sie liebkoste seine Lippen und kaum, dass sich ein kleiner Spalt zwischen ihnen auftat, nutzte sie diesen und fand mit ihrer Zunge einen Weg zu der seinen und begann diese zu umspielen. Ein wohliger Schauer durchlief ihren Körper, der auch für ihn spürbar war. Sie wusste nicht wieso, doch irgendwie hatte sie das Gefühl alles noch intensiver wahrzunehmen, als zuvor.
Rhuna drehte sich in seiner Umarmung ein wenig, um sich dem Kuss besser hingeben zu können, als sie plötzlich Yedans Hand an ihrer Hüfte spürte, die sich einen eindeutigen Weg zwischen ihre Beine suchte. Sie wusste, was er vorhatte und als seine Finger ihre Perle erreichten und sanft darüberstrichen, löste sich ein Stöhnen, das nur durch den Kuss gedämpft wurde.
Ihr Herz schlug einige Takte schneller und sie löste den Kuss, um zu seiner Hand zu sehen, die sich stetig bewegte und ihr die süßesten Reize bescherte, die ihr Körper empfinden konnte. Irgendwo war es ihr doch noch ein wenig unangenehm, doch das Gefühl war zu schön, als dass sie ihn gestoppt hätte.
Versucht beherrscht lehnte sie ihre Stirn an seine Halsbeuge, im Versuch sich ein wenig zu verstecken. Anders als in ihrer ersten Nacht war hier alles hell erleuchtet und das Wissen, dass Yedan alles und jede ihrer Reaktionen genau sehen konnte, wenn er wollte, machte sie dann doch ein wenig verlegen.
Gleichzeitig arbeitete er gerade zielsicher daran, dass sich eben diese Verlegenheit in reines Verlangen verwandelte.
Ihre Augen schlossen sich und ihre Atmung streichelte in unstetem Rhythmus gegen die Haut an seinem Schlüsselbein. Seine Finger schickten durch ihren Körper wohlige Schauer und machten sie zunehmend unruhiger, so dass sie ihre Hand von seiner Schulter löste und nun ebenfalls zielgerichtet auf Wanderschaft schickte. Ihre Lippen begannen über seinen Hals zu streicheln und sanfte Küsse dort zu verteilen, während ihre Finger sanfte die Linien seine Bauchmuskeln nachzeichneten.
In ihrem Unterleib spürte sie ein sehnsüchtiges Ziehen, das sie verleitete ihre Finger ohne neckende Umwege um seine Männlichkeit zu legen und mit angemessenem Druck über diese zu streichen. Sie hob ihren Kopf und tastete mit ihrem Blick sein Gesicht ab, was vielleicht nicht ganz gerecht war, doch schien er auch weniger Verlegenheit zu spüren als sie. Und wie sollte Rhuna ihn nicht ansehen wollen? Yedan sah einfach viel zu gut aus und sie wollte noch einmal seinen, in Lust getränkten Ausdruck sehen, den sie in ihm hervorrief.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. August 2023, 19:56

Es war schwer einen gewissen Übergang zu finden. Alles war noch so frisch, neu und noch nichts wirklich besprochen. Rhuna spürte nun die Auswirkungen ihres Erlebnisses. Sie war wie in einer Blase gefangen und fand den Weg nicht wirklich. Wenn nach all den Anstrengungen plötzlich nichts mehr da war, wofür man kämpfen sollte. Da war noch so viel Anspannung im eigenen Körper, die man nun nicht mehr loswerden konnte. Man fiel in ein Loch und brauchte erstmal Zeit, um sich seiner Möglichkeiten bewusstzuwerden. Rhuna aber sah derzeit nur eine einzige Möglichkeit: Yedan. Der Mann, der sie ohne Umschweife hatte erobern können. Der Mann, wegen dem sie überhaupt erst den Kampf aufgenommen hatte. Sie sehnte sich nach den Tagen ihres Kennenlernens zurück. Dort hatte sie die Zeit mit ihm allein, hatte ihn allein für sich. Ihr war unterschwellig bewusst, dass nun auch andere seine Aufmerksamkeit beanspruchen würden. Er durfte in sein Dorf zurückkehren, das hatte Kayon gesagt. Es würde wohl noch eine offizielle Ankündigung kommen, doch der Rückkehr stand nichts im Wege. Und Yedan? Er wirkte nicht so, als kümmerte ihn das Bevorstehende sonderlich. Man sah ihm kaum an, woran er dachte, was er fühlte und was er wollte. Und Rhuna erkannte ein gewisses Muster darin. „Versprich mir, dass du mir sagst, wenn dir etwas auf der Seele liegt!“, bat sie ihn und erntete einen Blick von Yedan. Er lächelte leicht und sah sie fragend an. „Du machst immer alles mit dir alleine aus! Was ich verstehe nach all dem, was passiert ist - auch wenn ich nicht weiß, ob du über all die letzten Jahre nicht doch jemanden an deiner Seite hattest, mit dem du deine Gedanken teilen konntest…“ Der Sarier hob eine Augenbraue. Dann aber wurde sein Gesicht sanft. „Es gab niemanden.“, nahm er ihr die Sorge. Rhuna hatte nichts zu befürchten, denn Yedan hatte tatsächlich allein gelebt. Sie hatte sich mal gefragt, wieso er trotz der Einsamkeit so empathisch, freundlich und erfahren sein konnte. Yedan war…so. Es war seine Natur und sie hatte einen kurzen Blick auf den jüngeren Yedan werfen können. Schon damals hatte er eine Ausstrahlung besessen, die ihn sympathisch machte. Er war nur weitaus freier dahergekommen als jetzt, 20 Jahre später. „Ich will nur, dass du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst. Immer und ohne Rücksicht. Du bist immer da, wenn ich dich brauche und auch jetzt … glaube ich, dass du dich und das, was du willst wieder für mein Wohl zurückstellst. Sei ruhig egoistischer! Das ist glaube ich das, was ich dir sagen wollte.“ Er musterte Rhuna eindringlich und schmiegte sich etwas in ihre Berührung. Dann ergriff er ihre Hand und führte sie zu seinem Mund. „Leider weiß ich oft nicht, was du denkst, oder wie du dich gerade fühlst. Daran muss ich noch arbeiten…!“ Nun aber schüttelte der Sarier seinen Kopf. „Nein. Nein, du hast Recht. Ich bin tatsächlich verschlossen. Es fällt mir bedeutend leichter dir eine Stütze zu sein, anstatt mich selbst zu öffnen.“, pflichtete er ihr bei und drückte ihre Finger kurz. „Ich habe so lange allein gelebt, dass ich wohl erst wieder lernen muss, mich zu öffnen.“, überlegte er und lächelte kurz. „Aber ich will es. Ich will mich dir anvertrauen!“, bestätigte er noch mal, ehe er ihr in den Zuber half.

Hier war das warme Wasser eine echte Wohltat. Sofort konnte sie fühlen, wie sich ihr Körper nach Entspannung sehnte. Nach Zuwendung, kleinen Streicheleinheiten und dem Gefühl, umsorgt zu werden. Sie fühlte sich abgespannt und kaputt. Es waren wirklich turbulente Tage gewesen. Auf sämtlichen Ebenen, denn auch ihre junge Liebe, die sie das erste Mal erlebte, zehrte an ihrer Seele. Es war aufregend, neu und unglaublich schön. Aber barg dieses Gefühl auch Unsicherheit, die sie ohnehin stets verspürte. Nun aber löste Yedan mit einfachen Worten einen Teil auf. Es würde noch dauern, bis Rhuna sich ebenfalls so sah, doch ein Anfang war gemacht. Yedan teilte mit ihr das Bad und für einen Moment genossen beide das Gefühl der Nähe. Bis Yedan’s Finger langsam an ihrer Haut entlangstrichen und sich dann vortasteten. Er küsste sie weiterhin und ließ sie mit seiner Zunge spielen. Rhuna durfte sich an Yedan ausprobieren, sich erforschen und er empfing alles von ihr, was sie bereit war zu geben. Und Rhuna wusste mit einem Mal, was sie genau wollte. Über ihre eigene Courage überrascht, dirigierte sie Yedan so, um sich an seinen Lippen zu erfreuen und seine Zunge weiterhin zu verführen. Er folgte ihr bereitwillig und auch er begann, das Spiel zu intensivieren. Anfangs zärtlich und vorsichtig, wurde er etwas forscher, als sie zu Keuchen begann. Er beobachtete sie genau dabei und lächelte leicht. Sie so zu sehen, ließ auch ihn nicht länger warten. Auch er war bereit, wie sie trotz Wasser erkennen konnte und dennoch gab er sich ganz dem Moment hin, in dem er sie zärtlich berührte. Jedes Stöhnen, jedes Schaudern ihrerseits, entlockte ihm ein Blitzen in den Augen. Es gefiel ihm, dass es ihr gefiel. Dann hielt es Rhuna nicht länger, sodass sie an ihn heranrutschte, er aber sein Ziel nicht verlor. Rhuna schmiegte sich an seinen Oberkörper, während nun ihre Hand fand, was ihr Unterleib begehrte. Als sie ihn umschloss und langsam die Hand bewegte, war er es der für einen Moment innehielt und sie mit einem gewissen Hunger im Blick betrachtete. „hmm..“, brummte er zufrieden und legte den Kopf in den Nacken. Dann aber suchten seine Lippen wieder die ihre, während sich seine Finger wieder um sie bemühten. Immer wieder rieb er über sie hinweg, während sie ihrerseits mit ihm spielte. Es waren intensive Gefühle, die beiden wohlige Schauer bescheren konnten. Dann aber lehnte sich Yedan leicht vor, sodass sich Rhuna zurücklehnen musste. Er drängte sie sanft mit seinem Körper in eine liegende Position, sodass ihr Hinterkopf auf der Kante zum Liegen kam.
Er beugte sich über sie und betrachtete ihr Gesicht. Das Wasser wallte auf, während er seine Finger weiterschob und ihr Innerstes erkundete. Dabei hielt er seinen Blick sehr genau auf ihrem Gesicht. Er wollte sie sehen. Ihre Lust und ihre Wonne. Dabei war er ebenfalls nicht gefeit vor diesen Gefühlen. Noch immer war Yedan sanft und zärtlich, aber er wurde hier und dort auch etwas forscher, kräftiger und zeigte Rhuna, dass auch er ein Verlangen hatte, das er stillen wollte. Und während er ihr noch das ein oder andere Winden bescherte, senkte er sich erneut ihren Lippen entgegen und ließ nicht nur seine Zunge in sie gleiten. Auch seine Finger erhöhten den Takt. Dass hier und dort etwas Wasser platschte, war unerheblich und störte Yedan nicht im Geringsten. Er wollte Rhuna sehen. Er wollte sie spüren und ihr die Befriedigung verschaffen, die sie sich erhoffte. Dann wanderten seine Lippen weiter über ihren Mundwinkel, ihr Kinn und Kiefer. Er wanderte über ihren Hals und ihre Schlüsselbeine. Um bei ihrem nächsten Aufbäumen ihre Hügel sanft zwischen seine Lippen zu nehmen und dort erneut Reize zu setzen. Liebkosend, reizend und spielend, umsorgte seine Zunge nun die empfindlichen Bereiche, während seine Finger unermüdlich in sie glitten. Dass ihm dabei selbst der Atem schneller ging, war ganz offensichtlich. Auch Yedan sehnte sich nach ihr, das war unverkennbar.
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Donnerstag 10. August 2023, 20:51

Als Rhuna ihre Bitte an Yedan richtete und dieser sie mit fragendem Blick anlächelte, wurden ihr noch ein paar weitere Dinge bewusst. Ihm war sofort die unterschwellige Sorge in ihrer Stimme aufgefallen und er hatte sie augenblicklich zu beruhigen gewusst.
„Es gab niemanden!“, versicherte der Sarier ihr, was ihren Gesichtsausdruck ebenfalls veränderte. Sie spürte eine gewisse Erleichterung in sich aufsteigen, doch gleichzeitig machte sie das Gesagte traurig und schürte das schlechte Gewissen über ihre besitzergreifenden Gedanken. Von solchen Gefühlen konnte auch sie sich nicht freisprechen. Rhuna war lange nicht perfekt! Und ihre Gefühle für Yedan hatten eine Ebene erreicht, die sie selbst noch nicht verstand. Das Treffen mit ihm und die daraus entstandenen Ereignisse hatten sie verändert. So wie das Leben auch den Halbelfen geprägt hatte. Die kleine ‚Zeitreise‘ durch Kayons Erinnerungen hatte ihr einen völlig anderen Yedan gezeigt. Einen Yedan, von dem sie nicht wusste, ob sie ihm jemals begegnen würde:
„Nein. Nein, du hast Recht. Ich bin tatsächlich verschlossen. Es fällt mir bedeutend leichter dir eine Stütze zu sein, anstatt mich selbst zu öffnen. Ich habe so lange allein gelebt, dass ich wohl erst wieder lernen muss, mich zu öffnen. Aber ich will es. Ich will mich dir anvertrauen!“, sagte er und half Rhuna dann dabei in den Zuber zu steigen. Seine Worte brachten sie zwar zum Lächeln und zeigten, dass er bereit war die Vergangenheit, in der er über 20 Jahre gefangen gewesen war, langsam loszulassen - doch gleichzeitig verdeutlichten sie ihr noch einmal, wie stark ihn Alyisas Verrat verletzt hatte.
In ihrer Kehle machte sich ein Kloß bemerkbar. Und als sie den Blick zu Yedan hob, sah sie kurz seine jüngere Version, die sich allerdings schnell mit seinem jetzigen Ich verband und sich schlussendlich auflöste.
Rhuna wusste, dass Alyisa immer einen Platz in Yedans Herzen haben würde. Und eigentlich wollte sie dies völlig in Ordnung finden. Doch die Wahrheit war, dass ihr dies nicht so gut gelang. Höchstwahrscheinlich war Faruns Tochter auch nur ein Opfer von Dromars Machenschaften, ja auch sie schien betrogen worden zu sein, doch regte sich kaum ein Gefühl von Mitleid in der Brünetten.
Ich bin wirklich abscheulich…!, dachte die junge Elfe mit eben diesem traurigen Lächeln, das ihr Gewissen hervorrief. Bevor sie sich im Zuber niederließen beugte sich Rhuna zu ihm vor und lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter.
„Ich wünschte, ich hätte dich so viel früher kennengelernt! Noch vor… ihr!“, murmelte sie weiter und es war wohl nicht schwer zu erraten, wen sie meinte. Ihre Worte gefielen ihr selbst nicht und doch konnte sie die Gefühle nicht unterdrücken, die solche Worte hervorgelockt hatten. Sie war nicht mehr die unschuldige Elfe, die nur die harmonischen Seiten der Welt kannte und das tat, was man von ihr erwartete. Ihr Blick auf die Welt hatte sich verändert und sie spürte eine keimende Hast in sich, weiterwachsen und lernen zu wollen. Ganz besonders, weil sie Yedan weiter beschützen wollte. Etwas, was sie damals nicht hatte tun können, weil sie einander nicht gekannt hatten.
Es war keine wirkliche Eifersucht, die sie für Alyisa empfand. Es war vielmehr so, dass sie der toten Elfe nicht verzeihen konnte, was sie ihrem Sarier und seiner Familie angetan hatte. Es war etwas, was für sie nicht wieder gut zu machen war. Und gleichzeitig neidete sie ihr die Zeit, die sie damals mit dem jüngeren Yedan hatte verbringen können.
„Tut mir leid…! Wenn du wüsstest, welche Gedanken ich teilweise in mir trage, würdest du nicht so hoch von mir denken…“, entschuldigte sich Rhuna für ihre Worte, mit denen sie eine Schwäche und eine deutlich unschönere Seite an sich preisgab. Yedan hatte sie einmal gefragt, wieso die ganze Welt in ihrem Herzen Platz hätte, wo sie so grausam auf sie wirken musste. Die Wahrheit war, dass dem nicht so war. Nicht die ganze Welt und jeder fand in ihrem Herzen auf Verständnis oder Verzeihung. Und sie war auch nicht so rein und liebenswürdig, wie vielleicht Neri sie betrachtete. Neri hatte mit dem Gedanken gehadert Dromar wirklich umbringen zu können. Rhuna indessen … war sich sicher, dass sie es getan hätte, hätte sich ihr die Gelegenheit geboten. Sich mit diesen Seiten an sich auseinanderzusetzen war sicher eine Aufgabe, die der brünetten Elfe noch bevorstand. Doch noch war es nicht so weit.

Im Wasser kehrte Entspannung ein und Rhunas Gedanken lockerten sich. Yedans Worte hatten ihrem Herzen und ihrer Seele gut getan, auch wenn sie sich selbst noch nicht so sehen konnte. Doch für den Moment war das für sie in Ordnung.
Zwischen ihnen entwickelte sich von ganz alleine eine Zweisamkeit, die sie alle beide nun brauchten. Yedans Nähe bot ihr eine Art Zuflucht, in der sie alles, bis auf ihn vergessen konnte.
„Yedan…!“, wisperte sie leise seinen Namen zwischen zwei Küssen, während seine Berührungen dafür sorgten, dass sich ihr Körper unter wohligen Schaudern leicht anspannte. Seine Finger umspielten sie forscher und entlockten ihr süße Laute, die sie anfangs noch zu unterdrücken versuchte. Doch diese Bemühungen erwiesen sich als aussichtslos. Alleine Yedans verlangender Blick, der in diesem Moment nur auf ihr ruhte, ließ sie ihre anfängliche Scham schnell vergessen.
Ihre Finger umspielten seine empfindsamsten Stellen und jede seiner Reaktionen sog sie in sich auf. Natürlich probierte sich die junge Elfe noch aus. Viel Erfahrung besaß sie immerhin nicht, doch sie entdeckte die Freude daran, ihm wohlige Schauder zu beschweren.
Der Rhythmus ihrer Hände wurde schneller, bis Yedan sich plötzlich vorbeugte und sie dadurch in eine beinahe liegende Position drängte. Sofort spürte sie seine Bemühungen es ihr weiter so angenehm wie möglich zu machen, doch selbst wenn es ein wenig unbequem gewesen wäre, wäre ihr dies in diesem Moment egal gewesen.
Ihre Brust hob und senkte sich rasch unter seinen Blicken und ihr violett huschte über sein hübsches Gesicht. Ihr braunes Haar fächerte sich unter ihrem Körper im Wasser auf und ohne, dass sie es beide vielleicht registrierten, färbte sich das warme Nass durch das, sich auswaschende Blut, immer rötlicher.
Rhunas Lippen verließ ein Stöhnen, als Yedans Finger in sie glitten und sie zu erkunden begannen. Das Verlangen, ihn richtig in sich zu spüren, wuchs mit jeder seiner Bewegungen immer stärker. Geschickt verwickelte er sie in einen Kuss, der sie, gepaart mit dem Tun deiner Hände, doch ein wenig überforderte, so dass sie ihm für einen Moment völlig ausgeliefert war. Rhuna suchte Halt, soweit er es durch seine Küsse zuließ, denn in dieser Position wollte sie ihn auch ein wenig entlasten. Doch nach einer Weile, löste sie den Kuss und gebot ihm Einhalt, indem sie ihn sanft aber bestimmt nach hinten drückte. Sie sah ihn hungrig an, doch in diesem Moment sprach ihr Blick auch von der Lebendigkeit, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte.
„Ich will dich spüren!“, sagte die Elfe mit klarer Stimme und ließ gar keinen Zweifel daran, dass sie wusste, was sie wollte. Und wenn er es zuließ, würde sie weiter die Initiative ergreifen, um ihm zu zeigen, dass er es war, um den sich gerade ihre ganze Welt drehte.
Sie ließ sich auf seinem Schoß nieder, kniete sich aber so, dass ihre Körpermitte über seiner schwebte und sie ihn bereits an ihrem Eingang spüren konnte. Das Wasser streichelte bei jeder Bewegung sanft über ihre Haut und erinnerte Rhuna an ihr erstes Mal mit Yedan im See. Alleine bei der Erinnerung daran spürte sie ein Zucken in sich, das bewies, dass der Halbelf ihr ein wundervolles erstes Mal beschert hatte.
Mit den Fingern strich sie seine Haare zurück, ehe ihre Hand in seinem Nacken zum Ruhen kam und sie ihre Hüfte langsam senkte. Rhuna löste ihren Blick nicht eine Sekunde, als sie ihn so in sich eindringen ließ. Das Gefühl, wie seine Größe sie Stück für Stück weiter auszufüllen begann, wurde von einem anfänglichen Ziehen und Spannungsgefühl begleitet, doch war dies keineswegs zu unangenehm. Ihre Atmung zitterte leicht vor Erregung…
„Halt dich nicht zurück!“, bat sie ihn und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen und zeitgleich liebevollen Kuss. Rhuna schätzte es, dass Yedan immer auf sie achtete und sich um sie sorgte. Doch gerade hatte sie das Gefühl von ihm einfach mitgerissen werden zu wollen.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. August 2023, 19:23

Die Zeit für Yedan nachdem er ins Exil geschickt wurde, musste alles andere als leicht gewesen sein. Rhuna wusste von dem Kräutersud-Traum, dass Yedan am Boden zerstört gewesen war, nachdem er glaubte, Alyisa ermordet zu haben. Nicht zuletzt aber hatte er miterleben müssen, wie seine erste Liebe ihn und alle anderen hinterging und sich zu jemandem entwickelte, dem er nicht mehr folgen konnte. Waren die Wochen, in denen Yedan zusehen musste, wie sich Alyisa veränderte nach dem Tod ihrer Mutter hart, so war es eben dieser Sturz aus allen Wolken der schwerste Schlag. Mit einem Mal allein zu sein, nachdem man so etwas erlebt hatte und gleichzeitig den Tod einer geliebten Seele betrauerte, das machte etwas mit einem. Rhuna fühlte sich schuldig, weil sie ihre Eifersucht nicht abstellen konnte. Sie war dabei nicht wirklich auf Alyisa eifersüchtig, sondern viel mehr auf die unbeschwerte Seele, die für alle Zeiten zerstört worden war. Der warme Ausdruck im Hellbraun des Sariers, unbesorgt und jugendlich leichtsinnig. Yedan war jemand gewesen, der viel Spaß hatte erleben dürfen, bis zu jenem, schicksalhaftem Tag. Und nun? Rhuna hatte ihn anders kennengelernt. Er war jedoch noch immer eine eher sanfte Seele, die manchmal etwas distanzlos daherkam. Anfangs hatte er sie damit nicht nur einmal durcheinandergebracht und ihr Herz hatte sich schnell in seine weise, liebevolle und trotz allem herzliche Art verguckt. Dass er seine Last zu tragen hatte, das konnte Rhuna nur erahnen. Wie schlimm und schwer es um ihn stand, das würde sie vielleicht beizeiten ergründen können. „Ich wünschte, ich hätte dich so viel früher kennengelernt! Noch vor… ihr! Tut mir leid…! Wenn du wüsstest, welche Gedanken ich teilweise in mir trage, würdest du nicht so hoch von mir denken…“ Er lächelte leicht und küsste ihre Fingerrücken. „Entschuldige dich nicht für deine Gedanken! Sie sind Teil von dir.“, murmelte er. Er verstand, was sie sagen wollte. „Glaubst du wirklich, ich hätte in all der Zeit nicht gelernt, dass niemand rein gut oder rein schlecht ist?“, er sah sie ernst an. Oh, er wusste es. Die Zeit hatte es ihm bewiesen.
Zeit… Etwas, was weder Rhuna, noch Neri noch Yedan derzeit in rauen Mengen hatten. Die Ereignisse waren so groß und so unheilvoll gewesen, dass sie jetzt erstmal lernen mussten, durchzuatmen. Dass sie von ihrem Gipfel aus Unwägbarkeiten herunterkommen und innehalten mussten. Und Innehalten war etwas, das Rhuna derzeit vorhatte. Sie wollte diesen Moment mit ihrem Yedan einfangen. Ihrem Yedan, der durchaus wusste, was er wollte. Der ihr zeigen konnte, was sie eigentlich wollte. Der sich für sie aufopfern würde und der sie niemals enttäuschen würde. Jetzt in diesem Moment, fühlte sich alles richtig an.

Auch wenn Rhuna über sich lernen musste, dass sie nicht dem Bild entsprach, das andere augenscheinlich von ihr hatten. Aber zählte das? Waren sie nicht alle nur ein gemaltes Kunstwerk anderer Augen, während der Kern, der wahre Kern, verborgen blieb? Und wäre sie weniger liebenswert, wenn sie für ihre Überzeugungen einstand? Wenn sie aussprach, was sie dachte und fühlte? Wenn sie sich nahm, was sie wollte? Es machte nicht den Eindruck, denn als Rhuna sich ein wenig von Yedan zeigen ließ, was sie wirklich wollte, setzte er ihre Leidenschaft auch frei. Nun war sie es, die sich vorwagte und ihn zurückdrängte, sodass er halb liegend zur Ruhe kam. Mit wachen Augen betrachtete er sie, während sie sich über ihn schob. Seine Hände fanden automatisch an ihrem Gesäß Platz. Er lächelte. Yedan lächelte immer, wenn er sie ansah. Und Rhuna wusste, sie könnte ihn gar nicht enttäuschen… Nicht, wenn er sie so ansah. Da mochte nicht mehr der alte Yedan von vor 20 Jahren sein, doch da war immer noch genug von ihm übrig, um sie um den Verstand zu bringen. „Halt dich nicht zurück!“, säuselte sie liebevoll und voller Verlangen. Sie zeigte ihm, dass es in diesen Momenten nur sie beide geben konnte. Und das es nicht anders sein sollte. Kein Gedanke an schlechte Zeiten, kein Gedanke an Tod oder Dämon, keine an verflossene und verlorene Lieben. Es gab nur Rhuna. Rhuna und Yedan. Als sie sich auf ihn setzte, packten seine Hände das Fleisch an ihrem Gesäß fester und drückten sie auf sich. Er schloss die Augen bei ihrer Vereinigung und spürte sie. Fühlte, wie er sie ausfüllte und genoss diesen Moment. Es war ihr zweites Mal und es würde wundervoll werden. Als Yedan die Augen wieder öffnete, war seine Lust entfacht. Er erwiderte ihren leidenschaftlichen Kuss und ließ sich von ihren Bewegungen verwöhnen. Immer wieder krallte er sich an ihr fest, keuchte und stieß dann wieder in sich. Noch hielt er sich zurück. Noch ließ er ihr einen Moment, um sich zu finden. Um zu spüren und zu genießen. Rhuna war unerfahren, das wusste er. Und er gab ihre Gelegenheit, sich in diese Position einzufinden.

Dann aber drückte er ihren Oberkörper an sich und bewegte selbst sein Becken immer wieder, um in sie und aus ihr zu gleiten. Er erzeugte eine erhöhte Reibung, ließ sie fühlen, wie Leidenschaft sein konnte und vergrub dann seine Lippen an ihrem Hals. Er küsste sie, schmeckte sie, bis er ihre Brüste liebkoste und alles an ihr aufnehmen wollte. Yedan keuchte erregt und sie konnte spüren, wie er zur vollen Größe angeschwollen war. Das Wasser um sie herum war längst zu einer eher unschönen Suppe verfärbt. Immer wieder platschte es aus dem Zuber heraus und nahm die schönen Blüten mit sich. Yedan aber hielt mit einem Mal inne und sah sie aus glühenden Augen an. Er streichelte ihr beidseits die Haare aus dem Gesicht und stahl sich einen weiteren Kuss, ehe er sie mühelos hochhob und aufstand. Das Wasser perlte rauschend von ihnen ab, während er sie auf seiner Hüfte hielt. Mühelos schaffte er es, ihr Gewicht zu halten und trat aus dem Zuber. Allerdings nur, um sie mit einem wilden Kuss zu umgarnen, während er sie gegen die nächste Wand drückte und eine Hand dagegen lehnte. Sein Blick glühte auf. „Ich halte mich nicht zurück…“, keuchte er erregt und stieß in sie. Er wurde fordernder, rauer ohne ihr wehzutun. Dann wurde er schneller und hielt das erhöhte Tempo scheinbar mühelos. Immer wieder rang er ihr einen intensiven Kuss ab, der stets ihre Zunge forderte. Sollte sie eine Klippe bereits erreicht haben, gäbe er ihr einen Moment, doch dann würde er sie tatsächlich herunterlassen, aus ihr herausgleiten und sie umdrehen. Er lehnte sie mit der Vorderseite gegen die Wand, hielt sie mit seinem Körper an Ort und Stelle. Seine Lippen sanken auf ihre Schulter, wo er sie sanft liebkoste. Sein Körper schmiegte sich an ihre Kehrseite und er kam ihrem Ohr näher. Er roch an ihr und strich mit seiner Nase ihre Ohrmuschel entlang. „Ich könnte mich bei dir nicht zurückhalten… nicht mehr…“, grollte er tief in ihr Ohr und strich dann mit der Linken über ihren Arm, um ihr Handgelenk zu packen und gegen die Wand zu fixieren. Dann spreizte er mit der anderen Hand ihre Beine und öffnete ihre Mitte ein weiteres Mal für sie. Erneut küsste er sie verlangend auf Hals und Halsbeuge, ehe er erneut in sie glitt und ihr abermals bewies, dass er sehr wohl Erfahrung besaß. Doch sollte sie das stören?
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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 12. August 2023, 00:34

„Entschuldige dich nicht für deine Gedanken! Sie sind Teil von dir. Glaubst du wirklich, ich hätte in all der Zeit nicht gelernt, dass niemand rein gut oder rein schlecht ist?“ Rhuna hob ihren Blick und tastete sein warmes Braun mit diesem ab, ehe sie in einer resignierenden Geste den Kopf leicht schief legte und Yedan mit einem weichen Lächeln ansah. Wie konnte es eigentlich sein, dass er immer genau wusste, wie es in ihr aussah? Er fand immer die richtigen Worte und erreichte in Sekunden immer wieder ihr Herz.
Der Sarier machte Rhuna klar, dass er sie genau so sah, wie sie war und sich keiner falschen Illusion von ihr hingab. Ihr ganzes Leben lang hatte die junge Elfe das Gefühl gehabt sich stets verstellen zu müssen, weil sie gemerkt hatte, dass ihre Gedanken anders zu sein schienen. Beherrschung hatte zu ihrem Alltag gehört, genauso wie das leere Gefühl der Windstille in ihrem Herzen und ihrer Seele. Und über all die Jahre hatte sie dies ungemein erschöpft.
Bei Yedan konnte Rhuna so sein und sich zeigen, wie sie war. Und das war mit das größte Geschenk, was er ihr machen konnte. Denn sie wollte in seinen Augen gar nicht perfekt sein. Dass er auch diese Seiten an ihr respektierte und vielleicht den ein oder anderen Fehler gar an ihr lieben lernen konnte, war das eigentlich Wichtige. Genau das war es doch, was ihre Gefühle so lebendig und vielseitig machte. Genau dadurch fand sie den nötigen Halt sich weiterzuentwickeln.

Die Gedanken über Alyisa und ihre Zeit mit Yedan würden Rhuna wahrscheinlich noch länger beschäftigen. Sie hätte zwar die jüngere Version von ihm ebenfalls gerne kennengelernt, doch trauerte sie ihr auch nicht nach. Yedan war und blieb Yedan, auch wenn er sich weiterentwickelte und sich von seinem jüngeren Ich unterschied.
Ihr fiel auf, dass sich sein Lächeln ihr gegenüber ebenfalls verändert hatte. Obwohl er steht’s offen und zugänglich wirkte, zeigte er Rhuna nun eine Seite, die ihr bei ihrem Kennenlernen verwehrt geblieben war. In seinen Augen spiegelte sich ihr Abbild und sein Blick ließ sie keine Sekunde daran zweifeln, dass er sie wirklich liebte.
Als Rhuna sich auf ihm niederließ und ihn in sich aufnahm, durchlief sie ein verlangender Schauder. Sie spürte seinen Griff an ihrem Gesäß und den leichten Druck, den seine Finger auf sie ausübten und er so noch ein Stückchen schneller vordrang. Das Gefühl war überwältigend und ließ sie kaum innehalten. Ihre Hüfte bewegte sich von ganz alleine und ließ ihn anfangs immer wieder sanft aus und in sie zurück gleiten. Bis Yedan ihren Bewegungen nachkam und sich der Takt schnell erhöhte.
Sie genoss es, dass er sie nicht nur mit Samthandschuhen anfasste, sondern richtig berührte. Er tat ihr natürlich nicht einmal weh, doch waren es seine festeren Berührungen, die ihr noch deutlich intensivere Gefühle bescherten. Seine Stöße und ihre Bewegungen brachten das Wasser um sie herum in Unruhe und immer wieder entwich ihr ein, durch die Küsse gedämpften Keuchen.
Die angestaute Unruhe in ihr schien genau auf diese Art und Weise abgebaut zu werden und ließ sie nur noch mehr Verlangen empfinden. Bis Yedan plötzlich innehielt und sie mit glühendem Blick betrachtete. Rhuna hielt ebenfalls kurz inne und versuchte ihre Atmung etwas unter Kontrolle zu bekommen, während sie versuchte den Grund für sein Innehalten aus seinen Augen zu lesen.
„Ist… alles in Ordnung?“, fragte sie, als er ihr mit beiden Händen die nassen Strähnen aus dem Gesicht strich und ihr dann doch noch einen Kuss stahl. War ihm die Position vielleicht zu unangenehm geworden? Noch bevor sie einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, richtete sich ihr Sarier plötzlich mit ihr auf und hob sie noch während ihrer Vereinigung aus dem Wasser. Überrascht griff sie stärker um seine Schultern und gab einen leisen erschreckten Laut von sich, in den sich allerdings ein kleiner, durch den plötzlichen Ruck ausgelöster Lustlaut mischte. Ihre Beine schlangen sich um seine Hüfte, um zusätzlichen Halt zu finden.
Yedan stieg aus dem Zuber und jede seiner Bewegungen hallte in ihr wider und verschafften der Elfe in Form von unregelmäßigen Stößen süße Empfindungen, die sie dazu brachten sich unbewusst um ihn zu verengen. Ein Pochen begann sich durch ihren Unterleib zu ziehen, das ihr vom letzten Mal noch sehr gut in Erinnerung geblieben war. Es versprach die intensivsten und befriedigendsten Gefühle, doch bis dahin würde sich der Druck in ihr nur noch stärker aufbauen.
Rhuna spürte die Kühle der Wand in ihrem Rücken und zog den Halbelfen noch etwas enger an sich, als sich ihre Münder erneut zu einem innigen Kuss trafen.
„Ich halte mich nicht zurück…“, keuchte er in einer kurzen Pause erregt und ließ dann seinen Worten Taten folgen. Er stieß deutlich fester in sie und entlockte ihr ein Stöhnen. Ihre neue Position ließ sie ihn noch intensiver und tiefer in sich spüren. Je fordernder und rauer er wurde, je stärker hatte die junge Elfe das Gefühl mehr Halt finden zu müssen und so gruben sich ihre Finger etwas fester in seine Haut, als sie es bewusst getan hätte.
Rhuna wurde zunehmend unruhiger und schien den Küssen bald nicht mehr folgen zu können. Sie spürte den nahenden Höhepunkt, vor dem sie anfänglich sogar fliehen wollte, indem sie den Kuss löste und sich leicht von ihrem Sarier wegdrücken wollte.
„Ye-Yedan warte… lass mich…!“, gab sie in Wortfetzen noch von sich, ehe der nächste feste Stoß sie über die Klippe der Erlösung stieß. Ihr schmaler Körper spannte sich stark an und erzitterte in wohligen Schüben der Lust, die in ihrer Stimme klar und deutlich zu vernehmen war. Hätte sie die Wand nicht im Rücken gehabt, hätte sie ihren Kopf wohl tief in den Nacken gelegt, doch so drückte sie ihn lediglich gegen den Widerstand, bis ihr Körper an Anspannung verlor und sie ihre Stirn auf deine Schulter sinken ließ.
Rhuna spürte, dass Yedan für einen Moment das Tempo zurücknahm. Ihre Atmung ging schnell und in ihren Ohren rauschte es leicht, doch sie fühlte sich einfach wundervoll.
„Mmmh~“, schnurrte sie leise nahe seinem Ohr und begann sanfte Küsse über seine Schulter und seinen Hals zu verteilen.
Noch immer spürte sie ihn in sich und tatsächlich genoss sie dieses Gefühl. Bis er sich ihr plötzlich entzog und ein leeres Gefühl in ihr zurückließ. Sie fand Bodenkontakt und spürte ein leichtes Zittern in ihren wackligen Beinen. Und da ihr das gerade nicht ganz so gut gefiel, traf ihn ein vorwurfsvoller Blick. Sie griff um seinen Nacken, um ihm wieder nah zu sein, doch dann spürte sie, wie Yedans warme Hände diesen Griff direkt wieder zu lösen wussten. Er dirigierte sie weiter, so dass sie sich umdrehen und sie die Hände an der Wand abstützen musste. Und als seine Lippen ihre Schultern sanft liebkosten und er sich so nah an sie schmiegte, dass sie seine Erregung in voller Größe spüren konnte, wusste sie, dass er nicht die Absicht gehabt hatte aufzuhören. Augenblicklich entfachte dies erneut eine Flamme der Lust und die Elfe schmiegte sich ihm entgegen und reizte ihn, indem sie die Hüfte sanft kreisen ließ.
Rhuna nahm Yedan intensiv war und ihre Sinne schienen sich geschärft voll und ganz auf ihn zu konzentrieren. Der Klang seiner Atmung und die Geste, wie er an ihr roch und seine Nase an ihrer Ohrmuschel entlang Steichen ließ, verschaffte ihr eine wohlige Gänsehaut.
„Ich könnte mich bei dir nicht zurückhalten… nicht mehr…“, hörte sie ihn grollen und spürte, wie seine linke Hand über ihren Arm nach vorne strich und ihre Handgelenkte gegen die Wand fixierte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so begehrt gefühlt und sie musste zugeben, dass ihr diese etwas rauere Seite von Yedan mehr als gut gefiel.
Der Sarier war stets darauf bedacht ihr etwas Gutes zu tun. Er nahm sich immer zurück und oftmals wirkte es auf Rhuna so, als würde er auf etwas verzichten. Dass er ihr nun zeigte und sie spüren ließ, was er wollte – und dass er es sich durchaus zu nehmen wusste, war irgendwie neu und aufregend. Er hatte etwas besitzergreifendes an sich und ja, momentan genoss sie es, Mittelpunkt seines Verlangens zu sein.
„Dann tu es nicht…!“, bestärkte die Brünette ihn in seinen Worten, wie auch Taten. Dann drang er auch schon wieder in sie ein und sie zog den Kopf mit einem erregten Keuchen in den Nacken. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf das Gefühl, wie er sie vollständig auszufüllen wusste. Er erreichte einen völlig anderen Winkel in ihr, der den Reiz von vor ihrem Höhepunkt schnell wieder aufzubauen wusste.
Für Rhuna war klar, dass Yedan weitaus erfahrener war als sie. Und vielleicht würde sie ihn irgendwann einmal danach fragen, doch nicht jetzt. Jetzt genoss sie seine Erfahrenheit in vollen Zügen und bemühte sich, ihm ebenfalls solche tiefen Empfindungen zu entlocken. War es eigentlich normal, dass sie noch mehr wollte? Dass sich dieser Hunger nicht so schnell verlor? Gerade konnte sie sich ihm völlig hingeben. Sie konnte sich führen lassen und doch weckte er in ihr die instinktive Lust sich ebenfalls einige Kniffe des Liebesspiels anzueignen.

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Re: Am Ende fängt alles an...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. August 2023, 09:00

Rhuna würde lernen. Das, was sie stets erträumte und ersehnte, würde nun möglich werden. Nicht immer würde es friedlich und schön werden, denn das Leben war nicht nur Freundin und Mutter. Das Leben konnte Bitterkeit und Schmerz in einem sein und Rhuna hatte schon zu spüren bekommen, dass es nicht einfach werden würde. Auf der anderen Seite war Veränderung, Erweiterung und Erneuerung auch aufregend. Rhuna spürte das, denn Yedan erweckte ihre innere Flamme und schaffte es mit bloßen Berührungen, Blicken und Liebkosungen jene zum Lodern zu bringen. Sie sehnte sich danach endlich die Stille in ihrem Herzen zu besiegen und Yedan war es, der ihr dabei helfen konnte. Erst erweckte er ihre geheimen Sehnsüchte. Ein leises Drängen und Ziehen in ihrem Herzen. Pharus war es, der ihre Seele mit Freiheit infizierte. Aber Yedan brach ihre Hülle aus Gehorsam und Gefallsucht auf, sodass durch die Risse endlich das Leben auf ihr Innerstes scheinen konnte. Egal wie facettenreich es auch sein würde. Rhuna würde es mit offenen Armen empfangen.
Yedan, der für Rhuna in diesem Moment das Zentrum des Lebens war, zeigte ihr ein Verlangen, das ebenfalls neu für sie war. Überhaupt war es für sie so aufregend und neu, Leidenschaft in sich zu entdecken. Nicht nur körperlich, sondern vor allem dieses aufreibende Gefühl, wenn man für eine wichtige Sache einstand. Rhuna hatte buchstäblich alles gegeben. Und nun wurde sie belohnt für ihre Mühen. Ihr Sarier gehörte nur ihr und konzentrierte sich auch nur auf sie. Sie sah in ihm das Begehren und dir Wonne, die sie auslöste konnte sie fühlen. Yedan hielt sich nicht zurück, sondern zeigte ihr, was er wollte. Das rhythmische Stoßen, das erhöhte Tempo und die leidenschaftlichen Küsse, führten Rhuna sehr schnell an den Rand der Klippe. Hier wollte sie für einen Moment ausharren und die Aussicht genießen. Doch Yedan ließ sie springen und gab ihr danach für einen Moment die Zeit, sich zu erholen. Aber nur, um sie gleich wieder zum Anfang des Berges zu führen und dafür zu sorgen, dass sie abermals hinauflief. Yedan zeigte ihr, dass er durchaus imstande war, ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte zu erkennen und, so wie er sie gegen die Wand drückte, ihre Hände fixierte und erneut in sie glitt, auch zu bedienen. Dieses Mal begann er nicht langsam und zärtlich. Er stieß in sie, während seine nicht fixierende Hand auf Wanderschaft ging. Er hielt sein Gesicht an ihrem Hals und blies seinen warmen Atem über ihre empfindsame Haut. Seine Rechte fand Halt an ihrem Hügel und reizte die zarten Knospen für weitere, wohlige Schauer. „Du fühlst dich unbeschreiblich an, Rhuna!“, raunte er tief und mit einer neuen Facette in seiner Stimmfarbe. Yedan wirkte etwas wilder, hielt sich eben nicht zurück und zeigte ihr, dass sie ihn durchaus verrückt machte. Immer wieder glitt er in ihr Zentrum und erhöhte das Tempo beständig. Seine Rechte rutschte über ihren flachen Bauch und fand ebenfalls Einlass an ihrer Mitte. Mit forderndem Druck rieb er ihre empfindsame Perle, während er Anlauf nahm, um mit ihr dieses Mal Hand in Hand den Berg hinauf zu laufen. Yedan’s Haut glänzte bereits von der süßen Anstrengung und seine Brust rieb sich immer wieder an ihrem Rücken. Doch bevor sie gemeinsam über die Klippe springen konnten, hielt Yedan inne.

Er bewegte sich nicht mehr, sondern lehnte seine Stirn an ihren Hinterkopf. Sein Atem ging schneller. Dann entglitt er ihr, drehte sie herum, ließ ihre Hände wieder los und glitt mit seinen Fingern über ihren Hals. Dabei hielt er sich weiterhin in der Nähe ihres Gesichts auf und lehnte mit seiner Stirn gegen ihre. Seine Augen suchten ihren Blick, während seine Hand weiterglitt. Erneut berührte er sie dort, wo sie höchste Freuden fand. Es folgte ein intensiver Kuss, seine Zunge umwarb die ihre und spielte einen Moment mit ihr. Yedan hielt ihren Kopf an Ort und Stelle. Bis er auch das löste, um ihr Kinn zu küssen, bevor er ihr einen glühenden Blick schenkte, der sie in Flammen zu setzen wusste. Dann aber lösten sich die Finger und wanderten gleichzeitig mit seiner Linken über ihren Körper. Und sein Kopf folgte. Seine Lippen berührten ihre Haut nur flüchtig, ließen eine Ahnung zurück. Er ging vor ihr in die Knie und legte sich ihr Bein über seine Schulter, bevor er seine Zunge einsetzte, um ihr wieder eine neue Form der Ekstase zu bescheren. Erneut würde er, sollte sie tatsächlich noch mal über die Schwelle der Erfüllung treten, ihr wieder einen Moment Zeit lassen. Dann aber kam er wieder in den Stand und lächelte sie an. Worte bedurfte es hierbei nicht. Rhuna konnte sehen, dass ihm gefiel, was sie taten und auch wenn er sich um sie kümmerte, ihn das genau so erregte. Schon wollte er sie wieder auf seine Hüften heben, damit er in sie dringen und ausfüllen konnte. Dieses Mal aber, würde er sich um sein Bedürfnis ebenso kümmern, sofern Rhuna nicht anderes im Sinn hatte. Denn auch wenn er ausdauernd schien, so hatte auch er lange Zeit keine körperliche Nähe mehr geteilt und ihn erregte ihr gemeinsames Spiel ebenfalls, sodass er auch nicht weit vor dem ersten Sprung ihres gemeinsamen Treibens entfernt war.
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